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Unser Herr Schlampig

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<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> - 1 -<br />

<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong><br />

<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> war wirklich die schlampigste Person auf der ganzen Welt.<br />

Natürlich sah unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> auch schlampig aus. Und schlampig war alles,<br />

was er machte. Weil er so schlampig war, sah man überall seine Fingerabdrücke,<br />

und jeder wusste: Das konnte nur unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> gewesen sein! <strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong><br />

<strong>Schlampig</strong> wohnte in einem besonders schlampigen Haus, Die Farbe war<br />

abgeblättert.<br />

Die Fensterscheiben waren zerbrochen. Die<br />

Dachziegel fehlten.<br />

Die Blumenbeete waren von Unkraut<br />

überwuchert, und die Gartentür hing schief in den<br />

Angeln.<br />

Wer nun vielleicht glaubt, dass er wenigstens<br />

den Rasen ab und zu mähen würde, hat sich<br />

geschnitten.<br />

Er dachte gar nicht daran.<br />

Eines Morgens erwachte unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong><br />

in seinem schlampigen Bett.<br />

Er gähnte, kratzte sich und stand schließlich auf.<br />

Er putzte die Zähne (immerhin!) -<br />

aber natürlich ließ er die Tube offen!<br />

Er frühstückte - aber natürlich krümelte er auf den Boden!<br />

Dann ging er in den Garten und fiel gleich über einen Besen, der schon<br />

lange auf dem Weg lag.<br />

Hinter <strong>Herr</strong>n <strong>Schlampig</strong>s schlampigem Haus mit dem schlampigen Garten war ein<br />

großer<br />

Wald.<br />

Dort ging er gern spazieren.<br />

Es war ein riesengroßer Wald mit vielen, vielen Bäumen. Meistens kehrte unser <strong>Herr</strong><br />

<strong>Schlampig</strong> bald wieder um.<br />

Aber heute wollte er einmal sehen, was hinter diesem riesengroßen Waid<br />

lag.<br />

© gabi winck unterricht nach maria montessori an der mitelschule MS M.Pacher


<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> - 2 -<br />

Und so wanderte er und wanderte er, bis er zu einer hellen Lichtung kam.<br />

Was glaubst du, sah er dort?<br />

Mitten auf der Lichtung stand das netteste und hübscheste kleine Haus, das unser<br />

<strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> je gesehen hatte.<br />

Es lag in einem kleinen, gepflegten Garten, und durch den Garten floss ein kleiner<br />

blauer Bach.<br />

In dem Garten stand ein Mann und schnitt die Hecke.<br />

Er blickte auf, als unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> näher kam.<br />

„Guten Morgen, mein Name ist <strong>Schlampig</strong>", rief unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong>.<br />

„Das sehe ich", antwortete der Mann und musterte ihn von oben bis unten.<br />

„Ich heiße Fein."<br />

„Und ich heiße Rein", sagte ein anderer Mann, der gerade aus dem Haus kam.<br />

„Fein und Rein", sagte <strong>Herr</strong> Fein. „Rein und<br />

Fein", sagte <strong>Herr</strong> Rein. „Wir haben ein<br />

Geschäft zusammen", erklärte <strong>Herr</strong> Fein.<br />

„Und wir arbeiten für die Leute, die hier<br />

wohnen." „Was tun Sie denn so?" fragte<br />

unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong>.<br />

„Also, wir machen alles rein", sagte <strong>Herr</strong><br />

Fein.<br />

„Und dann ist alles fein", sagte <strong>Herr</strong> Rein.<br />

„Vielleicht können wir auch einmal bei Ihnen<br />

arbeiten", meinte <strong>Herr</strong> Rein zu unserem<br />

<strong>Herr</strong>n <strong>Schlampig</strong>, der an diesem Morgen<br />

noch schlampiger aussah als sonst.<br />

„Aber ich möchte gar nicht, dass bei mir<br />

alles fein und rein ist", sagte<br />

unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong>.<br />

Schon der Gedanke daran machte ihn unglücklich.<br />

„Unsinn", sagte <strong>Herr</strong> Fein.<br />

„Dummes Zeug", sagte <strong>Herr</strong> Rein.<br />

„Aber...", stotterte unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong>.<br />

„Kein Aber, kommen Sie", sagte <strong>Herr</strong> Fein.<br />

„Auf geht's!" rief <strong>Herr</strong> Rein.<br />

Und eins, zwei, drei, hast du nicht gesehen,<br />

schubsten sie unseren <strong>Herr</strong>n <strong>Schlampig</strong> in ihr<br />

Auto und fuhren zu ihm nach Hause.<br />

„Ach du meine Güte", rief <strong>Herr</strong> Fein, als sie<br />

angekommen waren.<br />

„Ach du liebe Zeit", rief <strong>Herr</strong> Rein.<br />

Und dann riefen beide wie aus einem Munde:<br />

„Das ist das schlampigste Haus, das ich je in<br />

meinem ganzen Leben<br />

gesehen habe!"<br />

„Hier müssen wir einfach etwas unternehmen",<br />

sagte <strong>Herr</strong> Fein.<br />

„Also, fangen wir an", sagte <strong>Herr</strong> Rein.<br />

© gabi winck unterricht nach maria montessori an der mitelschule MS M.Pacher


<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> - 3 -<br />

Und bevor unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> auch nur ein Wort sagen konnte, machten sich die<br />

beiden über Haus und Garten her.<br />

<strong>Herr</strong> Fein hackte<br />

und mähte<br />

und schnitt<br />

und sägte<br />

und räumte<br />

und grub,<br />

bis der Garten so schön aussah wie nie zuvor.<br />

Dann gingen beide in das Haus hinein.<br />

„Ach du meine Güte", rief <strong>Herr</strong> Fein zum zweiten Mal an diesem Morgen. „Ach du<br />

liebe Zeit", rief <strong>Herr</strong> Rein zum zweiten Mal an diesem Morgen. Und dann machten sie<br />

sich an die Arbeit, vom Dach bis zum Keller.<br />

Sie kehrten und schrubbten und<br />

wischten und polierten, bis das<br />

Haus innen so schön aussah wie<br />

nie zuvor. <strong>Herr</strong> Rein ging später<br />

nach draußen<br />

und klopfte<br />

und hämmerte<br />

und flickte<br />

und malte<br />

und putzte,<br />

bis das Haus außen so schön<br />

aussah wie nie zuvor.<br />

„Fertig", sagte schließlich <strong>Herr</strong><br />

Fein. „Geschafft", sagte <strong>Herr</strong> Rein.<br />

„Fein und rein", sagte <strong>Herr</strong> Fein.<br />

„Rein und fein", sagte <strong>Herr</strong> Rein.<br />

<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> war<br />

sprachlos.<br />

Nun sahen die beiden Männer sich unseren<br />

<strong>Herr</strong>n <strong>Schlampig</strong> genauer an.<br />

„Denken Sie dasselbe wie ich?", fragte <strong>Herr</strong><br />

Fein.<br />

„Genau dasselbe", antwortete <strong>Herr</strong> Rein.<br />

„Wir denken nämlich beide", sagten sie wie aus<br />

einem Munde, „dass Sie für dieses schöne<br />

Haus viel zu schlampig aussehen!"<br />

„Aber...", stotterte unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong>.<br />

Doch eins, zwei, drei, hast du nicht gesehen,<br />

trugen <strong>Herr</strong> Fein und <strong>Herr</strong> Rein unseren <strong>Herr</strong>n<br />

<strong>Schlampig</strong> ins Bad.<br />

Dort hielten sie ihn an beiden Armen fest und<br />

hoben ihn in die Badewanne.<br />

<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> war das Baden wirklich nicht gewöhnt.<br />

<strong>Herr</strong> Fein und <strong>Herr</strong> Rein wuschen<br />

und seiften<br />

© gabi winck unterricht nach maria montessori an der mitelschule MS M.Pacher


<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> - 4 -<br />

und schrubbten<br />

und kämmten<br />

unseren <strong>Herr</strong>n <strong>Schlampig</strong>, bis er gar nicht mehr schlampig aussah.<br />

Überhaupt nicht mehr.<br />

<strong>Unser</strong> <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> schaute sich im Spiegel an.<br />

„Wissen Sie, was ich jetzt tun muss?", fragte unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> mit lauter<br />

Stimme.<br />

<strong>Herr</strong> Fein und <strong>Herr</strong> Rein sahen ihn mit langen Gesichtern fragend an.<br />

„Was müssen Sie tun?", fragten sie.<br />

„Einen neuen Namen muss ich finden!", rief unser <strong>Herr</strong> <strong>Schlampig</strong> und lachte.<br />

Da lachte auch <strong>Herr</strong> Fein.<br />

Da lachte auch <strong>Herr</strong> Rein.<br />

Alle drei lachten zusammen und wurden so die besten Freunde.<br />

Und damit ist diese Geschichte zu Ende.<br />

Nur eins muss ich noch sagen: Wenn du oder du oder auch du vielleicht ein<br />

bisschen zu schlampig bist, kann es gut sein, dass auch du Besuch von<br />

zwei Männern bekommst.<br />

Und du weißt ja, wie<br />

sie heißen!<br />

Oder?<br />

© gabi winck unterricht nach maria montessori an der mitelschule MS M.Pacher

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