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Kapitel 8 Friedingen badisch vom 2. Oktober 1810 bis heute

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8. <strong>Friedingen</strong> <strong>badisch</strong><strong>vom</strong> <strong>2.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>1810</strong> <strong>bis</strong> <strong>heute</strong>.<strong>Friedingen</strong> kam zum Amte Radolfzell, das 27 Gemeinden umfaßte, die <strong>heute</strong> alle zumAmtsbezirke Konstanz gehören. Unser Heimatdorf zählte 486 Einwohner, hatte ein Steuerkapitalmit 156 840 fl, eine Umlage von zwölf Kreuzern <strong>vom</strong> Hundert. An der Spitze der Gemeindestand der herrschaftliche Vogt S p i r i , der zugleich Ortsvorstand war. Er scheint inseiner Amtszeit von 1804 – 1828 ein sehr einflußreicher Mann in der Gemeinde gewesen zusein. Die Leute wissen <strong>heute</strong> noch manches von ihm zu erzählen. Nach Spiri ist Bechler alsletzter Vogt genannt <strong>bis</strong> 1833, von welchem Jahre an die Stelle des Vogtes der Bürgermeistertrat. Solange <strong>Friedingen</strong> einen Radolfzellerischen Vogt hatte, konnte man von einer Gemeindeim heutigen Sinne nicht sprechen.Es sind deshalb neben den Vögten stets Gemeindepfleger genannt, so um 1800 JakobSchmal und Veit Mayer. Vom Jahre 1806 <strong>bis</strong> <strong>1810</strong> nennen sie sich Schultheiße undnach dem Übergange an Baden Bürgermeister. Die beiden Gemeindepfleger führten <strong>bis</strong> zurAufhebung des Vogtamtes den Titel Bürgermeister, hatten je vier Gulden Jahresbesoldungund mußten hierfür die Gemeinderechnung stellen. 1816 sind als Bürgermeister gewähltworden Johann Baptist Werkmeister und Franz Joseph Mayer. Vom Jahre 1817 an ist nebendem Vogt Spiri nur ein Bürgermeister mit acht Gulden Besoldung genannt, und von 1829 –1833 ist Vogt Bechler zugleich Bürgermeister.Von 1833 <strong>bis</strong> <strong>heute</strong> waren hier nachfolgende Bürgermeister an der Spitze der Gemeinde:Von 1833 <strong>bis</strong> 1837 Bürgermeister Bartholomä Schmal." 1837 " 4. Mai 1849 Johann Mayer." da " 26 Juli 1853 Lukas Werkmeister.In diesem Jahre wurde zweimal gewählt, erstmals Ferdinand Mayer, dann SenesiSpiri. Die Seekreisregierung lehnte beide ab, weil sie zur Umsturzpartei gehören. Ein dritterWahlgang verlief resultatlos. Am 11 Januar 1854 ernannte die Seeregierung Philipp Schmalauf drei Jahre zum Ortsvorstand; aber schon am 27. November verzog Schmal auf den Gemeinmerkerhofbei Allensbach als Pächter, weshalb im Dezember abermals Wahl war, undaus der Urne ging wieder ein "48er", Ferdinand Mayer, hervor, derselbe, den die Friedingerwahlberechtigten Bürger schon 1853 zum Bürgermeister auserlesen hatten. Aber auchdiesmal wurde die Genehmigung versagt.(1)


Vom 14. März 1855 <strong>bis</strong> 16. März 1863 ist Matthias Mayer Bürgermeister, von da <strong>bis</strong>13. April 1864 Johann Baptist Bechler; Jakob Mayer <strong>bis</strong> 10 November 1870, dann BonaventurSpiri <strong>bis</strong> 1889 und seit 15. April dieses Jahres der derzeitige Bürgermeister Roman Neidhart.Der erste Ratsschreiber in hiesiger Gemeinde war Lehrer Hense von 1820/34,1834/36 Lehrer Mayer, 1836/49 Lehrer Johann Baptist Häußler, 1849/63 Johann Mayer,1863/65 Ludwig Kornmayer, 1865 ein halbes Jahr Lehrer Münch, 1865/77 Leodegar Mayer1877/89 Joseph Hölzle und seit <strong>2.</strong> <strong>Oktober</strong> 1889 Ludwig Mayer.In der Zeit vor 100 Jahren waren die Bürger in eigentliche Bürger, Schutzbürger undHintersassen unterschieden. Der Einkauf ins Bürgerrecht betrug 70 fl. Schutzbürger nannteman diejenigen, welche sich hier niederließen, aber das Bürgerrecht nicht erwarben. Sie bezahltenjährlich drei Gulden Satz- oder Schutzgeld, weshalb diese Bürger auch Satzbürgerhießen.Hintersassen, auch Hintersiedler oder Beisassen, wie auch Kleinhäusler genannt,hatten nur ein Haus, ein Gärtchen und etwas Feld in der Nähe oder erhielten von der Gemeindeein weniger wertvolles Gemeindegrundstück gegen geringen Pachtzins zur Bebauung.Als Hintersassen sind vor 100 Jahren in den Gemeinderechnungen aufgezählt dieKnecht, Widder, Sachs und Hanser. Sie alle bezahlten jährlich an Abgaben an die Gemeindekasseje 2 fl 12 Kr., die Witwen der Hintersassen je 1 fl 6 Kr. sog. Beisitzgeld.Für die Männer, welche vor 100 Jahren an der Spitze der Gemeinde standen, war esin jenen Zeiten des Krieges und der Teuerung keine leichte Aufgabe, die wirtschaftlichenVerhältnisse zu heben.Im Jahre 1811 gab es einen reichlichen Herbst, und man hoffte, dem gesunkenenWohlstande des Landmannes wieder aufhelfen zu können. Da aber kamen abermals Jahredes Unglückes. Schlechte Weinjahre, Kriege, Einquartierungen und Lieferungen aller Art,Seuchen unter Menschen und Vieh, Hagelschlag, Mißwachs in Korn und Wein, große Teuerungund eine beispiellose Überschwemmung im Jahre 1817 brachten auch die Einwohner in<strong>Friedingen</strong> in große Not.Es war darum für die Hebung des wirtschaftlichen Standes der Gemeinde gar vieleszu tun. Vor allem sollte behufs rationeller Bewirtschaftung des Bodens der Viehaustrieb unterbleiben.In einem Rügegericht <strong>vom</strong> Bezirksamt Radolfzell wird zunächst der Viehaustriebauf die Äcker ganz verboten, weil vielfach die Bäume <strong>vom</strong> Vieh beschädigt und die Äckerzertreten wurden. Den Hütebuben wird kein gutes Zeugnis ausgestellt. Sie seien verdorbeneSchlingel, quälen die Tiere aus Bosheit und Langweile, es wäre besser für die Schlingel,wenn sie in der Schulbank säßen.Die Wiesen mußten durch bessere Behandlung zu einem größeren Futterertrag gebrachtwerden. Die jährlichen Wässerungsarbeiten, Anlagen von Steckfallen etc. ließ dieGemeinde gegen Entlohnung besorgen. Die Art der Durchführung der Wässerung führte zuöfteren Streitigkeiten. So kam es denn gar nicht selten vor, daß der eine oder andere Bürgerin der Nacht zur Geisterstunde in das Wiesenried hinabwanderte und dem Nachbar dieSteckfalle zog, um sein eigenes Wiesengelände rascher wässern zu können. Dabei traf essich, daß einmal zwei Nachbarn beim "verbotenen Geschäft" zusammentrafen und in derHitze des Streites miteinander in den Wässerungsgraben purzelten.(2)


Das Rügegericht aus den 20er Jahren befiehlt des Weiteren, daß an allen Gemeindewegenlinks und rechts, sechs Schuh <strong>vom</strong> Graben einwärts, Obstbäume von verschiedenenFruchtsorten, je 9 – 10 Schritt auseinander, von den Eigentümern der Grundstücke anzupflanzenseien. Die Ausführung des Befehls ließ freilich oft lange auf sich warten. Strafenauf Strafen mußten verhängt werden.Heute ist das freilich anders. Es braucht keines Befehles und keiner Mahnung mehr.Die Landwirte erkennen den großen Wert der Obstbaumzucht. Und wenn auch infolge deskiesigen Untergrundes die Baumzucht nur in beschränktem Umfange betrieben werdenkann, so sucht eben doch jeder Güterbesitzer die besten Plätzchen auf Äckern und Wiesenaus, um Äpfel-, Birn- und Zwetschgenbäume zu pflanzen.Auch die Förderung der Bienenzucht wird damals empfohlen. Es wurden belobt BürgermeisterMayer und Matthä Bechler. War sie doch in gewissem Sinne im Mittelalter vielbesser gepflegt, als eben der Absatz an Wachs an die katholischen Gotteshäuser ein bedeutendererwar. Mit der Glaubensspaltung im Jahre 1517 fand das Wachs weit weniger Absatz,und die Bienenzucht ging zurück. Freilich kannten unsere Ahnen nur die Korbbienenzucht,welche auch <strong>bis</strong> etwa 1865 hier die einzige Betriebsweise war. Den Honig stampfte mandamals, samt dem Wachs, vielfach auch mit Brut in Fässer ein und brachte das mit Fleischvermischte Naturprodukt so in den Handel. Heute kennen die Friedinger fast nur den Dzierzonstock;der Strohkorb verschwindet mehr und mehr.<strong>Friedingen</strong> zählt <strong>heute</strong> 18 Imker, welche 130 Völker besitzen, die in schönen Bienenwohnungendes Imkers Pflege genießen. Im Jahr 1908 wurde hier unter der Leitung des Verfassersein Bienenkurs mit 24 Teilnehmern abgehalten.Das Rügegericht aus den 20er Jahren weiß auch gar vieles im Dorf selbst zu bemängeln.Das "Licht gehen" oder die sog. Kunkelstuben waren hier zur Unsitte geworden. DieLeute gingen von Haus zu Haus, von einem Ende des Dorfes zum andern. Da wurde geklatschtüber alle möglichen und unmöglichen Dinge. Das Bezirksamt wollte die Kunkelstubennicht gerade verbieten, aber doch wenigstens beschränken."Unter vor- und nachmittägigem Sonntagsgottesdienst soll nicht gearbeitet, gespieltund gezecht werden. Wer sich von den Einwohnern einer Übertretung des Verbotes schuldigmachte, erhielt 24 Stunden Arrest bei Wasser und Brot, der Wirt, welcher das eine oder andereduldete, erhielt eine Strafe von zwei Gulden.“Im Winter um 9 Uhr, im Sommer um 10 Uhr, mußten jung und alt, Ledige und Verheiratete,das Wirtschaftslokal verlassen, wenn nicht, erfolgte eine Strafe von fünf Gulden, daszweitemal kamen zu der Geldstrafe noch vier Tage Gefängnis. Junge Burschen, die nachtsLärm machten, erhielten Arrest und Geldstrafen, im Wiederholungsfalle sollte sie der Polizeidiener,der zugleich Nachtwächter war, sofort arretieren und nach Radolfzell führen, wo sieje nach Umständen körperliche Züchtigung appliziert bekamen.Wenn ich mich auch nicht als Freund der Prügelstrafen bekenne, so muß doch gesagtwerden, daß gerade letztere Strafe für betrunkene Ruhestörer auch <strong>heute</strong> noch amPlatze wäre.Einen gewaltigen Umschwung der wirtschaftlichen und kommunalen Verhältnisse derGemeinde brachte das Gesetz <strong>vom</strong> 15. November 1833 über die Ablösungen der alten Ab-(3)


gaben, Gülten, Zehnten, Frohnden, Fuhr- und Handdienste, Laub- und Jagdgerechtigkeitund anderes mehr.Zehntberechtigt für <strong>Friedingen</strong> waren die Stadtgemeinde Radolfzell und die Pfarrei<strong>Friedingen</strong>.Auf dem Zehntbezug der Stadt ruhten privatrechtliche Lasten, nämlich eine jährlicheKompetenz-Abgabe an die Pfarrei <strong>Friedingen</strong>, sowie die Baupflicht zur Kirche und zumPfarrhaus. Vom sog. Widemgut oder Pfarrgut hatte die Stadt auch das Zehntrecht; dafüraber, wie bereits früher bemerkt, die Last zur Unterhaltung eines Wucherstieres, eines Ebersund Schafbockes.Radolfzell besaß hier:1. Den G r o ß z e h n t e n auf der ganzen Gemarkung mit Ausnahme einiger Juchart,von welchen die Großh. Domäne den Zehnten bezog. Das Areal, wovon Radolfzellden Großzehnten bezog, betrug hier 656 Morgen, ein Vierling und 63 Rutenneues Maß.<strong>2.</strong> Die Stadt hatte den Heu- und Öhmdzehnten von 21 Morgen drei Vierling und 36Ruten, nur den Öhmdzehnten von 51 Morgen, drei Vierling und 46 Ruten Wiesenund endlich3. Den Weinzehnten von 30 Morgen, einem Vierling und 46 Ruten Reben.Die Zehntpflichtigen hatten alle Arbeiten <strong>bis</strong> zum Einheimsen zu besorgen. Die Zehntgarbenwurden unter Aufsicht der beiden Zehntknechte aufs Schloß geführt, während manbei den Kartoffeln gleich den zehnten Teil <strong>vom</strong> bebauten Gelände aussteckte.Den Zehntwein erhob die Stadt <strong>vom</strong> Anfang des 19. Jahrhunderts an bei jedemZehntpflichtigen im Keller, von jedem Druck sechs Heller an Geld und <strong>vom</strong> Eimer oder 2 ½Stützen neuen Maßes ein Maß sogenannten Druckwein.Von 1828 – 1832 ist der Friedinger Zehnten mit Einschluß des Widemgutes und Ausschlußdes Schloßhofes, wie auch des Kellhofes verpachtet worden. Der Pächter mußte dieFruchtgarben auf dem Schloßhof unterbringen und daselbst ausdreschen. Der S c h l o ß-h o f p ä c h t e r aber hatte als "Canon" die vierte Garbe oder sogenannte Landgarbe der Eigentümerin(Stadt) als Pachtzins zu geben. (C a n o n bedeutet hier Zins, gleich Erbzins odergleich "als Richtschnur, als Regel".)Außerdem mußte der Pächter den Zehnten <strong>vom</strong> Kellhof, nämlich von 27 Juchart und<strong>vom</strong> Schloßhof von 96 Juchart der Stadt abliefern. Nach dem Jahre 1832 ist auch der Zehnten<strong>vom</strong> Widemgut und Kellhof in Pacht gegeben worden.Als gegen Ende des Jahres 1838 die gesamte Ablösungssumme endlich zusammengestelltwar, ergab sich für die Friedinger Bürger eine Abfindungssumme von 24348 fl 33 Kr.,welche Summe abzutragen die Gemeinde übernahm und ihrerseits diese Lasten auf die einzelnenBürger nach der Größe ihres Grundbesitzes, bzw. Ihrer Abgabepflicht verteilte. Freilichmit der Zahlung ging es nicht so eilig. Vom 1. Januar 1839 an leistete die Gemeinde einejährliche Zahlung von 1000 fl, also nicht einmal die 5 % Zins, welche sie nach dem Ablösungsvertragzu leisten schuldig war <strong>bis</strong> zur völligen Tilgung der Schuld.(4)


Ein Fünftel der gesamten Ablösungssumme samt Zins und Zinseszinsen für die Zeitvon 1834/44 mit 7208 fl und 20 Kr. bezahlte die Staatskasse, so daß der Gemeinde, bzw.den Zehntpflichtigen, vier Fünftel zu bezahlen übrig blieben.Diese 24 348 fl und 33 Kr. Abfindungssumme verteilte sichauf den Großzehnten mit20 859 fl 15 Kr." " Heu- und Öhmdzehnten mit 1 024 " 40 "" " Weinzehnten mit 1 934 " 11 "" " Kleinzehnten mit 530 " 27 "-----------------------24 348 fl 33 Kr.Die Stadt Radolfzell mußte alljährlich an die hiesige Pfarrei abgeben:27 601 Becher Veesen,800 Becher Erbsen,3 200 Becher Roggen,2 958 Becher Gerste,3 943 Becher Haber,5 311 ⅓ Glas Wein (neu-<strong>badisch</strong>es Maß), sowie100 Bund Stroh und50 Roggenschaub.Außerdem hatte die Stadtgemeinde an die Pfarrei jährlich 350 fl an barem Gelde zu entrichten.(1000 Becher = 1 Malter.)Das Ablösungskapital betrug 4519 fl. Nicht inbegriffen in der Ablösungssumme waren58 Ster Holz, 30 Eimer Wein und 350 fl Geld (jetzt 600 Mark), welche Abgaben die Stadt<strong>heute</strong> noch alljährlich an die Pfarrei zu leisten hat.Ein überaus mühevolles Geschäft muß es alljährlich gewesen sein, <strong>bis</strong> all die vielenKleinzehnten eingezogen waren.Die Pfarrpfründe <strong>Friedingen</strong> hatte an Gilten und Grundzinsen von jedem Hausgartenvormals ein sog. Gartenhühnchen, durch spätere Übereinkunft sechs Kreuzer zu beziehen.Die Zahl der Gärten war im Jahre 1839 50, anno 1600 37, die Abgabe demnach 50 X 6Kreuzer = fünf Gulden. Im Jahre 1839 wurde dieser Gartenzehnt von der Gemeinde mit dem20fachen Betrage abgelöst und das Ablösungskapital mit 100 fl <strong>bis</strong> zum 1. Januar 1843 andie Pfarrei abbezahlt.Der Pfarrei <strong>Friedingen</strong> gehörte innerhalb der Gemarkung ferner der Zehnten vona) allem, was an Flachs, Hanf, Kraut und Rüben sowohl auf den zum Bau dieser Produktebestimmten s i e b e n Juchart, zwei Vierling Hanf- und sechs Juchart, ein VierlingKrautländer, als auch der Zehnten von d e m , was im Brachösch und Winteröschnach Einheimsen der Früchte gebaut wurde;b) von den Birnen und Äpfeln, der Erwuchs auf allen Bäumen, sowohl innerhalb als außerhalbdes Ortsetters;c) von privatrechtlichen Lasten, welche auf den Zehnten hafteten. Zu letzteren gehörten:<strong>vom</strong> Großzehnten zu <strong>Friedingen</strong> der halbe Teil.(5)


Im Jahre 1839 wurde zwischen Bürgermeister Johann Mayer im Namen der Zehntpflichtigenund dem Pfarrer Ludwig Jll im Namen der Zehntberechtigten ein Ablösungsvertraggeschlossen.Die Gemeinde löste den Klein-, Obst- und Gemüsezehnten um 1510 fl 33 Kr. ab. EinFünftel hiervon bezahlte die Staatskasse, so daß die Gemeinde <strong>bis</strong> im Jahre 1847 den letztenRest dieser Abfindungssumme abbezahlen konnte.Diese Ablösungssummen der Gemeinde gegenüber der Pfarrei waren geringe imVerhältnis zu den erstgenannten an die Stadt schuldigen Summen. Bis in die 70er Jahre hineinzogen sich die Zahlungen, und mancher Bürger verpfändete für die abzulösenden ZehntenGebäude und Güter <strong>bis</strong> zur völligen Abtragung der Schuld.Außerdem waren mit der Kirchenfabrik (Kirchenfond) mancherlei andere Lasten abzulösen.Es sei hier nur die eine erwähnt. Bis zum Jahre 1841 erhielt die Kirchenfabrik von Grundbesitzern vonSingen Grundzinsen und zwar: 1971 Becher Weizen, 800 Becher Roggen und 3942 Becher Haber,also zusammen annähernd 7 Malter Frucht. Diese Abgabe wurde mit 520 fl 47 Kr. am 1 Januar 1841abgelöst.Im Jahre 1844 folgte dann die Ablösung der Zehnten zwischen der Stadt Radolfzellund der Mesnerei <strong>Friedingen</strong>. Radolfzell hatte dem Mesner jährlich zu geben:1 Malter Mischelfrucht, bestehend in 333 1/3 Becher Kernen, 333 1/3 Becher Gerste und 3331/3 Becher Roggen.Es kam eine gütliche Übereinkunft zustande. Die Stadt bezahlte als Abfindungssumme137 fl 20 Kr.Radolfzell hatte auch die auf dem Widdumgut ruhenden Lasten abzulösen, da diehiesige Gemeinde der Stadt das Zehntrecht abkündigte. Bei der Ablösung hatte die Gemeindeeinerseits die Zehnten und die Stadt andererseits die auf dem Widemgut ruhenden Lastenabzulösen. Hierbei wurden die Preise der letzten 15 Jahre und zwar von 1818 - 1832,zugrunde gelegt. Für den Zentner Heu war 1 fl, für den Zentner Öhmd 40 Kr. und für denBund Weizenstroh 9 Kr., für das Pfund Salz 4 Kr. in Anrechnung gebracht.Die Stadt bezahlte als Ablösungssumme für den Farren 1149 fl 28 Kr., für den Eber400 fl und für den Schafbock 34 fl 40 Kr., zusammen 1584 fl 8 Kr. Dieses Kapital mußte <strong>vom</strong>Jahre 1841 an mit 5 % verzinst werden.Etwa gleichzeitig mit der Ablösung der Zehnten erfolgte auch diejenige der Fronden,Fuhr- und Handdienste im Jahre 1837.(6)Seit Jahrhunderten waren die Bauern zu einer Reihe von Fronden etc. verpflichtet.1. Jeder Bauer hatte auf den ganzen Zug oder Pflug 8 Klafter Holz zu führen, aufden halben Zug somit 4 und den Viertelzug 2 Klafter.<strong>2.</strong> Jeder Taglöhner mußte 2 Klafter Holz zu Brennholz aufmachen. Außerdem ruhtenauf den Erblehen die schon genannten Leibtagwann im Weingarten am Schloßberg.3. Zum Wimmeln auf dem Schloß waren Bauer und Taglöhner verpflichtet gegenBezug von 9 Kr. und dem gewöhnlichen Brot.4. Die Taglöhner waren mit dem 60. Lebensjahr (vor 1800 mit dem 66.) <strong>vom</strong> Frondienstbefreit.


An Stelle der Holzfuhrfronden konnte auch das Führen von Bauholz oder Ziegel treten.Bei Ziegelfuhren wurden 275 Ziegelplatten oder 150 Ziegelsteine und 1 Kalk = 1 Fuder 4Kübel (1 1 / 5 cbm) gerechnet.Bei der Ablösung der Fronden wurden 113 ½ Fuhren gleich 113 ½ Klafter gerechnet,1 Fuhre zu 1 fl, ergab 113 ½ fl. Sämtliche Fronden und Fuhrdienste ergaben für die Gemeindeein schuldiges Ablösungskapital von 1836 fl 24 Kr. wovon die Großh. Staatskasse918 fl 12 Kr. gleich bezahlte, die Gemeinde aber ihren Anteil in zehn Jahresterminen, verzinslichmit 4 % <strong>vom</strong> 1. Januar 1832 an.Vom 1. Januar 1831 an hatten diese Fronden für immer aufgehört.Zu unliebsamen Prozessen mit der Stadt Radolfzell führte das von <strong>Friedingen</strong> beanspruchteLaub- und Holzsammelrecht im Gemeindewald Radolfzell auf Friedinger Gemarkung.Im Jahre 1826 heißt es: Die Friedinger Bürger hätten das Recht, in den städt. Waldungenabgängiges Holz mit der gleichen Taxe wie die Zeller Bürger zu sammeln. JederBürger holte sich eine zweispännige Fuhre. Außerdem durften die Ortsarmen jeden Dienstagund Freitag Lesholz sammeln. Das Laub im Buchenwalde wurde fleißig gesammelt und alsViehstreue verwendet. Im Jahre 1843 bezogen 80 Bürger 240 Wagen Laub.Radolfzell bestritt mehrmals vor Gericht das Recht der Gemeinde <strong>Friedingen</strong>, in ihrenWaldungen a u f d e r e n G e m a r k u n g Holz und Laub sammeln zu dürfen. Es sei von derStadt die Bewilligung nur guttatsweise geschehen. Das Oberhofgericht in Mannheim entschiedim Jahre 1842 zu Ungunsten der Stadt, welche für die von 1835 – 1842 den Bürgernvon <strong>Friedingen</strong> entgangenen Nutzungen 2191 fl 53 Kr. bezahlen mußte, welche Summenach Abzug der Prozeßkosten unter 89 Bürger verteilt wurde.Erst im Jahre 1875 verzichtete <strong>Friedingen</strong> auf seine Rechte in den Radolfzeller Waldungen,innerhalb seiner Gemarkung, gegen entsprechende Entschädigung. Radolfzell gabals Ablösung die sogenannte Brunnenwiese, 6 Morgen groß, und die Bühlwiese an der Straßenach Hausen, 9 Morgen groß, der Gemeinde <strong>Friedingen</strong>.Auch Eicheln- und Büchelnsammeln war den Friedinger im Stadtwalde gestattet; esmußte aber auf ein Bittgesuch <strong>vom</strong> Jahre 1846 für jede Person, welche sammelte, ¼ Sesteran den städtischen Waldhüter abgegeben werden.Im Jahre 1832 ist das Jagdrecht zwischen Fiskus und Gemeinde abgelöst worden.<strong>Friedingen</strong> hatte an jährlichen Jagdfronden zu Treibjagden im Spätjahr zwei Tage dieerforderliche Mannschaft zu stellen. Da die Gemeinde damals 57 fronpflichtige Individuenhatte, machte es auf zwei Tage 114 Personen. Jede erhielt die Hälfte des ortsüblichen Taglohnes,nämlich 12 Kr., ergab 24 fl 48 Kr. Mit dem 12fachen Betrage, also 297 fl 36 Kr., wovonder Staat die Hälfte bezahlte, löste die Gemeinde auch diese Fronden am 1. Januar1832 zu 4% verzinslich ab.Bis zum Jahre 1872 bestanden hier noch die Gemeindefronden. So mußten im Jahre1857 beim Bau der Kirchhofmauer 92 Personen mit 84 Zugtieren Fuhr- und Handdiensteleisten. Zu Anfang der 70er Jahren aber wurden diese Frondienste im Versteigerungswegean den Wenigstbietenden abgetreten.(7)


Schließlich sei hier noch die Ablösung der Leib- oder Fastnachtshennen, welche dieGemeinden F r i e d i n g e n und H a u s e n an die Stadt Radolfzell zu entrichten hatten, erwähnt.Das Fastnachtshühnergefäll war eine Leibenschaftsabgabe, indem nämlich jederBürger an Fastnacht an die Stadt ein Huhn, bzw. an Geld 10 <strong>bis</strong> 12 Kr. bezahlen mußte. DieAblösung dieser Last erfolgte mit 10 8 / 10 Kr. für das Huhn, ergab als 20fachen Betrag eineSumme von 743 fl 36 Kr. Es waren somit etwa 200 Bürger, welche diesen Betrag in der Zeitvon 1826 – 1829 abbezahlten.(8)Die letzte Ablösung in hiesiger Gemeinde datiert in das Jahr 1882 zurück.Neben der sechs Morgen großen Brunnenwiese lag ein Wiesle, das der Vogt BernhardSchwarz im Jahre 1672 den Armen stiftete. Wer dieses Wiesle in Benutzung hatte, dermußte zwei Viertel Kernen liefern, woraus Brot gebacken wurde, das am Allerseelentag <strong>vom</strong>Mesner bei der Kirche unter die Armen des Dorfes verteilt wurde.Magnus Neidhart überbaute diesen Platz und übernahm die zwei Viertel Kernen alseine ewige Grundabgabe, vorbehaltlich des zustehenden Ablösungsrechtes.Diese Last übernahm auch Julius Biedermann mit 4,29 Mk., die im 20fachen Betrageim Jahre 1882 an den hiesigen Armenfond abgeführt wurden, weil Radolfzell keine Ansprüchemehr darauf machte.Die vergangenen Tage erzählen uns auch von einem S c h u p f l e h e n , zweier Wiesenin der Gemarkung <strong>Friedingen</strong>, welche Fidel Stocker auf Unterdornsberg innehatte. (EinSchupflehen ist ein Lehen, das nach dem Tode des Lehensträgers an den Lehensherrn zurückfiel,in der Regel aber den Nachkommen wieder verliehen wurde.)Die Gemeinde <strong>Friedingen</strong> hatte nach der Heuernte das Fratzrecht (Hüterecht). Umauch das Öhmd einheimsen zu können, hatte der Besitzer des Schupflehens für die unterlasseneAusübung der erwähnten Gerechtigkeit jährlich 12 fl an die Gemeindekasse von<strong>Friedingen</strong> zu bezahlen.Als die damalige Besitzerin der beiden Wiesen bei der Riedmühle, die verwitweteMarkgräfin Friedrich zu Baden, im Jahre 1827 dieselben an den Großherzog Ludwig verkaufte,gingen sie von diesem an die Standesherrschaft Langenstein über. Es waren: einMannsmahd in den Münchwiesen und drei Mannsmahd ebendaselbst. Letztere Wiese ist<strong>heute</strong> noch im Besitze der Herrschaft Langenstein. Das Fratzrecht aber wurde anno 1847 mitdem 20fachen Betrage abgelöst.Schon früher als die Ablösungen erfolgte bei uns die Aufhebung der Leibeigenschaft(1820/21).Alle diese Befreiungen brachten aber jedem einzelnen, besonders aber den Gemeinden,große Schuldenlasten. Hier wurden die meisten Ablösungskapitalien frühzeitig abgetragen(1875); denn die wohlgepflegten Waldungen (etwa 186 Morgen) ergaben bei steigendenHolzpreisen eine namhafte Einnahme. Während daher im Jahre 1820 das Steuerkapital noch156000 fl betrug, stieg es schon 1852 auf 246000 fl. Heute hat der Wald allein einen Steuerwertvon 136 840 Mk.Von 1833 an traten an die junge, selbständige Gemeinde neue Aufgaben heran; Brückenund Wege waren zu bauen, so daß zur Deckung der Unkosten der Elmenwald im Jahre1845 abgeholzt wurde. Nach Hausen mußte eine Straße, über die Aach aber eine Brücke


angelegt werden. Im Jahre 1579 ist der Fußweg von hier nach Hausen in Güterkäufen öftersgenannt, 1823 wurde über die Aach ein neuer Steg angelegt, 1843 aber eine Brücke, wovon<strong>Friedingen</strong> die Hälfte der Herstellungskosten zu bezahlen hatte. Schon viel länger bestandein Vizinalweg von hier über Beuren nach Engen. Wer von Karlsruhe über Freiburg nachKonstanz der Schweiz zu reiste, fuhr mit dem Postwagen, der wöchentlich zweimal den genanntenWeg machte, hier durch. Außerdem passierten die Brücke über die Aach zwischenhier und Beuren schwere Salzfuhrwerke, so daß die schwache Brücke den schweren Lastenfür die Dauer nicht mehr Stand halten konnte.Diese genannte Straße konnte aber auch nach Kantonierung des <strong>2.</strong> Großh. Linieninfanterieregimentesin Konstanz als eigentliche Militärstraße betrachtet werden.So lag also <strong>Friedingen</strong> in früherer Zeit, bevor Eisenbahnen liefen, gar nicht abgelegenvon der Welt.Bevor ich zum neuen Jahrhundert übergehe, will ich aus dem 19. Jahrhundert von einigenGüterkäufen und anderem erzählen.Schon aus der Darstellung des Güterbestandes von 1600 sahen wir, daß die Vögtevon <strong>Friedingen</strong> vermöge ihres großen Einflusses und Rechtes eine Reihe von Gütern erwarbenund überhaupt die schönsten Erblehen inne hatten.Einer der letzten V ö g t e , S p i r i , suchte im Jahr 1819 um Buschwirtschaftsgerechtigkeitfür eine neue Wirtschaft zum "Kranz" nach, erhielt aber infolge der Beschwerde desTafernenwirts Hölzle Klemens die Genehmigung nicht, pachtete aber dann den Löwen, dener dem Dionis Neidhart auf sechs Jahre in Afterpacht gab, um das Vogtrecht nicht zu verlieren.Vogt Spiri erwarb dann den Löwen als Tafernwirtschaft mit Bierbrauereigerechtigkeit imJahre 1820 für 1411 fl, verkaufte 1828 das Haus ohne Wirtsgerechtigkeit an Alois Spiri für1375 fl und die Wirtsgerechtigkeit an denselben im Jahre darauf für 215 fl.Im 3. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts begannen die Auswanderungen nach Ungarnund später hauptsächlich nach Nordamerika.Im Jahr 1823 verkauften die vier Bürger Wendelin Mayer, Franz Joseph Mayer,Cölestin Schneble und Joseph Schneble alle ihre Güter und zogen ins Banat nach Ungarn,um dort ihr Glück zu versuchen.Mit Banat bezeichnet man die Grenzgrafschaft an der Theiß in Ungarn. Im nordöstlichenTeil des Banats sind <strong>heute</strong> etwa 25% der Bevölkerung Deutsche. – Bekannt sind dieBanater Weizen. Schon Maria Theresia berief 1767 deutsche Kolonisten auf die Kameralgüter.Und diesen folgten im 19. Jahrhundert aus den ehemaligen Vorderösterreichischen Landenaus vielen Orten Bürger, um als Kolonisten in Ungarn, im fieberreichen, sumpfigen Banat,eine neue Heimat zu gründen.Zwei Jahrzehnte später kam eine Anzahl Einwohner die Reiselust nach Amerika an.Im Jahre 1848 wanderten aus: Sebastian Hölzle, Schuster, und seine zweite Ehefrau,Franziska geb. Mayer, mit drei Kindern. Ihr Reinvermögen betrug 559 fl.Im gleichen Jahr verließen die heimatliche Scholle: Wendelin Mayer, Krämer, seinSohn Tobias und seine Tochter Anna Maria.(9)


1852 ergriff Dionis Mayer, Maurer, den Wanderstab und 1853 der erst 19jährige AndreasHöliner.1854 versuchten die Brüder Klemens und Johann Straub, 29, bzw. 26 Jahre alt, dasGlück in der neuen Welt, ihnen folgten Georg Kornmayer, Schreiner, 33 Jahre alt, mit Frauund zwei Kindern, 1860 Bartolomä Mayer, 49 Jahre alt, seine Ehefrau und ein Sohn von 18Jahren.Im ganzen verließen gegen 30 Personen das kleine Dörfchen und ergriffen den Wanderstab.Die Chronik des Dorfes weiß auch aus dem letzten Jahrhundert von einigen außergewöhnlichenEreignissen zu plaudern.Am 20. Juli 1861 traf die hiesige Gemarkung ein furchtbares Hagelwetter. Der Roggenwar gemäht, aber noch nicht eingeheimst, alle Früchte standen vor der nahen Reife. Davernichtete ein Hagelwetter alle Hoffnung des Landmannes, die Fruchtäcker waren wie gewalzt.Der Staat gewährte einen Steuernachlaß von 95 fl 9 Kr.Ein zweites schreckliches Hageljahr war 1864. Am 1<strong>2.</strong> Juli vernichteten die Hagelkörner,wie Taubeneier so groß, die ganze Ernte. Die Nachbargemeinden in der Höri kamenden bedrängten Bürgern durch reichliche Geldspenden zu Hilfe.Im Jahre 1878 forderte der bereits erwähnte 50 Meter tiefe Schloßhofbrunnen ein Opfer.Konrad Mayer von hier wurde an Seilen in die Tiefe hinabgelassen, um dort Reparaturenam Brunnen vorzunehmen und erstickte in der Tiefe aus Mangel an Luft. Die Leiche konntemit vieler Mühe geborgen werden.Die Einwohnerzahl der Gemeinde <strong>Friedingen</strong> im letzten Jahrhundert war zu Anfangmit 420 auf dem niedersten Stande, zeigte(10)1836 480 Einwohner1851 500 "1858 519 "1864 504 "1867 578 "1868 560 "1875 527 "1879 527 "1882 490 "1885 496 "1895 505 "1900 490 "1905 501 "1910 500 "Entsprechen der Einwohnerzahl zeigt auch die Schülerstatistik ein Steigen und Fallender Schülerzahl. So sind es 1864 107 Schüler 1867 gar 127 Schulkinder und <strong>heute</strong> nurnoch 84.Mit dem Eintritt ins 20. Jahrhundert standen der derzeitigen Gemeindeverwaltungwichtige Aufgaben bevor, die zu erfüllen große Opfer und Geld erforderten.


Dort unten im Elmen überschwemmte alljährlich die Aach das ganze Tal, schädigteden Wieswachs und überflutete häufig zur Zeit der Heuernte das abgemähte Gras. DurchKies- und Sandablagerungen wurde das Futter unbrauchbar, der Schaden deshalb fast jährlichein bedeutender. Schon im Jahre 1880 wurde der Fluß unterhalb der Hausener Brückein ein gerades, mit Dämmen geschütztes Bett geleitet, 1 9 0 2 aber oberhalb der Brückedurch unsere Gemarkung mit einem Kostenaufwand von 28 756 Mk. kanalisiert. Dazu kamim gleichen Jahre die Hausener Brücke, wovon auf <strong>Friedingen</strong> die Hälfte mit 4401 Mk, Kostenentfielen.Die Vollendung der Aachkorrektion war ein für die hiesige Landwirtschaft bedeutungsvollesWerk. Ruhig durchläuft jetzt die Aach das ihr gebaute Bett in gerader Richtungdurch unsere Gemarkung. Selbst in diesem nassen Jahr 1910 war das Flußbett imstande,all’ die Wassermassen zu fassen, welche die Donau sandte und was aus des HimmelsSchleußen niedergoß. So kann der Landmann seine Wiesen pflegen, trockener legen unddadurch, wenn auch nicht mehr, so doch besseres Futter erzielen.Nicht minder von Bedeutung ist für <strong>Friedingen</strong> die im Jahre 1906 vollendete Wasserleitung.Bis dahin mußten sich die Einwohner mit einigen Dorfbrunnen begnügen, welchezum Teil ungesundes Wasser lieferten und was noch schlimmer war, fast jährlich einigemalversiegten, so daß die Einwohner recht sparsam mit dem Wasserverbrauch sein mußten.Im Mai des Jahres 1905 wurde mit der Quellenfassung im Korriswinkel, GemeindeHomburg, 5 ½ km von hier entfernt, begonnen. In drei Quellen gefaßt, läuft das Wasser, 1 ½Liter in der Sekunde, ins Wasserreservoir auf der Wartlande, nördlich <strong>vom</strong> Schloßberg undvon hier in alle Häuser des Dorfes. Das Wasser ist mehr weiches, vorzügliches Trinkwasser,das alt und jung besonders im Hochsommer gern trinken mag.Das ganze Werk wurde im Jahre 1906 vollendet und fand seinen Abschluß und seineWeihe am 10. Juni beim Wasserfest.Die gesamten Anlagekosten beliefen sich auf 78 000 Mk., wovon 71 000 in 42 Jahrenamortisiert (getilgt) werden.Die heutigen und späteren Generationen werden stets der derzeitigen tüchtigenGemeindeverwaltung für die beiden geschaffenen Werke dankbar sein.(11)


Im Jahr 1907 erbaute die Gemeinde ein neues Rathaus in das Mitteldorf gegenüberder Kirche, unter Leitung des Baumeisters und Bezirksbaukontrolleurs Finus von Radolfzell.Im ersten Stock befindet sich ein geräumiger Grundbuchraum mit feuersicherem Archivzur Aufbewahrung der Grundbuch- und Gemeindeakten. Der Rathauseingang ist alsUnterstandshalle ausgebildet und bietet dem Publikum Schutz gegen Wind und Wetter. Fernerliegen im ersten Stock der Ortsarrest und die Aborte.Im zweiten Stock liegt der große Bürgersaal, daran anschließend ein kleiner Raum,das Arbeitszimmer des Bürgermeisters. Das Dach enthält einen großen Speicher. Die gesamteGruppierung im Äußern, wie auch die Einzelheiten des Gebäudes gehören in dieStilepoche der Spätgotik bzw. Frührenaissance. Besonders erwähnenswert ist der Bürgersaalmit seinem hohen Wandgetäfel und der zwischen sichtbaren Holzbalken reich bemaltenDecke. Die einzelnen Felder sind mit Städtewappen aus der näheren und weiteren Umgebunggeschmückt. Das Rathaus ist eine schmucke Zierde des DorfesUm einem alten Übelstande abzuhelfen, kaufte die Gemeinde im Jahre 1908 eineFuhrwerkswaage mit einer Tragkraft von 200 Zentnern für 2 200 Mk. Dieselbe fand Aufstellungauf dem Kirchplatz, wo die Straße ins Unterdorf von der Kreisstraße abzweigt.Der große Absatz an Kartoffeln und Früchten, aber auch an Vieh und Schweinennach der Industriestadt Singen bringt der Gemeinde für das angelegte Kapital zur Waagereichliche Zinsen.Der Verkehr des Dorfes bewegt sich meist nach Singen zu. Da werden die meistenProdukte verkauft. Allwöchentlich zweimal, Dienstag und Freitag, wandern die FriedingerFrauen und Mädchen in der Frühe nach der Stadt auf den Wochenmarkt, um Eier, Butter undSchmalz zu verkaufen.Die Gemeinde <strong>Friedingen</strong> besitzt <strong>heute</strong>, Weihnachten 1910:1. An Wald 66 ha 78 a 99 qm mit einem Steuerwert von 136840 Mk.Dieser Gemeindewald verteilt sich auf sieben Forste.1) Im Forchen 3 ha 98 a 61 qm2) Im Wasenhölzle 99 "3) Im Brand 8 " 93 " 34 "4) Im Allmenrain 26 " 02 " 44 "5) In "Weiten Eichen" 17 " 97 " 75 "6) Im unteren Hirschbühl 4 " 77 " 63 "7) Im oberen Hirschbühl 4 " 10 " 22 "---------------------------------Zusammen 66 ha 78 a 99 qm<strong>2.</strong> Landwirtschaftliche Grundstücke, teils in Benützung als Almend, teils verpachtet,und sechs Morgen im eigenen Betrieb, zusammen 22 ha, 77 a und 64 qm mit einemSteuerwert von 37 553 Mk.3. An Häusern das Schulhaus und Rathaus.Die Gesamtgemarkung <strong>Friedingen</strong> hat eine Große von 989 ha, 77 a und 76 qm,nach dem alten Maß das Juchart zu 36 Ar gerechnet 2749 ½ Juchart.(12)


Davon ist Ackerland 319 ha 84 a 95 qm SteuerwertWiese 188 " 17 " 30 " 1 241 170 Mk.Weinberg 6 " 71 " 33 "Wald 430 " 02 " 77 " Steuerw. 750 788 Mk.Die Gemarkung zählt folgende Gewannamen: Münchwiesen, Braite, Seckler, VordereSchwanden, Rappenäcker (Rappengut), Billenländle, Pohle, Riedhagäcker, Schmalenwiesen, Dattelbrunnen(früher Gettelbrunnen), Brunnenwies, Entenwinkel = Engenwinkel, Fallenwiesen, Kapellenwiesen,Hinter dem Elmen, Elmenreute, Elmen, Langwiese, Burstwiesen = Burst, Kalberwiesen, Kugelwiesenund Kugelwehr, Bohl, Römerziel, Hebsäcker, Buchhau, Hondorff, Talbühl (früher demKloster St. Katharinental gehörig), Steinäcker, Kürze, Litzelsee, Egelsee, Hangäcker, Schieber, UntermEinsatz (Aussatz?), Bissenäcker, Wüste, Nesselbohl, Kohlhau, Hofbreite (Radolfzell), Dirishofen.Das Dorf <strong>Friedingen</strong>, benannt nach den Angehörigen des Frido, liegt 4,2 km nordöstlichvon der aufstrebenden Industriestadt Singen auf einer sanft ansteigenden Anhöhe amFuße des nach dem Dorfe benannten Schloßberges Hohenfriedingen. Die letzten Häuserliegen noch etwa 300 Meter von dem Bergfuße entfernt. Wie die meisten Orte des Hegaus,ist das Dorf geschlossen, beiderseits der hindurchführenden Kreisstraße gebaut und zerfälltin Außerdorf mit der Kapelle, dem hl. Sebastianus geweiht, Mitteldorf mit Schulhaus, Kirche,Pfarrhaus und Postagentur (Haus des derzeitigen Bürgermeisters), Oberdorf und Unterdorf;dazu kommen abseits <strong>vom</strong> Dorfe die Mühlin im Ried an der Aach im grünen Wiesental, hinterdem Schloßberg verborgen das Siechen- oder Leprosenhaus, in halber Höhe auf demSchlossberg der Schloßhof, worauf ein Pächter ist, auf der Spitze des Berges die Wohnungdes Rebmanns und an der Straße von Singen nach Steißlingen am Südfuße des Berges derHarthof, genannt Neuhaus. Das Dorf zählt gegenwärtig 500 Einwohner in 100 Wohngebäuden,welche zumeist zweistöckig erbaut sind und mit ihrem sauberen, hübschen Äußerendem Fremden zeigen, daß <strong>Friedingen</strong> ein wohlhabender Ort sein muß. In den Häusern wohnenfolgende Bürger:(13)


(14)Verzeichnisder derzeitigen Hausbesitzer nach der Volkszählung <strong>vom</strong> 1. Dez. 1910.Die Zählung ergab 500 Einwohner, 100 bewohnte und zwei unbewohnte Häuser eine Kircheein Rathaus und eine Kapelle.H Nr. Name BerufR i e d m ü h l e1 Hermann Schmutz Müller und Säger2 Hermann Hölzle Mesner3 Philipp Mayer Landwirt4 Bernhard Bechler Landwirt5 Bernhard Mayer Landwirt6 Peter Bader RentnerB e u ren e r S t r a ß e7 Lukas Kornmayer Landwirt99 Leo Mayer Maurer8 Engelbert Seeberger Landwirt9 Franz Müller Landwirt10 Josef Kerle Gemeindewaldhüter11 Eduard Neidhart LandwirtO b e r d o r f12 Johann Spiri Landwirt13 Roman Knecht Schmied14 Klemens Mayer Landwirt15 Franz Neidhart Landwirt16 Friedrich Kaiser Stadtwaldhüter Radolfzell100 Josef Dorer Kaufmann18 Josef Fendrich jr. Landwirt97 Johann Höliner Landwirt111 Adolf Werkmeister Zimmermann19 Kornel Straub Landwirt20 Jakob Kornmayer Landwirt102 Richard Höliner LandwirtM i t t e l d o r f21 Peter Spiri Landwirt22 Paul Schmal Landwirt23 Peter Schmal Landwirt24 Jakob Kornmayer Landwirt25 Roman Neidhart Landwirt, Bürgermeister u. Postagent26a Lukas MayerSchuhmacher


36b Josef BechlerLandwirt27 Josef Mayer Landwirt28 Eustach Kornmayer Landwirt29 Justin Kenzler Landwirt98 Franz Spiri Landwirt30 Alois Fendrich Landwirt31 Johann Schmidt KranzwirtU n t e r d o r f33 Jakob Mayer Landwirt34 Andreas Werkmeister Landwirt35 Sevrin Bechler Landwirt und Gemeinderechner36 Alois Mayer Landwirt37 Lambert Mayer Schreiner38 Josef Mayer Schlosser39 Ludwig Heim Schmied40 Wendelin Bechler Landwirt41 Ludwig Mayer Landwirt und Ratsschreiber42 Sebastian Mayer LandwirtI m W i n k e l43 Lukas Kenzler Fabrikarbeiter44 Johann Hölzle Landwirt44 Pauline Mayer Witwe45 Johann Nepomuk Mayer LandwirtM i t t e l d o r f46 Paul Mayer Akzisor47 Robert Bader Landwirt48 Josef Fendrich alt Landwirt49 Karl Josef Höliner Wagner50 Johann Mayer Landwirt51 Otto Werkmeister Restaur.52 Eduard Mayer Landwirt101 Franz Hölzle Schuhmacher105 Peter Höliner Glaser53 Josef Arzner Beerenhändler54 Konstantin Heinemann Fabrikarbeiter55 Ludwig Baier Pfarrer56 Franz Xaver Hölzle Landwirt57 Josef Werkmeister Landwirt61 Adolf Werkmeister Landwirt (Kellhofbauer)62 R a t h a u s59 K i r c h e63 Josef Stoffel Löwenwirt(15)


64 Alban Straub Landwirt65 Josef Bechler jr. Landwirt66 Franz Heim Landwirt67 Eduard Fendrichs Witwe68 Franz Schmal MalerA u ß e n d o r f69 Gustav Graf Hauptlehrer,Franz SchmidtUnterlehrer70 Urban Harder Feldhüter71 Lukas Spiri Landwirt72 Magnus Neidhart Landwirt73 Ludwig Fendrich Landwirt109 Adolf Werkmeister Landwirt74 Josef Höliner Landwirt75 Josef Schmidt Fabrikarbeiter76 Jakob Mayer Gipser und Kaufmann77 Richard Hölzle Adlerwirt (Taferne)78 Vinzens Bechler Privatier79 Matthäus Zeller Kreisstraßenwart80 Johann Bechler Landwirt58 K a p e l l e81 Josef Schmidt Landwirt82 Franz Mayer Fabrikarbeiter83 Jakob Bader Landwirt84 Johann Fendrich Landwirt85 Magnus Werkmeister Landwirt86 Phil. Straub Polizeidiener87 Alois Schmal Landwirt und Gärtner88 Paul Mayer alt Landwirt104 Josef Hölzle AltratschreiberEmil HölzleFabrikarbeiter106 Johann Straub Landwirt96 Karl Mayer Fabrikarbeiter89 Bartolomä Kornmayer Landwirt90 Leodigar Kornmayer Landwirt91Leprosenhaus hinter dem Schloßberg:Philipp BaderLandwirt92 Schloßberg: Matthäus Bader Landwirt94 Schloßhof: Rupert Bechler Pächter95 Paul Köchle Städtischer WaldhüterKarl KratzerFabrikarbeiter(16)


Nach Westen zu dehnt sich ein weites Wiesental aus, durchströmt von der RadolfzellerAach, die in raschem Laufe die Wasser von der größten Quelle Deutschlands (7000 Sekundenliter)entführt und als Silberband durchs weite Tal sich schlängelt. Die Aach führtjahraus, jahrein große Wassermassen mit, so daß es dem Riedmüller nie an Betriebskraft fürMühle und Säge mangelt.Gegen Süden und Südwesten ist das Gemarkungsgelände hügelig, <strong>vom</strong> Tale hersanft ansteigend, und schon nach einer Strecke von einem Kilometer <strong>vom</strong> Dorf entfernt, tretenwir in den schönen Tannenwald ein, welcher zur württembergischen Domäne Bruderhofgehört. Östlich <strong>vom</strong> Dorf versperrt der mit Ruinen geschmückte Schloßberg jede Aussicht,während nach Norden zu in nächster Nähe, etwa 400 Meter von den letzten Häusern desDorfes schon die Gemarkung Beuren an der Aach sich der unsrigen anschließt, geschiedendurch eine natürliche Grenze, die Aach.<strong>Friedingen</strong>, 433 Meter über dem Meere gelegen, hat sich einen günstigen Platz in derGemarkung ausgesucht, nicht das sumpfige, nebelreiche und darum ungesunde Wiesenried,sondern die sanfte Anhöhe neben dem schützenden Schloßberg. Ja die alten Leute wissenzu erzählen, das Dorf sei vor den schweren Kriegszeiten, also vor 1500, ganz am Schloßbergerbaut gewesen. Die Geschichte freilich weiß hiervon nichts. Im Süden neben dem Dorfe,in einer muldenförmigen Vertiefung, dehnt sich der sog. Egelsee oder Degelsee aus. Nirgendshat er einen natürlichen Abfluß. Im Hochsommer gleicht er wirklich einem kleinen See;doch ragen allüberall Büsche und Schilfe aus dem schmutzigen Wasser hervor. Allabendlichzur Sommerszeit veranstalten die Bewohner des Schlammes ein ohrenbetäubendes Konzert.Frösche und Kröten stören mit ihrem quak, quak die friedliche Stille der Nacht, Wildentenflattern auf und Kiebitze schreien, wenn ihnen freche Raben die Eier in Grasbüschenrauben wollen.Im Spätjahr, wenn der Wasserstand gesunken ist, überwächst den Egelsee hohesGras, und die Bauern schreiten in langen Rohrstiefeln in den Sumpf, um das Gras zu mähenund als Streue in die Scheune zu führen.Ein emsig Völklein aber schafft jahraus, jahrein in Scheune und Stall, in Feld undWald. Im Hochsommer gibt es vor 9 Uhr abends bei den Bauersleuten keinen Feierabend,und morgens um 3 Uhr beginnt mit dem ersten Hahnenruf auch schon das Dengeln der Sensen,und bald darauf trifft man die von der Sonne gebräunten kräftigen Gestalten der Hegaubauernbeim Gras und den Blumen im Wiesenried oder beim wogenden Saatfeld. Hasen undRehe eilen ins Gehölz, Grasmücken fliegen verscheucht <strong>vom</strong> Neste auf, ängstlich ihre Jungenbeschützend, Lerchen begrüßen mit trillerndem Sange den schönen Morgen. Ebenkommt die Sonne hinter dem Schloßberg herauf, beleuchtet malerisch die altersgrauenSchloßruinen und verteilt den dichten Nebel über dem Tal. Ein eigenartiges Bild bieten danndie Berge des Hegaues mit den sie verbindenden Höhenzügen. Man schaut das Bild immerwieder mit neuem Staunen, frühmorgens beim leuchtenden Morgenrot, wie auch beim Untergangder Sonne, wenn feuriges Abendrot Twiel und Krähen beleuchten.Hat der Landmann den Sommer hindurch alle Früchte eingeheimst, so schallt im Winterdie Axt im Walde. Da wird Holz gefällt im Gemeinde- und Stadtwald, wie auch im WürttembergerWald. Wer aber zu landwirtschaftlichen Arbeiten entbehrlich ist, sucht in den Fabrikenin Singen: Maggifabrik und Eisengießerei lohnenden Verdienst. Zu beklagen ist ja, daßselten mehr ein junger Bursche ein Handwerk ergreift, weil eben die Fabrikarbeit alsbaldklingenden Lohn bringt. Zwar haben wir hier zwei Schuhmacher, einen Wagner, zwei(17)


Schmiede, einen Zimmermann, einen Schlosser, einen Schreiner, einen Maurer- und einenGipsermeister; aber es fehlen der Bäcker und Metzger, wie auch der Schneidermeister. DieHausfrau holt sich die täglichen Bedarfsartikel etc. in den drei hiesigen Kaufläden, wovonsich zwei im Außerdorf und einer im Oberdorf befinden. Auch an Wirtschaften fehlt es nicht.Im Außerdorf steht die bereits erwähnte Tafernwirtschaft zum Adler, im Mitteldorf der Löwenund die Restauration mit schönen Lokalitäten und an der Grenze von Mittel- und Unterdorf,die Wirtschaft zum Kranz, früher Buschwirtschaft genannt.Da fehlt es auch nicht an Versammlungslokalen für die a c h t V e r e i n e des Dorfes.1. Der V i e h v e r s i c h e r u n g s v e r e i n , gegründet 1891, zählt <strong>heute</strong> 86 Mitglieder.Vorstand Bürgermeister Neidhart.<strong>2.</strong> Der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e K o n s u m v e r e i n , gegründet 1896, hat 8 Mitglieder.Vorstand Bürgermeister Neidhart.3. Der B a u e r n v e r e i n , gegründet 1901, hat 65 Mitglieder. Vorstand BürgermeisterNeidhart.4. Der K r i e g e r v e r e i n (siehe <strong>Kapitel</strong>: <strong>Friedingen</strong> zu Kriegszeiten, am Schluß).5. Der T u r n v e r e i n , gegründet 1905, zählt 20 aktive und 63 passive Mitglieder.Vorstand Otto Werkmeister.6. Der R a d f a h r erv e r e in, gegründet 1904 mit 35 Mitgliedern. Vorstand KlemensMayer.7. Der G e s a n g v e r e i n , gegründet 1865, hat 18 Mitglieder. Vorstand Jakob Mayeralt.8. Der M u s i k v e r e i n , gegründet 1898, hat 14 aktive Musiker und 50 passive Mitglieder.Dirigent ist Johann Straub.9. Die S c h u l s p a r k a s s e , gegründet 1907 am 2<strong>2.</strong> Dezember. Vorstand BürgermeisterNeidhart, Rechner und Kassier Hauptlehrer Graf.Die Kindersparkasse zählt <strong>heute</strong> 95 Einleger, die nun in den drei Jahren ihres Bestehensbald 6000 Mark zusammengespart haben. Die Kindersparkasse, <strong>vom</strong> Verfasser diesesBüchleins ins Leben gerufen, ist ein goldener Lebensbaum für die ganze Gemeinde, für diejetzigen und späteren Generationen. Und gewiß denkt unsere heutige Jugend im späten Alternoch in Silberhaaren an ihres Glückes Grund, das Sparen.Die Führer der Gemeinde: B ü r g e r m e i s t e r , G e i s t l i c h e r und L e h r e r sindsich ihrer Aufgabe fürs Gemeindewohl bewußt, liegt doch an ihnen vielfach das Wohl undWehe der Gemeinde. Mögen sie ihrer Pflichten stets gewachsen sein und innigen Anteilnehmen an den Leiden und Freuden der Dorfbewohner!Mögen aber auch die Einwohner unseres Dorfes die Arbeit dieser Männer in gegenseitigerEintracht unterstützen und insbesondere Geistliche und Lehrer nicht als "Fremdlinge“betrachten; dann, und nur dann, kann die Gemeinde blühen und gedeihen.D a s w a l t e G o t t !(18)

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