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Seminararbeit „Besicherung von Forderungen“ - Lehrstuhl für ...

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<strong>Seminararbeit</strong> <strong>„Besicherung</strong> <strong>von</strong> <strong>Forderungen“</strong><br />

WS2010/2011<br />

A Thema 2: Drei zentrale Grundsätze des Kreditsicherungsrechts:<br />

Bestimmtheit bzw. Bestimmbarkeit, Publizität, Priorität<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht und Arbeitsrecht<br />

Prof. Dr. Christian Huber<br />

Betreuer: Ass. iur. Andreas Brandt


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Hauptteil 2<br />

2.1 Bestimmtheit und Bestimmbarkeit 2<br />

2.1.1 Allgemein 2<br />

2.1.2 Ausprägung im Sachenrecht/Schuldrecht<br />

2.1.3 Kreditsicherheiten an Sach- und<br />

2<br />

Rechtsgesamtheiten 4<br />

2.1.4 Antizipiertes Besitzkonstitut und<br />

Globalzession 6<br />

2.1.5 Bedeutsamkeit wegen Zugriffs auf einen<br />

Bestimmte Sache im Zwangsvollstreckungsrecht 8<br />

2.2 Publizität 9<br />

2.2.1 Allgemein 9<br />

2.2.2 Grundbuch als Publizitätsmittel bei<br />

unbeweglichen Sachen 10<br />

2.2.3 Pfandrecht und Sicherungsübereignung<br />

bei beweglichen Sachen 11<br />

2.2.4 Stille Zession bei Übertragung <strong>von</strong> Forderungen 12<br />

2.3 Prioritätsprinzip 13<br />

2.3.1 Allgemein 13<br />

2.3.2 Priorität beim Pfandrecht und bei der<br />

Sicherungsübereignung 14<br />

2.3.3 Ränge im Grundbuch 14<br />

3 Fazit 16<br />

ii


Abkürzungsverzeichnis<br />

A.a.O. Am angegebenen Ort<br />

AcP Archiv der civilistischen Praxis<br />

BGB Bürgerliches Gesetzbuch<br />

BGH Bundesgerichtshof<br />

Bspw. Beispielsweise<br />

Bzw. Beziehungsweise<br />

Etc. Et cetera<br />

F. Folgend<br />

Ff. Fortfolgend<br />

Gem. Gemäß<br />

GBO Grundbuchordnung<br />

Ggf. Gegebenenfalls<br />

I.S.v. Im Sinne <strong>von</strong><br />

NJW Neue Juristische Wochenschrift<br />

OLG Oberlandesgericht<br />

Rn. Randnummer<br />

RR Rechtssprechungs-Report<br />

S. Seite<br />

SÜ Sicherungsübereignung<br />

Usw. Und so weiter<br />

URL Uniform Resource Locator<br />

JZ Juristische Zeitung<br />

Z.B. Zum Beispiel<br />

Zit. Zitiert<br />

iii


Literaturverzeichnis<br />

Lehrbuchliteratur<br />

- Baur, Fritz/Baur, Jürgen/Stürner, Rolf, Sachenrecht, 18. Auflage,<br />

Verlag C.H. Beck, München 2009 (zit.: Baur/Stürner, § Rn.)<br />

- Büchting, Hans-Ulrich, Beck`sches Rechtsanwaltshandbuch, 9.<br />

Auflage, Verlag C.H. Beck, München 2007<br />

- Bülow, Peter, Recht der Kreditsicherheiten, 7. Auflage, Verlag C.F.<br />

Müller, u.a. Heidelberg 2007 (zit.: Bülow, Rn.)<br />

- Looschelders, Dirk, Schuldrecht Allgemeiner Teil, 3. Auflage, Carl<br />

Heymanns Verlag, u.a. München 2005 (zit.: Looschelders, § Rn.)<br />

- Lüke, Wolgang, Zivilprozessrecht, 8. Auflage, Verlag C.H. Beck,<br />

München 2003 (zit.: Lüke, § Rn.)<br />

- Lwowski, Hans-Jürgen, Das Recht der Kreditsicherung, 8. Auflage,<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin 2000 (zit.: Lwowski, Rn.)<br />

- Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 66. Auflage, Verlag C.H. Beck,<br />

München 2007 (zit.: Palandt/Bearbeiter, § Rn.)<br />

- Prütting, Hanns, Sachenrecht, 34. Auflage, Verlag C.H. Beck, München<br />

2010 (zit.: Prütting, § Rn.)<br />

- Staudinger, BGB (Eckpfeiler des Zivilrechts), Neubearbeitung 2005,<br />

Verlag Sellier – de Gruyter, Berlin 2005 (zit.: Staudinger/Bearbeiter, §<br />

S.)<br />

- Vieweg, Klaus/Werner, Almuth, Sachenrecht, 4. Auflage, Carl<br />

Heymanns Verlag, u.a. München 2010 (zit.: Vieweg/Werner, § Rn.)<br />

- Weber, Hansjörg, Kreditsicherungsrecht, 8. Auflage, Verlag C.H. Beck,<br />

München 2009 (zit.: Weber, § S.)<br />

- Westermann, Harry, Sachenrecht, 7. Auflage, Verlag C.F. Müller,<br />

Heidelberg 1998 (zit.: Westermann, § S.)<br />

- Wieling, Hans Josef, Sachenrecht, 2. Auflage, Springer-Verlag, u.a.<br />

Berlin 2006 (zit.: Wieling, § S.)<br />

- Wolf, Manfred/Wellenhofer, Marina, Sachenrecht, 25. Auflage, Verlag<br />

C.H. Beck, München 2010 (zit.: Wolf/Wellenhofer, § Rn.)<br />

iv


Aufsatzliteratur<br />

- Bülow, Peter, Übereignung beweglicher Sachen zur Sicherheit, Jura<br />

1987, 509 (zit.: Bülow, Jura, S.)<br />

- Einsele, Dorothee, Inhalt, Schranken und Bedeutung des<br />

Offenkundigkeitsprinzips, JZ 1990, 1005 (zit.: Einsele, JZ, S.)<br />

- Giesen, Richard, Mehrfachverfügungen des Sicherungsgebers nach §<br />

930 BGB, AcP 203, 210 (zit.: Giesen, AcP, S.)<br />

- Schreiber, Klaus, Die Grundprinzipien des Sachenrechts, Jura 2010,<br />

272 (zit.: Schreiber, Jura, S.)<br />

Entscheidungen<br />

- BGH: Bürgschaft zu Gunsten Dritter und unbestimmte Gläubiger, BGH<br />

NJW 2001, 3327 (zit.: BGH NJW 2001, 3327)<br />

- BGH: Bestimmtheit eines Vollstreckungstitels, BGH NJW 1996, 2165<br />

(zit.: BGH NJW 1996, 2165)<br />

- BGH: Sicherungsübereignung einer Sachgesamtheit, BGH NJW-RR<br />

1994, 1537 (zit.: BGH NJW-RR 1994, 1537)<br />

- BGH: Hinreichende Bestimmtheit bei Sicherungsübereignung, BGH<br />

NJW 1992, 1161 (zit.: BGH NJW 1992, 1161)<br />

- BGH: Mietzinsstopp bis zur Abgeltung <strong>von</strong> Mieterinvestitionen, BGH<br />

NJW-RR 1990, 270 (zit.: BGH NJW-RR 1990, 270)<br />

- OLG Karlsruhe: Voraussetzungen des Vollstreckungstitels, OLG<br />

Karlsruhe NJW-RR 2001, 67 (zit.: OLG Karlsruhe NJW-RR 2001, 67)<br />

- OLG Düsseldorf: Mangelnde Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des<br />

Leistungsinhalts einer kaufvertraglichen Verpflichtung, OLG<br />

Düsseldorf NJW-RR 1997, 271 (zit.: OLG Düsseldorf NJW-RR 1997,<br />

271)<br />

- OLG Düsseldorf: Einsicht in das Grundbuch, OLG Düsseldorf NJW-<br />

RR 1992, 695 (zit.: OLG Düsseldorf NJW-RR 1992, 695)<br />

v


Internetverzeichnis<br />

- Bankenfachverband, Weniger Konsumkredite im ersten Halbjahr 2010,<br />

URL:<br />

http://www.bfach.de/bankenfachverband.php/cat/6/aid/1139/title/Wenig<br />

er_Konsumkredite_im_ersten_Halbjahr_2010 (Stand: 19.11.2010)<br />

vi


1 Einleitung<br />

Der Kredit ist in der heutigen kapitalistisch geprägten Gesellschaft und in der<br />

modernen Wirtschaftsordnung ein unverzichtbarer Bestandteil. 1 Allein im<br />

ersten Halbjahr 2010 lag das Kreditvergabevolumen in Deutschland an<br />

Verbraucher und Unternehmen bei 44,4 Milliarden Euro. 2 Der Kredit<br />

ermöglicht es einem Einzelnen oder wirtschaftlichen Unternehmen, dem<br />

Schuldner, kurzfristig knappe Güter wie zum Beispiel monetäre Mittel oder<br />

Produktionsmittel zu erwerben um Engpässe zu vermeiden oder beispielsweise<br />

Projekte finanzieren zu können. 3 Dabei vertraut der Gläubiger mit seiner<br />

Forderung in die Fähigkeit und Bereitschaft des Schuldners, seine<br />

Verpflichtungen einzuhalten. 4 Eine Sicherung ist <strong>für</strong> den Gläubiger dabei<br />

unabdingbar, um sich beispielsweise im Falle einer Insolvenz des Schuldners<br />

oder bei Nichterfüllen des Vertragsverhältnisses abzusichern. 5 Dies führt zum<br />

Begriff der Kreditsicherung.<br />

Das Verhältnis zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber kann dabei vielfältig<br />

sein und muss vom Gesetzgeber klar definiert und geregelt werden. 6 Eine<br />

eigenständige gesetzliche Regelung des Kreditsicherungsrechts gibt es<br />

allerdings nicht (lediglich im BGB integriert); unter anderem die<br />

Rechtsinstitute der Bürgschaft, des Pfandrechts an beweglichen Sachen und<br />

Rechten, der Eigentumsvorbehalt und die Hypothek stehen dem Gläubiger als<br />

Sicherungsinstrumente zur Verfügung. 7 Diese geltenden Rechte sind eng<br />

korreliert mit den drei Grundsätzen des Kreditsicherungsrechts, den Prinzipien<br />

der Bestimmtheit bzw. der Bestimmbarkeit, der Publizität und der Priorität. 8<br />

Diese Grundsätze werden in den kommenden Kapiteln näher erläutert und es<br />

soll die Bedeutung der Prinzipien im Kreditsicherungsrecht untersucht werden.<br />

1 Staudinger/Kessal-Wulf S. 405; Prütting, § 53 Rn. 615d.<br />

2 Bankenfachverband, Weniger Konsumkredite im ersten Halbjahr 2010, URL:<br />

http://www.bfach.de/bankenfachverband.php/cat/6/aid/1139/title/Weniger_Konsumkredite_im<br />

_ersten_Halbjahr_2010 (Stand: 19.11.2010).<br />

3 Staudinger/Kessal-Wulf S. 406; Prütting, § 53 Rn. 615.<br />

4 Staudinger/Kessal-Wulf S. 406; Lwowski, Rn. 1.<br />

5 Staudinger/Kessal-Wulf S. 407; Prütting, § 53 Rn. 615.<br />

6 Staudinger/Kessal-Wulf S. 407; Lwowski, Rn. 12 ff.; Prütting, § 53 Rn. 617.<br />

7 Staudinger/Kessal-Wulf S. 405 - 406.<br />

8 Schreiber, Jura S. 272.<br />

1


2 Hauptteil<br />

2.1 Bestimmtheit und Bestimmbarkeit<br />

2.1.1 Allgemein<br />

Bei dem Erwerb <strong>von</strong> Eigentum nach § 929 Satz 1 BGB ergibt sich <strong>für</strong><br />

Erwerber und Veräußerer in aller Regel aufgrund des Realakts der Übergabe,<br />

welche Gegenstände übereignet werden sollen und welche nicht. 9 Die Sache ist<br />

damit im Regelfall eindeutig bestimmt. 10 Ein völlig anderer Sachverhalt ergibt<br />

sich dagegen beispielsweise bei der Eigentumsübertragung mittels<br />

Besitzkonstitut gemäß § 930 BGB; hier fehlt es an dem bestimmenden<br />

Realakt. 11 Deswegen müssen die Parteien über eine entsprechende<br />

Willenserklärung eindeutig festlegen, um welche konkrete Sache es sich<br />

handelt und wem diese dinglich zugeordnet ist. 12 Es gelten die Prinzipien der<br />

Bestimmtheit (Spezialitätsprinzip) und unter Umständen der Bestimmbarkeit,<br />

die eindeutig festlegen, welche Gegenstände <strong>von</strong> der dinglichen Einigung<br />

betroffen sein sollen. 13<br />

2.1.2 Ausprägung im Sachenrecht/Schuldrecht<br />

Der Bestimmtheitsgrundsatz im Sachenrecht steht in innerem Zusammenhang<br />

mit den Grundsätzen der Rechtsklarheit und der Absolutheit. 14 Dingliche<br />

Rechte bestehen wegen ihrer absoluten Wirkung gegenüber Jedermann nur an<br />

einzelnen Sachen. 15 Auch können Sachenrechte nur an konkreten, bereits<br />

vorhandenen (Ausnahme: antizipiertes Besitzkonstitut) oder zumindest<br />

bestimmbaren Sachen existieren. 16 Dies korreliert auch mit dem<br />

weltanschaulich-politischen Bekenntnis zu Privateigentum im Sachenrecht; ein<br />

Eigentumsrecht im Sinne des § 903 BGB kann sich nur auf eine einzige<br />

selbstständige Sache beziehen und grundsätzlich nicht auf eine Sach- oder<br />

9 Müller, § 1 S. 3.<br />

10 Wieling, § 9 S. 291, 294.<br />

11 Bülow, Jura, 512; Prütting, § 32 Rn. 379.<br />

12 Bülow, Jura, 512; Prütting, § 32 Rn. 380.<br />

13 Baur/Stürner, § 51 Rn. 8.<br />

14 Baur/Stürner, § 4 Rn. 2; Prütting, § 3 Rn. 18.<br />

15 Staudinger, S.895 f.; Vieweg/Werner, § 1 Rn. 7.<br />

16 Prütting, § 4 Rn. 24.<br />

2


Rechtsgesamtheit. Der Bestimmtheitsgrundsatz (=Spezialitätsgrundsatz) stellt<br />

somit sicher, dass über jegliche wirtschaftlich autarke Sache unabhängig <strong>von</strong><br />

anderen Gegenständen rechtlich selbstständig bestimmt werden kann<br />

(Beziehung Person-Sache). 17 Sinn und Zweck der Bestimmtheit und der<br />

Bestimmbarkeit im Sachenrecht ist es also, ein dingliches Rechtsgeschäft so zu<br />

konkretisieren, dass ein Dritter allein anhand der dinglichen Einigung (ggf.<br />

durch Auslegung der Willenserklärungen nach §§ 133, 157 BGB) erkennen<br />

kann, an welcher konkreten Sache welches dingliche Recht besteht und welche<br />

Rechtsänderung dies zur Folge hat. 18<br />

Im Unterschied zum Sachenrecht (Beziehung Person-Sache) umfasst das<br />

Schuldrecht nur die sich aus einem Schuldverhältnis ergebende Pflicht und<br />

den damit verbundenen Anspruch (§§ 194, 241 BGB) einer Person gegen eine<br />

andere Person im Sinne einer Beziehung Person (Gläubiger) – Person<br />

(Schuldner). 19 Dieses Schuldverhältnis ist damit Grundlage des Schuldrechts;<br />

der Gläubiger ist berechtigt, <strong>von</strong> dem Schuldner eine Leistung zu fordern. 20<br />

Der geschlossene Vertrag wirkt jedoch nur inter partes – also zwischen den<br />

Parteien - und nicht absolut gegenüber Jedermann wie im Sachenrecht. Infolge<br />

dessen sind im Schuldrecht nicht ganz so strenge Anforderungen an den<br />

Bestimmtheitsgrundsatz zu stellen wie im Sachenrecht. 21 Vielmehr genügt hier<br />

die reine Bestimmbarkeit der <strong>von</strong> dem jeweiligen Vertrag erfassten Sache. Das<br />

heißt, der Inhalt der Leistung muss bestimmt oder zumindest eindeutig<br />

bestimmbar sein (§§ 315-319 BGB), um wirksam zustande zu kommen. 22<br />

Konkret bedeutet dies also, dass der Inhalt eines Schuldverhältnisses – im<br />

Kreditsicherungsrecht in der Regel in Form der Sicherungsabrede bzw. des<br />

Sicherungsvertrages - so deutlich sein muss, dass Gegenstand und Dauer der<br />

geschuldeten Leistung mindestens bestimmbar sind (notwendige Bedingung). 23<br />

Bestimmtheit der Leistung erfordert eine sich aus dem Vertrag ergebende<br />

Festlegung der Leistungsart und des Leistungsumfanges zwischen den<br />

17 Bauer/Stürner, § 4 Rn. 2; Wolf/Wellenhofer, § 2 Rn. 11.<br />

18 Westermann, § 3 S. 21; Vieweg/Werner, § 4 Rn. 7 und § 12 Rn. 8.<br />

19 Wolf/Wellenhofer, § 1 Rn. 3; Prütting, § 4 Rn. 28.<br />

20 Wolf/Wellenhofer, § 1 Rn. 3.<br />

21 OLG Düsseldorf NJW-RR 1997, 271.<br />

22 Palandt/Heinrichs, § 241 Rn. 3.<br />

23 BGH NJW-RR 1990, 270.<br />

3


Personen und ist im Vergleich zum Sachenrecht nicht notwendig;<br />

Bestimmbarkeit ist zum Zeitpunkt der Leistungsentstehung dagegen<br />

unabdingbar. 24<br />

2.1.3 Kreditsicherheiten an Sach- und Rechtsgesamtheiten<br />

Die vorangegangenen Ausführungen beziehen sich auf Kreditsicherheiten an<br />

einzelnen Sachen und Rechten. Eine Einzelsache kann beispielsweise eine<br />

natürliche Einheit sein (Tier, Stein, Getreidekorn usw.). 25 Eine einzelne Sache<br />

liegt aber auch dann vor, wenn eine reine Mehrheit <strong>von</strong> gleichen Sachen<br />

existiert (Sandhaufen, Getreidesack) oder beispielsweise, wenn nach der<br />

Verkehrsanschauung eine Einheit aus zusammengesetzten, nicht selbständig<br />

funktionalen Sachen existiert (Auto, Flugzeug usw.). 26<br />

Im Unterschied dazu gibt es die Sach- und Rechtsgesamtheiten, die aus<br />

mehreren selbstständigen Sachen bestehen und deren Wert und<br />

Funktionsfähigkeit <strong>von</strong> diesen einzelnen Sachen abhängig ist. 27 Zu den<br />

Sachgesamtheiten zählen beispielsweise das Warenlager, die Bibliothek oder<br />

die Briefmarkensammlung. Zu den Rechtsgesamtheiten unter anderem das<br />

Vermögen, ein Unternehmen oder eine Erbschaft.<br />

Da im BGB nur dingliche Rechte an einzelnen Sachen begründet und<br />

übereignet werden können, ist die Übertragung vieler Gegenstände oder einer<br />

Gesamtheit <strong>von</strong> Gegenständen problematisch. Zu klären ist daher, wie das<br />

Grundprinzip der Bestimmtheit bzw. Bestimmbarkeit bei Sach- und<br />

Rechtsgesamtheiten im Kreditsicherungsrecht zur Anwendung kommt.<br />

Grundsätzlich können im Mobiliarsachenrecht dingliche Rechte an Sach- oder<br />

Rechtsgesamtheiten (z.B. Bibliothek oder Unternehmen) und an Teilen <strong>von</strong><br />

Sachen nicht bestehen. 28 Auch eine ausschließliche anteils- oder wertmäßige<br />

Bezeichnung der Sache ist nicht bestimmt genug. 29 Es gibt allerdings<br />

24<br />

BGH NJW 2001, 3327; Weber, § 16 S. 305.<br />

25<br />

Prütting, § 4 Rn. 25.<br />

26<br />

Baur/Stürner, § 3 Rn. 6.<br />

27<br />

Palandt/Heinrichs, § 89 Rn. 2, 5.<br />

28<br />

Vieweg/Werner, §1 Rn. 7; Schreiber, Jura, S. 275; Bülow, Rn. 475.<br />

29<br />

BGH NJW 1992, 1161; Baur/Stürner, § 57 Rn. 13; Vieweg/Werner, § 4 Rn. 7 und § 10 Rn.<br />

10.<br />

4


Ausnahmen, die den Bestimmtheitsgrundsätzen genügen: so zum Beispiel die<br />

Übereignung jeder einzelnen Sache der Gesamtheit. 30 Man stelle sich aber<br />

beispielsweise einen KFZ-Teile Händler vor, der als Sicherheit <strong>für</strong> einen Kredit<br />

sein gesamtes Warenlager mit mehreren Millionen Teilen übereignen möchte<br />

(was in der Praxis schwierig wäre). 31 Hier<strong>für</strong> sieht der Gesetzgeber die<br />

Möglichkeit einer Raumsicherungsklausel vor, die es im Einklang mit dem<br />

Bestimmtheitsgrundsatz ermöglicht, alle Waren einer bestimmten Gattung, zu<br />

einer festgelegten Zeit, in einem genau definierten Raum zu übereignen. 32<br />

Auch eine Individualisierung durch Markierung <strong>von</strong> Gegenständen<br />

(Absonderung <strong>von</strong> anderer Ware) durch einen sogenannten Markierungsvertrag<br />

oder die Markierungsvereinbarung ist möglich. 33 Ein weiteres Mittel dem<br />

Bestimmtheitsgrundsatz z.B. bei der Sicherungsübereignung gerecht zu<br />

werden, ist die Verwendung eines Inventarverzeichnisses oder einer<br />

Bestandsmeldung, dass die einzelnen Gegenstände hinreichend exakt<br />

bestimmt. 34<br />

Auch im Pfandrecht an beweglichen Sachen (§§ 1204 ff. BGB) gelten<br />

bezüglich der Bestimmtheit dieselben Prinzipien wie bei der<br />

Sicherungsübereignung. Auch hier gibt es beispielsweise kein<br />

„Generalpfandrecht“ an Vermögensgegenständen eines Schuldners; also kein<br />

Pfandrecht an einer Sach- oder Rechtsgesamtheit. 35 Allerdings geht beim<br />

Pfandrecht gem. § 1205 Abs. 1 S. 1 BGB der Besitz vom Schuldner in den<br />

Besitz des Gläubigers über; es findet demnach in aller Regel (Ausnahme:<br />

Übergabesurrogat) eine physische Übergabe der Sache statt, wodurch<br />

zwangsläufig dem Bestimmtheitsgrundsatz Rechnung getragen wird. 36<br />

Im Immobiliarsachenrecht - am Beispiel der Belastung <strong>von</strong> unbeweglichen<br />

Sachen (Grundstücken) mit einem Grundpfandrecht - bleibt der Eigentümer im<br />

Besitz der Sache; das heißt eine Übergabe des Grundstücks findet nicht statt. 37<br />

Auch eine Eigentumsübertragung findet bei der Belastung eines Grundstücks –<br />

30<br />

BGH NJW-RR 1994, 1537; Schreiber, Jura, S. 275; Bülow, Rn. 1283.<br />

31<br />

Bülow, Rn. 1283.<br />

32<br />

Bülow, Rn. 1297.<br />

33<br />

Weber, § 8 S. 166 ff; Vieweg/Werner, § 4 Rn. 7; Bülow, Rn. 1299.<br />

34<br />

Vieweg/Werner, § 12 Rn. 8; Bülow, Rn. 1287.<br />

35<br />

Palandt/Bassenge, § 1204 Rn. 7; Bauer/Stürner, § 55 Rn. 5; Weber, § 15 S. 294.<br />

36 Prütting, § 34 Rn. 409.<br />

37 Prütting, § 54 Rn. 628.<br />

5


z.B. mit einer Grundschuld – nicht statt. Es wird vielmehr nur ein<br />

Verwertungsrecht an der unbeweglichen Sache <strong>für</strong> den Fall, dass der Kredit<br />

nicht vertragsgemäß zurückgezahlt wird, eingeräumt. 38 Infolgedessen erlangt<br />

der Bestimmtheitsgrundsatz bei der Einräumung <strong>von</strong> Grundpfandrechten eine<br />

wesentliche Bedeutung. Die Einhaltung dieses Grundsatzes wird durch die<br />

Eintragung des entsprechenden Grundpfandrechtes und die Eintragung der<br />

konkret zu sichernden Forderung im Grundbuch bewirkt. 39 Da die zu sichernde<br />

Forderung eines Gläubigers jedoch unter Umständen sehr hoch sein kann, ist es<br />

ebenfalls möglich, das Grundpfandrecht auf mehrere Grundstücke zu<br />

erstrecken. Dieses sog. Gesamtgrundpfandrecht (Buch-, Briefhypothek,<br />

Sicherungsgesamthypothek etc.) ist im BGB in § 1132 BGB geregelt und<br />

genügt bei Einhaltung der entsprechenden Voraussetzungen dem<br />

sachenrechtlichen Bestimmtheitsgrundsatz. 40 Unzulässig sind<br />

Grundpfandrechte deren Haftungsumfang unbestimmt ist. 41<br />

2.1.4 Antizipiertes Besitzkonstitut, Globalzession<br />

Bei der SÜ eines Warenlagers an den Gläubiger ergeben sich, durch die Praxis<br />

begründet, weitere Besonderheiten. 42 Zum einen entspricht es dem Interesse<br />

der Kreditbeteiligten, dass der Kreditschuldner beispielsweise die zur<br />

Sicherheit übereigneten Sachen verwerten bzw. benutzen kann, um<br />

geschäftsfähig zu bleiben und um den Kredit tilgen zu können. 43 Zum anderen<br />

darf dem Gläubiger aber auch nicht zugemutet werden, dass sein Sicherungsgut<br />

einfach veräußert wird. 44 Auch muss er weiterhin Zugriff auf solcherlei Waren<br />

erlangen, mit denen der Schuldner sein Lager wiederauffüllt. 45 Mit solchen<br />

Sachverhalten (zeitlich wechselnder Lagerbestand) befasst sich das<br />

antizipierte Besitzkonstitut gem. §§ 930, 868 BGB, anhand dessen der<br />

Grundsatz der Bestimmtheit/Bestimmbarkeit untersucht werden soll. 46<br />

38<br />

Palandt/Bassenge, Überbl. <strong>von</strong> § 1113 Rn. 1.<br />

39<br />

Palandt/Bassenge, § 1113 Rn. 9; Prütting, § 55 Rn. 640.<br />

40<br />

Bülow, Rn. 111.<br />

41<br />

Baur/Stürner, § 36 Rn. 64; Prütting, § 57 Rn. 656.<br />

42<br />

Vieweg/Werner, § 12 Rn. 9; Prütting, § 34 Rn. 409.<br />

43<br />

Bülow, Jura, S. 513; Prütting, § 34 Rn. 409.<br />

44<br />

Prütting, § 34 Rn. 410.<br />

45<br />

Bülow, Rn. 1292; Bülow, Jura, S. 513.<br />

46<br />

Giesen, AcP, S. 213; Baur/Stürner, § 51 Rn. 31.<br />

6


Dem Gläubiger muss es ermöglicht werden Eigentümer <strong>von</strong> Waren zu werden,<br />

die der Schuldner zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch gar nicht<br />

besitzt oder die ihm noch nicht zugehörig sind. 47 Dies ermöglicht ein<br />

vorweggenommener Eigentumsübergang (antizipiert). 48 Dabei ist es zum<br />

Zeitpunkt der dinglichen Einigung (§§ 929 Satz 1, 930 BGB) ausreichend,<br />

dass die zu übereignenden Waren bestimmbar sind. 49 Diese Bestimmbarkeit<br />

der Waren muss so ausgelegt sein, dass im Zeitpunkt des Eigentumsübergangs<br />

die Kreditbeteiligten wissen, welche Waren erfasst sind und welche nicht. 50<br />

Damit können auch beispielsweise Waren, die noch herzustellen sind oder<br />

noch entstehen (Saatkorn-Pflanze), übereignet werden. 51<br />

Doch nicht nur die dingliche Einigung sondern auch das<br />

Besitzmittlungsverhältnis muss dem Bestimmbarkeitsgrundsatz genügen. 52<br />

Dadurch, dass aufgrund des Besitzkonstituts (§ 930 BGB) der bestimmende<br />

Realakt (die Übergabe gem. § 929 BGB) fehlt, bleibt unbestimmt, auf welche<br />

Sache sich das Besitzmittlungsverhältnis der Parteien beziehen soll und wem<br />

die Ware dinglich zugehörig ist. 53 Es muss also anhand der Willenserklärung<br />

(bzw. Sicherungsübereignungsvertrag) bestimmbar sein, wer Gläubiger und<br />

Schuldner ist und wem die Ware dinglich zugeordnet werden soll. 54 Diese<br />

Erklärung muss bis zum Zeitpunkt der Eigentumsübereignung Bestand haben<br />

und die Ware muss zu diesem Zeitpunkt bestimmt sein. 55<br />

Bei der sogenannten Singularzession – Abtretung einer Forderung zur<br />

Sicherheit – gelten die genannten Grundsätze aus Kapitel 2.1.2 (Zeitpunkt<br />

dingliche Einigung: Bestimmbarkeit, Zeitpunkt der Abtretung: Bestimmtheit)<br />

ebenfalls. 56 Werden hingegen alle - oder ein hinreichend bestimmter Anteil -<br />

gegenwärtiger und zukünftiger Forderungen des schuldnerischen<br />

Geschäftsbetriebes abgetreten, da beispielsweise die Kreditforderung sehr viel<br />

höher ist als eine (einzelne) gegenwärtige Sicherungsforderung, so liegt eine<br />

47<br />

Bülow, Jura, S. 513.<br />

48<br />

Bülow, Rn. 1292.<br />

49<br />

Wolf/Wellenhofer, § 15 Rn. 11; Bülow, Rn. 1292.<br />

50<br />

Giesen, AcP, S. 213; Wolf/Wellenhofer, § 15 Rn. 43; Bülow, Rn. 1314.<br />

51<br />

Bülow, Jura, S. 513.<br />

52<br />

Baur/Stürner, § 51 Rn. 31; Bülow, Rn. 1314.<br />

53<br />

Bülow, Jura, S. 512.<br />

54<br />

Wolf/Wellenhofer, § 2 Rn. 9; Prütting, § 34 Rn. 419.<br />

55<br />

Vieweg/Werner, § 2 Rn. 30; Bülow, Jura, S. 513-514.<br />

56<br />

Weber, § 16 S. 305; Baur/Stürner, § 58 Rn. 9.<br />

7


sog. Globalzession vor. 57 Zu klären ist, wie die Grundsätze der Bestimmtheit<br />

bzw. Bestimmbarkeit auf die Tatsache wirken, dass die Forderung<br />

wohlmöglich noch gar nicht entstanden ist (zukünftig). Auch hier gilt generell,<br />

dass eine zukünftige Forderung an den Gläubiger abgetreten werden kann,<br />

wenn diese bestimmt ist. 58 Nach der herrschenden Meinung und nach Ansicht<br />

der Rechtsprechung ist es aber ausreichend, wenn im Moment der<br />

Abtretungserklärung der Entstehungsgrund der zukünftigen Forderung und das<br />

Ausmaß der Abtretung so bestimmbar sind, dass beim Forderungsübergang die<br />

Person des Drittschuldners (die Person gegenüber der Schuldner eine<br />

Forderung hat) und der Inhalt der Forderung definitiv und exakt bestimmt<br />

werden kann. 59 Bestimmtheit zum Zeitpunkt der antizipierten<br />

Abtretungserklärung ist daher nicht erforderlich. 60<br />

2.1.5 Bedeutsamkeit wegen Zugriffs auf eine bestimmte Sache im<br />

Zwangsvollstreckungsrecht<br />

Im Falle einer Zahlungsunwilligkeit des Schuldners kann sich der Gläubiger<br />

mit dem Zwangsvollstreckungsrecht behelfen. 61 Es ist das Recht der<br />

Anwendung staatlicher Gewalt zur Durchsetzung privatrechtlicher Ansprüche<br />

des Gläubigers gegenüber dem Schuldner. 62 Dieses Recht wird mithilfe eines<br />

vollstreckbaren Titels – eine Entscheidung und beurkundete Erklärung -<br />

durchgesetzt. 63 Es soll nun untersucht werden, welche Auswirkungen die<br />

Grundsätze der Bestimmtheit bzw. Bestimmbarkeit auf den Vollstreckungstitel<br />

haben.<br />

Ein Titel ist nur dann zur Vollstreckung geeignet, wenn er hinreichend<br />

bestimmt ist. 64 Grund da<strong>für</strong> ist die Tatsache, dass das zuständige<br />

Vollstreckungsorgans, z.B. der Gerichtsvollzieher, allein aufgrund des Titels<br />

ersehen können muss, in welcher Höhe bzw. was genau zu vollstrecken ist.<br />

Dazu muss der Titel so aufgebaut sein, dass sich Inhalt, die Art der<br />

57<br />

Staudinger, S. 267; Baur/Stürner, § 58 Rn. 9; Prütting, § 73 Rn. 851.<br />

58<br />

Baur/Stürner, § 58 Rn. 18; Prütting, § 73 Rn. 852.<br />

59<br />

Bülow, Rn. 1384; Baur/Stürner, § 58 Rn. 18,19; Looschelders, § 53 Rn. 1099.<br />

60<br />

Bülow, Rn. 1384.<br />

61<br />

Prütting, § 59 Rn. 678.<br />

62<br />

Thomas/Putzo/Hüßtege, § 704 Rn. 1.<br />

63<br />

Thomas/Putzo/Hüßtege, § 704 Rn. 13,14; Prütting, § 59 Rn. 678.<br />

64<br />

BGH NJW 1996, 2165; Thomas/Putzo/Hüßtege, § 704 Rn. 16; Büchting/Knigge, Rn. 68.<br />

8


Vollstreckung, die Parteien und der Umfang der Vollstreckung daraus ergeben<br />

und <strong>für</strong> einen Dritten bestimmt sind oder sich zumindest bestimmen lassen. 65<br />

Konkret bedeutet dies, dass durch den Titel definiert wird, wer – der<br />

Vollstreckungsgläubiger - gegenüber wem – dem Vollstreckungsschuldner -<br />

die Vollstreckung betreibt (meist Gläubiger gegenüber Schuldner), was (bspw.<br />

Gehalt, Grundstücke, Geldforderungen, Handlungen, Unterlassungen etc.) und<br />

in welchem Umfang der Schuldner zu leisten hat und zuletzt, welche Leistung<br />

der Schuldner zu erbringen hat (Inhalt). 66<br />

2.2 Publizität<br />

2.2.1 Allgemein<br />

Der Grundsatz der Publizität (= Offenkundigkeitsgrundsatz) dient dazu, die<br />

dingliche Rechtslage publik zu machen und diese nach außen <strong>für</strong> den<br />

Rechtsverkehr zu verlautbaren. 67 Damit wird der Rechtssicherheit, im<br />

Zusammenhang mit der absoluten Wirkung dinglicher Rechte, genüge getan. 68<br />

Im alltäglichen Leben ist der Grundsatz der Publizität oftmals mit bloßem<br />

Auge anzutreffen: Beispielsweise ist der Eigentümer eines Fahrrads meist auch<br />

der Fahrer, besitzt es also. Der Besitzer eines Hauses auf einem Grundstück ist<br />

meist auch Eigentümer desselben. Es lässt sich also in dem meisten Fällen aller<br />

Voraussicht nach vom Besitzer auf den Eigentümer schließen. 69<br />

Der Besitz ist Publizitätsmittel bei beweglichen Sachen (Kapitel 2.2.3). 70 Bei<br />

unbeweglichen Sachen (Grundstücken) wird der Publizitätsakt allerdings durch<br />

die Eintragung im Grundbuch vollzogen (Kapitel 2.2.2). 71 Dem Besitz und der<br />

Eintragung im Grundbuch kommen dabei drei Funktionen zu. Die<br />

Übertragungswirkung, die Vermutungswirkung und die<br />

„Gutglaubenswirkung“. 72<br />

65<br />

Thomas/Putzo/Hüßtege, § 704 Rn. 16.<br />

66<br />

OLG Karlsruhe NJW-RR 2001, 67; Thomas/Putzo/Hüßtege, § 704 Rn. 9, 10 - 12, 16 – 22.<br />

67<br />

Wolf/Wellenhofer, § 2 Rn. 5; Schreiber, Jura, S. 274; Einsele, JZ, S. 1006.<br />

68<br />

Vieweg/Werner, § 1 Rn. 9; Prütting, § 4 Rn. 38.<br />

69<br />

Baur/Stürner, § 4 Rn. 9.<br />

70<br />

Vieweg/Werner, § 1 Rn. 9.<br />

71<br />

Bülow, Rn. 113; Baur/Stürner, § 4 Rn. 9; Prütting, § 4 Rn. 38.<br />

72<br />

Baur/Stürner, § 4 Rn. 9.<br />

9


Die Übertragungswirkung verlangt ein nach außen hin „Sichtbarmachen“<br />

rechtsgeschäftlicher Rechtsvorgänge, also die Nutzung des<br />

Publizitätsgrundsatzes. Dies ist bei Grundstücken die Eintragung im<br />

Grundbuch (§ 873 BGB) und bei beweglichen Sachen die Übergabe (§ 929<br />

BGB). 73<br />

Die Vermutungswirkung besagt, dass der Besitzer einer Sache (§ 1006 Abs. 1<br />

Satz 1 BGB) bzw. eines Grundstücks (§ 891 BGB) grundsätzlich als der<br />

Eigentümer bzw. Berechtigte angesehen wird. Für die Widerlegung dieser<br />

Vermutung ist diejenige Person beweispflichtig, die den Besitz anzweifelt. 74<br />

Auch in der „Gutglaubenswirkung“ zeigt sich die Publizität. Der Besitz der<br />

Sache bzw. die Grundbucheintragung ermöglicht gem. §§ 932; 892, 893 BGB<br />

den gutgläubigen Erwerb vom Nichtberechtigten, soweit der Erwerber<br />

hinsichtlich der dinglichen Berechtigung gutgläubig ist. 75<br />

Die speziellen und teilweise abweichenden Publizitätsgrundsätze im<br />

Kreditsicherungsrecht werden in den folgenden drei Kapiteln näher erläutert.<br />

2.2.2 Grundbuch als Publizitätsmittel bei unbeweglichen Sachen<br />

Aufgrund der hervorgehobenen Bedeutung des Grundeigentums übernimmt der<br />

Staat die Registrierung <strong>von</strong> Grundstücken im Grundbuchsystem. 76 Im<br />

Immobiliarsachenrecht gilt der Publizitätsgrundsatz, wie im vorherigen Kapitel<br />

erwähnt, ohne wesentliche Einschränkungen. 77 Die Feinheiten sollen hier<br />

untersucht werden.<br />

Das Grundbuch als Publizitätsmittel gibt Auskunft über das Grundstück<br />

(Größe, Lage und Bezeichnung), über den Eigentümer sowie den Rechtsgrund<br />

seines Eigentumserwerbs (rechtsgeschäftlicher Erwerb, Erbschaft etc.), über<br />

die mit dem Grundstück möglicherweise verbundenen Rechte (Wegerecht etc.)<br />

und schließlich die Lasten (Hypothek, Grundschuld etc.), die auf dem<br />

Grundstück liegen. 78 Ohne einen Eintrag des Grundstücks oder beispielsweise<br />

eines Grundpfandrechts in das Grundbuch, kann weder das Grundstück noch<br />

73 Prütting, § 5 Rn. 39.<br />

74 Schreiber, Jura, S. 274.<br />

75 Wolf/Wellenhofer, § 4 Rn. 6; Baur/Stürner, § 1 Rn. 10-16.<br />

76 Baur/Stürner, § 14 Rn. 1,2; Prütting, § 15 Rn. 131.<br />

77 Schreiber, Jura, S. 274.<br />

78 Baur/Stürner, § 15 Rn. 44 - 46; Vieweg/Werner, § 16 Rn. 10; Prütting, § 15 Rn. 132.<br />

10


das Grundpfandrecht im Rechtssinne bestehen. 79 Auch <strong>für</strong> das<br />

Grundpfandrecht gilt der Grundsatz der Publizität. 80<br />

Die Publizität des Grundbuches kann dabei in zwei Arten unterteilt werden; die<br />

materielle und die formelle Publizität. 81 Unter der materiellen Publizität<br />

versteht man die drei in Kapitel 2.2.1 genannten Funktionen der<br />

Grundbucheintragung, wobei sich derjenige, der Einsicht in das Grundbuch<br />

nimmt, keineswegs auf alle Angaben in gleicher Weise verlassen kann; der<br />

Umfang mit dem derjenige abgesichert ist, ist in §§ 892, 893 BGB<br />

vorgeschrieben. 82 Die formelle Publizität des Grundbuchs bezeichnet das<br />

Einsichtsrecht. Um dem Grundsatz der Publizität gerecht zu werden, muss<br />

jeder Person, die ein berechtigtes Interesse darlegt, ein Recht auf Einsicht in<br />

das Grundbuch zustehen (§ 12 GBO). 83 Das Interesse kann rechtlicher (Notar),<br />

wirtschaftlicher (Überprüfung eines Grundstücks bzgl. möglicher Hypotheken<br />

beim Kauf), familiärer (Erbe) oder öffentlicher Natur (Bebauungsmaßnahme)<br />

sein und muss lediglich dargelegt, nicht bewiesen werden. 84 Diese Darlegung<br />

dient den Geheimhaltungsinteressen der im Grundbuch Eingetragenen als auch<br />

dem Schutz des Grundbuchamtes vor einer unnötigen Inanspruchnahme z.B.<br />

aus reiner Neugierde einer Person. 85<br />

Abschließend lässt sich zusammenfassend festhalten, dass materielle Publizität<br />

die formelle Publizität voraussetzt, da ohne die Möglichkeit einer<br />

Einsichtnahme die Vermutungswirkung <strong>für</strong> die Richtigkeit des Grundbuches<br />

nicht begründet werden kann. 86<br />

2.2.3 Pfandrecht und Sicherungsübereignung bei beweglichen<br />

Sachen<br />

Der Gesetzgeber lässt in den §§ 929 S. 2, 930, 931 BGB bei der Übereignung<br />

beweglicher Sachen auch sog. Übergabesurrogate, in Abweichung zu der im<br />

Rahmen des § 929 S. 1 BGB erforderlichen Übergabe, zu. Diese ermöglichen<br />

79<br />

Bülow, Rn. 94; Prütting, § 16 Rn. 145.<br />

80<br />

Baur/Stürner, § 36 Rn. 70; Prütting, § 53 Rn. 624.<br />

81<br />

Baur/Stürner, § 15 Rn. 53 – 55.<br />

82<br />

Vieweg/Werner, § 13 Rn. 8; Baur/Stürner, § 15 Rn. 53, 54, 58.<br />

83<br />

OLG Düsseldorf NJW-RR 1992, 695; Vieweg/Werner, § 13 Rn. 8; Wolf/Wellenhofer, § 17<br />

Rn. 29.<br />

84<br />

Baur/Stürner, § 15 Rn. 55; Wolf/Wellenhofer, § 17 Rn. 29.<br />

85<br />

Wolf/Wellenhofer, § 17 Rn. 29; Vieweg/Werner, § 13 Rn. 8.<br />

86<br />

Vieweg/Werner, § 13 Rn. 8.<br />

11


es - im Gegensatz zu Kapitel 2.2.1 – im großen Umfang vom<br />

Publizitätsprinzip abzusehen, so das Eigentum auch ohne die Erlangung <strong>von</strong><br />

unmittelbarem Besitz in Form der Übergabe erworben werden kann. 87<br />

Bei Pfandrechten an beweglichen Sachen ist der Besitz (bei<br />

Flugzeugen/Schiffen aufgrund der Wertigkeit sogar noch ein Eintrag in ein<br />

Register) Publizitätsmittel. 88 Desweiteren dient beim sogenannten Faustpfand<br />

(angewendet z.B. in Pfandleihhäusern) die Übertragung des unmittelbaren<br />

Besitzes auf den Gläubiger (§ 1205 Abs. 1 BGB) der Offenkundigkeit, oder es<br />

muss dem Kreditgläubiger ein Herausgabeanspruch abgetreten werden und die<br />

Verpfändung dem Besitzer angezeigt werden (§ 1205 Abs. 2 BGB). 89 Eine<br />

Verpfändung durch Besitzkonstitut i.S.v. § 930 BGB oder eine Situation in der<br />

der Besitz beim Sicherungsgeber verbleibt (§ 868 BGB) gibt es im Pfandrecht<br />

allerdings nicht, da § 1205 BGB ein solches besitzloses Pfandrecht nicht<br />

vorsieht. 90 Dies wäre in der heutigen Wirtschaft allerdings vorteilhaft, da der<br />

Kreditnehmer oftmals die Sicherungsobjekte besitzen und benutzen muss, um<br />

wirtschaftlich handlungsfähig zu sein. Um diese Sachlage rechtlich zu<br />

ermöglichen, gibt es jedoch das Institut der Sicherungsübereignung nach § 930<br />

BGB. 91<br />

Mithilfe der SÜ wird das Publizitätsprinzip durchbrochen, um dem<br />

Sicherungsgeber im Vergleich zum Pfandrecht die Verfügbarkeit der Sache<br />

bzw. den Besitz zu belassen 92 . Durch die Übereignung und die Vereinbarung<br />

eines Besitzmittlungsverhältnisses bleibt der Sicherungsnehmer, obwohl er sein<br />

Eigentum an den Sicherungsgeber verliert, im Besitz der Sache. 93 Der<br />

Übergang des Eigentums ist damit bei der SÜ <strong>für</strong> Dritte nicht offenkundig. 94<br />

2.2.4 Stille Zession bei Übertragung <strong>von</strong> Forderungen<br />

Eine weitere Besonderheit des Publizitätsgrundsatzes ergibt sich im<br />

Schuldrecht. 95 Mithilfe der stillen Zession kann ein Gläubiger (Zedent) seine<br />

87 Schreiber, Jura, S. 274; Prütting, § 32 Rn. 381.<br />

88 Baur/Stürner, § 55 Rn. 6; Bülow, Rn. 23, 91.<br />

89 Baur/Stürner, § 55 Rn. 6; Bülow, Rn 467, 468.<br />

90 Vieweg/Werner, § 12 Rn. 2; Bülow, Rn. 468.<br />

91 Bülow, Rn. 469, 1277; Bülow, Jura, S. 509.<br />

92 Weber, § 8 S. 164; Vieweg/Werner, § 4 Rn. 38; Prütting, § 32 Rn. 381.<br />

93 Weber, § 8 S. 164; Prütting, § 32 Rn. 381.<br />

94 Vieweg/Werner, § 4 Rn. 38; Weber, § 8 S. 164 – 165.<br />

95 Baur/Stürner, § 4 Rn. 11.<br />

12


Sicherungsforderung gegenüber dem Schuldner an einen anderen Gläubiger<br />

(Zessionar) abtreten (§ 398 BGB). 96 Der Zessionar tritt damit an die Stelle des<br />

bisherigen, alten Zedenten. 97 Üblich ist so eine Konstellation beispielsweise,<br />

wenn der Zedent einen Kredit bei einer Bank aufnehmen möchte und diese zur<br />

Sicherung des Kredits die Forderungsansprüche des Zedenten übereignet haben<br />

möchte; dies wird Factoring genannt. 98<br />

Die Besonderheit der stillen Zession im Bezug auf den Grundsatz der Publizität<br />

liegt darin, dass der Schuldner einer Forderung – anders als im Falle der<br />

Verpfändung (§ 1280 BGB) - nicht <strong>von</strong> der Abtretung durch den Zedenten<br />

oder Zessionar unterrichtet werden muss („still“). 99 Diese Geheimhaltung der<br />

wahren Gläubigerstellung kann auch dahingehend verstärkt werden, dass der<br />

Zessionar dem Zedenten die Befugnis erteilen kann, beim Schuldner weiterhin<br />

im Namen des Zedenten aufzutreten und die Forderung einzuziehen; es wird<br />

folglich vom Publizitätsgrundsatz abgesehen. 100 Tritt allerdings ein<br />

Sicherungsfall ein, weil der Zedent beispielsweise insolvent ist, kann der<br />

Zessionar diese Einziehungsermächtigung widerrufen (§ 183 BGB) und es<br />

wird ihm erlaubt, sich dem Schuldner als „wahrer“ Gläubiger der Forderung zu<br />

zeigen, was dann zu Offenkundigkeit bzw. Publizität führen würde. 101<br />

2.3 Prioritätsprinzip<br />

2.3.1 Allgemein<br />

Das Prioritätsprinzip findet seine Anwendung in verschieden Bereichen des<br />

Kreditsicherungsrechts. Es beschreibt den Grundsatz, dass unter mehreren<br />

gleichartigen Vorgängen lediglich der zeitlich Frühere zu berücksichtigen<br />

ist. 102 Die genauen Ausprägungen im Mobiliarsachenrecht bei der<br />

Forderungsabtretung (Kapitel 2.3.2) und im Immobiliarsachenrecht beim<br />

Grundbuch (Kapitel 2.3.3) werden in den kommenden Kapiteln untersucht.<br />

96 Bülow, Rn. 1368.<br />

97 A.a.O.<br />

98 Bülow, Rn. 1677.<br />

98 Baur/Stürner, § 58 Rn. 11.<br />

99 Bülow, Rn. 1233, 1370.<br />

100 Bülow, Rn. 1233.<br />

101 Bülow, Rn. 1233, 1370.<br />

102 Bülow, Rn. 1647, 1648.<br />

13


2.3.2 Priorität beim Pfandrecht und bei der Sicherungsübereignung<br />

Im Pfandrecht bestimmt § 1209 BGB welchen Rang die Pfandrechte<br />

untereinander haben. 103 Dieser richtet sich nach dem Zeitpunkt der Bestellung<br />

des Pfandrechts nach § 1205 BGB; das früher bestellte Pfandrecht hat damit<br />

Vorrang. 104 Der Erlös bei einer möglichen Verwertung fällt dem<br />

prioritätsälteren Pfandgläubiger zu, bis seine Forderung befriedigt ist, dann<br />

erhält der prioritätsjüngere Pfandgläubiger die Restsumme usw. 105<br />

Bei der Sicherungsübereignung greift der Prioritätsgrundsatz, wenn der Zedent<br />

dieselbe Forderung mehrmals abtritt. 106 Hat dieser einen Gegenstand aus<br />

seinem Vermögen zur Sicherheit abgetreten, kann er denselben nicht noch<br />

einmal abtreten, da ein wirksamer Erwerb einer nicht existierenden Forderung<br />

ausgeschlossen ist; die zeitlich nachfolgende Abtretung wäre somit<br />

unwirksam. 107 Der erste Zessionar wird Forderungsinhaber und der<br />

nachfolgende Zessionar hat bestenfalls Regressansprüche gegenüber dem<br />

Zedenten. 108 Priorität kommt nur dann keinem Zessionar zu, wenn der Zedent<br />

eine einzige noch nicht existierende oder noch nicht zustehende Forderung an<br />

mehrere Zessionare abtritt. 109 In dem Fall führt der Abtretungsvertrag zu keiner<br />

Rechtsänderung (§ 185 Abs. 2 Satz 2). 110<br />

So eindeutig der Prioritätsgrundsatz bei den erwähnten Kreditsicherungsmitteln<br />

ist, umso komplexer ist er in praktisch wichtigen Sonderfällen z.B. beim<br />

Zusammentreffen <strong>von</strong> Forderungsabtretungen mit der Globalzession, dem<br />

verlängerten Eigentumsvorbehalt oder der Bürgschaft. 111<br />

2.3.3 Ränge im Grundbuch<br />

Die Anwendung des Prioritätsgrundsatzes im Immobiliarsachenrecht bei der<br />

Verwertung eines einzigen Nutzungsrechts (Nießbrauch) oder eines einzigen<br />

103 Weber, § 2 S. 11; Bülow, Rn. 478, 1635; Prütting, § 54 Rn. 626.<br />

104 Baur/Stürner, § 55 Rn. 7; Bülow, Rn. 91, 478, 1635, 1731; Prütting, § 70 Rn. 792.<br />

105 Bülow, Rn. 478, 706. 1635.<br />

106 Bülow, Rn. 1422.<br />

107 Baur/Stürner, § 59 Rn. 53; Bülow, Rn. 1422, 1648, 1653.<br />

108 Bülow, Rn. 1422, 1648, 1653.<br />

109 Bülow, Rn. 1422, 1648.<br />

110 Bülow, Rn. 1648.<br />

111 A.a.O; dazu näheres in Bülow, Rn. 1636, 1648 ff., 1694, 1716 und Vieweg/Werner, § 11<br />

Rn. 18 und Weber, S. 91 - 93, S. 313 ff. und Wolf/Wellenhofer, § 14 Rn. 63 ff..<br />

14


Verwertungsrechts (Hypothek, Grundschuld) ist trivial. 112 Im Falle einer<br />

Zwangsvollstreckung des Schuldners kann sich der Gläubiger am Erlös des<br />

Grundstückes allein befriedigen. 113 Komplexer wird die Rechtslage indes,<br />

wenn mehrere dingliche Rechte an einem Grundstück bestehen. 114 Die<br />

Verwertung erfolgt dann nicht anteilsmäßig, wie beispielsweise bei der<br />

Insolvenz, sondern nach der eingetragenen Rangfolge im Grundbuch. 115 Ein<br />

früher eingetragenes und bestelltes Grundpfandrecht in einer Abteilung hat<br />

demnach im Sinne des Prioritätsgrundsatzes Vorrang, weil es in der räumlichen<br />

Reihenfolge an erster Stelle steht; man spricht auch vom Locusprinzip (§ 879<br />

Abs. 1 Satz 1 BGB und § 45 GBO). 116 Für die Verteilung des<br />

Verwertungserlöses bedeutet dies, dass der prioritätsälter Gläubiger als erster<br />

vollständig befriedigt wird und danach – nach der Rangfolge – rangniedere<br />

Gläubiger vollständig bzw. unvollständig befriedigt werden, je nachdem wie<br />

hoch der Verwertungserlös ist. 117 Bleibt ein Überschuss und sind keine<br />

Forderungen mehr offen erhält der Schuldner den Restbetrag. 118<br />

Das sogenannte Tempusprinzip (§ 879 Abs. 1 Satz 2 BGB) bezieht sich<br />

dagegen auf die Priorität <strong>von</strong> eingetragenen Rechten in verschiedenen<br />

Abteilungen (insgesamt drei Abteilungen zur inhaltlichen und übersichtlichen<br />

Abgrenzung im Grundbuch) und definiert die Rangfolge in Abhängigkeit vom<br />

Eintragungszeitpunkt. 119<br />

Allein der Eintragungszeitpunkt in das Grundbuch durch das Grundbuchamt ist<br />

<strong>für</strong> die Rangfolge bestimmend und nicht bloß der materiell-rechtliche<br />

Entstehungszeitpunkt der Grundschuld. 120<br />

Dabei ist die Rangordnung keineswegs starr sondern beweglich. 121 Ist<br />

beispielsweise der Kredit durch den Schuldner getilgt worden, bleibt die<br />

Grundschuld im Grundbuch eingetragen und neuer Inhaber des<br />

Grundpfandrechts wird der Schuldner; es entsteht ein<br />

112<br />

Baur/Stürner, § 16 Rn. 1.<br />

113<br />

Baur/Stürner, § 17 Rn. 1.<br />

114<br />

Bülow, Rn. 96.<br />

115<br />

Bülow, Rn. 96, 97; Vieweg/Werner, § 13 Rn. 9.<br />

116<br />

Baur/Stürner, § 17 Rn. 13; Bülow, Rn. 96, 97.<br />

117<br />

Bülow, Rn. 96.<br />

118<br />

A.a.O.<br />

119<br />

Baur/Stürner, § 17 Rn 13; Prütting, § 24 Rn. 287.<br />

120<br />

Vieweg/Werner, § 13 Rn. 9; Prütting, § 24 Rn. 287.<br />

121<br />

Baur/Stürner, § 17 Rn. 8.<br />

15


Eigentümergrundpfandrecht. 122 Mit Hilfe dieser Rangbewahrung wird<br />

verhindert, dass prioritätsjüngere Gläubiger im Rang aufrücken,<br />

dementsprechend bessere Chancen auf Befriedigung im Falle einer Verwertung<br />

erhielten und wirtschaftlich besser gestellt wären (Anmerkung:<br />

Prioritätsjüngere Gläubiger erheben aufgrund des höheren Risikos bei der<br />

Verwertung nicht beteiligt zu werden wesentlich höhere Zinsen als der<br />

Rangerste Gläubiger). 123<br />

3 Fazit<br />

Anhand der Ausarbeitungen der drei zentralen Grundsätze im<br />

Kreditsicherungsrecht, konnte anschaulich dargestellt werden, dass diese einen<br />

großen Einfluss im alltäglichen Wirtschaftsleben haben. Der Gesetzgeber<br />

reagiert mithilfe dieser Grundsätze auf die Gegebenheit, dass nicht alle<br />

erdenklichen Ereignisse oder Situationen in Gesetzen definiert werden können.<br />

Es gibt also aufgrund der abstrakten Gesetze gewisse „Grauzonen“ der<br />

Gesetzgebung die durch diese Grundsätze effektiv abgedeckt werden können.<br />

Das Kreditsicherungsrecht ist somit eng korreliert mit den Prinzipien der<br />

Bestimmtheit bzw. der Bestimmbarkeit, der Publizität und der Priorität. 124 Erst<br />

durch diese Korrelation und die konkrete, präzise Anwendung der Prinzipien<br />

wird das Kreditsicherungsrecht den Erfordernissen des Wirtschaftsverkehrs<br />

gerecht und es stellt sich oftmals eine eindeutige(re) Rechtslage ein. 125<br />

122 Baur/Stürner, § 17 Rn. 9, 10; Bülow, Rn. 98.<br />

123 Baur/Stürner, § 17 Rn. 4; Bülow, Rn. 98.<br />

124 Schreiber, Jura S. 272.<br />

125 Schreiber, Jura S. 272.<br />

16


Versicherung<br />

Hiermit versichere ich, die Arbeit selbst und nur mit den angegeben<br />

Hilfsmitteln angefertigt zu haben.<br />

____________________________________<br />

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