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Erträge, so sicher wie das Gold in Fort Knox. - NATURSCHECK

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Editorial<br />

<strong>Erträge</strong>, <strong>so</strong> <strong>sicher</strong> <strong>wie</strong> <strong>das</strong> <strong>Gold</strong> <strong>in</strong> <strong>Fort</strong> <strong>Knox</strong>.<br />

Seit 1936 lagern <strong>in</strong> <strong>Fort</strong> <strong>Knox</strong> gut verwahrt die <strong>Gold</strong>vorräte der USA.<br />

Denn <strong>Gold</strong> ist seit jeher e<strong>in</strong>e krisen<strong>sicher</strong>e Investition. Heute lohnt sich<br />

die Investition <strong>in</strong> die Energieform der Zukunft: Photovoltaik. Logisch,<br />

<strong>das</strong>s <strong>Fort</strong> <strong>Knox</strong> e<strong>in</strong>e eigene PV-Anlage besitzt. Genau<strong>so</strong> logisch, <strong>das</strong>s<br />

sich die Sicherheitsexperten für Wechselrichter von KACO new energy<br />

entschieden haben. <strong>Gold</strong>richtig. Aber Vorsicht: Manche würden für<br />

maximale PV-<strong>Erträge</strong> auch stehlen. Dabei kann man Wechselrichter<br />

von KACO new energy doch kaufen. Fragen Sie Ihren Händler.<br />

KACO new energy. Wir machen aus Leidenschaft Energie.<br />

www.kaco-newenergy.de


Das Magaz<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> neues ökologisches Bewusstse<strong>in</strong><br />

<strong>NATURSCHECK</strong><br />

*eur 3,-<br />

*<strong>das</strong> mYsTerIum der dÜFTe<br />

Interview mit dem duftexperten Hans-Peter<br />

L<strong>in</strong>denmann aus maienfels.<br />

*GenTeCHnIKFreIe LandKreIse<br />

rems-murr & LudWIGsBurG<br />

Gespräch mit dem Ökopionier robert Trautwe<strong>in</strong>.<br />

*Vom FesTIVaL der naTur Zum<br />

naTurerLeBnIsParK HoHenLoHe<br />

Portrait des Künstlerpaares Heike nübel &<br />

edw<strong>in</strong> Karl.<br />

ISSN: 1869-0300<br />

ausgaBe heilBronn/hohenlohe<br />

schwäBisch hall/reMs-Murr & luDwigsBurg<br />

*"Human-Horse"<br />

simone von racknitz – schauspieler<strong>in</strong> und<br />

Pferdebeziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> aus Bad raPPenau.<br />

*"Wenn <strong>das</strong> GeLd Zum<br />

HÖCHsTen WerT WIrd,<br />

dann WIrd auCH <strong>das</strong><br />

GeLd WerTLos!"<br />

Interview mit dem Bestsellerautor<br />

PaTer anseLm GrÜn.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010


Editorial<br />

„Der Ursprung dieses Hauses, die Idee dazu, ist nicht im Kopf entstanden, <strong>so</strong>ndern sie kommt aus dem Herzen.“<br />

Hotel Anne-Sophie<br />

✶ ✶ ✶<br />

Bei uns entspannen Sie <strong>in</strong> wunderschönem Ambiente und herzlicher<br />

Atmosphäre. Menschen mit und ohne Handicap kümmern<br />

sich zusammen <strong>in</strong> allen Bereichen des Hotelbetriebes um <strong>das</strong><br />

Wohl unserer Gäste. Als Team leben wir jeden Tag die von<br />

Freundlichkeit und Menschlichkeit geprägte Philo<strong>so</strong>phie des<br />

Hauses und geben alles, um Ihnen e<strong>in</strong>en unvergesslichen Aufenthalt<br />

zu bieten.<br />

Unser Restaurant verwöhnt Sie mit moderner, leichter Küche,<br />

e<strong>in</strong>er großen Auswahl regionaler Speisen und Kuchen und Torten<br />

aus der hauseigenen Konditorei.<br />

Sie übernachten <strong>in</strong> liebevoll e<strong>in</strong>gerichteten 3-Sterne-Zimmern<br />

mit allem Komfort.<br />

Hotel-Restaurant Anne-Sophie<br />

Schlossplatz 9 · 74653 Künzelsau · Telefon 07940 / 93460<br />

<strong>in</strong>fo@hotel-anne-<strong>so</strong>phie.de · www.hotel-anne-<strong>so</strong>phie.de<br />

2 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Erleben Sie Genuss und Stil nach Hohenloher Art<br />

E<strong>in</strong> Ort des Mite<strong>in</strong>anders<br />

Haus Würzburger Bau<br />

✶ ✶ ✶ ✶<br />

In unmittelbarer Nähe zum Stammhaus des Hotels stehen im<br />

Würzburger Bau 17 Doppelzimmer und e<strong>in</strong> Veranstaltungsraum<br />

zur Verfügung. Die Zimmer s<strong>in</strong>d geräumig und <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Sie bieten den Komfort, der den Anforderungen an<br />

e<strong>in</strong>e 4-Sterne-Superior-Kategorie entspricht: M<strong>in</strong>ibar, Flachbildfernseher<br />

mit Satelliten-TV und Premiere, Schreibtisch mit<br />

Internetanschluss und elegante, maßgefertigte Möbel.<br />

Alle Räumlichkeiten <strong>in</strong> beiden Häusern des Hotels s<strong>in</strong>d rauchfrei<br />

und für Rollstuhlfahrer zugänglich.<br />

Vielfältige Anregungen zu Ihrer Freizeitgestal tung f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> unserer aktuellen Broschüre „Highlights <strong>in</strong> Hohenlohe“.<br />

Gerne stellen wir Ihnen e<strong>in</strong> Programm nach Ihren Wünschen zusammen. Wir bieten Ihnen attraktive Wochenend- und Kurzurlaubsangebote.<br />

Besuchen Sie uns. Ihr Team vom „Anne-Sophie“.


Michael Hoppe<br />

Herausgeber<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber<br />

Leser,<br />

<strong>das</strong> <strong>NATURSCHECK</strong>-Magaz<strong>in</strong><br />

hat 2009 als Regionalausgabe Heilbronn-Hohenlohe<br />

<strong>das</strong> Licht der<br />

Welt erblickt. Ab Dezember 2010<br />

s<strong>in</strong>d wir nun auch <strong>in</strong> den Kreisen<br />

Schwäbisch Hall, Rems-Murr und<br />

Ludwigsburg »<strong>das</strong> Magaz<strong>in</strong> für e<strong>in</strong><br />

neues ökologisches Bewußtse<strong>in</strong>,<br />

für Zukunftsgesellschaft und ganzheitliches<br />

Denken«.<br />

In Frankreich wurde e<strong>in</strong>mal,<br />

im übertragenen S<strong>in</strong>ne, der<br />

Satz geprägt: »Wenn die Regierung<br />

mit ihrem Volk nicht zufrieden<br />

ist, dann <strong>so</strong>ll sie sich eben e<strong>in</strong><br />

neues wählen.« So ähnlich könnte<br />

man die aktuelle Politiksituation<br />

<strong>in</strong> Deutschland beschreiben.<br />

Zwischen der Welt der Politik und<br />

der Realität des Volkes bestehen<br />

kaum noch Anknüpfungspunkte.<br />

Während die e<strong>in</strong>en durch lebenslange<br />

Ab<strong>sicher</strong>ung, Unkündbarkeit<br />

und krisen<strong>sicher</strong>e Beamtentätigkeiten<br />

noch im selbstgeschaffenen<br />

Schlaraffenland leben, ist der<br />

Großteil der Bevölkerung zu e<strong>in</strong>er<br />

neuen Form des Nomaden<strong>das</strong>e<strong>in</strong>s<br />

gezwungen. Immer auf der Suche<br />

nach dem täglichen Brot. Wie lange<br />

wird <strong>das</strong> wohl noch gutgehen?<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Menschen leben wir <strong>in</strong> unserem<br />

Großraum noch auf e<strong>in</strong>er Insel<br />

der Glücksseligen. Darauf könnte<br />

man sich ausruhen. Doch <strong>das</strong><br />

Gegenteil ist der Fall. Wußten Sie,<br />

daß Baden-Württemberg <strong>in</strong> vielerlei<br />

H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Pionierfunktion<br />

<strong>in</strong>nehat? Wir haben die größte<br />

Dichte an Biohöfen <strong>in</strong> ganz Europa.<br />

Unzählige Visionäre s<strong>in</strong>d hier<br />

beheimatet. Im Zuge von Stuttgart<br />

21 wird für e<strong>in</strong>e neue Form von<br />

Demokratie gekämpft, e<strong>in</strong>er Demokratie<br />

mündiger Bürger, die den<br />

"bl<strong>in</strong>den Glauben" der Vergangenheit<br />

abgelegt haben und verstehen<br />

möchten, worum es bei politischen<br />

Entscheidungen geht.<br />

Vor allem anderen erwarten<br />

die Menschen <strong>in</strong>zwischen <strong>so</strong> etwas<br />

<strong>wie</strong> persönlichen und gegenseitigen<br />

Respekt, den Politiker häufig<br />

vermissen lassen. Sowohl, was ihr<br />

Verhältnis zum Bürger angeht, als<br />

auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternen Diskussion.<br />

Man kann dieses »Neandertaler-<br />

Verhalten« der gegenseitigen Herabwürdigung<br />

getrost der Kategorie<br />

"nicht mehr zeitgemäß" zuordnen.<br />

Heute bedarf es <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />

e<strong>in</strong>er neuen Diskussions-Ethik.<br />

Nicht wer am lautesten brüllt, hat<br />

<strong>das</strong> Sagen, <strong>so</strong>ndern der mit der<br />

nachhaltigsten und ganzheitlichsten<br />

Sicht. Die Menschen haben sich<br />

weiterentwickelt. Und Demokratie<br />

ist ke<strong>in</strong> Selbstbedienungsladen für<br />

Wirtschaftslobbyisten. Auch wenn<br />

es »noch« <strong>so</strong> ersche<strong>in</strong>en mag!<br />

Baden-Württemberg galt e<strong>in</strong>mal<br />

als <strong>das</strong> Land der "Dichter<br />

und Denker". Heute s<strong>in</strong>d wir <strong>das</strong><br />

Land der Zukunftsgestaltung, des<br />

"Verdichtens" visionärer Gedanken<br />

und des "Um-Denkens". Mit<br />

dem <strong>NATURSCHECK</strong>-Magaz<strong>in</strong><br />

möchten wir diesen Wandel aktiv<br />

begleiten und all jene »vernetzen«,<br />

die noch nichts vone<strong>in</strong>ander wissen.<br />

Alles Weitere entnehmen Sie<br />

bitte unseren Beiträgen.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne, vielen Dank<br />

für Ihre Unterstützung und e<strong>in</strong> gesundes,<br />

glückliches und natürliches<br />

Leben, wünschen Ihnen,<br />

Michael Hoppe und <strong>das</strong><br />

Naturscheck-Team<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

3<br />

Editorial


Inhaltsverzeichnis<br />

Naturscheck<br />

6 Über die Moral<br />

der kle<strong>in</strong>en Leute<br />

7 Naturscheck onl<strong>in</strong>e<br />

Das Naturschutzprojekt<br />

8 Naturscheckaktion 2011<br />

9 Die Fördererseite<br />

Bewußtse<strong>in</strong><br />

16 Die Welt der Wünsche<br />

30 Stuttgart 21<br />

36 Was ist Glück?<br />

62 Der Kreuzzug gegen die<br />

Visionäre<br />

Kunst & Kultur<br />

50 McDonalds-Modus<br />

60 Kaffeehaus Hagen<br />

72 "Glaubensfrage"<br />

76 "Nokan"<br />

78 Himmelsstürmer sucht<br />

Stauschau<br />

4 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />

65 Biokochen mit Frau Koch<br />

66 Endlich Burn-Out!<br />

70 Fit-Talentförderung<br />

Regionales<br />

26 "Pferdebeziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>"<br />

Simone von Racknitz<br />

28 Hofgut Hermersberg -<br />

Zukunft & Bewußtse<strong>in</strong><br />

42 Vom "Festival der Natur"<br />

zum "Naturerlebnispark<br />

Hohenlohe"<br />

46 "Geld regiert die Welt"<br />

54 Innovationen durch<br />

ökologisches Denken<br />

Firma Reisser<br />

56 Das Sancho-Pansa-Zentrum<br />

58 Natur pur - Natur AG<br />

an der Heilbronner<br />

Kaywaldschule<br />

Regionale Visionäre<br />

20 Das Mysterium der Düfte<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />

Interviews<br />

10 Pater Anselm Grün<br />

22 Gentechnikfreie Kreise<br />

Rems-Murr & Ludwigsburg<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong><br />

38 Dr. Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g<br />

Leserbriefe<br />

80 Haben Tiere e<strong>in</strong>e Seele?<br />

Vorschau / Abo<br />

81 Abonnement<br />

82 Vorschau<br />

Impressum 80


Endlich Burn-Out!<br />

Wenn <strong>das</strong> <strong>in</strong>nere Feuer die Seele<br />

befreit.<br />

Pater Anselm Grün<br />

10<br />

66<br />

Anselm Grün ist nicht nur e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

vielbeachteter spiritueller<br />

Lehrer und Bestsellerautor,<br />

<strong>so</strong>ndern auch e<strong>in</strong> begnadeter F<strong>in</strong>anzfachmann!<br />

Naturscheck traf<br />

den sympathischen Benedikt<strong>in</strong>ermönch<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Büro im fränkischen<br />

Münsterschwarzach.<br />

Vom "Festival der<br />

Natur" zum "Naturerlebnispark<br />

Hohenlohe"<br />

E<strong>in</strong> Portrait des Künstlerpaares<br />

Heike Nübel und Edw<strong>in</strong> Karl.<br />

42<br />

30<br />

Etappen zum neuen<br />

Staatsbürger des 21. Jahrhunderts<br />

Ke<strong>in</strong> anderes Bauvorhaben <strong>in</strong><br />

Deutschland wird derart heiß diskutiert<br />

und umkämpft, <strong>wie</strong> <strong>das</strong> Bahnhofsprojekt<br />

<strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />

Stuttgart. Geht es bei diesem Streit<br />

tatsächlich »nur« um e<strong>in</strong> Bauwerk<br />

und se<strong>in</strong>e immensen Kosten?<br />

"Pferdebeziehungs-<br />

tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>" Simone von<br />

Racknitz<br />

»Pferde haben e<strong>in</strong>e ganz eigene<br />

Sprache. Diese Sprache kann man<br />

erlernen, wenn man <strong>das</strong> Wesen der<br />

Pferde ergründet. Und wenn man<br />

Teil ihrer Herde wird.« Simone von<br />

Racknitz weiß, wovon sie spricht.<br />

Die Welt der Wünsche<br />

26<br />

16<br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt der Wünsche.<br />

Wir wünschen uns Reichtum,<br />

Schönheit, Karriere und Erfolg.<br />

Und wir tun vieles, um uns diese<br />

Wünsche erfüllen zu können. Doch<br />

trotz aller Erfolge s<strong>in</strong>d nur die wenigsten<br />

Menschen wirklich glücklich.<br />

Woran liegt <strong>das</strong>?<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

5<br />

Inhaltsverzeichnis


Naturscheck<br />

Über die Moral der kle<strong>in</strong>en Leute und<br />

den neuen Menschen der Zukunft<br />

In se<strong>in</strong>em 1885 erschienenen<br />

Buch »Al<strong>so</strong> sprach Zarathustra«<br />

prophezeit der Philo<strong>so</strong>ph<br />

Friedrich Nietzsche<br />

e<strong>in</strong>e neue Spezies Mensch, die<br />

e<strong>in</strong>es Tages die Erde bevölkern<br />

wird: die immer lächelnden,<br />

selbstzufriedenen »kle<strong>in</strong>en«<br />

Menschen. Das größte<br />

Ziel dieser neuen Spezies<br />

ist, sich täglich neue Glücksmomente<br />

zu verschaffen, um<br />

sich wohlzufühlen und dadurch<br />

ihrem Leben e<strong>in</strong>en<br />

S<strong>in</strong>n zu geben. Dazu e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Stroml<strong>in</strong>ienförmigkeit,<br />

um ja nicht anzuecken und<br />

sich selbst dadurch unglücklich<br />

zu machen. Denn <strong>das</strong> Leben<br />

ist nur dann schön, wenn<br />

es weich und anschmiegsam<br />

ist. Was die Lebensaufgaben<br />

angeht, <strong>so</strong>llte man auch hier<br />

nicht allzu anspruchsvoll se<strong>in</strong><br />

und sich vor allem nicht allzu<br />

sehr dabei ermüden. Das<br />

Wichtigste jedoch: ke<strong>in</strong>er darf<br />

aus der Reihe tanzen. Denn<br />

die kle<strong>in</strong>en Menschen vertreten<br />

die Ansicht: »Wir s<strong>in</strong>d alle<br />

gleich!«<br />

Es darf nicht unerwähnt<br />

bleiben, daß sich Friedrich<br />

Nietzsche selbst den »Philo<strong>so</strong>phen<br />

mit dem Ham-<br />

6 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

mer« nannte und bisweilen<br />

recht hart mit se<strong>in</strong>en Zeitgenossen<br />

<strong>in</strong>s Gericht g<strong>in</strong>g, und<br />

vor allem mit denen, die e<strong>in</strong>e<br />

Gesellschaft der bequemen<br />

Geistlosigkeit anstrebten. Er<br />

warnte stets vor e<strong>in</strong>er Welt der<br />

»kle<strong>in</strong>en Menschen, die alles<br />

kle<strong>in</strong> machen«, die <strong>das</strong> Leben<br />

banalisieren und für höchste<br />

Begriffe w<strong>in</strong>zige Worte verwenden.<br />

Bei denen die Suche<br />

nach dem S<strong>in</strong>n des Lebens<br />

zur »E<strong>so</strong>terik« wird, die<br />

unendliche Vielfalt der Natur<br />

zu »Unkraut«, die göttliche<br />

Liebe zur »Hormonausschüttung«<br />

und die unermeßlichen<br />

Schätze der Geisteskultur<br />

zum »Event«. Oder gar zum<br />

»Eventchen«.<br />

Friedrich Nietzsche war<br />

e<strong>in</strong> Geistesmensch. Se<strong>in</strong> Ziel<br />

war nicht, sich jeden Tag<br />

glücklich zu fühlen und behutsam<br />

über die Oberfläche<br />

des Lebens zu gleiten mit Ellbogenschonern<br />

und Knieschützern,<br />

um dieses »Glückchen«<br />

nicht zu gefährden. Er<br />

war e<strong>in</strong> Mann der Tat. Der<br />

Philo<strong>so</strong>ph mit dem Hammer<br />

zerschlug mit Worten die dicke<br />

Eisschicht, die den Menschen<br />

von der Tiefe des Lebens<br />

trennt und blickte h<strong>in</strong>ab<br />

<strong>in</strong> <strong>das</strong> Dunkel, und damit<br />

auch <strong>in</strong> die Zukunft.<br />

Was er dort sah, gefiel ihm<br />

nicht. Al<strong>so</strong> sprach er es aus.<br />

Doch wer will <strong>das</strong> schon hören?<br />

Für die »kle<strong>in</strong>en Menschen,<br />

die alles kle<strong>in</strong> machen«<br />

war und ist Nietzsche nur e<strong>in</strong><br />

Sonderl<strong>in</strong>g, <strong>wie</strong> es viele gibt.<br />

Und über Sonderl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> jeglicher<br />

Form ist der »kle<strong>in</strong>e<br />

Mensch« moralisch erhaben.<br />

Sonderl<strong>in</strong>ge stehen außerhalb<br />

se<strong>in</strong>er Welt, und <strong>das</strong> bekommen<br />

sie auch zu spüren.<br />

In unserer Gesellschaft<br />

ist es <strong>in</strong>zwischen Tradition<br />

geworden, all jene, die <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />

Form über die Welt<br />

der kle<strong>in</strong>en Leute h<strong>in</strong>ausragen,<br />

auf Normmaß zu stutzen.<br />

Vor allem die Erfolg-<br />

»Reichen« s<strong>in</strong>d dem moralischen<br />

Volk e<strong>in</strong> Dorn im<br />

Auge. Betrachte man sich<br />

nur die Anfe<strong>in</strong>dungen, die<br />

sich Menschen <strong>wie</strong> der SAP-<br />

Gründer und größte Sportförderer<br />

des Landes Dietmar<br />

Hopp gefallen lassen müssen,<br />

der <strong>in</strong> jedem Fußballstadion<br />

der Nation mit unflätigsten<br />

persönlichen Beleidigungen<br />

überschüttet wird. Nur<br />

deshalb, weil er erfolgreich<br />

ist. Und wehe, er gäbe nur<br />

e<strong>in</strong> böses Wort zurück. Die<br />

kle<strong>in</strong>en Leute würden über<br />

ihn herfallen. Oder der größte<br />

Kulturförderer des Landes,<br />

Re<strong>in</strong>hold Würth, dem es<br />

eben<strong>so</strong> erg<strong>in</strong>g, als ihn <strong>das</strong> moralische<br />

Schwert der Medienwelt<br />

traf. Endlich hatte man<br />

e<strong>in</strong>e Schwachstelle entdeckt<br />

und konnte <strong>das</strong> Lebenswerk<br />

e<strong>in</strong>es Erfolgreichen auf e<strong>in</strong>e<br />

verme<strong>in</strong>tliche Verfehlung reduzieren.<br />

Ach, <strong>wie</strong> hat man<br />

sich gefreut. Denn »wehe,<br />

wehe, die kle<strong>in</strong>en Leute f<strong>in</strong>den<br />

e<strong>in</strong> Haar an denen, die ihrer<br />

kle<strong>in</strong>en Welt entwachsen<br />

s<strong>in</strong>d. Dann jubeln sie, s<strong>in</strong>d<br />

glücklich und lächeln.«<br />

Für Nietzsche waren<br />

diese sche<strong>in</strong>heiligen, lieblosen<br />

und sich <strong>in</strong> ihrem eigenen<br />

kle<strong>in</strong>en Lichtle<strong>in</strong> <strong>so</strong>nnenden<br />

Menschen e<strong>in</strong>e Schreckensvision.<br />

Suchte doch er,<br />

der Freigeist, <strong>in</strong> jedem se<strong>in</strong>er<br />

Werke nach e<strong>in</strong>em ganz anderen<br />

»neuen Menschen«. Se<strong>in</strong>e<br />

Suche galt dem freien, dem<br />

unabhängigen und über die<br />

Grenzen se<strong>in</strong>er Beschränktheit<br />

h<strong>in</strong>ausgewachsenen Menschen.<br />

Dem Menschen, der<br />

se<strong>in</strong> Licht nicht unter den<br />

Scheffel stellt, <strong>so</strong>ndern den<br />

Mut hat zu leuchten. Der se<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten<br />

zur Blüte und zur Reife<br />

br<strong>in</strong>gt und sie <strong>in</strong> den Dienst<br />

des Ganzen stellt. Dem demütigen<br />

Menschen, dem großen<br />

Menschen. Große Menschen<br />

s<strong>in</strong>d immer dienende<br />

Menschen. Sie dienen dem<br />

Geme<strong>in</strong>wohl »freiwillig« und<br />

versuchen die Menschheit<br />

durch ihren Beitrag zu heben.<br />

Während die kle<strong>in</strong>en Leute<br />

die Welt <strong>so</strong> lange verkle<strong>in</strong>ern,<br />

bis sie <strong>in</strong> ihren geistigen Mikrokosmos<br />

paßt.<br />

Die Zukunft wird die<br />

Zeit der großen Menschen<br />

se<strong>in</strong>, der Freigeister, der Visionäre.<br />

Denn ohne diese würde<br />

sich unsere Gesellschaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wachsfigurenkab<strong>in</strong>ett<br />

verwandeln: Kühl, leblos und<br />

zerfließend, wenn e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />

bißchen Licht darauf sche<strong>in</strong>t.<br />

So rief Nietzsche schon im<br />

19. Jahrhundert dem Menschen<br />

der Zukunft zu: »Es ist<br />

an der Zeit, daß der Mensch<br />

sich se<strong>in</strong> Ziel stecke. Es ist an<br />

der Zeit, daß der Mensch den<br />

Keim se<strong>in</strong>er höchsten Hoffnung<br />

pflanze! Und es ist an<br />

der Zeit, daß der Mensch den<br />

Pfeil se<strong>in</strong>er Sehnsucht über<br />

sich selbst h<strong>in</strong>auswerfe…«<br />

Es ist Zeit für den reifen, den<br />

großen Menschen!<br />

Autor<br />

Michael Hoppe


naturscheck.de & naturscheck-tv.de<br />

Das ONLINE-MAGAZIN für e<strong>in</strong> neues ökologisches Bewußtse<strong>in</strong>.<br />

Auf www.naturscheck.de<br />

f<strong>in</strong>den Sie aktuelle Artikel<br />

und Berichte zu den Themen<br />

Natur & Mensch, Gesundheit,<br />

Ökonomie & Ökologie<br />

und die Entstehung e<strong>in</strong>er<br />

neuen werteorientierten<br />

Gesellschaft. Mit Regionalteil<br />

Heilbronn/Hohenlohe und<br />

Rems-Murr/Ludwigsburg.<br />

Mit www.naturschecktv.de<br />

möchten wir Ihnen e<strong>in</strong><br />

regionales, ökologisches und<br />

motivierendes Nachrichtenprogramm<br />

vorstellen. Die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Beiträge s<strong>in</strong>d über<br />

die Internetseite www.naturscheck.de<br />

abrufbar. So wird<br />

e<strong>in</strong>e Art »Regionalfernsehen<br />

im Internet« entstehen und<br />

die Berichte und Interviews<br />

des <strong>NATURSCHECK</strong>-Magaz<strong>in</strong>s<br />

durch Kurzfilme ergänzen.<br />

Ab Dezember 2010 begrüßen wir<br />

Sie herzlich zum regelmäßigen<br />

Naturscheck-TV-Nachrichten-Blog.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

7<br />

Naturscheck


Das Naturschutzprojekt Editorial<br />

Das Naturschutz-Aktion 2011<br />

Der »Tierscheck« – für die kostenlose tierärztliche Behandlung<br />

von zugelaufenen Tieren und Haustieren<br />

Wie bereits mehrfach berichtet,<br />

haben wir mit der NATUR-<br />

SCHECK-AKTION 2010 die<br />

größte, aktive Waldschutzorganisation<br />

Europas, <strong>das</strong> Bergwaldprojekt,<br />

unterstützt. Bei dieser Aktion wurden<br />

über 1500 standortheimische<br />

Bäume gepflanzt. Nochmals ganz<br />

herzlichen Dank an unsere regionalen<br />

Förderer und Werbepartner.<br />

Spendenkonto<br />

Bergwaldprojekt e.V.<br />

Kontonummer 8022 916 200<br />

Bankleitzahl 430 609 67<br />

GLS Geme<strong>in</strong>schaftsbank eG<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@bergwaldprojekt.de<br />

Homepage: www.bergwaldprojekt.de<br />

Kontakt<br />

Bergwaldprojekt e.V.<br />

Pickelstrasse 2<br />

D-97080 Würzburg<br />

FON: +49 (0) 9 31-4 52 62 61<br />

FAX: +49 (0) 9 31-30 41 90 68<br />

8 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Die <strong>NATURSCHECK</strong>-AKTION<br />

2011 wurde <strong>in</strong> Gesprächen geboren,<br />

die wir mit regionalen Tierärzten<br />

und Tierheilpraktikern geführt<br />

haben. Immer <strong>wie</strong>der hat man uns<br />

berichtet, daß viele Tierbesitzer<br />

ihre Tierarztrechnungen nur noch<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Raten bezahlen können<br />

und teilweise gar nicht mehr mit<br />

ihren Tieren zum Tierarzt gehen.<br />

Deshalb werden 2011 <strong>so</strong>genannte<br />

»Tierschecks« ausgegeben, die<br />

e<strong>in</strong>e kostenlose Untersuchung von<br />

zugelaufenen Tieren und Haustieren<br />

möglich machen. F<strong>in</strong>anziert<br />

wird diese Aktion durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

den Anzeigenpreisen enthaltene<br />

Tierscheck-Gebühr. Diese »Tierschecks«<br />

<strong>so</strong>llten jedoch nur von<br />

den Menschen genutzt werden, deren<br />

f<strong>in</strong>anzielle Situation e<strong>in</strong>e regelmäßige<br />

Untersuchung ihrer Tiere<br />

erschwert.<br />

2011 werden vom NATUR-<br />

SCHECK-Magaz<strong>in</strong> pro Quartal<br />

100 <strong>so</strong>lcher »Tierschecks« ausgegeben.<br />

50 »Tierschecks« liegen bereits<br />

ab 8.12.2010 aus <strong>in</strong> der<br />

Tierarztpraxis<br />

Anja Brandenburg<br />

74078 Heilbronn, Rolandstr. 3/1,<br />

Tel: 07131-200276<br />

Wer se<strong>in</strong> Tier al<strong>so</strong> kostenlos<br />

untersuchen lassen möchte, kann<br />

dies dort tun, ob Hund, Katze,<br />

Meerschwe<strong>in</strong>chen, Kan<strong>in</strong>chen oder<br />

Vogel. Der »Tierscheck« be<strong>in</strong>haltet<br />

die allgeme<strong>in</strong>e Untersuchung. Sollten<br />

weitere Kosten anfallen (z.B.<br />

durch Operationen oder Ähnliches),<br />

<strong>so</strong> s<strong>in</strong>d diese nicht enthalten.<br />

Da die Anzahl der »Tierschecks«<br />

begrenzt ist, bitten wir um vorherige<br />

telefonische Kontaktaufnahme<br />

mit der teilnehmenden Tierheilpraxis.<br />

Weitere 50 Tierschecks können<br />

von regionalen Tierärzten und<br />

Tierheilpraktikern beim Verlag für<br />

Natur und Mensch beantragt werden.<br />

Zudem besteht für regionale<br />

Tierärzte und Tierheilpraktiker<br />

die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Teilnahme an<br />

der <strong>NATURSCHECK</strong>-AKTION<br />

2011.<br />

Dabei wird der Verlag auf Bezahlung<br />

von Tierarzt-Werbeanzeigen<br />

im Magaz<strong>in</strong> verzichten, wenn<br />

der Tierarzt kostenlose Tieruntersuchungen<br />

im Gegenwert garantiert.


Förderer dieser Ausgabe<br />

Freunde der Natur<br />

<strong>NATURSCHECK</strong><br />

10 Bäume<br />

<strong>NATURSCHECK</strong><br />

7 Bäume<br />

<strong>NATURSCHECK</strong><br />

5 Bäume<br />

<strong>NATURSCHECK</strong><br />

2 Bäume<br />

Hotel Anne-Sophie (10), KACO newEnergy (U4), Solarstrom Schwaben (U3)<br />

Der Naturbaumarkt (49), G.i.B. e.V. (49), Landgasthof Jagstmühle (18), Maienfelser Naturkosmetik (52)<br />

Armbruster Biowelt (67), Bruckner Fahrradhaus (13), Der Holzhof GmbH (47), Deutsche Paracelsus<br />

Schule (59), Die Holzschmiede (44), Donges & Zorn (74), Dr. med. Dauenhauer (74), Dr. med. Heyd<br />

(68), Dr. med. Kamp Zahnarzt (69), Dr. med. Pfisterer (73), Föll Biohof (51), Hack Frischemetzgerei<br />

(34), Hagen Kaffeehaus (71), Hibo Lebensraum Gartenbau (34), Hof Engelhardt (69), Hofgut Hermersberg<br />

(71), Holz Hauff (45), Hotel Rappenhof (43), Holzland Neckarmühlbach (13), Kieser Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(40), Kunst Elektroservice (69), Lang Bäckerei (14), Layher Baubiologie (43), Müller Helmut<br />

Holzhausbau (55), NaturTalent Ökoregiomarkt (29), Schäfer- He<strong>in</strong>rich We<strong>in</strong>gut (41), Scheu Holzbau<br />

(24), Schweikert Kachelöfen (41), Spreng Metzgerei (25), Trautwe<strong>in</strong> Biolandhof (55), Vöckler Zahnarzt<br />

(45), Volpp Küchen (32), WINO Biolandbau (32)<br />

AUM Ayurvedazentrum (24), Briem Naturheilpraxis (57), Burkei Sanitär (63), Büchle Raritätengärtnerei<br />

(24), Dynatos (63), Faber Britta Klangschalentherapeut<strong>in</strong> (59), Friz Holz (48), Gaufer We<strong>in</strong>gut<br />

(14), Gramlich-Deuser Friseursalon (14), Grossmann Naturheilpraxis (67), Hack Yogaschule (68), Jukatan<br />

Umwelttechnik (51), Kircher & Rothfuss-B<strong>in</strong>z Naturheilpraxis<br />

(59), Kyre Kachelofenbau (27), La Silhouette<br />

Naturfriseur (35), Mathias & Partner (48), Naturgarten<br />

Thöle (63), Naturkost Hohenlohe (48), Naturland Bio<br />

Obsthof Gräßle (25), Novatech GmbH (25), Ökofaktur<br />

Janek (63), ReikiMohn Hübner-Häder (21), Relax Wellness<br />

(21), Rummel Raumausstattung (67), schlicht &<br />

schön Scherl (48), Ste<strong>in</strong>hausen Baubiologie (51), Stierhof<br />

Reformhaus (27)<br />

Das Naturschutzprojekt Editorial


Editorial<br />

Anselm Grün ist nicht nur <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong> vielbeachteter spiritueller Lehrer und<br />

Bestsellerautor, <strong>so</strong>ndern auch e<strong>in</strong> begnadeter F<strong>in</strong>anzfachmann! Naturscheck<br />

traf den sympathischen Benedikt<strong>in</strong>ermönch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Büro im fränkischen<br />

Münsterschwarzach.


»Wenn <strong>das</strong> Geld tatsächlich zum höchsten Gut wird,<br />

dann wird auch <strong>das</strong> Geld wertlos!«<br />

Interview mit dem Benedikt<strong>in</strong>erpater und Bestsellerautor Pater Anselm Grün<br />

Sie zählen weltweit zu den bedeutendsten<br />

zeitgenössischen Autoren<br />

spiritueller Literatur, s<strong>in</strong>d Referent<br />

für spirituelle Themen. »Spiritualität«<br />

sche<strong>in</strong>t neuerd<strong>in</strong>gs <strong>das</strong> Zauberwort<br />

zu se<strong>in</strong>, um <strong>das</strong> negativ besetzte<br />

oder abgenutzte Wort Religiosität zu<br />

umgehen. Hätten Sie auch <strong>so</strong> viele<br />

Leser und Zuhörer, wenn Sie als Autor<br />

christlicher Bücher tituliert werden<br />

würden?<br />

Pater Anselm: Das kann<br />

ich nicht beurteilen. Spiritualität<br />

ist ja an sich e<strong>in</strong> sehr vager Begriff.<br />

Wenn man es wörtlich nimmt, bedeutet<br />

es »Leben aus dem Geist«.<br />

Im Unterschied zur Religion, die<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Kulturkreisen e<strong>in</strong>e<br />

möglichst allgeme<strong>in</strong>gültige Vorstellung<br />

<strong>wie</strong>dergibt, ist der Glaube<br />

oder eben die Spiritualität e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

Kraft, die eher mit der Lebenssituation<br />

des Individuums, mit<br />

se<strong>in</strong>en persönlichen Vorstellungen<br />

und Wünschen zu tun hat. In<strong>so</strong>fern<br />

ist <strong>das</strong> e<strong>in</strong> Begriff, der sehr weit gefaßt<br />

ist.<br />

Als ich vor e<strong>in</strong> paar Monaten Franz<br />

Alt fragte, <strong>wie</strong> man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er materiellen<br />

Welt, die voller Ablenkungen<br />

ist, spiritueller werden kann, me<strong>in</strong>te<br />

er: durch Momente der Ruhe, sprich<br />

durch Kontemplation und Stille. Was<br />

ist <strong>in</strong> der Stille zu f<strong>in</strong>den?<br />

Pater Anselm: Interessanterweise<br />

gibt es hierzu im Deutschen<br />

zwei unterschiedliche Wörter:<br />

Schweigen und Stille. Schweigen<br />

ist e<strong>in</strong> Übungsweg, d.h. ich<br />

muß den Mund halten und mich<br />

zur Abwechslung nicht mit allem<br />

Möglichen beschäftigen. Stille h<strong>in</strong>gegen<br />

umgibt uns! Die Natur ist<br />

still. Wenn Sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gotteshaus<br />

setzen, ist <strong>das</strong> <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e »gebaute«<br />

Stille. Stille tut im wahrsten<br />

S<strong>in</strong>ne des Wortes »gut«. Es ist angenehm,<br />

wenn man <strong>in</strong> dieser Stille<br />

ist und ke<strong>in</strong> Flugzeug, ke<strong>in</strong> Auto<br />

oder ähnliches e<strong>in</strong>en »umlärmt«.<br />

Copyright des Bildes: Verlag Alb<strong>in</strong> Michel<br />

"Une sagesse pour tous"<br />

Das Ziel der Stille ist es, den Weg<br />

<strong>in</strong> den <strong>in</strong>neren Raum freizumachen.<br />

Der »Kopf« ist immer »laut«, die<br />

Gedanken und die Emotionen sehr<br />

stark. Wenn wir aufhören zu reden,<br />

dann bemerken wir schnell ebendiese<br />

Störherde, und viel Unschönes<br />

bricht aus uns hervor, vor allem<br />

die eigene Unruhe. Stille zielt den<br />

Raum <strong>in</strong> mir an, der jenseits dieser<br />

Unruhe der Gedanken, jenseits<br />

me<strong>in</strong>es Ärgers und der Unzufriedenheit<br />

ist; e<strong>in</strong> Raum, <strong>in</strong> dem ich<br />

frei se<strong>in</strong> kann!<br />

Wir Christen sagen hierzu:<br />

»Das Reich Gottes ist <strong>in</strong> uns«. Hier<br />

<strong>in</strong> der Mitte me<strong>in</strong>er selbst b<strong>in</strong> ich<br />

frei von der Macht der Menschen,<br />

von deren Erwartungen, von deren<br />

Urteilen, da b<strong>in</strong> ich heil und ganz,<br />

da b<strong>in</strong> ich daheim bei mir selbst.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs halten es viele Menschen<br />

leider nicht mehr bei sich selbst aus<br />

und müssen sich deswegen ständig<br />

ablenken. Sie wollen zwar zur<br />

Ruhe kommen, s<strong>in</strong>d aber unfähig<br />

dazu, da e<strong>in</strong>e tiefe Angst sie überkommt,<br />

wenn um sie herum nichts<br />

los ist. Sie erkennen dann deutlich,<br />

daß ihr Leben <strong>so</strong> nicht stimmt, und<br />

angesichts dieses Defizits wird die<br />

Konfrontation mit sich selbst sehr<br />

groß.<br />

E<strong>in</strong> gewichtiger Teil auf dem eigenen<br />

Entwicklungsweg ist doch auch Kont<strong>in</strong>uität.<br />

Pater Anselm: Natürlich!<br />

Wir sprachen ja gerade von der<br />

Kontemplation, al<strong>so</strong> dem Aufgehen<br />

im <strong>in</strong>neren Raum. E<strong>in</strong>e Stütze<br />

auf diesem Wege nach <strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />

dabei die Rituale. Rituale gehören<br />

zum Bereich des Alltags. Sie schaffen<br />

e<strong>in</strong>e Art »heilige Zeit«. Mit heilig<br />

me<strong>in</strong>e ich <strong>das</strong>, was der Welt entzogen<br />

ist, über <strong>das</strong> die Welt ke<strong>in</strong>e<br />

Macht hat, e<strong>in</strong>e Zeit, die heilsam<br />

ist! Die alten Griechen sagten nicht<br />

um<strong>so</strong>nst: »Nur <strong>das</strong> Heilige vermag<br />

zu heilen!« Viele stehen unter dem<br />

Druck, sie müßten Erwartungen<br />

erfüllen, die von außen an sie herangetragen<br />

werden. Rituale geben<br />

<strong>das</strong> Gefühl, daß man selbst lebt, anstatt<br />

gelebt zu werden. Es tut allen<br />

Menschen gut, e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>mal <strong>das</strong><br />

Gefühl am Morgen zu haben, daß<br />

die viertel oder halbe Stunde des<br />

Gebetes, der Meditation, des Lesens<br />

ihnen gehört und ke<strong>in</strong>er darüber<br />

zu verfügen hat. So e<strong>in</strong>e Souveränität<br />

gibt e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>nere Weite.<br />

Dieser Abstand zur, und die Freiheit<br />

von der Welt ist wichtig!<br />

Hatten Sie anfangs ke<strong>in</strong>e Angst vor<br />

der Stille, ke<strong>in</strong>e Angst davor, sich<br />

evtl. auf e<strong>in</strong> Abstellgleis manövriert<br />

zu haben und <strong>das</strong> Leben zu verpassen?<br />

Pater Anselm: E<strong>in</strong> Ausspruch<br />

Jesu lautet: »Die Wahrheit<br />

wird euch frei machen.« Wer den<br />

Mut hat, der eigenen Wahrheit zu<br />

begegnen, kann still werden. Vor<br />

der Stille hatte ich al<strong>so</strong> weniger<br />

Angst. Ich hatte eher die Befürchtung,<br />

ob dieses Klosterleben nicht<br />

zu eng für mich ist, ob ich hier<br />

nicht »verknöchere« und lebendig<br />

genug bleibe. Diese Angst war aber<br />

nur am Anfang vorhanden und hat<br />

sich schnell gelegt.<br />

Das Thema Innen- und Außenwelt<br />

hat mich <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />

sehr beschäftigt. E<strong>in</strong>erseits ist man<br />

Gast <strong>in</strong> der Welt, andererseits ist die<br />

Welt aber auch Gast <strong>in</strong> mir, da sie –<br />

frei nach Platon – <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Seele<br />

abgebildet wird. Letztlich liegt der<br />

Schlüssel <strong>in</strong> diesen unterschiedlichen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln am Entwickelungsstand<br />

me<strong>in</strong>es Selbstbildes, namentlich <strong>in</strong><br />

dem Verständnis, was die Natur des<br />

Menschen ist, ob er al<strong>so</strong> durch und<br />

durch se<strong>in</strong> Körper ist oder e<strong>in</strong> geistiges<br />

Wesen anderer Beschaffenheit,<br />

<strong>das</strong> sich des Körpers bedient!<br />

Pater Anselm: Selbstbild ist<br />

für mich e<strong>in</strong> sehr wichtiges Wort!<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

11<br />

Interviews


Interviews<br />

Was ist der Mensch? Viele<br />

Menschen werden krank,<br />

weil sie falsche Selbstbilder<br />

haben. Viele leiden am Burnout-Syndrom,<br />

weil sie an ihrem<br />

eigenen Bild vorbeileben<br />

und die Bilder anderer erfüllen,<br />

die man ihnen übergestülpt<br />

hat. Es gibt Bilder der<br />

Selbstüberschätzung, <strong>in</strong> denen<br />

man immer cool, immer perfekt<br />

se<strong>in</strong> muß. In der Theologie<br />

geht man allerd<strong>in</strong>gs davon<br />

aus, daß Gott sich von jedem<br />

Menschen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Bild<br />

gemacht hat, und unsere Aufgabe<br />

ist es, dieses Bild zu erkennen.<br />

Das geht aber nicht<br />

kognitiv, nicht <strong>so</strong>, daß man<br />

es beschreiben könnte. Es ist<br />

mehr <strong>das</strong> Empf<strong>in</strong>den im E<strong>in</strong>klang<br />

oder <strong>in</strong> Frieden mit sich<br />

selbst zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Gefühl, daß<br />

<strong>das</strong> Leben stimmig ist.<br />

Wenn ich me<strong>in</strong> Bild gefunden<br />

habe, dann b<strong>in</strong> ich<br />

frei, und me<strong>in</strong> Leben sprudelt<br />

<strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e erfrischende<br />

Quelle. Für Platon besteht<br />

Bildung dar<strong>in</strong>, sich <strong>das</strong> Bild<br />

Gottes e<strong>in</strong>zubilden. Die Frage<br />

lautet jedoch: Wie f<strong>in</strong>det<br />

man dieses Bild? Für mich ist<br />

e<strong>in</strong> gangbarer Weg, geistesgegenwärtig<br />

zu se<strong>in</strong>. Wenn ich<br />

<strong>in</strong> der Stille b<strong>in</strong> und ich empf<strong>in</strong>de<br />

die Stimmigkeit me<strong>in</strong>es<br />

Weges, dann darf ich weiter<br />

vertrauen. Anhaltspunkte<br />

für diese Suche f<strong>in</strong>det man<br />

auch <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit. Womit<br />

konnte ich mich stundenlang<br />

beschäftigen? Wo war ich tief<br />

berührt? Wo war ich als K<strong>in</strong>d<br />

begeistert? Wo habe ich wahrhaftig<br />

gehört, gespürt, wahrgenommen?<br />

An diesen Stellen<br />

war ich <strong>in</strong> Berührung mit<br />

mir. Wenn ich dies als Bild für<br />

mich annehme, dann komme<br />

ich <strong>wie</strong>der <strong>in</strong> Berührung mit<br />

mir selbst.<br />

Es ist doch schon erstaunlich,<br />

<strong>wie</strong> sensibel e<strong>in</strong> Mensch für Irrwege<br />

und Abzweigungen auf<br />

se<strong>in</strong>em Lebensweg ist! Es ist,<br />

als ob e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerer Kompass<br />

e<strong>in</strong>en mit aller Kraft <strong>in</strong> den<br />

Heimathafen br<strong>in</strong>gen wollte.<br />

12 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Bestenfalls macht sich dieser<br />

Wegweiser durch <strong>das</strong> Gewissen<br />

oder die Empf<strong>in</strong>dung bemerkbar,<br />

im schlimmsten Fall<br />

<strong>so</strong>matisieren sich Krankheiten.<br />

Es sche<strong>in</strong>t grundsätzlich e<strong>in</strong><br />

Regulativ im Leben zu geben,<br />

e<strong>in</strong>e Ausgleichskraft, die e<strong>in</strong>em<br />

darauf aufmerksam macht, daß<br />

man gerade e<strong>in</strong> gutes oder<br />

e<strong>in</strong> destruktives Lebenspr<strong>in</strong>zip<br />

lebt, <strong>das</strong> nicht <strong>in</strong> diese Schöpfung<br />

paßt.<br />

Pater Anselm: Manchmal<br />

ist Depression zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong> Hilfeschrei der Seele<br />

gegen maßlose Ansprüche<br />

an uns selbst. C. G. Jung<br />

sagt: »Die Depression ist e<strong>in</strong>e<br />

schwarz gekleidete Dame.<br />

Wenn sie an der Tür klopft,<br />

dann laß sie e<strong>in</strong>treten. Sie<br />

hat dir Wichtiges zu sagen.«<br />

In <strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>em Fall ist es tatsächlich<br />

gut, daß die Seele rebelliert.<br />

Natürlich muß man<br />

aber auch vorsichtig se<strong>in</strong> bei<br />

der Deutung von Krankheiten.<br />

Wenn ich dem Menschen<br />

ständig vermittele, daß<br />

er an se<strong>in</strong>em Gebrechen selbst<br />

Schuld ist, dann steigere ich<br />

damit nur se<strong>in</strong>e Schuldgefühle<br />

und helfe ihm dabei nicht.<br />

Sie praktizieren auch Zen-Meditation.<br />

Pater Anselm: Ja. Ich<br />

habe durch die Zen-Meditation<br />

e<strong>in</strong>en tieferen Zugang zu<br />

den christlichen Gebeten bekommen.<br />

Ich sitze <strong>in</strong> der entsprechenden<br />

Sitzhaltung, achte<br />

auf me<strong>in</strong>e Atmung und vertiefe<br />

mich <strong>in</strong> <strong>das</strong> Gebet. Ich<br />

war vor zwei Jahren <strong>in</strong> Taiwan<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em buddhistischen<br />

Nonnenkloster und habe dort<br />

mit e<strong>in</strong>er Zen-Meister<strong>in</strong> über<br />

unsere unterschiedlichen Erfahrungen<br />

mit der Meditation<br />

diskutiert. Beide wollen<br />

wir <strong>in</strong> den Raum der Stille,<br />

jenseits der Worte kommen.<br />

In der christlichen Tradition<br />

schließt jedoch <strong>das</strong> Wort Jesu<br />

den Raum zum wortlosen<br />

Geheimnis Gottes auf. Dieser<br />

Raum ist für uns Christen<br />

aber e<strong>in</strong> Raum der Liebe. Die<br />

Nonne entgegnete mir dann,<br />

daß ihr Liebe zu anstrengend<br />

sei, für sie sei es der Raum der<br />

Leere. Ich dachte mir damals,<br />

ob hier wohl nicht e<strong>in</strong>e Verwechslung<br />

zwischen den Begriffen<br />

Liebe und Gefühl vorliegt.<br />

Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung,<br />

wenn der Urgrund des Lebens<br />

Liebe ist, dann gibt <strong>das</strong><br />

dem Se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganz andere<br />

Qualität!<br />

Wie<strong>so</strong> beschäftigen Sie sich als<br />

christlicher Mönch überhaupt<br />

mit dem Buddhismus?<br />

Pater Anselm: Der Dialog<br />

mit dem Buddhismus<br />

und die Beschäftigung mit<br />

der Lehre ist me<strong>in</strong>er Ansicht<br />

nach sehr wichtig, weil man<br />

im Christentum vieles übersehen<br />

hat. Es geht ja auch nicht<br />

um <strong>das</strong> Vermischen der Lehren,<br />

<strong>so</strong>ndern um <strong>das</strong> gegenseitige<br />

Lernen. Die Ich-Verklärung,<br />

<strong>das</strong> Loslassen, Freiwerden<br />

von der Welt s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />

Momente, die <strong>in</strong><br />

beiden Glaubensrichtungen<br />

sehr wichtig s<strong>in</strong>d.<br />

Im Gegensatz zum Christentum<br />

muß aber im Buddhismus<br />

doch nicht nur <strong>das</strong> hohe Ich<br />

überwunden, <strong>so</strong>ndern aufgelöst<br />

werden. Das widerspricht<br />

christlichen Gedanken eher.<br />

Pater Anselm: Das<br />

ist richtig. Mart<strong>in</strong> Buber, der<br />

<strong>das</strong> berühmte Buch »Ich und<br />

Du« geschrieben hat, zeigt,<br />

<strong>wie</strong> wichtig die per<strong>so</strong>nale Begegnung<br />

zwischen den Menschen<br />

ist. Per<strong>so</strong>n se<strong>in</strong>, sich begegnen,<br />

<strong>das</strong> ist e<strong>in</strong>e hohe Kultur,<br />

die für den Menschen essentiell<br />

ist. Wenn wir dieses<br />

Per<strong>so</strong>n-Se<strong>in</strong> auflösen, würden<br />

wir uns viel nehmen.<br />

Man muß aber bei alledem<br />

auch genau h<strong>in</strong>sehen<br />

und sich fragen, ob Buddhisten<br />

<strong>das</strong> wirklich <strong>so</strong> me<strong>in</strong>en.<br />

Oft versteht man diese Punkte<br />

dort ganz anders <strong>wie</strong> wir<br />

hier im Westen. Alles <strong>in</strong> allem<br />

merke ich zwar, daß ich dem<br />

Buddhismus gegenüber kritischer<br />

geworden b<strong>in</strong>, auf der<br />

anderen Seite habe ich durch<br />

ihn die asketischen und mystischen<br />

Dimensionen des<br />

Christentums aber neu entdeckt.<br />

Der Dialog kann e<strong>in</strong>e<br />

Bereicherung für uns se<strong>in</strong>, der<br />

uns hilft, die Bibel mit neuen<br />

Augen zu lesen.<br />

Immer <strong>wie</strong>der ist zu lesen, daß<br />

Ihnen kirchen<strong>in</strong>tern vorgeworfen<br />

wird, sich zu sehr dem<br />

Zeitgeist anzupassen bzw. zu<br />

liberale Positionen zu vertreten.<br />

Stört es Sie nicht, daß<br />

die Mauerbauer, Verwalter und<br />

Konservierer <strong>in</strong> den Religionen<br />

immer recht bald <strong>das</strong> Sagen<br />

haben und <strong>das</strong> »weite Herz«,<br />

<strong>wie</strong> Sie es <strong>so</strong> schön ausdrücken,<br />

zu kurz kommt?<br />

Pater Anselm: Ich<br />

werde weniger von Bischöfen,<br />

<strong>so</strong>ndern eher von konservativen<br />

Katholiken oder Evangelikalen<br />

kritisiert. Für mich ist<br />

die Bibel nicht dogmatisch, sie<br />

spricht vielmehr <strong>in</strong> wundervollen<br />

Bildern zu uns, und um<br />

diese zu durchdr<strong>in</strong>gen, haben<br />

wir nun e<strong>in</strong>mal den Verstand,<br />

den ich benutzen darf und<br />

<strong>so</strong>ll! Wenn ich die Bibel <strong>in</strong><br />

dieser Weise betrachte, kann<br />

ich feststellen, daß beispielsweise<br />

Gott nicht vergibt, weil<br />

Jesus gestorben ist - e<strong>in</strong>e Tatsache,<br />

die mir übrigens wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

auch jeder Theologe<br />

bestätigen könnte! Alle<strong>in</strong><br />

dieser Gedanke ist für manch<br />

orthodoxen Christ aber schon<br />

e<strong>in</strong>e Häresie, e<strong>in</strong>e Ketzerei!<br />

Gott war aber schon immer<br />

der vergebende Gott, selbst<br />

im alten Testament, <strong>das</strong> kann<br />

man ja <strong>in</strong> der Bibel nachlesen!<br />

Jesus vermittelte diese vergebende<br />

Liebe, <strong>in</strong> dem er es exemplarisch<br />

vorlebte. Das Bild<br />

aber, daß Gott den Tod se<strong>in</strong>es<br />

Sohnes brauchte, um den<br />

Menschen vergeben zu können,<br />

ist unlogisch und nicht<br />

nachvollziehbar.<br />

Das war seit me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit<br />

e<strong>in</strong> Punkt, den ich nie nachvollziehen<br />

konnte! In e<strong>in</strong>em Buch<br />

habe ich dazu s<strong>in</strong>ngemäß ge-


lesen: »Wozu <strong>so</strong>llte Gott <strong>das</strong><br />

Gebot geben »Du <strong>so</strong>llst nicht<br />

töten«, um dann von den Menschen<br />

<strong>wie</strong>derum zu verlangen,<br />

daß man e<strong>in</strong>er eigenartigen<br />

Sündenvergebung Willen se<strong>in</strong>en<br />

Sohn töten muß! Das ist<br />

<strong>so</strong> dermaßen um zehn Ecken<br />

gedacht, daß es nur falsch se<strong>in</strong><br />

kann.<br />

Pater Anselm: Da<br />

spielt die Empf<strong>in</strong>dung oder<br />

der gesunde Menschenverstand<br />

zu Recht nicht mit, und<br />

außerdem ist <strong>so</strong> e<strong>in</strong>e Logik<br />

auch unchristlich! Dieser Gedanke<br />

hängt aber dennoch <strong>in</strong><br />

vielen Köpfen. Gerade hier<br />

ist es doch wichtig, den Verstand<br />

e<strong>in</strong>zuschalten, und weil<br />

ich <strong>das</strong> tue, wirft man mir vor,<br />

zu e<strong>so</strong>terisch zu se<strong>in</strong>. Daß ich<br />

außerdem im Dialog mit anderen<br />

Religionen stehe und<br />

zudem noch psychologische<br />

Methoden verwende, fördert<br />

nicht gerade me<strong>in</strong> Ansehen <strong>in</strong><br />

jenen Kreisen! Ich b<strong>in</strong> zwar<br />

ke<strong>in</strong> E<strong>so</strong>teriker, dennoch muß<br />

man aber sagen, daß sich auch<br />

<strong>in</strong> der E<strong>so</strong>terik e<strong>in</strong>e Sehnsucht<br />

ausdrückt. Gerade weil wir im<br />

Christentum manches übersehen<br />

haben, bahnt sich der<br />

Drang nach Wahrheit eben<br />

dort se<strong>in</strong>en Weg. Immer wenn<br />

die Menschen woanders h<strong>in</strong>laufen,<br />

dann ist <strong>das</strong> e<strong>in</strong> Zeichen,<br />

daß sie <strong>in</strong> ihrer eigenen<br />

Religion nicht fündig geworden<br />

s<strong>in</strong>d. Die Frage ist für<br />

mich eher, <strong>wie</strong> wir diese Sehnsucht<br />

<strong>wie</strong>der heim <strong>in</strong>s Christentum<br />

holen können? Wie<br />

kann ich als Christ die Sehnsucht,<br />

die hier ausgedrückt<br />

wird, auch ansprechen, ohne<br />

nachzulaufen?<br />

Leider f<strong>in</strong>den die Auslegungen<br />

der großen Offenbarungsbücher<br />

re<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er materiellen Ebene<br />

statt, anstatt sie als H<strong>in</strong>weise<br />

für die eigene geistige Entwicklung<br />

zu sehen. Hierfür ist<br />

der Abstand von der Welt, den<br />

wir gerade vorh<strong>in</strong> angesprochen<br />

haben, wichtig. Die re<strong>in</strong><br />

materielle Auslegung schafft Fanatismus.<br />

Da pilgern beispiels-<br />

weise amerikanische Evangelikalen<br />

aus dem Bibelgürtel<br />

der USA nach Europa, um<br />

die Schauplätze des nahenden<br />

Jüngsten Gerichtes zu besuchen.<br />

Das f<strong>in</strong>de ich krank!<br />

Pater Anselm: Für<br />

mich ist bei alledem wichtig,<br />

daß die Bibel e<strong>in</strong> heilendes<br />

Buch ist! Wenn Menschen<br />

<strong>in</strong> ihrer Ideologie die Wirklichkeit<br />

nicht mehr erkennen,<br />

kann man auf der psychologischen<br />

Ebene e<strong>in</strong>wirken. Es<br />

muß aber auch gesagt werden,<br />

daß diese religiös motivierten<br />

Endzeitfantasien immer<br />

e<strong>in</strong> Ausdruck dafür s<strong>in</strong>d,<br />

daß die eigene Seele am Ende<br />

ist! Weil diese Menschen ke<strong>in</strong>e<br />

Hoffnung für sich sehen,<br />

muß auch gleich die ganze<br />

Welt zugrunde gehen! Religion<br />

ist, <strong>wie</strong> schon gesagt, wichtig,<br />

sie kann aber auch verfälscht<br />

werden und zu krankhaften<br />

Formen führen. Hierbei<br />

ist die Psychologie e<strong>in</strong><br />

ganz wichtiges Mittel, um gesund<br />

zu bleiben und Hilfestellungen<br />

zu bieten!<br />

Sie sagen: »Sexualität und<br />

Aggression s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />

Lebensenergien des Menschen.«<br />

Was me<strong>in</strong>en Sie damit?<br />

Pater Anselm: Aggression<br />

hat eigentlich zwei Funktionen:<br />

etwas anzupacken und<br />

zu verändern, oder sich abzugrenzen.<br />

E<strong>in</strong> Mensch, der ke<strong>in</strong>e<br />

Aggressionen hat, von dem<br />

gehen auch ke<strong>in</strong>e Impulse aus.<br />

Aggression ist al<strong>so</strong> e<strong>in</strong>e Kraft,<br />

die Veränderungen herbeiführt,<br />

Sexualität h<strong>in</strong>gegen ist<br />

Lebendigkeit, <strong>in</strong> der die Sehnsucht<br />

nach Beziehung, nach<br />

E<strong>in</strong>swerden, nach Ekstase<br />

entsteht.<br />

Man muß sich hierbei<br />

klar machen, daß es verschiedene<br />

Formen der Sexualität<br />

gibt. Sexualität hat zum e<strong>in</strong>en<br />

zwar mit dem Leib zu<br />

tun, andererseits ist sie <strong>in</strong> ihrer<br />

fe<strong>in</strong>sten Form, aber auch<br />

e<strong>in</strong>e Quelle der Spiritualität!<br />

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Neckarmühlbach<br />

Tel. 06266/92 06 0<br />

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Mo-Fr 8.00 -18.00 Uhr<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

13<br />

Interviews


Interviews<br />

14 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

sche Ausprägung und e<strong>in</strong>en<br />

tantrischen Weg, mit der die<br />

Vere<strong>in</strong>igung der Gegensätze,<br />

<strong>das</strong> E<strong>in</strong>swerden gel<strong>in</strong>gen <strong>so</strong>ll.<br />

Tantrisch bedeutet al<strong>so</strong> nicht<br />

Ausleben, <strong>so</strong>ndern <strong>in</strong> Berührung<br />

mit sich kommen und<br />

sich verwandeln. Wenn Sexualität<br />

unterdrückt ist, dann<br />

wirkt <strong>das</strong> Leben verklemmt,<br />

und schnell sucht sich diese<br />

Kraft andere Kanäle <strong>wie</strong> Geltungssucht,<br />

Eitelkeit, Härte,<br />

Brutalität usw. Von e<strong>in</strong>em<br />

Therapeuten stammt der<br />

Satz; »Brutalität ist immer<br />

verdrängte Sexualität!« Es<br />

gibt auch im Christentum die<br />

Angst vor der S<strong>in</strong>nlichkeit. Je<br />

mehr ich mich allerd<strong>in</strong>gs vor<br />

etwas ängstige, desto mehr<br />

b<strong>in</strong> ich fatalerweise auch darauf<br />

fixiert! Man sieht al<strong>so</strong> <strong>wie</strong><br />

wichtig diese Kraft ist und<br />

<strong>wie</strong>viel Verantwortung der<br />

Menschen trägt, gut mit dieser<br />

Kraft umzugehen.<br />

Der Umgang mit der Sexualität<br />

ist e<strong>in</strong>e tägliche Herausforderung,<br />

für die es<br />

ke<strong>in</strong>en billigen Trick oder<br />

schnellen Ausweg gibt. Sexualität<br />

kann außerdem nicht erfüllt<br />

werden, nur im sexuellen<br />

Kontakt. E<strong>in</strong> Therapeut sagte<br />

hierzu: »Wenn man nicht<br />

mehr <strong>in</strong> der Sexualität sieht,<br />

als mit dem Partner oder Partner<strong>in</strong><br />

zu schlafen, dann wird<br />

man krank!« Der amerikanische<br />

Psychologe Dan Gilbert<br />

br<strong>in</strong>gt <strong>das</strong> heutige Problem<br />

auf den Punkt, wenn er sagt,<br />

daß der Sexualität die Transzendenz<br />

verloren gegangen<br />

ist! Es ist wichtig, sie als gute<br />

Gabe anzunehmen und nicht,<br />

<strong>wie</strong> es im Christentum leider<br />

oft der Fall war, zu verteufeln.<br />

Zur Ehrenrettung möchte ich<br />

aber erwähnen, daß die Leibverne<strong>in</strong>enden-Strömungen<br />

durch alle Kulturen und Religionen<br />

gehen.<br />

Sie halten auch gutbesuchte<br />

Sem<strong>in</strong>are für Manager ab. Warum<br />

s<strong>in</strong>d Sie <strong>in</strong> diesen Kreisen<br />

<strong>so</strong> begehrt? Was geben Sie den<br />

Menschen weiter?<br />

Pater Anselm: Patentrezepte<br />

habe ich auf jeden<br />

Fall ke<strong>in</strong>e parat! Es s<strong>in</strong>d eher<br />

zwei Themengebiete, um die<br />

sich unsere Gespräche drehen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en suchen die Manager<br />

Hilfe für sich selbst. Viele<br />

Führungskräfte fragen sich,<br />

<strong>wie</strong> man <strong>in</strong> den Turbulenzen<br />

des Wirtschaftens mit sich<br />

selbst <strong>in</strong> Berührung bleiben<br />

und aus der <strong>in</strong>neren Quelle<br />

schöpfen kann. Der zweite<br />

Block beschäftigt sich mit<br />

dem Problem, daß man durch<br />

se<strong>in</strong>e Arbeit nie richtig zufrieden<br />

ist. Gew<strong>in</strong>nmaximierung<br />

und die Fixierung auf<br />

Geld kann ja auch nicht alles<br />

se<strong>in</strong>! Hier erarbeiten wir, <strong>wie</strong><br />

man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit <strong>wie</strong>der<br />

Werte vermitteln kann, <strong>wie</strong><br />

man angemessen mite<strong>in</strong>ander<br />

umgeht, die Würde des Menschen<br />

achtet. »Wertschöpfung<br />

durch Wertschätzung« lautet<br />

me<strong>in</strong> Wahlspruch! Indem ich<br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Firma Werte schätze,<br />

schöpfe ich auch Werte.<br />

Es ist im Gegensatz dazu<br />

e<strong>in</strong> Ausdruck von Menschen-<br />

und Selbstverachtung, wenn<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Firma ke<strong>in</strong>e Werte<br />

geachtet werden. Es gibt<br />

eben auch Firmen, die wertlos<br />

s<strong>in</strong>d, weil sie ke<strong>in</strong>e Werte<br />

achten! In <strong>so</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen<br />

will auf Dauer ke<strong>in</strong>er<br />

arbeiten.<br />

Die Welt ist im Aufbruch und<br />

die Globalisierung voll im Gange.<br />

Wenn ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Betrieb<br />

<strong>in</strong> Deutschland auf den<br />

Umweltschutz achte, auf e<strong>in</strong><br />

ethisches Mite<strong>in</strong>ander, auf Respekt,<br />

Fairness usw., dann ist<br />

<strong>das</strong> zweifelsfrei e<strong>in</strong>e gute Sache.<br />

Doch <strong>wie</strong> gehen Firmen<br />

mit der Konkurrenz z.B. im Ausland<br />

um, für die auf der Jagd<br />

nach Profit ethisches Wirtschaften<br />

Fremdwörter s<strong>in</strong>d? Wird<br />

man da nicht e<strong>in</strong>fach überrollt?<br />

Pater Anselm: Das ist<br />

auf jeden Fall e<strong>in</strong>e Herausforderung!<br />

Gegen Land A, <strong>das</strong><br />

nur die Hälfte unseres Lohnes<br />

bezahlt, könnte e<strong>in</strong>e »ethische<br />

Firma« sich wohl noch weh-


en. Wenn dieses Land <strong>wie</strong>derum<br />

die Produktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Land B auslagert, weil dort<br />

die Löhne noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />

Viertel günstiger s<strong>in</strong>d, dann<br />

gerät man an die Grenzen des<br />

Machbaren! Man kann aber<br />

andere Firmen auch mit guten<br />

Werten, mit Nachhaltigkeit<br />

unter Druck setzen! Jochen<br />

Zeitz, der Chef des<br />

Puma Konzerns, mit dem ich<br />

<strong>so</strong>eben <strong>das</strong> Buch »Gott, Geld<br />

und Gewissen« geschrieben<br />

habe, trimmt se<strong>in</strong>e Firma<br />

im Augenblick zum Beispiel<br />

massiv auf Nachhaltigkeit.<br />

Das schmälert zwar zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal den Gew<strong>in</strong>n, weil die<br />

Konsumenten eher Wert auf<br />

billige Waren legen, auf lange<br />

Sicht kann sich aber Konkurrent<br />

Adi<strong>das</strong> diesem Thema<br />

nun nicht mehr entziehen!<br />

Puma produziert natürlich<br />

ebenfalls <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, doch<br />

versucht man eben auch dort,<br />

diese ethischen Standards<br />

durchzusetzen. Es ist wichtig,<br />

daß wir unsere Vorstellungen<br />

von Nachhaltigkeit und <strong>so</strong>zialer<br />

Gerechtigkeit etablieren,<br />

daß wir al<strong>so</strong> auch Werte exportieren<br />

und nicht nur Waren!<br />

Wie geht e<strong>in</strong> Mensch, dem es<br />

um Geisteswerte geht, mit wirtschaftlichem<br />

Druck um? Sie<br />

s<strong>in</strong>d als Cellerar des Klosters<br />

zum Beispiel für e<strong>in</strong>en großen<br />

Wirtschaftsbetrieb mit vielen<br />

Arbeitsplätzen verantwortlich.<br />

Pater Anselm: Man<br />

braucht e<strong>in</strong>en langen Atem<br />

,und man muß sich bei se<strong>in</strong>en<br />

Investitionen immer überlegen,<br />

<strong>wie</strong> man die Abtei auf gesunde<br />

Füße stellen kann. Es<br />

geht mir nicht um Gew<strong>in</strong>nmaximierung,<br />

um <strong>das</strong> Immer-<br />

Mehr, <strong>so</strong>ndern es geht mir um<br />

die Sicherung von Arbeitsplätzen<br />

und um e<strong>in</strong> gutes Arbeitsklima.<br />

Die Arbeitsplätze<br />

s<strong>in</strong>d letztlich nicht nur als<br />

Wohltat gedacht, <strong>so</strong>ndern es<br />

muß am Ende auch etwas dabei<br />

herauskommen, d.h. unsere<br />

Arbeitnehmer müssen<br />

ihren Lebensunterhalt verdienen.<br />

Das Wichtigste bei<br />

der Führung <strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

ist, me<strong>in</strong>er Ansicht<br />

nach, Vertrauen. Wenn<br />

ich vertraue, dann arbeiten<br />

die Angestellten auch gerne<br />

<strong>in</strong> diesem Betrieb. Mißtrauen,<br />

Angst lähmt und ist pure<br />

Energieverschwendung! Es ist<br />

mir bei me<strong>in</strong>er Arbeit deshalb<br />

wichtig, daß ich mich nicht<br />

unter Druck setze und auch<br />

andere nicht unter Druck setze.<br />

Ich f<strong>in</strong>de es zum Beispiel<br />

kle<strong>in</strong>kariert, wenn ich e<strong>in</strong>en<br />

Chef sagen höre: »Sie müssen<br />

noch mehr arbeiten!« So etwas<br />

ist für mich immer Ausdruck<br />

mangelnder Fantasie!<br />

Wenn ich Fantasie habe, muß<br />

ich niemanden unter Druck<br />

setzen!<br />

Sie legen doch aber auch Gelder<br />

an. Ist bei Ihren Anlagen<br />

nicht die Gefahr groß, unethisches<br />

Verhalten anderer zu unterstützen?<br />

Pater Anselm: Man<br />

muß natürlich immer aufpassen,<br />

wo man anlegt. Es gibt ja<br />

grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />

entweder man steigt<br />

aus dem ganzen System aus,<br />

oder man benutzt <strong>das</strong> System,<br />

um damit etwas zu bewirken!<br />

Es gibt bei dieser Form des<br />

Geldverdienens auch ethische<br />

Geldanlagen. Es gibt zum<br />

Beispiel Fonds, die bewußt<br />

Firmen heraussuchen, die mit<br />

ethischen Standards ihr Geld<br />

verdienen. Wenn man sich<br />

über <strong>das</strong> Unternehmen aus-<br />

giebig <strong>in</strong>formiert, kann man<br />

die von Ihnen angedeutete<br />

unredliche Form des Handels<br />

al<strong>so</strong> gut vermeiden. Ich habe<br />

heute beispielsweise e<strong>in</strong>e Anleihe<br />

der Firma Dürr mit 7,25<br />

% angelegt. Die Firma Dürr<br />

ist me<strong>in</strong>er Ansicht nach e<strong>in</strong><br />

anständiges Unternehmen, die<br />

ich mit dieser Anleihe letztlich<br />

auch unterstütze. Normalerweise<br />

ist <strong>so</strong> e<strong>in</strong> Geschäft<br />

aber e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Situation,<br />

bei der alle profitieren. Sicherlich<br />

ist bei den Aktienhandelsgeschäften<br />

aber vieles falsch<br />

gelaufen. Vor allem die unkontrollierten<br />

und anonymen<br />

Spekulationen <strong>in</strong> England und<br />

Amerika s<strong>in</strong>d hochgefährlich.<br />

Beim Geldgeschäft muß ich<br />

eben immer e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Freiheit<br />

vom Geld haben!<br />

Samuel Weber hat sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Buch »Geld ist Zeit« über<br />

Kredit und Krise Gedanken gemacht.<br />

Der Kapitalismus ersche<strong>in</strong>t<br />

ihm als e<strong>in</strong> fataler Kult,<br />

der » … uns, je länger er geht,<br />

desto mehr <strong>in</strong> die Verschuldung<br />

stürzt, da <strong>in</strong> ihm die unverstandene<br />

Paradoxie besteht,<br />

daß sich der Mensch von dieser<br />

immer tieferen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Verschuldung e<strong>in</strong>e Art Erlösung<br />

verspreche.« Die amerikanische<br />

»Konsumreligion« sucht se<strong>in</strong>er<br />

Ansicht nach im Anhäufen von<br />

Schulden e<strong>in</strong>e Art Erlösung.<br />

Außerdem sieht er e<strong>in</strong>e weitere<br />

Analogie zur Religion, da<br />

auch am Anfang der Verwandlung<br />

von Geld <strong>in</strong> Kapital e<strong>in</strong><br />

Glaubensakt steht: nämlich <strong>das</strong><br />

Vertrauen, daß die öffentliche<br />

Schuld gedeckt sei. Kapitalismus<br />

als Religionsersatz und<br />

Konsum als Weg zur Gnade.<br />

Was halten Sie davon?<br />

Pater Anselm: Da ist<br />

etwas Wahres dran! Der pure<br />

Kapitalismus ist <strong>sicher</strong> e<strong>in</strong><br />

Fehler, da es immer schon zu<br />

großen Problemen geführt<br />

hat, wenn weltliche D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en<br />

religiösen Glanz erhielten.<br />

Geld ist wichtig, damit<br />

<strong>das</strong> Leben gel<strong>in</strong>gt, doch wenn<br />

<strong>das</strong> Leben gänzlich ohne religiöse<br />

Dimensionen ist, dann<br />

spr<strong>in</strong>gt am Ende <strong>das</strong> Geld <strong>in</strong><br />

diese Lücke, <strong>in</strong> dieses Wertevakuum<br />

und erhält dabei religiöse<br />

Dimensionen. Spätestens<br />

dann wird es fatal, da<br />

<strong>das</strong> Geld zum Götzen wird,<br />

und <strong>wie</strong> jeder weiß, kann man<br />

nicht zugleich Gott und dem<br />

Mammon dienen!<br />

Das ist <strong>sicher</strong> auch die<br />

Gefahr bei <strong>so</strong> manchen Spekulanten,<br />

die nur noch Geld<br />

sehen, <strong>so</strong>nst aber völlig leer<br />

s<strong>in</strong>d. Von der psychologischen<br />

Seite her würde ich<br />

mich C.G. Jung anschließen:<br />

»Geld ist nicht per se schlecht,<br />

es hat aber die Tendenz, die<br />

Maske zu verstärken.« Wenn<br />

mir e<strong>in</strong>e Frau beispielsweise<br />

erzählt, daß e<strong>in</strong>e echte Kommunikation<br />

mit ihrem Mann<br />

nicht mehr möglich sei, weil<br />

er nur noch über Geld redet,<br />

dann zeigt <strong>das</strong>, <strong>wie</strong> wenig dieser<br />

Mann <strong>in</strong> Berührung mit<br />

se<strong>in</strong>em Herzen ist, <strong>wie</strong> verste<strong>in</strong>ert<br />

er schon ist! Wenn <strong>das</strong><br />

Geld tatsächlich zum höchsten<br />

Wert wird, dann wird<br />

auch <strong>das</strong> Geld wertlos! Das<br />

sah man <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzkrise,<br />

wo sich ja alles nur noch um<br />

<strong>das</strong> Geld gedreht hat. Wenn<br />

es jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wertesystem<br />

e<strong>in</strong>gebunden ist, dann hat es<br />

e<strong>in</strong>en anderen Wert, den man<br />

aber selbst dann nicht überschätzen<br />

<strong>so</strong>llte!<br />

Das Gespräch führte<br />

Mehmet Yesilgöz<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

15<br />

Interviews


Bewußtse<strong>in</strong><br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt der Wünsche. Wir wünschen uns Reichtum, Schönheit, Karriere<br />

und Erfolg. Und wir tun vieles, um uns diese Wünsche erfüllen zu können. Noch niemals<br />

zuvor <strong>in</strong> der Geschichte der Menschheit gab es <strong>so</strong> viele erfolgreiche Menschen, und<br />

noch niemals zuvor wurden <strong>so</strong> viele Wünsche erfüllt. Doch trotz aller Erfolge s<strong>in</strong>d nur<br />

die wenigsten Menschen wirklich glücklich. Woran liegt <strong>das</strong>? In der griechischen Mythologie<br />

zeigt sich uns e<strong>in</strong> seltsames Bild: dort s<strong>in</strong>d die Erfolgreichsten, die Stärksten, die<br />

Schönsten und die Begabtesten zugleich auch die bekanntesten Tragödiengestalten.<br />

16 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010


Die Welt der Wünsche!<br />

Oder: Warum Odysseus se<strong>in</strong>e Heimat nicht mehr fand …<br />

Wer kennt sie nicht, die alte<br />

Geschichte? Die schöne<br />

Helena, Ehefrau des griechischen<br />

Fürsten Menelaos, verliebt sich<br />

<strong>in</strong> den trojanischen Pr<strong>in</strong>zen Pares<br />

und flieht mit ihm nach Troja.<br />

Die Griechen schwören Rache. Sie<br />

sammeln ihre größten Helden und<br />

ziehen gegen Troja <strong>in</strong> den Krieg.<br />

Da die Trojaner jedoch eben<strong>so</strong> große<br />

Helden s<strong>in</strong>d und ihre Stadt zudem<br />

von e<strong>in</strong>er unüberw<strong>in</strong>dlichen<br />

Mauer umgeben ist, gel<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>er<br />

Seite der Sieg. Nach unzähligen<br />

Schlachten und zehnjähriger Besatzung<br />

ist noch immer ke<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong><br />

Sicht...<br />

Und <strong>das</strong> wäre wohl auch <strong>so</strong><br />

geblieben, wäre da nicht Odysseus<br />

gewesen. Der König von Ithaka hat<br />

diesen Krieg nie gewollt. Se<strong>in</strong> sehnlichster<br />

Wunsch ist die Rückkehr<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e geliebte Heimat und <strong>das</strong><br />

Wiedersehen mit se<strong>in</strong>er Frau Penelope<br />

und se<strong>in</strong>em Sohn Telemachos.<br />

Er bittet die Götter um Hilfe, und<br />

Poseidon, der Gott der Meere, gibt<br />

ihm e<strong>in</strong>e geniale Idee e<strong>in</strong>. Davon<br />

<strong>in</strong>spiriert, läßt Odysseus e<strong>in</strong> überdimensionales<br />

Holzpferd bauen, <strong>in</strong><br />

dem sich e<strong>in</strong>ige Krieger verbergen.<br />

Die Trojaner fallen auf die List here<strong>in</strong>,<br />

ziehen <strong>das</strong> Pferd <strong>in</strong> die Stadt<br />

und werden <strong>in</strong> der Nacht überwältigt.<br />

Troja fällt, und der Krieg ist<br />

zuende.<br />

Odysseus ist der Mann der<br />

Stunde. Se<strong>in</strong>em Wunsch nach<br />

Rückkehr steht nun nichts mehr<br />

im Wege. Wer nun aber glaubt,<br />

die Geschichte habe hier ihr »happy<br />

end«, der irrt. Denn Odysseus<br />

steigt der Erfolg zu Kopf. Obwohl<br />

ihm se<strong>in</strong> Wunsch erfüllt wurde,<br />

weigert er sich, Poseidon zu danken.<br />

E<strong>in</strong> neuer Wunsch ist <strong>in</strong> ihm<br />

gewachsen: Er möchte als Held aller<br />

Helden und Bezw<strong>in</strong>ger Trojas<br />

<strong>in</strong> die Geschichte e<strong>in</strong>gehen. Deshalb<br />

kommt er zu der Überzeugung,<br />

daß er den Erfolg nicht der<br />

Gunst der Götter, <strong>so</strong>ndern nur se<strong>in</strong>er<br />

eigenen überragenden Klugheit<br />

zu verdanken habe. Er beleidigt<br />

damit Poseidon und se<strong>in</strong> Schicksal<br />

nimmt se<strong>in</strong>en Lauf...<br />

Tragödien<br />

Tragödien beg<strong>in</strong>nen immer auf<br />

dieselbe Weise. Wir wünschen uns<br />

etwas. Wir tun alles dafür, daß der<br />

Wunsch Wirklichkeit wird. Wir<br />

bitten die Götter um Hilfe und fallen<br />

demütig vor ihnen auf die Knie.<br />

Und wenn wir »erhört werden«<br />

und der Wunsch sich tatsächlich<br />

erfüllt, geschieht etwas <strong>in</strong> uns: Wir<br />

kommen an e<strong>in</strong>e Art Weggabelung.<br />

Denn mit jedem Erfolg, mit jedem<br />

erfüllten Wunsch, wächst unser<br />

Selbstvertrauen und damit auch<br />

die Überzeugung unserer eigenen<br />

Fähigkeiten. Und wir stehen vor<br />

der Entscheidung, dem Schicksal<br />

für se<strong>in</strong>e Großzügigkeit zu danken<br />

oder aber uns auf die eigene stolzgeschwellte<br />

Brust zu schlagen und<br />

zu rufen: »Seht alle her, ich b<strong>in</strong> der<br />

König der Welt!«<br />

Welche grotesken Formen dies<br />

bisweilen annehmen kann, zeigt<br />

der kollektive Größenwahn derer,<br />

denen <strong>das</strong> Volk zujubelt, da sie es<br />

<strong>in</strong> Sachen Erfolg be<strong>so</strong>nders weit<br />

gebracht haben. In diesen Erfolgsgeschichten<br />

wird die sprichwörtliche<br />

Verb<strong>in</strong>dung aus Genie und<br />

Wahns<strong>in</strong>n sichtbar. Denn gerade<br />

dort, wo Begabung, Talent und<br />

<strong>das</strong> Wissen um die Erfolgsgesetze<br />

des Lebens am meisten ausgeprägt<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, ist die Versuchung<br />

am größten, sich im eigenen Erfolg<br />

zu <strong>so</strong>nnen und dadurch <strong>das</strong> wahre<br />

Licht aus den Augen zu verlieren.<br />

Tragische<br />

Erfolgsgeschichten<br />

Die griechische Mythologie<br />

berichtet über e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />

<strong>so</strong>lcher Charaktere: Die schöne<br />

Helena, der die ihr von den Göttern<br />

geschenkte Schönheit zum<br />

Verhängnis wurde. Der starke Herakles,<br />

der an den Folgen dessen,<br />

was se<strong>in</strong>e Kräfte bewirkten, zerbrach.<br />

Der mutige »Fliegerpionier«<br />

Ikaros, dessen Übermut ihn<br />

<strong>so</strong> hoch h<strong>in</strong>auftrieb, daß er irgendwann<br />

der Sonne zu nahe kam und<br />

<strong>in</strong>s Verderben stürzte. Und nicht<br />

zuletzt der listige Odysseus, der<br />

<strong>so</strong> klug war, daß er irgendwann<br />

glaubte, die Quelle aller Weisheit <strong>in</strong><br />

sich selbst zu tragen.<br />

In den tragischen Erfolgsgeschichten<br />

dieser größten aller Helden<br />

steckt e<strong>in</strong>e tiefe Weisheit. Im<br />

Kerne ist es die Erkenntnis, daß<br />

Begabung und Erfolg uns <strong>in</strong> zwei<br />

Richtungen führen können: Sie<br />

können uns demütig und dankbar<br />

machen für die Gnade der Götter,<br />

oder eben eitel und dumm. Geschieht<br />

letzteres, dann wächst mit<br />

der Dummheit auch die Zahl unserer<br />

Wünsche. Denn je kle<strong>in</strong>er die<br />

Bescheidenheit, desto größer der<br />

Anspruch.<br />

Die Macht der Wünsche<br />

Wünsche s<strong>in</strong>d etwas Seltsames.<br />

Sie kommen von irgendwoher,<br />

machen sich <strong>in</strong> uns breit und<br />

füllen unser ganzes Bewußtse<strong>in</strong><br />

aus. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, uns zu<br />

Höchstleistungen anzuspornen.<br />

Bisweilen werden sie gar zu unserem<br />

Fenster h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Welt. Wir<br />

nehmen <strong>das</strong>, was uns umgibt, nur<br />

noch im Lichte unserer Wünsche<br />

wahr. Die Welt wird zum Laboratorium<br />

unserer Wunscherfüllungsexperimente.<br />

Alles andere verliert<br />

an Bedeutung. Wird der Wunsch<br />

nicht erfüllt, <strong>so</strong> leiden wir. Wir<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

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Bewußtse<strong>in</strong>


Bewußtse<strong>in</strong><br />

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werden unglücklich, empf<strong>in</strong>den<br />

<strong>das</strong> Leben als ungerecht<br />

und beschimpfen die Götter<br />

ob ihrer Unnachgiebigkeit.<br />

Wohl stellen sich viele Wünsche<br />

im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als uns<strong>in</strong>nig<br />

heraus, und doch bestimmen<br />

sie unser Bef<strong>in</strong>den.<br />

Die Erfolgsliteratur zeigt<br />

uns viele Wege, <strong>wie</strong> wir die<br />

Erfüllung unserer Wünsche<br />

beschleunigen können: Indem<br />

wir gedankliche Bestellsche<strong>in</strong>e<br />

ans Universum schicken,<br />

durch positives Denken<br />

die Schicksalskanäle öffnen,<br />

visualisieren, affirmieren<br />

und viele andere Techniken<br />

mehr. Natürlich können wir<br />

auch mit unlauteren Methoden<br />

nachhelfen. Bei manchen<br />

gilt ja die Regel, daß der<br />

Zweck die Mittel heiligt und<br />

für die ganz be<strong>so</strong>nders wichtigen<br />

Wünsche <strong>so</strong> gut <strong>wie</strong> jedes<br />

Mittel recht ist.<br />

Ist der Wunsch dann tatsächlich<br />

erfüllt, erleben wir<br />

Zufriedenheit. Das erfolgreiche<br />

Gel<strong>in</strong>gen unseres Wunscherfüllungsexperiments<br />

macht uns glücklich. Zumeist<br />

hält dieser Zustand jedoch<br />

nicht sehr lange an, <strong>so</strong> daß<br />

wir uns bald neue Wünsche<br />

suchen, die wir uns erfüllen<br />

können.<br />

Vere<strong>in</strong>facht ausgedrückt,<br />

ist unser gesamtes heutiges<br />

F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftsystem<br />

e<strong>in</strong>e materiegewordene<br />

Welt der globalen Wunscherfüllung.<br />

Über <strong>das</strong> Notwendige<br />

h<strong>in</strong>aus wird allerlei produziert,<br />

was sich Menschen<br />

wünschen. Wissen sie noch<br />

nichts von ihren Wünschen,<br />

<strong>so</strong> werden durch die Werbung<br />

Wünsche künstlich erzeugt.<br />

Auf der anderen Seite<br />

wünscht sich der Hersteller<br />

dadurch e<strong>in</strong>en Ertrag, um<br />

sich eigene Wünsche erfüllen<br />

zu können.<br />

Unser Weltbild ist e<strong>in</strong>e<br />

Symbiose aus Wunschvorstellungen<br />

und der Erschaffung<br />

von Systemen, diese Wünsche<br />

<strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />

Selbst unsere Religionen und<br />

Philo<strong>so</strong>phien tragen sehr viel<br />

Wunschdenken <strong>in</strong> sich. Der<br />

Wunsch aktiviert e<strong>in</strong>e treibende<br />

Kraft, die dem Handeln<br />

vorausgeht. Er bestimmt<br />

unser Denken, und er gibt<br />

unserem Leben die Richtung.<br />

Noch niemals zuvor <strong>in</strong><br />

der Geschichte der Menschheit<br />

waren <strong>so</strong> viele Wünsche<br />

tatsächlich erfüllbar <strong>wie</strong> heute.<br />

Und noch niemals zuvor<br />

wurden <strong>so</strong> viele Wünsche erfüllt.<br />

Die Frage sei hier erlaubt,<br />

warum die Menschen<br />

dann <strong>so</strong> unglücklich s<strong>in</strong>d?<br />

Die Illusion der Wünsche<br />

Wünsche s<strong>in</strong>d zumeist<br />

auf »Vergängliches« gerichtet.<br />

Und zudem schrumpft mit<br />

jedem erfüllten Wunsch die<br />

Halbwertszeit der Zufriedenheit.<br />

Gleichzeitig steigt mit<br />

jedem Gel<strong>in</strong>gen die Zahl der<br />

unbegrenzten Möglichkeiten.<br />

Bish<strong>in</strong> zur Versuchung, sich<br />

immer mehr D<strong>in</strong>ge zu wünschen,<br />

die weder gut für uns<br />

selbst noch für andere s<strong>in</strong>d.<br />

Der immer mehr um<br />

sich greifende Machbarkeitswahn<br />

der Jetztzeit ist die logische<br />

Konsequenz unseres<br />

»Wunschdenkens«. Wobei es<br />

längst nicht mehr darum geht,<br />

weise Entscheidungen zu<br />

treffen, um die Welt zu veredeln<br />

und uns gegenseitig <strong>in</strong><br />

unserer Entwicklung zu fördern,<br />

<strong>so</strong>ndern oft nur noch<br />

darum, D<strong>in</strong>ge zu tun, weil sie<br />

möglich s<strong>in</strong>d. Je ausgefallener,<br />

desto besser. Je s<strong>in</strong>nloser,<br />

desto attraktiver. Hauptsache,<br />

es gibt etwas Neues, <strong>das</strong> man<br />

sich wünschen kann.<br />

Das »immer schneller,<br />

immer höher, immer weiter«<br />

und die Illusion vom ewigen<br />

Wachstum gehen mit dieser<br />

Philo<strong>so</strong>phie e<strong>in</strong>her. Die Maßlosigkeit<br />

und als Folge die immer<br />

größere Unzufriedenheit,<br />

oder besser Unbefriedbarkeit,<br />

pflanzen sich unaufhörlich<br />

fort. Immer sche<strong>in</strong>t es


etwas zu geben, <strong>das</strong> wir uns<br />

noch nicht gewünscht haben.<br />

Irgendwo schlummert immer<br />

e<strong>in</strong> verborgener Schatz, den<br />

es unbed<strong>in</strong>gt noch zu heben<br />

gilt. Auch wenn wir dafür die<br />

besten Jahre des Lebens opfern<br />

und <strong>in</strong> lichtlosen Höhlen<br />

dah<strong>in</strong>vegetieren. Der Wunsch<br />

schreit nach Erfüllung.<br />

Wünsche entwickeln immer<br />

e<strong>in</strong>e Art Eigendynamik<br />

und werden irgendwann zur<br />

Hydra. Mit jedem abgeschlagenen<br />

Kopf wachsen mehrere<br />

neue Köpfe nach. Die Unersättlichkeit<br />

und die Gier<br />

nach immer neuen Wunscherfüllungen<br />

rauben uns den <strong>in</strong>neren<br />

Frieden. Bis wir uns<br />

letztlich D<strong>in</strong>ge wünschen, die<br />

außerhalb unserer Möglichkeiten<br />

liegen. Oder katastrophale<br />

Folgen haben. Die Tragödie<br />

ist damit vorprogrammiert.<br />

Die Welt der Wünsche<br />

Aktuelle Erhebungen belegen,<br />

daß wir global <strong>in</strong> vielen<br />

Bereichen des Lebens e<strong>in</strong>en<br />

kritischen Punkt erreicht<br />

haben. Sei es, was die Bevölkerungszahl<br />

der Erde angeht,<br />

die Ausbeutung der Natur,<br />

<strong>das</strong> Verschw<strong>in</strong>den der Arten,<br />

die Gefahren unserer modernen<br />

Konsumgesellschaft, und<br />

vieles andere mehr. Würden<br />

alle Menschen der Erde ökonomisch<br />

und ökologisch <strong>so</strong><br />

leben wollen <strong>wie</strong> wir – <strong>so</strong> <strong>das</strong><br />

Ergebnis –, müßte die Erde<br />

um e<strong>in</strong> Vielfaches größer se<strong>in</strong>,<br />

als sie ist. Unser Planet ist<br />

für die kollektive Wunscherfüllung<br />

aller nicht groß genug.<br />

Solange es sich materielle<br />

Wünsche handelt!<br />

Bezogen auf unseren<br />

tragischen Helden Odysseus<br />

könnte man sich die Frage<br />

stellen, ob unsere heutige<br />

Weltsicht nicht e<strong>in</strong>er grundlegenden<br />

Änderung bedarf.<br />

Wohl wird es immer unser<br />

Bestreben bleiben, uns zu<br />

verwirklichen, neue Ideen zu<br />

entwickeln und diese, wenn<br />

möglich, auch <strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />

Und doch fehlt im<br />

großen Erfolgs- und Wunscherfüllungskarussell<br />

e<strong>in</strong><br />

wichtiger Punkt: Die »Ethik<br />

des Wünschens« ist uns verlorengegangen.<br />

Dabei gibt<br />

es sie. Diese »Bedienungsanleitung<br />

für tragödienfreies<br />

Wünschen« zieht sich als<br />

roter Faden durch alle Philo<strong>so</strong>phien<br />

und Weltreligionen.<br />

Auch <strong>in</strong> der griechischen Mythologie<br />

spielt sie e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Rolle. Aus jedem<br />

Gleichnis spricht der Wunsch<br />

der Götter, der Mensch möge<br />

se<strong>in</strong>e realitätgewordene Wünsche-Odyssee<br />

beenden und<br />

aus dem Nebel herausf<strong>in</strong>den.<br />

Und sich statt s<strong>in</strong>nloser Wünsche<br />

s<strong>in</strong>nvolle Ziele suchen…<br />

S<strong>in</strong>d wir nicht alle<br />

e<strong>in</strong> bißchen Odysseus?<br />

Der unserem heutigen<br />

Lebenssystem <strong>in</strong>newohnende<br />

Erfolgsdruck drängt uns<br />

immer <strong>wie</strong>der, uns D<strong>in</strong>ge zu<br />

wünschen, die uns im tiefsten<br />

Innersten gar nicht wirklich<br />

wichtig s<strong>in</strong>d. Wir wünschen<br />

sie uns dennoch, weil<br />

<strong>das</strong> im Leben <strong>so</strong> dazugehört.<br />

Weil es uns von außen suggeriert<br />

wird. Weil wir uns an<br />

anderen Menschen messen.<br />

Weil wir glauben, der S<strong>in</strong>n<br />

des Lebens bestünde aus immer<br />

neuer und immer schwerer<br />

zu verwirklichender Wunscherfüllung.<br />

Doch stimmt <strong>das</strong>? Müssen<br />

wir wirklich immer weiter<br />

wachsen, immer höher<br />

steigen und immer erfolgreicher<br />

werden, um glücklich zu<br />

se<strong>in</strong>? Müssen wir wirklich beständig<br />

neue Mauern durchbrechen,<br />

neue Welten erobern<br />

und nach immer neuen Illusionen<br />

suchen, ohne doch jemals<br />

anzukommen? Oder<br />

s<strong>in</strong>d dies nur die Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

unserer Odys-<br />

see, die an dem Tag begann,<br />

als wir uns entschlossen, immer<br />

etwas anderes zu wollen<br />

als <strong>das</strong>, was wir bereits haben?<br />

Als wir zu Glücksrittern<br />

wurden, ständig auf der Suche,<br />

dauernd unterwegs und<br />

damit beschäftigt, uns auf e<strong>in</strong><br />

Leben vorzubereiten, <strong>das</strong> nie<br />

stattf<strong>in</strong>det?<br />

Ruhelos und immer unter<br />

Strom hetzen wir durch<br />

e<strong>in</strong> Labyr<strong>in</strong>th ohne Ausgang<br />

und versuchen, etwas Unmögliches<br />

zu vollbr<strong>in</strong>gen:<br />

nämlich durch die Erfüllung<br />

unserer Wünsche Glück und<br />

<strong>in</strong>neren Frieden zu f<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong>e Tragödie ohne Ende, da<br />

mit jeder Wunscherfüllung<br />

die Entstehung neuer Wünsche<br />

verbunden ist. Wenn<br />

wundert´s, daß wir nicht<br />

glücklich s<strong>in</strong>d?<br />

Der Wunsch der Götter<br />

Auch der gute Odysseus<br />

ist <strong>in</strong> diese Falle gegangen.<br />

Statt mit dem, was er<br />

hatte, zufrieden zu se<strong>in</strong>, und<br />

den Göttern dafür zu danken,<br />

wünschte er sich mehr, als<br />

ihm zustand. Er erhob sich<br />

über die Götter. Die Folge<br />

war se<strong>in</strong>e berühmte Odyssee,<br />

die von großem Leid, Verlust<br />

und Heimatlosigkeit begleitet<br />

war. Als er schließlich<br />

nach vielen Jahren <strong>wie</strong>der zu<br />

Hause ankam, erkannte ihn<br />

nur noch der alte Hausdiener.<br />

Se<strong>in</strong>e Frau erkannte ihn nicht.<br />

So sehr hatte se<strong>in</strong>e Odyssee<br />

ihn verändert.<br />

Ob sie e<strong>in</strong>en demütigeren<br />

und damit zufriedeneren<br />

Menschen aus ihm gemacht<br />

hat, <strong>das</strong> wissen wir nicht.<br />

Manche Schriften behaupten,<br />

er habe aus den Erfahrungen<br />

gelernt, se<strong>in</strong>e Frau zurückerobert<br />

und glücklich auf se<strong>in</strong>er<br />

Insel Ithaka gelebt bis<br />

ans Ende se<strong>in</strong>er Tage. Andere<br />

Schriften <strong>wie</strong>derum erzählen<br />

<strong>das</strong> Gegenteil. Se<strong>in</strong> ruheloser<br />

Geist habe neue Wünsche<br />

<strong>in</strong> ihm geweckt und ihn bald<br />

<strong>wie</strong>der h<strong>in</strong>ausgetrieben <strong>in</strong> die<br />

Welt, neuen schicksalhaften<br />

Abenteuern entgegen. So ist<br />

er uns als Tragödiengestalt erhalten<br />

geblieben.<br />

Für unser eigenes Schicksal<br />

bleibt zu hoffen, daß auch<br />

wir unsere Wünsche-Odyssee<br />

irgendwann beenden werden.<br />

Indem wir lernen, dankbarer<br />

und zufriedener zu se<strong>in</strong><br />

mit dem, was wir bereits haben.<br />

Dazu jedoch gehört<br />

e<strong>in</strong>e gewisse <strong>in</strong>nere Größe.<br />

Denn <strong>wie</strong> sagt schon <strong>das</strong> alte<br />

Sprichwort: Kle<strong>in</strong>e Menschen<br />

haben Wünsche, große Menschen<br />

haben Ziele.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

19<br />

Bewußtse<strong>in</strong> Editorial


Regionale Visionäre<br />

Das Mysterium der Düfte<br />

Gespräch mit dem Duftexperten und Naturkosmetik-Pionier<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann aus Maienfels.<br />

In unserer Reihe »regionale<br />

Visionäre« entdecken<br />

wir immer <strong>wie</strong>der außergewöhnliche<br />

Menschen, die <strong>in</strong><br />

unserer unmittelbaren Nachbarschaft<br />

leben. E<strong>in</strong>e dieser<br />

Persönlichkeiten ist der Begründer<br />

der Maienfelser Naturkosmetik<br />

Manufaktur<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann. Seit<br />

über 25 Jahren setzt er <strong>in</strong>ternationale<br />

Maßstäbe <strong>in</strong> Sachen<br />

natürliche Düfte und ätherische<br />

Öle, und ist Experte für<br />

»botanische Spezialitäten«.<br />

Aromatherapeuten und<br />

Naturkosmetik<strong>in</strong>teressierte<br />

aus aller Welt geben sich bei<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann die<br />

Kl<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> die Hand. Gerade<br />

war <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>e Delegation<br />

aus Rußland und der Ukra<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Wüstenroter<br />

Teilörtchen Maienfels.<br />

Fernsehen, Radio und Presse<br />

haben ebenfalls mehrfach berichtet.<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmanns<br />

Ruf als Duftexperte<br />

20 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

eilt ihm voraus.<br />

»Das Mysterium der<br />

Düfte«, <strong>so</strong> der Naturliebhaber,<br />

»hat mich schon <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Jugend fasz<strong>in</strong>iert. Ich<br />

habe früher als exam<strong>in</strong>ierter<br />

Krankenpfleger <strong>in</strong> Krankenhäusern<br />

und Altenheimen gearbeitet<br />

und dabei prägende<br />

Erfahrungen gemacht. Menschen<br />

mit Alzheimer beispielsweise,<br />

die sich an nichts<br />

mehr er<strong>in</strong>nerten und kaum<br />

noch am Leben teilnahmen,<br />

s<strong>in</strong>d bei bestimmten Düften<br />

plötzlich <strong>wie</strong>der zum Leben<br />

erwacht. Die Düfte haben etwas<br />

<strong>in</strong> ihnen ausgelöst. Selbst<br />

Komapatienten reagieren auf<br />

Düfte, die sich <strong>in</strong> ihr Unterbewußtse<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>geprägt haben.«<br />

Das Mysterium der Düfte!<br />

E<strong>in</strong>e Welt, die nur wenigen<br />

Menschen zugänglich ist. Obwohl<br />

wir längst wissen, daß<br />

Düfte und Gerüche e<strong>in</strong>e ganz<br />

eigene Sprache darstellen.<br />

Manche Menschen können<br />

wir »nicht riechen«, während<br />

wir vom Duft anderer geradezu<br />

betört s<strong>in</strong>d. Nicht erst<br />

seit dem Buch »Das Parfum«<br />

von Patrick Süßk<strong>in</strong>d und der<br />

gleichnamigen Verfilmung<br />

hat die subtile Welt des Duftes<br />

E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> psychologische<br />

Untersuchungen gehalten. Es<br />

wird gar behauptet, daß der<br />

Geruch des Menschen unbewußt<br />

über die Wahl des Partners<br />

entscheidet.<br />

In der Natur ist der Duft<br />

e<strong>in</strong> Botenstoff, der für viele<br />

Vorgänge auslösenden Charakter<br />

hat. Manche Tierarten<br />

können ihren Partner gar <strong>in</strong><br />

vielen Kilometern Entfernung<br />

noch riechen. Zwischen allen<br />

Wesen spielen Düfte e<strong>in</strong>e fundamentale<br />

Rolle.<br />

Mit den Pflanzen, den<br />

Erzeugern der Düfte, beschäftigt<br />

sich Hans-Peter<br />

L<strong>in</strong>denmann schon, seit er<br />

denken kann. Gerade hat er<br />

se<strong>in</strong> Lebenswerk veröffentlicht.<br />

Der »kle<strong>in</strong>e Dicke«, <strong>wie</strong><br />

er se<strong>in</strong>en neuen Katalog liebevoll<br />

bezeichnet, ist se<strong>in</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />

zwölfter und, <strong>wie</strong><br />

er sagt, letzter Katalog. Er hat<br />

zwei Jahre an dessen Erstellung<br />

gearbeitet und vieles h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gepackt,<br />

was er im Laufe<br />

der Jahre über Pflanzen entdeckt<br />

hat. Das Buch hat sage<br />

und schreibe 780 Seiten.<br />

»Unser Katalog ist e<strong>in</strong>e<br />

Art Standardwerk rund um<br />

die Themen Düfte, ätherische<br />

Öle, Kräuter und Pflanzen,<br />

zudem über Wachstum<br />

und botanische Be<strong>so</strong>nderheiten<br />

etc. Aber ich kritisiere dar<strong>in</strong><br />

auch, - zum Beispiel all<br />

die synthetischen Parfumöle.<br />

Überall f<strong>in</strong>det man heute diese<br />

billigen chemischen Kopfweh-Düfte,<br />

- etliche reichern<br />

sich im Fettgewebe des Menschen<br />

an, s<strong>in</strong>d schwer oder<br />

gar nicht abzubauen und enthalten<br />

e<strong>in</strong> Gefahrenpotential,


<strong>das</strong> noch gar nicht abzuschätzen<br />

ist.«<br />

Mit Düften kennt sich<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />

aus. Wer die kle<strong>in</strong>e aber fe<strong>in</strong>e<br />

Maienfelser Manufaktur<br />

besichtigt, fühlt sich zurückversetzt<br />

<strong>in</strong> die heile Welt des<br />

natürlichen Handwerks. Alle<br />

Produkte werden über<strong>wie</strong>gend<br />

von Hand hergestellt.<br />

Das beg<strong>in</strong>nt beim Sammeln<br />

e<strong>in</strong>heimischer und mediterraner<br />

Kräuter, und geht bis<br />

zum Abfüllen, Beschriften<br />

und Gestalten der Produkte.<br />

E<strong>in</strong> ganz be<strong>so</strong>nderer Raum ist<br />

der Destillierraum. In großen<br />

Kupferkesseln, auch Alambic<br />

genannt, werden Pflanzen<br />

nach alter traditioneller Weise<br />

zu ätherischen Ölen und Hydrolaten<br />

destilliert.<br />

»Wir destillieren vieles<br />

selbst. Wir haben auch<br />

e<strong>in</strong>e eigene Ölmühle, mit der<br />

wir kaltgepreßte Pflanzenöle<br />

herstellen. (Frisch gepreßtes<br />

Le<strong>in</strong>samenöl – 2 x im Monat).<br />

Unser Anspruch ist, die<br />

bestmögliche Qualität zu bieten<br />

und <strong>so</strong> natürlich <strong>wie</strong> möglich<br />

zu arbeiten. Für mich ist<br />

die Natur etwas Großes, e<strong>in</strong><br />

Ausdruck göttlichen Wirkens,<br />

unabhängig von jeglicher<br />

Religion. Ich habe tiefste<br />

Ehrfurcht vor der Natur. Und<br />

ich b<strong>in</strong> der Überzeugung, daß<br />

jede Pflanze e<strong>in</strong> hoch<strong>in</strong>telligenter<br />

Gesamtkomplex ist,<br />

e<strong>in</strong> beseeltes Wesen, <strong>in</strong> dem<br />

wesenhafte Kräfte wirken.<br />

Wann immer ich mit Pflanzen<br />

arbeite, bitte ich diese Kräfte<br />

um Hilfe und bedanke mich<br />

auch bei ihnen. Ich frage sie<br />

um Rat und erhalte dadurch<br />

oft E<strong>in</strong>gebungen, die mich<br />

dem tiefen Wissen <strong>in</strong> der Natur<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schritt näherbr<strong>in</strong>gen.<br />

Ich vertraue auf<br />

<strong>das</strong>, was man die Seele der<br />

Pflanzen nennen könnte.«<br />

Auf se<strong>in</strong>en Forschungsreisen<br />

ist Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />

viel herumgekommen.<br />

Ob Indien oder Nepal, überall<br />

ist altes Wissen über die<br />

Pflanzenwelt vorhanden. Zudem<br />

ist die Natur dort noch<br />

sich selbst überlassen. Aber<br />

auch im Osten Europas gibt<br />

es Regionen, <strong>wie</strong> <strong>das</strong> Alai-<br />

Gebirge <strong>in</strong> Usbekistan, <strong>in</strong> denen<br />

viele Pflanzen weitestge-<br />

hend unberührt wachsen und<br />

gedeihen können. Was e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Basis für die Qualität<br />

der Pflanzen darstellt.<br />

Auch die hiesigen, von Hans-<br />

Peter L<strong>in</strong>denmann verarbeiteten<br />

Pflanzen kommen ausnahmslos<br />

aus der Natur oder<br />

aus ökologischem Anbau.<br />

»Wir haben viele ätherische<br />

Öle, die es nur bei uns<br />

gibt. E<strong>in</strong>ige stammen aus eigener<br />

Destillation, andere von<br />

Destillen aus der ganzen Welt.<br />

Wir benutzen auch ke<strong>in</strong>erlei<br />

Konservierungsstoffe <strong>in</strong> unseren<br />

Produkten und nehmen<br />

die Natur immer als Vorbild.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e große Illusion zu<br />

glauben, daß man etwas Beseeltes<br />

<strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e Pflanze synthetisch<br />

herstellen kann. Na-<br />

türliche Düfte s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>er<br />

Fe<strong>in</strong>heit, die man nicht<br />

kopieren kann. Und es empf<strong>in</strong>det<br />

ja auch jeder Mensch<br />

Düfte anders. Bei jedem lösen<br />

sie etwas ganz anderes aus.«<br />

Wo wir <strong>wie</strong>der beim<br />

Mysterium der Düfte wären.<br />

Hans-Peter L<strong>in</strong>denmann<br />

hat <strong>in</strong> den Düften die Passion<br />

se<strong>in</strong>es Lebens gefunden.<br />

Und wenn man von etwas begeistert<br />

ist, dann ist man auch<br />

mit dem Herzen dabei. Und<br />

<strong>das</strong> ist <strong>in</strong> allen Bereichen der<br />

Maienfelser Manufaktur zu<br />

spüren. Hier hat jemand mit<br />

sehr viel Liebe etwas geschaffen,<br />

vom geschmackvollen Inventar<br />

über die <strong>so</strong>rgsam zusammengestellte<br />

Auswahl<br />

der Naturprodukte bish<strong>in</strong><br />

zu den alten handwerklichen<br />

Produktionsgeräten: Alles<br />

<strong>wie</strong> aus e<strong>in</strong>em Guß! E<strong>in</strong> Ort<br />

fürs Herz und für die Seele.<br />

Und – <strong>wie</strong> man am Beispiel<br />

des Duftliebhabers Hans-Peter<br />

L<strong>in</strong>denmann sieht – nicht<br />

nur für <strong>das</strong> weibliche Geschlecht.<br />

Das Mysterium der<br />

Düfte berührt Frauen und<br />

Männer gleichermaßen. Es ist<br />

e<strong>in</strong>e ganze eigene Sprache, die<br />

zu verstehen wir noch nicht<br />

gänzlich <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d.<br />

Und dennoch benutzen wir<br />

sie täglich. Bewußt oder unbewußt!<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

21<br />

Regionale Visionäre


Interviews<br />

Im Juli 2010 wurde <strong>in</strong> Burgstetten der »Vere<strong>in</strong> für gentechnikfreie Landkreise Ludwigsburg<br />

und Rems-Murr« <strong>in</strong>s Leben gerufen. Die Vision ist, die Regionen dauerhaft<br />

gentechnikfrei zu halten. Trotz aller Beschwichtigungen von Seiten der Pharma<strong>in</strong>dustrie,<br />

gilt <strong>das</strong> gentechnische E<strong>in</strong>greifen <strong>in</strong> die natürliche Schöpfung noch immer als e<strong>in</strong>e<br />

Art »Dr. Frankenste<strong>in</strong>-Experiment«. Die Folgen s<strong>in</strong>d nicht absehbar. Und überall dort, wo<br />

dieses Experiment bereits durchgeführt wurde, haben sich die Befürchtungen bestätigt.<br />

22 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010


Gentechnikfreie Landkreise Rems-Murr und Ludwigsburg<br />

Interview mit dem Biolandbauern und Gentechnikgegner<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong> aus Kirchberg/Murr<br />

Herr Trautwe<strong>in</strong>, Sie haben 2009 anläßlich<br />

der Verleihung des Stuttgarter<br />

Friedenspreises e<strong>in</strong>e Rede gehalten,<br />

die vielen Menschen <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />

geblieben ist. Sie prangerten<br />

dar<strong>in</strong> politisches Fehlverhalten <strong>in</strong><br />

Sachen Gentechnik an und bezeichneten<br />

Politiker als karrieresüchtige<br />

Lobbyisten. Wie ist <strong>das</strong> zu verstehen?<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>: In me<strong>in</strong>er<br />

Rede habe ich auf Mißstände<br />

h<strong>in</strong>ge<strong>wie</strong>sen. Dabei g<strong>in</strong>g es um vielerlei<br />

Fehl<strong>in</strong>formationen, die von<br />

der Politik durch die Medien gestreut<br />

werden. Angela Merkels Berater<br />

<strong>in</strong> Sachen Gentechnik sitzt<br />

im Vorstand der BASF. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Veranstaltung zum Thema hat e<strong>in</strong><br />

Bundestagsabgeordneter ihrer Partei<br />

– dessen Namen ich hier nicht<br />

nennen will – vor allen Anwesenden<br />

gesagt: »Ich weiß, die Bauern<br />

wollen die Gentechnik nicht, die<br />

Verbraucher wollen die Gentechnik<br />

nicht, aber wir brauchen sie trotzdem.<br />

Sonst riskieren wir, daß Firmen<br />

<strong>wie</strong> BASF <strong>in</strong>s Ausland abwandern.«<br />

Sagt <strong>das</strong> nicht alles? Ke<strong>in</strong><br />

Mensch will Gentechnik. Doch die<br />

Industrie wittert e<strong>in</strong> Geschäft. Und<br />

<strong>das</strong> genügt. Nur wenige Monate<br />

später wurde bekannt, daß BASF<br />

e<strong>in</strong>e Kooperation mit MONSAN-<br />

TO e<strong>in</strong>gegangen ist, die 95 % des<br />

weltweiten Gentechnikmarktes<br />

kontrollieren.<br />

Viele Wissenschaftler behaupten,<br />

daß gentechnisch veränderte Pflanzen<br />

<strong>das</strong> Nahrungsmittelproblem der<br />

Welt lösen könnten und zudem ke<strong>in</strong>e<br />

negativen Nebenwirkungen haben.<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>: Das ist<br />

e<strong>in</strong>e große Lüge. Gerade erst hat<br />

die <strong>in</strong>dische Wissenschaftler<strong>in</strong> Dr.<br />

Saman Sahai e<strong>in</strong>e Kampagne gegen<br />

Gentechnik gestartet und darauf<br />

h<strong>in</strong>ge<strong>wie</strong>sen, daß e<strong>in</strong> Hauptgrund<br />

der Nahrungsprobleme <strong>in</strong> Indien<br />

<strong>das</strong> Aussterben alter Getreidearten<br />

ist. Man hat den Menschen gentechnisch<br />

veränderte Pflanzen als<br />

Lösung der Hungersnot <strong>in</strong>s Land<br />

gebracht und die Probleme damit<br />

unumkehrbar verschlimmert. Ausgestorbene<br />

Arten s<strong>in</strong>d nicht mehr<br />

rückholbar. Auch <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien,<br />

wo seit 13 Jahren gentechnisch verändertes<br />

Soja großflächig angebaut<br />

wird, wird von katastrophalen Folgen<br />

berichtet. Die angeblich gegen<br />

jede Form von Parasiten resistenten<br />

Pflanzen s<strong>in</strong>d weit anfälliger als<br />

die natürlichen. Der Verbrauch von<br />

Unkrautvernichtungsmitteln <strong>wie</strong><br />

Roundup ist um <strong>das</strong> 10-fache gestiegen,<br />

und die Rückstandsgrenze<br />

des hochgiftigen Wirkstoffs »Glyphosat«<br />

<strong>in</strong>zwischen von 0,2mg pro<br />

Kilo Soja auf 20 mg, al<strong>so</strong> um <strong>das</strong><br />

100-fache. Ab dem 4. Jahr ist zudem<br />

der Ertrag um bis zu 30 % gesunken.<br />

Was auch immer verschiedene,<br />

von der Industrie f<strong>in</strong>anzierte<br />

Studien behaupten, die Praxis sagt<br />

etwas ganz anderes.<br />

Im Juli diesen Jahres waren Sie an<br />

der Gründung des Vere<strong>in</strong>s »Gentechnikfrei21«<br />

beteiligt. Was ist <strong>das</strong> Ziel<br />

dieses Vere<strong>in</strong>s?<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />

»Gentechnikfrei21« hat zum Ziel,<br />

die Landkreise Ludwigsburg und<br />

Rems-Murr gentechnikfrei zu halten.<br />

Wir leisten Aufklärungsarbeit,<br />

halten Vorträge und führen Veranstaltungen<br />

durch. Eigentlich <strong>so</strong>llte<br />

der Vere<strong>in</strong> »gentechnikfreies<br />

Deutschland« heißen. Aber jeder<br />

kann nur vor se<strong>in</strong>er eigenen Haustüre<br />

kehren. Ich habe <strong>in</strong>zwischen<br />

begriffen, daß man die Menschen<br />

dort abholen muß, wo sie leben.<br />

Man muß jeden Menschen persönlich<br />

von der Gefahr der Gentechnik<br />

überzeugen. Während wir am<br />

Anfang zwischen 500 und 700 Besucher<br />

bei unseren Veranstaltungen<br />

hatten, ist jetzt <strong>das</strong> Hauptaugen-<br />

merk aller auf Stuttgart 21 gerichtet.<br />

Dabei ist <strong>das</strong> Thema Gentechnik<br />

sehr viel brisanter als der Bau<br />

e<strong>in</strong>es Bahnhofs.<br />

Ich b<strong>in</strong> 65 und werde wohl<br />

nicht mehr an den Folgen der Genmanipulationen<br />

sterben. Ich habe<br />

jedoch K<strong>in</strong>der und Enkelk<strong>in</strong>der.<br />

Dafür kämpfe ich, daß die Folgegenerationen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er natürlichen<br />

Welt leben können. Warum überhaupt<br />

Gentechnik? Wir haben <strong>so</strong><br />

tolle Pflanzen, e<strong>in</strong>e <strong>so</strong> hervorragende<br />

Qualität!<br />

Wie verbreitet ist denn die Gentechnik<br />

<strong>in</strong>zwischen?<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />

Weltweit benutzt e<strong>in</strong> Prozent der<br />

Bauern gentechnisch verändertes<br />

Saatgut und bewirtschaftet damit<br />

ca. zehn Prozent der weltweiten<br />

Anbauflächen. In unserer Region<br />

gibt es offiziell ke<strong>in</strong>en Gentechnik-<br />

Anbau. Und <strong>das</strong> <strong>so</strong>ll auch <strong>so</strong> bleiben.<br />

In Deutschland ist derzeit nur<br />

der Anbau der von BASF entwickelten<br />

Amflora-Kartoffel erlaubt.<br />

Doch die Lobbyisten tun alles, um<br />

die Gesetze zu lockern. 2008 und<br />

2010 wurden e<strong>in</strong>ige Felder hier <strong>in</strong><br />

der Region kontam<strong>in</strong>iert durch<br />

importiertes gentechnisch verändertes<br />

Saatgut. Greenpeace hat <strong>das</strong><br />

herausgefunden. Die Bauern mußten<br />

ihre Felder vor der Ernte komplett<br />

umpflügen und die Pflanzen<br />

vernichten. Für die letzte Kontam<strong>in</strong>ation<br />

wurden die Bauern bis heute<br />

noch nicht entschädigt, während<br />

die Regierung BASF Millionensubventionen<br />

zur Züchtung von genmanipuliertem<br />

Weizen zur Verfügung<br />

stellt. Im Gegenzug s<strong>in</strong>d die<br />

<strong>wie</strong>der sehr großzügig, was Parteispenden<br />

angeht. Für alle bekannten<br />

Parteien …<br />

Die Politik unterstützt ja von jeher<br />

eher die wirtschaft<strong>so</strong>rientierte Forschung.<br />

Die direkt oder <strong>in</strong>direkt den<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

23<br />

Interviews Editorial


Interviews<br />

E n d l i c h !<br />

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Großkonzernen zugute kommt.<br />

Das Argument: Ohne <strong>Fort</strong>schritt<br />

und Innovationen können wir<br />

wirtschaftlich nicht wachsen.<br />

Es muß immer etwas Neues er-<br />

oder gefunden werden.<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />

Es mag se<strong>in</strong>, daß <strong>Fort</strong>schritt<br />

wichtig ist. Jedoch nicht um<br />

jeden Preis und <strong>in</strong> jede Richtung.<br />

Die Natur <strong>so</strong>llte weiterh<strong>in</strong><br />

als Vorbild dienen und die<br />

Gesundheit im Mittelpunkt<br />

stehen, nicht die zu erzielenden<br />

Gew<strong>in</strong>ne. Nur e<strong>in</strong> Beispiel<br />

unter vielen: Der Forschungschemiker<br />

Paul Miller<br />

vom schweizer Pharmaunternehmen<br />

Geigy hat für se<strong>in</strong>e<br />

Entdeckung des DDT 1948<br />

<strong>so</strong>gar den Nobelpreis für Mediz<strong>in</strong><br />

erhalten. Erst sehr viel<br />

später fand man heraus, daß<br />

DDT krebserregend ist, und<br />

heute ist es längst weltweit<br />

verboten. Mit der Gentechnik<br />

ergeht es uns eben<strong>so</strong>. Die<br />

Folgen s<strong>in</strong>d überhaupt nicht<br />

absehbar.<br />

Sie selbst betreiben ja seit<br />

dreißig Jahren e<strong>in</strong>en Biolandhof,<br />

vertreten al<strong>so</strong> lange schon<br />

e<strong>in</strong>e andere Sichtweise als die<br />

konventionelle Landwirtschaft.<br />

Wie s<strong>in</strong>d Sie denn zum Bioanbau<br />

gekommen?<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />

Das ist e<strong>in</strong>e lange Geschichte.<br />

Ich b<strong>in</strong> gelernter Maurer<br />

und war <strong>so</strong>gar e<strong>in</strong>mal Landessieger<br />

von Baden-Württemberg.<br />

Das ist aber schon<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre her. Dann bekam<br />

ich irgendwann gesundheitliche<br />

Probleme. E<strong>in</strong>e Form von<br />

Rheuma, die immer schlimmer<br />

wurde, vor allem <strong>in</strong> den<br />

Gelenken. 1977 war ich zur<br />

Kur <strong>in</strong> Bad Buchau, und man<br />

sagte mir, daß <strong>das</strong> Risiko e<strong>in</strong>er<br />

lebenslangen Invalidität<br />

bestünde. So habe ich angefangen,<br />

viele Bücher zu lesen.<br />

E<strong>in</strong>iges davon war über<br />

die Ernährung, über zuviel<br />

Schwe<strong>in</strong>efleisch – wegen der<br />

Harnsäure –, zuviel Zucker,<br />

und vor allem über zu viele<br />

»denaturierte« Nahrungsmit-<br />

tel, die ja alle Vitam<strong>in</strong>-B-Räuber<br />

s<strong>in</strong>d. Ich habe mir e<strong>in</strong>en<br />

Diätplan erstellt und mich<br />

sieben Monate ausschließlich<br />

von Vollwertkost ernährt.<br />

Me<strong>in</strong>e Kollegen hielten mich<br />

für verrückt, doch mir g<strong>in</strong>g<br />

es von Tag zu Tag besser. Als<br />

nächstes habe ich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>führungskurs<br />

<strong>in</strong> Biolandbau<br />

belegt. Und <strong>so</strong> f<strong>in</strong>g alles an.<br />

Anfangs war es e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Nebenerwerb, ohne großes<br />

Risiko. Heute bewirtschaften<br />

wir 23 Hektar, und zwei<br />

Söhne s<strong>in</strong>d im Betrieb. Da ich<br />

mich ja vor Kurzem offiziell<br />

zur Ruhe gesetzt habe, haben<br />

die nun <strong>das</strong> Sagen. Wobei ich<br />

noch genau<strong>so</strong> viel mitarbeite<br />

<strong>wie</strong> früher.<br />

Was ist denn <strong>das</strong> Be<strong>so</strong>ndere<br />

am Biolandbau?<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />

Zumeist werden ja heute riesige<br />

Monokulturen bewirtschaftet.<br />

Monokultur ist etwas<br />

Schreckliches und ke<strong>in</strong>e<br />

wirkliche Landwirtschaft.<br />

Stellen Sie sich vor, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Handvoll Erde s<strong>in</strong>d mehr<br />

Kle<strong>in</strong>stlebewesen, als es Menschen<br />

gibt. Und durch die<br />

vielen Kunstdünger und Vernichtungsmittel<br />

wird dieses<br />

Leben abgetötet. Bei uns gibt<br />

es <strong>das</strong> nicht. Wir stellen uns<br />

täglich die Frage: »Wie bekomme<br />

und erhalte ich me<strong>in</strong>en<br />

Boden und die Bodenlebewesen<br />

gesund? Wie bekomme<br />

ich genug Luft und Sauerstoff<br />

<strong>in</strong> den Boden?« Wir<br />

br<strong>in</strong>gen unter anderem Urgeste<strong>in</strong>smehle<br />

aus, was die Qualität<br />

des Bodens und der dort<br />

wachsenden Nahrungsmittel<br />

verbessert, für mehr Spurenelemente<br />

und e<strong>in</strong>en besseren<br />

Geschmack <strong>so</strong>rgt. Unsere Art<br />

der Landwirtschaft lebt von<br />

der Qualität. Wir machen zu<br />

60 % Selbstvermarktung, haben<br />

e<strong>in</strong>en Hofladen und gehen<br />

auf Märkte.<br />

Auch »Bio« ändert sich<br />

– leider. Immer mehr Bio-<br />

Massenprodukte kommen<br />

auf den Markt. Die Entwick-


lung der Biobauern ähnelt bereits<br />

der der konventionellen<br />

Landwirtschaft. Immer mehr<br />

Großhändler, immer weniger<br />

Ertrag für die Bauern.<br />

Wie sieht Ihre Zukunftsplanung<br />

aus? Sowohl, was Ihren Hof<br />

angeht, als auch den Vere<strong>in</strong><br />

Gentechnikfrei21?<br />

Robert Trautwe<strong>in</strong>:<br />

Dadurch, daß me<strong>in</strong>e beiden<br />

Söhne den Hof jetzt übernommen<br />

haben, ist hier alles<br />

<strong>in</strong> bester Ordnung. Wir<br />

s<strong>in</strong>d für Qualität bekannt und<br />

werden alles dafür tun, diesen<br />

Standard zu halten. Wenn<br />

man e<strong>in</strong> Familienunternehmen<br />

hat, denkt man langfristiger.<br />

Unser Vere<strong>in</strong> hat <strong>das</strong><br />

Ziel, <strong>so</strong> viele Menschen als<br />

möglich aufzuklären. Dazu<br />

müssen wir direkt an die<br />

Menschen heran. Denn die<br />

Medien haben die regionale<br />

Berichterstattung <strong>in</strong>zwischen<br />

zurückgefahren. Auch dort<br />

gibt es Sachzwänge. Nicht jeder<br />

kann schreiben, was er<br />

denkt. Die Bewußtse<strong>in</strong>sbildung<br />

beg<strong>in</strong>nt oft im Kle<strong>in</strong>en<br />

und meist mit der Ernährung.<br />

Bei mir war <strong>das</strong> auch <strong>so</strong>. Und<br />

da wir als Biolandhof für die<br />

gesunde Ernährung unserer<br />

Kunden zuständig s<strong>in</strong>d, setze<br />

ich hier an: bei unseren Kunden,<br />

unserem Umfeld und natürlich<br />

bei Gesprächen an unseren<br />

Marktständen. Zudem<br />

halte ich weiterh<strong>in</strong> Vorträge.<br />

Ziel ist, daß unsere Mitgliederzahl<br />

kont<strong>in</strong>uierlich wächst<br />

und die Kreise Rems-Murr<br />

und Ludwigsburg dauerhaft<br />

gentechnikfrei bleiben. E<strong>in</strong><br />

gentechnikfreies Deutschland<br />

wäre natürlich noch besser.<br />

Herr Trautwe<strong>in</strong>, wir wünschen<br />

Ihnen und dem Vere<strong>in</strong> Gentechnikfrei21<br />

viel Erfolg und<br />

bedanken uns für <strong>das</strong> Gespräch.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

Weitere Informationen:<br />

www.gentechnikfrei21.de<br />

Buchtipps zum Thema Gentechnik:<br />

» »Saat der Zerstörung«<br />

F. William Engdahl<br />

» »Saat des Bösen«<br />

Antonio Andrioli<br />

» »Bedrohte Saat«<br />

Manfred Christ<br />

» »Sicherheitsrisiko Gentechnik«<br />

Prof. Pusztai/Prof. Bardosz<br />

Zudem s<strong>in</strong>d mehrere Filme über<br />

Monsanto im Internet abrufbar.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

25<br />

Interviews


Regionales<br />

Simone von Racknitz – Schauspieler<strong>in</strong> und<br />

Pferdebeziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> aus Bad Rappenau<br />

Pferde haben e<strong>in</strong>e ganz eigene Sprache. Diese Sprache kann man erlernen, wenn man<br />

<strong>das</strong> Wesen der Pferde ergründet. Und wenn man Teil ihrer Herde wird.« Die Schauspieler<strong>in</strong><br />

und Beziehungstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> Simone von Racknitz weiß, wovon sie spricht. Seit ihrem<br />

vierten Lebensjahr s<strong>in</strong>d Pferde ihre Wegbegleiter. Und gleichzeitig auch ihre Lehrer. Mit<br />

ihrem Projekt »Human-Horse« möchte sie <strong>das</strong> Wissen der Pferde weitergeben.<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch den Beruf<br />

ihres Vaters als Flugzeug<strong>in</strong>genieur,<br />

hat Simone von<br />

Racknitz als K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ägypten<br />

gelebt. In der Nähe von Kairo<br />

saß die damals Vierjährige<br />

auf den Rücken der berühmten<br />

Araberpferde. Früh entdeckte<br />

sie ihre Liebe zu diesen<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Tieren. Und diese<br />

Liebe hat sie niemals mehr<br />

losgelassen.<br />

Ihr erstes eigenes Pferd<br />

ist heute 32 Jahre alt und noch<br />

immer bei ihr. Die Stute Kiowa<br />

ist <strong>das</strong> Leittier ihrer kle<strong>in</strong>en<br />

Herde, die aus sechs Stuten<br />

und e<strong>in</strong>em Wallach besteht.<br />

»Der Kontakt zu den<br />

26 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Pferden ist mir heute wichtiger<br />

als <strong>das</strong> Reiten. Sie haben<br />

vieles zu sagen, wenn man<br />

ihre Sprache versteht. Beim<br />

Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Menschen<br />

und Pferden muß ich<br />

diese Sprache zumeist übersetzen,<br />

da es e<strong>in</strong>e gewisse Zeit<br />

dauert, bis wir sie entschlüsseln<br />

können.«<br />

Simone von Racknitz<br />

hat die Pferdesprache erlernt.<br />

Hilfreich waren Kontakte<br />

zu Menschen <strong>wie</strong> Monty<br />

Roberts, dem durch die Robert-Redford-Verfilmungse<strong>in</strong>es<br />

Lebens bekanntgewordenen<br />

»Pferdeflüsterer« aus<br />

den USA. Oder auch zu In-<br />

dianern, die <strong>in</strong> der Kommunikation<br />

mit Pferden von jeher<br />

e<strong>in</strong>en ganz anderen Weg gegangen<br />

s<strong>in</strong>d als wir Europäer.<br />

»Pferde s<strong>in</strong>d Beutetiere«, <strong>so</strong><br />

Simone von Racknitz. »Wenn<br />

sie uns anschauen, sehen sie<br />

<strong>in</strong> uns nicht den Freund oder<br />

den Menschen, <strong>so</strong>ndern <strong>das</strong><br />

Raubtier. Und wir tun Pferden<br />

gegenüber genau <strong>das</strong>, was<br />

ihnen, wenn sie nicht wachsam<br />

s<strong>in</strong>d, auch <strong>in</strong> der freien<br />

Natur geschieht: Wir spr<strong>in</strong>gen<br />

ihnen auf den Rücken. Deshalb<br />

ist jede Begegnung mit<br />

e<strong>in</strong>em Pferd <strong>so</strong> zerbrechlich.<br />

Das Pferd weiß nicht, ob wir<br />

zubeißen werden oder nur auf<br />

ihm reiten wollen. Dieser Moment<br />

<strong>wie</strong>derholt sich, wann<br />

immer e<strong>in</strong> Pferd bestiegen<br />

wird.«<br />

Als Simone von Racknitz<br />

als Siebzehnjährige beschloß,<br />

Schauspieler<strong>in</strong> zu werden,<br />

brach der Kontakt zu Pferden<br />

für kurze Zeit ab. Was sie<br />

jedoch im Schauspielunterricht<br />

lernte <strong>in</strong> Sachen Mimik,<br />

Gestik und Körpersprache<br />

hilft ihr heute, <strong>in</strong> den Gesten<br />

der Pferde zu lesen. »Pferde<br />

s<strong>in</strong>d Tiere mit e<strong>in</strong>em sehr hohen<br />

Bewußtse<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

jedem Augenblick ihres Lebens<br />

edel und voller Würde.<br />

Da sie als Beutetier <strong>in</strong> der Na-


tur gelernt haben, sich <strong>so</strong> lautlos<br />

als möglich zu verhalten<br />

und auch lautlos zu kommunizieren,<br />

verständigen sie sich<br />

mit Blicken und Gesten, mit<br />

oft kaum wahrnehmbaren Bewegungen<br />

ihres Körpers. Ihre<br />

Sprache besteht aus diesen<br />

e<strong>in</strong>fachen und doch klaren Signalen.<br />

Wer diese Sprache erlernen<br />

will, kann <strong>das</strong> bei mir<br />

tun, es dauert jedoch e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Zeit.«<br />

Daß nicht nur beim Verstehen<br />

der Pferdesprache Geduld<br />

notwendig ist, hat Simone<br />

von Racknitz im praktischen<br />

Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

gelernt. In e<strong>in</strong>igen Projekten<br />

mit verhaltensauffälligen<br />

Jugendlichen hatten sie und<br />

ihre Pferde es mit Gruppen<br />

von »coolen Checkern« und<br />

überdrehten Mädchen zutun,<br />

für die der Kontakt zu diesen<br />

sensiblen Tieren etwas ganz<br />

Neues war. Anfangs als »uncool«<br />

abgelehnt, entstanden<br />

zwischen ihren Pferden und<br />

den »entnaturisierten« Stadtk<strong>in</strong>dern<br />

enge emotionale Beziehungen.<br />

»Die meisten Jugendlichen<br />

g<strong>in</strong>gen nach e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Zeit aus sich heraus.<br />

Ihre harten Schalen s<strong>in</strong>d<br />

ja nur Selbstschutz, weil sie<br />

es nicht besser wissen. Pfer-<br />

de s<strong>in</strong>d unbestechlich. Sie lassen<br />

sich nicht blenden. Sie<br />

spüren genau, <strong>wie</strong> es <strong>in</strong> den<br />

Menschen aussieht. Wer mit<br />

Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g arbeitet,<br />

weiß, daß es nicht am Pferd<br />

liegt, wenn etwas nicht funktioniert,<br />

<strong>so</strong>ndern an uns.«<br />

Wie wichtig Simone von<br />

Racknitz ihre Pferde s<strong>in</strong>d,<br />

zeigt ihr eigener, oft anstrengender<br />

Lebensrhythmus. »Ich<br />

toure regelmäßig mit Matthias<br />

Holtmann vom SWR durch<br />

Baden-Württemberg mit<br />

»Pop und Poesie <strong>in</strong> Concert«.<br />

Da kann es vorkommen, daß<br />

ich hunderte Kilometer entfernt<br />

bis Mitternacht auf der<br />

Bühne stehe. Trotzdem fahre<br />

ich jeden Abend nach Hause.<br />

Da kann es schon mal 3<br />

Uhr morgens werden. Und<br />

um 6 Uhr stehe ich <strong>wie</strong>der im<br />

Stall.«<br />

Zehn Jahre lang war Simone<br />

von Racknitz am Stuttgarter<br />

Schauspielhaus engagiert.<br />

Das Spielen von Rollen<br />

und <strong>das</strong> H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>tauchen<br />

<strong>in</strong> fremde Persönlichkeiten<br />

hat ihre Fähigkeit, sich auch<br />

<strong>in</strong> reale Menschen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen,<br />

geschult. Ihre Vision<br />

ist, <strong>das</strong> Beziehungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

mit Pferden e<strong>in</strong>er breiten<br />

Öffentlichkeit zugänglich<br />

zu machen. In Kooperation<br />

mit der Fle<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong> Dr. Ute<br />

Dauenhauer ist <strong>so</strong> <strong>das</strong> Projekt<br />

»Entschiedenheit und<br />

Körperbewußtse<strong>in</strong>« entstanden,<br />

<strong>das</strong> Menschen helfen <strong>so</strong>ll,<br />

über <strong>das</strong> Pferd zur eigenen<br />

Mitte zu f<strong>in</strong>den. In Zeiten des<br />

kollektiven Burnouts <strong>sicher</strong><br />

e<strong>in</strong>e lohnenswerte Investition<br />

<strong>in</strong> die eigene Gesundheit.<br />

»Pferde spüren die verletzte<br />

Seele, die vor ihnen<br />

steht.«, <strong>so</strong> Simone von Racknitz.<br />

»Sie s<strong>in</strong>d <strong>wie</strong> e<strong>in</strong> Spiegel<br />

des eigenen Seelenzustandes.«<br />

Es wäre zu wünschen,<br />

daß viele Menschen <strong>in</strong> diesen<br />

Spiegel blicken. Das Schloß<br />

He<strong>in</strong>sheim, wo diese Begegnungen<br />

stattf<strong>in</strong>den, bietet<br />

dazu e<strong>in</strong>en wunderschönen<br />

Rahmen. Und wenn es gel<strong>in</strong>gt,<br />

zum Teil der Herde zu<br />

werden, dann gel<strong>in</strong>gt auch <strong>das</strong><br />

Zusammenleben mit anderen<br />

Menschen besser. Und wer<br />

wünschte sich <strong>das</strong> nicht?<br />

Weitere Informationen<br />

zu "Human-Horse"<br />

www.human-horse.com<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

Treffpunkt gesundes Leben<br />

Das Fachgeschäft für e<strong>in</strong> ganzkörperliches<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den.<br />

• Gesunde, natürliche<br />

Lebensmittel<br />

• Diätetische Nahrungsmittel<br />

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Hier erhalten Sie Hilfestellung<br />

bei Fragen der Ernährung,<br />

Körperpflege und Naturheilkunde<br />

Beratung wird bei uns ganz groß<br />

geschrieben. Schauen Sie e<strong>in</strong>mal<br />

re<strong>in</strong> und überzeugen Sie sich!<br />

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Bärbel Schmidt<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

27<br />

Regionales


Regionales<br />

Demeter Hofgut Hermersberg - Zukunftsgestaltung<br />

und Bewußtse<strong>in</strong>sbildung<br />

Wußten Sie, daß unsere Region die größte Dichte an Biohöfen aufweist <strong>in</strong> ganz Europa?<br />

Daß hier seit vielen Jahren und <strong>in</strong> fast allen Lebensbereichen ökologische Pionierarbeit<br />

geleistet wird? Daß <strong>in</strong> Sachen Aufklärung und Bewußtse<strong>in</strong>sbildung zahllose Menschen<br />

unterwegs s<strong>in</strong>d, um <strong>das</strong> notwendige neue Denken <strong>in</strong> die Welt h<strong>in</strong>auszutragen?<br />

E<strong>in</strong>st galt Baden-Württemberg als <strong>das</strong> Land der Dichter und Denker. Heute s<strong>in</strong>d wir <strong>das</strong><br />

Land der Zukunftsgestaltung, des »Verdichtens« visionärer Gedanken und des »Um-Denkens«.<br />

Auch <strong>das</strong> Hofgut Hermersberg bei Niedernhall ist <strong>so</strong> e<strong>in</strong> Zukunftsprojekt.<br />

Wie kle<strong>in</strong> die Welt doch<br />

ist, erlebe ich, als ich<br />

<strong>das</strong> Hofgut Hermersberg betrete.<br />

Steht doch dort e<strong>in</strong><br />

Backhäuschen aus dem 18.<br />

Jahrhundert, <strong>in</strong> welchem<br />

e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er unmittelbaren<br />

Nachbarschaft im Ma<strong>in</strong>hardter<br />

Wald Brot gebacken<br />

wurde. Auf Vermittlung des<br />

Hohenloher Freilandmuseums<br />

Wackershofen wurde <strong>das</strong><br />

Schmuckstück Ste<strong>in</strong> für Ste<strong>in</strong><br />

abgetragen und hier <strong>in</strong> Hermersberg<br />

<strong>wie</strong>der aufgebaut.<br />

E<strong>in</strong>e lohnende Investition,<br />

<strong>wie</strong> ich beim Probieren des<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Hermersberger<br />

Holzofenbrotes feststelle.<br />

Und e<strong>in</strong> Ort für die Seele!<br />

28 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Denn <strong>so</strong> bee<strong>in</strong>druckend<br />

die im April 2010 <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommene neue Hofbackstube<br />

auch ist, dieses historische<br />

Backhäuschen ist e<strong>in</strong> Gesamtkunstwerk.<br />

Der Duft des<br />

jeden Freitag und Samstag gebackenen<br />

Holzofenbrotes,<br />

die alten Bauernmöbel, die<br />

Atmosphäre <strong>in</strong> und um <strong>das</strong><br />

alte Gemäuer, - es tut irgend<strong>wie</strong><br />

gut, hier zu se<strong>in</strong>. Und es<br />

weckt die Er<strong>in</strong>nerung an kle<strong>in</strong>e<br />

Dorfgeme<strong>in</strong>schaften, die<br />

sich e<strong>in</strong>st zum geme<strong>in</strong>samen<br />

Backen und zum Gedankenaustausch<br />

trafen.<br />

Apropos Gedankenaustausch.<br />

Auf dem Hofgut Hermersberg<br />

hat man es sich auf<br />

die Fahnen geschrieben, Gedanken<br />

zum Thema Gesundheit<br />

und Ernährung mit anderen<br />

Menschen zu teilen.<br />

Über die Vermarktung und<br />

den Verkauf der Lebensmittel<br />

h<strong>in</strong>aus, betreibt man Bewußtse<strong>in</strong>sbildung.<br />

Dazu wird<br />

der Hof-Bäckermeister Mart<strong>in</strong><br />

Re<strong>in</strong>hardt auf die Reise<br />

geschickt. In den Läden, die<br />

vom Hofgut Hermersberg mit<br />

Demeter-Brot beliefert werden,<br />

wird dann vom Brotverkosten<br />

bis zu Erläuterungen<br />

über die Demeter-Pr<strong>in</strong>zipien<br />

und deren Qualitätsstandards<br />

allerhand Wissenswertes weitergegeben.<br />

Dieses »e<strong>in</strong> bißchen<br />

mehr« macht die Her-<br />

mersberg-Philo<strong>so</strong>phie aus.<br />

Bereits seit 1985 wird <strong>das</strong><br />

Hofgut biodynamisch betrieben.<br />

Insgesamt werden 100<br />

Hektar Land bewirtschaftet,<br />

davon s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Viertel Wiesen,<br />

auf denen die hofeigenen R<strong>in</strong>der<br />

weiden. Zudem baut man<br />

Getreide an. Der Hofladen<br />

enthält e<strong>in</strong>en repräsentativen<br />

Querschnitt all dessen, was<br />

die regionale Biowelt zu bieten<br />

hat. Demeter ist auch hier<br />

<strong>das</strong> Zauberwort. Der Quark<br />

kommt vom Demeterhof Gisela<br />

Frank aus Garnberg, e<strong>in</strong><br />

Teil des Gemüses vom Biobauern<br />

Engelhardt aus Untermünkheim,<br />

die Eier vom<br />

Biohof Lang <strong>in</strong> Neckarsulm.


Der Metzger ist eben<strong>so</strong> »demeterzertifiziert«,<br />

<strong>wie</strong> <strong>das</strong> hofeigene<br />

Brot nach den äußerst<br />

strengen Qualitätsrichtl<strong>in</strong>ien<br />

des Demeterverbandes gebacken<br />

wird.<br />

Markus Brust, der kaufmännische<br />

Leiter, erläutert<br />

<strong>das</strong> regionale Vermarktungspr<strong>in</strong>zip<br />

der Backprodukte:<br />

»Wir liefern <strong>in</strong>zwischen mit<br />

drei Fahrern Brot bis nach<br />

Heilbronn und <strong>in</strong> den Zabergäu.<br />

E<strong>in</strong>e langfristige Kooperation<br />

mit unseren Partnern<br />

ist uns dabei sehr wichtig.«<br />

In Backstube, Brotauslieferung<br />

und Hofladen beschäftigt<br />

man <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong><br />

knappes Dutzend Mitarbeiter.<br />

Und, wenn es nach Markus<br />

Brust geht, werden <strong>sicher</strong><br />

irgendwann weitere h<strong>in</strong>zukommen,<br />

da die Vermarktung<br />

des e<strong>in</strong>zigartigen Hermersberger<br />

Holzofenbrotes ausgebaut<br />

werden <strong>so</strong>ll. »E<strong>in</strong>ige<br />

zusätzliche Kooperationspartner<br />

könnten wir noch<br />

gebrauchen. Es <strong>so</strong>ll jedoch alles<br />

se<strong>in</strong>en regionalen Charakter<br />

bewahren.«<br />

So denkt man nicht überall.<br />

Denn auch im Biobereich<br />

wird immer mehr globalisiert.<br />

Und e<strong>in</strong>e Entwicklung ähnlich<br />

derer <strong>in</strong> der konventionellen<br />

Landwirtschaft wird<br />

bereits vielerorts befürchtet.<br />

Bio-Großhändler eröffnen<br />

<strong>in</strong>zwischen eigene »Bio-Discounter«<br />

und machen ihren<br />

kle<strong>in</strong>eren Kooperationspartnern<br />

damit <strong>das</strong> Leben schwer.<br />

Es bleibt zu hoffen, daß der<br />

ernährungsbewußte Verbraucher<br />

se<strong>in</strong>em Bioladen vor Ort<br />

weiterh<strong>in</strong> die Treue hält. Denn<br />

e<strong>in</strong>es ist klar: auch »Bio« kann<br />

nur dann se<strong>in</strong>e regionale Vielfalt<br />

bewahren, wenn die <strong>Erträge</strong><br />

der Wertschöpfungskette<br />

nicht auch hier auf e<strong>in</strong>ige<br />

wenige Großvermarkter umgeleitet<br />

werden.<br />

Auf dem Hofgut Her-<br />

mersberg möchte man dieser<br />

Entwicklung mit dem Qualitätsnachweis<br />

der eigenen Naturprodukte<br />

entgegentreten.<br />

Die Selbstkontrolle und die<br />

Kontrolle der Verbände wird<br />

deshalb, trotz mancher bürokratischer<br />

Hürde, als Ansporn<br />

gesehen, um den Standard<br />

immer <strong>wie</strong>der den Anforderungen<br />

anzupassen. Und<br />

daß die regionale Biowelt<br />

trotz großer Ideale dennoch<br />

auf sehr sympathische Weise<br />

kle<strong>in</strong> ist, führt mir dann noch<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>das</strong> Backhäuschen vor<br />

Augen. Denn nicht nur, daß es<br />

bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Nachbarschaft stand. Die<br />

ersten Brote am neuen Standort<br />

wurden zudem von Doris<br />

Braun, al<strong>so</strong> von »unserer«<br />

Biobäcker<strong>in</strong> vom Riegenhof<br />

<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>hardt gebacken. Da sie<br />

als Koryphäe im Bereich des<br />

Brotbackens gilt, durfte sie<br />

<strong>das</strong> Backhaus e<strong>in</strong>weihen.<br />

So schließt sich der Kreis.<br />

In der Welt der Biovisionäre<br />

kennt man sich eben. Und<br />

<strong>das</strong> Hofgut Hermersberg ist<br />

e<strong>in</strong> weiterer der vielen be<strong>so</strong>nderen<br />

Orte <strong>in</strong> unserem Land,<br />

an dem die Symbiose aus regionalem<br />

Traditionsbewußtse<strong>in</strong><br />

und ökologischer Zukunftorientierung<br />

aktiv gelebt wird.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

29<br />

Regionales Editorial


Bewußtse<strong>in</strong><br />

30 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010


Stuttgart 21<br />

Etappen zum »neuen Staatsbürger« des 21. Jahrhunderts<br />

Wer er<strong>in</strong>nert sich nicht an die<br />

unsterbliche Transrapid-Rede<br />

des ehemaligen bayerischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />

Edmund Stoiber,<br />

die gerade e<strong>in</strong> Perfektionist <strong>wie</strong> er<br />

im Anflug von Selbstüberschätzung<br />

me<strong>in</strong>te, ohne se<strong>in</strong> obligatorisches<br />

Manuskript halten zu müssen.<br />

In e<strong>in</strong>em skurrilen Wortsalat<br />

versuchte der Grande des weißblauen<br />

Bundeslandes se<strong>in</strong>erzeit die<br />

Vorteile der Magnetschwebebahn<br />

Transrapid darzulegen, verhedderte<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs bei se<strong>in</strong>er Kernthese<br />

– die offensichtlich immense Zeitersparnis<br />

durch den neuen Schnellzug<br />

– derart, daß die Zuhörer sich<br />

zwangsläufig nicht mehr auf den<br />

Inhalt der immer wirrer wirkenden<br />

Rede konzentrieren konnten,<br />

<strong>so</strong>ndern ganz unweigerlich auf die<br />

an e<strong>in</strong>en Loriot-Sketch er<strong>in</strong>nernde<br />

Art des Vortrages »starren« mußten.<br />

Immerh<strong>in</strong> lastete auf Stoiber<br />

auch e<strong>in</strong>e immense Last, wollte er<br />

den Bayern damals doch 37 Kilometer<br />

Schiene für schlappe 3 Milliarden<br />

Euro und damit zugleich<br />

e<strong>in</strong>e Verdopplung der ursprünglich<br />

verlautbarten Kosten verkaufen …<br />

bei <strong>so</strong> e<strong>in</strong>em Vorhaben kommen<br />

selbst bessere Rhetoriker <strong>in</strong>s Stolpern!<br />

Vergleichbar verwirrend und<br />

s<strong>in</strong>nfrei ersche<strong>in</strong>en mittlerweile<br />

auch die Motive für den Bau des<br />

Prestigeobjekts Stuttgart 21. E<strong>in</strong>stmals<br />

durch e<strong>in</strong>e Handvoll Gründe<br />

angefacht, schwelt dieses Projekt<br />

nun schon 16 Jahre vor sich h<strong>in</strong>,<br />

um heute am Vorabend des Baubeg<strong>in</strong>ns<br />

schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlich<br />

bizarren Erklärungsnotstand<br />

zu stagnieren. Übrigens scheiterte<br />

– um die Stoiber-Anekdote abzurunden<br />

– der Transrapid ohne allzu<br />

großes Mediengetöse mit be<strong>in</strong>ahe<br />

denselben Vorzeichen, die<br />

aktuell auch <strong>das</strong> S21-Projekt plagen:<br />

ger<strong>in</strong>ge Rentabilität, Kostenexplosion<br />

und die Empörung des<br />

Steuerzahlers durch schöngerechnete<br />

Kalkulationen. Dabei ist <strong>das</strong><br />

Bauvorhaben <strong>in</strong> und um Stuttgart<br />

nur e<strong>in</strong>es von etlichen <strong>so</strong>g. Bahnhof-21-Projekten,<br />

mit denen die<br />

Deutsche Bahn <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahrzehnten eigentlich e<strong>in</strong>e<br />

Beschleunigung des Eisenbahnbetriebs<br />

erreichen und die Städteentwicklung<br />

vorantreiben wollte. E<strong>in</strong><br />

kompliziertes Interessengeflecht<br />

der schicksalhaft mite<strong>in</strong>ander verbundenen<br />

Partner Bahn, Bund und<br />

Länder sche<strong>in</strong>t jedoch je nach der<br />

Dom<strong>in</strong>anz und Zuständigkeit e<strong>in</strong>es<br />

Akteurs höchst fragwürdige,<br />

<strong>wie</strong> auch widersprüchliche Entscheidungen<br />

hervorzubr<strong>in</strong>gen. Die<br />

Deutsche Bahn AG beispielsweise<br />

fährt nun schon seit Jahren e<strong>in</strong>zig<br />

zum Wohle ihres heißersehnten<br />

Börsengangs e<strong>in</strong>en rigiden Sparkurs,<br />

mit massiven E<strong>in</strong>schnitten an<br />

Technik, Per<strong>so</strong>nal und Wartung.<br />

Der dramatische Klimaanlagenausfall<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen ICE-Zügen im<br />

Hoch<strong>so</strong>mmer 2010, zeugt von dieser<br />

heillosen Sparpolitik zu Gunsten<br />

guter Bilanzzahlen. Bund und<br />

Länder neigen tendenziell <strong>wie</strong>derum<br />

mehr zu medienträchtigen Vorzeigeprojekten,<br />

mit denen man die<br />

(mageren) Amtszeiten garnieren<br />

oder positive Signale für den Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland setzen<br />

kann. In dieser Gemengelage<br />

unterschiedlichster Interessen bleiben<br />

leider die Probleme der Menschen<br />

vor Ort meist auf der Strecke.<br />

Mittlerweile krankt mehr als<br />

die Hälfte dieser Großprojekte an<br />

fragwürdigem Nutzen und vor allem<br />

an extremen Kostensteigerungen.<br />

Während man 2007 beispielsweise<br />

noch 4,7 Mrd. Euro zur Realisierung<br />

des Stuttgarter Bauvorhabens<br />

veranschlagt hatte, wurden<br />

drei Jahre später für <strong>das</strong>selbe Projekt<br />

schon 7,4 Mrd. Euro kalkuliert.<br />

Der Bundesrechnungshof taxiert<br />

S21 bereits auf 8,9 Mrd. Euro,<br />

und <strong>das</strong> Gutachten des Bundesumweltamtes<br />

prognostiziert für die<br />

wohlmöglich bald größte Baustelle<br />

Europas gar e<strong>in</strong>e Endsumme von<br />

11 Mrd. Euro! Noch düsterer sieht<br />

man den Gesamtkostenverlauf des<br />

umstrittenen Bahnprojekts bei<br />

der renommierten Münchner Verkehrsberatungsgesellschaft<br />

Vieregg<br />

& Rößler. Laut e<strong>in</strong>em Bericht des<br />

Magaz<strong>in</strong>s Stern geht die Beratungsgesellschaft<br />

im günstigsten Fall von<br />

e<strong>in</strong>er Investitionssumme von 12<br />

Mrd. Euro aus. Sollte es allerd<strong>in</strong>gs<br />

schlecht laufen – und aus irgende<strong>in</strong>em<br />

Grund laufen öffentlich f<strong>in</strong>anzierte<br />

Projekte eigenartigerweise<br />

immer heftig aus dem Ruder –,<br />

dann wären Kosten <strong>in</strong> Höhe von<br />

sage und schreibe 19 Mrd. Euro<br />

denkbar … nebenbei bemerkt waren<br />

es se<strong>in</strong>erzeit auch die Berechnungen<br />

von Vieregg & Rößler, die<br />

Edmunds Stoibers Traum von e<strong>in</strong>er<br />

Magnetschwebebahn <strong>in</strong> Bayern<br />

letztlich den Garaus machten!<br />

In der Zwischenzeit verweigert<br />

nun selbst <strong>das</strong> Eisenbahnbundesamt<br />

nach e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />

Prüfung der Kosten die Baufreigabe<br />

der neuen ICE-Strecke durch<br />

die Schwäbische Alb, da aus den<br />

Erfahrungen mit anderen Projekten<br />

nicht zu erwarten sei, daß derart<br />

hohe Mehrkosten je kompensiert<br />

werden können! Es leuchtet<br />

angesichts leerer Staatskassen zudem<br />

schnell e<strong>in</strong>, daß diese hohen<br />

Investitionskosten <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

auch die öffentlichen Mittel<br />

b<strong>in</strong>den werden, die eigentlich<br />

für andere Verkehrsprojekte <strong>wie</strong><br />

den Ausbau des Heilbronner, Freiburger<br />

oder Ulmer Straßenbahnnetzes<br />

gedacht waren!<br />

Da Seitens der S21-Kritiker<br />

nun schon seit Jahren an der Rentabilität<br />

dieses Projektes gezweifelt<br />

wird, <strong>so</strong>llte es doch eigentlich<br />

im S<strong>in</strong>n der Verantwortlichen se<strong>in</strong>,<br />

diesen Stimmen sachlich auf den<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

31<br />

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Editorial<br />

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Grund zu gehen und zu überprüfen,<br />

<strong>wie</strong> es denn tatsächlich<br />

um die kaufmännische<br />

Seite des Projektes bestellt ist.<br />

Bisher sperrt sich die Deutsche<br />

Bahn AG jedoch erfolgreich<br />

gegen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

die Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

se<strong>in</strong>es Großprojekts. In<br />

Frontal 21 erklärt der Vorsitzende<br />

des Verkehrsausschusses<br />

im Deutschen Bundestag,<br />

W<strong>in</strong>fried Hermann hierzu,<br />

ihm sei diese E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> jene<br />

Dokumente mit dem Grund<br />

verwehrt worden, es handle<br />

sich bei den Unterlagen um<br />

"Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse".<br />

Somit, <strong>so</strong> schlußfolgert<br />

Hermann, verweigert<br />

die Bahn als e<strong>in</strong>hundertprozentiges<br />

Bundesunternehmen<br />

e<strong>in</strong>em Bundestagsabgeordneten<br />

grundlegende Informationsrechte.<br />

Doch damit nicht genug<br />

der Probleme! Gestritten<br />

wird zum Beispiel auch um<br />

die Abholzung etlicher alter<br />

Bäume im Schloßgarten, die<br />

für die hohe Fe<strong>in</strong>staubbelastung<br />

der Stadt <strong>so</strong><strong>wie</strong> als CO2-<br />

Speicher doch von <strong>so</strong> zentraler<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d. Kritisch<br />

betrachtet man die Auswirkungen<br />

der Baumaßnahmen<br />

auf <strong>das</strong> riesige M<strong>in</strong>eralwasservorkommen<br />

Stuttgarts, da<br />

die E<strong>in</strong>bettung des 450 Meter<br />

langen Bahnhof-Tor<strong>so</strong>s <strong>in</strong><br />

dieses sensible Reservoir, e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die bisherige<br />

Wasserführung notwendig<br />

machen wird. Durch Bohrungen<br />

oder Sprengungsarbeiten<br />

könnte zudem Wasser <strong>in</strong> die<br />

im Baugebiet vorhandenen<br />

Gipskeuper-Schichten e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />

und Erdreich als auch<br />

Geste<strong>in</strong>, <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>en Hefeteig<br />

aufquellen lassen – e<strong>in</strong> unkalkulierbares<br />

Risiko für die geplanten<br />

Neubaumaßnahmen.<br />

Ferner ersche<strong>in</strong>t die im Bauvorhaben<br />

e<strong>in</strong>geplante Trasse<br />

Stuttgart-Ulm wenig s<strong>in</strong>nvoll,<br />

wenn deren Steigung derart<br />

stark se<strong>in</strong> wird, daß sie vom<br />

relevanten Güterverkehr über<br />

1000 Tonnen Gesamtgewicht<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich nie genutzen<br />

werden kann! Zuguterletzt<br />

erwartet die E<strong>in</strong>wohner<br />

mit dem Beg<strong>in</strong>n der Arbeiten<br />

noch e<strong>in</strong>e etwa 12jährige<br />

Baustellenphase, die dem Verkehrs<strong>in</strong>farkt-PatientenStuttgart<br />

weitere Lärm-, Verkehrs-<br />

<strong>so</strong><strong>wie</strong> Umweltprobleme bescheren<br />

wird.<br />

So könnte man die Liste<br />

der Probleme nun Seite<br />

um Seite weiterführen. G<strong>in</strong>ge<br />

es hierbei am Ende tatsächlich<br />

nicht um derart viel Geld<br />

und um die nachhaltigste Veränderung<br />

des Stadtbildes, den<br />

die Landesmetropole <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahrzehnten erfahren<br />

wird, man würde – wenn<br />

auch zähneknirschend – weiterh<strong>in</strong><br />

auf den üblichen h<strong>in</strong>teren<br />

Plätzen schaulustig <strong>das</strong><br />

bunte Treiben begaffen und<br />

sich angesichts dieser erdrückenden<br />

Faktenlage mit ungläubigem<br />

Kopfschütteln<br />

über die Ignoranz der verantwortlichen<br />

Akteure wundern.<br />

In der Zwischenzeit ist<br />

<strong>in</strong>dessen die übliche passive<br />

Grundhaltung des Bürgers,<br />

<strong>das</strong> »kultivierte Motzen« aus<br />

der zweiten Reihe und <strong>das</strong><br />

darauffolgende sich E<strong>in</strong>fügen<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Schicksal, al<strong>so</strong> der<br />

»Michel-Fatalismus«, auf den<br />

Politik als auch Bürger <strong>so</strong> lange<br />

bauten, für viele sche<strong>in</strong>bar<br />

ke<strong>in</strong>e brauchbare Option<br />

mehr! Große Teile der Steuerzahler<br />

drängen gerade bei dieser<br />

Art von Megaprojekten<br />

verständlicherweise auf mehr<br />

Mitbestimmung, auf Mitsprache.<br />

Dort wo sie <strong>das</strong> tun,<br />

werden <strong>wie</strong>derum die Verantwortlichen<br />

zusehends nervös<br />

bis ungehalten und verfallen<br />

dieser Tage <strong>wie</strong>der <strong>in</strong> die alte<br />

»Apparatschik-Rhetorik«,<br />

<strong>in</strong> dem sie wahllos friedliche<br />

Demonstranten mit » Wohlstandsprotestler«,»Zukunftsverweigerer«<br />

oder » L<strong>in</strong>ksextreme«<br />

titulieren.<br />

Natürlich gedenkt <strong>das</strong><br />

Gros der Amtsträger, <strong>in</strong> dem<br />

bisherigen Stil weiterzumachen<br />

und Entscheidungen


dieser Dimensionen <strong>in</strong> den<br />

»konspirativen« Gängen und<br />

H<strong>in</strong>terzimmern des Land-<br />

oder Bundestages auszudiskutieren<br />

und die Bürger am<br />

Ende lediglich <strong>in</strong> Kenntnis zu<br />

setzen. Blankoscheckpolitik<br />

im Re<strong>in</strong>raum Parlament!<br />

Wie <strong>in</strong> vielen anderen<br />

Brennpunkten der Republik,<br />

<strong>so</strong> zeigt auch der Protest gegen<br />

Stuttgart 21 exemplarisch,<br />

daß der Widerstand gegen die<br />

hier an den Tag gelegte politische<br />

Arroganz und <strong>das</strong> unverantwortlicheF<strong>in</strong>anzgebaren<br />

mittlerweile auch die<br />

bürgerliche Mitte der Gesellschaft<br />

derart aufschreckt,<br />

daß sie ihre warmen, brockhausstaffiertenEigentumswohnungen<br />

verlassen, um<br />

mit Gleichges<strong>in</strong>nten auf der<br />

Straße für Rechte zu kämpfen,<br />

die allem Ansche<strong>in</strong> nach<br />

durch die »Vierjahreskreuze«<br />

an der Wahlurne nicht mehr<br />

abgebildet werden können!<br />

Der Protest dieser Bildungsschicht<br />

war von Beg<strong>in</strong>n an geprägt<br />

von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>telligenten<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der<br />

Thematik und e<strong>in</strong>em dementsprechend<br />

konstruktiven<br />

Widerstand, der verbal gerne<br />

zur Sache gehen kann, Gewalt<br />

dabei aber kategorisch ausschließt.<br />

Die Landesregierung<br />

war erstaunlich schnell von<br />

der politischen Kompetenz<br />

und der Beharrlichkeit dieses<br />

für Stuttgarter Verhältnisse<br />

neuartigen Protestes überfordert<br />

und <strong>so</strong> schreckte man<br />

<strong>in</strong> den Führungsriegen am<br />

Ende auch vor e<strong>in</strong>em brutalen<br />

Polizeie<strong>in</strong>satz nicht zurück,<br />

um nur ja den eigenen Willen<br />

<strong>in</strong> alter Gutsherrenmanier<br />

durchzuboxen.<br />

Das Bild des Pensionärs<br />

Dietrich Wagner, der wegen<br />

des direkten »Kopfschusses’«<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>gesetzten Polizei-<br />

Wasserwerfers mit blutüberströmtem<br />

Gesicht und bizarr<br />

angeschwollenen Augen aus<br />

der »Kampfzone« geschleppt<br />

wird, g<strong>in</strong>g um die Welt und<br />

schockierte nicht nur die<br />

Gegner, <strong>so</strong>ndern auch die Befürworter<br />

des Bauprojekts.<br />

Der rigorose Führungsstil<br />

des züchtigenden »Landesvaters«<br />

wurde <strong>in</strong> ganz Deutschland<br />

schnell zum Synonym<br />

e<strong>in</strong>es alten, selbstherrlichen<br />

Politikstils, der im Grunde<br />

aber eher die Ohnmacht und<br />

Phantasielosigkeit der Verantwortlichen<br />

ans Tageslicht<br />

zerrte und e<strong>in</strong> archaisches<br />

Demokratiebild offenbarte!<br />

Mit dem harten Polizeie<strong>in</strong>satz<br />

kam nun allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch die Wende <strong>in</strong> dem verfahrenen<br />

»Grabenkampf«, da<br />

die Landesregierung auf die<br />

unnachgiebige Protestbewegung<br />

zugehen und endlich<br />

ihr Vorhaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Schlichtungsrunde detailliert<br />

darlegen mußte – e<strong>in</strong><br />

längst überfälliger Schritt, den<br />

man erst bereit war e<strong>in</strong>zugehen,<br />

nachdem man sich mit<br />

der Eskalation an jenem verhängnisvollen<br />

Donnerstag die<br />

Blöße gab!<br />

In den nun folgenden<br />

Schlichtungsrunden, die al-<br />

lesamt auch im Kulturkanal<br />

Phönix zu sehen waren,<br />

brachten die konträren Parteien<br />

ihre Argumente und<br />

E<strong>in</strong>wände unter dem Vorsitz<br />

des Polithaudegens He<strong>in</strong>rich<br />

Geißler endlich geme<strong>in</strong>sam<br />

an e<strong>in</strong>em Tisch zum Aus-<br />

druck, und für kurze Zeit flackerte<br />

im Stuttgarter Rathaus<br />

fast e<strong>in</strong>e basisdemokratische<br />

Lagerfeuerstimmung …<br />

Man muß sich bei dem<br />

brutalen E<strong>in</strong>satz der Polizei<br />

aber viel eher über den mangelnden<br />

Inst<strong>in</strong>kt der Politiker<br />

wundern, die ansche<strong>in</strong>end<br />

die mit Bannern und Trillerpfeifen<br />

marschierenden Realitäten<br />

auf der Straße und die<br />

hier zugrundeliegende gesellschaftliche<br />

Veränderung nicht<br />

wahrnehmen wollen oder<br />

können. Statt e<strong>in</strong>es fairen Dialogs<br />

und beispielsweise e<strong>in</strong>es<br />

Moratoriums als Zeichen gegenseitigen<br />

Respekts und der<br />

Dialogwilligkeit, zeigten sich<br />

die Politiker mit ihrer Starrköpfigkeit<br />

genau <strong>in</strong> jener bürgerfernen<br />

Arroganz, die nicht<br />

mehr <strong>in</strong> diese Zeit passen<br />

will, da jene Haltung aus dem<br />

»Handbuch für den Bürgergebrauch«<br />

des letzten Jahrtausends<br />

entliehen sche<strong>in</strong>t.<br />

Angesichts mangelnder Partizipationsmöglichkeiten<br />

für<br />

den Bürger ist zu bezweifeln,<br />

daß sich der Geist dieses "Buches"<br />

ohne weitere Polizeigewalt<br />

<strong>in</strong> die Zukunft transferieren<br />

läßt!<br />

Die oft angeführte Argumentation,<br />

<strong>das</strong> Bahnprojekt<br />

hätte alle Ebenen rechtsstaatlicher<br />

Planung durchschritten,<br />

sei daher auch rechtsverb<strong>in</strong>dlich,<br />

ist formal gesehen<br />

<strong>sicher</strong>lich korrekt. Es gab<br />

während der Planungsphase<br />

die Möglichkeit die Akten<br />

und Pläne e<strong>in</strong>zusehen und gegebenenfalls<br />

se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände<br />

vorzubr<strong>in</strong>gen. Man kann<br />

<strong>so</strong> gesehen die Sorgen verstehen,<br />

die e<strong>in</strong>e Adm<strong>in</strong>istration<br />

haben muß, wenn Verträge<br />

und Vere<strong>in</strong>barungen trotz des<br />

vorangegangen Prozederes<br />

noch derart massiv im Schußfeld<br />

der Öffentlichkeit stehen.<br />

Was wäre e<strong>in</strong> Staat noch wert,<br />

der se<strong>in</strong>e Verträge und Verpflichtungen<br />

nicht e<strong>in</strong>halten<br />

und ke<strong>in</strong>e Impulse mehr für<br />

die Zukunft setzen könnte?<br />

Grundsätzlich hat der<br />

Bürger bei Projekten des<br />

Bundes oder des Landes<br />

die Möglichkeit auf Aktene<strong>in</strong>sicht<br />

und – re<strong>in</strong> theoretisch<br />

– auch <strong>das</strong> Recht, E<strong>in</strong>fluß<br />

auf <strong>das</strong> Planungsverfahren<br />

zu nehmen. Daß aber die<br />

E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> derartige Großprojekte<br />

ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Unterfangen<br />

se<strong>in</strong> kann, ist leicht<br />

vorstellbar. Für e<strong>in</strong>en seriösen<br />

Dialog mit den Behörden<br />

müssen Berge von Akten<br />

durchgesehen, Amts- und<br />

Juristendeutsch <strong>in</strong> Klartext<br />

übersetzt, Baupläne begutachtet<br />

werden, nur um am<br />

Ende e<strong>in</strong>e Beschwerde vorbr<strong>in</strong>gen<br />

zu können, die vor<br />

den Ämtern nicht mehr <strong>wie</strong><br />

e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung ist!<br />

Manfred Braasch vom<br />

BUND <strong>in</strong> Hamburg äußer-<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

33<br />

Bewußtse<strong>in</strong><br />

Editorial


Editorial<br />

Bewußtse<strong>in</strong><br />

Weihnachtsbestellung, schon dran gedacht?<br />

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Wenn wir erkennen, <strong>das</strong> unser Bef<strong>in</strong>den<br />

abhängt von der gesunden Vielfalt <strong>in</strong><br />

unserem LebensRaum, <strong>so</strong> werden wir<br />

diesen neu durchdenken.<br />

Wir führen aus:<br />

� Gartenneugestaltungen<br />

� Gartenumgestaltungen<br />

� Wasser als Gestaltungselement<br />

� Naturste<strong>in</strong>arbeiten<br />

� Ökologisch s<strong>in</strong>nvolle Bepflanzungen<br />

� Pflasterarbeiten und Terrassierungen<br />

� Baumschnitt und Pflegearbeiten<br />

Gerne unterbreite ich Ihnen e<strong>in</strong> Angebot.<br />

te sich hierzu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sendung<br />

des Deutschlandfunks<br />

<strong>wie</strong> folgt: » … Planfeststellungsverfahren<br />

werden von<br />

den Behörden oft als Alibi gesehen.<br />

Wünsche nach kosmetischen<br />

Veränderungen oder<br />

kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wände werden hier<br />

und da berücksichtigt. Kritik,<br />

die an die Substanz geht, wird<br />

meistens zurückge<strong>wie</strong>sen.<br />

[…] Die Folge: GesellschaftspolitischeAuse<strong>in</strong>andersetzung<br />

über die Zukunft e<strong>in</strong>er<br />

Region wird auf die Gerichte<br />

verlagert, und der Weg durch<br />

die Instanzen dauert lange.<br />

[…] Das Planfeststellungsverfahren<br />

kann e<strong>in</strong>e frühzeitige<br />

und transparente Bürgerbeteiligung<br />

nicht ersetzen!«<br />

G<strong>in</strong>ge es nach dem Willen<br />

He<strong>in</strong>er Geißlers, dann <strong>so</strong>llte<br />

es zu Beg<strong>in</strong>n der Planung von<br />

Großprojekten e<strong>in</strong> bürgerdemokratisches<br />

Verfahren geben,<br />

bei dem auch die Diskussion<br />

über Alternativen zugelassen<br />

se<strong>in</strong> <strong>so</strong>llten. Es leuchtet<br />

jedoch auch e<strong>in</strong>, daß Schlichtungsrunden<br />

ohne Entscheidungsbefugnisse<br />

nicht genügen,<br />

um dem Drang des Souveräns<br />

nach Partizipation gerecht<br />

zu werden.<br />

Der Politikwissenschaftler<br />

Hans J. Lietzmann<br />

ist <strong>in</strong> demselben Beitrag des<br />

Deutschlandfunks der Me<strong>in</strong>ung,<br />

daß die »Mitmach-Demokratie<br />

genau andersherum<br />

gel<strong>in</strong>gen kann, sprich wenn<br />

die politisch gewählten Repräsentanten<br />

aktiv werden,<br />

um Bürgerbeteiligung voranzutreiben.<br />

So könnte man die<br />

Position des Bürgers verbessern<br />

und der »Volksvertreter«<br />

würde gegenüber Investoren<br />

und Lobby auch sich selbst<br />

<strong>wie</strong>der stärken …<br />

Nun kann man es sich<br />

e<strong>in</strong>fach machen und diesen<br />

Protest und <strong>das</strong> derzeitige<br />

Aufbegehren als e<strong>in</strong> bald vergessenes,<br />

lokales Phänomen<br />

abtun, als e<strong>in</strong> »Aufständle«<br />

geiziger <strong>wie</strong> sturer Schwaben<br />

gegen Verschwendung und<br />

die bürgerferne »Basta-Poli-<br />

tik« der Landesregierung …<br />

oder man schaut tiefer und<br />

erkennt <strong>in</strong> der hitzigen Debatte<br />

den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es tiefgreifenden<br />

gesellschaftlichen<br />

Wandels, e<strong>in</strong>e Wende im Demokratieverständnis<br />

der Bevölkerung!<br />

Die mittlerweile<br />

bundesweit ausgetragene Debatte<br />

über e<strong>in</strong> Regionalprojekt<br />

verdeutlicht, daß die sich<br />

um S21 rankenden handfesten<br />

Probleme nur e<strong>in</strong>en Teil der<br />

Empörung ausmachen. Daß<br />

unter der Spitze dieses Eisbergs<br />

e<strong>in</strong> noch gewaltigeres<br />

Thema brodelt, wurde spätestens<br />

klar, als Demonstranten<br />

im Wendland den Castorzug<br />

mit »Gorleben-21-Bannern«<br />

»begrüßten«.<br />

Egal ob nun Dresdner<br />

Elbtalbrücke, Elbvertiefung<br />

<strong>in</strong> Hamburg oder Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong>, ob Olympia-Planung<br />

für die W<strong>in</strong>terspiele<br />

2018; <strong>in</strong> Deutschland gibt es<br />

mittlerweile nur noch wenige<br />

Großprojekte, die nicht von<br />

öffentlichen Protesten begleitet<br />

wären. Während es sich<br />

die Verantwortlichen <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit noch leicht erlauben<br />

konnten, den Druck<br />

e<strong>in</strong>leuchtender Argumente,<br />

die sich bürgerseitig gegen<br />

jene Art von Bauvorhaben<br />

formierten, mit fadensche<strong>in</strong>igen<br />

Begründungen auszusitzen<br />

oder profan mit der Arbeitsplatzkeule<br />

zu erschlagen,<br />

macht sich im desillusionierten<br />

Deutschland nach der<br />

Bankenkrise nun mehr und<br />

mehr e<strong>in</strong> gesundes bürgerschaftliches<br />

Selbstbewußtse<strong>in</strong><br />

breit, <strong>das</strong> <strong>in</strong> der aktiven Beteiligung<br />

am politischen Diskurs,<br />

<strong>in</strong> der Gestaltung des<br />

eigenen Lebensraumes se<strong>in</strong>en<br />

Platz erstreiten möchte<br />

und sich deswegen auch nicht<br />

mehr mit billigen Machtgesten<br />

<strong>in</strong>s Abstellgleis manövrieren<br />

läßt.<br />

Das alte Rollenverhalten<br />

preußisch anmutender<br />

Prägung, dessen Wesen sich<br />

<strong>in</strong> vorauseilendem Gehorsam<br />

und M<strong>in</strong>derwertigkeits-


gefühlen vor autoritärer Obrigkeit<br />

widerspiegelt, bleicht<br />

allem Ansche<strong>in</strong> nach langsam<br />

aus und ermöglicht dabei e<strong>in</strong>en<br />

Ausblick auf e<strong>in</strong>e andere,<br />

belebende und spannende Art<br />

von Demokratie, die den dar<strong>in</strong><br />

erklärten Idealen von Freiheit<br />

und Mitverantwortung<br />

des Souveräns fühlbar näher<br />

kommt!<br />

Wie ke<strong>in</strong> anderes Ereignis<br />

der letzten Jahre war es<br />

hierbei gerade die F<strong>in</strong>anzkrise,<br />

die den Menschen <strong>in</strong> der<br />

Ane<strong>in</strong>anderreihung kapitaler<br />

Ungerechtigkeiten oder <strong>in</strong><br />

der Ohnmacht hektisch agierender<br />

Akteure, die Augen für<br />

die wahren Verhältnisse h<strong>in</strong>ter<br />

den Kulissen geöffnet hat<br />

und sie <strong>in</strong> ihren emanzipatorischen<br />

Tendenzen bestärkte!<br />

Die Illusion e<strong>in</strong>er gerechten<br />

Gesellschaftsform, die <strong>das</strong><br />

Individuum zu mehr Freiheit<br />

und Mündigkeit führen <strong>so</strong>llte,<br />

entpuppte sich im Grunde<br />

als e<strong>in</strong> gez<strong>in</strong>ktes Spiel e<strong>in</strong>iger<br />

Privilegierter, die von Beg<strong>in</strong>n<br />

an die Schloßstraße als<br />

auch die Parkallee und – <strong>wie</strong><br />

es sich herausstellte – eben<strong>so</strong><br />

die »Gehe-nicht-<strong>in</strong>s-Gefängnis-Karten«<br />

im Ärmel hatten.<br />

So wurde Runde um Runde<br />

<strong>das</strong> Geld aus dem Geschehen<br />

und die Freude aus dem Mitspielern<br />

gezogen. Es kristallisierte<br />

sich bei der F<strong>in</strong>anzkrise<br />

außerdem, <strong>wie</strong> furchterregend<br />

eng die Schicksalsfäden unbescholtener<br />

Sparer mit dem<br />

verantwortungslosen Gebaren<br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kaste verwoben<br />

s<strong>in</strong>d! Nach der Bankenkrise<br />

weiß heute jeder, daß die <strong>in</strong>ternationale<br />

Zockerbude namens<br />

F<strong>in</strong>anzmarkt e<strong>in</strong>em gigantischenunkontrollierbaren<br />

Monster gleicht, <strong>das</strong> zu<br />

allem Schrecken noch mit e<strong>in</strong>em<br />

Generalschlüssel zu den<br />

bundesdeutschen Wohnungen<br />

ausgerüstet ist! Mit dieser<br />

mehr oder weniger verdrängten<br />

Angst liegt man nach<br />

dem globalen Offenbarungseid<br />

vor e<strong>in</strong>em Jahr nachts <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Bett und hofft, daß<br />

am nächsten Tag <strong>das</strong> hart<br />

erarbeitete »Leben« noch se<strong>in</strong>en<br />

Wert hat.<br />

Auch wenn <strong>das</strong> gern benutzte<br />

Wortspiel etymologisch<br />

falsch se<strong>in</strong> mag, <strong>so</strong> ist<br />

die E<strong>in</strong>sicht, daß der Bürger<br />

am Ende für die Gier e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Elite bürgt mittlerweile<br />

für den kle<strong>in</strong>en Mann<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gängige und auch verhaßte<br />

Logik. Insbe<strong>so</strong>ndere<br />

die <strong>in</strong> der Rettungsaktion<br />

zur allgeme<strong>in</strong>en Empörung<br />

durchgeführte Umschichtung<br />

der Verantwortung von oben<br />

nach unten, al<strong>so</strong> von den Banken<br />

zu den Steuerzahlern, ruft<br />

<strong>das</strong> Gerechtigkeitsempf<strong>in</strong>den<br />

der nunmehr mit Zweifel<br />

<strong>in</strong>fizierten Menschen auf<br />

den Plan … Gew<strong>in</strong>ne werden<br />

eben privatisiert, Verluste dah<strong>in</strong>gegen<br />

<strong>so</strong>zialisiert – mehr<br />

als nur e<strong>in</strong> markiger Spruch!<br />

Laut Umfragen hat be<strong>in</strong>ahe<br />

zweidrittel der Deutschen genau<br />

aus diesem Grunde den<br />

E<strong>in</strong>druck, daß es hierzulande<br />

nicht mehr gerecht zugehe.<br />

Wie <strong>so</strong>llte man auch je<br />

verstehen, daß für die Rettung<br />

des Bankensystems auf<br />

e<strong>in</strong>mal völlig utopische Zahlen<br />

bereitstehen, wo man als<br />

Bürger seit Jahren den gebetsmühlenartigen<br />

Spruch vom<br />

Gürtel-Engerschnallen e<strong>in</strong>geimpft<br />

bekommt und ständig<br />

auf schwere, entbehrungsreiche<br />

Zeiten e<strong>in</strong>geschworen<br />

wird. Oskar Hegt schreibt<br />

hierzu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em gerade erschienen<br />

Buch »Der politische<br />

Mensch«: »Offensichtlich<br />

werde die gesellschaftliche<br />

Schieflage an der »Disproportionalität<br />

des Rechts«:<br />

Da geht straffrei aus, wer Tau-<br />

sende von Rentnern um deren<br />

Ersparnisse br<strong>in</strong>ge, und mit<br />

Entlassung müsse e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Angestellte rechnen, wenn sie<br />

Essensreste »mitgehen« lasse.«<br />

Beim Anblick <strong>so</strong>lcher<br />

Verhältnisse endet die altbekannte<br />

politische Apathie<br />

<strong>so</strong> manchen Bürgers!<br />

Der Grund, daß die Men-<br />

schen heute auf die Straße gehen<br />

und um mehr Mitsprache<br />

streiten, liegt an der E<strong>in</strong>sicht,<br />

daß Politiker allem Ansche<strong>in</strong><br />

nach nicht mehr die Freiheit<br />

haben, sich gegen die E<strong>in</strong>flußnahmen<br />

der Wirtschaft wehren<br />

zu können! Oskar Hegt<br />

spricht <strong>so</strong>gar von dem Typus<br />

des »entpolitisierten Politikers«,<br />

der eher im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

Wirtschaftslenkers denkt und<br />

entscheidet und re<strong>in</strong> ökonomischen<br />

Zielen vorrang gibt.<br />

E<strong>in</strong> Blick auf ehemalige Spitzenpolitiker<br />

gibt Hegt recht.<br />

Ob Ex-Bundeskanzler Schröder,<br />

Ex-Außenm<strong>in</strong>ister Fischer,<br />

Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

Koch oder Ex-Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

Clement, allesamt mußten<br />

sie nur ihre Schreibtische<br />

und Büros wechseln, die Art<br />

zu arbeiten blieb die gleiche.<br />

Hier werden falsche Signale<br />

gesetzt, die treue Demokraten<br />

verbittern lassen und<br />

junge, nach Orientierung suchende<br />

Staatsbürger zur falschen<br />

»Denke« verleiten.<br />

Wie<strong>so</strong> <strong>so</strong>llte z.B. e<strong>in</strong> Junge auf<br />

dem Schulhof e<strong>in</strong>em schwächeren<br />

Mitschüler bei e<strong>in</strong>em<br />

Problem beistehen, wenn die<br />

erfolgreichsten Leitfiguren<br />

sich <strong>so</strong> offensichtlich anti<strong>so</strong>lidarisch<br />

und ungerecht verhalten<br />

und die Geme<strong>in</strong>schaft dabei<br />

noch gefährlich unterm<strong>in</strong>ieren?<br />

Wie<strong>so</strong> sich e<strong>in</strong>er altruistischen,<br />

mitmenschlichen<br />

oder gerechten Lebense<strong>in</strong>stellung<br />

befleißigen, wenn diese<br />

Tugenden im großen Weltgetriebe<br />

ständig unter die Räder<br />

kommen, nichts "wert s<strong>in</strong>d"?<br />

Der moralische Relativismus,<br />

<strong>das</strong> sich aufdrängende Anzeige Legi-<br />

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Naturscheck<br />

timieren von sw-45 Ungerechtig-<br />

x 131mm 15968<br />

keit durch anderes Unrecht,<br />

zersetzt die letzten Werte, die<br />

den Menschen <strong>in</strong> dem verknöcherten<br />

Materialismus<br />

noch geblieben s<strong>in</strong>d.<br />

Im Gegensatz dazu spüren<br />

die Menschen <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit wichtigen<br />

gesellschaftlichen Fragen,<br />

mit der Verteidigung ihnen<br />

bedeutsam ersche<strong>in</strong>ender<br />

Werte seit langem <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>neren Widerhall … die<br />

Stimme des Gewissens. Damit<br />

eröffnen sich wichtige Impulse<br />

für <strong>das</strong> eigene Dase<strong>in</strong>, Perspektiven,<br />

die <strong>das</strong> bisherige<br />

„auf starren Gleisen“ monoton<br />

dah<strong>in</strong>ratternde Leben im<br />

Rollenmodell des „alten Bürgers“<br />

nicht bereithielt.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Autor<br />

Mehmet Yesilgöz<br />

Produktbezeichnung Auftr.-Nr Ausdruck Erstellt 1. Korrektur 2. Korrektur<br />

15.11.10 18.01.96 21.06.93<br />

100%<br />

EM<br />

SK<br />

35<br />

Bewußtse<strong>in</strong> Editorial<br />

SK


Regionales<br />

Was ist Glück?<br />

Der Philo<strong>so</strong>ph Dr. Christoph Quarch referiert im Großhöchberger Klosterhof<br />

Da ist sie <strong>wie</strong>der, die Frage aller Fragen. Seit es Menschen gibt, wird<br />

sie gestellt und blieb doch bis heute unbeantwortet. Wohl gab es von<br />

jeher theoretische Ansätze, was es denn sei, <strong>das</strong> Glück, - mit dem<br />

praktischen »Glücklich-Se<strong>in</strong>« jedoch ist <strong>das</strong> ja <strong>so</strong> e<strong>in</strong>e Sache. Bei der<br />

Veranstaltung »Der Geschmack des Glücks« im Großhöchberger Klosterhof<br />

erlebten die Gäste e<strong>in</strong>e gelungene Mischung aus kul<strong>in</strong>arischen<br />

Genüssen und philo<strong>so</strong>phischen Gedanken.<br />

Dunkel ist es bereits, als<br />

die zahlreichen Gäste<br />

den Klosterhof betreten. Und<br />

doch brennt da e<strong>in</strong> Licht, <strong>das</strong><br />

sie leitet. Frei nach Hölderl<strong>in</strong><br />

ist es diese Sehnsucht nach<br />

Licht, die uns Menschen immer<br />

<strong>wie</strong>der antreibt. Die uns<br />

davor rettet, im Dunkel der<br />

Welt zu vers<strong>in</strong>ken. E<strong>in</strong>e unbewußte<br />

Er<strong>in</strong>nerung daran,<br />

daß es noch e<strong>in</strong> anderes Leben<br />

h<strong>in</strong>ter dem Gewohnten<br />

36 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

gibt, e<strong>in</strong> glücklicheres Leben.<br />

Doch wo ist dieses Leben zu<br />

f<strong>in</strong>den? Und was ist überhaupt<br />

Glück?<br />

Zum Mittwochs-Menue<br />

<strong>in</strong> der Reihe »Kunst, Kultur<br />

& Kul<strong>in</strong>arisches« f<strong>in</strong>det sich<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe »Glückssucher«<br />

zusammen, die dem Ruf der<br />

Gastgeber<strong>in</strong> Jutta Scheuthle<br />

und des Autors und Philo<strong>so</strong>phen<br />

Dr. Christoph<br />

Quarch gefolgt s<strong>in</strong>d. Der lei-<br />

denschaftliche und tiefs<strong>in</strong>nige<br />

Denker konfrontiert die<br />

Gäste mit der S<strong>in</strong>nfrage. Von<br />

Hölderl<strong>in</strong> über Nietzsche,<br />

von Aristoteles zurück zu<br />

Platon, wer je gelebt hat, hat<br />

auch gesucht. Das wird <strong>in</strong> den<br />

Zitaten und Gedichten deutlich,<br />

die Christoph Quarch<br />

zwischen den Gängen des<br />

Mittwochsmenues serviert.<br />

Philo<strong>so</strong>phien zum<br />

Thema Glück<br />

Wie es Tradition ist<br />

im Klosterhof, beg<strong>in</strong>nt der<br />

Abend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lauschigen<br />

Kam<strong>in</strong>raum mit dem Aperitif.<br />

Hier wird den Gästen <strong>in</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung gerufen, daß e<strong>in</strong>er<br />

der sprachgewaltigsten<br />

deutschen Philo<strong>so</strong>phen nur<br />

e<strong>in</strong> paar Kilometer entfernt<br />

<strong>das</strong> Licht der Welt erblickt<br />

hat: Friedrich Hölderl<strong>in</strong> wurde<br />

1770 <strong>in</strong> Lauffen am Neckar<br />

geboren. Dieser Hölderl<strong>in</strong><br />

paßt ganz <strong>in</strong> die Tradition<br />

der griechischen Philo<strong>so</strong>phien,<br />

die den roten Faden des<br />

Abends bilden. Gebannt lauschen<br />

die Gäste Gedichten,<br />

die von der glücklichen Welt<br />

der Götter und der dunklen<br />

Menschenwelt berichten.<br />

Und es drängt sich die<br />

Frage auf: Kann der Mensch<br />

überhaupt glücklich werden?<br />

Oder ist <strong>das</strong> den Göttern vorbehalten?<br />

Christoph Quarch<br />

spannt nun den Boden weiter,<br />

<strong>in</strong>dem er die Gäste <strong>in</strong> den<br />

schön dekorierten Speiseraum<br />

führt. Als ersten Gang<br />

schlägt er e<strong>in</strong> »pikantes Zarathustra-Süppchen«<br />

vor.<br />

Dem fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nigen Hölderl<strong>in</strong><br />

folgt der »Philo<strong>so</strong>ph mit dem<br />

Hammer« Friedrich Nietzsche.<br />

In der E<strong>in</strong>leitung zu se<strong>in</strong>em<br />

Werk »Al<strong>so</strong> sprach Zarathustra«<br />

hat dieser e<strong>in</strong>st<br />

e<strong>in</strong> Bild von den glücklichen<br />

Menschen der letzten Tage<br />

gezeichnet. Den immer lächelnden<br />

kle<strong>in</strong>en Menschen,<br />

die alles auf ihr eigenes, ger<strong>in</strong>ges<br />

Maß herunterm<strong>in</strong>dern,<br />

womit sie <strong>in</strong> Berührung<br />

kommen. Denen, <strong>so</strong> Quarch,<br />

geht es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um


<strong>das</strong> Friede-Freude-Eierkuchen-Glück,<br />

um die »happ<strong>in</strong>ess«,<br />

<strong>wie</strong> es der Engländer<br />

ausdrückt. Der Versuch, <strong>das</strong><br />

Glück dadurch zu f<strong>in</strong>den, daß<br />

man sich immer neue Wünsche<br />

sucht und erfüllt, um<br />

sich e<strong>in</strong>ige Augenblicke lang<br />

wohl und glücklich zu fühlen.<br />

Daß dadurch ke<strong>in</strong> dauerhaftes<br />

Glück möglich ist, legt<br />

der Philo<strong>so</strong>ph beim anschließenden<br />

»Knackigen Aristoteles-Rohkost<br />

Salat mit Endaimona-Dress<strong>in</strong>g«<br />

dar. Der<br />

hier zitierte Aristoteles hat<br />

e<strong>in</strong>st die Me<strong>in</strong>ung vertreten,<br />

nicht die Götter, <strong>so</strong>ndern der<br />

Mensch sei <strong>in</strong> dieser Welt <strong>das</strong><br />

Maß aller D<strong>in</strong>ge. Er hat <strong>so</strong>mit<br />

den menschlichen Verstand<br />

und die Vernunft zur<br />

Richtschnur über Glück und<br />

Unglück erhoben. Ob nun<br />

be<strong>so</strong>nders vernünftige Menschen<br />

auch be<strong>so</strong>nders glück-<br />

liche Menschen s<strong>in</strong>d, darüber<br />

läßt sich <strong>sicher</strong> streiten.<br />

Den nächsten philo<strong>so</strong>phischen<br />

Wegweiser f<strong>in</strong>det<br />

der studierte Theologe<br />

Quarch <strong>in</strong> der christlichen<br />

Geschichte. Die Bergpredigt<br />

als hoffnungsvolle Botschaft<br />

erzählt, <strong>wie</strong> und wo Glück<br />

oder gar Seligkeit zu f<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>d. Das »Wie« leuchtet<br />

e<strong>in</strong>, durch e<strong>in</strong> sündenfreies<br />

und gottesfürchtiges Leben.<br />

Das »Wo« jedoch macht<br />

dann doch eher nachdenklich.<br />

In vielen religiösen Philo<strong>so</strong>phien<br />

hat man sich nämlich<br />

dazu entschieden, <strong>das</strong> Glück<br />

auf die Zeit nach dem Erdenleben<br />

zu vertagen. Aus dem<br />

Paradies <strong>in</strong> uns wurde <strong>das</strong> Paradies<br />

danach. So schön der<br />

Gedanke auch se<strong>in</strong> mag, daß<br />

e<strong>in</strong>mal irgendwann etwas<br />

Besseres warten könnte, es<br />

beantwortet nicht die Frage<br />

nach dem Hier und Jetzt.<br />

Lieben, was ist<br />

Als Hauptgang wird den<br />

Gästen e<strong>in</strong> »Herzhaftes Seelen-Ragout<br />

mit e<strong>in</strong>er Komposition<br />

platonischer Tugenden«<br />

serviert. Und hier kommt<br />

die Gesellschaft dem Glück<br />

doch e<strong>in</strong>en ganzen Schritt näher.<br />

Hatten die bisher zitierten<br />

Philo<strong>so</strong>phen <strong>das</strong> Glück<br />

entweder <strong>in</strong> die unerreichbare<br />

Welt der Götter verbannt<br />

oder eben erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fernen<br />

Zukunft <strong>in</strong> Aussicht gestellt,<br />

<strong>so</strong> br<strong>in</strong>gt Platon die Hoffnung<br />

zurück. Er hat erkannt, daß es<br />

nicht um <strong>das</strong> Hamsterrad der<br />

Erfüllung immer ausgefallenerer<br />

Wünsche geht, auch nicht<br />

um <strong>das</strong> »keep smil<strong>in</strong>g« der angepaßten<br />

kle<strong>in</strong>en Menschen.<br />

Noch weniger darum, über<br />

unsere menschlichen Grenzen<br />

h<strong>in</strong>auszusteigen und Götter<br />

zu werden, <strong>so</strong>ndern um<br />

die Fähigkeit zu lieben. Das<br />

zu lieben, was ist, al<strong>so</strong> die von<br />

vielen <strong>so</strong> gefürchtete Realität<br />

mit all ihren Facetten und<br />

<strong>in</strong> jedem Augenblick. Mit der<br />

letzten Erkenntnis, daß alles<br />

gut ist, <strong>so</strong> <strong>wie</strong> es ist. Man muß<br />

es nur erkennen.<br />

Kultur im Klosterhof<br />

Jutta Scheuthle vom<br />

Klosterhof im Spiegelberger<br />

Teilort Großhöchberg hat mit<br />

ihren »Mittwochsmenues«<br />

e<strong>in</strong>e alte, <strong>in</strong> unserer schnellebigen<br />

»Fastfood-Welt« fast<br />

ausgestorbene Tradition <strong>wie</strong>der<br />

aufgenommen: die Verschmelzung<br />

aus kul<strong>in</strong>arischem<br />

Genuß und philo<strong>so</strong>phischem<br />

Gespräch. Dabei steht der Referent<br />

auf ke<strong>in</strong>er Bühne, <strong>so</strong>ndern<br />

ist Teil des Geschehens.<br />

In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der sich immer<br />

mehr Menschen nach<br />

Entschleunigung sehnen und<br />

nach Werten und Orientierung<br />

suchen, ist <strong>das</strong> Klosterhofprogramm<br />

e<strong>in</strong>e wunderbare<br />

Alternative zu der Anonymität<br />

vieler Massenveranstaltungen.<br />

Denn mehr als dreißig<br />

Per<strong>so</strong>nen passen nicht <strong>in</strong> die<br />

wunderschön restaurierten<br />

und mit alten Holzmöbeln<br />

ausgestatteten Räume. Und<br />

<strong>das</strong> ist auch gut <strong>so</strong>.<br />

Am 29.12.2010 steht die<br />

nächste Veranstaltung an, mit<br />

e<strong>in</strong>em musikalisch-literarischen<br />

»Entr´ act zwischen<br />

den Jahren«. Der Schauspieler<br />

Jürg Löw rezitiert aus Werken<br />

von Brecht, Tucholsky und<br />

R<strong>in</strong>gelnatz. Und mit Liedern<br />

von Georg Kreisler – begleitet<br />

von Frank Tischer am Klavier<br />

– möchte er zu e<strong>in</strong>er heiteren<br />

Aufbruchstimmung für<br />

<strong>das</strong> neue Jahr 2011 <strong>in</strong>spirieren.<br />

Angesichts der vielen prägenden<br />

Ereignisse des auskl<strong>in</strong>genden<br />

Jahres <strong>sicher</strong>lich genau<br />

<strong>das</strong> richtige Konzept.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Weitere Informationen<br />

www.kultur-klosterhof.de<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

37<br />

Regionales


In der Märzausgabe des Naturscheck-Magaz<strong>in</strong>s erschien e<strong>in</strong> vielbeachtetes Interview<br />

mit dem Ludwigsburger Therapeuten Dr. Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g; der Titel: »Die Zukunft<br />

ist weiblich!?« Welche katastrophalen Folgen <strong>das</strong> maskul<strong>in</strong>dom<strong>in</strong>ierte, l<strong>in</strong>ear-kausale<br />

Denken für Mensch und Natur hat, ist heute überall sichtbar. Dr. Mill<strong>in</strong>g wirft e<strong>in</strong>en Blick<br />

<strong>in</strong> die Zukunft: <strong>wie</strong> sie se<strong>in</strong> könnte »die Zeit nach dem Patriarchat«.<br />

38 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010


»Die Liebe nach den Zeiten des Patriarchats«<br />

Gespräch mit dem Ludwigsburger Therapeuten und Doktor der<br />

Philo<strong>so</strong>phie Hans-Peter Mill<strong>in</strong>g.<br />

Herr Dr. Mill<strong>in</strong>g, Sie schreiben gerade<br />

an Ihrem Buch: »Die Liebe nach<br />

den Zeiten des Patriarchats«, <strong>das</strong><br />

Mitte nächsten Jahres ersche<strong>in</strong>en<br />

<strong>so</strong>ll. Wie kam es zu diesem Titel?<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Der Titel ist<br />

e<strong>in</strong>e Anlehnung an den Buchtitel:<br />

»Die Liebe <strong>in</strong> den Zeiten der Cholera«<br />

von Gabriel García Márquez.<br />

Ich b<strong>in</strong> der Überzeugung, daß unsere<br />

heutige Lebensweise viel<br />

Krankes oder Krankmachendes<br />

an sich hat. Das patriarchale Pr<strong>in</strong>zip<br />

ist e<strong>in</strong>e Art Vergewaltigung der<br />

Welt, mit allen Konsequenzen.<br />

Sie haben ja bereits bei unserem Interview<br />

im März ausgeführt, daß Sie<br />

die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Veränderung<br />

<strong>in</strong> unserem Denken und Handeln<br />

noch nicht aufgegeben haben. Was<br />

muß sich denn verändern, damit wir<br />

von e<strong>in</strong>er – <strong>wie</strong> Sie es nennen – patriarchalen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e natürliche Leben<strong>so</strong>rdnung<br />

übergehen?<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Es gibt bereits<br />

unzählige Ansätze <strong>in</strong> fast allen Lebensbereichen.<br />

Die Frauen s<strong>in</strong>d im<br />

Kommen, wenn auch die alten Patriarchen<br />

ihr System noch verteidigen,<br />

<strong>in</strong>dem sie Frauen den Zugang<br />

zu führenden Positionen<br />

verweigern. Doch s<strong>in</strong>d die Frauen<br />

– <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>st im alten Griechenland<br />

die Amazonen – den Männern<br />

im Kampf bereits ebenbürtig. Viele<br />

haben <strong>das</strong> »männliche«, <strong>das</strong> l<strong>in</strong>ear-kausale<br />

Denken ver<strong>in</strong>nerlicht.<br />

Nur <strong>so</strong> können sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

von Männern dom<strong>in</strong>ierten Welt<br />

behaupten. Vor allem <strong>in</strong> der Politik<br />

oder <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em früheren Beruf<br />

als Rechtsanwalt, kenne ich viele<br />

Frauen, die fast alles »Weibliche«<br />

<strong>in</strong> sich ausgeblendet haben, um den<br />

Männern Paroli bieten zu können.<br />

Das Tragische dabei ist, daß<br />

diese Frauen dabei sehr viel verlieren.<br />

Doch leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangszeit,<br />

<strong>in</strong> der <strong>das</strong> typisch Weibliche<br />

noch nicht geachtet oder gar<br />

als Schwäche ausgelegt wird. Doch<br />

<strong>das</strong> wird sich ändern.<br />

In vielen Kulturen, die von den drei<br />

bekannten Hauptreligionen des jüdischen,<br />

christlichen und islamischen<br />

Glaubens geprägt wurden, galt und<br />

gilt die Frau als schwaches, sündiges<br />

Wesen. E<strong>in</strong> Wesen, <strong>das</strong> man<br />

kontrollieren muß. Was sich ja <strong>in</strong> alten<br />

Sprüchen ausdrückt <strong>wie</strong>: »Wenn<br />

du zum Weibe gehst, vergiß die Peitsche<br />

nicht.« Es wird dabei auf den<br />

<strong>so</strong>genannten biblischen Sündenfall<br />

ver<strong>wie</strong>sen, <strong>in</strong> dem die erste Frau Eva<br />

sich von der Luzifer-Schlange hat<br />

verführen lassen. Und damit quasi<br />

den armen Adam mit <strong>in</strong> den Untergang<br />

gerissen hat.<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Da s<strong>in</strong>d wir<br />

<strong>wie</strong>der bei der patriarchalen Weltanschauung.<br />

Gerade <strong>in</strong> den Religionen<br />

wird uns genau dieses Denken<br />

überliefert. Aber haben all<br />

die dort geschilderten Ereignisse<br />

wirklich <strong>so</strong> stattgefunden? Oder<br />

hat man sich e<strong>in</strong> Weltbild geschaffen,<br />

<strong>das</strong> der eigenen Art entspricht?<br />

Letztlich wurden alle Aufzeichnungen<br />

ausschließlich von Männern<br />

gemacht. Nehmen wir die<br />

Geschichte um Adam und Eva. Da<br />

lesen wir <strong>in</strong> der Bibel:<br />

Gott pflanzte e<strong>in</strong>en Garten,<br />

den Garten Eden. Üppigland, ostwärts,<br />

und legte dare<strong>in</strong> den Menschen,<br />

den er gebildet hatte…<br />

Gott sprach: Nicht gut ist, daß der<br />

Mensch alle<strong>in</strong>e sei, ich will ihm<br />

e<strong>in</strong>e Hilfe machen, im Gegenpart.<br />

Er senkte auf den Menschen Betäubung,<br />

daß er entschlief, und<br />

er nahm e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Rippen und<br />

schloß Fleisch an ihre Stelle. Er<br />

baute die Rippe, die er vom Menschen<br />

nahm, zu e<strong>in</strong>em Weibe und<br />

brachte es zum Menschen.<br />

Der Mensch sprach: Diesmal<br />

ist sie´s! Be<strong>in</strong> von me<strong>in</strong>em Gebe<strong>in</strong>,<br />

Fleisch von me<strong>in</strong>em Fleisch…<br />

Schon hier <strong>so</strong>llten wir stutzig<br />

werden. »Diesmal ist sie´s!« Warum<br />

diesmal? Hat es vor Eva bereits<br />

andere Frauen gegeben? Und was<br />

war an denen falsch? Die Bibel und<br />

die Schöpfungsgeschichte s<strong>in</strong>d ja<br />

nicht etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Guß entstanden,<br />

sie wurden aus vielen Quellen<br />

gespeist. Vieles, was noch aus vorpatriarchaler<br />

Zeit stammte, - die<br />

es ja e<strong>in</strong>mal gegeben hat - wurde<br />

später der patriarchalen Denkweise<br />

angepaßt. Und <strong>das</strong> sehr erfolgreich.<br />

Heute glaubt jedes K<strong>in</strong>d an die biblische<br />

Geschichte des ersten Mannes<br />

Adam und der ersten Frau Eva.<br />

Und <strong>wie</strong> hat man vorher gedacht?<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Noch älteren<br />

Schriften, <strong>wie</strong> den sumerischen<br />

Texten, der Kabbala, dem Talmud<br />

und alten arabischen Mythen entnehmen<br />

wir, daß es – vor der patriarchalen,<br />

biblischen Festschreibung<br />

– möglicherweise e<strong>in</strong>e ganz<br />

andere Sichtweise gab. Und die<br />

lautete <strong>so</strong>:<br />

Gott schuf e<strong>in</strong>en Mann und<br />

nannte ihn Adam. Und er schuf<br />

e<strong>in</strong>e Frau – gleich ihm aus Erde gemacht<br />

– und nannte sie Lilith. Diese<br />

Lilith erwähnt auch Goethe <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em »Faust«. Sie ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Unbekannte.<br />

Adam und Lilith lebten e<strong>in</strong>e<br />

Ewigkeit e<strong>in</strong>trächtig zusammen.<br />

Und doch: irgendwann – es war<br />

der Beg<strong>in</strong>n der Zeit – begannen<br />

die beiden zu streiten. Adam wollte<br />

der Überlegene se<strong>in</strong>. Lilith erwiderte:<br />

Wir s<strong>in</strong>d beide gleich, weil<br />

wir beide aus Erde gemacht s<strong>in</strong>d!<br />

Da versuchte Adam ihren Gehorsam<br />

gewaltsam zu erzw<strong>in</strong>gen.<br />

Wutentbrannt rief Lilith Gottes<br />

magischen Namen aus, erhob sich<br />

<strong>in</strong> die Lüfte und entfloh.<br />

Nach biblischer Überlieferung<br />

verfluchte Gott die Lilith. Sie<br />

wird fortan <strong>in</strong> allen Kulturen zu e<strong>in</strong>en<br />

Abbild des Bösen. Nur weil<br />

sie Adam nicht gehorchen, sich<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

39<br />

Interviews Editorial


Interviews<br />

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Naturkost<strong>so</strong>rtiment<br />

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40 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Anz_hoch_90x131mm.<strong>in</strong>dd 1 27.07.09 09:35<br />

ihm nicht unterwerfen wollte.<br />

Kommt uns dieses Verhalten<br />

nicht bekannt vor? Die<br />

patriarchal-dom<strong>in</strong>ierte Kirche<br />

hat dieses Pr<strong>in</strong>zip, vor allem<br />

Frauen (Hexen) gegenüber,<br />

jahrtausendelang angewandt.<br />

Wer nicht gehorcht, wird verflucht,<br />

beziehungsweise ausgemerzt.<br />

Und <strong>wie</strong> g<strong>in</strong>g die Geschichte<br />

Adams dann weiter?<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Laut der<br />

Überlieferung lebte Adam<br />

nun alle<strong>in</strong>e im Garten Eden<br />

und war e<strong>in</strong>sam. Gott <strong>so</strong>ll<br />

ihm e<strong>in</strong> zweites Frauenwesen<br />

erschaffen haben, aus<br />

Knochen, Sehnen, Fleisch,<br />

Haut und Haaren. Vor der<br />

allerd<strong>in</strong>gs ekelte Adam. Da<br />

kommt »Gottvater« e<strong>in</strong>e<br />

Idee. Wenn er e<strong>in</strong> Weib erschafft<br />

aus Adams eigenem<br />

Körper, dann könne er es<br />

nicht mehr ablehnen. Gesagt,<br />

getan. Im Tiefschlaf wird<br />

Adam e<strong>in</strong>e Rippe entnommen<br />

und jene Frau geformt, die<br />

wir als Eva kennen.<br />

Diese Eva ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>eswegs<br />

die erste oder gar<br />

die wahre Frau, <strong>so</strong>ndern bereits<br />

e<strong>in</strong> Abklatsch des Mannes<br />

Adam. Vor der braucht<br />

er sich auch nicht mehr zu<br />

fürchten und sagt: »diesmal<br />

ist sie´s!«<br />

Diese Sichtweise br<strong>in</strong>gt ja unser<br />

gesamtes Weltbild durche<strong>in</strong>ander.<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Stimmt!<br />

Und <strong>das</strong> ist ab<strong>so</strong>lut notwendig.<br />

Denn <strong>das</strong> Ungleichgewicht<br />

<strong>in</strong> der Welt, diese fehlende<br />

Balance zwischen<br />

»empfangendem Weiblichen«<br />

und »kreativem Männlichen«<br />

ist e<strong>in</strong>e Folge der patriarchalen<br />

Denkweise. Natürlich tragen<br />

wir beide Polaritäten <strong>in</strong><br />

uns, al<strong>so</strong> <strong>so</strong>wohl weibliche als<br />

auch männliche Anteile, und<br />

doch bedarf es e<strong>in</strong>er Harmonisierung<br />

der beiden. Sonst<br />

setzt sich <strong>das</strong> fort, was schon<br />

seit Jahrtausenden geschieht:<br />

wir zerstören uns selbst mit-<br />

samt dem Planeten.<br />

Grundlage ist die Erkenntnis,<br />

daß viele Überlieferungen<br />

und Aufzeichnungen<br />

e<strong>in</strong>e Denkweise vermitteln,<br />

die gefärbt ist von tausenden<br />

Jahren Patriarchat.<br />

Al<strong>so</strong> Cholera, um es mit Garcia<br />

Marquez auszudrücken! Welche<br />

Antworten möchten Sie durch<br />

Ihr Buch vermitteln?<br />

Dr. Mill<strong>in</strong>g: Zuerst<br />

e<strong>in</strong>mal geht es darum, Bewußtse<strong>in</strong><br />

zu schaffen. Um die<br />

Muster zu erkennen, nach denen<br />

wir entscheiden und handeln.<br />

In der vorpatriarchalen<br />

Zeit hat es ke<strong>in</strong>en Konkurrenzkampf<br />

zwischen Mann<br />

und Frau gegeben, <strong>wie</strong> es<br />

heute überall der Fall ist. Die<br />

Rollen waren klar verteilt,<br />

man hat sich ergänzt. Auch<br />

bei den Indianern, die sich als<br />

Teil der Natur sahen, gab es<br />

derartiges nicht. Es gab ke<strong>in</strong>e<br />

Umwelt, <strong>so</strong>ndern man lebte<br />

<strong>in</strong> der Mitwelt.<br />

Durch me<strong>in</strong>e systemische<br />

Arbeit kann ich hier<br />

vermittelnd e<strong>in</strong>greifen. Wir<br />

haben bereits exemplarische<br />

Systemaufstellungen gemacht,<br />

die <strong>das</strong> Thema Mann<br />

und Frau betrafen, mit sehr<br />

<strong>in</strong>teressanten Erkenntnissen.<br />

Es zeigte sich <strong>das</strong> folgende<br />

Bild: »Anfangs treten<br />

sich beide Seiten sehr fe<strong>in</strong>dselig<br />

gegenüber. Die Frauen<br />

bezeichnen die Männer<br />

als böse. Die Männer geben<br />

den Frauen die Schuld, da ja<br />

auch die Männer von Müttern<br />

erzogen wurden. Beide<br />

Seiten bekämpfen sich mit<br />

den ihnen eigenen Strategien:<br />

Er mit direkter Gewalt, sie<br />

subtil, durch Verachtung und<br />

Abwertung. Dann, nach und<br />

nach, sagen beide Seiten, was<br />

sie vom anderen benötigen<br />

würden, um diesen Teufelskreis<br />

gegenseitiger Schuldzuweisungen<br />

endlich verlassen<br />

zu können. Die Frau benötigt<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Anerkennung,<br />

Achtung und Liebe,<br />

der Mann <strong>wie</strong>derum Wert-


schätzung für all <strong>das</strong>, was er<br />

leistet. Letztlich kommt es<br />

zu erlösenden Tränen und e<strong>in</strong>er<br />

Versöhnung zwischen den<br />

Geschlechtern.« Dies s<strong>in</strong>d<br />

sehr bewegende Momente.<br />

Dabei wird klar, daß alles viel<br />

leichter ist, als wir denken. Jeder<br />

will nur <strong>das</strong> se<strong>in</strong> dürfen,<br />

was er wirklich ist. Die Lösung<br />

ist al<strong>so</strong>: Wir müssen die<br />

Welt gar nicht auf den Kopf<br />

stellen. Sondern wir können<br />

den Mut haben, uns <strong>das</strong> Menschenrecht<br />

zu nehmen, endlich<br />

zu dem zu werden, was<br />

wir eigentlich s<strong>in</strong>d.«<br />

Herr Dr. Mill<strong>in</strong>g, vielen Dank<br />

für <strong>das</strong> <strong>in</strong>teressante Gespräch<br />

und natürlich auch für <strong>das</strong> im<br />

nächsten Jahr ersche<strong>in</strong>ende<br />

Buch.<br />

Weitere Informationen<br />

unter www.<strong>in</strong>stitut-hpm.de<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

41<br />

Interviews


Regionales<br />

Vom »Festival der Natur« zum »Naturerlebnispark Hohenlohe«<br />

E<strong>in</strong> Portrait des Künstlerpaares Heike Nübel und Edw<strong>in</strong> Karl.<br />

»In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der immer mehr Menschen vere<strong>in</strong>samen und die Erlebnisräume<br />

zunehmend E<strong>in</strong>schränkung erfahren oder immer mehr <strong>in</strong>stitutionalisiert<br />

werden, ist es uns e<strong>in</strong> Anliegen, über die Natur erlebnis-<strong>in</strong>tensive<br />

Berührungspunkte zu uns selbst und unseren Mitmenschen<br />

zu schaffen. Unsere Urverbundenheit mit allem Lebendigen <strong>so</strong>ll<br />

spürbar werden und damit die Achtsamkeit unserem Umfeld und uns<br />

selbst gegenüber neue Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.«<br />

42 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Wo <strong>so</strong>ll man hier anfangen?<br />

Wer s<strong>in</strong>d diese<br />

beiden Menschen, deren Kreativität<br />

und deren Angebotsspektrum<br />

rund um <strong>das</strong> Thema<br />

Natur <strong>so</strong> vielfältig ist, daß<br />

es kaum <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Leben zu passen<br />

sche<strong>in</strong>t. Heike Nübel und<br />

Edw<strong>in</strong> Karl s<strong>in</strong>d vieles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em:<br />

Künstler, Erlebnispädagogen,<br />

Visionäre, Macher und<br />

Denker. Sie haben <strong>das</strong> »Festival<br />

der Natur« <strong>in</strong>s Leben gerufen,<br />

<strong>das</strong> seit 2007 e<strong>in</strong>mal<br />

pro Jahr <strong>in</strong> Forchtenberg,<br />

am Schleierhofer See stattf<strong>in</strong>det.<br />

Tausende von Menschen<br />

kommen <strong>in</strong>zwischen aus Nah<br />

und Fern, Menschen, denen<br />

die Liebe zur Natur und die<br />

Vision von e<strong>in</strong>em natürlicheren<br />

Leben Antrieb und Aufgabe<br />

ist.<br />

Für Heike Nübel und<br />

Edw<strong>in</strong> Karl stellt diese Vision<br />

ihren Lebensmittelpunkt dar,<br />

ist al<strong>so</strong> auch gleichzeitig ihre<br />

Mission. »Das Festival der<br />

Natur«, <strong>so</strong> Edw<strong>in</strong> Karl, »ist<br />

nur e<strong>in</strong>e Zwischenstation auf<br />

dem Weg zu e<strong>in</strong>em größeren<br />

Ziel: nämlich e<strong>in</strong>en »Naturerlebnispark<br />

Hohenlohe« zu<br />

schaffen! Dieser Naturerlebnispark<br />

<strong>so</strong>ll e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Angeboten vere<strong>in</strong>en <strong>wie</strong> Walderlebnispfade,Naturführungen,<br />

Tagungen und Sem<strong>in</strong>are,<br />

und e<strong>in</strong>e ökologisch ausgerichtete<br />

Gastronomie. Wir<br />

möchten dort Wissen über<br />

die ganzheitlichen Zusammenhänge<br />

der Natur vermitteln.<br />

In e<strong>in</strong>em topographisch<br />

abwechslungsreichen Waldgebiet<br />

können wir <strong>so</strong> aktives<br />

Erleben mit ökologischen<br />

und natur-philo<strong>so</strong>phischen<br />

Wissens<strong>in</strong>halten verb<strong>in</strong>den.<br />

Der Besucher bewegt sich <strong>in</strong><br />

unterirdisch angelegten Räu-


men und Gängen, über Steganlagen<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Baumwipfelweg<br />

durch alle Lebenszonen<br />

der Natur, bis über<br />

die Baumkronen h<strong>in</strong>weg. Interaktive<br />

Elemente vermitteln<br />

hautnah alles Wissen um<br />

Aufbau, Beschaffenheit und<br />

Funktion der e<strong>in</strong>zelnen Biozonen.<br />

E<strong>in</strong> S<strong>in</strong>nespfad bietet<br />

die Möglichkeit, dem eigenen<br />

s<strong>in</strong>nlichen Wahrnehmen<br />

mit den uns bekannten 5 S<strong>in</strong>nen<br />

zu begegnen, diese S<strong>in</strong>ne<br />

zu schärfen und damit die eigene<br />

Wahrnehmungsfähigkeit<br />

zu fördern.«<br />

Das Potential dieser Naturpark-Vision<br />

ist eben<strong>so</strong><br />

grenzenlos <strong>wie</strong> die Kreativität<br />

des Künstlerpaares. Alle<strong>in</strong><br />

die Holzkunstwerke s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong> eigenes Portrait wert. Die<br />

Ausdruckskraft der meist<br />

aus alten Baumstämmen entstandenen<br />

Skulpturen ist im<br />

wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes<br />

»magisch«.<br />

»Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allem, was<br />

wir tun, Vermittler zwischen<br />

Mensch und Natur.«, <strong>so</strong> Heike<br />

Nübel. »Das ist auch <strong>in</strong><br />

unserem Angebot für die<br />

Garten- und Baumbesitzer<br />

<strong>so</strong>. Mit »Kunst am Stumpf«<br />

möchten wir ihnen <strong>das</strong> Bewußtse<strong>in</strong><br />

dafür vermitteln,<br />

daß Bäume mit uns Menschen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Familienverband<br />

leben. Wir haben <strong>das</strong><br />

Thema: »Sanfter Abschied<br />

von den grünen Brüdern« genannt.<br />

Denn <strong>wie</strong> oft geschieht<br />

es, daß e<strong>in</strong> Baum, der jahrzehntelang<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorgarten<br />

stand, gefällt werden <strong>so</strong>ll,<br />

und es für die Besitzer sehr<br />

schwer ist, diese Entscheidung<br />

zu fällen. Hier setzen<br />

wir an. Zu Menschen, die sich<br />

bei uns melden, fahren wir<br />

h<strong>in</strong>, sehen uns den Baum an,<br />

und meistens bekomme ich<br />

unmittelbar e<strong>in</strong> Bild, <strong>in</strong> welcher<br />

Form sich dieser Baum<br />

se<strong>in</strong>en Mitmenschen noch<br />

zeigen möchte. Ich zeichne<br />

diese Version, und meist berührt<br />

es uns alle sehr.<br />

Me<strong>in</strong> Mann hat die<br />

Gesundheit beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden!<br />

Wohnraumuntersuchungen nach<br />

baubiologisch-umweltmediz<strong>in</strong>ischer Erfahrung<br />

Ursachensuche mit Lösungsstrategien <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit der Umwelt- und<br />

Komplementärmediz<strong>in</strong> <strong>so</strong><strong>wie</strong> Naturheilkundigen<br />

Messung physikalischer E<strong>in</strong>flüsse <strong>wie</strong> Elektrosmog<br />

geologischer und natürlicher H<strong>in</strong>tergrundstrahlung<br />

Abschirmmaßnahmen im Bereich technischer Strahlung<br />

Chemische und mikrobiologische Analysen<br />

von Material und Raumluft nach DIN-VDI - 4300<br />

Analyse, Gefährdungsbeurteilung und Beseitigung von<br />

Feuchte- und Schimmelpilzschäden gemäß BGI 858 BG BAU<br />

unter Berücksichtigung der Biostoffverordnung <strong>so</strong><strong>wie</strong> der<br />

Handlungsanleitungen Umweltbundesamt und<br />

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg<br />

Paul Layher • Sachverständiger (TÜV Cert.) und Baubiologe IBN<br />

Nico Layher • staatl. geprüfter Bautechniker und Baubiologe IBN<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

43<br />

Regionales


Regionales<br />

e<strong>in</strong>zigartige Fähigkeit, dann<br />

genau dieses Bild zum Vorsche<strong>in</strong><br />

zu br<strong>in</strong>gen. Man könnte<br />

sagen: er arbeitet die Seele<br />

des Baumes heraus. So verwandelt<br />

sich der Baum <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Kunstwerk und darf weiter an<br />

se<strong>in</strong>em Platz wirken.«<br />

Heike Nübel und Edw<strong>in</strong><br />

Karl s<strong>in</strong>d »Botschafter für die<br />

Schönheit der Bäume«. Die<br />

Beseeltheit und Belebtheit der<br />

Natur ist für sie e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.<br />

Dieses verlorengegangene<br />

Naturwissen<br />

weiterzugeben, eben<strong>so</strong>. Fast<br />

täglich s<strong>in</strong>d sie mit Schulklassen,<br />

mit naturverbundenen<br />

Menschen und mit Abenteuersuchern<br />

unterwegs. Die Erlebnispädagogik<br />

nimmt endlich<br />

<strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>en breiteren<br />

Raum e<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserer »virtuellgewordenen«<br />

Welt. Sie führt<br />

von der passiven, s<strong>in</strong>nentleerten<br />

Konsumphilo<strong>so</strong>phie der<br />

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DIE HOLZSCHMIEDE<br />

Peter Schulze<br />

L<strong>in</strong>denstrasse 46 74238 Krautheim<br />

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44 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

jüngeren Vergangenheit h<strong>in</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er Symbiose aus aktiver<br />

Naturverbundenheit und<br />

gleichzeitiger Nutzung moderner<br />

Möglichkeiten. Al<strong>so</strong><br />

ke<strong>in</strong> zurück <strong>in</strong> die Ste<strong>in</strong>zeit,<br />

<strong>so</strong>ndern e<strong>in</strong> notwendiger<br />

Entwicklungsschritt für<br />

die Menschheit als Ganzes,<br />

die immer mehr erkennt, daß<br />

e<strong>in</strong> Leben ohne Natur e<strong>in</strong> völlig<br />

unwürdiges und im Kerne<br />

s<strong>in</strong>nloses Leben ist.<br />

Edw<strong>in</strong> Karl lebt bereits<br />

<strong>in</strong> der neuen Welt: umgeben<br />

von Natur und doch mit allen<br />

technischen Möglichkeiten<br />

ausgestattet und vertraut.<br />

Se<strong>in</strong>e Holz- oder auch Eisskulpturen<br />

entstehen teilweise<br />

durch Zuhilfenahme moderner<br />

Technik, nämlich mit<br />

der Motorsäge. Welch filigrane<br />

Details er damit aus dem<br />

Material herausschälen kann,<br />

ist bee<strong>in</strong>druckend.<br />

»Ich war fast zwanzig<br />

Jahre lang technischer Leiter<br />

e<strong>in</strong>er Jugendbildungsstätte<br />

mit ökologischer Ausrichtung.«,<br />

<strong>so</strong> Edw<strong>in</strong> Karl, »Dort<br />

kamen gestalterische Elemente<br />

und <strong>das</strong> Verständnis des<br />

Zusammenwirkens natürlicher<br />

Systeme h<strong>in</strong>zu. Eben<strong>so</strong><br />

e<strong>in</strong>e erlebnispädagogische<br />

Ausbildung. Ich war Mitbegründer<br />

des deutschen Hochseilgartenverbandes<br />

und habe<br />

mehrere Hochseilgärten geplant<br />

und gebaut. Nun ist es<br />

an der Zeit, all diese e<strong>in</strong>zelnen<br />

Komponenten zu vere<strong>in</strong>en:<br />

den ökologische Aspekt,<br />

<strong>das</strong> Naturerleben, die Wissensweitergabe<br />

und natürlich<br />

die Kunst. Der »Naturerlebnispark<br />

Hohenlohe« wäre dafür<br />

die ideale Plattform. Bereits<br />

<strong>das</strong> »Festival der Natur«<br />

ist e<strong>in</strong> großer Erfolg. Doch<br />

müssen wir hier alle e<strong>in</strong>zelnen<br />

Elemente an den Festivalort<br />

transportieren, dort aufbauen,<br />

gestalten, und dann kurz darauf<br />

<strong>wie</strong>der abbauen. Sehr viel<br />

Arbeit für wenige Tage. Obwohl<br />

ich 20 Jahre im Allgäu<br />

gelebt habe, könnte ich mir<br />

für den Naturerlebnispark<br />

ke<strong>in</strong>en schöneren Ort vorstellen<br />

als hier <strong>in</strong> Hohenlohe.<br />

Hier b<strong>in</strong> ich geboren, und hier<br />

leben unzählige naturverbundene<br />

Menschen.«<br />

Heike Nübel sieht es<br />

eben<strong>so</strong>. »Hier <strong>in</strong> der Region<br />

ist etwas gewachsen. Woh<strong>in</strong><br />

auch immer man schaut, s<strong>in</strong>d<br />

Keimzellen e<strong>in</strong>er neuen Lebensform<br />

zu erkennen. Die<br />

Menschen öffnen und verändern<br />

sich. Man könnte sagen:<br />

die Transformation ist <strong>in</strong> vollem<br />

Gange. Und die Natur ist<br />

der Punkt, an dem alle Fäden<br />

zusammenlaufen.«<br />

Es bleibt zu hoffen, daß


sich <strong>so</strong>wohl der Ort als auch<br />

<strong>das</strong> F<strong>in</strong>anzierungskapital für<br />

den »Naturerlebnispark Hohenlohe«<br />

<strong>in</strong> Kürze f<strong>in</strong>den<br />

werden. Sonst riskiert die<br />

Region, daß die Protagonisten<br />

e<strong>in</strong>er großartigen, ab<strong>so</strong>lut<br />

zeitgemäßen und <strong>in</strong> ihrer<br />

Art e<strong>in</strong>zigartigen Vision dem<br />

Ruf der Ferne folgen. Denn<br />

andernorts hat man <strong>das</strong> Potential<br />

e<strong>in</strong>es <strong>so</strong>lchen Naturerlebnisparks<br />

längst erkannt.<br />

Alle<strong>in</strong> re<strong>in</strong>e Baumwipfelpfade<br />

haben <strong>in</strong>zwischen jährliche<br />

Besucherzahlen im sechsstelligen<br />

Bereich, Tendenz<br />

steigend. Doch die Idealisten<br />

Heike Nübel und Edw<strong>in</strong><br />

Karl wollen mehr – vor allem<br />

den bewußt kooperativen<br />

Umgang mit der Natur, auch<br />

<strong>in</strong> dieser Projektumsetzung.<br />

Und sie s<strong>in</strong>d Hohenloher. Es<br />

wäre schön, wenn sie es bleiben<br />

würden.<br />

Informationen zum<br />

geplanten Natur-erlebnisparkHohenlohe<br />

Benötigt wird e<strong>in</strong> ca. 30<br />

Hektar großes Wald- und<br />

Wiesengebiet, bevorzugt <strong>in</strong><br />

Hanglage. Der Wald <strong>so</strong>llte e<strong>in</strong>en<br />

Altbaumbestand haben,<br />

und zudem <strong>so</strong>llte Wasser <strong>in</strong><br />

der Nähe se<strong>in</strong> (Bach, Fluß,<br />

See). Beg<strong>in</strong>nen könnte man<br />

bereits mit e<strong>in</strong>er Fläche von<br />

5-6 Hektar. Die Gesamt<strong>in</strong>vestition<br />

orientiert sich an der<br />

Größe und dürfte, <strong>in</strong>kl. Sem<strong>in</strong>argebäude<br />

und Gastronomie, bei<br />

2-3 Millionen Euro liegen. In<br />

Anbetracht der hohen Zahl zu<br />

erwartender Besucher und der<br />

E<strong>in</strong>zigartigkeit des Projekts<br />

e<strong>in</strong>e eher ger<strong>in</strong>ge Investition.<br />

Hier könnte sich e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>de ihre wirtschaftliche<br />

Zukunft <strong>sicher</strong>n, denn der regionale<br />

Natur-Tourismus ist<br />

der Tourismus der Zukunft.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

Leitsatz von Heike<br />

Nübel & Edw<strong>in</strong> Karl:<br />

Immer <strong>wie</strong>der dankend stehen<br />

wir vor der großartigen<br />

Fülle, die die Natur für uns<br />

bereithält, die wir nutzen und<br />

an der wir Bereicherung erfahren<br />

dürfen. Und <strong>das</strong> wollen<br />

wir <strong>in</strong> Demut, Liebe und<br />

Achtung annehmen und <strong>in</strong><br />

der gleichen Weise an all die<br />

weitergeben, die sich uns anvertrauen.<br />

Heike Nübel & Edw<strong>in</strong> Karl<br />

Weitere Informationen<br />

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45<br />

Regionales


Regionales<br />

Geld regiert die Welt?!<br />

Alternative Antworten auf die F<strong>in</strong>anzkrise<br />

Am 8.10.2010 fand <strong>in</strong> Schwäbisch Hall e<strong>in</strong>e<br />

beispielhafte Podiumsdiskussion mit dem Titel<br />

»Geld regiert die Welt?!« statt. Veranstaltet<br />

vom Evangelischen Kreisbildungswerk <strong>in</strong><br />

Kooperation mit dem Hohenloher Franken<br />

e.V., waren geladen: Fritz Vogt, der Chef der<br />

kle<strong>in</strong>sten und rebellischsten Bank Deutschlands,<br />

Helmut Rau von der INWO, dem »Institut<br />

für Natürliche Wirtschaft<strong>so</strong>rdnung«,<br />

Christian Gelleri, der Mitbegründer der bayerischen<br />

Regionalwährung »Chiemgauer« und,<br />

als Vertreter der alten (F<strong>in</strong>anz-)Welt, <strong>das</strong> Vorstandsmitglied<br />

der Sparkasse Schwäbisch<br />

Hall-Crailsheim, Manfred Hegedüs. Und es<br />

ergab sich e<strong>in</strong>e rege Diskussion zum Thema<br />

Geld.<br />

46 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Während die Politik die<br />

F<strong>in</strong>anzkrise als überwunden<br />

und quasi e<strong>in</strong>maligen<br />

Ausrutscher bezeichnet, s<strong>in</strong>d<br />

unabhängige F<strong>in</strong>anzexperten<br />

davon überzeugt, daß der<br />

nächste Crash nur e<strong>in</strong>e Frage<br />

der Zeit ist. Denn der Fehler<br />

liegt im System. Und <strong>so</strong>lange<br />

dieser Fehler nicht behoben<br />

und <strong>das</strong> System nicht nachhaltig<br />

geändert wird, geht der<br />

Tanz auf dem Vulkan weiter.<br />

E<strong>in</strong>e Wiederholung des<br />

Erlebten und die Gefahr des<br />

völligen Zusammenbruchs<br />

des globalen F<strong>in</strong>anzkartenhauses<br />

ist al<strong>so</strong> ke<strong>in</strong>e Hypothese,<br />

<strong>so</strong>ndern e<strong>in</strong>e logische<br />

Konsequenz. Wenn wir nicht<br />

schnellstmöglich umdenken.<br />

In Schwäbisch Hall wurde<br />

laut über Lösungsansätze<br />

nachgedacht. Trotz des parallel<br />

stattf<strong>in</strong>denden Fußballländerspiels<br />

Deutschland gegen<br />

die Türkei, war der Saal restlos<br />

gefüllt. Hartmut Walter<br />

moderierte die Veranstaltung<br />

und befragte die F<strong>in</strong>anzvisionäre.<br />

INWO-Referent Helmut<br />

Rau machte den Anfang<br />

und vermittelte anschaulich,<br />

daß der Fehler im Geldsystem<br />

der Z<strong>in</strong>s ist. Sowohl der Sollals<br />

auch der Habenz<strong>in</strong>s. Jahrhundertelang<br />

war er verboten<br />

und galt als unmoralisch und<br />

als »Wucherz<strong>in</strong>s«. E<strong>in</strong> Geldsystem,<br />

<strong>in</strong> welchem <strong>das</strong> Blockieren<br />

des Geldflusses durch<br />

Z<strong>in</strong>sen belohnt wird, hat auf<br />

Dauer ke<strong>in</strong>e Überlebenschance.<br />

Denn irgendwann kippt<br />

dieses System. Je mehr Geld<br />

der Z<strong>in</strong>serträge wegen <strong>in</strong><br />

Geldanlagen »geparkt« wird,<br />

desto weniger Geld steht für<br />

Investitionen <strong>in</strong> allen anderen<br />

Lebensbereichen zur Verfügung.<br />

Es muß ständig neu-<br />

es Geld gedruckt werden,<br />

was irgendwann zwangsläufig<br />

zum Geldwertverlust, al<strong>so</strong><br />

zur Inflation führt.<br />

Der alte Spruch »Laß<br />

de<strong>in</strong> Geld für dich arbeiten«<br />

ist zudem e<strong>in</strong>e Illusion. Alle<br />

Z<strong>in</strong>serträge müssen erwirtschaftet<br />

werden, was letztlich<br />

dazu führt, daß die Schere<br />

zwischen arm und reich<br />

immer weiter ause<strong>in</strong>anderklafft<br />

und immer mehr Menschen<br />

für die Renditen e<strong>in</strong>iger<br />

Weniger arbeiten müssen.<br />

Zudem wird dadurch der<br />

Wachstumszwang ausgelöst,<br />

und daß dieser Grenzen hat,<br />

wissen wir längst. Die hohen<br />

Renditen der Vergangenheit<br />

waren nur durch die Ausbeutung<br />

der Natur und der Dritten<br />

Welt und die Lohnsklaverei<br />

<strong>in</strong> weniger privilegierten<br />

Ländern möglich.<br />

Im umkehrten S<strong>in</strong>ne ist<br />

der Z<strong>in</strong>s natürlich auch für<br />

Kreditnehmer e<strong>in</strong>e riesige Belastung,<br />

da die Geldverleiher<br />

– ohne dafür selbst etwas<br />

zu leisten – an der Arbeit aller<br />

mitverdienen. Die immense<br />

Verschuldung von Privathaushalten,<br />

Firmen und ganzen<br />

Staaten ist der Beweis für<br />

diese These.<br />

Die Lösung wäre die Abschaffung<br />

des Z<strong>in</strong>ses und e<strong>in</strong><br />

anderes Geldsystem, <strong>wie</strong> es<br />

die vielen Regionalwährungen<br />

bereits praktizieren. Anstatt<br />

<strong>das</strong> Blockieren des Geldflusses<br />

durch Z<strong>in</strong>s zu belohnen,<br />

wird <strong>das</strong> Pr<strong>in</strong>zip umgekehrt.<br />

Das neue Geld verliert<br />

an Wert, wenn es nicht zeitnah<br />

weitergegeben wird. Dadurch<br />

bleibt Geld im Fluß<br />

und wird dem Kreislauf nicht<br />

vorenthalten.<br />

Was auf den ersten Blick


paradox ersche<strong>in</strong>t, eröffnet<br />

beim näheren H<strong>in</strong>sehen ganz<br />

neue Perspektiven. Denn je<br />

weniger es sich lohnt, zu spekulieren<br />

und quasi mit Geld<br />

Geld zu verdienen, desto eher<br />

kommen wir zurück zu der<br />

Erkenntnis, daß Geld nur e<strong>in</strong><br />

Tauschobjekt ist und ihm e<strong>in</strong>e<br />

erbrachte Leistung als Gegenwart<br />

gegenüberstehen muß.<br />

Fritz Vogt knüpfte nahtlos<br />

an diese Sichtweise an. Für<br />

ihn ist »erspekuliertes Geld<br />

ergaunertes Geld«, e<strong>in</strong> Diebstahl<br />

am Geme<strong>in</strong>wohl. Wie<br />

Recht er damit hat, zeigt der<br />

neue Bericht des US-Anleger-<br />

Schützers Dr. Mart<strong>in</strong> Weiss.<br />

In »Hyper<strong>in</strong>flation« werden<br />

uns Zahlen vor Augen geführt,<br />

die sich der Normalbürger<br />

gar nicht mehr vorstellen<br />

kann. In den USA g<strong>in</strong>gen<br />

2008 <strong>in</strong>sgesamt 25 Banken<br />

pleite, 2009 waren es 140 und<br />

bis November 2010 nochmals<br />

128. Derzeit s<strong>in</strong>d weitere 200<br />

US-Banken von der In<strong>so</strong>lvenz<br />

bedroht. Dem amerikanischen<br />

Rettungspaket von 700 Milliarden<br />

Dollar (700.000 Millionen)<br />

stehen offene Derivate<br />

von annähernd 700 Billionen<br />

(700.000.000.000.000 oder 700<br />

Millionen Millionen) Dollar<br />

gegenüber. Summen, die niemals<br />

werden gegenf<strong>in</strong>anziert<br />

werden können. Wird doch<br />

<strong>das</strong> Realvermögen der gesamten<br />

Welt gerade e<strong>in</strong>mal auf<br />

50 Billionen US-Dollar geschätzt.<br />

Der Zusammenbruch<br />

Hohenloher Franken e.V.<br />

Initiative für Regiogeld<br />

Der Hohenloher Franken<br />

ist <strong>das</strong> regionale<br />

Zahlungsmittel für die Region<br />

Hohenlohe-Franken<br />

(»Regiogeld«). Er b<strong>in</strong>det<br />

die Kaufkraft an die Region<br />

und fördert kle<strong>in</strong>e und mittelständische<br />

Unternehmen<br />

<strong>so</strong><strong>wie</strong> geme<strong>in</strong>nützige Projekte.<br />

Seit der E<strong>in</strong>führung<br />

des Hohenloher Franken<br />

am 1.1.2009 s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />

über 70 Unternehmen<br />

beteiligt, bei denen mit dem<br />

des Dollars ist al<strong>so</strong> nicht aufzuhalten<br />

und nur noch e<strong>in</strong><br />

Frage der Zeit.<br />

Manfred Hegedüs von<br />

der Sparkasse Schwäbisch<br />

Hall steht für <strong>das</strong> alte System.<br />

Alternative Währungen<br />

<strong>wie</strong> den Hohenloher Franken<br />

oder den Chiemgauer siedelt<br />

er mehr im Bereich »regionale<br />

Market<strong>in</strong>gaktionen« an. Für<br />

ihn ist <strong>das</strong> System, <strong>wie</strong> es ist,<br />

<strong>in</strong> Ordnung. Es bedarf nur e<strong>in</strong>er<br />

besseren Regulierung. Zumal<br />

die Sparkassen weniger<br />

spekulativ arbeiten, <strong>so</strong>ndern<br />

durch ihre regionalen Struk-<br />

Regiogeld bezahlt werden<br />

kann.<br />

Die Liste teilnehmender<br />

Geschäfte und weitere<br />

Informationen erhalten<br />

Sie unter www.hohenloherfranken.de<br />

turen und e<strong>in</strong>e eher konservative<br />

Denkweise nicht mit den<br />

Investmentbanken zu vergleichen<br />

s<strong>in</strong>d. Wohl hat auch die<br />

Sparkasse die Krise gespürt,<br />

große Veränderungen jedoch<br />

seien überflüssig.<br />

Christian Gelleri, geschäftsführenderVorsitzender<br />

des Vere<strong>in</strong>s Chiemgauer<br />

e.V. beschränkt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Ausführung auf die Chiemgauer<br />

Regionalwährung. 2002<br />

durch e<strong>in</strong> Schulprojekt entstanden,<br />

ist diese <strong>in</strong>zwischen<br />

zur bekanntesten und am<br />

weitesten entwickelten Re-<br />

gionalwährung <strong>in</strong> Deutschland<br />

gewachsen. In Kooperation<br />

mit Banken vor Ort gibt<br />

es <strong>so</strong>gar Chiemgauer-Konten,<br />

e<strong>in</strong>e Chiemgauer-Bankkarte,<br />

und es werden an Mitglieder<br />

z<strong>in</strong>slose Kredite vergeben.<br />

Für Christian Gelleri ist der<br />

Chiemgauer e<strong>in</strong> Lernfeld, um<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, <strong>wie</strong> sich dieses<br />

alternative Geldmodell <strong>in</strong><br />

der Praxis bewähren wird.<br />

Der vor allem durch se<strong>in</strong>en<br />

Fernsehauftritt <strong>in</strong> »Menschen<br />

bei Maischberger«<br />

überregional bekanntgewordene<br />

Bankenchef Fritz Vogt<br />

regt – <strong>wie</strong> es se<strong>in</strong>e Art ist –<br />

durch tiefs<strong>in</strong>nige und vor allem<br />

direkte Kommentare zum<br />

Nachdenken an. Für ihn s<strong>in</strong>d<br />

die Regionalwährungen zwar<br />

nicht die Lösung, doch zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong> Stachel im alten,<br />

überholungsbedürftigen<br />

Geldsystem. Und <strong>in</strong> Sachen<br />

F<strong>in</strong>anzwelt sieht er e<strong>in</strong>e klare<br />

Unterscheidung: Da ist zum<br />

e<strong>in</strong>en <strong>das</strong> Geld, dieses sehr<br />

s<strong>in</strong>nvolle, neutrale und unverzichtbare<br />

Tauschmittel. Und<br />

zum anderen <strong>das</strong> Kapital.<br />

Zwischen beiden herrscht e<strong>in</strong><br />

himmelweiter Unterschied,<br />

weshalb sich der »Banker«<br />

Fritz Vogt selbst als Antikapitalist<br />

bezeichnet. Geld ist<br />

durch Leistung gedeckt, Kapital<br />

nicht. Hier werden aus<br />

Gier Vermögen angehäuft,<br />

durch risikoreiche Spekulation,<br />

die nichts anderes s<strong>in</strong>d als<br />

modernes Raubrittertum. Die<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

47<br />

Regionales


Regionales<br />

Genuß durch die e<strong>in</strong>zigartige Verb<strong>in</strong>dung von Frische und Regionalität<br />

• Lebensmitteln aus biologischem und regionalem Anbau<br />

• Reichhaltige Käsetheke mit regionalen Spezialitäten<br />

• Frisches Obst und Gemüse Demeter- und Bioland Qualität<br />

• Regionale Molkereiprodukte<br />

• Brotspezialitäten und Backwaren<br />

• Spezielle Zutaten für verschiedene Ernährungsformen<br />

• Ausgewählte We<strong>in</strong>e aus aller Welt<br />

• Alkoholfreie & Alkoholische Getränke<br />

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48 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Geme<strong>in</strong>schaft bezahlt dafür<br />

letztlich die Zeche.<br />

»Wenn man mich <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit mit Herr<br />

Bankdirektor ansprach, habe<br />

ich mich geschämt.«, <strong>so</strong> Fritz<br />

Vogt. »E<strong>in</strong> Ehrentitel für<br />

mich ist, wenn man mich als<br />

letzten Jünger Raiffeisens bezeichnet.<br />

Denn Raiffeisen<br />

hatte die Philo<strong>so</strong>phie, <strong>das</strong> hart<br />

erarbeitete Geld der Menschen<br />

genossenschaftlich zu<br />

verwalten und sich nicht an<br />

ihnen zu bereichern. Wenn<br />

Sie heute e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>anzberater<br />

sehen, dann laufen Sie, <strong>so</strong><br />

schnell sie können.«<br />

Zum Thema »F<strong>in</strong>anzberater«<br />

sei noch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter<br />

Fernsehbeitrag erwähnt,<br />

der vor Kurzem im<br />

WDR lief und Fritz Vogts<br />

Aussagen bestätigt. Der Bericht<br />

»Wenn der Vermögensberater<br />

kl<strong>in</strong>gelt« befaßte sich<br />

mit den beiden größten F<strong>in</strong>anzdienstlerfirmenDeutschlands,<br />

der »DVAG - Deutsche<br />

Vermögensberatung« und der<br />

»AWD«, <strong>in</strong> denen »Quere<strong>in</strong>steiger«<br />

per Wochenendsem<strong>in</strong>ar<br />

zu F<strong>in</strong>anzberatern ausgebildet<br />

werden. Der Beitrag<br />

war s<strong>in</strong>nbildlich für die gesamte<br />

F<strong>in</strong>anzwelt. Denn am<br />

Beispiel vieler Menschen, die<br />

durch »kompetente Fehlberatung«<br />

all ihr Vermögen verloren<br />

hatten, oft <strong>das</strong> Ersparte<br />

e<strong>in</strong>es ganzen Lebens, wurden<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Welt der F<strong>in</strong>anzdienstler<br />

gewährt. E<strong>in</strong>e<br />

Welt der kollektiven Verantwortungslosigkeit!<br />

Nicht nur die Kunden<br />

waren dabei die Leidtragenden,<br />

denen man ansche<strong>in</strong>end<br />

»tod<strong>sicher</strong>e« Geldanlagen<br />

aufgeschwätzt, deren Sparbücher<br />

man geleert und – der<br />

höheren Rendite wegen – auf<br />

dubiose Immobilien-, Schiffs-<br />

und Filmfonds umgeleitet<br />

hatte, Fonds, die längst pleite<br />

s<strong>in</strong>d und teilweise gar nicht<br />

mehr existieren, <strong>so</strong>ndern auch<br />

die vielen unbedarften Neu-<br />

F<strong>in</strong>anzberater. Von der Straße<br />

weg engagiert, wird ihnen<br />

der Kopf mit unbegrenzten<br />

Verdienstmöglichkeiten vernebelt,<br />

um <strong>in</strong> der Folge ihren<br />

Bekanntenkreis »abzugrasen«<br />

und dann <strong>wie</strong>der zurückgespuckt<br />

zu werden <strong>in</strong> <strong>das</strong> wirkliche<br />

Leben. Die meisten dieser»Kurzzeit-F<strong>in</strong>anzexperten«<br />

fallen nach spätestens e<strong>in</strong>em<br />

Jahr der 80 bis 90 %igen<br />

Mitarbeiter-Fluktuation dieser<br />

Firmen zum Opfer und<br />

häufen <strong>in</strong> ihrer Zeit eigene<br />

Schuldenberge im 50.000 Euro-Bereich<br />

auf. Vom Vertreterauto<br />

bis zum Nadelstreif,<br />

alles auf Pump erworben, um<br />

den schönen Sche<strong>in</strong> des Geldexperten<br />

zu erwecken…<br />

und <strong>in</strong> der Hoffnung auf <strong>das</strong><br />

schnelle Geld. Die Profiteure<br />

dieser Strukturvertriebe s<strong>in</strong>d<br />

– <strong>wie</strong> immer <strong>in</strong> diesen Fällen –<br />

e<strong>in</strong> paar Herren an der Spitze<br />

der Pyramide.<br />

Das Interessante daran<br />

ist, daß die Köpfe dieser beidenF<strong>in</strong>anzdienstleistungsgesellschaften<br />

ke<strong>in</strong>eswegs<br />

als unmoralisch gelten. Im<br />

Gegenteil! Dem millionenschweren<br />

Chef der DVAG,<br />

Re<strong>in</strong>fried Pohl, wurde von<br />

Ex-Kanzler Helmut Kohl<br />

bereits zweimal <strong>das</strong> Bundesverdienstkreuz<br />

verliehen.<br />

Carsten Maschmeyer, Gründer<br />

der AWD und Freund<br />

der Schauspieler<strong>in</strong> Veronica<br />

Ferres, hat gar im Sommer<br />

den neuen Bundespräsidenten<br />

Christian Wulff <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Luxusvilla<br />

auf Mallorca beherbergt.<br />

Nicht unerwähnt bleiben<br />

<strong>so</strong>ll, wer – <strong>so</strong> die WDR-Reporter<br />

– im Aufsichtsrat der<br />

DVAG sitzt: unter anderen<br />

Helmut Kohl, Theo Waigel,<br />

Bernd Rürüp und <strong>in</strong>zwischen<br />

auch Guido Westerwelle.<br />

Was <strong>so</strong>ll man darüber<br />

denken? Der Film wurde auf<br />

You-Tube gelöscht, kann aber<br />

<strong>in</strong> der ARD Mediathek unter<br />

www.ardmediathek.de angesehen<br />

werden.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe


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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

49<br />

Regionales


Kunst & Kultur<br />

Seele auf Nulldiät<br />

Leben im »McDonald’s-Modus«<br />

Brother Louie, Louie,<br />

Louie …« In e<strong>in</strong>em<br />

sche<strong>in</strong>en sich die Menschen<br />

auf dem Parkplatz e<strong>in</strong>ig zu<br />

se<strong>in</strong>: Musik muß »krachen«!<br />

Die Melodie ist bei diesem<br />

stampfenden Getöse, der <strong>das</strong><br />

Mark <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e Polonaise <strong>in</strong><br />

Richtung Stammhirn durchzieht,<br />

sekundär, Hauptsache,<br />

die Bässe wummern <strong>in</strong> der<br />

Magengrube … damit man<br />

<strong>das</strong> Leben spürt.<br />

Die Halbstarken auf<br />

dem Parkplatz haben, <strong>wie</strong> <strong>so</strong><br />

oft <strong>in</strong> der Woche, zur »Leistungsschau«<br />

geladen. An e<strong>in</strong>em<br />

der auffälligsten Wagen<br />

ist der Kofferraum sperrangelweit<br />

geöffnet, und e<strong>in</strong>e<br />

buntbekleidete Menschenmenge<br />

betrachtet fachkundig<br />

die dort e<strong>in</strong>gearbeiteten zitternden<br />

Membranen mit ihren<br />

aggressivroten Emblemen,<br />

aus denen e<strong>in</strong> Lautstärkepegel<br />

<strong>in</strong>fernalischen Ausmaßes<br />

hervorbricht. Von der<br />

50 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Ferne er<strong>in</strong>nert die Szene an<br />

e<strong>in</strong>e fachsimpelnde Schar von<br />

Jung-Dentisten, die gerade <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> be<strong>so</strong>nders marodes Gebiß<br />

starren.<br />

E<strong>in</strong>e andere Traube umr<strong>in</strong>gt<br />

die angew<strong>in</strong>kelte Motorhaube<br />

des grotesk tiefergelegten<br />

und mit zahlreichen<br />

Spoilern ausstaffierten Gefährtes,<br />

<strong>das</strong> unter ehrfürchtigem<br />

F<strong>in</strong>gerzeig e<strong>in</strong> »aufgemotztes«<br />

und verchromtes<br />

PS-Monster <strong>in</strong> sich zu beherbergen<br />

sche<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong>e Bestie,<br />

die rastlos vibrierend im Käfig<br />

umherzieht und bei jedem<br />

Tritt gegen <strong>das</strong> Gaspedal bedrohlich<br />

<strong>in</strong> die johlende Menge<br />

faucht. In den schießschartenartigen<br />

Blicken der Umstehenden<br />

liegt e<strong>in</strong>e scheue<br />

Schutzhaltung, die aus halbgeöffneten<br />

Lidern mißtrauisch<br />

<strong>das</strong> Geschehen zu observieren<br />

sche<strong>in</strong>t und die Gesichter<br />

trotz der blühenden<br />

Jugend anonym, fast masken-<br />

haft wirken läßt. Die Kleidung<br />

entspricht e<strong>in</strong>em Dreßcode,<br />

der aus dem Initiationsritus<br />

e<strong>in</strong>er geheimen Loge<br />

stammen könnte: Hosenbund<br />

kurz oberhalb des Knies, l<strong>in</strong>kes<br />

Hosenbe<strong>in</strong> hochgefaltet<br />

und Baseballkappen verkehrt<br />

herum auf dem Kopf. »Cool<br />

bleiben« heißt die Überlebensstrategie,<br />

die Schablone<br />

für <strong>das</strong> Durchkommen; nur<br />

nicht verletzen lassen, dicht<br />

machen … Ob den Jugendlichen<br />

wohl irgendwann jemand<br />

sagen wird, daß nicht<br />

alles, was die Seele berührt,<br />

Schaden br<strong>in</strong>gt?<br />

Auf der gegenüberliegenden<br />

Seite des Parkplatzes<br />

ballt sich e<strong>in</strong> anderer,<br />

schwarzgetünchter Menschenschlag,<br />

teils auf dem<br />

Boden sitzend, teils am Geländer<br />

lehnend, zusammen.<br />

Glitzernde Metallkugeln, e<strong>in</strong>gestochen<br />

an schmerzhaften<br />

Stellen, geißeln als Ausdruck<br />

e<strong>in</strong>er merkwürdigen Lebenslust<br />

den Körper. Vere<strong>in</strong>zelt<br />

ragen bizarr rasiert, grünblau-,<br />

violett- oder rotgefärbte<br />

Haare <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Blickfeld.<br />

Extrovertierte Schwermut,<br />

schwarzgekleidet, barock im<br />

Büßerhemd. Ungestüme Jugend<br />

sprießt farnartig <strong>in</strong> bunten<br />

Farben aus grauen Nischen;<br />

ziellos, zügellos, zornig,<br />

weil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lieblosen<br />

Welt all die Seelenpracht ungesehen<br />

blieb …<br />

Es ist Samstagabend<br />

auf dem Gelände irgende<strong>in</strong>es<br />

McDonald’s <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Es könnte natürlich<br />

auch Italien, England oder<br />

Spanien se<strong>in</strong>, denn <strong>das</strong> Erfolgsrezept<br />

der Bulettenkette<br />

lautet ja: weltweit dieselbe<br />

Norm, al<strong>so</strong> überall der gleiche<br />

Burger, dieselben Fritten,<br />

derselbe Parkplatz und<br />

… dieselben Menschen, die<br />

sich im »McDonald’s-Modus«<br />

bef<strong>in</strong>den. Auch ich habe


e<strong>in</strong>en merkwürdigen Hunger,<br />

der mich magisch unter<br />

<strong>das</strong> gelbleuchtende »M«<br />

führt. Me<strong>in</strong> Weg vom Parkplatz<br />

zur E<strong>in</strong>gangstür des<br />

Restaurants wird untermalt<br />

von Dieter Bohlens schrillem,<br />

kastratenartigen Gesang.<br />

Die Lautsprecher des besagten<br />

Wagens hämmern »Modern<br />

Talk<strong>in</strong>gs«-Banalitäten<br />

dermaßen laut <strong>in</strong> die schwarze<br />

Membran, daß selbst <strong>das</strong><br />

Kennzeichen angewidert im<br />

Takt mitscheppert! E<strong>in</strong>e verzerrte<br />

Melange aus unschöner<br />

Musik und grotesker Lyrik<br />

greift mich <strong>in</strong> ständig<br />

sich <strong>wie</strong>derholenden Salven<br />

an. Ich öffne schnell die erste<br />

E<strong>in</strong>gangstür, um mich vor<br />

dem akustischen »Hornissenschwarm«<br />

zu retten, und bef<strong>in</strong>de<br />

mich nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art<br />

Schleuse. Die Tür schließt<br />

sich langsam h<strong>in</strong>ter mir.<br />

»Brother Louie …«<br />

rennt mit aller Wucht auf den<br />

immer kle<strong>in</strong>er werdenden<br />

Spalt der Vortür zu, doch »…<br />

Louie, Louie« knallt dann<br />

nur noch dumpf gegen die<br />

geschlossene Glasscheibe der<br />

massiven Türe.<br />

Ich öffne den zweiten<br />

Teil der Schleuse; die Konversation<br />

unzähliger Stimmen<br />

empfängt mich. Zwischen<br />

dem Akustikbrei morst<br />

mich <strong>das</strong> bekannte und penetrante<br />

Piepsen der Friteuse<br />

an: »P.o.m.m.e.s–s.i.n.d–<br />

d.u.r.c.h!«<br />

»Ich liebe es!« Das steht<br />

hier überall. McDonald’s<br />

me<strong>in</strong>t wohl die Beziehung<br />

zwischen den Kunden und<br />

se<strong>in</strong>en Bulletten. Und ich?<br />

Mag ich es auch? Ist es die<br />

kul<strong>in</strong>arische Pracht auf der<br />

Speisekarte, die mich immer<br />

<strong>wie</strong>der mal hier h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>treibt?<br />

Und überhaupt: Liebe! Welch<br />

großes Wort für dieses banale<br />

»Schnelleßspielchen«.<br />

»Was darf es se<strong>in</strong>?« E<strong>in</strong>e<br />

täto<strong>wie</strong>rte Bedienung knallt<br />

<strong>das</strong> rote Tablett auf die Theke,<br />

darauf legt sie noch<br />

schnell die obligatorische Pa-<br />

pierunterlage. »Gisela« steht<br />

auf dem Schild an ihrem Poloshirt<br />

und auch »Freundlichkeit<br />

hat e<strong>in</strong>en Namen«. Gisela<br />

ist aber genervt, und ich<br />

verstehe es, denn ihre Schicht<br />

war <strong>sicher</strong> anstrengend, da<br />

<strong>in</strong> dieser Ecke der Stadt die<br />

Schlange an der Kasse fast nie<br />

abreißt. Außerdem piepst es<br />

aus allen Ecken, und <strong>das</strong> <strong>so</strong>nore<br />

Gemurmel der Kunden<br />

verursacht Kopfschmerzen.<br />

»E<strong>in</strong>en Cheeseburger,<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Cola und e<strong>in</strong>mal<br />

den Cäsar-Salat bitte!«<br />

– »Mit Pommes?« »Ne<strong>in</strong>.«<br />

– »Als Menü?« – »Ne<strong>in</strong>.« –<br />

»Zum Mitnehmen oder zum<br />

hier Essen?« – »Hier essen.«<br />

– »Macht 5 Euro 49, bitte.«<br />

– P<strong>in</strong>gpong-Spiel im Telegrammstil!<br />

Ich zücke <strong>das</strong><br />

Portemonnaie, und e<strong>in</strong> wenig<br />

später bef<strong>in</strong>den sich die<br />

Lebensmittel auf me<strong>in</strong>em Tablett.<br />

Was dann folgt, ist <strong>in</strong><br />

»Fachkreisen« weitläufig bekannt:<br />

man ißt se<strong>in</strong>en Burger,<br />

starrt beim Kauen auf den<br />

obligatorischen Flachbildschirm,<br />

<strong>in</strong> dem irgendwelche<br />

e<strong>in</strong>tönigen Musikvideos laufen,<br />

und fragt sich am Ende,<br />

wo der Geschmack geblieben<br />

ist und <strong>wie</strong><strong>so</strong> man sich <strong>das</strong><br />

Ganze angetan hat. Wegen<br />

des Geschmacks – <strong>das</strong> ist klar<br />

– lohnt sich e<strong>in</strong> Besuch nicht<br />

allzusehr! Was ist es dann?<br />

Sicher, man bestellt etwas<br />

und bekommt <strong>das</strong> Essen e<strong>in</strong>ige<br />

Augenblicke später serviert,<br />

e<strong>in</strong> starkes Argument<br />

bei Hunger oder Eile. Ich b<strong>in</strong><br />

aber meist gar nicht <strong>so</strong> hungrig,<br />

wenn ich diese Art von<br />

Lokal betrete, und außerdem<br />

genieße ich auch gern die<br />

Vorfreude auf <strong>das</strong> Essen.<br />

Ne<strong>in</strong>, es muß etwas<br />

anderes se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> Blick<br />

schweift durch <strong>das</strong> Restaurant:<br />

K<strong>in</strong>ozeitschriften, K<strong>in</strong>dermenüs<br />

mit Spielfiguren<br />

aus beliebten Filmen und dieser<br />

amerikanische Anstrich,<br />

den ich auch aus <strong>so</strong> vielen<br />

US-Filmen kenne … natürlich,<br />

ich war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Film!<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

51<br />

Kunst & Editorial Kultur


Kunst & Kultur<br />

E<strong>in</strong> Blick auf die bunten<br />

Utensilien der »McDonald’s-<br />

Welt« verdeutlicht mir, daß<br />

der Weg hierher nicht ausschließlich<br />

über den Magen,<br />

<strong>so</strong>ndern viel öfter über den<br />

Hunger geht, etwas erleben<br />

zu wollen, Teil e<strong>in</strong>er Erlebniswelt<br />

zu se<strong>in</strong>! Neben dem,<br />

was nachher tatsächlich mit<br />

reichlich Geschmacksverstärkern<br />

präpariert im Bauch<br />

landet, ist es eben auch der<br />

Reiz, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art K<strong>in</strong>o-<br />

Atmosphäre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubegeben,<br />

e<strong>in</strong> Lebensgefühl, <strong>das</strong><br />

durch e<strong>in</strong>e raff<strong>in</strong>ierte Werbemasch<strong>in</strong>erie<br />

mit viel Akribie<br />

und Aufwand geprägt<br />

wird. Wer <strong>das</strong> Restaurant betritt,<br />

der bef<strong>in</strong>det sich augenblicklich<br />

als Akteur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Theaterstück, <strong>das</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Endlosschleife abläuft<br />

und zu jeder Zeit die gleiche<br />

Spannungskurve für se<strong>in</strong>e Besucher<br />

bereithält. Der Konsument<br />

wird zum Darsteller<br />

52 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

und spielt bei se<strong>in</strong>em kurzen<br />

Intermezzo <strong>das</strong> ihm zugedachte<br />

Stück »Ich beim Essen«,<br />

während Softeis, Burger<br />

und Co nebenbei zum<br />

Lebens<strong>in</strong>halt werden – subtile<br />

McDonald’s-Dramaturgie,<br />

die e<strong>in</strong> Wertgefüge aus Banalitäten<br />

stilisiert.<br />

Wer <strong>so</strong> etwas schluckt,<br />

muß sich jedoch die Frage<br />

gefallen lassen, warum er<br />

den Hunger se<strong>in</strong>er Seele mit<br />

<strong>so</strong>lch e<strong>in</strong>er plumpen Inszenierung<br />

zu befriedigen sucht,<br />

wo da draußen doch e<strong>in</strong>e riesige<br />

Welt zum echten Erleben<br />

e<strong>in</strong>lädt? Die moderne Zeit<br />

spannt den Impuls aus tiefer<br />

Seelenmitte vor den Karren<br />

e<strong>in</strong>er gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden Masch<strong>in</strong>erie<br />

und schafft es, den<br />

Menschen glauben zu machen,<br />

die <strong>in</strong>nere Regung gelte<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>er ganz bestimmten<br />

äußeren Form.<br />

Ist es die Angst, sich <strong>in</strong><br />

die Fluten des Lebens zu wa-<br />

gen und Unerwartetes zuzulassen,<br />

ist es Trägheit?<br />

Wenn ich mich hier mit<br />

me<strong>in</strong>esgleichen sitzen sehe,<br />

an die Jugendlichen mit ihren<br />

starren Masken und Weltbildern<br />

denke, dann wird klar,<br />

<strong>wie</strong> groß die Angst <strong>in</strong> der Gesellschaft<br />

vor Berührung und<br />

damit vor echtem Erleben ist.<br />

Denn Erleben heißt, sich berühren<br />

zu lassen, sich nicht<br />

als Zuschauer e<strong>in</strong>er Inszenierung<br />

zu sehen, <strong>so</strong>ndern Teil<br />

der Handlung zu se<strong>in</strong>, sich<br />

nicht neben, <strong>so</strong>ndern unmittelbar<br />

<strong>in</strong> der Bandbreite aller<br />

möglichen Lebensrollen vorzuf<strong>in</strong>den,<br />

je nach der Notwendigkeit<br />

eigener Entwickelung.<br />

»Wenn du de<strong>in</strong> Leben<br />

nicht <strong>so</strong> lebst, <strong>wie</strong> de<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>nere Stimme es dir e<strong>in</strong>gibt,<br />

bekämpfst du <strong>das</strong> Beste <strong>in</strong> dir<br />

und endest gespalten und von<br />

dir selbst um de<strong>in</strong> Glück betrogen«,<br />

sagte Buddha.<br />

»Ich liebe es!« … Wieder<br />

lassen leere Kohlenhydrate<br />

den Magen anschwellen und<br />

überfrachten bunte Äußerlichkeiten<br />

<strong>das</strong> Bewußtse<strong>in</strong>,<br />

während die Seele auf Nulldiät<br />

gesetzt ist. Liebe ich es<br />

wirklich?<br />

Autor<br />

Mehmet Yesilgöz


denk-mal »Blicke <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Innerstes!<br />

Da dr<strong>in</strong>nen ist e<strong>in</strong>e Quelle des Guten,<br />

die niemals aufhört zu sprudeln, <strong>so</strong>lange<br />

du nicht aufhörst nachzugraben.«<br />

Marc Aurel<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

53<br />

Interviews


Regionales<br />

Innovation aus Tradition<br />

Im hohenloheschen Ingelf<strong>in</strong>gen ist der Sitz e<strong>in</strong>er der führenden europäischen Hersteller im<br />

Bereich zugelassener Solarbefestigungen – der Firma REISSER Schraubentechnik. Nun könnte<br />

man sich fragen, was e<strong>in</strong> Unternehmen dazu bewegt, den Schritt <strong>in</strong> die Ökobranche zu wagen?<br />

Wie <strong>das</strong> Beispiel der Firma REISSER zeigt, kommt es erstens manchmal anders und zweitens<br />

als man denkt. Denn der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die schöne neue Welt ökologischen Denkens und die damit<br />

verbundene Erfolgsgeschichte wurde »aus der Not geboren«.<br />

Ob es die eigene Gesundheit<br />

ist oder andere Umdenkprozesse,<br />

zumeist ändern<br />

wir erst dann etwas an unseren<br />

Gewohnheiten, wenn e<strong>in</strong><br />

gewisser Leidensdruck vorhanden<br />

ist. Solange es uns<br />

noch gut geht, sehen wir dafür<br />

selten e<strong>in</strong>e Notwendigkeit.<br />

Auch für Unternehmen besteht<br />

die größte Gefahr zu erkranken<br />

dann, wenn es be<strong>so</strong>nders<br />

gut läuft. Die Kurve zeigt<br />

nach oben, der Wunsch nach<br />

Expansion wächst mit, und<br />

dann kommen Ereignisse, die<br />

54 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

alles <strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Ähnlich erg<strong>in</strong>g es vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren dem Traditionsunternehmen<br />

REISSER<br />

-Schraubentechnik <strong>in</strong> Ingelf<strong>in</strong>gen.<br />

Nachdem es viele Jahre<br />

kont<strong>in</strong>uierlich aufwärts<br />

g<strong>in</strong>g und durch neue Geschäftsbereich<br />

und Tochterunternehmen<br />

e<strong>in</strong> »Global Player«<br />

geschaffen wurde, kam es<br />

zu Liquiditätsengpässen. Das<br />

Unternehmen taumelte. Doch<br />

man nahm die Krise an, änderte<br />

se<strong>in</strong>e Strategie und wurde<br />

1994 Teil der Würth-Grup-<br />

pe. REISSER Schraubentechnik<br />

besann sich nun <strong>wie</strong>der<br />

auf ihre be<strong>so</strong>nderen, <strong>in</strong>dividuellen<br />

Stärken: Innovation, Tradition<br />

und e<strong>in</strong> von regionalem<br />

Denken geprägtes ökologisches<br />

Bewußtse<strong>in</strong>.<br />

Innerhalb weniger Jahre<br />

etablierte sich die Firma<br />

REISSER im neuentstehenden<br />

Ökomarkt, etablierte vollkompostierbareVerpackungssysteme,<br />

<strong>in</strong>novative Nischenprodukte<br />

und entwickelte die<br />

europaweit bekannten REIS-<br />

SER-Solarbefestigungen. Un-<br />

ter dem Motto: »Sie fangen<br />

die Sonne e<strong>in</strong>, wir halten sie<br />

fest.« werden diese <strong>in</strong>ternational<br />

vertrieben und gelten als<br />

ab<strong>so</strong>lute Qualitätsprodukte.<br />

Der ehemalige Weltmarktführer<br />

im Bereich Mess<strong>in</strong>gschrauben<br />

hat <strong>so</strong> e<strong>in</strong>en<br />

fast reibungslosen Übergang<br />

geschafft <strong>in</strong> die Zukunfts<strong>in</strong>dustrie.<br />

Um der Konkurrenz<br />

immer e<strong>in</strong>en Schritt voraus<br />

zu se<strong>in</strong>, hat man sich vor allem<br />

auf Sonderanfertigungen<br />

spezialisiert. Frank Weber,<br />

Chef für Market<strong>in</strong>g und


Kommunikation, hat den Satz<br />

geprägt: »Heute ist <strong>das</strong> Gestern<br />

von morgen.« Wer <strong>in</strong> unserer<br />

schnellebigen Zeit e<strong>in</strong>e<br />

Entwicklung verschläft, holt<br />

diesen Rückstand nur schwer<br />

<strong>wie</strong>der auf. Deshalb agiert<br />

man am Puls der Zeit, hat immer<br />

e<strong>in</strong> Ohr bei den Kunden,<br />

erkundet deren Wünsche und<br />

versucht, diese technisch umzusetzen.<br />

Dabei <strong>so</strong>ll es vor<br />

allem menschlich zugehen,<br />

denn Wertschöpfung beg<strong>in</strong>nt<br />

mit Wertschätzung. Daß der<br />

Mitarbeiter <strong>das</strong> größte Potential<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens ist,<br />

hat man bei REISSER längst<br />

erkannt.<br />

»Wir haben viele Mitarbeiter<br />

mit langjähriger Erfahrung<br />

und <strong>in</strong>vestieren gleichzeitig<br />

schon traditionell überproportional<br />

<strong>in</strong> die Ausbildung<br />

junger Menschen, die<br />

ihre frischen Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

und für die Zukunft des Unternehmens<br />

stehen«, <strong>so</strong> Peter<br />

Plack, e<strong>in</strong>er der drei Geschäftsführer.<br />

Wo wir <strong>wie</strong>der bei der<br />

Tradition wären. Das Haus<br />

REISSER besteht schon seit<br />

1921 und fühlt sich vor allem<br />

der Region verpflichtet.<br />

Man möchte Qualitätsprodukte<br />

exportieren und ke<strong>in</strong>e<br />

Arbeitsplätze. Billiganbieter<br />

sieht man nicht als Konkurrenz,<br />

man hat e<strong>in</strong>en ganz eigenen<br />

Weg gewählt. Technisches<br />

Wissen, Innovationsstärke,<br />

optimale Funktion s<strong>in</strong>d die<br />

Merkmale der REISSER-Philo<strong>so</strong>phie.<br />

H<strong>in</strong>zukommen Begriffe,<br />

die e<strong>in</strong>e Zeitlang aus<br />

der Unternehmenskultur vieler<br />

Betriebe verschwunden<br />

waren und nun, <strong>in</strong> Zeiten des<br />

globalen Umdenkens, <strong>wie</strong>der<br />

zum Vorsche<strong>in</strong> kommen.<br />

Man könnte sie unter dem<br />

Überbegriff »Unternehmensethik«<br />

zusammenfassen: Ob<br />

Fertigung, Handel oder Galvanik<br />

– die Meßlatte aller Planungen<br />

und Entscheidungen<br />

bei REISSER s<strong>in</strong>d Ehrlichkeit,<br />

Sparsamkeit, Bodenständigkeit,<br />

Kreativität und Innovation.<br />

Echte Unternehmer-<br />

Tugenden al<strong>so</strong>!<br />

Da nun auch auf den<br />

Universitäten die »Wirtschaftsethik«<br />

<strong>wie</strong>der als Studienfach<br />

angeboten wird, läßt<br />

vieles auf die Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

neuen ökologischen Bewußtse<strong>in</strong>s<br />

auch <strong>in</strong> den Unternehmen<br />

hoffen. Nachhaltigkeit<br />

statt kurzfristiger<br />

Gew<strong>in</strong>nmaximierung. Und<br />

natürliche Visionen statt ungebremster<br />

Expansion.<br />

Die Firma REISSER hat<br />

<strong>das</strong> alte Sprichwort der »Krise<br />

als Chance« genützt und ihre<br />

Weichen <strong>in</strong> Richtung Zukunft<br />

gestellt. Als ich <strong>das</strong> Firmengebäude<br />

betrete, steht auf e<strong>in</strong>em<br />

Spiegel im Empfang: »Herzlich<br />

Willkommen« und me<strong>in</strong><br />

Name geschrieben. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Aufmerksamkeit als Teil<br />

e<strong>in</strong>es großen Konzeptes. Um<br />

Nachahmung wird gebeten.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

ökologischer Holzhausbau<br />

energetische Altbausanierung<br />

Hydraulische Dachanhebung<br />

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sämtliche Holzbauarbeiten<br />

Helmut Müller GmbH & Co. KG<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

55<br />

Regionales


Editorial<br />

Regionales<br />

Von irrenden Herren und ihren treuen Dienern –<br />

Das Sancho-Pansa-Zentrum <strong>in</strong> Neuenste<strong>in</strong><br />

Kennen Sie die Geschichte von Don Quijote und Sancho Pansa? Da reitet e<strong>in</strong> selbsternannter<br />

Ritter durchs Land und kämpft gegen W<strong>in</strong>dmühlen. Begleitet wird er von se<strong>in</strong>em treuen Diener<br />

Sancho Pansa, e<strong>in</strong>em klugen, aber – <strong>wie</strong> es <strong>in</strong> der Dichtung heißt – eher feigen Menschen.<br />

Obwohl der <strong>das</strong> närrische Treiben se<strong>in</strong>es Herrn durchschaut, folgt er ihm doch durch dessen<br />

Sche<strong>in</strong>welt – <strong>in</strong> der Hoffnung auf Ehre und Wohlstand, die se<strong>in</strong> Herr ihm <strong>in</strong> Aussicht gestellt<br />

hat. Kommt uns diese Geschichte nicht bekannt vor? Das Beraterpaar Jo Sibylle und Dr. Hans-<br />

Peter Heel <strong>so</strong><strong>wie</strong> die Human-Therapeut<strong>in</strong> Antara Hagenbuch-Briem hat dieses Sancho-Pansa-<br />

Verhalten zu e<strong>in</strong>er neuen Form von Unternehmens- und Persönlichkeitscoach<strong>in</strong>g <strong>in</strong>spiriert, welches<br />

sie <strong>in</strong> ihrem »Sancho-Pansa-Zentrum« <strong>in</strong> Neuenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Tat umsetzen.<br />

Zu den beliebtesten Lektüren<br />

des Mittelalters gehörten<br />

die Ritterromane. Dar<strong>in</strong><br />

wurden viele fantastische,<br />

wenn auch meist unglaubwürdige<br />

Abenteuer geschildert.<br />

Alon<strong>so</strong> Quijano, e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Landadeliger, der »irgendwo«<br />

<strong>in</strong> der Mancha <strong>in</strong><br />

Spanien lebt, hat sie alle gelesen.<br />

Er ist von der Vision des<br />

Ritterlebens <strong>so</strong> sehr begeistert,<br />

daß er se<strong>in</strong>en Namen <strong>in</strong><br />

»Don Quijote« ändert. Er<br />

holt e<strong>in</strong>e alte rostige Ritter-<br />

56 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

rüstung vom Dachboden und<br />

e<strong>in</strong>en dürren Gaul aus dem<br />

Stall und stürzt sich <strong>in</strong>s Abenteuer.<br />

Der »irrende Ritter«, <strong>wie</strong><br />

er bald genannt wird, sieht<br />

fortan überall Ungeheuer, die<br />

er erfolglos bekämpft. Begleitet<br />

wird er von e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en,<br />

dicken Bauern, den er zu se<strong>in</strong>em<br />

»Stallmeister« gemacht<br />

hat. Dieser Sancho Pansa ist<br />

<strong>in</strong> jeder Beziehung <strong>das</strong> Gegenteil<br />

se<strong>in</strong>es Ritters: Don<br />

Quijote ist lang, dürr, <strong>in</strong> ide-<br />

alistischen Träumen versponnen<br />

und verme<strong>in</strong>tlich furchtlos;<br />

Sancho dagegen kle<strong>in</strong>,<br />

dick, praktisch, mit e<strong>in</strong>em gesunden<br />

Menschenverstand<br />

ausgestattet, aber feige. Er<br />

durchschaut die Narrheiten<br />

se<strong>in</strong>es Herrn, leistet ihm aber<br />

trotzdem die Gefolgschaft.<br />

Don Quijote hat ihm nämlich,<br />

entsprechend den Vorgaben<br />

<strong>in</strong> den Ritterromanen, als<br />

se<strong>in</strong>em Stallmeister die Statthalterschaft<br />

über e<strong>in</strong>e Insel <strong>in</strong><br />

Aussicht gestellt. Diese Verlo-<br />

ckung b<strong>in</strong>det Sancho trotz aller<br />

Bedenken an se<strong>in</strong>en Herrn<br />

Der Roman »El <strong>in</strong>genio<strong>so</strong><br />

hidalgo Don Quixotte de la<br />

Mancha« von Miquel de Cervantes<br />

erschien als Zweiteiler<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1605 und 1615.<br />

Und er ist – wenn man näher<br />

h<strong>in</strong>sieht – nicht nur e<strong>in</strong> Spiegelbild<br />

des Mittelalters, <strong>so</strong>ndern<br />

auch unserer heutigen<br />

Gesellschaft.<br />

Ȇberall erleben wir die<br />

Geschichte von Sancho Pansa«,<br />

<strong>so</strong> Dr. Hans-Peter Heel,


»dem Knecht, dem der Irrs<strong>in</strong>n<br />

se<strong>in</strong>es Herrn wohl auffiel, der<br />

aber nicht die Courage und<br />

<strong>das</strong> Selbstvertrauen hatte, se<strong>in</strong>en<br />

Herrn über se<strong>in</strong>en Irrtum<br />

oder den Wahns<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es<br />

Tuns aufzuklären.« Dr.<br />

Heel weiß, wovon er spricht,<br />

denn er ist seit Jahrzehnten <strong>in</strong><br />

der Unternehmens- und Persönlichkeitsberatung<br />

tätig und<br />

f<strong>in</strong>det dieses Sancho-Pansa-<br />

Phänomen immer <strong>wie</strong>der.<br />

»Sancho Pansa <strong>in</strong> der<br />

heutigen Zeit zu se<strong>in</strong>, bedeutet<br />

immer noch, der Knecht<br />

von irgendetwas oder irgendjemandem<br />

zu se<strong>in</strong>, sei es der<br />

Gesellschaft, der Lobby, des<br />

Geldes, etc. Und dabei unemotional<br />

und unbeteiligt dem<br />

Treiben und den zweifelhaften<br />

Kämpfen gegen W<strong>in</strong>dmühlen<br />

jeder Art zuzuschauen…<br />

Und nicht e<strong>in</strong>zuschreiten!<br />

Die Angst vor der eigenen<br />

Courage und den Folgen,<br />

die e<strong>in</strong> Ausbrechen aus der<br />

zuge<strong>wie</strong>senen oder auch nur<br />

e<strong>in</strong>genommenen Reihe bedeutet,<br />

lähmt die Menschen und<br />

treibt den Irrs<strong>in</strong>n der alten<br />

Welt auf ihren Pfaden immer<br />

weiter.«<br />

Wir leben <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es<br />

Umdenkprozesses. Immer<br />

mehr Menschen erkennen<br />

heute, daß gerade <strong>in</strong> den Führungspositionen,<br />

sei es <strong>in</strong> den<br />

Unternehmen und auch <strong>in</strong><br />

der Politik, viele Don Quijotes<br />

sitzen. Man kann es als »irrender<br />

Ritter« <strong>so</strong>gar bis zum<br />

amerikanischen Präsidenten<br />

br<strong>in</strong>gen. Die selbsterschaffenen<br />

W<strong>in</strong>dmühlen heißen dann<br />

Terrorismus, Schurkenstaaten<br />

oder auch nur Opposition.<br />

Und <strong>so</strong>lange die vielen Sancho<br />

Pansas ihren »Herren« – <strong>in</strong><br />

der eben<strong>so</strong> irrigen Hoffnung<br />

auf Glück und Wohlstand –<br />

weiter folgen, wird sich daran<br />

auch nichts ändern.<br />

Don Quijote g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die<br />

Geschichte e<strong>in</strong> als der »Ritter<br />

von der traurigen Gestalt«.<br />

Was wir heute <strong>in</strong> den politischen<br />

Führungsetagen sehen,<br />

auch was <strong>das</strong> Verhalten untere<strong>in</strong>ander<br />

angeht, kann <strong>sicher</strong><br />

nicht als »wahres Rittertum«<br />

bezeichnet werden. Es ist eher<br />

jammervoll, und vieles, was<br />

dort geschieht, genau<strong>so</strong> weit<br />

von der Realität entfernt <strong>wie</strong><br />

die Sche<strong>in</strong>welt des Don Quijote.<br />

»Ich b<strong>in</strong> der Überzeugung«,<br />

<strong>so</strong> Dr. Heel, »daß man<br />

<strong>so</strong>wohl bei den Don Quijotes<br />

als auch bei den Sancho Pansas<br />

positiv e<strong>in</strong>greifen kann.<br />

Denn beide s<strong>in</strong>d im Kerne<br />

nicht glücklich mit ihrem eigenen<br />

Verhalten. Es beg<strong>in</strong>nt<br />

damit, den bisherigen Weg zu<br />

überdenken, die eigenen Mög-<br />

lichkeiten zu erkennen und<br />

neue, ungewohnte Wege zu<br />

beschreiten. Dieser Transformationsprozess<br />

kann tra<strong>in</strong>iert<br />

werden. Wir bedienen uns für<br />

unser ganzheitliches Coach<strong>in</strong>g<br />

der radionischen Persönlichkeits-<br />

und Unternehmensana-<br />

lyse, der morphogenetischen<br />

Informationsfelder durch systemische<br />

Aufstellungen und<br />

der unbestechlichen Reflektionsfähigkeit<br />

unserer Pferde.«<br />

Wo wir bei der diplompsychologischen<br />

Berater<strong>in</strong> Jo<br />

Sibylle Heel wären. Denn ihre<br />

Passion gilt schon immer den<br />

Pferden. Die be<strong>so</strong>nders ausgebildeten<br />

»Friesen« s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Teil des Coach<strong>in</strong>gs. Und wer<br />

je e<strong>in</strong>en Friesen gesehen hat,<br />

weiß, daß diese <strong>so</strong> gar nichts<br />

mit der dürren »Ros<strong>in</strong>ante«<br />

des Don Quijote geme<strong>in</strong> haben.<br />

Es s<strong>in</strong>d wunderschöne,<br />

stattliche Wesen und <strong>so</strong>mit<br />

passende Begleiter für die<br />

wirklichen Ritter, die hier <strong>in</strong><br />

Neuenste<strong>in</strong>-Großhirschbach<br />

den ersten Ritterschlag erhalten<br />

<strong>so</strong>llen.<br />

Die Natur geht <strong>wie</strong> immer<br />

voraus, möge der Mensch<br />

folgen. Dann wird vielleicht<br />

irgendwann aus den irrenden<br />

Herren und den klugen,<br />

aber feigen Dienern e<strong>in</strong> Gesamtwesen<br />

namens »Homo<br />

Sapiens«, was ja – ob man es<br />

glaubt oder nicht – der »weise,<br />

e<strong>in</strong>sichtsvolle Mensch« bedeutet.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

57<br />

Regionales Editorial


Editorial<br />

Regionales<br />

Die Natur Pur AG!<br />

Wie wir den K<strong>in</strong>dern die Natur <strong>wie</strong>der näherbr<strong>in</strong>gen können …<br />

Wie entsteht der Apfelsaft? Woher kommt die Milch? Wer macht <strong>das</strong> Wetter? Leicht zu beantwortende<br />

Fragen? Was auf den ersten Blick selbstverständlich sche<strong>in</strong>t, vor allem, wenn man<br />

auf dem Land wohnt, ist für viele K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Stadt gar nicht <strong>so</strong> selbstverständlich. Mit ihrer<br />

»Natur Pur AG« br<strong>in</strong>gt die Kaywaldschule <strong>in</strong> Lauffen K<strong>in</strong>der <strong>wie</strong>der <strong>in</strong> direkten Kontakt mit der<br />

Natur. Daß die Kaywaldschule e<strong>in</strong>e Schule für K<strong>in</strong>der mit Handicap ist, spielt dabei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Denn K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der, und ke<strong>in</strong> Mensch auf dieser Welt ist vollkommen.<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Jahren wurde<br />

an den Grundschulen<br />

<strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong>e Umfrage gestartet.<br />

K<strong>in</strong>der zwischen 6 und 9<br />

Jahren wurden gefragt: »Wer<br />

macht <strong>das</strong> Wetter?« Überraschenderweise<br />

gab es nur drei<br />

verschiedene Antworten. 70<br />

% der K<strong>in</strong>der antworteten:<br />

»La metéo«, al<strong>so</strong> der Wetterbericht<br />

im Fernsehen. 20<br />

% antworteten: »dieu«, al<strong>so</strong><br />

Gott. Und nur 10 % vermuteten,<br />

daß es etwas mit »la nature«,<br />

al<strong>so</strong> mit der Natur zu<br />

tun haben könnte.<br />

Daß unser Wetter vom<br />

Wetterbericht im Fernse-<br />

58 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

hen gemacht wird, glauben <strong>in</strong><br />

Heilbronn wohl nur sehr wenige<br />

K<strong>in</strong>der. Die Naturverbundenheit<br />

<strong>in</strong> unserem Land<br />

ist sprichwörtlich.<br />

Nirgendwo <strong>so</strong>nst auf der<br />

Welt gibt es <strong>so</strong> viele Naturschutzprojekte,<br />

<strong>so</strong> viele Naturvere<strong>in</strong>e<br />

und Naturliebhaber.<br />

Auch <strong>in</strong> den Schulen wird<br />

immer mehr darauf geachtet,<br />

den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e naturnahe<br />

Entwicklung zu gewährleisten.<br />

Mehrere K<strong>in</strong>dergärten<br />

im Raum Heilbronn bieten<br />

schon seit Jahren den »Waldk<strong>in</strong>dergarten«<br />

an.<br />

Nicht nur, daß die Wi-<br />

derstandskraft der K<strong>in</strong>der gestärkt<br />

wird, beim Wechsel der<br />

Temperaturen, beim Naßwerden<br />

im Regen, beim Wandern<br />

und Spielen an der frischen<br />

Luft. Das Naturerleben führt<br />

zudem zu e<strong>in</strong>er realistischeren<br />

Weltsicht als der passive Konsum<br />

virtueller, künstlich erschaffener<br />

Sche<strong>in</strong>welten. Ob<br />

Playstation oder K<strong>in</strong>derkanal,<br />

ke<strong>in</strong>e Fiktion kann es mit der<br />

natürlichen Wirklichkeit aufnehmen.<br />

Die Lehrer<strong>in</strong>nen Patricia<br />

Friederich und Brigitte<br />

Glashauser haben an der<br />

Kaywaldschule die »Natur<br />

Pur AG« <strong>in</strong>s Leben gerufen<br />

und s<strong>in</strong>d überzeugt, daß diese<br />

Vorbildcharakter hat. »In<br />

der AG werden alle Naturprodukte<br />

gesammelt und verwertet.<br />

Die Schüler erleben <strong>so</strong><br />

den bewußten Umgang mit<br />

der Natur und erfahren auf<br />

s<strong>in</strong>nliche Art und Weise, woher<br />

viele unserer Lebensmittel<br />

kommen und <strong>wie</strong> diese<br />

wachsen. Zudem <strong>so</strong>llen ihnen<br />

Kenntnisse über ihre Heimat<br />

vermittelt werden.«<br />

Die Unterrichts<strong>in</strong>halte<br />

der »Natur Pur AG« s<strong>in</strong>d jahreszeitlich<br />

ausgerichtet. Gerade<br />

wurden Äpfel gesammelt,


zu Apfelmus verarbeitet, Apfelsaft<br />

gepreßt, Apfelr<strong>in</strong>ge getrocknet<br />

und Apfelkuchen gebacken.<br />

Beim Schulbasar am<br />

21.11.2010 fanden die Naturprodukte<br />

dann reißenden Absatz.<br />

Desweiteren werden<br />

Nüsse geknackt, Früchte zu<br />

Marmelade verarbeitet, Kräuter<br />

gepflückt, und Kerne und<br />

Samen <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>gepflanzt.<br />

Der große Kreislauf der Natur<br />

wird den K<strong>in</strong>dern auf diese<br />

Weise nahegebracht. Selbst<br />

der Besuch auf dem Bauernhof<br />

gehört dazu. Das Brotbacken,<br />

<strong>das</strong> Herstellen von<br />

Käse, <strong>das</strong> Flechten von Tür-<br />

und Blumenkränzen…<br />

»Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, daß<br />

die K<strong>in</strong>der sich <strong>in</strong> der Natur<br />

am wohlsten fühlen. Das Erleben<br />

der uns umgebenden<br />

Welt ist sehr wichtig für e<strong>in</strong>e<br />

k<strong>in</strong>dgerechte Entwicklung.<br />

Zudem bietet die Natur täglich<br />

etwas Neues. Es wird nie<br />

langweilig. Weder den Schülern<br />

noch uns Lehrern.«<br />

In der Kaywaldschule<br />

wird nicht, <strong>wie</strong> anderweitig<br />

häufig zu hören, auf geänderte<br />

Bildungspläne und <strong>so</strong>nstige<br />

externe Anstöße gewartet.<br />

Es wird gehandelt. Und daß<br />

es sich <strong>in</strong> der Natur Pur AG<br />

um beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der handelt,<br />

spielt wirklich ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

In der Natur s<strong>in</strong>d alle Wesen<br />

gleich und Teile des Ganzen.<br />

Unterscheidungen macht<br />

nur der Mensch.<br />

Wer mehr wissen möchte<br />

über die Aktivitäten der Kay-<br />

waldschule kann sich im In-<br />

ternet unter: www.kaywaldschule.de<br />

<strong>in</strong>formieren.<br />

Der Fördervere<strong>in</strong> Kaywaldschule<br />

freut sich zudem<br />

über jede Spende (bitte<br />

zweckgebunden für die Natur<br />

Pur AG), um <strong>das</strong> breite Angebot<br />

der Schülerförderung<br />

weiter ausbauen zu können.<br />

Die Bankverb<strong>in</strong>dung ist auf<br />

der Internetseite zu f<strong>in</strong>den.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

Britta FaBer<br />

Klangschalentherapeut<strong>in</strong><br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

59<br />

Regionales


Von »Wallys Cafe« bis zum »Arabischen Salon« -<br />

<strong>das</strong> Kultur-Kaffeehaus Hagen bietet Theater vom Fe<strong>in</strong>sten<br />

Kul<strong>in</strong>arischer Genuß und Erlebniskultur schließen sich aus? Weit gefehlt! Während man bei vielen<br />

kulturellen Großveranstaltungen <strong>in</strong>zwischen gewohnt ist, die Ansprüche <strong>in</strong> Sachen »Speis<br />

und Trank« zurückzuschrauben und sich den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen anzupassen, sich al<strong>so</strong> geduldig<br />

<strong>in</strong> lange Warteschlangen e<strong>in</strong>zureihen, um dann aus Pappbechern und -tellern Bier und<br />

Pizza im Stehen zu konsumieren, werden die Genießer unter den Kultursuchenden anderweitig<br />

fündig. Zum Beispiel <strong>in</strong> Kaffeehaus-Theatern <strong>wie</strong> im Kaffee Hagen <strong>in</strong> Heilbronn.<br />

Im November hat der Kaffeerebell<br />

Hanspeter Hagen<br />

mit dem »Kaffeeröster-Treffen«<br />

<strong>in</strong> Heilbronn e<strong>in</strong> Zeichen<br />

gesetzt und durch <strong>das</strong> Vernetzen<br />

qualitätsbewußter Kle<strong>in</strong>röstereien<br />

die Plattform Andersdenkender<br />

weiter ausgebaut.<br />

Unter dem Motto: »Gut<br />

und billig, <strong>das</strong> geht nicht« <strong>so</strong>ll<br />

60 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

auf die Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

aufmerksam gemacht<br />

werden, unter denen<br />

Kaffeebauern <strong>in</strong> Südamerika<br />

ihr Dase<strong>in</strong> fristen. Durch<br />

Ausbeutung, K<strong>in</strong>derarbeit<br />

und Hungerlöhne werden die<br />

Kaffeepreise der Discounter<br />

künstlich kle<strong>in</strong>gehalten.<br />

Hier bedarf es der Auf-<br />

klärung, damit sich der Kaffeekunde<br />

e<strong>in</strong> Bild davon machen<br />

kann, woher der Kaffee<br />

kommt, <strong>wie</strong> er erzeugt wird<br />

und <strong>wie</strong> sich die Preise zusammensetzen.<br />

Hanspeter<br />

Hagen ist diese Öffentlichkeitsarbeit<br />

von jeher e<strong>in</strong> Bedürfnis.<br />

Und eben<strong>so</strong> wichtig<br />

<strong>wie</strong> die Kultur, der sich der<br />

passionierte Maler verpflichtet<br />

fühlt.<br />

Das Kulturprogramm<br />

des Kaffeehauses Hagen ist<br />

<strong>in</strong>zwischen fast <strong>so</strong> umfangreich<br />

<strong>wie</strong> <strong>das</strong> des Heilbronner<br />

Stadttheaters: Drei Aufführungen<br />

pro Woche! Seit e<strong>in</strong>iger<br />

Zeit bereits läuft »Wallys<br />

Cafe«, präsentiert von dem


Trio Cosima Greeven, Simone<br />

von Racknitz und Andreas<br />

Rüdenauer. E<strong>in</strong> brilliantes<br />

Stück, <strong>das</strong> ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

»Cafe« spielt und den Zuschauern<br />

auf liebevolle Weise<br />

<strong>das</strong> kle<strong>in</strong>e Glück der e<strong>in</strong>fachen<br />

Menschen näherbr<strong>in</strong>gt.<br />

E<strong>in</strong>ige Sologesangse<strong>in</strong>lagen<br />

von Simone von Racknitz<br />

<strong>so</strong>rgen für kollektives Gelächter.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit ihren<br />

beiden Schauspielerkollegen<br />

läßt sie vierzig Jahre Lebensgeschichte<br />

<strong>in</strong> vierzig M<strong>in</strong>uten<br />

an den Zuschauern vorbeirauschen.<br />

Die schauspielerische<br />

Qualität aller ist mehr als<br />

bee<strong>in</strong>druckend. Höchstes Niveau<br />

<strong>in</strong> persönlicher Atmosphäre.<br />

Neu auf dem Programm<br />

steht der »Arabische Salon«,<br />

e<strong>in</strong>e Lesung <strong>in</strong>klusive Tee-<br />

und Kaffeespezialitäten. Geschichten<br />

aus arabischen Ländern<br />

<strong>wie</strong> Syrien, Ägypten,<br />

dem Sudan oder dem Oman<br />

<strong>so</strong>llen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick gewäh-<br />

ren <strong>in</strong> die bildhafte, mystische<br />

und sehnsuchtsvolle Literatur<br />

Arabiens.<br />

Weitere Veranstaltungen,<br />

<strong>wie</strong> die Weihnachtssatire<br />

»Der Messias kommt«, runden<br />

<strong>das</strong> Kulturprogramm ab.<br />

Und der kul<strong>in</strong>arische Genuß<br />

kommt im »Hagen« <strong>so</strong><strong>wie</strong><strong>so</strong><br />

nie zu kurz.<br />

Weitere Informationen<br />

www.hagenkaffee.de<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

61


Editorial<br />

Bewußtse<strong>in</strong><br />

Der Kreuzzug gegen die Visionäre<br />

Lang ist die Liste all der Visionäre, die für<br />

ihre Überzeugung gestorben s<strong>in</strong>d. In früheren<br />

Zeiten galt die Regel, daß sich Visionen nur<br />

sehr schwer gegen den Glauben der Gegenwart<br />

durchsetzen können und der Visionär<br />

<strong>so</strong>mit die Früchte se<strong>in</strong>er Saaten kaum mehr<br />

erleben wird. Allzu mächtig waren die Verteidiger<br />

des Bestehenden, sei es <strong>in</strong> Kirche, Politik<br />

oder Wissenschaft. Heute jedoch kommen<br />

viele Erf<strong>in</strong>der und Neudenker noch Zeit ihres<br />

Lebens <strong>in</strong> den Genuß des Anerkanntwerdens.<br />

E<strong>in</strong>er von ihnen ist der gerade 80 gewordene<br />

Johann Grander.<br />

62 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Es ist immer <strong>wie</strong>der fasz<strong>in</strong>ierend,<br />

mit welchen<br />

Mitteln die »alte Welt« sich<br />

gegen Neuerungen zu behaupten<br />

versucht. Gäbe es<br />

ke<strong>in</strong>e Visionäre, wäre man<br />

bis heute überzeugt davon,<br />

daß die Erde e<strong>in</strong>e Scheibe ist.<br />

Andersdenkende werden traditionell<br />

geste<strong>in</strong>igt oder zum<strong>in</strong>dest<br />

medial unmöglich<br />

gemacht. Lassen sich neuentdeckte<br />

Tatsachen schließlich<br />

nicht mehr bekämpfen<br />

oder verschleiern, werden sie<br />

plötzlich über Nacht adoptiert.<br />

»Wir haben ja immer<br />

gesagt, daß…«<br />

Was es bedeutet, gegen<br />

die Lobby der Gegenwartsgläubigen<br />

anzukämpfen, haben<br />

nicht nur Giordano Bruno,<br />

Galileo Galilei oder Albert<br />

E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> erleben müssen.<br />

Auch der tiroler Naturforscher<br />

Johann Grander kennt<br />

den ste<strong>in</strong>igen Weg vom Entdecken<br />

etwas Neuen bis zu<br />

dessen Anerkennung.<br />

Zum ersten Mal hörte<br />

ich von Johann Grander vor<br />

über 15 Jahren. Der »Wasserheiler<br />

von Tirol«, <strong>wie</strong> er damals<br />

genannt wurde, war <strong>in</strong><br />

der Lage, bestimmte »Wässer«<br />

für Menschen zu mischen,<br />

die über Krankheitssymptome<br />

klagten. Und <strong>in</strong><br />

vielen Fällen half <strong>das</strong> Granderwasser.<br />

Ärzte und Heilpraktiker<br />

nahmen sich der<br />

Sache an und stellten entsprechende<br />

Wirkungen fest.<br />

Es gab <strong>so</strong>gar Ärztekongresse<br />

zum Thema Grander.<br />

Dann setzte die Pharma<strong>in</strong>dustrie<br />

vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

durch, daß nur noch studierte<br />

Mediz<strong>in</strong>er »Gesundheitsaussagen«<br />

machen dürfen,<br />

was dazu führte, daß aus dem<br />

»gesunden« Granderwasser<br />

e<strong>in</strong> »gutes Tr<strong>in</strong>kwasser«<br />

wurde. Dieses Verbot, über<br />

gesundheitsfördernde Wirkungen»nichtwissenschaftlicher<br />

Methoden« zu sprechen,<br />

führte zur Entstehung der <strong>so</strong>genannten<br />

Wellness-Branche.<br />

In dieser Wellness-Branche<br />

tummeln sich heute viele alternativmediz<strong>in</strong>ischeHilfsangebote.<br />

Man verzichtet gezwungenermaßen<br />

auf Gesundheitsaussagen,<br />

um nicht<br />

Gefahr zu laufen, durch hohe<br />

Konventionalstrafen <strong>in</strong> den<br />

Ru<strong>in</strong> getrieben zu werden.<br />

Die Mediz<strong>in</strong>lobby hat <strong>so</strong> ihren<br />

Terra<strong>in</strong> abgesteckt, obwohl<br />

längst bekannt ist, daß<br />

auch deren Heil(s)versprechen<br />

selten Heilung br<strong>in</strong>gen<br />

und die Nebenwirkungen<br />

häufig den eigentlichen<br />

S<strong>in</strong>n der Mediz<strong>in</strong> ad absurdum<br />

führen. E<strong>in</strong>er aktuellen<br />

Studie zufolge sterben mehr<br />

Menschen an den Nebenwirkungen<br />

dieser »allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Produkte« als an<br />

den Krankheiten selbst.<br />

Der »ehemalige Wasserheiler«<br />

Johann Grander, dessen<br />

Wasserbelebung sich <strong>in</strong>zwischen<br />

weltweit etabliert<br />

hatte, sah sich im Laufe der<br />

Jahre e<strong>in</strong>er immer grotesker<br />

werdenden Form von Anfe<strong>in</strong>dungen<br />

ausgesetzt. Zuerst<br />

wurde se<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung, Wasser<br />

durch e<strong>in</strong>en naturtechnischen<br />

Vorgang zu »<strong>in</strong>formieren«,<br />

als unwissenschaftlich<br />

bekämpft und die positiven<br />

Resultate als »Plazeboeffekt«<br />

gebrandmarkt. Als sich jedoch<br />

herausstellte, daß unzählige<br />

Firmen diese Technologie<br />

erfolgreich e<strong>in</strong>setzen<br />

und auch im technischen Bereich<br />

hervorragende Resulta-


te erzielen, mußte man andere<br />

Geschütze auffahren. Man<br />

forderte wissenschaftliche<br />

Beweise. Diese wurden durch<br />

mehrere Institute erbracht.<br />

Johann Grander erhielt <strong>so</strong>gar<br />

<strong>das</strong> Ehrenabzeichen der<br />

»Russischen Akademie der<br />

Naturwissenschaften« und<br />

<strong>das</strong> »Österreichische Verdienstabzeichen«<br />

für se<strong>in</strong>e<br />

Arbeit. Was <strong>wie</strong>derum dazu<br />

führte, daß nun die Kompetenz<br />

der Gremien <strong>in</strong> Zweifel<br />

gezogen wurde. Je erfolgreicher<br />

die Grander-Technologie,<br />

desto mehr Gegner traten<br />

auf den Plan.<br />

Der Höhepunkt des Anti-Grander-Feldzuges<br />

ist mit<br />

den angeblich wissenschaftlichen<br />

Gegenbeweisen der europaweit<br />

agierenden »Skeptikerbewegung«<br />

erreicht. Diese<br />

Skeptikerbewegung, deren<br />

Angriffe sich <strong>so</strong> gut <strong>wie</strong> alle<br />

ganzheitlichen und naturnahen<br />

»Visionen« erwehren<br />

müssen, ist e<strong>in</strong> ganz be<strong>so</strong>nderes<br />

Kon<strong>so</strong>rtium. Ihr Feldzug<br />

richtet sich gegen die Homöopathie,<br />

die Ch<strong>in</strong>esischen<br />

Mediz<strong>in</strong> und die Naturheilkunde<br />

<strong>in</strong>sgesamt. Zugang<br />

zur Skeptikervere<strong>in</strong>igung haben<br />

nur »echte Wissenschaftler«.<br />

Als e<strong>in</strong> Kriterium gilt<br />

zum Beispiel, daß der Glaube<br />

an Gott – da »e<strong>so</strong>terischer<br />

Humbug« – nicht zulässig ist.<br />

Man beschränkt sich auf <strong>das</strong><br />

Wesentliche, die <strong>in</strong>tellektuelle<br />

E<strong>in</strong>dimensionalität des<br />

augenblicklich Beweisbaren.<br />

Die Verteidigung der alten<br />

Sichtweise der Welt als Scheibe.<br />

Was den Naturforscher<br />

Johann Grander angeht, <strong>so</strong><br />

hat der sich an dieser »wissenschaftlichen«<br />

Diskussion<br />

niemals beteiligt. »Jede Sache<br />

hat auch ihre Gegner«,<br />

war se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Reaktion.<br />

Mit dem Folgesatz: »Mit der<br />

Natur ist es nicht <strong>so</strong> e<strong>in</strong>fach:<br />

Das Kle<strong>in</strong>e sehen wir nicht.<br />

Und <strong>das</strong> Große verstehen<br />

wir nicht.« Daß nicht nur der<br />

Naturforscher, <strong>so</strong>ndern auch<br />

die Natur selbst viele Gegner<br />

hat, <strong>das</strong> zeigt sich ja gerade<br />

im Verhalten vieler etablierter<br />

Wissenschaftler, die es<br />

sich auf die Fahnen geschrieben<br />

haben, die »mangelhafte<br />

Schöpfung« zu verbessern,<br />

<strong>wie</strong> es die Bestrebungen <strong>in</strong><br />

den Bereichen Gentechnik<br />

etc. täglich belegen.<br />

Der Kreuzzug gegen<br />

die Visionäre und Naturforscher<br />

ist e<strong>in</strong> Zeitzeichen. E<strong>in</strong><br />

Zeichen für e<strong>in</strong>en grotesken<br />

Kampf gegen die Weiterentwicklung<br />

der Welt h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

natürlicheren, ganzheitlichen<br />

Bewußtse<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />

Kampf, den all jene führen,<br />

denen die Visionen fehlen.<br />

Doch <strong>wie</strong> die Geschichte<br />

zeigt, haben die Visionen die<br />

Kreuzzüge stets überdauert.<br />

Und <strong>so</strong> wird es auch heute<br />

se<strong>in</strong>. Das Alte geht, und <strong>das</strong><br />

Gute, <strong>das</strong> Natürliche bleibt.<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

Heilpraktikerschule<br />

<strong>in</strong> Heilbronn<br />

◦ Modularer Kursaufbau –<br />

klar strukturiert und zielgerichtet<br />

◦ Modernes pädagogisches Konzept –<br />

vernetztes, verknüpfendes Lernen<br />

◦ Kle<strong>in</strong>e Gruppen –<br />

angenehme und effektive Lernatmosphäre<br />

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Beg<strong>in</strong>n: März 2011<br />

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ganzheitliche<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

63<br />

Bewußtse<strong>in</strong>


Anzeige<br />

Die Grander Wasserbelebung<br />

Der Name Grander ist<br />

mit dem Element Wasser<br />

untrennbar verbunden.<br />

Die Entdeckung der »Wasserbelebung«<br />

durch Johann<br />

Grander vor mehr als 25 Jahren<br />

ist <strong>in</strong>zwischen um die<br />

Welt gegangen. Durch jahrelange<br />

Experimentier- und<br />

Forschungsarbeit ist Johann<br />

Grander zu der Erkenntnis<br />

gekommen, daß Wasser<br />

die Fähigkeit zur Informationsübertragung<br />

besitzt.<br />

Diese Informationsübertragung<br />

von Wasser auf Wasser<br />

stellt e<strong>in</strong>e physikalische<br />

E<strong>in</strong>zigartigkeit dar und wurde<br />

von Johann Grander erstmals<br />

<strong>in</strong> dieser Form nutzbar<br />

gemacht.<br />

Die Grander Wasserbelebung<br />

ist e<strong>in</strong> Verfahren mit<br />

dem <strong>das</strong> herkömmliche Wasser<br />

auf natürliche Weise <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e sehr hohe und biologisch<br />

wertvolle Qualität gebracht<br />

wird. Praktische Erfahrungen<br />

haben gezeigt,<br />

daß die Anwender <strong>das</strong> belebte<br />

Wasser als wohltuend und<br />

wohlschmeckend empf<strong>in</strong>den.<br />

Wor<strong>in</strong> liegt der<br />

Nutzen für den<br />

Anwender?<br />

Die Hauptanwendung<br />

der Grander Wasserbelebung<br />

liegt im Tr<strong>in</strong>kwasserbereich.<br />

Menschen die belebtes Wasser<br />

genießen, legen be<strong>so</strong>nderen<br />

Wert auf e<strong>in</strong>e hohe Tr<strong>in</strong>kwasserqualität<br />

und angenehmes<br />

Körperempf<strong>in</strong>den beim<br />

Duschen und Baden. Speisen<br />

die mit belebtem Wasser zubereitet<br />

werden bleiben länger<br />

frisch und schmecken be<strong>so</strong>nders<br />

gut.<br />

64<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Gartenliebhaber werden<br />

am Granderwasser sehr<br />

schnell Freude f<strong>in</strong>den, da<br />

Pflanzen auf belebtes Wasser<br />

meist ganz be<strong>so</strong>nders e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

reagieren. Die<br />

Wirkungspalette reicht dabei<br />

von besserem Pflanzenwachstum<br />

und gesteigerter Blütenpracht<br />

bis h<strong>in</strong> zur Ertrags-<br />

und Qualitätsverbesserung<br />

bei Obst und Gemüse.<br />

In Schwimmbädern läßt<br />

sich Grander vortrefflich e<strong>in</strong>setzen.<br />

Das Ziel ist dabei<br />

mit m<strong>in</strong>imalem Chemiee<strong>in</strong>satz<br />

e<strong>in</strong>e bestmögliche Qualität<br />

und Stabilität des Beckenwassers<br />

zu erreichen und den<br />

Chlorgeruch <strong>so</strong><strong>wie</strong> Augen-<br />

und Hautreizungen auf e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>imum zu reduzieren. Der<br />

Badegast spürt die Veränderung<br />

meist dadurch, daß e<strong>in</strong><br />

belebtes Schwimmbadwasser<br />

als be<strong>so</strong>nders weich und samtig<br />

empfunden wird und man<br />

sich nach e<strong>in</strong>em Bad <strong>in</strong> belebtem<br />

Wasser frisch und entspannt<br />

fühlt.<br />

Die GRANDER Wasserbelebung<br />

hat jedoch nicht<br />

nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf biologische<br />

Systeme, <strong>so</strong>ndern kann<br />

auch <strong>in</strong> der eher nüchternen,<br />

technischen Anwendung <strong>in</strong>teressante<br />

Eigenschaften entfalten.<br />

In Heizanlagen wird<br />

man oft mit technischen Problemen<br />

<strong>wie</strong> Korrosion, Verschlammung<br />

und damit verbunden<br />

mit e<strong>in</strong>em deutlichen<br />

Wirkungsgradverlust des gesamten<br />

Systems konfrontiert.<br />

Die Ursachen der Probleme<br />

s<strong>in</strong>d meist im Heizungswasser<br />

selbst zu f<strong>in</strong>den, da dieses mit<br />

dem Rohrwerkstoff reagiert,<br />

zur Rostbildung neigt und<br />

im Heizkreislauf erheblichen<br />

Schaden anrichten kann.<br />

Durch die Installation<br />

e<strong>in</strong>es Grander-Gerätes<br />

im Heizsystem kann<br />

die Neigung zur Rost- und<br />

Schlammbildung deutlich reduziert<br />

werden. Das Heizungswasser<br />

wird <strong>in</strong>nerhalb<br />

weniger Monate <strong>wie</strong>der klar.<br />

Die Wärme die von »belebten«<br />

Heizkörpern abgestrahlt<br />

wird empf<strong>in</strong>det der Mensch<br />

meist als wohlig und angenehm<br />

wodurch auch e<strong>in</strong> angenehmes<br />

Wohnklima gefördert<br />

werden kann.<br />

Mit dem E<strong>in</strong>satz im <strong>in</strong>dustriellen<br />

Bereich, hat die<br />

Grander Wasserbelebung <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Dimension erfahren.<br />

E<strong>in</strong> Bereich <strong>in</strong> dem exakt<br />

gemessen und streng kalkuliert<br />

wird. In erster L<strong>in</strong>ie<br />

s<strong>in</strong>d es die Kühlkreisläufe,<br />

die oft Probleme bereiten,<br />

was viele Betriebe veranlasste<br />

teilweise oder ganz auf Chemie<br />

zu verzichten und durch<br />

die Grander Wasserbelebung<br />

zu ersetzen. Den meisten Betrieben<br />

geht es dabei nicht<br />

nur um den technischen und<br />

wirtschaftlichen Nutzen, der<br />

durch den E<strong>in</strong>satz der Grander<br />

Wasserbelebung erzielt<br />

werden kann, <strong>so</strong>ndern vor allem<br />

auch um den Schutz der<br />

Umwelt <strong>in</strong>folge der ger<strong>in</strong>geren<br />

Belastung der Res<strong>so</strong>urce<br />

Wasser.<br />

E<strong>in</strong>satzbereiche der<br />

Grander Wassserbelebung<br />

Der E<strong>in</strong>satzbereich<br />

reicht mittlerweile von den<br />

Privathaushalten, öffentlichen<br />

Institutionen und Geme<strong>in</strong>-<br />

den, Kranken- und Pflegeanstalten<br />

über den gesamten<br />

Schwimmbad- und Wellnessbereich<br />

bis h<strong>in</strong> zur gewerblichen<br />

Anwendung <strong>in</strong> der Hotellerie<br />

und Gastronomie, <strong>in</strong><br />

der Nahrungsmittelproduktion<br />

und Getränkeerzeugung,<br />

um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen. Die<br />

vielen positiven Erfahrungen<br />

im <strong>in</strong>dustriellen E<strong>in</strong>satz<br />

veranlassten <strong>in</strong>ternational renommierte<br />

Unternehmen sich<br />

öffentlich zu ihren Erfolgen<br />

mit Grander zu bekennen.<br />

Das wichtigste Anliegen<br />

von Johann Grander ist es,<br />

daß die Menschen <strong>wie</strong>der zu<br />

e<strong>in</strong>em respektvollen Umgang<br />

mit dem Element Wasser zurückf<strong>in</strong>den.<br />

Informationen bei<br />

U.V.O. Vertriebs KG<br />

Kocheler Str. 101<br />

D-82418 Murnau<br />

Tel.: 08841-6767-0<br />

Fax: 08841-6767-67<br />

E-Mail: uvo-germany@grander.com<br />

Kontakt<br />

Verlag für Natur & Mensch<br />

Im Gogelsfeld 11<br />

71543 Wüstenrot<br />

Tel. 07945-943969<br />

Fax: 07945-943964<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@naturscheck.de


Biokochen mit Frau Koch<br />

Dipl. Ernährungswissenschaftler<strong>in</strong><br />

Tanja Koch<br />

gibt Kochkurse bei der VHS<br />

und arbeitet im Naturland<br />

Bio-Obsthof Gräßle <strong>in</strong> Heilbronn-Biberach.<br />

Unter der<br />

Rubrik: »Biokochen mit Frau<br />

Koch« macht sie regelmäßig<br />

Rezeptvorschläge. Ihr Motto:<br />

»Kochen ist Leidenschaft,<br />

Essen ist Genuß und für den<br />

Genuß nur die hochwertigsten<br />

Zutaten.«<br />

Zander-Gemüse-Frikadellen mit Past<strong>in</strong>aken-Petersilien-Püree<br />

- für etwa 4-6 Per<strong>so</strong>nen.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

65<br />

Gesundheit Abonnement & Editorial Mediz<strong>in</strong>


Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />

Endlich Burnout!<br />

Wenn <strong>das</strong> <strong>in</strong>nere Feuer die Seele befreit<br />

Endlich ist es geschehen! Die Last der Welt <strong>in</strong> von unseren Schultern gefallen. Das Karussell<br />

des Lebens hat uns abgeworfen. Die tausend Fäden, <strong>in</strong> die wir verstrickt waren, die uns hielten<br />

und an uns zogen <strong>wie</strong> an e<strong>in</strong>er Marionette, s<strong>in</strong>d zerrissen. Wir liegen am Boden, kraftlos,<br />

ohne Gedanken, und atmen tief durch. Über uns ziehen lautlos Wolken dah<strong>in</strong>. Nichts, was uns<br />

<strong>so</strong> lange bedrückt hat, ist mehr von Bedeutung. Wir s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong> mit uns selbst und den<br />

Scherben unserer Vergangenheit. Burnout!<br />

Es kl<strong>in</strong>gt paradox. Trotz<br />

zunehmenden Wohlstandes<br />

und verbesserter Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

leiden immer<br />

mehr Menschen, vor allem <strong>in</strong><br />

<strong>so</strong>zialen und leitenden Berufen,<br />

am Burnout-Syndrom.<br />

Darunter versteht man e<strong>in</strong><br />

Ausgebranntse<strong>in</strong> auf körperlicher,<br />

emotionaler und psychischer<br />

Ebene. Man fühlt<br />

sich total erschöpft und nicht<br />

mehr <strong>in</strong> der Lage, den beruflichen<br />

Ansprüchen gerecht<br />

zu werden. Auch <strong>in</strong> priva-<br />

66 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

ten Bereichen kl<strong>in</strong>kt sich der<br />

Ausgebrannte aus: <strong>in</strong> der Familie,<br />

im Freundeskreis und<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em sportlichen und<br />

kulturellen Umfeld. Alles,<br />

was e<strong>in</strong>mal von Bedeutung<br />

war, ersche<strong>in</strong>t ihm plötzlich<br />

unbedeutend und fremd.<br />

Wie kommt es zu<br />

<strong>so</strong>lchen Erschöpfungszuständen?<br />

Gewöhnlich schiebt man<br />

die Erkrankung nur übermäßigem<br />

Streß zu. Doch <strong>das</strong> ist<br />

nicht e<strong>in</strong>mal die halbe Wahrheit.<br />

Äußerliche Überbelastungen<br />

s<strong>in</strong>d zwar <strong>in</strong> der Regel<br />

der letzte Auslöser, verdecken<br />

aber allzu leicht die<br />

verdrängten Ursachen. Menschen<br />

im emotionalen, <strong>so</strong>zialen<br />

und psychischen Gleichgewicht<br />

können Streßsituationen<br />

problemlos durchstehen,<br />

sie fühlen sich <strong>so</strong>gar<br />

dar<strong>in</strong> wohl, <strong>wie</strong> hochbelaste-<br />

te Spitzenmanager, Politiker,<br />

Künstler u.a. tagtäglich beweisen.<br />

Streß wird nur dann<br />

zur Gefahr, wenn die Stabilisatoren<br />

des persönlichen und<br />

<strong>so</strong>zialen Gleichgewichts wegbrechen,<br />

sei es durch familiäre<br />

Konflikte (Scheidung u.a.),<br />

berufliche Frustrationen (<strong>in</strong>folge<br />

überehrgeiziger Ziele),<br />

Vernachlässigung der Gesundheit<br />

(durch falsche Ernährung,<br />

zu wenig Bewegung<br />

und zu wenig Schlaf), durch<br />

Perfektionismus und unge-


emsten Aktionismus, durch<br />

traumatische Verdrängungen<br />

(mit Schuld- statt Selbstwertgefühlen),<br />

durch e<strong>in</strong> unkontrolliertes<br />

Helfersyndrom<br />

u.a.m.<br />

All diese genannten Faktoren<br />

begünstigen <strong>das</strong> Auftreten<br />

e<strong>in</strong>es Burnout-Syndroms.<br />

Sie s<strong>in</strong>d jedoch nicht<br />

die Ursache. Diese liegt tiefer,<br />

im Inneren des Menschen, -<br />

se<strong>in</strong>er Seele.<br />

Gibt es frühe<br />

Warnsignale?<br />

Burnout wächst langsam<br />

heran, da die wahren Ursachen<br />

über längere Zeit verkannt<br />

und verdrängt werden.<br />

Auftretende Symptome ordnet<br />

man anderen Auslösern<br />

zu. Parallel dazu werden gewisse»Überlebensstrategien«<br />

entwickelt: Mißerfolge<br />

sucht man durch vermehrtes<br />

Engagement auszugleichen.<br />

Man geht ganz im Beruf auf,<br />

um nicht als Versager zu gelten<br />

- unter Verzicht auf Erholungs-<br />

und Entspannungsphasen.<br />

Obwohl man immer<br />

häufiger spürt, daß vieles von<br />

dem, was man tut, nicht den<br />

eigenen Idealen entspricht,<br />

br<strong>in</strong>gt man die <strong>in</strong>nere Stimme<br />

immer <strong>wie</strong>der zum Schweigen.<br />

Als Folge dieses <strong>in</strong>neren<br />

Z<strong>wie</strong>spaltes verspürt man allmählich<br />

e<strong>in</strong>e wachsende Antriebs-<br />

und Leistungsschwäche,<br />

die man dann um<strong>so</strong> mehr<br />

zu kompensieren sucht. Dabei<br />

läßt die Konzentration<br />

nach, was zwangsläufig zu<br />

Fehlleistungen und negativen<br />

Gefühlsanspannungen führt.<br />

Wie zeigt sich Burnout<br />

<strong>in</strong> der Endphase?<br />

Die Symptome lassen<br />

sich nicht mehr übersehen:<br />

Motivationsschwäche, anhal-<br />

tende körperliche Müdigkeit,<br />

Schlafstörungen, familiäres<br />

Des<strong>in</strong>teresse, Abbruch <strong>so</strong>zialer<br />

Kontakte, Angstzustände<br />

usw. Burnout-»Kranke«<br />

suchen ihre deprimierende<br />

Lage häufig durch Suchtverhalten<br />

(Alkohol u.a.) zu überdecken,<br />

aber dadurch wird<br />

die Ausweglosigkeit nur noch<br />

schlimmer. Schließlich stellen<br />

sich Aggressionen und<br />

Depressionen e<strong>in</strong>. Im Endzustand<br />

streiken Körper und<br />

Psyche total, es kommt zum<br />

Zusammenbruch der Persönlichkeitsstrukturen<br />

auf allen<br />

Ebenen. In Extremfällen markieren<br />

Herz<strong>in</strong>farkte, Nervenzusammenbrüche<br />

oder gar<br />

Selbstmordversuche die lange<br />

Burnoutreise.<br />

Läßt sich Burnout<br />

frühzeitig diagnostizieren?<br />

E<strong>in</strong>deutig ja. Erfahrene<br />

Ärzte und Psychotherapeuten<br />

verfügen über bewährte<br />

Erkennungsmethoden, um<br />

die körperliche, psychische<br />

und <strong>so</strong>ziale Defizitlage deutlich<br />

zu machen. Das Problem<br />

besteht nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

mangelnden Diagnosefähigkeit,<br />

<strong>so</strong>ndern <strong>in</strong> der Bereitschaft<br />

des Burnoutgeschädigten,<br />

sich diagnostizieren zu<br />

lassen. Er glaubt zu lange, alle<strong>in</strong><br />

zurechtzukommen. Was<br />

noch durch die Erfahrungen<br />

begünstigt wird, die Erkrankte<br />

häufig auf ihrer »Odyssee«<br />

durch unser Gesundheitssystem<br />

gemacht haben. Viele haben<br />

bereits den Glauben daran<br />

verloren und damit die<br />

Hoffnung auf Hilfe…<br />

Wie lauten die<br />

Therapien?<br />

Es besteht e<strong>in</strong>e große<br />

Bandbreite, die hier nur angedeutet<br />

werden kann. Zu<br />

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Anke Rummel Raumausstattermeister<strong>in</strong><br />

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Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 14.00 - 18.30 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung.<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

67<br />

Gesundheit & Mediz<strong>in</strong>


Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />

68 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

unterscheiden s<strong>in</strong>d präventive<br />

und begleitende Maßnahmen<br />

<strong>so</strong><strong>wie</strong> Notmaßnahmen<br />

im Endstadium. Präventionen<br />

verlangen Änderungen<br />

im Arbeits- und Lebensstil,<br />

ja <strong>in</strong> der gesamten Lebense<strong>in</strong>stellung.<br />

Dies liegt al<strong>so</strong> voll <strong>in</strong><br />

der Verantwortung des E<strong>in</strong>zelnen.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie geht es<br />

um e<strong>in</strong>e Selbstanalyse: Entspricht<br />

me<strong>in</strong> Leben dem, was<br />

tief <strong>in</strong> mir als Lebenskonzept<br />

angelegt ist? Entspricht<br />

es me<strong>in</strong>em <strong>in</strong>nersten Wesen?<br />

Oder habe ich fremde Lebenskonzepte<br />

übernommen?<br />

Warum <strong>wie</strong>derholen sich bestimmte<br />

Lebenssituationen<br />

immer <strong>wie</strong>der? Etc.<br />

Für diese Selbstreflexion<br />

bedarf es psychologischer<br />

Beratung, erst recht, wenn<br />

sich bereits Burnoutsymptome<br />

e<strong>in</strong>gestellt haben. Ziel<br />

ist e<strong>in</strong>e realistische Selbste<strong>in</strong>schätzung,<br />

um Korrekturen<br />

vornehmen zu können. Erst<br />

auf der Basis dieser Selbsterkenntnis<br />

kann der Betroffene<br />

se<strong>in</strong> persönliches und <strong>so</strong>ziales<br />

Gleichgewicht <strong>wie</strong>derf<strong>in</strong>den,<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>rhythmen von Belastung<br />

und Entspannung, von<br />

Beruf und Familie.<br />

Zu empfehlen s<strong>in</strong>d vor<br />

allem schonende, d.h. naturheilkundige<br />

Diagnose- und<br />

Therapieverfahren. Burnout<br />

läßt sich mit Methoden der<br />

energetischen Mediz<strong>in</strong> unterstützend<br />

behandeln, al<strong>so</strong><br />

ohne die »harten Hämmer«<br />

der Schulmediz<strong>in</strong> (Notfälle<br />

ausgenommen). Im Mittelpunkt<br />

stehen e<strong>in</strong> starkes<br />

Selbstkonzept und e<strong>in</strong>e Eigenverantwortung,<br />

die im<br />

Gespräch mit dem Patienten<br />

erarbeitet werden.<br />

Burnout als Chance!<br />

Die wichtigste Komponente<br />

des Burnout wird häufig<br />

übersehen. Denn über <strong>das</strong><br />

Leiden und <strong>das</strong> aus der Bahn<br />

Geworfenwerden h<strong>in</strong>aus, hat<br />

dieser Zustand auch etwas<br />

Befreiendes, - <strong>wie</strong> Betroffene<br />

immer <strong>wie</strong>der bestätigen. Mit<br />

dem Zusammenbruch kommt<br />

endlich auch <strong>das</strong> »Hamsterrad«<br />

zum Stillstand! Das Gefühl<br />

des Gefangense<strong>in</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

dem eigenen Wesen fremden<br />

Welt läßt nach. Man kann<br />

e<strong>in</strong>en Moment lang durchatmen,<br />

sich befreien aus den<br />

Zwängen der bekannten Gefühle:<br />

fremdgesteuert zu se<strong>in</strong>,<br />

die Last auferlegter Verpflichtungen<br />

zu tragen und unerfüllbare<br />

Ansprüche erfüllen<br />

zu müssen.<br />

Dabei zeigt sich e<strong>in</strong> Bild,<br />

<strong>das</strong> schon im Begriff »burnout«<br />

steckt: Die Seele des<br />

Menschen legt auf ihrer Reise<br />

durch <strong>das</strong> Leben viele fremde<br />

Hüllen um, von K<strong>in</strong>dheit<br />

an. Mit jeder gemachten Erfahrung<br />

»ummantelt« sie sich.<br />

Noch bevor sie herausf<strong>in</strong>den<br />

kann, wer sie ist, wor<strong>in</strong> ihre<br />

Begabungen liegen und welche<br />

Lebensform ihrem <strong>in</strong>nersten<br />

Wesen entspricht, ist<br />

sie schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Korsett gezwängt.<br />

Ehe sie e<strong>in</strong>en Plan<br />

für ihr Leben entwickeln<br />

kann, ist sie schon <strong>in</strong> der Welt<br />

der fremden Lebenspläne gefangen.<br />

Aus den vielen fremden<br />

Hüllen wird <strong>so</strong> häufig<br />

e<strong>in</strong> Panzer. Denn nicht alle<br />

Erfahrungen s<strong>in</strong>d leicht und<br />

durchlässig. Häufig s<strong>in</strong>d sie<br />

mit Schmerz und Enttäuschung<br />

verbunden. Irgendwann<br />

werden diese Hüllen<br />

<strong>so</strong> dicht, daß die Seele nicht<br />

mehr h<strong>in</strong>durchblicken kann<br />

und <strong>so</strong> »<strong>das</strong> Licht nicht mehr<br />

f<strong>in</strong>det«. (Depression) Gleichzeitig<br />

wird der <strong>in</strong>nere »Seelen-Raum«<br />

immer enger. Wir<br />

s<strong>in</strong>d alle randvoll mit fremden<br />

Lebenskonzepten, mit<br />

Erlerntem und schmerzlich<br />

Erlebtem. Für uns selbst oder<br />

»unser Selbst« ist kaum noch<br />

Platz.<br />

Nun geschieht etwas,<br />

<strong>das</strong> wir oft erst <strong>in</strong> den letzten<br />

Auswirkungen bewußt<br />

erleben. Die Seele ruft um


Hilfe. Und der geistige Kern<br />

der Seele antwortet. Unser<br />

»<strong>in</strong>neres Feuer«, als welches<br />

der Geist <strong>in</strong> allen Religionen<br />

und Philo<strong>so</strong>phien dargestellt<br />

wird, beg<strong>in</strong>nt, neuen Raum<br />

zu schaffen, um die Seele zu<br />

befreien. Es brennt sich von<br />

<strong>in</strong>nen nach außen durch die<br />

vielen fremden Hüllen h<strong>in</strong>durch.<br />

Es löst dabei auch die<br />

vielen Fäden, <strong>in</strong> denen sich<br />

die Seele verwirrt hat…<br />

Genau diesen Zustand<br />

schildern viele »Ausgebrannte«.<br />

Zuerst ist da e<strong>in</strong> unaufhaltsames<br />

Feuer und dann<br />

e<strong>in</strong>e große Leere <strong>in</strong> ihnen,<br />

e<strong>in</strong>e Art Vakuum, e<strong>in</strong> Freiraum.<br />

E<strong>in</strong>erseits beängstigend,<br />

andererseits die e<strong>in</strong>zigartige<br />

Gelegenheit, endlich<br />

<strong>in</strong>nezuhalten und zu sich<br />

selbst zu f<strong>in</strong>den. Und - den<br />

ausgebrannten Raum mit<br />

neuem, mit eigenem Leben zu<br />

füllen. Vielleicht zum allerersten<br />

Mal …<br />

Im März 2011 ersche<strong>in</strong>t von den<br />

beiden Autoren <strong>das</strong> Buch:<br />

"ENDLICH BURNOUT – Wenn <strong>das</strong><br />

<strong>in</strong>nere Feuer die Seele befreit"<br />

Autoren<br />

Dr. med. Ute Dauenhauer &<br />

Michael Hoppe<br />

Meisterbetrieb<br />

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Theodor-Körner-Straße 15<br />

74177 Bad Friedrichshall<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

69<br />

Gesundheit & Mediz<strong>in</strong>


Gesundheit & Mediz<strong>in</strong><br />

S<strong>in</strong>d Sie bereit für Ihr Leben?<br />

Die Basis für unser Leben und unsere persönliche Entwicklung s<strong>in</strong>d unsere <strong>in</strong>dividuellen Talente<br />

und Fähigkeiten. Sie machen e<strong>in</strong>en großen Teil unserer E<strong>in</strong>zigartigkeit aus. Sie s<strong>in</strong>d uns gegeben,<br />

um unser Leben <strong>so</strong> zu gestalten, <strong>wie</strong> es unserer ganz persönlichen Art entspricht. Tun<br />

wir <strong>das</strong> nicht, leben wir nach fremden Ideen, <strong>in</strong> Berufen, die uns weder Freude machen, noch<br />

unseren <strong>in</strong>nersten Fähigkeiten entsprechen, werden wir uns immer <strong>wie</strong> Fremde fühlen. Egal,<br />

<strong>wie</strong>viel wir <strong>in</strong> dieses fremde Leben <strong>in</strong>vestieren, wir werden ke<strong>in</strong>e wirklichen Erfolge erzielen.<br />

Talent – die stabilste<br />

aller Währungen<br />

Im alten Rom war Talent<br />

e<strong>in</strong>e Währungse<strong>in</strong>heit <strong>wie</strong><br />

bei uns heute der Euro. Wer<br />

viele »Talente« besaß, war<br />

reich. Auch heute noch ist Talent<br />

die stabilste aller Währungen.<br />

Es verliert se<strong>in</strong>en<br />

Wert nie. Es ist e<strong>in</strong>e Gabe, die<br />

jedes Individuum besitzt und<br />

gleichzeitig der Schlüssel zu<br />

Erfüllung und Erfolg.<br />

Daß die E<strong>in</strong>zigartigkeit<br />

jedes Menschen und se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>-<br />

70 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

dividuellen Talente zumeist<br />

weder erkannt, noch gefördert<br />

werden, ist der Grund<br />

für die immer weiter wachsende<br />

Lebensmüdigkeit und<br />

Frustration unter den Menschen.<br />

Unser Gesellschaftssystem<br />

und unsere Erziehung<br />

s<strong>in</strong>d auf Gleichmachung ausgerichtet.<br />

Sie haben den vernünftigen,<br />

angepaßten Durchschnittsmenschen<br />

zum Ziel,<br />

der ohne anzuecken und zu<br />

h<strong>in</strong>terfragen alle Vorgaben des<br />

Systems erfüllt. Der arbeitet<br />

und konsumiert, um <strong>das</strong> System<br />

am Leben zu erhalten.<br />

Doch nur wer se<strong>in</strong> Leben<br />

auf der Basis se<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Talente und Fähigkeiten<br />

aufbaut, wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Leben Erfüllung f<strong>in</strong>den. Wer<br />

fremden Lebensplänen folgt,<br />

wird irgendwann nicht mehr<br />

<strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, sich mit dem<br />

zu identifizieren, was er tut.<br />

Er wird unzufrieden und abhängig<br />

bleiben. Sowohl emotional<br />

als auch materiell.<br />

Transformations-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Um <strong>wie</strong>der zu uns selbst<br />

zu f<strong>in</strong>den und dabei unsere<br />

<strong>in</strong>dividuellen, persönlichen<br />

Fähigkeiten (<strong>wie</strong>der) zu entdecken<br />

und bewußt <strong>in</strong> unser<br />

Leben zu <strong>in</strong>tegrieren, wurde<br />

<strong>das</strong> Fi³t-Transformations-<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g entwickelt. Das<br />

Transformations-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ist ke<strong>in</strong>e Therapie, <strong>so</strong>ndern<br />

e<strong>in</strong> aktives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm.<br />

Wer es e<strong>in</strong>mal erlernt<br />

hat, kann es danach jederzeit<br />

selbständig durchführen. Es<br />

ist e<strong>in</strong>fach und zielgerichtet.<br />

Und es läßt sich auf alle Bereiche<br />

des Lebens anwenden,


sei es <strong>in</strong> der Partnerschaft, im<br />

Beruf, <strong>in</strong> der Erziehung, oder<br />

um mit sich selbst besser und<br />

harmonischer leben zu können.<br />

Das Ziel ist die bewußte<br />

Erkenntnis unserer e<strong>in</strong>zigartigen<br />

Individualität und Unabhängigkeit.<br />

Und als Folge<br />

unserer Selbstverantwortung<br />

für unser Leben. Nur wer die<br />

volle Verantwortung für se<strong>in</strong><br />

eigenes Leben übernimmt,<br />

kann frei werden.<br />

Das Fi³t-Transformations-<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g besteht aus drei aktiven<br />

Transformationsschritten:<br />

- Der Erkenntnis dessen,<br />

wer und was wir s<strong>in</strong>d und vor<br />

allem, wer oder was wir nicht<br />

s<strong>in</strong>d. Dies entspricht e<strong>in</strong>er<br />

Art Re<strong>in</strong>igung und Loslösung<br />

von fremden, übernommenen<br />

Lebensplänen und bildet e<strong>in</strong><br />

Fundament für die eigene Zukunft.<br />

- Dem Wiederentdecken<br />

unserer <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten<br />

und Talente, die der<br />

Schlüssel s<strong>in</strong>d für die Tür <strong>in</strong><br />

unsere ganz persönliche Welt.<br />

Denn ohne diese werden wir<br />

immer neben uns stehen <strong>in</strong><br />

der "Welt der fremden Lebenspläne"<br />

und uns heimatlos<br />

und haltlos fühlen.<br />

- Dem Aufbau e<strong>in</strong>er eigenen,<br />

<strong>in</strong>dividuellen Lebensgestaltung<br />

auf dem Fundament<br />

unserer e<strong>in</strong>zigartigen<br />

Persönlichkeit. Der Basis für<br />

e<strong>in</strong> selbstbestimmtes und erfülltes<br />

Leben.<br />

Transformation<br />

Das ganze Leben ist e<strong>in</strong><br />

Prozess der Transformation.<br />

In jedem Augenblick verändert<br />

sich die Welt. Mit jeder<br />

bewußten Entscheidung, die<br />

wir treffen, durchlaufen wir<br />

e<strong>in</strong>e Verwandlung. Wir lernen,<br />

wenn wir die Verwandlung<br />

zulassen. Und haben wir<br />

unseren Weg gefunden, dann<br />

br<strong>in</strong>gt uns jede Verwandlung<br />

unserem Ziel näher.<br />

Jeder Mensch ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>-<br />

zigartiges Wesen mit e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Weg. Er ist mit<br />

ke<strong>in</strong>em anderen Menschen<br />

vergleichbar, und er steht<br />

auch mit ke<strong>in</strong>em anderen<br />

Menschen <strong>in</strong> Konkurrenz.<br />

Jeder Konflikt mit anderen<br />

Menschen ist e<strong>in</strong> Konflikt<br />

mit uns selbst. Was wir an uns<br />

selbst lieben, lieben wir an<br />

unserem Nächsten. Was wir<br />

an uns selbst ablehnen, lehnen<br />

wir an ihm ab.<br />

Um unseren Weg zu f<strong>in</strong>den,<br />

müssen wir zuerst uns<br />

selbst f<strong>in</strong>den. Sonst werden<br />

wir nie wissen, welchem Lebensplan<br />

wir wirklich folgen.<br />

Individualität ist der Schlüssel<br />

für alles. Fremden Ideen und<br />

fremden Gedanken zu folgen,<br />

führt zu Identitätsverlust.<br />

Individuell zu se<strong>in</strong>, den<br />

eigenen Weg zu gehen, nach<br />

Unabhängigkeit zu streben,<br />

ist ke<strong>in</strong>e egoistische Abkehr<br />

von der Gesellschaft, <strong>so</strong>ndern<br />

e<strong>in</strong>e fundamentale Lebensnotwendigkeit.<br />

Wer es unterläßt,<br />

wird sich <strong>in</strong> dieser Welt<br />

der fremden Lebenspläne verlieren.<br />

Wer se<strong>in</strong>en eigenen Weg<br />

geht und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e eigene Entwicklung<br />

<strong>in</strong>vestiert, fördert<br />

damit nicht nur sich selbst.<br />

Sondern alle Menschen,<br />

mit denen er <strong>in</strong> Berührung<br />

kommt. Er nützt <strong>das</strong> Potential,<br />

<strong>das</strong> ihm für se<strong>in</strong> Leben<br />

mitgegeben wurde. Und er<br />

lebt <strong>in</strong> tiefem Respekt für die<br />

Individualität aller anderen<br />

Menschen.<br />

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Leben?<br />

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michaelshoppe@hotmail.com<br />

Autor<br />

Michael Hoppe<br />

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Hofladen_Textflyer_A5_1110_Layout 1 22.11.10 15:11 Seite 1<br />

Hofgut Hermersberg ist e<strong>in</strong> biologisch-dynamisch wirtschaftender<br />

Betrieb, der se<strong>in</strong>e Schwerpunkte im Ackerbau und der Mutterkuh -<br />

haltung hat und se<strong>in</strong>e Produkte selbst vermarktet. In unserer Hofbackstube<br />

werden täglich nach Demeter-Richtl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>e große Auswahl<br />

an Brot und Brötchen gebacken.<br />

Zusätzlich zur Weihnachtszeit gibt es Christstollen, Früchtebrot und<br />

Plätzchen. Jeden Freitag und Samstag bieten wir Ihnen frisches Holzofenbrot<br />

an – nach traditioneller Rezeptur und Methode <strong>in</strong> unserem<br />

historischen Backhaus gebacken!<br />

Außerdem f<strong>in</strong>den Sie bei uns Wurst, Eier, Milchprodukte, Gemüse,<br />

Salate, verschiedene Früchte, Pilz<strong>so</strong>rten, Trockenprodukte <strong>wie</strong> Nudeln,<br />

Müsli und süße Leckereien. Gemüse- und Fruchtsäfte, We<strong>in</strong>e und<br />

e<strong>in</strong>e vielseitige Käseauswahl aus zum Teil Hohen lohischer Produktion<br />

runden unser Programm ab.<br />

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Zugekaufte Produkte, die wir im Hofladen an bieten, stammen <strong>so</strong>weit<br />

möglich aus Demeter produktion, m<strong>in</strong>destens aber immer aus kontrolliert<br />

biologischem Anbau.<br />

Hofgut Hermersberg<br />

Hermersberg 6 · 74676 Niedernhall-Hermersberg<br />

Tel. 0 79 40 / 98 40 70 · Fax 0 79 40 / 98 40 69<br />

Öffnungszeiten Hofladen:<br />

Dienstag 8.30 bis 12.00 Uhr und<br />

14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Freitag 8.30 bis 18.00 Uhr durchgehend<br />

Samstag 7.00 bis 12.00 Uhr<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

71<br />

Gesundheit & Mediz<strong>in</strong>


Kunst & Kultur<br />

»Glaubensfrage«<br />

Konfessionelle Betriebsbl<strong>in</strong>dheit<br />

Spontan möchte man glauben,<br />

daß wenigstens am<br />

Geburt<strong>so</strong>rt Jesu e<strong>in</strong>e be<strong>so</strong>ndere<br />

Harmonie herrschen<br />

müßte, welche die konträren<br />

Sichtweisen der heute dort<br />

ansässigen christlichen Glaubensgeme<strong>in</strong>schaftenzweitrangig<br />

machen <strong>so</strong>llte. Wie<br />

haarsträubend die Umstände<br />

<strong>in</strong> der Geburtskirche zu<br />

Bethlehem allerd<strong>in</strong>gs tatsächlich<br />

s<strong>in</strong>d, belegen von Zeit zu<br />

Zeit Fernseh- und Zeitungsberichte<br />

über wüste Massenschlägereien<br />

und Despektierlichkeiten<br />

zwischen den <strong>in</strong><br />

dem sakralen Gebäude angesiedelten<br />

Geistlichen der drei<br />

großen Kirchen!<br />

Auch wenn <strong>das</strong> Bild von<br />

mit Eisenstangen und Besenaufe<strong>in</strong>anderdreschenden<br />

Würdenträgern sehr befremdlich<br />

wirkt, <strong>so</strong> erkennt<br />

man <strong>in</strong> den wutverzerrten<br />

Gesichtern der bärtigen Popen<br />

im Grunde nur den altbekannten<br />

Haß des gemei-<br />

72 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

nen Gläubigen gegenüber<br />

dem »Ungläubigen« <strong>wie</strong>der,<br />

der uns auch tagtäglich<br />

<strong>in</strong> den Nachrichten beim explosiven<br />

Zusammenprall verschiedenartiger<br />

Konfessionen<br />

entgegenkommt. Ständig, <strong>so</strong><br />

sche<strong>in</strong>t es e<strong>in</strong>em, werden irgendwo<br />

irgendwelche starren<br />

»heiligen Grenzen« überschritten,<br />

und ständig wird<br />

deshalb zum erbarmungslosen<br />

Endkampf mobilisiert<br />

oder wenigstens boshaft über<br />

die M<strong>in</strong>derwertigkeit und falschen<br />

Ansichten Andersgläubiger<br />

gespottet, deren Ruf gemordet.<br />

Es ist auffällig, daß an<br />

den Grenzl<strong>in</strong>ien religiöser<br />

Lehren selbst bei <strong>so</strong> naheliegendenSchwesterkirchen<br />

stets e<strong>in</strong> latenter Fanatismus<br />

zu f<strong>in</strong>den ist, der<br />

viele Anhänger e<strong>in</strong>es Glaubens<br />

unter bestimmten Umständen<br />

schnell ihre moralischen<br />

Maximen, <strong>wie</strong> <strong>das</strong> <strong>in</strong><br />

alle Religionen e<strong>in</strong>gewobe-<br />

ne Gebot der Nächstenliebe<br />

und Toleranz, vergessen läßt.<br />

Viele Fallstudien zeigen zudem<br />

noch, daß gerade die gebotsgläubigen<br />

Menschen die<br />

heiligen Regeln, an die sie<br />

glauben, selbst am häufigsten<br />

übertreten! Ke<strong>in</strong>e der <strong>in</strong><br />

zahlreichen Untersuchungen<br />

befragten und beobachteten<br />

Gruppen begeht demnach<br />

häufiger Ehebruch, lügt,<br />

stiehlt und betrügt mehr als<br />

diejenigen, welche genau diese<br />

Sünden am vehementesten<br />

anprangern oder sich ständig<br />

vor ebenjenen Verfehlungen<br />

erhaben dünken … man<br />

möchte eben nur den Splitter<br />

<strong>in</strong> des Bruders Auge sehen.<br />

E<strong>in</strong>e »ab<strong>so</strong>lute Moral«<br />

verdirbt offensichtlich den<br />

Charakter des Menschen und<br />

führt zudem noch zur ab<strong>so</strong>luten<br />

Intoleranz! So betrachtet<br />

liegt die Frage nahe, ob<br />

<strong>in</strong> Wirklichkeit die religiöse<br />

Schule den auf Heil hoffenden<br />

Menschen nicht zwangs-<br />

läufig zu e<strong>in</strong>er Art »Betriebsbl<strong>in</strong>dheit«<br />

führt, die dann <strong>in</strong><br />

<strong>das</strong> verhängnisvolle Verhaltensmuster<br />

namens »Projektion«<br />

mündet und <strong>so</strong>mit <strong>das</strong><br />

Böse im W<strong>in</strong>dschatten e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>st gut geme<strong>in</strong>ten Impulses<br />

unerkannt E<strong>in</strong>kehr f<strong>in</strong>det.<br />

Jedwede fundamentalistische<br />

Lehre, al<strong>so</strong> jede re<strong>in</strong><br />

äußerlich praktizierte »paranoide<br />

Gebots-E<strong>in</strong>haltung«<br />

krankt an dem Problem, daß<br />

sie sich nur im Ausblenden<br />

e<strong>in</strong>es Teiles der Wahrheit erfahren<br />

läßt. Genauer gesagt<br />

bezieht e<strong>in</strong>e <strong>so</strong> ausgerichtete<br />

religiöse Gruppe ihre Existenzberechtigung<br />

aus e<strong>in</strong>er<br />

ganz bestimmten, aus dem<br />

Wirken des Religionsstifters<br />

abgeleiteten moralischen Haltung,<br />

die alles verme<strong>in</strong>tlich<br />

Dagegenstehende herabwürdigt.<br />

Die Worte und H<strong>in</strong>weise<br />

der Religionsstifter können<br />

jedoch nie mehr se<strong>in</strong> als<br />

Wegweiser für den <strong>in</strong> Rei-


fe bef<strong>in</strong>dlichen Menschen,<br />

nicht mehr als wertvolle Erkenntnisse,<br />

die aber für den<br />

Bewußtwerdungsprozeß des<br />

Geistes zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>er Ver<strong>in</strong>nerlichung<br />

durch weiteres<br />

sachliches Prüfen bedürfen.<br />

Dessen ungeachtet läßt man<br />

<strong>in</strong> den heutigen Glaubensklischees<br />

die Impulse der Religionsstifter<br />

<strong>in</strong> ihrem »Rohzustand«,<br />

erstickt aufkommende<br />

Zweifel <strong>in</strong> Zeremonien<br />

und Kulten und betrachtet<br />

die dadurch ganz zwangsläufig<br />

entstehende Ungewißheit<br />

und Unschärfe im religiösen<br />

Leben als die süß-saure<br />

Essenz des Glaubens, die<br />

es gegen jegliche Kritik über<br />

die Zeit zu retten und dem<br />

Schöpfer dere<strong>in</strong>st als Treuebeweis<br />

zu Füßen zu legen<br />

gilt!<br />

Mit dem 2009 ausgestrahlten<br />

und <strong>in</strong> fünf Kategorien<br />

für den Oscar nom<strong>in</strong>ierten<br />

Streifen »Glaubensfrage«<br />

br<strong>in</strong>gt Regisseur John<br />

Patrick Shanley e<strong>in</strong>en packenden<br />

Diskurs über den<br />

Wurzelgrund des religiösen<br />

Fanatismus <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os, der<br />

zum e<strong>in</strong>en von scharfs<strong>in</strong>nigen<br />

Dialogen durchzogen ist<br />

und zum anderen durch die<br />

starke schauspielerische Leistung<br />

des Starensembles Me-<br />

ryl Streep, Philip Seymour<br />

Hoffman und der fabelhaften<br />

Amy Adams zu fasz<strong>in</strong>ieren<br />

weiß.<br />

»Doubt: A Parable«<br />

(Zweifel), <strong>wie</strong> der besser passende<br />

englische Orig<strong>in</strong>altitel<br />

des Films lautet, wurde<br />

ursprünglich im Jahre 2003<br />

von Shanley vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

der <strong>in</strong> den USA aufkommendenMißbrauchsskandale<br />

durch katholische<br />

Priester als Bühnenstück<br />

konzipiert und <strong>in</strong> der Folgezeit<br />

derart erfolgreich aufgeführt,<br />

daß die parabelartige<br />

Inszenierung drei Jahre später<br />

schließlich <strong>so</strong>gar mit dem<br />

renommierten Pulitzer-Preis<br />

für Theater bedacht wurde.<br />

Was lag da näher, als dieses<br />

lehrreiche Psychogramm fundamentalistischerDenkweise<br />

auch auf Zelluloid zu bannen<br />

und e<strong>in</strong>em größeren Publikum<br />

zugängig zu machen.<br />

Wie grundverschieden<br />

Schwester Aloysius Beauvier<br />

(Meryl Streep), ihres Zeichens<br />

Direktor<strong>in</strong> der im New<br />

Yorker Stadtteil Bronx gelegenen<br />

katholischen Schule St.<br />

Nicholas, und der ihr übergeordnete<br />

Geme<strong>in</strong>depfarrer<br />

und Sportlehrer, Vater Brendan<br />

Flynn (Philip Seymour<br />

Hoffman) s<strong>in</strong>d, verdeutlicht<br />

schon die erste Szene des<br />

Films, die während der <strong>so</strong>nntäglichen<br />

Andacht spielt, mit<br />

e<strong>in</strong>er fast beiläufigen Leichtigkeit.<br />

Während die Predigt<br />

des Priesters nämlich auf e<strong>in</strong>en<br />

offensichtlich liberalen<br />

und weltoffenen Menschenfreund<br />

schließen läßt, bildet<br />

der erste wortkarge Auftritt<br />

Schwester Beauviers mit ihren<br />

strengen Gesichtszügen<br />

und bohrenden Blicken genau<br />

<strong>das</strong> Gegenteil ab: e<strong>in</strong>en<br />

hartherzigen Menschen, der<br />

die Diszipl<strong>in</strong> unter den Schülern<br />

und auch bei den Ordensschwestern<br />

durch Strafen<br />

und e<strong>in</strong> Regiment des Tadels<br />

aufrechterhält. Das Vorbild<br />

zu dieser stark polarisierenden<br />

und von Meryl Streep<br />

e<strong>in</strong>drucksvoll dargestellten<br />

Figur fand der ebenfalls<br />

an e<strong>in</strong>er katholischen Schule<br />

unterrichtete Filmemacher<br />

Shanley übrigens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen<br />

Lehrer<strong>in</strong> aus der ersten<br />

Klasse!<br />

Im Gegensatz zu<br />

Schwester Beauvier nimmt<br />

sich Pfarrer Flynn viel Zeit<br />

für se<strong>in</strong>e Schützl<strong>in</strong>ge, hilft<br />

den K<strong>in</strong>dern bei ihren Problemen<br />

und versucht sie mit<br />

Geduld, Weisheit und e<strong>in</strong>er<br />

Prise Humor auf <strong>das</strong> Leben<br />

vorzubereiten. Be<strong>so</strong>nders viel<br />

Unterstützung erfährt hierbei<br />

der <strong>in</strong> der Gunst des Priesters<br />

ganz oben stehende Meßdiener<br />

Donald Miller, der erste<br />

farbige Schüler, der <strong>in</strong> der<br />

Post-Kennedy-Ära 1964 St.<br />

Nicholas besuchen darf und<br />

sich ganz nebenbei auch für<br />

den Beruf des Priesters <strong>in</strong>teressiert.<br />

Hier beg<strong>in</strong>nen nun auch<br />

die Sch<strong>wie</strong>rigkeiten für den<br />

beliebten Pfarrer, denn neben<br />

se<strong>in</strong>en reformistisch angehauchten<br />

Predigten, se<strong>in</strong>en<br />

etwas zu langen F<strong>in</strong>gernägeln,<br />

se<strong>in</strong>em Zigarettenkonsum<br />

und dem Gebrauch<br />

mehrerer Würfel Zucker im<br />

Tee stört Schwester Beauvier<br />

sich auch am allzu herzlichen<br />

Umgang ihres Vorgesetzten<br />

48*272-Gesundheit-März 06.05.2010<br />

„Ihr Lächeln ist<br />

unser Erfolg“<br />

Tätigkeitsschwerpunkte<br />

• Ernährungsmediz<strong>in</strong>ische<br />

Schwerpunktpraxis<br />

(zertifiziert)<br />

• Orthomolekularmediz<strong>in</strong><br />

• Biologische<br />

Tumortherapie<br />

• Naturheilkundliches<br />

Check-Up<br />

• Akupunktur<br />

ALLERGIE-, HAUT-<br />

UND ATEMWEGS-<br />

BESCHWERDEN<br />

Erkennen und<br />

behandeln!<br />

Eigenbluttherapie und<br />

Akupunktur als<br />

Akutbehandlung!<br />

Oder EPD als aufbauende<br />

Immuntherapie.<br />

Unsere Praxis bietet für<br />

Sie die verschiedensten<br />

Leistungen.<br />

Wenn Sie sich für e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Thematik<br />

<strong>in</strong>teressieren, haben Sie<br />

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naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

73<br />

Kunst & Kultur


Kunst & Kultur<br />

mit den Schülern. Insgeheim<br />

ist Vater Flynn der Ober<strong>in</strong><br />

jedoch schon seit se<strong>in</strong>er Versetzung<br />

<strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong><br />

dem Katholizismus nicht<br />

würdiges Übel.<br />

Dieser Argwohn verwundert<br />

nicht, treffen doch<br />

mit Lynn und Beauvier Lebenslust<br />

und Genußfreude<br />

auf Selbstzucht und -kasteiung<br />

– e<strong>in</strong>e teilweise sehr<br />

amüsante Verhaltensstu-<br />

74 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

die, die <strong>in</strong> vielen Sequenzen<br />

fe<strong>in</strong> ausgeleuchtet wird. Meryl<br />

Streep schafft es hierbei,<br />

die <strong>in</strong> der Ordenstracht blockierte<br />

Körpersprache durch<br />

die wenigen Quadratzentimeter<br />

unbedeckten Gesichtes<br />

vollkommen zu ergänzen<br />

und e<strong>in</strong>e Intensität <strong>in</strong> ihre gestrenge<br />

Figur zu br<strong>in</strong>gen, die<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich nur wenigen<br />

Schauspieler<strong>in</strong>nen selbst mit<br />

ganzem Körpere<strong>in</strong>satz gel<strong>in</strong>-<br />

gen würde!<br />

Da die konservative<br />

Direktor<strong>in</strong> Zweifel an der<br />

philanthropischen Ges<strong>in</strong>nung<br />

des Pfarrers hat und h<strong>in</strong>ter<br />

den edlen Gesten eher e<strong>in</strong><br />

dunkles Spiel vermutet, setzt<br />

sie zu Observationszwecken<br />

schließlich die naive, aber<br />

gutherzige Schwester James<br />

(Amy Adams) auf den Priester<br />

an.<br />

Tatsächlich macht<br />

Der ganze Mensch im Mittelpunkt!<br />

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Dr. med. Ute Dauenhauer<br />

Fachärzt<strong>in</strong> für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />

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Schwester James <strong>in</strong> den darauffolgenden<br />

Tagen zwei<br />

merkwürdige Beobachtungen,<br />

die den Geistlichen bald<br />

<strong>in</strong> den schrecklichen Verdacht<br />

des K<strong>in</strong>desmißbrauches an<br />

Donald Miller br<strong>in</strong>gen! Anfangs<br />

vermag Pater Flynn<br />

zwar die gegen ihn erhobenen<br />

Vorwürfe noch glaubwürdig<br />

zu entkräften, doch schwelt<br />

<strong>das</strong> Mißtrauen der Direktor<strong>in</strong><br />

gegenüber dem Vorgesetzten<br />

weiter und facht bald e<strong>in</strong>en<br />

offenen Disput an, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

bemerkenswerten Wucht<br />

tief <strong>in</strong> die Gehirnw<strong>in</strong>dungen<br />

e<strong>in</strong>es fanatisierten Menschen<br />

führt.<br />

Dem Publikum wird bis<br />

zum Ende des Streifens nicht<br />

klar se<strong>in</strong>, ob der nette Pfarrer<br />

sich wirklich etwas zuschulden<br />

hat kommen lassen oder<br />

nicht, da es außer vagen Verdächtigungen<br />

und dem offen<br />

ausgebreiteten Gedankenk<strong>in</strong>o<br />

Schwester Beauviers<br />

ke<strong>in</strong>e substantiellen Beweise<br />

gibt. Auf diese Weise verfrachtet<br />

der Regisseur den<br />

Zweifel direkt <strong>in</strong>s Herz des<br />

Betrachters und katapultiert<br />

ihn als unsichtbaren dritten<br />

Mann <strong>in</strong>s Rektorenzimmer,<br />

mitten zwischen die messerscharfen,<br />

kreuzverhörartigen<br />

Diskussionen der Protagonisten.<br />

Wird man, <strong>wie</strong> die Ober<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong> krankhaften, aus Lieblosigkeit<br />

entstandenen Zweifel<br />

verfallen oder … wird man<br />

Glauben schenken?<br />

Offensichtlich br<strong>in</strong>gt<br />

jede noch <strong>so</strong> tiefgründige und<br />

erschöpfende Antwort des<br />

Beschuldigten zwei neue, <strong>in</strong><br />

Fragen gehüllte Anschuldigungen<br />

zurück. Längst hat<br />

die <strong>in</strong>quisitorische Hatz gegen<br />

Pfarrer Lynn begonnen,<br />

<strong>in</strong> der sich abzeichnet, daß<br />

der Geistliche schon schuldig<br />

war, als er vor Jahren <strong>in</strong> die<br />

Geme<strong>in</strong>de kam …<br />

Autor<br />

Mehmet Yesilgöz


denk-mal »Du kannst dich zurückhalten<br />

von den Leiden der Welt, <strong>das</strong> ist dir freigestellt<br />

und entspricht de<strong>in</strong>er Natur, aber<br />

vielleicht ist gerade dieses Zurückhalten<br />

<strong>das</strong> e<strong>in</strong>zige Leid, <strong>das</strong> du vermeiden<br />

könntest.«<br />

Franz Kafka<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

75<br />

Editorial


Kunst & Kultur<br />

»Nokan«<br />

Die Kunst des Ausklangs<br />

E<strong>in</strong> Diskurs über den Tod<br />

im allgeme<strong>in</strong>en oder,<br />

schlimmer noch, die Reflexion<br />

über die eigene Vergänglichkeit,<br />

kann sich bisweilen als<br />

komplizierte bis deprimierende<br />

Angelegenheit entpuppen,<br />

denn <strong>wie</strong> jedes Geschehen,<br />

<strong>das</strong> man irgend<strong>wie</strong> beleuchten<br />

und verstehen möchte, bedarf<br />

es auch beim Forschung<strong>so</strong>bjekt<br />

Tod wenigstens e<strong>in</strong>er eigenen<br />

Erfahrung. Doch woher<br />

Erfahrung nehmen, wenn<br />

nicht gleich sterben!? Ironie<br />

des Schicksals: als Mensch<br />

macht man eben nur e<strong>in</strong>mal<br />

Bekanntschaft mit dem<br />

Tod, und meist ist nach diesem<br />

tiefgreifendsten aller Erlebnisse<br />

die Möglichkeit der<br />

konventionellen Berichterstattung<br />

oder des Gedankenaustausches<br />

nicht vorhanden.<br />

Nimmt der Mensch jenes<br />

kostbare Geheimnis h<strong>in</strong>ter<br />

der Schreckensmaske der Vergänglichkeit<br />

al<strong>so</strong> zwangsläu-<br />

76 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

fig mit sich? Oder kann man<br />

doch schon zu Lebzeiten etwas<br />

über die »Terra <strong>in</strong>cognita«<br />

<strong>in</strong> Erfahrung br<strong>in</strong>gen?<br />

E<strong>in</strong> kühner Blick <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />

Wechselspiel der Formen genügt,<br />

um zu erkennen, was<br />

uns Leben und Tod seit Anbeg<strong>in</strong>n<br />

der Zeit entgegenflüstern:<br />

Du bist jenseits dieses<br />

Formenwandels, jenseits der<br />

Ummantelung – erkenne de<strong>in</strong><br />

wahres Wesen! Kette dich<br />

nicht an die Welt des Wandels,<br />

<strong>so</strong>ndern betrachte <strong>das</strong> Werden<br />

und Vergehen lediglich<br />

als Grundmomente der irdischen<br />

Existenz, die dem nach<br />

Bewußtse<strong>in</strong> strebenden Geist<br />

nur als farbenfroh pulsierendes<br />

Lehrstück dienen <strong>so</strong>ll!<br />

Genau betrachtet, ist nämlich<br />

jeder Tag geprägt durch<br />

Kreisläufe, denen Anfang und<br />

Ende <strong>in</strong>newohnen; der Tod<br />

ist dem profunden Blick mitnichten<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Phänomen,<br />

<strong>das</strong> se<strong>in</strong> Geheimnis des-<br />

potisch verwahrt, <strong>so</strong>ndern er<br />

geschieht ununterbrochen <strong>in</strong><br />

und um uns herum, hilft uns<br />

<strong>das</strong> Leben verstehen, wenn …<br />

wir aufrichtig zu fragen wagen<br />

und die uns gegebene Zeit<br />

auf Erden mutig <strong>in</strong> diese Endlichkeit<br />

spannen.<br />

Wer die Zeit zwischen<br />

Geburt und Tod als kurze<br />

Teiletappe e<strong>in</strong>es weit umfassenderen<br />

Se<strong>in</strong>s begreifen lernt,<br />

überw<strong>in</strong>det die ihn heute<br />

durch <strong>das</strong> materielle Denken<br />

bedrückenden Limitationen<br />

… »und <strong>so</strong>lang du <strong>das</strong> nicht<br />

hast, dieses: Stirb und werde!<br />

bist du nur e<strong>in</strong> trüber Gast auf<br />

der dunklen Erde«. (Goethe)<br />

Vielleicht kam Regisseur<br />

Yojiro Takita die Idee zu se<strong>in</strong>em<br />

2009 ausgestrahlten und<br />

<strong>in</strong> Folge mit dem Auslands-<br />

Oscar prämierten Film Nokan,<br />

als er, <strong>wie</strong> Millionen anderer<br />

Japaner, an e<strong>in</strong>em der<br />

unzähligen Bahnhöfe des<br />

Landes auf den Zug wartete<br />

und tief versunken im zeitrafferartigen<br />

Kommen und Gehen<br />

der Reisenden plötzlich<br />

e<strong>in</strong>e vielversprechende Analogie<br />

entdeckte: Hier nimmt der<br />

Zug Menschen mit, trennt sie<br />

für e<strong>in</strong> neues Ziel, und dort<br />

führt er sie nach langer Reise<br />

<strong>wie</strong>der zusammen. Ankunft,<br />

Abfahrt und <strong>wie</strong>der Ankunft!<br />

Der Bahnhof als Metapher für<br />

die Gezeiten des Lebens verdeutlicht<br />

schnell, daß nur e<strong>in</strong>es<br />

im steten Wandel dieser<br />

Durchgangsstation von Dauer<br />

ist: die Begegnungen am<br />

Bahngleis!<br />

Darum: Wohl dem, der<br />

auf se<strong>in</strong>en Reisen von Menschen<br />

begleitet wird, die ihn<br />

aufrichtig lieben, denn ohne<br />

diese Begegnungen wäre jener<br />

Transitraum, sprich die irdische<br />

Wirkstätte, nichts weiter<br />

als e<strong>in</strong> karges Niemandsland!<br />

Ganz gleich, <strong>wie</strong> dem<br />

Filmemacher der maßgebliche<br />

Impuls für se<strong>in</strong>en Streifen<br />

zuteil wurde, letztlich gelang<br />

ihm der Kunstgriff, <strong>das</strong> aus<br />

e<strong>in</strong>em lichten Moment geborene<br />

Gleichnis über Werden<br />

und Vergehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wundervolle<br />

Geschichte zu übersetzen,<br />

die im Falle von »Nokan«<br />

aus der Warte e<strong>in</strong>es sensiblen<br />

Leichenbestatters erzählt<br />

wird. Um zu wissen,<br />

was der Regisseur damit <strong>in</strong><br />

Angriff nahm, muß man vorausschicken,<br />

daß im Land der<br />

aufgehenden Sonne <strong>das</strong> Sterben<br />

e<strong>in</strong> ab<strong>so</strong>lutes Tabuthema<br />

ist. Selbst Berufsgruppen, die<br />

<strong>in</strong> ihrer Arbeit den Tod nur<br />

leicht tangieren, gelten als unglückbr<strong>in</strong>gendeAußenseiter,<br />

und um <strong>so</strong> mehr die Kaste<br />

der Bestatter. Doch obwohl<br />

der Tätigkeit dieser »Zeremonienmeister<br />

des Ausklangs«,


abgesehen von dem Leichenabtransport,<br />

eigentlich nur<br />

symbolischer Wert beigemessen<br />

werden kann, baut<br />

die japanische Gesellschaft<br />

auf die Dienste ihrer Parias.<br />

Das Land der tausend Rituale<br />

sieht eben auch für den letzten<br />

Gang e<strong>in</strong>e aufwendige Inszenierung<br />

vor, die dar<strong>in</strong> besteht,<br />

den leblosen Körper im<br />

Beise<strong>in</strong> der Familie zum Abschied<br />

noch e<strong>in</strong>mal aufwendig<br />

<strong>in</strong> altem Glanz erstrahlen zu<br />

lassen. –<br />

Als der Cellist Daigo<br />

Kobayashi (Masahiro Motoki)<br />

nach der Auflösung se<strong>in</strong>es<br />

Tokioter Orchesters hochverschuldet<br />

und desillusioniert<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Heimatstadt Sakata<br />

im bergigen Norden Japans<br />

zurückkehrt, ahnt er auf<br />

der Suche nach e<strong>in</strong>em neuen<br />

Job nicht, daß die mysteriöse<br />

Zeitungsanzeige e<strong>in</strong>es – <strong>so</strong><br />

se<strong>in</strong>e Mutmaßung – »Reisebüros«<br />

se<strong>in</strong> Leben von Grund<br />

auf verändern wird. Wie sich<br />

bald herausstellt, verbirgt sich<br />

h<strong>in</strong>ter der om<strong>in</strong>ösen Annonce<br />

mit dem Titel »Hilfe bei der<br />

Reise« e<strong>in</strong> Bestattungs<strong>in</strong>stitut,<br />

dessen Besitzer <strong>in</strong> der Not,<br />

überhaupt e<strong>in</strong>en Mitarbeiter<br />

zu f<strong>in</strong>den, auf diese doch sehr<br />

»kreative« Umschreibung des<br />

anrüchigen Metiers zurückgreift.<br />

Natürlich zuckt auch<br />

Herr Kobayashi zunächst angewidert<br />

zusammen, als er<br />

beim Vorstellungsgespräch<br />

schließlich die Wahrheit über<br />

die vakante Stelle erfährt,<br />

doch angesichts e<strong>in</strong>es hohen<br />

Gehaltes willigt der junge<br />

Mann gegen se<strong>in</strong> anfängliches<br />

Unbehagen e<strong>in</strong> und beg<strong>in</strong>nt<br />

an der Seite des abgebrühten,<br />

aber nicht unsympathischen<br />

Chefs Shoei Sasaki (Tsutomu<br />

Yamazaki) <strong>das</strong> alte Ritual der<br />

»Leichenaufhübschung«. Aus<br />

Angst vor <strong>so</strong>zialer Ächtung<br />

und den Reaktionen se<strong>in</strong>es<br />

Umfeldes läßt der Ex-Cellist<br />

unter anderem auch se<strong>in</strong>e<br />

Ehefrau über die wahre Natur<br />

der neuen Tätigkeit im Unklaren,<br />

zettelt mit se<strong>in</strong>en Lü-<br />

gen jedoch e<strong>in</strong> anstrengendes<br />

Doppelleben an, <strong>das</strong> ihn im<br />

extremen Frontverlauf zwischen<br />

dem Lager der Toten<br />

und dem der Lebendigen zu<br />

zerreiben droht.<br />

Die nun folgenden<br />

»Dienstfahrten« des Duos<br />

führen ohne Rücksicht auf<br />

die im Denken der japanischen<br />

Zuschauer verankerten<br />

Tabus <strong>in</strong> alle möglichen Gesellschaftsschichten.<br />

Ob arm<br />

oder reich, jung oder alt, Buddhist<br />

oder Christ, alle sieht<br />

man <strong>in</strong> Takitas Film fragend<br />

daliegen. Bei alledem bleibt<br />

»Nokan« jedoch ehrlich und<br />

zeigt nicht nur die schönen,<br />

harmonischen Abschiedsrituale.<br />

Oft genug führt der<br />

Weg der schwarzen Kombilimous<strong>in</strong>e<br />

zu heillos trauernden,<br />

tief zerstrittenen Familien,<br />

zu harten, schockierenden<br />

Abschiedsszeremonien,<br />

die manchmal gar im offenen<br />

Disput oder <strong>in</strong> Handgreif-<br />

lichkeiten enden! Wie überall<br />

auf der Welt, <strong>so</strong> versäumen<br />

auch die H<strong>in</strong>terbliebenen<br />

<strong>in</strong> und um Sakata, wichtige<br />

Gedanken zu Lebzeiten<br />

des Verstorbenen zum Ausdruck<br />

zu br<strong>in</strong>gen und längst<br />

überfällige Liebesbekundungen<br />

rechtzeitig aus dem Kerker<br />

ihres verhärteten Herzens<br />

zu befreien. So drängen sich<br />

schließlich die vielen unausgesprochenen<br />

Sätze, angestauten<br />

Gefühle und <strong>das</strong> verzehrende,<br />

weil unmögliche Bedürfnis<br />

nach augenblicklicher<br />

Versöhnung, nach Vergebung,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en viel zu kle<strong>in</strong>en Raum,<br />

um sich dann teilweise explosiv,<br />

teilweise aber auch <strong>in</strong> re<strong>in</strong>igenden<br />

Tränen der Reue ihren<br />

Weg aus dem verkrusteten<br />

Seelenpanzer zu bahnen.<br />

Begleitet werden die Momente<br />

der Erkenntnis von<br />

Joe Hisaishis wundervoller<br />

Musik. Be<strong>so</strong>nders <strong>das</strong> überaus<br />

schöne Titelthema, e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>fache, vom Cello getragene<br />

Melodie, wirkt <strong>in</strong> <strong>so</strong> mancher<br />

Szene <strong>wie</strong> e<strong>in</strong>e wunderbar<br />

tröstende Handreichung<br />

der Liebe. Masahiro Motokis<br />

Spiel am Cello wirkt übrigens<br />

auch deshalb <strong>so</strong> glaubwürdig,<br />

weil er, wohlmöglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Anfall von japanischem Perfektionismus,<br />

dieses Instrument<br />

extra für se<strong>in</strong>e Rolle erlernte!<br />

»Nokan« schuldet se<strong>in</strong>e<br />

Klasse nicht zuletzt dem<br />

Umstand, daß alle Darsteller<br />

sich mit dem Thema Sterben<br />

beschäftigten und hierfür beispielsweise<br />

trauernde Familien<br />

aufsuchten oder sich auch<br />

die Handgriffe der Leichenbestatter<br />

aneigneten. E<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />

Leistung, die<br />

<strong>das</strong> Ensemble selbst vor dem<br />

ernüchternden H<strong>in</strong>tergrund<br />

darbot, daß ihr Film <strong>in</strong> Japan<br />

unbeachtet bleiben könnte.<br />

»Nokan« avancierte jedoch<br />

im Gegenteil – und zu Recht<br />

– zu e<strong>in</strong>em der erfolgreichsten<br />

Streifen der japanischen Filmgeschichte!<br />

Auf der Brücke stehend<br />

und auf den alljährlichen<br />

Kampf der Lachse im Fluß<br />

blickend, entspr<strong>in</strong>gt Herrn<br />

Kobayashi die Frage, <strong>wie</strong><strong>so</strong><br />

die Tiere <strong>so</strong>lche Strapazen<br />

auf sich nehmen, nur um am<br />

Zielorte angekommen zu sterben.<br />

Die lapidare Antwort e<strong>in</strong>er<br />

zufällig vorbeilaufenden<br />

Per<strong>so</strong>n: »Weil sie nach Hause<br />

wollen!« Es s<strong>in</strong>d <strong>so</strong>lche knappen,<br />

zen-artigen Weisheiten,<br />

die <strong>in</strong> ihrer spielerischen E<strong>in</strong>fachheit<br />

verblüffen, bewegen,<br />

anregen und dabei auch den<br />

immensen Tiefgang des Streifens<br />

verdeutlichen. Zu se<strong>in</strong>er<br />

Überraschung wird der<br />

Zuschauer nach diesem Film<br />

Frohs<strong>in</strong>n und Freude <strong>in</strong> sich<br />

bemerken und dabei erkennen,<br />

daß es am Ende gar nicht<br />

um <strong>das</strong> Ende, <strong>so</strong>ndern immer<br />

nur um <strong>das</strong> wunderbare und<br />

unauslöschbare Leben geht!<br />

Autor<br />

Mehmet Yesilgöz<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

77<br />

Kunst & Kultur


Kunst & Kultur<br />

Himmelsstürmer auf Stauschau<br />

Völlig unerwartet erfuhr<br />

ich während e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kaufs<br />

von e<strong>in</strong>em Bekannten,<br />

daß me<strong>in</strong>e ehemalige Freund<strong>in</strong><br />

– me<strong>in</strong>e erste große Liebe<br />

– bereits seit e<strong>in</strong>igen Tagen im<br />

Krankenhaus lag. Da es schon<br />

e<strong>in</strong>e Weile her war, daß wir<br />

uns getrennt hatten und es<br />

ke<strong>in</strong>en regelmäßigen Kontakt<br />

zwischen uns beiden mehr<br />

gab, wußten wir auch nicht,<br />

was sich im Leben des anderen<br />

alles abspielte. Als mir der<br />

„Informant“ den Namen ihres<br />

Leidens mitteilte, wurde<br />

mir schnell klar, <strong>wie</strong> ernst die<br />

Lage war, da e<strong>in</strong> mir nah Verwandter<br />

vor e<strong>in</strong>iger Zeit unter<br />

derselben Krankheit gelitten<br />

hatte. Natürlich ließ mich<br />

diese Nachricht nicht kalt,<br />

und weil mich <strong>das</strong> Gespräch<br />

im Supermarkt nach e<strong>in</strong>igen<br />

Stunden noch immer beschäftigte,<br />

beschloß ich, der geliebten<br />

Gefährt<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>en<br />

Besuch abzustatten.<br />

78 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

Der Weg <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />

glich e<strong>in</strong>er merkwürdigen<br />

Reise zurück <strong>in</strong> die<br />

geme<strong>in</strong>same Vergangenheit,<br />

wobei sich be<strong>so</strong>nders<br />

rote Ampeln als h<strong>in</strong>terhältige<br />

Zeitraffermasch<strong>in</strong>en entpuppten,<br />

die mich beim Warten<br />

unweigerlich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>stigen<br />

Beziehungskosmos zurückverfrachteten.<br />

So lief<br />

ich <strong>in</strong> der bekannten Kulisse<br />

des e<strong>in</strong>stmals <strong>so</strong> erfolgreichen<br />

Stückes namens „Unsere<br />

Liebe“ umher, während um<br />

mich herum <strong>das</strong> Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

anderen Zeit vorbeifloß.<br />

Je näher <strong>das</strong> Hospital kam,<br />

desto klarer sah ich die e<strong>in</strong>stige<br />

Beziehung vor mir, und<br />

als ich am Ende dieser eigenartigen<br />

Zeitreise am Parkplatz<br />

angelangt war und den<br />

Zündschlüssel abzog, kristallisierte<br />

sich zum <strong>wie</strong>derholten<br />

Male vor me<strong>in</strong>en Augen<br />

unser e<strong>in</strong>stiges Grundproblem:<br />

Neulandsüchtiger<br />

prallt auf Mauerbauer<strong>in</strong>! Sie,<br />

der Sicherheitsmensch, der<br />

nichts dem Zufall überließ,<br />

die Spontaneitätsbremse, die<br />

alles planen mußte – und ich,<br />

der Impulsive, der sich stets<br />

unüberlegt den Entdeckerfreuden<br />

h<strong>in</strong>gab und notwendige<br />

Planungen konsequent<br />

<strong>in</strong> den W<strong>in</strong>d schoß, um nur ja<br />

ungefiltert und <strong>in</strong>tensiv wahrnehmen<br />

zu können. Damals<br />

dachte ich zudem noch, me<strong>in</strong>e<br />

Begeisterung für die Welt<br />

der Metaphysik könnte zu e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen spirituellen<br />

Entdeckungsreise motivieren,<br />

quasi Hand <strong>in</strong> Hand <strong>in</strong>s<br />

Abenteuerland.<br />

An der elektrischen E<strong>in</strong>gangstür<br />

des Krankenhauses<br />

er<strong>in</strong>nerte ich mich an e<strong>in</strong>en<br />

„legendären“ Spaziergang,<br />

bei dem ich me<strong>in</strong>e Herzdame<br />

verzweifelt auf die Schulter<br />

wuchtete, um ihr dadurch<br />

möglichst plastisch<br />

die Macht e<strong>in</strong>es Perspekti-<br />

venwechsels zu veranschaulichen.<br />

Im Krankenhausaufzug<br />

angekommen, konnte<br />

ich mir dann angesichts dieses<br />

nicht gerade ästhetischen<br />

Huckepackbildes <strong>das</strong> Lachen<br />

e<strong>in</strong>fach nicht mehr verkneifen!<br />

„Die Welt offenbart<br />

dir ungeahnte Geheimnisse,<br />

wenn du nur e<strong>in</strong>en Perspektivwechsel<br />

zuläßt und nicht<br />

immer krampfhaft den Dogmen<br />

des Zeitgeistes zu entsprechen<br />

versuchst!“ So oder<br />

ähnlich versuchte ich damals<br />

Siebzehnjähriger sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

dramatischen Appell für e<strong>in</strong><br />

Leben jenseits ihres Re<strong>in</strong>raumes<br />

zu begeistern. Grün h<strong>in</strong>ter<br />

den Ohren, rezitierte ich<br />

nette Kalenderweisheiten und<br />

konnte nicht sehen, daß ich<br />

den von mir <strong>so</strong>eben propagierten<br />

Weg selbst nur bereit<br />

war zu gehen, wenn sie mir<br />

im Akt e<strong>in</strong>er Spontanerleuchtung<br />

den Beweis liefern würde,<br />

daß <strong>das</strong> gerade Gesagte<br />

auch tatsächlich wahr ist! Im<br />

Grunde war ich wohl derjenige,<br />

der überzeugt werden<br />

mußte.<br />

Sie fühlte sich unwohl da<br />

oben, auf der Schulter e<strong>in</strong>es<br />

Mannes, der sie offensichtlich<br />

nicht dort stehen lassen<br />

wollte, wo sie <strong>so</strong> se<strong>in</strong> konnte,<br />

<strong>wie</strong> sie nun e<strong>in</strong>mal war: gutgläubig,<br />

behutsam, zufrieden<br />

mit dem <strong>sicher</strong>en Blick vom<br />

Ufer auf die rauhe See; eben<br />

ke<strong>in</strong> Himmelsstürmer, ke<strong>in</strong><br />

Tiefseetaucher. Ich er<strong>in</strong>nerte<br />

mich, <strong>wie</strong> sehr ich damals<br />

unter der Erkenntnis litt, daß<br />

wir <strong>in</strong> dieser extremen Konstellation<br />

e<strong>in</strong>er mehr als ungewissen<br />

Zukunft entgegeneilten.<br />

Als ich am Ende noch<br />

mit buddhistischen Gedanken<br />

sympathisierte und ihr


<strong>das</strong> Buch e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dischen Yogis<br />

<strong>in</strong> die Hand gab, der sie<br />

vom E<strong>in</strong>band aus im Lendenschurz<br />

entrückt anlächelte,<br />

hatte ich, <strong>wie</strong> es <strong>das</strong> unübersehbare<br />

Unbehagen auf ihrem<br />

Gesicht verriet, wohl den Bogen<br />

überspannt. Um es abzukürzen:<br />

die Visionen für unsere<br />

geme<strong>in</strong>same Zukunft bestanden<br />

damals entweder aus<br />

Programm e<strong>in</strong>s:<br />

Heirat, Heim und Vorgarten,<br />

K<strong>in</strong>der und allmähliches<br />

Ausbleichen im Glanze<br />

e<strong>in</strong>er schalen Alltags<strong>so</strong>nne<br />

– oder Programm zwo: e<strong>in</strong>e<br />

lendenbeschürzte Zukunft <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er kalten Höhle im tibetischen<br />

Hochland mit der wenig<br />

attraktiven Vorstellung,<br />

jedes s<strong>in</strong>nlose Alltagsstreben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Roßkur Tag für Tag<br />

zu enttarnen, um endlich irgendwann<br />

<strong>das</strong> Leben ungeschm<strong>in</strong>kt<br />

und ehrlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

ganzen Pracht zu erblicken<br />

…<br />

All diese Epi<strong>so</strong>den waren<br />

Jahre her, waren <strong>in</strong> der<br />

schweren Zeit nach der Trennung<br />

verarbeitet worden –<br />

und doch: kurz vor der Tür<br />

<strong>in</strong> <strong>das</strong> Zimmer der Patient<strong>in</strong><br />

überkam mich e<strong>in</strong>e Beklemmung,<br />

die sich <strong>in</strong> der <strong>so</strong>eben<br />

nachempfundenen Qu<strong>in</strong>tessenz<br />

dieser Beziehung manifestierte<br />

und sich erneut an<br />

dem Wort „Sicherheit“ festbiß.<br />

Am Ende war der Besuch<br />

wider Erwarten doch<br />

sehr schön. Wir redeten über<br />

alte und über neue Zeiten und<br />

freuten uns, daß wir nach den<br />

turbulenten Tagen unserer<br />

Zweisamkeit ganz entspannt<br />

mite<strong>in</strong>ander reden konnten,<br />

ohne Emotionsstürme zu entfachten.<br />

Auf dem Nachhauseweg<br />

stieß es mir dann aber<br />

doch noch e<strong>in</strong>mal auf, dieses<br />

Reizwort „Sicherheit“.<br />

Offensichtlich as<strong>so</strong>ziierte<br />

ich mit dem Begriff<br />

ganz unweigerlich e<strong>in</strong>e Trennung<br />

von den Fluten des Lebens,<br />

fühlte mich durch diesen<br />

„Schwimmflügelzwang<br />

im Männerbecken“ der Lächerlichkeit<br />

ausgesetzt. Das<br />

Sicherheitsbestreben me<strong>in</strong>er<br />

ehemaligen Partner<strong>in</strong> erschien<br />

mir als blockierender Schutzwall,<br />

der sich hemmend vor<br />

die e<strong>in</strong>zigartige Schönheit e<strong>in</strong>er<br />

unmittelbaren und konzeptlosen<br />

Erfahrung zu stellen<br />

drohte und me<strong>in</strong>en Vorwärtsdrang<br />

hemmte … „Was<br />

nutzt es dir, daß die Welt groß<br />

ist, wenn dir de<strong>in</strong>e Pantoffeln<br />

zu kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d?“ fragt e<strong>in</strong> türkisches<br />

Sprichwort.<br />

Als ich e<strong>in</strong>es Abends –<br />

Jahre nach der Begegnung<br />

im Krankenhaus – auf dem<br />

Nachhauseweg von e<strong>in</strong>em<br />

Kundenbesuch war, hörte<br />

ich im Radio e<strong>in</strong>e schicksalhafte<br />

Staumeldung, die dieses<br />

e<strong>in</strong>seitige Selbstbildnis um<br />

e<strong>in</strong>e Facette bereichern <strong>so</strong>llte.<br />

Dem Nachrichtensprecher<br />

zufolge würde die momentan<br />

noch flüssige Fahrt auf diesem<br />

Autobahnabschnitt ab<br />

der nächsten Ausfahrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

heilloses Stauchaos münden.<br />

Was tun? Natürlich die Umleitung<br />

fahren, die der freundliche<br />

Sprecher aus dem Äther<br />

mir ans Herz legte. Nächste<br />

Ausfahrt: 300 Meter, Bl<strong>in</strong>ker<br />

gesetzt, raus auf die Bundesstraße.<br />

E<strong>in</strong> Mann, e<strong>in</strong> Wort<br />

– dem Schicksal im Stau e<strong>in</strong><br />

Schnäppchen geschlagen!<br />

Die Freude über me<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>nere Flexibilität und me<strong>in</strong><br />

geschmeidiges Agieren hielt<br />

jedoch nur knappe drei Kilometer<br />

an, denn natürlich war<br />

auch die empfohlene Umfahrung<br />

hoffnungslos überfüllt.<br />

Langsam schlängelte der<br />

Troß vor sich h<strong>in</strong>, und da wir<br />

uns mitten im Herbst befanden,<br />

wurde es zu allem Überfluß<br />

durch e<strong>in</strong>e plötzlich aufziehende<br />

Gewitterfront noch<br />

sehr ungemütlich. Bald war<br />

alles dunkel um mich herum,<br />

die Lichtkegel der Autos<br />

färbten me<strong>in</strong>e nasse W<strong>in</strong>dschutzscheibe<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> rotweißes<br />

Aquarell, <strong>in</strong> <strong>das</strong> es immer<br />

<strong>wie</strong>der, im Takt e<strong>in</strong>er mir<br />

unzugänglichen Symphonie,<br />

orangefarben h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>bl<strong>in</strong>kte.<br />

Ich bewegte mich durch<br />

e<strong>in</strong>e unbekannte Stadt, auf e<strong>in</strong>er<br />

mir unbekannten Straße,<br />

während der Atem des Regens<br />

die Welt um mich herum<br />

vertrübte. Ich fühlte mich abgekämpft<br />

nach der langen Arbeit<br />

und wollte nur noch nach<br />

Hause – <strong>in</strong>s traute Heim,<br />

sehnte mich nach e<strong>in</strong>er warmen<br />

Mahlzeit, nach e<strong>in</strong>em<br />

Bad, nach Zeitung, Fernsehen,<br />

Zentralheizung und all<br />

den anderen Nettigkeiten unserer<br />

modernen Zeit. Diese<br />

neue Straße war mir zuwider.<br />

Auf der Autobahn wäre ich<br />

zwar auch im Stau gestanden,<br />

doch kannte ich dort immerh<strong>in</strong><br />

noch me<strong>in</strong>e Route, konnte<br />

die Strecke <strong>in</strong>nerlich vorausplanen,<br />

e<strong>in</strong>teilen und dabei<br />

wenigstens die Illusion haben,<br />

Herr me<strong>in</strong>es Weges zu se<strong>in</strong>.<br />

Angesichts dieser vielen e<strong>in</strong>leuchtenden<br />

Gedanken setzte<br />

ich irgendwann an e<strong>in</strong>er<br />

Kreuzung schnellentschlossen<br />

den Bl<strong>in</strong>ker und kehrte<br />

tatsächlich zum wohlbekannten<br />

Autobahnstau zurück!<br />

Es dauerte e<strong>in</strong>e Weile, bis<br />

mir die Tragweite dieser Entscheidung<br />

klar wurde. Hatte<br />

der „Himmelsstürmer“ nicht<br />

<strong>so</strong>eben den <strong>sicher</strong>en Weg dem<br />

unbekannten und abenteuerreichen<br />

vorgezogen? War<br />

<strong>das</strong> verbriefte Ankommen<br />

im Heim nun plötzlich doch<br />

wichtiger als die packende<br />

Dramatik e<strong>in</strong>es bisher noch<br />

unentdeckten Weges, der <strong>in</strong><br />

sich doch e<strong>in</strong>e – ach <strong>so</strong> kosmische<br />

– Erlebnisfülle barg?<br />

„Du bist <strong>wie</strong> e<strong>in</strong> Mensch,<br />

der vor zwei Türen mit den<br />

Aufschriften ,Vielleicht zum<br />

Glück‘ und ,Sicher <strong>in</strong>s Unglück‘<br />

steht. Du entscheidest<br />

dich, damit ja nichts Neues,<br />

Unberechenbares geschieht,<br />

viel zu oft für die ,<strong>sicher</strong>e‘<br />

Variante – mit allen schrecklichen<br />

Folgen!“ Diese Worte,<br />

die e<strong>in</strong>st auf me<strong>in</strong>e Partner<strong>in</strong><br />

gemünzt waren, klangen<br />

<strong>in</strong> mir nach, während ich zugleich<br />

hoffte, daß diese Weg-<br />

begleiter<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>st mir me<strong>in</strong>en<br />

jugendlichen Eifer, me<strong>in</strong>e<br />

Dummheit verzeihen möge.<br />

„Glücklich ist, wer <strong>das</strong>,<br />

was er liebt, auch wagt, mit<br />

Mut zu beschützen …“ Hätte<br />

ich Ovid nur früher verstanden!<br />

Die Inschriften auf den<br />

Schicksalstüren waren mir<br />

nur deshalb als <strong>so</strong> widersprüchlich<br />

erschienen, weil<br />

ich me<strong>in</strong> eigenes Pr<strong>in</strong>zip, me<strong>in</strong>e<br />

Art, auf die Fragen des Lebens<br />

zu antworten, als e<strong>in</strong>zige<br />

„Wahrheit“ über den Weg<br />

und die Wirkweise me<strong>in</strong>er<br />

Partner<strong>in</strong> gestellt hatte. Dabei<br />

ist beides im Menschen verankert<br />

– der Vorwärtsdrang,<br />

die Streitsucht des Entdeckers,<br />

se<strong>in</strong> Wille, Brachland<br />

urbar zu machen und es den<br />

Klauen der unfertigen Dunkelheit<br />

zu entreißen, aber<br />

auch die stille Kraft des Verteidigers,<br />

der se<strong>in</strong> Lager aufrichtet,<br />

es bewahrt und gegen<br />

jede Unbill hält, für Nahrung<br />

und Pflege <strong>so</strong>rgt. Je nach Augenblick<br />

kann <strong>das</strong> e<strong>in</strong>e oder<br />

<strong>das</strong> andere wichtiger se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Rose blüht <strong>in</strong> unbekanntes<br />

Terra<strong>in</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, erstreitet<br />

sich mit Duft, Form<br />

und Farbe leeres Niemandsland,<br />

doch immer <strong>sicher</strong>t sie<br />

den neuen Lebensraum auch<br />

mit ihren Dornen ab!<br />

Autor<br />

Mehmet Yesilgöz<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

79<br />

Kunst & Kultur


Leserbrief<br />

Plädoyer für die Beseeltheit allen Se<strong>in</strong>s<br />

Auszug aus e<strong>in</strong>em Leserbrief von Hans-Jürgen Schwitkowski aus Heilbronn.<br />

»<br />

Wenngleich die geschaffenen<br />

Wesen vergänglich<br />

s<strong>in</strong>d, niemals werden sie <strong>in</strong>s<br />

Nichts vers<strong>in</strong>ken.« Dieses<br />

Zitat von Thomas von Aqu<strong>in</strong><br />

gilt für alles, was läuft, krabbelt,<br />

schlängelt und kriecht.<br />

Und wenn es uns nicht vergönnt<br />

ist, dies zu erkennen,<br />

dann ist es unsere Beschränktheit,<br />

die uns bl<strong>in</strong>d<br />

macht für <strong>das</strong> gar nicht <strong>so</strong><br />

Verborgene.<br />

Nach den Tagen als unser<br />

guter Kater starb, verspürte<br />

ich e<strong>in</strong>e andere Innerlichkeit<br />

als <strong>so</strong>nst, die mir <strong>das</strong> Leben<br />

<strong>in</strong> selbst se<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>sten<br />

Variationen als etwas Neues<br />

offenbarte. Während ich<br />

<strong>in</strong> unserer Küche – <strong>so</strong> <strong>wie</strong> ich<br />

es immer tat – <strong>in</strong> den Abendstunden<br />

Mandola spielte,<br />

setzte sich immer <strong>wie</strong>der e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Stubenfliege auf die<br />

Zargen des tief kl<strong>in</strong>genden<br />

Instruments. Zu anderen Zeiten<br />

hätte ich mit e<strong>in</strong>er Handbewegung<br />

<strong>das</strong> unsche<strong>in</strong>bare,<br />

aber lästige Tierchen verscheucht.<br />

So er<strong>in</strong>nerte ich<br />

mich, als ich vor 19 Jahren<br />

ebenfalls <strong>in</strong> der Küche Banjo<br />

spielte und der damals noch<br />

80 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

kle<strong>in</strong>e Kater, der erst e<strong>in</strong> paar<br />

Tage bei uns war, es sich gegenüber<br />

auf dem Küchenstuhl<br />

bequem machte und mir<br />

<strong>in</strong>teressiert zuzuhören schien<br />

und dort lange mit offenem,<br />

zufriedenem Blick verweilte.<br />

Damals überkam mich e<strong>in</strong><br />

Gefühl der Dankbarkeit, <strong>das</strong><br />

mich viele Jahre bewegte. Dafür,<br />

daß diese Tier Gefühl, Interesse<br />

und Zuneigung <strong>in</strong> dieser<br />

Art für mich und me<strong>in</strong><br />

Spiel zeigte. So bekam ich e<strong>in</strong>en<br />

langjährigen Freund.<br />

Tiere, <strong>so</strong> ist me<strong>in</strong>e Beobachtung,<br />

mögen Musik, aber<br />

ke<strong>in</strong>en Lärm. So <strong>so</strong>llten es die<br />

Menschen <strong>in</strong> Zeiten lärmender<br />

Musik auch halten. Musik<br />

baut auf, Lärm zerstört. In<br />

me<strong>in</strong>er tiefen Trauer sprach<br />

ich etwas mit der Fliege, und<br />

ich dachte zu erkennen, daß<br />

auch diese Stubenfliege e<strong>in</strong><br />

komplexes, unverwechselbares<br />

Wesen mit e<strong>in</strong>er Dase<strong>in</strong>sberechtigung<br />

ist. Nichts ist<br />

s<strong>in</strong>n- und nutzlos, auch nicht<br />

<strong>das</strong> für uns Unsche<strong>in</strong>bare und<br />

Abstoßende. Selbst e<strong>in</strong>e Stubenfliege<br />

kann e<strong>in</strong> Zeugnis<br />

für die Existenz Gottes e<strong>in</strong>.<br />

Auch diesmal galt, <strong>wie</strong> vor 19<br />

Jahren, Musik zieht Tiere an,<br />

auch wenn es bei dieser Fliege<br />

wohl nur die vibrierende Re<strong>so</strong>nanz<br />

auf e<strong>in</strong>er handwarmen<br />

Mandolazarge war.<br />

Alles, was Schmerzen<br />

empf<strong>in</strong>det, ist beseelt. Dies<br />

gehört zu me<strong>in</strong>en Grundüberzeugungen.<br />

E<strong>in</strong>e Kakerlake<br />

zum Beispiel hat beg<strong>in</strong>nendeSchmerzempf<strong>in</strong>dungen<br />

<strong>in</strong> ihren Fühlern, al<strong>so</strong><br />

würde bei dieser Tierart <strong>das</strong><br />

<strong>in</strong>dividuelle, »beseelte« Leben<br />

beg<strong>in</strong>nen. Hat <strong>das</strong> Tier<br />

auch e<strong>in</strong>e unsterbliche Seele?<br />

Denn, daß <strong>das</strong> Tier den vegetativen<br />

und sensiblen Teil der<br />

Seele besitzt, ist Faktum. Es<br />

wächst und hat Schmerzen,<br />

empf<strong>in</strong>det Freude und Trauer.<br />

Ich glaube fest, daß <strong>das</strong> Tier<br />

auch den unsterblichen Teil<br />

der Seele besitzt, <strong>so</strong>nst wäre<br />

es als lebendiges Wesen ja unvollkommen.<br />

Aber alles, was<br />

Gott erschaffen hat, ist vollkommen,<br />

selbst wenn wir uns<br />

als <strong>so</strong>lches nicht wahrnehmen<br />

(können).<br />

Wir haben 19 Jahre lang<br />

e<strong>in</strong>en guten Kater gehabt. In<br />

se<strong>in</strong>er letzten Lebensnacht<br />

wurde er sehr unruhig, er lief<br />

stundenlang im Kreis herum<br />

und erkannte uns vor lauter<br />

Unruhe und Angst nicht<br />

mehr. Es war e<strong>in</strong>e der bewegendsten<br />

und schlimmsten<br />

Nächte me<strong>in</strong>es Lebens.<br />

Me<strong>in</strong> geliebter Benny schien<br />

wohl se<strong>in</strong> langes Katzenleben<br />

zu verlassen. Am Morgen<br />

wollte er sich, nach langer<br />

Suche nach e<strong>in</strong>em Versteck,<br />

im Beistellherd <strong>in</strong> der<br />

Küche verkriechen. So <strong>wie</strong> es<br />

Tiere, die e<strong>in</strong>sam sterben wollen,<br />

tun. In der letzten Phase<br />

des Sterbens will – nach Elisabeth<br />

Kübler-Ross – auch<br />

der sterbende Mensch alle<strong>in</strong>e<br />

se<strong>in</strong>. Auch hier gleichen sich<br />

Mensch und Tier als Erdenbrüder.<br />

Me<strong>in</strong>e Frau holte <strong>das</strong><br />

sterbende Tier <strong>wie</strong>der hervor.<br />

Dann saß es völlig apathisch<br />

und verstört vor se<strong>in</strong>em Futternapf.<br />

Jetzt passierte etwas<br />

Unglaubliches. Me<strong>in</strong>e Frau<br />

nahm ihn auf den Schoß, und<br />

der Kater, der uns die ganze<br />

Nacht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verstörtheit<br />

nicht mehr erkennen konnte,<br />

kehrte noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>s Leben<br />

zurück und bekam e<strong>in</strong>en<br />

normalen Gesichtsausdruck,<br />

ohne Angst, und schmiegte<br />

sich im Vertrauen, <strong>so</strong> <strong>wie</strong><br />

er es all die Jahre getan hatte,<br />

mit se<strong>in</strong>em Köpfchen an.<br />

Während me<strong>in</strong>e Frau ihn<br />

liebevoll <strong>in</strong> den Armen hielt,<br />

klammerte er sich mit dem<br />

Pfötchen fest an mich und<br />

hielt me<strong>in</strong>e Hand sehr kräftig<br />

noch e<strong>in</strong>mal fest. Ich gab ihm<br />

me<strong>in</strong>en Segen, <strong>so</strong> <strong>wie</strong> es Väter<br />

mit ihren K<strong>in</strong>dern tun, denn<br />

er war <strong>wie</strong> e<strong>in</strong> Sohn für mich.<br />

So hoffe ich, daß ich ihn e<strong>in</strong>mal<br />

<strong>wie</strong>dersehen darf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

anderen, schöneren Welt.<br />

Er war e<strong>in</strong> ganz be<strong>so</strong>nderes<br />

Geschenk Gottes an uns, und<br />

wir waren jeden Tag dankbar<br />

für se<strong>in</strong>e Anwesenheit.<br />

Der komplette Leserbrief<br />

liegt dem Verlag vor und<br />

kann an Interessierte weitergeleitet<br />

werden.


Das Naturscheck-Abonnement<br />

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ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>mal pro<br />

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Im Gogelsfeld 11, 71543 Wüstenrot. Tel: 0 79 45 / 94 39 69 Fax: 0 79 45 / 94 39 64 E-Mail: mh@naturscheck.de<br />

naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

81<br />

Abonnement


Editorial<br />

Vorschau auf die<br />

Frühl<strong>in</strong>gsausgabe 2011<br />

*abenteuer und menschenrechte<br />

Interview mit Rüdiger Nehberg<br />

*<strong>das</strong> »da V<strong>in</strong>ci-Projekt«<br />

Wie Hochbegabte durch den Kontakt zu Pferden <strong>wie</strong>der »geerdet«<br />

werden.<br />

*Burnout als Chance!<br />

Fallgeschichten über Menschen, die der »Burnout« zwar aus der<br />

alten Bahn geworfen, aber auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Leben geführt hat.<br />

*<strong>das</strong> aum-Kurzentrum<br />

Dr. Shri Balaji També ist e<strong>in</strong>er der bekanntesten Ayurveda-Ärzte<br />

der Welt und Mitbegründer des AUM-Kurzentrumes im hohenloheschen<br />

Pfedelbach. – Portrait des Zentrums!<br />

*der remstal-rebell<br />

Portrait von Helmut Palmer<br />

www.naturscheck.de<br />

Besuchen Sie uns im Internet.<br />

82 naturscheck w<strong>in</strong>ter 2010<br />

IMPRESSUM<br />

ISSN 1869-0300<br />

Naturscheck<br />

Regionales Magaz<strong>in</strong> für<br />

Natur, Mensch & Umwelt<br />

Herausgeber / Verlag<br />

Verlag Natur & Mensch<br />

Michael Hoppe<br />

Im Gogelsfeld 11 - 71543 Wüstenrot<br />

Tel. 0 79 45-94 39 69<br />

Fax 0 79 45-94 39 64<br />

E-Mail: mh@naturscheck.de<br />

Redaktion<br />

Mehmet Yesilgöz<br />

Tel. 0 71 31-7 90 10 15<br />

E-Mail: my@naturscheck.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Verlagsbüro Heilbronn<br />

Max Glashauser<br />

Schirrmannstr.16 - 74074 Heilbronn<br />

Tel. 0 71 31-77 22 80<br />

Fax 0 71 31-77 22 81<br />

E-Mail: post@glashauser.de<br />

Produktionsleitung<br />

GREENEYEMEDIA<br />

Mehmet Yesilgöz<br />

Schlüsselgarnweg 16 - 74081 Heilbronn<br />

Tel. 0 71 31-7 90 10 15<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@greeneyemedia.de<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsweise<br />

Vier Ausgaben pro Jahr<br />

Verbreitungsgebiet<br />

Heilbronn / Hohenlohe / Schwäbisch-Hall /<br />

Rems-Murr / Ludiwgsburg<br />

Druckauflage<br />

15.000 Exemplare - Lesezirkel,<br />

Kioskvertrieb, Abonnenten und<br />

Freiverteilung<br />

Bezugspreise<br />

E<strong>in</strong>zelverkaufspreis: 3,-<br />

Jahresabopreis: 12,-<br />

(4 Ausgaben frei Haus)<br />

Druckverfahren<br />

Bogen-/Rollenoffset, Lithos 48er - 60er<br />

Raster Gedruckt auf Papier aus<br />

kontrolliertem Waldbestand<br />

Bildnachweis<br />

Abtei Münsterschwarzach: 1, 15<br />

Contentfilm Inter.: 76, 77<br />

Heike Nüber & Edw<strong>in</strong> Karl: 5, 42-34<br />

Hohenloher Franken: 47<br />

Hoppe Michael: U1, 3, 5, 20, 21, 22, 26,<br />

27, 28, 29, 37, 56, 57, 58, 59, 60, 61<br />

iStock Images: U1, 4, 5, 6, 8, 9, 16, 19,<br />

46, 53, 65, 66, 70, 75, 78<br />

Klosterhof Großhöchberg: 36, 37<br />

Mill<strong>in</strong>g Hans-Peter: 38<br />

Miramax Films: 72, 73<br />

Fa. Reisser: 54,55<br />

UVO - Grander: 62, 64<br />

Verlag Alb<strong>in</strong> Michel: 5, 10<br />

Yesilgöz Mehmet: 5, 7, 30, 50

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