09.07.2015 Aufrufe

Jahresbericht 2010 - Cusanuswerk

Jahresbericht 2010 - Cusanuswerk

Jahresbericht 2010 - Cusanuswerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong><strong>Cusanuswerk</strong>Bischöfliche Studienförderung


<strong>2010</strong>Aus dem Jahr <strong>2010</strong>


<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>Aus dem Jahr <strong>2010</strong> > 6 | Gedanken zum Geistlichen Programm > 10 | Aus dem cusanischenKarriereförderprogramm für Frauen > 12 | Trauer um Werner Deutsch > 13A


Aus dem Jahr <strong>2010</strong>Aus dem Jahr <strong>2010</strong>Vielfältige Impulse und neue Herausforderungen haben die Arbeit des <strong>Cusanuswerk</strong>sim Jahr <strong>2010</strong> geprägt.Das große Thema der letzten Monate war dabei die Frage nach der zukünftigen Aus gestaltungder Begabtenförderung in der Bundesrepublik insgesamt. Schon im Koalitionsvertragwurde festgehalten, dass zu den bisherigen bewährten Förderinstrumentenein weiteres Angebot hinzukommen soll, das sog. „Deutschlandstipendium“. DieBundes regierung versteht dies nicht nur als „Grundstein für eine neue Stipendienkulturin Deutschland“, sondern hat auch mit einer monatlichen Pauschale von 300,– €unabhängig vom eigenen finanziellen Bedarf ein wirklich attraktives neues Stipendienangebotgeschaffen. Kein Wunder, dass dies Anlass für vielfältige Diskussionen über dasVerständnis und die Ausstattung der anderen Stipendien war. 80,– € Büchergeld –so hoch ist auch nach über 30 Jahren noch der pauschal gewährte, einkommensunabhängigeAnteil – erschienen nicht mehr sehr konkurrenzfähig gerade für Studierendeaus dem Mittelstand. Andererseits war die Phase der Konzeption und Einführung diesesneuen Stipendientyps ein wichtiger Impuls, sich mit den starken Seiten eines Cusanus-Stipendiums auseinanderzusetzen und dessen Vorteile deutlich zu machen: ein thematischbreit angelegtes, interdisziplinäres und spannendes Bildungsprogramm, tutorialeBegleitung, nicht nur finanzielle Unterstützung bei Auslandsstudien und ein an dasBafög angelehnte Lebenshaltungsstipendium, das – anders als BAföG – nicht zurückgezahltwerden muss. Die vielen Diskussionen über Aufnahmekriterien, gesellschaftlicheErwartungen an Geförderte und eine angemessene, sozial verantwortbare finanzielleAusgestaltung der Stipendien hat jedenfalls einem geschärften Selbstverständnis undklareren Blick auf die Anliegen des <strong>Cusanuswerk</strong>s nicht geschadet. Mittlerweile gibt es6


außerdem die Zusage der Ministerin, dass auch das Büchergeld der Werke ab 01. April2011 auf 150,– € pro Monat angehoben wird. Wir erwarten im Laufe der Legislaturperiodesogar eine weitere Erhöhung auf 300,– €. Auch die in der zweiten Jahreshälfte <strong>2010</strong>beschlossene Erhöhung des Bafög wird rückwirkend ab 01.10.<strong>2010</strong> für die Stipendiender Werke angewandt. Das sind hervorragende Perspektiven für alle Stipendiaten auf ein(finanz)- sorgenfreies Studium. Das sind aber vor allem auch klare Signale der Bundesregierung,dass im großen Konzert der verschiedenen Förderinstrumente die Stipendiender Begabtenförderwerke einen ganz besonderen Stellenwert behalten werden. Dafürmöchten wir uns herzlich bedanken.Ein zweiter Impuls von außen war nicht weniger wichtig: eine kritische Anfrage nach dersozialen Gerechtigkeit des Auswahl- und Fördersystems der Werke im allgemeinen, aberauch des <strong>Cusanuswerk</strong>s im besonderen. Wir haben uns also der Frage nach der sozialenZusammensetzung der cusanischen Stipendiatenschaft und der Ausgewogenheit unsererAuswahlmechanismen gestellt. Ist etwa der Anteil der Stipendiaten im <strong>Cusanuswerk</strong> mitMigrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten, aber auch der von Frauenund Studierenden der MINT-Fächern wirklich angemessen – bezogen auf ihren Anteil anden Studierenden insgesamt? Schließlich ist es nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit,sondern darüber hinaus ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, Begabungen in allengesellschaftlichen Gruppen und Schichten zu entdecken; allen begabten jungen Menschenzu helfen, ihre Talente zu entwickeln und für größtmögliche Chancen- und Bildungsgerechtigkeitzu sorgen. Im Blick auf eine spezifisch katholische Studienförderungwerden wir zur Erweiterung und Aufbereitung der statistischen Grundlagen das sozialeProfil der cusanischen Stipendiatenschaft zunächst differenzierter erfassen müssen.Allerdings sind die Ergebnisse auch erst dann aussagekräftig, wenn die Vergleichszahlenin Blick auf die Gruppe der entsprechenden (katholischen) Studierendenjahrgängeinsgesamt vorliegen, um die Ergebnisse bei den den Stipendiaten kontextualisieren undauf unerwünschte Auslesemechanismen überprüfen zu können. Und auch dann werdendie reinen Zahlen zunächst wenig aufschlussreich sein, führen doch ganz unterschiedlicheGründe dazu, wenn anteilmäßig „zu wenig“ Stipendiaten einer der genanntenGruppen im <strong>Cusanuswerk</strong> vertreten sind. Manches liegt an der spezifischen Situationeines katholischen Begabtenförderungswerks; anderes daran, dass unsere Förderungoffensichtlich nicht für alle Fächergruppen gleich attraktiv ist. Doch in jedem Fall gilt esbesonders sensibel zu sein. Kritisch haben wir nachzufragen, ob unsere Auswahl- undRekrutierungsmethoden auch wirklich so sozial ausgewogen sind, wie wir es gernehätten. Wir sind dankbar für die Diskussionen, die so angestoßen wurden zum Konzeptunserer Auswahlverfahren, die angewandten Kriterien und der Notwendigkeit sozialausgleichenderMaßnahmen.Für das <strong>Cusanuswerk</strong> hat dabei Priorität, zunächst überhaupt einmal die Zahl der Bewerberaus bildungsfernen Schichten zu erhöhen, denn schon hier sind sie unterrepräsentiert.Eine Steigerung ihres Anteils unter den Aufgenommenen müsste das langfristige Zielsein, kann allerdings auch nur besonders umsichtig angegangen werden, um nichteinen Mitleidsbonus bzw. die nachteiligen Effekte einer „positiven Diskriminierung“ zuprovozieren.A77


Aus dem Jahr <strong>2010</strong>Was ist Begabung? Wie kann man sie frühzeitig, aber doch valide und nachprüfbarerkennen? Zur Grundlage von Begabtenförderung gehört per definitionem ein leistungsbasiertesKonzept von Begabung. Dabei ist nicht ein unterkomplexer, ein dimensionaler,„Leistungsbegriff“ gemeint, sondern dazu ist bei der Auswahl der Bewerber einevielschichtige Betrachtung gefragt. (Auch nur begrenzt) objektive Noten- und Studienleistungenmüssen fach-, studienspezifisch oder situationsbezogen interpretiert undkontextbezogen bewertet werden, bevor sie aussagekräftig sein können. Zur Ein schätzungder individuellen Leistungsfähigkeit und Prognose des Potenzials gehören außerdembiographische Angaben. Wie ist das Verhältnis zwischen vorhandener Begabung undPotenzial? Dabei ist für das cusanische Auswahlverfahren die Leistungsseite selbstwiederum nur einer von mehreren Aspekten. (Andere sind etwa der Gesamteindruckeiner Person, Engagement, Kirchlichkeit, religiöse Entwicklung). In über 50 Jahren hatdas <strong>Cusanuswerk</strong> ein vielschichtiges, vielfältig erprobtes und gemeinhin von den Ergebnissensehr überzeugendes und effektives Auswahlinstrumentarium entwickelt. Dochselbstverständlich gehört es zum professionellen Standard das eigene Handeln regelmäßigzu evaluieren. Angesichts der genannten Herausforderungen gilt das verstärktund es ist sicher eine Chance, sich mit wissenschaftlicher Begleitung der aktuellenDebatte um Bildungsgerechtigkeit differenziert und angemessen zu stellen und zugleicheinen wesentlichen Beitrag zu dieser Debatte auf der Grundlage der eigenen Erfahrungzu liefern.Begabtenförderung im Hochschulbereich steht vor dem Dilemma, dass sie eigentlicherst dort ansetzen kann, wo zentrale bildungsbiographische Stationen schon durchlaufensind. Um nachhaltig und effektiv Chancen zu erweitern, muss viel früher in denjeweiligen Bildungsbiographien angesetzt werden. Welche Aspekte spiegeln also eherUnausgewogenheiten im bundesdeutschen Bildungssystem insgesamt? Hier kann einBegabtenförderungswerk nur begrenzt Einfluss nehmen, aber aufgrund der eigenenErfahrung sicher auf Probleme hinweisen, als Lobby für Benachteiligte auftreten oderggfs. einzelne individuelle Problemlagen auf der Ebene der „Symptome“ mildern.Neben einer persönlichen Ermutigung und Begleitung ist eine verlässlich planbare, früheund ausreichende finanzielle Sicherheit für junge Leute aus bildungsfernen Schichtenbesonders wichtig, um sich angesichts der zu erwartenden finanziellen Belastungenfür ein Studium zu entscheiden. Das <strong>Cusanuswerk</strong> will u. a. deswegen die Möglichkeitweiter ausbauen, Studierende schon zu Beginn des ersten Semesters zum Auswahlverfahrenzuzulassen und ihnen mit der sog. Erstsemesterförderung eine möglichst früheAufnahme perspektive zu bieten.Dabei lief die „normale“ Arbeit <strong>2010</strong> wie gehabt weiter. Nach vielfältigen Anstrengungen,mehr potenzielle Bewerberinnen und Bewerber auf das <strong>Cusanuswerk</strong> aufmerksam zumachen, meldeten die Auswahlreferate <strong>2010</strong> neue Bewerberrekorde. Mit den uns vomMinisterium zur Verfügung gestellten Mitteln konnten wir im Jahr <strong>2010</strong> mehr Stipendiatenaufnehmen als jemals zuvor in einem Jahr in der Geschichte des <strong>Cusanuswerk</strong>s. Dazugab es nicht nur zwei große Grundauswahlverfahren – eines wie bisher im Frühjahr undein weiteres im Herbst –, sondern auch zwei Bewerberdoppeltage für Erstsemester imHerbst <strong>2010</strong>. Dazu kommt natürlich die ganze Palette der bekannten Auswahlverfahren8


Afür bildende Künstler, Musiker, Fachhochschulstudierende und – an drei Terminen –für Promovierende.Gleichzeitig aber gilt auch die Vorgabe der Konsolidierung der Zahlen. Die angestrebteAusbaustufe von 1 % Geförderter ist erreicht, jetzt gilt es, dieses Niveau zahlenmäßig zuhalten.Die Zahl der Akademien und übrigen Bildungsveranstaltungen wurde angepasst, <strong>2010</strong>fanden nicht nur fünf Ferienakademien im Sommer, sondern erstmals auch drei Inlandsakademienim Frühjahr und zusätzlich eine Auslandsakademie in Indien statt. Darüberhinaus stieg auch die Zahl der Teilnehmenden pro Veranstaltung und bedeutete für alleLeitenden, Lehrenden und auch für die Stipendiaten eine größerer Herausforderung.Dennoch hält das <strong>Cusanuswerk</strong> an seiner Tradition fest, die Bildungsveranstaltungenzum Pflichtbereich der Stipendiatinnen und Stipendiaten zu zählen und fühlt sich umgekehrtdafür verantwortlich, auch jedem einen Platz anbieten zu können.Beim cusanischen Karriereprogramm für Frauen ging Ende <strong>2010</strong> bereits die zweite Rundeerfolgreich zu Ende. Die ersten Rückmeldungen der Teilnehmerinnen sowie die Ergebnisseder Evaluation zeigen sehr erfreuliche Ergebnisse. Wir gehen davon aus, dass im März2011 die dritte Runde dieses Programms starten kann. Das Programm ist weiterhinoffen für Teilnehmerinnen aus allen Begabtenförderungswerken und hat als solches aucheine sehr erfreuliche Akzeptanz erfahren. Die Federführung für die dritte Runde wird ausdem Referententeam Frau Dr. Pscheida übernehmen.Ein besonderer Höhepunkt des Bildungsprogramms war auch <strong>2010</strong> das Jahrestreffen –mit über 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein wahrer Publikumsmagnet. Themadieses Treffens und damit auch Thema vielfältiger Diskussionen und Veranstaltungen imLaufe des cusanischen Bildungsjahres war das Zweite Vatikanum und seine Rezeptionsgeschichte.Auch wenn manche Stipendiaten zunächst ein rein historisches Interessevermuteten, wurde hoffentlich allen klar, welche aktuelle große Bedeutung die Ergebnissedes Konzils für unsere Kirche bis heute haben. Einen besonderen Abschluss dieser Reihebildete der Vortrag von Prof. Dr. Peter Hünermann, Dogmatiker aus Tübingen, beimAbend im <strong>Cusanuswerk</strong> im November. Zentrale Texte zu unserem Jahresthema finden Siehier im <strong>Jahresbericht</strong> abgedruckt.Mit großer Freude können wir aus dem Jahr <strong>2010</strong> berichten, dass zum 01. April unserneuer Geistlicher Rektor, Herr Dr. Siegfried Kleymann, seine Arbeit im <strong>Cusanuswerk</strong>begonnen hat. Er ist Priester des Bistums Münster und war zuletzt Studentenpfarrer inder KSHG Münster. In den letzten Monaten hat er mit vielen neuen Inititiativen der Arbeitim Geistlichen Programm bereits wichtige Impulse gegeben. Ein besonderes Dankeschöngilt auch an dieser Stelle Herrn Bischof Dr. Felix Genn dafür, dass er Herrn Kleymann für dieArbeit im <strong>Cusanuswerk</strong> freigestellt hatEs ist insgesamt eine große Chance, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschungin den zurückliegenden Jahren unsere Arbeit so intensiv finanziell unterstützt.Allerdings waren auch im Jahr <strong>2010</strong> die Beiträge weiterer Geldgeber dringend nötig.9


Aus dem Jahr <strong>2010</strong>Dazu gehört der Zuschuss unseres Trägers, der Deutschen Bischofskonferenz, ebensowie die großzügigen Gaben aller anderen Spender, Zustifter und Förderer. Ihnen allen einbesonderes Dankeschön. Ich möchte aber vor allem die Zuwendungen aus der Solidaritätsaktionder Altcusanerinnen und Altcusaner hervorheben, die auch <strong>2010</strong> wesentlichdazu beigetragen hat, dass wir die Bildungsarbeit im gegebenen Umfang planen unddurchführen können. Wir sind mehr denn je auf die Großzügigkeit unserer Ehemaligenangewiesen. Dafür vor allem auch im Namen der heutigen Stipendiatinnen und Stipendiatenmein ganz herzlicher Dank!An dieser Stelle möchte ich mich schließlich für die Arbeit bedanken, die durch denEinsatz so vieler Ehrenamtlicher im <strong>Cusanuswerk</strong> geleistet wird, von Seiten der Studierenden,der Ehemaligen und vieler anderer, die unserem Anliegen wohlgesonnen sind.Ihnen allen gebührt auch im Rückblick auf das Jahr <strong>2010</strong> wieder unser herzlicher Dank.Dr. Claudia Lücking(Generalsekretärin)Gedanken zum Geistlichen Programm im <strong>Cusanuswerk</strong>Lebendige Menschen, reich begabt. Persönlichkeiten mit vielfältigen Biographien.Sie begegnen mir im <strong>Cusanuswerk</strong>: lachend, diskutierend, nachdenklich, feiernd, beiFerien akademien, bei der endlosen Vollversammlung in Eringerfeld (Respekt vor dieserAusdauer!), im kreativen Überlegen der Geistlichen Kommission, auf der Straße in Berlinund beim Wandern nach Kues, beim Abendgottesdienst während der Cusanerkonferenzin Bonn. Viele Bilder begleiten mich aus den Anfangsmonaten im <strong>Cusanuswerk</strong>.Dankbar nehme ich sie wahr. Und mit diesem Dank verbinden sich Überlegungen undFragen, die mir grundlegend für das Geistliche Programm im <strong>Cusanuswerk</strong> erscheinen.1. Was ist christliche Alltagsspiritualität?Wir leben in einer segmentierten Gesellschaft, die geprägt ist von verschiedenenLebens welten mit einander widersprechenden Ansprüchen und Erwartungen. Wennsich das Christsein nicht nur auf ein kleines Segment beziehen oder eine Lebensformfür wenige Spezialisten werden soll, ist zu fragen: Gibt es eine alle Lebensbereiche umfassendechristliche Spiritualität und wie können wir sie einüben? Was bedeutet es, imAlltag profiliert gläubig zu sein – verbindlich und aufbruchsbereit, unbeschwert naiv undintellektuell verantwortet, spontan und mit langem Atem, verwurzelt in einer reichenGlaubenstradition und aufmerksam für die Gegenwart, gottbezogen weltzugewandt?10


2. Was ist Bildung?In Deutschland wird Bildung als entscheidend für die Zukunft des Landes gesehen.Dabei bleibt oftmals undeutlich, was Bildung ist und worauf hin denn gebildet werdensoll. Neben dem Erwerb von Sachwissen und dem Erlernen technischer Fähigkeiten zieltdie Biographieförderung im <strong>Cusanuswerk</strong> auf eine ganzheitliche Bildung. Die Ausrichtungauf diese ganzheitliche Dimension wird dort besonders notwendig, wo sich zurFreude am Forschen und Lernen das Gefühl permanenter Überforderung gesellt. Oft wirdder Dank für das Geschenk der Begabung durch die Angst vor dem Scheitern verdrängt.Welche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet hier das Geistliche Programm? Wie ermutigtes zu Gelassenheit und Widerstand? Wie trägt es zu dem bei, was in der christlichenTradition „Herzensbildung“ genannt wird?3. Wie sind wir katholisch?Es ist ein Schatz und ein Reichtum der bischöflichen Studienförderung, dass in der Begegnungder Stipendiaten sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen, Spiritualitäts formenund Kirchenbilder zusammenkommen. Es ist eine große Chance und eine geistlicheHerausforderung, eine Vielfalt im Glauben zu leben, die von einem gegenseitigen Interesseund einer konstruktiven Streitkultur geprägt ist – und die so von dem Geist inspiriertist, der den einen Glauben in verschiedenen Sprachen, Kulturen und Lebensgeschichtenlebendig sein lässt. Ob eine solche Kommunikation wegweisend für unsere Gesellschaftsein könnte? Ob und wie sich Antworten auf diese Fragen finden, wird sich immer neuin den verschiedenen Veranstaltungen und Begegnungen zeigen. Ich bin dankbar fürdie äußerst konstruktive und gewinnbringende Zusammenarbeit mit der GeistlichenKommission, mit den Frauen und Männern, die in der Geistlichen Begleitung mitwirken,und mit vielen anderen, die das Geistliche Programm mit verantworten. Im Jahresrückblickwird das Profil und die Bandbreite der Veranstaltungen im Geistlichen Programmsichtbar: als Ermutigung zum Weiterfragen und als Einladung zu einem reflektierten,engagierten Christsein.ADr. Siegfried KleymannGeistlicher Rektor11


Aus dem Jahr <strong>2010</strong>Aus dem cusanischen Karriereförder programm für Frauen„Talente sichern – Zukunft gestalten“. Das Programm, das in der Initiative eines Begabtenförderwerksbegann, ist aufgrund der hervorragenden Evaluationsergebnisse der erstenRunde im Oktober 2009 in eine zweite Runde geschickt und verstetigt worden.Von Oktober 2009 bis Dezember <strong>2010</strong> gingen 35 Führungskräfte und 35 Stipendiatinnender Begabtenförderungswerke in Deutschland eine Mentoring-Beziehung ein; sie wurdendabei im <strong>Cusanuswerk</strong> begleitet von Dr. Susanne Schaefer. Durch Unterstützung undkritisches Feedback wurden die Mentees befähigt, sich gezielt und ambitioniert aufden Übergang vom Studium in den Beruf vorzubereiten und dabei frauenspezifische„Fallen“ zu vermeiden. Die Mentorinnen und Mentoren fungierten zudem als Vermittlerberufsspezifischer Kontakte sowie als Gesprächspartner für Fragen der Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf. Umgekehrt trugen die jüngeren Frauen dazu bei, die Führungs- undSozialkompetenz der Mentorinnen und Mentoren zu stärken und ihnen neue Impulse fürden beruflichen Alltag zu geben.Die Teilnehmerinnen am Karriereförderprogramm für Frauen waren ehemalige oderderzeitige Stipendiatinnen des <strong>Cusanuswerk</strong>s, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Stiftung derdeutschen Wirtschaft, der Studienstiftung des deutschen Volkes und des EvangelischenStudienwerks Villigst.Die Trägerschaft für das vom BMBF geförderte Programm liegt beim <strong>Cusanuswerk</strong>.Bei Fragen zum Karriereförderprogramm wenden Sie sich bitte an die ProgrammkoordinatorinDr. Daniela Pscheida: daniela.pscheida@cusanuswerk.de.Dr. Daniela Pscheida<strong>Cusanuswerk</strong>Bischöfliche StudienförderungBaumschulallee 553115 BonnTelefon > 0228.983 84 –35Telefax > 0228.983 84 – 9912


ATrauer um Werner DeutschAm 12. Oktober <strong>2010</strong> verstarb plötzlich undunerwartet im Alter von 63 JahrenProfessor Dr. Werner Deutsch, langjährigerVertrauensdozent und Mitglied im Graduierten-Auswahlgremium des <strong>Cusanuswerk</strong>s.Als international anerkannter Entwicklungs- und Sprachpsychologe leitete Werner Deutschseit 23 Jahren die Abteilung für Entwicklungspsychologie am Institut für Psychologie derTechnischen Universität Braunschweig. Seine vielfältigen Forschungsgebiete konzentriertensich in seinen Arbeiten zur Kreativität, mit der Gedanken und Gefühle in Sprache,Kunst und Musik zum Ausdruck gebracht werden. Aber auch der Zwillingsforschung undden Formen des Autismus widmete er seine Aufmerksamkeit.Werner Deutsch studierte Psychologie, Sprachwissenschaft und Philosophie in Münster.Zehn Jahre arbeitete er am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen (NL),bevor er 1987 den Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie an der TU Braunschweig übernahm.Gastprofessuren und Lehraufträge führten ihn an die Universitäten Nijmegen,Mannheim, Göttingen und Umea (Schweden).Seine Nähe zu Kunst und Musik zeigte sich nicht nur in seinen psychologischen Forschungsgebieten,sondern zudem in vielfachem persönlichen Engagement: Er trat r egelmäßig alsSänger in Konzert- und Opernabenden auf, arbeitete mit dem Staatstheater Braunschweigzusammen und begründete einen eigenen Kunstförderpreis.Das <strong>Cusanuswerk</strong> trauert um Werner Deutsch. Wir verlieren mit ihm einen hochengagiertenVertrauensdozenten, der sich mit großem Interesse, mit Temperament und Begeisterungsfähigkeitfür die Belange der Stipendiatinnen und Stipendiaten einsetzte. Als Mitglied desAuswahlgremiums in der Graduiertenförderung verband er seine fachliche Genauigkeitmit dem Bestreben, jedem einzelnen und den veränderten Studiensituationen gerecht zuwerden.13


<strong>2010</strong>Auswahlarbeit14


Erstsemesterförderung > 16 | Grundförderung > 17 | Auswahlverfahren <strong>2010</strong> > 18 |LOVEBOAT –8. Absolventen ausstellung der Künstler förderung > 25 | Auswahl verfahren in der Promotionsförderung<strong>2010</strong> > 28 | Examensergebnisse Promotionsförderung > 36 | Eingereichte Promotionsschriften > 36B


AuswahlarbeitDie Auswahlgremien prüfen im Rahmen eines nach Fachlisten getrennten Concoursauf der Basis von Empfehlungsschreiben, Leistungsnachweisen, zwei wissenschaftlichenGutachten, einer Stellungnahme der Hochschulpastoral und eines Auswahlgesprächesmit einem Mitglied der Geschäftsstelle die fachliche und persönliche Eignung der Bewerberinoder des Bewerbers. Die Jury für die Künstlerauswahl bezieht ihre Entscheidungzudem auf Arbeiten der jungen Künstlerinnen und Künstler, die sie in einer gemeinsamenAuswahlausstellung zeigen. Der Sitzung des Auswahlgremiums der Musikerförderunggeht ein Vorspiel voraus, bei dem sich die Bewerberinnen und Bewerber aus den Musikhochschulenpräsentieren.Auswahlverfahren <strong>2010</strong>Um Aufnahme in die Grundförderung bewarben sich im Jahre <strong>2010</strong> insgesamt 2718Studentinnen und Studenten.In der Vorauswahl wurde über 1571 Bewerbungen ent schieden, davon 192 von Studierendenan Fachhoch schulen, 37 von Studierenden an Kunsthochschulen und 61 vonStudierenden an Musikhochschulen sowie 409 Bewerbungen für das Verfahren ab demersten Semester. In den Auswahlsitzungen und an den Auswahltagen wurde über 836Bewerbungen entschieden, davon 135 Bewerber von Fachhochschulen, 37 Studierendean Kunsthoch schulen, 37 Studierende an Musikhochulen und 119 der Erstsemesterförderung.18


BAnwärterinnen und Anwärter nach Bewerbungsart 1996/1997 bis <strong>2010</strong>¹ Inkl. Kunst + FHHöhereSchulen2Inkl. Musiker + FH + ESFHochschulen(davon Kunsthochschulen)Hochschul -pastoralAltcusanerinnen/AltcusanerAuswahlverfahrenSelbstbewerbungenGesamtvor der Vorauswahlw m ges1996/97 339 36 (17) 13 17 210 316 299 6151997/98 309 41 (20) 15 16 231 331 281 6121998/99 329 32 (18) 9 17 237 331 293 6241999/00 269 63 (19) 7 14 193 283 263 5462000/01 277 44 (17) 20 17 187 303 242 5452001/02 322 61 (23) 16 22 227 380 278 6482002/03 260 88 (25) 8 23 233 365 247 6122003/04 297 85 (23) 13 13 262 407 263 6702004/05 342 91 (27) 11 25 351 499 321 8202005/06 330 70 (26) 4 34 267 414 291 7052006/07 294 62 (20) 6 27 326 428 287 7152007/08 475 52 (24) 13 60 485 670 415 1.085II/2008 415 4 3 19 187 412 216 628I/2009 97 14 (36) 4 21 274 241 169 410II/2009 450 7 0 33 271 479 282 761I/<strong>2010</strong> 1 47 45 (37) 4 16 312 245 178 424II/<strong>2010</strong> 2 364 13 8 33 729 757 390 1.147AuswahlverfahrenGesamt nach der Vorauswahlw m gesI/<strong>2010</strong> 158 121 279II/<strong>2010</strong> 359 198 557Insgesamt konnten 252 Bewerberinnen und Bewerber für ein Probejahr in die Förderungaufgenommen werden, 135 Damen und 117 Herren, was einer Aufnahmequote von16 % entspricht.1255 Bewerberinnen und Bewerber wurden abgelehnt. Über 64 Bewerbungenwar zum Redaktionsschluss noch nicht entschieden.19


AuswahlarbeitAuswahlergebnisse 1996/1997 bis <strong>2010</strong> (Neubewerbungen)Auswahl -verfahren1996/97 67 67 134 2 479 6151997/98 72 54 126 0 486 6121998/99 67 68 135 1 488 6241999/00 72 64 136 0 410 5462000/01 69 60 129 0 416 5452001/02 93 76 169 0 479 6482002/03 84 86 170 0 442 6122003/04 106 78 184 0 486 6702004/05 107 72 179 0 641 8202005/06 90 56 146 0 559 7052006/07 108 86 194 0 521 7152007/08 203 162 365 0 720 1.085II/2008 68 51 119 0 509 628I/2009 54 35 89 0 321 410II/2009 44 31 75 0 686 761I/<strong>2010</strong> 1 42 51 93 0 331 424StudierendeII/<strong>2010</strong>an Universitäten, Technischen Hochschulen und Gesamthochschulen93 66 159 3 0 924 3 1.1471Inkl. Kunst + FH2Inkl. Musiker + FH + ESFAufnahmew mAufnahmegesamtRückstellungenAblehnungen3Da im Verfahren der Erstsemesterförderung bei Redaktionsschluss noch ein Bewerberdoppeltag in HannoverBewerbungennach derVorauswahlgesamtausstand, konnten lediglich die Zahlen des ersten Bewerberdoppeltages in Nürnberg in die Statistik aufgenommenwerden. Es ist jedoch von zusätzlichen 20 Aufnahmen und 44 Ablehnungen in Hannover auszugehen.Studierende an Universitäten, Technischen Hochschulen und GesamthochschulenAn den Endrunden der Auswahlverfahren für Studierende an Universitäten und TechnischenHochschulen nahmen 379 Studentinnen und 248 Studenten teil, insgesamtwurden also 627 Bewerbungen von den Gremien bearbeitet. Davon wurden in denbeiden Sitzungen des Auswahlgremiums vom 23. bis 27. März <strong>2010</strong> im ExerzitienhausHimmels pforten und vom 05. bis 09. Oktober in Kloster Irsee sowie den Auswahltagenam 12./13. November <strong>2010</strong> in Nürnberg 1 95 Damen und 81 Herren für ein Probejahr indas <strong>Cusanuswerk</strong> aufgenommen, was einer Aufnahmequote von 28,1 % in der Endrundeentspricht. 451 Bewerberinnen und Bewerber wurden abgelehnt.1Da im Verfahren der Erstsemesterförderung bei Redaktionsschluss noch ein Bewerberdoppeltag in Hannoverausstand, konnten lediglich die Zahlen des ersten Bewerberdoppeltages in Nürnberg in die Statistik aufgenommenwerden. Es ist jedoch von zusätzlichen 20 Aufnahmen in Hannover auszugehen.20


BBewerbungen nach FachlistenListe Fächergruppen Bewerbungen Anteil in % w m w % m %1 Philosophie 8 1,3 3 5 0,5 0,82 Geschichte, Archäologie 47 7,5 38 9 6,1 1,43 Germanistik, Journalistik 20 3,2 11 9 1,8 1,44 Neu- und Altphilologie 45 7,2 32 13 5,1 2,15 Theologie 47 7,5 22 25 3,5 4,06 Jura 57 9,1 29 28 4,6 4,57 Wirtschaftswissenschaften 39 6,2 10 29 1,6 4,68 Psychologie, Pädagogik 64 10,2 56 8 8,9 1,39 Medizin 119 19,0 89 30 14,2 4,710 Mathematik, Informatik 31 4,9 15 16 2,4 2,511 Physik, Geowissenschaften 35 5,6 16 19 2,6 3,112 Biologie, Chemie 47 7,5 31 16 4,9 2,513 Kunstwissenschaften 15 2,4 12 3 1,9 0,514 Ingenieurwissenschaften 53 8,4 15 38 2,4 6,1Gesamt 627 100 179 248 60,5 39,5Aufnahmen nach FachlistenListe Fächergruppen Aufnahmen Quote in % Aufn. w Aufn. m w % m %1 Philosophie 3 1,7 1 2 0,6 1,12 Geschichte, Archäologie 13 7,4 8 5 4,5 2,93 Germanistik, Journalistik 7 4,0 2 5 1,1 2,94 Neu- und Altphilologie 13 7,4 11 2 6,2 1,15 Theologie 13 7,4 6 7 3,4 4,06 Jura 15 8,5 6 9 3,4 5,17 Wirtschaftswissenschaften 12 6,8 3 9 1,7 5,18 Psychologie, Pädagogik 15 8,5 12 3 6,8 1,79 Medizin 31 17,6 21 10 11,9 5,710 Mathematik, Informatik 11 6,2 6 5 3,4 2,911 Physik, Geowissenschaften 10 5,7 3 7 1,7 4,012 Biologie, Chemie 13 7,4 9 4 5,1 2,313 Musik, Kunst 4 2,3 4 0 2,3 0,014 Ingenieurwissenschaften 16 9,1 3 13 1,7 7,4Gesamt 176 100 95 81 53,8 46,221


AuswahlarbeitVerfahren der endgültigen Aufnahme in der universitären GrundförderungInsgesamt wurde in den beiden Auswahlverfahren <strong>2010</strong> über die endgültige Aufnahmevon 192 Stipendiatinnen und Stipendiaten in das <strong>Cusanuswerk</strong> beraten. In beiden Verfahrenkonnten zwischen 76 % und 78 % endgültig aufgenommen werden, bei rund 20 %wurde eine Verlängerung der Probezeit beschlossen. Der Anteil der Abgelehnten und aufeigenen Wunsch Ausgeschiedenen war mit jeweils 1 % vs. 5 % gering.Von den im Herbstverfahren <strong>2010</strong> endgültig aufgenommenen Cusanerinnen undCusanern wurden 60 (81,1 %) im ersten Anlauf aufgenommen, 14 (19 %) waren bereitsin früheren Verfahren verlängert worden. Das Gros der Verlängerungen wurde auf Grundder Nichtteilnahme an einer Ferienakademie (zwei Drittel) beschlossen, jeweils einSechstel der Verlängerungen wurden wegen beantragtem und bewilligtem Studiengangwechseloder prognostisch abzuwartender Leistungsentwicklung ausgesprochen.I/<strong>2010</strong> II/<strong>2010</strong>Anzahl % Anzahl %Cusaner/innen in der Probezeit 95 100 97 100Endgültige Aufnahme 74 77,9 74 76,3Ablehnung 1 1 0 0Verlängerung 20 21,1 18 18,5Ausscheiden auf0 0 5 5,2eigenen WunschStudierende an Fachhochschulen <strong>2010</strong>Von insgesamt 388 zu den Auswahlverfahren für Studierende an Fachhochschulen zugelassenenBewerberinnen und Bewerbern nahmen im Berichtsjahr <strong>2010</strong> 191 Fachhochschulstudierendean beiden Auswahlverfahren teil, davon 75 Studierende im Frühjahrund 116 im Herbst. Um Aufnahme in die Förderung bewarben sich 129 Studentinnenund 62 Studenten.Nach der Vorauswahl konnten sich 144 Studierende für die Endrunde qualifizieren, davon53 im Frühjahr und 91 im Herbst. Das entspricht einer Vorauswahlquote von 24,6 %.Nach der Vorauswahl schieden 10 Studierende (3 im Frühjahr, 7 im Herbst) auf eigenenWunsch oder aus formalen Gründen aus dem Verfahren aus; eine weitere Bewerberinwechselte aus dem Verfahren der universitären Grundförderung in das Fachhochschulverfahren,so dass in den jeweiligen Auswahlsitzungen insgesamt über 135 Bewerbungen(50 im Frühjahr, 85 im Herbst) beraten wurde.Von den Nominierungen in der Endrunde beruhten 104 auf Selbstbewerbungen, 7 gingenauf Vorschläge von Fachhochschulen zurück, 16 kamen durch Schulvorschlag, 4 durchVorschläge von altcusanischer Seite und 4 durch Vorschlag aus der Hochschulpastoralzustande.22


Das Auswahlgremium der Fachhochschulförderung kam am 16. und 17. April sowie am16. Oktober <strong>2010</strong> in der Geschäftsstelle des <strong>Cusanuswerk</strong>s zusammen. Während daskulturelle Vorabendprogramm im Frühjahr leider ausfallen musste, traf sich das Gremiumim Vorfeld der Herbstauswahlsitzung zu einem literarisch-poetischen Abendspaziergangdurch das kurfürstliche Bonn.Im Berichtszeitraum neu aufgenommen wurden 49 Bewerberinnen und Bewerber,22 davon im Rahmen der Frühjahrsitzung, weitere 27 in der Herbstauswahl sitzung. DieAufnahmequote nach Vorauswahl lag damit bei 36,3 % bzw. bei 25,7 % gerechnet aufalle am Auswahlverfahren Teilnehmenden. Unter den neuaufgenommenen Cusanerinnenund Cusanern der Fachhochschulförderung befinden sich 29 Frauen und 20 Männer.BBewerbungen um Aufnahmen nach FachlistenFachliste Bewerbungen TeilnehmerAufnahmenEndrundew m ges w m ges w m gesFH-Liste 1 SozialesFH-Liste 2 TechnikFH-Liste 3 WirtschaftFH-Liste 4 Kunst/Design/Gestaltung5027421053318655606016Gesamt 129 62 191 91 44 135 29 20 4936202784221264042391412510229521414156Über Bewerberzahlen und Aufnahmequoten von Fachhochschulstudierenden in denvergangenen Jahren informiert folgende Tabelle:Aufnahmejahr Bewerbungen Aufnahmen Quotew m ges w m ges1998 32 24 56 10 4 14 25,01999 30 22 52 9 5 14 26,92000 42 36 78 13 6 19 24,42001 32 27 59 6 8 14 23,72002 50 38 88 13 6 19 21,62003 72 34 106 18 10 28 26,42004 59 50 109 17 10 27 24,82005 79 45 124 16 9 25 20,22006 65 40 105 15 9 24 22,92007 58 35 93 20 10 30 32,22008 58 33 91 24 6 30 33,02009 100 41 141 23 14 37 26,2<strong>2010</strong> 129 62 191 29 20 49 25,723


AuswahlarbeitEndgültig aufgenommen wurden im Jahr <strong>2010</strong> 29 Cusanerinnen und Cusaner der Fachhochschulförderung(davon 16 im Frühjahr und 13 im Herbst). Bei 14 StipendiatInnenwurde das Probejahr verlängert. Zwei Personen schieden auf eigenen Wunsch ohneendgültige Aufnahme aus der Förderung aus.Studierende an Kunsthochschulen19. AUSWAHlAUSSTEllung DEr KüNSTlerförDErung DES CUSANUSWErKSAufbau: 24. bis 27. Februar <strong>2010</strong>Vernissage: 28. Februar <strong>2010</strong>Ausstellung: 03. bis 26. März <strong>2010</strong>Ort:Kunstverein Harburger Bahnhof e. V., HamburgIn diesem Jahr beteiligten sich 20 von 23 staatlich anerkannten Kunsthochschulen amAuswahlverfahren der Künstlerförderung. Die Kontaktdozentinnen und Kontaktdozentenschlugen 37 Bewerberinnen und Bewerber vor: 20 Frauen und 17 Männer. Im Vergleichzu 2009 hat sich die Bewerberzahl um einen Kandidaten erhöht. Die im Vergleich zuden Vorjahren deutlich erhöhte Bewerberzahl scheint sich dauerhaft einzupendeln.Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln konnten 12 Stipendien vergeben werden.Entsprechend wurden 12 Künstlerinnen und Künstler neu in die Förderung aufgenommen:4 Frauen und 8 Männer.<strong>2010</strong> war das <strong>Cusanuswerk</strong> im Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg zu Gast.Zum Konzept der Auswahlausstellungen gehört das eigenständige Kuratieren derBewer berinnen und Bewerber. Die besondere Herausforderung besteht also darin, eingemeinsames Projekt zu entwickeln und zugleich einen eigenen, unverwechselbarenkünstlerischen Akzent zu setzen. Zur Vernissage kamen etwa 100 Gäste.Die Jury des <strong>Cusanuswerk</strong>s tagte am 01./02. März. In diesem Jahr gehörten ihr folgendeMitglieder an: der Kunsthistoriker Prof. Dr. Richard Hoppe-Sailer (Bochum), Prof. UlrichErben (Münster), Prof. Christiane Möbus (Berlin), Prof. Norbert Radermacher (Kassel),Prof. Elisabeth Wagner (Kiel) als Gast der Jury, Christoph Simonsen (Aachen) seitens derKatholischen Hochschulpastoral und Prof. Dr. Josef Wohlmuth als Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s.24


BLOVEBOAT – 8. ABSOlVENTEN AUSSTEllung DEr KüNSTlerfFörDErungDES CUSANUSWErKSAufbau: 05. bis 09. Juli <strong>2010</strong>Vernissage: 09. Juli <strong>2010</strong>Ausstellung: 10. Juli bis 02. September <strong>2010</strong>Finissage: 03. September <strong>2010</strong>Ort:Kunsthaus EssenDie 8. Absolventenausstellung des <strong>Cusanuswerk</strong>s fand in Essen statt. Sie integrierte sichsomit in das vielfältige Programm der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.<strong>2010</strong>. Alle zweiJahre lädt das <strong>Cusanuswerk</strong> die Absolventinnen und Absolventen der Künstlerförderungein, eine gemeinsame Ausstellung zum Abschluss ihrer Studien- und Förderungszeitzu gestalten. <strong>2010</strong> standen 13 Künstlerinnen und Künstler vor der Herausforderung,die Schau ihrer Werke selbst zu kuratieren. Ergebnis dieser Vorbereitungsphase wareine spannungs reiche Gruppenausstellung mit dem ironischen Titel LOVEBOAT und eingemein samer Katalog, in dem sich alle Positionen wiederfinden.Mit ihrer Präsentation im Rahmen der Absolventen ausstellung bewarben sich die Studierendenauch um die beiden Georg-Meistermann-Stipendien des <strong>Cusanuswerk</strong>s.Dieses Stipendium ist ein freies Werk-Stipendium, befristet auf zwei Jahre. Es umfasst dieZahlung eines monatlichen Graduiertenstipendiums und die Finanzierung einer Einzelausstellungmit Katalog. Ohne die großzügige Unterstützung des Vereins Ausstellungshausfür Christliche Kunst, München, wäre dies nicht möglich.25


AuswahlarbeitDie Benennung des Stipendiums nach Georg Meistermann erinnert an einen großenKünstler, der als Lehrer, Kulturphilosoph und Kulturpolitik gewirkt und sich dabei –implizit oder explizit – auf seine christlichen Wurzeln bezogen hat. Zudem bewahrte ersich eine künstlerische Eigenständigkeit, die sich den gängigen Einordnungen bis heutewidersetzt.Neben den beiden Georg-Meistermann-Stipendien wurde wiederum der Preis derDeutschen Bundesbank vergeben. Mit diesem Preis verbindet sich die Einladung zu einerEinzelausstellung mit Katalog sowie der Ankauf einer Arbeit seitens der BundesbankzentraleFrankfurt.Während die Vorbereitungsphase mit einem gemeinsamen Wochenende am 09. und 10.Januar im tiefsten Schneegestöber des Winters 2009/<strong>2010</strong> begann, fielen Ausstellungsaufbauund Vernissage in die erste Juli-Woche, und also in die heißesten Tage diesesJahres. Mit Jury-Sitzung, Finissage und Verleihung der beiden Georg-Meistermann-Stipendien fand die Ausstellung am 03. September ihren feierlichen Abschluss.In diesem Jahr gehörten der Jury als stimmberechtigte Mitglieder an: der KunsthistorikerProf. Dr. Richard Hoppe-Sailer (Bochum), Prof. Stephan Baumkötter (Bremen), Prof.Christiane Möbus (Berlin), Prof. Norbert Radermacher (Kassel), Prof. Dieter Kiessling(Mainz) als Gast der Jury und Prof. Dr. Josef Wohlmuth als Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s. Zuden beratenden Gästen der Jury zählten Prof. Dr. Andreas Kühne vom VAH, München,sowie Dr. Iris Cramer von der Deutschen Bundesbank, Frankfurt. Die beiden Georg-Meistermann-Stipendien wurden an Anna Holzhauer und Peter Dobroschke verliehen.Anna Holzhauer, geboren 1980, studierte Bildende Kunstan der Kunsthochschule Kassel, war Meisters chülerin vonAlf Schuler und seit 2006 Stipendiatin des <strong>Cusanuswerk</strong>s.Peter Dobroschke, geboren 1977, studierte Bildhauereian der Akademie der Bildenden Künste München und ander Universität der Künste Berlin, war Meisterschüler vonChristiane Möbus und von 2006 bis 2008 Stipendiat des<strong>Cusanuswerk</strong>s.26


AuswahlarbeitAuswahlergebnisse 1997/1998 bis 2009/<strong>2010</strong>Jahr Bewerbungen Aufnahmenw m ges w m ges1997/981998/991999/002000/012001/022002/032003/042004/052005/062006/072007/082008/092009/101161171615111615818202099810710141111126161720151917232525272620243637345373245366443241464454687777878898101212Studierende an MusikhochschulenIn der Vorauswahlrunde zum Auswahlverfahren der Musikerförderung <strong>2010</strong> wurden aus61 Bewerbungen 27 Frauen und 10 Männer ausgewählt, die zur Endauswahl zugelassenwurden.Die Vorspiele fanden vom 21. bis zum 23. Oktober in der Kölner Hochschule für Musik undTanz statt. Eine Jury, bestehend aus neun Musikhochschulprofessorinnen und - professoren,gab ihr fachliches Votum ab. Das Auswahlgremium der Musikerförderung, dem vier Vertreterder Jury, der Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s und die gewählte Vertreterin der Konferenzfür Hochschulpastoral angehören, entschied in seiner Sitzung am 24. Oktober über dieStipendienvergabe: 15 Musikerinnen und Musiker wurden zunächst für ein Probejahr in dieFörderung aufgenommen; das entspricht einer Aufnahmequote von rund 40,5 %.Bewerbungen und Aufnahmen im Auswahlverfahren der Musikerförderung seit 2004Jahr Bewerbungen in der Endauswahl Aufnahmenw m ges w m ges w m ges200420052006200720082009<strong>2010</strong>282237242722304621202227172215435746543952611725181922202717161918141410344137373634379567757436667813081213131215


AuswahlarbeitPromotionsauswahlverfahren I/<strong>2010</strong>Fachliste Zulassungen Teilnahmen Aufnahmen Ablehnungen83 74(12 Cus)30(11 Cus)43(4 Cus)Promotionsfachliste 1Philosophie3 2(2m)– 2(2m)Promotionsfachliste 2Theologie7 5 (2 Cus)(1w / 4m)4 (2 Cus)(1w / 3m)1(1m)Promotionsfachliste 3 ADeutsche Philologie7 7 (1 Cus)(2w / 5m)4 (1 Cus)(1w / 3m)3(1w / 2m)Promotionsfachliste 3 BAndere Philologien11 10 (1 Cus)(7w / 3m)5(3w / 2m)5 (1 Cus)(4w / 1m)Promotionsfachliste 4 AAlte Geschichte5 4(2w /2m)1(1w)3(1w / 2m)Promotionsfachliste 4 BNeuere Geschichte9 9 (2 Cus)(4w / 5m)3 (2 Cus)(1w / 2m)6(3w / 3m)Promotionsfachliste 5Kunstgeschichte,Musikwisschaften,Archäologie8 8(5w / 3m)2(2 w)6(3w / 3m)Promotionsfachliste 6Psychologie, Pädagogik,Fachdidaktiken7 7 (3 Cus)(6w / 1m)1 (1 Cus)(1w)6 (2 Cus)(5w / 1m)Promotionsfachliste 7Politik- undSozialwissenschaften2 2 (2 Cus)(1w / 1m)1 (1 Cus)(1m)1 (1 Cus)(1w)Promotionsfachliste 8Wirtschaftswissenschaften4 4 (3 Cus)(2w / 2m)3 (3 Cus)(2w / 1m)1(1m)Promotionsfachliste 9Jura3 3(1w / 2m)– 3(1w / 2m)Promotionsfachliste 10Biowisschaften,Chemie, Ökologie10 7(4w / 3m)2(1w / 1m)5(2w / 2m)1 BewerbungzurückgestelltPromotionsfachliste 11Mathematik, Physik,Geowissenschaften7 6 (1 Cus)(2w / 4m)4 (1 Cus)(1w / 3m)2(1w / 1m)30


BPromotionsauswahlverfahren II / <strong>2010</strong>Fachliste Zulassungen Teilnahmen Aufnahmen Ablehnungen73 67(8 Cus)29(7 Cus)38(1 Cus)Promotionsfachliste 1Philosophie2 2(2m)– 2(2 m)Promotionsfachliste 2Theologie9 9 (3 Cus)(6w / 3m)5 (2 Cus)(4w / 1m)4 (1 Cus)(2w / 2m)Promotionsfachliste 3 ADeutsche Philologie10 8(5w / 3m)3(2w / 1m)5(3w / 2m)Promotionsfachliste 3 BAndere Philologien5 5 (2 Cus)(3w / 2m)2 (2 Cus)(1w / 1m)3(2w / 1 m)Promotionsfachliste 4 AAlte Geschichte– – – –Promotionsfachliste 4 BNeuere Geschichte6 4(4w)1(1w)3(3w)Promotionsfachliste 5Kunstgeschichte,Musikwisschaften,Archäologie9 8(6w / 2m)3(3w)5(3w / 2m)Promotionsfachliste 6Psychologie, Pädagogik,Fachdidaktiken6 6 (1 Cus)(5w / 1m)2 (1 Cus)(1w / 1m)4(4w)Promotionsfachliste 7Politik- undSozialwissenschaften5 5(3w / 2m)2(2w)3(1w / 2m)Promotionsfachliste 8Wirtschaftswissenschaften5 4 (1 Cus)(3w / 1m)2 (1 Cus)(2w)2(1w / 1m)Promotionsfachliste 9Jura5 5(2w / 3m)3(1w / 2m)2(1w / 1m)Promotionsfachliste 10Biowisschaften,Chemie, Ökologie10 9 (1 Cus)(7w / 2m)5 (1 Cus)(4w / 1m)4(3w / 1m)Promotionsfachliste 11Mathematik, Physik,Geowissenschaften1 1(1m)1(1m)–31


AuswahlarbeitPromotionsauswahlverfahren III/<strong>2010</strong>Fachliste Bewerber insg. davon Cusaner Aufnahme Ablehnung85 74(15 Cus)31(15 Cus)36(1 Cus)Promotionsfachliste 1Philosophie2 2(2m)1(1m)1(1w)Promotionsfachliste 2Theologie7 6 (3 Cus)(4w / 2m)4 (3 Cus)(2w / 2m)2(2m)Promotionsfachliste 3 ADeutsche Philologie9 7(4w / 3m)1(1m)6(4w / 2m)Promotionsfachliste 3 BAndere Philologien7 6 (2 Cus)(5w / 1m)3 (2 Cus)(2w / 1m)3(3w)Promotionsfachliste 4 AAlte Geschichte4 4(2w / 2m)1(1w)3(2w / 1m)Promotionsfachliste 4 BNeuere Geschichte5 5(5w)3(3w)2(2w)Promotionsfachliste 5Kunstgeschichte,Musikwisschaften,Archäologie7 7(6w / 1m)3(3w)4(3w / 1m)Promotionsfachliste 6Psychologie, Pädagogik,Fachdidaktiken8 7 3(3w)5 (1 Cus)(4w / 1m)Promotionsfachliste 7Politik- undSozialwissenschaften9 7 (1 Cus)(3w / 4m)4 (1 Cus)(3w / 1m)3(3m)Promotionsfachliste 8Wirtschaftswissenschaften2 2 (1 Cus)(1w / 1m)1 (1 Cus)(1m)1(1w)Promotionsfachliste 9Jura9 7 (3 Cus)(3w / 4m)4 (1 Cus)(2w / 2m)3(1w / 2m)Promotionsfachliste 10Biowissenschaft,Chemie, Ökologie9 9 (1 Cus)(5w / 4m)3 (1 Cus)(1w / 2m)6(4w / 2m)Promotionsfachliste 11Mathematik, Physik,Geowissenschaften7 5 (2 Cus)(1w / 4m)3 (3 Cus)(1w / 2m)2(2m)32


BMitgliederstand PromotionsförderungMit Stand 02.12.<strong>2010</strong> werden insgesamt 221 Promovendinnen und Promovendengefördert. Über die Verteilung der Fachrichtungen in der Graduiertenförderung gibtdie nachstehende Tabelle Auskunft:Fach m w gesamt83 138 221Agrarökologie 1 – 1Agrarwissenschaft/Landwirtschaft – 1 1Ägyptologie – 1 1Allgemeine Rhetorik – 1 1Alte Geschichte 1 – 1Anglistik 1 4 5Architektur – 1 1Bauingenieurwesen 1 – 1Bayerische Landesgeschichte – 1 1Betriebswirtschaftslehre 2 1 3Biochemie 1 – 1Biologie 3 3 6Chemie 4 4 8Didaktik der Mathematik – 1 1Elektrotechnik/Elektronik – 1 1Ernährungswissenschaft – 1 1Erziehungswiss./Pädagogik – 4 4Filmwissenschaft – 1 1Forstwissenschaft, - wirtschaft – 2 2Geographie/Erdkunde – 2 2Germanistik 5 3 8Geschichte 1 3 4Gesundheitswissenschaften 1 – 1Humanbiologie – 1 1Hydrologie 1 – 1Informatik 1 – 1Internationale Beziehungen 1 – 1Islamwissenschaft – 1 133


AuswahlarbeitFach m w gesamtKatholische Theologie 13 10 23Klassische Archäologie 1 – 1Klassische Philologie 1 1 2Kulturwissenschaft 3 1 4Kunstgeschichte – 8 8Kunstwissenschaft – 1 1Latein – 1 1Lateinische Philologie – 2 2Literaturwissenschaften 1 2 3Maschinenbau/-wesen 1 1 2Mathematik 4 – 4Medienwissenschaften – 1 1Meeresbiologie 1 – 1Mittelalterliche Geschichte – 2 2Mittlere und neuere Geschichte 1 2 3Musikerziehung (Schulmusik) – 1 1Musiktherapie – 1 1Musikwissenschaft/-geschichte – 2 2Neuere Deutsche Literaturwissenschaft– 2 2Neuere Geschichte – 3 3Neuere und neueste Geschichte – 4 4Ökologie 1 – 1Pharmakologie/Toxikologie – 1 1Pharmazie 1 – 1Deutsche Philologie 1 4 5Philosophie 5 1 6Physik 3 2 5Politikwissenschaft/Politologie 5 5 10Psycho-/Neurolinguistik – 1 1Psychologie 1 9 10Rechtswissenschaft 9 5 14Regionalwissenschaften – 1 1Rehabilitationswissenschaften – 1 134


BFach m w gesamtRomanistik 2 5 7Skandinavistik 1 1 2Slawistik – 2 2Sonderpädagogik – 1 1Sozialwissenschaft – 1 1Soziologie 1 3 4Spanisch – 1 1Sportwissenschaft – 1 1Sprach- und Kommunikationswissenschaften– 1 1Sprachen- und Kulturraumstudien – 1 1Südslawische Kulturwissenschaft – 1 1Theaterwissenschaft – 2 2Ur- und Frühgeschichte 1 – 1VWL 1 1 2Werkstoffwissenschaften – 2 2Wirtschaftsingenieurwesen 1 – 1Wirtschaftswissenschaften – 3 335


AuswahlarbeitExamensergebnisse (Stand 02.12.10)Im Berichtsjahr wurden im Bereich der Promotionsförderung 34 Abschlüsse gemeldet.Die nachfolgende Tabelle bietet eine Aufschlüsselung nach Prädikaten:Examensergebnisse PromotionsförderungPrädikatAnzahl der Abschlüssesumma cum laude/mit Auszeichnungmagna cum laudecum lauderite/bestandenohne Noteabsolut16135––prozentual473815––Gesamt 34 100Eingereichte PromotionsschriftenDie mit einem cusanischen Promotionsstipendium geförderten und im Jahr <strong>2010</strong> derHausbibliothek der Geschäftsstelle zur Verfügung gestellten Promotionsschriftenbehandelten folgende Themen:Beckmann, Prof. Dr. MarkusOrdnungsverantwortung: Rational Choice als ordonomisches ForschungsprogrammBeraldi, Dr. AnnaInteraktion von Emotion und Kognition als Grundlage für die Verhaltensregulationbei der Borderline-PersönlichkeitsstörungBiesiadecka, Dr. Gabriela MariaKrisenpräventives Kommunikationsmanagement am Flughafen.Ein Modell der Public Relations für den erfolgreichen Umgang mit KrisenBronner, Dr. PatrickQuantenoptische Experimente als Grundlage eines Curriculums zur Quantenphysikdes PhotonsBrüning, Dr. AlfonsUnio non est unitas. Polen-Litauens Weg im konfessionellen Zeitalter (1569–1648)36


BDressel, Dr. DianaBühne der Geschichte. Der Wandel lokaler Dramen in Palästina und IsraelEhrich, Dr. SusanneDie „Apokalypse“ Heinrichs von Hesler in Text und BildFeuerer, Dr. ThomasDie Klosterpolitik Herzog Albrechts IV. von BayernGutsmiedl-Schürmann, Dr. DorisDas frühmittelalterliche Gräberfeld Ascheim-BajuwarenringKleindienst, Dr. TheklaDie Entwicklung der bundesdeutschen Osteuropaforschung im Spannungsfeldzwischen Wissenschaft und PolitikKörösi, Dr. VeronikaDatenbank zur Analyse deutscher Sätze an der Grenze zwischen regulärenStützverb konstruktionen und idiomatischen SatzrahmenLettgen, Dr. Daniel… und hat zu retten keine Kraft. Die Melancholie der MusikLinsenmann, Dr. AndreasMusik als politischer Faktor. Konzepte, Intentionen und Praxis französischerUmerziehungs- und Kulturpolitik in Deutschland 1945–1949/50Lutz, Dr. WolfgangTopologische Anregungen und externe Ladungen in Yang-Mills-Theorien undIsing-Spin-Gläsern bei endlichen TemperaturenMaurer, Dr. TobiasSchuldübernahme. Französisches, englisches und deutsches Recht in europäischerPerspektiveMent, Dr. AstridaGoethe zwischen den Kriegen. Gedenkreden in der Weimarer Republik (1919–1933)Meyer, Dr. SabineHopping on or off the Water Wagon? The Temperance Movement in St. Paul, Minnesota,1848–1919Müller, Dr. Ingo„Lulu“ – Literaturbearbeitung und Operndramaturgie37


AuswahlarbeitNonnenmacher, Dr. MatthiasSynoptische Klassifikationen anormaler hydrometeorologischer Ereignisse in zweiRegionen der nordhemisphärischen Mittelbreiten zum Zwecke modellbezogenerKurzfristprognosen und LangfristabschätzungenPauly, Dr. SimonPhase formation and mechanical properties of metastable Cu-Zr-based alloysPerdomo-Daniels, Dr. AlejandroDie Entfremdung des Fremden. Eine Untersuchung zur Ästhetischen Strategieder Aneignung in New York 1913–1965Reich-Claassen, Dr. JuttaWarum Erwachsene (nicht) an Weiterbildungsveranstaltungen partizipierenReinhart, Dr. Kai„Wir wollten einfach unser Ding machen.“ DDR-Sportler zwischen Fremdbestimmungund SelbstverwirklichungReinke de Buitrago, Dr. SybilleBetween Threat Perception and Enemy Images: Construction of Security Policy asRelated to Terrorism in Germany and the United StatesRojahn, Dr. JuliaFair shares or biopiracy? Developing ethical criteria for the fair and equitable sharing ofbenefits from crop genetic resourcesSchäfers, Dr. TobiasKonsumentenverhalten in Marktnischen – Theoretische Diskussion und empirischeBefunde zu den Determinanten der Nischenorientierung von KonsumentenSchäffel, Dr. FranziskaSynthesis, characterization and modification of carbon nanomaterialsSchneider, Dr. AntoniaPragmatik und Meta-Pragmatik des Übersetzens in institutionellen und ethnologischenKontexten am Beispiel von Quechua und Spanisch in Huancavelica/PeruTeckentrup, Dr. TobiasPhenomenological description of hard semi – inclusive processesTremmel, Dr. ChristianRegulation der transkriptionellen Aktivität der Isoformen des Drosophila melanogasterEcdysteroid-Rezeptors (EcR)38


BWerner, Dr. JilianWomen’s health counts? Konstruktion von Frauengesundheit in der MedikamentenwerbungWerquet, Dr. JanHistorismus und Repräsentation – Die Baupolitik Friedrich Wilhelms IV. in derpreußischen RheinprovinzWimmer, Dr. EvaDie syntaktischen Fähigkeiten von Wernicke-Aphasikern39


<strong>2010</strong>Bildungsveranstaltungen40


Jahrestreffen > 42 | Ferienakademien > 80 | Auslandsakademie > 106 | Graduiertentagungen > 116 |Abschluss-Seminar > 122 | Workshop Studium und Beruf > 124 | Fachschaftstagungen > 126C


BildungsveranstaltungenJAHRESTREFFENFast 800 Stipendiatinnen und Stipendiaten des <strong>Cusanuswerk</strong>s trafen sich in SchlossEringer feld, um im Rahmen ihres Jahrestreffens über das Zweite Vatikanische Konzilund seine Rezeption zu diskutieren. In Vorträgen, Arbeitsgruppen und einer Podiumsdiskussionmit Zeitzeugen wurden die vielfältigen theologischen, liturgie- und kirchengeschichtlichenAspekte, die sich mit dem Thema verbinden, reflektiert. ProfessorDr. Josef Wohlmuth, der Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s, verband in seiner Eröffnungsredeeinen Überblick über die wichtigsten Weichenstellungen des Konzils mit persönlichenErinnerungen an die Zeit der Einberufung des Konzils. Er hob hervor, wie wichtig essei, dass das <strong>Cusanuswerk</strong> – historisch gesehen eine vorkonziliare Gründung – sich alsinnovatives Element der katholischen Kirche verstehe und die Weichenstellungen desZweiten Vatikanums annehme und produktiv umsetze.Dass die deutlichen Veränderungen, die das Konzil hervorgerufen habe, aktiv weiterzuführenseien, hob auch Professor Dr. Dr. h. c. Otto Hermann Pesch in seinem Eröffnungsvortraghervor. Er verglich die vorkonziliare Kirche mit dem durch das Zweite Vatikanumgeprägte Verständnis der Kirche als Sakrament, als Volk Gottes und als Communio.In dreizehn Workshops konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Diskussiondann vertiefen – etwa im Blick auf das Plädoyer des Konzils für Religionsfreiheit, aufdas neue Selbstverständnis der Kirche nach der Konstitution „Lumen Gentium“,auf die innerchristliche Ökumene und vieles andere.Der Schlussvortrag von Professor Dr. Magnus Striet widmete sich der theologischenRezeption des Konzils und der Frage nach dessen Verhältnis zur Moderne.Unter dem Titel „Erlebtes Konzil“ fand zum Abschluss ein Podiumsgespräch statt.Christoph Strack, Chefkorrespondent und Leiter der Hauptstadtredaktion der kna,sprach mit Altbischof Dr. Hubert Luthe, der als Zeitzeuge viele persönliche Erinnerungenan das Konzil vorstellen konnte, und mit Weihbischof Professor Dr. Paul Wehrle.Wie immer bot das Jahrestreffen den Teilnehmern vielfältige Gelegenheiten zurBegegnung – mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten, mit Vertrauensdozentenund mit Ehemaligen.Mit einem Festgottesdienst, zelebriert von Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Osnabrück,endete das Jahrestreffen am Sonntag.42


CProgrammThema:Das Zweite Vatikanum(1962 bis 1965). Ein Reformkonzilmit LangzeitwirkungZeit: 28. bis 30.05.<strong>2010</strong>Ort:Schloss Eringerfeld, GesekeFreitag, 28. Mai <strong>2010</strong>15.00 Treffen der neu aufgenommenen Studierenden in der Probezeit15.00 Treffen der Promovierenden16.00 Treffen der an einer Promotion interessiertenStipendiatInnen der Grundförderung16.00 Treffen der Studierenden von Fachhochschulen16.00 Treffen der Studierenden aus der Musikerförderung16.00 Treffen der Studierenden aus der Künstlerförderung17.00 Eröffnung des JahrestreffensProf. Dr. Josef WohlmuthBericht aus der GeschäftsstelleDr. Claudia Lücking-Michel18.00 EröffnungsgottesdienstLiturgische Leitung:Weihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle19.00 Abendessen43


Bildungsveranstaltungen20.15 Das neue Bild von der Kirche. Das ZweiteVatikanische Konzil und die FolgenEröffnungsvortragProf. Dr. Dr. h. c. Otto Hermann Pesch,München21.45 Come togetherSamstag, 29. Mai <strong>2010</strong>07.45 Morgengebet08.15 Frühstück09.15 Workshops1. Das neue Selbstverständnis der Kirche nach dem erstenKapitel der Kirchenkonstitution Lumen GentiumReferentin: Dr. Veronika Hoffmann, Universität ErfurtModeration: Dr. Siegfried Kleymann, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn2. Die Öffnung des Zweiten Vatikanums für die innerchristlicheÖkumene und ihre Konsequenzen bis in die GegenwartReferentin/Referent: PD Dr. Annemarie Mayer, Universität Tübingen, undProf. Dr. Theodor Dieter, Institut für Ökumenische Forschung, StrasbourgModeration: Dr. Christian Kölzer, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn3. Die hierarchische Verfasstheit der Kirche –gegen alle „demokratischen“ Prinzipien?Referent: Thomas Fornet-Ponse, Universität BonnModeration: Heike Signerski, Münster4. Kirche an der Seite der ArmenReferent: Dr. Karl Weber, Misereor, AachenModeration: Dr. Claudia Lücking-Michel, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn5. Prinzipien der Liturgiereform und ihre SpätfolgenReferent: Prof. Dr. Benedikt Kranemann, Universität ErfurtModeration: Martin Blümel, München44


C6. Das klare Plädoyer des Konzils für die Religionsfreiheitund der weiter bestehende Wahrheitsanspruch der KircheReferentin: Rita Werden, Universität Freiburg/Br.Moderation: Teresa Stratmann, Münster7. Die Zeitanalyse des Konzils – (un)zeitgemäß?Referenten: Dr. Benedikt Gilich und Dominik Arenz, Universität BonnModeration: Agnes Engel, Münster8. Die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik –ein deutscher Sonderweg der Konzilsrezeption?Referent: Stefan Voges M. A., Universität MünsterModeration: Ruth Jung, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn9. Das besondere Verhältnis der Kirche zum Judentumnach Nostra aetateReferent: Prof. Dr. Hubert Frankemölle, Universität PaderbornModeration: Dr. des. Daniela Pscheida, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn10. Ja zum Dialog? Nein zur Mission? – Der jüngste Streit über dieJudenmission als theologischer Auftrag und nachkonziliares ErbeReferent: Dr. René Dausner, Universität Freiburg/Br.Moderation: Mathias Winkler, Tübingen11. Herausforderung Islam –Antworten der Kirche in der Konzilserklärung „Nostra aetate“Referentin: Eva-Maria Zeis, BerlinModeration: Dr. des. Christine Baro, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn12. Außerhalb der Kirche kein Heil? Die Konzilserklärung„Nostra aetate“ und die pluralistische Theorie der ReligionenReferent: Sebastian Maly, <strong>Cusanuswerk</strong>, BonnModeration: Miriam Rubens, Münster13. Kirche im Dialog mit der Welt(nach „Gaudium et spes“ 40 – 44 und der „Enzyklika Ecclesiam suam“)Referent: Prälat Dr. Peter Klasvogt, Katholische Akademie SchwerteModeration: Dr. Manuel Ganser, <strong>Cusanuswerk</strong>, Bonn10.30 Stehkaffee11.00 Workshops Teil 212.15 Mittagessen45


Bildungsveranstaltungen13.30 Treffen der InitiativenCusanus fragtCusanus goes schoolInitiative 2°CHochschulpolitikInternetTeilen14.15 Treffen der FachschaftenAltertumswissenschaftenBiologie/ChemieGeschichteGlobale ZusammenarbeitIngenieurwissenschaftenJuraKunstMathematik/InformatikMedizinMusikNeuphilologiePädagogikPhilosophiePhysikPsychologieTheologieWisoGründungsversammlungder Fachschaft Orientalistik15.00 Treffen der Vertrauensdozentinnen und -dozenten15.00 Cusaner Vollversammlung15.30 Altcusanerempfang und Generalversammlung19.30 Abendessen21.00 Festabend46


CSonntag, 30. Mai <strong>2010</strong>08.15 Frühstück09.30 Das Zweite Vatikanum:Vision und WirklichkeitProf. Dr. Magnus Striet,Universität Freiburg/Br.10.15 Erlebtes Konzil:Altbischof Dr. Hubert Luthe, Essen, undWeihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle,Freiburg/Br., im Gespräch mit ChristophStrack, Chefkorrespondent und Leiterder Hauptstadt redaktion der kna11.00 Pause11.30 FestgottesdienstBischof Dr. Franz-Josef Bode, Osnabrück13.00 Verabschiedung, Imbiss und Abreise47


BildungsveranstaltungenDas Zweite Vatikanum (1962–65).Ein Reformkonzil mit LangzeitwirkungEröffnungsrede des Jahrestreffens <strong>2010</strong>Prof. Dr. Dr. h. c. Josef WohlmuthSehr geehrter, lieber Herr Weihbischof Wehrle, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,lieber Herr Kollege Pesch, liebe Cusanerinnen und Cusaner, liebe Ehemalige,verehrte Gäste!hiermit eröffne ich das Jahrestreffen <strong>2010</strong> und begrüße Sie ganz herzlich in Eringerfeld.Wir haben uns für dieses Treffen ein Thema vorgenommen, das auf eine kirchlicheSituation trifft, die wir bei der Entscheidung für dieses Thema nicht voraussehen konnten.Das Thema haben wir mit dem Untertitel präzisiert: „Ein Reformkonzil mit Langzeitwirkung“.Als Lehrer der Theologie, der sich über Jahrzehnte um die Geschichte der Konzilienund ihrer Interpretation bemüht hat, bin ich davon überzeugt, dass es Konzilien, diemit ihren Entscheidungen wirklich in das Leben der Kirche eingegriffen haben, einerseitsschwer hatten, von der nachkonziliaren Generation angenommen zu werden, esandererseits aber auch wert waren, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Das ZweiteVatikanische Konzil gehört zu den ausgesprochen weichenstellenden Konzilien derKirchengeschichte.Ich stehe hier auch als Zeitzeuge, der den Übergang der Kirche von Papst Pius XII. zuJohannes XXIII. bewusst miterlebt hat. Er geschah im Herbst 1958, als ich nach dem Abiturmit dem Studium der Philosophie und Theologie in Eichstätt begann. Als damals der78-jährige Kardinal Roncalli aus Venedig zum Nachfolger Pius XII. gewählt wurde, sagteunser Regens voller Enttäuschung, es könne sich nur um einen Übergangspapst handeln,von dem nicht viel zu erwarten sei. Es sollte ganz anders kommen. Johannes XXIII. warnoch nicht 100 Tage im Amt, als er am 25. Januar 1959 völlig überraschend die Einberufungeines ökumenischen Konzils mit folgenden Worten ankündigte: „Gewiss ein wenigvor Bewegung zitternd, aber zugleich mit demütiger Entschlossenheit des Vorsatzesspreche ich vor euch (den Versammelten in San Paolo in Rom) die Bezeichnung und denVorschlag einer doppelten feierlichen Veranstaltung aus: einer Diözesansynode für Romund eines allgemeinen Konzils für die Weltkirche.“ 1 Zunächst wusste gar niemand mehrso recht, was ein allgemeines oder gar „ökumenisches“ Konzil überhaupt sein sollte.Wird etwa die gesamte Christenheit zum Konzil eingeladen? Bald stellte sich heraus, dasses um ein nach katholischem Verständnis einzuberufendes Konzil gehe, das im Großenund Ganzen die Versammlung des Weltepiskopates sein sollte, wie im Bild aus der Konzilsaulaim Petersdom zu sehen ist. Wir als junge Theologen waren sehr gespannt, was dakommen sollte. Aber zunächst griff die Skepsis um sich. Konnte aus der Ankündigung desPapstes überhaupt etwas Gutes werden? Was von den 70 Vorlagen aus den römischenKongregationen zu hören war, stimmte nämlich nicht verheißungsvoll. Als ich dann1960/61 in Innsbruck studierte, hörte ich von Josef Andreas Jungmann, als er zu Beginn1Zit. bei G. Alberigo, Die Fenster öffnen. Das Abenteuer des Zweiten Vatikanischen Konzils. 2. Aufl. Zürich 2007,19. Der italienische Titel ist weniger reißerisch: Breve storia del concilio Vaticano secondo48


des Sommersemesters aus Rom zurückkam, die Liturgiereform sei so viel wie abgeschlossen.Andererseits betrat Karl Rahner um dieselbe Zeit den Hörsaal und berichtetevon einem Gespräch mit dem bekannten französischen Theologen Henri De Lubac, derihn getröstet habe, dass er, Rahner, bisher in keine Vorbereitungskommission berufenworden sei, und Lubac die Hoffnung äußerte, dies werde sich bald ändern.Die Eröffnungsfeier des Konzils am 11. Oktober 1962 habe ich auf dem Fernsehschirmmitverfolgt. Ich spürte spontan, dass der greise Papst einen völlig neuen Ton anschlug.Er wandte sich gegen die „Unglückspropheten“, „die immer nur Unheil voraussagen, alsob der Untergang der Welt unmittelbar bevorstünde“. (Zit. Alberigo 63) Er fuhr fort, esgehe heute nicht nur darum, die alten Lehren zu wiederholen, sondern es gelte, sie„mit wissenschaftlichen Methoden“ zu erforschen und „mit dem sprachlichen Ausdrucksvermögendes modernen Denkens“ darzulegen. Dabei schlug Johannes XXIII. vor, dasKonzil solle sich vorrangig als pastorales Lehramt verstehen. Es gehe um ein Werbenaus der Überzeugungskraft des Glaubens und nicht um neue Verurteilungen. GiuseppeAlberigo, der große italienische Kirchenhistoriker, der in Bonn bei Hubert Jedin eineArbeit über das Konzil von Trient angefertigt hatte, beschreibt in seiner kurzen Geschichtedes Zweiten Vatikanischen Konzils, wie sehr es ihn faszinierte, bald nach Konzils beginnals 30-jähriger zusammen mit seiner Frau in die Arbeit des Konzils einbezogen zu werden.Er ist zum großen Historiker auch des Zweiten Vatikanums geworden, mit dem er sichzeitlebens beschäftigt hat.Weichenstellungen des Zweiten Vatikanischen KonzilsIch versuche, in meinen folgenden Ausführungen einige der wichtigsten Weichenstellungenvorzustellen und auf unsere morgige Arbeit in den Workshops hin zu bedenken. Ich tuedies nicht auf wissenschaftliche Weise, wie es in den Vorträgen und Workshops geschehenwird. Vielmehr möchte ich gewissermaßen an Ihren Gesichtern ablesen, ob und wo siemit diesem Konzil bereits – wissentlich oder eher stillschweigend – in Berührung gekommensind.1. Reform der LiturgieSie besuchen am Sonntag eine Eucharistiefeier und können, wenn Sie es wollen, jedesWort verstehen. Das ist eine Auswirkung des Konzils. Zwar wollte das Zweite Vatikanumdas Lateinische nicht völlig abschaffen. Aber die Sehnsucht nach einer verstehbarenLiturgie war durch die liturgische Bewegung so verstärkt worden, dass die Konzilsväternoch nicht richtig zuhause waren, und der Damm hin zu den Volkssprachen war bereitsgebrochen. Ich selbst habe die Reform der Liturgie als Seelsorger in einer Gemeindehautnah mitgestaltet. Ich erinnere mich, dass meine Stimme bebte, als ich zum erstenMal in meinem Leben bei der Wandlung die Einsetzungstexte in meiner Muttersprachesprechen durfte. Heute, am Ende meiner theologisch-wissenschaftlichen Arbeit am Thema„Eucharistie“ ist mir klar, dass die Übersetzung der Liturgie in die jeweilige Muttersprachenicht schon das Verstehen und die persönliche Aneignung garantiert. Daraus ergibt sich,dass die Reform der Liturgie, die in einem unserer Workshops behandelt wird, bis zumheutigen Tag ein Anliegen bleibt. Übersetzungen der Liturgie begleiten die Kirche durchdie Jahrhunderte. Doch immer sind auch Spuren geblieben, aus welcher Sprache übersetztwurde. (Vgl. Hebr. Halleluia, griech. Kyrie eleison, lat. Gloria u. v. a.)C49


Bildungsveranstaltungen2. Innerchristliche ÖkumeneSie, liebe Cusanerinnen und Cusaner, sind wie selbstverständlich in eine ökumenischeLandschaft hineingewachsen, in der längst anerkannt war, dass es Heil auch außerhalbder katholischen Kirche gibt. Sie sind mit der „Ökumene“ groß geworden und das ist gutso. Die katholische Kirche, die sich bis zum Konzil von der Ökumene abgesetzt hatte,trat mit den Grundentscheidungen des Konzils in den Dialog mit den anderen christlichenKirchen und Gemeinschaften ein. Dies geschah zunächst durch die Einladung der„getrenn ten Brüder“ zum Konzil. Deren Präsenz und Mitarbeit führte dahin, dass keinText des Konzils mehr verabschiedet wurde, ohne zugleich die Wirkung auf die nichtkatholischeWelt zu berücksichtigen. In einer Reihe von Workshops werden Sie sichauseinandersetzen mit dem neuen Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanums, dasdie Öffnung der katholischen Kirche für die innerchristliche Ökumene nicht nur duldet,sondern argumentativ grundlegt. Dabei werden Sie auch mit Positionen konfrontiert,die danach fragen, ob die offizielle Konzilsinterpretation der römischen Instanzen derökumenischen Weichenstellung des Konzils entschieden genug folgt.3. Kirche als Gemeinschaft von KirchenWenn Sie sich fragen, wo Sie Kirche erleben und auf diese Weise auch erfahren, wasKirche bedeutet, werden Sie zugeben, dass Ihre Kirchenerfahrung orts- und familiengebundenist. Wir wachsen in eine konkrete Gemeinde hinein. Als das Konzil zusammentrat,war zu erwarten, dass es das Erste Vatikanische Konzil, das sich mit dem päpstlichenAmt befasst hatte, nun durch die Lehre über Amt und Aufgabe der Bischöfe ergänzenwerde. Dies konnte aber, wie sich bald herausstellte, nur geschehen, wenn das Gefügeder gesamten Kirche verdeutlicht wurde. Auch die katholische Kirche mit Papst undBischöfen ist eine gegliederte Gemeinschaft von Kirchen mit klaren Verfassungselementen,zu denen mit dem Bischof von Rom (Papst) als ihrem Haupt die übrigen Bischöfe alsNachfolger der Apostel und Leiter der Diözesen gehören. Diese sind nicht Beamte desPapstes, sondern durch die Bischofsordination in ihre Verantwortung für das Bistum undfür die gesamte Kirche eingesetzt. Die Kirche ist universal, d. h. weltweit vernetzt, underhält als Gemeinschaft von Ortskirchen ihre greifbare Gestalt bis in die Ortsgemeindenoder Pfarreien hinein.Viele von Ihnen werden sagen, die erlebte Kirche am Ort sei ihnen wichtiger, weil erlebbarer,als die universale Kirche, für die der Papst als Bischof von Rom steht. So kommt es,dass oft ortskirchliche Erfahrungen und gesamtkirchliche Ansprüche auseinanderdriften.Da verstehen manche die leiseste Kritik am Papst schon als Generalangriff auf die Kirche,als gelte der mittelalterliche Satz immer noch ungeschränkt: Papa, id est ecclesia, d. h.der Papst ist identisch mit der Kirche. Dieser Satz könnte nur dann berechtigt gesagtwerden, wenn der Papst in seiner Eigenschaft als Haupt- und Einheitspunkt der Kirche diecommunio ecclesiarum mit ihren vielen Verantwortlichkeiten ersetzen würde. So aber istes gerade nicht. Die Konziliengeschichte zeigt klar, dass in der Kirche Prinzipien kommunikativerVerständigung und Konsenssuche eingepflanzt sind, die spätere demokratischeEntwicklungen vorweggenommen haben, so dass man nicht sagen kann, die Kirche seidas letzte monarchistische oder gar absolutistische System der Welt. Nein, die Kirchekennt sehr wohl demokratische Strukturen. Ein Workshop wird sich dieser Frage besonderszuwenden und die Befassung mit der Kirchenkonstitution Lumen gentium in anderenWorkshops wird zeigen, dass sich das Kirchenverständnis wirklich weichen stellend50


gewandelt hat. Frühere Konzilien haben übrigens auch entschieden, dass einem allgemeinenKonzil jeweils regionale Synoden folgen müssen, damit das für die GesamtkircheBeschlossene in die konkreten kirchlichen Lebenswelten übersetzt wird. Deshalb freueich mich, dass ein Workshop sich der fast und sehr zu Unrecht vergessenen Synode derBistümer der damaligen Bundesrepublik zuwendet.4. Gemeinsames Priestertum und AmtspriestertumViele von Ihnen werden vermutlich eine Gemeinde erlebt haben, in der es neben denAmtsträgern Gremien der Mitverantwortung und viele Aktivitäten einzelner Gemeindemitgliedergibt. Das Zweite Vatikanum hat ein Kirchenverständnis gewagt, in dem Amtund Gemeinde, Ordinierte und Laien einander zugeordnet sind, und zwar in der Weise,dass die Amtsträger nicht als solche bessere Christen sind, sondern eine spezielleAuf gabe in der Kirche haben. Die Kirchenkonstitution hat in Nr. 10 das „gemeinsamePrieste rtum (sacerdotium commune) aller Gläubigen“ vom Amtspriestertum (sacerdotiumministeriale) unterschieden. Es handelt sich um verschieden Berufungen und Aufgaben.Weder ist das Amt alles, noch kann die Kirche ohne Dienstämter bestehen. Das ZweiteVatikanum hat nicht im leisesten daran gedacht, die Ämter abzuschaffen. Im Gegenteil.Es hat den Diakonat als selbständige Stufe des Ordo erneuert. Gleichwohl ist gerade injüngster Zeit nichts so sehr in die Kritik geraten als jene Vertreter des Amtes, die ihr Amtmissbraucht haben und straffällig geworden sind.Dass eine echte Reform der Kirche an Haupt und Gliedern geschehen muss, zieht sich alsProgrammatik durch die Kirchengeschichte mindestens seit dem zweiten Jahrtausend.Man darf nicht nur die Reform „oben“ fordern, sondern muss sie auch an der Basis verlangen.Das Gemeinsame Priestertum bedarf ebenso der ständigen Erneuerung wie dasAmtspriestertum in allen Stufen des Ordo. Das gemeinsame Priestertum ist es übrigensauch, das die Gemeinde nicht nur zu Zuschauern der Liturgie degradiert, sondern sie zuMitbetenden, Mitopfernden und Mitempfangenden macht. Eine weitere grundlegendeWeichenstellung, welche die Kirche in ihrer prophetischen Berufung als ganze betrifft,geschieht in Nr. 12 der Kirchenkonstitution, wo die Unfehlbarkeit der Kirche an dieGesamtheit der Glaubenden und des Lehramtes gebunden wird.5. Jüdisch-christlicher und interreligiöser DialogDas Konzil hatte schon vor der Entstehung des Begriffs „Globalisierung“ klar vor Augen,dass die Menschheit zusammenrückt und deshalb auch die verschiedenen Religionen inein neues Beziehungsverhältnis zueinander treten müssen. Das hat sich in vielen Textendes Konzils niedergeschlagen. Einerseits war klar, dass die katholische Kirche ihr eigenesProfil schärfen musste, um mit Selbstbewusstsein in die globale Auseinandersetzungder Religionen untereinander einzutreten. Andererseits musste ein Dialog auf gleicherAugenhöhe eröffnet werden, der die fundamentalen Differenzen der Religionen nichtverschweigt. Mehrere Workshops werden sich mit einzelnen Fragen dieses Problembereichesbefassen. Wie kann man von der eigenen Glaubenstradition überzeugt seinund dennoch in den Dialog mit anderen Religionen eintreten? Gesteht der Dialog nichtvon vornherein ein, dass die Wahrheitsfrage ausgeklammert werden muss? Was in derpluralistischen Religionstheorie in der Zeit nach dem Konzil noch zugespitzt wurde,hat bei vielen Glaubenden auch bisweilen Unsicherheit erzeugt. Inzwischen werden Sievermutlich in Schule und Studium längst mit diesen Fragen befasst worden sein.C51


BildungsveranstaltungenIn seinem lesenswerten Beitrag hat sich Eberhard Schockenhoff zur Frage, ob es eineVersöhnung mit der Piusbruderschaft geben könne, vor allem mit Dignitatis humanaebefasst, einem Text des Konzils, der die Religionsfreiheit mit der Würde der mensch lichenPerson als Grundrecht begründet. 2 Gibt es überhaupt im Rahmen der menschenrechtlichenBegründung der Religionsfreiheit noch das Recht, die Wahrheitsfrage zu stellen?An der Antwort dieser Frage entscheidet sich in den nächsten Jahrzehnten nach meinerÜberzeugung sehr viel. Das <strong>Cusanuswerk</strong> muss sich diesen Fragen stellen und um Antwortringen, wenn es der Maxime, Glaube und Vernunft in Balance zu halten, entsprechenwill, was es m. E. auch über meine Amtszeit hinaus wollen soll.Ein spezielles Anliegen, das mich seit Jahrzehnten umtreibt, ist das besondere Verhältnisder Christenheit zum Judentum, das eigentlich nicht unter den allgemeinen interreligiösenDialog subsumiert werden darf. Es geht hier nicht nur um Vergangenheitsbewältigungangesichts des himmelschreienden Verbrechens an den Juden, die von unserem Volkausgegangen ist und bis zu einer „Endlösung“ verfolgt werden sollte. Die Frage des Dialogsmit dem Judentum nach der Schoa betrifft die theologische Frage der Zusammen -gehörigkeit von Judentum und Christenheit als ein ganz und gar einzigartiges Verhältnis.Der Grund für diese Einzigartigkeit liegt nicht beim guten Willen der Menschen, die nachVersöhnung und Verständigung verlangen, sondern in der unverbrüchlichenTreue Gottes,die Paulus zufolge dem Judentum unkündbar gilt (Vgl. Röm 9–11). Somit betrifft dasHeil auch all jene, die im ungekündigten Gottesbund leben und die Tora befolgen. Siekönnen gerettet werden, auch wenn sie nicht zum Glauben an Jesus von Nazareth alsden Christus und Erlöser der Menschheit gefunden haben. Zu Beginn meiner Amtszeitals Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s erreichte mich der Brief einer Stipendiatin, die sich beklagte,dass das <strong>Cusanuswerk</strong> an diesen Fragen kaum Interesse habe. Wenn es so wäre, würdeich es sehr bedauern. Auf diesem Jahrestreffen haben wir Gelegenheit, in mehrerenWorkshops die jüdisch-christliche und auch die interreligiöse Thematik zu vertiefen.6. Kirche und WeltDas Zweite Vatikanische Konzil hat sehr grundlegend über das Verhältnis von Kircheund Welt nachgedacht und dies in Gaudium et spes dargelegt, einem Text, der aus derMitte des Konzils hervorgegangen ist. Die Kirche, so heißt es am Ende von Nr. 3, treibein ihrem Handeln in der Welt „kein irdischer Machtwille“ an. Vielmehr wolle sie „nur dieseine: unter Führung des Geistes, des Trösters, das Werk Christi weiterzuführen, der in dieWelt kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben, zu retten und nicht zu richten; zu dienen,nicht sich bedienen zu lassen“. Die Nr. 4 beginnt dann mit dem weichenstellenden Satz:„Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichender Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.“ Das ist eine Programmatikvon größter Tragweite, mit der die Einschätzung aller politischen, wissen schaftlichen,künstlerischen und kulturellen Fragen zusammenhängen. Cusaner und Cusanerinnen2E. Schockenhoff, Versöhnung mit der Piusbruderschaft? Der Streit um die authentische Interpretation desKonzils. In: Stimmen der Zeit 228 (<strong>2010</strong>) Heft 4, 219–228, hier: 226. Ich folge Schockenhoff zwar nicht bezüglichseiner Ratzinger-Interpretation, weil er sie am Ende auch wieder zurücknimmt, indem er ein Wort Ratzingerszitiert, der auf die Frage, wie viele Wege es zu Gott gebe, geantwortet hat: „So viele, wie es Menschen gibt.“Die Auseinandersetzung mit der platonischen Wiedererinnerungstheorie als Zugang zur absoluten Wahrheitwürde eine detaillierte Diskussion verlangen.52


Cleben mit beiden Füßen in der Welt von heute. Wenn wir aber dem Konzil folgen wollen,genügt es nicht, zeitgenössisch zu sein, allem Neuen aufgeschlossen, sondern es muss diekritische Beurteilung im Licht des Evangeliums hinzukommen. In zwei Workshops zuGaudium et spes wird die Gelegenheit geboten, darüber nachzudenken.7. Blick auf das <strong>Cusanuswerk</strong>In meinem letzen Punkt spreche ich das Thema an, das ich seit mindestens zwei Jahrenauch auf den Jahrestreffen angesprochen habe und anregte, über das <strong>Cusanuswerk</strong> alsinnovatives Element der katholischen Kirche nachzudenken. Historisch gesehen ist das<strong>Cusanuswerk</strong> eine vorkonziliare Gründung aus dem Jahre 1956. Hat es sich seit 1965aber den Weichenstellungen des Konzils ausgesetzt und ist es zu einer Reformeinrichtunggeworden, die den Herausforderungen des Konzils in der Selbsteinschätzung der Kircheals Volk Gottes, in der Verhältnisbestimmung der Kirche zur „Welt von heute“, zu denanderen christlichen Kirchen, zum Judentum und zu den anderen großen Religionengerecht geworden ist? Ist das <strong>Cusanuswerk</strong> auch eine Gemeinschaft, die den hohenethischen Standards, die das Konzil gesetzt hat, entspricht? Ist das <strong>Cusanuswerk</strong> zwar„heutig“, aber dem Evangelium nicht verpflichtet? Folgen wir einem Zeitgeist, der unsvon einer ringenden Auseinandersetzung mit Glaube und Kirche abhält?Ein ehemaliger Stipendiat des <strong>Cusanuswerk</strong>s hat nicht nur die Reformfähgikeit desCusanus werks bezweifelt, sondern ihm auf allen Ebenen Unkirchlichkeit vorgeworfen. 3 Soals habe der Verfasser einen genauen Einblick in die Tausende von Aufnahmegesprächendes <strong>Cusanuswerk</strong>s – einmal abgesehen davon, dass dazu auch die Gespräche vonHochschullehrern und Vertretern der Hochschulpastoral gehören –, wird von den Vorstellungsgesprächenals Tenor unterstellt, Kirchentreue werde zum Nachteil. Wenn derVerfasser schließlich sogar argwöhnt, die Deutschen Bischöfe würden im <strong>Cusanuswerk</strong>ihre künftigen Gegner fördern, dann ist dies eine grobe Unterstellung. Das ist kein Stil,der einem am Zweiten Vatikanum orientierten Kirchenverständnis entspricht.Deshalb rufe ich alle Cusanerinnen und Cusaner auf, dieses Jahrestreffen nicht dazu zubenützen, die Selbstgerechtigkeiten zur Schau zu stellen. Es ist leicht, sich irgendwelchenGegenwartsströmungen anzuschließen, jedoch außerordentlich schwer und anstrengend,die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten und das Gewissen danachauszu richten. Da braucht es Bescheidenheit, Besinnung und Umkehr. Das Zweite Vati kanischeKonzil ist nicht das Evangelium, aber es ist eine sehr laute, von Gottes Geistinspirierte Stimme, die uns ruft, die konziliaren Weichenstellungen ernsthaft zu bedenkenund in Glaube, Hoffnung und Liebe zu wachsen, wie Karl Rahner bei seiner Rückkehr vomKonzil gesagt hat. Damals erschien mir dies als allzu selbstverständlich, heute erscheintmir Rahners Diagnose als höchst aktuell und als alles andere denn leicht verwirklichbar.So gilt es, die konziliaren Weichenstellungen in unserer cusanischen Bildungsarbeit ernstzu nehmen und sie in aller Freiheit, die zur Glaubensexistenz gehört, zu akzeptieren. Ineinem Brief Papst Benedikts XVI. vom 28. Februar 2009 – Antwort auf meine Bedenkenbezüglich der Rücknahme der Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft –sprach mein verehrter Lehrer den Wunsch aus, „daß alle, die sich lautstark für dasII. Vatikanische Konzil einsetzen, es auch wirklich in seiner Ganzheit annehmen“.Ich bitte Sie alle sehr herzlich, die intensive Beschäftigung mit den Entscheidungen des3Vgl. N. Liminski, Die katholischen Verbände in Zeiten der Bewährung. In: disputa 5/<strong>2010</strong>, 41–50, hier: 47–50.53


BildungsveranstaltungenZweiten Vatikanischen Konzils als eine Chance zu begreifen. Mit dieser Bitte verbindeich meinen herzlichen Dank an alle, die sich um die Vorbereitung dieses Jahrestreffensgekümmert haben. Ich wünsche uns ein gutes Gelingen und freue mich sehr über dieeinzelnen Themenstellungen, die wir uns für die kommende Tage vorgenommen haben.Das neue Bild von der Kirche.Das zweite Vatikanische Konzil und die FolgenWas ist daraus geworden? –Was muss daraus noch werden?Vortrag zur Eröffnung des JahrestreffensProf. em. Dr. Dr. h. c. Otto Hermann PeschI. „50 Jahre Rezeption“Der Jesuitenpater Roberto Tucci, Chefredakteur der halb-offiziö sen Zeitschrift CiviltàCatto lica und in dieser Eigenschaft betraut mit der Koordination der Öffentlichkeitsarbeitfür das Kon zil über das Pressebüro des Konzilssekretariates hinaus, hatte eines TagesAu dienz bei Papst Johannes XXIII. Er traf den Papst mit einem Zentime termaß in der Hand.Auf dem Tisch eine der Vorlagen für das Konzil. „Sehen Sie, in diesem Schema drei ßigZentimeter Verur teilun gen!“, sagte der Papst. Er hatte tat sächlich in den Ent würfen fürdas Konzil die Länge der Ver urtei lun gen abgemessen.Wir wissen, dass der Papst mit vielem, was in den Erstentwürfen zu lesen stand, seltsamzufrieden war – obwohl sie zu 90 % in der Kritik des Konzils untergingen und neu erar beitetwerden mussten. Mit manchem war er jedoch gar nicht zufrieden und hat beißende Kritikgeäußert. Eines aber wollte Johannes XXIII. auf keinen Fall: ein Konzil, das Verurteilun genaussprach. Das ist geradezu die Signatur des Zweiten Vatikanischen Konzils – mit denbeiden Ausnahmen, die aber nicht in der feierlichen Form eines canons ausgesprochenwurden: der Verurteilung der Abtrei bung (Pastoralkonstitution Art. 51; vgl. Art. 27) undder Verurteilung des Krieges, auch des konventionel len (ebd. Art. 80 und 82). Aber wiesoll ein solches Konzil in kirchliche Wirklichkeit umgesetzt werden, wenn es bewusstkeine festlegenden und dadurch abgrenzenden Aussagen machen soll und will?Mindestens 50 Jahre, so lehrt die geschichtliche Erfahrung, muß man für die „Rezeption“eines Konzils veranschlagen, also für seine Umsetzung in kirchliche Wirklichkeit, nichtnur bei Theo logen und Amtsträgern, sondern auch beim sogenannten „Kirchen volk“. Indieser Regel steckt ein tiefes Paradox. 50 Jahre nach einem Konzil sind die, die es getragenhaben, in aller Regel tot. Rezeption kann dann nur gelingen, wenn die dann Lebendensich im kirchlichen Gehorsam verpflichtet sehen, das Konzil durchzuführen. Ist das schonbei „normalen“ Konzilien ein Pro blem – wie nicht zuletzt die Rezeptionsgeschichte desKonzils von Trient im 16. und 17. Jahrhundert beweist –, so erst recht bei einem Konzil, dasaus drücklich nicht auf bloßen Gehorsam setzt, sondern auf die be freiende Kraft überzeugenderEinsich ten. Deshalb ist gegenüber dem Zweiten Vatikanischen Konzil möglich,was gegen über anderen Konzilien nur um den Preis der Selbstausgrenzung möglich war:Kritik, sogar radikale Kritik von Gläubigen, die ebenso wie die Freunde des Konzils in der54


Kirche bleiben und auch bleiben wol len – am radikalsten bekanntlich bei den Mitgliedernder Priesterbruderschaft St. Pius X., kurz „Pius-Brüder“ genannt. Die 50-Jahre-Regel bekommtdamit ein anderes Gesicht. Sie bezeichnet nicht die Zeit, die man braucht um die„Tücke des Objekts“, die Schwerfälligkeit eingeschliffener Denk- und Ver haltensmusterzu überwinden, son dern die Zeit, in der sich er weist, ob sich die Überzeugungs kraft desKonzils generations übergreifend durchsetzt. Unter diesen Voraussetzungen fragen wirhier nach der bisherigen Rezeption des Konzils und nach seiner Zukunft. Um das Gewichtder Frage verständlich zu ma chen, soll ten wir uns die Zeit für einen kurzen Rückblick aufdie Aus gangslage nehmen – für die älteren Katholiken gewiss manch mal ein beklemmender,zuweilen aber auch ein nostalgischer Rück blick, für die Jüngeren zweifellos derRückblick in eine schon unbe greiflich fremde Welt.II. Die Ausgangslage: Eine „monolithische“ Kirche mit viel Bewegung1. Der Starrkrampf des AntimodernismusWenn man eines Tages die Geschichte der katholischen Theologie im 20. Jahrhundertschreibt, wird man sie darstellen als Ge schichte der fortschreitenden, erst sehr vorsichtigenund indi rekten, dann immer deutlicheren und schließlich offenen Emanzi pationder katholi schen Theologie von den Blockaden und Denkver boten im Gefolge derkirchlichen Ent scheidungen gegen den soge nannten „Modernismus“ vom Anfangdieses Jahrhunderts. Womöglich allerdings auch – das ist eine Frage der Einschätzungder gegen wärtigen Lage! – als eine Geschichte unter der Überschrift: „Vom ersten zumzweiten Antimodernismus“. In der Tat, die konzes si onslose römische Zurückweisung des„Modernismus“ – Schimpfwort der Gegner für eine in sich durchaus uneinheitliche theologischeStrömung –, abgesichert durch den „Antimodernisteneid“, befiel die Kirchewie ein Wundstarrkrampf. Hauptsächlich natürlich die Theologie und die Theologen –weshalb die überwältigende Mehr heit des Kirchenvolkes in ihrem all- und sonntäglichenkirch lichen Leben damit höchstens in den Fernwirkungen zu tun bekam. Für die Theologieaber bedeutete es für mindestens eine Theolo gengeneration die perfekte Lähmung. Werauszubrechen versuchte, wurde zur tragischen Existenz. Man kennt die Namen – z. B.Josef Wittig, Joseph Bernhart, Josef Thomé in Deutschland, Ernesto Buonaiuti in Italien,William Sullivan in den USA. Wer nicht ausbrach, aber das Fragen und Nachdenken abzustellenweder fähig noch willens war, lebte gefährlich. Ich selbst habe in meiner theologischenAusbildung noch „gebrannte Kinder“ als Lehrer gehabt. Bibelwissenschaftlerwichen in die Philologie oder die Religions geschichte aus, Kirchengeschichtler in diereine Fak tengeschichte – und sagten, wenn es „gefährlich“ wurde: „Ich habe einen reinhistorischen Vortrag gehalten“, auch wenn sie deut lichst fühlbar unter der Verkleidungder Historie die Gegen wart meinten. Systematiker flüchteten sich in die „Nischen“, dievom Streit nicht berührt waren. Wo sie weitergingen und in den engen Grenzen derkirchlichen Entscheidungen vorsichtige Neu orientie rungen versuchten, etwa auf dem soempfindlichen Gebiet der Christologie oder der Sakramentenleh re, konnten die Entwürfenicht gemäß ihrer Eigendynamik ausreifen, stießen an die Grenzen des Dogmas bzw.seiner geltenden Interpretation – und die Auto ren fanden sich unter den Ketzerhütenwieder, die beflissene Kollegen ihnen aufgesetzt hatten. Wer das vermeiden wollte,achtete genau auf die jeweils neueste Ansprache des Papstes, die jeweils jüngste Erklärungdes damals noch so ge nannten Sanctum Officium und bezog sie konstruktiv in das eigeneC55


BildungsveranstaltungenDenken ein – auch dafür bekam ich in meiner Ausbildung noch anschauliche Bei spiele.Die Liste der Verletz ten wäre lang, wollten wir sie bis in die Vorkonzils zeit aus dehnen.Kein Gerin gerer als Angelo Roncal li, der spätere Papst Johannes XXIII., geriet in den 20erJahren aus nichtigem Anlass – ein Kar tengruß seines Freundes Buonaiuti, den man desModernismus beschuldigte – selbst in den Ver dacht des Mo der nismus, wurde nichtzuletzt deshalb von Rom weg und als päpstlicher Diplomat in den Orient beordert undblieb so – Humor der göttlichen Vor sehung! – der Kirche erhalten für das Werk derletzten 5 Jahre seines Lebens! Jedenfalls, wenn wir Jungen und schon nicht mehr Jungenheute in der Kirche ein freches Mund werk riskieren, so können wir es nur, weil unse reAltvor deren uns diese Freiheit buchstäblich erlitten haben.Die Starre in der Theologie – besser: in den theologischen Vor gaben von Seiten desrömischen Lehramtes – färbte ab auf das gesamte kirchliche Leben, und hier be kamenauch die „einfachen Gläubigen“ damit zu tun. So uniform wie die Theologie musste auchdas kirchliche Leben sein: von den Mechanismen der kirchlichen Verwaltung über dasweltweit ohne Rücksicht auf unterschiedliche kulturelle Kontexte geltende Eherecht biszur Liturgie, bei der noch der Zentimeterabstand der Hände beim Priestergruß Dominusvobiscum ebenso vorgeschrie ben war wie die Länge der Schlep pen der Kardinäle (diePaul VI. dann von 7 auf 3 m kürzte und schließlich ganz abschaffte). Ernstere Beispiele?Es bedurfte ausdrücklicher Dispens von Rom, damit in Deutschland die Prie ster denunauffälligen dunklen Anzug, den sie sich – nicht zu letzt zum Schutz vor Anpöbeleiendurch die Nazis – in den Kriegsjahren zu tragen angewöhnt hatten, auch nach demKrieg beibehalten durften, weil es schließlich nach dem Krieg keine Möglichkeit gab,sich sofort wieder die eigentlich vorgeschrie bene Priestertracht (Soutane und/oderden halblangen Mantel) zu beschaffen. Es bedurfte ausdrücklicher Dispens, dass diedurch die Jugendbewegung gefestigten Errungen schaften der liturgischen Bewegung,die „Gemeinschaftsmesse“ und das sogenannte „Deutsche Hochamt“, beibehaltenwerden konnten. Selbstverständlich wurde der Index der verbotenen Bücher strengdurch geführt: Ich selbst musste, als ich 1960 anfing, für meine Dissertation Luther undevangelisch-theologische Literatur zu lesen, die schriftliche Genehmigung des Generalvikarseinholen – und wurde in dem latei nischen Schreiben (ein Vordruck) ermahnt, alleszu vermeiden, was die Gefahr mit sich brächte, vom katholischen Glauben ab zufallen.Und noch ein Beispiel aus der Konzilszeit: Wie ein Überra schungscoup – dessen Vor -geschichte zu erzählen hier zu weit führen würde – erschien im Februar 1962 dieAposto lische Konstitution Veterum Sapientia. Deren Anordnung, ab sofort seien an denkirchlichen theologischen Fakultäten – die Universitätsfakultä ten, weil staatlich, habendas nicht mitbekommen – alle Vorle sungen mit Ausnahme der Pastoraltheologie wiederin lateinischer Sprache zu halten, hat man tatsächlich ein halbes Semester zu befolgenversucht – bis diese wahre Gaudi mit augenzwinkernder Toleranz der kirchlichen Oberenwieder abgebrochen wurde. Es war wie das letzte Aufbäumen der „monolithischen“Kirche, in der die Katho lizität der Kirche gleichgesetzt wurde mit zentral gesteuerter undüberwachter weltweiter Einheitlichkeit in Lehre und Lebens form.2. Fernwirkungen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70)Dies alles ist nun nicht Folge eines bestimmten, etwa diktatori schen Stils der päpstlichenRegierung. Obwohl man Männern wie Pius XI. und Pius XII. wahrhaftig keine Scheu vordem Umgang mit der Macht ihres Amtes nachsagen kann, so ist eben dies nicht (nur)56


ein persönlicher Charakterzug, vielmehr die konsequente Befolgung des 1870 auf demErsten Vatikanischen Konzil ver kündeten Dogmas vom Primat und dem unfehlbarenLehramt des Römi schen Bischofs. Dieses Dogma, an dem Teile der katholischen Christenheitim 19. Jahrhundert ein verständliches Interesse hatten, auf das aber keineswegs dieganze Kir chengeschichte dieses Jahrhunderts unausweichlich zulief, konnte überhauptnur verkündet werden, weil eine kleine Pressure Group den Papst Pius IX. erfolgreichdrängte, die Primats frage auf der Tages ord nung des Konzils vorzuziehen. Denn nach derdogmatischen Konstitu tion Dei Filius über Offenbarung und Glaube sollte nach demur sprüng li chen Plan eine umfassende Konstitution über die Kirche erar bei tet werden.Darin, nicht isoliert von ihr, sollte das Petrus amt des Bischofs von Rom und sein Verhältniszu den ande ren Bischö fen geklärt werden. Dazu kam es bekanntlich nicht mehr, weilder deutsch-französische Krieg ausbrach, Rom und der Kir chenstaat von den italienischenTruppen eingenommen wurden und das Kon zil auf unbestimmte Zeit vertagt werdenmusste.Das somit außerhalb seines theologischen Zusammenhangs zustande ge kommenePrimats dogma hat allerdings ausgereicht, jenen zen trali sti schen Leitungsstil der römischenKurie – und abbildlich dann der bischöflichen Kurien in aller Welt –, der sich im Zugeder Erho lung der Kirche nach der napoleonischen Zeit schon in den Jahr zehnten vordem Konzil ausgebil det hatte, dogmatisch aufs wir kungsvollste abzusichern. Währenddie Anhänger der Min derheit auf dem Konzil – französische, deutsche, österreichischeBischöfe und Theologen – sich freuten über jedes Detail, das die Majori tät der „Infallibilisten“nicht hatte durchsetzen können, auf die Fortsetzung des Konzils hofften, solange nochHoffnung be stand, und so die Grundlage legten für die bis heute in der Fachtheologieübliche „minimalistische“ oder besser: gemäßigte Auslegung der Beschlüs se des ErstenVatikanums, praktizierte „Rom“ von Anfang an eine „maximalistische“, besser: eine dieGrenzziehun gen des Dogmas ausdehnen de, ja überschreitende Inter pretation. Das hateinen einfachen und sogar in gewisser Hin sicht plausiblen Grund: Das Dogma sprichtausschließlich dem Papst Primat und unfehl bares Lehramt zu. Das schließt Zu arbeitseiner Behör den und Mitarbei ter nicht aus – wohl aber eigen ständige Ent scheidungen indem Bereich, den Primat und Lehramt des Papstes umfassen. Eben solche Entscheidungensind jedoch unvermeid lich – weil der Papst unmöglich alles al lein entscheiden kann. Sogeht denn faktisch – nicht theoretisch reflektiert – ein Stückchen Primat und ein StückchenUnfehl bar keit auf alle römi schen Behörden über, beson ders auf ihre Prä fekten bzw.Präsiden ten, aber im Grunde schon auf die einfluss reichen Vorarbeiter, und ganz besondersdort, wo Fragen der Lehre und der theologisch bedeutsamen Disziplin an stehen.Welche Versuchung, die je eigene Theologie zur „Lehre der Kirche“ hoch zustilisieren!Es entstand eine bis heute wei terwirkende Grauzo ne der Lehrentscheidungen auf demVerwaltungs wege – mit uneinge schränkter Gehorsamsforde rung wie bei einem Dogma.Im Motuproprio Ad tuendam fidem von 1998 hat diese Grau zone inzwischen eine keineswegserstmalige, aber durch Ein schärfung verstärkte theologisch-kirchenrecht licheAbsiche rung erhalten. Kritische Katholikinnen und Katholi ken hat ten und haben darumauch bis heute Anlass zu dem Stoßseuf zer: „Würde ‚Rom‘ sich doch nur an die Grenzziehungendes Ersten Vatikani schen Konzils halten – wir hätten einige Probleme weniger!“Das Hauptmittel päpstlicher Kirchenleitung wurden nun die Enzy kliken der Päpste unddie „Instruktionen“ der römischen Behör den, insbesondere des Sanctum Officium undder Ritenkongrega tion, der heutigen „Kongregation für den Gottesdienst“. Seit Leo XIII.,C57


Bildungsveranstaltungendem Nachfolger des Konzilspapstes Pius’ IX., steigt die Zahl der Enzykliken sprunghaftan – bis heute. Darunter – wer wollte das nicht dankbar anerkennen? – Lehr schreibenvon bleibender Bedeutung und Nachwirkung, etwa die Sozialen zykliken Leos XIII., Pius’XI. bis hin zu Johannes Paul II., die Kirchenenzyklika Pius’ XII., seine Bibel-Enzyklika, seineLiturgie-Enzyklika – aber eben auch die Enzyklika Pius’ X. Pascendi Dominici gregis gegendie „Modernisten“ (1907), die Enzyklika Pius’ XII. Humani generis gegen alle damaligenneuen Ansätze in der Theo lo gie (1950). Formelle Dogmen gab es nach 1870 nur nocheines: das Dogma von der leib lichen Aufnahme Mariens in den Himmel, ver kündet am01.November 1950. Man musste aber auch nicht eigens neue Dogmen erlassen, dennder kirchliche Gehorsam konnte auch so problemlos erwartet werden – und diese Erwartungist nicht erst seit Ad tuendam fidem „strafbewehrt“. Das Dogma vom un fehl barenLehr amt des Pap stes blieb, boshaft gesagt, so etwas wie eine „Abschrec kungsdok trin“,die zur Erleichterung aller nicht angewandt wer den musste. 1917 wurde das neue kirchlicheGesetzbuch, der Codex Iuris Cano nici veröffentlicht und 1918 in Kraft gesetzt – unddieser setz te natürlich lückenlos das Erste Vatikanische Konzil in kirch liche Gesetzgebungum. Anschließend hat Rom diese Gesetzgebung durch eine zielstrebige und klug verfolgteKonkordatspolitik so weit wie möglich auch staats kirchen rechtlich abgesichert.3. Ein Konzil?Was konnte unter solchen Voraussetzungen noch der Sinn eines Konzils sein? Das neueKirchenrecht von 1917 enthielt natürlich die nöti gen Bestimmungen über das ÖkumenischeKonzil (can. 222–229), und diese entblößen für den Kundigen tiefe Narben derKirchenge schichte. Aber immerhin übt das Konzil nach dem Kir chenrecht zusammen mitund unter dem Papst die oberste Vollmacht in der Kirche aus (suprema potestas in ecclesia).Doch wirkt das wie ein Restposten aus versunkener Vergangenheit. Nachrichten, die seroder jener Theo loge habe als – leider nicht verwirklich ten – Traum seines Le bens denWunsch gehegt, einmal Konzilstheo loge werden zu können, haben wir Theologiestudentender 50er Jahre als Symptom von Realitätsverlust registriert.Aber wir wissen inzwischen, dass die Konzilstradition auch im 20. Jahrhundert nochlebendig war. Schon Pius XI. hat Über le gun gen angestellt, das nie abgeschlossene ErsteVati kanische Konzil formell fortzusetzen und abzuschließen. Pius XII. gab regelrecht Vorarbeitendazu in Auftrag – die natürlich völlig geheim blie ben. Er hat diese Pläne nichtweiter verfolgt, als er sich dar über klar wurde, welche Schwierigkeiten dabei zu erwar tenseien. Statt dessen – und es kennzeichnet wiederum die Aus gangslage – kamen 1950 dieEnzyklika Humani generis und das Mariendogma – und lassen die Beschlüsse mutmaßen,die ein Konzil unter Pius XII. verabschiedet hätte.Ein Konzil jedenfalls hätte nichts zu tun gehabt, was nicht der Papst, effizient unterstütztvon der Kurie und durchaus im Kon takt mit dem Weltepiskopat, hätte allein tun können,und zwar, mit Verlaub, viel weniger aufwendig und billiger. Die Einheit des Weltepiskopatesmit und unter dem Nachfolger Petri, seit 1870 gegen Missverständnisse undMiss deutungen immer wieder her ausgestellt, war faktisch gegeben und wirksam. EinKonzil fügte dem nichts hinzu – es sei denn, die Päpste wollten sich unbe schadet ihrerPrimatsvollmacht auf offener Szene den Argu menten und dann auch den kritischenBedenken der Bischöfe der Welt stellen. Sie hätten damit freilich über das Juridischehinaus ganz neu die Frage zulassen müssen, was denn ein Konzil über haupt sei und zutun habe – eine Frage, die denn auch im Umfeld des Zweiten Vatikanums gestellt und58


diskutiert wurde. Die Pi us-Päpste wollten das mit Si cherheit nicht. Dann aber hätte einKonzil nur den Sinn haben können, die ohnehin gegebene und wirk same Einheit derBischöfe mit dem Petrusamt und damit die Ein heit der Weltkirche öffentlich darzustellen –wie es später die Kirchenkon stitu tion ausdrücklich formuliert (Art. 22). Aber stand dazuder dann erforder liche Auf wand noch in einem vertret baren Verhältnis?So gab es zwar einen gewissen optimistischen Zeitgeist zugunsten von Wandel undBewe gung und ein wachsendes „Unbehagen“ an der römischen „Starrheit“. Aber einKonzil „lag nicht in der Luft“, weder beim Kirchenvolk noch bei den Bischöfen noch beider römi schen Kurie. Die Kirche blieb zentralistisch regiert. Aber sie war dennoch nichtunbe weglich – dank der Weisheit der Päpste, die dieses zentralisti sche System handhabten.4. Bewegungen im geordneten HausZu diesem Thema müssen wir nur Stichworte nennen. Da ist zu nächst seit dem Endedes 19. Jahrhunderts die Liturgische Bewe gung. Unter Führung vor allem französischer,belgi scher und deutscher Benediktiner-Abteien und Liturgiewissenschaftler wecktesie neues Verständnis für den Sinn der Liturgie, die aus lauter antireformatorischenAbgrenzungsäng sten mittlerweile seit Jahrhunderten in der Form reiner Klerikerliturgieerstarrt war, der das „Kirchenvolk“ gehorsam „beiwohnte“, an der es aber nicht wirklich„teilnahm“. Nichts kennzeichnet die Lage deutlicher als die vielen Paraliturgien, in denendas „Volk“ sich für die un verstandene Messliturgie schadlos hielt: von der „Andacht“ amSonntagnachmittag bis zur „Auferstehungsfeier“ am Nachmittag des Karsamstag undder „Krippenfeier“ vor der Weihnachtsmesse. Die liturgische Bewegung legte in Theorieund Praxis die Gestalt der Liturgie wieder so frei, dass sie mitvollziehbar wurde. Das kamzwar zunächst nur der vorgegebenen und unantastbaren lateini schen Liturgie zugute.Wie sehr aber die mutter sprachliche Li turgie damals schon im Blick stand, zeigt dieEntwicklung zwei sprachiger Messbücher (der „Schott“) für den Gebrauch der Gläubi genund das Vordringen der „Gemein schaftsmesse“, das heißt einer wenigstens in Bezug aufdie Haupttexte durch „Vorbeter“ verdol metschten Messe, die dann vor allem durch diekatholische Ju gendbewegung binnen einer Generation zu einer Normalform der vorkonziliarenGemeindemesse wurde.Die andere breitenwirksame Bewegung ist die Bibelbewegung. Auch sie fiel auf fruchtbarenBoden in der Jugendbewegung, in der es zuzeiten Ehrenpflicht war, täglich eineViertel stunde die Bibel zu lesen, und in der die zumindest monatliche Bibelmeditationdes geistli chen Leiters („Christuskreis“ und ähnlich genannt) fester Programmpunkt war.Mit einer kirchenkritischen Bibelle sung, wie sie heute eher selbstverständlich ist, hattedas noch nichts zu tun. Niemand dachte im Ernst daran, Lehre und Leben der Kirchekönnten von der Bibel nicht gedeckt sein. Dennoch konnte es auf die Dauer zum „Risiko“werden, eine wachsende Mehr heit der Gläubigen so unmittelbar mit dem Bibeltext zukon frontieren – zum Risiko jedenfalls, wenn man die Gefahr ebenso schlichter wie insSchwarze treffender Fragen ausschalten woll te.Ein drittes Phänomen muss erwähnt werden: die neue Kirchenfröm migkeit. Zum geflügeltenWort wurde Romano Guardinis Satz aus seinem Buch von 1922 (Neuauflage 1990) „VomSinn der Kirche“: „Die Kirche erwacht in den Seelen.“ Ja, in den Seelen. Denn im Äu ße ren,in allem, was juridisch zu regeln war, war das kirch liche Leben ja festge zurrt, ohneSpielraum. Aber die Frage nach dem inneren Wesen der Kirche war ja durch das ErsteC59


BildungsveranstaltungenVatikanische Konzil noch gar nicht beantwortet worden. An sie heftete sich das Nachdenkender Theo logen, und ihm folgte die Frömmigkeit des Kirchenvolkes, nicht zuletztder katholischen Intellektuellen, die für ihr Selbstver ständnis als Katholi kinnen undKatholiken in oftmals säkularer und kirchenfeindli cher Umgebung eine andere geistlicheNahrung brauchten als die Beschlüsse von 1870.Und so orientierten sie sich denn zum Beispiel an Karl Adams Buch von 1924 „Das Wesendes Katholizismus“ oder an den Bü chern von Romano Guardini und anderen. So entstandein eigen artiges Paradox: Während die Theologen unter dem zentralisti schen päpstlichenRegiment stöhnten, wuchs im Kirchenvolk ein schließlich der katholischenAkademikerschaft ei ne Kirchenfröm migkeit und gar eine Papstbegeisterung, die vielenKatholikinnen und Katho liken heute schier unverständlich erscheinen mag. Sie wurdegera dezu weltöffentlich im „Heiligen Jahr“ 1950 und hielt noch lange vor bis in dieunmittelbare Vorkonzilszeit.Es war also viel Bewegung in der vorkonziliaren Kirche. Wo sie das Juridische und dieKompetenz des Amtes nicht berührten, sie vielmehr fraglos voraussetzten, waren dieSpiel räume größer, als man von außen vermuten sollte. Die Päpste haben diese Bewegungenklug gefördert – allen voran Pius X., der so harsch gegen die „Modernisten“vorgegangen war, und ohne den doch der Durchbruch der liturgischen und der Bibelbewegungzu einer gesamt kirchli chen Sache nicht denkbar gewesen wäre. Und dieneue Kirchenfröm mig keit erbaute sich an den unkonventionellen Heilig- und SeligsprechungenPius’ XI.: Johannes Vianney (der „Pfarrer von Ars“), Jeanne d’Arc, Theresiavon Lisieux, Albertus Magnus ...Zugleich zeigt sich hier das Grundmuster: Es war trotz allem viel Bewegung in einermonolithischen Kirche. Es war eine Bewe gung, die zwar „von unten“ aufbrach, aber solange ungeschützt und ohne Recht in der Kirche war, solange die Päpste sie nicht zu ihrerSache machten. Weil und soweit sie dies taten, ist vor dem Konzil schon viel verändertworden. Vor allem seit Mitte der 50er Jahre folgte eine kleine Reform auf die andere.Aber sie kamen alle „von oben“. Kritiker des Zweiten Vatikanischen Kon zils meinen,dabei hätte es bleiben sollen. Es wäre nach ihrer Meinung weiser gewe sen, diesen Kursder vorsichtigen Reformen weiterzuführen, statt sich auf das unkontrollierbare Risikoeines Konzils einzulassen, das nach Lage der Dinge eine unkalku lierbare Massenveranstaltungwerden musste. Es ist anders gekom men. Und das hängt nun doch mit einemTat bestand zusammen, den wir als letzten Punkt der Aus gangslage kurz streifen müssen:5. Pius XII. und Johannes XXIII.Nicht Männer allein machen die Geschichte, aber manchmal hängt doch einiges entscheidendvon ihnen ab. Der Versuchung zur Aus führlichkeit bei der Gegenüberstellungvon Pius XII. und Johan nes XXIII. müssen wir hier widerstehen. Aber soviel immerhin:Pius XII. war kein Mann, der Wandlungen der Welt und notwendige Reaktionen derKirche darauf übersah. Viel vom Starrkrampf des Antimodernismus hatte sich unter ihmschon lösen können. Aber das geschah mit der ihm eigenen Vorsicht: Als ausgebildeterKirchen rechtler und Diplomat – mit langjährigen Erfahrungen als päpstlicher Nuntius inDeutschland – suchte er die Kirche durch die Gefahren der Zeit zu steuern und vorsichtigeAnpassungen vorzunehmen, wo das unumgäng lich, sinnvoll und vor allem: kontrollierbarblieb. Dialog mit der Welt war das nicht, und zu fragen hatte die Welt nichts, sie sollteauf die Kirche hören. Johannes XXIII. war ausge bildeter Kirchenhistoriker, hatte im60


Unterschied zu Pius XII. intensive Seelsorgserfahrung, war dazu ein weitge reister Mann,erfah ren auch in nicht-katholischen, nicht-christlichen Ländern, und war tief davondurchdrungen, dass die Kirche sich nicht zur Fe stung ausbauen dürfe, sondern der Welteine hilfreiche Antwort schul dig war in den Nöten, unter denen sie litt. Mit Johanneswar der Gedanke nicht mehr geradezu obszön, dass die Kirche eine in Frage gestellte ist.Für Pius XII. war die Welt, alles in allem, Geg nerin, Gefahr, für Johan nes war sie Dialogpartnerin.Mit dieser Grundeinstellung verwarf Johannes vorhandene Konzils pläne und konzipiertegrundlegend in wenigen Monaten, in den Einzelheiten bis zum Eröffnungstag eineeigene Konzilsidee: das Zweite Vatikanische Konzil – das gewiss auch lehren, spruchreifeSachfragen entscheiden, aber nicht verurteilen, sondern helfen sollte.Einigen Schwerpunkten wenden wir uns nun zu und fra gen, wie es mit der bisherigenRezeption und mit zukünftigen Aufgaben steht.III. Aufbruch zu neuen Ufern: Sieben Schwerpunkte des Konzils –und die Probleme der Rezeption1. Das neue Bild der KircheDas Konzil hat seine Arbeit mit einer wochenlangen intensiven Diskussion um die Vorlagezur Liturgiekonstitution begonnen – und tatsächlich ist diese auch das erste Dokument,welches das Konzil in der zweiten Tagungsperiode verabschiedet hat. Das darf aber nichtzu falschen Schlüssen verleiten – etwa dem, das zeige das Gespür des Konzils für dierichtigen Prioritäten. Es waren vielmehr rein pragmatische Gründe, mit dem Thema„Liturgie“ zu beginnen – die Vorlagen dafür waren am weitesten fertig. In Wahrheit warvon Anfang an klar, dass das Thema „Kirche“ im Mittelpunkt stehen müsse, und zwarsowohl hinsicht lich ihres inneren Lebens wie hinsichtlich ihrer Beziehung zur „Welt“(ad intra und ad extra, wie bald im Anschluss an einen Vorschlag von Kardinal Suenens,Brüssel, die Stichworte laute ten). Der erste Themenbereich führte zur Kirchenkonstitu tion,der zweite – unter schwierigsten Geburtswehen – zur Pastoralkon stitution „Über dieKirche in der Welt von heute.“ Was ist neu am Bild des Konzils von der Kirche?Das vorkonziliare Kirchenbild hatte, wie skizziert, zwei Brenn punkte: die Kirche alshier archisch verfasste, juridisch straff durchstrukturierte „vollkommene Gesellschaft“(societas perfec ta) und die Kirche als „Leib Christi“. „Vollkommene Gesell schaft“be deutet: Die Kirche hat in sich selbst alles, was sie für ihren Daseinszweck und ihreLebensvollzüge braucht, und ist auf äußere Hilfe nicht angewiesen – modern ausgedrückt:sie ist kein Sub-System, sondern selbst ein voll sich selbst genügendes System. Ihrerjuridischen Struktur nach ist sie von Christus gewollt und gegründet, damit jeder kritischenBefragung von außen entzogen. Sie hat von der „Welt“ nichts zu empfangen, wohl aberihr etwas zu geben: den Glauben an Gottes Selbstoffenbarung in Jesus Christus und denWeg zum Heil durch die Sakramente und das Leben unter der Leitung des von Christusgestifteten Amtes. Mit „Leib Christi“ ist das verborgene Innengeheimnis dieser „vollkommenenGesell schaft“ bezeichnet – in einem Bildbegriff zwar, wie Papst Pius XII. inseiner Enzy klika zum Thema Mystici Cor poris von 1943 ausdrücklich feststellt, aber dochso, dass klar wird: Das Wesen der Kirche erschöpft sich nicht in der äußeren Gestalt desGesellschaftlichen und Juridischen. Diese ist vielmehr nur die Außenseite dessen, wasdurch Glaube, Sakra ment und Amt im Verhältnis zwischen den Gläubigen und Christus,C61


Bildungsveranstaltungenden Menschen und Gott wirklich wird. Aber was ist eben dies im Klar text?Nach Diskussionen, deren hohes theologisches Niveau auf dem Konzil seinesgleichensucht, in denen es aber auch an Überrumpe lungsmanövern, Tricks und halben Ketzerhütennicht fehlte, fasst das Konzil das Wesen der Kirche in drei Kernbegriffen zusammen:Sakrament – genauer: universales Sakrament der Gemeinschaft der Menschen mit Gottund untereinander –, Volk Gottes und communio, Gemeinschaft. „Leib Christi“ wirdunter die Bilder für die Kirche eingeordnet – an hervorragender Stelle, aber eben unterdie Bilder (Kirchenkponstitution Art. 7).Sakrament (Liturgiekonstitution Art. 5 und 26; Kirchenkonstitution Art. 1; 9; 48; 59;Pastoralkonstitution Art. 42 und 45): Damit nimmt das Konzil einen Dis kussionsfadenauf, der ursprünglich nur zu dem Zweck gesponnen wurde, ein begrenz tes Problem zulösen: die nicht in allen Fäl len sichere histori sche Einsetzung der sieben Sakramentedurch Jesus. Das ist nicht erforderlich, sagt die These, die Kirche selbst ist das„Grund sa krament“, das sich in seiner Heilswirkung in den sieben got tesdienstlichenSakramenten entfaltet, und zwar nicht von unge fähr an den sieben existen tiellenEntscheidungs situationen des menschlichen Lebens. Das Konzil weitet diese These zueiner selbstän digen Wesensbeschrei bung der Kirche aus und bringt damit einen bisherwenig hervor gehobenen Grundgedanken zum Ausdruck: Die Kirche ist In strument inder Hand Gottes, und wie bei den Sakra menten sonst auch, ist das sichtbare „Zeichen“,die „Materie“, eine unscheinbare, alltägli che, ja niedrige Realität: das Zusammenlebenvon Menschen. Ent gegen manchem missverstehenden Argwohn, nicht zuletzt in derevangeli schen Konzilskritik, ist mit der Anwendung des Sakra mentsbe griffs auf dieKirche als ganze weder einer Identifika tion der Kirche mit Christus noch sonstwie einemTriumphalismus das Wort geredet. Vielmehr spricht die Kirchenkonstitution geradein diesem Zusammen hang folgerichtig von der Notwendigkeit beständiger Buße undSelbstreform der Kirche (sancta simul et semper purifican da: Art. 8), von der Verfolgungund später von ihrem Pilgerweg durch die Welt und dem Ende all ihrer „Institutionen“bei der Ankunft des Reiches Gottes (Art. 48). Und zugleich ist, wie übri gens bei denbeiden anderen Begriffen auch, die Wirklichkeit der Kirche als eine zugleich sichtbareund verborgene angezeigt, mithin auch die jederzeit mögli che Spannung zwischen derempirischen Kirche und der verborgenen Wirklichkeit des göttlichen Wirkens, mit demdie empirische Kirche nie einfach zusammenfällt, sowenig sie einfach neben einanderwirklich sind. Doch im Unterschied zum bisherigen Kirchen verständnis steht nun die verborgene,gött liche Wirklich keit der Kirche begrifflich im Vordergrund, der die sicht bareWirklichkeit zu dienen hat wie ein Instrument. Ein Satz wie der des Kardinal Bellarminaus der Kontroverstheologie des 17. Jahr hunderts kann nach dem Konzil nicht mehr dererste, sondern höchstens der zweite Satz über die Kirche sein: „Die Kir che ist so sichtbarund fassbar wie das Volk von Rom, das König reich Frankreich oder die Republik Venedig.“Volk Gottes (Kirchenkonstitution Art. 9; 26; 30; Priesterdekret Art. 1f.; 4): Auch dieserBegriff hat einen langen Vorlauf. Ur sprünglich wurde er in die Diskussion gebracht, umden Bildbe griff „Leib Christi“ durch einen Sachbe griff, eine echte „Analo gie“ zu er setzen.In den zwei Jahr zehn ten vor dem Konzil hat er sich in teilweise heftigen Diskus sio nenzu mindest als ein nicht zu übergehender Aspekt bei der We sensbe schreibung der Kirchedurchgesetzt. So konnte das Konzil auf ihn zurückgreifen – nicht in der Absicht theologischerBe griffsklä rung, sondern um zu nächst einmal von der Gesamtheit der Gläubigen62


sprechen zu kön nen. Im Erstentwurf sollte nämlich zuerst von der Hier archie ge sprochenwerden, dann vom „Volke Gottes“, womit dann ganz unsin nigerweise nur die Laien gemeintgewesen wären. Im verab schiede ten Text bezeichnet dieser Begriff alle Gläubigenund hält damit fest, dass die Kirche Menschen sind und nicht eine über persön li cheRealität über den Köpfen. Men schen, die nach allen Gesetzen und Mechanis menmensch licher Gemein schaften zu sammenleben und zusammenhalten, auch Konflikte,Feh ler, Schuld gar nicht ver meiden können – und doch beisammen bleiben, weil sie inVerkün digung und Taufe den Ruf Gottes in seine Gemeinde, buchstäblich in seine „Volksversammlung“(ek klesía) ver nommen haben. Zu gleich hält dieser Begriff mehr als jederandere die Ver bindung zwi schen Kirche und Israel im Ge dächtnis. „Volk Got tes“ ist ja,von Gott nie widerrufen (Röm 9,4–6; 11,1), erst einmal Israel – und nur durch kommentierendeZusätze, durch den Hinweis auf Jesus Christus kann klargestellt werden, dass dieKirche in einer ande ren, neuen, besser: erneuerten Weise das Volk Gottes aus Juden undHeiden ist.Communio: Dieser Begriff, ein Zentralbegriff des Konzils, wo es um das Verhältnis Gotteszu den Menschen überhaupt geht, wird in Bezug auf die Kirche weit weniger nachdrücklichangewandt als die beiden anderen, und nur ganz „schüchtern“, wo es um die Frageder Partizipation aller am Leben der Kirche geht. Und doch hat er sich im Laufe derKonzils debatten unwider steh lich nach vorn geschoben, so dass man schon angesichtsder natür lich fest gehaltenen Auffassungen über die hierarchische Verfas sung der Kirchevon einer „zweifa chen Ekklesiologie“ des Konzils gespro chen hat: einer communio-Ekklesiologie und einer hierar chischen Ekklesiologie. Communio als Wesens begriff für dieKirche hält jeden falls fest, dass die Binnenstruktur der Kirche zuletzt nicht auf Über- undUnterordnung und damit auf Macht strukturen, auf Befehl und Gehorsam hinauskommt,sondern auf geschwisterliches Mitein ander. Alle notwendigen Kompetenz zu wei sungenund -abgrenzungen dienen letztlich diesem Miteinander, in dem alle für das Ganze je ihrenTeil an Verantwortung tragen. Das ist das Ende der „geweideten Schafe“. Das müssteeinen fundamentalen Stilwan del des Miteinander in der Kirche bedeuten. Wie steht esim Blick auf das neue Kirchenbild des Konzils heute? Wie steht es mit der „Rezep tion“?Wäre ich ein konservativ gesonnener, der Kompetenzen des Amtes bewusser Kurienkardinal,das Verständnis von der Kirche als „Sakrament“ würde mich nicht beirren –im Gegenteil! Das Inein ander von sichtbarer Realität und verborgenem Geheimnis unddie damit verbundene Aura des „Heiligen“ würde meine oft nach sehr irdischen Gesichtspunktenerfolgende Amtsführung im „Generalstab Christi“ (so einmal ein evangelischerKollege zu mir im Gespräch) nur zusätzlich unan greifbar machen – und damit übrigensdem angedeuteten evangelischen Argwohn zu seinem Teil Recht geben. Und so wirddenn die Rede weise von der Kirche als Sakrament eifrig auch von „kon servativen“Kirchenmän nern und Theologen beschworen. Die „Lai en“ dagegen, die Nicht-Theo logenwissen mit diesem Reflexions begriff wenig anzufangen.Anders bei „Volk Gottes“. Einerseits hat sich dieser Begriff ganz tief dem Bewusstsein derGläubigen eingeprägt. Die Gläubigen wissen, dass sie selbst die Kir che sind und nichtnur an ihr teilhaben. In Zeiten harter Konflikte mit dem kirchlichen Amt wurde dennauch halb scherzhaft, halb ernst der Vorschlag ge macht, zu Hunderttausenden auf denPetersplatz in Rom zu ziehen und unter dem Fenster des päpstlichen Arbeitszimmerszu skandie ren: „Wir sind die Kirche!“, „Wir sind das Volk Gottes!“ In den verschiedenen„Kirchen-Volks-Begehren“ ist aus dem Scherz Ernst geworden. Ander seits und ebenC63


Bildungsveranstaltungendes we gen ist seit geraumer Zeit und an höchster Stelle die Tendenz zu beobachten, denVolk-Got tes-Begriff wieder zurückzu drängen. Dagegen hat auch die dem Gedankenduktusdes Konzils durchaus treu bleibende Darstellung im neuen „Weltkatechismus“nicht geholfen (siehe dort Nr. 752; 761f.; 781–786 im Kontest von Nr. 748–810). Manbe fürchtet nachweislich eine schiefe Bahn vom Volk-Gottes-Begriff zur uneingeschränkten„De mokratisierung“ der Kirche und zur Infragestellung des hier ar chi schen Amtes. Einkleines Detail im neuen Kir chenrecht von 1983 be leuchtet die Konsequenzen. Es schreibtvor, dass der Bi schof nach Ermessen und im Einvernehmen mit dem Diözesanprie sterratin den Pfarreien „Pastoralrä te“ zur Unterstützung ihrer Seelsorg earbeit einrichten soll(can. 536). Die se sind nun gerade nicht iden tisch mit den nach dem Konzil, in schönerAnwendung der Volk-Gottes-Idee, in Deutsch land einge führten „Pfarrgemeinderä ten“.Sie werden nämlich nicht, wie diese, von der Gemeinde gewählt, sondern vom Pfar rernach Ermes sen berufen. Damals, 1983, bei der Ein führung des neuen Kirchen rechts,wurde sofort beruhi gend ver sichert, diese Bestimmung gelte nur dort, wo es solcheGemeinde vertretungen überhaupt noch nicht gebe. So sicher ist das aber nicht, dennnur mit einiger Mühe und Sat zungskorrekturen konnten damals Bestrebungen abge wehrtwerden, die deutschen Pfarrgemein deräte nun für ille gal zu halten und abzuschaffen.Noch größer sind die offiziellen Reserven gegenüber dem commu nio-Gedanken. Er solltesein und ist ja eindeutig ein Kontra punkt gegen eine einseitige Betonung der hierarchischenVerfas sung der Kirche. Dass das Konzil ihn noch nicht hinreichend aus gearbeitethat, beweist die Tatsache, dass die außerordentliche Bischofssynode von 1985 in ihremSchlussdo kument gerade diesen Gedanken weitertreibt – übrigens nicht zuletzt aufBetreiben von Walter Kasper, damals noch Professor und von Papst Johannes Paul II. sehrgeschätzt. Ebenso wird in den jüngeren Veröffent li chungen zum Kirchen verständnisentschlossen von diesem Gedan ken ausgegangen – etwa in den Kirchen-Büchern vonMedard Kehl, Siegfried Wiedenhofer und Jürgen Werbick. Um so schmerz licher fieldie kalte Dusche von 1992 aus: Im Schreiben der Glaubenskongregation „Über einigeAspekte der Kirche als communio“ wird dieser Gedanke gegen die Intention des Konzilsvollständig der hierarchischen Struktur der Kirche ein- und untergeordnet. Die Bekräftigungdes päpstlichen Prima tes wird als der alles beherrschende Sinn der Ekklesiolo giedes Konzils und überdies sogar als die objektive innere Inten tion der ökumenischenBewegung hingestellt! Der communio-Gedan ke wird dann zur schönen Verzierungdieser Grundrealität. Im Weltkatechismus fehlt er denn auch ganz – außer beim Themader himm lischen „Ge meinschaft der Heiligen“ (Nr. 946–959).Unsere aktuelle Bilanz stößt also auf eine gespaltene Rezeption. Aus dem neuen Bild vonder Kirche, also dem Haupt thema des Konzils, ist viel geworden – an der sogenannten„Basis“, bei de nen, die ein solches Kirchenverständ nis bitter nötig hatten, wenn sieals Menschen unserer Zeit Katholikinnen und Katholiken bleiben wollten. Auf anderenEbenen, der des hierarchischen Amtes und teilweise auch der theologischen Diskussion,ist of fenkun dig im Gange, was der italienische Konzilsforscher Giuseppe Alberigo einmalden Versuch nennt, das Zweite Vatikanische Konzil zu „verschlucken“ in den lehrhaf tenund institutionellen Gewohnheiten der letzten beiden Jahr hunderte. Ist dieses Ergebniszu verallgemeinern?Um gerecht zu sein, ist dem jedoch ein kritischer Hinweis hinzu zufügen. Wer mit demZeige finger auf „die Amtskirche“ zeigt, zeigt mit drei anderen Fingern auf sich selbstzurück. Wie le bendig und phantasievoll „einsatzbereit“ ist denn das „Volk Gottes“ in64


unseren Gemeinden? Ist nicht vielen die Service-Kir che doch lieber? Wie einfalls reichund enttäu schungsfest arbei ten unsere Pfarrgemein deräte? Wie weit sind unse reGemeinden in sich selbst commu nio, wirkliches Kontrastbild zu den Verhal tens mustern„der Gesellschaft“ und „der Politik“? Sind wir wirk lich dagegen gefeit, die Kirche unddie Gemeinden zum Paukboden für Profilierungs bemühungen, Selbstdurchsetzungsstrategienund im harmlosesten Fall fürs Demokratie-Spielen zu missbrauchen?Ent sprechende Vorgänge bei den „Kirchen-Volksbegeh ren“ müssen zwar nicht überbewertetwerden, machen aber doch nachdenklich.2. Die erneuerte LiturgieHier ist nicht viel zu sagen. Die durch das Konzil einge leitete und schon bald, nichtzuletzt dank dem Drängen von Papst Paul VI., über die Litutrgiekonstitution des Konzilshinausgehende Liturgiereform ist in ihren Ergebnissen für uns alle tägliche Erfahrung.Sie ist das dau erhafteste Werk des Konzils – übrigens in ökumenischer Hin sicht langfristigdas bedeutendste. Die überwältigende Mehrheit der Gläubigen in aller Welt hat dasliturgische Reform werk an genom men und wäre – den Pius-Brüdern ins Angesicht – höchstbefremdet, wenn man sie noch einmal mit einer vollständig latei nischen Messe konfrontierte,die der Priester am Altare „liest“ und die bestenfalls in Teilen, wie in der alten„Gemeinschaftsmesse“, von einem „Vorbeter“ in die Lan dessprache übersetzt wird. DieEr neuerung der Liturgie ist trotz mancher anfänglichen Turbulen zen von einer geradezuzwingenden Logik und Überzeugungs kraft. Womit ja nicht bestritten ist, dass auch heutenoch drei bis vier „Stil sünden“ genügen, um einem die ganze Freude zu vergällen – wennzum Beispiel ein Priester, der die Eucharistiefeier so routiniert und offensichtlich geschäftsmäßigabspult wie früher – leider – manche Priester ihre lateinische „ Privatmesse“. Oderwenn er umgekehrt, in missverstandener Kommunikationsaufgabe, am Altar agiert wieein Talkmaster im Fernsehen.Und doch begegnen wir auch hier wieder dem Phänomen der „gespal tenen Rezeption“.Dazu zwei Hinweise. Aus der großen Rechenschaft von Annibale Bugni ni über die Liturgiereform(Freiburg i. Br. 1988), ergänzt durch die Mitteilungen des ehemaligen Konzilsstenographenund jetzigen Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl (Im Sprung gehemmt,Mödling 4. Aufl. 1999), wissen wir, mit welchen, für ein einfaches katholisches Gemütkaum glaublichen Tricks, Intrigen und Manö vern die Anwälte der tri dentinischen Liturgie,nicht zuletzt die für die Kirchenmu sik Verantwortli chen, die Liturgiereform zu sabotierenversucht haben. Vergeb lich! Aber nach Ab schluss der Reform durch den lateinischenProto typ des neuen Messbuches und die alsbaldi gen Übersetzungen in die Landessprachenhat Rom – entgegen den Wei sungen der Litur giekonstitu tion, die solches den regionalenBischofskonferenzen überlässt – ängstlichst darüber gewacht, dass nur ja keine Abweichungenpas sieren – und auf diese Weise das Vorbild der triden tinischen Meßreformvon 1570 nachgeahmt. Krea tive, dem kulturellen Kon text Rechnung tragende Versuche,etwa in Tansania und in Indien, wurden rigo ros unterbunden. Erst in jüngster Zeit wurdeder Freiraum vor sichtig erweitert. Das aber ist wichtig. Denn wenn es ein Pro blem mitder Liturgiere form gibt, so liegt es darin, dass sie die altrömische Liturgie wiederherstelltund von späte ren Überlage rungen befreit. Aber gilt denn in der Liturgie: „Weh dir,dass du ein Enkel bist!“? Gilt das boshafte Wort über die Liturgiewis senschaftler: „Weiles so alt ist, ist es so schön!“? Dürfen nur das 2.–6. Jahrhun dert liturgisch schöpferischsein? Nein, was nottut, hat schon vor Jah ren Karl Rahner mit dem Stichwort ange mahnt:C65


BildungsveranstaltungenIn kultur ation der Liturgie. Selbst um den Preis, dass es wieder eine neue Vielfalt gibt.Einheit im Grund riss und in den zen tralen Texten, vor allem dem Glaubensbekennt nis,dem formalen Rahmen des Hochgebetes mit dem Lobpreis der Heilstaten Gottes, demEin set zungsbericht und dem Vaterun ser – und ansonsten Zulas sung gut be dachterVielfalt, das scheint sachgemäß – und entspricht durchaus, ganz ohne Latein, den Erfahrungenvon Einheit des Gottesdienstes in fremdsprachigen Ländern.Der zweite Hinweis: Das Verlangen nach der „alten Messe“ ist nicht aus gestorben, sowenig, dass schon Papst Johannes Paul II. 1985 meinte, ihm mit einer begrenztenErlaubnis entgegenkommen zu sollen: nur in bestimmten, vom Bischof zu benennendenKirchen, nur durch speziell beauftragte Priester. Bekanntlich hat Papst Benedikt XVI –der der Liturgiereform schon immer skeptisch gegenüberstand – diese Erlaubniserweitert, indem jetzt jeder Pfarrer im Blick auf eventuelle Wünsche aus seiner Gemeindedie alte Messe als „außerordentliche Form“ des römischen Ritus anbieten kann (wenn erdie Zeremonien noch beherrscht!), allerdings nie grundsätzlich anstelle der reformiertenLiturgie, schon gar nicht am Sonntag. Das Verlangen scheint derzeit wieder gezielt gefördertzu wer den, freilich aus eher ästhetischen Impulse und Widerwillen gegen eineunsensible Umsetzung der Reform (Martin Mosebach: „Häresie der Formlosigkeit“).Wobei man sich mit einiger Ratlosigkeit fragt: Aufgrund welcher intellektuellen Arroganzwird hier das verstehende Mitfeiern der Liturgie einem Bildungsbürgertum mit großemLatinum vorbehalten? Wenn eine solche Ten denz sich dann, wie bei den Pius-Brüdern,mit einer gene rellen Infra ge stel lung des Kon zils verbindet, wie sie ei gentlich katholischemBewusst sein fremd sein sollte, müssen die Alarmglocken schrillen. Rom ist jedenfalls dervergleichs weise kleinen Gruppe der „Tra ditionalisten“ in einer Weise entgegengekommen,die die Grenze zum Ärgernis be rührt. Denn selten in der Kirchen geschichte ist es einerGruppe in der Kirche gestat tet worden, nach eigenem Ermessen die Be schlüs se einesKonzils für sich selbst öffentlich zu suspendie ren.3. Heilige Schrift, Lehramt und TheologieDie Dogmatische Konstitution über die Göttliche Offenbarung ist das Dokument desKonzils, von dem die Mehrheit der Gläubigen am wenigsten weiß. Und doch sollten diesesich dafür interessie ren. Es geht bei der Of fenbarungskonstitution letztlich um dieFrei heit der theologi schen Forschung und damit um die Freiheit des Fragens in der Kirche,wo immer etwas ernsthaft gefragt werden muss. Allzu oft in der Kirchengeschichte sindwichtige theologi sche Neuorientie rungen in der Theologie dadurch verzö gert wor den,dass aus unan gebrachter Angst um den Glauben Denk verbote erlassen und Fragen alsvon vornherein unzulässig ge brandmarkt wurden. Zuletzt ja wieder im Gefolge derModernismus-Krise am Anfang des 20. Jahrhun derts, wovon wir gesprochen haben.Es beweist die Klarsicht der „konservativen“ Kräfte auf dem Konzil, dass sie an diesemPunkt äußerste Aufmerksamkeit zeigten. Ander erseits: Welchen ver nünftigen undintelligen ten jungen Menschen würde man noch für die Theologie als Lebensaufgabegewinnen, wenn die Freiheit des Fragens, an der aller Fort schritt wissen schaftli cherEinsicht und einer neuen Ausdrucks- und Lebensform des Glaubens hängt, niedergehaltenwird? Eben deshalb waren die weitertrei benden Kräfte an diesem Thema interessiert undwollten etwas tun, den Starrkrampf des Antimo dernismus endgültig zu lösen –das erklärt die Härte der Ausein anderset zung gerade um dieses Dokument, das mehrals einmal das Konzil in eine Krise stürzte.66


Aber warum gerade der Text über die Offenbarung? Im Unterschied zur Frage nachKirche und Liturgie bestand hier kein historisch begründeter Klärungsbedarf. Das ErsteVatikanum hatte ausführ lich über Offenbarung, Glaube und Lehramt gesprochen – unddie traditions bewussten Konzilsväter (und erst einmal die Mitglieder der entsprechendenVorbereitungs kommission) meinten entschieden, dabei solle es bleiben. Auch dieFrage nach Schrift, Tradition und Lehramt schien durch das Konzil von Trient, das ErsteVati kanum und durch Enzykliken der letzten Päpste vollständig ge klärt. Neues zu sagenschien nur in schädlichen „Neuerun gen“ en den zu können.Nun gab es aber u. a. zwei entscheidende Gründe, die Thema tik noch einmal aufzunehmen.Einmal hatte es in den Jahrzehnten vor dem Konzil nun doch eine lebhafte theologischeDiskussion um den Offenbarungsbegriff gegeben. Zum anderen waren theologischeDebatten im ökumenischen Raum (Weltkirchenrat!) und nicht zu letzt die Ergebnisse derschon von Pius XII. in der Bibel-Enzy klika Divino afflante Spiritu von 1943 vorsichtig freigegebenenhisto risch-kritischen Methode in der Bibelauslegung nicht ohne Ein druck aufdie katholische Theologie geblieben. Wobei ja die unmittelbare Folge sein musste, dieMethoden der Bibel wissen schaft auch auf die dogmatischen Formulierungen der Kircheanzu wenden: Was für die Bibel als die norma normans für Kirche und Theo logie recht ist,muss für die Dogmen und Konzilsentscheidungen als normae normatae billig sein. Wasmochte dann aber alles ins Rutschen kommen? – so die konservative Angst, damals undheute noch.Die Erstentwürfe lassen denn auch erkennen, dass diese ganzen Diskussio nen gestoppt,die Freiheit des Fragens also wirklich unterbunden werden sollte. Wollte man das verhindern,so musste man an der Wurzel ansetzen – beim Offenbarungsbegriff. Setztensich da die neuen Einsichten durch – mit dürren Worten: ein geschicht liches Verständnisder Selbstmitteilung Gottes nicht in Instruk tionen und Lehrsätzen, sondern inge schichtlichen Ereignis sen, die immer neu ausgelegt werden müssen –, dann konntees keine Denk- und Frageverbote mehr geben. Bibeltext, Bibelausle gung, Bibelwissenschaft,Lehramt mussten einen ganz anderen Stel lenwert als ge wohnt erhalten. Einkleines Detail zeigt die Härte der Ausein andersetzung: Erst in der fünften von insgesamtacht Fas sungen der Offenbarungskonstitution gelang es, ein eigenes Kapi tel über dasVerständnis der Offenbarung als solcher durch zuset zen.Auf dem Konzil endete die Auseinan dersetzung mit einem Patt. Keine der beidenTendenzen auf dem Konzil hat sich durchsetzen können. Die Offenbarungskonstitutionwurde das unausgeglichenste Dokument des Konzils. Neben wahren Durchbrüchen,über die sich vor allem die Exegeten freuen – wir müssen hier nicht ins Detail gehen –,stehen Sätze, die das gerade Ge sag te fast wieder zurücknehmen – auch und gerade inder berühm ten Formulierung in Art. 10, wonach „das Lehramt ... nicht über dem WortGottes (ist), sondern (ihm) dient ...“: Man muss nur den Satz zu Ende lesen: „… indem es[das Lehramt] nichts lehrt, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichemAuftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes von Ehrfurcht hört, heilig bewahrtund treu auslegt und weil es alles, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt,aus diesem einen Schatz des Glaubens schöpft“. Im Klartext: Die Verkündigung des Lehramteshat die Unterordnung unter die Heilige Schrift immer schon beachtet, eine Kritikan der kirchlichen Lehre unter Berufung auf die Schrift ist nicht vorgesehen!Das wichtigste Ergeb nis ist also, dass, entgegen den Wünschen der Brems kräfte, alles offenbleibt. Ihre Position wurde nicht festge schrieben. Was kann hier „Rezeption“ heißen?C67


BildungsveranstaltungenNun eben: die weiterhin offene Situation, die niemand im Namen des Konzils fürgeschlos sen erklären darf. Die Theologinnen und Theologen können und müssendarum weiter an den Sach problemen arbeiten wie bisher – gedul dig, ohne Risi koscheu,angstfrei, und in dem festen Wil len, dem Glauben der Menschen zu dienen. Und dannhoffen auf bessere Zeiten! Denn dass die Zeiten schlecht sind, ist nun beinahe jähr lichdurch neue, schockieren de kirchenamtli che Äußerungen zu erfah ren, in denen dochnoch geschlossen werden soll, was offen ist. Da ist die absolute Wirkungslosig keit eindeutigerbibelwis senschaftlicher Einsichten auf die kirchen amtlichen Erklärungen derGlaubenskon gregation in den letzten Jahren. Da sind seit 1989 Glau bens bekenntnis undTreueid aller in der theologischen Lehre Tätigen – im Grunde einer neuer Antimodernisteneid, knapp 25 Jahre nach der Abschaf fung des alten – und die Erklärung derGlaubenskongregation über die kirchliche Beru fung des Theo logen von 1990. Derenproblematisch stes Detail ist die For derung, die Theologen seien verpflichtet, auch dernicht-definierten „ordentli chen“ Lehr verkündigung des Pap stes inneren und äußerenGehor sam leisten. Dabei ist das größte Problem nicht ein mal die logische Folge rung,dass sich bei Befolgung dieser Forderung in der Kirche nie eine amtliche Lehr auffassungändern könn te, was sie aber zuhauf in der Ge schichte getan hat. Das gravierendereProblem, um nicht zu sa gen: der Skandal besteht darin, dass die professio fidei undjetzt der ergänzte can. 750 im Codex Iuris Canonici, dem kirchlichen Gesetzbuch,nach weislich und zum Teil wörtlich das Kapitel De magi sterio („Über das Lehramt“) ausdem Erst entwurf der Kir chenkonstitution von 1962 wieder aufnimmt, der vom Konzilaus drücklich zurückgewiesen und ganz neu erarbeitet wurde. Der Katechismus derKatholischen Kirche („Welt kate chismus“) macht einen Gebrauch von der Bibel, dass demBibelwissenschaftler der kalte Schweiß ausbrechen muss – und vertritt, wie sich wiederumleicht zeigen ließe, zu unserer Frage exakt die Position des nicht durchge kommenenErstentwurfs der Offenba rungskonstitu tion. Mit dem Motu proprio Ad tuendam fidem istdies alles nun nicht nur mit erneut eingeschärften Strafsanktionen bewehrt, vielmehrwurden die Formulierungen von Professio fidei und Treueid auch di rekt in den can. 750CIC einge fügt – was mit dem alten Antimodernisteneid nie gesche hen ist. Und so unterliegenTheo logen an den Fakultä ten wie der stren ger Über wachung. Ultrakon servativeHeißsporne for dern öf fentlich zur umfassenden Denun ziation auf. Die kirchliche Lehrbefugnis, das Nihil ob stat, wird aus den fragwür digsten, wenn nicht überhaupt undurchschaubarenGründen verwei gert. Fast zum Verzweifeln wird die Lage durch die Einsicht,dass es nicht an geht, dies alles zu per sona lisieren und auf persönli che Herrschsuchtzurückzuführen. Viel mehr ist alles im Rahmen des neuscholasti schen – römisch-schultheologischen– Verständ nisses von Glaube, Lehre und Lehr amt völlig schlüssig.Kurz und schlecht: Bei der Frage nach Schrift, Lehramt und Theo logie kann von„Rezeption“ erst gar nicht die Rede sein. Vielmehr haben die Anwälte der bisherigen Auffassungenebenso wie die Befürworter weiterführender Gedanken die „Patt -Situation“,die die Offenbarungskonstitution hinterlassen hat, ausgenutzt und auf jeweils ihrer Linieweitergedacht – was ihr gutes Recht ist. Da dies aber bei den Anwälten des Hergebrachten,im Unterschied zur Gegenseite, unter Einsatz von kirchenrechtlichen und kirchenpolitischenMachtmit teln geschah und geschieht, berührt die Sache spätestens hierauch die große Schar der nicht unmittelbar betroffenen Gläu bi gen. Theologen beginnenschon wieder, ihre Zunge zu hüten – nicht alle, aber viele –, um sich einen Ruf nicht zuverscherzen oder ihn nicht zu verlieren. Oder sie müssen -zig Seiten Selbstverdeutlichungen68


gegen kleinliche Verdächtigungen nach Rom schreiben, um ihre Veröffentlichungen„in Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre zu bringen“. Über bestimmte Themenzu schrei ben oder laut nach zudenken ist für junge Theologen und Theolo ginnen nichtempfeh lenswert, schon gar nicht für Laien theologen mit Familie im kirchlichen Dienst.Kann es gut sein, wenn der böse alte protestantische Satz zu neuen „Ehren“ kommt:„Er ist falsch wie ein Katho lik!“?Dieser Zwischenbilanzposten des Konzils ist also eher mit roter Farbe zu schreiben.Gottlob steht es ganz anders bei unserem nächsten Thema:4. Kirche und WeltreligionenDie Erklärung des Konzils über das Verhältnis zu den nicht-christlichen Religionen undinsbesondere zum Judentum ist in der verabschiedeten Form ein echtes Werk desKonzils, ursprünglich so nicht vorgesehen. Hier scheint der Heilige Geist wirklich mitder Borniertheit der Menschen gespielt zu haben. Geplant – und ein Anliegen Johannes’XXIII. von Anfang an – war eine Erklä rung des Konzils zum Verhältnis zwischen Kircheund Judenheit, zur Wurzel des christlichen Glaubens im Glauben Isra els. Die Nach richtdavon erregte einen Sturm der Entrüstung in der arabi schen Welt – und zwar nicht nurbei den Muslimen, son dern auch bei den arabischen Christen aller Konfessionen. KeinHinweis auf die streng theologische Ausrichtung des geplanten Textes konnte diearabischen Staaten davon über zeugen, es gehe dabei nicht um eine politische Aufwertungdes von ihnen bekämpften Staates Isra el. Das führte zu einer un säglichenLeidens geschichte der Juden er klä rung. Nach quälen den Debatten und allerlei Win kelzügensetzte sich schließlich die „salomonische“ Lösung durch, die Judener klärung zumTeil – und natürlich zum gewich tigsten Teil – einer umfas senderen Er klärung über dasVerhältnis zwischen Kir che und Welt religionen zu ma chen. Deren Inhalt nahm PapstPaul VI. schon vorweg, als er bei Gelegenheit seiner Reise zum Eucha ristischen Kongressin Bombay mit Vertretern des Hin duismus sprach und ihnen in einer bemer kenswertenAnsprache echte Gottsuche, ja echte Gotteserfah rung zuerkannte.Die politischen Turbulenzen um die Judenerklärung öffneten der Kirche den Blick in dieWelt der nicht-christlichen Religio nen – an denen anfangs gar kein Interesse bestand.Wie wenig man auf diese Frage vorbereitet war, zeigt sich daran, dass man über diegroßen Weltreligionen nur ganz dürre Aussagen machte – aus dem ganz banalen Grund,dass man keine Fachleute hatte. Damals noch!Aber hier gibt es eine echte Erfolgsbilanz, ja eine Rezeption des Konzils zu ver melden:Heute haben wir Fachleute in großer Zahl. Der interreli giöse Dialog erhielt durch dasKonzil einen ungeheuren Schub – und ist heute eines der bedeutsamsten Pro blemfelderder Theolo gie. So war und ist die Kirche – und natür lich nicht nur die katholische Kirche! –heute nicht schlecht vorbereitet auf die Probleme der interdependenten, immer durchlässigerund immer multikultureller werden den einen Welt, die zur Zeit des Konzils sonoch gar nicht absehbar war.Freilich sind auch die Repräsentanten des Lehramtes hellwach geworden und bemühensich, den bisherigen „Vorsprung durch Fach kenntnis“ bei den Gesprächspartnern desinterreligiösen Dialogs einzuho len. Das zeigt sich bei ersten Warnungen vor „synkretistischenTendenzen“ an die Adresse asiatischer und afrikanischer Theologen, bei denentsprechenden Warnungen in der Instruktion über Römische Liturgie und Inkulturation(vor allem Nr. 38–45) – und wieder einmal bei Nihil-obstat-Problemen junger Fachleute.C69


BildungsveranstaltungenEs zeichnet sich ab, dass „Rom“ bei der Diskussion um die sog. „plura listische Religionstheologie“,in der in der Tat noch mancher Klärungsbedarf besteht, wieder einmal zufrüh eingreifen möchte und aus m. E. unnötiger Ängstlichkeit ein ruhiges Ausdiskutierender Sachfragen behindert. Immerhin, die Religionenerklärung ist gerade deswegenein solch bedeutsamer Fall für die Diskussion um die Rezeption des Konzils, weil hiermangels Sache eine rein rückwärts gewandte Rezeption des Konzils, ein „Verschlucken“(Alberigo) nicht mög lich ist. Hier wird tatsächlich das Konzilsereignis, die durch dasKonzil veranlasste erstmalige Begegnung mit einem Problem in der Welt von heute, zurherme neutischen Kategorie einer in die Zukunft weisenden Inter preta tion – oder manmuss konsequent das Konzil des Irrtums be schuldi gen und damit zur Gänzein seiner Verbindlichkeit infrage stel len.5. ReligionsfreiheitEng mit der Religionenerklärung verbunden, wenngleich Gegenstand eines eigenenDoku mentes, ist die Erklärung über die Reli gions freiheit. Wir müssen darüber nurwenige Worte machen, weil der – sehr ausführliche – Text für unser Empfinden lauterSelbstver ständlichkei ten sagt – vor allem, wo es um die Absage an jegli che Eingriffedes Staates in die Freiheit der Gewissens entschei dung geht. Und doch hat der Texterstaunlich harte De batten ausgelöst und war einer der Gegenstände des sogenannten„ schwarzen Donnerstags“ (19. November 1964), an dem mit geschäftsord nungswidrigerManipulation einer konservativen Pressu re Group die Abstimmung über diesen Textverhindert und vertagt wurde, auf die vor allem die US-amerikanischen Bischöfe sodrin gend gewartet hatten.Der entscheidende Umbruch in diesem Dokument – man hat von einer „kopernikanischenWende“ gesprochen – liegt darin: Nicht Leh ren, nicht einmal die Wahrheit als solche sindTräger von Rech ten, sondern Personen und ihr unantastbares Gewissen. Auch die Kirchedarf dessen Entscheidung nur durch die Verkündigung ihrer Botschaft zu orientierenver suchen, aber nie erzwingen wollen. Eine Banalität? Was etwa in den USA und auchbei uns schiere Selbst verständlichkeit war und ist – Stichwort: Aufklärung und religi ösneutraler Staat –, war es damals mancherorts noch gar nicht, weder in den Vorstellungenkonservativer Theologen und Amtsträ ger noch in der politischen Wirklichkeit von Ländernwie etwa Spanien und Italien. Wie schier unausrottbar der Gedanke einer Einheit vonKirche und Gemeinwesen, Kirche und Gesell schaft nach wie vor ist, sehen wir wie imSpiegel an gegenwärti gen Vorgängen im Bereich der Ostkirchen. „Ein Grieche, der nichtorthodox ist, ist kein Grieche“, sagte mir einmal ironisch der verstorbene griechicheTheologe Nikos Nissiotis – der wegen seiner offenen theologi schen Haltung gleichsamder Hans Küng der griechischen Orthodo xie war. Die griechisch-orthodoxe Kirchebetrachtet denn auch die Ziviltrauung als legalisierte Unzucht. Und heute drängt dierussisch- orthodoxe Kirche auf ein staatli ches Verbot der Aktivitäten anderer christlicherKonfessionskir chen auf ihrem Gebiet. Zugegeben, die Propaganda mancher vor allemamerikani scher Kleinkirchen und Sekten, unter Einsatz des großen Geldes, ist widerwärtig.Aber in einer Gesellschaft, wo der Gewissens entscheid unantastbar ist, müsste mandem mit ande ren Mitteln entgegentreten als mit staatlichen Verboten.„Rezeption“? In der gleichzeitig mit der Erklärung über die Religionsfrei heit verabschiedetenPastoralkonstitution – auf die wir sogleich noch zurückkommen – wird in Art. 76unüberhör bar einer freundlichen Trennung von Kirche und Staat das Wort gere det und70


Cdie Kirche ermahnt, auf staatliche Privilegien und wohl erworbene Rechte zu verzichten,wenn „durch deren Inanspruchnah me die Lauterkeit ihres Zeugnisses in Frage gestelltwird“. Wer mit Augenmaß urteilt, wird dadurch nicht die Berechti gung der Kirche inZweifel ziehen, Konkordate mit den Staaten abzuschlie ßen, wo sie solche erreichen kann.Wohl aber deren traditionelle Motivation und Begründung, nämlich nach dem Ende derEinheit von Kirche und Gemeinwesen (des Corpus Christianum) kirchliche In ter essen,sogar rein inner kirch liche Interessen so weit wie möglich vom Staat absichern zu lassen –also doch Privilegien in An spruch zu nehmen. Die Folgen spüren vor allem diejenigen,die in kirchlich abhängiger Posi tion dennoch ein offenes Wort in der Kirche wagen. Wirdürfen uns also nicht täuschen lassen. Soweit hier einmal die amtliche und allgemeineRezeption übereinstim men, beruht das nicht auf einem bestimmten „Rezeptionsmodell“,sondern auf den „ungünsti ger“ gewordenen Verhältnissen. Die bekannten Vorgängeder letzten Zeit (z. B. römische Aufforderungen an katholische Abgeordnete, keinenGesetzen zuzustimmen, die inhaltlich der kirchlichen Lehre nicht entsprechen), lassenzudem befürch ten, dass die Hoffnungen auf Einflussnahmen, wie sie sich gemein hin mitdem Stichwort „politischer Katholizismus“ verbinden, immer noch nicht ausge storbensind. Und wo es paradoxerweise einmal anders zu geht, geschieht es gerade nicht ausMotiven des Konzils. „Aber solan ge der Buchstabe des Konzils steht und sein Geist lebt,wird jede Scheinheilig keit daran scheitern“ (Herbert Vorgrimler in: Kleines Konzilskompendium,443). Nur: Wie lange „steht“ der Buchstabe und „lebt“ der Geist – und fürwen?Die Frage stellt sich noch einmal verschärft bei der „Religions freiheit“ im Innenraum derKirche, also bei der Gewissensfrei heit. Niemand kann und darf zum Glauben gezwungenwerden – die sem Satz werden alle zustimmen können, er ist ja nur die einhel lige Tradition.Aber inzwischen hat auch die katholische Theolo gie – mit und ohne Einfluss derevangeli schen Theologie – tief darüber nachgedacht, dass der Glaube nie fester Besitzist, viel mehr ständiger Anfechtung und Bedrohung ausgesetzt, modern aus gedrückt:ständigem Fragen und Gefragt-Werden – mit offenem Aus gang. Denn auch die Kirchekann nicht in die je einmalige Ge schichte eines Menschen mit Gott hineinregieren. Hierhätte sich der Respekt vor der Gewissensentscheidung zu bewähren in einer striktenUrteilsenthaltung mit den entsprechen den kirchenrecht lichen Folgen. Die hat das neueKirchenrecht in Bezug auf das Eherecht auch gezogen: Wer in einem öffentlichen Aktdie Kirche verlässt und/oder sich einer anderen christlichen Kirche an schließt, unterliegtnicht mehr der kirchlichen Formpflicht bei der Eheschließung (can. 1117). Der alte Satz:„Einmal katho lisch – immer katholisch“ (semel catholicus – semper catholi cus), der sovielcleveren Missbrauch des Eherechts möglich mach te, gilt fürder nicht mehr. Aber ausrein pragmatischen Gründen des Rechtsfrie dens. Kritische Kirchen rechtler, die über derJurisprudenz nicht die Theologie vergessen haben, weisen darauf hin, dass das Kirchenrechtzwar die Glaubensannahme der Freiheit des Gewissens zu erkennt, nicht aber dieGlaubensbewährung. Der aus der Kirche Ausscheidende wird nicht respektvoll aus derKirche entlassen – es gibt keinen kirchenrechtlich geregelten Kirchenübertritt. Der oderdie Ausscheidende ist objektiv der Apostasie, des Glaubens abfalls schuldig, ist exkom muniziert,steht unter der schweren Gewissenspflicht, wie der zur Kirche zurückzukehrenund ist einstweilen nur durch seinen so genannten „un überwind lichen Irrtum“ halbwegsentschuldigt – halbwegs, weil er ja mit energischerem Bemühen herausfinden kann, wodie Wahrheit ist. Nein, so selbst verständlich ist die Rezeption nicht, wie es uns lieb wäre,jedenfalls nicht so konsequent.71


Bildungsveranstaltungen6. Die LaienIm alten „Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon“ von 1882–1901, dem Vorgänger desheutigen „Lexikons für Theologie und Kirche“, steht beim Stichwort „Laien“ nur derQuerverweis: „s. Clerus“. Schönster Beleg für das Recht von Luthers Polemik gegen eineIdentifikation von Kirche und Klerus schon im 16. Jahrhundert: „Gern haben sie’s, dassman sie für die Kirche halte, wie Papst, Kardinäle, Bischöfe …“, schreibt Luther 1539 imBlick auf das kommende (Trienter) Konzil in seiner Schrift „Von den Konziliis undKirchen“. Aber noch im Codex Iuris Canonici von 1917 bestimmt nur ein grundlegenderCanon (can. 682) den theologischen Ort der Laien in der Kirche: Die Laien haben dasRecht, von den Klerikern geistliche Güter und Mittel zum Heil (die Sakramente) zu empfangen.Alles Übrige sind nur Verbote und Verpflichtungen: Laien dürfen keine Klerikerkleidungtragen, das Amt des Predigers nicht „usurpieren“; sie haben den Klerikern jenach Rang die gebührende Ehrfurcht zu erweisen, dürfen Mitglieder von Bruderschaftenwerden und zuweilen an der Verwaltung der Kirchengüter mitwirken.Doch die Umkehr der Perspektiven könnte nicht besser charakterisiert werden als durchden vielleicht schönsten Konzilswitz aus jenen Tagen: Was ist ein Priester? Ein Priesterist ein ehemaliger Diakon, der die Priesterweihe empfangen hat, selten zur Würde einesBischofs aufsteigt, niemals aber zur Würde eines Laien erhoben wird!Das einschlägige 4. Kapitel der Kirchenkonstitution über die erdrückende Mehrheit,bisher weithin schweigende Mehrheit im vorher so leuchtend geschilderten VolkeGottes, argumentiert aus einer Position des schlechten Gewissens: „… die man „Laien“nennt“! Und so werden die Laien im Text des Konzils – nicht etwa in seiner Praxis, siehePastoral konstitution! – geradezu die Hätschelkinder des konziliaren Kirchenverständnisses.Folgendes in aller Kürze, als Anregung zum Selber-Nachlesen:a. Der „Erfinder“ des Laienapostolats ist Papst Pius XI. (1922–1939). In seiner Sicht aberist das Laienapostolat der verlängerte Arm der Hierarchie. Das klingt noch nach in derFormulierung von Artikel 33 der Kirchenkonstitution: „Die Laien sind besonders dazuberufen, die Kirche an jenen Stellen und in den Verhältnissen anwesend sein zu lassenund wirksam zu machen, wo die Kirche (!) nur durch sie Salz der Erde werden kann.“Das ist ein indirektes Zitat aus der Enzyklika Quadragesimo anno desselben Papstes von1931 (zum Gedächtnis an die Sozialenzyklika Rerum novarum Papst Leos XIII.).b. Jetzt jedoch sind die Laien Träger der Sendung der Kirche aus eigenem Recht,aufgrund ihrer Taufe und Firmung – wenn diese Sendung auch, wie denn anders, imEinklang mit der Leitung durch das kirchliche Amt ausgeübt wird.c. Im Gesamtertrag wird hier der weltliche Beruf als Gottesdienst beschrieben inFormu lierungen, die manchmal geradezu an Luthers Theologie des Berufes erinnern –bekanntlich von den Lutherforschern als besonders profilierter Pluspunkt in LuthersTheologie hervorgehoben.d. Nirgendwo sonst wird die Tätigkeit der Hierarchie als Dienst an den Laien so hervorgehoben.Die Amtsträger werden geradezu gekennzeichnet als Rückendeckung fürdie Laien bei deren Erfüllung der „eigentlichen“ Sendung der Kirche in der Welt.e. Ein paar Kostproben, was Leserinnen und Leser bei der Lektüre erwartet:> Die Hierarchie kann und soll nicht alles tun, darum ist es ihre eigentliche Aufgabe,die Gaben im Volke Gottes zum Wohle der ganzen Sendung der Kirche zu koordinieren.> Die Laien vollbringen die Sendung des ganzen christlichen Volkes in der Welt –die Hierarchie soll nur in Ausnahmefällen weltliche Aufgaben übernehmen.72


C> Die Laien sollen Gott suchen im Beruf und die Welt von innen her heiligen (alsonicht: verkirchlichen!), nämlich durch das Zeugnis ihres christlichen Wortes undLebens.> In Bezug auf die Berufung zu Heil, Hoffnung und Liebe, zur gemeinsamen Würdebeim Aufbau des Reiches Christi gibt es keine Ungleichheit gegenüber der Hierarchie.Der Unterschied zwischen Laien und Amtsträgern (siehe Artikel 10) schließt Verbundenheitein, nämlich im Dienen und in der Zusammenarbeit.> Die Laien haben die Amtsträger zu Brüdern in Christus – man beachte: es könnte jaauch umgekehrt formuliert werden!> Das Laienapostolat ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst, und zwarnicht durch Weisung und Inanspruchnahme seitens der Hierarchie – obwohl auch dasim engeren Sinne möglich ist, zum Beispiel durch die kirchliche Beauftragung vonReligionslehrern und -lehrerinnen –, sondern durch Taufe und Firmung.Und so weiter! Wer das 4. Kapitel der Kirchenkonstitution ernst nimmt, wird sagen müssen:Ein Laie muss keinen Amtsträger mehr fragen, ob er sich zum Beispiel mit seinen Arbeitskollegenüber Glaubens- und theologische Fragen aussprechen darf – früher musste erdas streng genommen. Ein Laie, um ganz konkret zu sein, muss niemanden mehr fragen,ob er sich zum Beispiel in einem Buch zu theologischen Fragen äußern darf – frühermussste er dazu die kirchliche Druckerlaubnis, das Imprimatur einholen.Die näheren Ausführungsbestimmungen bietet dann das Dekret über das Laienapostolat.Gemessen an den Grundaussagen der Kirchenkonstitution mag da manches zurückhaltender,blasser, „ausgewogener“ erscheinen. Aber ein solches Dekret kann trotzseiner praktischen Ausrichtung ja nicht gezielt die vielfach unterschiedliche Situation inallen Ländern der Kirche treffen. Wo von diesen Weisungen schon etwas überholt scheintoder realitätsfern, kann man nur antworten: Im Zweifelsfall gelten die dogmatischenAussagen der Kirchenkonstitution mehr als wandelbare Ausführungsbestimmungen.Als solche kam denn auch 1997 die von mehreren römischen Behörden gemeinsamverantwortete „Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst derPriester“. Schon die Titelformulierung zeigt: Es handelt sich eigentlich nicht um neueAusführungsbestimmungen, sondern um subtile Rücknahme von Buchstabe und Geistder Konzilsaussagen. Man kann ja verstehen, dass man sich Sorge um die Stellung desPriesters in der Gemeinde macht. Denn durch den Priestermangel wird er nur zu oftfür das wirkliche Gemeindeleben – dort wo es eines gibt – zur Randfigur, zuständig fürSakramente und rechtsgültige Unterschriften. Aber wenn man sich gleichzeitig weigert,das Mögliche gegen den Priestermangel zu tun, nämlich die zu Priestern zu weihen, diefaktisch die Weitergabe des Glaubens in den Gemeinden leisten – das „Ordinationsdefizit“(Bischof Kurt Koch von Basel, inzwischen Präsident des Einheitsrates und Kardinal)aufzuheben, – dann wird die Stärkung der Stellung des Priesters im schlechtesten Fallzum Tod der Gemeinden (oder inzwischen der „Seelsorgeeinheiten“) führen, weil sichkein Laie mehr als Mitarbeiter im Sinne des bloßen Zuarbeiters des Priesters zur Verfügungstellen wird; im „besten“ Fall wird man genau jene „Protestantisierung“ der Kircheerreichen, die man gerade verhindern will: Gemeinden, die faktisch ohne sonntäglicheEucharistiefeier von Laien geleitet werden, weil keine Priester zur Verfügung stehen.Der eigentliche Widerspruch zum Konzil besteht darin, dass in der Instruktion das Apostolatder Laien wieder aus der Sendung durch die Hierarchie begründet wird – und nicht, wieausdrücklich in der Kirchenkonstitution, aus dem eigenen Recht und der eigenen Sendungder Laien aufgrund von Taufe und Firmung.73


Bildungsveranstaltungen7. Die Kirche in der Welt von heuteMit diesem Thema, dem Titel der Pastoralkonstitution, kommen wir sozusagen zumeigentli chen Thema des Konzils. Jedenfalls zur eigentlichen Intention Johannes’ XXIII. mitdem Konzil. Diese war so ungewöhnlich, dass auch der Papst keine genaue Vorstellunghatte, wie sie zu verwirklichen sei. Die Konstitution ist – wie die Religionenerklärung –ein echtes Werk des Konzils selbst. Und als Schwerpunkt der Arbeit des Konzils amVerständ nis der Kirche in ihren Beziehungen „nach außen“ bedeutet die Konstitu tionnicht weniger als die Kreation eines neuen Konzil styps.Bisher nämlich traten Konzilien immer dann zusammen, wenn Krisen in Lehre oder Lebender Kirche zu meistern, Entscheidun gen, oft schmerzliche Entscheidungen zu treffenwaren. Dass ein Konzil zusammentritt, um aus weltweiter Perspektive zu überlegen, wiedie gute Botschaft des christlichen Glaubens so sachgemäß wie möglich und zugleichso verständlich und so hilfreich wie mög lich „in der Welt von heute“ zu verkünden undvorzuleben sei, oder „technisch“ ausgedrückt: dass ein Konzil zusammentritt mit dererklärten Vorgabe (Eröff nungsansprache Johannes’ XXIII.!), keine Verurteilungen auszusprechenund keine Dogmen zu definie ren – das war neu, unerhört und provozierteneben viel Begeiste rung auch erbitter ten Widerstand und, als es nichts half, trick reicheVersuche, die Verbindlichkeit des Konzils abzuwerten – es sei ja „nur ein pastorales“Konzil.Nun können wir hier auch nicht in Umrissen den Werdegang der Pastoralkon stitutionoder ihren Inhalt darstellen. Was den Werdegang betrifft, so hat auch keineswegs allesauf Anhieb geklappt. Wenn man mit der „Welt“ in einen hilfreichen Dialog ein tretenwill, muss man sie ja mit an den Verhandlungstisch bitten, also Laien und Fachleute zurMit arbeit heranziehen – mithin von der früheren Vor stellung: Das Konzil lehrt und dieGläubigen hören, abrücken. Diese Einsicht setzte sich aber nur mühsam durch – erst vonder dritten Tagungsperiode an, und noch einmal mühsamer war es, Mitarbeit undBeteiligung von Frauen zu erreichen.Was dabei herauskam, ist trotzdem am Ende das gelungenste Doku ment des Konzils.Ich weiß, dass ich damit vielen Kritikern der Pastoralkonstitution widerspreche, nichtnur solchen aus dem „konservativen“ Lager. Trotzdem bleibe ich dabei. Die Konstitu tionhandelt – in weiser Beschränkung – in einem grundlegenden und einem anschließendenkonkretisierenden Teil von den Schwer punktthe men, in denen die Kirche heute vonder „Welt“ befragt und in Frage gestellt wird: Atheismus, Ehe und Familie, Wirtschaftsordnung,Staat und Kirche, Internationale Ordnung, Krieg und Frieden, Kirche undKultur. Überall gibt es, neben einigen unvermeidlichen Kompromissen, überraschende,gegenüber den vor konziliaren Selbstverständlichkeiten geradezu revolutionäre Aussagen.Zum Beispiel das eindeutige Plädoyer für die Demokra tie als zu bevorzugendeStaatsform (Art. 75), das schon erwähnte Plädoyer für eine Trennung von Kirche undStaat (Art. 76), die Freiheit der Gläubi gen im politischen Urteil (!)(Art. 75, 5. Ab schnitt),der Vorrang der Arbeit vor dem Kapi tal (Art. 67), die einschrän kungslose Verurteilungdes Krieges (Art. 79–82) und die Belobigung der Kriegsdienstverweigerer (Art. 785. Abschnitt) und vieles mehr. Gele gentlich durfte das Konzil auf päpstliches Geheißnicht ausdis kutieren, was es ausdiskutieren wollte, etwa die Frage der Me thoden derGeburten regelung – die Folgen sind bekannt. Dennoch gibt das Konzil mehr als deutlichzu er kennen, in welche Richtung es gegangen wäre, hätte man sich äußern dür fen(vgl. Art. 51 1. Abschnitt).74


Wie stellt sich gerade bei diesem, ganz dem neuen „Konzilstyp“ verpflichteten Dokumentdie „Rezeption“ dar?Zunächst: Das Konzil hat hier ein bewundernswürdiges Beispiel erbracht, wie die Kirche,repräsentiert durch die Versammlung ihrer Amtsträger, eindeutig und im Vollbewusstseinder ihr anver trauten Botschaft, doch in vorläufiger, in revidier barer Form reden kann.Anders geht es ja auch nicht, wenn die Welt, zu der und mit der man redet, sich ständigwandelt und neue Proble me aufwirft. Die Kirche nicht als die durch ihr Lehramt autorita tivredende und zu mindest die Gläubigen in die Pflicht nehmende Lehrmeisterin, sonderndie Glaubensgemeinschaft der Kirche als die mit den Menschen mit denkende, an ihrgläubiges Nachdenken appellierende Ratgeberin – und dies als Konkretisie reng des neuenKirchenbildes, das ist wirklich neu. Das spiegelt sich dann im Stil – man kann es auch injeder Über setzung sofort spüren, etwa im Vergleich mit den rein theo logi schen Dokumenten.Auf dieser Linie ist es dann weiterge gangen. Die alle fünf Jahre tagenden Bischofssynoden– sozusagen ein re gelmäßiges Mini-Kon zil, wenn auch nicht im recht lichenSinne – haben diesen Stil weitergepflegt, was immer man sachlich und verfahrensmäßiggegen die bisherigen Synoden einwenden mag. Und was immer man sachlich gegendie vielen Lehr schreiben und Lehr äußerungen Johannes Pauls II. sagen mag, der frühere„Ponti fi kalstil“ päpstlicher Texte ist ebenfalls über wunden zugunsten einer zur Diskussioneinla denden Überzeu gungs rede. „Rezeption“ heißt also hier: Mut zur im Glaubenbegründeten, aber revidier baren Rede – für Katholiken eine ganz ungewohnte Tugend!Und weiter: Das Konzil hat natürlich zu allen in der Pastoral konstitution angesprochenenThemen intensive Diskussionen ange regt, bei denen fortschreitend mehr die Sache alsder Konzils text im Mittelpunkt steht. Genau das ist aber der Intention des Konzilstexteshöchst angemessen – und zwar einschließlich einer Kritik an einer immer noch spürbarengewissen „Fortschrittseu phorie“, die in den ursprünglichen Entwürfen noch viel deutlichwar. Und fast nebenbei wird dann gerade in der Pastoral konsti tu tion auch deutlich gemacht,dass sich Wahrheitsfindung in der Kirche nicht „von oben nach unten“ vollzieht,sondern im Dialog (Art. 92). Im Klartext: Streitige Diskussio nen in der Kirche haben alsEndziel nicht mehr die Ausgrenzung der einen Partei, sondern das Beisammenbleibenauch im vorläufig nicht aufhebbaren Kon flikt. „Rezeption“ heißt also gerade hier auchFort schreiben des Konzils in Richtung neuer, besserer Erkenntnis bei seinen Sach themen.Dies ist gera de hier nicht etwa Missachtung, sondern Treue zum Konzil.Be trachtet man die kirchliche Gegenwart, so kann man verstehen, warum die – jetztmuss man sie so nennen – rückwärts gewandten Kräfte in der Kirche gerade die Pastoralkonstitutionso verdam men. Nachdem Katholikinnen und Katholiken aber einmalGeschmack daran gewonnen haben, werden sie sich diesen offenen Stil des Dialogs inder Kirche und mit der „Welt“ durch nichts und niemanden mehr ausreden lassen. Einnur „von oben“ dozierendes „Lehramt“ der Kirche hat keine Chance mehr – es sei denn,sie wolle im 21. Jahrhundert nur eine Großsekte sein. Deshalb ja auch das Er schreckenüber den neuen Katechismus, trotz der unbestreitbaren theologischen und katechetischenQualitäten, die das Buch auch hat (ich sage das gegen manchen Wider spruch, den ichmit dieser Meinung schon geerntet habe), die aber kaputt gemacht werden durch dendoktrinären Stil der Lehrdarbietung. Das Wort „Dialog“ kommt im Katechismus nichtvor. Deshalb dasselbe Entsetzen über die Moraltheologie- Enzyklika Veritatis splendor undnachfolgende Lehrtexte bis Ad tuendam fidem. Soweit diese Texte Fragen abblocken undDiskussionen beenden wollen, ist vorauszusehen, dass „das Leben stärker sein“ wird.C75


BildungsveranstaltungenZu sehr ist der Stil kirchlicher Konsensfindung im Geist der Pastoralkon stitu tion schonprägend für die kirchliche Menta lität von Millionen von Katholikinnen und Katholikengeworden.Gern gestehe ich, dass ich die tiefe Sorge derer verstehe, die hier eine „Protestantisierungder katholischen Kirche“ befürch ten. Es ist ja durchaus ein objektives Problem und nichtnur Angst, wenn man fragt: Lassen sich das typisch katholische Be wusstsein, dass derGlaube nicht je indivi duell mit mir und mei ner Einsicht anfängt, und der darauf grün dendeVertrauensvorschuss für Tradition und Amt noch durchhalten, wenn alle nun nicht mehrerst gehorchen und später vorsichtig fragen, sondern sofort mitden ken und mit diskutieren? Aber es wird kein Weg mehr zurück führen. Und wäre ein sol cher Rückweg ander Schwelle des dritten Jahr tausends wirklich der bessere Weg? Ist es nicht weiser undein fach gläubiger, den mutigen Weg des kritischen Dialogs mit den Fragen und Herausforderungender „Welt von heute“ weiter zuge hen? Die „Zeichen der Zeit“ stehen dabeija keineswegs ein fach auf „An passung“ an den Zeitgeist!IV. Ein vorläufiges Fazit1. Eine ZwischenbilanzEs mag verwundern, dass ich ausgerechnet das Thema „Ökumene“ nicht angesprochenhabe. Aber das war in der hier gebotenen Kürze unvermeidlich. Anderseits würden wirnur einen erneuten und beson ders symptomatischen Fall der beschriebenen Rezeptionsproblema tik vor Augen bekommen: eine nicht abgeschlossene Diskus sion wie bei derOffenbarungskon stitution – das Konzil weiß und weist keinen konkreten Weg zu neuerKirchengemeinschaft –, darum Spannungen in den einschlägigen Texten, die zuweilen dieGrenze des Widerspruchs berühren, darum wieder die auseinandergehen den Tendenzendes Umgangs mit dem Thema: Wo die einen im Geiste selbstkritischer Buße und Erneuerungsich um Sachkenntnis bemü hen und par cum pari (Ökumenismusdekret Art. 9)in den Dialog mit den getrenn ten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften eintreten,wollen die anderen die Kirche im öku menischen Dialog bei Trient festhalten. Der immernoch nachwirkende Konflikt um die „Gemeinsame Erklärung zur Recht fertigungs lehre“von 1999 ist im Licht der Konzils texte und ihrer bishe rigen Rezep tionsgeschichte vollauferklärlich.Aber auch sonst haben wir nur einige Themen des Kon zils als Beispiele der Rezeptionsproblematikange spro chen, und auch dies nur in grober Skizze. Wichtige andere Themenwurden gar nicht berührt. Zum Beispiel die Frage des kirchlichen Amtes. Oder die nachden Ordensleuten, nach dem Verständnis des Konzils von den Sa kramenten und dessenprakti schen Konsequenzen, nach Maria und Marienverehrung, nach der Mission, nachden Vor stellungen des Konzils zur Reform des theo logischen Studiums, nach den geradezulutheri schen Perspektiven in der Beschreibung von Dienst und Leben der Priester.Wir sind auch nur indirekt auf die nicht wenigen Äußerungen eingegangen, die, wennentsprechend kenntlich gemacht, sich als die faktischen Zurücknahmen frühererkirchlicher Lehrentschei dun gen erwiesen hätten, die sie tatsächlich sind. Zum Beispielder Abschied von dem alten Satz: „Außerhalb der Kirche kein Heil“ (KirchenkonstitutionArt. 16); oder die neue Wesensbestimmung des Bischofsamtes im Ver hältnis zumPriesteramt – in der Sache ein klarer Widerruf der ent sprechenden Aussagen von Trient,die nun zumindest als ver kürzt erscheinen (ebd. Art. 26 im Vergleich mit 28); oder die76


vom Konzil in Gang gesetzte (Liturgiekonstitution Art. 73), nach dem Kon zil durchgeführteReform des Sakramentes der Krankensalbung in Theorie und Praxis, wobei inder Sache fast allen Be anstan dungen Luthers in seiner Schrift De captivitate Babylonicaec clesiae Rechnung getragen wurde; der Abschied von der alten, nicht dogmatisier ten,aber kirchenamtli chen Lehre von den soge nannten Ehezwecken (PastoralkonstitutionArt. 48) – und noch mehr. Hinzu kommt, dass das Konzil in zahllosen Fällen die Lehreder päpstlichen Enzykliken der letzten Jahrzehnte zwar eifrig zitiert, aber dann eindeutigüberschritten hat – was nie hätte geschehen dürfen, hätte man sich an den berüchtigten„En zy klikenparagraphen“ in der Enzykli ka Humani generis von 1950 gehalten, worinden Theologen ver boten wird, über Themen noch zu diskutieren, zu denen die Päpstein einer Enzyklika Stellung genommen haben. Das alles ist nun nicht mehr aus der Weltzu schaffen – allen entsprechenden Ver suchen zum Trotz. Man stelle sich nur einmalkonkret genug vor, was das bedeutete: In all den damals als zukunfts weisend empfundenenNeubesinnungen des Kon zils würde man heute sagen: Das ist nicht so, wir habenhier den Mund zu voll genom men, wir sagen jetzt wieder dasselbe wie frü her. Es wärenicht nur eine Katastro phe für das Ansehen der Kirche – das müsste man ja gegebenenfallsertragen können –, es wäre vor allem theolo gisch ganz und gar unverständ lich undun einsehbar.Will man also zusammenfassend, als Zwischenbilanz, auf die Frage antworten: „Was istaus dem Konzil geworden?“, so kann die Ant wort nur lauten: Unge heuer viel! Änderungenin Mentalität, theo logischer Reflexion, kirchlichen Lebensformen und sozusagen„Kirchenge fühl“, die um 1950, als ich mit dem Studium begann, vielleicht zu erträumen,aber nicht von ferne zu erwarten waren. Freilich, nur die über 50 -jährigen können dasnoch voll ermessen, weil sie die vorkonzi liare Kirche und die Kirche des Konzils erlebthaben. Den Jünge ren, die sich heute so oft an der Kirche wundreiben, muss man sagen:Ihr lebt heute als Katho likinnen und Katholiken, aber auch als von außen Beobach tendeauf dem Boden von Selbstver ständlichkeiten, die ihr dem Konzil verdankt, das ihr schonverraten wähnt! Freilich, ihr habt recht, wenn ihr einklagt, dass es auf der Linie des Konzilsweitergehen muss! Denn: Das Konzil ist die Zukunft der Kirche im 21. Jahrhundert. EineAlter native dazu gibt es nicht – es sei denn die Groß sekte, der nie mand mehr zuhört.2. Und die „Pius-Brüder“?An dieser Stelle ein Wort zu den Anhängern der Priesterbruderschaft St. Pius X., den„Pius-Brüdern“. Das Konzil ging nun vor 45 Jahren zu Ende. Für die unter 50-jährigen istes ein Datum aus dem Geschichtsbuch – und für die 50–60-jährigen vielleicht eine vageErinnerung an Fernsehbilder aus der Kindheit und Jugend. Das Konzil als Ereignis war fastvergessen. Da war die so umstrittene Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe derPriester-Bruderschaft St. Pius X. – so der offizielle Titel – durch Papst Benedikt XVI. fastso etwas wie eine List des Heiligen Geistes. Plötzlich war das Konzil wieder in aller Munde –bis hin zu einer Unterschriften-Aktion für die einschränkungslose Geltung des Konzils!Das Kirchenrecht nennt klare Bedingungen, denen zufolge eine Exkommunikationaufgehoben werden kann, dann aber auch muss (Codex Iuris Canonici, can. 1358 § 1): DieExkommunizierten müssen den Grund der Exkommunikation beseitigen – in diesem Fallealso die Verwerfung des Konzils. Selbstverständlich kann der Papst auf dem Gnadenwegegleichsam „in Vorleistung“ treten. Dann aber muss er nachträglich auf der Erfüllung dervom Kirchenrecht vorgesehenen Bedingungen bestehen, sonst macht er das KirchenrechtC77


Bildungsveranstaltungenlächerlich. Das hat er bislang nicht getan. Stattdessen laufen geheime Gespräche,von denen nichts nach draußen dringt. Wohl aber haben die Pius-Brüder schon gleichöffentlich geäußert, dass es ihrerseits keine Kompromisse geben werde. Und der Papstwird sich noch gut erinnern, dass er schon einmal einen gemeinsamen Text der Versöhnungmit Erzbischof Lefebvre unterschrieben hatte – und Lefebvre wenige Tage späterseine Unterschrift zurückzog und Bischöfe weihte, womit das Schisma und die Exkommunikationautomatisch eintraten.Wenn die Pius-Brüder restlos ehrlich gegen sich selbst wären, müssten sie sich eingestehen,dass sie selbst unter ihren eigenen Voraussetzungen Häretiker sind. Eine abenteuerlicheBehauptung? Nun, sie wollen die vorkonziliare Kirche zurück. Also auch dasvorkonziliare Kirchenrecht, den Codex Iuris Canonici von 1917. Dieser bestimmt incan. 228 § 1: Zusammen mit dem Papst übt das Konzil die höchste Vollmacht in derGesamtkirche aus. Wenn die Pius-Brüder also das Konzil ablehnen wollen, müssten siebeweisen, dass es kirchenrechtlich nicht korrekt einberufen wurde und/oder seineBeschlüsse gegen den Willen des Papstes veröffentlicht wurden. Das ist ausgeschlossen.Konsequenz: Die Pius-Brüder behalten sich vor, entgegen ihren Beteuerungen aus denÄußerungen des obersten Lehr- und Jurisdiktionsamtes in der Kirche auszuwählen, wassie anerkennen und was nicht – also eine hairesis, eine Auswahl zu treffen. Sie stellenden Spruch der obersten Vollmacht in der Kirche unter den Vorbehalt eines persönlichenErmessens: der Tatbestand der Häresie!Es ist der offenkundige Wunsch des Papstes, das Schisma mit den Pius-Brüder zu beendenund damit in die Geschichte einzugehen. Aus seinen früheren Bemühungen in den 80erJahren kann er wissen, dass mit wirklichem Einlenken nicht zu rechnen ist. Wenn nun alsErgebnis der Gespräche nur ein windelweicher verbaler Kompromiss herauskommt – unddieser anschließend auch noch als Kriterium für die Interpretation des Konzils auf denPlan tritt! –, dann sind wir mit einer Situation konfrontiert, in der wir – doch keineswegsunkritischen Freunde des Konzils – uns in Kirchengemeinschaft mit ca. 600.000 Christenauf der ganzen Welt und ca. 400 Priestern wissen sollen, die uns Hunderten von MillionenKatholiken auf der ganzen Welt Verrat am wahren katholischen Glauben vorwerfen. Essollte klar sein, dass kein Papst uns dazu verpflichten kann.3. Aufgaben der UmsetzungLassen sich von unserem Panorama-Rückblick auf das Konzil her und im Vorblick aufdie weitere Arbeit – nicht nur auf diesem Sym posion – schon Grundlinien bestimmter„Rezeptionsmodelle“, Formen und Aufgaben der Umsetzung herausarbeiten?a. Gewiss zunächst die Grundunterscheidung zwischen einem Modell, das das Konzil ersteinschließt in bloßen Wortlaut seiner Texte und diesen anschließend einschränktauf das, was auch frühere Kon zilien schon gesagt haben – und dem Gegenmodell,das das Neue in den Konzils texten festhalten und für das Leben der Kirche fruchtbarmachen will. Obwohl das erste Modell inzwischen (wie der) ganz ungeniert gefordertwird – wobei man sich auf ganz gewiss überinterpretierte Papstworte beruft –, istdies eigent lich gar kein Rezeptionsmodell, vielmehr die Verweigerung der Rezeption,ganz abgesehen davon, dass damit das Zweite Vatikani sche Konzil die größte Lächerlichkeitder Kirchen geschichte darstellen würde. Als Rezeptionsmodell kommt also78


nur in Be tracht, was (auch) das wirklich Neue im Prozess und in den Ent scheidungendes Konzils ernst nimmt.b. Dafür gelten zunächst alle Auslegungsregeln, die allgemein für Konzilstexte geltenund in denen der Blick auf den konzilia ren Beratungsprozess – auf das Konzil als„Ereignis“ (Giuseppe Alberigo) – immer schon einbezogen ist. Sie müssen hier wohlnicht eigens in Er inne rung gerufen werden. Vor allem gilt die Generalregel, dass dasganze Konzil zu rezipieren ist und nicht nur eine nach Gutdünken getroffene Auswahlvon „Lieblingsaussagen“. Dies ist gerade bei der Themenvielfalt des Zweiten Vatikanumsvon besonderer Bedeutung. Schon gar nicht darf „das Konzil“ als Projektions wandmissbraucht werden für allerlei Wünsche und Optionen, die es weder befürwortetnoch gemeint hat.c. Innerhalb des zu rezipierenden Neuen sind Differenzierungen nö tig. Da sind einmalneue Lehraussagen im klassischen Sinne von Konzilsaussagen – wenn auch bewusstnicht in der Form des Dogmas. Beispiele aus unserem Panorama: das neue Verständnisvon der Kirche, darum von der Liturgie, die Anerkennung, ja die Vor schrift,die Bibel auch mit histo risch-kritischen Methoden zu erforschen, das Bekenntniszum Glauben Israels als der Wurzel des christlichen Glaubens, die Anerkennung derReligionsfreiheit als Teil der Personwürde des Menschen. Rezeption heißt hier, ganz„altmodisch“: Die bisherigen Lehren werden nicht mehr ver treten, die bisherigennegativen Urteile werden nicht aufrech terhal ten.d. Da sind ferner deutliche Neuorientierungen, die weniger neue Lehraussagen alsvielmehr Komplettierungen und Verdeutlichungen bisheriger kirchlicher Lehre sind –einschließlich stillschwei gender, aber eindeutiger Korrekturen. Rezeption bedeutethier, die bisherige Lehre im Licht der Neuorientierung zu lesen, im Klartext also: diebisher übliche Art, diese Lehre darzubieten, als einseitig, unzulänglich, buchstäblichnicht „katholisch“ genug nicht weiter fortzuführen. Beispiel: die Kollegialität derBischöfe, oder das neu bestimmte Verhältnis der Teilkirchen zur Universalkirche(Kirchen konstitution Art. 23!), das Priesteramt im Verhältnis zum Bischofsamt, dieAussagen über Stellung und Sendung der Laien.e. Weiterhin enthalten die Konzilstexte Weisungen und Aufträge an die nachkon ziliareKirche. Rezipieren heißt hier: ausführen. Am deutlich sten ist das bei der Liturgiekonstitutionund beim Ökumenismusdekret. Nicht umsonst gab es ja zu diesenbeiden Texten nach dem Konzil die meisten Ausführungsbestimmungen in Gestaltvon „Direktorien“ und „Instruktio nen“. Beispiele sind aber auch die Aufforderungenzum Dialog in der Religionenerklä rung und vor allem die vielen Weisungen zuneuen Formen der Begegnung mit der Welt – einschließlich der nicht-christlichen,ja atheistischen – in der Pastoralkonstitution. Und nicht zu letzt die Aufforderungzum Dialog in der Kirche als Weg der Wahrheitsfindung (ebd. Art. 92). Weil sichhier in der Kon sequenz am deutlichsten der neue Konzilstyp zeigt, den das ZweiteVatika num darstellt, wird man ihm mit der „klassischen“ Rezeption im Sinne derAnnahme und Bejahung von Beschlüssen noch nicht ge recht.f. Dassel be gilt erst recht für die Notwendigkeit vorsichti gen Fortschreibens. Klar istei nerseits: Das Konzil wollte der Kir che einen Weg in die Zukunft weisen – es aufWortlaut und Lehren ein für allemal einzuschränken heißt, es abzulehnen. Anderseitsist klar, dass hier auch unter den Anwäl ten des Konzils am härtesten um alle erdenklichenErmessenent scheidungen gerungen werden muss – nie mand kann mitC79


BildungsveranstaltungenGe wissheit wissen, ob der je eigene Vor schlag wirk lich weise ist. Dieser Vorbehaltist unbedingt den Zögernden und Vorsichtigen zuzubilligen – und demnach aufUnterstellung sini strer Motive zu verzichten!g. Es geht darum gewiss nicht an, das Konzil nur als formalen „Bewe gungsfaktor“ zuwürdigen, als Aufbruch aus alten Verhärtun gen, wobei seine Sachaussagen sozusagennur Spielmaterial wären, an denen der Aufbruch eingeübt werden soll. KeinTraditionsbruch im Namen des Konzils! Anders steht es mit dem Begriff, der sichin den Mit telpunkt der aktuellen Diskus sion um die Auslegungs krite rien für dasKonzil geschoben hat: das Konzil als „Ereig nis“. Der zunächst so schillernde und auchmissbrauchbare Begriff bedeutet auf jeden Fall die neue Qualität des intensivenund unvermit telten Aus tauschs unter den Konzilsteilnehmern über die Themen desKonzils und die ungewohnte Erfahrung der Zusammenarbeit an Tex ten, die wirklichWerk des Konzils sind und nicht das formale Placet zu vorgefertigten Vorlagen. Dasdadurch gewachsene und inzwischen auch auf viele Bischöfe der nächsten Gene ra tion– und überhaupt auf ungezählte Katholikinnen und Katholiken – über gegan geneGefühl der Zusammengehörigkeit und der ge mein samen Verant wortung muss einbezogenwerden in die Auslegung, also in die Heraus arbeitung des Sinnes der Texte.An dieser Stelle berührt sich der Begriff „Ereignis“ mit dem viel beschworenen „Geist“des Konzils. Dieser ist nämlich kein nebuloses Gebilde zur Legitimierung von Wünschen,die man zu Unrecht auf das Konzil projiziert. Er ist vielmehr der akten kundige Wille derüberwältigenden Mehrheit des Weltepiskopates. Dieser wird vor allem dort zur gewichtigenAuslegungsinstanz der Konzilstexte, wo auf dem Konzil durch eine kleine, aber rührigeMinderheit erfolgreich Verwässerungen in die ursprünglichen Texte eingebracht unddiese dann nach dem Konzil auch noch als der eigentliche Sinn der Konzilsaussagen hingestelltund in Kir chenpolitik umgesetzt wurden.4. Eine möglichst liebenswürdige WarnungSolche und womöglich noch weitere Aufgaben der Rezeption sind eigentlich keine formalnebeneinander stehende „Modelle“, sondern die von den unterschiedlichen Sachthemendes Konzils und der Eigenart der konziliaren Behandlung selbst be dingten unter schiedlichenWeisen des Umgangs mit den Konzils texten und ihrer Auswertung. Diese hermeneutischen Verfahren kann man nun in ver schiedenster Hinsicht und im Gespräch mitden ein schlägigen Nachbardisziplinen der Theologie – vor allem der Sprachphiloso phie,der Kommunikationstheorie und der Kirchenso ziologie – weiter ausdifferenzieren undsubtil verfeinern. Eben hier setzt meine Warnung, ja meine Bitte ein: Treiben wir dieSubtilitäten nicht zu weit! Es ist gewiss erhellend, sich mit größter Methodenviel falt inneueren Veröffentlichungen vorführen zu lassen, was auf dem Konzil abgelaufen istund wie darum seine Texte und Weisungen zu bewerten und umzusetzen sind. Aber wofängt da das Glasperlenspiel an? Es geht doch in der heutigen Lage der Kirche im Grundeum etwas ganz Einfaches: zu verhin dern, dass diejenigen obsiegen, die immer nochdas Kon zil für den Sündenfall des Papstes Johannes XXIII. (und Pauls VI.!) halten und esverantwortlich machen für alles, was sie heute als Niedergang von Glaube und Kircheempfinden. Zwar sollten wir trotz aller Aggressivität solcher Versuche für die dahinterwirksamen Ängste Verständnis aufbringen. Die Freunde des Kon zils können sich solchesVerständnis „leisten“, gerade weil sie in ihm keinen „Zeitgeist“, sondern den Geist80


Gottes am Werk sehen, der die Kirche aus dem scheinbaren Niedergang – bes ser: ausdem Niedergang einer ihrer Ge stalten – in eine neue Epoche führt. Die sem Geist Gotteshaben wir den Dienst unseres Nachdenkens zur Ver fügung zu stel len – durch beharrli chesForschen, liebenswür diges Verteidi gen und angst lösenden Aufweis der Kontinuität imWandel – und daher nicht zuletzt durch Hinhören auf das, „was der Geist den Gemeindensagt“ (Offb 2, 11). Mit nichts aber würden wir den „Unheils propheten“ (Jo hannes XXIII.)gründlicher das Feld über lassen und ihnen besser in die Hände spielen, als wenn wirunsere Energien auf ein letzt lich selbst verliebtes Kreisen um immer neue hermeneutischeSub tilitä ten der Ausle gungsmethoden konzen trierten – so wie ähnlich zur Zeitim ökume nischen Dialog das Karussell neuer „Hermeneu tik der Einheit“ sich immerschnel ler dreht. Die Gegner könnten sich über solche Selbstbeschäfti gungs therapie nurfreu en. Wir sollten es nicht dahin kommen lassen, dass auch auf die Bemühungen um diesachgerechte Aufar beitung des Zweiten Vatikanums zutrifft, was nach einem mündlichüberlieferten Bonmot Karl Rahner einmal über den Eifer heutiger junger Theolo gen beider Beschäftigung mit hermeneutischen und Methodenfra gen der Theolo gie gesagt hat:„Sie wetzen die Messer immer schärfer – aber den Schweinebraten schneiden sie nicht an!“Anmerkung: Hier wird der reine vollständige Text des Vortrags wiedergegeben – einschließlichder aus Zeitgründen gekürzten Stücke, aber ohne Belege und Literaturhinweise. Er wirdhier zum persönlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt. Wer sich intensiver mit der Diskussionum das Konzil befassen möchte, sei auf die Belege und Hinweise in meinen drei folgendenVeröffentlichungen verwiesen, auf die dieser Vortrag zurückgeht:Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte – Verlauf – Ergebnisse – Nachgeschichte,Würzburg (echter Verlag) 1993, 5.Auflage als Taschenbuch 2001 (Topos plus TaschenbücherBd. 393); durchgesehene Neuauflage im Druck.Das Zweite Vatikanische Konzil. 40 Jahre nach der Ankündigung – 34 Jahre Rezeption,in: Antonio Autero (Hg.), Herausforderung Aggiornamento. Zur Rezeption des ZweitenVatikanischen Konzils (Münsteraner Theologische Abhandlungen Bd.62), Altenberge(Oros Verlag) 2000, S. 37–79.Das neue Bild von der Kirche. Im Streit und Widerstreit – damals und heute, in: ManfredBelok/Ulrich Kropac (Hrsg.), Volk Gottes im Aufbruch. 40 Jahre II. Vatikanisches Konzil,Zürich (Theologischer Verlag Zürich) 2005, S. 179–220.Die Texte des Konzils finden sich in der offiziellen deutschen Übersetzung in: Karl Rahner/Herbert Vorgrimler (Hgg.), Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des ZweitenVatikanums mit Einführungen und ausführlichem Sachregister, Freiburg i. Br. (VerlagHerder), 1.Aufl. 1966, immer wieder, teilweise ergänzte Neuauflagen.C81


BildungsveranstaltungenFErIENAKADEMIENFerienakademie IThema:Der Stellvertreter. Geschichte und Theologie des PapsttumsZeit: 14. bis 26. Februar <strong>2010</strong>Ort:Landvolkshochschule St. Gunther, NiederalteichTeilnehmer/innen: 65Geistliche Begleitung: Wilfried Röttgen/Dr. Karsten Kreutzerleitung:Sebastian MalyEine cusanische Bildungsveranstaltung zum Thema Papsttum verspricht vieles: annähernd2000 Jahre Geschichte, kontroverse und zum Teil erbitterte Auseinandersetzungen umSinn und Gestalt des päpstlichen Primats bis in die Gegenwart sowie persönliche Zeit füreine Selbstvergewisserung, was der Nachfolger auf dem Stuhl Petri mit einer Katholikinund einem Katholiken im 21. Jahrhundert zu tun hat. All das einzulösen, waren zweiWochen Ferienakademie zumindest ein Anfang.Die Ferienakademie begann mit einer Tour d’horizon der Macht- und Kirchengeschichtedieser einmaligen Institution. Während Klaus Schatz SJ mit seinem Eröffnungsvortragnoch einen recht großen Zeitraum abdeckte, setzten die weiteren Vorträge der erstenWoche von Christoph Dartmann, Günther Wassilowsky und Thomas BrechenmacherSchwerpunkte an verschiedenen epochalen Übergängen (z. B. zur Moderne) oderkonzen trierten sich auf Entwicklungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B.im 20. Jahrhundert). Die Vorträge thematisierten dabei immer wieder die zweifacheSpannung, in der sich die Institution des Papsttums seit ihren Anfängen vorfindet:Einerseits wirkten und wirken Päpste als politische Größen in der profanen Welt,andererseits sind sie als Vicarii Christi Leiter der bis heute größten christlichen Konfessionund haben als solche eine unübersehbare geistliche Autorität und Macht. Die Workshopsder ersten Woche vertieften die historische Annäherung an das Papsttum oder boteneine medien wissenschaftliche oder kirchenrechtliche Auseinandersetzung mit demThema der Ferienakademie an.Bis in die Gegenwart hinein lässt sich diese vielfache Beanspruchung, aber auch derdamit einhergehende Anspruch eines Papstes an vielfältigen Phänomenen ablesen.Ein Gespräch mit den beiden Journalisten Christoph Strack und Martin Lohmann dientedazu, die zeitgeschichtliche wie kirchenpolitische Bedeutung der Pontifikate vonJohannes Paul II. und Benedikt XVI. und ihre vielfältige öffentliche Rezeption zu disku tieren.Die nüchterne historisch-politische Annäherung an das Papsttum schuf eine wichtigeGrundlage für die sich in der zweiten Woche anschließende systematisch-theologischeAuseinandersetzung mit dem päpstlichen Primat. Gregor Maria Hoff beschrieb in seinemVortrag den Papst als einen prekären Ort der Wahrheit in der Kirche. So problematischdie Machtfülle des Papstes in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre auch erscheint – sieist eine mögliche Antwort auf die Frage, wie eine Glaubensgemeinschaft ihrer Traditiontreu bleiben kann und doch einen Spielraum hat, diese Tradition immer wieder neuund verbindlich auszulegen. Dass sich innerhalb der christlichen Tradition auch andereAntworten herausgebildet haben, machten die Vorträge von Bernd Oberdorfer und82


Athanasios Vletsis klar. Wenn diese – zumindest prinzipiell – korrigierende und hermeneutischeFunktion des päpstlichen Lehramts faktisch weniger als Glaubenshilfe dennals Glaubensverhinderung wahrgenommen wird, könnte das auch an der Selbstverständigungder Kirche darüber liegen, was die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstesbedeuten kann. Eine entsprechende Kritik trug Elmar Klinger vor. Der Vortrag von PhilippZitzlsperger thematisierte den Zusammenhang von gesellschaftlich-politischer ModernisierungEuropas und dem sich wandelnden Selbstverständnis der Päpste in kunstgeschichtlicherPerspektive. Schließlich half Roman Siebenrock mit seinem Vortrag zuBenedikt XVI. als Theologen, das denkerische Profil dieses Theologenpapstes besser zuverstehen, wobei auch dessen schwieriges Verhältnis zum philosophischen Denken derModerne ausgiebig diskutiert wurde.Die persönliche Auseinandersetzung mit dem Papsttum fand ihren Raum in vielenDiskussionen, sei es am Mittagstisch, nach den Vorträgen oder auch in Gesprächs gruppen,die innerhalb des geistlichen Programms angeboten wurden. Ein Kamingespräch mit demAbt der Benediktinerabtei Niederaltaich, Marianus Bieber OSB, regte zusätzlich dazu an,sich mit dem Thema Macht und Autorität in geistlicher Perspektive auseinanderzusetzen.Die Ferienakademie war ein Angebot, sich diese Tradition katholischer Kirchlichkeit zeitgenössischund kritisch, aber wohlwollend anzueignen. Einigen mag die Ferienakademiedabei vielleicht zu wenig kritisch, anderen zu wenig römisch-affirmativ gewesen zu sein.Die Auseinandersetzung im <strong>Cusanuswerk</strong> geht jedenfalls weiter: intellektuell, emotional,geistlich, selbstironisch – und damit gut katholisch.CErste WocheVorträge:P. Prof. em. Dr. Klaus Schatz SJ, PTH St. Georgen, Frankfurt am Main> Von den Anfängen des päpstlichen Primats bis zum FrühmittelalterProf. Dr. Christoph Dartmann, Historisches Seminar, WWU Münster> Die große Wende? Das Papsttum zwischen Kirchenreform und Investiturstreit(11.–12. Jh.)Prof. Dr. Günther Wassilowsky, Institut für Kirchengeschichte und Patrologie, KTU Linz> Vom Antichristen zum Universalbischof – Höhen und Tiefen auf dem Weg des Papsttumsin die Moderne (15.–19. Jh.)Prof. Dr. Thomas Brechenmacher, Historisches Institut, Universität Potsdam> Das Papsttum in den Totalitarismen des 20. Jhs.> Journalistengesprächmit Christoph Strack, Chefkorrespondent des Hauptstadtbüros der KNAMartin Lohmann, Freier Publizist, Bonn83


BildungsveranstaltungenArbeitsgruppen:Katrin Gallegos Sánchez, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Freiburg i. Brsg.> Einer für alle oder sind WIR Papst?Cornelia Scherer, Department Geschichte, FAU Erlangen-Nürnberg> Dem mittelalterlichen Papsttum auf der SpurNicolai Hannig, Historisches Institut, Universität Gießen> Den Papst im Blick. Medien, Bilder und die öffentliche Inszenierung des Heiligen StuhlsRené Schlott, Historisches Institut, Universität Gießen> Der Papst als Medienstar – Die Medialisierung des Papsttumsvom 19. bis zum 21. JahrhundertStefan Voges, Katholisch-Theologische Fakultät, WWU Münster> Unfehlbare Mehrheit? Ursprung und Erbe des KonziliarismusZweite WocheVorträge:Prof. Dr. Gregor Maria Hoff, Theologische Fakultät, Universität Salzburg> Der Papst – ein prekärer Ort der Wahrheit in der KircheProf. Dr. Bernd Oberdorfer, Institut für Evangelische Theologie, Universität Augsburg,und Prof. Dr. Athanasios Vletsis, Institut für Orthodoxe Theologie, LMU München> Der päpstliche Primat aus der Perspektive gegenwärtiger evangelischerbzw. orthodoxer TheologiePD Dr. Philipp Zitzlsperger, Institut für Kunst- und Bildgeschichte, HU Berlin> Das Papsttum in Bild und Skulptur – Lackmuspapier der Modernisierung EuropasProf. Dr. Roman Siebenrock, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Innsbruck> Das theologische Denken Benedikts XVI.: Ein Beispiel ästhetischer PostmoderneProf. em. Dr. Elmar Klinger, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Würzburg> Macht und Autorität. Die Unfehlbarkeit des Papstes – ein SprachproblemKamingespräch mit Abt Dr. Marianus Bieber OSB, Abtei Niederaltaich:> Heiliger Vater – unheilige Kinder? Ein Gespräch zum Verhältnis von Autorität,Gehorsam und Spiritualität84


CFerienakademie IIThema:Auf der Suche nach der Einheit der Natur.Wissenschaftstheoretische Fragen aus der PhysikZeit: 14. bis 26. Februar <strong>2010</strong>Ort:Kloster UntermarchtalTeilnehmer/innen: 55Geistliche Begleitung: Stefanie NeubeckLeitung:Dr. Angela Weil-JungDiese Akademie stellt das Fach Physik ins Zentrum am Beispiel der historisch wie aktuellzentralen Frage nach einem Theoriegebäude, das bisher unvereinbare Theorien über verschiedeneTeilbereiche der Physik vereinen kann. Ziel war neben dem Kennenlernen desFachs am Beispiel auch für ein fachfremdes Publikum faszinierender Forschungs themen,ein breites Reflektieren darüber aus den Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte,-theorie und -soziologie bis hin zur Diskussion der gesellschaftlichen Wahrnehmung undder Bedeutung naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung.Das Vortragsprogramm der ersten Woche führte in die physikalische Theoriebildung einvom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die Eröffnung bildeteein wissenschaftshistorischer Vortrag, der ausgehend von der PhysikerpersönlichkeitMax Planck erläuterte, unter welchen historischen Bedingungen dieser seine entscheidendenTheorien fand. Darauf folgte ein Überblick über verschiedene Gebiete der Physikund bereits erfolgreiche Vereinigungen beginnend mit Newtons klassischer Mechanikund Gravitationstheorie, die die Himmelsmechanik Keplers und die Irdische MechanikGalileis verbinde, bis hin zur einheitlichen Theorie der Materie nach dem Standardmodell,das jedoch die Gravitation noch nicht integriere. Angekommen bei den aktuellen Fragenstellte ein dritter Vortrag aktuell beschrittene Wege vor, auf denen nach einer Vereinheitlichunggesucht werde, worauf ein vierter Vortrag einen besonders prominentenWeg, die sogenannte String-Theorie, näher beleuchtete. Während die Vorträge sich anein breites Publikum richteten, gab es im Rahmen eines zusätzlichen Kamingesprächseinen eigenen Raum für die Diskussion physikalischer Detailfragen.In der zweiten Woche stand die Reflexion über die Physik im Zentrum: Nachdem derReferent für den wissenschaftstheoretischen Arbeitstag äußerst kurzfristig ausfiel,beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in drei Gruppen selbständiganhand von Literatur mit der Bedeutung des Experiments für den Erkenntnisgewinn,mit der Möglichkeit von Naturgesetzen und mit der Debatte um Realismus und Anti-Realismus. Aus soziologier Perspektive wurde im nächsten Vortrag darauf hingewiesen,inwiefern im Forschungsverlauf erstellte Abbildungen (Graphen, Fotographien, etc.)Fakten verschiedenen Typs produzieren. Der abschließende Vortrag behandelte das Bildder Physik in der Öffentlichkeit und stellte die anschließend kontrovers diskutierte Thesein den Raum, dass sich Naturwissenschaften weniger über Formalismen und viel mehr alsromantisches, geheimnisvolles Abenteuer präsentieren sollten, um angemessene Beach -tung zu finden. Abgerundet wurde das Vortragsprogramm durch einen künstlerischen85


BildungsveranstaltungenBeitrag, in dem von physikalischen Phänomenen inspirierte Arbeiten vorgestellt wurden,in diesem Fall von Wellenphänomenen.Im Rahmen der Arbeitsgruppen bestand die Möglichkeit, sich über physikalische Großforschungin der Teilchenphysik am Beispiel des CERN zu informieren und diese zudiskutieren, das eigene physikalische Grundlagenwissen beim Experimentieren aufzufrischenoder zu erweitern, sich mit der Didaktik des Physikunterrichts an Schulenauseinander zusetzen, oder sich mit dem Bild und der Rolle von naturwissenschaftlichenEntwicklungen in Science Fiction zu beschäftigen und selbst einen Trickfilm zu gestalten.Bereichert wurde das Akademieprogramm zudem durch eine Reihe cusanischer Beiträge:so etwa aus physikalischer Perspektive zu Theorien über die Entstehung des Universums,zur Physik der weichen Materie und zur Astronomie einschließlich nächtlicher Himmelsbeobachtung,sowie aus theologischer Perspektive zum Verhältnis des Glaubens zumnaturwissenschaftlichen Weltbild und der Frage: Wie frei ist der Mensch? Außerordentlichgroßen Raum nahmen zudem Tisch- und Nachtgespräche über verschiedenstephysikalische Themen ein.Vorträge:Prof. Dr. Dieter Hoffmann, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin> Max Planck (1858–1947) und die Revolution der Physik um 1900Prof. Dr. Horst von Borzeszkowski, Institut für Theoretische Physik, TU Berlin> Die Einheit der Physik. Zum Verhältnis von Relativitäts- und QuantentheorieProf. Dr. Stefan Theisen, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Potsdam-Golm> Durch Widerspruch zur EinheitMehr Sein als Schein: die wundersame Welt der StringsPhysikalisches Kamingespräch:Prof. Dr. Martina Merz, Soziologisches Seminar der Universität Luzern> Visuelle Repräsentation: Zum Verhältnis von Bild, Fakt und ErzählungAlexander Lauterwasser, Künstler und Autor, Heiligenberg/Steigen> Resonanz und Schöpfung: Gestaltbildungsprozesse von Schwingungen,Klängen und MusikProf. Dr. Ernst Peter Fischer, Publizist, Konstanz> Das Romantische an der Naturwissenschaft86


CArbeitsgruppen:Dr. Benedikt Hegner, CERN, Genf> Teilchenphysik – woraus besteht die Welt?Dr. Philipp Hövel, Institut für Theoretische Physik, TU Berlin> Ein Streifzug durch die PhysikDr. Stefan Petersen, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaftenund Mathematik (IPN), Kiel> Physik entsteht im Kopf – Von Schülervorstellungen und der Herausforderung,Naturwissenschaften verständlich zu vermittelnDr. Johannes Rüster, Anglist und Theologe, Nürnberg> Das trojanische Pferd der Literatur: Was kann (sich) die Science Fiction leisten?Ferienakademie IIIThema:Zôon Politikón – Philosophie des StaatesZeit: 28. Februar bis 12. März <strong>2010</strong>Ort:Landvolkshochschule St. Gunther, NiederalteichTeilnehmer/innen: 67Geistliche Begleitung: Rita WerdenLeitung:Dr. Daniela PscheidaWas ist ein guter Staat? Welche Aufgaben muss dieser erfüllen und wie muss dasVer hältnis zwischen Einzelnem und Gemeinschaft im Staat angelegt sein, damit dieserseinen An for derungen bestmöglich entsprechen kann? Dieser Kernfrage der Akademienach einer philosophischen Definition des Staates liegt letztendlich jene nach dessenanthropologischer Begründung und Legitimation zugrunde.Der auf den griechischen Philosophen Aristoteles zurückgehende Begriff des zôonpolitikón setzt hier bei der Prämisse an, der Mensch könne erst in der Gemeinschaft mitanderen sein eigentliches Menschsein voll entwickeln. Daher müsse er sein ganzes Tunauf diese Gemeinschaft hin ausrichten und sich ihr – zu seinem eigenen Besten –unterordnen. Andere Philosophen begreifen den Menschen hingegen eher von seinerIndividualität her und betonen die Freiheit des Einzelnen als höchstes Gut. Staat undGesellschaft haben dann in erster Linie die Aufgabe, diese Freiheit zu gewährleisten undder individuellen Entfaltung dienlich zu sein. Dabei stehen aber auch derartig liberaleAnsätze vor der Herausforderung, zwischen der Freiheit der verschiedenen Individuenvermitteln zu müssen …Abhängig von der jeweiligen Grundannahme über das Wesen des Menschen lassen sichalso verschiedene Vorstellungen bezüglich Zweck und Beschaffenheit einer gutenstaat lichen Gemeinschaft entwickeln. Im Alltag wird die Frage nach der Begründung und87


BildungsveranstaltungenLegitimation des Staates und dem Verhältnis zwischen Einzelnem und Gemeinschaftallerdings nur selten explizit gestellt. Gleichwohl spielt sie stets eine Rolle, wenn es umpolitische Entscheidungen und die Bewertung staatlichen Handelns geht.Die erste Woche der Akademie „Zôon Politikón – Philosophie des Staates“ war daherbewusst als ein Raum konzipiert, sich dem Wechselspiel von Individuum, Gemeinschaftund Staat im staatsphilosophischen Denken zunächst einmal theoretisch-konzeptionell zunähern und sich der damit verbundenen Konsequenzen für das praktische Handelnbewusst zu werden. Den Auftakt bildete dabei ein zweiteiliger Vortrag von Christoph Hornzur politischen Anthropologie im Allgemeinen sowie zur politischen Philosophie desAristoteles im Speziellen, der auch bereits auf einige Aspekte der kritischen Rezeption deraristotelischen Argumentation einging. Daran anschließend boten die drei weiterenVorträge der ersten Woche einen Überblick über die maßgeblichen Theorien der politischenPhilosophie des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Neben Kommunitarismus(Michael Haus) und Liberalismus (Wilfried Hinsch) kam hier – gewissermaßen als Kontrastprogramm– auch das Foucault’sche Konzept der Gouvernementalität (Thomas Biebricher)zur Sprache. Ergänzend dazu hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Akademiezudem Gelegenheit, sich in nachmittäglichen Workshops intensiver mit verschiedenenklassischen Modellen der Staatsbegründung auseinanderzusetzen und durch die Lektürephilosophischer Texte (Platon, Mill, Hobbes, Spinoza, Kant, Hegel, Nussbaum) einenvertieften Zugang zu zentralen Denkweisen und Positionen zu gewinnen.In der zweiten Woche richtete sich unsere Aufmerksamkeit dann stärker auf konkreteaktuelle Fragestellungen und Spannungsfelder im Kontext von Staat, Gemeinschaft undEinzelnem. So konnten die während der ersten Akademiewoche thematisierten staatsphilosophischenBegründungsmodelle und Argumentationslinien im Vortrag von MichaelKubiciel etwa auf den Bereich des rechtsphilosophischen Nachdenkens über das Verbotaktiver Sterbehilfe angewandt werden. Darüber hinaus wurde über die Zukunftsfähigkeitdes Nationalstaates vor dem Hintergrund zunehmender Globalisierung (Rüdiger Voigt)einerseits sowie Multikulturalität (Heiner Bielefeldt) andererseits diskutiert. Den Abschlussder Akademie bildete eine Podiumsdiskussion zum gegenwärtigen Stand sowie zumSpektrum der politischen Beteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen inDeutschland, bei der auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Akademie aufgefordertwaren, sich als zôon politikón zu verorten.Erste WocheVorträge:Prof. Dr. Christoph Horn, Institut für Philosophie,Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn> Politische Anthropologie bei Aristoteles und heuteDr. Thomas Biebricher, Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“,Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main> Technologien und Rationalitäten des Regierens – Staat und Gouvernementalitätbei Michel Foucault88


CProf. Dr. Wilfried Hinsch, Philosophisches Institut, RWTH Aachen> Liberalismus und zeitgenössische GerechtigkeitskonzeptionenProf. Dr. Michael Haus, Fachgebiet Politische Theorie, Universität Kassel> Vorstellungen einer Politik des gelingenden Lebens im KommunitarismusArbeitsgruppen:Anna Schriefl, Institut für Philosophie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn> Objektives Glück statt individueller Freiheit?Eudämonistische Modelle der Staatsbegründung – Platon und Martha NussbaumNadine Köhne, Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu Berlin> Kann der hedonistische Utilitarismus Freiheit garantieren?Eine Auseinandersetzung mit John Stuart Mills Staats- und MoralkonzeptionGösta Gantner, Institut für Philosophie, Johann Wolfgang Goethe-UniversitätFrankfurt am Main> Kontrakt und Konstitution. Zum Staatsverständnis von Hobbes und SpinozaMatthias Katzer, Fachbereich Philosophie, Universität Siegen> Freiheit und Gleichheit: Grundlagen des modernen Verfassungsstaates bei KantEva Bockenheimer, Fachbereich Philosophie, Universität Siegen> Der Staat als „Wirklichkeit der konkreten Freiheit“ bei Georg Wilhelm Friedrich HegelFilm/Abendgespräch:Sebastian Stoppe, Department für Medien- und Kommunikationswissenschaften,Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg> To boldly go where no one has gone before … – Star Trek als supranationale UtopieZweite WocheVorträge:Dr. Michael Kubiciel, Fakultät Rechtswissenschaft, Universität Regensburg> Gott, Vernunft und Paternalismus – Staatsphilosophische Begründungen desSelbsttötungsverbots im Wandel der ZeitProf. em. Dr. Rüdiger Voigt, bis 2007: Fakultät für Sozialwissenschaften, Universitätder Bundeswehr München; Direktor des Instituts für Staatswissenschaften> Krise des Staates – Chance zur Erneuerung?89


BildungsveranstaltungenProf. Dr. Heiner Bielefeldt, Institut für Politische Wissenschaft,Universität Erlangen-Nürnberg> Erweiterung oder Erosion liberaler Pluralität? –Konzepte einer multikulturellen GesellschaftPodiumsdiskussion:Das zôon politikón zwischen Politikverdrossenheit, Bürgergesellschaftund zivilem Ungehorsam mit einem Impulsreferat zum Thema> Partizipation Jugendlicher und junger Erwachsener in DeutschlandDr. Wolfgang Gaiser, Deutsches Jugendinstitut e. V., MünchenKurt Haymann, Bundesweiter Koordinierungskreis AttacDr. Thomas Röbke, Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement BayernAnke Wagner, Vorsitzende der Jungen Union DresdenFerienakademie IVThema:Den Tod überleben.Fragen der EschatologieZeit: 25. Juli bis 06. August <strong>2010</strong>Ort:Franz-Hitze-Haus, MünsterGeistliche Begleitung: Wilfried RöttgenLeitung:Dr. Christine BaroImmer wieder wird unter unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten der Wunsch laut, imBildungsprogramm des <strong>Cusanuswerk</strong>s das eigene theologische Grundwissen zu vertiefen.Auf dieses Bedürfnis reagierte diese Ferienakademie, die sich konzentriert auf die LeitdisziplinenTheologie und Philosophie dem Thema Eschatologie widmete.Für einen gemeinsamen Startpunkt unserer Überlegungen sorgte Franz-Josef Nocke miteinem Einführungsvortrag, der sehr klar die traditionelle Eschatologie den Konzeptender modernen Theologie und ihren Deutungen der zentralen eschatologischen Bilder gegenüberstellte.Insbesondere Nockes Plädoyer für die Notwendigkeit bildlichen Sprechensüber das Leben nach dem Tod hat uns nachhaltig beschäftigt und wurde zu einem derroten Fäden, die sich durch die beiden Akademiewochen zogen.Das folgende Programm setzte ausgewählte inhaltliche Schwerpunkte, beginnend mitdem wohl stärksten eschatologischen Bild, der Hölle. Markus Schulze lieferte im Anschlussan den Einführungsvortrag eine klare und konzentrierte Herleitung des Wandelsvom traditionellen zum modernen Höllenbild und beantwortete seine Leitfrage nachdem Sinn der christlichen Rede von der Hölle mit der anthropologischen These, dass siees erlaube, den Mensch als Menschen – in seiner Freiheit und mit all seinen Abgründen –zu zeigen. In einem reich bebilderten Abendvortrag ergänzte der Altphilologe ThomasPaulsen das Tableau mit einem Überblick über die paganen Unterweltvorstellungen der90


Antike. Die Präsentation der verschiedenen Vorstellungen des Mythos, der Mysterienkulteund der Seelenwanderung machte deutlich, inwieweit schon innerhalb der Antikeeine Ausdifferenzierung eschatologischer Vorstellungen stattfand, die sich bis heute inunterschiedlichen religiösen Traditionen widerspiegeln.Während Franz-Josef Nocke und auch Markus Schulze mit Bildern operiert hatten (dennauch die leere Hölle bleibt ein solches), plädierte Tiemo Rainer Peters nach seinemreligions- und kulturgeschichtlichen Durchgang, der zeigte, dass Eschatologiekritik nichtnur von außen kommt, für eine Abschaffung eschatologischer Bilder und der Umwertungchristlicher Eschatologie in eine Theologie des Lebens und des Diesseits.Eine Fortsetzung der Kontroverse auf anderer Ebene ermöglichte eine Podiumsdiskussion,die am Ende der ersten Akademiewoche die Thematik in einem interreligiösen Kontextverortete. Experten für die weiteren vier Weltreligionen gaben eine kurze Einführung indie jeweiligen eschatologischen Konzepte und traten über die Fragen nach der Notwendigkeitvon Bildersprache, nach dem Verständnis von Leib, Seele und Zeit sowie nachden ethischen Implikationen, die die jeweilige Eschatologie für das Leben im Diesseitshat, miteinander in Dialog.Mit den letzten drei Themen leitete die Diskussion bereits über in die zweite Akademiewoche,die mit einem Blick auf das individuelle Lebensende begann. Vormittags erläuterteJohanna Rahner den Ursprung und die Spezifik des christlichen Glaubens an die leiblicheAuferstehung und stellte verschiedene theologische Denkmodelle vor, abgeschlossenwurde der Thementag „Auferstehung/Unsterblichkeit“ mit einem Erfahrungsbericht desNürnberger Pastoralreferenten Jürgen Kaufmann, der in seiner Arbeit mit Trauernden tagtäglichdamit konfrontiert ist, christliche Eschatologie praktisch wirksam zu machen. IhreChancen, aber auch ihre Grenzen konnte er an einer Vielzahl von Beispielen verdeutlichen.Kurz vor dem Ende der Akademie durfte natürlich auch die Frage nach dem Ende derWelt nicht fehlen. Dazu stellte der Biochemiker Sven Thoms in einer kurzweilig-essayistischenForm die naturwissenschaftliche Perspektive vor, bevor Jakob Deibl uns amNachmittag mit seiner Exegese der Johannes-Apokalypse wieder zurück ins christlicheZeitverständnis führte.Am letzten Tag stellten wir uns gemeinsam mit Josef Wohlmuth die Frage, mit welchenErkenntnissen und Aufträgen wir in unser normales, alltägliches Leben zurückkehren,welche ethischen Konsequenzen also die eschatologische Hoffnung auf unser Lebenheute hat.Ein wichtiges Gegengewicht zu diesem Hauptprogramm bildeten in der ersten Wochesechs parallele Workshops, die die Künste zu Wort kommen ließen. Mal eher kreativpraktisch,mal eher betrachtend-analytisch boten sie in kleinen Gruppen Zeit undRaum, all den geistigen Input auf anderen Ebenen produktiv zu machen: Die Teilnehmerkonnten sich auf der Bühne ihren eigenen kleinen Himmel bauen, Requiemvertonungenquer durch die Jahrhunderte lauschen, hinter oder vor der Kamera ihr eigenes Bild vomJenseits in Szene setzen, Paradieses- und Höllenbilder quer durch die Kunstgeschichteanalysieren, sich Heils-Geschichte(n) erlesen oder mit ihren Vorstellungen von der Materialitätdes Körpers nach der Auferstehung experimentieren. Die abschließende Präsentation,in der alle Gruppen einen Eindruck dessen vermittelten, womit sie sich in ihremWorkshop beschäftigt hatten, war ein Feuerwerk von kreativer Auseinandersetzungmit dem Thema Eschatologie: Im Literarischen Quartett wurden Gryphius, Novalis undAlexander Kluge herzhaft zerrissen, drei Kurzfilme und eine himmlische PerformanceC91


Bildungsveranstaltungenzeigten ganz unterschiedliche Nach-Tod-Erfahrungen, die Musiker brachten eine selbstkomponierteDies-irae-Sprechmotette zu Gehör, die Kunsthistoriker ließen MemlingsJüngstes Gericht vor den Augen des Publikums erstehen und die Ergebnisse des Kunst-Workshops gab es im Rahmen einer waschechten Vernissage zu sehen.Die täglichen Gebetszeiten, in denen die Teilnehmer mitgestaltend auch ihre eigenenImpulse setzten, die gemeinsamen Gottesdienste und das Angebot zum geistlichenGespräch boten außerdem spirituelle Räume für die Beschäftigung mit dem Akademiethema.Ob wir den Tod überleben werden, können wir naturgemäß allenfalls glauben und hoffen,nicht aber mit empirischer Sicherheit wissen. Und so begleiteten uns viele „Fragen derEschatologie“ bis in die Abschlussdiskussion, und werden es auch weiterhin tun –im wahrsten Sinne des Wortes: wohl bis zum Jüngsten Tag.Erste WocheVorträge:Prof. em. Dr. Franz-Josef Nocke, Lehrstuhl für Systematische Theologie, UniversitätDuisburg-Essen> Was kommt nach dem Tod? Wie spricht die heutige Theologie über die „letzten Dinge“?Prof. Dr. Markus Schulze SAC, Lehrstuhl für Dogmatik, Philosophisch-TheologischeHochschule Vallendar> Welchen Sinn hat die christliche Rede von der Hölle?Prof. Dr. Thomas Paulsen, Lehrstuhl für Gräzistik, Institut für Klassische Philologie,Universität Frankfurt/Main> „Preise mir nicht tröstend den Tod!“Pagane Unterweltsvorstellungen in der griechisch-römischen AntikeP. Dr. Tiemo Rainer Peters OP, Akademischer Rat i. R., Seminar für Fundamentaltheologie,Universität Münster> Gibt es ein Leben vor dem Tode? Formen der EschatologiekritikPodiumsdiskussion:> Eschatologische Konzepte in den WeltreligionenProf. Dr. Francesca Yardenit Albertini, Institut für Religionswissenschaft,Universität PotsdamDr. Dr. Felix Körner SJ, Institut „Religionen und Kulturen“ an der MissionswissenschaftlichenFakultät der Pontificia Università Gregoriana, RomDr. Markus Luber SJ, Institut für Weltkirche und Mission, Philosophisch-TheologischeHochschule St. Georgen, FrankfurtDr. Wolfgang Siepen, Theologe, Psychotherapeut, Fachmann für Buddhismus und Lehrerfür Meditation, Aachen92


CArbeitsgruppen:Mario Gotterbarm, Literaturwissenschaftler, Tübingen> Die Historie als Heilsgeschichte? Ein Literaturworkshop zur ästhetischen Bewältigungvon Tod und ZerstörungAnne Berg, freie Schauspielerin, Marburg> Jenseits diesseits: der HimmelbaukastenAlain Gehring, Musikwissenschaftler, Köln> „Dies irae, dies illa“ – Eschatologie und Apokalypse in der MusikMareike Hartmann, Kunsthistorikerin, Freiburg> „Den Teufel im Nacken, das Paradies im Blick“ – Bilder von Himmel und HölleLuka Fineisen, freie Künstlerin, Leipzig> Körperlichkeit im Leben nach dem Tod – Versuch einer künstlerisch-sinnlichenAnnäherungStefan Silies, freier Künstler und Filmemacher, Köln> Jenseitsdarstellungen im FilmZweite WocheVorträge:Prof. Dr. Johanna Rahner, Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Dogmatik,Universität Bamberg> „Ich will so bleiben, wie ich bin?!“Christliche Jenseitshoffnung zwischen „Auferstehung des Leibes“und „Unsterblichkeit der Seele“Dr. Sven Thoms, Abteilung für Pädiatrie und pädiatrische Neurologie,Universität Göttingen> Kurze Geschichte des Endes von AllemWie die Welt aus rein naturwissenschaftlicher Sicht enden wirdP. Dr. Jakob Deibl OSB, Institut für Fundamentaltheologie, Universität Wien> Apokalypse – Endzeit und Eröffnung?Prof. Dr. Dr. h.c. Josef Wohlmuth, Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s, Bonn> Eschato-Praxie: Verantwortlich handeln ohne letzte Gewissheit?93


BildungsveranstaltungenAbendgespräch:Jürgen Kaufmann, Pastoralreferent in der Katholischen Cityseelsorge/Offene KircheSt. Klara, Nürnberg> „Du hast mein Leben dem Tod entrissen“ – Wege in der praktischen TrauerarbeitFerienakademie VThema:Von der Vermessung der WeltZeit: 08. bis 20. August <strong>2010</strong>Ort:Haus Werdenfels, NittendorfTeilnehmer/innen: 80Geistliche Begleitung: P. Jonathan Göllner OSBLeitung:Dr. Angela Weil-JungDie größenmäßige Erfassung möglichst vieler Eigenschaften von Gegenständen undVorgängen unterschiedlichster Art in einem normierten Maßsystem genießt offensichtlichhohes Ansehen. Allenthalben wird nach Zahlen, Statistiken, Daten verlangt, um Sachverhaltezu beschreiben, zu vergleichen und schließlich zu beurteilen. Ziel der Akademie wareine Sensibilisierung für die Frage, inwiefern uns all diese Messungen bestimmter Eigenschaftenvon Dingen, Menschen, Gesellschaften eine angemessene Grundlage bieten fürunsere Urteile über sie.Um die Problematik dieses Themenkreises auszuloten, beleuchtete die Ferienakademieim Vortragsprogramm der ersten Woche das Messen aus verschiedenen Perspektiven,während in der zweiten Woche das Urteilen auf der Grundlage von Messergebnissen imVordergrund stand.Den Einstieg bildete eine philosophische Analyse, die zunächst den Begriff des Messensund seine Voraussetzungen ins Zentrum stellte und anschließend anhand der Repräsentationstheoriedas Problem der Eindeutigkeit von Messungen erläuterte. Ein Blick in dieGeschichte der Mathematik von der Entstehung der Schrift- und Zahlzeichen in Mesopotamienbis zu den physikalischen Weltbeschreibungen des 19. Jahrhunderts zeigte amBeispiel von Weltkarten den Zusammenhang zwischen technischen Möglichkeiten desMessens und dem Wandel von Weltbildern. Den nächsten Schwerpunkt bildeten Herausforderungendes Messens in der aktuellen Forschung, in unserem Fall am Beispiel derphysikalischen Grundlagenforschung. Am Beispiel der Astronomie stand die Beobachtungvon besonders großen, zeitlich wie räumlich weit entfernten Objekten im Mittelpunkt.Deutlich wurde, inwiefern deren Erforschung an die vorhandenen Messtechniken gebundenund durch sie bestimmt ist. Ein zweiter Beitrag aus der Teilchenphysik über dieMöglichkeiten und Grenzen der experimentellen Forschung am Beispiel des CERN mussteleider kurzfristig entfallen.94


Wie auf der Grundlage verfügbarer Messwerte geurteilt wird, zeigten die Beispiele ausdem Versicherungswesen (Wie sind Schäden, die durch Naturkatastrophen entstehen,abzuschätzen?), dem Umweltrecht (Wie sind Grenzwerte festzusetzen, die den verschiedenenInteressen gerecht werden?) und der Begabungsforschung (Wie lässt sichBegabung mit psychologischen Mitteln messen?). Den Abschluss bildete ein essayistischerBeitrag aus dem Journalismus, der am Beispiel einzelner Reportagen den Mythos von derunbedingten Durchschlagskraft der Zahlen zu entkräften suchte.Die Arbeitsgruppen ergänzten die theoretische Auseinandersetzung durch verschiedeneWege der praktischen Auseinandersetzung: Die Arbeitsgruppe zur Meteorologie erhielteine Einführung in die Arbeit des Wetterdienstes, lernte auf einer Exkursion die WetterstationRegensburg und deren Messinstrumente kennen und erstellte aufgrund eigenerMessungen und der Auswertung bereitgestellter Daten eine Wettervorhersage. Einezweite Gruppe suchte im künstlerischen Ausdruck nach einer Auseinandersetzung mitdem Messen und reflektierte den Anspruch einer wissenschaftlichen Darstellung von Wirklichkeitim Vergleich zu einer künstlerischen. Dass selbst in phantastischer Literatur geradetopographischen und numerischen Angaben eine bedeutende Rolle zukommt, wurde inder literarischen Arbeitsgruppe deutlich, die als Anwendungsbeispiel ein Quartettspiel miteiner Reihe unterschiedlich „bemessener“ Charaktere entwarf. Mit Maßverhältnissen inder Architektur und deren Wirkung auf Betrachter beschäftigte sich eine vierte Gruppe,die sich nach einer allgemeinen Einführung mit der Kunstgeschichte einiger RegensburgerBauwerke vertraut machte und diese auf einer Exkursion besichtigte. Die Maßverhältnissezwischen Tönen in der Musik waren Kern der musikalischen Arbeitsgruppe, die eine Vielzahlvon Gestaltungsmöglichkeiten durch freie Improvisationen auslotete.CVorträge:Prof. Dr. Michael Heidelberger, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen> Philosophie der Messung: Die RepräsentationstheorieTeil I: Der Zahlensinn als kognitive Voraussetzung des MessensTeil II: Problemgeschichte des MessensProf. Dr. Karin Reich, Mathematikgeschichte, Universität Hamburg> Geometrie, Karten und Globen: Meilensteine aus der GeschichteProf. Dr. Karl Menten, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn> Der ganze Himmel bei allen Wellenlängen –vom Radio- bis zum GammastrahlenbereichDr. Holger Kramer, Head of Accumulation Risks, Munich RE, München> Vom Messen der Unsicherheit –wie (Rück-)Versicherungen ihre Risiken berechnenPD Dr. Gregor Kirchhof, Institut für Öffentliches Recht, Universität Bonn> Das Versprechen der Rechtssicherheit – zur Bestimmtheit von Zahlen im Recht95


BildungsveranstaltungenDr. Alexander Zimmerhofer, ITB Consulting GmbH, Bonn> Über Intelligenz, Studierfähigkeit und deren MessungDr. Joachim Rogosch, freier Journalist, Leutkirch> Fakten, Fakten, Fakten – von der Macht der Zahl in den MedienArbeitsgruppen:Bernhard Anger, Deutscher Wetterdienst, Offenbach> Was hat Monte Carlo mit der Meteorologie zu tun?Der mühsame Weg von der Wettermessung zur WettervorhersageNotburga Karl, Künstlerin, Regensburg> dazwischen und daneben. Vermessen(d)e Strategien der KunstJohannes Rüster, Anglist und Theologe, Nürnberg> Traum-Maße, oder: Wie man in anderen Dimensionen denktAgnes Thum, Kunsthistorikerin, München> Maße und Zahlen in der KunstLudger Vollmer, Komponist, Musiker und Pädagoge, Weimar> Sensus im Kopf, Metrum im BauchFerienakademie VIThema:Was auf den Tisch kommt.Ernährung, Nahrungsmittelproduktionund KonsumZeit: 22. August bis 03.September <strong>2010</strong>Ort:Landvolkshochschule St. Gunther,NiederalteichGeistliche Begleitung: Sabine GerhardLeitung:Dr. Manuel GanserDer Ort war ideal, gilt doch die Landvolkshochschule St. Gunther in Niederalteich erfahrenenAkademieteilnehmerinnen und -teilnehmern als Garant quantitativ wie qualitativerstklassiger Ernährung.Doch an welchen Maßstäben messen wir Quantität und Qualität im Kontext von Ernährung?Und wodurch sind diese gerechtfertigt? Wie sind die weltweite Ernährungslageund unser persönlicher Konsum vor diesem Hintergrund zu beurteilen? Diese Fragenbildeten den Kern von Vorträgen, Arbeitsgruppen und Podiumsdiskussionen. Der Fokus96


lag dabei angesichts fast einer Milliarde Hungernder weltweit weniger auf den Auswirkungendes persönlichen Ernährungsverhaltens für den eigenen Körper, sondern auf derglobalen Perspektive des eigenen Konsums.Die Akademie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, gängige Kontroversen im Ernährungsbereichaufzugreifen. Es sollten die (natur-) wissenschaftlichen Hintergründe analysiertund die normativen Grundlagen der Entscheidungen beteiligter Akteure heraus gearbeitetund kritisch hinterfragt werden. Die vielen Interdependenzen der an der Nahrungsmittelproduktionund Ernährung beteiligten Systeme vom eigenen Körper bis hin zu Wirschafts-,Sozial- und Ökosystemen luden dabei zu einer Übung in naturwissenschaftlichem Denken ein.Den Schwerpunkt bildeten zwei Podiumsdiskussionen, die jeweils die Themenwochen„Hunger“ (erste Woche) und „Überfluss und Konsum“ (zweite Woche) abschlossen.Gemeinsam mit Entscheidern aus Politik, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationendiskutierten die Akademieteilnehmerinnen und -teilnehmer verschiedene Strategienzur Bekämpfung des Welthungers und die Frage nach den Voraussetzungen für einenverantwortlichen Konsum. Vorbereitet wurden die Diskussionen durch vorherige Arbeitsgruppen,die eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Teilproblemenermöglichten, z. B. zur Agrarökonomie, zu verschiedenen Formen von Landwirtschaftoder zur industriellen Produktion von Lebensmitteln. In Plenumsvorträge und beiBetriebsbesichtigungen wurden zentrale Themen wie z. B. Klimawandel und moderneLandwirtschaft mit Experten diskutiert.In den zwei Wochen der Akademie wurde deutlich, wie entscheidend der persönlicheKonsum ist: Jede Kaufentscheidung für ein Produkt – ob bewusst oder unbewusst gefällt –ist eine politische Positionierung. Insbesondere die Produzenten von Lebensmitteln betontenstets, dass sie nur das produzierten, was „der Verbraucher wolle“, wenn auch durchausmit unterschiedlichen Ansprüchen an die eigene Verantwortung als Hersteller.Da im Alltag dafür in der Regel wenig Zeit zur Verfügung steht, konnte die Akademie hiereinen wichtigen Beitrag leisten, indem die Kriterien für die eigene Entscheidung einer sorgfältigenPrüfung unterzogen und für den Einsatz im Alltag „geschärft“ werden konnten.Prof. de Haen forderte in seinem Eröffnungsvortrag bereits eine Routine der Politikfolgenabschätzungmit Blick auf das Recht auf Nahrung, die bei jedem neuen Gesetz angefertigtwerden müsse – ähnliches bleibt nach der Akademie als Forderung an die eigene wöchentlicheAuswahl im Supermarkt stehen. Prof. de Haens Beurteilungskriterien dazu standen zuBeginn der Akademie als Thesen im Raum, konnten aber durch die weiteren Diskussionenbelegt und weiter ausdifferenziert werden:1. Die Investition in die nachhaltige Förderung der armen Landbevölkerung der Entwicklungsländerhin zu wirtschaftlicher Selbstständigkeit entwickelte sich besonders in denDebatten über adäquate technische und wirtschaftliche Maßnahmen zu einer überzeugendenMesslatte, deren konsequente Umsetzung jedoch vor enormen Herausforderungensteht.2. Die Förderung „guter Regierungsführung“, basierend auf Demokratie und Menschenrechten,war ein Punkt, dessen Voraussetzungsreichtum mit Blick auf kulturelleC97


BildungsveranstaltungenVerschiedenheiten insbesondere in dem Vortrag von Jonas Hagedorn zu den UN-Milleniumszielen und Martha Nussbaums „capability approach“ kritisch hinterfragt,aber dennoch als machbar beurteilt wurde.3. Die Reduktion von Überkonsum und Verschwendung von Ressourcen ist eng verknüpftmit der Frage nachhaltigen Wirtschaftens sowohl in den Industrieländern (z. B. beimFleischverbrauch) als auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern, deren Wirtschaftsich im Aufbau befindet. Hierzu konnten insbesondere die Diskussionen undBesichtigungen zu verschiedenen Formen der Landwirtschaft interessante Impulseliefern.4. Die Bekämpfung der globalen Erwärmung, bei der insbesondere der im VortragDr. Lotze-Campens gut belegte anthropogene Anteil klimaverändernder Emissioneneine Schlüsselrolle einnehmen kann.Die Herausforderungen und Bedingungen dafür, dass es in Zukunft „Genug für alle“ gebenkann, kamen also deutlich auf den Tisch.Erste WocheVorträge:Prof. Dr. Hartwig de Haen, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung,Georg-August-Universität Göttingen> Genug für Alle? – Analyse der globalen ErnährungssituationJonas Hagedorn, Dipl.-Theol. Dipl.-Soz. Wiss. Referendaran einem Dortmunder Gymnasium> Die UN-Milleniumsziele – eine sozialethische HinführungDr. Hermann Lotze-Campen, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung> Schlüsselressourcen der Welternährung – Zusammenhänge und PrognosenPodiumsdiskussion:> Strategien gegen den WelthungerProf. Dr. Dr. h. c. Friedrich Berschauer, Vorstandsvorsitzender, Bayer CropScienceDr. Stefan Schmitz, Referatsleiter Ländliche Entwicklung und Welternährung,Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und EntwicklungArmin Paasch M. A., Referent für Welthandel und Ernährung, MISEREORArbeitsgruppen:Dr. Stefan Busse, Abteilung für Agrarökonomie und rurale Entwicklung,Universität Göttingen> Ökonomische Grundlagen des globalen Agrarhandels98


CDr. Julia Rojahn, Zoologisches Institut, Eberhard-Karls-Universität Tübingen> Bio- und Gentechnik in der LandwirtschaftDr. Maria Müller-Lindenlauf, IFEU - Institut für Energie- und UmweltforschungHeidelberg GmbH> Zur Nachhaltigkeit ökologischer versus intensiver Landwirtschaft:Ein Kriterien-geleiteter VergleichDaniela Schmid, Dipl. Ing. Abteilung für klinische Ernährungsmedizin,Technische Universität München> Was ist gesund? – Geschichte und grundlegende Arbeiten derErnährungswissenschaftenDr. Sven Weber, Merck KGaA, Darmstadt> Von Aspartam bis Zuckerlikör – Machen uns Zusatzstoffe dick und dumm?Zweite WocheVorträge:Prof. Dr. Ines Heindl, Institut für Ernährungs- und Verbraucherbildung,Universität Flensburg> Ernährungsbildung in Zeiten der modernen Ernährungsver(w)irrungProf. Dr. Klaus-Peter Rippe, Institut für Philosophie und Theologie,Pädagogische Hochschule Karlsruhe> Massentierhaltung und EthikAchim Drewes, Public Affairs Manager, Corporate Communications,Nestlé Deutschland AG> Herausforderungen für die Zukunft der Ernährung und Lösungsansätzeaus Sicht eines weltweit tätigen LebensmittelherstellersPodiumsdiskussion:> Mündige Verbraucher oder getäuschte Konsumenten:Zur Lage der Verbraucherinformation in DeutschlandSabine Häberlein, Dipl. Oec.-troph. Referat Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern e. V.Peter Loosen, LL. M. Geschäftsführer und Leiter Büro Brüssel, Bund für Lebensmittelrechtund Lebensmittelkunde e. V.Betriebsbesichtigungen:Paul Kampfhammer, Johann Wagner und Johann Wimberger, Landwirte aus der Region> Hofführungen mit Diskussion99


BildungsveranstaltungenFerienakademie VIIThema:Passiones animae – der Mensch und seine EmotionenZeit: 05. bis 17. September <strong>2010</strong>Ort:Schloss, Spindlhof, RegenstaufTeilnehmer/innen: 69Geistliche Begleitung: Stefan VogesLeitung:Dr. Christian KölzerDer erste Schritt zur Annäherung an den zwar allseits vertrauten und doch letztlichunbegriffenen weil äußerst flüchtigen Untersuchungsgegenstand der Ferienakademiemusste einerseits in seiner Unselbstverständlichmachung bestehen und zum anderen inder Suche nach der angemessenen Sprache, um über menschliche Emotionen sprechen zukönnen. Der Diskurs der ersten Woche lässt sich deshalb auch unter diesem Spannungsbogenverorten. Vorträge aus dem Bereich der Philosophie und der Naturwissenschaftenlieferten das sprachliche Koordinatensystem, innerhalb dessen sich die nachfolgendeAuseinandersetzung würde ereignen müssen.Dabei wurde unter anderem deutlich, dass Philosophie und Naturwissenschaft mitihren je eigenen Ergründungsansätzen zwar miteinander kommunizieren können, da siedenselben Gegenstand beschreiben, dass die Sprachen dieser Wissenschaften in ihrenAspekten jedoch nicht kongruent sind, da sie auf verschiedene Begründungszusammenhängeaufbauen und auf unterschiedliche Erkenntnisziele ausgerichtet sind. Die Frage,warum Liebe für die psychologische Forschung keine Basisemotion ist, veranschaulichtediesen Tatbestand deutlich.Die Kunst, allen voran die Literatur, bot schließlich eine dritte Möglichkeit der Auseinandersetzung: die totale Annäherung im eigenen Erleben und Nachleben von Gefühlen –ein Nachempfinden, das sich nicht im bloßen Simulieren erschöpft, sondern eine eigeneWirksamkeit, eine selbständige Würde besitzt. Der Dichter schließlich vermag es darüberhinaus, den Spieß der wissenschaftlichen Untersuchung herumzu drehen und von derWarte der Emotionen einen entlarvenden Blick auf ihre Untersucher zu werfen.In Workshops konnten darüber hinaus einzelne Aspekte des Themenfeldes vertieftwerden. Sie widmeten sich der Erforschung und psychologischen Therapie der EmotionAngst, dem Einfluss unserer Befindlichkeit auf unsere Wahrnehmung und einem Überblicküber die philosophiegeschichtliche Entwicklung des Emotionsbegriffes.Der Spannungsbogen der zweiten Woche bestand in der Suche nach dem Sitz im Lebender menschlichen Emotionen. Es wurde einerseits die Bedeutung der Emotionen fürdas funktionierende menschliche Miteinander beleuchtet und andererseits die heutigerGesellschaft inhärente Verpflichtung zur Emotionalität herausgestellt. Der Versuch einerKombination geisteswissenschaftlicher und psychologisch-naturwissenschaftlicherErkenntnisse in der Konzeption eines Erklärungsmodells menschlicher Basisemotionenbildete letztlich zwar den Abschluss der Vortragsreihe, aber natürlich keineswegs dasEnde des Verstehensprozesses. Sowohl in der Philosophie wie auch in der Psychologiewerden Emotionen derzeit als zentrales Forschungsfeld wieder und neu entdeckt. Währenddie Philosophie dabei an eine lange Diskurstradition anschließen kann, entwickelt100


die Psychologie vor allem auf dem Gebiet der Neuroökonomie neue Erklärungskonzeptefür das menschliche Verhalten in Entscheidungssituationen.Was sind nun Emotionen? Eine definitive Antwort ist freilich von einer allgemeinenAnnäherung an das Thema nicht zu erwarten. Doch ist zu hoffen, dass für die Teilnehmendenmenschliche Emotionen unselbstverständlich als Phänomene psychischer undsomatischer Genese und Wirkung erkennbar wurden, deren Bedeutsamkeit über dasindividuelle Empfinden in zwischenmenschliche und gesamtgesellschaftliche Gefügehinausreicht.CErste WocheVorträge:Prof. Dr. Christoph Demmerling, Systematische Philosophie/Theoretische Philosophie,Philipps-Universität Marburg> Philosophie der Gefühle. Probleme und PerspektivenProf. Dr. Dipl. Psych. Martin Reuter, Differentielle und Biologische Psychologie,Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn> Biologische Grundlagen der EmotionenProf. Dr. Ulrich Horstmann, Englische und Amerikanische Literaturwissenschaft,Justus-Liebig-Universität Giessen> Gefühlsecht? Lyrik im SelbstversuchDr. phil. Íngrid Vendrell Ferran, DFG- Forschungsstipendiatin Swiss Centerfor Affective Sciences, Genf> Die Emotionen in den KünstenWorkshops:Teresa-Maria Hloucal, Dipl.-Rehapsych. (FH), Psychologie der visuellen Wahrnehmung,Universität Osnabrück> Wie Emotionen die Wahrnehmung beeinflussen – Emotionen definieren,erleben, diskutierenCorinna Lagemann M. A., Philosophie, Cluster Languages of Emotion,Freie Universität Berlin> Gefühl und WeltbezugAndreas Marschner, Dipl.-Psych., Systemische Neurowissenschaften,Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf> Furcht und Angst – Erkenntnisse zu einer Emotion aus der Hirnforschung,der Psychiatrie und des Alltags101


BildungsveranstaltungenDorothea Katharina Ritter M. A., Philosophie, Cluster Languages of Emotion,Freie Univertät Berlin> Emotionen: Klassische und aktuelle philosophische PositionenZweite WocheVorträge:Prof. Dr. Sighard Neckel, Soziologie des Ökonomischen, Universität Wien> Die Kultur des emotionalen Kapitalismus. Paradoxien moderner GefühlssteuerungDr. Sylvia Terpe, Soziologie der Emotionen, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg> Scham und MoralProf. Dr. Rainer Reisenzein, Emotionspsychologie, Ernst-Moritz-Arndt-UniversitätGreifswald> Glaube, Wunsch und Gefühl: Ein komputationales Modell der EmotionenFerienakademie VIIIThema:Politischer WiderstandZeit:19. September bis01. Oktober <strong>2010</strong>Ort:Haus Ohrbeck, GeorgsmarienhütteTeilnehmer/innen: 78Geistliche Begleitung: Dr. Siegfried KleymannLeitung:Dr. Daniela PscheidaWiderstand – zumal der politisch motivierte – hat immer etwas Konkretes, Direktes,denn er setzt eine innere, bisweilen auch äußerlich sichtbar werdende Gegenbewegung,ein Gegenhalten voraus. Er trägt die Botschaft: „Halt! So geht es nicht! Das will ichnicht! Da mache ich nicht mit!“. Politischer Widerstand besitzt damit zugleich auch eineradikale Komponente, denn er verlangt vom Einzelnen, konsequent für seine Ideale undÜberzeugungen einzustehen – wenn es sein muss auch mit der eigenen Unversehrtheit.Inwiefern dieses Gegenhalten als gut und richtig zu betrachten ist, hängt, rechtlichgesehen, natürlich maßgeblich von der Verhältnismäßigkeit und Legalität der gewähltenMittel ab. Auf der moralischen Ebene stellt sich hingegen die Frage nach der grundsätzlichenLegitimität widerständiger Handlungen. Widerstand ist also offensichtlich nichtgleich Widerstand, oder besser: Nicht alles, was nach Widerstand aussieht, ist es auch –ebenso, wie nicht alles, was Widerstand ist, auch als solcher anerkannt wird. Gerade impolitischen Feld.102


Anliegen der Akademie war daher vor allem eine Problematisierung des nicht nur imAlltagsgebrauch häufig unscharfen und unspezifisch verwendeten Begriffs des politischenWiderstands. Was ist überhaupt politischer Widerstand? Was genau meinen wir,wenn wir von politischem Widerstand sprechen? Bernd Ladwig vom Otto-Suhr-Institutder Freien Universität Berlin führte in seinem Eröffnungsvortrag zunächst systematischphilosophischan den Begriff des politischen Widerstands heran, indem er diesen etwavon Formen des regulären, d. h. systemisch vorgesehenen Protests sowie des zivilenUngehorsams absetzte und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zudem einige Kriterienfür die formale Bewertung politischen Widerstands an die Hand gab. Die weiterenVorträge der ersten Woche setzten diese Linie fort, indem sie entlang verschiedenerfachlicher Perspektiven nach einer immer präziseren Bestimmung des Phänomens(politischer) Widerstand suchten. Während politischer Widerstand, wie der HamburgerPsycho therapeut Volker Friedrich am Beispiel autobiographischer Texte ehemaligerMitglieder der RAF und Bewegung 2. Juni deutlich machte, aus Sicht der Psychologie etwasdarstellt, das eng mit der Persönlichkeitsstruktur einer Person und deren Bio graphieverknüpft ist, betrachtet die Soziologie Widerstand hingegen eher im gesellschaftlichenKontext und als Resultat von Macht- und Herrschaftsverhältnissen. PolitischerWiderstand wird dann auch stärker zum Gruppenphänomen und zur Frage kollektiverpolitischer Strategien. Im Umfeld eines aufgeklärten Bildungsbegriffs ist im Widerständigenund Kritischen schließlich vor allem ein gesellschaftliches Potential zu sehen.Hier scheint das Idealbild des mündigen Bürgers auf, der sich bestehenden Missständenmutig widersetzt und diese zu ändern versucht. Nur: Ist Widerstand tatsächlich etwas,das es zu vermitteln und sich anzueignen gilt? Und mehr noch: Wird die Moderne damitgar zum Zeitalter des gesellschaftlich verordneten Ungehorsams?Die Workshops der ersten Woche ermöglichten ergänzend dazu einen anderen Wegder Annäherung an den politischen Widerstand und das, was diesen ausmacht. Das 20.Jahrhundert hat als Jahrhundert der Extreme genügend Anlass zu politischem Widerstandgeliefert und die unterschiedlichsten Formen und Wege des Widerstands hervorgebracht.Bildende Kunst, Musik, Literatur und Film haben diese Prozesse und Entwicklungen stetsaufmerksam und sensibel begleitet und sind so nicht selten selbst zum Element undSprachrohr des Widerstands geworden. Dabei muss der Widerstand nicht unbedingtvordergründig Thema sein, er wirkt vielmehr subtil, entsteht nicht selten ganz neu imZwiegespräch mit dem Werk, das sich womöglich selbst als widerständig erweist.Die zweite Woche der Akademie lenkte unseren Blick dann weg vom (politischen) Widerstandals Phänomen, das es zu beschreiben und in seiner Beschaffenheit zu verstehen gilt,hin zum Aspekt der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Bewertung politischen Widerstands.Hier schauten wir insbesondere auf die deutsche Geschichte und den Widerstandgegen das nationalsozialistische Regime, konzentrierten uns jedoch nicht auf die Betrachtungeinzelner Widerstandskämpfer und Widerstandsgruppen, sondern wendeten uns,angeregt durch den Vortrag von Claudia Fröhlich, der schwierigen Frage zu, wie schwer esspeziell der deutschen Nachkriegsgesellschaft fiel, den damals auf verschiedenen Ebenengeleisteten Widerstand anzuerkennen, und wie das Resultat dieses Ringens bis heute dendeutschen Widerstandsdiskurs beeinflusst. Die Auseinandersetzung mit diesem Themenfeldvermochte dabei auch zu verdeutlichen, was die Historisierung von Widerstandsereignissenfür das kollektive Gedächtnis von Gesellschaften bedeutet. Im Hinblick aufdas Schicksal der ehemaligen DDR scheint die Sachlage klar: Der Widerstand der VielenC103


Bildungsveranstaltungenbesiegelte des Ende einer Diktatur – auch wenn die Solidarisierung der DDR-Bürgerschaftmit der DDR-Opposition Ende der 1980er Jahre freilich erst vergleichsweise spät einsetzte,wie Robert Weißbach und Frank Ebert im Zusammenhang der Schilderung ihrer eigenenErfahrung im Kontext von Opposition und Widerstand vor 1989 betonten. Aber darf manes sich so einfach machen? Gibt es eine bürgerliche oder gar moralische Pflicht zum politischenWiderstand? Thomas Lindenberger gab hier – gewissermaßen als Gegenposition zueiner allzu klaren Trennung zwischen Widerstand und Fügsamkeit – zu bedenken, dass diefremdbestimmten Strukturen immer auch rasch mit eigenem Sinn gefüllt werden und soallmählich Reibungsverluste im Hinblick auf Herrschaft entstehen.Gehören Drittes Reich und DDR der Vergangenheit an, stellt die Gegenwart ganz neueAnforderungen an den widerständigen Menschen, bietet aber auch neue Möglichkeiten.Das Internet fungiert hier nun als Plattform eines digitalen Widerstands (Rainer Winter),als Medium der – im wahrsten Sinne des Wortes – Vernetzung, aber auch als Korrektiv,als transnationale Öffentlichkeit „von unten“, die ein Gegenprogramm zur allenthalbenvorherrschenden Massenkultur liefert. Parallel zur akademischen Auseinandersetzunghatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Akademie im Rahmen des geistlichenProgramms aber auch Gelegenheit, den verschiedenen Dimensionen ihres persönlichenWiderständig-Seins nachzuspüren: Politischer Widerstand verlangt vom Einzelnen,konsequent für seine Ideale und Überzeugungen einzustehen. Wofür also stehe ich einund wem oder was widersetze ich mich?Erste WocheVorträge:Prof. Dr. Bernd Ladwig, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, FU Berlin> Politischer Widerstand. Geschichtliche, begriffliche und normative ÜberlegungenDr. Volker Friedrich, Psychotherapeut und Psychoanalytiker, Hamburg> Verhärtung und Verbitterung. Unbewusste Themen im Widerstand der RAFProf. Dr. Melanie Groß, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, Fachhochschule Kiel> Sand im Getriebe? Widerständiges Handeln in Zeiten der EntkollektivierungProf. Dr. Ursula Pfeiffer, Fach Erziehungswissenschaft,Pädagogische Hochschule Weingarten> Bildung und Widerstand. Gedanken zu historischen und systematischenZusammenhängenArbeitsgruppen:Dr. Monika Neuhofer, Salzburg> „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schreiben.“Literatur und Widerstand – Literatur als Widerstand? Das Beispiel Jorge Semprún104


PD Dr. Martin Papenbrock, Karlsruhe> Widerstandskunst im 20. Jahrhundert – ästhetische Konzepte und politische FunktionenDr. Werner Hinze, Hamburg> Politischer Widerstand im LiedDr. Ivo Ritzer, Mainz> Widerstand im Film – Filmischer WiderstandSteffen Groscurth, Bochum> Zur Ästhetik des WiderstehensThomas Dürmeier, Kassel> Widerständig (politisch) lebenCZweite WocheVorträge:Dr. Claudia Fröhlich, Forschungsstelle Widerstandsgeschichte, FU Berlin> Die Rechtssprechung zum Widerstand in Deutschland nach 1945Prof. Dr. Thomas Lindenberger, Ludwig Boltzmann-Institut für Europäische Geschichteund Öffentlichkeit, Wien> Eigen-Sinn, Herrschaft und kein Widerstand? Alltagsgeschichtliche Gründefür die Fügsamkeit der VielenProf. Dr. Rainer Winter, Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft,Universität Klagenfurt> Digitaler Widerstand und KommunikationsguerillaWorkshop:Dr. Claudia Fröhlich, Forschungsstelle Widerstandsgeschichte, FU Berlin> Christen und Widerstand im NationalsozialismusZeitzeugengespräch:Dr. Olaf Weißbach, Frank Ebert, Robert-Havemann-Gesellschaft e. V., Berlin> Opposition und Widerstand in der DDR105


BildungsveranstaltungenAUSLANDSAKADEMIEThema:Indien. Auf der Schwelle zwischenTradition und Moderne.Zeit: 14. bis 27. März <strong>2010</strong>Orte:New Delhi und Chennai, IndienTeilnehmer/innen: 25Geistliche Begleitung: P. Dr. Markus Luber SJLeitung:Dr. Christian KölzerVorbereitungs -wochenende: 04. bis 06. Dezember 2009,Jugendgästehaus Lehrter Straße,BerlinDie diesjährige Auslandsakademie des <strong>Cusanuswerk</strong>s unter dem Titel „Indien – Auf derSchwelle zwischen Tradition und Moderne“ hatte es sich zum Ziel gesetzt, den teilnehmendenStipendiatinnen und Stipendiaten einen Einblick in dieses widersprüchliche Land zuermöglichen, der sich sowohl jenseits der Hochglanzprospekte der Reiseveranstalter wieauch der verlockenden SWAT-Studien des Wirtschaftsministeriums bewegen sollte.Thema tischer Fokus der Reise war dabei der interreligiöse Dialog und die politische undsoziale Situation christlicher Minderheiten in Indien, einem Schwellenland zwischensozialer Not und rasantem wirtschaftlichem Aufschwung.Als Anlaufpunkte in Indien wurden Delhi und Chennai gewählt. Der Ortswechsel zwischendiesen beiden Metropolen bot erstens einen aufschlussreichen kulturellen Kontrast imHinblick auf Sprache und unterschiedliche Ausformung der hinduistischen Traditionzwischen Nord- und Südindien und ermöglichte zweitens die Gegenüberstellung zweierunterschiedlicher Industrialisierungsprozesse, des traditionellen WirtschaftsstandortsDelhi und des rasant wachsenden Chennai, das sich etwa auf dem Gebiet der Softwareentwicklungetabliert hat.Anstatt nun die Themen der Akademie, wie auf den Inlandsakademien üblich, in Formvon wissenschaftlichen Vorträgen und anschließender Diskussion zu bearbeiten, konnteim Rahmen der Auslandsakademie die intellektuelle Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichenInhalten in Verbindung mit der direkten Anschauung der Lebenswirklichkeitvor Ort verbunden werden. Gerade dieser einmalige Aspekt der Auslandsakademie musstedeshalb im Programm der Reise besondere Berücksichtigung finden.Den zentralen Spannungsbogen der Akademie bildete die Auseinandersetzung mit demindischen Kastenwesen als aus der hinduistischen Tradition entstandene, aber nun dieGesellschaft in allen Facetten durchdringende Struktur sozialer Ungerechtigkeit. Diesesollte zunächst in Delhi in ihrer politischen Größe begreifbar werden, um dann in Chennaiin einer besonderen Zuspitzung, in der sozialen Benachteiligung von zum Christentumkonvertierten Dalits, verstehbar zu werden.„Dalit“ ist der Name, mit dem sich die durchKastenwesen Diskriminierten in Indien selbst bezeichnen. In kolonialer Zeit gängigeBezeichnungen wie „Unberührbare“ oder „Paria“ sind aufgrund ihrer rassistischen Färbungabzulehnen.106


CErste Woche: Delhi – Kastenwesen und WolkenkratzerNach der Ankunft in Delhi führte die von einem ausgezeichneten Fremdenführer begleiteteStadtrundfahrt den Stipendiatinnen und Stipendiaten das beeindruckende Nebeneinanderder Weltreligionen innerhalb des Stadtgebietes von Delhi vor Augen. Von der JamaMasjid, der größten muslimischen Moschee Delhis, führte die Rundfahrt über den GuruDwara Bangla Saheb Tempel, einem Heiligtum der Sikh, zum Birla Mandir Tempel, dervon Gandhi selbst eingeweihten reformhinduistischen Kultstätte. An jedem dieser Ortekonnten die Mitreisenden zum einen Angehörige der jeweiligen Religion bei der Verrichtungihrer rituellen Gebete beobachten und zum anderen die aus diesen Ritualen undaus den Bauweisen und Ausschmückungen der Heiligtümer herausscheinenden Verständnissevon Mensch und Transzendenz mit ihrem eigenen religiösen und spirituellenHintergrund in Beziehung setzen.Die Toleranz, die bei den Teilnehmenden gegenüber dem Fremden deutlich erkennbarwar, wurde schon hier, und noch mehr im weiteren Verlauf der Reise, zugleich von derFrage nach dem Besonderen des Christentums begleitet, neben der Dalit-Problematikeine zweite intellektuelle Spannung, die ihre Auflösung in Prof. Felix Wilfreds gelehrsamenund äußerst differenzierten Erläuterungen zur intertextuellen Theologie währenddes kurzfristig möglich gewordenen Besuchs des Asian Centre for Intercultural Studiesin Chennai fanden.Den Einstieg in die Auseinandersetzung mit den politischen und sozialen Auswirkungender hinduistischen Tradition auf die Lebenswirklichkeit der Menschen bot der Austauschmit der Philosophin Dr. Mary John und der Soziologin Dr. Vasanthi Raman in dem vonihnen geleiteten Centre for Women Development Studies am folgenden Tag zum Thema„Frauen und Macht in Indien“. Hier wurden zwei inhaltliche Aspekte offenbar, welcheim Diskurs der Auslandsakademie in unterschiedlichen Kontexten immer wieder zutagetreten sollten: erstens der nach wie vor ungeheure und für nachaufklärerische Europäernur schwerlich nachzuvollziehende prägende Einfluss der Tradition auch auf das Lebenjunger, moderner Inderinnen und Inder und zweitens die Erkenntnis, dass die intellektuelleAuseinandersetzung mit Strukturen sozialer Ungleichheit, sei es in Form desKasten wesens oder traditioneller Geschlechterrollen, immer auch den appellativenAspekt einer Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in politischen Wandel beinhaltet.Die Dringlichkeit dieses Veränderungsprozesses wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmernder Indienfahrt in den Straßen von Delhi täglich vor Augen geführt. Ein Besuchin der deutschen Botschaft in Delhi und das dortige Gespräch mit dem deutschen BotschafterThomas Matussek über die deutsch-indischen Beziehungen in wirtschaftlicherund politischer Hinsicht beschloss das Programm des ersten Tages.Dieses Tagesprogramm war charakteristisch für die Annäherung an das SchwellenlandIndien. Auf Schritt und Tritt begegnen dem Reisenden in Delhi zwei sehr unterschiedlicheSeiten dieses Subkontinents, der sich einerseits mit modernen Hochhäusernerfolgreich mit dem Rest der Welt konkurrierender Konzerne und Dienstleistungsunternehmenschmückt, in welchem andererseits jedoch bettelnde, verwahrloste Kinder undver krüppelte Obdachlose ebenso zum alltäglichen Stadtbild gehören. Schon auf dieserersten Wahrnehmungsebene wird den Betrachtenden klar, dass die Vorstellung einerSchere zwischen Arm und Reich, wie sie auch in Deutschland festzustellen ist, in Indien107


Bildungsveranstaltungenvöllig andere Dimensionen hat: So gleicht der Lebensstandard der Superreichen demjenigender Superreichen in Deutschland oder anderswo in der Welt, aber für die Ärmstender Armen gibt es kein Auffangnetz, kein Existenzminimum und keine Sozialfürsorge.Deutlicher und krasser als vielleicht irgendwo sonst wird auf Indiens Straßen spürbar,was es bedeutet, wenn eine kleine soziale Gruppe an der ökonomischen Spitze derGesellschaft den großen rest der Bevölkerung abgehängt hat.Wie geht Indien mit dieser Situation um? Welchen Einfluss können deutsche, könneneuropäische Wirtschaftsunternehmen auf das Bewusstsein sozialer Verantwortung ihrerindischen Partner nehmen, inwiefern können sie gar als Vorbild fungieren? Diese undandere Fragen richteten die Cusanerinnen und Cusaner an Herrn Botschafter Matussek.Im Gespräch kristallisierte sich dabei die deutlich ambivalente Position deutscher Politikim Kontakt mit Indien heraus, in dem es einerseits um die Wahrung wirtschaftlicherInteressen für den aufstrebenden Markt Indien gehen muss, der aber andererseits diesozialen Problemstellungen, die nicht zuletzt durch das Kastenwesen und das damiteinhergehende Verständnis unterschiedlicher Wertigkeit menschlichen Lebens gegebensind, überdecken darf. Herr Matussek konnte in diesem Zusammenhang vor dem Hintergrundseiner jahrelangen Erfahrung im indisch-deutschen Dialog sehr eindrücklich darlegen,dass er zwar als Vertreter Deutschlands in Indien eine große Redefreiheit besitze,dass aber Indien – auch vor dem Hintergrund seiner eigenmächtigen Atomtests in den1970er Jahren – in vielen Fragen anderen Atommächten wie China und den USA größerenRespekt zolle und überdies die einfache Oktroyierung deutscher Problemlösungsstrategienin sozialen Fragestellungen in der gänzlich anders strukturierten indischenGesellschaft nicht möglich sei.Der Besuch der deutschen Botschaft in Delhi konnte somit bereits am ersten Tag derReise eine erste Erkenntnis in der Auseinandersetzung mit der Schwellensituation108


Indiens aufzeigen: Die Lösungsansätze für die im Zuge des ökonomischen Aufstiegsentstehenden Probleme der globalen Wirtschaftsmacht Indien müssen aus dem Landselber kommen. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland und anderenStaaten der west lichen Welt kann hier Anreizsysteme schaffen, aber keineswegs nebenWirtschaftsgütern und wissenschaftlichem Know-how auch ein Bewusstsein fürMenschen rechte und den Wert menschlichen Lebens importieren. Hier gilt es zu hoffen,dass Indiens Regierung die großen, aber oftmals sozial ungerechten Entwicklungssprüngeseiner Wirtschaft in naher Zukunft mit entsprechenden Fortschritten in derFrage der Menschenrechte in ethisch vertretbare Erfolge wird verwandeln können.Der Besuch des Akshardam Tempels brachte einen weiteren Aspekt in den Diskurs zurreligiösen Diversität in Indien ein. Zeichneten sich die meisten auf der Reise besuchtenHindutempel durch jahrhunderte alte Bauten und archaisch wirkende Rituale aus, diein den Augen nachkonziliarer Katholikinnen und Katholiken einen gewissen Entfremdungseffekterzeugten, so bestand dieser Entfremdungseffekt bei dem Besuch desAkshardam Tempels in einer genau gegenteiligen Erfahrung. Die Anhänger PramukhSwami Maharajs, des derzeitigen Gurus der Glaubensgemeinschaft BAPS SwaminarayanSanstha, haben mit enormem finanziellem Aufwand am Rande Delhis nicht nur einenprächtigen neuen Tempel innerhalb einer weitläufigen Tempelanlage errichtet, sondernauf diesem Gelände auch eine Multimedia präsentation zur Geschichte und Lehre desKultes installiert.Auch der anschließende Besuch des Lotustempels der Ba’hai-Religion und das Gesprächmit einer Vertreterin der Religion vor Ort warf zahlreiche Fragen nicht nur zu den verbindendenElementen der Religionen, sondern auch zu Aspekten der Trennschärfe zwischenihnen auf. Dabei wurde in der Gruppe die Lehre der Ba’hai, die eine Vereinigung allerReligionen propagiert, als zu synkretistisch zu unkritisch empfunden.Für das Anliegen, dem zunächst trennenden Eindruck von der religiösen Praxis die differenziertere Auseinandersetzung mit den theologischen Inhalten der jeweiligen Lehreentgegen zu setzen, erwies es sich als äußerst glücklich, in Herrn P. Dr. Markus Luber SJ,dem stellvertretenden Direktor des Instituts für Mission und Weltkirche an der Philosophisch-TheologischenHochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, einen geistlichenBegleiter für die Akademie gefunden zu haben, der überdies in vorzüglicher Weiseals Missionswissenschaftler in dem Themenbereich der Akademie beheimatet und denCusanerinnen und Cusanern somit während des Tagesprogramms und darüber hinausnicht nur ein seelsorgerlicher, sondern auch ein wissenschaftlicher Gesprächspartnersein konnte.Auch die gemeinsame Fahrt nach Agra und die dortige Besichtigung des Taj Mahalbrachte nicht nur touristische Erkenntnisse, sondern unterstützte das Anliegen derAkademie: In vielen <strong>Jahresbericht</strong>en der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist zu lesen,dass gerade der krasse Gegensatz zwischen der nahezu überirdischen Schönheit derPrunkbauten aus der Mogulzeit und der bitteren Armut und Verelendung, die in denStädten um diese Bauten herum zu beobachten sind, die Reisenden besonders beschäftigthat.Überhaupt ist festzustellen, dass die Auseinandersetzung mit Indien für viele Teilnehmerinnenund Teilnehmer der Reise bei weitem nicht nur auf kognitiv-intellektueller Ebenestattfand, sondern in vielen Fällen ein Widerstreit mit den oftmals sehr bestürmenden Eindrückenauch in einer psychosomatischen Dimension geschah. Jenseits aller ungewohntenC109


BildungsveranstaltungenSpeisen und klimatischen Verhältnisse war deutlich zu bemerken, dass die Stipendiatinnenund Stipendiaten vielfach auch körperlich mit Indien gerungen haben. Höhepunkt derersten Woche war die halbtägige Workshopeinheit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternverschiedener Menschenrechtsorganisationen, die sich auf unterschiedlichen Gebieten fürdie Beseitigung der Diskriminierung der Dalits. Paul Divakar, Vorsitzender der Delhi-Abteilungder National Campaign on Dalit Human Rights, und Dr. SDJM Prasad, Generalsekretärdes National Dalit Movement for Justice konnten zusammen mit ihren Teamkolleginnenund -kollegen eindrücklich darlegen, wie trotz der offiziellen Abschaffung des Kastensystemsdurch die erste indische Verfassung 1947 auch heute noch Dalits aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeitdiskriminiert, ausge beutet und – oftmals auch körperlich – missbrauchtwerden.Es wurde deutlich, dass bei dem Versuch, den Einfluss des Kastenwesens innerhalb derindischen Gesellschaft zu verstehen, sämtliche Folien aus der Geschichte der westlichenHemisphäre versagen. So hat die Unterdrückung sicherlich ihren Ursprung in der religiösenTradition, hat diese jedoch längst überstiegen. Dr. BR Ambedkar, Zeitgenosse Gandhis undals Dalit Justizminister der ersten unabhängigen indischen Regierung, konnte mit mehrerenHundertausend Dalits zwar zum Buddhismus übertreten, aber dadurch die Kastenattribuierungnicht abschütteln. Dieser Hinweis legte bereits die Spur für die Auseinandersetzungmit der besonderen sozialen Situation der christlichen Dalits, wie die Reisendensie in Südindien erleben sollten. Zentrales Anliegen Dr. Prasads in seiner Darstellung wardie Vermittlung der weitläufigen sozialen Gepflogenheit der Kastendiskriminierung, die erdeshalb als discrimination by default („Diskriminierung als Normalzustand“) bezeichnete.Vermittels Bilderstrecken und Filmmaterial wurde den Studierenden plastisch vor Augengeführt, dass diese Diskriminierung alle Bereiche des sozialen Lebens betrifft und dieRegierung Indiens in vielerlei Hinsicht von dieser Hierarchisierung menschlichen Lebensprofitiert.Das Format des Treffens stelle sich als äußerst vorteilhaft heraus. In Diskussionsrunden undFrage-und-Antwort-Phasen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshoptagesihre eigenen Verständnisfragen und Beiträge vorbringen und wurden so weitausstärker von der Thematik betroffen gemacht, als dies in einem reinen Vortrag möglichgewesen wäre.110


CZweite Woche: Chennai – ausgestoßene Ausgestoßene und GraswurzelhoffnungDie Weiterreise nach Chennai im Süden Indien brachte eine wohltuende Klimaänderungmit sich. Die in allen Megacities Indiens von Abgas belastete Luft wurde hier des Öfterendurch eine Brise von seewärts durchbrochen, und die etwa um ein Drittel geringereBevölkerungszahl der Stadt machte sich auch im Stadtbild bemerkbar – während Delhietwa ebenso viele Einwohner wie ganz Australien hat, leben in der eigentlichen StadtChennai (einst Madras genannt) „nur“ rund fünf Millionen Menschen.Nach der Stadtrundfahrt und dem Besuch der St. Thomas Kirche hatte Prof. Felix Wilfreddie Studierenden zu einem Treffen in das von ihm geleitete Asian Center for Cross-CulturalS tudies eingeladen. Hier war es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern möglich, dieviel fältigen Eindrücke von den anderen Religionsgemeinschaften gemeinsam mit HerrnWilfred auf ihre theologischen Tiefenstrukturen hin zu erörtern und den spannungsreichenDialog des Christentums mit diesen Religionen zwischen Wahrheitsanspruchund Offenheit im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu diskutieren.Den Höhepunkt der Reise in inhaltlicher Sicht wie auch im Hinblick auf den horizontöffnendenCharakter der Indienakademie stellte dann jedoch unsere Fahrt über Land zurBesichtigung der Sozialprojekte für christliche und nicht-christliche Dalits der ChingleputRural Development Society (CRDS) unter der Leitung von Fr. John Suresh, der aus zweiBesuchen bestand. Bei unserem ersten Besuch trafen wir neben Fr. Suresh den Bischofder Diözese Chingleput, Rt. Rev. Dr. A. Neethinathan. Beide Geistliche gehören selbstzu der sozialen Gruppe der Dalit und konnten daher die Studierenden auf der Grundlageeigener Erfahrung mit der Situation der christlichen Dalits in Indien vertraut machen.Vor dem Hintergrund des in Delhi erworbenen Wissens um die soziale Diskriminierungvon Dalits und des daraus oftmals resultierenden Übertritts in eine andere Religion warden Studierenden zu diesem Zeitpunkt der Reise bereits bewusst, dass die Benachteiligungund Stigmatisierung mit der Konvertierung zum Christentum für die Betroffenennicht zum Ende kam. Jedoch war es ein weiterer schockierender Erkenntnisschritt, dassauch die katholische Kirche in Indien das Kastenwesen vielfach perpetuiert, anstattgegen es anzuleben. Aufgrund ihrer Missionsstrategie, die indische Bevölkerung nichtentgegen, sondern gemäß sozialer Hierarchien zum Christentum zu bekehren, legte diejesuitische Missionsbewegung im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert bereits denGrundstein für die Situation, wie sich heute in weiten Teilen Indiens darstellt: Währendauf theologischer Ebene das Kastenwesen seit jeher als nicht zur christlichen Lehre gehörigverurteilt wurde, gibt es nach Beichten Fr. Sureshs auch in katholischen Kreisen einesoziale Diskriminierung der Dalits. Es findet in manchen katholischen Kirchen gar eineAufteilung des Gottesdienstraumes nach Kastenzugehörigkeit statt.Von Regierungsseite wird diese ohnehin unerträgliche Situation weiter erschwert, daden christlichen Dalits die dem indischen Staat zur Beseitigung der Diskriminierungabgerungenen Fördermittel mit der Begründung vorenthalten werden, aufgrund ihrerZugehörigkeit zur christlichen Religion seien sie formal von den Auswirkungen desKasten wesens nicht betroffen. Die christlichen Dalits, so wurde den Studierenden klar,sind die Ausgestoßenen der Ausgestoßenen.Ein Besuch des Dorfes Porur in der Diözese brachte der Reisegruppe die Lebenswirklichkeitder christlichen Dalits vor Augen. Getrennt von dem restlichen Dorf durch einWaldstück und somit von den Einrichtungen des öffentlichen Lebens ferngehalten, leben111


Bildungsveranstaltungendie Dalits des Dorfes in Hütten aus Lehm und Bananblättern. Die CRDS startete hierein Projekt zum sozialen Wohnungsbau, um diese allen Wetterumständen und Tierenschutzlos ausgelieferten uns deshalb sehr unsicheren Hütten nach und nach durch solideZwei-Zimmer-Häuser aus Beton zu ersetzen. Statt Leid und Elend erlebten die Studierendenan diesem Ort jedoch zu ihrem und meinem Erstaunen ein Maß an Lebensfreudeund Freundlichkeit, das fast über die schockierenden Realitäten hinweggetäuscht hätte.Am folgenden Tag begleiteten wir Fr. Suresh nach Neerpair, wo er vor einigen Jahren mitUnterstützung von Aktion Indien e. V. eine Schule gründete, die heute etwa 200 Kindernaus Dalitfamilien eine Schulbildung und somit die Voraussetzung für sozialen Aufstiegermöglicht. Ähnlich wie im Rahmen des Workshopstags mit den Dalitaktivisten in Delhibrachten die beiden Tage mit Fr. Suresh den Cusanerinnen und Cusanern einerseitsdas reale Antlitz sozialer Diskriminierung deutlich vor Augen und konnten andererseitsaber auch aufzeigen, dass im Engagement von nicht an der Regierung beteiligten Organisationund kirchlichen Einrichtungen in Einzelprojekten wie auch in weitereichenderorchestrierten Aktionen, die Strukturen dieser Diskriminierung bekämpft und Schritteauf ein menschenwürdigeres Zusammenleben hin in einem der bevölkerungsreichstenLänder der Erde getan werden.Zu diesem Ansinnen passte auch der das Programm am letzten Tag abschließende Vortragvon Prof. Anil K. Gupta, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Ahmedabad,der den Studierenden sein Honey Bee Project, eine so genannte Graswurzelbewegungzur Förderung von Innovation in ländlichen Gebieten Indiens, vorstellte. Sein Ansatz,Ideen und Erfindungen der oftmals armen Landbevölkerung zu sammeln und für sie dasangemessene Urheberrecht auf einem globaleren Markt zu sichern, ist, wie auch dasWohnungsbau- und Schulprojekt Fr. Sureshs, zu verstehen als Hilfe zum empoweringsozial benachteiligter Bevölkerungsteile, die eben nicht auf die Gunst der Machthabendenangewiesen sein, sondern sich ihres eigenen Wertes und ihrer eigenen Leistungs fähigkeitbewusst werden sollen.Epilog – von der NachhaltigkeitSicherlich wäre es eine Überforderung des Konzeptes der Auslandsakademie, wollte manerwarten, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in nur zwei Wochen ein solchgegensätzliches und komplexes Land wie Indien vollständig begreiflich würde. Dennochkann ich vor dem Hintergrund zahlreicher Gespräche während der Reise und der Lektüreeiniger Reiseberichte in ihrem Nachklang begründet hoffen, dass im Rahmen der gesetztenThemen eine grundsätzliche Annäherung an Indien, das Land auf der Schwellezwischen religiöser Tradition und westlich orientierter Moderne und zwischen den Reichtümernglobalisierter Wirtschaftsentwicklung und den sozialen Problemen der an dieserEntwicklung nicht partizipierenden Menschen, stattfinden konnte.Dabei kann dieser Erkenntnisprozess als sukzessive Ent-Täuschung gerne in Bezug aufIndien vorgebrachter Simplifizierungen durch beständige Kontrasterfahrungen beschriebenwerden. Dem scheinbar friedlichen Nebeneinander der Religionen in den Metropolenwie Delhi stehen Berichte von brutalen Pogromen entgegen, wie sie von hindu istischenNationalisten vor allem in Mumbay gegen muslimische und auch christliche Bevölkerungsteileorganisiert werden. Umgekehrt zeigte aber gerade das Treffen mit Professor FelixWilfred auf, dass hier unter dem Deckmantel religiöser Befindlichkeiten natio nalistisch112


motivierte Gruppen ihre faschistischen Ziele verfolgen, während der Dialog der Religionenauf theologischer Ebene beständige Fortschritte macht.Dem Antlitz Indiens als glänzender Wirtschaftsmacht und dem überbordend luxuriösenLebensstil reicher Bevölkerungsschichten stand das tägliche Erleben bitterster Armutauf den Straßen Delhis und Chennais entgegen. Doch während hier noch ein weiter Wegvor Indien liegt, bevor sie auch in der Dimension der Menschenrechte zu den westlichenStaaten aufschließen kann, so wurde doch im Beispiel Prof. Guptas Honey Bee Projectdeutlich, dass in den Graswurzelbewegungen für Innovation und soziale Gerechtigkeitneue, hoffnungsvolle und gleichzeitig wirtschaftlich umsetzbare Konzeptionen bestehen,die schon jetzt auf der Grundlage der durch moderne Technologie möglichen Vernetzungund Kommunikation eine enorme Veränderungskraft entwickeln. Das Kastenwesen,das Indien trotz aller andernorts zu verzeichnenden Eile, in der ModerneCanzukommen, bis in die Tiefenstrukturen seiner Gesellschaft durchdringt, sorgt nach wievor für soziale Diskriminierung und eine facettenreiche Verachtung der Menschenrechte.Der politische Kampf für eine Beseitigung der Hierarchisierung menschlicher Wertigkeitauf der Grundlage der Herkunft, der mit der Schaffung der ersten unabhängigenVerfassung Indiens 1947 zunächst erfolgreich schien, geht weiter, und NGOs wie dasNational Dalit Movement for Justice müssen die Grundrechte der von der GesellschaftAusgestoßenen oftmals gerade von jener Regierung erstreiten, deren politische Machtmit der Verfassung von 1947 etabliert wurde. Doch auch hier sind Hoffnung machendeEntwicklungen zu beobachten, können Menschen von der nicht nur äußeren, sondernoftmals auch inneren, ideologischen Knechtschaft von Ausbeutung und Missbrauch zueinem neuen Denken und Selbstwertbewusstsein befreit werden.Dass die katholischen Missionsbewegungen des 17. Jahrhunderts keine verändertePerspek tive auf die Unrechtstrukturen des Kastenwesens brachten, sondern dieses viel-113


Bildungsveranstaltungenfach in amtskirchlichen Strukturen adaptierten, stellte eine weitere Ent-Täuschung dar.Dem gegenüber ist es deshalb auch als besonderes Hoffnungszeichen für Studierendeeines katholischen Förderwerkes zu betrachten, dass das in Chingleput zu beobachtendeGegenprojekt einer Hilfe zur Selbsthilfe, einer Unterstützung zum freien Lebensvollzugaus eigener Kraft, gerade auch aus der katholischen Kirche kommt und die kirchlicheEinrichtung der Chingleput Rural Development Society für die von dem Kastenwesenwohl am meisten benachteiligten christlichen Dalits jene Vision umsetzen möchte, dieDr. Ambedkar in seinem politischen Kampf für die Emanzipation der Dalits in Indienverfolgte: diesen Menschen menschenwürdige Lebensumständen und die Bildung zuermöglichen, die sie in die Lage versetzen, aus eigener Kraft den ihnen zustehendenPlatz in der Gesellschaft einzunehmen.Die Cusanerinnen und Cusaner, die diesen Erkenntnisweg der Indienreise mitgegangensind, werden diese Eindrücke an die späteren Stellen ihrer eigenen gesellschaftlichenVerantwortung hineintragen.Vorträge im Rahmen des Vorbereitungswochenendes:Prof. Dr. Michael Mann, FernUniversität Hagen> Geschichte Indiens im 20. JahrhundertRaphael Susewind, Universität Marburg> Kulturschock Indien? Erfahrungsbericht und EmpfehlungenMinisterialrat Hans-Wolfgang Busch, BMWi Berlin> Indiens wirtschaftliche SituationProf. Dr. Dr. Manfred Hutter, Universität Bonn> Das Verhältnis der Religionen in IndienWorkshops und Seminare im Rahmen der Auslandsakademie:Anja Funk, Gemeindereferentin in der deutschen Gemeinde Delhi> Katholische Gemeindearbeit in Indien und das Miteinander der ReligionenDr. Mary John, Centre for Women's Development Studies, Delhi> Frauen und Macht in Indien unter besonderer Berücksichtigung der religiösenTraditionTreffen mit den Mitarbeitern der National Campaign on Dalit Human Rights und desNational Dalit Movement for Justice, Paul Divakar und Prasad Chacko und Angehörigen derDalit zu einem halbtägigen Workshop zum Thema„Ausgestoßene des Kastensystems – die Dalit und ihr langer Weg zur Gerechtigkeit“114


CTreffen mit dem Bischof der Diözese Chingleput, Anthonisamy Neetinathan und demLeiter der Chingleput Rural Development Society, Fr. John Suresh, und Diskussionsrundezum Thema„Unberührbare Christen? Die besondere Situation der Dalit in der indischen katholischenKirche“Besichtigung der Projekte zum sozialen Wohnungsbau für christliche Dalit in derUmgebung von Chingleput (Porur)Besichtigung des Bildungsprojekts der Sacred Heart Mission in Neerpair, Diskussion mitLehrerinnen und Lehrern und Fr. J. Suresh zum Thema„Schulbildung als Ausweg aus Armut und sozialer Stigmatisierung?“Treffen mit Prof. Dr. Felix Wilfred, Gründer und Leiter des Asian Center of CrossCultural Studies, Chennai, Impulsvortrag und Diskussion zum Thema „InterreligiöseKommuni ka tion und die besondere Situation der christlichen Dalits“Prof. Anil Gupta, Gujarat University, Ahmedabad> Impulsvortrag zum Thema „Das Honey Bee Project – das Schwellenland Indien zwischenwestlichem Knowhow und dem Grassroots-Ansatz für nachhaltige Innovation“Besichtigungen religiöser Kultstätten und kulturgeschichtlich zentraler Bauten:Jama Masjid (muslimisch), Guru Dwara Bangla Saheb Tempel (hindu), Lotus-Tempel(Bahai), Red Fort, India Gate, Qutab Minar, Akshardham Temple (alles Delhi), Taj Mahal(Agra), Fort St. George, San Thome Church (Chennai), Kanchipuram, Mamallapuram115


BildungsveranstaltungenGRADUIERTENTAGUNGENGraduiertentagung IThema:Warum moralisch sein?Zeit: 12. bis 16. Mai <strong>2010</strong>Ort:Katholische Akademie SchwerteTeilnehmer/innen: 55Geistliche Begleitung: Dr. Dr. Matthias SchmidtLeitung:Dr. Ingrid ReulDass eine philosophische und auf den ersten Blick abstrakte Fragestellung Bezüge zumLeben haben kann, ist vielleicht nicht ganz selbstverständlich, doch am Beispiel unseresThemas wurde schnell deutlich, dass Fragen des moralischen Handelns nicht bloß theoretischeKonstrukte sind, sondern dass sie immer praxisnäher werden, je schwieriger dieSituation ist, in der wir uns befinden. Das gilt im privaten Umfeld oder im Berufslebengenauso wie in der öffentlichen Debatte über gesellschaftliche und wissenschaftlicheEntwicklungen. Seit Jahren schon gibt es wissenschaftliche und technologische Entwicklungen,die uns vor ganz neue Entscheidungssituationen stellen – etwa im Bereich derBioethik. Sie machen es unvermeidbar – und zwar für jeden von uns –, sich mit Fragendes moralischen Handelns bewusst auseinanderzusetzen und Position zu beziehen.Solche Themen, bei denen es um die Frage geht, wie man in einer konkreten Situationmoralisch handeln kann, lassen sich aber erst dann sinnvoll bearbeiten, wenn manvorher die Frage geklärt hat (zumindest für sich selbst), warum man überhaupt moralischhandeln soll oder will.Und das ist die Frage, mit der sich die Graduiertentagung beschäftigte. Es ging also nichtdarum, wie man handeln soll, auch nicht darum, aus welchem Grund wir die eine Handlunggut oder die andere schlecht nennen, sondern diskutiert wurde die metaethischeFrage, warum man überhaupt moralisch sein und sich an Werten orientieren soll.Für uns als zivilisierte, humanitär handelnde Menschen, erst recht für uns als Christenist das vielleicht eine überraschende Frage. Ist es nicht selbstverständlich, dass wirmoralisch handeln? Eigentlich ist diese Überlegung sogar eine Provokation, denn mankann die Frage heraushören, ob man überhaupt moralisch sein soll. Damit gewann unserVorhaben aber höchste Brisanz: Ist die Verbindlichkeit erst dann gegeben, wenn sichplausible Gründe finden? Im Umkehrschluss könnte das bedeuten: Wenn wir keine überzeugendenGründe finden, brauchen wir auch nicht moralisch zu handeln.Bringt eine eventuelle Begründbarkeit der Moral eine höhere Legitimation moralischerForderungen mit sich? Lassen sich überzeugende Kriterien finden, die „bessere“ und„schlechtere“ ethische Begründungszusammenhänge konstituieren? Dass dies keineakademische Spielerei ist, zeigt die Relativismus-Debatte, die die Frage der Begründbarkeitins Zentrum der modernen Ethik gerückt hat.Die Tagung begann mit einem philosophischen Zugang zum Thema – mit einer Einführungin die Fragestellung und mit der Diskussion verschiedener exemplarischer Lösungsansätzeaus metaethischer Sicht.116


Anschließend kam die Moraltheologie zu Wort. Aus theologischer Sicht werden nämlichnoch andere Aspekte interessant – vor allem die Überlegung, ob sich unter dem Anspruchdes Evangeliums besondere Forderungen an die Lebensführung ergeben. Gibtes ein Proprium christlicher Moral, das nicht nur in allgemeinen Grundhaltungen desGlaubens, sondern auch in konkreten ethischen Weisungen sichtbar wird? Welche Rollekommt der biblischen Offenbarung und der menschlichen Vernunft im Prozess sittlicherErkenntnisfindung zu?Nach diesen theoretischen Zugängen wurden einzelne Aspekte in einem Experiment vertieft,das die Fragerichtung umkehrte. Das Menschenbild, das sich mit der Reflexion überMoral verbindet, wurde an Beispielen aus Literatur und Film konkretisiert – und zwar inder Analyse von Figuren, die nicht moralisch handeln, die sich der Moral verweigern oderüberhaupt außerhalb moralischer Kategorien zu stehen scheinen.CVorträge:Prof. Dr. Christoph Horn, Lehrstuhl für praktische Philosophie und Philosophieder Antike, Universität Bonn> Was kann uns motivieren, moralisch zu handeln?Einführende Bemerkungen> Das Motivationsproblem und seine möglichen Lösungen.Metaethische ÜberlegungenProf. Dr. Franz-Josef Bormann, Lehrstuhl für Moraltheologie, Universität Tübingen> Moralisch handeln aus religiösen Gründen?Arbeitsgruppen:Dr. Thorsten Wilhelmy, Literaturwissenschaftler, Bonn> Warum nicht moralisch sein? Literarische Flirts mit dem UnmoralischenDr. Gerhard Seidel, Autor und Theaterdramaturg, Bonn> Natural born killers oder Wie böse ist der Bösewicht?117


BildungsveranstaltungenGraduiertentagung IIThema:Open access und geistiges EigentumZeit: 03. bis 07. November <strong>2010</strong>Ort:Historisch-ökologische Bildungsstätte PapenburgTeilnehmer/innen: 44Geistliche Begleitung: Stefan Walser OFMCap, Dr. Siegfried KleymannLeitung:Dr. Angela Weil-JungSeit einigen Jahren werben eine steigende Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlernals einzelne und in den großen Wissenschaftsorganisationen für einen freienZugang – open access – zu wissenschaftlicher Literatur und zu Datenmaterial über dasInternet. Ziel ist eine sehr viel schnellere und weitere Verbreitung wissenschaftlicherInformation. Die Initiative kritisiert bisherige Publikationsstrukturen über Verlage undplädiert dafür, Ergebnisse der von der Öffentlichkeit geförderten Forschung dieserÖffentlichkeit und damit auch der Forschergemeinde selbst kostenfrei zur Verfügung zustellen. Diesem Vorstoß treten andere mit Vorbehalten entgegen: Sie sorgen sich um dieeditorische Qualität, die Auffindbarkeit und die Langzeitarchivierung der Publikationensowie um Finanzierungsmöglichkeiten, die auf diesem Weg erreichbare Reputation und –nicht zuletzt – den Schutz der Urheberrechte von Autorinnen und Autoren.Am Beginn der Tagung standen der Begriff des geistigen Eigentums und die Frage, welcheDifferenzierungen zu seinem Schutz im Recht vorgesehen sind: Wem können woranmit welcher Begründung und wie weitgehend Schutzrechte gewährt werden? Die wissenschaftlichePublikation als Ergebnis öffentlich finanzierter Forschung wurde hier gegenüberanderen Schutzgütern (wie Produkten gewerblicher Forschung und Kunstwerken)in ihrer Spezifik bestimmt. Anschließend wurde der Wandel des wissenschaftlichenPublizierens mit dem Aufkommen neuer Techniken als sozialer Prozess betrachtet, vordessen Hintergrund sich die unterschiedliche Akzeptanz von open access-Formen in denverschiedenen Wissenschaften erklären lassen sollte. Daran schloss sich ein Austauschüber den aktuellen Stand der Technik, über Finanzierungsmodelle und über Aktivitätenzur Steigerung des Renommees digitaler Publikationen an Hochschulen und Forschungsorganisationen.Ein Blick in die Zukunft ergab ein sehr heterogenes Bild darüber, wie weitund wie schnell sich open access-Strategien gegenüber bisherigen Publikationswegendurchsetzen. Vor dem Hintergrund der sehr vielfältigen Gesichtspunkte, die die weitereEntwicklung bestimmen könnten, erfolgte im Abschlussvortrag eine Zuspitzung auf dieurheberrechtlich relevanten Fragen, die teils im Rahmen des bestehenden Rechts bereitsgeregelt sind, teils jedoch Anpassungen oder Ergänzungen erfordern.Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Graduiertentagung brachten aus der jeweilseigenen Erfahrung ein breites Spektrum an Positionen ein, die im Gespräch untereinanderebenso wie mit den geladenen Referentinnen und Referenten lebhaft diskutiert wurden.Den Abschluss bildete ein Austausch über die unterschiedlichen Gepflogenheiten beimPublizieren in den verschiedenen vertretenen Fachkulturen. Herausgearbeitet wurdenspezifische Forschungsgegenstände und Arbeitsweisen, die differenzierte118


CAnforderungen an die Publikationsweise stellen. Diskutiert wurde, inwiefern openaccess-Formen diese bereits erfüllen oder bei geeigneter Anpassung erfüllen könntenund wo dies generell nicht zu erwarten scheint.PD Dr. Mary-Rose McGuire, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und das Rechtdes Geistigen Eigentums, Universität Mannheim> Geistiges Eigentum: Gegenstand, Legitimation und Grenzen des SchutzesDr. Niels C. Taubert, Institut für Wissenschafts- und Technikforschung,Universität Bielefeld> Open Access aus wissenschaftssoziologischer PerspektiveBeate Bergner, Geschäftsführerin der Kassel University Press GmbHDr. Christoph Bruch, Head of Open Access, Max Planck Digital Library, Berlin> Zur Zukunft wissenschaftlichen Publizierens mittels neuer MedienProf. Dr. Karl-Nikolaus Peifer,Institut für Medienrecht und Kommunikationsrechtder Universität zu Köln> Behindert das Urheberrecht den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen? –Open Access und das Informationsdilemma in der digitalen WeltGraduiertentagung IIIThema:Domino – Globalisierung undFinanzkriseZeit: 17. bis 21. November <strong>2010</strong>Ort:Kolpinghaus auf Schönburg,OberweselGeistliche Begleitung: P. Jonathan Göllner OSBLeitung:Dr. Christine BaroWie kann es sein, dass die Pleite einer US-Bank die Weltwirtschaft zu Fall bringt wie einDominostein den anderen? Diese Frage wollten wir mit einigem Abstand zu den akutenKrisenereignissen vor zwei Jahren noch einmal in unserem Bildungsprogramm beleuchtenund dabei insbesondere den Aspekt der Globalisierung von Finanzmärkten und Weltwirtschaftin den Blick nehmen, der diesen Domino-Effekt mit bedingt. Das Interesse derStipendiatinnen und Stipendiaten an diesem Thema und der Wunsch danach, die komplexenVerflechtungen unseres Finanzsystems besser zu verstehen, war groß und solltedurch eine konzentrierte Erarbeitung von Ursachen, Auswirkungen und Konsequenzender Finanzkrise befriedigt werden, wobei die Wirtschaftswissenschaften die Leitdisziplinbildeten.119


BildungsveranstaltungenFür ein grundlegendes Verständnis der Ereignisse, die zunächst zur Finanz- und dann zurWirtschaftskrise führten, sorgte Prof. Dr. Wilhelm Althammer mit seinem ebenso informativenwie spannenden Einführungsvortrag, der alle Teilnehmer – von der Wirtschaftswissenschaftlerinüber den Germanisten bis zur Chemikerin – auf einen gemeinsamenStand brachte. Noch am Abend des ersten Tages tat sich eine spannende Kontroverse inder Frage auf, ob die Krise vorhersehbar und somit in gewissem Maße auch verhinderbarwar. Denn während uns in Wilhelm Althammers Vortrag die Probleme so offenkundigerschienen, vertrat Prof. Dr. Roland Döhrn, seines Zeichens Leiter des KompetenzbereichsWachstum und Konjunktur am RWI Essen, die These, dass echte Wirtschaftsprognose,die Zahlen und Zeitpunkte liefern kann, nur in „normalen Zeiten“ möglich seiund Krisen uns – das zeigte ein Blick in die Geschichte – immer wieder treffen werden.Warum manche Blasen platzen und manche sich ohne größeres Getöse in Luft auflösen,lasse sich immer erst im Nachhinein analysieren, und zu beobachtende Gemeinsamkeitenzwischen historischen Finanzkrisen taugten nur bedingt für den Blick in die Zukunft. Dieinternationale Verflechtung der Wirtschaft durch die Globalisierung verschärft dieseKomplexität noch zusätzlich und wirkte eindeutig verstärkend auf die jüngst erlebteKrise, wie uns Helmut Wagner in seinem Vortrag zu den Auswirkungen darlegte. Mitder Schilderung der Tatsache, dass Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländerunterschiedlich hart von der Krise getroffen wurden, warf er außerdem ein Schlaglichtauf mögliche Verschiebungen im globalen Machtgefüge, die unsere politische undwirtschaft liche Weltordnung in Zukunft bestimmen könnten.So leicht Ursachen, Ausmaß und Konsequenzen konzeptionell trennbar zu sein scheinen,so schwierig ist dies praktisch, so dass im Grunde jeder Referent auf die nötigen nächstenSchritte einging. Nach den kurzfristig ergriffenen Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagementsstehen nun die Aufräumarbeiten an: Geldmengen müssen reduziert,Staatshaushalte saniert werden. Doch vor allem, was die langfristigen Konsequenzenbetrifft, die durch stärkere Regulierung eine Wiederholung der Ereignisse verhindernkönnten, dominierte die etwas trostlose Erkenntnis, dass nur länderübergreifendeEinigkeit über die zu ergreifenden Maßnahmen Erfolg verspricht – und dass ebendieseEinigkeit jetzt, wo das Gefühl der unmittelbaren Bedrohung angesichts steigenderKonjunkturen wieder abgeflaut ist, auf den politischen Prioritätenlisten mehr und mehrnach unten rutscht, wie nicht zuletzt der G20-Gipfel <strong>2010</strong> gezeigt hat.Dass aber gottseidank an anderen Stellen durchaus über Lösungsmöglichkeiten fürglobale Probleme nachgedacht wird, zeigte Dr. Willi Scholz, der uns das Global EconomicSymposium (GES) vorstellte. Angeschlossen an das Kieler Institut für Weltwirtschaftversteht es sich als internationaler, interdisziplinärer, handlungs- und lösungsorientierterThinktank und Ideengeber für die Probleme der Weltwirtschaft und machte bei seinemletzten Treffen in Istanbul auch die nötigen Konsequenzen zur Bewältigung der Finanzkrisezum Thema. Prof. Dr. Ansgar Belke, der Referent für den Folgetag, konnte hierbereits einen spannenden Erfahrungsbericht beisteuern, da er als Teilnehmer einesPanels auf dem GES mit Politikern und Unternehmern an einem Tisch saß. Als Wirtschaftswissenschaftler,der unter anderem für das Europäische Parlament in Brüssel beratendtätig ist, konnte er die Brücke schlagen zwischen den guten, aber manchmal noch etwaszu visionär erscheinenden Lösungen des GES und den Dingen, an denen die Politik ganzaktuell tatsächlich arbeitet – und arbeiten muss: Die Nachrichten über die drohendeStaatsinsolvenz Irlands machten seinen Vortrag über „Exitoptionen für die Eurozone“120


Czu einem brandaktuellen Lagebericht und so entließ er uns nach vier gemeinsamenTagen mit vertieftem Verständnis und geschärftem Blick wieder in die „richtige“ Weltjenseits der Burgmauern.Es war schon allein inhaltlich ein volles Programm, dem wir uns an den Vormittagenund Abenden widmeten, aber auch die Nachmittage waren prall gefüllt mit den Projektvorstellungender PromotionsstipendiatInnen. Für Ruhe und Entspannung sorgten dieGebetszeiten in der stimmungsvollen Burgkapelle und eine abendliche Fackelwanderungdurch die Weinberge. Für die gute Stimmung (im wahrsten Sinne des Wortes)spricht, dass sich trotz der knappen Zeit noch ein kleiner Chor zusammenfand, der denAbschlussgottesdienst mitgestaltete. Wiederum erwies sich, wie wertvoll der Austauschzwischen den Promovierenden war und wie hilfreich für die Bewältigung der vielenkleinen und großen Krisen, die die Lebensphase Promotion so mit sich bringt.Vorträge:Prof. Dr. Wilhelm Althammer, Sparkassen-Finanzgruppe Lehrstuhl für Makroökonomie,Handelshochschule Leipzig> Ursachen der Finanzkrise: Warum man im Kasinokapitalismus um Katzengold spielteProf. Dr. Roland Döhrn, Leiter des Kompetenzbereichs Wachstum und Konjunktur,Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen> Sind Wirtschaftskrisen prognostizierbar? Lehren aus der jüngsten FinanzkriseProf. Dr. Helmut Wagner, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre,insbesondere Makroökonomik, Fern-Universität Hagen:> Auswirkungen der Finanzkrise – globalDr. Willi M. Scholz, Content and Community Manger beim Global EconomicSymposium (GES), Institut für Weltwirtschaft, Kiel> Das Global Economic Symposium (GES): Visionen des Machbaren fürdie WeltwirtschaftProf. Dr. Ansgar Belke, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makro ökonomik,Universität Duisburg Essen und Forschungsdirektor für InternationaleMakroökonomie, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin> Konsequenzen der Finanzkrise. Exitoptionen für die Eurozone121


BildungsveranstaltungenAbschluSS-SEMINArThema:AngstZeit: 02. bis 08. Oktober <strong>2010</strong>Ort:Kolpinghaus auf Schönburg, OberweselTeilnehmer/innen: 40Geistliche Begleitung: Friederike MaierLeitung:Dr. Manuel GanserIn der Tradition vergangener Abschluss-Seminare stand ein Thema im Mittelpunkt, dasweniger für die Übernahme von Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft, sonderneher für die eigene Existenz bedeutsam ist.Mit dem Ende von Studium oder Promotion scheiden die Teilnehmerinnen und Teilnehmernicht nur aus der aktiven Förderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s aus, sondern sie stehen grundsätzlichvor einem neuen Lebensabschnitt. Besonders in diesen Übergangsphasen ist Angst einbekannter Begleiter. Es wartet ein unbekanntes Terrain, z. B. auf der Suche nach dem erstenJob, möglicherweise auch ein neuer Wohnort, neue Herausforderungen. Das Abschluss-Seminar trug dieser Lebensphase mit der Auswahl von Thema und RahmenprogrammRechnung. Es gab neben dem akademischen Programm Zeit, zurück zu blicken, auszuruhenund sich über die vergangene Förderzeit und neue Pläne auszutauschen.Das Phänomen „Angst“ wurde aus drei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet:Den Einstieg bildete ein Ausflug in die psychologische Theoriegeschichte zur Angst. DieAngstbegriffe der Psychoanalyse, des Behaviorismus und des Kognitivismus wurdenvergleichend gegenübergestellt und daraus resultierende therapeutische Ansätze diskutiert.Anhand des Vortrags von Dr. Karolin Neubauer wurde durch den Vergleich der verschiedenenTheorien schon zu Beginn des Seminars sehr deutlich, wie die mitgebrachtenKonzepte und Annahmen über das Wesen und die Freiheit des Menschen die Art der Fragennach Angst, die Methode ihrer Erforschung und damit die Antworten vorherbestimmen.So geriet die Tagung auch zu einer Tagung über die conditio humana. Die kulturwissenschaftlichePerspektive auf die mediale Konstruktion und Rezeption kollektiver Ängste, diegemeinsam mit Dr. Lars Koch erarbeitet wurde, stellte ebenfalls die Alltagserfahrungmenschlicher Handlungsfreiheit in Frage.Die Angstphilosophie Søren Kierkegaards bot schließlich mögliche Antworten auf die Fragenach der Beziehung von Angst und Freiheit an. Diese konnten um den Preis eines hoheneigenen Denkeinsatzes, bei dem Prof. Michael Bongardt der Gruppe hilfreich zur Seite stand,erarbeitet werden. Dem Größenwahn des Anliegens, sich den Angstbegriff Kierkegaards aneinem einzigen Tag anzueignen, stand er, der seine ganze Dissertation damit bestritten hat,gnädigerweise sehr offen gegenüber.122


Nach diesem Höchstmaß an cusanischer „Verkopftheit“ bot ein Besuch im Hochseilgartendurch die Konfrontation mit sehr konkreten Ängsten einen körperlichen Ausgleich, der nichtminder erkenntnisreich war.Fazit: Die Angst, mit der man sich zu arrangieren hat, wird bleiben. Es sind aber ein paarErkenntnisse über ihr Wesen hinzugekommen, die helfen können, ihre Macht zu relativieren.CVortrag:Dr. Karolin Neubauer> Psychologie der AngstThementage:Dr. Lars Koch> Spielformen der Angst. Zur Konstruktion, Kommunikation und Reflexion kollektiverÄngsteProf. Dr. Michael Bongardt> Widerstand der Freiheit? – Die Angstanalysen Kierkegaards123


BildungsveranstaltungenWorKSHOP Studium & BerufThema:Mit Werten führen:Verant wortung, Moral undtugendhaftes Handeln imberuflichen AlltagZeit: 17. bis 20. Juni <strong>2010</strong>Ort:Kolpinghaus auf Schönburg,OberweselTeilnehmer/innen: 17Geistliche Begleitung: Nicole SchubertLeitung:Dr. Daniela PscheidaDie Workshops der Reihe Studium und Beruf nehmen unter den regelmäßigen Bildungsveranstaltungendes <strong>Cusanuswerk</strong>s eine besondere Stellung ein, denn sie richten ihrenBlick auf konkrete Fragen des späteren beruflichen Handelns und bieten jenseits derVermittlung spezifischen Fachwissens Raum zum Erwerb darüber hinausgehenderQualifikationen und Schlüsselkompetenzen. In diesem Sinne agieren sie an der spannenden„Schnittlinie“ zwischen theoretischer Ausbildung und praktischer Anwendung. Siewollen die Stipendiatinnen und Stipendiaten des <strong>Cusanuswerk</strong>s explizit dazu ermutigenund anregen, bereits während ihres Studiums oder ihrer Promotion einen kritisch-prüfendenBlick in die Praxis zu werfen.Mit dem gewählten Thema, der Frage nach Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzeneines ethisch angemessenen und verantwortlichen Führungshandelns, nahm sich derWorkshop diesmal sogar einer nicht nur angesichts der noch nicht lang zurückliegendenglobalen Finanz- und Wirtschaftskrise aktuell breit diskutierten Problematik an, sondernberührte damit zugleich auch ein Kernmotiv im Kontext der Bildung wertegebundenerEliten. Die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex„Führung und Werte“ gerade auch vor dem Hintergrund eines spezifischchristlichen Wertehorizonts wurde daher von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern derVeranstaltung besonders unterstrichen.Das Programm selbst war durch einen steten Wechsel von informativen Phasen desAustauschs im Plenum, intensiven Arbeitsphasen in Kleingruppen, kreativen Rollenspielenund Möglichkeiten zur konkreten Selbsterfahrung sowie Fachvorträgen strukturiert.Zur theoretischen Fundierung konnte eine Reihe von WissenschaflerInnen sowie PraktikerInnenunterschiedlicher Fachrichtungen und Branchen gewonnen werden, die dieThematik „Führung und Werte“ aus ihrem je spezifischen Fokus beleuchteten. Entlangder Vorträge fand dabei eine langsame thematische Zuspitzung statt – ausgehend vonallgemeinen Fragestellungen zu Religiosität und Unternehmensalltag (Susanne Sandherr),über spezifischere Überlegungen zum Zusammenhang von Führung und Ethik(Ferdinand Rohrhirsch) bis hin zu konkreten Erfahrungsberichten aus dem lang jährigenFührungsalltag, die im Rahmen eines Expertengesprächs mit den Teilnehmer innen undTeilnehmern diskutiert wurden. Der eigentliche Workshop gliederte sich in fünf Arbeitsphasen,die wesentlich von Norbert Hackmann, Leiter der Katholischen ErwachsenenbildungStadt und Landkreis Heilbronn, gestaltet wurden. Neben einer einleitenden Einheit124


Czur Selbsterkenntnis standen hier vor allem die vier Kardinalstugenden (Gerechtigkeit,Tapferkeit, Rechtes Maß, Weisheit) im Mittelpunkt.Gerahmt wurde die intensive inhaltliche Arbeit durch verschiedene geistliche Impulse(tägliche Morgen- und Abendgebete sowie einen Abschlussgottesdienst am Sonntag), dieeinen dichten Bezug zum Thema selbst herstellten. So wurde etwa der Kanon „Schweigeund höre, neige deines Herzens Ohr. Suche den Frieden!“, angelehnt an die Worte aus derRegel des Benedikt von Nursia, dessen Gedanken auch immer wieder Referenzpunkt derÜber legungen und des Austausches in den einzelnen Workshopteilen waren, zum festenBestandteil des geistlichen Programms.Vorträge:Prof. Dr. Susanne Sandherr, Katholische Stiftungsfachhochschule München> Warum Bosse beten. Religiosität im Arbeits- und FührungsalltagProf. apl. Dr. Ferdinand Rohrhirsch, Katholische Universität Eichstätt> Führen durch Persönlichkeit. Mehr Ethik – weniger TechnikExpertentalk:Unternehmerisch handeln unter ethischen Gesichtspunkten –Was heißt das und wie ist es umsetzbar?Dr. Eva Diedrichs, A. T. Kearney GmbHBurkhard Leffers, BKU – Bund Katholischer Unternehmer e. V.Dr. Wolfgang Schirmer, MAN Nutzfahrzeuge Österreich AGDr. Ursula Weidenfeld, WirtschaftsjournalistinWorkshopeinheiten:I: Erkenne, wer Du bist – Selbsterkenntnis als Grundlage der Selbst- und FremdführungII: Die Tugend der Gerechtigkeit – mit Macht und Autorität verantwortungsvoll umgehenIII: Die Tugend der Tapferkeit – innere Stärke, Authentizität, Mut und TatkraftIV: Die Tugend des rechten Maßes – nicht überfordern, nicht unterfordern,Räume für Entwicklung schaffenV: Die Tugend der Weisheit – Visionen haben und den Weitblick behalten125


BildungsveranstaltungenFachschaftstagungenIm Berichtsjahr fanden 17 Fachschaftstagungen statt, die in Eigenverantwortung derFachschaften bzw. ihrer Leitungen inhaltlich vorbereitet und organisatorisch durchgeführtwurden. Insgesamt nahmen 390 Personen teil, davon 250 Cusanerinnen undCusaner sowie 128 Altcusanerinnen und Altcusaner, 8 Villigster Stipendiatinnen undStipendiaten und 4 Gäste. Von Inhalt und Verlauf berichten die nachfolgenden Texte,die in Eigenregie der jeweiligen Fachschaftsleiterinnen und Fachschaftsleiter verfasstwurden.Fachschaft AltertumwissenschaftThema:Urbanität. Städtisches Leben in antiken KulturenZeit: 11. bis 14. März <strong>2010</strong>Ort:Jugendgästehaus Bad Neuenahr-AhrweilerTeilnehmer/innen: 16Leitung:Miriam Müller, Anika Söltenfuß, Martin StöckingerIm Rahmen der diesjährigen Tagung der Fachschaft Altertumswissenschaften habenwir die unterschiedlichen Ausprägungen städtischen Lebens in der Antike in den Blickgenommen und danach gefragt, welche Elemente Urbanität – auch in Abgrenzung zumländlichen Leben – kennzeichnen. Dabei haben uns sowohl archäologische und historischeAspekte (z. B. Stadtarchitektur; Stadtplanung; Stadt als Raum für Kommunikation)als auch philosophische, soziologische und literaturwissenschaftliche Überlegungeninteressiert (z. B. Selbstverständnis einer sozialen Gruppe als städtische Gemeinschaft;Idealisierung oder Kritik von Stadtleben; Stadt als Erinnerungsort).Der Eröffnungsvortrag von Prof. Eckard (Soziologie) zum Thema „Urbanität als Forschungsperspektive.Konstruktivistische und strukturalistische Ansätze der sozialwissenschaftlichenStadtforschung“ hat sich dem Phänomen „Stadt“ zunächst von theoretischerSeite genähert. Insbesondere die Fragen, inwieweit die moderne oder sogar postmoderneStadt mit ihren spezifischen Eigenschaften (Interaktion, Kommunikation, Medialität,Mobilität) antiken Formen städtischen Lebens vergleichbar ist oder ob zum Verständnisantiker Urbanität andere Kriterien gefunden werden müssen, haben die regen Diskussionenspäterer Vorträge geleitet.Zunächst haben wir die besondere Funktion der Stadt Rom im griechisch-römischenKulturkreis als Erinnerungsort untersucht, der sich aus physischem Raum und literarischenAitien zusammensetzt (Dr. Pausch). Ein anderer Aspekt von Urbanität, nämlich als Ortder symbolischen Kommunikation, wurde von Marco Mattheis anhand der kaiser lichenBildpräsenz in spätantiken Städten betrachtet. Aus archäologischer Sicht haben wir unsmit Stadt und Stadtplanung im Ägypten des 3. Jt. v. Chr. (Prof. Ziermann), der frühenStädtebildung in Mesopotamien (Prof. Miglus) und der Stadt als Instrument der römischenAkkulturation im heutigen Portugal und Spanien (PD Dr. Teichner) beschäftigt.126


CDas Konfliktpotential, das Städte als Räume religiösen und politischen Lebens bergen,war verbindendes Thema der beiden abschließenden Vorträge, die jeweils literarischeDarstellungen spätantiker Städte zum Thema hatten. Prof. Schmitzer hat die Auseinandersetzungum Rom im christlich-paganen Diskurs beleuchtet, Prof. Janka den Konfliktdes Kaisers Julian mit seiner „Alptraumstadt“ Antiochia.Ergänzt und abgerundet wurde die Tagung durch eine halbtägige archäologische Exkursion,die uns zur Römervilla „Silberberg“ und zur römischen Werksiedlung „An denMaaren“ führte. Sie hat uns Einblick erlaubt in römische Lebensweise, Wohnkultur undökonomische Versorgung.Fachschaft Chemie/BiologieThema: Auf den Spuren Charles Darwins –Alte und neue Geschichten zur EvolutionZeit: 12. bis 16. Mai <strong>2010</strong>Ort:Haus Werdenfels, NittendorfTeilnehmer/innen: 41Leitung:Doreen Ambrosius, Dr. Meika Gruber, Stephanie Miller,Markus SchmidEin Jahr nach dem großen Jubiläum Charles Darwins beschäftigten wir uns auf der diesjährigenFachschaftstagung mit dem Thema Evolution. Unsere Reise auf Darwins Spurenbegann mit einer Rückschau auf das Darwin-Jahr 2009 und der Frage: Was bleibt vonDarwin? Im Zuge dessen durfte ein historischer Blick auf die Person Charles Darwin unddie Geschichte um die Entstehung seiner Evolutionstheorie nicht fehlen. Die aktuelleEvolutionsforschung beschäftigt sich mit den von Darwin ungelösten Problemen derEntstehung der Artenvielfalt, der Frage nach den molekularen Grundlagen – dem Motor –der Evolution und letztlich auch mit der Frage nach dem Ursprung des Lebens an sich.Antworten auf die Artenfrage lieferten Dr. Matthias Glaubrecht (NaturkundemuseumBerlin) und Dr. Walter Salzburger (Uni Basel) mit Vorträgen zu ihren Forschungen antropischen Süßwasserschnecken bzw. den Buntbarschschwärmen in den großen ostafrikanischenSeen. Einen Einblick in die Epigenetik als möglichen molekularen Motorgab Dr. Renato Paro (ETH Zürich). Dr. Michael Hassler (AlessaChemie GmbH) machte essich zur Aufgabe, Evolution eindrücklich in der Natur selbst zu veranschaulichen.Dr. William Martin (Uni Düsseldorf) zeigte, dass Hydrothermalquellen ein plausiblerUrsprungsort der ersten Zellen sein können. Dass man das Wissen um Evolutions mechanismennutzen kann, um Proteine oder Bakterien mit bestimmten Eigenschaften zudesignen, vermittelte uns Dr. Michael Liss von der Firma GeneArt.Wenn man sich mit Evolution beschäftigt, dürfen der Mensch und seine Evolution genausowie unsere Auseinandersetzung mit der Evolution nicht fehlen. Dr. Matthias Wjst(Helmholtz Zentrum München) stellte in diesem Zusammenhang das wenig bekannteGebiet der Evolutionären Medizin vor. Zum Abschluss der Tagung diskutierten wir mit127


BildungsveranstaltungenDr. Thomas Junker (Uni Tübingen) die Frage, was für ein Bild der Natur des Menschendie Evolutionstheorie gibt und ob – und wenn ja welche – Antwort die Evolution auf dieFrage nach dem Sinn des Lebens geben kann.Fachschaft GeschichteThema: Aufbruch in neue Räume – Entdecker, Forscher, Expeditionen –Frühe Neuzeit bis MorgenZeit: 14. bis 17. Januar <strong>2010</strong>Ort:Jugendherberge DarmstadtTeilnehmer/innen: 20Leitung:Charlotte Backerra, Turan Gizbili, Lara Niemer, Barbara Reitinger,Ruth Steinberg-GroenhofDer Faszination von Entdecker-Figuren und Expeditionen in unbekannte Räume widmetesich die Fachschaft Geschichte in ihrer Tagung <strong>2010</strong> in Darmstadt. Der packendeEinführungsvortrag von PD Dr. Ludolf Pelizaeus (Mainz) befasste sich mit „falschenErinnerungen“, wie sie nicht zuletzt in Gedenkfeiern anlässlich vermeintlicher„Entdeckungs“-Großtaten zelebriert werden. Der Referent zeigte, dass die Popularitätder Entdecker-Figuren vor allem mit späteren Bewertungen etabliert wird. Von hier ausschlug er den Bogen zu den mentalitätsgeschichtlichen Voraussetzungen des „Aufbruchsin neue Räume“. Daran knüpfte der Vortrag von Dr. Felix Hinz (Hildesheim) an,der anhand von Augenzeugenberichten die Versionen und Visionen der spanischenEroberer, die „erfundene Conquista Mexikos“, dekonstruierte. Dr. Andrea Weindl (Mainz)erschloss anschaulich die Zusammenhänge zwischen Kartographie und der Politik desEntdeckungszeitalters. Dr. Jürgen G. Nagel (Hagen) führte uns die Geschichte der niederländischenOstindienkompanie und die Öffnung Asiens in Richtung Europa vor Augen.In einer biographischen Skizze stellte Rolf Siemon (Hann. Münden) Leben und Wirkendes Naturforschers und Entdeckungsreisenden Georg Forster (1754–1794) vor. Prof. Dr.Christoph Marx (Duisburg-Essen) beleuchtete Wirken und Attitüde von Missionaren undForschungsreisenden in Afrika im frühen 19. Jahrhundert.Einen Blick in fremde Welten wagten die Tagungsteilnehmer bei einer Führung durch dasEuropean Space Operations Centre (ESOC), „Europas Tor zum Weltraum“. Abgerundetwurde der fächerübergreifende Ausblick in unbekannte Räume mit einem Kamingespräch,in dem unser Mitstipendiat Philipp Börsch-Suppan (St. Andrews) von seinerForschungsreise zur Ozeanischen Geographie und Meeresbiologie im Indischen Ozean berichtete,und einem Vortrag von Dr. Brigitte Ebbe (Bonn) über ihre Tiefsee-Expeditionenin der Arktis.128


CFachschaft Globale ZusammenarbeitThema:Arbeitsmigration – internationale Wanderungen als ChanceZeit: 15. bis 17. Oktober <strong>2010</strong>Ort:Jugendgästehaus, Bad Neuenahr-AhrweilerTeilnehmer/innen: 28Leitung:Julia Felske, Martina Kobras, Christine ProkopfGenau zur passenden Zeit kam unsere Fachschaftstagung zum Thema Arbeitsmigration:Die Bundesregierung diskutierte über Notwendigkeit und Steuerung von Zuwanderungund Thilo Sarrazins Buch über die von ihm behauptete unzureichende Integration vonAusländern erzeugte hitzige Zustimmung und zornigen Widerspruch. Daher nahm trotzdes Schwerpunktes, den unsere Tagung auf das Thema Migration legte, die aktuelleDebatte um Integration häufig einen Platz in den Diskussionen ein. Gleichzeitig diskutiertedas politische Berlin über den Fachkräftemangel und Migration als eine Option zurLösung dieses Problems, was direkt an unser Tagungsthema anschloss. Zur Informationüber Arbeitsmigration und zur kompetenten Diskussion hatten wir eine interdisziplinäreRiege von Referenten eingeladen:Dr. Patrice Poutrus (Zeithistorisches Institut, Potsdam) eröffnete die Tagung mit einerÜbersicht über die vielfältigen Migrationsbewegungen in Europa im 19. Jahrhundertbis nach dem 2. Weltkrieg und über die Gastarbeiteranwerbung in Deutschland. Er wiesauf die historische Erfahrung bei der Integration der Vertriebenen nach dem ZweitenWeltkrieg hin, dass Integration nur mit Zeit und Empathie gelingen kann. Über die rechtlichenRahmenbedingungen im keinesfalls einheitlichen Migrationsraum EuropäischeUnion sprach Dr. Gisbert Brinkmann (Bundesministerium für Arbeit und Soziales).Prof. Dr. Felicitas Hillmann (Universität Bremen) erörterte die Integration verschiedenerMigrantengruppen aus Entwicklungsländern in den deutschen Arbeitsmarkt und derendazu eingesetzte Strategien. Um die Auswirkungen von Migration für die Herkunftsländerzu beleuchten, referierte Andrea Riester (GTZ Eschborn) über Geldtransfers vonArbeitsmigranten an ihre zurückgelassenen Familien; die enormen Summen legen esnahe, die Migranten als Entwicklungshelfer ihrer Herkunftsländer zu sehen. Die Lebenswirklichkeitder in Deutschland lebenden Migranten, die er in ihrer Heterogenität anhandder aktuellen Sinus-Studie zu Migranten-Milieus erläuterte, war Thema von Martin Sahler(Caritas Kreis Mettmann e. V.).Aufgrund der kurzfristigen Absage eines Bundestagsabgeordneten, der uns einepolitische Sicht auf Zuwanderung nach Deutschland erläutern sollte, erörterten wir amSamstagabend kurzerhand selbst in einem Debating Club Möglichkeiten der politischenSteuerung von Arbeitsmigration.Nach einem gemeinsamen Gottesdienst am Sonntagmorgen im Priesterseminar vonLantershofen legte uns Wido Geis (ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München)die volkswirtschaftlichen Erkenntnisse über Arbeitsmigration dar. Er schloss – seinenVortrag, aber auch die Tagung – mit der Feststellung, dass Deutschland zur Bewältigungdes demographischen Wandels und wegen des Fachkräftemangels offener für129


BildungsveranstaltungenArbeits migranten sein sollte, allerdings nur, wenn deren Integration in den Arbeitsmarktgewährleistet ist.Durch die Tagung wurde klar, dass es aufgrund der Komplexität des Phänomens Migration,aber auch der Gemengelage der Informationen und Perspektiven sehr schwierigist, ein genaues Bild von Arbeitsmigration zu zeichnen und eine sachliche Diskussion inder Öffentlichkeit zu unterstützen. Trotz aller Probleme, valide Daten über Migrantenund ihre (Arbeitsmarkt-)Integration zu erhalten, wurde deutlich, dass Deutschland einEinwanderungsland ist, das seine öffentliche Diskussion nicht auf einzelne Aspekte derIntegration beschränken darf. Das Thema Migration wird die öffentliche Diskussion inDeutschland wohl noch länger beschäftigen, und wir hoffen, mit dieser Tagung einenAnfang für die Aufnahme dieser Diskussion auch im <strong>Cusanuswerk</strong> gemacht zu haben.Fachschaft IngenieurwissenschaftenThema:Sonne, Wasser, Wind: Wie hat die Energieversorgung der Zukunftauszusehen?Zeit: 29. Oktober bis 02. November <strong>2010</strong>Ort:Jugendhaus Maria Einsiedel, GernsheimTeilnehmer/innen: 32Leitung:Julia Hiller, Christina Rampelt, Julian WoltersPassend in die Zeit, in der das Energiekonzept der Bundesregierung diskutiert wurde,fiel die Fachschaftstagung der Ingenieurwissenschaften mit dem Thema: „Wie hat dieEnergieversorgung der Zukunft auszusehen?“.Im Mittelpunkt der Tagung standen die Vor- und Nachteile der konventionellen sowieder erneuerbaren Energien. Hierzu hörten die Teilnehmer interessante Vorträge, z. B.von Dr. Trieb (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) zum Solarkraftprojekt„Desertec“ sowie heiß diskutierte Vorträge zu den Chancen und Risiken der Kernkraftnutzungvon Prof. Dr. Alt (FH Aachen) und Dr. Neumann (BUND).Durch die Exkursion zum Kernkraftwerk „Biblis“ und zur Biogasanlage „Infraserv-Höchst“konnten die Teilnehmer zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Kraftwerken in derPraxis erleben.Neben der Strombereitstellung wurde ein weiterer Blick auf die Möglichkeiten derStrom-Verbrauchsminderung gelenkt. Als Beispiel stellte uns Herr Dr. Neumann vomEnergiereferat der Stadt Frankfurt am Main das Projekt „Frankfurt spart Strom“ vor, dasin Zusammenarbeit mit der Caritas besonders finanziell schwache Haushalte im Blickhat. Mit einem Forschungsprojekt zur Verbindung von intelligenten Gebäuden mit demintelligenten Netz stellte uns Frau Dörsam von der MVV-Energie AG eine Möglichkeitvor, mit der die Stromnetze entlastet werden können, die durch die fluktuierende Einspeisungder erneuerbaren Energien zeitweise überlastet seien.Das Programm bot ausreichend Zeit für Freizeitaktivitäten, persönlichen Austauschsowie Gruppendiskussionen.130


CFachschaft JuraThema: Corporate Governance in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise –Vorbilder und Ziele eines modernen WirtschaftsrechtsZeit: 29. Oktober bis 01. November <strong>2010</strong>Ort:Haus Venusberg, BonnTeilnehmer/innen: 40Leitung:Christoph Allmendinger, Friederike Dorn, Dr. Thomas Lang,Dr. Stephanie Lumpp, Dr. Felix SteffekDie diesjährige Fachschaftstagung der Juristen im <strong>Cusanuswerk</strong> beschäftigte sich mitden Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise für die Corporate Governance und damit derFrage nach einer optimalen Ausgestaltung einer Unternehmensverfassung. Das hiermitangesprochene Themenfeld hätte kaum aktueller sein können: Es bewegte sich zwischenden vielen, auch tagespolitisch diskutierten Fragen betreffend die Regulierung vonKapitalmärkten, die Ausgestaltung von Vergütungs- und Anreizsystemen, die Haftungvon Vorstand und Aufsichtsrat und die anstehenden Reformen im Sanierungs- undInsolvenzrecht. Eine Vielzahl von Referenten aus den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften,aber auch Praktiker großer Rechtsanwaltssozietäten kamen zu Wort undstanden in Vortrag und vielen fruchtbaren Diskussionen Rede und Antwort.Den Auftakt der Tagung bildete nach einer ersten inhaltlichen Einführung durchDr. Felix Steffek das Eröffnungsreferat von Junior-Professor Dr. Patrick Leyens mit demTitel „Corporate Governance: Grundsatzfragen und Perspektiven“, in welchemProfessor Leyens die unterschiedlichen Ebenen der Coporate Governance und ihreAufgaben und Zukunftsperspektiven aufzeigte.Am folgenden Vormittag referierte Professor Dr. Christoph Teichmann über das europäischeGesellschaftsrecht und den Wettbewerb der gesellschaftsrechtlichen Rechtsordnungenuntereinander. Anschließend fiel der Blick auf das Übernahmerecht.Rechtsanwalt Dr. Alexander Nolte zeigte Strategien und Hintergründe von Unternehmensübernahmenanhand aktueller Praxisbeispiele auf.Der Nachmittag stand im Zeichen der allgegenwärtig geführten Anreiz- und Vergütungsdebatte.Zunächst erläuterte Dr. Stefan Zimmermann aus ökonomischer Perspektive dietheoretischen Grundlagen des Prinzipal-Agenten-Verhältnisses und berichtete aus derPraxis. Rechtsanwalt Dr. Andreas von Medem sprach danach über „Managergehälter –Leistung, Anreize und Verantwortlichkeit“.Den Kapitalmärkten und sich auftuenden Regulierungsperspektiven widmete sich dieTagung am Sonntagvormittag. Dr. Christoph Kumpan referierte und diskutierte über dieVerbriefung von Krediten und damit genau über diejenigen Instrumente und Mechanismen,die maßgeblich zur Finanz- und Wirtschaftskrise beigetragen haben. Von hier warder Schritt nicht weit zur sich anschließenden Thematik der „Bankensanierung“. PrivatdozentDr. Jens-Hinrich Binder zeigte den Status Quo und die sich im Gesetzgebungsverfahrenbefindenden Reformbestrebungen auf.131


BildungsveranstaltungenEin weiterer Höhepunkt der Tagung folgte am Sonntagabend. Professor Dr. Dr. h. c. mult.Marcus Lutter, der Grand Seigneur des deutschen Gesellschaftsrechts, diskutierte imRahmen eines Kamingesprächs in den Räumlichkeiten der Geschäftsstelle des <strong>Cusanuswerk</strong>slebhaft mit den Teilnehmern über die Managerhaftung im Lichte der Finanz- undWirtschaftskrise und die zukünftige Ausgestaltung und die Aufgaben von Aufsichtsrätenim System der Unternehmensverfassung.Zum Abschluss standen am Montagvormittag die Unternehmenssanierung und dasInsolvenzrecht auf dem Programm. Es eröffnete Rechtsanwalt Dr. Lars Westpfahl, deranhand eines von ihm begleiteten Falls die Herausforderungen und Schwierigkeiteneiner Sanierung aus praktischer Sicht aufzeigte. Anschließend kam Dr. Felix Steffek zuWort, der vertiefte Einblicke in die Zukunftsperspektiven des deutschen Insolvenzrechtsund die aktuellen Reformbestrebungen gab.Angeregte Diskussionen, viele erkenntnisreiche Einblicke in tagesaktuelle Rechtswissenschaft,-praxis und -politik sowie ein Wiedersehen und zahlreiche Gespräche der cusanischenJuristen untereinander machten eine rundherum gelungene Tagung aus.Schon an dieser Stelle sei für alle Interessierten auf den Tagungsband hingewiesen, derim Verlag Mohr Siebeck erscheinen wird.Fachschaft KunstThema:AM | BAU | KUNSTZeit: 06. bis 09. Mai <strong>2010</strong>Ort:Jugendgästehaus Central, BerlinTeilnehmer/innen: 19Leitung:Ortrun Bargholz, Maximilian Bauer, Daniela Kalscheuer,Carola KeitelNach einem Raumerfahrungsworkshop der Theaterwissenschaftlerin Daniela Kalscheueram Donnerstagabend eröffnete der Architekturkritiker Falk Jaeger die theoretische Auseinandersetzungmit dem Thema Kunst am Bau am Freitagmorgen. Danach beschriebenuns Frau Prof. Dr. Karin Stempel und Henrik Mayer von der „REINIGUNGSGESELLSCHAFT“die Perspektiven des öffentlichen Auftrags am Beispiel des alten Reichstagsgebäudes inBerlin. Anschließend besuchten wir die Ausstellung von Olafur Eliasson im Gropiusbau.Den Samstag leitete Frau Prof. Else Gabriel ein. Sie schilderte die Situation von Kunstam Bau in der ehemaligen DDR. Danach besichtigten wir, geführt von Frau Stempel,die Kunst am Bau Projekte im Bundestag, worauf wir durch Luka Fineisen einen Einblickin das praktische künstlerische Arbeiten bekamen, wonach wir wiederum von MarkusSchell die Perspektive des Architekten erfuhren. Prof. Friedrich von Borries machte denAbschluss mit einem Vortrag über performative Eingriffe in den Stadtraum.132


CFachschaft Mathematik/InformatikThema:M³: Mathe macht MusikZeit: 12. bis 16. Mai <strong>2010</strong>Ort:Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld, UderTeilnehmer/innen: 31Leitung:Severine Henkel, Prof. Dr. Georg Hoever, Hans-Jörg Schulz,Claudia VordererAuf der Fachschaftstagung haben wir uns mit verschiedenen Beziehungen zwischenMusik und Mathematik/Informatik beschäftigt:PD Dr. Meinhard Müller (Max-Planck-Institut für Informatik, Universität Saarbrücken)beschrieb, wie man mit softwaretechnischen Mitteln Strukturen in der Musik erkennenund z. B. automatisiert eine Melodie einem Musikstück zuordnen kann. MatthiasWüllen weber stellte sein Kompositionsprogramm Ludwig vor und erläuterte, wasdahinter steckt. Der Altcusaner und Pianist Michael Decker referierte über das Leitthema„Architektur und Musik sind Schwestern der Zahl“. Prof. Dr. Stefan E. Schmidt und TobiasSchlemmer (beide TU Dresden) zeigten, wie man algebraisch Töne und Stimmungenbeschreiben kann. Franziska Leonhardi schlug eine Brücke zur Kunst.Die guten räumlichen Gegebenheiten in der Bildungsstätte Eichsfeld in Uder trugenabermals mit zum guten Gelingen der Veranstaltung bei.Fachschaft MedizinThema:ReproduktionsmedizinZeit: 01. bis 03. Oktober <strong>2010</strong>Ort:Gästehaus Ernst-Jäschke, LeipzigTeilnehmer/innen: 22Leitung:Katharina Biebl, Eva-Maria Radermacher, Kilian SchoberDie diesjährige Fachschaftstagung der Fachschaft Medizin hat sich mit dem ThemaReproduktionsmedizin auseinandergesetzt. Dieses Thema steht aufgrund verschiedensterAspekte immer stärker im Fokus der Öffentlichkeit. Die demographischen Verhältnisse,die ethische Brisanz sowie das veränderte Rollenverständnis der Frau spielen hierunter anderem mit hinein.Dementsprechend waren Referenten aus verschiedenen Fachgebieten eingeladen:die Politik, die Medizin, Kirche und Psychologie waren vertreten. Der Tagungsort wardas Gästezentrum des Evangelisch-Lutherischen Missionswerkes Leipzig e. V., welchessich am Universitätsklinikum befindet. Das Besondere war, dass es sich um ein133


BildungsveranstaltungenSelbstversorger-Haus handelte, sodass das Organisatoren-Team einen wesentlichenMehraufwand in der Vorbereitung hatte.Die Tagung begann am Freitag, dem 01. Oktober, mit Kaffee und Kuchen. Als ersteReferentin hielt Frau Andrea Fischer, ehemalige Bundesministerin für Gesundheit, einenVortrag über das Embryonenschutzgesetz, welches sie maßgeblich auf den Weg gebrachthat. Ihr Vortrag „Kinder sind machbar – und alle Fragen offen: Die Reproduktionsmedizinund die Rechtsprechung“ diente als guter Einstieg in die Thematik und brachte bereitseine kontroverse Diskussion in Gang. Frau Fischer konnte uns aus erster Hand von Abläufenaus dem Bundestag und der Entstehung von Gesetzen erzählen. Nach dem Essenließen wir den Abend in einer Leipziger Bar ausklingen.Am Samstagmorgen begann der medizinische Teil der Tagung mit einem Vortrag vonHerrn Prof. Geisthövel, der aus Freiburg angereist war, zum Thema „Prinzipien derkünstlichen Befruchtung“. Die einzelnen Verfahren der künstlichen Befruchtung sowiedie biologischen Gegebenheiten der Reproduktion wurden uns sehr anschaulich nahegebracht.Besonders eindrücklich waren seine Daten zu der Reproduktionsfähigkeit derFrau, die besagen, dass ab dem 20. Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit, schwanger zuwerden, rapide sinkt. Desweiteren wurden Themen wie Samenspende und Leihmutterschaftstark diskutiert. Herr Prof. Geisthövel ist sowohl in medizinischen als auch inrechtlichen Fragen des Themas Reproduktionsmedizin sehr versiert, so dass er uns vieleFragen beantworten konnte.Nach einer von den Organisatoren ausgearbeiteten Stadtführung durch Leipzig ging esam Nachmittag mit dem Vortrag von Frau Dr. Baumgarten, einer auf Reproduktionsmedizinspezialisierten, niedergelassenen Gynäkologin, weiter. Sie hatte eine sehranschauliche Form des Vortrages gewählt, indem sie zwei unserer Teilnehmer, die einPaar mit Kinderwunsch darstellten, über die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizininformierte. So konnten wir erleben, wie eine Kinderwunschsprechstunde abläuft undwie Frau Dr. Baumgarten mit dem Leidensdruck kinderloser Paare umgeht.Anschließend haben wir in kleinen Gruppen, angeleitet von unserer Referentin, dis kutiert,für welche Erbkrankheiten die Präimplantationsdiagnostik zugelassen werden sollte. DieGruppenarbeit wurde anschließend im Plenum vorgestellt.Das Programm wurde mit einem Gottesdienst fortgesetzt, der von dem LeipzigerStudentenpfarrer Clemens Blattert SJ gehalten wurde. Schön war, dass einige der Teilnehmerihre Instrumente dabei hatten und den Gottesdienst musikalisch mitgestaltenkonnten.Nach dem Abendessen hielt Clemens Blattert SJ seinen Vortrag: Er griff das Thema etwasweiter auf. So ging er nicht nur auf die Reproduktionsmedizin aus Sicht der Kirche,sondern auch auf die Definition des Lebens und des Menschen ein, um so die Haltungder Kirche zur Reproduktionsmedizin mit Argumenten zu untermauern. Die sich anschließendeDiskussion zog sich bis in den Abend hinein.134


Am Sonntagmorgen hörten wir die letzte Referentin der Tagung, Frau PD Dr. phil. habil.Stöbel-Richter, Professorin für Psychologie an der Universität Leipzig. Sie referierte zumThema der „Psychologischen und soziologischen Aspekte in der Reproduktionsmedizin“.Sie ging vor allem auf die außergewöhnlich große Belastung einer Kinderwunschbehandlungfür die Frau ein und machte auf paarpsychologische Aspekte aufmerksam,die Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit sein kann.Abgeschlossen haben wir das Wochenende mit einer Abschlussrunde in Form von dreiDart-Scheiben zu den Rubriken „Referenten, Haus und Organisation“, auf denen die TeilnehmerPunkte verteilen konnten. Da die Teilnehmer in allen drei Rubriken ihre Punkte imsehr gut und gut platziert haben, kann die Tagung als sehr gelungen betrachtet werden.CFachschaft MusikThema: Der menschliche Körper als musikalisches Medium –Gesundes MusizierenZeit: 29. Oktober bis 01. November <strong>2010</strong>Ort:Konvent St. Albert, Dominikanerkloster LeipzigTeilnehmer/innen: 12Leitung:Meike Albers, Marianne Dahmen, Sarah Hanikel, Ulrike Hönig,Jakub SawickiDie diesjährige Tagung der Fachschaft Musik setzte sich in Leipzig mit gesundem Musizierenauseinander. Als Referenten konnten unter anderem gleich drei Mitglieder derdeutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin gewonnen werden.Den Anfang machte Dr. Anke Steinmetz. In ihrem Eröffnungsvortrag am Freitagabendverdeutlichte sie die Notwendigkeit von Musikermedizin und Prävention.Am nächsten Vormittag stellte Thomas Lange in einem Workshop die von ihm entwickelteResonanzlehre vor. Mit praktischen Übungen regte er dazu an, frei atmend dasKörpereigengewicht zu spüren und jede Bewegung aus dem jeweiligen Schwerpunkt zuführen. Es folgten eine kurze Hausführung mit Erklärungen von Pater Damian und einAusflug in Leipzigs Innenstadt, um die Motette in der Thomaskirche mitzuerleben.Ulf Henrik Göhle referierte über motorisches Lernen, somatische Methoden und dieEntwicklung der künstlerischen Persönlichkeit. Er wies auf die Wichtigkeit körperlicherFitness und regelmäßigen Trainings hin. Im zweiten Teil führte er mit den TeilnehmernÜbungen durch, um mit Hilfe der Atemwelle den Equilibrium Point zu verlagern unddadurch eine aufrechte Haltung zu erreichen.Als kultureller Programmpunkt stand ein gemeinsamer Besuch der „Audio Invasion“ imGewandhaus an – ein Konzept, das Orchesterkonzerte mit anschließender Elektromusikund Live-Bands in Clubatmosphäre unter einem Dach vereint.Die Sonntagsmesse bereicherten Gesangsbeiträge wie Instrumentalstücke der Cusaner,135


Bildungsveranstaltungenwas in der Gemeinde den Wunsch weckte, bald wieder eine derartige Gruppe als Gästeaufzunehmen. Spontan erklärte sich Henrik Göhle bereit, bis zum Mittagessen einigeTrainingsübungen zu demonstrieren.Alexandra Türk-Espitalier schloss sich dazu passend mit einem Vergleich zwischen Sportlernund Musikern an. Der Fokus lag dabei auf dem Unterschied zwischen Trainieren undÜben. Sie betonte die Dringlichkeit einer Absprache zwischen Hauptfachlehrer und demArzt/Physiotherapeuten.Den Abschluss bildeten zwei Vorträge von Dr. Martin Fendel. Nachdem er am SonntagabendBegriffe wie Salutogenese und Resilienz erläutert hatte, widmete er sich amMontag dem Gehörschutz.Die letzte Gesprächsrunde ergab, dass jeder der Teilnehmer für sich etwas mitnehmenkonnte, sei es für den zukünftigen Berufsalltag, sei es eine neue Sicht auf das Medizinstudiumoder als Hobbymusiker.Fachschaft NeuphilologieThema:„Noch einmal bitte – mit Gefühl!“ Affekte,Emotionen und TemperamenteZeit: 16. bis 19. September <strong>2010</strong>Ort:Universität KonstanzTeilnehmer/innen: 12Leitung:Natallia Charnichenka, Lea Kohlmeyer, Svenja Menkhaus,Luzia SniadeckaDas Ansinnen der diesjährigen Tagung bestand in einer fächerübergreifenden Beschäftigungmit dem Komplex „Emotionen und Affekte“. Hierzu wurde die bislang in der FachschaftNeuphilologie vorherrschende literatur- und sprachwissenschaftliche Perspektiveerweitert, so dass die interdisziplinär angelegte Tagung auch Vorträge aus dem Bereichder Psychologie und der Musikwissenschaft bot.Mit dem Vortrag von Ulrich Barton M. A. (Tübingen) zum Thema „Mitleid im antiken,mittelalterlichen und neuzeitlichen Theater (Tragödie, Passionsspiel, Trauerspiel)“ warunter anderem die germanistische Mediävistik als ein Forschungsbereich der Neuphilologievertreten.Während in der Tragödie der Antike im Leiden und Mitleiden göttliche Gerechtigkeiterfahrbar, die Menschen- von der Götterwelt abgegrenzt und die tröstliche göttlicheOrdnung wiederhergestellt wird, versucht das mittelalterliche Passionsspiel eine Aufhebungder Grenze zwischen Gott und Mensch zu bewirken: Durch das affektive Mitleidenmit Christus sind die Zuschauer in der Gottebenbildlichkeit miteinander verbunden.136


Die compassio wird im 12. Jahrhundert als Medium der Gottähnlichkeit verstanden, unddurch die spezifische Aufführungssituation des Passionsspiels erlebten die Zuschauerden Sühnetod Christi in der Gegenwart mit, wodurch die heilsgeschichtliche Einmaligkeitdieses Ereignisses aufgehoben und die Präsenz des im Schauspiel Dargestelltengesteigert wurde: Für das mittelalterliche Publikum ereignete sich Erlösung damit imHier und Jetzt.Prof. Dr. Georg A. Kaiser (Konstanz) erläuterte unter dem Titel „Wenn Sprachen streiten:Sprachkontakt und Sprachkonflikt“ Sprachkonfliktsituationen in romanischsprachigenLändern am Beispiel des Katalanischen und des Baskischen und der damit verbundenenStellung Kataloniens und des Baskenlandes innerhalb Spaniens. Als Ursache für dieoft sehr emotional geführten Sprachkonflikte stellte er heraus, dass eine dominantereSprache in Kontakt mit einer kleineren Sprache tritt und in der Folge die Sprecher derkleineren Sprache beginnen, (auch) die dominantere Sprache zu erwerben, währendumgekehrt die Sprecher der dominanteren Sprache die kleinere Sprache nicht sprechenlernen. Die Diskussion dreht sich in der Regel um die Frage nach geeigneten Maßnahmenzum Schutz der eigenen Sprache, da die Sprecher einzelner lokaler Varietätenbefürchten, dass ihre Sprache verloren geht.Diplom-Psychologin Mari Hrkac (Bremen) präsentierte ihre Untersuchung zur emotionalenReaktivität in der Erst- und Zweitsprache von englisch-kroatischen bilingualenSprechern. Die Ergebnisse der Studie mit 50 kroatisch-englischen Bilingualen inAustralien zeigen ein uneinheitliches Bild der emotionalen Reaktivität in den Sprachen.Die Testmethode und auch die Sprachkenntnisse der Probanden scheinen die Ergebnissebedeutsam zu beeinflussen. Während die Ergebnisse einer Teilstichprobe ein anderesBild zeigen, deutet die Auswertung einer Gesamtstichprobe auf eine höhere emotionaleReaktivität in der Zweitsprache für zwei von drei Testaufgaben der Studie hin.Der Vortrag von Prof. Dr. Max M. Tilzer (Konstanz) widmete sich dem Thema „Farbkommunikationim Film „Eyes Wide Shut“. In Stanley Kubricks 1999 entstandenem, aufArthur Schnitzlers „Traumnovelle“ basierendem Film spielen Farbsymbole und musikalischeLeitmotive eine zentrale Rolle als verschlüsselte Botschaften. Noch wichtiger ist aber dieErzeugung emotionaler Reaktionen im Zuschauer durch sie.Die Bedeutung eines bestimmten musikalischen Leitmotivs wird durch sein erstesAuftreten innerhalb eines Werkes determiniert. Leitmotive zeichnen sich durch Einfachheitund Eindringlichkeit aus, weswegen sie bei jedem Erklingen sofort wieder erkanntwerden. Bei Kubrick korrespondiert die Musik stets genau mit der Choreographie desszenischen Ablaufs. Am Beispiel ausgewählter Filmszenen wurde die emotionssteigerndeWirkung der Musik in „Eyes Wide Shut“ demonstriert.Unter dem Titel „Kurz und knapp: Witz, Antithese, Stereotyp und Paradoxon im slawischenAphorismus“ stellte Prof. Dr. Michael Düring (Kiel) eine der kürzesten literarischenGattungen vor. Pointiert formuliert spielt der Aphorismus mit dem Erwartungshorizontdes Rezipienten und regt mit der Verwendung der Stilmittel Paradoxon und Antithesezur Reflexion an.C137


BildungsveranstaltungenAnhand zahlreicher Textbeispiele wurde erläutert, wie ein Aphorismus allgemeinfunktioniert und welche Besonderheiten diese Gattung im slawischen Sprachraumaufweist. Häufig wird beim Abfassen mit menschlichen Stereotypen gearbeitet; doch nurauf den ersten Blick scheinen die Aussagen dem gesunden Menschenverstand zuwiderzulaufen.Es ist charakteristisch für die Gattung, dass man einen Aphorismus nichterklären kann – er muss wirken.Ein von Svenja Menkhaus M. A. (Konstanz) geleiteter Workshop beleuchtetezusammenfassend die Bandbreite von Affekten, ihre Verbindung zueinander sowie denZusammen hang von Medien wie Texten, gesprochener Sprache, Bildern bzw. Fotos,Musik und Farben und der Erzeugung und Entstehung von Emotionen. So wirken etwain der Litera tur extreme Emotionen als Handlungsauslöser, während die Handlung inliterarischen Texten zum Ende kommt, wenn die harmonisierende Mitte zwischen zweigegenpoligen Emotionen erreicht wird.Um den Teilnehmern einen Einblick in die Geschichte und die Kunstgeschichte desTagungsortes Konstanz zu geben, wurde eine Stadtführung unter Berücksichtigung desTagungsthemas durch die Altstadt unternommen, die Emotionen und emotionsträchtigeGeschehnisse in der Stadt am Bodensee in den Blick nahm.Das Autorenpaar Olga Martynova und Oleg Jurjew (Frankfurt a. M.) trug eine Auswahlaus lyrischen und Prosawerken vor, anschließend bestand Gelegenheit zum Austausch.Hierbei war besonders die Arbeitsweise der russischen Autoren von Interesse, dir ihreTexte – je nach Gattung – in ihrer Muttersprache oder auf Deutsch verfassen und sie teilweiseselbst übertragen. Die Frage nach den Ausdrucksmöglichkeiten zweier verschiedenerSprachen in literarischen Texten knüpfte an das Thema der Tagung an.Fachschaft PädagogikThema:Gemeinsam Lernen, arbeiten und leben – theoretischer Anspruchund Realität von Integration und InklusionZeit: 30. September bis 03. Oktober <strong>2010</strong>Ort:Jugendhaus Maria Einsiedel, GernsheimLeitung:Miriam Frankenstein, Katharina Jung, Kristin KuhlmannDie diesjährige Fachschaftstagung konnte aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahlnicht stattfinden.138


CFachschaft PhilosophieThema:Arabische Philosophie – Annäherung an ein uns eigenes fremdesDenkenZeit: 25. bis 28. November <strong>2010</strong>Ort:Erbacher Hof, Akademie des Bistums MainsTeilnehmer/innen: 19 Cusaner und Altcusaner, externe Gäste des Erbacher HofsLeitung:Alexander Kalbarczyk, Nora Kalbarczyk, Klaus Jansen,Dr. Bernadette Schwarz-BoennekeVom 25. bis 28. November <strong>2010</strong> fand unter dem Motto Arabische Philosophie –Annäherung an ein uns eigenes fremdes Denken in der Katholischen Akademie desBistums Mainz, Erbacher Hof, die Tagung der Fachschaft Philosophie statt. Geleitetwurde sie von Nora Kalbarczyk (Berlin), Alexander Kalbarczyk (Berlin), Klaus Jansen(Münster) sowie – seitens der Altcusaner – Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke (Mainz).Nach einem einführenden Forschungsüberblick durch den Altcusaner Prof. Dr. UlrichRudolph (Zürich) am Donnerstagabend widmeten sich die folgenden Tage der Blütezeitder arabisch-islamischen Philosophietradition. Hierbei markierten die Vorträge vonDr. Rotraud Hansberger (King’s College, Cambridge) zu neuplatonischen Textbeispielender graeco-arabischen Übersetzungsbewegung im 9. Jh. und von Prof. Dr. Peter Adamson(King’s College, London) zum oftmals als anti-islamisch gedeuteten Philosophen AbuBakr al-Razi (gest. 925) einerseits sowie von Prof. Dr. Heidrun Eichner (Tübingen) zuPhilosophie und Theologie in der Zeit nach Avicenna und von Prof. Dr. Sajjad Rizvi(Exeter) zur Erkenntnislehre Mulla Sadra Shirazis (gest. 1640) andererseits in etwa denzeitlichen Rahmen des betrachteten Untersuchungszeitraums. Die immense Zeitspannevon gut 800 Jahren Philosophiegeschichte lässt ein klein wenig von der Fülle und demReichtum der Fragestellungen aus allen klassischen Bereichen des philosophischenFächer kanons erahnen, die in Referaten, Workshops, Diskussionen und einer öffentlichenAbendveranstaltung ausgiebig bearbeitet wurden. Während Dr. Tiana Koutzarova(Bonn) eine mögliche Neubewertung des ontologischen Gottesbeweises aus der MetaphysikAvicennas (gest. 1037) diskutierte, beleuchtete Prof. Dr. Ludger Honnefelder(Bonn/Berlin) die fruchtbare Rezeption des avicennischen Metaphysikverständnissesbei den Denkern des lateinischen Mittelalters. Dr. des. David Wirmer (Köln) erörterteanhand des Gerechtigkeitsbegriffs bei Averroes (gest. 1198) ausgewählte ethischeFragestellungen der arabisch-islamischen Philosophie. Religionsübergreifende Betrachtungenkamen auf sehr unterschiedliche Weise in den Vorträgen von Prof. Dr. MauroZonta (Rom) zur jüdisch-arabischen Philosophietradition sowie von Prof. Dr. Rahim Acar(Istanbul) zum Vergleich der philosophischen Gotteslehre bei Avicenna und Thomasvon Aquin zur Sprache. Der Beitrag von Prof. Dr. Steffen Stelzer (Kairo) widmete sichschließlich dem Brückenschlag zwischen philosophischer und mystischer Reflexion.In den beiden zur Wahl stehenden Workshops bot sich den cusanischen Teilnehmerndie Möglichkeit, entweder philosophischen Argumentationsmustern der islamischenTheologie (Eva-Maria Zeis, Berlin; Thomas Würtz, Bern) oder sprachphilosophischenÜberlegungen der arabischen Metapherntheorie (Nora Schmidt; Nora Kalbarczyk, beide139


BildungsveranstaltungenBerlin) auf die Spur zu kommen. Obwohl einige wichtige Bereiche, wie das weite Feld derarabischen Organon-Rezeption, in der Programmgestaltung leider nicht angemessengewürdigt werden konnten, dürften die geistig äußerst intensiven Tage verdeutlichthaben, dass ältere westliche Vorurteile gegenüber der arabisch-islamischen Philosophiekeineswegs haltbar sind: Sie ist weder als uneigenständige Treuhänderin des griechischenDenkens noch als religiös bzw. gar mystisch-irrational inspirierte Denkbewegung zubegreifen, sondern stellt eine komplexe, das antike und spätantike Erbe auf originelleWeise transformierende Geistestradition dar, die auf sämtlichen Gebieten der Philosophiezu intellektuell äußerst anregenden Fragestellungen und Lösungen vorstieß. Da diesystematische Erforschung der arabisch-islamischen Philosophie nach wie vor in ihrenKinderschuhen steckt, bietet sich dem interessierten Forscher die lohnende Möglichkeit,eine riesige Fülle an originellem Philosophieren und überzeitlichem Argumentieren neuzu entdecken.Besonders positiv machten sich im Tagungsverlauf die Internationalität der Vortragenden,die hohe Qualität der Beiträge sowohl seitens der Referenten als auch der Teilnehmer,die große Anzahl engagiert teilnehmender Altcusaner sowie die Gastfreundschaft desErbacher Hofs bemerkbar. Die Idee, die Fachschaftstagung Philosophie mehr und mehrzu einem Austauschforum von studierenden und ehemaligen Cusanern zu machen, kannebenso als Erfolgsmodell gelten wie die konzeptionelle Ausrichtung am Humboldt’schenIdeal von Bildung durch Wissenschaft: Das hoffentlich annähernd erreichte Ziel derFachschaftsleitung war es, auf hohem Niveau eine Fachkonferenz abzuhalten, die es denCusanern ermöglicht, mitten ins aktuelle Forschungsgeschehen hineingeworfen zuwerden. In diesem Sinne dürften im Verlauf der vier Tage Verwirrung und Klärung aufenge Weise miteinander verwoben gewesen sein.Fachschaft PhysikThema: Energie steckt nicht nur in Schokolade –Intelligente Energienutzung: ökologisch und effizientZeit: 14. bis 17. Oktober <strong>2010</strong>Ort:CVJM Jugendschiff, DresdenTeilnehmer/innen: 23Leitung:Jan Brockhaus, Fabian Hilbert, Katharina Imkeller, Silvia VockWelch ein kontroverses und aktuelles Politikum unsere Fachschaftstagung thematisierte,wurde uns bereits am ersten Abend, bei Vorträgen zu Kernenergie und Photovoltaik, eindrucksvollvor Augen geführt. Motiviert durch die weiteren Vorträge über verschiedeneTypen von Solarzellen, Paradigmenwechsel in der Gaswirtschaft und rechtlich-politischeRahmenbedingungen, diskutierten wir häufig am Tisch und bis spät in die Nacht weiter.Ergänzt wurde unser Programm durch die Besichtigung eines Gasturbinen-Heizkraftwerkseiner Photovoltaikfirma und durch Vorträge über supraleitende Magnetschwebebahnen,Werkstoffe der Zukunft sowie Energiespeicher im Nanoformat. Doch natürlichgab es neben den thematischen Programmpunkten noch Zeit, die Stadt Dresden kennen140


zu lernen, zum Beispiel bei der sehr informativen nächtlichen Stadtführung. Im Abendprogrammkamen wir, neben vielen spannenden Gesprächen und „Mafia“-Spielen bis tiefin die Nacht, in den Genuss einer vorzüglichen Weinprobe. Insgesamt blicken wir alsoauf ein sehr schönes Wochenende zurück, aus dem Physiker wie Fachfremde eine ganzeMenge mitnehmen konnten.CFachschaft PsychologieThema:Verantwortung verpflichtet – wie gehen wir damit um und wasbedeutet Verantwortung im Beurf?Zeit: 07. bis 09. Oktober <strong>2010</strong>Ort:Bildungshaus St. Sebastian, ErfurtTeilnehmer/innen: 10Leitung:Anna Ehret, Lena Felling, Teresa-Maria Hloucal, Dorothee OttingerMit dem Thema „Verantwortung in der Psychologie“ setzten sich die Teilnehmer derdiesjährigen Fachschaftstagung in Erfurt auseinander. Die inhaltliche Auseinandersetzungmit dem Thema begann am Donnerstagabend mit dem Film „Das Experiment“und einer anschließenden Diskussion. An die praktische Einführung schloss sich amFreitag der Vortrag von Prof. Montada zum Thema „Verantwortung der Psychologie“ an.In einem Praxisexkurs erläuterte der Gefängnispsychologe und Kriminologe Deffner dieMöglichkeiten und Grenzen verantwortlichen psychologischen Handelns im Strafvollzug.Ein anschließender historischer Exkurs hatte zum Ziel, die Rolle der Psychologie in derDDR-Diktatur zu betrachten. Am Samstag wurde durch Prof. Markard eine Einführung indie Kritische Psychologie und deren Sicht auf Verantwortung gegeben. In einer Arbeitsgruppeerfolgte außerdem eine Auseinandersetzung mit den für Psychologen verbindlichenEthikrichtlinien.Fachschaft TheologieThema:Autonome MoralZeit: 02. bis 05. Dezember <strong>2010</strong>Ort:Kloster Reute, Bad WaldseeTeilnehmer/innen: 20Leitung:Anna Patrizia Baxla, Jens Oboth, Matthias OttVom 02. bis 05. Dezember trafen sich an die 20 Cusaner(innen) im Schwäbischen, um imKloster Reute über das theologisch strittige Thema der "Autonomen Moral" nachzudenken.In zwei Vortragseinheiten führte Prof. em. Dr. Reiner Wimmer (Tübingen) in den Gedankenein, wie er von Immanuel Kant etabliert worden ist. Prof. Dr. Georg Bier (Freiburg)machte am Beispiel des Kirchenrechts klar, dass es theologische Konzepte gibt, die nichtauf diesem aufbauen. Eine turbulente Diskussion schloss sich an. Prof. Dr. Magnus Striet141


Bildungsveranstaltungen(Freiburg) entwickelte im Rekurs auf freiheitstheoretische Überlegungen die christlicheTheologie als an Kant anschlussfähiges und zugleich humanstes religiöses System.In einem Aufriss auf moraltheologische Positionen im Lauf der Jahrhunderte wies Prof.Dr. Stephan Goertz (Mainz) darauf hin, dass positivistisch gedachte wie von der Vernunftausgehende Begründungsfiguren nebeneinander vorkommen. Beide grenzte er wiederumgegen den Liberalismus ab. Dr. Claudia Gärtner fragte schließlich nach dem Ort derAutonomie in der Erziehung angesichts der Renaissance autoritativer Modelle.Die Teilnehmer(innen) zeigten sich sehr zufrieden und trennten sich Sonntagmittag,vielfach zum Weiterdenken angeregt.Fachschaft WISOThema:Social Business: Mehrwert oder Modewort?Über Chancen, Risiken und Grenzen eines neuen PhänomensZeit: 28. bis 31. Oktober <strong>2010</strong>Ort:St. Michaels Heim, BerlinTeilnehmer/innen: 27Leitung:Sabine Gründler, Kerstin Humberg, Nadine Ingabire,Christoph von Scheurl, Michael Stalze, David WehnerSpätestens seit der Verleihung des Friedensnobelpreises 2006 an Prof. MuhammadYunus aus Bangladesch ist der sogenannte Banker der Armen jedem Zeitungleser einBegriff. Doch was verbirgt sich hinter Yunus' Vision, durch „Social Business“ die Armutins Museum der menschlichen Geschichte zu verbannen? Wann sind Unternehmeneigentlich sozial – und welche Rolle spielen „Social Entrepreneurs“ in der Bewältigungglobaler Herausforderungen? Ziel der diesjährigen WiSo-Fachschaftstagung war diekritische Auseinandersetzung mit der Rolle von klassischen Unternehmen und „SocialBusiness“ in der Gesellschaft. Der Fokus lag dabei auf den Chancen, Risiken und Grenzendes „Social Business“-Ansatzes. Ausgehend von der theoretisch-konzeptionellen Auseinandersetzungmit diesem neuen Phänomen hat sich die Fachschaft auch mit Praxisbeispielenaus Deutschland (teach first, Dialog im Dunkeln) sowie Afrika und Südasienbefasst.142


CFreie FachschaftstagungThema:Alpen. Gute Aussicht!?Der Mensch als Konsument –Spielball – GestalterZeit: 07. bis 11. Juli <strong>2010</strong>Ort:Garmisch-Partenkirchen,Stubaital, Ötztal, VernagtfernerTeilnehmer/innen: 21Leitung:Peter Kneip, Christoph Lindner,Stefan Zinsmeister„Mach den Humboldt!“, „Aber den Doppelten“, so kann der erkenntnisleitende Ansatzder Fachschaftstagung Expedition bezeichnet werden. Darunter ist ein Erkenntnisweg zuverstehen, der Anleihen nimmt bei der Weltaneignung und -betrachtung Alexanders undWilhelms von Humboldt. Das beutet zum einen, nach außen zu streben und die Welt mitallen zur Verfügung stehenden Sinnen wahrzunehmen, zum anderen das nach innen gekehrteNachdenken über die Zusammenhänge von Natur, Kultur, Gesellschaft und demeinzelnen Menschen. Die erste Expedition des <strong>Cusanuswerk</strong>s bot reichlich Gelegenheitzu beidem.Zunächst wurden die Teilnehmer im Stubaital von Ingenieuren des LandesforstamtsTirol in die multiplen Aufgaben des alpinen Forstes eingeführt. Ein Beitrag zur Berg- undHochwassersicherung wurde durch das Pflanzen von 200 Fichten und Lärchen gewährleistet.Tags darauf im Ötztal zeigte Mag. Mag. Eva-Maria Koch, wissenschaftlicheKoordinatorin an der Alpinen Forschungsstelle der Universität Innsbruck in Obergurgl,am Beispiel des vom Skitourismus geprägten Ortes Obergurgl die anthropogenen Eingriffein die Natur auf. Der 74-jährige Bergführer und Ötzi-Ausgräber Ludwig Pirpamerschilderte im benachbarten beschaulichen Bergsteigerdorf Vent die Geschichte derdortigen alternativen Tourismusentwicklung und nebenbei die Entdeckung des Ötzi.Den Höhepunkt, im doppeldeutigen Sinn, bildete der Besuch der Pegelstation auf einemder weltweit am besten dokumentierten Gletscher. Den Vernagtferner und die dortigenForschungsaktivitäten brachte uns Dr. Ludwig Braun von der Bayerischen Akademie derWissenschaften nahe.Der beeindruckende Natur- und Kulturraum Alpen, das Forschen mit allen Sinnen imGeiste des doppelten Humboldts und die cusanische Gemeinschaft auf 2000 bis3000 m ü. N. N. – das waren nur einige der nachhaltigen Erfahrungen der ersten Expeditionstagung.Eine Weiterführung des Konzepts im nächsten Jahr stieße sicher aufhumboldtsche Zustimmung.143


<strong>2010</strong>Geistliches Programm


Grundkurs Rhythmus-Atem-Bewegung > 146 | Chorwochenende > 146 | Besinnungstage für Elternmit Kindern > 147 | Familienexerzitien > 148 | Cusanische Familientage > 149 | Kloster auf Zeitfür junge Frauen > 150 | Kloster auf Zeit für Männer > 151 | Straßenexerzitien in Berlin > 153 |Pilgern im Weinberg > 154 | Einkehrtage für Altcusanerinnen und Altcusaner > 156 | Besinnungstagefür Frauen > 157 | Schweigeexerzitien > 157 | Aufbaukurs Rhythmus-Atem-Bewegung > 159|Einstieg in den Advent > 160 | Wüstentage und Adventsabende > 161D


Geistliches Programm1. Kurs Grundkurs Rhythmus-Atem-BewegungThema:„Sei freundlich zu Deinem Leib,damit die Seele Lust hat, darinzu wohnen“Zeit: 02. bis 06. Januar <strong>2010</strong>Ort:Benediktinerkloster HuysburgTeilnehmer/innen: 12Leitung:Dr. Annette SchleinzerAnfang Januar fanden wieder die inzwischen schon bewährten Besinnungstage statt,bei denen es um den Zusammenhang von Leib, Seele und Geist geht. Zwölf Cusaner-Innen – darunter auch mehrere AltcusanerInnen – haben sich auf den Weg zur Huysburggemacht. Einige davon hatten bereits mehrfach an diesen Übungstagen teilgenommenoder kannten das Benediktinerkloster Huysburg bereits von den Kar- und Ostertagen her.Die Tage waren als Grundkurs in Rhythmus-Atem-Bewegung, Lehr- und Übungsweisenach H. L. Scharing konzipiert. Das heißt, es wurde vormittags und nachmittags meistam Boden liegend geübt in einer Weise, die auf klaren anatomischen Grundlagen basiertund zu einem ganzheitlichen Da-Sein verhilft. Abends und an einem der Nachmittagewar frei.In den wenigen Tagen konnten die Übenden spüren, wie sich ihr Leib ordnet und gestaltet.Vor allem aber wurde auch die Auswirkung auf die seelische und geistig-geistliche Ebeneerfahrbar – ohne dass dies eigens angezielt oder thematisiert zu werden brauchte.Unterstützt wurde dies sicher auch durch den Rahmen des Klosters mit seinem Gebetsrhythmusund durch die herrliche Winterlandschaft des Huy im nördlichen Harzgebiet.Annette Schleinzer2. Kurs ChorwochenendeZeit: 30. April bis 02. Mai <strong>2010</strong>Ort:Haus SchönenbergTeilnehmer/innen: 18Leitung:Georg Oberauer, SeverineHenkel, Matthias HaasZum vierten Chorwochenende im Rahmen des geistlichen Programmes fanden sichzwanzig Cusanerinnen und Cusaner hoch über der Stadt Ellwangen am WallfahrtsortSchönenberg im dortigen Tagungshaus ein. Mit Ausrichtung auf das Thema des Jahrestreffens„2. Vaticanum“, das ja gerade für die Musik in der Kirche so richtungweisendist, stellten die beiden Chorleiter ein sehr anspruchsvolles und buntes Repertoire zusammen,welches die stilistische Bandbreite und Möglichkeiten von klassischer Musikbis hin zu christlicher Popularmusik beleuchten sollte.146


Mit hochmotivierten und fähigen 13 Sängerinnen und 7 (!) Sängern gelang es, nachWarm-ups und Einsingen insgesamt 14 mitunter schwierige Chorstücke wie „Hosanna“(Kirk Franklin) oder „Locus iste“ (A. Bruckner) zunächst technisch sowie musikalisch zuerfassen. Dabei war erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit und Intensität die Proben dankder Aufnahmefähigkeit der Sänger voran gingen.Neben der intensiven musikalischen Probenarbeit boten die von Matthias Haas, Studentenpfarrerin Stuttgart, in angenehm ruhiger Athmosphäre geführten Tagzeitenliturgien(Morgen-, Mittags- und Abendlob) willkommene Momente des Innehaltens und derSammlung. Ein Schwerpunkt waren dabei Texte von Johannes XXIII. – Vorboten zumThema des Jahrestreffens. Gesungen wurden Lieder aus Taizé, neues geistliches Liedgutund Psalmen. Gemeinsam mit Pfarrer Haas, den wir am Jahrestreffen wiedersahen,wurde auch das Samstag-Morgenlob vorbereitet. Daneben muss noch erwähnt werden,dass die wohlschmeckende Küche des Hauses ein Highlight an sich war.Zum Abschluss dieser drei Tage am Schönenberg wurde am Sonntag in der wunderschönenbarocken Wallfahrtsbasilika Gottesdienst mit Aufführung einiger Chorstückegefeiert. Trotz einer etwas irritierenden Predigt eines dortigen Geistlichen zum Missbrauchsskandalin unserer Kirche waren wir nach dem Gottesdienst doch etwas traurig,dass uns nun schon die Abfahrt bevorstand. Dass das Chorwochenende ein Erfolg war,belegen die strahlenden Gesichter auf dem Gruppenfoto.Severine HenkelD3. Kurs Innehalten und Kraft schöpfen.Besinnungstage für Eltern mit KindernZeit: 12. bis 16. Mai <strong>2010</strong>Ort:Haus Benedikt, WürzburgTeilnehmer/innen: 17 Familien mit 25 KindernLeitung:Dr. Stefanie und Dr. Axel Nacke, Irmgard und Dr. Peter AbelBr. Isaak Grünberger OSBFamilie und Beruf beanspruchen. Da tat es uns gut, wieder im Kloster St. Benedikt inWürzburg innezuhalten. Wir hatten Zeit füreinander, kamen ins Gespräch, wurden stilleund hielten der jeweiligen Altersstufe gemäß inne. Neben dem bewährte Programm –Gottesdienste, Teilnahme am Chorgebet, Singen, Spielen – nahmen die Erwachsenendas Angebot geistlicher Impulse wahr. Mit Hilfe von Texten und Haltungen aus der geistlichenTradition beschäftigten wir uns damit, wie wir im Alltag Kraft schöpfen können.Die Kinder wurden von Irmgard Abel und ihrem Betreuerteam altersgemäß durch Stilleübungen,Malen und Singen zum Innehalten angeleitet. Am Samstagnachmittag nahmenwir in Altersgruppen an einer Stationsführung durch die Neumünsterkirche Teil; vorallem für die Kinder war dies ein außergewöhnlicher Weg, im Staunen zur inneren Ruhezu kommen.Peter Abel147


Geistliches Programm4. Kurs Wo ist der Heilige Geist? FamilienexerzitienZeit: 21. bis 25. Mai <strong>2010</strong>Ort:Bildungszentrum Kloster RoggenburgTeilnehmer/innen: 22 Familien mit 49 KindernLeitung:Dr. Bernd und Sabine Alt-Epping, Dr. Jürgen und Monika Jäger,Pater Roman Löschinger O. Präm22 Familien begaben sich zu Pfingsten <strong>2010</strong> auf die Suche und ...... hatten Erfolg. Im Außen und Innen entdeckten sie den Geist, in Schöpfung und Pfingsten.Am ersten Tag („Wahrnehmen“) konzentrierten wir uns ganz auf die Wahrnehmung.Am Vormittag spürten wir in kleinen Gruppen von je zwei Familien die Natur mit allenSinnen, barfuss und mit verbundenen Augen. Viele Kunstwerke des Schöpfers selbstkonnten wir entdecken. Am Nachmittag nahmen die Erwachsenen jeder nach seinerArt ihr Inneres wahr, in Stille und Bewegung, in Bildern und in Musik. Ein ruhigerTaizé-Gottesdienst beendete den Tag.Am zweiten Tag („Verstehen“) durfte der Intellekt wieder eingeschaltet werden. DerFrage „Wo ist der Heilige Geist?“ spürten wir in pfingstlich-offener Weise (open space)nach. Gesucht – und manchmal sogar gefunden – wurde er in Naturwissenschaft undGemeinden, in Kirche und Bibel, in Lebenserfahrungen und Alltag, und sogar in vielWasser auf einem Sportplatz ...Am dritten Tag („Gestalten“) nahm schließlich der Geist Gestalt an in Gedichten undMusik, land art und pfingstlichen Weckrufen. All das mündete in einen feierlich-kreativeruptivenPfingstgottesdienst am Nachmittag – mehr kann auch in der Apostelgeschichtenicht los gewesen sein. Am Abend blickten wir dann in einer Vernissage noch lange aufdie Tage zurück.In einer Mischung aus zwei Einheiten in den Familien und vier Einheiten in altersspezifischenGruppen mit genügend Platz für Ruhe und spontane Aktivitäten genossenwir be-geist-ert diese Tage. Dazu trugen bei: das Kloster und gastfreundliche Bildungszentruminmitten der blühenden Natur, wunderbares Wetter, Pater Roman Löschinger O.Präm. als geistlicher Begleiter für uns alle und engagierte Kinderbetreuer/-innen, welchealtersgerecht inhaltliche und erlebnisreiche Gruppeneinheiten vorbereitet hatten.So konnten wir alle dann Heiligen Geist nach Hause mitnehmen, nach Aachen und Berlin,nach Hamburg, München und in die Schweiz und an viele andere Orte mittendrin! Unddas Schönste: im nächsten Jahr geht es weiter – mit bekannten und neuen Familien!Jürgen und Monika Jäger148


D5. Kurs Cusanische Familientage am MeerZeit: 15. bis 21. Juli <strong>2010</strong>Ort:SpiekeroogTeilnehmer/innen: 14 Familien(28 Erwachsene, 29 Kinder)Leitung:Dr. Dr. Barthel undMeike SchmeltingGeistliche Begleitung: Dr. Siegfried Kleymann„Siehst du den Walfisch?“ Staunend stehen die Kinder im Inselmuseum auf Spiekeroog.Über ihnen hängt ein großes Walfischskelett. Die beiden Geschwister begutachten esmit großen Augen: „Ob Jona wirklich in so einen Fisch hineingepasst hat?“ Morgenshaben die beiden – gemeinsam mit allen Kindern und ihren Eltern – die Geschichte vonJona und dem Walfisch vernommen. Wie an jedem Tag gibt es am Vormittag eine biblischeWassergeschichte zu hören und zu sehen: vom reichen Fischfang, vom Zug durchdas Rote Meer, von Jesus im Sturm. Anschließend wird die Geschichte jeweils am Wasserlebendig: im Watt und am Strand, auf dem Kutter und im Inselmuseum.Während der Morgen dem inhaltlichen Programm für die ganzen Familien gehört, istder Nachmittag von einer freien Elternzeit geprägt. Die eine Hälfte der Eltern ist mitden Kindern am Strand oder im Dorf; für die andere gibt es eine dreistündige „Auszeit“:nach einem einführenden geistlichen Impuls zum Thema „Wasserzeichen der Taufe“schweigend am Meer entlang laufen, einfach so, in den Dünen liegen, den Bibelwortennachsinnen, in die Wolken schauen oder aufs Meer hinaus, das eigene Leben bedenken,ohne Leistungsdruck. Für viele der Erwachsenen ein kostbares Geschenk, keineSelbstverständlichkeit. Persönlich und intensiv spiegelt sich das in den Abschlussrundenwider, bevor es dann beim Abendessen zurück in die „Restfamilie“ geht.Am Abend folgt zunächst die „Kinderstunde“, eine Gute-Nacht-Geschichte für die Kinder,liebevoll inszeniert. Am späteren Abend beginnen dann – in Begleitung von vierzehnBabyphone-Geräten – nächtliche Gespräche zwischen den Erwachsenen: über Gott unddie Welt, die Situation der Kirche, Themen der Familie und vieles mehr.„Du bist da, wo Menschen leben; Du bist da, wo Leben ist!“ Dieses Lied begleitet Kinderund Erwachsene als Jingle die Woche über. Wie Gott beim Strandburgenbauen, beimHören auf die Bibel, bei der Kutterfahrt, dem einsamen Gang durch die Dünen und beimgemeinsamen Singen gegenwärtig ist: das ist in diesen Inseltagen neu zu erahnen.„Gott ist da, wo Menschen leben!“ Das gilt für den Alltag und fürs nächste Jahr, bei denCusa nischen Familientagen auf Spiekeroog.Siegfried Kleymann149


Geistliches Programm6. Kurs Kloster auf Zeit für junge FrauenZeit: 09. bis 14. August <strong>2010</strong>Ort:Abtei vom Heiligen KreuzTeilnehmerinnen: 6Leitung:Sr. Lucia Solcher„Höre“ – mit dieser Aufforderung beginnt die Benediktsregel, die seit dem 6. Jahrhundertdas Leben von Schwestern und Brüdern im Orden regelt. Eine gute Woche haben wir, sechsjunge Frauen aus unterschiedlichen Orten Deutschlands, nun Zeit zuzuhören: einander,den Schwestern, in deren Haus wir zu Gast sein dürfen, und auch Gott, dessen Stimme inunserem Alltag, in Studium oder beginnender Berufstätigkeit nicht immer an unser Ohrdringt.Wir haben uns auf den Weg gemacht in eine für uns andere und neue Welt: Das Angebot„Kloster auf Zeit“ hat bei uns vor allem Neugier geweckt – auf eine Lebensform, die sichvon unserer eigenen zunächst stark unterscheidet, auf die Erfahrungen an einem Ort undin einer Gemeinschaft, die ganz auf ein Leben mit Gott ausgerichtet ist.Anfangs fällt die Umstellung auf den sehr geregelten Tagesablauf, der durch die Gebetszeitenstrukturiert wird, nicht ganz leicht. Aber bald finden auch wir uns ein in den Rhythmusvon Gesang und Schweigen, von Arbeit und Gebet, den Benedikts Weisung „ora et labora“vorgibt. Das Tätigsein, besonders die Arbeit im sonnendurchfluteten Klostergarten, dasMithelfen in der Küche, bietet eine willkommene Abwechslung zu Studium und Promotion.Bald gelingt es uns sogar, uns – wie Benedikt von Nursia vorgibt – ganz auf die zu verrichtendeAufgabe zu konzentrieren und uns nicht von hektischen Gedanken ablenken zulassen. Überrascht machen wir die Erfahrung, dass sich das Putzen der bunten Bleiglasfensterim Kreuzgang als eine geradezu meditative Beschäftigung herausstellt.Benediktinische Gastfreundschaft erleben wir nicht nur bei den Mahlzeiten im Gästehaus,sondern vor allem auch während der Arbeit im Klausurbereich der Abtei. Im Kreuzgangund auf dem Klosterfriedhof – beide gehören zu den Räumen, in denen geschwiegenwird – huschen Schwestern mit einem freundlichen, wohlwollenden Lächeln an uns vorbei.Erleichtert stellen wir fest, dass uns auch hier im Herzen des Hauses nicht das Gefühlgegeben wird, Eindringlinge zu sein.Als wir nach den ersten Tagen eingeladen sind, uns zu einigen der Gebetszeiten bei denSchwestern im Chor einzufinden, nehmen wir ein wenig aufgeregt aber dennoch sehr gernan – das gemeinsame Beten und Singen an diesen Ort erleben wir als besonders feierlich.In den täglichen Impulsen mit verschiedenen Schwestern finden wir Zugang zur Benediktsregel,einem faszinierenden Text, der in seinen Weisungen von großem Verständnisauch für die menschlichen Unzulänglichkeiten und Bedürfnisse zeugt und der durchausein Begleiter für das Leben außerhalb des Klosters sein kann. Wir bestürmen in denGesprächsrunden die Schwestern mit unseren Fragen und sind dankbar für die Zeit, diesie uns schenken, und für die Offenheit, mit der sie antworten und uns so einen – auchpersönlichen – Einblick in ihre Lebensform gewähren. Immer wieder stellen wir fest, mitwelcher Zufriedenheit diese Frauen über ihr Leben in einer benediktinischen Gemeinschaftsprechen: Sie strahlen Authentizität aus, Würde, Herzlichkeit, Gelassenheit, ohnedabei weltabgewandt zu sein. Es beruhigt uns zu hören, dass auch im Kloster nicht immer150


konfliktfreies Einvernehmen herrscht. Aber, so erfahren wir, die Gemeinschaft trägt dieSchwächen der einzelnen Schwestern mit und bringt ihre Stärken zur Entfaltung. Erhellendist für uns das Verständnis der Schwestern von „Berufung“, nach welchem die klösterlicheLebensform nicht höherwertig sei, sondern nur eine Möglichkeit unter anderen darstelle,um zu einem Leben in Fülle zu gelangen und der Mensch zu werden, der man von Gott herist. Wir hören die Ermunterung heraus, dieser Berufung in unserem eigenen Leben „in derWelt“, in unseren Beziehungen zu Menschen nachzu spüren.Als wir am Abschlussabend in der Runde mit einigen Schwestern zusammensitzen, erlebenwir einmal mehr, wie herzlich auch im Kloster gelacht wird, und während wir Schokoladenkonfektmiteinander teilen, erfahren wir, dass kein strikter Verzicht auf kleine weltlicheGenüsse vorgeschrieben ist.Unser Aufenthalt in Herstelle hat sich rasch, eigentlich zu rasch, seinem Ende zugeneigt.„Gefüllte Zeit vergeht schnell“, bestätigt uns eine Schwester wissend. Tatsächlich habenwir gefüllte, in einigen Augenblicken erfüllte Tage erlebt, und auch ohne die kleinenErinnerungsstücke aus dem liebevoll eingerichteten Klosterladen werden wir diesesommerliche Woche an einem besonderen Ort nicht vergessen.Während der Tage in der Abtei sind wir zur Besinnung gekommen, gemeinsam als Gruppeund auch jede für sich. Einige von uns waren mit dem Kopf voller Fragen angereist, anderemit dem Bedürfnis nach Ruhe und dem Wunsch nach einer kleinen Atempause vor neuenAufgaben und Herausforderungen. Nicht alle unsere Gedanken lassen sich in einer Wocheklären, nicht alle Fragen beantworten; dennoch ist uns nach dem „Kloster auf Zeit“ einesgemeinsam: Wir kehren dankbar und bereichert nach Hause zurück.Lea KohlmeyerD7. Kurs Kloster auf Zeit für MännerZeit: 09. bis 15. August <strong>2010</strong>Ort:Abtei MünsterschwarzachTeilnehmer: 12Leitung:P. Mauritius Wilde OSBUnterfranken im August. Die Abtei Münsterschwarzach ist – groß und mächtig – schonseit einigen Kilometern in der Mainebene zu sehen. Aber die Anreise dauert, der Bus hältin jedem der Dörfer auf und neben dem Weg. Aber dann: ein freundlicher Bruder drücktmir einen Schlüssel in die Hand, um sieben soll ich zu einer ersten Einführung wieder dasein. Schon stehe ich in einem, meinem Zimmer. Einfach: Bett, Schreibtisch, Betbank. Einbisschen hatte ich es mir so vorgestellt.In der Einführung beschreibt Pater Mauritius sehr behutsam, was uns in der Woche Klosterauf Zeit erwarten würde. Wir sind gut zehn Cusaner und Altcusaner, und bis auf Michael,den ich schon im Bus getroffen hatte, kenne ich niemanden. Alle scheinen sehr besonnen,viele erzählen von früheren Klosteraufenthalten. Ich war noch nie im Kloster, auch nochnicht bei anderen Exerzitien. Ich bin nicht so recht sicher, was mich erwarten wird. Alsoversuche ich, meine Erwartungen so gut es geht zu reduzieren, es auf mich zukommen zu151


Geistliches Programmlassen. Pater Mauritius bittet uns dann glücklicherweise auch genau um das: uns daraufeinzu lassen. Er erzählt von der vor uns liegenden Woche, in der wir nach den Regeln desheiligen Benedikt leben werden. Von den fünf täglichen Gebetszeiten, dem Aufstehen um4.40 Uhr. Von den 150 Psalmen, die wir in der Woche alle einmal beten werden. Von derArbeit, die wir verrichten werden. Von der klösterlichen Gemeinschaft, der wir in dieserWoche angehören. Von „unserem“ Platz im Chorgestühl und den Mittag- und Abendessenmit den Mönchen im Refektorium. Ausdrücklich müssen wir nicht an allen Teilen des klösterlichenLebens teilnehmen, aber wir alle wollen uns darauf einlassen. Und tatsächlich gibtes auch nur wenige Termine, zu denen wir im Laufe der Woche nicht vollzählig sind.Dann der erste Tag. Aufstehen in aller Frühe. Nicht einfach für jemanden, der gerne vordem zweiten Frühstück noch eine Stunde schlummert. Ich döse während der ersten zweiGebetseinheiten vor dem Frühstück im dämmerigen Chorgestühl mehrmals weg. Danachdas Frühstück und die Arbeit in der Metallwerkstatt. Einfach soll sie sein, repetitiv. DenKörper beschäftigen damit der Geist sich entfalten kann. Ich streiche einen Zaun. Als esregnet putze ich Autos. Jeden Vormittag, eine Woche lang. Ich frage mich, warum ein Autosauber sein muss wenn es doch regnet. Aber das ist wahrscheinlich der falsche Gedanke.Darauf einlassen.Nach der redearmen Arbeit folgen die Mittagshore und das schweigende Mittagessen mitden Brüdern. Die Zeit danach, die eigentlich zur Kontemplation gedacht ist, muss ich andiesem ersten Tag einem Mittagsschlaf opfern. Vor dem Abendgebet und dem Abendessenbittet Pater Mauritius zu einer Einheit, in der er uns die Regeln des Benedikt näherbringt. Ich hatte schon ein bisschen darin gelesen und war über die Detailgenauigkeit derSchrift erstaunt. Es wird die tägliche Ration an Most genauso geregelt wie die Aufnahme indas Kloster. Zusammen mit dem strengen Tagesablauf gibt dieses Regelwerk wirklich nichtdas Gefühl der Freiheit. Ich beginne zu verstehen, dass alltägliche Problem und Entscheidungender geistigen Besinnung im Wege stehen. Über die Regeln und die Routine werdenviele dieser Störungen einfach beseitigt.Die folgenden Tage komme ich besser mit dem Tagesablauf zurecht. Der Körper gewöhntsich an den neuen Rhythmus, ich fühle mich frischer. Die Arbeit wirkt wundersam meditativ.Aber es erfordert Disziplin, am Abend nicht mit den „Mitbrüdern auf Zeit“ in die Dorfschenkezu gehen, sondern sich mit der Ruhe und der ablenkungslosen Umgebung deskleinen Zimmers auseinanderzusetzen. Ich muss mich dann und wann doch daran erinnern:darauf einlassen.Darauf einlassen auch beim Beten. Pater Mauritius sagte uns zu Beginn der Woche, dass esfür die meisten Mönche einen der 150 Psalme gibt, der zu „ihrem“ Psalm wird. Bei dem inihnen etwas passiert, der einem etwas sagt. Bedeutung gewinnt, die über die bloßenWorte hinausgeht. Für mich kamen und gingen die Psalme im monotonen und meditativenChoral. Fünf Mal am Tag. „Mein“ Psalm war aber dann doch nicht dabei. Vielleicht brauchtdas aber auch einfach mehr Zeit. Alle Brüder sagten uns im Gespräch, dass sie auch nachJahren des Klosterlebens immer noch auf der Suche seien. Und wahrscheinlich auchbleiben werden. Auf der Suche nach dem Psalm, nach Gott. Diese eine Woche konnte alsohöchstens eine Idee geben. Aber was ich doch finden konnte waren Ruhe und Entschleunigung,und damit den Nährboden und das Umfeld für Reflektion. Wahrscheinlich wärealles andere auch eine zu große Erwartung.Eine Erwartung hatte ich mir im mainfränkischen Benediktinerkloster übrigens doch: dasBild des abendlichen Beisammenseins bei einem Glas Wein mit den Mönchen. Wie ich152


gelernt habe ist dieses Bild aber wohl eher der Werbung entsprungen – die könnte mit dersich in Wirklichkeit stattdessen einstellenden abendlichen Ruhe wahrscheinlich nicht vielanfangen.Matthias WeberD8. Kurs „Das zieht mir die Schuhe aus!“ Straßenexerzitien in BerlinZeit:<strong>2010</strong>Ort:Teilnehmer/innen: 5Geistl. Begleitung:29. August bis 05. SeptemberObdachlosenunterkunft St. Pius/Berlin-FriedrichshainChristian Herwartz, Dr. SiegfriedKleymann, Gundula Lembke undAnnette Walz„Ich habe eigentlich keine Ahnung, was da passiert“, sagte der Jesuitenpater ChristianHerwartz in die Runde, als wir am Sonntagabend zusammengekommen waren. Er riefdie Straßenexerzitien als Alternative zu den Klosterexerzitien in Natur und Einsamkeit vorzehn Jahren ins Leben.Wir fünf Cusaner und Holger, ein Diakon, hatten unserZuhause verlassen, um eine Woche in einer BerlinerWinternotunterkunft zu leben und den Tag auf derStraße zu verbringen. Ohne zu arbeiten, verabredet zusein, einzukaufen, zu nachtschwärmen, Sehenswürdigkeitenoder Museen zu besuchen oder in irgendeinerWeise engagiert zu sein. Schlicht, alles was man ineiner Stadt „vorhaben“ könnte, nicht zu tun.Das klingt verwunderlich, und so benötigte jeder seine Zeit, um das zu üben. Morgensverließen wir unsere Mehrbettzimmer eines alten Gemeindehauses in Friedrichshain, umuns in Berlin auf den äußeren und inneren Weg zu machen. Auf den Weg zu Orten, diefür uns in dieser bunten, lauten Stadt voller Menschen und deren Geschichten „heilig“wurden. Heilig, weil wir dort eigene und fremde Sehnsüchte spürten oder wir Hürdenüberwanden, um uns mit dem Leben und der Menschlichkeit zu verbinden. Wir triebenalso keinen „Sozialtourismus“, sondern vielmehr eine Art der Gottessuche.Beeindruckt zurückgelassen hat mich das Mittagessen im Speisesaal einer Suppenküche,wo ich ohne Nachfrage zum Essen eingeladen wurde und ich mich mit meinen Tischnachbarnunterhalten habe, ohne das Woher und Warum unseres Zusammentreffenserklären zu müssen. Andere meditierten am Straßenstrich, kamen mit allerlei Menschenauf ihrem Weg ins Gespräch oder fanden ungeplant besonders lebendige Orte wie153


Geistliches ProgrammStraßenfeste oder eine Moschee zur Gebetszeit. Manchmal geschah aber auch scheinbar„gar nichts“ und erst beim Gespräch am Abend wurden die Spuren des Tages klar.Begleitet wurden wir von Moses Treffen mit dem brennenden Dornbusch, dem er beiseiner Zeit in der Wüste begegnet und wo er aus Ehrfurcht vor diesem Ort seine Schuheauszog. So „exerzierten“ auch wir, meist innerlich, unsre Alltagsschuhe abzustreifen.Abends kehrten wir in unsre höhlenartige Unterkunftzurück, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern, zuessen, was gemeinsam gekocht wurde, und anschließendmit unseren Begleiterinnen und Begleitern SiegfriedKleymann, Christian Herwartz, Gundula Lembkeund Annette Walz über unseren Tag zu sprechen.Spätestens als jeder am Ende einer abendlichen Fußwaschung ein Stück Seife mitnahm,war klar, dass mit der Abfahrt aus Berlin unsre Straßenexerzitien nicht beendet waren.Nikolaus Bauer9. Kurs Pilgern im Weinberg des Herrn. Unterwegs auf den Spurendes Nikolaus von KuesZeit: 06. bis 09. September <strong>2010</strong>Ort:von Bonn nach KuesTeilnehmer/innen: 6Leitung:Dr. Siegfried KleymannWir sehen es an ihren Blicken: Es verirren sich nur äußerst selten sieben Pilger in densteilsten Weinberg Europas. Die sportlichen Spaziergängerinnen mit schickem Wanderoutfitund Nordic-Walking-Stöcken sind entsprechend irritiert, als sie uns zügig überholen.Auch das gemütliche Rentnerehepaar mit altmodischem Picknickrucksack kommtaus dem Tritt, als es uns mit durchschnittlich acht Kilo auf dem Rücken durch die Weinrebenan der Mosel kraxeln sieht. Es ist Tag drei unserer Pilgertour auf den Spuren desNikolaus von Kues und wir haben das Gefühl, uns steigern zu können. Und so wird Europassteilster Weinberg zu unserer größten Herausforderung. Es geht steile Leitern hinauf,die in den nackten Fels geschraubt sind und schroffe Klippen hinab, die nur notdürftigmit Seil und Tritthaken versehen sind. Die Füße finden manchmal nur mühsam Halt undständig zerrt der Rucksack an den Schultern.Begonnen hat unsere Pilgerreise am Mittwoch, dem 08. September in Bonn. Nach einerersten gemeinsamen Nacht in der Geschäftsstelle feierten wir zum Auftakt einen Gottesdienstin der Hauskapelle, wo manche von uns eben noch unter den Blicken des hölzernenHerrgotts geschlafen hatten. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren versammelt,um uns ihren Segen mitzugeben – und wir waren insgeheim nur froh, keinem von ihnen154


noch mit Schlafanzug und Zahnbürste über den Weg gelaufen zu sein.Unter der Anleitung des erfahrenen Jakobspilgers Siegfried pilgern wir jeden Tag durchschnittlich23 Kilometer, die Höhenmeter, die wir dabei zurücklegen, nicht mitgezählt.Trotzdem müssen wir Teilstrecken mit dem Zug überbrücken, um am Samstagabend inKues zu sein. Das Laufen mit Gepäck ist schnell so selbstverständlich geworden, dass eskeinem von uns einfällt, einfach noch ein paar Stationen weiter mit der Bahn zu fahrenoder wenigstens den Rucksack abzuwerfen. Wir laufen einfach. Das Gepäck spüren wirdabei nicht mehr. Sie sind einfach da, die acht Kilo, und damit tragen wir alles, was wirzum Leben brauchen, auf unserem Rücken.Während unser eigenes Lauftempo den Tagesrhythmus vorgibt, sorgen die Gebete amMorgen und Abend für den geistlichen Rahmen. Es ist wie ausgesandt und wieder eingesammeltwerden. Jeden Mittag lesen wir in den Ausführungen Cusanus’ über dasSehen Gottes, eine anspruchsvolle Schrift, deren komplexer Gehalt sich uns meist erstin Gesprächen erschließt. Im Anschluss verarbeiten wir schweigend das Gehörte. EinenTeil des Weges gemeinsam zu schweigen ist eine ganz besondere Erfahrung.Wir sieben sind eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft, die alle Entscheidungen gemeinsamtrifft und die intensiven Erfahrungen miteinander teilt. Ein gutes Gespräch ergibtsich nach dem anderen, während Themen und Gesprächspartner sich über den Tagabwechseln. Es ist erstaunlich, wie viel wir teilen, obwohl wir in den unterschied lichstenLebenssituationen stecken. Die Gespräche lassen uns die Strapazen des Pilgerns vergessenund mühsame Aufstiege auf matschigen Lehmwegen werden mit wunderbarenAussichten über die Sonnen beschienenen Weinberge belohnt. Denn auch die Natur erlebenwir zu Fuß viel intensiver. Der moosige Geruch im Buchenwald, der dichte Frühnebelüber den Feldern, leuchtende Sonnenstrahlen im Tannendickicht, vom Tau benetzteSpinnweben und immer wieder die majestätischen Weinhänge an Rhein und Mosel. Beiso vielen Eindrücken ist der Weg das Ziel.Dennoch ist es jeden Abend aufs Neue eines der schönsten Gefühle aus eigener Kraftdas Etappenziel zu erreichen. Nach der Herausforderung im Klettersteig kommen wir imKloster Springiersbach unter. Nach einer Nacht im ungeheizten Jugendhaus ohne Duscheund warmes Wasser sind für uns die kargen Klosterzellen mit weichem Bett und warmerDusche purer Luxus. Mit einem störrischen Backofen brauchen wir uns auch nicht mehrherumzuschlagen, denn das Buffet steht schon bereit. Die wechselnden Unterkünftewerden zu einer echten Bereicherung der Pilgerreise. Wir lernen Alltäglichkeiten wiederzu schätzen. Der Abend im Kloster ist der heimliche Höhepunkt unserer Tour. Hiergenießen wir mit allen Sinnen.In Kues, dem würdigen Ziel unserer Reise, ist vor allem unser Kopf gefordert, um dasWerk des Cusanus’ zu begreifen. Wir stehen am Sonntagmorgen staunend im Stift, dasfür das Mittelalter außerordentlich modern und bis ins Detail theologisch-mathematischdurchdacht ist. Die beeindruckende Persönlichkeit Nikolaus Cusanus lässt sich nachdieser kurzen Pilgerreise nur erahnen, trotzdem haben wir das Gefühl, ihm nun ein Stücknäher zu sein. Vielleicht war es doch kein Zufall, dass wir in einem Weinberg kurz vordem Ziel in eine Sackgasse liefen und nur durch eine mutige Rutschpartie mitten durchdie Nikolaus-Cusanus-Reben wieder auf den richtigen Pfad fanden.Hannah HufnagelD155


Geistliches Programm10. Kurs „per ducatum evangelii“ – unter der Führung des EvangeliumsEinkehrtage für Altcusanerinnen und AltcusanerZeit: 24. bis 26. September <strong>2010</strong>Ort:Haus der Stille, Abtei Königsmünster, MeschedeTeilnehmer/innen: 18Leitung:P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB, P. Marian Recke OSBDieses Besinnungswochenende für Alt-Cusaner kann ein gutes Beispiel dafür sein, dassvermeintliche „Notlösungen“ in ihrer Spontaneität die Chance bieten, gerade aktuellenFragen und Bedürfnissen einen klärenden Raum anzubieten. Da die vorgesehenenReferenten aus Krankheitsgründen absagen mußten, sind P. Marian Reke OSB, der Priorder Abtei Königsmünster, und P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB, der Leiter des Gastbereichesder Abtei, kurzfristig eingesprungen. Das vorgegebene Thema „Führung“ aufnehmend,haben beide vor dem Hintergrund der Regel des heiligen Benedikt und ihrer eigenen Erfahrungenin Klostergemeinschaft und klösterlichem Betrieb den Teilnehmenden Impulseangeboten. P. Cosmas hat die Grundanliegen des hl. Benedikt zu Führungsaufgabenvorgestellt, wie sie vor allem in den beiden Abtskapiteln der Regula Benedicti dargelegtsind. In der anschließenden Diskussion zeigte sich, einerseits die Aktualität der GrundideenBenedikts, der sowohl klare Autorität als auch ein hohes Maß an Mitgefühl fordert,andererseits aber auch der deutlich andere Horizont einer Klostergemeinschaft, die perse einem religiösen Grundauftrag verpflichtet ist. Dennoch wurde auch erkennbar, daßauch in einem noch so säkularen Kontext einer Führungsaufgabe, der Anspruch desEvangeliums als Herausforderung und Orientierung für das eigene Führungsverständnisund -verhalten Bestand haben kann.Viel einfacher scheint der Anspruch des Evangeliums an den einzelnen nachvollziehbar.Doch was meint Führung hier. P. Marian machte darauf aufmerksam, daß das Stichwort„führen“ spontan daran denken lässt, dass Menschen entweder führen oder geführtwerden. Es ist aber bemerkenswert, dass das Wort „führen“ nicht nur aktiv in Bezug aufandere, sondern auch in Bezug auf sich selbst gebraucht werden kann. Es hat intransitiveBedeutung – im Sinn der Selbstführung, wie ich also mein eigenes Leben führe. Sosagen wir und sprechen von Lebensführung. Wie führe ich eigentlich mein Leben – oderprovokativ gefragt: Welches Leben führe ich eigentlich? Dieser ergänzenden Fragestellungwurde in einem Impulsvortrag und im Gespräch nachgegangen und Selbstführung alseine Leitungsqualität erarbeitet.In der Abschlussrunde kam dann der Gedanke auf, der Fragestellung von Führung imKontext von Spiritualität und persönlichem Glauben im Rahmen des GeistlichenProgramms des <strong>Cusanuswerk</strong>es einen eigenen Raum anzubieten und auch im nächstenProgramm zum Thema „Führung und Spiritualität“ ein Wochenende anzubieten.P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB156


D11. Kurs „Weil Du in meinen Augen wertvoll und teuer bist“ (Jes 43, 4)Ein Wochenende ich. (Besinnungstage für Frauen)Zeit: 24. bis 26. September <strong>2010</strong>Ort:Benediktinerinnenabtei Maria FriedenTeilnehmerinnen: 12Leitung:Dr. Ute Leimgruber, Andrea QualbrinkIn der Benediktinerinnenabtei Maria Frieden in Kirchschletten bei Bamberg gingen acht(Alt-) Cusanerinnen vom 24. bis 26. September unter der professionell-freundschaftlichenLeitung von Andrea Qualbrink und Ute Leimgruber dem Rosenstrauch unseresLebens auf dem Weg zur „ganzen Fülle des Lebens“ nach.Rosen. Letzte herbstliche Rosen am Strauch, Rosenöl als Segen in unserer Hand, Rosenals Sinnbild unserer selbst …Wo steht mein Rosenstrauch im Garten des Lebens? Inmitten des Gartens, im Reigenvon anderen bunten Gewächsen. Am Rande, im Schatten, in Mauernähe. In der Sonne,umringt von anderen Rosen, aber nicht bedrängt.Wie sieht mein Rosenstrauch aus? Geschlossene Knospen, die sich zaghaft öffnen.Tiefrote üppige Blüten, die sich Sonne und Regen durstig entgegen recken. Zarte weißeBlüten, offen für Neues, die behutsamer Pflege bedürfen. Hier und da ein abgebrochenerZweig, Vergangenes. Durch den Schnee wächst schon Neues. Auch Dornen, manchmaldicht, dunkel und scharf, manchmal einzeln, nur angedeutet.Was braucht meine Rose, um zur Fülle des Lebens zu wachsen? Freiraum und Luft sichzu entfalten. Andere Pflanzen als begleitende Stütze. Wurzeln, die sich versenken inheimatliche Erde. Eine Mauer, sich anzulehnen, sich emporzuranken und zum Schutz vorstürmischen Wettern.Katharina O’Connor12. Kurs SchweigeexerzitienZeit: 29. Oktober bis 01. November <strong>2010</strong>Ort:Haus der Stille, Abtei Königsmünster MeschedeTeilnehmer/innen: 14Leitung:P. Dr. Cosmas Hoffmann OSBEin Haus, fest und rechteckig in den Hang gebaut. Die Wände aus Beton. Der Boden ausHolz. In jedem Raum hohe bodenlange Fenster. Ruhe, die schon einkehrt, wenn man dieZimmertür aufschließt. Den Koffer stehen lässt, ein paar Schritte am Bett vorbeigeht,wie angezogen vom großen Fenster und der klaren Aussicht, die dahinter liegt. Auf eineApfelbaumwiese, den Himmel und irgendwann auf etwas, was weit hinter der Landschaftliegt. Je länger man durchschaut, je länger man hierbleibt.In jedem der 20 Einzelzimmer im „Haus der Stille“, die nach dem Vorbild von einfachenMönchzellen gebaut worden sind, steht ein kleiner Schreibtisch. Darauf eine dünne Rose.„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“ – daran denkt man hier irgendwann im Lauf der157


Geistliches ProgrammTage. Ein schmales Bett ist da, ein schmales Bad, ein Bücherbord, eine Filzmatte und einkleiner Gebetshocker, den man vor das Fenster schieben kann. Sonst ist nichts da außerdem warmen Boden, den Wänden aus naturfarbenen Sichtbeton, die weich und glattsind, in ihrer Struktur Spuren von Unregelmäßigkeiten aufweisen. Absichtlich hat sie derArchitekt im Material bestehen lassen, wie um etwas damit auszudrücken für die Gäste.Das Haus in Meschede ist das, worüber wir TeilnehmerInnen uns bei der Ankunft, als dasSchweigen noch nicht angefangen hat, als allererstes austauschen. Jeden von uns nimmtdas Haus in seiner Einfachheit ein. Ganz natürlich setzt sich hier eine Ruhe, weil nichtsablenkt, alles klar gebaut ist, ohne Winkel, Schnörkel, Bilder. Funktional und deswegenwunderschön. Nur das ist da, was sein muss. Und wir sind mitten drin.Knapp vier Tage sind wir in Meschede im „Haus der Stille“. Vier Tage um zu meditieren,zu sitzen, zu schweigen, den Gedanken ihren Lauf zu lassen – im wahrsten Sinne desWortes. Vier Tage, das ist nicht viel Zeit, um die Zeit loszulassen. Jeder von uns ist miteinem Packen von Gedanken, gerade Erlebtem und viel in die Zukunft Geplantem hierhergefahren.Begleitet werden wir von Pater Cosmas, einem Benedektiner-Mönch. Er leitet dieMeditationen, die regelmäßige Einheiten in den Tagen bilden und ermutigt uns, inuns selbst zu blicken, anstatt in die Bücher auf dem Bord in unseren Zimmern, lieberauch ein bisschen länger zu schlafen, anstatt am frühmorgendlichen Laudes derBenediktiner-Mönche teilzunehmen. Nicht an Leistung denken. Einfach da sein, ohneAnspruch, ohne Ziel. Die Dinge um einen herum und in uns selbst bewusst wahrnehmen.Das reicht. Die Tage sind strukturiert durch die Meditationseinheiten, gemeinsamesSitzen auf Gebetshockern im Kreis in einem großen Raum, durch den die Herbstsonnewandert. Zu Beginn jeder Meditation ertönt ein Gong. Wir schließen die Augen, versuchen25 Minuten in unseren Atem, unsere Hände, zum Schluss der Tage in das sogenannte „Herzensgebet“ zu spüren. An nichts denken, und wenn doch, die Gedankenwie Wolken an uns vorbeiziehen zu lassen. Sich im Sein versenken, spüren, dass indiesem gegenwärtigen Augenblick alles gut ist. Dass darin ein Versprechen liegt. Undeine Bejahung.Diese Empfindungen kommen langsam. Loslassen ist nicht einfach. Knie schmerzen. Indie Atemzüge mischen sich Ideen. Und doch, gleichgültig wie unterschiedlich wir unsalle auf die Meditation einlassen konnten, irgendwann setzte sich durch das stille Sitzenein Grund in uns. Wir nahmen vieles ruhiger und bewusster wahr. Wie beispielsweise denGeschmack des Essens, das wir ebenfalls zusammen im Schweigen einnahmen.Zwischen den Meditationseinheiten und den Mahlzeiten blieb uns Zeit für uns selbst, umetwa im Zimmer zu sitzen oder nach draußen zu gehen, in die Kirche, den Wald oder denKlostergarten. Pater Cosmas leitete uns an, die Dinge in der Natur bewusst wahrzu nehmen,uns, wie in der Meditation ganz dem Hier und Jetzt hinzugeben. In den sogenannten„Hörrunden“, die an jedem Tag stattfanden, unterbrachen wir für eine kurze Zeit dasSchweigen und erzählten jeder von unseren Eindrücken: Wie intensiv Laub raschelnkann, wie deutlich man auf einmal den eigenen Schritt fest auf dem Boden wahrnimmt.Oder wie Dinge auffallen, die man sonst übersieht. Die Struktur eines Blattes, Hand tücher,die im nahe gelegenen Hof zum Trocknen aufgespannt sind und sich sacht im Wind bewegen.Wie man beginnt in Schichten zu hören: Verkehrsgeräusche und irgendwann nachaufmerksamen Lauschen darunter leise ein Flötenspiel, das Rauschen eines Bachs.„Es liegt im Stillsein eine wunderbare Macht“ stand auf dem Programmheft, das wir158


für die Tage in Meschede zugeschickt bekommen haben. Die Stille von dort klingtweiter. Hinterlässt einen Raum im Innern, der sich warm und ruhig anfühlt. Auf den manaufpassen muss, weil er schnell kleiner werden kann im Alltag. Und den man doch immerwieder in sich hinein holen kann. Ganz einfach im Vergegenwärtigen des Moments.Christa PfafferottD13. Kurs Aufbaukurs in Rhythmus-Atem-Bewegung,Lehr- und Übungsweise nach H. L. ScharingThema:„Sei freundlich zu Deinem Leib, damit die Seele Lust hat, darinzu wohnen“.Zeit: 03. bis 07. November <strong>2010</strong>Ort:Benediktinerkloster HuysburgTeilnehmer/innen: 8Leitung:Dr, Annette SchleinzerNachdem es in den letzten Jahren immer Anfang Januar einen Grundkurs in Rhythmus-Atem-Bewegung, Lehr- und Übungsweise nach H. L. Scharing, gegeben hatte, wurdedieses Jahr auf Wunsch mehrerer CusanerInnen erstmals ein Aufbaukurs angeboten.Voraussetzung für die Anmeldung war die Teilnahme an mindestens einem Grundkurs.Es waren dann schließlich acht TeilnehmerInnen – darunter auch AltcusanerInnen – diesich auf dieses Angebot eingelassen haben. Einige hatten schon mehrere Grundkursehinter sich, für andere war es der zweite Kurs.Auch im Aufbaukurs wird nach den Prinzipien geübt, die für den Grundkurs gelten.Die direkte Übungsanleitung geschieht auf der leiblichen Ebene und basiert auf klarenanatomisch-physiologischen Grundlagen.In einem Aufbaukurs werden solche Grundlagen viel bewusster reflektiert und z. B.anhand eines Skelett-Modells veranschaulicht. Die Übungen sind dann dementsprechendauch viel differenzierter und anspruchsvoller.Die TeilnehmerInnen haben dabei erfahren, wie tief greifend solche Übungen sein konnten,wie sehr sie auch den ganzen Menschen ansprechen. Stärker als bei einem Grundkurs istauch spürbar geworden, wie unterschiedlich die Einzelnen auf eine Übung reagieren; wasdie einen als mühelos und angenehm erfahren haben, konnte für andere „Schwerstarbeit“sein. Und bei einer nächsten Übung war es vielleicht genau umgekehrt.Zum Schluss waren sich die Teilnehmenden darin einig, dass sie sich selbst in ihrer Leiblichkeittiefer kennengelernt haben und darin auch erfahren konnten, wie sehr Geist undSeele in dieses Geschehen mit hineingenommen werden.Insgesamt war es eine schöne Gemeinschaft, die in diesen Tagen entstanden ist. DasStundengebet des Klosters, der Huywald und nicht zuletzt auch die verschiedenenMöglichkeiten der Abendgestaltung im Abteikeller oder im Tor-Stübchen haben dazusicher auch mit beigetragen.Dr. Annette Schleinzer159


Geistliches Programm14. Kurs Einstieg in den AdventThema:„Ich sehe dich in tausend Bildern“Die adventliche MariaZeit: 26. bis 28. November <strong>2010</strong>Ort:Abtei MarienstattTeilnehmer/innen: 32Leitung:P. Jakob Schwinde OCist.„Ich sehe dich in tausend Bildern“ – so beschrieb Novalis vor mehr als 200 Jahren Maria.Seine romantische Sprache ist uns heute vielfach fremd, seine Vorstellung von Mariawirkt „süßlich“.31 (Alt-)Cusaner/innen, die sich zur mittlerweile 10. Auflage des cusanischen Adventseinstiegsin der Zisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald trafen, empfanden diesvielfach ähnlich. Zahlreiche Bilder von Maria unterschiedlichster Provenienz und ausverschiedensten Zeiten ließen Kindheitserinnerungen wach werden, halfen, das Vertrauteoder das Fremde an dieser Frau zu artikulieren. „Tausend Bilder“ dieser jüdischenFrau und Mutter des Jesus von Nazareth, deren Gottesmutterschaft schon in den frühenKonzilien zum Glaubenssatz erhoben worden ist – Maria: Wer aber bist du für mich? Wasbedeutest du mir? Gerade als die Frau, die selbst dem Advent des Herrn entgegensieht?In einer musikalischen Meditation in der Abteikirche verbanden sich zahlreiche persönlicheBeziehungsbeschreibungen mit Motiven marianischer Lieder, die dadurch einenneuen Klang erhielten. Der zweite Tag verfolgte den gelegten Faden konsequent weiter.Unter Mitwirkung von Abt Andreas Range begegneten die Cusaner Maria zunächst inZeugnissen der traditionellen und der zeitgenössischen Kunst am Ort: „Marien in Marienstatt“.Eine Textarbeit über eine Mutter-Gottes-Predigt des hl. Bernhard von Clairvauxlenkte den Blick auf die adventliche Maria, die herausgefordert ist zur Antwort: „Stehauf, laufe, öffne!“ Den liturgischen Adventseinstieg in der Vesper vertiefte eine kleineSchreibwerkstatt, in der die Cusaner/innen die Verse des Magnificat auf ihre Zeitgemäßheithin befragten.Der Adventseinstieg bot zwischen den Einheiten immer wieder freie Zeiten, die den Teilnehmer/innen,die für ein Wochenende aus dem Getriebe von Studium, Promotion undArbeit aussteigen, in dem vielen inzwischen vertrauten Format immer sehr wichtig sind:bei Spaziergängen im Nistertal, bei „Geistlicher Lesung“, beim traditionellen Adventskranzbinden,bei einer „Geh-Meditation“ im Barockgarten und im „MusikalischenAdvent“. Auch das Erleben des Klosters und das Mitleben in Marienstatt konnten deneinen oder anderen Anstoß geben. Neben Einzel- und Gruppengesprächen, dem Singenim wieder spontan gebildeten „Cusanus-Chor“ und dem gemeinsamen Beten und Feierntrugen auch die Abendausklänge in lockerer Runde bei Glühwein und Gebäck zum Gelingender Tage bei. Die Abschlussmesse, die am Sonntag traditionell gemeinsam mit derPfarrgemeinde gefeiert wurde, gestaltete die Gruppe in Wort und Musik mit.Die meisten Teilnehmer/innen nutzten die erneut angebotene Möglichkeit, das Wochenendedurch den „Nachklang“ im Adventskonzert. In ihm war – passend zum Thema –u. a. die 2005 von Yves Castagnet (Notre Dame, Paris) komponierte Messe „Salve regina“in deutscher Erstaufführung zu hören. Ein Drittel der Gruppe blieb bis zum nächsten160


Tag und schuf sich damit einen individuellen Übergang in den Adventsalltag. Und nichtwenige planten am Ende der Tage ihr neuerliches Kommen zum Adventseinstieg 2011,bei dem es unter dem Titel „Wenn die Propheten einbrächen“ darum gehen wird, was esdamals hieß und heute heißen kann: „Propheten hören. Prophetisch reden?“.D15. Kurs Wüstentage undAdvents abende – GeistlicheVeranstaltungen in denHochschulgruppenDie Sonne scheint. Der Tisch ist gedeckt. Wir sitzen auf dem Pfarrhof des kleinen westfälischenDörfchens Rinkerode. Einen Sonntag lang sind Studierende der MünsteranerCusanus-Hochschulgruppen zum Wüstentag aufgebrochen, eine kurze Zugfahrt weit,vor die Tore der Stadt. Mitten im Sommersemester können sie einen Sonntag als freienTag erleben, zum Durchatmen, Da-Sein, zum Hören auf die biblischen Texte und dieStimme des Herzens, zur Feier der Eucharistie, zum Beten, Singen – und eben zumgemeinsamen Mittagsmahl.„Ich konnte gut für einen Tag rausgehen aus meinem Studienalltag, zur Ruhe kommenund Kraft schöpfen. Es war schön, den Sonntag wirklich als geistlichen Tag zu feiern.“Das sind Rückmeldungen zu diesen Wüstentagen, wie sie im Sommersemester in denHochschulgruppen Münster und Berlin, im Winter in Tübingen stattgefunden haben:ohne weite Anreise, einfach, Orientierung und Halt gebend. Geistliche Orientierungvor Ort.Die Form des Wüstentages ist eine gute Möglichkeit, das Geistliche Programm in denHochschulgruppen zu gestalten, gerne mit dem Geistlichen Rektor des Cusanus werkesoder sicher auch mit Begleiterinnen oder Begleiter aus den jeweiligen Hochschulgemeinden.Eine weitere Form kam im Wintersemester <strong>2010</strong>/11 zustande. Wie wäre es, so dieÜberlegung in der Geistlichen Kommission, wenn an einem Abend in den verschiedenenHochschulgruppen in Verbundenheit miteinander gebetet, diskutiert und Advent gefeiertwürde? Als Zeitpunkt erschien der 06. Dezember – der Namenstag des Nikolaus vonMyra, des Namenspatrons des Nikolaus von Kues – passend. Als Thema wählte die GeistlicheKommission die Frage der „Sicherheit“. Was gibt angesichts von Terrordrohungenund Sicherheitskontrollen, von persönlicher Unsicherheit und von infragege stelltenGlaubenssätzen Gewissheit? Schafft der Glaube Verunsicherung oder Geborgenheit?Wie denn? In mehr als 20 Hochschulorten von Aachen bis Dresden und Hamburg bisMünchen (und sogar im amerikanischen Berkeley) wurde das Thema Sicherheit in seinerpersönlichen, kirchlichen, gesellschaftlichen Relevanz bedacht – in der Begegnung mitder Botschaft des Evangeliums: „Wer sich dort verankert, wo die Mitte und Quelle desLebens ist, ist so frei, selbst gemachte Absicherungen ohne Panik los zu lassen. Dafürsteht Jesus ein, das ist die Erfahrung seines Lebens und Sterbens; sie will uns ermutigen,aufrecht und erhobenen Hauptes unsere Welt zu gestalten.“Siegfried Kleymann161


<strong>2010</strong>Veranstaltungen162


Veranstaltungen„Damit Ihr Hoffnung habt“<strong>Cusanuswerk</strong> und Evangelisches Studienwerk Villigstgemeinsam beim Ökumenischen Kirchentag„Damit Ihr Hoffnung habt“ – so lautete das Motto des 2. Ökumenischen Kirchentags,der vom 12. bis zum 16. Mai <strong>2010</strong> in München stattfand. Das <strong>Cusanuswerk</strong> und dasEvan gelische Studienwerk Villigst waren mit einem gemeinsamen Informationsstandvertreten, der die vielfältigen Fördermöglichkeiten für Studierende und Promovierendevorstellte. Das Motiv der „Bildungsoase“ gab dem Stand Thema und Struktur: Wie in einerKarawane konnten die Besucher durch den Stand gehen und dabei die verschiedenenAspekte der Förderung kennenlernen. Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter beider Förderwerke standen als Ansprechpartner zurVerfügung und beantworteten viele Fragen rund um die Themen Studium und Studienfinanzierung.Für zahlreiche interessierte Gäste bildete der Stand in den pausen desoffiziellen Programms einen beliebten Treffpunkt. Wir danken dem Vorbereitungsteamaus beiden Werken sehr herzlich für die Vorbereitung und die Betreuung des Informationsstandes!164


EKonzert mit Studierenden aus derMusikerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>sAm 26. Juni <strong>2010</strong> fand im Universitätsclub Bonn ein Konzert mit Studierenden aus derMusikerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s statt. Auf dem Programm standen Werke vonFrédéric Chopin sowie Robert Schumanns Zyklus „Dichterliebe“ nach Texten aus HeinrichHeines „Buch der Lieder“.Sebastian Maly, als Referent zuständig für die Musikerförderungim <strong>Cusanuswerk</strong>, gab eine Einführung, inder er zunächst auf die ausgewählten Werke Chopinseinging (unter anderem die Polonaise As-Dur, op. 53,„Héroique“, und die Sonate in B-Moll, op. 35) und diehohen Ansprüche des Komponisten an die Formseiner Werke herausstellte.Dass Robert Schumann in seinem Zyklus „Dichterliebe“ die selbstironische HaltungHeines übernahm und musikalisch umsetzte, zeigte Sebastian Maly an einigenBeispielen. Die Interpreten waren Alexander Krichel (Klavier), Maximilian Lika (Bariton)und Maria Saulich (Klavier).Alexander Krichel, 1989 in Hamburg geboren, gehörtmittlerweile zu den vielversprechendsten deutschenNachwuchspianisten.Er begann im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspiel. Nach ersten Stunden bei seinerMutter wurde er von Natalia Pogouliaeva unterrichtet. Mit 15 Jahren wurde er Jungstudentbei Prof. Ralf Nattkemper an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 2007studiert er bei Prof. Vladimir Krainev an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.Nachdem er zahlreiche Erste Preise bei Wettbewerben – wie dem InternationalenSteinway & Sons Klavierwettbewerb und dem Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ –gewonnen hat und zudem mit dem Schrader-Preis für die beste musikalische Leistungbei den Aufnahmeprüfungen an der HMT Hannover ausgezeichnet wurde, tritt er nunzunehmend im Konzertleben in Erscheinung. So konzertierte er bereits in renommiertenKonzerthäusern und erhielt Einladungen namhafter Festivals. Alexander Krichel ist seit2008 Stipendiat in der Musikerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s.165


VeranstaltungenDer 23-jährige Bariton Maximilian Lika wuchs in einermusikalischen Familie auf. Schon als Jugendlicherwurde er Student an der Hochschule für MusikAugsburg/Nürnberg bei Frau Prof. Edith Wiens.Er nahm an Meisterkursen u. a. bei Margaret Baker-Genovesi, Brigitte Fassbaender,Hans-Jörg Albrecht und Rudolf Piernay teil. Er gastierte bei bedeutenden Musik-Festivalswie beispielsweise den Haller Bachtagen oder dem Musica Sacra Festival Paderborn.Er konzertiert auch mit eigenen Liedprogrammen, wobei Schubert und Schumann imMittelpunkt seines Liedschaffens stehen. Seit 2006 ist Maximilian Lika Stipendiat derMusikerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s und seit diesem Jahr ebenso von Yehudi Menuhin –Live Music Now. Im Jahr 2009 erhielt er den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg undgewann beim Internationalen Gesangswettbewerb „Concorso Internazionale MusicaSacra“ in Rom den Preis „Premio Oratorio“.Maria Saulich wurde 1985 geboren; sie begannihre musikalische Ausbildung u. a. in derFörder klasse des Erlanger Musikinstituts.2003 gewann sie einen Ersten Preis bei „Jugend musiziert“. Seit 2004 studiert sie imStudiengang Diplom-Musiklehrer sowie Künstlerische Ausbildung mit Hauptfach Klavierin Würzburg bei Enikö Török. Auslandssemester führten sie nach Budapest zu Jenö Jando.Ein Schwerpunkt ihres musikalischen Interesses gilt der Kammermusik und Klaviermusikzu vier Händen. Mit dem „Trio Amaltheia“ (Horn und Violine) gastierte sie u. a.beim Feldkirch Festival in der Reihe „Junge Talente“. Auch mit ihrem Klavierduo-PartnerMaruan Sakas erhielt Maria Saulich zahlreiche Einladungen. Seit 2006 ist sie Stipendiatindes <strong>Cusanuswerk</strong>s.166


ETheologischer Gesprächsabend zum 70. Geburtstagvon Weihbischof Professor Dr. Paul WehrleMit einem theologischen Gesprächsabend und in Anwesenheit zahlreicher Gäste begingdas <strong>Cusanuswerk</strong> am 05. November <strong>2010</strong> den 70. Geburtstag von Weihbischof ProfessorDr. Paul Wehrle.In seiner Laudatio bezeichnete Professor Dr. Josef Wohlmuth die Zusammenarbeit mitWeihbischof Wehrle als Glücksfall für das <strong>Cusanuswerk</strong>. Er dankte ihm, der in der deutschenBischofskonferenz für das <strong>Cusanuswerk</strong> zuständig ist, für die intensive Zusammen arbeit.Auch Dr. Hermann Weber, Generalsekretär des KAAD, betonte, wie wichtig Paul Wehrleals Gesprächspartner für den KAAD sei und mit welch großem Engagement er sich fürdie belange ausländischer Studierender einsetze.Im Zentrum des Abends stand ein Vortrag vonProfessor Dr. Dr. h.c. Peter Hünermann über„Rezeptionskriterien für das II. Vatikanische Konzil“.Dem Thema des Jahrestreffens wurde dadurch einewichtige Perspektive hinzugefügt.In einem abschließenden Referat kommentierte Professor Dr. theol. Habil. Dipl.-Psych.Heribert Wahl die Ausführungen Hünermanns zu den Herausforderungen, die das Konzilan die Umsetzung in der Kirche stellt.Schließlich dankte Weihbischof Professor Dr. Paul Wehrle den Referenten und Laudatoren,indem er die Debatte durch autobiographische Anmerkungen ergänzte und Aspektenannte, die ihn als Zeitzeugen des Konzils geprägt haben.Laudatio auf Weihbischof Professor Dr. Paul WehrleProfessor Dr. Dr. h. c. Josef WohlmuthMeine sehr verehrten Gäste, liebe Ehemalige, liebe Cusanerinnen und Cusaner!Ich freue mich sehr, Sie alle als unsere sehr verehrten Gäste an diesem außergewöhnlichenAbend begrüßen zu dürfen. Ein ganz besonderer Gruß gilt natürlich zuerst und vorallem unserem Haupt- und Ehrengast dieses Abends, Herrn Weihbischof Prof. Dr. PaulWehrle, der als Bischöflicher Beauftragter für das <strong>Cusanuswerk</strong> (und – wie wir noch hörenwerden – zugleich für die kirchliche Schwestereinrichtung KAAD) seit langen Jahren,zumal in seiner Eigenschaft als ständiger Gast im Beirat, die Arbeit des <strong>Cusanuswerk</strong>smaßgeblich mitverantwortet.167


VeranstaltungenSehr geehrter, lieber Herr Weihbischof!Als Dir an Jahren etwas voraus verstehe ich, dass das Ankommen bei einem neuenJahrzehnt kein Verdienst ist. Deshalb erschien uns auch Dein Wunsch akzeptabel, amliebsten den Tag der Geburt am 07. Juni 1940 ganz mit Schweigen zu übergehen. Nunkann das <strong>Cusanuswerk</strong> aber einen solchen Tag beim besten Willen nicht völlig unbeachtetlassen, und so waren wir gerne bereit, uns auf Deinen Vorschlag einzulassen, denVorabend der Beiratssitzung mit einem kleinen Symposium zu gestalten. Obwohl wirDich als Bischöflichen Beauftragten wie einen Freund sehr zu uns gehörig wissen, wohlvertraut mit unseren Nöten und als Gesprächspartner der Studierenden und unseresHauses stets hoch willkommen, haben wir zwei hoch angesehene Theologen einge laden,die eines Deiner großen Anliegen, das wir gerne mit dir teilen, aufgreifen, wenn Sie unsfast 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil darlegen werden, welche Weichendurch dieses Konzil gestellt wurden und was aus diesen Weichenstellungen in der Nachkonzilszeitgeworden ist. Auf Grund des Streits, der in den vergangenen Jahren durchdie Piusbruderschaft aufgebrochen ist, fühlt sich auch das <strong>Cusanuswerk</strong> zu einer klarenPositionierung für dieses Konzil aufgerufen, wozu bereits das Jahrestreffen <strong>2010</strong> einenwichtigen Impuls gesetzt hat. Herr Kollege Hünermann, den wir für diesen Abend ge winnenkonnten, ist einer der besten Kenner des Zweiten Vatikanums, was er zuletzt durchdie Herausgabe eines mehrbändigen Kommentars unter Beweis gestellt hat. Wenn erdeshalb das Thema aufgreift „Rezeptionskriterien für das II. Vatikanische Konzil“, dannkönnen wir im <strong>Cusanuswerk</strong> die Ohren spitzen, um Orientierung für unsere Arbeit darauszu entnehmen.Über die Zusage von Herrn Hünermann für diesen Abend hat sich unser Geburtstagskindbesonders gefreut, ist Paul Wehrle doch als ehemaliger Hochschullehrer an der KatholischenUniversität Eichstätt und als Honorarprofessor an der Katholisch-Theologischen FakultätFreiburg nicht nur an seinem Fachgebiet, der Praktischen Theologie, interessiert, sondernhat er immer ein offenes Ohr für die Grundfragen der Dogmatik gezeigt. Eine kleine,mit Schmunzeln versehene Bemerkung kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen:Wir beide waren um das Jahr 1978 schon einmal Konkurrenten um den Lehrstuhl inReligionspädagogik in Eichstätt. Doch damals meinte der Himmel durch den damaligenOberhirten, es wäre besser, wenn ich reumütig zur Dogmatik zurückkehre. Im Nachhineinhabe ich diese himmlische Entscheidung voll und ganz akzeptiert, und ich glaube sogar,dass es für uns beide die beste Entscheidung war.An dieser Stelle begrüße ich auch unseren zweiten Gast, über dessen Kommen sich unserGeburtstagskind ebenfalls sehr gefreut hat. Herr Kollege Prof. Dr. Heribert Wahl ist einerder jüngsten Emeriti, hat er doch seinen Ruhestand just am 01. Oktober angetreten,nachdem er lange Jahre Ordinarius an der Katholischen Fakultät in Trier war, wo er mitseiner doppelten Kompetenz als Pastoraltheologe und ausgebildeter PsychotherapeutMaßstäbe in der Praktischen Theologie gesetzt hat. Er wird uns, des bin ich sicher, zu denschwierigen Rezeptionsprozessen des Zweiten Vatikanums Erhellendes zu sagen haben.Mit diesem kleinen Symposium wollten wir auch ein Zeichen setzen, wie wichtig esuns erscheint, in unserer Bildungsarbeit, an der Weihbischof Wehrle in so hohem undkompetentem Maße interessiert ist, durch die Zusammenführung verschiedener Fachdisziplinenden theologischen Horizont zu erweitern und neue Perspektiven für dasEngagement in Gesellschaft und Kirche zu gewinnen.168


Lieber Herr Weihbischof, wenn wir Dich an diesem Abend mit diesem Symposium ehrenwollen, dann verbindet sich damit vor allem unser Dank, den ich hier ausdrücklich imNamen aller Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie unseres Hauses und aller Ehemaligenausspreche. Wir wissen Deinen hohen Einsatz der vergangenen Jahre sehr zu schätzen. Ichdenke etwa nur an die Frage, in welchem Umfang die kirchlichen Stellen den Mittelaufwuchsmittragen konnten, und zu welcher personellen Ausstattung sie bereit sein würden. Da wares einfach unser Glück, dass Du Dich aus Deiner doppelten Perspektive, der eines aktivenWissenschaftlers und Angehörigen einer Fakultät, und der eines verantwortlichen Bischofs,in die schwierige Welt der Begabtenförderung hineindenken konntest. Auf diese Weise kames zu einer Reihe guter Entscheidungen, die von der Bischofskonferenz mitgetragen wurden.Das Zweite Vatikanische Konzil, das weiß ich aus vielen Gesprächen mit Dir, ist Dir nichtnur ein wissenschaftliches, sondern auch ein persönliches Anliegen. Da ich bei meinerArbeit an der Übersetzung der Konzilstexte auch mit der Fragen konfrontiert wurde, waseine nachkonziliare Zeit besonders schwierig machte, ist mir klar geworden, dass Konzilien,die sich entschieden für Reformen eingesetzt haben und wichtige Entscheidungen getroffenhaben, die nachfolgende Rezeption besonders spannend gemacht haben. Immerwieder wurde die Frage aufgeworfen, ob denn die Kirche angesichts der neu getroffenenEntscheidungen und beschlossenen Reformen doch ihrem Grundauftrag treu gebliebenist. Vor dieser Frage stehen wir auch heute im Rückblick auf das Zweite VatikanischeKonzil, nachdem der Streit um die Identität der Kirche mit gewisser Heftigkeit erwachtist, der nach meiner Überzeugung zugunsten des Zweiten Vatikanischen Konzils durchgefochtenwerden muss. Wenn wir an diesem Abend nach Deinem Wunsch mit Hilfeunserer geladenen Fachleute darüber nachdenken, bin ich sicher, dass wir Deinen 70.Geburtstag gebührend nachfeiern. Ehe wir allerdings belehrt von hier weggehen, werdenwir zuvor noch das Wort „Symposium“ ernst nehmen und auf Dein Wohl mit vielenguten Wünschen für die kommenden Jahre das Glas erheben. Ad multos annos!EDialog und Communio – zwei Leitworte des KonzilsWeihbischof Professor Dr. Paul WehrleSehr geehrte Damen und Herren,da dieser Cusanus-Abend – wohl durch die Initiative von Herrn Professor Dr. JosefWohlmuth und Frau Dr. Claudia Lücking-Michel – mit meinem 70. Geburtstag inZusammenhang gebracht wurde, darf ich mir über das verschickte Programm hinausein Dankeswort erlauben. Dies gilt vor allem den Herren Professoren und KollegenDr. Peter Hünermann und Dr. Heribert Wahl. Der heute dringlich anstehenden und zumTeil kontrovers geführten Diskussion um die authentische Interpretation des ZweitenVatikanischen Konzils haben die beiden aus langjähriger Befassung mit dem Vatikanum IIsowie aus jeweils fachlicher Kompetenz heraus wichtige Markierungspunkte gesetzt.Dies ist in der gegenwärtigen Phase doppelt notwendig und hilfreich, da wir schon seiteiniger Zeit im Übergang stehen von der Erlebensgeneration (ob als Konzilsvater oder alsPeritus) hin zur Interpretation der vorliegenden Texte des Konzils. Es ist für anstehendeInterpretationen bekanntlich ein Unterschied, ob ich mich dabei auch auf persönliche169


VeranstaltungenErfahrungen und Erzählungen oder zunehmend nur auf Texte beziehen kann und dabeientsprechende hermeneutische Kriterien beachtet werden wollen.„Was wollte das Konzil eigentlich?“ – so wird heute oft und wieder zunehmend gefragt.Ich erlaube mir daraufhin aus meiner Biografie nur einige wenige fragmentarischeAnmerkungen:Ich gelte von meiner Lebensgeschichte her als „Zeitzeuge“ des Konzils; dies gilt freilichnur bedingt. Im Jahre 1962 – also zum Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils – warich als Zeitsoldat an der Offiziersschule, eine Zeit, die politisch hochbrisant war durch diedamalige Zuspitzung der Kuba-Krise.Das Theologie-Studium habe ich mit dem Sommersemester 1963 begonnen. Man könntevermuten, das müsste während der Konzilsjahre besonders interessant gewesen sein;aber im ersten, zweiten Semester konnte man durchaus beobachten, dass es bisherigeManuskriptblätter waren, die da auf dem Vortragspult lagen. Doch immer öfter kamvon den Professoren ein Bezug zum Konzilsgeschehen dazwischen: Mal sehen, ob hierdas Konzil einen neuen Akzent setzt ... Die Erwartung wurde spürbar größer. Angesichtsdes Todes von Papst Johannes XXIII. (03.06.1963), der das Konzil zur Überraschungvieler einberufen hatte aus der Intention heraus, die Begegnung von Kirche und Weltim Horizont der Moderne neu zu durchdenken und zu gestalten, stand die Frage an, obPapst Paul VI. das Konzil fortführen würde.Was mich in diesen Jahren fasziniert hat, hatte nur indirekt mit dem Konzil zu tun: Es wardie Vorlesung des Religionsphilosophen Professor Dr. Bernhard Welte für Hörerinnenund Hörer aller Fakultäten. In jedem Semester hat er eine solche Vorlesung angeboten.Da musste man rechtzeitig da sein, um einen Platz zu erhalten. Es war für mich ungemeinermutigend, zwischen Juristen, Medizinern und Studierenden anderer Fakultäten zu sitzenund mit erleben zu können, wie diese mit erkennbarem Interesse die Ausführungen vonProfessor Welte verfolgten. Diese Erfahrung, dass Hörerinnen und Hörer anderer Fakultätendurch Religionsphilosophie und Theologie angesprochen wurden, war für mich herausforderndund im Rückblick auch exemplarisch für die Aufgabe der Theologie im Kontextdes wissenschaftlichen Fächerspektrums.Was aber war für mich wie der Türöffner zum Zweiten Vatikanischen Konzil? Es wardie Teilnahme (Sommersemester 1965) am Hauptseminar bei Professor Alfons Auer(Moraltheologe, damals noch in Würzburg, später in Tübingen) zum Thema derAntritts enzyklika von Papst Paul VI., Ecclesiam suam. Bekanntlich hat Papst Paul VI.seine Antrittsenzyklika aus dem unmittelbaren Erleben und Geschehen des ZweitenVatikanischen Konzils heraus formuliert, und er versuchte in seiner Antrittsenzyklika soetwas wie den inneren Nerv dieser großen Kirchenversammlung zu fassen, zu entfaltenund anderen zugänglich zu machen: die Kirche im Dialog! Dieses Stichwort ist zunehmenddann auch für die Entfaltung der Pastoralkonstitution Gaudium et spes zum tragendenMotiv geworden. Für mich ist das Motiv des Dialogs immer wieder neu zur Herausforderunggeworden. Es ist unter anderem das Bemühen und die Bereitschaft, sich so inden anderen hineinzudenken, den anderen zuerst verstehen zu lernen, um dann gleichsamvon ihm her selbst noch einmal lernen zu können, was ich als Botschaft verkündendarf. Bekanntlich hat Klaus Hemmerle diesen dialogischen Ansatz vertieft und entfaltet,170


und dies durchaus zum Gewinn für die wissenschaftliche Begründung der Theologie imDiskurs mit anderen Disziplinen.Der Dialog ist immer wieder neu einzuholen und im Kontakt und in der Auseinandersetzungmiteinander zu lernen, um gerade dabei die eigene Identität vergewissernoder finden zu können. – Nicht unterhalb dieses Anspruchs sollte meines Erachtens dievom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, imSeptember <strong>2010</strong> angekündigte Dialog-Initiative erfolgen!Für mich selber sind – in Bezug auf das Zweite Vatikanische Konzil – die KonstitutionenLumen gentium und Gaudium et spes die tragenden Säulen geworden. Ich habe inPredigten, Vorträgen, schriftlichen Beiträgen versucht, das Kirchenverständnis vonLumen gentium her zu erschließen, als Communio, als Gemeinschaft im Glauben durchdie geschenkte Teilhabe am Heilswirken Gottes. Kirche als Gemeinschaft derer, diezum Herrn gehören, Kirche als Communio, also: Teilhabe an den Heilsgütern (Wort undSakrament) und so auch Gemeinschaft untereinander, als Schwestern und Brüder imHerrn (vgl. das Gleichnis vom Rebstock und den Rebzweigen).Für mich war dann eine große Hilfe, als Papst Johannes Paul II. angesichts vieler Diskussionenum die angemessene Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils dieFrage aufwarf, was denn die Intention und der oft beschworene Geist des Konzils seien,und er deshalb 20 Jahre nach dem Konzil, 1985, eine außerordentliche Bischofssynodeeinberufen hat. Die ausdrückliche Aufgabe war, miteinander (es waren ja noch sehr vieleZeitzeugen mit dabei) herauszufinden und sich zu vergewissern, was denn die Intentiondes Konzils gewesen sein mag. Das leitende Motiv wurde im schon erwähnten Begriff derCommunio gesehen und verdeutlicht. Obwohl Communio als Wort in den Konzilsaktenselber gar nicht so häufig vorkommt, war Communio das innere Movens für das Konzilsgeschehenund darüber hinaus für eine lebendige Kirche. Dessen hat sich die außerordentlicheBischofssynode vergewissert und dies gehört deshalb meines Erachtensunverzichtbar zur Rezeptionsgeschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils.Eine gewisse Konkretion wurde in der darauf folgenden ordentlichen Bischofssynode(1987), an der ich als Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz teilnahm, versucht.Es ging um die Berufung und Sendung der Christifideles/Laien in Kirche und Welt. DieSynodenbeiträge waren damals breiter und offensiver als die zwischenzeitliche innerkirchlicheEntwicklung vermuten lässt.Ein Bereich, in dem die Umsetzung von Geist und Intention des Konzils nicht genügenddurchgedrungen ist, ist das Anliegen der Kollegialität (vgl. LG 23). Ich bin überzeugt:Wenn unter den Bischöfen mit dem Papst und untereinander das Anliegen der Kollegialitätunbefangener praktiziert würde, wäre das ein großer Gewinn an Glaubwürdigkeit für dieKirche insgesamt.Das Grundproblem sehe ich in der Spannung zwischen Identität und Offenheit imGrunddienst gelebter und lebendiger Kirche in weltweiten und sehr unterschiedlichenkulturellen Bezügen. Identität und Pluralität – so könnte man formulieren. Identität istnicht ein Block für sich und ist auch nicht irgendwann einmal erreicht und dann quasiE171


Veranstaltungenabhakbar; sie muss lebensgeschichtlich und inmitten der Glaubensgemeinschaft stetsneu vergewissert werden. Also: Identität in Pluralität (nicht: in Pluralismus, der leicht injeweilige Eigeninteressen und einem daraus folgenden Desinteresse am anderen auseinanderlaufenkann). Was bedeutet es, in Offenheit verbindlich zu leben, also für andereerkennbar und unterscheidbar ansprechbar und verantwortlich zu bleiben? – Dies ist inder gegenwärtigen Zeit die große Herausforderung sowohl für die Kirche insgesamt wiefür die einzelnen Christinnen und Christen! – Gerade auch dafür kann das <strong>Cusanuswerk</strong>ein guter Lernort sein!Festlicher Empfang anläßlich des 60. Geburtstagsvon Professor Dr. Peter FunkeAm 02. Juli <strong>2010</strong> – am Vorabend der Beiratssitzung des <strong>Cusanuswerk</strong>s – fand ein festlichesAbendessen zu Ehren von Professor Dr. Peter Funke statt, der im März seinen60. Geburtstag feierte. Professor Dr. Josef Wohlmuth, der Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s,dankte Herrn Funke sehr herzlich für sein langjähriges Engagement, dessen Vielfalt sichin der Wahrnehmung verschiedener Aufgaben zeigt: Herr Funke ist Vorsitzender desBeirats, Vertrauensdozent in Münster sowie Mitglied im Auswahlgremium für dieGraduiertenförderung.172


E173


<strong>2010</strong>Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>


Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong> – GlaubenWissenGestaltenAls früherer Stipendiat und als Mitbegründer der Stiftung lade ich alle herzlich zum Mittunein: Es ist wichtig, Werte zu vermitteln und junge, begabte Menschen in diesem Sinne aufdie Führungspositionen von morgen vorzubereiten. Genau darum bemüht sich das<strong>Cusanuswerk</strong>.Prof. Dr. Hans Tietmeyer,Präsident der Deutschen Bundesbank a. D.Vorstand der StiftungZweck der „Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>“ ist es, die Arbeit des <strong>Cusanuswerk</strong>szu unterstützen. Sie soll langfristig eine größere finanzielle Unabhängigkeit schaffen undProjekte ermöglichen, die mit staatlichen und kirchlichen Mitteln nicht finanzierbar wären.Die Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong> bietet die Möglichkeit, die Arbeit des<strong>Cusanuswerk</strong>s langfristig und nachhaltig in Form einer Spende oder einer Zustiftung zuunterstützen. Diese Möglichkeit richtet sich an Altcusanerinnen und Altcusaner sowiean alle interessierten Personen, denen die Anliegen des <strong>Cusanuswerk</strong>s wichtig sind.Über eine größere Zustiftung kann der eigene Name und ein besonderes Anliegen imCusanus werk präsent gehalten werden. Auch eine Zuwendung im Rahmen einesTestaments ist möglich.Das Stiftungskapital betrug zum 31. Dezember 2009 360.300,00 €.Wir danken besonders Herrn Werner Sülzer für seinen am 22. Dezember 2009 in denin das Vermögen der Stiftung eingebrachten „Werner-Sülzer-Stiftungsfonds zur Förderungbesonders begabter Studierender“ in Höhe von 50.000,00 €.PersonaliaProf. Dr. Friedrich Klein-BlenkersIm Rahmen der gemeinsamen Sitzung von Stiftungs vorstand und Stiftungsrat im Mai<strong>2010</strong> wurde Prof. Dr. Friedrich Klein-Blenkers, Inhaber des Lehrstuhls für BürgerlichesRecht und Steuerrecht an der Fachhochschule Köln, neu in den Vorstand der Stiftungberufen.Die Mitglieder von Stiftungsrat und Stiftungsvorstand sowie der Geschäftsstelle sindfroh, den Altcusaner Professor Klein-Blenkers in ihrem Bemühen um den Aufwuchs desKapitalstocks der Stiftung an ihrer Seite zu wissen und freuen sich auf die Zusammen arbeit.176


FProfessor Dr. Franz-Christoph ZeitlerAls eines der Gründungsmitglieder der Stiftung hat Professor Dr. Franz-Christoph Zeitler,Vize-Präsident der Deutschen Bundesbank und Vertreter des Präsidenten im EZB-Rat, denVorstand der Stiftung im Mai <strong>2010</strong> verlassen.Das <strong>Cusanuswerk</strong> dankt ihm sehr herzlich für sein langjähriges Engagement für die Stiftungund ist froh, dass Herr Professor Zeitler auch weiterhin für die Belange der Stiftungansprechbar ist.Neugestaltung des Internetauftritts der StiftungIm April <strong>2010</strong> konnte der neue Internet-Auftritt der Stiftung Begabtenförderung<strong>Cusanuswerk</strong> der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die bisherigen Informationen aufder Stiftungsseite wurden durch allgemeine Informationen zum Thema Stiften, durchInformationen über den Cusanus-Preis, durch die Statements der Unterstützer der Arbeitdes <strong>Cusanuswerk</strong>s und ausführliche Hinweise auf die Gremienmitglieder der Stiftungergänzt. Mit einem eigenen Anschreiben wurden Freunde und Förderer der Stiftung aufden Relaunch aufmerksam gemacht. Viele positive Rückmeldungen folgten.Nach wie vor ist die Seite unterwww.stiftung.cusanuswerk.de direkt erreichbar,ebenso aber auch über die Hauptseite des<strong>Cusanuswerk</strong>s www.cusanuswerk.de.177


Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>Teilnahme am 2. Bonner Stiftungstag im Haus der GeschichteZum 02. Mai nahm die Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong> an dem im Zwei-Jahresrhythmus stattfindenden Bonner Stiftungstag im Haus der Geschichte teil. AmSamstag, dem 08. Mai <strong>2010</strong> präsentierten sich rund 50 Bonner Stiftungen, darunternamhafte Stiftungen wie die Telekom-Stiftung, die Stiftung Deutsche Krebshilfe und dasHaus der Geschichte selbst, mit ihren Informationsständen im Haus der Geschichte inBonn.Ziel des Bonner Stiftungstags ist es, über die vielfältige Stiftungsarbeit in Bonn zu informierenund auch zum eigenen Stiften anzuregen. Ein weiteres Ziel des Stiftungstagesist die Förderung der Kommunikation zwischen den verschiedenen Bonner Stiftungen.Nur durch intensive Kontakte und Erfahrungsaustausch können sich Stiftungen in ihrerArbeit ergänzen oder vernetzen, um gemeinsam noch wirkungsvoller für das Gemeinwohlwirken zu können.Vorträge und Workshops zu Themen wie „Online-Fundraising“, „Stiften und Vererben“oder „Anlagestrategien“ lockten zahlreiche interessierte Personen zum Stiftungstag.Der Stand des <strong>Cusanuswerk</strong>s war zahlreich frequentiert.Ausblick: Der Cusanus-Preis 2011Die Stiftung „Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>“ vergibt 2011 erneut den Cusanus-Preis:den Preis des <strong>Cusanuswerk</strong>s für besonderes gesellschaftliches Engagement. Dieser Preisrichtet sich an ehemalige und aktuelle Stipendiatinnen und Stipendiaten des <strong>Cusanuswerk</strong>sund legt sein Augenmerk auf das vielfältige ehrenamtliche Engagement der Altcusanerund Cusaner. Damit wird eindrücklich dokumentiert, dass ein Stipendium keinSelbstzweck ist, sondern der Gesellschaft wiederum zu Gute kommt. Schirmherr desCusanus-Preises ist Prof. Heinz Riesenhuber. Der erste Cusanus-Preis wurde im November2009 durch Prof. Hans Tietmeyer in Berlin verliehen; die Festrede hielt BundestagspräsidentProf. Norbert Lammert.Teilnahmebedingungen:Cusanerinnen und Cusaner sowie Altcusanerinnen und Altcusaner können für denCusanuspreis vorgeschlagen werden. Gleichberechtigt ist eine Selbstbewerbung möglich.Nähere Angaben und Download der Bewerbungsunterlagen unter http://www.stiftung.cusanuswerk.de/der-cusanus-preis/ Einsendeschluss ist der 25. Juni 2011, Bewerbungenwerden fortlaufend entgegengenommen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.Kontakt:Für Rückfragen stehen in der Geschäftsstelle des <strong>Cusanuswerk</strong>s Frau Dr. ClaudiaLücking-Michel (claudia.luecking@cusanuswerk.de) und Dr. Susanne Schaefer(susanne.schaefer@cusanuswerk.de) zur Verfügung.178


FDank an ZustifterIn dem Bemühen, die Möglichkeiten der Stiftung zu erweitern, ist das <strong>Cusanuswerk</strong> aufdie Unterstützung vieler wohlmeinender Personen und Institutionen angewiesen. Unserherzlicher Dank gebührt allen Spendern und Zustiftern, die den Kapitalstock der Stiftungvergrößert haben oder die Möglichkeiten der Stiftung durch eine Spende erweiterten.So können Sie stiftenDie „Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>“ ist eine als gemeinnützig anerkannte,rechtsfähige, kirchliche Stiftung des privaten Rechts. Selbst verständlich ist Ihre Spendeoder Zustiftung steuerlich abzugsfähig.Bei Interesse an einer Spende oder Zustiftung wenden Sie sich bitte an die Geschäftsführerinder Stiftung, Frau Dr. Susanne Schaefer (susanne.schaefer@cusanuswerk.de,0228/9838444), die Ihnen gern für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügungsteht.Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>Pax-Bank eG KölnKonto-Nr. 296 470 11BLZ 370 601 93179


Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>STIFTUNGSGREMIENStiftungsvorstandProf. Dr. Dr. h. c. mult. Hans TietmeyerPräsident der Deutschen Bundesbank a. D.Frankfurt am MainProf. Dr. Friedrich Klein-BlenkersLehrstuhl für Bürgerliches Recht und Steuerrecht FH KölnKölnProf. Dr. Wim KöstersVorstandsmitglied des RWI Essen, Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische VWL IBochum180


FStiftungsratDr. Ing. Wolfgang SchirmerDirektor MAN-NutzfahrzeugeMünchen und WienPProf. Dr. Ludger Honnefelderem. Hochschullehrer für PhilosophieBonnHans-Heinrich Grosse-BrockhoffStaatssekretär für Kultur des Landes NRWDüsseldorfGeschäftsführerinDr. Susanne SchaeferGeschäftsführerin Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>181


<strong>2010</strong>Namen und Neuigkeiten


Namen und NeuigkeitenDr. Dominik Balzer wurde am 25. Juni <strong>2010</strong> im Rahmen der Promotionsfeierder juristischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg fürseine Dissertation „Zugewinnausgleich und Unterhalt – Interdependenzender Rechtsfolgen bei Trennung und Scheidung“ mit dem KlemensPleyer-Preis ausgezeichnet. Der Preis der Klemens Pleyer-Stiftung wirdjährlich für besondere Leistungen auf dem Gebiet des Privatrechts anNachwuchswissenschaftler in Würdigung einer am Fachbereich Rechtswissenschaftender Philipps-Universität Marburg abgeschlossenenwissenschaftlichen Arbeit verliehen. Im Rahmen seiner Promotionbeschäftigt sich Dominik Balzer mit den zentralen vermögensrechtlichenRechtsfolgen des deutschen Scheidungsrechts. Seine Arbeitwidmet sich insbesondere der Frage, in welchen Konstellationen dasNebeneinander von Zugewinnausgleich und Unterhalt zu Problemender doppelten Berücksichtigung von Vermögenswerten führt und wiederartige Probleme zu behandeln sind.Dominik Balzer war Stipendiatin der Grund- und in der Promotionsförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s.Für ihre Dissertation zum Thema „Graf Roger I. von Sizilien. Wegbereiterdes normannischen Königreichs“ wurde Julia Becker mit demWissenschaftlichen Förderpreis <strong>2010</strong> der Stauferstiftung Göppingenausgezeichnet.In ihrer Dissertation entwirft Julia Becker ein Gesamtbild der Regierungund der Herrschaftskonzeption Graf Rogers I. von Sizilien. Auf der Basiseiner eingehenden Analyse der urkundlichen und erzählenden Quellenseiner Zeit widmet sie sich der bisher nur unzureichend erforschtenpolitischen Leistung des ersten sizilischen Grafen. Durch seine aufkulturellen Ausgleich gerichtete Politik, durch die Neuorganisation derVerwaltung, des Ämterwesens und der sizilischen Kirchen- und Klosterstruktursetzte er Maßstäbde für die normannische Monarchie aufSizilien.Julia Becker war Stipendiatin in der Grund- und Graduierten förderungdes <strong>Cusanuswerk</strong>s.Dr. Susanne Ehrenreich-Blazekovic wurde für ihre Dissertation mitdem Preis der Katharina-Sailer-Stiftung der Universität Regensburg fürdas Jahr 2009 ausgezeichnet. In ihrer Arbeit, die im Bereich der SprachundLiteraturwissenschaften angesiedelt ist, beschäftigt sich SusanneEhrenreich-Blazekovic mit „Intermedial Representations of 9/11 inAmerican and German Newspapers“.Susanne Ehrenreich-Blazekovic wurde während des Grundstudiumsund der Promotion mit einem Stipendium des <strong>Cusanuswerk</strong>s gefördert.184


Im Rahmen der Jahresversammlung der Deutschen Forschungsgemeinschaftin Berlin wurde Professor Dr. Peter Funke zum Vizepräsidentender DFG gewählt. Seit 2005 war er Mitglied des Senats und des Hauptausschussesder DFG.Peter Funke, geboren 1950, ist Inhaber des Lehrstuhls für AlteGeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowieLeiter der Forschungsstelle „Historische Landeskunde des antikenGriechenland“. Darüber hinaus ist Peter Funke Mitglied in zahlreichenGremien und Kommissionen – und in besonderer Weise der Arbeitdes Cusansuwerks verbunden. Seit vielen Jahren engagiert er sich alsVertrauensdozent für die cusanischen Hochschulgruppen in Münsterund steht als Fachlistenvertreter dem Promotionsauswahlgremiumzur Verfügung. Delegiert von der Vertrauensdozentenkonferenz, ist erMitglied im Beirat des <strong>Cusanuswerk</strong>s und wurde bereits 2005 zu dessenVorsitzendem gewählt. In diesem Amt prägt er seitdem an verantwortlicherStelle die Arbeit des <strong>Cusanuswerk</strong>s.GDer Kasseler Kunstpreis wurde im Bereich Bildende Kunst wurde im Jahr<strong>2010</strong> an Anna Holzhauer verliehen. Sie studierte Bildende Kunst ander Kunst hochschule Kassel und ist Meisterschülerin von Alf Schuler.Seit 2006 ist sie Stipendiatin in der Künstlerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>sund erhielt im September das weiterführende Georg-Meistermann-Stipendiumdes <strong>Cusanuswerk</strong>s.Der Kasseler Kunstpreis wirdjährlich von der 1991 gegründeten Dr. Wolfgang Zippel-Stiftung anjunge Künstlerinnen und Künstler in den Bereichen Musik und BildendeKunst verliehen.Andreas Linsenmann wurde für seine Dissertation mit einem Förderpreisdes Forschungsschwerpunktes Historische Kulturwissenschaftenan der Universität Mainz ausgezeichnet. Seine Arbeit trägt den Titel„Musik als politischer Faktor. Konzepte, Intentionen und Praxis französischerUmerziehungs- und Kulturpolitik in Deutschland 1945–1949/50“.Andreas Linsenmann war von 2004 bis 2007 Stipendiat in derGraduiertenförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s.185


Namen und NeuigkeitenChristiane Möbus wurde mit dem „Gabriele Münter Preis für BildendeKünstlerinnen ab 40“ ausgezeichnet. Bundesfamilienministerin KristinaSchröder, die den Preis am 13. April <strong>2010</strong> in Berlin verlieh, würdigteChristiane Möbus' Werk, das aktuelle Fragen und gesellschaftlicheProzesse in Bildkonzepte umsetze.Der Gabriele Münter Preis wird alle drei Jahre ausgeschrieben und istder erste Kunstpreis in Europa, der sich an Künstlerinnen wendet, dieälter sind als 40 Jahre. Kristina Schröder betonte in ihrer Laudatio:„Mit dem Gabriele Münter Preis <strong>2010</strong> werden zum sechsten MalKreativität, Weitsicht und Mut von herausragenden Künstlerinnengewürdigt. Der Preis anerkennt zugleich, wie schwer die Vereinbarkeitvon Familie und Beruf gerade für Künstlerinnen noch immer ist.“Christiane Möbus ist Mitglied in der Jury für die Künstlerförderung im<strong>Cusanuswerk</strong>. Sie war mit mehreren Werken an der Gabriele MünterPreis-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin und anschließend imBonner Frauenmuseum beteiligt.Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn wurde zur Staatsrätin im Kabinettdes baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus(CDU) ernannt. Dort wird sie zuständig sein für Fragen des interkulturellenund interreligiösen Dialogs.Regina Ammicht Quinn ist Professorin am Internationalen Zentrum fürEthik in den Wissenschaften (IZEW) in Tübingen. Sie studierte Theologieund Germanistik, promovierte zu Praxis und Ethik der Theodizeefrageund widmete sich in ihrer Habilitation dem Zusammenhang von Körper,Sexualität und Religion.Regina Ammicht Quinn ist Mitglied im Auswahlgremium für die Grundförderungdes <strong>Cusanuswerk</strong>s.Franziska Schäffel wurde für ihre Dissertation im Bereich der Materialwissenschaftenmit zwei Preisen ausgezeichnet – zum einen mit demDeutsche Bank Nachwuchspreis des IFW Dresden 2009, zum andernmit dem Bertha Benz-Preis für junge Ingenieurinnen.Die Arbeit, die von Professor Dr. Ludwig Schultz betreut wurde, widmetsich der „Synthese, Charakterisierung und Modifizierung von Kohlenstoffnanomaterialien“.Dabei geht es um Mechanismen, die bei derSynthese von Kohlenstoffnanoröhren durch chemische Gasphasenabscheidungund bei der Strukturierung von Graphen durch katalytischeHydrierung eine Rolle spielen. Dieses Wissen kann für die Prozessoptimierungeingesetzt werden, so dass eine verbesserte Prozess kontrollebei der Synthese und Modifizierung von Kohlenstoffnano materialienerreicht wird.186


Franziska Schäffel war von 2006 bis 2009 Stipendiatin in der Graduiertenförderungdes <strong>Cusanuswerk</strong>s. Zur Zeit forscht sie in Oxford an derFakultät für Materialwissenschaften über Kristallographisches Ätzenvon Graphen durch Katalytische Hydrierung von Kohlenstoff. Für dieseArbeit hat sie ein Feodor-Lynen-Stipendium der Humboldt-Stiftungerhalten.GDie Stiftung Westfalen-Initiative für Eigenverantwortung und Gemeinwohlnahm in einem Festakt am 24. März <strong>2010</strong> Professor Dr. Dr. h. c.mult. Hans Tietmeyer in die Westfälische Ehrengalerie auf.Die Stiftung Westfalen-Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, westfälischePersönlichkeiten zu ehren, die sich durch innovative Ideen undherausragendes Engagement um die Weiterentwicklung der Regionverdient gemacht haben.Hans Tietmeyer, geboren 1931, hat über Jahrzehnte hinweg dieWirtschafts- und Währungspolitik der Bundesrepublik Deutschlandmaßgeblich mitbestimmt. Nach seinem Studium der Wirtschafts- undSozialwissenschaften in Münster, Bonn und Köln und im Anschlussan die Promotion war er zunächst in verschiedenen Positionen imBundesministerium für Wirtschaft sowie im Bundesministerium fürFinanzen tätig. 1990 wurde er Mitglied im Direktorium der DeutschenBundesbank, deren Präsident er von 1993 bis 1999 war. Hans Tietmeyerengagierte sich in zahlreichen Gremien und Kuratorien und istEhrendoktor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, derUniversity of Maryland, der Katholischen Universität Eichstätt und derUniversité de Paris-Dauphine sowie Honorarprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.Mit dem <strong>Cusanuswerk</strong> ist Hans Tietmeyer auf vielfältige Weise verbunden– nicht nur als Stipendiat der ersten Stunde, sondern auch alsVorsitzender des <strong>Cusanuswerk</strong> e. V.Krzysztof Urbaniak, Stipendiat in der Musikerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s,hat den Arp-Schnitker-Orgelwettbewerb gewonnen, der imRahmen des Musikfests Bremen <strong>2010</strong> durchgeführt wurde.Der Wettbewerb bildete den Höhepunkt des Arp-Schnitker-Festivals,das sich dem Schaffen des bedeutendsten europäischen Orgelbauersder Barockzeit, Arp Schnitker (1648–1719) widmete. Der Orgelwettbewerbwurde vom Musikfest Bremen in Zusammenarbeit mit derHochschule für Künste Bremen unter dem Jury-Vorsitz von ProfessorDr. Hans Davidsson ausgerichtet.187


Namen und NeuigkeitenFür seine Forschungen über „Peer-Effects in Science“ wurde Dr. FabianWaldinger mit dem Reinhard-Selten-Preis <strong>2010</strong> ausgezeichnet. DerVerein für Socialpolitik verleiht diesen Preis jeweils im Rahmen seinerJahrestagung.Fabian Waldinger ist Assistant Professor of Economics an der Universityof Warwick. Während des Grundstudiums und der Promotionszeit warer Stipendiat des <strong>Cusanuswerk</strong>s.Am 07. Juni <strong>2010</strong> beging der Freiburger Weihbischof Professor Dr.Paul Wehrle seinen 70. Geburtstag. Paul Wehrle ist Dompropst undAnsprechpartner für die Hochschulen im Bistum Freiburg. Zudem ist erverantwortlich für die Katholische Akademie Freiburg.Auf Bundesebene ist er Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenzfür das <strong>Cusanuswerk</strong> und den KAAD; als Mitglied im Beirat desCusanus werks wirkt er wesentlich an den vielfältigen Entscheidungeninnerhalb der Bischöflichen Studienförderung mit. Zudem leitet erin der Bischofskonferenz die Arbeitsgemeinschaft „Grundfragen derGemeindepastoral“ und ist Mitglied der Kommission für Wissenschaftund Kultur.Die Cellistin Lena Wignjosaputro gehört zu den Preisträgern des vomDeutschen Musikrat ausgeschriebenen Deutschen Musikwettbewerbs<strong>2010</strong>. In der Sparte Kammermusik trat sie als Mitglied des Leibniz-Trioszusammen mit Hwa-Won Pyun (Violine) und Nichoals Rimmer (Klavier)beim Abschlusskonzert auf.Lena Wignjosaputro war von 2004 bis <strong>2010</strong> Stipendiatin in der Musikerförderungdes <strong>Cusanuswerk</strong>s.Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. vergab in diesemJahr den „ars viva“-Preis im Bereich Bildende Kunst an Markus Zimmermannund drei weitere Künstlerinnen und Künstler. Mit dem Preis sinddrei Ausstellungen sowie ein begleitender Katalog und eine Künstlereditionverbunden. Die diesjährige Ausschreibung des Preises standunter dem Thema „Labor/Laboratory“.Markus Zimmermann, Jahrgang 1978, studierte an der KunstakademieMünster und an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.Die Faszination, die von Kuriositätenkabinetten und Wunderkammernausgeht – als hierarchielose Orte und Sammelsurien von Artefakten,Naturalien, Kunst und Handwerk – bildet das Zentrum seines künstlerischenSchaffens. Seine aus einfachen Materialien gebauten „Guckkästen“,Nutzgegenstände und performative Objekte zugleich, lassen188


den Betrachter in atmosphärisch aufgeladene Miniaturräume eintretenund werfen zugleich Fragen nach dem Verhältnis von Material, Lichtund Raumwahrnehmung auf. Neben den Guckkästen sind es vor allemFundstücke der Warenwelt, die der Künstler in ihrer Funktion verändertund nebeneinander drapiert, wodurch sie eine andere Bedeutungerhalten und eine neue Geschichte erzählen.Markus Zimmermann war Stipendiat in der Künstlerförderung des<strong>Cusanuswerk</strong>s.GWagner-StipendiumDie Richard-Wagner-Stipendienstiftung hat drei Studierenden aus derMusikerförderung des <strong>Cusanuswerk</strong>s Stipendien für den Besuch derdiesjährigen Bayreuther Festspiele verliehen. Maria Saulich (Klavier),Daniel Schäfer (Gesang) und Jana Baumeister (Gesang) hatten sichbei der Richard-Wagner-Stipendienstiftung beworben, deren Konzeptauf Wagners Wunsch zurückgeht, „tüchtigen Freunden meiner Kunstbei freiem Eintritt, ja nötigenfalls durch Übernahme der Kosten derReise und des freien Aufenthalts“ den Besuch der Festspiele zu ermöglichen.Diese Stipendien werden heute an besonders begabte angehendeMusiker und Bühnenschaffende vergeben, die als Nachwuchs fürBühne oder Orchester der Bayreuther Festspiele in Frage kommen.189


<strong>2010</strong>Haushalt


Haushalt<strong>Cusanuswerk</strong> e. V.Verwaltungshaushalt2009Aufwand:Stipendien aus eigenen Mitteln> Härtefälle, Meistermann-StipendienBildungsarbeit> Inlandsakademien> Auslandsakademien> Jahrestreffen> Exerzitien> Fachschaftstagungen> Fachstudien ergänzende FörderprogrammeAuswahlverfahrenKonferenzen> Beirat, Vertrauensdozenten, CusanerPersonalkostenRaumkostenVerwaltungskostenSonstiger Aufwand11.625,00 €745.022,43 €336.668,81 €79.093,45 €80.796,48 €88.863,15 €79.386,00 €80.214,54 €72.959,44 €26.807,61 €1.096.383,57 €110.051,19 €232.878,31 €30.896,11 €Summe Verwaltungshaushalt 2.326.623,66 €StipendienhaushaltStudienförderung (Universität und FH)Promotionsförderung3.675.113,50 €2.500.993,12 €Summe Stipendienhaushalt 6.176.106,62 €Gesamtaufwand 8.502.730,28 €192


HZuwendungen und Erträge:Zuschüsse des Verbands der deutschen DiözesenZuwendungen des BMBF> Stipendienvergabe> Verwaltungspauschale> Projekt KarriereförderungSpenden SolidaritätsaktionZweckgebundene DrittmittelTeilnehmerbeiträge BildungsveranstaltungenZinsenSonstige Erträge920.000,00 €7.187.622,14 €6.176.106,62 €861.114,34 €150.401,18 €264.513,07 €19.300,00 €125.483,65 €12.108,66 €18.997,33 €Summe Zuwendungen und Erträge 8.573.024,85 €193


<strong>2010</strong>Personalia


Mitglieder in den Gremien > 196 | Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im <strong>Cusanuswerk</strong> > 212 |Impressum > 215I


PersonaliaMitglieder in den GremienVerein <strong>Cusanuswerk</strong> e. V.Stand: 31. Dezember <strong>2010</strong>Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans Tietmeyer, Frankfurt/MainPräsident der Deutschen Bundesbank a. D.VorsitzenderDr. Franz-Christoph Zeitler, MünchenVizepräsident der Deutschen BundesbankStellvertretender VorsitzenderDr. Wolfgang Schirmer, WienVorstandsmitglied MAN Nutzfahrzeuge Österreich AGBeisitzerDr. Norbert Dischinger, NürnbergUnternehmensberaterDaniel Minder, BonnInformatikerHans-Heinrich Grosse-Brockhoff, DüsseldorfStaatssekretär des Landes NRW für Kultur a. D.Prof. Dr. Ludger Honnefelder, BonnHochschullehrer für PhilosophieDr. Thomas Jaschke, GüterslohSenior Vice President Bertelsmann AGProf. Dr. Wim Kösters, BochumHochschullehrer für WirtschaftswissenschaftenDr. Claudia Lücking-Michel, BonnGeneralsekretärin des <strong>Cusanuswerk</strong>sProf. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Mikat, DüsseldorfKultusminister a. D.Dr. Dr. Barthel Schmelting, MünsterTierarzt196


IDr. Wolfgang Schulte, BornheimStudiendirektor a. D.Prof. Dr. Josef Wohlmuth, BonnLeiter des <strong>Cusanuswerk</strong>sBeiratStand: 31. Dezember <strong>2010</strong>Prof. Dr. Peter Funke, MünsterHochschullehrer für Alte Geschichte, Vizepräsident der DFGVorsitzenderDr. Alfons Hämmerl, LandshutVertreter der KHPProf. Dr. Jochen Hilberath, TübingenHochschullehrer für DogmatikClemens Kienzler, BonnVertreter der studierenden und promovierenden Cusanerinnen und CusanerSimon Harrich, MünsterVertreter der studierenden und promovierenden Cusanerinnen und CusanerProf. Dr. Nikolaus Korber, RegensburgHochschullehrer für ChemieMarc Kückmann, MannheimLeiter der Baustellenlogistik der DB Netz AG, KarlsruheDr. Norbert Dischinger, NürnbergUnternehmensberater, AltcusanerratDr. Wolfgang Schirmer, WienVorstandsmitglied MAN Nutzfahrzeuge Österreich AGProf. Dr. Dr. Thomas Sternberg, MdL, MünsterDirektor der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze HausProf. Dr. Eberhard Tiefensee, ErfurtHochschullehrer für PhilosophieProf. Dr. Josef Wohlmuth, BonnLeiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s197


PersonaliaStändige GästeDaniel Minder, BonnInformatiker, AltcusanerratDr. Bernadette Schwarz-Boenneke, MainzStudienleiterin Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz, AltcusanerratDr. Claudia Lücking-Michel, BonnGeneralsekretärin des <strong>Cusanuswerk</strong>sFlorian Weigand, OldenburgVorstand der studierenden und promovierenden Cusanerinnen und CusanerWeihbischof Prof. Dr. Paul Wehrle, FreiburgBeauftragter der Deutschen BischofskonferenzAuswahlgremium für die Grundförderung <strong>2010</strong>Prof. Dr. Wilhelm Althammer (Frühjahr <strong>2010</strong>)Handelshochschule LeipzigProf. Dr. Regina Ammicht-Quinn (Frühjahr <strong>2010</strong>)Eberhard Karls Universität Tübingen,Interfakultäres Zentrum für Ethik in den WissenschaftenProf. Dr. Martina Dobbe (Herbst <strong>2010</strong>)Universität der Künste Berlin, Institut für Kunstwissenschaft und ÄsthetikHermann Josef Eckl (Herbst <strong>2010</strong>)Katholische Hochschulgemeinde RegensburgProf. Dr. Harald Engel (Herbst <strong>2010</strong>)Technische Universität Berlin, Institut für Theoretische PhysikProf. Dr. Andrea Marlen Esser (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Marburg, Institut für PhilosophieProf. Dr. Doris Feldmann (Frühjahr <strong>2010</strong>)Friedrich-Alexander Universität Erlangen, Institut für Anglistik und AmerikanistikProf. Dr. Maria Fölling-Albers (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Regensburg, Institut für Pädagogik198


IProf. Dr. Winfried Gebhardt (Frühjahr <strong>2010</strong>)Universität Koblenz-Landau, Institut für SoziologieProf. Dr. Richard Göttlich (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Gießen, Institut für organische ChemieProf. Dr. Stephan Habscheid ( Frühjahr <strong>2010</strong>)Universität Siegen, Institut für GermanistikProf. Dr. Bernd Jochen Hilberath (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Tübingen, Institut für ökumenische TheologieProf. Dr. Karl Hoffmann (Frühjahr <strong>2010</strong>)TU Chemnitz, Institut für PhysikProf. Dr. Rudolf Holbach (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Oldenburg, Historisches SeminarProf. Dr. Reinhard Höpfner (Frühjahr <strong>2010</strong>)Johannes-Gutenberg-Universtität, FB Physik, Mathematik, InformatikProf. Dr. Richard Hoppe-Sailer (Frühjahr <strong>2010</strong>)Universität Bochum, Kunstgeschichtliches SeminarProf. Dr. Martin Huber (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Neuere dt. LiteraturwissenschaftProf. Dr. Gerhard Illing (Herbst <strong>2010</strong>)Ludwig-Maximilians-Universität München, Seminar für MakroökonomieProf. Dr. Gisela Kammermeyer (Frühjahr <strong>2010</strong>)Universität Koblenz-Landau, Institut für ErziehungswissenschaftenProf. Dr. Gerd Kempermann (Frühjahr <strong>2010</strong>)TU Dresden, DFG-Forschungszentrum für Regenerative TherapienProf. Dr. Werner Kirsch (Herbst <strong>2010</strong>)Fern-Universität Hagen, Fakultät für Mathematik und InformatikProf. Dr. Christoph Klein (Frühjahr <strong>2010</strong>)Medizinische Hochschule Hannover, Sektion f. experiment. HämatologieProf. Dr. Matthias Kliegel (Herbst <strong>2010</strong>)TU Dresden, Institut für pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie199


PersonaliaProf. Dr. Nikolaus KorberUniversität Regensburg, Institut für Anorganische ChemieProf. Dr. Jutta Langenbacher-Liebgott (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Paderborn, Institut für RomanistikProf. Dr. Rainer Laur (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Bremen, Theor. ElektrotechnikProf. Dr. Johannes MasingAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Öffentliches RechtProf. Dr. Hermann Pünder (Frühjahr <strong>2010</strong>)Bucerius Law School, Lehrstuhl f. öffentliches Recht/VerwaltungswissenschaftenProf. Dr. Dr. Reinhard Putz (Herbst <strong>2010</strong>)Ludwig-Maximilians-Universität München, Anatomisches InstitutDr. Thomas Roddey (Frühjahr <strong>2010</strong>)Katholische Hochschulgemeinde DortmundProf. Dr. Ruth Schumann-Hengsteler (Frühjahr <strong>2010</strong>)Kath. Universität Eichstätt, Philosophisch-Pädagogische FakultätProf. Dr. Theodor Strobl (Frühjahr <strong>2010</strong>)TU München, Lehrstuhl Wasserbau/WasserwirtschaftProf. Dr. Robert TampéJohann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für BiochemieRafael van Straelen (Herbst <strong>2010</strong>)Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde MünsterProf. Dr. Christian Waldhoff (Herbst <strong>2010</strong>)Universität Bonn, Kirchenrechtliches Institut, Lehrstuhl Öffentliches RechtProf. Dr. Christian Wilhelm (Frühjahr <strong>2010</strong>)Universität Leipzig, Institut für Biologie IProf. Dr. Josef Wohlmuth (Frühjahr + Herbst <strong>2010</strong>)Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>sMartin Wolf (Frühjahr <strong>2010</strong>)Katholische Hochschulgemeinde Kaiserslautern200


IAuswahlgremium für die ErstsemesterförderungJutta Blümel (Auswahltage Hannover)Katholische Studierendengemeinde BerlinPeter Blümel (Auswahltage Hannover)Katholische Hochschulgemeinde an der LMU MünchenProf. Dr. Marion Gymnich (Auswahltage Nürnberg)Universität Bonn, Institut für Anglistik, Amerikanistik und KeltologieDr. Alfons Hämmerl (Auswahltage Hannover)Katholische Hochschulgemeinde LandshutProf. Dr. Dr. Georg Hoever (Auswahltage Nürnberg)Fachhochschule Aachen, FB Elektrotechnik und InformatikProf. Dr. Nikolaus Korber (Auswahltage Nürnberg)Universität Regensburg, Institut für Anorganische ChemieDr. Alfons Motschenbacher (Auswahltage Nürnberg)Katholische Hochschulgemeinde BambergProf. Dr. Josef Neumann (Auswahltage Hannover)Universität Halle-Wittenberg, Inst. F. Geschichte und Ethik d. MedizinTheo Pannen (Auswahltage Hannover)Katholische Studentengemeinde MönchengladbachProf. Dr. Ruth Schumann-Hengsteler ( Auswahltage Nürnberg)Kath. Universität Eichstätt, Philosophisch-Pädagogische FakultätChristoph Simonsen (Auswahltage Nürnberg)Katholische Hochschulgemeinde AachenProf. Dr. Toni Tholen (Auswahltage Hannover)Universität Hildesheim, Institut für dt. Sprache und LiteraturRafael van Straelen (Auswahltage Nürnberg)Katholische Studentengemeinde MünsterProf. Dr. Eckart Voigts-Virchow (Auswahltage Hannover)Universität SiegenMartin Wolf (Auswahltage Nürnberg)Katholische Hochschulgemeinde Kaiserslautern201


PersonaliaProf. Dr. Gerhard Ziegmann (Auswahltage Hannover)TU Clausthal, Institut für Polymerwerkstoffe und KunststofftechnikAuswahlgremium für die Graduiertenförderung <strong>2010</strong>Verantwortlich für die Auswahlsitzung I/<strong>2010</strong>: 29.–30.01.<strong>2010</strong>Prof. Dr. Hans-Jürgen BeckerRegensburg, JuraProf. Dr. Werner DeutschBraunschweig, PsychologieProf. Dr. Thomas GroßböltingMünster, Neuere GeschichteDr. Alfons HämmerlLandshut, HochschulseelsorgerProf. Dr. Karl-Heinz HoffmannChemnitz, PhysikProf. Dr. Rudolf HoppeBonn, TheologieProf. Dr. Gerhard HufnagelSiegen, PolitikwissenschaftProf. Dr. Gebhard KirchgässnerSt. Gallen, WirtschaftswissenschaftenProf. Dr. Nikolaus KorberRegensburg, BiologieProf. Dr. Gerhard LauerGöttingen, GermanistikProf. Dr. Vera NünningHeidelberg, PhilologieProf. Dr. Barbara SchellewaldBasel, Kunstgeschichte202


IProf. Dr. Thomas SchmidtFrankfurt, PhilosophieProf. Dr. Andreas SohnParis, GeschichteProf. Dr. Josef WohlmuthBonn, Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>sVerantwortlich für die Auswahlsitzung II/<strong>2010</strong>: 07.–08.05.<strong>2010</strong>Prof. Dr. Wolfgang AugustynMünchen, KunstwissenschaftenProf. Dr. Hans-Jürgen BeckerRegensburg, JuraProf. Dr. Mechthild DreyerMainz, PhilosophieProf. Dr. Thomas GroßböltingMünster, Neuere GeschichteDr. Alfons HämmerlLandshut, HochschulseelsorgerProf. Dr. Reinhard HoepsMünster, TheologieProf. Dr. Karl-Heinz HoffmannChemnitz, PhysikProf. Dr. Gerhard HufnagelSiegen, PolitikwissenschaftProf. Dr. Gebhard KirchgässnerSt. Gallen, WirtschaftswissenschaftenProf. Dr. Matthias KliegelDresden, PsychologieProf. Dr. Nikolaus KorberRegensburg, Chemie203


PersonaliaProf. Dr. Gerhard LauerGöttingen, GermanistikProf. Dr. Gabriele RipplBern, PhilologieProf. Dr. Andreas SohnParis, GeschichteProf. Dr. Josef WohlmuthBonn, Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>sVerantwortlich für die Auswahlsitzung III/<strong>2010</strong>: 22.–24.10.<strong>2010</strong>Prof. Dr. Hans-Jürgen BeckerRegensburg, JuraProf. Dr. Peter FunkeMünster, Alte GeschichteProf. Dr. Thomas GroßböltingMünster, GeschichteDr. Alfons HämmerlLandshut, HochschulseelsorgerProf. Dr. Karl-Heinz HoffmannChemnitz, PhysikProf. Dr. Rudolf HoppeBonn, TheologieProf. Dr. Gerhard HufnagelSiegen, PolitikwissenschaftProf. Dr. Gebhard KirchgässnerSt. Gallen, WirtschaftswissenschaftenProf. Dr. Nikolaus KorberRegensburg, ChemieProf. Dr. Gerhard LauerGöttingen, Germanistik204


IProf. Dr. Vera NünningHeidelberg, PhilologieProf. Dr. Andreas SohnParis, GeschichteProf. Dr. Barbara SchellewaldBasel, KunstgeschichteProf. Dr. Thomas SchmidtFrankfurt, PhilosophieProf. Dr. Josef WohlmuthBonn, Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>sAuswahlgremium für Studierende an FachhochschulenProf. Dr.-Ing. Christoph GerlachHildesheim, DenkmalpflegeProf. Dr. Brigitte GrassDüsseldorf, BetriebswirtschaftslehreProf. Dr. Joachim MetznerKöln, SozialpädagogikProf. Dr. Katharina NeukirchingerMünchen, ChemieTheo PannenMönchengladbach, HochschulseelsorgerProf. Dr. Dr. h. c. Josef WohlmuthLeiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s205


PersonaliaGremien für das Auswahlverfahren der MusikerförderungMitglieder des AuswahlgremiumsHannah AldickKatholische Hochschulgemeinde FreiburgProf. Margarete HürholzHochschule für Musik und Tanz, KölnProf. Claus KanngiesserHochschule für Musik und Tanz, KölnProf. Dr. Wolfgang LessingHochschule für Musik Carl Maria von Weber, DresdenDr. Claudia Lücking-MichelGeneralsekretärin des <strong>Cusanuswerk</strong>s, BonnProf. Josef ProtschkaHochschule für Musik und Tanz, KölnMitglieder der Auswahl-Jury <strong>2010</strong>Prof´in. Anette von EichelHochschule für Musik und Tanz, KölnProf. Dr. Ludwig HoltmeierStaatliche Hochschule für Musik, FreiburgProf. in. Margarete HürholzHochschule für Musik und Tanz, KölnProf. Claus KanngiesserHochschule für Musik und Tanz, KölnProf. Dr. Wolfgang LessingHochschule für Musik Carl Maria von Weber, DresdenProf´in. Han-An LiuHochschule für Musik und Tanz, KölnProf. Josef ProtschkaHochschule für Musik und Tanz, Köln206


IProf´in. Inge-Susann RömhildMusikhochschule LübeckProf. Christian WetzelHochschule für Musik und Tanz, KölnGremien für die Auswahlverfahren in der KünstlerförderungAuswahlausstellung HamburgProf. Dr. Richard Hoppe-Sailer, BochumProf. Ulrich Erben, MünsterProf. Christiane Möbus, BerlinProf. Norbert Radermacher, KasselProf. Elisabeth Wagner, KielChristoph Simonsen, KHG AachenProf. Dr. Josef Wohlmuth, Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s, BonnAbsolventenausstellung „Loveboat“Prof. Dr. Richard Hoppe-Sailer, BochumProf. Stephan Baumkötter, BremenProf. Christiane Möbus (Berlin)Prof. Norbert Radermacher, KasselProf. Dieter Kiessling, MainzProf. Dr. Josef Wohlmuth, Leiter des <strong>Cusanuswerk</strong>s, BonnBeratende GästeProf. Dr. Andreas Kühne, MünchenDr. Iris Cramer, Frankfurt207


PersonaliaStiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>GremienStand: 31. Dezember <strong>2010</strong>StiftungsvorstandProf. Dr. Dr. h. c. Hans Tietmeyer, Frankfurt/MainPräsident der deutschen Bundesbank a. D.Prof. Dr. Friedrich Klein-Blenkers, KölnLehrstuhl für Bürgerliches Recht und Steuerrecht, FH KölnProf. Dr. Wim KöstersVorstandsmitglied des RWI Essen und Inhaber des Lehrstuhls für TheoretischeVolkswirtschaftslehre I an der Ruhr Universität BochumStiftungsratHans-Heinrich Grosse-Brockhoff, DüsseldorfStaatsekretär für Kultur des Landes NRW a. D.Prof. Dr. Ludger Honnefelder, BonnHochschullehrer für PhilosophieDr. Wolfgang Schirmer, MünchenVorstandsmitglied MAN Nutzfahrzeuge Österreich AGGeschäftsführerinDr. Susanne Schaefer, Bonn208


IKontaktdozentinnen und Kontaktdozenten an KunsthochschulenStand: 31. Dezember <strong>2010</strong>BerlinProf. Ursula Neugebauer (UdK)Prof. Else Gabriel (Kunsthochschule Berlin Weißensee)BraunscheigProf. Dr. Hannes BöhringerBremenProf. Stephan BaumkötterDresdenProf. Monika BrandmeierDüsseldorfProf. Rita McBrideProf. Georg HeroldFrankfurtProf. Tobias RehbergerHalleProf. Daniel KrugerHamburgProf. Pia StadtbäumerKarlsruheProf. Harald KlingelhöllerKasselProf. Friederike FeldmannKielProf. Elisabeth WagnerKölnProf. Mischa KuballLeipzigProf. Peter PillerMainzProf. Winfried VirnichMünchenProf. Norbert PrangenbergMünster N. N.NürnbergProf. Michael MundingOffenbachProf. Wolfgang LuySaarbrückenProf. Gabriele LangendorfStuttgartProf. Alexander RoobWeimarProf. Liz BachhuberVertrauensdozentinnen und VertrauensdozentenAachen Prof. Dr. Dr. Georg Hoever ElektrotechnikAugsburg Prof. Dr. Gregor Weber GeschichteBamberg Prof. Dr. Dina De Rentiis RomanistikBayreuth Prof. Dr. Bernhard Herz VWLBerlin Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß TelekommunikationssystemeProf. Dr. Barbara Kellner-Heinkele TurkologieBonn Prof. Dr. Christoph Horn PhilosophieProf. Dr. Dr. Udo di FabioRechtswissenschaftBraunschweig Prof. Dr. Werner Deutsch † PsychologieBremen Prof. Dr. Stefan Luft PolitikwissenschaftChemnitz Prof. Dr. Karl Heinz Hoffmann PhysikClausthal Prof. Dr. Gerhard Ziegmann KunststoffkeramikDarmstadt Prof. Dr.-Ing. Johannes Janicka Energie-/KraftwerktechnikDresden Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang PhilosophieDüsseldorf Prof. Dr. Ertan Mayatepek Medizin


PersonaliaEichstätt Prof. Dr. Paul Ressel MathematikErlangen Prof. Dr. Klaus Herbers GeschichteFrankfurt Prof. Dr. Bernd Trocholepczy TheologieFreiburg Prof. Dr. Georg Bier TheologieGießen Prof. Dr. Franz-Josef Bäumer TheologieGöttingen Prof. Dr. Lorenz Trümper MedizinHalle Prof. Dr. Josef N. Neumann MedizinHamburg Prof. Dr. Marc Föcking RomanistikHannover Prof. Dr. Hagen Gasse VeterinärmedizinHarz Prof. Dr. Bruno Klauk Wirtschaftswiss. (FH)Heidelberg Prof. Dr. Paul Kirchhof JuraHildesheim Prof. Dr. Toni Tholen GermanistikJena Prof. Dr. Hans-Joachim Mentzel Pädiatrische RadiologieKaiserslautern Prof. Dr. Volker Lingnau ControllingKarlsruhe Prof. Dr. Bernhard Heck GeodäsieKiel Prof. Dr. Josef Wiesehöfer AltertumskundeKöln Prof. Dr. Walter Ameling GeschichteProf. Dr. Stefan SchaubSozialwesen (FH)Konstanz Prof. Dr. Georg Kaiser SprachwissenschaftLeipzig Prof. Dr. Hans Ulrich Schmid GermanistikMainz Prof. Dr. Stephan Füssel BuchwissenschaftenMannheim Prof. Dr. Thomas Puhl JuraMarburg Prof. Dr. Christoph Kampmann Neuere GeschichteMünchen Prof. Dr. Gerhard Müller BaumechanikProf. Dr. Susanne SandherrSoziale Arbeit (KSFH)Prof. Dr. Angelika VollmarPharmazieMünster Prof. Dr. Peter Funke GeschichteProf. Dr. Petra PohlmannJuraProf. Dr. Marianne Heimbach-Steins Kath. TheologieOsnabrück Prof. Dr. Georg Steins TheologieOstwestfalen/Lippe Prof. Dr. Berthold Wald TheologieOxford (GB) Prof. Dr. Stefan Vogenauer RechtswissenschaftPassau Prof. Dr. Isidor Baumgartner CaritaswissenschaftenPotsdam Prof. Dr. Norbert Franz SlawistikRegensburg Prof. Dr. Bernhard Dick Physikalische ChemieRostock Prof. Dr. Heinrich Stolz PhysikRuhr Prof. Dr. Richard Hoppe-Sailer KunstgeschichteSaarbrücken Prof. Dr. Alberto Gil SprachwissenschaftSiegen Prof. Dr. Gregor Nickel MathematikSt. Gallen (CH) Prof. Dr. Gebhard Kirchgässner WirtschaftswissenschaftenStuttgart PD Dr. Markus Stroppel MathematikThüringen Prof. Dr. Benedikt Kranemann TheologieTrier N. N.Tübingen Prof. Dr. Johannes Brachtendorf PhilosophieUlm Prof. Dr. Thomas Mertens MedizinWürzburg Prof. Dr. Michael Schmidt Medizin210


IVorstand der studierenden und promovierenden Cusanerinnen und CusanerAnne BaumannRebekka GroßmannFlorian WeigandBildungskommissionAnnika HäuserJosefine LünenbergerMichaela JäckerDavid KlemmDavid LabonteGeistliche KommissionJohannes StollhofTheresa StratmannSimon Maria Harrich211


PersonaliaMitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des <strong>Cusanuswerk</strong>sStand: 31. Dezember <strong>2010</strong>lEITUNGLeiterLeitung des <strong>Cusanuswerk</strong>s, Vertretung nach außen,Gestaltung der Ziele und Grundsätze der Arbeit,Vorsitz in den AuswahlgremienProf. Dr. Josef Wohlmuthleitung der Geschäftsstelle, Geschäftsführung,Stellvertretung des Leiters,Auswahl- und BildungsarbeitGeneralsekretärinSekretärinDr. Claudia Lücking-MichelCaroline IngerbergGEISTlICHES rEKTOratGeistlicher RektorSekretärinKonzeption des Geistlichen Programms, Durchführungvon Exerzitien und Besinnungstagen,Kontakt zu den Hochschulgemeinden, AuswahlarbeitDr. Siegfried KleymannCaroline Ingerberg212


ISachbereicheSachbereich ISachbearbeiterinnenSachbereich IISachbearbeiter/innenSachbereich IIISachbearbeiterHaushalts- und RechnungswesenMarlene JennesClaudia RadzautzkiLarissa EssipovStipendien- und FörderfragenAndrea SaßDirk PützfeldAnne NiephausOrganisation, Veranstaltungswesen und EDVUdo GierlichrEFErATEReferat IReferentSekretärinnenReferat IIReferentSekretärinnenReferat IIIReferent/inSekretärinReferat IVReferentinSekretärinnenGrundförderung, Musikerförderung,Auswahl- und BildungsarbeitDr. Sebastian MalyMaria SchillingAndrea ReineltGrundförderung, Erstsemesterförderung,Auswahl- und BildungsarbeitDr. Christian KölzerMaria SchillingAndrea ReineltGraduiertenförderung, Forschungssymposien,Auswahl- und BildungsarbeitDr. Manuel GanserDr. Christine BaroLiane NeubertPresse- und Öffentlichkeitsarbeit undVeranstaltungsmanagement,Cusanusgruppen und Vertrauensdozenten,Fachschaften, Auswahl- und BildungsarbeitDr. Ingrid ReulSabine SimoncelliAnne Niephaus213


PersonaliaReferat VReferentinSekretärinnenReferat VIReferentinSekretärinReferat VIIReferentinSekretärinReferat VIIIReferentinSekretärinReferat IXReferentinSekretärinReferat XReferentinKünstlerförderung, Auslandsförderung,Auswahl- und BildungsarbeitRuth JungRenate ZettelmeyerAnne NiephausRita ThommesFachhochschulförderung, Studium und Beruf,Auswahl- und BildungsarbeitDr. Daniela PscheidaRenate ZettelmeyerEhemaligeDr. Christine BaroTheresia BidderAuslandsförderung, Verfahren der endgültigenAufnahme, Auswahl- und BildungsarbeitDr. Christiane GroschAnne NiephausKarriereförderprogramm für FrauenDr. Susanne Schaefer, Dr. Daniela PscheidaSabine SimoncelliAuswahlarbeit, einzelne BildungsveranstaltungenDr. Angela Weil-JungStiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>GeschäftsführerinSekretärinDr. Susanne SchaeferCaroline Ingerberg214


ImpressumDie Deutsche Bibliothek<strong>Jahresbericht</strong> – <strong>Cusanuswerk</strong>, Bischöfliche StudienförderungISSN 1612-0299 (<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong>)Herausgeber<strong>Cusanuswerk</strong>Bischöfliche StudienförderungBaumschulallee 553115 BonnTelefon > 0228.983 84 – 0Telefax > 0228.983 84 – 99Internet > www.cusanuswerk.deBankverbindungPax-Bank KölnKonto-Nr. 22 560 026BLZ 370 601 93Stiftung Begabtenförderung <strong>Cusanuswerk</strong>Pax-Bank KölnKonto-Nr. 29 64 70 11BLZ 370 601 93VerantwortlichRedaktionGestaltung und SatzDruckProf. Dr. Josef WohlmuthDr. Ingrid ReulKONTEXTKOMMUNIKATION, HeidelbergColognePrintCompany, Köln215


www.cusanuswerk.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!