ZUSAMMENFASSUNG/BEGRIFFSERKLÄRUNGEN - RealWWZ
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<strong>ZUSAMMENFASSUNG</strong>/<strong>BEGRIFFSERKLÄRUNGEN</strong><br />
BWL 4: Organisation und Human Resource Management FS 08<br />
von Claudio Vogt<br />
1. Grundlagen der Organisation<br />
Organisationsprobleme (1.1):<br />
Knappheit: Menschen empfinden Knappheit wenn sie ihre Bedürfnisse an den zu ihrer<br />
Befriedigung verfügbaren Gütern messen. Ziel ist es dies zu verringern, indem<br />
Ressourcen spezifisch eingesetzt werden.<br />
Arbeitsteilung und Spezialisierung; Der grösste Beitrag zur Knappheitsbewältigung<br />
wird durch Arbeitsteilung und Spezialisierung erbracht. Vgl. Adam<br />
Smith, Ursachen des Wohlstands der Nationen, 1776: „Die Arbeitsteilung dürfte die<br />
produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alles andere fördern und verbessern.“<br />
Abstimmungsbedarf; Die vielfältigen Austausch- und Abstimmungsvorgänge<br />
kosten uns täglich Zeit, Mühe und Geld. Sie verbrauchen damit selbst einen Teil<br />
jener Ressourcen, die sonst direkt zur Bedürfnisbefriedigung verwendbar wären.<br />
Mängel: Mängel im Bereich der Arbeitsteilung und Spezialisierung entstehen bei der<br />
Zusammenfassung von Aufgaben ohne Gemeinsamkeiten, bei Über- oder<br />
Unterforderung der Mitarbeiter oder bei der Überspezialisierung, welche<br />
Dequalifizierung, Monotonie, Entfremdung oder einseitige Belastung als Folge mit<br />
sich bringt. → nicht ausgeschöpftes Produktionspotenzial.<br />
Mängel im Bereich des Tausches und der Abstimmung. Jeder Tausch bzw. jede<br />
Abstimmung bringt die Gefahr von Fehler (Ingenieur wird als Pförtner eingesetzt)<br />
mit sich. → wieder verspielte Produktivität.<br />
Produktivitätsanstieg durch Arbeitsteilung/Spezialisierung<br />
− Ressourcenverbrauch durch Tausch und Abstimmung<br />
= Nettoeffekt → soll maximiert werden<br />
Die Optimierung von Arbeitsteilung und Spezialisierung fördert nicht zwangsläufig<br />
Tausch und Abstimmung und umgekehrt.<br />
Koordinationsproblem: Die Mitarbeiter müssen wissen was und zu welchem Zeitpunkt etwas zu tun ist, um<br />
die Unternehmensziele zu erreichen. Überwindung des Nichtwissens.<br />
Motivationsproblem: Beim Kooperationsproblem geht es um die Überwindung des Nichtwollens. Es geht<br />
um die Motivation zur Einhaltung der vereinbarten Spielregeln, die Erfüllung der<br />
Aufgaben und das Erreichen der unternehmerischen sowie individuellen Ziele.<br />
Asymmetrische Informationsverteilung. Dazu braucht es anreizkompatible Eingriffe,<br />
die Interessensdivergenzen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber beseitigen.<br />
Dabei fallen oft hohe Organisationskosten an.<br />
Organisationsbegriffe (1.2):<br />
Organisationsbegriffe: Der instrumentelle Organisationsbegriff ist als Gegenmittel für Koordinations- und<br />
Motivationsprobleme zu verstehen. In diesem Fall hat die Unternehmung eine<br />
Organisation.<br />
Der institutionelle Organisationsbegriff steht für ein soziales System indem sich<br />
Akteure zum gemeinsamen Erreichen von Zielen zusammengeschlossen haben. IN<br />
diesem Fall ist die Unternehmung eine Organisation.<br />
Die Aufbauorganisation meint die Gliederung der Unternehmung in Einheiten und<br />
die Beziehungen zwischen Aufgabenträger bzw. Unternehmenseinheiten<br />
untereinander.<br />
Dagegen steht die Ablauforganisation welche die sachlichen, in Raum und Zeit<br />
ablaufenden Prozesse, das betriebliche Geschehen, meint.<br />
Die Organisationsstruktur beschreibt die Gesamtheit aller organisatorischen Regeln<br />
einer Unternehmung zur Gewährleistung von Koordination und Motivation.
2. Organisationstheorien<br />
Neoklassischer Ansatz (2.1):<br />
Modellannahme: Folgende Annahmen bzw. Bedingungen müssen gelten und werden als<br />
ökonomisches Standartmodell bezeichnet:<br />
- Vollkommener Wettbewerb (atomistische Marktstruktur d.h. kein Aktionär hat<br />
grossen Marktanteil, homogene Güter, Unbegrenzte Teilbarkeit von Güter und<br />
Produktionsfaktoren, keine externen Effekte, Steigende Grenzkosten bei den<br />
Produzenten)<br />
- Vollkommene Information (kostenlose und sofortige Verfügbarkeit aller<br />
Informationen durch Marktpreis, Marktentwicklungen sind problem- und<br />
kostenlos vorausplanbar)<br />
- Vollkommene Mobilität (keine Mobilitätskosten)<br />
- Objektive Rationalität aller Marktteilnehmer (Gewinn bzw. Nutzen<br />
maximierendes Verhalten)<br />
Unsichtbare Hand: Die genannten Annahmen bringen automatisch einen Zustand hervor in dem sich die<br />
Akteure wie von einer „unsichtbaren Hand“ geleitet ausschliesslich am Eigennutz<br />
interessieren. Die Unternehmen haben keinen Einfluss auf Güter- oder Faktorpreise,<br />
sie agieren als Mengenanpasser. Um den Gewinn zu maximieren wir die<br />
Produktionsmenge bis zu Punkt ausgereizt, wo die Grenzkosten dem Marktpreis<br />
entsprechen.<br />
Grenzkosten = Preis: An diesem Punkt deckt der Preis, den die Konsumenten für eine weitere<br />
Produkteinheit gerade noch bezahlen würden, gerade die Kosten, die für die<br />
Herstellung in Kauf zu nehmen sind.<br />
Das Unternehmen macht auf lange Sicht keine übermässigen Gewinne. Reale<br />
Unternehmen sind damit also nicht erklärbar.<br />
Marktfehler: Markfehler resultieren aus folgenden Annahmen:<br />
- Externe Effekte<br />
- Steigende Skalenerträge und Monopolmacht<br />
- Positive Informationskosten (Transaktionskosten)<br />
- Asymmetrische Informationsverteilung mit Adverse selection- und Moral<br />
hazard-Problemen<br />
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen:<br />
- Marktergebnisse sind nicht pareto-effizient bzw. nicht stabil<br />
- Märkte versagen eventuell vollständig oder entstehen erst gar nicht<br />
- Es besteht der Anreiz zur Bildung von Institutionen (Unternehmen und andere<br />
Organisationen), um Marktfehler zu kompensieren bzw. auszunutzen. (Bsp.<br />
Banken nützen die hohen Informationskosten für Anleger aus und bieten das<br />
Portfoliomanagement an.<br />
Steigende Skalenerträge: Eine Annahme die Fehler verursacht, sind die steigenden Skalenerträge. Da<br />
angenommen wird, dass es keine steigenden Grenzkosten gibt (vgl.<br />
Massenproduktion), fallen die Durchschnittskosten stetig. Gibt es mehrere Akteure,<br />
drückt der grösste den Preis hinunter, bis die andern nur noch Verluste<br />
erwirtschaften. Danach kann er diese übernehmen, was zur Monopolbildung führt.
Property Rights-Theorie (2.2):<br />
Verfügungsrecht: Die PRT richtet das Augenmerk auf alle durchsetzbaren Verhaltensbeziehungen<br />
zwischen ökonomischen Akteuren, die aus der Existenz von Gütern resultieren und<br />
zu deren Nutzung gehören. Man nennt diese Handlung- und Verfügungsrechte.<br />
Der Wert eines Gutes ergibt sich nicht aus den technischen oder physischen<br />
Eigenschaften, sondern aus den (Verfügungs-) Rechten, die mit dem Gut verbunden<br />
sind. Ein Gut kann auch aus einem Bündel von Verfügungsrechten bestehen.<br />
Dabei gilt es folgende 4 Einzelrechte zu unterscheiden:<br />
- Nutzungsrecht; das Recht, ein Gut zu nutzen (usus). Bsp. Hausmieter<br />
- Recht auf Veränderung des Gutes; das Rech, dieses Gut hinsichtlich Form und<br />
Substanz zu verändern (abusus). Bsp. Hauseigentümer<br />
- Recht auf Nutzungsertrag; das Recht, sich entstandene Gewinne anzueignen,<br />
bzw. die Pflicht, Verluste zu tragen (usus fructus). Bsp. Vermieter<br />
- Verkaufsrecht; das Recht, das Gut zu veräussern und den Liquidationserlös<br />
einzunehmen. Bsp. Immobilienhändler<br />
Externe Effekte: Externe Effekte umfassen die unkompensierten Nutzenveränderungen, die ein<br />
Wirtschaftssubjekt durch seine Handlungen bei anderen Gesellschaftsmitgliedern<br />
auslöst. Kommt es bei den Betroffenen zu einer Nutzenminderung, spricht man von<br />
negativen, im Falle einer Nutzenvermehrung von positiven externen Effekten.<br />
Teamproduktion: Die Teamproduktion kann beispielsweise positive Externe Effekte ausnutzen und so<br />
den Teamoutput erhöhen. Dabei tritt jedoch das Nichtseparabilitätsproblem auf. Das<br />
bedeutet, der Teamoutput ist zwar messbar, jedoch nicht die individuellen<br />
Leistungen der Mitglieder. Die Folgen sind Trittbrettfahrverhalten und Verlust der<br />
Sicherheit der realisierbaren sozialen Erträge des Teams.<br />
Kooperationsproblem: Abb. 01; Das Nash-Gleichgewicht ist (2,2). Ohne Lösungsmechanismus kommt<br />
keine Kooperation zustande, da beide Parteien ihre Leistung zurück halten werden.<br />
Lösung: Einem Teammitglied werden Entscheidungs- und Kontrollrechte<br />
eingeräumt. Es spezialisiert sich auf die Überwachung des Produktionsprozesses und<br />
schützt das Team gegen Shirking. Damit sichergestellt ist das die Kontrolleure auch<br />
keine Drückeberger sind, darf sich der oberste Kontrolleur (Eigentümer) den Gewinn
nach Entlohnung der Mitglieder aneignen (Residualeinkommen). Dies lohnt sich<br />
aber nur, wenn die erreichbaren sozialen Erträge grösser sind als die internen<br />
Kontrollkosten. (Vgl. Alchian/Demsetz 1972).<br />
freiwillige Kooperation: Damit eine dauerhaft freiwillige Kooperation zustande kommt, braucht es eine<br />
gemeinsame Zukunft, in der ein Abweichen abgestraft werden kann. Je länger die<br />
Teamarbeit umso wichtiger die Zukunft. Es braucht also hinreichend grosse<br />
Diskontparameter bzw. kleine Kalkulationszinssätze.<br />
Wahl bedingt kooperative Strategie.<br />
Tit for Tat: A 1 0 1 1 1 0 0 1<br />
B 1 1 0 1 1 1 0 0<br />
Fazit Kooperation: Sowohl bei dem Alchian-Demsetz-Unternehmer, als auch bei der freiwilligen<br />
dauerhaften Kooperation, braucht es keine Unternehmung zur Sicherung sozialer<br />
Erträge.<br />
Unternehmen entstehen zur Sicherung sozialer Erträge aus Teamproduktion, wenn:<br />
- Hinreichend grosse soziale Erträge zu erwarten sind.<br />
- Hinreichend geringe Kontrollkosten entstehen.<br />
- Es zu keiner freiwilligen dauerhaften Kooperation kommt.<br />
Koordinationsproblem: Abb. 02/03/04; Merkmale einer solchen Situation sind: Mehrere Nash-<br />
Gleichgewichte, keine bzw. kaum Interessenskonflikte, Interdependente<br />
Entscheidungen, mehrer Akteure.<br />
Bei symmetrischen Ergebnissen sind normalerweise keine Eingriffe erforderlich, da<br />
Selbstkoordination eintritt. Bei asymmetrischen Ergebnissen braucht es jedoch einen<br />
Schlichter bzw. einen Vorgesetzten der explizite Anweisungen gibt. Weiter<br />
Lösungen sind:<br />
- Organisationskultur (informelle Verhaltensregeln, Bsp. Abwechselnder<br />
Treffpunkt), Organisationshandbuch (formelle Verhaltensregeln, Bsp.<br />
Treffpunkt nach Termin festgelegt)<br />
- First Mover Advantage, Selbstbindung (Eine Partei legt sich vor dem Spiel auf<br />
eine Strategie fest)<br />
- Side Payments<br />
Selbstkoordination bei dynamischen Interaktionen möglich (Reihenfolge wechseln)<br />
Fazit Koordination: Es braucht eine Unternehmung die Koordinationsprobleme lösen kann. Diese<br />
kompensieren die Marktschwächen (Koordinationsprobleme). Dabei müssen die<br />
zusätzlichen Koordinationserträge die internen Kosten der Koordination übersteigen.<br />
Transaktionskosten-Theorie (2.3):<br />
Hintergrund: Anders als die neoklassische Theorie führte Ronald H. Coase (1937) die Existenz<br />
von Unternehmen darauf zurück, dass Tausch und Abstimmung mit Kosten<br />
verbunden sind. Jene Kosten, von Coase zunächst als Marketing Costs, später als<br />
Transaction Costs bezeichnet (vgl. Coase 1960), bildet das Fundament zu der hier<br />
vorgestellten TAK-Theorie. Unternehmungen als integrierte, in sich arbeitsteilige<br />
Gebilde haben demnach nur dann ein Existenzrecht, wenn sie in ihrem Binnenmarkt<br />
die mit jeder arbeitsteiligen Leistungserstellung verbundenen Koordinations- und<br />
Motivationsprobleme besser lösen könne, als dies bei der Abwicklung mit externen<br />
Partnern über den Markt der Fall wäre.<br />
Verhaltensannahmen: Begrenzte Rationalität wird angenommen, da die Akteure zwar rational handeln<br />
wollen, dies aber nur begrenzt können wegen: Mangelnder Information, Probleme<br />
bei der Informationsbeschaffung oder wegen begrenzter Informationsverarbeitungskapazität.<br />
Opportunismus beruht auf dem allgemein bekannten Grundsatz der individuellen<br />
Nutzenmaximierung. Dabei wird auch eine bewusste Missachtung sozialer Normane<br />
in Kauf genommen.
Transaktionskosten: Bei der TAK-Theorie steht nicht der zwischen spezialisierten Akteuren stattfindende<br />
Güteraustausch selbst im Mittelpunkt der Interessen, sondern die davon logisch zu<br />
trennende Übertragung von Verfügungsrechten. Sie bezeichnet man als Transaktion.<br />
Dabei sind interne und externe TAK zu unterscheiden.<br />
Die Externen Transaktionskosten entstehen bei der Nutzung des Marktes als<br />
Koordinationsmechanismus.<br />
Die Internen Transaktionskosten (Organisationskosten) entstehen bei der<br />
Koordination im Unternehmen. Es sind Kosten der Marktvermeidung.<br />
Arten von TAK: TAK umfassen alle Opfer und Nachteile, die von den Tauschpartnern zur<br />
Verwirklichung des Leistungsaustausches zu tragen sind:<br />
- Anbahnungskosten (Bsp. Ermittlung des Transaktionspartners, Reise-,<br />
Kommunikations-, Vertriebs-, Entwicklungskosten)<br />
- Vereinbarungskosten (Bsp. langwierige Vertragsverhandlungen, Rechtsberatung.<br />
Kosten der Abstimmung und Planung zwischen Vertrieb, Entwicklung,<br />
Fertigung und Einkauf)<br />
- Durchsetzungskosten / Abwicklungskosten (Bsp. Gericht, Steuerung<br />
Tauschprozess, Managementkosten)<br />
- Kontrollkosten (Bsp. Qualitätsprüfung, Einkaufsrichtwertbestimmung)<br />
- Anpassungskosten (Bsp. Vertragliche Nachverhandlung, Zusatzkosten aufgrund<br />
nachträglicher, qualitativer, mengenmässiger, preismässiger oder terminlicher<br />
Änderungen)<br />
Einflussfaktoren: Annahmen und Bedingungen welche die Kosten verändern:<br />
- Häufigkeit, spielt wegen den hohen Anfangsinvestitionen eine wichtige Rolle.<br />
Oft wiederholte Transaktionen können diese jedoch amortisieren.<br />
- Unsicherheit, ist ein Mass für die Vorhersehbarkeit und die Anzahl der<br />
notwendigen Änderungen der Leistungsvereinbarung während einer<br />
Transaktion.<br />
- Spezifität, ist als Widmung der Rahmen der Transaktion benötigten Ressourcen<br />
charakterisierbar. Je grösser die Wertdifferenz zwischen der beabsichtigten<br />
Verwendung und der zweitbesten Verwendung der jeweiligen Ressourcen ist,<br />
desto höher ist die Spezifität der Transaktion. Gefahr von opportunistischem<br />
Verhalten. (Bsp. ASAG ist einziger Ersatzteillieferant für Audi, Stichwort:<br />
Small-Numbers-Situation)<br />
- Strategische Bedeutung, ist v.a. dann eine Gefahr wenn sie mit hoher Spezifität<br />
verbunden ist. (Bsp. Schritt ins Neuland zur Abgrenzung gegenüber<br />
Konkurrenten)<br />
- Messkosten, steigen: würde die UEFA sämtliche Spiele der EURO08 einzeln ans<br />
Fernsehen verkauft, müsste der Sender jedes einzelne Spiel auf seine<br />
Attraktivität prüfen. Lösung ist das „block booking“, d.h. mehrere Spiele werden<br />
ein einem Paket verkauft.<br />
Wachstum: Unternehmen können durch TAK-Vorteile selbst bei funktionierenden Märkten<br />
existieren. Besonders wenn die Externen TAK die Internen TAK übersteigern. (Bsp.<br />
Eine Partnervermittlung kann existieren, da die Anbahnungskosten für ein Single via<br />
Vermittlung «Unternehmung» tiefer sind als wenn er sämtliche Singles selber<br />
«Markt» auf seine Bedürfnisse testen muss)<br />
Unternehmen wachsen solang die interne TAK < externe TAK.<br />
Die Grösse der Unternehmung (n*) schrumpft wenn die Informationskosten des<br />
Marktes sinken. Kann die Unternehmung ihre eigenen (internen) Transaktionskosten
senken, kann sie die Schrumpfung vermindern oder im optimalen Fall sogar noch<br />
wachsen.<br />
Hold up-Problem: Begibt sich ein Vertragspartner in eine wirtschaftliche Abhängigkeit durch<br />
transaktionsspezifische Investitionen (Bsp. Ein Verlag investiert in zusätzliche<br />
Autoren nach Abschluss eines Buchdruckvertrags mit einer Buchbinderei), besteht<br />
ein Hold up-Problem, da der Investor in der Höhe der Quasi-Rente ausbeutbar ist.<br />
Die Konsequenz bzw. Lösung ist Unterinvestition oder Integration des Partners<br />
(Joint Venture, Kapitalbeteiligung).<br />
Fazit TAK-Theorie: Sowohl auf Grund von TAK-Vorteilen gegenüber dem Markt, durch Einsparung von<br />
TAK, als auch zur Sicherung der Quasi-Rente, wegen der Hold up-Problematik,<br />
kommt es zur Bildung von Organisationen.<br />
Prinzipal-Agent-Theorie (2.4):<br />
Hintergrund: Die PAT charakterisiert die von ihr untersuchten Leistungsbeziehungen als<br />
Auftraggeber-Auftraggeber-Beziehung. Konstitutiv für das Vorliegen einer so<br />
genannten Principal-Agent-Beziehung ist, dass die Handlung des Auftragnehmers<br />
(des Agents) nicht nur sein eigenes Wohlergehen, sondern auch das Nutzenniveau<br />
des Auftraggebers (des Principal) beeinflusst. (Bsp. Kreditnehmer-Kreditgeber,<br />
Aktionär-Vorstand, Patient-Arzt)<br />
Verhaltensannahmen: Begrenzte Rationalität soll zum Ausdruck bringen, dass ökonomische Akteure ausser<br />
Stande sind, „perfektes“ Wissen über die Umwelt und ihre Gegebenheiten zu<br />
erlangen. Dies wird in der PAT durch unvollkommene, asymmetrische Information<br />
zum Ausdruck gebracht.<br />
→ asymmetrische Informationsverteilung<br />
Opportunismus beruht auf dem allgemein bekannten Grundsatz der individuellen<br />
Nutzenmaximierung. Es wird angenommen, dass Agents Verhaltensspielräume zu<br />
ihren Gunsten ausnützen auch wenn er dadurch den Principal bewusst schädigt.<br />
→ Hidden Information / Hidden Action<br />
Hidden Information: Im Fall von Hidden Information besitzt A entscheidungsrelevante Informationen, ex<br />
ante, über die B nicht verfügt bzw. erst post ante erfährt. Die Folge ist Adverse<br />
Selection.<br />
Bsp. Gebrauchwagenmarkt von Akerlof (Market of Lemons). Es kommt zu<br />
Marktversagen, da es für gewisse Qualitätsklassen keinen Markt mehr gibt (Missing<br />
Markets). Zudem kommt es zu Wohlfahrtsverlusten. Beide Seiten verlieren, da B<br />
schlechter Informiert ist und A seine Ware unter dem Wert verkaufen muss, sofern<br />
er überdurchschnittliche Qualität anbietet.<br />
Lösungen sind:<br />
- Signaling, auf Seiten des besser informierten Marktteilnehmers.<br />
- Screening / Monitoring, der schlechter informierten Markseite.<br />
Sowohl Signaling als auch Screening verursachen Kosten, die zu Effizienzverlusten<br />
führen. Diese Kosten nennt man Agency Costs.<br />
Signaling: Die Kosten fürs Signaling müssen für den qualitativ überdurchschnittlichen<br />
Produzenten/Arbeiter so gering sein, dass es sich für ihn lohnt, beispielsweise ein<br />
Zertifikat zu erlangen. Für den qualitativ unterdurchschnittlichen Produzent/Arbeiter<br />
müssen die Signaling-Costs so hoch sein, das sich beispielsweise ein<br />
Garantieversprechen nicht lohnt.<br />
Screening: Die schlechter informierte Marktseite B muss A, mit Hilfe von Tests oder Self-<br />
Selection (Lohnerhöhung nach Probezeit), dazu bringen seine verdeckten<br />
Informationen aufzudecken. Die Kosten der Informationsbeschaffung müssen für B<br />
natürlich möglichst gering sein, bzw. eine dauerhafte gemeinsame Zukunft bestehen,<br />
damit sich Screening überhaupt lohnt.<br />
Hidden Action: Bei Hidden Action liegt Informationsasymmetrie vor, die ex post, also nach<br />
Vertragsabschluss, auftritt. Dabei kann der Principal die Handlung des Agenten nach
Vertragsabschluss entweder nicht beobachten oder nicht beurteilen. Der Agent<br />
verfügt über diskretionären Handlungsspielraum und wird sich nach dem<br />
Vertragsabschluss opportunistisch verhalten. (Bsp. Verminderung des<br />
Arbeitseinsatzes, Verhaltensänderung nach Abschluss einer Versicherung)<br />
Die daraus folgende Konsequenz ist Moral Hazard.<br />
Anreizkompatibilität: Die Lösung für Moral Hazard sind Anreize die den Agenten dazu bringen, den<br />
Handlungsspielraum nicht auszunützen.<br />
Beispiel Lohn; Der Lohn sollte erfolgsabhängig sein. Dies bringt den Agent dazu im<br />
Sinne des Principals zu arbeiten um den Unternehmenserfolg und damit<br />
zusammenhängend, seinen Lohn zu verbessern.<br />
Aus Sicht des Agents ist dies jedoch mit einer schlechten Risikoallokation<br />
verbunden. Das heisst er muss je nach dem trotz vollem Einsatz einen tiefen Lohn in<br />
Kauf nehmen, falls sein Projekt fehlschlägt.<br />
Fazit PA-Theorie: Bei der Principal-Agent-Theorie kommt es zur Gründung von Unternehmen als<br />
Kompensationsmechanismus gegen Informationsprobleme (asymmetrische<br />
Informationsverteilung) und zur Verringerung der mit Informationsproblemen<br />
verbundenen Effizienzverlusten (Agency Costs). Als negative Auswirkungen sieht<br />
diese Theorie die pareto-ineffizienten Marktergebnisse, auf Grund von<br />
asymmetrischer Informationsverteilung, und den Wohlfahrtsverlust durch den<br />
Verbrauch von Ressourcen zur Informationsaufdeckung.<br />
Fazit (2.5):<br />
Unternehmensbildung: Unternehmen entstehen wenn der Markt folgendes gewährleistet:<br />
- Einsparung von Transaktionskosten<br />
- Sicherung von Quasi-Renten<br />
- Verringerung der Probleme aus asymmetrischer Informationsverteilung<br />
- Ausnutzung von Skalenvorteilen<br />
- Sicherung von Kooperations- und Koordinationserträgen<br />
Interne Probleme: Folgende interne Probleme bleiben bestehen:<br />
- Interne Transaktionskosten<br />
- Hold up-Probleme<br />
- Hidden Action, Hidden Information<br />
- Kooperationsprobleme, Koordinationsprobleme<br />
3. Variablen der Organisation<br />
Aufgabenverteilung (3.1):<br />
Aufgabenverteilung: Bei der Bildung von Teilaufgaben wird die Gesamtaufgabe stufenweise zerlegt.<br />
Zunächst ist zu fragen, ob die Aufgabe lediglich mengenmässig in kleinere,<br />
gleichartige Portionen aufgeteilt werden soll (Mengenteilung) oder ob dem Wesen<br />
nach unterschiedliche Teilaufgaben zu bilden sind (Artenteilung).<br />
1. Teilproblem: Bei der Bildung von Teilaufgaben werden zwei Schritte unterschieden:<br />
- Aufgabenanalyse; Dabei werden Gesamtaufgaben nach Verrichtungskriterien,<br />
Arbeitsmittelkriterien oder Objektkriterien zerlegt und abgegrenzt.<br />
- Aufgabensynthese; Selten entsprechen die Abgegrenzten Teile auch sinnvollen<br />
Aufgabenelementen. Darum werden diese mit der Aufgabensynthese in<br />
organisatorische Einheiten zusammen geführt.<br />
2. Teilproblem: Bei der Bildung von organisatorischen Einheiten müssen auch Stellen sowie<br />
Abteilungen berücksichtigt werden. Es sind grundsätzlich folgende 3 Stellenarten zu<br />
unterscheiden:
- Ausführungsstellen; haben im Wesentlichen Ausführungskompetenzen sowie<br />
Zugriffskompetenzen auf Infrastrukturen, die zur Aufgabenbewältigung erforderlich<br />
sind.<br />
- Leitungsstellen oder Instanzen; sind durch eine Konzentration von Entscheidungsund<br />
Weisungsrechten gekennzeichnet.<br />
- Stabstellen; haben Informations- und Anhörungsrechte sowie Zugriffsrechte für die<br />
Vorbereitung und Überwachung von Entscheidungen.<br />
Vertikale Aufgabenteilung: Unternehmung<br />
Hauptabteilungen<br />
Abteilungen<br />
Stellen<br />
Verteilung von Entscheidungsrechten (3.2):<br />
Delegation: Durch Entscheidungsdelegation wird festgelegt, welche organisatorische Einheit<br />
welche inhaltlichen Gestaltungsbefugnisse für die Aufgabenerfüllung haben soll. Da<br />
Entscheidungsrechte zunächst einmal grundsätzlich an der Unternehmensspitze<br />
konzentriert sind, bedeutet Delegation eine Weitergabe von Entscheidungsrechten<br />
von der obersten Ebene an untere Ebenen. Je mehr Entscheidungsrechte<br />
nachgelagerten Ebenen zugeordnet werden, desto höher ist der Delegationsgrad.<br />
An die Stelle von autoritären und anweisenden Führungsinstrumenten tritt ein hohes<br />
Mass an Verantwortungsübertragung (Empowerment), wobei die Restverantwortung<br />
immer bei der delegierenden Stelle bleibt.<br />
- Vorteile; Entlastung, Beschleunigung, Verbesserung der Entscheidungsqualität,<br />
Motivationssteigerung<br />
- Nachteile; ev. Überforderung, Opportunistisches Verhalten des Empfängers<br />
Partizipation: Die Partizipation beschreibt die Beteiligung von untergebenen Mitarbeitern an<br />
Entscheidungen der Vorgesetzten. Es ist denkbar, dass eine Unternehmung einen<br />
hohen Delegationsgrad bei gleichzeitig geringer Partizipation verwirklicht, aber auch<br />
die umgekehrte Ausprägung ist möglich.<br />
- Vorteile; Verringerung von Informationsasymmetrien zwischen den<br />
Hierarchieebenen, Verbesserung der Entscheidungsqualität, bessere<br />
Koordination, Kommunikation, Motivation, Entlastung<br />
- Nachteile; Verzögerungen, unklare Zuordnungen, Überforderung<br />
Verteilung von Weisungsrechten (3.3):<br />
Einliniensystem: - Nachteile; lange Wege, kein direkter Kontakt zu höheren Positionen<br />
- Vorteile; Klarheit der Zuständigkeit, Jeder hat nur einen Vorgesetzten<br />
Stabliniensystem: - Vorteile; Fachliche Entlastung, Verbesserung des Wissensstandes<br />
- Nachteile; informationelle Abhängigkeit der Instanzen von Stabsstellen,<br />
Expertenmacht ohne Entscheidungskraft und ohne Verantwortung, Frustration der<br />
Stäbe (Papierkorbarbeit)<br />
Mehrliniensystem: - Vorteile; Fachliche Entlastung, Verkürzung der Informationswege, Verringerung<br />
der Informationsasymmetrien<br />
- Nachteile; unklare Zuständigkeit, Autoritäts- und Kompetenzkonflikte, fehlende<br />
Gesamtverantwortung, Spielräume für Shirking
Die Mehrliniensysteme sind in folgende 2 Ausprägungen zu unterteilen:<br />
- Divisionale Organisation mit Zentralen Dienststellen; dabei gibt es eine zentrale<br />
Dienststelle für Stäbe die Weisungsrechte gegenüber einzelnen Linienstellen hat.<br />
- Matrixorganisation; folgt in Abschnitt 4.3 ausführlicher<br />
Programmierung (3.4):<br />
Hintergrund: Im rahmen der organisatorischen Programmierung geht es darum, wie man Prozesse<br />
(Abläufe, Tätigkeiten, Vorgänge, Arbeiten) der Aufgabenerfüllung organisatorisch<br />
beeinflussen kann. Programmierung lässt sich in diesem Kontext als die Entwicklung<br />
von generellen ablaufsteuernden Instruktionen für bestimmte Problemlösungen<br />
definieren.<br />
Substitutionsprinzip: Das Ersetzen fehlender oder fallweiser Anweisungen durch generelle Anweisungen<br />
bei gleichartigen und periodischen betrieblichen Vorgängen wird nach Gutenberg als<br />
das Substitutionsgesetz der Organisation bezeichnet.<br />
Ablaufprogrammierung: Leistungsprozess im Unternehmen können entweder starr oder flexibel programmiert<br />
werden. Bei starrer Programmierung wird der betriebliche Ablauf bis in Detail<br />
durchgeplant und festgelegt. Bei flexibler Programmierung werden mehrere<br />
alternative betrieblicher Abläufe geplant.<br />
Vorteile: Produktivitätserhöhung durch Lerneffekte, Möglichkeit einer besseren<br />
technischen Unterstützung, Verringerung des Abstimmungsbedarfs, klare<br />
Abgrenzung von Verantwortlichkeiten.<br />
Rahmenprogrammierung: Bei der Rahmenprogrammierung wird der Problemlösungsweg und dessen Ergebnis<br />
durch Vorgaben allgemeiner Verfahrensrichtlinien (Bsp. Standardisierung der<br />
Personalauswahl) eingegrenzt. Sind vor allem bei sich stetig ändernden Prozessen<br />
von Vorteil, ansonsten die gleichen Vorteile wie die Ablaufprogrammierung.<br />
Outputprogrammierung: ist dann die einzige Programmierungsmöglichkeit, wenn Inputs und<br />
Problemlösungsprozesse kaum beschreibbar bzw. schlecht strukturiert sind, die<br />
Anforderungen an den Output jedoch leicht zu vereinheitlichen sind. (Bsp. Profit-<br />
Center, Investment-Center)<br />
Wertorientierung: Kulturelle Verhaltensprogrammierung durch gemeinsame unternehmensbezogene<br />
Werte. Aufbau einer Unternehmenskultur. Je verträglicher die allgemeinen<br />
Wertorientierungen der Organisationsmitglieder sind, desto reibungsloser wird die<br />
interpersonelle Abstimmung sein und desto höhere soziale Barrieren für<br />
opportunistisches Verhalten werden bestehen.<br />
Fazit: Ein hoher Programmierungsgrad dient der Entlastung und Integration von Instanzen,<br />
erhöht die Transparenz und Kontrollierbarkeit der Prozesse, erleichtert die<br />
Koordination zwischen Abteilungen, birgt aber auch die Gefahr der Bürokratisierung<br />
und führt zu Verlusten der Anpassungsfähigkeit. Dazu kommt die Gefahr einer<br />
ideologisch gesteuerten Gruppendynamik (Group-Think)