LeiKom-Handbuch Personal Instrumente zur Entwick- lung von - IfG
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Nachhaltige und innovative Produktion<br />
<strong>von</strong> Leichtbau-Komponenten<br />
<strong>LeiKom</strong>-<strong>Handbuch</strong> <strong>Personal</strong><br />
<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong>-<br />
<strong>lung</strong> <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>wesen<br />
und Ausbildung für nach-<br />
haltige Unternehmen<br />
Partner im Projekt <strong>LeiKom</strong>:<br />
Eisenwerk Brühl GmbH, Brühl<br />
H-Faktor GmbH, Dortmund<br />
IG Metall Vorstand–Zweigbüro Düsseldorf<br />
<strong>IfG</strong> Institut für Gießereitechnik gGmbH, vorher Verein Deutscher Giessereifachleute e.V., Düsseldorf<br />
NEMAK Wernigerode GmbH, ehemals Rautenbach Aluminium Technologie GmbH<br />
RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Kompetenzzentrum,<br />
Eschborn<br />
Februar 2010
Dieses Verbundvorhaben wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für<br />
nachhaltiges Wirtschaften“ gefördert.<br />
Die Projektpartner und alle Beteiligten danken dem BMBF und dem Projektträger<br />
im DLR „Umweltforschung und -technik“ für die große Unterstützung.<br />
2
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1 Nachhaltiges Wirtschaften in Gießereien und in anderen Zulieferbetrieben ................6<br />
1.1 Nachhaltiges Wirtschaften und das Projekt Leikom .....................................................6<br />
1.2 Zweck dieses Leikom-<strong>Handbuch</strong>s „<strong>Personal</strong>“ ..............................................................9<br />
2 <strong>Personal</strong> – ein Wettbewerbsrisiko für die deutsche Gießereibranche?......................11<br />
2.1 Überalterung der Belegschaft.................................................................................12<br />
2.2 Verschwendung <strong>von</strong> Talenten ................................................................................13<br />
2.3 Primat tayloristisch geprägter Arbeitssysteme........................................................14<br />
2.4 <strong>Personal</strong>verwaltung versus <strong>Personal</strong>management ................................................15<br />
2.5 Quick Check – Aktueller Stand der <strong>Personal</strong>arbeit im Unternehmen .....................16<br />
3 Von der <strong>Personal</strong>verwaltung zum <strong>Personal</strong>management ..........................................19<br />
3.1 Einbindung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>themen in die Unternehmensstrategie............................21<br />
3.2 Das <strong>LeiKom</strong> Referenzmodell „Nachhaltigkeit“........................................................22<br />
4 Prognosen für eine nachhaltige <strong>Personal</strong>politik .........................................................23<br />
4.1 Workshop „Perspektiven für die Produktion <strong>von</strong> gegossenen Leichtbau-<br />
Komponenten für die Automobilindustrie“ ..............................................................................23<br />
4.2 Workshop „Technischer Fortschritt und veränderte Arbeitsanforderungen - neue<br />
Herausforderungen an mitbestimmte <strong>Personal</strong>politik“ ...........................................................30<br />
4.2.1 Hypothesen zum Thema Forschung und Technik..................................................31<br />
4.2.2 Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“.......................................34<br />
4.2.3 Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie.................................36<br />
4.2.4 Gesamtbewertung der Workshopergebnisse ........................................................38<br />
5 Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger<br />
Innovationsprojekte ................................................................................................................40<br />
5.1 Betriebliche Alterstrukturanalyse ............................................................................40<br />
5.2 Dynamische Mitarbeiterportfolioanalyse; Know how - How To...............................55<br />
5.3 Betrieblicher Zukunftsworkshop,.............................................................................58<br />
5.4 Betriebliches Checkup-Instrument „Qualifikation und Arbeitsanforderungen“........66<br />
6 Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte in Gießereien ...................................72<br />
6.1 Seminare für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium mit<br />
Schwerpunkt Gießereitechnik oder mit Techniker- bzw. Meisterabschluss mit Fachrichtung<br />
Gießerei..................................................................................................................................73<br />
6.2 Zusatzstudium für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium<br />
ohne gießereitechnischen Schwerpunkt ................................................................................76<br />
6.3 Ausbildung zum Industriemeister Fachrichtung Gießerei - für Mitarbeiter mit einer<br />
gießereitechnischen Ausbildung und Berufserfahrung...........................................................79<br />
3
6.4.1 Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik - QuiG .........................................................82<br />
6.4.2 Innerbetriebliche Qualifizierung mit „Train the Trainer“ - Konzept..............................84<br />
6.5. Inhouse-Schu<strong>lung</strong>.......................................................................................................87<br />
6.6 Finanzielle Förderung <strong>von</strong> Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterbildungen ...........88<br />
7 Empfeh<strong>lung</strong> für die Ausbildung zum/r „GießereimechanikerIn“..................................90<br />
7.1. Gemeinsame Kernqualifikationen...............................................................................90<br />
7.2 Fachqualifikationen für GießereimechanikerIn ...........................................................94<br />
7.3 Erläuterungen zu den Fachqualifikationen .................................................................98<br />
8 Literaturverzeichnis ..................................................................................................101<br />
4
Verzeichnis der Abbildungen:<br />
Abbildung 1-1: Nachhaltigkeit und Innovation ..........................................................................8<br />
Abbildung 2-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Arbeitskräfteangebot und der Nachfrage ............................11<br />
Abbildung 2-2: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> ..............................................................17<br />
Abbildung 2-3: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>planung ....................................................................18<br />
Abbildung 4-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Mitarbeiterqualifikation und Automatisierungsgrad .............27<br />
Abbildung 5-1: Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger<br />
Innovationsprojekte ................................................................................................................40<br />
Abbildung 5-2: Nachhaltiges <strong>Personal</strong>management und Altersstrukturanalyse.....................41<br />
Abbildung 5-3: Beispiel für jugendzentrierte Altersstruktur ....................................................45<br />
Abbildung 5-4: Beispiel für mittelaltzentrierte Altersstrukturen...............................................46<br />
Abbildung 5-5: Beispiel für alterszentrierte Altersstrukturen ..................................................47<br />
Abbildung 5-6: Beispiel für bipolare Altersstrukturen .............................................................48<br />
Abbildung 5-7: Beispielhafte Darstel<strong>lung</strong> einer Altersvertei<strong>lung</strong>.............................................49<br />
Abbildung 5-8: Beispiel für Auswertung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten ..................................................50<br />
Abbildung 5-9: Strategische Unternehmensanalyse - SWOT ................................................62<br />
Abbildung 5-10: Bewertung nach dem Prinzip Plan-Do-Check-Act .......................................63<br />
Abbildung 5-11: Balance Score Card .....................................................................................64<br />
Abbildung 5-12: Ablaufpan eines Zukunfts-Workshop ...........................................................65<br />
Verzeichnis der Tafeln:<br />
Tafel 4-1: Hypothesen zum Thema „Forschung und Technik“ - Abstimmungsergebnis ........32<br />
Tafel 4-2: Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“ - Abstimmungsergebnis ...<br />
....................................................................................................................................35<br />
Tafel 4-3: Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie -<br />
Abstimmungsergebnis............................................................................................................37<br />
Tafel 5-1: Daten für Altersstrukturanalysen............................................................................43<br />
Tafel 5-2: Vor- und Nachteile der Arten <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten...................................................44<br />
Verzeichnis der Übersichten:<br />
Übersicht 5-1: Fragenkatalog <strong>zur</strong> Ermitt<strong>lung</strong> des etwaigen Qualifikationsbedarfs .................66<br />
Übersicht 6-1: VDG-Seminare, beispielhaft für Frühjahr/Sommer 2009 ................................74<br />
5
1 Nachhaltiges Wirtschaften in Gießereien und in anderen Zulieferbetrieben<br />
1.1 Nachhaltiges Wirtschaften und das Projekt Leikom<br />
In einer Informationsschrift des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, BMBF,<br />
aus 2004 heißt es:<br />
„Nachhaltigkeit gilt als spröder Begriff. Aber sie hat klare und breit akzeptierte Ziele: Wir wollen<br />
mit dem Blick über eine Generation hinaus die natürlichen Ressourcen schützen, den<br />
sozialen Zusammenhalt erhalten und stärken und die wirtschaftliche Leistungskraft fordern,<br />
die auch für kommende Generationen Wohlstand sichert.<br />
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung Unterstützt das BMBF zielgerichtet<br />
die Erforschung, <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Vermitt<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Innovationen für das nachhaltige<br />
Wirtschaften. Wichtige Ansatzpunkte sind der effiziente Einsatz <strong>von</strong> Rohstoffen und Produktionstechnologien,<br />
Alternativen für umweltschädigende Einsatzstoffe, die Senkung <strong>von</strong><br />
Verbrauch und Emissionen, die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> umweltfreundlicher Produkte und die bessere<br />
Wiederverwendbarkeit <strong>von</strong> Waren und Materialien.<br />
Übergreifendes Ziel ist, den Standort und die Arbeitsplatze besonders der kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen zu sichern und auszubauen. Technologische Innovationen mit<br />
hohen Umweltentlastungspotenzialen benötigen das komplexe fachliche Know-how verschiedener<br />
Disziplinen, aber auch die Akzeptanz der Verbraucher. Wo Wissenschaft und<br />
Unternehmen gemeinsam und interdisziplinär forschen und entwickeln und die Gesellschaft<br />
frühzeitig einbinden, sind Praxisbezug, Zukunft und Nachhaltigkeit gesichert [BMB04].<br />
Die Gewichtsreduzierung bei vielen technischen Produkten, wie Fahrzeugen und Maschinen,<br />
und ihren Komponenten führt unmittelbar zu vielfältigen ökologischen und ökonomischen<br />
Vorteilen in der gesamten Wertschöpfungskette: weniger Rohstoffe, weniger Transport,<br />
energiesparendere Fertigung, energiesparendere Verwendung, weniger Prozessrückstände,<br />
d.h. weniger Recycling oder Abfälle <strong>zur</strong> Entsorgung.<br />
Die Hersteller-Branchen <strong>von</strong> Komponenten und Zulieferer der Endprodukthersteller Automobilindustrie,<br />
Maschinenbau etc. sind typische mittelständisch strukturierte Industriezweige,<br />
die sich außer in der Betriebsgröße auch hinsichtlich Technologie, Arbeitssystemen und<br />
Vorgehen bei Produktentwick<strong>lung</strong>, Beschäftigtenstruktur etc. ähnlich sind: Gießereiindustrie,<br />
Schmiedeindustrie, Kunststoff-Spritzgießereien u. a. Als Zulieferer nehmen sie eine volkswirtschaftliche<br />
Schlüsselstel<strong>lung</strong> ein.<br />
6
Im Vorhaben <strong>LeiKom</strong> sind in Gießereien leichtere Komponenten entwickelt worden und mit<br />
neuartigen Technologien realisiert werden. Dabei sind neben technologischen auch wirtschaftliche<br />
und soziale Aspekte verfolgt worden.<br />
Es sind dies zwei technologisch sehr fortschrittliche Unternehmen gewesen, die die für die<br />
Gussproduktion typische Verfahrens- und Werkstoffvielfalt widerspiegeln. In der Firma Eisenwerk<br />
Brühl GmbH sind im Sandgießverfahren neuartige Zylinderkurbelgehäuse aus<br />
Gusseisen und in der Firma Nemak Wernigerode, ehemals Rautenbach-Guss, Zylinderköpfe<br />
im Dauergießverfahren aus Aluminium entwickelt worden.<br />
Die Ergebnisse aus diesen Modellbetrieben und aus betriebsübergreifenden Arbeiten haben<br />
zu Methoden und <strong>Instrumente</strong>n geführt, die für Gießereien - und in entsprechender Nutzung<br />
auch für ähnliche Betriebe - hilfreich sind.<br />
Sie sollen den einzelnen Unternehmen ermöglichen, sich nachhaltig aufzustellen – hinsichtlich<br />
ihrer Erzeugnisse sowie und der Betriebe – hinsichtlich der Gestaltung der Arbeitssysteme<br />
und der Beschäftigten – um auch für den internationalen Wettbewerb in Zukunft gerüstet<br />
zu sein.<br />
Ausgangsbasis für die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> nachhaltigen Prozessen war im Projekt <strong>LeiKom</strong> ein<br />
Ansatz basierend auf drei gleichwertigen und sich gegenseitig beeinflussenden Schnittstellen<br />
(Abbildung 1-1):<br />
- Technik<br />
- Organisation<br />
- Mensch<br />
Innovationen sind als Dreiklang zwischen technischer, organisatorischer und humaner Innovation<br />
zu gestalten.<br />
7
Schnittstelle Technik - Organisation<br />
- ressourcenoptimierte Prozesse<br />
- stoffkreislaufoptimierte Prozesse<br />
- Flexibilität<br />
- Qualität<br />
- Kommunikation/ ... Wissen<br />
- …<br />
Organisation<br />
Technik<br />
Nachhaltigkeit<br />
und<br />
Innovation<br />
Schnittstelle Organisation - Mensch<br />
gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation (AO), altersstabile AO<br />
qualifikationsförderliche AO, lernförderliche AO, wissensgenerierende AO<br />
Abbildung 1-1: Nachhaltigkeit und Innovation<br />
Schnittstelle Mensch - Technik<br />
- gesundheitsförderliche Technikgestaltung<br />
- altersstabile Anforderungen<br />
- Qualifikationsförderliche Technikgestaltung<br />
- lernförderliche Technikgestaltung<br />
- wissensgenerierende Technikgestaltung<br />
Mensch<br />
Die <strong>Instrumente</strong>, die den Unternehmen helfen sollen, sich zukunftsfähig aufzustellen, decken<br />
die drei wesentlichen Bereiche, Produkte, Produktion und <strong>Personal</strong> ab.<br />
Ausgegangen wird dabei <strong>von</strong> dem Gedanken, dass eine Gießerei – genauso wie ein ähnliches<br />
Zulieferunternehmen - den zukünftigen Markt für seine Leichtbau-Produkte erkennen<br />
muss. Man muss die Anforderungen an die Art der Bauteile, ihre Qualität sowie die Konditionen,<br />
unter denen sie abgenommen werden, abschätzen. Man muss den Markt und die<br />
Nachfrage nach Leichtbaukomponenten prognostizieren. Für diese anspruchsvolle Aufgabe<br />
bietet der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> nachhaltiger Leichtbau-Komponenten“<br />
vielfältige Hilfen.<br />
Liegt dann die Prognose für die zukünftige Nachfrage vor, so ist für jeden Betrieb, jede Gießerei<br />
individuell die <strong>zur</strong> Produktion der zukünftig nachgefragten Bauteile notwendige Fertigungstechnik<br />
sowie der <strong>Personal</strong>bedarf zu entwickeln.<br />
Empfeh<strong>lung</strong>en und Hilfen <strong>zur</strong> zukunftsgerechten Ausrichtung der Fertigungstechnik bietet<br />
der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Gießereien zu nachhaltigen und zukunftsfähigen<br />
Produzenten“ an.<br />
Der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>wesen und Ausbildung für<br />
nachhaltige Unternehmen“ bietet Hilfe an bei der Schaffung eines zukunftsorientierten <strong>Personal</strong>wesens,<br />
beispielsweise hinsichtlich langfristig angelegter Alterstrukturen und Qualifikationen<br />
<strong>von</strong> den Beschäftigten. Darüber hinaus gibt der Band Empfeh<strong>lung</strong>en zu einer Neugestaltung<br />
des Ausbildungsganges zum Beruf „Gießereimechaniker“.<br />
8
Die drei Bände sind so gestaltet, dass sie unabhängig <strong>von</strong>einander genutzt werden können.<br />
Trotzdem decken sie nur gemeinsam das breite Arbeitsfeld für den ab, der sein Unternehmen<br />
und seine Belegschaft nachhaltig und zukunftssicher ausrichten möchte.<br />
1.2 Zweck dieses Leikom-<strong>Handbuch</strong>s „<strong>Personal</strong>“<br />
Im Projekt <strong>LeiKom</strong> hat das RKW im Jahr 2007 eine qualitative Befragung <strong>zur</strong> Zukunftsentwick<strong>lung</strong><br />
der Gießerei-Unternehmen in Deutschland durchgeführt [RKW08]. Um eine möglichst<br />
große Bandbreite <strong>von</strong> Fachwissen abzudecken, wurden Experten aus Unternehmen,<br />
Verbänden und Wissenschaft befragt. Der Kreis der Experten (n = 30) wurde schriftlich zu<br />
neun Fragebereichen mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2020 befragt. Es liegen zwölf -<br />
teilweise sehr ausführliche - auswertungsfähige Antworten zu den Einzelfragen sowie ein<br />
Reihe <strong>von</strong> Empfeh<strong>lung</strong>en vor.<br />
Die Auswertung der Fragebögen, wie im Folgenden dargestellt, zeigt eine Vielzahl <strong>von</strong> interessanten<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en und zu erwartenden Trends. Die Ergebnisse sind als Beitrag <strong>zur</strong><br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> eines Instruments zu verstehen, das Gießereiunternehmen bei der strategischen<br />
Zukunftsentwick<strong>lung</strong> unterstützen soll. Das geplante Instrument soll zeigen, mit welchen<br />
Strategien, in diesem Band das <strong>Personal</strong>wesens und die Ausbildung betreffend, der<br />
Produktions- und Beschäftigungsstandort Deutschland für Gießereien und andere Bauteilehersteller,<br />
unter den Bedingungen fortschreitender internationaler Arbeitstei<strong>lung</strong> und zunehmender<br />
Konkurrenz auf den Absatzmärkten, gesichert und weiterentwickelt werden kann. Im<br />
Folgenden stellen wir die Einzelergebnisse dar.<br />
<strong>Personal</strong>politik im demografischen Wandel<br />
Einigkeit bei den Experten herrscht in Bezug auf die zunehmend problematische Rekrutierung<br />
des Berufsnachwuchses und den Umgang mit alternden Belegschaften. Rekrutierungsprobleme<br />
und der Mangel an qualifizierten Auszubildenden können <strong>von</strong> Innovations- und<br />
Produktivitätsbehinderung bis hin <strong>zur</strong> Existenzbedrohung einzelner Gießereien führen.<br />
Supranationale und branchenübergreifende Rekrutierungsstrategien, beispielsweise <strong>von</strong><br />
Facharbeitern aus Branchen des Strukturwandels (Bergbau, Hüttenwesen), sind ein Weg <strong>zur</strong><br />
Bekämpfung des Fachkräftemangels. Mitarbeiterschu<strong>lung</strong>en (inhouse) und ein funktionierendes<br />
Wissensmanagement müssen unterstützend forciert werden.<br />
Weiterhin müssen die betrieblichen und Verbandsaktivitäten <strong>zur</strong> Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
und des Image der Gießereien intensiviert werden. Der Ausbau alters- und<br />
alternsgerechter Arbeitsplätze durch den Abbau belastungsintensiver Tätigkeiten muss verstärkt<br />
werden. Somit lässt sich auf längere Sicht ein attraktiveres Bild der Gießereiarbeit<br />
vermitteln.<br />
9
Stammbelegschaft und Leiharbeit<br />
Zur Art der Beschäftigungsverhältnisse liegen zwei verschiedene Meinungstrends vor. Auf<br />
der einen Seite ist der starke Einsatz <strong>von</strong> Leiharbeitern in Unternehmen der Gießereiindustrie<br />
und auch in anderen Branchen typisch. Allerdings widerspricht diese <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der<br />
geforderten Erweiterung der Kompetenzen der Gießereien und den gestiegene Kundenanforderungen.<br />
Auch hier kommt es darauf an, nach Unternehmenstypen mit unterschiedlich<br />
ausgeprägtem Bedarf an Leiharbeit zu differenzieren. Insgesamt wird jedoch eine positive<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> zu Gunsten der Beschäftigung (hochqualifizierter) Stammbelegschaften erwartet,<br />
die zu einem geringen Teil durch Zeitarbeit unterstützt wird.<br />
Strategien im <strong>Personal</strong>wesen, in der Ausbildung und im Unternehmensumfeld<br />
• deutliche Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />
• lokale Nachwuchsstrategie in Kooperation mit Schulen und Hochschulen<br />
• Übergangsphasen bei der Nachfolgerege<strong>lung</strong><br />
• Aus- und Weiterbildungspläne für neue Mitarbeiter (Kompetenzausbau)<br />
• Vermeidung <strong>von</strong> Know-how-Abfluss<br />
• altersmäßig ausgeglichene <strong>Personal</strong>zusammensetzung<br />
• Schaffung alters- und alternsgerechter Arbeitsplätze<br />
• Verminderung <strong>von</strong> Leih- und Zeitarbeit (nachhaltige Unternehmenspolitik)<br />
• Verbesserung des Image der Branche - Darstel<strong>lung</strong> als moderner Industriebetrieb<br />
(Sauberkeit, Arbeitsplätze, Umfeld)<br />
• aktive <strong>Personal</strong>politik <strong>zur</strong> Deckung des künftigen <strong>Personal</strong>bedarf<br />
10
2 <strong>Personal</strong> – ein Wettbewerbsrisiko für die deutsche Gießereibranche?<br />
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten und bei wirtschaftlichen Herausforderungen steht das<br />
Thema <strong>Personal</strong> ganz oben auf den Maßnahmenlisten der Unternehmen, allerdings in vielen<br />
Fällen unter dem Fokus des <strong>Personal</strong>abbaus und der Kostenreduktion.<br />
Während der Laufzeit des Projektes Leikom in 2008 brummte in nahezu allen Unternehmen<br />
die Produktion. Überstundenkonten wuchsen stetig an, die Leiharbeit wurde ausgeweitet,<br />
Fremdvergaben intensiviert und über Einstel<strong>lung</strong>en intensiver nachgedacht. Dabei machten<br />
viele Unternehmen die Erfahrung, dass der Beschaffungsmarkt für <strong>Personal</strong> bei weitem nicht<br />
mehr die Deckung mit qualifiziertem und motiviertem <strong>Personal</strong> aufwies wie noch <strong>zur</strong> Jahrtausendwende.<br />
Der Markt der Ingenieure war bundesweit nahezu leergefegt, der der Facharbeiter in vielen<br />
Regionen bereits ein Engpassfaktor, und für freie Ausbildungsplätze wurden nicht mehr die<br />
Kandidaten gewonnen, die oben auf der Liste standen. Mehr noch, die Zahlen, in denen<br />
Fachpersonal freiwillig kündigte, wuchsen langsam, aber stetig an. Vor den Werkstoren gab<br />
es Plakataktionen, in denen überregionale Arbeitsvermittler und Leiharbeitsfirmen nach Talenten<br />
suchten. Dies sind die ersten Auswirkungen des vielfach diskutierten demografischen<br />
Wandels in Deutschland.<br />
1990 2000 2008 2009 20xx<br />
Arbeitskräftenachfrage<br />
Arbeitskräfteangebot<br />
Abbildung 2-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Arbeitskräfteangebot und der Nachfrage<br />
11
Das „unterschätze Risiko“ liegt in der Dynamik dieser <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>. Nach Jahren des langsamen<br />
und stetigen Rückgangs wird im Verlauf der nächsten Dekade in den meisten Regionen<br />
Deutschlands die Bevölkerung stark sinken und zugleich der Anteil der unter 20jährigen<br />
weiter <strong>zur</strong>ückgehen. Zeitgleich wird die Generation der Baby Boomer die Unternehmen verlassen<br />
(Generation, die zwischen 1952 – 1966 geboren wurde). Innerhalb <strong>von</strong> nur 10 Jahren<br />
wird in den meisten Betrieben der rentenbedingte <strong>Personal</strong>ersatzbedarf <strong>von</strong> derzeit rd. 0,5 -<br />
1% auf bis zu 5 % per annum steigen. Bereits bei dem nächsten wirtschaftlichen Aufschwung<br />
wird die Lücke zwischen dem <strong>Personal</strong>bedarf und dem <strong>Personal</strong>angebot noch weiter<br />
auseinander driften (Abbildung 2-1).<br />
Die Risiken liegen dabei nicht erst in der Zukunft und allein in der Frage der Beschaffung <strong>von</strong><br />
Talenten, sondern auch im aktuellen Mitarbeiterportfolio. Im Rahmen des Projektes <strong>LeiKom</strong><br />
wurde daher dem Aspekt des <strong>Personal</strong>managements und der Arbeitssystemgestaltung ein<br />
besonderes Augenmerk gewidmet. Die folgenden zwei Fragen standen dabei im Mittelpunkt<br />
des Interesses:<br />
• Welche Mitarbeiter braucht eine innovative und wettbewerbsfähige Gießerei <strong>zur</strong> Sicherung<br />
der Produktion auf den Anlagen der Zukunft?<br />
• Wie sind die Arbeitssysteme in der Zukunft zu gestalten, um die Potentiale an Flexibilität<br />
und Qualifikation vollumfänglich für den Betrieb nutzbar zu machen?<br />
Die Ergebnisse lassen sich im Überblick wie folgt darstellen:<br />
2.1 Überalterung der Belegschaft<br />
Ein „hausgemachtes“ Risiko liegt in der Altersstruktur der Unternehmen. Zwar liegt das<br />
Durchschnittsalter im Bundesdurchschnitt bei 42 - 43 Jahren. Doch gibt es in den Unternehmen<br />
eine hohe Anzahl <strong>von</strong> „altenzentrierten“ Bereichen. Hierbei gilt, dass in der Regel die<br />
Mitarbeiter mit ihren Anlagen und Maschinen gemeinsam altern. Maßgeblich für die altersstrukturelle<br />
Zusammensetzung der Organisation sind Aspekte wie Innovation, Investition und<br />
Wachstum. In dynamisch wachsenden und innovativen Bereichen ist die Belegschaft signifikant<br />
jünger als in Bereichen mit moderatem Wachstum oder Investitionen lediglich <strong>zur</strong> Erhaltung<br />
der Anlagen.<br />
Der Zusammenhang zwischen Alter der Belegschaft und Investitionsdynamik spiegelt einige<br />
der grundsätzlichen Leitlinien <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>politik und <strong>Personal</strong>management in deutschen<br />
Unternehmen wider:<br />
12
• Bei Neueinstel<strong>lung</strong>en dominiert die Einstel<strong>lung</strong> jüngerer Fachkräfte mit aktuellem<br />
Wissen.<br />
• Die Weiterbildungs- und Veränderungsdynamik (Tätigkeits- und Bereichswechsel)<br />
sinkt bereits signifikant ab dem 40. Lebensjahr.<br />
• Fachkarrieren sind für den Großteil der Beschäftigten ab dem 50. Lebensjahr kaum<br />
noch möglich.<br />
In stagnierenden Bereichen, in denen ein hoher Anteil mittelalter bis älterer Mitarbeiter derzeit<br />
tätig ist, kann es daher bereits in wenigen Jahren zu massivem Ersatzbedarf kommen.<br />
Dies gilt umso mehr für jene Arbeitssysteme, die sich durch eine hohe Belastung auszeichnen<br />
(Schichtarbeit, körperlich belastende Tätigkeiten etc.). Hier gilt, dass eine Einsatzfähigkeit<br />
der Mitarbeiter nur bedingt bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters wahrscheinlich<br />
ist und daher sowohl der Ersatzbedarf als auch der Bedarf an so genannten „Schonarbeitsplätzen“<br />
massiv ansteigen wird. Dabei steht nicht nur die Prozessfähigkeit des gesamten<br />
Bereichs auf dem Prüfstand. Mit dem massiven Mitarbeiterverlust kann es auch zum kritischen<br />
Know-How-Verlust kommen (Vertrieb, Konstruktion, Anlagenkenntnis, etc.).<br />
Prognosen <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Krankenfehltagen und Hochrechnungen <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der<br />
„Schwerbehindertenquote“ machen überdies die monetären Risiken, die sich mit der „Überalterung<br />
der Belegschaft“ verbinden, deutlich.<br />
2.2 Verschwendung <strong>von</strong> Talenten<br />
Der Anteil <strong>von</strong> gut ausgebildeten Facharbeitern ist in den letzen zwei Dekaden stetig angestiegen.<br />
Bereits jetzt verfügen über 50 % der Beschäftigten in den Gießereien über eine metallrelevante,<br />
teilweise gießereispezifische Ausbildung. Der Bedarf an Fachpersonal wird<br />
nach allen Expertenmeinungen auch weiterhin steigen. Mit der zunehmenden Automatisierung<br />
in den Gießereien werden sich die Anforderungen an Qualifikation und Leistungsfähigkeit<br />
demnach noch eher erhöhen.<br />
Dennoch ist die Fehlbesetzungsquote im Bundesdurchschnitt hoch. Etwa rund 50% der Beschäftigten<br />
sind nicht gemäß ihrer Qualifikation und/oder ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt.<br />
Von einer Vielzahl der Beschäftigten – insbesondere den Älteren – fehlen Angaben <strong>zur</strong> eigentlichen<br />
beruflichen Qualifikation. Ein Großteil der jüngeren Facharbeiter ist unterhalb ihres<br />
Qualifikationsniveaus eingesetzt. Auch hier sind wiederum typische Strukturen in der<br />
<strong>Personal</strong>beschaffung und dem <strong>Personal</strong>einsatz identifizierbar.<br />
13
Demnach werden:<br />
• bevorzugt höher qualifizierte Mitarbeiter auch für „einfachere“ Tätigkeiten eingestellt,<br />
• trotz vorhandener Potentiale im Mitarbeiterportfolio neue Positionen eher mit neuem<br />
<strong>Personal</strong> besetzt,<br />
• Qualifikationsleerkosten bevorzugt auf die Arbeitnehmer verlagert.<br />
Überforderung aufgrund <strong>von</strong> körperlich belastender Arbeit oder aufgrund <strong>von</strong> Leistungsverdichtung<br />
ist allgemein bekannt. Permanente Unterforderung als Stressor wird allerdings weiterhin<br />
unterschätzt. Dabei sind die psychosomatischen Erkrankungen seit Jahren auf dem<br />
Vormarsch und machen in zahlreichen Branchen bereits den Hauptanteil der Krankenfehltage<br />
aus. Die Versicherungswirtschaft kalkuliert das Risiko für Berufsunfähigkeit für die heute<br />
20 – 30 jährigen höher als für die heute bereits 50 jährigen. Eine Ursache für das höhere<br />
Risiko liegt in der Unterforderung und dem damit verbundenen so genannten „boaring out“.<br />
Zudem verweisen Studien aus dem Human Capital Umfeld auf den Zusammenhang <strong>von</strong><br />
qualifikationsgerechter Arbeit und der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Unternehmenserfolges. Demnach<br />
sind rund 30% des ebit erklärbar durch den Faktor Motivation und Engagement [PSY 2008].<br />
2.3 Primat tayloristisch geprägter Arbeitssysteme<br />
Überwiegend bestimmen tayloristisch geprägte Arbeitssysteme den Alltag in den Gießereien.<br />
Bereits eingeführte Formen der Gruppen- und Teamarbeit konzentrieren sich zumeist auf<br />
Bereiche mit „jüngeren Beschäftigten“ bzw. auf Bereiche, die im Fokus <strong>von</strong> Investitionen stehen.<br />
Aber auch hier lassen sich vermehrt Tendenzen der „gruppeninternen“ Spezialisierung<br />
erkennen. Arbeitsplatzrotation ist selbst in den Gruppen relativ selten.<br />
Bereichsübergreifende Rotationen – auch in Feldern, wo bezüglich der Tätigkeit eine hohe<br />
Vergleichbarkeit (Jobgruppen) besteht – sind eine seltene Ausnahme.<br />
Durch den Regelmechanismus, dass ältere Mitarbeiter zumeist in ihrem System verbleiben<br />
(Beharrungstendenzen), ist es keine Seltenheit, dass Arbeitsplätze mit dem Stellenprofil<br />
„Gießereimechaniker“ <strong>von</strong> Mitarbeitern mit geringerer Qualifikation besetzt werden. Diese<br />
Mitarbeiter haben im Verlauf ihrer Tätigkeit – quasi im „training on the job“ die notwendigen<br />
Kenntnisse <strong>zur</strong> Ausübung der Tätigkeit erworben. Im Vergleich mit den „jüngeren Facharbeitern“<br />
fehlen ihnen allerdings häufig weitergehende Kenntnisse, um vor- oder nachgelagerte<br />
Tätigkeiten in das Arbeitssystem integrieren zu können (präventive Instandhaltung, Qualitätssicherung,<br />
Anlagenprogrammierung, Arbeitsorganisation und -planung). Verbunden mit<br />
dem geringen Engagement der Unternehmen, Ältere zu qualifizieren, entsteht ein instabiles<br />
System aus Fehlforderung, Stagnation, Inflexibilität und Verschwendung <strong>von</strong> Ressourcen.<br />
14
Ein Instrument <strong>zur</strong> Analyse <strong>von</strong> Arbeitssystemen, <strong>zur</strong> Identifizierung <strong>von</strong> Flexibilisierungspotentialen<br />
und <strong>zur</strong> Ausgestaltung <strong>von</strong> „intelligenterer“ Arbeit bildet die Methode der Ableitung<br />
<strong>von</strong> Job-Clustern, Job-Familien und Job-Profilen. Als Basis-Instrument konnte dieses Hilfsmittel<br />
nur ansatzweise im Projekt <strong>LeiKom</strong> entwickelt werden. Das Instrument unterliegt einer<br />
ständigen Weiterentwick<strong>lung</strong>. Es kann demnächst auf den Internetseiten der H-Faktor eingesehen<br />
werden.<br />
2.4 <strong>Personal</strong>verwaltung versus <strong>Personal</strong>management<br />
Aktuell entspricht die <strong>Personal</strong>arbeit in Gießereien eher dem Typus „<strong>Personal</strong>verwaltung“.<br />
Die Integration der <strong>Personal</strong>leitung in die Strategieentwick<strong>lung</strong> eines Unternehmens ist zumeist<br />
nur indirekt organisiert. Strategische <strong>Personal</strong>fragen werden primär unter dem Fokus<br />
„<strong>Personal</strong>kosten“ betrachtet. Durch den nahezu aus 40 Jahren gewohnten Überhang an qualifizierten<br />
Fachkräften hat sich erst in einigen wenigen Unternehmen ein Wandel <strong>von</strong> der<br />
<strong>Personal</strong>verwaltung hin zu einem Management <strong>von</strong> Human Ressourcen entwickeln können.<br />
Die Risiken, die sich aktuell und zukünftig noch verstärkt dadurch für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
ergeben, sind in den meisten Unternehmen der Branche noch nicht Gegenstand der<br />
Strategieentwick<strong>lung</strong>.<br />
Nicht selten sind in kleinen und mittelständischen Unternehmen nur wenige Personen im<br />
<strong>Personal</strong>wesen beschäftigt. Selbst in Unternehmen zwischen 500 und 1000 Beschäftigten<br />
arbeiten neben dem <strong>Personal</strong>leiter lediglich noch ein bis zwei Personen in der Zeit- und<br />
Lohnwirtschaft. Häufig ist der <strong>Personal</strong>leiter nicht in der Geschäftsführung direkt verankert,<br />
sondern unterhalb des Geschäftsführers oder des Leiters Finanzen tätig. <strong>Personal</strong> wird demnach<br />
eher „verwaltet“ und nur selten gemanagt. In der Regel sind die entgeltrelevanten Daten<br />
am Besten gepflegt, gefolgt <strong>von</strong> den Daten für die Stellensystematik; die <strong>Personal</strong>daten<br />
hinken häufig hinterher. Daten <strong>zur</strong> Qualifikation sind zumeist nur rudimentär vorhanden und<br />
nur selten auf dem aktuellen Stand.<br />
15
2.5 Quick Check – Aktueller Stand der <strong>Personal</strong>arbeit im Unternehmen<br />
Zur Identifikation der aktuellen Reife des <strong>Personal</strong>wesens wurde ein kleiner excelbasierter<br />
Schnelltest entwickelt. Dieser erhebt zu personalspezifischen Themen den aktuellen Reifegrad<br />
der Organisation.<br />
> Die Methodik<br />
Bei dem Quick-Check handelt es sich um ein kleines Excel-Tool, welches im Zusammenhang<br />
mit den Analysen und Simulationen <strong>zur</strong> Altersstrukturanalyse in den Betrieben eingesetzt<br />
wurde. Methodisch orientiert sich das Tool an der RADAR-Methode des EFQM-<br />
Modells.<br />
RADAR, meint hierbei:<br />
• Results (Ergebnisse)<br />
• Approach (Vorgehen)<br />
• Deployment (Umsetzung)<br />
• Assessment (Bewertung)<br />
• Review (Überprüfung)<br />
> Ziel<br />
Mit Hilfe des Tools sollen folgende Aspekte abgefragt und visualisiert werden:<br />
• Wichtigkeit; Welcher Stellenwert wird seitens der Geschäftsführung einem spezifischen<br />
<strong>Personal</strong>thema im Unternehmen zugewiesen? Und welchen Stellenwert soll<br />
zukünftig dieses Thema haben?<br />
• Verankerung in der Organisation; Was tut das Unternehmen, dass dieses Thema<br />
auch bearbeitet werden kann? Welche Ressourcen stellt das Unternehmen <strong>zur</strong> Verfügung?<br />
• Durchdringung; Werden alle Mitarbeitergruppen (die für diese Maßnahme relevant<br />
sind) auch erfasst?<br />
16
Das Instrument – Beispielsseite <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />
Abbildung 2-2: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />
Abgefragt wird die „Managementreife“ für folgende Themen:<br />
• Weiterbildung,<br />
• Arbeitssicherheit und Unfallschutz,<br />
• Gesundheitsmanagement,<br />
• Integrationsmanagement,<br />
• <strong>Personal</strong>rekrutierung,<br />
• <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong>,<br />
• Arbeitszeitmanagement,<br />
• Corporate Social Responsability.<br />
Sämtliche Themen werden nach einem einfachen Prinzip ausgewertet und auf einer Seite<br />
dargestellt (Abbildung 2-3):<br />
17
Abbildung 2-3: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>planung<br />
In Spalte 1 sind die jeweiligen Themen abgetragen. In Spalte 2 die Bewertung der aktuellen<br />
„Wichtigkeit“, in den folgenden Spalten dann die Anzahl der zutreffenden Kriterien für die<br />
Durchdringung der Organisation. In der Spalte „Trend“ wird die „Wichtigkeit“ des Themas in<br />
zukünftigen Perioden aufgeführt. Der Rang ist eine Kennzahl, die eine Aussage <strong>zur</strong> aktuellen<br />
„Managementreife“ liefert. Je höher die Maßzahl (0-5) umso ausgereifter ist das aktuelle System<br />
zum Management des betrachteten Themenfeldes. Das Delta drückt dann die „Lücke“<br />
zwischen der aktuellen Reife und der für die Zukunft notwendigen Reife aus. Je höher die<br />
Differenz, um so größer die Notwendigkeit hier aktiv zu werden und Ressourcen einzustellen.<br />
> Einsatzzweck<br />
HCscore-Radar dient in erster Linie einer ersten Feststel<strong>lung</strong> der Position und Güte des Managements<br />
zu spezifischen Themenfeldern im <strong>Personal</strong>wesen. Weitere Themenfelder können<br />
ergänzt oder bestimmte Themenfelder auch gestrichen werden.<br />
Besonders interessante Informationen erhält man, wenn Geschäftsleitungen, <strong>Personal</strong>verantwortliche,<br />
Bereichsleiter und Mitarbeiter jeweils getrennt nach ihrer Meinung befragt werden.<br />
18
3 Von der <strong>Personal</strong>verwaltung zum <strong>Personal</strong>management<br />
Verwaltet werden in der Regel „Güter“, die im ausreichenden Maße bereits vorhanden und<br />
relativ leicht wieder zu beschaffen sind. Gemanagt hingegen werden „Güter“, die eher zu den<br />
kritischen Faktoren zu zählen sind und deren Wiederbeschaffung höheren Aufwand verursacht,<br />
als das Management an sich an Ressourcen verbraucht.<br />
Strategisch impliziert dies die Erweiterung um externe Faktoren, die die betriebliche Situation<br />
maßgeblich beeinflussen können. Strategie nimmt <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en vorweg und agiert präventiv<br />
auf mögliche Risiken und Chancen.<br />
Stimmt man mit dieser einfachen Definition <strong>von</strong> Verwaltung, Management und Strategie<br />
überein, so ergeben sich in Bezug auf das Thema <strong>Personal</strong> folgende Definitionen <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>verwaltung,<br />
-management und -strategie/-politik.<br />
> <strong>Personal</strong>verwaltung<br />
<strong>Personal</strong>verwaltung umfasst im Wesentlichen Themen wie:<br />
• Anlegen und Führen <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>akten,<br />
• Tätigkeiten bei der Einstel<strong>lung</strong> und Einführung neuer Mitarbeiter sowie beim Ausscheiden<br />
<strong>von</strong> Mitarbeitern,<br />
• Bearbeitung <strong>von</strong> Arbeits-, Urlaubs- und Fehlzeiten der Mitarbeiter,<br />
• <strong>Personal</strong>datenverwaltung,<br />
• Entgeltabrechnung,<br />
• Sozialverwaltung,<br />
• <strong>Personal</strong>statistik,<br />
• Berechnung und Zah<strong>lung</strong> der Ausgleichsabgabe.<br />
<strong>Personal</strong>verwaltung bezeichnet demnach insbesondere die administrativen, routinemäßigen<br />
Aufgaben innerhalb des <strong>Personal</strong>bereichs und wird in der Regel eigenständig <strong>von</strong> Mitarbeitern<br />
im <strong>Personal</strong>bereich betreut.<br />
> <strong>Personal</strong>management<br />
Zum <strong>Personal</strong>management zählen beispielsweise Aufgaben wie:<br />
• <strong>Personal</strong>- und <strong>Personal</strong>bedarfsplanung,<br />
• <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> (PE),<br />
• Betriebskommunikation,<br />
19
• Zusammenarbeit mit dem Betriebs- oder <strong>Personal</strong>rat.<br />
Auch das Thema der <strong>Personal</strong>führung zählt in der Regel zum Bereich des <strong>Personal</strong>managements.<br />
Dieses Thema ist zum Teil zentral in der <strong>Personal</strong>abtei<strong>lung</strong> (beispielsweise für<br />
Führungskräfte) verortet, zum Teil aber auch in die einzelnen Abtei<strong>lung</strong>en an die dortigen<br />
Führungskräfte delegiert.<br />
<strong>Personal</strong>management umfasst somit eine Vielzahl <strong>von</strong> Maßnahmen, die über die Verwaltung<br />
hinausgehen und zum Ziel haben, vorhandenes <strong>Personal</strong> möglichst optimal zu verplanen, zu<br />
entwickeln, einzubeziehen und dessen Interessen zu „managen“.<br />
> <strong>Personal</strong>politik/ <strong>Personal</strong>strategie<br />
Unter <strong>Personal</strong>politik wird derzeit insbesondere die konkrete Ausgestaltung der einzelnen<br />
<strong>Personal</strong>themen im Unternehmen begriffen. <strong>Personal</strong>politik bestimmt die Intensität der <strong>Personal</strong>verwaltung<br />
und des <strong>Personal</strong>managements. Sie gibt Leitziele vor und steckt den Rahmen<br />
und die Ziele der konkreten Hand<strong>lung</strong>en ab. Sie ist ein Teil der Unternehmenspolitik<br />
und regelt somit das Verhalten und die Hand<strong>lung</strong>sweise <strong>zur</strong> Erreichung der betrieblichen<br />
Ziele. Zum Teil werden derartige Bestimmungen in einem Unternehmensleitbild festgeschrieben<br />
oder mittels Arbeitsanweisungen vorgegeben. Die <strong>Personal</strong>politik ist zentrale Aufgabe<br />
des Unternehmensmanagements. <strong>Personal</strong>politik als Bestandteil der Unternehmenspolitik<br />
hat bislang in den beobachteten Unternehmen allerdings zumeist eine kurzfristige (einjährige)<br />
und nur selten eine weiterreichende Dimension. Strategiefähigkeit unterscheidet sich<br />
dann noch einmal um die folgenden Aspekte:<br />
• Strategien legen das / die Aktivitätsfeld/er oder die Domäne der Unternehmung fest.<br />
• Strategien sind konkurrenzbezogen, d. h. sie bestimmen das Hand<strong>lung</strong>sprogramm in<br />
Relation zu Konkurrenten, z. B. in Form <strong>von</strong> Imitation, Kooperation, Dominanz oder<br />
Abgrenzung.<br />
> Strategien nehmen Bezug auf die Umweltsituationen und -entwick<strong>lung</strong>en, auf Chancen<br />
und Risiken. Sie reagieren auf externe Veränderungen und/oder versuchen diese aktiv<br />
im eigenen Sinne zu beeinflussen<br />
• Strategien nehmen Bezug auf die Ressourcen des Unternehmens, auf die Stärken<br />
und Schwächen in ihrer relativen Position <strong>zur</strong> Konkurrenz,<br />
• Strategien spiegeln die zentralen Einstel<strong>lung</strong>en, Wünsche und Wertvorstel<strong>lung</strong>en der<br />
bestimmten Entscheidungsträger wider,<br />
• Strategien sind auf das ganze Geschäft, nicht nur auf einzelne Funktionsbereiche gerichtet,<br />
20
• Strategien haben eine hohe Bedeutung für die Vermögens- und Ertragslage eines<br />
Unternehmens und weit reichende Konsequenzen, was die Ressourcenbindung anbelangt;<br />
es handelt sich um große Entscheidungen,<br />
• Strategien sind zukunftsorientiert, sie basieren auf Erwartungen über die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />
eigener Kompetenzen und Umweltzustände,<br />
• Strategien können, müssen aber nicht, Ergebnis eines systematischen Planungsprozesses<br />
sein,<br />
• Strategien erfordern für ihre erfolgreiche Umsetzung die Formulierung <strong>von</strong> Maßnahmeplänen<br />
für die betroffenen Funktionsbereiche.<br />
3.1 Einbindung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>themen in die Unternehmensstrategie<br />
Das <strong>Personal</strong> wird in Unternehmen primär als Kostenfaktor begriffen, erst in zweiter Linie als<br />
Garant für Innovation, Produktivität und Qualität. Aufgrund der Babyboomer-Generation gab<br />
es im Verlauf der letzten 30 Jahre einen permanenten Überhang an qualifiziertem <strong>Personal</strong><br />
bei nahezu stagnativer <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und steigender Produktivität. Aufgrund dieses<br />
Überangebots an qualifiziertem <strong>Personal</strong> entwickelten viele Unternehmen lediglich rudimentäre<br />
Strukturen im <strong>Personal</strong>management.<br />
Die Leitungsebene im <strong>Personal</strong>bereich wird zudem meist <strong>von</strong> Juristen oder Controllern besetzt.<br />
Häufig sind <strong>Personal</strong>leiter nicht direkt im engeren Kreis der Geschäftsführung angesiedelt,<br />
sondern werden indirekt vertreten durch den Leiter Finanzen oder den Geschäftsführer<br />
selbst. Dies alles sind Gründe für die aktuelle eher nachrangige Position <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>themen<br />
in den strategischen Überlegungen der Unternehmen.<br />
In unseren Pilotbetrieben fokussierte sich die <strong>Personal</strong>arbeit schwerpunktmäßig auf administrative<br />
Aufgaben, wie der Entgeltabrechnung und Zeitwirtschaft, und auf die Akquisition<br />
<strong>von</strong> <strong>Personal</strong>, die Betreuung <strong>von</strong> Auszubildenden, Leistungsgewandelten und diversen zeitlich<br />
befristeten Projekten beispielsweise im Bereich der Gesundheitsförderung.<br />
21
3.2 Das <strong>LeiKom</strong> Referenzmodell „Nachhaltigkeit“<br />
Leitend für das <strong>LeiKom</strong>–Projekt war das in Abbildung 1-1 abgebildete Konzept der Nachhaltigkeit.<br />
Technik, Organisation und <strong>Personal</strong> sollten als gleichwertige Bestandteile eines<br />
Steuer- und Regelkreises begriffen werden. Die jeweiligen Schenkel des Dreiecks verweisen<br />
dabei auf zentrale betriebliche Gestaltungsfelder.<br />
Auf Basis dieses Modells wurde ein „Zukunfts-Workshop“ konzipiert und in drei Veranstaltungen<br />
durchgeführt. Die Mittelpunkt der ersten beiden Veranstaltungen standen die Verbundunternehmen.<br />
Ein dritter Workshop wurde im Rahmen der IG-Metall Gießereikonferenz<br />
im Herbst 2009 durchgeführt.<br />
Im Folgenden werden einige der zentralen Ergebnisse aus dem Workshop im Herbst 2009<br />
zusammengefasst dargestellt. Das Instrument selbst ist als Hand<strong>lung</strong>sleitfaden in Kapitel 4.1<br />
beschrieben.<br />
22
4 Prognosen für eine nachhaltige <strong>Personal</strong>politik<br />
4.1 Workshop „Perspektiven für die Produktion <strong>von</strong> gegossenen Leichtbau-<br />
Komponenten für die Automobilindustrie“<br />
Ziel<br />
Ausarbeitung eines nachhaltigen Arbeits- und Organisationsmodells für spezifische Produktionsbereiche<br />
der LEIKOM-Projektpartner.<br />
Die folgenden Darstel<strong>lung</strong>en beziehen sich auf die Themen „<strong>Personal</strong>wesen und Beschäftigte“.<br />
Hauptanliegen der Zukunfts-Workshops<br />
Die technologischen Kompetenzen können in beiden Unternehmen als branchenführend<br />
erachtet werden. Die technologischen Erkenntnisse aus dem Projekt verweisen auf eine weitere<br />
Optimierung der Produkt- und Prozesstechnologien. Im Mittelpunkt stand somit die Frage:<br />
Welche Anforderungen ergeben sich an das Mitarbeiterportfolio der Zukunft? Wie und mit<br />
welchen Methoden kann man die Kompetenzressourcen des Mitarbeiterportfolios <strong>zur</strong> Steigerung<br />
des Flexibilitäts- und Innovationsvermögens fördern?<br />
Ausgangssituation<br />
In den Pilotbetrieben, Eisenwerk Brühl GmbH und Nemak Wernigerode GmbH, sind im Rahmen<br />
des LEIKOM Projektes schwerpunktmäßig Technologien zum Aspekt „Leichtbaukomponenten<br />
für die Automobilindustrie“ entwickelt worden. Der Fokus der Unternehmen lag<br />
hierbei primär auf den Aspekten der Konstruktions- und Werkstofftechnologie.<br />
Begleitend dazu sollten aus Sicht der Arbeitswissenschaften Erkenntnisse zu den Aspekten<br />
Arbeitssystemgestaltung und anforderungsgerechte Arbeitsanforderungen entwickelt werden.<br />
23
Workshopmethodik<br />
Im Rahmen des Workshops sollte gezielt auf Basis der derzeitigen technologischen Ausgangssituation<br />
(in den Betrieben), den technologischen Fährten (Stand und Trend der Forschung<br />
/ <strong>IfG</strong>), den Basistrends aus der Delphi-Umfrage (RKW) sowie den Analyseergebnissen<br />
zu den quantitativen und qualitativen Kapazitäts- und Kompetenzrisiken aus der Altersstrukturanalyse<br />
(H-Faktor) der Frage nachgegangen werden, wie zukünftige Arbeitssysteme<br />
aus technologischer, organisatorischer und qualifikationsspezifischer Sicht zu bewerten und<br />
zu gestalten sind.<br />
Dieses Zukunftsszenario wird im Anschluss genutzt, um Maßnahmen abzuleiten, die den<br />
Prozess vom gegenwärtigen zum zukünftigen System aus technologischer, organisatorischer<br />
und qualifikatorischer Sicht sichern können.<br />
Teilnehmerkreis<br />
Aus den Betrieben haben Personen aus den Bereichen Forschung, Technik, Organisation<br />
und <strong>Personal</strong> teilgenommen. Aus den am Projekt beteiligten Instituten sind die jeweiligen<br />
Projektleiter involviert gewesen. Zudem haben an beiden Tagen eine Reihe <strong>von</strong> Experten<br />
aus diversen technischen, betriebswirtschaftlichen, bildungsrelevanten Sachbereichen des<br />
<strong>IfG</strong> an den Workshops mitgewirkt.<br />
Ausgangssituation<br />
Beide Unternehmen zählen mit zu den Technologieführern in der Gießereibranche Deutschlands.<br />
Beide Unternehmen konnten in den letzten Jahren an Wachstum zulegen, was auch<br />
positive Folgen für das Belegschaftswachstum hatte.<br />
Ein Großteil des Mitarbeiterwachstums wurde allerdings sowohl durch interne (Überstunden)<br />
als auch externe (Leiharbeit/Fremdleistungen) Flexibilisierungsstrategien erreicht.<br />
Derzeit haben die Betriebe Probleme, geeignetes qualifiziertes <strong>Personal</strong> zu finden. Mehr<br />
noch - nach Jahren ohne bemerkenswerte Fluktuation – steigen die Fälle der freiwilligen<br />
Fluktuation an.<br />
24
Ein strategisches <strong>Personal</strong>managements im engeren Sinne, mit spezifischen Servicestrukturen<br />
für die operativen Einheiten sowie eine gleichwertige personelle und funktionelle <strong>Personal</strong>besetzung<br />
- im Vergleich mit den zentralen Bereichen Finanzen, Technik und Organisation<br />
– scheint noch nicht vollumfänglich umgesetzt. Primär sind noch die „traditionellen Leistungen“<br />
der Lohn- und Gehaltsbuchhaltung, der <strong>Personal</strong>verwaltung und -rekrutierung<br />
Hauptbestandteile der Arbeiten im <strong>Personal</strong>wesen. Weitergehende strategische Ansätze<br />
haben noch Pilot- bzw. Projektcharakter. Sie sind teilweise Ausdruck <strong>von</strong> tarifvertraglichen<br />
Grundlagen (ERA/Gefährdungs- und Belastungsanalyse), teilweise aufgrund betriebsspezifischer<br />
Erfordernisse (Gesundheitsmanagement/ Führungskräfteschu<strong>lung</strong>) entstanden.<br />
In beiden Untersuchungsbereichen der Pilotunternehmen ist der Leiharbeiteranteil relativ<br />
hoch gewesen, insbesondere bei der Nemak. Dies führt nach Einschätzungen der Workshopteilnehmer<br />
zu Problemen, wobei die Lage bei Nemak kritischer zu beurteilen gewesen<br />
ist.<br />
Leithypothesen<br />
Der Konzeption der Zukunfts-Workshops lagen folgende Leitthesen zugrunde, die zum Teil<br />
während der Arbeiten im Projekt erarbeitet werden konnten und zum Teil Ergebnisse aus<br />
<strong>zur</strong>ückliegenden Projekten waren.<br />
> Reaktions- Aktions-Muster in Unternehmen<br />
In der Regel reagieren Unternehmen:<br />
• auf technische Probleme mit technischen Lösungen – passen daraufhin die Prozesse<br />
an und schulen anschließend Mitarbeiter,<br />
• auf Prozessprobleme mit technischen Lösungen - passen daraufhin die Prozesse<br />
an und schulen anschließend Mitarbeiter,<br />
• auf personelle Problemen mit technischen Lösungen - passen daraufhin die<br />
Prozesse an und schulen anschließend Mitarbeiter.<br />
Fazit: In deutschen Unternehmen gilt die Wirkungskette Technik – Prozess – <strong>Personal</strong> außer<br />
im Falle <strong>von</strong> finanziellen Problemlagen.<br />
Diese Wirkungskette ist mitbestimmend für die eher schwache Position <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>management<br />
gegenüber der Finanz-, Technik- und Organisationsleitungsebene.<br />
25
Primat Aachener Schule;<br />
Der weitaus größte Teil der Leitungsebene in deutschen Unternehmen ist mit „Denkmodellen<br />
der Aachener Schule“ ausgebildet worden. Hier dominierte der Grundsatz, dass der<br />
Faktor „Mensch“ zu den größten Störfaktoren einer effizienten, effektiven und qualitativ<br />
hochwertigen Produktion ist. Modelle der „menschenleeren Fabrik“ in jeglicher Ausprägung<br />
galten als Optimum der modernen Industrie. Zwar hat man sich im Verlauf der letzten 10 –<br />
20 Jahre langsam <strong>von</strong> den Modellen verabschiedet, doch prägen ein großer Teil der Ideen<br />
noch bis heute das Denken und Handeln der Personen. Insbesondere die Hypothese, dass<br />
eine hochautomatisierte Produktion ohne den „qualifizierten Mitarbeiter“ auskommen kann,<br />
ist Grund dafür, dass <strong>Personal</strong> heute noch weitgehend verwaltet und nicht gemanagt wird.<br />
> Überalterung der workforce<br />
Die Babyboomer kommen in die Jahre. Der Hauptanteil der Mitarbeiter zählt bereits zu den<br />
Ü40. Der Anteil der Ü50 und Ü60 jährigen wird in wenigen Jahren auf über 25 % steigen.<br />
In beiden Betrieben gilt i. d. R. ein Dreischichtbetrieb, Tendenzen <strong>zur</strong> Contischicht sind gegeben.<br />
Es gilt in beiden Unternehmen nach Lösungen zu suchen, wie man nicht nur mit<br />
„durchschnittlich Älteren“, sondern mit einer Vielzahl älterer Mitarbeiter die Prozesse und<br />
die Innovationsfähigkeit sichern will.<br />
> Wettbewerb um die Talente der Zukunft<br />
Der Arbeitsmarkt unterliegt einer tiefgreifenden Veränderung. Aus dem Überhang an Arbeitssuchenden<br />
wurde ein Mangel an qualifizierten Arbeitssuchenden und wird zukünftig<br />
ein Wettbewerb um die Talente der Zukunft. Im Überfluss vorhandene Ressourcen können<br />
verwaltet werden – knappe Ressourcen sind zu managen. Aus der <strong>Personal</strong>verwaltung<br />
muss in Zukunft ein <strong>Personal</strong>management werden.<br />
Zudem werden die Fälle der freiwilligen Fluktuation ansteigen. Bei hoher Nachfrage werden<br />
sich insbesondere „jüngere Mitarbeiter“ ohne ausreichende Perspektive vom Unternehmen<br />
verabschieden.<br />
Ergebnisse<br />
Ein zentrales Ergebnis der Zukunfts-Workshops war die Abbildung 4-1. Auf den Y-Achsen<br />
sind die Faktoren „Mitarbeiterqualifikation“ und „Automatisierungsgrad“ und auf der X-Achse<br />
ist der Zeitstrahl aufgetragen.<br />
26
Abbildung 4-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Mitarbeiterqualifikation und Automatisierungsgrad<br />
Im Mittelpunkt stand die Frage, welche der beiden Kurven eher für die Zukunft zutreffend<br />
sein wird. Sinkt mit zunehmender Automatisierung die Anforderungen an die Qualifikation<br />
oder steigen die Anforderungen? Man kam überein, dass die Anforderungen an Qualifikation<br />
mit zunehmenden Automatisierungsgrad steigen werden.<br />
Zentrale Anforderungen an das Mitarbeiterportfolio in der Zukunft<br />
> Komplex A<br />
• Kenntnis der Prozessketten,<br />
• Bewertung der Prozessdaten,<br />
• Prozessverantwortung,<br />
• Verantwortungsbereitschaft für Gesamtprodukt.<br />
> Komplex B<br />
• Verständnis für die Anlage,<br />
• Durchführung einfacher Fehleranalysen,<br />
• Durchführung einfacher Fehlerbehebungen,<br />
• Qualitätsbewusstsein.<br />
27
Komplex C<br />
• Rotationsbereitschaft (job rotation),<br />
• Bereitschaft für Qualifizierung (job enrichement),<br />
• Bereitschaft <strong>zur</strong> „Gruppenarbeit“ (teilautonome Systeme).<br />
> Komplex D<br />
• Erhöhung der Motivation,<br />
• Erhöhung der Flexibilität,<br />
• Erhöhung der Kompetenz,<br />
• Soziale Kompetenz,<br />
• Sprachkenntnisse.<br />
Zentrale „Befähiger“, die zum gewünschten Mitarbeiterprofil führen<br />
> Befähigergruppe 1<br />
• Adäquate Berufsausbildung,<br />
• Qualifikationsgerechter Einsatz,<br />
• Lernförderlicher Einsatz.<br />
> Befähigergruppe 2<br />
• Gruppenorientierte Arbeitssystemgestaltung,<br />
• Integration der Anlagenbediener bei Wartung und Instandhaltung,<br />
• Training und praxisorientierte Schu<strong>lung</strong>,<br />
• Qualifikation auf neue Anforderung,<br />
• Führungsverhalten.<br />
> Befähigergruppe 3<br />
• Anforderungsgerechte Arbeit,<br />
• Abbau <strong>von</strong> Belastungen,<br />
• Führungsstil,<br />
• Leistungsgerechte Entlohnung,<br />
• Prämien.<br />
28
Rolle des <strong>Personal</strong>wesens im Prozess<br />
Im Rahmen des zweiten Zukunfts-Workshops hatte sich die Leikom-Arbeitsgruppe die Frage<br />
nach einer effizienteren und effektiveren <strong>Personal</strong>managementstrategie gestellt.<br />
> Zielstel<strong>lung</strong><br />
Ziel der Arbeiten war heraus zu filtern, welche Schritte das <strong>Personal</strong>management dazu<br />
befähigen, sich als Partner der Geschäftsführung zu etablieren sowie nachhaltige<br />
Dienstleitungen für die operativen Einheiten (Leitungsebene) und die Mitarbeiter zu<br />
entwickeln.<br />
> Voraussetzungen<br />
<strong>Personal</strong>management als Prozesseigner <strong>von</strong>:<br />
<strong>Personal</strong>daten,<br />
Qualifikationsdaten,<br />
Zertifizierungsdaten,<br />
Stellenbeschreibungen/ Stellensystematik,<br />
Jobgruppen, Jobprofilen,<br />
Rekrutierung,<br />
Karriere- /Aufstiegs- / Weiterbildungsplanung,<br />
Nachfolgerege<strong>lung</strong> / Wissenstafetten ,<br />
Entlohnungs- / Prämienfindung.<br />
> <strong>Instrumente</strong> /Methoden<br />
<strong>Personal</strong>rekrutierung/ Arbeitgeberimage/ Regionale Schulpartnerschaften,<br />
Betreuung nach der Ausbildung / Talentzirkel / Talentbindung,<br />
Talentmanagement,<br />
Führungskräfteschu<strong>lung</strong>,<br />
Qualifizierungsmatrix /-planung/ -umsetzung,<br />
Gesundheitsmanagement,<br />
Integrations- / Eingliederungsmanagement,<br />
Nachfolgeplanung.<br />
29
Fazit<br />
Eine hochmoderne, flexible und innovative Produktion – unter Berücksichtigung der „Wiederbeschäftigungsfähigkeit“<br />
<strong>von</strong> Mitarbeitern bedarf eines effektiven und effizienten <strong>Personal</strong>managements,<br />
welches gleichwertig neben Finanzen, Technik und Prozessgestaltung <strong>zur</strong><br />
Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beiträgt.<br />
4.2 Workshop „Technischer Fortschritt und veränderte Arbeitsanforderungen -<br />
neue Herausforderungen an mitbestimmte <strong>Personal</strong>politik“<br />
Zur Überprüfung der Ergebnisse des Projekts <strong>LeiKom</strong> wurde im Rahmen der Gießereifachtagung<br />
2009 ein Workshop unter dem Titel „Technischer Fortschritt und veränderte Arbeitsanforderungen<br />
– Neue Herausforderungen an mitbestimmte <strong>Personal</strong>politik“ angeboten, an<br />
dem Vertreter aus 18 Gießereien teilnahmen. Bei den Teilnehmern handelte es sich um Betriebsräte,<br />
Geschäftsführer, <strong>Personal</strong>leiter und Sicherheitsfachkräfte. Sie repräsentierten<br />
sowohl große Unternehmen mit mehr als 2.500 Beschäftigten, als auch kleine Gießereien mit<br />
weniger als 150 Mitarbeitern. Dieser Workshop basierte inhaltlich und methodisch im Wesentlichen<br />
auf dem Modell des „<strong>LeiKom</strong>-Zukunftsworkshops“.<br />
Den Teilnehmern wurden zu Beginn des Workshops drei kurze Inputsequenzen (etwa zehn<br />
Minuten lang) mit den zentralen Forschungsergebnissen aus<br />
• Forschung und Technik,<br />
• Arbeitsgestaltung und <strong>Personal</strong>,<br />
• Mitbestimmung und Partizipation<br />
vorgestellt.<br />
In der Folge wurden zu jedem der drei Themenfelder den Workshopteilnehmern Hypothesen<br />
<strong>zur</strong> Bewertung angeboten. Als Methode wurde hierfür die „Aufstel<strong>lung</strong>s- oder Positionstechnik“<br />
verwendet, die sich etwa wie im Folgenden beschreiben lässt.<br />
> Vorgehen<br />
Die Teilnehmer „positionieren“ sich nacheinander für jede Hypothese auf einem der drei<br />
„Meinungsfelder“: „stimme der Aussage zu“, „stimme der Aussage nicht zu“ und „habe keine<br />
Meinung“.<br />
Der Moderator interviewt in der Folge ein bis zwei Personen auf dem jeweiligen „Standpunkt“<br />
und stellt vertiefende Fragen.<br />
30
Die Vertei<strong>lung</strong> der Teilnehmer auf den Meinungsfeldern wird je Hypothese notiert und liefert<br />
für die Endrunde eine Rangliste.<br />
Zentrale oder interessante Kommentare werden stichpunktartig notiert und in der Endrunde<br />
ausgewertet.<br />
So viel <strong>zur</strong> Methode. Im Folgenden wird dargestellt, welche inhaltlichen „Hypothesen“ vorgegeben<br />
wurden.<br />
4.2.1 Hypothesen zum Thema Forschung und Technik<br />
Folgende Thesen hatten die Moderatoren für diese erste Phase im Workshop vorbereitet<br />
(Tafel 4-1):<br />
• Neue Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien sind ein Garant <strong>zur</strong> Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit <strong>von</strong> Unternehmen der Gießereibranche und sind unbedingt<br />
notwendig.<br />
• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind zentrale Treiber <strong>zur</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />
• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> bedingen permanenten Wandel – nur wer sich zielgerichtet<br />
bewegt, kommt weiter – Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist kein Selbstzweck, sondern sollte<br />
im Kontext <strong>von</strong> vorhandenen Potenzialen, Risiken und Chancen entwickelt werden. Leitlinien<br />
sind ein erster Schritt dafür.<br />
• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> erfordert Ressourcen (Zeit, Geld, Geduld und Talente). Wie<br />
werden diese Ressourcen gemanagt?<br />
31
Abstimmungsergebnis<br />
Tafel 4-1: Hypothesen zum Thema „Forschung und Technik“ - Abstimmungsergebnis<br />
"Neue Technologien, Werkstoffe &<br />
Konstruktionsprinzipien sind ein Garant <strong>zur</strong> Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit <strong>von</strong> Unternehmen der<br />
Gießereibranche und unbedingt notwendig."<br />
„Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> bedingen permanenten<br />
Wandel – nur wer sich zielgerichtet bewegt kommt<br />
weiter“<br />
Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind der zentrale Treiber<br />
<strong>zur</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
„FuE erfordern Ressourcen (Zeit, Geld, Geduld &<br />
Talente). Unsere Potentiale werden zielgerichtet<br />
gefördert unser Wissen stetig gepflegt und weiter<br />
entwickelt“<br />
These<br />
stimmt<br />
18<br />
17<br />
9<br />
1<br />
These<br />
stimmt<br />
nicht<br />
0<br />
0<br />
7<br />
9<br />
Keine<br />
Meinung<br />
Die Gliederung dieser Thesen folgt dem Prinzip „vom Allgemeinen zum Konkreten“. Der allgemeinen<br />
These wird in der Regel – hier wie auch in den folgenden Abschnitten – uneingeschränkt<br />
zugestimmt. Je konkreter aber die Behauptung wird, umso mehr differenziert sich<br />
das Bewertungsergebnis.<br />
Der Hypothese: „Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind der zentrale Treiber“ stimmen uneingeschränkt<br />
nur noch neun Personen zu – andere sehen in den Aspekten Qualität, Preis, Liefertreue<br />
weitere zentrale Treiber des Wettbewerbs. Die abschließende Behauptung <strong>zur</strong> Förderung<br />
der innerbetrieblichen Potenziale für Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im eigenen Betrieb<br />
liefert ein zwiespältiges Bild. Demnach stimmt nur ein Teilnehmer der These zu, dass die<br />
Forschung- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Potenziale innerhalb seines Unternehmens gefördert gezielt<br />
werden. Neun Vertreter sehen hier eindeutig Hand<strong>lung</strong>sbedarf, und acht Personen enthielten<br />
sich einer Bewertung, wollten oder konnten sich nicht eindeutig entscheiden.<br />
Den Workshopteilnehmern wurden nach jeder These/Positionierung vertiefende Fragen gestellt,<br />
die Aufschluss über die zugrundeliegenden Einschätzungen liefern sollten.<br />
0<br />
1<br />
2<br />
8<br />
32
Diskussion der Thesen<br />
Wie ist Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Unternehmen etabliert?<br />
Von den 18 vertretenden Unternehmen sind zehn Unternehmen im Bereich Forschung und<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> regelmäßig aktiv – darunter ist allerdings nur ein Unternehmen mit weniger als<br />
250 Beschäftigten. Nur in vier dieser zehn forschungs- und entwick<strong>lung</strong>saktiven Unternehmen<br />
werden die Beschäftigten frühzeitig und aktiv in den Prozess mit einbezogen. Die anderen<br />
acht Unternehmen sind lediglich sporadisch in Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> tätig. Sie alle<br />
zählen zu den kleineren Gießereien.<br />
Die Funktion „Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>“ ist in den Gießereien sehr unterschiedlich etabliert.<br />
Neben eigenen Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sabtei<strong>lung</strong>en existieren auch Formen des<br />
Projektmanagements, in denen Personen/Experten – meist aus unterschiedlichen Funktionsbereichen<br />
– temporär zu spezifischen Themen zusammenarbeiten. Darüber hinaus gibt<br />
es Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Projekte mit Kunden und Lieferanten sowie im Fall der<br />
kleinen Gießerei (aber nicht nur dort) eine intensive Kooperation mit einer Universität.<br />
Das Verständnis <strong>von</strong> betrieblichen Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Prozessen ist allerdings<br />
sehr weit gefasst. Es werden nicht nur die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Produkte und die Reorganisation<br />
der Prozesse darunter gefasst, sondern auch Themen der Energieeffizienz, des Unfallschutzes,<br />
des Gesundheitsmanagements sowie der Prozessoptimierung.<br />
Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> als alleinige Strategie ist in keinem Unternehmen vorhanden,<br />
sondern sie wird immer im Kontext mit anderen Zielen gesehen, wie Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />
<strong>zur</strong> Sicherung der Qualitätsführerschaft, Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>zur</strong> Sicherung der<br />
Kostenführerschaft; nur in einem Fall gilt Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> als zentrale Strategie<br />
<strong>zur</strong> Sicherung der Technologieführerschaft.<br />
Diese Vielfalt spiegelt sich auch wieder in der Bereitstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Ressourcen <strong>zur</strong> Sicherung<br />
und Fortentwick<strong>lung</strong> der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Potenziale. Hier gibt es nur bedingt<br />
konkrete Strukturen der <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong>, der Fort- und Weiterbildung oder der Kooperation<br />
mit Herstellern, Kunden oder Universitäten. Die Frage, ob Kleinserienproduzenten innovativer<br />
sind als Großserienproduzenten, wurde <strong>von</strong> allen Teilnehmern verneint.<br />
> Erste Zwischenbilanz<br />
Zusammenfassend kann also festgestellt werden: Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird grundsätzlich<br />
ein hoher Stellenwert <strong>zur</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit eingeräumt. Betrachtet<br />
man die Praxis in den Unternehmen aber, relativiert sich diese Zustimmung. Nur die Hälfte<br />
der Unternehmen sind regelmäßig in Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> aktiv, wobei kleinere<br />
Betriebe eher nicht zu der Gruppe zählen. Bei den Teilnehmern besteht ein umfassendes<br />
Verständnis <strong>von</strong> Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>. Neben Aspekten der Technologie, der Konstruktionsprinzipien<br />
und der Werkstoffe zählen auch Themen der Energieeffizienz, des Ar-<br />
33
eits- und Unfallschutzes und der Qualitäts- und Prozessoptimierung zu Aktionsfeldern. Forschung<br />
und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist in nur einem Fall eine zentrale Unternehmensstrategie – in allen<br />
anderen Fällen stellt Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> hingegen ein Instrument <strong>zur</strong> Erfül<strong>lung</strong> <strong>von</strong><br />
zentralen Unternehmenszielen dar. Auf die Frage, wie die Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-<br />
Potenziale im Unternehmen entwickelt und gepflegt werden, wurde deutlich, dass es keine<br />
bzw. nur marginale Strukturen <strong>zur</strong> Sicherung und Fortentwick<strong>lung</strong> der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spotenziale<br />
in den Betrieben gibt.<br />
4.2.2 Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“<br />
Folgende Hypothesen wurden formuliert (Tafel 4-2):<br />
• Neue Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien bedingen zukünftig verstärkt<br />
qualifiziertes <strong>Personal</strong> und intelligente Arbeitssysteme.<br />
• <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und Arbeitsorganisation sind zentrale strategische Themen in den<br />
Unternehmen.<br />
• Die Einführung intelligenter Arbeitssysteme scheitert an der Tatsache, dass eine Vielzahl<br />
(älterer) Beschäftigter nicht über die ausreichende Qualifizierung verfügen.<br />
• „Nur was man messen kann, kann man steuern“ - Die Aktualität und Güte der <strong>Personal</strong>-<br />
und Qualifikationsdaten ist un<strong>zur</strong>eichend - insofern ist keine Steuerung möglich.<br />
34
Abstimmungsergebnis<br />
Tafel 4-2: Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“ - Abstimmungsergebnis<br />
Neue Technologien, Werkstoffe &<br />
Konstruktionsprinzipien bedingen zukünftig verstärkt<br />
qualifiziertes <strong>Personal</strong> und intelligente Arbeitssysteme<br />
<strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> & Arbeitsorganisation sind<br />
zentrale strategischen Themen in den Unternehmen.<br />
Die Einführung intelligenter Arbeitssysteme scheitert<br />
an der Tatsache, dass eine Vielzahl (älterer)<br />
Beschäftigter nicht über die ausreichende<br />
Qualifizierung verfügen<br />
„Nur was man messen kann, kann man steuern“ - Die<br />
Aktualität und Güte der <strong>Personal</strong>- und<br />
Qualifikationsdaten ist un<strong>zur</strong>eichend – insofern ist<br />
keine Steuerung möglich<br />
These<br />
stimmt<br />
18<br />
3<br />
7<br />
7<br />
These<br />
stimmt<br />
nicht<br />
13<br />
11<br />
7<br />
Keine<br />
Meinung<br />
Bei der Bewertung der Thesen zum Aspekt <strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme wiederholt sich das<br />
Bewertungsschema – und das Antwortverhalten differenziert sich in ähnlicher Weise wie im<br />
vorhergehenden Abschnitt. Demnach stimmen alle Teilnehmer den „Allgemeinplätzen“ zu.<br />
Die Untersetzung mit spezifischen Thesen <strong>zur</strong> Ausgestaltung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und<br />
der Arbeitssysteme innerhalb des eigenen Unternehmens wird weitaus kritischer bewertet.<br />
Alle Teilnehmer sind der Meinung, dass neue Technologien, Werkstoffe etc. qualifiziertes<br />
<strong>Personal</strong> und intelligentere Arbeitssysteme bedingen. In 13 <strong>von</strong> 18 Unternehmen (72%)<br />
spielt der Aspekt <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und Arbeitssystemgestaltung allerdings nur eine rudimentäre<br />
Rolle. Die Einschätzung, dass die Einführung intelligenter Arbeitssysteme an der<br />
Vielzahl älterer und gering qualifizierter Beschäftigter scheitert, teilen sieben Personen – elf<br />
Personen lehnen diese These ab.<br />
Am stärksten variierte die Bewertung <strong>zur</strong> letzten These. Gefragt nach der Güte der Daten<br />
des <strong>Personal</strong>wesens im eigenen Unternehmen waren sieben Personen der Meinung, über<br />
ausreichend brauchbare und aktuelle Daten zu verfügen. Sieben lehnten diese Aussage für<br />
ihr Unternehmen ab und vier Personen waren sich für ihr Unternehmen nicht ganz sicher.<br />
2<br />
4<br />
35
Was im Antwortverhalten auffällt: Die Personen – überwiegend Betriebsräte – sind in diesem<br />
Feld entscheidungssicherer: Die Zahl derjenigen, die „Keine Meinung“ zu den unterschiedlichen<br />
Fragen haben, ist deutlicher geringer als im vorigen Abschnitt.<br />
> Diskussion der Thesen<br />
Die Kommentare und Statements zu den oben angeführten Thesen waren zum Teil sehr<br />
unterschiedlich, und die Diskussionen zu dem Themenfeld „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“<br />
wurden vielfach sehr kontrovers geführt. Ausschlaggebend für die unterschiedlichen Positionen<br />
waren offenbar die unterschiedlichen Funktionen der Personen (Leitender Mitarbeiter,<br />
Geschäftsführer, Betriebsrat oder Fachkraft für Arbeitsschutz). Vor allem im Zusammenhang<br />
mit alternden Belegschaften wurde unter den Stichworten Routine und Erfahrung, Leistungsminderung<br />
und Stagnation die Komplexität des Themas mehr als deutlich. Von einer<br />
Gruppe wurde argumentiert, dass ein Teil der älteren Beschäftigten sich über die Jahre in<br />
internen Prozessen stetig selbst fortgebildet und weiterentwickelt hat – zugleich aber auch<br />
festgestellt, dass ein anderer Teil der Beschäftigten sich kaum weiterentwickelt hätte und<br />
zunehmend durch Überforderung belastet sei. Lösungen in Form der Zertifizierung <strong>von</strong> beiläufig<br />
erworbenen „Quasi-Qualifikationen“, die Ermitt<strong>lung</strong> und Festlegung <strong>von</strong> „internen Karrierewegen/Fachkarrieren“<br />
wurden andiskutiert – sind allerdings in keinem der Unternehmen<br />
bislang praktiziert worden. Gleiches gilt für die Themen Wissenssicherung <strong>von</strong> Ausscheidenden<br />
oder Talentbindung.<br />
4.2.3 Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie<br />
Die Vorgaben für die Diskussion in diesem Abschnitt waren <strong>von</strong> folgenden Überlegungen<br />
geleitet (Tafel 4-3):<br />
• Neue Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien bestimmen über die Zukunft<br />
des Unternehmens und der Arbeit. Betriebsräte dürfen sich nicht nur auf die Bewältigung<br />
der Folgen <strong>von</strong> technischen Innovationen beschränken, sondern sie müssen sich aktiv in<br />
den <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozess einschalten.<br />
• Betriebsräte müssen aktiv die Strategiefindung und -umsetzung im Unternehmen beeinflussen<br />
und sie kritisch-konstruktiv begleiten. Sie sind ein wichtiger Partner bei der Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit und damit der Sicherung vorhandener und zukünftiger Arbeitsplätze.<br />
• Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien ist Aufgabe<br />
der Unternehmensleitung und ihrer Experten, da hält sich der Betriebsrat lieber raus.<br />
36
• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind in der Arbeit der Betriebsräte ein Randthema. Erst bei<br />
Fragen der Umsetzung, Versetzung und <strong>Personal</strong>abbau im Rahmen <strong>von</strong> Investitionen in<br />
neue Technologien beschäftigt sich der Betriebsrat mit den Themen.<br />
> Abstimmungsergebnis<br />
Tafel 4-3: Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie -<br />
Abstimmungsergebnis<br />
Neue Technologien, Werkstoffe & Konstruktionsprinzipien<br />
bestimmen über die Zukunft des Unternehmens und der<br />
Arbeit. Betriebsräte dürfen sich nicht nur auf die<br />
Bewältigung der Folgen <strong>von</strong> technischen Innovationen<br />
beschränken, sondern müssen sich aktiv in den<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozess einschalten.<br />
Betriebsräte müssen aktiv die Strategiefindung und –<br />
umsetzung beeinflussen und sie kritisch-konstruktiv<br />
begleiten. Sie sind ein wichtiger Partner bei der Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit und damit der Sicherung<br />
vorhandener und zukünftiger Arbeitsplätze.<br />
Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Technologien, Werkstoffe und<br />
Konstruktionsprinzipien ist Aufgabe der<br />
Unternehmensleitung und ihrer Experten, da hält sich der<br />
Betriebsrat lieber raus.<br />
Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind in der BR-Arbeit ein<br />
Randthema. Erst bei Fragen der Umsetzung, Versetzung und<br />
<strong>Personal</strong>abbau im Rahmen <strong>von</strong> Investitionen in neue<br />
Technologien beschäftigt sich der BR mit den Themen.<br />
These<br />
stimmt<br />
14<br />
14<br />
These stimmt<br />
nicht<br />
4<br />
14<br />
14<br />
Keine<br />
Meinung<br />
Das Meinungsbild zu Rolle und Funktion <strong>von</strong> Betriebsräten war auch in diesem Fall geprägt<br />
<strong>von</strong> der Funktion der Teilnehmer im Betrieb. Nicht alle Vertreter der betrieblichen Leitungsebene<br />
sahen in den Betriebsräten gleichwertige Partner bei der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Umsetzung<br />
<strong>von</strong> Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sstrategien. Doch auch die Gruppe der Betriebsräte war<br />
sich in der Frage, wie aktiv sich der Betriebsrat in solchen Themen einschalten solle oder<br />
dürfe, nicht einig.<br />
In einem Fall waren sich aber sowohl die Betriebsräte als auch ein Vertreter einer Unternehmensleitung<br />
darüber einig, dass vor allem in Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sfragen eine<br />
frühzeitige Einbindung „auf Augenhöhe“ notwendig sei. Einer der Kommentare dazu: „Die<br />
Verantwortung beginnt bereits am Anfang der Reise. Hier werden die Grundlagen gelegt, wie<br />
der Wandel gestaltet werden kann und welche Alternativen der Gestaltung existieren.“ Deutlich<br />
wurden aber auch in dieser Diskussion die Bedenken der Betriebsräte, sich als „Co-<br />
Manager“ einbinden zu lassen sowie deren Befürchtungen, nur un<strong>zur</strong>eichend die Tragweite<br />
der Entscheidungen wirklich ermessen zu können.<br />
4<br />
4<br />
4<br />
37
4.2.4 Gesamtbewertung der Workshopergebnisse<br />
Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird <strong>von</strong> allen Teilnehmern und allen Funktionsgruppen als einer<br />
der wichtigen Treiber für den erfolgreichen Wettbewerb angesehen. Die Definition <strong>von</strong><br />
Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird dabei nicht beschränkt auf rein technologische Aspekte, wie<br />
Konstruktionsprinzipien und Werkstoffe, sondern umfasst auch Themen wie Energieeffizienz,<br />
Gesundheitsmanagement, Arbeitssystemgestaltung und Qualifikationsentwick<strong>lung</strong>. Damit<br />
wird das forschungsleitende Grundprinzip im <strong>LeiKom</strong>-Projekt einer „nachhaltigen Forschung<br />
und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>“ bestätigt (TOP-Wirkungsdreieck). Lediglich in einem Fall ist Forschung und<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ein eigenständiger Treiber in der Unternehmensstrategie. In allen anderen Unternehmen<br />
gilt Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> eher als ein Weg <strong>zur</strong> Erfül<strong>lung</strong> der unterschiedlichen<br />
zentralen Unternehmensstrategien (Kostenführer, Qualitätsführer, Marktführer,…).<br />
Die innerbetriebliche Organisation <strong>von</strong> Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist vielfältig und reicht<br />
<strong>von</strong> eigenen Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sabtei<strong>lung</strong>en, über Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprojekte<br />
<strong>von</strong> Fall zu Fall bis hin zu externen Kooperationen. Eine wesentliche Determinante<br />
<strong>zur</strong> konkreten Ausgestaltung der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saktivitäten bildet dabei<br />
die Unternehmensgröße und der Grad der Eigenständigkeit der Gießerei. In der Bewertung,<br />
wie intensiv die Unternehmen die für Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> erforderlichen Potenziale<br />
pflegen, entwickeln und ausbauen, wird deutlich, dass wenig gezielte Investitionen in diesem<br />
Bereich stattfinden.<br />
Dies wird vor allem im zweiten Themenfeld zu <strong>Personal</strong> und Arbeitssystemgestaltung noch<br />
deutlicher. Hier waren die Teilnehmer überwiegend der Meinung, dass der technische Fortschritt<br />
zu einem stetigen Anstieg bezüglich der Qualifikation und Einsatzflexibilität führt. Allerdings<br />
sind nur wenige Unternehmen wirklich aktiv in diesen Feldern tätig. Dies bestätigt<br />
ein weiteres Forschungsergebnis aus <strong>LeiKom</strong>. Die Förderung <strong>von</strong> intelligenten Arbeitssystemen,<br />
die umfänglich die Qualifikation und das Leistungsvermögen (Beschäftigungsfähigkeit)<br />
der Mitarbeiter fördern, ist eher noch die Ausnahme. Die Vermutung, dass Betriebsräte<br />
hier eher als „Innovationsbremse“ fungieren, konnte nicht widerlegt werden. Der Konflikt zwischen<br />
der sozialen Sicherung der „älteren“ Beschäftigten und der Förderung der „jüngeren“<br />
Beschäftigten scheint die alltägliche Betriebspolitik besonders stark zu prägen.<br />
Doch auch in diesem Fall wird ein Umdenken der beteiligten Akteure sichtbar. Kommentare<br />
wie „Nachhaltigkeit in <strong>Personal</strong>fragen bedeutet eben auch, dass man das, was man raus<br />
nimmt, auch wieder <strong>zur</strong>ückführt.“ Beispiele dafür, dass über die letzten Jahrzehnte sich zumindest<br />
ein Teil der Beschäftigten über alternative Karrierepfade innerhalb <strong>von</strong> Gießereien<br />
weiter entwickeln konnten, sind genauso ein Hinweis auf die Flexibilität des Systems, wie die<br />
Tatsache, dass mit dem Austritt <strong>von</strong> älteren Know-How-Trägern ein hohes Risiko für die Un-<br />
38
ternehmen gesehen wird. Allerdings stimmen alle Teilnehmer der Auffassung zu, dass diese<br />
Fälle bisher eher die Ausnahme und nicht die Regel waren.<br />
Nichts desto trotz sehen die Beteiligten einen hohen Mehrwert in der Schaffung <strong>von</strong> Fachkarrieren,<br />
der Förderung der Grundqualifikation und der Quasi-Zertifizierung <strong>von</strong> praktisch erworbenem<br />
Wissen. Hier gelte es, die bisherigen informellen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spfade zu formellen<br />
Fachkarrierewegen zu etablieren. Die Konfliktlinie für Betriebsräte liegt dabei insbesondere<br />
in der Sicherung des „erworbenen Status“ der älteren Belegschaftsteile und der notwendigen<br />
Neuausrichtung der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spfade für die jüngeren und teilweise formell höher qualifizierten<br />
Beschäftigten. Zugleich scheint diese Konfliktlinie auch einer der primären Beweggründe<br />
dafür zu sein, dass Betriebsräte eher passiv mit den Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung<br />
<strong>von</strong> Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozessen umgehen. Das Risiko für Betriebsräte,<br />
Entscheidungen mit tragen zu müssen, die einer der Beschäftigtengruppen zum Nachteil<br />
gerät, scheint ihnen zu hoch.<br />
Allerdings scheinen Betriebsräte auch nur bedingt die Möglichkeiten, die ihnen das Betriebsverfassungsgesetz<br />
insbesondere im Bereich <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> <strong>zur</strong> Verfügung stellt, für<br />
sich zu nutzen. Hier liegt nach Ansicht <strong>von</strong> Fachleuten einer der zentralen Ansatzpunkte, die<br />
Potenziale <strong>von</strong> Betriebsräten für eine aktivere Mitgestaltung der betrieblichen Forschungsund<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spolitik zu fördern. Dies würde beispielsweise über die gezielte Einflussnahme<br />
auf eine nachhaltig ausgerichtete Qualifizierungspolitik und <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />
möglich sein. Andere zentrale Themen, wie beispielsweise Gesundheit oder Energieeffizienz,<br />
könnten sich zudem sogar als originäre Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Themenfelder<br />
<strong>von</strong> Betriebsräten eignen.<br />
39
5 Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger Innovationsprojekte<br />
Beschrieben werden Methoden, die es dem Nutzer Schritt für Schritt und weitgehend im<br />
Selbstlernprozess erlauben, die notwendigen Grundlagen <strong>zur</strong> Planung, Durchführung und<br />
Auswertung komplexer Projekte zu erarbeiten (Abbildung 5-1). Je nach Thema und Komplexität<br />
kann die Einbindung externen Sachverstands in Form eines Coachings angeraten<br />
sein.<br />
Was?<br />
Was? Wer?<br />
Ziel<br />
Ablaufplan finaler Workshop<br />
Input<br />
Input<br />
Matching Modell<br />
Ziele<br />
„Szenarien“<br />
Stand 200x –<br />
Zusammenfassung<br />
Ziel 20xx<br />
ca. 1 Std.<br />
ca. 1,5 – 2 Std<br />
Ca. 3 Std.<br />
Ca. 1 Std<br />
Funktionsleiter Funktionsleiter<br />
Alle in x<br />
Gruppen<br />
Alle<br />
�� Ziele Technik<br />
�� SWOT Technik<br />
�� Ziele Prozesse<br />
�� SWOT Prozesse<br />
�� Ziele <strong>Personal</strong><br />
�� SWOT <strong>Personal</strong><br />
�� Bi-thematische Ergebnisse �� Bearbeitung der<br />
�Technik �Technik - Prozesse einzelnen Szenarien im<br />
�Technik �Technik - <strong>Personal</strong> Kontext <strong>zur</strong><br />
�Prozesse �Prozesse - <strong>Personal</strong> Unternehmensstrategie<br />
�� Erarbeitung je einer<br />
�� Vorstel<strong>lung</strong> der (2-5) SWOT-Matrix (1,5 – 2<br />
Hauptszenarien<br />
Std.)<br />
�� Vorstel<strong>lung</strong> der jeweiligen<br />
SWOT- Matrix<br />
�� Kurzpräsentation der<br />
Ergebnisse aus den<br />
Arbeitsgruppen<br />
�� Auswahl des prioritären<br />
Modells<br />
�� Erarbeitung eines<br />
Maßnahme-<br />
Aktivitätenkatalogs gemäß<br />
dem prioritären Modells<br />
�� Konzentrierter Überblick<br />
zum aktuellen Stand im<br />
Unternehmen, den<br />
Zeilen, Chancen und<br />
Risiken<br />
Abbildung 5-1: Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger<br />
Innovationsprojekte<br />
5.1 Betriebliche Alterstrukturanalyse<br />
Zeit<br />
Schnittstelle Technik Organisation<br />
- ressourcenoptimierte Prozesse<br />
- stoffkreislaufoptmierte Prozesse<br />
-Flexibilität<br />
-Qualität<br />
- Kommunikation/ Wissen<br />
-...<br />
Organisation/<br />
Prozesse<br />
Finanzen<br />
<strong>Personal</strong> Technik<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Technik<br />
Nachhaltigkeit<br />
und<br />
Innovation<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Strategien<br />
Prozesse<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Schnittstelle Mensch Technik<br />
- gesundheitsförderliche Technikgestaltung<br />
- alterstabile Anforderungen<br />
- qualifikationsförderlicheTechnikgestaltung<br />
- lernförderliche Technikgestaltung<br />
- wissensgenerierende Technikgestaltung<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme SWOT<br />
Externe Analyse<br />
Risiken Chancen<br />
(Threats) (Opportunities)<br />
Interne Analyse<br />
Stärken (Strength) Schwächen (Weakness)<br />
Die „betriebliche Altersstrukturanalyse“ bildet die Basis für sämtliche weitere Arbeiten im Bereich<br />
des nachhaltigen <strong>Personal</strong>managements (Abbildung 5-2). Altersstrukturanalysen beschäftigen<br />
sich in der Regel lediglich mit den Ausprägungen im IST. Betrachtungsebene ist<br />
in diesem Falle das Gesamtunternehmen.<br />
<strong>Personal</strong><br />
Schnittstelle Organisation Mensch<br />
gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation (AO), alterstabile AO,<br />
qualifikationsförderliche AO, lernförderliche AO, wissensgenerierende AO<br />
Leikom<br />
Zukunfts-<br />
werkstatt<br />
Analyse<br />
Strategische Zielsetzung für<br />
S-O: Verfolgen <strong>von</strong> neuen<br />
Chancen, die gut zu den<br />
Stärken des Unternehmens<br />
passen<br />
Strategische Zielsetzung für<br />
S-T: Stärken nutzen, um<br />
Bedrohungen abzuwenden.<br />
Strategische Zielsetzung für<br />
W-O: Schwächen eliminieren,<br />
um neue Möglichkeiten zu<br />
nutzen<br />
Strategische Zielsetzung für<br />
W-T: Verteidigungsstrategien<br />
entwickeln, um vorhandene<br />
Schwächen nicht zum Ziel<br />
<strong>von</strong> Bedrohungen werden zu<br />
lassen.<br />
Quelle: wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/SWOT-Analyse<br />
40
Steigende Komplexität aufgrund Anforderungen an Daten<br />
Historie<br />
Nachhaltiges <strong>Personal</strong>management<br />
IST Add on Zukunft<br />
Gesundheitsmanagment Interne & externe Strategisches <strong>Personal</strong>-<br />
Über-Unterforderung<br />
Talent-Management<br />
Wissensmanagement<br />
Produkt<br />
…<br />
Kennzahlen:<br />
•Krankenquote<br />
•Unfallquote<br />
•<strong>Personal</strong>bedarf<br />
•Qualifizierung<br />
management<br />
Mitarbeiterportfolio-<br />
Analyse<br />
Zukunftswerkstatt<br />
Thematisieren (Rekrutierung/Gesundheit/Wissen/…)<br />
Altersstrukturbericht zu:<br />
Geschäftsbereiche<br />
Statusgruppen<br />
Hierarchielevel<br />
…<br />
•Arbeitsmarkt<br />
•Schulabgänger<br />
•…<br />
Interne Kenn-<br />
Zahlen:<br />
Strukturieren (OE/Status/Hierarchie/Job-Familie/…)<br />
Altersstrukturbericht<br />
Entgelt<br />
•Produktivität<br />
•Leiharbeit<br />
•Befristet<br />
•Fremdvergabe<br />
•…<br />
Gesamtunternehmen<br />
Prognosen zu:<br />
•Geschäftsbereiche<br />
•Statusgruppen<br />
•Hierarchielevel<br />
•…<br />
Altersstrukturprognose<br />
Steigende Komplexität aufgrund Simulationsanforderungen<br />
Abbildung 5-2: Nachhaltiges <strong>Personal</strong>management und Altersstrukturanalyse<br />
> Ziel<br />
Hauptziele der Methodik sind:<br />
• Routinen in der Erstanalyse entwickeln<br />
• Berichte einfach und schnell erstellen<br />
• Fakten liefern<br />
• Strategiefähigkeit des Unternehmens begründen<br />
> Warum?<br />
Die Debatten und Diskussionen um den demografischen Wandel in Deutschland sind weitgehend<br />
bekannt. Unterschätzt werden allerdings noch die Auswirkungen auf den eigenen<br />
Betrieb/das eigene Unternehmen. Mit dem Basisbericht soll ein erster Schritt <strong>zur</strong> Dokumentation<br />
und Erfassung der primären Kennzahlen zu den demografischen Effekten innerhalb<br />
der Belegschaft geliefert werden.<br />
Zugleich ist der Basisbericht der Grundstein <strong>zur</strong> Erhebung der Dynamik <strong>von</strong> demographischen<br />
Effekten im Unternehmen.<br />
41
Wie?<br />
Zur Erstel<strong>lung</strong> eines Basis-Altersstrukturberichtes sind keine speziellen <strong>Instrumente</strong> notwendig.<br />
Die Daten können zumeist aus der <strong>Personal</strong>stammverwaltung entnommen und mit Hilfe<br />
<strong>von</strong> Tabellenkalkulationsprogrammen bearbeitet werden. Für die weitere Beschreibung der<br />
Vorgehensweise und der Ergebnisse wird an dieser Stelle das Instrument HCscore3 <strong>von</strong> H-<br />
Faktor genutzt.<br />
> Was benötigt das Unternehmen?<br />
• <strong>Personal</strong>stammdaten<br />
Geburtsdatum,<br />
Geschlecht,<br />
Status (Lohn vs. Gehalt).<br />
• Standarddaten/Kennzahlen (optional)<br />
Anzahl Befristete Verträge,<br />
Anzahl passive Altersteilzeit/ Studium/ Elternzeit/ Sabbatical,<br />
Anzahl Auszubildende,<br />
FTE (Full Time Equivalent).<br />
> Welche Funktionsgruppen sollten im Prozess involviert sein?<br />
• Geschäftsführung,<br />
• Betriebsrat,<br />
• <strong>Personal</strong>leitung.<br />
Der <strong>Personal</strong>leitung obliegt die Aufarbeitung der Berichte. Inhalt und Umfang sollten <strong>von</strong><br />
Geschäftsführung und Betriebsrat gemeinsam festgelegt werden. Teilweise existieren bereits<br />
für einige Branchen tarifrechtliche Rege<strong>lung</strong>en zu diesem Thema (Chemie/Stahlerzeugung).<br />
Es folgen die Hauptphasen des Projektes.<br />
> Datensamm<strong>lung</strong> - Stammdaten<br />
Zusammenführung der Daten aus den <strong>Personal</strong>stammdaten und falls notwendig aus der<br />
Stellensystematik bzw. Organisationssystematik (Tafel 5-1).<br />
42
Tafel 5-1: Daten für Altersstrukturanalysen<br />
Je Beschäftigtem wird eine Informationszeile angelegt. Zur Berechnung sind mindestens<br />
Angaben zum Alter, Geschlecht und Status (gewerblich/angestellt) notwendig/sinnvoll. Die<br />
Altersangabe benötigt man für die Berechnung, die beiden anderen Items sind erste grobe<br />
Selektionskriterien.<br />
Grundsätzlich sollte nicht mit dem Originaldatensatz gerechnet werden. Aus den Stammdaten<br />
sind sämtliche personenbezogenen Daten zu löschen (Datenschutz!), hier insbesondere<br />
Namen, Kontaktdaten und Kontoverbindungen. Grundsätzlich wird angeraten, dass zum<br />
Zwecke der Anonymisierung Mitarbeiter mindestens zu Gruppen <strong>von</strong> > 6 Personen zusammen<br />
zu fassen sind, einige raten auch zu einer Mindestgröße <strong>von</strong> 10 Personen. In der Praxis<br />
wird dieser Punkt kritisch diskutiert. Bezüglich der Übernahme weiterer Daten, die ggf.<br />
Rückschlüsse auf die Person zulassen, sind die in Tafel 5-2 folgende Vor- und Nachteile zu<br />
beachten:<br />
43
Tafel 5-2: Vor- und Nachteile der Arten <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten<br />
Item Vorteil Nachteil<br />
Geburtsdatum Hohe Aussagefähigkeit bereits<br />
für IST-Analyse und für<br />
kurzfristige (< 5 Jahre)<br />
Trenduntersuchungen<br />
Alter in Jahren Datenschutz höher, da Personen<br />
eines Jahrgangs zusammengefasst<br />
werden<br />
Alter in 5 Jahreskohorten Datenschutz hoch, da Personen<br />
über 5 Jahre zusammengefasst<br />
werden<br />
<strong>Personal</strong>-ID Konkrete Auswahlmöglichkeit<br />
für <strong>Personal</strong>maßnahmen<br />
mittels Abgleich mit <strong>Personal</strong>stammdatensatz<br />
Rückschlüsse auf einzelne<br />
Personen möglich; allerdings<br />
nur bei Abgleich <strong>von</strong> Originaldatensatz<br />
zu Analysedatensatz<br />
Lediglich 1 x jährlich Aktualisierung<br />
möglich. Für Controlling<br />
unscharf<br />
Extrem unscharfe Aussagen<br />
– nur für Langfristprognosen<br />
(> 20 Jahre) einigermaßen<br />
sinnvoll<br />
Rückführung auf Person<br />
durch Abgleich mit Orginaldatensatz<br />
möglich<br />
Die konkrete Ausgestaltung sollte im Rahmen einer Betriebsvereinbarung geregelt werden,<br />
HCscore3 arbeitet mit tagesaktuellem Alter ausgehend vom Geburtsdatum.<br />
Relevante Kennziffern, statistische Maßzahlen, Indizes und Faktoren <strong>zur</strong> Analyse <strong>von</strong><br />
Altersstrukturen<br />
Mit Hilfe der Altersstrukturanalyse sollen alterstypologische Grundmuster im Betrieb erkannt<br />
und auf dieser Basis aktuell dringliche Maßnahmen abgeleitet werden. Alterstypologische<br />
Grundmuster in Unternehmen sind das Ergebnis betrieblicher <strong>Personal</strong>maßnahmen vergangener<br />
Perioden – also Einstel<strong>lung</strong>en, Entlassungen, Versetzungen, outsourcing, outplacement<br />
etc.<br />
Aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen (Kündigungsschutzgesetz, Altersteilzeit…) und<br />
den Bedingungen auf den Beschaffungsmärkten (Überhang qualifizierter Arbeitssuchender,<br />
etc.) erfolgen diese Maßnahmen meist nach einheitlichen Mustern. In der Konsequenz sind<br />
somit heute diverse altertypologische Grundmuster unternehmensübergreifend zu identifizie-<br />
44
en. Dabei gilt, dass fast alle Unternehmen – je nach Sortierung (Bereiche/Job-Familien etc.<br />
– sämtliche Alterstypologien aufweisen.<br />
Die vier Grundmuster<br />
Meist lässt sich bei jedem Unternehmen mit einem Blick auf die Alterstruktur eine Tendenz<br />
zu einem der folgenden Alterstypologien feststellen, diese kann mehr oder weniger stark<br />
ausgeprägt sein, bildet aber die Basis für eine grundsätzliche Einschätzung und weitere Analysen<br />
(Abbildung 5-3 bis Abbildung 5-6):<br />
> Jugendzentrierte Altersstruktur<br />
Abbildung 5-3: Beispiel für jugendzentrierte Altersstruktur<br />
Chancen & Risiken:<br />
• mögliche fachliche und zeitliche Überforderung,<br />
• kaum prozessrobustes Wissen (auch im Umgang mit Technik und Kunden) sowie<br />
Gefahr <strong>von</strong> Unfällen auf Grund <strong>von</strong> mangelnder Routine,<br />
• Potentiell hohe Rate an freiwilliger Mobilität,<br />
• persönliche Bedingungen erlauben zumeist noch freiwilligen räumlichen Wechsel<br />
oder andere Veränderungen,<br />
• Gefahr langfristig versperrter Aufstiegsmöglichkeiten.<br />
45
Mittelaltzentrierte Altersstruktur<br />
Abbildung 5-4: Beispiel für mittelaltzentrierte Altersstrukturen<br />
Chancen & Risiken:<br />
• Anstieg gesundheitlicher Gefährdungen aufgrund steigender Gefahr chronischer Erkrankungen,<br />
• Rückgang des aktuellen, technologisch relevanten Wissens bei fehlenden Weiterbildungsaktivitäten<br />
,<br />
• Rückgang interner Flexibilitätspotentiale aufgrund Expertenwissen und steigender<br />
Routine,<br />
• Gefahr des Anstiegs „innerer Kündigung“,<br />
• Illoyaliität aufgrund langfristig versperrter Aufstiegs- oder verhinderter persönlicher<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>smöglichkeiten,<br />
• Bei stagnierender <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> kaum Möglichkeiten <strong>zur</strong> Integration jüngerer<br />
Mitarbeiter,<br />
• „Dornröschenschlaf“ im Funktionsbereich der <strong>Personal</strong>beschaffung.<br />
46
Altenzentrierte Altersstruktur<br />
Abbildung 5-5: Beispiel für alterszentrierte Altersstrukturen<br />
Chancen & Risiken:<br />
• Anstieg langfristiger gesundheitlicher Ausfälle aufgrund <strong>von</strong> chronischen Erkrankungen<br />
oder im Erwerbsleben erworbener Langzeitschäden,<br />
• Fehlen <strong>von</strong> aktuellem (technologisch relevanten) Wissen bei gleichzeitig fehlenden<br />
Weiterbildungsaktivitäten,<br />
• Fehlen <strong>von</strong> internen Flexibilitätspotentialen aufgrund <strong>von</strong> Expertenwissen und/oder<br />
jahrzehntelanger Routinetätigkeit.<br />
47
Bipolare Altersstruktur<br />
Abbildung 5-6: Beispiel für bipolare Altersstrukturen<br />
Chancen & Risiken:<br />
Chancen und Risiken vergleichbar mit den beiden Typen „jugendzentriert“ und „altenzentriert.<br />
Mangel an „erprobten“ Fachkräften – Risiko für Prozessqualität<br />
Historie und Altersstruktur<br />
In vielen Fällen lassen sich entlang der aktuellen Altersstruktur – vergleichbar mit einer Fieberkurve<br />
– Verläufe nachvollziehen. So sind Perioden des <strong>Personal</strong>aufbaus und -abbaus<br />
deutlich in der Altersstruktur zu identifizieren. Im weiteren Verlauf werden wir auf der Basis<br />
eines Beispieldatensatzes einer deutschen Gießerei den Demographiebericht anfertigen,<br />
wobei sämtliche gewonnene Erkenntnisse auch auf jedes andere Unternehmen einer gewissen<br />
Größe angewandt werden können.<br />
48
Abbildung 5-7: Beispielhafte Darstel<strong>lung</strong> einer Altersvertei<strong>lung</strong><br />
Die oben abgebildete Altersstruktur z.B. (Abbildung 5-7) ist für deutsche Gießereien nahezu<br />
idealtypisch – für den Zeitraum zwischen 2005 und 2010. Über 60 jährige sind mit rd. 2,3 %<br />
(Männer) die am Geringsten ausgeprägte Mitarbeitergruppe. 2,3% sind in der Relation zu der<br />
Altersgruppe 56-60 nur rund ein Viertel und bezogen auf die Gruppe der 51-55 jährigen sogar<br />
weniger als ein Fünftel. In dieser Kurve zeigen sich sowohl die Effekte der ATZ als auch<br />
die Tatsache des <strong>Personal</strong>abbaus in den frühen 90 er Jahren. Damals war es gerade die<br />
Gruppe der heute über 50jährigen, die <strong>von</strong> den diversen Reorganisationsmaßnahmen am<br />
stärksten getroffen wurde. Dann gibt es eine erste Aufbauphase vor rd. 10 Jahren, gefolgt<br />
<strong>von</strong> einer weiteren positiven <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Verlauf der letzten 3 – 5 Jahre.<br />
Wie oben schon erwähnt und wie hier deutlich wird, ist es unabdingbar, die Historie des Unternehmens<br />
oder der Branche zu kennen, da die Altersvertei<strong>lung</strong> einen guten Überblick über<br />
die <strong>Personal</strong>politik der vergangenen Jahr(zehnt)e gibt.<br />
Hilfreich sind Daten wie<br />
• ATZ-Programm (Anteil über 60-jähriger),<br />
• durchschnittliches Einstel<strong>lung</strong>salter (welche Altersgruppe wurde wann eingestellt),<br />
• <strong>Personal</strong>auf-/abbau vergangener Perioden (Hochs und Tiefs in der Altersstruktur).<br />
Die Visualisierung der Altersstruktur durch Alterspyramiden oder Balkendiagramme hat den<br />
Vorteil, dass ein schneller Überblick <strong>zur</strong> aktuellen Situation erzielt wird. Der Nachteil besteht<br />
49
allerdings darin, dass für Vergleiche zwischen Statusgruppen, Bereichen oder der Abbildung<br />
<strong>von</strong> Trends sehr schnell die Übersichtlichkeit verloren geht. Daher ist es sinnvoll, mit einigen<br />
Kennzahlen zu arbeiten. Hierfür bieten sich diverse statistische Lagemaße sowie in der Praxis<br />
entwickelte Indizes und Faktorenmodelle an.<br />
Statistische Lagemaße<br />
Statistische Lagemaße sind bspw.:<br />
• Durchschnittsalter,<br />
• Standardabweichung oder<br />
• analog zu Median, Quartile etc. Schnitte durch die Altersstruktur der Gesamtbelegschaft<br />
(Anteil Ü40, Ü50, Ü60 in % an Gesamt).<br />
HCscore³ ermöglicht eine leichte Ausgabe der obigen Lagemaße sowie weitere eigene<br />
Kennzahlen und Faktoren (Abbildung 5-8). Auch das Sortieren der Belegschaft nach beliebigen<br />
Altersgruppen ist möglich und vereinfacht die Auswertung enorm.<br />
Beispiel:<br />
Abbildung 5-8: Beispiel für Auswertung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten<br />
Zusammenfassend:<br />
Größenverhältnisse<br />
Wie „alt“ ist das Unternehmen?<br />
Wie „breit“ ist die<br />
Altersstruktur?<br />
Anteile der demogr.<br />
„Randgruppen“<br />
Ein Basisbericht „IST“ über das Gesamtunternehmen bietet lediglich einen ersten oberflächlichen<br />
demographischen Eindruck auf das Unternehmen als Ganzes.<br />
Zur genaueren demographischen Analyse des IST Zustandes ist eine vergleichende Strukturierung<br />
auf Basis <strong>von</strong> Organisationseinheiten unerlässlich, weil einzelne Problemfelder innerhalb<br />
des Unternehmens in ihrer Auswirkung auf Gesamt nur schwer zu erkennen sind.<br />
50
Die hier erarbeitete Erstanalyse des Gesamtunternehmens steht lediglich am Beginn einer<br />
umfassenden demographischen Untersuchung des Unternehmens.<br />
Auch wäre es sinnvoll, die demographische Untersuchung zusätzlich in einen (vorhandenen)<br />
<strong>Personal</strong>bericht zu integrieren.<br />
Der hier erarbeitete erste Teil eines Demographieberichtes könnte für unser Beispielunternehmen<br />
wie folgt aussehen:<br />
51
5.2 Dynamische Mitarbeiterportfolioanalyse; Know how - How To<br />
Fokus <strong>Personal</strong>bedarfsermitt<strong>lung</strong> & -deckung<br />
Im Rahmen des Leikom Projektes galt es, die Chancen und Risiken, die sich aus der aktuellen<br />
und zukünftigen Belegschaftsstruktur ergeben, mit Hilfe <strong>von</strong> Simulationen zu analysieren<br />
und in ihrer Wirkung auf die Implementation <strong>von</strong> neuen Arbeitssystemen zu bewerten. Hierfür<br />
wurde mit Hilfe <strong>von</strong> diversen <strong>Instrumente</strong>n:<br />
• die aktuelle Belegschaftsstruktur in unterschiedlichen Schichten (Standorte, Bereiche,<br />
Tätigkeitsgruppen, Job-Familien, Hierachieebenen etc.) analysiert,<br />
• ein Set <strong>von</strong> externen und internen Faktoren und ihre zeitliche Wirkung auf das Mitarbeiterportfolio<br />
simuliert,<br />
• Maßnahmen des strategischen <strong>Personal</strong>managements entwickelt.<br />
Altersstrukturanalysen beschäftigen sich in der Regel lediglich mit den Ausprägungen im<br />
IST. Dynamische Mitarbeiterportfolioanalysen hingegen simulieren unter Annahme bestimmter<br />
Faktoren (Wachstum, Stagnation, Schrumpfung, Fluktuation etc.) die Effekte dieser Faktoren<br />
auf die Belegschaftsstruktur zu Zeitpunkten in der Zukunft. Durch die Simulation der<br />
<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> zu verschiedenen Zeitpunkten ist die „Dynamik“ der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Zeitverlauf<br />
zu erkennen. Hierdurch können frühzeitig Maßnahmen <strong>zur</strong> Abwehr der Risiken aus der Dynamik<br />
getroffen werden.<br />
Ziel<br />
Hauptziele der Methodik sind:<br />
• Strategiefähigkeit des Unternehmens erhöhen,<br />
• Planungsprozesse optimieren,<br />
• Chancen und Risiken quantifizieren und visualisieren,<br />
• Wettbewerbschancen früher erkennen und gezielter nutzen,<br />
• Kosten managen – Beschaffungsmärkte sichern,<br />
• Berichte einfach und schnell erstellen.<br />
Warum?<br />
Die Debatten und Diskussionen um den demografischen Wandel in Deutschland sind weitgehend<br />
bekannt. Unterschätzt werden allerdings noch die Auswirkungen auf den „Beschaffungsmarkt“<br />
<strong>Personal</strong>. Trotz vermehrter Engpässe in der Wiederbesetzung qualifizierter Stellen,<br />
dem Anstieg der Fluktuation bei jungen Talenten, der vermehrten Absage <strong>von</strong> Ausbil-<br />
55
dungsfähigen aufgrund besserer Angebote hat der eigentliche Engpass auf dem Arbeitsmarkt<br />
die Unternehmen noch nicht erreicht. Lediglich erste kleine Effekte sind zu verspüren.<br />
Die Kosten für <strong>Personal</strong>akquisition, -bindung und -förderung halten sich noch in Grenzen.<br />
Insgesamt ist der Wirtschaftsfaktor „<strong>Personal</strong>“ noch ein ausreichend vorhandenes Gut in<br />
Deutschland. Die eigentlichen Effekte setzen ein, wenn die Babyboomer–Generation in Rente<br />
geht. Die Nutzung der Zeit bis dahin ist mitentscheidend für die Position der Unternehmen<br />
im steigenden Wettbewerb um die Talente der Zukunft.<br />
Wie?<br />
Zur Bearbeitung der Frage wurden die <strong>Instrumente</strong> aus der Softwarefamilie HCscore eingesetzt.<br />
Im Folgenden wird entlang des Themas <strong>Personal</strong>bedarf, -rekrutierung und –bindung<br />
das Vorgehen <strong>zur</strong> Erstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Basisanalysen und dynamischer Planung erläutert.<br />
Was benötigt das Unternehmen?<br />
• <strong>Personal</strong>stammdaten (Geburtsdatum, Geschlecht, und falls bekannt, Eintritt in Elternzeit/<br />
Studium/Wehrdienst/…)<br />
• Daten aus der Organisations- und Stellensystematik (Zuordnung der Person zu einem<br />
Bereich, Zuordnung der Person <strong>zur</strong> Stelle, Zuordnung der Person zu Hierachielevel),<br />
• Windows kompatible Softwareumgebung (mind. Windows 2000),<br />
• Basisdaten aus der Bevölkerungsentwick<strong>lung</strong> der Region,<br />
• Basisdaten zum regionalen Arbeitsmarkt,<br />
• Fluktuationsquote (letzte Jahre),<br />
• <strong>Personal</strong>politische Leitlinien (falls vorhanden).<br />
Welche Funktionsgruppen sollten im Prozess involviert sein?<br />
Folgende Funktionsgruppen sind zwingend erforderlich:<br />
• Geschäftsführung -> Investitionsziele, Marktchancen, Konkurrenzsituation,<br />
• <strong>Personal</strong>leitung -> Konkretisierung der benötigten Stellen in Jobprofile und Abgleich<br />
mit vorhandenen Qualifikationen (Stellenbeschreibung/Stellenbesetzung),<br />
• Betriebsrat -> frühzeitige Einbindung in Planungsprozess <strong>zur</strong> Optimierung des Umsetzungsprozesses.<br />
56
Hauptphasen des Projektes<br />
Datensamm<strong>lung</strong><br />
Zusammenführung der Daten aus den <strong>Personal</strong>stammdaten und falls notwendig aus der<br />
Stellensystematik bzw. Organisationssystematik (Tafel 5-1, Kap. 5.1).<br />
Je Beschäftigten wird eine Informationszeile angelegt. Zur Berechnung sind mindestens Angaben<br />
zum Geburtsdatum und eine Zuordnung zu einer Stelle bzw. Organisationseinheit<br />
notwendig. Die Daten können bspw. in einer Excel Datei abgelegt und gespeichert werden.<br />
Namen, Adressen und weitere sensible persönliche Daten sollten in dem Datensatz nicht<br />
vorhanden sein.<br />
Alternativ bieten einige Programme die Zusammenführung der Alterklassen an. Hierbei werden<br />
Personen einer bestimmten Altersklasse (bspw. 41-45 Jahre) zusammengefasst. Diese<br />
Methoden sind für kurz- und mittelfristige Planungsperioden nicht zu empfehlen, da die Ergebnisse<br />
zu unscharf sind und kaum die Dynamik einer <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> zu erkennen ist.<br />
Für die Durchführung <strong>von</strong> Simulationen benötigt man darüber hinaus Informationen zu den<br />
grundlegenden personalpolitischen Vorgaben sowie Einschätzungen zu diversen Faktoren in<br />
der Vergangenheit. Dies sind beispielsweise:<br />
Vorgaben seitens der Geschäftsführung<br />
• Soll-Belegschaft zu Stichtag,<br />
• Übernahme der Ausgebildeten,<br />
• <strong>Personal</strong>veränderung in %,<br />
• Umwand<strong>lung</strong> der Stammbelegschaft in „Befristete“,<br />
• Verlagerung <strong>von</strong> Funktionen/Bereichen (outsourcing/offshoring).<br />
Kennzahlen aus vergangenen Perioden<br />
• Freiwillige Fluktuation<br />
o Wenn möglich mit Daten zu Bereich, Stelle, Alter und Betriebszugehörigkeit<br />
• Wechsel in passive Arbeitsverhältnisse<br />
o Elternzeit, Sabatical, Weiterbildung etc.<br />
Externe Daten<br />
• Bevölkerungsentwick<strong>lung</strong>,<br />
• Arbeitsmarktdaten.<br />
57
In vielen Unternehmen werden jährlich bestimmte Ziele bezüglich der <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />
vorgegeben.<br />
Diese können in absoluten Zahlen, wie beispielsweise:<br />
• Übernahme <strong>von</strong> 15 Ausgebildeten<br />
Oder in prozentualer Form vorliegen, wie bspw.<br />
• <strong>Personal</strong>aufbau um 1,5 %<br />
Mit Abschluss der Datensamm<strong>lung</strong> verfügt das Unternehmen über einen ersten Datenpool<br />
<strong>zur</strong> Durchführung <strong>von</strong> Basisanalysen.<br />
Es gibt eine Vielzahl <strong>von</strong> Softwareinstrumenten <strong>zur</strong> Berechnung <strong>von</strong> dynamischen Effekten<br />
in der Belegschaftsstruktur. Eine Reihe da<strong>von</strong> ist kostenlos im Netz verfügbar, ein Teil ist<br />
verbunden mit einer Beratung und Wenige sind käuflich zu erwerben. In Leikom basieren die<br />
Analysen auf Ergebnissen, die mit dem Tool HCscore3 durchgeführt worden.<br />
5.3 Betrieblicher Zukunftsworkshop<br />
Definition <strong>LeiKom</strong>-Zukunftsworkshop<br />
Im Rahmen des <strong>LeiKom</strong> Zukunftsworkshop gilt es die drei zentralen Faktoren:<br />
• Technologie,<br />
• Prozesse und<br />
• <strong>Personal</strong><br />
in einem Steuer- und Regelsystem zu analysieren und die Ergebnisse für geplante und zukünftige<br />
Investitionen in Maschinen, Anlagen, Prozesse, <strong>Personal</strong> zu berücksichtigen. Dabei<br />
sind externe Faktoren bzw. Basistrends aus dem betrieblichen Umfeld in ihrer Wirkung für<br />
die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens bewertet worden.<br />
Ziel<br />
Hauptziele der Methodik sind:<br />
• Strategiefähigkeit des Unternehmens erhöhen,<br />
• Planungsprozesse optimieren,<br />
• Chancen und Risiken visualisieren,<br />
• Schnittstellen zwischen Technologie, Prozesse und <strong>Personal</strong> effektiver gestalten,<br />
• Reorganisationsprozesse effizienter gestalten,<br />
• Wettbewerbschancen früher erkennen und gezielter nutzen,<br />
58
• Komplexe Projekte managen.<br />
Warum?<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit ist bereits heute und zukünftig maßgeblich <strong>von</strong> der Reaktionsgeschwindigkeit<br />
der Unternehmen abhängig. Die Chancen und Risiken sind in einer globalisierten<br />
Wirtschaft weitaus zahlreicher und komplexer geworden, und ein Ende der Dynamik ist<br />
nicht absehbar. Eine der wichtigsten Eigenschaften <strong>von</strong> Unternehmen <strong>zur</strong> Bewältigung der<br />
Anforderungen liegt dabei in der Flexibilität, schnell und gezielt die richtigen Entscheidungen<br />
(Strategiefähigkeit) zu treffen und effektiv in die Organisation zu implementieren (Reaktions-/<br />
Wand<strong>lung</strong>sfähigkeit). Unabdingbar hierfür ist eine Optimierung der Informations- und Kommunikationsprozesse<br />
innerhalb des Unternehmens und zwischen den zentralen Funktionsgruppen<br />
bzw. Steuergrößen.<br />
Wie?<br />
Bei dem „<strong>LeiKom</strong>-Zukunftsworkshop“ handelt es sich um ein betriebliches Projekt, welches<br />
mit einem zentralen 1-2 tägigen Workshop endet. Die Projektdauer kann je nach Thema,<br />
Intensität der Bearbeitung und Güte der Informationslage zwischen 4 Wochen und 3 Monaten<br />
beanspruchen. Die Bearbeitung verläuft weitgehend arbeitsteilig. Ein Abgleich der Zwischenergebnisse<br />
kann im Rahmen der periodischen Arbeitsitzungen erfolgen.<br />
Was benötigt das Unternehmen?<br />
> Einen konkreten Auslöser (zumeist Planung einer Investition)<br />
> Valide Informationen zu Auswirkungen der Investition, bspw.<br />
• Hallenpläne (Ist/Soll),<br />
• Prozesspläne/ Prozessabläufe (Ist/Soll),<br />
• Leistungsparameter bspw. der Anlage (Soll),<br />
• Auswirkung auf vorhandene Arbeitssysteme (Szenarien),<br />
• Einschätzung der Gefährdungs- und Belastungsparameter der Anlage (Soll),<br />
• Anforderung der Technologie an Qualifikation (Stellenbeschreibungen-Soll),<br />
• …<br />
> Basisinformationen bspw.<br />
• Basisdaten Absatzplanung/ Marktentwick<strong>lung</strong>,<br />
• Basisdaten Konkurrenzsituation/ alternative Technologien,<br />
• Basisdaten <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong>/ Kennziffern <strong>zur</strong> regionalen Arbeitsmarktund<br />
Bevölkerungstrends,<br />
• Aktuelle SWOT – Prozessanalyse,<br />
59
• Stellen-/Funktionsbeschreibungen,<br />
• Alterstrukturdaten <strong>Personal</strong>,<br />
• Qualifikationsdaten <strong>Personal</strong>,<br />
• …<br />
Welche Funktionsgruppen sollten im Prozess involviert sein?<br />
Folgende Funktionsgruppen sind zwingend erforderlich:<br />
• Geschäftsführung -> Investitionsziele, Marktchancen, Konkurrenzsituation,<br />
• Technische Leitung -> Konkretisierung der Investition hinsichtlich Technik, Layout,<br />
Prozesse, Stellenprofile,<br />
• Leitung Arbeitsorganisation/Prozesse: (häufig im Betrieb identisch mit Technischer<br />
Leitung) -> Konkretisierung der Arbeitsabläufe und der Schnittstellen, Funktions- und<br />
Stellenbeschreibung,<br />
• <strong>Personal</strong>leitung -> Konkretisierung der benötigten Stellen in Jobprofile und Abgleich<br />
mit vorhandenen Qualifikationen (Stellenbeschreibung/Stellenbesetzung),<br />
• Arbeitssicherheit -> Analyse der Investition in Hinblick auf Risiken für Gesundheit und<br />
Chancen für Arbeitsplatzgestaltung <strong>zur</strong> Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit,<br />
• Betriebsrat -> frühzeitige Einbindung in Planungsprozess <strong>zur</strong> Optimierung des Umsetzungsprozesses.<br />
Zu verschiedenen Phasen könnte die Einbindung <strong>von</strong> Expertenwissen aus den betroffenen<br />
Bereichen, des Schwerbehindertenbeauftragten oder des Betriebsarztes sinnvoll sein.<br />
Hauptphasen des Projektes<br />
Informationssequenz<br />
Das Projekt beginnt mit einer Informationssequenz, deren wesentliche Funktion liegt in der:<br />
• Gründung der Arbeitsgruppe,<br />
• Bestimmung des Projektverantwortlichen,<br />
• Benennung der „Kümmerer“ (Verantwortung für spezifische Fragestel<strong>lung</strong>en),<br />
• Konkretisierung der Terminschiene und<br />
• Definition erster Arbeitspakete.<br />
60
Die Unternehmen sollten in jeden Fall die betrieblichen Techniken und Methoden des Projektmanagements<br />
nutzen. Generell bietet sich an, den Projektverantwortlichen eine externe<br />
Unterstützung (externe Projektbegleiter) <strong>zur</strong> Seite zu stellen. Dessen Funktion liegt in der<br />
Entlastung der Projektverantwortlichen und insbesondere in der Sicherstel<strong>lung</strong> des Bearbeitungsprozesses.<br />
Basisinformationen für Informationssequenz<br />
Bereits zum Auftakt sollten einige Informationen im Vorfeld oder im Zuge der Veranstaltung<br />
<strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden:<br />
• Basisinformation <strong>zur</strong> Methodik „Zukunftsworkshop“ – Abbildung 5-9,<br />
• Basisinformation <strong>zur</strong> geplanten Maßnahme und deren Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Unternehmens,<br />
• Basisinformationen <strong>zur</strong> Technologie selbst.<br />
Diese Informationen können auch in Form <strong>von</strong> kurzen Impulsreferaten dargestellt werden.<br />
Für die Basisinformationen <strong>zur</strong> Technologie/Anlage empfiehlt sich beispielsweise auch die<br />
Einbindung eines Fachmenschen bspw. des Anlagenbaus, der die spezifischen Vorteile einer<br />
Anlage erläutert, oder die Einbindung eines Fachexperten aus dem Verband oder eines<br />
Institutes. Die Impulsphase ist mitentscheidend für den Gesamterfolg des Projektes. Dabei<br />
gilt es neben der reinen Information auch den strategischen Charakter dieser Methodik zu<br />
transportieren. Im Fokus steht – wie bereits mehrfach erwähnt – die Vermeidung <strong>von</strong> Reibungsverlusten<br />
durch frühzeitige Einbindung der betrieblichen Fachdisziplinen.<br />
Ressource: 45 Minuten bis maximal 2 Stunden<br />
Ergebnis<br />
Projektdesign mit:<br />
• Vertei<strong>lung</strong> der Verantwortlichkeiten,<br />
• Gründung <strong>von</strong> drei bi-thematischen Untergruppen,<br />
• Kurzbeschreibung der Aufgaben,<br />
• Festlegung des Projektendtermins,<br />
• Definition einer Terminschiene,<br />
• Infomappe mit Basisinformationen.<br />
61
Bearbeitungssequenz:<br />
Step 1<br />
Eine wesentliche Grundlage für die Bearbeitungssequenz besteht in der Formulierung der<br />
jeweilig spezifischen Ziele, also in der Formulierung der Leitsätze aus der:<br />
• Technologischen Perspektive, bspw. Kosten-Nutzen, Kundenbedarf, Einzigartigkeit,<br />
Schnelligkeit, Flexibilität, Energieeffizienz, ….<br />
• Organisatorischen Perspektive, bspw. Qualitätssicherheit, Durchlaufzeit, Optimierung<br />
Schnittstellen, Stabilität …<br />
• Personellen Perspektive; bspw. Beschäftigungssicherung, qualifikationsgerechter<br />
Einsatz, Abbau <strong>von</strong> Gefährdung & Belastung, Weiterentwick<strong>lung</strong> der Qualifikationen.<br />
Für die Formulierung der Einzelziele sind die einzelnen Funktionsträger verantwortlich. Bei<br />
der Formulierung der Ziele sollten externe Effekte mit berücksichtigt werden. Unter externen<br />
Effekten können Techniktrends, Markttrends, Automatisierungstrends oder, wie im Fall <strong>von</strong><br />
Leikom, insbesondere Trends auf dem Arbeitsmarkt, der Bevölkerungsentwick<strong>lung</strong>, des Gesundheitsgeschehens<br />
oder Veränderungen im Bereich der Sozial- und Rentenpolitik Berücksichtigung<br />
finden. Hilfreich an dieser Stelle ist die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> separaten Risikoanalysen,<br />
in denen diese externen Effekte in ihrer Wirkung auf das Unternehmen bewertet werden<br />
(SWOT-Analyse).<br />
Abbildung 5-9: Strategische Unternehmensanalyse - SWOT<br />
[SWO2009]<br />
Informationen zu relevanten Basistrends für die Gießereibranche werden seitens des Verbandes<br />
regelmäßig publiziert. Zudem wurde im Rahmen <strong>LeiKom</strong>s eine Delphibefragung<br />
durchgeführt, auf die <strong>zur</strong>ückgegriffen werden konnte [RKW08].<br />
62
Step 2<br />
Die Besonderheit der Bearbeitungssequenz in Step 2 besteht in der bi-thematischen Bearbeitung<br />
der Aufgaben. Gemäß des <strong>LeiKom</strong> Ansatzes (Abbildung 1-1, Kap. 1.1) wird nicht<br />
ein einzelner Punkt (Technik, Organisation oder <strong>Personal</strong>) optimiert, sondern die jeweiligen<br />
Gefügeleistungen:<br />
• Technik – Organisation<br />
• Technik – <strong>Personal</strong><br />
• Organisation – <strong>Personal</strong><br />
Die drei Beziehungen beschreiben dabei die Wechselwirkung zwischen den jeweiligen Eckpunkten<br />
eines Dreieckes. Im Prozess wird nach Lösungen gesucht, wie unter Annahme der<br />
konkreten Investition die jeweilig spezifischen Ziele optimal gesichert werden können. Hierbei<br />
entsteht nicht nur ein Szenario, sondern in der Regel entstehen mehrere Szenarien, die<br />
als gleichwertig angesehen werden können. Die Bewertung der einzelnen Szenarien kann<br />
dabei über ein Punktesystem geschehen, also über eine Bewertung, inwieweit ein Szenario<br />
die unterschiedlichen Ziele wie gut erfüllt. Dafür beschreibt man jedes Szenario und bewertet<br />
seine Wirkung. Im Ergebnis erhält man eine Rangfolge.<br />
Der Bewertungsprozess selbst erfolgt nach dem Prinzip des „PDCA-Zyklus“: Plan-Do-Check-<br />
Act“. Im ersten Zyklus werden die einzelnen Seiten des Dreiecks bearbeitet (Abbildung 1-1,<br />
Kap. 1.1). Im Folgezyklus werden die Ergebnisse aus allen drei Feldern nach dem gleichen<br />
Prinzip bearbeitet (Abbildung 5-10).<br />
Act<br />
Plan<br />
Check<br />
PDCA<br />
Do<br />
Abbildung 5-10: Bewertung nach dem Prinzip Plan-Do-Check-Act<br />
63
Ergebnis:<br />
• Mehrere Szenarien/Alternativen entlang der bi-thematischen Seiten des <strong>LeiKom</strong><br />
Dreiecks und<br />
• 2-4 Komplettszenarien.<br />
Abschlusssequenz<br />
Eine weitere Zieldimension bildet der Aspekt Finanzen. Aus dem Dreieck <strong>von</strong> Technik, Organisation/Prozesse<br />
und <strong>Personal</strong> wird eine Raute gemäß der Methodik der „Balance Score<br />
Card gebildet (Abbildung 5-11).<br />
Finanzen<br />
<strong>Personal</strong> Technik<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Strategien<br />
Prozesse<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Abbildung 5-11: Balance Score Card<br />
Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Hierfür werden die einzelnen Szenarien mit Kosten und Erträgen hinterlegt. Für diese Arbeit<br />
eignet sich wiederum die bereits erwähnte SWOT-Matrix. Hierbei wird jedes Szenario noch<br />
einmal hinsichtlich seiner Aufwände und Erträge und in Bezug auf die jeweiligen Chancen<br />
und Risiken bewertet. Im Endergebnis erhält das Unternehmen 2-5 gleichwertige jedoch unterschiedliche<br />
Szenarien, die sich in ihren jeweiligen Kosten, Erträgen, Risiken und Chancen<br />
unterscheiden. Letztendlich erhält das Unternehmen hierdurch auch ein Set <strong>von</strong> „Strategien“,<br />
auf die bei Bedarf schnell <strong>zur</strong>ückgegriffen werden kann.<br />
In Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung sollten sämtliche Ergebnisse in einem Workshop<br />
noch einmal vorgestellt, bewertet und 1-2 Modelle ausgewählt werden. Hierbei gilt es,<br />
die Passfähigkeit der Modelle im Kontext der Unternehmensstrategie zu prüfen und zu bewerten.<br />
Hierfür eignet sich die Durchführung eines „Zukunfts-Workshops“.<br />
64
Beispiel für die Durchführung eines Zukunfts-Workshops<br />
Was?<br />
Was? Wer?<br />
Ziel<br />
Input<br />
Ziele<br />
ca. 1 Std.<br />
�� Ziele Technik<br />
�� SWOT Technik<br />
�� Ziele Prozesse<br />
�� SWOT Prozesse<br />
�� Ziele <strong>Personal</strong><br />
�� SWOT <strong>Personal</strong><br />
�� Konzentrierter Überblick<br />
zum aktuellen Stand im<br />
Unternehmen, den<br />
Zeilen, Chancen und<br />
Risiken<br />
Input<br />
„Szenarien“<br />
ca. 1,5 – 2 Std<br />
Funktionsleiter Funktionsleiter<br />
Ablaufplan finaler Workshop<br />
�� Bi-thematische Ergebnisse<br />
�Technik �Technik - Prozesse<br />
�Technik �Technik - <strong>Personal</strong><br />
�� Prozesse - <strong>Personal</strong><br />
�� Vorstel<strong>lung</strong> der (2-5)<br />
Hauptszenarien<br />
�� Vorstel<strong>lung</strong> der jeweiligen<br />
SWOT- Matrix<br />
Matching<br />
Stand 200x –<br />
Ziel 20xx<br />
Ca. 3 Std.<br />
Alle in x<br />
Gruppen<br />
�� Bearbeitung der<br />
einzelnen Szenarien im<br />
Kontext <strong>zur</strong><br />
Unternehmensstrategie<br />
�� Erarbeitung je einer<br />
SWOT-Matrix (1,5 – 2<br />
Std.)<br />
Abbildung 5-12: Ablaufpan eines Zukunfts-Workshop<br />
Modell<br />
Zusammenfassung<br />
Ca. 1 Std<br />
Alle<br />
�� Kurzpräsentation der<br />
Ergebnisse aus den<br />
Arbeitsgruppen<br />
�� Auswahl des prioritären<br />
Modells<br />
�� Erarbeitung eines<br />
Maßnahme-<br />
Aktivitätenkatalogs gemäß<br />
dem prioritären Modells<br />
Zeit<br />
65
5.4 Betriebliches Checkup-Instrument „Qualifikation und Arbeitsanforderungen“<br />
In Leikom wurde ein Instrument entwickelt, mit dem die Qualifikation und die Arbeitsanforderungen<br />
der einzelnen MitarbeiterInnen ermittelt werden.<br />
Es wird hierdurch deutlich ob, und wenn ja, welche Kenntnisse bzw. Fähigkeiten in einer<br />
Qualifizierungs- oder Weiterbildungsmaßnahme vermittelt werden sollten.<br />
Übersicht 5-1 zeigt einen Fragenkatalog <strong>zur</strong> Ermitt<strong>lung</strong> des Qualifizierungsbedarfs einzelner<br />
MitarbeiterInnen. Die ersten vier Fragen dienen der Erfassung persönlicher Daten.<br />
Übersicht 5-1: Fragenkatalog <strong>zur</strong> Ermitt<strong>lung</strong> des etwaigen Qualifikationsbedarfs<br />
5.) Kennen Sie Ihre Stellenbeschreibung?<br />
Qualifikation und Arbeitsanforderungen - 1<br />
Situationen der Überforderung aber auch der Unterforderung treten immer mal wieder<br />
in der Arbeit auf. Nur wenn eine dieser Situationen permanent die Arbeit bestimmt,<br />
können negative gesundheitliche Effekte entstehen. In dem folgendem Fragekomplex<br />
gehen wir der Frage nach, ob solche Gefahren drohen und welche Bereiche<br />
dringend einer Verbesserung bedürfen.<br />
Ja Nein<br />
6.) Im Folgenden sind einige Arbeitsanforderungen aufgeführt.<br />
(Bitte kreuzen Sie an, wie häufig diese bei Ihrer täglichen Arbeit vorkommen)<br />
a) Sie arbeiten unter starkem Terminund<br />
Leistungsdruck<br />
b) Die Arbeitsdurchführung ist bis in<br />
alle Einzelheiten vorgegeben<br />
c) Ein und derselbe Arbeitsgang wie-<br />
praktisch immer häufig selten<br />
praktisch<br />
nie<br />
hier<br />
halte ich<br />
Verbesserungen<br />
für<br />
wichtig<br />
66
derholt sich bis in alle Einzelheiten<br />
d) Sie werden vor neue Aufgaben<br />
gestellt, in die Sie sich erst eindenken<br />
und einarbeiten müssen<br />
e) Sie sind bei der Arbeit auf die Zusammenarbeit<br />
mit anderen angewiesen.<br />
7.) Sind Sie Ihrer Meinung nach für Ihre Tätigkeit ausreichend qualifiziert?<br />
Ja Nein<br />
8.) Haben Sie Qualifikationen, die Sie bei Ihrer Tätigkeit nicht verwenden können?<br />
Ja Nein<br />
9.) Könnte Ihre Tätigkeit auch <strong>von</strong> jemand ausgeübt werden, der entweder eine geringere oder<br />
eine andere Ausbildung hat als Sie?<br />
Ja, auch mit geringerer Ausbildung<br />
Ja, auch mit anderer Ausbildung.<br />
Nein<br />
Qualifikation und Arbeitsanforderungen - 2<br />
10. Wie leicht würden Sie eine gleichwertige Anstel<strong>lung</strong> in einem anderen Betrieb finden?<br />
sehr leicht<br />
mit Schwierigkeiten<br />
keine Möglichkeit<br />
weiß nicht<br />
11. Wo haben Sie das, was Sie in Ihrer heutigen Tätigkeit können oder wissen müssen gelernt?<br />
In der Schulzeit (allgemeinbildende Schule)<br />
Berufsausbildung (Lehre und Berufsschule)<br />
Fachschule<br />
67
Weiterbildung<br />
Hochschule/ Universität<br />
Einweisung, Anlernen am jetzigen Arbeitsplatz durch Kollegen und Vorgesetzte<br />
Betriebliche Fortbildung/ Umschu<strong>lung</strong><br />
Außerbetriebliche Fortbildung/ Umschu<strong>lung</strong><br />
Selbstlernen in der Freizeit<br />
Habe die Fertigkeiten durch die Arbeit selbst erworben.<br />
Der nächste Fragekomplex widmet sich intensiv dem System der Weiterbildung<br />
und des Lernens. Festgestellt werden soll, über welche Wissensgebiete Sie<br />
persönlich verfügen und in der Arbeit nutzen, welche Gebiete dringend aus<br />
ihrer Sicht einer Aktualisierung und Auffrischung bedürfen und welcher Lernort<br />
bislang am wichtigsten für Sie war.<br />
12. Sind Ihnen die im Betrieb angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
bzw. Weiterbildungswege bekannt?<br />
Ja Nein<br />
13. Haben Sie in den letzten 2 Jahren an einer betrieblichen Weiterbildung teilgenommen?<br />
Ja Nein<br />
Qualifikation und Arbeitsanforderungen - 3<br />
14A. Welche der aufgeführten Kenntnisse benötigen Sie bei Ihrer derzeitigen Arbeit?<br />
(Antworten unter A markieren)<br />
14B. In welchen der aufgeführten Gebiete müssen Sie Ihre Kenntnisse durch Weiterbildung ergänzen,<br />
auffrischen oder erweitern?<br />
(Antworten unter B markieren)<br />
a) Rechnen, Mathematik, Statistik<br />
b) Fremdsprachen<br />
A B<br />
68
c) Schreibmaschineschreiben<br />
d) Computertechnik (EDV)<br />
e) Programmieren, Datenverarbeitung (EDV Software)<br />
f) Buchhaltung, Rechnungswesen<br />
g) Geld-/Kredit-/Steuerwesen; Finanzierung<br />
h) Einkauf, Beschaffung<br />
i) Vertrieb/Verkauf, Marketing, Werbung<br />
j) Betriebsführung/Management, Organisation, <strong>Personal</strong>wesen<br />
k) Chemie, Chemotechnik<br />
l) Mechanik, Hydraulik, Pneumatik<br />
m) Elektrotechnik, Elektronik<br />
n) Mess- und Regeltechnik<br />
o) Physik, physikalische Technik<br />
p) Konstruktionszeichnen, technisches Zeichnen<br />
q) Warenkunde, Produktkenntnisse, Werkstoffe, Materialkenntnisse<br />
r) Unfallverhütung, Sicherheits- und Umweltschutzvorschriften<br />
s) Arbeitsrecht (Betriebsverfassungsgesetz, Tarifrecht,<br />
Kündigungsschutz u. ä.)<br />
t) sonstige Rechtskenntnisse<br />
u) Erziehung, Pädagogik, Psychologie<br />
v) Gesundheit, Arbeitsschutz<br />
w) Projektmanagement<br />
x) Qualitätswesen<br />
y) Controlling<br />
z) Nein, nichts da<strong>von</strong><br />
Individuelle Gießereispezifische Themen:<br />
69
Kenntnis über den gesamten Gießereiprozess<br />
Kenntnis über die Gusswerkstoffe<br />
Anlagentechnik der Gießmaschinen<br />
Kenntnis über Anwendung und Verfahren bei Formstoffen oder Dauerformen<br />
Ursachen <strong>von</strong> Gussfehlern<br />
…<br />
Zum Abschluss noch einige Fragen zu Ihrer Person:<br />
Die folgenden Angaben dienen ausschließlich <strong>zur</strong> Systematisierung der Umfrage.<br />
Die Daten werden in keinem Fall mit den <strong>Personal</strong>daten abgeglichen. Auswertungen,<br />
die Gruppen <strong>von</strong> weniger als 10 Personen ergeben, werden vorab gruppiert. Eine<br />
Rückführung des Fragebogens auf einzelne Personen ist daher nicht möglich und<br />
auch nicht beabsichtigt. Bitte tragen Sie zum Erfolg der Umfrage bei, indem Sie die<br />
Angaben <strong>zur</strong> Person wahrheitsgemäß beantworten.<br />
Sie sind:<br />
Alter:<br />
männlich<br />
weiblich<br />
< 20 Jahre<br />
20 - 30 Jahre<br />
30 - 40 Jahre<br />
40 - 50 Jahre<br />
> 50 Jahre<br />
Wie lange sind Sie Mitarbeiter/in im Unternehmen?<br />
bis 5 Jahre<br />
bis 10 Jahre<br />
bis 15 Jahre<br />
bis 20 Jahre<br />
länger als 25 Jahre<br />
70
Welchen Berufsabschluss haben Sie?<br />
gießereispezifische Ausbildung<br />
(Gießereimechaniker, Modellbaumechaniker, Werkzeugmechaniker,<br />
Zerspanungsmechaniker, Energieelektroniker, Mechatroniker)<br />
andere Fachausbildung<br />
keine Ausbildung<br />
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!<br />
71
6 Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte in Gießereien<br />
Die Fort- und Weiterbildung spielt in einer zukunftsfähigen Gießerei eine zentrale Rolle. Um<br />
hochwertigen und zukunftsorientierten Guss produzieren zu können, benötigt man qualifizierte<br />
und motivierte Mitarbeiter (<strong>von</strong> der Führungskraft bis hin zum Arbeiter in der Produktion),<br />
die langfristig helfen, die gesteckten Ziele zu erreichen.<br />
Um die notwendige Qualifizierung durchzuführen, bietet die VDG-Akademie ein breites<br />
Spektrum an Seminaren, Lehrgängen, Qualifizierungsmaßnahmen und sogar ein berufsbegleitendes<br />
Zusatzstudium an. Die Akademie ist eine Ausbildungsstelle mit zertifizierten Maßnahmen<br />
und ist fest in die Strukturen des VDG, BDG und <strong>IfG</strong> eingebettet. So ist gewährleistet,<br />
dass Impulse aus der Branche, angefangen <strong>von</strong> technologischen Neuerungen und Innovationen<br />
bis hin zu themenbezogenen Qualifizierungsthematiken, direkt in die Veranstaltungen<br />
einfließen können.<br />
Schon bevor man sich mit einer Qualifizierung der Mitarbeiter beschäftigt, sollte man sich<br />
Gedanken darüber machen, welche Mitarbeiter für welche Fortbildungen in welchen speziellen<br />
Bereichen in Frage kommen.<br />
Die <strong>von</strong> der VDG-Akademie angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen sind breit gefächert,<br />
sowohl das fachliche Niveau als auch die Bereiche, in denen die Fortbildungen durchgeführt<br />
werden, können auf Grund des breiten Angebotes individuell an die jeweiligen Bedürfnisse<br />
angepasst werden.<br />
Eines jedoch ist sicher: um weiterhin wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben, müssen in<br />
der Gießerei der Zukunft Qualifikationen <strong>von</strong> der Basis (Produktionsmitarbeiter) bis hin <strong>zur</strong><br />
Führungsebene durchgeführt werden.<br />
Die VDG-Akademie bedient Qualifizierungsbedarf auf allen Ebenen der Betriebe. Das Angebot<br />
reicht <strong>von</strong> Veranstaltungen für Ingenieure bis hin zu Lehrgängen für Techniker, Meister,<br />
Facharbeiter und Produktionsarbeiter.<br />
Die Angebote decken nahezu jeden Bereich der Betriebe und auch alle Qualifikationsebenen<br />
ab, wie z.B. für<br />
• Führungskräfte – mit abgeschlossenem Studium mit Schwerpunkt Gießereitechnik<br />
• Führungskräfte - mit abgeschlossenem Studium ohne gießereitechnischen Schwerpunkt<br />
72
• Mitarbeiter mit einer gießereitechnischen Ausbildung<br />
• Produktionsarbeiter ohne gießereitechnische Ausbildung<br />
6.1 Seminare für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium<br />
mit Schwerpunkt Gießereitechnik oder mit Techniker- bzw. Meisterabschluss<br />
mit Fachrichtung Gießerei<br />
Die angebotenen Seminare folgen der Wertschöpfungskette und den Produktionsverfahren.<br />
Diese Veranstaltungstypen bewegen sich auf Ingenieurniveau und vermitteln nach<br />
einem kurzen Einstieg in die wichtigsten Grundlagen neueste <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en und Trends.<br />
Die Seminare zeichnen sich aus durch:<br />
• Kompetente Referenten sowohl aus der Praxis als auch aus Forschungsinstituten<br />
• Ein <strong>von</strong> der Branche anerkanntes Zertifikat<br />
Themenschwerpunkte der Seminare sind Forschung- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sergebnisse, neue<br />
Technologien, Prozessoptimierung, Umwelt- und Arbeitsschutz.<br />
73
Übersicht 6-1: VDG-Seminare, beispielhaft für Frühjahr/Sommer 2009<br />
74
Auszüge aus dem Seminarangebot für Führungskräfte<br />
Thema: Formherstel<strong>lung</strong> mit Kaltharzsystemen<br />
Themenschwerpunkte:<br />
• Anforderungen an das Modell im Großguss,<br />
• Formstoffqualität und Prüfungen,<br />
• Eigenschaften und Einsatz chemischer Bindemittel,<br />
• Durchlaufmischer und weitere Anlagentechnik,<br />
• Auslegung <strong>von</strong> Anschnitt- und Speisersystem,<br />
• Einsatz <strong>von</strong> schlichten,<br />
• Trends bei der Regenerierung,<br />
• Verwendung <strong>von</strong> Chromitsand und dessen Separierung,<br />
• Einsatz <strong>von</strong> Kaltharzsystemen im Stahlguss,<br />
• Ursachen formstoffbedingter Gussfehler und dessen Vermeidung,<br />
• Umweltschutz.<br />
Teilnehmerkreis: Gießereileiter, Ingenieure, Produktionsplaner, Führungskräfte aus der<br />
Formerei und dem Modellbau<br />
Thema: Metallurgie und Schmelztechnik der Aluminium- und Magnesium-Gusswerkstoffe<br />
Themenschwerpunkte:<br />
• Eintei<strong>lung</strong>, Aufbau und Eigenschaften der Legierung,<br />
• Normen,<br />
• Schmelzaggregate, Schmelzkontrolle,<br />
• Schutzgaseinsatz bei Magnesium-Gusswerkstoffen,<br />
• Umweltaspekte, Arbeitsschutz.<br />
Teilnehmerkreis: Leitung des Schmelzbetriebes, Ingenieure, Techniker und Meister in<br />
Aluminium- und Magnesiumgießereien.<br />
Thema: Werkstoffkunde der Gusseisenwerkstoffe<br />
Themenschwerpunkte:<br />
• Werkstoffkunde der Metalle,<br />
• Das Erstarrungsverhalten und die Gefügebildung,<br />
• Das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm,<br />
• Die Schmelzbehand<strong>lung</strong>,<br />
• Einflüsse auf die Erstarrung,<br />
75
• Einflüsse der Legierungselemente,<br />
• Normung der Gusseisenwerkstoffe,<br />
• Wärmebehand<strong>lung</strong>,<br />
• Einführung in die Festigkeitslehre, Ermitt<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Werkstoffeigenschaften.<br />
Teilnehmerkreis: Ingenieure, Meister und Techniker<br />
Thema: Kernherstel<strong>lung</strong> mit chemisch gebundenen Formstoffen und ihre Prüfverfahren<br />
Themenschwerpunkte:<br />
• Unterscheidung und Charakterisierung organischer und anorganischer Binder,<br />
• Formgrundstoffe,<br />
• Verschiedene Verfahren der Kernherstel<strong>lung</strong>,<br />
• Geruchsemission vs. Moderne emissionsarme Bindersysteme,<br />
• Prüfverfahren <strong>zur</strong> Kernsandprüfung,<br />
• Verhalten der Kerne beim Gießen,<br />
• Additive bei der Kernherstel<strong>lung</strong>,<br />
• Umwelt- und Arbeitsschutz.<br />
Teilnehmerkreis: Gießereileiter, Ingenieure, Führungskräfte und Qualitätsverantwortliche<br />
aus dem Umfeld der Kernmacherei.<br />
Weitere Informationen zu den VDG-Seminaren erhalten sie unter www.vdg-akademie.de.<br />
6.2 Zusatzstudium für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium<br />
ohne gießereitechnischen Schwerpunkt<br />
Das VDG-Zusatzstudium zum Gießerei-Fachingenieur (VDG)<br />
Zunehmend finden neben den Gießereiingenieuren auch Ingenieure anderer Studiengänge,<br />
wie z.B. Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Interesse an einer Tätigkeit in der<br />
Gießerei. Insbesondere auf diese Gruppe ist das Zusatzstudium ausgerichtet.<br />
Die Gießereitechnik bietet aufgrund der Werkstoffvielfalt und der gebotenen Gestaltungsfreiheit<br />
große Potentiale bei Lösungsansätzen im Bereich der Konstruktion und der Fertigungsaufgaben.<br />
Um diese zu erkennen und zu nutzen, müssen die Ingenieure den Anforderungen<br />
an Prozessbeherrschung, Werkstoffkenntnisse und modernen Hilfsmitteln<br />
76
z.B. Einsatz der numerischen Simulation, gerecht werden.<br />
Neben den klassischen Vorlesungen der beteiligten Hochschulen und Forschungsinstituten<br />
finden auch Praktika statt, um den Teilnehmern das benötigte gießereitechnische Zusatzwissen<br />
auf hohem Niveau zu vermitteln.<br />
Das Zusatzstudium erfolgt berufsbegleitend in 5 Blöcken (Modulen) zu je einer Woche<br />
und ist über ein Jahr verteilt. Inbegriffen sind schriftliche Prüfungen, eine schriftliche<br />
Hausarbeit sowie das abschließende Kolloquium.<br />
Nach Abschluss des Zusatzstudiums erhalten die Ingenieure das Zertifikat des<br />
„Gießereifachingenieur- VDG“ und ein Zeugnis über die schriftlichen Ergebnisse.<br />
Zugangsvoraussetzungen<br />
• Abgeschlossenes Fachhochschul- oder Universitätsstudium der Ingenieurswissenschaften,<br />
Naturwissenschaften oder vergleichbare Qualifikation,<br />
• Ohne Abschluss der genannten Studiengänge (wie z.B. Absolventen eines Wirtschafts-Studiengangs)<br />
ist zusätzlich ein vorgeschaltetes Grundlagenmodul zum<br />
Zusatzstudium erfolgreich zu absolvieren, um die Zugangsberechtigung zu erhalten<br />
Modul 1:<br />
Geschichtliches, Grundlagen der Schmelzmetallurgie, Erstarrung, Gefüge- und Keimbildung,<br />
Gieß- und Anschnitttechnik, Speisungsvermögen, Eisengusswerkstoffe.<br />
Modul 2:<br />
Formverfahren, verlorene Formen, Formstoffe, Binder, Hilfsstoffe, Modellbau, Modelleinrichtungen,<br />
Formverfahren mit tongebundenen Formstoffen, Formmaschinen, Formstoffbedingte<br />
Gussfehler, Formstoffkreislauf, Dauerformverfahren, Druckguss, NE-Metallguss,<br />
Al-, Mg- und Cu-Legierungen.<br />
Modul 3:<br />
Schriftliche Prüfung (Modul 1 + 2), Schmelzbehand<strong>lung</strong>, Schmelzkontrolle, Gussfehler,<br />
Simulation und Modellierung <strong>von</strong> Formfül<strong>lung</strong>, Erstarrung, Eigenspannung und Gefüge,<br />
Eisengusswerkstoffe, Dauerformguss, NE-Metall-Kokillenguss, spezielle Gießverfahren,<br />
Feingießverfahren, Genaugießverfahren, gerichtete Erstarrung.<br />
77
Modul 4:<br />
Formverfahren, Kaltharzverfahren, Kernformverfahren, formstoffbedingte Gussfehler,<br />
Formstoffkreislauf, Regenerierung, Recycling, Umweltschutz, Gussnachbehand<strong>lung</strong>,<br />
spezielle Gießverfahren, Vollformgießen, Rapid Prototyping, mechanische Eigenschaften<br />
<strong>von</strong> Gusswerkstoffen, Materialprüfung, Bruchmechanik.<br />
Modul 5:<br />
Gießereiindustrie, Gesamtübersichten, Qualitätsmanagement, Umweltmanagement, Kostenmanagement,<br />
Gießereiplanung, Führungsstile und Führungsverhalten,<br />
schriftliche Prüfung (Module 3-5), Abschlusskolloquium<br />
Abschluss<br />
Teilnehmer mit einem abgeschlossenen Ingenieur-Studium erhalten nach dem Besuch<br />
und erfolgreichen Abschluss des VDG-Zusatzstudiums Gießereitechnik ein Zertifikat mit<br />
dem Titel Gießerei-Fachingenieur (VDG) sowie eine Bescheinigung mit den Prüfungsleistungen.<br />
Teilnehmer ohne vorliegendes Ingenieurdiplom erhalten nach erfolgreicher Teilnahme<br />
eine Bescheinigung sowie ein Prüfungszeugnis. Das Zertifikat zum Gießerei-<br />
Fachingenieur (VDG) kann in diesem Fall nicht ausgehändigt werden.<br />
Weitere Informationen zum VDG-Zusatzstudium Gießereitechnik erhalten sie unter<br />
www.vdg-akademie.de.<br />
78
6.3 Ausbildung zum Industriemeister Fachrichtung Gießerei - für Mitarbeiter mit<br />
einer gießereitechnischen Ausbildung und Berufserfahrung<br />
Mitarbeiter mit einer gießereitechnischen Ausbildung und Berufserfahrung können berufsbegleitende<br />
Meisterkurse mit IHK-Abschluss belegen, und so eine Ausbildung zum<br />
Industriemeister Fachrichtung Gießerei belegen.<br />
Neben der fachlichen Qualifikation wird <strong>von</strong> den mittleren Führungskräften auch Kenntnis<br />
im Bereich Kostenbetrachtung, Betriebsorganisation und Mitarbeiterführung verlangt. Der<br />
Meister stellt in der Gießerei eine unverzichtbare Persönlichkeit dar und gilt als Ansprechpartner<br />
für Produktionsmitarbeiter als auch für die Gießereileitung und Geschäftsführung.<br />
Zulassungsbedingungen und Zulassungsvoraussetzungen<br />
• eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf,<br />
der der Fachrichtung Gießerei zugeordnet werden kann, und danach eine<br />
mindestens zweijährige einschlägige Berufspraxis im Bereich Gießerei.<br />
• eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem Ausbildungsberuf, der nicht<br />
der Fachrichtung Gießerei zugeordnet werden kann, eine dreijährige einschlägige<br />
Berufspraxis im Bereich Gießerei.<br />
• Ohne Ausbildung eine mindestens sechsjährige einschlägige Berufspraxis<br />
im Bereich Gießerei nachweisen kann.<br />
Lehrgangsdauer<br />
Die Ausbildung umfasst ca. 1050 Unterrichtsstunden. Sie verteilen sich auf 10 zweiwöchige<br />
Kurse mit Ganztagsunterricht, die über einen Zeitraum <strong>von</strong> ca. 2 Jahren<br />
durchgeführt werden. Der Unterricht findet Montags bis Freitags <strong>von</strong> 7:45 Uhr bis<br />
17:00 Uhr, Samstags <strong>von</strong> 7:45 Uhr bis 12:45 Uhr statt.<br />
79
Zusammengefasste Inhalte<br />
Berufs- und arbeitspädagogischer Teil ca. 120 Stunden<br />
• Allgemeine Grundlagen,<br />
• Planung der Ausbildung,<br />
• Mitwirkung bei der Einstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Auszubildenden,<br />
• Ausbildung am Arbeitsplatz,<br />
• Förderung des Lernprozesses,<br />
• Ausbildung in der Gruppe.<br />
Fachrichtungsübergreifender Teil ca. 310 Stunden<br />
• Grundlagen für kostenbewusstes Handeln,<br />
• Grundlagen für rechtsbewusstes Handeln,<br />
• Grundlagen für Zusammenarbeit im Betrieb.<br />
Fachrichtungsspezifischer Teil ca. 620 Stunden<br />
• Mathematische und naturwissenschaftliche Grundlagen,<br />
• Technische Kommunikation,<br />
• Technologie der Werk- und Hilfsstoffe,<br />
• Betriebstechnik,<br />
• Fertigungstechnik,<br />
• EDV-fachspezifische Grundlagen.<br />
Durchführung der Ausbildung zum Industriemeister Fachrichtung Gießerei<br />
Die Teilnehmer sollen den Bezug <strong>zur</strong> Praxis und zum Betrieb nicht verlieren, daher wird<br />
diese Veranstaltung ausschließlich berufsbegleitend angeboten.<br />
Der Unterricht findet in Essen statt und erfolgt in Blöcken. Es besteht während der Unterrichtszeit<br />
die Möglichkeit der Unterbringung vor Ort (Internat). Die Abschlussprüfung erfolgt<br />
vor der niederrheinischen IHK Duisburg–Wesel-Kleve zu Duisburg.<br />
80
Förderung<br />
Der Meisterlehrgang erfüllt die Voraussetzung nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzt<br />
(AFBG), das sog. Meister- BAföG kann somit durch die Teilnehmer beantragt<br />
werden. Das Meister- BAföG ist einkommensabhängig und braucht nicht <strong>zur</strong>ückgezahlt<br />
zu werden. (Nähere Informationen zu dem Thema Meister-Bafög unter<br />
www.meister-bafoeg.info)<br />
Weitere Informationen zum VDG-Akademie Meisterlehrgang Industriemeister, Fachrichtung<br />
Gießerei, erhalten sie unter www.vdg-akademie.de.<br />
6.4 Qualifizierungslehrgänge für Mitarbeiter – für Produktionsmitarbeiter ohne gießereitechnischer<br />
Aus- oder Vorbildung<br />
Die Qualifizierungslehrgänge haben das Ziel, Hintergrundwissen über die Gießereitechnik<br />
und grundlegende Einblicke über die Prozesse innerhalb der Gießerei zu vermitteln.<br />
Der Mitarbeiter erlangt so umfassende Grundkenntnisse über die Abläufe und Prozesse<br />
innerhalb der Gießerei, die einen direkten Einfluss auf seine Motivation, aber auch auf<br />
die Gussqualität haben.<br />
Zielgruppe für die Qualifizierungslehrgänge sind niedrig qualifizierte Mitarbeiter, die keine<br />
abgeschlossene gießereitechnische Berufsausbildung bzw. keine gießereitechnische<br />
Vorbildung haben.<br />
Konkret gibt es derzeit zwei Angebote der VDG-Akademie für die Qualifizierung <strong>von</strong> Mitarbeitern:<br />
• Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik (QuiG) und<br />
• Innerbetriebliche Qualifizierung mit „Train the Trainer“ – Konzept.<br />
81
6.4.1 Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik - QuiG<br />
Die Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik (QuiG) ist eine Qualifizierungsmaßnahme,<br />
die zeitlich auf 16 Wochen mit Ganztagsunterricht (10 x 45 Minuten) ausgelegt ist, und<br />
mit einer schriftlichen Abschlussprüfung mit anschließender Zertifikatsübergabe abschließt.<br />
Bildungsträger ist die RAG-Bildung.<br />
QuiG ist besonders interessant für Gießereien, die eine eng begrenzte Anzahl <strong>von</strong> Mitarbeitern<br />
(z.B. ~ 5-6) gezielt qualifizieren will.<br />
Es stehen zahlreiche Qualifikationsmodule <strong>zur</strong> Verfügung. Aus diesen Modulen kann<br />
man sich einen ganz individuell zugeschnittenen Lehrgang zusammenstellen. So wird<br />
gezielt das Wissen vermittelt, das später auch in der jeweiligen Gießerei benötigt wird.<br />
Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wird QuiG in Klassenstärken <strong>von</strong> 15-20 Teilnehmern<br />
durchgeführt, und findet zentral in Essen in Räumlichkeiten der RAG-Bildung statt. Das<br />
Ausbildungszentrum bietet Räume für die theoretischen Veranstaltungen, aber auch für<br />
praktische Vertiefungen, die in die Qualifizierungsmaßnahme eingegliedert sind.<br />
Zielgruppe<br />
• Branchenfremde Mitarbeiter mit - oder ohne berufsqualifizierenden Abschluss<br />
Zielsetzung<br />
• Bedarfsgerechte Qualifizierung <strong>von</strong> branchenfremden Facharbeitern zu Gießereifachleuten,<br />
• Bedarfsgerechte Vermitt<strong>lung</strong> <strong>von</strong> qualifizierten Fachkräften an die Gießereibetriebe.<br />
Dauer der Qualifizierung<br />
Die gesamte Qualifizierung hat eine Dauer <strong>von</strong> 16 Wochen mit Vollzeitschu<strong>lung</strong>. Neben<br />
den Grundlagenschu<strong>lung</strong>en gibt es zusätzliche Fachvertiefungen der verschiedenen<br />
Fachbereiche und betriebliche Praxisphasen.<br />
Inhalte des Eisen- und Stahlgussmoduls<br />
82
• Formfertigung, Gieß- und Speisertechnik,<br />
• Kernfertigung, Form- und Modellbau,<br />
• Fe-Schmelzen, Fe-Werkstoffe,<br />
• Gießerei als Gesamtanlage, Gusskonstruktion, CAD, Qualitätssicherung,<br />
• <strong>IfG</strong>-Praktikum,<br />
• Mechatronik mit den Gebieten allgemeine Elektrotechnik, Steuerungstechnik,<br />
Pneumatik/Hydraulik,<br />
• Metallbe- und Verarbeitung.<br />
Inhalte des NE-Kokillen- und Sandgussmoduls<br />
• Formfertigung, Gieß- und Speisertechnik,<br />
• Kokillenguss, Kernfertigung, Formen- und Modellbau,<br />
• NE-Schmelzen, NE-Werkstoffe,<br />
• Gießerei als Gesamtanlage, Gusskonstruktion, CAD, Qualitätssicherung,<br />
• <strong>IfG</strong>-Praktikum,<br />
• Mechatronik mit den Gebieten allgemeine Elektrotechnik, Steuerungstechnik,<br />
Pneumatik/Hydraulik,<br />
• Metallbe- und Verarbeitung.<br />
Inhalte des Druckgussmoduls<br />
Abschluss<br />
• Druckguss Grundkurs,<br />
• Druckguss Aufbaukurs,<br />
• NE-Schmelzen, NE-Werkstoffe,<br />
• Gießerei als Gesamtanlage, Gusskonstruktion, CAD, Qualitätssicherung,<br />
• <strong>IfG</strong>-Praktikum,<br />
• Mechatronik mit den Gebieten allgemeine Elektrotechnik, Steuerungstechnik,<br />
Pneumatik/Hydraulik,<br />
• Metallbe- und Verarbeitung.<br />
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Qualifizierung erhalten die Teilnehmer das<br />
Zertifikat Gießereifachmann (VDG).<br />
Für Rückfragen oder weitere Informationen, sowie Fragen zu Anmeldungen oder Anmeldefristen<br />
steht ihnen die VDG-Akademie gerne <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.vdg-<br />
akademie.de/ ).<br />
83
6.4.2 Innerbetriebliche Qualifizierung mit „Train the Trainer“ - Konzept<br />
Das „Train the Trainer“-Konzept ist eine innerbetriebliche Qualifizierung, bei der die Ingenieure<br />
vor Ort, d.h. die Ingenieure aus der jeweiligen Gießerei selber, in die Rolle des<br />
Dozenten schlüpfen. So werden wesentliche Grundkenntnisse über die Gießerei und deren<br />
Prozessabläufe an die Produktionsmitarbeiter vermittelt.<br />
„Train the Trainer“ heißt, Schu<strong>lung</strong>sexperten der VDG-Akademie vermitteln Ingenieuren<br />
vor Ort das Handwerkszeug <strong>zur</strong> Durchführung, bieten Konzepte an und stellen Arbeitsmaterial<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. Die Ingenieure sind somit in der Lage, die Qualifizierungsmaßnahme<br />
in Eigenverantwortung durchzuführen.<br />
Da die Qualifizierung innerbetrieblich abläuft, hat dies den Vorteil, dass man keinerlei<br />
externe Terminvorgaben hat, und man kann die Maßnahme internen Bedürfnissen bzw.<br />
Zeitvorgaben anpassen. Die innerbetriebliche Organisation der gesamten Qualifikationsmaßnahme<br />
bleibt der jeweiligen Gießerei überlassen. So ist die Gießerei trotz Fortbildung<br />
flexibel und kann sich auf ihre Kerngebiete konzentrieren.<br />
Zielgruppe<br />
• Branchenfremde Mitarbeiter mit - oder ohne berufsqualifizierenden Abschluss.<br />
Zielsetzung<br />
• Vermitt<strong>lung</strong> naturwissenschaftlicher Grundlagen und wesentlicher Grundkenntnisse<br />
der Gießereitechnik und Prozessabläufe innerhalb der Gießerei.<br />
Inhalte<br />
Die Qualifizierungsmaßnahme besteht aus zwei unterschiedlichen Modulen. Zum einen<br />
aus dem vorgeschalteten Basismodul „Naturwissenschaftliche Grundlagen“, in dem<br />
naturwissenschaftliche Grundkenntnisse aufgefrischt werden und auf den gießereitechnischen<br />
Teil vorbereitet wird. Und zum anderen aus dem „Basismodul Gießerei“, in dem<br />
wesentliche Grundkenntnisse der Gießereitechnik und Prozessabläufe innerhalb der<br />
Gießerei erläutert werden.<br />
84
Inhalte des Basismoduls „Naturwissenschaftliche Grundlagen“<br />
• Mathematik – Grundrechenarten, Bruchrechnung, Dreisatz, Prozentrechnung,<br />
Flächen, Volumen, Maßeinheiten umrechnen,<br />
• Physik – Masse, Dichte, Gewicht, Volumen, Kräfte, Aggregatzustände, Energie,<br />
Energieformen, Wärmeausdehnung, Druck, Druck in Flüssigkeiten, Auftrieb,<br />
• Chemie – Atome, Atomaufbau, Periodensystem, Bindungskräfte, Moleküle, chemische<br />
Verbindungen, chemische Reaktionen, Oxidation, Reduktion, Aufbau <strong>von</strong><br />
Metallen,<br />
• Elektrik – Elektrizität, Stromkreis, Magnetismus, Stromerzeugung, Widerstand,<br />
Leitfähigkeit, Spannung, Stromstärke, Ladung, Gleichstrom, Wechselstrom,<br />
Schaltungen,<br />
• Technik – technische Anlagen im Alltag, Reibung, Wirkungsgrade, Antriebe,<br />
technische Anwendungen in der Gießerei,<br />
• Computer – Aufbau, Arbeitsweise, Hard- und Software, Peripheriegeräte, Datenspeicher,<br />
Betriebssystem, Computerviren.<br />
Inhalte des „Basismoduls Gießerei“<br />
• Gießen und gegossene Bauteile – Vorteile des Gießens, Gießereien und Gussproduktion,<br />
• Konstruieren, Simulieren und Prototypenherstel<strong>lung</strong> – Bauteile und Fertigungszeichnungen,<br />
gießgerechtes Konstruieren, technische Zeichnungen, Herstellen<br />
<strong>von</strong> Prototypen,<br />
• Sandguss – Gießsystem, Anschnitte, Speiser, Modulberechnung, Kühleisen,<br />
• Handformen – Modelle, Modellplatten, Kernkästen, Formgrundstoff Sand, Bindemittel<br />
und Härter, Formstoff mischen und formen, Schlichten, formstoffbedingte<br />
Gussfehler,<br />
• Maschinenformen – Modelle und Modellplatten, bentonitgebundener Formstoff,<br />
Sandaufbereitung, Maschinenformen, formstoffbedingte Gussfehler,<br />
• Maskenformen - Maskenformverfahren,<br />
• Kernherstel<strong>lung</strong> – gasaushärtende Kernherstel<strong>lung</strong>, warm- und heißaushärtende<br />
Kernherstel<strong>lung</strong>,<br />
• Schmelzen <strong>von</strong> Gusseisen – Schmelzen, Warmhalteöfen, Vergießeinrichtungen,<br />
Schmelzetransport, Impfen und Entschwefeln <strong>von</strong> Gusseisen, Magnesiumbehand<strong>lung</strong>,<br />
Legieren <strong>von</strong> Gusseisen, Gusseisenwerkstoffe,<br />
• Gussnachbehand<strong>lung</strong> – Strahlen, Putzen,<br />
85
• Werkstoffprüfung – zerstörende Werkstoffprüfung, zerstörungsfreie Werkstoffprüfung,<br />
Metallographie,<br />
• Arbeitsschutz,<br />
• Umweltschutz.<br />
Dauer der Qualifizierung<br />
Die veranschlagte Dauer der innerbetrieblichen Qualifizierung beträgt ca. 10-12 Schu<strong>lung</strong>stage<br />
mit Ganztagsunterricht.<br />
Durchführung<br />
Die VDG-Akademie stellt umfassendes Arbeitsmaterial und ein vollständig ausgearbeitetes<br />
Konzept <strong>zur</strong> Verfügung, so dass die Ingenieure nach einem Minimum an Vorbereitungszeit<br />
einen direkten Einstieg in die Qualifizierungsmaßnahme finden.<br />
Das Arbeitsmaterial besteht aus Powerpoint Präsentationen, Filmen, Arbeitsblättern,<br />
Themen begleitenden Fragen, Folien so wie einem vollständig ausgereiften Konzept <strong>zur</strong><br />
Bewältigung der neuen Aufgaben für die Ingenieure.<br />
Die VDG-Akademie bietet an, Arbeitsblätter und auch die Präsentationen anhand <strong>von</strong><br />
Fotos aus der jeweiligen Gießerei individuell anzupassen – so wird die Qualifizierung<br />
noch authentischer und bekommt einen ganz engen Bezug auf die Situation vor Ort.<br />
Didaktisches Beispiel <strong>zur</strong> Durchführung<br />
Der Ingenieur vor Ort verfügt über ein tiefes gießereitechnisches Fachwissen und kennt<br />
die innerbetrieblichen Prozesse bzw. Abläufe sehr gut. Dennoch stellt sich oft die Frage:<br />
„Wie soll das Wissen vermittelt und weitergegeben werden?“<br />
Und genau hier greift das ausgearbeitete Konzept. Dem Ingenieur werden Hilfsmittel und<br />
Arbeitsmaterial bereitgestellt, die es ihm ermöglichen, eine didaktisch saubere Schu<strong>lung</strong>,<br />
auch ohne intensive Vorbereitung, durchzuführen.<br />
Ein wesentlicher Baustein des angebotenen Konzepts sind übersichtlich strukturierte und<br />
mit viel anschaulichem Bildmaterial versehene Powerpoint-Präsentationen, die mittels<br />
Beamer an eine Wand geworfen werden. Anhand dieser Präsentationen kann der Ingenieur<br />
die Lehrinhalte zielgerichtet und strukturiert vermitteln. Die bereitgestellten Arbeitsblätter<br />
(für Teilnehmer und Dozenten) bestehen im Wesentlichen aus den Charts der<br />
Powerpoint-Präsentationen, da so die vorher besprochenen Inhalte 1:1 auf die Arbeits-<br />
86
lätter übertragen werden können bzw. direkt Notizen zum jeweiligen Chart festgehalten<br />
werden können.<br />
Um die besprochenen Lehrinhalte zu vertiefen, sind nach jedem Kapitel themenbezogene<br />
Fragen nachgeschaltet. Diese Fragen werden innerhalb der Gruppe ausgearbeitet,<br />
gelöst und schriftlich festgehalten. Der Ingenieur hat hierzu die Seite mit den Fragen als<br />
Arbeitsblatt mit vorgegebenen Beispielantworten, die als Vorgabe bzw. Gedankenstütze<br />
für den Ingenieur dienen und die in Form einer Folie vorliegen. Diese Folie wird mittels<br />
Overhead-Projektor an eine Wand geworfen, und beinhaltet die Fragen inklusive Leerzeilen.<br />
Die Antworten werden gemeinsam in der Gruppe erarbeitet und sowohl auf der Folie<br />
als auch in den Arbeitsunterlagen der Teilnehmer festgehalten.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Art und Weise, wie man die Inhalte vermittelt. Die Teilnehmer<br />
sind meist schon längere Zeit aus dem Lernprozess heraus, so dass eine Herausforderung<br />
darin besteht, die Konzentration und die Aufmerksamkeit zu bündeln und<br />
über den Zeitraum eines ganzen Tages zu halten. Hier ist der Ingenieur/Dozent gefragt!<br />
Die Qualifizierungsmaßnahme soll nicht im Stile einer Vorlesung stattfinden, sondern es<br />
soll vielmehr ein offener Dialog zwischen Teilnehmer und Dozent bzw. Teilnehmer und<br />
Teilnehmer entstehen. Nach diesem Prinzip ist die ganze Qualifizierungsmaßnahme aufgebaut.<br />
Die Teilnehmer sollen, so weit es möglich ist, aktiv an dem Geschehen teilnehmen,<br />
sich einbringen und ihre Erfahrung im gießereitechnischen Bereich mit einfließen<br />
lassen.<br />
Um die Maßnahme etwas aufzulockern, ist es natürlich auch denkbar, die in der Theorie<br />
besprochenen Inhalte direkt vor Ort praxisnah zu veranschaulichen, denn die Maßnahme<br />
wird ja schließlich in der Gießerei durchgeführt.<br />
Für Rückfragen oder weitere Informationen zum „Train the Trainer“- Konzept steht ihnen<br />
die VDG-Akademie gerne <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.vdg-akademie.de ).<br />
6.5. Inhouse-Schu<strong>lung</strong><br />
Bei einer größeren Anzahl zu qualifizierender Mitarbeiter aus einem Betrieb bietet sich<br />
die Durchführung einer Inhouse-Schu<strong>lung</strong> an, d.h. die Schu<strong>lung</strong> findet vor Ort in der Gießerei<br />
statt und wird <strong>von</strong> einem Schu<strong>lung</strong>sexperten des VDG durchgeführt. Neben dem<br />
Wegfall des Reiseaufwandes hat das Inhouse-Konzept auch den Vorteil der individuellen<br />
Betrachtung <strong>von</strong> betrieblichen Fragestel<strong>lung</strong>en. Die VDG-Akademie bietet die Möglichkeit<br />
eines Vorgespräches mit den entsprechenden Experten an. Somit können im Vorfeld die<br />
87
Bedürfnisse, Schwerpunkte und Fragen abgesprochen und zielgerichtet abgestimmt<br />
werden.<br />
Vorteile:<br />
• Der Reiseaufwand der Mitarbeiter entfällt,<br />
• Sie bestimmen individuell Inhalte, Schwerpunkte und Lerngeschwindigkeit,<br />
• Auf Wunsch kann eine abschließende schriftliche Wissenskontrolle inkl. Auswertung<br />
durchgeführt werden,<br />
• Aktuelle Fragestel<strong>lung</strong>en können auch kurzfristig einbezogen werden.<br />
Für Rückfragen oder weitere Informationen <strong>zur</strong> Inhouse-Schu<strong>lung</strong> steht ihnen die VDG-<br />
Akademie gerne <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.vdg-akademie.de ).<br />
6.6 Finanzielle Förderung <strong>von</strong> Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterbildungen<br />
Das Sonderprogramm WeGebAU<br />
(Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen).<br />
Das Förderprogramm WeGebAU soll das Interesse und die Bereitschaft <strong>von</strong> Betrieben <strong>zur</strong><br />
Weiterbildung ihrer Beschäftigten wecken. Zielgruppe des Programms sind Beschäftigte ohne<br />
Berufsabschluss, für die bei der Teilnahme an einer beruflichen Weiterbildung unter bestimmten<br />
Voraussetzungen ein Arbeitsentgeldzuschuss gewährt werden kann.<br />
Damit soll <strong>Personal</strong>abbau vermieden, die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer verbessert<br />
und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Das Programm unterstreicht die<br />
Bedeutung lebenslangen Lernens, indem es durch finanzielle Anreize die Weiterbildung für<br />
und <strong>von</strong> Beschäftigten stärker forcieren will.<br />
Förderung der beruflichen Weiterbildung <strong>von</strong> gering qualifizierten Beschäftigten durch<br />
Arbeitsentgeltzuschuss (§235c SBG III)<br />
Für die Qualifizierung Ihrer beschäftigten Arbeitnehmer können Sie als Arbeitgeber eine finanzielle<br />
Unterstützung erhalten, wenn der/die Arbeitnehmer/in unter Fortzah<strong>lung</strong> des Arbeitsentgeltes<br />
freigestellt wird. Voraussetzung ist, dass der/die Mitarbeiter/in gering qualifiziert<br />
ist, also ohne Berufsabschluss oder seit mehr als 4 Jahren an-/ungelernt tätig ist.<br />
88
Förderung beschäftigter älterer Arbeitnehmer durch Übernahme der Weiterbildungskosten<br />
(§417 Abs. 1 SGB III)<br />
Die Agentur für Arbeit Stuttgart kann die Kosten der Weiterbildungsmaßnahme übernehmen,<br />
wenn der/die Arbeitnehmer/in während der Maßnahme unter Fortzah<strong>lung</strong> des Arbeitsentgeltes<br />
freigestellt wird. Diese Förderung gilt für kleine und mittlere Unternehmen, die weniger<br />
als 250 Arbeitnehmer beschäftigen.<br />
Förderung beschäftigter Arbeitnehmer durch Übernahme der Weiterbildungskosten<br />
(§421t Abs. 4 SGB III)<br />
Die Agentur für Arbeit Stuttgart kann Kosten der Weiterbildungsmaßnahme übernehmen,<br />
wenn der Berufsabschluss mindestens 4 Jahre <strong>zur</strong>ückliegt und der Teilnehmer analog zu<br />
§417 Abs. 1 SGB III für die Dauer der Weiterbildung unter Gehaltsfortzah<strong>lung</strong> freigestellt<br />
wird. Vorausgesetzt wird, dass der Teilnehmer in den letzten vier Jahren vor Antragstel<strong>lung</strong><br />
nicht an einer mit öffentlichen Mitteln geförderten beruflichen Weiterbildung teilgenommen<br />
hat.<br />
Neben dem Sonderprogramm WeGebAU stehen noch weitere Möglichkeiten <strong>zur</strong> Förderung<br />
<strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Informationen zu Förderprogrammen erhalten sie unter http://www.arbeitsagentur.de<br />
89
7 Empfeh<strong>lung</strong> für die Ausbildung zum/r „GießereimechanikerIn“<br />
„GießereimechnanikerIn“ ist der Ausbildungsberuf für Gießereifachleute. Die Ausbildungszeit<br />
beträgt 3,5 Jahre.<br />
In Leikom ist - basierend auf den Ergebnissen der Auseinandersetzung mit zukünftigen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en<br />
und einer nachhaltigen Produktion eine Empfeh<strong>lung</strong> <strong>zur</strong> Neugestaltung der Ausbildung<br />
erarbeitet worden.<br />
Entwürfe wurden während des Prozesses der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Empfeh<strong>lung</strong> über den Kreis<br />
der Leikom-Beteiligten auch mit weiteren Fachleuten auf dem Ausbildungssektor diskutiert.<br />
Die nun vorliegende Empfeh<strong>lung</strong> wird in die Richtlinienarbeit eingebracht werden.<br />
7.1. Gemeinsame Kernqualifikationen<br />
Lfd.Nr. Teil des Ausbildungsberufs- Zu vermittelnde Fertigkeiten<br />
bildes<br />
und Kenntnisse<br />
1 2 3<br />
1 Berufsbildung, Arbeits- und a) Bedeutung des Ausbildungs-<br />
Tarifrecht<br />
vertrages, insbesondere Abschluss,<br />
Dauer und Beendigung,<br />
erklären,<br />
b) gegenseitige Rechte und<br />
Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag<br />
nennen,<br />
c) Möglichkeiten der beruflichen<br />
Fortbildung nennen,<br />
d) wesentliche Teile des Arbeitsvertrages<br />
nennen,<br />
e) wesentliche Bestimmungen<br />
der für den ausbildenden Betrieb<br />
geltenden Tarifverträge<br />
nennen.<br />
2 Aufbau und Organisation des a) Aufbau und Aufgaben des<br />
Ausbildungsbetriebes<br />
ausbildenden Betriebes erläutern,<br />
b) Grundfunktionen des ausbildenden<br />
Betriebes, wie Beschaffung,<br />
Fertigung, Absatz und<br />
Verwaltung, erklären,<br />
c) Beziehungen des ausbildenden<br />
Betriebes und seiner Beschäftigten<br />
zu Wirtschaftsorganisationen,<br />
Berufsvertretungen<br />
und Gewerkschaften nennen,<br />
d) Grundlagen, Aufgaben und<br />
Arbeitsweise der betriebsverfassungs-<br />
oder personalvertretungsrechtlichen<br />
Organe des<br />
ausbildenden Betriebes beschreiben.<br />
3 Sicherheit und<br />
a) Gefährdung <strong>von</strong> Sicherheit<br />
Gesundheitsschutz bei der und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />
Arbeit<br />
feststellen und Maßnahmen zu<br />
ihrer Vermeidung ergreifen ,<br />
90
4 Umweltschutz<br />
5 Betriebliche und technische<br />
Kommunikation<br />
b) berufsbezogene Arbeitsschutz-<br />
und Unfallverhütungsvorschriften<br />
anwenden,<br />
c) Verhaltensweisen bei Unfällen<br />
beschreiben sowie erste<br />
Maßnahmen einleiten,<br />
d) Bestimmungen und Sicherheitsregeln<br />
beim Arbeiten an<br />
elektrischen Anlagen, Geräten<br />
und Betriebsmitteln beachten,<br />
e) Vorschriften des vorbeugenden<br />
Brandschutzes anwenden;<br />
Verhaltensweisen bei Bränden<br />
beschreiben und Maßnahmen<br />
<strong>zur</strong> Brandbekämpfung ergreifen.<br />
Zur Vermeidung betriebsbedingter<br />
Umweltbelastungen im beruflichen<br />
Einwirkungsbereich<br />
beitragen, insbesondere<br />
a) mögliche Umweltbelastungen<br />
durch den Ausbildungsbetrieb<br />
und seinen Beitrag zum Umweltschutz<br />
an Beispielen erklären,<br />
b) für den Ausbildungsbetrieb<br />
geltende Rege<strong>lung</strong>en des Umweltschutzes<br />
anwenden,<br />
c) Möglichkeiten der wirtschaftlichen<br />
und umweltschonenden<br />
Energie- und Materialverwendung<br />
nutzen,<br />
d) Abfälle vermeiden; Stoffe und<br />
Materialien einer umweltschonenden<br />
Entsorgung zuführen.<br />
a) Informationsquellen auswählen,<br />
Informationen beschaffen<br />
und bewerten,<br />
b) technische Zeichnungen und<br />
Stücklisten auswerten und anwenden<br />
sowie Skizzen anfertigen,<br />
c) Dokumente sowie technische<br />
Unterlagen und berufsbezogene<br />
Vorschriften zusammenstellen,<br />
ergänzen, auswerten und anwenden,<br />
d) Daten und Dokumente unter<br />
Berücksichtigung des Datenschutzes<br />
pflegen, sichern und<br />
archivieren,<br />
e) Gespräche mit Kunden, Vorgesetzten<br />
und im Team situationsgerecht<br />
und zielorientiert<br />
führen, kulturelle Identitäten<br />
berücksichtigen,<br />
f) Sachverhalte darstellen, Protokolle<br />
anfertigen; englische<br />
Fachbegriffe in der Kommunikation<br />
anwenden,<br />
g) Informationen auch aus eng-<br />
91
6 Planen und Organisieren der<br />
Arbeit, Bewerten der Arbeitsergebnisse<br />
7 Unterscheiden, Zuordnen und<br />
Handhaben <strong>von</strong> Werk- und<br />
Hilfsstoffen<br />
8 Herstellen <strong>von</strong> Bauteilen und<br />
Baugruppen<br />
lischsprachigen technischen<br />
Unterlagen oder Dateien entnehmen<br />
und verwenden,<br />
h) Besprechungen organisieren<br />
und moderieren, Ergebnisse<br />
dokumentieren und präsentieren,<br />
i) Konflikte im Team lösen.<br />
a) Arbeitsplatz unter Berücksichtigung<br />
betrieblicher Vorgaben<br />
einrichten,<br />
b) Werkzeuge und Materialien<br />
auswählen, termingerecht anfordern,<br />
prüfen, transportieren<br />
und bereitstellen,<br />
c) Arbeitsabläufe und Teilaufgaben<br />
unter Beachtung wirtschaftlicher<br />
und terminlicher Vorgaben<br />
planen und durchführen,<br />
d) <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> Auftragsabwick<strong>lung</strong><br />
sowie der Terminverfolgung<br />
anwenden,<br />
e) betriebswirtschaftlich relevante<br />
Daten erfassen und bewerten<br />
f) Lösungsvarianten prüfen,<br />
darstellen und deren Wirtschaftlichkeit<br />
vergleichen,<br />
g) im eigenen Arbeitsbereich <strong>zur</strong><br />
kontinuierlichen Verbesserung<br />
<strong>von</strong> Arbeitsvorgängen beitragen,<br />
h) Qualifikationsdefizite feststellen,Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
nutzen,<br />
i) unterschiedliche Lerntechniken<br />
anwenden,<br />
j) Prüfverfahren und Prüfmittel<br />
auswählen und anwenden,<br />
Einsatzfähigkeit <strong>von</strong> Prüfmitteln<br />
feststellen,<br />
k) Arbeitsergebnisse kontrollieren,<br />
beurteilen und dokumentieren,<br />
l) Aufgaben im Team planen<br />
und durchführen.<br />
a) Werkstoffeigenschaften und<br />
deren Veränderungen beurteilen<br />
und Werkstoffe nach ihrer Verwendung<br />
auswählen und handhaben,<br />
b) Hilfsstoffe ihrer Verwendung<br />
nach zuordnen, einsetzen und<br />
entsorgen.<br />
a) Betriebsbereitschaft und<br />
Werkzeugmaschinen einschließlich<br />
der Werkzeuge sicherstellen,<br />
b) Werkzeuge und Spannzeuge<br />
auswählen, Werkstücke ausrichten<br />
und spannen,<br />
c) Werkstücke durch manuelle<br />
92
und maschinelle Fertigungsverfahren<br />
herstellen,<br />
d) Bauteile durch Trennen und<br />
Umformen herstellen,<br />
e) Bauteile, auch aus unterschiedlichen<br />
Werkstoffen, zu<br />
Baugruppen fügen.<br />
9 Warten <strong>von</strong> Betriebsmitteln a) Betriebsmittel inspizieren,<br />
pflegen, warten und die Durchführung<br />
dokumentieren<br />
b) mechanische und elektrische<br />
Bauteile und Verbindungen auf<br />
mechanische Beschädigungen<br />
Sicht prüfen, instand setzen<br />
oder die Instandsetzung veranlassen,<br />
c) Betriebsstoffe auswählen,<br />
anwenden und entsorgen.<br />
10 Steuerungstechnik a) steuerungstechnische Unterlagen<br />
auswerten,<br />
b) Steuerungstechnik anwen-<br />
11 Anschlagen, Sichern und<br />
Transportieren<br />
den.<br />
a) Transport-, Anschlagmittel<br />
und Hebezeuge auswählen,<br />
deren Betriebsicherheit beurteilen,<br />
unter Berücksichtigung der<br />
einschlägigen Vorschriften anwenden<br />
oder deren Einsatz<br />
veranlassen,<br />
b) Transportgut absetzen, lagen<br />
und sichern.<br />
12 Kundenorientierung a) auftragsspezifische Anforderungen<br />
und Informationen beschaffen,<br />
prüfen, umsetzen oder<br />
an die Beteiligten weiterleiten,<br />
b) Kunden auf auftragsspezifische<br />
Besonderheiten und Sicherheitsvorschriften<br />
hinweisen.<br />
93
7.2 Fachqualifikationen für GießereimechanikerIn<br />
Lfd.Nr. Teil des Ausbildungsberufs- Zu vermittelnde Fertigkeiten und<br />
bildes<br />
Kenntnisse<br />
1 2 3 4 2<br />
1 Anwenden <strong>von</strong> technischen<br />
Unterlagen und Planen des<br />
Fertigungsprozesses<br />
2 Technologie der Werk- und<br />
Hilfsstoffe<br />
3 Schmelzen und Warmhalten<br />
1 xx: wichtig, x: wichtig; : unwichtig<br />
a) technische Unterlagen lesen,<br />
analysieren und anwenden<br />
a) Einfluss <strong>von</strong> Begleit- und Legierungselementen<br />
bei Gusseisen,<br />
Stahlguss- und Nichteisenmetallen<br />
beurteilen<br />
b) chemische Prozesse in den<br />
Produktionsverfahren, insbesondere<br />
Oxydations- und Reduktionsvorgänge,<br />
unterscheiden und<br />
beurteilen<br />
c) Wirkungen der chemischen<br />
Prozesse auf das Produkt, den<br />
Ablauf des Verfahrens und die<br />
Umwelt beurteilen und beeinflussen<br />
d) mit Säuren, Laugen, Emulsionen,<br />
Salzen und deren Lösungen<br />
unter Beachtung des Arbeits- und<br />
Umweltschutzes umgehen<br />
e) gas-, dampf- und staubförmige<br />
Emissionen erkennen, ihre Bedeutung<br />
beurteilen und erforderliche<br />
Maßnahmen einleiten<br />
f) Werkstoffprüfverfahren auswählen,<br />
durchführen, beurteilen und<br />
dokumentieren<br />
g) prozessbezogene Werkstoffe<br />
und Hilfsstoffe <strong>zur</strong> Formherstel<strong>lung</strong><br />
auswählen und im Fertigungsprozess<br />
anwenden<br />
h) prozessbezogene Hilfsstoffe für<br />
den Wachsmodellbau und die Her-<br />
stel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Keramikformen<br />
a) Verfahren und Anlagen zum<br />
Schmelzen und Warmhalten <strong>von</strong><br />
Metallen hinsichtlich ihres Einsatzes<br />
auswählen<br />
b) Zustandsdiagramm für Zweistoffsysteme<br />
lesen und auswerten<br />
c) Einsatzstoffe bereitstellen<br />
2 H: Handformguss, M: Maschinenformguss, D: Druckguss, K: Kokillenguss, F: Feinguss<br />
Gewichtung 1<br />
H M D K F<br />
xx xx xx xx xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
x<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
94
4 Einrichten, Bedienen und Überwachen<br />
<strong>von</strong> Produktionsanlagen<br />
5 Einsetzen <strong>von</strong> Modelleinrichtungen<br />
oder Dauerformen und<br />
Vorrichtungen<br />
6 Anschnitt- und Speisertechnik,<br />
Gießsysteme und gelenkte<br />
Erstarrung<br />
7 Gießen<br />
8 Gussnachbehand<strong>lung</strong>sverfahren<br />
d) Schmelzprozess durchführen<br />
e) Schmelze zum Gießen bereit-<br />
stellen<br />
a) Anlagen einrichten, Funktion<br />
überprüfen und Produktionsablauf<br />
überwachen und optimieren<br />
b) Störungsursachen im Produktionsablauf<br />
dokumentieren, eingrenzen<br />
und Maßnahmen zu de-<br />
ren Beseitigung einleiten<br />
a) Werkzeuge, Hilfs- und Arbeitsmittel<br />
zum Herstellen, Ausbessern<br />
und Zurichten <strong>von</strong> Formen und<br />
Kernen auswählen und bereitstellen<br />
b) Formen und Kerne herstellen<br />
und zum Gießen vorbereiten<br />
Alternative: c) Modelleinrichtungen:<br />
• Modelleinrichtungen planen<br />
und entsprechend ihrem Aufbau<br />
und ihrer Verwendung<br />
sowie ihrer Kennzeichnung<br />
einsetzen<br />
oder<br />
Alternative: d) Dauerformen:<br />
• aa) Dauerformen entsprechend<br />
ihrem Aufbau und ihrer<br />
Verwendung sowie ihrer<br />
Kennzeichnung einsetzen<br />
• Maßnahmen <strong>zur</strong> Regulierung<br />
des Wärmehaushalts beachten<br />
a) Anschnitt-, Einguss-, Speiser-,<br />
Küh<strong>lung</strong>s-, Isolations- und Entlüftungssysteme<br />
unter Berücksichtigung<br />
<strong>von</strong> Strömung und Erstarrung<br />
auswählen und anwenden<br />
sowie den Gießvorgang und das<br />
Gussstück beurteilen<br />
b) Ergebnisse <strong>von</strong> Simulationstechniken<br />
anwenden<br />
a) Transportgefäße und Fördereinrichtungen<br />
für schmelzflüssige<br />
Massen auswählen<br />
b) Schmelzflüssige Massen transportieren<br />
und zum Gießen vorbereiten<br />
c) Reinigen der Schmelze<br />
d) Gießen unter Berücksichtigung<br />
technologischer Parameter<br />
e) Gussfehler erkennen und hinsichtlich<br />
ihrer Ursachen beurteilen<br />
und zu ihrer Vermeidung beitragen<br />
a) Gussstücke entformen und<br />
eventuell entkernen, Kreislaufmaterial<br />
<strong>von</strong> Hand, mit Vorrichtungen<br />
oder Maschinen abtrennen<br />
b) Gussstücke putzen und Ober-<br />
xx xx xx xx xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
-<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
95
9 Sicherstellen der Betriebsfähigkeit<br />
<strong>von</strong> technischen Systemen<br />
10 Steuerungs- und. Regeltechnik<br />
11 Geschäftsprozesse und Qualitätssicherungssysteme<br />
im<br />
Einsatzgebiet<br />
flächen behandeln<br />
c) Gussstücke prüfen und beurteilen<br />
und eine mögliche Wärmebe-<br />
hand<strong>lung</strong> veranlassen<br />
a) Störungen an Maschinen und<br />
Systemen unter Beachtung der<br />
Schnittstellen feststellen und Fehler<br />
eingrenzen<br />
b) Schutz und Sicherheitseinrichtungen<br />
anwenden und deren Funktion<br />
prüfen<br />
c) Stofffluss bei der Erzeugung <strong>von</strong><br />
Produkten verfolgen, Daten erfassen,<br />
abrufen und <strong>zur</strong> Verarbeitung<br />
eingeben<br />
d) Störungen im Materialfluss erkennen<br />
und Maßnahmen zu deren<br />
Beseitigung veranlassen<br />
a) einschlägige Sicherheitsvorschriften<br />
über das Arbeiten an<br />
steuerungstechnischen Anlagen<br />
beachten und anwenden<br />
b) Schalt- und Funktionspläne der<br />
Steuerungstechnik anwenden<br />
c) steuerungstechnische Unterlagen<br />
auswerten<br />
d) Steuerungstechnik anwenden<br />
e) Steuern und Regeln in Produktionsanlagen<br />
unterscheiden<br />
f) Signaleinrichtungen für Grenzwertüberwachung<br />
beobachten und<br />
bei Abweichungen reagieren<br />
a) Art und Umfang <strong>von</strong> Aufträgen<br />
klären, spezifische Leistungen<br />
feststellen, Besonderheiten und<br />
Termine mit Kunden absprechen<br />
b) Informationen für die Auftragsabwick<strong>lung</strong><br />
beschaffen, auswerten<br />
und nutzen, technische <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en<br />
und Normen berücksichtigen,<br />
sicherheitsrelevante Vorgaben<br />
beachten<br />
c) Auftragsabwick<strong>lung</strong>en unter<br />
Berücksichtigung sicherheitstechnischer,<br />
betriebswirtschaftlicher<br />
und ökologischer Gesichtspunkte<br />
planen sowie mit vor- und nachgelagerten<br />
Bereichen abstimmen,<br />
Planungsunterlagen erstellen<br />
d) Teilaufträge veranlassen, Ergebnisse<br />
prüfen<br />
e) Aufträge, insbesondere unter<br />
Berücksichtigung <strong>von</strong> Arbeitssicherheit,<br />
Umweltschutz und Terminvorgaben<br />
durchführen<br />
f) externe und interne betriebliche<br />
Qualitätssicherungssysteme im<br />
eigenen Arbeitsbereich anwenden;<br />
Ursachen <strong>von</strong> Qualitätsmängeln<br />
xx<br />
x<br />
xx<br />
x<br />
x<br />
xx<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
x<br />
xx<br />
x<br />
x<br />
xx<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
96
systematisch suchen, beseitigen<br />
und dokumentieren<br />
g) Prüfverfahren und Prüfmittel<br />
auswählen und anwenden,<br />
Einsatzfähigkeit <strong>von</strong> Prüfmitteln<br />
feststellen, Prüfpläne und betriebliche<br />
Prüfvorschriften anwenden,<br />
Ergebnisse dokumentieren<br />
h) Auftragsabwick<strong>lung</strong>, Leistungen<br />
und Verbrauch dokumentieren<br />
i) technische Systeme oder Produkte<br />
an Kunden übergeben und<br />
erläutern, Abnahmeprotokolle<br />
erstellen<br />
j) Arbeitsergebnisse und –<br />
durchführung bewerten sowie <strong>zur</strong><br />
kontinuierlichen Verbesserung <strong>von</strong><br />
Arbeitsvorgängen im Betriebsablauf<br />
beitragen<br />
k) Optimierung <strong>von</strong> Vorgaben,<br />
insbesondere <strong>von</strong> Dokumentationen,<br />
veranlassen<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
xx<br />
97
7.3 Erläuterungen zu den Fachqualifikationen<br />
Lfd.Nr. Teil des Ausbildungsberufsbildes<br />
Zu vermittelnde Fertigkeiten und Kenntnisse<br />
1 2 3<br />
1 Anwenden <strong>von</strong> technischen<br />
Unterlagen/Planen<br />
des Fertigungsprozesses<br />
2 Technologie der Werk- und<br />
Hilfsstoffe<br />
3 Schmelzen und Warmhalten<br />
4 Einrichten, Bedienen und<br />
Überwachen <strong>von</strong> Produktionsanlagen<br />
a) Arbeitsschritte unter Berücksichtigung funktionaler, konstruktiver,<br />
fertigungstechnischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte<br />
festlegen,<br />
b) Arbeitsablauf unter Berücksichtigung organisatorischer<br />
und informatorischer Notwendigkeiten festlegen und sicherstellen,<br />
c) Prüf- und Messmittel <strong>zur</strong> Kontrolle der Arbeitsergebnisse<br />
festlegen,<br />
d) Halbzeuge, Werkstücke, Spannzeuge, Werkzeuge, Prüf-<br />
und Messzeuge sowie Hilfsmittel bereitstellende Arbeitsplätze<br />
an Werkbänken und Maschinen einrichten,<br />
f) Abweichungen vom Sollmaß beurteilen und Informatio-<br />
nen für den Arbeitsablauf nutzen.<br />
Einsetzen <strong>von</strong> Formstoffen für Formen und Kerne<br />
a) Formgrundstoffe, Formstoffbindemittel, Formstoffzusatz-<br />
Formstoffüberzugsstoffe beurteilen,<br />
b) Formstoffe für Formen und Kerne hinsichtlich ihrer Eigenschaften<br />
und Zusammensetzungen, ihres wirtschaftlichen<br />
Einsatzes sowie des Arbeits- und Umweltschutzes<br />
beurteilen,<br />
c) Eigenschaften der Formstoffe und Formstoffüberzüge<br />
prüfen,<br />
d) Möglichkeiten der Beeinflussung <strong>von</strong> Formstoffeigenschaften<br />
nutzen,<br />
e) Formstoffe <strong>von</strong> Hand, mit einfachen Geräten und Ma-<br />
schinen sowie in Aufbereitungsanlagen aufbereiten.<br />
a) Verfahren und Anlagen zum Schmelzen und Warmhalten<br />
<strong>von</strong> Eisen- und Nichteisenmetallgusslegierungen hinsichtlich<br />
ihres Einsatzes unterscheiden,<br />
b) die für das Schmelzen, Warmhalten, Transportieren und<br />
Gießen verschiedener Werkstoffe erforderlichen Schutzmaßnahmen<br />
durchführen,<br />
c) Einrichtungen, Geräte und Apparate zum Überwachen,<br />
Steuern und Regeln der Schmelzanlagen handhaben,<br />
d) Eisengusswerkstoffe und Nichteisenmetallgusswerkstoffe<br />
hinsichtlich ihrer Herstel<strong>lung</strong> und Verarbeitung unterscheiden,<br />
e) Einsatz., Legierungs- und Hilfsstoffe einsetzen, auswählen,<br />
gattieren und schmelzen,<br />
f) Einsatz-, Legierungs- und Hilfsstoffe lagern und transportieren,<br />
g) Schmelzbehand<strong>lung</strong> und Schmelzreinigung durchführen,<br />
h) Qualitätsprüfung der Schmelze durchführen und gegebenenfalls<br />
Korrekturen einleiten,<br />
i) Feuerfeststoffe für die Zustel<strong>lung</strong> oder Ausbesserung<br />
einsetzen,<br />
k) Schmelze abschlacken, abkrätzen, umfüllen, warmhalten<br />
und transportieren.<br />
a) Vorgaben der Produktionsplanung beachten und bei der<br />
Produktionssteuerung mitwirken,<br />
b) Stofffluss bei der Erzeugung <strong>von</strong> Produkten verfolgen,<br />
Daten erfassen, abrufen und <strong>zur</strong> maschinellen Verarbeitung<br />
eingeben,<br />
c) Überwachungs-, Mess- und Übermitt<strong>lung</strong>seinrichtungen<br />
98
5 Einsetzen <strong>von</strong> Modelleinrichtungen<br />
oder Dauerformen<br />
und Vorrichtungen<br />
<strong>zur</strong> Produktionssteuerung bedienen,<br />
d) Abhängigkeiten im Produktionsfluss dokumentieren,<br />
e) Darstel<strong>lung</strong>en der Produktionssteuerung am Bildschirm<br />
lesen und auswerten,<br />
f) Störungen im Materialfluss erkennen und Maßnahmen zu<br />
deren Beseitigung unter Anleitung ergreifen,<br />
g) Produktionsprotokolle interpretieren und Ergebnisse<br />
umsetzen,<br />
h) Produktionsablaufpläne umsetzen und Begleitpapiere<br />
handhaben,<br />
Transportieren, Lagern und Sichern<br />
a) Hebezeuge, Anschlag- und Transportmittel sowie Anschlag-<br />
und Transporthilfen auswählen,<br />
b) zu transportierendes Gut vorbereiten und für den Transport<br />
sichern,<br />
c) Schutzgitter und Absperrungen sowie Montage- und<br />
Transporthilfen auf- und abbauen,<br />
d) handbediente Hebezeuge, insbesondere Seil und Kettenzüge,<br />
handhaben,<br />
e) Transport sichern und durchführen,<br />
f) Transportgut absetzen, lagern und sichern.<br />
1 manuelle Formfertigung<br />
a) Formen in Formgruben oder Formkästen im offenen<br />
oder geschlossenen Herd herstellen,<br />
b) Modelleinrichtungen aus unterschiedlichen Werkstoffen<br />
hinsichtlich der Formtechnik unterscheiden,<br />
c) Modelleinrichtungen zeichnungs- und formgerecht zusammenstellen,<br />
d) Werkzeuge, Maschinen, Geräte und Vorrichtungen zum<br />
Erstellen, Ausbessern und Zurichten <strong>von</strong> Formen und Kernen<br />
anwenden (S),<br />
e) Herdflächen und falsche Hälften einrichten und verwenden,<br />
f) komplexe Gießsysteme anwenden (S),<br />
g) Speiser funktionsgerecht einformen; Speisereinsätze,<br />
Kühl- und Isolierelemente einsetzen (S),<br />
h) Form- und Kernüberzugsstoffe auftragen,<br />
i) Formkästen unter Berücksichtigung des Modells, des<br />
Formverbaues, des Gießdruckes, des Transports, des<br />
Sandverbrauches, der Ausleerung sowie der Kastenführung<br />
und -sicherung auswählen, einsetzen und instand<br />
halten,<br />
k) Kerne einlegen und sichern; Wanddicken durch Abdrücken<br />
und Messen prüfen; Formen zusammenbauen und<br />
zulegen,<br />
l) Formen gießfertig machen, insbesondere entlüften, abdichten<br />
und gegen Auftrieb sichern.<br />
2 Manuelle Kernfertigung<br />
a) Kernkästen zeichnungs- und formgerecht zusammenstellen<br />
b) Armierungen nach unterschiedlichen Verfahren anfertigen,<br />
c) Kernentlüftungen herstellen,<br />
d) Kerne in ein- und mehrteiligen Kernkästen mit Armierung<br />
herstellen,<br />
e) Kerne ausschälen, gießgerecht nacharbeiten, montieren,<br />
99
6 Anschnitt- und Speisertechnik/Gießsysteme<br />
und<br />
gelenkte Erstarrung<br />
lagern und transportieren.<br />
3 maschinelle Formfertigung<br />
a) Modellplatten einrichten und justieren,<br />
b) Formen herstellen,<br />
c) Formstoffverdichtung durchführen,<br />
d) Techniken zum Lockern und Trennen <strong>von</strong> Modell und<br />
Form anwenden,<br />
e) Kerne in Formen einlegen, befestigen, sichern und entlüften,<br />
f) Formen <strong>zur</strong>ichten, abgießen und ausleeren.<br />
4 maschinelle Kernformfertigung<br />
7 Gießen Gießen mit Geräten<br />
a) Kernformstoffe hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und<br />
Eigenschaften unterscheiden,<br />
b) Kernformstoffe bunkern und transportieren,<br />
c) Kernkästen und Maschinen für die Kernherstel<strong>lung</strong> justieren<br />
und einrichten,<br />
d) Kernkästen, insbesondere durch Einschießen der Kernformstoffe<br />
füllen,<br />
e) chemische und thermische Aushärtung steuern,<br />
f) Kerne entnehmen, nachbehandeln, montieren, transportieren<br />
und lagern.<br />
-<br />
a) Einrichtungen zum Gießen vorbereiten und bereitstellen,<br />
b) Gießhilfsstoffe einsetzen,<br />
c) Temperatur messen,<br />
d) Proben nehmen,<br />
e) Formen unter Beachtung der besonderen Anweisungen<br />
und Vorschriften abgießen,<br />
f) Formen gussteilgerecht freilegen und ausleeren.<br />
Gießen auf Anlagen<br />
a) Anlagen einrichten, Produktionsablauf überwachen und<br />
steuern,<br />
b) Temperiersysteme überwachen und prüfen,<br />
c) Beschickungseinrichtungen überwachen und prüfen,<br />
d) Energieversorgung überwachen und prüfen.<br />
Herstellen <strong>von</strong> Gusstücken in Kokillen und Druckgussmaschinen<br />
a) Druck- und Kokillengussteile hinsichtlich ihrer Eigenschaften,<br />
Merkmale und Herstel<strong>lung</strong> unterscheiden,<br />
b) Aufbau und Funktion <strong>von</strong> Maschinen und Einrichtungen<br />
<strong>zur</strong> Herstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Druck- oder Kokillenguss unterscheiden,<br />
c) Dauerformen auf- und abbauen<br />
d) Schlichtstoffe, Trennstoffe, Kühl- und Schmierstoffe anwenden,<br />
e) Maschinen und Anlagen einrichten<br />
f) Temperaturführung für den Gießprozess einstellen und<br />
messen,<br />
100
8 Gussnachbehand<strong>lung</strong>sverfahren<br />
9 Sicherstellen der Betriebsfähigkeit<br />
vom Technischen<br />
Systemen<br />
10 Steuerungs- und Regeltechnik<br />
11 Geschäftsprozesse und<br />
Qualitätssicherungssysteme<br />
im Einsatzgebiet<br />
8 Literaturverzeichnis<br />
g) Gießwerkzeug zum Gießen vorbereiten<br />
h) Gießprozess einleiten, überwachen und dokumentieren,<br />
laufende Kontrolle der Gussstücke durchführen und bei<br />
Bedarf den Gießprozess nachsteuern.<br />
a) Gussfehler erkennen, den Fehlerkategorien zuordnen,<br />
dokumentieren sowie die Verwendbarkeit <strong>von</strong> Gussstücken<br />
unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Nacharbeit beurteilen,<br />
b) Gussfehler hinsichtlich ihrer Ursachen beurteilen und zu<br />
ihrer Vermeidung beitragen,<br />
c) Gussstücke auf Maßhaltigkeit, Oberflächenbeschaffenheit<br />
und Werkstoffeigenschaften prüfen, dokumentieren<br />
und beurteilen.<br />
a) Instandhaltungsanleitungen und Betriebsanweisungen,<br />
insbesondere unter Berücksichtigung der Prüfwerte, der<br />
Prüfmittel, der Werkzeuge, der Betriebs- und Hilfsstoffe und<br />
der besonderen Gefahren, anwenden,<br />
b) technische Sachverhalte, insbesondere in Form <strong>von</strong><br />
Protokollen und Berichten, aufzeichnen und Informationen<br />
weitergeben,<br />
c) Maschinen und Einrichtungen oder Systeme nach Wartungs-<br />
und Inspektionslisten, insbesondere unter Berücksichtigung<br />
der Prüfwerte, der Betriebs- und Hilfsstoffe sowie<br />
der Wartungshäufigkeit, warten,<br />
d) Produktionsanlagen und Fertigungssysteme inspizieren<br />
und Verschleißteile im Rahmen der vorbeugenden Instandhaltung<br />
austauschen oder Austausch veranlassen,<br />
e) Störungen an Maschinen und Produktionsanlagen feststellen<br />
und Fehler durch Sinneswahrnehmung und mit<br />
Prüfgeräten orten,<br />
f) Fehler unter Beachtung der Schnittstellen mechanischer,<br />
hydraulischer, pneumatischer und elektrischer Baugruppen<br />
eingrenzen,<br />
g) Fehler bei Störungen beseitigen oder ihre Behebung<br />
veranlassen,<br />
h) Betriebsbereitschaft durch Sicherstellen und Prüfen,<br />
insbesondere <strong>von</strong> Befestigung, Schmierung, Küh<strong>lung</strong>,<br />
Energieversorgung und Entsorgung, herstellen.<br />
Qualitätssicherung<br />
a) Bedeutung der Qualitätssicherung für den Produktionsprozess<br />
sowie für die vor- und nachgeschalteten Bereiche<br />
beachten<br />
b)Maßnahmen <strong>zur</strong> Qualitätssicherung umsetzen,<br />
c) Normen und Spezifikationen <strong>zur</strong> Qualitätssicherheit der<br />
Produkte beachten,<br />
d) Qualitätssicherungssystem in Verbindung mit dem Qualitätssicherungshandbuch<br />
anwenden und dessen Wirksamkeit<br />
beurteilen,<br />
e) Prüfarten und Prüfmittel feststellen und dokumentieren,<br />
g) Informationen über Werk- und Hilfsstoffe, Produktion und<br />
Produkte beurteilen,<br />
h) Prüfpläne und betriebliche Prüfvorschriften anwenden,<br />
i) Statistische Verfahren <strong>zur</strong> Qualitätssicherung anwenden.<br />
101
[BMB04] Nachhaltiges Wirtschaften, Innovationen aus der Umweltforschung.<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat Publikationen;<br />
Internetredaktion, Bonn, Berlin (2004)<br />
[PSY08] Pychonomics AG, unveröffentlichte Studie aus 2008.<br />
[RKW08] Studie <strong>zur</strong> Zukunft der deutschen Gießereiindustrie. Ergebnisse einer Expertenumfrage.<br />
RKW Arbeitspapier. Eschborn, Juni 2008.<br />
[SWO09] wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/SWOT-Analyse<br />
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