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Konjunktur- und Wachstumspolitik (Matusza): Wirtschaftspolitische ...

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<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleThema 3:Diskutieren Sie die wirtschaftspolitischen Ziele nach §1 StabG(Stabilitätsgesetz) <strong>und</strong> gehen Sie auf mögliche Zielkonfliktezwischen Preisniveaustabilität <strong>und</strong> hohem Beschäftigungsgradbzw. Preisniveaustabilität <strong>und</strong> Wachstum ein.Lösung: (ab S. 8 im Vorlesungsbegleiter)a) <strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele nach § 1 StabG⇒ Die <strong>Wirtschaftspolitische</strong>n Ziele = Aufgaben der <strong>Konjunktur</strong>-, Wachstums<strong>und</strong>Strukturpolitik⇒ <strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele sind begründet in gesellschaftspolitischenWertvorstellungen wie Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Sicherheit <strong>und</strong>Wohlstand.⇒ Die Ziele nach dem Stabilitätsgesetz umschreiben in § 1 das bei denwirtschafts- <strong>und</strong> finanzpolitischen Maßnahmen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder zubeachtende gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht, das als „Stabilität“interpretiert werden kann.„Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen dermarktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus,zu einem hohen Beschäftigungsstand <strong>und</strong> außenwirtschaftlichemGleichgewicht bei stetigem <strong>und</strong> angemessenem Wirtschaftswachstumbeitragen.“ (§1 StabG)Ziele:(1) Preisniveaustabilität(2) Hoher Beschäftigungsstand(3) Stetiges <strong>und</strong> angemessenes Wirtschaftswachstum(4) Außenwirtschaftliches Gleichgewicht⇒ Magisches Viereck⇒ Alle Vier Ziele sollen gleichzeitig mit der generellen Zielausrichtung desgesamtwirtschaftl. Gleichgewichtes erreicht werden.⇒ Dies ist außerordentlich schwierig, da Ziele in beträchtlichenZielkonflikten stehen können.Silvia BeckSeite 1 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleBekanntester Preisindex: Preisindex für die Lebenshaltung→ Ermittlung mit Hilfe des „Warenkorbs“:Dieser in einem Basisjahr festgesetzte Warenkorb enthält ausgewählteGüter <strong>und</strong> Dienstleistungen, die als repräsentativ gelten (Waren:Nahrungsmittel, Kleidung...; Leistungen: Versicherungen,Verkehrsleistungen, Mietwohnungen...)Die Gewichtung der Preise erfolgt mit Hilfe der Mengen entsprechendder Ausgabenstruktur der ausgewählten Haushalte.Der Preisindex des Basisjahres (=100) wird dann mit dem späterer Jahreverglichen. Die Veränderung des Preisindex für diesen Warenkorb zeigtdie prozentuale Preisveränderung im Vergleich zum Basisjahr(Bezugsjahr) an.Die Inflationsrate beschreibt ist die prozentuale Preisänderung imVergleich zum Vorjahr (nicht Basisjahr)Der Preisindex kann nach Laspayres oder nach Paasche ermittelt werden.Beide Indizes unterscheiden sich in der Art der Gewichtung.Laspayres-Index:Geht davon aus, dass die (qualitäts- <strong>und</strong> mengenmäßige)Zusammensetzung des Warenkorbs unverändert bleibt.→ Gewichte sind die relativen Wertgrößen der Basisperiode→ Gewichtung bleibt über die Jahre hinweg gleich→ Preisindex ändert sich ausschließlich durch Änderung derEinzelpreise, da die Menge (Gewichtung) konstant bleibtVorteil:- Vergleich der Inflationsrate über längere Zeiträume hinweg gutmöglich- unaufwendigere Erhebungspraxis (da Gewichtung nicht immeraufs neue erfolgen muss)Nachteil: - Warenkorb spiegelt über die Jahre nicht mehr die tatsächlichenLebensgewohnheiten wieder (die Bedürfnisstruktur).- tatsächlicher Konsumwert des Geldes wird nichtwiedergespiegelt.Silvia BeckSeite 3 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZielePaasche-Index:Geht davon aus, dass sich die (qualitäts- <strong>und</strong> mengenmäßige)Zusammensetzung des Warenkorbs verändert, gemäß dentatsächlichen Konsumgewohnheiten→ Gewichte sind die relativen Wertgrößen der jeweiligen Berichtsperiode→ Gewichtung ändert sich jährlich (periodisch)→ Preisindex ändert sich auch durch Änderung der Einzelpreise <strong>und</strong>der Mengen.→ Falls Einzelpreise konstant bleiben, aber die Gewichtungen sichändern, steigt das Preisniveau dennoch an ( „Inflation“ trotzgleichbleibender Preise).Vorteil: - Konsumwert des Geldes wird richtig ermittelt(da Mengenveränderungen berücksichtigt werden)- Warenkorb spiegelt Bedürfnisstruktur aktuell wieder.Nachteil: - Vergleich von Inflationsraten über einen längeren Zeitraumhinweg außerordentlich schwierig!- Erhebungspraxis aufwendiger⇒ In Deutschland: Kombination aus Laspayres <strong>und</strong> Paasche.nach einer Empfehlung des statistischen Amtes der EuropäischenGemeinschaft sollen alle 5 Jahre neue Gewichte festgelegt werdenUnterscheidung:• absolute Preisniveaustabilität: Preisniveausteigerung von 0 %.• relative Preisniveaustabilität: ein als unvermeidbar angenommenerPreisanstieg wird hingenommen(bis ca. 1,5 % Preisniveauanstieg lt. B<strong>und</strong>esbank).Silvia BeckSeite 4 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele⇒zwei zentrale Aussagen:• je höher das Einkommen, desto besser kann dieses Einkommen aneine Inflation angepasst werden, die Gewinne sindanpassungsoptimal.• Je höher das Einkommen, desto geringer ist eine Belastung durcheine Inflation, weil die Konsumquote mit steigendem Einkommenabnimmt.(Konsumquote = wie viel vom Einkommen wird für Konsumausgegeben)2) Auswirkungen der Inflation auf die Vermögensverteilung:Zwei Vermögensarten:1. nominales Vermögen = Geldvermögen(Sparbuch, festverzinsliche Wertpapiere)2. Realvermögen = Geldvermögen(Vermögen, das in Sachwerten angelegt wird, z.B. Haus- <strong>und</strong>Gr<strong>und</strong>besitz)Wie beeinflusst eine Inflation das Nominal- <strong>und</strong> das Realvermögen?:⇒ Nominales Vermögen (Geld) wird durch Inflation entwertet⇒ Realvermögen (umgekehrt) erfährt Wertsteigerung durch Inflation⇒ Diese Wertsteigerung wird noch erhöht, durch zunehmendeFlucht in Sachwerte:mit zunehmender Inflation wird mehr Nominalvermögen inRealvermögen angelegt („Geld ist ja bald eh nichts mehr wert“) Nachfrage an Realvermögen steigt Wert des Realvermögenssteigt⇒ Kleine Vermögen werden, losgelöst von einer Inflation, konzentriert inNominalvermögen⇒ Große Vermögen werden, losgelöst von einer Inflation, konzentriert inRealvermögen⇒ Dadurch werden in einer Inflation die großen Vermögen an Wertzunehmen, die kleinen Vermögen hingegen an Wert verlieren.⇒ Reiche werden immer reicher, Arme immer ärmer !Silvia BeckSeite 6 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleInsbesondere bei Großer Inflation z.B. nach 1. Weltkrieg: extrem vermögensvernichtend bei den Anlegern Kredite konnten allerdings sehr gut zurückgezahlt werden dadurch entstanden enorme Vermögen bei den Reichen.Aufgr<strong>und</strong> der steigenden Preise (Inflation) musste Geld gedruckt werden,wodurch die Geldmenge anstieg Eine Hyperinflation war die FolgeP M P M (M = Geldmenge)Ab 15. November 1923: Währungsreformi. alte Währung wurde abgeschafftii. neue Währung wurde eingeführtiii. Austauschverhältnis festgelegt⇒ 1. Lehre (1957):Einrichtung der Deutschen Bank als Hüterin der Währung2. Lehre (1957):Einführung der dynamischen Rente, die nach demGenerationenvertrag funktionieren sollte. Anpassung der Renten an InflationsratenWas jüngere Generation in Rente einzahlt fließt den älteren(Rentnern) zu. Heute: Anteil der Älteren nimmt immer mehr zu, Anteil d. jüngerenBeitragszahler nimmt immer mehr ab.Fazit: Preisniveaustabilität dient der Erreichung folgender gesellschaftspol.Oberziele:⇒ Gerechtigkeit:bei Preisniveaustabilität keine (schleichende) Entwertung von Erspartem.⇒ Soziale <strong>und</strong> innere Sicherheit:durch Sparen für Notfälle <strong>und</strong> für das Alter können sich die Menschen absichern(keine Geldentwertung).Es entstehen keine Spannungen zwischen Sach- <strong>und</strong> Geldbesitzern (da keineGeldentwertung)⇒ Wohlstand:Bei hohen Inflationsraten wird es immer schwieriger Realkapital zu bilden es besteht die Neigung Kapital in vermeintlich sichere Anlagen (Gold,Immobilien) zu lenken, was sich häufig als Fehlallokation herausstellt. Genügend Realkapital in den richtigen Verwendungen (Allokation) istaber die Basis für eine ungeschmälerte Produktion <strong>und</strong> erwünschtesWachstum <strong>und</strong> somit für WohlstandSilvia BeckSeite 7 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele(2) Hoher BeschäftigungsstandDefinition:Der Extremfall Vollbeschäftigung ist erreicht, wenn alle arbeitsfähigen <strong>und</strong>zugleich arbeitswilligen Menschen (Arbeitslosenquote von Null bzw. Auslastungdes Arbeitskräftepotentials von 100%) beschäftigt sind. Vollbeschäftigung istfaktisch nicht erreichbar.Die Formulierung „hoher Beschäftigungsstand“ deutet auf ein reduziertesAnspruchsniveau hin <strong>und</strong> lässt eine normale oder natürlicheUnterbeschäftigung zu.⇒ Möglichst hohe (optimale) Auslastung aller Produktionsfaktoren.Zielindikatoren:Messung mit Hilfe der Arbeitslosenquote, der Zahl der Kurzarbeiter, der Zahlder offenen Stellen.• Arbeitslosenquoten:∑ registrierte Arbeitslose x 100∑ zivile, abhängige Erwerbspersonenx 100 nicht B<strong>und</strong>eswehr, nicht selbständige, sondern nur abhängige EWPoder∑ registrierte Arbeitslose x 100∑ zivile Erwerbspersonenx 100 nicht B<strong>und</strong>eswehr, aber selbständige + abhängige EWP diese Formel kommt häufiger zur Anwendung,da sie niedriger ausfälltProblem: begrenzte Aussagefähigkeit:⇒ erfassen die sog. “Stille Reserve” nicht.Diese beinhaltet arbeitswillige <strong>und</strong> arbeitsfähige Personen, welche sicheinen Arbeitsplatz auf eigene Faust suchen, nicht aber die Hilfe desArbeitsamtes in Anspruch nehmen <strong>und</strong> somit nicht registriert sind.Silvia BeckSeite 8 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleEs handelt sich hierbei i. w. um– (Haus)Frauen nach Familienpause, die vom Arbeitsamt nichtunterstützt werden<strong>und</strong>- Arbeitslose ab 58 Jahren, die nicht mehr zum Arbeitsamt gehenmüssen.⇒erfassen die sog. verdeckten Arbeitslosen nicht.Arbeitslosigkeit wird verdeckt durch– ABM-Maßnahmen (durch diese Maßnahmen werden ArbeitsloseMenschen kurzfristig beschäftigt, <strong>und</strong> sind somit nicht als Arbeitsloseerfaßt)– Fortbildungsmaßnahmen während der Arbeitslosigkeit– Umschulungen– Schulabgänger, die sich mangels Ausbildungsplatz weiterhinfortbilden.• Zahl der gemeldeten offenen StellenProblem: begrenzte Aussagefähigkeit:⇒ Bei diesem Indikator gibt es eine große Dunkelziffer, da nicht alle freienStellen gemeldet werden.• KurzarbeiterzahlSilvia BeckSeite 9 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleBeziehung des Ziels „hoher Beschäftigungsstand“ zuhöherrangigen gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen:Das Ziel eines hohen Beschäftigungsstandes lässt sich aus allengesellschaftspolitischen Wertvorstellungen ableiten.⇒ Er dient der Erreichung der Ziele: Frieden, Freiheit,Gerechtigkeit, Sicherheit <strong>und</strong> WohlstandDeshalb sprechen folgende Argumente für einen hohenBeschäftigungsstand:1) Bei hohem Beschäftigungsstand sind die Führungsmethoden in einemBetrieb humaner, d.h. die Würde des arbeitenden Menschen wird bessergewahrt. Bei hoher Arbeitslosigkeit ist dies umgekehrt.2) Hohe Arbeitslosigkeit schafft Widerstände gegen Rationalisierungen <strong>und</strong>neue Technologien (aus Angst vor Arbeitsplatzverlusten, alsoUnsicherheit)3) Hohe Arbeitslosigkeit ist der Ideale Nährboden für radikale politischeStrömungen.4) Bei hoher Arbeitslosigkeit gibt es Wohlstandseinbußen, weil dasArbeitslosengeld bzw. die Arbeitslosenhilfe i.d.R. kein vollwertiger Ersatz istfür den entgangenen Arbeitslohn.Silvia BeckSeite 10 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele(3) Stetiges <strong>und</strong> angemessenes WirtschaftswachstumDefinition:Angestrebt wird einstetiges (gleichmäßiger Verlauf, ohne starke Schwankungen um denerwünschten langfristigen Wachstumspfadangemessenes (sozial- <strong>und</strong> umweltverträglich)ausgewogenes (über wichtige Branche <strong>und</strong> Regionen hinweg möglichstgleichmäßig sonst soziale Spannungen)quantitatives <strong>und</strong>qualitatives (Steigerung der Lebensqualität)Wachstum der Güter <strong>und</strong> DienstleistungsproduktionZielindikatoren:Messung mit Hilfe der Änderung des realen Bruttosozialproduktes ggü. derVorperiode (absolut oder pro Kopf der Bevölkerung)• Zunahme Yr pro Kopf YrBevölkerung Wachstum Mit diesem Indikator sollen Wohlstandsüberlegungen getroffen werden• Zunahme Yr (absolut) Yr Wachstum Mit diesem Indikator soll gleichzeitig die Leistungsfähigkeit derVolkswirtschaft gemessen werden⇒ Misst das quantitative WachstumSilvia BeckSeite 11 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleBeziehung des Wachstumsziels zu höherrangigengesellschaftspolitischen Wertvorstellungen:Das Wachstumsziel ist im wesentlichen aus dem Wunsch nachmehr Wohlstand abgeleitet.Die Gleichung mehr Wohlstand = mehr Wachstum ist allerdingsumstritten.Das Wachstumsziel hatte nach dem 2. Weltkrieg eine außerordentlich hoheBedeutung.Gründe:1. es galt die Gleichung: mehr Wachstum = mehr Wohlstanddiese Formel machte sich in verschiedenen Konsumwellen bemerkbar:- Esswelle „Wohlstandsbauch“- Reisewelle2. das System ist besser, das höhere Wachstumsraten produzieren kann Wachstumsrate als Indikator für die Überlegenheit eines Systems3. wachsende, leistungsfähige Gesellschaft kann sich mehr Soldaten <strong>und</strong>Waffen leisten dadurch mehr Frieden möglichDiese hohe Bedeutung des Wachstumsziels trifft heute nicht mehr in demMaße zu. Die 3 o.g. Argumente gibt es heute nicht mehr.Gr<strong>und</strong>:es wurde erkannt, dass ein mehr Wachstum (des Bruttosozialproduktes) nichtgleich mehr Wohltand bedeutet.Der Wachstumsindikator Yr erfasst die Leistungsfähigkeit einerVolkswirtschaft nur ungenau:→ es werden nicht alle Leistungen erfasst, nur die entgeltlichenDienstleistungen <strong>und</strong> Güter, die dem Finanzamt gemeldet werden, werdenerfasst. Nicht erfasst werden:- unentgeltliche Leistungen bei ehrenamtlichen Tätigkeiten- unentgeltliche Leistungen bei Haushaltsproduktion(„Hausfrauenarbeit“): eine hohe Scheidungsrate würde z.B. Yrerhöhen, da die geschiedene Frau wieder arbeiten ginge (somit ihreTätigkeit erfasst würde) = mehr Wohlstand???Silvia BeckSeite 12 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele- entgeltliche Leistungen in der Schattenwirtschaft (>10%):alle Produktionen, die zwar inländisch stattfinden, aber am Finanzamtvorbeigehen→ negativ zu bewertende Effekte gehen positiv in die Statistik mit ein,z.B.:- Autoreparaturen nach einem Unfall- nachträgliche Beseitigung von Umweltschäden Erhöhung des Wohlstandes durch mehr Unfälle???⇒ Wohlstand hängt also noch von vielen anderen Faktoren ab, als nur vonYr das das quantitative Wachstum misst. Nämlich von Faktoren, die dieLebensqualität beeinflussen (sog. Sozialindikatoren: messen qualitativesWachstum): Umweltsituation Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensverteilung Verhältnis von Arbeit <strong>und</strong> Freizeit Bildungsstand Innere <strong>und</strong> äußere Sicherheit Ges<strong>und</strong>heit (Indikatoren: Säuglingssterblichkeit, Lebenserwartung, Zahlder Krankenhäuser) Verwirklichung am Arbeitsplatz Entwicklungsstand eines Landes→ Immaterielle Güter spielen eine immer größere Rolle (bei gutemEinkommen)→ Die heutige Gleichung lautet:Wohlstandsoptimum = Summe aus materiellen <strong>und</strong> immateriellenFaktoren (Einkommen+ Bildung+ ...+ Faktor n)Silvia BeckSeite 13 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleExkurs:Grenzen des Wachstums?• Diskussion der Studien des Club of Rome <strong>und</strong> andererKatastrophenprognosen:Das Schlagwort „Grenzen des Wachstums“ wurde ausgelöst durchVeröffentlichungen des Club of Rome <strong>und</strong> führte zu wirtschaftspolitischen<strong>und</strong> ökologischen Diskussionen in den 70er Jahren.Der Club of Rome erarbeitete eine Computersimulation für die Zeitspannevon 1900 – 2100 („Weltmodell“). Hierbei wurden 5 Trends untersucht:Die beschleunigte Industrialisierung, das rapide Bevölkerungswachstum,die weltweite Unterernährung, die Ausbeutung der Rohstoffreserven <strong>und</strong>die zunehmende Umweltbelastung <strong>und</strong> –verschmutzung⇒ Schlussfolgerung der 1. Studie: unser Bevölkerungs- <strong>und</strong>Produktionswachstum sei ein „Wachstum zum Tode“2. Studie (1974) erstellt Berechnungen für einzelne Regionen der Erde⇒ Schlussfolgerung der 2. Studie: unter Fortschreibung derWachstumsraten müsste bis Mitte dieses Jahrh<strong>und</strong>erts eineKatastrophe eintretenClub of Rome war ein großer Erfolg, Gr<strong>und</strong>:- guter Name- bad news are good newsUnter dem Eindruck der Erdölkrise wurde diese Diskussion in der BRDaufgenommen politische Forderung nach Nullwachstum wurde in BRD erhoben(Nullwachstum = Zustand, in dem alle wesentlichen Größen, wieBevölkerung Wachstumsraten von Null aufweisen Zu- <strong>und</strong> Abgängesind gleich groß)dem quantitativen Wachstum sind Grenzen gesetzt, dahingehend,dass ab einem gewissen Punkt ein Mehr an Wachstum nicht mehr zurFörderung des Wohlstandes beiträgt. Deshalb Forderung der Abkehrvom quantitativem Wachstum hin zum qualitativen Wachstum (welchesquantitatives Wachstum aber nicht ausschließt.Grenzen liegen insbesondere inSilvia Beckbegrenzte Rohstoffvorkommenzunehmende UmweltzerstörungBevölkerungswachstumSeite 14 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleExkurs:• Vergleich mit der Bevölkerungslehre von Malthus:Die Bevölkerung hat die Tendenz, sich schnell zu vermehren <strong>und</strong>überschreitet damit ab einem gewissen Punkt denNahrungsmittelspielraum Hungersnöte sind die FolgeBevölkerungBevölkerungNahrungNahrungsmittelüberschussNahrungsmittelmangelt1 t0 t2Zeit (t)• Beurteilung der Modelle:Mechanistisches Vorgehen in den Modellen <strong>und</strong> Vernachlässigung derLernfähigkeit <strong>und</strong> Lernbereitschaft (technischer Fortschritt) die Knappheit eines Gutes ruft zwei Reaktionen hervor:1. da der Preis eines Gutes bei Knappheit steigt, sinkt die Nachfrage2. Substitution des teuren Gutes mit einem günstigeren anderen Gut(Butter – Margarine)Verzicht auf ausreichendes Wachstum führt zu Problemen• Beim Strukturwandel• Bei nationalen <strong>und</strong> internationalen Verteilungskämpfen• Bei der Bereitstellung <strong>und</strong> Sicherung einer ausreichenden Zahl vonArbeitsplätzen <strong>und</strong>• Bei der Finanzierung des Systems der sozialen SicherungSilvia BeckSeite 15 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele(4) Außenwirtschaftliches GleichgewichtDefinition/Zielindikatoren:Das Ziel außenwirtschaftliches Gleichgewicht ist erreicht, wenn1. Ausgeglichene Gr<strong>und</strong>bilanzGr<strong>und</strong>bilanz = Leistungsbilanz + Bilanz des langfristigen Kapitalverkehrs2. bestimmter Anteil des Außenbeitrags am Bruttosozialprodukt(=positiver Außenbeitrag)Außenbeitrag = Saldo aus Warenhandelsbilanz <strong>und</strong> DienstleistungsbilanzDer Außenbeitrag soll positiv sein, um die negativen Transferzahlungen(z.B. Entwicklungshilfe, Beiträge zu Organisationen wie IWF, EU ...,Wiedergutmachungsleistungen) zu decken bzw. Defizite in derÜbertragungsbilanz auszugleichen.Hierzu ist ein Überschuss an Warenexporten ggü. der Warenimportenotwendig, da die Dienstleistungsbilanz in Deutschland seit 1965 fastimmer negativ ist (Gr<strong>und</strong>: Auslandsreisen)In vertieften Analysen sind weitere Definitionen üblichNicht gemeint ist Zahlungsbilanzausgleich, da die Zahlungsbilanz stetsausgeglichen ist. Gr<strong>und</strong>: doppelte Buchführung (= Buchung <strong>und</strong> Gegenbuchung)Die Kapital-/Devisenbilanz (je nach Definition), nehmen u.a. dieGegenbuchungen aus der Leistungsbilanz auf. Die Restposten gleichenden verbleibenden nicht aufgliederbaren „Rest“ auf um die Zahlungsbilanzauszugleichen.Silvia BeckSeite 16 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleAufbau der Zahlungsbilanz:= statistische Aufzeichnung aller wirtschaftlichen Transaktionen, die in einerbestimmten Periode (i.d.R. ein Jahr) zwischen Inländern <strong>und</strong> Ausländernstattgef<strong>und</strong>en habenInländer = fester <strong>und</strong> dauerhafter Wohnsitz im InlandAusländer = fester <strong>und</strong> dauerhafter Wohnsitz im Ausland1. LeistungsbilanzErfasst laufende Transaktionen, d.h. ständige Leistungen, die über dieGrenze gehen bzw. kommen. Sie besteht ausa) Warenhandelsbilanz (positiv in Deutschland)erfasst Warenexport – Warenimportb) Dienstleistungsbilanz (negativ in Deutschland Auslandsreisen)erfasst Dienstleistungsexport – Dienstleistungsimportnegativ aufgr<strong>und</strong> der großen Reiselust der Deutschen, die im AuslandLeistungen in Anspruch nehmen. DL-Importe aus deutscher Sicht:z.B. Urlaubsreisen von deutschen ins Ausland, wobei der deutsche imAusland Dienstleistungen in Anspruch nimmt DL-Exporte aus deutscher Sicht:z.B. Anbieter einer Dienstleistung (Beratungsleistung) gehtins Ausland)c) Transferbilanz (negativ in Deutschland)Bilanz der laufenden unentgeltlichen Leistungen / ÜbertragungsbilanzErfasst laufende Geldströme, die vom In- ins Ausland fließen <strong>und</strong> denenkeine Gegenleistung entgegensteht.2. KapitalbilanzErfasst alle Veränderungen der Verbindlichkeiten <strong>und</strong> der Forderungenggü. dem Ausland (bzw. die Veränderungen des privatenDevisenbestandes) (ohne Zentralbanktransaktionen Devisenbilanz)a) langfristiger KapitalverkehrKapital ist langfristig geb<strong>und</strong>en(z.B. Anlagen im Ausland)b) kurzfristiger Kapitalverkehrkurzfristige GeldanlangenSilvia BeckSeite 17 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele3. DevisenbilanzErfasst alle Zentralbanktransaktionen mit dem Ziel derWechselkursbeeinflussung.Beziehung des Ziels „außenwirtschaftliches Gleichgewicht“ zuhöherrangigen gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen:Das außenwirtschaftliche Gleichgewicht unterstützt die Erreichungbinnenwirtschaftlicher Ziele, insbesondere die Preisniveaustabilität• Leistungsbilanzüberschüsse können inflationäre Impulse (importierteInflation) hervorrufen:Wenn die Preise im Ausland höher als im Inland (z.B. Deutschland)sind, werden die einheimischen (deutschen) Unternehmern versuchen,verstärkt zu exportieren, da die inländischen Unternehmen imAusland einen höheren Preis erzielen können. Dagegen nehmen die Importe (z.B. nach Deutschland) ab, daausländische Unternehmen im Inland (Deutschland) einenschlechteren Preis erzielen können; ferner bevorzugen inländischeNachfrager günstigere inländische Produkte.⇒ Exportüberschuss an Waren Leistungsbilanzüberschuss Ein Exportüberschuss an Waren, führt zu Importüberschuss anDevisen (ausländische Zahlungsmittel) Die durch den Export vermehrt erzielten Devisen versuchen diedeutschen Unternehmen bei der Bank in DM umzutauschen Da das Angebot an Devisen groß ist, die Nachfrage nach Devisenaber gering ist (wenig Import) liegt einAngebotsmengenüberschuss an Devisen vor. Der Devisenkurs sinkt, die DM wird aufgewertet Die Bank wirkt dem entgegen, indem Sie Devisen aufkauft <strong>und</strong> DMabgibt. Die Geldmenge (M) in Deutschland steigt⇒ Das inländische Preisniveau (in Deutschland) kann steigen⇒ Die durch die Inländer verstärkte Nachfrage nach deutschenProdukten tut ihr übriges zu der Preisniveausteigerung dazu⇒ Es kann durch die hohe Nachfrage im Inland <strong>und</strong> dem verstärktenExport von bestimmten Gütern auch eine inflatorischeAngebotslücke entstehen.Silvia BeckSeite 18 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele• Leistungsbilanzdefizite bzw. Importüberschüsse führen zuFinanzierungsproblemen <strong>und</strong> zu importierter Arbeitslosigkeit• Exportüberschuss sorgt für mehr Beschäftigung bzw. Sicherung derBeschäftigung(5) Weitere wirtschaftspolitische Ziele:• „gerechte“ Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensverteilung• umweltpolitische Ziele• wettbewerbspolitische Ziele⇒ mit den wirtschaftspol. Zielen des Stabilitätsgesetzes ergibt sich nun einmagisches Vieleck, denn es entstehen nun weitere ZielkonflikteSilvia BeckSeite 19 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Zieleb) ZielkonflikteZiele nach StabG:• Preisniveaustabilität• Hoher Beschäftigungsstand• Stetiges <strong>und</strong> angemessenes Wirtschaftswachstum• Außenwirtschaftliches Gleichgewicht⇒ Sie bilden Magisches Viereck⇒ Alle Vier Ziele sollen gleichzeitig mit der generellen Zielausrichtung desgesamtwirtschaftl. Gleichgewichtes erreicht werden.⇒ Dies ist außerordentlich schwierig, da Ziele in beträchtlichen Zielkonfliktenstehen können.Gr<strong>und</strong>sätzlich lassen sich verschiedene Zielbeziehungen unterscheiden:• Neutralität:Die zunehmende Erreichung des einen Zieles hat keinen Einfluss auf die anderenZiele.• Komplementarität:Ein Ziel wird gleichzeitig mit einem oder mehreren anderen Zielen besser erreicht die Ziele fördern sich gegenseitig(z.B. hoher Beschäftigungsstand – Wachstum)• Konkurrenz:Die Annäherung an das eine Ziel führt zur Entfernung von dem oder denanderen Zielen. Es entstehen Zielkonflikte.Hierbei unterscheidet man unterscheiden:o echte Zielkonflikte:diese lassen sich nicht vermeiden.z.B. Lohnquote <strong>und</strong> Gewinnquote: die gleichzeitige Erhöhung beiderQuoten ist unmöglichY = Löhne + Gewinn /YY/Y = Löhne/Y + Gewinn/Y1 = Lohnquote + Gewinnquote wenn Lohnquote dann Gewinnquote (<strong>und</strong> umgekehrt)o unechte Zielkonflikte:Diese lassen sich vermeiden, durch eine bessere, rationalereWirtschaftspolitikSilvia BeckSeite 20 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele Zielkonflikt zwischen Preisniveaustabilität <strong>und</strong> hohemBeschäftigungsgradDies würde bedeuten, dass bei Annäherung an das Ziel eines hohenBeschäftigungsstandes das Preisniveau steigen würde <strong>und</strong> man sich somit vomZiel der Preisniveaustabilität entfernern würde (bzw. umgekehrt).Als empirischer Bef<strong>und</strong> des Zusammenhangs beider Ziele steht uns dieursprüngliche <strong>und</strong> modifizierte Phillips-Kurve zur Verfügung:%Produktivitätserhöhung 3%(davon wird generellausgegangen)%%• Ursprüngliche Phillipskurve:Sie geht auf Phillips (1958) zurück <strong>und</strong> beschreibt die Beziehung zwischenArbeitslosenquote <strong>und</strong> Nominallohnsteigerungen.Nominallohn = das in Geld bewertete Arbeitsentgelt eines Arbeitnehmers ohneBerücksichtigung der realen KaufkraftAussage:Hohe Nominallohnsteigerung geringe Arbeitslosigkeit (AL-Quote)Niedrige Nominallohnsteigerung hohe ArbeitslosigkeitMehr Lohn mehr Kaufkraft mehr Nachfrage höhere Preise mehrAngebot mehr Beschäftigung (geringere Arbeitslosigkeit)(Bei dieser Aussage hat man nicht berücksichtigt, dass höhere Löhne höhereKosten bedeuten <strong>und</strong> diese zu Rationalisierung <strong>und</strong> somit Arbeitslosigkeitführen können)Silvia BeckSeite 21 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Zieleoder umgekehrt ausgedrückt:Niedrige Arbeitslosenquote höhere Lohnsteigerungen (durchsetzbar)(aufgr<strong>und</strong> größerer Marktmacht der Arbeitnehmerseite, da der Faktor Arbeitbesonders knapp ist)• modifizierte Phillipskurve (Samuelson <strong>und</strong> Solow): heute allgemein übliche Form.Samuelson <strong>und</strong> Solow unterstellten eine feste Beziehung zwischenNominallohn- <strong>und</strong> Preisniveauveränderung ( höhere Lohnkosten, werdenauf Preise abgewälzt). Dadurch wird aus der ursprünglichen Philippskurve diemodifizierte Philippskurve.Hierbei ist folgende Beziehung unterstellt:Preisniveauanstieg (z.B. 4%) = Nominallohnerhöhung (z.B. 7%) – Erhöhungder Arbeitsproduktivität (3%)Die modifizierte Phillipskurve beschreibt den Zusammenhang zwischenPreisniveau bzw. Inflationsrate <strong>und</strong> Arbeitslosenquote.Aussage:Je höher die Arbeitslosigkeit desto niedriger die InflationsrateJe niedriger die Arbeitslosigkeit desto höher die InflationsrateBedeutung:Der modifizierten Phillips-Kurve käme wirtschaftspolitische eineausschlaggebende Bedeutung zu, wenn die Beziehung einerseits quantitativannähernd exakt bestimmbar <strong>und</strong> andererseits im Zeitablauf nachweislichstabil wäre.Form <strong>und</strong> Gestalt der Phillips-Kurve werden insbes. im <strong>Konjunktur</strong>verlaufständig variieren. wirtschaftspolitische Empfehlungen auf der Basis bestimmter Phillips-Kurven sind deshalb kritisch zu beurteilen.Silvia BeckSeite 22 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleInterpretation der Phillips-Kurve (Was sagt die Phillips-Kurve aus) die Phillips-Kurve stellt zunächst empirischen Zusammenhang dar:Aufgr<strong>und</strong> dem statistischen Gleichlauf der Daten, die aus vielen Tests <strong>und</strong>Alternativtheorien gewonnen wurden, wird zwar deutlich, dassKorrelationen (= mehr oder minder intensive Zusammenhänge) zwischenInflationsrate <strong>und</strong> Arbeitslosenquote vorhanden sind.Allerdings sind diese Korrelationen keine Kausalitäten (=Beziehungenzw. Ursache <strong>und</strong> Wirkung), d.h. Ursachen-Wirkungszusammenhängesind nicht nachgewiesen.Die empirischen Daten ergeben keineswegs einen eindeutigen <strong>und</strong> vorallem stabilen Zusammenhang, da dieser Zusammenhang durch vieleandere Faktoren beeinflusst wird (wie Struktur der Wirtschaft,Produktionstechnik, Präferenzen <strong>und</strong> Verhaltensweisen, Wettbewerbsbzw.Machtverhältnisse, Erwartungen über die zukünftige Entwicklung,außenwirtschaftliche Zusammenhänge u.a.).Beispiel: wenn zufällig in einem Jahr die Zahl der Störche <strong>und</strong> die Zahl derGeburten in gleichem Maße zunehmen, muss sich aus dieser Korrelationnoch lange keine Kausalität ergeben. Dies wurde jedoch so in denModellen der Philipskurve gedacht!Preissteigerungen bzw. Inflation kann viele Ursachen haben (z.B.„importierte Inflation“), <strong>und</strong> muss nicht auf Arbeitslosigkeit zurückgeführtwerden. Veränderungen der Produktivität, Erwartungen usw. führen zuVerschiebungen:Wir bewegen uns nur dann auf der Philips-Kurve wenn wir von einerÄnderung nur dieser beiden Größen ausgehen, d.h. von der Ceteris-Paribus-Klausel (= unter sonst gleichen Bedingungen es wird nurPreisniveau <strong>und</strong> Arbeitslosenquote betrachtet).Dies ist aber reine Theorie.Bei der modifizierten Philips-Kurve sind Solow <strong>und</strong> Samuelson von einerArbeitsproduktivität von durchschnittlich 3% ausgegangen.Wenn sich die Produktivität verändert oder andere Größen wie dieErwartungen der Marktteilnehmer, strukturelle (Angebot <strong>und</strong> Nachfragepassen nicht zusammen) oder konjunkturelle (Aufschwung / Abschwung)Ursachen berücksichtigt werden, so würde dies zu einer Verschiebungder Philips-Kurve führen.Silvia BeckSeite 23 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele Unterschiedliche Inflationshypothesen, kurz- <strong>und</strong> langfristige Phillips-Kurven mit <strong>und</strong> ohne Geldillusion:Der Begriff „Ursache der Inflation“ ist äußerst vorsichtig zu verwenden,wenn es um die Erklärung einer konkreten Inflation geht.→ Er ist vordergründig, wenn sich hinter augenscheinlichen Ursachen erstdie wirklich auslösenden Faktoren verbergen(z.B. psychologisch begründete Ängste <strong>und</strong> Befürchtungen hinter demKaufverhalten: Furcht vor weiteren Preissteigerungen Flucht inSachwerte; Angst vor künftiger Arbeitslosigkeit es wird mehr gespart<strong>und</strong> weniger gekauft;oder „importierte Inflation“).→ Außerdem sind für eine Inflation häufig mehrere Ursachen gleichzeitigverantwortlich (Ursachenbündel), <strong>und</strong> diese Ursachen verstärken sichmöglicherweise noch wechselseitig.→ Ferner ist oft kaum zu klären was Ursache <strong>und</strong> was Wirkung ist(Steigen die Preise, weil die Löhne steigen oder umgekehrt?)Ungeachtet dieser Problematik gibt es verschiedene Erklärungsansätzevon Inflation:Unterschiedliche Inflationshypothesen:o Realwirtschaftliche InflationsursachenNachfrageinduzierte Inflation :Y = Cpr + Ipr + Ast + Ex – Im jeder der Faktoren der gesamtwirtschaftlichen Nachfragekann zu einer Inflation beitragen(erhöht sich einer der Faktoren – ceteris paribus – erhöht sichdie Nachfrage die Knappheit wird größer, wenn sich dasAngebot nicht verändert die Preise steigen inflatorischeLücke)dem liegt primär ein realwirtschaftlicher Vorgang zu Gr<strong>und</strong>e wiez.B. Verringerung der Sparquote, Investitionsausweitungaufgr<strong>und</strong> gestiegener Absatzerwartungen oder etwa erhöhteExportnachfrage wegen einer günstigen <strong>Konjunktur</strong>entwicklungim Ausland.(Phillips setzt an einer Veränderung des privaten Konsums an: mehr Lohn mehr Konsum Cpr)Silvia BeckSeite 24 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Zieleo Inflationsimport(siehe dieses Kapitel auf S. 18)o Monetaristischer Erklärungsansatz (Milton Friedman)Zwei zentrale Aussagen:• Inflation ist immer <strong>und</strong> überall ein monetäres Problem steigt die Geldmenge, so steigen auch die Preise• Die Arbeitnehmer kalkulieren ihre wirtschaftlichen Beziehungen aufder Gr<strong>und</strong>lage von Reallöhnen <strong>und</strong> Reallohn-Steigerungenlr = ln/pReallohn = Nominallohn/Preisniveau d. KonsumgüterReallohn ist Indikator für die reale Kaufkraft des NominallohnsKurzfristige <strong>und</strong> langfristige PhillipskurveDie Vertreter des Monetarismus kamen zu der Erkenntnis, dassGeldmengenerhöhungen (als Folge falscher Inflationserwartungen derWirtschaftssubjekte) kurzfristig das reale Wachstum anheben <strong>und</strong> damitdie Arbeitslosenquote verringern.Erst auf lange Sicht verschwindet der dieser Effekt <strong>und</strong> es kommt zu einerdauerhaften Anhebung der Inflationsrate auf ein höheres Niveau.Gr<strong>und</strong> dafür ist die Geldillusion:Zunächst setzten die Arbeitnehmer Nominallohnsteigerungen denReallohnsteigerungen gleich. Sie merken nicht, dass bei einerNominallohnerhöhung ggf. gleichzeitig die Preise gestiegen (Inflation) sind<strong>und</strong> sie in Realität weniger für ihr Geld kaufen können (Geldillusion).Eine Erhöhung des Nominallohns führt dann zu einer Erhöhung desKonsums <strong>und</strong> damit der Nachfrage Wachstum wird angekurbelt Beschäftigung steigt (Arbeitslosenquote verringert sich); oder: bei höherenLöhnen sind mehr Arbeitnehmer geneigt zu arbeiten, wodurch dieArbeitslosenquote sich verringert. kurzfristige WirkungLangfristig, wird die Arbeitslosenquote wieder höher, da die Geldillusionerkannt wird keine Geldillusion mehrSilvia BeckSeite 25 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleAus dieser Tatsache ergeben sich zwei Phillips-Kurven:kurzfristige PK (mit Geldillusion)übliche normal geneigte Kurve mit (Lohn-) Geldillusion⇒ geneigte Kurvelangfristige PK (ohne Geldillusion)⇒ Parallele zum Preisniveau (y-Achse)Die langfristige Phillips-Kurve ohne Geldillusion geht davon aus, dasses eine gewisse „natürliche“ Arbeitslosigkeit gibt, welche mit einerbestimmten Inflationsrate langfristig vereinbar ist.Erläuterung anhand einer Grafik:3P2AQ 21P1AQ 1AQ 22AQ o = natürliche ArbeitslosenquoteSilvia BeckSeite 26 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleErläuterung der Grafik:Ausgangspunkt: Geldmenge steigt (Erhöhung durch B<strong>und</strong>esbank) Preisniveau steigt von P1 auf P2 (1) Höherer Nominallohn für Arbeitnehmer Geldillusion (Lohnillusion) Arbeitslosenquote sinkt (kurzfristig) von AQ1 auf AQ2 von (2) Aber: Nominallohnerhöhung wurde durch den Preisniveauanstieg bereitsausgeglichen (aufgezehrt) kein erhöhter Reallohn Verlust der Lohnillusion Arbeitslosenquote steigt wieder auf den ursprünglichen Wert von AQ2 aufAQ1 (3) hier ist die natürliche Arbeitslosenquote AQo deshalb ist die Phillips-Kurve langfristig betrachtet eine Parallele zur y-Achse (Preisniveau):eine bestimmte Arbeitslosenquote (natürliche Arbeitslosenquote) istlangfristig mit einer bestimmten Inflationsrate vereinbar)Fazit – Beurteilung des ZielkonfliktesZwischen Preisniveaustabilität <strong>und</strong> hohem Beschäftigungsstand liegt ein unechterZielkonflikt vor.Gr<strong>und</strong>:Bei einer optimalen Wachstums- <strong>und</strong> Stabilisierungspolitik ist dieser Zielkonfliktvermeidbar.Probleme gibt es allerdings bei der wirtschaftspolitischen Realisierung: politische Durchsetzbarkeit der notwendigen Maßnahmen in den versch.Organen (B<strong>und</strong>estag, B<strong>und</strong>esrat) Die Politik ist im Hinblick auf die Wahlen oft sehr kurzfristig ausgelegt, d.h.Maßnahmen, die auf den ersten Blick unlogisch erscheinen (antizyklischesVorgehen) <strong>und</strong> erst langfristig eine Wirkung zeigen, sind schwer zu realisieren. Weiter gilt die Problematik Engpass- <strong>und</strong> Vollbeschäftigungseinkommens zuberücksichtigen. (Im Vollbeschäftigungseinkommen ist Vollauslastung erreicht,d.h. die Kapazitäten können nicht erhöht werden, daher führt eine Ausweitung derNachfrage aufgr<strong>und</strong> Knappheit zwangsläufig zu Preiserhöhungen)Mit zunehmender Auslastung der Produktionskapazitäten führt eine weitersteigende Nachfrage zwangsläufig zu Preiserhöhungen.Damit wäre aber das Ziel der Preisniveaustabilität nicht gegeben, wohl aber daseines hohen Beschäftigungsgrades.Silvia BeckSeite 27 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele Zielkonflikt zwischen Preisniveaustabilität <strong>und</strong> hohenWachstumsratenEmpirische Untersuchungen führten zu keinem eindeutigen Ergebnis.Es gibt auch kein umfassendes theoretisches Modell, welches dieZusammenhänge verdeutlicht.Demnach ist zu untersuchen, ob die Inflation eher wachstumsfördernd oderwachstumshemmend wirkt. Hierzu gibt es einige Thesen. Wachstumshemmung durch Inflation? wenn ja, dann liegt Zielkomplementarität vor:je höher die Inflation, desto niedriger das Wachstumje niedriger die Inflation, desto höher das Wachstum die Erreichung des Ziels Preisniveaustabiltät fördert die Erreichung desWachstumsziels.Thesen:• InflationsbeschleunigungstheseUrsache der Inflation:Sparen geplant < Investitionen geplant Y p Geplante Investitionen sind volkseinkommenerhöhendGeplantes Sparen ist volkseinkommensenkend.Die Investitionen werden durch Sparen finanziert.Reicht nun aber das geplante Sparen nicht aus, um die geplantenInvestitionen zu finanzieren, so werden die Unternehmen andere Mittelfinden um dennoch Investieren zu können (Dominanz derProduktionsentscheidungen <strong>und</strong> gute Möglichkeiten zur Kreditaufnahme).Das Volkseinkommen bzw. die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt an,da die einkommenssenkenden Kräfte (Sparen) niedriger sind als dieeinkommenserhöhenden Kräfte (Investitionen), bzw. da die gespartenMittel für Konsumausgaben verwendet werden <strong>und</strong> zusätzlich nochInvestitionen getätigt werden.Silvia BeckSeite 28 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele⇒ Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist zunächst höher als dasgesamtwirtschaftliche Angebot. Preissteigerungen sind die Folge.Inflationsbeschleunigungsthese:Verlieren die Wirtschaftssubjekte das Vertrauen in die Preisniveaustabilität,bildet sich eine „Inflationsmentalität“ mit der Folge, dass die Inflationbeschleunigt werden kann.⇒ Die Inflation beschleunigt sich aus sich selbst heraus.Grenze hierzu ist die Kumulationsschwelle:Die Schwelle, ab der sich eine Inflation aus sich selbst beschleunigt,ab der die Sparer weniger sparen <strong>und</strong> die Investoren mehrinvestieren.⇒ Selbstrealisierung von Prognosen:das was erwartet wurde, wird RealitätBeispiel „Freitag der 13.“: da jeder denkt es ist ein Unglückstag,verhalten sich die Leute entsprechend <strong>und</strong> haben unter Umständendann auch Pech.Begründung:In Erwartung einer Inflation,sparen die Sparer weniger, da sie Angst davor haben, ihr Geld würdebald weniger Wert sein (Angst vor Kaufkraftverlusten). Sie flüchten sich inSachwerte, d.h. sie kaufen mehr bzw. früher als geplant.(„was jetzt 10 DM kostet, kostet morgen 20 DM dann besser gleichkaufen“)Die Investoren investieren mehr, da die Preise steigen <strong>und</strong> sie sichMehreinnahmen erhoffen. (jetzt für 10 DM investieren, ist besser alsmorgen 20 DM dafür auszugeben <strong>und</strong> übermorgen bekommt manaufgr<strong>und</strong> der Inflation bereits 50 DM Mehreinnahmen) Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage an, die Preise steigen Inflation. Auf lange Sicht werden diese spektakulären Nachfrageerhöhungen zuFehlallokationen führen, weil in den betroffenen BranchenÜberkapazitäten entstehen, die spätestens dann sichtbar werden, wennsich die Inflation zurückbildet.Konsequenzen:⇒ Preisverfall, der in der Kaufeuphorie erworbenen Sachgüter⇒ Unternehmenszusammenbrüche⇒ Strukturelle Arbeitslosigkeit⇒ WachstumsverlusteSilvia BeckSeite 29 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele⇒ Dies macht auch deutlich, dass der Preis bei Inflation seineFunktionen verliert. (Indikatorfunktion, Koordinationsfunktion,Allokationsfunktion, Selektionsfunktion)- trotz hohem Preis kommt es zu hoher Nachfrage(Koordinationsfunktion verloren)- Fehlallokationenusw.• WarenhortungstheseIn Erwartung einer zunehmenden Inflation werden die Händler ihreWaren horten, d.h. sie halten die Waren auf Lager, da sie sichMehreinnahmen aufgr<strong>und</strong> weiter steigender Preise erhoffen. Dadurch nimmt Nachfrage der Händler ggü. den Produzenten ab. Produzenten produzieren weniger (<strong>und</strong> investieren weniger) Wachstum wird gehemmt!• KaufverschiebungstheseIn Erwartung einer in nächster Zukunft sinkenden Inflationsrate werdenKäufe auf später verschoben, da die Meinung vorherrscht, jetzt einenüberteuerten Preis bezahlen zu müssen („wieso soll ich jetzt 20.- DMausgeben, wenn ich morgen die Ware für 10.- DM bekomme“)sinkende Nachfrage → weniger Produktion→ Wachstum wird gehemmt!Silvia BeckSeite 30 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele Wachstumsförderung durch Inflation? wenn ja, dann liegt ein Zielkonflikt vor:je höher die Inflation, desto höher das Wachstumje niedriger die Inflation, desto niedriger das Wachstum die Annäherung an das Ziels Preisniveaustabilität hemmt dieErreichung des Wachstumsziels.Thesen:• KostenlagtheseDie Kosten passen sich mit Zeitverzögerung an die Inflationsraten an.G = U – K = (p * x) - K U steigt aufgr<strong>und</strong> der Preisanstiege bei einer Inflation unmittelbar K steigt auch bei Inflation, aber zeitverzögertz.B. Löhne <strong>und</strong> Gehälter steigen durch Inflation aufgr<strong>und</strong> der höherenForderungen von Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen, dieskostet aber Zeit Gewinne sind anpassungsoptimal Die Gewinneinkommen steigen daher in der Inflation zunächst an Dies führt zu einer höheren Investitionsneigung erhöhtes Wachstum!G I Wachstum• Kaufantizipationsthese( Gegenteil von Kaufverschiebungsthese)In Erwartung einer in nächster Zukunft steigenden Inflationsrate werdenKäufe, die eigentlich für später geplant waren vorgezogen <strong>und</strong> sofortgetätigt, bzw. es wird mehr gekauft, da die Meinung vorherrscht, späternoch mehr für die Güter zahlen zu müssen. („warum später 20.- DMzahlen, wenn ich jetzt die Ware für 10.- DM kaufen kann“)steigende Nachfrage → mehr Produktion→ Wachstum wird gefördert!Psychologicher Effekt gilt allerdings nur kurzfristig, langfristig giltWarenhortungstheseSilvia BeckSeite 31 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> Ziele• Redistributionsthese (Umverteilungsthese)( Gegenteil von Kaufverschiebungsthese)In der Inflation findet eine Einkommens- <strong>und</strong> Vermögensumverteilungstatt:„Reiche werden relativ reicher, Arme relativ ärmer“o Auswirkung d. Inflation auf Einkommensverteilung:Gewinneinkommen sind anpassungsoptimal (Gewinne steigen,Unternehmer werden reicher), während Lohn- <strong>und</strong>Gehaltserhöhungen den zeitverzögerten Tarifverhandlungenunterliegt (Einkommen steigen erst zeitversetzt, Preisniveau aberschon erhöht => Personen mit wenig Einkommen werden relativärmer)Problematisch auch in Hinblick auf die nichtdynamischenTransfereinkommen (Wohngeld, Kindergeld), die sich nichtautomatisch an die Inflation anpassen!o Auswirkung d. Inflation auf Vermögensverteilung:Zwei Vermögensarten:1. nominales Vermögen = Geldvermögen(Sparbuch, festverzinsliche Wertpapiere)2. Realvermögen = Geldvermögen(Vermögen, das in Sachwerten angelegt wird, z.B. Haus- <strong>und</strong>Gr<strong>und</strong>besitz)⇒ Nominales Vermögen (Geld) wird durch Inflation entwertet⇒ Realvermögen (umgekehrt) erfährt Wertsteigerung durch Inflation⇒ Diese Wertsteigerung wird noch erhöht, durch zunehmendeFlucht in Sachwerte:mit zunehmender Inflation wird mehr Nominalvermögen inRealvermögen angelegt („Geld ist ja bald eh nichts mehr wert“) Nachfrage an Realvermögen steigt Wert des Realvermögenssteigt⇒ Kleine Vermögen werden, losgelöst von einer Inflation, konzentriertin Nominalvermögen⇒ Große Vermögen werden, losgelöst von einer Inflation, konzentriertin Realvermögen⇒ Dadurch werden in einer Inflation die großen Vermögen an Wertzunehmen, die kleinen Vermögen hingegen an Wert verlieren.⇒ Reiche werden rel. reicher, Arme rel. ärmer ! steigende Investitionen → mehr Wachstum!Silvia BeckSeite 32 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc


<strong>Konjunktur</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wachstumspolitik</strong> (<strong>Matusza</strong>):<strong>Wirtschaftspolitische</strong> ZieleFazit:Es muss eine möglichst geringe Inflationsrate angestrebt werden. Denndas Erreichen der Kumulationsschwelle birgt große Gefahren.Kumulationsschwelle ist die Grenze, ab der sich eine Inflation durchErwartens- <strong>und</strong> Verhaltensänderungen von selbst beschleunigt. Eine Inflationkann dadurch erhebliche Ausmaße annehmen.Der Preis verliert seine Funktionen bei einer Inflation, aufgr<strong>und</strong> derErwartungs- <strong>und</strong> Verhaltensänderungen.Es kommt zu spektakulären Nachfrageerhöhungen (trotz hohem Preis), dieauf lange Sicht zu Fehlallokationen führen, weil in den betroffenen BranchenÜberkapazitäten entstehen, die spätestens dann sichtbar werden, wenn sichdie Inflation zurückbildet.Konsequenzen:⇒ Preisverfall, der in der Kaufeuphorie erworbenen Sachgüter⇒ Unternehmenszusammenbrüche⇒ Strukturelle Arbeitslosigkeit⇒ WachstumsverlusteDie Kumulationsschwelle ist bei jeder Nation aufgr<strong>und</strong>Vergangenheitserfahrungen unterschiedlich hoch anzusetzen.In Deutschland ist diese Schwelle aufgr<strong>und</strong> der Erfahrungen mit der Inflationnach dem 1. Weltkrieg (Währungsreform) besonders gering !!!Silvia BeckSeite 33 von 33 Thema03_Stabilitätsgesetz.doc

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