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Amtsdelikte, Überblick - Rechtsanwalt-schuetze.de

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Hinner Schütze, FH Pol<br />

<strong>Amts<strong>de</strong>likte</strong>, <strong>Überblick</strong><br />

Echte<br />

<strong>Amts<strong>de</strong>likte</strong><br />

= nur von Amtsträgern als Täter<br />

begehbar (Teilnahme mögl -> § 28 I).<br />

z.B. Bestechungs<strong>de</strong>likte (§ 331, § 332)<br />

o<strong>de</strong>r Rechtsbeugung (§ 339), Aussageerpressung § 343;<br />

sowie: § 344; § 348; 353b<br />

Unechte<br />

<strong>Amts<strong>de</strong>likte</strong><br />

= als Grund<strong>de</strong>likt von Je<strong>de</strong>rmann<br />

begehbar:<br />

z.B. §§ 340, 120 II, 133 III, 201 II, 258 a.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Amtsträger, § 11 I Nr. 2<br />

- zu 2 a) Beamte (z.B. auf Lebenszeit, Wi<strong>de</strong>rruf, Probe)<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r ausgeübten Tätigkeit<br />

Richter = Berufs- und ehrenamtlicher Richter<br />

- zu 2 b) sonstige öffentlich-rechtliche Amtsverhältnisse:<br />

z.B. Notare, Minister (aber nicht Rechtsanwälte)<br />

- zu 2 c) sonstige mit <strong>de</strong>r Wahrnehmung öffentlicher<br />

Aufgaben betraute Personen, die nicht im öff-rechtl.<br />

Verhältnis nach 2 a) o<strong>de</strong>r b) stehen.<br />

Z.B. <strong>Rechtsanwalt</strong> als Prüfer im Staatsexamen,<br />

Angestellte bei kommunalen Verkehrsunternehmen<br />

o<strong>de</strong>r Sparkassen, Krankenkassen


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Korruptions<strong>de</strong>likte<br />

Geschütztes Rechtsgut: Vertrauen in die<br />

Nichtkäuflichkeit staatlicher Funktionsträger,<br />

Sachlichkeit staatlicher Entscheidungen.<br />

Abstraktes Gefährdungs<strong>de</strong>likt, d.h. es reicht <strong>de</strong>r<br />

Anschein <strong>de</strong>r Käuflichkeit.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Korruptions<strong>de</strong>likte: Systematik<br />

1. Strafbarkeit <strong>de</strong>s Amtsträgers als Nehmen<strong>de</strong>r:<br />

●<br />

§ 331 = Abstraktes Gefährdungs<strong>de</strong>likt, dh Anschein <strong>de</strong>r<br />

Käuflichkeit wird bereits erfasst.<br />

●<br />

§ 332 = Qualifikation zu § 331.<br />

2. Strafbarkeit für „Je<strong>de</strong>rmann“ durch Geben:<br />

●<br />

§ 333 = Spiegelbild zu § 331.<br />

●<br />

§ 334 = Spiegelbild zu § 332.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Vorteilsgewährung - Bestechlichkeit<br />

➢ Vorteilsgewährung: Vorteil bezieht sich auf eine<br />

pflichtgemäße Dienstausübung - § 331, § 333<br />

➢ Bestechlichkeit: Vorteil bezieht sich auf<br />

pflichtwidrige Dienstausübung (§ 332, § 334)


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Pflichtwidrigkeit (§ 332, § 334)<br />

Diensthandlung, die gegen Rechtssätze,<br />

Verwaltungsvorschriften, Richtlinien,<br />

Anordnungen, etc. verstößt o<strong>de</strong>r wenn ein<br />

Ermessenspielraum so gehandhabt wird, dass <strong>de</strong>r<br />

Vorteil darauf Einfluss haben kann.<br />

Ermessensamtsträgern stehen auch solche gleich,<br />

die nur mit <strong>de</strong>r Zusammenstellung von Material die<br />

Entscheidung eines an<strong>de</strong>ren Amtsträgers<br />

vorbereiten.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Unrechtsvereinbarung<br />

Nach allg Ansicht weiterhin festzustellen unter <strong>de</strong>m<br />

Tb-merkmal = „für“ - ist die inhaltliche<br />

Verknüpfung von Dienstausübung und<br />

Vorteilszuwendung.<br />

Bei § 331 und § 333 ist kein Bezug zu konkreter<br />

Diensthandlung nötig, son<strong>de</strong>rn Vorteil muss für die<br />

allgemeine Dienstausübung gefor<strong>de</strong>rt, versprochen<br />

o<strong>de</strong>r angenommen wer<strong>de</strong>n. (Nicht umgekehrt die<br />

Dienstausübung für <strong>de</strong>n Vorteil erbracht wer<strong>de</strong>n.)


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Diensthandlung<br />

Dienstausübung: gesamte (vergangene und<br />

künftige) aus <strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>r übertragenen Aufgaben<br />

(nicht Privathandlungen). Je<strong>de</strong> Tätigkeit, die zu <strong>de</strong>n<br />

dienstlichen Obliegenheiten gehört und in amtlicher<br />

Eigenschaft vorgenommen wird.<br />

Diensthandlung abzugrenzen von Privathandlung.<br />

Es kommt dabei nicht darauf an, ob die Handlung in<br />

<strong>de</strong>r Freizeit o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s Dienstes<br />

vorgenommen wird. Bsp: Ermittlungstätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Polizeibeamten nach Diensten<strong>de</strong> = Diensthandlung;<br />

private Besorgung in <strong>de</strong>r Dienstzeit =<br />

Privathandlung.<br />

Auch Unterlassen erfasst, vgl § 336.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Definitionen Tathandlungen<br />

For<strong>de</strong>rn: (auch konklu<strong>de</strong>ntes) einseitiges Verlangen<br />

Sichversprechenlassen: Annahme eines ggf. auch<br />

nur bedingten Angebots späterer Zuwendung<br />

Annehmen: Tatsächliche Entgegennahme, auch<br />

Behalten eines zunächst gutgläubig erlangten<br />

Vorteils<br />

Unrechtsvereinbarung: Vorteil muss in Beziehung<br />

zur Diensthandlung (auch allgemeines Wohlwollen<br />

bei Dientsausübung) stehen.<br />

Spiegelbildlich dazu: Anbieten, versprechen,<br />

gewähren in §§ 333 f.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Vorteil<br />

Je<strong>de</strong> Zuwendung materieller o<strong>de</strong>r immaterieller Art,<br />

die <strong>de</strong>n Amtsträger besser stellt und auf die er<br />

keinen Anspruch hat.<br />

Auch erfasst: Drittvorteile.<br />

Bsp: Geld, Sachwerte, Rabatte, Darlehen,<br />

Leihwagen, Nebentätigkeit, Ehrungen,<br />

Wahlunterstützung, sexuelle Handlungen, Verzicht<br />

auf Mieterhöhung.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

§ 331, Aufbau<br />

I. TB<br />

1. Obj.<br />

a) Tauglicher Täter: Amtsträger / Richter<br />

b) Vorteil für sich o<strong>de</strong>r einen Dritten für eine<br />

Dienstausübung (Abs. 1) o<strong>de</strong>r<br />

als Gegenleistung für richterliche Handlung (Abs. 2)<br />

c) im Sinne einer Unrechtsvereinbarung<br />

d) Tathandlung: For<strong>de</strong>rn / sich versprechen lassen /<br />

annehmen<br />

2. Subj: Vorsatz<br />

II. Rw: Insb. Fehlen<strong>de</strong> Genehmigung (Abs. 3)<br />

III. Schuld<br />

(Hinweis: § 332 wäre ebenso zu prüfen, aber noch<br />

zusätzlich beim Vorteil (b) die Bezugnahme auf<br />

„Verletzung einer dienstlichen bzw. richterlichen Pflicht“<br />

prüfen)


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Rw: Genehmigung<br />

§ 331 III 1. Alt. weist ausdrücklich darauf hin, dass<br />

eine Genehmigung <strong>de</strong>n Vorteil anzunehmen, die<br />

Rechtswidrigkeit bei § 331 I entfallen lässt. Dies ist<br />

<strong>de</strong>r kein Tb-merkmal, son<strong>de</strong>rn erst auf <strong>de</strong>r Ebene<br />

„II. RW“ zu prüfen.<br />

Genehmigungen gelten nicht bei § 331 II o<strong>de</strong>r §<br />

332. Keine Genehmigung stellt eine erschlichene<br />

Genehmigung dar.<br />

§ 331 III 2. Alt bei nachträglicher Genehmigung ist<br />

kein Rechtfertigungsgrund, son<strong>de</strong>rn ein Fall tätiger<br />

Reue.<br />

Entsprechen<strong>de</strong>s gilt für § 333 III.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

§ 332 / § 334<br />

Bei <strong>de</strong>r Unrechtsvereinbarung muss (im Unterschied<br />

zu § 331 und § 333) eine konkrete<br />

Dienstplichtverletzung in Bezug genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ausreichend für die Vollendung ist dabei, dass sich<br />

<strong>de</strong>r Amtsträger äußerlich zur zukünftigen<br />

Pflichtverletzung bereit zeigt – sein etwaiger<br />

innerlicher Vorbehalt ist irrelevant.<br />

Beim spiegelbildlichen § 334 genügt daher sogar<br />

<strong>de</strong>r erfolglose Versuch eine Amtsperson zu einer<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Unrechtsvereinbarung zu<br />

veranlassen. Bsp: T bietet A Geld, wenn A eine rechtswidrige<br />

Baugenehmigung erteilt, was A ablehnt. -> § 334 <strong>de</strong>s T.


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Strafzumessung: § 335<br />

Erst auf <strong>de</strong>r Ebene „IV. Strafe“ ist zu prüfen, ob ein<br />

Regelbeispiel von § 335 verwirklicht ist und eine<br />

strengere Strafe verhängt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

§ 335 baut auf § 332 o<strong>de</strong>r 334 auf. Er ist kein<br />

selbständiger Tatbestand, son<strong>de</strong>rn enthält eine<br />

Strafzumessungsregel.<br />

Bsp: Strafbarkeit gem §§ 332, 335?<br />

Tb von § 332<br />

Rw<br />

Schuld<br />

Strafe: § 335: Regelbeispiel


Hinner Schütze, FH Pol<br />

Regelbeispiele § 335<br />

•<br />

Vorteil großen Ausmaßes: nicht bis 10.000 Euro,<br />

wohl ab 25.000 Euro<br />

•<br />

Fortgesetzt Vorteile angenommen: Mehrzahl<br />

selbständiger Fälle, mind. 3 Stück.<br />

•<br />

Gewerbsmäßig: durch wie<strong>de</strong>rholte Begehung nicht<br />

nur vorübergehen<strong>de</strong> Einnahmen verschaffen wollen.<br />

•<br />

Ban<strong>de</strong>nmäßig: mind. 3 Personen, aber auch<br />

Teilnehmer.<br />

• Sofern beson<strong>de</strong>re Mil<strong>de</strong>rungsgrün<strong>de</strong> (zB<br />

unverschul<strong>de</strong>te Notlage) vorliegen, kann Regelbsp<br />

wi<strong>de</strong>rlegt sein.

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