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LeiKom-Handbuch Personal Instrumente zur Entwick- lung von - IfG

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Nachhaltige und innovative Produktion<br />

<strong>von</strong> Leichtbau-Komponenten<br />

<strong>LeiKom</strong>-<strong>Handbuch</strong> <strong>Personal</strong><br />

<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong>-<br />

<strong>lung</strong> <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>wesen<br />

und Ausbildung für nach-<br />

haltige Unternehmen<br />

Partner im Projekt <strong>LeiKom</strong>:<br />

Eisenwerk Brühl GmbH, Brühl<br />

H-Faktor GmbH, Dortmund<br />

IG Metall Vorstand–Zweigbüro Düsseldorf<br />

<strong>IfG</strong> Institut für Gießereitechnik gGmbH, vorher Verein Deutscher Giessereifachleute e.V., Düsseldorf<br />

NEMAK Wernigerode GmbH, ehemals Rautenbach Aluminium Technologie GmbH<br />

RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Kompetenzzentrum,<br />

Eschborn<br />

Februar 2010


Dieses Verbundvorhaben wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für<br />

nachhaltiges Wirtschaften“ gefördert.<br />

Die Projektpartner und alle Beteiligten danken dem BMBF und dem Projektträger<br />

im DLR „Umweltforschung und -technik“ für die große Unterstützung.<br />

2


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Nachhaltiges Wirtschaften in Gießereien und in anderen Zulieferbetrieben ................6<br />

1.1 Nachhaltiges Wirtschaften und das Projekt Leikom .....................................................6<br />

1.2 Zweck dieses Leikom-<strong>Handbuch</strong>s „<strong>Personal</strong>“ ..............................................................9<br />

2 <strong>Personal</strong> – ein Wettbewerbsrisiko für die deutsche Gießereibranche?......................11<br />

2.1 Überalterung der Belegschaft.................................................................................12<br />

2.2 Verschwendung <strong>von</strong> Talenten ................................................................................13<br />

2.3 Primat tayloristisch geprägter Arbeitssysteme........................................................14<br />

2.4 <strong>Personal</strong>verwaltung versus <strong>Personal</strong>management ................................................15<br />

2.5 Quick Check – Aktueller Stand der <strong>Personal</strong>arbeit im Unternehmen .....................16<br />

3 Von der <strong>Personal</strong>verwaltung zum <strong>Personal</strong>management ..........................................19<br />

3.1 Einbindung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>themen in die Unternehmensstrategie............................21<br />

3.2 Das <strong>LeiKom</strong> Referenzmodell „Nachhaltigkeit“........................................................22<br />

4 Prognosen für eine nachhaltige <strong>Personal</strong>politik .........................................................23<br />

4.1 Workshop „Perspektiven für die Produktion <strong>von</strong> gegossenen Leichtbau-<br />

Komponenten für die Automobilindustrie“ ..............................................................................23<br />

4.2 Workshop „Technischer Fortschritt und veränderte Arbeitsanforderungen - neue<br />

Herausforderungen an mitbestimmte <strong>Personal</strong>politik“ ...........................................................30<br />

4.2.1 Hypothesen zum Thema Forschung und Technik..................................................31<br />

4.2.2 Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“.......................................34<br />

4.2.3 Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie.................................36<br />

4.2.4 Gesamtbewertung der Workshopergebnisse ........................................................38<br />

5 Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger<br />

Innovationsprojekte ................................................................................................................40<br />

5.1 Betriebliche Alterstrukturanalyse ............................................................................40<br />

5.2 Dynamische Mitarbeiterportfolioanalyse; Know how - How To...............................55<br />

5.3 Betrieblicher Zukunftsworkshop,.............................................................................58<br />

5.4 Betriebliches Checkup-Instrument „Qualifikation und Arbeitsanforderungen“........66<br />

6 Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte in Gießereien ...................................72<br />

6.1 Seminare für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium mit<br />

Schwerpunkt Gießereitechnik oder mit Techniker- bzw. Meisterabschluss mit Fachrichtung<br />

Gießerei..................................................................................................................................73<br />

6.2 Zusatzstudium für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium<br />

ohne gießereitechnischen Schwerpunkt ................................................................................76<br />

6.3 Ausbildung zum Industriemeister Fachrichtung Gießerei - für Mitarbeiter mit einer<br />

gießereitechnischen Ausbildung und Berufserfahrung...........................................................79<br />

3


6.4.1 Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik - QuiG .........................................................82<br />

6.4.2 Innerbetriebliche Qualifizierung mit „Train the Trainer“ - Konzept..............................84<br />

6.5. Inhouse-Schu<strong>lung</strong>.......................................................................................................87<br />

6.6 Finanzielle Förderung <strong>von</strong> Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterbildungen ...........88<br />

7 Empfeh<strong>lung</strong> für die Ausbildung zum/r „GießereimechanikerIn“..................................90<br />

7.1. Gemeinsame Kernqualifikationen...............................................................................90<br />

7.2 Fachqualifikationen für GießereimechanikerIn ...........................................................94<br />

7.3 Erläuterungen zu den Fachqualifikationen .................................................................98<br />

8 Literaturverzeichnis ..................................................................................................101<br />

4


Verzeichnis der Abbildungen:<br />

Abbildung 1-1: Nachhaltigkeit und Innovation ..........................................................................8<br />

Abbildung 2-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Arbeitskräfteangebot und der Nachfrage ............................11<br />

Abbildung 2-2: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> ..............................................................17<br />

Abbildung 2-3: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>planung ....................................................................18<br />

Abbildung 4-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Mitarbeiterqualifikation und Automatisierungsgrad .............27<br />

Abbildung 5-1: Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger<br />

Innovationsprojekte ................................................................................................................40<br />

Abbildung 5-2: Nachhaltiges <strong>Personal</strong>management und Altersstrukturanalyse.....................41<br />

Abbildung 5-3: Beispiel für jugendzentrierte Altersstruktur ....................................................45<br />

Abbildung 5-4: Beispiel für mittelaltzentrierte Altersstrukturen...............................................46<br />

Abbildung 5-5: Beispiel für alterszentrierte Altersstrukturen ..................................................47<br />

Abbildung 5-6: Beispiel für bipolare Altersstrukturen .............................................................48<br />

Abbildung 5-7: Beispielhafte Darstel<strong>lung</strong> einer Altersvertei<strong>lung</strong>.............................................49<br />

Abbildung 5-8: Beispiel für Auswertung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten ..................................................50<br />

Abbildung 5-9: Strategische Unternehmensanalyse - SWOT ................................................62<br />

Abbildung 5-10: Bewertung nach dem Prinzip Plan-Do-Check-Act .......................................63<br />

Abbildung 5-11: Balance Score Card .....................................................................................64<br />

Abbildung 5-12: Ablaufpan eines Zukunfts-Workshop ...........................................................65<br />

Verzeichnis der Tafeln:<br />

Tafel 4-1: Hypothesen zum Thema „Forschung und Technik“ - Abstimmungsergebnis ........32<br />

Tafel 4-2: Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“ - Abstimmungsergebnis ...<br />

....................................................................................................................................35<br />

Tafel 4-3: Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie -<br />

Abstimmungsergebnis............................................................................................................37<br />

Tafel 5-1: Daten für Altersstrukturanalysen............................................................................43<br />

Tafel 5-2: Vor- und Nachteile der Arten <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten...................................................44<br />

Verzeichnis der Übersichten:<br />

Übersicht 5-1: Fragenkatalog <strong>zur</strong> Ermitt<strong>lung</strong> des etwaigen Qualifikationsbedarfs .................66<br />

Übersicht 6-1: VDG-Seminare, beispielhaft für Frühjahr/Sommer 2009 ................................74<br />

5


1 Nachhaltiges Wirtschaften in Gießereien und in anderen Zulieferbetrieben<br />

1.1 Nachhaltiges Wirtschaften und das Projekt Leikom<br />

In einer Informationsschrift des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, BMBF,<br />

aus 2004 heißt es:<br />

„Nachhaltigkeit gilt als spröder Begriff. Aber sie hat klare und breit akzeptierte Ziele: Wir wollen<br />

mit dem Blick über eine Generation hinaus die natürlichen Ressourcen schützen, den<br />

sozialen Zusammenhalt erhalten und stärken und die wirtschaftliche Leistungskraft fordern,<br />

die auch für kommende Generationen Wohlstand sichert.<br />

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung Unterstützt das BMBF zielgerichtet<br />

die Erforschung, <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Vermitt<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Innovationen für das nachhaltige<br />

Wirtschaften. Wichtige Ansatzpunkte sind der effiziente Einsatz <strong>von</strong> Rohstoffen und Produktionstechnologien,<br />

Alternativen für umweltschädigende Einsatzstoffe, die Senkung <strong>von</strong><br />

Verbrauch und Emissionen, die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> umweltfreundlicher Produkte und die bessere<br />

Wiederverwendbarkeit <strong>von</strong> Waren und Materialien.<br />

Übergreifendes Ziel ist, den Standort und die Arbeitsplatze besonders der kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen zu sichern und auszubauen. Technologische Innovationen mit<br />

hohen Umweltentlastungspotenzialen benötigen das komplexe fachliche Know-how verschiedener<br />

Disziplinen, aber auch die Akzeptanz der Verbraucher. Wo Wissenschaft und<br />

Unternehmen gemeinsam und interdisziplinär forschen und entwickeln und die Gesellschaft<br />

frühzeitig einbinden, sind Praxisbezug, Zukunft und Nachhaltigkeit gesichert [BMB04].<br />

Die Gewichtsreduzierung bei vielen technischen Produkten, wie Fahrzeugen und Maschinen,<br />

und ihren Komponenten führt unmittelbar zu vielfältigen ökologischen und ökonomischen<br />

Vorteilen in der gesamten Wertschöpfungskette: weniger Rohstoffe, weniger Transport,<br />

energiesparendere Fertigung, energiesparendere Verwendung, weniger Prozessrückstände,<br />

d.h. weniger Recycling oder Abfälle <strong>zur</strong> Entsorgung.<br />

Die Hersteller-Branchen <strong>von</strong> Komponenten und Zulieferer der Endprodukthersteller Automobilindustrie,<br />

Maschinenbau etc. sind typische mittelständisch strukturierte Industriezweige,<br />

die sich außer in der Betriebsgröße auch hinsichtlich Technologie, Arbeitssystemen und<br />

Vorgehen bei Produktentwick<strong>lung</strong>, Beschäftigtenstruktur etc. ähnlich sind: Gießereiindustrie,<br />

Schmiedeindustrie, Kunststoff-Spritzgießereien u. a. Als Zulieferer nehmen sie eine volkswirtschaftliche<br />

Schlüsselstel<strong>lung</strong> ein.<br />

6


Im Vorhaben <strong>LeiKom</strong> sind in Gießereien leichtere Komponenten entwickelt worden und mit<br />

neuartigen Technologien realisiert werden. Dabei sind neben technologischen auch wirtschaftliche<br />

und soziale Aspekte verfolgt worden.<br />

Es sind dies zwei technologisch sehr fortschrittliche Unternehmen gewesen, die die für die<br />

Gussproduktion typische Verfahrens- und Werkstoffvielfalt widerspiegeln. In der Firma Eisenwerk<br />

Brühl GmbH sind im Sandgießverfahren neuartige Zylinderkurbelgehäuse aus<br />

Gusseisen und in der Firma Nemak Wernigerode, ehemals Rautenbach-Guss, Zylinderköpfe<br />

im Dauergießverfahren aus Aluminium entwickelt worden.<br />

Die Ergebnisse aus diesen Modellbetrieben und aus betriebsübergreifenden Arbeiten haben<br />

zu Methoden und <strong>Instrumente</strong>n geführt, die für Gießereien - und in entsprechender Nutzung<br />

auch für ähnliche Betriebe - hilfreich sind.<br />

Sie sollen den einzelnen Unternehmen ermöglichen, sich nachhaltig aufzustellen – hinsichtlich<br />

ihrer Erzeugnisse sowie und der Betriebe – hinsichtlich der Gestaltung der Arbeitssysteme<br />

und der Beschäftigten – um auch für den internationalen Wettbewerb in Zukunft gerüstet<br />

zu sein.<br />

Ausgangsbasis für die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> nachhaltigen Prozessen war im Projekt <strong>LeiKom</strong> ein<br />

Ansatz basierend auf drei gleichwertigen und sich gegenseitig beeinflussenden Schnittstellen<br />

(Abbildung 1-1):<br />

- Technik<br />

- Organisation<br />

- Mensch<br />

Innovationen sind als Dreiklang zwischen technischer, organisatorischer und humaner Innovation<br />

zu gestalten.<br />

7


Schnittstelle Technik - Organisation<br />

- ressourcenoptimierte Prozesse<br />

- stoffkreislaufoptimierte Prozesse<br />

- Flexibilität<br />

- Qualität<br />

- Kommunikation/ ... Wissen<br />

- …<br />

Organisation<br />

Technik<br />

Nachhaltigkeit<br />

und<br />

Innovation<br />

Schnittstelle Organisation - Mensch<br />

gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation (AO), altersstabile AO<br />

qualifikationsförderliche AO, lernförderliche AO, wissensgenerierende AO<br />

Abbildung 1-1: Nachhaltigkeit und Innovation<br />

Schnittstelle Mensch - Technik<br />

- gesundheitsförderliche Technikgestaltung<br />

- altersstabile Anforderungen<br />

- Qualifikationsförderliche Technikgestaltung<br />

- lernförderliche Technikgestaltung<br />

- wissensgenerierende Technikgestaltung<br />

Mensch<br />

Die <strong>Instrumente</strong>, die den Unternehmen helfen sollen, sich zukunftsfähig aufzustellen, decken<br />

die drei wesentlichen Bereiche, Produkte, Produktion und <strong>Personal</strong> ab.<br />

Ausgegangen wird dabei <strong>von</strong> dem Gedanken, dass eine Gießerei – genauso wie ein ähnliches<br />

Zulieferunternehmen - den zukünftigen Markt für seine Leichtbau-Produkte erkennen<br />

muss. Man muss die Anforderungen an die Art der Bauteile, ihre Qualität sowie die Konditionen,<br />

unter denen sie abgenommen werden, abschätzen. Man muss den Markt und die<br />

Nachfrage nach Leichtbaukomponenten prognostizieren. Für diese anspruchsvolle Aufgabe<br />

bietet der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> nachhaltiger Leichtbau-Komponenten“<br />

vielfältige Hilfen.<br />

Liegt dann die Prognose für die zukünftige Nachfrage vor, so ist für jeden Betrieb, jede Gießerei<br />

individuell die <strong>zur</strong> Produktion der zukünftig nachgefragten Bauteile notwendige Fertigungstechnik<br />

sowie der <strong>Personal</strong>bedarf zu entwickeln.<br />

Empfeh<strong>lung</strong>en und Hilfen <strong>zur</strong> zukunftsgerechten Ausrichtung der Fertigungstechnik bietet<br />

der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Gießereien zu nachhaltigen und zukunftsfähigen<br />

Produzenten“ an.<br />

Der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>wesen und Ausbildung für<br />

nachhaltige Unternehmen“ bietet Hilfe an bei der Schaffung eines zukunftsorientierten <strong>Personal</strong>wesens,<br />

beispielsweise hinsichtlich langfristig angelegter Alterstrukturen und Qualifikationen<br />

<strong>von</strong> den Beschäftigten. Darüber hinaus gibt der Band Empfeh<strong>lung</strong>en zu einer Neugestaltung<br />

des Ausbildungsganges zum Beruf „Gießereimechaniker“.<br />

8


Die drei Bände sind so gestaltet, dass sie unabhängig <strong>von</strong>einander genutzt werden können.<br />

Trotzdem decken sie nur gemeinsam das breite Arbeitsfeld für den ab, der sein Unternehmen<br />

und seine Belegschaft nachhaltig und zukunftssicher ausrichten möchte.<br />

1.2 Zweck dieses Leikom-<strong>Handbuch</strong>s „<strong>Personal</strong>“<br />

Im Projekt <strong>LeiKom</strong> hat das RKW im Jahr 2007 eine qualitative Befragung <strong>zur</strong> Zukunftsentwick<strong>lung</strong><br />

der Gießerei-Unternehmen in Deutschland durchgeführt [RKW08]. Um eine möglichst<br />

große Bandbreite <strong>von</strong> Fachwissen abzudecken, wurden Experten aus Unternehmen,<br />

Verbänden und Wissenschaft befragt. Der Kreis der Experten (n = 30) wurde schriftlich zu<br />

neun Fragebereichen mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2020 befragt. Es liegen zwölf -<br />

teilweise sehr ausführliche - auswertungsfähige Antworten zu den Einzelfragen sowie ein<br />

Reihe <strong>von</strong> Empfeh<strong>lung</strong>en vor.<br />

Die Auswertung der Fragebögen, wie im Folgenden dargestellt, zeigt eine Vielzahl <strong>von</strong> interessanten<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en und zu erwartenden Trends. Die Ergebnisse sind als Beitrag <strong>zur</strong><br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> eines Instruments zu verstehen, das Gießereiunternehmen bei der strategischen<br />

Zukunftsentwick<strong>lung</strong> unterstützen soll. Das geplante Instrument soll zeigen, mit welchen<br />

Strategien, in diesem Band das <strong>Personal</strong>wesens und die Ausbildung betreffend, der<br />

Produktions- und Beschäftigungsstandort Deutschland für Gießereien und andere Bauteilehersteller,<br />

unter den Bedingungen fortschreitender internationaler Arbeitstei<strong>lung</strong> und zunehmender<br />

Konkurrenz auf den Absatzmärkten, gesichert und weiterentwickelt werden kann. Im<br />

Folgenden stellen wir die Einzelergebnisse dar.<br />

<strong>Personal</strong>politik im demografischen Wandel<br />

Einigkeit bei den Experten herrscht in Bezug auf die zunehmend problematische Rekrutierung<br />

des Berufsnachwuchses und den Umgang mit alternden Belegschaften. Rekrutierungsprobleme<br />

und der Mangel an qualifizierten Auszubildenden können <strong>von</strong> Innovations- und<br />

Produktivitätsbehinderung bis hin <strong>zur</strong> Existenzbedrohung einzelner Gießereien führen.<br />

Supranationale und branchenübergreifende Rekrutierungsstrategien, beispielsweise <strong>von</strong><br />

Facharbeitern aus Branchen des Strukturwandels (Bergbau, Hüttenwesen), sind ein Weg <strong>zur</strong><br />

Bekämpfung des Fachkräftemangels. Mitarbeiterschu<strong>lung</strong>en (inhouse) und ein funktionierendes<br />

Wissensmanagement müssen unterstützend forciert werden.<br />

Weiterhin müssen die betrieblichen und Verbandsaktivitäten <strong>zur</strong> Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

und des Image der Gießereien intensiviert werden. Der Ausbau alters- und<br />

alternsgerechter Arbeitsplätze durch den Abbau belastungsintensiver Tätigkeiten muss verstärkt<br />

werden. Somit lässt sich auf längere Sicht ein attraktiveres Bild der Gießereiarbeit<br />

vermitteln.<br />

9


Stammbelegschaft und Leiharbeit<br />

Zur Art der Beschäftigungsverhältnisse liegen zwei verschiedene Meinungstrends vor. Auf<br />

der einen Seite ist der starke Einsatz <strong>von</strong> Leiharbeitern in Unternehmen der Gießereiindustrie<br />

und auch in anderen Branchen typisch. Allerdings widerspricht diese <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der<br />

geforderten Erweiterung der Kompetenzen der Gießereien und den gestiegene Kundenanforderungen.<br />

Auch hier kommt es darauf an, nach Unternehmenstypen mit unterschiedlich<br />

ausgeprägtem Bedarf an Leiharbeit zu differenzieren. Insgesamt wird jedoch eine positive<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> zu Gunsten der Beschäftigung (hochqualifizierter) Stammbelegschaften erwartet,<br />

die zu einem geringen Teil durch Zeitarbeit unterstützt wird.<br />

Strategien im <strong>Personal</strong>wesen, in der Ausbildung und im Unternehmensumfeld<br />

• deutliche Verbesserung der Aus- und Weiterbildung<br />

• lokale Nachwuchsstrategie in Kooperation mit Schulen und Hochschulen<br />

• Übergangsphasen bei der Nachfolgerege<strong>lung</strong><br />

• Aus- und Weiterbildungspläne für neue Mitarbeiter (Kompetenzausbau)<br />

• Vermeidung <strong>von</strong> Know-how-Abfluss<br />

• altersmäßig ausgeglichene <strong>Personal</strong>zusammensetzung<br />

• Schaffung alters- und alternsgerechter Arbeitsplätze<br />

• Verminderung <strong>von</strong> Leih- und Zeitarbeit (nachhaltige Unternehmenspolitik)<br />

• Verbesserung des Image der Branche - Darstel<strong>lung</strong> als moderner Industriebetrieb<br />

(Sauberkeit, Arbeitsplätze, Umfeld)<br />

• aktive <strong>Personal</strong>politik <strong>zur</strong> Deckung des künftigen <strong>Personal</strong>bedarf<br />

10


2 <strong>Personal</strong> – ein Wettbewerbsrisiko für die deutsche Gießereibranche?<br />

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten und bei wirtschaftlichen Herausforderungen steht das<br />

Thema <strong>Personal</strong> ganz oben auf den Maßnahmenlisten der Unternehmen, allerdings in vielen<br />

Fällen unter dem Fokus des <strong>Personal</strong>abbaus und der Kostenreduktion.<br />

Während der Laufzeit des Projektes Leikom in 2008 brummte in nahezu allen Unternehmen<br />

die Produktion. Überstundenkonten wuchsen stetig an, die Leiharbeit wurde ausgeweitet,<br />

Fremdvergaben intensiviert und über Einstel<strong>lung</strong>en intensiver nachgedacht. Dabei machten<br />

viele Unternehmen die Erfahrung, dass der Beschaffungsmarkt für <strong>Personal</strong> bei weitem nicht<br />

mehr die Deckung mit qualifiziertem und motiviertem <strong>Personal</strong> aufwies wie noch <strong>zur</strong> Jahrtausendwende.<br />

Der Markt der Ingenieure war bundesweit nahezu leergefegt, der der Facharbeiter in vielen<br />

Regionen bereits ein Engpassfaktor, und für freie Ausbildungsplätze wurden nicht mehr die<br />

Kandidaten gewonnen, die oben auf der Liste standen. Mehr noch, die Zahlen, in denen<br />

Fachpersonal freiwillig kündigte, wuchsen langsam, aber stetig an. Vor den Werkstoren gab<br />

es Plakataktionen, in denen überregionale Arbeitsvermittler und Leiharbeitsfirmen nach Talenten<br />

suchten. Dies sind die ersten Auswirkungen des vielfach diskutierten demografischen<br />

Wandels in Deutschland.<br />

1990 2000 2008 2009 20xx<br />

Arbeitskräftenachfrage<br />

Arbeitskräfteangebot<br />

Abbildung 2-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Arbeitskräfteangebot und der Nachfrage<br />

11


Das „unterschätze Risiko“ liegt in der Dynamik dieser <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>. Nach Jahren des langsamen<br />

und stetigen Rückgangs wird im Verlauf der nächsten Dekade in den meisten Regionen<br />

Deutschlands die Bevölkerung stark sinken und zugleich der Anteil der unter 20jährigen<br />

weiter <strong>zur</strong>ückgehen. Zeitgleich wird die Generation der Baby Boomer die Unternehmen verlassen<br />

(Generation, die zwischen 1952 – 1966 geboren wurde). Innerhalb <strong>von</strong> nur 10 Jahren<br />

wird in den meisten Betrieben der rentenbedingte <strong>Personal</strong>ersatzbedarf <strong>von</strong> derzeit rd. 0,5 -<br />

1% auf bis zu 5 % per annum steigen. Bereits bei dem nächsten wirtschaftlichen Aufschwung<br />

wird die Lücke zwischen dem <strong>Personal</strong>bedarf und dem <strong>Personal</strong>angebot noch weiter<br />

auseinander driften (Abbildung 2-1).<br />

Die Risiken liegen dabei nicht erst in der Zukunft und allein in der Frage der Beschaffung <strong>von</strong><br />

Talenten, sondern auch im aktuellen Mitarbeiterportfolio. Im Rahmen des Projektes <strong>LeiKom</strong><br />

wurde daher dem Aspekt des <strong>Personal</strong>managements und der Arbeitssystemgestaltung ein<br />

besonderes Augenmerk gewidmet. Die folgenden zwei Fragen standen dabei im Mittelpunkt<br />

des Interesses:<br />

• Welche Mitarbeiter braucht eine innovative und wettbewerbsfähige Gießerei <strong>zur</strong> Sicherung<br />

der Produktion auf den Anlagen der Zukunft?<br />

• Wie sind die Arbeitssysteme in der Zukunft zu gestalten, um die Potentiale an Flexibilität<br />

und Qualifikation vollumfänglich für den Betrieb nutzbar zu machen?<br />

Die Ergebnisse lassen sich im Überblick wie folgt darstellen:<br />

2.1 Überalterung der Belegschaft<br />

Ein „hausgemachtes“ Risiko liegt in der Altersstruktur der Unternehmen. Zwar liegt das<br />

Durchschnittsalter im Bundesdurchschnitt bei 42 - 43 Jahren. Doch gibt es in den Unternehmen<br />

eine hohe Anzahl <strong>von</strong> „altenzentrierten“ Bereichen. Hierbei gilt, dass in der Regel die<br />

Mitarbeiter mit ihren Anlagen und Maschinen gemeinsam altern. Maßgeblich für die altersstrukturelle<br />

Zusammensetzung der Organisation sind Aspekte wie Innovation, Investition und<br />

Wachstum. In dynamisch wachsenden und innovativen Bereichen ist die Belegschaft signifikant<br />

jünger als in Bereichen mit moderatem Wachstum oder Investitionen lediglich <strong>zur</strong> Erhaltung<br />

der Anlagen.<br />

Der Zusammenhang zwischen Alter der Belegschaft und Investitionsdynamik spiegelt einige<br />

der grundsätzlichen Leitlinien <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>politik und <strong>Personal</strong>management in deutschen<br />

Unternehmen wider:<br />

12


• Bei Neueinstel<strong>lung</strong>en dominiert die Einstel<strong>lung</strong> jüngerer Fachkräfte mit aktuellem<br />

Wissen.<br />

• Die Weiterbildungs- und Veränderungsdynamik (Tätigkeits- und Bereichswechsel)<br />

sinkt bereits signifikant ab dem 40. Lebensjahr.<br />

• Fachkarrieren sind für den Großteil der Beschäftigten ab dem 50. Lebensjahr kaum<br />

noch möglich.<br />

In stagnierenden Bereichen, in denen ein hoher Anteil mittelalter bis älterer Mitarbeiter derzeit<br />

tätig ist, kann es daher bereits in wenigen Jahren zu massivem Ersatzbedarf kommen.<br />

Dies gilt umso mehr für jene Arbeitssysteme, die sich durch eine hohe Belastung auszeichnen<br />

(Schichtarbeit, körperlich belastende Tätigkeiten etc.). Hier gilt, dass eine Einsatzfähigkeit<br />

der Mitarbeiter nur bedingt bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters wahrscheinlich<br />

ist und daher sowohl der Ersatzbedarf als auch der Bedarf an so genannten „Schonarbeitsplätzen“<br />

massiv ansteigen wird. Dabei steht nicht nur die Prozessfähigkeit des gesamten<br />

Bereichs auf dem Prüfstand. Mit dem massiven Mitarbeiterverlust kann es auch zum kritischen<br />

Know-How-Verlust kommen (Vertrieb, Konstruktion, Anlagenkenntnis, etc.).<br />

Prognosen <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Krankenfehltagen und Hochrechnungen <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der<br />

„Schwerbehindertenquote“ machen überdies die monetären Risiken, die sich mit der „Überalterung<br />

der Belegschaft“ verbinden, deutlich.<br />

2.2 Verschwendung <strong>von</strong> Talenten<br />

Der Anteil <strong>von</strong> gut ausgebildeten Facharbeitern ist in den letzen zwei Dekaden stetig angestiegen.<br />

Bereits jetzt verfügen über 50 % der Beschäftigten in den Gießereien über eine metallrelevante,<br />

teilweise gießereispezifische Ausbildung. Der Bedarf an Fachpersonal wird<br />

nach allen Expertenmeinungen auch weiterhin steigen. Mit der zunehmenden Automatisierung<br />

in den Gießereien werden sich die Anforderungen an Qualifikation und Leistungsfähigkeit<br />

demnach noch eher erhöhen.<br />

Dennoch ist die Fehlbesetzungsquote im Bundesdurchschnitt hoch. Etwa rund 50% der Beschäftigten<br />

sind nicht gemäß ihrer Qualifikation und/oder ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt.<br />

Von einer Vielzahl der Beschäftigten – insbesondere den Älteren – fehlen Angaben <strong>zur</strong> eigentlichen<br />

beruflichen Qualifikation. Ein Großteil der jüngeren Facharbeiter ist unterhalb ihres<br />

Qualifikationsniveaus eingesetzt. Auch hier sind wiederum typische Strukturen in der<br />

<strong>Personal</strong>beschaffung und dem <strong>Personal</strong>einsatz identifizierbar.<br />

13


Demnach werden:<br />

• bevorzugt höher qualifizierte Mitarbeiter auch für „einfachere“ Tätigkeiten eingestellt,<br />

• trotz vorhandener Potentiale im Mitarbeiterportfolio neue Positionen eher mit neuem<br />

<strong>Personal</strong> besetzt,<br />

• Qualifikationsleerkosten bevorzugt auf die Arbeitnehmer verlagert.<br />

Überforderung aufgrund <strong>von</strong> körperlich belastender Arbeit oder aufgrund <strong>von</strong> Leistungsverdichtung<br />

ist allgemein bekannt. Permanente Unterforderung als Stressor wird allerdings weiterhin<br />

unterschätzt. Dabei sind die psychosomatischen Erkrankungen seit Jahren auf dem<br />

Vormarsch und machen in zahlreichen Branchen bereits den Hauptanteil der Krankenfehltage<br />

aus. Die Versicherungswirtschaft kalkuliert das Risiko für Berufsunfähigkeit für die heute<br />

20 – 30 jährigen höher als für die heute bereits 50 jährigen. Eine Ursache für das höhere<br />

Risiko liegt in der Unterforderung und dem damit verbundenen so genannten „boaring out“.<br />

Zudem verweisen Studien aus dem Human Capital Umfeld auf den Zusammenhang <strong>von</strong><br />

qualifikationsgerechter Arbeit und der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Unternehmenserfolges. Demnach<br />

sind rund 30% des ebit erklärbar durch den Faktor Motivation und Engagement [PSY 2008].<br />

2.3 Primat tayloristisch geprägter Arbeitssysteme<br />

Überwiegend bestimmen tayloristisch geprägte Arbeitssysteme den Alltag in den Gießereien.<br />

Bereits eingeführte Formen der Gruppen- und Teamarbeit konzentrieren sich zumeist auf<br />

Bereiche mit „jüngeren Beschäftigten“ bzw. auf Bereiche, die im Fokus <strong>von</strong> Investitionen stehen.<br />

Aber auch hier lassen sich vermehrt Tendenzen der „gruppeninternen“ Spezialisierung<br />

erkennen. Arbeitsplatzrotation ist selbst in den Gruppen relativ selten.<br />

Bereichsübergreifende Rotationen – auch in Feldern, wo bezüglich der Tätigkeit eine hohe<br />

Vergleichbarkeit (Jobgruppen) besteht – sind eine seltene Ausnahme.<br />

Durch den Regelmechanismus, dass ältere Mitarbeiter zumeist in ihrem System verbleiben<br />

(Beharrungstendenzen), ist es keine Seltenheit, dass Arbeitsplätze mit dem Stellenprofil<br />

„Gießereimechaniker“ <strong>von</strong> Mitarbeitern mit geringerer Qualifikation besetzt werden. Diese<br />

Mitarbeiter haben im Verlauf ihrer Tätigkeit – quasi im „training on the job“ die notwendigen<br />

Kenntnisse <strong>zur</strong> Ausübung der Tätigkeit erworben. Im Vergleich mit den „jüngeren Facharbeitern“<br />

fehlen ihnen allerdings häufig weitergehende Kenntnisse, um vor- oder nachgelagerte<br />

Tätigkeiten in das Arbeitssystem integrieren zu können (präventive Instandhaltung, Qualitätssicherung,<br />

Anlagenprogrammierung, Arbeitsorganisation und -planung). Verbunden mit<br />

dem geringen Engagement der Unternehmen, Ältere zu qualifizieren, entsteht ein instabiles<br />

System aus Fehlforderung, Stagnation, Inflexibilität und Verschwendung <strong>von</strong> Ressourcen.<br />

14


Ein Instrument <strong>zur</strong> Analyse <strong>von</strong> Arbeitssystemen, <strong>zur</strong> Identifizierung <strong>von</strong> Flexibilisierungspotentialen<br />

und <strong>zur</strong> Ausgestaltung <strong>von</strong> „intelligenterer“ Arbeit bildet die Methode der Ableitung<br />

<strong>von</strong> Job-Clustern, Job-Familien und Job-Profilen. Als Basis-Instrument konnte dieses Hilfsmittel<br />

nur ansatzweise im Projekt <strong>LeiKom</strong> entwickelt werden. Das Instrument unterliegt einer<br />

ständigen Weiterentwick<strong>lung</strong>. Es kann demnächst auf den Internetseiten der H-Faktor eingesehen<br />

werden.<br />

2.4 <strong>Personal</strong>verwaltung versus <strong>Personal</strong>management<br />

Aktuell entspricht die <strong>Personal</strong>arbeit in Gießereien eher dem Typus „<strong>Personal</strong>verwaltung“.<br />

Die Integration der <strong>Personal</strong>leitung in die Strategieentwick<strong>lung</strong> eines Unternehmens ist zumeist<br />

nur indirekt organisiert. Strategische <strong>Personal</strong>fragen werden primär unter dem Fokus<br />

„<strong>Personal</strong>kosten“ betrachtet. Durch den nahezu aus 40 Jahren gewohnten Überhang an qualifizierten<br />

Fachkräften hat sich erst in einigen wenigen Unternehmen ein Wandel <strong>von</strong> der<br />

<strong>Personal</strong>verwaltung hin zu einem Management <strong>von</strong> Human Ressourcen entwickeln können.<br />

Die Risiken, die sich aktuell und zukünftig noch verstärkt dadurch für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

ergeben, sind in den meisten Unternehmen der Branche noch nicht Gegenstand der<br />

Strategieentwick<strong>lung</strong>.<br />

Nicht selten sind in kleinen und mittelständischen Unternehmen nur wenige Personen im<br />

<strong>Personal</strong>wesen beschäftigt. Selbst in Unternehmen zwischen 500 und 1000 Beschäftigten<br />

arbeiten neben dem <strong>Personal</strong>leiter lediglich noch ein bis zwei Personen in der Zeit- und<br />

Lohnwirtschaft. Häufig ist der <strong>Personal</strong>leiter nicht in der Geschäftsführung direkt verankert,<br />

sondern unterhalb des Geschäftsführers oder des Leiters Finanzen tätig. <strong>Personal</strong> wird demnach<br />

eher „verwaltet“ und nur selten gemanagt. In der Regel sind die entgeltrelevanten Daten<br />

am Besten gepflegt, gefolgt <strong>von</strong> den Daten für die Stellensystematik; die <strong>Personal</strong>daten<br />

hinken häufig hinterher. Daten <strong>zur</strong> Qualifikation sind zumeist nur rudimentär vorhanden und<br />

nur selten auf dem aktuellen Stand.<br />

15


2.5 Quick Check – Aktueller Stand der <strong>Personal</strong>arbeit im Unternehmen<br />

Zur Identifikation der aktuellen Reife des <strong>Personal</strong>wesens wurde ein kleiner excelbasierter<br />

Schnelltest entwickelt. Dieser erhebt zu personalspezifischen Themen den aktuellen Reifegrad<br />

der Organisation.<br />

> Die Methodik<br />

Bei dem Quick-Check handelt es sich um ein kleines Excel-Tool, welches im Zusammenhang<br />

mit den Analysen und Simulationen <strong>zur</strong> Altersstrukturanalyse in den Betrieben eingesetzt<br />

wurde. Methodisch orientiert sich das Tool an der RADAR-Methode des EFQM-<br />

Modells.<br />

RADAR, meint hierbei:<br />

• Results (Ergebnisse)<br />

• Approach (Vorgehen)<br />

• Deployment (Umsetzung)<br />

• Assessment (Bewertung)<br />

• Review (Überprüfung)<br />

> Ziel<br />

Mit Hilfe des Tools sollen folgende Aspekte abgefragt und visualisiert werden:<br />

• Wichtigkeit; Welcher Stellenwert wird seitens der Geschäftsführung einem spezifischen<br />

<strong>Personal</strong>thema im Unternehmen zugewiesen? Und welchen Stellenwert soll<br />

zukünftig dieses Thema haben?<br />

• Verankerung in der Organisation; Was tut das Unternehmen, dass dieses Thema<br />

auch bearbeitet werden kann? Welche Ressourcen stellt das Unternehmen <strong>zur</strong> Verfügung?<br />

• Durchdringung; Werden alle Mitarbeitergruppen (die für diese Maßnahme relevant<br />

sind) auch erfasst?<br />

16


Das Instrument – Beispielsseite <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />

Abbildung 2-2: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />

Abgefragt wird die „Managementreife“ für folgende Themen:<br />

• Weiterbildung,<br />

• Arbeitssicherheit und Unfallschutz,<br />

• Gesundheitsmanagement,<br />

• Integrationsmanagement,<br />

• <strong>Personal</strong>rekrutierung,<br />

• <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong>,<br />

• Arbeitszeitmanagement,<br />

• Corporate Social Responsability.<br />

Sämtliche Themen werden nach einem einfachen Prinzip ausgewertet und auf einer Seite<br />

dargestellt (Abbildung 2-3):<br />

17


Abbildung 2-3: Instrument <strong>zur</strong> <strong>Personal</strong>planung<br />

In Spalte 1 sind die jeweiligen Themen abgetragen. In Spalte 2 die Bewertung der aktuellen<br />

„Wichtigkeit“, in den folgenden Spalten dann die Anzahl der zutreffenden Kriterien für die<br />

Durchdringung der Organisation. In der Spalte „Trend“ wird die „Wichtigkeit“ des Themas in<br />

zukünftigen Perioden aufgeführt. Der Rang ist eine Kennzahl, die eine Aussage <strong>zur</strong> aktuellen<br />

„Managementreife“ liefert. Je höher die Maßzahl (0-5) umso ausgereifter ist das aktuelle System<br />

zum Management des betrachteten Themenfeldes. Das Delta drückt dann die „Lücke“<br />

zwischen der aktuellen Reife und der für die Zukunft notwendigen Reife aus. Je höher die<br />

Differenz, um so größer die Notwendigkeit hier aktiv zu werden und Ressourcen einzustellen.<br />

> Einsatzzweck<br />

HCscore-Radar dient in erster Linie einer ersten Feststel<strong>lung</strong> der Position und Güte des Managements<br />

zu spezifischen Themenfeldern im <strong>Personal</strong>wesen. Weitere Themenfelder können<br />

ergänzt oder bestimmte Themenfelder auch gestrichen werden.<br />

Besonders interessante Informationen erhält man, wenn Geschäftsleitungen, <strong>Personal</strong>verantwortliche,<br />

Bereichsleiter und Mitarbeiter jeweils getrennt nach ihrer Meinung befragt werden.<br />

18


3 Von der <strong>Personal</strong>verwaltung zum <strong>Personal</strong>management<br />

Verwaltet werden in der Regel „Güter“, die im ausreichenden Maße bereits vorhanden und<br />

relativ leicht wieder zu beschaffen sind. Gemanagt hingegen werden „Güter“, die eher zu den<br />

kritischen Faktoren zu zählen sind und deren Wiederbeschaffung höheren Aufwand verursacht,<br />

als das Management an sich an Ressourcen verbraucht.<br />

Strategisch impliziert dies die Erweiterung um externe Faktoren, die die betriebliche Situation<br />

maßgeblich beeinflussen können. Strategie nimmt <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en vorweg und agiert präventiv<br />

auf mögliche Risiken und Chancen.<br />

Stimmt man mit dieser einfachen Definition <strong>von</strong> Verwaltung, Management und Strategie<br />

überein, so ergeben sich in Bezug auf das Thema <strong>Personal</strong> folgende Definitionen <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>verwaltung,<br />

-management und -strategie/-politik.<br />

> <strong>Personal</strong>verwaltung<br />

<strong>Personal</strong>verwaltung umfasst im Wesentlichen Themen wie:<br />

• Anlegen und Führen <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>akten,<br />

• Tätigkeiten bei der Einstel<strong>lung</strong> und Einführung neuer Mitarbeiter sowie beim Ausscheiden<br />

<strong>von</strong> Mitarbeitern,<br />

• Bearbeitung <strong>von</strong> Arbeits-, Urlaubs- und Fehlzeiten der Mitarbeiter,<br />

• <strong>Personal</strong>datenverwaltung,<br />

• Entgeltabrechnung,<br />

• Sozialverwaltung,<br />

• <strong>Personal</strong>statistik,<br />

• Berechnung und Zah<strong>lung</strong> der Ausgleichsabgabe.<br />

<strong>Personal</strong>verwaltung bezeichnet demnach insbesondere die administrativen, routinemäßigen<br />

Aufgaben innerhalb des <strong>Personal</strong>bereichs und wird in der Regel eigenständig <strong>von</strong> Mitarbeitern<br />

im <strong>Personal</strong>bereich betreut.<br />

> <strong>Personal</strong>management<br />

Zum <strong>Personal</strong>management zählen beispielsweise Aufgaben wie:<br />

• <strong>Personal</strong>- und <strong>Personal</strong>bedarfsplanung,<br />

• <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> (PE),<br />

• Betriebskommunikation,<br />

19


• Zusammenarbeit mit dem Betriebs- oder <strong>Personal</strong>rat.<br />

Auch das Thema der <strong>Personal</strong>führung zählt in der Regel zum Bereich des <strong>Personal</strong>managements.<br />

Dieses Thema ist zum Teil zentral in der <strong>Personal</strong>abtei<strong>lung</strong> (beispielsweise für<br />

Führungskräfte) verortet, zum Teil aber auch in die einzelnen Abtei<strong>lung</strong>en an die dortigen<br />

Führungskräfte delegiert.<br />

<strong>Personal</strong>management umfasst somit eine Vielzahl <strong>von</strong> Maßnahmen, die über die Verwaltung<br />

hinausgehen und zum Ziel haben, vorhandenes <strong>Personal</strong> möglichst optimal zu verplanen, zu<br />

entwickeln, einzubeziehen und dessen Interessen zu „managen“.<br />

> <strong>Personal</strong>politik/ <strong>Personal</strong>strategie<br />

Unter <strong>Personal</strong>politik wird derzeit insbesondere die konkrete Ausgestaltung der einzelnen<br />

<strong>Personal</strong>themen im Unternehmen begriffen. <strong>Personal</strong>politik bestimmt die Intensität der <strong>Personal</strong>verwaltung<br />

und des <strong>Personal</strong>managements. Sie gibt Leitziele vor und steckt den Rahmen<br />

und die Ziele der konkreten Hand<strong>lung</strong>en ab. Sie ist ein Teil der Unternehmenspolitik<br />

und regelt somit das Verhalten und die Hand<strong>lung</strong>sweise <strong>zur</strong> Erreichung der betrieblichen<br />

Ziele. Zum Teil werden derartige Bestimmungen in einem Unternehmensleitbild festgeschrieben<br />

oder mittels Arbeitsanweisungen vorgegeben. Die <strong>Personal</strong>politik ist zentrale Aufgabe<br />

des Unternehmensmanagements. <strong>Personal</strong>politik als Bestandteil der Unternehmenspolitik<br />

hat bislang in den beobachteten Unternehmen allerdings zumeist eine kurzfristige (einjährige)<br />

und nur selten eine weiterreichende Dimension. Strategiefähigkeit unterscheidet sich<br />

dann noch einmal um die folgenden Aspekte:<br />

• Strategien legen das / die Aktivitätsfeld/er oder die Domäne der Unternehmung fest.<br />

• Strategien sind konkurrenzbezogen, d. h. sie bestimmen das Hand<strong>lung</strong>sprogramm in<br />

Relation zu Konkurrenten, z. B. in Form <strong>von</strong> Imitation, Kooperation, Dominanz oder<br />

Abgrenzung.<br />

> Strategien nehmen Bezug auf die Umweltsituationen und -entwick<strong>lung</strong>en, auf Chancen<br />

und Risiken. Sie reagieren auf externe Veränderungen und/oder versuchen diese aktiv<br />

im eigenen Sinne zu beeinflussen<br />

• Strategien nehmen Bezug auf die Ressourcen des Unternehmens, auf die Stärken<br />

und Schwächen in ihrer relativen Position <strong>zur</strong> Konkurrenz,<br />

• Strategien spiegeln die zentralen Einstel<strong>lung</strong>en, Wünsche und Wertvorstel<strong>lung</strong>en der<br />

bestimmten Entscheidungsträger wider,<br />

• Strategien sind auf das ganze Geschäft, nicht nur auf einzelne Funktionsbereiche gerichtet,<br />

20


• Strategien haben eine hohe Bedeutung für die Vermögens- und Ertragslage eines<br />

Unternehmens und weit reichende Konsequenzen, was die Ressourcenbindung anbelangt;<br />

es handelt sich um große Entscheidungen,<br />

• Strategien sind zukunftsorientiert, sie basieren auf Erwartungen über die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

eigener Kompetenzen und Umweltzustände,<br />

• Strategien können, müssen aber nicht, Ergebnis eines systematischen Planungsprozesses<br />

sein,<br />

• Strategien erfordern für ihre erfolgreiche Umsetzung die Formulierung <strong>von</strong> Maßnahmeplänen<br />

für die betroffenen Funktionsbereiche.<br />

3.1 Einbindung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>themen in die Unternehmensstrategie<br />

Das <strong>Personal</strong> wird in Unternehmen primär als Kostenfaktor begriffen, erst in zweiter Linie als<br />

Garant für Innovation, Produktivität und Qualität. Aufgrund der Babyboomer-Generation gab<br />

es im Verlauf der letzten 30 Jahre einen permanenten Überhang an qualifiziertem <strong>Personal</strong><br />

bei nahezu stagnativer <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und steigender Produktivität. Aufgrund dieses<br />

Überangebots an qualifiziertem <strong>Personal</strong> entwickelten viele Unternehmen lediglich rudimentäre<br />

Strukturen im <strong>Personal</strong>management.<br />

Die Leitungsebene im <strong>Personal</strong>bereich wird zudem meist <strong>von</strong> Juristen oder Controllern besetzt.<br />

Häufig sind <strong>Personal</strong>leiter nicht direkt im engeren Kreis der Geschäftsführung angesiedelt,<br />

sondern werden indirekt vertreten durch den Leiter Finanzen oder den Geschäftsführer<br />

selbst. Dies alles sind Gründe für die aktuelle eher nachrangige Position <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>themen<br />

in den strategischen Überlegungen der Unternehmen.<br />

In unseren Pilotbetrieben fokussierte sich die <strong>Personal</strong>arbeit schwerpunktmäßig auf administrative<br />

Aufgaben, wie der Entgeltabrechnung und Zeitwirtschaft, und auf die Akquisition<br />

<strong>von</strong> <strong>Personal</strong>, die Betreuung <strong>von</strong> Auszubildenden, Leistungsgewandelten und diversen zeitlich<br />

befristeten Projekten beispielsweise im Bereich der Gesundheitsförderung.<br />

21


3.2 Das <strong>LeiKom</strong> Referenzmodell „Nachhaltigkeit“<br />

Leitend für das <strong>LeiKom</strong>–Projekt war das in Abbildung 1-1 abgebildete Konzept der Nachhaltigkeit.<br />

Technik, Organisation und <strong>Personal</strong> sollten als gleichwertige Bestandteile eines<br />

Steuer- und Regelkreises begriffen werden. Die jeweiligen Schenkel des Dreiecks verweisen<br />

dabei auf zentrale betriebliche Gestaltungsfelder.<br />

Auf Basis dieses Modells wurde ein „Zukunfts-Workshop“ konzipiert und in drei Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Die Mittelpunkt der ersten beiden Veranstaltungen standen die Verbundunternehmen.<br />

Ein dritter Workshop wurde im Rahmen der IG-Metall Gießereikonferenz<br />

im Herbst 2009 durchgeführt.<br />

Im Folgenden werden einige der zentralen Ergebnisse aus dem Workshop im Herbst 2009<br />

zusammengefasst dargestellt. Das Instrument selbst ist als Hand<strong>lung</strong>sleitfaden in Kapitel 4.1<br />

beschrieben.<br />

22


4 Prognosen für eine nachhaltige <strong>Personal</strong>politik<br />

4.1 Workshop „Perspektiven für die Produktion <strong>von</strong> gegossenen Leichtbau-<br />

Komponenten für die Automobilindustrie“<br />

Ziel<br />

Ausarbeitung eines nachhaltigen Arbeits- und Organisationsmodells für spezifische Produktionsbereiche<br />

der LEIKOM-Projektpartner.<br />

Die folgenden Darstel<strong>lung</strong>en beziehen sich auf die Themen „<strong>Personal</strong>wesen und Beschäftigte“.<br />

Hauptanliegen der Zukunfts-Workshops<br />

Die technologischen Kompetenzen können in beiden Unternehmen als branchenführend<br />

erachtet werden. Die technologischen Erkenntnisse aus dem Projekt verweisen auf eine weitere<br />

Optimierung der Produkt- und Prozesstechnologien. Im Mittelpunkt stand somit die Frage:<br />

Welche Anforderungen ergeben sich an das Mitarbeiterportfolio der Zukunft? Wie und mit<br />

welchen Methoden kann man die Kompetenzressourcen des Mitarbeiterportfolios <strong>zur</strong> Steigerung<br />

des Flexibilitäts- und Innovationsvermögens fördern?<br />

Ausgangssituation<br />

In den Pilotbetrieben, Eisenwerk Brühl GmbH und Nemak Wernigerode GmbH, sind im Rahmen<br />

des LEIKOM Projektes schwerpunktmäßig Technologien zum Aspekt „Leichtbaukomponenten<br />

für die Automobilindustrie“ entwickelt worden. Der Fokus der Unternehmen lag<br />

hierbei primär auf den Aspekten der Konstruktions- und Werkstofftechnologie.<br />

Begleitend dazu sollten aus Sicht der Arbeitswissenschaften Erkenntnisse zu den Aspekten<br />

Arbeitssystemgestaltung und anforderungsgerechte Arbeitsanforderungen entwickelt werden.<br />

23


Workshopmethodik<br />

Im Rahmen des Workshops sollte gezielt auf Basis der derzeitigen technologischen Ausgangssituation<br />

(in den Betrieben), den technologischen Fährten (Stand und Trend der Forschung<br />

/ <strong>IfG</strong>), den Basistrends aus der Delphi-Umfrage (RKW) sowie den Analyseergebnissen<br />

zu den quantitativen und qualitativen Kapazitäts- und Kompetenzrisiken aus der Altersstrukturanalyse<br />

(H-Faktor) der Frage nachgegangen werden, wie zukünftige Arbeitssysteme<br />

aus technologischer, organisatorischer und qualifikationsspezifischer Sicht zu bewerten und<br />

zu gestalten sind.<br />

Dieses Zukunftsszenario wird im Anschluss genutzt, um Maßnahmen abzuleiten, die den<br />

Prozess vom gegenwärtigen zum zukünftigen System aus technologischer, organisatorischer<br />

und qualifikatorischer Sicht sichern können.<br />

Teilnehmerkreis<br />

Aus den Betrieben haben Personen aus den Bereichen Forschung, Technik, Organisation<br />

und <strong>Personal</strong> teilgenommen. Aus den am Projekt beteiligten Instituten sind die jeweiligen<br />

Projektleiter involviert gewesen. Zudem haben an beiden Tagen eine Reihe <strong>von</strong> Experten<br />

aus diversen technischen, betriebswirtschaftlichen, bildungsrelevanten Sachbereichen des<br />

<strong>IfG</strong> an den Workshops mitgewirkt.<br />

Ausgangssituation<br />

Beide Unternehmen zählen mit zu den Technologieführern in der Gießereibranche Deutschlands.<br />

Beide Unternehmen konnten in den letzten Jahren an Wachstum zulegen, was auch<br />

positive Folgen für das Belegschaftswachstum hatte.<br />

Ein Großteil des Mitarbeiterwachstums wurde allerdings sowohl durch interne (Überstunden)<br />

als auch externe (Leiharbeit/Fremdleistungen) Flexibilisierungsstrategien erreicht.<br />

Derzeit haben die Betriebe Probleme, geeignetes qualifiziertes <strong>Personal</strong> zu finden. Mehr<br />

noch - nach Jahren ohne bemerkenswerte Fluktuation – steigen die Fälle der freiwilligen<br />

Fluktuation an.<br />

24


Ein strategisches <strong>Personal</strong>managements im engeren Sinne, mit spezifischen Servicestrukturen<br />

für die operativen Einheiten sowie eine gleichwertige personelle und funktionelle <strong>Personal</strong>besetzung<br />

- im Vergleich mit den zentralen Bereichen Finanzen, Technik und Organisation<br />

– scheint noch nicht vollumfänglich umgesetzt. Primär sind noch die „traditionellen Leistungen“<br />

der Lohn- und Gehaltsbuchhaltung, der <strong>Personal</strong>verwaltung und -rekrutierung<br />

Hauptbestandteile der Arbeiten im <strong>Personal</strong>wesen. Weitergehende strategische Ansätze<br />

haben noch Pilot- bzw. Projektcharakter. Sie sind teilweise Ausdruck <strong>von</strong> tarifvertraglichen<br />

Grundlagen (ERA/Gefährdungs- und Belastungsanalyse), teilweise aufgrund betriebsspezifischer<br />

Erfordernisse (Gesundheitsmanagement/ Führungskräfteschu<strong>lung</strong>) entstanden.<br />

In beiden Untersuchungsbereichen der Pilotunternehmen ist der Leiharbeiteranteil relativ<br />

hoch gewesen, insbesondere bei der Nemak. Dies führt nach Einschätzungen der Workshopteilnehmer<br />

zu Problemen, wobei die Lage bei Nemak kritischer zu beurteilen gewesen<br />

ist.<br />

Leithypothesen<br />

Der Konzeption der Zukunfts-Workshops lagen folgende Leitthesen zugrunde, die zum Teil<br />

während der Arbeiten im Projekt erarbeitet werden konnten und zum Teil Ergebnisse aus<br />

<strong>zur</strong>ückliegenden Projekten waren.<br />

> Reaktions- Aktions-Muster in Unternehmen<br />

In der Regel reagieren Unternehmen:<br />

• auf technische Probleme mit technischen Lösungen – passen daraufhin die Prozesse<br />

an und schulen anschließend Mitarbeiter,<br />

• auf Prozessprobleme mit technischen Lösungen - passen daraufhin die Prozesse<br />

an und schulen anschließend Mitarbeiter,<br />

• auf personelle Problemen mit technischen Lösungen - passen daraufhin die<br />

Prozesse an und schulen anschließend Mitarbeiter.<br />

Fazit: In deutschen Unternehmen gilt die Wirkungskette Technik – Prozess – <strong>Personal</strong> außer<br />

im Falle <strong>von</strong> finanziellen Problemlagen.<br />

Diese Wirkungskette ist mitbestimmend für die eher schwache Position <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>management<br />

gegenüber der Finanz-, Technik- und Organisationsleitungsebene.<br />

25


Primat Aachener Schule;<br />

Der weitaus größte Teil der Leitungsebene in deutschen Unternehmen ist mit „Denkmodellen<br />

der Aachener Schule“ ausgebildet worden. Hier dominierte der Grundsatz, dass der<br />

Faktor „Mensch“ zu den größten Störfaktoren einer effizienten, effektiven und qualitativ<br />

hochwertigen Produktion ist. Modelle der „menschenleeren Fabrik“ in jeglicher Ausprägung<br />

galten als Optimum der modernen Industrie. Zwar hat man sich im Verlauf der letzten 10 –<br />

20 Jahre langsam <strong>von</strong> den Modellen verabschiedet, doch prägen ein großer Teil der Ideen<br />

noch bis heute das Denken und Handeln der Personen. Insbesondere die Hypothese, dass<br />

eine hochautomatisierte Produktion ohne den „qualifizierten Mitarbeiter“ auskommen kann,<br />

ist Grund dafür, dass <strong>Personal</strong> heute noch weitgehend verwaltet und nicht gemanagt wird.<br />

> Überalterung der workforce<br />

Die Babyboomer kommen in die Jahre. Der Hauptanteil der Mitarbeiter zählt bereits zu den<br />

Ü40. Der Anteil der Ü50 und Ü60 jährigen wird in wenigen Jahren auf über 25 % steigen.<br />

In beiden Betrieben gilt i. d. R. ein Dreischichtbetrieb, Tendenzen <strong>zur</strong> Contischicht sind gegeben.<br />

Es gilt in beiden Unternehmen nach Lösungen zu suchen, wie man nicht nur mit<br />

„durchschnittlich Älteren“, sondern mit einer Vielzahl älterer Mitarbeiter die Prozesse und<br />

die Innovationsfähigkeit sichern will.<br />

> Wettbewerb um die Talente der Zukunft<br />

Der Arbeitsmarkt unterliegt einer tiefgreifenden Veränderung. Aus dem Überhang an Arbeitssuchenden<br />

wurde ein Mangel an qualifizierten Arbeitssuchenden und wird zukünftig<br />

ein Wettbewerb um die Talente der Zukunft. Im Überfluss vorhandene Ressourcen können<br />

verwaltet werden – knappe Ressourcen sind zu managen. Aus der <strong>Personal</strong>verwaltung<br />

muss in Zukunft ein <strong>Personal</strong>management werden.<br />

Zudem werden die Fälle der freiwilligen Fluktuation ansteigen. Bei hoher Nachfrage werden<br />

sich insbesondere „jüngere Mitarbeiter“ ohne ausreichende Perspektive vom Unternehmen<br />

verabschieden.<br />

Ergebnisse<br />

Ein zentrales Ergebnis der Zukunfts-Workshops war die Abbildung 4-1. Auf den Y-Achsen<br />

sind die Faktoren „Mitarbeiterqualifikation“ und „Automatisierungsgrad“ und auf der X-Achse<br />

ist der Zeitstrahl aufgetragen.<br />

26


Abbildung 4-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> Mitarbeiterqualifikation und Automatisierungsgrad<br />

Im Mittelpunkt stand die Frage, welche der beiden Kurven eher für die Zukunft zutreffend<br />

sein wird. Sinkt mit zunehmender Automatisierung die Anforderungen an die Qualifikation<br />

oder steigen die Anforderungen? Man kam überein, dass die Anforderungen an Qualifikation<br />

mit zunehmenden Automatisierungsgrad steigen werden.<br />

Zentrale Anforderungen an das Mitarbeiterportfolio in der Zukunft<br />

> Komplex A<br />

• Kenntnis der Prozessketten,<br />

• Bewertung der Prozessdaten,<br />

• Prozessverantwortung,<br />

• Verantwortungsbereitschaft für Gesamtprodukt.<br />

> Komplex B<br />

• Verständnis für die Anlage,<br />

• Durchführung einfacher Fehleranalysen,<br />

• Durchführung einfacher Fehlerbehebungen,<br />

• Qualitätsbewusstsein.<br />

27


Komplex C<br />

• Rotationsbereitschaft (job rotation),<br />

• Bereitschaft für Qualifizierung (job enrichement),<br />

• Bereitschaft <strong>zur</strong> „Gruppenarbeit“ (teilautonome Systeme).<br />

> Komplex D<br />

• Erhöhung der Motivation,<br />

• Erhöhung der Flexibilität,<br />

• Erhöhung der Kompetenz,<br />

• Soziale Kompetenz,<br />

• Sprachkenntnisse.<br />

Zentrale „Befähiger“, die zum gewünschten Mitarbeiterprofil führen<br />

> Befähigergruppe 1<br />

• Adäquate Berufsausbildung,<br />

• Qualifikationsgerechter Einsatz,<br />

• Lernförderlicher Einsatz.<br />

> Befähigergruppe 2<br />

• Gruppenorientierte Arbeitssystemgestaltung,<br />

• Integration der Anlagenbediener bei Wartung und Instandhaltung,<br />

• Training und praxisorientierte Schu<strong>lung</strong>,<br />

• Qualifikation auf neue Anforderung,<br />

• Führungsverhalten.<br />

> Befähigergruppe 3<br />

• Anforderungsgerechte Arbeit,<br />

• Abbau <strong>von</strong> Belastungen,<br />

• Führungsstil,<br />

• Leistungsgerechte Entlohnung,<br />

• Prämien.<br />

28


Rolle des <strong>Personal</strong>wesens im Prozess<br />

Im Rahmen des zweiten Zukunfts-Workshops hatte sich die Leikom-Arbeitsgruppe die Frage<br />

nach einer effizienteren und effektiveren <strong>Personal</strong>managementstrategie gestellt.<br />

> Zielstel<strong>lung</strong><br />

Ziel der Arbeiten war heraus zu filtern, welche Schritte das <strong>Personal</strong>management dazu<br />

befähigen, sich als Partner der Geschäftsführung zu etablieren sowie nachhaltige<br />

Dienstleitungen für die operativen Einheiten (Leitungsebene) und die Mitarbeiter zu<br />

entwickeln.<br />

> Voraussetzungen<br />

<strong>Personal</strong>management als Prozesseigner <strong>von</strong>:<br />

<strong>Personal</strong>daten,<br />

Qualifikationsdaten,<br />

Zertifizierungsdaten,<br />

Stellenbeschreibungen/ Stellensystematik,<br />

Jobgruppen, Jobprofilen,<br />

Rekrutierung,<br />

Karriere- /Aufstiegs- / Weiterbildungsplanung,<br />

Nachfolgerege<strong>lung</strong> / Wissenstafetten ,<br />

Entlohnungs- / Prämienfindung.<br />

> <strong>Instrumente</strong> /Methoden<br />

<strong>Personal</strong>rekrutierung/ Arbeitgeberimage/ Regionale Schulpartnerschaften,<br />

Betreuung nach der Ausbildung / Talentzirkel / Talentbindung,<br />

Talentmanagement,<br />

Führungskräfteschu<strong>lung</strong>,<br />

Qualifizierungsmatrix /-planung/ -umsetzung,<br />

Gesundheitsmanagement,<br />

Integrations- / Eingliederungsmanagement,<br />

Nachfolgeplanung.<br />

29


Fazit<br />

Eine hochmoderne, flexible und innovative Produktion – unter Berücksichtigung der „Wiederbeschäftigungsfähigkeit“<br />

<strong>von</strong> Mitarbeitern bedarf eines effektiven und effizienten <strong>Personal</strong>managements,<br />

welches gleichwertig neben Finanzen, Technik und Prozessgestaltung <strong>zur</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beiträgt.<br />

4.2 Workshop „Technischer Fortschritt und veränderte Arbeitsanforderungen -<br />

neue Herausforderungen an mitbestimmte <strong>Personal</strong>politik“<br />

Zur Überprüfung der Ergebnisse des Projekts <strong>LeiKom</strong> wurde im Rahmen der Gießereifachtagung<br />

2009 ein Workshop unter dem Titel „Technischer Fortschritt und veränderte Arbeitsanforderungen<br />

– Neue Herausforderungen an mitbestimmte <strong>Personal</strong>politik“ angeboten, an<br />

dem Vertreter aus 18 Gießereien teilnahmen. Bei den Teilnehmern handelte es sich um Betriebsräte,<br />

Geschäftsführer, <strong>Personal</strong>leiter und Sicherheitsfachkräfte. Sie repräsentierten<br />

sowohl große Unternehmen mit mehr als 2.500 Beschäftigten, als auch kleine Gießereien mit<br />

weniger als 150 Mitarbeitern. Dieser Workshop basierte inhaltlich und methodisch im Wesentlichen<br />

auf dem Modell des „<strong>LeiKom</strong>-Zukunftsworkshops“.<br />

Den Teilnehmern wurden zu Beginn des Workshops drei kurze Inputsequenzen (etwa zehn<br />

Minuten lang) mit den zentralen Forschungsergebnissen aus<br />

• Forschung und Technik,<br />

• Arbeitsgestaltung und <strong>Personal</strong>,<br />

• Mitbestimmung und Partizipation<br />

vorgestellt.<br />

In der Folge wurden zu jedem der drei Themenfelder den Workshopteilnehmern Hypothesen<br />

<strong>zur</strong> Bewertung angeboten. Als Methode wurde hierfür die „Aufstel<strong>lung</strong>s- oder Positionstechnik“<br />

verwendet, die sich etwa wie im Folgenden beschreiben lässt.<br />

> Vorgehen<br />

Die Teilnehmer „positionieren“ sich nacheinander für jede Hypothese auf einem der drei<br />

„Meinungsfelder“: „stimme der Aussage zu“, „stimme der Aussage nicht zu“ und „habe keine<br />

Meinung“.<br />

Der Moderator interviewt in der Folge ein bis zwei Personen auf dem jeweiligen „Standpunkt“<br />

und stellt vertiefende Fragen.<br />

30


Die Vertei<strong>lung</strong> der Teilnehmer auf den Meinungsfeldern wird je Hypothese notiert und liefert<br />

für die Endrunde eine Rangliste.<br />

Zentrale oder interessante Kommentare werden stichpunktartig notiert und in der Endrunde<br />

ausgewertet.<br />

So viel <strong>zur</strong> Methode. Im Folgenden wird dargestellt, welche inhaltlichen „Hypothesen“ vorgegeben<br />

wurden.<br />

4.2.1 Hypothesen zum Thema Forschung und Technik<br />

Folgende Thesen hatten die Moderatoren für diese erste Phase im Workshop vorbereitet<br />

(Tafel 4-1):<br />

• Neue Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien sind ein Garant <strong>zur</strong> Sicherung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit <strong>von</strong> Unternehmen der Gießereibranche und sind unbedingt<br />

notwendig.<br />

• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind zentrale Treiber <strong>zur</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />

• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> bedingen permanenten Wandel – nur wer sich zielgerichtet<br />

bewegt, kommt weiter – Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist kein Selbstzweck, sondern sollte<br />

im Kontext <strong>von</strong> vorhandenen Potenzialen, Risiken und Chancen entwickelt werden. Leitlinien<br />

sind ein erster Schritt dafür.<br />

• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> erfordert Ressourcen (Zeit, Geld, Geduld und Talente). Wie<br />

werden diese Ressourcen gemanagt?<br />

31


Abstimmungsergebnis<br />

Tafel 4-1: Hypothesen zum Thema „Forschung und Technik“ - Abstimmungsergebnis<br />

"Neue Technologien, Werkstoffe &<br />

Konstruktionsprinzipien sind ein Garant <strong>zur</strong> Sicherung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit <strong>von</strong> Unternehmen der<br />

Gießereibranche und unbedingt notwendig."<br />

„Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> bedingen permanenten<br />

Wandel – nur wer sich zielgerichtet bewegt kommt<br />

weiter“<br />

Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind der zentrale Treiber<br />

<strong>zur</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

„FuE erfordern Ressourcen (Zeit, Geld, Geduld &<br />

Talente). Unsere Potentiale werden zielgerichtet<br />

gefördert unser Wissen stetig gepflegt und weiter<br />

entwickelt“<br />

These<br />

stimmt<br />

18<br />

17<br />

9<br />

1<br />

These<br />

stimmt<br />

nicht<br />

0<br />

0<br />

7<br />

9<br />

Keine<br />

Meinung<br />

Die Gliederung dieser Thesen folgt dem Prinzip „vom Allgemeinen zum Konkreten“. Der allgemeinen<br />

These wird in der Regel – hier wie auch in den folgenden Abschnitten – uneingeschränkt<br />

zugestimmt. Je konkreter aber die Behauptung wird, umso mehr differenziert sich<br />

das Bewertungsergebnis.<br />

Der Hypothese: „Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind der zentrale Treiber“ stimmen uneingeschränkt<br />

nur noch neun Personen zu – andere sehen in den Aspekten Qualität, Preis, Liefertreue<br />

weitere zentrale Treiber des Wettbewerbs. Die abschließende Behauptung <strong>zur</strong> Förderung<br />

der innerbetrieblichen Potenziale für Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im eigenen Betrieb<br />

liefert ein zwiespältiges Bild. Demnach stimmt nur ein Teilnehmer der These zu, dass die<br />

Forschung- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Potenziale innerhalb seines Unternehmens gefördert gezielt<br />

werden. Neun Vertreter sehen hier eindeutig Hand<strong>lung</strong>sbedarf, und acht Personen enthielten<br />

sich einer Bewertung, wollten oder konnten sich nicht eindeutig entscheiden.<br />

Den Workshopteilnehmern wurden nach jeder These/Positionierung vertiefende Fragen gestellt,<br />

die Aufschluss über die zugrundeliegenden Einschätzungen liefern sollten.<br />

0<br />

1<br />

2<br />

8<br />

32


Diskussion der Thesen<br />

Wie ist Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Unternehmen etabliert?<br />

Von den 18 vertretenden Unternehmen sind zehn Unternehmen im Bereich Forschung und<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> regelmäßig aktiv – darunter ist allerdings nur ein Unternehmen mit weniger als<br />

250 Beschäftigten. Nur in vier dieser zehn forschungs- und entwick<strong>lung</strong>saktiven Unternehmen<br />

werden die Beschäftigten frühzeitig und aktiv in den Prozess mit einbezogen. Die anderen<br />

acht Unternehmen sind lediglich sporadisch in Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> tätig. Sie alle<br />

zählen zu den kleineren Gießereien.<br />

Die Funktion „Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>“ ist in den Gießereien sehr unterschiedlich etabliert.<br />

Neben eigenen Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sabtei<strong>lung</strong>en existieren auch Formen des<br />

Projektmanagements, in denen Personen/Experten – meist aus unterschiedlichen Funktionsbereichen<br />

– temporär zu spezifischen Themen zusammenarbeiten. Darüber hinaus gibt<br />

es Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Projekte mit Kunden und Lieferanten sowie im Fall der<br />

kleinen Gießerei (aber nicht nur dort) eine intensive Kooperation mit einer Universität.<br />

Das Verständnis <strong>von</strong> betrieblichen Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Prozessen ist allerdings<br />

sehr weit gefasst. Es werden nicht nur die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Produkte und die Reorganisation<br />

der Prozesse darunter gefasst, sondern auch Themen der Energieeffizienz, des Unfallschutzes,<br />

des Gesundheitsmanagements sowie der Prozessoptimierung.<br />

Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> als alleinige Strategie ist in keinem Unternehmen vorhanden,<br />

sondern sie wird immer im Kontext mit anderen Zielen gesehen, wie Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

<strong>zur</strong> Sicherung der Qualitätsführerschaft, Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>zur</strong> Sicherung der<br />

Kostenführerschaft; nur in einem Fall gilt Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> als zentrale Strategie<br />

<strong>zur</strong> Sicherung der Technologieführerschaft.<br />

Diese Vielfalt spiegelt sich auch wieder in der Bereitstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Ressourcen <strong>zur</strong> Sicherung<br />

und Fortentwick<strong>lung</strong> der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Potenziale. Hier gibt es nur bedingt<br />

konkrete Strukturen der <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong>, der Fort- und Weiterbildung oder der Kooperation<br />

mit Herstellern, Kunden oder Universitäten. Die Frage, ob Kleinserienproduzenten innovativer<br />

sind als Großserienproduzenten, wurde <strong>von</strong> allen Teilnehmern verneint.<br />

> Erste Zwischenbilanz<br />

Zusammenfassend kann also festgestellt werden: Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird grundsätzlich<br />

ein hoher Stellenwert <strong>zur</strong> Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit eingeräumt. Betrachtet<br />

man die Praxis in den Unternehmen aber, relativiert sich diese Zustimmung. Nur die Hälfte<br />

der Unternehmen sind regelmäßig in Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> aktiv, wobei kleinere<br />

Betriebe eher nicht zu der Gruppe zählen. Bei den Teilnehmern besteht ein umfassendes<br />

Verständnis <strong>von</strong> Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>. Neben Aspekten der Technologie, der Konstruktionsprinzipien<br />

und der Werkstoffe zählen auch Themen der Energieeffizienz, des Ar-<br />

33


eits- und Unfallschutzes und der Qualitäts- und Prozessoptimierung zu Aktionsfeldern. Forschung<br />

und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist in nur einem Fall eine zentrale Unternehmensstrategie – in allen<br />

anderen Fällen stellt Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> hingegen ein Instrument <strong>zur</strong> Erfül<strong>lung</strong> <strong>von</strong><br />

zentralen Unternehmenszielen dar. Auf die Frage, wie die Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-<br />

Potenziale im Unternehmen entwickelt und gepflegt werden, wurde deutlich, dass es keine<br />

bzw. nur marginale Strukturen <strong>zur</strong> Sicherung und Fortentwick<strong>lung</strong> der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spotenziale<br />

in den Betrieben gibt.<br />

4.2.2 Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“<br />

Folgende Hypothesen wurden formuliert (Tafel 4-2):<br />

• Neue Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien bedingen zukünftig verstärkt<br />

qualifiziertes <strong>Personal</strong> und intelligente Arbeitssysteme.<br />

• <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und Arbeitsorganisation sind zentrale strategische Themen in den<br />

Unternehmen.<br />

• Die Einführung intelligenter Arbeitssysteme scheitert an der Tatsache, dass eine Vielzahl<br />

(älterer) Beschäftigter nicht über die ausreichende Qualifizierung verfügen.<br />

• „Nur was man messen kann, kann man steuern“ - Die Aktualität und Güte der <strong>Personal</strong>-<br />

und Qualifikationsdaten ist un<strong>zur</strong>eichend - insofern ist keine Steuerung möglich.<br />

34


Abstimmungsergebnis<br />

Tafel 4-2: Hypothesen zum Aspekt „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“ - Abstimmungsergebnis<br />

Neue Technologien, Werkstoffe &<br />

Konstruktionsprinzipien bedingen zukünftig verstärkt<br />

qualifiziertes <strong>Personal</strong> und intelligente Arbeitssysteme<br />

<strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> & Arbeitsorganisation sind<br />

zentrale strategischen Themen in den Unternehmen.<br />

Die Einführung intelligenter Arbeitssysteme scheitert<br />

an der Tatsache, dass eine Vielzahl (älterer)<br />

Beschäftigter nicht über die ausreichende<br />

Qualifizierung verfügen<br />

„Nur was man messen kann, kann man steuern“ - Die<br />

Aktualität und Güte der <strong>Personal</strong>- und<br />

Qualifikationsdaten ist un<strong>zur</strong>eichend – insofern ist<br />

keine Steuerung möglich<br />

These<br />

stimmt<br />

18<br />

3<br />

7<br />

7<br />

These<br />

stimmt<br />

nicht<br />

13<br />

11<br />

7<br />

Keine<br />

Meinung<br />

Bei der Bewertung der Thesen zum Aspekt <strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme wiederholt sich das<br />

Bewertungsschema – und das Antwortverhalten differenziert sich in ähnlicher Weise wie im<br />

vorhergehenden Abschnitt. Demnach stimmen alle Teilnehmer den „Allgemeinplätzen“ zu.<br />

Die Untersetzung mit spezifischen Thesen <strong>zur</strong> Ausgestaltung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und<br />

der Arbeitssysteme innerhalb des eigenen Unternehmens wird weitaus kritischer bewertet.<br />

Alle Teilnehmer sind der Meinung, dass neue Technologien, Werkstoffe etc. qualifiziertes<br />

<strong>Personal</strong> und intelligentere Arbeitssysteme bedingen. In 13 <strong>von</strong> 18 Unternehmen (72%)<br />

spielt der Aspekt <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> und Arbeitssystemgestaltung allerdings nur eine rudimentäre<br />

Rolle. Die Einschätzung, dass die Einführung intelligenter Arbeitssysteme an der<br />

Vielzahl älterer und gering qualifizierter Beschäftigter scheitert, teilen sieben Personen – elf<br />

Personen lehnen diese These ab.<br />

Am stärksten variierte die Bewertung <strong>zur</strong> letzten These. Gefragt nach der Güte der Daten<br />

des <strong>Personal</strong>wesens im eigenen Unternehmen waren sieben Personen der Meinung, über<br />

ausreichend brauchbare und aktuelle Daten zu verfügen. Sieben lehnten diese Aussage für<br />

ihr Unternehmen ab und vier Personen waren sich für ihr Unternehmen nicht ganz sicher.<br />

2<br />

4<br />

35


Was im Antwortverhalten auffällt: Die Personen – überwiegend Betriebsräte – sind in diesem<br />

Feld entscheidungssicherer: Die Zahl derjenigen, die „Keine Meinung“ zu den unterschiedlichen<br />

Fragen haben, ist deutlicher geringer als im vorigen Abschnitt.<br />

> Diskussion der Thesen<br />

Die Kommentare und Statements zu den oben angeführten Thesen waren zum Teil sehr<br />

unterschiedlich, und die Diskussionen zu dem Themenfeld „<strong>Personal</strong> und Arbeitssysteme“<br />

wurden vielfach sehr kontrovers geführt. Ausschlaggebend für die unterschiedlichen Positionen<br />

waren offenbar die unterschiedlichen Funktionen der Personen (Leitender Mitarbeiter,<br />

Geschäftsführer, Betriebsrat oder Fachkraft für Arbeitsschutz). Vor allem im Zusammenhang<br />

mit alternden Belegschaften wurde unter den Stichworten Routine und Erfahrung, Leistungsminderung<br />

und Stagnation die Komplexität des Themas mehr als deutlich. Von einer<br />

Gruppe wurde argumentiert, dass ein Teil der älteren Beschäftigten sich über die Jahre in<br />

internen Prozessen stetig selbst fortgebildet und weiterentwickelt hat – zugleich aber auch<br />

festgestellt, dass ein anderer Teil der Beschäftigten sich kaum weiterentwickelt hätte und<br />

zunehmend durch Überforderung belastet sei. Lösungen in Form der Zertifizierung <strong>von</strong> beiläufig<br />

erworbenen „Quasi-Qualifikationen“, die Ermitt<strong>lung</strong> und Festlegung <strong>von</strong> „internen Karrierewegen/Fachkarrieren“<br />

wurden andiskutiert – sind allerdings in keinem der Unternehmen<br />

bislang praktiziert worden. Gleiches gilt für die Themen Wissenssicherung <strong>von</strong> Ausscheidenden<br />

oder Talentbindung.<br />

4.2.3 Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie<br />

Die Vorgaben für die Diskussion in diesem Abschnitt waren <strong>von</strong> folgenden Überlegungen<br />

geleitet (Tafel 4-3):<br />

• Neue Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien bestimmen über die Zukunft<br />

des Unternehmens und der Arbeit. Betriebsräte dürfen sich nicht nur auf die Bewältigung<br />

der Folgen <strong>von</strong> technischen Innovationen beschränken, sondern sie müssen sich aktiv in<br />

den <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozess einschalten.<br />

• Betriebsräte müssen aktiv die Strategiefindung und -umsetzung im Unternehmen beeinflussen<br />

und sie kritisch-konstruktiv begleiten. Sie sind ein wichtiger Partner bei der Sicherung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit und damit der Sicherung vorhandener und zukünftiger Arbeitsplätze.<br />

• Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Technologien, Werkstoffe und Konstruktionsprinzipien ist Aufgabe<br />

der Unternehmensleitung und ihrer Experten, da hält sich der Betriebsrat lieber raus.<br />

36


• Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind in der Arbeit der Betriebsräte ein Randthema. Erst bei<br />

Fragen der Umsetzung, Versetzung und <strong>Personal</strong>abbau im Rahmen <strong>von</strong> Investitionen in<br />

neue Technologien beschäftigt sich der Betriebsrat mit den Themen.<br />

> Abstimmungsergebnis<br />

Tafel 4-3: Hypothesen <strong>zur</strong> Mitbestimmung in Forschung und Strategie -<br />

Abstimmungsergebnis<br />

Neue Technologien, Werkstoffe & Konstruktionsprinzipien<br />

bestimmen über die Zukunft des Unternehmens und der<br />

Arbeit. Betriebsräte dürfen sich nicht nur auf die<br />

Bewältigung der Folgen <strong>von</strong> technischen Innovationen<br />

beschränken, sondern müssen sich aktiv in den<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozess einschalten.<br />

Betriebsräte müssen aktiv die Strategiefindung und –<br />

umsetzung beeinflussen und sie kritisch-konstruktiv<br />

begleiten. Sie sind ein wichtiger Partner bei der Sicherung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit und damit der Sicherung<br />

vorhandener und zukünftiger Arbeitsplätze.<br />

Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Technologien, Werkstoffe und<br />

Konstruktionsprinzipien ist Aufgabe der<br />

Unternehmensleitung und ihrer Experten, da hält sich der<br />

Betriebsrat lieber raus.<br />

Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sind in der BR-Arbeit ein<br />

Randthema. Erst bei Fragen der Umsetzung, Versetzung und<br />

<strong>Personal</strong>abbau im Rahmen <strong>von</strong> Investitionen in neue<br />

Technologien beschäftigt sich der BR mit den Themen.<br />

These<br />

stimmt<br />

14<br />

14<br />

These stimmt<br />

nicht<br />

4<br />

14<br />

14<br />

Keine<br />

Meinung<br />

Das Meinungsbild zu Rolle und Funktion <strong>von</strong> Betriebsräten war auch in diesem Fall geprägt<br />

<strong>von</strong> der Funktion der Teilnehmer im Betrieb. Nicht alle Vertreter der betrieblichen Leitungsebene<br />

sahen in den Betriebsräten gleichwertige Partner bei der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Umsetzung<br />

<strong>von</strong> Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sstrategien. Doch auch die Gruppe der Betriebsräte war<br />

sich in der Frage, wie aktiv sich der Betriebsrat in solchen Themen einschalten solle oder<br />

dürfe, nicht einig.<br />

In einem Fall waren sich aber sowohl die Betriebsräte als auch ein Vertreter einer Unternehmensleitung<br />

darüber einig, dass vor allem in Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sfragen eine<br />

frühzeitige Einbindung „auf Augenhöhe“ notwendig sei. Einer der Kommentare dazu: „Die<br />

Verantwortung beginnt bereits am Anfang der Reise. Hier werden die Grundlagen gelegt, wie<br />

der Wandel gestaltet werden kann und welche Alternativen der Gestaltung existieren.“ Deutlich<br />

wurden aber auch in dieser Diskussion die Bedenken der Betriebsräte, sich als „Co-<br />

Manager“ einbinden zu lassen sowie deren Befürchtungen, nur un<strong>zur</strong>eichend die Tragweite<br />

der Entscheidungen wirklich ermessen zu können.<br />

4<br />

4<br />

4<br />

37


4.2.4 Gesamtbewertung der Workshopergebnisse<br />

Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird <strong>von</strong> allen Teilnehmern und allen Funktionsgruppen als einer<br />

der wichtigen Treiber für den erfolgreichen Wettbewerb angesehen. Die Definition <strong>von</strong><br />

Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird dabei nicht beschränkt auf rein technologische Aspekte, wie<br />

Konstruktionsprinzipien und Werkstoffe, sondern umfasst auch Themen wie Energieeffizienz,<br />

Gesundheitsmanagement, Arbeitssystemgestaltung und Qualifikationsentwick<strong>lung</strong>. Damit<br />

wird das forschungsleitende Grundprinzip im <strong>LeiKom</strong>-Projekt einer „nachhaltigen Forschung<br />

und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>“ bestätigt (TOP-Wirkungsdreieck). Lediglich in einem Fall ist Forschung und<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ein eigenständiger Treiber in der Unternehmensstrategie. In allen anderen Unternehmen<br />

gilt Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> eher als ein Weg <strong>zur</strong> Erfül<strong>lung</strong> der unterschiedlichen<br />

zentralen Unternehmensstrategien (Kostenführer, Qualitätsführer, Marktführer,…).<br />

Die innerbetriebliche Organisation <strong>von</strong> Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist vielfältig und reicht<br />

<strong>von</strong> eigenen Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sabtei<strong>lung</strong>en, über Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprojekte<br />

<strong>von</strong> Fall zu Fall bis hin zu externen Kooperationen. Eine wesentliche Determinante<br />

<strong>zur</strong> konkreten Ausgestaltung der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saktivitäten bildet dabei<br />

die Unternehmensgröße und der Grad der Eigenständigkeit der Gießerei. In der Bewertung,<br />

wie intensiv die Unternehmen die für Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> erforderlichen Potenziale<br />

pflegen, entwickeln und ausbauen, wird deutlich, dass wenig gezielte Investitionen in diesem<br />

Bereich stattfinden.<br />

Dies wird vor allem im zweiten Themenfeld zu <strong>Personal</strong> und Arbeitssystemgestaltung noch<br />

deutlicher. Hier waren die Teilnehmer überwiegend der Meinung, dass der technische Fortschritt<br />

zu einem stetigen Anstieg bezüglich der Qualifikation und Einsatzflexibilität führt. Allerdings<br />

sind nur wenige Unternehmen wirklich aktiv in diesen Feldern tätig. Dies bestätigt<br />

ein weiteres Forschungsergebnis aus <strong>LeiKom</strong>. Die Förderung <strong>von</strong> intelligenten Arbeitssystemen,<br />

die umfänglich die Qualifikation und das Leistungsvermögen (Beschäftigungsfähigkeit)<br />

der Mitarbeiter fördern, ist eher noch die Ausnahme. Die Vermutung, dass Betriebsräte<br />

hier eher als „Innovationsbremse“ fungieren, konnte nicht widerlegt werden. Der Konflikt zwischen<br />

der sozialen Sicherung der „älteren“ Beschäftigten und der Förderung der „jüngeren“<br />

Beschäftigten scheint die alltägliche Betriebspolitik besonders stark zu prägen.<br />

Doch auch in diesem Fall wird ein Umdenken der beteiligten Akteure sichtbar. Kommentare<br />

wie „Nachhaltigkeit in <strong>Personal</strong>fragen bedeutet eben auch, dass man das, was man raus<br />

nimmt, auch wieder <strong>zur</strong>ückführt.“ Beispiele dafür, dass über die letzten Jahrzehnte sich zumindest<br />

ein Teil der Beschäftigten über alternative Karrierepfade innerhalb <strong>von</strong> Gießereien<br />

weiter entwickeln konnten, sind genauso ein Hinweis auf die Flexibilität des Systems, wie die<br />

Tatsache, dass mit dem Austritt <strong>von</strong> älteren Know-How-Trägern ein hohes Risiko für die Un-<br />

38


ternehmen gesehen wird. Allerdings stimmen alle Teilnehmer der Auffassung zu, dass diese<br />

Fälle bisher eher die Ausnahme und nicht die Regel waren.<br />

Nichts desto trotz sehen die Beteiligten einen hohen Mehrwert in der Schaffung <strong>von</strong> Fachkarrieren,<br />

der Förderung der Grundqualifikation und der Quasi-Zertifizierung <strong>von</strong> praktisch erworbenem<br />

Wissen. Hier gelte es, die bisherigen informellen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spfade zu formellen<br />

Fachkarrierewegen zu etablieren. Die Konfliktlinie für Betriebsräte liegt dabei insbesondere<br />

in der Sicherung des „erworbenen Status“ der älteren Belegschaftsteile und der notwendigen<br />

Neuausrichtung der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spfade für die jüngeren und teilweise formell höher qualifizierten<br />

Beschäftigten. Zugleich scheint diese Konfliktlinie auch einer der primären Beweggründe<br />

dafür zu sein, dass Betriebsräte eher passiv mit den Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung<br />

<strong>von</strong> Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozessen umgehen. Das Risiko für Betriebsräte,<br />

Entscheidungen mit tragen zu müssen, die einer der Beschäftigtengruppen zum Nachteil<br />

gerät, scheint ihnen zu hoch.<br />

Allerdings scheinen Betriebsräte auch nur bedingt die Möglichkeiten, die ihnen das Betriebsverfassungsgesetz<br />

insbesondere im Bereich <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> <strong>zur</strong> Verfügung stellt, für<br />

sich zu nutzen. Hier liegt nach Ansicht <strong>von</strong> Fachleuten einer der zentralen Ansatzpunkte, die<br />

Potenziale <strong>von</strong> Betriebsräten für eine aktivere Mitgestaltung der betrieblichen Forschungsund<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spolitik zu fördern. Dies würde beispielsweise über die gezielte Einflussnahme<br />

auf eine nachhaltig ausgerichtete Qualifizierungspolitik und <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />

möglich sein. Andere zentrale Themen, wie beispielsweise Gesundheit oder Energieeffizienz,<br />

könnten sich zudem sogar als originäre Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-Themenfelder<br />

<strong>von</strong> Betriebsräten eignen.<br />

39


5 Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger Innovationsprojekte<br />

Beschrieben werden Methoden, die es dem Nutzer Schritt für Schritt und weitgehend im<br />

Selbstlernprozess erlauben, die notwendigen Grundlagen <strong>zur</strong> Planung, Durchführung und<br />

Auswertung komplexer Projekte zu erarbeiten (Abbildung 5-1). Je nach Thema und Komplexität<br />

kann die Einbindung externen Sachverstands in Form eines Coachings angeraten<br />

sein.<br />

Was?<br />

Was? Wer?<br />

Ziel<br />

Ablaufplan finaler Workshop<br />

Input<br />

Input<br />

Matching Modell<br />

Ziele<br />

„Szenarien“<br />

Stand 200x –<br />

Zusammenfassung<br />

Ziel 20xx<br />

ca. 1 Std.<br />

ca. 1,5 – 2 Std<br />

Ca. 3 Std.<br />

Ca. 1 Std<br />

Funktionsleiter Funktionsleiter<br />

Alle in x<br />

Gruppen<br />

Alle<br />

�� Ziele Technik<br />

�� SWOT Technik<br />

�� Ziele Prozesse<br />

�� SWOT Prozesse<br />

�� Ziele <strong>Personal</strong><br />

�� SWOT <strong>Personal</strong><br />

�� Bi-thematische Ergebnisse �� Bearbeitung der<br />

�Technik �Technik - Prozesse einzelnen Szenarien im<br />

�Technik �Technik - <strong>Personal</strong> Kontext <strong>zur</strong><br />

�Prozesse �Prozesse - <strong>Personal</strong> Unternehmensstrategie<br />

�� Erarbeitung je einer<br />

�� Vorstel<strong>lung</strong> der (2-5) SWOT-Matrix (1,5 – 2<br />

Hauptszenarien<br />

Std.)<br />

�� Vorstel<strong>lung</strong> der jeweiligen<br />

SWOT- Matrix<br />

�� Kurzpräsentation der<br />

Ergebnisse aus den<br />

Arbeitsgruppen<br />

�� Auswahl des prioritären<br />

Modells<br />

�� Erarbeitung eines<br />

Maßnahme-<br />

Aktivitätenkatalogs gemäß<br />

dem prioritären Modells<br />

�� Konzentrierter Überblick<br />

zum aktuellen Stand im<br />

Unternehmen, den<br />

Zeilen, Chancen und<br />

Risiken<br />

Abbildung 5-1: Methoden und <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> betrieblichen Umsetzung nachhaltiger<br />

Innovationsprojekte<br />

5.1 Betriebliche Alterstrukturanalyse<br />

Zeit<br />

Schnittstelle Technik Organisation<br />

- ressourcenoptimierte Prozesse<br />

- stoffkreislaufoptmierte Prozesse<br />

-Flexibilität<br />

-Qualität<br />

- Kommunikation/ Wissen<br />

-...<br />

Organisation/<br />

Prozesse<br />

Finanzen<br />

<strong>Personal</strong> Technik<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Technik<br />

Nachhaltigkeit<br />

und<br />

Innovation<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Strategien<br />

Prozesse<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Schnittstelle Mensch Technik<br />

- gesundheitsförderliche Technikgestaltung<br />

- alterstabile Anforderungen<br />

- qualifikationsförderlicheTechnikgestaltung<br />

- lernförderliche Technikgestaltung<br />

- wissensgenerierende Technikgestaltung<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme SWOT<br />

Externe Analyse<br />

Risiken Chancen<br />

(Threats) (Opportunities)<br />

Interne Analyse<br />

Stärken (Strength) Schwächen (Weakness)<br />

Die „betriebliche Altersstrukturanalyse“ bildet die Basis für sämtliche weitere Arbeiten im Bereich<br />

des nachhaltigen <strong>Personal</strong>managements (Abbildung 5-2). Altersstrukturanalysen beschäftigen<br />

sich in der Regel lediglich mit den Ausprägungen im IST. Betrachtungsebene ist<br />

in diesem Falle das Gesamtunternehmen.<br />

<strong>Personal</strong><br />

Schnittstelle Organisation Mensch<br />

gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation (AO), alterstabile AO,<br />

qualifikationsförderliche AO, lernförderliche AO, wissensgenerierende AO<br />

Leikom<br />

Zukunfts-<br />

werkstatt<br />

Analyse<br />

Strategische Zielsetzung für<br />

S-O: Verfolgen <strong>von</strong> neuen<br />

Chancen, die gut zu den<br />

Stärken des Unternehmens<br />

passen<br />

Strategische Zielsetzung für<br />

S-T: Stärken nutzen, um<br />

Bedrohungen abzuwenden.<br />

Strategische Zielsetzung für<br />

W-O: Schwächen eliminieren,<br />

um neue Möglichkeiten zu<br />

nutzen<br />

Strategische Zielsetzung für<br />

W-T: Verteidigungsstrategien<br />

entwickeln, um vorhandene<br />

Schwächen nicht zum Ziel<br />

<strong>von</strong> Bedrohungen werden zu<br />

lassen.<br />

Quelle: wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/SWOT-Analyse<br />

40


Steigende Komplexität aufgrund Anforderungen an Daten<br />

Historie<br />

Nachhaltiges <strong>Personal</strong>management<br />

IST Add on Zukunft<br />

Gesundheitsmanagment Interne & externe Strategisches <strong>Personal</strong>-<br />

Über-Unterforderung<br />

Talent-Management<br />

Wissensmanagement<br />

Produkt<br />

…<br />

Kennzahlen:<br />

•Krankenquote<br />

•Unfallquote<br />

•<strong>Personal</strong>bedarf<br />

•Qualifizierung<br />

management<br />

Mitarbeiterportfolio-<br />

Analyse<br />

Zukunftswerkstatt<br />

Thematisieren (Rekrutierung/Gesundheit/Wissen/…)<br />

Altersstrukturbericht zu:<br />

Geschäftsbereiche<br />

Statusgruppen<br />

Hierarchielevel<br />

…<br />

•Arbeitsmarkt<br />

•Schulabgänger<br />

•…<br />

Interne Kenn-<br />

Zahlen:<br />

Strukturieren (OE/Status/Hierarchie/Job-Familie/…)<br />

Altersstrukturbericht<br />

Entgelt<br />

•Produktivität<br />

•Leiharbeit<br />

•Befristet<br />

•Fremdvergabe<br />

•…<br />

Gesamtunternehmen<br />

Prognosen zu:<br />

•Geschäftsbereiche<br />

•Statusgruppen<br />

•Hierarchielevel<br />

•…<br />

Altersstrukturprognose<br />

Steigende Komplexität aufgrund Simulationsanforderungen<br />

Abbildung 5-2: Nachhaltiges <strong>Personal</strong>management und Altersstrukturanalyse<br />

> Ziel<br />

Hauptziele der Methodik sind:<br />

• Routinen in der Erstanalyse entwickeln<br />

• Berichte einfach und schnell erstellen<br />

• Fakten liefern<br />

• Strategiefähigkeit des Unternehmens begründen<br />

> Warum?<br />

Die Debatten und Diskussionen um den demografischen Wandel in Deutschland sind weitgehend<br />

bekannt. Unterschätzt werden allerdings noch die Auswirkungen auf den eigenen<br />

Betrieb/das eigene Unternehmen. Mit dem Basisbericht soll ein erster Schritt <strong>zur</strong> Dokumentation<br />

und Erfassung der primären Kennzahlen zu den demografischen Effekten innerhalb<br />

der Belegschaft geliefert werden.<br />

Zugleich ist der Basisbericht der Grundstein <strong>zur</strong> Erhebung der Dynamik <strong>von</strong> demographischen<br />

Effekten im Unternehmen.<br />

41


Wie?<br />

Zur Erstel<strong>lung</strong> eines Basis-Altersstrukturberichtes sind keine speziellen <strong>Instrumente</strong> notwendig.<br />

Die Daten können zumeist aus der <strong>Personal</strong>stammverwaltung entnommen und mit Hilfe<br />

<strong>von</strong> Tabellenkalkulationsprogrammen bearbeitet werden. Für die weitere Beschreibung der<br />

Vorgehensweise und der Ergebnisse wird an dieser Stelle das Instrument HCscore3 <strong>von</strong> H-<br />

Faktor genutzt.<br />

> Was benötigt das Unternehmen?<br />

• <strong>Personal</strong>stammdaten<br />

Geburtsdatum,<br />

Geschlecht,<br />

Status (Lohn vs. Gehalt).<br />

• Standarddaten/Kennzahlen (optional)<br />

Anzahl Befristete Verträge,<br />

Anzahl passive Altersteilzeit/ Studium/ Elternzeit/ Sabbatical,<br />

Anzahl Auszubildende,<br />

FTE (Full Time Equivalent).<br />

> Welche Funktionsgruppen sollten im Prozess involviert sein?<br />

• Geschäftsführung,<br />

• Betriebsrat,<br />

• <strong>Personal</strong>leitung.<br />

Der <strong>Personal</strong>leitung obliegt die Aufarbeitung der Berichte. Inhalt und Umfang sollten <strong>von</strong><br />

Geschäftsführung und Betriebsrat gemeinsam festgelegt werden. Teilweise existieren bereits<br />

für einige Branchen tarifrechtliche Rege<strong>lung</strong>en zu diesem Thema (Chemie/Stahlerzeugung).<br />

Es folgen die Hauptphasen des Projektes.<br />

> Datensamm<strong>lung</strong> - Stammdaten<br />

Zusammenführung der Daten aus den <strong>Personal</strong>stammdaten und falls notwendig aus der<br />

Stellensystematik bzw. Organisationssystematik (Tafel 5-1).<br />

42


Tafel 5-1: Daten für Altersstrukturanalysen<br />

Je Beschäftigtem wird eine Informationszeile angelegt. Zur Berechnung sind mindestens<br />

Angaben zum Alter, Geschlecht und Status (gewerblich/angestellt) notwendig/sinnvoll. Die<br />

Altersangabe benötigt man für die Berechnung, die beiden anderen Items sind erste grobe<br />

Selektionskriterien.<br />

Grundsätzlich sollte nicht mit dem Originaldatensatz gerechnet werden. Aus den Stammdaten<br />

sind sämtliche personenbezogenen Daten zu löschen (Datenschutz!), hier insbesondere<br />

Namen, Kontaktdaten und Kontoverbindungen. Grundsätzlich wird angeraten, dass zum<br />

Zwecke der Anonymisierung Mitarbeiter mindestens zu Gruppen <strong>von</strong> > 6 Personen zusammen<br />

zu fassen sind, einige raten auch zu einer Mindestgröße <strong>von</strong> 10 Personen. In der Praxis<br />

wird dieser Punkt kritisch diskutiert. Bezüglich der Übernahme weiterer Daten, die ggf.<br />

Rückschlüsse auf die Person zulassen, sind die in Tafel 5-2 folgende Vor- und Nachteile zu<br />

beachten:<br />

43


Tafel 5-2: Vor- und Nachteile der Arten <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten<br />

Item Vorteil Nachteil<br />

Geburtsdatum Hohe Aussagefähigkeit bereits<br />

für IST-Analyse und für<br />

kurzfristige (< 5 Jahre)<br />

Trenduntersuchungen<br />

Alter in Jahren Datenschutz höher, da Personen<br />

eines Jahrgangs zusammengefasst<br />

werden<br />

Alter in 5 Jahreskohorten Datenschutz hoch, da Personen<br />

über 5 Jahre zusammengefasst<br />

werden<br />

<strong>Personal</strong>-ID Konkrete Auswahlmöglichkeit<br />

für <strong>Personal</strong>maßnahmen<br />

mittels Abgleich mit <strong>Personal</strong>stammdatensatz<br />

Rückschlüsse auf einzelne<br />

Personen möglich; allerdings<br />

nur bei Abgleich <strong>von</strong> Originaldatensatz<br />

zu Analysedatensatz<br />

Lediglich 1 x jährlich Aktualisierung<br />

möglich. Für Controlling<br />

unscharf<br />

Extrem unscharfe Aussagen<br />

– nur für Langfristprognosen<br />

(> 20 Jahre) einigermaßen<br />

sinnvoll<br />

Rückführung auf Person<br />

durch Abgleich mit Orginaldatensatz<br />

möglich<br />

Die konkrete Ausgestaltung sollte im Rahmen einer Betriebsvereinbarung geregelt werden,<br />

HCscore3 arbeitet mit tagesaktuellem Alter ausgehend vom Geburtsdatum.<br />

Relevante Kennziffern, statistische Maßzahlen, Indizes und Faktoren <strong>zur</strong> Analyse <strong>von</strong><br />

Altersstrukturen<br />

Mit Hilfe der Altersstrukturanalyse sollen alterstypologische Grundmuster im Betrieb erkannt<br />

und auf dieser Basis aktuell dringliche Maßnahmen abgeleitet werden. Alterstypologische<br />

Grundmuster in Unternehmen sind das Ergebnis betrieblicher <strong>Personal</strong>maßnahmen vergangener<br />

Perioden – also Einstel<strong>lung</strong>en, Entlassungen, Versetzungen, outsourcing, outplacement<br />

etc.<br />

Aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen (Kündigungsschutzgesetz, Altersteilzeit…) und<br />

den Bedingungen auf den Beschaffungsmärkten (Überhang qualifizierter Arbeitssuchender,<br />

etc.) erfolgen diese Maßnahmen meist nach einheitlichen Mustern. In der Konsequenz sind<br />

somit heute diverse altertypologische Grundmuster unternehmensübergreifend zu identifizie-<br />

44


en. Dabei gilt, dass fast alle Unternehmen – je nach Sortierung (Bereiche/Job-Familien etc.<br />

– sämtliche Alterstypologien aufweisen.<br />

Die vier Grundmuster<br />

Meist lässt sich bei jedem Unternehmen mit einem Blick auf die Alterstruktur eine Tendenz<br />

zu einem der folgenden Alterstypologien feststellen, diese kann mehr oder weniger stark<br />

ausgeprägt sein, bildet aber die Basis für eine grundsätzliche Einschätzung und weitere Analysen<br />

(Abbildung 5-3 bis Abbildung 5-6):<br />

> Jugendzentrierte Altersstruktur<br />

Abbildung 5-3: Beispiel für jugendzentrierte Altersstruktur<br />

Chancen & Risiken:<br />

• mögliche fachliche und zeitliche Überforderung,<br />

• kaum prozessrobustes Wissen (auch im Umgang mit Technik und Kunden) sowie<br />

Gefahr <strong>von</strong> Unfällen auf Grund <strong>von</strong> mangelnder Routine,<br />

• Potentiell hohe Rate an freiwilliger Mobilität,<br />

• persönliche Bedingungen erlauben zumeist noch freiwilligen räumlichen Wechsel<br />

oder andere Veränderungen,<br />

• Gefahr langfristig versperrter Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

45


Mittelaltzentrierte Altersstruktur<br />

Abbildung 5-4: Beispiel für mittelaltzentrierte Altersstrukturen<br />

Chancen & Risiken:<br />

• Anstieg gesundheitlicher Gefährdungen aufgrund steigender Gefahr chronischer Erkrankungen,<br />

• Rückgang des aktuellen, technologisch relevanten Wissens bei fehlenden Weiterbildungsaktivitäten<br />

,<br />

• Rückgang interner Flexibilitätspotentiale aufgrund Expertenwissen und steigender<br />

Routine,<br />

• Gefahr des Anstiegs „innerer Kündigung“,<br />

• Illoyaliität aufgrund langfristig versperrter Aufstiegs- oder verhinderter persönlicher<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>smöglichkeiten,<br />

• Bei stagnierender <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong> kaum Möglichkeiten <strong>zur</strong> Integration jüngerer<br />

Mitarbeiter,<br />

• „Dornröschenschlaf“ im Funktionsbereich der <strong>Personal</strong>beschaffung.<br />

46


Altenzentrierte Altersstruktur<br />

Abbildung 5-5: Beispiel für alterszentrierte Altersstrukturen<br />

Chancen & Risiken:<br />

• Anstieg langfristiger gesundheitlicher Ausfälle aufgrund <strong>von</strong> chronischen Erkrankungen<br />

oder im Erwerbsleben erworbener Langzeitschäden,<br />

• Fehlen <strong>von</strong> aktuellem (technologisch relevanten) Wissen bei gleichzeitig fehlenden<br />

Weiterbildungsaktivitäten,<br />

• Fehlen <strong>von</strong> internen Flexibilitätspotentialen aufgrund <strong>von</strong> Expertenwissen und/oder<br />

jahrzehntelanger Routinetätigkeit.<br />

47


Bipolare Altersstruktur<br />

Abbildung 5-6: Beispiel für bipolare Altersstrukturen<br />

Chancen & Risiken:<br />

Chancen und Risiken vergleichbar mit den beiden Typen „jugendzentriert“ und „altenzentriert.<br />

Mangel an „erprobten“ Fachkräften – Risiko für Prozessqualität<br />

Historie und Altersstruktur<br />

In vielen Fällen lassen sich entlang der aktuellen Altersstruktur – vergleichbar mit einer Fieberkurve<br />

– Verläufe nachvollziehen. So sind Perioden des <strong>Personal</strong>aufbaus und -abbaus<br />

deutlich in der Altersstruktur zu identifizieren. Im weiteren Verlauf werden wir auf der Basis<br />

eines Beispieldatensatzes einer deutschen Gießerei den Demographiebericht anfertigen,<br />

wobei sämtliche gewonnene Erkenntnisse auch auf jedes andere Unternehmen einer gewissen<br />

Größe angewandt werden können.<br />

48


Abbildung 5-7: Beispielhafte Darstel<strong>lung</strong> einer Altersvertei<strong>lung</strong><br />

Die oben abgebildete Altersstruktur z.B. (Abbildung 5-7) ist für deutsche Gießereien nahezu<br />

idealtypisch – für den Zeitraum zwischen 2005 und 2010. Über 60 jährige sind mit rd. 2,3 %<br />

(Männer) die am Geringsten ausgeprägte Mitarbeitergruppe. 2,3% sind in der Relation zu der<br />

Altersgruppe 56-60 nur rund ein Viertel und bezogen auf die Gruppe der 51-55 jährigen sogar<br />

weniger als ein Fünftel. In dieser Kurve zeigen sich sowohl die Effekte der ATZ als auch<br />

die Tatsache des <strong>Personal</strong>abbaus in den frühen 90 er Jahren. Damals war es gerade die<br />

Gruppe der heute über 50jährigen, die <strong>von</strong> den diversen Reorganisationsmaßnahmen am<br />

stärksten getroffen wurde. Dann gibt es eine erste Aufbauphase vor rd. 10 Jahren, gefolgt<br />

<strong>von</strong> einer weiteren positiven <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Verlauf der letzten 3 – 5 Jahre.<br />

Wie oben schon erwähnt und wie hier deutlich wird, ist es unabdingbar, die Historie des Unternehmens<br />

oder der Branche zu kennen, da die Altersvertei<strong>lung</strong> einen guten Überblick über<br />

die <strong>Personal</strong>politik der vergangenen Jahr(zehnt)e gibt.<br />

Hilfreich sind Daten wie<br />

• ATZ-Programm (Anteil über 60-jähriger),<br />

• durchschnittliches Einstel<strong>lung</strong>salter (welche Altersgruppe wurde wann eingestellt),<br />

• <strong>Personal</strong>auf-/abbau vergangener Perioden (Hochs und Tiefs in der Altersstruktur).<br />

Die Visualisierung der Altersstruktur durch Alterspyramiden oder Balkendiagramme hat den<br />

Vorteil, dass ein schneller Überblick <strong>zur</strong> aktuellen Situation erzielt wird. Der Nachteil besteht<br />

49


allerdings darin, dass für Vergleiche zwischen Statusgruppen, Bereichen oder der Abbildung<br />

<strong>von</strong> Trends sehr schnell die Übersichtlichkeit verloren geht. Daher ist es sinnvoll, mit einigen<br />

Kennzahlen zu arbeiten. Hierfür bieten sich diverse statistische Lagemaße sowie in der Praxis<br />

entwickelte Indizes und Faktorenmodelle an.<br />

Statistische Lagemaße<br />

Statistische Lagemaße sind bspw.:<br />

• Durchschnittsalter,<br />

• Standardabweichung oder<br />

• analog zu Median, Quartile etc. Schnitte durch die Altersstruktur der Gesamtbelegschaft<br />

(Anteil Ü40, Ü50, Ü60 in % an Gesamt).<br />

HCscore³ ermöglicht eine leichte Ausgabe der obigen Lagemaße sowie weitere eigene<br />

Kennzahlen und Faktoren (Abbildung 5-8). Auch das Sortieren der Belegschaft nach beliebigen<br />

Altersgruppen ist möglich und vereinfacht die Auswertung enorm.<br />

Beispiel:<br />

Abbildung 5-8: Beispiel für Auswertung <strong>von</strong> <strong>Personal</strong>daten<br />

Zusammenfassend:<br />

Größenverhältnisse<br />

Wie „alt“ ist das Unternehmen?<br />

Wie „breit“ ist die<br />

Altersstruktur?<br />

Anteile der demogr.<br />

„Randgruppen“<br />

Ein Basisbericht „IST“ über das Gesamtunternehmen bietet lediglich einen ersten oberflächlichen<br />

demographischen Eindruck auf das Unternehmen als Ganzes.<br />

Zur genaueren demographischen Analyse des IST Zustandes ist eine vergleichende Strukturierung<br />

auf Basis <strong>von</strong> Organisationseinheiten unerlässlich, weil einzelne Problemfelder innerhalb<br />

des Unternehmens in ihrer Auswirkung auf Gesamt nur schwer zu erkennen sind.<br />

50


Die hier erarbeitete Erstanalyse des Gesamtunternehmens steht lediglich am Beginn einer<br />

umfassenden demographischen Untersuchung des Unternehmens.<br />

Auch wäre es sinnvoll, die demographische Untersuchung zusätzlich in einen (vorhandenen)<br />

<strong>Personal</strong>bericht zu integrieren.<br />

Der hier erarbeitete erste Teil eines Demographieberichtes könnte für unser Beispielunternehmen<br />

wie folgt aussehen:<br />

51


5.2 Dynamische Mitarbeiterportfolioanalyse; Know how - How To<br />

Fokus <strong>Personal</strong>bedarfsermitt<strong>lung</strong> & -deckung<br />

Im Rahmen des Leikom Projektes galt es, die Chancen und Risiken, die sich aus der aktuellen<br />

und zukünftigen Belegschaftsstruktur ergeben, mit Hilfe <strong>von</strong> Simulationen zu analysieren<br />

und in ihrer Wirkung auf die Implementation <strong>von</strong> neuen Arbeitssystemen zu bewerten. Hierfür<br />

wurde mit Hilfe <strong>von</strong> diversen <strong>Instrumente</strong>n:<br />

• die aktuelle Belegschaftsstruktur in unterschiedlichen Schichten (Standorte, Bereiche,<br />

Tätigkeitsgruppen, Job-Familien, Hierachieebenen etc.) analysiert,<br />

• ein Set <strong>von</strong> externen und internen Faktoren und ihre zeitliche Wirkung auf das Mitarbeiterportfolio<br />

simuliert,<br />

• Maßnahmen des strategischen <strong>Personal</strong>managements entwickelt.<br />

Altersstrukturanalysen beschäftigen sich in der Regel lediglich mit den Ausprägungen im<br />

IST. Dynamische Mitarbeiterportfolioanalysen hingegen simulieren unter Annahme bestimmter<br />

Faktoren (Wachstum, Stagnation, Schrumpfung, Fluktuation etc.) die Effekte dieser Faktoren<br />

auf die Belegschaftsstruktur zu Zeitpunkten in der Zukunft. Durch die Simulation der<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> zu verschiedenen Zeitpunkten ist die „Dynamik“ der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Zeitverlauf<br />

zu erkennen. Hierdurch können frühzeitig Maßnahmen <strong>zur</strong> Abwehr der Risiken aus der Dynamik<br />

getroffen werden.<br />

Ziel<br />

Hauptziele der Methodik sind:<br />

• Strategiefähigkeit des Unternehmens erhöhen,<br />

• Planungsprozesse optimieren,<br />

• Chancen und Risiken quantifizieren und visualisieren,<br />

• Wettbewerbschancen früher erkennen und gezielter nutzen,<br />

• Kosten managen – Beschaffungsmärkte sichern,<br />

• Berichte einfach und schnell erstellen.<br />

Warum?<br />

Die Debatten und Diskussionen um den demografischen Wandel in Deutschland sind weitgehend<br />

bekannt. Unterschätzt werden allerdings noch die Auswirkungen auf den „Beschaffungsmarkt“<br />

<strong>Personal</strong>. Trotz vermehrter Engpässe in der Wiederbesetzung qualifizierter Stellen,<br />

dem Anstieg der Fluktuation bei jungen Talenten, der vermehrten Absage <strong>von</strong> Ausbil-<br />

55


dungsfähigen aufgrund besserer Angebote hat der eigentliche Engpass auf dem Arbeitsmarkt<br />

die Unternehmen noch nicht erreicht. Lediglich erste kleine Effekte sind zu verspüren.<br />

Die Kosten für <strong>Personal</strong>akquisition, -bindung und -förderung halten sich noch in Grenzen.<br />

Insgesamt ist der Wirtschaftsfaktor „<strong>Personal</strong>“ noch ein ausreichend vorhandenes Gut in<br />

Deutschland. Die eigentlichen Effekte setzen ein, wenn die Babyboomer–Generation in Rente<br />

geht. Die Nutzung der Zeit bis dahin ist mitentscheidend für die Position der Unternehmen<br />

im steigenden Wettbewerb um die Talente der Zukunft.<br />

Wie?<br />

Zur Bearbeitung der Frage wurden die <strong>Instrumente</strong> aus der Softwarefamilie HCscore eingesetzt.<br />

Im Folgenden wird entlang des Themas <strong>Personal</strong>bedarf, -rekrutierung und –bindung<br />

das Vorgehen <strong>zur</strong> Erstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Basisanalysen und dynamischer Planung erläutert.<br />

Was benötigt das Unternehmen?<br />

• <strong>Personal</strong>stammdaten (Geburtsdatum, Geschlecht, und falls bekannt, Eintritt in Elternzeit/<br />

Studium/Wehrdienst/…)<br />

• Daten aus der Organisations- und Stellensystematik (Zuordnung der Person zu einem<br />

Bereich, Zuordnung der Person <strong>zur</strong> Stelle, Zuordnung der Person zu Hierachielevel),<br />

• Windows kompatible Softwareumgebung (mind. Windows 2000),<br />

• Basisdaten aus der Bevölkerungsentwick<strong>lung</strong> der Region,<br />

• Basisdaten zum regionalen Arbeitsmarkt,<br />

• Fluktuationsquote (letzte Jahre),<br />

• <strong>Personal</strong>politische Leitlinien (falls vorhanden).<br />

Welche Funktionsgruppen sollten im Prozess involviert sein?<br />

Folgende Funktionsgruppen sind zwingend erforderlich:<br />

• Geschäftsführung -> Investitionsziele, Marktchancen, Konkurrenzsituation,<br />

• <strong>Personal</strong>leitung -> Konkretisierung der benötigten Stellen in Jobprofile und Abgleich<br />

mit vorhandenen Qualifikationen (Stellenbeschreibung/Stellenbesetzung),<br />

• Betriebsrat -> frühzeitige Einbindung in Planungsprozess <strong>zur</strong> Optimierung des Umsetzungsprozesses.<br />

56


Hauptphasen des Projektes<br />

Datensamm<strong>lung</strong><br />

Zusammenführung der Daten aus den <strong>Personal</strong>stammdaten und falls notwendig aus der<br />

Stellensystematik bzw. Organisationssystematik (Tafel 5-1, Kap. 5.1).<br />

Je Beschäftigten wird eine Informationszeile angelegt. Zur Berechnung sind mindestens Angaben<br />

zum Geburtsdatum und eine Zuordnung zu einer Stelle bzw. Organisationseinheit<br />

notwendig. Die Daten können bspw. in einer Excel Datei abgelegt und gespeichert werden.<br />

Namen, Adressen und weitere sensible persönliche Daten sollten in dem Datensatz nicht<br />

vorhanden sein.<br />

Alternativ bieten einige Programme die Zusammenführung der Alterklassen an. Hierbei werden<br />

Personen einer bestimmten Altersklasse (bspw. 41-45 Jahre) zusammengefasst. Diese<br />

Methoden sind für kurz- und mittelfristige Planungsperioden nicht zu empfehlen, da die Ergebnisse<br />

zu unscharf sind und kaum die Dynamik einer <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> zu erkennen ist.<br />

Für die Durchführung <strong>von</strong> Simulationen benötigt man darüber hinaus Informationen zu den<br />

grundlegenden personalpolitischen Vorgaben sowie Einschätzungen zu diversen Faktoren in<br />

der Vergangenheit. Dies sind beispielsweise:<br />

Vorgaben seitens der Geschäftsführung<br />

• Soll-Belegschaft zu Stichtag,<br />

• Übernahme der Ausgebildeten,<br />

• <strong>Personal</strong>veränderung in %,<br />

• Umwand<strong>lung</strong> der Stammbelegschaft in „Befristete“,<br />

• Verlagerung <strong>von</strong> Funktionen/Bereichen (outsourcing/offshoring).<br />

Kennzahlen aus vergangenen Perioden<br />

• Freiwillige Fluktuation<br />

o Wenn möglich mit Daten zu Bereich, Stelle, Alter und Betriebszugehörigkeit<br />

• Wechsel in passive Arbeitsverhältnisse<br />

o Elternzeit, Sabatical, Weiterbildung etc.<br />

Externe Daten<br />

• Bevölkerungsentwick<strong>lung</strong>,<br />

• Arbeitsmarktdaten.<br />

57


In vielen Unternehmen werden jährlich bestimmte Ziele bezüglich der <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong><br />

vorgegeben.<br />

Diese können in absoluten Zahlen, wie beispielsweise:<br />

• Übernahme <strong>von</strong> 15 Ausgebildeten<br />

Oder in prozentualer Form vorliegen, wie bspw.<br />

• <strong>Personal</strong>aufbau um 1,5 %<br />

Mit Abschluss der Datensamm<strong>lung</strong> verfügt das Unternehmen über einen ersten Datenpool<br />

<strong>zur</strong> Durchführung <strong>von</strong> Basisanalysen.<br />

Es gibt eine Vielzahl <strong>von</strong> Softwareinstrumenten <strong>zur</strong> Berechnung <strong>von</strong> dynamischen Effekten<br />

in der Belegschaftsstruktur. Eine Reihe da<strong>von</strong> ist kostenlos im Netz verfügbar, ein Teil ist<br />

verbunden mit einer Beratung und Wenige sind käuflich zu erwerben. In Leikom basieren die<br />

Analysen auf Ergebnissen, die mit dem Tool HCscore3 durchgeführt worden.<br />

5.3 Betrieblicher Zukunftsworkshop<br />

Definition <strong>LeiKom</strong>-Zukunftsworkshop<br />

Im Rahmen des <strong>LeiKom</strong> Zukunftsworkshop gilt es die drei zentralen Faktoren:<br />

• Technologie,<br />

• Prozesse und<br />

• <strong>Personal</strong><br />

in einem Steuer- und Regelsystem zu analysieren und die Ergebnisse für geplante und zukünftige<br />

Investitionen in Maschinen, Anlagen, Prozesse, <strong>Personal</strong> zu berücksichtigen. Dabei<br />

sind externe Faktoren bzw. Basistrends aus dem betrieblichen Umfeld in ihrer Wirkung für<br />

die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens bewertet worden.<br />

Ziel<br />

Hauptziele der Methodik sind:<br />

• Strategiefähigkeit des Unternehmens erhöhen,<br />

• Planungsprozesse optimieren,<br />

• Chancen und Risiken visualisieren,<br />

• Schnittstellen zwischen Technologie, Prozesse und <strong>Personal</strong> effektiver gestalten,<br />

• Reorganisationsprozesse effizienter gestalten,<br />

• Wettbewerbschancen früher erkennen und gezielter nutzen,<br />

58


• Komplexe Projekte managen.<br />

Warum?<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit ist bereits heute und zukünftig maßgeblich <strong>von</strong> der Reaktionsgeschwindigkeit<br />

der Unternehmen abhängig. Die Chancen und Risiken sind in einer globalisierten<br />

Wirtschaft weitaus zahlreicher und komplexer geworden, und ein Ende der Dynamik ist<br />

nicht absehbar. Eine der wichtigsten Eigenschaften <strong>von</strong> Unternehmen <strong>zur</strong> Bewältigung der<br />

Anforderungen liegt dabei in der Flexibilität, schnell und gezielt die richtigen Entscheidungen<br />

(Strategiefähigkeit) zu treffen und effektiv in die Organisation zu implementieren (Reaktions-/<br />

Wand<strong>lung</strong>sfähigkeit). Unabdingbar hierfür ist eine Optimierung der Informations- und Kommunikationsprozesse<br />

innerhalb des Unternehmens und zwischen den zentralen Funktionsgruppen<br />

bzw. Steuergrößen.<br />

Wie?<br />

Bei dem „<strong>LeiKom</strong>-Zukunftsworkshop“ handelt es sich um ein betriebliches Projekt, welches<br />

mit einem zentralen 1-2 tägigen Workshop endet. Die Projektdauer kann je nach Thema,<br />

Intensität der Bearbeitung und Güte der Informationslage zwischen 4 Wochen und 3 Monaten<br />

beanspruchen. Die Bearbeitung verläuft weitgehend arbeitsteilig. Ein Abgleich der Zwischenergebnisse<br />

kann im Rahmen der periodischen Arbeitsitzungen erfolgen.<br />

Was benötigt das Unternehmen?<br />

> Einen konkreten Auslöser (zumeist Planung einer Investition)<br />

> Valide Informationen zu Auswirkungen der Investition, bspw.<br />

• Hallenpläne (Ist/Soll),<br />

• Prozesspläne/ Prozessabläufe (Ist/Soll),<br />

• Leistungsparameter bspw. der Anlage (Soll),<br />

• Auswirkung auf vorhandene Arbeitssysteme (Szenarien),<br />

• Einschätzung der Gefährdungs- und Belastungsparameter der Anlage (Soll),<br />

• Anforderung der Technologie an Qualifikation (Stellenbeschreibungen-Soll),<br />

• …<br />

> Basisinformationen bspw.<br />

• Basisdaten Absatzplanung/ Marktentwick<strong>lung</strong>,<br />

• Basisdaten Konkurrenzsituation/ alternative Technologien,<br />

• Basisdaten <strong>Personal</strong>entwick<strong>lung</strong>/ Kennziffern <strong>zur</strong> regionalen Arbeitsmarktund<br />

Bevölkerungstrends,<br />

• Aktuelle SWOT – Prozessanalyse,<br />

59


• Stellen-/Funktionsbeschreibungen,<br />

• Alterstrukturdaten <strong>Personal</strong>,<br />

• Qualifikationsdaten <strong>Personal</strong>,<br />

• …<br />

Welche Funktionsgruppen sollten im Prozess involviert sein?<br />

Folgende Funktionsgruppen sind zwingend erforderlich:<br />

• Geschäftsführung -> Investitionsziele, Marktchancen, Konkurrenzsituation,<br />

• Technische Leitung -> Konkretisierung der Investition hinsichtlich Technik, Layout,<br />

Prozesse, Stellenprofile,<br />

• Leitung Arbeitsorganisation/Prozesse: (häufig im Betrieb identisch mit Technischer<br />

Leitung) -> Konkretisierung der Arbeitsabläufe und der Schnittstellen, Funktions- und<br />

Stellenbeschreibung,<br />

• <strong>Personal</strong>leitung -> Konkretisierung der benötigten Stellen in Jobprofile und Abgleich<br />

mit vorhandenen Qualifikationen (Stellenbeschreibung/Stellenbesetzung),<br />

• Arbeitssicherheit -> Analyse der Investition in Hinblick auf Risiken für Gesundheit und<br />

Chancen für Arbeitsplatzgestaltung <strong>zur</strong> Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit,<br />

• Betriebsrat -> frühzeitige Einbindung in Planungsprozess <strong>zur</strong> Optimierung des Umsetzungsprozesses.<br />

Zu verschiedenen Phasen könnte die Einbindung <strong>von</strong> Expertenwissen aus den betroffenen<br />

Bereichen, des Schwerbehindertenbeauftragten oder des Betriebsarztes sinnvoll sein.<br />

Hauptphasen des Projektes<br />

Informationssequenz<br />

Das Projekt beginnt mit einer Informationssequenz, deren wesentliche Funktion liegt in der:<br />

• Gründung der Arbeitsgruppe,<br />

• Bestimmung des Projektverantwortlichen,<br />

• Benennung der „Kümmerer“ (Verantwortung für spezifische Fragestel<strong>lung</strong>en),<br />

• Konkretisierung der Terminschiene und<br />

• Definition erster Arbeitspakete.<br />

60


Die Unternehmen sollten in jeden Fall die betrieblichen Techniken und Methoden des Projektmanagements<br />

nutzen. Generell bietet sich an, den Projektverantwortlichen eine externe<br />

Unterstützung (externe Projektbegleiter) <strong>zur</strong> Seite zu stellen. Dessen Funktion liegt in der<br />

Entlastung der Projektverantwortlichen und insbesondere in der Sicherstel<strong>lung</strong> des Bearbeitungsprozesses.<br />

Basisinformationen für Informationssequenz<br />

Bereits zum Auftakt sollten einige Informationen im Vorfeld oder im Zuge der Veranstaltung<br />

<strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden:<br />

• Basisinformation <strong>zur</strong> Methodik „Zukunftsworkshop“ – Abbildung 5-9,<br />

• Basisinformation <strong>zur</strong> geplanten Maßnahme und deren Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Unternehmens,<br />

• Basisinformationen <strong>zur</strong> Technologie selbst.<br />

Diese Informationen können auch in Form <strong>von</strong> kurzen Impulsreferaten dargestellt werden.<br />

Für die Basisinformationen <strong>zur</strong> Technologie/Anlage empfiehlt sich beispielsweise auch die<br />

Einbindung eines Fachmenschen bspw. des Anlagenbaus, der die spezifischen Vorteile einer<br />

Anlage erläutert, oder die Einbindung eines Fachexperten aus dem Verband oder eines<br />

Institutes. Die Impulsphase ist mitentscheidend für den Gesamterfolg des Projektes. Dabei<br />

gilt es neben der reinen Information auch den strategischen Charakter dieser Methodik zu<br />

transportieren. Im Fokus steht – wie bereits mehrfach erwähnt – die Vermeidung <strong>von</strong> Reibungsverlusten<br />

durch frühzeitige Einbindung der betrieblichen Fachdisziplinen.<br />

Ressource: 45 Minuten bis maximal 2 Stunden<br />

Ergebnis<br />

Projektdesign mit:<br />

• Vertei<strong>lung</strong> der Verantwortlichkeiten,<br />

• Gründung <strong>von</strong> drei bi-thematischen Untergruppen,<br />

• Kurzbeschreibung der Aufgaben,<br />

• Festlegung des Projektendtermins,<br />

• Definition einer Terminschiene,<br />

• Infomappe mit Basisinformationen.<br />

61


Bearbeitungssequenz:<br />

Step 1<br />

Eine wesentliche Grundlage für die Bearbeitungssequenz besteht in der Formulierung der<br />

jeweilig spezifischen Ziele, also in der Formulierung der Leitsätze aus der:<br />

• Technologischen Perspektive, bspw. Kosten-Nutzen, Kundenbedarf, Einzigartigkeit,<br />

Schnelligkeit, Flexibilität, Energieeffizienz, ….<br />

• Organisatorischen Perspektive, bspw. Qualitätssicherheit, Durchlaufzeit, Optimierung<br />

Schnittstellen, Stabilität …<br />

• Personellen Perspektive; bspw. Beschäftigungssicherung, qualifikationsgerechter<br />

Einsatz, Abbau <strong>von</strong> Gefährdung & Belastung, Weiterentwick<strong>lung</strong> der Qualifikationen.<br />

Für die Formulierung der Einzelziele sind die einzelnen Funktionsträger verantwortlich. Bei<br />

der Formulierung der Ziele sollten externe Effekte mit berücksichtigt werden. Unter externen<br />

Effekten können Techniktrends, Markttrends, Automatisierungstrends oder, wie im Fall <strong>von</strong><br />

Leikom, insbesondere Trends auf dem Arbeitsmarkt, der Bevölkerungsentwick<strong>lung</strong>, des Gesundheitsgeschehens<br />

oder Veränderungen im Bereich der Sozial- und Rentenpolitik Berücksichtigung<br />

finden. Hilfreich an dieser Stelle ist die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> <strong>von</strong> separaten Risikoanalysen,<br />

in denen diese externen Effekte in ihrer Wirkung auf das Unternehmen bewertet werden<br />

(SWOT-Analyse).<br />

Abbildung 5-9: Strategische Unternehmensanalyse - SWOT<br />

[SWO2009]<br />

Informationen zu relevanten Basistrends für die Gießereibranche werden seitens des Verbandes<br />

regelmäßig publiziert. Zudem wurde im Rahmen <strong>LeiKom</strong>s eine Delphibefragung<br />

durchgeführt, auf die <strong>zur</strong>ückgegriffen werden konnte [RKW08].<br />

62


Step 2<br />

Die Besonderheit der Bearbeitungssequenz in Step 2 besteht in der bi-thematischen Bearbeitung<br />

der Aufgaben. Gemäß des <strong>LeiKom</strong> Ansatzes (Abbildung 1-1, Kap. 1.1) wird nicht<br />

ein einzelner Punkt (Technik, Organisation oder <strong>Personal</strong>) optimiert, sondern die jeweiligen<br />

Gefügeleistungen:<br />

• Technik – Organisation<br />

• Technik – <strong>Personal</strong><br />

• Organisation – <strong>Personal</strong><br />

Die drei Beziehungen beschreiben dabei die Wechselwirkung zwischen den jeweiligen Eckpunkten<br />

eines Dreieckes. Im Prozess wird nach Lösungen gesucht, wie unter Annahme der<br />

konkreten Investition die jeweilig spezifischen Ziele optimal gesichert werden können. Hierbei<br />

entsteht nicht nur ein Szenario, sondern in der Regel entstehen mehrere Szenarien, die<br />

als gleichwertig angesehen werden können. Die Bewertung der einzelnen Szenarien kann<br />

dabei über ein Punktesystem geschehen, also über eine Bewertung, inwieweit ein Szenario<br />

die unterschiedlichen Ziele wie gut erfüllt. Dafür beschreibt man jedes Szenario und bewertet<br />

seine Wirkung. Im Ergebnis erhält man eine Rangfolge.<br />

Der Bewertungsprozess selbst erfolgt nach dem Prinzip des „PDCA-Zyklus“: Plan-Do-Check-<br />

Act“. Im ersten Zyklus werden die einzelnen Seiten des Dreiecks bearbeitet (Abbildung 1-1,<br />

Kap. 1.1). Im Folgezyklus werden die Ergebnisse aus allen drei Feldern nach dem gleichen<br />

Prinzip bearbeitet (Abbildung 5-10).<br />

Act<br />

Plan<br />

Check<br />

PDCA<br />

Do<br />

Abbildung 5-10: Bewertung nach dem Prinzip Plan-Do-Check-Act<br />

63


Ergebnis:<br />

• Mehrere Szenarien/Alternativen entlang der bi-thematischen Seiten des <strong>LeiKom</strong><br />

Dreiecks und<br />

• 2-4 Komplettszenarien.<br />

Abschlusssequenz<br />

Eine weitere Zieldimension bildet der Aspekt Finanzen. Aus dem Dreieck <strong>von</strong> Technik, Organisation/Prozesse<br />

und <strong>Personal</strong> wird eine Raute gemäß der Methodik der „Balance Score<br />

Card gebildet (Abbildung 5-11).<br />

Finanzen<br />

<strong>Personal</strong> Technik<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Strategien<br />

Prozesse<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Abbildung 5-11: Balance Score Card<br />

Ziel KennVorMaßzahlgabenahme Hierfür werden die einzelnen Szenarien mit Kosten und Erträgen hinterlegt. Für diese Arbeit<br />

eignet sich wiederum die bereits erwähnte SWOT-Matrix. Hierbei wird jedes Szenario noch<br />

einmal hinsichtlich seiner Aufwände und Erträge und in Bezug auf die jeweiligen Chancen<br />

und Risiken bewertet. Im Endergebnis erhält das Unternehmen 2-5 gleichwertige jedoch unterschiedliche<br />

Szenarien, die sich in ihren jeweiligen Kosten, Erträgen, Risiken und Chancen<br />

unterscheiden. Letztendlich erhält das Unternehmen hierdurch auch ein Set <strong>von</strong> „Strategien“,<br />

auf die bei Bedarf schnell <strong>zur</strong>ückgegriffen werden kann.<br />

In Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung sollten sämtliche Ergebnisse in einem Workshop<br />

noch einmal vorgestellt, bewertet und 1-2 Modelle ausgewählt werden. Hierbei gilt es,<br />

die Passfähigkeit der Modelle im Kontext der Unternehmensstrategie zu prüfen und zu bewerten.<br />

Hierfür eignet sich die Durchführung eines „Zukunfts-Workshops“.<br />

64


Beispiel für die Durchführung eines Zukunfts-Workshops<br />

Was?<br />

Was? Wer?<br />

Ziel<br />

Input<br />

Ziele<br />

ca. 1 Std.<br />

�� Ziele Technik<br />

�� SWOT Technik<br />

�� Ziele Prozesse<br />

�� SWOT Prozesse<br />

�� Ziele <strong>Personal</strong><br />

�� SWOT <strong>Personal</strong><br />

�� Konzentrierter Überblick<br />

zum aktuellen Stand im<br />

Unternehmen, den<br />

Zeilen, Chancen und<br />

Risiken<br />

Input<br />

„Szenarien“<br />

ca. 1,5 – 2 Std<br />

Funktionsleiter Funktionsleiter<br />

Ablaufplan finaler Workshop<br />

�� Bi-thematische Ergebnisse<br />

�Technik �Technik - Prozesse<br />

�Technik �Technik - <strong>Personal</strong><br />

�� Prozesse - <strong>Personal</strong><br />

�� Vorstel<strong>lung</strong> der (2-5)<br />

Hauptszenarien<br />

�� Vorstel<strong>lung</strong> der jeweiligen<br />

SWOT- Matrix<br />

Matching<br />

Stand 200x –<br />

Ziel 20xx<br />

Ca. 3 Std.<br />

Alle in x<br />

Gruppen<br />

�� Bearbeitung der<br />

einzelnen Szenarien im<br />

Kontext <strong>zur</strong><br />

Unternehmensstrategie<br />

�� Erarbeitung je einer<br />

SWOT-Matrix (1,5 – 2<br />

Std.)<br />

Abbildung 5-12: Ablaufpan eines Zukunfts-Workshop<br />

Modell<br />

Zusammenfassung<br />

Ca. 1 Std<br />

Alle<br />

�� Kurzpräsentation der<br />

Ergebnisse aus den<br />

Arbeitsgruppen<br />

�� Auswahl des prioritären<br />

Modells<br />

�� Erarbeitung eines<br />

Maßnahme-<br />

Aktivitätenkatalogs gemäß<br />

dem prioritären Modells<br />

Zeit<br />

65


5.4 Betriebliches Checkup-Instrument „Qualifikation und Arbeitsanforderungen“<br />

In Leikom wurde ein Instrument entwickelt, mit dem die Qualifikation und die Arbeitsanforderungen<br />

der einzelnen MitarbeiterInnen ermittelt werden.<br />

Es wird hierdurch deutlich ob, und wenn ja, welche Kenntnisse bzw. Fähigkeiten in einer<br />

Qualifizierungs- oder Weiterbildungsmaßnahme vermittelt werden sollten.<br />

Übersicht 5-1 zeigt einen Fragenkatalog <strong>zur</strong> Ermitt<strong>lung</strong> des Qualifizierungsbedarfs einzelner<br />

MitarbeiterInnen. Die ersten vier Fragen dienen der Erfassung persönlicher Daten.<br />

Übersicht 5-1: Fragenkatalog <strong>zur</strong> Ermitt<strong>lung</strong> des etwaigen Qualifikationsbedarfs<br />

5.) Kennen Sie Ihre Stellenbeschreibung?<br />

Qualifikation und Arbeitsanforderungen - 1<br />

Situationen der Überforderung aber auch der Unterforderung treten immer mal wieder<br />

in der Arbeit auf. Nur wenn eine dieser Situationen permanent die Arbeit bestimmt,<br />

können negative gesundheitliche Effekte entstehen. In dem folgendem Fragekomplex<br />

gehen wir der Frage nach, ob solche Gefahren drohen und welche Bereiche<br />

dringend einer Verbesserung bedürfen.<br />

Ja Nein<br />

6.) Im Folgenden sind einige Arbeitsanforderungen aufgeführt.<br />

(Bitte kreuzen Sie an, wie häufig diese bei Ihrer täglichen Arbeit vorkommen)<br />

a) Sie arbeiten unter starkem Terminund<br />

Leistungsdruck<br />

b) Die Arbeitsdurchführung ist bis in<br />

alle Einzelheiten vorgegeben<br />

c) Ein und derselbe Arbeitsgang wie-<br />

praktisch immer häufig selten<br />

praktisch<br />

nie<br />

hier<br />

halte ich<br />

Verbesserungen<br />

für<br />

wichtig<br />

66


derholt sich bis in alle Einzelheiten<br />

d) Sie werden vor neue Aufgaben<br />

gestellt, in die Sie sich erst eindenken<br />

und einarbeiten müssen<br />

e) Sie sind bei der Arbeit auf die Zusammenarbeit<br />

mit anderen angewiesen.<br />

7.) Sind Sie Ihrer Meinung nach für Ihre Tätigkeit ausreichend qualifiziert?<br />

Ja Nein<br />

8.) Haben Sie Qualifikationen, die Sie bei Ihrer Tätigkeit nicht verwenden können?<br />

Ja Nein<br />

9.) Könnte Ihre Tätigkeit auch <strong>von</strong> jemand ausgeübt werden, der entweder eine geringere oder<br />

eine andere Ausbildung hat als Sie?<br />

Ja, auch mit geringerer Ausbildung<br />

Ja, auch mit anderer Ausbildung.<br />

Nein<br />

Qualifikation und Arbeitsanforderungen - 2<br />

10. Wie leicht würden Sie eine gleichwertige Anstel<strong>lung</strong> in einem anderen Betrieb finden?<br />

sehr leicht<br />

mit Schwierigkeiten<br />

keine Möglichkeit<br />

weiß nicht<br />

11. Wo haben Sie das, was Sie in Ihrer heutigen Tätigkeit können oder wissen müssen gelernt?<br />

In der Schulzeit (allgemeinbildende Schule)<br />

Berufsausbildung (Lehre und Berufsschule)<br />

Fachschule<br />

67


Weiterbildung<br />

Hochschule/ Universität<br />

Einweisung, Anlernen am jetzigen Arbeitsplatz durch Kollegen und Vorgesetzte<br />

Betriebliche Fortbildung/ Umschu<strong>lung</strong><br />

Außerbetriebliche Fortbildung/ Umschu<strong>lung</strong><br />

Selbstlernen in der Freizeit<br />

Habe die Fertigkeiten durch die Arbeit selbst erworben.<br />

Der nächste Fragekomplex widmet sich intensiv dem System der Weiterbildung<br />

und des Lernens. Festgestellt werden soll, über welche Wissensgebiete Sie<br />

persönlich verfügen und in der Arbeit nutzen, welche Gebiete dringend aus<br />

ihrer Sicht einer Aktualisierung und Auffrischung bedürfen und welcher Lernort<br />

bislang am wichtigsten für Sie war.<br />

12. Sind Ihnen die im Betrieb angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

bzw. Weiterbildungswege bekannt?<br />

Ja Nein<br />

13. Haben Sie in den letzten 2 Jahren an einer betrieblichen Weiterbildung teilgenommen?<br />

Ja Nein<br />

Qualifikation und Arbeitsanforderungen - 3<br />

14A. Welche der aufgeführten Kenntnisse benötigen Sie bei Ihrer derzeitigen Arbeit?<br />

(Antworten unter A markieren)<br />

14B. In welchen der aufgeführten Gebiete müssen Sie Ihre Kenntnisse durch Weiterbildung ergänzen,<br />

auffrischen oder erweitern?<br />

(Antworten unter B markieren)<br />

a) Rechnen, Mathematik, Statistik<br />

b) Fremdsprachen<br />

A B<br />

68


c) Schreibmaschineschreiben<br />

d) Computertechnik (EDV)<br />

e) Programmieren, Datenverarbeitung (EDV Software)<br />

f) Buchhaltung, Rechnungswesen<br />

g) Geld-/Kredit-/Steuerwesen; Finanzierung<br />

h) Einkauf, Beschaffung<br />

i) Vertrieb/Verkauf, Marketing, Werbung<br />

j) Betriebsführung/Management, Organisation, <strong>Personal</strong>wesen<br />

k) Chemie, Chemotechnik<br />

l) Mechanik, Hydraulik, Pneumatik<br />

m) Elektrotechnik, Elektronik<br />

n) Mess- und Regeltechnik<br />

o) Physik, physikalische Technik<br />

p) Konstruktionszeichnen, technisches Zeichnen<br />

q) Warenkunde, Produktkenntnisse, Werkstoffe, Materialkenntnisse<br />

r) Unfallverhütung, Sicherheits- und Umweltschutzvorschriften<br />

s) Arbeitsrecht (Betriebsverfassungsgesetz, Tarifrecht,<br />

Kündigungsschutz u. ä.)<br />

t) sonstige Rechtskenntnisse<br />

u) Erziehung, Pädagogik, Psychologie<br />

v) Gesundheit, Arbeitsschutz<br />

w) Projektmanagement<br />

x) Qualitätswesen<br />

y) Controlling<br />

z) Nein, nichts da<strong>von</strong><br />

Individuelle Gießereispezifische Themen:<br />

69


Kenntnis über den gesamten Gießereiprozess<br />

Kenntnis über die Gusswerkstoffe<br />

Anlagentechnik der Gießmaschinen<br />

Kenntnis über Anwendung und Verfahren bei Formstoffen oder Dauerformen<br />

Ursachen <strong>von</strong> Gussfehlern<br />

…<br />

Zum Abschluss noch einige Fragen zu Ihrer Person:<br />

Die folgenden Angaben dienen ausschließlich <strong>zur</strong> Systematisierung der Umfrage.<br />

Die Daten werden in keinem Fall mit den <strong>Personal</strong>daten abgeglichen. Auswertungen,<br />

die Gruppen <strong>von</strong> weniger als 10 Personen ergeben, werden vorab gruppiert. Eine<br />

Rückführung des Fragebogens auf einzelne Personen ist daher nicht möglich und<br />

auch nicht beabsichtigt. Bitte tragen Sie zum Erfolg der Umfrage bei, indem Sie die<br />

Angaben <strong>zur</strong> Person wahrheitsgemäß beantworten.<br />

Sie sind:<br />

Alter:<br />

männlich<br />

weiblich<br />

< 20 Jahre<br />

20 - 30 Jahre<br />

30 - 40 Jahre<br />

40 - 50 Jahre<br />

> 50 Jahre<br />

Wie lange sind Sie Mitarbeiter/in im Unternehmen?<br />

bis 5 Jahre<br />

bis 10 Jahre<br />

bis 15 Jahre<br />

bis 20 Jahre<br />

länger als 25 Jahre<br />

70


Welchen Berufsabschluss haben Sie?<br />

gießereispezifische Ausbildung<br />

(Gießereimechaniker, Modellbaumechaniker, Werkzeugmechaniker,<br />

Zerspanungsmechaniker, Energieelektroniker, Mechatroniker)<br />

andere Fachausbildung<br />

keine Ausbildung<br />

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!<br />

71


6 Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte in Gießereien<br />

Die Fort- und Weiterbildung spielt in einer zukunftsfähigen Gießerei eine zentrale Rolle. Um<br />

hochwertigen und zukunftsorientierten Guss produzieren zu können, benötigt man qualifizierte<br />

und motivierte Mitarbeiter (<strong>von</strong> der Führungskraft bis hin zum Arbeiter in der Produktion),<br />

die langfristig helfen, die gesteckten Ziele zu erreichen.<br />

Um die notwendige Qualifizierung durchzuführen, bietet die VDG-Akademie ein breites<br />

Spektrum an Seminaren, Lehrgängen, Qualifizierungsmaßnahmen und sogar ein berufsbegleitendes<br />

Zusatzstudium an. Die Akademie ist eine Ausbildungsstelle mit zertifizierten Maßnahmen<br />

und ist fest in die Strukturen des VDG, BDG und <strong>IfG</strong> eingebettet. So ist gewährleistet,<br />

dass Impulse aus der Branche, angefangen <strong>von</strong> technologischen Neuerungen und Innovationen<br />

bis hin zu themenbezogenen Qualifizierungsthematiken, direkt in die Veranstaltungen<br />

einfließen können.<br />

Schon bevor man sich mit einer Qualifizierung der Mitarbeiter beschäftigt, sollte man sich<br />

Gedanken darüber machen, welche Mitarbeiter für welche Fortbildungen in welchen speziellen<br />

Bereichen in Frage kommen.<br />

Die <strong>von</strong> der VDG-Akademie angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen sind breit gefächert,<br />

sowohl das fachliche Niveau als auch die Bereiche, in denen die Fortbildungen durchgeführt<br />

werden, können auf Grund des breiten Angebotes individuell an die jeweiligen Bedürfnisse<br />

angepasst werden.<br />

Eines jedoch ist sicher: um weiterhin wettbewerbs- und zukunftsfähig zu bleiben, müssen in<br />

der Gießerei der Zukunft Qualifikationen <strong>von</strong> der Basis (Produktionsmitarbeiter) bis hin <strong>zur</strong><br />

Führungsebene durchgeführt werden.<br />

Die VDG-Akademie bedient Qualifizierungsbedarf auf allen Ebenen der Betriebe. Das Angebot<br />

reicht <strong>von</strong> Veranstaltungen für Ingenieure bis hin zu Lehrgängen für Techniker, Meister,<br />

Facharbeiter und Produktionsarbeiter.<br />

Die Angebote decken nahezu jeden Bereich der Betriebe und auch alle Qualifikationsebenen<br />

ab, wie z.B. für<br />

• Führungskräfte – mit abgeschlossenem Studium mit Schwerpunkt Gießereitechnik<br />

• Führungskräfte - mit abgeschlossenem Studium ohne gießereitechnischen Schwerpunkt<br />

72


• Mitarbeiter mit einer gießereitechnischen Ausbildung<br />

• Produktionsarbeiter ohne gießereitechnische Ausbildung<br />

6.1 Seminare für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium<br />

mit Schwerpunkt Gießereitechnik oder mit Techniker- bzw. Meisterabschluss<br />

mit Fachrichtung Gießerei<br />

Die angebotenen Seminare folgen der Wertschöpfungskette und den Produktionsverfahren.<br />

Diese Veranstaltungstypen bewegen sich auf Ingenieurniveau und vermitteln nach<br />

einem kurzen Einstieg in die wichtigsten Grundlagen neueste <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en und Trends.<br />

Die Seminare zeichnen sich aus durch:<br />

• Kompetente Referenten sowohl aus der Praxis als auch aus Forschungsinstituten<br />

• Ein <strong>von</strong> der Branche anerkanntes Zertifikat<br />

Themenschwerpunkte der Seminare sind Forschung- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sergebnisse, neue<br />

Technologien, Prozessoptimierung, Umwelt- und Arbeitsschutz.<br />

73


Übersicht 6-1: VDG-Seminare, beispielhaft für Frühjahr/Sommer 2009<br />

74


Auszüge aus dem Seminarangebot für Führungskräfte<br />

Thema: Formherstel<strong>lung</strong> mit Kaltharzsystemen<br />

Themenschwerpunkte:<br />

• Anforderungen an das Modell im Großguss,<br />

• Formstoffqualität und Prüfungen,<br />

• Eigenschaften und Einsatz chemischer Bindemittel,<br />

• Durchlaufmischer und weitere Anlagentechnik,<br />

• Auslegung <strong>von</strong> Anschnitt- und Speisersystem,<br />

• Einsatz <strong>von</strong> schlichten,<br />

• Trends bei der Regenerierung,<br />

• Verwendung <strong>von</strong> Chromitsand und dessen Separierung,<br />

• Einsatz <strong>von</strong> Kaltharzsystemen im Stahlguss,<br />

• Ursachen formstoffbedingter Gussfehler und dessen Vermeidung,<br />

• Umweltschutz.<br />

Teilnehmerkreis: Gießereileiter, Ingenieure, Produktionsplaner, Führungskräfte aus der<br />

Formerei und dem Modellbau<br />

Thema: Metallurgie und Schmelztechnik der Aluminium- und Magnesium-Gusswerkstoffe<br />

Themenschwerpunkte:<br />

• Eintei<strong>lung</strong>, Aufbau und Eigenschaften der Legierung,<br />

• Normen,<br />

• Schmelzaggregate, Schmelzkontrolle,<br />

• Schutzgaseinsatz bei Magnesium-Gusswerkstoffen,<br />

• Umweltaspekte, Arbeitsschutz.<br />

Teilnehmerkreis: Leitung des Schmelzbetriebes, Ingenieure, Techniker und Meister in<br />

Aluminium- und Magnesiumgießereien.<br />

Thema: Werkstoffkunde der Gusseisenwerkstoffe<br />

Themenschwerpunkte:<br />

• Werkstoffkunde der Metalle,<br />

• Das Erstarrungsverhalten und die Gefügebildung,<br />

• Das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm,<br />

• Die Schmelzbehand<strong>lung</strong>,<br />

• Einflüsse auf die Erstarrung,<br />

75


• Einflüsse der Legierungselemente,<br />

• Normung der Gusseisenwerkstoffe,<br />

• Wärmebehand<strong>lung</strong>,<br />

• Einführung in die Festigkeitslehre, Ermitt<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Werkstoffeigenschaften.<br />

Teilnehmerkreis: Ingenieure, Meister und Techniker<br />

Thema: Kernherstel<strong>lung</strong> mit chemisch gebundenen Formstoffen und ihre Prüfverfahren<br />

Themenschwerpunkte:<br />

• Unterscheidung und Charakterisierung organischer und anorganischer Binder,<br />

• Formgrundstoffe,<br />

• Verschiedene Verfahren der Kernherstel<strong>lung</strong>,<br />

• Geruchsemission vs. Moderne emissionsarme Bindersysteme,<br />

• Prüfverfahren <strong>zur</strong> Kernsandprüfung,<br />

• Verhalten der Kerne beim Gießen,<br />

• Additive bei der Kernherstel<strong>lung</strong>,<br />

• Umwelt- und Arbeitsschutz.<br />

Teilnehmerkreis: Gießereileiter, Ingenieure, Führungskräfte und Qualitätsverantwortliche<br />

aus dem Umfeld der Kernmacherei.<br />

Weitere Informationen zu den VDG-Seminaren erhalten sie unter www.vdg-akademie.de.<br />

6.2 Zusatzstudium für Führungskräfte - für Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium<br />

ohne gießereitechnischen Schwerpunkt<br />

Das VDG-Zusatzstudium zum Gießerei-Fachingenieur (VDG)<br />

Zunehmend finden neben den Gießereiingenieuren auch Ingenieure anderer Studiengänge,<br />

wie z.B. Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Interesse an einer Tätigkeit in der<br />

Gießerei. Insbesondere auf diese Gruppe ist das Zusatzstudium ausgerichtet.<br />

Die Gießereitechnik bietet aufgrund der Werkstoffvielfalt und der gebotenen Gestaltungsfreiheit<br />

große Potentiale bei Lösungsansätzen im Bereich der Konstruktion und der Fertigungsaufgaben.<br />

Um diese zu erkennen und zu nutzen, müssen die Ingenieure den Anforderungen<br />

an Prozessbeherrschung, Werkstoffkenntnisse und modernen Hilfsmitteln<br />

76


z.B. Einsatz der numerischen Simulation, gerecht werden.<br />

Neben den klassischen Vorlesungen der beteiligten Hochschulen und Forschungsinstituten<br />

finden auch Praktika statt, um den Teilnehmern das benötigte gießereitechnische Zusatzwissen<br />

auf hohem Niveau zu vermitteln.<br />

Das Zusatzstudium erfolgt berufsbegleitend in 5 Blöcken (Modulen) zu je einer Woche<br />

und ist über ein Jahr verteilt. Inbegriffen sind schriftliche Prüfungen, eine schriftliche<br />

Hausarbeit sowie das abschließende Kolloquium.<br />

Nach Abschluss des Zusatzstudiums erhalten die Ingenieure das Zertifikat des<br />

„Gießereifachingenieur- VDG“ und ein Zeugnis über die schriftlichen Ergebnisse.<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

• Abgeschlossenes Fachhochschul- oder Universitätsstudium der Ingenieurswissenschaften,<br />

Naturwissenschaften oder vergleichbare Qualifikation,<br />

• Ohne Abschluss der genannten Studiengänge (wie z.B. Absolventen eines Wirtschafts-Studiengangs)<br />

ist zusätzlich ein vorgeschaltetes Grundlagenmodul zum<br />

Zusatzstudium erfolgreich zu absolvieren, um die Zugangsberechtigung zu erhalten<br />

Modul 1:<br />

Geschichtliches, Grundlagen der Schmelzmetallurgie, Erstarrung, Gefüge- und Keimbildung,<br />

Gieß- und Anschnitttechnik, Speisungsvermögen, Eisengusswerkstoffe.<br />

Modul 2:<br />

Formverfahren, verlorene Formen, Formstoffe, Binder, Hilfsstoffe, Modellbau, Modelleinrichtungen,<br />

Formverfahren mit tongebundenen Formstoffen, Formmaschinen, Formstoffbedingte<br />

Gussfehler, Formstoffkreislauf, Dauerformverfahren, Druckguss, NE-Metallguss,<br />

Al-, Mg- und Cu-Legierungen.<br />

Modul 3:<br />

Schriftliche Prüfung (Modul 1 + 2), Schmelzbehand<strong>lung</strong>, Schmelzkontrolle, Gussfehler,<br />

Simulation und Modellierung <strong>von</strong> Formfül<strong>lung</strong>, Erstarrung, Eigenspannung und Gefüge,<br />

Eisengusswerkstoffe, Dauerformguss, NE-Metall-Kokillenguss, spezielle Gießverfahren,<br />

Feingießverfahren, Genaugießverfahren, gerichtete Erstarrung.<br />

77


Modul 4:<br />

Formverfahren, Kaltharzverfahren, Kernformverfahren, formstoffbedingte Gussfehler,<br />

Formstoffkreislauf, Regenerierung, Recycling, Umweltschutz, Gussnachbehand<strong>lung</strong>,<br />

spezielle Gießverfahren, Vollformgießen, Rapid Prototyping, mechanische Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> Gusswerkstoffen, Materialprüfung, Bruchmechanik.<br />

Modul 5:<br />

Gießereiindustrie, Gesamtübersichten, Qualitätsmanagement, Umweltmanagement, Kostenmanagement,<br />

Gießereiplanung, Führungsstile und Führungsverhalten,<br />

schriftliche Prüfung (Module 3-5), Abschlusskolloquium<br />

Abschluss<br />

Teilnehmer mit einem abgeschlossenen Ingenieur-Studium erhalten nach dem Besuch<br />

und erfolgreichen Abschluss des VDG-Zusatzstudiums Gießereitechnik ein Zertifikat mit<br />

dem Titel Gießerei-Fachingenieur (VDG) sowie eine Bescheinigung mit den Prüfungsleistungen.<br />

Teilnehmer ohne vorliegendes Ingenieurdiplom erhalten nach erfolgreicher Teilnahme<br />

eine Bescheinigung sowie ein Prüfungszeugnis. Das Zertifikat zum Gießerei-<br />

Fachingenieur (VDG) kann in diesem Fall nicht ausgehändigt werden.<br />

Weitere Informationen zum VDG-Zusatzstudium Gießereitechnik erhalten sie unter<br />

www.vdg-akademie.de.<br />

78


6.3 Ausbildung zum Industriemeister Fachrichtung Gießerei - für Mitarbeiter mit<br />

einer gießereitechnischen Ausbildung und Berufserfahrung<br />

Mitarbeiter mit einer gießereitechnischen Ausbildung und Berufserfahrung können berufsbegleitende<br />

Meisterkurse mit IHK-Abschluss belegen, und so eine Ausbildung zum<br />

Industriemeister Fachrichtung Gießerei belegen.<br />

Neben der fachlichen Qualifikation wird <strong>von</strong> den mittleren Führungskräften auch Kenntnis<br />

im Bereich Kostenbetrachtung, Betriebsorganisation und Mitarbeiterführung verlangt. Der<br />

Meister stellt in der Gießerei eine unverzichtbare Persönlichkeit dar und gilt als Ansprechpartner<br />

für Produktionsmitarbeiter als auch für die Gießereileitung und Geschäftsführung.<br />

Zulassungsbedingungen und Zulassungsvoraussetzungen<br />

• eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf,<br />

der der Fachrichtung Gießerei zugeordnet werden kann, und danach eine<br />

mindestens zweijährige einschlägige Berufspraxis im Bereich Gießerei.<br />

• eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem Ausbildungsberuf, der nicht<br />

der Fachrichtung Gießerei zugeordnet werden kann, eine dreijährige einschlägige<br />

Berufspraxis im Bereich Gießerei.<br />

• Ohne Ausbildung eine mindestens sechsjährige einschlägige Berufspraxis<br />

im Bereich Gießerei nachweisen kann.<br />

Lehrgangsdauer<br />

Die Ausbildung umfasst ca. 1050 Unterrichtsstunden. Sie verteilen sich auf 10 zweiwöchige<br />

Kurse mit Ganztagsunterricht, die über einen Zeitraum <strong>von</strong> ca. 2 Jahren<br />

durchgeführt werden. Der Unterricht findet Montags bis Freitags <strong>von</strong> 7:45 Uhr bis<br />

17:00 Uhr, Samstags <strong>von</strong> 7:45 Uhr bis 12:45 Uhr statt.<br />

79


Zusammengefasste Inhalte<br />

Berufs- und arbeitspädagogischer Teil ca. 120 Stunden<br />

• Allgemeine Grundlagen,<br />

• Planung der Ausbildung,<br />

• Mitwirkung bei der Einstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Auszubildenden,<br />

• Ausbildung am Arbeitsplatz,<br />

• Förderung des Lernprozesses,<br />

• Ausbildung in der Gruppe.<br />

Fachrichtungsübergreifender Teil ca. 310 Stunden<br />

• Grundlagen für kostenbewusstes Handeln,<br />

• Grundlagen für rechtsbewusstes Handeln,<br />

• Grundlagen für Zusammenarbeit im Betrieb.<br />

Fachrichtungsspezifischer Teil ca. 620 Stunden<br />

• Mathematische und naturwissenschaftliche Grundlagen,<br />

• Technische Kommunikation,<br />

• Technologie der Werk- und Hilfsstoffe,<br />

• Betriebstechnik,<br />

• Fertigungstechnik,<br />

• EDV-fachspezifische Grundlagen.<br />

Durchführung der Ausbildung zum Industriemeister Fachrichtung Gießerei<br />

Die Teilnehmer sollen den Bezug <strong>zur</strong> Praxis und zum Betrieb nicht verlieren, daher wird<br />

diese Veranstaltung ausschließlich berufsbegleitend angeboten.<br />

Der Unterricht findet in Essen statt und erfolgt in Blöcken. Es besteht während der Unterrichtszeit<br />

die Möglichkeit der Unterbringung vor Ort (Internat). Die Abschlussprüfung erfolgt<br />

vor der niederrheinischen IHK Duisburg–Wesel-Kleve zu Duisburg.<br />

80


Förderung<br />

Der Meisterlehrgang erfüllt die Voraussetzung nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzt<br />

(AFBG), das sog. Meister- BAföG kann somit durch die Teilnehmer beantragt<br />

werden. Das Meister- BAföG ist einkommensabhängig und braucht nicht <strong>zur</strong>ückgezahlt<br />

zu werden. (Nähere Informationen zu dem Thema Meister-Bafög unter<br />

www.meister-bafoeg.info)<br />

Weitere Informationen zum VDG-Akademie Meisterlehrgang Industriemeister, Fachrichtung<br />

Gießerei, erhalten sie unter www.vdg-akademie.de.<br />

6.4 Qualifizierungslehrgänge für Mitarbeiter – für Produktionsmitarbeiter ohne gießereitechnischer<br />

Aus- oder Vorbildung<br />

Die Qualifizierungslehrgänge haben das Ziel, Hintergrundwissen über die Gießereitechnik<br />

und grundlegende Einblicke über die Prozesse innerhalb der Gießerei zu vermitteln.<br />

Der Mitarbeiter erlangt so umfassende Grundkenntnisse über die Abläufe und Prozesse<br />

innerhalb der Gießerei, die einen direkten Einfluss auf seine Motivation, aber auch auf<br />

die Gussqualität haben.<br />

Zielgruppe für die Qualifizierungslehrgänge sind niedrig qualifizierte Mitarbeiter, die keine<br />

abgeschlossene gießereitechnische Berufsausbildung bzw. keine gießereitechnische<br />

Vorbildung haben.<br />

Konkret gibt es derzeit zwei Angebote der VDG-Akademie für die Qualifizierung <strong>von</strong> Mitarbeitern:<br />

• Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik (QuiG) und<br />

• Innerbetriebliche Qualifizierung mit „Train the Trainer“ – Konzept.<br />

81


6.4.1 Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik - QuiG<br />

Die Qualifizierungsinitiative Gießereitechnik (QuiG) ist eine Qualifizierungsmaßnahme,<br />

die zeitlich auf 16 Wochen mit Ganztagsunterricht (10 x 45 Minuten) ausgelegt ist, und<br />

mit einer schriftlichen Abschlussprüfung mit anschließender Zertifikatsübergabe abschließt.<br />

Bildungsträger ist die RAG-Bildung.<br />

QuiG ist besonders interessant für Gießereien, die eine eng begrenzte Anzahl <strong>von</strong> Mitarbeitern<br />

(z.B. ~ 5-6) gezielt qualifizieren will.<br />

Es stehen zahlreiche Qualifikationsmodule <strong>zur</strong> Verfügung. Aus diesen Modulen kann<br />

man sich einen ganz individuell zugeschnittenen Lehrgang zusammenstellen. So wird<br />

gezielt das Wissen vermittelt, das später auch in der jeweiligen Gießerei benötigt wird.<br />

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wird QuiG in Klassenstärken <strong>von</strong> 15-20 Teilnehmern<br />

durchgeführt, und findet zentral in Essen in Räumlichkeiten der RAG-Bildung statt. Das<br />

Ausbildungszentrum bietet Räume für die theoretischen Veranstaltungen, aber auch für<br />

praktische Vertiefungen, die in die Qualifizierungsmaßnahme eingegliedert sind.<br />

Zielgruppe<br />

• Branchenfremde Mitarbeiter mit - oder ohne berufsqualifizierenden Abschluss<br />

Zielsetzung<br />

• Bedarfsgerechte Qualifizierung <strong>von</strong> branchenfremden Facharbeitern zu Gießereifachleuten,<br />

• Bedarfsgerechte Vermitt<strong>lung</strong> <strong>von</strong> qualifizierten Fachkräften an die Gießereibetriebe.<br />

Dauer der Qualifizierung<br />

Die gesamte Qualifizierung hat eine Dauer <strong>von</strong> 16 Wochen mit Vollzeitschu<strong>lung</strong>. Neben<br />

den Grundlagenschu<strong>lung</strong>en gibt es zusätzliche Fachvertiefungen der verschiedenen<br />

Fachbereiche und betriebliche Praxisphasen.<br />

Inhalte des Eisen- und Stahlgussmoduls<br />

82


• Formfertigung, Gieß- und Speisertechnik,<br />

• Kernfertigung, Form- und Modellbau,<br />

• Fe-Schmelzen, Fe-Werkstoffe,<br />

• Gießerei als Gesamtanlage, Gusskonstruktion, CAD, Qualitätssicherung,<br />

• <strong>IfG</strong>-Praktikum,<br />

• Mechatronik mit den Gebieten allgemeine Elektrotechnik, Steuerungstechnik,<br />

Pneumatik/Hydraulik,<br />

• Metallbe- und Verarbeitung.<br />

Inhalte des NE-Kokillen- und Sandgussmoduls<br />

• Formfertigung, Gieß- und Speisertechnik,<br />

• Kokillenguss, Kernfertigung, Formen- und Modellbau,<br />

• NE-Schmelzen, NE-Werkstoffe,<br />

• Gießerei als Gesamtanlage, Gusskonstruktion, CAD, Qualitätssicherung,<br />

• <strong>IfG</strong>-Praktikum,<br />

• Mechatronik mit den Gebieten allgemeine Elektrotechnik, Steuerungstechnik,<br />

Pneumatik/Hydraulik,<br />

• Metallbe- und Verarbeitung.<br />

Inhalte des Druckgussmoduls<br />

Abschluss<br />

• Druckguss Grundkurs,<br />

• Druckguss Aufbaukurs,<br />

• NE-Schmelzen, NE-Werkstoffe,<br />

• Gießerei als Gesamtanlage, Gusskonstruktion, CAD, Qualitätssicherung,<br />

• <strong>IfG</strong>-Praktikum,<br />

• Mechatronik mit den Gebieten allgemeine Elektrotechnik, Steuerungstechnik,<br />

Pneumatik/Hydraulik,<br />

• Metallbe- und Verarbeitung.<br />

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Qualifizierung erhalten die Teilnehmer das<br />

Zertifikat Gießereifachmann (VDG).<br />

Für Rückfragen oder weitere Informationen, sowie Fragen zu Anmeldungen oder Anmeldefristen<br />

steht ihnen die VDG-Akademie gerne <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.vdg-<br />

akademie.de/ ).<br />

83


6.4.2 Innerbetriebliche Qualifizierung mit „Train the Trainer“ - Konzept<br />

Das „Train the Trainer“-Konzept ist eine innerbetriebliche Qualifizierung, bei der die Ingenieure<br />

vor Ort, d.h. die Ingenieure aus der jeweiligen Gießerei selber, in die Rolle des<br />

Dozenten schlüpfen. So werden wesentliche Grundkenntnisse über die Gießerei und deren<br />

Prozessabläufe an die Produktionsmitarbeiter vermittelt.<br />

„Train the Trainer“ heißt, Schu<strong>lung</strong>sexperten der VDG-Akademie vermitteln Ingenieuren<br />

vor Ort das Handwerkszeug <strong>zur</strong> Durchführung, bieten Konzepte an und stellen Arbeitsmaterial<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Die Ingenieure sind somit in der Lage, die Qualifizierungsmaßnahme<br />

in Eigenverantwortung durchzuführen.<br />

Da die Qualifizierung innerbetrieblich abläuft, hat dies den Vorteil, dass man keinerlei<br />

externe Terminvorgaben hat, und man kann die Maßnahme internen Bedürfnissen bzw.<br />

Zeitvorgaben anpassen. Die innerbetriebliche Organisation der gesamten Qualifikationsmaßnahme<br />

bleibt der jeweiligen Gießerei überlassen. So ist die Gießerei trotz Fortbildung<br />

flexibel und kann sich auf ihre Kerngebiete konzentrieren.<br />

Zielgruppe<br />

• Branchenfremde Mitarbeiter mit - oder ohne berufsqualifizierenden Abschluss.<br />

Zielsetzung<br />

• Vermitt<strong>lung</strong> naturwissenschaftlicher Grundlagen und wesentlicher Grundkenntnisse<br />

der Gießereitechnik und Prozessabläufe innerhalb der Gießerei.<br />

Inhalte<br />

Die Qualifizierungsmaßnahme besteht aus zwei unterschiedlichen Modulen. Zum einen<br />

aus dem vorgeschalteten Basismodul „Naturwissenschaftliche Grundlagen“, in dem<br />

naturwissenschaftliche Grundkenntnisse aufgefrischt werden und auf den gießereitechnischen<br />

Teil vorbereitet wird. Und zum anderen aus dem „Basismodul Gießerei“, in dem<br />

wesentliche Grundkenntnisse der Gießereitechnik und Prozessabläufe innerhalb der<br />

Gießerei erläutert werden.<br />

84


Inhalte des Basismoduls „Naturwissenschaftliche Grundlagen“<br />

• Mathematik – Grundrechenarten, Bruchrechnung, Dreisatz, Prozentrechnung,<br />

Flächen, Volumen, Maßeinheiten umrechnen,<br />

• Physik – Masse, Dichte, Gewicht, Volumen, Kräfte, Aggregatzustände, Energie,<br />

Energieformen, Wärmeausdehnung, Druck, Druck in Flüssigkeiten, Auftrieb,<br />

• Chemie – Atome, Atomaufbau, Periodensystem, Bindungskräfte, Moleküle, chemische<br />

Verbindungen, chemische Reaktionen, Oxidation, Reduktion, Aufbau <strong>von</strong><br />

Metallen,<br />

• Elektrik – Elektrizität, Stromkreis, Magnetismus, Stromerzeugung, Widerstand,<br />

Leitfähigkeit, Spannung, Stromstärke, Ladung, Gleichstrom, Wechselstrom,<br />

Schaltungen,<br />

• Technik – technische Anlagen im Alltag, Reibung, Wirkungsgrade, Antriebe,<br />

technische Anwendungen in der Gießerei,<br />

• Computer – Aufbau, Arbeitsweise, Hard- und Software, Peripheriegeräte, Datenspeicher,<br />

Betriebssystem, Computerviren.<br />

Inhalte des „Basismoduls Gießerei“<br />

• Gießen und gegossene Bauteile – Vorteile des Gießens, Gießereien und Gussproduktion,<br />

• Konstruieren, Simulieren und Prototypenherstel<strong>lung</strong> – Bauteile und Fertigungszeichnungen,<br />

gießgerechtes Konstruieren, technische Zeichnungen, Herstellen<br />

<strong>von</strong> Prototypen,<br />

• Sandguss – Gießsystem, Anschnitte, Speiser, Modulberechnung, Kühleisen,<br />

• Handformen – Modelle, Modellplatten, Kernkästen, Formgrundstoff Sand, Bindemittel<br />

und Härter, Formstoff mischen und formen, Schlichten, formstoffbedingte<br />

Gussfehler,<br />

• Maschinenformen – Modelle und Modellplatten, bentonitgebundener Formstoff,<br />

Sandaufbereitung, Maschinenformen, formstoffbedingte Gussfehler,<br />

• Maskenformen - Maskenformverfahren,<br />

• Kernherstel<strong>lung</strong> – gasaushärtende Kernherstel<strong>lung</strong>, warm- und heißaushärtende<br />

Kernherstel<strong>lung</strong>,<br />

• Schmelzen <strong>von</strong> Gusseisen – Schmelzen, Warmhalteöfen, Vergießeinrichtungen,<br />

Schmelzetransport, Impfen und Entschwefeln <strong>von</strong> Gusseisen, Magnesiumbehand<strong>lung</strong>,<br />

Legieren <strong>von</strong> Gusseisen, Gusseisenwerkstoffe,<br />

• Gussnachbehand<strong>lung</strong> – Strahlen, Putzen,<br />

85


• Werkstoffprüfung – zerstörende Werkstoffprüfung, zerstörungsfreie Werkstoffprüfung,<br />

Metallographie,<br />

• Arbeitsschutz,<br />

• Umweltschutz.<br />

Dauer der Qualifizierung<br />

Die veranschlagte Dauer der innerbetrieblichen Qualifizierung beträgt ca. 10-12 Schu<strong>lung</strong>stage<br />

mit Ganztagsunterricht.<br />

Durchführung<br />

Die VDG-Akademie stellt umfassendes Arbeitsmaterial und ein vollständig ausgearbeitetes<br />

Konzept <strong>zur</strong> Verfügung, so dass die Ingenieure nach einem Minimum an Vorbereitungszeit<br />

einen direkten Einstieg in die Qualifizierungsmaßnahme finden.<br />

Das Arbeitsmaterial besteht aus Powerpoint Präsentationen, Filmen, Arbeitsblättern,<br />

Themen begleitenden Fragen, Folien so wie einem vollständig ausgereiften Konzept <strong>zur</strong><br />

Bewältigung der neuen Aufgaben für die Ingenieure.<br />

Die VDG-Akademie bietet an, Arbeitsblätter und auch die Präsentationen anhand <strong>von</strong><br />

Fotos aus der jeweiligen Gießerei individuell anzupassen – so wird die Qualifizierung<br />

noch authentischer und bekommt einen ganz engen Bezug auf die Situation vor Ort.<br />

Didaktisches Beispiel <strong>zur</strong> Durchführung<br />

Der Ingenieur vor Ort verfügt über ein tiefes gießereitechnisches Fachwissen und kennt<br />

die innerbetrieblichen Prozesse bzw. Abläufe sehr gut. Dennoch stellt sich oft die Frage:<br />

„Wie soll das Wissen vermittelt und weitergegeben werden?“<br />

Und genau hier greift das ausgearbeitete Konzept. Dem Ingenieur werden Hilfsmittel und<br />

Arbeitsmaterial bereitgestellt, die es ihm ermöglichen, eine didaktisch saubere Schu<strong>lung</strong>,<br />

auch ohne intensive Vorbereitung, durchzuführen.<br />

Ein wesentlicher Baustein des angebotenen Konzepts sind übersichtlich strukturierte und<br />

mit viel anschaulichem Bildmaterial versehene Powerpoint-Präsentationen, die mittels<br />

Beamer an eine Wand geworfen werden. Anhand dieser Präsentationen kann der Ingenieur<br />

die Lehrinhalte zielgerichtet und strukturiert vermitteln. Die bereitgestellten Arbeitsblätter<br />

(für Teilnehmer und Dozenten) bestehen im Wesentlichen aus den Charts der<br />

Powerpoint-Präsentationen, da so die vorher besprochenen Inhalte 1:1 auf die Arbeits-<br />

86


lätter übertragen werden können bzw. direkt Notizen zum jeweiligen Chart festgehalten<br />

werden können.<br />

Um die besprochenen Lehrinhalte zu vertiefen, sind nach jedem Kapitel themenbezogene<br />

Fragen nachgeschaltet. Diese Fragen werden innerhalb der Gruppe ausgearbeitet,<br />

gelöst und schriftlich festgehalten. Der Ingenieur hat hierzu die Seite mit den Fragen als<br />

Arbeitsblatt mit vorgegebenen Beispielantworten, die als Vorgabe bzw. Gedankenstütze<br />

für den Ingenieur dienen und die in Form einer Folie vorliegen. Diese Folie wird mittels<br />

Overhead-Projektor an eine Wand geworfen, und beinhaltet die Fragen inklusive Leerzeilen.<br />

Die Antworten werden gemeinsam in der Gruppe erarbeitet und sowohl auf der Folie<br />

als auch in den Arbeitsunterlagen der Teilnehmer festgehalten.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Art und Weise, wie man die Inhalte vermittelt. Die Teilnehmer<br />

sind meist schon längere Zeit aus dem Lernprozess heraus, so dass eine Herausforderung<br />

darin besteht, die Konzentration und die Aufmerksamkeit zu bündeln und<br />

über den Zeitraum eines ganzen Tages zu halten. Hier ist der Ingenieur/Dozent gefragt!<br />

Die Qualifizierungsmaßnahme soll nicht im Stile einer Vorlesung stattfinden, sondern es<br />

soll vielmehr ein offener Dialog zwischen Teilnehmer und Dozent bzw. Teilnehmer und<br />

Teilnehmer entstehen. Nach diesem Prinzip ist die ganze Qualifizierungsmaßnahme aufgebaut.<br />

Die Teilnehmer sollen, so weit es möglich ist, aktiv an dem Geschehen teilnehmen,<br />

sich einbringen und ihre Erfahrung im gießereitechnischen Bereich mit einfließen<br />

lassen.<br />

Um die Maßnahme etwas aufzulockern, ist es natürlich auch denkbar, die in der Theorie<br />

besprochenen Inhalte direkt vor Ort praxisnah zu veranschaulichen, denn die Maßnahme<br />

wird ja schließlich in der Gießerei durchgeführt.<br />

Für Rückfragen oder weitere Informationen zum „Train the Trainer“- Konzept steht ihnen<br />

die VDG-Akademie gerne <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.vdg-akademie.de ).<br />

6.5. Inhouse-Schu<strong>lung</strong><br />

Bei einer größeren Anzahl zu qualifizierender Mitarbeiter aus einem Betrieb bietet sich<br />

die Durchführung einer Inhouse-Schu<strong>lung</strong> an, d.h. die Schu<strong>lung</strong> findet vor Ort in der Gießerei<br />

statt und wird <strong>von</strong> einem Schu<strong>lung</strong>sexperten des VDG durchgeführt. Neben dem<br />

Wegfall des Reiseaufwandes hat das Inhouse-Konzept auch den Vorteil der individuellen<br />

Betrachtung <strong>von</strong> betrieblichen Fragestel<strong>lung</strong>en. Die VDG-Akademie bietet die Möglichkeit<br />

eines Vorgespräches mit den entsprechenden Experten an. Somit können im Vorfeld die<br />

87


Bedürfnisse, Schwerpunkte und Fragen abgesprochen und zielgerichtet abgestimmt<br />

werden.<br />

Vorteile:<br />

• Der Reiseaufwand der Mitarbeiter entfällt,<br />

• Sie bestimmen individuell Inhalte, Schwerpunkte und Lerngeschwindigkeit,<br />

• Auf Wunsch kann eine abschließende schriftliche Wissenskontrolle inkl. Auswertung<br />

durchgeführt werden,<br />

• Aktuelle Fragestel<strong>lung</strong>en können auch kurzfristig einbezogen werden.<br />

Für Rückfragen oder weitere Informationen <strong>zur</strong> Inhouse-Schu<strong>lung</strong> steht ihnen die VDG-<br />

Akademie gerne <strong>zur</strong> Verfügung (http://www.vdg-akademie.de ).<br />

6.6 Finanzielle Förderung <strong>von</strong> Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterbildungen<br />

Das Sonderprogramm WeGebAU<br />

(Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen).<br />

Das Förderprogramm WeGebAU soll das Interesse und die Bereitschaft <strong>von</strong> Betrieben <strong>zur</strong><br />

Weiterbildung ihrer Beschäftigten wecken. Zielgruppe des Programms sind Beschäftigte ohne<br />

Berufsabschluss, für die bei der Teilnahme an einer beruflichen Weiterbildung unter bestimmten<br />

Voraussetzungen ein Arbeitsentgeldzuschuss gewährt werden kann.<br />

Damit soll <strong>Personal</strong>abbau vermieden, die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer verbessert<br />

und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Das Programm unterstreicht die<br />

Bedeutung lebenslangen Lernens, indem es durch finanzielle Anreize die Weiterbildung für<br />

und <strong>von</strong> Beschäftigten stärker forcieren will.<br />

Förderung der beruflichen Weiterbildung <strong>von</strong> gering qualifizierten Beschäftigten durch<br />

Arbeitsentgeltzuschuss (§235c SBG III)<br />

Für die Qualifizierung Ihrer beschäftigten Arbeitnehmer können Sie als Arbeitgeber eine finanzielle<br />

Unterstützung erhalten, wenn der/die Arbeitnehmer/in unter Fortzah<strong>lung</strong> des Arbeitsentgeltes<br />

freigestellt wird. Voraussetzung ist, dass der/die Mitarbeiter/in gering qualifiziert<br />

ist, also ohne Berufsabschluss oder seit mehr als 4 Jahren an-/ungelernt tätig ist.<br />

88


Förderung beschäftigter älterer Arbeitnehmer durch Übernahme der Weiterbildungskosten<br />

(§417 Abs. 1 SGB III)<br />

Die Agentur für Arbeit Stuttgart kann die Kosten der Weiterbildungsmaßnahme übernehmen,<br />

wenn der/die Arbeitnehmer/in während der Maßnahme unter Fortzah<strong>lung</strong> des Arbeitsentgeltes<br />

freigestellt wird. Diese Förderung gilt für kleine und mittlere Unternehmen, die weniger<br />

als 250 Arbeitnehmer beschäftigen.<br />

Förderung beschäftigter Arbeitnehmer durch Übernahme der Weiterbildungskosten<br />

(§421t Abs. 4 SGB III)<br />

Die Agentur für Arbeit Stuttgart kann Kosten der Weiterbildungsmaßnahme übernehmen,<br />

wenn der Berufsabschluss mindestens 4 Jahre <strong>zur</strong>ückliegt und der Teilnehmer analog zu<br />

§417 Abs. 1 SGB III für die Dauer der Weiterbildung unter Gehaltsfortzah<strong>lung</strong> freigestellt<br />

wird. Vorausgesetzt wird, dass der Teilnehmer in den letzten vier Jahren vor Antragstel<strong>lung</strong><br />

nicht an einer mit öffentlichen Mitteln geförderten beruflichen Weiterbildung teilgenommen<br />

hat.<br />

Neben dem Sonderprogramm WeGebAU stehen noch weitere Möglichkeiten <strong>zur</strong> Förderung<br />

<strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Informationen zu Förderprogrammen erhalten sie unter http://www.arbeitsagentur.de<br />

89


7 Empfeh<strong>lung</strong> für die Ausbildung zum/r „GießereimechanikerIn“<br />

„GießereimechnanikerIn“ ist der Ausbildungsberuf für Gießereifachleute. Die Ausbildungszeit<br />

beträgt 3,5 Jahre.<br />

In Leikom ist - basierend auf den Ergebnissen der Auseinandersetzung mit zukünftigen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en<br />

und einer nachhaltigen Produktion eine Empfeh<strong>lung</strong> <strong>zur</strong> Neugestaltung der Ausbildung<br />

erarbeitet worden.<br />

Entwürfe wurden während des Prozesses der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Empfeh<strong>lung</strong> über den Kreis<br />

der Leikom-Beteiligten auch mit weiteren Fachleuten auf dem Ausbildungssektor diskutiert.<br />

Die nun vorliegende Empfeh<strong>lung</strong> wird in die Richtlinienarbeit eingebracht werden.<br />

7.1. Gemeinsame Kernqualifikationen<br />

Lfd.Nr. Teil des Ausbildungsberufs- Zu vermittelnde Fertigkeiten<br />

bildes<br />

und Kenntnisse<br />

1 2 3<br />

1 Berufsbildung, Arbeits- und a) Bedeutung des Ausbildungs-<br />

Tarifrecht<br />

vertrages, insbesondere Abschluss,<br />

Dauer und Beendigung,<br />

erklären,<br />

b) gegenseitige Rechte und<br />

Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag<br />

nennen,<br />

c) Möglichkeiten der beruflichen<br />

Fortbildung nennen,<br />

d) wesentliche Teile des Arbeitsvertrages<br />

nennen,<br />

e) wesentliche Bestimmungen<br />

der für den ausbildenden Betrieb<br />

geltenden Tarifverträge<br />

nennen.<br />

2 Aufbau und Organisation des a) Aufbau und Aufgaben des<br />

Ausbildungsbetriebes<br />

ausbildenden Betriebes erläutern,<br />

b) Grundfunktionen des ausbildenden<br />

Betriebes, wie Beschaffung,<br />

Fertigung, Absatz und<br />

Verwaltung, erklären,<br />

c) Beziehungen des ausbildenden<br />

Betriebes und seiner Beschäftigten<br />

zu Wirtschaftsorganisationen,<br />

Berufsvertretungen<br />

und Gewerkschaften nennen,<br />

d) Grundlagen, Aufgaben und<br />

Arbeitsweise der betriebsverfassungs-<br />

oder personalvertretungsrechtlichen<br />

Organe des<br />

ausbildenden Betriebes beschreiben.<br />

3 Sicherheit und<br />

a) Gefährdung <strong>von</strong> Sicherheit<br />

Gesundheitsschutz bei der und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

Arbeit<br />

feststellen und Maßnahmen zu<br />

ihrer Vermeidung ergreifen ,<br />

90


4 Umweltschutz<br />

5 Betriebliche und technische<br />

Kommunikation<br />

b) berufsbezogene Arbeitsschutz-<br />

und Unfallverhütungsvorschriften<br />

anwenden,<br />

c) Verhaltensweisen bei Unfällen<br />

beschreiben sowie erste<br />

Maßnahmen einleiten,<br />

d) Bestimmungen und Sicherheitsregeln<br />

beim Arbeiten an<br />

elektrischen Anlagen, Geräten<br />

und Betriebsmitteln beachten,<br />

e) Vorschriften des vorbeugenden<br />

Brandschutzes anwenden;<br />

Verhaltensweisen bei Bränden<br />

beschreiben und Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Brandbekämpfung ergreifen.<br />

Zur Vermeidung betriebsbedingter<br />

Umweltbelastungen im beruflichen<br />

Einwirkungsbereich<br />

beitragen, insbesondere<br />

a) mögliche Umweltbelastungen<br />

durch den Ausbildungsbetrieb<br />

und seinen Beitrag zum Umweltschutz<br />

an Beispielen erklären,<br />

b) für den Ausbildungsbetrieb<br />

geltende Rege<strong>lung</strong>en des Umweltschutzes<br />

anwenden,<br />

c) Möglichkeiten der wirtschaftlichen<br />

und umweltschonenden<br />

Energie- und Materialverwendung<br />

nutzen,<br />

d) Abfälle vermeiden; Stoffe und<br />

Materialien einer umweltschonenden<br />

Entsorgung zuführen.<br />

a) Informationsquellen auswählen,<br />

Informationen beschaffen<br />

und bewerten,<br />

b) technische Zeichnungen und<br />

Stücklisten auswerten und anwenden<br />

sowie Skizzen anfertigen,<br />

c) Dokumente sowie technische<br />

Unterlagen und berufsbezogene<br />

Vorschriften zusammenstellen,<br />

ergänzen, auswerten und anwenden,<br />

d) Daten und Dokumente unter<br />

Berücksichtigung des Datenschutzes<br />

pflegen, sichern und<br />

archivieren,<br />

e) Gespräche mit Kunden, Vorgesetzten<br />

und im Team situationsgerecht<br />

und zielorientiert<br />

führen, kulturelle Identitäten<br />

berücksichtigen,<br />

f) Sachverhalte darstellen, Protokolle<br />

anfertigen; englische<br />

Fachbegriffe in der Kommunikation<br />

anwenden,<br />

g) Informationen auch aus eng-<br />

91


6 Planen und Organisieren der<br />

Arbeit, Bewerten der Arbeitsergebnisse<br />

7 Unterscheiden, Zuordnen und<br />

Handhaben <strong>von</strong> Werk- und<br />

Hilfsstoffen<br />

8 Herstellen <strong>von</strong> Bauteilen und<br />

Baugruppen<br />

lischsprachigen technischen<br />

Unterlagen oder Dateien entnehmen<br />

und verwenden,<br />

h) Besprechungen organisieren<br />

und moderieren, Ergebnisse<br />

dokumentieren und präsentieren,<br />

i) Konflikte im Team lösen.<br />

a) Arbeitsplatz unter Berücksichtigung<br />

betrieblicher Vorgaben<br />

einrichten,<br />

b) Werkzeuge und Materialien<br />

auswählen, termingerecht anfordern,<br />

prüfen, transportieren<br />

und bereitstellen,<br />

c) Arbeitsabläufe und Teilaufgaben<br />

unter Beachtung wirtschaftlicher<br />

und terminlicher Vorgaben<br />

planen und durchführen,<br />

d) <strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> Auftragsabwick<strong>lung</strong><br />

sowie der Terminverfolgung<br />

anwenden,<br />

e) betriebswirtschaftlich relevante<br />

Daten erfassen und bewerten<br />

f) Lösungsvarianten prüfen,<br />

darstellen und deren Wirtschaftlichkeit<br />

vergleichen,<br />

g) im eigenen Arbeitsbereich <strong>zur</strong><br />

kontinuierlichen Verbesserung<br />

<strong>von</strong> Arbeitsvorgängen beitragen,<br />

h) Qualifikationsdefizite feststellen,Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

nutzen,<br />

i) unterschiedliche Lerntechniken<br />

anwenden,<br />

j) Prüfverfahren und Prüfmittel<br />

auswählen und anwenden,<br />

Einsatzfähigkeit <strong>von</strong> Prüfmitteln<br />

feststellen,<br />

k) Arbeitsergebnisse kontrollieren,<br />

beurteilen und dokumentieren,<br />

l) Aufgaben im Team planen<br />

und durchführen.<br />

a) Werkstoffeigenschaften und<br />

deren Veränderungen beurteilen<br />

und Werkstoffe nach ihrer Verwendung<br />

auswählen und handhaben,<br />

b) Hilfsstoffe ihrer Verwendung<br />

nach zuordnen, einsetzen und<br />

entsorgen.<br />

a) Betriebsbereitschaft und<br />

Werkzeugmaschinen einschließlich<br />

der Werkzeuge sicherstellen,<br />

b) Werkzeuge und Spannzeuge<br />

auswählen, Werkstücke ausrichten<br />

und spannen,<br />

c) Werkstücke durch manuelle<br />

92


und maschinelle Fertigungsverfahren<br />

herstellen,<br />

d) Bauteile durch Trennen und<br />

Umformen herstellen,<br />

e) Bauteile, auch aus unterschiedlichen<br />

Werkstoffen, zu<br />

Baugruppen fügen.<br />

9 Warten <strong>von</strong> Betriebsmitteln a) Betriebsmittel inspizieren,<br />

pflegen, warten und die Durchführung<br />

dokumentieren<br />

b) mechanische und elektrische<br />

Bauteile und Verbindungen auf<br />

mechanische Beschädigungen<br />

Sicht prüfen, instand setzen<br />

oder die Instandsetzung veranlassen,<br />

c) Betriebsstoffe auswählen,<br />

anwenden und entsorgen.<br />

10 Steuerungstechnik a) steuerungstechnische Unterlagen<br />

auswerten,<br />

b) Steuerungstechnik anwen-<br />

11 Anschlagen, Sichern und<br />

Transportieren<br />

den.<br />

a) Transport-, Anschlagmittel<br />

und Hebezeuge auswählen,<br />

deren Betriebsicherheit beurteilen,<br />

unter Berücksichtigung der<br />

einschlägigen Vorschriften anwenden<br />

oder deren Einsatz<br />

veranlassen,<br />

b) Transportgut absetzen, lagen<br />

und sichern.<br />

12 Kundenorientierung a) auftragsspezifische Anforderungen<br />

und Informationen beschaffen,<br />

prüfen, umsetzen oder<br />

an die Beteiligten weiterleiten,<br />

b) Kunden auf auftragsspezifische<br />

Besonderheiten und Sicherheitsvorschriften<br />

hinweisen.<br />

93


7.2 Fachqualifikationen für GießereimechanikerIn<br />

Lfd.Nr. Teil des Ausbildungsberufs- Zu vermittelnde Fertigkeiten und<br />

bildes<br />

Kenntnisse<br />

1 2 3 4 2<br />

1 Anwenden <strong>von</strong> technischen<br />

Unterlagen und Planen des<br />

Fertigungsprozesses<br />

2 Technologie der Werk- und<br />

Hilfsstoffe<br />

3 Schmelzen und Warmhalten<br />

1 xx: wichtig, x: wichtig; : unwichtig<br />

a) technische Unterlagen lesen,<br />

analysieren und anwenden<br />

a) Einfluss <strong>von</strong> Begleit- und Legierungselementen<br />

bei Gusseisen,<br />

Stahlguss- und Nichteisenmetallen<br />

beurteilen<br />

b) chemische Prozesse in den<br />

Produktionsverfahren, insbesondere<br />

Oxydations- und Reduktionsvorgänge,<br />

unterscheiden und<br />

beurteilen<br />

c) Wirkungen der chemischen<br />

Prozesse auf das Produkt, den<br />

Ablauf des Verfahrens und die<br />

Umwelt beurteilen und beeinflussen<br />

d) mit Säuren, Laugen, Emulsionen,<br />

Salzen und deren Lösungen<br />

unter Beachtung des Arbeits- und<br />

Umweltschutzes umgehen<br />

e) gas-, dampf- und staubförmige<br />

Emissionen erkennen, ihre Bedeutung<br />

beurteilen und erforderliche<br />

Maßnahmen einleiten<br />

f) Werkstoffprüfverfahren auswählen,<br />

durchführen, beurteilen und<br />

dokumentieren<br />

g) prozessbezogene Werkstoffe<br />

und Hilfsstoffe <strong>zur</strong> Formherstel<strong>lung</strong><br />

auswählen und im Fertigungsprozess<br />

anwenden<br />

h) prozessbezogene Hilfsstoffe für<br />

den Wachsmodellbau und die Her-<br />

stel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Keramikformen<br />

a) Verfahren und Anlagen zum<br />

Schmelzen und Warmhalten <strong>von</strong><br />

Metallen hinsichtlich ihres Einsatzes<br />

auswählen<br />

b) Zustandsdiagramm für Zweistoffsysteme<br />

lesen und auswerten<br />

c) Einsatzstoffe bereitstellen<br />

2 H: Handformguss, M: Maschinenformguss, D: Druckguss, K: Kokillenguss, F: Feinguss<br />

Gewichtung 1<br />

H M D K F<br />

xx xx xx xx xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

-<br />

xx<br />

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x<br />

-<br />

xx<br />

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xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

-<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

94


4 Einrichten, Bedienen und Überwachen<br />

<strong>von</strong> Produktionsanlagen<br />

5 Einsetzen <strong>von</strong> Modelleinrichtungen<br />

oder Dauerformen und<br />

Vorrichtungen<br />

6 Anschnitt- und Speisertechnik,<br />

Gießsysteme und gelenkte<br />

Erstarrung<br />

7 Gießen<br />

8 Gussnachbehand<strong>lung</strong>sverfahren<br />

d) Schmelzprozess durchführen<br />

e) Schmelze zum Gießen bereit-<br />

stellen<br />

a) Anlagen einrichten, Funktion<br />

überprüfen und Produktionsablauf<br />

überwachen und optimieren<br />

b) Störungsursachen im Produktionsablauf<br />

dokumentieren, eingrenzen<br />

und Maßnahmen zu de-<br />

ren Beseitigung einleiten<br />

a) Werkzeuge, Hilfs- und Arbeitsmittel<br />

zum Herstellen, Ausbessern<br />

und Zurichten <strong>von</strong> Formen und<br />

Kernen auswählen und bereitstellen<br />

b) Formen und Kerne herstellen<br />

und zum Gießen vorbereiten<br />

Alternative: c) Modelleinrichtungen:<br />

• Modelleinrichtungen planen<br />

und entsprechend ihrem Aufbau<br />

und ihrer Verwendung<br />

sowie ihrer Kennzeichnung<br />

einsetzen<br />

oder<br />

Alternative: d) Dauerformen:<br />

• aa) Dauerformen entsprechend<br />

ihrem Aufbau und ihrer<br />

Verwendung sowie ihrer<br />

Kennzeichnung einsetzen<br />

• Maßnahmen <strong>zur</strong> Regulierung<br />

des Wärmehaushalts beachten<br />

a) Anschnitt-, Einguss-, Speiser-,<br />

Küh<strong>lung</strong>s-, Isolations- und Entlüftungssysteme<br />

unter Berücksichtigung<br />

<strong>von</strong> Strömung und Erstarrung<br />

auswählen und anwenden<br />

sowie den Gießvorgang und das<br />

Gussstück beurteilen<br />

b) Ergebnisse <strong>von</strong> Simulationstechniken<br />

anwenden<br />

a) Transportgefäße und Fördereinrichtungen<br />

für schmelzflüssige<br />

Massen auswählen<br />

b) Schmelzflüssige Massen transportieren<br />

und zum Gießen vorbereiten<br />

c) Reinigen der Schmelze<br />

d) Gießen unter Berücksichtigung<br />

technologischer Parameter<br />

e) Gussfehler erkennen und hinsichtlich<br />

ihrer Ursachen beurteilen<br />

und zu ihrer Vermeidung beitragen<br />

a) Gussstücke entformen und<br />

eventuell entkernen, Kreislaufmaterial<br />

<strong>von</strong> Hand, mit Vorrichtungen<br />

oder Maschinen abtrennen<br />

b) Gussstücke putzen und Ober-<br />

xx xx xx xx xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

-<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

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-<br />

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-<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

95


9 Sicherstellen der Betriebsfähigkeit<br />

<strong>von</strong> technischen Systemen<br />

10 Steuerungs- und. Regeltechnik<br />

11 Geschäftsprozesse und Qualitätssicherungssysteme<br />

im<br />

Einsatzgebiet<br />

flächen behandeln<br />

c) Gussstücke prüfen und beurteilen<br />

und eine mögliche Wärmebe-<br />

hand<strong>lung</strong> veranlassen<br />

a) Störungen an Maschinen und<br />

Systemen unter Beachtung der<br />

Schnittstellen feststellen und Fehler<br />

eingrenzen<br />

b) Schutz und Sicherheitseinrichtungen<br />

anwenden und deren Funktion<br />

prüfen<br />

c) Stofffluss bei der Erzeugung <strong>von</strong><br />

Produkten verfolgen, Daten erfassen,<br />

abrufen und <strong>zur</strong> Verarbeitung<br />

eingeben<br />

d) Störungen im Materialfluss erkennen<br />

und Maßnahmen zu deren<br />

Beseitigung veranlassen<br />

a) einschlägige Sicherheitsvorschriften<br />

über das Arbeiten an<br />

steuerungstechnischen Anlagen<br />

beachten und anwenden<br />

b) Schalt- und Funktionspläne der<br />

Steuerungstechnik anwenden<br />

c) steuerungstechnische Unterlagen<br />

auswerten<br />

d) Steuerungstechnik anwenden<br />

e) Steuern und Regeln in Produktionsanlagen<br />

unterscheiden<br />

f) Signaleinrichtungen für Grenzwertüberwachung<br />

beobachten und<br />

bei Abweichungen reagieren<br />

a) Art und Umfang <strong>von</strong> Aufträgen<br />

klären, spezifische Leistungen<br />

feststellen, Besonderheiten und<br />

Termine mit Kunden absprechen<br />

b) Informationen für die Auftragsabwick<strong>lung</strong><br />

beschaffen, auswerten<br />

und nutzen, technische <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en<br />

und Normen berücksichtigen,<br />

sicherheitsrelevante Vorgaben<br />

beachten<br />

c) Auftragsabwick<strong>lung</strong>en unter<br />

Berücksichtigung sicherheitstechnischer,<br />

betriebswirtschaftlicher<br />

und ökologischer Gesichtspunkte<br />

planen sowie mit vor- und nachgelagerten<br />

Bereichen abstimmen,<br />

Planungsunterlagen erstellen<br />

d) Teilaufträge veranlassen, Ergebnisse<br />

prüfen<br />

e) Aufträge, insbesondere unter<br />

Berücksichtigung <strong>von</strong> Arbeitssicherheit,<br />

Umweltschutz und Terminvorgaben<br />

durchführen<br />

f) externe und interne betriebliche<br />

Qualitätssicherungssysteme im<br />

eigenen Arbeitsbereich anwenden;<br />

Ursachen <strong>von</strong> Qualitätsmängeln<br />

xx<br />

x<br />

xx<br />

x<br />

x<br />

xx<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

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xx<br />

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xx<br />

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xx<br />

x<br />

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x<br />

x<br />

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x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

x<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

96


systematisch suchen, beseitigen<br />

und dokumentieren<br />

g) Prüfverfahren und Prüfmittel<br />

auswählen und anwenden,<br />

Einsatzfähigkeit <strong>von</strong> Prüfmitteln<br />

feststellen, Prüfpläne und betriebliche<br />

Prüfvorschriften anwenden,<br />

Ergebnisse dokumentieren<br />

h) Auftragsabwick<strong>lung</strong>, Leistungen<br />

und Verbrauch dokumentieren<br />

i) technische Systeme oder Produkte<br />

an Kunden übergeben und<br />

erläutern, Abnahmeprotokolle<br />

erstellen<br />

j) Arbeitsergebnisse und –<br />

durchführung bewerten sowie <strong>zur</strong><br />

kontinuierlichen Verbesserung <strong>von</strong><br />

Arbeitsvorgängen im Betriebsablauf<br />

beitragen<br />

k) Optimierung <strong>von</strong> Vorgaben,<br />

insbesondere <strong>von</strong> Dokumentationen,<br />

veranlassen<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

xx<br />

97


7.3 Erläuterungen zu den Fachqualifikationen<br />

Lfd.Nr. Teil des Ausbildungsberufsbildes<br />

Zu vermittelnde Fertigkeiten und Kenntnisse<br />

1 2 3<br />

1 Anwenden <strong>von</strong> technischen<br />

Unterlagen/Planen<br />

des Fertigungsprozesses<br />

2 Technologie der Werk- und<br />

Hilfsstoffe<br />

3 Schmelzen und Warmhalten<br />

4 Einrichten, Bedienen und<br />

Überwachen <strong>von</strong> Produktionsanlagen<br />

a) Arbeitsschritte unter Berücksichtigung funktionaler, konstruktiver,<br />

fertigungstechnischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte<br />

festlegen,<br />

b) Arbeitsablauf unter Berücksichtigung organisatorischer<br />

und informatorischer Notwendigkeiten festlegen und sicherstellen,<br />

c) Prüf- und Messmittel <strong>zur</strong> Kontrolle der Arbeitsergebnisse<br />

festlegen,<br />

d) Halbzeuge, Werkstücke, Spannzeuge, Werkzeuge, Prüf-<br />

und Messzeuge sowie Hilfsmittel bereitstellende Arbeitsplätze<br />

an Werkbänken und Maschinen einrichten,<br />

f) Abweichungen vom Sollmaß beurteilen und Informatio-<br />

nen für den Arbeitsablauf nutzen.<br />

Einsetzen <strong>von</strong> Formstoffen für Formen und Kerne<br />

a) Formgrundstoffe, Formstoffbindemittel, Formstoffzusatz-<br />

Formstoffüberzugsstoffe beurteilen,<br />

b) Formstoffe für Formen und Kerne hinsichtlich ihrer Eigenschaften<br />

und Zusammensetzungen, ihres wirtschaftlichen<br />

Einsatzes sowie des Arbeits- und Umweltschutzes<br />

beurteilen,<br />

c) Eigenschaften der Formstoffe und Formstoffüberzüge<br />

prüfen,<br />

d) Möglichkeiten der Beeinflussung <strong>von</strong> Formstoffeigenschaften<br />

nutzen,<br />

e) Formstoffe <strong>von</strong> Hand, mit einfachen Geräten und Ma-<br />

schinen sowie in Aufbereitungsanlagen aufbereiten.<br />

a) Verfahren und Anlagen zum Schmelzen und Warmhalten<br />

<strong>von</strong> Eisen- und Nichteisenmetallgusslegierungen hinsichtlich<br />

ihres Einsatzes unterscheiden,<br />

b) die für das Schmelzen, Warmhalten, Transportieren und<br />

Gießen verschiedener Werkstoffe erforderlichen Schutzmaßnahmen<br />

durchführen,<br />

c) Einrichtungen, Geräte und Apparate zum Überwachen,<br />

Steuern und Regeln der Schmelzanlagen handhaben,<br />

d) Eisengusswerkstoffe und Nichteisenmetallgusswerkstoffe<br />

hinsichtlich ihrer Herstel<strong>lung</strong> und Verarbeitung unterscheiden,<br />

e) Einsatz., Legierungs- und Hilfsstoffe einsetzen, auswählen,<br />

gattieren und schmelzen,<br />

f) Einsatz-, Legierungs- und Hilfsstoffe lagern und transportieren,<br />

g) Schmelzbehand<strong>lung</strong> und Schmelzreinigung durchführen,<br />

h) Qualitätsprüfung der Schmelze durchführen und gegebenenfalls<br />

Korrekturen einleiten,<br />

i) Feuerfeststoffe für die Zustel<strong>lung</strong> oder Ausbesserung<br />

einsetzen,<br />

k) Schmelze abschlacken, abkrätzen, umfüllen, warmhalten<br />

und transportieren.<br />

a) Vorgaben der Produktionsplanung beachten und bei der<br />

Produktionssteuerung mitwirken,<br />

b) Stofffluss bei der Erzeugung <strong>von</strong> Produkten verfolgen,<br />

Daten erfassen, abrufen und <strong>zur</strong> maschinellen Verarbeitung<br />

eingeben,<br />

c) Überwachungs-, Mess- und Übermitt<strong>lung</strong>seinrichtungen<br />

98


5 Einsetzen <strong>von</strong> Modelleinrichtungen<br />

oder Dauerformen<br />

und Vorrichtungen<br />

<strong>zur</strong> Produktionssteuerung bedienen,<br />

d) Abhängigkeiten im Produktionsfluss dokumentieren,<br />

e) Darstel<strong>lung</strong>en der Produktionssteuerung am Bildschirm<br />

lesen und auswerten,<br />

f) Störungen im Materialfluss erkennen und Maßnahmen zu<br />

deren Beseitigung unter Anleitung ergreifen,<br />

g) Produktionsprotokolle interpretieren und Ergebnisse<br />

umsetzen,<br />

h) Produktionsablaufpläne umsetzen und Begleitpapiere<br />

handhaben,<br />

Transportieren, Lagern und Sichern<br />

a) Hebezeuge, Anschlag- und Transportmittel sowie Anschlag-<br />

und Transporthilfen auswählen,<br />

b) zu transportierendes Gut vorbereiten und für den Transport<br />

sichern,<br />

c) Schutzgitter und Absperrungen sowie Montage- und<br />

Transporthilfen auf- und abbauen,<br />

d) handbediente Hebezeuge, insbesondere Seil und Kettenzüge,<br />

handhaben,<br />

e) Transport sichern und durchführen,<br />

f) Transportgut absetzen, lagern und sichern.<br />

1 manuelle Formfertigung<br />

a) Formen in Formgruben oder Formkästen im offenen<br />

oder geschlossenen Herd herstellen,<br />

b) Modelleinrichtungen aus unterschiedlichen Werkstoffen<br />

hinsichtlich der Formtechnik unterscheiden,<br />

c) Modelleinrichtungen zeichnungs- und formgerecht zusammenstellen,<br />

d) Werkzeuge, Maschinen, Geräte und Vorrichtungen zum<br />

Erstellen, Ausbessern und Zurichten <strong>von</strong> Formen und Kernen<br />

anwenden (S),<br />

e) Herdflächen und falsche Hälften einrichten und verwenden,<br />

f) komplexe Gießsysteme anwenden (S),<br />

g) Speiser funktionsgerecht einformen; Speisereinsätze,<br />

Kühl- und Isolierelemente einsetzen (S),<br />

h) Form- und Kernüberzugsstoffe auftragen,<br />

i) Formkästen unter Berücksichtigung des Modells, des<br />

Formverbaues, des Gießdruckes, des Transports, des<br />

Sandverbrauches, der Ausleerung sowie der Kastenführung<br />

und -sicherung auswählen, einsetzen und instand<br />

halten,<br />

k) Kerne einlegen und sichern; Wanddicken durch Abdrücken<br />

und Messen prüfen; Formen zusammenbauen und<br />

zulegen,<br />

l) Formen gießfertig machen, insbesondere entlüften, abdichten<br />

und gegen Auftrieb sichern.<br />

2 Manuelle Kernfertigung<br />

a) Kernkästen zeichnungs- und formgerecht zusammenstellen<br />

b) Armierungen nach unterschiedlichen Verfahren anfertigen,<br />

c) Kernentlüftungen herstellen,<br />

d) Kerne in ein- und mehrteiligen Kernkästen mit Armierung<br />

herstellen,<br />

e) Kerne ausschälen, gießgerecht nacharbeiten, montieren,<br />

99


6 Anschnitt- und Speisertechnik/Gießsysteme<br />

und<br />

gelenkte Erstarrung<br />

lagern und transportieren.<br />

3 maschinelle Formfertigung<br />

a) Modellplatten einrichten und justieren,<br />

b) Formen herstellen,<br />

c) Formstoffverdichtung durchführen,<br />

d) Techniken zum Lockern und Trennen <strong>von</strong> Modell und<br />

Form anwenden,<br />

e) Kerne in Formen einlegen, befestigen, sichern und entlüften,<br />

f) Formen <strong>zur</strong>ichten, abgießen und ausleeren.<br />

4 maschinelle Kernformfertigung<br />

7 Gießen Gießen mit Geräten<br />

a) Kernformstoffe hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und<br />

Eigenschaften unterscheiden,<br />

b) Kernformstoffe bunkern und transportieren,<br />

c) Kernkästen und Maschinen für die Kernherstel<strong>lung</strong> justieren<br />

und einrichten,<br />

d) Kernkästen, insbesondere durch Einschießen der Kernformstoffe<br />

füllen,<br />

e) chemische und thermische Aushärtung steuern,<br />

f) Kerne entnehmen, nachbehandeln, montieren, transportieren<br />

und lagern.<br />

-<br />

a) Einrichtungen zum Gießen vorbereiten und bereitstellen,<br />

b) Gießhilfsstoffe einsetzen,<br />

c) Temperatur messen,<br />

d) Proben nehmen,<br />

e) Formen unter Beachtung der besonderen Anweisungen<br />

und Vorschriften abgießen,<br />

f) Formen gussteilgerecht freilegen und ausleeren.<br />

Gießen auf Anlagen<br />

a) Anlagen einrichten, Produktionsablauf überwachen und<br />

steuern,<br />

b) Temperiersysteme überwachen und prüfen,<br />

c) Beschickungseinrichtungen überwachen und prüfen,<br />

d) Energieversorgung überwachen und prüfen.<br />

Herstellen <strong>von</strong> Gusstücken in Kokillen und Druckgussmaschinen<br />

a) Druck- und Kokillengussteile hinsichtlich ihrer Eigenschaften,<br />

Merkmale und Herstel<strong>lung</strong> unterscheiden,<br />

b) Aufbau und Funktion <strong>von</strong> Maschinen und Einrichtungen<br />

<strong>zur</strong> Herstel<strong>lung</strong> <strong>von</strong> Druck- oder Kokillenguss unterscheiden,<br />

c) Dauerformen auf- und abbauen<br />

d) Schlichtstoffe, Trennstoffe, Kühl- und Schmierstoffe anwenden,<br />

e) Maschinen und Anlagen einrichten<br />

f) Temperaturführung für den Gießprozess einstellen und<br />

messen,<br />

100


8 Gussnachbehand<strong>lung</strong>sverfahren<br />

9 Sicherstellen der Betriebsfähigkeit<br />

vom Technischen<br />

Systemen<br />

10 Steuerungs- und Regeltechnik<br />

11 Geschäftsprozesse und<br />

Qualitätssicherungssysteme<br />

im Einsatzgebiet<br />

8 Literaturverzeichnis<br />

g) Gießwerkzeug zum Gießen vorbereiten<br />

h) Gießprozess einleiten, überwachen und dokumentieren,<br />

laufende Kontrolle der Gussstücke durchführen und bei<br />

Bedarf den Gießprozess nachsteuern.<br />

a) Gussfehler erkennen, den Fehlerkategorien zuordnen,<br />

dokumentieren sowie die Verwendbarkeit <strong>von</strong> Gussstücken<br />

unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Nacharbeit beurteilen,<br />

b) Gussfehler hinsichtlich ihrer Ursachen beurteilen und zu<br />

ihrer Vermeidung beitragen,<br />

c) Gussstücke auf Maßhaltigkeit, Oberflächenbeschaffenheit<br />

und Werkstoffeigenschaften prüfen, dokumentieren<br />

und beurteilen.<br />

a) Instandhaltungsanleitungen und Betriebsanweisungen,<br />

insbesondere unter Berücksichtigung der Prüfwerte, der<br />

Prüfmittel, der Werkzeuge, der Betriebs- und Hilfsstoffe und<br />

der besonderen Gefahren, anwenden,<br />

b) technische Sachverhalte, insbesondere in Form <strong>von</strong><br />

Protokollen und Berichten, aufzeichnen und Informationen<br />

weitergeben,<br />

c) Maschinen und Einrichtungen oder Systeme nach Wartungs-<br />

und Inspektionslisten, insbesondere unter Berücksichtigung<br />

der Prüfwerte, der Betriebs- und Hilfsstoffe sowie<br />

der Wartungshäufigkeit, warten,<br />

d) Produktionsanlagen und Fertigungssysteme inspizieren<br />

und Verschleißteile im Rahmen der vorbeugenden Instandhaltung<br />

austauschen oder Austausch veranlassen,<br />

e) Störungen an Maschinen und Produktionsanlagen feststellen<br />

und Fehler durch Sinneswahrnehmung und mit<br />

Prüfgeräten orten,<br />

f) Fehler unter Beachtung der Schnittstellen mechanischer,<br />

hydraulischer, pneumatischer und elektrischer Baugruppen<br />

eingrenzen,<br />

g) Fehler bei Störungen beseitigen oder ihre Behebung<br />

veranlassen,<br />

h) Betriebsbereitschaft durch Sicherstellen und Prüfen,<br />

insbesondere <strong>von</strong> Befestigung, Schmierung, Küh<strong>lung</strong>,<br />

Energieversorgung und Entsorgung, herstellen.<br />

Qualitätssicherung<br />

a) Bedeutung der Qualitätssicherung für den Produktionsprozess<br />

sowie für die vor- und nachgeschalteten Bereiche<br />

beachten<br />

b)Maßnahmen <strong>zur</strong> Qualitätssicherung umsetzen,<br />

c) Normen und Spezifikationen <strong>zur</strong> Qualitätssicherheit der<br />

Produkte beachten,<br />

d) Qualitätssicherungssystem in Verbindung mit dem Qualitätssicherungshandbuch<br />

anwenden und dessen Wirksamkeit<br />

beurteilen,<br />

e) Prüfarten und Prüfmittel feststellen und dokumentieren,<br />

g) Informationen über Werk- und Hilfsstoffe, Produktion und<br />

Produkte beurteilen,<br />

h) Prüfpläne und betriebliche Prüfvorschriften anwenden,<br />

i) Statistische Verfahren <strong>zur</strong> Qualitätssicherung anwenden.<br />

101


[BMB04] Nachhaltiges Wirtschaften, Innovationen aus der Umweltforschung.<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat Publikationen;<br />

Internetredaktion, Bonn, Berlin (2004)<br />

[PSY08] Pychonomics AG, unveröffentlichte Studie aus 2008.<br />

[RKW08] Studie <strong>zur</strong> Zukunft der deutschen Gießereiindustrie. Ergebnisse einer Expertenumfrage.<br />

RKW Arbeitspapier. Eschborn, Juni 2008.<br />

[SWO09] wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/SWOT-Analyse<br />

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