Erträge, so sicher wie das Gold in Fort Knox. - NATURSCHECK
Erträge, so sicher wie das Gold in Fort Knox. - NATURSCHECK
Erträge, so sicher wie das Gold in Fort Knox. - NATURSCHECK
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Editorial<br />
<strong>Erträge</strong>, <strong>so</strong> <strong>sicher</strong> <strong>wie</strong> <strong>das</strong> <strong>Gold</strong> <strong>in</strong> <strong>Fort</strong> <strong>Knox</strong>.<br />
Seit 1936 lagern <strong>in</strong> <strong>Fort</strong> <strong>Knox</strong> gut verwahrt die <strong>Gold</strong>vorräte der USA.<br />
Denn <strong>Gold</strong> ist seit jeher e<strong>in</strong>e krisen<strong>sicher</strong>e Investition. Heute lohnt sich<br />
die Investition <strong>in</strong> die Energieform der Zukunft: Photovoltaik. Logisch,<br />
<strong>das</strong>s <strong>Fort</strong> <strong>Knox</strong> e<strong>in</strong>e eigene PV-Anlage besitzt. Genau<strong>so</strong> logisch, <strong>das</strong>s<br />
sich die Sicherheitsexperten für Wechselrichter von KACO new energy<br />
entschieden haben. <strong>Gold</strong>richtig. Aber Vorsicht: Manche würden für<br />
maximale PV-<strong>Erträge</strong> auch stehlen. Dabei kann man Wechselrichter<br />
von KACO new energy doch kaufen. Fragen Sie Ihren Händler.<br />
KACO new energy. Wir machen aus Leidenschaft Energie.<br />
www.kaco-newenergy.de
Das Magaz<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> neues ökologisches Bewusstse<strong>in</strong><br />
<strong>NATURSCHECK</strong><br />
*eur 3,-<br />
*<strong>das</strong> mYsTerIum der dÜFTe<br />
Interview mit dem duftexperten Hans-Peter<br />
L<strong>in</strong>denmann aus maienfels.<br />
*GenTeCHnIKFreIe LandKreIse<br />
rems-murr & LudWIGsBurG<br />
Gespräch mit dem Ökopionier robert Trautwe<strong>in</strong>.<br />
*Vom FesTIVaL der naTur Zum<br />
naTurerLeBnIsParK HoHenLoHe<br />
Portrait des Künstlerpaares Heike nübel &<br />
edw<strong>in</strong> Karl.<br />
ISSN: 1869-0300<br />
ausgaBe heilBronn/hohenlohe<br />
schwäBisch hall/reMs-Murr & luDwigsBurg<br />
*"Human-Horse"<br />
simone von racknitz – schauspieler<strong>in</strong> und<br />
Pferdebeziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> aus Bad raPPenau.<br />
*"Wenn <strong>das</strong> GeLd Zum<br />
HÖCHsTen WerT WIrd,<br />
dann WIrd auCH <strong>das</strong><br />
GeLd WerTLos!"<br />
Interview mit dem Bestsellerautor<br />
PaTer anseLm GrÜn.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010
Editorial<br />
„Der Ursprung dieses Hauses, die Idee dazu, ist nicht im Kopf entstanden, <strong>so</strong>ndern sie kommt aus dem Herzen.“<br />
Hotel Anne-Sophie<br />
✶ ✶ ✶<br />
Bei uns entspannen Sie <strong>in</strong> wunderschönem Ambiente und herzlicher<br />
Atmosphäre. Menschen mit und ohne Handicap kümmern<br />
sich zusammen <strong>in</strong> allen Bereichen des Hotelbetriebes um <strong>das</strong><br />
Wohl unserer Gäste. Als Team leben wir jeden Tag die von<br />
Freundlichkeit und Menschlichkeit geprägte Philo<strong>so</strong>phie des<br />
Hauses und geben alles, um Ihnen e<strong>in</strong>en unvergesslichen Aufenthalt<br />
zu bieten.<br />
Unser Restaurant verwöhnt Sie mit moderner, leichter Küche,<br />
e<strong>in</strong>er großen Auswahl regionaler Speisen und Kuchen und Torten<br />
aus der hauseigenen Konditorei.<br />
Sie übernachten <strong>in</strong> liebevoll e<strong>in</strong>gerichteten 3-Sterne-Zimmern<br />
mit allem Komfort.<br />
Hotel-Restaurant Anne-Sophie<br />
Schlossplatz 9 · 74653 Künzelsau · Telefon 07940 / 93460<br />
<strong>in</strong>fo@hotel-anne-<strong>so</strong>phie.de · www.hotel-anne-<strong>so</strong>phie.de<br />
2 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Erleben Sie Genuss und Stil nach Hohenloher Art<br />
E<strong>in</strong> Ort des Mite<strong>in</strong>anders<br />
Haus Würzburger Bau<br />
✶ ✶ ✶ ✶<br />
In unmittelbarer Nähe zum Stammhaus des Hotels stehen im<br />
Würzburger Bau 17 Doppelzimmer und e<strong>in</strong> Veranstaltungsraum<br />
zur Verfügung. Die Zimmer s<strong>in</strong>d geräumig und <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Sie bieten den Komfort, der den Anforderungen an<br />
e<strong>in</strong>e 4-Sterne-Superior-Kategorie entspricht: M<strong>in</strong>ibar, Flachbildfernseher<br />
mit Satelliten-TV und Premiere, Schreibtisch mit<br />
Internetanschluss und elegante, maßgefertigte Möbel.<br />
Alle Räumlichkeiten <strong>in</strong> beiden Häusern des Hotels s<strong>in</strong>d rauchfrei<br />
und für Rollstuhlfahrer zugänglich.<br />
Vielfältige Anregungen zu Ihrer Freizeitgestal tung f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> unserer aktuellen Broschüre „Highlights <strong>in</strong> Hohenlohe“.<br />
Gerne stellen wir Ihnen e<strong>in</strong> Programm nach Ihren Wünschen zusammen. Wir bieten Ihnen attraktive Wochenend- und Kurzurlaubsangebote.<br />
Besuchen Sie uns. Ihr Team vom „Anne-Sophie“.
Michael Hoppe<br />
Herausgeber<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber<br />
Leser,<br />
<strong>das</strong> <strong>NATURSCHECK</strong>-Magaz<strong>in</strong><br />
hat 2009 als Regionalausgabe Heilbronn-Hohenlohe<br />
<strong>das</strong> Licht der<br />
Welt erblickt. Ab Dezember 2010<br />
s<strong>in</strong>d wir nun auch <strong>in</strong> den Kreisen<br />
Schwäbisch Hall, Rems-Murr und<br />
Ludwigsburg »<strong>das</strong> Magaz<strong>in</strong> für e<strong>in</strong><br />
neues ökologisches Bewußtse<strong>in</strong>,<br />
für Zukunftsgesellschaft und ganzheitliches<br />
Denken«.<br />
In Frankreich wurde e<strong>in</strong>mal,<br />
im übertragenen S<strong>in</strong>ne, der<br />
Satz geprägt: »Wenn die Regierung<br />
mit ihrem Volk nicht zufrieden<br />
ist, dann <strong>so</strong>ll sie sich eben e<strong>in</strong><br />
neues wählen.« So ähnlich könnte<br />
man die aktuelle Politiksituation<br />
<strong>in</strong> Deutschland beschreiben.<br />
Zwischen der Welt der Politik und<br />
der Realität des Volkes bestehen<br />
kaum noch Anknüpfungspunkte.<br />
Während die e<strong>in</strong>en durch lebenslange<br />
Ab<strong>sicher</strong>ung, Unkündbarkeit<br />
und krisen<strong>sicher</strong>e Beamtentätigkeiten<br />
noch im selbstgeschaffenen<br />
Schlaraffenland leben, ist der<br />
Großteil der Bevölkerung zu e<strong>in</strong>er<br />
neuen Form des Nomaden<strong>das</strong>e<strong>in</strong>s<br />
gezwungen. Immer auf der Suche<br />
nach dem täglichen Brot. Wie lange<br />
wird <strong>das</strong> wohl noch gutgehen?<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Menschen leben wir <strong>in</strong> unserem<br />
Großraum noch auf e<strong>in</strong>er Insel<br />
der Glücksseligen. Darauf könnte<br />
man sich ausruhen. Doch <strong>das</strong><br />
Gegenteil ist der Fall. Wußten Sie,<br />
daß Baden-Württemberg <strong>in</strong> vielerlei<br />
H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Pionierfunktion<br />
<strong>in</strong>nehat? Wir haben die größte<br />
Dichte an Biohöfen <strong>in</strong> ganz Europa.<br />
Unzählige Visionäre s<strong>in</strong>d hier<br />
beheimatet. Im Zuge von Stuttgart<br />
21 wird für e<strong>in</strong>e neue Form von<br />
Demokratie gekämpft, e<strong>in</strong>er Demokratie<br />
mündiger Bürger, die den<br />
"bl<strong>in</strong>den Glauben" der Vergangenheit<br />
abgelegt haben und verstehen<br />
möchten, worum es bei politischen<br />
Entscheidungen geht.<br />
Vor allem anderen erwarten<br />
die Menschen <strong>in</strong>zwischen <strong>so</strong> etwas<br />
<strong>wie</strong> persönlichen und gegenseitigen<br />
Respekt, den Politiker häufig<br />
vermissen lassen. Sowohl, was ihr<br />
Verhältnis zum Bürger angeht, als<br />
auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternen Diskussion.<br />
Man kann dieses »Neandertaler-<br />
Verhalten« der gegenseitigen Herabwürdigung<br />
getrost der Kategorie<br />
"nicht mehr zeitgemäß" zuordnen.<br />
Heute bedarf es <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />
e<strong>in</strong>er neuen Diskussions-Ethik.<br />
Nicht wer am lautesten brüllt, hat<br />
<strong>das</strong> Sagen, <strong>so</strong>ndern der mit der<br />
nachhaltigsten und ganzheitlichsten<br />
Sicht. Die Menschen haben sich<br />
weiterentwickelt. Und Demokratie<br />
ist ke<strong>in</strong> Selbstbedienungsladen für<br />
Wirtschaftslobbyisten. Auch wenn<br />
es »noch« <strong>so</strong> ersche<strong>in</strong>en mag!<br />
Baden-Württemberg galt e<strong>in</strong>mal<br />
als <strong>das</strong> Land der "Dichter<br />
und Denker". Heute s<strong>in</strong>d wir <strong>das</strong><br />
Land der Zukunftsgestaltung, des<br />
"Verdichtens" visionärer Gedanken<br />
und des "Um-Denkens". Mit<br />
dem <strong>NATURSCHECK</strong>-Magaz<strong>in</strong><br />
möchten wir diesen Wandel aktiv<br />
begleiten und all jene »vernetzen«,<br />
die noch nichts vone<strong>in</strong>ander wissen.<br />
Alles Weitere entnehmen Sie<br />
bitte unseren Beiträgen.<br />
In diesem S<strong>in</strong>ne, vielen Dank<br />
für Ihre Unterstützung und e<strong>in</strong> gesundes,<br />
glückliches und natürliches<br />
Leben, wünschen Ihnen,<br />
Michael Hoppe und <strong>das</strong><br />
Naturscheck-Team<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
3<br />
Editorial
Inhaltsverzeichnis<br />
Naturscheck<br />
6 Über die Moral<br />
der kle<strong>in</strong>en Leute<br />
7 Naturscheck onl<strong>in</strong>e<br />
Das Naturschutzprojekt<br />
8 Naturscheckaktion 2011<br />
9 Die Fördererseite<br />
Bewußtse<strong>in</strong><br />
16 Die Welt der Wünsche<br />
30 Stuttgart 21<br />
36 Was ist Glück?<br />
62 Der Kreuzzug gegen die<br />
Visionäre<br />
Kunst & Kultur<br />
50 McDonalds-Modus<br />
60 Kaffeehaus Hagen<br />
72 "Glaubensfrage"<br />
76 "Nokan"<br />
78 Himmelsstürmer sucht<br />
Stauschau<br />
4 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />
65 Biokochen mit Frau Koch<br />
66 Endlich Burn-Out!<br />
70 Fit-Talentförderung<br />
Regionales<br />
26 "Pferdebeziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>"<br />
Simone von Racknitz<br />
28 Hofgut Hermersberg -<br />
Zukunft & Bewußtse<strong>in</strong><br />
42 Vom "Festival der Natur"<br />
zum "Naturerlebnispark<br />
Hohenlohe"<br />
46 "Geld regiert die Welt"<br />
54 Innovationen durch<br />
ökologisches Denken<br />
Firma Reisser<br />
56 Das Sancho-Pansa-Zentrum<br />
58 Natur pur - Natur AG<br />
an der Heilbronner<br />
Kaywaldschule<br />
Regionale Visionäre<br />
20 Das Mysterium der Düfte<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />
Interviews<br />
10 Pater Anselm Grün<br />
22 Gentechnikfreie Kreise<br />
Rems-Murr & Ludwigsburg<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong><br />
38 Dr. Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g<br />
Leserbriefe<br />
80 Haben Tiere e<strong>in</strong>e Seele?<br />
Vorschau / Abo<br />
81 Abonnement<br />
82 Vorschau<br />
Impressum 80
Endlich Burn-Out!<br />
Wenn <strong>das</strong> <strong>in</strong>nere Feuer die Seele<br />
befreit.<br />
Pater Anselm Grün<br />
10<br />
66<br />
Anselm Grün ist nicht nur e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />
vielbeachteter spiritueller<br />
Lehrer und Bestsellerautor,<br />
<strong>so</strong>ndern auch e<strong>in</strong> begnadeter F<strong>in</strong>anzfachmann!<br />
Naturscheck traf<br />
den sympathischen Benedikt<strong>in</strong>ermönch<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Büro im fränkischen<br />
Münsterschwarzach.<br />
Vom "Festival der<br />
Natur" zum "Naturerlebnispark<br />
Hohenlohe"<br />
E<strong>in</strong> Portrait des Künstlerpaares<br />
Heike Nübel und Edw<strong>in</strong> Karl.<br />
42<br />
30<br />
Etappen zum neuen<br />
Staatsbürger des 21. Jahrhunderts<br />
Ke<strong>in</strong> anderes Bauvorhaben <strong>in</strong><br />
Deutschland wird derart heiß diskutiert<br />
und umkämpft, <strong>wie</strong> <strong>das</strong> Bahnhofsprojekt<br />
<strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />
Stuttgart. Geht es bei diesem Streit<br />
tatsächlich »nur« um e<strong>in</strong> Bauwerk<br />
und se<strong>in</strong>e immensen Kosten?<br />
"Pferdebeziehungs-<br />
tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>" Simone von<br />
Racknitz<br />
»Pferde haben e<strong>in</strong>e ganz eigene<br />
Sprache. Diese Sprache kann man<br />
erlernen, wenn man <strong>das</strong> Wesen der<br />
Pferde ergründet. Und wenn man<br />
Teil ihrer Herde wird.« Simone von<br />
Racknitz weiß, wovon sie spricht.<br />
Die Welt der Wünsche<br />
26<br />
16<br />
Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt der Wünsche.<br />
Wir wünschen uns Reichtum,<br />
Schönheit, Karriere und Erfolg.<br />
Und wir tun vieles, um uns diese<br />
Wünsche erfüllen zu können. Doch<br />
trotz aller Erfolge s<strong>in</strong>d nur die wenigsten<br />
Menschen wirklich glücklich.<br />
Woran liegt <strong>das</strong>?<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
5<br />
Inhaltsverzeichnis
Naturscheck<br />
Über die Moral der kle<strong>in</strong>en Leute und<br />
den neuen Menschen der Zukunft<br />
In se<strong>in</strong>em 1885 erschienenen<br />
Buch »Al<strong>so</strong> sprach Zarathustra«<br />
prophezeit der Philo<strong>so</strong>ph<br />
Friedrich Nietzsche<br />
e<strong>in</strong>e neue Spezies Mensch, die<br />
e<strong>in</strong>es Tages die Erde bevölkern<br />
wird: die immer lächelnden,<br />
selbstzufriedenen »kle<strong>in</strong>en«<br />
Menschen. Das größte<br />
Ziel dieser neuen Spezies<br />
ist, sich täglich neue Glücksmomente<br />
zu verschaffen, um<br />
sich wohlzufühlen und dadurch<br />
ihrem Leben e<strong>in</strong>en<br />
S<strong>in</strong>n zu geben. Dazu e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Stroml<strong>in</strong>ienförmigkeit,<br />
um ja nicht anzuecken und<br />
sich selbst dadurch unglücklich<br />
zu machen. Denn <strong>das</strong> Leben<br />
ist nur dann schön, wenn<br />
es weich und anschmiegsam<br />
ist. Was die Lebensaufgaben<br />
angeht, <strong>so</strong>llte man auch hier<br />
nicht allzu anspruchsvoll se<strong>in</strong><br />
und sich vor allem nicht allzu<br />
sehr dabei ermüden. Das<br />
Wichtigste jedoch: ke<strong>in</strong>er darf<br />
aus der Reihe tanzen. Denn<br />
die kle<strong>in</strong>en Menschen vertreten<br />
die Ansicht: »Wir s<strong>in</strong>d alle<br />
gleich!«<br />
Es darf nicht unerwähnt<br />
bleiben, daß sich Friedrich<br />
Nietzsche selbst den »Philo<strong>so</strong>phen<br />
mit dem Ham-<br />
6 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
mer« nannte und bisweilen<br />
recht hart mit se<strong>in</strong>en Zeitgenossen<br />
<strong>in</strong>s Gericht g<strong>in</strong>g, und<br />
vor allem mit denen, die e<strong>in</strong>e<br />
Gesellschaft der bequemen<br />
Geistlosigkeit anstrebten. Er<br />
warnte stets vor e<strong>in</strong>er Welt der<br />
»kle<strong>in</strong>en Menschen, die alles<br />
kle<strong>in</strong> machen«, die <strong>das</strong> Leben<br />
banalisieren und für höchste<br />
Begriffe w<strong>in</strong>zige Worte verwenden.<br />
Bei denen die Suche<br />
nach dem S<strong>in</strong>n des Lebens<br />
zur »E<strong>so</strong>terik« wird, die<br />
unendliche Vielfalt der Natur<br />
zu »Unkraut«, die göttliche<br />
Liebe zur »Hormonausschüttung«<br />
und die unermeßlichen<br />
Schätze der Geisteskultur<br />
zum »Event«. Oder gar zum<br />
»Eventchen«.<br />
Friedrich Nietzsche war<br />
e<strong>in</strong> Geistesmensch. Se<strong>in</strong> Ziel<br />
war nicht, sich jeden Tag<br />
glücklich zu fühlen und behutsam<br />
über die Oberfläche<br />
des Lebens zu gleiten mit Ellbogenschonern<br />
und Knieschützern,<br />
um dieses »Glückchen«<br />
nicht zu gefährden. Er<br />
war e<strong>in</strong> Mann der Tat. Der<br />
Philo<strong>so</strong>ph mit dem Hammer<br />
zerschlug mit Worten die dicke<br />
Eisschicht, die den Menschen<br />
von der Tiefe des Lebens<br />
trennt und blickte h<strong>in</strong>ab<br />
<strong>in</strong> <strong>das</strong> Dunkel, und damit<br />
auch <strong>in</strong> die Zukunft.<br />
Was er dort sah, gefiel ihm<br />
nicht. Al<strong>so</strong> sprach er es aus.<br />
Doch wer will <strong>das</strong> schon hören?<br />
Für die »kle<strong>in</strong>en Menschen,<br />
die alles kle<strong>in</strong> machen«<br />
war und ist Nietzsche nur e<strong>in</strong><br />
Sonderl<strong>in</strong>g, <strong>wie</strong> es viele gibt.<br />
Und über Sonderl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> jeglicher<br />
Form ist der »kle<strong>in</strong>e<br />
Mensch« moralisch erhaben.<br />
Sonderl<strong>in</strong>ge stehen außerhalb<br />
se<strong>in</strong>er Welt, und <strong>das</strong> bekommen<br />
sie auch zu spüren.<br />
In unserer Gesellschaft<br />
ist es <strong>in</strong>zwischen Tradition<br />
geworden, all jene, die <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Form über die Welt<br />
der kle<strong>in</strong>en Leute h<strong>in</strong>ausragen,<br />
auf Normmaß zu stutzen.<br />
Vor allem die Erfolg-<br />
»Reichen« s<strong>in</strong>d dem moralischen<br />
Volk e<strong>in</strong> Dorn im<br />
Auge. Betrachte man sich<br />
nur die Anfe<strong>in</strong>dungen, die<br />
sich Menschen <strong>wie</strong> der SAP-<br />
Gründer und größte Sportförderer<br />
des Landes Dietmar<br />
Hopp gefallen lassen müssen,<br />
der <strong>in</strong> jedem Fußballstadion<br />
der Nation mit unflätigsten<br />
persönlichen Beleidigungen<br />
überschüttet wird. Nur<br />
deshalb, weil er erfolgreich<br />
ist. Und wehe, er gäbe nur<br />
e<strong>in</strong> böses Wort zurück. Die<br />
kle<strong>in</strong>en Leute würden über<br />
ihn herfallen. Oder der größte<br />
Kulturförderer des Landes,<br />
Re<strong>in</strong>hold Würth, dem es<br />
eben<strong>so</strong> erg<strong>in</strong>g, als ihn <strong>das</strong> moralische<br />
Schwert der Medienwelt<br />
traf. Endlich hatte man<br />
e<strong>in</strong>e Schwachstelle entdeckt<br />
und konnte <strong>das</strong> Lebenswerk<br />
e<strong>in</strong>es Erfolgreichen auf e<strong>in</strong>e<br />
verme<strong>in</strong>tliche Verfehlung reduzieren.<br />
Ach, <strong>wie</strong> hat man<br />
sich gefreut. Denn »wehe,<br />
wehe, die kle<strong>in</strong>en Leute f<strong>in</strong>den<br />
e<strong>in</strong> Haar an denen, die ihrer<br />
kle<strong>in</strong>en Welt entwachsen<br />
s<strong>in</strong>d. Dann jubeln sie, s<strong>in</strong>d<br />
glücklich und lächeln.«<br />
Für Nietzsche waren<br />
diese sche<strong>in</strong>heiligen, lieblosen<br />
und sich <strong>in</strong> ihrem eigenen<br />
kle<strong>in</strong>en Lichtle<strong>in</strong> <strong>so</strong>nnenden<br />
Menschen e<strong>in</strong>e Schreckensvision.<br />
Suchte doch er,<br />
der Freigeist, <strong>in</strong> jedem se<strong>in</strong>er<br />
Werke nach e<strong>in</strong>em ganz anderen<br />
»neuen Menschen«. Se<strong>in</strong>e<br />
Suche galt dem freien, dem<br />
unabhängigen und über die<br />
Grenzen se<strong>in</strong>er Beschränktheit<br />
h<strong>in</strong>ausgewachsenen Menschen.<br />
Dem Menschen, der<br />
se<strong>in</strong> Licht nicht unter den<br />
Scheffel stellt, <strong>so</strong>ndern den<br />
Mut hat zu leuchten. Der se<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten<br />
zur Blüte und zur Reife<br />
br<strong>in</strong>gt und sie <strong>in</strong> den Dienst<br />
des Ganzen stellt. Dem demütigen<br />
Menschen, dem großen<br />
Menschen. Große Menschen<br />
s<strong>in</strong>d immer dienende<br />
Menschen. Sie dienen dem<br />
Geme<strong>in</strong>wohl »freiwillig« und<br />
versuchen die Menschheit<br />
durch ihren Beitrag zu heben.<br />
Während die kle<strong>in</strong>en Leute<br />
die Welt <strong>so</strong> lange verkle<strong>in</strong>ern,<br />
bis sie <strong>in</strong> ihren geistigen Mikrokosmos<br />
paßt.<br />
Die Zukunft wird die<br />
Zeit der großen Menschen<br />
se<strong>in</strong>, der Freigeister, der Visionäre.<br />
Denn ohne diese würde<br />
sich unsere Gesellschaft<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wachsfigurenkab<strong>in</strong>ett<br />
verwandeln: Kühl, leblos und<br />
zerfließend, wenn e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />
bißchen Licht darauf sche<strong>in</strong>t.<br />
So rief Nietzsche schon im<br />
19. Jahrhundert dem Menschen<br />
der Zukunft zu: »Es ist<br />
an der Zeit, daß der Mensch<br />
sich se<strong>in</strong> Ziel stecke. Es ist an<br />
der Zeit, daß der Mensch den<br />
Keim se<strong>in</strong>er höchsten Hoffnung<br />
pflanze! Und es ist an<br />
der Zeit, daß der Mensch den<br />
Pfeil se<strong>in</strong>er Sehnsucht über<br />
sich selbst h<strong>in</strong>auswerfe…«<br />
Es ist Zeit für den reifen, den<br />
großen Menschen!<br />
Autor<br />
Michael Hoppe
naturscheck.de & naturscheck-tv.de<br />
Das ONLINE-MAGAZIN für e<strong>in</strong> neues ökologisches Bewußtse<strong>in</strong>.<br />
Auf www.naturscheck.de<br />
f<strong>in</strong>den Sie aktuelle Artikel<br />
und Berichte zu den Themen<br />
Natur & Mensch, Gesundheit,<br />
Ökonomie & Ökologie<br />
und die Entstehung e<strong>in</strong>er<br />
neuen werteorientierten<br />
Gesellschaft. Mit Regionalteil<br />
Heilbronn/Hohenlohe und<br />
Rems-Murr/Ludwigsburg.<br />
Mit www.naturschecktv.de<br />
möchten wir Ihnen e<strong>in</strong><br />
regionales, ökologisches und<br />
motivierendes Nachrichtenprogramm<br />
vorstellen. Die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Beiträge s<strong>in</strong>d über<br />
die Internetseite www.naturscheck.de<br />
abrufbar. So wird<br />
e<strong>in</strong>e Art »Regionalfernsehen<br />
im Internet« entstehen und<br />
die Berichte und Interviews<br />
des <strong>NATURSCHECK</strong>-Magaz<strong>in</strong>s<br />
durch Kurzfilme ergänzen.<br />
Ab Dezember 2010 begrüßen wir<br />
Sie herzlich zum regelmäßigen<br />
Naturscheck-TV-Nachrichten-Blog.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
7<br />
Naturscheck
Das Naturschutzprojekt Editorial<br />
Das Naturschutz-Aktion 2011<br />
Der »Tierscheck« – für die kostenlose tierärztliche Behandlung<br />
von zugelaufenen Tieren und Haustieren<br />
Wie bereits mehrfach berichtet,<br />
haben wir mit der NATUR-<br />
SCHECK-AKTION 2010 die<br />
größte, aktive Waldschutzorganisation<br />
Europas, <strong>das</strong> Bergwaldprojekt,<br />
unterstützt. Bei dieser Aktion wurden<br />
über 1500 standortheimische<br />
Bäume gepflanzt. Nochmals ganz<br />
herzlichen Dank an unsere regionalen<br />
Förderer und Werbepartner.<br />
Spendenkonto<br />
Bergwaldprojekt e.V.<br />
Kontonummer 8022 916 200<br />
Bankleitzahl 430 609 67<br />
GLS Geme<strong>in</strong>schaftsbank eG<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@bergwaldprojekt.de<br />
Homepage: www.bergwaldprojekt.de<br />
Kontakt<br />
Bergwaldprojekt e.V.<br />
Pickelstrasse 2<br />
D-97080 Würzburg<br />
FON: +49 (0) 9 31-4 52 62 61<br />
FAX: +49 (0) 9 31-30 41 90 68<br />
8 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Die <strong>NATURSCHECK</strong>-AKTION<br />
2011 wurde <strong>in</strong> Gesprächen geboren,<br />
die wir mit regionalen Tierärzten<br />
und Tierheilpraktikern geführt<br />
haben. Immer <strong>wie</strong>der hat man uns<br />
berichtet, daß viele Tierbesitzer<br />
ihre Tierarztrechnungen nur noch<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Raten bezahlen können<br />
und teilweise gar nicht mehr mit<br />
ihren Tieren zum Tierarzt gehen.<br />
Deshalb werden 2011 <strong>so</strong>genannte<br />
»Tierschecks« ausgegeben, die<br />
e<strong>in</strong>e kostenlose Untersuchung von<br />
zugelaufenen Tieren und Haustieren<br />
möglich machen. F<strong>in</strong>anziert<br />
wird diese Aktion durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
den Anzeigenpreisen enthaltene<br />
Tierscheck-Gebühr. Diese »Tierschecks«<br />
<strong>so</strong>llten jedoch nur von<br />
den Menschen genutzt werden, deren<br />
f<strong>in</strong>anzielle Situation e<strong>in</strong>e regelmäßige<br />
Untersuchung ihrer Tiere<br />
erschwert.<br />
2011 werden vom NATUR-<br />
SCHECK-Magaz<strong>in</strong> pro Quartal<br />
100 <strong>so</strong>lcher »Tierschecks« ausgegeben.<br />
50 »Tierschecks« liegen bereits<br />
ab 8.12.2010 aus <strong>in</strong> der<br />
Tierarztpraxis<br />
Anja Brandenburg<br />
74078 Heilbronn, Rolandstr. 3/1,<br />
Tel: 07131-200276<br />
Wer se<strong>in</strong> Tier al<strong>so</strong> kostenlos<br />
untersuchen lassen möchte, kann<br />
dies dort tun, ob Hund, Katze,<br />
Meerschwe<strong>in</strong>chen, Kan<strong>in</strong>chen oder<br />
Vogel. Der »Tierscheck« be<strong>in</strong>haltet<br />
die allgeme<strong>in</strong>e Untersuchung. Sollten<br />
weitere Kosten anfallen (z.B.<br />
durch Operationen oder Ähnliches),<br />
<strong>so</strong> s<strong>in</strong>d diese nicht enthalten.<br />
Da die Anzahl der »Tierschecks«<br />
begrenzt ist, bitten wir um vorherige<br />
telefonische Kontaktaufnahme<br />
mit der teilnehmenden Tierheilpraxis.<br />
Weitere 50 Tierschecks können<br />
von regionalen Tierärzten und<br />
Tierheilpraktikern beim Verlag für<br />
Natur und Mensch beantragt werden.<br />
Zudem besteht für regionale<br />
Tierärzte und Tierheilpraktiker<br />
die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Teilnahme an<br />
der <strong>NATURSCHECK</strong>-AKTION<br />
2011.<br />
Dabei wird der Verlag auf Bezahlung<br />
von Tierarzt-Werbeanzeigen<br />
im Magaz<strong>in</strong> verzichten, wenn<br />
der Tierarzt kostenlose Tieruntersuchungen<br />
im Gegenwert garantiert.
Förderer dieser Ausgabe<br />
Freunde der Natur<br />
<strong>NATURSCHECK</strong><br />
10 Bäume<br />
<strong>NATURSCHECK</strong><br />
7 Bäume<br />
<strong>NATURSCHECK</strong><br />
5 Bäume<br />
<strong>NATURSCHECK</strong><br />
2 Bäume<br />
Hotel Anne-Sophie (10), KACO newEnergy (U4), Solarstrom Schwaben (U3)<br />
Der Naturbaumarkt (49), G.i.B. e.V. (49), Landgasthof Jagstmühle (18), Maienfelser Naturkosmetik (52)<br />
Armbruster Biowelt (67), Bruckner Fahrradhaus (13), Der Holzhof GmbH (47), Deutsche Paracelsus<br />
Schule (59), Die Holzschmiede (44), Donges & Zorn (74), Dr. med. Dauenhauer (74), Dr. med. Heyd<br />
(68), Dr. med. Kamp Zahnarzt (69), Dr. med. Pfisterer (73), Föll Biohof (51), Hack Frischemetzgerei<br />
(34), Hagen Kaffeehaus (71), Hibo Lebensraum Gartenbau (34), Hof Engelhardt (69), Hofgut Hermersberg<br />
(71), Holz Hauff (45), Hotel Rappenhof (43), Holzland Neckarmühlbach (13), Kieser Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
(40), Kunst Elektroservice (69), Lang Bäckerei (14), Layher Baubiologie (43), Müller Helmut<br />
Holzhausbau (55), NaturTalent Ökoregiomarkt (29), Schäfer- He<strong>in</strong>rich We<strong>in</strong>gut (41), Scheu Holzbau<br />
(24), Schweikert Kachelöfen (41), Spreng Metzgerei (25), Trautwe<strong>in</strong> Biolandhof (55), Vöckler Zahnarzt<br />
(45), Volpp Küchen (32), WINO Biolandbau (32)<br />
AUM Ayurvedazentrum (24), Briem Naturheilpraxis (57), Burkei Sanitär (63), Büchle Raritätengärtnerei<br />
(24), Dynatos (63), Faber Britta Klangschalentherapeut<strong>in</strong> (59), Friz Holz (48), Gaufer We<strong>in</strong>gut<br />
(14), Gramlich-Deuser Friseursalon (14), Grossmann Naturheilpraxis (67), Hack Yogaschule (68), Jukatan<br />
Umwelttechnik (51), Kircher & Rothfuss-B<strong>in</strong>z Naturheilpraxis<br />
(59), Kyre Kachelofenbau (27), La Silhouette<br />
Naturfriseur (35), Mathias & Partner (48), Naturgarten<br />
Thöle (63), Naturkost Hohenlohe (48), Naturland Bio<br />
Obsthof Gräßle (25), Novatech GmbH (25), Ökofaktur<br />
Janek (63), ReikiMohn Hübner-Häder (21), Relax Wellness<br />
(21), Rummel Raumausstattung (67), schlicht &<br />
schön Scherl (48), Ste<strong>in</strong>hausen Baubiologie (51), Stierhof<br />
Reformhaus (27)<br />
Das Naturschutzprojekt Editorial
Editorial<br />
Anselm Grün ist nicht nur <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong> vielbeachteter spiritueller Lehrer und<br />
Bestsellerautor, <strong>so</strong>ndern auch e<strong>in</strong> begnadeter F<strong>in</strong>anzfachmann! Naturscheck<br />
traf den sympathischen Benedikt<strong>in</strong>ermönch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Büro im fränkischen<br />
Münsterschwarzach.
»Wenn <strong>das</strong> Geld tatsächlich zum höchsten Gut wird,<br />
dann wird auch <strong>das</strong> Geld wertlos!«<br />
Interview mit dem Benedikt<strong>in</strong>erpater und Bestsellerautor Pater Anselm Grün<br />
Sie zählen weltweit zu den bedeutendsten<br />
zeitgenössischen Autoren<br />
spiritueller Literatur, s<strong>in</strong>d Referent<br />
für spirituelle Themen. »Spiritualität«<br />
sche<strong>in</strong>t neuerd<strong>in</strong>gs <strong>das</strong> Zauberwort<br />
zu se<strong>in</strong>, um <strong>das</strong> negativ besetzte<br />
oder abgenutzte Wort Religiosität zu<br />
umgehen. Hätten Sie auch <strong>so</strong> viele<br />
Leser und Zuhörer, wenn Sie als Autor<br />
christlicher Bücher tituliert werden<br />
würden?<br />
Pater Anselm: Das kann<br />
ich nicht beurteilen. Spiritualität<br />
ist ja an sich e<strong>in</strong> sehr vager Begriff.<br />
Wenn man es wörtlich nimmt, bedeutet<br />
es »Leben aus dem Geist«.<br />
Im Unterschied zur Religion, die<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kulturkreisen e<strong>in</strong>e<br />
möglichst allgeme<strong>in</strong>gültige Vorstellung<br />
<strong>wie</strong>dergibt, ist der Glaube<br />
oder eben die Spiritualität e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />
Kraft, die eher mit der Lebenssituation<br />
des Individuums, mit<br />
se<strong>in</strong>en persönlichen Vorstellungen<br />
und Wünschen zu tun hat. In<strong>so</strong>fern<br />
ist <strong>das</strong> e<strong>in</strong> Begriff, der sehr weit gefaßt<br />
ist.<br />
Als ich vor e<strong>in</strong> paar Monaten Franz<br />
Alt fragte, <strong>wie</strong> man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er materiellen<br />
Welt, die voller Ablenkungen<br />
ist, spiritueller werden kann, me<strong>in</strong>te<br />
er: durch Momente der Ruhe, sprich<br />
durch Kontemplation und Stille. Was<br />
ist <strong>in</strong> der Stille zu f<strong>in</strong>den?<br />
Pater Anselm: Interessanterweise<br />
gibt es hierzu im Deutschen<br />
zwei unterschiedliche Wörter:<br />
Schweigen und Stille. Schweigen<br />
ist e<strong>in</strong> Übungsweg, d.h. ich<br />
muß den Mund halten und mich<br />
zur Abwechslung nicht mit allem<br />
Möglichen beschäftigen. Stille h<strong>in</strong>gegen<br />
umgibt uns! Die Natur ist<br />
still. Wenn Sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gotteshaus<br />
setzen, ist <strong>das</strong> <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e »gebaute«<br />
Stille. Stille tut im wahrsten<br />
S<strong>in</strong>ne des Wortes »gut«. Es ist angenehm,<br />
wenn man <strong>in</strong> dieser Stille<br />
ist und ke<strong>in</strong> Flugzeug, ke<strong>in</strong> Auto<br />
oder ähnliches e<strong>in</strong>en »umlärmt«.<br />
Copyright des Bildes: Verlag Alb<strong>in</strong> Michel<br />
"Une sagesse pour tous"<br />
Das Ziel der Stille ist es, den Weg<br />
<strong>in</strong> den <strong>in</strong>neren Raum freizumachen.<br />
Der »Kopf« ist immer »laut«, die<br />
Gedanken und die Emotionen sehr<br />
stark. Wenn wir aufhören zu reden,<br />
dann bemerken wir schnell ebendiese<br />
Störherde, und viel Unschönes<br />
bricht aus uns hervor, vor allem<br />
die eigene Unruhe. Stille zielt den<br />
Raum <strong>in</strong> mir an, der jenseits dieser<br />
Unruhe der Gedanken, jenseits<br />
me<strong>in</strong>es Ärgers und der Unzufriedenheit<br />
ist; e<strong>in</strong> Raum, <strong>in</strong> dem ich<br />
frei se<strong>in</strong> kann!<br />
Wir Christen sagen hierzu:<br />
»Das Reich Gottes ist <strong>in</strong> uns«. Hier<br />
<strong>in</strong> der Mitte me<strong>in</strong>er selbst b<strong>in</strong> ich<br />
frei von der Macht der Menschen,<br />
von deren Erwartungen, von deren<br />
Urteilen, da b<strong>in</strong> ich heil und ganz,<br />
da b<strong>in</strong> ich daheim bei mir selbst.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs halten es viele Menschen<br />
leider nicht mehr bei sich selbst aus<br />
und müssen sich deswegen ständig<br />
ablenken. Sie wollen zwar zur<br />
Ruhe kommen, s<strong>in</strong>d aber unfähig<br />
dazu, da e<strong>in</strong>e tiefe Angst sie überkommt,<br />
wenn um sie herum nichts<br />
los ist. Sie erkennen dann deutlich,<br />
daß ihr Leben <strong>so</strong> nicht stimmt, und<br />
angesichts dieses Defizits wird die<br />
Konfrontation mit sich selbst sehr<br />
groß.<br />
E<strong>in</strong> gewichtiger Teil auf dem eigenen<br />
Entwicklungsweg ist doch auch Kont<strong>in</strong>uität.<br />
Pater Anselm: Natürlich!<br />
Wir sprachen ja gerade von der<br />
Kontemplation, al<strong>so</strong> dem Aufgehen<br />
im <strong>in</strong>neren Raum. E<strong>in</strong>e Stütze<br />
auf diesem Wege nach <strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
dabei die Rituale. Rituale gehören<br />
zum Bereich des Alltags. Sie schaffen<br />
e<strong>in</strong>e Art »heilige Zeit«. Mit heilig<br />
me<strong>in</strong>e ich <strong>das</strong>, was der Welt entzogen<br />
ist, über <strong>das</strong> die Welt ke<strong>in</strong>e<br />
Macht hat, e<strong>in</strong>e Zeit, die heilsam<br />
ist! Die alten Griechen sagten nicht<br />
um<strong>so</strong>nst: »Nur <strong>das</strong> Heilige vermag<br />
zu heilen!« Viele stehen unter dem<br />
Druck, sie müßten Erwartungen<br />
erfüllen, die von außen an sie herangetragen<br />
werden. Rituale geben<br />
<strong>das</strong> Gefühl, daß man selbst lebt, anstatt<br />
gelebt zu werden. Es tut allen<br />
Menschen gut, e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>mal <strong>das</strong><br />
Gefühl am Morgen zu haben, daß<br />
die viertel oder halbe Stunde des<br />
Gebetes, der Meditation, des Lesens<br />
ihnen gehört und ke<strong>in</strong>er darüber<br />
zu verfügen hat. So e<strong>in</strong>e Souveränität<br />
gibt e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>nere Weite.<br />
Dieser Abstand zur, und die Freiheit<br />
von der Welt ist wichtig!<br />
Hatten Sie anfangs ke<strong>in</strong>e Angst vor<br />
der Stille, ke<strong>in</strong>e Angst davor, sich<br />
evtl. auf e<strong>in</strong> Abstellgleis manövriert<br />
zu haben und <strong>das</strong> Leben zu verpassen?<br />
Pater Anselm: E<strong>in</strong> Ausspruch<br />
Jesu lautet: »Die Wahrheit<br />
wird euch frei machen.« Wer den<br />
Mut hat, der eigenen Wahrheit zu<br />
begegnen, kann still werden. Vor<br />
der Stille hatte ich al<strong>so</strong> weniger<br />
Angst. Ich hatte eher die Befürchtung,<br />
ob dieses Klosterleben nicht<br />
zu eng für mich ist, ob ich hier<br />
nicht »verknöchere« und lebendig<br />
genug bleibe. Diese Angst war aber<br />
nur am Anfang vorhanden und hat<br />
sich schnell gelegt.<br />
Das Thema Innen- und Außenwelt<br />
hat mich <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />
sehr beschäftigt. E<strong>in</strong>erseits ist man<br />
Gast <strong>in</strong> der Welt, andererseits ist die<br />
Welt aber auch Gast <strong>in</strong> mir, da sie –<br />
frei nach Platon – <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Seele<br />
abgebildet wird. Letztlich liegt der<br />
Schlüssel <strong>in</strong> diesen unterschiedlichen<br />
Blickw<strong>in</strong>keln am Entwickelungsstand<br />
me<strong>in</strong>es Selbstbildes, namentlich <strong>in</strong><br />
dem Verständnis, was die Natur des<br />
Menschen ist, ob er al<strong>so</strong> durch und<br />
durch se<strong>in</strong> Körper ist oder e<strong>in</strong> geistiges<br />
Wesen anderer Beschaffenheit,<br />
<strong>das</strong> sich des Körpers bedient!<br />
Pater Anselm: Selbstbild ist<br />
für mich e<strong>in</strong> sehr wichtiges Wort!<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
11<br />
Interviews
Interviews<br />
Was ist der Mensch? Viele<br />
Menschen werden krank,<br />
weil sie falsche Selbstbilder<br />
haben. Viele leiden am Burnout-Syndrom,<br />
weil sie an ihrem<br />
eigenen Bild vorbeileben<br />
und die Bilder anderer erfüllen,<br />
die man ihnen übergestülpt<br />
hat. Es gibt Bilder der<br />
Selbstüberschätzung, <strong>in</strong> denen<br />
man immer cool, immer perfekt<br />
se<strong>in</strong> muß. In der Theologie<br />
geht man allerd<strong>in</strong>gs davon<br />
aus, daß Gott sich von jedem<br />
Menschen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Bild<br />
gemacht hat, und unsere Aufgabe<br />
ist es, dieses Bild zu erkennen.<br />
Das geht aber nicht<br />
kognitiv, nicht <strong>so</strong>, daß man<br />
es beschreiben könnte. Es ist<br />
mehr <strong>das</strong> Empf<strong>in</strong>den im E<strong>in</strong>klang<br />
oder <strong>in</strong> Frieden mit sich<br />
selbst zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Gefühl, daß<br />
<strong>das</strong> Leben stimmig ist.<br />
Wenn ich me<strong>in</strong> Bild gefunden<br />
habe, dann b<strong>in</strong> ich<br />
frei, und me<strong>in</strong> Leben sprudelt<br />
<strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e erfrischende<br />
Quelle. Für Platon besteht<br />
Bildung dar<strong>in</strong>, sich <strong>das</strong> Bild<br />
Gottes e<strong>in</strong>zubilden. Die Frage<br />
lautet jedoch: Wie f<strong>in</strong>det<br />
man dieses Bild? Für mich ist<br />
e<strong>in</strong> gangbarer Weg, geistesgegenwärtig<br />
zu se<strong>in</strong>. Wenn ich<br />
<strong>in</strong> der Stille b<strong>in</strong> und ich empf<strong>in</strong>de<br />
die Stimmigkeit me<strong>in</strong>es<br />
Weges, dann darf ich weiter<br />
vertrauen. Anhaltspunkte<br />
für diese Suche f<strong>in</strong>det man<br />
auch <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit. Womit<br />
konnte ich mich stundenlang<br />
beschäftigen? Wo war ich tief<br />
berührt? Wo war ich als K<strong>in</strong>d<br />
begeistert? Wo habe ich wahrhaftig<br />
gehört, gespürt, wahrgenommen?<br />
An diesen Stellen<br />
war ich <strong>in</strong> Berührung mit<br />
mir. Wenn ich dies als Bild für<br />
mich annehme, dann komme<br />
ich <strong>wie</strong>der <strong>in</strong> Berührung mit<br />
mir selbst.<br />
Es ist doch schon erstaunlich,<br />
<strong>wie</strong> sensibel e<strong>in</strong> Mensch für Irrwege<br />
und Abzweigungen auf<br />
se<strong>in</strong>em Lebensweg ist! Es ist,<br />
als ob e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerer Kompass<br />
e<strong>in</strong>en mit aller Kraft <strong>in</strong> den<br />
Heimathafen br<strong>in</strong>gen wollte.<br />
12 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Bestenfalls macht sich dieser<br />
Wegweiser durch <strong>das</strong> Gewissen<br />
oder die Empf<strong>in</strong>dung bemerkbar,<br />
im schlimmsten Fall<br />
<strong>so</strong>matisieren sich Krankheiten.<br />
Es sche<strong>in</strong>t grundsätzlich e<strong>in</strong><br />
Regulativ im Leben zu geben,<br />
e<strong>in</strong>e Ausgleichskraft, die e<strong>in</strong>em<br />
darauf aufmerksam macht, daß<br />
man gerade e<strong>in</strong> gutes oder<br />
e<strong>in</strong> destruktives Lebenspr<strong>in</strong>zip<br />
lebt, <strong>das</strong> nicht <strong>in</strong> diese Schöpfung<br />
paßt.<br />
Pater Anselm: Manchmal<br />
ist Depression zum Beispiel<br />
e<strong>in</strong> Hilfeschrei der Seele<br />
gegen maßlose Ansprüche<br />
an uns selbst. C. G. Jung<br />
sagt: »Die Depression ist e<strong>in</strong>e<br />
schwarz gekleidete Dame.<br />
Wenn sie an der Tür klopft,<br />
dann laß sie e<strong>in</strong>treten. Sie<br />
hat dir Wichtiges zu sagen.«<br />
In <strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>em Fall ist es tatsächlich<br />
gut, daß die Seele rebelliert.<br />
Natürlich muß man<br />
aber auch vorsichtig se<strong>in</strong> bei<br />
der Deutung von Krankheiten.<br />
Wenn ich dem Menschen<br />
ständig vermittele, daß<br />
er an se<strong>in</strong>em Gebrechen selbst<br />
Schuld ist, dann steigere ich<br />
damit nur se<strong>in</strong>e Schuldgefühle<br />
und helfe ihm dabei nicht.<br />
Sie praktizieren auch Zen-Meditation.<br />
Pater Anselm: Ja. Ich<br />
habe durch die Zen-Meditation<br />
e<strong>in</strong>en tieferen Zugang zu<br />
den christlichen Gebeten bekommen.<br />
Ich sitze <strong>in</strong> der entsprechenden<br />
Sitzhaltung, achte<br />
auf me<strong>in</strong>e Atmung und vertiefe<br />
mich <strong>in</strong> <strong>das</strong> Gebet. Ich<br />
war vor zwei Jahren <strong>in</strong> Taiwan<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em buddhistischen<br />
Nonnenkloster und habe dort<br />
mit e<strong>in</strong>er Zen-Meister<strong>in</strong> über<br />
unsere unterschiedlichen Erfahrungen<br />
mit der Meditation<br />
diskutiert. Beide wollen<br />
wir <strong>in</strong> den Raum der Stille,<br />
jenseits der Worte kommen.<br />
In der christlichen Tradition<br />
schließt jedoch <strong>das</strong> Wort Jesu<br />
den Raum zum wortlosen<br />
Geheimnis Gottes auf. Dieser<br />
Raum ist für uns Christen<br />
aber e<strong>in</strong> Raum der Liebe. Die<br />
Nonne entgegnete mir dann,<br />
daß ihr Liebe zu anstrengend<br />
sei, für sie sei es der Raum der<br />
Leere. Ich dachte mir damals,<br />
ob hier wohl nicht e<strong>in</strong>e Verwechslung<br />
zwischen den Begriffen<br />
Liebe und Gefühl vorliegt.<br />
Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung,<br />
wenn der Urgrund des Lebens<br />
Liebe ist, dann gibt <strong>das</strong><br />
dem Se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganz andere<br />
Qualität!<br />
Wie<strong>so</strong> beschäftigen Sie sich als<br />
christlicher Mönch überhaupt<br />
mit dem Buddhismus?<br />
Pater Anselm: Der Dialog<br />
mit dem Buddhismus<br />
und die Beschäftigung mit<br />
der Lehre ist me<strong>in</strong>er Ansicht<br />
nach sehr wichtig, weil man<br />
im Christentum vieles übersehen<br />
hat. Es geht ja auch nicht<br />
um <strong>das</strong> Vermischen der Lehren,<br />
<strong>so</strong>ndern um <strong>das</strong> gegenseitige<br />
Lernen. Die Ich-Verklärung,<br />
<strong>das</strong> Loslassen, Freiwerden<br />
von der Welt s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />
Momente, die <strong>in</strong><br />
beiden Glaubensrichtungen<br />
sehr wichtig s<strong>in</strong>d.<br />
Im Gegensatz zum Christentum<br />
muß aber im Buddhismus<br />
doch nicht nur <strong>das</strong> hohe Ich<br />
überwunden, <strong>so</strong>ndern aufgelöst<br />
werden. Das widerspricht<br />
christlichen Gedanken eher.<br />
Pater Anselm: Das<br />
ist richtig. Mart<strong>in</strong> Buber, der<br />
<strong>das</strong> berühmte Buch »Ich und<br />
Du« geschrieben hat, zeigt,<br />
<strong>wie</strong> wichtig die per<strong>so</strong>nale Begegnung<br />
zwischen den Menschen<br />
ist. Per<strong>so</strong>n se<strong>in</strong>, sich begegnen,<br />
<strong>das</strong> ist e<strong>in</strong>e hohe Kultur,<br />
die für den Menschen essentiell<br />
ist. Wenn wir dieses<br />
Per<strong>so</strong>n-Se<strong>in</strong> auflösen, würden<br />
wir uns viel nehmen.<br />
Man muß aber bei alledem<br />
auch genau h<strong>in</strong>sehen<br />
und sich fragen, ob Buddhisten<br />
<strong>das</strong> wirklich <strong>so</strong> me<strong>in</strong>en.<br />
Oft versteht man diese Punkte<br />
dort ganz anders <strong>wie</strong> wir<br />
hier im Westen. Alles <strong>in</strong> allem<br />
merke ich zwar, daß ich dem<br />
Buddhismus gegenüber kritischer<br />
geworden b<strong>in</strong>, auf der<br />
anderen Seite habe ich durch<br />
ihn die asketischen und mystischen<br />
Dimensionen des<br />
Christentums aber neu entdeckt.<br />
Der Dialog kann e<strong>in</strong>e<br />
Bereicherung für uns se<strong>in</strong>, der<br />
uns hilft, die Bibel mit neuen<br />
Augen zu lesen.<br />
Immer <strong>wie</strong>der ist zu lesen, daß<br />
Ihnen kirchen<strong>in</strong>tern vorgeworfen<br />
wird, sich zu sehr dem<br />
Zeitgeist anzupassen bzw. zu<br />
liberale Positionen zu vertreten.<br />
Stört es Sie nicht, daß<br />
die Mauerbauer, Verwalter und<br />
Konservierer <strong>in</strong> den Religionen<br />
immer recht bald <strong>das</strong> Sagen<br />
haben und <strong>das</strong> »weite Herz«,<br />
<strong>wie</strong> Sie es <strong>so</strong> schön ausdrücken,<br />
zu kurz kommt?<br />
Pater Anselm: Ich<br />
werde weniger von Bischöfen,<br />
<strong>so</strong>ndern eher von konservativen<br />
Katholiken oder Evangelikalen<br />
kritisiert. Für mich ist<br />
die Bibel nicht dogmatisch, sie<br />
spricht vielmehr <strong>in</strong> wundervollen<br />
Bildern zu uns, und um<br />
diese zu durchdr<strong>in</strong>gen, haben<br />
wir nun e<strong>in</strong>mal den Verstand,<br />
den ich benutzen darf und<br />
<strong>so</strong>ll! Wenn ich die Bibel <strong>in</strong><br />
dieser Weise betrachte, kann<br />
ich feststellen, daß beispielsweise<br />
Gott nicht vergibt, weil<br />
Jesus gestorben ist - e<strong>in</strong>e Tatsache,<br />
die mir übrigens wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
auch jeder Theologe<br />
bestätigen könnte! Alle<strong>in</strong><br />
dieser Gedanke ist für manch<br />
orthodoxen Christ aber schon<br />
e<strong>in</strong>e Häresie, e<strong>in</strong>e Ketzerei!<br />
Gott war aber schon immer<br />
der vergebende Gott, selbst<br />
im alten Testament, <strong>das</strong> kann<br />
man ja <strong>in</strong> der Bibel nachlesen!<br />
Jesus vermittelte diese vergebende<br />
Liebe, <strong>in</strong> dem er es exemplarisch<br />
vorlebte. Das Bild<br />
aber, daß Gott den Tod se<strong>in</strong>es<br />
Sohnes brauchte, um den<br />
Menschen vergeben zu können,<br />
ist unlogisch und nicht<br />
nachvollziehbar.<br />
Das war seit me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit<br />
e<strong>in</strong> Punkt, den ich nie nachvollziehen<br />
konnte! In e<strong>in</strong>em Buch<br />
habe ich dazu s<strong>in</strong>ngemäß ge-
lesen: »Wozu <strong>so</strong>llte Gott <strong>das</strong><br />
Gebot geben »Du <strong>so</strong>llst nicht<br />
töten«, um dann von den Menschen<br />
<strong>wie</strong>derum zu verlangen,<br />
daß man e<strong>in</strong>er eigenartigen<br />
Sündenvergebung Willen se<strong>in</strong>en<br />
Sohn töten muß! Das ist<br />
<strong>so</strong> dermaßen um zehn Ecken<br />
gedacht, daß es nur falsch se<strong>in</strong><br />
kann.<br />
Pater Anselm: Da<br />
spielt die Empf<strong>in</strong>dung oder<br />
der gesunde Menschenverstand<br />
zu Recht nicht mit, und<br />
außerdem ist <strong>so</strong> e<strong>in</strong>e Logik<br />
auch unchristlich! Dieser Gedanke<br />
hängt aber dennoch <strong>in</strong><br />
vielen Köpfen. Gerade hier<br />
ist es doch wichtig, den Verstand<br />
e<strong>in</strong>zuschalten, und weil<br />
ich <strong>das</strong> tue, wirft man mir vor,<br />
zu e<strong>so</strong>terisch zu se<strong>in</strong>. Daß ich<br />
außerdem im Dialog mit anderen<br />
Religionen stehe und<br />
zudem noch psychologische<br />
Methoden verwende, fördert<br />
nicht gerade me<strong>in</strong> Ansehen <strong>in</strong><br />
jenen Kreisen! Ich b<strong>in</strong> zwar<br />
ke<strong>in</strong> E<strong>so</strong>teriker, dennoch muß<br />
man aber sagen, daß sich auch<br />
<strong>in</strong> der E<strong>so</strong>terik e<strong>in</strong>e Sehnsucht<br />
ausdrückt. Gerade weil wir im<br />
Christentum manches übersehen<br />
haben, bahnt sich der<br />
Drang nach Wahrheit eben<br />
dort se<strong>in</strong>en Weg. Immer wenn<br />
die Menschen woanders h<strong>in</strong>laufen,<br />
dann ist <strong>das</strong> e<strong>in</strong> Zeichen,<br />
daß sie <strong>in</strong> ihrer eigenen<br />
Religion nicht fündig geworden<br />
s<strong>in</strong>d. Die Frage ist für<br />
mich eher, <strong>wie</strong> wir diese Sehnsucht<br />
<strong>wie</strong>der heim <strong>in</strong>s Christentum<br />
holen können? Wie<br />
kann ich als Christ die Sehnsucht,<br />
die hier ausgedrückt<br />
wird, auch ansprechen, ohne<br />
nachzulaufen?<br />
Leider f<strong>in</strong>den die Auslegungen<br />
der großen Offenbarungsbücher<br />
re<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er materiellen Ebene<br />
statt, anstatt sie als H<strong>in</strong>weise<br />
für die eigene geistige Entwicklung<br />
zu sehen. Hierfür ist<br />
der Abstand von der Welt, den<br />
wir gerade vorh<strong>in</strong> angesprochen<br />
haben, wichtig. Die re<strong>in</strong><br />
materielle Auslegung schafft Fanatismus.<br />
Da pilgern beispiels-<br />
weise amerikanische Evangelikalen<br />
aus dem Bibelgürtel<br />
der USA nach Europa, um<br />
die Schauplätze des nahenden<br />
Jüngsten Gerichtes zu besuchen.<br />
Das f<strong>in</strong>de ich krank!<br />
Pater Anselm: Für<br />
mich ist bei alledem wichtig,<br />
daß die Bibel e<strong>in</strong> heilendes<br />
Buch ist! Wenn Menschen<br />
<strong>in</strong> ihrer Ideologie die Wirklichkeit<br />
nicht mehr erkennen,<br />
kann man auf der psychologischen<br />
Ebene e<strong>in</strong>wirken. Es<br />
muß aber auch gesagt werden,<br />
daß diese religiös motivierten<br />
Endzeitfantasien immer<br />
e<strong>in</strong> Ausdruck dafür s<strong>in</strong>d,<br />
daß die eigene Seele am Ende<br />
ist! Weil diese Menschen ke<strong>in</strong>e<br />
Hoffnung für sich sehen,<br />
muß auch gleich die ganze<br />
Welt zugrunde gehen! Religion<br />
ist, <strong>wie</strong> schon gesagt, wichtig,<br />
sie kann aber auch verfälscht<br />
werden und zu krankhaften<br />
Formen führen. Hierbei<br />
ist die Psychologie e<strong>in</strong><br />
ganz wichtiges Mittel, um gesund<br />
zu bleiben und Hilfestellungen<br />
zu bieten!<br />
Sie sagen: »Sexualität und<br />
Aggression s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />
Lebensenergien des Menschen.«<br />
Was me<strong>in</strong>en Sie damit?<br />
Pater Anselm: Aggression<br />
hat eigentlich zwei Funktionen:<br />
etwas anzupacken und<br />
zu verändern, oder sich abzugrenzen.<br />
E<strong>in</strong> Mensch, der ke<strong>in</strong>e<br />
Aggressionen hat, von dem<br />
gehen auch ke<strong>in</strong>e Impulse aus.<br />
Aggression ist al<strong>so</strong> e<strong>in</strong>e Kraft,<br />
die Veränderungen herbeiführt,<br />
Sexualität h<strong>in</strong>gegen ist<br />
Lebendigkeit, <strong>in</strong> der die Sehnsucht<br />
nach Beziehung, nach<br />
E<strong>in</strong>swerden, nach Ekstase<br />
entsteht.<br />
Man muß sich hierbei<br />
klar machen, daß es verschiedene<br />
Formen der Sexualität<br />
gibt. Sexualität hat zum e<strong>in</strong>en<br />
zwar mit dem Leib zu<br />
tun, andererseits ist sie <strong>in</strong> ihrer<br />
fe<strong>in</strong>sten Form, aber auch<br />
e<strong>in</strong>e Quelle der Spiritualität!<br />
Im Buddhismus gibt es beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e sehr asketi-<br />
Fahrrad-Bruckner.de<br />
Geniessen Sie die <strong>so</strong>uveränste Art des Velofahrens.<br />
Der praktisch geräuschlose Premium-Antrieb mit bis zu<br />
150% Unterstützung <strong>so</strong>rgt für ungeahnte Kraft am Berg.<br />
Dank der Lithium Technologie erreichen Sie Reichweiten<br />
bis 80 Kilometer. Sie werden Steigungen über 20% mit<br />
der Leichtigkeit e<strong>in</strong>es Sportlers erklimmen. FLYER Fahren<br />
bedeutet Lebensfreude, Fahrspaß und Abenteuer.<br />
Kanalstr. 9 · 74080 HN-Böck<strong>in</strong>gen · Tel. 07131 41750<br />
Montag – Freitag 9 – 18 Uhr · Samstag 9 – 14 Uhr<br />
E<strong>in</strong>en richtigen Baum gibt’s bei uns!<br />
Ke<strong>in</strong> Weihnachtsmärchen:<br />
Wer 2011 <strong>in</strong> Neckarmühlbach e<strong>in</strong>kauft,<br />
wird schon jetzt beschenkt:<br />
Für e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>kauf<br />
von E 75,– im nächsten Jahr<br />
gibt es schon jetzt e<strong>in</strong>e<br />
Nordmann-Tanne<br />
gratis (150 - 250 cm hoch).<br />
So geht’s: Sie kaufen e<strong>in</strong>en Warengutsche<strong>in</strong><br />
für E 75,– bei Abholung Ihres Weihnachtsbaums.<br />
Den Gutsche<strong>in</strong> lösen Sie dann bei<br />
Ihrem E<strong>in</strong>kauf vom 06.01. bis 31.08.2011 <strong>in</strong><br />
Neckarmühlbach e<strong>in</strong>.<br />
Tipp: Der Gutsche<strong>in</strong> lässt sich prima als Präsent<br />
weiterschenken!<br />
He<strong>in</strong>sheimer Straße 3<br />
74855 Haßmersheim-<br />
Neckarmühlbach<br />
Tel. 06266/92 06 0<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo-Fr 8.00 -18.00 Uhr<br />
Sa 8.00 -13.00 Uhr<br />
Fax 06266/920640 www.holzcenter.de<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
13<br />
Interviews
Interviews<br />
14 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
sche Ausprägung und e<strong>in</strong>en<br />
tantrischen Weg, mit der die<br />
Vere<strong>in</strong>igung der Gegensätze,<br />
<strong>das</strong> E<strong>in</strong>swerden gel<strong>in</strong>gen <strong>so</strong>ll.<br />
Tantrisch bedeutet al<strong>so</strong> nicht<br />
Ausleben, <strong>so</strong>ndern <strong>in</strong> Berührung<br />
mit sich kommen und<br />
sich verwandeln. Wenn Sexualität<br />
unterdrückt ist, dann<br />
wirkt <strong>das</strong> Leben verklemmt,<br />
und schnell sucht sich diese<br />
Kraft andere Kanäle <strong>wie</strong> Geltungssucht,<br />
Eitelkeit, Härte,<br />
Brutalität usw. Von e<strong>in</strong>em<br />
Therapeuten stammt der<br />
Satz; »Brutalität ist immer<br />
verdrängte Sexualität!« Es<br />
gibt auch im Christentum die<br />
Angst vor der S<strong>in</strong>nlichkeit. Je<br />
mehr ich mich allerd<strong>in</strong>gs vor<br />
etwas ängstige, desto mehr<br />
b<strong>in</strong> ich fatalerweise auch darauf<br />
fixiert! Man sieht al<strong>so</strong> <strong>wie</strong><br />
wichtig diese Kraft ist und<br />
<strong>wie</strong>viel Verantwortung der<br />
Menschen trägt, gut mit dieser<br />
Kraft umzugehen.<br />
Der Umgang mit der Sexualität<br />
ist e<strong>in</strong>e tägliche Herausforderung,<br />
für die es<br />
ke<strong>in</strong>en billigen Trick oder<br />
schnellen Ausweg gibt. Sexualität<br />
kann außerdem nicht erfüllt<br />
werden, nur im sexuellen<br />
Kontakt. E<strong>in</strong> Therapeut sagte<br />
hierzu: »Wenn man nicht<br />
mehr <strong>in</strong> der Sexualität sieht,<br />
als mit dem Partner oder Partner<strong>in</strong><br />
zu schlafen, dann wird<br />
man krank!« Der amerikanische<br />
Psychologe Dan Gilbert<br />
br<strong>in</strong>gt <strong>das</strong> heutige Problem<br />
auf den Punkt, wenn er sagt,<br />
daß der Sexualität die Transzendenz<br />
verloren gegangen<br />
ist! Es ist wichtig, sie als gute<br />
Gabe anzunehmen und nicht,<br />
<strong>wie</strong> es im Christentum leider<br />
oft der Fall war, zu verteufeln.<br />
Zur Ehrenrettung möchte ich<br />
aber erwähnen, daß die Leibverne<strong>in</strong>enden-Strömungen<br />
durch alle Kulturen und Religionen<br />
gehen.<br />
Sie halten auch gutbesuchte<br />
Sem<strong>in</strong>are für Manager ab. Warum<br />
s<strong>in</strong>d Sie <strong>in</strong> diesen Kreisen<br />
<strong>so</strong> begehrt? Was geben Sie den<br />
Menschen weiter?<br />
Pater Anselm: Patentrezepte<br />
habe ich auf jeden<br />
Fall ke<strong>in</strong>e parat! Es s<strong>in</strong>d eher<br />
zwei Themengebiete, um die<br />
sich unsere Gespräche drehen.<br />
Zum e<strong>in</strong>en suchen die Manager<br />
Hilfe für sich selbst. Viele<br />
Führungskräfte fragen sich,<br />
<strong>wie</strong> man <strong>in</strong> den Turbulenzen<br />
des Wirtschaftens mit sich<br />
selbst <strong>in</strong> Berührung bleiben<br />
und aus der <strong>in</strong>neren Quelle<br />
schöpfen kann. Der zweite<br />
Block beschäftigt sich mit<br />
dem Problem, daß man durch<br />
se<strong>in</strong>e Arbeit nie richtig zufrieden<br />
ist. Gew<strong>in</strong>nmaximierung<br />
und die Fixierung auf<br />
Geld kann ja auch nicht alles<br />
se<strong>in</strong>! Hier erarbeiten wir, <strong>wie</strong><br />
man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit <strong>wie</strong>der<br />
Werte vermitteln kann, <strong>wie</strong><br />
man angemessen mite<strong>in</strong>ander<br />
umgeht, die Würde des Menschen<br />
achtet. »Wertschöpfung<br />
durch Wertschätzung« lautet<br />
me<strong>in</strong> Wahlspruch! Indem ich<br />
<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Firma Werte schätze,<br />
schöpfe ich auch Werte.<br />
Es ist im Gegensatz dazu<br />
e<strong>in</strong> Ausdruck von Menschen-<br />
und Selbstverachtung, wenn<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Firma ke<strong>in</strong>e Werte<br />
geachtet werden. Es gibt<br />
eben auch Firmen, die wertlos<br />
s<strong>in</strong>d, weil sie ke<strong>in</strong>e Werte<br />
achten! In <strong>so</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen<br />
will auf Dauer ke<strong>in</strong>er<br />
arbeiten.<br />
Die Welt ist im Aufbruch und<br />
die Globalisierung voll im Gange.<br />
Wenn ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Betrieb<br />
<strong>in</strong> Deutschland auf den<br />
Umweltschutz achte, auf e<strong>in</strong><br />
ethisches Mite<strong>in</strong>ander, auf Respekt,<br />
Fairness usw., dann ist<br />
<strong>das</strong> zweifelsfrei e<strong>in</strong>e gute Sache.<br />
Doch <strong>wie</strong> gehen Firmen<br />
mit der Konkurrenz z.B. im Ausland<br />
um, für die auf der Jagd<br />
nach Profit ethisches Wirtschaften<br />
Fremdwörter s<strong>in</strong>d? Wird<br />
man da nicht e<strong>in</strong>fach überrollt?<br />
Pater Anselm: Das ist<br />
auf jeden Fall e<strong>in</strong>e Herausforderung!<br />
Gegen Land A, <strong>das</strong><br />
nur die Hälfte unseres Lohnes<br />
bezahlt, könnte e<strong>in</strong>e »ethische<br />
Firma« sich wohl noch weh-
en. Wenn dieses Land <strong>wie</strong>derum<br />
die Produktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Land B auslagert, weil dort<br />
die Löhne noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />
Viertel günstiger s<strong>in</strong>d, dann<br />
gerät man an die Grenzen des<br />
Machbaren! Man kann aber<br />
andere Firmen auch mit guten<br />
Werten, mit Nachhaltigkeit<br />
unter Druck setzen! Jochen<br />
Zeitz, der Chef des<br />
Puma Konzerns, mit dem ich<br />
<strong>so</strong>eben <strong>das</strong> Buch »Gott, Geld<br />
und Gewissen« geschrieben<br />
habe, trimmt se<strong>in</strong>e Firma<br />
im Augenblick zum Beispiel<br />
massiv auf Nachhaltigkeit.<br />
Das schmälert zwar zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal den Gew<strong>in</strong>n, weil die<br />
Konsumenten eher Wert auf<br />
billige Waren legen, auf lange<br />
Sicht kann sich aber Konkurrent<br />
Adi<strong>das</strong> diesem Thema<br />
nun nicht mehr entziehen!<br />
Puma produziert natürlich<br />
ebenfalls <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, doch<br />
versucht man eben auch dort,<br />
diese ethischen Standards<br />
durchzusetzen. Es ist wichtig,<br />
daß wir unsere Vorstellungen<br />
von Nachhaltigkeit und <strong>so</strong>zialer<br />
Gerechtigkeit etablieren,<br />
daß wir al<strong>so</strong> auch Werte exportieren<br />
und nicht nur Waren!<br />
Wie geht e<strong>in</strong> Mensch, dem es<br />
um Geisteswerte geht, mit wirtschaftlichem<br />
Druck um? Sie<br />
s<strong>in</strong>d als Cellerar des Klosters<br />
zum Beispiel für e<strong>in</strong>en großen<br />
Wirtschaftsbetrieb mit vielen<br />
Arbeitsplätzen verantwortlich.<br />
Pater Anselm: Man<br />
braucht e<strong>in</strong>en langen Atem<br />
,und man muß sich bei se<strong>in</strong>en<br />
Investitionen immer überlegen,<br />
<strong>wie</strong> man die Abtei auf gesunde<br />
Füße stellen kann. Es<br />
geht mir nicht um Gew<strong>in</strong>nmaximierung,<br />
um <strong>das</strong> Immer-<br />
Mehr, <strong>so</strong>ndern es geht mir um<br />
die Sicherung von Arbeitsplätzen<br />
und um e<strong>in</strong> gutes Arbeitsklima.<br />
Die Arbeitsplätze<br />
s<strong>in</strong>d letztlich nicht nur als<br />
Wohltat gedacht, <strong>so</strong>ndern es<br />
muß am Ende auch etwas dabei<br />
herauskommen, d.h. unsere<br />
Arbeitnehmer müssen<br />
ihren Lebensunterhalt verdienen.<br />
Das Wichtigste bei<br />
der Führung <strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />
ist, me<strong>in</strong>er Ansicht<br />
nach, Vertrauen. Wenn<br />
ich vertraue, dann arbeiten<br />
die Angestellten auch gerne<br />
<strong>in</strong> diesem Betrieb. Mißtrauen,<br />
Angst lähmt und ist pure<br />
Energieverschwendung! Es ist<br />
mir bei me<strong>in</strong>er Arbeit deshalb<br />
wichtig, daß ich mich nicht<br />
unter Druck setze und auch<br />
andere nicht unter Druck setze.<br />
Ich f<strong>in</strong>de es zum Beispiel<br />
kle<strong>in</strong>kariert, wenn ich e<strong>in</strong>en<br />
Chef sagen höre: »Sie müssen<br />
noch mehr arbeiten!« So etwas<br />
ist für mich immer Ausdruck<br />
mangelnder Fantasie!<br />
Wenn ich Fantasie habe, muß<br />
ich niemanden unter Druck<br />
setzen!<br />
Sie legen doch aber auch Gelder<br />
an. Ist bei Ihren Anlagen<br />
nicht die Gefahr groß, unethisches<br />
Verhalten anderer zu unterstützen?<br />
Pater Anselm: Man<br />
muß natürlich immer aufpassen,<br />
wo man anlegt. Es gibt ja<br />
grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />
entweder man steigt<br />
aus dem ganzen System aus,<br />
oder man benutzt <strong>das</strong> System,<br />
um damit etwas zu bewirken!<br />
Es gibt bei dieser Form des<br />
Geldverdienens auch ethische<br />
Geldanlagen. Es gibt zum<br />
Beispiel Fonds, die bewußt<br />
Firmen heraussuchen, die mit<br />
ethischen Standards ihr Geld<br />
verdienen. Wenn man sich<br />
über <strong>das</strong> Unternehmen aus-<br />
giebig <strong>in</strong>formiert, kann man<br />
die von Ihnen angedeutete<br />
unredliche Form des Handels<br />
al<strong>so</strong> gut vermeiden. Ich habe<br />
heute beispielsweise e<strong>in</strong>e Anleihe<br />
der Firma Dürr mit 7,25<br />
% angelegt. Die Firma Dürr<br />
ist me<strong>in</strong>er Ansicht nach e<strong>in</strong><br />
anständiges Unternehmen, die<br />
ich mit dieser Anleihe letztlich<br />
auch unterstütze. Normalerweise<br />
ist <strong>so</strong> e<strong>in</strong> Geschäft<br />
aber e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Situation,<br />
bei der alle profitieren. Sicherlich<br />
ist bei den Aktienhandelsgeschäften<br />
aber vieles falsch<br />
gelaufen. Vor allem die unkontrollierten<br />
und anonymen<br />
Spekulationen <strong>in</strong> England und<br />
Amerika s<strong>in</strong>d hochgefährlich.<br />
Beim Geldgeschäft muß ich<br />
eben immer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Freiheit<br />
vom Geld haben!<br />
Samuel Weber hat sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Buch »Geld ist Zeit« über<br />
Kredit und Krise Gedanken gemacht.<br />
Der Kapitalismus ersche<strong>in</strong>t<br />
ihm als e<strong>in</strong> fataler Kult,<br />
der » … uns, je länger er geht,<br />
desto mehr <strong>in</strong> die Verschuldung<br />
stürzt, da <strong>in</strong> ihm die unverstandene<br />
Paradoxie besteht,<br />
daß sich der Mensch von dieser<br />
immer tieferen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Verschuldung e<strong>in</strong>e Art Erlösung<br />
verspreche.« Die amerikanische<br />
»Konsumreligion« sucht se<strong>in</strong>er<br />
Ansicht nach im Anhäufen von<br />
Schulden e<strong>in</strong>e Art Erlösung.<br />
Außerdem sieht er e<strong>in</strong>e weitere<br />
Analogie zur Religion, da<br />
auch am Anfang der Verwandlung<br />
von Geld <strong>in</strong> Kapital e<strong>in</strong><br />
Glaubensakt steht: nämlich <strong>das</strong><br />
Vertrauen, daß die öffentliche<br />
Schuld gedeckt sei. Kapitalismus<br />
als Religionsersatz und<br />
Konsum als Weg zur Gnade.<br />
Was halten Sie davon?<br />
Pater Anselm: Da ist<br />
etwas Wahres dran! Der pure<br />
Kapitalismus ist <strong>sicher</strong> e<strong>in</strong><br />
Fehler, da es immer schon zu<br />
großen Problemen geführt<br />
hat, wenn weltliche D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en<br />
religiösen Glanz erhielten.<br />
Geld ist wichtig, damit<br />
<strong>das</strong> Leben gel<strong>in</strong>gt, doch wenn<br />
<strong>das</strong> Leben gänzlich ohne religiöse<br />
Dimensionen ist, dann<br />
spr<strong>in</strong>gt am Ende <strong>das</strong> Geld <strong>in</strong><br />
diese Lücke, <strong>in</strong> dieses Wertevakuum<br />
und erhält dabei religiöse<br />
Dimensionen. Spätestens<br />
dann wird es fatal, da<br />
<strong>das</strong> Geld zum Götzen wird,<br />
und <strong>wie</strong> jeder weiß, kann man<br />
nicht zugleich Gott und dem<br />
Mammon dienen!<br />
Das ist <strong>sicher</strong> auch die<br />
Gefahr bei <strong>so</strong> manchen Spekulanten,<br />
die nur noch Geld<br />
sehen, <strong>so</strong>nst aber völlig leer<br />
s<strong>in</strong>d. Von der psychologischen<br />
Seite her würde ich<br />
mich C.G. Jung anschließen:<br />
»Geld ist nicht per se schlecht,<br />
es hat aber die Tendenz, die<br />
Maske zu verstärken.« Wenn<br />
mir e<strong>in</strong>e Frau beispielsweise<br />
erzählt, daß e<strong>in</strong>e echte Kommunikation<br />
mit ihrem Mann<br />
nicht mehr möglich sei, weil<br />
er nur noch über Geld redet,<br />
dann zeigt <strong>das</strong>, <strong>wie</strong> wenig dieser<br />
Mann <strong>in</strong> Berührung mit<br />
se<strong>in</strong>em Herzen ist, <strong>wie</strong> verste<strong>in</strong>ert<br />
er schon ist! Wenn <strong>das</strong><br />
Geld tatsächlich zum höchsten<br />
Wert wird, dann wird<br />
auch <strong>das</strong> Geld wertlos! Das<br />
sah man <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzkrise,<br />
wo sich ja alles nur noch um<br />
<strong>das</strong> Geld gedreht hat. Wenn<br />
es jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wertesystem<br />
e<strong>in</strong>gebunden ist, dann hat es<br />
e<strong>in</strong>en anderen Wert, den man<br />
aber selbst dann nicht überschätzen<br />
<strong>so</strong>llte!<br />
Das Gespräch führte<br />
Mehmet Yesilgöz<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
15<br />
Interviews
Bewußtse<strong>in</strong><br />
Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt der Wünsche. Wir wünschen uns Reichtum, Schönheit, Karriere<br />
und Erfolg. Und wir tun vieles, um uns diese Wünsche erfüllen zu können. Noch niemals<br />
zuvor <strong>in</strong> der Geschichte der Menschheit gab es <strong>so</strong> viele erfolgreiche Menschen, und<br />
noch niemals zuvor wurden <strong>so</strong> viele Wünsche erfüllt. Doch trotz aller Erfolge s<strong>in</strong>d nur<br />
die wenigsten Menschen wirklich glücklich. Woran liegt <strong>das</strong>? In der griechischen Mythologie<br />
zeigt sich uns e<strong>in</strong> seltsames Bild: dort s<strong>in</strong>d die Erfolgreichsten, die Stärksten, die<br />
Schönsten und die Begabtesten zugleich auch die bekanntesten Tragödiengestalten.<br />
16 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010
Die Welt der Wünsche!<br />
Oder: Warum Odysseus se<strong>in</strong>e Heimat nicht mehr fand …<br />
Wer kennt sie nicht, die alte<br />
Geschichte? Die schöne<br />
Helena, Ehefrau des griechischen<br />
Fürsten Menelaos, verliebt sich<br />
<strong>in</strong> den trojanischen Pr<strong>in</strong>zen Pares<br />
und flieht mit ihm nach Troja.<br />
Die Griechen schwören Rache. Sie<br />
sammeln ihre größten Helden und<br />
ziehen gegen Troja <strong>in</strong> den Krieg.<br />
Da die Trojaner jedoch eben<strong>so</strong> große<br />
Helden s<strong>in</strong>d und ihre Stadt zudem<br />
von e<strong>in</strong>er unüberw<strong>in</strong>dlichen<br />
Mauer umgeben ist, gel<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>er<br />
Seite der Sieg. Nach unzähligen<br />
Schlachten und zehnjähriger Besatzung<br />
ist noch immer ke<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong><br />
Sicht...<br />
Und <strong>das</strong> wäre wohl auch <strong>so</strong><br />
geblieben, wäre da nicht Odysseus<br />
gewesen. Der König von Ithaka hat<br />
diesen Krieg nie gewollt. Se<strong>in</strong> sehnlichster<br />
Wunsch ist die Rückkehr<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e geliebte Heimat und <strong>das</strong><br />
Wiedersehen mit se<strong>in</strong>er Frau Penelope<br />
und se<strong>in</strong>em Sohn Telemachos.<br />
Er bittet die Götter um Hilfe, und<br />
Poseidon, der Gott der Meere, gibt<br />
ihm e<strong>in</strong>e geniale Idee e<strong>in</strong>. Davon<br />
<strong>in</strong>spiriert, läßt Odysseus e<strong>in</strong> überdimensionales<br />
Holzpferd bauen, <strong>in</strong><br />
dem sich e<strong>in</strong>ige Krieger verbergen.<br />
Die Trojaner fallen auf die List here<strong>in</strong>,<br />
ziehen <strong>das</strong> Pferd <strong>in</strong> die Stadt<br />
und werden <strong>in</strong> der Nacht überwältigt.<br />
Troja fällt, und der Krieg ist<br />
zuende.<br />
Odysseus ist der Mann der<br />
Stunde. Se<strong>in</strong>em Wunsch nach<br />
Rückkehr steht nun nichts mehr<br />
im Wege. Wer nun aber glaubt,<br />
die Geschichte habe hier ihr »happy<br />
end«, der irrt. Denn Odysseus<br />
steigt der Erfolg zu Kopf. Obwohl<br />
ihm se<strong>in</strong> Wunsch erfüllt wurde,<br />
weigert er sich, Poseidon zu danken.<br />
E<strong>in</strong> neuer Wunsch ist <strong>in</strong> ihm<br />
gewachsen: Er möchte als Held aller<br />
Helden und Bezw<strong>in</strong>ger Trojas<br />
<strong>in</strong> die Geschichte e<strong>in</strong>gehen. Deshalb<br />
kommt er zu der Überzeugung,<br />
daß er den Erfolg nicht der<br />
Gunst der Götter, <strong>so</strong>ndern nur se<strong>in</strong>er<br />
eigenen überragenden Klugheit<br />
zu verdanken habe. Er beleidigt<br />
damit Poseidon und se<strong>in</strong> Schicksal<br />
nimmt se<strong>in</strong>en Lauf...<br />
Tragödien<br />
Tragödien beg<strong>in</strong>nen immer auf<br />
dieselbe Weise. Wir wünschen uns<br />
etwas. Wir tun alles dafür, daß der<br />
Wunsch Wirklichkeit wird. Wir<br />
bitten die Götter um Hilfe und fallen<br />
demütig vor ihnen auf die Knie.<br />
Und wenn wir »erhört werden«<br />
und der Wunsch sich tatsächlich<br />
erfüllt, geschieht etwas <strong>in</strong> uns: Wir<br />
kommen an e<strong>in</strong>e Art Weggabelung.<br />
Denn mit jedem Erfolg, mit jedem<br />
erfüllten Wunsch, wächst unser<br />
Selbstvertrauen und damit auch<br />
die Überzeugung unserer eigenen<br />
Fähigkeiten. Und wir stehen vor<br />
der Entscheidung, dem Schicksal<br />
für se<strong>in</strong>e Großzügigkeit zu danken<br />
oder aber uns auf die eigene stolzgeschwellte<br />
Brust zu schlagen und<br />
zu rufen: »Seht alle her, ich b<strong>in</strong> der<br />
König der Welt!«<br />
Welche grotesken Formen dies<br />
bisweilen annehmen kann, zeigt<br />
der kollektive Größenwahn derer,<br />
denen <strong>das</strong> Volk zujubelt, da sie es<br />
<strong>in</strong> Sachen Erfolg be<strong>so</strong>nders weit<br />
gebracht haben. In diesen Erfolgsgeschichten<br />
wird die sprichwörtliche<br />
Verb<strong>in</strong>dung aus Genie und<br />
Wahns<strong>in</strong>n sichtbar. Denn gerade<br />
dort, wo Begabung, Talent und<br />
<strong>das</strong> Wissen um die Erfolgsgesetze<br />
des Lebens am meisten ausgeprägt<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d, ist die Versuchung<br />
am größten, sich im eigenen Erfolg<br />
zu <strong>so</strong>nnen und dadurch <strong>das</strong> wahre<br />
Licht aus den Augen zu verlieren.<br />
Tragische<br />
Erfolgsgeschichten<br />
Die griechische Mythologie<br />
berichtet über e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />
<strong>so</strong>lcher Charaktere: Die schöne<br />
Helena, der die ihr von den Göttern<br />
geschenkte Schönheit zum<br />
Verhängnis wurde. Der starke Herakles,<br />
der an den Folgen dessen,<br />
was se<strong>in</strong>e Kräfte bewirkten, zerbrach.<br />
Der mutige »Fliegerpionier«<br />
Ikaros, dessen Übermut ihn<br />
<strong>so</strong> hoch h<strong>in</strong>auftrieb, daß er irgendwann<br />
der Sonne zu nahe kam und<br />
<strong>in</strong>s Verderben stürzte. Und nicht<br />
zuletzt der listige Odysseus, der<br />
<strong>so</strong> klug war, daß er irgendwann<br />
glaubte, die Quelle aller Weisheit <strong>in</strong><br />
sich selbst zu tragen.<br />
In den tragischen Erfolgsgeschichten<br />
dieser größten aller Helden<br />
steckt e<strong>in</strong>e tiefe Weisheit. Im<br />
Kerne ist es die Erkenntnis, daß<br />
Begabung und Erfolg uns <strong>in</strong> zwei<br />
Richtungen führen können: Sie<br />
können uns demütig und dankbar<br />
machen für die Gnade der Götter,<br />
oder eben eitel und dumm. Geschieht<br />
letzteres, dann wächst mit<br />
der Dummheit auch die Zahl unserer<br />
Wünsche. Denn je kle<strong>in</strong>er die<br />
Bescheidenheit, desto größer der<br />
Anspruch.<br />
Die Macht der Wünsche<br />
Wünsche s<strong>in</strong>d etwas Seltsames.<br />
Sie kommen von irgendwoher,<br />
machen sich <strong>in</strong> uns breit und<br />
füllen unser ganzes Bewußtse<strong>in</strong><br />
aus. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, uns zu<br />
Höchstleistungen anzuspornen.<br />
Bisweilen werden sie gar zu unserem<br />
Fenster h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Welt. Wir<br />
nehmen <strong>das</strong>, was uns umgibt, nur<br />
noch im Lichte unserer Wünsche<br />
wahr. Die Welt wird zum Laboratorium<br />
unserer Wunscherfüllungsexperimente.<br />
Alles andere verliert<br />
an Bedeutung. Wird der Wunsch<br />
nicht erfüllt, <strong>so</strong> leiden wir. Wir<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
17<br />
Bewußtse<strong>in</strong>
Bewußtse<strong>in</strong><br />
18 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
werden unglücklich, empf<strong>in</strong>den<br />
<strong>das</strong> Leben als ungerecht<br />
und beschimpfen die Götter<br />
ob ihrer Unnachgiebigkeit.<br />
Wohl stellen sich viele Wünsche<br />
im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als uns<strong>in</strong>nig<br />
heraus, und doch bestimmen<br />
sie unser Bef<strong>in</strong>den.<br />
Die Erfolgsliteratur zeigt<br />
uns viele Wege, <strong>wie</strong> wir die<br />
Erfüllung unserer Wünsche<br />
beschleunigen können: Indem<br />
wir gedankliche Bestellsche<strong>in</strong>e<br />
ans Universum schicken,<br />
durch positives Denken<br />
die Schicksalskanäle öffnen,<br />
visualisieren, affirmieren<br />
und viele andere Techniken<br />
mehr. Natürlich können wir<br />
auch mit unlauteren Methoden<br />
nachhelfen. Bei manchen<br />
gilt ja die Regel, daß der<br />
Zweck die Mittel heiligt und<br />
für die ganz be<strong>so</strong>nders wichtigen<br />
Wünsche <strong>so</strong> gut <strong>wie</strong> jedes<br />
Mittel recht ist.<br />
Ist der Wunsch dann tatsächlich<br />
erfüllt, erleben wir<br />
Zufriedenheit. Das erfolgreiche<br />
Gel<strong>in</strong>gen unseres Wunscherfüllungsexperiments<br />
macht uns glücklich. Zumeist<br />
hält dieser Zustand jedoch<br />
nicht sehr lange an, <strong>so</strong> daß<br />
wir uns bald neue Wünsche<br />
suchen, die wir uns erfüllen<br />
können.<br />
Vere<strong>in</strong>facht ausgedrückt,<br />
ist unser gesamtes heutiges<br />
F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftsystem<br />
e<strong>in</strong>e materiegewordene<br />
Welt der globalen Wunscherfüllung.<br />
Über <strong>das</strong> Notwendige<br />
h<strong>in</strong>aus wird allerlei produziert,<br />
was sich Menschen<br />
wünschen. Wissen sie noch<br />
nichts von ihren Wünschen,<br />
<strong>so</strong> werden durch die Werbung<br />
Wünsche künstlich erzeugt.<br />
Auf der anderen Seite<br />
wünscht sich der Hersteller<br />
dadurch e<strong>in</strong>en Ertrag, um<br />
sich eigene Wünsche erfüllen<br />
zu können.<br />
Unser Weltbild ist e<strong>in</strong>e<br />
Symbiose aus Wunschvorstellungen<br />
und der Erschaffung<br />
von Systemen, diese Wünsche<br />
<strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />
Selbst unsere Religionen und<br />
Philo<strong>so</strong>phien tragen sehr viel<br />
Wunschdenken <strong>in</strong> sich. Der<br />
Wunsch aktiviert e<strong>in</strong>e treibende<br />
Kraft, die dem Handeln<br />
vorausgeht. Er bestimmt<br />
unser Denken, und er gibt<br />
unserem Leben die Richtung.<br />
Noch niemals zuvor <strong>in</strong><br />
der Geschichte der Menschheit<br />
waren <strong>so</strong> viele Wünsche<br />
tatsächlich erfüllbar <strong>wie</strong> heute.<br />
Und noch niemals zuvor<br />
wurden <strong>so</strong> viele Wünsche erfüllt.<br />
Die Frage sei hier erlaubt,<br />
warum die Menschen<br />
dann <strong>so</strong> unglücklich s<strong>in</strong>d?<br />
Die Illusion der Wünsche<br />
Wünsche s<strong>in</strong>d zumeist<br />
auf »Vergängliches« gerichtet.<br />
Und zudem schrumpft mit<br />
jedem erfüllten Wunsch die<br />
Halbwertszeit der Zufriedenheit.<br />
Gleichzeitig steigt mit<br />
jedem Gel<strong>in</strong>gen die Zahl der<br />
unbegrenzten Möglichkeiten.<br />
Bish<strong>in</strong> zur Versuchung, sich<br />
immer mehr D<strong>in</strong>ge zu wünschen,<br />
die weder gut für uns<br />
selbst noch für andere s<strong>in</strong>d.<br />
Der immer mehr um<br />
sich greifende Machbarkeitswahn<br />
der Jetztzeit ist die logische<br />
Konsequenz unseres<br />
»Wunschdenkens«. Wobei es<br />
längst nicht mehr darum geht,<br />
weise Entscheidungen zu<br />
treffen, um die Welt zu veredeln<br />
und uns gegenseitig <strong>in</strong><br />
unserer Entwicklung zu fördern,<br />
<strong>so</strong>ndern oft nur noch<br />
darum, D<strong>in</strong>ge zu tun, weil sie<br />
möglich s<strong>in</strong>d. Je ausgefallener,<br />
desto besser. Je s<strong>in</strong>nloser,<br />
desto attraktiver. Hauptsache,<br />
es gibt etwas Neues, <strong>das</strong> man<br />
sich wünschen kann.<br />
Das »immer schneller,<br />
immer höher, immer weiter«<br />
und die Illusion vom ewigen<br />
Wachstum gehen mit dieser<br />
Philo<strong>so</strong>phie e<strong>in</strong>her. Die Maßlosigkeit<br />
und als Folge die immer<br />
größere Unzufriedenheit,<br />
oder besser Unbefriedbarkeit,<br />
pflanzen sich unaufhörlich<br />
fort. Immer sche<strong>in</strong>t es
etwas zu geben, <strong>das</strong> wir uns<br />
noch nicht gewünscht haben.<br />
Irgendwo schlummert immer<br />
e<strong>in</strong> verborgener Schatz, den<br />
es unbed<strong>in</strong>gt noch zu heben<br />
gilt. Auch wenn wir dafür die<br />
besten Jahre des Lebens opfern<br />
und <strong>in</strong> lichtlosen Höhlen<br />
dah<strong>in</strong>vegetieren. Der Wunsch<br />
schreit nach Erfüllung.<br />
Wünsche entwickeln immer<br />
e<strong>in</strong>e Art Eigendynamik<br />
und werden irgendwann zur<br />
Hydra. Mit jedem abgeschlagenen<br />
Kopf wachsen mehrere<br />
neue Köpfe nach. Die Unersättlichkeit<br />
und die Gier<br />
nach immer neuen Wunscherfüllungen<br />
rauben uns den <strong>in</strong>neren<br />
Frieden. Bis wir uns<br />
letztlich D<strong>in</strong>ge wünschen, die<br />
außerhalb unserer Möglichkeiten<br />
liegen. Oder katastrophale<br />
Folgen haben. Die Tragödie<br />
ist damit vorprogrammiert.<br />
Die Welt der Wünsche<br />
Aktuelle Erhebungen belegen,<br />
daß wir global <strong>in</strong> vielen<br />
Bereichen des Lebens e<strong>in</strong>en<br />
kritischen Punkt erreicht<br />
haben. Sei es, was die Bevölkerungszahl<br />
der Erde angeht,<br />
die Ausbeutung der Natur,<br />
<strong>das</strong> Verschw<strong>in</strong>den der Arten,<br />
die Gefahren unserer modernen<br />
Konsumgesellschaft, und<br />
vieles andere mehr. Würden<br />
alle Menschen der Erde ökonomisch<br />
und ökologisch <strong>so</strong><br />
leben wollen <strong>wie</strong> wir – <strong>so</strong> <strong>das</strong><br />
Ergebnis –, müßte die Erde<br />
um e<strong>in</strong> Vielfaches größer se<strong>in</strong>,<br />
als sie ist. Unser Planet ist<br />
für die kollektive Wunscherfüllung<br />
aller nicht groß genug.<br />
Solange es sich materielle<br />
Wünsche handelt!<br />
Bezogen auf unseren<br />
tragischen Helden Odysseus<br />
könnte man sich die Frage<br />
stellen, ob unsere heutige<br />
Weltsicht nicht e<strong>in</strong>er grundlegenden<br />
Änderung bedarf.<br />
Wohl wird es immer unser<br />
Bestreben bleiben, uns zu<br />
verwirklichen, neue Ideen zu<br />
entwickeln und diese, wenn<br />
möglich, auch <strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />
Und doch fehlt im<br />
großen Erfolgs- und Wunscherfüllungskarussell<br />
e<strong>in</strong><br />
wichtiger Punkt: Die »Ethik<br />
des Wünschens« ist uns verlorengegangen.<br />
Dabei gibt<br />
es sie. Diese »Bedienungsanleitung<br />
für tragödienfreies<br />
Wünschen« zieht sich als<br />
roter Faden durch alle Philo<strong>so</strong>phien<br />
und Weltreligionen.<br />
Auch <strong>in</strong> der griechischen Mythologie<br />
spielt sie e<strong>in</strong>e herausragende<br />
Rolle. Aus jedem<br />
Gleichnis spricht der Wunsch<br />
der Götter, der Mensch möge<br />
se<strong>in</strong>e realitätgewordene Wünsche-Odyssee<br />
beenden und<br />
aus dem Nebel herausf<strong>in</strong>den.<br />
Und sich statt s<strong>in</strong>nloser Wünsche<br />
s<strong>in</strong>nvolle Ziele suchen…<br />
S<strong>in</strong>d wir nicht alle<br />
e<strong>in</strong> bißchen Odysseus?<br />
Der unserem heutigen<br />
Lebenssystem <strong>in</strong>newohnende<br />
Erfolgsdruck drängt uns<br />
immer <strong>wie</strong>der, uns D<strong>in</strong>ge zu<br />
wünschen, die uns im tiefsten<br />
Innersten gar nicht wirklich<br />
wichtig s<strong>in</strong>d. Wir wünschen<br />
sie uns dennoch, weil<br />
<strong>das</strong> im Leben <strong>so</strong> dazugehört.<br />
Weil es uns von außen suggeriert<br />
wird. Weil wir uns an<br />
anderen Menschen messen.<br />
Weil wir glauben, der S<strong>in</strong>n<br />
des Lebens bestünde aus immer<br />
neuer und immer schwerer<br />
zu verwirklichender Wunscherfüllung.<br />
Doch stimmt <strong>das</strong>? Müssen<br />
wir wirklich immer weiter<br />
wachsen, immer höher<br />
steigen und immer erfolgreicher<br />
werden, um glücklich zu<br />
se<strong>in</strong>? Müssen wir wirklich beständig<br />
neue Mauern durchbrechen,<br />
neue Welten erobern<br />
und nach immer neuen Illusionen<br />
suchen, ohne doch jemals<br />
anzukommen? Oder<br />
s<strong>in</strong>d dies nur die Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />
unserer Odys-<br />
see, die an dem Tag begann,<br />
als wir uns entschlossen, immer<br />
etwas anderes zu wollen<br />
als <strong>das</strong>, was wir bereits haben?<br />
Als wir zu Glücksrittern<br />
wurden, ständig auf der Suche,<br />
dauernd unterwegs und<br />
damit beschäftigt, uns auf e<strong>in</strong><br />
Leben vorzubereiten, <strong>das</strong> nie<br />
stattf<strong>in</strong>det?<br />
Ruhelos und immer unter<br />
Strom hetzen wir durch<br />
e<strong>in</strong> Labyr<strong>in</strong>th ohne Ausgang<br />
und versuchen, etwas Unmögliches<br />
zu vollbr<strong>in</strong>gen:<br />
nämlich durch die Erfüllung<br />
unserer Wünsche Glück und<br />
<strong>in</strong>neren Frieden zu f<strong>in</strong>den.<br />
E<strong>in</strong>e Tragödie ohne Ende, da<br />
mit jeder Wunscherfüllung<br />
die Entstehung neuer Wünsche<br />
verbunden ist. Wenn<br />
wundert´s, daß wir nicht<br />
glücklich s<strong>in</strong>d?<br />
Der Wunsch der Götter<br />
Auch der gute Odysseus<br />
ist <strong>in</strong> diese Falle gegangen.<br />
Statt mit dem, was er<br />
hatte, zufrieden zu se<strong>in</strong>, und<br />
den Göttern dafür zu danken,<br />
wünschte er sich mehr, als<br />
ihm zustand. Er erhob sich<br />
über die Götter. Die Folge<br />
war se<strong>in</strong>e berühmte Odyssee,<br />
die von großem Leid, Verlust<br />
und Heimatlosigkeit begleitet<br />
war. Als er schließlich<br />
nach vielen Jahren <strong>wie</strong>der zu<br />
Hause ankam, erkannte ihn<br />
nur noch der alte Hausdiener.<br />
Se<strong>in</strong>e Frau erkannte ihn nicht.<br />
So sehr hatte se<strong>in</strong>e Odyssee<br />
ihn verändert.<br />
Ob sie e<strong>in</strong>en demütigeren<br />
und damit zufriedeneren<br />
Menschen aus ihm gemacht<br />
hat, <strong>das</strong> wissen wir nicht.<br />
Manche Schriften behaupten,<br />
er habe aus den Erfahrungen<br />
gelernt, se<strong>in</strong>e Frau zurückerobert<br />
und glücklich auf se<strong>in</strong>er<br />
Insel Ithaka gelebt bis<br />
ans Ende se<strong>in</strong>er Tage. Andere<br />
Schriften <strong>wie</strong>derum erzählen<br />
<strong>das</strong> Gegenteil. Se<strong>in</strong> ruheloser<br />
Geist habe neue Wünsche<br />
<strong>in</strong> ihm geweckt und ihn bald<br />
<strong>wie</strong>der h<strong>in</strong>ausgetrieben <strong>in</strong> die<br />
Welt, neuen schicksalhaften<br />
Abenteuern entgegen. So ist<br />
er uns als Tragödiengestalt erhalten<br />
geblieben.<br />
Für unser eigenes Schicksal<br />
bleibt zu hoffen, daß auch<br />
wir unsere Wünsche-Odyssee<br />
irgendwann beenden werden.<br />
Indem wir lernen, dankbarer<br />
und zufriedener zu se<strong>in</strong><br />
mit dem, was wir bereits haben.<br />
Dazu jedoch gehört<br />
e<strong>in</strong>e gewisse <strong>in</strong>nere Größe.<br />
Denn <strong>wie</strong> sagt schon <strong>das</strong> alte<br />
Sprichwort: Kle<strong>in</strong>e Menschen<br />
haben Wünsche, große Menschen<br />
haben Ziele.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
19<br />
Bewußtse<strong>in</strong> Editorial
Regionale Visionäre<br />
Das Mysterium der Düfte<br />
Gespräch mit dem Duftexperten und Naturkosmetik-Pionier<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann aus Maienfels.<br />
In unserer Reihe »regionale<br />
Visionäre« entdecken<br />
wir immer <strong>wie</strong>der außergewöhnliche<br />
Menschen, die <strong>in</strong><br />
unserer unmittelbaren Nachbarschaft<br />
leben. E<strong>in</strong>e dieser<br />
Persönlichkeiten ist der Begründer<br />
der Maienfelser Naturkosmetik<br />
Manufaktur<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann. Seit<br />
über 25 Jahren setzt er <strong>in</strong>ternationale<br />
Maßstäbe <strong>in</strong> Sachen<br />
natürliche Düfte und ätherische<br />
Öle, und ist Experte für<br />
»botanische Spezialitäten«.<br />
Aromatherapeuten und<br />
Naturkosmetik<strong>in</strong>teressierte<br />
aus aller Welt geben sich bei<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann die<br />
Kl<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> die Hand. Gerade<br />
war <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>e Delegation<br />
aus Rußland und der Ukra<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Wüstenroter<br />
Teilörtchen Maienfels.<br />
Fernsehen, Radio und Presse<br />
haben ebenfalls mehrfach berichtet.<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmanns<br />
Ruf als Duftexperte<br />
20 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
eilt ihm voraus.<br />
»Das Mysterium der<br />
Düfte«, <strong>so</strong> der Naturliebhaber,<br />
»hat mich schon <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
Jugend fasz<strong>in</strong>iert. Ich<br />
habe früher als exam<strong>in</strong>ierter<br />
Krankenpfleger <strong>in</strong> Krankenhäusern<br />
und Altenheimen gearbeitet<br />
und dabei prägende<br />
Erfahrungen gemacht. Menschen<br />
mit Alzheimer beispielsweise,<br />
die sich an nichts<br />
mehr er<strong>in</strong>nerten und kaum<br />
noch am Leben teilnahmen,<br />
s<strong>in</strong>d bei bestimmten Düften<br />
plötzlich <strong>wie</strong>der zum Leben<br />
erwacht. Die Düfte haben etwas<br />
<strong>in</strong> ihnen ausgelöst. Selbst<br />
Komapatienten reagieren auf<br />
Düfte, die sich <strong>in</strong> ihr Unterbewußtse<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>geprägt haben.«<br />
Das Mysterium der Düfte!<br />
E<strong>in</strong>e Welt, die nur wenigen<br />
Menschen zugänglich ist. Obwohl<br />
wir längst wissen, daß<br />
Düfte und Gerüche e<strong>in</strong>e ganz<br />
eigene Sprache darstellen.<br />
Manche Menschen können<br />
wir »nicht riechen«, während<br />
wir vom Duft anderer geradezu<br />
betört s<strong>in</strong>d. Nicht erst<br />
seit dem Buch »Das Parfum«<br />
von Patrick Süßk<strong>in</strong>d und der<br />
gleichnamigen Verfilmung<br />
hat die subtile Welt des Duftes<br />
E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> psychologische<br />
Untersuchungen gehalten. Es<br />
wird gar behauptet, daß der<br />
Geruch des Menschen unbewußt<br />
über die Wahl des Partners<br />
entscheidet.<br />
In der Natur ist der Duft<br />
e<strong>in</strong> Botenstoff, der für viele<br />
Vorgänge auslösenden Charakter<br />
hat. Manche Tierarten<br />
können ihren Partner gar <strong>in</strong><br />
vielen Kilometern Entfernung<br />
noch riechen. Zwischen allen<br />
Wesen spielen Düfte e<strong>in</strong>e fundamentale<br />
Rolle.<br />
Mit den Pflanzen, den<br />
Erzeugern der Düfte, beschäftigt<br />
sich Hans-Peter<br />
L<strong>in</strong>denmann schon, seit er<br />
denken kann. Gerade hat er<br />
se<strong>in</strong> Lebenswerk veröffentlicht.<br />
Der »kle<strong>in</strong>e Dicke«, <strong>wie</strong><br />
er se<strong>in</strong>en neuen Katalog liebevoll<br />
bezeichnet, ist se<strong>in</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />
zwölfter und, <strong>wie</strong><br />
er sagt, letzter Katalog. Er hat<br />
zwei Jahre an dessen Erstellung<br />
gearbeitet und vieles h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gepackt,<br />
was er im Laufe<br />
der Jahre über Pflanzen entdeckt<br />
hat. Das Buch hat sage<br />
und schreibe 780 Seiten.<br />
»Unser Katalog ist e<strong>in</strong>e<br />
Art Standardwerk rund um<br />
die Themen Düfte, ätherische<br />
Öle, Kräuter und Pflanzen,<br />
zudem über Wachstum<br />
und botanische Be<strong>so</strong>nderheiten<br />
etc. Aber ich kritisiere dar<strong>in</strong><br />
auch, - zum Beispiel all<br />
die synthetischen Parfumöle.<br />
Überall f<strong>in</strong>det man heute diese<br />
billigen chemischen Kopfweh-Düfte,<br />
- etliche reichern<br />
sich im Fettgewebe des Menschen<br />
an, s<strong>in</strong>d schwer oder<br />
gar nicht abzubauen und enthalten<br />
e<strong>in</strong> Gefahrenpotential,
<strong>das</strong> noch gar nicht abzuschätzen<br />
ist.«<br />
Mit Düften kennt sich<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />
aus. Wer die kle<strong>in</strong>e aber fe<strong>in</strong>e<br />
Maienfelser Manufaktur<br />
besichtigt, fühlt sich zurückversetzt<br />
<strong>in</strong> die heile Welt des<br />
natürlichen Handwerks. Alle<br />
Produkte werden über<strong>wie</strong>gend<br />
von Hand hergestellt.<br />
Das beg<strong>in</strong>nt beim Sammeln<br />
e<strong>in</strong>heimischer und mediterraner<br />
Kräuter, und geht bis<br />
zum Abfüllen, Beschriften<br />
und Gestalten der Produkte.<br />
E<strong>in</strong> ganz be<strong>so</strong>nderer Raum ist<br />
der Destillierraum. In großen<br />
Kupferkesseln, auch Alambic<br />
genannt, werden Pflanzen<br />
nach alter traditioneller Weise<br />
zu ätherischen Ölen und Hydrolaten<br />
destilliert.<br />
»Wir destillieren vieles<br />
selbst. Wir haben auch<br />
e<strong>in</strong>e eigene Ölmühle, mit der<br />
wir kaltgepreßte Pflanzenöle<br />
herstellen. (Frisch gepreßtes<br />
Le<strong>in</strong>samenöl – 2 x im Monat).<br />
Unser Anspruch ist, die<br />
bestmögliche Qualität zu bieten<br />
und <strong>so</strong> natürlich <strong>wie</strong> möglich<br />
zu arbeiten. Für mich ist<br />
die Natur etwas Großes, e<strong>in</strong><br />
Ausdruck göttlichen Wirkens,<br />
unabhängig von jeglicher<br />
Religion. Ich habe tiefste<br />
Ehrfurcht vor der Natur. Und<br />
ich b<strong>in</strong> der Überzeugung, daß<br />
jede Pflanze e<strong>in</strong> hoch<strong>in</strong>telligenter<br />
Gesamtkomplex ist,<br />
e<strong>in</strong> beseeltes Wesen, <strong>in</strong> dem<br />
wesenhafte Kräfte wirken.<br />
Wann immer ich mit Pflanzen<br />
arbeite, bitte ich diese Kräfte<br />
um Hilfe und bedanke mich<br />
auch bei ihnen. Ich frage sie<br />
um Rat und erhalte dadurch<br />
oft E<strong>in</strong>gebungen, die mich<br />
dem tiefen Wissen <strong>in</strong> der Natur<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schritt näherbr<strong>in</strong>gen.<br />
Ich vertraue auf<br />
<strong>das</strong>, was man die Seele der<br />
Pflanzen nennen könnte.«<br />
Auf se<strong>in</strong>en Forschungsreisen<br />
ist Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />
viel herumgekommen.<br />
Ob Indien oder Nepal, überall<br />
ist altes Wissen über die<br />
Pflanzenwelt vorhanden. Zudem<br />
ist die Natur dort noch<br />
sich selbst überlassen. Aber<br />
auch im Osten Europas gibt<br />
es Regionen, <strong>wie</strong> <strong>das</strong> Alai-<br />
Gebirge <strong>in</strong> Usbekistan, <strong>in</strong> denen<br />
viele Pflanzen weitestge-<br />
hend unberührt wachsen und<br />
gedeihen können. Was e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Basis für die Qualität<br />
der Pflanzen darstellt.<br />
Auch die hiesigen, von Hans-<br />
Peter L<strong>in</strong>denmann verarbeiteten<br />
Pflanzen kommen ausnahmslos<br />
aus der Natur oder<br />
aus ökologischem Anbau.<br />
»Wir haben viele ätherische<br />
Öle, die es nur bei uns<br />
gibt. E<strong>in</strong>ige stammen aus eigener<br />
Destillation, andere von<br />
Destillen aus der ganzen Welt.<br />
Wir benutzen auch ke<strong>in</strong>erlei<br />
Konservierungsstoffe <strong>in</strong> unseren<br />
Produkten und nehmen<br />
die Natur immer als Vorbild.<br />
Es ist e<strong>in</strong>e große Illusion zu<br />
glauben, daß man etwas Beseeltes<br />
<strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e Pflanze synthetisch<br />
herstellen kann. Na-<br />
türliche Düfte s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>er<br />
Fe<strong>in</strong>heit, die man nicht<br />
kopieren kann. Und es empf<strong>in</strong>det<br />
ja auch jeder Mensch<br />
Düfte anders. Bei jedem lösen<br />
sie etwas ganz anderes aus.«<br />
Wo wir <strong>wie</strong>der beim<br />
Mysterium der Düfte wären.<br />
Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />
hat <strong>in</strong> den Düften die Passion<br />
se<strong>in</strong>es Lebens gefunden.<br />
Und wenn man von etwas begeistert<br />
ist, dann ist man auch<br />
mit dem Herzen dabei. Und<br />
<strong>das</strong> ist <strong>in</strong> allen Bereichen der<br />
Maienfelser Manufaktur zu<br />
spüren. Hier hat jemand mit<br />
sehr viel Liebe etwas geschaffen,<br />
vom geschmackvollen Inventar<br />
über die <strong>so</strong>rgsam zusammengestellte<br />
Auswahl<br />
der Naturprodukte bish<strong>in</strong><br />
zu den alten handwerklichen<br />
Produktionsgeräten: Alles<br />
<strong>wie</strong> aus e<strong>in</strong>em Guß! E<strong>in</strong> Ort<br />
fürs Herz und für die Seele.<br />
Und – <strong>wie</strong> man am Beispiel<br />
des Duftliebhabers Hans-Peter<br />
L<strong>in</strong>denmann sieht – nicht<br />
nur für <strong>das</strong> weibliche Geschlecht.<br />
Das Mysterium der<br />
Düfte berührt Frauen und<br />
Männer gleichermaßen. Es ist<br />
e<strong>in</strong>e ganze eigene Sprache, die<br />
zu verstehen wir noch nicht<br />
gänzlich <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d.<br />
Und dennoch benutzen wir<br />
sie täglich. Bewußt oder unbewußt!<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
21<br />
Regionale Visionäre
Interviews<br />
Im Juli 2010 wurde <strong>in</strong> Burgstetten der »Vere<strong>in</strong> für gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg<br />
und Rems-Murr« <strong>in</strong>s Leben gerufen. Die Vision ist, die Regionen dauerhaft<br />
gentechnikfrei zu halten. Trotz aller Beschwichtigungen von Seiten der Pharma<strong>in</strong>dustrie,<br />
gilt <strong>das</strong> gentechnische E<strong>in</strong>greifen <strong>in</strong> die natürliche Schöpfung noch immer als e<strong>in</strong>e<br />
Art »Dr. Frankenste<strong>in</strong>-Experiment«. Die Folgen s<strong>in</strong>d nicht absehbar. Und überall dort, wo<br />
dieses Experiment bereits durchgeführt wurde, haben sich die Befürchtungen bestätigt.<br />
22 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010
Gentechnikfreie Landkreise Rems-Murr und Ludwigsburg<br />
Interview mit dem Biolandbauern und Gentechnikgegner<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong> aus Kirchberg/Murr<br />
Herr Trautwe<strong>in</strong>, Sie haben 2009 anläßlich<br />
der Verleihung des Stuttgarter<br />
Friedenspreises e<strong>in</strong>e Rede gehalten,<br />
die vielen Menschen <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />
geblieben ist. Sie prangerten<br />
dar<strong>in</strong> politisches Fehlverhalten <strong>in</strong><br />
Sachen Gentechnik an und bezeichneten<br />
Politiker als karrieresüchtige<br />
Lobbyisten. Wie ist <strong>das</strong> zu verstehen?<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>: In me<strong>in</strong>er<br />
Rede habe ich auf Mißstände<br />
h<strong>in</strong>ge<strong>wie</strong>sen. Dabei g<strong>in</strong>g es um vielerlei<br />
Fehl<strong>in</strong>formationen, die von<br />
der Politik durch die Medien gestreut<br />
werden. Angela Merkels Berater<br />
<strong>in</strong> Sachen Gentechnik sitzt<br />
im Vorstand der BASF. Bei e<strong>in</strong>er<br />
Veranstaltung zum Thema hat e<strong>in</strong><br />
Bundestagsabgeordneter ihrer Partei<br />
– dessen Namen ich hier nicht<br />
nennen will – vor allen Anwesenden<br />
gesagt: »Ich weiß, die Bauern<br />
wollen die Gentechnik nicht, die<br />
Verbraucher wollen die Gentechnik<br />
nicht, aber wir brauchen sie trotzdem.<br />
Sonst riskieren wir, daß Firmen<br />
<strong>wie</strong> BASF <strong>in</strong>s Ausland abwandern.«<br />
Sagt <strong>das</strong> nicht alles? Ke<strong>in</strong><br />
Mensch will Gentechnik. Doch die<br />
Industrie wittert e<strong>in</strong> Geschäft. Und<br />
<strong>das</strong> genügt. Nur wenige Monate<br />
später wurde bekannt, daß BASF<br />
e<strong>in</strong>e Kooperation mit MONSAN-<br />
TO e<strong>in</strong>gegangen ist, die 95 % des<br />
weltweiten Gentechnikmarktes<br />
kontrollieren.<br />
Viele Wissenschaftler behaupten,<br />
daß gentechnisch veränderte Pflanzen<br />
<strong>das</strong> Nahrungsmittelproblem der<br />
Welt lösen könnten und zudem ke<strong>in</strong>e<br />
negativen Nebenwirkungen haben.<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>: Das ist<br />
e<strong>in</strong>e große Lüge. Gerade erst hat<br />
die <strong>in</strong>dische Wissenschaftler<strong>in</strong> Dr.<br />
Saman Sahai e<strong>in</strong>e Kampagne gegen<br />
Gentechnik gestartet und darauf<br />
h<strong>in</strong>ge<strong>wie</strong>sen, daß e<strong>in</strong> Hauptgrund<br />
der Nahrungsprobleme <strong>in</strong> Indien<br />
<strong>das</strong> Aussterben alter Getreidearten<br />
ist. Man hat den Menschen gentechnisch<br />
veränderte Pflanzen als<br />
Lösung der Hungersnot <strong>in</strong>s Land<br />
gebracht und die Probleme damit<br />
unumkehrbar verschlimmert. Ausgestorbene<br />
Arten s<strong>in</strong>d nicht mehr<br />
rückholbar. Auch <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien,<br />
wo seit 13 Jahren gentechnisch verändertes<br />
Soja großflächig angebaut<br />
wird, wird von katastrophalen Folgen<br />
berichtet. Die angeblich gegen<br />
jede Form von Parasiten resistenten<br />
Pflanzen s<strong>in</strong>d weit anfälliger als<br />
die natürlichen. Der Verbrauch von<br />
Unkrautvernichtungsmitteln <strong>wie</strong><br />
Roundup ist um <strong>das</strong> 10-fache gestiegen,<br />
und die Rückstandsgrenze<br />
des hochgiftigen Wirkstoffs »Glyphosat«<br />
<strong>in</strong>zwischen von 0,2mg pro<br />
Kilo Soja auf 20 mg, al<strong>so</strong> um <strong>das</strong><br />
100-fache. Ab dem 4. Jahr ist zudem<br />
der Ertrag um bis zu 30 % gesunken.<br />
Was auch immer verschiedene,<br />
von der Industrie f<strong>in</strong>anzierte<br />
Studien behaupten, die Praxis sagt<br />
etwas ganz anderes.<br />
Im Juli diesen Jahres waren Sie an<br />
der Gründung des Vere<strong>in</strong>s »Gentechnikfrei21«<br />
beteiligt. Was ist <strong>das</strong> Ziel<br />
dieses Vere<strong>in</strong>s?<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />
»Gentechnikfrei21« hat zum Ziel,<br />
die Landkreise Ludwigsburg und<br />
Rems-Murr gentechnikfrei zu halten.<br />
Wir leisten Aufklärungsarbeit,<br />
halten Vorträge und führen Veranstaltungen<br />
durch. Eigentlich <strong>so</strong>llte<br />
der Vere<strong>in</strong> »gentechnikfreies<br />
Deutschland« heißen. Aber jeder<br />
kann nur vor se<strong>in</strong>er eigenen Haustüre<br />
kehren. Ich habe <strong>in</strong>zwischen<br />
begriffen, daß man die Menschen<br />
dort abholen muß, wo sie leben.<br />
Man muß jeden Menschen persönlich<br />
von der Gefahr der Gentechnik<br />
überzeugen. Während wir am<br />
Anfang zwischen 500 und 700 Besucher<br />
bei unseren Veranstaltungen<br />
hatten, ist jetzt <strong>das</strong> Hauptaugen-<br />
merk aller auf Stuttgart 21 gerichtet.<br />
Dabei ist <strong>das</strong> Thema Gentechnik<br />
sehr viel brisanter als der Bau<br />
e<strong>in</strong>es Bahnhofs.<br />
Ich b<strong>in</strong> 65 und werde wohl<br />
nicht mehr an den Folgen der Genmanipulationen<br />
sterben. Ich habe<br />
jedoch K<strong>in</strong>der und Enkelk<strong>in</strong>der.<br />
Dafür kämpfe ich, daß die Folgegenerationen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er natürlichen<br />
Welt leben können. Warum überhaupt<br />
Gentechnik? Wir haben <strong>so</strong><br />
tolle Pflanzen, e<strong>in</strong>e <strong>so</strong> hervorragende<br />
Qualität!<br />
Wie verbreitet ist denn die Gentechnik<br />
<strong>in</strong>zwischen?<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />
Weltweit benutzt e<strong>in</strong> Prozent der<br />
Bauern gentechnisch verändertes<br />
Saatgut und bewirtschaftet damit<br />
ca. zehn Prozent der weltweiten<br />
Anbauflächen. In unserer Region<br />
gibt es offiziell ke<strong>in</strong>en Gentechnik-<br />
Anbau. Und <strong>das</strong> <strong>so</strong>ll auch <strong>so</strong> bleiben.<br />
In Deutschland ist derzeit nur<br />
der Anbau der von BASF entwickelten<br />
Amflora-Kartoffel erlaubt.<br />
Doch die Lobbyisten tun alles, um<br />
die Gesetze zu lockern. 2008 und<br />
2010 wurden e<strong>in</strong>ige Felder hier <strong>in</strong><br />
der Region kontam<strong>in</strong>iert durch<br />
importiertes gentechnisch verändertes<br />
Saatgut. Greenpeace hat <strong>das</strong><br />
herausgefunden. Die Bauern mußten<br />
ihre Felder vor der Ernte komplett<br />
umpflügen und die Pflanzen<br />
vernichten. Für die letzte Kontam<strong>in</strong>ation<br />
wurden die Bauern bis heute<br />
noch nicht entschädigt, während<br />
die Regierung BASF Millionensubventionen<br />
zur Züchtung von genmanipuliertem<br />
Weizen zur Verfügung<br />
stellt. Im Gegenzug s<strong>in</strong>d die<br />
<strong>wie</strong>der sehr großzügig, was Parteispenden<br />
angeht. Für alle bekannten<br />
Parteien …<br />
Die Politik unterstützt ja von jeher<br />
eher die wirtschaft<strong>so</strong>rientierte Forschung.<br />
Die direkt oder <strong>in</strong>direkt den<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
23<br />
Interviews Editorial
Interviews<br />
E n d l i c h !<br />
FÜRS GANZE HAUS<br />
Der „Dienstleistungszimmerer“<br />
1<br />
Raritätengärtnerei Büchle<br />
AUM KURZENTRUM<br />
= 1 Ansprechpartner für<br />
Ihre komplette Bau- und<br />
Sanierungsmaßnahme!<br />
Holzbau Scheu GmbH · Rappoltshofer Straße 22<br />
74423 Ober<strong>so</strong>ntheim · � (07973) 809 · Fax 6223<br />
www.scheu-holzbau.de<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@scheu-holzbau.de<br />
Die “etwas andere Gärtnerei”<br />
Charlottenstr. 142 / Nähe FHS<br />
74074 Heilbronn<br />
Tel. 0 71 31 - 2 5 23 06<br />
Urige Gärtnerei mit ausgefallenen Beet- und Balkonblumen<br />
Riesen<strong>so</strong>rtiment an Kräuter- und Tomatenraritäten<br />
Florale Geschenke der Sai<strong>so</strong>n<br />
Hofladen mit Obst und Gemüse aus eigenem Anbau und der Region<br />
ÖFFNUNGSzeiTeN:<br />
Mo: geschlossen (außer Mai/Juni)<br />
Dienstag - Freitag: 8.30 - 13.00 Uhr + 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Samstag: 8.00 - 13.00 Uhr<br />
Traditionelle Ayurvedakuren<br />
24 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Seit 1994 <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Ruhige Atmos phäre, qualifiziertes,<br />
erfahrenes Team; idyllische Lage.<br />
Auch Kurzaufenthalte möglich.<br />
Fordern Sie unsere Prospekte an!<br />
www.ayurvedakuren.com<br />
Römerstraße 1-3 • 74629 Pfedelbach-Gleichen<br />
Tel. 0 79 49 - 5 90 • www.ayurvedakuren.com<br />
AUM KURZENTRUM<br />
Großkonzernen zugute kommt.<br />
Das Argument: Ohne <strong>Fort</strong>schritt<br />
und Innovationen können wir<br />
wirtschaftlich nicht wachsen.<br />
Es muß immer etwas Neues er-<br />
oder gefunden werden.<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />
Es mag se<strong>in</strong>, daß <strong>Fort</strong>schritt<br />
wichtig ist. Jedoch nicht um<br />
jeden Preis und <strong>in</strong> jede Richtung.<br />
Die Natur <strong>so</strong>llte weiterh<strong>in</strong><br />
als Vorbild dienen und die<br />
Gesundheit im Mittelpunkt<br />
stehen, nicht die zu erzielenden<br />
Gew<strong>in</strong>ne. Nur e<strong>in</strong> Beispiel<br />
unter vielen: Der Forschungschemiker<br />
Paul Miller<br />
vom schweizer Pharmaunternehmen<br />
Geigy hat für se<strong>in</strong>e<br />
Entdeckung des DDT 1948<br />
<strong>so</strong>gar den Nobelpreis für Mediz<strong>in</strong><br />
erhalten. Erst sehr viel<br />
später fand man heraus, daß<br />
DDT krebserregend ist, und<br />
heute ist es längst weltweit<br />
verboten. Mit der Gentechnik<br />
ergeht es uns eben<strong>so</strong>. Die<br />
Folgen s<strong>in</strong>d überhaupt nicht<br />
absehbar.<br />
Sie selbst betreiben ja seit<br />
dreißig Jahren e<strong>in</strong>en Biolandhof,<br />
vertreten al<strong>so</strong> lange schon<br />
e<strong>in</strong>e andere Sichtweise als die<br />
konventionelle Landwirtschaft.<br />
Wie s<strong>in</strong>d Sie denn zum Bioanbau<br />
gekommen?<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />
Das ist e<strong>in</strong>e lange Geschichte.<br />
Ich b<strong>in</strong> gelernter Maurer<br />
und war <strong>so</strong>gar e<strong>in</strong>mal Landessieger<br />
von Baden-Württemberg.<br />
Das ist aber schon<br />
e<strong>in</strong>ige Jahre her. Dann bekam<br />
ich irgendwann gesundheitliche<br />
Probleme. E<strong>in</strong>e Form von<br />
Rheuma, die immer schlimmer<br />
wurde, vor allem <strong>in</strong> den<br />
Gelenken. 1977 war ich zur<br />
Kur <strong>in</strong> Bad Buchau, und man<br />
sagte mir, daß <strong>das</strong> Risiko e<strong>in</strong>er<br />
lebenslangen Invalidität<br />
bestünde. So habe ich angefangen,<br />
viele Bücher zu lesen.<br />
E<strong>in</strong>iges davon war über<br />
die Ernährung, über zuviel<br />
Schwe<strong>in</strong>efleisch – wegen der<br />
Harnsäure –, zuviel Zucker,<br />
und vor allem über zu viele<br />
»denaturierte« Nahrungsmit-<br />
tel, die ja alle Vitam<strong>in</strong>-B-Räuber<br />
s<strong>in</strong>d. Ich habe mir e<strong>in</strong>en<br />
Diätplan erstellt und mich<br />
sieben Monate ausschließlich<br />
von Vollwertkost ernährt.<br />
Me<strong>in</strong>e Kollegen hielten mich<br />
für verrückt, doch mir g<strong>in</strong>g<br />
es von Tag zu Tag besser. Als<br />
nächstes habe ich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>führungskurs<br />
<strong>in</strong> Biolandbau<br />
belegt. Und <strong>so</strong> f<strong>in</strong>g alles an.<br />
Anfangs war es e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Nebenerwerb, ohne großes<br />
Risiko. Heute bewirtschaften<br />
wir 23 Hektar, und zwei<br />
Söhne s<strong>in</strong>d im Betrieb. Da ich<br />
mich ja vor Kurzem offiziell<br />
zur Ruhe gesetzt habe, haben<br />
die nun <strong>das</strong> Sagen. Wobei ich<br />
noch genau<strong>so</strong> viel mitarbeite<br />
<strong>wie</strong> früher.<br />
Was ist denn <strong>das</strong> Be<strong>so</strong>ndere<br />
am Biolandbau?<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />
Zumeist werden ja heute riesige<br />
Monokulturen bewirtschaftet.<br />
Monokultur ist etwas<br />
Schreckliches und ke<strong>in</strong>e<br />
wirkliche Landwirtschaft.<br />
Stellen Sie sich vor, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Handvoll Erde s<strong>in</strong>d mehr<br />
Kle<strong>in</strong>stlebewesen, als es Menschen<br />
gibt. Und durch die<br />
vielen Kunstdünger und Vernichtungsmittel<br />
wird dieses<br />
Leben abgetötet. Bei uns gibt<br />
es <strong>das</strong> nicht. Wir stellen uns<br />
täglich die Frage: »Wie bekomme<br />
und erhalte ich me<strong>in</strong>en<br />
Boden und die Bodenlebewesen<br />
gesund? Wie bekomme<br />
ich genug Luft und Sauerstoff<br />
<strong>in</strong> den Boden?« Wir<br />
br<strong>in</strong>gen unter anderem Urgeste<strong>in</strong>smehle<br />
aus, was die Qualität<br />
des Bodens und der dort<br />
wachsenden Nahrungsmittel<br />
verbessert, für mehr Spurenelemente<br />
und e<strong>in</strong>en besseren<br />
Geschmack <strong>so</strong>rgt. Unsere Art<br />
der Landwirtschaft lebt von<br />
der Qualität. Wir machen zu<br />
60 % Selbstvermarktung, haben<br />
e<strong>in</strong>en Hofladen und gehen<br />
auf Märkte.<br />
Auch »Bio« ändert sich<br />
– leider. Immer mehr Bio-<br />
Massenprodukte kommen<br />
auf den Markt. Die Entwick-
lung der Biobauern ähnelt bereits<br />
der der konventionellen<br />
Landwirtschaft. Immer mehr<br />
Großhändler, immer weniger<br />
Ertrag für die Bauern.<br />
Wie sieht Ihre Zukunftsplanung<br />
aus? Sowohl, was Ihren Hof<br />
angeht, als auch den Vere<strong>in</strong><br />
Gentechnikfrei21?<br />
Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />
Dadurch, daß me<strong>in</strong>e beiden<br />
Söhne den Hof jetzt übernommen<br />
haben, ist hier alles<br />
<strong>in</strong> bester Ordnung. Wir<br />
s<strong>in</strong>d für Qualität bekannt und<br />
werden alles dafür tun, diesen<br />
Standard zu halten. Wenn<br />
man e<strong>in</strong> Familienunternehmen<br />
hat, denkt man langfristiger.<br />
Unser Vere<strong>in</strong> hat <strong>das</strong><br />
Ziel, <strong>so</strong> viele Menschen als<br />
möglich aufzuklären. Dazu<br />
müssen wir direkt an die<br />
Menschen heran. Denn die<br />
Medien haben die regionale<br />
Berichterstattung <strong>in</strong>zwischen<br />
zurückgefahren. Auch dort<br />
gibt es Sachzwänge. Nicht jeder<br />
kann schreiben, was er<br />
denkt. Die Bewußtse<strong>in</strong>sbildung<br />
beg<strong>in</strong>nt oft im Kle<strong>in</strong>en<br />
und meist mit der Ernährung.<br />
Bei mir war <strong>das</strong> auch <strong>so</strong>. Und<br />
da wir als Biolandhof für die<br />
gesunde Ernährung unserer<br />
Kunden zuständig s<strong>in</strong>d, setze<br />
ich hier an: bei unseren Kunden,<br />
unserem Umfeld und natürlich<br />
bei Gesprächen an unseren<br />
Marktständen. Zudem<br />
halte ich weiterh<strong>in</strong> Vorträge.<br />
Ziel ist, daß unsere Mitgliederzahl<br />
kont<strong>in</strong>uierlich wächst<br />
und die Kreise Rems-Murr<br />
und Ludwigsburg dauerhaft<br />
gentechnikfrei bleiben. E<strong>in</strong><br />
gentechnikfreies Deutschland<br />
wäre natürlich noch besser.<br />
Herr Trautwe<strong>in</strong>, wir wünschen<br />
Ihnen und dem Vere<strong>in</strong> Gentechnikfrei21<br />
viel Erfolg und<br />
bedanken uns für <strong>das</strong> Gespräch.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
Weitere Informationen:<br />
www.gentechnikfrei21.de<br />
Buchtipps zum Thema Gentechnik:<br />
» »Saat der Zerstörung«<br />
F. William Engdahl<br />
» »Saat des Bösen«<br />
Antonio Andrioli<br />
» »Bedrohte Saat«<br />
Manfred Christ<br />
» »Sicherheitsrisiko Gentechnik«<br />
Prof. Pusztai/Prof. Bardosz<br />
Zudem s<strong>in</strong>d mehrere Filme über<br />
Monsanto im Internet abrufbar.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
25<br />
Interviews
Regionales<br />
Simone von Racknitz – Schauspieler<strong>in</strong> und<br />
Pferdebeziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> aus Bad Rappenau<br />
Pferde haben e<strong>in</strong>e ganz eigene Sprache. Diese Sprache kann man erlernen, wenn man<br />
<strong>das</strong> Wesen der Pferde ergründet. Und wenn man Teil ihrer Herde wird.« Die Schauspieler<strong>in</strong><br />
und Beziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> Simone von Racknitz weiß, wovon sie spricht. Seit ihrem<br />
vierten Lebensjahr s<strong>in</strong>d Pferde ihre Wegbegleiter. Und gleichzeitig auch ihre Lehrer. Mit<br />
ihrem Projekt »Human-Horse« möchte sie <strong>das</strong> Wissen der Pferde weitergeben.<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch den Beruf<br />
ihres Vaters als Flugzeug<strong>in</strong>genieur,<br />
hat Simone von<br />
Racknitz als K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ägypten<br />
gelebt. In der Nähe von Kairo<br />
saß die damals Vierjährige<br />
auf den Rücken der berühmten<br />
Araberpferde. Früh entdeckte<br />
sie ihre Liebe zu diesen<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Tieren. Und diese<br />
Liebe hat sie niemals mehr<br />
losgelassen.<br />
Ihr erstes eigenes Pferd<br />
ist heute 32 Jahre alt und noch<br />
immer bei ihr. Die Stute Kiowa<br />
ist <strong>das</strong> Leittier ihrer kle<strong>in</strong>en<br />
Herde, die aus sechs Stuten<br />
und e<strong>in</strong>em Wallach besteht.<br />
»Der Kontakt zu den<br />
26 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Pferden ist mir heute wichtiger<br />
als <strong>das</strong> Reiten. Sie haben<br />
vieles zu sagen, wenn man<br />
ihre Sprache versteht. Beim<br />
Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Menschen<br />
und Pferden muß ich<br />
diese Sprache zumeist übersetzen,<br />
da es e<strong>in</strong>e gewisse Zeit<br />
dauert, bis wir sie entschlüsseln<br />
können.«<br />
Simone von Racknitz<br />
hat die Pferdesprache erlernt.<br />
Hilfreich waren Kontakte<br />
zu Menschen <strong>wie</strong> Monty<br />
Roberts, dem durch die Robert-Redford-Verfilmungse<strong>in</strong>es<br />
Lebens bekanntgewordenen<br />
»Pferdeflüsterer« aus<br />
den USA. Oder auch zu In-<br />
dianern, die <strong>in</strong> der Kommunikation<br />
mit Pferden von jeher<br />
e<strong>in</strong>en ganz anderen Weg gegangen<br />
s<strong>in</strong>d als wir Europäer.<br />
»Pferde s<strong>in</strong>d Beutetiere«, <strong>so</strong><br />
Simone von Racknitz. »Wenn<br />
sie uns anschauen, sehen sie<br />
<strong>in</strong> uns nicht den Freund oder<br />
den Menschen, <strong>so</strong>ndern <strong>das</strong><br />
Raubtier. Und wir tun Pferden<br />
gegenüber genau <strong>das</strong>, was<br />
ihnen, wenn sie nicht wachsam<br />
s<strong>in</strong>d, auch <strong>in</strong> der freien<br />
Natur geschieht: Wir spr<strong>in</strong>gen<br />
ihnen auf den Rücken. Deshalb<br />
ist jede Begegnung mit<br />
e<strong>in</strong>em Pferd <strong>so</strong> zerbrechlich.<br />
Das Pferd weiß nicht, ob wir<br />
zubeißen werden oder nur auf<br />
ihm reiten wollen. Dieser Moment<br />
<strong>wie</strong>derholt sich, wann<br />
immer e<strong>in</strong> Pferd bestiegen<br />
wird.«<br />
Als Simone von Racknitz<br />
als Siebzehnjährige beschloß,<br />
Schauspieler<strong>in</strong> zu werden,<br />
brach der Kontakt zu Pferden<br />
für kurze Zeit ab. Was sie<br />
jedoch im Schauspielunterricht<br />
lernte <strong>in</strong> Sachen Mimik,<br />
Gestik und Körpersprache<br />
hilft ihr heute, <strong>in</strong> den Gesten<br />
der Pferde zu lesen. »Pferde<br />
s<strong>in</strong>d Tiere mit e<strong>in</strong>em sehr hohen<br />
Bewußtse<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
jedem Augenblick ihres Lebens<br />
edel und voller Würde.<br />
Da sie als Beutetier <strong>in</strong> der Na-
tur gelernt haben, sich <strong>so</strong> lautlos<br />
als möglich zu verhalten<br />
und auch lautlos zu kommunizieren,<br />
verständigen sie sich<br />
mit Blicken und Gesten, mit<br />
oft kaum wahrnehmbaren Bewegungen<br />
ihres Körpers. Ihre<br />
Sprache besteht aus diesen<br />
e<strong>in</strong>fachen und doch klaren Signalen.<br />
Wer diese Sprache erlernen<br />
will, kann <strong>das</strong> bei mir<br />
tun, es dauert jedoch e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Zeit.«<br />
Daß nicht nur beim Verstehen<br />
der Pferdesprache Geduld<br />
notwendig ist, hat Simone<br />
von Racknitz im praktischen<br />
Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
gelernt. In e<strong>in</strong>igen Projekten<br />
mit verhaltensauffälligen<br />
Jugendlichen hatten sie und<br />
ihre Pferde es mit Gruppen<br />
von »coolen Checkern« und<br />
überdrehten Mädchen zutun,<br />
für die der Kontakt zu diesen<br />
sensiblen Tieren etwas ganz<br />
Neues war. Anfangs als »uncool«<br />
abgelehnt, entstanden<br />
zwischen ihren Pferden und<br />
den »entnaturisierten« Stadtk<strong>in</strong>dern<br />
enge emotionale Beziehungen.<br />
»Die meisten Jugendlichen<br />
g<strong>in</strong>gen nach e<strong>in</strong>er<br />
gewissen Zeit aus sich heraus.<br />
Ihre harten Schalen s<strong>in</strong>d<br />
ja nur Selbstschutz, weil sie<br />
es nicht besser wissen. Pfer-<br />
de s<strong>in</strong>d unbestechlich. Sie lassen<br />
sich nicht blenden. Sie<br />
spüren genau, <strong>wie</strong> es <strong>in</strong> den<br />
Menschen aussieht. Wer mit<br />
Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g arbeitet,<br />
weiß, daß es nicht am Pferd<br />
liegt, wenn etwas nicht funktioniert,<br />
<strong>so</strong>ndern an uns.«<br />
Wie wichtig Simone von<br />
Racknitz ihre Pferde s<strong>in</strong>d,<br />
zeigt ihr eigener, oft anstrengender<br />
Lebensrhythmus. »Ich<br />
toure regelmäßig mit Matthias<br />
Holtmann vom SWR durch<br />
Baden-Württemberg mit<br />
»Pop und Poesie <strong>in</strong> Concert«.<br />
Da kann es vorkommen, daß<br />
ich hunderte Kilometer entfernt<br />
bis Mitternacht auf der<br />
Bühne stehe. Trotzdem fahre<br />
ich jeden Abend nach Hause.<br />
Da kann es schon mal 3<br />
Uhr morgens werden. Und<br />
um 6 Uhr stehe ich <strong>wie</strong>der im<br />
Stall.«<br />
Zehn Jahre lang war Simone<br />
von Racknitz am Stuttgarter<br />
Schauspielhaus engagiert.<br />
Das Spielen von Rollen<br />
und <strong>das</strong> H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>tauchen<br />
<strong>in</strong> fremde Persönlichkeiten<br />
hat ihre Fähigkeit, sich auch<br />
<strong>in</strong> reale Menschen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen,<br />
geschult. Ihre Vision<br />
ist, <strong>das</strong> Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
mit Pferden e<strong>in</strong>er breiten<br />
Öffentlichkeit zugänglich<br />
zu machen. In Kooperation<br />
mit der Fle<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong> Dr. Ute<br />
Dauenhauer ist <strong>so</strong> <strong>das</strong> Projekt<br />
»Entschiedenheit und<br />
Körperbewußtse<strong>in</strong>« entstanden,<br />
<strong>das</strong> Menschen helfen <strong>so</strong>ll,<br />
über <strong>das</strong> Pferd zur eigenen<br />
Mitte zu f<strong>in</strong>den. In Zeiten des<br />
kollektiven Burnouts <strong>sicher</strong><br />
e<strong>in</strong>e lohnenswerte Investition<br />
<strong>in</strong> die eigene Gesundheit.<br />
»Pferde spüren die verletzte<br />
Seele, die vor ihnen<br />
steht.«, <strong>so</strong> Simone von Racknitz.<br />
»Sie s<strong>in</strong>d <strong>wie</strong> e<strong>in</strong> Spiegel<br />
des eigenen Seelenzustandes.«<br />
Es wäre zu wünschen,<br />
daß viele Menschen <strong>in</strong> diesen<br />
Spiegel blicken. Das Schloß<br />
He<strong>in</strong>sheim, wo diese Begegnungen<br />
stattf<strong>in</strong>den, bietet<br />
dazu e<strong>in</strong>en wunderschönen<br />
Rahmen. Und wenn es gel<strong>in</strong>gt,<br />
zum Teil der Herde zu<br />
werden, dann gel<strong>in</strong>gt auch <strong>das</strong><br />
Zusammenleben mit anderen<br />
Menschen besser. Und wer<br />
wünschte sich <strong>das</strong> nicht?<br />
Weitere Informationen<br />
zu "Human-Horse"<br />
www.human-horse.com<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
Treffpunkt gesundes Leben<br />
Das Fachgeschäft für e<strong>in</strong> ganzkörperliches<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />
• Gesunde, natürliche<br />
Lebensmittel<br />
• Diätetische Nahrungsmittel<br />
• Nahrungsergänzungspräperate<br />
• Kosmetik auf natürlicher Basis<br />
Hier erhalten Sie Hilfestellung<br />
bei Fragen der Ernährung,<br />
Körperpflege und Naturheilkunde<br />
Beratung wird bei uns ganz groß<br />
geschrieben. Schauen Sie e<strong>in</strong>mal<br />
re<strong>in</strong> und überzeugen Sie sich!<br />
Stierhof<br />
Bärbel Schmidt<br />
Karlstraße 107<br />
74076 Heilbronn<br />
Tel. & Fax: 0 71 31 / 17 77 77<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo - Fr 7.30 bis 12.30 Uhr,<br />
14.30 bis 18.00 Uhr<br />
Sa 7.30 bis 13.00 Uhr<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
27<br />
Regionales
Regionales<br />
Demeter Hofgut Hermersberg - Zukunftsgestaltung<br />
und Bewußtse<strong>in</strong>sbildung<br />
Wußten Sie, daß unsere Region die größte Dichte an Biohöfen aufweist <strong>in</strong> ganz Europa?<br />
Daß hier seit vielen Jahren und <strong>in</strong> fast allen Lebensbereichen ökologische Pionierarbeit<br />
geleistet wird? Daß <strong>in</strong> Sachen Aufklärung und Bewußtse<strong>in</strong>sbildung zahllose Menschen<br />
unterwegs s<strong>in</strong>d, um <strong>das</strong> notwendige neue Denken <strong>in</strong> die Welt h<strong>in</strong>auszutragen?<br />
E<strong>in</strong>st galt Baden-Württemberg als <strong>das</strong> Land der Dichter und Denker. Heute s<strong>in</strong>d wir <strong>das</strong><br />
Land der Zukunftsgestaltung, des »Verdichtens« visionärer Gedanken und des »Um-Denkens«.<br />
Auch <strong>das</strong> Hofgut Hermersberg bei Niedernhall ist <strong>so</strong> e<strong>in</strong> Zukunftsprojekt.<br />
Wie kle<strong>in</strong> die Welt doch<br />
ist, erlebe ich, als ich<br />
<strong>das</strong> Hofgut Hermersberg betrete.<br />
Steht doch dort e<strong>in</strong><br />
Backhäuschen aus dem 18.<br />
Jahrhundert, <strong>in</strong> welchem<br />
e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er unmittelbaren<br />
Nachbarschaft im Ma<strong>in</strong>hardter<br />
Wald Brot gebacken<br />
wurde. Auf Vermittlung des<br />
Hohenloher Freilandmuseums<br />
Wackershofen wurde <strong>das</strong><br />
Schmuckstück Ste<strong>in</strong> für Ste<strong>in</strong><br />
abgetragen und hier <strong>in</strong> Hermersberg<br />
<strong>wie</strong>der aufgebaut.<br />
E<strong>in</strong>e lohnende Investition,<br />
<strong>wie</strong> ich beim Probieren des<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Hermersberger<br />
Holzofenbrotes feststelle.<br />
Und e<strong>in</strong> Ort für die Seele!<br />
28 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Denn <strong>so</strong> bee<strong>in</strong>druckend<br />
die im April 2010 <strong>in</strong> Betrieb<br />
genommene neue Hofbackstube<br />
auch ist, dieses historische<br />
Backhäuschen ist e<strong>in</strong> Gesamtkunstwerk.<br />
Der Duft des<br />
jeden Freitag und Samstag gebackenen<br />
Holzofenbrotes,<br />
die alten Bauernmöbel, die<br />
Atmosphäre <strong>in</strong> und um <strong>das</strong><br />
alte Gemäuer, - es tut irgend<strong>wie</strong><br />
gut, hier zu se<strong>in</strong>. Und es<br />
weckt die Er<strong>in</strong>nerung an kle<strong>in</strong>e<br />
Dorfgeme<strong>in</strong>schaften, die<br />
sich e<strong>in</strong>st zum geme<strong>in</strong>samen<br />
Backen und zum Gedankenaustausch<br />
trafen.<br />
Apropos Gedankenaustausch.<br />
Auf dem Hofgut Hermersberg<br />
hat man es sich auf<br />
die Fahnen geschrieben, Gedanken<br />
zum Thema Gesundheit<br />
und Ernährung mit anderen<br />
Menschen zu teilen.<br />
Über die Vermarktung und<br />
den Verkauf der Lebensmittel<br />
h<strong>in</strong>aus, betreibt man Bewußtse<strong>in</strong>sbildung.<br />
Dazu wird<br />
der Hof-Bäckermeister Mart<strong>in</strong><br />
Re<strong>in</strong>hardt auf die Reise<br />
geschickt. In den Läden, die<br />
vom Hofgut Hermersberg mit<br />
Demeter-Brot beliefert werden,<br />
wird dann vom Brotverkosten<br />
bis zu Erläuterungen<br />
über die Demeter-Pr<strong>in</strong>zipien<br />
und deren Qualitätsstandards<br />
allerhand Wissenswertes weitergegeben.<br />
Dieses »e<strong>in</strong> bißchen<br />
mehr« macht die Her-<br />
mersberg-Philo<strong>so</strong>phie aus.<br />
Bereits seit 1985 wird <strong>das</strong><br />
Hofgut biodynamisch betrieben.<br />
Insgesamt werden 100<br />
Hektar Land bewirtschaftet,<br />
davon s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Viertel Wiesen,<br />
auf denen die hofeigenen R<strong>in</strong>der<br />
weiden. Zudem baut man<br />
Getreide an. Der Hofladen<br />
enthält e<strong>in</strong>en repräsentativen<br />
Querschnitt all dessen, was<br />
die regionale Biowelt zu bieten<br />
hat. Demeter ist auch hier<br />
<strong>das</strong> Zauberwort. Der Quark<br />
kommt vom Demeterhof Gisela<br />
Frank aus Garnberg, e<strong>in</strong><br />
Teil des Gemüses vom Biobauern<br />
Engelhardt aus Untermünkheim,<br />
die Eier vom<br />
Biohof Lang <strong>in</strong> Neckarsulm.
Der Metzger ist eben<strong>so</strong> »demeterzertifiziert«,<br />
<strong>wie</strong> <strong>das</strong> hofeigene<br />
Brot nach den äußerst<br />
strengen Qualitätsrichtl<strong>in</strong>ien<br />
des Demeterverbandes gebacken<br />
wird.<br />
Markus Brust, der kaufmännische<br />
Leiter, erläutert<br />
<strong>das</strong> regionale Vermarktungspr<strong>in</strong>zip<br />
der Backprodukte:<br />
»Wir liefern <strong>in</strong>zwischen mit<br />
drei Fahrern Brot bis nach<br />
Heilbronn und <strong>in</strong> den Zabergäu.<br />
E<strong>in</strong>e langfristige Kooperation<br />
mit unseren Partnern<br />
ist uns dabei sehr wichtig.«<br />
In Backstube, Brotauslieferung<br />
und Hofladen beschäftigt<br />
man <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong><br />
knappes Dutzend Mitarbeiter.<br />
Und, wenn es nach Markus<br />
Brust geht, werden <strong>sicher</strong><br />
irgendwann weitere h<strong>in</strong>zukommen,<br />
da die Vermarktung<br />
des e<strong>in</strong>zigartigen Hermersberger<br />
Holzofenbrotes ausgebaut<br />
werden <strong>so</strong>ll. »E<strong>in</strong>ige<br />
zusätzliche Kooperationspartner<br />
könnten wir noch<br />
gebrauchen. Es <strong>so</strong>ll jedoch alles<br />
se<strong>in</strong>en regionalen Charakter<br />
bewahren.«<br />
So denkt man nicht überall.<br />
Denn auch im Biobereich<br />
wird immer mehr globalisiert.<br />
Und e<strong>in</strong>e Entwicklung ähnlich<br />
derer <strong>in</strong> der konventionellen<br />
Landwirtschaft wird<br />
bereits vielerorts befürchtet.<br />
Bio-Großhändler eröffnen<br />
<strong>in</strong>zwischen eigene »Bio-Discounter«<br />
und machen ihren<br />
kle<strong>in</strong>eren Kooperationspartnern<br />
damit <strong>das</strong> Leben schwer.<br />
Es bleibt zu hoffen, daß der<br />
ernährungsbewußte Verbraucher<br />
se<strong>in</strong>em Bioladen vor Ort<br />
weiterh<strong>in</strong> die Treue hält. Denn<br />
e<strong>in</strong>es ist klar: auch »Bio« kann<br />
nur dann se<strong>in</strong>e regionale Vielfalt<br />
bewahren, wenn die <strong>Erträge</strong><br />
der Wertschöpfungskette<br />
nicht auch hier auf e<strong>in</strong>ige<br />
wenige Großvermarkter umgeleitet<br />
werden.<br />
Auf dem Hofgut Her-<br />
mersberg möchte man dieser<br />
Entwicklung mit dem Qualitätsnachweis<br />
der eigenen Naturprodukte<br />
entgegentreten.<br />
Die Selbstkontrolle und die<br />
Kontrolle der Verbände wird<br />
deshalb, trotz mancher bürokratischer<br />
Hürde, als Ansporn<br />
gesehen, um den Standard<br />
immer <strong>wie</strong>der den Anforderungen<br />
anzupassen. Und<br />
daß die regionale Biowelt<br />
trotz großer Ideale dennoch<br />
auf sehr sympathische Weise<br />
kle<strong>in</strong> ist, führt mir dann noch<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>das</strong> Backhäuschen vor<br />
Augen. Denn nicht nur, daß es<br />
bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
Nachbarschaft stand. Die<br />
ersten Brote am neuen Standort<br />
wurden zudem von Doris<br />
Braun, al<strong>so</strong> von »unserer«<br />
Biobäcker<strong>in</strong> vom Riegenhof<br />
<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>hardt gebacken. Da sie<br />
als Koryphäe im Bereich des<br />
Brotbackens gilt, durfte sie<br />
<strong>das</strong> Backhaus e<strong>in</strong>weihen.<br />
So schließt sich der Kreis.<br />
In der Welt der Biovisionäre<br />
kennt man sich eben. Und<br />
<strong>das</strong> Hofgut Hermersberg ist<br />
e<strong>in</strong> weiterer der vielen be<strong>so</strong>nderen<br />
Orte <strong>in</strong> unserem Land,<br />
an dem die Symbiose aus regionalem<br />
Traditionsbewußtse<strong>in</strong><br />
und ökologischer Zukunftorientierung<br />
aktiv gelebt wird.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
29<br />
Regionales Editorial
Bewußtse<strong>in</strong><br />
30 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010
Stuttgart 21<br />
Etappen zum »neuen Staatsbürger« des 21. Jahrhunderts<br />
Wer er<strong>in</strong>nert sich nicht an die<br />
unsterbliche Transrapid-Rede<br />
des ehemaligen bayerischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />
Edmund Stoiber,<br />
die gerade e<strong>in</strong> Perfektionist <strong>wie</strong> er<br />
im Anflug von Selbstüberschätzung<br />
me<strong>in</strong>te, ohne se<strong>in</strong> obligatorisches<br />
Manuskript halten zu müssen.<br />
In e<strong>in</strong>em skurrilen Wortsalat<br />
versuchte der Grande des weißblauen<br />
Bundeslandes se<strong>in</strong>erzeit die<br />
Vorteile der Magnetschwebebahn<br />
Transrapid darzulegen, verhedderte<br />
sich allerd<strong>in</strong>gs bei se<strong>in</strong>er Kernthese<br />
– die offensichtlich immense Zeitersparnis<br />
durch den neuen Schnellzug<br />
– derart, daß die Zuhörer sich<br />
zwangsläufig nicht mehr auf den<br />
Inhalt der immer wirrer wirkenden<br />
Rede konzentrieren konnten,<br />
<strong>so</strong>ndern ganz unweigerlich auf die<br />
an e<strong>in</strong>en Loriot-Sketch er<strong>in</strong>nernde<br />
Art des Vortrages »starren« mußten.<br />
Immerh<strong>in</strong> lastete auf Stoiber<br />
auch e<strong>in</strong>e immense Last, wollte er<br />
den Bayern damals doch 37 Kilometer<br />
Schiene für schlappe 3 Milliarden<br />
Euro und damit zugleich<br />
e<strong>in</strong>e Verdopplung der ursprünglich<br />
verlautbarten Kosten verkaufen …<br />
bei <strong>so</strong> e<strong>in</strong>em Vorhaben kommen<br />
selbst bessere Rhetoriker <strong>in</strong>s Stolpern!<br />
Vergleichbar verwirrend und<br />
s<strong>in</strong>nfrei ersche<strong>in</strong>en mittlerweile<br />
auch die Motive für den Bau des<br />
Prestigeobjekts Stuttgart 21. E<strong>in</strong>stmals<br />
durch e<strong>in</strong>e Handvoll Gründe<br />
angefacht, schwelt dieses Projekt<br />
nun schon 16 Jahre vor sich h<strong>in</strong>,<br />
um heute am Vorabend des Baubeg<strong>in</strong>ns<br />
schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlich<br />
bizarren Erklärungsnotstand<br />
zu stagnieren. Übrigens scheiterte<br />
– um die Stoiber-Anekdote abzurunden<br />
– der Transrapid ohne allzu<br />
großes Mediengetöse mit be<strong>in</strong>ahe<br />
denselben Vorzeichen, die<br />
aktuell auch <strong>das</strong> S21-Projekt plagen:<br />
ger<strong>in</strong>ge Rentabilität, Kostenexplosion<br />
und die Empörung des<br />
Steuerzahlers durch schöngerechnete<br />
Kalkulationen. Dabei ist <strong>das</strong><br />
Bauvorhaben <strong>in</strong> und um Stuttgart<br />
nur e<strong>in</strong>es von etlichen <strong>so</strong>g. Bahnhof-21-Projekten,<br />
mit denen die<br />
Deutsche Bahn <strong>in</strong> den kommenden<br />
Jahrzehnten eigentlich e<strong>in</strong>e<br />
Beschleunigung des Eisenbahnbetriebs<br />
erreichen und die Städteentwicklung<br />
vorantreiben wollte. E<strong>in</strong><br />
kompliziertes Interessengeflecht<br />
der schicksalhaft mite<strong>in</strong>ander verbundenen<br />
Partner Bahn, Bund und<br />
Länder sche<strong>in</strong>t jedoch je nach der<br />
Dom<strong>in</strong>anz und Zuständigkeit e<strong>in</strong>es<br />
Akteurs höchst fragwürdige,<br />
<strong>wie</strong> auch widersprüchliche Entscheidungen<br />
hervorzubr<strong>in</strong>gen. Die<br />
Deutsche Bahn AG beispielsweise<br />
fährt nun schon seit Jahren e<strong>in</strong>zig<br />
zum Wohle ihres heißersehnten<br />
Börsengangs e<strong>in</strong>en rigiden Sparkurs,<br />
mit massiven E<strong>in</strong>schnitten an<br />
Technik, Per<strong>so</strong>nal und Wartung.<br />
Der dramatische Klimaanlagenausfall<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen ICE-Zügen im<br />
Hoch<strong>so</strong>mmer 2010, zeugt von dieser<br />
heillosen Sparpolitik zu Gunsten<br />
guter Bilanzzahlen. Bund und<br />
Länder neigen tendenziell <strong>wie</strong>derum<br />
mehr zu medienträchtigen Vorzeigeprojekten,<br />
mit denen man die<br />
(mageren) Amtszeiten garnieren<br />
oder positive Signale für den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland setzen<br />
kann. In dieser Gemengelage<br />
unterschiedlichster Interessen bleiben<br />
leider die Probleme der Menschen<br />
vor Ort meist auf der Strecke.<br />
Mittlerweile krankt mehr als<br />
die Hälfte dieser Großprojekte an<br />
fragwürdigem Nutzen und vor allem<br />
an extremen Kostensteigerungen.<br />
Während man 2007 beispielsweise<br />
noch 4,7 Mrd. Euro zur Realisierung<br />
des Stuttgarter Bauvorhabens<br />
veranschlagt hatte, wurden<br />
drei Jahre später für <strong>das</strong>selbe Projekt<br />
schon 7,4 Mrd. Euro kalkuliert.<br />
Der Bundesrechnungshof taxiert<br />
S21 bereits auf 8,9 Mrd. Euro,<br />
und <strong>das</strong> Gutachten des Bundesumweltamtes<br />
prognostiziert für die<br />
wohlmöglich bald größte Baustelle<br />
Europas gar e<strong>in</strong>e Endsumme von<br />
11 Mrd. Euro! Noch düsterer sieht<br />
man den Gesamtkostenverlauf des<br />
umstrittenen Bahnprojekts bei<br />
der renommierten Münchner Verkehrsberatungsgesellschaft<br />
Vieregg<br />
& Rößler. Laut e<strong>in</strong>em Bericht des<br />
Magaz<strong>in</strong>s Stern geht die Beratungsgesellschaft<br />
im günstigsten Fall von<br />
e<strong>in</strong>er Investitionssumme von 12<br />
Mrd. Euro aus. Sollte es allerd<strong>in</strong>gs<br />
schlecht laufen – und aus irgende<strong>in</strong>em<br />
Grund laufen öffentlich f<strong>in</strong>anzierte<br />
Projekte eigenartigerweise<br />
immer heftig aus dem Ruder –,<br />
dann wären Kosten <strong>in</strong> Höhe von<br />
sage und schreibe 19 Mrd. Euro<br />
denkbar … nebenbei bemerkt waren<br />
es se<strong>in</strong>erzeit auch die Berechnungen<br />
von Vieregg & Rößler, die<br />
Edmunds Stoibers Traum von e<strong>in</strong>er<br />
Magnetschwebebahn <strong>in</strong> Bayern<br />
letztlich den Garaus machten!<br />
In der Zwischenzeit verweigert<br />
nun selbst <strong>das</strong> Eisenbahnbundesamt<br />
nach e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />
Prüfung der Kosten die Baufreigabe<br />
der neuen ICE-Strecke durch<br />
die Schwäbische Alb, da aus den<br />
Erfahrungen mit anderen Projekten<br />
nicht zu erwarten sei, daß derart<br />
hohe Mehrkosten je kompensiert<br />
werden können! Es leuchtet<br />
angesichts leerer Staatskassen zudem<br />
schnell e<strong>in</strong>, daß diese hohen<br />
Investitionskosten <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />
auch die öffentlichen Mittel<br />
b<strong>in</strong>den werden, die eigentlich<br />
für andere Verkehrsprojekte <strong>wie</strong><br />
den Ausbau des Heilbronner, Freiburger<br />
oder Ulmer Straßenbahnnetzes<br />
gedacht waren!<br />
Da Seitens der S21-Kritiker<br />
nun schon seit Jahren an der Rentabilität<br />
dieses Projektes gezweifelt<br />
wird, <strong>so</strong>llte es doch eigentlich<br />
im S<strong>in</strong>n der Verantwortlichen se<strong>in</strong>,<br />
diesen Stimmen sachlich auf den<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
31<br />
Bewußtse<strong>in</strong>
Editorial<br />
Bewußtse<strong>in</strong><br />
Küchen z.B. aus Vollholz, geölt oder lackiert,<br />
Design oder Landhaus, www.volpp-kuechen.de<br />
Volpp Küche und mehr<br />
Alte Haller Str. 3-5<br />
74635 Kupferzell<br />
Tel.: 0 79 44 / 91 51-0<br />
fa ffa<br />
n aa<br />
EEEi<strong>in</strong>nffff nf nnf f<br />
E<strong>in</strong>fach<br />
probieren!<br />
Erntefrisches<br />
Gemüse, Obst und mehr<br />
br<strong>in</strong>gt Ihnen Ihr Biobauer<br />
direkt <strong>in</strong>s<br />
Haus.<br />
32 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Knackig, Frisch, Frei Haus!<br />
h<br />
Familie W<strong>in</strong>kler<br />
Im Hasenlauf 1 · 74336 Brackenheim · Tel 0 71 35 /9 37 67-0<br />
Grund zu gehen und zu überprüfen,<br />
<strong>wie</strong> es denn tatsächlich<br />
um die kaufmännische<br />
Seite des Projektes bestellt ist.<br />
Bisher sperrt sich die Deutsche<br />
Bahn AG jedoch erfolgreich<br />
gegen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />
die Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
se<strong>in</strong>es Großprojekts. In<br />
Frontal 21 erklärt der Vorsitzende<br />
des Verkehrsausschusses<br />
im Deutschen Bundestag,<br />
W<strong>in</strong>fried Hermann hierzu,<br />
ihm sei diese E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> jene<br />
Dokumente mit dem Grund<br />
verwehrt worden, es handle<br />
sich bei den Unterlagen um<br />
"Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse".<br />
Somit, <strong>so</strong> schlußfolgert<br />
Hermann, verweigert<br />
die Bahn als e<strong>in</strong>hundertprozentiges<br />
Bundesunternehmen<br />
e<strong>in</strong>em Bundestagsabgeordneten<br />
grundlegende Informationsrechte.<br />
Doch damit nicht genug<br />
der Probleme! Gestritten<br />
wird zum Beispiel auch um<br />
die Abholzung etlicher alter<br />
Bäume im Schloßgarten, die<br />
für die hohe Fe<strong>in</strong>staubbelastung<br />
der Stadt <strong>so</strong><strong>wie</strong> als CO2-<br />
Speicher doch von <strong>so</strong> zentraler<br />
Bedeutung s<strong>in</strong>d. Kritisch<br />
betrachtet man die Auswirkungen<br />
der Baumaßnahmen<br />
auf <strong>das</strong> riesige M<strong>in</strong>eralwasservorkommen<br />
Stuttgarts, da<br />
die E<strong>in</strong>bettung des 450 Meter<br />
langen Bahnhof-Tor<strong>so</strong>s <strong>in</strong><br />
dieses sensible Reservoir, e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die bisherige<br />
Wasserführung notwendig<br />
machen wird. Durch Bohrungen<br />
oder Sprengungsarbeiten<br />
könnte zudem Wasser <strong>in</strong> die<br />
im Baugebiet vorhandenen<br />
Gipskeuper-Schichten e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />
und Erdreich als auch<br />
Geste<strong>in</strong>, <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>en Hefeteig<br />
aufquellen lassen – e<strong>in</strong> unkalkulierbares<br />
Risiko für die geplanten<br />
Neubaumaßnahmen.<br />
Ferner ersche<strong>in</strong>t die im Bauvorhaben<br />
e<strong>in</strong>geplante Trasse<br />
Stuttgart-Ulm wenig s<strong>in</strong>nvoll,<br />
wenn deren Steigung derart<br />
stark se<strong>in</strong> wird, daß sie vom<br />
relevanten Güterverkehr über<br />
1000 Tonnen Gesamtgewicht<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich nie genutzen<br />
werden kann! Zuguterletzt<br />
erwartet die E<strong>in</strong>wohner<br />
mit dem Beg<strong>in</strong>n der Arbeiten<br />
noch e<strong>in</strong>e etwa 12jährige<br />
Baustellenphase, die dem Verkehrs<strong>in</strong>farkt-PatientenStuttgart<br />
weitere Lärm-, Verkehrs-<br />
<strong>so</strong><strong>wie</strong> Umweltprobleme bescheren<br />
wird.<br />
So könnte man die Liste<br />
der Probleme nun Seite<br />
um Seite weiterführen. G<strong>in</strong>ge<br />
es hierbei am Ende tatsächlich<br />
nicht um derart viel Geld<br />
und um die nachhaltigste Veränderung<br />
des Stadtbildes, den<br />
die Landesmetropole <strong>in</strong> den<br />
nächsten Jahrzehnten erfahren<br />
wird, man würde – wenn<br />
auch zähneknirschend – weiterh<strong>in</strong><br />
auf den üblichen h<strong>in</strong>teren<br />
Plätzen schaulustig <strong>das</strong><br />
bunte Treiben begaffen und<br />
sich angesichts dieser erdrückenden<br />
Faktenlage mit ungläubigem<br />
Kopfschütteln<br />
über die Ignoranz der verantwortlichen<br />
Akteure wundern.<br />
In der Zwischenzeit ist<br />
<strong>in</strong>dessen die übliche passive<br />
Grundhaltung des Bürgers,<br />
<strong>das</strong> »kultivierte Motzen« aus<br />
der zweiten Reihe und <strong>das</strong><br />
darauffolgende sich E<strong>in</strong>fügen<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Schicksal, al<strong>so</strong> der<br />
»Michel-Fatalismus«, auf den<br />
Politik als auch Bürger <strong>so</strong> lange<br />
bauten, für viele sche<strong>in</strong>bar<br />
ke<strong>in</strong>e brauchbare Option<br />
mehr! Große Teile der Steuerzahler<br />
drängen gerade bei dieser<br />
Art von Megaprojekten<br />
verständlicherweise auf mehr<br />
Mitbestimmung, auf Mitsprache.<br />
Dort wo sie <strong>das</strong> tun,<br />
werden <strong>wie</strong>derum die Verantwortlichen<br />
zusehends nervös<br />
bis ungehalten und verfallen<br />
dieser Tage <strong>wie</strong>der <strong>in</strong> die alte<br />
»Apparatschik-Rhetorik«,<br />
<strong>in</strong> dem sie wahllos friedliche<br />
Demonstranten mit » Wohlstandsprotestler«,»Zukunftsverweigerer«<br />
oder » L<strong>in</strong>ksextreme«<br />
titulieren.<br />
Natürlich gedenkt <strong>das</strong><br />
Gros der Amtsträger, <strong>in</strong> dem<br />
bisherigen Stil weiterzumachen<br />
und Entscheidungen
dieser Dimensionen <strong>in</strong> den<br />
»konspirativen« Gängen und<br />
H<strong>in</strong>terzimmern des Land-<br />
oder Bundestages auszudiskutieren<br />
und die Bürger am<br />
Ende lediglich <strong>in</strong> Kenntnis zu<br />
setzen. Blankoscheckpolitik<br />
im Re<strong>in</strong>raum Parlament!<br />
Wie <strong>in</strong> vielen anderen<br />
Brennpunkten der Republik,<br />
<strong>so</strong> zeigt auch der Protest gegen<br />
Stuttgart 21 exemplarisch,<br />
daß der Widerstand gegen die<br />
hier an den Tag gelegte politische<br />
Arroganz und <strong>das</strong> unverantwortlicheF<strong>in</strong>anzgebaren<br />
mittlerweile auch die<br />
bürgerliche Mitte der Gesellschaft<br />
derart aufschreckt,<br />
daß sie ihre warmen, brockhausstaffiertenEigentumswohnungen<br />
verlassen, um<br />
mit Gleichges<strong>in</strong>nten auf der<br />
Straße für Rechte zu kämpfen,<br />
die allem Ansche<strong>in</strong> nach<br />
durch die »Vierjahreskreuze«<br />
an der Wahlurne nicht mehr<br />
abgebildet werden können!<br />
Der Protest dieser Bildungsschicht<br />
war von Beg<strong>in</strong>n an geprägt<br />
von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>telligenten<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der<br />
Thematik und e<strong>in</strong>em dementsprechend<br />
konstruktiven<br />
Widerstand, der verbal gerne<br />
zur Sache gehen kann, Gewalt<br />
dabei aber kategorisch ausschließt.<br />
Die Landesregierung<br />
war erstaunlich schnell von<br />
der politischen Kompetenz<br />
und der Beharrlichkeit dieses<br />
für Stuttgarter Verhältnisse<br />
neuartigen Protestes überfordert<br />
und <strong>so</strong> schreckte man<br />
<strong>in</strong> den Führungsriegen am<br />
Ende auch vor e<strong>in</strong>em brutalen<br />
Polizeie<strong>in</strong>satz nicht zurück,<br />
um nur ja den eigenen Willen<br />
<strong>in</strong> alter Gutsherrenmanier<br />
durchzuboxen.<br />
Das Bild des Pensionärs<br />
Dietrich Wagner, der wegen<br />
des direkten »Kopfschusses’«<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>gesetzten Polizei-<br />
Wasserwerfers mit blutüberströmtem<br />
Gesicht und bizarr<br />
angeschwollenen Augen aus<br />
der »Kampfzone« geschleppt<br />
wird, g<strong>in</strong>g um die Welt und<br />
schockierte nicht nur die<br />
Gegner, <strong>so</strong>ndern auch die Befürworter<br />
des Bauprojekts.<br />
Der rigorose Führungsstil<br />
des züchtigenden »Landesvaters«<br />
wurde <strong>in</strong> ganz Deutschland<br />
schnell zum Synonym<br />
e<strong>in</strong>es alten, selbstherrlichen<br />
Politikstils, der im Grunde<br />
aber eher die Ohnmacht und<br />
Phantasielosigkeit der Verantwortlichen<br />
ans Tageslicht<br />
zerrte und e<strong>in</strong> archaisches<br />
Demokratiebild offenbarte!<br />
Mit dem harten Polizeie<strong>in</strong>satz<br />
kam nun allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch die Wende <strong>in</strong> dem verfahrenen<br />
»Grabenkampf«, da<br />
die Landesregierung auf die<br />
unnachgiebige Protestbewegung<br />
zugehen und endlich<br />
ihr Vorhaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />
Schlichtungsrunde detailliert<br />
darlegen mußte – e<strong>in</strong><br />
längst überfälliger Schritt, den<br />
man erst bereit war e<strong>in</strong>zugehen,<br />
nachdem man sich mit<br />
der Eskalation an jenem verhängnisvollen<br />
Donnerstag die<br />
Blöße gab!<br />
In den nun folgenden<br />
Schlichtungsrunden, die al-<br />
lesamt auch im Kulturkanal<br />
Phönix zu sehen waren,<br />
brachten die konträren Parteien<br />
ihre Argumente und<br />
E<strong>in</strong>wände unter dem Vorsitz<br />
des Polithaudegens He<strong>in</strong>rich<br />
Geißler endlich geme<strong>in</strong>sam<br />
an e<strong>in</strong>em Tisch zum Aus-<br />
druck, und für kurze Zeit flackerte<br />
im Stuttgarter Rathaus<br />
fast e<strong>in</strong>e basisdemokratische<br />
Lagerfeuerstimmung …<br />
Man muß sich bei dem<br />
brutalen E<strong>in</strong>satz der Polizei<br />
aber viel eher über den mangelnden<br />
Inst<strong>in</strong>kt der Politiker<br />
wundern, die ansche<strong>in</strong>end<br />
die mit Bannern und Trillerpfeifen<br />
marschierenden Realitäten<br />
auf der Straße und die<br />
hier zugrundeliegende gesellschaftliche<br />
Veränderung nicht<br />
wahrnehmen wollen oder<br />
können. Statt e<strong>in</strong>es fairen Dialogs<br />
und beispielsweise e<strong>in</strong>es<br />
Moratoriums als Zeichen gegenseitigen<br />
Respekts und der<br />
Dialogwilligkeit, zeigten sich<br />
die Politiker mit ihrer Starrköpfigkeit<br />
genau <strong>in</strong> jener bürgerfernen<br />
Arroganz, die nicht<br />
mehr <strong>in</strong> diese Zeit passen<br />
will, da jene Haltung aus dem<br />
»Handbuch für den Bürgergebrauch«<br />
des letzten Jahrtausends<br />
entliehen sche<strong>in</strong>t.<br />
Angesichts mangelnder Partizipationsmöglichkeiten<br />
für<br />
den Bürger ist zu bezweifeln,<br />
daß sich der Geist dieses "Buches"<br />
ohne weitere Polizeigewalt<br />
<strong>in</strong> die Zukunft transferieren<br />
läßt!<br />
Die oft angeführte Argumentation,<br />
<strong>das</strong> Bahnprojekt<br />
hätte alle Ebenen rechtsstaatlicher<br />
Planung durchschritten,<br />
sei daher auch rechtsverb<strong>in</strong>dlich,<br />
ist formal gesehen<br />
<strong>sicher</strong>lich korrekt. Es gab<br />
während der Planungsphase<br />
die Möglichkeit die Akten<br />
und Pläne e<strong>in</strong>zusehen und gegebenenfalls<br />
se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände<br />
vorzubr<strong>in</strong>gen. Man kann<br />
<strong>so</strong> gesehen die Sorgen verstehen,<br />
die e<strong>in</strong>e Adm<strong>in</strong>istration<br />
haben muß, wenn Verträge<br />
und Vere<strong>in</strong>barungen trotz des<br />
vorangegangen Prozederes<br />
noch derart massiv im Schußfeld<br />
der Öffentlichkeit stehen.<br />
Was wäre e<strong>in</strong> Staat noch wert,<br />
der se<strong>in</strong>e Verträge und Verpflichtungen<br />
nicht e<strong>in</strong>halten<br />
und ke<strong>in</strong>e Impulse mehr für<br />
die Zukunft setzen könnte?<br />
Grundsätzlich hat der<br />
Bürger bei Projekten des<br />
Bundes oder des Landes<br />
die Möglichkeit auf Aktene<strong>in</strong>sicht<br />
und – re<strong>in</strong> theoretisch<br />
– auch <strong>das</strong> Recht, E<strong>in</strong>fluß<br />
auf <strong>das</strong> Planungsverfahren<br />
zu nehmen. Daß aber die<br />
E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> derartige Großprojekte<br />
ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Unterfangen<br />
se<strong>in</strong> kann, ist leicht<br />
vorstellbar. Für e<strong>in</strong>en seriösen<br />
Dialog mit den Behörden<br />
müssen Berge von Akten<br />
durchgesehen, Amts- und<br />
Juristendeutsch <strong>in</strong> Klartext<br />
übersetzt, Baupläne begutachtet<br />
werden, nur um am<br />
Ende e<strong>in</strong>e Beschwerde vorbr<strong>in</strong>gen<br />
zu können, die vor<br />
den Ämtern nicht mehr <strong>wie</strong><br />
e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung ist!<br />
Manfred Braasch vom<br />
BUND <strong>in</strong> Hamburg äußer-<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
33<br />
Bewußtse<strong>in</strong><br />
Editorial
Editorial<br />
Bewußtse<strong>in</strong><br />
Weihnachtsbestellung, schon dran gedacht?<br />
Frisches Geflügel,<br />
schussfrisches Wild,<br />
verschiedene Braten<br />
und kreative Leckereien<br />
LebensRaum<br />
Schwimmteiche<br />
Garten- u. Landschaftsbau<br />
34 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Wolfgang Hibo<br />
Heilbronner Str. 22<br />
74199 U´gruppenbach<br />
Tel. 07131 / 2779575<br />
Wenn wir erkennen, <strong>das</strong> unser Bef<strong>in</strong>den<br />
abhängt von der gesunden Vielfalt <strong>in</strong><br />
unserem LebensRaum, <strong>so</strong> werden wir<br />
diesen neu durchdenken.<br />
Wir führen aus:<br />
� Gartenneugestaltungen<br />
� Gartenumgestaltungen<br />
� Wasser als Gestaltungselement<br />
� Naturste<strong>in</strong>arbeiten<br />
� Ökologisch s<strong>in</strong>nvolle Bepflanzungen<br />
� Pflasterarbeiten und Terrassierungen<br />
� Baumschnitt und Pflegearbeiten<br />
Gerne unterbreite ich Ihnen e<strong>in</strong> Angebot.<br />
te sich hierzu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sendung<br />
des Deutschlandfunks<br />
<strong>wie</strong> folgt: » … Planfeststellungsverfahren<br />
werden von<br />
den Behörden oft als Alibi gesehen.<br />
Wünsche nach kosmetischen<br />
Veränderungen oder<br />
kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände werden hier<br />
und da berücksichtigt. Kritik,<br />
die an die Substanz geht, wird<br />
meistens zurückge<strong>wie</strong>sen.<br />
[…] Die Folge: GesellschaftspolitischeAuse<strong>in</strong>andersetzung<br />
über die Zukunft e<strong>in</strong>er<br />
Region wird auf die Gerichte<br />
verlagert, und der Weg durch<br />
die Instanzen dauert lange.<br />
[…] Das Planfeststellungsverfahren<br />
kann e<strong>in</strong>e frühzeitige<br />
und transparente Bürgerbeteiligung<br />
nicht ersetzen!«<br />
G<strong>in</strong>ge es nach dem Willen<br />
He<strong>in</strong>er Geißlers, dann <strong>so</strong>llte<br />
es zu Beg<strong>in</strong>n der Planung von<br />
Großprojekten e<strong>in</strong> bürgerdemokratisches<br />
Verfahren geben,<br />
bei dem auch die Diskussion<br />
über Alternativen zugelassen<br />
se<strong>in</strong> <strong>so</strong>llten. Es leuchtet<br />
jedoch auch e<strong>in</strong>, daß Schlichtungsrunden<br />
ohne Entscheidungsbefugnisse<br />
nicht genügen,<br />
um dem Drang des Souveräns<br />
nach Partizipation gerecht<br />
zu werden.<br />
Der Politikwissenschaftler<br />
Hans J. Lietzmann<br />
ist <strong>in</strong> demselben Beitrag des<br />
Deutschlandfunks der Me<strong>in</strong>ung,<br />
daß die »Mitmach-Demokratie<br />
genau andersherum<br />
gel<strong>in</strong>gen kann, sprich wenn<br />
die politisch gewählten Repräsentanten<br />
aktiv werden,<br />
um Bürgerbeteiligung voranzutreiben.<br />
So könnte man die<br />
Position des Bürgers verbessern<br />
und der »Volksvertreter«<br />
würde gegenüber Investoren<br />
und Lobby auch sich selbst<br />
<strong>wie</strong>der stärken …<br />
Nun kann man es sich<br />
e<strong>in</strong>fach machen und diesen<br />
Protest und <strong>das</strong> derzeitige<br />
Aufbegehren als e<strong>in</strong> bald vergessenes,<br />
lokales Phänomen<br />
abtun, als e<strong>in</strong> »Aufständle«<br />
geiziger <strong>wie</strong> sturer Schwaben<br />
gegen Verschwendung und<br />
die bürgerferne »Basta-Poli-<br />
tik« der Landesregierung …<br />
oder man schaut tiefer und<br />
erkennt <strong>in</strong> der hitzigen Debatte<br />
den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es tiefgreifenden<br />
gesellschaftlichen<br />
Wandels, e<strong>in</strong>e Wende im Demokratieverständnis<br />
der Bevölkerung!<br />
Die mittlerweile<br />
bundesweit ausgetragene Debatte<br />
über e<strong>in</strong> Regionalprojekt<br />
verdeutlicht, daß die sich<br />
um S21 rankenden handfesten<br />
Probleme nur e<strong>in</strong>en Teil der<br />
Empörung ausmachen. Daß<br />
unter der Spitze dieses Eisbergs<br />
e<strong>in</strong> noch gewaltigeres<br />
Thema brodelt, wurde spätestens<br />
klar, als Demonstranten<br />
im Wendland den Castorzug<br />
mit »Gorleben-21-Bannern«<br />
»begrüßten«.<br />
Egal ob nun Dresdner<br />
Elbtalbrücke, Elbvertiefung<br />
<strong>in</strong> Hamburg oder Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong>, ob Olympia-Planung<br />
für die W<strong>in</strong>terspiele<br />
2018; <strong>in</strong> Deutschland gibt es<br />
mittlerweile nur noch wenige<br />
Großprojekte, die nicht von<br />
öffentlichen Protesten begleitet<br />
wären. Während es sich<br />
die Verantwortlichen <strong>in</strong> der<br />
Vergangenheit noch leicht erlauben<br />
konnten, den Druck<br />
e<strong>in</strong>leuchtender Argumente,<br />
die sich bürgerseitig gegen<br />
jene Art von Bauvorhaben<br />
formierten, mit fadensche<strong>in</strong>igen<br />
Begründungen auszusitzen<br />
oder profan mit der Arbeitsplatzkeule<br />
zu erschlagen,<br />
macht sich im desillusionierten<br />
Deutschland nach der<br />
Bankenkrise nun mehr und<br />
mehr e<strong>in</strong> gesundes bürgerschaftliches<br />
Selbstbewußtse<strong>in</strong><br />
breit, <strong>das</strong> <strong>in</strong> der aktiven Beteiligung<br />
am politischen Diskurs,<br />
<strong>in</strong> der Gestaltung des<br />
eigenen Lebensraumes se<strong>in</strong>en<br />
Platz erstreiten möchte<br />
und sich deswegen auch nicht<br />
mehr mit billigen Machtgesten<br />
<strong>in</strong>s Abstellgleis manövrieren<br />
läßt.<br />
Das alte Rollenverhalten<br />
preußisch anmutender<br />
Prägung, dessen Wesen sich<br />
<strong>in</strong> vorauseilendem Gehorsam<br />
und M<strong>in</strong>derwertigkeits-
gefühlen vor autoritärer Obrigkeit<br />
widerspiegelt, bleicht<br />
allem Ansche<strong>in</strong> nach langsam<br />
aus und ermöglicht dabei e<strong>in</strong>en<br />
Ausblick auf e<strong>in</strong>e andere,<br />
belebende und spannende Art<br />
von Demokratie, die den dar<strong>in</strong><br />
erklärten Idealen von Freiheit<br />
und Mitverantwortung<br />
des Souveräns fühlbar näher<br />
kommt!<br />
Wie ke<strong>in</strong> anderes Ereignis<br />
der letzten Jahre war es<br />
hierbei gerade die F<strong>in</strong>anzkrise,<br />
die den Menschen <strong>in</strong> der<br />
Ane<strong>in</strong>anderreihung kapitaler<br />
Ungerechtigkeiten oder <strong>in</strong><br />
der Ohnmacht hektisch agierender<br />
Akteure, die Augen für<br />
die wahren Verhältnisse h<strong>in</strong>ter<br />
den Kulissen geöffnet hat<br />
und sie <strong>in</strong> ihren emanzipatorischen<br />
Tendenzen bestärkte!<br />
Die Illusion e<strong>in</strong>er gerechten<br />
Gesellschaftsform, die <strong>das</strong><br />
Individuum zu mehr Freiheit<br />
und Mündigkeit führen <strong>so</strong>llte,<br />
entpuppte sich im Grunde<br />
als e<strong>in</strong> gez<strong>in</strong>ktes Spiel e<strong>in</strong>iger<br />
Privilegierter, die von Beg<strong>in</strong>n<br />
an die Schloßstraße als<br />
auch die Parkallee und – <strong>wie</strong><br />
es sich herausstellte – eben<strong>so</strong><br />
die »Gehe-nicht-<strong>in</strong>s-Gefängnis-Karten«<br />
im Ärmel hatten.<br />
So wurde Runde um Runde<br />
<strong>das</strong> Geld aus dem Geschehen<br />
und die Freude aus dem Mitspielern<br />
gezogen. Es kristallisierte<br />
sich bei der F<strong>in</strong>anzkrise<br />
außerdem, <strong>wie</strong> furchterregend<br />
eng die Schicksalsfäden unbescholtener<br />
Sparer mit dem<br />
verantwortungslosen Gebaren<br />
e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kaste verwoben<br />
s<strong>in</strong>d! Nach der Bankenkrise<br />
weiß heute jeder, daß die <strong>in</strong>ternationale<br />
Zockerbude namens<br />
F<strong>in</strong>anzmarkt e<strong>in</strong>em gigantischenunkontrollierbaren<br />
Monster gleicht, <strong>das</strong> zu<br />
allem Schrecken noch mit e<strong>in</strong>em<br />
Generalschlüssel zu den<br />
bundesdeutschen Wohnungen<br />
ausgerüstet ist! Mit dieser<br />
mehr oder weniger verdrängten<br />
Angst liegt man nach<br />
dem globalen Offenbarungseid<br />
vor e<strong>in</strong>em Jahr nachts <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Bett und hofft, daß<br />
am nächsten Tag <strong>das</strong> hart<br />
erarbeitete »Leben« noch se<strong>in</strong>en<br />
Wert hat.<br />
Auch wenn <strong>das</strong> gern benutzte<br />
Wortspiel etymologisch<br />
falsch se<strong>in</strong> mag, <strong>so</strong> ist<br />
die E<strong>in</strong>sicht, daß der Bürger<br />
am Ende für die Gier e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en Elite bürgt mittlerweile<br />
für den kle<strong>in</strong>en Mann<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gängige und auch verhaßte<br />
Logik. Insbe<strong>so</strong>ndere<br />
die <strong>in</strong> der Rettungsaktion<br />
zur allgeme<strong>in</strong>en Empörung<br />
durchgeführte Umschichtung<br />
der Verantwortung von oben<br />
nach unten, al<strong>so</strong> von den Banken<br />
zu den Steuerzahlern, ruft<br />
<strong>das</strong> Gerechtigkeitsempf<strong>in</strong>den<br />
der nunmehr mit Zweifel<br />
<strong>in</strong>fizierten Menschen auf<br />
den Plan … Gew<strong>in</strong>ne werden<br />
eben privatisiert, Verluste dah<strong>in</strong>gegen<br />
<strong>so</strong>zialisiert – mehr<br />
als nur e<strong>in</strong> markiger Spruch!<br />
Laut Umfragen hat be<strong>in</strong>ahe<br />
zweidrittel der Deutschen genau<br />
aus diesem Grunde den<br />
E<strong>in</strong>druck, daß es hierzulande<br />
nicht mehr gerecht zugehe.<br />
Wie <strong>so</strong>llte man auch je<br />
verstehen, daß für die Rettung<br />
des Bankensystems auf<br />
e<strong>in</strong>mal völlig utopische Zahlen<br />
bereitstehen, wo man als<br />
Bürger seit Jahren den gebetsmühlenartigen<br />
Spruch vom<br />
Gürtel-Engerschnallen e<strong>in</strong>geimpft<br />
bekommt und ständig<br />
auf schwere, entbehrungsreiche<br />
Zeiten e<strong>in</strong>geschworen<br />
wird. Oskar Hegt schreibt<br />
hierzu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em gerade erschienen<br />
Buch »Der politische<br />
Mensch«: »Offensichtlich<br />
werde die gesellschaftliche<br />
Schieflage an der »Disproportionalität<br />
des Rechts«:<br />
Da geht straffrei aus, wer Tau-<br />
sende von Rentnern um deren<br />
Ersparnisse br<strong>in</strong>ge, und mit<br />
Entlassung müsse e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Angestellte rechnen, wenn sie<br />
Essensreste »mitgehen« lasse.«<br />
Beim Anblick <strong>so</strong>lcher<br />
Verhältnisse endet die altbekannte<br />
politische Apathie<br />
<strong>so</strong> manchen Bürgers!<br />
Der Grund, daß die Men-<br />
schen heute auf die Straße gehen<br />
und um mehr Mitsprache<br />
streiten, liegt an der E<strong>in</strong>sicht,<br />
daß Politiker allem Ansche<strong>in</strong><br />
nach nicht mehr die Freiheit<br />
haben, sich gegen die E<strong>in</strong>flußnahmen<br />
der Wirtschaft wehren<br />
zu können! Oskar Hegt<br />
spricht <strong>so</strong>gar von dem Typus<br />
des »entpolitisierten Politikers«,<br />
der eher im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />
Wirtschaftslenkers denkt und<br />
entscheidet und re<strong>in</strong> ökonomischen<br />
Zielen vorrang gibt.<br />
E<strong>in</strong> Blick auf ehemalige Spitzenpolitiker<br />
gibt Hegt recht.<br />
Ob Ex-Bundeskanzler Schröder,<br />
Ex-Außenm<strong>in</strong>ister Fischer,<br />
Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Koch oder Ex-Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />
Clement, allesamt mußten<br />
sie nur ihre Schreibtische<br />
und Büros wechseln, die Art<br />
zu arbeiten blieb die gleiche.<br />
Hier werden falsche Signale<br />
gesetzt, die treue Demokraten<br />
verbittern lassen und<br />
junge, nach Orientierung suchende<br />
Staatsbürger zur falschen<br />
»Denke« verleiten.<br />
Wie<strong>so</strong> <strong>so</strong>llte z.B. e<strong>in</strong> Junge auf<br />
dem Schulhof e<strong>in</strong>em schwächeren<br />
Mitschüler bei e<strong>in</strong>em<br />
Problem beistehen, wenn die<br />
erfolgreichsten Leitfiguren<br />
sich <strong>so</strong> offensichtlich anti<strong>so</strong>lidarisch<br />
und ungerecht verhalten<br />
und die Geme<strong>in</strong>schaft dabei<br />
noch gefährlich unterm<strong>in</strong>ieren?<br />
Wie<strong>so</strong> sich e<strong>in</strong>er altruistischen,<br />
mitmenschlichen<br />
oder gerechten Lebense<strong>in</strong>stellung<br />
befleißigen, wenn diese<br />
Tugenden im großen Weltgetriebe<br />
ständig unter die Räder<br />
kommen, nichts "wert s<strong>in</strong>d"?<br />
Der moralische Relativismus,<br />
<strong>das</strong> sich aufdrängende Anzeige Legi-<br />
Werbeagentur GmbH<br />
Zabergäustr. 2 • 74336 Brackenheim<br />
Tel. 07135-96994-0 • Fax 96994-29<br />
www.r-r.de • e.mietzner@r-r.de<br />
Naturscheck<br />
timieren von sw-45 Ungerechtig-<br />
x 131mm 15968<br />
keit durch anderes Unrecht,<br />
zersetzt die letzten Werte, die<br />
den Menschen <strong>in</strong> dem verknöcherten<br />
Materialismus<br />
noch geblieben s<strong>in</strong>d.<br />
Im Gegensatz dazu spüren<br />
die Menschen <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit wichtigen<br />
gesellschaftlichen Fragen,<br />
mit der Verteidigung ihnen<br />
bedeutsam ersche<strong>in</strong>ender<br />
Werte seit langem <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>neren Widerhall … die<br />
Stimme des Gewissens. Damit<br />
eröffnen sich wichtige Impulse<br />
für <strong>das</strong> eigene Dase<strong>in</strong>, Perspektiven,<br />
die <strong>das</strong> bisherige<br />
„auf starren Gleisen“ monoton<br />
dah<strong>in</strong>ratternde Leben im<br />
Rollenmodell des „alten Bürgers“<br />
nicht bereithielt.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Autor<br />
Mehmet Yesilgöz<br />
Produktbezeichnung Auftr.-Nr Ausdruck Erstellt 1. Korrektur 2. Korrektur<br />
15.11.10 18.01.96 21.06.93<br />
100%<br />
EM<br />
SK<br />
35<br />
Bewußtse<strong>in</strong> Editorial<br />
SK
Regionales<br />
Was ist Glück?<br />
Der Philo<strong>so</strong>ph Dr. Christoph Quarch referiert im Großhöchberger Klosterhof<br />
Da ist sie <strong>wie</strong>der, die Frage aller Fragen. Seit es Menschen gibt, wird<br />
sie gestellt und blieb doch bis heute unbeantwortet. Wohl gab es von<br />
jeher theoretische Ansätze, was es denn sei, <strong>das</strong> Glück, - mit dem<br />
praktischen »Glücklich-Se<strong>in</strong>« jedoch ist <strong>das</strong> ja <strong>so</strong> e<strong>in</strong>e Sache. Bei der<br />
Veranstaltung »Der Geschmack des Glücks« im Großhöchberger Klosterhof<br />
erlebten die Gäste e<strong>in</strong>e gelungene Mischung aus kul<strong>in</strong>arischen<br />
Genüssen und philo<strong>so</strong>phischen Gedanken.<br />
Dunkel ist es bereits, als<br />
die zahlreichen Gäste<br />
den Klosterhof betreten. Und<br />
doch brennt da e<strong>in</strong> Licht, <strong>das</strong><br />
sie leitet. Frei nach Hölderl<strong>in</strong><br />
ist es diese Sehnsucht nach<br />
Licht, die uns Menschen immer<br />
<strong>wie</strong>der antreibt. Die uns<br />
davor rettet, im Dunkel der<br />
Welt zu vers<strong>in</strong>ken. E<strong>in</strong>e unbewußte<br />
Er<strong>in</strong>nerung daran,<br />
daß es noch e<strong>in</strong> anderes Leben<br />
h<strong>in</strong>ter dem Gewohnten<br />
36 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
gibt, e<strong>in</strong> glücklicheres Leben.<br />
Doch wo ist dieses Leben zu<br />
f<strong>in</strong>den? Und was ist überhaupt<br />
Glück?<br />
Zum Mittwochs-Menue<br />
<strong>in</strong> der Reihe »Kunst, Kultur<br />
& Kul<strong>in</strong>arisches« f<strong>in</strong>det sich<br />
e<strong>in</strong>e Gruppe »Glückssucher«<br />
zusammen, die dem Ruf der<br />
Gastgeber<strong>in</strong> Jutta Scheuthle<br />
und des Autors und Philo<strong>so</strong>phen<br />
Dr. Christoph<br />
Quarch gefolgt s<strong>in</strong>d. Der lei-<br />
denschaftliche und tiefs<strong>in</strong>nige<br />
Denker konfrontiert die<br />
Gäste mit der S<strong>in</strong>nfrage. Von<br />
Hölderl<strong>in</strong> über Nietzsche,<br />
von Aristoteles zurück zu<br />
Platon, wer je gelebt hat, hat<br />
auch gesucht. Das wird <strong>in</strong> den<br />
Zitaten und Gedichten deutlich,<br />
die Christoph Quarch<br />
zwischen den Gängen des<br />
Mittwochsmenues serviert.<br />
Philo<strong>so</strong>phien zum<br />
Thema Glück<br />
Wie es Tradition ist<br />
im Klosterhof, beg<strong>in</strong>nt der<br />
Abend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lauschigen<br />
Kam<strong>in</strong>raum mit dem Aperitif.<br />
Hier wird den Gästen <strong>in</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerung gerufen, daß e<strong>in</strong>er<br />
der sprachgewaltigsten<br />
deutschen Philo<strong>so</strong>phen nur<br />
e<strong>in</strong> paar Kilometer entfernt<br />
<strong>das</strong> Licht der Welt erblickt<br />
hat: Friedrich Hölderl<strong>in</strong> wurde<br />
1770 <strong>in</strong> Lauffen am Neckar<br />
geboren. Dieser Hölderl<strong>in</strong><br />
paßt ganz <strong>in</strong> die Tradition<br />
der griechischen Philo<strong>so</strong>phien,<br />
die den roten Faden des<br />
Abends bilden. Gebannt lauschen<br />
die Gäste Gedichten,<br />
die von der glücklichen Welt<br />
der Götter und der dunklen<br />
Menschenwelt berichten.<br />
Und es drängt sich die<br />
Frage auf: Kann der Mensch<br />
überhaupt glücklich werden?<br />
Oder ist <strong>das</strong> den Göttern vorbehalten?<br />
Christoph Quarch<br />
spannt nun den Boden weiter,<br />
<strong>in</strong>dem er die Gäste <strong>in</strong> den<br />
schön dekorierten Speiseraum<br />
führt. Als ersten Gang<br />
schlägt er e<strong>in</strong> »pikantes Zarathustra-Süppchen«<br />
vor.<br />
Dem fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nigen Hölderl<strong>in</strong><br />
folgt der »Philo<strong>so</strong>ph mit dem<br />
Hammer« Friedrich Nietzsche.<br />
In der E<strong>in</strong>leitung zu se<strong>in</strong>em<br />
Werk »Al<strong>so</strong> sprach Zarathustra«<br />
hat dieser e<strong>in</strong>st<br />
e<strong>in</strong> Bild von den glücklichen<br />
Menschen der letzten Tage<br />
gezeichnet. Den immer lächelnden<br />
kle<strong>in</strong>en Menschen,<br />
die alles auf ihr eigenes, ger<strong>in</strong>ges<br />
Maß herunterm<strong>in</strong>dern,<br />
womit sie <strong>in</strong> Berührung<br />
kommen. Denen, <strong>so</strong> Quarch,<br />
geht es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um
<strong>das</strong> Friede-Freude-Eierkuchen-Glück,<br />
um die »happ<strong>in</strong>ess«,<br />
<strong>wie</strong> es der Engländer<br />
ausdrückt. Der Versuch, <strong>das</strong><br />
Glück dadurch zu f<strong>in</strong>den, daß<br />
man sich immer neue Wünsche<br />
sucht und erfüllt, um<br />
sich e<strong>in</strong>ige Augenblicke lang<br />
wohl und glücklich zu fühlen.<br />
Daß dadurch ke<strong>in</strong> dauerhaftes<br />
Glück möglich ist, legt<br />
der Philo<strong>so</strong>ph beim anschließenden<br />
»Knackigen Aristoteles-Rohkost<br />
Salat mit Endaimona-Dress<strong>in</strong>g«<br />
dar. Der<br />
hier zitierte Aristoteles hat<br />
e<strong>in</strong>st die Me<strong>in</strong>ung vertreten,<br />
nicht die Götter, <strong>so</strong>ndern der<br />
Mensch sei <strong>in</strong> dieser Welt <strong>das</strong><br />
Maß aller D<strong>in</strong>ge. Er hat <strong>so</strong>mit<br />
den menschlichen Verstand<br />
und die Vernunft zur<br />
Richtschnur über Glück und<br />
Unglück erhoben. Ob nun<br />
be<strong>so</strong>nders vernünftige Menschen<br />
auch be<strong>so</strong>nders glück-<br />
liche Menschen s<strong>in</strong>d, darüber<br />
läßt sich <strong>sicher</strong> streiten.<br />
Den nächsten philo<strong>so</strong>phischen<br />
Wegweiser f<strong>in</strong>det<br />
der studierte Theologe<br />
Quarch <strong>in</strong> der christlichen<br />
Geschichte. Die Bergpredigt<br />
als hoffnungsvolle Botschaft<br />
erzählt, <strong>wie</strong> und wo Glück<br />
oder gar Seligkeit zu f<strong>in</strong>den<br />
s<strong>in</strong>d. Das »Wie« leuchtet<br />
e<strong>in</strong>, durch e<strong>in</strong> sündenfreies<br />
und gottesfürchtiges Leben.<br />
Das »Wo« jedoch macht<br />
dann doch eher nachdenklich.<br />
In vielen religiösen Philo<strong>so</strong>phien<br />
hat man sich nämlich<br />
dazu entschieden, <strong>das</strong> Glück<br />
auf die Zeit nach dem Erdenleben<br />
zu vertagen. Aus dem<br />
Paradies <strong>in</strong> uns wurde <strong>das</strong> Paradies<br />
danach. So schön der<br />
Gedanke auch se<strong>in</strong> mag, daß<br />
e<strong>in</strong>mal irgendwann etwas<br />
Besseres warten könnte, es<br />
beantwortet nicht die Frage<br />
nach dem Hier und Jetzt.<br />
Lieben, was ist<br />
Als Hauptgang wird den<br />
Gästen e<strong>in</strong> »Herzhaftes Seelen-Ragout<br />
mit e<strong>in</strong>er Komposition<br />
platonischer Tugenden«<br />
serviert. Und hier kommt<br />
die Gesellschaft dem Glück<br />
doch e<strong>in</strong>en ganzen Schritt näher.<br />
Hatten die bisher zitierten<br />
Philo<strong>so</strong>phen <strong>das</strong> Glück<br />
entweder <strong>in</strong> die unerreichbare<br />
Welt der Götter verbannt<br />
oder eben erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fernen<br />
Zukunft <strong>in</strong> Aussicht gestellt,<br />
<strong>so</strong> br<strong>in</strong>gt Platon die Hoffnung<br />
zurück. Er hat erkannt, daß es<br />
nicht um <strong>das</strong> Hamsterrad der<br />
Erfüllung immer ausgefallenerer<br />
Wünsche geht, auch nicht<br />
um <strong>das</strong> »keep smil<strong>in</strong>g« der angepaßten<br />
kle<strong>in</strong>en Menschen.<br />
Noch weniger darum, über<br />
unsere menschlichen Grenzen<br />
h<strong>in</strong>auszusteigen und Götter<br />
zu werden, <strong>so</strong>ndern um<br />
die Fähigkeit zu lieben. Das<br />
zu lieben, was ist, al<strong>so</strong> die von<br />
vielen <strong>so</strong> gefürchtete Realität<br />
mit all ihren Facetten und<br />
<strong>in</strong> jedem Augenblick. Mit der<br />
letzten Erkenntnis, daß alles<br />
gut ist, <strong>so</strong> <strong>wie</strong> es ist. Man muß<br />
es nur erkennen.<br />
Kultur im Klosterhof<br />
Jutta Scheuthle vom<br />
Klosterhof im Spiegelberger<br />
Teilort Großhöchberg hat mit<br />
ihren »Mittwochsmenues«<br />
e<strong>in</strong>e alte, <strong>in</strong> unserer schnellebigen<br />
»Fastfood-Welt« fast<br />
ausgestorbene Tradition <strong>wie</strong>der<br />
aufgenommen: die Verschmelzung<br />
aus kul<strong>in</strong>arischem<br />
Genuß und philo<strong>so</strong>phischem<br />
Gespräch. Dabei steht der Referent<br />
auf ke<strong>in</strong>er Bühne, <strong>so</strong>ndern<br />
ist Teil des Geschehens.<br />
In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der sich immer<br />
mehr Menschen nach<br />
Entschleunigung sehnen und<br />
nach Werten und Orientierung<br />
suchen, ist <strong>das</strong> Klosterhofprogramm<br />
e<strong>in</strong>e wunderbare<br />
Alternative zu der Anonymität<br />
vieler Massenveranstaltungen.<br />
Denn mehr als dreißig<br />
Per<strong>so</strong>nen passen nicht <strong>in</strong> die<br />
wunderschön restaurierten<br />
und mit alten Holzmöbeln<br />
ausgestatteten Räume. Und<br />
<strong>das</strong> ist auch gut <strong>so</strong>.<br />
Am 29.12.2010 steht die<br />
nächste Veranstaltung an, mit<br />
e<strong>in</strong>em musikalisch-literarischen<br />
»Entr´ act zwischen<br />
den Jahren«. Der Schauspieler<br />
Jürg Löw rezitiert aus Werken<br />
von Brecht, Tucholsky und<br />
R<strong>in</strong>gelnatz. Und mit Liedern<br />
von Georg Kreisler – begleitet<br />
von Frank Tischer am Klavier<br />
– möchte er zu e<strong>in</strong>er heiteren<br />
Aufbruchstimmung für<br />
<strong>das</strong> neue Jahr 2011 <strong>in</strong>spirieren.<br />
Angesichts der vielen prägenden<br />
Ereignisse des auskl<strong>in</strong>genden<br />
Jahres <strong>sicher</strong>lich genau<br />
<strong>das</strong> richtige Konzept.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Weitere Informationen<br />
www.kultur-klosterhof.de<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
37<br />
Regionales
In der Märzausgabe des Naturscheck-Magaz<strong>in</strong>s erschien e<strong>in</strong> vielbeachtetes Interview<br />
mit dem Ludwigsburger Therapeuten Dr. Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g; der Titel: »Die Zukunft<br />
ist weiblich!?« Welche katastrophalen Folgen <strong>das</strong> maskul<strong>in</strong>dom<strong>in</strong>ierte, l<strong>in</strong>ear-kausale<br />
Denken für Mensch und Natur hat, ist heute überall sichtbar. Dr. Mill<strong>in</strong>g wirft e<strong>in</strong>en Blick<br />
<strong>in</strong> die Zukunft: <strong>wie</strong> sie se<strong>in</strong> könnte »die Zeit nach dem Patriarchat«.<br />
38 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010
»Die Liebe nach den Zeiten des Patriarchats«<br />
Gespräch mit dem Ludwigsburger Therapeuten und Doktor der<br />
Philo<strong>so</strong>phie Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g.<br />
Herr Dr. Mill<strong>in</strong>g, Sie schreiben gerade<br />
an Ihrem Buch: »Die Liebe nach<br />
den Zeiten des Patriarchats«, <strong>das</strong><br />
Mitte nächsten Jahres ersche<strong>in</strong>en<br />
<strong>so</strong>ll. Wie kam es zu diesem Titel?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Der Titel ist<br />
e<strong>in</strong>e Anlehnung an den Buchtitel:<br />
»Die Liebe <strong>in</strong> den Zeiten der Cholera«<br />
von Gabriel García Márquez.<br />
Ich b<strong>in</strong> der Überzeugung, daß unsere<br />
heutige Lebensweise viel<br />
Krankes oder Krankmachendes<br />
an sich hat. Das patriarchale Pr<strong>in</strong>zip<br />
ist e<strong>in</strong>e Art Vergewaltigung der<br />
Welt, mit allen Konsequenzen.<br />
Sie haben ja bereits bei unserem Interview<br />
im März ausgeführt, daß Sie<br />
die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Veränderung<br />
<strong>in</strong> unserem Denken und Handeln<br />
noch nicht aufgegeben haben. Was<br />
muß sich denn verändern, damit wir<br />
von e<strong>in</strong>er – <strong>wie</strong> Sie es nennen – patriarchalen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e natürliche Leben<strong>so</strong>rdnung<br />
übergehen?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Es gibt bereits<br />
unzählige Ansätze <strong>in</strong> fast allen Lebensbereichen.<br />
Die Frauen s<strong>in</strong>d im<br />
Kommen, wenn auch die alten Patriarchen<br />
ihr System noch verteidigen,<br />
<strong>in</strong>dem sie Frauen den Zugang<br />
zu führenden Positionen<br />
verweigern. Doch s<strong>in</strong>d die Frauen<br />
– <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>st im alten Griechenland<br />
die Amazonen – den Männern<br />
im Kampf bereits ebenbürtig. Viele<br />
haben <strong>das</strong> »männliche«, <strong>das</strong> l<strong>in</strong>ear-kausale<br />
Denken ver<strong>in</strong>nerlicht.<br />
Nur <strong>so</strong> können sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
von Männern dom<strong>in</strong>ierten Welt<br />
behaupten. Vor allem <strong>in</strong> der Politik<br />
oder <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em früheren Beruf<br />
als Rechtsanwalt, kenne ich viele<br />
Frauen, die fast alles »Weibliche«<br />
<strong>in</strong> sich ausgeblendet haben, um den<br />
Männern Paroli bieten zu können.<br />
Das Tragische dabei ist, daß<br />
diese Frauen dabei sehr viel verlieren.<br />
Doch leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangszeit,<br />
<strong>in</strong> der <strong>das</strong> typisch Weibliche<br />
noch nicht geachtet oder gar<br />
als Schwäche ausgelegt wird. Doch<br />
<strong>das</strong> wird sich ändern.<br />
In vielen Kulturen, die von den drei<br />
bekannten Hauptreligionen des jüdischen,<br />
christlichen und islamischen<br />
Glaubens geprägt wurden, galt und<br />
gilt die Frau als schwaches, sündiges<br />
Wesen. E<strong>in</strong> Wesen, <strong>das</strong> man<br />
kontrollieren muß. Was sich ja <strong>in</strong> alten<br />
Sprüchen ausdrückt <strong>wie</strong>: »Wenn<br />
du zum Weibe gehst, vergiß die Peitsche<br />
nicht.« Es wird dabei auf den<br />
<strong>so</strong>genannten biblischen Sündenfall<br />
ver<strong>wie</strong>sen, <strong>in</strong> dem die erste Frau Eva<br />
sich von der Luzifer-Schlange hat<br />
verführen lassen. Und damit quasi<br />
den armen Adam mit <strong>in</strong> den Untergang<br />
gerissen hat.<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Da s<strong>in</strong>d wir<br />
<strong>wie</strong>der bei der patriarchalen Weltanschauung.<br />
Gerade <strong>in</strong> den Religionen<br />
wird uns genau dieses Denken<br />
überliefert. Aber haben all<br />
die dort geschilderten Ereignisse<br />
wirklich <strong>so</strong> stattgefunden? Oder<br />
hat man sich e<strong>in</strong> Weltbild geschaffen,<br />
<strong>das</strong> der eigenen Art entspricht?<br />
Letztlich wurden alle Aufzeichnungen<br />
ausschließlich von Männern<br />
gemacht. Nehmen wir die<br />
Geschichte um Adam und Eva. Da<br />
lesen wir <strong>in</strong> der Bibel:<br />
Gott pflanzte e<strong>in</strong>en Garten,<br />
den Garten Eden. Üppigland, ostwärts,<br />
und legte dare<strong>in</strong> den Menschen,<br />
den er gebildet hatte…<br />
Gott sprach: Nicht gut ist, daß der<br />
Mensch alle<strong>in</strong>e sei, ich will ihm<br />
e<strong>in</strong>e Hilfe machen, im Gegenpart.<br />
Er senkte auf den Menschen Betäubung,<br />
daß er entschlief, und<br />
er nahm e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Rippen und<br />
schloß Fleisch an ihre Stelle. Er<br />
baute die Rippe, die er vom Menschen<br />
nahm, zu e<strong>in</strong>em Weibe und<br />
brachte es zum Menschen.<br />
Der Mensch sprach: Diesmal<br />
ist sie´s! Be<strong>in</strong> von me<strong>in</strong>em Gebe<strong>in</strong>,<br />
Fleisch von me<strong>in</strong>em Fleisch…<br />
Schon hier <strong>so</strong>llten wir stutzig<br />
werden. »Diesmal ist sie´s!« Warum<br />
diesmal? Hat es vor Eva bereits<br />
andere Frauen gegeben? Und was<br />
war an denen falsch? Die Bibel und<br />
die Schöpfungsgeschichte s<strong>in</strong>d ja<br />
nicht etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Guß entstanden,<br />
sie wurden aus vielen Quellen<br />
gespeist. Vieles, was noch aus vorpatriarchaler<br />
Zeit stammte, - die<br />
es ja e<strong>in</strong>mal gegeben hat - wurde<br />
später der patriarchalen Denkweise<br />
angepaßt. Und <strong>das</strong> sehr erfolgreich.<br />
Heute glaubt jedes K<strong>in</strong>d an die biblische<br />
Geschichte des ersten Mannes<br />
Adam und der ersten Frau Eva.<br />
Und <strong>wie</strong> hat man vorher gedacht?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Noch älteren<br />
Schriften, <strong>wie</strong> den sumerischen<br />
Texten, der Kabbala, dem Talmud<br />
und alten arabischen Mythen entnehmen<br />
wir, daß es – vor der patriarchalen,<br />
biblischen Festschreibung<br />
– möglicherweise e<strong>in</strong>e ganz<br />
andere Sichtweise gab. Und die<br />
lautete <strong>so</strong>:<br />
Gott schuf e<strong>in</strong>en Mann und<br />
nannte ihn Adam. Und er schuf<br />
e<strong>in</strong>e Frau – gleich ihm aus Erde gemacht<br />
– und nannte sie Lilith. Diese<br />
Lilith erwähnt auch Goethe <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em »Faust«. Sie ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>e<br />
Unbekannte.<br />
Adam und Lilith lebten e<strong>in</strong>e<br />
Ewigkeit e<strong>in</strong>trächtig zusammen.<br />
Und doch: irgendwann – es war<br />
der Beg<strong>in</strong>n der Zeit – begannen<br />
die beiden zu streiten. Adam wollte<br />
der Überlegene se<strong>in</strong>. Lilith erwiderte:<br />
Wir s<strong>in</strong>d beide gleich, weil<br />
wir beide aus Erde gemacht s<strong>in</strong>d!<br />
Da versuchte Adam ihren Gehorsam<br />
gewaltsam zu erzw<strong>in</strong>gen.<br />
Wutentbrannt rief Lilith Gottes<br />
magischen Namen aus, erhob sich<br />
<strong>in</strong> die Lüfte und entfloh.<br />
Nach biblischer Überlieferung<br />
verfluchte Gott die Lilith. Sie<br />
wird fortan <strong>in</strong> allen Kulturen zu e<strong>in</strong>en<br />
Abbild des Bösen. Nur weil<br />
sie Adam nicht gehorchen, sich<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
39<br />
Interviews Editorial
Interviews<br />
E<strong>in</strong> Hofladen mit<br />
reichhaltigem<br />
Naturkost<strong>so</strong>rtiment<br />
Holzofenbrot <strong>in</strong> handwerklicher Tradition<br />
Aus D<strong>in</strong>kel◊Roggen◊Emmer◊E<strong>in</strong>korn◊Weizen mit Saaten.<br />
Das Getreide und Mehl kommt aus der Region ◊<br />
Zur Lockerung verwenden wir Sauerteig und Biorealhefe ◊<br />
Wir backen vom saftigen Vollkornbrot, würzigen Bauernbrot<br />
bis zum leckeren Weißbrot◊für Allergiker spezielle Rezepturen.<br />
R<strong>in</strong>dfleisch ◊ Wurst im Glas ◊ Geräuchertes<br />
R<strong>in</strong>derlyoner mit Sonnenblumenöl ◊<br />
Salami nur mit R<strong>in</strong>dfleisch ohne Zusätze ◊<br />
Frisches Obst und Gemüse<br />
Eier◊Säfte◊versch. Wasser◊MoPro◊Trockenwaren◊<br />
alkoholische Getränke◊Putz- und Waschmittel◊Kosmetik<br />
demeter-Hof Braun · Doris und Edmund Braun<br />
Riegenhof 4 · 74535 Ma<strong>in</strong>hardt<br />
Fon 0 79 03/27 82 · Fax 2643<br />
email doris@biolaedle.de · www.biolaedle.de<br />
Hoffeste: ◊ am 21. Juni und am 21. Dezember Sonnwendfeier<br />
◊ am letzten Sommerferien-Sonntag von BW<br />
„Frühstück mit allen S<strong>in</strong>nen“, 9 bis 13 Uhr<br />
E<strong>in</strong> starker Rücken<br />
kennt ke<strong>in</strong>e Schmerzen<br />
Rufen Sie uns an und vere<strong>in</strong>baren Sie e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong><br />
für Ihr kostenloses E<strong>in</strong>führungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g unter<br />
Telefon (07131) 594 39 97.<br />
Heilbronn, Lise-Meitner-Str. 11, www.kieser-tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.de<br />
40 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Anz_hoch_90x131mm.<strong>in</strong>dd 1 27.07.09 09:35<br />
ihm nicht unterwerfen wollte.<br />
Kommt uns dieses Verhalten<br />
nicht bekannt vor? Die<br />
patriarchal-dom<strong>in</strong>ierte Kirche<br />
hat dieses Pr<strong>in</strong>zip, vor allem<br />
Frauen (Hexen) gegenüber,<br />
jahrtausendelang angewandt.<br />
Wer nicht gehorcht, wird verflucht,<br />
beziehungsweise ausgemerzt.<br />
Und <strong>wie</strong> g<strong>in</strong>g die Geschichte<br />
Adams dann weiter?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Laut der<br />
Überlieferung lebte Adam<br />
nun alle<strong>in</strong>e im Garten Eden<br />
und war e<strong>in</strong>sam. Gott <strong>so</strong>ll<br />
ihm e<strong>in</strong> zweites Frauenwesen<br />
erschaffen haben, aus<br />
Knochen, Sehnen, Fleisch,<br />
Haut und Haaren. Vor der<br />
allerd<strong>in</strong>gs ekelte Adam. Da<br />
kommt »Gottvater« e<strong>in</strong>e<br />
Idee. Wenn er e<strong>in</strong> Weib erschafft<br />
aus Adams eigenem<br />
Körper, dann könne er es<br />
nicht mehr ablehnen. Gesagt,<br />
getan. Im Tiefschlaf wird<br />
Adam e<strong>in</strong>e Rippe entnommen<br />
und jene Frau geformt, die<br />
wir als Eva kennen.<br />
Diese Eva ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>eswegs<br />
die erste oder gar<br />
die wahre Frau, <strong>so</strong>ndern bereits<br />
e<strong>in</strong> Abklatsch des Mannes<br />
Adam. Vor der braucht<br />
er sich auch nicht mehr zu<br />
fürchten und sagt: »diesmal<br />
ist sie´s!«<br />
Diese Sichtweise br<strong>in</strong>gt ja unser<br />
gesamtes Weltbild durche<strong>in</strong>ander.<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Stimmt!<br />
Und <strong>das</strong> ist ab<strong>so</strong>lut notwendig.<br />
Denn <strong>das</strong> Ungleichgewicht<br />
<strong>in</strong> der Welt, diese fehlende<br />
Balance zwischen<br />
»empfangendem Weiblichen«<br />
und »kreativem Männlichen«<br />
ist e<strong>in</strong>e Folge der patriarchalen<br />
Denkweise. Natürlich tragen<br />
wir beide Polaritäten <strong>in</strong><br />
uns, al<strong>so</strong> <strong>so</strong>wohl weibliche als<br />
auch männliche Anteile, und<br />
doch bedarf es e<strong>in</strong>er Harmonisierung<br />
der beiden. Sonst<br />
setzt sich <strong>das</strong> fort, was schon<br />
seit Jahrtausenden geschieht:<br />
wir zerstören uns selbst mit-<br />
samt dem Planeten.<br />
Grundlage ist die Erkenntnis,<br />
daß viele Überlieferungen<br />
und Aufzeichnungen<br />
e<strong>in</strong>e Denkweise vermitteln,<br />
die gefärbt ist von tausenden<br />
Jahren Patriarchat.<br />
Al<strong>so</strong> Cholera, um es mit Garcia<br />
Marquez auszudrücken! Welche<br />
Antworten möchten Sie durch<br />
Ihr Buch vermitteln?<br />
Dr. Mill<strong>in</strong>g: Zuerst<br />
e<strong>in</strong>mal geht es darum, Bewußtse<strong>in</strong><br />
zu schaffen. Um die<br />
Muster zu erkennen, nach denen<br />
wir entscheiden und handeln.<br />
In der vorpatriarchalen<br />
Zeit hat es ke<strong>in</strong>en Konkurrenzkampf<br />
zwischen Mann<br />
und Frau gegeben, <strong>wie</strong> es<br />
heute überall der Fall ist. Die<br />
Rollen waren klar verteilt,<br />
man hat sich ergänzt. Auch<br />
bei den Indianern, die sich als<br />
Teil der Natur sahen, gab es<br />
derartiges nicht. Es gab ke<strong>in</strong>e<br />
Umwelt, <strong>so</strong>ndern man lebte<br />
<strong>in</strong> der Mitwelt.<br />
Durch me<strong>in</strong>e systemische<br />
Arbeit kann ich hier<br />
vermittelnd e<strong>in</strong>greifen. Wir<br />
haben bereits exemplarische<br />
Systemaufstellungen gemacht,<br />
die <strong>das</strong> Thema Mann<br />
und Frau betrafen, mit sehr<br />
<strong>in</strong>teressanten Erkenntnissen.<br />
Es zeigte sich <strong>das</strong> folgende<br />
Bild: »Anfangs treten<br />
sich beide Seiten sehr fe<strong>in</strong>dselig<br />
gegenüber. Die Frauen<br />
bezeichnen die Männer<br />
als böse. Die Männer geben<br />
den Frauen die Schuld, da ja<br />
auch die Männer von Müttern<br />
erzogen wurden. Beide<br />
Seiten bekämpfen sich mit<br />
den ihnen eigenen Strategien:<br />
Er mit direkter Gewalt, sie<br />
subtil, durch Verachtung und<br />
Abwertung. Dann, nach und<br />
nach, sagen beide Seiten, was<br />
sie vom anderen benötigen<br />
würden, um diesen Teufelskreis<br />
gegenseitiger Schuldzuweisungen<br />
endlich verlassen<br />
zu können. Die Frau benötigt<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Anerkennung,<br />
Achtung und Liebe,<br />
der Mann <strong>wie</strong>derum Wert-
schätzung für all <strong>das</strong>, was er<br />
leistet. Letztlich kommt es<br />
zu erlösenden Tränen und e<strong>in</strong>er<br />
Versöhnung zwischen den<br />
Geschlechtern.« Dies s<strong>in</strong>d<br />
sehr bewegende Momente.<br />
Dabei wird klar, daß alles viel<br />
leichter ist, als wir denken. Jeder<br />
will nur <strong>das</strong> se<strong>in</strong> dürfen,<br />
was er wirklich ist. Die Lösung<br />
ist al<strong>so</strong>: Wir müssen die<br />
Welt gar nicht auf den Kopf<br />
stellen. Sondern wir können<br />
den Mut haben, uns <strong>das</strong> Menschenrecht<br />
zu nehmen, endlich<br />
zu dem zu werden, was<br />
wir eigentlich s<strong>in</strong>d.«<br />
Herr Dr. Mill<strong>in</strong>g, vielen Dank<br />
für <strong>das</strong> <strong>in</strong>teressante Gespräch<br />
und natürlich auch für <strong>das</strong> im<br />
nächsten Jahr ersche<strong>in</strong>ende<br />
Buch.<br />
Weitere Informationen<br />
unter www.<strong>in</strong>stitut-hpm.de<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
41<br />
Interviews
Regionales<br />
Vom »Festival der Natur« zum »Naturerlebnispark Hohenlohe«<br />
E<strong>in</strong> Portrait des Künstlerpaares Heike Nübel und Edw<strong>in</strong> Karl.<br />
»In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der immer mehr Menschen vere<strong>in</strong>samen und die Erlebnisräume<br />
zunehmend E<strong>in</strong>schränkung erfahren oder immer mehr <strong>in</strong>stitutionalisiert<br />
werden, ist es uns e<strong>in</strong> Anliegen, über die Natur erlebnis-<strong>in</strong>tensive<br />
Berührungspunkte zu uns selbst und unseren Mitmenschen<br />
zu schaffen. Unsere Urverbundenheit mit allem Lebendigen <strong>so</strong>ll<br />
spürbar werden und damit die Achtsamkeit unserem Umfeld und uns<br />
selbst gegenüber neue Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.«<br />
42 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Wo <strong>so</strong>ll man hier anfangen?<br />
Wer s<strong>in</strong>d diese<br />
beiden Menschen, deren Kreativität<br />
und deren Angebotsspektrum<br />
rund um <strong>das</strong> Thema<br />
Natur <strong>so</strong> vielfältig ist, daß<br />
es kaum <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Leben zu passen<br />
sche<strong>in</strong>t. Heike Nübel und<br />
Edw<strong>in</strong> Karl s<strong>in</strong>d vieles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em:<br />
Künstler, Erlebnispädagogen,<br />
Visionäre, Macher und<br />
Denker. Sie haben <strong>das</strong> »Festival<br />
der Natur« <strong>in</strong>s Leben gerufen,<br />
<strong>das</strong> seit 2007 e<strong>in</strong>mal<br />
pro Jahr <strong>in</strong> Forchtenberg,<br />
am Schleierhofer See stattf<strong>in</strong>det.<br />
Tausende von Menschen<br />
kommen <strong>in</strong>zwischen aus Nah<br />
und Fern, Menschen, denen<br />
die Liebe zur Natur und die<br />
Vision von e<strong>in</strong>em natürlicheren<br />
Leben Antrieb und Aufgabe<br />
ist.<br />
Für Heike Nübel und<br />
Edw<strong>in</strong> Karl stellt diese Vision<br />
ihren Lebensmittelpunkt dar,<br />
ist al<strong>so</strong> auch gleichzeitig ihre<br />
Mission. »Das Festival der<br />
Natur«, <strong>so</strong> Edw<strong>in</strong> Karl, »ist<br />
nur e<strong>in</strong>e Zwischenstation auf<br />
dem Weg zu e<strong>in</strong>em größeren<br />
Ziel: nämlich e<strong>in</strong>en »Naturerlebnispark<br />
Hohenlohe« zu<br />
schaffen! Dieser Naturerlebnispark<br />
<strong>so</strong>ll e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />
Angeboten vere<strong>in</strong>en <strong>wie</strong> Walderlebnispfade,Naturführungen,<br />
Tagungen und Sem<strong>in</strong>are,<br />
und e<strong>in</strong>e ökologisch ausgerichtete<br />
Gastronomie. Wir<br />
möchten dort Wissen über<br />
die ganzheitlichen Zusammenhänge<br />
der Natur vermitteln.<br />
In e<strong>in</strong>em topographisch<br />
abwechslungsreichen Waldgebiet<br />
können wir <strong>so</strong> aktives<br />
Erleben mit ökologischen<br />
und natur-philo<strong>so</strong>phischen<br />
Wissens<strong>in</strong>halten verb<strong>in</strong>den.<br />
Der Besucher bewegt sich <strong>in</strong><br />
unterirdisch angelegten Räu-
men und Gängen, über Steganlagen<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Baumwipfelweg<br />
durch alle Lebenszonen<br />
der Natur, bis über<br />
die Baumkronen h<strong>in</strong>weg. Interaktive<br />
Elemente vermitteln<br />
hautnah alles Wissen um<br />
Aufbau, Beschaffenheit und<br />
Funktion der e<strong>in</strong>zelnen Biozonen.<br />
E<strong>in</strong> S<strong>in</strong>nespfad bietet<br />
die Möglichkeit, dem eigenen<br />
s<strong>in</strong>nlichen Wahrnehmen<br />
mit den uns bekannten 5 S<strong>in</strong>nen<br />
zu begegnen, diese S<strong>in</strong>ne<br />
zu schärfen und damit die eigene<br />
Wahrnehmungsfähigkeit<br />
zu fördern.«<br />
Das Potential dieser Naturpark-Vision<br />
ist eben<strong>so</strong><br />
grenzenlos <strong>wie</strong> die Kreativität<br />
des Künstlerpaares. Alle<strong>in</strong><br />
die Holzkunstwerke s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong> eigenes Portrait wert. Die<br />
Ausdruckskraft der meist<br />
aus alten Baumstämmen entstandenen<br />
Skulpturen ist im<br />
wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes<br />
»magisch«.<br />
»Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allem, was<br />
wir tun, Vermittler zwischen<br />
Mensch und Natur.«, <strong>so</strong> Heike<br />
Nübel. »Das ist auch <strong>in</strong><br />
unserem Angebot für die<br />
Garten- und Baumbesitzer<br />
<strong>so</strong>. Mit »Kunst am Stumpf«<br />
möchten wir ihnen <strong>das</strong> Bewußtse<strong>in</strong><br />
dafür vermitteln,<br />
daß Bäume mit uns Menschen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Familienverband<br />
leben. Wir haben <strong>das</strong><br />
Thema: »Sanfter Abschied<br />
von den grünen Brüdern« genannt.<br />
Denn <strong>wie</strong> oft geschieht<br />
es, daß e<strong>in</strong> Baum, der jahrzehntelang<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorgarten<br />
stand, gefällt werden <strong>so</strong>ll,<br />
und es für die Besitzer sehr<br />
schwer ist, diese Entscheidung<br />
zu fällen. Hier setzen<br />
wir an. Zu Menschen, die sich<br />
bei uns melden, fahren wir<br />
h<strong>in</strong>, sehen uns den Baum an,<br />
und meistens bekomme ich<br />
unmittelbar e<strong>in</strong> Bild, <strong>in</strong> welcher<br />
Form sich dieser Baum<br />
se<strong>in</strong>en Mitmenschen noch<br />
zeigen möchte. Ich zeichne<br />
diese Version, und meist berührt<br />
es uns alle sehr.<br />
Me<strong>in</strong> Mann hat die<br />
Gesundheit beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden!<br />
Wohnraumuntersuchungen nach<br />
baubiologisch-umweltmediz<strong>in</strong>ischer Erfahrung<br />
Ursachensuche mit Lösungsstrategien <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit der Umwelt- und<br />
Komplementärmediz<strong>in</strong> <strong>so</strong><strong>wie</strong> Naturheilkundigen<br />
Messung physikalischer E<strong>in</strong>flüsse <strong>wie</strong> Elektrosmog<br />
geologischer und natürlicher H<strong>in</strong>tergrundstrahlung<br />
Abschirmmaßnahmen im Bereich technischer Strahlung<br />
Chemische und mikrobiologische Analysen<br />
von Material und Raumluft nach DIN-VDI - 4300<br />
Analyse, Gefährdungsbeurteilung und Beseitigung von<br />
Feuchte- und Schimmelpilzschäden gemäß BGI 858 BG BAU<br />
unter Berücksichtigung der Biostoffverordnung <strong>so</strong><strong>wie</strong> der<br />
Handlungsanleitungen Umweltbundesamt und<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />
Paul Layher • Sachverständiger (TÜV Cert.) und Baubiologe IBN<br />
Nico Layher • staatl. geprüfter Bautechniker und Baubiologe IBN<br />
Büro: 71522 Backnang Telefon: 07191 / 950012<br />
www.baubiologie-layher.de <strong>in</strong>fo@baubiologie-layher.de<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
43<br />
Regionales
Regionales<br />
e<strong>in</strong>zigartige Fähigkeit, dann<br />
genau dieses Bild zum Vorsche<strong>in</strong><br />
zu br<strong>in</strong>gen. Man könnte<br />
sagen: er arbeitet die Seele<br />
des Baumes heraus. So verwandelt<br />
sich der Baum <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Kunstwerk und darf weiter an<br />
se<strong>in</strong>em Platz wirken.«<br />
Heike Nübel und Edw<strong>in</strong><br />
Karl s<strong>in</strong>d »Botschafter für die<br />
Schönheit der Bäume«. Die<br />
Beseeltheit und Belebtheit der<br />
Natur ist für sie e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.<br />
Dieses verlorengegangene<br />
Naturwissen<br />
weiterzugeben, eben<strong>so</strong>. Fast<br />
täglich s<strong>in</strong>d sie mit Schulklassen,<br />
mit naturverbundenen<br />
Menschen und mit Abenteuersuchern<br />
unterwegs. Die Erlebnispädagogik<br />
nimmt endlich<br />
<strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>en breiteren<br />
Raum e<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserer »virtuellgewordenen«<br />
Welt. Sie führt<br />
von der passiven, s<strong>in</strong>nentleerten<br />
Konsumphilo<strong>so</strong>phie der<br />
messe & objektbau<br />
DIE HOLZSCHMIEDE<br />
Peter Schulze<br />
L<strong>in</strong>denstrasse 46 74238 Krautheim<br />
Tel 0 62 94/ 95 510 Fax 0 62 94/ 95 254<br />
Email <strong>in</strong>fo@holz-schmiede.de<br />
Internet www.holz-schmiede.de<br />
▪ Individuelle Messeauftritte<br />
▪ Objekte<strong>in</strong>richtungen<br />
▪ Massivholzmöbel und Küchen<br />
▪ Holzfußböden<br />
▪ Ökologische Baustoffe <strong>in</strong> Bau & Innenausbau<br />
▪ Bauberater kdR<br />
▪ Annahmestelle Hohenloher Franken<br />
44 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
jüngeren Vergangenheit h<strong>in</strong><br />
zu e<strong>in</strong>er Symbiose aus aktiver<br />
Naturverbundenheit und<br />
gleichzeitiger Nutzung moderner<br />
Möglichkeiten. Al<strong>so</strong><br />
ke<strong>in</strong> zurück <strong>in</strong> die Ste<strong>in</strong>zeit,<br />
<strong>so</strong>ndern e<strong>in</strong> notwendiger<br />
Entwicklungsschritt für<br />
die Menschheit als Ganzes,<br />
die immer mehr erkennt, daß<br />
e<strong>in</strong> Leben ohne Natur e<strong>in</strong> völlig<br />
unwürdiges und im Kerne<br />
s<strong>in</strong>nloses Leben ist.<br />
Edw<strong>in</strong> Karl lebt bereits<br />
<strong>in</strong> der neuen Welt: umgeben<br />
von Natur und doch mit allen<br />
technischen Möglichkeiten<br />
ausgestattet und vertraut.<br />
Se<strong>in</strong>e Holz- oder auch Eisskulpturen<br />
entstehen teilweise<br />
durch Zuhilfenahme moderner<br />
Technik, nämlich mit<br />
der Motorsäge. Welch filigrane<br />
Details er damit aus dem<br />
Material herausschälen kann,<br />
ist bee<strong>in</strong>druckend.<br />
»Ich war fast zwanzig<br />
Jahre lang technischer Leiter<br />
e<strong>in</strong>er Jugendbildungsstätte<br />
mit ökologischer Ausrichtung.«,<br />
<strong>so</strong> Edw<strong>in</strong> Karl, »Dort<br />
kamen gestalterische Elemente<br />
und <strong>das</strong> Verständnis des<br />
Zusammenwirkens natürlicher<br />
Systeme h<strong>in</strong>zu. Eben<strong>so</strong><br />
e<strong>in</strong>e erlebnispädagogische<br />
Ausbildung. Ich war Mitbegründer<br />
des deutschen Hochseilgartenverbandes<br />
und habe<br />
mehrere Hochseilgärten geplant<br />
und gebaut. Nun ist es<br />
an der Zeit, all diese e<strong>in</strong>zelnen<br />
Komponenten zu vere<strong>in</strong>en:<br />
den ökologische Aspekt,<br />
<strong>das</strong> Naturerleben, die Wissensweitergabe<br />
und natürlich<br />
die Kunst. Der »Naturerlebnispark<br />
Hohenlohe« wäre dafür<br />
die ideale Plattform. Bereits<br />
<strong>das</strong> »Festival der Natur«<br />
ist e<strong>in</strong> großer Erfolg. Doch<br />
müssen wir hier alle e<strong>in</strong>zelnen<br />
Elemente an den Festivalort<br />
transportieren, dort aufbauen,<br />
gestalten, und dann kurz darauf<br />
<strong>wie</strong>der abbauen. Sehr viel<br />
Arbeit für wenige Tage. Obwohl<br />
ich 20 Jahre im Allgäu<br />
gelebt habe, könnte ich mir<br />
für den Naturerlebnispark<br />
ke<strong>in</strong>en schöneren Ort vorstellen<br />
als hier <strong>in</strong> Hohenlohe.<br />
Hier b<strong>in</strong> ich geboren, und hier<br />
leben unzählige naturverbundene<br />
Menschen.«<br />
Heike Nübel sieht es<br />
eben<strong>so</strong>. »Hier <strong>in</strong> der Region<br />
ist etwas gewachsen. Woh<strong>in</strong><br />
auch immer man schaut, s<strong>in</strong>d<br />
Keimzellen e<strong>in</strong>er neuen Lebensform<br />
zu erkennen. Die<br />
Menschen öffnen und verändern<br />
sich. Man könnte sagen:<br />
die Transformation ist <strong>in</strong> vollem<br />
Gange. Und die Natur ist<br />
der Punkt, an dem alle Fäden<br />
zusammenlaufen.«<br />
Es bleibt zu hoffen, daß
sich <strong>so</strong>wohl der Ort als auch<br />
<strong>das</strong> F<strong>in</strong>anzierungskapital für<br />
den »Naturerlebnispark Hohenlohe«<br />
<strong>in</strong> Kürze f<strong>in</strong>den<br />
werden. Sonst riskiert die<br />
Region, daß die Protagonisten<br />
e<strong>in</strong>er großartigen, ab<strong>so</strong>lut<br />
zeitgemäßen und <strong>in</strong> ihrer<br />
Art e<strong>in</strong>zigartigen Vision dem<br />
Ruf der Ferne folgen. Denn<br />
andernorts hat man <strong>das</strong> Potential<br />
e<strong>in</strong>es <strong>so</strong>lchen Naturerlebnisparks<br />
längst erkannt.<br />
Alle<strong>in</strong> re<strong>in</strong>e Baumwipfelpfade<br />
haben <strong>in</strong>zwischen jährliche<br />
Besucherzahlen im sechsstelligen<br />
Bereich, Tendenz<br />
steigend. Doch die Idealisten<br />
Heike Nübel und Edw<strong>in</strong><br />
Karl wollen mehr – vor allem<br />
den bewußt kooperativen<br />
Umgang mit der Natur, auch<br />
<strong>in</strong> dieser Projektumsetzung.<br />
Und sie s<strong>in</strong>d Hohenloher. Es<br />
wäre schön, wenn sie es bleiben<br />
würden.<br />
Informationen zum<br />
geplanten Natur-erlebnisparkHohenlohe<br />
Benötigt wird e<strong>in</strong> ca. 30<br />
Hektar großes Wald- und<br />
Wiesengebiet, bevorzugt <strong>in</strong><br />
Hanglage. Der Wald <strong>so</strong>llte e<strong>in</strong>en<br />
Altbaumbestand haben,<br />
und zudem <strong>so</strong>llte Wasser <strong>in</strong><br />
der Nähe se<strong>in</strong> (Bach, Fluß,<br />
See). Beg<strong>in</strong>nen könnte man<br />
bereits mit e<strong>in</strong>er Fläche von<br />
5-6 Hektar. Die Gesamt<strong>in</strong>vestition<br />
orientiert sich an der<br />
Größe und dürfte, <strong>in</strong>kl. Sem<strong>in</strong>argebäude<br />
und Gastronomie, bei<br />
2-3 Millionen Euro liegen. In<br />
Anbetracht der hohen Zahl zu<br />
erwartender Besucher und der<br />
E<strong>in</strong>zigartigkeit des Projekts<br />
e<strong>in</strong>e eher ger<strong>in</strong>ge Investition.<br />
Hier könnte sich e<strong>in</strong>e<br />
Geme<strong>in</strong>de ihre wirtschaftliche<br />
Zukunft <strong>sicher</strong>n, denn der regionale<br />
Natur-Tourismus ist<br />
der Tourismus der Zukunft.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
Leitsatz von Heike<br />
Nübel & Edw<strong>in</strong> Karl:<br />
Immer <strong>wie</strong>der dankend stehen<br />
wir vor der großartigen<br />
Fülle, die die Natur für uns<br />
bereithält, die wir nutzen und<br />
an der wir Bereicherung erfahren<br />
dürfen. Und <strong>das</strong> wollen<br />
wir <strong>in</strong> Demut, Liebe und<br />
Achtung annehmen und <strong>in</strong><br />
der gleichen Weise an all die<br />
weitergeben, die sich uns anvertrauen.<br />
Heike Nübel & Edw<strong>in</strong> Karl<br />
Weitere Informationen<br />
www.festivaldernatur.de<br />
www.natur-erleben.<strong>in</strong>fo<br />
www.holzgestalten.<strong>in</strong>fo<br />
Oder bei:<br />
mh@naturscheck.de<br />
Zahnarzt<br />
Alexander Vöckler<br />
<strong>in</strong>fo@alexandervoeckler-zahnarzt.de<br />
www.alexandervoeckler-zahnarzt.de<br />
Berl<strong>in</strong>er Platz 12<br />
74072 Heilbronn<br />
Unser Leistungsspektrum:<br />
Ästhetische Zahnheilkunde •<br />
(Composite- und Keramikfüllungen,<br />
Veneers und Vollkeramikkronen,<br />
Zahnumformungen, Bleach<strong>in</strong>g)<br />
Substanzschonende Kariesbehandlung •<br />
ohne „Bohren“<br />
(Karies<strong>in</strong>fi ltration mit ICON®)<br />
Tel.: 0 71 31-89 84 749<br />
Fax: 0 71 31-89 84 750<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Prophylaxe •<br />
CAD/CAM gestützte Fertigung •<br />
von vollkeramischen Ver<strong>so</strong>rgungen<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Tages (Cerec 3D®)<br />
45<br />
Regionales
Regionales<br />
Geld regiert die Welt?!<br />
Alternative Antworten auf die F<strong>in</strong>anzkrise<br />
Am 8.10.2010 fand <strong>in</strong> Schwäbisch Hall e<strong>in</strong>e<br />
beispielhafte Podiumsdiskussion mit dem Titel<br />
»Geld regiert die Welt?!« statt. Veranstaltet<br />
vom Evangelischen Kreisbildungswerk <strong>in</strong><br />
Kooperation mit dem Hohenloher Franken<br />
e.V., waren geladen: Fritz Vogt, der Chef der<br />
kle<strong>in</strong>sten und rebellischsten Bank Deutschlands,<br />
Helmut Rau von der INWO, dem »Institut<br />
für Natürliche Wirtschaft<strong>so</strong>rdnung«,<br />
Christian Gelleri, der Mitbegründer der bayerischen<br />
Regionalwährung »Chiemgauer« und,<br />
als Vertreter der alten (F<strong>in</strong>anz-)Welt, <strong>das</strong> Vorstandsmitglied<br />
der Sparkasse Schwäbisch<br />
Hall-Crailsheim, Manfred Hegedüs. Und es<br />
ergab sich e<strong>in</strong>e rege Diskussion zum Thema<br />
Geld.<br />
46 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Während die Politik die<br />
F<strong>in</strong>anzkrise als überwunden<br />
und quasi e<strong>in</strong>maligen<br />
Ausrutscher bezeichnet, s<strong>in</strong>d<br />
unabhängige F<strong>in</strong>anzexperten<br />
davon überzeugt, daß der<br />
nächste Crash nur e<strong>in</strong>e Frage<br />
der Zeit ist. Denn der Fehler<br />
liegt im System. Und <strong>so</strong>lange<br />
dieser Fehler nicht behoben<br />
und <strong>das</strong> System nicht nachhaltig<br />
geändert wird, geht der<br />
Tanz auf dem Vulkan weiter.<br />
E<strong>in</strong>e Wiederholung des<br />
Erlebten und die Gefahr des<br />
völligen Zusammenbruchs<br />
des globalen F<strong>in</strong>anzkartenhauses<br />
ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>e Hypothese,<br />
<strong>so</strong>ndern e<strong>in</strong>e logische<br />
Konsequenz. Wenn wir nicht<br />
schnellstmöglich umdenken.<br />
In Schwäbisch Hall wurde<br />
laut über Lösungsansätze<br />
nachgedacht. Trotz des parallel<br />
stattf<strong>in</strong>denden Fußballländerspiels<br />
Deutschland gegen<br />
die Türkei, war der Saal restlos<br />
gefüllt. Hartmut Walter<br />
moderierte die Veranstaltung<br />
und befragte die F<strong>in</strong>anzvisionäre.<br />
INWO-Referent Helmut<br />
Rau machte den Anfang<br />
und vermittelte anschaulich,<br />
daß der Fehler im Geldsystem<br />
der Z<strong>in</strong>s ist. Sowohl der Sollals<br />
auch der Habenz<strong>in</strong>s. Jahrhundertelang<br />
war er verboten<br />
und galt als unmoralisch und<br />
als »Wucherz<strong>in</strong>s«. E<strong>in</strong> Geldsystem,<br />
<strong>in</strong> welchem <strong>das</strong> Blockieren<br />
des Geldflusses durch<br />
Z<strong>in</strong>sen belohnt wird, hat auf<br />
Dauer ke<strong>in</strong>e Überlebenschance.<br />
Denn irgendwann kippt<br />
dieses System. Je mehr Geld<br />
der Z<strong>in</strong>serträge wegen <strong>in</strong><br />
Geldanlagen »geparkt« wird,<br />
desto weniger Geld steht für<br />
Investitionen <strong>in</strong> allen anderen<br />
Lebensbereichen zur Verfügung.<br />
Es muß ständig neu-<br />
es Geld gedruckt werden,<br />
was irgendwann zwangsläufig<br />
zum Geldwertverlust, al<strong>so</strong><br />
zur Inflation führt.<br />
Der alte Spruch »Laß<br />
de<strong>in</strong> Geld für dich arbeiten«<br />
ist zudem e<strong>in</strong>e Illusion. Alle<br />
Z<strong>in</strong>serträge müssen erwirtschaftet<br />
werden, was letztlich<br />
dazu führt, daß die Schere<br />
zwischen arm und reich<br />
immer weiter ause<strong>in</strong>anderklafft<br />
und immer mehr Menschen<br />
für die Renditen e<strong>in</strong>iger<br />
Weniger arbeiten müssen.<br />
Zudem wird dadurch der<br />
Wachstumszwang ausgelöst,<br />
und daß dieser Grenzen hat,<br />
wissen wir längst. Die hohen<br />
Renditen der Vergangenheit<br />
waren nur durch die Ausbeutung<br />
der Natur und der Dritten<br />
Welt und die Lohnsklaverei<br />
<strong>in</strong> weniger privilegierten<br />
Ländern möglich.<br />
Im umkehrten S<strong>in</strong>ne ist<br />
der Z<strong>in</strong>s natürlich auch für<br />
Kreditnehmer e<strong>in</strong>e riesige Belastung,<br />
da die Geldverleiher<br />
– ohne dafür selbst etwas<br />
zu leisten – an der Arbeit aller<br />
mitverdienen. Die immense<br />
Verschuldung von Privathaushalten,<br />
Firmen und ganzen<br />
Staaten ist der Beweis für<br />
diese These.<br />
Die Lösung wäre die Abschaffung<br />
des Z<strong>in</strong>ses und e<strong>in</strong><br />
anderes Geldsystem, <strong>wie</strong> es<br />
die vielen Regionalwährungen<br />
bereits praktizieren. Anstatt<br />
<strong>das</strong> Blockieren des Geldflusses<br />
durch Z<strong>in</strong>s zu belohnen,<br />
wird <strong>das</strong> Pr<strong>in</strong>zip umgekehrt.<br />
Das neue Geld verliert<br />
an Wert, wenn es nicht zeitnah<br />
weitergegeben wird. Dadurch<br />
bleibt Geld im Fluß<br />
und wird dem Kreislauf nicht<br />
vorenthalten.<br />
Was auf den ersten Blick
paradox ersche<strong>in</strong>t, eröffnet<br />
beim näheren H<strong>in</strong>sehen ganz<br />
neue Perspektiven. Denn je<br />
weniger es sich lohnt, zu spekulieren<br />
und quasi mit Geld<br />
Geld zu verdienen, desto eher<br />
kommen wir zurück zu der<br />
Erkenntnis, daß Geld nur e<strong>in</strong><br />
Tauschobjekt ist und ihm e<strong>in</strong>e<br />
erbrachte Leistung als Gegenwart<br />
gegenüberstehen muß.<br />
Fritz Vogt knüpfte nahtlos<br />
an diese Sichtweise an. Für<br />
ihn ist »erspekuliertes Geld<br />
ergaunertes Geld«, e<strong>in</strong> Diebstahl<br />
am Geme<strong>in</strong>wohl. Wie<br />
Recht er damit hat, zeigt der<br />
neue Bericht des US-Anleger-<br />
Schützers Dr. Mart<strong>in</strong> Weiss.<br />
In »Hyper<strong>in</strong>flation« werden<br />
uns Zahlen vor Augen geführt,<br />
die sich der Normalbürger<br />
gar nicht mehr vorstellen<br />
kann. In den USA g<strong>in</strong>gen<br />
2008 <strong>in</strong>sgesamt 25 Banken<br />
pleite, 2009 waren es 140 und<br />
bis November 2010 nochmals<br />
128. Derzeit s<strong>in</strong>d weitere 200<br />
US-Banken von der In<strong>so</strong>lvenz<br />
bedroht. Dem amerikanischen<br />
Rettungspaket von 700 Milliarden<br />
Dollar (700.000 Millionen)<br />
stehen offene Derivate<br />
von annähernd 700 Billionen<br />
(700.000.000.000.000 oder 700<br />
Millionen Millionen) Dollar<br />
gegenüber. Summen, die niemals<br />
werden gegenf<strong>in</strong>anziert<br />
werden können. Wird doch<br />
<strong>das</strong> Realvermögen der gesamten<br />
Welt gerade e<strong>in</strong>mal auf<br />
50 Billionen US-Dollar geschätzt.<br />
Der Zusammenbruch<br />
Hohenloher Franken e.V.<br />
Initiative für Regiogeld<br />
Der Hohenloher Franken<br />
ist <strong>das</strong> regionale<br />
Zahlungsmittel für die Region<br />
Hohenlohe-Franken<br />
(»Regiogeld«). Er b<strong>in</strong>det<br />
die Kaufkraft an die Region<br />
und fördert kle<strong>in</strong>e und mittelständische<br />
Unternehmen<br />
<strong>so</strong><strong>wie</strong> geme<strong>in</strong>nützige Projekte.<br />
Seit der E<strong>in</strong>führung<br />
des Hohenloher Franken<br />
am 1.1.2009 s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />
über 70 Unternehmen<br />
beteiligt, bei denen mit dem<br />
des Dollars ist al<strong>so</strong> nicht aufzuhalten<br />
und nur noch e<strong>in</strong><br />
Frage der Zeit.<br />
Manfred Hegedüs von<br />
der Sparkasse Schwäbisch<br />
Hall steht für <strong>das</strong> alte System.<br />
Alternative Währungen<br />
<strong>wie</strong> den Hohenloher Franken<br />
oder den Chiemgauer siedelt<br />
er mehr im Bereich »regionale<br />
Market<strong>in</strong>gaktionen« an. Für<br />
ihn ist <strong>das</strong> System, <strong>wie</strong> es ist,<br />
<strong>in</strong> Ordnung. Es bedarf nur e<strong>in</strong>er<br />
besseren Regulierung. Zumal<br />
die Sparkassen weniger<br />
spekulativ arbeiten, <strong>so</strong>ndern<br />
durch ihre regionalen Struk-<br />
Regiogeld bezahlt werden<br />
kann.<br />
Die Liste teilnehmender<br />
Geschäfte und weitere<br />
Informationen erhalten<br />
Sie unter www.hohenloherfranken.de<br />
turen und e<strong>in</strong>e eher konservative<br />
Denkweise nicht mit den<br />
Investmentbanken zu vergleichen<br />
s<strong>in</strong>d. Wohl hat auch die<br />
Sparkasse die Krise gespürt,<br />
große Veränderungen jedoch<br />
seien überflüssig.<br />
Christian Gelleri, geschäftsführenderVorsitzender<br />
des Vere<strong>in</strong>s Chiemgauer<br />
e.V. beschränkt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Ausführung auf die Chiemgauer<br />
Regionalwährung. 2002<br />
durch e<strong>in</strong> Schulprojekt entstanden,<br />
ist diese <strong>in</strong>zwischen<br />
zur bekanntesten und am<br />
weitesten entwickelten Re-<br />
gionalwährung <strong>in</strong> Deutschland<br />
gewachsen. In Kooperation<br />
mit Banken vor Ort gibt<br />
es <strong>so</strong>gar Chiemgauer-Konten,<br />
e<strong>in</strong>e Chiemgauer-Bankkarte,<br />
und es werden an Mitglieder<br />
z<strong>in</strong>slose Kredite vergeben.<br />
Für Christian Gelleri ist der<br />
Chiemgauer e<strong>in</strong> Lernfeld, um<br />
herauszuf<strong>in</strong>den, <strong>wie</strong> sich dieses<br />
alternative Geldmodell <strong>in</strong><br />
der Praxis bewähren wird.<br />
Der vor allem durch se<strong>in</strong>en<br />
Fernsehauftritt <strong>in</strong> »Menschen<br />
bei Maischberger«<br />
überregional bekanntgewordene<br />
Bankenchef Fritz Vogt<br />
regt – <strong>wie</strong> es se<strong>in</strong>e Art ist –<br />
durch tiefs<strong>in</strong>nige und vor allem<br />
direkte Kommentare zum<br />
Nachdenken an. Für ihn s<strong>in</strong>d<br />
die Regionalwährungen zwar<br />
nicht die Lösung, doch zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong> Stachel im alten,<br />
überholungsbedürftigen<br />
Geldsystem. Und <strong>in</strong> Sachen<br />
F<strong>in</strong>anzwelt sieht er e<strong>in</strong>e klare<br />
Unterscheidung: Da ist zum<br />
e<strong>in</strong>en <strong>das</strong> Geld, dieses sehr<br />
s<strong>in</strong>nvolle, neutrale und unverzichtbare<br />
Tauschmittel. Und<br />
zum anderen <strong>das</strong> Kapital.<br />
Zwischen beiden herrscht e<strong>in</strong><br />
himmelweiter Unterschied,<br />
weshalb sich der »Banker«<br />
Fritz Vogt selbst als Antikapitalist<br />
bezeichnet. Geld ist<br />
durch Leistung gedeckt, Kapital<br />
nicht. Hier werden aus<br />
Gier Vermögen angehäuft,<br />
durch risikoreiche Spekulation,<br />
die nichts anderes s<strong>in</strong>d als<br />
modernes Raubrittertum. Die<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
47<br />
Regionales
Regionales<br />
Genuß durch die e<strong>in</strong>zigartige Verb<strong>in</strong>dung von Frische und Regionalität<br />
• Lebensmitteln aus biologischem und regionalem Anbau<br />
• Reichhaltige Käsetheke mit regionalen Spezialitäten<br />
• Frisches Obst und Gemüse Demeter- und Bioland Qualität<br />
• Regionale Molkereiprodukte<br />
• Brotspezialitäten und Backwaren<br />
• Spezielle Zutaten für verschiedene Ernährungsformen<br />
• Ausgewählte We<strong>in</strong>e aus aller Welt<br />
• Alkoholfreie & Alkoholische Getränke<br />
•<br />
Kle<strong>in</strong>e & fe<strong>in</strong>e Auswahl von Biowurst und Fleischwaren<br />
Lange Straße 2 | 74523 Schwäbisch Hall | Fon 0791.719 15<br />
www.naturkosthohenlohe.de<br />
48 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Geme<strong>in</strong>schaft bezahlt dafür<br />
letztlich die Zeche.<br />
»Wenn man mich <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit mit Herr<br />
Bankdirektor ansprach, habe<br />
ich mich geschämt.«, <strong>so</strong> Fritz<br />
Vogt. »E<strong>in</strong> Ehrentitel für<br />
mich ist, wenn man mich als<br />
letzten Jünger Raiffeisens bezeichnet.<br />
Denn Raiffeisen<br />
hatte die Philo<strong>so</strong>phie, <strong>das</strong> hart<br />
erarbeitete Geld der Menschen<br />
genossenschaftlich zu<br />
verwalten und sich nicht an<br />
ihnen zu bereichern. Wenn<br />
Sie heute e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>anzberater<br />
sehen, dann laufen Sie, <strong>so</strong><br />
schnell sie können.«<br />
Zum Thema »F<strong>in</strong>anzberater«<br />
sei noch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter<br />
Fernsehbeitrag erwähnt,<br />
der vor Kurzem im<br />
WDR lief und Fritz Vogts<br />
Aussagen bestätigt. Der Bericht<br />
»Wenn der Vermögensberater<br />
kl<strong>in</strong>gelt« befaßte sich<br />
mit den beiden größten F<strong>in</strong>anzdienstlerfirmenDeutschlands,<br />
der »DVAG - Deutsche<br />
Vermögensberatung« und der<br />
»AWD«, <strong>in</strong> denen »Quere<strong>in</strong>steiger«<br />
per Wochenendsem<strong>in</strong>ar<br />
zu F<strong>in</strong>anzberatern ausgebildet<br />
werden. Der Beitrag<br />
war s<strong>in</strong>nbildlich für die gesamte<br />
F<strong>in</strong>anzwelt. Denn am<br />
Beispiel vieler Menschen, die<br />
durch »kompetente Fehlberatung«<br />
all ihr Vermögen verloren<br />
hatten, oft <strong>das</strong> Ersparte<br />
e<strong>in</strong>es ganzen Lebens, wurden<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Welt der F<strong>in</strong>anzdienstler<br />
gewährt. E<strong>in</strong>e<br />
Welt der kollektiven Verantwortungslosigkeit!<br />
Nicht nur die Kunden<br />
waren dabei die Leidtragenden,<br />
denen man ansche<strong>in</strong>end<br />
»tod<strong>sicher</strong>e« Geldanlagen<br />
aufgeschwätzt, deren Sparbücher<br />
man geleert und – der<br />
höheren Rendite wegen – auf<br />
dubiose Immobilien-, Schiffs-<br />
und Filmfonds umgeleitet<br />
hatte, Fonds, die längst pleite<br />
s<strong>in</strong>d und teilweise gar nicht<br />
mehr existieren, <strong>so</strong>ndern auch<br />
die vielen unbedarften Neu-<br />
F<strong>in</strong>anzberater. Von der Straße<br />
weg engagiert, wird ihnen<br />
der Kopf mit unbegrenzten<br />
Verdienstmöglichkeiten vernebelt,<br />
um <strong>in</strong> der Folge ihren<br />
Bekanntenkreis »abzugrasen«<br />
und dann <strong>wie</strong>der zurückgespuckt<br />
zu werden <strong>in</strong> <strong>das</strong> wirkliche<br />
Leben. Die meisten dieser»Kurzzeit-F<strong>in</strong>anzexperten«<br />
fallen nach spätestens e<strong>in</strong>em<br />
Jahr der 80 bis 90 %igen<br />
Mitarbeiter-Fluktuation dieser<br />
Firmen zum Opfer und<br />
häufen <strong>in</strong> ihrer Zeit eigene<br />
Schuldenberge im 50.000 Euro-Bereich<br />
auf. Vom Vertreterauto<br />
bis zum Nadelstreif,<br />
alles auf Pump erworben, um<br />
den schönen Sche<strong>in</strong> des Geldexperten<br />
zu erwecken…<br />
und <strong>in</strong> der Hoffnung auf <strong>das</strong><br />
schnelle Geld. Die Profiteure<br />
dieser Strukturvertriebe s<strong>in</strong>d<br />
– <strong>wie</strong> immer <strong>in</strong> diesen Fällen –<br />
e<strong>in</strong> paar Herren an der Spitze<br />
der Pyramide.<br />
Das Interessante daran<br />
ist, daß die Köpfe dieser beidenF<strong>in</strong>anzdienstleistungsgesellschaften<br />
ke<strong>in</strong>eswegs<br />
als unmoralisch gelten. Im<br />
Gegenteil! Dem millionenschweren<br />
Chef der DVAG,<br />
Re<strong>in</strong>fried Pohl, wurde von<br />
Ex-Kanzler Helmut Kohl<br />
bereits zweimal <strong>das</strong> Bundesverdienstkreuz<br />
verliehen.<br />
Carsten Maschmeyer, Gründer<br />
der AWD und Freund<br />
der Schauspieler<strong>in</strong> Veronica<br />
Ferres, hat gar im Sommer<br />
den neuen Bundespräsidenten<br />
Christian Wulff <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Luxusvilla<br />
auf Mallorca beherbergt.<br />
Nicht unerwähnt bleiben<br />
<strong>so</strong>ll, wer – <strong>so</strong> die WDR-Reporter<br />
– im Aufsichtsrat der<br />
DVAG sitzt: unter anderen<br />
Helmut Kohl, Theo Waigel,<br />
Bernd Rürüp und <strong>in</strong>zwischen<br />
auch Guido Westerwelle.<br />
Was <strong>so</strong>ll man darüber<br />
denken? Der Film wurde auf<br />
You-Tube gelöscht, kann aber<br />
<strong>in</strong> der ARD Mediathek unter<br />
www.ardmediathek.de angesehen<br />
werden.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe
Edw<strong>in</strong> Friedel<br />
Strom- und Heizkosten senken!<br />
Telefon: 07131/920090<br />
www.<strong>in</strong>frarot-heizung.com<br />
Margit Raab-Rascher<br />
F.M. Alexander-Technik<br />
Körperarbeit<br />
Telefon: 07132/43547<br />
Cornelia Herrmann<br />
Heilpraktiker<strong>in</strong> Psychotherapie<br />
Mediale Therapie/Traumtherapie<br />
Telefon: 07131/644760<br />
Daniela Stotz<br />
ProDialog Heilbronn<br />
Coach<strong>in</strong>g – Burn-Out-Strategien<br />
www.ds-prodialog.de<br />
Moderne Fe<strong>in</strong>staubreduktion für<br />
Ihre Gesundheit u. Ihr Zuhause<br />
Hans-Jürgen Thies –<br />
Telefon: 0176/17041971<br />
www.sauberundgesund.de<br />
Gabriele Müller-Friemelt<br />
Feng Shui und mehr …<br />
Telefon: 0172/6382788<br />
www.immotraum-fengshui.de<br />
KOLIBRIS - Ute Wörz<br />
Betreuung <strong>in</strong> Ganztagsschulen<br />
www.kolibris.<strong>in</strong>fo<br />
Ursula Kans<strong>so</strong>h-Gaufer<br />
Klarheit�Wohlgefühl�Reichtum<br />
Telefon: 07136/4812<br />
www.avesta-la-shakti.de<br />
Andrea Amon<br />
Systemische Beratung<br />
Körperarbeit Meditationen<br />
Telefon: 07135/961441<br />
Erlenbacher Straße 12 � 74076 Heilbronn<br />
Telefon: 07131/204350<br />
W W W . G I B H E I L B R O N N . D E<br />
Francesca Pedone<br />
Die energetische Ausrichtung<br />
www.fogo-sagrado-<strong>in</strong>fo.de<br />
LIFEimpuls Magnetfeldterapie<br />
Günter Hasenbe<strong>in</strong><br />
Telefon: 07131/204350<br />
www.magnetfeld-therapien.<strong>in</strong>fo<br />
Ste<strong>in</strong>- u Duft-Paradies Heilbronn<br />
Telefon: 07131-677 699<br />
www.ste<strong>in</strong>-und-duftparadies.de<br />
sama-life<br />
Dorn-Methode/Breuß-Massage<br />
www.sama-life.de<br />
Grün-Klima-Baubiologie<br />
Markus Kurz Baubiologe IBN<br />
Telefon: 07136/911210<br />
www.gruen-klima-baubiologie.de<br />
Aqualogik Abstatt<br />
TRINK DICH GESUND!<br />
Telefon: 07062/239220<br />
www.aqualogik.de<br />
Kar<strong>in</strong> Neukam-Völz<br />
Seelenarbeit - Tabu-Auflösung<br />
Telefon: 0172/1824219<br />
E-Mail: kar<strong>in</strong>_neukamvoelz@web.de<br />
Wir GiB-Mitglieder wünschen all unseren Kund<strong>in</strong>nen/Kunden bzw. Patient<strong>in</strong>nen/Patienten<br />
und Freunden der GiB e<strong>in</strong> frohes Weihnachtsfest und e<strong>in</strong>en guten Rutsch <strong>in</strong>s neue Jahr 2011.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
49<br />
Regionales
Kunst & Kultur<br />
Seele auf Nulldiät<br />
Leben im »McDonald’s-Modus«<br />
Brother Louie, Louie,<br />
Louie …« In e<strong>in</strong>em<br />
sche<strong>in</strong>en sich die Menschen<br />
auf dem Parkplatz e<strong>in</strong>ig zu<br />
se<strong>in</strong>: Musik muß »krachen«!<br />
Die Melodie ist bei diesem<br />
stampfenden Getöse, der <strong>das</strong><br />
Mark <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e Polonaise <strong>in</strong><br />
Richtung Stammhirn durchzieht,<br />
sekundär, Hauptsache,<br />
die Bässe wummern <strong>in</strong> der<br />
Magengrube … damit man<br />
<strong>das</strong> Leben spürt.<br />
Die Halbstarken auf<br />
dem Parkplatz haben, <strong>wie</strong> <strong>so</strong><br />
oft <strong>in</strong> der Woche, zur »Leistungsschau«<br />
geladen. An e<strong>in</strong>em<br />
der auffälligsten Wagen<br />
ist der Kofferraum sperrangelweit<br />
geöffnet, und e<strong>in</strong>e<br />
buntbekleidete Menschenmenge<br />
betrachtet fachkundig<br />
die dort e<strong>in</strong>gearbeiteten zitternden<br />
Membranen mit ihren<br />
aggressivroten Emblemen,<br />
aus denen e<strong>in</strong> Lautstärkepegel<br />
<strong>in</strong>fernalischen Ausmaßes<br />
hervorbricht. Von der<br />
50 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Ferne er<strong>in</strong>nert die Szene an<br />
e<strong>in</strong>e fachsimpelnde Schar von<br />
Jung-Dentisten, die gerade <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> be<strong>so</strong>nders marodes Gebiß<br />
starren.<br />
E<strong>in</strong>e andere Traube umr<strong>in</strong>gt<br />
die angew<strong>in</strong>kelte Motorhaube<br />
des grotesk tiefergelegten<br />
und mit zahlreichen<br />
Spoilern ausstaffierten Gefährtes,<br />
<strong>das</strong> unter ehrfürchtigem<br />
F<strong>in</strong>gerzeig e<strong>in</strong> »aufgemotztes«<br />
und verchromtes<br />
PS-Monster <strong>in</strong> sich zu beherbergen<br />
sche<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong>e Bestie,<br />
die rastlos vibrierend im Käfig<br />
umherzieht und bei jedem<br />
Tritt gegen <strong>das</strong> Gaspedal bedrohlich<br />
<strong>in</strong> die johlende Menge<br />
faucht. In den schießschartenartigen<br />
Blicken der Umstehenden<br />
liegt e<strong>in</strong>e scheue<br />
Schutzhaltung, die aus halbgeöffneten<br />
Lidern mißtrauisch<br />
<strong>das</strong> Geschehen zu observieren<br />
sche<strong>in</strong>t und die Gesichter<br />
trotz der blühenden<br />
Jugend anonym, fast masken-<br />
haft wirken läßt. Die Kleidung<br />
entspricht e<strong>in</strong>em Dreßcode,<br />
der aus dem Initiationsritus<br />
e<strong>in</strong>er geheimen Loge<br />
stammen könnte: Hosenbund<br />
kurz oberhalb des Knies, l<strong>in</strong>kes<br />
Hosenbe<strong>in</strong> hochgefaltet<br />
und Baseballkappen verkehrt<br />
herum auf dem Kopf. »Cool<br />
bleiben« heißt die Überlebensstrategie,<br />
die Schablone<br />
für <strong>das</strong> Durchkommen; nur<br />
nicht verletzen lassen, dicht<br />
machen … Ob den Jugendlichen<br />
wohl irgendwann jemand<br />
sagen wird, daß nicht<br />
alles, was die Seele berührt,<br />
Schaden br<strong>in</strong>gt?<br />
Auf der gegenüberliegenden<br />
Seite des Parkplatzes<br />
ballt sich e<strong>in</strong> anderer,<br />
schwarzgetünchter Menschenschlag,<br />
teils auf dem<br />
Boden sitzend, teils am Geländer<br />
lehnend, zusammen.<br />
Glitzernde Metallkugeln, e<strong>in</strong>gestochen<br />
an schmerzhaften<br />
Stellen, geißeln als Ausdruck<br />
e<strong>in</strong>er merkwürdigen Lebenslust<br />
den Körper. Vere<strong>in</strong>zelt<br />
ragen bizarr rasiert, grünblau-,<br />
violett- oder rotgefärbte<br />
Haare <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Blickfeld.<br />
Extrovertierte Schwermut,<br />
schwarzgekleidet, barock im<br />
Büßerhemd. Ungestüme Jugend<br />
sprießt farnartig <strong>in</strong> bunten<br />
Farben aus grauen Nischen;<br />
ziellos, zügellos, zornig,<br />
weil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lieblosen<br />
Welt all die Seelenpracht ungesehen<br />
blieb …<br />
Es ist Samstagabend<br />
auf dem Gelände irgende<strong>in</strong>es<br />
McDonald’s <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Es könnte natürlich<br />
auch Italien, England oder<br />
Spanien se<strong>in</strong>, denn <strong>das</strong> Erfolgsrezept<br />
der Bulettenkette<br />
lautet ja: weltweit dieselbe<br />
Norm, al<strong>so</strong> überall der gleiche<br />
Burger, dieselben Fritten,<br />
derselbe Parkplatz und<br />
… dieselben Menschen, die<br />
sich im »McDonald’s-Modus«<br />
bef<strong>in</strong>den. Auch ich habe
e<strong>in</strong>en merkwürdigen Hunger,<br />
der mich magisch unter<br />
<strong>das</strong> gelbleuchtende »M«<br />
führt. Me<strong>in</strong> Weg vom Parkplatz<br />
zur E<strong>in</strong>gangstür des<br />
Restaurants wird untermalt<br />
von Dieter Bohlens schrillem,<br />
kastratenartigen Gesang.<br />
Die Lautsprecher des besagten<br />
Wagens hämmern »Modern<br />
Talk<strong>in</strong>gs«-Banalitäten<br />
dermaßen laut <strong>in</strong> die schwarze<br />
Membran, daß selbst <strong>das</strong><br />
Kennzeichen angewidert im<br />
Takt mitscheppert! E<strong>in</strong>e verzerrte<br />
Melange aus unschöner<br />
Musik und grotesker Lyrik<br />
greift mich <strong>in</strong> ständig<br />
sich <strong>wie</strong>derholenden Salven<br />
an. Ich öffne schnell die erste<br />
E<strong>in</strong>gangstür, um mich vor<br />
dem akustischen »Hornissenschwarm«<br />
zu retten, und bef<strong>in</strong>de<br />
mich nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art<br />
Schleuse. Die Tür schließt<br />
sich langsam h<strong>in</strong>ter mir.<br />
»Brother Louie …«<br />
rennt mit aller Wucht auf den<br />
immer kle<strong>in</strong>er werdenden<br />
Spalt der Vortür zu, doch »…<br />
Louie, Louie« knallt dann<br />
nur noch dumpf gegen die<br />
geschlossene Glasscheibe der<br />
massiven Türe.<br />
Ich öffne den zweiten<br />
Teil der Schleuse; die Konversation<br />
unzähliger Stimmen<br />
empfängt mich. Zwischen<br />
dem Akustikbrei morst<br />
mich <strong>das</strong> bekannte und penetrante<br />
Piepsen der Friteuse<br />
an: »P.o.m.m.e.s–s.i.n.d–<br />
d.u.r.c.h!«<br />
»Ich liebe es!« Das steht<br />
hier überall. McDonald’s<br />
me<strong>in</strong>t wohl die Beziehung<br />
zwischen den Kunden und<br />
se<strong>in</strong>en Bulletten. Und ich?<br />
Mag ich es auch? Ist es die<br />
kul<strong>in</strong>arische Pracht auf der<br />
Speisekarte, die mich immer<br />
<strong>wie</strong>der mal hier h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>treibt?<br />
Und überhaupt: Liebe! Welch<br />
großes Wort für dieses banale<br />
»Schnelleßspielchen«.<br />
»Was darf es se<strong>in</strong>?« E<strong>in</strong>e<br />
täto<strong>wie</strong>rte Bedienung knallt<br />
<strong>das</strong> rote Tablett auf die Theke,<br />
darauf legt sie noch<br />
schnell die obligatorische Pa-<br />
pierunterlage. »Gisela« steht<br />
auf dem Schild an ihrem Poloshirt<br />
und auch »Freundlichkeit<br />
hat e<strong>in</strong>en Namen«. Gisela<br />
ist aber genervt, und ich<br />
verstehe es, denn ihre Schicht<br />
war <strong>sicher</strong> anstrengend, da<br />
<strong>in</strong> dieser Ecke der Stadt die<br />
Schlange an der Kasse fast nie<br />
abreißt. Außerdem piepst es<br />
aus allen Ecken, und <strong>das</strong> <strong>so</strong>nore<br />
Gemurmel der Kunden<br />
verursacht Kopfschmerzen.<br />
»E<strong>in</strong>en Cheeseburger,<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Cola und e<strong>in</strong>mal<br />
den Cäsar-Salat bitte!«<br />
– »Mit Pommes?« »Ne<strong>in</strong>.«<br />
– »Als Menü?« – »Ne<strong>in</strong>.« –<br />
»Zum Mitnehmen oder zum<br />
hier Essen?« – »Hier essen.«<br />
– »Macht 5 Euro 49, bitte.«<br />
– P<strong>in</strong>gpong-Spiel im Telegrammstil!<br />
Ich zücke <strong>das</strong><br />
Portemonnaie, und e<strong>in</strong> wenig<br />
später bef<strong>in</strong>den sich die<br />
Lebensmittel auf me<strong>in</strong>em Tablett.<br />
Was dann folgt, ist <strong>in</strong><br />
»Fachkreisen« weitläufig bekannt:<br />
man ißt se<strong>in</strong>en Burger,<br />
starrt beim Kauen auf den<br />
obligatorischen Flachbildschirm,<br />
<strong>in</strong> dem irgendwelche<br />
e<strong>in</strong>tönigen Musikvideos laufen,<br />
und fragt sich am Ende,<br />
wo der Geschmack geblieben<br />
ist und <strong>wie</strong><strong>so</strong> man sich <strong>das</strong><br />
Ganze angetan hat. Wegen<br />
des Geschmacks – <strong>das</strong> ist klar<br />
– lohnt sich e<strong>in</strong> Besuch nicht<br />
allzusehr! Was ist es dann?<br />
Sicher, man bestellt etwas<br />
und bekommt <strong>das</strong> Essen e<strong>in</strong>ige<br />
Augenblicke später serviert,<br />
e<strong>in</strong> starkes Argument<br />
bei Hunger oder Eile. Ich b<strong>in</strong><br />
aber meist gar nicht <strong>so</strong> hungrig,<br />
wenn ich diese Art von<br />
Lokal betrete, und außerdem<br />
genieße ich auch gern die<br />
Vorfreude auf <strong>das</strong> Essen.<br />
Ne<strong>in</strong>, es muß etwas<br />
anderes se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> Blick<br />
schweift durch <strong>das</strong> Restaurant:<br />
K<strong>in</strong>ozeitschriften, K<strong>in</strong>dermenüs<br />
mit Spielfiguren<br />
aus beliebten Filmen und dieser<br />
amerikanische Anstrich,<br />
den ich auch aus <strong>so</strong> vielen<br />
US-Filmen kenne … natürlich,<br />
ich war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Film!<br />
Flott<br />
unterwegs<br />
ganz ohne<br />
Sprit!<br />
Elektrofahrzeuge<br />
EVT Electric Scooter | TWIKE | Vectrix<br />
Sparen Sie sich teure Benz<strong>in</strong>kosten<br />
mit alternativen Elektro-Fahrzeugen.<br />
Lernen Sie die neue Mobilität bei<br />
e<strong>in</strong>er Probefahrt kennen!<br />
Jukatan Umwelttechnik<br />
Dieter Volkert<br />
Pfedelbacher Straße 21<br />
74613 Öhr<strong>in</strong>gen<br />
Tel. 0 79 41/959166<br />
jukatan.dv@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
51<br />
Kunst & Editorial Kultur
Kunst & Kultur<br />
E<strong>in</strong> Blick auf die bunten<br />
Utensilien der »McDonald’s-<br />
Welt« verdeutlicht mir, daß<br />
der Weg hierher nicht ausschließlich<br />
über den Magen,<br />
<strong>so</strong>ndern viel öfter über den<br />
Hunger geht, etwas erleben<br />
zu wollen, Teil e<strong>in</strong>er Erlebniswelt<br />
zu se<strong>in</strong>! Neben dem,<br />
was nachher tatsächlich mit<br />
reichlich Geschmacksverstärkern<br />
präpariert im Bauch<br />
landet, ist es eben auch der<br />
Reiz, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art K<strong>in</strong>o-<br />
Atmosphäre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubegeben,<br />
e<strong>in</strong> Lebensgefühl, <strong>das</strong><br />
durch e<strong>in</strong>e raff<strong>in</strong>ierte Werbemasch<strong>in</strong>erie<br />
mit viel Akribie<br />
und Aufwand geprägt<br />
wird. Wer <strong>das</strong> Restaurant betritt,<br />
der bef<strong>in</strong>det sich augenblicklich<br />
als Akteur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Theaterstück, <strong>das</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Endlosschleife abläuft<br />
und zu jeder Zeit die gleiche<br />
Spannungskurve für se<strong>in</strong>e Besucher<br />
bereithält. Der Konsument<br />
wird zum Darsteller<br />
52 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
und spielt bei se<strong>in</strong>em kurzen<br />
Intermezzo <strong>das</strong> ihm zugedachte<br />
Stück »Ich beim Essen«,<br />
während Softeis, Burger<br />
und Co nebenbei zum<br />
Lebens<strong>in</strong>halt werden – subtile<br />
McDonald’s-Dramaturgie,<br />
die e<strong>in</strong> Wertgefüge aus Banalitäten<br />
stilisiert.<br />
Wer <strong>so</strong> etwas schluckt,<br />
muß sich jedoch die Frage<br />
gefallen lassen, warum er<br />
den Hunger se<strong>in</strong>er Seele mit<br />
<strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>er plumpen Inszenierung<br />
zu befriedigen sucht,<br />
wo da draußen doch e<strong>in</strong>e riesige<br />
Welt zum echten Erleben<br />
e<strong>in</strong>lädt? Die moderne Zeit<br />
spannt den Impuls aus tiefer<br />
Seelenmitte vor den Karren<br />
e<strong>in</strong>er gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden Masch<strong>in</strong>erie<br />
und schafft es, den<br />
Menschen glauben zu machen,<br />
die <strong>in</strong>nere Regung gelte<br />
tatsächlich e<strong>in</strong>er ganz bestimmten<br />
äußeren Form.<br />
Ist es die Angst, sich <strong>in</strong><br />
die Fluten des Lebens zu wa-<br />
gen und Unerwartetes zuzulassen,<br />
ist es Trägheit?<br />
Wenn ich mich hier mit<br />
me<strong>in</strong>esgleichen sitzen sehe,<br />
an die Jugendlichen mit ihren<br />
starren Masken und Weltbildern<br />
denke, dann wird klar,<br />
<strong>wie</strong> groß die Angst <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />
vor Berührung und<br />
damit vor echtem Erleben ist.<br />
Denn Erleben heißt, sich berühren<br />
zu lassen, sich nicht<br />
als Zuschauer e<strong>in</strong>er Inszenierung<br />
zu sehen, <strong>so</strong>ndern Teil<br />
der Handlung zu se<strong>in</strong>, sich<br />
nicht neben, <strong>so</strong>ndern unmittelbar<br />
<strong>in</strong> der Bandbreite aller<br />
möglichen Lebensrollen vorzuf<strong>in</strong>den,<br />
je nach der Notwendigkeit<br />
eigener Entwickelung.<br />
»Wenn du de<strong>in</strong> Leben<br />
nicht <strong>so</strong> lebst, <strong>wie</strong> de<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>nere Stimme es dir e<strong>in</strong>gibt,<br />
bekämpfst du <strong>das</strong> Beste <strong>in</strong> dir<br />
und endest gespalten und von<br />
dir selbst um de<strong>in</strong> Glück betrogen«,<br />
sagte Buddha.<br />
»Ich liebe es!« … Wieder<br />
lassen leere Kohlenhydrate<br />
den Magen anschwellen und<br />
überfrachten bunte Äußerlichkeiten<br />
<strong>das</strong> Bewußtse<strong>in</strong>,<br />
während die Seele auf Nulldiät<br />
gesetzt ist. Liebe ich es<br />
wirklich?<br />
Autor<br />
Mehmet Yesilgöz
denk-mal »Blicke <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Innerstes!<br />
Da dr<strong>in</strong>nen ist e<strong>in</strong>e Quelle des Guten,<br />
die niemals aufhört zu sprudeln, <strong>so</strong>lange<br />
du nicht aufhörst nachzugraben.«<br />
Marc Aurel<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
53<br />
Interviews
Regionales<br />
Innovation aus Tradition<br />
Im hohenloheschen Ingelf<strong>in</strong>gen ist der Sitz e<strong>in</strong>er der führenden europäischen Hersteller im<br />
Bereich zugelassener Solarbefestigungen – der Firma REISSER Schraubentechnik. Nun könnte<br />
man sich fragen, was e<strong>in</strong> Unternehmen dazu bewegt, den Schritt <strong>in</strong> die Ökobranche zu wagen?<br />
Wie <strong>das</strong> Beispiel der Firma REISSER zeigt, kommt es erstens manchmal anders und zweitens<br />
als man denkt. Denn der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die schöne neue Welt ökologischen Denkens und die damit<br />
verbundene Erfolgsgeschichte wurde »aus der Not geboren«.<br />
Ob es die eigene Gesundheit<br />
ist oder andere Umdenkprozesse,<br />
zumeist ändern<br />
wir erst dann etwas an unseren<br />
Gewohnheiten, wenn e<strong>in</strong><br />
gewisser Leidensdruck vorhanden<br />
ist. Solange es uns<br />
noch gut geht, sehen wir dafür<br />
selten e<strong>in</strong>e Notwendigkeit.<br />
Auch für Unternehmen besteht<br />
die größte Gefahr zu erkranken<br />
dann, wenn es be<strong>so</strong>nders<br />
gut läuft. Die Kurve zeigt<br />
nach oben, der Wunsch nach<br />
Expansion wächst mit, und<br />
dann kommen Ereignisse, die<br />
54 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
alles <strong>in</strong> Frage stellen.<br />
Ähnlich erg<strong>in</strong>g es vor e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren dem Traditionsunternehmen<br />
REISSER<br />
-Schraubentechnik <strong>in</strong> Ingelf<strong>in</strong>gen.<br />
Nachdem es viele Jahre<br />
kont<strong>in</strong>uierlich aufwärts<br />
g<strong>in</strong>g und durch neue Geschäftsbereich<br />
und Tochterunternehmen<br />
e<strong>in</strong> »Global Player«<br />
geschaffen wurde, kam es<br />
zu Liquiditätsengpässen. Das<br />
Unternehmen taumelte. Doch<br />
man nahm die Krise an, änderte<br />
se<strong>in</strong>e Strategie und wurde<br />
1994 Teil der Würth-Grup-<br />
pe. REISSER Schraubentechnik<br />
besann sich nun <strong>wie</strong>der<br />
auf ihre be<strong>so</strong>nderen, <strong>in</strong>dividuellen<br />
Stärken: Innovation, Tradition<br />
und e<strong>in</strong> von regionalem<br />
Denken geprägtes ökologisches<br />
Bewußtse<strong>in</strong>.<br />
Innerhalb weniger Jahre<br />
etablierte sich die Firma<br />
REISSER im neuentstehenden<br />
Ökomarkt, etablierte vollkompostierbareVerpackungssysteme,<br />
<strong>in</strong>novative Nischenprodukte<br />
und entwickelte die<br />
europaweit bekannten REIS-<br />
SER-Solarbefestigungen. Un-<br />
ter dem Motto: »Sie fangen<br />
die Sonne e<strong>in</strong>, wir halten sie<br />
fest.« werden diese <strong>in</strong>ternational<br />
vertrieben und gelten als<br />
ab<strong>so</strong>lute Qualitätsprodukte.<br />
Der ehemalige Weltmarktführer<br />
im Bereich Mess<strong>in</strong>gschrauben<br />
hat <strong>so</strong> e<strong>in</strong>en<br />
fast reibungslosen Übergang<br />
geschafft <strong>in</strong> die Zukunfts<strong>in</strong>dustrie.<br />
Um der Konkurrenz<br />
immer e<strong>in</strong>en Schritt voraus<br />
zu se<strong>in</strong>, hat man sich vor allem<br />
auf Sonderanfertigungen<br />
spezialisiert. Frank Weber,<br />
Chef für Market<strong>in</strong>g und
Kommunikation, hat den Satz<br />
geprägt: »Heute ist <strong>das</strong> Gestern<br />
von morgen.« Wer <strong>in</strong> unserer<br />
schnellebigen Zeit e<strong>in</strong>e<br />
Entwicklung verschläft, holt<br />
diesen Rückstand nur schwer<br />
<strong>wie</strong>der auf. Deshalb agiert<br />
man am Puls der Zeit, hat immer<br />
e<strong>in</strong> Ohr bei den Kunden,<br />
erkundet deren Wünsche und<br />
versucht, diese technisch umzusetzen.<br />
Dabei <strong>so</strong>ll es vor<br />
allem menschlich zugehen,<br />
denn Wertschöpfung beg<strong>in</strong>nt<br />
mit Wertschätzung. Daß der<br />
Mitarbeiter <strong>das</strong> größte Potential<br />
e<strong>in</strong>es Unternehmens ist,<br />
hat man bei REISSER längst<br />
erkannt.<br />
»Wir haben viele Mitarbeiter<br />
mit langjähriger Erfahrung<br />
und <strong>in</strong>vestieren gleichzeitig<br />
schon traditionell überproportional<br />
<strong>in</strong> die Ausbildung<br />
junger Menschen, die<br />
ihre frischen Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />
und für die Zukunft des Unternehmens<br />
stehen«, <strong>so</strong> Peter<br />
Plack, e<strong>in</strong>er der drei Geschäftsführer.<br />
Wo wir <strong>wie</strong>der bei der<br />
Tradition wären. Das Haus<br />
REISSER besteht schon seit<br />
1921 und fühlt sich vor allem<br />
der Region verpflichtet.<br />
Man möchte Qualitätsprodukte<br />
exportieren und ke<strong>in</strong>e<br />
Arbeitsplätze. Billiganbieter<br />
sieht man nicht als Konkurrenz,<br />
man hat e<strong>in</strong>en ganz eigenen<br />
Weg gewählt. Technisches<br />
Wissen, Innovationsstärke,<br />
optimale Funktion s<strong>in</strong>d die<br />
Merkmale der REISSER-Philo<strong>so</strong>phie.<br />
H<strong>in</strong>zukommen Begriffe,<br />
die e<strong>in</strong>e Zeitlang aus<br />
der Unternehmenskultur vieler<br />
Betriebe verschwunden<br />
waren und nun, <strong>in</strong> Zeiten des<br />
globalen Umdenkens, <strong>wie</strong>der<br />
zum Vorsche<strong>in</strong> kommen.<br />
Man könnte sie unter dem<br />
Überbegriff »Unternehmensethik«<br />
zusammenfassen: Ob<br />
Fertigung, Handel oder Galvanik<br />
– die Meßlatte aller Planungen<br />
und Entscheidungen<br />
bei REISSER s<strong>in</strong>d Ehrlichkeit,<br />
Sparsamkeit, Bodenständigkeit,<br />
Kreativität und Innovation.<br />
Echte Unternehmer-<br />
Tugenden al<strong>so</strong>!<br />
Da nun auch auf den<br />
Universitäten die »Wirtschaftsethik«<br />
<strong>wie</strong>der als Studienfach<br />
angeboten wird, läßt<br />
vieles auf die Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />
neuen ökologischen Bewußtse<strong>in</strong>s<br />
auch <strong>in</strong> den Unternehmen<br />
hoffen. Nachhaltigkeit<br />
statt kurzfristiger<br />
Gew<strong>in</strong>nmaximierung. Und<br />
natürliche Visionen statt ungebremster<br />
Expansion.<br />
Die Firma REISSER hat<br />
<strong>das</strong> alte Sprichwort der »Krise<br />
als Chance« genützt und ihre<br />
Weichen <strong>in</strong> Richtung Zukunft<br />
gestellt. Als ich <strong>das</strong> Firmengebäude<br />
betrete, steht auf e<strong>in</strong>em<br />
Spiegel im Empfang: »Herzlich<br />
Willkommen« und me<strong>in</strong><br />
Name geschrieben. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Aufmerksamkeit als Teil<br />
e<strong>in</strong>es großen Konzeptes. Um<br />
Nachahmung wird gebeten.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
ökologischer Holzhausbau<br />
energetische Altbausanierung<br />
Hydraulische Dachanhebung<br />
Umdeckungen<br />
sämtliche Holzbauarbeiten<br />
Helmut Müller GmbH & Co. KG<br />
Rottalstraße 33/39 SHA-Wielandsweiler<br />
Tel.: 07977/911 92-0 Fax:07977/911 92-30<br />
www.helmut-mueller-holzbau.de<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@helmut-mueller-holzbau.de<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
55<br />
Regionales
Editorial<br />
Regionales<br />
Von irrenden Herren und ihren treuen Dienern –<br />
Das Sancho-Pansa-Zentrum <strong>in</strong> Neuenste<strong>in</strong><br />
Kennen Sie die Geschichte von Don Quijote und Sancho Pansa? Da reitet e<strong>in</strong> selbsternannter<br />
Ritter durchs Land und kämpft gegen W<strong>in</strong>dmühlen. Begleitet wird er von se<strong>in</strong>em treuen Diener<br />
Sancho Pansa, e<strong>in</strong>em klugen, aber – <strong>wie</strong> es <strong>in</strong> der Dichtung heißt – eher feigen Menschen.<br />
Obwohl der <strong>das</strong> närrische Treiben se<strong>in</strong>es Herrn durchschaut, folgt er ihm doch durch dessen<br />
Sche<strong>in</strong>welt – <strong>in</strong> der Hoffnung auf Ehre und Wohlstand, die se<strong>in</strong> Herr ihm <strong>in</strong> Aussicht gestellt<br />
hat. Kommt uns diese Geschichte nicht bekannt vor? Das Beraterpaar Jo Sibylle und Dr. Hans-<br />
Peter Heel <strong>so</strong><strong>wie</strong> die Human-Therapeut<strong>in</strong> Antara Hagenbuch-Briem hat dieses Sancho-Pansa-<br />
Verhalten zu e<strong>in</strong>er neuen Form von Unternehmens- und Persönlichkeitscoach<strong>in</strong>g <strong>in</strong>spiriert, welches<br />
sie <strong>in</strong> ihrem »Sancho-Pansa-Zentrum« <strong>in</strong> Neuenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Tat umsetzen.<br />
Zu den beliebtesten Lektüren<br />
des Mittelalters gehörten<br />
die Ritterromane. Dar<strong>in</strong><br />
wurden viele fantastische,<br />
wenn auch meist unglaubwürdige<br />
Abenteuer geschildert.<br />
Alon<strong>so</strong> Quijano, e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Landadeliger, der »irgendwo«<br />
<strong>in</strong> der Mancha <strong>in</strong><br />
Spanien lebt, hat sie alle gelesen.<br />
Er ist von der Vision des<br />
Ritterlebens <strong>so</strong> sehr begeistert,<br />
daß er se<strong>in</strong>en Namen <strong>in</strong><br />
»Don Quijote« ändert. Er<br />
holt e<strong>in</strong>e alte rostige Ritter-<br />
56 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
rüstung vom Dachboden und<br />
e<strong>in</strong>en dürren Gaul aus dem<br />
Stall und stürzt sich <strong>in</strong>s Abenteuer.<br />
Der »irrende Ritter«, <strong>wie</strong><br />
er bald genannt wird, sieht<br />
fortan überall Ungeheuer, die<br />
er erfolglos bekämpft. Begleitet<br />
wird er von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en,<br />
dicken Bauern, den er zu se<strong>in</strong>em<br />
»Stallmeister« gemacht<br />
hat. Dieser Sancho Pansa ist<br />
<strong>in</strong> jeder Beziehung <strong>das</strong> Gegenteil<br />
se<strong>in</strong>es Ritters: Don<br />
Quijote ist lang, dürr, <strong>in</strong> ide-<br />
alistischen Träumen versponnen<br />
und verme<strong>in</strong>tlich furchtlos;<br />
Sancho dagegen kle<strong>in</strong>,<br />
dick, praktisch, mit e<strong>in</strong>em gesunden<br />
Menschenverstand<br />
ausgestattet, aber feige. Er<br />
durchschaut die Narrheiten<br />
se<strong>in</strong>es Herrn, leistet ihm aber<br />
trotzdem die Gefolgschaft.<br />
Don Quijote hat ihm nämlich,<br />
entsprechend den Vorgaben<br />
<strong>in</strong> den Ritterromanen, als<br />
se<strong>in</strong>em Stallmeister die Statthalterschaft<br />
über e<strong>in</strong>e Insel <strong>in</strong><br />
Aussicht gestellt. Diese Verlo-<br />
ckung b<strong>in</strong>det Sancho trotz aller<br />
Bedenken an se<strong>in</strong>en Herrn<br />
Der Roman »El <strong>in</strong>genio<strong>so</strong><br />
hidalgo Don Quixotte de la<br />
Mancha« von Miquel de Cervantes<br />
erschien als Zweiteiler<br />
<strong>in</strong> den Jahren 1605 und 1615.<br />
Und er ist – wenn man näher<br />
h<strong>in</strong>sieht – nicht nur e<strong>in</strong> Spiegelbild<br />
des Mittelalters, <strong>so</strong>ndern<br />
auch unserer heutigen<br />
Gesellschaft.<br />
Ȇberall erleben wir die<br />
Geschichte von Sancho Pansa«,<br />
<strong>so</strong> Dr. Hans-Peter Heel,
»dem Knecht, dem der Irrs<strong>in</strong>n<br />
se<strong>in</strong>es Herrn wohl auffiel, der<br />
aber nicht die Courage und<br />
<strong>das</strong> Selbstvertrauen hatte, se<strong>in</strong>en<br />
Herrn über se<strong>in</strong>en Irrtum<br />
oder den Wahns<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es<br />
Tuns aufzuklären.« Dr.<br />
Heel weiß, wovon er spricht,<br />
denn er ist seit Jahrzehnten <strong>in</strong><br />
der Unternehmens- und Persönlichkeitsberatung<br />
tätig und<br />
f<strong>in</strong>det dieses Sancho-Pansa-<br />
Phänomen immer <strong>wie</strong>der.<br />
»Sancho Pansa <strong>in</strong> der<br />
heutigen Zeit zu se<strong>in</strong>, bedeutet<br />
immer noch, der Knecht<br />
von irgendetwas oder irgendjemandem<br />
zu se<strong>in</strong>, sei es der<br />
Gesellschaft, der Lobby, des<br />
Geldes, etc. Und dabei unemotional<br />
und unbeteiligt dem<br />
Treiben und den zweifelhaften<br />
Kämpfen gegen W<strong>in</strong>dmühlen<br />
jeder Art zuzuschauen…<br />
Und nicht e<strong>in</strong>zuschreiten!<br />
Die Angst vor der eigenen<br />
Courage und den Folgen,<br />
die e<strong>in</strong> Ausbrechen aus der<br />
zuge<strong>wie</strong>senen oder auch nur<br />
e<strong>in</strong>genommenen Reihe bedeutet,<br />
lähmt die Menschen und<br />
treibt den Irrs<strong>in</strong>n der alten<br />
Welt auf ihren Pfaden immer<br />
weiter.«<br />
Wir leben <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es<br />
Umdenkprozesses. Immer<br />
mehr Menschen erkennen<br />
heute, daß gerade <strong>in</strong> den Führungspositionen,<br />
sei es <strong>in</strong> den<br />
Unternehmen und auch <strong>in</strong><br />
der Politik, viele Don Quijotes<br />
sitzen. Man kann es als »irrender<br />
Ritter« <strong>so</strong>gar bis zum<br />
amerikanischen Präsidenten<br />
br<strong>in</strong>gen. Die selbsterschaffenen<br />
W<strong>in</strong>dmühlen heißen dann<br />
Terrorismus, Schurkenstaaten<br />
oder auch nur Opposition.<br />
Und <strong>so</strong>lange die vielen Sancho<br />
Pansas ihren »Herren« – <strong>in</strong><br />
der eben<strong>so</strong> irrigen Hoffnung<br />
auf Glück und Wohlstand –<br />
weiter folgen, wird sich daran<br />
auch nichts ändern.<br />
Don Quijote g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die<br />
Geschichte e<strong>in</strong> als der »Ritter<br />
von der traurigen Gestalt«.<br />
Was wir heute <strong>in</strong> den politischen<br />
Führungsetagen sehen,<br />
auch was <strong>das</strong> Verhalten untere<strong>in</strong>ander<br />
angeht, kann <strong>sicher</strong><br />
nicht als »wahres Rittertum«<br />
bezeichnet werden. Es ist eher<br />
jammervoll, und vieles, was<br />
dort geschieht, genau<strong>so</strong> weit<br />
von der Realität entfernt <strong>wie</strong><br />
die Sche<strong>in</strong>welt des Don Quijote.<br />
»Ich b<strong>in</strong> der Überzeugung«,<br />
<strong>so</strong> Dr. Heel, »daß man<br />
<strong>so</strong>wohl bei den Don Quijotes<br />
als auch bei den Sancho Pansas<br />
positiv e<strong>in</strong>greifen kann.<br />
Denn beide s<strong>in</strong>d im Kerne<br />
nicht glücklich mit ihrem eigenen<br />
Verhalten. Es beg<strong>in</strong>nt<br />
damit, den bisherigen Weg zu<br />
überdenken, die eigenen Mög-<br />
lichkeiten zu erkennen und<br />
neue, ungewohnte Wege zu<br />
beschreiten. Dieser Transformationsprozess<br />
kann tra<strong>in</strong>iert<br />
werden. Wir bedienen uns für<br />
unser ganzheitliches Coach<strong>in</strong>g<br />
der radionischen Persönlichkeits-<br />
und Unternehmensana-<br />
lyse, der morphogenetischen<br />
Informationsfelder durch systemische<br />
Aufstellungen und<br />
der unbestechlichen Reflektionsfähigkeit<br />
unserer Pferde.«<br />
Wo wir bei der diplompsychologischen<br />
Berater<strong>in</strong> Jo<br />
Sibylle Heel wären. Denn ihre<br />
Passion gilt schon immer den<br />
Pferden. Die be<strong>so</strong>nders ausgebildeten<br />
»Friesen« s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Teil des Coach<strong>in</strong>gs. Und wer<br />
je e<strong>in</strong>en Friesen gesehen hat,<br />
weiß, daß diese <strong>so</strong> gar nichts<br />
mit der dürren »Ros<strong>in</strong>ante«<br />
des Don Quijote geme<strong>in</strong> haben.<br />
Es s<strong>in</strong>d wunderschöne,<br />
stattliche Wesen und <strong>so</strong>mit<br />
passende Begleiter für die<br />
wirklichen Ritter, die hier <strong>in</strong><br />
Neuenste<strong>in</strong>-Großhirschbach<br />
den ersten Ritterschlag erhalten<br />
<strong>so</strong>llen.<br />
Die Natur geht <strong>wie</strong> immer<br />
voraus, möge der Mensch<br />
folgen. Dann wird vielleicht<br />
irgendwann aus den irrenden<br />
Herren und den klugen,<br />
aber feigen Dienern e<strong>in</strong> Gesamtwesen<br />
namens »Homo<br />
Sapiens«, was ja – ob man es<br />
glaubt oder nicht – der »weise,<br />
e<strong>in</strong>sichtsvolle Mensch« bedeutet.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
57<br />
Regionales Editorial
Editorial<br />
Regionales<br />
Die Natur Pur AG!<br />
Wie wir den K<strong>in</strong>dern die Natur <strong>wie</strong>der näherbr<strong>in</strong>gen können …<br />
Wie entsteht der Apfelsaft? Woher kommt die Milch? Wer macht <strong>das</strong> Wetter? Leicht zu beantwortende<br />
Fragen? Was auf den ersten Blick selbstverständlich sche<strong>in</strong>t, vor allem, wenn man<br />
auf dem Land wohnt, ist für viele K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Stadt gar nicht <strong>so</strong> selbstverständlich. Mit ihrer<br />
»Natur Pur AG« br<strong>in</strong>gt die Kaywaldschule <strong>in</strong> Lauffen K<strong>in</strong>der <strong>wie</strong>der <strong>in</strong> direkten Kontakt mit der<br />
Natur. Daß die Kaywaldschule e<strong>in</strong>e Schule für K<strong>in</strong>der mit Handicap ist, spielt dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Denn K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der, und ke<strong>in</strong> Mensch auf dieser Welt ist vollkommen.<br />
Vor e<strong>in</strong>igen Jahren wurde<br />
an den Grundschulen<br />
<strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong>e Umfrage gestartet.<br />
K<strong>in</strong>der zwischen 6 und 9<br />
Jahren wurden gefragt: »Wer<br />
macht <strong>das</strong> Wetter?« Überraschenderweise<br />
gab es nur drei<br />
verschiedene Antworten. 70<br />
% der K<strong>in</strong>der antworteten:<br />
»La metéo«, al<strong>so</strong> der Wetterbericht<br />
im Fernsehen. 20<br />
% antworteten: »dieu«, al<strong>so</strong><br />
Gott. Und nur 10 % vermuteten,<br />
daß es etwas mit »la nature«,<br />
al<strong>so</strong> mit der Natur zu<br />
tun haben könnte.<br />
Daß unser Wetter vom<br />
Wetterbericht im Fernse-<br />
58 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
hen gemacht wird, glauben <strong>in</strong><br />
Heilbronn wohl nur sehr wenige<br />
K<strong>in</strong>der. Die Naturverbundenheit<br />
<strong>in</strong> unserem Land<br />
ist sprichwörtlich.<br />
Nirgendwo <strong>so</strong>nst auf der<br />
Welt gibt es <strong>so</strong> viele Naturschutzprojekte,<br />
<strong>so</strong> viele Naturvere<strong>in</strong>e<br />
und Naturliebhaber.<br />
Auch <strong>in</strong> den Schulen wird<br />
immer mehr darauf geachtet,<br />
den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e naturnahe<br />
Entwicklung zu gewährleisten.<br />
Mehrere K<strong>in</strong>dergärten<br />
im Raum Heilbronn bieten<br />
schon seit Jahren den »Waldk<strong>in</strong>dergarten«<br />
an.<br />
Nicht nur, daß die Wi-<br />
derstandskraft der K<strong>in</strong>der gestärkt<br />
wird, beim Wechsel der<br />
Temperaturen, beim Naßwerden<br />
im Regen, beim Wandern<br />
und Spielen an der frischen<br />
Luft. Das Naturerleben führt<br />
zudem zu e<strong>in</strong>er realistischeren<br />
Weltsicht als der passive Konsum<br />
virtueller, künstlich erschaffener<br />
Sche<strong>in</strong>welten. Ob<br />
Playstation oder K<strong>in</strong>derkanal,<br />
ke<strong>in</strong>e Fiktion kann es mit der<br />
natürlichen Wirklichkeit aufnehmen.<br />
Die Lehrer<strong>in</strong>nen Patricia<br />
Friederich und Brigitte<br />
Glashauser haben an der<br />
Kaywaldschule die »Natur<br />
Pur AG« <strong>in</strong>s Leben gerufen<br />
und s<strong>in</strong>d überzeugt, daß diese<br />
Vorbildcharakter hat. »In<br />
der AG werden alle Naturprodukte<br />
gesammelt und verwertet.<br />
Die Schüler erleben <strong>so</strong><br />
den bewußten Umgang mit<br />
der Natur und erfahren auf<br />
s<strong>in</strong>nliche Art und Weise, woher<br />
viele unserer Lebensmittel<br />
kommen und <strong>wie</strong> diese<br />
wachsen. Zudem <strong>so</strong>llen ihnen<br />
Kenntnisse über ihre Heimat<br />
vermittelt werden.«<br />
Die Unterrichts<strong>in</strong>halte<br />
der »Natur Pur AG« s<strong>in</strong>d jahreszeitlich<br />
ausgerichtet. Gerade<br />
wurden Äpfel gesammelt,
zu Apfelmus verarbeitet, Apfelsaft<br />
gepreßt, Apfelr<strong>in</strong>ge getrocknet<br />
und Apfelkuchen gebacken.<br />
Beim Schulbasar am<br />
21.11.2010 fanden die Naturprodukte<br />
dann reißenden Absatz.<br />
Desweiteren werden<br />
Nüsse geknackt, Früchte zu<br />
Marmelade verarbeitet, Kräuter<br />
gepflückt, und Kerne und<br />
Samen <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>gepflanzt.<br />
Der große Kreislauf der Natur<br />
wird den K<strong>in</strong>dern auf diese<br />
Weise nahegebracht. Selbst<br />
der Besuch auf dem Bauernhof<br />
gehört dazu. Das Brotbacken,<br />
<strong>das</strong> Herstellen von<br />
Käse, <strong>das</strong> Flechten von Tür-<br />
und Blumenkränzen…<br />
»Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, daß<br />
die K<strong>in</strong>der sich <strong>in</strong> der Natur<br />
am wohlsten fühlen. Das Erleben<br />
der uns umgebenden<br />
Welt ist sehr wichtig für e<strong>in</strong>e<br />
k<strong>in</strong>dgerechte Entwicklung.<br />
Zudem bietet die Natur täglich<br />
etwas Neues. Es wird nie<br />
langweilig. Weder den Schülern<br />
noch uns Lehrern.«<br />
In der Kaywaldschule<br />
wird nicht, <strong>wie</strong> anderweitig<br />
häufig zu hören, auf geänderte<br />
Bildungspläne und <strong>so</strong>nstige<br />
externe Anstöße gewartet.<br />
Es wird gehandelt. Und daß<br />
es sich <strong>in</strong> der Natur Pur AG<br />
um beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der handelt,<br />
spielt wirklich ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
In der Natur s<strong>in</strong>d alle Wesen<br />
gleich und Teile des Ganzen.<br />
Unterscheidungen macht<br />
nur der Mensch.<br />
Wer mehr wissen möchte<br />
über die Aktivitäten der Kay-<br />
waldschule kann sich im In-<br />
ternet unter: www.kaywaldschule.de<br />
<strong>in</strong>formieren.<br />
Der Fördervere<strong>in</strong> Kaywaldschule<br />
freut sich zudem<br />
über jede Spende (bitte<br />
zweckgebunden für die Natur<br />
Pur AG), um <strong>das</strong> breite Angebot<br />
der Schülerförderung<br />
weiter ausbauen zu können.<br />
Die Bankverb<strong>in</strong>dung ist auf<br />
der Internetseite zu f<strong>in</strong>den.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
Britta FaBer<br />
Klangschalentherapeut<strong>in</strong><br />
Anzeige_Naturscheck_4c.<strong>in</strong>dd 1 12.11.2009 13:54:38 Uhr<br />
Körper, Geist und Seele <strong>in</strong> e<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen!<br />
» Klangschalensitzung<br />
» Gong- und Klangerlebnis<br />
Herdweg 40<br />
74523 Sulzdorf<br />
tel: 0 79 73- 92 98 62<br />
e-Mail: brittafaber65@yahoo.de<br />
» E<strong>in</strong>zel- und Gruppenterm<strong>in</strong>e<br />
» Edelste<strong>in</strong>-Balance®-Massage<br />
… und andere Verwöhnmassagen<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
59<br />
Regionales
Von »Wallys Cafe« bis zum »Arabischen Salon« -<br />
<strong>das</strong> Kultur-Kaffeehaus Hagen bietet Theater vom Fe<strong>in</strong>sten<br />
Kul<strong>in</strong>arischer Genuß und Erlebniskultur schließen sich aus? Weit gefehlt! Während man bei vielen<br />
kulturellen Großveranstaltungen <strong>in</strong>zwischen gewohnt ist, die Ansprüche <strong>in</strong> Sachen »Speis<br />
und Trank« zurückzuschrauben und sich den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen anzupassen, sich al<strong>so</strong> geduldig<br />
<strong>in</strong> lange Warteschlangen e<strong>in</strong>zureihen, um dann aus Pappbechern und -tellern Bier und<br />
Pizza im Stehen zu konsumieren, werden die Genießer unter den Kultursuchenden anderweitig<br />
fündig. Zum Beispiel <strong>in</strong> Kaffeehaus-Theatern <strong>wie</strong> im Kaffee Hagen <strong>in</strong> Heilbronn.<br />
Im November hat der Kaffeerebell<br />
Hanspeter Hagen<br />
mit dem »Kaffeeröster-Treffen«<br />
<strong>in</strong> Heilbronn e<strong>in</strong> Zeichen<br />
gesetzt und durch <strong>das</strong> Vernetzen<br />
qualitätsbewußter Kle<strong>in</strong>röstereien<br />
die Plattform Andersdenkender<br />
weiter ausgebaut.<br />
Unter dem Motto: »Gut<br />
und billig, <strong>das</strong> geht nicht« <strong>so</strong>ll<br />
60 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
auf die Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
aufmerksam gemacht<br />
werden, unter denen<br />
Kaffeebauern <strong>in</strong> Südamerika<br />
ihr Dase<strong>in</strong> fristen. Durch<br />
Ausbeutung, K<strong>in</strong>derarbeit<br />
und Hungerlöhne werden die<br />
Kaffeepreise der Discounter<br />
künstlich kle<strong>in</strong>gehalten.<br />
Hier bedarf es der Auf-<br />
klärung, damit sich der Kaffeekunde<br />
e<strong>in</strong> Bild davon machen<br />
kann, woher der Kaffee<br />
kommt, <strong>wie</strong> er erzeugt wird<br />
und <strong>wie</strong> sich die Preise zusammensetzen.<br />
Hanspeter<br />
Hagen ist diese Öffentlichkeitsarbeit<br />
von jeher e<strong>in</strong> Bedürfnis.<br />
Und eben<strong>so</strong> wichtig<br />
<strong>wie</strong> die Kultur, der sich der<br />
passionierte Maler verpflichtet<br />
fühlt.<br />
Das Kulturprogramm<br />
des Kaffeehauses Hagen ist<br />
<strong>in</strong>zwischen fast <strong>so</strong> umfangreich<br />
<strong>wie</strong> <strong>das</strong> des Heilbronner<br />
Stadttheaters: Drei Aufführungen<br />
pro Woche! Seit e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit bereits läuft »Wallys<br />
Cafe«, präsentiert von dem
Trio Cosima Greeven, Simone<br />
von Racknitz und Andreas<br />
Rüdenauer. E<strong>in</strong> brilliantes<br />
Stück, <strong>das</strong> ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
»Cafe« spielt und den Zuschauern<br />
auf liebevolle Weise<br />
<strong>das</strong> kle<strong>in</strong>e Glück der e<strong>in</strong>fachen<br />
Menschen näherbr<strong>in</strong>gt.<br />
E<strong>in</strong>ige Sologesangse<strong>in</strong>lagen<br />
von Simone von Racknitz<br />
<strong>so</strong>rgen für kollektives Gelächter.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit ihren<br />
beiden Schauspielerkollegen<br />
läßt sie vierzig Jahre Lebensgeschichte<br />
<strong>in</strong> vierzig M<strong>in</strong>uten<br />
an den Zuschauern vorbeirauschen.<br />
Die schauspielerische<br />
Qualität aller ist mehr als<br />
bee<strong>in</strong>druckend. Höchstes Niveau<br />
<strong>in</strong> persönlicher Atmosphäre.<br />
Neu auf dem Programm<br />
steht der »Arabische Salon«,<br />
e<strong>in</strong>e Lesung <strong>in</strong>klusive Tee-<br />
und Kaffeespezialitäten. Geschichten<br />
aus arabischen Ländern<br />
<strong>wie</strong> Syrien, Ägypten,<br />
dem Sudan oder dem Oman<br />
<strong>so</strong>llen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick gewäh-<br />
ren <strong>in</strong> die bildhafte, mystische<br />
und sehnsuchtsvolle Literatur<br />
Arabiens.<br />
Weitere Veranstaltungen,<br />
<strong>wie</strong> die Weihnachtssatire<br />
»Der Messias kommt«, runden<br />
<strong>das</strong> Kulturprogramm ab.<br />
Und der kul<strong>in</strong>arische Genuß<br />
kommt im »Hagen« <strong>so</strong><strong>wie</strong><strong>so</strong><br />
nie zu kurz.<br />
Weitere Informationen<br />
www.hagenkaffee.de<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
61
Editorial<br />
Bewußtse<strong>in</strong><br />
Der Kreuzzug gegen die Visionäre<br />
Lang ist die Liste all der Visionäre, die für<br />
ihre Überzeugung gestorben s<strong>in</strong>d. In früheren<br />
Zeiten galt die Regel, daß sich Visionen nur<br />
sehr schwer gegen den Glauben der Gegenwart<br />
durchsetzen können und der Visionär<br />
<strong>so</strong>mit die Früchte se<strong>in</strong>er Saaten kaum mehr<br />
erleben wird. Allzu mächtig waren die Verteidiger<br />
des Bestehenden, sei es <strong>in</strong> Kirche, Politik<br />
oder Wissenschaft. Heute jedoch kommen<br />
viele Erf<strong>in</strong>der und Neudenker noch Zeit ihres<br />
Lebens <strong>in</strong> den Genuß des Anerkanntwerdens.<br />
E<strong>in</strong>er von ihnen ist der gerade 80 gewordene<br />
Johann Grander.<br />
62 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Es ist immer <strong>wie</strong>der fasz<strong>in</strong>ierend,<br />
mit welchen<br />
Mitteln die »alte Welt« sich<br />
gegen Neuerungen zu behaupten<br />
versucht. Gäbe es<br />
ke<strong>in</strong>e Visionäre, wäre man<br />
bis heute überzeugt davon,<br />
daß die Erde e<strong>in</strong>e Scheibe ist.<br />
Andersdenkende werden traditionell<br />
geste<strong>in</strong>igt oder zum<strong>in</strong>dest<br />
medial unmöglich<br />
gemacht. Lassen sich neuentdeckte<br />
Tatsachen schließlich<br />
nicht mehr bekämpfen<br />
oder verschleiern, werden sie<br />
plötzlich über Nacht adoptiert.<br />
»Wir haben ja immer<br />
gesagt, daß…«<br />
Was es bedeutet, gegen<br />
die Lobby der Gegenwartsgläubigen<br />
anzukämpfen, haben<br />
nicht nur Giordano Bruno,<br />
Galileo Galilei oder Albert<br />
E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> erleben müssen.<br />
Auch der tiroler Naturforscher<br />
Johann Grander kennt<br />
den ste<strong>in</strong>igen Weg vom Entdecken<br />
etwas Neuen bis zu<br />
dessen Anerkennung.<br />
Zum ersten Mal hörte<br />
ich von Johann Grander vor<br />
über 15 Jahren. Der »Wasserheiler<br />
von Tirol«, <strong>wie</strong> er damals<br />
genannt wurde, war <strong>in</strong><br />
der Lage, bestimmte »Wässer«<br />
für Menschen zu mischen,<br />
die über Krankheitssymptome<br />
klagten. Und <strong>in</strong><br />
vielen Fällen half <strong>das</strong> Granderwasser.<br />
Ärzte und Heilpraktiker<br />
nahmen sich der<br />
Sache an und stellten entsprechende<br />
Wirkungen fest.<br />
Es gab <strong>so</strong>gar Ärztekongresse<br />
zum Thema Grander.<br />
Dann setzte die Pharma<strong>in</strong>dustrie<br />
vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />
durch, daß nur noch studierte<br />
Mediz<strong>in</strong>er »Gesundheitsaussagen«<br />
machen dürfen,<br />
was dazu führte, daß aus dem<br />
»gesunden« Granderwasser<br />
e<strong>in</strong> »gutes Tr<strong>in</strong>kwasser«<br />
wurde. Dieses Verbot, über<br />
gesundheitsfördernde Wirkungen»nichtwissenschaftlicher<br />
Methoden« zu sprechen,<br />
führte zur Entstehung der <strong>so</strong>genannten<br />
Wellness-Branche.<br />
In dieser Wellness-Branche<br />
tummeln sich heute viele alternativmediz<strong>in</strong>ischeHilfsangebote.<br />
Man verzichtet gezwungenermaßen<br />
auf Gesundheitsaussagen,<br />
um nicht<br />
Gefahr zu laufen, durch hohe<br />
Konventionalstrafen <strong>in</strong> den<br />
Ru<strong>in</strong> getrieben zu werden.<br />
Die Mediz<strong>in</strong>lobby hat <strong>so</strong> ihren<br />
Terra<strong>in</strong> abgesteckt, obwohl<br />
längst bekannt ist, daß<br />
auch deren Heil(s)versprechen<br />
selten Heilung br<strong>in</strong>gen<br />
und die Nebenwirkungen<br />
häufig den eigentlichen<br />
S<strong>in</strong>n der Mediz<strong>in</strong> ad absurdum<br />
führen. E<strong>in</strong>er aktuellen<br />
Studie zufolge sterben mehr<br />
Menschen an den Nebenwirkungen<br />
dieser »allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Produkte« als an<br />
den Krankheiten selbst.<br />
Der »ehemalige Wasserheiler«<br />
Johann Grander, dessen<br />
Wasserbelebung sich <strong>in</strong>zwischen<br />
weltweit etabliert<br />
hatte, sah sich im Laufe der<br />
Jahre e<strong>in</strong>er immer grotesker<br />
werdenden Form von Anfe<strong>in</strong>dungen<br />
ausgesetzt. Zuerst<br />
wurde se<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung, Wasser<br />
durch e<strong>in</strong>en naturtechnischen<br />
Vorgang zu »<strong>in</strong>formieren«,<br />
als unwissenschaftlich<br />
bekämpft und die positiven<br />
Resultate als »Plazeboeffekt«<br />
gebrandmarkt. Als sich jedoch<br />
herausstellte, daß unzählige<br />
Firmen diese Technologie<br />
erfolgreich e<strong>in</strong>setzen<br />
und auch im technischen Bereich<br />
hervorragende Resulta-
te erzielen, mußte man andere<br />
Geschütze auffahren. Man<br />
forderte wissenschaftliche<br />
Beweise. Diese wurden durch<br />
mehrere Institute erbracht.<br />
Johann Grander erhielt <strong>so</strong>gar<br />
<strong>das</strong> Ehrenabzeichen der<br />
»Russischen Akademie der<br />
Naturwissenschaften« und<br />
<strong>das</strong> »Österreichische Verdienstabzeichen«<br />
für se<strong>in</strong>e<br />
Arbeit. Was <strong>wie</strong>derum dazu<br />
führte, daß nun die Kompetenz<br />
der Gremien <strong>in</strong> Zweifel<br />
gezogen wurde. Je erfolgreicher<br />
die Grander-Technologie,<br />
desto mehr Gegner traten<br />
auf den Plan.<br />
Der Höhepunkt des Anti-Grander-Feldzuges<br />
ist mit<br />
den angeblich wissenschaftlichen<br />
Gegenbeweisen der europaweit<br />
agierenden »Skeptikerbewegung«<br />
erreicht. Diese<br />
Skeptikerbewegung, deren<br />
Angriffe sich <strong>so</strong> gut <strong>wie</strong> alle<br />
ganzheitlichen und naturnahen<br />
»Visionen« erwehren<br />
müssen, ist e<strong>in</strong> ganz be<strong>so</strong>nderes<br />
Kon<strong>so</strong>rtium. Ihr Feldzug<br />
richtet sich gegen die Homöopathie,<br />
die Ch<strong>in</strong>esischen<br />
Mediz<strong>in</strong> und die Naturheilkunde<br />
<strong>in</strong>sgesamt. Zugang<br />
zur Skeptikervere<strong>in</strong>igung haben<br />
nur »echte Wissenschaftler«.<br />
Als e<strong>in</strong> Kriterium gilt<br />
zum Beispiel, daß der Glaube<br />
an Gott – da »e<strong>so</strong>terischer<br />
Humbug« – nicht zulässig ist.<br />
Man beschränkt sich auf <strong>das</strong><br />
Wesentliche, die <strong>in</strong>tellektuelle<br />
E<strong>in</strong>dimensionalität des<br />
augenblicklich Beweisbaren.<br />
Die Verteidigung der alten<br />
Sichtweise der Welt als Scheibe.<br />
Was den Naturforscher<br />
Johann Grander angeht, <strong>so</strong><br />
hat der sich an dieser »wissenschaftlichen«<br />
Diskussion<br />
niemals beteiligt. »Jede Sache<br />
hat auch ihre Gegner«,<br />
war se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Reaktion.<br />
Mit dem Folgesatz: »Mit der<br />
Natur ist es nicht <strong>so</strong> e<strong>in</strong>fach:<br />
Das Kle<strong>in</strong>e sehen wir nicht.<br />
Und <strong>das</strong> Große verstehen<br />
wir nicht.« Daß nicht nur der<br />
Naturforscher, <strong>so</strong>ndern auch<br />
die Natur selbst viele Gegner<br />
hat, <strong>das</strong> zeigt sich ja gerade<br />
im Verhalten vieler etablierter<br />
Wissenschaftler, die es<br />
sich auf die Fahnen geschrieben<br />
haben, die »mangelhafte<br />
Schöpfung« zu verbessern,<br />
<strong>wie</strong> es die Bestrebungen <strong>in</strong><br />
den Bereichen Gentechnik<br />
etc. täglich belegen.<br />
Der Kreuzzug gegen<br />
die Visionäre und Naturforscher<br />
ist e<strong>in</strong> Zeitzeichen. E<strong>in</strong><br />
Zeichen für e<strong>in</strong>en grotesken<br />
Kampf gegen die Weiterentwicklung<br />
der Welt h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
natürlicheren, ganzheitlichen<br />
Bewußtse<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />
Kampf, den all jene führen,<br />
denen die Visionen fehlen.<br />
Doch <strong>wie</strong> die Geschichte<br />
zeigt, haben die Visionen die<br />
Kreuzzüge stets überdauert.<br />
Und <strong>so</strong> wird es auch heute<br />
se<strong>in</strong>. Das Alte geht, und <strong>das</strong><br />
Gute, <strong>das</strong> Natürliche bleibt.<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
Heilpraktikerschule<br />
<strong>in</strong> Heilbronn<br />
◦ Modularer Kursaufbau –<br />
klar strukturiert und zielgerichtet<br />
◦ Modernes pädagogisches Konzept –<br />
vernetztes, verknüpfendes Lernen<br />
◦ Kle<strong>in</strong>e Gruppen –<br />
angenehme und effektive Lernatmosphäre<br />
adpd.de<br />
Beg<strong>in</strong>n: März 2011<br />
dynatos<br />
Institut für<br />
ganzheitliche<br />
Heilkunde<br />
www.dynatos.de<br />
Tel. 07131 / 57 64 58<br />
thilo janek lange straße 5 74348 lauffen fon 07133 . 4021<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
63<br />
Bewußtse<strong>in</strong>
Anzeige<br />
Die Grander Wasserbelebung<br />
Der Name Grander ist<br />
mit dem Element Wasser<br />
untrennbar verbunden.<br />
Die Entdeckung der »Wasserbelebung«<br />
durch Johann<br />
Grander vor mehr als 25 Jahren<br />
ist <strong>in</strong>zwischen um die<br />
Welt gegangen. Durch jahrelange<br />
Experimentier- und<br />
Forschungsarbeit ist Johann<br />
Grander zu der Erkenntnis<br />
gekommen, daß Wasser<br />
die Fähigkeit zur Informationsübertragung<br />
besitzt.<br />
Diese Informationsübertragung<br />
von Wasser auf Wasser<br />
stellt e<strong>in</strong>e physikalische<br />
E<strong>in</strong>zigartigkeit dar und wurde<br />
von Johann Grander erstmals<br />
<strong>in</strong> dieser Form nutzbar<br />
gemacht.<br />
Die Grander Wasserbelebung<br />
ist e<strong>in</strong> Verfahren mit<br />
dem <strong>das</strong> herkömmliche Wasser<br />
auf natürliche Weise <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e sehr hohe und biologisch<br />
wertvolle Qualität gebracht<br />
wird. Praktische Erfahrungen<br />
haben gezeigt,<br />
daß die Anwender <strong>das</strong> belebte<br />
Wasser als wohltuend und<br />
wohlschmeckend empf<strong>in</strong>den.<br />
Wor<strong>in</strong> liegt der<br />
Nutzen für den<br />
Anwender?<br />
Die Hauptanwendung<br />
der Grander Wasserbelebung<br />
liegt im Tr<strong>in</strong>kwasserbereich.<br />
Menschen die belebtes Wasser<br />
genießen, legen be<strong>so</strong>nderen<br />
Wert auf e<strong>in</strong>e hohe Tr<strong>in</strong>kwasserqualität<br />
und angenehmes<br />
Körperempf<strong>in</strong>den beim<br />
Duschen und Baden. Speisen<br />
die mit belebtem Wasser zubereitet<br />
werden bleiben länger<br />
frisch und schmecken be<strong>so</strong>nders<br />
gut.<br />
64<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Gartenliebhaber werden<br />
am Granderwasser sehr<br />
schnell Freude f<strong>in</strong>den, da<br />
Pflanzen auf belebtes Wasser<br />
meist ganz be<strong>so</strong>nders e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
reagieren. Die<br />
Wirkungspalette reicht dabei<br />
von besserem Pflanzenwachstum<br />
und gesteigerter Blütenpracht<br />
bis h<strong>in</strong> zur Ertrags-<br />
und Qualitätsverbesserung<br />
bei Obst und Gemüse.<br />
In Schwimmbädern läßt<br />
sich Grander vortrefflich e<strong>in</strong>setzen.<br />
Das Ziel ist dabei<br />
mit m<strong>in</strong>imalem Chemiee<strong>in</strong>satz<br />
e<strong>in</strong>e bestmögliche Qualität<br />
und Stabilität des Beckenwassers<br />
zu erreichen und den<br />
Chlorgeruch <strong>so</strong><strong>wie</strong> Augen-<br />
und Hautreizungen auf e<strong>in</strong><br />
M<strong>in</strong>imum zu reduzieren. Der<br />
Badegast spürt die Veränderung<br />
meist dadurch, daß e<strong>in</strong><br />
belebtes Schwimmbadwasser<br />
als be<strong>so</strong>nders weich und samtig<br />
empfunden wird und man<br />
sich nach e<strong>in</strong>em Bad <strong>in</strong> belebtem<br />
Wasser frisch und entspannt<br />
fühlt.<br />
Die GRANDER Wasserbelebung<br />
hat jedoch nicht<br />
nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf biologische<br />
Systeme, <strong>so</strong>ndern kann<br />
auch <strong>in</strong> der eher nüchternen,<br />
technischen Anwendung <strong>in</strong>teressante<br />
Eigenschaften entfalten.<br />
In Heizanlagen wird<br />
man oft mit technischen Problemen<br />
<strong>wie</strong> Korrosion, Verschlammung<br />
und damit verbunden<br />
mit e<strong>in</strong>em deutlichen<br />
Wirkungsgradverlust des gesamten<br />
Systems konfrontiert.<br />
Die Ursachen der Probleme<br />
s<strong>in</strong>d meist im Heizungswasser<br />
selbst zu f<strong>in</strong>den, da dieses mit<br />
dem Rohrwerkstoff reagiert,<br />
zur Rostbildung neigt und<br />
im Heizkreislauf erheblichen<br />
Schaden anrichten kann.<br />
Durch die Installation<br />
e<strong>in</strong>es Grander-Gerätes<br />
im Heizsystem kann<br />
die Neigung zur Rost- und<br />
Schlammbildung deutlich reduziert<br />
werden. Das Heizungswasser<br />
wird <strong>in</strong>nerhalb<br />
weniger Monate <strong>wie</strong>der klar.<br />
Die Wärme die von »belebten«<br />
Heizkörpern abgestrahlt<br />
wird empf<strong>in</strong>det der Mensch<br />
meist als wohlig und angenehm<br />
wodurch auch e<strong>in</strong> angenehmes<br />
Wohnklima gefördert<br />
werden kann.<br />
Mit dem E<strong>in</strong>satz im <strong>in</strong>dustriellen<br />
Bereich, hat die<br />
Grander Wasserbelebung <strong>in</strong><br />
den letzten Jahren e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Dimension erfahren.<br />
E<strong>in</strong> Bereich <strong>in</strong> dem exakt<br />
gemessen und streng kalkuliert<br />
wird. In erster L<strong>in</strong>ie<br />
s<strong>in</strong>d es die Kühlkreisläufe,<br />
die oft Probleme bereiten,<br />
was viele Betriebe veranlasste<br />
teilweise oder ganz auf Chemie<br />
zu verzichten und durch<br />
die Grander Wasserbelebung<br />
zu ersetzen. Den meisten Betrieben<br />
geht es dabei nicht<br />
nur um den technischen und<br />
wirtschaftlichen Nutzen, der<br />
durch den E<strong>in</strong>satz der Grander<br />
Wasserbelebung erzielt<br />
werden kann, <strong>so</strong>ndern vor allem<br />
auch um den Schutz der<br />
Umwelt <strong>in</strong>folge der ger<strong>in</strong>geren<br />
Belastung der Res<strong>so</strong>urce<br />
Wasser.<br />
E<strong>in</strong>satzbereiche der<br />
Grander Wassserbelebung<br />
Der E<strong>in</strong>satzbereich<br />
reicht mittlerweile von den<br />
Privathaushalten, öffentlichen<br />
Institutionen und Geme<strong>in</strong>-<br />
den, Kranken- und Pflegeanstalten<br />
über den gesamten<br />
Schwimmbad- und Wellnessbereich<br />
bis h<strong>in</strong> zur gewerblichen<br />
Anwendung <strong>in</strong> der Hotellerie<br />
und Gastronomie, <strong>in</strong><br />
der Nahrungsmittelproduktion<br />
und Getränkeerzeugung,<br />
um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen. Die<br />
vielen positiven Erfahrungen<br />
im <strong>in</strong>dustriellen E<strong>in</strong>satz<br />
veranlassten <strong>in</strong>ternational renommierte<br />
Unternehmen sich<br />
öffentlich zu ihren Erfolgen<br />
mit Grander zu bekennen.<br />
Das wichtigste Anliegen<br />
von Johann Grander ist es,<br />
daß die Menschen <strong>wie</strong>der zu<br />
e<strong>in</strong>em respektvollen Umgang<br />
mit dem Element Wasser zurückf<strong>in</strong>den.<br />
Informationen bei<br />
U.V.O. Vertriebs KG<br />
Kocheler Str. 101<br />
D-82418 Murnau<br />
Tel.: 08841-6767-0<br />
Fax: 08841-6767-67<br />
E-Mail: uvo-germany@grander.com<br />
Kontakt<br />
Verlag für Natur & Mensch<br />
Im Gogelsfeld 11<br />
71543 Wüstenrot<br />
Tel. 07945-943969<br />
Fax: 07945-943964<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@naturscheck.de
Biokochen mit Frau Koch<br />
Dipl. Ernährungswissenschaftler<strong>in</strong><br />
Tanja Koch<br />
gibt Kochkurse bei der VHS<br />
und arbeitet im Naturland<br />
Bio-Obsthof Gräßle <strong>in</strong> Heilbronn-Biberach.<br />
Unter der<br />
Rubrik: »Biokochen mit Frau<br />
Koch« macht sie regelmäßig<br />
Rezeptvorschläge. Ihr Motto:<br />
»Kochen ist Leidenschaft,<br />
Essen ist Genuß und für den<br />
Genuß nur die hochwertigsten<br />
Zutaten.«<br />
Zander-Gemüse-Frikadellen mit Past<strong>in</strong>aken-Petersilien-Püree<br />
- für etwa 4-6 Per<strong>so</strong>nen.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
65<br />
Gesundheit Abonnement & Editorial Mediz<strong>in</strong>
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />
Endlich Burnout!<br />
Wenn <strong>das</strong> <strong>in</strong>nere Feuer die Seele befreit<br />
Endlich ist es geschehen! Die Last der Welt <strong>in</strong> von unseren Schultern gefallen. Das Karussell<br />
des Lebens hat uns abgeworfen. Die tausend Fäden, <strong>in</strong> die wir verstrickt waren, die uns hielten<br />
und an uns zogen <strong>wie</strong> an e<strong>in</strong>er Marionette, s<strong>in</strong>d zerrissen. Wir liegen am Boden, kraftlos,<br />
ohne Gedanken, und atmen tief durch. Über uns ziehen lautlos Wolken dah<strong>in</strong>. Nichts, was uns<br />
<strong>so</strong> lange bedrückt hat, ist mehr von Bedeutung. Wir s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong> mit uns selbst und den<br />
Scherben unserer Vergangenheit. Burnout!<br />
Es kl<strong>in</strong>gt paradox. Trotz<br />
zunehmenden Wohlstandes<br />
und verbesserter Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
leiden immer<br />
mehr Menschen, vor allem <strong>in</strong><br />
<strong>so</strong>zialen und leitenden Berufen,<br />
am Burnout-Syndrom.<br />
Darunter versteht man e<strong>in</strong><br />
Ausgebranntse<strong>in</strong> auf körperlicher,<br />
emotionaler und psychischer<br />
Ebene. Man fühlt<br />
sich total erschöpft und nicht<br />
mehr <strong>in</strong> der Lage, den beruflichen<br />
Ansprüchen gerecht<br />
zu werden. Auch <strong>in</strong> priva-<br />
66 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
ten Bereichen kl<strong>in</strong>kt sich der<br />
Ausgebrannte aus: <strong>in</strong> der Familie,<br />
im Freundeskreis und<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em sportlichen und<br />
kulturellen Umfeld. Alles,<br />
was e<strong>in</strong>mal von Bedeutung<br />
war, ersche<strong>in</strong>t ihm plötzlich<br />
unbedeutend und fremd.<br />
Wie kommt es zu<br />
<strong>so</strong>lchen Erschöpfungszuständen?<br />
Gewöhnlich schiebt man<br />
die Erkrankung nur übermäßigem<br />
Streß zu. Doch <strong>das</strong> ist<br />
nicht e<strong>in</strong>mal die halbe Wahrheit.<br />
Äußerliche Überbelastungen<br />
s<strong>in</strong>d zwar <strong>in</strong> der Regel<br />
der letzte Auslöser, verdecken<br />
aber allzu leicht die<br />
verdrängten Ursachen. Menschen<br />
im emotionalen, <strong>so</strong>zialen<br />
und psychischen Gleichgewicht<br />
können Streßsituationen<br />
problemlos durchstehen,<br />
sie fühlen sich <strong>so</strong>gar<br />
dar<strong>in</strong> wohl, <strong>wie</strong> hochbelaste-<br />
te Spitzenmanager, Politiker,<br />
Künstler u.a. tagtäglich beweisen.<br />
Streß wird nur dann<br />
zur Gefahr, wenn die Stabilisatoren<br />
des persönlichen und<br />
<strong>so</strong>zialen Gleichgewichts wegbrechen,<br />
sei es durch familiäre<br />
Konflikte (Scheidung u.a.),<br />
berufliche Frustrationen (<strong>in</strong>folge<br />
überehrgeiziger Ziele),<br />
Vernachlässigung der Gesundheit<br />
(durch falsche Ernährung,<br />
zu wenig Bewegung<br />
und zu wenig Schlaf), durch<br />
Perfektionismus und unge-
emsten Aktionismus, durch<br />
traumatische Verdrängungen<br />
(mit Schuld- statt Selbstwertgefühlen),<br />
durch e<strong>in</strong> unkontrolliertes<br />
Helfersyndrom<br />
u.a.m.<br />
All diese genannten Faktoren<br />
begünstigen <strong>das</strong> Auftreten<br />
e<strong>in</strong>es Burnout-Syndroms.<br />
Sie s<strong>in</strong>d jedoch nicht<br />
die Ursache. Diese liegt tiefer,<br />
im Inneren des Menschen, -<br />
se<strong>in</strong>er Seele.<br />
Gibt es frühe<br />
Warnsignale?<br />
Burnout wächst langsam<br />
heran, da die wahren Ursachen<br />
über längere Zeit verkannt<br />
und verdrängt werden.<br />
Auftretende Symptome ordnet<br />
man anderen Auslösern<br />
zu. Parallel dazu werden gewisse»Überlebensstrategien«<br />
entwickelt: Mißerfolge<br />
sucht man durch vermehrtes<br />
Engagement auszugleichen.<br />
Man geht ganz im Beruf auf,<br />
um nicht als Versager zu gelten<br />
- unter Verzicht auf Erholungs-<br />
und Entspannungsphasen.<br />
Obwohl man immer<br />
häufiger spürt, daß vieles von<br />
dem, was man tut, nicht den<br />
eigenen Idealen entspricht,<br />
br<strong>in</strong>gt man die <strong>in</strong>nere Stimme<br />
immer <strong>wie</strong>der zum Schweigen.<br />
Als Folge dieses <strong>in</strong>neren<br />
Z<strong>wie</strong>spaltes verspürt man allmählich<br />
e<strong>in</strong>e wachsende Antriebs-<br />
und Leistungsschwäche,<br />
die man dann um<strong>so</strong> mehr<br />
zu kompensieren sucht. Dabei<br />
läßt die Konzentration<br />
nach, was zwangsläufig zu<br />
Fehlleistungen und negativen<br />
Gefühlsanspannungen führt.<br />
Wie zeigt sich Burnout<br />
<strong>in</strong> der Endphase?<br />
Die Symptome lassen<br />
sich nicht mehr übersehen:<br />
Motivationsschwäche, anhal-<br />
tende körperliche Müdigkeit,<br />
Schlafstörungen, familiäres<br />
Des<strong>in</strong>teresse, Abbruch <strong>so</strong>zialer<br />
Kontakte, Angstzustände<br />
usw. Burnout-»Kranke«<br />
suchen ihre deprimierende<br />
Lage häufig durch Suchtverhalten<br />
(Alkohol u.a.) zu überdecken,<br />
aber dadurch wird<br />
die Ausweglosigkeit nur noch<br />
schlimmer. Schließlich stellen<br />
sich Aggressionen und<br />
Depressionen e<strong>in</strong>. Im Endzustand<br />
streiken Körper und<br />
Psyche total, es kommt zum<br />
Zusammenbruch der Persönlichkeitsstrukturen<br />
auf allen<br />
Ebenen. In Extremfällen markieren<br />
Herz<strong>in</strong>farkte, Nervenzusammenbrüche<br />
oder gar<br />
Selbstmordversuche die lange<br />
Burnoutreise.<br />
Läßt sich Burnout<br />
frühzeitig diagnostizieren?<br />
E<strong>in</strong>deutig ja. Erfahrene<br />
Ärzte und Psychotherapeuten<br />
verfügen über bewährte<br />
Erkennungsmethoden, um<br />
die körperliche, psychische<br />
und <strong>so</strong>ziale Defizitlage deutlich<br />
zu machen. Das Problem<br />
besteht nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
mangelnden Diagnosefähigkeit,<br />
<strong>so</strong>ndern <strong>in</strong> der Bereitschaft<br />
des Burnoutgeschädigten,<br />
sich diagnostizieren zu<br />
lassen. Er glaubt zu lange, alle<strong>in</strong><br />
zurechtzukommen. Was<br />
noch durch die Erfahrungen<br />
begünstigt wird, die Erkrankte<br />
häufig auf ihrer »Odyssee«<br />
durch unser Gesundheitssystem<br />
gemacht haben. Viele haben<br />
bereits den Glauben daran<br />
verloren und damit die<br />
Hoffnung auf Hilfe…<br />
Wie lauten die<br />
Therapien?<br />
Es besteht e<strong>in</strong>e große<br />
Bandbreite, die hier nur angedeutet<br />
werden kann. Zu<br />
We<strong>in</strong>-& Getränkehaus<br />
Armbruster<br />
Horkheimer Str. 1-3 · 74223 Fle<strong>in</strong><br />
Tel. 0 7131/25 28 09 · Fax 0 7131/57 36 85<br />
<strong>in</strong>fo@armbruster-getraenke.de<br />
www.armbruster-getraenke.de<br />
Deutsche & <strong>in</strong>ternationale We<strong>in</strong>e<br />
Sekt & Spirituosen<br />
M<strong>in</strong>eral- & Heilwasser<br />
Saft & Bier<br />
Armbruster‘s Bio<strong>so</strong>rtiment:<br />
Milchprodukte<br />
Müsli, Tee, Kaffee<br />
Getreideprodukte<br />
K<strong>in</strong>dernahrung<br />
Käsetheke<br />
Obst & Gemüsestand<br />
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 7 -18.30 Uhr · Sa. 7 - 13 Uhr<br />
Gard<strong>in</strong>en- und Polsterstoffe,<br />
Sonnenschutz und mehr!<br />
Anke Rummel Raumausstattermeister<strong>in</strong><br />
Industriestraße 14 · 74677 Dörzbach · E-Mail: rummelrummel@web.de<br />
Telefon 07937/990020 · Telefax 07937/990021 · Mobil 0172/5471044<br />
Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 14.00 - 18.30 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung.<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
67<br />
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong>
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />
68 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
unterscheiden s<strong>in</strong>d präventive<br />
und begleitende Maßnahmen<br />
<strong>so</strong><strong>wie</strong> Notmaßnahmen<br />
im Endstadium. Präventionen<br />
verlangen Änderungen<br />
im Arbeits- und Lebensstil,<br />
ja <strong>in</strong> der gesamten Lebense<strong>in</strong>stellung.<br />
Dies liegt al<strong>so</strong> voll <strong>in</strong><br />
der Verantwortung des E<strong>in</strong>zelnen.<br />
In erster L<strong>in</strong>ie geht es<br />
um e<strong>in</strong>e Selbstanalyse: Entspricht<br />
me<strong>in</strong> Leben dem, was<br />
tief <strong>in</strong> mir als Lebenskonzept<br />
angelegt ist? Entspricht<br />
es me<strong>in</strong>em <strong>in</strong>nersten Wesen?<br />
Oder habe ich fremde Lebenskonzepte<br />
übernommen?<br />
Warum <strong>wie</strong>derholen sich bestimmte<br />
Lebenssituationen<br />
immer <strong>wie</strong>der? Etc.<br />
Für diese Selbstreflexion<br />
bedarf es psychologischer<br />
Beratung, erst recht, wenn<br />
sich bereits Burnoutsymptome<br />
e<strong>in</strong>gestellt haben. Ziel<br />
ist e<strong>in</strong>e realistische Selbste<strong>in</strong>schätzung,<br />
um Korrekturen<br />
vornehmen zu können. Erst<br />
auf der Basis dieser Selbsterkenntnis<br />
kann der Betroffene<br />
se<strong>in</strong> persönliches und <strong>so</strong>ziales<br />
Gleichgewicht <strong>wie</strong>derf<strong>in</strong>den,<br />
e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>rhythmen von Belastung<br />
und Entspannung, von<br />
Beruf und Familie.<br />
Zu empfehlen s<strong>in</strong>d vor<br />
allem schonende, d.h. naturheilkundige<br />
Diagnose- und<br />
Therapieverfahren. Burnout<br />
läßt sich mit Methoden der<br />
energetischen Mediz<strong>in</strong> unterstützend<br />
behandeln, al<strong>so</strong><br />
ohne die »harten Hämmer«<br />
der Schulmediz<strong>in</strong> (Notfälle<br />
ausgenommen). Im Mittelpunkt<br />
stehen e<strong>in</strong> starkes<br />
Selbstkonzept und e<strong>in</strong>e Eigenverantwortung,<br />
die im<br />
Gespräch mit dem Patienten<br />
erarbeitet werden.<br />
Burnout als Chance!<br />
Die wichtigste Komponente<br />
des Burnout wird häufig<br />
übersehen. Denn über <strong>das</strong><br />
Leiden und <strong>das</strong> aus der Bahn<br />
Geworfenwerden h<strong>in</strong>aus, hat<br />
dieser Zustand auch etwas<br />
Befreiendes, - <strong>wie</strong> Betroffene<br />
immer <strong>wie</strong>der bestätigen. Mit<br />
dem Zusammenbruch kommt<br />
endlich auch <strong>das</strong> »Hamsterrad«<br />
zum Stillstand! Das Gefühl<br />
des Gefangense<strong>in</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
dem eigenen Wesen fremden<br />
Welt läßt nach. Man kann<br />
e<strong>in</strong>en Moment lang durchatmen,<br />
sich befreien aus den<br />
Zwängen der bekannten Gefühle:<br />
fremdgesteuert zu se<strong>in</strong>,<br />
die Last auferlegter Verpflichtungen<br />
zu tragen und unerfüllbare<br />
Ansprüche erfüllen<br />
zu müssen.<br />
Dabei zeigt sich e<strong>in</strong> Bild,<br />
<strong>das</strong> schon im Begriff »burnout«<br />
steckt: Die Seele des<br />
Menschen legt auf ihrer Reise<br />
durch <strong>das</strong> Leben viele fremde<br />
Hüllen um, von K<strong>in</strong>dheit<br />
an. Mit jeder gemachten Erfahrung<br />
»ummantelt« sie sich.<br />
Noch bevor sie herausf<strong>in</strong>den<br />
kann, wer sie ist, wor<strong>in</strong> ihre<br />
Begabungen liegen und welche<br />
Lebensform ihrem <strong>in</strong>nersten<br />
Wesen entspricht, ist<br />
sie schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Korsett gezwängt.<br />
Ehe sie e<strong>in</strong>en Plan<br />
für ihr Leben entwickeln<br />
kann, ist sie schon <strong>in</strong> der Welt<br />
der fremden Lebenspläne gefangen.<br />
Aus den vielen fremden<br />
Hüllen wird <strong>so</strong> häufig<br />
e<strong>in</strong> Panzer. Denn nicht alle<br />
Erfahrungen s<strong>in</strong>d leicht und<br />
durchlässig. Häufig s<strong>in</strong>d sie<br />
mit Schmerz und Enttäuschung<br />
verbunden. Irgendwann<br />
werden diese Hüllen<br />
<strong>so</strong> dicht, daß die Seele nicht<br />
mehr h<strong>in</strong>durchblicken kann<br />
und <strong>so</strong> »<strong>das</strong> Licht nicht mehr<br />
f<strong>in</strong>det«. (Depression) Gleichzeitig<br />
wird der <strong>in</strong>nere »Seelen-Raum«<br />
immer enger. Wir<br />
s<strong>in</strong>d alle randvoll mit fremden<br />
Lebenskonzepten, mit<br />
Erlerntem und schmerzlich<br />
Erlebtem. Für uns selbst oder<br />
»unser Selbst« ist kaum noch<br />
Platz.<br />
Nun geschieht etwas,<br />
<strong>das</strong> wir oft erst <strong>in</strong> den letzten<br />
Auswirkungen bewußt<br />
erleben. Die Seele ruft um
Hilfe. Und der geistige Kern<br />
der Seele antwortet. Unser<br />
»<strong>in</strong>neres Feuer«, als welches<br />
der Geist <strong>in</strong> allen Religionen<br />
und Philo<strong>so</strong>phien dargestellt<br />
wird, beg<strong>in</strong>nt, neuen Raum<br />
zu schaffen, um die Seele zu<br />
befreien. Es brennt sich von<br />
<strong>in</strong>nen nach außen durch die<br />
vielen fremden Hüllen h<strong>in</strong>durch.<br />
Es löst dabei auch die<br />
vielen Fäden, <strong>in</strong> denen sich<br />
die Seele verwirrt hat…<br />
Genau diesen Zustand<br />
schildern viele »Ausgebrannte«.<br />
Zuerst ist da e<strong>in</strong> unaufhaltsames<br />
Feuer und dann<br />
e<strong>in</strong>e große Leere <strong>in</strong> ihnen,<br />
e<strong>in</strong>e Art Vakuum, e<strong>in</strong> Freiraum.<br />
E<strong>in</strong>erseits beängstigend,<br />
andererseits die e<strong>in</strong>zigartige<br />
Gelegenheit, endlich<br />
<strong>in</strong>nezuhalten und zu sich<br />
selbst zu f<strong>in</strong>den. Und - den<br />
ausgebrannten Raum mit<br />
neuem, mit eigenem Leben zu<br />
füllen. Vielleicht zum allerersten<br />
Mal …<br />
Im März 2011 ersche<strong>in</strong>t von den<br />
beiden Autoren <strong>das</strong> Buch:<br />
"ENDLICH BURNOUT – Wenn <strong>das</strong><br />
<strong>in</strong>nere Feuer die Seele befreit"<br />
Autoren<br />
Dr. med. Ute Dauenhauer &<br />
Michael Hoppe<br />
Meisterbetrieb<br />
Robert Kunst<br />
Theodor-Körner-Straße 15<br />
74177 Bad Friedrichshall<br />
Telefon: (0 71 36) 86 68<br />
Fax (0 71 36) 86 78<br />
Funk: 0171 246 56 27<br />
e-mail: mail@elektroService-kunst.de<br />
www.elektroService-kunst.de<br />
n Elektro<strong>in</strong>stallationen<br />
n Kundendienst<br />
n Wärmetechnik<br />
n Photovoltaikanlagen<br />
n CityEL-Elektromobile<br />
n Zentrale Staubsaugeranlage<br />
Zahlen Sie noch<br />
für Ihren Strom?<br />
Solarstrom - Ja Bitte<br />
4 weil es <strong>so</strong>nnige Rendite br<strong>in</strong>gt<br />
4 weil <strong>das</strong> Pr<strong>in</strong>zip <strong>so</strong>nneklar ist<br />
4 weil die Technik e<strong>in</strong>fach genial ist<br />
Praxis Für Ganzheitliche Kieferorthopädie<br />
Dr. Mart<strong>in</strong> Kamp<br />
-Kieferorthopäde-<br />
Schwerpunkte:<br />
- Bionator Therapie<br />
- Bioadaptive Therapie<br />
- Erwachsenen Behandlung<br />
- Schmerztherapie<br />
- Kiefergelenk-Behandlungen<br />
- Kieferorthopädie „ohne“ Zähneziehen<br />
In Verb<strong>in</strong>dung mit: Osteopathie, Cranio-Sacral Therapie, Logopädie, Heil-Eurythmie,<br />
MedReflexTherapie ®<br />
Bandhausstr. 10, D-74336 Brackenheim<br />
Tel.: 07135 - 963 337<br />
www.dr-kamp-de<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
69<br />
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong>
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />
S<strong>in</strong>d Sie bereit für Ihr Leben?<br />
Die Basis für unser Leben und unsere persönliche Entwicklung s<strong>in</strong>d unsere <strong>in</strong>dividuellen Talente<br />
und Fähigkeiten. Sie machen e<strong>in</strong>en großen Teil unserer E<strong>in</strong>zigartigkeit aus. Sie s<strong>in</strong>d uns gegeben,<br />
um unser Leben <strong>so</strong> zu gestalten, <strong>wie</strong> es unserer ganz persönlichen Art entspricht. Tun<br />
wir <strong>das</strong> nicht, leben wir nach fremden Ideen, <strong>in</strong> Berufen, die uns weder Freude machen, noch<br />
unseren <strong>in</strong>nersten Fähigkeiten entsprechen, werden wir uns immer <strong>wie</strong> Fremde fühlen. Egal,<br />
<strong>wie</strong>viel wir <strong>in</strong> dieses fremde Leben <strong>in</strong>vestieren, wir werden ke<strong>in</strong>e wirklichen Erfolge erzielen.<br />
Talent – die stabilste<br />
aller Währungen<br />
Im alten Rom war Talent<br />
e<strong>in</strong>e Währungse<strong>in</strong>heit <strong>wie</strong><br />
bei uns heute der Euro. Wer<br />
viele »Talente« besaß, war<br />
reich. Auch heute noch ist Talent<br />
die stabilste aller Währungen.<br />
Es verliert se<strong>in</strong>en<br />
Wert nie. Es ist e<strong>in</strong>e Gabe, die<br />
jedes Individuum besitzt und<br />
gleichzeitig der Schlüssel zu<br />
Erfüllung und Erfolg.<br />
Daß die E<strong>in</strong>zigartigkeit<br />
jedes Menschen und se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>-<br />
70 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
dividuellen Talente zumeist<br />
weder erkannt, noch gefördert<br />
werden, ist der Grund<br />
für die immer weiter wachsende<br />
Lebensmüdigkeit und<br />
Frustration unter den Menschen.<br />
Unser Gesellschaftssystem<br />
und unsere Erziehung<br />
s<strong>in</strong>d auf Gleichmachung ausgerichtet.<br />
Sie haben den vernünftigen,<br />
angepaßten Durchschnittsmenschen<br />
zum Ziel,<br />
der ohne anzuecken und zu<br />
h<strong>in</strong>terfragen alle Vorgaben des<br />
Systems erfüllt. Der arbeitet<br />
und konsumiert, um <strong>das</strong> System<br />
am Leben zu erhalten.<br />
Doch nur wer se<strong>in</strong> Leben<br />
auf der Basis se<strong>in</strong>er persönlichen<br />
Talente und Fähigkeiten<br />
aufbaut, wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Leben Erfüllung f<strong>in</strong>den. Wer<br />
fremden Lebensplänen folgt,<br />
wird irgendwann nicht mehr<br />
<strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, sich mit dem<br />
zu identifizieren, was er tut.<br />
Er wird unzufrieden und abhängig<br />
bleiben. Sowohl emotional<br />
als auch materiell.<br />
Transformations-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Um <strong>wie</strong>der zu uns selbst<br />
zu f<strong>in</strong>den und dabei unsere<br />
<strong>in</strong>dividuellen, persönlichen<br />
Fähigkeiten (<strong>wie</strong>der) zu entdecken<br />
und bewußt <strong>in</strong> unser<br />
Leben zu <strong>in</strong>tegrieren, wurde<br />
<strong>das</strong> Fi³t-Transformations-<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g entwickelt. Das<br />
Transformations-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
ist ke<strong>in</strong>e Therapie, <strong>so</strong>ndern<br />
e<strong>in</strong> aktives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm.<br />
Wer es e<strong>in</strong>mal erlernt<br />
hat, kann es danach jederzeit<br />
selbständig durchführen. Es<br />
ist e<strong>in</strong>fach und zielgerichtet.<br />
Und es läßt sich auf alle Bereiche<br />
des Lebens anwenden,
sei es <strong>in</strong> der Partnerschaft, im<br />
Beruf, <strong>in</strong> der Erziehung, oder<br />
um mit sich selbst besser und<br />
harmonischer leben zu können.<br />
Das Ziel ist die bewußte<br />
Erkenntnis unserer e<strong>in</strong>zigartigen<br />
Individualität und Unabhängigkeit.<br />
Und als Folge<br />
unserer Selbstverantwortung<br />
für unser Leben. Nur wer die<br />
volle Verantwortung für se<strong>in</strong><br />
eigenes Leben übernimmt,<br />
kann frei werden.<br />
Das Fi³t-Transformations-<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g besteht aus drei aktiven<br />
Transformationsschritten:<br />
- Der Erkenntnis dessen,<br />
wer und was wir s<strong>in</strong>d und vor<br />
allem, wer oder was wir nicht<br />
s<strong>in</strong>d. Dies entspricht e<strong>in</strong>er<br />
Art Re<strong>in</strong>igung und Loslösung<br />
von fremden, übernommenen<br />
Lebensplänen und bildet e<strong>in</strong><br />
Fundament für die eigene Zukunft.<br />
- Dem Wiederentdecken<br />
unserer <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten<br />
und Talente, die der<br />
Schlüssel s<strong>in</strong>d für die Tür <strong>in</strong><br />
unsere ganz persönliche Welt.<br />
Denn ohne diese werden wir<br />
immer neben uns stehen <strong>in</strong><br />
der "Welt der fremden Lebenspläne"<br />
und uns heimatlos<br />
und haltlos fühlen.<br />
- Dem Aufbau e<strong>in</strong>er eigenen,<br />
<strong>in</strong>dividuellen Lebensgestaltung<br />
auf dem Fundament<br />
unserer e<strong>in</strong>zigartigen<br />
Persönlichkeit. Der Basis für<br />
e<strong>in</strong> selbstbestimmtes und erfülltes<br />
Leben.<br />
Transformation<br />
Das ganze Leben ist e<strong>in</strong><br />
Prozess der Transformation.<br />
In jedem Augenblick verändert<br />
sich die Welt. Mit jeder<br />
bewußten Entscheidung, die<br />
wir treffen, durchlaufen wir<br />
e<strong>in</strong>e Verwandlung. Wir lernen,<br />
wenn wir die Verwandlung<br />
zulassen. Und haben wir<br />
unseren Weg gefunden, dann<br />
br<strong>in</strong>gt uns jede Verwandlung<br />
unserem Ziel näher.<br />
Jeder Mensch ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>-<br />
zigartiges Wesen mit e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Weg. Er ist mit<br />
ke<strong>in</strong>em anderen Menschen<br />
vergleichbar, und er steht<br />
auch mit ke<strong>in</strong>em anderen<br />
Menschen <strong>in</strong> Konkurrenz.<br />
Jeder Konflikt mit anderen<br />
Menschen ist e<strong>in</strong> Konflikt<br />
mit uns selbst. Was wir an uns<br />
selbst lieben, lieben wir an<br />
unserem Nächsten. Was wir<br />
an uns selbst ablehnen, lehnen<br />
wir an ihm ab.<br />
Um unseren Weg zu f<strong>in</strong>den,<br />
müssen wir zuerst uns<br />
selbst f<strong>in</strong>den. Sonst werden<br />
wir nie wissen, welchem Lebensplan<br />
wir wirklich folgen.<br />
Individualität ist der Schlüssel<br />
für alles. Fremden Ideen und<br />
fremden Gedanken zu folgen,<br />
führt zu Identitätsverlust.<br />
Individuell zu se<strong>in</strong>, den<br />
eigenen Weg zu gehen, nach<br />
Unabhängigkeit zu streben,<br />
ist ke<strong>in</strong>e egoistische Abkehr<br />
von der Gesellschaft, <strong>so</strong>ndern<br />
e<strong>in</strong>e fundamentale Lebensnotwendigkeit.<br />
Wer es unterläßt,<br />
wird sich <strong>in</strong> dieser Welt<br />
der fremden Lebenspläne verlieren.<br />
Wer se<strong>in</strong>en eigenen Weg<br />
geht und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e eigene Entwicklung<br />
<strong>in</strong>vestiert, fördert<br />
damit nicht nur sich selbst.<br />
Sondern alle Menschen,<br />
mit denen er <strong>in</strong> Berührung<br />
kommt. Er nützt <strong>das</strong> Potential,<br />
<strong>das</strong> ihm für se<strong>in</strong> Leben<br />
mitgegeben wurde. Und er<br />
lebt <strong>in</strong> tiefem Respekt für die<br />
Individualität aller anderen<br />
Menschen.<br />
S<strong>in</strong>d Sie bereit für IHR<br />
Leben?<br />
Weitere Informationen erhalten<br />
Sie unter:<br />
www.fit-tt.de oder unter<br />
michaelshoppe@hotmail.com<br />
Autor<br />
Michael Hoppe<br />
KAFFEESPEZIALITÄTEN<br />
AUS ALLER WELT<br />
WILLY HAGEN GMBH * 74076 HEILBRONN<br />
www.hagenkaffee.de<br />
Hofladen_Textflyer_A5_1110_Layout 1 22.11.10 15:11 Seite 1<br />
Hofgut Hermersberg ist e<strong>in</strong> biologisch-dynamisch wirtschaftender<br />
Betrieb, der se<strong>in</strong>e Schwerpunkte im Ackerbau und der Mutterkuh -<br />
haltung hat und se<strong>in</strong>e Produkte selbst vermarktet. In unserer Hofbackstube<br />
werden täglich nach Demeter-Richtl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>e große Auswahl<br />
an Brot und Brötchen gebacken.<br />
Zusätzlich zur Weihnachtszeit gibt es Christstollen, Früchtebrot und<br />
Plätzchen. Jeden Freitag und Samstag bieten wir Ihnen frisches Holzofenbrot<br />
an – nach traditioneller Rezeptur und Methode <strong>in</strong> unserem<br />
historischen Backhaus gebacken!<br />
Außerdem f<strong>in</strong>den Sie bei uns Wurst, Eier, Milchprodukte, Gemüse,<br />
Salate, verschiedene Früchte, Pilz<strong>so</strong>rten, Trockenprodukte <strong>wie</strong> Nudeln,<br />
Müsli und süße Leckereien. Gemüse- und Fruchtsäfte, We<strong>in</strong>e und<br />
e<strong>in</strong>e vielseitige Käseauswahl aus zum Teil Hohen lohischer Produktion<br />
runden unser Programm ab.<br />
Fleisch von unseren R<strong>in</strong>dern bekommen Sie auf Vorbestellung, je<br />
nach Schlacht term<strong>in</strong>.<br />
Zugekaufte Produkte, die wir im Hofladen an bieten, stammen <strong>so</strong>weit<br />
möglich aus Demeter produktion, m<strong>in</strong>destens aber immer aus kontrolliert<br />
biologischem Anbau.<br />
Hofgut Hermersberg<br />
Hermersberg 6 · 74676 Niedernhall-Hermersberg<br />
Tel. 0 79 40 / 98 40 70 · Fax 0 79 40 / 98 40 69<br />
Öffnungszeiten Hofladen:<br />
Dienstag 8.30 bis 12.00 Uhr und<br />
14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Freitag 8.30 bis 18.00 Uhr durchgehend<br />
Samstag 7.00 bis 12.00 Uhr<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
71<br />
Gesundheit & Mediz<strong>in</strong>
Kunst & Kultur<br />
»Glaubensfrage«<br />
Konfessionelle Betriebsbl<strong>in</strong>dheit<br />
Spontan möchte man glauben,<br />
daß wenigstens am<br />
Geburt<strong>so</strong>rt Jesu e<strong>in</strong>e be<strong>so</strong>ndere<br />
Harmonie herrschen<br />
müßte, welche die konträren<br />
Sichtweisen der heute dort<br />
ansässigen christlichen Glaubensgeme<strong>in</strong>schaftenzweitrangig<br />
machen <strong>so</strong>llte. Wie<br />
haarsträubend die Umstände<br />
<strong>in</strong> der Geburtskirche zu<br />
Bethlehem allerd<strong>in</strong>gs tatsächlich<br />
s<strong>in</strong>d, belegen von Zeit zu<br />
Zeit Fernseh- und Zeitungsberichte<br />
über wüste Massenschlägereien<br />
und Despektierlichkeiten<br />
zwischen den <strong>in</strong><br />
dem sakralen Gebäude angesiedelten<br />
Geistlichen der drei<br />
großen Kirchen!<br />
Auch wenn <strong>das</strong> Bild von<br />
mit Eisenstangen und Besenaufe<strong>in</strong>anderdreschenden<br />
Würdenträgern sehr befremdlich<br />
wirkt, <strong>so</strong> erkennt<br />
man <strong>in</strong> den wutverzerrten<br />
Gesichtern der bärtigen Popen<br />
im Grunde nur den altbekannten<br />
Haß des gemei-<br />
72 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
nen Gläubigen gegenüber<br />
dem »Ungläubigen« <strong>wie</strong>der,<br />
der uns auch tagtäglich<br />
<strong>in</strong> den Nachrichten beim explosiven<br />
Zusammenprall verschiedenartiger<br />
Konfessionen<br />
entgegenkommt. Ständig, <strong>so</strong><br />
sche<strong>in</strong>t es e<strong>in</strong>em, werden irgendwo<br />
irgendwelche starren<br />
»heiligen Grenzen« überschritten,<br />
und ständig wird<br />
deshalb zum erbarmungslosen<br />
Endkampf mobilisiert<br />
oder wenigstens boshaft über<br />
die M<strong>in</strong>derwertigkeit und falschen<br />
Ansichten Andersgläubiger<br />
gespottet, deren Ruf gemordet.<br />
Es ist auffällig, daß an<br />
den Grenzl<strong>in</strong>ien religiöser<br />
Lehren selbst bei <strong>so</strong> naheliegendenSchwesterkirchen<br />
stets e<strong>in</strong> latenter Fanatismus<br />
zu f<strong>in</strong>den ist, der<br />
viele Anhänger e<strong>in</strong>es Glaubens<br />
unter bestimmten Umständen<br />
schnell ihre moralischen<br />
Maximen, <strong>wie</strong> <strong>das</strong> <strong>in</strong><br />
alle Religionen e<strong>in</strong>gewobe-<br />
ne Gebot der Nächstenliebe<br />
und Toleranz, vergessen läßt.<br />
Viele Fallstudien zeigen zudem<br />
noch, daß gerade die gebotsgläubigen<br />
Menschen die<br />
heiligen Regeln, an die sie<br />
glauben, selbst am häufigsten<br />
übertreten! Ke<strong>in</strong>e der <strong>in</strong><br />
zahlreichen Untersuchungen<br />
befragten und beobachteten<br />
Gruppen begeht demnach<br />
häufiger Ehebruch, lügt,<br />
stiehlt und betrügt mehr als<br />
diejenigen, welche genau diese<br />
Sünden am vehementesten<br />
anprangern oder sich ständig<br />
vor ebenjenen Verfehlungen<br />
erhaben dünken … man<br />
möchte eben nur den Splitter<br />
<strong>in</strong> des Bruders Auge sehen.<br />
E<strong>in</strong>e »ab<strong>so</strong>lute Moral«<br />
verdirbt offensichtlich den<br />
Charakter des Menschen und<br />
führt zudem noch zur ab<strong>so</strong>luten<br />
Intoleranz! So betrachtet<br />
liegt die Frage nahe, ob<br />
<strong>in</strong> Wirklichkeit die religiöse<br />
Schule den auf Heil hoffenden<br />
Menschen nicht zwangs-<br />
läufig zu e<strong>in</strong>er Art »Betriebsbl<strong>in</strong>dheit«<br />
führt, die dann <strong>in</strong><br />
<strong>das</strong> verhängnisvolle Verhaltensmuster<br />
namens »Projektion«<br />
mündet und <strong>so</strong>mit <strong>das</strong><br />
Böse im W<strong>in</strong>dschatten e<strong>in</strong>es<br />
e<strong>in</strong>st gut geme<strong>in</strong>ten Impulses<br />
unerkannt E<strong>in</strong>kehr f<strong>in</strong>det.<br />
Jedwede fundamentalistische<br />
Lehre, al<strong>so</strong> jede re<strong>in</strong><br />
äußerlich praktizierte »paranoide<br />
Gebots-E<strong>in</strong>haltung«<br />
krankt an dem Problem, daß<br />
sie sich nur im Ausblenden<br />
e<strong>in</strong>es Teiles der Wahrheit erfahren<br />
läßt. Genauer gesagt<br />
bezieht e<strong>in</strong>e <strong>so</strong> ausgerichtete<br />
religiöse Gruppe ihre Existenzberechtigung<br />
aus e<strong>in</strong>er<br />
ganz bestimmten, aus dem<br />
Wirken des Religionsstifters<br />
abgeleiteten moralischen Haltung,<br />
die alles verme<strong>in</strong>tlich<br />
Dagegenstehende herabwürdigt.<br />
Die Worte und H<strong>in</strong>weise<br />
der Religionsstifter können<br />
jedoch nie mehr se<strong>in</strong> als<br />
Wegweiser für den <strong>in</strong> Rei-
fe bef<strong>in</strong>dlichen Menschen,<br />
nicht mehr als wertvolle Erkenntnisse,<br />
die aber für den<br />
Bewußtwerdungsprozeß des<br />
Geistes zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>er Ver<strong>in</strong>nerlichung<br />
durch weiteres<br />
sachliches Prüfen bedürfen.<br />
Dessen ungeachtet läßt man<br />
<strong>in</strong> den heutigen Glaubensklischees<br />
die Impulse der Religionsstifter<br />
<strong>in</strong> ihrem »Rohzustand«,<br />
erstickt aufkommende<br />
Zweifel <strong>in</strong> Zeremonien<br />
und Kulten und betrachtet<br />
die dadurch ganz zwangsläufig<br />
entstehende Ungewißheit<br />
und Unschärfe im religiösen<br />
Leben als die süß-saure<br />
Essenz des Glaubens, die<br />
es gegen jegliche Kritik über<br />
die Zeit zu retten und dem<br />
Schöpfer dere<strong>in</strong>st als Treuebeweis<br />
zu Füßen zu legen<br />
gilt!<br />
Mit dem 2009 ausgestrahlten<br />
und <strong>in</strong> fünf Kategorien<br />
für den Oscar nom<strong>in</strong>ierten<br />
Streifen »Glaubensfrage«<br />
br<strong>in</strong>gt Regisseur John<br />
Patrick Shanley e<strong>in</strong>en packenden<br />
Diskurs über den<br />
Wurzelgrund des religiösen<br />
Fanatismus <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os, der<br />
zum e<strong>in</strong>en von scharfs<strong>in</strong>nigen<br />
Dialogen durchzogen ist<br />
und zum anderen durch die<br />
starke schauspielerische Leistung<br />
des Starensembles Me-<br />
ryl Streep, Philip Seymour<br />
Hoffman und der fabelhaften<br />
Amy Adams zu fasz<strong>in</strong>ieren<br />
weiß.<br />
»Doubt: A Parable«<br />
(Zweifel), <strong>wie</strong> der besser passende<br />
englische Orig<strong>in</strong>altitel<br />
des Films lautet, wurde<br />
ursprünglich im Jahre 2003<br />
von Shanley vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
der <strong>in</strong> den USA aufkommendenMißbrauchsskandale<br />
durch katholische<br />
Priester als Bühnenstück<br />
konzipiert und <strong>in</strong> der Folgezeit<br />
derart erfolgreich aufgeführt,<br />
daß die parabelartige<br />
Inszenierung drei Jahre später<br />
schließlich <strong>so</strong>gar mit dem<br />
renommierten Pulitzer-Preis<br />
für Theater bedacht wurde.<br />
Was lag da näher, als dieses<br />
lehrreiche Psychogramm fundamentalistischerDenkweise<br />
auch auf Zelluloid zu bannen<br />
und e<strong>in</strong>em größeren Publikum<br />
zugängig zu machen.<br />
Wie grundverschieden<br />
Schwester Aloysius Beauvier<br />
(Meryl Streep), ihres Zeichens<br />
Direktor<strong>in</strong> der im New<br />
Yorker Stadtteil Bronx gelegenen<br />
katholischen Schule St.<br />
Nicholas, und der ihr übergeordnete<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrer<br />
und Sportlehrer, Vater Brendan<br />
Flynn (Philip Seymour<br />
Hoffman) s<strong>in</strong>d, verdeutlicht<br />
schon die erste Szene des<br />
Films, die während der <strong>so</strong>nntäglichen<br />
Andacht spielt, mit<br />
e<strong>in</strong>er fast beiläufigen Leichtigkeit.<br />
Während die Predigt<br />
des Priesters nämlich auf e<strong>in</strong>en<br />
offensichtlich liberalen<br />
und weltoffenen Menschenfreund<br />
schließen läßt, bildet<br />
der erste wortkarge Auftritt<br />
Schwester Beauviers mit ihren<br />
strengen Gesichtszügen<br />
und bohrenden Blicken genau<br />
<strong>das</strong> Gegenteil ab: e<strong>in</strong>en<br />
hartherzigen Menschen, der<br />
die Diszipl<strong>in</strong> unter den Schülern<br />
und auch bei den Ordensschwestern<br />
durch Strafen<br />
und e<strong>in</strong> Regiment des Tadels<br />
aufrechterhält. Das Vorbild<br />
zu dieser stark polarisierenden<br />
und von Meryl Streep<br />
e<strong>in</strong>drucksvoll dargestellten<br />
Figur fand der ebenfalls<br />
an e<strong>in</strong>er katholischen Schule<br />
unterrichtete Filmemacher<br />
Shanley übrigens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen<br />
Lehrer<strong>in</strong> aus der ersten<br />
Klasse!<br />
Im Gegensatz zu<br />
Schwester Beauvier nimmt<br />
sich Pfarrer Flynn viel Zeit<br />
für se<strong>in</strong>e Schützl<strong>in</strong>ge, hilft<br />
den K<strong>in</strong>dern bei ihren Problemen<br />
und versucht sie mit<br />
Geduld, Weisheit und e<strong>in</strong>er<br />
Prise Humor auf <strong>das</strong> Leben<br />
vorzubereiten. Be<strong>so</strong>nders viel<br />
Unterstützung erfährt hierbei<br />
der <strong>in</strong> der Gunst des Priesters<br />
ganz oben stehende Meßdiener<br />
Donald Miller, der erste<br />
farbige Schüler, der <strong>in</strong> der<br />
Post-Kennedy-Ära 1964 St.<br />
Nicholas besuchen darf und<br />
sich ganz nebenbei auch für<br />
den Beruf des Priesters <strong>in</strong>teressiert.<br />
Hier beg<strong>in</strong>nen nun auch<br />
die Sch<strong>wie</strong>rigkeiten für den<br />
beliebten Pfarrer, denn neben<br />
se<strong>in</strong>en reformistisch angehauchten<br />
Predigten, se<strong>in</strong>en<br />
etwas zu langen F<strong>in</strong>gernägeln,<br />
se<strong>in</strong>em Zigarettenkonsum<br />
und dem Gebrauch<br />
mehrerer Würfel Zucker im<br />
Tee stört Schwester Beauvier<br />
sich auch am allzu herzlichen<br />
Umgang ihres Vorgesetzten<br />
48*272-Gesundheit-März 06.05.2010<br />
„Ihr Lächeln ist<br />
unser Erfolg“<br />
Tätigkeitsschwerpunkte<br />
• Ernährungsmediz<strong>in</strong>ische<br />
Schwerpunktpraxis<br />
(zertifiziert)<br />
• Orthomolekularmediz<strong>in</strong><br />
• Biologische<br />
Tumortherapie<br />
• Naturheilkundliches<br />
Check-Up<br />
• Akupunktur<br />
ALLERGIE-, HAUT-<br />
UND ATEMWEGS-<br />
BESCHWERDEN<br />
Erkennen und<br />
behandeln!<br />
Eigenbluttherapie und<br />
Akupunktur als<br />
Akutbehandlung!<br />
Oder EPD als aufbauende<br />
Immuntherapie.<br />
Unsere Praxis bietet für<br />
Sie die verschiedensten<br />
Leistungen.<br />
Wenn Sie sich für e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Thematik<br />
<strong>in</strong>teressieren, haben Sie<br />
die Möglichkeit, detaillierte<br />
Informationen (bspw.<br />
Flyer) im PDF-Format bei<br />
uns im Internet unter<br />
www.drpfisterer.de<br />
herunterzuladen.<br />
Nordstr. 28 |74076 Heilbronn<br />
www.drpfisterer.de |<strong>in</strong>fo@drpfisterer.de<br />
Tel.:07131- 204575 |Fax: 07131 - 204576<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
73<br />
Kunst & Kultur
Kunst & Kultur<br />
mit den Schülern. Insgeheim<br />
ist Vater Flynn der Ober<strong>in</strong><br />
jedoch schon seit se<strong>in</strong>er Versetzung<br />
<strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong><br />
dem Katholizismus nicht<br />
würdiges Übel.<br />
Dieser Argwohn verwundert<br />
nicht, treffen doch<br />
mit Lynn und Beauvier Lebenslust<br />
und Genußfreude<br />
auf Selbstzucht und -kasteiung<br />
– e<strong>in</strong>e teilweise sehr<br />
amüsante Verhaltensstu-<br />
74 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
die, die <strong>in</strong> vielen Sequenzen<br />
fe<strong>in</strong> ausgeleuchtet wird. Meryl<br />
Streep schafft es hierbei,<br />
die <strong>in</strong> der Ordenstracht blockierte<br />
Körpersprache durch<br />
die wenigen Quadratzentimeter<br />
unbedeckten Gesichtes<br />
vollkommen zu ergänzen<br />
und e<strong>in</strong>e Intensität <strong>in</strong> ihre gestrenge<br />
Figur zu br<strong>in</strong>gen, die<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich nur wenigen<br />
Schauspieler<strong>in</strong>nen selbst mit<br />
ganzem Körpere<strong>in</strong>satz gel<strong>in</strong>-<br />
gen würde!<br />
Da die konservative<br />
Direktor<strong>in</strong> Zweifel an der<br />
philanthropischen Ges<strong>in</strong>nung<br />
des Pfarrers hat und h<strong>in</strong>ter<br />
den edlen Gesten eher e<strong>in</strong><br />
dunkles Spiel vermutet, setzt<br />
sie zu Observationszwecken<br />
schließlich die naive, aber<br />
gutherzige Schwester James<br />
(Amy Adams) auf den Priester<br />
an.<br />
Tatsächlich macht<br />
Der ganze Mensch im Mittelpunkt!<br />
Spezial-Leistungsspektrum<br />
Mikroimmun-Therapie<br />
Praxis<br />
Dr. med. Ute Dauenhauer<br />
Fachärzt<strong>in</strong> für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />
Naturheilverfahren Akupunktur<br />
Fon 07131-252130<br />
<strong>in</strong>fo@praxis-dauenhauer.de<br />
www.praxis-dauenhauer.de<br />
Schwester James <strong>in</strong> den darauffolgenden<br />
Tagen zwei<br />
merkwürdige Beobachtungen,<br />
die den Geistlichen bald<br />
<strong>in</strong> den schrecklichen Verdacht<br />
des K<strong>in</strong>desmißbrauches an<br />
Donald Miller br<strong>in</strong>gen! Anfangs<br />
vermag Pater Flynn<br />
zwar die gegen ihn erhobenen<br />
Vorwürfe noch glaubwürdig<br />
zu entkräften, doch schwelt<br />
<strong>das</strong> Mißtrauen der Direktor<strong>in</strong><br />
gegenüber dem Vorgesetzten<br />
weiter und facht bald e<strong>in</strong>en<br />
offenen Disput an, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
bemerkenswerten Wucht<br />
tief <strong>in</strong> die Gehirnw<strong>in</strong>dungen<br />
e<strong>in</strong>es fanatisierten Menschen<br />
führt.<br />
Dem Publikum wird bis<br />
zum Ende des Streifens nicht<br />
klar se<strong>in</strong>, ob der nette Pfarrer<br />
sich wirklich etwas zuschulden<br />
hat kommen lassen oder<br />
nicht, da es außer vagen Verdächtigungen<br />
und dem offen<br />
ausgebreiteten Gedankenk<strong>in</strong>o<br />
Schwester Beauviers<br />
ke<strong>in</strong>e substantiellen Beweise<br />
gibt. Auf diese Weise verfrachtet<br />
der Regisseur den<br />
Zweifel direkt <strong>in</strong>s Herz des<br />
Betrachters und katapultiert<br />
ihn als unsichtbaren dritten<br />
Mann <strong>in</strong>s Rektorenzimmer,<br />
mitten zwischen die messerscharfen,<br />
kreuzverhörartigen<br />
Diskussionen der Protagonisten.<br />
Wird man, <strong>wie</strong> die Ober<strong>in</strong>,<br />
<strong>in</strong> krankhaften, aus Lieblosigkeit<br />
entstandenen Zweifel<br />
verfallen oder … wird man<br />
Glauben schenken?<br />
Offensichtlich br<strong>in</strong>gt<br />
jede noch <strong>so</strong> tiefgründige und<br />
erschöpfende Antwort des<br />
Beschuldigten zwei neue, <strong>in</strong><br />
Fragen gehüllte Anschuldigungen<br />
zurück. Längst hat<br />
die <strong>in</strong>quisitorische Hatz gegen<br />
Pfarrer Lynn begonnen,<br />
<strong>in</strong> der sich abzeichnet, daß<br />
der Geistliche schon schuldig<br />
war, als er vor Jahren <strong>in</strong> die<br />
Geme<strong>in</strong>de kam …<br />
Autor<br />
Mehmet Yesilgöz
denk-mal »Du kannst dich zurückhalten<br />
von den Leiden der Welt, <strong>das</strong> ist dir freigestellt<br />
und entspricht de<strong>in</strong>er Natur, aber<br />
vielleicht ist gerade dieses Zurückhalten<br />
<strong>das</strong> e<strong>in</strong>zige Leid, <strong>das</strong> du vermeiden<br />
könntest.«<br />
Franz Kafka<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
75<br />
Editorial
Kunst & Kultur<br />
»Nokan«<br />
Die Kunst des Ausklangs<br />
E<strong>in</strong> Diskurs über den Tod<br />
im allgeme<strong>in</strong>en oder,<br />
schlimmer noch, die Reflexion<br />
über die eigene Vergänglichkeit,<br />
kann sich bisweilen als<br />
komplizierte bis deprimierende<br />
Angelegenheit entpuppen,<br />
denn <strong>wie</strong> jedes Geschehen,<br />
<strong>das</strong> man irgend<strong>wie</strong> beleuchten<br />
und verstehen möchte, bedarf<br />
es auch beim Forschung<strong>so</strong>bjekt<br />
Tod wenigstens e<strong>in</strong>er eigenen<br />
Erfahrung. Doch woher<br />
Erfahrung nehmen, wenn<br />
nicht gleich sterben!? Ironie<br />
des Schicksals: als Mensch<br />
macht man eben nur e<strong>in</strong>mal<br />
Bekanntschaft mit dem<br />
Tod, und meist ist nach diesem<br />
tiefgreifendsten aller Erlebnisse<br />
die Möglichkeit der<br />
konventionellen Berichterstattung<br />
oder des Gedankenaustausches<br />
nicht vorhanden.<br />
Nimmt der Mensch jenes<br />
kostbare Geheimnis h<strong>in</strong>ter<br />
der Schreckensmaske der Vergänglichkeit<br />
al<strong>so</strong> zwangsläu-<br />
76 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
fig mit sich? Oder kann man<br />
doch schon zu Lebzeiten etwas<br />
über die »Terra <strong>in</strong>cognita«<br />
<strong>in</strong> Erfahrung br<strong>in</strong>gen?<br />
E<strong>in</strong> kühner Blick <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />
Wechselspiel der Formen genügt,<br />
um zu erkennen, was<br />
uns Leben und Tod seit Anbeg<strong>in</strong>n<br />
der Zeit entgegenflüstern:<br />
Du bist jenseits dieses<br />
Formenwandels, jenseits der<br />
Ummantelung – erkenne de<strong>in</strong><br />
wahres Wesen! Kette dich<br />
nicht an die Welt des Wandels,<br />
<strong>so</strong>ndern betrachte <strong>das</strong> Werden<br />
und Vergehen lediglich<br />
als Grundmomente der irdischen<br />
Existenz, die dem nach<br />
Bewußtse<strong>in</strong> strebenden Geist<br />
nur als farbenfroh pulsierendes<br />
Lehrstück dienen <strong>so</strong>ll!<br />
Genau betrachtet, ist nämlich<br />
jeder Tag geprägt durch<br />
Kreisläufe, denen Anfang und<br />
Ende <strong>in</strong>newohnen; der Tod<br />
ist dem profunden Blick mitnichten<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Phänomen,<br />
<strong>das</strong> se<strong>in</strong> Geheimnis des-<br />
potisch verwahrt, <strong>so</strong>ndern er<br />
geschieht ununterbrochen <strong>in</strong><br />
und um uns herum, hilft uns<br />
<strong>das</strong> Leben verstehen, wenn …<br />
wir aufrichtig zu fragen wagen<br />
und die uns gegebene Zeit<br />
auf Erden mutig <strong>in</strong> diese Endlichkeit<br />
spannen.<br />
Wer die Zeit zwischen<br />
Geburt und Tod als kurze<br />
Teiletappe e<strong>in</strong>es weit umfassenderen<br />
Se<strong>in</strong>s begreifen lernt,<br />
überw<strong>in</strong>det die ihn heute<br />
durch <strong>das</strong> materielle Denken<br />
bedrückenden Limitationen<br />
… »und <strong>so</strong>lang du <strong>das</strong> nicht<br />
hast, dieses: Stirb und werde!<br />
bist du nur e<strong>in</strong> trüber Gast auf<br />
der dunklen Erde«. (Goethe)<br />
Vielleicht kam Regisseur<br />
Yojiro Takita die Idee zu se<strong>in</strong>em<br />
2009 ausgestrahlten und<br />
<strong>in</strong> Folge mit dem Auslands-<br />
Oscar prämierten Film Nokan,<br />
als er, <strong>wie</strong> Millionen anderer<br />
Japaner, an e<strong>in</strong>em der<br />
unzähligen Bahnhöfe des<br />
Landes auf den Zug wartete<br />
und tief versunken im zeitrafferartigen<br />
Kommen und Gehen<br />
der Reisenden plötzlich<br />
e<strong>in</strong>e vielversprechende Analogie<br />
entdeckte: Hier nimmt der<br />
Zug Menschen mit, trennt sie<br />
für e<strong>in</strong> neues Ziel, und dort<br />
führt er sie nach langer Reise<br />
<strong>wie</strong>der zusammen. Ankunft,<br />
Abfahrt und <strong>wie</strong>der Ankunft!<br />
Der Bahnhof als Metapher für<br />
die Gezeiten des Lebens verdeutlicht<br />
schnell, daß nur e<strong>in</strong>es<br />
im steten Wandel dieser<br />
Durchgangsstation von Dauer<br />
ist: die Begegnungen am<br />
Bahngleis!<br />
Darum: Wohl dem, der<br />
auf se<strong>in</strong>en Reisen von Menschen<br />
begleitet wird, die ihn<br />
aufrichtig lieben, denn ohne<br />
diese Begegnungen wäre jener<br />
Transitraum, sprich die irdische<br />
Wirkstätte, nichts weiter<br />
als e<strong>in</strong> karges Niemandsland!<br />
Ganz gleich, <strong>wie</strong> dem<br />
Filmemacher der maßgebliche<br />
Impuls für se<strong>in</strong>en Streifen<br />
zuteil wurde, letztlich gelang<br />
ihm der Kunstgriff, <strong>das</strong> aus<br />
e<strong>in</strong>em lichten Moment geborene<br />
Gleichnis über Werden<br />
und Vergehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wundervolle<br />
Geschichte zu übersetzen,<br />
die im Falle von »Nokan«<br />
aus der Warte e<strong>in</strong>es sensiblen<br />
Leichenbestatters erzählt<br />
wird. Um zu wissen,<br />
was der Regisseur damit <strong>in</strong><br />
Angriff nahm, muß man vorausschicken,<br />
daß im Land der<br />
aufgehenden Sonne <strong>das</strong> Sterben<br />
e<strong>in</strong> ab<strong>so</strong>lutes Tabuthema<br />
ist. Selbst Berufsgruppen, die<br />
<strong>in</strong> ihrer Arbeit den Tod nur<br />
leicht tangieren, gelten als unglückbr<strong>in</strong>gendeAußenseiter,<br />
und um <strong>so</strong> mehr die Kaste<br />
der Bestatter. Doch obwohl<br />
der Tätigkeit dieser »Zeremonienmeister<br />
des Ausklangs«,
abgesehen von dem Leichenabtransport,<br />
eigentlich nur<br />
symbolischer Wert beigemessen<br />
werden kann, baut<br />
die japanische Gesellschaft<br />
auf die Dienste ihrer Parias.<br />
Das Land der tausend Rituale<br />
sieht eben auch für den letzten<br />
Gang e<strong>in</strong>e aufwendige Inszenierung<br />
vor, die dar<strong>in</strong> besteht,<br />
den leblosen Körper im<br />
Beise<strong>in</strong> der Familie zum Abschied<br />
noch e<strong>in</strong>mal aufwendig<br />
<strong>in</strong> altem Glanz erstrahlen zu<br />
lassen. –<br />
Als der Cellist Daigo<br />
Kobayashi (Masahiro Motoki)<br />
nach der Auflösung se<strong>in</strong>es<br />
Tokioter Orchesters hochverschuldet<br />
und desillusioniert<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Heimatstadt Sakata<br />
im bergigen Norden Japans<br />
zurückkehrt, ahnt er auf<br />
der Suche nach e<strong>in</strong>em neuen<br />
Job nicht, daß die mysteriöse<br />
Zeitungsanzeige e<strong>in</strong>es – <strong>so</strong><br />
se<strong>in</strong>e Mutmaßung – »Reisebüros«<br />
se<strong>in</strong> Leben von Grund<br />
auf verändern wird. Wie sich<br />
bald herausstellt, verbirgt sich<br />
h<strong>in</strong>ter der om<strong>in</strong>ösen Annonce<br />
mit dem Titel »Hilfe bei der<br />
Reise« e<strong>in</strong> Bestattungs<strong>in</strong>stitut,<br />
dessen Besitzer <strong>in</strong> der Not,<br />
überhaupt e<strong>in</strong>en Mitarbeiter<br />
zu f<strong>in</strong>den, auf diese doch sehr<br />
»kreative« Umschreibung des<br />
anrüchigen Metiers zurückgreift.<br />
Natürlich zuckt auch<br />
Herr Kobayashi zunächst angewidert<br />
zusammen, als er<br />
beim Vorstellungsgespräch<br />
schließlich die Wahrheit über<br />
die vakante Stelle erfährt,<br />
doch angesichts e<strong>in</strong>es hohen<br />
Gehaltes willigt der junge<br />
Mann gegen se<strong>in</strong> anfängliches<br />
Unbehagen e<strong>in</strong> und beg<strong>in</strong>nt<br />
an der Seite des abgebrühten,<br />
aber nicht unsympathischen<br />
Chefs Shoei Sasaki (Tsutomu<br />
Yamazaki) <strong>das</strong> alte Ritual der<br />
»Leichenaufhübschung«. Aus<br />
Angst vor <strong>so</strong>zialer Ächtung<br />
und den Reaktionen se<strong>in</strong>es<br />
Umfeldes läßt der Ex-Cellist<br />
unter anderem auch se<strong>in</strong>e<br />
Ehefrau über die wahre Natur<br />
der neuen Tätigkeit im Unklaren,<br />
zettelt mit se<strong>in</strong>en Lü-<br />
gen jedoch e<strong>in</strong> anstrengendes<br />
Doppelleben an, <strong>das</strong> ihn im<br />
extremen Frontverlauf zwischen<br />
dem Lager der Toten<br />
und dem der Lebendigen zu<br />
zerreiben droht.<br />
Die nun folgenden<br />
»Dienstfahrten« des Duos<br />
führen ohne Rücksicht auf<br />
die im Denken der japanischen<br />
Zuschauer verankerten<br />
Tabus <strong>in</strong> alle möglichen Gesellschaftsschichten.<br />
Ob arm<br />
oder reich, jung oder alt, Buddhist<br />
oder Christ, alle sieht<br />
man <strong>in</strong> Takitas Film fragend<br />
daliegen. Bei alledem bleibt<br />
»Nokan« jedoch ehrlich und<br />
zeigt nicht nur die schönen,<br />
harmonischen Abschiedsrituale.<br />
Oft genug führt der<br />
Weg der schwarzen Kombilimous<strong>in</strong>e<br />
zu heillos trauernden,<br />
tief zerstrittenen Familien,<br />
zu harten, schockierenden<br />
Abschiedsszeremonien,<br />
die manchmal gar im offenen<br />
Disput oder <strong>in</strong> Handgreif-<br />
lichkeiten enden! Wie überall<br />
auf der Welt, <strong>so</strong> versäumen<br />
auch die H<strong>in</strong>terbliebenen<br />
<strong>in</strong> und um Sakata, wichtige<br />
Gedanken zu Lebzeiten<br />
des Verstorbenen zum Ausdruck<br />
zu br<strong>in</strong>gen und längst<br />
überfällige Liebesbekundungen<br />
rechtzeitig aus dem Kerker<br />
ihres verhärteten Herzens<br />
zu befreien. So drängen sich<br />
schließlich die vielen unausgesprochenen<br />
Sätze, angestauten<br />
Gefühle und <strong>das</strong> verzehrende,<br />
weil unmögliche Bedürfnis<br />
nach augenblicklicher<br />
Versöhnung, nach Vergebung,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en viel zu kle<strong>in</strong>en Raum,<br />
um sich dann teilweise explosiv,<br />
teilweise aber auch <strong>in</strong> re<strong>in</strong>igenden<br />
Tränen der Reue ihren<br />
Weg aus dem verkrusteten<br />
Seelenpanzer zu bahnen.<br />
Begleitet werden die Momente<br />
der Erkenntnis von<br />
Joe Hisaishis wundervoller<br />
Musik. Be<strong>so</strong>nders <strong>das</strong> überaus<br />
schöne Titelthema, e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>fache, vom Cello getragene<br />
Melodie, wirkt <strong>in</strong> <strong>so</strong> mancher<br />
Szene <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e wunderbar<br />
tröstende Handreichung<br />
der Liebe. Masahiro Motokis<br />
Spiel am Cello wirkt übrigens<br />
auch deshalb <strong>so</strong> glaubwürdig,<br />
weil er, wohlmöglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Anfall von japanischem Perfektionismus,<br />
dieses Instrument<br />
extra für se<strong>in</strong>e Rolle erlernte!<br />
»Nokan« schuldet se<strong>in</strong>e<br />
Klasse nicht zuletzt dem<br />
Umstand, daß alle Darsteller<br />
sich mit dem Thema Sterben<br />
beschäftigten und hierfür beispielsweise<br />
trauernde Familien<br />
aufsuchten oder sich auch<br />
die Handgriffe der Leichenbestatter<br />
aneigneten. E<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />
Leistung, die<br />
<strong>das</strong> Ensemble selbst vor dem<br />
ernüchternden H<strong>in</strong>tergrund<br />
darbot, daß ihr Film <strong>in</strong> Japan<br />
unbeachtet bleiben könnte.<br />
»Nokan« avancierte jedoch<br />
im Gegenteil – und zu Recht<br />
– zu e<strong>in</strong>em der erfolgreichsten<br />
Streifen der japanischen Filmgeschichte!<br />
Auf der Brücke stehend<br />
und auf den alljährlichen<br />
Kampf der Lachse im Fluß<br />
blickend, entspr<strong>in</strong>gt Herrn<br />
Kobayashi die Frage, <strong>wie</strong><strong>so</strong><br />
die Tiere <strong>so</strong>lche Strapazen<br />
auf sich nehmen, nur um am<br />
Zielorte angekommen zu sterben.<br />
Die lapidare Antwort e<strong>in</strong>er<br />
zufällig vorbeilaufenden<br />
Per<strong>so</strong>n: »Weil sie nach Hause<br />
wollen!« Es s<strong>in</strong>d <strong>so</strong>lche knappen,<br />
zen-artigen Weisheiten,<br />
die <strong>in</strong> ihrer spielerischen E<strong>in</strong>fachheit<br />
verblüffen, bewegen,<br />
anregen und dabei auch den<br />
immensen Tiefgang des Streifens<br />
verdeutlichen. Zu se<strong>in</strong>er<br />
Überraschung wird der<br />
Zuschauer nach diesem Film<br />
Frohs<strong>in</strong>n und Freude <strong>in</strong> sich<br />
bemerken und dabei erkennen,<br />
daß es am Ende gar nicht<br />
um <strong>das</strong> Ende, <strong>so</strong>ndern immer<br />
nur um <strong>das</strong> wunderbare und<br />
unauslöschbare Leben geht!<br />
Autor<br />
Mehmet Yesilgöz<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
77<br />
Kunst & Kultur
Kunst & Kultur<br />
Himmelsstürmer auf Stauschau<br />
Völlig unerwartet erfuhr<br />
ich während e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kaufs<br />
von e<strong>in</strong>em Bekannten,<br />
daß me<strong>in</strong>e ehemalige Freund<strong>in</strong><br />
– me<strong>in</strong>e erste große Liebe<br />
– bereits seit e<strong>in</strong>igen Tagen im<br />
Krankenhaus lag. Da es schon<br />
e<strong>in</strong>e Weile her war, daß wir<br />
uns getrennt hatten und es<br />
ke<strong>in</strong>en regelmäßigen Kontakt<br />
zwischen uns beiden mehr<br />
gab, wußten wir auch nicht,<br />
was sich im Leben des anderen<br />
alles abspielte. Als mir der<br />
„Informant“ den Namen ihres<br />
Leidens mitteilte, wurde<br />
mir schnell klar, <strong>wie</strong> ernst die<br />
Lage war, da e<strong>in</strong> mir nah Verwandter<br />
vor e<strong>in</strong>iger Zeit unter<br />
derselben Krankheit gelitten<br />
hatte. Natürlich ließ mich<br />
diese Nachricht nicht kalt,<br />
und weil mich <strong>das</strong> Gespräch<br />
im Supermarkt nach e<strong>in</strong>igen<br />
Stunden noch immer beschäftigte,<br />
beschloß ich, der geliebten<br />
Gefährt<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>en<br />
Besuch abzustatten.<br />
78 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
Der Weg <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />
glich e<strong>in</strong>er merkwürdigen<br />
Reise zurück <strong>in</strong> die<br />
geme<strong>in</strong>same Vergangenheit,<br />
wobei sich be<strong>so</strong>nders<br />
rote Ampeln als h<strong>in</strong>terhältige<br />
Zeitraffermasch<strong>in</strong>en entpuppten,<br />
die mich beim Warten<br />
unweigerlich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>stigen<br />
Beziehungskosmos zurückverfrachteten.<br />
So lief<br />
ich <strong>in</strong> der bekannten Kulisse<br />
des e<strong>in</strong>stmals <strong>so</strong> erfolgreichen<br />
Stückes namens „Unsere<br />
Liebe“ umher, während um<br />
mich herum <strong>das</strong> Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
anderen Zeit vorbeifloß.<br />
Je näher <strong>das</strong> Hospital kam,<br />
desto klarer sah ich die e<strong>in</strong>stige<br />
Beziehung vor mir, und<br />
als ich am Ende dieser eigenartigen<br />
Zeitreise am Parkplatz<br />
angelangt war und den<br />
Zündschlüssel abzog, kristallisierte<br />
sich zum <strong>wie</strong>derholten<br />
Male vor me<strong>in</strong>en Augen<br />
unser e<strong>in</strong>stiges Grundproblem:<br />
Neulandsüchtiger<br />
prallt auf Mauerbauer<strong>in</strong>! Sie,<br />
der Sicherheitsmensch, der<br />
nichts dem Zufall überließ,<br />
die Spontaneitätsbremse, die<br />
alles planen mußte – und ich,<br />
der Impulsive, der sich stets<br />
unüberlegt den Entdeckerfreuden<br />
h<strong>in</strong>gab und notwendige<br />
Planungen konsequent<br />
<strong>in</strong> den W<strong>in</strong>d schoß, um nur ja<br />
ungefiltert und <strong>in</strong>tensiv wahrnehmen<br />
zu können. Damals<br />
dachte ich zudem noch, me<strong>in</strong>e<br />
Begeisterung für die Welt<br />
der Metaphysik könnte zu e<strong>in</strong>er<br />
geme<strong>in</strong>samen spirituellen<br />
Entdeckungsreise motivieren,<br />
quasi Hand <strong>in</strong> Hand <strong>in</strong>s<br />
Abenteuerland.<br />
An der elektrischen E<strong>in</strong>gangstür<br />
des Krankenhauses<br />
er<strong>in</strong>nerte ich mich an e<strong>in</strong>en<br />
„legendären“ Spaziergang,<br />
bei dem ich me<strong>in</strong>e Herzdame<br />
verzweifelt auf die Schulter<br />
wuchtete, um ihr dadurch<br />
möglichst plastisch<br />
die Macht e<strong>in</strong>es Perspekti-<br />
venwechsels zu veranschaulichen.<br />
Im Krankenhausaufzug<br />
angekommen, konnte<br />
ich mir dann angesichts dieses<br />
nicht gerade ästhetischen<br />
Huckepackbildes <strong>das</strong> Lachen<br />
e<strong>in</strong>fach nicht mehr verkneifen!<br />
„Die Welt offenbart<br />
dir ungeahnte Geheimnisse,<br />
wenn du nur e<strong>in</strong>en Perspektivwechsel<br />
zuläßt und nicht<br />
immer krampfhaft den Dogmen<br />
des Zeitgeistes zu entsprechen<br />
versuchst!“ So oder<br />
ähnlich versuchte ich damals<br />
Siebzehnjähriger sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
dramatischen Appell für e<strong>in</strong><br />
Leben jenseits ihres Re<strong>in</strong>raumes<br />
zu begeistern. Grün h<strong>in</strong>ter<br />
den Ohren, rezitierte ich<br />
nette Kalenderweisheiten und<br />
konnte nicht sehen, daß ich<br />
den von mir <strong>so</strong>eben propagierten<br />
Weg selbst nur bereit<br />
war zu gehen, wenn sie mir<br />
im Akt e<strong>in</strong>er Spontanerleuchtung<br />
den Beweis liefern würde,<br />
daß <strong>das</strong> gerade Gesagte<br />
auch tatsächlich wahr ist! Im<br />
Grunde war ich wohl derjenige,<br />
der überzeugt werden<br />
mußte.<br />
Sie fühlte sich unwohl da<br />
oben, auf der Schulter e<strong>in</strong>es<br />
Mannes, der sie offensichtlich<br />
nicht dort stehen lassen<br />
wollte, wo sie <strong>so</strong> se<strong>in</strong> konnte,<br />
<strong>wie</strong> sie nun e<strong>in</strong>mal war: gutgläubig,<br />
behutsam, zufrieden<br />
mit dem <strong>sicher</strong>en Blick vom<br />
Ufer auf die rauhe See; eben<br />
ke<strong>in</strong> Himmelsstürmer, ke<strong>in</strong><br />
Tiefseetaucher. Ich er<strong>in</strong>nerte<br />
mich, <strong>wie</strong> sehr ich damals<br />
unter der Erkenntnis litt, daß<br />
wir <strong>in</strong> dieser extremen Konstellation<br />
e<strong>in</strong>er mehr als ungewissen<br />
Zukunft entgegeneilten.<br />
Als ich am Ende noch<br />
mit buddhistischen Gedanken<br />
sympathisierte und ihr
<strong>das</strong> Buch e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dischen Yogis<br />
<strong>in</strong> die Hand gab, der sie<br />
vom E<strong>in</strong>band aus im Lendenschurz<br />
entrückt anlächelte,<br />
hatte ich, <strong>wie</strong> es <strong>das</strong> unübersehbare<br />
Unbehagen auf ihrem<br />
Gesicht verriet, wohl den Bogen<br />
überspannt. Um es abzukürzen:<br />
die Visionen für unsere<br />
geme<strong>in</strong>same Zukunft bestanden<br />
damals entweder aus<br />
Programm e<strong>in</strong>s:<br />
Heirat, Heim und Vorgarten,<br />
K<strong>in</strong>der und allmähliches<br />
Ausbleichen im Glanze<br />
e<strong>in</strong>er schalen Alltags<strong>so</strong>nne<br />
– oder Programm zwo: e<strong>in</strong>e<br />
lendenbeschürzte Zukunft <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er kalten Höhle im tibetischen<br />
Hochland mit der wenig<br />
attraktiven Vorstellung,<br />
jedes s<strong>in</strong>nlose Alltagsstreben<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Roßkur Tag für Tag<br />
zu enttarnen, um endlich irgendwann<br />
<strong>das</strong> Leben ungeschm<strong>in</strong>kt<br />
und ehrlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
ganzen Pracht zu erblicken<br />
…<br />
All diese Epi<strong>so</strong>den waren<br />
Jahre her, waren <strong>in</strong> der<br />
schweren Zeit nach der Trennung<br />
verarbeitet worden –<br />
und doch: kurz vor der Tür<br />
<strong>in</strong> <strong>das</strong> Zimmer der Patient<strong>in</strong><br />
überkam mich e<strong>in</strong>e Beklemmung,<br />
die sich <strong>in</strong> der <strong>so</strong>eben<br />
nachempfundenen Qu<strong>in</strong>tessenz<br />
dieser Beziehung manifestierte<br />
und sich erneut an<br />
dem Wort „Sicherheit“ festbiß.<br />
Am Ende war der Besuch<br />
wider Erwarten doch<br />
sehr schön. Wir redeten über<br />
alte und über neue Zeiten und<br />
freuten uns, daß wir nach den<br />
turbulenten Tagen unserer<br />
Zweisamkeit ganz entspannt<br />
mite<strong>in</strong>ander reden konnten,<br />
ohne Emotionsstürme zu entfachten.<br />
Auf dem Nachhauseweg<br />
stieß es mir dann aber<br />
doch noch e<strong>in</strong>mal auf, dieses<br />
Reizwort „Sicherheit“.<br />
Offensichtlich as<strong>so</strong>ziierte<br />
ich mit dem Begriff<br />
ganz unweigerlich e<strong>in</strong>e Trennung<br />
von den Fluten des Lebens,<br />
fühlte mich durch diesen<br />
„Schwimmflügelzwang<br />
im Männerbecken“ der Lächerlichkeit<br />
ausgesetzt. Das<br />
Sicherheitsbestreben me<strong>in</strong>er<br />
ehemaligen Partner<strong>in</strong> erschien<br />
mir als blockierender Schutzwall,<br />
der sich hemmend vor<br />
die e<strong>in</strong>zigartige Schönheit e<strong>in</strong>er<br />
unmittelbaren und konzeptlosen<br />
Erfahrung zu stellen<br />
drohte und me<strong>in</strong>en Vorwärtsdrang<br />
hemmte … „Was<br />
nutzt es dir, daß die Welt groß<br />
ist, wenn dir de<strong>in</strong>e Pantoffeln<br />
zu kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d?“ fragt e<strong>in</strong> türkisches<br />
Sprichwort.<br />
Als ich e<strong>in</strong>es Abends –<br />
Jahre nach der Begegnung<br />
im Krankenhaus – auf dem<br />
Nachhauseweg von e<strong>in</strong>em<br />
Kundenbesuch war, hörte<br />
ich im Radio e<strong>in</strong>e schicksalhafte<br />
Staumeldung, die dieses<br />
e<strong>in</strong>seitige Selbstbildnis um<br />
e<strong>in</strong>e Facette bereichern <strong>so</strong>llte.<br />
Dem Nachrichtensprecher<br />
zufolge würde die momentan<br />
noch flüssige Fahrt auf diesem<br />
Autobahnabschnitt ab<br />
der nächsten Ausfahrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
heilloses Stauchaos münden.<br />
Was tun? Natürlich die Umleitung<br />
fahren, die der freundliche<br />
Sprecher aus dem Äther<br />
mir ans Herz legte. Nächste<br />
Ausfahrt: 300 Meter, Bl<strong>in</strong>ker<br />
gesetzt, raus auf die Bundesstraße.<br />
E<strong>in</strong> Mann, e<strong>in</strong> Wort<br />
– dem Schicksal im Stau e<strong>in</strong><br />
Schnäppchen geschlagen!<br />
Die Freude über me<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>nere Flexibilität und me<strong>in</strong><br />
geschmeidiges Agieren hielt<br />
jedoch nur knappe drei Kilometer<br />
an, denn natürlich war<br />
auch die empfohlene Umfahrung<br />
hoffnungslos überfüllt.<br />
Langsam schlängelte der<br />
Troß vor sich h<strong>in</strong>, und da wir<br />
uns mitten im Herbst befanden,<br />
wurde es zu allem Überfluß<br />
durch e<strong>in</strong>e plötzlich aufziehende<br />
Gewitterfront noch<br />
sehr ungemütlich. Bald war<br />
alles dunkel um mich herum,<br />
die Lichtkegel der Autos<br />
färbten me<strong>in</strong>e nasse W<strong>in</strong>dschutzscheibe<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> rotweißes<br />
Aquarell, <strong>in</strong> <strong>das</strong> es immer<br />
<strong>wie</strong>der, im Takt e<strong>in</strong>er mir<br />
unzugänglichen Symphonie,<br />
orangefarben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>bl<strong>in</strong>kte.<br />
Ich bewegte mich durch<br />
e<strong>in</strong>e unbekannte Stadt, auf e<strong>in</strong>er<br />
mir unbekannten Straße,<br />
während der Atem des Regens<br />
die Welt um mich herum<br />
vertrübte. Ich fühlte mich abgekämpft<br />
nach der langen Arbeit<br />
und wollte nur noch nach<br />
Hause – <strong>in</strong>s traute Heim,<br />
sehnte mich nach e<strong>in</strong>er warmen<br />
Mahlzeit, nach e<strong>in</strong>em<br />
Bad, nach Zeitung, Fernsehen,<br />
Zentralheizung und all<br />
den anderen Nettigkeiten unserer<br />
modernen Zeit. Diese<br />
neue Straße war mir zuwider.<br />
Auf der Autobahn wäre ich<br />
zwar auch im Stau gestanden,<br />
doch kannte ich dort immerh<strong>in</strong><br />
noch me<strong>in</strong>e Route, konnte<br />
die Strecke <strong>in</strong>nerlich vorausplanen,<br />
e<strong>in</strong>teilen und dabei<br />
wenigstens die Illusion haben,<br />
Herr me<strong>in</strong>es Weges zu se<strong>in</strong>.<br />
Angesichts dieser vielen e<strong>in</strong>leuchtenden<br />
Gedanken setzte<br />
ich irgendwann an e<strong>in</strong>er<br />
Kreuzung schnellentschlossen<br />
den Bl<strong>in</strong>ker und kehrte<br />
tatsächlich zum wohlbekannten<br />
Autobahnstau zurück!<br />
Es dauerte e<strong>in</strong>e Weile, bis<br />
mir die Tragweite dieser Entscheidung<br />
klar wurde. Hatte<br />
der „Himmelsstürmer“ nicht<br />
<strong>so</strong>eben den <strong>sicher</strong>en Weg dem<br />
unbekannten und abenteuerreichen<br />
vorgezogen? War<br />
<strong>das</strong> verbriefte Ankommen<br />
im Heim nun plötzlich doch<br />
wichtiger als die packende<br />
Dramatik e<strong>in</strong>es bisher noch<br />
unentdeckten Weges, der <strong>in</strong><br />
sich doch e<strong>in</strong>e – ach <strong>so</strong> kosmische<br />
– Erlebnisfülle barg?<br />
„Du bist <strong>wie</strong> e<strong>in</strong> Mensch,<br />
der vor zwei Türen mit den<br />
Aufschriften ,Vielleicht zum<br />
Glück‘ und ,Sicher <strong>in</strong>s Unglück‘<br />
steht. Du entscheidest<br />
dich, damit ja nichts Neues,<br />
Unberechenbares geschieht,<br />
viel zu oft für die ,<strong>sicher</strong>e‘<br />
Variante – mit allen schrecklichen<br />
Folgen!“ Diese Worte,<br />
die e<strong>in</strong>st auf me<strong>in</strong>e Partner<strong>in</strong><br />
gemünzt waren, klangen<br />
<strong>in</strong> mir nach, während ich zugleich<br />
hoffte, daß diese Weg-<br />
begleiter<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>st mir me<strong>in</strong>en<br />
jugendlichen Eifer, me<strong>in</strong>e<br />
Dummheit verzeihen möge.<br />
„Glücklich ist, wer <strong>das</strong>,<br />
was er liebt, auch wagt, mit<br />
Mut zu beschützen …“ Hätte<br />
ich Ovid nur früher verstanden!<br />
Die Inschriften auf den<br />
Schicksalstüren waren mir<br />
nur deshalb als <strong>so</strong> widersprüchlich<br />
erschienen, weil<br />
ich me<strong>in</strong> eigenes Pr<strong>in</strong>zip, me<strong>in</strong>e<br />
Art, auf die Fragen des Lebens<br />
zu antworten, als e<strong>in</strong>zige<br />
„Wahrheit“ über den Weg<br />
und die Wirkweise me<strong>in</strong>er<br />
Partner<strong>in</strong> gestellt hatte. Dabei<br />
ist beides im Menschen verankert<br />
– der Vorwärtsdrang,<br />
die Streitsucht des Entdeckers,<br />
se<strong>in</strong> Wille, Brachland<br />
urbar zu machen und es den<br />
Klauen der unfertigen Dunkelheit<br />
zu entreißen, aber<br />
auch die stille Kraft des Verteidigers,<br />
der se<strong>in</strong> Lager aufrichtet,<br />
es bewahrt und gegen<br />
jede Unbill hält, für Nahrung<br />
und Pflege <strong>so</strong>rgt. Je nach Augenblick<br />
kann <strong>das</strong> e<strong>in</strong>e oder<br />
<strong>das</strong> andere wichtiger se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e Rose blüht <strong>in</strong> unbekanntes<br />
Terra<strong>in</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, erstreitet<br />
sich mit Duft, Form<br />
und Farbe leeres Niemandsland,<br />
doch immer <strong>sicher</strong>t sie<br />
den neuen Lebensraum auch<br />
mit ihren Dornen ab!<br />
Autor<br />
Mehmet Yesilgöz<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
79<br />
Kunst & Kultur
Leserbrief<br />
Plädoyer für die Beseeltheit allen Se<strong>in</strong>s<br />
Auszug aus e<strong>in</strong>em Leserbrief von Hans-Jürgen Schwitkowski aus Heilbronn.<br />
»<br />
Wenngleich die geschaffenen<br />
Wesen vergänglich<br />
s<strong>in</strong>d, niemals werden sie <strong>in</strong>s<br />
Nichts vers<strong>in</strong>ken.« Dieses<br />
Zitat von Thomas von Aqu<strong>in</strong><br />
gilt für alles, was läuft, krabbelt,<br />
schlängelt und kriecht.<br />
Und wenn es uns nicht vergönnt<br />
ist, dies zu erkennen,<br />
dann ist es unsere Beschränktheit,<br />
die uns bl<strong>in</strong>d<br />
macht für <strong>das</strong> gar nicht <strong>so</strong><br />
Verborgene.<br />
Nach den Tagen als unser<br />
guter Kater starb, verspürte<br />
ich e<strong>in</strong>e andere Innerlichkeit<br />
als <strong>so</strong>nst, die mir <strong>das</strong> Leben<br />
<strong>in</strong> selbst se<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>sten<br />
Variationen als etwas Neues<br />
offenbarte. Während ich<br />
<strong>in</strong> unserer Küche – <strong>so</strong> <strong>wie</strong> ich<br />
es immer tat – <strong>in</strong> den Abendstunden<br />
Mandola spielte,<br />
setzte sich immer <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Stubenfliege auf die<br />
Zargen des tief kl<strong>in</strong>genden<br />
Instruments. Zu anderen Zeiten<br />
hätte ich mit e<strong>in</strong>er Handbewegung<br />
<strong>das</strong> unsche<strong>in</strong>bare,<br />
aber lästige Tierchen verscheucht.<br />
So er<strong>in</strong>nerte ich<br />
mich, als ich vor 19 Jahren<br />
ebenfalls <strong>in</strong> der Küche Banjo<br />
spielte und der damals noch<br />
80 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
kle<strong>in</strong>e Kater, der erst e<strong>in</strong> paar<br />
Tage bei uns war, es sich gegenüber<br />
auf dem Küchenstuhl<br />
bequem machte und mir<br />
<strong>in</strong>teressiert zuzuhören schien<br />
und dort lange mit offenem,<br />
zufriedenem Blick verweilte.<br />
Damals überkam mich e<strong>in</strong><br />
Gefühl der Dankbarkeit, <strong>das</strong><br />
mich viele Jahre bewegte. Dafür,<br />
daß diese Tier Gefühl, Interesse<br />
und Zuneigung <strong>in</strong> dieser<br />
Art für mich und me<strong>in</strong><br />
Spiel zeigte. So bekam ich e<strong>in</strong>en<br />
langjährigen Freund.<br />
Tiere, <strong>so</strong> ist me<strong>in</strong>e Beobachtung,<br />
mögen Musik, aber<br />
ke<strong>in</strong>en Lärm. So <strong>so</strong>llten es die<br />
Menschen <strong>in</strong> Zeiten lärmender<br />
Musik auch halten. Musik<br />
baut auf, Lärm zerstört. In<br />
me<strong>in</strong>er tiefen Trauer sprach<br />
ich etwas mit der Fliege, und<br />
ich dachte zu erkennen, daß<br />
auch diese Stubenfliege e<strong>in</strong><br />
komplexes, unverwechselbares<br />
Wesen mit e<strong>in</strong>er Dase<strong>in</strong>sberechtigung<br />
ist. Nichts ist<br />
s<strong>in</strong>n- und nutzlos, auch nicht<br />
<strong>das</strong> für uns Unsche<strong>in</strong>bare und<br />
Abstoßende. Selbst e<strong>in</strong>e Stubenfliege<br />
kann e<strong>in</strong> Zeugnis<br />
für die Existenz Gottes e<strong>in</strong>.<br />
Auch diesmal galt, <strong>wie</strong> vor 19<br />
Jahren, Musik zieht Tiere an,<br />
auch wenn es bei dieser Fliege<br />
wohl nur die vibrierende Re<strong>so</strong>nanz<br />
auf e<strong>in</strong>er handwarmen<br />
Mandolazarge war.<br />
Alles, was Schmerzen<br />
empf<strong>in</strong>det, ist beseelt. Dies<br />
gehört zu me<strong>in</strong>en Grundüberzeugungen.<br />
E<strong>in</strong>e Kakerlake<br />
zum Beispiel hat beg<strong>in</strong>nendeSchmerzempf<strong>in</strong>dungen<br />
<strong>in</strong> ihren Fühlern, al<strong>so</strong><br />
würde bei dieser Tierart <strong>das</strong><br />
<strong>in</strong>dividuelle, »beseelte« Leben<br />
beg<strong>in</strong>nen. Hat <strong>das</strong> Tier<br />
auch e<strong>in</strong>e unsterbliche Seele?<br />
Denn, daß <strong>das</strong> Tier den vegetativen<br />
und sensiblen Teil der<br />
Seele besitzt, ist Faktum. Es<br />
wächst und hat Schmerzen,<br />
empf<strong>in</strong>det Freude und Trauer.<br />
Ich glaube fest, daß <strong>das</strong> Tier<br />
auch den unsterblichen Teil<br />
der Seele besitzt, <strong>so</strong>nst wäre<br />
es als lebendiges Wesen ja unvollkommen.<br />
Aber alles, was<br />
Gott erschaffen hat, ist vollkommen,<br />
selbst wenn wir uns<br />
als <strong>so</strong>lches nicht wahrnehmen<br />
(können).<br />
Wir haben 19 Jahre lang<br />
e<strong>in</strong>en guten Kater gehabt. In<br />
se<strong>in</strong>er letzten Lebensnacht<br />
wurde er sehr unruhig, er lief<br />
stundenlang im Kreis herum<br />
und erkannte uns vor lauter<br />
Unruhe und Angst nicht<br />
mehr. Es war e<strong>in</strong>e der bewegendsten<br />
und schlimmsten<br />
Nächte me<strong>in</strong>es Lebens.<br />
Me<strong>in</strong> geliebter Benny schien<br />
wohl se<strong>in</strong> langes Katzenleben<br />
zu verlassen. Am Morgen<br />
wollte er sich, nach langer<br />
Suche nach e<strong>in</strong>em Versteck,<br />
im Beistellherd <strong>in</strong> der<br />
Küche verkriechen. So <strong>wie</strong> es<br />
Tiere, die e<strong>in</strong>sam sterben wollen,<br />
tun. In der letzten Phase<br />
des Sterbens will – nach Elisabeth<br />
Kübler-Ross – auch<br />
der sterbende Mensch alle<strong>in</strong>e<br />
se<strong>in</strong>. Auch hier gleichen sich<br />
Mensch und Tier als Erdenbrüder.<br />
Me<strong>in</strong>e Frau holte <strong>das</strong><br />
sterbende Tier <strong>wie</strong>der hervor.<br />
Dann saß es völlig apathisch<br />
und verstört vor se<strong>in</strong>em Futternapf.<br />
Jetzt passierte etwas<br />
Unglaubliches. Me<strong>in</strong>e Frau<br />
nahm ihn auf den Schoß, und<br />
der Kater, der uns die ganze<br />
Nacht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verstörtheit<br />
nicht mehr erkennen konnte,<br />
kehrte noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>s Leben<br />
zurück und bekam e<strong>in</strong>en<br />
normalen Gesichtsausdruck,<br />
ohne Angst, und schmiegte<br />
sich im Vertrauen, <strong>so</strong> <strong>wie</strong><br />
er es all die Jahre getan hatte,<br />
mit se<strong>in</strong>em Köpfchen an.<br />
Während me<strong>in</strong>e Frau ihn<br />
liebevoll <strong>in</strong> den Armen hielt,<br />
klammerte er sich mit dem<br />
Pfötchen fest an mich und<br />
hielt me<strong>in</strong>e Hand sehr kräftig<br />
noch e<strong>in</strong>mal fest. Ich gab ihm<br />
me<strong>in</strong>en Segen, <strong>so</strong> <strong>wie</strong> es Väter<br />
mit ihren K<strong>in</strong>dern tun, denn<br />
er war <strong>wie</strong> e<strong>in</strong> Sohn für mich.<br />
So hoffe ich, daß ich ihn e<strong>in</strong>mal<br />
<strong>wie</strong>dersehen darf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
anderen, schöneren Welt.<br />
Er war e<strong>in</strong> ganz be<strong>so</strong>nderes<br />
Geschenk Gottes an uns, und<br />
wir waren jeden Tag dankbar<br />
für se<strong>in</strong>e Anwesenheit.<br />
Der komplette Leserbrief<br />
liegt dem Verlag vor und<br />
kann an Interessierte weitergeleitet<br />
werden.
Das Naturscheck-Abonnement<br />
Unterstützen auch Sie die ökologische Bewußtse<strong>in</strong>sbildung!<br />
Das <strong>NATURSCHECK</strong> Magaz<strong>in</strong><br />
ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>mal pro<br />
Quartal <strong>in</strong> der Region Heilbronn<br />
– Hohenlohe und neu auch <strong>in</strong> den<br />
Kreisen Schwäbisch Hall, Rems-<br />
Murr und Ludwigsburg, mit e<strong>in</strong>er<br />
Gesamtauflage von 20.000 Exemplaren.<br />
Um e<strong>in</strong>e möglichst große<br />
Zahl an Lesern zu erreichen, s<strong>in</strong>d<br />
wir u. a. mit 4000 bis 5000 Exemplaren<br />
<strong>in</strong> allen regionalen »Lesezirkeln«<br />
dabei. Das Magaz<strong>in</strong> ist <strong>in</strong><br />
vielen Kiosks und Zeitschriftenläden<br />
erhältlich, und es werden regelmäßig<br />
kostenlose »Kennenlernexemplare«<br />
verteilt.<br />
Der <strong>NATURSCHECK</strong> ist<br />
auch unter naturscheck.de als Onl<strong>in</strong>e-Magaz<strong>in</strong><br />
mit täglich neuen<br />
und aktuellen Artikeln im Internet<br />
zu f<strong>in</strong>den.<br />
E<strong>in</strong> gedrucktes Magaz<strong>in</strong> <strong>wie</strong><br />
der <strong>NATURSCHECK</strong>, h<strong>in</strong>ter dem<br />
ke<strong>in</strong> großer Verlag mit e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />
»Etat« steht – f<strong>in</strong>anziert<br />
sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie über »Idealismus«,<br />
Anzeigenpartner und<br />
ABONNENTEN.<br />
Wir möchten Sie daher bitten,<br />
uns <strong>in</strong> unserer zukunftweisenden<br />
Arbeit zu unterstützen und <strong>das</strong><br />
<strong>NATURSCHECK</strong> Magaz<strong>in</strong> zu<br />
abonnieren. Sie unterstützen damit<br />
nicht nur Naturschutzprojekte,<br />
<strong>so</strong>ndern tragen zur »ökologischen<br />
Bewußtse<strong>in</strong>sbildung« bei.<br />
Das EINZELABONNE-<br />
MENT kostet derzeit 15.- Euro<br />
pro Jahr (<strong>in</strong>kl. gesetzlich gültiger<br />
Mehrwertsteuer und Zustellung).<br />
E<strong>in</strong>zelpreis pro Ausgabe 3,- Euro.<br />
Sie können auch e<strong>in</strong> FÖR-<br />
DERABONNEMENT beantragen.<br />
Sie übernehmen damit für e<strong>in</strong><br />
Jahr e<strong>in</strong>e »Patenschaft« für e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Anzahl an Exemplaren.<br />
Ja, ich bestelle Ausgabe(n) des <strong>NATURSCHECK</strong> Magaz<strong>in</strong>s<br />
für e<strong>in</strong> Jahr zum Gesamtpreis von Euro.<br />
Name: Vorname:<br />
Straße / Nr.: PLZ / Ort:<br />
Telefon E-Mail:<br />
Diese können Sie entweder verkaufen<br />
und/oder kostenlos an Klienten,<br />
Kunden, Freunde etc. weitergeben.<br />
• Ab 10 Exemplaren pro Quartal<br />
kostet <strong>das</strong> Magaz<strong>in</strong> nur noch 1,50<br />
Euro.<br />
• Ab 50 Exemplaren 1.- Euro<br />
(Selbstkostenpreis – <strong>in</strong>kl. MwSt.<br />
und Zustellung)<br />
• Ab 50 Exemplaren pro Quartal<br />
erhalten Förderer e<strong>in</strong>en kostenlosen<br />
Firmene<strong>in</strong>trag auf www.naturscheck.de.<br />
Dadurch helfen Sie mit, daß<br />
wir unsere Auflage ständig vergrößern<br />
und immer mehr Leser für e<strong>in</strong><br />
nachhaltiges »ökologisches Denken«<br />
sensibilisieren können.<br />
Ich bezahle per Lastschrifte<strong>in</strong>zug per Rechnung gegen zusätzliche Gebühr von 1,50 Euro<br />
Kontonummer: Bankleitzahl:<br />
Bank<strong>in</strong>stitut:<br />
Datum und Unterschrift<br />
E<strong>in</strong>fach anrufen oder Bestellsche<strong>in</strong> schicken oder faxen an: Verlag für Natur & Mensch,<br />
Im Gogelsfeld 11, 71543 Wüstenrot. Tel: 0 79 45 / 94 39 69 Fax: 0 79 45 / 94 39 64 E-Mail: mh@naturscheck.de<br />
naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
81<br />
Abonnement
Editorial<br />
Vorschau auf die<br />
Frühl<strong>in</strong>gsausgabe 2011<br />
*abenteuer und menschenrechte<br />
Interview mit Rüdiger Nehberg<br />
*<strong>das</strong> »da V<strong>in</strong>ci-Projekt«<br />
Wie Hochbegabte durch den Kontakt zu Pferden <strong>wie</strong>der »geerdet«<br />
werden.<br />
*Burnout als Chance!<br />
Fallgeschichten über Menschen, die der »Burnout« zwar aus der<br />
alten Bahn geworfen, aber auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Leben geführt hat.<br />
*<strong>das</strong> aum-Kurzentrum<br />
Dr. Shri Balaji També ist e<strong>in</strong>er der bekanntesten Ayurveda-Ärzte<br />
der Welt und Mitbegründer des AUM-Kurzentrumes im hohenloheschen<br />
Pfedelbach. – Portrait des Zentrums!<br />
*der remstal-rebell<br />
Portrait von Helmut Palmer<br />
www.naturscheck.de<br />
Besuchen Sie uns im Internet.<br />
82 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />
IMPRESSUM<br />
ISSN 1869-0300<br />
Naturscheck<br />
Regionales Magaz<strong>in</strong> für<br />
Natur, Mensch & Umwelt<br />
Herausgeber / Verlag<br />
Verlag Natur & Mensch<br />
Michael Hoppe<br />
Im Gogelsfeld 11 - 71543 Wüstenrot<br />
Tel. 0 79 45-94 39 69<br />
Fax 0 79 45-94 39 64<br />
E-Mail: mh@naturscheck.de<br />
Redaktion<br />
Mehmet Yesilgöz<br />
Tel. 0 71 31-7 90 10 15<br />
E-Mail: my@naturscheck.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Verlagsbüro Heilbronn<br />
Max Glashauser<br />
Schirrmannstr.16 - 74074 Heilbronn<br />
Tel. 0 71 31-77 22 80<br />
Fax 0 71 31-77 22 81<br />
E-Mail: post@glashauser.de<br />
Produktionsleitung<br />
GREENEYEMEDIA<br />
Mehmet Yesilgöz<br />
Schlüsselgarnweg 16 - 74081 Heilbronn<br />
Tel. 0 71 31-7 90 10 15<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@greeneyemedia.de<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsweise<br />
Vier Ausgaben pro Jahr<br />
Verbreitungsgebiet<br />
Heilbronn / Hohenlohe / Schwäbisch-Hall /<br />
Rems-Murr / Ludiwgsburg<br />
Druckauflage<br />
15.000 Exemplare - Lesezirkel,<br />
Kioskvertrieb, Abonnenten und<br />
Freiverteilung<br />
Bezugspreise<br />
E<strong>in</strong>zelverkaufspreis: 3,-<br />
Jahresabopreis: 12,-<br />
(4 Ausgaben frei Haus)<br />
Druckverfahren<br />
Bogen-/Rollenoffset, Lithos 48er - 60er<br />
Raster Gedruckt auf Papier aus<br />
kontrolliertem Waldbestand<br />
Bildnachweis<br />
Abtei Münsterschwarzach: 1, 15<br />
Contentfilm Inter.: 76, 77<br />
Heike Nüber & Edw<strong>in</strong> Karl: 5, 42-34<br />
Hohenloher Franken: 47<br />
Hoppe Michael: U1, 3, 5, 20, 21, 22, 26,<br />
27, 28, 29, 37, 56, 57, 58, 59, 60, 61<br />
iStock Images: U1, 4, 5, 6, 8, 9, 16, 19,<br />
46, 53, 65, 66, 70, 75, 78<br />
Klosterhof Großhöchberg: 36, 37<br />
Mill<strong>in</strong>g Hans-Peter: 38<br />
Miramax Films: 72, 73<br />
Fa. Reisser: 54,55<br />
UVO - Grander: 62, 64<br />
Verlag Alb<strong>in</strong> Michel: 5, 10<br />
Yesilgöz Mehmet: 5, 7, 30, 50