Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 

Zur Vorgeschichte der MfS-Haftanstalt Erfurt–Andreasstraße 

von Andrea Herz und Wolfgang Fiege 

1. Vorbemerkung...................................................................................................3 

2. Politische Polizei – Haft – Justiz (vor Kriegsende 1945)...............................9 

Polizei-Haft .....................................................................................12 

Politische Schutzhaft ......................................................................17 

3. Haft, Recht und Polizei unter amerikanischer Militärregierung in Erfurt 

und Weimar (April–Juni 1945)..............................................................21 

Erfurter Polizei................................................................................26 

Deutsche NS-Verfolgung und Politische Polizei Erfurts................30 

Einstige politisch Verfolgte und neue politische Polizisten ...........33 

4. Sowjetische Besatzung und sowjetische Polizei – Haft – Justiz in Thüringen 

(Juli 1945–1947).......................................................................................38 

NKWD-Niederlassung in Thüringen..............................................40 

Das Vorgehen des NKWD (1945–46) ............................................44 

Sowjetische Razzien und Verhaftungen in Thüringen ...................48 

Deutscher Polizeistatus und “Auftragsangelegenheiten” ...............51 

Thüringer Polizei und NKWD........................................................54 

5. Thüringer Justiz und Justizhaft (Juli 1945–47)...........................................59 

Sowjetische Justiz in der SBZ ........................................................59 

Deutsche Gerichte und Strafrechtswesen.......................................64 

Erfurter und Thüringer Justizhaft 1945–48....................................72 

6. Erfurter Polizei und Landespolizei (1945–47)..............................................78 

Polizeistatus 1945...........................................................................80 

Landespolizeiliche Anfänge 1945 ..................................................84 

Personalveränderungen...................................................................88 

Landespolizei und Justiz .................................................................95 

7. Polizeiliche Festnahmen und Polizei-Haft (1945–47) ..................................97 

Rechtslage einer Polizei-Haft.........................................................98 

Installierung polizeilicher Vorbeugehaft.......................................100 

Außenstehende Stimmen zur Polizeihaft......................................103 

Umfang der Inhaftierungen ..........................................................106 

Erfurter Polizei-Haft 1945–47......................................................109 

8. Politische Polizei und Entstehung der K 5 (1945–47) ................................111


2 

1945/1946......................................................................................111 

Polizeiliche Datensammlung politischer Biografien ....................114 

Mitte 1947.....................................................................................119 

Sowjetische Sicherheitskräfte in Thüringen (ab 1947) ................122 

9. Polizei–Haft–Justiz bei 201-NS-Strafverfolgung (1947–48) ......................129 

Befehl 201 (1947) .........................................................................129 

Deutsche Regelungen zur Ausführung des Befehls 201 ..............131 

201-Ermittlung, „polizeiliche 201-Haft“ (1947–48) ....................134 

Thüringer SMA in der 201-Frage.................................................140 

Erfurter 201-Rechtssprechung (1947–48)....................................143 

10. SED-Machtkampf, Verfolgung der Sozialdemokraten und SED- 

„Abwehr“-Apparat (1948–49)..............................................................150 

Wandel der Justiz..........................................................................152 

SED und Landespolizei ................................................................154 

Politische Verfolgung der Sozialdemokratie ................................156 

„Abwehr“–Apparat innerhalb der SED ........................................163 

SED-„Abwehr“ und „Partei-Aktivgruppen“ 1948 .......................166 

SED-Abteilung Presse und Information.......................................171 

11. Politische Polizei und K 5 in Thüringen (1948–49)..................................173 

Rahmenfaktoren für das K5-Aufgabenprofil von 1948/49 ..........177 

Verschiedener K5-Alltag in Thüringer Grenzkreisen (1948).......187 

Anhaltspunkte zum K5-Tätigkeitsprofil (1948 – Mitte 1949) .....191 

Beziehung Thüringer K 5 und Sowjet-Staatssicherheit ...............203 

Umstrukturierung und Endphase des K 5 (1949).........................207 

12. Polizeihaft (1948–51) ...................................................................................216 

Erfurter Polizei-Haftanstalt (bis Mitte 1949) ...............................222 

13. MfS-Gründung, MfS-Strafermittlung – MfS-Haft (1950–52) ................227 

MfS-Untersuchungsabteilung und MfS-Haft ...............................233 

Das juristische Finale für eine MfS-U-Haft (1952) .....................243 

14. Politische Strafprozesse (1950–51).............................................................247 

Drei politische Strafurteile aus Erfurt...........................................250 

15. Gefängnisobjekt Andreasstraße 37 in Erfurt (1945–52).........................260 

Bis 1948........................................................................................260 

Haftanstalt und Strafgefängnis der Justiz 1948–52 ......................262 

Polizei-Haftanstalt Andreasstraße.................................................268 

MfS-Haftanstalt (1952–54)...........................................................270 

17. Abkürzungen und Erläuterungen zu Organisationen: ...........................274 

18. Anmerkungen ..............................................................................................278


3 

1. Vorbemerkung 

In der Erfurter Andreasstraße befand sich jahrzehntelang eine MfS-Haftanstalt. 

Sie wurde 1952 installiert, als die Thüringer Staatssicherheit von 

Weimar nach Erfurt zog. Fortan verfügte die “politische Polizei” der DDR 

über die meisten Haftzellen der Stadt. 

Die MfS-Verantwortlichen konnten sich dann jahrzehntelang – unkontrolliert 

und unbehelligt – die Gefangenen selbst auswählen, sie ohne Genehmigung 

verhaften, sie bedrohen und monatelang verhören. Sie konnten 

Kontrollen und Einsichtnahmen von außen verhindern, die Richter und 

Anwälte “ihrer” Prozesse auswählen, den Staatsanwälten ihre Anklagen 

und den Richtern ihre Urteile “nahe legen”. Sie konnten sich ausdenken, 

wie sie die Gefangenen optimal bedrohen, einschüchtern oder austricksen 

konnten. Sie konnten bestimmen, wann Arrest, Zwangsmedikament oder 

Schusswaffengebrauch in Anwendung kamen. Sie konnten neben Ermittlungsakten 

zugleich geheime irreguläre Akten über die Gefangenen führen 

und bestimmen, was ins Vernehmungsprotokoll kam. – Dieser weite 

Handlungsrahmen und die Situation der politischen Gefangenen in der 

Erfurter MfS-Haft sind bereits in einer Veröffentlichung beschrieben. 2 

All dies aber hatte eine Vorgeschichte, hat Gründe und Ursachen. Dies 

wiederum bildet den Ansatz für die vorliegende Untersuchung. 

Seit den frühen DDR-Jahren galt das eigenständige Agieren des MfS mit 

politischem Strafrecht, mit Haft und Untersuchung als fest eingebettete 

Selbstverständlichkeit im Staats- und Rechtsgefüge des SED-Staats. 

Die MfS-Lehrer brachten ihren Schülern selbstbewusst bei: 

“Die Untersuchungsorgane des MfS sind ... (in) ihrer Tätigkeit in vielfältiger 

Weise mit der der anderen operativen Linien und Diensteinheiten des 

MfS verknüpft. ... 

Die Spezifik ihrer Tätigkeit wird dadurch bestimmt, dass sie vom damaligen 

Minister für Staatssicherheit etwa im Jahre 1950 beauftragt 

wurden, die in die Zuständigkeitsbereiche des MfS gehörenden 

und bis dahin von der K 5 (Struktureinheit des MdI) bearbeiteten Straftaten 

als staatliche Untersuchungsorgane im Rahmen eines Strafverfahrens 

aufzuklären und zu verfolgen..” 1 (Hv. v. V.) 

Einige Fragen zur Untersuchung der Vorgeschichte dieser MfS-Haft lauteten: 

Warum konnte das MfS schon wenige Monate nach Gründung so selbstbewusst 

und unkontrolliert mit dem Strafrecht herumhantieren? 

Worauf beriefen sich die Beteiligten? Wie beeinflussten SED-Macht-


4 

kampf, politisches Feinddenken, Nachkriegschaos, Entnazifizierung 

oder vielleicht andere, vergessene Zeitprobleme das Geschehen? 

Welche Rolle spielten sowjetische Befehle oder das Vorbild sowjetischer 

NKWD-Stellen? Welche Rolle vielleicht ein Rückgriff auf die 

ältere deutsche politische Polizei? 

Wie vertrug sich das mit dem Strafrecht, der Justiz, der Landesverfassung? 

Welche Beziehung von Landesjustiz und Landespolizei bildete 

den Hintergrund für Justizhaft, Polizeihaft und spätere MfS-Haft? 

Woher kamen die MfS-Leute und woher kam das, was für sie als “normal” 

galt? Wer wurde vor MfS-Gründung politisch eingesperrt? 

Was genau war das eigentlich, was – wie oben zitiert – 1950 auf Ministerbefehl 

übernommen und fortgeführt wurde? 

Das Arbeitsthema "Entstehung der MfS-Haftanstalt Andreasstraße und 

Zustandekommen von MfS-Strafverfolgung und MfS-Haft" weitete sich im 

Lichte solche Fragen zwangsläufig ziemlich stark aus. Die Ursprünge erwiesen 

sich als facettenreich und berührten vielfältige Gegebenheiten in 

Sachen Haft, Polizei, Justiz, politische Polizei, sowjetische Sicherheitspolizei. 

Auch Dinge wie die Vorkriegsrealität oder die Entnazifizierungspolitik 

gelangten in verschiedenenartiger Weise ins Erklärungsfeld. 

Die 1950 gegründete Staatssicherheit legitimierte sich immerhin fast gar 

nicht durch Gesetze, sondern griff – mit bizarrer Selbstverständlichkeit – 

auf “verbreitete Alltagsnormalität” zurück. Diese wiederum war zuvor 

geprägt worden von einer Nachkriegswelt, die sich alles andere als 

homogen, organisiert und geradlinig abgespielt hatte. Recht Ordnung und 

Verwaltung waren häufig undefiniert und unterlagen dem deutschen oder 

sowjetischen Einzelermessen. Und der Alltag verlief historisch weitaus 

vielfältiger, komplexer und “dichter” als alle späteren DDR-Jahre. 

Insbesondere die Landespolizei war es, die 1945-52 die zentrale Position 

im Gefüge Justiz – Haft – Politstrafrecht – Politischer Polizei inne hatte. 

Die Thüringer Polizei kam wiederum nicht aus dem Nichts, entsprang 

weder arbeitsorganisatorisch noch personell aus einer “Stunde Null”, sondern 

war stark geprägt von Polizeirecht, Polizeiorganisation und von 

(polizeilichen wie nichtpolizeilichen) Personenschicksalen der NS-Zeit, 

erfuhr unter der Herrschaft der beiden Besatzungsmächte verschiedenartige 

starke, aber nicht komplette Veränderungen und agierte seit dem ersten 

Friegensjahr mit einer gewissen deutschen Eigenständigkeit innerhalb des 

verzerrten thüringischen Ordnungsgefüges und Rechtssystems. Im Laufe 

der Nachkriegsjahre machten sich auch die Prozesse auf anderen Gebieten,


5 

wie Entnazifizierung, Recht und Justiz, kommunistische SED-Politik und 

SBZ-Zentralisierungsprozesse, polizeilich bemerkbar. 

Im Zentrum der Untersuchung stehen auch alle Aspekte politischer Strafverfolgung 

der SBZ-Zeit. Politische Strafverfolgung wiederum ist mit politischer 

Machtkonstellation verknüpft, – wenn nicht unbedingt als Spiegel, 

so doch bezüglich Handlungsrichtung, Legitimation oder Handlungsdruck. 

Definiert man die politischen Konstellationen 1945-50 vom Ergebnis, der 

SED-Alleinherrschaft im Sowjet-Satellitenstaat, her, dann wären Fragen 

nach Nuancen in Politstraf-Verständnissen, nach Veränderungen oder nach 

deutschen und sowjetischen Eigenständigkeiten uninteressant. Doch die 

SED-Alleinherrschaft war 1945 kein klares Faktum. Erst 1947 begann sie 

sich als historische Option herauszukristallisieren, nicht vor 1948 wurde sie 

zur dominanten Wahrscheinlichkeit und 1949 zum Faktum mit guter 

Chance auf gewisse Dauerhaftigkeit. Auch die Besatzungspolitik der Sowjets 

war, wie aktuelle Studien mehr und mehr zeigen, keineswegs so geradlinig 

auf SED-Brüderschaft, Teilung und ostdeutschen Satellitenstaat fixiert. 

Sowjetische Eingriffe in die Gesellschaftsorganisation und deutsch-sowjetische 

Kommunistenverbrüderung kamen weniger schnell und stark zum 

Zuge als bislang oft behauptet wird. 

Als es dann aber doch um forcierten SED-Machtgewinn, kommunistischen 

Staatsumbau und um europäische Teilung ging, da konnte einerseits ziemlich 

schnell auf innenpolitische Instrumente wie die “politischen” K5-Polizeistellen 

zurückgegriffen werden, während andererseits gleichzeitig starke 

Kritiken an deren Befähigung und Arbeitsmöglichkeiten vor Ort laut wurden. 

An diesem Schnittpunkt dürfte ein qualitativer Moment politpolizeilicher 

Nachkriegsentwicklung gelegen haben. 

In der Forschung zur DDR-Staatssicherheit dominiert unterschwellig die 

These, dass es sich im Grunde nur um Geburt und Erziehung der kleinen 

Schwester der Sowjet-Staatssicherheit, um parteisoldatisches Kopieren vom 

"Großen Bruder" gehandelt habe. Eine Reduzierung darauf ließe aber 

manches zu kurz kommen, – wie z. B. die Tatsache, dass sowjetische Politpolizisten 

sich jahrelang als alleinige Sicherheitskraft sahen und sogar 

gegen konkurrierende SED-Ambitionen intrigierten. Auch die benutzten 

Thüringer Quellen deuten mehr Distanz als einhellige Brüderschaft an. 

Es trifft natürlich zu, dass Thüringer Kommunisten 1945 ihr Handeln stark 

auf Polizei richteten und dass sich deutsche und sowjetische Kommunisten 

hier eher näher kamen als etwa zwischen SMA und SED-Landesvorstand. 

Doch richtet man den Blick auf landespolizeiliches Innenleben, auf 

Polizeihaft und politische Polizei, so werden – zumindest für Thüringen


6 

und bis Mitte 1949 – viele Indizien für ein eigenständiges, eigenwilliges 

und auch widerstreitendes Handeln der Polizisten (auch der K5-Politpolizisten) 

sichtbar, die als Pendant einer deutsch-sowjetischen politpolizeilichen 

Gefolgschaft nicht unberücksichtigt bleiben können. 

Der Stellenwert, der in dieser Untersuchung der Haft beigemessen ist, 

mag auf den ersten Blick verwundern. Doch er rührt keineswegs nur aus 

der Absicht, das Zustandekommen der MfS-Haftanstalt Andreassstraße zu 

erklären. In den SBZ-Jahren gab es nicht nur die NKWD-Razzien, sondern 

auch verzerrte deutsche Haftzustände, Folgeformen alter polizeilicher 

Schutzhaft, diverse Häftlingsgruppen. Die Spanne zwischen polizeilicher 

Festnahmebefugnis und realer Polizeihaft wurde breiter, es gab 

so etwas wie polizeiliche Ermächtigungen gegenüber der Justiz. Um die 

Rahmenbedingung zur Inhaftierungt “politischer” Strafverdächtiger während 

und vor MfS-Gründung nachvollziehen zu können, muss mann dies 

alles berücksichtigen, denn ein reduzierter Blick auf Verordnungen oder 

Regelungen hätte einen Erklärungswert von annähernd Null. 

Trotz versuchter Breite der Untersuchung sind natürlich auch einige 

Aspekte der Vorgeschichte von MfS-Haft und MfS-Politpolizei zu kurz gekommen 

und nur als Berührungspunkte erwähnt. So zum Beispiel die viele 

Faktoren der SBZ-Justizgeschichte, die Ereignisse um Zonengrenze– 

Grenzpolizei–Grenzgänger oder das weite, sich ausweitende Feld von 

Wirtschaft–Wirtschaftspolitik–Betriebsschutz. Viele Prozesse auf zentraler 

SBZ-Ebene wurden bewusst ausgeklammert, – nicht nur, weil sie anderswo 

besser nachzulesen wären, sondern auch, weil sie teilweise ohnehin 

nicht parallel und gleichartig zu Thüringer Geschehnissen verliefen. 

Zu den Quellen: Zwischen den Fragen und den Antwortmöglichkeiten 

klaffte immer wieder die Lücke der Tatsachenklärung. Sie ergibt sich nicht 

nur aus der schlechten Quellenüberlieferung, sondern auch aus der Geheimniskrämerei 

Beteiligter. Beides hat zur Folge, dass zusammenfassende, 

einschätzende Aussagen nur mit Vorsicht gehandhabt werden können. 

Denn die vereinzelte Quellenaussage kann entweder Typisches oder 

Abweichendes beschreiben und hinter Nichtgesagtem kann sich höchste 

Aktivität und Nichts gleichermaßen verbergen. 

Aussagekräftige Aktenbestände über die Ortspolizeien 3, Polizei-Haft, 

Politische Polizei und die Gründungs- und Frühzeit des MfS standen fast 

überhaupt nicht zur Verfügung. Sie wären immerhin die eigentliche, natürliche 

Quellenbasis zum Thema. Statt dessen konnten nur verstreute Notizen 

aus der Landespolizei, dem Innenministerium, der DVdI, der Justiz-


7 

und Stadtverwaltung verwendet und miteinander verknüpft werden. Das 

Berliner MfS hatte sich Material seiner “Vorläufer” angeeignet und es 1960 

auch noch zersplittert, es wurde durch andere Historiker bereits 

aufgearbeitet. Quellenmangel entstand auch dadurch, dass es vom 

relevanten Akteurskreis keine Privataufzeichnungen gibt, dass das 

Geschehen auf SMA-Seite kaum aufgeklärt ist und dass Einfluss, 

Standpunkt und Sachkenntnis vieler zeitgenössischer Quellenverfasser 

nicht so eindeutig sind, wie man es gemeinhin annehmen möchte. 

Insofern können Fehlurteile nicht ausgeschlossen werden, auch wenn 

versucht wurde, sie durch vorsichtige Aussagen und Querbeobachtung in 

Grenzen zu halten. 

Soweit es thematisch wichtige Quellenaussagen gibt, wurden diese – stellenweise 

auch sehr ausführlich – zitiert, damit sich der Leser selbst ein 

unmittelbareres Bild machen kann. 

Für die Textpassagen, die vorrangig zur allgemeineren Situationsbeschreibung 

dienen, herrscht eine günstigere Quellenlage, so dass sich dann 

bevorzugt der Blick auf Erfurt – die größte Thüringer Stadt und den Ort 

der späteren MfS-Haftanstalt Andreasstraße – anbot. 

Quellenzitate wurden auf die aktuelle Rechtschreibung hin korrigiert. 

Zur Darstellung: Es ist unmöglich, die SBZ-Zeit – die chaotischen Nachkriegszustände, 

die vielen Parallel-Geschehnisse, die Motive und Widersprüche 

Beteiligter – zugleich geradlinig-anschaulich zu erzählen und 

sachlich-korrekt zu beschreiben. Es ist jedoch Absicht, weder die Anschaulichkeit 

noch die Wissenschaftlichkeit zu kurz kommen zu lassen. 

Letztere mag das Lesen etwas erschweren, zumal z. B. Handlungsbefugnisse, 

statistische Anhaltspunkte zwar analytisch wichtig und aussagekräftig, 

andererseits aber recht abstrakt und sprachlich schwerfällig sind. Im 

Sinne der Anschaulichkeit haben wir uns daher anderweitig um mehr 

Lesefreundlichkeit bemüht: durch Illustrationen, ans Buchende verbannte 

Fußnoten, kürzere Sätze, Auswahl gut lesbarer Zitate, etwas Stadtgeschichte 

und natürlich auch die Beschreibung der Gebäudegeschichte des 

Gefängnisses Andreasstraße, in dessen Nutzungsgeschichte als Justiz-, 

Polizei- und MfS-Haft sich Nachkriegs-Haft nochmals verdichtet. 

Zu verwendeten Begriffen: Zunächst sind vor allem die seinerzeit üblichen 

Bezeichnungen für Haft-Einrichtungen und die diversen Haftformen verwirrend. 

Untersuchungshaftanstalten oder Strafvollzugsanstalten, Gerichtsoder 

Strafgefängnisse, Justiz- oder Polizei-Haftanstalten, Haftlager – all 

dies taucht in den Quellen auf. Es gab Zellentrakte, in denen gleichzeitig


8 

oder nacheinander U-Häftlinge und Strafgefangene, Justiz- und Polizeihäftlinge, 

Vorbeugungs- und 201-Häftlinge, NKWD-, “SMA”- oder MfS- 

Häftlinge saßen. Zur regulären Untersuchungshaft (U-Haft) gab es Gerichtsgefängnisse, 

die man auch “Haftanstalt” nannte. “Haftanstalten” hießen 

auch die Zellenhäuser für Polizei-Inhaftierte ohne U-Haftstatus und 

Strafurteil. Wegen all der Unübersichtlichkeiten werden im Text jeweils 

Haftinstution/Haftinhaber und Haftstatus/Häftlingsgruppe genau benannt 

und bezüglich eines Gefängnisses (z. B. “Haftanstalt” Andreasstraße) vorrangig 

von “Gefängnisgebäude” gesprochen. 

Der Begriff “Sowjets” wurde generell benutzt, weil der politische Besatzerstatus 

sowjetisch war und weil auch nicht alle Akteure des Vielvölkerstaats 

Russen waren. Aus deutschen Quellen geht oft nicht hervor, von welcher 

Besatzungsstelle gerade die Rede ist. Teilweise resultierte das aus eigener 

Unwissenheit. Man sprach dann meist von “der SMA”. Im Falle der Geheimpolizeistellen 

war das ab 1946/47 sowjetischerseits auch gewollt. 

Im Text wird unterschieden zwischen “Politischer Polizei” als Dienststellenbezeichnung 

und “politischer Polizei” (oder “Politpolizei”) als Polizeitätigkeit, 

die inhaltlich auf Strafverfolgung politisch relevanter Handlungen 

spezialisiert war 4. Direkt um 1945 war das “politisch” inhaltlich eindeutig 

NS-fixiert und im Sinne von NS-Verfolgung gehandhabt, auch die Justiz 

sprach diensbezüglich nach 1945 wiederholt von “politischen Strafsachen”. 

Die Dienststellen-Bezeichnung “Politische Polizei” tauchte 1945/46 öfters 

in Quellen auf, verschwand 1946/47 allerdings aus pragmatischen Gründen 

aus dem Sprachgebrauch, so dass es bald zwar keine “Politischen Polizeien”, 

wohl aber “politische Polizeiaktivitäten” gab. Letztere bildeten ja 

nicht zuletzt auch die Substanz der NKWD- und MGB-Stellen und ab 1950 

der MfS-Stellen und stehen in ihren Entwicklung über den Gesamtzeitraum 

hin im Zentrum der Untersuchung. Im Sinne einer Beschreibung des (variierenden) 

Tätigkeitsfeldes werden Begriffe wie politische Polizei oder Politpolizisten 

für die verschiedenen Beteiligten verwendet, egal, wie man sich 

seinerzeit zu benennen pflegte. Ein “Sicherheits”-Begriff dagegen, der unter 

Beteiligten auch gern benutzt wurde, ist im Vergleich zu “politischer Polizei” 

fragwürdiger und täuschender, weil er verdeckt, dass es sachlich in der Regel 

weniger um gesellschaftliche Sicherheit geht, sondern immer vorrangiger 

darum, dass Stellung und Handlungsrahmen der politischen Polizisten oder 

MfS-Leute von den Inhabern von Staatsmacht und Strafrecht bestimmt sind. 

Vor Schaffung des Thüringer MfS und der MfS-Haft lag eine lange facettenreiche 

Vorgeschichte. Sie führt zunächst in die Zeit vorm II. Weltkrieg.


9 

2. Politische Polizei – Haft – Justiz (vor Kriegsende 1945) 

Die Gestapo gilt heute als Synonym sowohl für Politische Polizei als auch 

Geheimpolizei schlechthin. Auch in Thüringen und in Erfurt gab es Stapound 

Gestapo-Mitarbeiter, die politisch unliebsame Bürger der Hitler-Regierung 

verfolgten und nicht selten in lebensbedrohliche Lagen brachten. 

Waren die extremen Aktivitäten der Gestapo vor allem nationalsozialistisch 

geprägt, so war eine geheim arbeitende politische Polizei dennoch 

keine Neuerfindung der Hitlerregierung. Ihre Vorläufer gingen nicht nur 

zurück auf die Weimarer Republik, sondern auch auf die Bismarcksche 

Regierungszeit und ganz besonders auf den Staat Preußen. 5 

Die Politische Polizei Preußens reichte in ihren Anfängen auf die Zeit um 

1850 zurück, als das Parlament einerseits mit Presse- und Vereinsgesetzen 

demokratische Bürgerrechte erweiterte, die Regierung diese Freiheiten 

aber andererseits streng kontrollieren und im staatsstabilen Rahmen halten 

wollte. Während der Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze (um 

1880) wurde diese Politische Polizei weiter ausgebaut und besser organisiert. 

Ihre Dienststellen in allen preußischen Regierungsbezirken wurden 

– im Unterschied zur sonstigen Polizei – zentral geleitet und unterstanden 

direkt der Abteilung I des Berliner Polizeipräsidiums. Vor Ort hatten die 

Dienststellen dann auch die entsprechende Bezeichnung „I“. So war es 

auch in der preußischen Stadt Erfurt der Fall.


10 

Erfurt war während der Weimarer Republik noch immer ein Regierungsbezirk 

des Landes Preußen. Das Erfurter Polizeiwesen war also preußisch 

und deshalb gab es hier auch eine Dienststelle dieser Politischen Polizei. 

Bis 1932 war diese Dienststelle bei der Kriminalpolizei-Stelle im Erfurter 

Polizeipräsidiums eingeordnet. 

Während der Weimarer Republik (1918-31/32) bestanden die Aufgaben 

dieser Politischen Polizei-Stelle zum einen aus Genehmigungen und 

Überprüfungen zum Presse-, Vereins- und Versammlungsrecht, zum 

andern aber auch aus der politischen Überwachung zweier Parteien, die 

umstürzlerische Parteiprogramme hatten: der Kommunisten (KPD) und 

der Nationalsozialisten (NSDAP). Die Politische Polizei ging über zur 

ständigen Beobachtung dieser Parteien 6 und verlegte sich dabei mehr und 

mehr auf eine verdeckte, bespitzelnde Arbeitsweise, – aus einer überwiegend 

politisch vorbeugenden Polizei wurde dadurch eine politische 

agierende Geheimpolizei. Dieser Prozess geschah in direkter Wechselwirkung 

mit beiden genannten Parteien, denn diese versuchten erstens die 

Polizeibespitzelung abzublocken und organisierten zweitens ebenfalls 

konspirative Handlungsweisen und eine Gegenbespitzelung. Ein nationalsozialistischer 

Partei-Sicherheitsdienst enstand in Form der SS, eine kommunistischer 

in Form internen Funktionärsgruppen (Information, Abwehr, 

M). Beide Parteien agierten gegen die staatliche Polizei sowie auch gegen 

die jeweils andere Partei, da Kommunisten und Nationalsozialisten einander 

als extreme politische Feinde betrachteten. 

Ein neuer Charakterwechsel der Politischen Polizei Preußens spielte sich 

1932 ab. 7 Mit dem wachsendem NSDAP-Einfluss in Preußen verschwand 

jetzt nämlich die demokratisch-kritische Beobachtungshaltung der 

Politpolizisten gegenüber den Nationalsozialisten. Die Verbote und Beobachtungen 

wurden weiterhin bei den Kommunisten, neuerdings aber 

auch gegenüber Sozialdemokraten, Gewerkschaftsleuten, christlichen 

Arbeiterfunktionären usw. praktiziert. Die Politischen Polizei-Stellen 

mutierten gleichzeitig zum neuen Freund und Helfer des Nationalsozialismus 

(=NS), wodurch sie zu unmittelbaren Vorläufern der Geheimen 

Staatspolizei (=Gestapo) wurden. An die Plätze von Politpolizisten, die 

den nazi-freundlichen Kurs nicht mitgingen oder mitgehen sollten, rückten 

in jenen Monaten zunehmend starke NS-Parteigänger. 

Die Politische Polizei wurde zur Staatspolizei (später auch Geheimen 

Staatspolizei) und war nicht mehr ins örtliche Polizeipräsidium integriert. 

So in Erfurt, aber auch in Thüringer Städten, wie Weimar, Gera und 

anderswo.


11 

Mit Hitlers Machtantritt 1933 wurden die Politpolizisten sofort von der 

NSDAP instrumentalisiert. Parallel dazu blieb auch der Partei-Sicherheitsdienst 

der NSDAP fortbestehen und wurde sogar noch ausgebaut. So 

verfügte die Hitler-Regierung nach ihrem Wahlsieg (Januar 1933) über 

mehrere, konkurrierende Sicherheitsinstrumente mit geheimpolizeilichem, 

machtschützendem Charakter. Die Gestapo setzte die Tätigkeit 

der Politischen Polizei-Stellen fort, verbreitete allerdings ihr Augenmerk 

auf die ganze Bevölkerung und übernahm neue, erweiterte Tätigkeiten zur 

politischen Kontrolle, Beobachtung und Verfolgung, wie zum Beispiel: 

- Aufrufe zu politischen Denunziationen und deren Verfolgung, um 

NS-Gegner in allen Teilen der Bevölkerung zu finden, 

- Verfolgung von Bürgern, die deutschsprachige Sendungen des 

englischen BBC-Radiosenders hörten, 

- Kontrolle „germanischer“ Abstammungserklärungen und Einleitung 

von Rassenverfolgung und Deportationen, 

- Verfolgung von Kirchengemeinschaften und Sekten in großem Stil, 

darunter die Zeugen Jehovas 

- Verfolgung von politischen Äußerungen gegen die NS-Herrschaft 

gegen den Krieg und die Kriegsführung 

- Mitwirken im Vorfeld politischer Strafprozesse vor den Gerichten, 

besonders bei den sogenannten „Heimtücke“-Strafverfahren. 

Wie viele Mitarbeiter die alte Politische Polizei in Erfurt oder Thüringen 

hatte und wie viele davon 1933 zur Stapo/Gestapo kamen, lässt sich nicht 

genau sagen. 1935 jedenfalls waren in den 33 preußischen Regierungsbezirken 

etwa 1850 Mann, – das könnten dann vielleicht 30–60 Gestapo- 

Leute für Erfurt und Umland gewesen sein. 8 1937 könnte sich die Erfurter 

Mitarbeiterzahl vielleicht auf 100 erhöht haben, nach 1939 wurden es wieder 

weniger. Unbekannt ist auch die Zahl der eingesetzten V-Leute. Zum 

Wirken der Politischen Polizeistellen und (Ge)Stapo-Stellen in Thüringen 

kann bislang leider überhaupt wenig Konkretes gesagt werden, da regionale 

Aktenbestände bisher nicht systematisch ausgewertet sind. 

Die Erfurter Stapo-Stelle befand sich zunächst im Gebäude des Polizeipräsidiums 

Meister-Eckart-Straße. Ab 1938 erfolgte der Umzug der Gestapo-Stelle 

ins „neue“, fertiggestellte Behördenhaus Hindenburgstraße 7 

(=heute Arnstädter Straße 52/Abgeordnetenhaus). Die Dienststelle wurde 

geleitet von Regierungsrat Flesch und war nicht dem Polizeipräsidenten 

unterstellt, sondern direkt ans Regierungspräsidium angebunden. 

Die Weimarer Gestapo-Stelle hatte ihren Sitz im fürstlichen Marstall- 

Gebäudekarree, das heute dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv gehört.


NS-Militärparade vor dem neuen Behördenhaus Hindenburgstraße (Arnstädter 

Straße), wo sich auch die Gestapo-Stelle Erfurt befand, Foto: Stadtarchiv Erfurt 

Auch in anderen Thüringer Städten gab es Dienststellen. Die Gestapo- 

Stellen verfügten über eigene Haftzellen innerhalb der Dienststellen, die 

überwiegend als Verwahr-Haftzellen verwendet wurden. Daneben konnten 

Gestapo-Beamte jederzeit inhaftierte Bürger in größere Polizei-Haftanstalten 

oder die KZs (unter SS-Aufsicht) einweisen und festhalten lassen. 

Polizei-Haft 

12 

Die reguläre Haft - als Untersuchungshaft und Strafhaft - lag in den Händen 

der Justiz, unterstand dem Landes-Generalstaatsanwalt und wurde 

von Justizbeamten betrieben. Polizisten waren in diesem Sinne nur Helfer 

der Staatsanwaltschaften und an Justiz-Weisungen, wie Haftbefehle und 

Transportaufträge, gebunden. 

Daneben aber gab es eine eigenständige Polizeihaft. 

Da die Polizei sowohl als öffentlicher Ordnungshüter wie auch als Strafermittler 

fungierte, hatte man ihr Zwangsmittel übertragen. Neben der 

Bewaffnung zählte die Befugnis zur vorläufigen Festnahme zu diesen 

Zwangsmitteln. Diese Haftbefugnis der Polizei wurden landesgesetzlich 

direkt geregelt (Polizeigesetze). Für Erfurt wurde 1931 das Preußische 

Polizeiverwaltungsgesetz gültig, das noch im Geiste der Weimarer Republik 

verfasst worden war. Polizisten konnten aufgrund dieses Gesetzes


13 

selbstständig Festnahmen sowie eine Haft für 24 Stunden verhängen. 9 Die 

die Gründe für diese 24-stündige Polizeihaft waren allerdings in recht 

ausdeutbarer Weise formuliert: 

„Schutzhaft“ – zur „Beseitigung einer bereits eingetretenen Störung der 

öffentlichen Sicherheit oder Ordnung oder ... (zur) Abwehr einer unmittelbar 

bevorstehenden polizeilichen Gefahr, falls die Beseitigung der Störung 

oder die Abwehr der Gefahr auf andere Weise nicht möglich ist.“ 10 

Von mehrtägiger Haft oder von anderweitigen Polizeihaftstrafen ist 1931 

aber noch nicht die Rede. 11 

Während der Weimarer Republik entstanden in Preußen und Thüringen 

neben den Verwahrräumen in den Polizeirevieren und Kriminalämtern 

eigenständige Haftanstalten, die völlig in der Hand der Polizei waren. 

Diese wurden von den Schutzpolizeien betrieben. 

Die Schutzpolizeien agierten (anders als Gendarmerien) eher regional 

als kommunal. Sie waren oft unmittelbar an Länder-Polizeibehörden 

angegliedert und trugen einen stärker militärischen Charakter, der 

unter der NS-Herrschaft noch stärker ausgeprägt werden sollte. Die 

Funktionen umfassten bewegliche Ordnungs-Präsenz gegenüber größerer 

Menschengruppen, Einschreiten bei Gefährdungssituationen, 

Gefangenentransport, Razzien, überlokale Ergänzung der Gendarmerien. 

Ordnung und Schutz wurden auch während der Weimarer Republik 

überwiegend obrigkeitlich verstanden. 

Diese Schutzpolizei hielt auch Haftanstalten der zentralen oder regionalen 

Polizeistellen in Betrieb. Letztere hatten sich im Laufe der Jahrzehnte 

eigenständige Haftanstalten mit größerer Kapazität eingerichtet, – augenscheinlich 

aus denselben Gründen, die für die Installierung der Schutzpolizeieinheiten 

ausschlaggebend gewesen waren. Die Gefängniskapazitäten, 

die nicht selten bei über 40/60 lagen, waren auch für razzienartige 

Polizeiaktionen geeignet. 

Auf diese Weise wurden in mehreren Thüringer Städten größere Polizei- 

Haftanstalten eingerichtet. So auch in Erfurt. 

Die Polizei-Haftanstalt Erfurt ergänzte die lokalen Verwahrzellen (Reviere, 

Kriminalpolizei) für den preußischen Regierungsbezirk Erfurt 

(also das Stadtgebiet und das Landgebiet Weißensee/Sömmerda). 

Sie lag auf dem Festungsgelände Petersberg, denn die Schutzpolizei 

übernahm ein Militärarrest-Gebäude der Reichswehr. Es handelte sich 

um einen mauerumschlossenen Hauskomplex mit Zellenhaus und 

Freihof. Die Haftkapazität reichte für über 60 Gefangene. In ihr waren 

18 Einzel- und zwei Gemeinschaftszellen eingerichtet. 12 (s. S. 222 ff.)


14 

Diese Haftanstalten unterstanden nicht der direkten Weisungsbefugnis der 

Staatsanwaltschaften, die alle Gerichts- und Strafgefängnisse inne hatten. 

Sie hatten lediglich ein Zugangs- und Kontrollrecht. 

Die Polizei-Haftanstalten waren gesetzlich im grunde nur zugelassen für 

die oben genannte 24-stündige “Schutzhaft” laut Polizeigesetz. 

Mit dem Machtantritt Hitlers änderte sich der Charakter der 24-stündigen 

Polizeihaft grundlegend. Das geschah im Zusammenhang mit tiefgreifenden 

Veränderungen des Polizeiwesens überhaupt. 

Schon vor 1933 tendierte das Polizeiwesen in eine nazi-nahe Richtung: 

in Preußen unter der Papen-Regierung (1932), in Thüringen unter 

Wilhelm Frick (1930). 13 Im Prozess der Sicherung der NS-Alleinherrschaft 

traten allerorten NS-Minister und NS-Polizeichefs in Aktion. 

Zum Gleichschaltungsprozess gehörten ein neuer Ordnungsbegriff, 

neue Arbeitsstrukturen sowie eine Personal-Gleichschaltung. Viele 

Polizisten traten in kürzester Zeit der NSDAP bei, während sozialdemokratische 

Polizisten kurzerhand suspendiert wurden. 1937 erklärte 

die Hitler-Regierung das gesamte kommunale Polizeiwesen (Gendarmerien, 

Polizeiämter) sowie die Länder-Polizeien (Polizeipräsidien, 

Landespolizeibehörden) zur Reichsangelegenheit. 14 

Der Umbau betraf auch die Polizeibefugnisse in Sachen Haft. 

Gerade mal vier Wochen brauchte die frischgebackene NS-Regierung, um 

die Polizeirechte zur Verhängung von Schutzhaft auszuweiten. Die entsprechende 

„Notverordnung“ vom 28. Februar 1933 nahm Bezug auf die 

Schutzhaft von 1931. Da die Haftgründe dort breit gefasst und vage formuliert 

waren, genügte es den Nationalsozialisten, die 24-Stunden- 

Schranke aufzuheben. Polizeibeamte durften statt dessen nunmehr eine 

mehr oder weniger unbefristete Polizeihaft gegenüber nahezu jeden Bürger 

festlegen, ohne dass der Betreffende einen Haftrichter sah oder 

relevanten Einspruch geltend machen konnte. Offene NS-Gegner und 

auch fast alle aktiven Kommunisten wurden in den Folgejahren in die 

Polizeigefängnisse gesperrt. Von der aus wurde der Weg in die Lager der 

SS im Laufe der NS-Herrschaft immer kürzer. 

Die deutsche Justiz wehrte sich gegen Hitlers Notverordnung zur unkontrollierten 

Ausweitung der Polizeihaft keinesfalls so, wie man es eigentlich 

erwarten würde. Denn immerhin hatte eine solche Polizeihaft fundamentale 

Folgen für den Sinn und Zweck aller Justizhaft und letztendlich 

auch den Status der gesamten Justiz, deren Strafrechtsmonopol damit 

eingeschränkt und relativiert wurde.


Kießling, Oberbürgermeister Erfurts vor 1945, 

Foto: Stadtarchiv Erfurt 

15 

Im Gegenteil, die deutsche Justiz 

passte sich nach 1933 immer 

stärker an Hitlers Rechtsvorstellungen 

an und agierte oft defensiv 

als Aburteiler von jenen 

Polizei-Häftlingen, die die Polizei 

ihr selbstbewusst in den Gerichtssälen 

vor die Nase setzte. 

Diese NS-Polizeihaft – auch 

Schutzhaft genannt – ging also 

weit hinaus über neuzeitliche 

Haftformen. Im Alltag konnte 

sie sogar soweit reichen, dass 

NS-Polizisten jederzeit einen 

soeben gerichtlich freigesprochenen 

Bürger vorm Gerichtssaal 

verhaften und polizeilich 

inhaftierten konnten. Beispiele 

für solche Handlungen sind in 

der Fachliteratur vereinzelt 

erwähnt, und allein diese Mög- 

lichkeit der Polizei stellte den Status von Recht und Gesetz generell 

infrage. All das geschah mit ausdrücklichem Willen der NS-Regierung. 

NS-Haftformen und Gefangenengruppen: 

Für NS-Polizisten in Erfurt und Thüringen gab es drei Gefangenengruppen: 

1. Justizgefangene, 2. vorläufig Festgenommene und 3. die Schutzhäftlinge, 

deren Inhaftierung sie selbst veranlassen, aufrechterhalten und 

weiterreichen konnten. 

Außer der Justiz und der Polizei (nebst Gestapo) verfügten während der 

NS-Zeit noch weitere Apparate des NS-Staates über Haft-Befugnisse, 

darunter die SS und die Wehrmacht, die beide ebenfalls in der Stadt Erfurt 

Niederlassungen hatten. 

In der Stadt Erfurt hat es daher vor 1945 verschiedene Verwahr- und Hafteinrichtungen 

mit verschiedenen Betreibern gegeben: 

Justiz: Gerichtsgefängnis Andreasstraße – Land- und Amtsgericht, 

Strafgefängnis Andreasstraße (beide im selben Haus) 

Polizei: Polizei-Haftanstalt (Petersberg),


16 

Verwahr-Haft im Polizeipräsidium (Meister-Eckart-Str.) 15 

mit Verwahr-Haftzellen auch für Verwaltungspolizei 16 

(diese Verwahr-Haftanstalt wurde 1938 evt. vergrößert 

durch Räume der Stapo nach deren Umzug 17), 

Verwahr-Haft der Gendarmerien (6 Polizeireviere), 

Verwahr-Haft Kriminalpolizei (1938 Arnstädter Str.), 

Haftzellen Stapo-Dienststelle (1938 Arnstädter Str.) 

SS (?): 1933 zeitweiliges Haftlager (Feldstraße/Johannesplatz 18 ) 

Wehrmacht: Arrestzellen stationierter Truppenteile (Stützpunkte), 

Kriegsgefangenenlager Saline, 

Haft des Kriegsgerichts der Infanteriedivision 409 Kassel 

–Zweigstelle Erfurt– (Defensionskaserne Petersberg) 

Zelle und Grundriss des Haftklellers 

des Kriegsgerichtes auf dem 

Petersberg (Defensionskaserne), 

Foto: Fiege, 2001 

Auch in Weimar, der Gauhauptstadt Thüringen, hat es während der NS- 

Zeit und des Krieges außer dem benachbarten KZ Buchenwald der SS 

verschiedene größere Haftorte gegeben, wie das Landgerichtsgefängnis 

oder das Stapo-Gefängnis im Marstall.


Politische Schutzhaft im NS-Staat 

17 

Es dauerte nach Hitlers Wahlsieg und Staatsumbau nicht lange, da verknüpften 

sich die Politische Polizei (jetzt Staatspolizei) und die Schutzhaft 

aufs Engste. 

1933 wurde das erste Gestapo-Gesetz erlassen. 1934 gerieten politische 

Katholizisten, sozialpolitische Vereine, Freimaurer und monarchistische 

Gruppen gleichfalls ins Visier der Politpolizisten. Auch die Praktizierung 

polizeilicher Mittel veränderte sich. Hatten sie in der Weimarer Republik 

eher „vorbeugenden Charakter“ und konspirativen Charakter getragen, so 

verlagerten sie sich jetzt auf eine weitaus repressivere Schiene. 

„Vor allem ... wurde die Schutzhaft als wirksamste und einschneidenste 

Methode der Gegnerbekämpfung bereits im ersten Jahr des nationalsozialistischen 

Regimes von der Politischen Polizei in teilweiser Zusammenarbeit 

mit SA und SS gegen Staatsfeinde jeglicher Provenienz willkürlich 

und in großem Stil angewendet.“ 19 

Auch wenn es weder Allmacht noch Allwissen der Gestapo gab und auch 

wenn die Zahl der Gestapo-Leute kleiner war als die vom KGB und vom 

späteren MfS, so sind weder ihr Ausmaß noch ihre Auswirkung zu unter-


18 

schätzen. Denn immerhin wurden die Betätigung der Gestapo flankiert 

und gestärkt durch parallele Sicherheitsinstumente, durch ein starkes 

staatliches Aktionsfundament und durch eine überdurchschnittlich denunzierungswillige 

Bevölkerung. 

Die Entwicklung von Gestapo und Schutzhaft mündete immerhin im berüchtigten 

KZ-Regime und dem sprichwörtlichen „SS-Staat“. – Wenn NS- 

Vorgaben und Ermächtigungen unter den Staatsdienern des Dritten Reichs 

so schnell alltäglich geworden waren, so wirft dies manche Frage auf. Einschließlich 

der Frage, wie viel von dem zugrunde liegenden deutschen 

Ordnungs-, Polizei- und Haftverständnis mit dem Ende von NS-Herrschaft 

und Krieg tatsächlich verschwand. 

Mit dem Kriegsende und der Besetzung Thüringens durch die Alliierten 

im April/Mai 1945 gab es ganz sicher keine „Stunde Null“. 

Es gab – zumindest zeitweise – ein gewisses Spektrum völlig neuer Möglichkeiten 

innerhalb einer noch disponiblen Besatzungspolitik, aber es gab 

nur dieselben Deutschen, die die NS-Zeit gerade eben hinter sich gebracht 

hatten. Es gab die Aktivisten, Mitläufer und Denunzianten, es gab die, die 

schon seit Wochen auf Frieden, Wiederaufbau und Entpolitisierung hofften 

und es gab die Unpolitischen. 

Da gab es beispielsweise den Erfurter Stadtkommandanten Merkel, der 

auf Hitlers Befehl noch am 12. April den Erfurter Oberbürgermeister 

Kießling wegen Kapitulation erschießen lassen wollte, oder den Weimarer 

NS-Polizeipräsidenten, der noch Stunden nach Zerfall des Buchenwalder 

KZ-Kommandos den Befehl, alle Häftlinge zu ermorden, in eine Telefonleitung 

nach Buchenwald hineinbrüllte. 20 Da gab es – am anderen Ende 

jener Telefonleitung – auch die empörten und zornigen politischen 

„Schutzhäftlinge“, die die Leidtragenden ebenjener Politischen Polizei 

und Schutzhaft gewesen waren. 

Diese Leidtragenden wurden im April 1945 befreit. Sie ergriffen nicht 

selten sofort die Möglichkeit, sich an der aktiven Suche nach verantwortlichen 

NS-Funktionsträgern und Politpolizisten zu beteiligen. Erwähnenswert 

in diesem Sinne sind auch die Namen einiger Thüringer, deren Nachkriegsbiografien 

sehr stark, dauerhaft und weiterführend davon geprägt 

wurden: 

Einer dieser Männer wurde schon 1933 direkt aus seiner kommunistischen 

Landtagstätigkeit heraus in „Schutzhaft“ verbracht und musste nach kurzer 

Freiheit ab 1935 erneut jahrelang in Zuchthaus und KZ leben, ehe nach 

über zehn Jahren die NS-Kriegsherrschaft gestürzt wurde. Nach seiner


19 

Befreiung 1945 ging er zur Thüringer Polizei. Anfangs war er dort zuständig 

für die Stadtpolizei Eisenach, dann als Gebietsinspekteur für Westund 

Südthüringen, später führte er auch die Landespolizeischule. 1948 

war er schließlich der erste Mann in Thüringens Landespolizei.Ende 1949 

wechselte er zum Kaderbestand fürs neu zu gründende MfS. Sein Name 

war Leander Kröber. 21 

Auch den Dresdner Kommunisten Rudolf Menzel 22 führte die politische 

Gesinnung 1933 geradewegs in die Haft. Menzel überstand die letzten 

Kriegsjahre als Buchenwalder KZ-Häftling (mit zeitweiligem Waldheim- 

Aufenthalt) und als Mitglied im Buchenwalder KPD-Parteiaktiv. Auch er 

kam – drei Jahre später als Kröber – zur Thüringer Polizei. Dort wurde er 

sofort Kommandeur der Schutzpolizei und 1. Stellvertreter Kröbers. Als 

Leiter der Polit-Kultur-Abteilung war er 1949 war er 1949 in den in den 

Thüringer MfS-Gründungsprozess involviert. 

Auch andere ehemalige Buchenwalder „Schutzhäftlinge“ fanden ihren Weg 

in staatliche Positionen, wandten sich häufig polizeilichen Aufgaben zu. Am 

namhaftesten waren Busse 

und Reschke. 23 

Ernst Busse wurde 1945 

Vizepräsident, 1. Polizei- 

Chef und Innenminister. 

Erich Reschke wurde 1945 

Thüringer Polizeipräsident 

und spielte dann die erste 

Geige in der SBZ-Innenbehörde 

(DVdI). 

Hermann Geißler baute das 

Landespolizeiamt auf und 

wurde dann erster Kripo- 

Chef Thüringens. 

Ernst Braun übernahm die 

Thüringer Schutzpolizei und 

wurde 2. Stellvertretender 

Polizei-Chef. 

Jean-Baptist Feilen war im 

mittleren, örtlichen Polizeidienst 

tätig, ehe er das Thü- 

Ernst Busse nach seiner Befreiung aus Buchenwald, 

Privatfoto (aus: Der “gesäuberte” Antifaschismus) 

ringer K5-Dezernat (politische 

und andere Straftaten) 

übernahm.


20 

Willi Salden wurde später VPKA-Chef der Stadt Erfurt. 

Auch ein Willy Settner musste wegen seiner kommunistischen Gesinnung 

ein Dutzend Jahre lang die „Schutz“-Haftpraxis der Thüringer Nazis 

in Buchenwald und anderswo erdulden. Er ging nicht zur Polizei, sondern 

war einfacher Schweineschlächter. – Doch auf dem Weg zu einer politischen 

Staatssicherheits-Haft in Thüringen wird man Settner noch ebenso 

begegnen wie Kröber und Menzel. 

Das, was diesen Leuten in ihrer Jugend entgegengetreten war und was ihr 

Alltagserleben langzeitig deformiert hatte, war – mit den Worten eines 

Strafrechtsprofessors von 1947 gesagt – 

„die Entfesselung der Polizeimacht, ... jenes völlig Unberechenbare ..., 

das jeden treffen konnte, der dem Regime unbequem war oder im Wege 

stand. Was auf justizförmigem Wege niemals zu erreichen gewesen wäre, 

konnte die Polizei unter völliger Ausschaltung der Justiz in tausenden und 

abertausenden Fällen erreichen: die Vernichtung aller ihr (nach völlig 

unberechenbaren Maßstäben) unerwünschten, missliebigen, verdächtigen 

Individuen.“ 24 

Die Kommunisten Reschke und Busse, Kröber, Menzel und andere übernahmen 

die Ruinen dieses Erbes. Schnellstens gingen sie in kleinere und 

in höhere Ämter der Thüringer Polizei, wo sie schon nach wenigen 

Monaten das Sagen in der Landespolizei inne hatten. Mit wieviel Ehrbarkeit 

und Ehrlichkeit sie aus den Ruinen eine funktionierende Polizei aufbauten 

und welches konkrete Motivgemenge – zwischen NS-Verfolgung, 

Machteroberungswille und Ordnungsabsicht – ihre Einzelentscheidungen 

beeinflussten, lässt sich heute nur noch eingeschränkt rekonstruieren. Ihre 

langwährende Begegnung mit der nazi-diktatorischen Gesinnungshaft vor 

1945 hat allerdings zu einer recht eigenartigen „Sachkompetenz“ geführt 

und womöglich so etwas wie eine Vorstellung von „Normal“ verursacht, 

deren Folgen wiederum das Leben anderer Menschen stark verändern 

sollten. 

Zwischen April und Juli 1945 lag die Regierung Thüringens in amerikanischer 

Hand. Die Amerikaner waren über die Zustände in Buchenwald und 

das nunmehr sichtbare Ausmaß nationalsozialistischer Menschenverachtung 

besonders entsetzt. Ihre Berichte über Buchenwald erregten in 

Amerika großes Aufsehen und viele namhafte Personen aus den alliierten 

Ländern und der UNO besuchten in jenen Apriltagen Weimar und Buchenwald.


3. Haft, Recht und Polizei unter amerikanischer Militärregierung 

in Erfurt und Weimar (April–Juni 1945) 

21 

Die Nachkriegszeit begann für die Thüringer im April 1945 mit dem Einmarsch 

der amerikanischen Truppen, die sich zunächst gegen den einen 

langwierigen Widerstand von Nazis durchsetzen mussten. 25 

Amerikanische Militärregierungen wurden in den Städten errichtet. Auch 

in Erfurt ließ sich im Regierungsgebäude (Statthalterei/Staatskanzlei) eine 

solche Militärregierung nieder. Ihre Auftragslage bestand zum einen in der 

Absicherung des weiteren militärischen Vorgehens bzw. der Herstellung 

alleiniger alliierter Macht und zum anderen zugleich auch darin, Voraussetzungen 

für den eigenständigen deutschen Wiederaufbau herzustellen. 

„Grundprinzipien“ für das amerikanische Handeln gemäß dieser Auftragslage 

waren: 

Beschränkung auf militärische Notwendigkeiten, 

Vermeidung von Härten, richtige Anwendung von Gewalt, 

Schutz der Gesundheit des Volkes, 

Abschaffung von Ausnahme-Gesetzen bzw. NS-Regelungen, 

Religionsfreiheit, Freiheit der Rede und Presse, 

Normalisierung des Alltagslebens durch Beibehaltung vieler Dinge: 

Gesetze, Sitten, Gebräuche, städtische Verwaltungen. 26 

Im Sinne dieser Politik des zivilen Nichteingreifens ernannte der Erfurter 

Militärkommandeur Baer den Erfurter Händler Gerber zum Oberbürgermeister, 

da Gerber nazi-unbelastet war, zeitweise in Amerika gelebt hatte 

und Englisch sprach. 27 Baer übertrug Gerber umfangreichste zivile und 

personale Kompetenzen und verpflichtete außerdem die bisherige Stadtverwaltung 

zur Weiterarbeit auf zivilem Gebiet. Gerber musste regelmäßig 

beim Kommandeur vorsprechen. Alle anderen Erfurter Behörden und 

Reichs-Niederlassungen wurden per Befehl geschlossen oder dem Oberbürgermeister 

unterstellt, alle Militäreinrichtungen geschlossen. Die Erfurter 

Polizei (außer der Stapo) blieb als Einrichtung ebenfalls fortbestehen, 

wurde aber nun erstmals wieder zu einer kommunalen Polizei erklärt 

und sollte ebenfalls vom Oberbürgermeister kontrolliert werden. 

Viele Thüringer und Erfurter waren in jenen Frühjahrswochen 1945 einerseits 

noch dem alten Regime und Weltbild verhaftet, andererseits über die 

Friedensaussicht zufrieden und auf ihr alltägliches Zurechtkommen 

fixiert. Der Besatzungsstatus (unter Beibehaltung deutscher Kommunalverwaltungen) 

wurde schnell zur allseits akzeptierten Normalität in Erfurt, 

Weimar und anderen Städten Thüringens.


22 

Amerikanische Soldaten in der Erfurter Johannesstraße, Foto: Stadtarchiv Erfurt 

Zu den Grundsätzen amerikanischer Besatzungsherrschaft gehörte auch 

ein drittes Aufgabenfeld: die Beseitigung des Nationalsozialismus, die 

Zerstörung von NSDAP-Strukturen und NS-Unterorganisationen, die 

Auflösung der Wehrmacht nebst Unterorganisationen, die Entlassung von 

NS-Aktivisten und militärischen Führern aus Vertrauensposten, die 

Schließung von NS-Regierungsstellen, das Ende aller Kriegsproduktion 

sowie die Reinigung, Umorganisierung und Kontrolle der Polizei. Neben 

der Militärregierung waren dafür vor allem Abteilungen des CIC, also des 

allgemeinen Sicherheitsdienstes, zuständig. Auch in Erfurt nahm ein CIC- 

Büro seine Arbeit auf. 

Im Prozess der Befriedung, Entmilitarisierung und NS-Beseitigung kam 

es zu einer größeren Zahl von Verhaftungen deutscher Militärpersonen 

durch die Amerikaner. Manche wurden bewaffnet auf den Straßen aufgegriffen, 

andere zu Befragungen mitgenommen. Es handelte sich in der 

Regel zunächst um vorläufige Festnahmen mit anschließender Prüfung 

von Gründung für eine Haft. In den Anfangstagen waren zeitweilig zahlreiche 

Militärpersonen festgesetzt, so auch in Erfurt. Zur Unterbringung 

der zeitweilig Inhaftierten in Erfurt dienten nicht die beiden Erfurter


23 

Gefängnisbauten, sondern die amerikanischen Stationierungsorte (Panzerkasino, 

Artilleriekaserne Henne), das Steigerwaldstadion sowie auch das 

Gebäude der Militärregierung selbst. 28 Die meisten dieser Inhaftierungen 

dauerten nur wenige Stunden oder Tage, denn nach den Befragungen wurden 

alle Personen freigelassen, die keine größere NS-Verantwortung getragen 

hatten. Bei den Befragungen suchten die Amerikaner offenbar relativ 

systematisch nach höheren Nazis. 

Der Personenkreis von NS-Verantwortlichen war in amerikanischen Befehlen 

relativ genau und funktionsbezogen definiert, für diesen Personenkreis 

war „automatische Haft“ (“automatic arrest”) befohlen. Zum vorgeschriebenen 

Personenkreis zählten automatisch alle Polizeioffiziere ab 

dem Oberst-Rang, alle Gestapo-Leute sowie auch die NS-Beamtenschaft 

der Gau-Regierung Weimar, SS-Leute, die Ärzte Buchenwalds u. a. 

Um solche Personen in größtmöglicher Zahl zu inhaftieren, bedurfte es 

auch eines gezielten Vorgehens der Amerikaner. Die Erfurter NS-Militärstrukturen, 

bewaffneten Verbände und natürlich auch die Erfurter Stapo- 

Stelle in der Arnstädter Straße wurden geschlossen oder beschlagnahmt. 

Die Büros von Nazi-Organisationen wurden teilweise von den Amerikanern 

selbst durchkämmt. 31 Es dürfte allerdings sowohl in Weimar wie 

auch in Erfurt der Fall gewesen sein, dass die Militärkommandos bei der 

Besetzung dieser NS-Einrichtungen – z. B. in der Schillerstraße, der 

Regierungs- und der Herderstraße – geleerte Räume vorfanden, denn 

diese Leute hatten zwar einerseits bis zuletzt scharfmacherische Feindparolen 

verbreitet, andererseits aber als erste das Weite gesucht. Zu den 

Erfurter Inhaftierten zählte u. a. der Geschäftsführer der SS-Standarte, 

Uhlig. 29 Wie viele NS-Verantwortliche die Amerikaner trotz der Fluchten 

in Erfurt verhaften konnten, ist unbekannt. 

Wie die Amerikaner die längerfristige Inhaftierungen (den “automatic 

arrest”) für Erfurt handhabten, ist aus Erfurter Quellen ebenfalls nicht 

ersichtlich. Gefangene NS-Größen wurden vermutlich nach Gräfentonna 

gebracht, anschließend in die Internierungslager Hersbruck oder Dachau 

überstellt und 1946/47 auf dem Gebiet der späteren ABZ (amerikanischen 

Besatzungszone) verurteilt. 30 

Vergleichbar war die Situation in der Stadt Weimar, wo sich ja das nationalsozialistische 

Zentrum Thüringens befand. 

Die Militärregierungen betrieben zwar eine Politik des zivilen Nichteingreifens, 

hatten aber durchaus eigene militärpolizeiliche Möglichkeiten. 

Diese konnten zur Erhärtung und Durchsetzung der Militärbefehle, wie


Entwaffnung, Sperrstunden, Versammlungsverbot,Meldepflichten, 

und Straßenkontrollen eingesetzt 

werden. So verhafteten amerikanische 

Militärpolizisten Ende 

Juni einmal 330 Erfurter, weil sie 

die Sperrstunde nicht eingehalten 

hatten. 32 

Zum amerikanischen Besatzungsregime 

gehörten auch die 

Militärgerichte . 

Die Amerikaner unterschieden 

in kleine, mittlere und große 

Militärgerichte, die lokal, regional 

oder zentral angesiedelt waren 

und verschiedene Kompetenzen 

hatten. 

Die kleinen Gerichte 

konnten Haftstrafen 

bis zu einem 

Jahr verhängen bzw. 

andere Verfahren 

(z.B. Kriegsverbrecher-Prozesse) 

zur 

höheren Instanz leiten. 

Auf diesem 

Weg kamen verdächtige 

Thüringer 

NS-Verbrecher, wie 

die SS-Hauptsturmführer 

und Ärzte 

des KZ Buchenwald, 

in das Justizsystem, 

die Internierungslager 

und die 

großen Gerichtsverfahren 

(1946/47) in 

der ABZ. Rechtsgrundlage 

auch für 

24


Notizen des Erfurters Kurt Leisenberg über die 

amerikanische Besatzungspolitik, Privatarchiv 

25 

die örtlichen Militärgerichte 

waren die Regierungsbefehle, 

aber auch 

deutsche bürgerliche Gesetze, 

die die Amerikaner 

(im Unterschied zu deutschen 

Justiz) nicht aufgelöst 

hatten. 

Im Erfurter Rathaus 

tagte ein kleines Militärgericht. 

Für die Gerichtstage 

jedenfalls 

musste die Stadt mehrfach 

Polizeibeamte als 

Wachen bereitstellen. 33 

In einer amtlichen Bekanntmachung 

der Militärregierung 

vom 28. 

Juni wurde angedroht, 

dass Sperrstunden- 

Überschreiter vor Gericht 

gestellt würden. 34 

Aus Lautsprecher- 

Durchsagen ist auch be- 

kannt, dass wegen Diebstahls wiederholt Gefängnisstrafen verhängt wurden. 

Auch Eltern stehlender Kinder und polnische Kriegsgefangene wurden 

in diesen Tagen wegen Einbruchdiebstahls verurteilt. 35 

Alle deutschen Gerichte hatten die Amerikaner auf Eisenhowers Befehl 

hin vorerst gänzlich schließen lassen. Sie legten damit ein Strafrechtswesen 

lahm, in dem die NSDAP-Justizpolitik zuvor viele Angeklagtenrechte 

und Rechtsinhalte zerstört hatte. Nicht wenige der deutschen 

Richter und Staatsanwälte waren selbst NSDAP-Mitglieder und für ein 

neues, demokratisches Rechtssystem untragbar. Das galt auch für den 

suspendierten Erfurter Landgerichtspräsidenten, Dr. Buhe. 36 Im Juni 1945 

dachte man an die Wiedereröffnung der Gerichte, in einer Bekanntmachung 

der Militärregierung wurde Dr. Müller als neuer Präsident des 

Erfurter Landgerichts erwähnt.


Erfurter Polizei 

26 

Die Erfurter Polizei musste per Befehl ebenfalls weiterarbeiten, um eine 

zivile Ordnung aufrechtzuerhalten. Sie konnte ihre technischen Arbeitsgrundlagen 

wohl auch überwiegend behalten. Die Stapo-Stelle wurde 

geschlossen und wohl auch die gesamte “Sicherheitspolizei”, zu der 

Staats- und Kriminalpolizei zählten. Die Kriminalpolizei nahm aber wohl 

dennoch an neuer Stelle ihre Arbeit gegenüber herkömmlichen Straftätern 

wieder auf (worüber es im einzelnen jedoch keine Aktenhinweise gibt). 

Der alte Polizeipräsident wurde ersetzt, die regionale und zentrale Polizeianbindung 

wurde beseitigt und durch eine vollständig kommunale Polizeibefugnis 

ersetzt, die sich auf die Ordnung in der Stadt und im Kreis 

Weißensee/Sömmerda zu beschränken hatte. Die Polizei behielt ihr Waf- 

Erfurter Polizeipräsidium, Meister-Eckart-Straße, (um 1925) 

Foto: Stadtarchiv Erfurt


27 

fentragerecht. Die Kontrolle ihrer Tätigkeit überließen die Amerikaner im 

wesentlichen dem Erfurter Oberbürgermeister. 

Oberbürgermeister Gerber übertrug am 2. Mai das Amt des obersten 

Stadtpolizisten an Erwin Martin, einem ihm als Antifaschisten bekannten 

Erfurter. 37 Martin hatte während seiner Amtszeit auch Kontakte zum CIC. 

Bei einer späteren Personalrückfrage äußerten sich CIC-Leute dahingehend, 

dass Martin es war, der diesen Kontakt gesucht habe, dass aber von 

einer Mit- und Zusammenarbeit Martins für den CIC keine Rede sein 

könne. 38 Martin blieb allerdings nur sechs Wochen im Amt, denn nach 

einem Fehlverhalten der Melchendorfer Polizei beim Umgang mit einem 

Toten sorgte Major Stewart persönlich für Martins Entlassung, weil 

dessen Tätigkeit “unsatisfactory“ (=unbefriedigend) war. 

Gerber setzte daraufhin Thiemann, einen polizeierfahrenen Sozialdemokraten, 

als Martins Nachfolger ein. 39 Der Schlesier Dr. Thiemann war ab 

1916 im preußischen Polizeidienst (1922–27 in Erfurt), bevor er laut 

Lebenslauf 1932 entlassen und 1933 selbst zeitweise im KZ Lichtenberg 

inhaftiert war. In der NS-Zeit juristischer Repetitor in Breslau, hatte er 

sich 1945 nach Erfurt geflüchtet. 40 Er führte die Erfurter Polizei zwei 

Monate, bis ihn – nach Einzug der Sowjets – das NKWD durch den Kommunisten 

Bredehorn ablöste und er selbst zur Landespolizei ging. 

Die Amerikaner hatten die Polizei dem Oberbürgermeister unterstellt. Das 

war aber in der Praxis nicht so einfach und führte auch zu gewissen Kompetenzunsicherheiten 

zwischen Gerber und Thiemann, wobei letzterer um 

polizeiliche Eigenständigkeit rang und die städtische Rechtsstelle mit 

ihren Gutachten eine hilflose Zwischenposition einnahm. Thiemann bemühte 

sich zuallererst um die alte Bezeichnung „Polizeipräsident“, was 

letztlich auch eine Frage seiner Amtsgewalt war. Als einstiger preußischer 

Landespolizei-Beamter konnte Thiemann eine städtische Unterstellung 

der Polizei nicht nachvollziehen und glaubte wohl an eine schnell funktionierende 

Landesregierung, so dass er eine zeitweise unkontrollierte Sonderstellung 

der Polizei bevorzugte, die dann schneller wieder auf eine 

staatliche Ebene gebracht werden könnte. Thiemann legte – mit Zustimmung 

städtischer Verwaltungsjuristen –besonderen Wert darauf, dass 

„der Polizeipräsident dem Oberbürgermeister lediglich in der Weise unterstellt 

(ist), wie die Chefs der anderen hier in Erfurt bestehenden Reichsund 

Landesbehörden auch.“ 41 

Gerber widersprach dem nicht und beschloss Ende Mai auf Anraten seiner 

Rechtsstelle,


28 

„dass an der bestehenden Organisation der städtischen Polizei nichts 

geändert werden soll. Das Stadtpolizeiamt wird daher nicht dem Polizeipräsidenten 

unterstellt. Da es durchaus nicht unmöglich ist, dass nach Bildung 

einer neuen Provinzialregierung die staatliche Polizeiverwaltung in 

Erfurt wieder hergestellt wird, ist dies auch das einzig zweckmäßige.“ 42 

In Gerbers Amtsakten befinden sich daher nur Schriftwechsel mit Thiemann, 

einige Personallisten sowie wenige Einzelmeldungen. Akten des 

Erfurter Polizeipräsidiums nach 1945 sind in Thüringer Archiven nicht 

verfügbar. 

Ungeachtet der ansonsten zurückhaltenden amerikanischen Personalpolitik 

gingen in Erfurts Stadtpolizei recht schnell umfängliche Personalwechsel 

vonstatten. Das hing ja nicht zuletzt damit zusammen, dass 

diverse Polizeifunktionen und -dienstgrade zur Liste des „automatic 

arrest“ gehörten, – wegen des langjährigen Mitwirkens der Polizei an den 

Judenverfolgungen, wegen der Betätigung der Ordnungspolizeien in den 

einstmals deutsch besetzten Gebieten und nicht zuletzt wegen der 

Verknüpfungen der Polizeiabteilungen mit der Stapo, Sipo und SS hinsichtlich 

der politischen „Schutzhaft“. 

Die Personalwechsel in Erfurts Polizei erfassten die ganze Führungsebene, 

– zwei der drei Polizeiräte wurden bereits unter Martin entlassen, 

der dritte wurde im Juni durch einen Polizeimann ersetzt, den die Nazis 

1938 wegen Unzuverlässigkeit pensioniert hatten. 43 Auch die Amtsärzte 

für die Justiz- und die Polizei-Häftlinge ließ Gerber höchstpersönlich als 

„politisch durchaus unmöglich und unerwünscht“ entpflichten. 44 

Zum 9. Mai 1945 gab es (ohne Kripo und „Verwaltungspolizei“) in der 

Stadt Erfurt 356 weiterarbeitende Polizisten, 49 Entlassungen und 51 Beurlaubungen. 

45 Damit war auch bereits jeder vierte Revierpolizist aus der 

NS-Zeit suspendiert und dieser Prozess dauerte noch an. Laut Personallisten 

der Stadtpolizei (ohne Kripo) gab es im Mai durchschnittlich zweimal 

wöchentlich sechs Entlassungen. Noch 1948 betonte der spätere kommunistische 

Polizeidirektor, dass die Entnazifizierung der Erfurter Polizei 

im wesentlichen zwischen Mai und Juli 1945 erfolgt sei. 46 Die NSDAP- 

Mitgliedschaft bildete einen maßgeblichen Entnazifizierungsgrund. 

Mitte Mai war von 18 Neueinstellungen in der Erfurter Polizei die Rede. 47 

Neue Polizisten mit unbescholtener Vergangenheit wurden gesucht. Allerdings 

gab es Mitte 1945 wenig Bewerber und kaum Überprüfungsmöglichkeiten, 

so dass von einer echten Auswahl keine Rede sein konnte. 

Über die soziale oder politische Herkunft der Neueingestellten und deren 

Fluktuation lässt sich mangels Akten ebenso wenig sagen wie über personal-


29 

Erfurts Oberbürgermeister Gerber (April-Juli 1945) 


rechtliche Geschehnisse 

in Sachen Kriminalpolizei. 

In Personalübersichten 

der amerikanischen Regierungszeit 

blieb die 

Kriminalpolizei gänzlich 

unerwähnt. Als Teil 

der Sicherheitspolizei 

verlor sie eine prinzipielle 

Arbeitsbasis, als 

Instrument gegen Kriminalität 

war sie spätestens 

mit der Entscheidung 

zur Fortführung 

deutscher Strafrechtspflege 

regulär vonnöten. 

In städtischen Akten 

erwähnt ist das Vorhandensein 

Erfurter 

Kriminalbeamter im 

Juni 1945. Von einer 

gewissen personellen 

Kontinuität wird man 

sicher auch für Erfurt 

sprechen können, denn 

später hieß es, dass die Kripo-Entnazifizierungen in der SBZ lange Zeit “recht 

vernachlässigt” geblieben waren. 48 1947 gab es im Kriminalamt Erfurt 

jedenfalls noch 48 ehemalige Offiziere, davon 10 in Leitungsposition, das 

waren 27–28 % aller Kripo-Beamter. 49 

Das Lokal-Prinzip für das deutsche Polizeiwesen führte womöglich dazu, 

dass die wiederbelebte Kriminalpolizei letztlich von Staat, Stadt und auch 

vom Polizeipräsidium recht unabhängig und unkontrolliert blieb. 50 Die 

Situation der Kriminalpolizei war ja auch eher abhängig von den Zuständen 

in der juristischen Strafrechtspflege und von zentralen Polizeibehörden 

als vom örtlichen Polizeiwesen. War Kommunalität ein natürliches 

Merkmal vieler Polizeitätigkeiten, so traf dies weniger auf Kriminalitätsverfolgung 

zu, deren Alltag von Täterflucht, Fahndung, Erkennungsdienst 

geprägt war und die deshalb schon länger zentralisiert war.


30 

Deutsche NS-Verfolgung und Politische Polizei Erfurts 

Unter den Erfurtern befanden sich auch solche, die das Kriegsende und 

die alliierte Besetzung – laut Berichten der Amerikaner – als Chance 

empfanden. Manche unterstützten Gerber, andere richteten ihr Tun auf 

Wiederaufbau, dritte diskutierten über neue Politik, auch wenn sie noch 

keine Parteien gründen durften, begrüßten höhere Amtsenthebungen und 

die fällige Entmilitarisierung des städtischen Alltags. 

Wie amerikanische Nachrichtendienstler verzeichneten, gab es in Erfurt 

auch aktive Anti-Nazis, die in der Entnazifizierung eine ihrer Hauptaufgaben 

sahen, und von denen sich ein Teil organisiert hatte. Trotz verbotener 

politischer Betätigung wurden die Anti-Nazi-Komitees von den Amerikanern 

stillschweigend geduldet. Wenn laut allgemeiner CIC-Eigenaussage 

deutsche Nazi-Gegner „fortwährend vom C.I.C. eingesetzt“ 51 

wurden, so könnte dies auch für Erfurt zugetroffen haben. Das CIC war 

für die Internierung von NS-Verbrechern zuständig, hatte auch in Erfurt 

eine Stelle und wusste von der Existenz des Erfurter Antifa-Komitees.


31 

Dieses Erfurter „Antifa-Komitee“ gründete sich am 30. April mit 12 Mitgliedern, 

– 9 Kommunisten, einem Sozialdemokraten und zwei Demokraten. 

Wegen des generellen Organisationsverbots wurde es nach außen getarnt, 

und zwar – bezeichnenderweise – als „Auskunftsbüro“. 52 

Zu den ersten kommunistischen Ausschuss-Mitgliedern gehörte Ernst 

Busse, der berüchtigte Buchenwald-Lagerälteste und spätere Innenminister. 

Bevor Busse nach Weimar und in die Gefilde des gegründeten Landes 

ging, erschien er in Erfurt auf gleichzeitig drei Ebenen: Neben seiner 

Antifa-Komitee-Mitgliedschaft war er zweitens für den Bürgerschaftsbeirat 

beim Oberbürgermeister vorgeschlagen – und zwar als speziell 

beratend in Sachen „Häftlinge, Arierfragen“ 53 – und drittens tätig als 

Angestellter der Politischen Polizei (=Kripo I) 54. 

Busses Betätigung in Erfurt währte nicht mal einen Monat, blieb vermutlich 

ohne Wirkung und hatte höchstens konzeptionellen Einfluss auf die in 

Erfurt verbleibenden kommunistischen Antifaschisten. Der strikte Entnazifizierungswille, 

den Busse aus Buchenwald mitbrachte, war allgemein 

angebracht und nachvollziehbar. Kennzeichnend für ihn war jedoch seine 

besonders zielstrebige und gleichzeitige Ausrichtung auf alle Ebenen, von 

denen Entnazifizierung in jener Zeit vorangetrieben werden konnte. 

Warum Busse nach Erfurt gegangen war, ist nicht eindeutig. Sicher, weil 

es damals Versuche gab, Erfurt zur Landeshauptstadt zu machen. Als sich 

die Landesregierung in Weimar – unter dem Sozialdemokraten und Buchenwald-Befreiten 

Hermann Brill – zu formieren begann, ging Busse 

jedenfalls sofort von Erfurt nach Weimar. 

Ob es von Seiten Busses bzw. des Erfurter Antifa-Komitees Kontakte oder 

eine Zusammenarbeit mit dem CIC oder der Militärregierung gab, ist aus 

den vorhandenen Akten nicht erkennbar. Das Komitee selbst konzentrierte 

sich offenbar zunächst stark auf die betriebliche Arbeiterschaft, entnazifizierte 

u. a. die Betriebsobleute und initiierte neue Gewerkschaften. 55 

Zugleich aber standen seine Mitglieder dem Oberbürgermeister Gerber 

äußerst kritisch gegenüber, obwohl dieser nazi-unbelastet war. Sie lehnten 

ihn ab wegen seiner Zusammenarbeit mit der (unbereinigten) Stadtverwaltung, 

seiner nur auf Einzelpersonen orientierten Entnazifizierung und seiner 

Politik der Nichtantastung der Wirtschaft. Sie prangerten die städtische 

Politik deshalb auch wiederholt öffentlich und mit harten Worten an. 

Die Kritik der Erfurter Antifa-Kommunisten an Gerber und anderen war 

eine relative. Gezielte Einzel-Entnazifizierungen gab es nämlich durchaus. 

Aus Gerbers Handakten geht vielfach hervor, dass er immer wieder


Stadtmitarbeiter – 

vor allem in leitenden 

Stellungen 

– als untragbar 

bezeichnet und 

entlassen hat. 

Als „Wichtige 

Notizen“ hatte 

Gerber sich – vermutlich 

während 

eines Gesprächs 

mit dem Chef von 

Erfurts Militärregierung, 

Baer – 

vermerkt: 

„2. Die Säuberung 

in sämtlichenDienststellen,vorwiegendDienststellenleiter, 

hat 

schleunigst von 

den der nat.soz. 

Partei angehö- 

32 

Notizen des Erfurters Kurt Leisenberg über die 

amerikanische Besatzungspolitik, Privatarchiv 

renden Personen sowie mit der Partei Sympathisierenden zu erfolgen ... 3. 

Die entlassenen Beamten sind zu verwarnen. ... Sie dürfen sich keinesfalls 

mehr um Politik kümmern.“ 56 

In Gerbers Dienstakten befindet sich außerdem eine an den CIC adressierte 

Namensliste, auf der mehrere hohe SS-Leute, 5 (Ge)Stapo- und ein 

Kripo-Mitarbeiter aus Erfurt verzeichnet waren. 57 Diese Personen waren 

ganz sicher zur Verhaftung vorgesehen. 

Ernst Busse schrieb später in seinem Lebenslauf, dass er im Mai 1945 

zwei Wochen lang für die „Abteilung Politische Polizei“ in Erfurt tätig 

gewesen sei. 58 Deren Aufgabe wiederum soll – laut Busse – im Auftrage 

der Amerikaner und in der „Suchaktion gegen führende ehemalige 

NSDAP-Mitglieder“ gelegen haben. 

In Berichten sind Hinweise auf Suchaktionen durch deutsche Polizisten 

auch vorhanden. So wurden beispielsweise – unter Leitung eines Rödiger – 

Durchsuchungsaktionen in diversen verlassenen NS-Büros durchgeführt


33 

und protokolliert. 59 (In den Inventarverzeichnissen sind keine NS-Mitglieds- 

oder Personalunterlagen erwähnt. Bei Rödiger handelte es sich wohl 

um Paul Rödiger, der in den 50er Jahren im Erfurter Stadtrat als VVN-Mitglied 

saß und in der Kommission Justiz/Polizei arbeitete.) 

Es gibt auch Hinweise, dass die „Politische Polizei“ Erfurts damit begann, 

Arbeitseinsätze als „Sühnemaßnahmen“ anzuordnen. 60 Es ging dabei 

beispielsweise um Aufräumarbeiten bei den Reichshallen (Theaterstraße), 

– das war in unmittelbarer Nähe der Kripo-Dienststelle, die sich im 

Reichshallen-Theater einen provisorischen Dienstsitz gesucht hatte. Im 

Juni führte jedenfalls eine Frau beim Oberbürgermeister Beschwerde 

darüber, dass sie von der Kripo einen Befehl zu so einem Arbeitseinsatz 

erhalten hatte. Sie war – im Februar 1945 – vor dem Jenaer Oberlandesgericht 

als Zeugin aufgetreten und hatte dort gegen ihre Kollegin ausgesagt, 

dass diese alle Leute für klug hielt, die den Krieg endlich beenden 

wollten. Diese Kollegin hatte gegen die Frau – jetzt nach Kriegsende – 

Anzeige wegen Denunziation erstattet. Die Frau widersprach der Sühnemaßnahme 

„Arbeitseinsatz“, denn sie habe zwar vor Gericht ausgesagt, 

aber die Kollegin doch nicht selbst bei der NS-Polizei denunziert. 

Die Belege für Durchsuchungen und Sühnemaßnahmen deuten auf Tätigkeiten 

der „Kripo I/politische Polizei“ im Sinne von Entnazifizierung hin. 

Insofern ist durchaus nachvollziehbar, wenn demokratisch gesinnten Zeitgenossen 

eine neuerliche Politische Polizei als gänzlich legitim und 

akzeptabel erschien. Zu diesem Zeitpunkt war ein Aufgabenspektrum, das 

außerhalb von NS-Verfolgung lag, für solch eine Politische Polizei ohnehin 

undenkbar. 

Inwieweit nun aber das Wiederaufleben der Struktureinheit „Kripo I“, die 

ja zumindest formell ein Gestapo-Vorläufer gewesen war, von Seiten 

demokratischer Kritiker oder von Seiten der Amerikaner eher gewollt, 

gefördert oder toleriert wurde, lässt sich nicht beurteilen. Nicht unbeteiligt 

– und womöglich sogar inspirierend, treibend und ausführend zugleich – 

waren politisch verfolgte Kommunisten aus Buchenwald. 

Einstige politisch Verfolgte und neue politische Polizisten 

In Buchenwald hatten die Kommunisten – längst bevor Busse nach Erfurt 

ging – eine Landes-Parteileitung gebildet, welche die Suche nach führenden 

Nazis zu einer Hauptaufgabe erkoren hatte. 

Es ging dabei nicht nur um die Arbeit mit Anti-Nazi-Komitees, sondern 

auch um die Nutzung polizeilicher Mittel. Die offiziellen Polizeibefug-


34 

nisse waren ihnen als Legitimierung naheliegend, zumal die NS-Verfolgten 

nun auf „ausgleichende Gerechtigkeit“ vertrauten, die sie – im Sinne 

einer jetzt umgekehrten Bestrafung – für selbstverständlich hielten. Es 

fragt sich, ob den polizeilichen Neuanfängern unter ihnen bewusst war, 

dass sie zu einer Kriminalpolizei gingen, die einer Außenkontrolle momentan 

ziemlich ledig war, und ob ihr Schritt zur Polizei für sie reine 

Anti-NS-Motivation war oder aber das Kalkül einer Machteroberung inne 

hatte. Letzteres muss keineswegs unbedingt der Fall gewesen sein, auch 

wenn Busses Verhalten und spätere Fakten anderes sprechen. 

In Erfurter Amtsakten liegt auch eine Anleitung Hermann Brills vom 18. 

Mai, in der er – als Thüringer Ministerialdirektor – das Vorgehen „für die 

Erfassung und Vernehmung der ‚Alten Parteigenossen‘ in der Beamtenschaft“ 

festgelegt hatte. Darin sind Vorgaben für eine Razzia zum 19. Mai, 

zur Einweisung Verhafteter als Polizeihäftlinge, zur Vernehmungsführung 

durch Kripo-Leiter mittels Fragenkatalog und zu Arbeitseinsätzen für die 

Inhaftierten. 61 Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Brills Anweisung 

in Erfurt nach diesen Vorgaben umgesetzt wurde, denn das lag so nicht im 

Interesse der amerikanischen Militärregierung. Auch in Weimar gingen 

die Amerikaner gegen dauerhafte Inhaftierungen dort festgenommener 

NS-Beamter vor. 62 Eine neue Politische Polizei-Funktion wurde mit Brills 

Vorhaben jedoch allemal unterstrichen. 

Dass sich die befreiten „Buchenwalder“ im April 1945 vorrangig auf Weimar 

– die einstige Landes- und Gauhauptstadt – und auf die dortige Polizei 

konzentrierten, lag nahe. Der Kommunist Hermann Geißler (Buchenwald-Häftling 

und später Kripo-Chef Thüringens) schilderte am 27. 

Juli 1945 – adressiert an seinen KPD-Landesvorsitzenden Busse – seine 

Sicht auf das Weimarer Geschehen während der amerikanischen Zeit. Da 

der Bericht anschaulich ist und glaubwürdig wirkt, ist er hier ausführlich 

wiedergegeben 63 : 

„Nach Besetzung Weimars durch die alli(i)erten Truppen wurde beschlossen 

64, dass in Weimar zunächst ein Anti-Nazi-Komitee und in deren Entwicklung 

in der Kriminalpolizei eine politische Polizei aufgebaut werden 

sollte. Mit der Aufgabe wurde ich betraut und ich schickte am 12. 4. 45 

den Kameraden Marschall nach Weimar, um sich mit dem Kameraden aus 

Weimar im Anti-Nazi-Komitee in Verbindung zu setzen. ... Er bediente sich 

dabei mit Leuten aus Buchenwald, die nicht gerade besonders gut angesehen 

waren. 

Am 24. 4. 45 ging ich dann selbst nach Weimar ... Mit dem damaligen Beauftragten, 

Herrn Dr. Brill(,) und in ständiger Verbindung mit der Kommunistischen 

Partei gelang es uns, 15 Kameraden aus Buchenwald, wel-


35 

che von der Parteileitung bestimmt waren, nach Weimar in die Polizei zu 

bringen. Acht davon wurden für die Kriminalpolizei, politische Abteilung, 

und sieben in der Schutzpolizei bestimmt. ... 

Durch die Anwesenheit des Kameraden Marschall in den ersten Tagen der 

Besetzung, gelang es diesem, Verbindungen mit den amerik. Behörden 

herbeizuführen. Er verstand es, diese in erster Linie auszunutzen und sich 

dadurch auch ein bestimmtes Vertrauen bei den Behörden zu erringen. Es 

war allgemein so, dass man zu der damaligen Zeit in Weimar gut und 

schlecht nur noch von Marschall redete. Mit der Bildung einer neuen Kriminalpolizei(,) 

in deren Aufgaben auch die politische Polizei verankert 

war, veränderte sich das Bild dahingehend, dass nunmehr 3 Referate gebildet 

wurden. ... 

Das Ref. I ist die Registratur, wo alle Ein- und Ausgänge, sowie die personellen 

Angelegenheiten bearbeitet werden. Die Leitung dieses Referates 

lag in den Händen des Kameraden Braun und Fleischer. 

Im Ref. II wurden bis zum heutigen Tag alle Funktionäre der NSDAP erfasst, 

bearbeitet und(,) soweit die Möglichkeit bestand, auch verhaftet. Die 

Bearbeitung dieses Referates lag in den Händen des Kameraden Dreke 

und meiner Person. 

Im Ref. III wurden alle SS, Gestapo und HJ erfasst und(,) soweit sie im 

Bereich dieses Referates lagen, auch verhaftet. Da diese Arbeit größere 

Fahndungen notwendig machte, waren die Kameraden Marschall, Freudenberg, 

Cohn und Sonntag mit dieser Aufgabe betraut. ... 

Das Referat II war sich von vornherein klar über die Aufgaben, welche zu 

erfüllen sind(,) und dasselbe stand immer auf dem Standpunkt, dass man 

die Methoden der Gestapo bei Vernehmungen von politischen Gegnern auf 

keinen Fall in Anwendung bringen durfte. ... 

... In der Zusammenarbeit mit den amerik. Behörden stellte sich eine neue 

Schwierigkeit ein, indem von uns notwendig gesehene Verhaftungen von 

Faschisten und deren Übergabe an die Besatzungsbehörde der Amerikaner, 

die Faschisten nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. 

Ja, es ging sogar soweit, dass die amerik. Behörden hauptsächlich durch 

Angehörige der faschistischen Kriminalpolizei uns scharf überwachen 

ließen und gleichzeitig auch gegen uns arbeiteten. 

Die in den ersten 14 Tagen uns gewährten Vollmachten wurden Schritt für 

Schritt bewusst abgebaut und am Ende der amerik. Besatzung muss festgestellt 

werden, dass die politische Abteilung der Kriminalpolizei in ihrer 

Arbeit gegen die Faschisten fast völlig gelähmt war. 

Durch diese Tatsache wurde den Faschisten bewusst die Möglichkeit gegeben, 

sich mit den Amerikanern nach dem Westen abzusetzen. Nach der 

Ablösung der amerik. Besatzungsbehörde durch die Rote Armee war im 

allgemeinen die Auffassung vorhanden, dass nunmehr die Zeit gekommen


36 

sei, wo sich die Kameraden in der pol. Polizei im Kampf gegen die Faschisten 

voll entfalten könnten, dieses war aber nicht der Fall. 

Ref. III Die Aufgaben in diesem Referat waren besonders schwierig, da 

auch hier keinerlei Unterlagen vorhanden waren und alles Material mühselig 

zusammengetragen werden musste. Wenn es trotzdem gelang, die in 

einem besonderen Bericht angeführten Fälle zu bearbeiten und fast 

100%ig diese Leute zu inhaftieren, so liegt das Ergebnis darin begründet, 

dass die Kameraden in diesem Referat in unermüdlichen Fahndungen fast 

Tag und Nacht auf den Beinen waren und gleichzeitig die Unterstützung 

der beiden anderen Referate hatten. 

Die amerik. Behörde hatte an dieser Kategorie Faschisten besondere 

Interesse und unterstützte deshalb auch den Kameraden Marschall mehr 

als alle anderen.“ 

Im Selbstverständnis ging es also um eine politische Polizei als Mitverhafter 

für die Alliierten und zugleich als deren eigenständiger Partner. 

Längere Inhaftierungen ohne Duldung bzw. Übergabe der Gefangenen an 

die Militärregierungen waren nicht denkbar. Geißler und seine Mitstreiter 

waren sich ihrer Abhängigkeit von den Amerikanern ebenso bewusst wie 

ihrer Ressentiments gegen die vermeintliche amerikanische Zurückhaltung 

bei der Nazi-Verfolgung. Mit „bewusstem Abbau“ der Vollmachten 

meinte Geißler wohl die Tatsache, dass einerseits NS-Gegner Hermann 

Brill ins Amt gesetzt wurde, aber sein Konzept einer polizeilichen Anti- 

Nazi-Razzia amerikanischerseits keine Gegenliebe fand. 

Zurückhaltend war die amerikanische Naziverfolgung tatsächlich nicht, 

denn immerhin wurden auf amerikanisch besetzten Gebiet in den Wochen, 

von denen hier die Rede ist, täglich 700 Personen im Zusammenhang mit 

ihrer NS-Vergangenheit festgenommen. Und auch die in Weimar 

stationierten CIC-Leute ermittelten gezielt. Zum Beispiel mittels Befragung 

von Ehefrauen nach drei untergetauchten Gestapo-Leuten, die sie 

schließlich auch finden und überführen konnten. 65 

Geißler und seine Weimarer Mitstreiter hatten – wie er schrieb – in jenen 

Wochen nicht nur verhaftet, sondern vor allem auch damit angefangen, 

Karteien und Unterlagen der NS-Zeit zu besorgen und zusammenzustellen. 

Vermutlich hatte zuvor für die Weimarer Nazis nicht allzu viel Muße 

bestanden, ihre Unterlagen in großem Stil beiseitezuschaffen. Letztere 

hatten zwar – laut einer Zeitzeugenerinnerung – ihre eigenen Sekretärinnen 

und Geheimnisträger in den letzten Kriegstagen erschießen lassen, 

aber für Suchaktionen genügten z. B. bereits die veröffentlichten Personalverzeichnisse 

der Gau-Behörden.


37 

Die Amerikaner in Weimar duldeten und wünschten offenbar sowohl die 

Vorverhaftungen als auch die Informationsbeschaffung, obwohl sie ansonsten 

zurückhaltend gegenüber der (neuen) Politischen Polizei blieben. 

Diese Zurückhaltung nahm eventuell sogar zu. 

Die Informationen, die den Verhaftungen zugrunde lagen, blieben in den 

Datenspeichern der Politischen Polizei Weimars gespeichert, egal, ob die 

Amerikaner die Verhafteten wieder freiließen oder nicht. Die Auskunftsspeicher 

blieben fortan in den Händen der Kriminalpolizeibehörden. Es 

gibt jedenfalls keine Hinweise für eine amerikanische Beschlagnahmung, 

wohl aber Hinweise auf eine spätere landespolizeiliche Auskunftsabteilung 

und auf Anfragen aus allen Zonen nach NS-Verstrickungen umgesiedelter 

Personen.


38 

4. Sowjetische Besatzung und sowjetische Polizei – Haft – 

Justiz in Thüringen (Juli 1945–1947) 

Am 2. Juli 1945 

ging der Besatzungsabzugvonstatten. 

Die Sowjets 

kamen vereinbarungsgemäß 

am 

3./4. Juli auf Thüringer 

Gebiet. Es 

handelte sich nicht 

um eine Übergabe 

alliierter Amtsgeschäfte, 

sondern 

um Abzug und anschließendeNeubesetzung.Dazwischen 

lagen seitens 

beider Noch-Militärpartner 

wohl nur 

wenig Worte. 

In Weimar ließ 

sich die Administration 

für Thüringen 

zunächst in der 

Kurthstraße 11 

(heutige Bauhausstraße), 

und später auch im vormaligen „Gau-Forum“, nieder. Die Landesregierung 

wurde nur kurzfristig belassen, denn schon zwei Wochen später 

wurde Hermann Brill durch den Liberalen Rudolf Paul abgelöst. Mit dem 

ehemaligen Buchenwald-Gefangenen Behr erhielt die Stadt einen neuen 

Oberbürgermeister. 

Anfang Juli 1945 übernahmen Offiziere der sowjetischen Besatzungsmacht 

66 auch die Stadt Erfurt und errichteten hier eine Militärkommandantur. 

Der neue Erfurter Stadtkommandant Jurew ließ zahlreiche Gebäude 

beschlagnahmen, – darunter das Gefängnis Andreasstraße, die Polizei- 

Haftanstalt Petersberg, über 100 Wohnhäuser (Erfurt-Südwest) 67 , Amtsgebäude, 

Militäranlagen usw. Die Kommandantur selbst ließ sich im Ver-


39 

sicherungsgebäude (Karl-Marx-Platz, anfangs noch Kaiserplatz) und im Regierungsgebäude 

(Statthalterei/Staatskanzlei) nieder. Jurew ernannte anstelle 

Gerbers den Erfurter Kommunisten Hermann Jahn 68 zum neuen 

Oberbürgermeister. Wie anderswo ging die Initiative zum Bürgermeisterwechsel 

vielleicht auch in Erfurt von den Kommunisten aus. 

Die NKWD-Operativgruppen suchten sich ebenfalls ihre neuen Arbeitsorte, 

wobei sie vielerorts größere, nichtzentrale Stadtvillen und auch geeignete 

Gefängnisbauten in Besitz nahmen. 

Serow – der stellvertretende SMAD-Chef für Inneres und Chef aller in der 

SBZ tätigen NKWD-Einheiten – berichtete Berija am 9. Juli über erste 

Eindrücke von Thüringen 69 : 

„... Wie von uns festgestellt wurde, sind in einer Reihe von Städten Großindustrielle 

und Personen, die die Rote Armee fürchteten, zusammen mit 

den Verbündeten abgezogen ... 

... gibt es ... Gewerkschaften und besonders kommunistische Organisationen, 

die in ihren politischen Auffassungen ausreichend gefestigt sind. Die 

Kommunisten neigen allerdings zum Extremismus. So haben kommunistische 

Organisationen z. B. in vielen Städten 2–3 Tage vor dem Einrücken 

der Einheiten der Roten Armee Begrüßungslosungen für die Rote Armee 

vorbereitet und aufgehängt: ... „Wir Bürger Erfurts fordern die Vereinigung 

mit der Sowjetunion“, ... 

Treffen sowjetischer Offiziere mit Erfurter Politikern im Regierungsgebäude, 1945, 



40 

Außerdem haben sich die Kommunisten sofort in die örtliche Selbstverwaltung 

eingeschaltet. Die Leiter ... wurden verwirrt ... 

In einer Reihe von Städten Thüringens sind die amerikanischen Truppen 

zwei Tage vor dem mit uns vereinbarten 4. Juli abgezogen. Dabei sind die 

russischen Kriegsgefangenen (der Deutschen) in den Lagern ohne Bewachung 

geblieben. ... (Diese haben) ... die Lager verlassen und begonnen, 

sich in den Städten herumzutreiben, ... 70 Gestern ist in einem Lederlager 

der Stadt Erfurt wegen Lederjoppen eine Schießerei zwischen betrunkenen 

Kriegsgefangenen und Soldaten der Roten Armee entstanden. ... 

Ich habe den Operativen Gruppen des NKWD Anweisung gegeben, alle 

Polizisten zu entwaffnen und mit der Filtration (Überprüfung) ihres Führungspersonals 

zu beginnen, um die Offiziere auszusondern.“ 

Die Polizei in Erfurt und anderswo wurde entwaffnet und blieb es für ein 

halbes Jahr auch. Der sozialdemokratische Polizeipräsident Thiemann 

wurde durch den Kommunisten Bredehorn abgelöst. Das NKWD war – 

wie es aussieht – laut Serows Weisung in Aktion getreten. Bredehorn 

allerdings war dem Amt nicht gewachsen, wie sich dann bald herausstellen 

sollte. 

In späteren Tätigkeitsberichten wurde von Entnazifizierung der Erfurter 

Polizei für „Mai, Juni, Juli 1945 und in Einzelfällen auch noch später“ 

gesprochen. Demnach wurden die Suspendierungen aus amerikanischer 

Zeit nicht nur offenkundig, sondern auch unverzüglich fortgesetzt. Es gibt 

für besagten Juli 1945 einen Vermerk über 140 Entlassungen aus der 

Kommunalpolizei, sonst aber fehlen weitere Angaben über Umfang und 

Charakter der Entlassungen und der Neueinstellungen. 71 

Wenn Bredehorn bereits am 18. Juli von den Sowjets den Auftrag erhielt, 

seine entwaffneten Polizisten zur Waffensuche durch die Stadt zu schicken 

72 , so spricht dies für eine prinzipielle Akzeptanz der deutschen Polizei 

durch die Sowjets. Die deutsche Polizei behielt ihre zivile Ordnungsfunktion 

bei und blieb, wie bei den Amerikanern, kommunal eingebunden. 

Sie musste strikt entnazifiziert und kontrollierbar sein, und über Monate 

hin unbewaffnet arbeiten. Ihre Kompetenz blieb ausschließlich beschränkt 

auf die deutsche Bevölkerung. 

NKWD-Niederlassung in Thüringen 

Neben die kommunale Polizei trat nunmehr aber ein starkes und aktives 

sowjetisches Polizeisystem. Ähnlich wie bei der Justiz (s. S. 59 ff.) existierten 

damit parallele, unabhängige Polizeisysteme: 

das sowjetische und das deutsche.


41 

Die sowjetische Sicherheitspolizei war mehrschichtig und veränderlich 

organisiert. 73 Anfangs wurden vor allem die Aktivitäten des NKWD 

sichtbar. Der Name „NKWD“ wurde deshalb zum Synonym für das ganze 

sowjetische System, obwohl das NKWD (neben Smer’Sch und NKGB) 

nicht unbedingt alleiniger Akteur mit Polizeimitteln war, 1946 den Namen 

wechselte (zu MWD) und seine Niederlassungen später in das Ressort der 

Staatssicherheit (MGB) gerieten. 

Ab Sommer 1945 wurde das NKWD in Thüringen sowohl mit den 

Operativeinheiten als auch mit NKWD-Truppen tätig. 

Die NKWD-Operativeinheiten bestanden aus dem Operativsektor Thüringen 

(Weimar), drei Operativbezirken (Erfurt, Gotha und Gera) und 25 

Operativgruppen (25 Kreisstädte). Der Operativsektor, der zuständig für 

ganz Thüringen war und allen NKWD-Bezirks- und Kreisgruppen vorstand, 

ließ sich in der Weimarer Lottenstraße 52 (heute Paul-Schneider- 

Straße, Nähe Berkaer Bahnhof) nieder. 74 Die Operativgruppen (mit wohl je 

sechs, acht Mann) verteilten sich als Kreisstruktur auf die Städte. Die 

Operativeinheiten hatten eine Sicherheits-Polizeifunktion und kamen mit 

Lottenstraße 52 in Weimar, Foto: Herz, 2002


42 

einer nebulösen Befehlslage zur Verfolgung von Diversanten, Terrorgruppen 

und feindlichen Elementen. (s. flg. Kapitel) Auf Kreisebene dürften es 

vielleicht 150-200 Leute gewesen sein, auf Sektor- und Bezirksebene 

wohl nicht weniger als 70. 75 

Die NKWD-Truppen waren militärische Einheiten und kamen bei der Besatzung 

vor allem deshalb mit ins Land, um etwaige Militärhandlungen zu 

unterbinden. Eingesetzt wurden sie überwiegend für Razzien und kurzzeitige 

Haftlager im Juli sowie in den beschlagnahmten Gefängnissen. 

Zunächst kamen nach Thüringen vermutlich mindestens 2500 Mann, die 

aber bald wieder reduziert wurden. Etwa 100 Mann (Einheit des 221. 

Regiments) führten und bewachten längerfristig das Speziallager Buchenwald, 

andere bewachten dauerhaft Dienstorte und Hafträume. 76 

Außer diesen NKWD-Leuten kamen noch Smer`Sch-Leute, die insbesondere 

nach Spionen suchten. Sie machten anfangs ebenfalls zahlreiche Gefangene 

und übergaben solche regelmäßig an die Speziallager. Auch von 

Sowjet-Staatssicherheit (MGB) ist die Rede, allerdings ohne deutsche 

Belege und auch ohne Hinweis auf Speziallager-Einweisungen. 

Nach ihrem Eintreffen installierten NKWD-Leute in Thüringen das Speziallager 

Buchenwald (August) und mehrere Gefängnisse. Es waren anfangs 

vielerorts die Gerichtsgefängnisse, bei Bedarf aber auch Privathäuser 

in beliebiger Zahl. Viele Gefängnisse wurden augenscheinlich nur 

1945 benutzt und dann geschlossen. Manche wurden geschlossen im Zusammenhang 

mit dem Ende des NKWD, den sowjetischen Umstrukturierungen 

1946 und dem Auftauchen der konspirativen MGB-Leute. Mit sinkenden 

Verhaftungszahlen ab Herbst 1945 benutzten die meisten Kreisgruppen 

vorzugsweise die Keller/Nebenräume ihrer Dienststellen zur 

kurzfristigen Unterbringung der Inhaftierten, die dann weitergereicht wurden. 

Solche Keller wurden von den Deutschen „GPU-Keller“ genannt. 

Manchmal allerdings schafften die NKWD-Gruppen ihre Gefangenen 

auch in deutsche Polizeigefängnisse, um sie später dort wieder abzuholen. 

(s. Kapitel 7 und 12) 

Längerfristige „Verhör-Gefängnisse“ nach 1945/46 – des MWD oder 

MGB – wurden nur in einigen Städten betrieben. Nach SBZ-weiter Schätzung 

müssten es in Thüringen mindestens zwei, drei gewesen sein. 77 Welche 

das waren, ist noch unsicher, zumal diese späteren Verhörgefängnisse 

nicht mit denen von 1945 identisch sein gewesen müssen. 78 

In Erfurt wurden also eine NKWD-Bezirksgruppe Nord/Mittelthüringen 

und eine NKWD-Kreisgruppe Erfurt tätig. Welche Niederlassungen diese


43 

Leute in Erfurt anfangs einrichteten, ist nicht sicher. 79 Für die Erfurter 

galten im Laufe der Zeit zwei Orte als NKWD-Objekte: die Hausgruppe 

Ecke Straße der Einheit/Gothaer Platz sowie eine Villa in der Espachstraße. 

Als „GPU-Keller“ galt für die Erfurter der Häuserblock am Gothaer 

Platz. Uns bekannte Zeitzeugenerinnerungen reichen von 1945 bis 1949. 

Gebäudetrakt am Gothaer Platz mit Hinweisen auf Kellerinhaftierungen, 

Hausteil seitlich des Gebäudetraktes mit Kellern zum Bergstrom, 

Fotos: VOS Thüringen und Fiege


44 

Zu 1945 erfuhren wir durch eine Erfurter Familie, dass ein verhaftetes 

Familienmitglied dort untergebracht war. Er soll in einem Kellerraum mit 

17 Mitgefangenen so eng eingepfercht worden sein, dass stets einige Gefangene 

stehen bleiben mussten. Auch Passanten haben eingeschlossene 

Menschen bemerkt, die sich durch die Kellerfenster bemerkbar machten. 

Inhaftierte sprachen davon, in Kellernähe das Wasser des Bergstroms 

gehört zu haben. Noch 1949 noch diente der Häusertrakt als Durchgangs- 

Haftzelle für Elisabeth Graul, die ihren Aufenthalt dort beschrieb 80 

Vage bleibt auch, inwieweit das beschlagnahmte Gefängnisgebäude 

Andreasstraße 37 Mitte 1945 vom NKWD benutzt wurde. Laut Angabe 

aus dem Buchenwald-Archiv kamen zwei Zeitzeugen von hier ins Speziallager. 

Eine Aktennotiz der Erfurter Justiz verweist wiederum auf das 

Nachbargebäude. Im Oktober 1945 schrieb ein Erfurter Justizbeamter an 

den neuen Erfurter Landgerichtspräsidenten: 

Der „Justizneubau Andreasstraße ... war bis vor kurzem noch von der 

Besatzungsmacht zur Unterbringung von politischen Häftlingen in Anspruch 

genommen. Ob es mittlerweile geräumt worden ist, ist mir unbekannt.“ 

81 (=Andreasstraße 38). 

Das Vorgehen des NKWD (1945–46) 

Obwohl NKWD/SMA-Chef Serow im Juli 1945 längst wusste, dass die 

meisten Nazi-Größen aus Thüringen verschwunden waren, trat das 

NKWD-System gleich in den Julitagen mit Verhaftungen in Aktion. 

Fast sofort kam es auch in Erfurt zu ersten Verhaftungen. Der Verwaltungsdirektor, 

dem die neue Besatzung noch fremd erschien, notierte am 

19. Juli in einem Briefentwurf an den Polizeipräsidenten: 

„In der letzten Zeit wurden wiederholt Persönlichkeiten der Stadt und 

insbesondere aus der Stadtverwaltung verhaftet. Die Art der Verhaftung 

lässt in verschiedenen Fällen den Verdacht zu, dass die Sache nicht organisch 

von der dafür zuständigen Stelle ausgeht. ... Hier scheinen doch 

tatsächlich Willkürakte, die von verschiedenen Seiten ausgehen und bei 

denen ich nicht übersehe, wer die Anstifter sind, vorzuliegen. ...“ 82 

Er erwähnte neben einem gleich wieder freigelassenen Stadtarzt auch den 

Stadtoberbauinspektor, den die Sowjets geholt hatten und den am Folgetag 

zwei Erfurter Kripo-Kommissare nochmals verhaften wollten. 

Als Verhafter in Erfurt wurden ein russischer Offizier, eine Dolmetscherin 

und teilweise ein dritter uniformierter Bewaffneter mehrfach erwähnt, – 

also eine für NKWD-Gruppen sehr typische Konstellation.


45 

Wie ging das NKWD vor, was war Strategie, Willkür oder Chaos? 

Bis vor kurzem war das NKWD-Vorgehen lediglich durch Zeitzeugen bekannt 

(bis 1989 war es politisch sogar unerwünscht, davon zu sprechen). 

Weil NKWD-Akten bis heute unzugänglich sind, konnte dessen Praxis 

nur aus Wirkungen auf Betroffene und im Hinblick auf alliierte Widersprüche 

erforscht werden. Es ergab sich das Bild einer brutalen, willkürlichen, 

machtbesessenen, dumpfsinnigen und irrationalen Institution. 

Die inzwischen breiter gewordenen Zugänge zu anderen sowjetischen 

Akten 83 bestätigen vieles, zeigen die Dimension auch in Zahlen, erleichtern 

zugleich aber auch die Einsicht in die „innere Logik“ des NKWD. Im 

Hinblick auf die NKWD-Motivlage entsteht nunmehr auch eher der Eindruck, 

dass NKWD-Leute – in ihrem Sinne – häufig zielorientiert, effektiv, 

systematisch, befehlsergeben und rational handelten. 

Mittels aktueller Aktenstudien zeigen sich auch klare Unterschiede zwischen 

(äußeren) SMA-Verlautbarungen und (innerer) NKWD-Motivlage: 

Die Alliierten hatten eine Besatzungspolitik vereinbart, die sich leiten 

ließ von Befriedung, Entnazifizierung und Kriegsverbrecher-Bestrafung. 

Auch die Sowjets verlautbarten das wiederholt. 

SMA-Offiziere drangen auf Entnazifizierung im öffentlichen Dienst, 

ließen NS-Verbrecher inhaftieren bzw. verurteilen. Solche Handlungen 

konnten letztlich von der Thüringer Bevölkerung nachvollzogen und 

erwartet werden. 

Straßenfront des Grundstücks Lottenstraße 52 in Weimar, dem Sitz des NKWD, 

Foto: Herz, 2002


46 

Das Handeln des NKWD hatte hingegen eine andere Motivlage. Es ging 

anfangs um folgende Ziele: 

- Ausschalten etwaiger Feinde und Gefahren für die Sowjets, 

man vermutete solche Feinde besonders in Gefilden alter NS-Systemtreuer 

(in Erfurt z. B. Stadtverwaltung, Amtsträger, Polizei), 

- Auflösung aller Reste von NS-Organisationselementen, 

besonders auch der Polizei, bei grober Arbeitsmethodik konnten 

sogar beliebige Bekanntschaftsnetze als solche bezeichnet werden, 

- Verhindern jeglicher „Werwolf“-Bedrohung, 

diese erhitzte anfangs viele sowjetischen Gemüter (es gab deutsche 

Drohschreiben u. ä.), wurde aber überschätzt und dramatisiert, 

- Zerstörung eines mutmaßlichen Spitzelnetzes, welches die Amerikaner 

in Thüringen aufgebaut haben sollen 

das vermutete man z. B. bei allen, die irgendwelche Kontakte mit 

den Amerikanern hatten (evt. Stadtverwaltung, alle Rückkehrer aus 

Westzonen, Leute mit englischer Sprachkenntnis), 

- Kontrolle über verwahrloste, gewaltbereite Kriegsgefangene/ 

Zwangsarbeiter, die inzwischen befreit, aber nicht in ihre Heimaten 

zurückgekehrt waren, 

- diffuse Nachwirkung älterer NKWD-Befehle, 

z. B. dem NKWD-Truppen-Befehl Anfang 1945, deutsche Wiedergutmachung 

für Zerstörungen in der Sowjetunion zu organisieren. 

Fasst man dies zusammen, so kommt man im Grunde auf folgende 

Schlussfolgerung: Viele Nazis waren für das NKWD weniger interessant, 

weil sie vorher Verbrechen begangen hatten, sondern weil NS-Mitgliedschaften 

als Anhaltspunkte für eine mögliche Zugehörigkeit zu jetzigen 

Feindeskreisen galten. So gesehen, machen auch manche Widersprüche 

oder Kursänderungen des NKWD-Vorgehens gegen „kleine“ NS-Mitläufer 

Sinn. Trotz Stalin-Befehl 84 und trotz der späteren 201-Politik (s. 

Kapitel 9), befanden sich unter den NKWD-Inhaftierten deshalb viele 

Deutsche mit untergeordneten NS-Ämtern. 

Das NKWD hat freilich NS- und Kriegsverbrecher, die es im Verlauf der 

Feind-Suche fand, ebenfalls inhaftiert. Das spricht nicht unbedingt 

dagegen, dass die Suche nach Sowjetfeinden erstrangiger war. Der hohe 

Anteil von inhaftierten NSDAP-Leuten oder höheren Polizei/Gestapo- 

Beamten ist nicht zwangsläufig Folge erstrangiger NS-Bestrafung. 

1945 kamen NKWD-Leute mit entsprechenden Generalverdächtigungen 

gegenüber großen Bevölkerungsteilen und sie standen – teilweise als


47 

Einzelakteure gegenüber einer zahlreichen Bevölkerung – zugleich unter 

starkem Zeitdruck. Das drängte und verführte sie zu schnellem, rabiatem 

und oberflächlichem Handeln im großen Stil. 

Der Sommer und Herbst 1945 wurde geprägt durch zahlreiche Razzien 

und Einzelinhaftierungen. Deutsche Zeitgenossen konnten sich dieses 

schnelle und umfangreiche Vorgehen 1945–46 nur so erklären, dass das 

NKWD über ein immenses Spitzelnetz verfügen müsse. Doch solch ein 

Spitzelsystem spielte höchstwahrscheinlich nur eine untergeordnete 

Rolle 85 und dürfte nur für Einzelinhaftierungen relevant gewesen sein. 

Die NKWD-Leute verfügten schließlich auch über genügend andere 

Arbeitsinstrumente, die ihnen das schnelle und umfangreiche Vorgehen 

ermöglichten. Ihre wichtigsten Arbeitsmethoden wurden: 

1. Filtration 

(Überprüfung größerer Personenkreise, z. B. auf Grundlage von 

Aufrufen mit Meldepflichten, denen größere deutsche Bevölkerungsteile 

auch nachkamen und die oft in Form von Reihenbefragungen 

abliefen), 

2. Filtration nach vorläufiger Verhaftung 

(Razzien, Verhöre und mehrstufige Verhörserien Inhaftierter), 

3. Nutzung von Informationen/Hinweisen jedweder Art 

(von deutschen Zuträgern ebenso wie von nichtdeutschen Zwangsarbeitern/Kriegsgefangenen, 

Denunziationen, deutsche Kommunisten 

und Vertrauensleute, Zuhilfenahme von Personallisten/ 

Fotoateliers/ NS-Akten), 

4. Informationen anderer SMA-Stellen und Kommandanturen 

(aus Berichtserstattungen und Auskunftspflichten deutscher Behörden, 

aus Tätigkeit der SMA-Abteilungen für Wirtschaft/ Entmilitarisierung/ 

Demontage und der SMA-Personalpolitik), 

5. erzwungene Informationen 

(aus Verhören oder infolge der Erpressung von Freigelassenen) 

6. Indienstnahme sowjetischer Bürger/Kriegsgefangener als Spitzel 

z. B. innerhalb NKWD-Haft, (deutscherseits spielten anbiedernde 

oder rachsüchtige Denunziationen wohl größere Rolle als Spitzel), 

7. „Optimierung“ zulasten der Verdächtigten 

1. Anwendung von Feind-„Kategorien“, 2. verkürzte Verfahren (bis 

10 Tage), 3. Verzicht auf eindeutige und überprüfte Beweise, 

8. teilweiser Verzicht auf Verfahren vor Militärtribunalen (SMT) 

statt dessen Internierung und „Sondergerichtsverfahren“ durch das 

NKWD selbst.


Diese Methoden bargen eine hohe prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass 

NKWD-Leute wiederholt Deutsche inhaftierten und verurteilten, bei 

denen weder Nazi-Schuld noch Sowjet-Gefährdung zutrafen. Manche 

NKWD-Leute dürften sich darüber auch im Klaren gewesen sein. 

Dass im Polit-Strafsystem ohnehin kaum unterschieden wurde zwischen 

getaner Handlung und vermutlicher Absicht, war außerdem systemimmanente 

Selbstverständlichkeit für das NKWD-Vorgehen. 

Beim Vorgehen der NKWD-Gruppen handelte es sich zwar um sicherheitspolizeiliches 

und politisches Handeln, nicht aber um typisch 

geheimpolizeiliches Handeln. Aus ihrer Machtfülle heraus bedienten sich 

NKWD-Leute recht offen ihrer Methoden. Das unterschied sie von den 

später in der SBZ tätigen MBG-Stellen, die 1946/47 zunehmend das 

NKWD ablösten und strikt konspirativ arbeiteten. (s. S. 122 ff.) 

Sowjetische Razzien und Verhaftungen in Thüringen 

48 

Die ersten Verhaftungen nach der Besetzung Thüringens im Juli 1945 

betrafen diverse Amtsträger. Auch die Befragungen der vielen deutschen 

Männer im Rahmen ihrer Meldepflicht wurden benutzt. In Erfurt mussten 

sich – auf Befehl des Stadtkommandanten – noch im Juli alle ehemaligen 

Soldaten und Kriegsgefangenen in der „Himmelspforte“ (Heinrich-Mann- 

Gymnasium) melden. 86 Aus Erinnerungsberichten ist bekannt, dass vielerorts 

Männer nach solchen Befragungen inhaftiert wurden. Außerdem gab 

es im August – durch NKWD-Truppen – Razzien und vorläufige Festnahmen 

im großen Stil. Außerordentlich systematisch über die Jahre hin 

müssen auch die Filtrations-Verhöre deutscher Heim- und Rückkehrer aus 

den Westzonen durchgeführt worden sein und nicht allzu selten führte 

auch dies zu längerer Haft. Auch über den Eisenbahnknotenpunkt Erfurt 

kamen Heimkehrer in die SBZ, wurden in Erfurt registriert und filtriert 

und mitunter direkt in Speziallager, wie Sachsenhausen, verschickt. 87 

Auch englische Sprachkenntnisse, die mit Tricks ermittelt wurden, lösten 

Argwohn bei NKWD-Leuten aus und dieser Argwohn konnte zur ‚prophylaktischen‘ 

Inhaftierung völlig ausreichen. 88 

Daneben gab es wohl Verhaftungen auf Basis zufälliger Namenshinweise 

und wohl sogar aufgrund von Namensverwechslungen. Bei Waffensuchaktionen 

wurde vermutlich ebenfalls verhaftet. Auch Anhaltspunkte für 

vormalige schlechte Behandlung russischer Kriegsgefangener dürften 

eine Rolle gespielt haben. 

Unter den Verhafteten befanden sich auch NS-Schuldige, die zuvor noch 

untertauchen konnten. Waren NKWD-Leute vermutlich überwiegend an


49 

entsprechender Bestrafung interessiert, so gab es andererseits auch Sowjets, 

die NS-Offiziere freiließen, allein weil diese eine hohe Achtung vor 

den Militärleistungen der Roten Armee aussprachen. 89 

Stellte sich eine Gestapo- oder eine Polizeizugehörigkeit heraus, so war 

dies fast immer ein Haftgrund. Das war SBZ-weit so, denn unter den 

Internierten bildeten Polizisten eine vergleichsweise große Häftlingsgruppe. 

90 Unter diesen Polizisten und Staatspolizisten befanden sich 

sicher solche, die wegen verbrecherischer Handlungen in Kriegsgebieten 

hätten vor Gericht gestellt werden müssen. Aber auch diese blieben wegen 

der oberflächlichen NKWD-Arbeitsweise auf ihre dienstliche Zugehörigkeit 

reduziert und waren letztlich denen gleichgestellt, die zwar denselben 

Dienstgrad hatten, aber ohne verbrecherische Schuld waren. 

Da der NKWD-Aktionismus 

jener Jahre 

fast nicht mit Wahrheitsfindung 

und 

Wahrheitsbeweis 

verknüpft war, galten 

die NS-Funktionen 

offenbar als Basis 

aller Aktenführung. 

Bei den heute zugänglichen 

Akten 

der Militärtribunale 

(SMT) ist es jedenfalls 

so. (Die Verhöre 

dienten womöglich 

generell weniger zur 

Wahrheitsfindung 

und mehr zur Namenssuche 

für weiteren 

Verhaftungs- 

Aktionismus.) 

Es gab also auch bei 

befehlsgerechtem Verhalten 

von NKWD- 

Leuten zwangsläufig 

ungerechtfertigte Inhaftierungen, 

weil


50 

deren Ursachen fundamental im System und in den Methoden lagen. Die 

unkontrollierte Arbeitsweise machte durchaus zusätzlich noch den individuellen 

Missbrauch einfach. Unter den NKWD-Offizieren konnten sich 

auch solche befinden: 1. die starke oder abartige Machtgelüste hatten, 2. 

die chaotisch und unfähig waren, 3. die sich bereichern wollten, 4. die 

arrogant und willkürlich nach Sympathie und Antipathie urteilten, handelten 

und sogar quälten. Es ist unbekannt, in welchem Ausmaß es solche 

Leute und Missbräuche in Erfurt gab. Aus Erinnerungsberichten anderer 

Orte ist bekannt, dass es neben vielen Folterungen auch gewaltsame 

Todesfälle in NKWD-Gefängnissen gegeben hat. 

Die sowjetischen Verhaftungen in Erfurt und anderswo wurden schließlich 

sehr umfangreich. Sie entsprachen oft nicht dem Verantwortungsmaß, 

wie es die Deutschen von ihrem Erleben her kannten, und waren von 

vielen Deutschen in ihren Gründen und Hintergründen nicht nachvollziehbar, 

willkürlich und ungerecht. 

In der ganzen SBZ verschickten NKWD-Operativgruppen 1945/46 etwa 

130.000 Personen ohne Prozesse in Speziallager, übergaben 50–60.000 

andere in den Jahren nach 1945 an die Militärtribunale, welche sie verurteilten 

(meist zu 10–25 Jahren Haft) oder gar erschießen ließen. 91 Besonders 

tragisch ist, dass dieses NKWD-Handeln für viele Inhaftierte nicht 

nur zu langer Haft führte, sondern oft genug zum Tode. Denn das sowjetische 

Koordinierungschaos verursachte besonders 1946 das Verhungern 

und tödliche Erkranken vieler NKWD-Gefangener. Allein auf Thüringer 

Boden mussten auf diese Weise etwa 7.100 Menschen in den Tod gehen, 

– in einen Tod, der mit Recht und Strafe nichts zu tun hatte. (Eine große 

Zahl von Toten, die noch höher ist, wenn man die vollstreckten Todesurteile 

und die unbekannte Zahl der in den Thüringer NKWD-Haftzellen 

Umgekommenen oder Erschlagenen hinzufügt.) Im Sekretariat des Thüringer 

Innenministers sammelte sich bis 1951 in vier dicken Aktenordnern 

ein umfangreicher Schriftverkehr, gefüllt mit den Briefen und Bittgesuchen 

von Angehörigen der „SMA“-Inhaftierten. 92 Nicht anders lief es im 

Büro des Ministerpräsidenten. 

Wie viele Erfurter vom NKWD 1945/46 insgesamt inhaftiert wurden, ist 

unbekannt. Manche wurden kurzfristig wieder freiglelassen, viele blieben 

längerfristig inhaftiert und viele kamen auch nie wieder. Bekannt sind 

z.B. die Transporte der NKWD-Operativgruppe Erfurt ins Lager Buchenwald. 

Die beiden ersten Gefangenentransporte mussten für das am 20/21. 

August geöffnete Lager Instandsetzungsarbeiten durchführen 93 :


20. 8. 45 20 Personen 

21. 8. 45 26 

15. 9. 45 201 

24. 9. 45 53 

12. 10. 45 50 

28. 11. 45 22 

51 

3. 1. 46 21 Personen 

17. 1. 46 9 

15. 2. 46 8 

22. 3. 46 3 

29. 7. 46 6 

10. 8. 46 2 

Die Einweisungspapiere hatten Erfurter NKWD-Leute unterzeichnet: 

Oberstleutnant Smirnow, Oberst Drosdow, Major Popow, Gardehauptmann 

Semisorow. 94 

Außer diesen 423 Erfurtern (und ca. 7000 Thüringern), die nach Buchenwald 

oder noch weiter kamen, gab es eine unbekannte Zahl von Menschen, 

die direkt nach Weimar, Torgau, Sachsenhausen, Workuta kamen. 

Unter den 1.100 Smer`Sch-Gefangenen, die 1945/46 nach Buchenwald 

gebracht wurden, befanden sich vielleicht auch Erfurter. 95 Außerdem 

könnte es sein, dass in den Anfangswochen auch Erfurter Bürger zum 

Tode verurteilt und hingerichtet worden sind, – ähnlich wie 26 Jugendliche 

aus Eisenach oder die Jugendlichen aus Greiz, Apolda, Sonneberg und 

anderswo, die angeblich gefährliche „Werwölfe“ gewesen sein sollen. 96 

Die Erfurter jedenfalls erfuhren 1945/46 kaum etwas über die Hintergründe 

der vielen Verhaftungen. Sie wussten nicht, wieviel berechtigte oder 

Militärurteile verhängt und wieviel Internierungen festgelegt wurden. Und 

sie hatten oft keine Ahnung, wohin man die Gefangenen brachte. Es wurde 

allseits gemunkelt, dass aus den Kellerräumen der sowjetisch besetzten 

Häuser hinterm Gothaer Platz so mancher hilflose Ruf auf die Straßen 

drang und dass nachts LKWs nach Weimar fuhren. Es wurde geflüstert, 

dass manch einer seine überraschende Verhaftung einem deutschen Denunzianten 

verdanke. Es wurde gesagt, dass die Russen so täten, als hätten 

die Verhafteten ohnehin keine Namen mehr. Und es wurde leise gewarnt 

vor Gewalttaten, Alkoholrausch-Brutalitäten, Unberechenbarkeiten und 

vor „Banditen in russischer Uniform“. 

Deutscher Polizei-Status und “Auftragsangelegenheiten” 

Dass die Sowjets regelmäßig Befehle und (teilweise bizarre) Problemlösungs-Aufträge 

an deutsche Behörden erteilten, lässt sich vielfach belegen. 

Auch Aufträge an die deutsche Polizei machten keine Ausnahme. 

„Auftragsangelegenheiten“ waren nicht unbedingt eine Neu-Erfindung für 

die Polizei, denn sie nahm solche auch stets innerhalb der deutschen


52 

Staatsorganisation wahr. 97 „SMA-Auftragsangelegenheiten“ waren dennoch 

eine neue Auftragsebene, weil sie auf dem Sonderstatus des Besatzungsregimes 

– nämlich einem Militär- und Befehlsstatus – beruhten. Und 

sie trugen auch einen neuen Auftragscharakter, weil sie aus der sowjetischen, 

andersartigen politisch-rechtlichen Staatsverfassung heraus befohlen 

wurden. In dieser Staatsvefassung wiederum hatten Polizei, Justiz, 

Geheimpolizei, Haftlager oder Kommandanten völlig andere Stellenwerte 

und Machtfüllen . 

Als Auftraggeber an die deutsche Polizei kamen verschiedene sowjetische 

Stellen in Frage: die SMA-Stellen, der Stadtkommandant, das NKWD. 

Eine Großzahl sowjetischer Aufträge, die nach 1945 an die Polizei gingen, 

lag inhaltlich-sachlich in einem Rahmen, der sicher als „normal“ und 

situationsgerecht gelten kann: 

- Erzeugung eines Handlungsdrucks, um sowjetischen Befehlen 

Nachdruck zu verleihen und Ahndung jeder Nichterfüllung, 

- Absicherung von sowjetischem Eigentum (Objektbewachung, Betriebsschutz 

für SAG-Betriebe, Transportgut und Demontagen) 

- Lösung von Einzelproblemen aus dem örtlichen Nachkriegsalltag, 

über die die Kommandantur direkt informiert worden war, 

- Beschlagnahmungen, 

- Vorfälle, die unter der Bevölkerung Aufregung auslösten, und alles, 

was aus sowjetischer Sicht die örtliche Ordnung beeinträchtigte, 

- polizeiliche Sicherstellung des Einsatzes deutscher Arbeitskräfte 

für angeordnete sowjetische Arbeiten (z. B. auch Demontagen), 

- individuelle Sonderwünsche der Stadtkommandanten. 

In „Auftrags-“ bzw. „Besatzungsangelegenheit“ war sogar eine ganze Polizeiabteilung 

Erfurts tätig: – die Industriepolizei. Sie wurde extra neu geschaffen 

und erfüllte 1946 mit 60 Polizisten Objektschutzaufgaben für 

sowjetische Anlagen: Petersberg, Cyriakstraße, Offizierskasino, Flugplatz, 

Borsiglager/Saline, Gneisenaukaserne und Stadthalle. 98 1947 

musste die Landespolizei außerdem Sonderkommandos mit 400 Schutzpolizisten 

„auf Anordnung der SMA“ schaffen, – zur Bewachung von 

Kalischächten, alten Munitionsdepots und der Demarkationsgrenze. 99 

Mitunter waren die Wünsche einzelner Stadtkommandanten an deutsche 

Hilfsdienste recht individuell und galten manchmal sogar für den Geschmack 

Weimarer SMA-Offiziere als unangebracht. Die Polizeichefs 

informierten die SMA über solche Fälle. Diese wies dann an, solche 

seltsamen Aufträge nicht ohne Rücksprache mit der SMA auszuführen. So 

war 1947 beispielsweise in einer Polizeibesprechung die Rede von


53 

Hermann Jahn, kommunistischer Oberbürgermeister 

Erfurts 1945/46, Foto: Thüringer Volkszeitung, 1946 

„Maßnahmen der einzelnen 

Kommandanten, die sich 

nicht an die Anordnungen 

der SMA halten und laufend 

unsere Leute zu Arbeiten 

und Einsätzen heranziehen“ 

100 

Zu den Wünschen der Stadtkommandanten 

zählten 

auch Zuführungen oder Inhaftierungen.Beispielsweise 

forderte der Suhler 

Stadtkommandant im August 

1948 die Festnahme 

der acht größten Bauern, 

die sich weigerten, die Ablieferungspflicht 

zu erfüllen. 

Die Kreispolizei verhaftete 

sie und führte sie 

beim Kommandanten vor, 

der ihre fortgesetzte Inhaftierung 

befahl. 101 

Neben solchen allgemeinen Auftrags- und Hilfsdiensten konnte es polizeiliche 

Dienstleistungen auch direkt für das NKWD geben. 

Dies wiederum könnten entweder Aufträge oder aber eigenständige Arbeiten 

und Angebote deutscher Polizisten gewesen sein. Es könnten Dienste 

von Polizeichefs, Streifenpolizisten oder von Politischen Polizisten gewesen 

sein. Denkbar für ein Spektrum der Zusammenarbeit bzw. Hilfestellung 

für das NKWD wären beispielsweise 1. Zuführungen ans NKWD, 2. 

NKWD-Verhaftungen im Beisein deutscher Polizisten, 3. Unterbringung 

von NKWD-Gefangenen in Polizeihaft, 4. Mitwirkung an Beweisaufnahmen 

und Verhören, 5. Übergabe von Unterlagen (Beweismittel, Personenangaben), 

6. Waffenbeschlagnahmung nebst Übergabe der Waffen und 

Personenangaben ans NKWD, 7. diverse Berichts- und Auskunftspflichten 

für NKWD-Leute, 8. gezielte „Denunziationen“ ans NKWD. 

Ob und in welchem Umfang es in Thüringen 1945-46 diese Polizeidienste 

fürs NKWD gab, lässt sich heute aufgrund von Einzelindizien nur noch 

vage umreissen.


Thüringer Polizei und NKWD 

54 

Das NKWD-Vorgehen und die kommunistische NS-Verfolgung waren 

1945 in Thüringen alles andere als identisch und konform. Hermann 

Geißler (Buchenwaldhäftling und Politischer Polizist) gab seinen Eindruck 

nach drei Wochen sowjetischer Besatzungszeit in Weimar wieder 102 . So 

„ist seit der Besetzung Thüringens durch die Rote Armee ein Zustand eingetreten, 

dass die russ. Behörden die Aufgaben der politischen Polizei fast 

restlos selbst in die Hände genommen haben. ... 

Ich betrachte es nicht als meine Aufgabe, nun ein Zuträger zu sein von 

Nachrichten und Vermutungen, die sich, wenn sie von mir und meinen 

Kameraden nicht vorher überprüft werden können, in ihrer Endkonsequenz 

als falsch herauszustellen. Damit würde nur die Arbeit der Roten 

Armee belastet und das Ergebnis wäre gleich Null.“ 

Mag Geißlers Brief an den frischgebackenen Vizepräsidenten Busse womöglich 

Karrierewünsche enthalten, so wird doch auch seine Enttäuschung 

darüber deutlich, dass die Sowjets sich alleinige Befugnisse vorbehielten, 

lediglich Namensnennungen und Informationsfetzen wollten und 

keinen deutschen Eigenermittlungen wünschten. Freilich glaubte Geißler 

noch, dass falsche Vermutungen die Sowjets „belasten“ könnten. 

Auch im Oktober 1945 in Greußen wurde eine klare Distanzierung des 

NKWD von der Ortspolizei deutlich. Der Polizist Großniklaus und einige 

Greußener Kommunisten hatten mehrere Jugendliche wegen Werwolf- 

Verdachts verhaftet, verhört und teilweise inhaftiert. Der Stadtkommandant, 

der bei diesen Verhören zugegen war, informierte NKWD-Leute. 

Diese holten die Inhaftierten ab und erklärten – laut Großniklaus –, 

„dass die Sache politischen Charakter habe, außer ihnen kein Mensch das 

Recht habe, sich mit der Angelegenheit zu befassen.“ 

Anschließend verhaftete das NKWD plötzlich noch weitere Greußener. 

Großniklaus sagte darüber: 

„Die Kreispolizei hatte bei diesen Verhaftungen nicht mitgewirkt. Ich habe 

es abgelehnt, bei diesen Verhaftungen mitzuwirken, da mir die ganze 

Sache zweifelhaft und unsauber erschien.“ 103 

Die Äußerungen Geißlers und Großniklaus‘ lassen nun fragen, inwieweit 

jede Reduzierung deutscher Aktivitäten auf eine NKWD–Hilfspolizisten- 

Rolle und Juniorpartnerschaft nicht zu kurz griffe. Im Verhältnis NKWD 

– Politische Polizei konnte immerhin nicht oder nicht nur die Rede von 

Nähe, Partnerschaft und Zusammenarbeit sein. 

Die NKWD-Gruppen handelten, wie bereits erläutert, nach eigenen Zielen, 

mit eigenen Methoden und in eigener, starker Machtfülle. Auf eine


55 

Mithilfe deutscher Polizisten waren sie nicht wirklich angewiesen, auch 

wenn solche Mithilfen im Hinblick auf eine Vereinfachung, Beschleunigung 

und punktuelle Komplettierung kaum abzulehnen wären. Eine 

gleichwertige Partnerschaft zwischen NKWD-Offizieren und deutschen 

Polizeichefs musste den NKWD-Interessen allerdings prinzipiell widersprechen. 

Und das wohl selbst dann, wenn die gesamte Polizei aus überzeugten 

Kommunisten bestanden hätte. Nicht zuletzt lassen manche Anhaltspunkte 

darauf schließen, dass eine systematische Suche nach NS- und 

Kriegsverbrechern bzw. nach NS-Funktionären für NS-verfolgte deutsche 

Kommunisten einen höheren Stellenwert hatte als für das NKWD. 

Es war zwar denkbar, dass Deutsche eigene Süppchen kochten und diese 

den Sowjets besser schmackhaft machen konnten als den Amerikanern. 

Wenn aber von Zusammenwirken NKWD – Polizei die Rede ist, dann im 

Sinne von Auftrag und Benutzung. Das war zumindest Geißler schon nach 

wenigen Tagen klar gewesen. Und wenn im Nachkriegs-Wortschatz bald 

ein „Hilfspolizist“ soviel wie „Russen-Handlanger“ bedeutete 104, dann, 

weil der deutschen Bevölkerung auch klar war, wer die Regeln aufstellte. 

Welche Anhaltspunkte für polizeiliches Handeln im Zusammenhang mit 

dem NKWD-Vorgehen 1945/46 bieten nun die spärlichen Aktenreste? 

1. Zuführungen und Verhaftungen: 

Hinweise über polizeiliche Zuführungen, die unmittelbar in NKWD-Inhaftierungen 

übergingen, gibt es SBZ-weit. Oft wurde direkt in die offiziellen 

Diensträume des Stadt- oder Kreiskommandanten zugeführt. Besonders 

Brandenburger Zeitzeugen berichten, dass sich in ihrem Falle 

Deutsche mit roten Armbinden oder ortsbekannte Kommunisten als 

Zuführer betätigt hatten. Thüringer Zeitzeugen 105 sprechen dagegen häufiger 

von unmittelbaren Verhaftungen durch NKWD-Trupps, – ohne 

vorherige deutsche Zuführung. Ob es sich tatsächlich um typische Unterschiede 

handelte und in welcher Relation, bleibt letztlich aber vage. 

Nachweisbar für Thüringen sind gemeinsame Verhaftungen durch deutsche 

und sowjetische Uniformträger. So zum Beispiel in Jena. 106 Dabei 

assistierten deutsche Polizisten in der Regel sowjetischen Offizieren, die 

die Verhaftung aussprachen. 

Die Tatsache, dass auch Erfurter Polizisten Auftragsverhaftungen für 

SMA/ NKWD vornahmen, lässt sich belegen, – zumindest für die 

anfängliche sowjetische Besatzungszeit. Im August 1945 führte die Politische 

Polizei (Kripo I) laut einem Bericht von dessen Leiter Streit 30 

Verhaftungen „auf Veranlassung der Militärregierung“ durch. 107 Da diese


56 

Zahl allerdings den ersten und den Hauptmonat der NKWD-Verhaftungen 

betrifft, mag sie ein Spitzenwert sein und womöglich eine Ausnahme. Es 

wäre denkbar, dass deutsche Polizisten vor allem solche Leute zum 

NKWD führten, die sie aufgrund eigener Initiative oder Beweise auch 

selbst verhaften wollten. Es gibt außerdem den Hinweis, dass 10 Erfurter 

Polizisten regelmäßig für die Sowjets arbeiteten (s. unten). Ob es sich um 

Verhaftungen handelte, ist unbekannt. 

Schriftliche direkte sowjetische Haftbefehle an deutsche Polizisten wurden 

nirgends aufgefunden, – das ist nicht anders zu erwarten. Auch dort, 

wo häufig zugeführt wurde (wie in Brandenburg), dürfte das papierlos, 

direkt und jenseits polizeilicher Weisungsketten geschehen sein. 

Kontakte zwischen NKWD-Leuten und antifaschistischen Polizisten sind 

im Sommer 1945 – zumindest in Jena, Erfurt, Weimar – entstanden. Vielleicht 

haben sowohl die Polizisten-Entlassungen durch NKWD-Leute als 

auch die NKWD-Massenverhaftungen dazu beigetragen, dass man einander 

kannte und stets erneut in Kontakt treten konnte. 

Ob Zufall oder nicht, zu den Verhaftungen deutscher Polizisten gehörte 

auch eine solche, wie sie von der Kripo Eisenach gemeldet wurde: 

„Am 18. X. 46 20,30 Uhr wurden auf dem 1. Polizeirevier am Theaterplatz 

in Eisenach die Polizeibeamten von 2 Zivilrussen der NKWD mit der 

Pistole bedroht. Ein Russe konnte festgenommen werden. Die Pistole wurden 

ihm abgenommen. Die Person wurde der russ. Stadtkommandantur 

Eisenach übergeben.“ 108 

2. Ermittlungs-Zuarbeiten durch deutsche Polizei: 

Hinweise auf solche Zuarbeiten ließen sich in den Thüringen Polizeiakten 

nur in zwei Fällen finden, so dass der tatsächliche Umfang kaum näher 

bestimmen lässt. 

Anfang 1947 sagte Hausmann – der zuständige Gebietsinspekteur – bei 

der Chefbesprechung in der Polizeibehörde Weimar: 

„10 Polizisten sind ständig in Erfurt unterwegs für die NKWD und werden 

zu allen möglichen Ermittlungssachen herangezogen.“ 109 

Es dürfte nicht zu bezweifeln sein, dass es sich um Polizisten der Erfurter 

Kripo I (Politische Polizei) handelte. Hausmann benannte daneben weitere 

Fälle (z. B. Aufträge über Kommandantur–Wachdienste) und betonte, 

dass all dies den Arbeitsenthusiasmus deutscher Polizisten lähme. Innenminister 

Busse gab daraufhin die allgemeine Anweisung, 

„sich Befehle und Anordnungen jeder Art von den Stadtkommandanten 

schriftlich geben zu lassen.“


57 

3. Unterbringung von NKWD-Gefangenen: 

Mehrfach belegt sind Einlieferungen und Unterbringungen sowjetischer 

Häftlinge in deutschen Polizei-Gefängnissen, zumal dies der Thüringer 

Polizei immer wieder diverse technische Schwierigkeiten bereitete: 

1946 wurden innerpolizeiliche Probleme debattiert, die damit zusammenhingen, 

dass bei Polizeihaft-Wachen plötzlich Sowjets ohne Ausweis und 

Papiere mit einem Gefangenen auftauchten, um ihn dazulassen, und irgendwann 

wiederkamen, um ihn mitzunehmen. 110 

Im Herbst 1946 befassten sich die Thüringer Polizei-Chefs mit der Überbelegung 

der Weimarer Polizei-Haftanstalt und stellten dabei fest, dass es 

sich vor allem „um Häftlinge der Lottenstraße handelt“. Die Sowjets empfohlen 

der Landespolizei, ein neues Polizeigefängnis einzurichten, während 

Innenminister Busse „der Lottenstraße“ (Synonym für NKWD in 

Weimar) lieber die Nutzung einer alten Kaserne mit Arrestzellen nahelegen 

wollte. 111 

Ebenfalls 1946 ist im Hinblick auf das provisorische Landgerichtsgefängnis 

Weimar (Marstall) die Rede davon, dass 

„die einzigen Einzelzellen des Gefängnisses in Weimar auf Befehl der 

örtlichen Kommandantur mit Gefangenen belegt werden (mussten), welche 

für diese einsitzen.“ 112 

Noch 1947/48 kamen hier „laufend fünfzehn bis zwanzig politische Häftlinge 

der sowjetischen Organe hinzu“. 113 

Sowohl in Weimar als auch in einigen anderen Städten hat es bis 1949 

sowjetische Unterbringungen in deutschen Polizei-Haftanstalten gegeben. 

Nicht belegen lässt sich dagegen ein dienstliches Agieren deutscher Polizisten 

innerhalb sowjetischer NKWD-Gefängnisse 114 . Mit Manfred Thieles 

Mühlhäuser Projekt gibt es derzeit umfangreiche Berichtssammlungen 

für 1945, doch weist kein Bericht darauf hin. 

4. Übergabe von Informationen, Materialien oder Schriftverkehr 

Die Tatsache, dass es Schriftverkehr „politischer Art“ zwischen örtlichen 

Polizeistellen und NKWD-Stellen gab, ist belegbar. In einer Polizei-Chefbesprechung 

1946 gab 

„Stellvertreter Jonas ... klare Abweisungen, dass alle Vorgänge politischer 

Art, die an die Lottenstraße gerichtet sind, über das Landespolizeiamt zu 

leiten sind. Direkte Sendungen, auch an NKWD-Stellen, sollen nicht erfolgen.“ 

115 

Nach der polizeilichen Verhaftung eines Greußener Kommunisten wegen 

Waffenbesitzes 1946 musste die Polizei – laut eigenem Bericht – Waffe 

und Waffenbesitzer an das NKWD abgeben. Außerdem wurde vom


58 

NKWD der Befehl erteilt, alle vorhandenen Beweismittel gegen die inhaftierten 

„Werwolf“-Jugendlichen zu übergeben. 116 

Nach Information Thieles wurde z. B. von einer Mühlhäuserin, die im 

NKWD-Gefängnis Wäsche ablieferte, beobachtet, dass der Mühlhäuser 

Polizeimann Jaritz in der Stadtkommandantur (worin sich auch viele Häftlinge 

befanden) Unterlagen und eine große Fotosammlung aus der NS- 

Zeit ausgehändigt haben soll. 

Die Schwierigkeiten, die tatsächliche Beziehung Polizei–NKWD zu rekonstruieren, 

hängen nicht nur mit der Aktenlage zusammen. Besonders 

von deutscher Seite wurde – vielleicht wegen der machtbewussten Selbstabschottung 

des NKWD und weil die Kommunisten sich ans alte Wechselspiel 

Politische Polizei–Parteiengeheimdienst erinnerten – dem Tätigkeitsfeld 

ein geheimniskrämerischer Charakter verliehen. 117 Geheimniskrämerei 

wiederum aber hat bekanntlich die Eigenschaft, sowohl höchste 

Aktivität als auch unkontrolliertes Nichtstun gut zu verbergen. 

Hier benötigt es vor allem des Blicks auf die Nachkriegsentwicklung der 

Thüringer Polizei. (s. S. 78 ff., S. 111 ff und 173 ff.) 

Erinnerungstafel am Erfurter Häusertrakt Gothaer Platz, Foto: Fiege, 2002


5. Thüringer Justiz und Justizhaft (Juli 1945-47) 

Die Oberhoheit der Alliierten beinhaltete auch die Rechts- und Strafhoheit, 

die aber vereinbarungsgemäß eingeschränkt wurde. In allen Besatzungszonen 

wurde – nach kurzer Entnazifizierungsphase – die Wiedereröffnung 

deutscher Gerichte und Justizeinrichtungen gestattet. Das von 

NS-Gesetzen bereinigte deutsche Gesetzeswerk wurde wieder gültig. 

Die SMA erließ dafür den Befehl 49. Die deutsche Justiz wurde damit 

unter den Sowjets Anfang Oktober 1945 wiedereröffnet. Sie wurde unter 

Kontrolle der SMA gestellt. In der Thüringer SMA in Weimar wurde unter 

Iwanow eine Rechtsabteilung installiert, die dafür zuständig war. 

Im Oktober 1945 war das Land Thüringen längst neu gegründet, an der 

Spitze stand mit Rudolf Paul ein Liberaler. Die neue Landesjustizstelle in 

Weimar strukturierte die Landgerichtsbezirke und war um den Einsatz 

möglichst nazi-unbelasteter Richter und Staatsanwälte bemüht, was 

jedoch extreme Personalmängel mit sich brachte. Man konnte längst nicht 

alle Planstellen besetzen, – besonders problematisch war die Suche nach 

neuen Staatsanwälten. Der Thüringer Generalstaatsanwalt, Asmus (später 

Kuschnitzky), übernahm seinen Dienstsitz in Gera und erhielt wieder die 

Dienstaufsicht über alle Justizgefängnisse (d.h. Gerichtsgefängnisse, 

Haft- und Strafanstalten, Zuchthäuser). Die Zahl der Gefängnisse in Thüringen 

war allerdings um mehr als zwei Drittel geschrumpft, sie waren 

entweder beschlagnahmt oder kriegszerstört. 

Im Gerichtsgebäude am Erfurter Domplatz gab es wieder ein Amts- und 

ein Landgericht. Das Landgericht Erfurt hatte vier Zivilkammern, eine 

Handels-, eine kleine und eine große Strafkammer. Ab Januar 1946 fungierte 

Dr. Bernhardt als Landgerichtspräsident, ab März 1947 folgte Dr. 

Kunz, der zuvor oberster Richter am Landesarbeitsgericht war. Zu dieser 

Zeit umfasste der Landgerichtsbezirk Erfurt 560.000 Einwohner und 

bestand aus 27 Richtern und 16 Rechtspflegern (also aus nur 40 % Richtern 

und 20 % Rechtspflegern im Vergleich zu vorher). 118 

Sowjetische Justiz in der SBZ 

59 

Die Alliierten hatten jedoch auch vereinbart, den Deutschen nur das zivile 

und herkömmliche Strafrecht zu überlassen. Zwei Bereiche behielten sie 

sich jedoch weiterhin vor: erstens die Ahndung von NS- und Kriegsverbrechen 

sowie zweitens von Anti-Besatzungs-Verbrechen. In Einzelfällen 

konnten diese Verbrechen auch an die deutsche Justiz übertragen 

werden. Im Sprachgebrauch – z. B. auch der Thüringer Staatsanwälte –


60 

waren NS-, Kriegs- und Anti-Besatzungs-Verbrechen „politisches Strafrecht“. 

Die Justiz der Alliierten wurde u. a. im Dezember 1945 im Kontrollratsgesetz 

10 festgeschrieben. Es handelte sich hierbei prinzipiell um 

Militärjustiz, wobei – wie bereits erwähnt – insbesondere die Amerikaner 

trotzdem großen Wert auf rechtsstaatliche Angeklagtenrechte legten. In 

allen Besatzungszonen entstanden Militärgerichte. 

Die sowjetische Militäradministration kam 1945 jedoch nicht nur mit 

ihrem Gerichtswesen für NS- und Kriegsverbrechen (=Militärtribunale) 

und ihrem Besatzer-Rechtsstatus nach Thüringen, sondern auch im Geiste 

der besonderen sowjetischen Staatsverfassung und Rechtsauffassung, wie 

sie auch im Stalin-Staat selbst üblich waren.


61 

Dazu gehörten das Strafgesetzbuch der RSFSR von 1926 und die diversen 

Strafverfahrens-Änderungen von 1934–37. Das Strafgesetzbuch war – 

auch gegenüber allen Sowjetbürgern – ein Gesetz mit vielfältigen politischen 

Strafnormen und breitem, willkürlichem Spielraum zur Strafauslegung 

im Einzelfall. Da auch die Absicht und die Planung politischer 

Handlungen unter Strafe standen, waren die Rechtssätze zugleich Gesinnungs-Strafnormen. 

Mit der sowjetischen Militärjustiz kamen nicht nur neue Strafnormen für 

Kriegs-, Staats- und Kapitalverbrechen nach Thüringen, sondern auch 

politische Strafnormen, die weitläufig als antisowjetische Handlungen 

und auch als unerlaubte politische Handlungen interpretierbar waren. 

Weitere politischen Strafnormen, die in der UdSSR gebräuchlich, aber 

nicht im alliierten Kontrollratsgesetz verzeichnet waren, wurden per Sonderbefehl 

eingeführt. Dies betraf z. B. die „Sabotage“, die mit dem SMA- 

Befehl 160 auch hierzulande straffähig wurde und in Einzelfällen sogar 

mit der Todesstrafe geahndet werden durfte. 

Als „Sabotage“ ausgelegt, konnte sogar jedes unpolitische Nichtgehorchen 

als staatsbehindernd bezeichnet und strafrechtlich sowie eigentumsrechtlich 

umgemünzt werden. Im sowjetischen Staatsgesetzbuch hieß es: 

„Art. 58.14. Gegenrevolutionäre Sabotage, d.h. bewusste Nichterfüllung 

bestimmter Verpflichtungen oder deren vorsätzlich unzulängliche Erfüllung 

in der speziellen Absicht, die Macht der Regierung und das Funktionieren 

des Staatsapparates zu beeinträchtigen 

zieht nach sich 

Freiheitsentzug nicht unter einem Jahr, verbunden mit völliger oder teilweiser 

Vermögenskonfiskation 

bei Vorliegen besonders erschwerender Umstände: Erhöhung bis hin zum 

Erschießen, verbunden mit Vermögenskonfiskation.“ 

Zur Anwendung dieser Sowjetgesetze hatte die SMA ihre „Sowjetischen 

Militärtribunale“ (SMT) vor Ort installiert, – anfangs vielerorts, später 

reduziert auf mehrere zentralen Orte. Diese SMT hatten staatsanwaltliche 

und richterliche Befugnisse gegenüber Deutschen wie auch gegenüber 

Sowjetbürgern und Ausländern. Laut Information der Russischen Militärstaatsanwaltschaft 

wurden im Stalin-Staat auch 994.000 sowjetische Militärpersonen 

(darunter 155.000 Offiziere) von solchen SMT verurteilt und 

147.000 aufgrund von SMT-Todesurteilen erschossen. 119 

Neben diesen regulären Militärtribunalen gab es aber auch noch so etwas 

wie „außerordentliche“ Gerichte. Es handelte sich um die sogenannten 

„Sonderberatungen“, mittels derer NKWD-Offiziere gewissermaßen selbst


62 

die Befugnisse von Polizei, Staatsanwalt und Richter zugleich ausüben 

durften. Für die davon Betroffenen war es nicht unbedingt erkennbar, dass 

– vielleicht direkt während eines Verhörs – über sie eine Strafentscheidung 

per Sonderberatung gefällt wurde. Solche „Sonderberatungen“ 

konnten für NKWD-Gruppen ein zweckmäßiges Instrumentarium sein, 

wenn es darum ging, Statistiken zu erhöhen, fehlende Strafgründe und Beweise 

zu vertuschen, Haftbefehle „aus Prinzip“ aufrechtzuerhalten oder 

aber im großen Stil nach dem Grundsatz zu verfahren: „Lieber zehn Unschuldige 

zuviel, als einen Antisowjetischen zuwenig“. (Vermutlich war 

dieser sondergerichtliche Status des NKWD auch ein wichtiger Grund 

dafür, dass Internierte nicht als Untersuchungshäftlinge galten und deshalb 

1948 auch nicht generell freigelassen werden sollten.) 

Die Sowjets brachten auch ihr eigenes Strafprozessrecht mit. Es enthielt 

ein erheblich verkürztes Strafverfahren, war nicht öffentlich und schloss 

alle wichtigen Angeklagtenrechte aus: – also keine Zeugenanhörung, 

keine Verteidiger und keine Begnadigung. Das Verfahren durfte nicht länger 

als zehn Tage dauern. 

Das sowjetische Justizsystem war jeglicher äußeren Kontrolle völlig entzogen. 

Weder die anderen Alliierten noch die deutschen Juristen konnten 

Näheres erfahren oder gar eingreifen. Es fußte auf der im Stalin‘schen 

Staat vorherrschenden Vermischung von Macht, Ideologie und Rohheit 

sowie auf einer deformierten Beziehung Justiz – Polizeigewalt. 

Die sowjetischen Militärjuristen und NKWD-Leute mit Sondergerichtsbefugnis 

kamen nicht nur mit diesem Rechtsverständnis, sondern sie waren 

letztlich auch von persönlichen Empfindungen oder Beweggründen beeinflusst. 

Vieles davon ist nachvollziehbar, denn es hing zusammen mit der 

vielfältigen deutschen Kriegsschuld, den immensen Schäden für das eigene 

Land und der unmittelbaren Situation. Das brachte auch subjektive, 

Rache-orientierte Gerechtigkeits-Gefühle in die Militärjustiz ein. 

Die sowjetische Justiz bearbeitete systematisch die Verfahren zu – echten 

und vermeintlichen – NS-, Kriegs- und Anti-Besatzungsverbrechen, die 

ihr die sowjetische Polizei zuarbeitete. Sie konnte jederzeit auch in Aktion 

treten im Falle fehlender „Möglichkeiten“ des deutschen Justizwesens, – 

z. B. wenn Polizisten Leute verhafteten, die sie bei der deutschen Justiz 

nicht „los wurden“ bzw. wenn die Sowjets partout Haft wollten, obwohl 

deutsche Richter Freispruch sprachen. Selbst nach 1950 übergab die 

DDR-Staatssicherheit ihre Untersuchungsvorgänge wiederholt an die 

Sowjets und ihre Tribunale.


63 

In den Jahren der SBZ wurden – laut aktueller Schätzung der russischen 

Militärstaatsanwaltschaft – etwa 200.000 Deutsche aus politischen Gründen 

vor Militärtribunalen oder „Sonderberatungen“ angeklagt, also etwa 

so viele Menschen, wie heute in der Landeshauptstadt Erfurt leben. 

Die SMT-Urteile sind heute weitgehend verfügbar, doch es gibt bislang 

noch keinen repräsentativen Querschnitt über ihren Charakter. Die Quote 

heutiger Urteils-Rücknahmen durch die russische Generalstaatsanwaltschaft 

liegt allerdings bei über 80 Prozent. Bekannt sind inzwischen viele 

Urteilssprüche, in denen seinerzeit ohne ausreichende Beweisgrundlage 

hohe Strafen verkündet worden waren. 

Ein Beispiel für ein SMT-Urteil, das direkt am Ort der NKWD-Operativgruppe 

Mühlhausen ausgesprochen wurde, verdeutlicht die Vorgehensweise 

und die geringe Rolle von Tatbestand und Beweismitteln: 

„Im Namen der Union der sowjetischen sozialistischen Republiken 

1946 Juni 27 

Militärtribunal 74 Gardeschützen Nischni-Nowgorod des Ordens Bogdan 

der Chmelnitzki-Division in der Besetzung 

des Vorsitzenden - Garde-Major Nartschuk 

der Mitglieder: Jung-Sergeant Gawriuschin 

Rodin 

als Sekretär - Garde-Leutnant Kartow 

untersuchte ohne Teilnahme seitens eines Anklägers und einer Verteidigung, 

in geschlossener Gerichtssitzung am Ort der Stellung der Operativgruppe 

die Angelegenheit zur Anklage von AAA, BBB und CCC 

wegen Verbrechen nach Artikeln 58.8, 58.9 und 58.11 in Betracht zu ziehen. 

Aufgrund von Materialien zu Vorgenannten und gerichtlicher Schlussfolgerungen, 

stellt das Militärtribunal fest: 

Im April 1945 wurde in der Stadt Mühlhausen durch die Organisation 

“Hitler-Jugend“, durch DDD (der sich gegenwärtig in der amerikanischen 

Zone aufhält) die angreifende-terroristische Organisation “Werwolf“ 

gegründet. 

AAA, BBB und CCC sind – zur Verfolgung des Zieles, einen illegalen, 

bewaffneten Kampf mit den Besatzungstruppen zu führen – im Monat April 

1945 freiwillig in die Organisation “Werwolf“ eingetreten, und blieben 

deren Mitglieder bis zu ihrer Verhaftung. 

AAA, BBB und CCC nahmen als Mitglieder der Organisation “Werwolf“ 

mehrfach an Besprechungen von Fragen der Erweiterung der Organisation, 

des Standortes und der praktischen Tätigkeit ihrer Mitglieder teil. 

Auf der Grundlage des Dargestellten hält das Militärtribunal AAA, BBB 

und CCC für schuldig der Ausführung der in Betracht zu ziehenden Verbrechen 

nach Artikel 58–8, 58–9 und 58–11 des Strafgesetzes der RSFSR.


64 

Das Militärtribunal verurteilt nach den Art. 319 – 329 und 49 Strafgesetz 

der RSFSR AAA, BBB und CCC für die Vereinigung zum Zweck der Verübung 

von Verbrechen auf Grundlage des Artikels 58–9 Strafgesetz der 

RSFSR mit Sanktionen nach Artikel 58-2 Strafgesetz der RSFSR 

zum Entzug der Freiheit für eine Frist von zehn (10) Jahren für jeden, 

ohne Entziehung des Vermögens, angesichts von dessen Nichtvorhandensein 

bei ihrer Verurteilung. 

Der Fristbeginn der Strafverbüßung von AAA, BBB und CCC wird berechnet 

mit dem 20. Februar 1946. Das Urteil ist abschließend und unterliegt 

nicht der Möglichkeit einer Berufung. 

Vorsitzender – Nartschuk 

Mitglieder Gawriuschin Rodin“ 120 

Deutsche Gerichte und Strafrechtswesen 

Das deutsche Justizsystem war aufgrund seiner früheren Einbettung in 

den NS-Staat prinzipiell beschädigt und das Gros der Staatsanwälte und 

der Richter hatte sich zutiefst kompromittiert. Ab Herbst 1945 arbeitete 

das deutsche Justizsystem überwiegend wieder mit dem Rechtsstand der 

Weimarer Republik. Alle Gesetzesänderungen der NS-Zeit waren aufgehoben, 

mit Ausnahme der Kriegswirtschaftsregelungen zur Sicherung der 

Ernährung. 

Eine prinzipielle Frage für die Wiederherstellung einer rechtsstaatlichen 

Justiz lag auch in der Entnazifizierung, die zwangsläufig zu einem extremen 

Personalmangel-Problem führte. SBZ-weit konnte jeder dritte Richter und 

Staatsanwalt keinesfalls wieder in den Justizdienst übernommen werden 121 

und im Herbst 1945 wurden nochmals ebenso viele Juristen aus dem Justizdienst 

genommen, so dass nur noch ein Drittel der ausgebildeten Juristen in 

den Gerichtssälen verblieb. Der Prozentsatz der entlassenen Staatsanwälte 

war dabei höher. Der Personalmangel von etwa 70 Prozent ließ sich auch 

durch die Wiedereinberufung vieler Pensionäre nicht ausgleichen. 

Die Gewaltenteilung (auch zwischen Richter–Staatsanwalt–Justizministerium) 

wurde im Land Thüringen prinzipiell wieder hergestellt. Allerdings 

war in der NS-Zeit die rechtsstaatliche Beziehung zwischen Staatsanwaltschaft 

und Polizei soweit zerstört, dass die Schwierigkeiten, sie wieder 

neu zu knüpfen, auch ohne die immensen Personalwechsel erheblich groß 

waren. Zwischen deutscher Polizei und deutscher Justiz herrschte in den 

Folgemonaten und -jahren eine fundamentale „Funkstille“. 

Kriminelle Straftaten, die im Erfurter Gebiet vor Mai 1945 begangen 

worden waren, mussten noch verhandelt werden. 122 Und es hatte seither


Erfurter Landgericht am Domplatz um 1950, Foto; Stadtarchiv Erfurt 

65 

neue kriminelle Handlungen gegeben, die von der deutschen Justiz gleichfalls 

zu bestrafen waren. Im Winter 1945/46 und im Frühjahr verhandelten 

die Strafrichter fast ausschließlich Diebstahlsfälle. Im Umfeld der chaotischen 

Zustände und der Mangelsituation zum Kriegsende waren 

Kleinkriminalität, Raub und Gewalt stark angestiegen. 

Bald kamen auch viele Anklagen wegen Wirtschaftsvergehen, Schwarzhandel, 

Spekulation usw. hinzu. Denn die Nachkriegswirtschaft war eine 

Mangelwirtschaft, die entsprechende Verhaltensweisen beförderte und 

diese zu unmittelbaren Schäden für andere Bürger werden ließ. Urteilsgrundlage 

gegen „Wirtschaftsverbrecher“ waren oftmals die alten Notund 

Kriegswirtschaftsverordnungen aus der NS-Zeit. 

Die Bodenreform vom Herbst 1945 und ihre eigentumsrechtlichen Aspekte 

spielten für die Juristen praktisch gar keine Rolle. Sie galt – wie so manches 

andere mehr – in Juristenkreisen als „Angelegenheit der Besatzungsmacht“, 

die ja im Ganzen ein eigenständiges Justizsystem darstellte. 

Waren Deutsche und Russen gemeinsam in eine Straftat verwickelt, dann 

fragte der Gerichtsdirektor vorsichtshalber beim Erfurter Stadtkommandanten 

nach, ob die Besatzungsmacht auch die Verurteilung der beteiligten 

Deutschen selbst übernehmen wolle. 123 Ein Russe oder Soldat der 

Roten Armee kam auf gar keinen Fall vor einen deutschen Richter, ebenso 

wenig die ehemaligen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die für ihr 

Überleben gelegentlich nur kriminelle Wege sahen.


66 

Der Arbeitsanfall für Thüringens Strafjustiz war – trotz des halbierten 

Personals – in jenen Jahren beträchtlich. Beispielsweise gingen innerhalb 

von nur 92 Tagen – hier das letzte Quartal 1948 – 17.787 neue Strafanzeigen 

bei den Thüringer Staatsanwälten ein. Das Spektrum: 

16 Mord, 77 Tötung, 40 Sabotage, 10801 Diebstahl, 15 Kontrollratsgesetz–10, 

707 Unterschlagung, 82 Hehlerei, 543 Betrug/Untreue, 31 

Raub/Erpressung, 83 Sittlichkeitserbrechen, 8 Erregung öff. Ärgernisses, 

2 homosexuelle Betätigung, 21 Abtreibung, 24 Kuppelei, 228 Beleidigung, 

456 Körperverletzung, 12 Nötigung, 4 Freiheitsentziehung, 134 

Urkundenfälschung, 40 falsche eidesstattliche Versicherung, 59 falsche 

Anschuldigung, 55 Widerstand gegen die Staatsgewalt, 17 Amtsanmaßung, 

24 Bestechung, 131 Brandstiftung, 1737 Wirtschaftsvergehen, 2440 

Sonstiges 124 

Politisch motivierte Verurteilungen und Bestrafungen (im Sinne einer 

Polit- oder SED-Justiz) gab es seitens der Thüringer Justiz in den ersten 

Nachkriegsjahren nicht. Die Ahndung von „politischen Verbrechen“ – im


67 

Sinne von Nazi-, Kriegs- und Menschenrechts-Verbrechen – hatten sich 

die Alliierten mit dem Kontrollratsgesetz 10 überwiegend selbst vorbehalten. 

Aber es war – laut diesem Gesetz – für deutsche Gerichte allerdings 

zulässig, einen solchen Fall dann zu verhandeln, wenn sich das fragliche 

Verbrechen gegen Deutsche gerichtet hatte. Allerdings bis 1947 in 

der Praxis nur dann, wenn sowjetische Militärbehörden es genehmigten, 

duldeten oder wünschten. 

Ein klassischer Tatbestand für politische Verbrechen gegenüber Deutschen 

war die Denunziation. Davon hatte es in den Jahren der NS-Herrschaft 

und Gestapo-Tätigkeit genügend Fälle gegeben. Die Thüringer Justiz 

musste sich im Frühsommer 1946 erstmals mit einem solchen politischen 

Verbrechen auseinandersetzen. Dies geschah im Zusammenhang 

mit dem „Puttfarken-Fall“, der vom Schwurgericht Erfurt-Nordhausen 

verhandelt wurde: 

Puttfarken, ein NS-Justizbeamter, hatte 1942 Göttig wegen einer hitlerfeindlichen 

Äußerung angezeigt. Göttig war daraufhin von einem NS-Gericht 

zum Tode verurteilt und getötet worden. Puttfarken trug eindeutig 

eine Mitschuld an dieser Tötung. 

Auch wenn 1946 viele Juristen die Bestrafung Puttfarkens für richtig hielten, 

gab es keine Handhabe. Denn Denunziation war 1942 keine Straftat 

gewesen, sondern erst seit dem Kontrollrats-Gesetz 10 von 1945. Eine 

Anwendung von 1945 auf 1942 hieße „Rückwirkung“, – die aber ist 

rechtstechnisch unzulässig. 

Deshalb wurde Puttfarken mittels einer juristischen Hilfskonstruktion 

vom Staatsanwalt angeklagt und mittels einer anderen juristischen Hilfskonstruktion 

von den Richtern verurteilt. Der Puttfarken-Prozess wurde 

daher ebenso namhaft wie problematisch und umstritten: 

„Gegenstand besonders eingehender Erwägungen ist derzeit das Vorgehen 

gegen Denunzianten. ... Da sich die SMA für alle politischen Verbrechen 

für zuständig erklärt hat, sollen die Angeklagten nach Abschluss des 

Vorverfahrens der örtlichen NKWD überstellt werden. Häufig erklärt 

dann die NKWD, wenn es sich um Prozesse gegen Deutsche handelt, die 

Zuständigkeit der deutschen Gerichte. 

Im Prozess gegen Puttfarken in Nordhausen konnte eine Einigung über die 

gesetzlichen Grundlagen des Verfahrens zwischen der Staatsanwaltschaft 

und dem Schwurgericht zunächst nicht erzielt werden. Die Staatsanwaltschaft 

beabsichtigte, den Tatbestand der mittelbaren Täterschaft anzunehmen. 

... Man hat daher den Ausweg gewählt, die Anklage unter den 

Gesichtspunkt der Beihilfe zum Mord zu stellen, eine rechtlich insofern 

sehr bedenkliche Annahme, als sie die Konsequenz in sich trägt, die Rich-


68 

ter, die seinerzeit das politische Urteil fällten, selbst wegen Mordes anklagen 

zu müssen. Generalstaatsanwalt Kuschnitzki schlägt als Ausweg aus 

diesem Dilemma vor, vom dolus eventualis auszugehen. Dann sei nicht, wie 

beim Gesetz Nr. 10 in jedem Falle das Schwurgericht zuständig, das sonst 

leicht wieder zu einer Art Sondergericht ohne Berufungsinstanz werden 

würde, sondern ... das jeweils für den Tatbestand zuständige Gericht.“ 125 

Kernfrage war die – rückwirkende – Anwendbarkeit des Kontrollratsgesetzes 

10, die man zu dieser Zeit noch zu umgehen suchte. Später 

verbreitete sich – zumindest betreffs der Denunziations-Fälle – allerdings 

die Auffassung, dass man das Kontrollratsgesetz rückwirkend verwenden 

könne und müsse. Nicht zuletzt die weltweit hochangesehenen Nürnberger 

Prozesse wären bei strikter Rückwirkungs-Argumentation undenkbar 

gewesen. Die Diskussion um den Puttfarken-Fall belegt jedoch, dass die


69 

Juristen um unbedingte Gesetzestreue bemüht waren. Im Umfeld des 

Prozesses hatte es starke politische, antifaschistische Kritiken gegeben, 

die ebenfalls außerhalb des Gerichtssaales verblieben. 

Viele Juristen und Justizbeamte der ersten Nachkriegsjahre 1945–47 waren 

dem Rechtsliberalismus (der politischen Wiege des Rechtsstaatsdenkens) 

stark verbunden. In Personalstatistiken jener Jahre sind außerordentlich 

viele LDP-Mitglieder aufgelistet. (Das änderte sich erst nach 1948 

durch neu ausgebildete Juristen, vorrangig Staatsanwälte, die wiederum 

der SED näher standen.) 

Parallel dazu schlug ihnen – besonders den Richtern – 1946, 1947 häufig 

der Vorwurf der früheren Nazi-Kollaboration der Justiz entgegen. Die Tatsache, 

dass fast alle Richter nur deshalb noch im Gericht saßen, weil im 

Rahmen ihrer „Entnazifizierung“ ihre Nichtmitwirkung an politischer NS- 

Justiz festgestellt worden war, schützte sie nicht vor dem Vorwurf. 

Die Blicke von außen in die Gerichtssäle blieben jedenfalls scharf und 

argwöhnisch. Und die Kommunisten, die sich im politischen Leben und in 

den Polizei-Stellen zunehmend ausbreiteten, hatten zwar einerseits 

berechtigte böse Erinnerungen an diese NS-Justiz, andererseits aber auch 

eine Abscheu gegen alle „bürgerliche“ deutsche Justiz („Klassenjustiz“). 

Und in ihren öffentlichen Reden machten sie 1947 und 1948 keinen Hehl 

daraus. An manchen Orten entwickelten sich regelrechte Feindschaften 

zwischen kommunistischen Beamten und Juristen, soweit es diverse 

Hinweise aus Justizakten erkennen lassen. 

Obwohl rings um die Justiz Argwohn und Missliebigkeit existierten und 

wuchsen, gab es 1945–1947/48 kaum unmittelbare politische Eingriffe in 

die Gerichtstätigkeit, – weder seitens der Sowjetischen Besatzungsmacht 

noch seitens der Landespolitik. Zwar existierte seit 1945 ein „SMA-Befehl 

160“ mit einem hoch bestrafbaren Sabotageparagraphen (15 Jahre, 

auch Todesstrafe) 126. Doch blieben die sowjetischen Forderungen, ihn in 

Thüringer Gerichtssälen auch anzuwenden, eher allgemein und zurückhaltend. 

Auch die Forderung nach öffentlichen Gerichtsprozessen („aus 

erzieherischen Gründen“) wurde seitens der SMATh zwar erhoben, aber 

nicht erzwungen. 127 Die Offiziere der Weimarer SMA-Rechtsabteilung 

wussten und duldeten, dass deutsche Juristen lieber mit den alten bürgerlichen 

Gesetzbüchern anstatt mit den Befehlsgesetzen arbeiteten. 128 Man 

hielt sich noch an die Kontrollrats-Vereinbarung, die deutsche Lebensordnung 

weitgehend unangetastet zu lassen und für eine Sowjetisierung 

der SBZ war aus Moskau noch keine Order gekommen.


70 

Allerdings konnte die Justiz durchaus auch vor 1948 in direkte Auseinandersetzungen 

mit Sowjets und Kommunisten geraten, – immer dann, 

wenn Juristen die Machtherrlichkeit des NKWD, das Tun auf höheren 

KPD/SED-Ebenen nicht akzeptierten oder die Solidarität, die zwischen 

diesen beiden situationsbedingt auftauchen konnte, unterschätzten. Zwei 

verschiedenartige Begebenheiten zeigen die Konturen dieser seltsamen 

Konstellation für die Justiz: 

Im Juni 1947 drohte der Rudolstädter Stadtkommandant dem Oberstaatsanwalt, 

damit dieser keine Anklage gegen den russenfreundlichen, kommunistischen 

Kreis-Kripo-Chef erhebe. Der Oberstaatsanwalt nahm den Kripo- 

Chef trotzdem wegen Mordverdachts in Haft, denn der hatte immerhin seine 

Sekretärin erschossen. Daraufhin wurde der Oberstaatsanwalt selbst zeitweilig 

von den Sowjets in Haft gesetzt. 129 

Im Juli 1947 kam es im Weimar zum Gerichtsverfahren gegen einen Greußener 

Kommunisten. Der hatte Monate zuvor als Hilfspolizist an der Verhaftung 

einiger Jugendliche wegen angeblicher Werwolftätigkeit mitgewirkt 

und diese dem NKWD zugeführt, welches die Jungen nach Sachsenhausen 

verschaffte. Kurz nach der Verhaftung hatte sich aber herausgestellt, 

dass jener Greußener Kommunist die angeblichen Beweismittel 

gegen die Jungen (Werwolf-Drohungen) selbst inszeniert und verbreitet 

hatte. Die deutsche Justiz verhandelte gegen ihn wegen falscher Anschuldigung 

und wegen Körperverletzung im Amt. Er bekam zwei Jahre Haft. 

Trotzdem blieben die 38 Jungen seinetwegen jahrelang in NKWD-Haft 

und 24 von ihnen kehrten von dort nie wieder zurück. 130


71 

Es herrschte über viele Monate also so etwas wie ein Status quo für die Thüringer 

Justiz, – mit einem Spielraum, der einerseits rechtsstaatlich größer 

war als zur NS-Zeit und der andererseits – zunehmend – eingeengt war 

durch die Interessen der Sowjets und ihren Militärstatus, durch die SED- 

Machtambitionen und vor allem auch durch die schwache Zusammenarbeit 

mit der Polizei. Die zentralen Ordnungsversuche durch die SBZ-Justizverwaltung 

waren dagegen anfangs noch ohne großen Einfluss. 

Ab Herbst 1947 und besonders 1948 begann sich die Situation für Thüringens 

Justiz grundsätzlich zu ändern. Die traditionelle Strafrechtssprechung 

wurde zwar fortgeführt. Doch jetzt kam eine Art antinazistische 

„Bewährungsphase“ für die thüringische Rechtssprechung hinzu. Diese 

verlief vor allem auf zwei Schienen: 

1. der Rechtssprechung nach Befehl 201 (NS-Verbrechen) und 

2. der Rechtssprechung zu Befehl 234 (Wirtschaftsverbrechen, Sabotage). 

Daraus erwuchs für die Justiz ein zunehmender Handlungsdruck. Ende 

1947 und 1948 mussten innerhalb weniger Wochen zahlreiche 201-Strafprozesse 

vorbereitet und durchgeführt werden (s. Kapitel 9) 

Im Sommer und Herbst 1947 herrschten noch immer Hunger und Notwirtschaft, 

– als naheliegende Folge der vielen Kriegsauswirkungen, aber nun 

noch verstärkt durch die schlechte Erntezeit. Die Ungeduld sowohl der 

Sowjets als auch die der Kommunisten wuchs, weil sie alle beide besonders 

auf einen schnellen Wiederaufbau drängten. Die einen wegen weiterer 

Reparationsleistungen für ihr ebenfalls zerstörtes Land. Die anderen 

aus politisch-pragmatischen Gründen, denn sie hatten sich nach den 

Herbstwahlen 1946 vielerorts die politische Macht geholt. 

Es ging ihnen beiden jetzt nicht mehr nur um Schieber und Nachkriegsgewinnler, 

sondern zum Beispiel auch um Unternehmer mit zonenübergreifender 

Wirtschaftstätigkeit, um nicht-ablieferungswillige Leute und 

um Schuldige für diverseste Wirtschaftsprobleme. 

Der Befehl 234 wurde im Oktober 1947 erlassen, trug wirtschaftspolitischen 

Charakter und verkündete moderne Arbeitsrechte. Vor allem aber 

hoben die Karlshorster SMAD-Chefs mit der Forderung nach einem „entschlossenem 

Kampf gegen Bummelanten und Desorganisatoren“ das 

sowjettypische Sabotage-Thema nun entschieden stärker in den Vordergrund 

als sie es 1945 mit dem Befehl 160 getan hatten. 

Der Druck wurde aber nicht nur aus sowjetischer Richtung stärker. Am 11. 

November 1947 beschlossen die höchsten SED-Funktionäre in Weimar, 

eine Kampagne „gegen die reaktionären Tendenzen innerhalb der Thüringer 

Justizverwaltung“ in Gang zu setzen. 131


72 

Der Prozess, der nun die Justiz immer stärker auch nach innen hinein zu 

verändern begann, wurde bald begleitet von parallelen personalpolitischen 

Veränderungen. Der gesamte Prozess soll – abgesehen von den Folgen der 

201-Rechtssprechung – jedoch nicht Gegenstand dieser Darstellung sein. 

Erfurter und Thüringer Justizhaft 1945–48 

In Erfurt gab es mit dem Winter 1945/46 zwar wieder eine funktionierende 

deutsche Strafjustiz. Aber jetzt stand den Erfurter Staatsanwälten 

und Richtern kein Gefängnisgebäude mehr zur Verfügung. 

Der letzte Gerichtsgefängnisvorsteher, Oberinspektor Müller, wurde von 

den Sowjets verhaftet. 132 

Der Erfurter Landgerichtspräsident, der also auf beide Gefängnisbauten 

nicht zurückgreifen konnte, bemühte sich im ganzen Oktober 1945 noch 

darum, ein Ersatzgefängnis direkt in Erfurt zu bekommen. Eine Besichtigung 

des sowjetisch beschlagnahmten Petersberg-Gefängnisses wurde 

ihm abgelehnt. Der Erfurter Polizeipräsident wollte im neuen Polizeigefängnis 

(im Polizeipräsidium Meister-Eckart-Straße), Justizgefangene 

nur vereinzelt und kurzfristig unterbringen. Die Verwaltungsbeamten 

boten dem Landgerichtspräsidenten daher Räumlichkeiten entweder im 

neuen Justizgebäude (Andreasstraße 38, heute Polizeipräsidium) oder aber 

im Regierungsgebäude (Statthalterei, heute Staatskanzlei) an. Beides hätte 

aber aufwändige Umbauten und Schließanlagen erfordert. Und so entschied 

sich der Landgerichtspräsident Ende Oktober dafür, in Erfurt doch 

kein Ersatzgefängnis einzurichten, sondern lieber auf die Rückgabe eines 

der beiden Haftgebäude durch die Sowjets zu warten. 133 

Der Thüringer Generalstaatsanwalt – als Vorgesetzter aller Justiz-Haftanstalten 

– erließ daraufhin für Erfurt die folgende Anweisung: 

„Untersuchungsgefangene für das Amtsgericht und das Landgericht 

Erfurt sind in das Justizstrafgefängnis Gräfentonna (das dadurch nun zum 

kombinierten Untersuchungs- und Strafvollzugs-Gefängnis wurde) einzuweisen. 

Direkt zu ihren Prozessterminen sollten sie von Gräfentonna nach Erfurt 

bestellt werden.“ 134 

Die Schutzpolizisten der Stadtpolizei hatten (wie vorher auch) die Aufgabe, 

diese Justiz-U-Häftlinge aus Gräfentonna abzuholen. Man konnte 

sie bei Bedarf kurzfristig in Polizeihaft-Zellen unterbringen, ehe man sie 

vor Prozessbeginn dem Gericht übergab. Ab dort übernahmen Justizbeamte 

die Bewachung. Diese unbewaffneten Justizbeamten mussten die 

Gefangenen bei Verurteilung zu einer Strafhaft wieder in die Erfurter Poli-


73 

zei-Haftzellen bringen, von wo die Schutzpolizei sie zur Justizhaft Gräfentonna 

brachte. 1946 gab es Fluchten auf diesem Rückweg zur Polizeidirektion, 

den die Justizbeamten mit den Verurteilten zu Fuß zurücklegten. 

135 Oft waren zwei Polizeihaft-Zellen mit diesen Gefangenen belegt. 

Ab Ende 1946 verblieben nur noch untersuchungsgefangene Frauen in 

Gräfentonna, während die Männer im Strafgefängnis Ichtershausen und 

die Jugendlichen im Gerichtsgefängnis Eisenach untergebracht wurden 

und dort auf den Beginn ihrer Erfurter Gerichtsprozesse warteten. 136 

Bei diesen Justiz-U-Häftlingen der Jahre 1945/46/47 handelte es sich in 

der Regel um kriminell Straffällige. Die große Mehrheit hatte mittlere 

oder kleinere Vermögensdelikte auf dem Gewissen. Noch im April 

1949 137 gab es unter den Straftaten in Erfurt überwiegend Diebstähle, – 

besonders von Lebensmitteln, Lebensmittelmarken, Kleinvieh und Bekleidung, 

aber auch von Fahrrädern, obwohl für diese bereits ein polizeilicher 

Nummernschutz eingeführt war. Die relativ große Zahl der Fäl-


74 

schungsdelikte stand im Zusammenhang mit Lebensmittelmarken. Andere 

schlugen wahllos Brennholz in den städtischen Parkanlagen. Der große 

Umfang dieser Kriminalität und die Zunahme der Kriminellen wurde 

begünstigt durch die Situation nach dem Ende des langen Krieges: 

– die Versorgungsprobleme nach der alten Kriegswirtschaft, 

– die um sich greifende Schwarzmarktmentalität und die Probleme 

zwischen Eigentum und Notverteilung, 

– die Hungerernten und die Winterkälten nach Kriegsende, 

– die leichten Fluchtmöglichkeiten: 1 die Zonengrenzen, 2. die örtlichen 

Kriminalpolizeien waren fast nicht mehr vernetzt, 

– die beschränkten staatlichen Ordnungsmöglichkeiten, die letztlich 

auch das Nicht-Erwischt-Werden stärker als sonst in Aussicht 

stellten, 

– die scheinbare Eigentums-Willkür angesichts der Reparationen und 

Demontagen durch die SMA, aber andererseits auch das Negativbild 

ehemaliger Kriegsgefangener, die nicht heimkehrten und teilweise 

ohne Recht und Regel für sich sorgten. 

Immer häufiger hieß es auch in den Akten der Erfurter Untersuchungshäftlinge, 

die in Gräfentonna oder Ichtershausen saßen: „wegen Wirtschaftsvergehen“. 

Typische Wirtschaftsvergehen waren: Wucher, Hamsterei, Unterschlagung, 

Plündern, Schwarzschlachten, Schwarzhandel, Kompensation 

138 , Verstöße gegen wirtschaftliche Anordnungen. Viele Vorfälle 

waren Straftaten nach dem Thüringer „Gesetz zum Schutze der Volksernährung“ 

139 vom 25. 10. 1945 und der „Verbrauchsregelungsstrafverordnung“ 

140 von 1941, die man nach dem NS-Ende beibehalten hatte. 

Vorfälle gab es laut Aktenlage vielerlei: Da verkaufte ein Bäcker seine 

Brötchen für 80 Pfennig, was damals sehr viel Geld war. Woanders bot ein 

Händler Margarine an, die in Wirklichkeit aus Paraffin bestand und deren 

Genuss somit zu gefährlichen Erkrankungen führen konnte. Ein dritter 

kaufte billigen Kaffee in den Westzonen ein und lebte von der „Handelsspanne“. 

Nur ein Teil solcher Fälle und nur solche mit deutlicher Beweislage 

kamen überhaupt zum Staatsanwalt oder vor die Gerichte. (s. auch S. 

78 ff.) 

Aus vielen Justizakten jener Jahre liest man dennoch sowohl ein selbstverständliches 

Bemühen um strafrechtlich-exakten Umgang mit Haft wie 

auch ein aufrecht wirkendes Bemühen darum, dass verhängte Haftstrafen 

zum Guten und Besseren für den Täter gedeihen sollen. Bei den Staats-


75 

anwaltschaften und unter Justizbeamten ist – trotz großer Probleme in 

Personal und Innenorganisation – immer wieder die Rede von sinnvoller 

Gefangenenarbeit, von besonderer Umsicht für Jugendliche, von angemessener 

Kleidung, Ernährung und sogar von Wiedereingliederung. 

Dass allerdings die Untersuchungshaften (also die Wartezeiten auf Verhandlung 

und Richterspruch) viel zu lange dauerten, – das wussten und 

bedauerten auch die Juristen. Zwischen Delikt, Verhaftung und Ermittlung 

vergingen – selbst bei bekannten Tätern und Sachverhalten – oft vier 

Monate, manchmal noch mehr. Mitunter fehlte der einzige örtliche Staatsanwalt 

oder Richter über mehrere Wochen. Viel Arbeitszeit kosteten auch 

die Dienstreisen durch die großen Amtsbezirke, denn viele Staatsanwälte 

betreuten mehrere Gerichte. Und so geschah es gar nicht selten, dass der 

eine Kriminelle seine soeben vom Richter verhängte Strafe schon längst 

„abgesessen“ hatte, dass der nächste Kriminelle länger inhaftiert als verur- 

Justiz-Haftanstalt/Strafgefängnis Erfurt, Andreasstraße, Verwaltungszimmer, um 1948, 

Foto: Thüringisches Hauptstaatsarchiv


76 

teilt war oder dass Unschuldige tagelang umsonst eingesperrt waren. 

Mitunter – beispielsweise in Altenburg und Rudolstadt – musste die 

Polizei auch die U-Häftlinge der Justiz bei sich unterbringen. 

Der eigentliche Straf- und Erziehungszweck von Gefängnishaft wurde 

durch diese Alltagsrealitäten natürlich stark verwässert. Die Zustände, deren 

Gründe ausgerechnet im Justizwesen selbst lagen, wurden ja zusätzlich 

noch verschlimmert durch die Polizeihaft (s. S. 97 ff.), wo Gefangene (mit 

Wissen der Justiz und oft auch für die Justiz) wochenlang weder Haftrichter 

noch Staatsanwalt oder gar Rechtsanwalt zu Gesicht bekamen. 

Hinzu kam, dass Anarchie und Willkür in Sachen Haft für eine Bevölkerung, 

die in KZ-Vergangenheit und Speziallager-Gegenwart lebte, geradezu 

fatale „Normalität“ und staatliche Unberechenbarkeit geworden war. 

Sinn und Substanz von rechtsstaatlicher Haft hätten auch deshalb von 

einer rechtsstaatlichen Justiz dringender als je wiederhergestellt werden 

müssen. 

Spätestens Ende 1947 mangelte es an justizeigener Haftkapazität. Dies 

machte sich im Gerichtsbezirk Erfurt besonders bemerkbar. Denn das 

Haftgebäude Andreasstraße wurde, wie der Thüringer Generalstaatsanwalt 

ans Justizministerium schrieb, noch immer „von der Besatzungsmacht 

in Anspruch genommen“. 141 

Nur zwei Monate später jedoch – im Februar 1948 – ist „die Anstalt 

wieder eröffnet.“ 142 Im Justizgefängnis Andreasstraße, das nun wieder für 

das deutsche Justizsystem zur Verfügung stand, wurden schnellstens erste 

Wiederinstandsetzungen durchgeführt. Nach kurzer Zeit standen die 42 

Einzel- und 36 Gemeinschaftszellen zur Verfügung, die für 212 mögliche 

Gefangene eingerichtet waren. (s. S. 260 ff) 

Fast zur gleichen Zeit – im März 1948 – beschlossen die Chefs der SMAD 

eine umfassende Amnestie für kleinere Straftaten (außer „Wirtschaftsverbrechen“). 

143 Von den 1.300 verurteilten Strafgefangenen amnestierten die 

Thüringer Gerichte daraufhin etwa jeden zweiten. Schon im Juni 1948 – 

wenige Wochen nach Amnestie – lag die Anzahl der Thüringer Justizhäftlinge 

wieder über 2500. Im Jahr 1949 stieg sie dann auf über 3000. 144 

1948 aber standen die Richter und Staatsanwälte unter dem Druck, die 

Prozesse gegen die 201-U-Häftlinge vorrangig abarbeiten zu müssen (s. S. 

134 ff.). Diese 201-U-Häftlinge kamen auf die Anklagebank aber nicht 

aus den U-Haftzellen, sondern aus Polizei-Haftzellen. Folglich verblieben 

wahrscheinlich viele Justiz-U-Häftlinge noch länger in Untersuchungshaft, 

als es der Gerichtskapazität entsprochen hätte.


Gemeinschaftszelle im Haft- und Strafgefängnis Andreasstraße in Erfurt, um 1948, 

Foto: Thüüringisches Hauptstaatsarchiv 

77 

Die ohnehin prekäre Verzerrung der Funktion von angeordneter Haft und 

regulärer Strafhaft konnte also auch 1948 noch nicht so ausgeglichen werden, 

wie es eine Rückkehr zur rechtsstaatlichen Justiz erforderte. 

Im Sommer 1948 kritisierte Fechner, der Chef der Deutschen Justizverwaltung 

145 , dass SBZ-weit gegen 56 Prozent aller U-Häftlinge lediglich 

(oft geringfügige) Eigentumsdelikte vorlagen und gegen weitere 19 Prozent 

kleinere Wirtschaftsstrafsachen. 146 Unter normalen Umständen wäre 

also gegen die Hälfte aller damaligen U-Häftlinge keine Untersuchungshaft 

verhängt worden. Dass letzteres trotzdem geschah, war eine Frage der 

Fluchtmöglichkeiten und der Verzögerungen zwischen Tat und Strafe. 

Auch ein weiteres Jahr später, 1949, erwähnten die Mitglieder eines 

Volkskontrollausschusses nach ihrem Besuch in der Haftanstalt Andreasstraße, 

dass „die übergroße Zahl U.-Häftlinge wegen Wirtschaftsvergehen 

inhaftiert“ war. 147


6. Erfurter Polizei und Landespolizei (1945–47) 

78 

Die deutsche Polizei hatte in den Nachkriegsjahren nicht nur ein eigenes 

traditionelles Aufgabenspektrum, sondern auch einen Handlungsspielraum, 

der weitgehend in ihren Händen lag und nur von gelegentlichen 

sowjetischen Interventionen beeinflusst war. In Erfurt und auch ringsherum 

herrschte nach 1945 alles andere als die sprichwörtliche bürgerliche 

Ordnung, die jede Polizeiarbeit als Hauptaufgabe und zugleich aber 

auch im Mindestmaß zur Voraussetzung hat. 

Polizeipräsidium Erfurt, Meister-Eckart-Straße, um 1925, Foto: Stadtarchiv Erfurt


79 

Ab 1945 gab es stand die Polizei einer überdurchschnittlichen Kriminalität 

gegenüber: Diebstähle, Lager- und Kellereinbrüche, Fahrraddiebstähle, 

Raubüberfälle, Spekulation mit Mangelwaren, Lebensmittelmarken- 

Manipulationen, Schiebereien. Vieles ließ sich nur durch schnelle und 

intensive Vor-Ort-Präsenz verfolgen und unterbinden, da zwischen stärkerer 

Kriminalität und schwächerer Ausstattung und Personallage eine 

Lücke klaffte. Hinzu kamen außerdem noch diverse neuartige Polizeiaufgaben, 

die aus dem Alltag erwuchsen: 

In den Vorerntezeiten mussten Polizisten die Felder der Bauern bewachen 

und nach den Ernten die Verstöße der Bauern gegen Pflichtablieferungen 

ahnden. 1948 gab es trotzdem 6000 Felddiebstähle. Noch 1948 wurden 

über 440 Tonnen Lebensmittel beschlagnahmt (auf Basis der Volksernährungsverordnung). 

148 Im Winter kam es vor, dass Strom- und Telefonmasten 

zum Verheizen abmontiert wurden. Gegen das Wildern und Plündern 

mussten Polizisten dauernd Straßenkontrollen durchführen und dabei 

auch die vielen Fälle klären, in denen Leute sich nicht ausweisen konnten. 

Straßenkinder sollten in Heime. Polizisten mussten – fast wie im Wilden 

Westen – die Eisenbahn, ihre Anlagen und die Fracht bewachen. Das Wirken 

der Preistreiber und Schwarzhändler musste eingedämmt werden, 

wofür die Erfurter Ordnungspolizei eine Preisüberwachungsstelle hatte. 

Unter der Bevölkerung gab es über lange Zeit mehr Schusswaffen als in 

den Händen der Polizei. Die Waffen waren einzusammeln, – auf 16.000 

Granaten, 15.000 Fliegerbomben u. ä. kam man dabei in Thüringen bis 

Ende 1948. In den Polizeibüros ging es um die Realisierung veränderter 

und neuer Verordnungen oder um die Ausstellung von 2,2 Millionen neuer 

Personalausweise. Von Polizisten wurde sogar verlangt, gegen Arbeitsverweigerer 

vorzugehen. Der Straßenpolizist musste die Trümmerecken 

kennen, in deren Dunkel vielleicht nicht bloß die Elenden hausten. Zur 

traditionellen Polizeitätigkeit gehörte seinerzeit auch noch die „Verwaltungspolizei“, 

denn „polizeilich“ waren alle Verwaltungszweige, die das 

Befolgen ihrer Erlaubnisse oder Verbote erzwingen konnten. 149 Die Erfurter 

Gewerbepolizei z. B. bearbeitete 1946 Anträge bezüglich Schankkonzession 

(140), Tanz (1650), Wandergewerbe (530), Legitimationskarten 

(610), Gewerbe (620), Armenrechtszeugnisse (1550), Gift (200), Leichen 

(250), Lebensmittelbeschwerden (200). 150 

Die Masse der Neu-Polizisten musste sich zwischendurch überhaupt erstmal 

berufliches Grundwissen aneignen. Mit Uniform und dem Instrument 

„Beschlagnahmung“ konnten sich anfangs sogar Polizisten selbst kriminalisieren, 

Polizeioffiziere mussten jedenfalls wiederholt derartigen


Anzeigen nachgehen. Andere Polizisten wurden während ihres Dienstes 

getötet, 32 starben in Thüringen 1945–48. 151 Und immer wieder mussten 

die Befehle der Sowjets erfüllt werden, die diverse Einzelaufträge hatten 

und diverse Missstände behoben wissen wollten. 

Problematisch für die Polizei war auch die Kriminalität von Rote-Armee- 

Angehörigen und Ausländern. 152 Typisch war, dass besonders vormalige 

Zwangsarbeiter recht offen und selbstbewusst Straftaten ausführten. Die 

zu Kriegsende verbreitete Straftat der Vergewaltigung erscheint unter den 

Erfurter Anzeigen gegen Ausländer dagegen nicht, so dass derartige Fälle 

zumindest nicht Polizeiaufgabe wurden. Kurz nach Besatzungswechsel 

wurden sogar zwei mal direkt vor Polizisten-Augen die Polizeiautos entwendet. 

Manchmal wurden diese Straftäter auch auf frischer Tat erwischt, 

anfangs auch verhaftet und an die Kommandantur übergeben. Regelmäßig 

kamen Strafanzeigen mit entsprechenden Personenbeschreibungen. Sie 

mussten dann über den Oberbürgermeister an die Stadtkommandantur 

gereicht werden. 

Aus verschiedenen Regionen ist bekannt, dass die Kriminalitätsrate der 

ersten Nachkriegsjahre um das Mehrfache (in Berlin um das 8–9fache) 

höher lag als sonst. 153 Allein für den August 1945 meldete die Erfurter 

Stadtpolizei: 

495 Diebstähle, 24 Unterschlagungen, 15 Betrugsfälle, 12 Amtsanmaßungen, 

21 Plünderungen, 42 Überfälle, 24 Vergewaltigungen und 8 Selbstmorde 

154 

In ganz Thüringen gab es zwei Jahre später – 1947 – 

„ungefähr 55 575 Straffälle aller Art, 

kleinere Übertretungen, bei denen die Beschuldigten gebührenpflichtig 

verwarnt wurden, ... nicht mit eingerechnet.“ 155 

Die Situation blieb über längere Zeit so. 

Polizeistatus 1945 

80 

Das gestiegene Ausmaß an Polizeiarbeit war nur die eine Seite der Probleme. 

Die andere Seite war die gleichzeitige Schwächung der Polizei selbst 

– von Personalumfang und Ausbildungsstand über die Ausrüstungsmängel 

bis hin zum funktionellen Handlungsrahmen. 

1945 sah die Situation diesbezüglich etwa so aus: 

Das Polizeipersonal war infolge des Krieges und der ordnungspolizeilichen 

Betätigungen in den besetzten Gebieten gesunken. Äußerst zahlreiche 

Entlassungen standen gleichzeitig auf der Tagesordnung. Der Anfän-


81 

geranteil stieg damit erheblich hoch, so dass nicht an sachgerechtes Handeln 

zu denken war. Zeitweise hatten weniger als 10 Prozent der Polizisten 

eine Grundausbildung absolviert. Auch in leitenden Positionen gab es 

viele Neulinge, hohe Fluktuationsraten und dauernde Umbesetzungen. An 

der Spitze der Erfurter Polizei wurden zwischen Mai 1945 und Januar 

1946 nacheinander ganze vier Polizeipräsidenten tätig. 156 

Zusätzlichen Zeitaufwand kosteten die vielen Neueinstellungen, die Entnazifizierungen, 

die vierwöchigen Grundausbildungs-Kurse und die überdurchschnittliche 

Rate von Dienstvergehen. 

Einige Polizeireviere waren zerstört. Es gab Materialmängel z. B. bei 

Benzin, Kohle, Papier, Glühbirnen und dergleichen. Durch Waffenverbot 

und späteren Waffenmangel fehlten alternative Zwangs- und Schutzmittel, 

wie Diensthunde, Pferde etc. Die alten Reichsuniformen mussten geändert 

oder ersetzt werden. 

Der vorherige Dienstherr der Polizei – das Reich – existierte nicht mehr. 

Es entstand nun zwar das Land Thüringen. Das aber konnte nicht direkt 

als Nachfolger der Reichsverwaltung wirken, zumal es einen mehrmonatigen 

Aufbauprozess benötigte und auch Personalprobleme hatte. 

Selbst die beiden Besatzungsmächte konnten da nur Abhilfe schaffen, 

indem sie die Polizei der örtlichen Selbstverwaltung übertrugen. Das wiederum 

überforderte nicht nur Ortsbürgermeister, sondern sogar so große


82 

und stabile Verwaltungskörper wie die Erfurter Stadtverwaltung. Während 

die Erfurter Verwaltungsjuristen unentwegt Gutachten erstellten und der 

Oberbürgermeister schon genug an seinem formellen Polizei-Kontrollrecht 

hatte, machten die vier Polizeipräsidenten, was sie jeweils für richtig 

hielten, und waren zufrieden, sich für nichts aufwendig rechtfertigen zu 

müssen. 157 

Die örtliche Kriminalpolizei konnte oder musste noch eigenständiger und 

unkontrollierter arbeiten, sie erscheint nicht mal in den Personalstatistiken 

und Berichten des Polizeipräsidiums. (Damit setzte sich im Grunde die 

preußische und spätere NS-staatliche kriminalpolizeiliche Sonderstruktur 

fort, – allerdings mit dem Unterschied, dass es in Berlin nun keine Vorgesetzten 

mehr gab und dass es vor Ort auch an staatsanwaltlicher Stärke 

mangelte.) 

Das Besatzungsregime stellte ebenfalls eine neuartige Konstellation für 

den polizeilichen Handlungsrahmen dar. Es gab eine Parallelpolizei, deren 

Arbeitsweise der Stapo ähnlicher war als einer demokratischen Polizei. 

Und es gab regelmäßige Sonderwünsche und Anweisungen der Stadtkommandanten. 

Beispielsweise mussten deutsche Polizisten jeden sowjetischen 

Uniformträger grüßen. 158 (s. S. 48 ff.) 

Stadtpolizei Erfurt: Das alte preußisch-deutsche Polizeipräsidium Erfurt 

(auch Polizeidirektion) arbeitete als Kommunalpolizei. Seitens der 

Kommune blieb man jedoch sehr zurückhaltend in Polizeisachen und hielt 

bewusst auch an der alten Strukturierung fest. Im November 1945 159 gab 

es vier Abteilungen: 

Verwaltungspolizei (mit Polizeigefängnis, Passwesen, Gewerbepolizei, 

Verkehrspolizei, Forstpolizei, Strafverfügungen) 

Ordnungspolizei (sechs Polizeireviere und drei Posten, Preisüberwachungsstelle, 

Personalstelle, Reiter-, Kfz- und Nachrichtenstaffeln) 

160 – häufig auch als „Schutzpolizei“ benannt 

„Kriminalpolizei I (Politische Polizei)“ mit Zentrale, sechs „K-I- 

Außenstellen“ und einer Abteilung „Arbeitseinsatz“ 

„Kriminalpolizei II (Allgemeine Kripo)“ mit fünf Kommissariaten 

(zwei für Diebstahl, eines für Betrug, eines für Tötung/Vermisste 

und eines für Sittlichkeitsdelikte). 

Die Kommunalisierung hatte auch die Kripo-Stellen betroffen, die 

üblicherweise zentral reguliert und kontrolliert waren. Während aber die 

Kriminalpolizei ihre Struktur von eigenständigen Kripo-Kommissariaten 

beibehielt, hatte die Politische Polizei ihre Außenmitarbeiter direkt auf


83 

den sechs Polizeirevieren der Ordnungspolizei installiert. Insofern war die 

Politische Polizei nicht nur lokal integriert, sondern auch weniger ange-


84 

wiesen auf Informationsübergaben der Schutzpolizei. Die Unterabteilung 

Arbeitseinsatz der Politischen Polizei, die schon unter den Amerikanern 

entstanden sein muss, hatte ihren Sitz nicht im Polizeipräsidium, sondern 

in der benachbarten Marstallstraße (also quasi direkt an der Hinterausfahrt 

der sowjetischen Stadtkommandantur). Die Erfurter Politische Polizei 

wurde geleitet von Richard Streit, der 1945 der SPD beigetreten war und 

später – 1947 – als Personalsachbearbeiter in der regionalen Kriminalinspektion 

Erfurt tätig werden sollte. 161 (zur Kripo I – s. S. 111 ff.) 

Landespolizeiliche Anfänge 1945 

In der sowjetischerseits neu gebildeten Landesregierung unter Rudolf 

Paul wurde Ernst Busse im Juli 1945 zum 1. Vizepräsidenten ernannt. 

Damit erhielt er zugleich entscheidende Zuständigkeiten für den Aufbau 

einer Landespolizei und die Zentralisierung polizeilicher Kompetenzen. 

In den ersten Tagen fungierte Busse selbst als oberster Polizei-Chef, noch 

innerhalb seiner ersten Amtswoche ernannte er vier „Regierungsbeauftragte“(=Polizeipräsidenten), 

die jeweils eine Region von Nord-, Mittel-, 

Süd- und Ostthüringen „auf die gesamte Personalpolitik zu überprüfen 

und zu leiten haben“. 162 Angesichts der noch äußerst schwachen landespolizeilichen 

Möglichkeiten war dieses personalpolitische Vorgehen eine 

effektive organisatorische Lösung, um das Heft des Handelns in die Hand 

zu bekommen. In Absprache mit den Sowjets gründete Busse außerdem – 

direkt aus dem Ministerbüro heraus – ein Zentralbüro, in welchem Abteilungen 

für Kriminalpolizei, für Schutz, Gewerbe-, Bahn- und Feuerlöschpolizei 

installiert werden sollten. Die SMATh behielt sich die Genehmigung 

der endgültigen Struktur aber noch vor. 

Geißler übernahm von Busse diese Zentralstelle als fünfter Polizeipräsident. 

Auch den sozialdemokratischen Polizeifachmann Thiemann, der Erfurts 

Polizei unter den Amerikaner geleitet hatte, wurde in seinen 

Arbeitsstab übernommen. 

Im August und September 1945 waren die Konturen einer neuen Landespolizei 

allerdings noch recht unscharf. Der Alltag sah etwa so aus: 

Die vier Gebiets-Polizeipräsidenten reisten bei den Kommunalpolizeistellen 

umher, kontrollierten den Arbeitsalltag, regelten besondere 

Vorfälle, machten personalpolitischen Druck hinsichtlich von Dienstvergehen, 

verschafften sich Überblick über Personalstärken und ermöglichten 

Busse mit ihren (mündlichen) Berichten Einblick in die 

regionale Situation. Interventionen zu Personal-Entnazifizierungen 

erübrigten sich weitgehend, da dies seitens der sowjetischen Orts-


Schnellkommando der Thüringer Schutzpolizei, 

entn. aus: Geschichte der Deutschen Volkspolizei, Berlin 1979, S. 41. 

85 

Kommandanten (oder des NKWD) selbst intensiv vorangetrieben 

wurde. Die Biografien der vier Polizeipräsidenten (Hausmann, Baur, 

Schak und Rausch) sind nicht bekannt, doch handelt es sich offenbar 

eher um Leute mit Polizeierfahrung als um Parteifreunde oder Mithäftlinge 

Busses. 

Geißler, der fünfte Polizeipräsident und Kampfgenosse Busses, kümmerte 

sich in der Zentralstelle einstweilen um einen personellen Gesamtüberblick 

und die mögliche Struktur einer Landespolizeistelle, 

bemühte sich bei der SMA um erste Waffen und um die sowjetischerseits 

beschlagnahmten Stofflager der Polizei, und befasste sich außerdem 

mit Einzelheiten wie einheitlichen Dienstausweisen, wie die Entnazifizierung 

im Wohnungsamt und dergleichen. 163 

Sowjetischer Gesprächspartner (und Erlaubnis-Instituion) war die SMA, 

in der eine Abteilung für Inneres – unter Oberleutnant Iwanow – tätig war. 

Die Sowjets äußerten sich ab Mitte September zunehmend kritisch gegenüber 

dem deutschen Vorgehen. Sie kritisierten die Strukturpläne, die Geißler 

ihnen vorlegte, die Existenz von vier Polizeipräsidenten und waren mit 

der Tätigkeit Geißlers in der Landespolizeistelle unzufrieden. 164


86 

Absprachen des Thüringer Landes-Polizei-Chefs Erich Reschke mit SMA-Offizieren in 

Weimar, 1945, Foto: entn. aus geschichte der Volkspolizei, Berlin 1979, S. 39. 

Im September kam es schließlich doch zu einer Festlegung der Landespolizei-Struktur. 

Laut erster Polizeiverordnung 165 vom Ende September 

1945 wurden vorerst nur die Kriminalpolizei und die Staatsschutz-Polizei 

landeseigen, während man sich gegenüber anderen Polizistengruppen auf 

eine generelle Regelungsbefugnis beschränkte. Allerdings gab es die Befugnis, 

jederzeit aus allen Kommunalpolizeien Leute in „besondere Kommandos“ 

abziehen zu können. Aus den vier Polizeipräsidenten wurden 

nun drei „Gebietsinspekteure“, wobei Nordthüringen zu Erfurt kam und 

die Dienststelle für Südthüringen von Eisenach nach Gotha verlegt wurde. 

Damit hatte man dieselben Kontrollgebiete installiert, die sich zuvor die 

NKWD-Bezirksgruppen und die SMATh geschaffen hatten. Da Gotha 

(anders als Eisenach) keine traditionell Beziehung zu Südthüringen hatte, 

liegt nahe, wer diese Gebietsaufteilung ausdrücklich gefordert hatte. 166 

Die Zentralstelle wurde im Oktober 1945 in ein Landespolizeiamt verwandelt 

und in Abteilungen strukturiert:


87 

I. Transport/Technik, 

II. Rechtsangelegenheiten, 

III. Landeskriminalamt, 

IV. Zentrale Personalabteilung, 

V. Inspektionsabteilung (mit den drei Gebietsinspektionen), 

VI. Feuerlöschwesen. 

Von einer Staatsschutz-Polizei ist auf dieser Ebene nicht die Rede. 

Oberster Chef, einziger Polizeipräsident sowie gleichzeitig Leiter der 

Inspektionsabteilung wurde nun Erich Reschke 167 . Auch er war ein Kampfgenosse 

Busses und hatte zur kommunistischen Häftlingselite Buchenwalds 

gezählt. Ob die Sowjets Reschke direkt wünschten oder nur einen Wunsch 

Busses genehmigten, ist unbekannt. Geißler wurde zwar vom ersten Rang 

in der Landespolizei verwiesen, bekam aber mit der Leitung des LKA, das 

er nunmehr aufbauen sollte, den zweiten Rang zugewiesen. Drei der vier 

Gebietsinspekteure wurden ebenfalls beibehalten, durften sich aber nicht 

mehr Polizeipräsidenten nennen. 

Kriminalpolizei: Nach Kriegsende gab es zunächst keine eigentliche Landes-Kriminalpolizei. 

Erst im Oktober 1945 wurde die Landespolizei- 

Stelle soweit strukturiert und aufgebaut, dass eine Abteilung Landeskriminalpolizei 

(=Abteilung III) unter der Leitung von Geißler ihre Arbeit 

aufnahm. Die Kriminalämter, die angesichts der gänzlichen Kommunalisierung 

der Polizei vereinzelt und verselbständigt waren, wurden thüringenweit 

im November 1945 „verstaatlicht“ – oder besser gesagt: formell 

unter die Personalhoheit der Landespolizei-Abteilung IV (Personal) gestellt. 

Um zunächst allgemeine Information und Einzeleingriffe möglich 

zu machen wurden in Geißlers Abteilung drei Kriminalinspektionen 

erstellt – und zwar dort, wo auch Gebietsinspektionen und NKWD- 

Bezirksgruppen ansässig waren, nämlich in Erfurt, Gera, Gotha. Insofern 

konnte man Ende 1945 nur von der groben Kontur einer vom Land 

kontrollierten und geführten Kriminalpolizei sprechen. In Erfurt verknüpften 

sich die Strukturen der örtlichen Kriminalpolizei offenbar bald 

eng mit denen der regionalen Kriminalinspektion Erfurt. 

1946 wurden Geißlers Weimarer Abteilung und seine drei Kriminalinspektionen 

auch personell ausgefüllt. Im Herbst 1946 waren neben den 

437 örtlichen Kriminalpolizisten nun auch 40 Landeskripo-Leute und drei 

Inspektoren nebst 17 Mitarbeitern tätig. Dies geht aus der ersten Personalübersicht 

der Thüringer Kriminalpolizei 168 ebenso hervor, wie die Tatsache, 

dass die große Mehrzahl der Kriminaldienststellen weniger als 10


88 

Kriminalisten umfasste und die KDs Erfurt (mit 96 Leuten), Gera (42), 

Weimar (39), Gotha (28), Jena (22) und Eisenach (21) die größten waren. 

Im Frühjahr 1947 gab es ca. 450 Kriminalpolizisten in normaler und 115 

in leitender Stellung. 169 

Personalveränderungen 

Das letzte Wort in Personalentscheidungen lag im Herbst 1945 im wesentlichen 

bereits bei den Landespolizisten. Alle leitenden Positionen in den 

Ortspolizeien besetzte oder ersetzte – mit jeweiliger Genehmigung der 

SMA – der Landespolizei-Präsident zusammen mit dem 1. Vizepräsidenten/Innenminister. 

Bei allen mittleren und unteren Personalentscheidungen 

konnten die Gebietsinspekteure mitreden oder sich einmischen. 

Die SMA hatte – mit dem Ziel einer vollständigen öffentlichen Bereinigung 

– im Sommer 1945 nachdrücklich die Personallisten aller Thüringer 

Polizisten (mit Parteizugehörigkeit) angefordert. Die Sowjets genehmigten 

anfangs zwar häufig zeitweilige Fortbeschäftigungen von NSDAP- 

Leuten in hoch ns-belasteten Verwaltungszweigen, für die es kein anderes 

ausgebildetes Personal gab. Eine ähnliche „Nachsicht“ gegenüber belasteten 

Polizisten gab es dagegen offenbar nicht, so dass hier das Personal 

sehr viel schneller und vollständiger wechselte.


89 

In späteren Thüringer Polizei-Selbstdarstellungen hieß es wiederholt, dass 

im Sommer 1945 noch 60 % NSDAP-Mitglieder im Polizeidienst waren. 

Im September wurde eine Mehrzahl von ihnen ebenfalls entlassen. Zum 1. 

Oktober 1945 gab es in ganz Thüringen fast 5000 Polizisten. Über 3500 – 

also 70 Prozent – davon waren im Entnazifizierungsprozess entlassen 

bzw. neueingestellt worden. 74 der 87 Polizeioffiziere – also ganze 85 

Prozent – waren ebenfalls Neueingestellte und häufig Berufsanfänger. 170 

Personalveränderungen in Weimars Stadtpolizei 1945: 

Willy Salden, der – wie Busse, Reschke, Geißler, Braun und andere – aus 

KZ-Buchenwald-Haft kam, war 1945 sofort zur Polizei nach Weimar gegangen 

und hatte dort vehement kommunistische Personalpolitik 

betrieben. Die ehemaligen Buchenwald-Häftlinge spielten anfänglich für 

die Weimarer Stadtpolizei eine besonders große Rolle. (s. S. 34 ff.) 

Hermann Brill, der Sozialdemokrat, Buchenwald-Häftling und zeitweilige 

Landespräsident, soll anlässlich einer Einführung neuer Polizisten im Mai 

1945 in Weimar gesagt haben: „Es wird Aufgabe des Polizeidirektors sein, 

gestützt auf die Kameraden des K.L. Buchenwald, die Säuberung der 

Polizei von allen faschistischen Elementen vorzunehmen.“ 

Salden, ein kommunistishcer Buchenwald-Häftling, dagegen kritisierte 

den für Weimar neu eingesetzten Polizeidirektor Dommerich, – vor allem 

wegen nachlässiger Entlassung von NSDAP-Mitgliedern, aber auch 

wegen Missachtung Saldens und anderer “Buchenwalder” Neupolizisten: 

„Die Einstellung des Polizeidirektors gegenüber den Offizieren und Polizeibeamten 

vom Buchenwald war eine durchaus ablehnende. In einem Gespräch 

über Ernennungen, in den ersten Tagen seiner Amtstätigkeit, bei 

dem man auch über Buchenwälder sprach, die zur Polizei kommen sollten, 

äußerte sich der Direktor ‚Na wenn das man gut geht.‘ Hierin kommt 

seine anlehnende Haltung gegenüber den aus Buchenwald kommenden 

und als klare, antifaschistische Kräfte in der Polizei und den zur Polizei 

kommen sollenden, zum Ausdruck.“ 

Dommerich blieb nicht lange im Amt. Da sich angesichts der Aktenlage 

die Situation von Weimars und Erfurts Polizei kaum vergleichen 

lässt, bleibt offen, ob Dommerich tatsächlich viel zögerlicher entnazifiziert 

hat und ob Salden und seine Mitstreiter radikaler und stärker auf 

kommunistische Einflussgewinnung bedacht waren. 

Von radikalen Polizisten jedenfalls sprach der Landes-Polizeipräsident 

Rausch zwei Jahre später – im Herbst 1947 – , als er sagte: 

„Wir haben große Schwierigkeiten in der Durchführung der Blockpolitik.


90 

... Wer ist 1945 zur Polizei gekommen? KZ-ler, Zuchthäusler. Wir wissen 

alle, dass diese Genossen gerade die aktivsten und radikalsten waren. 

Unser Polizeikörper ist von diesen radikalen Genossen durchsetzt und 

diese Genossen sind noch nicht so geschult, dass sie wissen, wie sie sich 

der Blockpolitik gegenüber zu verhalten haben.“ 171 

In die Nachkriegspolizei begab sich noch eine weitere Personengruppe, – 

die Umsiedler. Salden schrieb 1945 zu Weimar: 

„In der hiesigen Polizei befindet sich ein ganzer Teil Polizeibeamte, die 

als Versprengte kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner sich in Weimar 

bei der Polizei meldeten und auch eingestellt wurden. Sie sind meistens 

aus Breslau und dem übrigen Schlesien. Vor 3 – 4 Wochen sollten diese 

Leute entlassen werden, weil hier über ihre politische Vergangenheit und 

Tätigkeit absolut nichts bekannt ist. ... Diese Sache wurde vom Kommando 

der Schutzpolizei ... hintertrieben.“ 

Ähnlich sah es 1946 bei der Jenaer Stadtpolizei aus, in der bis zu 60 % 

„politisch schlecht überprüfbare Schlesier, Ostpreußen“ tätig waren. 172 

Eine dritte größere Personengruppe, die 1945 beim Personalaufbau der 

Polizei eine Rolle spielte, bestand aus zurückgekehrten Wehrmachtsangehörigen. 

Landespolizei-Chef Reschke beklagte kurz vor seinem Weggang 

zur DVdI (Mitte 1946), dass 

der Anteil von 50 bis 60 Prozent 

Berufssoldaten bei der 

Polizei „die politische Sicherheit 

für uns sehr in Frage ... 

stellt“. 173 Und im April 1947 

noch sah sich der nachfolgende 

Landes-Polizei-Chef Rausch 

zu der Anweisung veranlasst, 

dass keine Berufssoldaten mehr 

neueingestellt werden dürften. 

174 

Die starken Personaländerungen, 

die auch in Erfurts Stadtpolizei 

im Frühjahr und Sommer 

1945 vonstatten gingen, 

wurden bereits erwähnt. (s. S. 

21 ff.) Weitere Entlassungen 

gab es auch im Laufe des Jahres 

1946, wobei es nicht nur


91 

um weitere Entnazifizierung, sondern auch um die Probleme Fluktuation, 

Arbeitsqualität und biografische Unklarheiten ging. Allein in Erfurt hatte das 

– laut Erfurts Polizeidirektor Schroot – umfangreiche Ausmaße: 

„Die bereits 1945 begonnene Überprüfung der Polizeimänner führte auch 

1946 zu einem starken Personalwechsel. So betrugen z. B. bei der Ord - 

nungspolizei die Entlassungen 162 und die Einstellungen 205. Diese 205 

Einstellungen erforderten 2800 Bewerbungen und davon wiederum 664 

ärztliche Untersuchungen. Dieser scharfen Nachprüfung bzw. Auslese 

blieb der Erfolg nicht versagt. Wenn auch von einer disziplinierten Polizei 

leider nicht gesprochen werden kann.“ 175 

Das Gros der Thüringer Altpolizisten wurde also im Jahre 1945 entnazifiziert, 

strafverfolgt und durch Neuanfänger ausgetauscht. 

Beim Personalumbau und neuen Polizeiaufbau handelte es sich um recht 

tiefgreifende Prozesse. Gab es einerseits fast keine Polizisten aus der NS- 

Zeit mehr, was natürlich im Interesse aller Alliierten und Nazi-Gegner lag, 

so gab es aber andererseits damit auch fast keine Polizisten aus der Zeit 

der Weimarer Republik mehr. Während die aktuellen Ordnungsprobleme 

gestiegen waren, sank das traditionelle Berufswissen und zwar nicht 

selten gegen Null. 

Thüringer Polizei-Dienstausweis 1946, Privatarchiv


In der Thüringer Kriminalpolizei gingen die Personalveränderungen langsamer 

vonstatten. Im Frühjahr 1947 sah die personelle Situation – anders 

als bei der Schutzpolizei – noch immer so aus: 

115 Kriminal-Polizisten in führenden Positionen: 

22 (20 %) bei früherer Polizei: 6 bis 1933, 16 bis 1945 

41,3 % ehemalige Offiziere/Unteroffiziere, 17,4 % höhere Schulbildung 

39,5 % über 40 Jahre alt, 96,5 % jetzt SED, 43 % vor 1933 KPD/SPD 

449 Kriminal-Polizisten und Kriminal-Angestellte (davon 133 Frauen): 

34 (9,7 %) bei früherer Polizei, 9 bis 1933, 25 bis 1945 

32,5 % ehemalige Offiziere/Unteroffiziere, Dez. 46 2,7 % Entlassungen, 

81,2 % unter 40 Jahre, 18,8 % über 40 Jahre 

88,2 % jetzt SED, 20,4 % vor 1933 KPD/SPD 

Kriminalamt (Inspektion) Erfurt – für Region Mittel-/Nord-Thüringen 

37 Leiter – 10 frühere Offiziere (das sind 27 %) 

135 Sonstige – 38 frühere Offiziere (das sind 28,2 %) 176 

Ausbreitung der Kommunisten in der Thüringer Polizei 

Inwieweit es 1946 eine solche 

Ausbreitung quer durch alle Polizeistrukturen 

gab, lässt sich nur 

wenig sagen. Selbst die KPD/ 

SED-Mitgliedszahlen sind nicht 

sonderlich aussagekräftig, weil 

der SED-Beitritt 1946 ebenso 

„modern“ und opportun war wie 

1933 der NSDAP-Beitritt. Nicht 

zuletzt der Mittelthüringer Gebietsinspekteur 

Hausmann war 

am 1. Oktober 1945 beim Erfurter 

Oberbürgermeister Jahn mit der 

SMA-Empfehlung aufgekreuzt, 

dass jeder Polizist bis 15. Oktober 

einer der vier Parteien angehören 

solle und dass es „Pflicht eines 

jeden Polizeiangehörigen (sei), 

sich bis dahin zu entscheiden“. 177 

Vielleicht haben auch derartige 

92 

Szenen manchen Polizisten eher 

zum SED-Beitritt bewogen als 

politische Gründe. 

Polizei-Chef Erich Reschke 

Foto: Geschichte der Volkspolizei, S. 38.


93 

Drei Jahre später jedenfalls (also 1948) hatte die SED 11.600 von den inzwischen 

14.600 Thüringer Polizisten in ihren Mitgliederlisten, also über 75 

Prozent. 178 Längst nicht alle davon waren tatsächlich Kommunisten, aber 

für viele Polizisten in leitender Position war das durchaus der Fall. 

In der Landespolizeistelle gab es spätestens 1946 eine personelle Dominanz 

von Kommunisten. Den Grundstein dafür hatten die Sowjets gelegt 

bzw. ermöglicht. Der kommunistische Landespolizistenkreis um Reschke, 

Rausch, Geißler und Co. hatte sich schnellstens die höchsten Landes- 

Posten und das Besetzungsrecht für höhere Kommunal-Posten gesichert. 

Insofern wurde die Frage einer kommunistische Durchdringung nicht nur 

zur Machtfrage und zur Frage der Abwehr sozialdemokratischer oder 

liberaler Einflussversuche, sondern vor allem auch zur Frage des kommunistischen 

Kaderbestands. Da für die höheren Stellen ein Mindestmaß an 

Amtsbefähigung nötig war, bedurfte es mitunter zwei Jahre oder länger, 

ehe manch herausragender Polizeiposten tatsächlich kommunistisch, 

kompetent und kooperativ besetzt war. Das wird auch am Beispiel Erfurt 

deutlich: 

Der Kommunist Bredehorn war 1945 nicht lange im Amt des Erfurter 

Orts-Polizeipräsidenten, da er dem Amt nicht gewachsen war. Anfang 

1946 übernahm Paul Schroot sein Amt. (Schroot soll 1945 bei der 

Kripo I/ Politische Polizei tätig gewesen sein.) Jedoch sollte Schroot 

auf Betreiben der kommunistischen Landespolizei-Spitze im Herbst 

1946 auch wieder ausgetauscht werden, weil er mit den Polizeikommunisten 

in Weimar nicht so eng zusammenarbeitete. 179 Es dauerte 

noch bis Sommer 1947, ehe Weimar mit Willy Salden 180 auch in Erfurt 

einen Mann an der Spitze hatte, wie die Landespolizeiführer ihn sich 

wünschten. Er wurde am 11. Juni 1947 in der Polizei-Chef-Beratung 

vorgeschlagen, jedoch erst nach der Bestätigung der SED Erfurt in den 

Posten gehoben. 181 

Die Protokolle der Chefbesprechungen sagen aus, dass KPD-Leute immer 

wieder versetzt wurden, um die Polizei an anderer Stelle wunschgemäß zu 

organisieren. Das war nicht zuletzt auch mit Leander Kröber der Fall, dem 

Buchenwald-Inhaftierten und späteren MfS-Spitzenmann. Er leitete zwischen 

1945 und 1947 nacheinander die Eisenacher Stadtpolizei, die Gebietsinspektion 

Ostthüringen sowie die Landespolizeischule, ehe er anschließend 

in Weimar selbst zum Landes-Polizei-Chef werden sollte. 

Die Kommunisten der Landespolizei versuchten nicht nur, ihre Leute immer 

systematischer in die Schlüsselpositionen einzusetzen. Sie waren


94 

definitiv auch immer wieder darum bemüht, Einflussversuche von anderer 

Seite abzublocken. Problematisch wurde für sie die Zeit nach den Herbstwahlen 

1946, weil vielerorts die Liberalen eine Mehrheit bekommen 

hatten (so auch in Erfurt), und die Polizei (die Ordnungs- bzw. Schutzpolizei) 

war immerhin noch eine kommunale. Doch Rudolf Rausch, der 

gerade Reschkes Nachfolger als Landes-Polizei-Chef geworden war, blieb 

ruhig. Auf einer Chefbesprechung am 20. September sagte er: 

„Es ist mir bekannt, dass die LDP auch großes Interesse für die führenden 

Stellen der Polizei hat, um auf diese Weise in den staatlichen und kommunalen 

Apparat zu kommen. Wir haben das vorausgesehen und vorgebaut.“ 

Die einzige Konsequenz, die ihm nötig schien, lautete: 

„Wir müssen in Zukunft sauberere Personalpolitik treiben als bisher.“ 182 

Eine Woche später ließ er Oberstleutnant Iwanow von der SMATh ein 

paar neue Versetzungsvorschläge zur Unterschrift vorlegen. 183 

Der kommunistische Einfluss wuchs – vor allem an den Schnittstellen – 

schrittweise. Auch nach Busses Amtsende waren – mit Eggerath und 

Gebhardt – kommunistische Innenminister im Amt, die zudem alle beide 

engstens mit der SED-Landesleitung verknüpft waren.


Landespolizei und Justiz 

95 

Ein normales rechtsstaatliches Beziehungsgefüge zwischen der Justiz und 

der Polizei war schon vor 1945 in Deutschland nicht vorhanden, es war 

verfälscht und zerstört. 

Auch nach Kriegsende änderte sich das nicht. Die Staatsanwaltschaften 

waren nicht stark genug und in der neuen Polizei gab es keine Kräfte, die 

auf eine wirkliche Wiedereinbettung in eine staatliche Gewaltenteilung, in 

eine staatsanwaltliche Helfer-Funktion oder in ein kontrollierbares Gewaltkorsett 

drängten. Zwischen den Juristen und den Polizisten herrschte 

auf Landesebene eine regelrechte „Funkstille“, Recht und Ordnung klafften 

auseinander, Beschwerden von Justizpolitikern verpufften im Nirgendwo. 

Vor Ort war die Situation verschieden, einzelne Staatsanwälte 

hatten den Überblick über alle Festnahmen. Generell aber galt, dass die 

Masse der Polizisten zwar den blassen Schimmer von Ordnung, nicht aber 

von Recht hatten. 

Im November 1945 wollte sich der Generalstaatsanwalt, „unbeschadet der 

Zuständigkeit der russischen Strafverfolgungsbehörden“, eine Übersicht 

über laufende Vorgänge in „politischen Strafsachen“ verschaffen und forderte 

die Staatsanwälte auf, die Berichtspflicht bei allen deutschen 

Polizei- und Sicherheitsstellen einzufordern. 184 Jedoch war er damit nicht 

sonderlich erfolgreich, wie die spätere Aktenlage zeigt. 

Eine Episode, die das geradezu unbeschwerte Verhältnis der neuen Polizeverantwortlichen 

sogar gegenüber der Gesetzlichkeit zeigt, ist aus einer 

Inspekteurbesprechung von Mitte 1946 bekannt. Daran nahmen sowohl 

Innenminister Busse als auch Polizeichef Rausch teil: 

Der Generalstaatsanwalt hatte einen Brief geschickt, in dem er klarstellte, 

dass die Polizei – laut Zivilprozessordnung – nicht die Befugnis hat, 

Waren zu beschlagnahmen und selbst über deren Verwendung zu verfügen. 

Er forderte, dass über beides jeweils ein Staatsanwalt entscheidet. 

Die Polizeichefs berieten sich über diesen Brief. 

„Es wird festgelegt, dass Polizeipräsident Rausch ein Schreiben an die 

Staatsanwaltschaft richtet mit dem Ersuchen, nicht zu sehr die alten Paragraphen 

dazu zu verwenden, die Entwicklung der zur Zeit stehenden 

Aufgaben zu behindern, sondern nach Möglichkeiten zu suchen, die heute 

notwendigen schnellen Zugriffe gegen Hamsterer und Schieber mit neu zu 

schaffenden Paragraphen zu ermöglichen.“ 185 

Hinweise auf die Ansicht, dass der Polizei das Primat in einer Beziehung 

Polizei – Justiz zukomme, finden sich immer wieder in Polizeiakten, 

SED-Akten und auch den Präsidialakten jener Zeit. Die Ursachen mögen


96 

in der Extremsituation der Polizei und ihrem Leistungsdruck gelegen 

haben, aber die Folgen verwiesen ins rechtsstaatliche Fundament. 

Im landespolizeilichen Arbeitsbericht hieß es Ende 1947 zur Zuständigkeit 

des Landespolizeiamts: 

„Die Polizeigewalt gliedert sich als Bestandteil der Staatsgewalt 

in das Recht zum Erlass von Polizeiverordnungen (gesetzgebende Gewalt); 

in das Recht zum Erlass von polizeilichen Strafverfügungen (richterliche Gewalt); 

in das Recht zum Erlass von polizeilichen Verfügungen und zur Anordnung 

sonstiger polizeilicher Maßregeln (vollstreckende Gewalt).“ 

Das Verständnis für Gewaltenteilung muss bei der Landespolizei-Spitze 

angesichts solcher Worte bereits gänzlich ausgestorben gewesen sein. 

Mitte 1947 (nach 201-Befehl) startete die DVdI – die SBZ-Behörde für 

Polizeifragen – einen fundamentalen Angriff zur formellen, rechtsgültigen 

Einschränkung staatsanwaltlicher Kompetenzen. (s. S. 131 ff.) Hinzu 

kam, dass ab Ende 1947 die Stellung der Justiz zunehmend geschwächt 

wurde. 1948 wurde immer erkennbarer, dass aus dem rechtsstaatlichen 

Manko eine neue staatsorganisatorische Konstellation werden konnte und 

1949 mit DDR-Gründung geschah das letztlich auch.


7. Polizeiliche Festnahmen und Polizei-Haft (1945–47) 

97 

Es gab in Erfurt außer den üblichen Kurzzeit-Haftzellen sofort wieder ( – 

oder immer noch – ) ein „Polizeigefängnis“. Und zwar wiederum jenseits 

und abgetrennt von den regulären Gefängnissen der Justiz. Ein Festgenommener 

musste folglich auch nach Ende der NS-Zeit – de facto – nicht 

sofort in die Justizhaft, zum Staatsanwalt oder zum Haftrichter. Und das, 

obwohl Justizhaft die einzige rechtsstaatliche reguläre Form von Haft war 

und ist. 

Für dieses Fortbestehen der Polizeigefängnisse gab es in den Nachkriegsjahren 

praktische Gründe. Diese Gründe waren – wie es scheint – eher aus 

der Not denn aus der Absicht geboren: Tagelang gab es verschlossene 

Gerichte, später folgte der Personalmangel bei den Staatsanwälten, während 

die Polizei ihren Ordnungsauftrag umsetzen musste. Der Justiz fehlten 

außerdem fast alle ihre Gerichtsgefängnisse, so dass für die Polizei 

mehr Häftlingstransporte anfielen, für die wiederum technische Mittel 

fehlten. Deshalb gelangten mitunter auch U-Häftlinge in die Polizeigefängnisse 

und manchen Staatsanwalt freute und erleichterte dies. 

In der Auseinandersetzung mit Missetätern benötigte eine Polizei nicht 

ohne Grund die stärkeren Machtinstrumente, – Waffe oder Handschelle, 

Täterkartei oder Fernschreiber, Diensthund oder Haftzelle. Ab Sommer 

1945 war die Thüringer Polizei unbewaffnet und auch ab Anfang 1946 

erfolgte die Ausrüstung langsam. In Städten wie Erfurt versuchte man, die 

nächtlichen Einbrüche und Diebstähle mittels mobiler Schutzpolizei- 

Trupps einzudämmen. Deshalb funktionierten Verhaftungen „auf frischer 

Tat“ besser als die Arbeit der überlasteten Staatsanwälte. Die Kommunalisierung 

aller Polizeien und die Zonenaufteilung erleichterten den Missetätern 

das Verschwinden, so dass der reguläre Haftgrund „Fluchtgefahr“ 

eine neue Dimension erlangte. Die Zeitspanne polizeiliche Verhaftung– 

Haftprüfung dauerte oft länger (teilweise wesentlich länger), als es nach 

der Strafprozessordnung statthaft war. Die Verbindlichkeit der Grundrechte 

des Verhafteten wurde damit beschädigt. 

Im Grunde war anfangs der Staat unfähig, die Rahmenprobleme für das 

Ansammeln Gefangener in den Griff zu kriegen. Über längere Zeit wurde 

nicht angemessen reagiert, – auch nicht durch das Parlament. 

Die Haftzellen der Polizei aus der Zeit der „Schutzhaft“-Praxis blieben 

weitgehend erhalten oder wurden nicht so häufig beschlagnahmt. Und für 

eine vorhandene Haftzelle fand sich ein Häftling schneller als umgekehrt. 

Es gab kaum noch Polizisten, die die regulären polizeilichen Pflichten und


98 

Rechte als „Gehilfen der Staatsanwaltschaft“ kannten. (Viele hatten eher 

die Außenansicht an NS-Polizei in Erinnerung.) Neben dem Strafrecht gab 

es noch eine etwas verworrene Rechtslage für „polizeiliche Strafverfügungen“ 

der Verwaltungspolizei. Es ging dabei um Geldstrafen, doch das 

nächsthöhere Zwangsmittel war Haft, im Sinne von Beugungshaft. Die 

Polizei fungierte in jener Zeit auch als „Wohnungs- und Obdachlosenpolizei“ 

und sah sich zuständig für Jugendliche, die allein unterwegs waren. 

Rechtslage einer Polizei-Haft 

Für die Wiederanfänge der Polizeihaft gab es also ein vielfältiges situationsbegründetes 

Ursachengefüge. Dem sollte dann allerdings – statt der 

rechtsstaatlichen Neuverknüpfung von Justiz und Polizei – die allmähliche 

Schaffung und Anerkennung von polizeilichen Fakten folgen. Und 

im dritten Nachkriegsjahr sagte die Polizeiführung auch ganz offen, dass 

Polizeihaft nichts mit regulärer Strafe zu tun habe: 

„In den Polizeihaftanstalten bzw. Haftzellen sitzen insbesondere Personen 

ein, die wegen Verdachtes der Ausübung einer strafbaren Handlung festgenommen 

werden. Des weiteren erstreckt sich die Aufnahme auch auf die 

Personen, die eine von der Polizeiverwaltung festgesetzte Strafe verbüßen 

oder auf obdachlose Personen, die zu ihrer eigenen Sicherheit zu verwahren 

sind. Im Gegensatz zu den Strafanstalten werden grundsätzlich gerichtlich 

anerkannte Freiheitsstrafen in Polizeihaftanstalten nicht vollstreckt.“ 

186 

Der 1945 fast ununterbrochen fortgesetzte Betrieb von Polizei-Haftanstalten 

in Thüringen war beiden Alliierten bekannt. Beide ließen sogar selbst 

Gefangene dort einliefern – seien es die Amerikaner, die Sperrstundenübertreter 

kurzzeitig ins Geraer Polizeigefängnis einlieferten, oder die 

Sowjets, die wiederholt das Weimarer Polizeigefängnis benutzten. 187 

Auch die Thüringer Justiz wusste von den fortgesetzt betriebenen Polizei- 

Haftanstalten. 

Im Oktober 1945 hatten Präsident Paul und Vizepräsident Busse eine Thüringer 

Polizeiverordnung unterschrieben. Darin war festgehalten, dass in 

ganz Thüringen nunmehr in Sachen Haft der alte preußische Zustand von 

1931 galt, – im selben Wortlaut und ebenfalls mit der eintägigen Zeitbegrenzung 

für eine polizeiliche Inhaftierung. (s. Kapitel 2.1.) Damit bekamen 

Polizei-Haftzellen nachträglich ihre generelle Existenzgrundlage. 

Das galt allerdings nur die Haftzellen, die für vorläufige Festnahmen benutzt 

wurden und nicht die Polizei-Haftanstalten. Für letztere wäre höchstens 

noch eine Befugnis denkbar gewesen: als Transportunterkunft für


Gefangenentransportwagen vor der Polizei-Haftanstalt Erfurt, um 1948, 

Foto: Thpüringisches Hauptstaatsarchiv 

99 

Justizhäftlinge, denn der Gefangenentransport war reguläre Aufgabe der 

Schutzpolizei. 

Doch in den Haftanstalten der Polizei waren die Zellen dennoch oft voll 

und übervoll belegt. Mit der 24-Stunden-Frist nahm man es im Polizeialltag 

nicht so genau. Oft situationsbedingt, aber im Grunde immer regelwidrig. 

Nur manchmal lagen in Schubladen auch Schuldbeweise gegen 

die dort Inhaftierten. Manchmal hatten weder Staatsanwalt noch Richter 

Zeit. Öfters erfolgten erst Festnahme und Haft und später die Vernehmung. 

Manchmal gab es razzienhafte Festnahmen. Viele Gefangene waren 

– laut Polizeihaftstatistiken (s. unten) – tatsächlich Missetäter, aber 

ihre tagelange polizeiliche Inhaftierung geschah dennoch nicht von 

Rechts wegen. Und der durchschnittliche Ortspolizist hatte keinen strikten 

Handlungsdruck, korrekt zwischen vorläufiger Festnahme, Gewahrsam 

und Haftprüfungspflicht zu unterscheiden. 

Es ist offensichtlich, dass unter solchen Umständen nicht nur die Unterschiede 

zwischen polizeilicher Festnahme und justizieller Untersuchungs-


100 

haft ineinander verschwammen, sondern auch die Unterschiede zwischen 

vorläufiger Festnahme und längerfristiger Polizei-Haft. 

Das geschah allerdings keineswegs aus Unwissenheit. Denn die obersten 

Landespolizisten wussten durchaus zu unterscheiden zwischen den 

großen Polizeigefängnissen und den Kurzzeit-Haftzellen in vielen 

Polizeistellen. Sie hatten zum Beispiel festgelegt, dass die „Zellen, in 

denen nur kurzfristig Personen festgehalten werden und (andererseits die) 

Zellen, in denen Zwangshaftstrafen und Ersatzhaftstrafen verbüßt werden, 

... getrennt zu melden“ 188 waren. 

Installierung polizeilicher Vorbeugehaft 

Die Ausweitung der Polizeihaft – über Kriminalitäts-Haftgründe und die 

Überschreitung der 24-Stunden-Frist aus arbeitstechnischen Gründen 

hinaus – erfolgte nicht im polizeilichen Alleingang. 

Im Oktober 1945 hatte Landespräsident Paul ein juristisches Dokument 

unterzeichnet, das die Verbreitung einer besonderen und gänzlich justizlosen 

„Polizeihaft“ festlegte. Es handelt sich um eine Rechtsverordnung 

über die polizeiliche Vorbeugehaft. Darin heißt es: 

„§1 Gegen männliche und weibliche Personen, die mit Geschlechtskrankheiten 

behaftet sind und sich den ... Maßnahmen der Gesundheitsbehörden 

entziehen, sowie gegen Frauen, die gewerbs- oder gewohnheitsmäßig 

Unzucht treiben, kann die Landespolizeistelle auf begründeten Antrag der 

zuständigen Ortspolizeibehörde polizeiliche Vorbeugehaft bis zu einem 

halben Jahr anordnen.“ 189 (Hv. v. V.) 

Rechtstechnisch hatte eine solche „Vorbeugehaft“ im Grunde denselben 

Charakter wie die „Schutzhaft“ des NS-Regimes (s. S. 12 ff.). Ohne Hinzuziehung 

der Justiz hatten Polizisten plötzlich wieder eine reguläre Befugnis 

zur „Anordnung“ längerfristiger Freiheitsberaubung gegen eine 

bestimmte Bevölkerungsgruppe. 

Die Polizei hatte sich diese Befugnis aber nicht selbst beschafft. Der 

Hintergrund lag nicht nur im Auftreten der „Volksseuche“ 190 jener Tage, 

sondern auch im Ärger der Sowjets über deren Auftreten. Gleich im 

Sommer 1945 hatten die Sowjets den SMA-Befehl 25 über „Maßnahmen 

zur Bekämpfung sexueller Krankheiten“ erlassen, worin aber lediglich 

festgelegt war, dass Prostituierte „zwangsmäßig gepflegt“ werden sollten. 

Die nunmehr von Thüringer Politikern installierte „Vorbeugehaft“ reichte 

über diesen SMA-Befehl hinaus. Es spielte wohl eine Rolle, dass die 

Sowjets energisch auf generelle Problemlösung drängten, dennoch war 

die Vorbeugehaft eine deutsche Entscheidung.


101 

Im Januar 1946 folgten Ausführungsbestimmungen, in denen immerhin 

stand, dass Vorbeugehaft erst nach Beendigung einer (erzwingbaren) Behandlung 

erfolgen sollte und strikt getrennt vom Gesundheitswesen abzubüßen 

sei. 191 Das war eindeutig mehr als „zwangsmäßige Pflege“. 

In der Landespolizeibehörde entstand eine besondere Abteilung Sittenpolizei, 

die federführend für die örtliche Sittenpolizisten wurde. 192 Man begann, 

mit Razzien zu arbeiten. Und auch diesmal wurden besondere Haftlager eingerichtet. 

Die Polizei installierte ein Vorbeugungs-Haftlager bei Nordhausen. 

Der „Grund für die Wahl Nordhausen als Sitz des Lagers“ war „der erwartete 

starke Bedarf an Arbeitskräften infolge erhöhter Bautätigkeit“. Da 

nahm man auch die „Verwendung alter Baracken mit Stacheldrahtumzäunung“ 

und den „Charakter eines Straflagers“ in Kauf. 193 

Und dieses Lager sollte laut Willen der oberen Landespolizisten auch 

„gefüllt“ werden. Im März 1946 mahnte Landes-Polizei-Chef – und ehemaliger 

Lagerinhaftierter – Reschke alle Ortspolizeien an, dass noch kein 

einziger Antrag auf Vorbeugehaft vorlag und man dies nunmehr dringend 

erwarte. 194 Bis zum Jahresende 1946 wurden dann fast 400 Menschen in 

das Lager eingewiesen 195 – nicht mit Urteil und Strafgrund, sondern mit 

polizeilicher Anordnung und öffentlicher Duldung. Anfang 1947 beschwerte 

sich der Leiter des Haftlagers über sanitäre Versorgungsbedin-


102 

gungen 196 und 1948 stellte eine Inspektion fest, dass es nicht mal einen 

Waschraum mit fließendem Wasser gab. 197 Mitte 1947 regelte die Schutzpolizei, 

dass Haftlager-Transporte ab Erfurt als Sammeltransporte von der 

Haftlagerpolizei selbst abgewickelt würden. 198 

Die Einlieferungzahlen von 1947/48 belegen, dass aus dem akuten Notnagel 

Haft inzwischen eine Institution von Dauer geworden war. 1947 

wurden immerhin 229 Thüringer vorbeugend versperrt 199 und 1948 168 

(fast nur Frauen), wovon 46 auch in ein Arbeitshaus eingewiesen wurden. 

Während einerseits nur wenige Anträge auf Verkürzung der 6-Monats- 

Spanne bearbeitet wurden, geschah es andererseits wiederholt, „dass mehrere 

Vorbeugungshäftlinge ein zweites mal in Vorbeugungshaft genommen 

werden mussten, weil die Voraussetzungen fehlten, gleich in ein geregeltes 

Leben zu kommen.“ 200 

Auch in die Polizei-Haftanstalten wurden ständig Menschen mit dem 

Haftgrund „Geschlechtskrankheit“ eingeliefert. In der Erfurter Polizei- 

Haftanstalt waren es 1947 467 Personen (davon 423 Frauen) und 1948 

295 Personen (davon 251 Frauen). 201 Und auch 1949 geschah immerhin 

jede 12. (!) Verhaftung in Thüringen noch mit diesem Haftgrund, im 2. 

Quartal 1949 waren das 230 von insgesamt 2800 Verhaftungen. 202 

Das Vorbeuge-Haftlager hingegen existierte noch nach DDR-Gründung, 

denn Landes-Polizei-Chef Erhard König verzeichnete 1950, dass 

„... bis zum Dezember 1949 laufend Vorbeugungsstrafen angeordnet und 

asoziale Menschen in sogenannte Vorbeugungslager überführt (wurden). 

... (in Absprache mit dem Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge soll 

dieses Lager nunmehr aufgelöst und die Überwachung asozialer Menschen 

von zu bestimmenden Sozialpaten in deren Wohnorten übernommen 

werden).“ 203 

Aus Vorbeugehäftlingen wurde nach DDR-Gründung also eine „asoziale“, 

staatlich überwachte Personengruppe. 

Weitere Polizei-Haftlager 

Aus einem Seuchenproblem hatte man jahrelang verzerrten Haftalltag 

gemacht. Und die Ausweitung von Polizeihaft blieb bei der genannten 

Personengruppe nicht stehen. 

Im Herbst 1947 gab es Versuche von Polizeioffizieren, auch andere Personenkreise 

in Haftlager zu stecken. In der Erntezeit gab es – besonders bei 

Weimar – Verhaftungswellen gegen Bauern, die ihre Ablieferungssölle 

nicht erfüllt hatten. Örtliche Liberale informierten ihren Parteifreund Wilhelm 

Külz, den Justizminister, darüber,


103 

„dass im Kreise Nordhausen ein Internierungslager für Bauern im Entstehen 

begriffen sei. Dieses Lager, dessen Name nicht bekannt ist, soll schon 

stark belegt sein. Nähere Auskunft muss Ihnen der Landespolizeipräsident 

geben können.“ 204 

Die Proteste der Weimarer Liberalen gegen 70 Polizeiverhaftungen führten 

allerdings insoweit zum Erfolg, dass die Landespolizei noch im Oktober 

beschließen musste, den Weimarer Polizeiführer zu versetzen. 205 

Auch die Grenzpolizei nahm regelmäßig Verhaftungen und Inhaftierungen 

vor. Anfang 1947 äußerte sich der für den Nordhäuser Raum zuständige 

Staatsanwalt Korn diesbezüglich ziemlich kritisch und hilflos: 

„Die Darlegungen über das gesetzwidrige Verhalten der deutschen Polizei 

sind leider nur zu begründet. ... Immerhin soll die Grenzpolizei in den letzten 

Wochen Anweisung erhalten haben, keine Geldbeträge mehr zu erheben 

oder Sachen zu beschlagnahmen. Dafür werden Grenzgänger jedoch, wenn 

sie gefasst werden, in Lager abtransportiert und sollen dort längere Zeit 

angehalten werden. ... Überhaupt ist das Verhalten der Grenzpolizei seit 

langem der Gegenstand lebhaftester und m.E. berechtigter Kritik, die auf 

die Formel gebracht wird: ‚Die Russen sind nicht so schlimm, die richtigen 

Verbrecher aber sind die deutschen Polizeibeamten!‘ ... Es ist äußerst 

schwer, den gemeldeten Verfehlungen nachzugehen, weil offenbar bei der 

Grenzpolizei dauernd Personaländerungen stattfinden...“ 206 

Im Quartalsbericht 207 der Schutzpolizei vom Herbst 1949 wurden neben 

11 Polizei-Haftanstalten, 116 Polizeigewahrsame nun sogar drei „polizeilich 

bewachte Lager“ erwähnt, – zu einer Zeit immerhin, in dem Haftstrafen 

von Rechts wegen nur durch die Justiz vollzogen wurden und die 

Polizei lediglich 24-stündige Festnahmen sowie Gefangenentransporte 

durchführen durfte. 

Außenstehende Stimmen zur Polizeihaft 

Die vielen Polizeigefangenen waren in jenen Jahren kein Geheimnis, obwohl 

Außenstehende, Juristen oder örtliche Liberale die Einzelheiten nur 

vom Hören-Sagen her kannten. 

Mit Inspektionsreisen konnten sich höhere Landespolitiker und Juristen 

allerdings jederzeit informieren. Im Juni 1946 beispielsweise machten sie 

zusammen mit Oberstleutnant Iwanow, dem SMATh-Verantwortlichen in 

Sachen Justiz/Polizei, eine Rundreise durch die Thüringer Gefängnisse. In 

ihrem gemeinsamen Bericht notierten sie: 

„Bedenklich erscheint es, dass die Polizei in einem nicht immer zu rechtfertigenden 

Umfange zu Verhaftungen und Beschlagnahmen greift. ... Die 

Vorführung vor den Untersuchungsrichter erfolgt keineswegs stets in der


104 

vorgeschriebenen Frist von 24 Stunden, sondern zahlreiche Gefangene 

sitzen wochenlang, ohne Vorführung vor den Richter. In Einzelfällen werden 

immer wieder Klagen laut über Misshandlungen von Seiten der Polizeibeamten.“ 

208 

Außerdem brachte während dieser Rundreise ausdrücklich auch der hochrangige 

SMA-Offizier 

„Oberst Iwanow ... sein Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass die Polizei 

soviel mehr Menschen verhafte als nachher in den Haftverzeichnissen 

auftauchen.“ 

Letzteres mag allerdings eher der Tatsache geschuldet sein, dass Freilassungen 

nach sowjetischem Verständnis eher etwas Unbekanntes waren. 

Viele Thüringer Juristen beobachteten seit 1945 den Prozess der sich etablierenden 

Polizeihaft. Sie reagierten mit Stillhalten, glaubten an ihren Einfluss 

auf Haftentscheidungen oder arbeiteten gar mit stillschweigender 

Mitwirkung. Während einige die Lösung im baldigen Rückerhalt sowjetisch 

beschlagnahmter Gerichtsgefängnisse erwarteten, äußerten andere 

Juristen auch warnende Worte. 

Eine entsprechende Äußerung von Asmus, dem ersten Thüringer Generalstaatsanwalt, 

vom Januar 1946 klang befremdet, aber zugleich stillhaltend. 

Er schrieb an seine Kollegen zu einer Stelle, wo sich Polizeihaft über 

den Kreis der Kriminalität hinauszustrecken begann: 

„Mit der Einrichtung eines Kreispolizeigefängnisses in Sondershausen hat 

die Justizverwaltung an sich nichts zu tun. Inwieweit die Polizei außer den 

kriminellen Fällen die Einrichtung des Polizeigefängnisses zur Unterbringung 

der verwahrlosten Jugend und der zahlreichen aufgegriffenen Prostituierten 

gesetzlich begründen will, da in der Proklamation Nr. 3 des 

Alliierten Kontrollrates festgelegt ist, dass niemand des Lebens, der persönlichen 

Freiheit usw. beraubt werden kann, es sei denn auf Grund eines 

gesetzmäßigen Gerichtsverfahrens, kann hier dahingestellt bleiben. ...“ 209 

Auch wenige andere Juristen äußerten sich gegen die Polizeihaft. Überwiegend 

aber herrschte wohl eher eine Auffassung der Nichtzuständigkeit 

oder der Entschuldbarkeit der Zustände letztlich auch mit den eigenen 

arbeitstechnischen Schwächen. Als Rechtsanwälte sich Mitte 1948 darüber 

beschwerten, in den Polizeigefängnissen von Heiligenstadt und Nordhausen 

oft nicht zu ihren Mandanten vorgelassen zu werden, antwortete ihnen der 

Generalstaatsanwalt in diesem Sinne. Er entschuldigt es einerseits mit Mängeln 

und Personalmängeln in der Staatsanwaltschaft und mit Arbeitsüberlastung, 

meint aber andererseits, dass der „Wandel zum Besseren dadurch 

absehbar“ wird, dass dort bald wieder ein Gerichtsgefängnis für 50 Perso-


105 

Freihofstunde in der Polizei-Haftanstalt Erfurt, 1948, Foto: Thüringisches Hauptstaatsarchiv 

nen geöffnet sein werde. 210 Er unterschätzte dabei allerdings, dass die Justiz 

zu dieser Zeit bereits ihren staatspolitischen Boden zu verlieren begann und 

immer schwächere Einflüsse gegenüber der Polizei hatte. 

Auch der führende Thüringer Jurist Barth – der Präsident des Oberlandesgerichts 

– nahm die Sonderstellung und Justizferne der Polizei als gegebene 

Folge der Sowjetpolitik hin. Er forderte seine Richter bereits im 

Herbst 1946 zu entsprechender Zurückhaltung auf: 

„Wenn die Besatzungsmacht mit polizeilichen Mitteln gegen einen Deutschen 

einschreiten will, z.B. durch eine Strafverfügung ...., so bedient sich 

die Besatzungsmacht häufig der deutschen Verwaltungsbehörde. Erlässt 

die deutsche Verwaltungsbehörde auf Grund einer solchen Weisung der 

Besatzungsmacht eine entsprechende Verfügung, so ist selbstverständlich 

kein deutsches Gericht dafür zuständig, die Rechtmäßigkeit und Zweckmäßigkeit 

einer solchen Maßnahme nachzuprüfen. 

Als Rechtsbehelf hat der betroffene Deutsche nur die Dienstaufsichtsbeschwerde 

an die übergeordnete Dienststelle der Besatzungsmacht-Dienststelle ... 

Es handelt sich vielmehr um eine Strafverfügung eigener Art, wie sie (die)


genannten gesetzlichen Bestimmungen nicht im Auge haben. Das deutsche 

Gericht ist nicht berufen, eine Anordnung der Besatzungsmacht zu beurteilen. 

Das entspräche nicht der völkerrechtlichen Stellung der Besatzungsmacht.“ 

211 

Barths Mahnung benannte auch das zweite Hauptfundament, das die dauerhafte 

Polizeihaft-Praxis stabilisierte: die sowjetische Befehls-Gesetzgebung. 

Strafdrohungen enthielten beispielsweise die SMA-Befehle 160 

(Sabotage) und 234 (u. a. gegen Arbeitsbummelei). Und tatsächlich wurden 

– vor allem seit 1948 – wiederholt Leute, die einer Arbeitspflicht nicht 

nachkamen, polizeilich inhaftiert. Der Nordhäuser Oberstaatsanwalt Polit 

teilte auf einer Besprechung im September 1948 zum Thema „Arbeitsbummelei“ 

mit, dass „die Praxis ... eingeführt worden (ist), sofort die 

einzelnen in Haft zu nehmen.“ 212 Im selben Jahr gab es auch im Erfurter 

Polizeigefängnis 35 Inhaftierungen wegen Arbeitsverweigerung. 213 

Die einzelnen Stadtkommandanten oder SMA-Offiziere erteilten wiederholt 

auch direkte, mündliche Haftbefehle. Beispielsweise verhaftete die 

Suhler Polizei auf Forderung des Stadtkommandanten 1948 die größten 

Nicht-Ablieferer und musste diese laut Weisung auch in ihrer Polizeihaft 

inhaftiert halten. 214 

Umfang der Inhaftierungen 

106 

Die Thüringer Polizei jedenfalls verhaftete aus den verschiedenen genannten 

Gründen schon 1945–48 – ungeachtet der Rechtslage – mit flinker 

Handschelle und in großem Stil. Die Haftgründe waren äußerst vielfältig, 

wie eine Übersicht der Erfurter Polizeigefangenen zu 1947 zeigt. 

Hier wurden 1947 immerhin – außer 451 regulären Transportgefangenen 

– 2767 Menschen in die Polizei-Haftanstalt eingeliefert: 

Es wurden nicht nur 700 Diebe, 350 Einbrecher und andere Kriminelle 

hier festgehalten sowie, sondern auch 262 Gefangene auf Anweisung der 

Sowjets, über 460 Geschlechtskranke und 112 Obdachlose. Bei den 131 

„Politischen“ handelt es sich höchstwahrscheinlich nur um solche mit NS- 

Bezug, zumal deren Zahl erst mit dem 201-Befehl gegen Jahresende 

anstieg. (s. S. 134 ff.) Die 15 Fälle von Widerstands gegen die Staatsgewalt 

konnten zwar politische Aspekte beinhalten bzw. eine Protestform 

gegen das Gebaren von Staatsdienern darstellen, doch konnten es sich 

auch um spontane Handgreiflichkeiten gegen Polizisten handeln. 

Für das Land Thüringen mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern war der 

Umfang an Polizeigefangenen erheblich (,wobei die Zahl der regulär 24stündig 

Festgenommenen ungenannt blieb):


107 

„Im Jahre 1947 wurden in den Haftanstalten Thüringens insgesamt 

46.159 Personen inhaftiert. ... Außer den angeführten Haftanstalten bestehen 

innerhalb Thüringens noch 173 Einzel- und 50 Gemeinschaftszellen. 

Diese dienen lediglich nur zur kurzfristigen Unterbringung vorläufig festgenommener 

Personen, welche nach 24 Stunden dem Untersuchungsrichter 

vorgeführt oder entlassen werden.“ 215 

Im selben Jahr, als es diese 46.000 Polizei-Inhaftierungen gab, käme eine 

Hochrechnung von Justizgefangenen kaum über 10.000 Personen. (s. S. 72 

ff.) Das hieße, dass – selbst unter Berücksichtigung von Doppelzählungen 

und kürzeren Polizei-Haftzeiten – nur jeder dritte–fünfte deutsche 

Gefängnisinsasse in den allein rechtmäßigen Händen der Justiz war und gar 

nur jeder 15. davon zu einer verdienten Strafhaft verurteilt worden war. 

Es gab in den Nachkriegsjahren parallel nebeneinander mehrere Gefangenengruppen, 

deren Haftgrundlage jeweils eine völlig andere war. 

Für einen beliebigen Tag des Jahres 1948 kann man diese Gefangenengruppen 

etwa auf folgende Zahlen schätzen:


- die nach Recht und Gesetz verurteilten Straftäter (häufig Diebstahl, 

vielfach mit kleinen und mittleren Strafmaßen), 

Januar 1948 – ca. 1.100, hochgerechnet aufs Jahr dürften das kaum 5 

Prozent aller Thüringer Gefangenen sein 

- die Untersuchungsgefangenen, gegen die ein juristisch sanktionierter 

Haftbefehl vorlag und die viel zu lange auf ihre Gerichtstermine 

warten mussten, 

Januar 1948 - ca. 1.200 (bei ca. 4-monatiger U-Haft also ca. 4000) 

- die Kranken und Prostituierten mit polizeilicher „Vorbeugehaft“, 

Januar 1948 – ca. 80 (1948 etwa 170, in den Vorjahren mehr, meist für je 

sechs Monate) 

- die Polizeihäftlinge, die trotz tage- oder wochenlanger Haft keinen 

Staatsanwalt oder Haftrichter sahen, 

schätzungsweise 3 000 – 6 000 (jährlich über 40 –47.000, in Polizeihaftanstalten 

1948 etwa 14.000; eventuell sind unter den 40 000 auch die in Polizei-Haftlagern 

zeitweise inhaftierten Grenzgänger enthalten) 

- die Gefangenen, die die Polizei im Auftrag der Sowjets zeitweilig 

in Polizeihaft unterbringen musste (auch Verhaftete, die an NKWD 

oder MGB übergeben werden sollten) 216, 

Umfang unbekannt und schwankend, eventuell 40-70 (beispielsweise saßen 

im Erfurter Polizeigefängnis 1948 136 Leute aus SMA-Anordnung, 

1948–49 übergaben die Kommissariate 5 der Thüringer Kriminalpolizei 

255 Personen an die Sowjets) 

- die NKWD-Gefangenen, die sich in sowjetischen Gefängnissen, 

Speziallagern und GULag-Lagern befanden 

Umfang an Thüringern unbekannt, – etwa 10-30.000 Thüringer (von insgesamt 

ca. 200.000 deutschen SMT-Verurteilten) zu denen ja außerdem 

noch eine unbekannte Zahl Unverurteilter kam; auf Thüringer Boden – im 

Speziallager Buchenwald – 1948 etwa 12.000 deutsche Gefangene, Thüringer 

gab es auch im sowjetischen GULag-Bereich 

Erfurter Polizei-Haft 1945–47 

108 

April–Juni 1945: Im April 1945 muss die Haftanstalt der Erfurter Schutzpolizei 

auf dem Petersberg noch in Betrieb gewesen sein, denn Oberbürgermeister 

Gerber traf in jenen Tagen eine amtsärztlichen Regelung für 

die Betreuung der „Häftlinge im Polizeigefängnis Petersberg“. 217 Offenbar 

wurde das Gebäude aber kurz darauf von den Amerikanern (zusammen 

mit dem gesamten Petersberggelände) beschlagnahmt. Denn im Mai 

1945 musste sich der Polizeipräsident für seinen Gefängnisleiter bereits um


109 

einen Passierschein für den Petersberg bemühen, damit dieser veranlassen 

konnte, „die in dem bisherigen Pol.-Gefängnis Petersberg lagernden 

brauchbaren Geräte, Spinnstoffe usw. zu. bergen, um damit das neuerrichtete 

Pol.-Gefängnis in der Meister-Eckehartstraße 1 auszustatten“. 218 

Polizei-Gefängnis Meister-Eckehart-Straße 1945-1947: Die Polizei sah 

sich 1945 jedenfalls sofort nach einer Alternative für das beschlagnahmte 

Polizeigefängnis um und griff auf ihren Dienstsitz in der Meister-Eckehart-Straße 

zurück. 219 Hier nahmen nunmehr die Mitarbeiter der Haftanstalt 

ihren Dienst auf. Der alte Leiter, Zerbe, wurde noch im Mai 1945 

entlassen. 220 Die nachfolgenden Leiter waren Ernst Lehmann und Reinhold 

Schaffrath. Neben ihnen gab es 11 Mitarbeiter im Wach- und 

Schließdienst. 221 Sie betreuten Haftzellen, die für eine normale Belegung 

von bis zu 50 Personen ausgelegt waren. Wie bereits erwähnt, wurden hier 

neben Polizeigefangenen (überwiegend Inhaftierte im Zusammenhang mit 

kriminalpolizeilichen Ermittlungen) auch kurzzeitig Transportgefangene 

bzw. die Angeklagten vor und nach ihren Gerichtsverhandlungen untergebracht. 

(s. S. 72 ff.) 

In seinem Jahresbericht 1946 beklagte Schroot – der Erfurter Polizeichef 

– allerdings die ständige Überlastung im Gefängnis und warnte gegenüber 

der Landespolizei vor Gesundheitsfolgen dieses Zustandes. Er sprach 

dabei von durchschnittlich 65 Gefangenen und einer zeitweiligen Höchstbelegung 

von 170 Prozent der Kapazität. 222 Einige Monate nach diesen 

Äußerungen erhielt die Erfurter Polizei die Haftanstalt auf dem Petersberg 

zurück, jedoch erst zum Jahresbeginn 1948 konnten Inhaftierte dort untergebracht 

werden. (s. unten) Vermutlich wurde der Zellentrakt Meister- 

Eckart-Straße zur gleichen Zeit geschlossen und aufgelöst. Aber auch eine 

zeitweilige Umwandlung zu Kurzzeit-Haftzellen wäre denkbar. 

Laut Zeitzeugenaussage Leisenbergs, der 1945 kurzzeitig die Schutzpolizei 

leitete, wurde der Keller eines weiteren Gebäudes in der Meister- 

Eckart-Straße (während der DDR-Zeit: Haus der DSF) ebenfalls zur 

Unterbringung von Gefangenen verwendet. 

Kurzzeit-Haftzellen bei der Kriminalpolizei: Die Erfurter Kriminalpolizei 

saß nach Kriegsende zeitweise in der Marstallstraße. Ob sie dort weitere 

Haftzellen hatte, ist unbekannt. Sie bekam später ihren Dienstsitz im 

Behördengebäude Andreasstraße, in dem sich heute der Landtag befindet. 

Dort hatte bis 1945 auch die Gestapo-Stelle Erfurt ihre Diensträume und 

mehrere Haftzellen, die im Keller eingerichtet waren. Diese Haftzellen 

wurden auch nach dem Ende des NS-Regimes weiterverwendet. In seinen


110 

Erinnerungen schrieb beispielsweise Gerhard Düsterdick, dass er mit 

seinem Vater hier 1948 oder 1949 kurzzeitig in Zusammenhang mit Vernehmungen 

eingesperrt war. 223 

Vom Jahr 1946 ist aus dem Jahresbericht des Erfurter Polizeipräsidenten 

Schroot bekannt, 

„dass die Kriminalpolizeistelle Erfurt angehalten wird, sich ein Polizeigefängnis 

in ihrem Dienstgebäude, dem Behördenhaus, Arnstädter Straße, 

einzurichten, woselbst schon Zellen vorhanden sind, die erforderlichenfalls 

durch den Einbau von weiteren Zellen vermehrt werden müssten. Zur 

Zt. benutzt die Kripo die Zellen nur tagsüber zum Einschließen von Gefangenen 

und gelegentlich zu Vernehmungen. Andernfalls müsste die Kriminalpolizeistelle 

sich um Freigabe des Gefängnisses auf dem Petersberg 

bemühen.“ 224 

Die hohe Kriminalitätsrate jener Jahre bildete allerdings den Hintergrund 

für diese Situation. 

Vergleichbare Kurzzeit-Zellen gab es auch auf Polizeirevieren. 1947 

waren das 223 in ganz Thüringen.


8. Politische Polizei und Entstehung der K 5 (1945–47) 

1945/1946 

111 

Nimmt man das von der DVdI 1947 anvisierte K5-Aufgabenfeld und 

schaut auf die Jahre 1945 und 1946, dann trifft man Strukturformen auf 

Landes- und Ortsebene, die verschiedene Bezeichnungen trugen, aber 

sachlich eindeutig als K5-Vorläufer gelten können. Anfangs wurde ganz 

unverhohlen der Begriff „politische Polizei“ benutzt, erst 1946 verschwand 

er aus pragmatischen Gründen zunehmend und vollständig aus 

dem Sprachgebrauch. Hieß es 1945 noch Weimarer „Politische Polizei“ 

oder Erfurter „Kripo I (Politische Polizei)“, so trugen die Landespolizei- 

Referate mit ähnlichem Tätigkeitsfeld – nach Verstaatlichung der Kripo 

Ende 1945 – so diffuse Namen wie „Abteilung Zentrale Auskunft“ oder 

später auch „Referat Auskunft“ bzw. „Referat 9“. 

Die „Politischen Polizeien“ waren in Thüringer Städten – nachweislich 

in Erfurt und Weimar –auch vorm Einmarsch der Sowjets örtliche 

Dienststellen, die strukturell an die Polizei der Weimarer Republik angelehnt 

war. Sie gruppierten sich nun aber vor allem um ein neues, 

aktuelles Arbeitsprofil und legitimierten sich politisch und personell auf 

neue Weise. 

Den (einzigen) Sachinhalt für diesen Zweig von Polizeitätigkeit bildete 

die NS-Strafverfolgung, besonders die Suche und Bestrafung von Funktionären, 

Aktivisten und nicht zuletzt von jenen NS-Staatsdienern, die 

NS-Gegner zuvor politisch verfolgt und drangsaliert hatten. Im Unterschied 

zur Politpolizei der Weimarer Republik waren dabei nicht die 

politischen Paragraphen des bürgerlichen Strafgesetzbuches (Attentate, 

Widerstand gegen Staatsgewalt u. dgl.) bzw. die Presse- und Vereinsgesetze 

das Fundament der Arbeitsstruktur. Die beabsichtigte NS-Strafverfolgung 

legitimierte sich aus der politischen Situation und einem 

Gerechtigkeitsempfinden, das einerseits geradezu zwangsläufig aus dem 

Kontrast zur menschenrechtsverbrecherischen Gesamtlast der NS-Zeit 

erwuchs und das andererseits aber auf keinerlei staatsrechtliches 

Fundament und Handlungskorsett zurückgriff und hätte zurückgreifen 

können. Es entstanden Strukturen einer polizeilichen Strafverfolgung, 

die nicht gekoppelt waren mit Strukturen von Gesetz und Justiz. 

Außer um sofortige Festnahmen greifbarer Nazis und Ermittlungen ging 

es im anfänglichen Arbeitsalltag um das Sammeln von Personeninformationen 

bezüglich politischer NS-Biografien. Dieses inhaltliche Profil


112 

wurde in Erfurt (und eventuell anderswo) ergänzt durch die selbstgesetzte 

Aufgabe, auch die kleinere Nazi-Anhängerschaft mit polizeilichen 

Zwangsmitteln zu Sühnehandlungen/Arbeitseinsätzen zu organisieren. 

Personell rekrutierten sich die neuen Polit-Polizisten wohl überwiegend 

aus dem kleinen Teil NS-Unbelasteter. Das ist zumindest für die Weimarer 

Polizei belegt, wo mehrere Leute aktiv wurden, die zuvor im KZ 

Buchenwald inhaftiert gewesen und häufig auch Kommunisten waren. 

Letztere hatten nicht selten auch Ambitionen, die neben NS-Strafverfolgung 

auch Fragen dauerhafter Ausmerzung faschistischer Wurzeln und 

gesellschaftlichen Umbaus umfassten, doch dürfte das im Alltag der 

ersten Nachkriegsmonate noch wenig „auf der Tagesordnung“ gestanden 

haben. 

Eine wichtige politische Legitimierung waren die Absichten der Alliierten 

zur Verfolgung von NS- und Kriegsschuldigen, an der deutsche Antifaschisten 

mitzuwirken versuchten, während ein Teil von ihnen sich gleichzeitig 

um reguläre Polizeiposten bemühte und diese in Kommunalpolizeien, 

wie der Weimarer, augenscheinlich auch bekamen. 

Eine zweite politische Legitimation war eventuell mit Hermann Brill 

verbunden.


113 

Er hatte im Mai 1945 eine große Anti-Nazi-Razzia unter Kontrolle der 

Polizei konzipiert und verschickte Unterlagen dieser sehr kurzfristig 

angesetzten Planung auch in andere Städte, wie Erfurt. Laut Brills Plan 

sollten an einem bestimmten Tag (Mitte Mai 1945) alle NS-Beamten 

der öffentlichen Verwaltung festgenommen, festgehalten, nach einem 

Fragenkatalog vernommen, sukzessive verhört und zur Haftarbeit in 

Buchenwald herangezogen werden. 225 Der Anstoß, den Brill mit seiner 

Razzia-Anweisung gab, wurde von kommunistischen Polizisten – 

wie Busse und Geißler – mit parallelen Ambitionen ausgefüllt. Mit 

dieser Aktion mag ein Grundstein für die Konturen des Selbstverständnisses 

polizeilicher NS-Verfolgung zwischen „Bereinigung“ und Bestrafung 

gelegt worden sein. Sie war bei den Amerikanern allerdings 

eher unerwünscht. Diese verhinderten jedenfalls die komplette Ausführung 

dieser kurzfristig geplanten Anti-Nazi-Razzia und beanspruchten 

jegliche Haftentscheidung selbst. (s. S. 30 ff.) 

Nach Einzug der Sowjets im Juli 1945 wurde das Bemühen antifaschistischer/kommunistischer 

Polizisten um eine eigenständige NS-Verfolgung 

fortgesetzt– wie Geißlers Äußerungen zu Weimar belegen (s. S. 34 ff.). 

Eine praktische und legitimierende Rolle dabei dürfte ab dieser Zeit 

wiederum der SMA-Befehl 58 (vom 27. August) gespielt haben. Ihm 

zufolge sollten bei den Ortskommandanturen alle SS-, SA-, Gestapo- und 

NSDAP-Leute registriert werden. Dafür brauchte die SMA-Offiziere 

freilich deutsche Mithilfe, die sie nicht zuletzt auch beim neuen Vizepräsident 

und Polizei-Chef Busse fanden. 226 

Erfurter Kripo I (Politische Polizei) ab Juli 1945 

Dass es Verhaftungen durch die Kripo I in Erfurt gab, ist lediglich für 

August 1945 belegt. Der Leiter der Kriminalpolizei I (Politische Polizei), 

Streit, berichtete von insgesamt 157 Festnahmen. 227 Davon erfolgten 

70 wegen NS-Hintergrundes, 

(3 SS-Leute, 46 NSDAP-Funktionäre, 10 SA-Leute/Kraftfahrerkorps 

und 7 „besonders scharfe Parteigenossen“), 

30 auf „Veranlassung der Militärregierung“, 

(für NKWD; unklar bleibt allerdings, ob die Namen der Verhafte 

ten aus sowjetischer oder deutscher Initiative beruhten) 

57 als „Sonstige“. 

(ob das auch vorläufige Festnahmen oder Arbeitseinsatz-Verpflich 

tete waren, ist unbekannt). 

Der August 1945 war zwar auch der Monat mit den zahlreichsten NKWD- 

Verhaftungen, so dass auch diese Zahl sicher über dem Durchschnitt lag.


114 

Mindestens die Hälfte dieser August-Verhaftungen (vielleicht auch 80 %) 

waren dabei übrigens nicht vom NKWD inspiriert und befohlen. 

Innerhalb der Erfurter Kripo I war außerdem eine Arbeitsgruppe damit 

befasst, ns-nahe Erfurter zu Wiedergutmachungsarbeiten. Es ist die Rede 

von einer „Sonderaktion zur Erfassung der Parteigenossen zum Arbeitseinsatz“ 

228 und neben der Kripo wirkten daran auch Ordnungspolizisten 

und das Arbeitsamt mit. Der Beitrag der Kripo I könnte dabei in der 

Entgegennahme von Anzeigen, dem Zusammentragen von NS-Verantwortlichkeiten, 

der Beschaffung von Materialien über politische Mitgliedschaften 

und dem Verfassen von „Arbeitsbefehlen“ gelegen haben. Die 

Wiedergutmacher wurden z. B. zu den Reichshallen (=Theater) und sicher 

auch zu Aufräumarbeiten heranzitiert. Verweigerern wurde angedroht, 

dies als „Sabotage am Wiederaufbau“ zu bewerten. 229 (s. S. 26 ff.) 

Diese Aktivitäten liefen bereits unter den Amerikanern. Die Kripo-I- 

Abteilung „Arbeitseinsatz“ bestand unter den Sowjets weiter und ließ sich 

im Laufe des Jahres 1945 in der Marstallstraße 9 (unweit der Erfurter 

Polizeizentrale) nieder. 230 Die Leitung hatte ein Polizist namens Kormes 

inne, ob er und seine Mitarbeiter Kommunisten waren, ist unbekannt. 

Neben Verhaftungen und Arbeitseinsätzen waren Erfurter politische 

Polizisten wohl auch ermittlerisch tätig. Dies lässt sich – mangels Aktenlage 

– allerdings weder in Inhalt noch im Umfang näher umreißen. Es 

dürfte die eigenständige Suche untergetauchter Nazis oder das Anlegen 

entsprechender Datenspeicher umfasst haben. Inwieweit auch so etwas 

dazugehörte, wie das Registrieren sowjetfeindlicher Aktivitäten, gezielte 

Zuarbeiten fürs NKWD, oder auch solche Dinge, wie das Zusammenstellen 

aller Strafanzeigen und Vorfälle von Ausländern oder „Banditen in 

russischer Uniform“, kann heute nicht mehr festgestellt werden. 

Ende 1946 waren, wie bereits erwähnt, immerhin rund 10 Erfurter Kripo- 

Leute mit Ermittlungs- und andere Aufgaben für die Besatzungsmacht – 

also wohl das Erfurter NKWD – unterwegs und das könnten gut diese 

politischen Polizisten gewesen sein. 231 

Polizeiliche Datensammlung politischer Biografien 

Für die Anfänge der Thüringer Landes-Kriminalpolizei 232 spielte das 

inhaltliche Gebiet der politischen Polizei ebenfalls eine Rolle. 

Geißler, der erste Landeskriminaldirektor und vormalige kommunistische 

politische Polizist in Weimar, hatte seit seinem Verlassen Buchenwalds 

nicht nur die NS-Verfolgung, sondern auch eine geheimpolizeilichpolitische 

Kontrolle der KPD-Mitgliedschaft im Blick. Kurz vor seinem


115 

Eintritt in die neugegründete Landespolizeistelle – im Sommer 1945 – 

hatte er betont: 

„Meine Ansicht(,) in den Aufbau der politischen Polizei auch gleichzeitig 

die Überwachung der Parteiorganisation mit einzubauen(,)besteht nach 

wie vor, ..., um zu verhindern, dass faschistische Elemente sich in die 

Parteibewegung einschleichen können.“ 233 

Diese Äußerung mag Indiz dafür sein, dass auch die Intentionen Thüringer 

kommunistischer Politpolizisten nicht klar zwischen Staat und Parteiinteressen 

trennten 234 und deutlich über die äußere politische Legitimierung 

der NS-Strafverfolgung hinauswiesen. 

Geißler übernahm im Oktober 1945 die neu geschaffene Landeskriminalpolizei, 

d.h. die Abteilung III der Landespolizeibehörde. Diese war zuerst 

völlig unausgefüllt und erst Anfang 1946 waren die Vorarbeiten so weit, 

dass innerhalb der Landeskriminalabteilung von drei Unterabteilungen die 

Rede sein konnte: war die erste unabdingbar als erkennungsdienstlichfahndungsstützendes 

Kripo-Hinterland, so entstand die zweite infolge 

eines Landesgesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (s. S. 

100 ff.). Die dritte Kripo-Unterabteilung schließlich war – laut Behördenübersicht 

von 1946 235 – als „Abteilung Zentrale Auskunft“ zuständig für: 

„Kontrolle aller antidemokratischen Kräfte innerhalb aller Organisationen, 

Presse, Kultur, Funk, Einwanderung, Auswanderung. 

Schutz der Industrie und Wirtschaft und der Landesämter.“ 

Die zentrale Auskunft wurde Kriminalrat Ernst Schuchardt unterstellt. 

Weitere Mitarbeiter waren 1946: Fritz Jehle 236 , Kurt Töpfer, Hermann 

Bock, Kurt Cohn 237, Fredi Sperling, Ernst Gaida, Katharina Putensen, 

Edeltraut Hopp, Hanna Töpfer, Lieselotte Roth, Emil Bosien. 238 Damit 

waren 12 der insgesamt 38 Mitarbeiter Geißlers in dieser Auskunft tätig. 

In den Chefbesprechungen des Jahres 1946 wurde wiederholt ein weiterer 

Ausbau dieses Referats angesprochen und gefordert. 

11. 9. 1946: „Das Referat Auskunft soll und muss besser ausgebaut werden 

und müssen sich die Leute, die hierfür eingesetzt werden, auf eine 

bestimmte Arbeit konzentrieren.“ 

12. 10. 1946: „Die Abteilung ‚Auskunft‘ bei der Kripo muss schnellstens 

auf- und ausgebaut werden. Der Polizeipräsident bittet Kriminaldir. 

Geißler, einen konkreten Plan auszuarbeiten und Vorbereitungen zur Errichtung 

dieser wichtigen Abteilung zu treffen, die vor allem die Fahndung 

nach all den Leuten durchführen soll, die sich nach § 10 des Gesetzes des 

Chefs der SMA 239 des Verbrechens an der Menschheit schuldig gemacht 

haben. Dies betrifft Kriegsverbrecher, Angehörige der SS, Gestapo, SD


116 

usw.“ 

Laut einer 

Stellenplanbeschreibung 

der Landespolizei 

sollte 

die Arbeitsgruppe„ZentraleAuskunft“offenbar 

1946 

nochmals umbenanntwerden 

und vielleicht 

wurde 

sie dies kurzzeitig 

auch. Es 

war – unmittelbar 

vor der 

DVdI-Strukturplanung 

(K1–K7- 

Gruppierung) 

– in Weimar 

jedenfalls in 

e i n e m 

Strukturplan 

auch einmal 

die Rede von einem „Referat 9“ für „Auskunft, politische Delikte“. 240 

Die bald üblichen Anfragen über Thüringer Nazi-Vergangenheiten, die 

seitens des NKWD kamen oder auch infolge westalliierter Spruchkammertätigkeit 

anfielen, wurden in Thüringen durch eine Gruppe von 

Polizisten beantwortet, in deren Händen diese Datenspeicher verblieben 

waren. Es handelte sich immerhin um NS-Informationen, die zunächst zu 

Recht zusammengetragen und sowohl zu Entnazifizierung als auch zu 

Strafverfolgung genutzt wurden. Allerdings gab es keine demokratische 

und vor allem keine öffentlich kontrollierte Nutzungsregelung.


117 

Die Polizistengruppe, 

die die 

Datenspeicher 

inne hatte und 

die Auskunftstätigkeitbetrieb, 

wurde 

1947 zum Bestandteil 

der 

neuen K 5. 

Auch 1947 bestand 

noch ein 

wesentlicher 

Arbeitsanteil 

der Thüringer 

K 5 im Hantieren 

mit diesen 

aus BereinigungsprozessenentstandenenDatenbanken: 

„Vom Dezernat 

K 5 und den ihm 

unterstellten 

Dienststellen 

wurden insgesamt 

1500 Auf- 

Zur Suche von NS-Funktionsträgern dienten sicher auch alte 

träge der Besat- 

Ämterverzeichnisse wie dieses. 

zungsmacht 

durchgeführt 

(Ermittlungen, Vernehmungen, Hausdurchsuchungen usw.). Die Anfragen 

der westlichen Spruchkammern über ehemalige Naziaktivisten häuften sich 

immer mehr an. Auch hier mussten mehrere 100 Anfragen ihre eingehende 

Bearbeitung finden und es war notwendig, weitreichende und zeitraubende 

Ermittlungen über diese Personen anzustellen. 

Vom Dezernat K 5 wurde eine große Menge von ehemaligem nationalsozialistischem 

Karteimaterial sichergestellt. Diese sorgsam durchgeführte 

Arbeit wurde eine große Hilfe für die Durchführung des Befehls Nr. 201.“ 241


118 

... und darüber hinaus höchstwahrscheinlich auch eine große Hilfe im 

Sinne einer engen Verkettung von Landespersonalpolitik – Politische 

Polizei – SED-Kaderpolitik, denn in deren Zusammenwirken wurde aus 

der Entnazifizierung der Verwaltung zugleich deren kommunistische 

Politisierung. Eine solche Verkettung gab es letztlich mit den Innenministern 

Eggerath und Gebhardt, denen jeweils die Landespolizei und das 

Landes-Personalprüfungsamt unterstanden und die zugleich regelmäßig 

an den Besprechungen der SED-Landesleitung mitwirkten. 

Als Auskunftsreferat bezeichnet wurde es noch zur Jahresmitte 1947. Ein 

Rundschreiben 242 vom Justizminister an alle Gerichte gibt im Juli 1947 

den Hinweis darauf, dass die „Kriminalpolizei, Referat Auskunft‘“ kürzlich 

bei Justizstellen Listen aller Justizmitarbeiter angefordert habe. Diese 

Aktion (mehrere Wochen vor dem SMA-Entnazifizierungsbefehl 201) belegt, 

dass die „Auskunfts“-Polizisten sich nicht nur systematisch, sondern 

nun auch zielgerichtet – vielleicht flankierend zur aktuellen SED-Justizpolitik 

– mit den politischen Biografien aller Juristen befassen wollten. 

Ein „Referat 9“ – unter Leitung Kurt Töpfers – erschien übrigens auch 

1948 wiederholt in den Quellen. Allerdings nicht in der Landespolizei, 

sondern innerhalb der „Personalpolitischen Abteilung“ des Thüringer 

SED-Landesvorstands. 243 Die Namensgleichkeit mit dem Polizei-Auskunftsreferat 

war aber wohl eher zufällig, denn das SED-Referat 9 zur 

„Abwehr feindlicher Propaganda“. hatte eine eigene Herkunftsgeschichte 

und ein Pendant in der Personalpolitischen Abteilung der Berliner SED- 

Zentrale. Weniger zufällig dagegen dürfte das Wiederauftauchen der Namen 

Töpfer und Cohn gewesen sein. (s. S. 163 ff.) 

Im Unterschied zu Weimar waren in Dresden offenbar die NS-Strafverfolgung 

(mit dem Kripo-Kommissariat IX) und die „Bereinigung“/Entnazifizierung 

(mit einer Personalmitarbeiter-Gruppe der Stadtverwaltung) 

stärker voneinander getrennt. Doch nivellierte sich das auch dort mit der 

K5-Installierung, denn die nicht-polizeiliche Mitarbeitergruppe, die offenbar 

vergleichbare NS-Auskünfte sammelte und beauskunftete, wurde 

ebenso zum Teil der K5-Struktur in Sachsen wie das Referat „Auskunft/ 

politische Delikte“ in Thüringen. 244 

Der weitere Ausgestaltungsprozess der K 5 war SBZ-weit wesentlich 

beeinflusst durch diesen SMA-Befehl 201, dessen Ausführungsbestimmungen 

und vor allem durch die Einflussnahmen der SBZ-zentralen 

Verwaltung des Innern, der DVdI. Und nicht zuletzt auch durch die Veränderungen 

der internen sicherheitspolizeilichen SMA-Strukturen.


Mitte 1947 

119 

Als die Sowjets im Sommer 1947 den SMA-Befehl 201 erließen, da existierten 

Polizistengruppen, die sofort einen wichtigen Part bei der deutschen 

Entnazifizierung übernehmen konnten. (s. flg. Kapitel) Die DVdI 

hatte zuvor bereits erreicht, dass es SBZ-weit auch eine einheitliche 

Bezeichnung für sie gab. Es handelte sich um die Kriminalpolizei – Tatgruppe 

K 5. Sie war offiziell zuständig für die fünfte von insgesamt sieben 

Straftaten-Klassen: und zwar für alle „Straftaten anderer Art“ bzw. auch 

für „Auftragsangelegenheiten“. 245 Das Aufgabenspektrum „Straftaten 

anderer Art“ umfasste laut Definition : 

Aufträge der SMA und deutscher Behörden, Attentate, Sabotage am Aufbau, 

Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Registratur & Spezialkartei 246 

Die Bezeichnung „K 5“, die man im Frühjahr 1946 von der DVdI übernahm, 

entstammte nicht der Thüringer Strukturentwicklung, auch wenn 

der ehemalige Thüringer Polizei-Chef Reschke zu diesem Zeitpunkt bereits 

an der DVdI-Spitze stand. 

Der Vorschlag dürfte näher an der Berliner Kriminalpolizei angelehnt 

worden sein, denn in dieser war ein Referat „F 5“ mit Verbrechen 

gegen Menschlichkeit befasst gewesen. 247 Innerhalb der DVdI hatte es 

zwar schon 1946 eine Kripo-Abteilung K5 gegeben, doch war diese als 

allgemeine Fahndungsabteilung angelegt, die nicht nur auf verschwundene 

NS-Leute fixiert war. 

Vielerorts in der SBZ gab es vor 1947 Polizeistellen, deren Aufgabenfeld 

mit dem späteren der K 5 mehr oder weniger übereinstimmte. Sie 

hatten gänzlich verschiedene Bezeichnungen, wie z. B. in Berlin 

„Abteilung S“ und „Referat F 5“, in Sachsen das „Kommissariat IX“, 

in Sachsen-Anhalt die „Politische Abteilung“ oder in Thüringen die 

„Zentrale Auskunft“. 248 

Erst Anfang 1947 allerdings brachte ein Vorschlag der DVdI-Kriminalpolizisten 

die Bezeichnung K 5 mit den sogenannten „Straftaten anderer 

Art“ zusammen. 249 Der Vorschlag hing zusammen mit einer komplexen 

Neuorganisation der Kripo und sollte nicht nur die DVdI betreffen, 

sondern alle SBZ-Ebenen – Zentrale, Länder, Orte – vereinheitlichen. Die 

noch schwache Zentrale brauchte dafür freilich Zustimmung und Unterstützung 

aus den Spitzen der Länderpolizeien. „K 5“ war denn auch eine 

„Empfehlung“. In den DVdI-Empfehlungen von 1947 hieß es u. a.: 

„Sämtliche in K 5 auftretende Delikte sind grundsätzlich Auftragsangelegenheiten 

der Besatzungsbehörden. Bei diesen Delikten sind neben 

den entsprechenden Gesetzen, Anordnungen, Direktiven und Befehlen der


120 

sowj. Besatzungsbehörden und des Alliierten Kontrollrates die entsprechenden 

Gesetze des Strafgesetzbuches herangezogen. Außerdem bestehen 

noch die von den einzelnen Länderregierungen nach dem 9. 5. 45 

erlassenen Gesetze zum Schutze demokratischer Einrichtungen, des Neuaufbaus 

der Wirtschaft ...“ 250 

Hier war offensichtlich nicht nur nach einer Aufgabenumschreibung gesucht 

worden, sondern auch nach einer Legitimierung und einer Handlungsbasis, 

die unangreifbar gegenüber allen Seiten der deutschen Nachkriegsgesellschaft 

war und die sich zudem auf den Machtstatus der Sowjets 

berief. Die K5-Empfehlung war Teil eines umfangreichen Empfehlungspakets, 

das eine Neustrukturierung aller Kripo-Arbeitsgruppen im 

Zusammenhang mit Straftatgruppen herbeiführen sollte. Damit konnte 

man bei allen Straftat-Formen über Ländergrenzen besser kooperieren. 

In der Thüringer Landespolizei-Spitze wurde der DVdI-Vorschlag zu 

Kripo – inklusive K 5 – am 12. Februar 1947 besprochen und allseits 

befürwortet, und zwar vermutlich aus rein sachlichen und aus parteipolitischen 

Gründen zugleich. Ende März 1947 ging es dann auch um Kadervorschläge 

zur Besetzung des Postens eines K5–Dezernatsleiters. 251 Bei 

den Personalvorschlägen waren nur die Namen von Polizisten im Gespräch, 

die bereits ein höheres Amt in der Landeskripo inne hatten: – 

zuerst Schuchardt (einer der drei Abteilungsleiter und Leiter der Vorläufer-Abteilung 

„Zentrale Auskunft“) und dann Staub (der Stellvertreter von 

Landes-Kripo-Chef Geißler). Das spricht dafür, dass man zum einen den 

Referatsleiterposten sachlich wesentlich höher bewertete als formell und 

zum anderen nur im engsten Kreise der „zuverlässigen“ Kommunisten 

wählen wollte. 

Staub wurde schließlich zum ersten Referatsleiter benannt und Eggert 252 

als sein Stellvertreter. Staub wurden jedoch alsbald wieder ersetzt und 

zwar vermutlich während der 201–Personalplanungen (die 201-Organe 

wurden ja innerhalb der K5 angesiedelt und aufgestockt). An die Referatsspitze 

trat nun der Kommunist Friedrich Rothschu. Krahn wurde sein 

Stellvertreter. 

1949 übernahm schließlich der ehemalige Buchenwald-Häftling Feilen 

die Leitung des Dezernats K 5 in Weimar, weil Rothschu zur parteipolitisch 

hochwichtigen Landes-Kontrollkommission geholt worden war und 

außerhalb der Polizei Karriere machte. 

Die K 5 war auf drei Ebenen – Ort, Land und Zentrale– angelegt. 

In den Kreis-Kripostellen die Kommissariate K 5, in der Landes-Kripostelle 

Weimar das Dezernat K 5 und – als zentrales Führungs- und


121 

Kontrollorgan – in der DVdI eine Abteilung K 5. 253 Zeitweilig gab es 

noch eine vierte Ebene: eine Regionalebene für Nord-/Süd-/Ostthüringen 

bei den Kriminalinspektionen Erfurt, Gotha und Gera, die aber im 

Frühjahr 1948 aufgelöst wurden. 

Die SBZ-Zentrale (also der K5-Abteilung der DVdI) verstand sich als 

K5-Führungsstruktur, war aber mit Dezernaten oder gar Kommissariaten 

anfangs eher durch Regelung und grobe Berichterstattung verknüpft 

als durch Kontrolle und Einzelanweisung. In Selbstverständnis, Personal 

und Dienstarbeit der K5-Polizisten bestanden jedenfalls noch längere 

Zeit regionale und lokale Unterschiede. Es gab örtliche K5-Stellen, 

deren frisch aus dem Boden gestampftes Personal keine rechte Idee von 

ihren Aufgaben hatte (z. B. in Mecklenburg), solche, die sich aufs strikt 

Antinazistische orientierten und beschränkten, und auch solche, die fast 

nur nach Anweisung der Sowjets handelten. Es gab auch K5-Stellen, in 

denen sich – schneller als anderswo – ein breiteres Verständnis von 

Gegnerschaft „der demokratischen Ordnung“ ausprägte. 

Spezielle Arbeitsschulungen wurden zunächst für die höheren K5- 

Polizisten organisiert, – sie fanden in dem Land statt, wo die K5- 

Vorläuferaktivitäten am ausgeprägtesten verlaufen waren: in Sachsen. 

Ein Vierteljahr nach K5-Gründung (Juni 1947) fuhren zwei DVdI-Leute 

zur Besichtigung der Thüringer Landespolizei-Behörde nach Weimar, der 

Abteilungsleiter–K Schönherr und der Referatsleiter – K5 Lange. Zur 

momentanen Situation des neu gegründeten Dezernats K 5 in Weimar 

vermerkten sie in ihrem Bericht: 

„Dezernat K/5 und K/7 sind infolge der Eigenart ihrer Aufgaben personell 

wie technisch schon weiter entwickelt. Die ‚Zentrale Auskunft‘, die schon 

vorher in Weimar bestand und Aufgaben ungefähr nach Art der K/5 bearbeitete, 

wird nun als K/5 die Aufgaben dieses Dezernats innerhalb des 

LKA übernehmen. Die vorhandenen Einrichtungen (Karteien usw.) werden 

übernommen und im Sinne der Richtlinien des Referats K/5 überarbeitet. 

Die personelle Besetzung scheint für die erste Zeit ausreichend zu 

sein, wenn sich auch mit der Entwicklung des Apparates ... eine personelle 

Verstärkung, je nach Umfang des Aufgabengebiets nötig machen wird. 

Leider konnten wir den Leiter des Dezernats K/5, Herrn Staub, nicht antreffen, 

da er zu einem Sonderlehrgang für K/5 zur Landespolizeischule 

nach Dresden abgestellt ist. ... 

Am Abend des ersten Tages wurde dann in einer internen Aussprache, bei 

der der Chef der Polizei des Landes Thüringen, Herr Ministerial-Direktor 

Rausch, dessen Stellvertreter Jonas, Herr Kriminal-Direktor Geissler, der


122 

Stellvertreter des Leiters des LKA, Herr Krauthause, sowie der stellvertretende 

Dezernatsleiter K/5, Herr Eckert, anwesend waren, nochmals die besonderen 

Aufgaben des Dezernats sowie der Kommissariate K/5 in grundsätzlicher 

Diskussion nach einleitenden Ausführungen des Referatsleiters 

K/5, Herrn Lange, besprochen. Erfreulicherweise zeigte Herr Ministerial- 

Direktor Rausch in der Diskussion volles Verständnis für die Notwendigkeit 

der Reorganisation der Kriminalpolizei im allgemeinen.“ 254 

Lange und Schönherr von der DVdI hatten, wenn man ihre Äußerungen 

wörtlich nimmt, offenbar noch keine genauere Vorstellung von dem, was 

die K 5 einmal sein und werden solle. Etwa acht Wochen später wurde der 

SMA-Befehls 201 – mit Aufträgen zur deutschen NS-Strafverfolgung 

erlassen. (zur weiteren Entwicklung der K 5 – s. S. 173 ff.) 

Sowjetische Sicherheitskräfte in Thüringen (ab 1947) 

Die sowjetischen Sicherheitskräfte, die 1947–49 in Thüringen agierten 

und mit denen die K5-Mitarbeiter zu tun bekamen, waren nicht mehr 

dieselben wie sie von 1945/46 bekannt waren. (s. S. 40 ff.) Eine Reihe 

sowjet-interner Veränderungen führte dazu, dass 1947 sowjetischerseits 

bereits andere Vor-Ort-Aktivitäten ins Blickfeld gerückt waren. 

Aus massiv tätigen Sicherheitspolizisten wurden gezielt tätige Geheimpolizisten. 

Dieser Wandel hatte sich Ende 1946/47 abgespielt. Insofern 

war er dem Strukturierungsprozess des K 5 mit 6–9-monatigem Vorsprung 

vorausgegangen. 

1947 war das NKWD nicht nur zum „MWD“ (Ministerium des Innern) 

umbenannt, sondern außerdem auch in seinen SBZ-Kompetenzen weitgehend 

zurückgedrängt und durch etwas Neues ersetzt worden. 255 

Laut Politbüro-Beschluss wurden am 20. 6. 1946 alle Operativsektoren 

(also NKWD–MWD und Smer’Sch) unter das Dach des MGB (des 

Ministeriums für Staatssicherheit) gestellt. Das wurde wohl auch bis 

Herbst 1946 organisatorisch-praktisch realisiert. Auch die „NKWD- 

Gefängnisse“ waren davon betroffen, während hingegen die Speziallager 

(wie Buchenwald) beim MWD verblieben. 1947 wurde auch die 

Sicherstellung des geheimen SMA-Nachrichtennetzes vom MWD an 

das MGB übergeben. Mit dem Kompetenzwechsel wechselte auch der 

zentrale Dienstsitz der sowjetischen Politpolizei von Potsdam nach 

Berlin-Karlshorst. 

Im Gefüge dieser Prozesse spielten auch diverse extremistische Personalkämpfe 

eine wichtige Rolle. Unausgeräumt blieben bestimmte 

Kompetenzstreitigkeiten zwischen Innen- und Staatssicherheits-Minis-


Landgericht Weimar, Sitz 

des Militärtribunals und 

Haftort für politische 

Gefangene der Sowjets 

1949/50. 

Am Eingangsportal wurde 

nach 1990 eine 

Erinnerungstafel für diesen 

Haftort angebracht. 

Fotos: Herz, 2002 

123


124 

terium, die mehr oder weniger auch vor Ort ausgetragen worden sein 

dürften. 

Im Folgejahr 1948 dürfte die Zahl von MWD-Leuten auch in Thüringen 

schon unter 20 gelegen haben. Das namenlose Neue unterstand vor 

allem dem Moskauer Ministerium für Staatssicherheit. 

Im Vergleich zu 1945 (s. S. 44 ff.) verlagerten sich bzw. intensivierten 

sich jetzt bestimmte Aufgaben, während die Zweit- oder gar Drittrangigkeit 

der Ahndung von NS- und Kriegsverbrechen konstant blieb. 

Erstrangig waren nun in etwa folgende Ambitionen: 

- komplexere und systematischere Abwehr antisowjetischer Machtfaktoren, 

bei verstärktem Argwohn gegen äußere geheimdienstliche 

Aktivitäten, 

- gezieltere Maßnahmen zur „Konsolidierung“ und „Säuberung“ 

deutscher Institutionen nach sowjetischem Staatsverständnis und 

Stärkung des kommunistischen Handlungsspielraums in der SED, 

damit auch Aktivitäten gegen „Sozialdemokratismus“ und jedwede 

zonenübergreifende Politik, 

- Machtposition und neue Kontrollformen innerhalb der SMA. 

Die Veränderungen im sowjetischen SBZ-Sicherheitsapparat lassen sich 

in deutschen Akten kaum identifizieren. Er wurde auch im barsten Sinne 

namenlos und hatte sich vor allem im Hinblick auf seine nunmehr konspirative 

Arbeitsweise verändert. Die Razzien und Filtrationen, mit denen 

das NKWD 1945 die breite Öffentlichkeit geängstigt hatte, wurden abgelöst 

von gezielteren und unauffälligeren Aktivitäten, die sich jetzt stärker 

mit Stichworten wie Spionage und Sabotage umschreiben ließen. Die Beziehung 

SMA-Abteilung „Inneres“ zum MGB dürfte im Vergleich zur 

vorherigen Beziehung „Inneres“–NKWD eher distanzierter geworden 

sein. Das reale Handeln der Sowjet-Staatssicherheit orientierte sich in der 

Folgezeit stark auf politische Ost-West-Verbindungen und besonders auf 

gesamtdeutsch gesinnte Sozialdemokraten. (s. S. 156 ff.) 

In der Regel hieß es im Kontakt MGB – deutsche Polizei ab jetzt nur noch 

„die SMA“. Die Worte, die dazu vereinzelt in der Chefetage der Landespolizei 

protokolliert wurden, klingen eher kryptisch. Da heißt es „die andere 

Dienststelle“ oder da bittet man SMA-Offiziere wegen Unstimmigkeiten 

mit Inhaftierten um eine „Anweisung der SMA Thüringen an die 

Dienststellen der Besatzungsmacht“. Das kann nicht verwundern, denn 

die sowjetischen Sicherheitsoffiziere wollten sich auch ganz augenscheinlich 

im SMA-Innern verstecken, sich absichtlich namenloser und unidentifizierbarer 

machen als das NKWD. 256 Im Ergebnis dieser Prozesse


125 

Dienststelle der sowjetischen Sicherheitskräfte in der Erfurter Espachstraße, Foto: Fiege, 1985 

entzog sich das sowjetische Sicherheitshandeln dann auch deutscher Detailkenntnis 

stärker. So kam es immer wieder dazu, dass auch nach 1946/ 

47 der alte Name „NKWD“ in deutschen Akten und selbst unter Polizeioffizieren 

257 und SED-Funktionären 258 fortlebte. 

Die Beziehungen der sowjetischen Geheimpolizisten zu anderen SMA- 

Stellen, deutschen Polizeistellen usw. wurden auf personifizierter Ebene 

und von „Verbindungsoffizieren“ realisiert, so dass weder äußere Einblicke 

in das System möglich war noch gleichzeitige Kontakte Außenstehender 

mit mehreren MGB-Leuten. Auch zu anderen SMA-Stellen scheinen 

die MGB-Offiziere so ein festgeschriebenes Netz von Verbindungspunkten 

praktiziert zu haben, wobei sie das Heft in der Hand hatten. 

Augenscheinlich war der „Operativ-Sektor Thüringen“ in mehrere Fachabteilungen 

strukturiert. Eine davon fungierte – ähnlich der späteren MfS- 

Abteilung IX – als Untersuchungsabteilung, bereitete Strafprozesse vor 

und verhörte die Inhaftierten, die aus allen Teilen Thüringens nach Weimar 

gebracht wurden. Für das Vorfeld – das Suchen und Aufgreifen der 

Delinquenten – gab es die Operativkreise sowie (auf Sektorebene) so 

etwas wie eine Überwachungs- und eine Abwehrabteilung. 259 

Die Kenntnisse darüber sind freilich recht vage. Sie deuten allerdings in 

die Richtung, dass es hier eine Arbeitsteilung zwischen Operativ-Vorstufe 

und Untersuchungs-Haft-Verhör-Stufe gab. Letztere wiederum würde


126 

Straßenfront des Anwesens Lottenstraße 52, in dem sich eventuell auch noch nach 1948 der 

Landessitz der sowjtischen Sicherheitskräfte befand, Foto: Herz, 2002. 

später im übrigen auch die Grundstruktur der späteren DDR-Staatssicherheit 

kennzeichnen – als arbeitsteilige Verzahnung von geheimer Informationssammlung 

einerseits und Instrumentierung des Politstrafrechts andererseits. 

Ob nach 1947 allerdings noch vom Haupt-Dienstsitz in der Weimarer Lottenstraße 

die Rede sein kann, muss offen bleiben. Sofern es im Zusammenhang 

des NKWD–MWD–MGB-Wandels einen Ortswechsel gab oder 

aber eine örtliche Aufteilung, dann sicher bis 1947. 

Die „Untersuchungsabteilung“ hat spätestens 1950 nachweislich im Gerichtsgefängnis 

gesessen. 

Gerhard Düsterdick, der 1950 zusammen mit einem russischen Deserteur 

ins sowjetische Verhörgefängnis nach Weimar verschafft wurde 

und dort drei Monate saß, erinnert sich an „eine Straße, die durch ein 

Tor abgesperrt war und ... ein großes Haus.“ 260 Verhöre und Haft 

fanden im selben Haus statt. Ähnliches erinnert auch Dietmar Bockel


127 

Landgericht Weimar, Sitz des Militärtribunals und Haftort für politische Gefangene der Sowjets 

1949/50. Fotos: Herz, 2002 

1950, zu dessen Lebensgeschichte Manfred Thiele beschrieb: „Die 

Fahrt (von MfS-Haft Kurthstraße her) ging durch die Innenstadt Weimars. 

Hinter einem großen Bretterzaun endete bereits die kurze Reise, 

die Häftlinge sahen rote Spruchbänder mit kyrillischen Buchstaben. 

Daneben erhob sich ein riesiger roter Stern, umgeben von mächtigen 

Bildern, auf denen fahnenschwingende Heroen auftraten.“ 261 Martin 

Lauer, der Schmöllner liberale Kommunalpolitiker, wurde 1950 „in 

das ehemalige Luftwaffengefängnis“ verbracht und Frau Lauer erfuhr 

nicht nur davon, sondern übergab dortigen Wachsoldaten sogar Bekleidungsstücke, 

die ihr Mann auch tatsächlich erhielt. 

Das Konzept, die Haft in einem Sperrbezirk mit unbekannter Innenstruktur 

umzusetzen, wurde nicht nur für Weimar praktiziert. Und im Falle von 

Hohenschönhausen wurde es später bekanntlich von der DDR-Staatssicherheit 

aufgegriffen und fortgeführt. 

Im Unterschied zu den MGB-Untersuchungsabteilungen hatten MGB- 

Sektorenchefs und andere Abteilungen vermutlich einen Dienstsitz, in 

dessen Nähe nie ein potentieller „Feind“ verbracht wurde. Denn auch das 

gehörte zu einem stärker geheimpolizeilichen Selbstverständnis.


128 

Der Umfang der Sicherheitskräfte war nach Übernahme durch das MGB 

keinesfalls geringer geworden. Die Amerikaner verfügten über Hinweise, 

dass 1947 etwa 500 sowjetische Sicherheitsdienstler in Thüringen agierten. 

Im Frühjahr 1948 waren allein in der Hauptstelle („Operativ-Sektor“) 

etwa 120 Mitarbeiter nebst Dolmetschern und Wachtruppen tätig. 262 

Daneben gab es 1948 noch die drei Operativ-Bezirksstellen Erfurt, Gotha, 

Gera und eine Zahl von Operativ-Kreisen 263. 

Es ist nicht bekannt, wie umfangreich die Personalwechsel waren. Falls es 

solchen in Größenordnung gegeben hat, so hätte dies Einfluss auf die 

Frage der Kontinuität deutsch-sowjetischer politpolizeilicher Kontakte 

und Einflüsse. Besonders intensiv und partnerschaftlich scheint diese 

Beziehung jedenfalls nicht gewesen zu sein. In Fragen der Verfolgung von 

Sozialdemokraten 1948/49 herrschte überwiegend Funkstille (s. S. 156 

ff.) MGB-Leute standen – zumindest in Moskau und Berlin – den 

deutschen Bemühungen zur Schaffung eigener geheimpolizeilicher Strukturen 

eher abwehrend. (s. S. 203 ff., 207) In manchen Kreisen herrschte 

nachweislich eine weitreichende Funkstille. Der Sonneberger Kripo- 

Leiter Leibknecht, der zugleich das örtliche K5-Kommissariat leitete, 

berichtete Anfang 1949 jedenfalls: 

„In Sonneberg ereignete sich ein Fall, dass 3 Männer nachts bei einer 

Frau erschienen, sich als Kripobeamte ausgaben und den Sohn mitnahmen. 

Nachdem die Kriminalpolizei sich sehr viel Mühe wegen dieses Vorkommnisses 

machte, wurde inoffiziell in Erfahrung gebracht, dass die 

deutsche Kriminalpolizei sich nicht mehr um den Fall bemühen solle.“ 264 

(Hv. - v. V.) 

Erst gegen Ende 1948 sollen sich führende Staatssicherheitler in Moskau 

damit abgefunden haben, dass ihre Monopolstellung in der SBZ nicht von 

Dauer sein würde und die deutschen sicherheitspolizeilichen Befugnisse 

akzeptiert und ausgebaut werden sollten. 265 

Der „große Bruder“ der K 5 war mindestens die Hälfte der Existenzzeit 

des K 5 vielerorts eher ein „großer fremder Bruder“. Das Selbstbewusstsein 

der Thüringer K5-Polizisten, sich im selben Sonderstatus innerhalb 

der deutschen Verwaltung zu wähnen, wie es die MGB-Leute innerhalb 

der SMA und der ganzen SBZ waren, entwickelte sich dessen ungeachtet. 

Dazu trugen die eigenen Aktivitäten und die der DVdI sowie die 201- 

Befugnisse bei.


9. Polizei, Haft, Justiz bei 201-NS-Strafverfolgung (1947–48) 

Befehl 201 (1947) 

129 

Im August 1947 erließ die SMAD den Befehl 201 266 über die weitere 

Entnazifizierung, – sie tat dies sowohl unter Berücksichtigung einer Reihe 

von Wünschen der SED-Führung als auch in diplomatischer Auseinandersetzung 

mit den drei alliierten Westmächten. 267 Das Motiv, die Entnazifizierung 

in eine beschleunigte und intensivierte Abschlussphase treten zu 

lassen, wurde im Befehl 201 gekoppelt mit verstärkter eigenständiger 

Beteiligung und „Bewährung“ deutscher Stellen. Im Vordergrund des 

Befehls stand zwar die pragmatische Rehabilitierung der vielen NS-Mitläufer, 

doch ging es gleichzeitig auch um forcierte, weitgehend abschließende 

NS-Straftatenaufklärung und -ahndung. 

Die SMA übertrug der deutschen Justiz Kompetenzen zur Ahndung von 

Nazi-, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Besatzungsmacht. 

Weitere Aufgaben und Kompetenzen verteilte die SMA-Generalität an 

verschiedene andere deutsche Stellen (an Entnazifizierungskommissionen, 

polizeiliche 201-Untersuchungsorgane und Staatsanwälte) und zwar 

so, wie es ihrem eigenen Staatsverständnis entsprach. 

Diese 201-Regelungen bedeuteten allerdings keineswegs die Übergabe 

der Kompetenzen von SMT und MGB, die weiterhin nach eigenen Gutdünken 

in Richtung politische Strafverfolgung vorgingen. 

Der Sonderstatus der polit-strafrechtlich tätigen Sowjetbehörden, 

denen es immer nur sekundär um systematische NS-Strafverfolgung 

gegangen war, blieb bestehen. Wer den Sowjets nicht passte, wurde 

von ihnen in Haft genommen. Die Sowjetpolizisten mochten zwar 

durch die 201-Aufträge an deutsche Stellen entlastet worden sein, doch 

hatten sie bereits anderweitig neue Beschäftigungen gefunden. Anfang 

1947 jedenfalls befassten sie sich mit den zonenübergreifend agierenden 

Thüringer Sozialdemokraten. 268 

Für den Zeitpunkt der Übergabe der weiteren NS-Verfolgung an deutsche 

Stellen mochte nicht zuletzt die Erwägung eine Rolle gespielt 

haben, dass Anfang 1947 in den überbelegten Speziallagern extrem 

viele Inhaftierte an Krankheit und Hunger gestorben waren. 

Unmittelbar nach dem Befehl 201 erließen SMA-Offiziere mehrere Ausführungsbestimmungen, 

die den Rahmen für die deutsche Ausführung 

abgeben sollten. Der Rahmen blieb grob, doch er brachte eine neue Konstellation 

für deutsche Staatsverhältnisse in zweierlei Hinsicht:


130 

Die SMAD übertrug – sehenden Auges – zentralen SBZ-Behörden, 

wie der DVdI und der DJV, stärkere Kompetenzen für Organisation, 

Kontrolle und Eingriffe in die Länder. Da das Entnazifizierungsvorhaben 

bereits länger im Gespräch gewesen war, hatten führende SED- 

Politiker diese Kompetenzen auch als Wunsch gegenüber der SMA 

zum Ausdruck bringen können. 

Die Rechts- und Funktionsbeziehung Staatsanwalt–Polizist war – 

zumindest de jure – noch von rechtsstaatlicher Gewaltenteilung geprägt. 

Das wurde nun verzerrt und aufgeweicht. In 201-Sachen galt 

nunmehr eine Verfahrensweise, der zufolge 

„die untersuchungsführende Behörde auf Grund der Unterlagen über die 

Person des Angeklagten ... die Anklageschrift zu fertigen“ hat, „die vom 

Staatsanwalt zu bestätigen ist“. 

Das degradierte den Staatsanwalt quasi zum Justizsekretär einer in den 

Gerichtssaal eintretenden Polizei. Der Staatsanwalt erfuhr nur die Ermittlungsergebnisse, 

die die Polizei für anklage- und prozessrelevant hielt, 

während die Polizei dessen Durchsetzung der Anklage vor Gericht jederzeit 

überprüft und bewerten konnte. 

Die Staatsanwälte sahen diese Degradierung seinerzeit jedoch mit wenig 

Klarheit und erblickten eher eine (vermeintliche) Chance, fortan besser 

mit der Polizei zusammenarbeiten zu können. Der Thüringer Generalstaatsanwalt 

sah in den Bestimmungen sogar – zumindest anfangs – „verstärkte 

Machtbefugnisse“ gegenüber der Polizei. 269 Die Anklagebefugnis 

der Polizei war zwar auf 201-Prozesse beschränkt und die Staatsanwälte 

wussten um die dilettantischen Schreibbefähigung damaliger Polizisten 

und mochten von der Zeitweiligkeit des Verfahrens überzeugt gewesen 

sein. Andererseits aber lag es durchaus in den Händen deutscher (kommunistischer) 

Polizeiführer und Innenpolitiker, sich zuerst an diesen Sonderrechten 

zu stärken und anschließend daraus komplexere Befugnisse 

werden zu lassen. 

Mit den SMA-201-Ausführungsbestimmungen erfolgte nun auch ein 

erster –zurückhaltender – Eingriff in deutsche Haft-Praxis. Die Sowjets 

legten nur fest, dass für alle 201-Hauptverbrecher Untersuchungshaft zu 

verhängen war, die vom Staatsanwalt bestätigt und als Einzelhaft 

durchgeführt werden sollte. 270 Kurz darauf erließ die DVdI Regeln im 

Zusammenhang mit dieser 201-Haft, die – im eigenen Interesse und der 

Justiz zuwider – darüber hinausgingen.


131 

Deutsche Regelungen zur Ausführung des Befehls 201 

Von Polizei-Untersuchungshaft war in dieser sowjetischen 201-Ausführungsbestimmung 

keine Rede, wohl aber in der Durchführungsverordnung 

271, die die DVdI im September 1947 hinzufügte. 

Die DVdI setzte – mit sowjetischer Duldung, aber ohne deutsche Ermächtigung 

– noch weitere Regelungen auf: 

Die Länder wurden aufgefordert 201-Untersuchungsorgane auf Landesund 

Kreisebene zu bilden. Als Träger sollten die jeweiligen K5-Stellen 

fungieren. In die 201-U-Organe sollten – angesichts der K5-Personalsituation 

– Leute der gesamten Kripo versetzt werden. 

„Die Leiter der Untersuchungsorgane ordnen die Festnahme des Angeschuldigten 

an, die dann entweder von Angehörigen der Kriminalpolizei oder 

im Wege der Auftragserteilung 

von der 

Schutzpolizei durchgeführt 

wird.“ 

„Die Schutzpolizei 

befindet sich bei der 

Durchführung der 

obenangeführten Tätigkeit 

als Organ des 

Innen-Ministeriums in 

Ausführung eines Befehls 

des Obersten 

Chefs der SMAD und 

ist daher nicht an die 

Richtlinien der Strafprozessordnunggebunden.“ 

272 

Damit hatten nicht 

nur Polizisten der 

201-U-Organe Sonderkompetenzen 

jenseits der StPO, 

sondern auch andere 

Polizisten. 

Im September/Oktober 

1947 wurden 

überall die 201-Un-


132 

tersuchungsorgane installiert. Auch in Thüringen erfolgte die Aufstellung 

eines Landes-U-Organs im LKA, das unter die Leitung von Thieme gestellt 

wurde, sowie von 34 Untersuchungsorganen in den Kreispolizeien. 273 Etwa 

zur gleichen Zeit übertrug die Thüringer Justizverwaltung juristische 

Aufgaben des 201-Befehls an zwei Große (Erfurt, Jena) und vier Kleine 

Strafkammern sowie an vier Staatsanwälte (davon zwei Liberale und zwei 

Parteilose 274). Außerdem wurden Entnazifizierungskommissionen installiert, 

die die Arbeit bisheriger Reinigungsausschüsse übernahmen. 

Die Aufgaben der Kommissionen waren personalpolitische, die NS- 

Bereinigung sollte komplett abgeschlossen werden. Für so manche 

NS-Mitläufer wurden „nominelle“ NS-Mitgliedschaften ad acta gelegt. 

Ein Teil der Fälle wurden von hier aus an die polizeilichen 201- 

U-Organe übergeben. Federführend war das Personalprüfungsamt des 

Innenministers. Eine Erfurter Entnazifizierungskommission arbeitete 

zwischen Oktober 

1947 und März 

1948 und traf Entscheidungen 

in 

3822 Fällen. 275 

Die Kommissionen 

wurden Ende März 

1948 aufgelöst. Ministerialrat 

Bergner 

(Personalprüfungsamt 

im Innenministerium) 

resümierte 

zwei Tage darauf, 

dass man 28.000 

der insgesamt 

155.000 Überprüften 

im Rahmen dieser201-Entnazifizierung 

überprüft 

hatte (wobei Mehrfachüberprüfungen 

denkbar sind). 

10.000 der 28.000 

201-Überprüften 

hatte man gekün-


133 

digt und außerdem jeden 9. 201-Überprüften an die 201-U-Organe der 

Polizei gemeldet. 276 

Die Aktivitäten der DVdI intensivierten sich ab Mitte 1947. Auf zentralen 

Tagungen kam beispielsweise ein scharfmacherischer machtpolitischer 

Geist deutlich zum Vorschein 277 und kommunistische Länderpolitiker 

berieten sich regelmäßig unterm Dach der DVdI. So war Thüringens 

Innenminister Eggerath 278 nicht nur Parteifreund von Ulbricht und Konsorten, 

sondern auch in die zentralen Innenminister-Konferenzen 

involviert. Er brachte die SED-Absichten mit nach Thüringen und brachte 

sie hier auch unverblümt zum Ausdruck. So äußerte er beispielsweise – 

laut Protokollmitschrift – im September 1947 in Weimar auf einer Konferenz 

aller Thüringer Entnazifierungskommissionen: 

„Wir müssen die faschistischen und militaristischen Ideen vernichten und 

an deren Stelle das demokratische Bewusstsein setzen. ... Dazu gehört die 

Unschädlichmachung aller derjenigen, die für die Demokratie eine 

Gefahr darstellen, die noch befangen sind von der Vergangenheit und die 

auch heute noch der neuen Entwicklung feindlich gegenüberstehen, die 

Träger feindlicher Gedanken gegen unsere demokratische Entwicklung 

sind, sowie die Beseitigung aller derjenigen, die auf irgend eine Art und 

Weise unsere Entwicklung sabotieren. Von diesem Gesichtspunkt aus 

wollen wir an die Durchführung des Befehls 201 gehen. ... Wir wissen, 

dass unsere Justiz nicht so ist, wie wir sie uns wünschen. Wir haben sehr 

wenig Richter und Staatsanwälte, die getragen sind von dem Willen, eine 

neue Entwicklung einzuleiten ... Nicht nach den Buchstaben des 

Gesetzes(,) sondern politisch sollen sie urteilen.“ 279 (Hv. - v. V.) 

„Demokratisch“ hieß hier also nicht etwa, politisch so zu handeln, dass 

Hass und Feindlichkeit, wie sie fürs NS-Regime prägend waren, keine 

politische Größe mehr seien. Die Kommunisten setzten statt dessen den 

kämpferischen Kurzschluss dagegen: „wer gegen uns ist, der ist zu entnazifizieren“. 

(Während andere NSDAP-Leute ja rehabilitiert und sogar in 

die SED aufgenommen wurden.) Und die Position der Justiz wurde 

komplizierter, denn sie sollte reduziert werden auf die Alternative: Politurteile 

oder selbst Nazivorwurf. 

Zwei Wochen später wurde Eggerath Ministerpräsident für Thüringen. 

Gebhardt, sein Amtsnachfolger als Innenminister, ließ eine Durchführungsverordnung 

für „polizeiliche Maßnahmen in Bezug auf den Befehl 

201“ verfassen. Darin ermächtigte er die Thüringer Polizei zu den (von 

der DVdI vorgeschlagenen) Sonderbefugnissen gegenüber 201-Angeschuldigten 

und schuf außerdem noch einen informatorischen Sondersta-


134 

tus der Polizei gegenüber allen Institutionen, Organisationen und Betrieben 

im Land: 

„Art. 2 Die Polizei kann von allen deutschen Behörden, Organisationen, 

Unternehmen und Personen Auskünfte verlangen, ...“ 

Diese Formulierung war so breit gefasst, dass die Polizei nicht nur in 

begründeten Fällen und auch nicht unbedingt mit Begründung gegenüber 

dem Auskunftsgeber handeln konnte. 

Justizminister Külz hatte drei Monate zuvor (im Juli 1947) Auskunftsverlangen 

von Kriminalpolizisten über Justizpersonal schnell abwehren 

können, indem er sich auf seine Personalhoheit berief. 280 Das aber dürfte 

ihm nunmehr zusehends schwerer gefallen sein. 

Die besonderen 201-Polizeibefugnisse wurden (anders als die Entnazifizierungskommissionen) 

weder von SMA noch von DVdI regulär wieder 

außer Kraft gesetzt. Im Gegenteil, denn 1950 schließlich wird es politische 

Strafprozesse gegen SED-Gegner unter dem Kürzel „201“ und mit 

polizeilicher U-Haft geben. (s. S. 250 ff.) 

201-Ermittlung, „polizeiliche 201-Haft“ (1947–48) 

In Thüringens Polizei bekamen die 201-Untersuchungen alsbald höchste 

Priorität. Im Landespolizeiamt bildete man im September 1947 ein Organisationsausschuss 

aus höchsten Polizeioffizieren (Jonas, Krauthause, 

Braun, Schulze). 281 Zuständig für die U-Organe wurde die Landeskriminalpolizei, 

die Geißler und ab November Krauthause leitete, sowie das 

Kripo-Dezernat K 5 bzw. in den Kreisen die Kommissariate K 5. 

Ein 201-Landes-U-Organ (LUO) hatte eine koordinierende und registrierende 

Position, gehörte aber auch zu den ersten U-Organen, die Mitte Oktober 

abgeschlossene Ermittlungen vermeldeten und an die Justiz übergaben. 

282 Das Landes-U-Organ soll zeitweise von Thieme geleitet worden 

sein, dann (und bis August 1948) fungierte auch Kurt Cohn als Leiter. 

Cohn war, wie bereits erwähnt, schon seit der amerikanischen Zeit in der 

Weimarer Politischen Polizei (im Referat III –Suche und Verhaftungen 

zu SS, HJ u. a.) tätig gewesen und anschließend in der „Zentralen Auskunft“ 

des Landeskriminalstelle. Nach seiner LUO-Tätigkeit sollte er 

auch noch für die SED-interne „Abwehr“ tätig werden. (s. S. 166) Cohns 

Biografie repräsentiert insofern eine Linie, die von der im April 1945 

neu einsetzenden Politischen Polizei über die NS-Datensammlung in der 

Landespolizei direkt in die 201-Polizeiarbeit reichte. 

Am 2. September 1947 wurden alle Kripo-Leiter angewiesen, pro Kreis 

10 bis 15 Mann für je drei Monate als 201-Hilfspolizisten einzustellen. 283


135 

Am 9. Oktober teilte Krauthause mit, 250–300 Kriminalpolizisten für die 

Untersuchungsorgane einsetzen zu wollen 284 , – das entspräche fast der 

Hälfte der 635 Kriminalpolizisten, die es überhaupt in ganz Thüringen 

gab. 285 Tatsächlich setzte die Thüringer Landespolizei dann etwa 150 

(zeitweise auch 170) Mitarbeiter ein. Diese wurden teilweise aus den K5- 

Kommissariaten intern in die 201-U-Organe gesetzt und die weiteren 

Personalergänzungen wurden weniger aus anderen Kripo-Kommissariaten 

als vielmehr von der Schutzpolizei rekrutiert. Hinweise auf befristet 

neueingestellte Hilfspolizisten fanden sich nicht. (Später, nach Beendigung 

der 201-Untersuchungsarbeit gingen die versetzten Schutzpolizisten 

häufig wieder in ihre alte Stellung zurück. 286 ) 

Die örtlichen 201-U-Organe begannen ihre Arbeit häufig mit der Übernahme 

von Unterlagen der alten Reinigungsausschüsse (bzw. der Entnazifizierungskommissionen), 

mit öffentlichen Aufrufen zur Abgabe von Hinweisen 

oder mit Weiterbearbeitung bereits angelegter NS-Fälle. 

Die Entnazifizierungskommissionen übergaben den 201-U-Organen 

insgesamt 3026 Fälle 287, – das war etwa ein Viertel der Fälle, die die 201- 

U-Organe insgesamt bearbeiteten. 288 Anzeigen aus der Bevölkerung waren 

erwünscht, doch gab es außerhalb der Polizei Persönlichkeiten – wie 

den Eisenacher Oberbürgermeister –, die sich öffentlich gegen anonyme 

Anzeigen und Denunziationen aussprachen. 289 

Die Thüringer U-Organe bekamen seit ihren ersten Tagen Fälle und bekamen 

bis Dezember täglich etwa 30 bis 100 neue hinzu, das hieß täglich ein 

bis drei Neufälle pro U-Organ. Zum 1. November 1947 waren thüringenweit 

879 Fälle festgestellt und registriert, 

davon 465 in Untersuchung, 328 Verhaftungen, 

119 abgeschlossen, 163 an Staatsanwaltschaft übergeben, 

14 an SMA übergeben. 290 

Es gab also innerhalb der ersten vier–sechs Arbeitswochen pro U-Organ 

durchschnittlich 5 fertige Anklageschriften, 10 Verhaftungen, 15 Ermittlungen 

und 30 Fälle. Da die Aufbauphase mancherorts länger dauerte, 

dürften diese Zahlen bei den schneller aufgestellten U-Organen höher 

gewesen sein. Am 19. November waren es insgesamt 1494 Fälle und am 

3. Dezember 1878 Fälle, also über sechzig pro U-Organ. Auf jeden 201- 

Polizisten kämen damit ungefähr 12 Ermittlungsverfahren. 

Mancherorts mussten anfangs höhere Polizei-Chefs selbst als Chef des 

201-U-Organs fungieren, wie Kröber in Eisenach oder Salden in Erfurt.


136 

Doch stand das 

mitunter nur auf 

dem Papier. Oft 

musste der örtliche 

K5-Leiter die 

Mannschaft für das 

201-U-Organ festlegen, 

wie z. B. 

Meurer, der das in 

Erfurt tat. Dabei 

konnte die Situationunzureichenden 

Personals entstehen, 

das schnell 

rekrutiert, aber 

sachlich nicht befähigt 

oder dienstbereit 

war. So hieß 

es z.B. im November 

in der Chefbesprechung: 

„Bei der Durchführung 

des Befehls 

201 sind 

insofern Schwierigkeitenentstanden, 

als der 

Kommissariatsleiter 5 in Erfurt, Meurer, den Aufgaben nicht gewachsen ist 

und Leute eingestellt hat, die zu 80 % für diese Arbeit unfähig sind. 

Austausch mit geeigneten Kräften wird vorgenommen.“ 291 

In der Kriminaldienststelle Erfurt wurde das 201-U-Organ unter die Leitung 

von Kriminalobersekretär Kotzer gestellt, ein Kriminalsekretär 

Buchbach und andere arbeiteten als Sachbearbeiter. 292 Kotzer war seit 

1945 bei der Thüringer Kripo tätig und zuvor im KZ Buchenwald inhaftiert 

gewesen. Später ging er ins Wirtschaftsministerium (1949). 

Äußerungen über personelle Mängel rissen auch in der Folgezeit nicht ab. 

Gefordert wurde von den 201-Polizisten nicht nur kriminalpolizeiliche 

Befähigung und extrem schnelle Arbeitsweise, sondern auch Beweismittelbeurteilung 

und Fallargumentation. Da ohnehin kaum ein Polizist mehr


137 

als ein, zwei Dienstjahre hatte, war das kaum verwunderlich. Und so kam 

es auch dazu, dass einerseits die Polizeiführung lauthals die Staatsanwälte 

wegen der sich bei ihnen stapelnden Anklageschriften kritisierten und 

andererseits die Staatsanwälte immer wieder auf die Unbrauchbarkeit 

polizeilicher Anklageschriften verwies. Selbst Mielke äußerte im Dezember 

1947 in Berlin: 

„Wir müssen leider feststellen, dass wir noch schwach sind in der Frage 

der Untersuchungen und Ermittlungen. ...“ 293 

Von Seiten der DVdI erfolgte sowohl Kontrolle als auch Schulung und 

Anleitung für die Leiter der U-Organe. Auf einer Konferenz im Oktober 

1947 war Mielke daher soweit über Thüringen informiert, dass er öffentlich 

kritisieren konnte, dass die Thüringer Polizei die 201-Untersuchungen „als 

Geheimsache“ betrachte. 294 „Geheimsachen“-Kritik zur K5-Tätigkeit findet 

sich 1947/48 auch in den Tätigkeitsberichten der Thüringer Landespolizei. 

Dass Mielkes Kritik berechtigt war, erkennt man mit dem ersten 

Blick auf die Thüringer 201-Briefbögen, die als „geheim“ ausgewiesen 

waren. Auf einer Thüringer Polizeileiter-Tagung hatte man dafür auch eine 

offizielle Anweisung erteilt: „Rechts oben kommt auf jedes Schreiben rot 

umrändert die Zahl 201 und der gesamte Schriftsatz läuft unter 

‚Geheim‘.“ 295 

Mielke kannte sicher auch den Bericht seines DVdI-Präsidenten-Kollegen 

Reschke, der gerade eine Thüringen-Reise hinter sich hatte. Seine Kritik 

lief letztlich darauf hinaus, dass die Polizei auf solche Weise nicht die 

gewünschte Mitarbeit– also die Denunziation – aus der Bevölkerung 

initiieren könne. 

Für die Arbeit der 201-U-Organe spielte immer wieder die Eigentumsfrage 

eine Rolle. Nach kommunistischer Definition waren Faschismus und Kapitalismus 

untrennbar miteinander verzahnt und die Menge der Straf-Enteignungen 

folglich das wahre Maß für NS-Ausmerzung. Nicht zuletzt übte die 

SMA in jenen Tagen gleichzeitig massiven Druck auf deutsche Stellen in 

Sachen Wirtschaftsaufschwung und Staatsplanung aus und erließ den „Aufbaubefehl 

234“. Bei einer Polizeileitertagung im Hause des Polizeipräsidenten 

Ende September 1947 war es nicht nur um die Installierung der U- 

Organe gegangen, sondern gleichzeitig auch um Beschlagnahmungen. 

„Lebhafte Diskussion entstand darüber, ob man auch landwirtschaftliche 

Betriebe unter den Befehl 201 nehmen könne.“ 296 

Das wurde bejaht im Laufe jener Debatte, die auch erkennen ließ, dass 

mancher örtliche Polizeioffizier bereits stärker auf Verfolgung bürger-


138 

licher und privatwirtschaftlicher Kreise fixiert war als die Chefetage der 

Landespolizei. Der als 201-U-Organ-Chef Weimar-Land eingesetzte Jaritz 

musste allerdings auf politischen Druck hin beurlaubt werden, weil er 67 

Bauern im Landkreis auf einen Schlag verhaften ließ und man diese anschließend 

wieder freilassen musste. 297 

Vom 4. Dezember 1947 stammte die Vorzeige-Anklageschrift, die im 201- 

Landes-U-Organ verfasst wurde. Es handelte sich um ein Verfahren gegen 

den SA-Sturmbannführer Willi Griebel, dem man eine Beteiligung an der 

Ermordung von 30 Buchenwaldhäftlingen nachgewiesen hatte. Allerdings 

wäre anzumerken, dass der Fall bereits 1946 bei der Polizei angezeigt 

worden war und dass das NKWD/MWD hier involviert war, denn 9 andere 

Tatbeteiligte kamen gleichzeitig in sowjetische Haft. 298 Im Jahresbericht 

für 1947 heißt es dazu: 

„Dem Dezernat K 5 gelang es, einen Massenmord an KZ-Häftlingen in 

Großlöbichau fast zu 100% aufzuklären und eine Anzahl der Täter der 

Besatzungsmacht zuständigkeitshalber zu übergeben, während ein Hauptverbrecher 

von der Großen Strafkammer in Jena zu lebenslänglichem 

Zuchthaus verurteilt wurde.“ 299 

Diese lebenslange Haftstrafe – im Landgericht Jena ausgesprochen – war 

dann auch mit Abstand die höchste, die in Thüringen im Rahmen der 201- 

Rechtssprechung 1947–49 gefällt wurde. 

Mitte Dezember 1947 war von 2254 Ermittlungsfällen die Rede, von 

denen etwa die Hälfte in Bearbeitung war. 622 waren bereits abgeschlossene 

Fälle. Nur wenige davon waren mangels Beweis oder Vorwurf eingestellt, 

– bis Mitte Januar jedenfalls hatten die Staatsanwälte nur 60 Ermittlungs-Einstellungen 

bestätigt. 300 Kurz vor Weihnachten erstellten die 

Thüringer 201-Verantwortlichen eine Zwischenanalyse in Berlin: 

„Untersuchungsorgane Thüringen: 

Die Justiz hat starken Tempoverlust. Vorgänge von vor 6 Wochen liegen 

heute noch bei der Justiz, ohne dass Termine anberaumt wurden. Das liegt 

z. T. daran, dass zwei aufsichtführende Staatsanwälte ausgeschieden sind. 

Die Mitarbeit der Bevölkerung ist sehr schwach. Aus den Kreisen der 

Bevölkerung gehen wenig Anzeigen ein. Von den Parteien ist es die SED, 

die den U.O. einiges Material zuleitet und uns in der Durchführung unterstützt. 

Die anderen Parteien nicht. Wir hatten Schwierigkeiten in der 

Unterbringung der Inhaftierten. Der Befehl vom 21. 10. 47 der SMA verfügt, 

dass alle Wirtschaftsverbrecher sofort in Haft zu setzen sind. Unsere 

U.O. können keine Verhaftungen mehr vornehmen, weil wir sie nicht 

unterbringen können.


139 

Die U.O. setzen sich zusammen aus der Kriminal- und Schutzpolizei. Die 

Kollegen der Kreispolizei können aus Überlastung oder weil sie nicht 

genügend aufgeklärt sind die Durchführung nicht tatkräftig genug unterstützen. 

Von den Kriminalämtern sind bisher Besprechungen durchgeführt 

worden und darüber hinaus Besprechungen mit den aufsichtsführenden 

Staatsanwälten. Besonders in Gera wird wenig beanstandet.“ 301 

Zur gleichen Zeit saßen in Thüringer Polizei-Gefängnissen 319 201-Untersuchungsgefangene. 

Waren es beispielsweise im Geraer Polizeigefängnis 

Ende Oktober 1947 noch 4, so waren es Ende November 9 und Ende 

Dezember 21 Inhaftierte. 302 Zu den im Dezember Inhaftierten zählten 

auch zwei Personen, die mittlerweile als Parteimitglieder in der SED neue 

politische Unterkunft gefunden hatten. Obwohl Anfang 1948 die Gerichtsprozesse 

verstärkt anliefen und mehr Strafkammern mit 201-Sachen 

befasst wurden, nahmen Inhaftiertenzahl und U-Haftdauer 1948 noch zu. 

Schaut man auf die 201-Verfahren, die schließlich den Weg in den Gerichtssaal 

am Erfurter Domplatz fanden, so handelte es sich laut Urteilstexten nur 

höchst selten um untergetauchte NS-Aktive bzw. um Fälle, für deren Auffinden 

und Klären solide kriminalistische Arbeit Voraussetzung gewesen 

wäre. Meist ging es entweder um Denunziation (mit Tatsachenklärung 

durch NS-Akten oder mit Suche nach weiteren Zeugen) oder NS- 

Aktivisten, die seinerzeit öffentlich tätig waren. Auch unter diesen Fällen 

gab es immer wieder solche, die aus Mangel an Beweisen in Freisprüchen 

endeten. Nur in einem Falle war es beispielsweise gelungen, einen Berliner 

Gestapo-Erkennungsdienstler, der sich seine neuen Personaldokumente 

vielleicht selbst gefälscht hatte, zu verhaften und vor Gericht zu führen. 303 

Vereinzelt und „per Zufall“ hat es auch 201-Untersuchungsverfahren gegen 

ns-belastete Thüringer Polizisten gegeben, wie zwei Beispiele belegen: 

Im September 1949 wurde der Polizist Günther inhaftiert, nachdem ein 

Zeuge ausgesagt hatte, dass er in der NS-Zeit einen Verweigerer des Hitler-Grußes 

geschlagen hatte. Günther bestätigte später, dies im Auftrag 

seines HJ-Führers auch tatsächlich getan zu haben. 304 

Im Mai 1950 wurde der bayrische Gestapo-Mann Rosenbauer verhaftet, 

der vor den Amerikanern nach Thüringen in die SBZ geflohen war und 

hier untertauchen wollte. 305


140 

Thüringer SMA in der 201-Frage 

Thüringen SMAOffiziere hielten sich bis Mitte Januar 1948 in der 201- 

Frage offenbar inhaltlich zurück. Dass sie dennoch mit Argusaugen die 

beginnende 201-Arbeit der Deutschen beobachteten, zeigt ihr sofortiger 

Ruf nach Monats- und bald sogar nach Dekadenberichten. Seitens der 

Weimarer SMA wollte man das Thema Entnazifizierung möglichst 

spektakulär und zugleich möglichst schleunig abhaken, – das lassen 

diverse Äußerungen Kolesnitschenkos zweifelsfrei erkennen. 

Schon am 15. Oktober 1947 beschwerte er sich bei Eggerath, der soeben 

vom Sessel des Innenministers in den des Ministerpräsidenten gewechselt 

war, über die Mängel der Organisation und Kontrollstrukturen. 306 Am 

selben Tag war in Erfurt gerade mal die Große Strafkammer besetzt 

worden und noch in den Folgewochen bedurfte es zahlreicher verfahrensregelnder 

Rundschreiben innerhalb von Polizei und Justiz. Als Anfang 

November 1947 die ersten Verfahren schließlich im Gericht verhandelt 

wurden, so geschah dies aus Kolesnitschenkos Sicht reichlich spät. 

Das Drängen Kolesnitschenkos und sein Beendigungswunsch entsprach 

teilweise einer allgemeinen SMA-Position, denn bereits im Frühjahr 1948 

befahl die SMAD – mit ihrem Befehl 35 – den Abschluss der Entnazifizierung 

– also der Personalüberprüfungen und Bereinigungen – zum 10. 

März. Und im Rahmen der März-Amnestie 1948 (SMA-Befehl 43) wurde 

auch schon wieder das Amnestieren von 201-Verurteilten ermöglicht, 

obwohl die deutschen SED-Kommunisten in Karlshorst heftig dagegen zu 

opponieren versuchten. 307 

Von Kolesnitschenko war aber bekannt, dass er ebenfalls eine befristete 

NS-Strafverfolgung befürwortete und dass er sich für die Schließung der 

Speziallager aussprach. Kolesnitschenko wollte zwar Schauprozesse und 

eine öffentliche Gleichsetzung der eklatanten Wirtschaftsprobleme mit 

den noch unbestraften Nazis, aber keine neue Welle des Verhaftens und 

Verschwindens, zumal diese den Antisowjetismus unter den Thüringern 

nur schüren konnte. Der Wirtschaftsaufschwung hatte für die SMATh 

unbedingt höhere Priorität als die Entnazifizierung. 

Anfang 1948 fragten die DVdI-Leute Mielke und Lange telegrafisch in 

Weimar an: 

„Stimmt es, dass in einer Konferenz am 23. 1. 48 ... der Chef der Sowj. 

Militärverwaltung Thüringen den Abschluss des Befehls 201 für den 1. 5. 

48 forderte?“ 

Die Antwort des Weimarer Polizeichefs: 

„Sinngemäße Äußerung erfolgte.“ 308


141 

Und Anfang 1949 hieß es erneut, 

“..., dass vor kurzem eine Besprechung bei General Kolesnitschenko stattgefunden 

hat ... (auf der ) festgelegt (wurde), dass die Arbeit sich nicht 

mehr zu lange erstrecken soll. Es ist Zeit, diese Arbeit zu beenden. ... In 

den Händen der Kriminalpolizei befindet sich viel Material, wo es sich 

nicht lohnt, sich damit zu befassen.“ 309 

Kolesnitschenkos SMATh-Offiziere für Inneres traten ebenfalls in seinem 

Sinne auf. Im mäßigenden Sinne hatte sich Welitschko (SMA-Abt. Inneres) 

auch schon im Herbst 1947 in Eisenach geäußert. 310 Er hatte in Anwesenheit 

von OB Fischer und Polizeidirektor Kröber betont, 

„dass die Polizei vorsichtig arbeiten und nur da Verhaftungen vornehmen 

solle, wo es sich wirklich um schuldige Personen handelt.“ 311 

Auch die Thüringen ansässigen MGB-Leute beobachteten das Handeln 

der deutschen Polizei. Mitte 1948 mischte sich Oberstleutnant Shipkow 

(der Chef des Sektors für innere Angelegenheiten) stärker ein, wobei letztlich 

er die Kompetenz der 201-Haftbefehle an sich ziehen wollte. Inwieweit 

er hierin mit Kolesnitschenko übereinstimmte, ist allerdings unbekannt. 

Bei einer Unterredung zwischen Shipkow und dem K5-Dezernatsleiter 

Rothschu wurde jedenfalls Folgendes protokolliert: 

„Dezernatsleiter K 5 ... wurde der Vorwurf gemacht, dass von Seiten der 

U.Organe Verhaftungen durchgeführt werden, die ungesetzlich sind. Die 

Entgegnung des Dezernatsleiters, dass bei Verfahren unter Befehl 201 die 

Kriminalpolizei bei ihrer Arbeit in Befehl 201 Bedingungen hat, die von 

den Bestimmungen der StPO abweichen, wurde nicht beachtet. 

Die Verschiedenartigkeit des Haftbefehls und die Bestätigung des Beschlusses 

durch den Staatsanwalt ist Herrn Oberstleutnant Shipkow möglicherweise 

nicht geläufig. Es wurde betont, dass beispielsweise in Mühlhausen 

Untersuchungsgefangene mehrere Monate ohne Haftbefehl festgehalten 

wurden. Der Beweis dafür, dass dem nicht so ist, wird von Seiten 

des LUO auf Anweisung des Dezernatsleiters in einem Bericht erstellt. 

Des weiteren betonte Herr Oberstleutnant Shipkow, dass überwiegend 

Arbeiter inhaftiert werden, während Personen in guten wirtschaftlichen 

Positionen kaum behelligt werden. ...... eigentlich das Gegenteil.... 

... wurde angeordnet, dass sämtliche Verhaftungen, die in Verbindung mit 

dem Befehl 201 notwendig werden, nur mit der Genehmigung des Herrn 

Oberstleutnant Shipkow durchgeführt werden dürfen. 

Für den Fall, dass in Zukunft irgendwelche Verhaftungen unter Befehl 201 

durchgeführt werden, ohne dass der Herr Oberstleutnant Shipkow davon 

Kenntnis erhält bezw. seine Genehmigung erteilt hat, werden strenge 

Maßnahmen gegen den Dezernatsleiter K 5 angedroht.“ 312 (Hv. v. V.)


142 

Kleinere Meinungsverschiedenheiten gab es hinsichtlich der Übergabe 

von Verfahren, die die Polizisten begonnen (teilweise mit Verhaftung) und 

dann an die Sowjets weiterreichten. So hieß es beispielsweise im 201- 

Monatsbericht für März 1948: 

„Allein im KA-Bereich Erfurt gab die zuständige SMA in ca. 16 Fällen, 

die ihr auf Grund der Ausführungsbestimmungen Nr. 3 Ziff. 9c zugestellten 

Vorgänge zurück mit dem Bemerken, dieselben vor deutschen Gerichten 

aburteilen zu lassen, ohne dies aber schriftlich zu bestätigen.“ 313 

Die deutschen Staatsanwälte hatten vermutlich zuvor die Übernahme der 

entsprechenden Anklageschriftenverweigert, denn „Ziffer 9c“ beinhaltete, 

dass alle Verfahren gegen NS-Personen, die sich während der deutschen 

Besatzungszeit auf alliiertem Boden befunden hatten, den Sowjets vorzulegen 

waren. Die 201- und K5-Statistiken von 1948 beinhalteten 

zahlreiche Übergaben von Verfahren oder von Inhaftierten zwischen Polizei 

und SMA. An zeitlich versetzten Zahlenschwankungen lässt sich recht 

gut nachvollziehen, dass darunter auch diverse Hin- und Rückgaben derselben 

Fälle gewesen sein müsstenwaren. 314 

Die Thüringer 201-Untersuchungsorgane befanden sich letztlich zwischen 

zwei Weisungsgebern: der SMATh und der DVdI. Beide hatten unterschiedliche 

Standpunkte in manchen Sachfragen. So hatte sich Kolesnitschenko 

beispielsweise gleich nach Erlass des Befehls 201 gegenüber führenden 

Thüringer Polizeioffizieren „in dem Sinne“ geäußert, 

„dass man den Nazis eben nachweisen muss, dass sie Aktivisten waren“. 315 

Mielkes und der DVdI hatten 1948 eine gänzlich andere Auffassung zur 

„Frage der kollektiven Schuld von Angehörigen verbrecherischer Organisationen 

... Eine allgemeine Schuld dürfte bei dem Charakter dieser Organisation 

mit wenigen Ausnahmen immer nachzuweisen sein; denn die Tatbestandsmerkmale 

der Direktive 38 sind fast immer bei SS-Leuten gegeben. 

Der Standpunkt, dass den einzelnen Angeklagten eine persönliche 

Schuld nachgewiesen werden müsste, um eine Anklage nach Kontrollratsgesetz 

Nr. 10 vertreten zu können, ist falsch. Den Angehörigen dieser Verbände 

wird außerdem der verbrecherische Charakter der Organisation 

fast ausnahmslos bekannt gewesen sein.“ 316 

Die verschiedensten Versuche der Thüringer SMA, Dauer, Ausmaß und 

Verhaftungsintensität deutscher Polizisten zu beschränken, betreffen 

allerdings explizit die 201-Strafverfolgung. Die sowjetischen Äußerungen 

hinsichtlich der Verfolgung von Sabotage – als jedweder Hemmnis des 

Wirtschaftsaufbaus – und Agenten hatten einen ganz anderen Klang. Und


143 

womöglich ging es den Sowjets ja um effektivere polit-polizeiliche 

Tätigkeit durch Abkehr von einer wirtschafts- und machtpolitisch eher 

„unnütz gewordenen“ NS-Verfolgung. 

Erfurter 201-Rechtssprechung (1947–48) 

Für NS-Delikte richtete die Justiz – Mitte Oktober 1947 – in Erfurt und 

Jena Große Strafkammern (Hauptverbrecher) und in Weimar, Gera, Erfurt 

und Gotha Kleine Strafkammern (Verbrecher) ein. 317 In Erfurt arbeiteten 

also zwei von den insgesamt sechs 201-Kammern, die es anfangs in Thüringen 

gab. 1948 wurde die Zahl der Kammern verdreifacht, so dass die 

Erfurter durch eine Nordhäuser Große Strafkammer entlastet wurde. Die 

Erfurter Kammern waren personell anfangs so zusammengestellt 318 : 

Große Strafkammer: 

Vorsitzender Richter: Dr. Kunz (Landgerichtspräsident, Erfurt, später Dr. 

Schimmel und später auch Dr. Thienel) 

richterlicher Beisitzer Dr. Thienel (Sondershausen, später andere) 

Kleine Strafkammer: 

Vorsitzender Richter: Lippmann (Amtgerichtsrat, Erfurt) 

Staatsanwalt: 

Staatsanwaltschaftsrat Dr. Polit – für beide Erfurter Kammern (ab Dezember 

1947 Staatsanwalt Günther, später Oberstaatsanwalt Senge) 

Schöffen 

Auswahl aus Vorschlägen von Parteien (SED, CDU, LDP), FDGB, VVN 

und Bestätigung der Ausgewählten durch die Landesregierung) 

erste Hauptschöffen der Großen Kammer: Max Thiele (Feuerungsbauer, 

SED), Friedrich Wachtel (Geschäftsführer, CDU), Oskar Dünnebeil, 

(Konsumangestellter, FDGB, SED-Mitglied) 

erste Hauptschöffen der Kleinen Kammer waren: 

Hermann Benge (Kaufmann, LDP), Kurt Pfotenhauer (VVN, SED- 

Mitglied) 

Inwieweit die Mitwirkenden auch seitens der SMA Thüringen bestätigt 

wurden, ist nicht ersichtlich. Dass der zuständige Staatsanwalt ein Liberaler 

war, wurde erst später in Berlin kritisiert und nicht unbedingt von Thüringen 

her „korrigiert“. 

Im Winter 1947/48 fanden in Erfurt die ersten 201-Prozesse statt. Auf 

Druck der SMA waren es „beschleunigte Verfahren“. Bis Mitte November 

gab es 7 Prozesse vor der Großen und 19 Prozesse vor der Kleinen Strafkammer. 

319 Vor der Großen Strafkammer standen überwiegend SS-Leute:


144 

Häring (Erfurt), SA-Obertruppführer – als Hauptverbrecher 5 Jahre Gefängnis 

Duffka (Erfurt), SS seit 1933 – als Verbrecher, 1 Jahr/6 Monate Internierungslager 

Barth (Erfurt), SS seit 1933, Unterscharführer, SS-Mitgliedschaft, wobei das 

Gericht aber Notlage und vorherige Verdienste würdigte – als Verbrecher 2. 

Stufe, 3 Jahre Bewährung 

Mondschein (Gotha), SA-Sturmbannführer – als Hauptverbrecher 4 Jahre 

Internierungslager 

Nordhues (Langensalza), SS-Obersturmbannführer – als Hauptverbrecher 4 

Jahre Internierungslager 

Herbsleb (Kreis Gotha), SS-Scharführer – als Hauptverbrecher 1 Jahr Internierungslager 

Soell (Gotha), bezahlte Gestapo-Agentin – als Hauptverbrecherin 3 Jahre 

Gefängnis 

Die Urteilstexte 320 lassen erkennen, dass neben der höherrangigen NS- 

Funktion auch das individuelle Handeln im Vordergrund der Rechtsfindung 

stand. Restriktive Einzelbefehle jener NS-Funktionäre wurden ebenso 

berücksichtigt wie herausgehobene öffentliche NS-Demagogie. 

Anfang Januar folgten drei weitere Urteile und drei laufende Gerichtsverfahren 

in der Großen Kammer (außerdem 13 weitere Urteile und 18 laufende 

Verfahren der Kleinen Strafkammer). 

Beim Staatsanwalt Polit im Büro lagen gleichzeitig bereits 400 Fälle, die 

ihm die Polizei-Untersuchungsorgane übergeben hatten. 321 Darunter 

befanden sich auch zahlreiche Fälle mitsamt Anklageschriften. Er hatte zu 

entscheiden, welche davon verhandlungsreif waren. Die Arbeit häufte sich 

von Woche zu Woche noch stärker. Auf einer Besprechung 322 – von Justiz 

und Polizei– nannte der Oberstaatsanwalt Zahlen bis Mitte Januar 1948: 

868 Fälle von Polizei bekommen, 

59 X keine Bestätigung des Haftbefehls gegeben, 

588 Anklagen erhalten 

206 davon bisher bestätigt, 360 noch in Arbeit, 

93 Strafurteile, 15 Freisprüche, 

54 Verfahrenseinstellungen der Polizei bestätigt 

wöchentliche Verhandlungen der Kammern: 8 (Gotha), 11 (Erfurt) 

Dr. Kunz, der Erfurter Landgerichts-Vorsitzende und 201-Richter, wusste 

um den öffentlichen Druck für die Justiz. Schon nach den ersten Verhandlungen 

1947 teilte ihm der Justizminister Külz seine Bedenken wegen der 

ebenfalls verhängten Freisprüche mit und erwartete Revision gegen diese 

Freisprüche. Ende Januar 1948 nahm Dr. Kunz an einer Besprechung bei


145 

Barth, dem Oberlandesgerichts-Präsidenten, teil. Kunz notierte sich dort 323: 

„Der Russe war äußerst ungehalten über die zu langsame Arbeitsweise 

und die zu milden Urteile, 

Droht an, Richter vor Kriegsgericht zu stellen wegen Sabotage“ 

Barth muss sich zu diesem „Ungehalten-Sein“ schon Gedanken gemacht 

haben, denn am Vortage hatte er ein Rundschreiben verfasst, in dem er 

acht Urteile als zu mild kritisierte und mehrjährige Internierungsstrafen 

forderte. 324 

In den nächsten Monaten folgten in Kunz‘ Großer 201-Kammer nichtsdestotrotz 

weitere Freisprüche oder Bewährungsstrafen. Das Spektrum 

dafür zeigt sich in folgenden Beispielen: 

So gab es Freispruch für einen Erfurter Postmitarbeiter, der eine halbjüdische 

Nachbarin bei der Polizei meldete, ohne dass aber eine „denunziatorische 

Absicht“ nachgewiesenen werden konnte und ohne dass es zu 

schlimmen Folgen für die Nachbarin gekommen war. 325 

Freigesprochen wurde auch eine Schneiderin, die zwar eine Zeugenaussage, 

aber keine Anzeige gegen die politische Äußerung ihrer Kollegin 

gemacht hatte. 326 

Ein Langensalzaer Landwirt wurde freigesprochen, obwohl Zeugen mehrfach 

über Vorfälle von Schlägen gegen Zwangsarbeiter aussagten. „Pro 

reo“ sprach, dass die geschlagenen Zwangsarbeiter nach Kriegsende 

nichts unternommen hätten, obwohl sie noch einige Zeit dort waren. 327 

Bewährung erhielt ein Drogist, der – politisch gesehen – lediglich in 

einem NS-Spielmannszug mitwirkte und dem man eine vorgeworfene 

Misshandlung von Juden nicht nachweisen konnte. 328 

Bewährung erhielten ebenfalls ein parteiloser Nordthüringer Gendarmeriemeister 

329, der „sehr streng“ im Umgang mit polnischen Zwangsarbeiter 

gewesen war, sowie die Tochter eines Bürgermeisters 330 , die daheim 

von einer politischen Äußerung erzählt hatte, welche der Vater anzeigte, 

und die anschließend eine entsprechende Zeugenaussage gemacht hatte. 

Mit einer Bewährungsstrafe wurde auch gewürdigt, dass ein angeklagter 

Lehrer und Rundfunkkommentator nur bis 1934 ns-demagogisch und rassenhetzerisch 

gewirkt und sich dann vom NS-System abgewandt hatte. 331 

Die Prozesse, die 1948 in der Erfurter Kammer folgten, befassten sich neben 

NS-Funktionären und Einzelvorfällen auch häufig mit Denunzianten. 

Auch diese Urteilsbegründungen belegen glaubwürdig, dass solide Tatsachenprüfungen 

erfolgten. Häufig war auch belegt, dass die Denunzierten 

anschließend inhaftiert waren, in anderen Fällen gab es mehrfach Freisprüche. 

Wie auch schon bei den Schwurgerichten, die vor dem 201-


146 

Befehl derartige Fälle zu bearbeiten hatten, ging es rechtstechnisch um 

„mittelbare Täterschaft“. Stellte sich eine bewusste Schädigung heraus, so 

wurden Haftstrafen ausgesprochen. 

1949 korrespondierten die 201-Richter von Erfurt und Gera in der Frage 

der Bewertung von Denunziationen. Der Vorsitzende 201-Richter in 

Erfurt – inzwischen war dies Dr. Schimmel – vertrat im Unterschied zum 

Geraer Kollegen den Standpunkt, dass Denunziation nicht nur Beihilfe, 

sondern auch aktive Täterschaft bedeuten konnte, falls eine entsprechende 

Gesinnung, ein böswilliger Vorsatz und ein Eigeninteresse beim Denunzianten 

erkennbar waren. 332 

Erfurter 201-Urteile mit Haftstrafen wurden im Frühjahr 1948 in der Großen 

Strafkammer gesprochen gegen: 

Ein Fleischermeister (Zellenamtsleiter der NS-Kriegsopferversorgung) 

erhielt 1 Jahr und 6 Monate Haft sowohl wegen NS-Verherrlichung, als 

auch wegen Anzeige angeblicher Sabotage an seiner Arbeitsstelle, was zu 

Gestapo-Ermittlungen dort geführt hatte. 

Dasselbe Strafmaß (gelegentlich auch weniger) wurde wiederholt bei 

gleichgelagerten Fällen mit Schuldnachweis verhängt. 

Ein Erfurter Arbeiter (NSV-Blockleiter) bekam 1 Jahr Internierung als 

Funkstellenleiter, während andererseits seine Anzeige gegen einen evangelischen 

Pfarrer, welcher Hitlers 4-Jahresplan öffentlich kritisiert hatte, 

mangels Schuldbeweises unberücksichtigt blieb. 

Mit vier Jahren Internierung lag die Strafe gegen einen Kriminalpolizisten, 

der im Erkennungsdienst der Berliner Gestapo tätig war und sich zwei 

Jahre lang mit falschem Namen in Thüringen aufgehalten hatte, etwas 

über dem Durchschnitt. 

Fünf Jahre Internierung erhielt ein Erfurter SA-Rottenführer, der in Köln 

und Erfurt nicht nur als Kriegsredner und Verbindungsmann zum SD aufgetreten 

war, sondern auch eine Nachbarin wegen Rundfunkempfangs 

angezeigt hatte. 

Höher – im Vergleich zu allen anderen Denunziationsfällen – lag das 

Strafmaß gegen eine Erfurterin, die vier Jahre Zuchthaus bekam. Sie hatte 

eine jüdische Nachbarin mehrfach angezeigt und schikaniert, was vom 

Gericht als Mitwirkung an der „Verfolgung aus rassischen Gründen“ gewertet 

wurde. 

In den kleinen 201-Kammern gab es zahlreiche Urteilssprüche mit Geldstrafen 

gegen Personen, die Falschangaben über ihre NS-Mitgliedschaften 

in Fragebogen angegeben hatten. 

Kritiken an den Urteilssprüchen und zu geringen Strafmaßen erfolgte von 

mehreren Seiten. Wollten SMA-Offiziere zwar schnelle Erledigung, so


147 

waren sie andererseits selbst ein Strafrecht mit langjährigen Strafen und 

staatlichen Vermögensgewinnen gewohnt. Deutsche Kritiken wurden besonders 

durch die DVdI und Teile der SED vorgenommen oder aber 

forciert. Auch aus der Thüringer Justiz selbst kamen 1948 Urteilskritiken, 

Kassationen und Urteilsverschärfungen, dennoch erkennt man – zumindest 

als juristischer Laie – weder Missbrauch dieser Rechtssprechung 

durch Pauschalverurteilungen, zu politischen Auseinandersetzung oder 

mit wirtschaftspolitischen Motiven. 1950 sollte dies in Erfurts „Großer 

Strafkammer 201“ allerdings nicht mehr der Fall sein. (s. S. 250 ff.) 

Die Zahl der Prozesse gegen NS-Straftäter in der großen 201-Kammer 

ging noch im Jahresverlauf 1948 stark zurück. 

Herrschte in den Gerichtssälen gegenüber den 201-Angeklagten eine im 

wesentlichen angemessene Rechtssituation, so war die Lage der beteiligten 

Staatsanwälte komplizierter. 

Aufgrund ihrer Zwischenposition konnten ihnen der Schwarze Peter von 

mehreren Seiten zugeschoben werden, – sei es durch die Polizei wegen 

der juristischen Langsamkeit, durch das Gericht wegen problematischer 

Schuldbeweise, durch die Sowjets und die Politik wegen der Freisprüche 

und Strafmaße. Der kritische Druck wurde noch verstärkt durch andere 

Faktoren des Geschehens wie z.B.: das erwähnte Eindringen der Polizei in 

staatsanwaltliche Kompetenzen, der für die Richter ungewohnte justizpolitische 

Druck oder der Verdruss zentraler SED-Funktionäre darüber, dass 

sie noch keinen Fuß in der Justiz und keine kommunistischen Staatsanwälte 

hatten. 

Ein Rundschreiben des Generalstaatsanwalts vom Februar 1948 veranschaulicht 

diese Situation. Kuschnitzky teilte seine Beobachtungen nebst 

Verhaltensempfehlungen für seine Kollegen auch dem Landtag und der 

Thüringer SMA mit: 

„Beobachtungen und Erfahrungen der letzten Zeit geben mir Anlass zu 

folgenden Bemerkungen: 

I. Der Staatsanwalt ist der Herr des Verfahrens. ... Von diesen Befugnissen 

ist künftig mehr noch als bisher Gebrauch zu machen. 

Nach meinen Beobachtungen kommen die Polizeilichen U-Organe ihrer 

Berichtspflicht ... bei Einleitung der Untersuchung nur unzureichend oder 

überhaupt nicht nach. Sie sind in geeigneter Weise hierzu anzuhalten. Nur 

wenn durch Erfüllung dieser Berichtspflicht die Möglichkeit der Einwirkung 

des aufsichtsführenden Staatsanwalts auf die Führung der Untersuchung 

bereits bei ihrer Einleitung sichergestellt ist und während der ganzen 

Dauer der Untersuchung gewährleistet bleibt, und nur wenn von die-


148 

ser Möglichkeit auch sorgfältig Gebrauch gemacht wird, kann das Vorverfahren 

fristgemäß zu Ergebnissen führen, die eine bedenkenlose Bestätigung 

der Anklageschrift gestatten. Andernfalls ist es unausbleiblich, dass 

der aufsichtführende Staatsanwalt erst bei Vorlage der Anklageschrift auf 

Mängel aufmerksam wird, die dann nur unter erheblicher Fristüberschreitung 

behoben werden können. 

In dauernder persönlicher Fühlung und vertrauensvoller Zusammenarbeit 

mit den polizeilichen U-Organen muss das Verständnis der Polizei dafür 

gestärkt werden, dass das Gericht über das Ergebnis der Beweisaufnahme 

nach seiner freien, aus dem Inbegriff der Verhandlung geschöpften Überzeugung 

entscheidet, und dass es daher darauf ankommt, einwandfreies, 

schlüssiges und überzeugendes Beweismaterial zusammenzutragen, von 

dem nach unvoreingenommener Prüfung und Sichtung angenommen werden 

darf, dass es die allein entscheidende Probe der Hauptverhandlung 

bestehen werde. .... 

II Das Auftreten des Staatsanwalts in der Hauptverhandlung vor der großen 

und kleinen Strafkammer – 201 muss ruhig und bestimmt sein und 

seine entschieden demokratische, antinazistische Einstellung deutlich 

erkennen lassen. ... Keinesfalls darf durch Zwischenfragen des Staatsanwalts 

der Eindruck erweckt werden, als ob antifaschistische Belastungszeugen 

verwirrt, nazistische Entlastungszeugen ermutigt werden sollen. 

Auch der bloße Anschein eines solchen Verhaltens ist geeignet, das Vertrauen 

des Volkes in die demokratische Justiz zu erschüttern. 

III ... Angesichts der Ungeheuerlichkeit der Naziverbrechen werden in der 

Regel nur strengste Strafen eine gerechte Sühne darstellen. Dabei ist ... 

darauf Bedacht zu nehmen, dass das Ausmaß der Vermögenseinziehung 

einer wirtschaftlichen Entmachtung gleichkommt und damit allen 

gegenwärtigen und künftigen Naziumtrieben der finanzielle Boden 

entzogen wird. Die bisher ... gefällten Urteile, die vielfach weiter unter 

den Strafanträgen der Anklagevertreter blieben, befriedigen – mit wenigen 

Ausnahmen – im Strafmaß nicht ...“ (Hv. - v. V.) 333 

201-Resümee 1949: Im „Abschlussbericht“ wurde folgende Gesamtstatistik 

der Thüringer 201-U-Organe und 201-Straf-Kammern 1949 erstellt: 

11 623 Personen untersucht, 2 108 Inhaftierte, 3 902 Anklageschriften 

davon 2 Kriegsverbrecher, 786 Hauptverbrecher, 2941 Verbrecher 

und 173 Verbrecher II. Stufe) 

Strafen: Zuchthaus.........285 Jahre /11 Monate 

Gefängnis.......1584 Jahre /9 Monate 

Internierung......198 Jahre /6 Monate 

Todesurteile – wie in Görlitz oder Leipzig – gab es in Thüringen nicht. Für 

einen der beiden Kriegsverbrecher gab es „lebenslänglich“.


149 

Wenn zugleich verzeichnet wurde, dass 65 Millionen Mark (mit vergleichsweise 

hohem Geldwert) in Volkseigentum überführt wurden. 334 

Bereits ab Mitte 1948 war die Zahl der Gerichtsverfahren wieder stark 

zurückgegangen. Das geht auch aus einer Statistik der zwei Erfurter 201- 

Kammern her vor: 

Große Kammer: Kleine Kammer 

26. 11. 47 –25. 5. 48 126 Eingänge 225 Eingänge 

44 Verurteilungen 123 

23 Freisprüche 11 

26. 5. – 25. 11. 48 22 Eingänge 186 Eingänge 


9 Freisprüche 10 

26. 11.48– 25. 5. 49 6 Eingänge 121 Eingänge 


1 Freispruch 22 335 

Ein Teil der 201-Verfahren, die in der letzten Phase von den 201-U- 

Organen an die Kleinen Kammern gegeben wurden, betraf die Fragebogen-Überprüfungen. 

Es ging um Personen, die falsche Angaben über 

NSDAP- und andere NS-Mitgliedschaften gemacht hatten. 1949 ist in 

201-Berichten an die DVdI die Rede von „kleinen Strafverfahren gegen 

NSDAP-Leugner“. Die Staatsanwaltschaften beantragten hier in der Regel 

4–12 Wochen Haft und die Richter sprachen oft Geldstrafen aus, die in 

ihrer Höhe einer Ersatzhaft etwa von 30–50 Tagen entsprachen. 336


150 

10. SED-Machtkampf, Verfolgung der Sozialdemokraten und 

SED-„Abwehr“-Apparat (1948–49) 

Für die SED-Geschichtsschreibung galt das Jahr 1948 als ein „Schlüsseljahr“. 

Doch meinte dies nicht nur den Quantensprung in der internationalen 

West-Ost-Polarisation (u. a. „Berlin-Krise“) und die neue Qualität im 

Ausbau des staatlichen Wirtschaftssektors bzw. den gesteigerten wirtschaftspolitischen 

Einfluss der SED-Spitze (u. a. „2-Jahresplan“, DWK). 

Nicht weniger ging es jetzt auch um eine neue Offensive sowohl in der 

Instrumentalisierung des Staats wie auch in der Anpassung der mitgliedsstarken 

SED ans umfassende Herrschaftskonzept der Parteispitze. Von 

nicht zu unterschätzendem Einfluss für politisch-taktische Fragen einer 

sehr schnellen Machtsicherung war die Ernährungsnotlage. 

Auch der SMATh-Chef Kolesnitschenko forcierte ab 1948 seinen Handlungsdruck 

auf die Thüringer SED und forderte stärkere parteipolitische 

Eingriffe in alle Verwaltungsbereiche und alle Fragen des Alltagslebens. Als 

Voraussetzung dafür sah er vor allem Veränderungen im SED-Leben selbst. 

Das bedeutete die „Frage der Säuberung der Partei von Kapitalisten- und 

Kulaken-Elementen“, das Aufgeben jeder Blockpolitik und den Bruch der 

SED-Kommunisten mit der Vorstellung, die SED-Alleinherrschaft auf 

friedlichem Wege installieren zu können. Zeitlichen Druck bescherten aus 

seiner Sicht nicht zuletzt die „Auswirkungen der Schwierigkeiten in der 

Nahrungsmittelversorgung“ und die „im Vergleich zu 1946 (eingetretene) 

Verringerung des Einflusses der SED auf die Bevölkerung“. 337 

Die Chancen einer nachhaltigen SED-Machtsicherung waren mittels Ausnützung 

der (mit Sowjethilfe errungenen) Ämter und Posten wesentlich 

stärker als mittels etwaiger Wahlsiege. Der Machteroberungs-Prozess bis 

hin zur DDR-Gründung ist hier nicht Gegenstand der Darstellung, er lässt 

sich kurz gefasst charakterisieren durch: 1. forcierte Schaffung des Staatssektors 

als Fundament kommunistischer Macht, 2. Umbauten in Richtung 

Machtstaat mit Gewaltenverteilung nach sowjetischer Prägung, einschließlich 

einer dauerhaften Unterordnung von Recht und Justiz und 3. 

kommunistische Machtdominanz im SED-Innern, in welcher es 1948 

noch einen gewissen Paritäts-Spielraum für Sozialdemokraten gab sowie 

eine sehr große nichtkommunistische Neumitgliederschaft. 

Die Thüringer SED-Spitze hatte bereits führende Positionen in diversen 

Bereichen der Landespolitik gewonnen. Ihre politischen Ansichten, Absichten 

und Prioritäten waren nicht unbedingt identisch mit denen der


151 

Erfurter Anger mit SED-Parolen (1949), 


SMA und unter den führenden Thüringer Kommunisten befanden sich 

kaum „Moskau-Kader“. Nichtsdestotrotz hatte es neben regelmäßigem 

Kontakt immer eine fast uneingeschränkte personalpolitische Unterstützung 

der Sowjets gegeben. Benannte die SED-Landesspitze Kader für 

Verwaltungspositionen benannte, dann wurden sie in der Regel von der 

SMA bestätigt, sofern keine unmittelbaren Konfilkte des Vorgeschlagenen 

mit den Sowjets vorlagen. Der politische Einfluss der Kommunisten war 

infolge dieser Praxis stärker als der aller anderen Deutschen und stärker 

als ihr eigentlicher politischer Rückhalt unter den Thüringern. 

Die Grenzen der Kommunisten lagen Anfang 1948 deshalb weniger in 

fehlenden Einflussvorteilen als vielmehr im verfügbaren kommunistischloyalen, 

sachkompetenten Kaderbestand. 

Zwar waren jeder dreizehnte Thüringer und jeder dritte Angestellte 

inzwischen SED-Mitglied 338 , doch war dadurch weder der „zuverlässige“ 

Kaderumfang (aus Sicht der Kommunisten) gestiegen noch der 

parteiinterne Alltag in ihrem Sinne stabil. Loyale Kommunisten wurden 

noch immer von Posten zu Posten versetzt. Hohe Priorität hatte 

nunmehr auch die kommunistische Ämterbesetzung im Umfeld der


entstehenden Staatswirtschaft. In der Länderjustiz hatte die SED-Spitze 

noch kaum kompetente Kommunistenfreunde. Die große Mitgliederzahl 

war lediglich im quantitativen und lokalen Verdrängen anderer 

Parteien nützlich, denn sie wurde eher durch opportunistisches Vorteilsdenken 

statt durch kommunistische Politikziele geprägt. In vielen 

Kreisstädten waren es eigentlich Sozialdemokraten gewesen, die die 

Wahlen für die SED gewonnen hatten, aber im Unterschied zu den 

Kommunisten gesamtdeutsch und rechtsstaatlich dachten. 

1948 wuchs nicht nur der sowjetisch gestattete Handlungsrahmen für die 

SED, sondern führte sogar zu einem ziemlich intensiven, stalinistischen 

Machtergreifungsdruck. Damit wurde wohl oder übel auch die gegenseitige 

Akzeptanz von Sowjets und SED-Führern in Thüringen stärker und 

enger. Es entstand eine neue Qualität in der politischen Annäherung, die 

auch in den SED-Akten jener Zeit widergespiegelt ist. Es ging um z.B. um 

die Frage nach den Möglichkeiten zur Behebung der wirtschaftlichen 

Misere, für die beide Seiten – wenn auch aus unterschiedlichen Motiven 

– politisch-gegnerische Sündenböcke, also Saboteure, verantwortlich 

machten. Es gab Annäherung in der Meinung, dass alle weitere Entnazifizierung 

alsbald vom Tisch müsse. Vielleicht auch den beiderseitigen 

Pragmatismus angesichts des absehbaren Rückzugs sowjetischer Verwaltungsoffiziere. 

Oder die parallelen Bemühungen zur Stabilisierung einer 

SED „neuen Typs“ selbst, – in Form aggressiverer Machtpolitik durch 

deutsche Kommunisten einerseits und der flankierenden Hetzjagd auf 

Sozialdemokraten durch die SMA andererseits. 

Wandel der Justiz 

152 

Ab 1948 änderte sich der Charakter der deutschen Justiz stark. Zunächst 

infolge äußerer Beschränkung und äußerem Druck, dann zunehmend auch 

durch Unterordnung unter SED-gesicherte Verwaltungsbereiche (Volkskontrolle, 

Inneres) und schließlich auch durch Eindringen von SED-Juristen. 

Für letztere boten sich die permanent unbesetzten Stellen in den 

Staatsanwaltschaften, die geringe Zahl NS-unbelasteter Juristen und die 

bevorzugte organisierte SED-Beteiligung an der Juristenausbildung 

geradezu an. 

Ebenfalls problematisch für den Status der Rechtssprechung wurde 1948 

die gezielte Wirtschaftspolitik des Berliner SED-Vorstandes. Unter SED- 

Einfluss entstand nicht nur die Wirtschaftsstrafverordnung im September 

1948 339, bei deren Entstehung sowohl Gesetzgeber wie auch Justiz ausgeschlossen 

worden waren. In den Landesministerien wurden dadurch


153 

auch sogenannte „Wirtschaftsstrafabteilungen“ mit Kompetenzen für 

Geld- und Vermögensstrafen. Letztere erhielten mit der Wirtschaftsstrafverordnung 

nämlich: 1. die (staatsanwaltliche) Kompetenz, gerichtliche 

Strafverfolgung zu erzwingen, und 2. die (richterliche) Kompetenz, nach 

eigenem Gutdünken selbst Wirtschafts-Geldstrafen auszusprechen. 

Damit musste sich das deutsche Gerichtswesen das Recht der Haft-Verhängung 

nunmehr sogar mit drei Konkurrenten teilen: dem sowjetischen 

Gerichts- und Polizeisystem, den Landespolizeien (Vorbeugehaft, Strafverfügungen 

wurden bereits erläutert) und nunmehr auch den Fachministern 

für Wirtschaft, Landwirtschaft etc. (Wirtschaftsstrafabteilungen). Die 

Justiz (Judikative) wurde damit aus einer weiteren Richtung eingeengt 

und zudem stärker mit der Verwaltung (Exekutive) vermengt. 

Die Polizei, die seit 1945/46 mit Justizkompetenzen arbeitete – wie Beschlagnahmungen, 

Haftanstalten, Strafverfügungen, Vorbeugehaft, Anklageschriften 

–, hatte schon Vorarbeit zum Bedrängen der Justiz geleistet, 

als die SED-Kommunisten mit Justiz noch wenig anzufangen wussten. Im 

Statuswandel der Justiz 1948/49 fungierte sie weiterhin als wichtiger 

Widerpart. 

Geradezu treffend und charakteristisch für ein neues Stadium im Statusgefüge 

zwischen Justiz und Polizei sind zwei Verwaltungsschreiben vom 

Frühjahr 1949. Zeigt das eine, wie die Polizei die Justiz-Beschränkungen 

mit dem Wirtschaftsstrafrecht noch stärker ausweitete, so zeigt das andere 

einen neuen, ziemlich devoten Ton aus dem Munde des obersten Thüringer 

Richters: 

Kröber, der inzwischen Polizei-Chef in Thüringen geworden war, verfasste 

ein Rundschreiben zur Wirtschaftsstrafverfolgung, das von sehr 

zweischneidigem Charakter war. 340 – Zwar ging es um „bessere Zusammenarbeit 

mit den Dienststellen der Justiz“, – z. B. wenn Kröber 

die Kriminalisten aufforderte, mit den Staatsanwälten ins regelmäßige 

Gespräch zu kommen und deren Hinweise auf Beweislücken zu beachten. 

Aber Kröber wollte seine Kriminalpolizisten damit keineswegs 

auf eine rechtsstaatliche Position – zu Gehilfen der Staatsanwaltschaft 

– hinführen. Statt dessen setzte er sein Schreiben so fort: 

„Sofern ... trotz Rücksprache ... Differenzen in der Auffassung über die 

Notwendigkeit einer Maßnahme auftreten (z. B. Inhaftnahme eines Wirtschaftsverbrechers), 

bei dem die Frage der Zuständigkeit – Staatsanwalt 

oder Wirtschaftsstrafabteilung...(en) – nicht klar entschieden ist, so ist der 

Beschuldigte nach Ablehnung des Haftbefehls durch den Untersuchungsrichter 

– falls die Polizei die Inhaftierung nach wie vor für erfor-


154 

derlich hält – in Gewahrsam zu nehmen und auf dem kürzesten Wege die 

LPKA Weimar (=Landeskripo) in Kenntnis zu setzen, die ihrerseits mit 

dem Herrn Minister des Innern und über diesen mit dem Herrn Minister 

der Justiz bzw. mit dem Herrn Generalstaatsanwalt in Verbindung tritt.“ 

(Hv. – v. V.) 

Damit wurde der untergebene Polizist im Grunde dazu legitimiert, sich 

nach Haftprüfungstermin vors Richterzimmer zu stellen und den Betreffenden 

auch dann ins polizeieigene Gefängnis zu sperren, wenn der Richter 

soeben Freilassung verfügt hatte. Richter-Status und Betroffenen- 

Rechte sollten damit – formell gesehen – ähnlich stark beschränkt werden, 

wie im NS-Staat und auch wie im Sowjetstaat. 

Angesichts dessen erscheint die Antwort des Präsidenten vom Oberlandesgericht, 

Barth, höchst erstaunlich. Sechs Tage nach Kröbers Rundschreiben 

schreibt er diesbezüglich an die Landeskripo: 

„Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, dass Sie 

die sich anbahnende Wandlung innerhalb der Justiz anerkennen, und dass 

Sie zur guten Zusammenarbeit mit den fortschrittlichen Kräften innerhalb 

der Justiz aufrufen.“ 341 

Diese Episode mag auf den fundamentalen Statusverlust der Thüringer 

Justiz hinweisen, – einen Prozess, der hier nicht näher erörtert werden soll. 

Er umfasste einen inneren Wandel – mit allmählichen, aber tiefgreifenden 

Personalwechseln und personellen Machtverschiebungen, mit liberalen Bedrängnissen 

und kommunistischer Gegenagitation, mit gesetzlichen Verschiebungen 

und prozessrechtlichen Unterhöhlungen etc. Die Eingriffe in 

Recht, Gesetz und Justiz wurden im Umfeld der DDR-Gründung und im 

Laufe des Jahres 1952 noch intensiver und substanzieller. 342 

Als 1950 am Erfurter Landgericht diverse „politische“ Gerichtsverfahren 

verhandelt wurden, da herrschte bereits ein gänzlich andere Konstellation 

zwischen rechtsstaatlicher Justiz und SED-Justizinteressen. 

SED und Landespolizei 

Die Thüringer Polizeiführung stand 1948 relativ sicher auf der Guthaben- 

Seite der SED-Machtambitionen. Die SED-Politiker wussten auch in Weimar 

ihre polizeilichen Spitzenpositionen so gut zu verteidigen, dass der 

Landtag längst außen vor war. Sechs Wochen, nachdem Ulbricht die „Partei 

neuen Typus“ (Sommer 1948) proklamiert hatte, ließ Innenminister 

und SED-Landesfunktionär Gebhardt darüber keine Zweifel, als er – in 

Gegenwart Ulbrichts – der Thüringer Parteispitze in Weimar berichtete:


155 

„Lange schon ehe der Landtag sich mit der Frage der Polizei beschäftigte, 

hätten die bürgerlichen Parteien von ihm verlangt, dass bei der Polizei 

auch Leute von ihnen eingebaut würden. Er habe dies rundweg abgelehnt. 

Aus den Vorgängen an der Demarkationslinie und dem seinerzeitigen Vorstoß 

des Genossen Albrecht im Landtag habe sich die ganze Polizeidebatte 

im Landtag selbst ergeben. Dabei seien durch taktische Ungeschicklichkeiten 

eben jene Pannen entstanden. Im Rechtsausschuss habe er eindeutig 

erklärt, dass Fragen der Erörterung der Staatsgewalt, darin einschließend 

insbesondere die Polizei, eine Angelegenheit der Besatzungsmacht 

sei, über die der Landtag nicht zu reden habe. ....“ 343 

1948/49 standen wichtige Teile der Polizei nahe genug sowohl an SED- 

Spitze als auch an der SMA (– an letzterer vermutlich näher als der 

offizielle, paritätische SED-Landesvorstand – ), um den kommunistischen 

Machtsicherungsprozess zu flankieren. Eine Verbindungsstrecke Landespolizei–Landes-SED 

lief über die Innenminister Eggerath und später Gebhardt. 

Ihnen waren einerseits die Landespolizisten unterstellt und sie 

erhielten zahlreiche Situationsinformationen, die für die SED-Machtausnützung 

vorteilhaft waren, und andererseits waren sie beide Mitglieder 

des SED-Landesvorstandes und der zentralen SED-Innenministerkonferenz. 

Ihr konkreter Beitrag zur SED-Machtdurchdringung wäre insofern 

einer eigenen ausführlichen Untersuchung wert. 

Die kommunistischen Chefpolizisten arbeiteten zwar gegenüber dem 

SED-Vorstand unabhängig, doch besprachen die SED-Vorstandsleute hin 

und wieder direkte Anfragen der Landespolizei – z. B. die Frage der Anwendbarkeit 

von Arreststrafen gegen Grenzpolizisten – oder bestätigten 

sie Personalvorschläge für die Besetzung höherer Polizeiposten – z. B. 

1947 die Besetzung des Chefpostens für die Polizeischule. 344 

Und zur Vorbereitung des 2. SED-Parteitags (Herbst 1947) erschien es den 

SED-Landesfunktionären beispielsweise als Selbstverständlichkeit, die 

laufenden Ermittlungsverfahren durchsehen zu lassen, um eventuell belastete 

SED-Mitglieder prophylaktisch aus der Partei auszuschließen. Über 

eine Einsichtsbefugnis in Polizeiakten wurde nicht gesprochen, so selbstverständlich 

war sie offenbar. 

Für manchen SED-Ortsfunktionär war es zuweilen sogar selbstverständlich, 

polizeiliche Befugnisse als eigene Befugnisse zu verstehen und zu 

verwenden. Dafür spricht nicht nur das Geschehen 1946 in Greußen bei 

der Verhaftung mutmaßlicher „Werwolf“–Aktivisten (s. S. 54 ff.), sondern 

auch das SED-Vorgehen in Hildburghausen wenige Wochen vor DDR-


156 

Gründung. Der örtliche Kreis-Kripo-Chef Neupert beschwerte sich darüber 

anschließend in Weimar: 

„Er berichtet von der stattgefundenen Kreisdelegiertenkonferenz im Kreise 

Hildburghausen, wo der Kreisvorstand Angriffe gegen die Volkspolizei 

gestartet hat, sich nicht solidarisch mit der Volkspolizei erklärt, die Häuserblocks 

absperrt, Häftlinge in Ketten abführt und Posten kontrolliert.“ 345 

Anders wiederum sah die örtliche Zusammenarbeit zwischen SED und K5 

in Erfurt aus. Diese ging den Berliner DVdI-Leuten Mitte 1947 vor allem 

aus politisch-taktischen Gründen ein wenig zu weit: 

„Engste Zusammenarbeit mit der SED in Dingen, die entweder keine polizeilichen 

oder andererseits keine parteilichen Angelegenheiten sind. Dies 

bedeutet die Gefahr einer Kompromittierung des Polizeiapparats (Parteipolizei) 

bei evtl. Bekanntwerden dieses Verhältnisses.“ 346 

Das Zusammenwirken zwischen SED-Kreisvorständen und Ortspolizei 

bzw. Orts-Kriminalamt oder K 5-Polizisten gab lokal und personell in 

jenen Jahren freilich ein recht unterschiedliches Bild ab und wurde von 

diversen Beteiligten oft auch verschieden erwartet und eingeschätzt. Vor 

Ort war es ja manchmal eher ein Verhältnis zwischen Sozialdemokraten 

und unpolitischen Berufsanfängern. So reichte der Spannungsbogen von 

Distanz bis hin zu gemeinsamen Aktivitäten (wie Personalunion auf allen 

Ebenen, Mitarbeit von Polizisten in SED-Aktivgruppen, regelmäßigen 

Informationsberichte der SED an die Polizeiführung u.dgl. – s. unten). 

Auf Landesebene besteht jedoch kein Zweifel daran, dass das Verhältnis 

zwischen SED und Polizei ein zu nahes war und durch diese Nähe auch 

zu einer besonderen Machtkonstellation führte. 

Die Kommunisten in Landespolizeibehörde und SED-Landesvorstand 

agierten zwar eigenständig, eine Aufgabe sahen sie alle beide 1948 aber 

im Vorgehen gegen kritische politische Kräfte. Es kam zu einer parallelen, 

relativ systematischen Verfolgung der Thüringer Sozialdemokraten. 

Die sowjetischen Sicherheitsleute hatten ihr Augenmerk allerdings schon 

weit früher auf die SED-Sozialdemokraten gerichtet. 

Politische Verfolgung der Sozialdemokratie 

Die SED war 1946 mit dem Willen der Kommunisten, aber noch nicht 

unbedingt mit deren Mehrheit geschaffen worden. 1946/47 arbeiteten sie 

allerdings mit einer gewissen Gezieltheit, Aggressivität und mit SMA- 

Rückendeckung an der innerparteilichen Machtdominanz. 

Es gab, wie mit Heinrich Hoffmann, in Thüringen Sozialdemokraten, die 

den Kurs der kommunistischen SED-Führer recht weit mitgingen, und es


157 

gab Sozialdemokraten, wie Hermann Brill, die nur in Flucht oder Rückzug 

eine Alternative fanden. Viele andere aber waren mit ihrem Politikverständnis 

unbeirrt aktiv geblieben, so dass sie mancherorts die örtliche 

SED-Arbeit gänzlich sozialdemokratisch prägten. Für viele dieser Aktiven 

war es dabei eine Selbstverständlichkeit, sich als Bestandteil gesamtdeutscher 

Sozialdemokratie zu verstehen. 

Ende 1948 berichtete Paul Laufer, der schon in den 30er Jahren die Sozialdemokratie 

für die KPD bespitzelt hatte und nun in der SED-Zentrale 

verdeckt als „Abwehr“-Mann arbeitete, folgendes: 

„Der allgemeine Eindruck von Thüringen ist der, dass Freundeskreise des 

Ostbüros in fast jedem Kreis vorhanden sind und dass diesen Freundeskreisen 

in wahrscheinlich vielen Fällen Kreisvorstandsmitglieder unserer 

Partei angehören.“ 347 

Wegen des Prinzips der doppelten Ämterbesetzung (Parität) gab es anfangs 

auch so etwas wie eine innerparteiliche Öffentlichkeitsstruktur. 

Letztere aber musste für Kommunisten, wie für Walter Ulbricht, Dorn im 

Auge eines machtbesessenen Kopfs sein. 

Ende 1948 resümierte Wilhelm Pieck im Vorfeld einer Moskau-Reise zur 

momentanen innerparteilichen Situation: 

„Bis zum Mai dieses Jahres wurde versucht, auf Basis der Parität zu manövrieren 

... (Es) ... entstand im ersten Halbjahr 1948 eine ernsthafte 

Gefahr für die Partei, da die parteifeindlichen Elemente Versuche unternahmen, 

Positionen in der Partei zu erringen und die Entwicklung zu 

einer marxistisch-leninistischen Partei zu verhindern. ... Jetzt ist diese 

Gefahr infolge des auf der 11. Tagung des Parteivorstandes (Juni 1948) 

begonnenen Umschwungs beseitigt. ... Es wurde damit begonnen, die offen 

feindlichen und korrupten Elemente aus der Partei zu entfernen, ohne 

dass schon eine systematische Säuberung stattfindet.“ 348 

Damit meinte er vorzugsweise aktive Sozialdemokraten. Die zahlreichen 

Neumitglieder aus alten NS-Gefolgschaften betrachtete man dagegen 

nicht als Problem. 

Die Parität war zuvor zwar zunehmend unterlaufen worden, hatte aber 

noch nicht offen angetastet werden können. 349 Das änderte sich fortan. 

Das von Pieck erwähnte „Entfernen“ und „Säubern“ der SED von aktiven 

Sozialdemokraten geschah anfangs aber häufig erst infolge von Inhaftierungen 

durch die Sowjet-Staatssicherheit: 

Im März 1948 inhaftierten MGB-Trupps Sozialdemokraten, die sich auf 

der Leipziger Messe mit Westgenossen trafen. 350 Im November 1948 

informierte MGB-Chef Kowaltschuk Pieck über 231 Verhaftungen allein


158 

im 3. Quartal 1948 und auch über diverse verhaftete Schumacher-Leute 

aus Thüringen. Kowaltschuk erwähnte Namen aus Nordhausen, Weimar, 

Gotha sowie aus dem Innenministerium und er benannte dazu gehörige 

Haftgründe, wie das Anfertigen von Flugblättern und Plakaten, das 

Registrieren von Demontagen, das Weitergeben von Informationen durch 

eine SED-Angestellte ans Ostbüro sowie angebliche Verbindungen nach 

Amerika und zum C.I.C. 351 Kolesnitschenko, Chef der Thüringer SMA, 

berichtete im November 1948 ans Moskauer ZK: 

„Der ungenügende Kampf gegen die Schumacherideologie führte zu ihrer 

Verbreitung in der Partei und zur Verstärkung antisowjetischer und nationalistischer 

Tendenzen.... 

... Wie die Schumacherleute, so sind auch die KPO-Gruppen in der Partei 

bis zum Augenblick ihrer Verhaftung durch die Organe des MWD von seiten 

der Partei nicht entlarvt worden. Und selbst danach hat der Landesvorstand 

der SED es bei der Veröffentlichung einiger Artikel, die die Schumacherleute 

und die KPO-Anhänger verurteilen, belassen. ... 

... Überdies lässt sich eine Furcht feststellen, konkrete Personen und die 

Namen von Schumacherleuten zu nennen. In diesem Zusammenhang muss 

auch die ungenügende Entwicklung des Kampfes gegen den Opportunismus 

erwähnt werden. (So) ... wurden die schumacherischen und antisowjetischen 

Elemente gewöhnlich erst aus der Partei ausgeschlossen, wenn 

sie von den Organen des MWD wegen Spionagetätigkeit verhaftet wurden.“ 

352 

Im ganzen Jahr 1948 und auch 1949 kam es – überwiegend wegen „Schumacher-Tätigkeit“, 

Antisowjetismus und Spionage – zu zahlreichen 

Verhaftungen von Thüringer Sozialdemokraten. 

Der Erfurter Sozialdemokrat Curt Eckhardt wurde im März 1948 vom 

MGB verhaftet und 1950 als „Rädelsführer“ zu 25 Jahren Arbeitslager 

wegen illegaler Gruppenbildung verurteilt. Er hatte seit 1946 regelmäßige 

Kontakte zu Hannoveraner Sozialdemokraten unterhalten. 353 

Der Rudolstädter Gustav Hartmann, der für die SED als Bürgermeister ins 

Amt getreten war, wurde Anfang 1949 verhaftet (zusammen mit ca. zehn 

Gesinnungsfreunden). Ein SMT-Gericht verurteilte ihn wegen „illegaler 

Gruppenbildung“ und man verschleppte ihn nach Bautzen, wo er 1950 zu 

Tode kam. 354 

1949 inhaftiert und verurteilt wurden auch Paul Kreutzer, Moritz Luther 

und Ewald Kaufmann aus Saalfeld, Werner Lonitz aus Jena, Wilhelm 

Werner aus Weimar, Walter Brackelow aus Mühlhausen und viele andere. 

Bereits Ende 1947 war der SPD-nahe Saalfelder Polizist Hellmuth Vorsatz 

inhaftiert worden; ihm hatten die Sowjets 1948 wegen „illegaler Gruppen-


159


160 

bildung“ (als Teilnehmer eines politischen Gesprächszirkels) 25 Jahre 

Lagerhaft auferlegt. 

In Probstzella wurde Ende 1948 die sozialdemokratische Unternehmerfamilie 

Itting enteignet und – aufgrund von Ittings Protest – in SED-Kreisen 

sofort als „Ausgangspunkt der Schumacher-Bewegung in Thüringen“ 

bezeichnet, bei denen sich zur Sabotage (vermeintlich versuchter Werksverlegung 

nach Westen) auch „Agententätigkeit in Bayern“ und „Verbindung 

Gniffke–Itting“ hinzugeselle. 355 

Alle diese Verhaftungen (außer die der Familie Itting) gingen eindeutig 

auf eigenständige Aktivitäten der Thüringer MGB/MWD-Stellen zurück 

und sie wurden – wiederum auf sowjetischer Handlungsebene – in lange 

Lagerhaft-Strafen umgewandelt. 

Ob und inwieweit sich in diesen Fällen Thüringer K5-Polizisten durch Denunziation 

oder Ermittlungshilfe für die Sowjets beteiligten, ist unbekannt. 

In der SED-Zentrale und im SED-Landesvorstand vermutete man es jedenfalls, 

– ohne allerdings Fakten zu kennen. 356 Mitunter waren sich auch 

mittelbar Beteiligte uneinig über das Zustandekommen einzelner Verhaftungen. 

So beispielsweise in Saalfeld im April 1949. Luther war wenige 

Tage zuvor wegen Schumacher-Tätigkeit verhaftet worden. Als Eyermann 

(SED–Landes-Kontrollkommission) im Saalfelder SED-Kreisvorstand 

nach den Verhaftern fragte, antworteten beide Kreisvorsitzende 

gleichzeitig: Krause rief „NKWD.“ und Strömsdörfer „Kriminalpolizei.“ 357 

Das eigenständige Handlungspotential der Sowjets darf nicht unterschätzt 

werden, selbst wenn ihr deutsches Spitzelsystem nicht so groß und effektiv 

war, wie gemeinhin angenommen. Die Sowjet-Polizisten verfügten 

über beachtliche anderweitige Ermittlungspotentiale: 

Sie konnten vom umfangreichen Berichtswesen an die SMA und den 

Hinweisen der Stadtkommandanten profitieren. Sie konnten auf ihre 

Zonengrenz-Truppen zurückgreifen, wenn es um gesamtdeutsche 

SPD-Kontakte und Grenzgänger ging. Sie konnten das gesamte Telefonnetz, 

Fernschreibnetz und den Fernverkehr der gesamten Zone 

kontrollieren. Sie kannten die Kontaktbüros in den Westzonen. Und 

angesichts ihrer starken Methoden und schwachen Beweisansprüche 

im Umgang mit Gefangenen genügte ihnen auch der vagste Anfangsverdacht. 

Auch wenn über das politische Alltagsgeschehen in vielen 

kleineren Orten Thüringens nur Sporadisches erfahren haben dürften, 

wurden ihnen wiederholt auch solche Vorfälle bekannt, von denen 

deutsche Kommunisten noch nichts wussten. Andererseits mögen es


161 

wiederum ebensolche Vorfälle gewesen sein, die die sowjetische Kritik 

hervorriefen und zum Ansporn für deutsche Polizisten wurden. 

Nicht ganz unwahrscheinlich ist aber auch, dass die Sowjets diverse konspirative 

Mithilfen aus Gefilden der SED-Vorstandes und eventuell des Thüringer 

SED-Landesvorstandes erhielten. Im SED-Landesvorstand war 

zumindest schon 1946 bekannt gewesen, „dass durch die Eisenbahner nach 

Erfurt und Saalfeld (SPD-)Material aus Berlin geschafft wird“. 358 Letztlich 

blieben – wenn man Kolesnitschenkos oben zitierte Worte bedenkt – solche 

Mithilfen in den Augen der Sowjets aber eher unzureichend. 

Wenn die SMT-verurteilten Thüringer Sozialdemokraten an die Haftlager 

kamen, da galten sie laut Haftakten bereits als parteilos. Das Schiedsgericht 

im SED-Landesvorstand reagierte, sobald es (meist über die Kreisvorstände) 

von einer Verhaftung erfuhr, mit dem Parteiausschluss. 

Andere SED-Mitglieder wurden – „wegen KPO-Tätigkeit“ – gleichfalls 

verfolgt. So beispielsweise Ende 1948 die Saalfelder Elflein, Gernhardt 

und Walk sowie Jenaer Zeiss-Leute. Die größte Thüringer KPO-Gruppe 

arbeitete – aus Sicht der SMA – in Erfurt unter der Führung von Alfred 

Schmidt. Dieser wurde 1948 ebenfalls von der Sowjet-Staatssicherheit 

verhaftet. 359 Eine KPO (KP-Opposition) hatte es schon in den 30er Jahren 

gegeben. Die KPO-Kritiken nach 1945 richteten sich – laut Kolesnitschenko 

– gegen sowjetischen „Imperialismus“, Demontagen, die Oder- 

Neiße-Grenzlinie und die Abwehr der Kommunistischen Internationale. 

Die „KPO“-Leute kritisierten den Stalinschen Kommunismus „von links 

her“, standen in ihrer Ablehnungshaltung den Sozialdemokraten aber 

häufig auch nahe. 

Die Erfurter Gruppe wurde von den Sowjets verhaftet, aber offenbar spielte 

hier die SED eine mitwirkende Rolle, wie aus einem Bericht über ein 

Gespräch zwischen Töpfer und Lessig im August 1948 zu entnehmen ist: 

„Betr. Alfred Schmidt/Erfurt 

Aufgrund eines Briefes des Gen. Kops an den Kreisvorstand Erfurt wurde 

Sch. ungefähr am 20. 6. 48 aus der Partei ausgeschlossen. Einige Tage 

später wurde er und noch weitere 6 oder 7 Mitglieder unserer Partei in 

Erfurt von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet. Kurz nach diesen 

Verhaftungen fand eine Konferenz der Erfurter Funktionäre unserer Partei 

statt, auf der Gen. Kops sprach. Er stellte die Sache so dar, als hätte er 

die wesentlichsten Kenntnisse über die Schmidt-Organisation aus den Aussagen, 

die Schmidt nach seiner Verhaftung gemacht hat. Ungefähr 12-15 

Mitglieder, die bis auf eine Ausnahme der Schmidt-Organisation angehört


162 

hatten, mussten sich in der Funktionärskonferenz verantworten. Diese 

stellten sich überrascht, gaben aber zu, dass sie ab und zu trotzkistisches 

Material von Schmidt erhalten hatten, ohne davon die Partei verständigt 

zu haben. 

In Saalfeld sind 5 Mitglieder unserer Partei, bekanntgeworden, die ebenfalls 

eine trotzkistischen Organisation angehören und das „Neue Beginnen“ 

erhalten oder verbreiten. 

Der Partei im Landesverband Thüringen ist es bisher nicht gelungen, 

irgend einen Organisationsteil der Schumacherorganisation zu entdecken, 

obwohl eine Betätigung derselben vorhanden ist.“ 360 

Die Sowjetpolitik war 1948 in vielerlei Hinsicht SED-kritisch. Nicht nur 

alle antisowjetischen Äußerungen aus der Bevölkerung wurden sofort mit 

politpolizeilicher Härte geahndet, sondern auch die zahlreichen „opportunistischen“ 

Stimmungen von SED-Mitgliedern und -Funktionären wurden 

angeprangert und abgedroht. Sowjetischen Unwillen erregten auch die 

lange Zeit unter SED-Landesfunktionären verbreiteten Vorstellungen über 

einen „besonderen deutschen Weg“ zum Sozialismus, – einen Weg, der für 

Kolesnitschenkos Geschmack zu stark ein friedlicher Weg und zu 

schwach in der Klassenkampf-Methode war. 361 

Zu den politisch Verfolgten zählten 1948/49 auch Mitglieder anderer 

Parteien. Liberale und Konservative wurden gleichermaßen aus ihrem politischen 

Leben in Landtag, Heimatstadt oder Hörsaal gerissen. Das betraf in 

Thüringen z. B. Anhänger Jakob Kaisers, die LDP- und CDU-Hochschulgruppen, 

Zeitungsredakteure, Kontaktleute zu Ostbüros. Im Frühjahr 1948 

wurde beispielsweise Hermann Becker, der liberale Fraktionsvorsitzende, 

direkt im Landtagsgebäude verhaftet. Einer größeren Zahl gelang die kurzfristige 

Flucht in die Westzonen, da sie von Parteifreunden besser gewarnt 

und unterstützt wurden als die Sozialdemokraten. 

Federführend waren auch hier Sowjetpolizisten, während das Mitwirken 

deutscher Geheimpolizisten erst in den Verfolgungskampagnen von 1950 

und 1952 stärker offenbar wurde. Dass die Sowjets bei ihren Aktivitäten 

gegen liberale und konservative Politiker letztlich ganz im Interesse der 

Thüringer Kommunisten handelten, belegt beispielsweise der Gesprächsverlauf 

einer SED-Sekretariats-Sitzung vom Juni 1948. Es ging dort um 

einen Eigenbeitrag der SED zur Behinderung dieser Parteien. Und der Ruf 

nach einem politischen Nachrichtendienst erschall hier – trotz der 

Gegenwart sozialdemokratischer Vorstandsfunktionäre – überaus laut und 

deutlich:


163 

„(Ministerpräsident Eggerath:) Wir haben noch zu wenig Übersicht über 

die reaktionären und fortschrittlichen Kräfte und müssen systematisch 

Material sammeln, um in der Presse sachlich und richtig Stellung nehmen 

zu können. ... 

Genosse Heymann beantragt die Einstellung eines Genossen, der sich mit 

der systematischen Sammlung von Material über reaktionäre Kräfte befasst. 

... 

Beschluss: Gegen den Vorschlag des Genossen Heymann, einen Genossen 

für die systematische Sammlung von Material gegen reaktionäre Kräfte 

einzusetzen, erhebt sich kein Widerspruch.“ 362 

Wie der Beschluss umgesetzt wurde, ist unbekannt. Doch bereits drei 

Wochen zuvor hatte eine besondere Arbeitsgruppe der SED-Landes- 

Personalabteilung Materialien gegen zwei liberale Abgeordnete zusammengestellt 

und an die Polizei weitergereicht. 363 

„Abwehr“–Apparat innerhalb der SED 

Der Kurs der SED-Spitze auf die „Partei neuen Typus“, der 1948 im 

innerparteilichen Leben beherrschend wurde, sollte auch für die weitere 

Entwicklung von Justiz und Politischer Polizei folgenreich werden. Ging 

es einerseits um kommunistische Machtzentralisierung, ideologische 

„Reinheit“ sowie hierarchisch-militanten Gehorsam, so schloss dies andererseits 

auch die zunehmende Überwachung des örtlichen Parteilebens 

und Jagd auf nichtloyale Mitglieder ein. 

Für das Jahr 1948 lassen sich auch vermehrt Aktivitäten einer SED-internen 

„Abwehrarbeit“ feststellen, – sowohl in der Zentrale wie auch in Weimar. 

364 Infolge dieser Aktivitäten wurden Materialsammlungen und 

Berichte über diverse Vorfälle angelegt. 

Entstanden war diese innerparteiliche „Abwehrarbeit“ allerdings nicht auf 

öffentlichen Parteiebenen, in denen die Sozialdemokraten (noch) vertreten 

waren, sondern eher dort, wo einerseits kommunistischer Alleingang möglich 

war und wo es andererseits um personalpolitische Kompetenz und 

Machtsubstanz ging, – nämlich in den „Personalpolitischen Abteilungen 

(PPA)“. 

In der PPA Thüringen agierte 1948 ein Referat „9 –Abwehr–“. 

Die kommunistische „Abwehr“-Arbeit in der jungen SED, die gerade in ihr 

3. Lebensjahr ging, hatte aber bereits eine viel längere Vorgeschichte. 365 

Für die kommunistische Führungsriege war sie nichts prinzipiell 

Neues. Die KPD-Geschichte war ebenso von unbeschränktem Herrschaftswillen 

wie von Gestapo-Verfolgung geprägt gewesen, – und so


164 

waren die Kommunisten ebenso geübt im seismografischen Gespür für 

Machtfaktoren wie in konspirativer Informantenarbeit. 

Es gab in der SED einen Personenkreis, der schon vor 1937 in der 

KPD konspirativ, geheimagentlich und informationsbeschaffend tätig 

gewesen war. Zu den Aktionsfeldern vor 1937 hatten u. a. die geheime 

Beobachtung von Sozialdemokraten und die innerparteiliche Mitgliederkontrolle 

gezählt. 1937 hatte es so etwas wie einen parteiinternen 

Ulbricht-Putsch gegeben, in dessen Folge sich die KPD-interne 

„Abwehr“ – wegen Ulbrichts machtabsolutistischen Interesses – bis 

1938 formell auflösen musste. 

Spätestens Anfang 1946 aber – also fast gleichzeitig mit SED-Schaffung 

– gab es, laut Kubina 366 , erste Hinweise auf das Wiederauftauchen 

altbewährter KPD-Abwehr-Leute, wie Haid, Laufer, Stroh, 

Dünow und Illner, als Parteiangestellte oder Funktionäre in der SED- 

Zentrale. Außer einem Referat „Illegale Parteiorganisationen 

1933–1945“ wurden auch ein „Außendienst der Personalabteilung“ 

sowie eine obskure, wandelbare Unterabteilung der Geschäftsabteilung 

punktuell in den Akten erwähnt. Es ging wohl vor allem um Informationsbeschaffung 

bzw. entsprechende Kanäle. 

Mitte 1947 wurde augenscheinlich – offiziell, aber apokryph – die Installierung 

einer direkten „Abwehr“arbeit für verschiedene Parteiebenen 

beschlossen, – zur Untersuchung von „Zersetzung“ und „feindlichen 

Elementen“. 367 In der SED-Zentrale konsolidierte sich unter den Fittichen 

von Dahlems Personalabteilung der „Haid-Apparat“, der Material 

über parteiinterne Strömungen zusammenstellte und Kontakte zu den 

Landesvorständen – bzw. dortigen „Abwehr“-Apparaten – pflegte. 

Im Herbst 1948 war der kommunistische Partei-Kurs so weit fortgeschritten, 

dass in den Folgemonaten die offizielle Struktur der Parteikontrollkommissionen 

entstand und sich öffentlich–rabiat mit allen 

nichtangepassten SED-Mitgliedern auseinandersetzen konnte. Dies 

dürfte nicht nur effektiver in der abschreckenden Mitglieder-„Erziehung“ 

gewesen sein, sondern wiederum sehr im machtpolitischen 

Interesse Ulbrichts gelegen haben, der zwar den „Haid-Apparat“ duldete 

und vermutlich einigermaßen kontrollieren konnte, aber nicht 

mehr geliebt haben dürfte als 1937 die KPD-„Abwehr“. 

Spätestens Mitte 1948 hatte auch die Thüringer SED nachweislich ein solches 

„Abwehr“-Referat innerhalb der PPA. 368 Es wurde – nach seinem 

Leiter – als „Töpfer“-Referat bezeichnet und kann dadurch beim Quellenstudium 

schnell übersehen werden. Im Juli 1948 ist die Rede davon, dass


165 

das SED-Landessekretariat sogar für alle SED-Kreisvorstände je einen 

Mitarbeiter „im Referat IX (Abwehr)“ finanzieren wolle. 369 

Anfang 1949 zeigte sich auf einer Besprechung mit den „Genossen Kreissachbearbeitern 

für R 9“, dass es inzwischen in vielen Kreisen SED- 

„Abwehrleute“ gab. Zu Wort gemeldet hatten sich: Dünnebeil aus Erfurt, 

Geschwill aus Eisenach, Jaritz aus Mühlhausen, Lenzner aus Gera, Grothum 

aus Apolda und Hermann aus Greiz. 370 Oskar Dünnebeil, ein namhafter 

Erfurter Stadtkommunist, war im Mai 1945 bereits im Erfurt „Auskunftsbüro“ 

des Antifaschistischen Komitees tätig gewesen 371, dann Konsumangestellter 

und ehrenamtlicher Schöffe beim Erfurter 201-Gericht. 

Ob es vor Mitte 1948 bereits Strukturen oder Personen einer Thüringer 

„SED-Abwehr“ gab und wann genau das Töpfer-Referat installiert worden 

war, ist nicht bekannt. 372 Dass es derartige Ambitionen unter einzelnen 

Thüringer Kommunisten gab, beispielsweise bei Geißler, wurde bereits 

erwähnt. (s. S. 115) 

Sowohl im SED-Vorstand als auch im Thüringer SED-Landesvorstand 

gab es Personen, die man als personelle Bindeglieder zwischen Politischer 

Polizei 1945/46 und kommunistischer SED-„Abwehr“ 1948 bezeichnen 

könnte. In Berlin waren das Laufer und Stroh, die 1945 im Berliner Polizeipräsidium 

mit der Sicherung von Personalkarteien befasst gewesen, 

ehe sie zur SED gegangen waren. 373 

Und dasselbe, was Paul Laufer 374 in Berlin war, das könnte – mehr oder 

weniger – Kurt Töpfer in Weimar gewesen sein. Denn eine Mitarbeiterliste 

der Landeskriminalpolizei (von Ende 1946) enthält Töpfers Name, – 

als Kriminalinspektor im LKA-Referat „Zentrale Auskunft“ (also der K5- 

Vorstufe), als einer von drei Mitarbeitern. 375 Weiteres zu Töpfers Biografie 

und der Zeitpunkt seines Wechsels von der Kripo zum SED-Vorstand 

war leider nicht zu ermitteln. 

Im Herbst 1947 hatte es eine SED-Aktivität gegeben, die eventuell als Aus - 

gangspunkt oder früheres Aufgabenfeld für solch ein Abwehr-Referat gelten 

könnte: Mitgliederüberprüfungen im Vorfeld des SED-Parteitags. Auf 

Wunsch des kommunistischen SED-Landesvorsitzenden Kops sollten nämlich 

alle polizeilichen Ermittlungsverfahren gegen SED-Mitglieder durchgecheckt 

werden. Er sagte laut Protokoll, „dass er sich die Akten von der 

Polizei geben lassen wird und dass dann drei Genossen zur Überprüfung 

dieses Materiales eingesetzt werden.“ Außerdem sollte „künftighin ... jede 

Angelegenheit sofort bereinigt werden, indem man die Angeklagten und die 

Belastungszeugen hier her ruft und die Sache an Ort und Stelle prüft.“ 376


166 

(Im Klartext: ein Partei-Standgericht, mit Strafdrohung Parteiausschluss.) 

Vielleicht gehörte Altpolizist Töpfer zu diesen „drei Genossen“ (möglich 

wäre auch, dass Kops ans Referat „Schiedsgericht“ dachte). 

Nachweisbar ist der spätere Wechsel eines anderen Kriminalpolizisten in 

den SED-Abwehrapparat. Im August 1948 betraute das Thüringer SED- 

Sekretariat den politischen Polizisten Kurt Cohn „im Referat Töpfer der 

PPA. mit einer Spezialaufgabe“. 377 Auch Cohn hatte eine ähnliche Berufsvergangenheit 

wie Töpfer. Er war ab April 1945 in der Politischen Polizei 

Weimar tätig gewesen, dann in der „Zentralen Auskunft“ des LKA (der 

K5-Vorgängerstruktur) und hatte zwischen Herbst 1947 bis August 1948 

er als Chef des 201-Landes-U-Organs gearbeitet. 

SED-„Abwehr“ und „Partei-Aktivgruppen“ 1948 

Was Töpfer und „Spezialist“ Cohn, oder die anderen zeitweiligen R9-Mitarbeiter, 

wie Berthold, Gerhard Mehrmann, Ingeborg Linde, Genossin 

Heck, Roland Wagner u. a., im einzelnen gemacht haben, lässt sich weder 

rekonstruieren noch summarisch charakterisieren. Es spricht einiges dafür, 

dass die Beteiligten an „innere“ und „äußere Abwehr“ zugleich dachten. 

Laufer benutzte in seinem Thüringen-Bericht die Bezeichnung 

„Referat 9 (Abwehr feindlicher Propaganda)“ 378, die vage war und auf 

einen umfassenden Feindbegriff der im Referatsmitarbeiter hindeutet. 

Mitte 1948 – als das Referat erstmals im SED-Landesvorstand offen erwähnt 

wurde – mussten sich die Thüringer R9-Genossen noch für ihre 

geringen Beiträge zur „Liquidierung“ der Sozialdemokratie kritisieren 

lassen. Im August 1948 hieß es in einer Beratung, an der auch Töpfer 

anwesend war: 

„Der Partei im Landesverband Thüringen ist es bisher nicht gelungen, 

irgend einen Organisationsteil der Schumacherorganisation zu entdecken, 

obwohl eine Betätigung derselben vorhanden ist.“ 379 

Das mag daran gelegen haben, dass eine kommunistische Ideologiekontrolle 

unter 200 000 Thüringer SED-Mitgliedern 1948 technisch ohnehin 

nur punktuell und per Zufall denkbar war, könnte aber auch Folge eines 

Aufgabenverständnisses gewesen sein, das aufs das ganze politische 

Leben zielte und damit noch punktueller wäre. 

Im Frühjahr 1949 kritisierte Hermann Matern bei einem Thüringen-Besuch 

zumindest, dass in Sachsen noch weit mehr „Schumacher-Leute 

liquidiert“ seien, obwohl es in der SED Sachsens keine R9-Aktivgruppen 

gegeben habe. 380 Die Verfolgung der SED-Sozialdemokraten wird dennoch 

im Blickfeld der R9-Aktivitäten gelegen haben. Inwieweit die Sow-


167 

jetpolizisten spätere Verhaftungen mit SED-„Abwehr“-Hilfe vornahmen, 

ist nicht bekannt. 

Das Töpfer-Referat – als Teil der SED-Personalabteilung – hat sich auch 

mit Thüringer Politikern anderer Parteien befasst. Mitte 1948 

„legte die PPA (Personalpolitische Abteilung) ein Untersuchungsergebnis 

über Herrn Reng und Herrn Meier, Jena vor, beide Mitglieder der LDP 

und Abgeordnete des Thüringer Landtags, die ... falsche Angaben gemacht 

haben.“ Die SED-Landesleitung beschloss daraufhin: „Die PPA. übergibt 

die Angelegenheit der Polizei zur Weiterverfolgung...“ 381 

Ein Haupttätigkeitsfeld des Referat der R 9 der SED-Landesleitung hat im 

Aufbau und der Zusammenarbeit mit Abwehrmitarbeitern in den Kreisen 

gelegen. Mit der Installation solcher „Partei-Aktivgruppen“ haben Töpfer 

und seine Kollegen 1948 landesweit begonnen. 382 In einem der Berichte 

heißt es, dass diese Aktivgruppen aus fünf Genossen bestehen sollten: 

dem örtlichen R9-Mitarbeiter, einem „Vertreter des Innenministeriums 

(wahrscheinlich K 5)“ sowie Genossen, die jeweils in Jugend, Gewerkschaft 

und Wirtschaft verankert seien. 383 

In der Entstehungsgeschichte dieses thüringischen SED-Alleingangs, der 

schon damals durch beteiligte Insider nur vage rekonstruiert werden konnte, 

wurden wichtige Auftraggeber genannt: – Innenminister Gebhardt und 

der Thüringer MGB-Verbindungsoffizier Shipkow sowie nicht zuletzt der 

Personenkreis des SED-Landesvorstands. 

Ulbricht erfuhr kurze Zeit nach Beginn der Formierung erster Aktivgruppen 

davon und sorgte (wie schon 1937) dafür, dass ihnen schnellstens der 

Boden entzogen wurde. Dahlem, den man als den führenden Insider der 

SED in Sachen „Abwehr“ 1948 bezeichnen könnte, notierte sich später: 

„Ich habe meine Anwesenheit in Weimar dazu benutzt, mit den Genossen 

eingehend über die Notwendigkeit einer Trennung der Arbeit der K 5 bei 

der Kriminalpolizei und der Arbeit der Abwehr-Abteilung im Landesvorstand 

zu sprechen.“ 384 

Zwischendurch waren schon mehrere andere Aktivitäten erfolgt, die in 

einer Veröffentlichung beschrieben sind und hier daher weitgehend unerwähnt 

bleiben. 385 Während einer Konferenz in Potsdam hatte Ulbricht 

nicht ohne Grund ganz offiziell die Order verbreiten lassen: 

„Keine Parteimaßnahmen für die Polizei ohne Kenntnis des Präsidenten 

der DVdI, Gen. Walter Ulbricht und der Landesvorsitzenden; dies gilt 

auch für die Genossen der Abwehrabteilungen des LV.“ 386


Bei Auflösung dieser Aktivgruppen – unmittelbar vor Schaffung der Partei-Kontrollkommissionen 

– gab es eine Debatte von Beteiligten aus verschiedenen 

Kreisen, die die aufschlussreichsten Hinweise über das Bezugsfeld 

SED-Aktivgruppen und Politische Polizei enthält und auch die 

Geisteshaltung der Beteiligten lebendig wiedergibt. Sie wird daher ausführlich 

wiedergegeben: 

„Töpfer: ... Nicht einverstanden bin ich damit, dass das, was man uns zum 

Vorwurf macht, was evtl. in der Partei als schädlich empfunden wir, dass 

das eine Frage ist, die vor den Vorsitzenden der KrPKK steht. Denn es hat 

sich erwiesen und im Zuge unserer Arbeit ergeben, dass es notwendig war, 

dass man sich die Leute, mit denen man zusammen arbeitete, etwas näher 

ansah. Durch diese Notwendigkeit sind wir zu diesem sogenannten gewaltigen 

Mitarbeiterstab gekommen. Ich bitte die Genossen, sehr offen ihre 

Meinung zu sagen. 

Hermann, Greiz: Ich bin erstaunt über die Auflösung unseres Apparates 

und wenn ich daran denke, mit welcher Mühe und welchen Opfern wir 

diese Arbeit begonnen haben und wie sie heute steht, so muss ich sagen, 

dass wir uns nie gedacht haben, dass es eine spitze Organisation sein 

sollte. Im Kreise Greiz stehen 120 Mann und ich darf wohl behaupten, 

dass sie seinerzeit mühsam herausgesucht wurden, nicht gegen die 

Polizei, sondern mit unserer Volkspolizei in jenem Moment zu gehen, wo 

es einmal hart auf hart um unsere Sache gehen sollte. Ich kann mir nicht 

denken, wie die Mitarbeit in den Kreisen in Zukunft sein soll. 

Cohn: ... Es steht die Frage, haben wir politisch richtig oder falsch gehandelt. 

Ich glaube, dass jeder Einzelne von uns zum mindesten sich 

streng an die Linie der Partei gehalten hat und darüberhinaus auch versucht 

hat, die politischen Aufgaben der Partei durchzuführen. Dass diese 

Entwicklung beendet sein muss, ist klar. Dies war mir klar in dem Augenblick, 

als die PKK ins Leben gerufen wurden und ihre Tätigkeit aufnahmen. 

Ich möchte hier die Frage aufwerfen, ob nicht diese aktiven Mitarbeiter 

der Partei ... heute ein wertvolles Hilfsmittel der PKK sein können. 

Zu einer anderen Frage: Genosse Matern führte aus, dass in jedem Falle 

in den Grundeinheiten die Angelegenheit erst mal durchgesprochen werden 

soll. Ihr wisst ja selbst, dass in verschiedenen Wohnbezirksgruppen 

und Betriebsgruppen eine ziemlich verbogene Linie besteht. Nicht bei 

einzelnen, sondern sehr viel. 

Matern: Gerade darum! 

168 

(Cohn) Ich weiß nicht, inwiefern dann hier die KrPKK oder wenn nötig die 

LPKK einspringen kann, um diese Dinge zu korrigieren. Genosse Matern 

hat bereits gezeigt, dass dieser Weg zur ideologischen Festigung einge-


169 

schlagen werden muss. Wie steht es aber nun zum Beispiel wenn gegen 

einen höheren Funktionär der Polizei Vorwürfe erhoben werden ... da alle 

Angst haben, wenn sie etwas sagen, dies Folgen für sie haben könnte. ... 

Lenzner, Gera Wenn aufgelöst ist, dann fügen wir uns der Parteidisziplin. 

Wo die Partei mich hinstellt, arbeite ich. ... Die Klassenwachsamkeit tut 

not. Notwendig ist dann für die kommende Entwicklung noch die 

Schumacher-Tätigkeit in unserem Arbeitsgebiet Ronneburg. Wie lange es 

gedauert hat, bis die korrupten Elemente erkannt und ausgeschaltet 

wurden; erst nach Jahren waren diese Dinge bereinigt. Nach und nach 

findet man die elenden Kreaturen. Es ist noch viel auszuräumen, wenn 

man sich ernstlich mit dem Problem befasst. ... 

Geschwill, Eisenach Ich glaube nicht, daß irgend einer seine Aufgabe 

persönlich oder konspirativ aufgefasst haben könnte. Wir gingen von der 

Voraussetzung aus: Sauberkeit in der Partei und Schutz der Partei gegen 

westliche Agenten. Aus unserem Kreis kann ich speziell behaupten, daß 

wir schwere Arbeit haben leisten müssen und niemals von persönlichen 

Stellungnahmen ausgegangen sind. Unser Stab war aufgebaut aus alten 

Genossen, die pflichtbewusst waren und die ihr Leben dafür eingesetzt 

hätten, von dem Fünfertrupp bis hinaus zum letzten Genossen im Kreis. 

Wir sehen ein, dass unser Apparat sich erübrigt hat. Eine Frage müsste 

ganz konkrete beantwortet werden: Haben die Genossen von R 9 ihre 

Arbeit nicht gut gemacht, nicht im Interesse der Partei. ... 

Rische: Ich nehme für mich in Anspruch, in der Vergangenheit versucht 

zu haben, für meinen Teil dazu beizutragen, Agenten, Feinde der 

Arbeiterklasse auszuschalten. Das drastische Beispiel des Genossen 

Matern, wo von den ganzen Beschuldigungen nur soviel noch übrig 

blieb, eine Funktionärsenthebung auszusprechen, kann man nicht in 

allen Fällen anwenden. Das darf man auch nicht, denn es ist die Frage 

zu beantworten, ob es wichtig oder richtig ist, dass man hinsichtlich der 

Beseitigung von Feinden der Arbeiterklasse in aller Offenheit diskutiert. 

Wenn ich die Gruppe habe, dann gehe ich nicht gleich zur Kripo und 

werde nicht über jeden Fall gleich reden, sondern werde zum Genossen 

Eyermann gehen und mit ihm darüber diskutieren. Ich werde sie also erst 

alle auskundschaften und dann zur Kripo gehen. Genosse Matern hat 

Recht, doch das setzt voraus, dass die Leute der R 9 in die Kripo K 5 

gehen. Genossen, die still und parteiverbunden und eifrig bestrebt sind, 

die Feinde der Arbeiterklasse zu beobachten, ohne davon zu reden, 

denen muss man Rückhalt geben. Man darf nicht davor zurückschrecken, 

die Augen und Ohren offen zu halten und nicht frei und direkt über alles 

diskutieren, sondern muss beobachten und die Feinde der Arbeiterklasse 

zu ihrer Zeit erledigen.


170 

Thon, Vors. KrPKK Sondershausen Ich bin ganz neu in der hauptamtlichen 

Parteiarbeit ... sehr viele Unklarheiten ... Sind wir immer an die 

Gesetze der Gerichte gebunden? Es werden Urteile gefällt, die unserem 

Klassenempfinden widersprechen. ... 

Grothum, Apolda Ich glaube, dass in allen diesen Dingen bei uns Klarheit 

geherrscht hat. Wir sind vom Standpunkt ausgegangen, keine Partei 

innerhalb der Partei zu schaffen. Der Kreisvorsitzende hat abfällig geäußert, 

dass auf der außerordentlichen Landesvorstandssitzung vom Sektierertum 

gesprochen wurde. Die Mitarbeiter innerhalb des Referates R 9 

haben sich schlecht informiert. Apolda hat bei einer Sitzung einen Genossen 

... hinausgeschmissen, der nicht zur R 9 gehörte, weil er ein Trinker 

und Säufer ist. Wir haben nicht genug getan in der Frage des Klassenkampfes. 

Da soll man nicht von Sektierertum reden. Dass wir in Apolda 

illegale Ausmärsche gemacht haben, weise ich zurück. Ich bin vom Landesvorstand 

angerufen worden, dass am Sonntag ein Einsatz in der Max- 

Hütte durchzuführen sei. .... 

Mit dem wechselvollen Spiel der Flugblätter, hinter dem Routine steckt, 

bin ich der Meinung, dass wir nicht zum Ziel gekommen wären, wenn mit 

dem Kreisvorstand darüber öffentlich gesprochen wäre. Glaubt ihr, dass 

es gelungen wäre, diese Gruppe zu liquidieren, da die Leute doch überall 

sitzen? 

Dünnebeil, Erfurt Ich habe die Arbeit von R 9 in der Abwehr des inneren 

und äußeren Feindes der Partei aufgefasst. Ich muss ehrlich sagen, 

musste nicht jede revolutionäre Partei ihre inneren und äußeren Feinde 

abwehren? In unserer Periode wurde wichtige Arbeit geleistet. Bei der 

Frage der Abwehr der Agenten, Spitzel, so war das eine Aufgabe der 

Partei im Zusammenwirken mit K 5. Das setzt voraus, dass in der 

damaligen Zeit ja K 5 kein Instrument war, dass hundertprozentig auf der 

Linie der Partei stand. Es ist notwendig, dass wir zur Abwehr der 

Agententätigkeit einen solchen guten Apparat haben. Eine praktische 

Frage: Wie sah es im Kreis Erfurt-Weissensee aus. K 5 (Abwehr) zählte 18 

oder 19 Mann. Ich weiß nicht, aber ich behaupte, dass zu dem damaligen 

Zeitpunkt R 9 eine Notwendigkeit war. Das Material hierüber ist ziemlich 

ausreichend. Wenn der Apparat R 9 aufgelöst wird, muss mit allem 

Nachdruck daran gearbeitet werden, dass K 5 entsprechend aufgebaut 

wird. In aller Öffentlichkeit muss gesagt werden, dass wir keine konspirative 

Abteilung waren. Die Praxis hat bewiesen, dass wir für die Partei gute 

Arbeit geleistet haben. Ich bin der Meinung, dass man manche Dinge nicht 

in aller Öffentlichkeit besprechen kann, denn die Gegner unserer Partei arbeiten 

mit den raffiniertesten und gemeinsten Mitteln. Ich bin der Ansicht, 

dass die revolutionäre Partei sich einen Abwehrapparat schaffen muss.


171 

Jaritz, Mühlhausen: Es kann nicht von einer sektiererischen Arbeit gesprochen 

werden. R 9 wurde benutzt, um die Sicherheit der Partei zu gewährleisten, 

Klarheit in die Partei hineinzubringen. Diese Genossen, die 

wir ausgewählt haben und wo wir nicht darauf gesehen haben, ob sie früher 

Mitglied der SPD oder KPD waren, stehen treu zur Partei. Wir können 

sagen, dass wir in der Partei ein Ansehen genießen und von unserem 

Referat R 9 ein Verhältnis mit der Polizei geschaffen wurde, das bisher 

nicht bestand und heute befriedigend ist. Irgendwelche Arbeit ohne den 

Kreisvorstand wurde nicht durchgeführt. Die Kreisvorsitzenden hatten 

stets Kenntnis. Wir sind von den Kreisvorsitzenden zu diesen Arbeiten 

herangezogen worden. Als die Frage auftauchte, dass R 9 aufgelöst 

würde, war mein erster Gedanke, nun kannst du in den Betrieb zurück. Wir 

haben für die Partei nur das getan, was der Partei nützlich war und auch 

nützlich sein sollte.“ 

SED-Abteilung Presse und Information 

Soweit erkennbar, muss der SED-Abwehrapparat höchst aktiv gewesen 

sein. Wie effektiv er gewesen war, lässt sich schwieriger beurteilen. Eine 

noch vorhandene Quelle dafür sind SED-Berichte, die in einer Handakte 

des Thüringer Polizei-Chefs gefunden wurden. Ab Mai 1948 sind zahlreiche 

Berichte unter der Überschrift „Vertrauliche Information Nr. ... vom 

SED-Landesvorstand, Abteilung Presse und Information“ 387 vorhanden. 

Da der erste Bericht trägt die „Nr. 82“ trägt, muss nicht der erste Bericht 

gewesen sein, den die Polizei von der SED erhielt. 

Die Berichte bestehen aus aneinandergereihten Meldungen über einzelne 

politische Geschehnisse und Äußerungen aus ganz Thüringen. Sie betreffen 

zum Beispiel Äußerungen gegen die Sowjets, Hinweise auf bestimmte 

Veranstaltungen und Diskussionen, Meinungen und Stimmungslagen, 

Zeugen Jehovas, aufgetauchte Flugblätter, Sabotage und dergleichen. 

Auch über unliebsames politisches Verhalten von SED-Mitgliedern wurde 

die Polizeiführung wiederholt in Kenntnis gesetzt. 

Manche Einzelmeldung aus diesen Berichten wurde später – wohl vom 

Genossen Polizei-Chef – mit dem handschriftlichen Vermerk „K 5“ versehen 

und vermutlich ans Dezernat K 5 weitergeleitet. 388 Zum Beispiel die 

Meldung über vervielfältigte Flugblätter aus einer Umsiedler-Zeitschrift 

oder der Hinweis auf „Sabotage am Werk“ in Weißensee. „K5“-Kürzel 

stehen nicht selten auch neben Meldungen über SED-Mitglieder – z. B. 

neben der Mitteilung, dass ein Nordhäuser Arbeiter sein SED-Mitgliedsbuch 

zerrissen habe, oder neben der Nachricht von der „reaktionären Ein-


172 

stellung eines SED-Mannes“, was geradezu mit dem Zaunspfahl auf Versuche 

einer kommunistischen Parteisäuberung mit polizeilichen Mitteln 

hindeutet. 

Wie viel vom Inhalt Zufallsinformation, aufgebauschte Alltäglichkeit oder 

konspirative Faktenermittlung ist, lässt sich heute kaum noch nachvollziehen. 

Ob die „Abteilung Presse und Information“ – also der Absender der vertraulichen 

Berichte – letztlich auf das Abwehr-Referat zurückverwies oder 

ob hier eine separate Ebene des SED-Apparats tätig war, muss offen 

bleiben. Die politischen Altpolizisten – Töpfer, Cohn und vielleicht noch 

andere –, die von den Polizei in den SED-Apparat gewechselt waren, 

hielten alte Kontakte aufrecht.


173 

11. Politische Polizei und K 5 in Thüringen (1948–49) 

1947/48 lag, wie dargestellt, ein Teil der K5-Tätigkeit auf dem Gebiet der 

201-Untersuchungen, da in seinem Ressort die 201-Untersuchungsorgane 

angesiedelt waren. Doch wollte man das K 5 in Selbstverständnis und 

Aktion auf NS-Strafverfolgung reduzieren, so wäre dies falsch. 

Bis zum Frühjahr 1949 war in Weimar das Landes-Dezernat K 5 angesiedelt, 

in den Kriminalämtern die Kommissariate K 5. Das größte war das 

Erfurter mit etwa 18, 19 Mitarbeitern in Erfurt 389. Das Dezernat bestand 

aus mehreren Abteilungen, wie aus Briefköpfen einzelner Dokumente 

hervorgeht. Die Abteilungen bezogen sich mehr oder weniger eindeutig 

auf Straftat-Formen: die Abteilung C 2 befasste sich mit Sabotage, C 3 mit 

Widerstand gegen die Staatsgewalt, C 1 vermutlich mit Verbrechen gegen 

die Menschlichkeit und Attentatsfällen. 390 

1947 

Im Landespolizei-Jahresbericht für das Jahr 1947 391, dessen Original man 

nach Berlin an die DVdI geschickt hatte, hieß es über das Landes-Dezernat 

K 5 – ausführlich zitiert – wie folgt: 

„Das Dezernat K 5 (Straftaten anderer Art) hat insgesamt 4179 Fälle 

bearbeitet, von denen 1114 abgeschlossen wurden. Eine große Anzahl der 

nicht abgeschlossenen Fälle (Verbrechen gegen die Menschlichkeit) wird 

jetzt auf Grund des Befehls zum Abschluss gebracht. Dieser starke Arbeitsanfall 

im Dezernat K 5 ist ein Beweis für die offene und versteckte 

Tätigkeit der antidemokratischen Kräfte und zeigt die Notwendigkeit, das 

Dezernat K 5 wesentlich zu verstärken. 

Im Nachfolgenden ein Überblick der hauptsächlichen Verbrechen und 

Vergehen, die im Dezernat K 5, einschließlich der Kriminalämter und 

Kriminaldienststellen, in den Kriminalamtsbereichen angefallen sind: 

Annähernd 300 Waffenfunde, die zum Teil versteckt unter den Fußbodendielen 

in Wohnungen, Scheunen usw. vergraben waren. Die Waffenfunde 

setzen sich zusammen aus Panzerfäusten, Maschinengewehren, Maschinenpistolen, 

Gewehren, Karabinern, Jagdgewehren, Pistolen aller Kaliber 

und Modelle. Diese große Zahl der Waffenfunde zeigt klar, dass ein bestimmter 

Personenkreis immer noch im Besitze von Schusswaffen aller Art 

ist, ohne dieselben zur freiwilligen Ablieferung zu bringen. 

Vom Dezernat K 5 und den ihm unterstellten Dienststellen wurden insgesamt 

1500 Aufträge der Besatzungsmacht durchgeführt (Ermittlungen, 

Vernehmungen, Hausdurchsuchungen usw.). Die Anfragen der westlichen 

Spruchkammern über ehemalige Naziaktivisten häuften sich immer mehr 

an. Auch hier mussten mehrere 100 Anfragen ihre eingehende Bearbeitung


174 

finden und es war notwendig, weitreichende und zeitraubende Ermittlungen 

über diese Personen anzustellen. 

Vom Dezernat K 5 wurde eine große Menge von ehemaligem nationalsozialistischem 

Karteimaterial sichergestellt. Diese sorgsam durchgeführte 

Arbeit wurde eine große Hilfe für die Durchführung des Befehls Nr. 201. 

Dem Dezernat K 5 gelang es, einen Massenmord an KZ-Häftlingen in 

Großlöbichau fast zu 100% aufzuklären und eine Anzahl der Täter der 

Besatzungsmacht zuständigkeitshalber zu übergeben, während ein Hauptverbrecher 

von der Großen Strafkammer in Jena zu lebenslänglichem 

Zuchthaus verurteilt wurde. 

Das Attentat auf den Landtagspräsidenten Frölich konnte durch die Wachsamkeit 

antifaschistischer Angestellter verhindert und der Täter ergriffen 

werden. Der Täter war ein ehemaliger HJ-Angehöriger und zurzeit der 

Ausführung des Attentats Mitglied der LDP. 

Flugblattverteilungen und antidemokratische Propaganda wurden im einzelnen 

auch im Land Thüringen festgestellt. Bisher ergaben sich jedoch keine 

Anhaltspunkte dafür, dass es sich um zentral gelenkte Aktionen handelte. 

Im neuen Jahr 1948 muss großer Wert darauf gelegt werden, auf den personellen 

und technischen Ausbau der Dienststellen und Kommissariate, 

um die Bekämpfung der antidemokratischen Kräfte und die Sicherung des 

Aufbaues der jungen Demokratie mit Erfolg durchführen zu können und 

damit von seiten des Dezernates K 5 ein wesentlicher Beitrag für die Wiederherstellung 

der Einheit Deutschlands geleistet wird.“ 

Die K5-Tätigkeit war noch überwiegend auf NS-Fälle, Auskünfte für 

Personalüberprüfungen, auf eigenständige Arbeiten für die Sowjets – einschließlich 

der zahlreichen Waffen-Funde – ausgerichtet. Es herrschte 

jenes politpolizeiliche Profil vor, das sich schon 1945 abgezeichnet hatte. 

1948 

Doch ab 1948 wurde die Polemik stärker und gegenwartsbezogener, ein 

Wandel im Aufgabenverständnis erkennbarer. Der Begriff „antidemokratische 

Kräfte“ wurde immer häufiger verwendet. Konstanten blieben besonders 

die Waffenfälle und die Attentate, während nunmehr Widerstand 

gegen Staatsgewalt nicht mehr „im einzelnen“ als Ermittlungsgrund diente, 

sondern für etwa jeden fünften registrierten Fall. Die K5-Tätigkeit für 

die SMA, wie sie für 1947 erwähnt wurde, wurde statistisch überhaupt 

nicht erfasst, es gibt aber eine beachtliche Zahl von Verfahren „Verbrechen 

gegen Besatzungsmacht/Verstöße gegen SMA-Befehle“, die häufig 

im Zusammenhang mit diversen SMA-Befehlen standen und die auch zu 

über 40 Prozent an Gerichte überführt worden sind.


175 

Im Jahresrückblick zur gesamten Thüringer Kriminalpolizei und zur 

„Straftatenklasse V“ ist die Rede davon, dass 

„das Schwergewicht der kriminalistischen Tätigkeit im Jahre 1948 auf 

den Schutz und die Sicherung des demokratischen Neuaufbaus gelegt ... 

(wurde). Zu erwähnen wären: 

Errichtung von 14 Grenzkriminaldienststellen (Schwarzhandel/ Spionage) 

Währungsreform, 

Wirtschaftsplan / Wirtschaftsverbrecher, Saboteure, Brandstifter, 

SMA-Befehl 240 (Säuberung der Polizei), 

Auflösung der Kriminalämter 

1948: 64 351 strafbare Handlungen bekannt, 37785 aufgeklärte (davon 21 

636 von Kripo), Straftatenklasse V 1603 Fälle (2,7 %) mit 94,6 % Erfolg 

(höchste Quote)“ 392 

Die Zahlen der Fälle sind nicht unbedingt identisch mit der Anzahl der 

darin betroffenen Personen, die wesentlich höher gewesen sein konnte. 

Die Aufklärungsraten zur „Tatgruppe 5“ für das Jahr 1948 fanden sich im 

Landespolizei-Jahresbericht 393 . 

Fälle aufgeklärt Erfolg 

Verbrechen gegen Menschlichkeit 115 98 85,3% 

Attentate 5 2 40,0 

Waffen/Sprengstoff 594 523 88,3 

Verstöße gegen Befehle der SMA 684 697 101,6 

Widerstand gegen Staatsgewalt 300 283 94,1 

Wenn hier sogar die Aufklärungsquote der SMA-„Verstöße“ größer ist als 

die Zahl der bearbeiteten Fälle, so mag dies Indiz dafür sein, dass solche 

K5–Statistiken nicht unbedingt eine pure Aussagekraft besitzen und dass 

hier auch ein gewisser Erfüllungsdruck herrschte. Unvollständig müssen 

die Zahlen ohnehin sein, denn K5-Leute betonten selbst, dass sich nur ein 

Teil ihrer Arbeit mittels konkreter, abgeschlossener Untersuchungsvorgänge 

nachweisen lässt. Jean-Baptist Feilen, der K5-Dezernatsleiter und 

Nachfolger Rothschus, stellte zur Jahreswende 1948/49 in diesem Sinne 

„fest, dass eine statistische Darstellung der K5-Arbeit, wie es bei den anderen 

Abteilungen möglich ist, nicht vorgenommen werden kann. Die Arbeit 

im K5 lässt sich nicht an der Erledigung der einzelnen Fälle messen.“ 

Insofern lag nicht nur die Zahl tatsächlicher Fall-Bearbeitungen höher, 

sondern sah das Spektrum vermutlich auch etwas anders aus, als die 

Statistiken es nahelegen. Das Tätigkeitsprofil lässt sich insofern nur 

charakterisieren, wenn man sowohl 1. Bedingungen und äußere Faktoren 

der K5-Aufgabenprofilierung berücksichtigt als auch 2. lokale, personale


176 

Realitäten zu beschreiben versucht, wenn man 3. die statistisch offiziellen 

Fälle und 4. die anderweitige (außerstatistische) Tätigkeit näher betrachtet. 

Für all dies stehen hier allerdings nur diverse verstreute Einzelindizien 

zur Verfügung. 

In den statistischen Monatsberichten 1948/49 spiegelt sich das offizielle 

Tätigkeitsspektrum des K 5 eingeschränkt wider. 394


177 

Hinzu kommen noch Attentatsfälle, die als fünfte Tatklasse ebenfalls ins 

Aufgabengebiet des K 5 gehörten. 1948 wurden fünf Attentate registriert. 

Von den 950 Thüringer Kriminalpolizisten gehörten ungefähr 90–120 zum 

örtlichen K 5 (in 22 Kriminalämtern) sowie weitere 15–30 zum K5-Landesdezernat. 

Damit war mindestens jeder siebte Thüringer Kriminalist bzw. 

jeder achte Kripo-Angestellte für die politische Polizei tätig. Wenn dagegen 

aber nur jeder fünfzehnte registrierte Kripo-Fall 1948 ein K5-Fall war, 

wurden pro K5-Angehörigen nur halb so viele Fälle registriert. 

Das größte Kriminalamt (Erfurt) hatte 18-19 Leute ins K5-Kommissariat 

gesteckt, ein größeres Kriminalamt (Eisenach) hatte dort 7, die durchschnittlich 

großen (Nordhausen) etwa 2–4 und die kleineren (Hildburghausen) 

1 Mitarbeiter. 395 Der prozentuale K5-Anteil am örtlichen Kripo- 

Mitarbeiter-Bestand konnte – soweit bekannt – um 12 % liegen (Hildburghausen, 

Nordhausen), aber auch 19 % (Meiningen) betragen. Angesichts 

damaliger Kriminalitätsquoten und im Querschnitt aller Straftat- 

Klassen war das – trotz aller Klagen – ein beachtlicher Anteil. 

Rahmenfaktoren für das K5-Aufgabenprofil von 1948/49 

Das Jahr 1948 war von vielfältigen SED-machtpolitischen, außenpolitischen 

und besatzungspolitischen Aktivitäten geprägt. 

Diese Aktivitäten, die hier nicht näher erörtert werden sollen, enthielten 

zahlreiche politische Schritte in folgenden Richtungen: volkseigener 

Sektor, Planwirtschaft, neue Zwangsformen gegenüber der Arbeiterschaft, 

Festschreibung (kriegswirtschaftlich entstandener) Verwaltungskompetenzen 

gegenüber der Wirtschaft, neue – ökonomisch 

unqualifizierte, dafür politisierte – Entscheidungsträger. Die Prozesse 

waren auch gefärbt von sozialpsychologischen Elementen, wie der 

Tatsache, dass (nach mehrjähriger Notwirtschaft) Eigentum und Werkzeug 

jetzt alte Stellenwerte zurückbekamen, deren subjektive Bedeutung 

höher als je war. Mit dem Wandel von der Not- zur Aufbauwirtschaft 

wurde auch die Zonenaufteilung zum bislang ungekannten 

Hemmnis, da traditionelle Wirtschaftsnetze zerstört waren. Durch 

sowjetische Vorstellungen von Politik und Wirtschaftspolitik wurde 

letzteres noch zusätzlich problematisiert. 

Zu einem neuen Schlüsselbegriff für das K5-Aufgabenprofil wurde vor 

allem die „Sabotage“ – als Diversion und Wirtschaftssabotage – vor dem 

Hintergrund einer engen Verquickung von wirtschafts- und machtpolitischen 

Aktivitäten. Der Druck in Richtung Sabotage-Verfolgung ging


178 

vorrangig von der SMA aus, wurde aber von deutscher kommunistischer 

Seite in eigenständiger Weise aufgegriffen und intensiv verfolgt. 

Die SMA-Befehle waren seit längerem überwiegend wirtschaftspolitische 

Befehle 396 , die SMA-Tätigkeit selbst war inzwischen stärker 

denn je auf ostdeutschen Wirtschaftsaufbau, Reparationen und staatswirtschaftliches 

Denken fixiert. Der Aufbau-Befehl 234 hatte nicht nur 

einen herausragenden Stellenwert in der SMA-Politik, sondern beinhaltete 

auch die Neuauflage des Befehls 160 mit hohen Strafen für Sabotage 

und Diversion. Vielfach belegt ist, dass die Sowjets inzwischen 

Druck dahingehend machten, dass statt NS-Taten die Sabotage-Akte 

geahndet und hoch bestraft werden sollten. 

Das Pendant zur SMA-Politik bildeten zahlreiche gleichgerichtete 

Aktivitäten von deutscher Seite, – z. B. im Juni 1948 der Zwei-Jahres- 

Plan, drei Monate später die Wirtschaftsstrafverordnung und die Kontrollkommissionen 

mit größter Machtbefugnis. 

Die Distanz zwischen wirtschaftlichem Soll und Ist musste laut sowjetischer 

Ideologie geradlinig übersetzbar sein in Sabotagestatistiken 

und Todesurteile. „Sabotage“ konnte infolgedessen kriminelle Handlungen 

ebenso erfassen wie politische Handlungen oder einfache Verweigerung, 

wie eigentums-politische Unliebsamkeit oder Ignoranz der 

neuen Zonengrenzen. Der traditionelle Großhändler konnte über Nacht 

als Groß-Wirtschaftsverbrecher gelten, der fahrlässige Brandverursacher 

als mutwilliger Aufbauzerstörer, der Flugzettelschreiber als antidemokratischer 

oder nazistischer Aufbaufeind. 

Die Sabotage war sowjetischerseits im Strafgesetzbuch definiert als 

„bewusste Nichterfüllung bestimmter Verpflichtungen 

oder deren vorsätzlich unzulängliche Erfüllung 

in der speziellen Absicht, die Macht der Regierung und 

das Funktionieren des Staatsapparates zu beeinträchtigen.“ 

Seitens der DVdI lehnte man sich an die sowjetische Definition an, im 

Sommer 1948 wurde kriminalpolizeilich erläutert: 

„Den Kampf aller Gegner gegen die wirtschaftliche und politische Entwicklung 

in der SBZ ... bezeichnen wir im allgemeinen als Sabotage, 

wofür das Sachgebiet K 5 zuständig ist. Jedoch ist dieser Begriff nur ein 

Sammelbegriff für die verschiedensten strafbaren Handlungen zum Schaden 

unserer Wirtschaft und politischen Entwicklung.“ 397 

Sowjets, SED-Politiker und Polizeiführer hatten auch die Politisierung der 

Wirtschaft – mittels Sabotagebegriff – übersetzt: 1. in eine Politisierung


179 

traditioneller 

Kriminalität 

und 2. in eine 

Kriminalisierungzonenübergreifender,kapitalistisch-betriebswirtschaftlicherHandlungen. 

Hinzu 

kam 3. dass 

politische Meinungsäußerungen 

und 

jegliche Kritik 

an den Inhabern 

der politischen 

Ämter 

ebenfalls als 

aufbauschädigend 

– und 

damit kriminell 

– ausgedeutet 

werden 

konnten. 

Das ideologische,angebliche 

Kardinal- 

Hemmnis eines 

rasanten Neuaufbaus – Sabotage und Diversion – wurde zum K5- 

Metier, – also zum Metier dessen, was stets als „Politische Polizei“ 

gegolten hatte und de facto noch immer als solche galt. 398 Damit erhielt 

das K 5 von oben her allmählich (und anfangs eher unauffällig) nicht nur 

ein neues Aufgabengebiet, sondern – geradezu zwangsläufig – auch 

- eine gewisse Schlüsselposition innerhalb der gesamten Kriminalpolizei 

und Polizei, 

- ein Aufgabenprofil, das sich mit fast allen anderen K-Gruppen 

(bzw. Kriminal-Tatgruppen) überschneiden konnte,


180 

- ein Aufgabenprofil, das weniger als zuvor aufs deutsche Strafrecht 

bezogen war (denn die Wirtschaftsstrafverordnung war kein Gesetz, 

das auf rechtsstaatlichem Weg entstand), 

- ein Aufgabenprofil, das Ermittlungen jenseits der Strafprozessordnung 

erforderte und provozierte und damit die Benutzung polizeilicher 

201-Sonderbefugnisse stabilisierte, 

- ein Aufgabenprofil, das der politischen Interpretation von Handlungen 

Vorschub leistete und das eine Vermischung von Polemik und 

Ermittlung heraufbeschwor. 

Die Schlüsselposition des K 5 war in den Kriminalämtern zunächst eher 

unterschiedlich ausgeprägt. Auf Landesebene aber war sie bald unverkennbar. 

Hier dürften eine Reihe von Vorgängen bearbeitet worden sein, 

in die der Innenminister und die Landespolizei-Chefs, die DVdI, die SED- 

Landesleitung, die LKK/ZKK oder Teile der Wirtschaftsverwaltung, die 

SMA oder der Ministerpräsident involviert waren. Es gab eine unmittelbare 

Informationsbeziehung zum Innenminister, welcher den Schriftverkehr 

über herausragende K5-Fälle in seinem Büro zu stehen hatte. 399 

Landes-Polizei-Chef Kröber stand mit dem K 5 in Kontakt, beispielsweise 

bei Weiterleitung von Vorfällen, die er von der SED mitgeteilt bekam (s. 

voriges Kapitel). In den Itting-Fall, der von der K 5 bearbeitet wurde, 

waren DVdI, Innenminister, Polizei-Chefs und SMA involviert. Im Dezernat 

K 5 gab es beispielsweise Theater um einen „ wichtigen Vorgang vom 18. 

Jan. 1949, der mit dem Ministerpräsidenten, Herrn Eggerath, zusammenhängt, 

(und) ... im Schreibmaschinentisch einer Stenotypistin zwischen dem 

Kohlepapier gefunden“ wurde. 400 Und auch die Tatsache, dass mancher 

Unwille anderer Polizisten gegenüber K5 ebenfalls nicht ausblieb, kann als 

Indiz für diese innerpolizeiliche Sonderstellung des K 5 gelten. 401 

Das praktische Verständnis von Sabotage ging zunächst in folgende Richtungen 

(entweder sanktioniert mit traditionellem Strafrecht oder aber als 

„Verstoß gegen SMA-Befehle“ deklariert): 

- die politische (=Widerstand gegen die Staatsgewalt oder – kombiniert 

mit NS-Bezug – Verbrechen gegen Menschlichkeit), 

- die wirtschaftskriminelle (=StGB-Straftatformen, die nicht ausschließlich 

gegen Privat gerichtet waren, z. B. Diebstähle in Betrieb/ 

Lager/Transport, Brandstiftung) 

- die „wirtschaftsverbrecherische“, – Nichterfüllung der Ablieferungspflicht, 

Betriebsverlagerung oder zonenübergreifende „Kom-


181 

pensation“ und Betriebsführung (=SMA-Befehle 160, 234 usw. 

sowie die noch rechtsgültigen Kriegswirtschaftsregelungen) 

Im Sommer 1948 wurde eine „Wirtschaftsstrafverordnung“ erlassen. (s. S. 

151) Für die Thüringer Justiz galt sie 1948/49 noch nicht als echter Strafrechtsbestand 

und auch die Struktur der registrierten K5-Vorgänge 

veränderte sich damit noch nicht eindeutig. Ihre Installierung aber verpasste 

der Drei-Gewalten-Teilung einen neuen Dolchstoß: – sie festigte 

eine starke, justizunabhängige ermittlungsrechtliche Position der Polizei 

(des K 5) und erweiterte außerdem die nichtpolizeiliche Strafprozess- 

Befugnis (=Kontrollkommissionen). (Eine Konstellation, an die übrigens 

das MfS später anknüpfen konnte, denn dieses wurde nach Polizei und 

Kontrollkommissionen zum dritten „staatlichen Untersuchungsorgan“.) 

Die Justiz ignorierte zwar die Wirtschaftsstrafverordnung weitestgehend. 

„Sabotage“ (nach SMA-Befehl 160) fand aber dennoch Eingang in die 

Gefilde der Thüringer Justiz. Barth und Pchalek, Landgerichtspräsident 

und Generalstaatsanwalt, sprachen davon, als sie sich im Oktober 1948 

Gedanken zur Bestrafung von Grenzpolizisten machten. Es ging darum, 

„ ... zu prüfen, ob der Befehl 160 SMA/D über Diversion und Sabotage 

eine Strafmöglichkeit zulässt. Unseres Erachtens kann dies in den Fällen 

bejaht werden, in denen ... er durch Verlassen des Postens selbst sabotiert, 

indem er ein sabotagemäßiges Verhalten anderer durch Tun oder durch 

sein Unterlassen fördern wollte. Zu denken wäre hierbei an die Fälle, dass 

ein Posten einen Dienstbereich verlässt, um illegale Ausfuhr oder Einfuhr 

von Wirtschaftsgütern, illegalen Zeitschriften oder anderem Material zu 

fördern. Dass in diesen Fällen eine strenge Bestrafung Platz greifen muss, 

bedarf keiner Hervorhebung.“ 402 

Die Zeit zwischen Sommer 1948 und Sommer 1949 könnte man als erste 

Startphase einer deutschen systematischen Sabotage-Jagd bezeichnen, – 

auch wenn der eigentliche Sturmangriff auf Privatkapital und Privatwirtschaft 

erst um 1950 stärker zum Tragen kam. 

Infrastruktur, Personalumfang und Personalkompetenz des K 5 waren völlig 

unzureichend für eine polizeiliche Umsetzung dieses ordnungspolitischen 

Anspruchs, der ab Sommer 1948 immer lauter erhoben wurde. Im 

Grunde war sogar die gesamte Kripo-Struktur, die 1947 aufgestellt worden 

war, unpassend. Nicht zufällig erklang der Ruf nach stärkstem K5- 

Personalaufbau. 

Aktivitäten zu Erweiterung von Personal, das man zur vermehrten Ahndung 

von Sabotage und Wirtschaftshemmnis einsetzen konnte, hat es ab 

Sommer 1948 in verschiedenerlei Richtung gegeben. Solche Erweiterun-


182 

gen mussten nicht zwangsläufig nur K5-Personalaufstockungen sein, sondern 

konnten auch außerhalb der regulären K5-Struktur gelegen haben: 

1. Seitens der DVdI wurden die Lösungsversuche hinsichtlich der unzureichenden 

Kripo-Infrastruktur im Juni 1948 so weit getrieben, dass 

man Spezialgruppen unter K5-Leitung vorschlug. (Diese wurden aber 

dann vermutlich nicht realisiert.) 

„Bildung von Spezialgruppen in folgender Zusammensetzung: 

Leitung der Gruppe und Kampf gegen Propaganda, Gerüchte usw. K 5 

Kampf gegen alle Gewaltverbrechen, gegen Menschen und Werke durch 

Brandstiftung, Sprengstoffanschläge, Betriebsunfälle usw. K 1 

Kampf gegen alle Wirtschaftsvergehen, Kompensationen, Betrug, Unterschlagungen, 

Fälschungen usw. K 3 

Kampf gegen Diebstähle aller Art K 2 

für die sich daraus ergebenden Fahndungsmaßnahmen usw. K 7.“ 403 

Für Thüringen wurden solche Kripo-Spezialgruppen im Anti-Sabotage- 

Kampf nicht vorgefunden und zumindest auf Kreisebene waren sie auch 

kaum realistisch, da sie 1. die Akzeptanz einer neuen Hierarchie voraussetzten, 

2. kaum ersichtlichen Nutzen versprachen und weil 3. örtliche K5- 

Mitarbeiter nur selten das nötige personale Format (gegenüber traditionellen 

Kriminalisten) gehabt haben dürften. 

2. Im Thüringer K5-Dezernat wurde die Arbeitsgruppen-Struktur auf die 

Situation zugeschnitten. Die Arbeitsgruppe C 2 war zuständig für wirtschaftliche 

Sabotage, C 3 für Widerstand gegen Staatsgewalt (politische 

Sabotage). Je nach Größe der Kommissariate spezialisierten sich 

Teile der örtlichen K5-Mitarbeiterschaft ebenfalls. Diese C-Struktur 

müsste etwa im Frühjahr 1948 auf Kommunalebene eingeführt worden 

sein, denn im Juni ist innerhalb der DVdI von Kontroll- und Instruktionsfahrten 

in diesem Zusammenhang. 404 

Anfang 1949 muss es dann auch noch Überlegungen gegeben haben, 

die Dezernat-K5-Arbeitsgruppe C 2 unmittelbar ins neue Kripo-Dezernat 

B einzufügen, welches 1948 im Zusammenhang mit einer Aufwertung 

von Wirtschaftskriminalität geschaffen worden war. 405 

3. Als wichtige Ergänzung zur Saboteurs-Suche betrachtete man SBZweit 

ab Mitte 1948 vor allem den Betriebsschutz. Ulbricht hatte schon 

im Herbst 1947 gefordert, dass die zuständigen Polizeiorgane zur Verhinderung 

von Sabotage unbedingt „Vertrauensleute“ in den Betrieben 

haben müssten. 406 Für November 1948 berichtete das Thüringer LKA 

an die DVdI: 

„Sachbearbeiter des K 5 hatten in großen und wichtigen Betrieben mit den 

Betriebsgruppen Fühlung aufgenommen und somit die Arbeiterschaft ver-


183 

anlasst, durch ihre Mithilfe und ihr Dazutun zu verhindern, dass Betriebsverlagerungen 

oder sonstige Sabotageakte ausgeführt werden.“ 407 

Im Herbst 1949 gab es – laut Thüringer Innenministerium – Betriebswachen 

für 890 Betriebe, mit insgesamt 2055 Leuten. Aufgrund beobachteter 

Vorfälle übergaben diese immerhin 73 Personen an die Kriminalpolizei, 

vermutlich teilweise direkt ans K 5. Bei einigen Betriebswachen 

handelte es sich um Schutzpolizisten. De facto könnte man gleichzeitig 

von einer indirekten Erweiterung der K5-Zuarbeit sprechen. 

Besonders Ende 1949 wurden Arbeiter aufgrund von politischen 

Äußerungen am Arbeitsplatz an die Polizei gemeldet bzw. übergeben, 

wie folgende Beispiele belegen: 

„Durch die Betriebswache des VEB Werk Ruppersdorf Kreis Altenburg 

wurde der 26-jährige Betriebsschlosser Hans Krause als Täter von nazistischen 

Propagandaparolen, die mit weißer Kreide in der Hauptwerkstatt 

des Betriebes angeschrieben hat, ermittelt. Nach der Meldung an die 

Kripo wurde der Betriebsschlosser verhaftet. Die Parolen lauteten: 

Lieber ein Adolf aus Berchtesgaden, als ein Pieck von Stalins Gnaden. 

Akord ist Mord (von Thälmann). 

Wir wollen unsere Freiheit wieder haben. 

Der Friede sichert die Zukunft unserer Kinder. (das K war verwischt und 

durch ein R ersetzt).“ 

In der Pößnecker Schokofabrik Berger „wurde an eine Tür ‚Heil Hitler’ 

angeschrieben. Der Betriebswache gelang es, den Täter, einen Arbeiter des 

Betriebes, zu stellen und zu überführen. Bei seiner Festnahme äußerte sich 

der Täter: ‚Ihr Arbeiterverräter, ihr gehört schon alle längst aufgehängt.’ 

Er wurde sofort aus dem Betrieb entlassen und der Kripo übergeben.“ 

4. Im Sommer 1948 wurden SBZ-weit Kontrollkommissionen mit außerordentlichen 

Machtbefugnissen installiert. Die Kontrollkommissionen 

hatten – auf der Ebene aller SBZ-Länder – die Kompetenz bekommen, 

Strafverfahren einleiten zu lassen und deren juristische Verfolgung zu 

fordern und zu kontrollieren. 409 Da ihre Tätigkeit auch an konfiszierten 

Summen von Wirtschaftskapitel gemessen wurde, lagen solche 

Strafverfahren prinzipiell in ihrem Interesse. Zur Ausführung polizeilicher 

Handlungen im Auftrage der Kontrollkommissionen (auch der 

Berliner) kam das K 5 in Frage. 

Zu einem einflussreichen Mitarbeiter der Thüringer Landes-Kontrollkommission 

wurde im Herbst 1948 Friedrich Rothschu ernannt, – der 

bisherige oberste K5-Mann (Dezernatsleiter) in Thüringen. Noch während 

seiner K5-Amtszeit hatte er mit dem Berliner K5-Chef Ernst


184 

Lange im „vertraulichen“ Gespräch über Enteignungsfragen gestanden. 

410 (Auch Ernst Lange wechselte übrigens dann in Berlin vom K5- 

Chefposten zur (Zentralen) Kontrollkommission.) 

Die Tätigkeit der Kontrollkommissionen wurde unsererseits nicht näher 

untersucht, so dass Praxis und Wirkung der Zusammenarbeit LKK 

– K 5 hier nicht eingeschätzt werden können. Angesichts der Personalkontinuität 

von Lange und Rothschu stellt sich allerdings die Frage, 

inwieweit auch die Kontrollkommissionen als zweite Politische 

Polizei gelten können. 

Aufgabenprofil, Handlungsdruck und Handlungsspielraum für das K 5 

waren – im ganzen gesehen – also ab Mitte 1948 von außen her stark 

erweitert worden. Diversion und Wirtschaftssabotage waren ein großes 

neues Paar Schuhe, in das das K 5 nun hereinwachsen konnte und sollte. 

Handlungsdruck erzeugten die Kritiken der Sowjets und die lauten Kritiken 

der SED-Spitze. Von beiden Seiten kam der Vorwurf, dass das K 5 fast 

keine Beiträge zur Verfolgung der West-Ost-Sozialdemokratie liefere. 

Noch Anfang 1949 waren die Schuhe größer als die Schritte, die die K5- 

Leute einstweilen gingen. Das brachte zumindest der neue K5-Dezernatsleiter 

und Rothschu-Nachfolger Jean-Baptist Feilen in ausführlichen Worten 

gegenüber der Thüringer Kripo-Elite deutlich zum Ausdruck. Dabei 

interpretierte er das eigene erweiterte Sabotage-Täterprofil einfach zu 

neuen „Gegner“-Methoden um: 

„Als Hauptaufgabe des K5 ist die Sicherung der Demokratie und die Abwehr 

aller Maßnahmen der Feinde der Demokratie und des demokratischen 

Aufbaues anzusehen. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit besonders 

darauf lenken, dass sich die Methoden des Gegners im Kampf gegen unseren 

Aufbau und Staatsapparat im Laufe des Jahres 1948 geändert haben. 

Aus unorganisierten Handlungen in den Jahren 1945, 1946 und auch noch 

1947 stellte sich im Jahre 1948 eine bessere Organisation des Gegners 

heraus. Wir stoßen immer mehr auf solche Fälle, in denen festgestellt 

wird, dass es sich nicht um willkürliche Handlungen eines Menschen handelt, 

sondern dass die Arbeit des Gegners von zentraler Stelle aus gelenkt 

wird. In dieser Richtung spielt das Ostbüro der SPD, der Schumacher- 

Partei, für uns die Hauptrolle. 

Wenn aber der Gegner seine Methoden geändert hat, dann müssen wir 

feststellen, dass wir unsere Methoden nicht geändert haben, und es ist 

unsere Aufgabe, schnellstens unsere Methoden denen des Gegners anzupassen. 

Unsere vorbeugende Arbeit muss derart sein, dass sie jede nur 

mögliche Methode des Gegners von vornherein in Rechnung setzt, und wir


185 

in der Lage sind, jeder neuen Methode sofort zu begegnen und entsprechend 

zu reagieren. 

Wenn wir unsere Aufgaben so betrachten, dann müssen wir mit unserer 

Arbeit unzufrieden sein, und das ist Anlass genug, selbstkritisch und 

streng nachzudenken, und zu versuchen, uns neue Arbeitsmethoden anzueignen. 

Das alleine genügt aber nicht. Die Durchführung neuer Methoden erfordert 

auch die Ausbildung und Durchbildung unserer Organe. Wir müssen 

in der Lage sein, die geeigneten, qualifizierten Methoden im Kampf gegen 

einen qualifizierten Gegner anzuwenden, und das bedeutet, daß unsere 

Organe qualifiziert werden müssen. Sie sind nämlich durchaus nicht so 

qualifiziert, dass wir auf alle Dinge, die seitens des Gegners an uns herangetragen 

werden, schnell und richtig reagieren können. 

Die Arbeit im K5 erfordert eine hohe Qualifikation; das liegt im Wesen der 

Sache und in der Aufgabenstellung. 

Kollege Feilen vertritt die Ansicht, dass wir ernsthaft unsere organisatorische 

Arbeit untersuchen und prüfen müssen, inwieweit wir sie ändern 

müssen und verbessern könnten. ... 

Die Linie mag noch so richtig sein und so gut, wenn wir nicht in der Lage 

sind, organisatorisch den Kader von Menschen zu schaffen, dann wird es 

immer Theorie sein. Nachdem eine Idee gegeben worden und die richtige 

Lösung einer Frage gefunden worden ist, hängt der Erfolg der Sache von 

der organisatorischen Arbeit ab, von der Organisation des Kampfes für 

die Durchsetzung der Parteilinie. Wenn die Dinge so sind, dann entscheidet 

die Organisationsarbeit alles, auch das Schicksal der Linie selbst, ihre 

Durchführung oder ihr Scheitern. ... 

Kollegen Feilen lehnt an die Ausführungen von LKD (Landeskriminaldirektor) 

Jungnickel hinsichtlich des Schutzes der volkswirtschaftlichen 

Betriebe an und führt aus, dass durch die Arbeit der Kriminalpolizei der 

volkseigene Sektor nicht nur gestützt, sondern darüber hinaus erweitert 

werden muss. Alle Feinde des demokratischen Aufbaus, alle privatkapitalistischen 

Kräfte, die sich nicht in unsere demokratische Ordnung 

einfügen wollen, müssen ihres Besitzes enteignet werden. Wir müssen all 

diesen Feinden die materielle Basis nehmen. Mit der sie aufgrund ihrer 

Einstellung den Feinden des demokratischen Aufbaus Unterstützung und 

Voraussetzungen geben, gegen uns aufzutreten.“ 

Auch wenn Handlungsrahmen und Kritik größer geworden waren als 

mancherorts die Qualität und Quantität des K 5, so konnten sich allemal 

Sonderstatus, Renommee des K 5 und die „Normalität“ politischer Strafargumentation 

entfalten. Sabotage-Verfahren konnten so vielfältig aus 

dem Geschehen jener Tage herausgegriffen werden, dass K5-Leute den


186 

Kritikern, die nach „Schumacheragenten“-Festnahmen riefen, anderweitige 

Ergebnisse gegenüberstellen konnten. So konnte das K 5 beispielsweise 

mit der Festnahme der Südostthüringer Familie Itting Ende 1948 in 

mehrerlei Richtung Staat machen, denn aus K5-Sicht waren sie sozialdemokratisch 

aktive NS-Nutznießer mit großem sequestrierbaren Vermögen. 

Der Fall zeigte aber auch, dass das Justizgefüge noch immer ein starker 

Gegenpol für politpolizeiliches Handeln sein konnte. Denn es gab ein 

langwieriges Hin und Her zwischen juristischem Freispruch und polizeilicher 

(sowjetisch gewünschter) Wiederinhaftnahme, das erst 1950 in 

einem politischen Strafurteil im Sinne von SMA und SED endete. 411 

Das K 5 konnte aus dem großen (und wachsenden) Potential möglicher 

Saboteure und Diversanten Fälle herausgreifen – nach Gesichtspunkten 

der Opportunität, nach bekannter Täterschaft, Enteignungschancen und 

Belastungszeugen, nach Öffentlichkeitswirksamkeit und nach den Chancen, 

die Justiz mehr und mehr in politische Handlungszwänge zu setzen. 

Ein größerer Teil der Fälle wurde sicherlich von außen – von ZKK und 

LKK, von Innenminister und Betriebswachen, von SMA und SED – an 

das K 5 herangetragen. Diese Fälle wurden vermutlich überwiegend auf 

Landesebene, im K5-Dezernat bearbeitet. Dabei agierte man eher gegen 

namentlich bekannte „Tatpersonen“ und weniger durch eigentlich kriminalistische 

Tatermittlungen. 

Während für die DDR-Anfangsjahre zahlreiche Enteignungs-Strafverfahren 

gegen Zonenflüchtige bekannt sind (s. S. 257 ff.), spielte dies für die 

K5-Tätigkeit 1948/49 noch keine Rolle. Dahingehende Überlegungen und 

Vorschläge hat es zwar gegeben, doch sofern nicht zusätzliche Anhaltspunkte 

existierten, wurde das von Polizeioffizieren vorerst abgelehnt: 

„Es wird die Frage gestellt, welche Mittel gegen Leute ergriffen werden 

können, bei denen man sicher ist, dass sie demnächst zonenflüchtig werden 

können, denen man jedoch keinerlei strafbare Handlungen nachweisen 

kann. 

Kollege Feilen erklärt ihm, dass hier eine Lücke vorhanden ist und auf 

diese Frage keine Antwort erteilt werden kann. Eine Aussprache mit der 

entsprechenden Stelle im Justizministerium, die den Erlass eines diesbezüglichen 

Gesetzes ermöglichen sollte, verlief negativ. Auch die Partei 

lehnt ein derartiges Gesetz aus politischen Gründen ab. Jeder hat das 

Recht, seine Möbel zu verkaufen.“ 412 

Im Ganzen gesehen blieb aber die Bewertung vom antidemokratischen 

Handeln, von Gegnern und Sabotage auch für SED-nahe Polizisten eine 

mehrdeutige Angelegenheit. Unterschiede zwischen Landes- und Lokal-


187 

ebene sowie örtliche Verschiedenheiten im Arbeitsalltag und Selbstverständnis 

waren damit geradezu vorprogrammiert. 

K5-Alltag in verschiedenen Thüringer Grenzkreisen (1948) 

Die Umsetzung des Kriminalitätsprofils auf die lokale K5-Mitarbeiterschaft 

hatte eine entsprechende Spannbreite. Sie reichte von denen, die ihr 

Arbeitsfeld bislang von Waffenbesitz-Fällen her definierten, förmlich 

überrollt wurden und unter Dauerkritik gerieten, bis hin zu jenen, die nur 

allzugern mit Sonderstatus und Konspiration liebäugelten und sich mit 

Vorliebe in eine offensiv-ideologische Feindargumentation hineinretteten. 

Mit Personalaufstockungen kam außerdem neues örtliches K5-Personal, 

das kaum Bezug zu vorherigen Aktivitäten hatte, auf örtliche Kompetenzen 

angewiesen war und eine Spannbreite von Passivität bis Ideologisierung 

einbrachte. 

Den wohl aussagekräftigsten Einblick in das, was man als K5–Dienstalltag 

bezeichnen könnte, ermöglicht der Bericht einer Rundreise von 

DVdI-Kripo-Leuten durch die Kriminalämter Thüringens. Er zeigt ein 

Situationsbild vom Herbst 1948. Dabei handelt es sich in allen Fällen um 

K5-Kommissariate, zu deren Tätigkeitsgebiet der Zonen-Grenzraum 

gehörte. Der Alltag hier wurde deshalb vermutlich stärker durch die polizeiliche 

Arbeit gegen Grenzgänger und Grenzhändler als gegen „Saboteure“ 

gekennzeichnet. Insgesamt ist aber unverkennbar, wie stark das Profil 

des K5-Alltags – bzw. der Eindruck der Visitatoren davon – durch den 

individuellen Charakter des Personals charakterisiert war. 

Der anschauliche Bericht 413 über die K 5 in Thüringens Grenzkreisen ist 

hier deshalb besonders ausführlich wiedergegeben: 

„Eisenach ... In Anbetracht der nahen Grenze wurde die Arbeit des 

Komm. K 5 einer besonderen Berücksichtigung unterzogen. Der als Leiter 

dieses Komm. eingesetzte Krim.sekr. Braun besucht z. Z. die Kreisparteischule 

der SED. Als sein Vertreter wurde der 22jährige Krim.-Oberass. 

Jonen beauftragt. Das gesamte K 5 ist besetzt mit 7 Mitarbeitern, die Sollstärke 

beträgt jedoch 14 Stellen. Bemerkenswert erscheint, dass seit April 

d. J. eine Schreibkraft im K 5 beschäftigt ist, von welcher bekannt ist, dass 

sie die Verlobte eines LDP-Bürgermeisters eines kleineren Ortes aus der 

Umgebung von Eisenach ist. 

Freiwillige Mitarbeiter in Betrieben und Verwaltung stehen dem K 5 ausreichend 

zur Verfügung. 

Die am häufigsten zur Bearbeitung gelangenden Fälle sind unbefugter 

Waffenbesitz. Außerdem werden alle illegalen Grenzübergänger, welche 

im Bereich der K.D. festgenommen werden, dieser zugeführt und nach


188 

Überprüfung der Person und der Gründe des Grenzübertritts karteimäßig 

erfasst. Im Bereich der KAST Vacha wurden in letzter Zeit Anzeichen von 

Bildung illegaler Organisationen festgestellt, es wurde dazu der befähigste 

K 5 Mitarbeiter nach dort abgestellt. Die Ermittlungen in diesem 

Vorgang sind jedoch noch nicht abgeschlossen. 

Im Allgemeinen leidet die Arbeit des K 5 an fehlender Beweglichkeit durch 

schlechte Kraftfahrzeugausstattung. Außerdem macht sich ein starker 

Mangel an qualifizierten Fachkräften bemerkbar. 

Die Unterstützung des Komm. K 5 durch die Kreisleitung der SED ist nach 

Ansicht der K 5 Mitarbeiter als schwach zu bezeichnen. Es wird dabei 

Arbeitsüberlastung vorgeschützt. Die Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht 

wird im allgemeinen als gut bezeichnet. 

Die Mitarbeiter des Komm. K 5 machen einen günstigen Eindruck, jedoch 

fehlt bei manchen noch die rechte fachliche Grundlage, da manche Leute 

erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit Mitarbeiter des K 5 sind. ... 

Hildburghausen ... “So arbeitet der Sachbearbeiter K 5 mit mehreren 

Sachbearbeitern des Komm. K 1 und K 2 in einem Raum gemeinsam. Dabei 

ist nicht zu vermeiden, dass Beschuldigte oder Zeugen, welche durch 

die K 1 und K 2 vernommen werden, Einblick in die Arbeit des K 5 bekommen, 

auch ist die politische Zuverlässigkeit der anderen Kollegen 

nicht so gegeben, dass die unbedingte Geheimhaltung der K 5 Arbeiten 

gewährt ist. ... 

Das gesamte K 5 Arbeitsgebiet wird von dem Krim.-Ass. Marr bewältigt. 

Trotz guter fachlicher Kenntnisse und fester politischer Grundlage können 

die anfallenden Vorgänge von ihm nicht erschöpfend bearbeitet werden. 

Im Kreis. H. macht sich eine starke Agententätigkeit bemerkbar, (drei 

Festnahmen von CIS-Agenten 414 ) ferner wurden Untergrundbewegungen 

und Sabotageakte festgestellt. (Treibriemendiebstahl, böswillige Nichterfüllung 

der Ablieferungspflicht, Brandstiftung, Betriebsverlagerung, Bemalung 

mit Antisowjetparolen, Schumacherflugzettel) Trotzdem diese 

Vorgänge dem LKA Thüringen und dem K.A. Gotha bekannt sind, wurde 

dem hiesigen K 5 Sachbearbeiter lediglich ein Mann vom K.A. Gotha zur 

Verfügung gestellt, welcher für K 5 Angelegenheiten in keiner Weise geeignet 

erscheint. Von seiten des KPA-Leiters wurde dem K 5 Sachbearbeiter 

keinerlei fühlbare Unterstützung zuteil, so dass er allein auf sich 

angewiesen, seinen verantwortungsvollen Posten versehen musste. Krim.- 

Ass. Marr bemüht sich auch um eine gute Zusammenarbeit mit der Partei, 

jedoch ist diese nicht immer befriedigend. Der Grund ist darin zu suchen, 

dass führende Leute der Verwaltung, z. B. der Landrat Faust gleichzeitig 

im Kreissekretariat der Partei sitzt. Faust gilt als mit Schumacher zumindest 

sympathisierend, er versuchte z. B. einen früheren Rechtsbeistand, 

welcher als langjähriges Mitglied der NSDAP von der Justiz abgelehnt


189 

war, als Kreisprüfer in sein Landratsamt einzubauen, ebenso ist bekannt, 

dass Faust gesellschaftlichen Verkehr in Kreise der LDP sucht. 

Bemerkenswert ist ferner, dass der Landtagsabgeordnete Lotz, SED jetzt 

Referatsleiter Abt. Land und Forst in der DWK versucht, ein ehemaliges 

Mitglied der SS, Dürkopp, als Mitarbeiter in seine Abteilung einzubauen. 

Unter diesen Umständen ist die Hilfe, welche das Komm. K 5 von der Partei 

erhält, äußerst problematisch zu werten. Eine Überprüfung der Angelegenheit 

durch K 5 ist im Gange, jedoch wäre auch von höherer Stelle eine 

Überprüfung erforderlich. 

Im allgemeinen muss gesagt werden, dass die Verhältnisse im Grenzgebiet 

Hildburghausen einer schnellen und grundlegenden Änderung in Bezug 

auf ordnungsgemäße Durchführung von K 5 Arbeit bedürfen. Es ist dringend 

erforderlich, dass der fachlich und politisch als sehr gut erscheinende 

Krim.-Ass. Marr baldigst gute fachliche Mitarbeiter erhält... KfZ, 

Nachrichtenverbindung. ... 

Meiningen ... Die Zusammenarbeit mit der Justiz ist nicht zufriedenstellend, 

hier fehlt von Seiten der Justiz das Verständnis für die Arbeit der K 5 Leute. ... 

Im Komm. K 5 kann von einer einheitlichen Leitung durch einen besonders 

dazu (befähigten) Sachbearbeiter nicht gesprochen werden. Fast alle 

Mitarbeiter des K 5 sind erst kurze Zeit dort eingesetzt. Die Leitung der 

gesamten Arbeit liegt in den Händen des Dienststellenleiters Komm. 

Winklers. Zur Zeit sind 4 Krim.-Angest. und eine Schreibkraft für die anfallenden 

Arbeiten eingesetzt. Diese bestehen zum größten Teil aus Waffendelikten 

und der Untersuchung illegaler Grenzgänger. Untergrundbewegungen 

sowie Hetzflugschriften sind bisher noch nicht bemerkt worden. 

Eine vorbeugende überwachende Arbeit wird von Leuten des K 5 

noch nicht durchgeführt, jedoch sind Vertrauensleute in den Betrieben 

vorhanden. Im ganzen gesehen macht das K 5 nicht den Eindruck besonderer 

Initiative, was sich durch das Fehlen eines geeigneten Leiters begründen 

lässt, da Dienststellenleiter Winkler sich trotz allen guten Willens 

nicht ausschließlich um K 5 kümmern kann. ... 

Mühlhausen ... Zur Arbeitsgruppe K 5 ist zu sagen, dass der Leiter derselben, 

Krim.-Sekr. Ramm, als parteiverbunden zu betrachten ist, aber 

seine geistigen Fähigkeiten niemals den Anforderungen eines K 5 Sachbearbeiters 

entsprechen. Persönliche Initiative und besondere Tatkraft fehlen 

bei ihm vollkommen. Nach seinen Angaben sind bisher im Kreisgebiet 

nur ein Fall von SPD-Flugblattverteilung bekannt geworden, die Täter 

sind nicht ermittelt worden. Nach seinen Angaben wurden bisher keine 

weiteren Anzeichen von Schumacheragenten und anderen Agenten festgestellt. 

Die Zusammenarbeit mit der Kreisleitung der SED ist schlecht, eine 

Zusammenarbeit wird zwar nicht abgelehnt, jedoch macht sich eine hemmende 

Tendenz bemerkbar.


190 

Nordhausen ... Unter besonders schwierigen Verhältnissen arbeitet das 

Komm. K 5. Der Leiter desselben, Krim.-Sekr. Roth besitzt eine starke 

politische Grundlage, welche auch in besonderer Einsatzbereitschaft zum 

Ausdrucke kommt. Auch seine fachlichen Eigenschaften müssen als gut 

bezeichnet werden. Die anderen 3 Mitarbeiter besitzen wohl die politische 

Grundlage, sind aber in fachlicher Hinsicht etwas schwach. Die Zusammenarbeit 

mit der Kreisleitung der SED weist viel Lücken auf. Es herrscht 

in der Partei die Tendenz, gewisse Vorgänge innerhalb der Partei, welche 

unbedingt von K 5 bearbeitet werden müssten, auf breiter Parteigrundlage 

zu klären. K 5 erhält von solchen Vorgängen keine oder sehr verspätete 

Mitteilung, sodass ein weiteres Vorgehen unmöglich gemacht ist. (Siehe 

Anlage) Die Kreisleitung versucht, die Kriminalpolizei in ein Abhängigkeitsverhältnis 

zu bringen, welches sich schädigend auf die politische Arbeit 

auswirken könnte. Der Kreisleiter Schwager wird einmütig als politisch 

stark und einwandfrei angesehen, jedoch sagt man ihm nach dass er 

sich, vornehmlich von den in der Anlage genannten Genossen leicht beeinflussen 

lässt. 

Im Kreisgebiet Nordhausen macht sich eine starke Schumachertätigkeit 

bemerkbar, die sich insbesondere durch Flugblätter sowie westlich lizenzierte 

Zeitungen in Kleinformat (Telegraf, Neue Zeitung) zeigt. Auch Anzeichen 

von Untergrundbewegungen werden z. Z. beobachtet. 

Besonders begünstigt werden diese Tatsachen dadurch, dass Nordhausen 

keinerlei Straßenbeleuchtung besitzt, zum anderen der Personalbestand 

von 4 Mann für ein Kreisgebiet von 152 000 Einwohnern mit 104 Ortschaften 

als nicht ausreichend angesehen werden muss. Eine vorbeugende 

operative Fahndung ist deshalb vollkommen unmöglich. ...“ 

Obschon es diverse Unterschiede im grenzstädtischen Kommissariats- 

Alltag – untereinander sowie im Vergleich zum Weimarer K5-Dezernat 

und zum relativ großen Erfurter Kriminalamt – gegeben hat, lässt sich 

sicher verallgemeinernd sagen, dass das K5-Tätigkeitsprofil sowohl 1. aus 

statistisch erfassten Fällen bestanden hat als auch 2. aus anderweitigen, 

nichtregistrierten Tätigkeiten. Wie oben gezeigt, waren die K5-Fälle 

(außer Attentate, die zwangsläufig registriert wurden) immerhin mit so 

hohen Aufklärungsquoten und so vielen Justiz-Übergaben verzeichnet, 

dass nur ein sehr hoher Anteil „bekannter Täter“ denkbar ist.


191 

Anhaltspunkte zum K5-Tätigkeitsprofil (1948 – Mitte 1949) 

Was konnte sich hinter den fünf Tatbestands-Klassen mit über 2700 registrierten 

Verfahren verbergen, die die Thüringer K5-Leute 1948/49 offiziell 

erfasst, bearbeitet und abgeschlossen hatten? 

Eine Beurteilung ist nicht unproblematisch, da 1. die Statistik nicht alle 

Arbeitsvorgänge des K 5 beinhaltete, 2. eine Vielfalt von Vorgängen in 

vier (nicht unbedingt adäquate) Tatgruppen eingeordnet wurde und 3. die 

Erfassungen entweder nach Sachinhalt oder aber nach Arbeitsgruppe des 

Bearbeiters vorgenommen worden sein konnten. Ein Erklärungsversuch, 

soweit machbar, soll dennoch angeboten sein: 

„Verstöße gegen SMA-Befehle“ 

auch: „Verbrechen gegen Besatzungsmacht“, „Verstöße gegen Besatzungsbehörde“ 

oder „sonstige Verstöße gegen Besatzungsmacht“ 

In dieser Tatgruppe, die in den Quellen verschiedene Bezeichnungen hat, 

wurden etwa 40 Prozent aller K5-Vorgänge von 1948/49 registriert. 1948 

schlossen die Thüringer K5-Stellen hier monatlich etwa 50 Neufälle ab, 

im ersten Halbjahr 1949 monatlich 60–70 Fälle, so dass zwischen Anfang 

1948 und Spätsommer 1949 von rund 1100 Verfahren die Rede ist. 

Merkwürdig ist die hohe Aufklärungsquote der Straftat-Klasse “SMA- 

Verstöße“ von über 100%. Das spricht für Erfolgsdruck, statistische Frisierung 

und bekannte Täterschaft/nichtermittelte Strafanzeigen. 

Der Anteil der – laut Statistik – an Gerichte übergebenen Fälle betrug 

immerhin zwei Fünftel, 40 Prozent, aller Fälle. Diese Relation schließt im 

Grunde aus, dass diverse Einzelaufträge, Fahndungen und Hilfsdienste für 

MGB-Stellen oder Kommandanturen hierin statistisch erfasst wurden, 

sondern nur (mit Positivergebnis) abgeschlossene Vorgänge. 

Etwa jeder elfte registrierte K5-Fall dieser Tatgruppe wurde an die SMA 

übergeben, dieser Anteil ist auch etwa so hoch wie die SMA-Übergaben 

in den Waffenbesitz-Fällen. 

Im Grunde konnten in diese Tatgruppe alle Verfahren eingeordnet werden, 

deren Verfolgung von den Sowjets gewünscht war (außer den „Auftragsangelegenheiten“: 

Waffenfunde und NS-Verfolgung, die beide gesondert 

erfasst wurden, s. unten). Denn der Besatzungsstatus beinhaltete, dass die 

SMA von der Polizei (auch der Ortskommandant vom Kreispolizei-Chef) 

jederzeit verlangen konnte, dass SMA-Befehlen ordnungsrechtlicher 

(polizeilicher) Nachdruck verliehen wurde. Darüber hinaus oblag es der 

Besatzungsherrschaft, die Ausführung bestimmter SMA-Befehle oder 

Einzelbefehle einfach an deutsche Stellen zu übertragen. Das Spektrum


192 

der Fälle, die „politisch“ und/oder „kriminell“ verstanden wurden, konnte 

äußerst vielfältig sein und u. a. folgendes enthalten: 

Spionage (deren endgültige Klärung und Entscheidung beanspruchten 

die Sowjets und das MGB allerdings ausschließlich selbst), 

antisowjetische Äußerungen, 

Sabotage, 

Hilfe für desertierte Rotarmisten, 

Nichterfüllung festgelegter Ablieferungssölle 415 , 

unerlaubte Grenzgängerei, 

Nichtbefolgung befohlener Maßnahmen und Aufträge in nahezu 

allen Wirtschaftszweigen, Fehlverhalten bei befohlenen Meldungen 

und Berichten an die Sowjets, Fehler bei Auftragserfüllung 

(z.B. auch durch Handwerker) etc., 

Vergehen an sowjetischem Besitz bzw. an beschlagnahmten Gütern 

(Klärung konnte auch durch andere K-Kommissariate erfolgen). 

Fälle dieses Spektrums konnten vom MGB selbst oder vom K 5 (seltener: 

anderen Kriminal-Kommissariaten) bearbeitet worden sein, wofür nicht 

zuletzt undefinierte Kompetenzen und personal-lokale Unterschiede eine 

Rolle spielten. 

Die genannte Spannbreite der Verstöße und Verbrechen konnte noch 

breiter gewesen sein und umfasste verschiedenartige Facetten, die entweder 

besatzungsrechtlich/militärpolizeilichen Charakter, eher wirtschaftlich-zwangsetzenden 

oder aber gesinnungsbestrafenden Charakter haben 

konnten. Wie deren Relation und folglich der Charakter des K5-Alltags 

tatsächlich aussahen, könnte also nur der Blick auf die Einzelfälle zeigen, 

den wir allerdings nicht anbieten können. 

Eine Reduktion der 1100 Fälle auf politische Verfolgung wäre wohl mit 

Sicherheit ebenso falsch wie eine Verharmlosung der K 5 in Richtung 

militärpolizeilicher Rechtsdurchsetzung. Diese Tatgruppe müsste immerhin 

auch diejenigesein, in der alle Verfahren der K5-Stellen „C 2 – 

Wirtschaftssabotage“ registriert worden sein müssen. 

Da zwischen Untersuchungsvorgang und Gerichtsprozessen üblicherweise 

Monate vergingen, ist es denkbar, dass in der 1949er K5-Statistik auch 

Fälle auftauchten, die dann zu den ab 1950 einsetzenden Strafprozessen 

zu zählen wären. In der letzten Quartalsstatistik 1948 des Thüringer 

Generalstaatsanwalts sind 40 Sabotage-Fälle als Eingänge (und eventuell 

Übergaben von der K5) verzeichnet. 416 

Ein Teil der Übergaben an die Gerichte konnten „Wirtschaftsverbrechen“, 

Interzonenhandel (Kompensation), Grenzgänger-Schwarzhandel und dgl.


193 

betreffen, zumal dieser Personenkreis nach Festnahme und Zuführung zu 

den Grenz-Kriminalstellen den örtlichen K5-Mitarbeitern übergeben 

wurden. 

b. Waffen- und Sprengmittelbesitz: 

Beim Blick auf die K5-Statistiken 1948/49 fällt der große Umfang, den 

der Waffenbesitz aus der Zeit des Hitler-Regimes spielte, sofort ins Auge. 

Die knapp 1000 Fälle, die bis Mitte 1949 als Neufälle benannt wurden, 

umfassen gut 35 Prozent aller registrierten K5-Vorgänge. Es ist denkbar, 

dass der reale Arbeitsanteil für viele K5-Kommissariaten so hoch oder 

sogar noch höher war, während beim LKA-Dezernat eher die anderen 

Tatgruppen landeten. 

Auch bei dieser Tatgruppe handelte es sich – seit den ersten Besatzungstagen 

– um eine „SMA-Auftragsangelegenheit“. Die Alliierten hatten komplette 

Entmilitarisierung und allgemeines Waffenverbot verhängt, – eine 

Befehlslage, die durchaus im Sinne einer öffentlichen Ordnung und 

Sicherheit der Thüringer lag. Selbst die Polizeiführung benötigte für jede 

Dienstwaffe eine sowjetische Genehmigung und durfte beschlagnahmte 

Waffen nicht selbst behalten. Diese Waffen mussten – häufig zur Unzufriedenheit 

der schwach bewaffneten Thüringer Polizei – unmittelbar an 

sowjetische Stellen abgeliefert werden. Schon im Sommer 1945 hat es 

eine solche Aufgabenübertragung an die deutsche Polizei gegeben. Auch 

alle Staatsanwälte waren, sofern sie davon erfuhren, „gehalten, der SMA 

über jeden Waffenfund zu berichten“ 417. 

Ablieferungsstellen befanden sich auf den örtlichen Kommandanturen. 

(Ob es ein SMA-intern organisiertes Sammel- und Info-Netz gab, ist nicht 

bekannt.) Handelte es sich um Waffen aus nachweislichem Privatbesitz, 

so war es augenscheinlich der Fall, dass die Sowjets auch unbedingt eine 

Namensnennung des Waffenbesitzers forderten. Es lag in der Hand der 

Sowjets und des NKWD/MGB, hier später selbständig weitergehende 

Aktionen oder Strafmaßnahmen durchzuführen. 

Mit der Installierung der K5-Dienststellen wurden diese auch sofort mit 

der Bearbeitung von Waffenfunden und der Ermittlungsführung bei 

Fundhinweisen beauftragt. Auch die Schutzpolizei machte gelegentlich 

Waffenfunde und verfuhr damit ohne Rücksprache mit dem K 5, worüber 

sich letzteres beschwerte. 418 

Annähernd die Hälfte der angegebenen Waffenbesitz-Fälle wurden 

1948–49 an die Justiz übergeben und jeder Zehnte direkt an die SMA. 

Weitere 40 % blieben folgenlos bzw. ohne Tatperson, wobei es sich bei-


194 

spielsweise um weggeworfener oder vergrabene Waffen handelte. In der 

Frühjahrszeit, in der überall die Felder gepflügt wurden, erhöhte sich die 

Zahl der Waffenfunde. 419 

Warum ein Zehntel der Waffen-Fälle – 91 Fälle – bei den Sowjets landete, 

lässt sich nicht genau sagen. Es könnte es sich teilweise vielleicht 

um Nichtdeutsche und sowjetische Deserteure gehandelt haben, um 

Leute, die Waffen aus militaristischem oder einem NS-Hintergrund aufbewahrten 

oder aber um Vorgänge, die sich sowjetische Offiziere selbst 

– bei der Durchsicht von K5-Waffenfällen – ohne Begründung und 

Erklärung aneigneten. Ob sich unter diesen 91 Fällen auch politisch 

missliebige Thüringer befanden, die mittels untergeschobener oder als 

Vorwand benutzter Waffenfunde politisch „kaltgestellt“ oder „entlarvt“ 

werden sollten, ist nicht feststellbar. 

Mit politischer Verfolgung hatten reine Waffenbesitz-Fälle an sich nichts 

zu tun. Mag eventuell manche Strafe für Waffenbesitzer unkorrekt oder 

relativ zu hoch gewesen sein, so war das Vorgehen legitim und situationsangemessen. 

Zumindest dann, wenn es sich nicht etwa zugleich um 

unkorrekte Tatsachen-Ermittlungen, Kombinationen mit anderen (politischen) 

Vorwürfen oder gar fingierte „Beweismittel“-Funde handelte. 

c. Widerstand gegen die Staatsgewalt 

Die 500 hier aufgelisteten Untersuchungsfälle umfassten zwischen Januar 

1948 und Juli 1949 ungefähr ein Fünftel aller K5-Fälle. Dabei lag der 

Monatsdurchschnitt 1949 ein Drittel höher als der Vorjahresdurchschnitt. 

Die Aufklärungsquote mit über 90 % (1948) und die Justizübergabequote 

mit 60 % sind wiederum erstaunlich hoch. Es gab im 4. Quartal 1948 insgesamt 

48 Übergaben an die Justiz, – eine als korrekt überprüfbare Zahl, 

denn in derselben Zeit nahm die Generalstaatsanwaltschaft 55 Strafanzeigen 

wegen Widerstands gegen Staatsgewalt entgegen. 420 

Etwa 18 Fälle wurden an die SMA übergeben, das war anteilig weniger 

als in anderen Tatgruppen. 

Der Strafbestand „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ basierte auf dem 

traditionellen Strafgesetzbuch (§113, §115). Er untermauerte das staatliche 

Gewaltmonopol und diente zum Schutz des Handelns von Staatsdienern. 

Dieser Strafbestand wurde aber 1948/49 durch Faktoren beeinflusst, 

die seine Substanz letztlich veränderten: 

1. Das sowjetische Verständnis von Sabotage – vor allem Diversion 

–zwang dem Strafbestand einen neuen machtpolitischen Blickwinkel 

auf. Entsprechende Handlungen konnten fortan als „Verbrechen 

am demokratischen Neuaufbau“ bezeichnet werden.


195 

2. Die SED-Kommunisten, die ab 1948 intensiv um absolute Macht auf 

dem Verwaltungswege rangen, verstanden sich als schützenswerte 

Staatsdiener. Als „staatsgewaltlich“ galt nicht selten das, was in ihrem 

Interesse lag. Dafür wurde letztlich auch der Demokratiebegriff 

instrumentalisiert. So hieß es in Werder: „Unsere Demokratie ist eine 

Demokratie höherer Ordnung: die Staatsgewalt dient dem gesellschaftlichen 

Fortschritt ... Gleichzeitig dient die Staatsgewalt der Niederhaltung 

und Bekämpfung der Feinde der demokratischen Ordnung 

und des Neuaufbaus.“ 421Das reale Vorgehen der – selbst oder mit SMA- 

Steigbügelhilfe ernannten – Staatsdiener aber provozierte immer wieder 

Proteste und Unmutsäußerungen in der Bevölkerung. 

3. Die zunehmende ideologische Aggressivität und Feind-Politik der 

SED-Führung verstärkte diese Proteste im Vorfeld der DDR-Gründung 

nicht nur, sondern wirkte auch polarisierend auf deren Interpretation.


196 

4. Hatte sich politischer Unmut 1945–47 noch fast ausschließlich auf 

die Besatzungsmacht gerichtet, so waren das Wollen, das Wirken 

und die hinterrücks eroberten Einflüsse führender SED-Kräfte für 

die Bevölkerung 1948/49 unübersehbarer geworden. 

5. Die Staatsdienerschaft – einschließlich der Polizei – bestand jetzt 

außerdem fast ausschließlich aus Neulingen und umfasste damit 

auch überdurchschnittlich viele Personen, die das staatliche Gewaltmonopol 

falsch, egoistisch, willkürlich oder politisiert handhabten 

und damit selbst Situationen des Widerstands gegen sich 

provozierten. 

Die einzelnen Situationen von Widerstand gegen Staatsgewalt konnten 

angesichts dieses zeithistorischen Hintergrundes eine gewisse Spannbreite 

umfassen und Ereignisse beinhalten, wie zum Beispiel: 

antikommunistische Äußerungen, 

politisch ausgedeutete Unmutsäußerungen, 

Vergleiche zum NS-Regime, Bezüge zu den anderen Besatzungszonen 

und den anderen Besatzungsmächten, 

Flugblätter und anonyme Wandinschriften mit politischem Inhalt, 

Ereignisse im Zusammenhang mit den deutschen politischen Auseinandersetzungen 

über Zonengrenzen, 

emotional starke Formen von Verweigerung gegenüber veränderten 

Rechtsforderungen, 

unkonkrete Beschwerden, Personen-Kritiken, 

Meinungsverschiedenheiten über Erfordernisse des Aufschwungs, 

Reizbarkeiten in der allgemeinen Nachkriegs-Unsicherheit 

nachteiliges Beurteilen oder Provozieren des Verhaltens Betrunkener. 

Innerhalb dieser Spannbreite gab es 1948/49 mit Sicherheit unzählbare 

Geschehnisse und Vorfälle in Thüringen. Man müsste sie im einzelnen 

eigentlich vergleichen mit den 500, die das K 5 in Bearbeitung genommen 

hat, um das K5-Vorgehen beurteilen zu können. 

Einige Geschehnisse mit K5-Bezug, die in den verwendeten Akten erwähnt 

sind, hatten den typischen Charakter von Gesinnungsverfolgung. 

So der folgende vom Juli 1948 (einen Monat nach Beginn der Berlin-Blockade), 

über den die Erfurter Schutzpolizei nach Weimar berichtete: 

„Am 14. 7. 1948 wurde von der Kreisleitung der SED Erfurt, Genosse 

Beetz, gemeldet, dass sich im Zentrum der Stadt an den Häuserfronten und 

an den Plakatsäulen kleine Flugblätter befanden mit folgendem Inhalt: 

‚Deutsche! Seid einig im Kampf gegen Hunger und Kommunismus! Gebt 

nicht nach, seht nach Berlin! Rafft Euch endlich auf!’


197 

Die Schutzpolizei Erfurt wurde sofort alarmiert, um sämtliche Straßen der 

Stadt Erfurt zu durchlaufen und diese Zettel zu entfernen und der Leitung 

der Schutzpolizei zuzuführen. Bisher wurden ungefähr 10 Zettel bei der 

Leitung der Schutzpolizei abgeliefert. Die Kriminaldienststelle Erfurt – K 

5 – sowie die NKWD wurden von hier aus sofort in Kenntnis gesetzt. 

Kommandeur Wilms“ 422 

In einem Bericht vom Herbst 1949 wurden folgende Fälle von „Verbrechen 

am demokratischen Neuaufbau“ erwähnt: 

August: 27 mal Auffinden des Buchstabens „F“ (infolge eines RIAS-Aufrufes), 

davon 13 mal im Bereich Erfurt, 

Oktober: Maxhütte – Auffinden antidemokratischer Parolen auf der Toilette 

der Büroangestellten, mit Bleistift angebracht, 

„Starke Kriminal-, Schutz- und Verwaltungspolizeikräfte, sowie eine FDJund 

eine Parteiaktivgruppe wurden im Schwerpunktgebiet Nordhausen 

eingesetzt, wo eine gut organisierte Untergrundbewegung am Werke ist. 

Diese Maßnahmen erreichten zunächst ein Abnehmen der antidemokratischen 

Propaganda.“ 423 

Bereits erwähnt wurden Arbeiter, die wegen politischer Wandparolen von 

den Betriebswachen inhaftiert und der Kriminalpolizei (K 5) übergeben 

worden waren. 

Einzelne Fälle von Widerstand gegen die Staatsgewalt bezogen sich auf 

direkte Auseinandersetzungen mit Polizisten. Manche dieser Vorfälle waren 

nicht politisch oder gesinnungsbezogen, es lässt sich aber nicht sagen, 

in welchem Prozentsatz. Die Zahlen von 1950 lassen eventuell Rückschlüsse 

zu: 1950 sprach man von 29 „Angriffen gegen Volkspolizei“, von 

denen 22 zur Anklage an die Justiz übergeben wurden. Eingeschätzt 

wurden diese Fälle von 1950 so: 

„Es ist dabei aber ganz klar ersichtlich, dass es sich nicht um ausgespro - 

chenen Widerstand gegen die Staatsgewalt, sondern im allgemeinen nur 

um Fälle handelt, die auf persönliche Streitfragen der Beteiligten zurückzuführen 

sind. Das Verhältnis der Grenzpolizei gegenüber der Bevölkerung 

ist naturgemäß oft sehr gespannt, und es entwickeln sich bei irgendwelchen 

Veranstaltungen in den Grenzorten dann Handlungen, die zwar 

objektiv als Widerstand gegen die Staatsgewalt und Angriffe gegen die 

Volkspolizei angesehen werden müssen, subjektiv aber in den meisten 

Fällen einen derartigen Charakter nicht tragen.“ 424 

d. „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“: 

Im Querschnitt der K5-Statistik machte dies bis 1949 etwa jedes fünfzehnte 

offizielle K5-Ermittlungsverfahren aus. Die 201-U-Organe, die bis


198 

1949 über 4000 Anklageschriften verfassten und über 2000 Inhaftierungen 

vornahmen, sind in der K5-Statistik nicht enthalten. 

Bei den hier genannten 172 K5-Verfahren könnte es sich dennoch in der 

Mehrzahl um NS- und Kriegsverbrechen handeln, zumal die Monatszahlen 

im Jahresverlauf 1948 sanken. Immerhin wurden die K5-Fälle dieser 

Tatgruppe auch zu 75 % an die deutsche Justiz übergeben. Lediglich 4 

Fälle waren an die SMA (MGB) weitergereicht worden. 

Warum etwa jedes fünfunddreißigste 201-Verfahren direkt vom K5- 

Dezernat registriert wurde, lässt sich nur indirekt umschreiben. Folgende 

Verfahrensbesonderheiten könnten eventuell eine Rolle gespielt haben: 

Nicht alle Verfahren erwuchsen aus Hinweisen der Entnazifizierungskommissionen 

oder aus Eigenermittlungen der U-Organe. 

Ein Teil rührte auch aus Personalprüfaktionen. An letzteren war 

vor 1948 nicht nur das Personalprüfungsamt (Innenministerium), 

sondern auch die Politische Polizei/K 5 beteiligt. 

Anfang 1949 sprach der K5-Dezernatsleiter Feilen erneut davon. 

Er hatte Anfang 1949 einen Plan zur „Durchführung von Großaktionen 

– wie Überprüfung von Körperschaften und Organisationen“ 

– durch das K 5 – vorlegen wollen. 425 Es ist unsicher, ob 

dieser Plan tatsächlich systematisch umgesetzt wurde. 

Im Rahmen der SED-Ausbreitung in Verwaltungen und Organisationen, 

der Vervollständigung von Personalbiografien und der 

Personalrücksprachen mit der SMA trat sicher ohnehin mancher 

neue Fall auf. 

201-Untersuchungen wurden auch gegen Polizisten aufgenommen. 

Über einen solchen berichtete Anfang 1949 das K5-Landesdezernat 

– und nicht das 201-Landes-U-Organ – nach Berlin. 

Absender jenes Fernschreibens war „ssd-lp Weimar/Brandt an K5 

Berlin“ und der Inhalt lautete: Der Grenzpolizist Ulitzsch aus 

Saalfeld war vorläufig festgenommen worden. Es wurde bekannt, 

dass er im Krieg als stellvertretender Kommandoleiter in einem 

italienischen Kriegsgefangenenlager fungiert hatte. Er war im 

201-Prozess gegen den Lagerkommandeur als Entlastungszeuge 

aufgetreten und hatte ausgesagt, dass dieser dort niemanden misshandelt 

habe. 426 Dadurch war seine eigene Position in jenem 

Kriegsgefangenenlager zutage getreten. 

Ob 201-Untersuchungen gegen Polizisten generell unmittelbar 

beim K5-Dezernat angesiedelt waren, ist allerdings ungewiss. 

Es gab auch nach dem 201-Befehl NS-Verbrechen, deren Ahndung


199 

sich die Sowjets selbst vorbehalten hatten, die sie aber dennoch in 

deutsche Bearbeitung übergaben. Die dritte 201-Ausführungsbestimmung 

enthielt mit dem Punkt 9c) einen Vorbehalt für das Eingreifen 

sowjetischer Stellen. Demzufolge waren Vorgänge, die im 

Zusammenhang mit Ausländern standen, zu übergeben und 

diesbezügliche Inhaftierte solange in Haft zu behalten, bis die 

Sowjets eine Entscheidung mitgeteilt haben. 427 

Anfang 1948 wurden monatlich etwa 30 Vorgänge an die SMA 

übergeben, später wesentlich weniger. Die Thüringer SMA-Stellen 

überließen diese Fälle jedoch überwiegend deutschen Stellen. Ein 

direktes Hin- und Herreichen von Vorgängen der Tatgruppe 

zwischen SMA (Sowjet-Staatssicherheit) und K 5 ist für 1949 

belegt. Übergab im Juli die K 5 dreizehn 201-Fälle an die SMA, 

so wurden sieben im August an die K 5 (zurück)gereicht. 428 

Zur 201-Strafverfolgung, die auf Tätergruppen laut Kontrollratsdirektive 

38 zurückging, gehörten prinzipiell auch Straftaten nach 

Absatz „III a III“ – d. h. gegen Aktivisten, die „auch nach dem 8. 

Mai 1945 durch Propaganda für den Nationalsozialismus oder 

Militarismus oder durch Erfindung und Verbreitung tendenziöser 

Gerüchte den Frieden des deutschen Volkes oder den Frieden der 

Welt gefährden.“. Belegt sind schon ab 1947 diverse Aufforderungen 

der DVdI an die Länderpolizeien, diese Tätergruppe „IIIaIII“ 

(stärker) zu berücksichtigen 429 und möglicherweise wurde dies 

auch vom Thüringer K5-Dezernat 1948/49 stärker aufgegriffen. 

Bis Ende 1949 – bzw. solange das K5 existierte – wurde zumindest 

in der Großen 201-Strafkammer Erfurt kein einziger solcher 

Fall verhandelt. 430 

Unklar ist, inwieweit die 201-Vorgänge an den Orten registriert 

wurden, wo K 5 und 201-U-Organ in Personalunion durch dieselben 

Mitarbeiter bearbeitet wurden, zumal die 201-U-Organe 1948 

ja allmählich verkleinert worden waren. Ende 1948 ist jedenfalls 

erwähnt, dass es diese Personalunion mancherorts gegeben hat, 

weil andere Mitarbeiter der 201-U-Organe inzwischen wieder in 

andere Polizeieinheiten zurückversetzt worden waren. 431 

Ein Fall, zu dem es 1948 Schriftverkehr des Dezernats K 5 entstand, betraf 

das 201-Verfahren gegen die sozialdemokratische Unternehmerfamilie 

Itting, die als Millionäre mit Beschuldigungen wegen NS-Nutznießerschaft 

verurteilt – und vor allem enteignet – werden sollten. 432 Die Motive 

zur Inhaftierung bezogen sich allerdings weniger auf die NS-Zeit als viel-


200 

mehr auf aktuelle politische Motive und am Verfahren wirkten sowohl das 

Dezernat K 5 als auch der SED-Landevorstand mit. Während Polizei-Chef 

Kleinjung die Verhaftungsaktion plante und die Familie in Geraer Polizeihaft 

wegsperrte, kam es während einer Sitzung der SED-Landesleitung 

zum sofortigen Parteiausschluss in Abwesenheit: 

„Genosse Kops berichtet, dass Itting wahrscheinlich der Ausgangspunkt 

der Schumacher-Bewegung in Thüringen ist. Genosse Leßig ergänzt, dass 

kürzlich Verhandlungen wegen Überführung seines Werkes in die Hände 

des Volkes stattgefunden haben, dass Itting dabei eine hohe Abfindungssumme 

forderte und dass Anzeichen danach vorhanden sind, für die 

Abreise nach dem Westen, für Sabotageakte und für Verlegung eines Teiles 

des Betriebes. Angehörige der Familie Itting sind im Westen aktive Mitglieder 

der SPD und betreiben zum Teil auch Agententätigkeit in Bayern. 

Hauptbelastung ist: während des Krieges ¾ Millionen dazu-verdient, aus 

den Ostgebieten Metalle bezogen. Bis 1936 war das „Haus des Volkes“ gesperrt, 

nach Eintritt seines Sohnes in die NSDAP war es Versammlungslokal 

von Faschisten. Verhaftet wurden jetzt Franz Itting und seine Söhne 

Franz Itting jun. und Gotthard sowie der Bruder von Itting sen. Karl Itting. 

Das Werk ist gesichert, gute Fachleute wurden eingesetzt. Fotos zeigen 

Familie Itting und in deren Kreis Dr. Robert Ley. Die Belastungen sind so 

schwerwiegend, dass das Verfahren auf Grund des Befehls 201 gegen alle 

4 eröffnet wird. Leßig beantragt den sofortigen Ausschluss. Genosse Kops 

weist auf die Verbindung Gniffke - Itting hin. Es ist notwendig, die Ortsgruppe 

Probstzella zu überprüfen ... Gen. Eckstein berichtete noch, dass 

Itting angerufen hätte, weil er eine Einladung als Gast zur Kreisdelegiertenkonferenz 

Saalfeld erhalten habe. Er wollte wissen, ob er ihm rät teilzunehmen; 

er befürchtete, dass er wieder angegriffen würde. ... Beschluss: 

Franz Itting sen. und die Söhne Gotthard Itting jun. sowie Karl Itting werden 

aus der Partei ausgeschlossen. Wegen parteifeindlichen und antidemokratischen 

Verhaltens, weil sie Anhänger der Kapitalistenklasse waren.“ 433 

Auch diese Verfahren wurdne höchstwahrscheinlich zu den 176 Verbrechen 

gegen Menschlichkeit in die K5-Statistik gezählt. Erst nach eineinhalb 

Jahren und im dritten Prozess kam es zu einem Straf- und Enteignungsurteil 

im Sinne der Sowjets. 

Dafür, dass die 201-Verfahren 1948/49 überwiegend tatsächliche NS- 

Bezüge hatten, sprechen die diversen Kritiken seitens der SMA und deren 

Wunsch, dass das K 5 sich nicht mehr so ausführlich mit kleinen Nazis 

beschäftigen solle. 434


201 

e. Attentate: 

Diese Straftatgruppe war keine „Auftragsangelegenheit“ der Besatzungsmacht, 

sondern traditioneller Teil des Strafgesetzbuches. 

In der Geheim- und Politpolizei-Geschichte galten Attentate schon des 

öfteren als nützlicher für die eigene Legitimation und Argumentation denn 

als nennenswert vom tatsächlichen Arbeitsumfang. Das Thüringer Landesdezernat 

K 5 handhabte Attentatsvorfälle mit entsprechender Publicity. Sei 

es bei der anfänglichen K5-Definition dessen, was „Straftaten anderer Art“ 

überhaupt sind, oder aber sei es in Hinblick auf verlautbarte Vorzeige- 

Fälle. Solch ein Vorzeige-Fall war beispielsweise der Attentatsversuch auf 

Frölich, den Landtagspräsidenten, für den man schließlich einen jungen 

Liberalen, der zudem Hitlerjunge gewesen war, als Schuldigen fand. 

Unter den 17 Hundert offiziellen K5-Vorgängen des Jahres 1948 befanden 

sich 5 Attentatsfälle, das sind keine 0,3 Prozent. 435 Im Vergleich aller 

SBZ-Länder lagen die Zahlen registrierter Attentate in Thüringen allerdings 

etwas unter dem Durchschnitt. 

Nur für diese Tatgruppe wurde die realistischere Aufklärungsquote von 40 

Prozent verzeichnet. Insofern kann man davon ausgehen, dass es sich nur 

hier tatsächlich um Tatermittlungen und reguläre kriminalpolizeiliche 

Aktivitäten handelte. 

Anhaltspunkte für nichtregistrierte Tätigkeiten: 

Allein mit den oben gezeigten Vorgangsstatistiken und auch in den vagen 

Beschreibungen der fünf Tatbestandsgruppen des K 5 lässt sich die Arbeit 

dieses K 5 nicht unbedingt vollständig beschreiben. Feilen äußerte 1949: 

„Untersuchungen über die Arbeit der K5 haben ergeben, dass viele Fälle 

niemals restlos und gründlich bis zu Ende bearbeitet worden sind, die 

Fälle schwimmen, bleiben liegen und erregen zu einem späteren Zeitpunkt 

immer wieder Ärger und Unstimmigkeiten.“ 436 

Die „schwimmenden“ Fälle allerdings können nicht statistisch registriert 

gewesen sein, denn sonst hätte man wohl kaum die hohen Quoten der 

Aufklärung bzw. der Justizübergabe registrieren können. Handelt es sich 

bei den registrierten Vorgängen fast nur um abgeschlossene Verfahren mit 

bekannten Tätern, so führten K5-Mitarbeiter daneben auch Ermittlungsschritte 

„gegen Unbekannt“ durch. 

Diese Ermittlungsschritte hatten jedoch – soweit aus den Indizien erkennbar 

ist – nicht die Form üblicher polizeilicher Tatvorgänge, sondern gingen 

vielmehr in zwei ganz andere Richtungen:


202 

1. Das K 5 führte einzelne Ermittlungsschritte für die Sowjets, Fahndungs- 

und Ermittlungsaufträge aus, ohne dabei die Vorgangsbearbeitung 

selbst beeinflussen zu können oder als Gesamtvorgang zu kennen. 

Diese Teilarbeiten konnten sowohl das politisch-strafrechtliche Vorgehen 

der MGB-Stellen gegen Deutsche (Antisowjetismus, Sozialdemokraten, 

„Spione“ etc.) betreffen als auch das kriminal-strafrechtliche 

Vorgehen gegen Sowjetbürger/Nichtdeutsche, gegen Leute, die mit 

Sowjetbürgern zusammen agiert hatten, oder gegen Leute, deren 

Handlungen sich unmittelbar gegen SMA-Einrichtungen gerichtet hatten. 

Ein Beispiel für derartige Fahndungs- und Ermittlungsaufträge ist 

ein Fall, der Anfang 1949 von Schuchardt (Dezernat K 5, Weimar) 

angesprochen worden war: 

„Kollege Schuchardt bittet darum, dass die Besatzungsmacht, wenn sie 

sich der Hilfe der Kriminalpolizei bedient, dieser auch volles Vertrauen 

schenkt. Im Falle ‚Mord in Rudolstadt‘ wurde seitens der Besatzungsmacht 

ein Fahndungsauftrag an die Dienststelle nach einem Angehörigen 

der Besatzungsmacht und einen deutschen Motorradfahrer gegeben, 

nachdem der Fall schon 14 Tage zurücklag.“ 437 

2. Hinsichtlich unliebsamer politischer Aktivitäten wurde seitens des K 5 

weniger auf kriminalistische Tätersuche (z. B. nach einem Flugblattschreiber) 

gesetzt, sondern vielmehr auf Beobachtung von Sphären, in 

denen solche politische Aktivitäten entstanden. 

Solche Methoden sind nicht charakteristisieren für die Arbeit von Kriminalpolizisten, 

sondern für Sicherheitsorgane. Insofern standen Teile 

des K 5 in ihrem Arbeitsverständnis der Kripo ferner als dem sowjetischen 

MGB. 

Sowjetischerseits gab es auch direkte Aufforderungen, in dieser Weise 

zu arbeiten. In diesem Sinne sagte z. B. Major Buchtajarow auf der 

Ebene der Landeskriminalpolizei Ende 1948 folgendes: 

„Antidemokratische Bewegung in Erfurt, Gera, Gotha: Zur Bekämpfung 

dieser Bewegung ist es nötig, einen Plan aufzustellen, der die Bewachung 

und Beobachtung aller öffentlichen Gebäude, Gebetshäuser, Gasthäuser, 

Schulen (besonders Höhere Schulen), sowie Privathäuser, in denen sich 

verdächtige Personen häufig um die gleiche Zeit versammeln, vorsieht. 

Herr Maj. Buchtajaroff weist darauf hin, dass sich hinter harmlos scheinenden 

Versammlungen oft sehr schwerwiegende Dinge verbergen können 

und bittet um Vorlage einer Aufstellung über alle vorstehend aufgeführten 

Gebäude. ... erteilt den Auftrag, beim Ministerium des Innern einen 

Antrag auf Neuregistrierung sämtlicher Schreibmaschinen zu stellen.“ 438


203 

Ein derartiges K5-Vorgehen wird auch belegt durch eine Dienstanweisung 

vom Frühjahr 1949, derzufolge in jedem Messe-Zug jeweils ein 

K5-Mann und ein Kriminalpolizist mitfahren und aufpassen sollte. 439 

Bereits erwähnt wurde die Tatsache, dass K5-Mitarbeiter in den Grenzkreisen 

(z. B. Meiningen und Eisenach) Befragungen und Karteierfassungen 

von Grenzgängern vornahmen. 440 

Wenn es im Mai 1949 außerdem hieß, dass „in verschiedenen Schränken 

des Dez. K 5 ... unausgewertete Westzeitungen gefunden“ 441 wurden, 

so mag dies Indiz dafür sein, dass West-Ost-Kontakte ebenfalls im 

besonderem Interesse politischer Beobachtung lagen. 

Das Bild der Einzelaktivitäten des K 5 hatte mehrfarbige Facetten und 

konnte auch recht individuelle Geschehnisse beinhalten. Letzteres mag 

auch ein Beispiel illustrieren, wie das Geschehen in Niederorschel (Eichsfeld, 

Kreis Nordhausen) im Frühjahr 1948: Aufgrund unbekannter 

Umstände kam es dazu, dass der katholische Ortspfarrer von einer Gruppe 

junger Männer bedroht wurde. Zwei K5-Leute mussten die Ansammlung 

auflösen, um Ausschreitungen zu verhindern, wobei sie auch den Vikar 

inhaftierten, der sich unter den jungen Männern befand. 442 

Wenig eindeutig sind die K5-Statistiken im Hinblick auf die Anzahl der 

Festnahmen und Inhaftierungen, die im Auftrag der K 5 getätigt worden 

sind. In der Haftliste des Polizeigefängnisses Erfurt 1948 sind zwar 

Haftgründe benannt (s. flg. Kapitel), jedoch sind diese nicht eindeutig. Die 

244 „Politischen“ (also 201-Häftlinge) mit NS-Strafvorwürfen wurden 

wohl überwiegend von den 201-U-Organen eingewiesen, denn ihre Zahl 

sank parallel zu den 201-Verhaftungszahlen. Anlass für die 136 Inhaftierungen 

mit Haftgrund „SMA“ können sowohl K5-Verfahren zu „Verstößen 

gegen SMA-Befehle“ als auch unmittelbare Einweisungen der Sowjets 

gewesen sein. Ungeklärt bleibt auch die Erfurter Zahl etwaiger K5-Inhaftierter 

unter den 178 „Kriminalpolizei“-Häftlingen, den 41 per „Fahndung“ 

und den 30 per „Haftbefehl“ Inhaftierten. 

Beziehung Thüringer K 5 und Sowjet-Staatssicherheit 

Auch 1948/49 wurde wohl das Gros dieser deutsch-sowjetischen Beziehung 

– aus sowjetischer Sicht – eher durch Hierarchie statt Partnerschaft, 

eher durch Konkurrenz statt Förderung und eher durch Misstrauen statt 

Ergänzung charakterisiert. Aus deutscher Sicht vielleicht eher auch aus 

juniorpartnerschaftlichem Elitedenken und zur Fundierung einer innerpolizeilichen 

Sonderstellung. Die vielförmige Vor-Ort-Realität und vor


204 

allem das mehrdeutige Verhältnis SMA–Verwaltung, SMA-SED 443 haben 

auch den politpolizeilichen Alltag jener Zeit stärker gekennzeichnet als 

manche heutige Vereinfachung es glauben machen möchte. 

Die K5-Mitarbeiter in manchen Kreisstellen galten selbst aus Sicht von 

Berliner K5-Leuten nicht als vertrauenswürdig 444 , so dass MGB-Offiziere 

bei informationsoffener Zusammenarbeit ihre eigene Konspiration 

gefährden konnten und auf diese daher wohl vielerorts verzichteten. Die 

sowjetischen Kritiken und Anspielungen auf die dilettantische K5-Arbeit 

gegen „Schumacher-Leute“ waren eher geeignet, das K 5 unter Zugzwang 

zu setzen als es partnerschaftlich zu stabilisieren. Neueren SMA-Forschungen 

zufolge wollte die Sowjet-Staatssicherheit ihr Metier – bis in die 

Planungen für ein MfS hinein – nicht unbedingt mit deutschen Stellen 

teilen. 

Deutliche Worte über Probleme im Verhältnis zu SMA und MGB äußerte 

K5-Dezernatsleiter Feilen Anfang 1949 auf einer Besprechung aller 

Polizeileiter. Trotz Anwesenheit der SMA-Offiziere Schur und Balanoski 

thematisierte er herrschende Kontaktprobleme. Feilen blieb zwar diplomatisch 

und plädierte gegen Unmut und Konkurrenzdenken, betonte 

zugleich aber auch, dass er eine selbstbewusste konsequente Eigenständigkeit 

der Thüringer K5-Mitarbeiterschaft durchaus für erwünscht hielt. 

(Dahinter steckten freilich auch die unausgesprochenen deutschen Ambitionen 

für eine eigene Geheimpolizei, um deren Zulassung man zu diesem 

Zeitpunkt in Moskau bereits erfolgversprechend gekämpft hatte.) Feilens 

Worte wurden wie folgt protokolliert: 

„In den Ausführungen über unser Verhältnis zur Besatzungsmacht stellt 

Kollege Feilen fest, dass es notwendig ist, auch über diese Frage ehrlich 

und offen zu reden. Es gibt Fälle, in denen unsere Freunde von der Besatzungsmacht 

uns Aufgaben stellen, durch die der Unwillen des einen oder 

anderen Kollegen hervorgerufen wird, der nicht den gründlichen politischen 

Blick hat. Insbesondere das K5 ist die Stelle, die am meisten mit der 

Besatzungsmacht zusammenarbeitet. Der Dienststellenleiter muss diese 

Frage klar sehen und bei Unstimmigkeiten helfen, sie zu beseitigen. Das 

Verhältnis zur Besatzungsmacht ist grundsätzlich klar, und es gibt keine 

Meinungsverschiedenheit darüber. Es ist eindeutig klargelegt, in der Erklärung 

des Zentral.Sekretariats (über die Russen und über uns). Diesem, vom 

Zentral-Sekretariat festgelegten Standpunkt wird jeder zustimmen. Ärger, 

der in der Durchführung mancher Aufgaben entsteht, findet seine Ursache 

oft darin, dass man sich nicht richtig versteht. Deshalb ist es nötig, uns 

anzugewöhnen, (dass) sie schließlich doch Recht haben. Sie haben die 

jahrelange Erfahrung, und ihre grundsätzliche Haltung zum deutschen


205 

Volke ist so, dass wir von ihnen nur die beste und gründlichste Unterstützung 

im Kampfe um unseren Aufbau erwarten können. Wir dürfen nicht den 

Fehler machen, beim Auftreten irgendwelcher Unstimmigkeiten die Aufträge 

der Besatzungsmacht als übergroßen Zwang anzusehen. Man soll aber 

auch nicht das machen, dass man ohne eigene Meinung und bedingungslos 

zu allem ja sagt. Das ist auch nicht richtig. Wir haben die Aufgabe, einen 

Apparat aufzubauen, der in der Lage ist, mit allen Feinden der Demokratie 

fertig zu werden. Wir erkennen an, dass wir jetzt nicht dazu in der Lage 

sind. Wir dürfen uns aber nicht damit begnügen, immer nach unseren 

Freunden zu sehen, sondern wir müssen auch eine eigene Meinung haben, 

um diese Meinung mit ihnen ringen, und bei einem ehrlichen und konsequenten 

Verhalten gegenüber unseren Freunden werden wir Achtung und 

Unterstützung finden. Wir müssen uns der Verantwortung bewusst sein, die 

wir tragen und wenn wir anders handeln, dann handeln wir nicht verantwortungsbewusst. 

Kollege Feilen weist dann darauf hin, dass unsere Freunde von den anderen 

Dienststellen sich verantwortlich fühlen für die Sicherung unserer Zone 

und dass es erforderlich ist, ein gutes Verhältnis zu ihnen zu schaffen. Es 

darf keinen kleinlichen Konkurrenzneid geben. Unsere Kollegen müssen 

immer darauf bedacht sein, die Sache zu sehen und erledigt zu wissen. Es 

kommt nicht darauf an, wer diese Sache erledigt. Das gleiche gilt innerhalb 

der Kriminaldienststellen für den Dienststellenleiter und die Kollegen in 

den einzelnen Abteilungen. Kleinliches Geltungsbedürfnis darf nicht 

gelten.“ 445 

Es scheint – Feilens Worten zufolge – nicht nur vereinzelt der Fall zu sein, 

dass sowjetische Arbeitsaufträge den Unwillen deutscher K5-Polizisten 

heraufbeschworen. Denkbar sind andererseits natürlich – z. B. auf Weimarer 

Landesebene oder im Erfurter Kriminalamt – engere personale Beziehungen 

zwischen K5- und MGB-Leuten, die weitaus weniger misstrauisch, 

konspirativ, hierarchisch oder selbstsüchtig waren. 

Die Form der K5-MGB-Zusammenarbeit enthielt, soweit es aus den verwendeten 

Thüringer Quellenhinweisen hervorgeht, überwiegend eher 

folgende Elemente: 

- Kontaktierung (regelmäßig und außerordentlich), 

- Melde- und Informationspflichten der K 5, 

- Kontrolle und Beobachtung der K5-Tätigkeiten (intensiver als bei 

anderen Polizeistellen), 

- kritischer Handlungsdruck in Richtung einer stärkeren Verfolgung 

von Sabotage und politischen Zonenkontakten, 

- einzelne Verweise auf Ermittlungsmethodik (wie Kontrolle aller 

Schreibmaschinen),


206 

- Aufträge über einzelne Ermittlungs- oder Fahndungsschritte, 

- deutsche Zuhilfenahme, um eine höchstmögliche Erfolgsquote bei 

Fahndungen nach Sowjetbürgern und Deserteuren zu realisieren, 

(dies war nicht unmittelbar auf K 5 beschränkt), 

- eventuell auch die nichtsofortige Übernahme von politischen Vorgängen, 

um die Lösungsversuche des K 5 und das Zusammenspiel 

zwischen Polizei und Justiz zu beobachten. 

Die Realität der Kontakte und deutschen Hilfsdienste war ganz gewiss 

auch ein stückweit pragmatisch geprägt. Deutsche Polizisten arbeiteten 

immerhin mit heimatlichem Hinterland, auf anderen Fahndungswegen 

und mit anderer staatsorganisatorischer Infrastruktur, so dass ihre Instrumentalisierung 

für bestimmte Recherchen aus Sicht der Sowjets effektiv 

erscheinen musste. Das konnte – wie im folgenden Beispiel – auch bei der 

Erstellung von Namenslisten der Fall sein: Im Oktober 1948 übergab der 

stellvertretende Dezernatsleiter K5 Krahn an „den Chef des Sektors für 

innere Angelegenheiten Oberstleutnant Shipkow“ eine Liste über Westzonen-Flüchtlinge 

nebst kriminellen oder politischen Fluchtgründen. 446 Die 

Arbeitsgruppe K5/C3 – die sich auch mit Widerstand gegen Staatsgewalt 

befasste – hatte diese 30seitige Liste zusammengestellt. 

1948/49 wurden 255 aller 2738 erfassten K5-Verfahren an die SMA 

(MGB) übergeben. Das betraf immerhin jedes elfte Verfahren bzw. monatlich 

13 Vorgänge. Zu 55 Prozent handelte es sich dabei um „Verstöße 

gegen SMA-Befehle“, zu 32 Prozent um Waffenbesitz. Es ist leider nicht 

möglich, die Gründe und Sachverhalte dafür näher zu charakterisieren. 

Die Kontakte zwischen Polizei und Sowjets waren nicht nur auf 

K5–MGB-Kontakte beschränkt, sondern erfolgten auch zwischen Polizeichefs 

und MGB, zwischen Polizei und Ortskommandanturen, zwischen 

Polizei-Chefs und SMA-Abteilung Inneres. Als Kontaktpartner kann 

mancherorts zuerst der K5-Mitarbeiter, andernorts vorrangig der örtliche 

Polizei-Chef oder der Kripo-Chef fungiert haben. Die Sowjets erfuhren 

sowohl auf eigenen Wegen als auch gezielte Auskunftsverlangen von 

manchen Geschehnissen und machten ihre Handlungswünsche klar. 

Allgemein galt jedenfalls, dass allen Angelegenheiten, in die die Sowjets 

irgendwie involviert waren, zwangsläufig bevorzugte Aufmerksamkeit 

zuteil wurde. 

Etwa Mitte 1949 wurde auch der Personalbestand der MGB-Stellen SBZweit 

um 115 Leute erhöht. Wie viele davon nach Thüringen kamen und 

wann, ist nicht näher bekannt. Die Forschung vermutet einen Zusammen-


207 

hang dieser Personalaufstockung mit den polizeilichen Kaderüberprüfungen, 

die in den Sommermonaten 1949 verstärkt einsetzten, um das Personal 

zusammenzustellen für einen deutschen Sicherheitsdienst, dessen 

Vorbereitung zwischenzeitlich in die Wege geleitet worden war. 

Umstrukturierung und Endphase des K 5 (1949) 

Eine Vorentscheidung zum Aufbau eigenständiger deutscher Sicherheitskräfte 

wurde auf zentraler politischer Ebene in Moskau im Dezember 

1948 getroffen und gegen den Widerstand sowjetischer Staatssicherheits- 

Chefs bestärkt. 447 Wilhelm Pieck hatte sich in Moskau notiert: 

„bisherige K 5 wird aufgelöst. ... eine ‚Hauptabteilung zum Schutz der 

Wirtschaft und der demokr. Ordnung‘ ... Etatmäßig gehört diese Hauptabteilung 

zur Kriminalpolizei ... selbständig unter direkter Leitung der 

sowjetischen Besatzungsorgane.“ 448 

Das klingt nach beiderseitigem Zugeständnis und bedeutete für die SED: 

politische Polizei auf neuem, 

auf konspirativem (geheimpolizeilichen), 

auf zentralisiertem Niveau, 

aber 

mit Beschränkung aufs Landesinnere, – Sabotage und Diversion 449 

mit generellem sowjetischen Mitsprache- und Kontrollrecht. 

Wann und wie die Information über diese Planungen erstmals nach Thüringen 

gelangte, ist unbekannt. 

Im März 1949 wurden – auf DVdI-Initiative hin – die Kriminalpolizeien 

aller Länder nach einem neuen Strukturplan organisiert. Die K-1,2,3-Stellen 

wurden in einer A,B,C-Struktur neu kombiniert. Es handelte sich nicht 

nur um Namensänderungen, sondern zugleich um neue Straftatengruppen 

und Personalrelationen. Im Prinzip ging es darum, die kommunistische 

Priorität von Sabotage und Wirtschaftskriminalität arbeitsorganisatorisch 

festzuschreiben. Das geschah mit neuer Rangfolge, nach welcher ein 

Schaden im Betrieb vor Mord und Überfall rangierte. So stand im Thüringer 

LKA nunmehr das Dezernat B „Schutz und Sicherung der Wirtschaft 

und des Volkseigentums“ vorm Dezernat C „sonstige Straftaten gegen das 

Leben und gegen das Privateigentum“. 450 Es war zugleich ein Schritt auf 

dem Wege einer dauerhaften Festschreibung notund zwangswirtschaftlicher 

Strafbarkeiten. 

Das K5-Dezernat und die K5-Kommissariate erfuhren ebenfalls einige 

strukturelle Änderungen. Sie erhielten die Bezeichnung –H–. Das –H– 

vergaßen die Weimarer Polizei-Chefs allerdings recht schnell wieder,


208 

denn der Name „K 5“ tauchte auch übers Jahr 1949 weiterhin in ihren 

Dienstbesprechungen auf. Bezüglich der K5-Dezernatsgruppe C2 (Wirtschaftssabotage) 

hatte es offenbar Unklarheiten der Thüringer Kripo- 

Chefs und einiges Hin und Her zwischen den Dezernaten K 5 und B 

gegeben. Das führte zwar einerseits zur Zurückbeorderung der Gruppe C2 

ins Dezernat K5/H, aber andererseits zugleich zur Übergabe lokaler C2- 

Mitarbeiter unter das Dach des B-Dezernats. 451 

Ein Dezernat –D– war nicht (bzw. nur als Buchstabenlücke) in allen neuen 

offiziellen Kripo-Strukturplänen verzeichnet. Es war ganz offensichtlich 

nicht bzw. offiziell nicht existent. 

Doch in der Thüringer Kripo gab es tatsächlich ein Dezernat D bzw. eine 

Gruppe D. Ende September wurde –D– zweimal erwähnt und dabei (vielleicht 

nur unabsichtlich) protokolliert. Etwa 10 Tage vor DDR-Gründung 

hieß es nämlich im Verlaufe einer LKA-Besprechung: 

„Die Angehörigen des K 5, die nicht von der Gruppe D übernommen werden, 

stehen dem Dienststellenleiter der Kriminalpolizei zur Verfügung.“ 452 

Und der Gothaer Kripo-Chef Roth beschwerte sich 

„darüber, dass über den Kopf des Leiters der Kriminaldienststelle hinweg 

von den Abteilungen P und PK der LBDVP sowie vom Dez. D über Angehörige 

der Kriminalpolizei verfügt wird.“ 453 

Beide Bemerkungen machen nicht nur die Existenz von –D– deutlich, 

sondern auch die Tatsache, dass es in den Sommermonaten 1949 hier um 

Personalverschiebungen größeren Ausmaßes ging, – sowohl hinein als 

auch wieder hinaus. 

Bevor also das K 5 – laut Piecks Notizen – aufgelöst wurde, hatte man im 

Frühjahr in Thüringen auf Landesebene zwei Struktureinheiten geschaffen: 

Die erste Struktureinheit (Dezernat –D–) galt als höchst konspirativ 

und muss spätestens im März 1949 potentiell und planmäßig mitangelegt 

gewesen sein, zumal sonst der mittige Buchstabe D unlogisch 

wäre. Dieses Dezernat D könnte aber zunächst ohne Personal, ohne 

Dezernatsleiter, ohne Ausstattung etc. installiert und später erst personell 

ausgefüllt worden sein. (Auch innerhalb der DVdI war von einem 

Arbeitsgebiet –D– die Rede. 454) 

Die zweite Struktureinheit (Dezernat –H–) war wohl nicht allzu viel 

mehr als die bloße Umbenennung von K5-Stellen, die auf Landes- und 

Kreisebene vorerst fortbestanden. Es handelte sich (z.B. im Hinblick 

auf einige C2-Auslagerungen) nur um kleinere Veränderungen, die


209 

eventuell das Ziel hatten, funktionellen „Ballast“ abzuwerfen (wie 

z.B. die Grauzone zwischen Kriminalität und Wirtschaftssabotage). 

Die Art der Buchstabengebung lässt die Schlussfolgerung zu, dass man 

den letzten Buchstaben (also –H–) löschen würde, nachdem ein völlig 

neues Subjekt –D– aus dem personalen Nichts herangeformt worden war. 

Das würde auch mit Piecks Notiz übereinstimmen, wonach dieses Neue 

eigenständig sein, aber finanziell innerhalb der Kriminalpolizei angesiedelt 

werden sollte. (Welche praktische Rolle Piecks Bezeichnung „Hauptabteilung 

zum Schutz der Wirtschaft und der demokratischen Ordnung“ 

spielte, ist dabei eher sekundär.) 

Nach dieser Gesamtumformung der Kriminalpolizei und der Schaffung 

der Dezernate D und H (vom März 1949) ging man ab April/Mai zu den 

beiden nächsten Schritten über: 

- –D– (K 5) aus den Polizeihierarchien herauszunehmen, damit die 

für dort geplanten Prozesse eigenständiger und konspirativer vonstatten 

gehen könnten und 

- –D– (K 5) mit Personal (u. a. aus anderen Kripo-Abteilungen) regelrecht 

vollzupumpen. 

Am 22. Mai 1949 wurde allen Kripo-Chefs in Weimar mitgeteilt, dass sie 

ab sofort keine Weisungsrechte mehr gegenüber ihren K5-Mitarbeitern 

vor Ort hätten und letztere ihnen gegenüber keine Informationspflicht 

mehr. 455 (Ausnahme blieb freilich die Pflicht, Personal in festgelegtem 

Umfang dorthin zu versetzen.) Feilen, D-Dezernatsleiter, legte Wert auf 

einvernehmliche Entflechtungen und auf Kollegenfrieden: 

„Kommandeur Feilen verliest eine Anweisung der Deutschen Verwaltung 

des Innern, durch die die organisatorische Trennung des Dezernats – K 5 – 

aus dem Bestand der Kriminalpolizei verfügt wird. Er gibt zu dieser Anweisung 

nähere Erläuterungen, wie z. B. Fortfall des bisherigen Weisungsrechtes 

der KKPA-Leiter über die K5-Leiter und erklärt, dass der Schnitt 

zwischen den organisch zusammengewachsenen beiden Teilen nun nicht 

ruckartig vor sich gehen soll. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass 

nach wie vor auch nach der Trennung ein gutes Verhältnis zwischen der 

Kriminalpolizei und dem – K 5 – bestehen muss, da sich alle als Glieder 

eines Ganzen betrachten und harmonisch zusammenarbeiten müssen, Das – 

K 5 – , so führt Kommandeur Feilen aus, ist kein geheimnisvoller, aus dem 

Rahmen gelöster Apparat, sondern nach wie vor Teil eines Ganzen und hat 

die Aufgabe, die Interessen unserer Partei und der Volkspolizei wahrzunehmen. 

Widersprechende Interessen zwischen dem – K 5 – und der Polizei gibt 

es nicht. Die Besonderheit der Aufgabenstellung des – K 5 – ergibt sich aus


210 

der Situation und aus den Maßnahmen, die der Gegner ergreift. Diese Maßnahmen 

gestatten es nicht, in der üblichen Art und Weise zu arbeiten. 

Kommandeur Feilen warnt ausdrücklich davor, Gegensätzlichkeiten entstehen 

zu lassen. Dualismus sei immer eine gefährliche Angelegenheit, 

erklärte Kommandeur Feilen, und es sei erforderlich, dass das jetzt bestehende 

Vertrauensverhältnis auch nach der Trennung bestehen bleibt. 

Kleine rechthaberische Standpunkte dürfen sich auf keinen Fall entwickeln, 

und die – K5 – Leiter müssen sich bei aller Selbständigkeit in einer 

Eigenschaft üben: Bescheidenheit. 

Abschließend stellte Kommandeur Feilen fest, dass die K 5- Angestellten 

nach wie vor an der Breitenschulung teilzunehmen haben, dass die gesonderte 

Abhaltung des Fachunterrichts von der Größe der jeweiligen K 5 

–Dienststelle und den vorhandenen Möglichkeiten abhängig zu machen 

sind und dass weitere Erläuterungen zu der verlesenen Anweisung der 

Deutschen Verwaltung des Innern folgen werden.“ 

Es ist gut möglich, dass Feilen dabei im Hinterkopf hatte, dass ein Teil der 

K5-Leute ohnehin nicht zum Dezernat D käme und dann zur Kripo (zurück)versetzt 

würde. (Ob er in jenem Moment wusste oder wollte, dass er 

selbst ebenfalls nicht zu –D– käme, kann heute niemand mehr beurteilen.) 

Die örtlichen Polizei-Chefs verloren ebenfalls Weisungs- und Kontrollbefugnisse 

über ihre K5-Leute, erfuhren dies aber nur mündlich. Der 

Erfurter Polizei-Chef bestand auf einer schriftlichen Bestätigung, die aber 

abgelehnt wurde: 

„KKPA(Kreiskriminalpolizeiamts)-Leiter Piehl, Erfurt, führt aus, dass der 

Polizeipräsident Rau schriftliche Anweisung darüber verlangt, dass er 

kein Weisungsrecht über das K 5 mehr habe. ... Kommandeur Feilen erklärte 

dazu, dass eine derartige Anweisung nicht schriftlich formuliert 

werden könnte und dass im übrigen in einer KPA(Kreispolizeiamts)-Leitertagung 

mündlich diese organisatorische Änderung bekannt gegeben 

worden sei.“ 456 

Etwa zur gleichen Zeit war auch die Rede davon, dass nunmehr etwa 30% 

aller Kripo-Stellen zu H-(K5)-Stellen erklärt wurden. 457 Diese 30 % bezogen 

sich allerdings, wie LKA-Direktor Jungnickel meinte, nicht auf die 

aktuelle Mitarbeiterzahl von ca. 1400, sondern auf die 950–1000, auf die 

die Kripo ohnehin wieder zurückgefahren werden sollte. 

Im Oktober 1948 war nämlich das Personal schlagartig um rund 40% 

erhöht worden: Von Oktober 1948 985 auf 1.433 Kripo-Leute per 1. 

Januar 1949. 458 Diese Aufstockung war aufgrund einer Thüringer 

SMA-Anweisung erfolgt und wurde durch Versetzung von etwa 500


211 

Schutzpolizisten zur Kripo realisiert. Der Gesamtbestand der Thüringer 

Polizei war im selben Zeitraum von 10.800 zu 14.600 angewachsen. 459 

(Die Personalerweiterung stand im zeitlichen Zusammenhang mit dem 

Aufbau von Grenzpolizeistellen, der Währungsreform und der Berlin- 

Blockade. Da es zuvor, im Laufe des Jahres 1948, Fluktuationen von 

etwa 40 % des Personalbestands gegeben, war Mitte 1949 kaum ein 

Drittel aller Thüringer Polizisten länger als ein Jahr im Dienst.) 

Das hieße bei einem Kripo-Mitarbeiterbestand von rund 1000 folglich ein 

H-(K5)-Bestand von etwa 300-350 Leuten für Thüringen, – also etwa das 

3fache im Vergleich zum Herbst 1948. 

Der geplante 30prozentige Personalbestand wurde im Frühsommer auch 

aufgestellt, wobei es freilich örtliche Unterschiede und auch diverse 

Widerstände und Unwilligkeiten seitens leitender Kripo-Offiziere gab. Im 

Juni hatte man beispielsweise in Nordhausen 12 von insgesamt 42 Kripo- 

Leuten ins K 5 gesteckt, wogegen es – laut Feilen – Probleme bei der K5- 

Austockung in Rudolstadt, Greiz oder Bad Langensalza gab. 460 

Im Juni lag auch der (vorläufige) neue Stellenumfang des Dezernats D 

fest. Im selben Monat machte man gegenüber den Kriminalamtsleitern 

auch klar, dass örtliche Einflussnahmen nicht zur Debatte stünden. Als 

diese mehrfach Fragen zum praktischen Vorgehen stellten, ging LKA- 

Direktor Jungnickel einer Antwort dadurch aus dem Weg, dass er lapidar 

auf noch fehlende Berliner Anweisungen verwies und davon sprach, dass 

„vorläufig alles noch in improvisatorischen Zustande“ sei. 461 Jungnickel 

selbst dürfte – ähnlich wie Feilen – ohnehin nur eine untergeordnete Rolle 

in diesem Personalkarussell gespielt haben. 

Neben der Personalabteilung war – wie aus Roths oben zitierter Bemerkung 

hervorgeht –auch die Abteilung „Polit-Kultur“ (PK) in die Vorbereitungsprozesse 

der MfS-Gründung eingebunden. Sie wurde im Februar 

1949 (evt. früher) gegründet, bestand aus 3 Referaten sowie einer VP- 

Parteikontrollkommission. Zuständig war sie eigentlich für die „politischideologische 

Festigung aller Volkspolizisten“ 462 und die Bildung von 

SED-Parteigruppen in allen Polizeiämtern. 

Abteilungsleiter Polit-Kultur war Rudolf Menzel, der zugleich Stellvertreter 

von Landespolizei-Chef Kröber war. (Menzel selbst wurde ja ein 

paar Monate später Landes-MfS-Chef und hat – da später auch Kröbers 

Wechsel zum MfS geplant wurde – mit Kröber zusammen eine Art 

Doppelspitze der MfS-Landesverwaltung gebildet.) Menzels Karriere 

vom Polit-Kultur-Chef zum MfS-Landeschef lässt Rückschlüsse über


212 

seine Rolle bei den Aktivitäten zur Formung des Dezernats D zu. 

Konkrete Anhaltspunkte dafür wurden allerdings nicht aufgefunden. In 

einem Referat im Juni 1949 vor Thüringer Kripo-Leitern hatte Menzel 

sich beschränkt auf eine tagespolitisch-ideologische Lagebeschreibung 

und feindpolitisch eher zurückhaltende Äußerungen, wie: 

„In der Arbeit der Kriminalpolizei z. B. würde es Opportunismus sein, 

wenn man jemandem gestattet, eine Hetze gegen die Sowjetunion zu treiben, 

ohne dass man Gegenargumente bringt und seine Ausführungen widerlegt.“ 

463 

In Menzels Polit-Kultur-Abteilung arbeitete VP-Rat Krahn als Leiter der 

VP-Parteikontrollkommission, – er war zuvor 201-Landes-U-Organ- 

Leiter und stellvertretender K5-Dezernatsleiter gewesen und hatte währenddessen 

nachweislichen Kontakt zum Sektor Innere Angelegenheiten 

(MGB Thüringen) gehabt. 

Tagung der Polit-Kultur-Mitarbeiter der SBZ-Volkspolizeien im September 1949 

in Erfurt, in der Mitte: Komarow, Foto aus: Geschichte der Volkspolizei


213 

Piecks Moskauer Notizen lassen den Rückschluss zu, dass das Geschehen 

im Dezernat D in sowjetischer Hand lag. Ende September 1949 fand in 

Erfurt übrigens eine SBZ-weite PK-Leiter-Konferenz statt, obwohl die 

letzte gerade mal drei Wochen zurücklag. Im Tagungspräsidium saß auch 

Komarow, der führende SMATh-Offizier für Inneres. 464 

Eine führende sowjetische Hand im Sommer- und Herbstgeschehen 1949 

ist mittels Thüringer Aktenfundus allerdings nicht nachweisbar. Sie bestand 

vermutlich 1. aus einem starken Einfluss auf die Personalauswahl 

und einer Prüfung der Moskaufreundlichkeit der Kader, was 2. gekoppelt 

war mit einem ausführlichen ideologischen Drill. Auch aus Thüringen 

wurden Leute zu dreimonatigen Kursprogrammen direkt nach Moskau 

geschickt. 465 

Gänzlich unbekannt ist, inwieweit es in der 2. Jahreshälfte 1949 zu gemeinsamen 

Aktivitäten bei der Verfolgung von Spionage, Sabotage und 

Diversion kam. 

Vieles von jenem konspirativen Sommer- und Herbstgeschehen könnte 

sich hinter Mauern eines SMA-Gebäudes in der Weimarer Kurthstraße 

abgespielt haben, welches die frischgebackenen deutschen Sicherheitskräfte 

anschließend als ihren ersten Landessitz überreicht bekamen. 

Noch vor Gründung der DDR müssen die Personalprüfungen der H-(K5)- 

Leute in Thüringen abgeschlossen gewesen sein. 

Am 28. September ist jedenfalls die Rede von der (Rück-)Versetzung von 

etwa 300 K5-Leuten aus diesem Dezernat in die herkömmlichen Kripo- 

Bereiche. LKA-Chef Jungnickel informierte, dass die Kripo 

„durch die Umorganisation innerhalb des K 5 in Thüringen rund 300 

Stellen hinzubekommen (hat.) ... Die Angehörigen des K 5, die nicht von 

der Gruppe D übernommen werden, stehen dem Dienststellenleiter der 

Kriminalpolizei zur Verfügung. ... Inspekteur Jungnickel führt weiter aus, 

dass er ... Vorschläge über die Einbauung ehemaliger K 5 –Leute (in 

GPKommandanturen) vermisst hat.“ 466 

Das spricht dafür, dass aus dem Arbeitsgebiet H-(K5) nur in recht geringem 

Umfang Personal (traditionelles oder kurzfristig transferiertes Personal) 

in das Dezernat D übernommen worden sein kann. Jungnickel sprach 

nicht direkt von einer Auflösung der K 5, doch müsste man eine solche 

schlussfolgern, wenn alle nicht übernommenen K5-Leute wieder in die 

allgemeine Befehlslage eingefügt wurden. 

Wenn sich Roth am gleichen Tage über beliebige Personalentnahmen durch 

„P“ und „PK“ beschwerte, so lässt das vermuten, dass man inzwischen zur


214 

„D“-Personalsuche in anderen Polizeieinheiten übergegangen war. Das lag 

auch nahe, denn die örtlichen Polizei-Leiter hatten im Juni sicherlich nicht 

ihre besten Leute freiwillig versetzt in die H-(K5)-Gruppen, die ihrem Befehl 

ja gleichzeitig entzogen worden waren. Einer jedenfalls, der über die 

Polit-Kultur-Schiene von der Rudolstädter Polizei im Oktober 1949 zum 

Gründungskaderbestand übernommen wurde, war vor Ort als Trinker bekannt 

und womöglich ja deshalb „hinaufkomplimentiert“ worden. Es handelte 

sich um Kurt Koch, den späteren Leiter der MfS-Abteilung IX. 467 

Ein gewisses Indiz für sowjetische Zweifel an der Moskau-Disziplin der 

Thüringer K5-Spitze könnten die Tatsachen sein, dass einerseits Jean- 

Baptist Feilen keine MfS-Perspektive haben würde und noch 1949 zur 

Außenhandelskontrolle überwechselte und dass man andererseits den 

Leipziger K5-Chef Rudolf Gutsche („Moskau-Kader“ und Sohn des 

sächsischen LKA-Chefs und MfS-Gründers) nach Weimar geschickt und 

ihm offenbar eine gewisse Verantwortung unter den bereits bestätigten 

Thüringer Sicherheitskadern übertragen hatte. 468 

Die Entscheidung über Kröbers Wechsel vom Chefsessel der Landespolizei 

zum MfS-Gründungskader war erst gefallen, nachdem Menzel bereits 

seine Weimarer Rolle im Aufbau deutscher Sicherheitsorgane übernommen 

hatte. Mit Wirkung vom 9. November 1945 verließ Kröber die Landespolizei. 

469 Immerhin erscheint der gleichzeitige Weggang von Menzel 

und Kröber (zuvor schon der Weggang Kleinjungs aus Thüringen) und der 

abrupte Wechsel zur neuen, relativ namenlosen Polizei-Führungsriege 

König/Henschke ein wenig als Notlösung, wenn man die personelle Instabilität 

der Landespolizei und deren viele Neuaufgaben (Grenze, Strafvollzug, 

Feuerwehr, Betriebsschutz) bedenkt. 

Man versetzte ins Dezernat –D– auch Kriminalpolizisten, die erst ein paar 

Jahre später große MfS-Karriere machen würden. 1948 war ein junger 

neunzehnjähriger Erfurter als Polizist in ein Revier Erfurts gekommen, 

war von dort zur Grenzpolizei und dann zur Erfurter Kriminalpolizei versetzt 

worden, ehe er 1949 zum Kaderbestand für die künftige Sicherheitspolizei 

ausgewählt wurde. Sein Name war Gerhard Neiber und seine „Karriere“ 

verlief von der Kreisdienststelle Weimar und der Weimarer Polit- 

Kultur-Abteilung bis hin zum Stellvertretenden MfS-Ministersessel. 470 

Piecks Moskauer Notizen enthielten nicht bloß die deutsch-sowjetische 

Übereinkunft über ostdeutsche Sicherheitsorgane, sondern auch die gemeinsame 

Absicht, erst im Falle einer westdeutschen Staatsgründung eine 

ostdeutschen SED-Regierung zu installieren. Daher war im im März 1949


215 

– als die Formierung einer eigenständigen ostdeutschen Sicherheitspolizei 

(innerhalb der Kripo) begann – eine DDR-Gründung im Oktober 1949 

noch keine beschlossene Sache. Das bedeutete, dass im DDR-Gründungs - 

prozess auch erneut über die staatliche Konstellation in Sachen Sicherheitspolizei 

nachgedacht worden sein musste (mit vergleichbarer Ambition 

zur Zentralisierung). Als im Oktober die DDR-Regierung gebildet und ein 

zentraler Innenminister-Sessel aufgestellt wurde, wurde als wichtigste Änderung 

der Pieck-Stalin-Übereinkunft bekannt: Die neue deutsche Sicherheitstruppe 

wurde noch eigenständiger sein und auch „etatmäßig“ nicht 

mehr zur Kriminalpolizei und zur Volkspolizei überhaupt gehören. 

Im DDR-Innenministerium erfolgte eine klare Trennung zwischen der 

„Hauptabteilung“ Polizei und der neuen „Hauptabteilung zum Schutz der 

Volkswirtschaft“. Unter den Befehl ersterer kam das Thüringer LKA und 

unter den Befehl letzterer das Thüringer Dezernat D. Eine wichtige 

Voraussetzung dafür waren die erweiterten Finanzkompetenzen, die die 

SED-Führung den fünf SBZ-Ländern auf kaltem Wege schlichtweg 

geklaut hatte und die nun jeder öffentlichen Kontrolle entzogen werden 

konnten. 

Hoheitliche, ordnungsrechtliche und sonstige polizeiliche Befugnisse hatten 

die Mitarbeiter dieser Hauptabteilung, die außerhalb der Polizei stand, 

eigentlich nicht mehr inne. Mit keinem Gesetz wurden ihnen solche Kompetenzen 

öffentlich zugesprochen. Ihre realen Handlungskompetenzen 

blieben vor den Juristen verborgen und für die SED-Politiker juristisch 

uninteressant. (s. auch S. 227 ff.)


12. Polizeihaft (1948-51) 

216 

1948 hieß es polizeiintern zu den polizeilichen Haftanstalten: 

„In den Polizeihaftanstalten bzw. Haftzellen sitzen insbesondere Personen 

ein, die wegen Verdachtes der Ausübung einer strafbaren Handlung festgenommen 

werden. Des weiteren erstreckt sich die Aufnahme auch auf die 

Personen, die eine von der Polizeiverwaltung festgesetzte Strafe verbüßen 

oder auf obdachlose Personen, die zu ihrer eigenen Sicherheit zu verwahren 

sind. Im Gegensatz zu den Strafanstalten werden grundsätzlich gerichtlich 

anerkannte Freiheitsstrafen in Polizeihaftanstalten nicht vollstreckt. 

Zu dem o. a. Zweck stehen der Schutzpolizei Thüringen zu Zeit 

9 Polizeihaftanstalten 

zur Verfügung. Dieselben haben ihren Sitz in 

Erfurt, Altenburg, Gera, Gotha, Jena, Nordhausen, 

Eisenach, Weimar und Worbis/Heiligenstadt. 

Die Bewachung der jeweils dort einsitzenden Polizeihäftlinge erfolgt 

durch Polizeiangehörige, welche nur in den Polizeihaftanstalten verwendet 

werden. 

Neben den Polizeihaftanstalten stehen der Schutzpolizei des Landes Thüringen 

386 Haftzellen 

zur Verfügung. Dieselben erstrecken sich über das ganze Land Thüringen 

und befinden sich auf den Polizeirevieren, Gruppen- und Einzelposten. Sie 

dienen zur kurzfristigen Unterbringung von Personen, die in dem jeweils 

zuständigen Dienstbereich der einzelnen Polizeidienststellen vorläufig 

festgenommen werden. 

Der Zustand der Polizeihaftanstalten bzw. Haftzellen in Bezug auf Ausbruchssicherheit 

usw. ist im Durchschnitt befriedigend. ... Die ordnungsgemäße 

Durchführung des Polizeihaftanstaltsdienstes wird durch laufende 

Kontrollen seitens der Landespolizeibehörde Abt. Schutzpolizei – 

Referat S 2 – überwacht.“ 471 

In vielerlei Hinsicht ähnelte die Situation in der Thüringer Polizeihaft 1948/ 

49 noch derjenigen, die für die Zeit vor 1947 beschrieben wurde. In den 

Quellen erschien die Polizei-Haft immer stärker als etwas „normalisiertes“. 

Auch zentrale Dokumente über Verfahrensvorschriften belegen dies. 

Im März 1949 sprachen Polizeioffiziere der Schutzpolizei in Weimar über 

eine neue SBZ-Haftanstaltsordnung. In dieser befinden sich Regelungen 

für einen Haftaufenthalt von Polizeigefangenen, die eindeutig über die 

alte gesetzliche Höchstfrist von 24 Stunden hinausreichen. Und dies auch 

für Häftlingsgruppen, die ganz offensichtlich nicht aufgrund der 201-


217 

Sonderregelungen in Polizeihaft kamen. Mit derselben Selbstverständlichkeit 

wird hier außerdem von „Polizeistrafhäftlingen“ gesprochen: 

„§23 Häftlingen (ausgenommen Polizeistrafhäftlinge und Justizstrafgefangene), 

die längere Zeit in der Haftanstalt bleiben, kann der Leiter der 

Haftanstalt den Genuss von Rauchwaren gestatten. 

§ 28 Festgenommene, deren Haft länger als 2 Tage dauert, ist es nach dem 

zweiten Tag gestattet, unter Aufsicht eine halbe Stunde auf dem Hof der 

Polizeihaftanstalt an die Luft zu gehen. 

§34 Kriminalhäftlinge dürfen in Polizeihaftanstalten Besuch nicht empfangen.“ 

472 

1948/49 hatte sich der Alltag der Thüringer Polizeihaft im Grunde kaum 

verändert. Polizisten und Kriminalpolizisten konnten Festgenommene in 

den örtlichen Haftanstalten abgeben, während die Haftanstalts-Polizisten 

ohne weiteres Hinterfragen eine Haft „bis auf Weiteres“ realisierten. Die 

Übernahme eines Gefangenentransportes auf dem Erfurter Hauptbahnhof, 1948. 



218 

gesetzlichen Haftfristen wurden auch weiterhin häufig überschritten. Im 

September 1949 kritisierte beispielsweise Zahmel, der stellvertretende 

Landeskriminaldirektor, vor versammelter Führungsriege, dass „Polizeihäftlinge 

... mitunter 5, 7 und noch mehr Tage im Polizeigewahrsam (sitzen), 

ohne dass der Haftbefehl beantragt wird.“ 473 

Im September 1949 – kurz vor Gründung der DDR – befanden sich über 

4.000 Thüringer (2.693 Männer und 1.463 Frauen) in Polizeihaft. Nur 94 

von ihnen waren Justizgefangene (die zeitweilig hier untergebracht waren) 

und weitere 164 waren 201-Gefangene, –also aufgrund einer offiziellen 

Durchführungsordnung hier. Und obwohl es außer internen Verordnungen 

keine Rechtssätze gab, hatte die Thüringer Polizei inzwischen 11 Polizeigefängnisse, 

116 Polizeigewahrsame sowie 3 Polizeilager. 474 Die Thüringer 

Gesetzgebung hatte dafür weder vor 1933 noch nach 1945 eine Grundlage 

gegeben. 

In Polizei-Haft befanden sich außer den regulären vorläufig Festgenommenen 

mit 24-Stunden-Frist und den regulären Transport-Gefangenen 

auch mehrere, strafrechtlich irreguläre Häftlingsgruppen, deren Vorhandensein 

heute geradezu seltsam anmuten muss: 

- Vorbeugehäftlinge (aufgrund eigner, polizeilicher Strafbefehle), 

- Kriminalhäftlinge über 24 Stunden (ohne Rechtsgrundlage), 

- polizeiliche 201-Häftlinge (laut DVdI-Verordnung), 

- sicherheitsverwahrte Obdachlose (Rechtsgrundlage nur 24 Stunden), 

- sowjetisch eingewiesene Häftlinge (aufgrund des Besatzungsstatus), 

- Festgenommene (der Schutzpolizei oder polizeilicher Einsatzgruppen) 

über 24 Stunden (ohne Rechtsgrundlage), 

- Justiz-Untersuchungsgefangene und Justiz-Strafgefangene (aufgrund 

örtlicher Haftraum-Probleme der Justiz), 

- Polizeistraf-Häftlinge (per polizeilicher Strafverfügung, z. T. wegen 

Nichtzahlung von Bußgeld), 

- kurzfristig festgenommene Grenzübertreter, teilweise in gesonderten 

Polizei-Lagern in Grenznähe. 

Der größte Teil der Inhaftierten war nicht grundlos verhaftet und sicher 

auch durch Polizisten, die guten Gewissens handelten, eingeliefert worden. 

Aber die Thüringer Haftpraxis jener Zeit war dennoch eine, die 

generellen Missbrauch ermöglichte und geschehenen Missbrauch kaum 

ausgleichen konnte. Und sie war eine Haftpraxis, die die Beteiligten nicht 

lehrte, wie ein rechtsstaatliches Verständnis von Haft auszusehen hat.


219 

Unverändert waren auch die Möglichkeiten der Sowjets, festgenommene 

Deutsche zur vorläufigen, unbefristeten Inhaftierung in den Polizeigefängnissen 

abzuliefern. Im Januar 1949 kam auch dies auf Grund eines 

Südthüringer Vorfalls nochmals in einer Dienstsprechung der Landes- 

Kripo-Stelle zur Sprache: 

„Göcking – Suhl: In Zella-Mehlis ist ein gewisser Helfrich, der nicht faschistisch 

belastet ist, vor 4 Wochen von der Besatzungsmacht in das Polizeigefängnis 

eingeliefert worden. Seit dieser Zeit sitzt er, und niemand 

weiß, aus welchem Grunde. Veranlasst wurde diese Maßnahme durch 

einen Offizier der SMA Thür., den Kollege Göcking heute aufsuchen und 

befragen wird. 

LKD (Landeskriminaldirektor) Jungnickel bittet die anwesenden Vertreter 

der Besatzungsmacht um Erlass einer Anweisung der SMA Thüringen an 

die Dienststellen der Besatzungsmacht, wonach der zuständige Offizier 

eine Bescheinigung ausstellt, wenn er eine Person in einem Polizeigefängnis 

einsitzen lässt bzw. wonach die Überführung des Betreffenden in ein 

Gefängnis der Besatzungsmacht angewiesen wird.“ 475 

Die 201-Untersuchungshaft als offizielle und reguläre Polizeihaft hatte 

das Faktum Polizeihaft stabilisiert, welches (teilweise notgedrungen) aus 

dem Nachkriegschaos entstanden war, aber an NS-Gebräuche erinnerte 

und in Gegenwart einer „Gewaltenteilung“ sowjetischen Couleurs praktiziert 

worden war. 1949/50 war der Umfang der 201-Strafverfolgung von 

Kriegsverbrechern oder NS-Straftätern mit Untersuchungshaft bereits so 

gering, dass im Höchstfalle eine reguläre Polizei-U-Haft in Thüringen 

hätte ausreichen müssen. Ab dem 2. Halbjahr 1949 lag die Zahl der 201- 

Inhaftierungen pro Monat unter 20. 

Während aber die NS-„Hauptverbrecher“ oder „Verbrecher 1. Stufe“ fast 

gegen Null sanken, traf dies jedoch nicht für die Zahl von Personen zu, die 

direkt „aus polizeilicher Untersuchungshaft“ (201-Haft) in die Gerichtssäle 

geführt wurden. Zur Jahreswende 1950/51 z. B. überstellte die Polizei-Gefängnisabteilung 

über 20 abgeurteilte 201-Häftlinge an den Strafvollzug. 

Die namentliche Aufstellung verdeutlicht, um welcherart 

Strafvorwürfe es sich hier inzwischen tatsächlich handelte: 

„Häftlingsliste mit Bitte um Info, wohin diese abgeurteilten Häftlinge gebracht 

werden sollen“: 

Vinoska Spionage/Agententäigkt 6 Jahre Zuchthaus 

Fuchs Bibelforscher 5 Jahre Zuchthaus 

Rost Bibelforscher 5 Jahre Zuchthaus 

Ortmann Zeuge Jehovas 6


220 

Bettermann dt 6 

Klammer dt 6 

Lauenroth dt 3 

Simon dt 2 

Roy 201 4 

Altenburg 201 3 

Feldner 201 4 

Roth Verfass. Art. 6 476 1 Jahr Gefängnis 

Dasselbe auch Peterhansel, Goehring, Schröder, Hesse, Doge, Scheffel, 

Bruckhardt, Risch, Schmidt, Nicius, Gitter.“ 477 

Mindestens 20 von diesen 23 Personen mit Haftstrafen waren also nicht 

wegen NS- oder Kriegs-Verbrechen in polizeilicher „201-U-Haft“. 

Auch die Personen, die ab 1950 in Erfurt aus eindeutig politischen 

Gründen verurteilt wurden, kamen– wie in den Urteilen verzeichnet – aus 

„polizeilicher Untersuchungshaft“. (s. flg. Kapitel) Diese basierte auch 

nach DDR-Gründung weiterhin auf den Sonderregelungen, die 1947 

eigentlich im Sinne einer schnellen Aburteilung von NS-Straftätern geschaffen 

worden waren. 

Massiven Auftrieb und prinzipielle Erweiterung erhielt die Polizeihaft 

sowohl durch den Prozess der DDR-Staatsorganisation aus SED-Perspektive 

als auch durch die annähernd gleichzeitige Rückgabe der Gefangenen 

aus den sowjetischen Speziallagern und Gefängnissen. 

In den Sowjetgefängnissen saßen deutsche SMT-Verurteilte und Internierte. 

(s. S. 48 ff.) Die SMA betrachtete diese schon länger als Problem, 

das sie sich einerseits vom Halse schaffen wollte, ohne aber 

andererseits eine generelle „Amnestie“ 478 zu erlassen. Im Januar 1950 

verfügte die SMAD (neben einigen Entlassungen) die Übergabe von 

15.000 Inhaftierten an den neugegründeten Staat. Diese Übergabe 

erfolgte allerdings nicht an die DDR-Justiz (als regulärer deutscher 

Haft-Institution), sondern ans DDR-Innenministerium. 

DDR-Polizei und DDR-Innenministerium organisierten die Unterbringung 

dieser 15.000 Menschen in den ersten Wochen des Jahres 1950. 

Die Polizei-Zentrale (HVDVP) hatte schon Ende 1949 eine Abteilung 

X –Strafvollzug– eingerichtet. Die Gefangenenübernahme wurde zu 

deren erster Bewährungsprobe, denn es wurden mehr Gefangene übergeben 

als Haftkapazitäten. (Die sowjetische Haftkapazität bestand 

überwiegend aus NS-Konzentrationslagern, deren erneute deutsche 

Nutzung schlichtweg unmöglich war.)


221 

Justiz-Strafgefängnisse 

waren zur 

kurzfristigen Gefangenenübernahme 

unabdingbar 

und so wechselten 

mehrere von ihnen 

von der Justiz zur 

Polizei. Die traditionellenStrafgefangenenverblieben 

bei der Justiz 

und wurden verlegt. 

Die Südthüringer 

Justiz-VollzugsanstaltUntermaßfeld 

war das erste 

von der Polizei 

übernommene 

Strafgefängnis. 

Die Justiz behielt 

ihre Strafhäftlinge 

allerdings und 

verlegte sie in die 

Justiz-Gefängnisse 

Gräfentonna 

und Suhl. 

Ob dieser beschriebene Prozess stärker durch praktische Notlösung oder 

durch politisches Kalkül geprägt war, muss durch weitere Forschungen 

noch geklärt werden. 

Das wichtigste Ergebnis liegt auf der Hand: Es gab jetzt sowohl Justiz- 

Strafvollzug als auch Polizei-Strafvollzug. In Thüringen gab es neben den 

Gerichtsgefängnissen die Polizeihaftanstalten und neben dem Justizstrafgefängnis 

Gräfentonna das Polizei-Strafgefängnis Untermaßfeld. 

Dabei blieb es jedoch nicht, denn in der Folgezeit stellte das SED-Regime 

den gesamten regulären Justiz-Strafvollzug selbst infrage. Die SED- 

Machthaber bauten – im Einvernehmen mit den Sowjets – stärker auf ein


222 

starkes Innenministerium (, auch wenn ihr Einfluss in der Justiz stieg), 

was bald zu einer eindeutigen Beantwortung der Übergabe-Frage 

führte. 479 Im November 1950 erließ der DDR-Ministerrat die Verordnung 

zur generellen Übergabe des Strafvollzugs in den Bereich des Innenministeriums 

zum 1. 1. 1951. Der Kompetenzwechsel im Thüringer Strafvollzug 

soll hier nicht näher dargestellt werden. 

Für Gräfentonna, Ichtershausen, Suhl und auch für das Strafgefängnis 

Erfurt-Andreasstraße bedeutete der Jahreswechsel 1950–51 den Wechsel 

zur Polizei-Abteilung –Strafvollzug–. Auch das Justizvollzugs-Personal 

wurde formell übernommen. In den Folgewochen überprüften die neuen 

polizeilichen Vorgesetzten die vormaligen Justizbeamten, tauschten sie 

dann aber häufig aus. 

Dem Thüringer Justizministerium verblieb bis Mitte 1952 nur die Obhut 

über die Gerichtsgefängnisse, in denen Untersuchungshäftlinge saßen. 

Danach gingen auch die Haftanstalten ins Ressort der Polizei über. 

Es ist prinzipiell nicht ungewöhnlich, wenn Polizisten Handlungen ausführen, 

die sachlich der Justiz unterstehen, – aus rechtsstaatlicher Sicht 

wäre das „Auftragsangelegenheit“ der Polizei für die Justiz mit unveräußerlich 

bleibenden Weisungsbefugnissen. Doch die Übertragung des gesamten 

Strafvollzugs an das innenpolitische Ressort ab 1951 bedeutete, 

dass aus „Auftragsangelegenheit“ nun nichtjustizielle, polizeiliche „Eigenangelegenheit“, 

aus Weisungsbefugnis der Justiz nun eingeschränkte Kontroll- 

und „Empfehlungs“befugnis geworden war. 

Der Verfassungsstatus der DDR-Justiz ist durch diese Veränderung ebenso 

tiefgreifend deformiert worden wie durch die spätere SED-Personalpolitik 

und die spätere DDR-Gesetzgebung. 

Erfurter Polizei-Haftanstalt (bis Mitte 1949) 

Die alte Polizei-Haftanstalt auf dem Erfurter Petersberg wurde 1945 von 

den Sowjets beschlagnahmt und nach über zwei Jahren wieder freigegeben. 

Anfang 1948 nahm die Polizei sie als Polizei-Haftanstalt erneut in 

Betrieb (anstelle der Haftanstalt, die währenddessen provisorisch im 

Polizeipräsidium Meister-Eckehart-Straße benutzt worden war). 

Das Haftgebäude Petersberg war schon vor dem 1. Weltkrieg errichtet 

worden und liegt inmitten eines großen historischen Festungsgeländes, 

das auch im 20. Jahrhundert wiederholt militärisch genutzt wurde. Es war 

ursprünglich als militärisches Arrestgebäude vom Heeresbauamt errichtet 

worden. Als Polizei-Haftanstalt fungierte das Gebäude aber bereits in den


223 

Ehemalige Polizei-Haftanstalt auf dem Erfurter Petersberg, 

Foto: Fiege, 2002 

Gebäudeplan aus den Jahren, Stadtarchiv Erfurt


224 

30er Jahren und während der Nazi-Zeit. Es ergänzte die Erfurter Haftzellen 

der Polizeireviere, der Kripo und der Gestapo. Ob die Haftanstalt Petersberg 

vor 1945 regelmäßig ausgelastet wurde oder eher zur Bewerkstelligung 

größerer Razzien vorgesehen war, wurde unsererseits nicht näher 

untersucht. 

Das Gefängnis bestand aus einem Wachgebäude, einem Hof und einem 

dreigeschossigen Zellenhaus. Letzteres enthielt 19 Haftzellen mit 6,5 m 2 

und 3 Zellen von 14,5 m 2. 

Im Juli 1945 hatte die Rote Armee den Petersberg von den Amerikanern 

übernommen, wozu auch das Gebäude der Haftanstalt gehörte. Über 

Funktion und Verwendung des Haftgebäudes zwischen 1945 und 1947 ist 

kaum etwas bekannt. Im Oktober 1945 wusste nicht mal der Justizbeamte, 

der fürs wiedereröffnete Landgericht neue U-Haft-Zellen organisieren 

sollte, ob die Sowjets im Petersberg-Haftgebäude nun eigentlich Gefangene 

untergebracht hatten oder nicht. 480 

Über die sowjetische Verwendung des Gebäudes erhielten wir lediglich 

eine (nicht mehr genau datierbare) Zeitzeugenaussage, der zufolge die 

russischen Armeetruppen hier zeitweise eigene russisch-sprechende 

Gefangene untergebracht hatten. Ein Zeitzeuge, der als Handwerker hier 

einmal eine Ausbesserung zu verrichten hatte, hörte jedenfalls russische 

Worte unter den Gefangenen und kam zu dieser Schlussfolgerung. 

Im Sommer 1947 erhielt die Erfurter Polizei die Haftanstalt auf dem 

Petersberg von der SMA zurück. 481 Obwohl die Erfurter Justiz vor Ort 

kein Gefängnis hatte, denn das Justiz-Gefängnisgebäude Andreasstraße 

blieb noch weitere Monate lang in sowjetischer Hand, handelte es sich 

eindeutig um eine Übergabe an die Erfurter Polizei. 

Bei Rückgabe waren keinerlei Einrichtungsgegenstände und auch keine 

Türen mehr vorhanden. Ehe ab Anfang 1948 Polizeihäftlinge hier untergebracht 

wurden, erfolgten sechs Monate lang Reparaturarbeiten. 

Noch im Jahr 1948 sahen insgesamt 3.244 Verhaftete die Räumlichkeiten 

von innen. Die durchschnittliche Haftdauer und die Belegungsstärke sind 

zwar nicht bekannt, dafür gibt es jedoch eine Statistik für eingelieferte 

Inhaftierte, die nach den Haftgründen gruppierte 482 : 

Ähnlich wie in anderen Thüringer Polizeihaftanstalten gab es auch hier 

verschiedene irreguläre Gefangenengruppen, wie Arbeitsverweigerer, 

Geschlechtskranke oder Kriminalhäftlinge über 24 Stunden. Auch die 

Haftfristen wurden teilweise länger überschritten. Im Sommer 1949 – 

kurz vor Schließung der Haftanstalt Petersberg – beschwerte sich der


225 

Erfurter Oberstaatsanwalt Rodewald beim VP-Präsidenten darüber, dass 

mehrere Frauen bereits eine ganze Woche ohne Haftbefehl auf dem 

Petersberg festgehalten würden. 483 

Das Ende des Haftgebäudes Petersberg als Erfurter Polizeihaft wurde 

genau anderthalb Jahre nach seiner Wiedereröffnung eingeläutet. Im Sommer 

1949 kam es beim Oberbürgermeister zu einer Besprechung mit dem 

Erfurter Polizeidirektor Rau und weiteren Polizeioffizieren. 484 Dort wurde 

besprochen, dass in den Folgewochen der gesamte Petersberg mit 

insgesamt 500 Polizeimannschaften belegt werden sollte. Diese Polizeimannschaften 

hatten nichts mit der Erfurter Stadtpolizei zu tun, sondern 

es handelte sich um eine Polizei-Bereitschaft (dem Vorläufer der Kasernierten 

VP und später der NVA). 485 Auf dem Petersberg sollte 1949 die V. 

Polizeibereitschaft stationiert werden. 

Es wurde vereinbart, dass alle Gebäude auf dem Petersberg geräumt werden 

sollten. Das Haftgebäude sollte laut Planunterlagen von 1949 als 

Arrestanstalt 486 für die Polizeiangehörigen verwendet werden. 

Der genaue Übergabetermin des Gefängnisbaues Petersberg ist nicht bekannt, 

müsste aber noch in das Jahr 1949 gefallen sein. Aufgrund gänzlich 

fehlender Erfurter Polizeiakten gibt es auch keine Hinweise über die


226 

Überlegungen der Erfurter Polizeidirektion für eine Ersatz-Polizei-Haftanstalt 

Erfurt und die mögliche Nutzung der Haftzellen im Hauptgebäude 

Meister-Eckart-Straße. 

Offenbar bezog die Erfurter Schutzpolizei nach Verlassen des Petersberges 

aber sofort einen kleineren Teil des Justiz-Gefängnisbaues Andreasstraße. 

Die Erfurter Polizei-Haft setzte sich jedenfalls auch 1950 – mit 

dem Übergabeprozess Justizhaft–Polizeihaft – im Gefängnisbau Andreasstraße 

fort. (s. S. 268 ff.) 

Der Zellenbau Petersberg wurde wie vereinbart zur Arrestanstalt, – zuerst 

der Polizeibereitschaft, dann der Kasernierten Volkspolizei und schließlich 

der NVA. Eingeliefert wurden hier in der Folgezeit – bis 1964 – also 

ausschließlich Militärangehörige im Zusammenhang mit Dienstvergehen. 

1964 verließ die NVA den Petersberg. Dieser kam nun überwiegend in 

städtische Hand, – allerdings mit Ausnahme des Haftgebäudes. Dieses 

nämlich gelangte nunmehr in die Hand der Erfurter Staatssicherheit. Unter 

dem Tarnnamen „Kartause“ diente das Gebäude fortan als Objekt einer 

MfS-Bezirksabteilung, vermutlich der Abteilung Nachrichten. Heute befindet 

sich das Gebäude in Privathand.


227 

13. MfS-Gründung, MfS-Strafermittlung – MfS-Haft 

(1950–52) 

Per Dekret wurde am 8. Februar 1950 das Ministerium für Staatssicherheit 

(MfS) gegründet. Über seine politisch-geheimpolizeilichen Aufgaben und 

Kompetenzen bestanden keine Zweifel, auch wenn nichts davon gesetzlich 

fixiert wurde. 

Kurz zuvor – am 26. Januar – hatte die SED-Regierung eine Beratung 

zum Thema „Abwehr von Sabotage“ durchgeführt. Man hatte zuvor drei 

Berichterstatter gehört: Fritz Lange (den Vorsitzenden der Staatlichen 

Kontroll-Kommission), Kurt Fischer (DDR-Polizei-Chef) und Erich 

Mielke (Chef der Hauptverwaltung zum Schutze der Volkswirtschaft). 

Alle Redner behaupteten, dass „der Feind“ für eine erstarkende DDR 

immer gefährlicher werde und dass man diverse wirtschaftliche Pannen 

noch nicht genügend als „bewusst organisierte Sabotagemaßnahmen 

erkannt“ habe. Das wiederum ergäbe viele neue Aufgaben für die Volkspolizei. 

Die Regierung fasste schließlich am Ende der Beratung einen 

Beschluss zur „Abwehr von Sabotage“, der später auch in der Volkspolizei-Zeitung 

veröffentlicht wurde. 487 Festgelegt wurde: 

- die Vorbereitung und Schulung der „Organe der Sicherheit unseres 

Staates und der Volkswirtschaft“ (=MfS-Aufbau), 

- gemeinsames Berichtswesen von Polizei und Hauptverwaltung zum 

Schutz der Volkswirtschaft in Sachen „Verbindung mit der Feindpropaganda 

von außen und der Tätigkeit der Agenten im Lande“, 

(=Info-Verkettung Polizei–Staatssicherheit), 

- Prüfung von Sabotage-Hintergründen in allen Brandfällen (=Verknüpfung 

Brandschutz–Kripo), 

- gemeinsame Planungen von Innenminister und Industrieministern 

zum Betriebsschutz, „engste Zusammenarbeit der Betriebsleitung 

mit den Betriebsschutzeinheiten sowie den übrigen Organen der 

deutschen Volkspolizei“ (=Verkettung Polizei–Wirtschaft) 

- stetige „Feindwarnungen“ an Bevölkerung vor dem Hintergrund 

der Wirtschaftspläne 1949/1950 (=Sicherheitspropaganda). 

Die Ouvertüre zu einer geheimen Sicherheitspolizei (als Ministerium) war 

zu diesem Zeitpunkt bereits gesungen und ihre Gründung erfolgte zwei 

Wochen später in Form eines Gesetzes über die Gründung des MfS. Die 

Provisorische Volkskammer verabschiedete es, Pieck unterzeichnete es 

am 10. Februar und am 18. verkündete man es. Das Gesetz bestand aus 

zwei lapidaren Sätzen, doch es verstand sich auch für Nichtbeteiligte von


selbst, dass nicht nur 

„Sabotage“ in weitem 

Sinne – ob wirtschaftlich, 

politisch oder antikommunistisch 

– und 

“Spionage – ob geheimdienstlich, 

militä - 

risch, politisch – Kernthemen 

sein würden, 

sondern auch die dauerhafte 

Stabilisierung 

der SED-Herrschaft 

das Kernziel bildete. 

Es deutet nichts darauf 

hin, dass die Beteiligten 

1950 im entferntesten 

an die später erreichtenPersonaldimensionen 

dachten. 

Wenn sie sich trotzdem 

für einen Ministeriastatus 

entschieden, so 

kam dies einer extremen 

Aufwertung des 

politpolizeilichen Sonderstatus 

gleich. 

In der Vorbereitungsphase 

hatte man DDRweit 

etwa 1100 Leute 

aufgestellt, in den ers- 

228 

Rudolf Menzel, Chef der MfS-Länderverwaltung 

Thüringen 1950-52, Foto: aus Generäle der NVA 

ten MfS-Monaten wurde ihre Zahl verdoppelt und 1952/53 befehligte 

Minister Zaisser etwa 10.000 Mann. 488 Der Personalumfang lag damit anfangs 

beim 2-3fachen vom 1948er K5-Personal, 1952 schon beim 4-5fachen 

der vor 1945 auf demselben Territorium aktiven Gestapo-Stellen 489. 

In Thüringen sind vielleicht 320-400 Leute ins neugegründete MfS übernommen 

bzw. sofort neueingestellt worden. Vermutlich wechselte auch im 

Frühjahr/Sommer 1950 noch so mancher Polizist zur MfS-Länderverwaltung 

bzw. in eine Kreisdienststelle. Im Laufe der drei Folgejahre kamen 

weitere 1000 MfS-Mitarbeiter hinzu.


229 

Innerhalb der Länderverwaltung wurde mit dem Aufbau von 9 Sachabteilungen 

begonnen: 

III (Sabotage, Wirtschaft/Landwirtschaft), 

IV (Spionage), 

V (Untergrund, Flugblätter), 

VI (Sekten/Kirchen?), 

VII (Polizei, Kontrolle/Zusammenarbeit), 

VIII (allgemeine Beobachtung), 

IX (Untersuchung), 

X (Fahndung) und 

XIII (Verkehr). 

Daneben entstanden Innendienst-, Parteistrukturen und Kreisdienststellen. 

Wie viele MfS-Kreisdienststellen (KD) es anfänglich in Thüringen gab, 

lässt sich hier nicht sagen. Von „Außendienststellen“ jedenfalls war im 

Entwurf eines Menzel-Schreibens vom 1. Februar 1950 bereits die Rede. 

490 Man knüpfte sicher an die K5-Lokalstruktur an, – an die Stelle von 

22 K-5-Stellen traten nun 20 MfS-Kreisdienststellen, wobei die Weimarer 

Stelle in der Länderverwaltung mit aufging. In einer Verteilerliste vom 

Mai 1952 sind folgende Kreisdienststellen genannt: Erfurt, Arnstadt und 

Gotha; Altenburg, Gera, Greiz und Jena, Meiningen, Eisenach, Hildburghausen, 

Bad Salzungen und Suhl, Mühlhausen, Heiligenstadt, Nordhausen, 

Sondershausen, Rudolstadt, Saalfeld, Schleiz und Sonneberg. 491 

Die Personalstärken pro Kreis können anfangs kaum bei 10 Leuten 

gelegen haben, die Erfurter Personalstärke lag sicher eher bei 20–25 und 

Kreisstellen wie Jena und Gera waren vermutlich auch größer. Die KD 

Altenburg, die Mitte 1952 zur Leipziger MfS-Bezirksverwaltung kam, 

hatte zum Übergabezeitpunkt 12 Operativ-Mitarbeiter: vier im Referat 

Wirtschaft/ Landwirtschaft, zwei im Referat Spionage, zwei im Referat 

Untergrund, zwei im Referat Sekten/Kirchen/Parteien, einer im Referat 

Polizei, einer im Referat Fahndung. 492 Rechnet man noch Leitung und 

Hilfspersonal hinzu, so dürfte der Altenburger Personalbestand bei 20–25 

gelegen haben. Viele Mitarbeiter waren im Herbst 1952 allerdings erst 

einige Wochen tätig. Die Zahl der Geheimen Informatoren lag in Altenburg 

unter zwölf, wobei einige davon unter den neuen MfS-Mitarbeitern 

noch unbekannt waren. Ein Stellenplan der KD Altenburg vom Mai 1953 

weist 22 Mitarbeiter, davon 11 Operativ-Mitarbeiter aus. 493 

Alle Thüringer MfS-Mitarbeiter unterstanden Rudolf Menzel und Leander 

Kröber, den beiden vormaligen Spitzenkräften der Landespolizei.


230 

Rudolf Menzel, bis dato 1. Stellvertretender Landes-Polizei-Chef und Abteilungsleiter 

Polit–Kultur, 494 war der erste MfS-Landes-Chef. Er blieb 

etwa anderthalb Jahre in diesem Amt, denn er ging 1952 nach Schwerin, 

um die dortige MfS-Länderverwaltung zu übernehmen. Im Nachgang des 

17. Juni, der unter anderem zum Rücktritt von Minister Wilhelm Zaisser 

führte, musste auch Menzel das MfS verlassen. Später machte er Karriere 

in der NVA-Generalität. 

Leander Kröber war 1947–49 Landes-Polizei-Chef und im November 

1949 in den MfS-Gründungskader übernommen worden. 495 Er führte die 

Leitung der MfS-Länderverwaltung von Menzels Weggang bis zur Bezirksgründung 

fort. Dann übernahm er kurzzeitig die MfS-Bezirksverwaltung 

Chemnitz, ehe er (noch vor dem 17. Juni) für den DDR-Innenminister 

tätig wurde und ebenfalls das MfS verließ. Später machte er Karriere 

in der Grenzpolizei und den Grenztruppen. 

Menzel und Kröber verblieben – im Unterschied zu anderen – also nicht 

lange beim MfS. Dennoch waren beide mit ihrer Polithaft- und Polizei- 

Vergangenheit innerhalb der frühen MfS-Gründungsriege alles andere als 

eine Ausnahme, denn die ersten Chefs aller sechs MfS-Länderverwaltungen 

waren in „Schutzhaft“ oder KZ gewesen und alle sechs hatten in den 

SBZ-Jahren auch – in höchsten Positionen (einer in der DVdI, fünf in den 

Länderpolizeien) – für die Polizei gearbeitet. 496 

Im Oktober 1949 war die SMA aufgelöst und durch Sowjetische Kontrollkommissionen 

ersetzt worden. Dies führte zu einer Verringerung des Weimarer 

SMA-Personals und könnte den Ausschlag dafür gegeben haben, 

dass das bislang beschlagnahmte Gebäude Weimar–Kurthstraße 11 genügend 

Platz bot, um hier im Herbst 1949 die Polizisten zu versammeln, die 

vom Kripo-Dezernat –D– (bzw. Abteilung zum Schutz der Volkswirtschaft 

497 ) aus zum MfS-Kaderbestand wurden. Ein Haus der SMA-Verwaltung, 

in das seit Jahren Sowjets und auch Deutsche ein- und ausgingen, 

war für konspirative Kontakte zwischen KGB und Sicherheitskadern 

zumindest geeigneter als eine irgendeine abgelegene Villa oder irgendein 

Seitenflügel einer Polizeibehörde. 

Nach 1950 jedenfalls wurde die Bezeichnung „die Kurthstraße“ schnell 

zum Synonym für die MfS-Landesverwaltung, ähnlich wie seinerzeit „die 

Lottenstraße“ für das NKWD. Ob es sich tatsächlich um die Kurthstraße 

11 (heute Bauhausstraße/Universität) handelte, lässt sich mit den benutzten 

MfS-Quellen nicht mit Sicherheit belegen, beim Blick durch die Straße 

aber doch vermuten, zumal in einer Einsatzplanung von 1952 die Rede 

von einem Gebäudekomplex war.


231 

Gebäudekomplex Kurthstraße 11 in Weimar, nach 1945 SMA-Gebäude, ab 1950 Sitz 

der MfS-Länderverwaltung Thüringen (unten Rückseite), Foto: Herz, 2002


232 

Es könnte sein, dass es bereits im Frühjahr 1952 (also Monate vor Länder- 

Auflösung und DDR-Bezirksbildung) Umzugspläne der Länderverwaltung 

Weimar-Kurthstraße nach Erfurt gegeben hat. Ähnliche Pläne gab es 

ja auch zu anderen Landesbehörden und schon seit 1948 bemühten sich 

Thüringer Politiker gegenüber der SMATh darum, Erfurt als Landeshauptstadt 

zu akzeptieren. Hinweis auf solche MfS-Umzugspläne im Frühjahr 

1952 könnte eine Zeitzeugen-Erinnerung sein, der zufolge die MfS-Gefangenen 

(auch der Zeitzeuge) im Mai aus der Weimarer Kurthstraße in 

die Erfurter Andreasstraße verlegt wurden. 

Aber die Frage nach solchen Umzugsplänen bleibt letztlich unwesentlich, 

denn die MfS-Länderverwaltung stand zu diesem Zeitpunkt ohnehin kurz 

vor ihrem Ende. Im Juli 1952 löste die SED-Regierung Thüringen auf und 

gründete die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Aus der MfS-Länderverwaltung 

wurden drei MfS-Bezirksverwaltungen. 

Weitgehend unklar für 1950–1952 ist das Maß der tatsächlichen Entflechtung 

von Volkspolizei und Staatssicherheit. Gab es auf der einen Seite das 

Prinzip Konspiration, so hatte man auf der anderen Seite ja ein Info- 

Sitz der MfS-Kreisdienststelle Erfurt in den 50er Jahren, Gerhart-Hauptmann-Straße, 

Foto: Fiege, 2002


233 

System Polizei–an–MfS beschlossen. Auf diesem Wege kam das MfS zu 

einer Reihe seiner „politischen“ Fälle. Die Namen Menzels und Kröbers 

waren unter Weimarer Polizisten ohnehin bekannt und wurden im Polizeischriftverkehr 

auch offen verwendet. Vielleicht galten sie 1950/51 hin und 

wieder noch als heimliche Polizeichefs. Koch, der Leiter der MfS-Untersuchungsabteilung, 

war für das Wachpersonal der Landespolizei ebenfalls 

kein Fremder. 498 Weitere Kontakte gab es auf personalpolitischem Gebiet, 

denn das MfS suchte noch immer intensiv nach Mitarbeitern und brauchte 

die Zusammenarbeit mit den Polizei, weil man selbst schlechterdings offen 

auf Personalsuche gehen konnte. Ein weiterer Grund gegen eine sofortige 

strikte Trennung zur Polizei wäre die Tatsache, dass das MfS – trotz 

2-3-facher Mitarbeiterzahl – personell schwächergestellt als das K 5 war, 

da letzteres immer hatte auf alle Polizeistrukturen und auf die polizeiliche 

Lokalpräsenz zurückgreifen können. 

Die frühen Thüringer MfS-Quellen vermitteln den Eindruck, als verstünden 

sich Menzel, Kröber und die anderen MfS-Führungskräfte noch immer 

als Teil der Polizei. Sie trugen Polizeidienstgrade bis weit in die 50er 

Jahre und unterzeichneten unter MfS-Logo als „Chefinspekteure der 

Volkspolizei“. Nicht zuletzt Innenminister Gebhardt fühlte sich im Juli 

1950 noch immer bemüßigt, den MfS-Stellen Hinweise zu erteilen. Er notierte 

im Anschluss an eine Jena-Dienstreise, wo er einer Menschenansammlung 

begegnet war, die sich aufgrund von RIAS-Meldungen versammelt 

hatte: 

„Es ist weiterhin erforderlich, dass die Staatssicherheitsorgane bei allen 

diesen Diskussionen, die in der Öffentlichkeit stattfinden, ein wachsames 

Auge auf die obenbezeichneten Subjekte werfen, auch das muss organisiert 

werden.“ 499 

MfS-Untersuchungsabteilung und MfS-Haft 

Vom ersten Tage an beanspruchten die MfS-Landesverwaltung und die 

Kreisdienststellenleiter Befugnisse zur Festnahme und Inhaftierung. Der 

Anspruch auf polizeiliche Befugnisse überhaupt (seien es Verhaftungen, 

Vernehmungen oder Durchsuchungen) wird schon vor MfS-Gründung 

erkennbar. In einem Menzel-Schreiben vom 1. Februar 1950 an die KD- 

Leiter heißt es: 

„Die Dienststellenleiter sind verantwortlich dafür, dass sämtliche Vorgänge, 

welche nach Weimar gehen, folgende Punkte enthalten: 

1) Inhaltsverzeichnis, 2) Genaue Aufstellung der Effekten, welche bei dem 

Häftling sichergestellt wurde..., 3) Der Hausdurchsuchungsbericht ..., 4)


234 

Sämtliches Beweismaterial ..., 5) Einen Bericht, in welchem enthalten ist, 

wann, wo und warum der Häftling festgenommen wurde.“ 500 

Die staatsgewaltliche Kompetenz, die polizeilichen Befugnisse wurden 

gesetzlich zwar nirgends regulär fixiert, war aber mit fundamentaler 

Selbstverständlichkeit in die Existenz der neuen Sicherheitskräfte verwoben. 

Im Grunde war es eine Rechtsanmaßung, die wiederum – wenn überhaupt– 

zurückgriff auf die „polizeiliche 201-U-Haft“ von 1947 und deren 

in der Praxis entstandene Verfahrensrealitäten. (s. S. 131ff.,134ff., 216ff.) 

Und wie es der Zufall wollte, so befand sich eine polizeiliche 201-U-Haft- 

Regelung unter den ersten Schriftstücken, die man schließlich in der MfS- 

Landesverwaltung abheftete: Am 17. Februar 1950 – also 9 Tage nach 

MfS-Gründung – hatte die HVDVP (die VP-Hauptverwaltung) die Behandlung 

von 201-Untersuchungsgefangenen wie folgt geregelt: 

„1. Für die Unterbringung, Sicherheit und Verpflegung der noch vorhandenen 

Untersuchungsgefangenen nach Befehl 201 ist in Zukunft die entsprechende 

Abteilung der Schutzpolizei zuständig. 

2. Dem zuständigen Untersuchungsorgan unterliegen nach wie vor die 

strafprozessualen Maßnahmen bis zum Rechtskräftigwerden des Urteils. 

Dazu gehören Überwachung des Schriftverkehrs, Erteilung von Besuchserlaubnissen 

und die Kontrolle, dass Häftlinge, die an gemeinsamen Handlungen 

beteiligt waren, getrennt voneinander untergebracht werden.“ 501 

Sachlich war daran nichts neu. Aber Menzel sah dies wohl anders, denn 

drei Wochen später ging das Schreiben zur MfS-Untersuchungsabteilung: 

„Urschriftlich ! an die Abteilung – IX – im Hause zur Kenntnisnahme und 

dortigen Verbleib. Weimar, den 7. März 1950 Menzel VP.-Inspekteur“ 

Eine weitere Woche später erließ die HVDVP einen anderen, internen Beschluss: 

die endgültige Auflösung der polizeilichen 201-U-Organe. Vermutlich 

hatte es in den Anfangstagen noch Kompetenzklärungen gegeben. Nunmehr 

waren die MfS-Untersuchungsabteilungen für 201-Fälle zuständig. 

Den ersten Nachweis für realisierte Verhaftungen durch Thüringer MfS- 

Leute gibt eine polizeiliche Aktennotiz vom Juli 1950: 

„Herr Menzel vom Ministerium für Staatssicherheit teilt mit, dass die 

Verhaftung der Jugendlichen in Greiz durch seine Dienststelle erfolgt ist. 

Die Jugendlichen sind stark belastet, weil sie für die Kampfgruppe gegen 

die Unmenschlichkeit, deren Zentrale sich in Berlin unter Führung des 

bekannten Dr. Reiner Hildebrand befindet, tätig waren.“ 502 

Im August 1950 befanden sich Weimarer MfS-Haft mehrere Mühlhäuser, 

die der Spionage für die Amerikaner bezichtigt wurden. 503


235 

Untersuchungsabteilung IX 

Die Leiter der MfS-Kreisdienststellen sollten und durften zwar ermitteln, 

verhaften und zeitweise inhaftieren, aber nunmehr gab es mit der Abteilung 

IX eine starke Landesinstanz. Anders als bei den 201-U-Organen 

1947/48 positionierte man diese Abteilung IX nun stärker als Vermittlungsinstanz 

zur Justiz und zur Polizei (sowie auch zum MGB) und als 

Entscheidungsinstanz innerhalb des MfS. 

Dass die Abteilung IX 1952 eine solche Mittlerposition auch ausfüllte, 

belegt beispielsweise der berüchtigte Muras-Wilhelm-Prozess. Die beiden 

CDU-Mitglieder wurden zum Tode verurteilt, weil ein SED-Gewerkschafter 

bei einer allgemeinen Schlägerei tödlich verletzt worden war. Das 

Geschehen hatte sich am 1. Mai im Kreis Nordhausen abgespielt und das 

Gerichtsverfahren sollte am 17. Mai in Mühlhausen folgen. Bereits am 

3./4. Mai 1952 befanden sich beide Männer nachweislich in der Thüringer 

MfS-Haftanstalt. 504 Kurt Koch, Chef der Abteilung IX, beschimpfte in 

jener Nacht den inhaftierten Wilhelm als „Arbeitermörder“ und „Faschistenschwein“ 

und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Dem inhaftierten 

Muras hatte er einen Wassereimer auf den Kopf geschüttet. Kochs Übergriffe 

trafen außerdem einen misshandelten Mann, der nur ein Bein hatte, 

und einen weiteren Mann, der deshalb inhaftiert war, weil er auf ein 

Lenin-Bild geschossen hatte. 

Der genannte Kurt Koch, ein 30jähriger, war einige Tage nach MfS-Gründung 

von Rudolstadt nach Weimar versetzt worden und leitete die Abteilung 

IX. Zunächst hatte er den Dienstgrad Oberrat, ab Ende 1951 bekam 

er den Dienstgrad Kommandeur, also den zweihöchsten in der Länderverwaltung. 

Mitte 1952 allerdings wurde er selbst zu sechs Jahren Haft 

verurteilt, weil mittlerweile zahllose Fälle von Gefangenenmisshandlung 

bekannt geworden waren. Den Ausschlag für seine Verurteilung mochten 

allerdings auch seine Distanz zu den Sowjets, fehlende Kollegenakzeptanz, 

abenteuerliches Privatleben und Trunksucht gegeben haben. 

Koch äußerte einige Jahre später einmal, wie Giesecke beschreibt 505, dass 

Aussageerpressung und Gewalt durch MfS-Personal auf der Tagesordnung 

gestanden hätten und Koch sich gegenüber Kollegen angeblich dagegen 

ausgesprochen hätte. Nicht nur Koch hatte an Schlägereien mitgewirkt, 

denn ein Gefangener sagte – laut Giesecke – aus, Mitte 1951 von 

zwei Thüringer MfS-Vernehmern mit einem selbstgebauten Schlagstock 

geschlagen worden zu sein. 

Die Büros und Vernehmerzimmer der Abteilung IX befanden sich höchstwahrscheinlich 

anfangs im Hauptsitz der MfS-Länderverwaltung in der


236 

Kurthstraße. Im September 1951 legte Koch die Arbeitszeit seiner Mitarbeiter 

auf 10–17 und 21–24 Uhr (außer mittwochs von 10–18 und samstags 

von 9–13 Uhr), also auf 52 Arbeitsstunden fest. 506 Bei einer solchen Arbeitszeit 

konnten Verhöre regelmäßig auch spätabends angesetzt werden. 

Im Oktober 1951 war die Abteilung IX soweit aufgebaut, dass nunmehr 

acht Mitarbeiter darin tätig waren: Kommandeur Koch, die Oberkommissare 

Rosulek, Wagner und Schiller, Kommissar Pommer sowie die Räte 

Rödel und Hagenbruch. 507 Daneben verfügte die Abteilung über einen 

Kraftfahrer und mindestens eine Sekretärin. Die Abteilung bildete eine 

SED-Parteigruppe, deren Parteisekretär Kurt Rosulek war. 

Koch und seine Mitarbeiter verfügten seit 1950 über einen eigenen Kraftfahrer 

und unternahmen regelmäßige Dienstreisen in ganz Thüringen. 508 

Die Abteilung IX bekam während der Aufbauphase innerhalb des Thüringer 

MfS eine Schlüsselstellung. Im Hinblick auf die Fälle aller Kreisdienststellen 

und Abteilungen war sie eigens für die Vernehmungen und die Komplettierung 

des Belastungsmaterials zuständig. Die Kreisdienststellen übergaben 

die Vorgänge mit inhaftierten Personen an diese Abteilung weiter, teilweise 

wurden auch Untersuchungsvorgänge von der Polizei übergeben. 

Im oben erwähnten Menzel-Schreiben (1. 2. 1950) war bereits die Rede 

von der Übergabe der Fälle und Inhaftierten nach Weimar. Anfang 1951 

erweiterte Menzel diese Regelung mit der Anordnung, dass alle Festnahmen 

mit der Abteilung IX nunmehr im Voraus abzusprechen seien, – mit 

dem Ziel, den richtigen Festnahmezeitpunkt zu wählen und nötige Zusatzermittlungen 

schon vor Festnahme durchführen zu können. 509 

Die Abteilung IX, die die Vorgänge übernahm, fortführte und zurückverweisen 

konnte, hatte auf diese Weise auch Einblick in die Tätigkeit und 

die Mängel anderer Abteilungen und KDs. Abteilungsleiter Koch konnte 

Menzels Vorschriften letztlich selbst von den anderen MfS-Stellen einfordern: 

Im Herbst 1951 erließ er die Anweisung, dass fortan jede Einlieferung 

und Entlassung eines MfS-Häftlings in die oder aus der VP-Haftanstalt 

Weimar–Marienstraße von ihm selbst oder einem Stellvertreter genehmigt 

sein müsse. 510 Drei Wochen später, im Oktober 1951, wurde diese 

Kompetenz auch auf die KD-Leiter ausgedehnt. Jegliche Festnahme 

war fortan nur noch in Absprache mit der Untersuchungsabteilung IX 

statthaft. 511 Gleiches sollte bei Fällen, die das MfS-Metier betrafen, sogar 

für Festnahmen seitens der Grenz- oder Kriminalpolizei gelten. 

Ende Mai 1952 – als MfS-Festnahmen nur noch mittels richterlicher 

Haftbefehle erfolgen sollten (s. unten) – ordnete Kröber schließlich an:


237 

„Es ist erforderlich, vor Erwirken eines Haftbefehls mit der Untersuchungsabteilung 

Rücksprache zu nehmen. 

Da in letzter Zeit wiederholt Vorgänge trotz meiner Anweisungen in ungenügender 

Weise bearbeitet übergeben wurden, ordne ich an, dass künftig 

stets der bearbeitende Mitarbeiter persönlich den Vorgang der Abteilung 

IX übergibt.“ 512 

Die Schlüsselstellung der Abteilung IX konnte durch so ein „persönliches 

Vorsprechen“ nur noch untermauert werden. Und insofern verwundert es 

nicht, wenn Kröber – der offenbar keine Kaderalternative zu dem seit 

längerem fragwürdigen Kurt Koch hatte finden können – auch nach dem 

allseits bekannten Eklat, den der betrunkene Koch am 4. Mai 1952 im 

MfS-Gefängnis veranstaltet hatte, an diesem bis zuletzt festhielt. 513 

Anfang 1952 wurde die Abteilung IX auf Kröbers Befehl hin in zwei Referate 

aufgeteilt. Das Spionage-Referat wurde Rosulek unterstellt und mit 

Wagner und Pommer aufgefüllt. Ins Untergrund-Referat kamen – unter Leitung 

Rödels – Schiller, May, Hildebrand und Hagenbruch als Mitarbeiter. 514 

Irgendwann im Frühjahr 1952 erfolgte der Umzug der Abteilung IX nach 

Erfurt. Der Weimarer MfS-Landes-Personalchef Arndt leitete jedenfalls 

am 7. Mai einen MfS-Befehl „An die Abteilung IX Erfurt“ weiter. 515 

Koch war ebenfalls nach Erfurt versetzt worden, wurde aber noch im selben 

Monat (Mai 1952) seines Amtes enthoben. Kröber musste nach Kochs 

Suspendierung die Abteilung IX vorerst selbst leiten bzw. zumindest 

Dienstregelungen für diese erlassen. 

Im Sommer 1952 wurde die Thüringer Untersuchungsabteilung IX in drei 

Untersuchungsabteilungen für die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl aufgeteilt. 

Die Untersuchungsabteilung Erfurt übernahm Kurt Rosulek. 

Im Jahr 1952 hatte die Abteilung IX – laut späterer Eigenaussage – außer 

Wilhelm und Muras auch 20 Zeugen Jehovas, zwei Mitglieder des 

Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen sowie 10 „Agenten“ der 

Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit verhaften lassen. 516 

Partner der MfS-Abteilung IX in der Justiz war die Abteilung I der 

Staatsanwaltschaft. Über diese existiert für 1950–52 auch einiges Aktenmaterial, 

das aber (wegen Auslagerung aufgrund umfangreicher Archivumbauten) 

nicht mittelfristig nicht zugänglich war und daher hier im 

Zusammenhang mit der Abteilung IX nicht ausgewertet werden konnte. 

MfS-Haft Weimar (1950-52) 

Häufige MfS-Verhaftungen ohne ausreichende Haftgründe und Strafgründe 

führten immer wieder zu Freilassungen und das beschäftigte den frühen


238 

MfS-Schriftverkehr recht intensiv. Im Oktober 1951 stellte der Staatssicherheits-Minister 

Wilhelm Zaisser bei statistischen Auswertungen fest, 

dass DDR-weit monatlich etwa 35 bis 75 Personen aus Mangel an Beweisen 

wieder entlassen werden mussten und dass Verhaftungen offensichtlich 

zu schnell und ohne ausreichende vorherige Klärung erfolgten. Der 

Minister befahl daher im November 1951, dass ihm die Gründe für alle 

Direkt-Entlassungen mitzuteilen sind. 517 Doch auch im Jahr 1953 wurde 

vor unbegründeten Verhaftungen gewarnt, denn es 

„muss unbedingt verhindert werden, dass durch Veröffentlichung von 

Verhaftungen die Tendenz einer steigenden Republikflucht eintritt und sich 

bestimmte Unruheherde in der Bevölkerung ausbreiten.“ 518 

Waren solche Befürchtungen auch vom 17. Juni beeinflusst, so sprechen 

sie dafür, dass der Umfang der vorgenommenen Inhaftierungen für die 

Bevölkerung unübersehbar wurde. 

Die Festnahmen veranlassten oder genehmigten in der Regel zunächst die 

KD-Leiter selbst. Bis weit in die 50er Jahre war es ihnen gestattet, Verhaftungen 

vornehmen zu lassen, denn erst später übernahmen dies generell 

die Abteilungen VIII. Die KD-Leiter hatten vor Ort die Möglichkeit, 

Häftlinge kurzfristig und provisorisch einzusperren. Von Rudolstadt liegen 

entsprechende Zeitzeugenerinnerungen vor. Auch in Bad Salzungen 

waren 1952 nachweislich MfS-Gefangene untergebracht. 519 

Hauptort zur Unterbringung von MfS-Gefangenen war Weimar. Hier führte 

die Abteilung IX üblicherweise ihre Verhöre durch und hier waren auch 

Gefangene, die auf Prozess oder aber Freilassung warteten. 

Es dürfte wohl der Fall sein, dass der Keller der Länderverwaltung Kurthstraße 

seit Tätigkeitsbeginn des MfS als Haftbereich verwendet wurde. 

Eindeutige Dokumente dafür sind uns nicht bekannt. In Wachregelungen 

von 1951 und 1952 war allerdings die Rede von einer ständigen „Kellerwache“. 

520 Die Nutzung der Keller zur Häftlingsunterbringung geschah 

letztlich ganz nach NKWD-Manier. 

Ab August 1950 war unter anderem Dietmar Bockel in Weimarer MfS-Haft 

untergebracht. 521 In seinen Erinnerungen sprach er von einem „weißen 

Haus/ Ärztehaus“ und von einer fensterlosen Zelle, die etwa 1,5 x 2,5 Meter 

maß und die direkt unterhalb von undichten Toilettenrohren gelegen war. 

Der Name seines Vernehmers, Harnisch, war vermutlich ein Tarnname. 

Im November 1951 war in einem Einsatzplan die Rede von 

„den Haftanstalten Marienstraße Weimar und Kurthstraße“. 522 

Offenbar genügte der Haftraum in der Kurthstraße nicht, so dass man die


Laut Zeitzeugeninformation 

war in dieser Villa 

die MfS-Kreisdienststelle 

Rudolstadt. Ein halbhoher 

Kohlenkeller wurde 

zur zeitweiligen Unterbringung 

von MfS-Gefangenen 

verwendet, 

Fotos: Seidel, 1996 

239


240 

Kellerzellen vielleicht nur für die Verhörserien im Hause benutzte, während 

man weitere Häftlinge in der VP-Haftanstalt Marienstraße unterbringen 

konnte bzw. die Inhaftierten, die die Polizei ans MfS weiterreichte, 

dort zeitweilig belassen konnte. Wie erwähnt, hatte Koch 1951 ja dem 

Leiter der VP-Haftanstalt Marienstraße auch mitgeteilt, wie dieser mit 

dort untergebrachten MfS-Inhaftierten verfahren solle. 

Die Polizeihaft Marienstraße lag übrigens nur wenige Meter von der MfS- 

Länderverwaltung Kurthstraße entfernt. 

Wann genau die MfS-Haft Erfurt eingerichtet wurde, ist unbekannt. Vielleicht 

entstand sie als mehr oder weniger offizielle Angelegenheit aufgrund 

der Rundverfügungen des Generalstaatsanwaltes vom Frühjahr 

1952. (s. S. 243 ff.) Es gibt Hinweise darauf, dass die Erfurter Justiz-Haft 

Ende 1951 über die Abgabe des 2. Stocks des Gefängnisses Andreasstraße 

an eine „andere Dienststelle “ informiert war 523 , dass ein Häftling laut 

eigner Erinnerung im März von der Kurthstraße in die Andreasstraße 

verlegt wurde und dass auch die MfS-Untersuchungsabteilung IX schon 

Monate vor Auflösung der Länder nach Erfurt gewechselt war. (Erfurter 

MfS-Haft S. 270 ff.) 

Außenfront und Haupteinfahrt des Polizeiobjekts Weimar-Marienstraße. Im Innern 

befinden sich eine doppelte Hofanlage und mehrere Seitenflügel. Auch die Polizeihaft 

Weimar war hier untergebracht, Foto: Herz, 2002


241 

MfS und Sowjets in Haftsachen 

Gemeinschaftsarbeit sowjetischer und deutscher Sicherheitspolizisten hat 

es auch nach MfS-Gründung nicht nachweislich gegeben. Die sowjetischen 

„Instrukteure“ waren vorrangig Berater und Beobachter, auch wenn 

sie durchaus einiges forciert und organisiert haben dürften. 

Das, was es an Kontakten und Einflüssen gegeben hat, hat sich in mündlicher 

Form abgespielt und ist daher im Ausmaß schwer zu beurteilen. Koch, 

der Weimarer MfS-Untersuchungs-Chef, äußerte rückblickend einmal, 

dass er die Sowjets nicht unbedingt ausreichend berücksichtigt habe. 

Die Tatsache, dass die Instrukteure regelmäßig innerhalb des MfS unterwegs 

waren, lässt sich schlussfolgern aus einer MfS-Richtlinie von 1951 

zur Handhabung von Häftlingsauskünften, in der es hieß: 

„Ist der Betreffende von einem Organ des Ministeriums für Staatssicherheit 

verhaftet worden, so ist nach gründlicher Überprüfung der Angelegenheit 

und nach Rücksprachen mit den Freunden zu entscheiden, ob dem 

Angehörigen eine Mitteilung gegeben werden kann.” 524 

Nachweislich gab es auch einen Informationalkanal aus Richtung MfS in 

Richtung MGB, denn es gibt mehrere Belege für Häftlingsübergaben, insbesondere 

in Spionagefällen, die übers DDR-Gebiet hinausreichten. 525 

Dadurch wussten MfS-Mitarbeiter auch über einen Teil der MGB-Gefangenen 

Bescheid. Mit dem Büro des Ministerpräsidenten, wohin die Bürger 

immer wieder Suchanfragen zu verschleppten Personen schrieben, wurde 

folgendes vereinbart: 

„Betr. Anfragen wegen Inhaftierungen 

Eine Rücksprache mit dem Chefinspekteur des Ministeriums für Staatssicherheit, 

Landesstelle Thüringen, Herrn Menzel, am 11. Mai 1951 hat auf 

Grund von 5 Unterlagen ergeben. 

Es empfiehlt sich, derartige hierher gelangende Anfragen sofort an die 

Dienststelle in Weimar, Kurtstraße, zur unmittelbaren Erledigung weiterzuleiten 

und nicht von hier aus zu beantworten. Jedes dieser dorthin gesandten 

Schreiben wird sofort der entsprechenden sowjetischen Dienststelle 

vorgelegt zwecks Stellungnahme dazu, ob der Fall dort bekannt und 

entschieden werden kann, ob die Angehörigen von der Dienststelle Weimar, 

Kurtstraße, zur kurzen mündlichen Unterrichtung über die Inhaftierung 

vorgeladen werden können. Die Erfahrung der jüngsten Zeit zeigt, 

dass diese Rückfragen fast umgehend beantwortet werden und demzufolge 

die Angehörigen sofort zur Informierung vorgeladen werden können. Von 

den 5 vorgelegten Fällen sind 4 Fälle der Dienststelle Weimar, Kurtstraße, 

als an die SKK abgegeben bekannt. Es wird in diesen 4 Fällen entsprechend 

verfahren werden.” 526


242 

Der “Justizneubau” Andreasstraße 38 (Rückseite), 1938 gebaut, 1949 fertiggestellt. Ab 

1952 war dies Sitz des MfS. Im Bildhintergrund: Rückseite des Landgerichts und links 

davor der gefängnisbau Andreasstraße 37. Foto: 1949, Stadtarchiv Erfurt 

Es ist gut vorstellbar, dass es in den Anfangsjahren manchen Versuch des 

MGB gegeben hat, die Kompetenzen des MfS vor Ort selbst zu beeinflussen, 

zu beschränken oder bestärken oder auf bestimmte Inhalte zu fixieren. 

Vieles im MfS-Alltag jener Tage muss in den Augen von MGB-Leuten 

eher dilettantisch ausgesehen haben, das ließe sich nicht zuletzt an den 

regelmäßigen MfS-Freilassungen festmachen, die in den Augen sowjetischer 

Politpolizisten geradezu skandalös erschienen sein müssen. 

Manche generelle Kompetenzübertragung ans MfS regelten die Sowjets 

ohne viel Federlesen. So z. B. die kompletten Waffen-Verfahren, die zwar 

schon seit längerem von K5-Stellen bearbeitet wurden, aber den Sowjets 

immer noch hatten vorgelegt werden müssen. Ende 1950 teilte der Thüringer 

Generalstaatsanwalt dem Thüringer Justizministerium mit: 

„Nach Absprache mit Herrn Major Schmelow von der SKKTh ist eine 

Vorlage der Akten in Verfahren wegen unbefugten Waffenbesitzes bei der 

SKKTh nicht mehr erforderlich, soweit diese Verfahren vom Ministerium 

für Staatssicherheit den Staatsanwaltschaften übergeben werden. Nach 

Abschluss der Verfahren ist lediglich ein kurzer Bericht an die SKKTh 

über den Ausgang des Verfahrens zu erstatten.“ 527


243 

Das juristische Finale für eine MfS-U-Haft (1952) 

Im Frühjahr 1952 schließlich erhielt das MfS formelle staatliche Befugnisse 

zur Anwendung polizeilicher Mittel und zur Inhaftierung. 

In diesem Jahr wurden zahlreiche Gesetze im Interesse des SED-Regimes 

erlassen. Das Strafrecht hatte man durch die DDR-Verfassung und ein „Gesetz 

zum Schutz der Volkswirtschaft“ zuvor schon ausgedehnt. Das MfS 

hatte durch eine Hintertür – sein Selbstverständnis als „Untersuchungsorgan“ 

– unauffälligen Eintritt in das Strafprozessrecht genommen. „Untersuchungsorgan“ 

war eine wörtliche Gleichsetzung mit Polizei, so dass eine 

unsichtbaren Gleichstellung von MfS- und Polizeikompetenzen erfolgte. 

Neben das öffentliche Verhältnis Polizeiermittler–Staatsanwalt trat ein nichtöffentliches, 

unkontrollierbares Verhältnis Staatssicherheit–Justiz. 

Das Justizwesen wurde mit dem DDR-Gerichtsverfassungsgesetz grundlegend 

umgebaut. Im März 1952 erhielt Generalstaatsanwalt Melzheimer 528 

die Aufsicht über 1. polizeiliche Untersuchungsorgane, 2 Strafuntersuchungen, 

3. alle Haft- und Strafvollzugsanstalten. 529 Innerhalb weniger Wochen 

verfasste er „Rundverfügungen“, die für den Status von MfS-U-Organ und 

MfS-Haft sehr interessant wurden. Melzheimer gab darin nämlich – halboffiziell 

– wichtige Kompetenzen aus der Hand und überließ sie dem MfS. 

An wichtigster Stelle stand Melzheimers Rundverfügung 11/52 zur Außenaufsicht 

über MfS-Strafuntersuchungen. 

Die Aufsicht über das U-Organ MfS wurde grundsätzlich anders geregelt als 

die über Polizei-U-Organe: 

– Beaufsichtigung des MfS nur durch von ihm selbst bestätigte Staatsanwälte. 

„Die aufsichtsführenden Staatsanwälte für Untersuchungen in 

Strafsachen des ... M.f.S. werden vom Generalstaatsanwalt der D.D.R. im 

Einvernehmen mit dem M.f.S. bestellt. ...” 

– Staatsanwälte erwirken nicht die Haftbefehle (wie üblich), sondern 

erhalten Aufsicht erst mit oder nach Festnahme. 

– Staatsanwälte wurden nicht ausdrücklich berechtigt zu: 

Einzelanweisungen zur MfS-Untersuchung, Selbstbeteiligung an 

Untersuchungshandlungen oder Übernahme der Untersuchungsleitung. 

Ihre Beteiligung war eingeschränkt auf die Teilnahme an Vernehmungen 

und eine jederzeitige Akteneinsicht. „Sämtliche Untersuchungshandlungen 

werden bis zum Abschluss der Untersuchungen 

von den Untersuchungsorganen des M.f.S. selbständig durchgeführt.” 

- Der Staatsanwalt wurde zwar berechtigt Beschwerden nachzugehen, 

nicht aber, selbst die Beseitigung etwaiger MfS-Missstände 

anzuordnen. Er durfte es dem MfS-Leiter nur nahe legen.


244 

Das, was hier so bürokratentrocken aufs Papier gebracht wurde, schrieb in 

Wirklichkeit skandalöse Zustände fest. Es setzt dem SED-Konstrukt aus 

Gesinnungsstrafdelikten, parteiischen Juristen und Richtergeschwätz über 

gesellschaftspolitische Strafgründe noch eine Krone auf, weil es nämlich 

eine ganze Sphäre des Strafrechts komplett und dauerhaft aus aller gesellschaftlichen, 

rechtsstaatlichen Außenkontrolle herausnahm. 

Melzheimer musste dem MfS außerdem noch weitere Sonderrechte zubilligen: 

Mit einer anderen Rundverfügung – 9/52 – wurden die MfS-Ermittlungsfristen 

erhöht. Bei bekannten Tätern hatte die Polizei 14 Tage, das 

MfS dagegen 60 Tage Zeit. Bei unbekannten Tätern durfte die Polizei 

maximal 120 Tage tätig sein, das MfS – bei zugleich vereinfachtem Verlängerungsverfahren 

– praktisch unbegrenzt. 

Die staatsanwaltliche Aufsicht wurde getrennt geregelt für Haftanstalten 

der Polizei/Justiz und für Haftanstalten der Staatssicherheit. Die Hauptunterschiede 

waren: 

– Die Aufsicht über MfS-Haftanstalten ausschließlich durch die (ausgewählten) 

Staatsanwälte wahrgenommen, die das MfS zuvor „bestätigt“ 

hatte. Damit war die MfS-Haftaufsicht für die Masse der 

Staatsanwälte ausdrücklich und generell ausgeschlossen. 

– Die Unterschiede betreffen auch Inhalt und Umfang der Aufsicht. 

Bei MfS-Haftanstalten ist lediglich die Rede von einer „allgemeinen 

Aufsicht“ über die Einhaltung der gesetzlichen und verwaltungsmäßigen 

Vorschriften des Haftvollzugs. Aufsichtsaufgaben, 

die für Polizei-Haftanstalten gelten, sind dagegen nicht erwähnt: 

also die Anstaltsordnung (die die gesamte Situation des Gefangenen 

bestimmt), ärztliche Betreuung und hygienische Fürsorge sowie 

das Sicherheitssystem der Haftanstalt. 

Die Rundverfügungen, in denen das MfS erwähnt ist, waren übrigens nur 

an die fünf Landesstaatsanwälte adressiert, – nicht aber wie üblich an alle 

Oberstaatsanwälte. 

Noch im Jahre 1952 wurde es zur Aufgabe der Minister Zaisser und Wollweber, 

diese MfS-Sonderrechte nun zu einheitlichen, dauerhaften Arbeitsregelungen 

für das gesamte MfS-Personal zu machen. Im MfS-Befehl 

74/52 530 machte Zaisser seine Leute auf Melzheimers Rundverfügungen 

aufmerksam und forderte zur Einhaltung auf. Mitte Mai erließ er noch 

eine eigene Dienstanweisung 1/52 531 , worin – jenseits aller Öffentlichkeit 

und Staatlichkeit – weitere Details für die politische Untersuchungstätigkeit 

geregelt wurden:


245 

Die KD-Leiter blieben für Verhaftungen in den Kreisen weiterhin zuständig, 

ansonsten die Abteilung IX. Fristverlängerungen sollten bei 

übergeordneten Diensteinheiten der Linie IX beantragt werden. 

Eine Verhaftung war binnen 24 Stunden dem Staatsanwalt zu melden, 

bei vorläufiger Festnahme war nachträglich binnen 24 Stunden der 

Haftbefehl beim Haftrichter einholen. Weil letzteres aber eine Vorführung 

beim Haftrichter erforderte, wollte Zaisser, dass seine Leute sich 

den Haftbefehl lieber vor Festnahme besorgten. Nur so ließ sich jegliche 

offizielle Handlung gegenüber dem Verhafteten umgehen. 

Die Namen „bestätigter“ Staatsanwälte würden bekannt gegeben, so 

dass alle anderen Staatsanwälte prinzipiell abgelehnt werden konnten. 

„Das Aufsichtsrecht des Staatsanwalts beginnt mit dem Zeitpunkt der 

Festnahme. Es erstreckt sich nicht auf Ermittlungshandlungen, die von 

den operativen Abteilungen vor der Festnahme durchgeführt wurden.” 

Keinerlei Information über MfS-Mitarbeiter und Bewaffnung des 

Wachpersonals, über Signalanlagen und den „internen Dienstbetrieb 

der Verwaltungen der Haftanstalten” durfte nach außen gegeben werden. 

Alle Kontrollberichte von Staatsanwälten sollten als Kopie an die 

Hauptabteilung IX weitergereicht werden. 

In Zaissers Befehl waren auch Teile der Ermittlungsakten aufgelistet, 

die nicht (!) an Gerichte weitergegeben werden durften: IM-Berichte, 

IM-Aufträge, Material/Pläne über operative Maßnahmen, Zelleninformatoren-Berichte. 

All das sollte abgeheftet werden in einer gesonderten 

„Handakte des Mitarbeiters, der die Untersuchungen führt”. 

Zaisser ging es hier zugleich um innerbetriebliche Kontrolle und Verhinderung 

etwaiger Justiz-Eingriffe. 

Verhaftungszahlen für die ersten Jahre sind für Thüringen nicht bekannt. 

1954 müssen vom MfS (bzw. SfS) insgesamt etwa 2700–3500 Leute verhaftet 

worden sein, von denen zwischen Januar und September 1954 482 

Menschen wieder freigelassen wurden. Die Freilassungsquote umfasste in 

Erfurt fast jeden fünften Inhaftierten und in Suhl etwa jeden dritten. 532 

Zu den ersten Leidtragenden der MfS-Untersuchungs-Haftbefugnisse 

zählten nicht nur Leute, wie Muras und Wilhelm, der Leninbild–Schänder, 

der Flugblattverteiler Bockel und die mit ihm verhafteten angeblichen 

CIC-Agenten, die CDU-Mitglieder der Erfurter Schauprozesse und unbefugte 

Waffenbesitzer, sondern auch eine beachtliche Zahl von unpolitischen 

Zeugen Jehovas, Erfurter Jugendlichen, die vom RIAS begeistert 

waren und viele andere.


246 

Gebäude der MfS-Bezirksverwaltung Erfurt 1952 - 1990, Andreasstraße 38 (1952), 



247 

14. Politische Strafprozesse (1950–51) 

Im Herbst 1949 war es unter SED-Einfluss zur Gründung der DDR auf 

dem Territorium der SBZ gekommen. In die erste Verfassung wurde auch 

die Verfolgung von „gefährlichen Deutschen“ übernommen, – Artikel 6. 

Das war weder regulärer Staatsschutz noch akzeptable Kriminalisierung 

von NS-Gedankengut, sondern zielte darauf, demokratrische Kritik als 

„Hetze“ gegen DDR, DDR-Politiker und Institutionen zu diffamieren und 

zu bestrafen und stellte somit letztlich jeden demokratischen Machtwechsel 

infrage. Obwohl Verfassungstext wurde der Artikel 6 bald wie ein 

Strafrechts-Paragraph 533 benutzt. Er beinhaltete ein fundamentales Demokratie-Problem: 

Was geschieht, wenn Kritik an „demokratischer“ Politik 

zur Voraussetzung für Wahrnehmung demokratischer Rechte wird und die 

Politik die Kritik ausschließt? Laut DDR-Verfassung: entweder Verzicht 

aufs demokratische Recht oder Zuchthaus. – Es besteht angesichts vieler 

anderer SED-Handlungen 1949/50 kein Zweifel daran, dass genau dies 

die kalkulierte Absicht war. 

Die SMA-Politik, der öffentliche Personalumbau unter Hinzunahme von 

Ungelernten und Kommunisten, die Zonengrenzen, der fehlende Wirtschaftsaufschwung 

– all das hatte ab 1945 wiederholt zu politischen Unmutsäußerungen 

geführt. Mit und nach Gründung des SED-Staates aber 

gab es eine neue Dimension politischer Kritiken und Unmutsäußerungen. 

Neue, stärkere Anlässe für Proteste bildeten jetzt die offensive SED- 

Machtpolitik, die feind-ideologische Kriminalisierung des politischen 

Lebens und die Verengung aller Zukunftsoptionen auf deutsche Teilung 

bzw. Sowjet-Satellitenstaat. In den Akten von 1949–51 finden sich Hinweise 

auf zunehmende Protestäußerungen gegen die SED. 

Unmittelbar vor DDR-Gründung gab es in Thüringen Vorfälle wie die 

Aufschrift „Pieck ist ein Landesverräter“ auf einem durch Greiz fahrenden 

Güterzug, mehrere „F“-Symbole in Unterwellenborn und Neustadt. 

Zum SED-Kreisvorstand Arnstadt gelangte ein Flugblatt mit der Frage: 

„Warum ist die SED rückschrittlich?“ 

und den Antworten: 

„Die SED nimmt sich heraus, das deutsche Volk ständig als Masse zu behandeln“ 

und es „...werden in rührend geistloser Art sämtliche sowjetischen 

Einrichtungen nachgeahmt...weil der SED eigene deutsche Ideen fehlen.“ 534 

Weitere Vorfälle von Ende 1949 wurden von SED-Beamten sofort als 

Untergrundbewegung definiert: Es kursierten Druckmaterialien, wie die 

der „Deutschen Freiheitsliga“, die „Rote Fahne der freien KPD“, Um


248 

siedler-Briefe, die Münchner Zeitschrift „Christ unterwegs“. In Meiningen, 

Oberhof und 7 anderen Orten Thüringens tauchte mehrfach das „F“- 

Symbol auf. In einem trotzkistischen Flugblatt hieß es: 

„Im russ. Sektor Berlins und der Besatzungszone werden fast täglich Mitglieder 

und Sympathisanten der FKPD von der SED-Gestapo verhaftet 

und an die Russen ausgeliefert.“ 

Auf Kirchenversammlungen kritisierten die Leute mitunter recht öffentlich 

die Zustände, wie z. B. in Mettstedt (bei Apolda), wo der Pfarrer die 

deutsche Einheit, freien Wahlen und die Pressefreiheit forderte. 535 

Im Juli 1950 verzeichneten Thüringer Ordnungshüter eine „Zusammenrottung“ 

in Apolda, wo provokative Äußerungen gegen die Volkspolizei 

erhoben wurden, oder die Treppenhausschlägerei in einem Tanzlokal, bei 

dem auch ein VP-Mann geschlagen wurde 536 oder die Beschwerden eines 

betrunken festgenommenen Jenensers, der das VP-Vorgehen als „GPU- 

Maßnahmen“ bezeichnete und drohte: 

„Ihr könnt hunderttausende erschießen oder von 15 bis zu 20 Jahren in 

Zwangsarbeit stecken, einige bleiben doch, die werden Rache nehmen, 

denn das Blättchen wendet sich noch mal.“ 537 

Im Juli 1951 wurden Flugblätter gefunden, auf denen von angeblichen 

HO-Preissenkungen die Rede ist. Die zugehörige Notiz zuständiger Polizisten 

lautete: 

„In Verbindung mit dem Ministerium für Staatssicherheit werden weitere 

Ermittlungen geführt.....“ 538 

Über diese und andere Vorfälle waren die Politpolizisten und MfS-Leute 

informiert. In vielen Fällen kannten oder ermittelten sie die Namen der 

Mitwirkenden, um deren Handeln bestrafen zu lassen. 

Wie viele Thüringer in jenen Monaten aus politischen Motiven verhaftet 

wurden, ist unbekannt. Es waren auch nicht bloß die MfS-Kader, die 

gegen Bürger vorgingen. Auch in der Kriminalpolizei war nach 1950 noch 

immer ein Kommissariat „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ tätig. 

Selbst die Thüringer Schutzpolizei nahm zahlreiche Beobachtungen und 

Verhaftungen mit politischem Hintergrund vor, im Frühjahrs-Quartal 

1952 war die Rede von 1047 überwachten Gegnern der demokratischen 

Ordnung und von 103 Schnellkommando-Einsätzen gegen politische Vorkommnisse, 

von 85 Festnahmen wegen antidemokratischer Umtriebe und 

von 326 Festnahmen illegaler Grenzübertreter. Das MfS kam auf diesem 

Wege an 61 überwachte und 10 festgenommene Gegner. 539 Im Juli 1953 

wurden allein im Bezirk Erfurt – laut öffentlicher Mitteilung des Bezirksstaatsanwalts 

– 215 Verurteilte nach dem “Gesetz zum Schutze des Volkseigentums”, 

76 wegen “Nichtablieferung” inhaftierte Bauern und 96 Bür-


249 

ger, die man justiziell als “Feinde des Staates” deklariert hatte, freigelassen. 

Im Unterschied zur SBZ-Zeit befinden sich in den Gerichtsakten ab 1949/ 

50 zunehmend Strafprozesse politischen Charakters. Einige der frühesten


250 

politischen Strafprozesse in Thüringen wurden von der Großen 201-Strafkammer 

des Landgerichts Erfurts im Oktober 1950 ausgesprochen. Als 

Rechtsgrundlage fungierte der Boykotthetze-Artikel 6 der DDR-Verfassung. 

Die folgenden drei Strafprozesse des Erfurter Landgerichts, die hier beschrieben 

werden sollen, sind typische Beispiele für die Hauptgruppen 

politischer Verurteilungen in dieser Zeit: 

- politische Meinungsäußerungen, Westkontakte – als Boykotthetze, 

Kriegshetze oder Spionage, 

- Weltabkehr und Eigenorganisation der „Zeugen Jehovas“– als Boykotthetze, 

- Wirtschaftsverbrecherprozesse mit Enteignungscharakter – nach 

der Wirtschaftsstrafverordnung, 

1950 gab es auch genügend Staatsanwälte, Richter und Schöffen, die politischen 

Gründen und Argumenten in den Gerichtssälen so viel Raum 

gaben, dass man von willkürlichem, politisiertem Strafrechtsgebrauch 

sprechen kann. Typisch sind nicht nur die Strafvorwürfe und die politisierte 

Argumentation, sondern auch die Tatsache, dass es sich oft um Prozesse 

gegen größere Angeklagtengruppen handelte. 

Drei politische Strafurteile aus Erfurt 

Um den Charakter dieser ersten DDR-Polit-Prozesse etwas zu veranschaulichen, 

werden im folgenden drei frühe politische Strafprozesse 

gegen Erfurter etwas näher dargestellt. Im ersten Beispiel handelte es sich 

um Spionage-Boykotthetze-Vorwürfe gegen eine Gruppe junger Erfurter 

(1950), im zweiten Beispiel um die Verurteilung von Zeugen Jehovas in 

einem Boyketthetze-Prozess (1950) und im dritten um einen „wirtschaftsverbrecherischen“ 

Enteignungsprozess gegen die bekannteste Erfurter 

Gärtnerfamilie Benary (1952). 

1. Urteil der Großen Strafkammer 201 des Landgerichts Erfurt vom 23. Oktober 

1950 nach Artikel 6 sowie nach Kontrollratsgesetz 10, IIIaIII 540 

Im Oktober 1950 standen neun Erfurter – ein Arzt mit seiner Freundin, 

eine Gruppe Jugendlicher und einige Angestellte des Verlages, in dem die 

Erfurter SED-Tageszeitung erschien – gemeinsam vor der Großen Strafkammer 

201. 541 Es ging um 

„Boykotthetze gegen demokratische Einrichtungen“ und 

„Propaganda für den Militarismus“ und Gefährdung des Weltfriedens 

„durch Erfindung und Verbreitung tendenziöser Gerüchte“.


251 

In der Mehrzahl der Angeklagten ging es um Jugendliche, die Informationsmaterial 

vom amerikanischen Deutschlandsender RIAS herumreichten 

und angeblich gerade planten, für den RIAS allgemeine Informationen aus 

Erfurt zusammenzustellen. Doch zunächst ging es im Prozess um zwei 

Personen, die jemand mit den Jugendlichen bekannt machen wollte. 

Einem 45-jährigen Arzt und seiner 29-jährigen Freundin wurde eine wirre 

Mischung aus Kriegshetze, Flugblattverteilung und Antisowjetismus 

vorgeworfen. Aus Sicht der Ermittlungen und des Gerichts soll sich unter 

anderem Folgendes zugetragen haben:


252 

„Der Angeklagte M. ist seit 1938 selbständiger Arzt. ... Er ist nach seiner 

eigenen Bekundung von Natur zur Kritik geneigt und zur Unzufriedenheit. 

Diese führte ihn dazu, auch an den Zuständen in der früheren Ostzone, 

jetzigen Deutschen Demokratischen Republik, seit 1945 Kritik zu üben 

und sich mit ihnen nicht abzufinden, obwohl er nach seinen eigenen 

Angaben in keiner Weise beruflich oder sonstwie behindert worden ist. Er 

zog Vergleiche mit den Zuständen in Westdeutschland und glaubte, dass 

die frühere Ostzone, jetzige Deutsche Demokratische Republik, unter dem 

Einfluss der Sowjet-Union stehe und dass die Sowjet-Union die Ostzone 

bezw. DDR. maßgebend beeinflusse und aussauge ... 

Der Angeklagte suchte Gesinnungsgenossen. ... Der Angeklagte M. hat die 

Angeklagte R. ... durch seine Überredungskunst dazu zu beeinflussen vermocht, 

dass sie sich seinen Gedankengängen anschloss ... Der Angeklagte 

M. hat, als die Angeklagte R. ihn eines Tages darauf aufmerksam machte, 

im RIAS-Sender ... sei gesagt worden, man solle anlässlich des 3. Parteitages 

der SED am 21. und 22. Juli 1950 ‚Schweigetage‘ einführen und die 

Kulturveranstaltungen boykottieren, mit der Angeklagten R. zusammen 

den Gedanken verwirklicht, Flugzettel herzustellen und zu verreiten, zu 

welchen er maßgebende Ratschläge ... gab. Die Angeklagte R. hat 

tatsächlich etwa 60 Flugzettel dieser Art hergestellt, in welchen sie die 

Bevölkerung an die Schweigetage erinnerte ... Die Angeklagte R. hat diese 

Zettel in der inneren Stadt dadurch verteilt, dass sie sie in die Briefkästen 

der Häuser hineinwarf. ... 

Die beiden Angeklagten M. und R. besprachen ferner, dass sie sich an 

einem vom RIAS Sender ausgeschriebenen Wettbewerb „Der 1. Schritt zur 

Einheit Deutschlands“ beteiligen wollten. Die Angeklagte hat tatsächlich 

zwei Entwürfe hergestellt, die den Gegentand der Hauptverhandlung 

bildeten und aus denen sich ergibt, dass die Angeklagte R., die ... auch die 

Auffassung des Angeklagten M. wiedergab, letzten Endes als ersten Schritt 

zur Einheit Deutschlands die Anwendung ‚höherer Gewalt‘ betrachtete, 

ohne welche die Verwirklichung der Einheit Deutschlands ‚gegen den 

Willen der Sowjet-Union‘ nicht möglich sei. Die Worte können nur dahin 

verstanden werden, dass die Angeklagte R. als ersten Schritt zur Einheit 

Deutschlands einen Krieg gegen die Sowjet-Union bezeichnen wollte. Sie 

müssen daher als Kriegshetzer betrachtet werden, zumal sie für den amerikanischen 

RIAS-Sender bestimmt waren. Wenn auch eine Absendung den 

Angeklagten nicht nachgewiesen werden konnte, liegt eine Kriegshetze 

schon in der Tatsache, dass die beiden Angeklagten sich gegenseitig in 

diesem Sinne beeinflussten. Der Angeklagte M. hat auch sonst der Angeklagten 

R. verschiedentlich hetzerische Ratschläge gegeben wie z. B., sie 

solle nicht alles glauben, was in den Zeitungen steht, in Wirklichkeit sei es 

ja doch ganz anders; die Sowjet-Union strebe nach der Weltherrschaft; in


253 

Korea sehe es für die Amerikaner schlecht aus, sobald die Sowjet-Union 

den Osten besetzt haben werde, würde sie es in Westdeutschland genau so 

tun, die Russen schleppten aus Deutschland alles heraus und es würde uns 

Deutschen schon viel besser gehen, wenn die Russen dies nicht täten. M. 

schimpfte ferner über die Lage der Privatärzte ... Er bestärkte ferner die 

Angeklagte R. in der von ihr in die Tat umgesetzten Absicht, den RIAS- 

Sender persönlich aufzusuchen und von dort Literatur westlicher Prägung 

mitzubringen ...“ (Hv. – v. V.) 

Der Arzt M bekam sieben, seine Freundin R vier Jahre Zuchthaus. 

Im gleichen Prozess bekam die 20-jährige Frau A drei Jahre Zuchthaus 

dafür, dass sie – laut Gericht – während des FDJ-Deutschlandstreffens den 

RIAS-Sender besucht, sich dort auf Sendung „in ihrer jugendlichen Abenteurersucht 

und Geltungsbedürfnis“ „gegen die FDJ“ geäußert und Literatur 

mit nach Erfurt genommen hatte. Diese Literatur wurde vom Gericht 

deshalb als „Hetzschrift“ bewertet, weil darin die FDJ mit der Hitler-Jugend 

verglichen wurde. Von Erfurt hatte sie später – für den RIAS – Abschriften 

von kritischen Leserbriefen gefertigt, die beschlagnahmt worden waren. 

Der 19-jährige Schüler M bekam zwei Jahre Gefängnis dafür, dass er 

ebenfalls vom RIAS Literatur mitbrachte, 20 RIAS-Flugzettel verteilte 

und mit Frau A einen kleinen Freundeskreis für Zusammenkünfte gewann, 

wo man gemeinsame Aktionen planen wolle. Laut Gericht ging es dabei 

auch um Nachrichtengewinnung für den RIAS. 

Der Verlagssekretärin F warf man NS-Nähe vor, weil man bei ihr zuhause 

NS-Literatur und Verwandtenfotos in Uniform gefunden hatte und weil sie 

die Jugendlichen mit Herrn H bekannt gemacht hatte. Herr H sollte beim 

Berlin-Transport helfen, – nach gerichtlicher Tatsachendrehung hatte Frau 

F den Nazi-Freund H aber angeblich deshalb empfohlen, weil dieser ihr 

früher angeblich einmal mit Gestapo-Denunziation gedroht hätte. 

Zu den Verurteilten gehörte ein Junge, der 20 RIAS-Flugblätter in Erfurt 

verteilt haben soll. Ein weiterer Jugendlicher hatte einen ironischen 

Bericht verfasst – über einen Redakteur, welcher in der Zeitung die Westund 

die Ostwährung zwar als gleichwertig darstellte, selbst aber bevorzugt 

nach Westmark gierte. 

Den neun Erfurtern wurden nicht nur Zuchthaus- und Gefängnisstrafen 

von ein bis sieben Jahren auferlegt sondern auch anschließenden Sühnemaßnahmen 

(also den langjährigen Verlust diverser Bürgerrechte). Die 

Strafmaße für die Hauptangeklagten lagen bei etwa bei 50–60 Prozent der 

Strafanträge des Staatsanwalts Rodewald, der zwischen acht und zwölf 

Jahren Haft gefordert hatte.


254 

Unter welchem Druck sich Richter Thienel stehen sah, belegt seine äußerst 

bizarre Begründung dafür, dass das Strafurteil unter den Strafanträgen 

verbleibe: Statt mildernder Umstände habe man lieber berücksichtigt, 

dass erstens „zum Glück größere Nachteile noch nicht entstanden sind“ 

und zweitens „weil es das erste Mal ist, dass Art. 6 ... unmittelbar als 

Strafgesetz angewandt worden ist.“ 

Kurz vor dem Erfurter Gerichtsverfahren hatten auch die obersten DDR- 

Richter ihre ersten Haftstrafen mittels des Artikels 6 ausgesprochen. 

Etwa zur gleichen Zeit als die Erfurter RIAS-Freunde vor Gericht standen, 

bearbeiteten die Weimarer MfS-Leute ein Ermittlungsverfahren ähnlichen 

Couleurs, das aber mit dem Spionage-Vorwurf bedacht und daher an die 

Sowjets weitergereicht wurde. 542 Die Gerichts-Offiziere sprachen dort 

1951 allerdings Todesurteile gegen vier Menschen und verpassten außerdem 

einem jungen Mann, der ein einziges Flugblatt aufgehängt hatte, 25 

Jahre Straflager und einen lebensgefährlichen GULag-Aufenthalt. Das 

MfS hatte den Fall zuvor aufgerollt und mehrere Monate lang Vernehmungen 

durchgeführt, ehe sich die Sowjets eingeschaltet hatten. 

Der Prozess gegen die Erfurter Jugendlichen stellte 1950 noch eher die 

Ausnahme unter den ersten deutschen Politurteilen dar. Weit häufiger 

waren es Zeugen Jehovas, die in jenen Monaten in die Mühlsteine der 

neuen Polit-Straf-Instrumentarien gerieten. 

2. Urteil der Großen Strafkammer 201 des Landgerichts Erfurt vom 3. November 

1950 nach Artikel 6 543 

Vor Gericht standen ein Erfurter, elf Weimarer und vier weitere Thüringer 

Mitglieder der Zeugen Jehovas (auch Bibelforscher, Wachtturmgesellschaft). 

Der Strafspruch war außerordentlich hoch. Richter Thienel verhängte 

fünfzehn Haftstrafen mit insgesamt 111 Jahren Haft sowie eine 

Bewährungsstrafe von zwei Jahren, – die höchsten Einzelstrafen betrugen 

einmal 15 Jahre, zweimal 12, einmal 10, viermal 8 Jahre. 

Die gesamte Argumentation des Gerichts war hanebüchen. 

Ein Großteil der Vorwürfe war überhaupt nicht individuell, andere waren 

nicht individuell bewiesen, während bestimmte Einzelhandlungen in der 

Urteilsargumentation überbewertet waren. Und letztlich waren auch die 

Generalvorwürfe gegen die Gemeinschaft der Bibelforscher/Zeugen Jehovas 

zweischneidig, da betont wurde, dass die Gemeindemitglieder bereits 

in vielerlei Staaten und auch im NS-Staat strafrechtlich verfolgt worden 

sind. Die Gründe:


255 

Die Mitglieder der Gesellschaft sehen sich als „Bürger des Königreiches 

Christi“, als neutrale und exterritoriale Bürger irdischer Staaten. 

„Diese ihre Auffassung wird begreiflicherweise von den irdischen Staaten 

nicht anerkannt und so kommen die Mitglieder ... mit den jeweiligen Regierungen 

vielfach in Gegensätze.“ 

Etwas konkreter – aber immer noch nicht personenbezogen – wird das 

Gericht in seinen antiamerikanischen Gründen: 

Die „Zuneigung zu den USA zeigt sich auch in dem Verhalten der Religionsgemeinschaft“, 

– z. B. in wie der Verlegung des Deutschlandsitzes von 

Magdeburg in die ABZ. „Sie zeigt sich ferner darin, dass in dem von der 

Gesellschaft herausgegebenen Jahrbuch 1949 die Zustände in den Volksdemokratien 

und vor allen Dingen auch in Sowjet-Russland denkbar ungünstig 

geschildert werden. Die Schilderung über Bulgarien beginnt z. B. 

mit den Worten: ‚Aus diesem hinter dem ‚eisernen Vorhang‘ gelegenen 

Lande gehen uns von Zeit zu Zeit Nachrichten zu.‘ In dem Bericht über 

Deutschland ist davon gesprochen worden, dass ‚wegen der Währungsreform 

eine Hungerblockade über den weitaus größten Teil der Stadt Berlin 

gelegt worden‘ sei.“ 

Den 16 Angeklagten wurde die pure Teilnahme an einer Versammlung 

vorgeworfen, in welcher – laut „Wachtturm“ – sächsische Zeugen Jehovas 

Protest gegen die Einschränkung der Gottesdienste, die Beschlagnahme 

von Räumen und die gewaltsame Sprengung gottesdienstlicher Zusammenkünfte 

in Sachsen erhoben. Laut Gericht hatten auch die Angeklagten 

„damit gleichzeitig Behauptungen in die Welt gesetzt und verbreitet, welche 

geeignet sind, ... Misstrauen und abfällige Beurteilungen gegen die Leitung 

der damaligen Ostzone und gegen die Besatzungsmacht hervorzurufen.“ 

Der zweite allgemeine Vorwurf bezog sich auf fünfmalige Einführung 

„illegalen Materiales aus dem Westen“, – also des Jahrbuchs 1950, des 

Verwaltungsblattes „Informator“. 

Zum dritten Vorwurfspunkt wurden die internen Funktionen der Angeklagten: 

zwei Kreisdiener, ein Gebiets-, vier Gruppen- und ein Hilfsgruppendiener, 

ein Gemeindebibliothekar, ein Rechnungsdiener, drei Prediger, 

ein Verkünder (wobei allein die Taufe ein Mitglied zum Prediger oder 

Verkünder mache, wie das Gericht selbst wusste), zwei Pioniere (Gemeindehelfer). 

Als vierten Vorwurf legte das Gericht den Angeklagten Kriegshetze zur 

Last, weil sie – wegen ihrer neutralen Weltabkehr – den Stockholmer 

Anti-Atomwaffen-Appell nicht unterzeichnet hätten. Denn laut Gericht 

bejahe „derjenige, der sich nicht für die Vernichtung einer Mordwaffe aus-


256 

spricht, dadurch notwendig die Herstellung der Mordwaffe und ihren Gebrauch“. 

Einem Angeklagten legte man seine privatpersönliche Notiz zur 

Last, laut der der Zeitpunkt der Erfindung der Atombombe vielleicht nicht 

zufällig mit dem Ende des „teuflischen Reichs“ zusammenfalle. Im Urteil 

wurden außerdem angebliche Äußerungen, dass es vermutlich in diesem 

Zeitalter zu einem Krieg zwischen Amerika und Russland kommen könne, 

erwähnt. 

Weitere Vorwürfe gegen die 16 Angeklagten waren: 

- Nichtbeitritt zur „Nationalen Front“, 

- Wahlverweigerung, 

- Nichtteilnahme am Wirtschaftsaufbau, 

- Schädigung des Wirtschaftsaufbaus durch allgemeine „Inaussichtstellung 

eines baldigen Weltunterganges“, 

- Besitz eines Stockdolches (was als unbefugter Waffenbesitz etwas 

hergeholt war), 

- Illegalitätsplanungen bei Verbot, 

- Abfassung zweier Gegenartikel gegen verleumderische Presseartikel 

gegen die Zeugen Jehovas und deren Vorlesen innerhalb der 

Gemeinde 

- „tendenziöse Gerüchte“ über Gestapo-Methoden 

- Auffassung, dass die DDR keinesfalls länger als 12 Jahre bestünde, 

- Nichtfolgeleisten bei einer polizeilichen Festnahme als Widerstand 

gegen Staatsgewalt. 

Im Vergleich dazu blieben die ebenfalls erwähnten Informationsaufträge 

(über Landesbeamte, sowjetische Stelle und Betriebsschulungen), deren 

Ergebnisse ans Magdeburger Gemeindebüro gesandt werden sollten, 

erstaunlich unterbelichtet. Entweder war hier die Beweislage doch allzu 

fragwürdig oder aber das Gericht hatte letztlich zumindest die Absicht, 

noch Schlimmeres von den Angeklagten abzuwenden. Denn bei sowjetischer 

Verurteilung wegen Spionage hätte die Strafspanne von 25 Jahren 

bis zum Tode gelegen, auch bei fadenscheiniger Beweislage. 

Welch starker Gesinnungs-Strafcharakter und welch schwache Beweislage 

diesen deutschen Strafprozess im Ganzen charakterisierten, macht 

eine Aussage im Urteil besonders deutlich: 

„Die Angeklagten haben darüber hinaus 

– und das Gericht sieht insoweit ebenfalls alle Angeklagten als schuldig 

an, auch wenn es im einzelnen nicht positiv nachgewiesen sein sollte, dass 

der eine oder andere eine solche Äußerung getan haben sollte, weil es in 

der ganzen Mentalität der Angeklagten liegt, und es undenkbar erscheint,


257 

dass die Angeklagten bei ihren Predigten und Hausbesuchen nicht diesen 

Gedanken vertreten haben sollten –, 

auch weiterhin sämtlich demokratische Einrichtungen wie die Volkspolizei 

schwer angegriffen. Sie haben ihr zum Vorwurf gemacht, dass sie das 

‚System der Braunhemden‘ und das System der Gestapo’ nur fortsetzten.“ 

Auch an anderen Stellen wird die schwache Beweislage deutlich. Dass in 

den Verhören – die das MfS im Vorfeld durchführte – möglicherweise 

Druck ausgeübt worden war, lässt sich aufgrund von Schuldanerkenntnis 

und Belastungsaussage eines der 16 Angeklagten vermuten. 

Wichtigstes Argument hinsichtlich mildernder Umstände war die Frage, 

ob eine nutzbringende Berufstätigkeit vorläge. Die Strafhöhen wurden 

aber weitaus stärker beeinflusst von der zukünftigen Gesellschaftsgefährdung 

durch die Angeklagten und ihrer „Unbelehrbarkeit“, vom nicht 

wirklich religiösen Fanatismus oder vom besonderen Gruppeneinfluss 

einzelner Gemeindeleiter. Das Ausschließen künftiger DDR-Gefährdung 

war immerhin – laut Gericht – „einer der Hauptzwecke der vorliegenden 

Entscheidung“. 

3. Urteil der Großen Strafkammer II des Landgerichts Erfurt vom 20. Mai 1952 

(auch Revisionsurteil des Strafsenats des Bezirksgerichts Erfurt vom 21. 

Oktober 1952) nach §1 Wirtschaftsstrafverordnung 544 (–Abwesenheitsurteil–) 

Der Prozess richtete sich gegen den Inhaber der Erfurter Samenzucht& 

Samengroßhandlung Benary. Staatsanwalt Rössel hatte vier Haftjahre 

wegen Sabotage nach SMA-Befehl 160 beantragt. Das Gericht urteilte 

schließlich nach der Wirtschaftsstrafverordnung, weil eine „gewisse feindselige 

Haltung dem demokratischen Aufbau gegenüber“ nicht erkennbar 

wurde. Die Strafe belief sich dennoch auf zweieinhalb Jahre Zuchthaus, 

vollständigen Einzug von Vermögen und Betrieb „zugunsten der DDR“. 

Das Verfahren war im Februar 1952 eröffnet worden, als Benary sich in 

der westlichen Zweitniederlassung befand und währenddessen die Betriebsprüfer 

in seine Erfurter Firma marschierten. 

Der Vorwurf daraufhin lautete auf Postversendung von Blumensämereien 

sowohl an das westdeutsche Tochterunternehmen sowie an Westberliner 

Firmen. Obwohl durch staatliche Verfügung ab 1946 die Versendung von 

Blumensamen in kleinem Umfang generell in die Westzonen genehmigt 

war, wurde 1950 nun plötzlich behauptet, dass dies ja keine Genehmigung 

für so große Umfänge gewesen sei, wie man sie nunmehr in den Geschäftsbüchern 

gefunden hatte. 

Geradezu widersprüchlich ist die weitere Argumentation im Hinblick auf 

den Nichtrückumtausch der Einnahmen nach der Währungsreform:


258 

Arbeiter auf dem Gelände des Samenzuchtbetriebs der Familie Benary (um 1920), 



259 

„Durch die Einzahlung im demokratischen (=sowjetischen) Sektor von 

Berlin hat er sich und seinen Mittelsmännern den Währungsunterschied 

zunutze gemacht. Andererseits hat er der damaligen SBZ einen Schaden in 

der Weise zugefügt, dass er unserer Wirtschaft 130.000 DM West entzogen 

hat. Für dieses Geld hätten für die Wirtschaft wichtige Rohstoffe aus dem 

Westen eingeführt werden können. ... Der Angeklagte hatte Blumensamen 

nach dem Westen versandt. Als Gegenleistung mussten diese Gelder in DM 

West der Deutschen Notenbank zugeführt werden, die dann den Umtausch 

vorzunehmen hatte. Dies hat der Angeklagte vereitelt, indem er die Gelder 

entweder selbst umgetauscht hat oder durch andere Personen hat 

umtauschen lassen. 

Es konnte ... nicht festgestellt werden, inwieweit er sich an dem Währungsunterschied 

bereichert hat. Dies spielt auch für die Erfüllung des 

Tatbestandes eine untergeordnete Rolle.“ 

Die damaligen Zustände, die fast einen Wirtschaftskriegscharakter trugen, 

sind nicht unmittelbar und vorrangig der DDR anzulasten. Das völlig unangemessene 

Maß der Bestrafung, die politische Strafargumentation und 

die Verknüpfung mit einer vollständigen Überführung in Staatseigentum 

lassen dagegen die neue Rolle der DDR-Justiz offen zutage treten. 

Es klingt geradezu zynisch, wenn die Richter ihren Urteilsspruch mit der 

Bemerkung für die unangemessene Bestrafung beendeten: 

„Die Strafe musste auch als solche von dem Angeklagten empfunden werden, 

zum anderen musste sie anderen zur Lehre dienen. Die Justiz hat die 

Aufgabe, die Wirtschaft der DDR gegen alle Feinde unseres demokratischen 

Aufbaus zu schützen, ganz gleich in welcher Form und unter welcher 

Maske sie auftreten.“


260 

15. Gefängnisobjekt Andreasstraße 37 in Erfurt (1945–52) 

Bis 1948 

Das Justizgefängnis Andreasstraße war vor 1945 dem Landgericht Erfurt 

zugeordnet. Gerichts- und Haftgebäude waren um 1870 in enger Nachbarschaft 

erbaut worden. Das Gebäude wurde als Gerichtsgefängnis und 

zugleich als Strafvollzugsgefängnis verwendet. Es handelte sich um eines 

der größten Gefängnisbauten im Thüringer Raum (–Erfurt war allerdings 

preußischer Landgerichtsbezirk–), denn etwa 220 Gefangene konnten hier 

gleichzeitig untergebracht werden. 

Auch in der Zeit des NS-Regimes war das Justizgefängnis in Betrieb. Die 

„Schutzhäftlinge“ – zu denen ja viele politische Häftlinge der NS-Zeit 

gehörten – waren nicht bei der Justiz, sondern bei Schutzpolizei, Gestapo 

und SS inhaftiert. Allerdings sprach im Erfurter Landgericht in den 

Kriegsjahren zeitweise auch ein NS-Sondergericht 545 seine Unrechtsurteile. 

Bis in die letzten Kriegswochen hinein blieb dieses kombinierte 

Gerichts- und Kurzstraf-Gefängnis Andreasstraße in Benutzung. Noch am 

15. März 1945 wurden von dort aus Gefangene zu Aufräumarbeiten ins 

benachbarte Gericht am Domplatz geschickt. 546 

Auch der Gefängnisbau muss bis zum Kriegsende leicht beschädigt 

worden sein, wie aus späteren Reparaturberichten hervorgeht. 

Während der amerikanischen Besatzungszeit wurden die Erfurter Justizeinrichtungen 

geschlossen. Es tagte zwar ein Militärgericht im Erfurter 

Rathaus, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass die amerikanischen Militärwachen 

Sperrstunden-Übertreter u. a. Festgenommene zwischenzeitlich 

im Gefängnisbau Andreasstraße unterbrachten. 

Nach Einzug der sowjetischen Militärbesatzung wurde das Gefängnisbau 

Andreasstraße beschlagnahmt. Diese Beschlagnahme ist mehrfach in 

Notizen des Thüringer Generalstaatsanwaltes belegt und dauerte bis zum 

Jahre 1948. 

Es fanden sich allerdings keine Hinweise dafür, wie und zu welchen Zwecken 

die Sowjets den Gefängnisbau Andreasstraße benutzten. Die Justiz 

wünschte sich im Oktober 1945 die „baldige Räumung“ des Gefängnisbaues 

Andreasstraße, – insofern müsste es eine Nutzung gegeben haben. 

547 Es ist dennoch nicht sicher, ob der Gefängnisbau im Sommer 1945 

zur Unterbringung der NKWD-Gefangenen diente, die in jenen Tagen im 

Rahmen von Razzien und „Filtration“ in großer Zahl verhaftet wurden. 548 

Denn in Justizunterlagen fand sich im Oktober 1945 der Hinweis, dass die


261 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Hotmauer mit Kriegszerstörungen (um 1948), 

Foto: Thüringisches Hauptstaatsarchiv 

„politischen Gefangenen“ der Sowjets vielmehr im benachbarten Justizneubau 

(Andreasstraße 38, später Finanzverwaltung, MfS-Bezirksverwaltung, 

Polizeipräsidium) untergebracht gewesen seien.


262 

Die Anhaltspunkte, die gegen eine – zumindest längerfristige – Nutzung 

als NKWD-Gefängnis sprechen, überwiegen: 

Die teilweise zerbombten Gefängnismauern wurden erst nach 1948 

von der Thüringer Justizverwaltung wiederhergestellt. In den Akten 

der Aufbauabteilung der Erfurter Stadtverwaltung fanden sich keine 

sonstigen Reparaturaufträge. Es gibt – anders als zum Gothaer Platz 549 

– keine Zeitzeugenhinweise und diese Keller am Gothaer Platz waren 

ja eindeutig Haftzellen der Sowjets. Der Gefängnisbau Andreasstraße 

lag nicht in einem „Quartier“, sondern genau zwischen einem deutschen 

Gericht und einem Justizneubau, welchen die Sowjets nach wenigen 

Wochen Beschlagnahmund zurückgaben. Außerdem gab es bis 

1950 die öffentliche Bechtheimer Straße zwischen Petersberg und Gefängnisanlage. 

Selbst die Thüringer Justiz rechnete vor 1948 mehrfach 

mit einer Rückgabe. 

Über die Gründe der langen Dauer der Beschlagnahmung des Gefängnisbaus 

Andreasstraße ist ebenso wenig bekannt wie über die Nutzung. Erst 

zum Jahresbeginn 1948 übergab die SMA den Gefängnisbau wieder an die 

deutsche Justiz. 

Haftanstalt und Strafgefängnis der Justiz 1948–52 

Bereits kurz nach Rückgabe wurden Teile des Gefängnisses von der 

Erfurter Justiz wieder in Betrieb genommen, – im Februar 1948 wurden 

die ersten Justiz-Häftlinge darin untergebracht. Zum Jahresende 1948 waren 

Haftanstalt und Strafgefängnis mit insgesamt 42 Einzel- und 36 Gemeinschaftszellen 

für die Thüringer Justiz voll betriebsfähig. Sie war ausgelegt 

für 212 Gefangene, konnte jedoch als Maximalauslastung auch bis 

zu 310 Gefangene unterbringen. 550 Im selben Gefängnisbau wurden 

wiederum zwei Gefängnisse eingerichtet: 

1. die „Haftanstalt Andreasstraße“ als Gerichtsgefängnis für Untersuchungs-Gefangene), 

ab September 1948 geleitet von Verwaltungsinspektor 

Alfred Cyganek 551. 

2. das „Strafgefängnis Andreasstraße“ als Strafvollzug für Gefangene mit 

kurzen Haftstrafen sowie als Strafvollzug für kranke Gefangene auf der 

hier eingerichteten Ge.-Station 552, unter der Leitung des Justizangestellten 

Pahl. Die Ge.-Station umfasste 84 Betten (34 für Männer, 42 für Frauen, 8 

für Jugendliche) und war für Straf- und Untersuchungsgefangene gleichermaßen 

vorgesehen. Außerdem gab es noch ein Krankenrevier mit 8 Betten. 

Formell galten beide Gefängnisse als eigenständig. In der Praxis wurden 

sie jedoch beide von Cyganek geführt, denn Pahl war eigentlich für das


263 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Wirtschaftszimmer (um 1948), 


Gefängnis Ichtershausen zuständig und kam nur gelegentlich nach Erfurt. 

Für dienstliche Schreiben benutzte Cyganek dann verschiedene Briefformen, 

– er unterzeichnete entweder als „Vorstand der Haftanstalt Erfurt“ 

oder aber als „Vorstand des Strafgefängnisses Erfurt“. 

Alfred Cyganek, ein Oberschlesier war während des NS-Regimes parteilos, 

Verwaltungsangestellter und nie Soldat gewesen. Nach dem Krieg war 

er zunächst beim Amtsgericht Sonneberg, in Meiningen sowie in der 

Gefängnisverwaltung Untermaßfeld tätig. 1948 bis 1951 bewohnte er 

auch das Beamtenwohnhaus, das zur Gefängnisanlage gehörte. Diese 

Dienstwohnung wurde anschließend von Wirtschaftsinspektor Fink 

(einem seit 1946 für die Justizhaft tätigen Liberalen) übernommen und 

später (zwischen 1952 und 1954) aufgelöst. 

Die formelle Trennung in zwei Gefängnisse galt nicht für die Innenorganisation 

und das Personal. Ende 1948 arbeiteten im Gefängnisbau zunächst 

24 Justizangestellte, Anfang 1949 waren 8 Mitarbeiter in der Gefängnis-


264 

verwaltung und 27 mit der Bewachung beschäftigt. Die Mehrzahl von 

ihnen war zwischen 1946 und 1948 neu in den Justizdienst gekommen. 

Nur vier Mitarbeiter stammten aus dem NS-Justizvollzug: ein Verwaltungsmitarbeiter, 

eine Hauptwachtmeisterin und zwei Oberwachtmeister, 

die ab 1935, 1928 bzw. 1942 Justizdienst taten. 553 Der Verwaltungsmitarbeiter 

und die Hauptwachtmeisterin wurden im Frühjahr 1949 „aus politischen 

Gründen“ entlassen. Eine neueingestellte Hilfsaufseherin, die der 

NS-Frauenschaft angehört hatte, wurde 1949 ebenfalls entlassen. 

Im Sommer 1949 arbeiteten hier schließlich insgesamt 28 Justizangestellte, 

– fünfzehn von ihnen waren Liberale, zehn gehörten der SED an. 554 

Ebenfalls im Sommer 1949 waren im Gefängnisbau Andreasstraße insgesamt 

178 Gefangene untergebracht: 114 Untersuchungsgefangene und 64 

verurteilte Strafgefangene. Die Gefängniskapazität war damit zu über 80 

Prozent ausgelastet. 555 Auf der Ge.-Station lagen im Jahr 1949 insgesamt 

58 Gefangene. 556 

Im Laufe des Jahres 1948 hatte man mit Bauarbeiten zur Wiederinstandsetzung 

begonnen, denn die Außenmauern und auch Teile des Zellenhauses 

waren zerstört. Laut Planung sollten die Reparaturarbeiten bis März 

1949 dauern. Anschließend wurde ein Geräteschuppen mit Gefangenenwerkstätten 

errichtet. 557 

Anstaltsprüfer beurteilten das Verhältnis zwischen beiden Seiten als human, 

aber nicht freundschaftlich. Eine Anstaltsordnung regelte Post, 

Postkontrolle, Besuche, wöchentlich Lebensmittelabgaben, Nachtzeiten, 

Anstaltskleidung. Arrest wurde nicht, wie früher, mit Essens- und Lagerentzug 

verschärft. Rechtsanwälte konnten mit ihren Mandanten allein 

sprechen. Gefangenenarbeit gab es nur für einzelne, oft direkt in den Zellen: 

Bauarbeiten im Haus, Taschen flechten, Saatgut verlesen, Wäsche 

waschen, Federn schleißen, Garne entknoten, U-Boot-Netze entfädeln. 

Die Tagesverpflegung bestand 1949 überwiegend aus 12g Butter, 30g Zucker, 

350–500g Brot, 25g Nährmittel sowie sonntags 180 g Fleisch. 

Beide Kirchen war in den Justizgefängnissen seelsorgerisch tätig, wofür 

seit Jahrzehnten im Gefängnisbau auch ein Raum für Gottesdienste eingerichtet 

war. Bei Wiedereröffnung des Gefängnisses 1948 war dieser wieder 

verfügbar gemacht und genutzt worden. Er befand sich im Mittelraum 

des II. Stockwerks. Der Pfarrer der gegenüberliegenden Andreaskirche 

sowie ein katholischer Pfarrer aus Weimar führten regelmäßige 

Gottesdienste. 

Die Mehrzahl der Haftgründe lautete Mitte 1949 auf Wirtschaftsvergehen.


265 

Der alleinige Besitz 

des GefängnisbauesAndreasstraße 

dauerte 

für die Erfurter 

Justiz nur eine 

kurze Zeit. 

Das Haftgebäude 

beherbergte bald 

zwei verschiedene, 

unabhängige 

Betreiber: – die 

Justiz und die Polizei. 

Ihren ersten „Untermieter“, 

die Erfurter 

Polizei, bekam 

die Justiz spätestens 

im Oktober 

1950. Die Polizei 

hatte nämlich ihre 

Polizei-Haftanstalt 

Petersberg an die 

Armee-Vorläufer 

(VP-Bereitschaft) 

abgeben müssen. 

Der liberale Justizminister 

Liebler 

schrieb es an Innenminister 

Gebhardt: 

„Ende Oktober 

1950 räumte die 

Justizverwaltung 

der Volkspolizei im Gerichtsgefängnis Erfurt einen Teil des Gebäudes zur 

Unterbringung von Häftlingen ein. Die bisher dort inhaftierten 

Gefangenen wurden am 28. Oktober mit einem Transport nach Altenburg 

in das dortige Gerichtsgefängnis überführt. Um einen reibungslosen 

Abtransport zu ermöglichen, war ich selbst zugegen.“ 558 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Baderaum (um 1948), 



266 

Zum Zeitpunkt dieser Räumungsaktion war die Justiz Haftanstalt Erfurt 

mit 170 Gefangenen belegt und damit zu 75 Prozent ausgelastet. 559 

Diese Übergabe erfolgte kurz vor der Übertragung weiter Teile des DDR- 

Strafvollzugs an die Polizei. Der Thüringer Justiz unterstanden ab Januar 

1951 lediglich Gerichtsgefängnisse und nur noch drei Haftanstalten: die 

„selbständige Justiz-Haftanstalt Erfurt“ sowie die in Gera und in Gotha. 560 

Ichtershausen, Gräfentonna, Suhl und andere wurden gänzlich an die Polizei 

übergeben. Ab August 1951 durften generell nur noch Gefangene mit 

Haftstrafen unter sechs Monaten in Justizhaft verbleiben. 561 

1951 wurde mit Pick ein neuer Leiter für die „selbständige“ Justiz-Haftanstalt 

ernannt, Cyganek wurde sein Stellvertreter. Anstaltsleiter Pick war 

vermutlich vorrangig nur noch mit Umbauarbeiten und mit weiteren 

Übergabeschritten des Gefängnisses befasst. 

Mitte 1951 bestand das Aufsichtspersonal aus 34 Mitarbeitern, von denen 

jeder fünfte zum Waffentragen berechtigt war. Untergebracht waren 114 

U.-Häftlinge und 64 Strafgefangene, – überwiegend wegen Wirtschaftsbefehlen 

(SMA-Befehl 273) und Diebstahl. 562 Im September 1951 waren 

in der „Selbständigen Justiz-Haftanstalt“ 171 Gefangene untergebracht 

(31 Frauen, 140 U-Häftlinge und 31 Strafgefangene). Es gab eine Männerund 

eine Frauenstation, eine Waschküche im Keller, Arbeitsräume in 

einem Geräteschuppen, mehrere Höfe. 563 

Zum Jahresende 1951 kündigte sich ein weiterer „Untermieter“ im Gefängnisbau 

Andreasstraße an. Es wurden zwar keine Belege dafür in den 

Akten gefunden, aber die Weggabe des 2. Stockwerkes muss nunmehr ins 

Gespräch gekommen sein. Das erfuhr zumindest der evangelische Gefängnispfarrer 

alsbald, denn die Gefängniskapelle im 2. Stock gehörte 

ebenfalls zum Übergabebereich. Im November 1952 fragte die evangelische 

Superintendentur in Erfurt offiziell nach: 

„Durch umgehende Gerüchte ist uns bekannt geworden, dass der Plan 

besteht, in der Justizhaftanstalt Erfurt den sogenannten „Vortragssaal“ 

seiner bisherigen Zweckbestimmung zu entziehen ....Von Alters her diente 

dieser Saal auch der Abhaltung von Gottesdiensten.“ 564 

Die Justizverwaltung antwortete zwar alsbald, doch formulierte sie ihr 

Antwortschreiben ein wenig rätselhaft und schob „in großem Umfang 

Umbauarbeiten“ 565 vor: 

„Vielmehr wird auf Grund einer Vereinbarung ein Teil des Haftraumes der 

Justizhaftanstalt Erfurt einer anderen Dienststelle überlassen. Wegen der 

besseren Abgrenzungsmöglichkeiten muss das oberste Stockwerk abgege-


267 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Kapelle und Kulturraum (um 1948), 


ben werden, in dem auch der Kulturraum gelegen ist. Er wird damit in Zukunft 

der Benutzung durch die Justizverwaltung entzogen. Seine Zweckentfremdung 

ist also lediglich die Folgeerscheinung einer im großen Rahmen 

durchgeführten Umorganisation im Zusammenhang mit der Verlegung 

aller Landesdienststellen nach Erfurt als dem Sitz der Regierung des 

Landes Thüringen. .....“ 566 

Bei dieser anderen Dienststelle kann es sich nur um die Länderverwaltung 

des MfS gehandelt haben. (s. unten) Diese zog hier tatsächlich ein – ein 

inhaftierter Zeitzeuge wurde laut eigner Aussage Mitte Mai 1952 von der 

Weimarer Kurthstraße hierher verlegt. 

Die Umbauarbeiten gingen noch auf Kosten der Justizverwaltung. Während 

dieser Umbauarbeiten am Zellenhaus konnten nur diejenigen Untersuchungsgefangenen 

in Erfurt verbleiben, deren Prozesstermine gerade im 

benachbarten Gerichtsgebäude anberaumt waren. 

Das Ende der „selbständigen“ Justiz-Haftanstalt Erfurt ließ nun nicht mehr 

lange auf sich warten. Die Polizeiabteilung –Strafvollzug– übernahm bald


268 

auch die gesamte Untersuchungs-Haft, so dass der DDR-Justiz – abgesehen 

von staatsanwaltlichen Kontrollbefugnissen – überhaupt keine Kompetenzen 

mehr in Sachen Haft verblieb. 

Polizei-Haftanstalt Andreasstraße 

1950 gab es auch das Polizei-Gefängnis Andreasstraße. Im Schriftgebrauch 

bürgerte sich dafür bald die Bezeichnung U.-Haftanstalt oder UHA ein. 

Dabei handelte sich zunächst um 19 Haft-Zellen mit Nebenräumlichkeiten. 

Mitte 1951 waren 16 von diesen Zellen nachweislich mit „Längereinsitzenden“ 

belegt, die restlichen drei Zellen dienten für Transporthäftlinge 

und Kranke. Die Polizei machte zu dieser Zeit jedoch bereits ihren 

ausdrücklichen Wunsch nach weiteren Hafträumen deutlich (diese sollten 

von der Justiz-Haftanstalt Gera abgezweigt werden). 567 

Ein Blick auf die Tätigkeit der Erfurter 201–Strafkammer zeigt, dass zwischen 

23. Oktober und 20. Dezember 1950 „aus polizeilicher Untersuchungshaft“ 

insgesamt 44 Angeklagte ins Landgericht am Domplatz kamen. 

568 Sie wurden überwiegend nach Artikel 6 der Verfassung verurteilt, 

hatten etwa 3 Monate U-Haft hinter sich und waren während der Prozesse 

sicherlich in der Polizei-Haftanstalt Andreasstraße untergebracht gewesen. 

Wann die Polizei weitere Teile des Gefängnisobjekts Andreasstraße von 

der Justiz übernahm, lässt sich nicht genau belegen. Vermutlich stand dies 

im Zusammenhang mit der Auflösung der Länder, des Thüringer Justizministeriums 

und der Justiz-Abteilung –Strafvollzug– Mitte 1952. 

Eine Vollzugsgeschäftsstelle der BDVP-Abteilung –Strafvollzug– 

koordinierte nunmehr zwischen Justiz und Haft. Leiter der VP-Haftanstalt 

Andreasstraße wurde VP-Oberkommissar Undeutsch. Auch er brachte 

Untersuchungshäftlinge getrennt von Strafgefangenen unter. 

Ende 1952 sah der räumliche Zustand der Polizei-Haftanstalt Andreasstraße 

etwa folgendermaßen aus: 

„Das Objekt der U.-Haftanstalt Erfurt besteht aus einem Verwaltungsund 

Zellenhaus, welche gebäudemäßig getrennt sind, einem Werkhof mit 

drei Arbeitsbaracken und drei Freihöfen mit einer weiteren Arbeitsbaracke. 

Weiterhin ist eine Schweinemästerei mit 9 Schweinen vorhanden. 

Sicherung der Anstalt: 

Außensicherung: Die äußere Umgrenzung der U.-Haftanstalt besteht in 

einer 6 m hohen Umfassungsmauer, weile mit Überhangeisen und Stacheldraht 

versehen ist. Die Fenster sämtlicher Räume einschließlich der Verwaltung 

sind durch starke Eisengitter gesichert. Die Eingänge stehen unter 

ständiger Kontrolle und bestehen aus festen Toren bzw. vergitterten Türen.


269 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Wirtschaftshof (späterer MfS-Hofbereich) und 

Eingangsfront zur MfS-Haft (mit Treppenzutritt in die Obergeschosse), (um 1948), 


Innensicherung: Die einzelnen Zellengänge und Treppenaufgänge sind 

durch starke Gittertüren abgegrenzt. Das noch fehlende Gitter am rechten 

Flügel im Erdgeschoss ist in Arbeit und die Anbringung bis zum 5. 12. 52 

durchgeführt. Desgleichen wird nach Anbringung des Gitters die Verlegung 

der Waschräume zum Zwecke der besseren Übersicht und aus 

Sicherheitsgründen außerhalb der Gitter verlegt. Die Verlegung wird bis 

zum 5. 12. 52 aus festen Holzbohlen, durch Beschläge verstärkt bzw. durch 

Doppelriegel gesichert. Eine gut ausgebaute Alarmanlage ist vorhanden. 

Die Arbeitsbaracken sind Holz- bzw. Fachwerkbau und befinden sich ausschließlich 

in den Innenhöfen. Ihre Rückseite bildet die Umfassungsmauer. 

Die Fenster und Türen derselben sind vergittert. 

Werkstätten: Für den Anstaltsbedarf ist je eine Schuhmacherei, Tischlerei 

mit Maschinenbetrieb, eine Schneiderei, eine Schlosserei mit Schmiede, 

eine Wäscherei sowie eine Kreissäge zum Holzzerkleinern vorhanden“ 569 

1954 waren diverse Umbauten im Gange. Es war nunmehr sogar die Rede 

von Einsturzgefahr für einen Hausteil, was zu dessen vollständiger Räu-


270 

mung führte. Parallel zu den Reparaturarbeiten wurden 1954 zahlreiche 

Veränderungen vorgenommen. 570 Dazu gehörte die Einrichtung weiterer 

Zellenräume und zweier Stationen im Kellergeschoss (für 18 Gefangene). 

Das eigentliche Eingangstor Andreasstraße wurde gesperrt, so dass seither 

nur noch der Zugang über die Straßeneinfahrt (links des Gerichts) vom 

Domplatz her möglich war. Der Polizei-Besucherbereich wurde im 

Bereich der Außenwache so abgetrennt, dass Besucher dem Gefängnisobjekt 

fernblieben. 

Auch ehemalige Justizangestellte befanden sich nun unter dem VP-Wachpersonal 

und bildeten noch 1954 fast die komplette Wachschicht A. 571 

Doch diverse Personalverschiebungen betrafen überwiegend Polizeiangehörige. 

Die Mitarbeiterbezeichnung lautete zunehmend „Genosse“. Das 

Wachpersonal bestand Mitte 1954 aus 26 SED-Mitgliedern und 12 Parteilosen. 

Diese wurde nach Einstellung eines „Polit-Stellvertreters 

zunehmend politisch agitiert, verpflichtet und kontrolliert. 

Während der Umbauarbeiten hatte sich die Polizei auf die Nutzung des 

Kellers beschränkt und das Erdgeschoss dem MfS zeitweilig überlassen. 

Ende 1954 schloss die Erfurter Polizei – als Inhaber des Gefängnisobjektes 

– mit der MfS-Bezirksverwaltung eine Art Untermietvertrag ab. Sie 

behielt nach den nötigsten Reparatur- und Umbauarbeiten nur noch den 

Keller und das Erdgeschoss des Zellentraktes und übergab beide Obergeschosse 

kostenfrei und unbefristet ans MfS. Eine Vereinbarung über die 

Außenanlagen und Nebengebäude wurde in der Vereinbarung nicht 

fixiert. 

MfS-Haftanstalt (1952–54) 

1954 hieß es in Erfurter Polizei-Kreisen: Die Staatssicherheit habe „schon 

immer“ einen Teil der U.-Haftanstalt Erfurt inne gehabt. 

Tatsächlich war dies aber seit 1952 (vermutlich seit März oder Mai 1952) 

der Fall. Die Justiz hatte – wie bereits erwähnt – Anfang 1951 das 2. 

Stockwerk für eine „andere Dienststelle “ freiräumen müssen. Schon vor 

Bezirksgründung (Juli 1952) war die Rede von einer Verlagerung des MfS 

in die Stadt Erfurt, die als Landeshauptstadt fungieren sollte, dann aber 

bald zur Bezirkshauptstadt wurde. Im Mai 1952 jedenfalls erwähnten MfS 

Leute die 

„... VP-Haftanstalt, die sich im selben Gebäude unter den Zellen unserer 

Haftanstalt befindet“. 572


271 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Zellengang (um 1948), 



272 

Ein MfS-inhaftierter Zeitzeuge sprach von seiner Verlegung aus der 

Kurthstraße–Weimar zur Andreasstraße–Erfurt bereits im März 1952 und 

davon dass MfS-Untersuchungs-Chef Koch hier in der Nacht zum 2. Mai 

1952 betrunken auftauchte und die Gefangenen in verschiedenen Zellen 

mit Wasser begoss und verprügelte. 

Aus einer Untersuchung gegen Koch, die im Juni 1952 (u. a. durch Mitarbeiter-Befragungen 

in Erfurt) durchgeführt wurde, geht hervor, dass 

dieser Vorfall, von dem der Zeitzeuge berichtete, tatsächlich in der Nacht 

zum 4. Mai geschehen sei. (s.S. 235) 

Koch war – wie aus dem Bericht ebenfalls hervorgeht nach Erfurt versetzt 

worden und im Frühjahr hatte ständige Ortswechsel zwischen Weimar und 

Erfurt gegeben. Ein gemeinsamer Umzug von MfS-Vernehmungsopfern 

und MfS-Vernehmern ist wohl naheliegend. 

Die MfS-Haft Andreasstraße dürfte dann einige Monate lang als Landes- 

MfS-Haft für ganz Thüringen fungiert haben, da die MfS-Haftanstalten 

Gera und Suhl erst später (evt. sogar erst 1953) eingerichtet wurden. 

Willi Settner übernahm die MfS-Haftanstalt Erfurt als erster Anstaltsleiter. 

Bei Settner handelte es sich um einen ehemaligen Buchenwald-Inhaftierten, 

der nie zur Polizei gehört hatte und vermutlich aufgrund alter Häftlingsbekanntschaften 

(vielleicht durch Kröber selbst) zur MfS-Länderverwaltung 

geholt worden war. 1952 übernahm er als Leutnant die MfS-Haft 

Erfurt–Andreasstraße und leitete diese bis Ende der 50er Jahre. Ob er 

zuvor die Gefangenen in der MfS-Haft Weimar–Kurthstraße beaufsichtigte, 

ist nicht bekannt. 

Auch Frauen waren 1952 auf der MfS-Haftetage inhaftiert gewesen. Ein 

Gefangener, der versucht hatte, hier auszubrechen, war anschließend 

geschlagen worden. Beides erwähnte Willi Settners gegenüber Berliner 

MfS-Leuten, als er zum brutalen Auftritt des betrunkenen Untersuchungs- 

Chefs Koch in der Haftanstalt befragt wurde. 

1954 war bezüglich eines Hausflügels des Gefängnisbaues Andreasstraße 

die Rede von Einsturzgefahr. Die Polizei als Objektinhaber veranlasste, wie 

bereits erwähnt, entsprechende Reparaturen. Im Unterschied zur Polizei 

konnte die Staatssicherheit (die 1954 den Status eines Staatssekretariats 

beim Innenministerium hatte) mit ihren Gefangenen nicht ausweichen, so 

dass sich die Polizei zu ihren Gunsten zeitweilig selbst einschränkte: 

„Hinsichtlich der Schwierigkeiten, die für das Sekretariat der Staatssicherheit 

bei der Verlegung ihrer Häftlinge entstanden, wurden dadurch 

gelöst, dass die U.-Haftanstalt Erfurt sämtliche Abteilungen bis auf die 

Kellerräume zur Verfügung stellte. Diese Übergabe des Erdgeschosses


273 

und des 1. Obergeschosses (Frauenstation) an das Sekretariat für Staatssicherheit 

erfolgte am 23. 3. 1954.“ 

Im Mai 1954 schrieb Anstaltsleiter Settner einen Bericht über einen Gefangenen, 

der – wahrscheinlich von Settner selbst – Ohrfeigen bekommen 

hatte. Der Vorwurf lautete auf „freches Benehmen“. Der Gefangene hatte 

die soeben installierten Sichtschutzscheiben verschoben, damit er wieder 

nach außen sehen konnte. 573 

Ende 1954 waren die wichtigsten Bauarbeiten abgeschlossen, so dass die 

Erfurter Staatssicherheit zwar das Erdgeschoss wieder frei räumte, nicht aber 

das 1. Stockwerk. 

Die dort 

befindliche Polizei-Frauenstation 

wurde dauerhaft 

zur MfS- 

Frauenstation. 

Haftgebäude Andreasstraße 37, Hotausschnitt (um 1948), 


Bis 1989 war der 

MfS-Teil des 

Gefängnisbaues 

Andreasstraße 

als Haftanstalt in 

Betrieb. 

Unzählige Bürger 

aus dem ehemaligen 

Bezirk 

Erfurt und aus 

anderen Bezirken, 

aus Osteuropa 

und dem 

Westen waren 

hier aus politischen 

Gründen 

wochen- und 

monatelang eingesperrt 

und verhört 

worden. 574


274 

17. Abkürzungen und Erläuterungen zu Organisationen: 

201~ in Ausführung des SMA-Befehls Nr. 201 über „Richtlinien zur Anwendung 

der Kontrollrats-Direktive Nr. 24 und Nr. 38, denen zufolge deutsche 

Stellen Entnazifizierung und NS-Strafverfolgung übernehmen sollten; damit 

auch synonym für deutsche NS-Strafverfolgung ab 1947; nach Abschluss 

der 201-Tätigkeit wurden in 201-Strafkammern 1950 auch erste 

politische Strafsachen verhandelt. 

IX Linie IX des MfS – Untersuchungsabteilung – Abteilung in Land/Bezirk, 

Hauptabteilung in der Zentrale – zuständig für Vorbereitung von 

Strafprozessen und Beweissammlung in Vernehmungen, daher z.T. auch 

Koordinator für Strafverfolgungsarbeit anderer MfS-Diensteinheiten, als 

„staatliches Untersuchungsorgan“ indirekt in die Gesetze integriert, 

Staatsanwaltschaften durften sich in ihre Tätigkeit nicht einmischen 

Referat IX (Abwehr) hat es außerdem während SBZ-Zeit zweifach gegeben: 

1. kurzzeitig bei Thüringer Polizei (1947) und 2. bei Thüringer SED 

innerhalb der PPA (nachweisbar 1948), auch „Töpfer-Referat“. 

C.I.C. Counter Intelligence Corps – Einheit der amerikanischen Armee; vor 

Kriegsende: Sicherung des Hinterlands der amerikanischen Armee, nach 

Kriegsende: nachrichtendienstliche Einheit der amerikanischen Militärverwaltung, 

u. a. Aufgaben zur Internierung aktiver/herausragender Nazis. 

DJV Deutsche Justizverwaltung – zentrale SBZ-Justizbehörde, ab 1946, zunächst 

beratend–kontrollierende Funktionen gegenüber Länderjustizbehörden, 

Parallelbehörde zur DVdI, vor 1948 nicht unter SED-Einfluss. 

DVdI Deutsche Verwaltung des Innern – zentrale SBT-Innenpolitik-Behörde, 

zunächst beratend–kontrollierende Funktionen gegenüber Länderinnenverwaltungen, 

ab 1946, frühzeitig unter SED-Einfluss, galt als Vorreiter 

von Zentralisierungsprozessen im SED-Interesse, schnelle Zentralisierung 

der Länderpolizeien (bes. Kripo), verstärkte Einflussnahmen auf K 5. 

HVDVP Haupt-Verwaltung (der) Deutschen Volkspolizei – Zentralbehörde der 

DDR-Polizei, entstand 1949 auch infolge der Auflösung der Polizeiabteilungen 

der DVdI, weisungsberechtigt gegenüber Lander- bzw. ab 1952 

Bezirksbehörden (LBDVP bzw. BDVP). 

K 5 = Kriminalpolizeiliches Dezernat/Kommissariat K 5 – „Straftaten anderer 

Art“ (= Attentate, Widerstand gegen Staatsgewalt sowie sowjetische 

Auftragsangelegenheiten, d. h. Waffenbesitzfälle und individuelle Aufträge) 

– Teil der Kriminalpolizei-Struktur und parallel zu Straftateneintei


275 

lung, 1947 nach Thüringen durch Vereinheitlichungsvorschläge der DVdI, 

Mitte 1949 bei Neueinteilung abgelöst durch Dezernat H (doch Name K 5 

landläufig beibehalten), gilt als Vorläufer der DDR-Staatssicherheit. 

K I Kriminalpolizei I – politische Polizei im Polizeipräsidium Erfurt 1945, 

die eigentliche Kriminalpolizei nannte sich „Kriminalpolizei II“. 

MfS Ministerium für Staatssicherheit – 1950 gegründet, Länderverwaltungen/Bezirksverwaltungen 

und Kreisdienststellen, zunächst beschränkt auf 

DDR-Territorium (kein Außen-Nachrichtendienst). 

MGB Ministerium der Staatssicherheit der UdSSR – ursprünglich (N)KGB, 

1946 umbenannt – sowjetische Staatssicherheit, Sonderstatus und besondere 

Arbeitsmöglichkeiten, arbeitete überwiegend gegenüber Zivilbevölkerung, 

politisierte Gegnersuche nach Saboteuren und Agenten, arbeitete 

in SBZ prinzipiell konspirativ gegenüber anderen SMA-Angehörigen; von 

Deutschen nur bezeichnet als „die SMA“, „befreundete Dienststelle“ o. ä., 

verstärkte sein Personal durch „Instrukteure“ 1949 vor MfS-Gründung. 

NKWD Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten –1946 umbenannt in 

MWD – entstand 1934 in UdSSR, sowjetische Politpolizei und Sicherheitspolizei, 

parallel tätig zu KGB/MGB, im 2. Weltkrieg militärischer 

Einsatz als sichernde Nachhut der Roten Armee (NKWD-Truppen), in 

SBZ überwiegend als Operativgruppen-Struktur in vielen Kreisstädten, 

Filtrationen und Verhaftung aller möglichen Gegner der Sowjets, in SBZ 

ab 1946/47 zunehmend verdrängt von konspirativen MGB-Dienststellen. 

PPA Personalpolitische Abteilung – der SED, sowohl im Berliner Parteivorstand 

als auch im Weimarer Landesvorstand, gewann (in Zusammenarbeit 

mit SMA) wachsenden Einfluss auf Vergabe von Verwaltungsposten und 

sicherte so den kalten Machteroberungsprozess der SED, sorgte regelmäßige 

für Mitglieder-Überprüfungen, SED-Entlassungen und „Abwehr“. 

SMA(Th) Sowjetische Militäradministration (Thüringen) – auf Landesebene (auf 

SBZ-Ebene = SMAD, in Städten/Kreisen = Kommandanturen), Thüringer 

Hauptsitz in Weimar; sowjetische Besatzungsregierung mit militärischen/politischen 

Vollmachten und Kontrollfunktionen, aus Arbeitsstrukturen 

und Befehlen geht hervor, dass es umfangreiche Regulierungen für 

alle Gesellschaftsbereiche gab (Verwaltung, Wirtschaft, Planung, Versorgung, 

Demilitarisierung etc.), großen Stellenwert hatten auch Personalentscheidungen 

für deutsche Ämter, Nachfolger ab Herbst 1949 waren die 

Sowjetischen Kontrollkommissionen (SKK).


276 

Smer´Sch Abkürzung von: Tod den Spionen“ – militärische Sicherheitskräfte für 

Rote Armee (NKO – Nachrichtenkompanie). 

SMT = Sowjetisches Militärtribunal – Gericht der Militäradministration, vor das 

sowohl Russen als auch Deutsche kamen, das zentrale Thüringer SMT 

tagte in Weimar, doch anfangs gab es viele solche Militärgerichte. Urteilstexte 

sind häufig noch vorhanden und dienen heute als Grundlage für Rehabilitierungen 

durch die russische Generalstaatsanwaltschaft, die Urteile 

enthalten zwar den Strafvorwurf (laut russischem Strafgesetzbuch), aber 

fast nie Beweisangaben oder Schuldabwägungen. Die Verurteilten erhalten 

heute auf Wunsch eine Kopie, da sie seinerzeit die Urteile nicht bekamen. 

(Ge)Stapo (Geheime) Staatspolizei – politische Polizei während der NSDAP-Herrschaft, 

entstand aus vormaliger „Politischer Polizei“, 1938 Gestapo-Gesetz, 

Machtstütze der Hitler-Regierung, Regionaldienststellen an den Orten, wo 

sich auch Polizeipräsidien befanden, diesen aber nicht unterstellt. 

weitere Abkürzungen: 

BBC British Broadcoasting (engl. Radio, deutschsprachige Sendungen) 

CDU Christlich-Demokratische Union 

DWK Deutsche Wirtschaftskommission 

FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund 

FDJ Freie Deutsche Jugend 

GP Grenzpolizei 

GPU landläufig/irrtümlich für NKWD 

GULag Staatliches Arbeitslagersystem der Sowjets 

HJ Hitler-Jugend 

IM inoffizieller Mitarbeiter 

KAST Kriminalpolizeiliche Außenstelle (Nebenstelle eines KKPA) 

KD Kreisdienststelle 

KKPA Kreis-Kriminalpolizei-Amt 

KPA Kreis-Polizei-Amt 

KPD Kommunistische Partei Deutschlands 

KPO Kommunistische Partei –Opposition– 

Kripo Kriminalpolizei 

KZ Konzentrationslager des Nazi-Regimes, Weimar-Buchenwald 

LBDVP Landesbehörde der Deutschen Volkspolizei, Weimar 

LPB Landespolizeibehörde, später LBDVP, Weimar 

LDP Liberal-Demokratische Partei 

LKA Landeskriminalamt


277 

LKD Landeskriminaldirektor 

LKK/ZKK Landes/Zentrale Kontrollkommission 

LPKA Landes-Polizei-Kriminalamt 

LUO Landes-Untersuchungsorgan (NS-Strafverfolgung, Befehl 201) 

NDP National-Demokratische Partei 

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, „Hitler-Partei“ 

NS.../Nazi Nationalsozialistisch... 

NSV Nationalsozialistischer Volkssturm 

NVA Nationale Volksarmee 

OB Oberbürgermeister 

OLG Oberlandesgericht 

PK Polit-Kultur 

RIAS Rundfunk im amerikanischen Sektor (Berlins) 

RSFSR Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik 

SA und SS Sturmabteilungen und Schutzstaffeln der NSDAP 

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 

STA Staatsanwalt/Staatsanwaltschaft 

StGB Strafgesetzbuch 

U-Haft Untersuchungs-Haft 

VPKA Volkspolizeikreisamt 

„Werwolf“ Goebbels Aufruf zum „Kampf hinter den Linien“ gegen Alliierte 

VEB Volkseigener Betrieb 

VP Volkspolizei 

VVN Verband der Verfolgten des Naziregimes


8. Anmerkungen 

278 

Archivbezeichnungen in den Anmerkungen: 

ThHStA Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Weimar 

ThStA Thüringisches Staatsarchiv (hier Gotha, Rudolstadt) 

StA Stadtarchiv (hier Erfurt) 

BArch Bundesarchiv (hier DDR/Dt. Verwaltung des Innern, SED) Berlin 

BStU Bundesbeauftragte(r) für Stasi-Unterlagen; Zentralarchiv (Berlin) 

Außenstellen (Erfurt, Leipzig) 

1 Das Strafverfahrensrecht der DDR in seiner Bedeutung für die politisch-operative 

Tätigkeit, insbesondere für die Untersuchungsarbeit des MfS. Lehrbuch, Potsdam 

1987, VVS JHS o001-150/87, S. 43f. 

2 Andrea Herz / Wolfgang Fiege, Untersuchungshaft und Strafverfolgung beim Staatssicherheitsdienst 

Erfurt und Thüringen, I. Die MfS-Haftanstalt Andreasstraße 37 

(1952–1989), Erfurt 2000. 

3 Es heißt, dass örtliche Polizeiakten vor 1952 fast nirgends aufgehoben wurden. Andererseits 

muss auch gesagt werden, dass sowohl die Erfurter Polizei als auch viele 

andere Kreispolizeien zwischen 1945 und heute ihrer Aktenanbietungspflicht an die 

Archive so gut wie überhaupt nicht nachgekommen sind. 

4 Das sachliche "Politische" als Aufgabenfeld der Politpolizisten lässt sich nicht klar 

definieren, denn es schwankte und unterlag stark dem jeweiligen Machthaber. Man 

müsste es daher stets zeitbezogen und vor allem aus dem Gefüge dreier Ebenen 

definieren: 1. den längerfristig fixierten Strafgesetz-Tatbeständen, 2. dem Machtsicherungs-Bedürfnis 

des Machtinhabers und daraus folgenden Weisungen und 3. 

etwaigen Bedrohungen für "innere Sicherheit" aus dem Blickfeld der Bevölkerung. 

5 Vgl. Christoph Graf, Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. Die 

Entwicklung der preußischen Politischen Polizei vom Staatsschutzorgan der 

Weimarer Republik zum Geheimen Staatspolizeiamt des Dritten Reiches, Berlin 

1983. 

6 Laut Kaufmann / Reisener / Schwips / Walther, Der Nachrichtendienst der KPD 

1919–37, Berlin, 1993, S. 254 waren 1932 allein in Preußen 80 Kriminalbeamte 

(politische Polizei) mit der KPD und 54 mit der NSDAP befasst. 

7 Vgl. dazu ausführlich: Christoph Graf, Kontinuitäten und Brüche. Von der Politischen 

Polizei der Weimarer Republik zur Geheimen Staatspolizei in: Die Gestapo. 

Mythos und Realität, hg. v. Paul/Mallmann, Darmstadt 1996. 

8 Zahlenangaben entnommen aus: Elisabeth Kohlhaas, Die Mitarbeiter der regionalen 

Staatspolizeistellen in: Die Gestapo – Mythos und Realität, hg. v. Paul/ 

Mallmann, Darmstadt 1996, S. 219 ff. 

9 Vgl. dazu auch die gegenwärtigen Polizeirechte in: Christian Störmer, Der polizeirechtliche 

Gewahrsam, Berlin 1998.


279 

10 Preußisches Polizeiverwaltungsgesetz, § 15. 

11 Eine 24-stündige Polizeihaft gibt es heute auch im Freistaat Thüringen, wobei die 

Gründe wesentlich deutlicher vorgeschrieben sind. Jeder Inhaftierte kann vorschriftsgemäß 

zugleich sofortige rechtsstaatliche Möglichkeiten wahrnehmen. 

12 Laut Protokoll einer Besprechung des Erfurter Polizeipräsidenten im Reichs-Innenministerium, 

vom 22. 2. 1936, ThStA Gotha, Regierung Erfurt, 26724, o. Bl. Die 

meisten Thüringer Polizei-Haftanstalten konnten 30–40 Gefangene unterbringen. 

13 Günter Neliba, Wilhelm Frick und Thüringen als Experimentierfeld für die 

nationalsozialistische Machtergreifung in: Nationalsozialismus in Thüringen, hg. v. 

Heiden/Mai, Weimar 1995, S. 82. 

14 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 979, Bl. 47. 

15 Im städtischen Adressverzeichnis 1939, 1940 wurde die Verwahr-Haftanstalt im 

Polizeipräsidium erwähnt. 1936 war die Rede vom Ausbau des Ostflügels und der 

Erweiterung zu 24 Einzel- und 3 Gemeinschaftszellen. Sie wurden eventuell eingerichtet, 

weil es Pläne gab, der Wehrmacht das gesamte Petersberg-Gelände zu 

übergeben, – inkl. der dort befindlichen Polizei-Haftanstalt. Die Pläne wurden zwar 

bald aufgegeben, aber die Haftkapazitäten im Präsidium konnten genutzt werden. 

16 Die Verwaltungspolizeien (darunter z.B. auch Bau- und Gewerbepolizei) erteilten 

den Bürgern nicht nur konkrete verwaltungsrechtliche Erlaubnisse und Verbote 

(Konzessionen, Genehmigungen, Auflagen, Unterlassungspflichten dgl.), sondern 

konnten diese mittels Strafverfügungen auch erhärten. Es handelte sich in der Regel 

um Geldstrafen, evt. Arbeitsauflagen, deren Nichterfüllung aber könnte gelegentlich 

durch Inhaftierung – Zwangshaft, Ersatzhaft – untermauert worden sein. 

17 „Polizeigefängnis im jetzigen Polizeipräsidium in Räumen, die die Geheime 

Staatspolizei nach Erstellung des neuen Behördenhauses in Erfurt freimachen 

soll.“ ThStA Gotha, Regierung Erfurt, 26724, o. Bl. 

18 Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, Erfurt 1986. 

19 Christoph Graf, Kontinuitäten und Brüche. Von der Politischen Polizei der 

Weimarer Republik zur Geheimen Staatspolizei in: Die Gestapo. Mythos und Realität, 

hg. v. Paul/ Mallmann, Darmstadt 1996, S. 82. 

20 Zit. nach: Der Buchenwald-Report. Bericht über das Konzentrationslager Buchenwald 

bei Weimar, hg. v. David. A. Hackett, München 1996, S. 23. 

21 Aus: (Giesecke), Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit, Berlin 1995. 

(=MfS-Handbuch Anatomie der Staatssicherheit V/4), S. 42. Kröber kam 1933 in 

„Schutzhaft“, führte danach seine Parteiarbeit fort, 1935 erfolgte eine erneute Verhaftung 

mit einer Verurteilung zu 7 Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum 

Hochverrat. Erst 1942 wurde er jedoch nach Buchenwald verbracht und kam einige 

Monate später ins Außenkommando Schönebeck, wo er die Krankenstube leitete. 

22 Ebenda, S. 48. 

23 Vgl. Niethammer, Lutz, Der ‚gesäuberte‘ Antifaschismus. Die SED und die roten 

Kapos von Buchenwald, Berlin 1994. Busse und Reschke gerieten aufgrund von


280 

Vorwürfen gegen ihr Verhalten in Buchenwald und von Vorfällen im Zusammenhang 

mit dem Schicksal sowjetischer Buchenwald-Gefangener später erneut in 

Lagerhaft, diesmal im sowjetischen GULag-System. Andere Kurzbiografien im 

zitierten Dokumentenband zeigen weitere Parallelen. 

24 Eberhard Schmidt, Einführung in die deutsche Strafrechtspflege, Göttingen 1964, 

S. 439. 

25 Ausführlich und mit Hilfe von Erinnerungsberichten dargestellt in: Rudolf Mohr, 

Klaus Ranglack, Christine Riesterer, Erfurt unterm Sternenbanner, Erfurt 1995. 

(Neben ausführlichen Beschreibungen der ersten Stunden und Tage der Besetzung 

auch vielfältige Beschreibungen der Alltagssituation, während die Erfurter Polizei 

darin weniger dargestellt ist.) 

26 Der Erfurter Schutzpolizist und spätere Verwaltungsmann Kurt Leisenberg fertigte 

sich 1945 diese Aufzeichnungen und verschenkte diese kurz vor seinem Tode. 

27 Auftrag des Military Government an Mr. Otto Gerber vom 26. 4. 1945, StA Erfurt, 

1-5/1100-5276, Bl. 5. 

28 Rudolf Mohr, Klaus Ranglack, Christine Riesterer, Erfurt unterm Sternenbanner, 

Erfurt 1995, S. 49 f. 

29 StA Erfurt 1-5/ 1100-4439, o.Bl. 

30 Vgl. Erinnerungsbericht Kipps in: Niethammer, Der ‘gesäuberte’ Antifaschismus. 

Die SED und die roten Kapos von Buchenwald, Berlin, 1994, S. 335 ff. Im April 

1945 gab es für die amerikanische Militärverwaltung lediglich die Order, Inhaftierungen 

und Haft vorzunehmen, bis weitere Festlegungen folgen würden, laut amerikanischer 

Besatzungsdirektive. 

31 StA Erfurt 1-5/ 1100-4439, o. Bl. 

32 Amtliche Bekanntmachung der Militärregierung in: Amtliche Nachrichten der 

Militärregierung für den Stadtkreis Erfurt und Landkreis Weißensee, 1. 7. 1945, Bl. 

1. Auch in Tagesberichten der Geraer Polizei-Haftanstalt finden sich Hinweise auf 

Einlieferung von Gefangenen durch die amerikanische Polizei wegen Übertretens 

der Sperrstunde, ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 307, Bl. 72. 

33 Der Oberbürgermeister bat um Bekanntgabe der Gerichtssitzungstermine im Rathaus, 

Zimmer 77, weil am 17. Mai hier fünf Polizisten umsonst herumgestanden 

hätten. StA Erfurt, 1-5/ 1100-2528 u, Bl. 46. Vgl. auch StA Erfurt 1-5/ 1100-2529 

n-o, Bl. 22a. 

34 Amtliche Bekanntmachung der Militärregierung in: Amtliche Nachrichten der Militärregierung 

für den Stadtkreis Erfurt und Landkreis Weißensee, 1. Juli 1945, Bl. 1. 

35 Entsprechende Fälle aus der Akte StA Erfurt 1-5/1100-2535 d sind bei Rudolf 

Mohr, Klaus Ranglack, Christine Riesterer, Erfurt unterm Sternenbanner, Erfurt 

1995, wiedergegeben. 

36 Er wurde im April 1945 in Ruhestand versetzt und schreibt am 25. April an Gerber 

wegen eines Nachfolgers. StA Erfurt 1-5/1100-2529 qu, Bl. 25. 

37 StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 8.


38 StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 17. 

281 

39 StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 2, 1-5/1100-5276. 

40 StA Erfurt, 1-5/1110-5276, Bl. 10. 

41 Schreiben der Rechtsstelle an den Oberbürgermeister über eine gemeinsame Posiion 

mit dem Polizeipräsidenten, vom 6. 6. 1945, StA Erfurt 1-5/21-4131, o. Bl. 

42 Aktennotiz in der Rechtsstelle vom 30. 5. 1945, StA Erfurt 1-5/21-4131, o. Bl. 

43 StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 20. 

44 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 qu, Bl. 3a, 8. 

45 Vom Schutzpolizeikommando: 10 im Dienst, 5 beurlaubt, 2 entlassen; auf den 

sechs Polizeirevieren: 279 im Dienst, 42 beurlaubt, 41 entlassen; vom Polizeigefängnis: 

11 im Dienst, 3 beurlaubt, 4 entlassen; bei den Hilfsabteilungen fast keine 

Suspendierung. StA Erfurt, 1-5/1100-2529 n-o. o. Bl. 

46 Jahresbericht vom Polizeidirektor (Schroot), vom 21. 1. 1947, StA Erfurt, 1- 

5/1100-5276, Bl. 44–47. Es gab zwar bis 1948 noch diverse Entlassungen im 

Rahmen landespolizeilicher Entnazifizierungsaktionen (s. Kapitel 9), jedoch 

bezogen sich diese zum Teil auf die Neueinstellungen der Polizei: Ostumsiedler, 

deren Biografien man nicht so genau kannte, und zurückgekehrte Militärpersonen. 

47 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 n-o, o. Bl. 

48 Laut Bericht vom März 1947, Inspektionsreise Thon (Abt. P der DVdI): „Da bisher, 

insbesondere bei der Kriminalpolizei, eine personalpolitische schlechte Arbeit 

geleistet worden ist, wurde dem jetzt als stellvertretender Landeskriminalamtsleiter 

eingesetzte Krauthause, der aus der Ordnungspolizei kommend auch politisch stark 

ist, die Verantwortung für die gesamte personalpolitische und Schulungsarbeit 

übertragen.“ BArch, DO 1/ –7/ DVdI 200, Bl. 140. 

49 BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 199, Bl. 13. 

50 Das lässt sich aufgrund fehlender Akten nicht direkt belegen und im einzelnen 

beurteilen. Indirekte Hinweise aber gibt es, wie z. B. das Fehlen der Kripo in den 

Personalaufstellungen des Polizeipräsidiums für die Stadtpolizei oder wie die Tatsache, 

dass die Klärung der Entlohnung der Kriminalpolizei im Herbst 1945 zu den 

ersten innenpolitischen Fragen des neuen Landes Thüringen gehörte. 

51 Siehe amerikanische Nachrichtendienstanalyse vom 30.6.1945, u.a. in Vollnhals, 

Entnazifizierung (Dokumente), München 1991, S. 90-93. 

52 Vgl. die – allerdings höchst unseriöse und tendenziöse – Darstellung Fischers in: 

Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, Weimar 1986, S. 467 f. 

53 StA Erfurt, 1-5/1100-2528 u, Bl. 25. Über den Bürgerschaftsbeirat gab es einen (undatierten) 

Vorschlag bei der Stadtverwaltung mit namentlich benannten Vertretern 

aus allen politischen Richtungen: drei Sozialdemokraten, drei Demokraten, ein Zentrumsanhänger, 

einen Kommunisten, einen KPD-„Nahestehenden“ sowie den als 

„parteilos (links)“ bezeichneten Ernst Busse mit der beruflichen Herkunft „Sanitätswesen“. 

Zu jedem Vertreter waren bestimmte Sachthemen vermerkt (Arbeiter/Gewerkschaftsfragen, 

Handel, Industrie, Beamte, Genossenschaften/Wohnungswesen etc.).


282 

54 Laut biografischer Eigenaussage, aus Busses Biografie von 1949, zit. nach Lutz 

Niethammer, Der ‘gesäuberte’ Antifaschismus. Die SED und die roten Kapos von 

Buchenwald, Berlin 1994, S. 102 (95). 

55 Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, Weimar 1986, S. 467 f. 

56 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 qu, Bl. 5a. Die „wichtigen Notizen“ könnten bei einer 

Besprechung mit der amerikanischen Regierung Erfurts entstanden sein und entstanden 

vermutlich Anfang Mai 1945. 

57 Es handelt sich u. a. um Gestapo-Beamte Herbst, Schulz, Erdmenger, die sich laut 

Information noch in Erfurt befunden haben sollen, um die flüchtigen Gestapo-Leute 

Krech und Krause sowie den Kriminalpolizisten Schübel. StA Erfurt 1-5/1100- 

2529 r, o. Bl. 

58 Laut Busses Biografie von 1949, zit. nach Niethammer, Der „gesäuberte Antifaschismus. 

Die SED und die roten Kapos von Buchenwald, Berlin, 1994, S. 102 

(95). Busse gehörte im KZ Buchenwald zu jenen KPD-Häftlingen, die in Existenz 

und Schicksal aller Mithäftlinge nicht unwesentlich eingreifen konnten. 1951 

wurde er von einem SMT verurteilt und nach Workuta verschleppt, vermutlich weil 

ihm die Russen vorwarfen, nicht ausreichend die Interessen ihrer gefangenen 

Landsleute in Buchenwald vertreten zu haben. 

59 StA Erfurt, 1-5/1100-4439. 

60 Dazu und zum dargestellten Vorfall: StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 9,12. 

61 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 qu, Bl. 22. 

62 Siehe dazu Weber, Petra, Justiz und Diktatur, Justizverwaltung und politische 

Strafjustiz in Thüringen 1945-1961, München 2000, S. 20. 

63 Es handelt sich um ein Schreiben an Busse (als KPD-Landesvorsitzenden) und 

führte dazu, dass Geißler im August 1945 zu einem Leiter der Landespolizeistelle 

ernannt wird. ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 5-7. 

64 Offenbar von der Buchenwalder KPD-Parteileitung im kleineren Führungskreis. Im 

Protokoll der Parteiaktiv-Zusammenkunft am 12. 4. 45 (größerer Mitgliederkreis) 

ist davon nichts erwähnt. Geißler selbst war nicht Mitglied dieser Parteileitung. Der 

Beschluss muss entweder vor der Befreiung des KZs oder innerhalb der ersten 

Stunden danach getroffen worden sein. Im Gau-Forum Weimar vermutete man zu 

diesem Zeitpunkt sicher noch zahlreiche Weisungsgeber und Verantwortliche für 

die Häftlingssituation. 

65 Christa Horn, Die Internierungs- und Arbeitslager in Bayern 1945-52, Frankfurt/M 

1992 (=Erlanger Historische Studien; 16), S. 46 und S. 38. 

66 Zur Besatzungsmacht zählte vor allem die SMA(Th) = Sowjetische Militäradministration 

(Thüringen) mit Dienstsitz in Weimar und einer Militärkommandantur in 

Erfurt. In Erfurt gab es ebenfalls in größerem Umfang Truppen der GSBT (Gruppe 

der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland, 8. Gardearmee), des NKWD 

(Sicherheitspolizei des Sowjetischen Innenministeriums) und andere sowjetische 

Verwaltungsstrukturen.


283 

67 Noch 1948 befanden sich ganze Straßenzüge mit Privathäusern in sowjetischer 

Hand: Straße der Einheit (außer 1, 46, 47), Cyriakstraße (außer 4, 9, 28, 29), 

Espachstraße, Losiustraße, Tettaustraße, Bergstromweg sowie Straßenzüge der 

Reichardtstraße, Pachelbelstraße, Zeppelinstraße. Rollert, Chronik von Erfurt 1948, 

Bl. 6, StA Erfurt, 5/100-66. 

68 Bürgermeister wurde der Kommunist Willy Friemel. Beiden zur Seite standen 

Erfurter Kommunisten wie Dünnebeil, Albrecht, Döll u.a. 

Hermann Jahn (1894-1946) war bereits Anfang der 20er Jahre in der Erfurter KPD- 

Tätigkeit aktiv. Er befand sich 1936 und 1944 kurzzeitig in Haft. Im April 1945 war 

er führend beteiligt an der Gründung eines „Antifaschistischen Komitees“. Während 

eines Großteils seiner Amtszeit war er allerdings bereits ein todkranker Mann. 

69 Zitiert nach: dem Auszug des Memorandums Serow an Berija, mit Information an 

Stalin, Molotow und Malenkow, vom 9. Juni 1945 in: Bonwetsch/ Bordjugow/ Naimark, 

Sowjetische Politik in der SBZ 1945-49. Dokumente, Bonn 1998, S. 11-13. 

70 Die ehemaligen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen kampierten und plünderten 

allerdings nicht erst aufgrund des Besatzungswechsels im Erfurter Umland. Es 

handelte sich um Angehörige verschiedener Nationen, nicht nur um Russen. Sie 

traten zahlreich bereits im Mai auf. Die Amerikaner gestanden ihnen Plünderungen 

an deutschem Privateigentum aufgrund der deutschen Kriegsschuld und der vorherigen 

Leidenssituation dieses Personenkreises („displaced persons“) zu und hielten 

sich ihnen gegenüber zurück. Für die Sowjetische Besatzungsmacht wurden sie in 

der Folgezeit und auch angesichts der wirtschaftlichen Notsituation zunehmend 

zum Problem und deshalb auch aufgegriffen, deportiert und teilweise verhaftet. 

71 Zwar enthält ein Monatsbericht vom August eine Notiz über 140 Entlassungen, 

aber es bleibt unklar, ob diese Zahl sich auf alle drei Polizei-Arten (die „eigentliche“/Schutz-Polizei 

sowie die Verwaltungs- und die Kriminalpolizei) bezieht. Die 

Schutzpolizei mit ihren sechs Revieren hatte im Durchschnitt jener Jahre ungefähr 

400 Leute, kann aber im Juni durch ein Missverhältnis Entlassung–Neueinstellung 

kleiner gewesen sein. Vom Personalumfang und den Personalbewegungen der 

Erfurter Kriminalpolizei ist nichts bekannt. StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 50. 

1946 wurden in Erfurt ebenfalls nochmals über 160 Polizisten entlassen, jedoch 

könnten darunter auch viele Neueingestellte mit schlechter Leistung oder fraglicher 

biografischer Herkunft gewesen sein. 

72 StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 17. 

73 Neben NKWD (später MWD) gab es Organisationsstrukturen wie Smer`Sch und 

NKGB, die teilweise konkurrierten, sich ergänzten und teilweise verschmolzen. 

Die höchste Personalstärke, v.a. auch auf den Regionalebenen, hatte das NKWD. 

Aber auch Smer´Sch lieferte zahlreiche Inhaftierte nach Buchenwald. Einen guten, 

aktuellen Überblick über den Erkenntnisstand geben: V.V. Sacharov/ D.N. 

Filippovych/ M. Kubina, Tschekisten in Deutschland. Organisation, Aufgaben und 

Aspekte der Tätigkeit der sowjetischen Sicherheitsapparate in der SBZ (1945-49) 

in: Die Anatomie der Parteizentrale. Die KPD/SED auf dem Weg zur Macht, hg. v. 

Wilke, Berlin 1998, S. 293-336.


284 

74 Die Bezeichnung „Die Lottenstraße“ wurde geradezu zum Synonym für diese Institution 

und taucht sowohl im innerpolizeilichen Sprachverkehr der Landespolizei- 

Chefs als auch in den Sekretariatsprotokollen der Thüringer SED 1948 auf. Zum Beispiel: 

ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 75 f. und Bl. 109R. 

75 Schätzungen nach Vergleichsangaben zur gesamten SBZ (170 Kreisgruppen mit 5- 

6 Mann, 15 000 Mann innere Truppen Anfang 1946), vgl. V.V. Sacharov/ D.N. 

Filippovych/ M. Kubina, Tschekisten in Deutschland, a.a.O., S. 302, 304. In Thüringen 

gab es folgende Kreis-Operativgruppen, die Gefangene nach Buchenwald 

schickten: Arnstadt, Altenburg, Bad Langensalza, Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, 

Greiz, Heiligenstadt, Hildburghausen, Jena, Kölleda, Meiningen, Mühlhausen, 

Nordhausen, Ranis, Rudolstadt, Saalfeld, Schleiz, Schmalkalden, Sondershausen, 

Sonneberg, Suhl, Weimar, Worbis. Aus: Ritscher, Bodo, Spezlager Nr. 2 Buchenwald, 

Weimar-Buchenwald 1995, S. 192 ff. 

76 Ritscher, Bodo, Spezlager Nr. 2 Buchenwald, Weimar-Buchenwald 1995, S. 60 ff. 

77 V.V. Sacharov/ D.N. Filippovych/ M. Kubina, a.a.O., S. 303. 

78 Der Mühlhäuser Manfred Thiele trug zahlreiche Zeitzeugenaussagen zusammen, 

aus denen offensichtlich wird, dass 1945 in Mühlhausen sowohl das Gerichtsgefängnis 

(Untermarkt 17) als auch ein in der Nähe gelegenes Privatgebäude (Untermarkt 

13) für mehrwöchige Inhaftierungen und Verhöre verwendet wurden. Die 

1946 bis 1949 (oft mehrwöchig hier) inhaftierten Zeitzeugen sprechen aber nicht 

vom Haft-, sondern vom Privatgebäude, in dem sie abwechselnd eingesperrt und 

verhört wurden. Vgl. Thiele, Manfred, Haus des Grauens, Erfurt 1999 (Veröffentlichung 

des Thüringer Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen). 

79 Noch 1948 sind zahlreiche Privathäuser in benachbarten Straßenzügen (unterhalb 

der Gartenbau-Ausstellung, u. a. Straße der Einheit, Cyriakstraße, Espachstraße, 

Bergstromweg) in russischer Hand. Laut Zeitzeugen war ein größeres Häuserkarree 

durch militärische Absperrungen als „Russen-Viertel“ komplett abgeschirmt. Vgl. 

Rollert, Chronik 1948, Bl. 6, StA Erfurt 5/100 - 66. 

80 Elisabeth Graul, Die Farce. Ein Stück Autobiografie, Magdeburg 1995. 

81 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), Nr. 48, o. Bl. 

82 StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 16. 

83 Zwar gibt es auch derzeit keinen Einblick in NKWD-Arbeitsunterlagen, aber 

manches geht aus allgemeineren SMA-Akten, Verlautbarungen der russischen Militärstaatsanwaltschaft, 

russischen Erinnerungen und Forschungen durchaus hervor. 

84 Stalin-Befehl vom 20. 4. 1945. 

85 Noch 1948 ist die Rede von höchstens 3000 Informanten, im Dezember 1945 SBZweit 

von cirka 1800, wobei die „Spitzel-Dichte“ im spät besetzten Thüringen zunächst 

eher geringer gewesen sein dürfte. Vgl. Michail Semirjaga, Wie Berijas Leute 

in Ostdeutschland die ‚Demokratie‘ errichteten in: Deutschland-Archiv, 5/1996, 

S. 748. Außerdem bevorzugte Serow anfangs die Anwerbung nichtdeutscher Informanten, 

die – z.B. als ehemalige Kriegsgefangene – insofern diese vielleicht bevorzugt 

Fehlhandlungen Deutscher gegenüber Ausländern meldeten.


285 

86 Zum Beispiel: Amtliches Verordnungsblatt der Stadt Erfurt vom 18. 7. 1945. Laut 

Gesetz 5 über die Auflösung der NSDAP galt ein Verschweigen der NSDAP-Zugehörigkeit 

als Fortsetzung der verbotenen Tätigkeit und konnte mit jeder Strafe, einschließlich 

der Todesstrafe, bestraft werden. 

87 Entsprechende Erfurter Geschehnisse vom Januar 1946 berichtet: Lutz Prieß, Deutsche 

Kriegsgefangene als Häftlinge in den Speziallagern des NKWD in der SBZ in: 

Sowjetische Speziallager in Deutschland, hg. v. Plato, Bd. 1, Berlin 1998, S. 257 f. 

88 Dafür gibt es auch spätere Beispiele, wie das des Mühlhäuser Sozialdemokraten 

Brackelow, der 1949 von der Sowjet-Staatssicherheit inhaftiert wurde. Manfred 

Thiele, Walter Brackelow - Opfer stalinistischer Gewaltherrschaft, Mühlhausen 

2000, u. a. S. 5. 

89 Vgl. bei Thiele, Manfred, Haus des Grauens. Der Untermarkt 13 in Mühlhausen, 

hg. v. TLStU, Erfurt 1999. 

90 1946 in Sachsenhausen fast 7 Prozent (730 Leute, 1947 evt. mehr), 1947 in Buchenwald 

etwa 9 Prozent (über 1300 Leute), 1947 in Fünfeichen etwa 15 Prozent 

(ca. 1500 Leute). Zahlen aus den Beiträgen von Prieß (Sachsenhausen), Ritscher 

(Buchenwald), Baumann (Fünfeichen) in: Sowjetische Speziallager in Deutschland, 

hg. v. Plato, Bd. 1, Berlin 1998. 

91 Aktuelle Schätzungen von Müller, Klaus-Dieter, Nazis – Kriegsverbrecher – 

Spione – Diversanten? Annäherungen an die sowjetische Haft- und Urteilspraxis 

mithilfe sowjetischer Archivalien, Deutschland-Archiv, 3/2000, S. 373-391. 

92 ThHStA, Bestand Ministerbüro Thüringer Innenministerium, 224-227. 

93 Entnommen aus: Ritscher, Bodo, Spezlager Nr. 2 Buchenwald, Weimar-Buchenwald 

1995, S. 192 ff. 

94 Gabriele Hammerstein, Verhaftungen und Haftorgane der sowjetischen Geheimdienstorgane 

am Beispiel Thüringen in: Sowjetische Speziallager in Deutschland, 

hg. v. Plato, Bd. 1, Berlin 1998, S. 161. 

95 Die Smer`sch-Gruppen – als Armee-Abwehr – befassten sich vor allem mit den 

sowjetischen Kriegsgefangenen und so ist denkbar, dass diese 1.100 deutschen 

Gefangenen infolge von Verhören/Auskünften der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter 

inhaftiert wurden. Vgl. u. a. Befehl 00101 des Volkskommissars für innere 

Angelegenheiten vom 22. 2. 1945 über ergänzende Maßnahmen zu NKWD-Befehlen, 

Punkt 3.a.: „Die unter den in Überprüfungs- und Aussonderungslagern des 

NKWD der UdSSR befindlichen sowjetischen Staatsbürgern ermittelten feindlichen 

Elemente sind zu überprüfen .... bei Angehörigen der Roten Armee, die in Kriegsgefangenschaft 

... waren, durch die Organe der Smer´Sch NKO der Lager...“ 

96 Es sind 165 Thüringer Jugendliche aus Greußen, Eisenach, Tüttleben, Schwabhausen, 

Seebergen, Greiz, Gera und Apolda namentlich bekannt, die wegen Werwolf- 

Vorwürfen verurteilt wurden, 26 von ihnen wurden sofort erschossen, 47 andere 

starben in den Folgejahren in den Haftlagern. Zusammengestellt von Prieß, Benno, 

Erschossen im Morgengrauen, Werwolf-Schicksale mitteldeutscher Jugendlicher, 

Calw 1997. Vgl. auch Günter Agde, Die Greußener Jungs. Hitlers Werwölfe,


286 

Stalins Geheimpolizisten und ein Prozess in Thüringen, Berlin 1995, sowie Andrea 

Herz, Todesurteile gegen Kinder. Erinnerung an 33 Eisenacher Jugendliche, hg. v. 

TLStU, Erfurt 1998. 

97 Es handelte sich z. B.: 1. um Aufträge anderer Staatsebenen (z. B. war die Ortspolizei 

nicht nur für die Gemeinde tätig, sondern auch für Regierung/Provinzialregierung) 

und 2. um Aufträge der Justiz (z. B. Gefangenentransport, Ermittlungen nach 

Anordnung des Staatsanwalts). 

98 Geschäftsverteilungsplan Stadtverwaltung 1946, StA Erfurt, 1-5/1101-3210, o. Bl. 

99 Jahresbericht der Landespolizeibehörde 1947, ThHStA Landespolizeibehörde, II M 

340/11, Bl. 101. 

100 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 101. 

101 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium der Justiz, 83, Bl. 60. 

102 ThHStA, Land Thüringen, Min. d. Innern, 978, Bl 7. 

103 zitiert nach: Agde, Günter, Die Greußener Jungs. Hitlers Werwölfe, Stalins 

Geheimpolizisten und ein Prozess in Thüringen, Berlin 1995, S. 61. 

104 Für die betroffene Bevölkerung und in vielen Zeitzeugen-Berichten galt „Hilfspolizist“ 

soviel wie „Russen-Handlanger“. Ursprünglich hatte der Begriff „Hilfspolizist“ 

jedoch andere Bedeutungen: nämlich 1. arbeitsrechtliche (Berufsanfänger) 

und 2. Armbinden mit russischer Polizei-Bezeichnung (in einem Vorkommnisbericht 

vom Juli 1945 wurde ein „Hilfspolizist in Zivil“ erwähnt. StA Erfurt, 1- 

5/1100-3839, o. Bl.) 

Polizeifremde „Hilfspolizisten“ – also Leute, die sich der Polizeibefugnisse ermächtigten 

– gab es offenbar in Thüringen weniger als etwa in Chemnitz, Halle 

oder im Brandenburgischen. Dort traten regelrechte Gruppen von Nichtpolizisten 

als Antifa-Polizisten auf, wobei ihr Auftreten auch stark gegen die noch aus der 

NS-Zeit fortexistierende Polizei gerichtet war. Auch in Thüringen gab es missbräuchliche 

Vorfälle im Dunstkreis von Kommunisten und einzelnen Polizisten, 

die gemeinsam – wie in Greußen im Oktober 1945 – Verhaftungen vornahmen, 

wobei sich die beteiligten Nichtpolizisten selbst als „Hilfspolizisten“ bezeichneten. 

105 Problematisch für verallgemeinernde Aussagen aus Zeitzeugenberichten sind 

weniger die Erinnerungen selbst, sondern v. a. die Tatsache, dass für 1945/46 

recht wenige vorhanden sind (da die Verhafteten älter waren und heute erheblich 

seltener als Zeitzeugen befragbar sind) und dass die Berichte auch für einzelne 

Orte von sehr verschiedenem Umfang sind. Von Erfurt und von Weimar gibt es 

äußerst wenige Berichte. 

106 Einzelne Beispiele sind erwähnt bei: Gabriele Hammerstein, Verhaftungen und 

Haftorgane der sowjetischen Geheimdienstorgane am Beispiel Thüringen in: 

Sowjetische Speziallager in Deutschland, hg. v. Plato, Bd. 1, Berlin 1998, S. 163. 

107 Daneben hatte es weitere 127 – eigenständig – Verhaftete der Erfurter Politischen 

Polizei gegeben, unter denen sich 70 höhere Nazi-Leute befanden (3 SS-Leute, 46 

NSDAP-Funktionäre, 10 SA-Leute/Kraftfahrerkorps, 7 „besonders scharfe Parteigenossen“). 

Für diese Verhafteten hatte es zwar keine sowjetische „Veranlas


287 

sung“ gegeben, doch höchstwahrscheinlich wurden sie trotzdem sofort dem 

NKWD übergeben. StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 49. 

108 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 1076, Bl. 26 R. 

109 Besprechung Inspektoren/Kriminalleiter u. a., am 7. 1. 1947. ThHStA, Land 

Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 101. 

110 Im April 1946 klagte sogar der oberste Thüringer Kripo-Chef (Kommunist und 

KZ-Buchenwald-Häftling) Geißler in einer internen Dienstbesprechung: „... 

bezüglich der Inhaftierten im Haftgefängnis Marienstraße treten mit russischen 

Dienststellen oft Schwierigkeiten auf. Wir bekommen nicht schriftliche Anweisung 

über Einlieferungen und auch nicht dann, wenn die Häftlinge von den Russen 

abgeholt werden.” ThHStA, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 26. 

111 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 75 f. 

112 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium der Justiz, 110/1, Bl. 4R. 

113 Marlis Gräfe/ Bernhard Post, Geheime Staatspolizei – Staatspolizeistelle Weimar 

(Info-Blatt), hg. v. Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar, Weimar 1996. 

114 Anders sieht dies: Gabriele Hammerstein, Verhaftungen und Haftorgane der sowjetischen 

Geheimdienstorgane am Beispiel Thüringen in: Sowjetische Speziallager 

in Deutschland, hg. v. Plato, Bd. 1, Berlin 1998, S. 169 f., wobei sie allerdings 

nicht unterscheidet zwischen der zeitweiligen Unterbringung Gefangener in Polizei-Haftanstalten 

und den Verhörgefängnissen und Vernehmungsorten von 

NKWD bzw. späterem MGB. StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 49. 

115 Inspekteursbesprechung beim Polizeipräsidenten – mit den Kriminalsachbearbeitern 

– vom 5. 2. 1946, ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde 19, Bl. 

109R. 

116 Agde, Günter, Die Greußener Jungs. Hitlers Werwölfe, Stalins Geheimpolizisten 

und ein Prozess in Thüringen, Berlin 1995, S. 41, 45. 

117 Das kritisierte z. B. Mielke Ende 1947 am Thüringer Vorgehen in Sachen 201- 

Befehl (s. Kapitel 9). 

118 Angaben aus: Rollert, Chronik der Stadt Erfurt, 1945 und ff., StA Erfurt, 

5–100–66. 

119 Laut Vortrag von Oberst Leonid Kopalin, Russische Haupt-Militärstaatsanwaltschaft 

Moskau, in Berlin am 7. 6. 2002. 

120 Entn. aus: Herbert Grob, Gelitten, gehofft, überlebt. Mit achtzehn ins Speziallager 

(1945–50), hg. v. TLStU, Erfurt 1999, S. 46–48. 

121 Von 2500 Richtern/Staatsanwälten wurden etwa 800 nicht übernommen, weitere 

800 noch im Herbst 1945 wieder aus dem Justizdienst entfernt. Christian Meyer- 

Seitz, Die Verfolgung von NS-Straftaten in der Sowjetischen Besatzungszone, 

Berlin 1998, S. 187. 

122 Im Juni 1946 wurden die noch „schwebenden“ Verfahren sowie alle Haftstrafen 

unter 3 Jahren aus der NS-Zeit amnestiert, laut Befehl 228 des Chefs der SMA 

vom 30. 6. 1946, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 158, Bl. 37 ff.


288 

123 Schreiben des Landgerichtspräsidenten an Kommandantur (mit Vermerk NKWD 

Erfurt/ Oberst Dostrow) vom 14. 2. 1946, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 81 

(Strafvollstreckung – Einzelheiten), Bl. 96. 

124 Vierteljahresbericht des Generalstaatsanwaltes vom 31. 12. 1948, ThHStA, Land 

Thüringen, Ministerium für Justiz 162, Bl. 106. 

125 Reisebericht über Besichtigungsfahrt durch Anstalten der Landesjustizverwaltung 

in Thüringen, ThHStA, Land Thüringen, Min. d. Justiz, 110/1, Bl. 1 f. Ausführliche 

Erörterungen über die rechtliche Substanz und die dem Urteil folgenden 

Auseinandersetzungen in der SBZ-Justiz finden sich bei: Christian Meyer-Seitz, 

Die Verfolgung von NS-Straftaten in der SBZ, Berlin 1998, S. 69 ff. 

126 „....1. Personen, denen auf den Abbruch der wirtschaftlichen Maßnahmen der 

deutschen Selbstverwaltungsorgane oder der deutschen Verwaltungen, gerichtete 

Diversionsakte nachgewiesen sind, werden einer Gefängnisstrafe bis zu 15 Jahren 

und in besonderen Fälle der Todesstrafe unterworfen.“ sowie „2. Derselben 

Strafe unterliegen Personen, welche sich der Sabotage schuldig gemacht haben 

um die Tätigkeit von Unternehmen aufzuhalten, sie zu beschädigen oder zu vernichten.“ 

Befehl 160 vom 3. 12. 1945. 

127 Landesjustizverwaltung, 15. 3. 1946: „Die SMA. in Weimar hat mich beauftragt, 

Sie im Anschluss an Ihr Gespräch mit Herrn Oberstleutnant Iwanow oder Oberleutnant 

Koslow von ihrem Wunsche zu unterrichten, dass besonders wichtige, 

vor allem politische Strafprozesse als Schauprozesse mit großer Beteiligung der 

Bevölkerung organisiert werden möchten.“ ThHStA, Land Thüringen, Ministerium 

der Justiz, 158, Bl. 13 

128 1946 wurde unter Juristen die Frage der Bewertung von Denunziationen nur im 

Zusammenhang mit dem bestehenden Strafrecht diskutiert. Bei Anklagen in 

Sabotagefällen wurde (laut DJV) nicht der SMA-Befehl 160 angewendet, sondern 

die – gültig gebliebenen – Kriegswirtschaftsordnungen. (Schreiben der Deutschen 

Justizverwaltung Berlin an das Thüringer Justizministerium vom 11. 12. 1946, 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium der Justiz, 158, Bl. 43). 

129 Dieser und einige ähnliche Fälle sind beschrieben bei: Weber, Petra, Justiz und 

Diktatur. Justizverwaltung und politische Strafjustiz in Thüringen 1945-61, München 

2000, Bl. 55. 

130 Dieser Fall ist ausführlich dokumentiert bei: Günter Agde, Die Greußener Jungs. 

Hitlers Werwölfe, Stalins Geheimpolizisten und ein Prozess in Thüringen, Berlin 

1995, u. a. S. 141 ff. 

131 Aus dem Protokoll der Sekretariatssitzung des SED-Landesvorstandes Thüringen 

vom 11. 11. 1947, ThHStA, SED IV/L/2/3 - 031, Bl. 150 ff. 

132 Schreiben von LG-Präsident Erfurt an OLG-Präsident Gera vom 30. 10. 1945, 

ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), Nr. 49. 

133 Ebenda. Bezeichnenderweise ging das zuerst wieder frei werdende Petersberg- 

Gefängnis jedoch nicht die Justiz, sondern an die Polizei (für deren Inhaftierungen 

es nie eine rechtsstaatliche Grundlage gegeben hat, s. Kapitel 2).


289 

134 Schreiben von LG-Präsident Erfurt an OLG-Präsident Gera, ThStA Gotha, Landgericht 

Erfurt II, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), Nr. 49, o. Bl. 

135 Meldung vom 23. 7. 1946, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 129 (Strafvollzug im 

Allgemeinen), Nr. 38, o. Bl. 

136 Schreiben von Generalstaatsanwalt Kuschnitzky an Oberstaatsanwalt Erfurt vom 

12. 11. 46, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 259, Bl. 107. 

137 StA Erfurt, 1-5/1100-3839, o. Bl. 

138 Kompensation meinte: innerdeutscher Handel, unter Ausnutzung verschiedener 

Vorteile zum ausschließlichen Nutzen der Beteiligten (das konnte bei Verkauf 

mangelnden Lebensmittel negative Folgen für die Ernährungssicherung in einzelnen 

Regionen bedeuten). Diese Kompensation ist nicht zu vergleichen mit den 

späteren politischen Strafverfolgungen wegen innerdeutschem Handel, welche 

dazu dienten, Unternehmer und Gewerbetreibende in ihren wirtschaftlichen Basis 

einzuengen. (vgl. zu letzteren auch Kapitel 13). 

139 Darin ist laut § 5 die Preisrechtsstrafverordnung vom 26. 10. 1944 weiter gültig. 

140 Vom 26. 1. 1941, Reichsgesetzblatt I, S. 734. 

141 Generalstaatsanwalt an Justizministerium: Umlegungsplan mit Angabe aller Thüringer 

Vollzugsanstalten, vom 2. 12. 1947, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium 

für Justiz, 293, Bl. 155. 

142 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 300, Bl. 135. 

143 SMAD-Befehl 43 aus Anlass des 100. Jahrestages der deutschen Märzrevolution 

1848 – Amnestie für Personen, die von deutschen SBZ-Gerichten Strafen unter einem 

Jahr bekommen hatten, und für Personen, die mit kleineren Vergehen noch in 

Untersuchungsverfahren standen, jeweils per gerichtlichen Einzelbeschluss. Nicht 

amnestiert werden durften allerdings Personen im Zusammenhang mit Wirtschaftsverbrechen, 

während 201-Verurteilte hingegen durchaus amnestierbar waren. 

144 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 315, Bl. 21, 20. 

145 Siehe DJV bei „Erläuterungen zu Abkürzungen und Strukturbezeichnungen“, S. 274. 

146 Schreiben vom 19. 7. 1948, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 294, 

Bl. 107. 


148 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde 16, Bl. 19. 

149 Waren Ordnungs- und Kriminalpolizei eine „Sicherheitspolizei“, so war die Verwaltungspolizei 

eine sogenannte „Wohlfahrtspolizei“. Verwaltungspolizei galt 

„als diejenige Tätigkeit der inneren Verwaltung, in der die Verwaltung mit Befehl 

und Androhung von Zwang auftritt“ (StA Erfurt, 1-5/21-4131, o. Bl.) Zur Verwaltungspolizei 

zählten Wirtschafts- und Gewerbeaufsicht, Meldewesen, Ausländeramt, 

Fundbüro, Verkehrswesen. Sie verhängte auch Ordnungsstrafen, diese hießen 

„polizeiliche Strafverfügungen“. Noch Mitte 1947 waren im Entwurf eines Polizeigesetzes 

folgende Aufgaben für die Thüringer Verwaltungspolizei vorgesehen:


290 

„Die Zuständigkeit der Verwaltungspolizei umfasst ausschließlich folgende Sachgebiete: 

a) Polizeiverwaltungsrecht, b) Polizeistrafrecht, c) Pass- und Meldewesen 

(Ausländer, Auswanderungsangelegenheiten), d) Verkehrspolizei (Zulassung und 

Führerscheine, Prüfung und Schätzung), e) Lustbarkeitsgenehmigung (Theaterund 

Lichtspielpolizei), f) Vereins- und Versammlungswesen, g) Sprengstoff- und 

Waffenscheine, h) Preisprüfung, Preisüberwachung, i) Feld- und Forstwesen.“ 

150 Jahresbericht Polizeidirektion Erfurt 1946, StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 44–47. 

151 Das Problemspektrum und die genannten Zahlen ergeben sich aus diversen 

Tätigkeitsberichten, die im Bestand der Landespolizei im ThHStA vorliegen. 

152 Berichte des Kriminalamts Erfurt über Plünderungen etc. Im Juli 1945 kamen 

täglich etwa 15 Meldungen aus dem Stadtgebiet. Beispiel: Am 5. Juli plünderten 

15 bewaffnete „Ausländer“ das Geschäft Schnaps-Baucke und entwaffneten die 

hinzukommenden deutschen Polizisten. StA Erfurt, 1-5/1100-3839, o. Bl. 

153 Zit. nach: Richard Bessel, Grenzen des Polizeistaats. Polizei und Gesellschaft in 

der SBZ und frühen DDR 1945-1953 in: Die Grenzen der Diktatur. Staat und 

Gesellschaft in den DDR, hg. v. Bessel/Jessen, Göttingen 1996, S. 225. Bessel 

stellt auch fest, dass nach Ende des Hungerwinters 1946/47 die Kriminalitätsrate 

wieder zu sinken beginnt. 

154 Erfurt hatte damals etwa 175 000 Einwohner. StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 47. 

155 Arbeitsbericht der Polizei des Landes Thüringen 1947, zusammengestellt vom 

Ministerium des Innern – Landespolizeiamt , ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 

II M 340/11, S. 101 

156 Erfurts Polizeipräsidenten/Polizeidirektoren nach Einmarsch der Alliierten waren: 

April/Mai 1945 Erwin Martin 

Juni/Juli 1945 Dr. Erich Thiemann (Sozialdemokrat) 

August 1945 – Januar 1946 Bernhard Bredehorn (Kommunist) 

Januar 1946 – Juni 1947 Paul Schroot 

Juni 1947 – Dezember 1948 Willi Salden (Kommunist, Buchenwald-Haft) 

Februar 1949 – Juni 1950 Theo Rau 

Juli 1950 – Februar 1954 Walter Neumann - Leiter des VPKA Erfurt. 

Erinnerungsbericht von VP-Leutnant Wilke, ThHStA, Land Thüringen, Min. d. 

Innern, E 30, o. Bl. 

157 Vom Polizeipräsidium Erfurt haben wir keine Akten. Im Aktenbestand des Erfurter 

Oberbürgermeisters befindet sich relativ wenig Schriftwechsel mit dem 

Polizeipräsidium. Von 1945 beschränkt sich dies im wesentlichen auf die Klärung 

weniger Einzelvorkommnisse, auf unregelmäßige Polizeistatistiken und auf 

Kripo-Berichte der Strafanzeigen im Zusammenhang mit Ausländern. StA Erfurt. 

158 Mitteilung des Gebietsinspekteurs (der Landespolizei) vom 1. 10. 1945, StA 

Erfurt, 1-5/1118-5278, o. Bl. 

159 Gedruckte interne Verordnung der Stadtverwaltung, StA Erfurt, 1-5/1100-3135. 

Präsident, Verwaltungspolizei, allgemeine Kriminalpolizei sowie die Zentrale der 

Politischen Polizei (Kripo I) verblieben in der Meister-Eckart-Straße 2.


291 

160 Die Polizeireviere befanden sich am Domplatz, im Klostergang, am Reglerring 

(Nähe Bahnhofstraße), in der Auenstraße, in der Liebknechtstraße und in der Weißenseer 

Allee. In Hochheim, Melchendorf und beim Roten Berg gab es kleine 

Polizeiposten. 

161 BArch, DO 1/ –7 DVdI Bd. 200, Bl. 75. 

162 Niederschrift betr. Aufbau der Polizei für das Land Thüringen, vom 26. 7. 1945. 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 979, Bl. 10. 

163 Das geht aus Berichten von Geißler an Busse vom August und September 1945 

hervor. ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 979. 

164 Diverse Besprechungsprotokolle in Anwesenheit von Busse und den fünf Polizeipräsidenten. 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 979. 

165 Undatierte Verordnung über das Polizeiwesen im Bundesland Thüringen, unterzeichnet 

von Paul und Busse, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 

979, Bl. 4. 

166 Die ausdrückliche sowjetische Forderung danach geht auch aus den Akten hervor: 


167 Zur Lebensgeschichte und mit Dokumenten siehe: Der gesäuberte Antifaschismus, 

hg. v. Niethammer, Berlin 1994, u.a. S. 108 ff. 

168 Stellenplan der Landeskriminalpolizei unter der Leitung Geißlers und Schaubs 

(Herbst 1946), ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 110, Bl. 8 ff: 

Geissler, Schaub, 

Hauptkriminalabteilung: Richard Wiehle, Hans Kleine, Klara Riedelsheimer, 

Rudi Herrmann, Marita Bohusz, Gerda Bückert, Siegfried Fleischmann, Ingeborg 

Reichardt, Erich Liebetrau, 

Zentrale Auskunft: Ernst Schuchardt, Fritz Jehle, Kurt Töpfer, Hermann Bock, 

Kurt Cohn, Fredi Sperling, Ernst Gaida, Katharina Putensen, Edeltraut Hopp, 

Hanna Töpfer, Lieselotte Roth, Emil Bosien, 

Zentraler Erkennungsdienst: Hugo Kretschmar, 10 Mitarbeiter, 

Zentrale Sittenpolizei: Gustav Steigerwald, 4 Mitarbeiter, 

riminalinspektion Gotha: Hermann Gräbner, 8 Mitarbeiter, 

KD Gotha – Otto Hetzel, 27 Mitarbeiter; KD Eisenach – Ernst Schütz, 20; KD 

Hildburghausen – Fritz Schael, 5; KD Meiningen – Hilmar Kaiser, 6; KD Suhl – 

Hans Schäfer, 7; KD Schmalkalden – Franz Borgiel, 6; KD Arnstadt – Erich 

Zeitsch, 9; KD Sonneberg – Hans Bauer, 6; KD Zella-Mehlis – Bruno Göcking, 

5; KD Ilmenau – Hermann Ehrhardt, 3; KD Salzungen – Otto Lorenz, 3; 

Kriminalinspektion Erfurt: Hermann Heinssohn, Richard Streit, Anthonie Koethe, 

Ernst Bartholomäus, Fritz Kranhold, 

KD Erfurt – Hans Piehl, 96 Mitarbeiter (darunter u.a. folgende vermutliche K5- 

Leute: Alfred Kotzer, Friedrich Mücke, Friedrich Schwab, Walter Ziegenbein); 

KD Weimar – Kurt Wohlfarth, 38; KD Apolda – Hermann Fischer, 9; KD 

Mühlhausen – Hans Urbach, 16; KD Nordhausen – Erich Beyer, 16; KD Heiligenstadt 

– Peter Balda, 8; KD Langensalza – Heinz Schellhorn, 6; KD Sonders-


292 

hausen – Messing, 3; KD Weißensee – Rudolf Leuthardt, 3, 

Kriminalinspektion Gera Alfred Neumann, 5 Mitarbeiter, 

KD Gera – Karl Arenz, 41; KD Jena – Heinz Kräft, 21; KD Altenburg –Karl Wink - 

ler, 18; KD Greiz – Walter Stecher, 11; KD Saalfeld – Hugo Staub, 10; KD Rudol - 

stadt – Max Tobias, 5; KD Pößneck – Heinrich Riege, 6; KD Schleiz – Herbert Kiss, 

4; KD Zeulenroda – Paul Feustel, 5; KD Eisenberg – Ernst Schilling, 5. 

169 Bericht 22. 4. 1947, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 199, Bl. 2. 

170 Laut Meldung aus der Landespolizeistelle an Busse, ThHStA, Land Thüringen, 

Ministerium des Innern, 979, Bl. 53. Alle Zahlen beziehen sich auf die „Sicherheitspolizei“, 

also Kriminal- und Schutzpolizei, ohne Verwaltungspolizei. Wie 

viele von den 74 neueingestellten Polizeioffizieren vormals Polizisten waren, die 

die Nazis wegen SPD-Mitgliedschaft oder politischer Unzuverlässigkeit entlassen 

hatten, ist hier nicht bekannt. 

171 Inspekteursbesprechung beim Polizeipräsidenten, 9. 10. 1947. ThHStA, Land 

Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 187. 




175 Jahresbericht Polizeidirektion Erfurt 1946, StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 44–47. 


177 StA Erfurt, 1-5/118-5278, o. Bl. 

178 Laut Bericht des Polizei-Chefs Kröber an den DVdI-Vizepräsidenten Wagner, 

vom 5. 1. 1949, ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 16, Bl. 29 f. 

179 „Bredehorn, der ehemals Polizeidirektor in Erfurt war, wird von der Parteileitung 

als solcher wieder vorgeschlagen, da der Polizeidirektor Schroot wegen mangelnder 

Zusammenarbeit mit der Partei und ungenügender Durchführung der notwendigen 

Aufgaben von Erfurt versetzt werden soll. Einstimmig wird jedoch die Meinung 

vertreten, dass als Nachfolger für den Polizeidirektor Schroot der Gen. Bredehorn 

nicht geeignet sei.“ Aus dem Protokoll der Chefbesprechung der Landespolizei 

5. Oktober 1946, ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 

74. 

180 Der Kommunist Willi Salden war zu diesem Zeitpunkt bereits Hauptmann bei der 

Polizei. Später 1947–48 wurde er Erfurter Polizeidirektor und nach zeitweiliger 

anderer Postenbesetzung erneut 1954 Leiter des Erfurter Polizei-Kreisamtes. 

181 ,Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 146. 





186 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 21/3, Bl. 72.


293 

187 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde sowie Reisebericht über 

Besichtigungsfahrt der Abteilung IV A durch die Anstalten der Landesjustizverwaltung 

in Thüringen vom 21. 6. 1946, ThHStA, Land Thüringen, Min. 

f. Justiz, 110/1, Bl. 4 R. 

188 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 15-1, Bl. 297. 

189 ThHStA, Thüringer Ministerium für Justiz, 292, Bl. 124. 

190 Vgl. ausführlich Norman Naimark, Die Russen in Deutschland, Berlin 1997, Kap. 2. 

191 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 15-1, Bl. 304. 

192 Aufbauplan für die Sittenpolizeistellen, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium 

des Innern, 15-1, Bl. 18 ff. 

193 Tätigkeitsbericht der Thüringer Polizei für 1948, Abschnitt: „Polizei und Strafrecht“ 

BArch DO 1/ –7/34 Bl. 23. 

194 Schreiben vom 1. Vizepräsidenten (=Polizeichef) vom 8. 3. 1946, unterzeichnet von 

Dr. Thiemann, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 15-1, Bl. 23. 

195 Es handelte sich laut späterem Tätigkeitsbericht um 378 Einweisungen. ThHStA, 

Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 16, Bl. 4R. 

196 Schreiben vom stellv. Polizeipräsidenten an alle Polizeistellen, vom 27. 3. 1947, 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 15-1, Bl. 62. 

197 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 16, Bl. 4R. 

198 Schreiben Landesdezernat K 4 an alle Kriminaldienststellen, vom 4. 7. 1947, 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 15-1, Bl. 228. 

199 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 16, Bl. 4R. 

200 Tätigkeitsbericht der Thüringer Polizei für 1948, Abschnitt: „Polizei und Strafrecht“ 

BArch DO 1/ –7/34 Bl. 23. 

201 Vgl. Statistische Übersichten über die Polizei-Haftanstalt, S. 107 und 225. 




205 Die Verhaftungen waren u. U. unter dem Vorwand des Befehls 201 durchgeführt 

worden, trugen aber wirtschaftlichen Charakter. ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 

19, Bl. 195. 

206 Aus dem Bericht von Staatsanwalt Korn an Generalstaatsanwalt Kuschnitzki, 

vom 5. 1. 1947, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 158 Bl. 34R. 


208 Reisebericht über Besichtigungsfahrt der Abteilung IV A durch die Anstalten der 

Landesjustizverwaltung in Thüringen, vom 21. 6. 1946, Bezteiligt waren: Landespräsident 

Paul, Landesdirektor Külz, Generalstaatsanwalt Kuschnitzki, Oberlandesgerichtspräsident 

Barth sowie SMATh-Chef für Justiz- und Polizeiwesen 

Iwanow, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 110/1, Bl. 1, 1R, Bl. 3.


294 

209 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), Nr. 67. 

210 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium der Justiz, 158, Bl. 87 ff., Antwortschreiben 

vom 14. Juni 1948, ebd., Bl. 86. 

211 Rundschreiben des OLG-Präsidenten an alle Gerichte, vom 14. 10. 1946, 

ThHStA, Land Thüringen Ministerium für Justiz, 83, Bl. 35. 

212 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 158, Bl. 109R. 

213 StA Erfurt, Erfurt-Statistik 1948/4: Im Polizeigefängnis Inhaftierte, 5/100-66, o. Bl. 


215 Arbeitsbericht der Polizei des Landes Thüringen 1947, ThHStA, Land Thüringen, 

Landespolizeibehörde, II M 340/11. 

216 So heißt es Mitte 1946: „Trotz der für Thüringen allgemein erlassenen Anweisung, 

politische Gefangene in deutsche (Justiz-)Anstalten nicht aufzunehmen, 

mussten die einzigen Einzelzellen des Gefängnisses in Weimar auf Befehl der örtlichen 

Kommandantur mit Gefangenen belegt werden, welche für diese einsitzen. 

Die Gefangenen kommen im allgemeinen aus dem Polizeigefängnis in der Marienstraße 

in Weimar, das vollkommen verwanzt sein soll, und bringen das Ungeziefer 

mit ins Haus.“ Reisebericht über Besichtigungsfahrt der Abteilung IV A 

durch die Anstalten der Landesjustizverwaltung in Thüringen vom 21. 6. 1946, 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 110/1, Bl. 4 R. 

217 StA Erfurt, 1-5/1100–2529 qu, Bl. 3a. 

218 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 n-o, Bl. 13. 

219 1935 gab es bereits Bemühungen der Wehrmacht, den Petersberg samt Haftanstalt 

zu übernehmen. Bei der Suche nach einer Alternative wurde schließlich die 

Lösung bevorzugt, im Polizeipräsidium Haftzellen (evt. auch eine Baracke im 

Innenhof) zu verwenden. 

220 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 n-o, o. Bl. 

221 StA Erfurt, 1-5/1100-3210, o. Bl. 

222 StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 46. 

223 Gerhard Düsterdick, Ich stand auf beiden Seiten des Flusses. Lebenswege 1931- 

2001, hg. v. Thüringer Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen, Erfurt 2001, S. 28. 

224 StA Erfurt, 1-5/1100-5276, Bl. 47. 

225 StA Erfurt, 1-5/1100-2529 qu, Bl. 22. 

226 Busse beauftragte Geißler zum einen, eine Liste der vormaligen Polizeiangehörigen 

zu erstellen, und zum anderen, von allen Einwohnermeldeämtern die 

jeweiligen Nazi-Leute-Zahlen melden zu lassen. ThHStA, Land Thüringen, 

Ministerium des Innern, 979, Bl. 41, 

227 StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 49. 

228 Tätigkeitsbericht Ordnungspolizei III, August 1945, StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 50. 

229 StA Erfurt, 1-5/1118-5278, Bl. 9,12.


295 

230 Gliederung und Unterbringung der Polizeidirektion Erfurt (Sonderrundverfügung 

Nr. 25), StA Erfurt (die „Abteilung 7 Arbeitseinsatz“ arbeitete räumlich getrennt 

von der Kripo I-Außen- und Innendienstleitung). 


232 Eine Landeskriminalabteilung innerhalb der Landespolizeistelle wurde erst im 

Herbst 1945 gegründet, so dass die Verstaatlichung der Kripo im Oktober 1945 

zunächst eher ein formeller Schritt war. 

233 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 978, Bl. 5-7. 

234 Weltanschaulicher Hintergrund war ja nicht nur die kommunistische These vom 

absterbenden Staat aus Sicht kommunistischer Herrschaft, sondern vor allem auch 

die Dimitroffsche Faschismusdefinition, laut der die Ursachen des NS-Regimes in 

den bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsfundamenten lagen und der bürgerliche 

„Klassenstaat“ demzufolge auch nicht unparteiischen Bestand habe könne. 

235 U. a. in: Behördengeschichte der Thüringer Landespolizei 1945-1952 im 

ThHStA-Findbuch zum Bestand Landespolizeibehörde, 1964 von Polizeiarchivaren 

Klan, Fischer, Greiner erstellt, Bl. 44. 

236 Der Kommunist war 1934 verhaftet worden, zwischen 1937 und 1945 im KZ Buchenwald 

und dort zeitweise im Lagerschutz. Vgl. Der „gesäuberte“ Antifaschismus. 

Die SED und die roten Kapos von Buchenwald, hg. v. Niethammer, Berlin 

1994, S. 466. In der späteren MfS-Länderverwaltung Weimar entstand ein 

Einsatzplan zum 1. Mai 1952, – für den Chefdienst wurde auch ein Kommandeur 

Jehle eingesetzt, vielleicht handelt es sich um denselben. 

237 Der Kommunist Cohn wurde ebenfalls als Buchenwaldhäftling erwähnt, ebd., S. 

467. Cohn war während der amerikanischen Besatzungszeit bereits in die Politische 

Polizei Weimars eingetreten. 


239 Gemeint war offenbar das Kontrollrats-Gesetz 10 von Ende 1945, das außer der 

SMA auch die anderen Alliierten verabschiedet hatten. 



Landespolizeibehörde, II M 340/11, Bl. 66. 

242 Rundschreiben Nr. 17 vom 28. Juli 1947, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 46, Bl. 55. 

243 Vgl. Andrea Herz, Frühe konspirative Ideologiepolizei innerhalb der SED Thüringens, 


244 Vgl. den Hinweis auf eine Überwachungsabteilung des Personalamts der Stadtverwaltung 

Dresden bei: Tantzscher, Monika, Die Vorläufer des Staatssicherheitsdienstes 

in der Polizei der SBZ –Ursprung und Entwicklung der K5– in: Jahrbuch 

Historische Kommunismus-Forschung 1998, Berlin 1998, S. 137. 

245 Diese galt bis Mitte 1949: K 1 – Kapitalverbrechen, K 2 – Diebstahl, Hehlerei, K 

3 – Betrug, Wirtschaftsverbrechen, K 4 – Sittlichkeitsdelikte, K 5 – Straftaten 

anderer Art, K 6 – Jugendkriminalität, K 7 – Fahndungs- und Erkennungsdienst.


296 

246 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 21/1, Bl. 15 ff. 

247 Tantzscher, Monika, Die Vorläufer des Staatssicherheitsdienstes in der Polizei der 

SBZ –Ursprung und Entwicklung der K5– in: Jahrbuch Historische Kommunismus-Forschung 

1998, Berlin 1998, S. 135. 

248 Ebenda, S. 134 ff. 

249 DVdI-Vorschlag 2/47. 


251 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 110, 127. 

252 In der nachfolgend zitierten diesbezüglichen Quelle heißt es zwar Eckert, doch 

wahrscheinlich war Paul Eggert gemeint, der 1947–49 beim K5-Dezernat 

arbeitete und später die Weimarer MfS-Abteilung III leitete und außerdem bis 

1957 als Kröbers Stellvertretender MfS-Landes-Chef fungierte. Auch er gehörte 

zum Buchenwalder Kommunistenkreis, wie Geißler und Busse, Kröber und 

Menzel. 1935 war er in Berlin zusammen mit Richard Großkopf verurteilt 

worden. 

253 Näheres zur K5-Entstehung aus zentrale Perspektive bei: Tantzscher, Monika, Die 

Vorläufer des Staatssicherheitsdienstes in der Polizei der SBZ –Ursprung und 

Entwicklung der K5– in: Jahrbuch Historische Kommunismus-Forschung 1998, 

Berlin 1998, S. 137 ff. 


255 Jan Foitzik, Sowjetische Militäradministration in Deutschland 1945–49. Struktur 

und Funktion, Berlin 1999, S. 162. Originaldokumente der in Thüringen tätigen 

Sowjet-Staatssicherheit stehen nicht zur Verfügung. 

256 Die Sicherheitskräfte wurden laut Serow „verschlüsselt als Organe der Militäradministration“ 

und arbeiteten auch gegenüber weiten Teilen der SMA konspirativ. 

Zit. nach: Jan Foitzik, Sowjetische Militäradministration in Deutschland 

1945–49. Struktur und Funktion, Berlin 1999, S. 164. 


258 ThStA Rudolstadt, SED-Kreisleitung Saalfeld, IV/4/10/217; Bl. 30. 

259 Jan Foitzik, Sowjetische Militäradministration in Deutschland 1945–49. Struktur 

und Funktion, Berlin 1999, S. 163. 

260 Gerhard Düsterdick, Ich stand auf beiden Seiten des Flusses. Lebenswege 

1931–2001, hg. v. TLStU, Erfurt 2001, S. 31. Manfred Thiele, Der „Fall“ Bockel 

1950 in Mühlhausen, hg. v. TLStU, Erfurt 1998. 

261 Manfred Thiele, Der „Fall“ Bockel 1950 in Mühlhausen, hg. v. TLStU, Erfurt 

1998, S. 11. 

262 Entn. aus: Jan Foitzik, Sowjetische Militäradministration in Deutschland 

1945–49. Struktur und Funktion, Berlin 1999, S. 163. 

263 Ob es dieselben waren, wie auch 1945, ist noch nicht feststellbar.– In Mühlhausen 

beispielsweise gab es Erinnerungsberichte von Haft und Vor-Ort-Verhör von 1945


297 

bis hin zum Frühjahr 1949. Anders als 1945 erfolgte 1949 jedoch der Weitertransport 

Mühlhäuser Inhaftierter nach Weimar bereits innerhalb von 4 Tagen. Vgl. Manfred 

Thiele, Walter Brackelow. Opfer stalinistischer Gewaltherrschaft, Mühlhausen 

2000, S. 5. Möglicherweise hatte man auch einige Kreise zusammengezogen. 

264 Kripo-Leiter-Besprechung vom 8. 1. 1949, BArch DO 1/ –7/ DVdI, 359 Bl. 37 R. 

265 Jan Foitzik, Organisationseinheiten und Kompetenzstruktur des Sicherheitsapparates 

der SMAD In: Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945–50, hg. v. 

Mironenko u.a., Band 1, Berlin 1998, S. 127. 

266 Der gekürzte Wortlaut des Befehls 201 „Richtlinien zur Anwendung der Kontrollrats-Direktive 

Nr. 24 und Nr. 38“ in: Entnazifizierung. Politische Säuberung und 

Rehabilitierung in den vier Besatzungszone 1945-49, hg. v. Vollnhals, München 

1991, S. 206-209. 

267 Vgl. Christian Meyer-Seitz, Die Verfolgung von NS-Straftaten in der Sowjetischen 

Besatzungszone, Berlin 1998, S. 162 ff., dessen Bild aber bisweilen einseitig 

positiv überzeichnet, da es sowohl das Eigenhandeln der Sowjet-Staatssicherheit 

als auch die wirtschaftliche Ausnützung und die spätere Verknüpfung mit 

politischem Strafrecht eingeschränkt thematisiert. 

268 Ein Indiz ist die Äußerung des Paritätischen SED-Vorsitzenden Hoffmann in der 

SED-Sekretariatsbesprechung vom 30. 4. 1947: „Hinzu kommt, daß sich neuerdings 

auch in unserem Lande Dinge ereignen, die wir nicht kannten. ... führende 

Funktionäre unserer Partei, die der SPD angehört haben, den Sicherheitsorganen 

der Besatzungsmacht zugeführt werden und dort ausgequetscht werden. Auch 

unser Genosse Thierfelder wurde wiederholt zur NKWD bestellt.“ Hoffmann irrte 

sich vermutlich mit der Bezeichnung NKWD, denn zu dieser Zeit hatte es bereits 

starke sowjetinterne Umstrukturierungen gegeben. ThHStA, SED-Landesleitung, 

LV-Sekretariat IV/L/2/3-031, Bl. 61. Sowjetische Zahlen über inhaftierte 

Sozialdemokraten sind aus den Statistiken kaum zu entnehmen, da meist andere, 

NS-bezogene Haftgründe kategorisiert wurden. 

269 So äußerte Kuschnitzky Anfang 1948: „Zwar ist Einleitung und Führung der 

Untersuchung Aufgabe der Organe der Innen-Ministerien der Länder, d.h. der 

Polizei, aber der aufsichtsführende Staatsanwalt hat ihnen gegenüber verstärkte 

Machtbefugnisse.“ ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 259, Bl. 229. 

270 Die gefängnisinterne Absonderung einer Gefangenengruppe an sich ist nichts 

Ungewöhnliches, auch in Thüringer Justizakten der Nachkriegszeit finden sich 

Regelungen, dass Jugendliche, Frauen, Gemeinschaftstäter, Gefangene wegen 

Wirtschaftsvergehen u. ä. nicht beliebig mit jeweils anderen Gefangenengruppen 

zusammenkommen dürften. 

271 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 123, Bl. 51 ff. 


273 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, II M 340/11, Bl. 68. Im 

September waren allerdings nur 32 Kreis-U-Organe eingerichtet worden. 

ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, S. 174.


298 

274 Protokoll der zentralen internen SED-Konferenz zum Befehl 201 in: Entnazifizierungspolitik 

der KPD/SED 1945-1948, hg. v. Rößler/ Goldbach, Berlin 1994, S. 

188 ff. (Mielke-Bericht - S. 196 ff.) 

275 Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, Weimar 1986, S. 491. 

276 Bericht über die Entnazifizierung im Lande Thüringen, ThHStA, Land Thüringen, 

Ministerium des Innern, 518, Bl. 39-41. 

277 U. a. ausführlich in: Entnazifizierungspolitik der KPD/SED 1945–1948, hg. v. 

Rößler/ Goldbach, Berlin 1994, und in: Hans-Peter Müller, „Parteiministerien“ 

als Modell politisch zuverlässiger Verwaltungsapparate. Eine Analyse der Protokolle 

der SED-Innenministerkonferenzen 1946-48 in: Anatomie der Parteizentrale, 

hg. v. Wilke, Berlin 1998. 

278 Werner Eggerath, Kommunist: Innenminister 29. Mai - 8. Oktober 1947 (Vorgänger 

war Ernst Busse); nach der Flucht Pauls in den Westen Übernahme des Amts 

als Ministerpräsident (bis 1952); außerdem Landesvorsitzender der SED 1946/47, 

später (1952/54) Staatssekretär beim DDR-Ministerpräsidenten (für Koord. örtlicher 

Organe). 

279 Protokoll des Eisenacher Stadtrates Dörmer (Mitglied der Entnazifierungskommission 

Eisenach, Stadtarchiv Eisenach, Bestand Entnazifizierungskommission 

1947, 1, o. Bl. 

280 Külz‘ Rundschreiben Nr. 17 vom 28. Juli 1947, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 

46, Bl. 55. 

281 Behördengeschichte der Thüringer Landespolizei 1945-1952 im ThHStA Findbuch 

zum Bestand Landespolizeibehörde, 1964 von Polizeiarchivaren Klan, 

Fischer, Greiner erstellt, Bl. 18. 




285 Zahl für Oktober 1947. ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 21/1, Bl. 4. 


287 Abschlussbericht vom 2. 4. 1948, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des 

Innern, 518, Bl. 40. 


289 Thüringer Volk vom 13. 11. 1947 und Thüringer Landeszeitung vom 5. 11. 1947, 

beide im Stadtarchiv Eisenach. 

290 ThHStA, Land Thüringen, Innenministerium, 529, Bl. 4. 


292 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 734, Bl. 312 sowie 103, Bl. 151. 

293 DVdI-Tagung mit stellv. Innenministern und Leitern der LUO’s, Dokumente in: 

Entnazifizierungspolitik der KPD/SED 1945-1948, hg. v. Rößler/ Goldbach, 

Berlin 1994, S. 236 ff.


299 

294 Mielke-Rede auf zentraler Konferenz vom 30. Oktober 1947 in: ebd, S. 196 ff. 


296 Ebenda, Bl. .175. 

297 Ebenda, Bl. 195. 



Landespolizeibehörde, II M 340/11, Bl. 66 f. 

300 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 528, Bl. 36 ff. 

301 Enth. in: Entnazifizierungspolitik der KPD/SED 1945-1948, hg. v. Rößler/ Goldbach, 

Berlin 1994, S. 221 ff. 

302 Zus.gestellt aus: ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 293/ I. 

303 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 734. 

304 BArch, DO 1/ –7 DVdI, 430, Bl. 104. 

305 Die Grenzpolizei übergab Rosenbauer an die sowjetische Kommandantur, die 

wiederum den Fall an die inzwischen bereits bestehende MfS-Stelle in Weimar 

übergab. BArch, DO 1/ –7 DVdI, 430, Bl. 150. 

306 ThHStA, Land Thüringen, Innenministerium, 517. 

307 Vgl. Christian Meyer-Seitz, Die Verfolgung von NS-Straftaten in der Sowjetischen 

Besatzungszone, Berlin 1998, S. 215 ff. 

308 DO 1/ –7 DVdI, Bd. 430, Bl. 30 und 31. 

309 SMATh-Offizier Schur am 8. 1. 1949 auf der Landespolizeibesprechung aller 

Kriminalamtsleiter, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, Bd. 359 – Bl. 36R. 

310 Leander Kröber nahm kurze Zeit später die Spitzenposition in der Thüringer Landespolizei 

und später auch eine führende Rolle bei der Thüringer MfS-Entstehung 

ein. (Vgl. Kapitel 4/5). 

311 Niederschrift über eine am 22. Oktober 1947, 7.30 Uhr im Landratsamt Eisenach 

stattgefundene Besprechung über den Befehl 201, StA Eisenach, „Bestand 

Entnazifizierungskommission 201“, o. Bl. 

312 Am 11. Juni 1948 schrieb der stellvertretende VP-Chef dem Innenminister einen 

Bericht über diese Unterredung. ThHStA, Land Thüringen, Innenministerium, 

532, Bl. 30. 

313 Monatsbericht 201, 26. 2. – 25. 3. 1948, BArch, DO 1/-7 DVdI, 447, Bl. 56. 

314 Vgl. die Zahlen aller Monatsberichte in: BArch, DO 1/-7 DVdI, 447. 

315 Protokollnotiz aus dem Büro des Polizeipräsidenten, über eine Sitzung am 25. 8. 

1947 zum Befehl 201; ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 

167. 

316 Zur weiteren Durchführung des Befehls 201 und Tät. der U-Organe, 14. 6. 1948, 

Ref. K 5, von Mielke unterzeichnet , BArch, DO 1/ –7/ DVdI, Bd. 436 Bl. 37. 

317 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 123, Bl. 56.


300 

318 Laut Verfügung der Landgerichtspräsidenten Kunz, ThStA Gotha, Landgericht 

Erfurt II, 103, Bl 1. 28-32. 

319 Laut Mitteilung des Erfurter Landgerichtspräsidenten Kunz an den Erfurter 

Stadtkommandanten Kondratschow, vom 15. 11. 1947, ThStA Gotha, Landgericht 

Erfurt II, 103, Bl. 47 ff. 

320 Diese und andere Urteilstexte sind vorhanden in: ThStA Gotha, Landgericht 

Erfurt II, 299. 


322 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des Innern, 528, Bl. 36 ff. 

323 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 103, Bl 127. 

324 Schreiben des Oberlandesgerichts-Präsidenten an Gerichte, vom 27. 1. 1948, 

ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 103, Bl. 121. 

325 Urteil vom 23. 2. 48, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 299, Nr. 31. 



328 Urteil vom 20. 2. 48, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 299, Bl. 31. 




332 Schreiben vom 8. 4. 1949, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 734, Bl. 336. 

333 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 259, Bl. 229. 


335 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 734, Bl. 368. 


337 Memorandum Kolesnitschenkos an Ponomarew vom 29. 11. 1948 in: Sowjetische 

Politik in der SBZ 1945-1949. Dokumente zur Tätigkeit der Propagandaverwaltung 

der SMAD unter Sergej Tjulpanow, hg. v. Bonwetsch/ Bordjugow/ 

Naimark, Bonn 1998, S. 185. 

338 1948 war innerhalb der SBZ-Bevölkerung etwa jeder 5. Mann und jede 22. Frau 

über 14 Jahren Mitglied der SED. Hurwitz, Harold, Die Stalinisierung der SED. 

Zum Verlust von Freiräumen und sozialdemokratischer Identität in den 

Vorständen 1946–1949, Opladen, 1997, S. 275. 

339 Verordnung der DWK über Bestrafung von Verstößen gegen die Wirtschaftsordnung, 

23. 9. 1948, DWK-Zentralverordnungsblatt, 41/1948. 

340 Rundschreiben 571 vom 25. 2. 1949, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 46, Bl. 62. 

341 Schreiben vom 3. 3. 1949 unter Bezugnahme auf Rundschreiben 571, ThStA 

Gotha, Landgericht Erfurt, 46, Bl. 61.


301 

342 Neuere, quellenreiche Analysen dazu von: Hermann Wentker, Justiz in der SBZ/ 

DDR 1945–1953. Transformation und Rolle ihrer zentralen Institutionen, München 

2001 sowie Petra Weber, Justiz und Diktatur. Justizverwaltung und politische 

Strafjustiz in Thüringen 1945–1961, München 2000. 

343 Äußerung Gebhardts auf SED-Sekretariatssitzung 13. August 1948, ThHStA, 

SED-Landesleitung Thüringen, Sekretariat, IV/L/2/3-033, Bl. 168. 

344 ThHStA, SED-Landesleitung Thüringen, Sekretariat, IV/L/2/3-031 bis 033. 

345 Kripo-Leiter-Besprechung in der Landespolizeibehörde Weimar, vom 5. 7. 1949, 

Äußerung: Neupert Hildburghausen, BArch DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 128. 

346 Bericht über Besichtigung von Thüringer Kripo-Einrichtungen durch Schönherr 

(Abteilungsleiter K) und Referatsleitern K der DVdI, vom 19. 6. 1947, BArch DO 

1/ –7/ DVdI, 199, Bl. 67. 

347 Bericht vom 19. 19. 1948, Bundesarchiv, ZPA, ZPKK DY/IV/ 2/4/399, Bl. 33. 

348 Bundesarchiv, ZPA NL Pieck 36/695, Bl. 57, zit. aus: Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen 

zur Deutschlandpolitik 1945–1953, hg. v. Badstübner/Loth, Berlin 1994, S. 247. 

349 Ausführlich zur schrittweisen Einschränkung der Sozialdemokraten innerhalb der 

SED: Harold Hurwitz, Die Stalinisierung der SED. Zum Verlust von Freiräumen 

und sozialdemokratischer Identität in den Vorständen 1946–1949, Opladen 1997. 

350 ThHStA, SED, Landesleitung Thüringen, Sekretariat, IV/L/2/3-031, Bl. 137. 

351 Besprechung Pieck–Kowaltschuk vom 10. 11. 1948, Bundesarchiv, ZPA NL 

Pieck 36/735, Bl. 170, entn. aus: Wilhelm Pieck, Aufzeichnungen zur Deutschlandpolitik 

1945–1953, hg. v. Badstübner/Loth, Berlin 1994, S. 245. 



der SMAD unter Sergej Tjulpanow, hg. v. Bonwetsch/ Bordjugow/ Naimark, 

Bonn 1998, S. 184f. 

353 Kurzbiografie in: Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie 

im 20. Jahrhundert, hg. v. SPD-Vorstand, Marburg 2000, S. 85. 

354 Laut Information von Frau Sauer von der SPD Rudolstadt sowie aufgrund von 

daraufhin angefragten SMT–Karteiauszügen aus dem Bundesarchiv. Verhaftet 

wurden gleichzeitig mit Hartmann auch die Rudolstädter Karl Ullrich, Georg 

Schmunk, Werner Struppert, Paul Grohmann, Wilhelm Gottschalk. Sie alle erhielten 

7 – 25 Jahre Haft wegen Spionage, antisowjetischer Propaganda und/oder illegaler 

Tätigkeit. Die Tatsache, dass sie sofort aus der SED ausgeschlossen worden 

waren, belegen die Karteikarten, auf denen keine Parteimitgliedschaft genannt ist. 

355 ThHStA, SED, Landesleitung, IV/L/2/3 – 034, Bl. 210. 

356 Bericht Paul Laufers nach einer Reise zum Landesvorstand Weimar, vom 19. 19. 

1948, Bundesarchiv, ZPA, ZPKK DY/IV/ 2/4/399, Bl. 33. 

357 ThStA Rudolstadt, SED-Kreisleitung Saalfeld, IV/4/10/217; Bl. 30. Strömsdörfer 

selbst hatte sich zuvor gegen den Vorwurf einer NKWD-Zusammenarbeit vertei


302 

digen müssen und sich mit allgemeinen Arbeitsgesprächen bei der Kommandantur 

herausgeredet. 

358 Äußerung des Sozialdemokraten Hoffmann in Landesvorstandssitzung vom 30. 4. 

1947, ThHStA, SED Landesleitung IV/L/2/3 – 031, Bl. 80. 

359 Laut Memorandum Kolesnitschenkos an Ponomarew vom 29. 11. 1948 in: Sowjetische 




360 BArch, SAPMO, SED, Zentrale Parteikontrollkommission, LPKK D Y 30 IV 

2/4/385, Bl. 459. 







364 Am informativsten dazu: Michael Kubina, Aufbau des zentralen Parteiapparats 

von KPD/SED in den ersten Nachkriegsjahren unter besonderer Berücksichtigung 

des parteieigenen Abwehrapparates in: Die DDR – Politik und Ideologie als 

Instrument, hg. v. Timmermann, Berlin 1999, S. 359-388. 

365 Ausführlich dazu: Kaufmann/ Reisener/ Schwips/ Walther, Der Nachrichtendienst 

der KPD 1919–1937, Berlin, 1993, insbes. S. 373 ff, S. 434 ff. 

366 Vgl. Kubina, ... Abwehrapparat, a.a.O., S. 376 ff. 

367 Zit. nach ebenda, S. 383 f. 

368 Personalpolitische Abteilung (geleitet von Kurt Schmidt) beim SED-Landesvorstand 

Thüringen bestand aus: Referat Schiedsgericht, Referat Hochschulen, Referat 

für die Kulturschaffenden, Referat 9 – Abwehr (Töpfer) sowie Referat 

Parteigeschichte. 


370 ThHStA, SED, Landesleitung, LPKK, 7233, Bl. 12 ff. 

371 Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, Weimar 1986, Bl. 468. Nach Dünnebeil 

wurde später übrigens eine Erfurter Neubau-Straße benannt. 

372 Es wurde danach allerdings nicht systematisch im Aktenbestand des SED-Landesvorstandes 

recherchiert. 

373 Kubina, ... Abwehrapparat, a.a.O., S. 378 f. 

374 Laufer war in der Weimarer Republik für die Kommunisten als „Abwehrmann“ in 

der SPD tätig, wirkte 1945/46 in der „Pressestelle“ (= Kartei- und Info-Sammlung) 

der Berliner Polizei, ging dann 1946 in den SED-Abwehrapparat und später 

zur Zentralen Parteikontrollkommission. Ab Mitte der 50er Jahre arbeitete Laufer 

in der HVA des MfS als Spezialist in Sachen West-SPD und installierte von dort


303 

aus u. a. Günter Guillaume als SPD-Spitzel. (Angaben laut: Deckname Stabil. 

Lebensstationen des Kommunisten und Tschekisten P.L., Leipzig 1988.) 

375 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 110, Bl. 8. Das Stellenplan- 

Dokument ist lediglich mit dem Hinweis „Februar“ versehen, spricht in seiner 

Strukturentwicklung aber eher für 1947 als für 1946. 

376 Protokoll vom 12. 9. 1947, ThHStA, SED, Landesleitung, IV/L/2/3–031. 

377 Protokoll der SED-Sekretariatssitzung vom 17. 8. 1949, ThHStA, SED, 

Landesleitung, IV/L/2/3–033, Bl. 175. 

378 BArch, SED, ZPKK, DY/IV 2/4/399, Bl. 33. 

379 BArch, SED, ZPKK, DY 30/ IV 2/4/ 385, Bl. 485. 

380 ThHStA, SED, Landesleitung, LPKK, 7233, Bl. 16. 


382 Vgl. Andrea Herz, Konspirative Ideologiepolizei innerhalb der SED Thüringens, 


383 BArch, SED, ZPKK DY 30/ IV 2/4/ 399, Bl. 33. 

384 BArch, SED, ZPKK DY 30/ IV 2/4/ 399, Bl. 36. 

385 Vgl. Andrea Herz, Konspirative Ideologiepolizei innerhalb der SED Thüringens, 



387 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, Bl. 230 – 286. 

388 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 19, z. B. Bl. 260, 265, 275. 

389 Protokoll einer Besprechung der Landeskontrollkommission vom 29. 4. 1949, 

ThHStA BPA SED, Landesleitung, Landesparteikontrollkommission 7233, S. 16 

(unpg). 

390 Eine vergleichbare Abteilungsstruktur hatte die DVdI-Abteilung K 5, wonach Abteilung 

A =Waffenvergehen, Abteilung B = NS-Verbrechen, Menschlichkeitsverbrechen, 

Nazi-Aktivisten und C 1 =Attentate bearbeiteten; s. Monika Tantzscher, 

Die Vorläufer des Staatssicherheitsdienstes in der Polizei der SBZ – Ursprung 

und Entwicklung der K5 – in: Jahrbuch Historische Kommunismus-Forschung 

1998, Berlin 1998, S. 142 f. 


Landespolizeibehörde, II M 340/11, Bl. 66 f. Auch: BArch, DO1/ –7 DVdI, 33. 

392 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 21/2, Bl. 2. 


394 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 118 (zusammengestellt aus den 

Monatsstatistiken aller Kommissariate). Diese Monatsstatistiken enthalten Fälle, 

aber es wurden nicht unbedingt alle Aktivitäten in Form von Fällen gehandhabt, 

registriert und abgeschlossen.


395 ThHStA, SED-Landesleitung, Landesparteikontrollkommission, 7233, S. 16 

(unpag.), BArch, DO 1/ –7/DVdI, Bd. 11, Bl. 19–49. 

396 Vgl. Inventar der Befehle des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration 

in Deutschland 1945–1949, hg. v. Foitzik, München 1995. 

397 Abt K/Referat K 2 (Schmilewski?), Wilhelmsruh, 23. 7. 1948, BArch, DO 1/ –7 

DVdI, 357, Bl. 280. 

398 Der Name „Politische Polizei“ galt zwar inzwischen als inopportun, jedoch hatte 

dies mehr einen taktischen, antifaschistischen Grund. Während die Thüringer 

Justiz keine Probleme sah, die 201-Strafkammern als „Politische Kammern“ zu 

bezeichnen, hatten sich kommunistische Polizeiführer vom Begriff „Politische 

Polizei“ distanziert, mit dem sie die Situation aus Weimarer Republik und NS- 

Regime identifizierten. 

399 Aus einigen Aktenordnern im Bestand des Innenminister-Büros geht hervor, dass 

Gebhardt recht gut informiert gewesen sein dürfte über die größeren Fälle, an 

denen im K5-Dezernat gearbeitet wurde. Es finden sich auch Aktenvermerke mit 

Hinweisen vom Innenminister. V.a. ThHStA, Land Thüringen, Ministerium des 

Innern, 1103, 1105, 1106, 1111. 

400 BArch, DO 1/ –7 DVdI, 359, Bl. 98R. 

401 Während einer längeren Rede vor allen Thüringer Kriminalamtsleitern kritisierte 

K5-Chef Feilen ausführlich jede Form von „Konkurrenzdenken“ und sagte: „Der 

Dienststellenleiter ist der Vorgesetzte des K5-Mannes und hat das Recht, Einblick 

in die Angelegenheiten des K5 zu nehmen, und das gleiche trifft für den Kreispolizeiamtsleiter 

zu, da er ja für alle Vorkommnisse in seinem Bereich verantwortlich 

ist. Die falsche Auffassung, daß das K5 ein Staat im Staate sei, muß – wenn sie 

noch vorhanden ist – durch eine kameradschaftliche Diskussion zerschlagen werden.“ 

BArch, DO 1/ –7 DVdI, 357, Bl. 33. 

402 Entwurf eines Rundschreibens von OLG-Präsident Barth und Generalstaatsanwalt 

Pchalek, ThHStA, Ministerium für Justiz, 294, Bl. 81. 

403 Abt K/Referat K 2 (Schmilewski?), Wilhelmsruh 23. 7. 48, BArch, DO 1/ –7 

DVdI, Bd. 357, Bl. 280. 

404 DVdI/Allg. K – Besprechung vom 24. 6. 48, BArch DO 1/ –7/ DVdI, 357, Bl. 258 ff. 

405 Die K5-Dezernatsgruppe C 2, die für Sabotage zuständig war, sollte im Zuge der 

Kripo-Neustrukturierungen Anfang 1949 eigentlich direkt ins Dezernat B überwechseln, 

also in das Kripo-Dezernat, das mit allen Straftaten betreffend Volkseigentum 

befasst war. BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, S. 55. 

406 Innenministertreffen zum Befehl 234 vom 12. 10. 1947, vgl. dazu: Hans-Peter 

Müller, „Parteiministerien“ als Modell politisch zuverlässiger Verwaltungsapparate 

in: Die Anatomie der Parteizentrale. Die KPD/SED auf dem Weg zur Macht, 

hg. v. Wilke, Berlin 1998, S. 370 ff. 

407 LKA Thüringen November 1948 – Monatsbericht – , BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 

363, Bl. 97. 

304


305 

408 Statistik vom 1. 10. 1949, ThHStA, Land Thüringen Ministerium des Innern, 

1106, Bl. 54. 

409 Ausführlich darüber: Jutta Braun, Justizkorrektur in der Gründungs- und Frühphase 

der DDR. Die ZKK als Sonderbehörde im Auftrag der Parteiführung in: 

Justiz im Dienste der Parteiherrschaft, hg. v. Engelmann/Vollnhals, Berlin 1999, 

S. 115 ff. 

410 BArch, DO 1/ –7 DVdI, 430, Bl. 14. Undatierte Telefonnotiz Lange (Berlin K5) 

und Rothschu: Rothschu soll sich vertraulich in Verbindung setzen mit Roebelen 

von der Dt. Kommission für Sequestrierung, es „müsste unter allen Umständen 

vertraulich zusammen gearbeitet werden.“ (die Notiz ist eingeordnet im DVdI- 

Schriftverkehr mit Thüringen zwischen 11/1947 und 1/1948). 

411 Petra Weber, Justiz und Diktatur. Justizverwaltung und politische Strafjustiz in 

Thüringen 1945–1961, München 2000, S. 126 ff. 

412 BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 38R. 

413 Auszüge aus dem Abschlußbericht der DVdI-Prüfungskommission Nordhausen/ 

Mühlhausen, Eisenach, Meiningen, Hildburghausen vom Oktober 1948 (Eckert, 

Gaudel u.a.), BArch, DO 1/ –7/DVdI, 11, Bl. 19–49. 

414 Gemeint sind Agenten des amerikanischen Militärnachrichtendienstes CIC. 

415 1948 gab es – laut Weber – etwa 122 Gerichtsverfahren und 61 Strafurteile wegen 

ablieferungssäumiger „Sabotagedelikte“ (im Zusammenhang mit dem Anti-Sabotage-Befehl 

160). Petra Weber, Justiz und Diktatur. Justizverwaltung und 

politische Strafjustiz in Thüringen 1945–1961, München 2000, S. 83. 

416 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz 162, Bl. 106. 

417 Schreiben von Generalstaatsanwalt Dr. Asmus an alle Oberstaatsanwälte vom 

15. 2. 1946, ThHStA, Thüringer Ministerium für Justiz, 292, Bl. 20. 

418 „Kollege Feilen erklärt, dass ... Schwierigkeiten mit der Schutzpolizei Apolda 

aufgetreten sind. Hier bearbeitet die Schutzpolizei K 5-Sachen, Z.B. Waffenfunde, 

ohne dass die Kripo etwas davon erfährt.“ BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 22. 

419 LKA-Monatsbericht März 1948, BArch DO 1/ –7/ DVdI, 363. 

420 Quartalsbericht vom 31. 12. 1948, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für 

Justiz 162, Bl. 106. 

421 Staatspolitische Konferenz, Juli 1948. Zit. nach: Hans-Peter Müller, „Parteiministerien“ 

als Modell politisch zuverlässiger Verwaltungsapparate. Eine Analyse der 

Protokolle der SED-Innenministerkonferenzen 1946-48 in: Anatomie der Parteizentrale, 

hg. v. Wilke, Berlin 1998, S. 362. 



424 Bericht über allgemeine Geschäftsentwicklung der Staatsanwaltschaft Mühlhausen 

I. Hj. 1951, vom 26. 6. 1951, ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für 

Justiz, 158, Bl. 268.


306 

425 Protokoll der Kripo-Leiter-Besprechung vom 8. 1. 1949, BArch, DO 1/ –7 DVdI, 

359, Bl. 28 ff. 


427 SMAD-Ausführungsbestimmung zum Befehl 201, Nr. 3: Verfahren bei Hauptverbrechern 

und Verbrechern, vom 19. 8. 1947. 

428 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 118, o. Bl. 

429 Vgl. mehrfach in: Dokumente zur Entnazifizierungspolitik der KPD/SED 1945- 

1948, hg. v. Rößler/ Goldbach, Berlin 1994. 

In einer Stellungnahme des rechtspolitischen Beirats hieß es Anfang Januar 1948: 

„Die Möglichkeit, die der Befehl 201 zur Bestrafung von fasch. und milit. Propaganda 

nach Mai 1945 gibt, ist bisher in keiner Weise ausgeschöpft. Es liegen 

hierzu nur ganz vereinzelte Urteile mit sehr milden Strafen vor.“ 

ThHStA, Thüringer Innenministerium, 529, Bl. 31f. Die DJV zählte IIIaIII- 

Prozesse zu den wichtigsten, über die man 1948 auch Meldung aus den Ländern 

forderte. Schreiben DJV-Chef an Justizministerien vom 22. 11. 1948, ThStA 

Gotha, Landgericht Erfurt II, 734, Bl. 317. 

430 Vgl. Sammelakte mit allen Urteilen: ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 299. 

431 Kripo-Leiterbesprechung Weimar 12. 11. 1948, BArch DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 11 ff. 

432 Dieses Verfahren ist ausführlich dokumentiert bei: Petra Weber, Justiz und Diktatur. 

Justizverwaltung und politische Strafjustiz in Thüringen 1945–1961, 

München 2000, S. 126 ff. 

433 Protokoll der SED-Sekretariatssitzung vom 23. 11. 1948, ThHStA, SED- Landesleitung 

, Sekretariat, IV/L/2/3 - 034, Blatt 210. Noch zwei Jahre später wurden 

Itting-Anhänger in Thüringen beobachtet. 

434 SMA-Offizier Schur sprach eine solche Kritik z. B. am 8. 1. 1949 auf der Landeskripo-Besprechung 

aus. BArch, DO 1/ –7 DVdI, 359, Bl. 36R. Vgl. Kapitel 8. 

435 Jahresbericht 1948 LKA Thüringen, BArch, DO 1/ –7 DVdI, 363, Bl. 61 ff. 



438 LKA-Besprechung vom 4. 12. 1948, in Anwesenheit SMA – Major Buchtajarow, 

BArch, DO 1/ –7/DVdI, Bd. 359, Bl. 23. 

439 LKA–Besprechung vom 3. 3. 1949, BArch, DO 1/ –7/DVdI, Bd. 359, Bl. 55. 

440 Das wurde bereits im Zusammenhang mit den K5-Kommissariaten Eisenach und 

Meinungen zitiert. S. S. 187ff. 

441 LKA-Dezernatsleiter-Besprechung vom 10. 5. 1945, BArch, DO 1/ –7 DVdI, 

359, Bl. 98R. 

442 BArch DO 1/ –7/ DVdI, 11, Bl. 48. 

443 Dies thematisieren die Beiträge von Elke Scherstjanoi (S. 39-54) und Jan Foitzik 

(S. 55-64) in: Das letzte Jahr der SBZ. Politische Weichenstellungen und Kontinuitäten 

im Prozess der Gründung der DDR, hg. v. Hoffmann/Wentker, München


2000. Die Einschätzungen Gieseckes im selben Band zum Verhältnis K 5 und 

Sowjets (S. 139f) decken sich nicht so ganz mit unseren Einschätzungen zu 

Thüringen. 

444 Belege wurden bereits im Abschnitt über Kreisalltag der K 5 in Grenzkreisen benannt. 

445 Kripo-Leiter-Besprechung vom 8. 1. 1949, BArch, DO 1/ –7/DVdI, 359, Bl. 33. 

446 ThHStA, Land Thüringen, Min. d. Innern, 230, Bl. 1-31. 

447 Ausführlich und mit Quellenangaben: Tantzscher, Monika, „In der Ostzone wird 

ein neuer Apparat aufgebaut“. Die Gründung des DDR-Staatssicherheitsdienstes 

in: Deutschland-Archiv, 1(1998), S. 48 ff. 

448 Zit. aus: Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen zur Deutschlandpolitik 1945–1953, hg. 

v. Badstübner/Loth, Berlin 1994. 

449 Mit solcher Beschränkung auf das Landesinnere ist 1950 das MfS auch gegründet 

worden (vom Westen agierende Organisationen wurden in Bezug aufs DDR-Gebiet 

einbezogen). Die ostdeutsch-sowjetische Übereinkunft über einen DDR-Nachrichtendienst 

mit Betätigung nach außen hat es offenbar erst Mitte 1951 gegeben. Pieck 

jedenfalls notierte im Juli 1951 Fragen zur „Schaffung eines Abwehrdienstes“. 

(Ebenda, S. 370 f.) Als solcher entstand im September 1951 das sogenannte „Institut 

für wirtschaftswissenschaftliche Forschung“ unter Leitung Ackermanns als Außenpolitischer 

Nachrichtendienst, der später als HV/A ins MfS übernommen wurde. 

450 Dezernat A = Statistik/Berichte, E und F = Erkennungsdienst und Fahndung. C 

und D hatten jeweils Unterabteilungen für die verschiedenen herkömmlichen 

Straf-Tatklassen. 

451 LKA-Dienststellenleitertagung vom 3. 3. 1949 BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 55. 

452 Protokoll vom 28. 9. 1949, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 166R. 

453 Ebenda, S. 170. Abteilung P = Personal und PK = Polit/Kultur (ab Anfang 1949 

geschaffen in der Landesbehörde der Deutschen Volkspolizei). 

454 Vgl. Tantzscher, Monika, „In der Ostzone wird ein neuer Apparat aufgebaut“. Die 

Gründung des DDR-Staatssicherheitsdienstes in: Deutschland-Archiv, 1(98), S. 99. 

455 Protokoll LKA-Besprechung vom 28. 9. 1949, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 115f. 




307 


460 Chefberatung mit Dezernatsleitern und Chefs größerer Kripo-Stellen vom 17. 6. 

1949, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 116. 


462 Fischer/Greiner/Klan/Stadler, Behördengeschichte der Landespolizei 1945-52 im: 

Findbuch LBDVP des ThHStA, S. 24 f. Auch Hentschke, Menzels Amtsnachfolger, 

hatte beide Polizeipositionen inne. PK-Leiter der DVdI war Heinz Hofmann, 

der spätere DDR-Verteidigungsminister.


308 


464 Geschichte der Deutschen Volkspolizei 1945–61, Berlin 1979, S. 133. Zweieinhalb 

Wochen zuvor hatte bereits in Berlin eine PK-Leiter-Konferenz stattgefunden. 

465 So beispielsweise Leander Kröber laut Kurzbiografie in: Giesecke, Wer ist wer im 

MfS. 

466 LKA-Besprechung vom 28. 9. 1949, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 166. 

467 Informatorischer Bericht (über Kommandeur Kurt Koch) der HA Personal vom 

11. 6. 1951, BStU, MfS Erfurt, AS, o. S., Bl. 44. Vgl. Jens Giesecke, Die hauptamtlichen 

Mitarbeiter der Staatssicherheit, Berlin 2000, S. 148 f. 

468 Laut Kurzbiografien von Jean-Baptist Feilen und Rudolf Gutsche in: Der ‘gesäuberte’ 

Antifaschismus..., hg. v. Niethammer sowie Wer war wer im MfS, hg. v. 

Giesecke/ BStU. 

469 Laut Behördengeschichte der Landespolizeibehörde im Findbuch des ThHStA, 

zus. gestellt 1964 von VP-Offizieren Klan, Fischer, Greiner und Stadler, S. 29. 

470 Biografie Neibers in: Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit (=MfS- 

Handbuch, hg. v. BStU, Berlin 1995. 



473 Besprechung vom 28. 9. 1949, BArch, DO 1/ –7 DVdI, 359, Bl. 196. 

474 ThHStA, Land Thüringen, Min. d. Innern, 161, Bl. 12. 

475 Kripo-Leiter-Besprechung bei der Weimarer Landespolizeibehörde vom 8. 1. 

1949, BArch, DO 1/ –7/ DVdI, 359, Bl. 37. 

476 Artikel 6 der DDR-Verfassung wurde als berüchtigter Straftatbestand „Boykotthetze“ 

strafrechtlich umgemünzt und ist insofern der erste politische Straftatbestand, 

der in der DDR gesetzlich verankert war. Er stellte auch jede (in der Demokratie 

selbstverständliche) Kritik an Politikern unter Strafe. Überdies hat ein 

Straftatbestand in einer normalen Verfassung nichts zu suchen. Vgl. Kapitel 14. 

477 VVS-Schreiben Schutzpolizei an HVDVP über abgeurteilte 201-Häftlinge vom 9. 

1. 1951, ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 123, Bl. 112. 

478 Zumindest für sowjetisch Inhaftierte und SMT-Verurteilte war keine sofortige 

Freilassung oder Amnestie für alle gewünscht. Anders dagegen im Hinblick auf 

die 201-Verurteilten, die ja vor deutschen Gerichten gestanden hatten und schon 

Mitte 1948 wieder amnestierbar waren. 

479 Ebenda. 

480 Schreiben vom Vorstand des Strafgefängnisses Erfurt (Verwaltungsinspektor 

Kroll) an den Landgerichtspräsidenten vom 29. 10. 1945, ThStA Gotha, 

Landgericht Erfurt II, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), Nr. 48. 

481 Jahresbericht der Landespolizeibehörde 1947, ThHStA Landespolizeibehörde, II 

M 340/11.


309 

482 „Im Polizeigefängnis Inhaftierte“ laut Erfurt Statistik 1948(4), S. 30 (gedruckt 

durch Stadtverwaltung, u. a. StA Erfurt 5/100-66). 

483 Schreiben vom 26. 8. 1949, ThHStA, Land Thüringen, Min. d. Innern, 1105, o. Bl. 

484 Protokoll der Besprechung vom 23. Juli 1949, StA Erfurt, 1-5/1100-3888, o. Bl. 

485 Ausführliches über Entstehung und Geschichte dieser Polizeibereitschaften: Hans 

Ehlert, Die Hauptverwaltung für Ausbildung (1949-52) in: Im Dienste der Partei. 

Handbuch für bewaffnete Organe der DDR, hg. v. Diedrich/Ehlert/Wenke, Berlin 

1998, S. 253-280. 

486 Unterlagen des Erfurter Hochbauamtes vom September 1949. StA Erfurt, 1- 

5/1100-3888, o. Bl. 

487 „Abwehr gegen Spionage“ in: Die Volkspolizei. Zeitschrift für das gesamte 

Polizeiwesen, 3. Jg., Nr. 3 vom 10. 2. 1950, Bl. 1. 

488 Näheres dazu bei: Giesecke, Jens, Die Hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. 

Personalstruktur und Lebenswelt 1950 – 1989/90, Berlin 2000, S. 85 ff. 

489 Die Gestapo hatte in ganz Deutschland 1944 maximal etwa 32–35.000 Leute. 

1937 waren es insgesamt etwa 7000, das hieße etwa 2000 in den Gebieten der 

späteren SBZ/DDR. Vgl. Elisabeth Kohlhaas, Die Mitarbeiter der regionalen 

Staatspolizeistellen in: Die Gestapo – Mythos und Realität, hg. v. Paul/ Mallmann, 

Darmstadt 1996, S. 221. 

490 BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

491 BStU, MfS Erfurt, Allg. S, Abt. IX, o. Sg. Vielleicht hatte man ursprünglich mehr 

von den 22 ehemaligen K5-Stellen weiterbetreiben wollen und dies angesichts der 

anfänglichen Personalprobleme und des umfangreichen Personalanteils auf 

Landesebene kurzfristig aufgeben müssen. So hörte beispielsweise Kurt Koch im 

Februar 1950 (!) als Leiter der KD Rudolstadt auf und wurde in die Weimarer 

Länderverwaltung geholt. 

492 BStU, MfS Leipzig, BdL 00009, Bd. 2, Bl. 1–12. 

493 BStU, MfS Leipzig, BdL 00009, Bd. 3, Bl. 33 f. 

494 Ebenda. Kröbers Amtskollege – als Landespolizei-Chef – von 1947/48 in Sachsen-Anhalt 

trug übrigens den wohlbekannten Namen Wilhelm Zaisser. Die Zahl 

der höheren MfS-Offiziere, die in den SBZ-Polizeien tätig waren, ist nicht gering. 

Die Beispiele betreffen alle Länderpolizeien. Biografische Daten (auch von Menzel 

und Kröber) aus: Giesecke, Wer war wer im MfS. 

495 „Mit Wirkung vom 09. November wurde der bisherige Chefinspekteur Kröber auf 

Grund seiner guten Leistungen beim Aufbau der Volkspolizei mit höheren 

Aufgaben betraut.“ Behördengeschichte der Landespolizei Thüringen 1945-52 

in: Bestandsverzeichnis Landespolizeibehörde, ThHStA, (1964 erstellt von Polizeiarchivaren 

Klan, Fischer, Greiner, Stadler). 

496 Vgl. Biografien von Fruck, Gartmann, Gutsche, Weikert und Last in: Giesecke, 

Wer war wer im MfS.


497 Diese Bezeichnung mag zwar für die DVdI von Bedeutung gewesen sein, muss 

aber nicht unbedingt unter den vor Ort Beteiligten eine Rolle gespielt haben. In 

den Polizeiakten herrschte generell ein großes Schweigen, so dass sich kaum 

prüfen lässt, inwieweit diese Bezeichnung tatsächlich bekannt und verwendet 

wurde, – schon Feilen hatte ja im Frühjahr 1949 darauf verwiesen, dass „bestimmte 

Dinge“ keinesfalls schriftlich fixiert werden dürften. (s. Kapitel 11) 

498 Das geht aus Befragungen von Polizeimitarbeitern durch Berliner MfS-Personalleute 

von 1952 zurück, die ein Disziplinarverfahren gegen Koch bearbeiteten. 

Informatorischer Bericht (über Kommandeur Kurt Koch) der HA Personal vom 

11. 6. 1951, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. S., Bl. 44 ff. 


500 BStU MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

310 

501 MdI-Dienstanweisung 14/50, BStU MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 


503 Manfred Thiele, Der „Fall Bockel“ 1950 in Mühlhausen, hg. v. TLStU, Erfurt 

1998, S. 7 ff. 


11. 6. 1952, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

505 Jens Giesecke, Die Hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit, Berlin, 2000, 

S. 150 ff. 

506 Koch an alle Mitarbeiter der Abteilung IX, vom 20. 9. 1951, BStU, MfS Erfurt, 

Allg. S., o. Sg. 

507 Schreiben Kochs vom 21. 1. 1952, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. Da uns vom 

BStU Erfurt eine Einsicht in die Personalkarten dieser Mitarbeiter unberechtigterweise 

vorenthalten wurde, kann zu ihrer beruflichen und politischen Herkunft 

nichts ausgesagt werden. 

508 Das geht indirekt aus Zeugenaussagen des Kraftfahrers der Abteilung gegen Koch 

hervor: Informatorischer Bericht (über Kommandeur Kurt Koch) der HA Personal 

vom 11. 6. 1952, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

509 Menzel an die Leiter aller Kreisverwaltungen und operativen Abteilungen, betr. 

Festnahmen, vom 31. 1. 1951, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

510 Vertrauliches Schreiben Kochs an den Leiter der VP-Haftanstalt Marienstraße, 

vom 20. 9. 1951, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

511 BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

512 Entwurf eines Schreibens von Kröber an alle KD-Leiter, 25. 5. 1952, BStU, MfS 

Erfurt, Allg. S, o. Sg. 



514 Kröber an Koch, vom 17. 1. 1952, sowie Koch an alle Mitarbeiter der Abteilung 

IX, vom 21. 1. 1952, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg.


515 BStU MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

516 Information der Abteilung IX Erfurt vom 21. 1. 1970, BStU MfS Erfurt, Abt. IX, o. Sg. 

517 Befehl 57/51, BStU, ZA, DSt 100013, GVS 366/51. 

518 Dienstanweisung 39/53, BStU, ZA, DSt. 100101, GVS 3712/53, Bl. 2. 



520 Einsatzplan vom 5. 11. 1951 für Feiertage der Oktoberrevolution, sowie Befehl 

Kröbers 2/52 zur sofortigen Verstärkung des Offiziers vom Dienst, vom 11. 1. 

1952, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg. 

521 Manfred Thiele, Der „Fall Bockel“ 1950 in Mühlhausen, hg. v. TLStU, Erfurt 

1998, S. 7 f. 

522 Einsatzplan des MfS für dieZeit vom 6. 11. 18,00 Uhr bis 9.11. 08,00 Uhr, vom 

5. 11. 1951, BStU, MfS Erfurt, Allg. S, o. Sg., S. 2. 

523 ThHStA, Ministerium für Justiz 296, Bl. 127. 

524 MfS-Richtlinie 4 vom 6. 1. 1951 (Geheime Verschluss-Sache), BStU, ZA, Dst. 

100013, GVS 366/51. 

525 Im Sprachgebrauch wurden diesen Stelle nur allgemein als SKK (Sowjetische 

Kontrollkommission) bezeichnet, ebenso wie zuvor schon die NKWD- oder 

MGB-Stellen als SMA. Die SKK war der Nachfolger der SMA. 

526 Aktenvermerk vom 12. 5. 1951, ThHStA, Land Thüringen, Büro des Ministerpräsidenten, 

Bd. 536, Bl. 1. 


528 Melsheimer (1897-1960), Jurist, Gerichtsrat und Sozialdemokrat vor 1945, trat 

1945 in KPD ein, war 1946–49 Vizepräsident der DJV und seit 1949 DDR-Generalstaatsanwalt. 

529 BStU, ZA, Dst. 982/66, GVS 5065/52. 

530 BStU ZA Dst. 100034, GVS 2565/55. 

311 

531 BStU ZA Dst. 100034, GVS 228/58. 

532 BStU, ZA Dst. 100101, GVS 2519/54, Befehl 345/54. 

533 Verfassungsartikel sind nach dem verbreiteten nationalstaatlichen Rechtsverständnis 

zwar allgemeine Rechtsgrundsätze, aber keine konkreten Strafparagraphen. 

Die Gerichte hingegen bedürfen verfassungskonformer konkreter Gesetze, 

Strafformeln, Strafmaß-Vorgaben und Prozessregeln. 

534 Vorkommnisbericht an den Innenminister, vom 20. 8. 1949, ThHStA, Thüringer 

Innenministerium, 1111, Bl. 56. 

535 ThHStA, Thüringer Innenministerium, 1106, Bl. 8f. 


537 ThHStA, Land Thüringen, Min. d. Innern, 1111 

538 ThHStA, Land Thüringen, Landespolizeibehörde, 147, Bl. 88.


312 


540 Einschließlich aller im Text folgenden Zitate: ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 

300, Bl. 165-177. 

541 Urteil St.Ks. 11/50 der Großen Strafkammer 201 des Landgerichts Erfurt vom 23. 

10. 1950, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II Nr. 300, Bl. 165 ff. 

542 Manfred Thiele, Der „Fall Bockel“ 1950 in Mühlhausen in: Der Landesbeauftragte 

Thüringen informiert, Erfurt 1998. 

543 Einschließlich aller im Text folgenden Zitate: ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 

300, Bl. 178–188. 

544 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium der Justiz, 283, Bl. 76–80 und Bl. 81–88. 

545 Es handelte sich um sehr öffentlichkeitswirksame, schöffenlose Gerichte mit 

erheblichen prozessrechtlichen Einschränkungen für die Angeklagten. Sie waren 

anfangs – 1933 – vor allem zuständig für Aburteilungen nach politisch motivierten 

NS-Gesetzen: Gesetz zur Abwehr politischer Gewalttaten, Heimtücke- 

Gesetz, Volks(wirtschafts)-Verrats-Gesetz, Gesetz zur Sicherung des Rechtsfriedens, 

Gesetz gegen die Neubildung von Parteien sowie Teile des Strafgesetzbuches, 

die v.a. Politiker schützen sollten. Während des 2. Weltkriegs konnten die 

Sondergerichte auch alle anderen Strafprozesse nach Belieben an sich ziehen. 

Die Tätigkeit der Sondergerichte in Thüringen bzw. in Erfurt ist bislang noch weitestgehend 

unerforscht. 

546 Laut Schreiben vom Vorstand des Strafgefängnisses an den Landgerichtspräsidenten 

Erfurt, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), 

Dok. Nr. 38. 

547 ThStA Gotha, Landgericht Erfurt, 129 (Strafvollzug im Allgemeinen), Nr. 48, o. 

Bl. 

548 Im September 1945 wurden z. B. über 200 Gefangene aus Erfurt nach Buchenwald 

gebracht. Ritscher, Bodo, Spezlager Nr. 2 Buchenwald, Weimar-Buchenwald 

1995, S. 192. 

549 Hier waren Häftlinge in den Keller, untergebracht. Dafür gibt es Hinweise und 

Erinnerungsberichte sowohl zu 1945 als auch zu 1949. Es handelt sich um Häuser 

der Straße der Einheit, die auch 1948 noch unter sowjetischer Beschlagnahmung 

standen. Rollert, Chronik von Erfurt 1948, Bl. 6, StA Erfurt, 5/100-66. 



552 Krankenstation für geschlechtskranke Verurteilte aus verschiedenen Thüringer 

Gerichtsbezirken. Es ist nicht belegt, ob diese Ge.-Station sofort bei Wiedereröffnung 

des Strafgefängnisses Andreasstraße eingerichtet wurde oder später. 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 300, Bl. 118. 


554 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 300, Bl. 122 ff. 

555 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 300, Bl. 117.


313 


557 Protokoll zur Betriebsversammlung der Haftanstalt Erfurt, vom 18.11.48, 

ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz, 294, Bl. 102. 

558 Brief von Justizminister Liebler an Innenminister Gebhardt, vom 12.1.51, 



560 Rundverfügung 39/51 des Justizministeriums an Gerichte, StA und Vollzugsanstalten, 

ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 44, o. Bl. 

561 Rundschreiben des Justizministeriums, ThHStA, Min. für Justiz 296, Bl. 111. 



564 ThHStA, Land Thüringen, Ministerium für Justiz 296, Bl 124. 

565 Rundschreiben von Justizminister Liebler an alle Gerichte und Justizhaftanstalten, 

vom 5. 12. 1951, ThStA Gotha, Landgericht Erfurt II, 44, o. Bl. 

566 ThHStA, Min. für Justiz 296, Bl. 127. 

567 ThHStA, Land Thüringen, Min. f. Justiz, 300, Bl. 69. 

568 Es handelt sich hier bereits um eindeutig politische Prozesse: gegen neun Erfurter 

wegen Boykotthetze, 34 Thüringer „Zeugen Jehovas“ und eine Erfurterin wegen 

Hetze gegen die Besatzungsmacht/Boykotthetze. ThStA Gotha, Landgericht 

Erfurt II, 300, Bl. 165 ff. 

569 Bericht über die Überprüfung der UHA Erfurt auf Anordnung des stellv. Chefs, 

durch den Referatsleiter Strafvollzug Fabisch, vom 24. 11.1952, ThHStA, Bezirk 

Erfurt, BDVP (20), 180, S. 161. 

570 ThHStA, Bezirk Erfurt, BDVP (20), 182, S. 390 ff. 

571 Ebenda, S. 400. 



573 Bericht vom 21. 5. 1954, BStU, MfS Erfurt, Abt. XIV, o. Sg. 

574 Dies wurde ausführlich beschrieben in Andrea Herz / Wolfgang Fiege, Untersuchungshaft 

und Strafverfolgung beim Staatssicherheitsdienst Erfurt und 

Thüringen, hg. v. TLStU, Erfurt 2000.


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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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