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Romeo und Julia (tr August Wilhelm von Schlegel) [German ... - Umnet

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<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> (<strong>tr</strong> <strong>August</strong><strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Schlegel</strong>) [<strong>German</strong>,with accents]The Project Gutenberg EBook of <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, by WilliamShakespeare (#16 in our series by William Shakespeare)Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check thecopyright laws for your coun<strong>tr</strong>y before downloading or redis<strong>tr</strong>ibutingthis or any other Project Gutenberg eBook.This header should be the first thing seen when viewing this ProjectGutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit theheader without written permission.Please read the "legal small print," and other information about theeBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included isimportant information about your specific rights and res<strong>tr</strong>ictions in howthe file may be used. You can also find out about how to make adonation to Project Gutenberg, and how to get involved.**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Elec<strong>tr</strong>onic Texts****eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since1971*******These eBooks Were Prepared By Thousands ofVolunteers!*****Title: <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>Author: William Shakespeare


Release Date: November, 2004 [EBook #6996] [This file was firstposted on February 20, 2003]Edition: 10Language: <strong>German</strong>Character set encoding: ISO Latin-1*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ROMEOUND JULIA ***Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection ofancient <strong>German</strong> books in London.This Etext is in <strong>German</strong>.We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, knownas Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in8-bit format, which includes higher order characters-- which requires abinary <strong>tr</strong>ansfer, or sent as email attachment and may require morespecialized programs to display the accents. This is the 8-bit version.This book content was graciously con<strong>tr</strong>ibuted by the GutenbergProjekt-DE. That project is reachable at the web sitehttp://gutenberg2000.de.Dieses Buch wurde uns fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>licherweise vom "GutenbergProjekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter derInternet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar.<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>William ShakespeareÜbersetzt <strong>von</strong> <strong>August</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Schlegel</strong>PERSONENESCALUS, Prinz <strong>von</strong> Verona[GRAF] PARIS, ein junger Edelmann, Verwandter des PrinzenMONTAGUE <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> CAPULET } Häupter zweier Häuser, welche inZwist miteinander sind


[Ein andrer CAPULET, des Vorigen Verwandter] Ein alter Mann, einOnkel <strong>von</strong> CapuletROMEO, Montagues SohnMERCUTIO, Verwandter des Prinzen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>BENVOLIO, Montagues Neffe <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>TYBALT, Neffe der Gräfin CapuletBruder LORENZO, ein FranziskanerBruder MARKUS, <strong>von</strong> demselben OrdenABRAHAM, Diener im Hause MontagueBALTHASAR, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Diener[SIMSON, GREGORIO, PETER <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> andere DIENER im HauseCapulet]SIMSON, Diener des CapuletGREGORIO, Diener des CapuletPETER, Diener <strong>von</strong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>s AmmeDrei MUSIKANTENEin PAGE des Paris; ein weiterer PageEin APOTHEKERCHORUSEin OffizierGräfin MONTAGUE, Ehefrau des MontagueGräfin CAPULET, Ehefrau des CapuletJULIA, Capulets Tochter[WÄRTERIN, früher] Juliens AmmeBürger <strong>von</strong> Verona. Verschiedene Männer <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Frauen, Verwandtebeider Häuser.Masken, Garde, Wächter, GefolgeDie Szene ist den größten Teil des Stücks hindurch in Verona; zuAnfange des fünften Aktes in MantuaPROLOG(Der Chorus <strong>tr</strong>itt auf.)CHORUS Zwei Häuser waren--gleich an Würdigkeit-- Hier in Verona,wo die Handlung steckt, Durch alten Groll zu neuem Kampf bereit, WoBürgerblut die Bürgerhand befleckt. Aus dieser Feinde unheilvollemSchoß Das Leben zweier Liebender entsprang, Die durch ihrunglückselges Ende bloß Im Tod begraben elterlichen Zank. Der


Hergang ihrer todgeweihten Lieb Und der Verlauf der elterlichen Wut,Die nur der Kinder Tod <strong>von</strong> dannen <strong>tr</strong>ieb, Ist nun zwei St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en langder Bühne Gut; Was dran noch fehlt, hört mit geduldgem Ohr, Bringthoffentlich nun unsre Müh hervor.ERSTER AKTERSTE SZENE(Ein öffentlicher Platz)(Simson <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Gregorio, [zwei Bediente Capulets,] <strong>tr</strong>eten bewaffnet mitSchwertern <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Schilden auf.)SIMSON Auf mein Wort, Gregorio, wir wollen nichts in die Taschestecken.GREGORIO Freilich nicht, sonst wären wir Taschenspieler.SIMSON Ich meine, ich werde den Koller kriegen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> vom Lederziehn.GREGORIO Ne, Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, deinen ledernen Koller mußt du bei Leibenicht ausziehen.SIMSON Ich schlage geschwind zu, wenn ich aufgebracht bin.GREGORIO Aber du wirst nicht geschwind aufgebracht.SIMSON Ein H<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> aus Montagues Hause bringt mich schon auf.GREGORIO Einen aufbringen heißt: ihn <strong>von</strong> der Stelle schaffen. Umtapfer zu sein, muß man standhalten. Wenn du dich also aufbringen läßt,so läufst du da<strong>von</strong>.SIMSON Ein H<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> aus dem Hause bringt mich zum Standhalten. [Mitjedem Bedienten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> jedem Mädchen Montagues will ich esaufnehmen.] Ich habe bei jedem Bedienten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Mädchen derMontagues den Vorrang <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nehme also die Mauerseite ein, [so daß ichnicht auf die schmutzige S<strong>tr</strong>aßenmitte <strong>tr</strong>eten muß.]GREGORIO Daran sieht man, daß du ein schwacher Sklave bist; dennder schwächste geht gegen die Mauer.SIMSON Das ist wahr; <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> daher werden die Weiber, da sie dieschwächeren sind, immer gegen die Mauer gedrückt: folglich werde ichMontagues Bediente <strong>von</strong> der Mauer wegstoßen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> seine Mädchengegen die Mauer drücken.GREGORIO Der S<strong>tr</strong>eit ist nur zwischen unseren Herrschaften <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> uns,ihren Bedienten. [Es mit den Mädchen aufnehmen? Pfui doch! Du


solltest dich lieber <strong>von</strong> ihnen aufnehmen lassen.]SIMSON Einerlei! Ich will barbarisch zu Werke gehn. Hab ichs mitden Bedienten erst ausgefochten, so will ich mir die Mädchenunterwerfen. [Sie sollen die Spitze meines Degens fühlen, bis er stumpfwird.] Ich werde sie ihrer jungfräulichen Häupter berauben.GREGORIO Die Jungfrauen enthaupten?SIMSON Jawohl, die Jungfrauen enthaupten oder ihnen dieJungfräulichkeit nehmen, nimm es in dem einen oder anderen Sinn,ganz wie du willt.GREGORIO Sie werden es sinngemäß aufnehmen müssen, die es zuspüren bekommen.SIMSON Mich sollen sie zu spüren bekommen, solange ich nochstandhalten kann: <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> es ist bekannt, daß ich ein hübsches StückFleisches bin.GREGORIO Nur gut, daß du nicht Fisch bist, sonst wärst du einärmlicher Dörr-Hering.--Zieh nur gleich vom Leder: Da kommen zweiaus dem Hause der Montagues.(Abraham <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Balthasar <strong>tr</strong>eten auf.)SIMSON Hier, meine Waffe ist blank. Fang nur Händel an, ich willden Rücken decken.GREGORIO Den Rücken? Willst du Reißaus nehmen?SIMSON Fürchte nichts <strong>von</strong> mir!GREGORIO Ne, wahrhaftig! Ich dich fürchten?SIMSON Laß uns das Recht auf unsrer Seite behalten, laß sieanfangen!GREGORIO Ich will ihnen im Vorbeigehn ein Gesicht ziehen, siemögens nehmen, wie sie wollen.SIMSON Wie sie wagen, lieber. Ich will ihnen einen Esel bohren;wenn sie es einstecken, so haben sie den Schimpf.(Abraham <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Balthasar <strong>tr</strong>eten auf.)ABRAHAM Bohrt Ihr uns einen Esel, mein Herr?SIMSON Ich bohre einen Esel, mein Herr.ABRAHAM Bohrt Ihr uns einen Esel, mein Herr?SIMSON Ist das Recht auf unsrer Seite, wenn ich ja sage?GREGORIO Nein.SIMSON Nein, mein Herr! Ich bohre Euch keinen Esel, mein Herr.Aber ich bohre einen Esel, mein Herr.


GREGORIO Sucht Ihr Händel, mein Herr?ABRAHAM Händel, Herr? Nein, mein Herr.SIMSON Wenn Ihr sonst Händel sucht, mein Herr: ich steh zuDiensten. Ich bediene einen ebenso guten Herrn wie Ihr.ABRAHAM Keinen bessern.SIMSON Sehr wohl, mein Herr!(Benvolio <strong>tr</strong>itt auf.)GREGORIO Sag: einen bessern; hier kommt ein Vetter meinerHerrschaft.SIMSON Ja doch, einen bessern, mein Herr.ABRAHAM Ihr lügt!SIMSON Zieht, falls ihr Kerls seid! Frisch, Gregorio! denk mir andeinen Schwadronierhieb.(Sie fechten. Benvolio <strong>tr</strong>itt auf.)BENVOLIO Ihr Narren, fort! Steckt eure Schwerter ein; Ihr wißt nicht,was ihr tut.(Er schlägt ihre Schwerter nieder. Tybalt <strong>tr</strong>itt auf.)TYBALT Was? Ziehst du unter den verzagten Knechten? Hieher,Benvolio! Biet die Stirn dem Tode!BENVOLIO Ich stifte Frieden, steck dein Schwert nur ein! Wo nicht,so führ es, diese hier zu <strong>tr</strong>ennen!TYBALT Was? Ziehn <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Friede rufen? Wie die Hölle Haß ich dasWort, wie alle Montagues Und dich! Wehr dich, du Memme!(Sie fechten. Verschiedene Anhänger beider Häuser kommen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>mischen sich in den S<strong>tr</strong>eit; dann Bürger mit Knütteln.)ERSTER BÜRGER He! Spieß' <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Stangen her!--Schlagt auf sie los!Weg mit den Capulets!--Weg mit den Montagues!(Capulet im Schlafrock <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Gräfin Capulet.)CAPULET Was für ein Lärm?--Holla, mein langes Schwert!GRÄFIN CAPULET Nein, Krücken, Krücken! Wozu soll ein Schwert!CAPULET Mein Schwert, sag ich! Der alte Montague Kommt dort <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>schwingt die Klinge mir zum Hohn.(Montague <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Gräfin Montague.)MONTAGUE Du Schurke Capulet!--MONTAGUE Schon manchen Morgen ward er dort gesehn, Wie er denfrischen Tau durch Tränen mehrte Und, tief erseufzend, Wolk anWolke drängte. Allein sobald im fernsten Ost die Sonne, Die


allerfre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e, <strong>von</strong> Auroras Bett Den Schattenvorhang wegzuziehnbeginnt, Stiehlt vor dem Licht mein fins<strong>tr</strong>er Sohn sich heim Und sperrtsich einsam in sein Kämmerlein, Verschließt dem schönen Tageslichtdie Fenster Und schaffet künstlich Nacht um sich herum. In schwarzesMißgeschick wird er sich <strong>tr</strong>äumen, Weiß guter Rat den Gr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nichtwegzuräumen.BENVOLIO Mein edler Oheim, wisset Ihr den Gr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>?MONTAGUE Ich weiß ihn nicht <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> kann ihn nicht erforschen.BENVOLIO Lagt Ihr ihm jemals schon deswegen an?MONTAGUE Ich selbst sowohl als mancher andre Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>. Doch er,der eignen Neigungen Ver<strong>tr</strong>auter, Ist gegen sich, wie <strong>tr</strong>eu, will ich nichtsagen, Doch so geheim <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> in sich selbst gekehrt, So unergründlichforschendem Bemühn Wie eine Knospe, die ein Wurm zernagt, Eh sieder Luft ihr zartes Laub entfalten Und ihren Reiz der Sonne weihenkann. Erführen wir, woher sein Leid entsteht, Wir heilten es so gern, alswirs erspäht.(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> erscheint in einiger Entfernung.)BENVOLIO Da kommt er, seht! Geruht, uns zu verlassen; Galt ich ihmje was, will ich schon ihn fassen.MONTAGUE O beichtet' er für dein Verweilen dir Die Wahrheitdoch!--Kommt, Gräfin, gehen wir!(Montague <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Gräfin Montague gehen ab. <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)BENVOLIO Ha, guten Morgen, Vetter!ROMEO Erst so weit?BENVOLIO Kaum schlug es neun.ROMEO Weh mir. Gram dehnt die Zeit. War das mein Vater, der soeilig ging?BENVOLIO Er wars. Und welcher Gram dehnt Euch die St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en?ROMEO Daß ich entbehren muß, was sie verkürzt.BENVOLIO Entbehrt Ihr Liebe?ROMEO Nein.BENVOLIO So ward sie Euch zuteil?ROMEO Nein, Lieb entbehr ich, wo ich lieben muß.BENVOLIO Ach, daß der Liebesgott, so mild im Scheine, So grausamin der Prob erf<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en wird!ROMEO Ach, daß der Liebesgott, <strong>tr</strong>otz seinen Binden, Zu seinem Zielstets Pfade weiß zu finden! Wo speisen wir?--Ach, welch ein S<strong>tr</strong>eit war


hier? Doch sagt mirs nicht, ich hört es alles schon: Haß gibt hier viel zuschaffen, Liebe mehr. Nun denn: Liebreicher Haß! S<strong>tr</strong>eitsüchtge Liebe!Du Alles, aus dem Nichts zuerst erschaffen! Schwermütger Leichtsinn!Ernste Tändelei! Entstelltes Chaos glänzender Gestalten! Bleischwinge!Lichter Rauch <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> kalte Glut! Stets wacher Schlaf, dein eignesWiderspiel! So fühl ich Lieb <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> hasse, was ich fühl! Du lachst nicht?BENVOLIO Nein, das Weinen ist mir näher.ROMEO Warum, mein Herz?BENVOLIO Um deines Herzens Qual.ROMEO Das ist der Liebe Unbill nun einmal. Schon eignes Leid willmir die Brust zerpressen, Dein Gram um mich wird voll das Maß mirmessen. Die Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>schaft, die du zeigst, mehrt meinen Schmerz; Denn,wie sich selbst, so quält auch dich mein Herz. Lieb ist ein Rauch, denSeufzerdämpf erzeugten, Geschürt, ein Feur, <strong>von</strong> dem die Augenleuchten, Gequält, ein Meer, <strong>von</strong> Tränen angeschwellt; Was ist siesonst? Verständge Raserei Und ekle Gall <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> süße Spezerei. Lebt wohl,mein Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>!(Im Gehen.)BENVOLIO Sacht! Ich will mit Euch gehen; Ihr tut mir Unglimpf, laßtIhr so mich stehen.ROMEO Ach, ich verlor mich selbst; ich bin nicht <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>. Der ist nichthier: er ist--ich weiß nicht, wo.BENVOLIO Entdeckt mir ohne Mutwill, wen Ihr liebt.ROMEO Bin ich nicht ohne Mut <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ohne Willen?BENVOLIO Nein, sagt mirs ernsthaft doch!ROMEO Bitt einen ernsthaft um sein Testament, Den Kranken quälts,wenn man das Wort ihm nennt! Hört, Vetter, denn im Ernst: Ich liebein Weib.BENVOLIO Ich <strong>tr</strong>afs doch gut, daß ich verliebt Euch glaubte.ROMEO Ein wackrer Schütz!--Und die ich lieb, ist schön.BENVOLIO Ein glänzend Ziel kann man am ersten <strong>tr</strong>effen.ROMEO Dies Treffen <strong>tr</strong>af dir fehl, mein guter Schütz; Sie weicht demPfeil aus, sie hat Dianens Witz Umsonst hat ihren Panzer keuscherSitten Der Liebe kindisches Geschoß bes<strong>tr</strong>itten. Sie wehrt den Sturmder Liebesbitten ab, Steht nicht dem Angriff kecker Augen, öffnetNicht ihren Schoß dem Gold, das Heilge lockt. O sie ist reich anSchönheit; arm allein, Weil, wenn sie stirbt, ihr Reichtum hin wird


sein.BENVOLIO Beschwor sie der Enthaltsamkeit Gesetze?ROMEO Sie tats, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dieser Geiz vergeudet Schätze. Denn Schönheit,die der Lust sich s<strong>tr</strong>eng enthält, Bringt um ihr Erb die ungeborne Welt.Sie ist zu schön <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> weis', um Heil zu erben, Weil sie, mit Weisheitschön, mich zwingt zu sterben. Sie schwor zu lieben ab, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> diesGelübd Ist Tod für den, der lebt, nur weil er liebt.BENVOLIO Folg meinem Rat, vergiß an sie zu denken!ROMEO So lehre mich, das Denken zu vergessen.BENVOLIO Gib deinen Augen Freiheit, lenke sie Auf andre Reize hin.ROMEO Das ist der Weg, Mir ihren Reiz in vollem Licht zu zeigen.Die Schwärze jener neidenswerten Larven, Die schöner Frauen Stirneküssen, bringt Uns in den Sinn, daß sie das Schöne bergen. Der,welchen Blindheit schlug, kann nie das Kleinod Des eingebüßtenAugenlichts vergessen. Zeigt mir ein Weib, unüber<strong>tr</strong>offen schön: Mirgilt ihr Reiz wie eine Weisung nur, Worin ich lese, wer sie über<strong>tr</strong>ifft.Leb wohl! Vergessen lehrest du mich nie.BENVOLIO Dein Schuldner sterb ich, glückt mir nicht die Müh.(Beide ab.)ZWEITE SZENE(Eine S<strong>tr</strong>aße)(Capulet, Paris <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ein Diener kommen.)CAPULET Und Montague ist mit derselben Buße Wie ich bedroht? FürGreise, wie wir sind, Ist Frieden halten, denk ich, nicht so schwer.PARIS Ihr geltet beid als ehrenwerte Männer, Und Jammer ists umEuren langen Zwiespalt. Doch, edler Graf, wie dünkt Euch meinGesuch?CAPULET Es dünkt mich so, wie ich vorhin gesagt. Mein Kind istnoch ein Fremdling in der Welt, Sie hat kaum vierzehn Jahre wechselnsehn. Laßt noch zwei Sommer prangen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> verschwinden, Eh wir siereif, um Braut zu werden, finden.PARIS Noch jüngre wurden oft beglückte Mütter.CAPULET Wer vor der Zeit beginnt, der endigt früh. All meineHoffnungen verschlang die Erde; Mir blieb nur dieses hoffnungsvolleKind. Doch werbt nur, lieber Graf! Sucht Euer Heil! Mein Will ist <strong>von</strong>dem ihren nur ein Teil. Wenn sie aus Wahl in Eure Bitten willigt, So


hab ich im voraus ihr Wort gebilligt, Ich gebe heut ein Fest, <strong>von</strong> altershergebracht, Und lud darauf der Gäste viel zu Nacht, Was meineFre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e sind: Ihr, der dazu gehöret, Sollt hoch willkommen sein, wennIhr die Zahl vermehret. In meinem armen Haus sollt Ihr des HimmelsGlanz Heut nacht verdunkelt sehn durch irdscher Sterne Tanz. Wiemun<strong>tr</strong>e Jünglinge mit neuem Mut sich freuen, Wenn auf die Fersen n<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>er Fuß des holden Maien Dem lahmen Winter <strong>tr</strong>itt: die Lust steht Euchbevor, Wann Euch in meinem Haus ein frischer Mädchenflor Von jederSeit umgibt. Ihr hört, Ihr seht sie alle, Daß, die am schönsten prangt,am meisten Euch gefalle. Dann mögt Ihr in der Zahl auch meineTochter sehn, Sie zählt für eine mit, gilt sie schon nicht für schön.Kommt, geht mit mir!--Du, Bursch, nimm das Papier mit Namen, Trabin der Stadt herum, such alle Herrn <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Damen, So hier geschriebenstehn,(übergibt ein Papier)<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sag mit Höflichkeit: Mein Haus <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> mein Empfang steh ihremDienst bereit.(Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Paris gehen ab.)DIENER Die Leute soll ich suchen, wo<strong>von</strong> die Namen hier geschriebenstehn? Es steht geschrieben, der Schuster soll sich um seine Ellekümmern, der Schneider um seinen Leisten, der Fischer um seinenPinsel, der Maler um seine Netze. Aber mich schicken sie, um dieLeute ausfindig zu machen, wo<strong>von</strong> die Namen hier geschrieben stehn,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ich kann doch gar nicht ausfindig machen, was für Namen derSchreiber hier aufgeschrieben hat. Ich muß zu den Gelahrten!--DRITTE SZENE(Ein Zimmer in Capulets Hause)(Gräfin Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Wärterin.)GRÄFIN CAPULET Ruft meine Tochter her; wo ist sie, Amme?WÄRTERIN Bei meiner Jungfernschaft im zwölften Jahr, Ich rief sieschon.--He, Lämmchen! zartes Täubchen-- Daß Gott! wo ist das Kind?He, Juliette!(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> kommt.)JULIA Was ist? Wer ruft mich?WÄRTERIN Eure Mutter.JULIA Hier bin ich, gnädge Mutter! Was beliebt?


GRÄFIN CAPULET Die Sach ist diese!--Amme, geh beiseit, Wirmüssen heimlich sprechen.--Amme, komm Nur wieder her, ich habemich besonnen, Ich will dich mit zur Überlegung ziehn. Du weißt, meinKind hat schon ein hübsches Alter.WÄRTERIN Das zähl ich, meiner Treu, am Finger her.GRÄFIN CAPULET Sie ist nicht vierzehn Jahre.WÄRTERIN Ich wette vierzehn meiner Zähne drauf-- Zwar hab ichnur vier Zahn, ich arme Frau--, Sie ist noch nicht vierzehn. Wie langists bis Johannis?GRÄFIN CAPULET Ein vierzehn Tag <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> drüber.WÄRTERIN Nun, drüber oder drunter. Just den Tag, Johannistag zuAbend, wird sie vierzehn. Suschen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sie--Gott gebe jedem ChristenDas ewge Leben!--waren eines Alters. Nun, Suschen ist bei Gott; Siewar zu gut für mich. Doch wie ich sagte, Johannistag zu Abend wird sievierzehn. Das wird sie, meiner Treu; ich weiß recht gut. Elf Jahr istsher, seit wir 's Erdbeben hatten; Und ich entwöhnte sie--mein Lebenlang Vergeß ichs nicht--just auf denselben Tag. Ich hatte Wermut aufdie Brust gelegt Und saß am Taubenschlage in der Sonne; Die gnädgeHerrschaft war zu Mantua. Ja, ja! Ich habe Grütz im Kopf! Nun, wieich sagte: Als es den Wermut auf der Warze schmeckte Und fand ihnbitter--närrsches, kleines Ding--, Wie's böse ward <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zog der Brust einGsicht! Krach! sagt' der Taubenschlag; <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ich, fürwahr, Ich wußtenicht, wie ich mich tummeln sollte, Und seit der Zeit ists nun elf Jahreher. Denn damals stand sie schon allein; mein Treu, Sie lief <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>watschelt' Euch schon flink herum. Denn tags zuvor fiel sie die Stirnentzwei, Und da hob sie mein Mann--Gott hab ihn selig! Er war einlustger Mann--vom Boden auf. Ei, sagt' er, fällst du so auf dein Gesicht?Wirst rücklings fallen, wenn du klüger bist, Nicht wahr, mein Kind?Und liebe, heilge Frau! Das Mädchen schrie nicht mehr <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sagte: Ja.Da seh man, wie so 'n Spaß zum Vorschein kommt! Und lebt ichtausend Jahre lang, ich wette, Daß ich es nie vergaß. Nicht wahr, meinKind? sagt' er; Und 's liebe Närrchen ward still <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sagte: Ja.GRÄFIN CAPULET Genug da<strong>von</strong>, ich bitte, halt dich ruhig.WÄRTERIN Ja, gnädge Frau. Doch lächerts mich noch immer, Wie 'sKind sein Schreien ließ <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sagte: Ja, Und saß ihm, meiner Treu, docheine Beule, So dick wie 'n Hühnerei, auf seiner Stirn, Recht gfährlichdick, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> es schrie bitterlich. Mein Mann, der sagte: Ei, fällst aufs


Gesicht? Wirst rücklings fallen, wenn du älter bist. Nicht wahr, meinKind? Still wards <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sagte: Ja.JULIA Ich bitt dich, Amme, sei doch auch nur still.WÄRTERIN Gut, ich bin fertig. Gott behüte dich! Du warst das feinstePüppchen, das ich säugte. Erleb ich deine Hochzeit noch einmal, Sowünsch ich weiter nichts.GRÄFIN CAPULET Die Hochzeit, ja, das ist der Punkt, <strong>von</strong> dem Ichsprechen wollte. Sag mir, liebe Tochter, Wie stehts mit deiner Lust,dich zu vermählen?JULIA Ich <strong>tr</strong>äumte nie <strong>von</strong> dieser Ehre noch.WÄRTERIN Ein Ehre! Hättst du eine andre Amme Als mich gehabt,so wollt ich sagen: Kind, Du habest Weisheit mit der Milch gesogen.GRÄFIN CAPULET Gut, denke jetzt dran; jünger noch als du Sindangesehne Fraun hier in Verona Schon Mütter worden. Ist mir recht, sowar Ich deine Mutter in demselben Alter, Wo du noch Mädchen bist.Mit einem Wort: Der brave Paris wirbt um deine Hand.WÄRTERIN Das ist ein Mann, mein Fräulein! Solch ein Mann, Alsalle Welt--ein wahrer Zuckermann!GRÄFIN CAPULET Die schönste Blume <strong>von</strong> Veronas Flor.WÄRTERIN Ach ja, 'ne Blume! Gelt, 'ne rechte Blume!GRÄFIN CAPULET Was sagst du? Wie gefällt dir dieser Mann? Heutabend siehst du ihn bei unserm Fest. Dann lies im Buche seinesAngesichts, In das der Schönheit Griffel Wonne schrieb, Be<strong>tr</strong>achteseiner Züge Lieblichkeit, Wie jeglicher dem andern Zierde leiht. Wasdunkel in dem holden Buch geblieben, Das lies in seinem Aug amRand geschrieben. Und dieses Freiers ungeb<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ner Stand, Dies Buchder Liebe braucht nur einen Band. Der Fisch lebt in der See, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>doppelt teuer Wird äußres Schön' als innrer Schönheit Schleier. DasBuch glänzt allermeist im Aug der Welt, Das goldne Lehr in goldnenSpangen hält. So wirst du alles, was er hat, genießen, Wenn du ihn hast,ohn etwas einzubüßen.WÄRTERIN Einbüßen? Nein, zunehmen wird sie eher; Die Weibernehmen oft durch Männer zu.GRÄFIN CAPULET Sag kurz, fühlst du dem Grafen dich geneigt?JULIA Gern will ich sehn, ob Sehen Neigung zeugt; Doch weiter sollmein Blick den Flug nicht wagen, Als ihn die Schwingen Eures Beifalls<strong>tr</strong>agen.


(Ein Diener kommt.)DIENER Gnädige Frau, die Gäste sind da, das Abendessen auf demTisch; Ihr werdet gerufen, das Fräulein gesucht, die Amme in derSpeisekammer zum Henker gewünscht, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> alles geht drunter <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>drüber. Ich muß fort, aufwarten; ich bitte Euch, kommt unverzüglich!GRÄFIN CAPULET Gleich!--(Der Diener geht ab.)Paris wartet; <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, komm geschwind!WÄRTERIN Such frohe Nacht auf frohe Tage, Kind!(Alle ab.)VIERTE SZENE(Eine S<strong>tr</strong>aße)(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, Mercutio, Benvolio mit fünf oder sechs Masken,Fackel<strong>tr</strong>ägern <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> anderen.)ROMEO Soll diese Red uns zur Entschuldgung dienen? Wie? Oder<strong>tr</strong>eten wir nur grad hinein?BENVOLIO Umschweife solcher Art sind nicht mehr Sitte. Wir wollenkeinen Amor, mit der Schärpe Geblendet, der den bunt bemalten BogenWie ein Tatar geschnitzt aus Latten <strong>tr</strong>ägt Und wie 'ne Vogelscheuch dieFrauen schreckt; Auch keinen hergebeteten Prolog, Wobei vielzugeblasen wird, zum Ein<strong>tr</strong>itt. Laßt sie uns nur, wofür sie wollen,nehmen, Wir nehmen ein paar Tänze mit <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> gehn.ROMEO Ich mag nicht springen; gebt mir eine Fackel! Da ich sofinster bin, so will ich leuchten.MERCUTIO Nein, du mußt tanzen, lieber <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.ROMEO Ich wahrlich nicht! Ihr seid so leicht <strong>von</strong> Sinn Als leichtbeschuht; mich drückt ein Herz <strong>von</strong> Blei Zu Boden, daß ich kaum michregen kann.MERCUTIO Ihr seid ein Liebender; borgt Amors Flügel <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> schwebetfrei in ungewohnten Höhn.ROMEO Ich bin zu tief <strong>von</strong> seinem Pfeil durchbohrt, Auf seinenleichten Schwingen hoch zu schweben. Gewohnte Fesseln lassen michnicht frei; Ich sinke unter schwerer Liebeslast.MERCUTIO Und wolltet Ihr denn in die Liebe sinken? Ihr seid zuschwer für ein so zartes Ding.ROMEO Ist Lieb ein zartes Ding? Sie ist zu rauh, Zu wild, zu tobend;


<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sie sticht wie Dorn.MERCUTIO Begegnet Lieb Euch rauh, so tut desgleichen! StechtLiebe, wenn sie sticht; das schlägt sie nieder.(Zu einem andern aus dem Gefolge.)Gebt ein Gehäuse für mein Antlitz mir:(Eine Maske aufsetzend.)'ne Larve für 'ne Larve!(Bindet die Maske vor.)Nun erspähe Die Neugier Mißgestalt: was kümmerts mich? Errötenwird für mich dies Wachsgesicht.BENVOLIO Fort! Klopft, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dann hinein! Und sind wir drinnen, Sorühre gleich ein jeder flink die Beine!ROMEO Mir eine Fackel! Leichtgeherzte Buben, Die laßt das Es<strong>tr</strong>ichmit den Sohlen kitzeln. Ich habe mich verbrämt mit einem altenGroßvaterspruch: Wer 's Licht hält, schauet zu! Nie war das Spiel soschön; doch ich bin matt.MERCUTIO Jawohl, zu matt, dich aus dem Schlamme--nein, DerLiebe wollt ich sagen--dich zu ziehn, Worin du leider steckst bis an dieOhren. Macht fort, wir leuchten ja dem Tage hier.ROMEO Das tun wir nicht.MERCUTIO Ich meine, wir verscherzen, Wie Licht bei Tag, durchZögern unsre Kerzen. Nehmt meine Meinung nach dem guten SinnUnd sucht nicht Spiele des Verstandes drin.ROMEO Wir meinens gut, da wir zum Balle gehen; Doch es istUnverstand.MERCUTIO Wie? Laßt doch sehen!ROMEO Ich hatte diese Nacht 'nen Traum.MERCUTIO Auch ich.ROMEO Was war der Eure?MERCUTIO Daß auf Träume sich Nichts bauen läßt, daß Träumeöfters lügen.ROMEO Sie <strong>tr</strong>äumen Wahres, weil sie schlafend liegen.MERCUTIO Nun seh ich wohl, Frau Mab hat Euch besucht.[ROMEO Frau Mab, wer ist sie?MERCUTIO] Sie ist der Feenwelt Entbinderin. Sie kommt, nichtgrößer als der Edelstein Am Zeigefinger eines Aldermanns, Und fährtmit 'nem Gespann <strong>von</strong> Sonnenstäubchen Den Schlafenden quer auf der


Nase hin. Die Speichen sind gemacht aus Spinnenbeinen, Des WagensDeck aus eines Heupferds Flügeln, Aus feinem Spinngewebe dasGeschirr, Die Zügel aus des Mondes feuchtem S<strong>tr</strong>ahl; AusHeimchenknochen ist der Peitsche Griff, Die Schnur aus Fasern; einekleine Mücke Im grauen Mantel sitzt als Fuhrmann vorn, Nicht halb sogroß als wie ein kleines Würmchen, Das in des Mädchens müßgemFinger nistet. Die Kutsch ist eine hohle Haselnuß, Vom TischlerEichhorn oder Meister Wurm Zurechtgemacht, die seit uralten ZeitenDer Feen Wagner sind. In diesem Staat Trabt sie dann Nacht für Nacht;befährt das Hirn Verliebter, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sie <strong>tr</strong>äumen dann <strong>von</strong> Liebe, DesSchranzen Knie, der schnell <strong>von</strong> Reverenzen, Des Anwalts Finger, der<strong>von</strong> Sporteln gleich, Der Schönen Lippen, die <strong>von</strong> Küssen <strong>tr</strong>äumen; Oftplagt die böse Mab mit Bläschen diese, Weil ihren Odem Näschereiverdarb. Bald <strong>tr</strong>abt sie über eines Hofmanns Nase, Dann wittert er imTraum sich Ämter aus, Bald kitzelt sie mit eines Zinshahns Federn DesPfarrers Nase, wenn er schlafend liegt, Von einer bessern Pfründe<strong>tr</strong>äumt ihm dann; Bald fährt sie über des Soldaten Nacken, Der <strong>tr</strong>äumtsofort <strong>von</strong> Niedersäbeln, <strong>tr</strong>äumt Von Breschen, Hinterhalten,Damaszenern, Von manchem klaftertiefen Ehren<strong>tr</strong>unk; Nun <strong>tr</strong>ommeltsihm ins Ohr: da fährt er auf Und flucht in seinem Schreck ein paarGebete Und schläft <strong>von</strong> neuem. Eben diese Mab Verwirrt der PferdeMähnen in der Nacht Und flicht in s<strong>tr</strong>uppges Haar die Weichselzöpfe,Die, wiederum entwirrt, auf Unglück deuten. Dies ist die Hexe, welcheMädchen drückt, Die auf dem Rücken ruhn, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die sie lehrt, AlsWeiber einst die Männer zu er<strong>tr</strong>agen. Dies ist sie--ROMEO Still, o still, Mercutio! Du sprichst <strong>von</strong> einem Nichts.MERCUTIO Wohl wahr, ich rede Von Träumen, Kindern einesmüßgen Hirns, Von nichts als eitler Phantasie erzeugt, Die aus sodünnem Stoff als Luft besteht Und flüchtger wechselt als der Wind, derbald Um die erfrorne Brust des Nordens buhlt Und, schnell erzürnt,hinweg <strong>von</strong> dannen schnaubend, Die Stirn zum taube<strong>tr</strong>äuften Südenkehrt.BENVOLIO Der Wind, <strong>von</strong> dem Ihr sprecht, entführt uns selbst. Manhat gespeist; wir kamen schon zu spät.ROMEO Zu früh, befürcht ich; denn mein Herz erbangt Und ahnet einVerhängnis, welches, noch Verborgen in den Sternen, heute nacht Beidieser Lustbarkeit den furchtbarn Zeitlauf Beginnen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> das Ziel des


lästgen Lebens, Das meine Brust verschließt, mir kürzen wird Durcheinen schnöd verwirkten frühen Tod. Doch er, der mir zur Fahrt dasSteuer lenkt, Richt auch mein Segel!--Auf, ihr lustgen Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e!BENVOLIO Rührt Trommeln!(Alle ab.)FÜNFTE SZENE(Ein Saal in Capulets Hause)(Musikanten warten. Diener kommen.)ERSTER DIENER Wo ist Schmorpfanne, daß er nicht abräumen hilft?Der wird Teller wechseln, Teller scheuern!ZWEITER DIENER Wenn die gute Lebensart in eines oder zweierMenschen Händen sein soll, die noch obendrein ungewaschen sind: 'sist ein unsaubrer Handel.ERSTER DIENER Die Klappstühle fort! Rückt den Schenktisch beiseit!Seht nach dem Silberzeuge! Kamerad, heb mir ein Stück Marzipan auf,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wo du mich liebhast, sag dem Pförtner, daß er Suse Mühlstein <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>Lene hereinläßt. Anton! Schmorpfanne!(Andre Diener kommen.)ZWEITER DIENER Hier, Bursch, wir sind parat.ERSTER DIENER Im großen Saale verlangt man euch, vermißt maneuch, sucht man euch.ZWEITER DIENER Wir können nicht zugleich hier <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dortsein.--Lustig, Kerle, haltet euch brav; wer am längsten lebt, kriegt denganzen Bettel.(Sie ziehen sich in den Hintergr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zurück. Capulet etc. [<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dieSeinen] mit den Gästen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Masken [<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Dienerschaft].)CAPULET Willkommen, meine Herrn! Wenn Eure Füße KeinLeichdorn plagt. Ihr Damen, flink ans Werk! He, he. Ihr schönen Fraun,wer <strong>von</strong> Euch allen Schlägts nun wohl ab zu tanzen? Ziert sich eine,Ich wette, die hat Hühneraugen. Nun, Hab ichs Euch nah gelegt? IhrHerrn, willkommen! Ich weiß die Zeit, da ich 'ne Larve <strong>tr</strong>ug Und einerSchönen eine Weis' ins Ohr Zu flüstern wußte, die ihr wohlgefiel. Dasist vorbei, vorbei! Willkommen, Herren! Kommt, Musikanten, spielt!Macht Platz da, Platz! Ihr Mädchen, frisch gesprungen!(Musik <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Tanz. [--Zu den Dienern:])Mehr Licht, ihr Burschen, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> beiseit die Tische! Das Feuer weg! Das


Zimmer ist zu heiß.-- Ha, recht gelegen kommt der unverhoffte Spaß.Na, setzt Euch, setzt Euch, Vetter Capulet! Wir beide sind ja übersTanzen hin. Wie lang ists jetzo, seit wir uns zuletzt In Larven steckten?ZWEITER CAPULET Dreißig Jahr, mein Seel.CAPULET Wie, Schatz? So lang noch nicht, so lang noch nicht. Dennseit der Hochzeit des Lucentio Ists etwa fünf<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>zwanzig Jahr, sobaldWir Pfingsten haben; <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> da tanzten wir.ZWEITER CAPULET 's ist mehr, 's ist mehr! Sein Sohn ist älter, Herr,Sein Sohn ist dreißig.CAPULET Sagt mir das doch nicht! Sein Sohn war noch nicht mündigvor zwei Jahren.ROMEO (zu einem Diener aus seinem Gefolge.) Wer ist das Fräulein,welche dort den Ritter Mit ihrer Hand beehrt?DER DIENER Ich weiß nicht, Herr.ROMEO Oh, sie nur lehrt die Kerzen, hell zu glühn! Wie in dem Ohrdes Mohren ein Rubin, So hängt der Holden Schönheit an den WangenDer Nacht; zu hoch, zu himmlisch dem Verlangen. Sie stellt sich unterden Gespielen dar Als weiße Taub in einer Krähenschar. Schließt sichder Tanz, so nah ich ihr: ein Drücken Der zarten Hand soll meine Handbeglücken. Liebt ich wohl je? Nein, schwör es ab, Gesicht! Du sahst bisjetzt noch wahre Schönheit nicht.TYBALT Nach seiner Stimm ist dies ein Montague. (Zu einem Diener.)Hol meinen Degen, Bursch!--Was? Wagt der Schurk, Vermummt ineine Fratze, herzukommen Zu Hohn <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Schimpfe gegen unser Fest?Fürwahr, bei meines Stammes Ruhm <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Adel, Wer tot ihn schlüg,verdiente keinen Tadel!CAPULET Was habt Ihr, Vetter? Welch ein Sturm? Wozu?TYBALT Seht, Oheim, der da ist ein Montague! Der Schurke drängtsich unter Eure Gäste Und macht sich einen Spott an diesem Feste.CAPULET Ist es der junge <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>?TYBALT Der Schurke <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>!CAPULET Seid ruhig, Herzensvetter! Laßt ihn gehn! Er hält sich wieein wackrer Edelmann; Und in der Tat, Verona preiset ihn Als einensittgen, tugendsamen Jüngling. Ich möchte nicht für alles Gut der StadtIn meinem Haus ihm einen Unglimpf tun. Drum seid geduldig; merketnicht auf ihn. Das ist mein Will, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wenn du diesen ehrst, So zeig dichfre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>lich, s<strong>tr</strong>eif die Runzeln weg, Die übel sich bei einem Feste


ziemen.TYBALT Kommt solch ein Schurk als Gast, so stehn sie wohl. Ich leidihn nicht.CAPULET Er soll gelitten werden, Er soll!--Herr Junge, hört Er das?Nur zu! Wer ist hier Herr? Er oder ich? Nur zu! So, will Er ihn nichtleiden?--Helf mir Gott!-- Will Hader unter meinen Gästen stiften? Willsich als starken Mann hier wichtig machen?TYBALT Ists nicht 'ne Schande, Oheim?CAPULET Zu! Nur zu! Ihr seid ein kecker Bursch. Ei, seht mir doch!Der S<strong>tr</strong>eich mag Euch gereun; ich weiß schon was. Ihr macht mirs bunt!Ja, das käm eben recht!-- Brav, Herzenskinder!--Geht, vorwitzig seidIhr! Seid ruhig, sonst--Mehr Licht, mehr Licht, zum Kuckuck!-- Willich zur Ruh Euch bringen!--Lustig, Kinder!TYBALT Mir kämpft Geduld aus Zwang mit willger Wut Im Innern<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> empört mein siedend Blut. Ich gehe.--Hand ist frommer WallerKuß.ROMEO Haben nicht Heilge Lippen wie die Waller?JULIA Ja, doch Gebet ist die Bestimmung aller.ROMEO O so vergönne, teure Heilge nun, Daß auch die Lippen wiedie Hände tun. Voll Inbrunst beten sie zu dir: erhöre, Daß Glaube nichtsich in Verzweiflung kehre!JULIA Du weißt, ein Heilger pflegt sich nicht zu regen, Auch wenn ereine Bitte zugesteht.ROMEO So reg dich, Holde, nicht, wie Heilge pflegen, Derweil meinM<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dir nimmt, was er erfleht.(Er küßt sie.)Nun hat dein M<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ihn aller Sünd entb<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en.JULIA So hat mein M<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zum Lohn Sünd für die Gunst?ROMEO Zum Lohn die Sünd? O Vorwurf, süß erf<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en! Gebt siezurück!(Küßt sie wieder.)JULIA Ihr küßt recht nach der Kunst.WÄRTERIN (<strong>tr</strong>itt heran.) Mama will Euch ein Wörtchen sagen,Fräulein.ROMEO Wer ist des Fräuleins Mutter?WÄRTERIN Ei nun, Junker, Das ist die gnädge Frau vom Hause hier,Gar eine wackre Frau <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> klug <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ehrsam. Die Tochter, die Ihr


spracht, hab ich gesäugt. Ich sag Euch, wer ihr' habhaft werden kann,Ist wohl gebettet.ROMEO Sie eine Capulet? O teurer Preis! Mein Leben Ist meinemFeind als Schuld dahingegeben!BENVOLIO Fort, laßt uns gehn; die Lust ist bald dahin.ROMEO Ach, leider wohl! Das ängstet meinen Sinn.CAPULET Nein, liebe Herrn, denkt noch ans Weggehn nicht! Einkleines, schlichtes Mahl ist schon bereitet.-- Muß es denn sein? Nunwohl, ich dank Euch allen; Ich dank Euch, edle Herren: Gute Nacht!--Mehr Fackeln her!--Kommt nun, bringt mich zu Bett.(Zum zweiten Capulet.)Wahrhaftig, es wird spät, ich will zur Ruh.(Alle ab, außer <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Wärterin.)JULIA Komm zu mir, Amme; wer ist dort der Herr?WÄRTERIN Tiberios, des alten, Sohn <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Erbe.JULIA Wer ists, der eben aus der Türe geht?WÄRTERIN Das, denk ich, ist der junge [Marcellin] Pe<strong>tr</strong>uchio.JULIA Wer folgt ihm da, der gar nicht tanzen wollte?WÄRTERIN Ich weiß nicht.JULIA Geh, frage, wie er heißt!--Ist er vermählt, So ist das Grab zumBrautbett mir erwählt.WÄRTERIN (kommt zurück.) Sein Nam ist <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, ein MontagueUnd Eures großen Feindes einzger Sohn.JULIA So einzge Lieb aus großem Haß entbrannt! Ich sah zu früh, denich zu spät erkannt. O W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>erwerk: ich fühle mich ge<strong>tr</strong>ieben, Denärgsten Feind aufs zärtlichste zu lieben.WÄRTERIN Wieso, wieso?JULIA Es ist ein Reim, den ich <strong>von</strong> einem Tänzer Soeben lernte.(Man ruft drinnen: <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>!)WÄRTERIN Gleich, wir kommen ja! Kommt, laßt uns gehn; keinFremder ist mehr da.(Ab.)(Der Chorus <strong>tr</strong>itt auf.)CHORUS Die alte Liebe stirbt in ihm dahin, Und junge Zuneigungbeerbt sie da; Die Schöne, nach der schmachtend stand sein Sinn,Scheint nicht mehr schön nun neben <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>. Er wird geliebt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> liebt nunauch zum Schluß, Ein Zauberblick kann beiderseits nicht fehln, Doch


scheint als Feind sie, der ers klagen muß, Und seiner Falle Köder mußsie stehln. Als Feind gesehn, darf er nicht zu ihr her, Zu schwörn, wiewirs sonst bei Verliebten sehn; Auch sie liebt ihn, doch kann nochweniger Zum neu geliebten irgendwohin gehn: Doch Zeit schafft Rat,Verlangen leiht die Kraft Und lindert Leid durch süße Leidenschaft.(Geht ab.)ZWEITER AKTERSTE SZENE(Ein offner Platz, der an Capulets Garten stößt)(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)ROMEO Kann ich <strong>von</strong> hinnen, da mein Herz hier bleibt? Geh, frostgeErde, suche deine Sonne!(Er ersteigt die Mauer <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> springt hinunter. Benvolio <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Mercutio<strong>tr</strong>eten auf.)BENVOLIO He, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, he, Vetter!MERCUTIO Er ist klug Und hat, mein Seel, sich heim ins Bettgestohlen.BENVOLIO Er lief hieher <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sprang die Gartenmauer Hinüber. Rufihn, Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Mercutio!MERCUTIO Ja, auch beschwören will ich. <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Was? Grillen!Toller! Leidenschaft! Verliebter! Erscheine du, gestaltet wie einSeufzer; Sprich nur ein Reimchen, so genügt mirs schon; Ein Ach nurjammre, paare Lieb <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Triebe; Gib der Gevat<strong>tr</strong>in Venus ein gut Wort,Schimpf eins auf ihren blinden Sohn <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Erben, Held Amor, der soflink gezielt, als König Kophetua das Bettlermädchen liebte. Er höretnicht, er regt sich nicht, er rührt sich nicht. Der Aff ist tot; ich muß ihnwohl beschwören. Nun wohl: Bei Rosalindens hellem Auge, Bei ihrerPurpurlipp <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> hohen Stirn, Bei ihrem zarten Fuß, dem schlanken Bein,Den üppgen Hüften <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> der Region, Die ihnen nahe liegt, beschwör ichdich, Daß du in eigner Bildung uns erscheinest.BENVOLIO Wenn er dich hört, so wird er zornig werden.MERCUTIO Hierüber kann ers nicht; er hätte Gr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Bannt ich hinaufin seiner Dame Kreis Ihm einen Geist <strong>von</strong> seltsam eigner Art Und ließeden da stehn, bis sie den Trotz Gezähmt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nieder ihn beschworenhätte. Das wär Beschimpfung! Meine Anrufung Ist gut <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ehrlich; mit


der Liebsten Namen Beschwör ich ihn, bloß um ihn aufzurichten.BENVOLIO Komm! Er verbarg sich unter jenen Bäumen Und pflegtdes Umgangs mit der feuchten Nacht. Die Lieb ist blind, das Dunkel istihr recht.MERCUTIO Ist Liebe blind, so zielt sie freilich schlecht. Nun sitzt erwohl an einen Baum gelehnt Und wünscht, sein Liebchen wär die reifeFrucht Und fiel ihm in den Schoß. Doch, gute Nacht, Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>!Ich will ins Federbett; Das Feldbett ist zum Schlafen mir zu kalt.Komm, gehn wir?BENVOLIO Ja, es ist vergeblich, ihn Zu suchen, der nicht willgef<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en sein.(Beide ab.)ZWEITE SZENE(Capulets Garten)(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> kommt.)ROMEO Der Narben lacht, wer W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en nie gefühlt.(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> erscheint oben an einem Fenster.)Doch still, was schimmert durch das Fenster dort? Es ist der Ost, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong><s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> die Sonne!-- Geh auf, du holde Sonn! Ertöte Lunen, Die neidischist <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> schon vor Grame bleich, Daß du viel schöner bist, obwohl ihrdienend. O da sie neidisch ist, so dien ihr nicht! Nur Toren gehn inihrer blassen, kranken Vestalen<strong>tr</strong>acht einher; wirf du sie ab! Sie ist es,meine Göttin, meine Liebe! O wüßte sie, daß sie es ist!-- Sie spricht,doch sagt sie nichts: was schadet das? Ihr Auge redt, ich will ihmAntwort geben.-- Ich bin zu kühn, es redet nicht zu mir. Ein Paar derschönsten Stern am ganzen Himmel Wird ausgesandt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> bittet JuliensAugen, In ihren Kreisen unterdes zu funkeln. Doch wären ihre Augendort, die Sterne In ihrem Antlitz? Würde nicht der Glanz Von ihrenWangen jene so beschämen Wie Sonnenlicht die Lampe? Würd ihrAug Aus luftgen Höhn sich nicht so hell ergießen, Daß Vögel sängen,froh den Tag zu grüßen? O wie sie auf die Hand die Wange lehnt! Wärich der Handschuh doch auf dieser Hand Und küßte diese Wange!JULIA Weh mir!ROMEO Horch! Sie spricht. O sprich noch einmal, holder Engel! Dennüber meinem Haupt erscheinest du Der Nacht so glorreich, wie einFlügelbote Des Himmels dem erstaunten, über sich Gekehrten Aug der


Menschensöhne, die Sich rücklings werfen, um ihm nachzuschaun,Wenn er dahin fährt auf den <strong>tr</strong>ägen Wolken Und auf der Luftgewölbtem Busen schwebt.JULIA O <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Warum denn <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>? Verleugne deinen Vater,deinen Namen! Willst du das nicht, schwör dich zu meinem Liebsten,Und ich bin länger keine Capulet!ROMEO (für sich.) Hör ich noch länger, oder soll ich reden?JULIA Dein Nam ist nur mein Feind. Du bliebst du selbst, Und wärstdu auch kein Montague. Was ist Denn Montague? Es ist nicht Hand,nicht Fuß, Nicht Arm noch Antlitz, noch ein andrer Teil Von einemMenschen. Sei ein andrer Name! Was ist ein Name? Was uns Roseheißt, Wie es auch hieße, würde lieblich duften; So <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, wenn erauch anders hieße, Er würde doch den köstlichen Gehalt Bewahren,welcher sein ist ohne Titel. O <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, leg deinen Namen ab, Und fürden Namen, der dein Selbst nicht ist, Nimm meines ganz!ROMEO (indem er näher hinzu<strong>tr</strong>itt.) Ich nehme dich beim Wort. NennLiebster mich, so bin ich neu getauft Und will hinfort nicht <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>mehr sein.JULIA Wer bist du, der du, <strong>von</strong> der Nacht beschirmt, Dich drängst inmeines Herzens Rat?ROMEO Mit Namen Weiß ich dir nicht zu sagen, wer ich bin. Meineigner Name, teure Heilge, wird, Weil er dein Feind ist, <strong>von</strong> mir selbstgehaßt; Hätt ich ihn schriftlich, so zerriss' ich ihn.JULIA Mein Ohr <strong>tr</strong>ank keine h<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ert Worte noch Von diesen Lippen,doch es kennt den Ton. Bist du nicht <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, ein Montague?ROMEO Nein, Holde; keines, wenn dir eins mißfällt.JULIA Wie kamst du her? O sag mir, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> warum? Die Gartenmaur isthoch, schwer zu erklimmen; Die Stätt ist Tod--bedenk nur, wer dubist--, Wenn einer meiner Vettern dich hier findet.ROMEO Der Liebe leichte Schwingen <strong>tr</strong>ugen mich, Kein steinernBollwerk kann der Liebe wehren; Und Liebe wagt, was irgend Liebekann, Drum hielten deine Vettern mich nicht auf.JULIA Wenn sie dich sehn, sie werden dich ermorden.ROMEO Ach, deine Augen drohn mir mehr Gefahr Als zwanzig ihrerSchwerter; blick du fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>lich, So bin ich gegen ihren Haß gestählt.JULIA Ich wollt um alles nicht, daß sie dich sähn.ROMEO Vor ihnen hüllt mich Nacht in ihren Mantel. Liebst du mich


nicht, so laß sie nur mich finden; Durch ihren Haß zu sterben wär mirbesser Als ohne deine Liebe Lebensfrist.JULIA Wer zeigte dir den Weg zu diesem Ort?ROMEO Die Liebe, die zuerst mich forschen hieß; Sie lieh mir Rat, ichlieh ihr meine Augen. Ich bin kein Steuermann, doch wärst du fern WieUfer, <strong>von</strong> dem fernsten Meer bespült, Ich wagte mich nach solchemKleinod hin.JULIA Du weißt, die Nacht verschleiert mein Gesicht, Sonst färbteMädchenröte meine Wangen Um das, was du vorhin mich sagen hörtest.Gern hielt ich s<strong>tr</strong>eng auf Sitte, möchte gern Verleugnen, was ich sprach;doch weg mit Form! Sag, liebst du mich? Ich weiß, du wirsts bejahn,Und will dem Worte <strong>tr</strong>aun; doch wenn du schwörst, So kannst du<strong>tr</strong>eulos werden; wie sie sagen, Lacht Jupiter des Meineids derVerliebten. O holder <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, wenn du mich liebst: Sags ohne Falsch!Doch dächtest du, ich sei Zu schnell besiegt, so will ich finster blicken,Will widerspenstig sein <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Nein dir sagen, So du dann werben willst;sonst nicht um alles. Gewiß, mein Montague, ich bin zu herzlich, Dukönntest denken, ich sei leichten Sinns. Ich glaube, Mann, ich werde<strong>tr</strong>euer sein Als sie, die fremd zu tun geschickter sind. Auch ich, bekennich, hätte fremd getan, Wär ich <strong>von</strong> dir, eh ichs gewahrte, nichtBelauscht in Liebesklagen. Drum vergib! Schilt diese Hingebung nichtFlatterliebe, Die so die stille Nacht verraten hat.ROMEO Ich schwöre, Fräulein, bei dem heilgen Mond, Der silberndieser Bäume Wipfel säumt--Lieben sei!ROMEO Wobei denn soll ich schwören?JULIA Laß es ganz! Doch willst du, schwör bei deinem edlen Selbst,Dem Götterbilde meiner Anbetung; So will ich glauben.ROMEO Wenn die Herzensliebe--JULIA Gut, schwöre nicht! Obwohl ich dein mich freue, Freu ich michnicht des B<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>es dieser Nacht. Er ist zu rasch, zu unbedacht, zuplötzlich, Gleicht allzusehr dem Blitz, der nicht mehr ist, Noch eh mansagen kann: es blitzt.--Schlaf süß! Des Sommers warmer Hauch kanndiese Knospe Der Liebe wohl zur schönen Blum entfalten, Bis wir dasnächste Mal uns wiedersehn. Nun gute Nacht! So süße Ruh <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>Frieden, Als mir im Busen wohnt, sei dir beschieden.ROMEO Ach, willst du lassen mich so unge<strong>tr</strong>östet?JULIA Welch Tröstung kannst du diese Nacht begehren?


ROMEO Gib deinen <strong>tr</strong>euen Liebesschwur für meinen!JULIA Ich gab ihn dir, eh du darum gefleht; Und doch, ich wollt, erstünde noch zu geben.ROMEO Wolltst du mir ihn entziehn? Wozu das, Liebe?JULIA Um unverstellt ihn dir zurückzugeben. Allein ich wünsche, wasich habe, nur. So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe So tief ja wiedas Meer. Je mehr ich gebe, Je mehr auch hab ich: beides ist unendlich.Ich hör im Haus Geräusch; leb wohl. Geliebter!(Die Wärterin ruft hinter der Szene.)Gleich, Amme! Holder Montague, sei <strong>tr</strong>eu! Wart einen Augenblick; ichkomme wieder!(Sie geht zurück.)ROMEO O selge, selge Nacht! Nur fürcht ich, weil Mich Nacht umgibt,dies alles sei nur Traum, Zu schmeichelnd süß, um wirklich zu bestehn.(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> erscheint wieder am Fenster.)JULIA Drei Worte, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, dann gute Nacht! Wenn deine Liebetugendsam gesinnt Vermählung wünscht, so laß mich morgen wissenDurch jemand, den ich zu dir senden will, Wo du <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wann dieTrauung willst vollziehn. Dann leg ich dir mein ganzes Glück zu FüßenUnd folge durch die Welt dir, meinem Herrn.(Die Wärterin hinter der Szene: Fräulein!)Ich komme, gleich!--Doch meinst du es nicht gut, So bitt ich dich--(Die Wärterin hinter der Szene: Fräulein!)Im Augenblick, ich komme! --Hör auf zu werben, laß mich meinemGram! Ich sende morgen früh.ROMEO Beim ewgen Heil!JULIA Nun tausend gute Nacht!(Geht zurück.)ROMEO Raubst du dein Licht ihr, wird sie bang durchwacht. WieKnaben aus der Schul eilt Liebe hin zum Lieben, Wie Knaben an ihrBuch wird sie hinwegge<strong>tr</strong>ieben.(Er entfernt sich langsam. <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> erscheint wieder am Fenster.)JULIA St! <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, st! O eines Jägers Stimme, Den edlen Falken wiederherzulocken! Abhängigkeit ist heiser, wagt nicht laut Zu reden, sonstzersprengt ich Echos Kluft Und machte heisrer ihre luftge Kehle Alsmeine mit dem Namen <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.ROMEO (umkehrend.) Mein Leben ists, das meinen Namen ruft. Wie


silbersüß tönt bei der Nacht die Stimme Der Liebenden, gleichlieblicher Musik Dem Ohr des Lauschers!JULIA <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>!ROMEO Mein Fräulein!JULIA Um welche St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e soll ich morgen schicken?ROMEO Um neun.JULIA Ich will nicht säumen; zwanzig Jahre Sinds bis dahin. Doch ichvergaß, warum Ich dich zurückgerufen.ROMEO Laß hier mich stehn, derweil du dich bedenkst.JULIA Auf daß du stets hier weilst, werd ich vergessen, Bedenkend,wie mir deine Näh so lieb.ROMEO Auf daß du stets vergessest, werd ich weilen, Vergessend, daßich irgend sonst daheim.JULIA Es tagt beinah, ich wollte nun, du gingst; Doch weiter nicht, alswie ein tändelnd Mädchen Ihr Vögelchen der Hand entschlüpfen läßt,Gleich einem Armen in der Banden Druck, Und dann zurück ihn ziehtam seidnen Faden; So liebevoll mißgönnt sie ihm die Freiheit.ROMEO War ich dein Vögelchen!JULIA Ach wärst du's. Lieber! Doch hegt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> pflegt ich dich gewiß zuTod. Nun gute Nacht! So süß ist Trennungswehe, Ich rief wohl guteNacht, bis ich den Morgen sähe.(Sie geht zurück.)ROMEO Schlaf wohn auf deinem Aug, Fried in der Brust! O wär ichFried <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Schlaf <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ruht in solcher Lust! Ich will zur Zell desfrommen Vaters gehen, Mein Glück ihm sagen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> um Hülf ihn flehen.(Ab.)DRITTE SZENE([Ein Klostergarten] Bruder Lorenzos Zelle)(Bruder Lorenzo mit einem Körbchen.)LORENZO Der Morgen lächelt froh der Nacht ins Angesicht Undsäumet das Gewölk im Ost mit S<strong>tr</strong>eifen Licht. Die matte Finsternisflieht wankend, wie be<strong>tr</strong>unken, Von Titans Pfad, besprüht <strong>von</strong> seinerRosse Funken. Eh höher nun die Sonn ihr glühend Aug erhebt, DenTau der Nacht verzehrt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> neu die Welt belebt, Muß ich diesKörbchen hier voll Kraut <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Blumen lesen, Voll Pflanzen giftger Art<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> diensam zum Genesen. Die Mutter der Natur, die Erd, ist auch ihr


Grab, Und was ihr Schoß gebar, sinkt tot in ihn hinab, Und Kindermannigfalt, so all ihr Schoß empfangen, Sehn wir, gesäugt <strong>von</strong> ihr, anihren Brüsten hangen. An vielen Tugenden sind viele drunter reich,Ganz ohne Wert nicht eins, doch keins dem andern gleich. Oh, großeKräfte sinds, weiß man sie recht zu pflegen, Die Pflanzen, Kräuter,Stein in ihrem Innern hegen; Was nur auf Erden lebt, da ist auch nichtsso schlecht, Daß es der Erde nicht besondern Nutzen brächt. Doch istauch nichts so gut, das, diesem Ziel entwendet, Ab<strong>tr</strong>ünnig seiner Art,sich nicht durch Mißbrauch schändet. In Laster wandelt sich selbstTugend, falsch geübt, Wie Ausführung auch wohl dem Laster Würdegibt. Die kleine Blume hier beherbergt giftge Säfte In ihrer zarten Hüll<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> milde Heilungskräfte! Sie labet den Geruch <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dadurch jedenSinn; Gekostet, dringt sie gleich zum Herzen tötend hin. Zwei Feindelagern so im menschlichen Gemüte Sich immerdar im Kampf:verderbter Will <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Güte, Und wo das Schlech<strong>tr</strong>e herrscht mitsiegender Gewalt, Dergleichen Pflanze frißt des Todes Wurm gar bald.(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)ROMEO Mein Vater, guten Morgen!LORENZO Sei der Herr gesegnet! Wes ist der frühe Gruß, derfre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>lich mir begegnet? Mein junger Sohn, es zeigt, daß wildes Blutdich plagt, Daß du dem Bett so früh schon Lebewohl gesagt. Die wacheSorge lauscht im Auge jedes Alten, Und Schlummer bettet nie sich da,wo Sorgen walten; Doch da wohnt goldner Schlaf, wo mit ges<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>emBlut Und grillenfreiem Hirn die frische Jugend ruht. Drum läßt michsicherlich dein frühes Kommen wissen, Daß innre Unordnung vomLager dich gerissen. Wie? Oder hätte gar mein <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> die Nacht --Nunrat ichs besser--nicht im Bette hingebracht?ROMEO So ists, ich wußte mir viel süßre Ruh zu finden.LORENZO Verzeih die Sünde Gott! Warst du bei Rosalinden?ROMEO Bei Rosalinden, ich? Ehrwürdger Vater, nein! Vergessen istder Nam <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dieses Namens Pein.LORENZO Das ist mein wackrer Sohn! Allein wo warst du? Sage!ROMEO So hör; ich sparte gern dir eine zweite Frage. Ich war beimeinem Feind auf einem Freudenmahl, Und da verw<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ete michjemand auf einmal. Desgleichen tat ich ihm, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> für die beidenW<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en Wird heilge Arzenei bei deinem Amt gef<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en. Ich hegekeinen Groll, mein frommer, alter Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Denn sieh, zustatten kommt


die Bitt auch meinem Feind.LORENZO Einfältig, lieber Sohn! Nicht Silben fein gestochen! WerRätsel beichtet, wird in Rätseln losgesprochen.ROMEO So wiss' einfältiglich: Ich wandte Seel <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Sinn In Lieb aufCapulets holdselge Tochter hin. Sie gab ihr ganzes Herz zurück mir fürdas meine, Und uns Vereinten fehlt zum innigsten Vereine Die heilgeTrauung nur; doch wie <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wo <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wann Wir uns gesehn, erklärt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>Schwur um Schwur getan, Das alles will ich dir auf unserm Wegerzählen; Nur bitt ich, willge drein, noch heut uns zu vermählen!LORENZO O heiliger Sankt Franz! Was für ein Unbestand! IstRosalinde schon aus deiner Brust verbannt, Die du so heiß geliebt?Liegt junger Männer Liebe Denn in den Augen nur, nicht in desHerzens Triebe? O heiliger Sankt Franz! Wie wusch ein salzig Naß UmRosalinden dir so oft die Wangen blaß! Und löschen konnten doch soviele Tränenfluten Die Liebe nimmer dir; sie schürten ihre Gluten.Noch schwebt der Sonn ein Dunst <strong>von</strong> deinen Seufzern vor, Dein altesStöhnen summt mir noch im alten Ohr, Sieh, auf der Wange hier istnoch die Spur zu sehen Von einer alten Trän, die noch nicht willvergehen. Und warst du je du selbst <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> diese Schmerzen dein, So warder Schmerz <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> du für Rosalind allein. Und so verwandelt nun? Dannleide, daß ich spreche: Ein Weib darf fallen, wohnt in Männern solcheSchwäche.ROMEO Oft schmältest du mit mir um Rosalinden schon.LORENZO Weil sie dein Abgott war, nicht weil du liebtest, Sohn.ROMEO Und mahntest oft mich an, die Liebe zu besiegen.LORENZO Nicht um in deinem Sieg der zweiten zu erliegen.ROMEO Ich bitt dich, schmäl nicht! Sie, der jetzt mein Herz gehört,Hat Lieb um Liebe mir <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Gunst um Gunst gewährt. Das tat die andrenie.LORENZO Sie wußte wohl, dein Lieben Sei zwar ein köstlich Wort,doch nur in Sand geschrieben. Komm, junger Flattergeist! Komm nur,wir wollen gehn; Ich bin aus einem Gr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> geneigt, dir beizustehn:Vielleicht, daß dieser B<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zu großem Glück sich wendet Und eurerHäuser Groll durch ihn in Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>schaft endet.ROMEO O laß uns fort <strong>von</strong> hier! Ich bin in großer Eil.LORENZO Wer hastig läuft, der fällt; drum eile nur mit Weil.(Beide ab.)


VIERTE SZENE(Eine S<strong>tr</strong>aße)(Benvolio <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Mercutio kommen.)MERCUTIO Wo, Teufel, kann der <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> stecken? Kam er heutenacht nicht nach Hause?BENVOLIO Nach seines Vaters Hause nicht; ich sprach seinen Diener.MERCUTIO Ja, dies hartherzge Frauenbild, die Rosalinde, Sie quältihn so, er wird gewiß verrückt.BENVOLIO Tybalt, des alten Capulet Verwandter, Hat dort ins Hausihm einen Brief geschickt.MERCUTIO Eine Ausforderung, so wahr ich lebe!BENVOLIO <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> wird ihm die Antwort nicht schuldig bleiben.MERCUTIO Auf einen Brief kann ein jeder antworten, wenn erschreiben kann.BENVOLIO Nein, ich meine, er wird dem Briefsteller zeigen, daß erMut hat, wenn man ihm so was zumutet.MERCUTIO Ach, der arme <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>; er ist ja schon tot! Durchbohrt <strong>von</strong>einer weißen Dirne schwarzem Auge; durchs Ohr geschossen miteinem Liebesliedchen; seine Herzensscheibe durch den Pfeil deskleinen blinden Schützen mitten entzweigespalten. Ist er der Manndarnach, es mit dem Tybalt aufzunehmen?BENVOLIO Nun, was ist Tybalt denn Großes?MERCUTIO Kein papierner Held, das kann ich dir sagen! Oh, er ist einbeherzter Zeremonienmeister der Ehre. Er ficht, wie Ihr ein Liedleinsingt, hält Takt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Maß <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Ton. Er beobachtet seine Pausen;eins--zwei--drei; dann sitzt Euch der Stoß in der Brust! Er bringt Eucheinen seidnen Knopf unfehlbar ums Leben. Ein Raufer, ein Raufer! EinRitter vom ersten Range, der Euch alle Gründe eines Ehrens<strong>tr</strong>eits anden Fingern herzuzählen weiß. Ach die göttliche Passade! Die doppelteFinte! Der!BENVOLIO Der--was?MERCUTIO Der Henker hole diese phantastischen, gezierten,lispelnden Eisenfresser! Was sie für neue Töne anstimmen!--"Eine sehrgute Klinge"--"Ein sehr wohlgewachsener Mann!"--"Eine sehr guteHure!"--Wetter, sie hatte doch einen bessern Liebhaber, um sie zubereimen!--, Dido eine Trutschel, Kleopa<strong>tr</strong>a eine Zigeunerin, Helena


<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Hero Metzen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> lose Dirnen, Thisbe ein artiges Blauauge odersonst so was, will aber nichts vorstellen.(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)Signor <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, bonjour! Da habt Ihr einen französischen Gruß für Eurefranzösischen Pumphosen! Ihr spieltet uns diese Nacht einen schönenS<strong>tr</strong>eich.ROMEO Guten Morgen, meine Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e! Was für einen S<strong>tr</strong>eich?MERCUTIO Einen Diebess<strong>tr</strong>eich. Ihr stahlt Euch unversehens da<strong>von</strong>.ROMEO Verzeihung, guter Mercutio. Ich hatte etwas Wichtiges vor,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> in einem solchen Falle tut man wohl einmal der Höflichkeit Gewaltan.MERCUTIO Das soll wohl heißen, daß in einem solchen Falle einMann dazu vergewaltigt wird, sich in den Schenkeln zu verbeugen.ROMEO Das bedeutet, einen höflichen Knicks zu machen.MERCUTIO Du hast es allergnädigst erfaßt.ROMEO Eine äußerst höfliche Auslegung.MERCUTIO Ich bringe die Höflichkeit zur höchsten Blüte.ROMEO Blüte steht für Blume.MERCUTIO Richtig.ROMEO Nun, dann ist mein Tanzschuh gut geblümt.MERCUTIO Gut gesagt: spinne mir nun diesen Scherz weiter, bis dudeinen Tanzschuh abgenutzt hast; so daß, wenn seine einzige Sohleabgenutzt ist, der Scherz solo <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> einzigartig hernach übrig bleibe.ROMEO Oh einfachbesohlter Scherz, einfach einzigartig in seinerEinfalt!MERCUTIO Tritt zwischen uns, guter Benvolio; mein Witz schwindetmir.ROMEO Dann gib ihm Peitsche <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Sporen, Peitsche <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Sporen; oderich rufe mich zum Sieger aus.MERCUTIO Nein, wenn dein Witz ebenso ziellos herumgaloppiert wiebei einer Wildgansjagd, bin ich fertig; denn du hast mehr <strong>von</strong> einerschnatternden Wildgans in einem deiner Sinne, da bin ich mir sicher,als ich in meinen ganzen fünfen: bin ich Euch mit der Schnatterei zunahe ge<strong>tr</strong>eten?{Wildgansjagd (wild-goose chase}: Ein Wet<strong>tr</strong>ennen zu Pferde, bei demder führende Reiter die S<strong>tr</strong>ecke bestimmt. Im über<strong>tr</strong>agenen Sinn: einsehr wenig erfolgversprechendes Unternehmen.}


ROMEO Du bist nie nahe zu mir ge<strong>tr</strong>eten, außer mit Schnatterei.MERCUTIO Für diesen Scherz werde ich dir am Ohr knabbern.ROMEO Nein, guter Gänserich, beiß mich nicht.MERCUTIO Dein Witz ist wie ein sehr bitterer Süßapfel; er ist eineäußerst scharfe Soße.ROMEO Und ist er dann nicht genau die richtige Beilage zu einersüßen Gans?MERCUTIO Oh, das ist ein Witz aus Glacéleder, der sich <strong>von</strong> einemkleinen Zoll auf eine große Elle dehnen läßt!ROMEO Ich werde ihn durch das Wort "groß" ausdehnen, welches,wenn es der Gans hinzugefügt wird, dich weit <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> breit als eine großeSchnattergans dastehen läßt.MERCUTIO Wie nun? [Du sprichst ja ganz menschlich. Wie kommt es,daß du auf einmal deine aufgeweckte Zunge <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> deine muntern Augenwiedergef<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en hast? So hab ich dich gern.] Ist das nicht besser als dasewige Liebesgekrächze? Jetzt bist du umgänglich, jetzt bist du <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>;jetzt bist du was du bist, in deiner Kunst ebenso wie in deiner Natur,denn dieser faselnde Amor ist wie ein großer Einfaltspinsel, derlächsend auf <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ab rennt, um sein Stöckchen in einem Loch zuverstecken.BENVOLIO Halt ein, halt ein.MERCUTIO Du wünschst, daß ich meine Ergüße unzeitig beende.BENVOLIO Ansonsten wäre es dir zu lang geworden.MERCUTIO O, du irrst dich; es wäre sogleich wieder kurz geworden,denn ich bin bereits in die volle Tiefe vorgedrungen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> beabsichtigtein der Tat, auf dem Fall nicht länger herumzureiten.ROMEO Seht den prächtigen Aufzug!(Die Wärterin <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Peter hinter ihr.)MERCUTIO Was kommt da angesegelt?BENVOLIO Zwei, zwei: ein Männerhemd <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ein Unterrock.WÄRTERIN Peter!PETER Was beliebt?WÄRTERIN Meinen Fächer, Peter!MERCUTIO Gib ihn ihr, guter Peter, um ihr Gesicht zu verstecken. IhrFächer ist viel hübscher wie ihr Gesicht.WÄRTERIN Schönen guten Morgen, Ihr Herren!MERCUTIO Schönen guten Abend, schöne Dame!


WÄRTERIN Warum guten Abend?MERCUTIO Euer Brusttuch deutet auf Sonnenuntergang.WÄRTERIN Pfui, was ist das für ein Mensch?ROMEO Einer, Verehrte, den Gott geschaffen hat, daß er sich selbstverderbe.WÄRTERIN Schön gesagt, bei meiner Seele! Daß er sich selbstverderbe! Ganz recht! Aber, Ihr Herren, kann mir keiner <strong>von</strong> Euchsagen, wo ich den jungen <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> finde?ROMEO Ich kanns Euch sagen; aber der junge <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> wird älter sein,wenn Ihr ihn gef<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en habt, als er war, da Ihr ihn suchtet. Ich bin derJüngste, der den Namen führt, weil kein schlechterer da war.WÄRTERIN Gut gegeben.MERCUTIO So? Ist das Schlechteste gut gegeben? Nun wahrhaftig:gut begriffen! Sehr vernünftig!WÄRTERIN Wenn Ihr <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> seid, mein Herr, so wünsche ich Euchinsgeheim zu sprechen.BENVOLIO Sie wird ihn irgendwohin auf den Abend bitten.MERCUTIO Eine Kupplerin, eine Kupplerin! Ho, ho!BENVOLIO Was witterst du?MERCUTIO [Neue Jagd, neue Jagd!--] Kein Häschen, mein Herr;außer vielleicht einer Häsin, mein Herr, in einer Fastenspeise, die schonetwas schal <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> schimmelig-grau geworden ist, bevor sie vernaschtwurde. (Singt.) Ein Has', ergraut, Und ein Has', ergraut, Welch sehrgute Fastenspeis'; Doch ein Has', der ergraut, Ist zu viel zuge<strong>tr</strong>aut,Wenns ergraut eh' ichs verspeis.{Es ist sicher kein Zufall, daß das Wort "hoar" (ergraut) genauso klingtwie "whore" (Hure) <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> daß die sprichwörtlicheVermehrungsfreudigkeit der Hasen auch eine Interpretation <strong>von</strong> "hare"(Hase) als Hure nahelegt. So lautet die erste Zeile wörtlich "Ein alterHase, (der) ergraut (ist)", doch der Zuhörer versteht "Eine alte Hure".}<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, kommt nach Eures Vaters Hause, wir wollen zu Mittag daessen.ROMEO Ich komme euch nach.MERCUTIO Lebt wohl, alte Schöne! Lebt wohl, (Singt.) oSchöne--Schöne--Schöne!(Benvolio <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Mercutio gehen ab.)WÄRTERIN Sagt mir doch, was war das für ein unverschämter Gesell,


der nichts als Schelmstücke im Kopfe hatte?ROMEO Jemand, der sich selbst gern reden hört, meine gute Frau, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>der in einer Minute mehr spricht, als er in einem Monate verantwortenkann.WÄRTERIN Ja, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wenn er auf mich was zu sagen hat, so will ich ihnbei den Ohren kriegen, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wäre er auch noch vierschrötiger, als er ist,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zwanzig solcher Hasenfüße obendrein; <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> kann ichs nicht, sokönnens andre. So 'n Lausekerl! Ich bin keine <strong>von</strong> seinen Kreaturen,ich bin keine <strong>von</strong> seinen Karnuten. (Zu Peter.) Und du mußt auchdabeistehen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> leiden, daß jeder Schuft sich nach Belieben über michhermacht!PETER Ich habe nicht gesehn, daß sich jemand über Euch hergemachthätte, sonst hätte ich geschwind vom Leder gezogen, das könnt Ihrglauben. Ich kann so gut ausziehen wie ein andrer, wo es einenehrlichen Zank gibt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> das Recht auf meiner Seite ist.WÄRTERIN Nu, weiß Gott, ich habe mich so geärgert, daß ich amganzen Leibe zit<strong>tr</strong>e. So 'n Lausekerl!--Seid so gütig, mein Herr, auf einWort! Und was ich Euch sagte: Mein junges Fräulein befahl mir. Euchzu suchen. Was sie mir befahl. Euch zu sagen, das will ich für michbehalten; aber erst laßt mich Euch sagen, wenn Ihr sie wolltet bei derNase herumführen, sozusagen, das wäre eine unartige Aufführung,sozusagen. Denn seht, das Fräulein ist jung, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> also, wenn Ihr falschgegen sie zu Werke gingt, das würde sich gar nicht gegen ein Fräuleinschicken <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wäre ein recht nichtsnutziger Handel.ROMEO Empfiehl mich deinem Fräulein! Ich beteure dir--WÄRTERIN Du meine Zeit! Gewiß <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wahrhaftig, das will ich ihrwiedersagen. O jemine, sie wird sich vor Freude nicht zu lassen wissen!ROMEO Was willst du ihr sagen, gute Frau? Du gibst nicht Achtung.WÄRTERIN Ich will ihr sagen, daß Ihr beteuert, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ich meine, das is<strong>tr</strong>echt wie ein Kavalier gesprochen.ROMEO Sag ihr, sie mög ein Mittel doch ersinnen, Zur Beichte diesenNachmittag zu gehn. Dort in Lorenzos Zelle soll alsdann, Wenn siegebeichtet, unsre Trauung sein. Hier ist für deine Müh.WÄRTERIN Nein, wahrhaftig, Herr, keinen Pfennig!ROMEO Nimm, sag ich dir; du mußt!WÄRTERIN Heut nachmittag? Nun gut, sie wird Euch <strong>tr</strong>effen.ROMEO Du, gute Frau, wart hinter der Abtei, Mein Diener soll dir


diese St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e noch, Geknüpft aus Seilen, eine Leiter bringen, Die zudem Gipfel meiner Freuden ich Hinan will klimmen in geheimer Nacht.Leb wohl! Sei <strong>tr</strong>eu, so lohn ich deine Müh. Leb wohl! Empfiehl michdeinem Fräulein!WÄRTERIN Nun, Gott der Herr gesegn es!--Hört, noch eins!ROMEO Was willst du, gute Frau?WÄRTERIN Schweigt Euer Diener? Habt Ihr nie vernommen: Wozwei zu Rate gehn, laßt keinen dritten kommen?ROMEO Verlaß dich drauf, der Mensch ist <strong>tr</strong>eu wie Gold.WÄRTERIN Nun gut, Herr, meine Herrschaft ist ein allerliebstesFräulein. O jemine, als sie noch so ein kleines Dingelchen war--Oh, daist ein Edelmann in der Stadt, einer, der Paris heißt, der gern einhakenmöchte; aber das gute Herz mag ebenso lieb eine Kröte sehn, einerechte Kröte, als ihn.--Ich ärgre sie zuweilen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sag ihr: Paris wärdoch der hübscheste; aber Ihr könnt mirs glauben, wenn ich das sage,so wird sie so blaß wie ein Tischtuch. Fängt nicht Rosmarin <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong><s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> mit demselben Buchstaben an?ROMEO Ja, gute Frau; beide mit einem R.WÄRTERIN Ach, Spaßvogel, warum nicht gar? Das schnurrt ja wie 'nSpinnrad. Nein, ich weiß wohl, es fängt mit einem andern Buchstabenan, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sie hat die prächtigsten Reime <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Sprichwörter darauf, daßEuch das Herz im Leibe lachen tät, wenn Ihrs hörtet.ROMEO Empfiehl mich deinem Fräulein!(Ab.)WÄRTERIN Jawohl, viel tausendmal!(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> geht ab.)--Peter!PETER Was beliebt?WÄRTERIN Peter, nimm meinen Fächer <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> geh vorauf!(Beide ab.)FÜNFTE SZENE(Capulets Garten)(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)JULIA Neun schlug die Glock, als ich die Amme sandte. In einerhalben St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e wollte sie Schon wieder hier sein. Kann sie ihn vielleichtNicht <strong>tr</strong>effen? Nein, das nicht. Oh, sie ist lahm! Zu Liebesboten taugen


nur Gedanken, Die zehnmal schneller fliehn als Sonnens<strong>tr</strong>ahlen, Wennsie die Nacht <strong>von</strong> finstern Hügeln scheuchen. Deswegen ziehn jaleichtbeschwingte Tauben Der Liebe Wagen, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Cupido hatWindschnelle Flügel. Auf der steilsten Höhe Der Tagereise steht dieSonne jetzt; Von neun bis zwölf, drei lange St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en sinds, Unddennoch bleibt sie aus. O hätte sie Ein Herz <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> warmes, jugendlichesBlut, Sie würde wie ein Ball behende fliegen, Es schnellte sie meinWort dem Trauten zu Und seines mir. Doch Alte tun, als lebten sienicht mehr, Träg, unbehülflich, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wie Blei so schwer.(Die Wärterin <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Peter kommen.)O Gott, sie kommt!(Die Amme <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Peter <strong>tr</strong>eten auf.)Was bringst du, goldne Amme? Trafst du ihn an? Schick deinen Dienerweg!WÄRTERIN Wart vor der Türe, Peter!(Peter ab.)JULIA Nun, Mütterchen? Gott, warum blickst du <strong>tr</strong>aurig? Ist deinBericht schon <strong>tr</strong>aurig, gib ihn fröhlich, Und klingt er gut, verdirb dieWeise nicht, Indem du sie mit saurer Miene spielst.WÄRTERIN Ich bin ermattet; laßt ein Weilchen mich! Das war 'neJagd! Das reißt in Gliedern mir!JULIA Ich wollt, ich hätte deine Neuigkeit, Du meine Glieder. Nun, sosprich geschwind! Ich bitt dich, liebe, liebe Amme, sprich!WÄRTERIN Was für 'ne Hast! Könnt Ihr kein Weilchen warten? SehtIhr nicht, daß ich außer Atem bin?JULIA Wie außer Atem, wenn du Atem hast, Um mir zu sagen, daß dukeinen hast? Der Vorwand deines Zögerns währt ja länger Als derBericht, den du dadurch verzögerst. Gib Antwort: Bringst du Gutesoder Böses! Nur das, so wart ich auf das Nähere gern. Beruhge mich!Ists Gutes oder Böses?WÄRTERIN Ei, Ihr habt mir eine recht einfältige Wahl ge<strong>tr</strong>offen; Ihrversteht auch einen Mann auszulosen! <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>--ja, das ist derrechte!--Er hat zwar ein hübscher Gesicht wie andre Leute; aber seineBeine gehen über alle Beine, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Hand <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Fuß <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die ganzePositur--es läßt sich eben nicht viel da<strong>von</strong> sagen, aber man kann sie mitnichts vergleichen. Er ist kein Ausb<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <strong>von</strong> feinen Manieren, doch wettich drauf, wie ein Lamm so sanft.--Treibs nur so fort, Kind, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> fürchte


Gott!--Habt Ihr diesen Mittag zu Hause gegessen?JULIA Nein, nein! Doch all dies wußt ich schon zuvor. Was sagt er <strong>von</strong>der Trauung? Hurtig: was?WÄRTERIN O je, wie schmerzt der Kopf mir! Welch ein Kopf! Erschlägt, als wollt er gleich in Stücke springen. Da hier mein Rücken, omein armer Rücken! Gott sei Euch gnädig, daß Ihr hin <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> her So vielmich schickt, mich bald zu Tode hetzt.JULIA Im Ernst, daß du nicht wohl bist, tut mir leid. Doch, beste, besteAmme, sage mir: Was macht mein Liebster?WÄRTERIN Eur Liebster sagt, so wie ein wackrer Herr--<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> einartiger <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ein fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>licher <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ein hübscher Herr <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, auf mein Wort,ein tugendsamer Herr.--Wo ist denn Eure Mutter?JULIA Wo meine Mutter ist? Nun, sie ist drinnen; Wo wär sie sonst?Wie seltsam du erwiderst: Eur Liebster sagt, so wie ein wackrer Herr--Wo ist denn Eure Mutter?WÄRTERIN Jemine! Seid Ihr so hitzig? Seht doch! Kommt mir nur!Ist das die Bähung für mein Gliederweh? Geht künftig selbst, wenn Ihr'ne Botschaft habt.JULIA Das ist 'ne Not! Was sagt er? Bitte, sprich!WÄRTERIN Habt Ihr Erlaubnis, heut zu beichten?JULIA Ja.WÄRTERIN So macht Euch auf zu Eures Paters Zelle, Da harrt einMann, um Euch zur Frau zu machen. Nun steigt das lose Blut Euch indie Wangen, Gleich sind sie Scharlach, wenns was Neues gibt. Eilt Ihrins Kloster; ich muß sonst wohin, Die Leiter holen, die der Liebste baldZum Nest hinan, wenns Nacht wird, klimmen soll. Ich bin das Lasttier,muß für Euch mich plagen, Doch Ihr sollt Eure Last zur Nacht schon<strong>tr</strong>agen. Ich will zur Mahlzeit erst; eilt Ihr zur Zelle hin!JULIA Zu hohem Glücke, <strong>tr</strong>eue Pflegerin!(Beide ab.)SECHSTE SZENE(Bruder Lorenzos Zelle)(Lorenzo <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.)LORENZO Der Himmel lächle so dem heilgen B<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Daß künftge Tag'uns nicht durch Kummer schelten!ROMEO Amen! So sei's! Doch laß den Kummer kommen, So sehr er


mag; wiegt er die Freuden auf, Die mir in ihrem Anblick eine flüchtgeMinute gibt? Füg unsre Hände nur Durch deinen Segensspruch in eins,dann tue Sein Äußerstes der Liebeswürger Tod; Genug, daß ich nurmein sie nennen darf.LORENZO So wilde Freude nimmt ein wildes Ende Und stirbt imhöchsten Sieg, wie Feur <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Pulver Im Kusse sich verzehrt. DieSüßigkeit Des Honigs widert durch ihr Übermaß, Und im Geschmackerstickt sie unsre Lust. Drum liebe mäßig; solche Lieb ist stet; Zuhastig <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zu <strong>tr</strong>äge kommt gleich spät.(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)Hier kommt das Fräulein, sieh, Mit leichtem Tritt, der keine Blumebiegt. Sieh, wie die Macht der Lieb <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Wonne siegt!(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)JULIA Ehrwürdger Herr, ich sag Euch guten Abend.LORENZO Für mich <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sich dankt <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, mein Kind.JULIA Es gilt ihm mit, sonst wär sein Dank zuviel.ROMEO Ach <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>! Ist deiner Freude Maß Gehäuft wie meins <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>weißt du mehr die Kunst, Ihr Schmuck zu leihn, so würze rings die LuftDurch deinen Hauch; laß des Gesanges M<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Die Seligkeit verkünden,die wir beide Bei dieser teuern Näh im andern finden.JULIA Gefühl, an Inhalt reicher als an Worten, Ist stolz auf seinenWert <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nicht auf Schmuck. Nur Bettler wissen ihres Guts Be<strong>tr</strong>ag;Doch meine <strong>tr</strong>eue Liebe stieg so hoch, Daß keine Schätzung ihreSchätz erreicht.LORENZO Kommt, kommt mit mir, wir schreiten gleich zur Sache.Ich leide nicht, daß ihr allein mir bleibt, Bis euch die Kirch einandereinverleibt.(Alle ab.)DRITTER AKTERSTE SZENE(Ein öffentlicher Platz)(Mercutio, Benvolio, Page <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Diener.)BENVOLIO Ich bitt dich, Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, laß uns nach Hause gehn! Der Tagist heiß, die Capulets sind draußen, Und <strong>tr</strong>effen wir, so gibt es sicherZank: Denn bei der Hitze tobt das tolle Blut.


MERCUTIO Du bist mir so ein Zeisig, der, sobald er die Schwelleeines Wirtshauses be<strong>tr</strong>itt, mit dem Degen auf den Tisch schlägt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ausruft: Gebe Gott, daß ich dich nicht nötig habe!--a kommen dieCapulets.MERCUTIO Bei meiner Sohle! Mich kümmerts nicht.(Tybalt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> andre kommen.)TYBALT (zu seinen Leuten.) Schließt euch mir an, ich will mit ihnenreden.-- Guten Tag, Ihr Herrn! Ein Wort mit Euer einem!MERCUTIO Nur ein Wort mit einem <strong>von</strong> uns? Gebt noch was zu, laßtes ein Wort <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> einen Schlag sein!TYBALT Dazu werdet Ihr mich bereit genug finden, wenn Ihr mirAnlaß gebt.MERCUTIO Könntet Ihr ihn nicht nehmen, ohne daß wir ihn gäben?TYBALT Mercutio, du harmonierst mit <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.MERCUTIO Harmonierst? Was? Machst du uns zu Musikanten? Wenndu uns zu Musikanten machen willst, so sollst du auch nichts alsDissonanzen zu hören kriegen. Hier ist mein Fiedelbogen, wart, der sollEuch tanzen lehren! Alle Wetter! Über das Harmonieren!BENVOLIO Wir reden hier auf öffentlichem Markt; Entweder suchtEuch einen stillern Ort, Wo nicht, besprecht Euch kühl <strong>von</strong> EuremZwist. Sonst geht! Hier gafft ein jedes Aug auf uns.MERCUTIO Zum Gaffen hat das Volk die Augen; laß sie! Ich weich<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wank um keines willen, ich!(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)TYBALT Herr, zieht in Frieden! Hier kommt mein Gesell.(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)MERCUTIO Ich will gehängt sein, Herr, wenn Ihr sein Meister seid.Doch stellt Euch nur, er wird sich zu Euch halten; In dem Sinn mögenEure Gnaden wohl Gesell ihn nennen.TYBALT Hör, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Der Haß, den ich dir schwur, Gönnt diesenGruß dir nur: Du bist ein Schurke!ROMEO Tybalt, die Ursach, die ich habe, dich Zu lieben, mildert sehrdie Wut, die sonst Auf diesen Gruß sich ziemt. Ich bin kein Schurke,Drum lebe wohl! Ich seh, du kennst mich nicht.TYBALT Nein, Knabe, dies entschuldigt nicht den Hohn, Den du mirangetan; kehr um <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zieh!ROMEO Ich schwöre dir, nie tat ich Hohn dir an. Ich liebe mehr dich,


als du denken kannst, Bis du die Ursach meiner Liebe weißt. Drum,guter Capulet, ein Name, den Ich wert wie meinen halte, sei zufrieden!MERCUTIO O zahme, schimpfliche, verhaßte Demut! Die Kunst desRaufers <strong>tr</strong>ägt den Sieg da<strong>von</strong>.--(Er zieht.)Tybalt, du Ratzenfänger, willst du dran?TYBALT Was willst du denn <strong>von</strong> mir?MERCUTIO Mein guter Katzenkönig, nichts als eins <strong>von</strong> Euern neunLeben; damit will ich mich nebenbei lustig machen, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wenn Ihr mirwieder über den Weg lauft, auch die andern acht ausklopfen. Wollt Ihrbald Euren Degen bei den Ohren aus der Scheide ziehn? Macht zu,sonst habt Ihr meinen um die Ohren, eh er heraus ist.TYBALT Ich steh zu Dienst.(Er zieht.)ROMEO Lieber Mercutio, steck den Degen ein!MERCUTIO Kommt, Herr! Laßt Eure Finten sehn!(Sie fechten.)ROMEO Zieh, Benvolio! Schlag zwischen ihre Degen! Schämt euchdoch Und haltet ein mit Wüten! Tybalt! Mercutio! Der Prinz verbotausdrücklich solchen Aufruhr In Veronas Gassen. Halt, Tybalt! Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>Mercutio!(Tybalt entfernt sich mit seinen Anhängern.)MERCUTIO Ich bin verw<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>et.-- Zum Teufel beider Sippschaft! Ichbin hin. Und ist er fort? Und hat nichts abgekriegt?BENVOLIO Bist du verw<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>et, wie?MERCUTIO Ja, ja, geritzt, geritzt!--Wetter, 's ist genug.-- Wo ist meinPage?--Bursch, hol einen W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>arzt!(Der Page geht ab.)ROMEO Sei guten Muts, Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>! Die W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e kann nicht be<strong>tr</strong>ächtlichsein.MERCUTIO Nein, nicht so tief wie ein Brunnen noch so weit wie eineKirchtüre; aber es reicht eben hin. Fragt morgen nach mir, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Ihrwerdet einen stillen Mann an mir finden. Für diese Welt, glaubts nur,ist mir der Spaß versalzen.--Hol der Henker eure beiden Häuser!--Was?Von einem H<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, einer Maus, einer Ratze, einer Katze zu Todegekratzt zu werden! Von so einem Prahler, einem Schuft, der nach demRechenbuche ficht!--Warum zum Teufel kamt Ihr zwischen uns? Unter


Eurem Arm wurde ich verw<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>et.ROMEO Ich dacht es gut zu machen.MERCUTIO O hilf mir in ein Haus hinein, Benvolio. Sonst sink ichhin.--Zum Teufel eure Häuser! Sie haben Würmerspeis aus mirgemacht. Ich hab es tüchtig weg; verdammte Sippschaft!(Mercutio <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Benvolio ab.)ROMEO Um meinetwillen wurde dieser Ritter, Dem Prinzen nahverwandt, mein eigner Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Verw<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>et auf den Tod; mein Rufbefleckt Durch Tybalts Lästerungen, Tybalts, der Seit einer St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e mirverschwägert war. O süße <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, deine Schönheit hat So weibisch michgemacht; sie hat den Stahl Der Tapferkeit in meiner Brust erweicht.(Benvolio kommt zurück.)BENVOLIO O <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, der wackre Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ist tot, Sein edler Geistschwang in die Wolken sich, Der allzu früh der Erde Staub verschmäht.ROMEO Nichts kann den Unstern dieses Tages wenden; Er hebt dasWeh an, andre müssens enden.(Tybalt kommt zurück.)BENVOLIO Da kommt der grimmige Tybalt wieder her.ROMEO Am Leben! Siegreich! Und mein Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> erschlagen! Nunflieh gen Himmel, schonungsreiche Milde! Entflammte Wut, sei meineFührerin!(Tybalt kommt zurück.)Nun, Tybalt, nimm den Schurken wieder, den du Mir eben gabst! DerGeist Mercutios Schwebt nah noch über unsern Häuptern hin Und harrt,daß deiner sich ihm zugeselle. Du oder ich! sonst folgen wir ihm beide.TYBALT Elendes Kind, hier hieltest du's mit ihm Und sollst mit ihm<strong>von</strong> hinnen.ROMEO Dies entscheide!(Sie fechten; Tybalt fällt.)BENVOLIO Flieh, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, die Bürger sind in Wehr Und Tybalt tot.Steh so versteinert nicht! Flieh, flieh, der Prinz verdammt zum Todedich, Wenn sie dich greifen. Fort, nur fort mit dir!ROMEO Weh mir, ich Narr des Glücks!BENVOLIO Was weilst du noch?(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> ab. Bürger <strong>tr</strong>eten auf.)EIN BÜRGER Wo lief er hin, der den Mercutio totschlug? Der MörderTybalts? Hat ihn wer gesehn?


BENVOLIO Da liegt der Tybalt.EIN BÜRGER Auf, Herr, geht mit mir! Gehorcht! Ich mahn Euch <strong>von</strong>des Fürsten wegen.(Der Prinz mit Gefolge, Montague, Capulet, ihre Gemahlinnen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>andre.)PRINZ Wer durfte freventlich hier S<strong>tr</strong>eit erregen?BENVOLIO O edler Fürst, ich kann verkünden recht Nach seinemHergang dies unselige Gefecht. Der deinen wackren Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> MercutioErschlagen, liegt hier tot, entleibt vom <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.GRÄFIN CAPULET Mein Vetter! Tybalt! Meines Bruders Kind! OFürst! O mein Gemahl! O seht, noch rinnt Das teure Blut! Mein Fürst,bei Ehr <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Huld, Im Blut der Montagues tilg ihre Schuld!-- O Vetter,Vetter!PRINZ Benvolio, sprich, wer hat den S<strong>tr</strong>eit erregt?BENVOLIO Der tot hier liegt, <strong>von</strong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> erlegt. Viel gute Worte gabihm <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, Hieß ihn bedenken, wie gering der Anlaß, Wie sehr zufürchten Euer höchster Zorn. Dies alles, vorgebracht mit sanftem Ton,Gelaßnem Blick, bescheidner Stellung, konnte Nicht Tybaltsungezähmte Wut entwaffnen. Dem Frieden taub, berennt mit scharfemStahl Er die entschloßne Brust Mercutios; Der kehrt gleich rasch ihmSpitze gegen Spitze Und wehrt mit Kämpfer<strong>tr</strong>otz mit einer Hand Denkalten Tod ab, schickt ihn mit der andern Dem Gegner wieder, desBehendigkeit Zurück ihn schleudert. <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> ruft laut: Halt, Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e,auseinander! Und geschwinder Als seine Zunge schlägt sein rüstgerArm, Dazwischen stürzend, beider Mordstahl nieder. Recht unterdiesem Arm <strong>tr</strong>af des Mercutio Leben Ein falscher Stoß vom Tybalt.Der entfloh, Kam aber gleich zum <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> zurück, Der eben erst derRache Raum gegeben. Nun fallen sie mit Blitzeseil sich an, Denn ehich ziehen konnt, um sie zu <strong>tr</strong>ennen, War der beherzte Tybaltumgebracht. Er fiel, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, bestürzt, entwich. Ich rede wahr, sonstführt zum Tode mich.GRÄFIN CAPULET Er ist verwandt mit Montagues Geschlecht, AusFre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>schaft spricht er falsch, verletzt das Recht. Die Fehd erhoben siezu ganzen Horden, Und alle konnten nur ein Leben morden. Ich flehum Recht; Fürst, weise mich nicht ab: Gib <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, was er dem Tybaltgab!PRINZ Er hat Mercutio, ihn <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> erschlagen; Wer soll die Schuld


des teuren Blutes <strong>tr</strong>agen?GRÄFIN MONTAGUE Fürst, nicht mein Sohn, der Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Mercutios;Was dem Gesetz doch heimfiel, nahm er bloß: Das Leben Tybalts.PRINZ Weil er das verbrochen, Sei über ihn sofort der Banngesprochen. Mich selber <strong>tr</strong>ifft der Ausbruch eurer Wut, Um eurenZwiespalt fließt mein eignes Blut; Allein ich will dafür so s<strong>tr</strong>eng euchbüßen, Daß mein Verlust euch ewig soll verdrießen. Taub bin ichjeglicher Beschönigung, Kein Flehn, kein Weinen kauft Begnadigung;Drum spart sie. <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> flieh schnell <strong>von</strong> hinnen! Greift man ihn, soll ernicht dem Tod en<strong>tr</strong>innen. Tragt diese Leiche weg! Vernehmt meinWort! Wenn Gnade Mörder schont, verübt sie Mord!(Alle ab.)ZWEITE SZENE(Ein Zimmer in Capulets Hause)(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)JULIA Hinab, du flammenhufiges Gespann, Zu Phöbus' Wohnung!Solch ein Wagenlenker Wie Phaethon jagt' euch gen Westen wohl Undbrächte schnell die wolkige Nacht herauf. Verbreite deinen dichtenVorhang, Nacht, Du Liebespflegerin, damit das Auge Der Neubegiersich schließ <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> Mir unbelauscht in diese Arme schlüpfe.Verliebten gnügt zu der geheimen Weihe Das Licht der eignenSchönheit, oder wenn Die Liebe blind ist, stimmt sie wohl zur Nacht.Komm, ernste Nacht, du züchtig stille Frau, Ganz angetan mit Schwarz,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> lehre mich Ein Spiel, wo jedes reiner Jugend Blüte Zum Pfändesetzt, gewinnend zu verlieren! Verhülle mit dem schwarzen Mantel mirDas wilde Blut, das in den Wangen flattert, Bis scheue Liebe kühnerwird <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nichts Als Unschuld sieht in innger Liebe Tun. Komm, Nacht!Komm, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, du Tag in Nacht, Denn du wirst ruhn auf Fittichen derNacht Wie frischer Schnee auf eines Raben Rücken. Komm, milde,liebevolle Nacht! Komm, gib Mir meinen <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Und stirbt er einst,Nimm ihn, zerteil in kleine Sterne ihn: Er wird des Himmels Antlitz soverschönen, Daß alle Welt sich in die Nacht verliebt Und niemandmehr der eitlen Sonne huldigt.-- Ich habe Lieb erworben wie ein Haus,Und durfte noch nicht einziehn; bin verkauft, Doch noch nichtübergeben. Dieser Tag Währt so verdrießlich lang mir wie die NachtVor einem Fest dem ungeduldgen Kinde, Das noch sein neues Kleid


nicht <strong>tr</strong>agen durfte.(Die Wärterin mit einer S<strong>tr</strong>ickleiter.)Da kommt die Amme ja, die bringt Bericht, Und jede Zunge, die nur<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> Beim Namen nennt, spricht so beredt wie Engel.(Die Amme <strong>tr</strong>itt auf mit einer S<strong>tr</strong>ickleiter.)Nun, Amme? Sag, was gibts, was hast du da? Die S<strong>tr</strong>icke, die dich<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> hieß holen?WÄRTERIN Ja, ja, die S<strong>tr</strong>icke!(Sie wirft sie auf die Erde.)JULIA Weh mir! Was gibts? Was ringst du so die Hände?WÄRTERIN Daß Gott erbarm! Er ist tot, er ist tot, er ist tot! Wir sindverloren, Fräulein, sind verloren! O weh uns! Er ist hin! Ermordet! Tot!JULIA So neidisch kann der Himmel sein?WÄRTERIN Ja, das kann <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>; der Himmel nicht. O <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, werhätt es je gedacht? O <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>!JULIA Welch Teufel bist du, daß du so mich folterst? Die grause Höllenur brüllt solche Qual. Hat <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> sich selbst ermordet? Sprich! Undsagt du "Ja", vergiftet dieser Laut Mehr als des Basilisks todbringend"Aug". Ich bin nicht "ich", wenns gibt ein solches "Ja", Dies Auge zu,das dich zwingt zu dem "Ja".{Ein Wortspiel mit den Wörtern "aye" (ja), "I" (ich) <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> "eye" (Auge),die alle gleich ausgesprochen werden.}Ist er entleibt, sag ja, wo nicht, sag nein! Ein kurzer Laut entscheidetWonn <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Pein.WÄRTERIN Ich sah die W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e, meine Augen sahn sie --BehüteGott!--auf seiner tapfern Brust; Die blutge Leiche, jämmerlich <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>blutig, Bleich, bleich wie Asche, ganz mit Blut besudelt, Ganz starresBlut--de wieder! Pulsschlag, hemme dich! Ein Sarg empfange <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong><s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> mich!WÄRTERIN O Tybalt, Tybalt! O mein bester Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>! LeutselgerTybalt, wohlgesinnter Herr! So mußt ich leben, um dich tot zu sehn?JULIA Was für ein Sturm tobt so <strong>von</strong> jeder Seite? Ist <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>erschlagen? Tybalt tot? Mein teurer Vetter? Teuerster Gemahl? Danntöne nur des Weltgerichts Posaune! Wer lebt noch, wenn dahin diebeiden sind?WÄRTERIN Dahin ist Tybalt, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> verbannt; Verbannt ist <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>,der ihn erschlug.


JULIA Gott! Seine Hand, vergoß sie Tybalts Blut?WÄRTERIN Sie tats, sie tats! O weh uns, weh, sie tats!JULIA O Schlangenherz, <strong>von</strong> Blumen überdeckt! Wohnt' in so schönerHöhl ein Drache je? Holdselger Wü<strong>tr</strong>ich! Engelgleicher Unhold!Ergrimmte Taube! Lamm mit Wolfesgier! Verworfne Art ingöttlichster Gestalt! Das rechte Gegenteil des, was mit Recht Duscheinest: ein verdammter Heiliger, Ein ehrenwerter Schurke!--O Natur!Was hattest du zu schaffen in der Hölle, Als du des holden LeibesParadies Zum Lustsitz einem Teufel übergabst? War je ein Buch, soarger Dinge voll, So schön geb<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en? Oh, daß Falschheit doch Solchherrlichen Palast bewohnen kann!WÄRTERIN Kein Glaube, keine Treu noch Redlichkeit Ist unterMännern mehr. Sie sind meineidig, Falsch sind sie, lauter Schelme,lauter Heuchler!-- Wo ist mein Diener? Gebt mir Aquavit! Die Not, dieAngst, der Jammer macht mich alt. Zu Schanden werde <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>!JULIA Die Zunge Erkranke dir für einen solchen Wunsch! Er war zurSchande nicht geboren; Schande Weilt mit Beschämung nur auf seinerStirn. Sie ist ein Thron, wo man die Ehre mag Als Allbeherrscherin derErde krönen. O wie unmenschlich war ich, ihn zu schelten!WÄRTERIN Von Eures Vetters Mörder sprecht Ihr Gutes?JULIA Soll ich <strong>von</strong> meinem Gatten Übles reden? Ach, armer Gatte!Welche Zunge wird Wohl deinem Namen Liebes tun, wenn ich, DeinWeib <strong>von</strong> wenig St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en, ihn zerrissen? Doch, Arger, was erschlugstdu meinen Vetter? Der Arge wollte den Gemahl erschlagen. Zurück zueurem Quell, verkehrte Tränen! Dem Schmerz gebühret eurer TropfenZoll, Ihr bringt aus Irrtum ihn der Freude dar. Mein Gatte lebt, denTybalt fast getötet, Und tot ist Tybalt, der ihn töten wollte. Dies alles istja Trost: was wein ich denn? Ich hört ein schlimmres Wort als TybaltsTod, Das mich erwürgte; ich vergäß es gern! Doch ach, es drückt aufmein Gedächtnis schwer Wie Freveltaten auf des Sünders Seele. Tybaltist tot <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> verbannt! O dies "Verbannt", dies eine Wort"Verbannt" Erschlug zehntausend Tybalts. Tybalts Tod War gnug desWehes, hätt es da geendet! Und liebt das Leid Gefährten, reiht durchausAn andre Leiden sich, warum denn folgte Auf ihre Botschaft: tot istTybalt, nicht: Dein Vater, deine Mutter, oder beide? Das hätte sanf<strong>tr</strong>eKlage wohl erregt. Allein dies Wort: verbannt ist <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, Aus jenesTodes Hinterhalt gesprochen, Bringt Vater, Mutter, Tybalt, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> Und


Julien um! Verbannt ist <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Nicht Maß noch Ziel kennt diesesWortes Tod, Und keine Zung erschöpfet meine Not.-- Wo mag meinVater, meine Mutter sein?WÄRTERIN Bei Tybalts Leiche heulen sie <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> schrein. Wollt Ihr zuihnen gehn? Ich bring Euch hin.JULIA So waschen sie die W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en ihm mit Tränen? Ich spare meinefür ein bängres Sehnen. Nimm diese Seile auf.--Ach, armer S<strong>tr</strong>ick,Getäuscht wie ich! Wer bringt ihn uns zurück? Zum Steg der Liebeknüpft' er deine Bande, Ich aber sterb als Braut im Witwenstande.Komm, Amme, komm! Ich will ins Brautbett! Fort! Nicht <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, denTod umarm ich dort.WÄRTERIN Geht nur ins Schlafgemach! Zum Troste find ich Euch<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>: ich weiß wohl, wo er steckt. Hört, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> soll Euch zur Nachterfreuen; Ich geh zu ihm; beim Pater wartet er.JULIA O such ihn auf! Gib diesen Ring dem Treuen; Bescheid aufsletzte Lebewohl ihn her!(Beide ab.)DRITTE SZENE(Bruder Lorenzos Zelle)(Lorenzo <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> kommen.] Bruder Lorenzo <strong>tr</strong>itt auf.)LORENZO Komm, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Hervor, du Mann der Furcht!Bekümmernis hängt sich mit Lieb an dich, Und mit dem Mißgeschickbist du vermählt.(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)ROMEO Vater, was gibts? Wie heißt des Prinzen Spruch? Wie heißtder Kummer, der sich zu mir drängt Und noch mir fremd ist?LORENZO Zu ver<strong>tr</strong>aut, mein Sohn, Bist du mit solchen widrigenGefährten. Ich bring dir Nachricht <strong>von</strong> des Prinzen Spruch.ROMEO Und hat sein Spruch mir nicht den Stab gebrochen?LORENZO Ein mildres Urteil floß <strong>von</strong> seinen Lippen: Nicht LeibesTod, nur leibliche Verbannung.ROMEO Verbannung? Sei barmherzig! Sage: Tod! Verbannung <strong>tr</strong>ägtder Schrecken mehr im Blick, Weit mehr als Tod!--O sage nichtVerbannung!LORENZO Hier aus Verona bist du nur verbannt; Sei ruhig, denn dieWelt ist groß <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> weit.


ROMEO Die Welt ist nirgends außer diesen Mauern; Nur Fegefeuer,Qual, die Hölle selbst. Von hier verbannt ist aus der Welt verbannt,Und solcher Bann ist Tod. Drum gibst du ihm Den falschenNamen.--Nennst du Tod Verbannung, Enthauptest du mit goldnemBeile mich Und lächelst zu dem S<strong>tr</strong>eich, der mich ermordet.LORENZO O schwere Sünd, o <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ankbarer Trotz! Dein Fehl<strong>tr</strong>itt heißtnach unsrer Satzung Tod; Doch dir zulieb hat sie der gütge FürstBeiseit gestoßen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Verbannung nur Statt jenes schwarzen Wortesausgesprochen. Und diese teure Gnad erkennst du nicht?ROMEO Nein, Folter; Gnade nicht! Hier ist der Himmel, Wo <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> lebt,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> jeder H<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Katze Und kleine Maus, das schlechteste Geschöpf,Lebt hier im Himmel, darf ihr Antlitz sehn; Doch <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> darf nicht.Mehr Würdigkeit, Mehr Ansehn, mehr gefällge Sitte lebt In Fliegen alsin <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>. Sie dürfen Das W<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>erwerk der weißen Hand berühren UndHimmelswonne rauben ihren Lippen, Die sittsam in Vestalenunschuldstets Erröten, gleich als wäre Sünd ihr Kuß. Dies dürfen Fliegen tun,ich muß entfliehn; Sie sind ein freies Volk, ich bin verbannt. Und sagstdu noch, Verbannung sei nicht Tod? So hattest du kein Gift gemischt,kein Messer Geschärft, kein schmählich Mittel schnellen Todes, Alsdies "Verbannt", zu töten mich? Verbannt! O Mönch! Verdammtesprechen in der Hölle Dies Wort mit Heulen aus; hast du das Herz, Dadu ein heilger Mann, ein Beichtiger bist, Ein Sündenlöser, meinerklärter Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Mich zu zermalmen mit dem Wort Verbannung?LORENZO Du kindisch blöder Mann, hör doch ein Wort!ROMEO O du willst wieder <strong>von</strong> Verbannung sprechen!LORENZO Ich will dir eine Wehr dagegen leihn, Der Trübsal süßeMilch, Philosophie, Um dich zu <strong>tr</strong>östen, bist du gleich verbannt.ROMEO Und noch verbannt? Hängt die Philosophie! Kann sie nichtschaffen eine <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, Aufheben eines Fürsten Urteilspruch, Verpflanzeneine Stadt, so hilft sie nicht, So taugt sie nicht, so rede länger nicht!LORENZO Nun seh ich wohl. Wahnsinnige sind taub.ROMEO Wärs anders möglich? Sind doch Weise blind.LORENZO Laß über deinen Fall mit dir mich rechten!ROMEO Du kannst <strong>von</strong> dem, was du nicht fühlst, nicht reden. Wärstdu so jung wie ich <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> dein, Vermählt seit einer St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, erschlagenTybalt, Wie ich <strong>von</strong> Lieb entglüht, wie ich verbannt, Dann möchtest dunur reden, möchtest nur Das Haar dir raufen, dich zu Boden werfen


Wie ich <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> so dein künftges Grab dir messen.([Er wirft sich an den Boden.] Man klopft draußen.)LORENZO Steh auf, man klopft; verbirg dich, lieber Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>!ROMEO O nein, wo nicht des bangen Stöhnens Hauch Gleich Nebelnmich vor Späheraugen schirmt.(Man klopft.)LORENZO Horch, wie man klopft!--Wer da?--Fort, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Man wirddich fangen.--Wartet doch ein Weilchen!-- Steh auf(Man klopft.)<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> rett ins Lesezimmer dich!--(Man klopft.)Ja, ja! im Augenblick!--Gerechter Gott, Was für ein starrer Sinn!--ehn<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dich zurückzurufen Mit zwanzigh<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>erttausendmal mehr Freude,Als du mit Jammer jetzt <strong>von</strong> hinnen ziehst. Geh, Wärterin, voraus, grüßmir dein Fräulein; Heiß sie das ganze Haus zu Bette <strong>tr</strong>eiben, Wohin derschwere Gram <strong>von</strong> selbst sie <strong>tr</strong>eibt; Denn <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> soll kommen.WÄRTERIN O je, ich blieb hier gern die ganze Nacht Und hörte guteLehr. Da sieht man doch, Was die Gelahrtheit ist!--Nun, gnädger Herr,Ich will dem Fräulein sagen, daß Ihr kommt.ROMEO Tu das <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sag der Holden, daß sie sich Bereite, mich zuschelten.WÄRTERIN Gnädger Herr, Hier ist ein Ring, den sie für Euch mir gab.Eilt Euch, macht fort, sonst wird es gar zu spät.(Ab.)ROMEO Wie ist mein Mut nun wieder neu belebt!LORENZO Geh! Gute Nacht! Und hieran hängt dein Los: Entwedergeh, bevor man Wachen stellt, Wo nicht, verkleidet in der Frühe fort.Verweil in Mantua; ich forsch indessen Nach deinem Diener, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ermeldet dir Von Zeit zu Zeit ein jedes gute Glück, Das hier begegnet.Gib mir deine Hand! Es ist schon spät. Fahr wohl denn! Gute Nacht!ROMEO Mich rufen Freuden über alle Freuden, Sonst wärs ein Leid,<strong>von</strong> dir so schnell zu scheiden. Leb wohl!(Beide ab.)VIERTE SZENE(Ein Zimmer in Capulets Hause)(Capulet, Gräfin Capulet, Paris.)


CAPULET Es ist so schlimm ergangen, Graf, daß wir Nicht Zeitgehabt, die Tochter anzumahnen. Denn seht, sie liebte herzlich ihrenVetter. Das tat ich auch; nun, einmal stirbt man doch.-- Es ist schonspät, sie kommt nicht mehr herunter, Ich sag Euch, wärs nicht derGesellschaft wegen, Seit einer St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e läg ich schon im Bett.PARIS So <strong>tr</strong>übe Zeit gewährt nicht Zeit zum Frein; Gräfin, schlaft wohl,empfehlt mich Eurer Tochter!GRÄFIN CAPULET Ich tu's <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> forsche morgen früh sie aus. Heutnacht verschloß sie sich mit ihrem Gram.CAPULET Graf Paris, ich vermesse mich zu stehn Für meines KindesLieb; ich denke wohl, Sie wird <strong>von</strong> mir in allen Stücken sich Bedeutenlassen, ja ich zweifle nicht.-- Frau, geh noch zu ihr, eh du schlafengehst, Tu meines Sohnes Paris Lieb ihr k<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Und sag ihr, merk es wohl:auf nächsten Mittwoch! Still, was ist heute?PARIS Montag, edler Herr.CAPULET Montag? So, so! Gut, Mittwoch ist zu früh. Sei'sDonnerstag!--Sag ihr: am Donnerstag Wird sie vermählt mit diesemedlen Grafen. Wollt Ihr bereit sein? Liebt Ihr diese Eil? Wir tuns imstillen ab: nur ein paar Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e; Denn seht, weil Tybalt erst erschlagenist, So dächte man, er läg uns nicht am Herzen, Als unser Blutsfre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>,schwärmten wir zu viel. Drum laßt uns ein halb Dutzend Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e ladenUnd damit gut. Wie dünkt Euch Donnerstag?PARIS Mein Graf, ich wollte, Donnerstag wär morgen.CAPULET Gut, geht nur heim! Sei's denn am Donnerstag.-- Geh, Frau,zu Julien, eh du schlafen gehst, Bereite sie auf diesen Hochzeittag.--Lebt wohl, mein Graf!(Paris ab.)He! Licht auf meine Kammer! Nach meiner Weise ists so spät, daß wirBald früh es nennen können. Gute Nacht!([Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Gräfin ab.] Alle ab.)FÜNFTE SZENE(Eine offene Galerie vor Juliens Zimmer mit Blick auf den Garten)(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>.)JULIA Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern. Es war dieNachtigall <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nicht die Lerche, Die eben jetzt dein banges Ohrdurchdrang; Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort. Glaub,


Lieber, mir: es war die Nachtigall.ROMEO Die Lerche wars, die Tagverkünderin, Nicht Philomele; siehden neidschen S<strong>tr</strong>eif, Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt. DieNacht hat ihre Kerzen ausgebrannt, Der mun<strong>tr</strong>e Tag erklimmt diedunstgen Höhn; Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.JULIA Trau mir, das Licht ist nicht des Tages Licht, Die Sonnehauchte dieses Luftbild aus, Dein Fackel<strong>tr</strong>äger diese Nacht zu sein, Dirauf dem Weg nach Mantua zu leuchten. Drum bleibe noch; zu gehn istnoch nicht not.ROMEO Laß sie mich greifen, ja, laß sie mich töten! Ich gebe gernmich drein, wenn du es willst. Nein, jenes Grau ist nicht des MorgensAuge, Der bleiche Abglanz nur <strong>von</strong> Cynthias Stirn. Das ist auch nichtdie Lerche, deren Schlag Hoch über uns des Himmels Wölbung <strong>tr</strong>ifft.Ich bleibe gern; zum Gehn bin ich verdrossen. Willkommen, Tod, hat<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> dich beschlossen!-- Nun, Herz? Noch tagt es nicht, noch plaudernwir.JULIA Es tagt, es tagt! Auf, eile, fort <strong>von</strong> hier! Es ist die Lerche, die soheiser singt Und falsche Weisen, rauhen Mißton gurgelt. Man sagt, derLerche Harmonie sei süß; Nicht diese: sie zerreißt die unsre ja. DieLerche, sagt man, wechselt mit der Kröte Die Augen; möchte sie dochauch die Stimme! Die Stimm ists ja, die Arm aus Arm uns schreckt,Dich <strong>von</strong> mir jagt, da sie den Tag erweckt. Stets hell <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> heller wirds:wir müssen scheiden.ROMEO Hell? Dunkler stets <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dunkler unsre Leiden!(Die Wärterin kommt herein.)WÄRTERIN Fräulein!JULIA Amme?WÄRTERIN Die gnädge Gräfin kommt in Eure Kammer; Seid auf derHut; schon regt man sich im Haus.(Wärterin ab.)JULIA (das Fenster öffnend.) Tag, schein herein, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Leben, fliehhinaus!ROMEO Ich steig hinab; laß dich noch einmal küssen!(Er steigt [aus dem Fenster] herab.)JULIA (aus dem Fenster ihm nachsehend.) Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>! Gatte! Trauter! Bistdu mir en<strong>tr</strong>issen? Gib Nachricht jeden Tag, zu jeder St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e; Schon dieMinut enthält der Tage viel. Ach, so zu rechnen bin ich hoch in Jahren,


Eh meinen <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> ich wiederseh.ROMEO (außerhalb.) Leb wohl! Kein Mittel laß ich aus den Händen,Um dir, du Liebe, meinen Gruß zu senden.JULIA O denkst du, daß wir je uns wiedersehn?ROMEO Ich zweifle nicht, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> all dies Leiden dient In Zukunft uns zusüßerem Geschwätz.JULIA O Gott, ich hab ein Unglück ahnend Herz, Mir deucht, ich sähdich, da du unten bist, Als lägst du tot in eines Grabes Tiefe. MeinAuge <strong>tr</strong>ügt mich, oder du bist bleich.ROMEO So, Liebe, scheinst du meinen Augen auch. Der Schmerz<strong>tr</strong>inkt unser Blut. Leb wohl, leb wohl!(Ab.)JULIA O Glück, ein jeder nennt dich unbeständig; Wenn du es bist:was tust du mit dem Treuen? Sei unbeständig. Glück! Dann hältst duihn Nicht lange, hoff ich, sendest ihn zurück.GRÄFIN CAPULET (hinter der Szene.) He, Tochter, bist du auf?JULIA Wer ruft mich? Ist es meine gnädge Mutter? Wacht sie so spätnoch, oder schon so früh? Welch ungewohnter Anlaß bringt sie her?(Gräfin Capulet kommt herein.)GRÄFIN CAPULET Nun, <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, wie gehts?JULIA Mir ist nicht gut.GRÄFIN CAPULET Noch immer weinend um des Vetters Tod? Willstdu mit Tränen aus der Gruft ihn waschen? Und könntest du's, das rief'ihn nicht ins Leben; Drum laß das! Trauern zeugt <strong>von</strong> vieler Liebe,Doch zu viel <strong>tr</strong>auern zeugt <strong>von</strong> wenig Witz.JULIA Um einen Schlag, der so empfindlich <strong>tr</strong>af, Erlaubt zu weinenmir!GRÄFIN CAPULET So <strong>tr</strong>ifft er dich; Der Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> empfindet nichts,den du beweinst.JULIA Doch ich empfind <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> muß den Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> beweinen.GRÄFIN CAPULET Mein Kind, nicht seinen Tod so sehr beweinst du,Als daß der Schurke lebt, der ihn erschlug.JULIA Was für ein Schurke?GRÄFIN CAPULET Nun, der <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.JULIA (beiseit.) Er <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ein Schurk sind himmelweit entfernt.--(Laut.)Vergeb ihm Gott! Ich tu's <strong>von</strong> ganzem Herzen; Und dennoch kränkt


kein Mann, wie er, mein Herz.GRÄFIN CAPULET Ja freilich, weil der Meuchelmörder lebt.JULIA Ja, wo ihn diese Hände nicht erreichen!-- O rächte niemanddoch als ich den Vetter!GRÄFIN CAPULET Wir wollen Rache nehmen, sorge nicht; Drumweine du nicht mehr. Ich send an jemand Zu Mantua, wo der Verlaufnelebt, Der soll ein kräftig Tränkchen ihm bereiten, Das bald ihn zumGefährten Tybalts macht. Dann wirst du hoffentlich zufrieden sein.JULIA Fürwahr, ich werde nie mit <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> Zufrieden sein, erblick ichihn nicht--tot--, Wenn so mein Herz um einen Blutsfre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> leidet. Ach,fändet Ihr nur jemand, der ein Gift Ihm reichte, gnädge Frau; ich wolltes mischen, Daß <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, wenn ers genommen, bald In Ruheschliefe.--Wie mein Herz es haßt, Ihn nennen hören--<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nicht zu ihmkönnen, Die Liebe, die ich zu dem Vetter <strong>tr</strong>ug, An dem, der ihnerschlagen hat, zu büßen!GRÄFIN CAPULET Findst du das Mittel, find ich wohl den Mann.Doch bring ich jetzt dir frohe Zeitung, Mädchen.JULIA In so bedrängter Zeit kommt Freude recht. Wie lautet sie, ichbitt Euch, gnädge Mutter?GRÄFIN CAPULET Nun Kind, du hast 'nen aufmerksamen Vater: Umdich <strong>von</strong> deinem Trübsinn abzubringen, Ersann er dir ein plötzlichFreudenfest, Des ich so wenig mich versah wie du.JULIA Ei, wie erwünscht! Was wär das, gnädge Mutter?GRÄFIN CAPULET Ja, denk dir, Kind, am Donnerstag frühmorgensSoll der hochedle, wackre junge Herr, Graf Paris, in Sankt PetersKirche dich Als frohe Braut an den Altar geleiten.JULIA Nun, bei Sankt Peters Kirch <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Pe<strong>tr</strong>us selbst, Er soll michnicht als frohe Braut geleiten! Mich w<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ert diese Eil, daß ich vermähltMuß werden, eh mein Freier kommt zu werben. Ich bitt Euch, gnädgeFrau, sagt meinem Vater Und Herrn, ich wollte noch mich nichtvermählen, Und wenn ichs tue, schwör ich: <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, Von dem Ihr wißt,ich haß ihn, soll es lieber Als Paris sein.--Fürwahr, das ist wohlZeitung!GRÄFIN CAPULET Da kommt dein Vater, sag du selbst ihm das, Sieh,wie er sichs <strong>von</strong> dir gefallen läßt.(Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Wärterin kommen.)CAPULET Die Luft sprüht Tau beim Sonnenuntergang, Doch bei dem


Untergange meines Neffen, Da gießt der Regen recht. Was? EineTraufe, Mädchen? Stets in Tränen? Stets Regenschauer? In so kleinemKörper Spielst du auf einmal See <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Wind <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Kahn, Denn deineAugen ebben stets <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> fluten Von Tränen wie die See; dein Körper istder Kahn, Der diese salzge Flut befährt; die Seufzer Sind Winde, die,mit deinen Tränen tobend, Wie die mit ihnen, wenn nicht Stilleplötzlich Erfolgt, den hin <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> her geworfnen Körper Zer<strong>tr</strong>ümmernwerden.--Nun, wie steht es, Frau? Hast du ihr unsern Ratschlußhinterbracht?GRÄFIN CAPULET Ja, doch sie will es nicht, sie dankt Euch sehr.Wär doch die Törin ihrem Grab vermählt!CAPULET Sacht, rede deutlich, rede deutlich, Frau! Was? Will sienicht? Weiß sie uns keinen Dank? Ist sie nicht stolz? Schätzt sie sichnicht beglückt, Daß wir solch einen würdgen Herrn vermocht, Trotzihrem Unwert, ihr Gemahl zu sein?JULIA Nicht stolz darauf, doch dankbar, daß Ihrs tatet. Stolz kann ichnie auf das sein, was ich hasse, Doch dankbar selbst für Haß, gemeintwie Liebe.CAPULET Ei seht mir, seht mir! Kramst du Weisheit aus? Stolz--<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ich dank Euch--ner Schleife hin. Pfui, du bleichsüchtges Ding, du loseDirne! Du Talggesicht!GRÄFIN CAPULET O pfui! Seid Ihr <strong>von</strong> Sinnen?JULIA Ich fleh Euch auf den Knien, mein guter Vater, Hört mit Geduldein einzig Wort nur an!CAPULET Geh mir zum Henker, widerspenstge Dirne! Ich sage dirs:zur Kirch auf Donnerstag, Sonst komm mir niemals wieder vorsGesicht. Sprich nicht! Erwidre nicht! Gib keine Antwort! Die Fingerjucken mir. O Weib, wir glaubten Uns kaum genug gesegnet, weil unsGott Dies eine Kind nur sandte; doch nun seh ich, Dies eine war umeines schon zuviel, Und nur ein Fluch ward uns in ihr beschert. DuHexe!WÄRTERIN Gott im Himmel segne sie! Eur Gnaden tun nicht wohl,sie so zu schelten.CAPULET Warum, Frau Weisheit? Haltet Euern M<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Prophetin!Schnattert mit Gevatterinnen!WÄRTERIN Ich sage keine Schelmstück!CAPULET Geht mit Gott!


WÄRTERIN Darf man nicht sprechen?CAPULET Still doch, altes Waschmaul! Spart Eure Predigt zumGevatterschmaus; Hier brauchen wir sie nicht.GRÄFIN CAPULET Ihr seid zu hitzig!CAPULET Gotts Sakrament, es macht mich toll! Bei Tag, Bei Nacht,spät, früh, allein <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> in Gesellschaft, Zu Hause, draußen, wachend <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>im Schlaf, War meine Sorge stets, sie zu vermählen. Nun, da ich einenHerrn ihr ausgemittelt, Von fürstlicher Verwandtschaft, schönen Gütern,Jung, edel auferzogen, ausstaffiert, Wie man wohl sagt, mit ritterlichenGaben, Kurz, wie man einen Mann sich wünschen möchte, Und dannein albern, winselndes Geschöpf, Ein weinerliches Püppchen da zuhaben, Die, wenn ihr Glück erscheint, zur Antwort gibt: Heiraten willich nicht, ich kann nicht lieben, Ich bin zu jung, ich bitt, entschuldigtmich.-- Gut, willst du nicht, du sollst entschuldigt sein; Gras', wo duwillst, du sollst bei mir nicht hausen. Sieh zu! Bedenk! Ich pflege nichtzu spaßen. Der Donnerstag ist nah: die Hand aufs Herz! Und bist dumein, so soll mein Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dich haben; Wo nicht, geh, bettle, hungre,stirb am Wege! Denn nie, bei meiner Seel, erkenn ich dich, Und nichts,was mein, soll dir zugute kommen. Bedenk dich! Glaub, ich halte, wasich schwur!(Ab.)JULIA Und wohnt kein Mitleid droben in den Wolken, Das in die Tiefemeines Jammers schaut? O süße Mutter, stoß mich doch nicht weg!Nur einen Monat, eine Woche Frist! Wo nicht, bereite mir dasHochzeitsbette In jener düstern Gruft, wo Tybalt liegt!GRÄFIN CAPULET Sprich nicht zu mir, ich sage nicht ein Wort. Tu,was du willst, denn ich bin mit dir fertig.(Ab.)JULIA O Gott! Wie ist dem vorzubeugen, Amme? Mein Gatt auf Erden,meine Treu im Himmel-- Wie soll die Treu zur Erde wiederkehren,Wenn sie der Gatte nicht, der Erd entweichend, Vom Himmel sendet?Tröste, rate, hilf! Weh, weh mir, daß der Himmel solche Tücken Aneinem sanften Wesen übt wie mir! Was sagst du? Hast du keinerfreuend Wort, Kein Wort des Trostes?WÄRTERIN Meiner Seel, hier ists: Er ist verbannt, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> tausend gegeneins, Daß er sich nimmer wieder her ge<strong>tr</strong>aut, Euch anzusprechen; odertät ers doch, So müßt es schlechterdings verstohlen sein. Nun, weil


denn so die Sachen stehn, so denk ich, Das beste wär, daß Ihr denGrafen nähmt. Ach, er ist solch ein allerliebster Herr! Ein Lump ist<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> nur gegen ihn. Ein Adlersauge, Fräulein, ist so grell, So schön,so feurig nicht, wie Paris seins. Ich will verwünscht sein, ist die zweiteHeirat Nicht wahres Glück für Euch; weit vorzuziehn Ist sie der ersten.Oder wär sie's nicht? Der erste Mann ist tot, so gut als tot; Denn lebt erschon, habt Ihr doch nichts <strong>von</strong> ihm.JULIA Sprichst du <strong>von</strong> Herzen?WÄRTERIN Und <strong>von</strong> ganzer Seele, Sonst möge Gott mich s<strong>tr</strong>afen!JULIA Amen!WÄRTERIN Was?JULIA Nun ja, du hast mich w<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>erbar ge<strong>tr</strong>östet. Geh, sag der Mutter,weil ich meinen Vater Erzürnt, so woll ich nach Lorenzos Zelle, Zubeichten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Vergebung zu empfangen.WÄRTERIN Gewiß, das will ich; Ihr tut weislich dran.(Ab.)JULIA O alter Erzfeind, höllischer Versucher! Ists ärgre Sünde, so zumMeineid mich Verleiten, oder meinen Gatten schmähn Mit eben dieserZunge, die zuvor Viel tausendmal ihn ohne Maß <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Ziel Gepriesenhat?-- Seht, wie sie fröhlich aus der Beichte kommt!(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)CAPULET Nun, Starrkopf? Sag, wo bist herumgeschwärmt?JULIA Wo ich gelernt, die Sünde zu bereun Hartnäckgen Ungehorsamsgegen Euch Und Eur Gebot, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wo der heilge Mann Mir auferlegt, vorEuch mich hinzuwerfen, Vergebung zu erflehn.--Vergebt, ich bitt Euch!Von nun an will ich stets Euch folgsam sein.CAPULET Schickt nach dem Grafen, geht <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sagt ihm dies. Gleichmorgen früh will ich dies Band geknüpft sehn.JULIA Ich <strong>tr</strong>af den jungen Grafen bei Lorenzo, Und alle Huld <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Lieberwies ich ihm, So das Gesetz der Zucht nicht über<strong>tr</strong>itt.CAPULET Nun wohl, das freut mich, das ist gut.--Steh auf! So ist esrecht.--Laßt mich den Grafen sehn. Potztausend, geht, sag ich, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> holtihn her!-- So wahr Gott lebt, der würdge fromme Pater, Von unsrerganzen Stadt verdient er Dank.JULIA Kommt, Amme, wollt Ihr mit mir auf mein Zimmer? Mir helfenPutz erlesen, wie Ihr glaubt, Daß mir geziemt, ihn morgen anzulegen?GRÄFIN CAPULET Nein, nicht vor Donnerstag; es hat noch Zeit.


CAPULET Geh mit ihr, Amme, morgen gehts zur Kirche.(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Wärterin ab.)GRÄFIN CAPULET Die Zeit wird kurz zu unsrer Anstalt fallen; Es istfast Nacht.CAPULET Blitz! Ich will frisch mich rühren, Und alles soll schon gehn,Frau, dafür steh ich. Geh du zu Julien, hilf an ihrem Putz. Ich gehenicht zu Bett; laß mich gewähren, Ich will die Hausfrau diesmalmachen.--Heda!-- Kein Mensch zur Hand?--Gut, ich will selber gehnZum Grafen Paris, um ihn anzu<strong>tr</strong>eiben Auf morgen früh; mein Herz istmächtig leicht, Seit dies verkehrte Mädchen sich besonnen.(Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Gräfin ab.)DRITTE SZENE(Juliens Kammer)(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Wärterin.)JULIA Ja, dieser Anzug ist der beste.--Doch Ich bitt dich, liebe Amme,laß mich nun Für diese Nacht allein; denn viel Gebete Tun not mir, umden Himmel zu bewegen, Daß er auf meinen Zustand gnädig lächle,Der, wie du weißt, verderbt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sündlich ist.(Gräfin Capulet kommt.)GRÄFIN CAPULET Seid ihr geschäftig? Braucht ihr meine Hülfe?JULIA Nein, gnädge Mutter, wir erwählten schon Zur Tracht fürmorgen alles Zubehör. Gefällt es Euch, so laßt mich jetzt allein Undlaßt zu Nacht die Amme mit Euch wachen, Denn sicher habt Ihr alleHände voll Bei dieser eilgen Anstalt.GRÄFIN CAPULET Gute Nacht! Geh nun zu Bett <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ruh; du hast esnötig.(Gräfin Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Wärterin ab.)JULIA Lebt wohl!--Gott weiß, wann wir uns wiedersehn. Kalt rieseltmatter Schau'r durch meine Adern, Der fast die Lebenswärm erstarrenmacht. Ich will zurück sie rufen mir zum Trost. Amme!--Doch was sollsie hier? Mein düs<strong>tr</strong>es Spiel muß ich allein vollenden. Komm du, meinKelch!-- Doch wie, wenn dieser Trank nun gar nichts wirkte, Wird mandem Grafen mit Gewalt mich geben? Nein, nein! Dies solls verwehren.Lieg du hier!--(Sie legt einen Dolch neben sich.)Wie? Wär es Gift, das mir mit schlauer Kunst Der Mönch bereitet, mir


den Tod zu bringen, Auf daß ihn diese Heirat nicht entehre, Weil erzuvor mich <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> vermählt? So, fürcht ich, ists!--Doch dünkt mich,kanns nicht sein, Denn er ward stets ein frommer Mann erf<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en. Ichwill nicht Raum so bösem Argwohn geben. Wie aber, wenn ich, in dieGruft gelegt, Erwache vor der Zeit, da <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> Mich zu erlösen kommt?Furchtbarer Fall! Werd ich dann nicht in dem Gewölb ersticken, Desgiftger M<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nie reine Lüfte einhaucht, Und so erwürgt da liegen,wann er kommt? Und leb ich auch, könnt es nicht leicht geschehn, Daßmich das grause Bild <strong>von</strong> Tod <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Nacht Zusammen mit denSchrecken jenes Ortes Dort im Gewölb in alter Katakombe, Wo dieGebeine aller meiner Ahnen Seit vielen h<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>ert Jahren aufgehäuft, Wofrisch beerdigt erst der blutge Tybalt Im Leichentuch verwest; wo, wieman sagt, In mitternächtger St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e Geister hausen-- Weh, weh!--könntes nicht leicht geschehn, daß ich, Zu früh erwachend--<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nun eklerDunst, Gekreisch wie <strong>von</strong> Alraunen, die man aufwühlt, Das Sterbliche,die's hören, sinnlos macht-- Oh, wach ich auf, werd ich nicht rasendwerden, Umringt <strong>von</strong> all den greuelvollen Schrecken, Und toll mitmeiner Väter Gliedern spielen? Und Tybalt aus dem Leichentuchezerren? Und in der Wut mit irgendeines Ahnherrn Gebein zerschlagenmein zerrüttet Hirn? O da! Mich dünkt, ich sehe Tybalts Geist! Er spähtnach <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, der seinen Leib Auf einen Degen spießte.--Tybalt, halt!--Ich komme, <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>! Dies <strong>tr</strong>ink ich dir!([Sie <strong>tr</strong>inkt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>] wirft sich auf das Bett.)VIERTE SZENE(Ein Saal in Capulets Hause)(Gräfin Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Wärterin.)GRÄFIN CAPULET Da, nehmt die Schlüssel, holt noch mehr Gewürz!WÄRTERIN Sie wollen Quitten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Orangen haben Für ihre Bäckerei.(Capulet kommt.)CAPULET Auf, rührt euch, frisch! Schon kräht der zweite Hahn, DieMorgenglocke läutet; 's ist drei Uhr. Sieh nach dem Backwerk, FrauAngelika, Spar nichts daran!WÄRTERIN Topfgucker! Geht nur, geht! Macht Euch zu Bett! Ja, Ihrseid morgen krank, Wenn Ihr die ganze Nacht nicht schlaf!CAPULET Kein bißchen! Was! Ich hab um Kleiners wohl Die Nächtedurchgewacht <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> war nie krank.


GRÄFIN CAPULET Ja, ja! Ihr wart ein feiner Vogelsteller Zu EurerZeit! Nun aber will ich Euch Vor solchem Wachen schon bewachen.(Gräfin <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Wärterin ab.)CAPULET O Ehestand, o Wehestand! Nun, Kerle!(Diener mit Bratspießen, Scheiten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Körben <strong>tr</strong>eten auf.)Was bringt ihr da!(Diener mit Bratspießen, Scheiten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Körben gehn über die Bühne.)ERSTER DIENER 's ist für den Koch, Herr; was, das weiß ich nicht.CAPULET Macht zu, macht zu!(Erster Diener ab.)Hol <strong>tr</strong>ockne Klötze, Bursch! Ruf Petern, denn der weiß es, wo sie sind.ZWEITER DIENER Braucht Ihr 'nen Klotz, Herr, bin ich selber daUnd hab nicht nötig, Petern anzugehn.(Ab.)CAPULET Blitz! Gut gesagt! Ein lustger Teufel! ha, Du sollst dasHaupt der Klötze sein.--Wahrhaftig, 's ist Tag; der Graf wird mit Musikgleich kommen. Das woll er, sagt' er ja; ich hör ihn schon.(Musik hinter der Szene.)Frau! Wärterin! He, sag ich, Wärterin!(Die Wärterin kommt.)Weckt Julien auf! Geht, putzt sie mir heraus! Ich geh indes <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> plaudremit dem Grafen. Eilt Euch, macht fort! Der Bräutgam ist schon da. Fort,sag ich Euch.(Beide ab.)FÜNFTE SZENE(Juliens Kammer)(<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> auf dem Bett. Die Wärterin kommt.)WÄRTERIN Fräulein!--Nun, Fräulein! <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>!--Nun, das schläft! He,Lamm! He, Fräulein! Pfui, Langschläferin! Mein Schätzchen, sag ich!Süßes Herz! Mein Bräutchen! Was, nicht ein Laut? Ihr nehmt Eur Teilvoraus, Schlaft für 'ne Woche; denn ich steh dafür, Auf nächste Nachthat seine Ruh Graf Paris Daran gesetzt, daß wenig Ruh Ihr habt! Behütder Herr sie! Wie ges<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sie schläft! Ich muß sie aberwecken.--Fräulein! Fräulein! Laßt Euch den Grafen nur im Bettertappen, Der wird Euch schon ermuntern; meint Ihr nicht?-- Was,schon in vollen Kleidern? Und so wieder Sich hingelegt? Ich muß


durchaus Euch wecken. He, Fräulein! Fräulein! Fräulein!-- Daß Gott,daß Gott! Zu Hülfe! Sie ist tot! Ach, liebe Zeit! Daß ich je wardgeboren! Bringt Weingeist, he! He, gnädger Herr! Frau Gräfin!(Grafin Capulet kommt.)GRÄFIN CAPULET Was ist das für ein Lärm?WÄRTERIN O Unglückstag!GRÄFIN CAPULET Was gibts?WÄRTERIN Seht, seht nur! O be<strong>tr</strong>übter Tag!GRÄFIN CAPULET O weh, o weh! Mein Kind, mein einzig Leben!Erwach, leb auf, ich sterbe sonst mit dir! O Hülfe, Hülfe! Ruft dochHülfe!(Capulet kommt.)CAPULET Schämt euch! Bringt Julien her! Der Graf ist da.WÄRTERIN Ach sie ist tot, verblichen, tot! O wehe!GRÄFIN CAPULET O wehe, wehe, sie ist tot, tot, tot!CAPULET Laßt mich sie sehn!--Gott helf uns! Sie ist kalt, Ihr Blutsteht still, die Glieder sind ganz starr, Von diesen Lippen schied dasLeben längst, Der Tod liegt auf ihr, wie ein Maienfrost Auf desGefildes schönster Blume liegt. Fluch dieser St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>! Ich armer alterMann!WÄRTERIN O Unglückstag!GRÄFIN CAPULET O jammervolle St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e!CAPULET Der Tod, der mir sie nahm, mir Klagen auszupressen, Erbindet meine Zung <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> macht sie stumm.(Bruder Lorenzo, Graf Paris <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Musikanten <strong>tr</strong>eten auf.)LORENZO Kommt! Ist die Braut bereit zur Kirch zu gehn?CAPULET Bereit zu gehn, um nie zurückzukehren.-- O Sohn, dieNacht vor deiner Hochzeit buhlte Der Tod mit deiner Braut. Sieh, wiesie liegt, Die Blume, die in seinem Arm verblühte. Mein Eidam ist derTod, der Tod mein Erbe; Er freite meine Tochter. Ich will sterben, Ihmalles lassen; wer das Leben läßt, Der läßt dem Tode alles.PARIS Hab ich nach dieses Morgens Licht geschmachtet, Und bietet esmir solchen Anblick dar?GRÄFIN CAPULET Unseliger, verhaßter, schwarzer Tag! DerSt<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en jammervollste, so die Zeit Seit ihrer langen Pilgerschaftgesehn. Nur eins, ein einzig armes, liebes Kind, Ein Wesen nur, michdran zu freun, zu laben-- Und grausam riß es nun der Tod mir weg!


WÄRTERIN O Weh! O Jammer--Jammer--Sachen hier sehn garerbärmlich aus.(Ab.)[ZWEITER] ERSTER MUSIKANT (zeigt auf sein Ins<strong>tr</strong>ument.) Ja,meiner Treu, die Sachen hier könnten wohl besser aussehen, aber sieklingen doch gut.{Im Original bezieht der Musiker den Ausspruch der Amme aufgr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>der Doppeldeutigkeit des Wortes "case" (Sache, Kasten) auf denKasten für sein Ins<strong>tr</strong>ument: "Ja, bei meiner Treu, den Kasten kann mandoch ausbessern."}PETER O Musikanten, Musikanten, spielt: "Frisch auf, mein Herz!Frisch auf, mein Herz, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> singe!" O spielt, wenn euch mein Leben liebist, spielt: "Frisch auf, mein Herz!"ERSTER MUSIKANT Warum: "Frisch auf, mein Herz?"PETER O Musikanten, weil mein Herz selber spielt: "Mein Herz vollAngst <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Nöten." O spielt mir eine lustige Litanei, um michaufzurichten.[ZWEITER] ERSTER MUSIKANT Nichts da <strong>von</strong> Litanei! Es ist jetztnicht Spielens Zeit.PETER Ihr wollt es also nicht?[MUSIKANTEN] ERSTER MUSIKANT Nein.PETER Nun, so will ich es euch schon [ein<strong>tr</strong>änken] gründlich geben.ERSTER MUSIKANT Was wollt Ihr uns [ein<strong>tr</strong>änken] geben?PETER [Keinen Wein] Kein Geld, wahrhaftig; sondern Spott,--ichwerde es euch geben, indem ich euch als Spielmänner beschimpfe.ERSTER MUSIKANT Dann werde ich Euch eine Dienstboten-Kreaturnennen.PETER Dann wird Euer Schädel den Dolch dieser Dienstboten-Kreaturzu spüren bekommen. Ich dulde solche Töne nicht: [ich will euch eureIns<strong>tr</strong>umente um den Kopf schlagen.] Ich will euch befa-sol-laen. Dasnotiert euch!ERSTER MUSIKANT Wenn Ihr uns befa-sol-laet, so notiert Ihr uns.ZWEITER MUSIKANT Bitte steckt Euren Dolch ein <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> zieht EurenWitz hervor.PETER Dann legt euch mit meinem Witz an! Ich werde euch miteisernem Witz verbleuen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> meinen eisernen Dolch einstecken.--[Hört, spannt mir einmal eure Schafsköpfe wie die Schafsdärme an


euren Geigen.] Antwortet verständlich: Wenn in der Leiden hartemDrang Das bange Herze will erliegen, Musik mit ihremSilberklang--Warum "Silberklang"? warum "Musik mit ihremSilberklang"? Was sagt Ihr, Hans Kolophonium?ERSTER MUSIKANT Ei nun, Musje, weil Silber einen feinen Klanghat.PETER Recht artig! Was sagt Ihr, Michel Hackebrett?ZWEITER MUSIKANT Ich sage "Silberklang", weil Musik nur fürSilber klingt.PETER Auch recht artig! Was sagt Ihr, Jakob Gellohr?DRITTER MUSIKANT Mein Seel, ich weiß nicht, was ich sagen soll.PETER Oh, ich bitt Euch um Vergebung! Ihr seid der Sänger, Ihr singtnur; so will ich es denn für Euch sagen. Es heißt "Musik mit ihremSilberklang", weil solche Kerle wie Ihr kein Gold fürs Spielen kriegen!Musik mit ihrem Silberklang Weiß hülfreich ihnen obzusiegen.(Geht [singend] ab.)ERSTER MUSIKANT Was für ein Pestkerl ist das?ZWEITER MUSIKANT Hol ihn der Henker! Kommt, wir wollen hierhineingehn, auf die Trauerleute warten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sehen, ob es nichts zu essengibt.(Alle ab.)FÜNFTER AKTERSTE SZENE(Mantua. Eine S<strong>tr</strong>aße)(<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <strong>tr</strong>itt auf.)ROMEO Darf ich dem Schmeichelblick des Schlafes <strong>tr</strong>aun, So deutenmeine Träum ein nahes Glück. Leicht auf dem Thron sitzt meiner BrustGebieter; Mich hebt ein ungewohnter Geist mit frohen Gedankendiesen ganzen Tag empor. Mein Mädchen, <strong>tr</strong>äumt ich, kam <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> fandmich tot --Seltsamer Traum, der Tote denken läßt!-- Und hauchte mirsolch Leben ein mit Küssen, Daß ich vom Tod erstand <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Kaiser war.Ach Herz! Wie süß ist Liebe selbst begabt, Da schon so reich an Freudihr Schatten ist!(Balthasar <strong>tr</strong>itt auf.)Ha, Neues <strong>von</strong> Verona! Sag, wie stehts? Bringst du vom Pater keine


Briefe mit? Was macht mein teures Weib? Wie lebt mein Vater? Istmeine Julie wohl? Das frag ich wieder, Denn nichts kann übel stehn,gehts ihr nur wohl.BALTHASAR Nun, ihr gehts wohl, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nichts kann übel stehn. IhrKörper schläft in Capulets Begräbnis, Und ihr unsterblich Teil lebt beiden Engeln. Ich sah sie senken in der Väter Gruft Und ritt in Eil hieher,es Euch zu melden. O Herr, verzeiht die schlimme Botschaft mir, WeilIhr dazu den Auf<strong>tr</strong>ag selbst mir gabt!ROMEO Ist es denn so? Ich biet euch Trotz, ihr Sterne!-- Du kennstmein Haus, hol mir Papier <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Tinte Und miete Pferde; ich will fort zuNacht.BALTHASAR Verzeiht, ich darf Euch so nicht lassen, Herr! Ihr seht soblaß <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wild, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Eure Blicke Weissagen Unglück.ROMEO Nicht doch, du be<strong>tr</strong>ügst dich. Laß mich <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> tu, was ich dichheiße tun. Hast du für mich vom Pater keine Briefe?BALTHASAR Nein, bester Herr.ROMEO Es tut nichts; mach dich auf Und miete Pferd', ich kommegleich nach Haus.(Balthasar ab.)Wohl, <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, heute nacht ruh ich bei dir. Ich muß auf Mittel sinnen.--Owie schnell Drängt Unheil sich in der Verzweiflung Rat! Mir fällt einApotheker ein; er wohnt Hier irgendwo herum.--Ich sah ihn neulich,Zerlumpt, die Augenbrauen überhangend; Er suchte Kräuter aus; hohlwar sein Blick, Ihn hatte herbes Elend ausgemergelt. Ein Schildpatthing in seinem dürftgen Laden, Ein ausgestopftes Krokodil <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> HäuteVon mißgestalten Fischen; auf dem Sims Ein bettelhafter Prunk <strong>von</strong>leeren Büchsen Und grüne Töpfe, Blasen, muffger Samen,Bindfaden-Endchen, alte Rosenkuchen, Das alles dünn verteilt, zurSchau zu dienen. Be<strong>tr</strong>achtend diesen Mangel, sagt ich mir: Bedürftejemand Gift hier, des Verkauf In Mantua sogleich zum Tode führt, Dalebt ein armer Schelm, ders ihm verkaufte. Oh, der Gedanke zielt' aufmein Bedürfnis, Und dieser dürftge Mann muß mirs verkaufen. Sovielich mich entsinn, ist dies das Haus. Weils Festtag ist, schloß seinenKram der Bettler. Hei Holla! Apotheker!(Der Apotheker kommt heraus.)APOTHEKER Wer ruft so laut?ROMEO Mann, komm hieher!--erregt mir Schrecken.


(Entfernt sich.)ROMEO O du verhaßter Schl<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, du Bauch des Todes, Der du derErde Köstlichstes verschlangst, So brech ich deine morschen Kiefer auf(Er bricht die Tür des Grabmals auf.)Und will, zum Trotz, noch mehr dich überfüllen.(Er bricht die Tür des Gewölbes auf.)PARIS Ha, der verbannte, stolze Montague, Der Juliens Vetter mordete;man glaubt, An diesem Grame starb das holde Wesen. Hier kommt erjetzt, um nieder<strong>tr</strong>ächtgen Schimpf Den Leichen anzutun; ich will ihngreifen!(Tritt hervor.)Laß dein verruchtes Werk, du Montague! Wird Rache übern Todhinaus verfolgt? Verdammter Bube, ich verhafte dich; Gehorch <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>folge mir, denn du mußt sterben.ROMEO Fürwahr, das muß ich; darum kam ich her. Versuch nicht,guter Jüngling, den Verzweifelnden! Entflieh <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> laß mich; denkedieser Toten! Laß sie dich schrecken!--Ich beschwör dich, Jüngling,Lad auf mein Haupt nicht eine neue Sünde, Wenn du zur Wut michreizest; geh, o geh, Bei Gott, ich liebe mehr dich wie mich selbst, Denngegen mich gewaffnet komm ich her. Fort, eile, leb <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> nennbarmherzig ihn, Den Rasenden, der dir gebot zu fliehn!PARIS Ich kümmre mich um dein Beschwören nicht Und greife dichals Missetäter hier.ROMEO Willst du mich zwingen? Knabe, sieh dich vor!(Sie fechten.)PAGE Sie fechten! Gott, ich will die Wache rufen.PARIS O ich bin hin!--(Fällt.)Hast du Erbarmen, öffne Die Gruft <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> lege mich zu Julien.(Er stirbt.)ROMEO Auf Ehr, ich wills.--Laßt sein Gesicht mich schaun. Mercutiosedler Vetter ists, Graf Paris. Was sagte doch mein Diener, weil wirritten, Als die bestürmte Seel es nicht vernahm? Ich glaube, <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> habesich mit Paris Vermählen sollen: sagt' er mir nicht so? Wie, oder <strong>tr</strong>äumtichs? Oder bild ichs mir Im Wahnsinn ein, weil er <strong>von</strong> Julien sprach? Ogib mir deine Hand, du, so wie ich, Ins Buch des herben Unglückseingezeichnet! Ich bette dich in eine stolze Gruft. Doch Gruft? Nein,


helle Wölbung, Jungerschlagner! Denn hier liegt <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>: ihre Schönheitmacht Dies Grab zur Feierhalle voll <strong>von</strong> Licht. Toter, lieg da, <strong>von</strong>totem Mann begraben!(Er legt Paris in das Begräbnis.)Wie oft sind Menschen, schon des Todes Raub, Noch fröhlich worden!Ihre Wärter nennens Den letzten Lebensblitz. Wohl mag nun dies EinBlitz mir heißen.--O mein Herz! Mein Weib! Der Tod, der deinesOdems Balsam sog, Hat über deine Schönheit nichts vermocht. Nochbist du nicht besiegt; der Schönheit Fahne Weht purpurn noch auf Lipp<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Wange dir; Hier pflanzte nicht der Tod sein bleiches Banner.--Liegst du da, Tybalt, in dem blutgen Tuch? O welchen größern Dienstkann ich dir tun, Als mit der Hand, die deine Jugend fällte, Des Jugend,der dein Feind war, zu zerreißen? Vergib mir, Vetter!--Liebe <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>,Warum bist du so schön noch? Soll ich glauben, Der körperlose Todentbrenn in Lieb Und der verhaßte, hagre Unhold halte Als seine Buhlehier im Dunkeln dich? Aus Furcht davor will ich dich nie verlassenUnd will aus diesem Palast dichter Nacht Nie wieder weichen. Hier,hier will ich bleiben Mit Würmern, so dir Dienerinnen sind. O hier bauich die ewge Ruhstatt mir Und schüttle <strong>von</strong> dem lebensmüden LeibeDas Joch feindseliger Gestirne.--Augen, Blickt euer Letztes! Arme,nehmt die letzte Umarmung! Und, o Lippen, ihr, die Tore Des Odems,siegelt mit rechtmäßgem Kusse Den ewigen Ver<strong>tr</strong>ag dem Wuchrer Tod.Komm, bit<strong>tr</strong>er Führer, widriger Gefährt, Verzweifelter Pilot! Nun <strong>tr</strong>eibauf einmal Dein sturmerkranktes Schiff in Felsenbrandung! Dies aufdein Wohl, wo du auch s<strong>tr</strong>anden magst! Dies meiner Lieben!--(Er <strong>tr</strong>inkt.)O wackrer Apotheker, Dein Trank wirkt schnell.--Und so im Kussesterb ich.(Er stirbt, Bruder Lorenzo kommt vom andern Ende des Kirchhofes mitLaterne Brecheisen <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Spaten.)LORENZO Helf mir Sankt Franz! Wie oft sind über Gräber Nichtmeine alten Füße heut gestolpert. Wer ist da? Wer ists, der noch so spätzu Toten geht?{"Who is it that consorts, so late, the dead?" Dieser Vers findet sich inder Fassung des "Project Gutenberg Shakespeare Team's", fehlt aber inallen anderen mir bekannten Ausgaben.}BALTHASAR Ein Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> einer, dem Ihr wohl bekannt.


LORENZO Gott segne dich! Sag mir, mein guter Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, Welch eineFackel ists, die dort ihr Licht Umsonst den Würmern leiht <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> blindenSchädeln? Mir scheint, sie brennt in Capulets Begräbnis.BALTHASAR Ja, würdger Pater, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> mein Herr ist dort, Ein Fre<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong><strong>von</strong> Euch.LORENZO Wer ist es?BALTHASAR <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.LORENZO Wie lange schon?BALTHASAR Voll eine halbe St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e.LORENZO Geh mit mir zu der Gruft!BALTHASAR Ich darf nicht, Herr. Mein Herr weiß anders nicht, alsich sei fort, Und drohte furchtbarlich den Tod mir an, Blieb ich, umseinen Vorsatz auszuspähn.LORENZO So bleib, ich geh allein.--Ein Graun befällt mich; Oh, ichbefürchte sehr ein schlimmes Unglück!BALTHASAR Derweil ich unter dieser Eibe schlief, Träumt ich, meinHerr <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> noch ein andrer föchten, Und er erschlüge jenen.LORENZO <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>?(Er geht weiter nach vorn.)O wehe, weh mir! Was für Blut befleckt Die Steine hier an diesesGrabmals Schwelle? Was wollen diese herrenlosen Schwerter, Daß sieverfärbt hier liegen an der Stätte Des Friedens?(Er geht in das Begräbnis.)<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>?--Ach, bleich!--Wer sonst? Wie? Paris auch? Und in sein Blutgetaucht? O welche unmitleidge St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ist schuld An dieser kläglichenBegebenheit?-- Das Fräulein regt sich.JULIA (erwachend.) O Trostesbringer! Wo ist mein Gemahl? Ich weißrecht gut noch, wo ich sollte sein; Da bin ich auch. Wo ist mein<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>?(Geräusch <strong>von</strong> Kommenden.)LORENZO Ich höre Lärm.--Kommt, Fräulein, flieht die Grube DesTods, der Seuchen, des erzwungnen Schlafs; Denn eine Macht, zu hochdem Widerspruch, Hat unsern Rat vereitelt. Komm, o komm! DeinGatte liegt an deinem Busen tot, Und Paris auch; komm, ich versorgedich Bei einer Schwesternschaft <strong>von</strong> heilgen Nonnen. Verweil mitFragen nicht; die Wache kommt. Geh, gutes Kind!(Geräusch hinter der Szene.)


Ich darf nicht länger bleiben.(Ab.)JULIA Geh nur, entweich, denn ich will nicht <strong>von</strong> hinnen.--(Bruder Lorenzo geht ab.)Was ist das hier? Ein Becher, festgeklemmt In meines TrautenHand?--Gift, seh ich, war Sein Ende vor der Zeit.--O Böser! Alles Zu<strong>tr</strong>inken, keinen gütgen Tropfen mir Zu gönnen, der mich zu dirbrächt?--Ich will Dir deine Lippen küssen. Ach, vielleicht Hängt nochein wenig Gift daran <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> läßt mich An einer Labung sterben.(Sie küßt ihn.)Deine Lippen Sind warm.ERSTER WÄCHTER (hinter der Szene.) Wo ist es, Knabe? Führ uns!JULIA Wie? Lärm?--Dann schnell nur!(Sie ergreift <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Dolch.)O willkommner Dolch!(Sie ergreift <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Dolch.)Dies werde deine Scheide.(Ersticht sich.)Roste da Und laß mich sterben!(Sie fällt auf <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Leiche <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> stirbt. Wächter mit dem Pagen desParis.)PAGE Dies ist der Ort, da, wo die Fackel brennt.ERSTER WÄCHTER Der Boden ist voll Blut; durchsucht denKirchhof, Ein paar <strong>von</strong> euch; geht, greifet, wen ihr <strong>tr</strong>efft.(Einige <strong>von</strong> der Wache ab.)Be<strong>tr</strong>übt zu sehn! Hier liegt der Graf erschlagen, Und <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> blutend,warm <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> kaum verschieden, Die schon zwei Tage hier begraben lag.--Geht, sagts dem Fürsten! Weckt die Capulets! Lauft zu den Montagues!Ihr andern sucht!(Andre Wächter ab.)Wir sehn den Gr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, der diesen Jammer <strong>tr</strong>ägt; Allein den wahrenGr<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> des bittern Jammers Erfahren wir durch näh're K<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>schaft nur.(Einige <strong>von</strong> der Wache kommen mit Balthasar zurück.)ZWEITER WÄCHTER Hier ist der Diener <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s; wir fanden Ihn aufdem Kirchhof.ERSTER WÄCHTER Bewahrt ihn sicher, bis der Fürst erscheint!([Ein andrer] Andere Wächter kommen zurück mit Lorenzo.)


DRITTER WÄCHTER Hier ist ein Mönch, der zittert, weint <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ächzt;Wir nahmen ihm den Spaten <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> die Haue, Als er <strong>von</strong> jener Seit desKirchhofs kam.ERSTER WÄCHTER Verdächtges Zeichen! Haltet auch den Mönch!(Der Prinz <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> sein Gefolge.)PRINZ Was für ein Unglück ist so früh schon wach, Das Uns ausUnsrer Morgenruhe stört?(Capulet, Gräfin Capulet <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> andre kommen.)CAPULET Was ists, daß draußen so die Leute schrein?GRÄFIN CAPULET Das Volk ruft auf den S<strong>tr</strong>aßen: "<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>" Und"<s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>" <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> "Paris"; alles rennt Mit lautem Ausruf unserm Grabmal zu.PRINZ Welch Schrecken ists, das Unser Ohr betäubt?ERSTER WÄCHTER Durchlauchtger Herr, entleibt liegt hier GrafParis; Tot <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>; <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, tot zuvor, Noch warm <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> erst getötet.PRINZ Sucht, späht, erforscht die Täter dieser Greuel!ERSTER WÄCHTER Hier ist ein Mönch <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s Bedienter; Manfand Gerät bei ihnen, das die Gräber Der Toten aufzubrechen dient.CAPULET O Himmel! O Weib! Sieh hier, wie unsre Tochter blutet.Der Dolch hat sich verirrt; sieh seine Scheide Liegt ledig auf demRücken Montagues, Er selbst steckt fehl in unsrer Tochter Busen.GRÄFIN CAPULET O weh mir! Dieser Todesanblick mahnt WieGrabgeläut mein Alter an die Grube.(Montague <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> andre kommen.)PRINZ Komm, Montague! Früh hast du dich erhoben, Um frühgefallen deinen Sohn zu sehn.MONTAGUE Ach, gnädger Fürst, mein Weib starb diese Nacht; Gramum des Sohnes Bann entseelte sie. Welch neues Leid bricht auf meinAlter ein?PRINZ Schau hin, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> du wirst sehn.MONTAGUE O Ungeratner! Was ist das für Sitte, Vor deinem Vaterdich ins Grab zu drängen?PRINZ Versiegelt noch den M<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> des Ungestüms, Bis wir dieDunkelheiten aufgehellt Und ihren Quell <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wahren Ursprung wissen.Dann will ich Eurer Leiden Hauptmann sein Und selbst zum Tod Euchführen.--Still indes! Das Mißgeschick sei Sklave der Geduld. - Führtdie verdächtigen Personen vor!LORENZO Mich <strong>tr</strong>ifft, obschon den Unvermögendsten, Am meisten


der Verdacht des grausen Mordes, Weil Zeit <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> Ort sich gegen micherklärt. Hier steh ich, mich verdammend <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> verteidgend, Der Kläger<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> der Anwalt meiner selbst.PRINZ So sag ohn Umschweif, was du hie<strong>von</strong> weißt!LORENZO Kurz will ich sein, denn kurze Frist des Atems Versagtgedehnte Reden. <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, Der tot hier liegt, war dieser <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> Gatte, Undsie, die tot hier liegt, sein <strong>tr</strong>eues Weib. Ich <strong>tr</strong>aute heimlich sie, ihrHochzeittag War Tybalts letzter, des unzeitger Tod Den jungen Gattenaus der Stadt verbannte; Und <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> weint' um ihn, nicht um den Vetter.Ihr, um den Gram aus ihrer Brust zu <strong>tr</strong>eiben, Verspracht <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> wolltet siedem Grafen Paris Vermählen mit Gewalt. Da kommt sie zu mir Mitwildem Blick, heißt mich auf Mittel sinnen, Um dieser zweiten Heiratzu entgehn, Sonst wollt in meiner Zelle sie sich töten. Da gab ich, sobelehrt durch meine Kunst, Ihr einen Schlaf<strong>tr</strong>unk; er bewies sichwirksam Nach meiner Absicht, denn er goß den Schein Des Todes übersie. Indessen schrieb ich An <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, daß er sich herbegäbe Und hülfaus dem erborgten Grab sie holen In dieser Schreckensnacht, als um dieZeit, Wo jenes Trankes Kraft erlösche. Doch Den Träger meines Briefs,den Bruder Markus, Hielt Zufall auf, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> gestern abend bracht er Ihnmir zurück. Nun ging ich ganz allein Um die bestimmte St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>e desErwachens, Sie zu befrein aus ihrer Ahnen Gruft, Und dacht in meinerZelle sie zu bergen, Bis ich es <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> berichten könnte. Doch wie ichkam, Minuten früher nur, Eh sie erwacht', fand ich hier tot zu früh Den<strong>tr</strong>euen <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>, den edlen Paris. Jetzt wacht' sie auf; ich bat sie,fortzugehn Und mit Geduld des Himmels Hand zu <strong>tr</strong>agen; Doch daverscheucht' ein Lärm mich aus der Gruft. Sie, in Verzweiflung, wolltemir nicht folgen Und tat, so scheints, sich selbst ein Leides an. Diesweiß ich nur; <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ihre Heirat war Der Wärterin ver<strong>tr</strong>aut. Ist etwas hierDurch mich verschuldet, laßt mein altes Leben, Nur wenig St<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>en vorder Zeit, der Härte Des s<strong>tr</strong>engsten Richterspruchs geopfert werden.PRINZ Wir kennen dich als einen heilgen Mann.-- Wo ist der Diener<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>s? Was sagt er?BALTHASAR Ich brachte meinem Herrn <strong>von</strong> Juliens Tod Die Zeitung,<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> er ritt <strong>von</strong> Mantua In Eil zu diesem Platz, zu diesem Grabmal. DenBrief hier gab er mir für seinen Vater, Und drohte Tod mir, als er in dieGruft ging, Wo ich mich nicht entfernt <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> dort ihn ließe.PRINZ Gib mir den Brief; ich will ihn überlesen.-- Wo ist der Bub des


Grafen, der die Wache Geholt?--Sag, Bursch, was machte hier deinHerr?PAGE Er kam, um Blumen seiner Braut aufs Grab Zu s<strong>tr</strong>eun, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> hießmich fern stehn, <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> das tat ich. Drauf naht' sich wer mit Licht, dasGrab zu öffnen, Und gleich zog gegen ihn mein Herr den Degen;Alsbald lief ich da<strong>von</strong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> holte Wache.PRINZ Hier dieser Brief bewährt das Wort des Mönchs, DenLiebesb<s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong>, die Zeitung ihres Todes; Auch schreibt er, daß ein armerApotheker Ihm Gift verkauft, womit er gehen wolle Zu Juliens Gruft,um neben ihr zu sterben.-- Wo sind sie, diese Feinde?--Capulet,Montague! Seht, welch ein Fluch auf eurem Hasse ruht, Daß Liebe eureFreuden töten muß! Und ich, weil ich dem Zwiespalt nachgesehn,Verlor auch zwei Verwandte. Alle büßen.CAPULET O Bruder Montague, gib mir die Hand! Das ist dasLeibgedinge meiner Tochter, Denn mehr kann ich nicht fordern.MONTAGUE Aber ich Vermag dir mehr zu geben; denn ich will Ausklarem Gold ihr Bildnis fertgen lassen. Solang Verona seinen Namen<strong>tr</strong>ägt, Komm nie ein Bild an Wert dem Bilde nah Der <strong>tr</strong>euen,liebevollen <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>.CAPULET So reich will ich es <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> bereiten. O arme Opfer unsrerZwistigkeiten!PRINZ Nur düstern Frieden bringt uns dieser Morgen; Die Sonnescheint, verhüllt vor Weh, zu weilen. Kommt, offenbart mir ferner, wasverborgen, Ich will dann s<strong>tr</strong>afen oder Gnad erteilen, Denn nieverdarben Liebende noch so Wie diese: <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> ihr <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong>.(Alle ab.)Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes <s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong>, <strong>von</strong> WilliamShakespeare (Übersetzt <strong>von</strong> <strong>August</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Schlegel</strong>)*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ROMEO UNDJULIA ***This file should be named 8gs1610.txt or 8gs1610.zip CorrectedEDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8gs1611.txtVERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8gs1610a.txtProject Gutenberg eBooks are often created from several printededitions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless


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<s<strong>tr</strong>ong>Romeo</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>und</s<strong>tr</strong>ong> <s<strong>tr</strong>ong>Julia</s<strong>tr</strong>ong> (<strong>tr</strong> <strong>August</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Schlegel</strong>) [<strong>German</strong>, withaccents]from http://mc.clintock.com/gutenberg/

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