17.01.2013 Aufrufe

FILE Name: Web876__Weber_IndischeLiteraturgeschichte.pdf ...

FILE Name: Web876__Weber_IndischeLiteraturgeschichte.pdf ...

FILE Name: Web876__Weber_IndischeLiteraturgeschichte.pdf ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>FILE</strong><br />

<strong>Name</strong>: <strong>Web876</strong>__<strong>Weber</strong>_<strong>IndischeLiteraturgeschichte</strong>.<strong>pdf</strong><br />

PURL: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl/?gr_elib-3<br />

Type: Searchable PDF/A (text under image), index/bookmarks<br />

Encoding: Unicode (ā ī ū ṛ ṝ ḷ ḹ ṅ ñ ṭ ḍ ṇ ś ṣ ḥ ṃ ...)<br />

PLEASE NOTE: In the searchable background text, <strong>Weber</strong>'s diacritics have been<br />

standardized according to the above list. Thus, your search for "ṅ" will return <strong>Weber</strong>'s<br />

"n̄" for guttural nasal in the image text. Accordingly, your search for "ś" will return<br />

<strong>Weber</strong>'s "ç", etc. Anunāsika has been replaced with anusvāra ("ṃ").<br />

Date: 25.4.2008; REVISION: #1: 11.7.2011<br />

BRIEF RECORD<br />

Author: <strong>Weber</strong>, Albrecht<br />

Title: Akademische Vorlesungen über indische Literaturgeschichte. Zweite,<br />

vermehrte Auflage.<br />

Publ.: Berlin : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1876<br />

Description: xii, 368 p.<br />

FULL RECORD<br />

http://gretil.sub.uni-goettingen.de/gr_elib.htm<br />

NOTICE<br />

This file may be copied on the condition that its entire contents, including this data sheet,<br />

remain intact.<br />

GRETIL e-library


AKADEMISCHE VORLESUNGEN<br />

ÜBER<br />

INDISCHE LITERATURGESCHICHTE.<br />

VON<br />

ALBRECHT WEBER.<br />

ZWEITE, VERMEHRTE, AUFLAGE.<br />

BERLIN,<br />

FERD. DÜMMLERS VERLAGSBUCHHANDLUNG.<br />

HARRWITZ & GOSSMANN.<br />

1876.<br />

Nil desperari —<br />

Auch hier wird es tagen!


BÖHTLINGK UND ROTH<br />

DEN FREUNDEN<br />

BEI DER VOLLENDUNG DES SANSKRIT-WÖRTERBUCHS<br />

ZUGEEIGNET.


VORWORT<br />

Die Jugendarbeit, die hier in neuer Auflage erscheint,<br />

war schon mehrere Jahre lang vergriffen. Sie unverändert<br />

wieder herauszugeben, ging nicht wohl an; eine<br />

völlige systematische Umarbeitung vorzunehmen aber<br />

war mir, bei dem Drange anderweiter Arbeiten, aus<br />

Mangel an Zeit nicht möglich. So ruhte denn die<br />

Sache. Wenn ich mich nun jetzt, dem dringenden<br />

Wunsche des Herrn Verlegers zu entsprechen, schließlich<br />

doch noch zu der vorliegenden Ausgabe, welche den<br />

ersten Text zwar unverändert läßt, zugleich aber auch<br />

dem jetzigen Standpunkt der Wissenschaft durch die neu<br />

hinzugetretenen Noten gerecht zu werden sucht, entschlossen<br />

habe, so geschah dies in der Meinung, daß<br />

die bedeutenden Fortschritte der Wissenschaft seit dem<br />

ersten Erscheinen des Werkes nicht klarer vor Augen<br />

gestellt werden könnten, als gerade in dieser Weise,<br />

und daß diese Ausgabe somit eben zugleich dazu<br />

dienen könnte, gewissermaßen eine Geschichte der<br />

Sanskṛtstudien während der letzten 24 Jahre in nuee<br />

vorzuführen. Es kam dazu, daß ich nur so im Stande<br />

war, der durch die Herren Trübner & Co. in Absicht


vl<br />

Vorwort.<br />

genommenen englischen Übersetzung, die doch unmöglich<br />

jetzt noch, wie es die in Paris 1859 erschienene<br />

französische Übersetzung*) that, den ersten Text<br />

allein geben durfte, eine kritisch gesicherte Grundlage<br />

zu verschaffen. Gerade bei der Durchsicht des Werkes,<br />

die ich zum Behuf seiner Bearbeitung für diese englische<br />

Übersetzung unternahm, drängte sich mir die Hoffnung,<br />

ja die Überzeugung, auf, daß sich, wenn einmal eine<br />

völlige Umarbeitung desselben außer Frage war, eine<br />

Ausgabe wie die vorliegende auch in deutschem Gewände<br />

werde vertreten lassen können. Ich sah zu<br />

meiner Freude, daß sich mein Jugendwerk gut bewährte<br />

und daß ich nur wenig unbedingt Irriges darin<br />

fand, wenn auch Vieles noch jetzt ebenso unsicher und<br />

unerledigt bleibt; während andrerseits Vieles nun doch<br />

bereits klar und fest steht, was ich entweder damals<br />

nur ungewiß vermuthete, oder was dazumal noch gänzlich<br />

in Dunkel gehüllt war.<br />

Die Gewinnung kritischer Daten aus dem Inhalt der<br />

indischen Literatur behufs Herstellung einer inneren<br />

Chronologie und Geschichte derselben, nicht eine<br />

detaillirte Darstellung des Inhalts der einzelnen Werke,<br />

war von vorn herein die Absicht meiner Arbeit und<br />

ist auch bei der jetzigen Annotirung derselben, neben<br />

der Angabe der mittlerweile erfolgten Publicationen, der<br />

leitende Gesichtspunkt geblieben. Alles neu Hinzugefügte<br />

ist durch eckige Klammern markirt, stillschweigend<br />

sind nur die durch die „Errata" bereits markirten oder<br />

sonstigen leichten Druckfehler, sowie einfache Härten im<br />

Styl verbessert worden. Die alte Paginirung ist mitge¬<br />

theilt, schon um dadurch Hinweise auf später folgende<br />

*) histoire de la littérature Indienne . . . traduit de l'Allemand par<br />

Alfred S ado us Paris, A. Durand. 1859.


Vorwort. vlī<br />

Stellen, die eben nach ihr zu verstehen sind, möglich zu<br />

machen.<br />

Die Aufführung der Sanskritwörter geschieht, wenn<br />

sie nicht direkt citirt werden, in der Themaform. Eine<br />

Ausnahme bilden das einmal recipirte Wort Ṛk für<br />

Ṛksaṃhitā (p. 9) und die Neutra der ersten Declination,<br />

die ich im Nom. und Acc. Sing, in ihrer flectirten<br />

Form, in den übrigen Casus dagegen ebenfalls in ihrer<br />

Themaform gebe (; in dieser letztern Beziehung mögen<br />

in den ersten Bogen einige Inkongruenzen vorliegen,<br />

was ich zu entschuldigen bitte). Die Umschrift selbst<br />

erfolgt nach nachstehender Tabelle (das einmal recipirte<br />

Wort Sanskrit habe ich so belassen, nicht Saṃs¬<br />

kṛt, wie es sich eigentlich gehört, geschrieben; in<br />

Bezug auf anlautendes b, v bin ich mir leider nicht<br />

immer gleich geblieben, gebe z.B. bald bṛhat bald vṛhat<br />

je nach Befund der betreffenden Quellen):<br />

a ā i ī u ū ṛ ṝ ḷ ḷī e ai o au ;<br />

k kh g gh ṅ; c*) ch j**) jh ñ;<br />

ṭ ṭh ḍ ḍh ṇ; t th d dh n; p ph b bh m;<br />

y r l v; ś ṣ s h;<br />

anusvāra ṃ, im Innern des Wortes vor Sibilanten ṃ<br />

visarga ḥ.<br />

Die Zahl der Mitarbeiter hat sich während der<br />

letzten 24 Jahre bedeutend vermehrt; anstatt ihre <strong>Name</strong>n<br />

summarisch hier zu nennen, habe ich es vorgezogen,<br />

dem freilich ohnehin schon sehr erweiterten<br />

Index noch einen neuen Abschnitt hinzuzufügen, welcher<br />

zeigt, wo ich der Arbeiten eines Jeden unter ihnen<br />

mich bedient oder wenigstens auf sie verwiesen habe,<br />

*) sprich: t8ch.<br />

**) sprich: dsch.


VIII Vorwort.<br />

um so auch die Übersicht hierüber zu erleichtern.<br />

Ein Werk aber verdient hier allerdings besondere<br />

Nennung, da es unmöglich überall, wo es benutzt worden<br />

ist, hat genannt werden können, sondern, wie bei<br />

allen neueren Werken auf diesem Gebiete, stillschweigend<br />

zu Grunde liegt, ich meine das große, in diesem<br />

Sommer vollendete Sanskrit-Wörterbuch von Böht¬<br />

lingk-Roth, welches wir der Fürsorge der Kaiserlichen<br />

Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg<br />

verdanken, und dessen durch fünf Lustra sieb hinziehende<br />

Durchführung ihr sowohl wie den beiden Herausgebern<br />

zu stetem Ruhme gereichen wird.<br />

Berlin, Anfang November 1875.<br />

A. W.


Vorrede zur ersten Ausgabe.<br />

Die Vorlesungen, die ich hiermit dem engen Kreise<br />

meiner Fachgenossen und hoffentlich auch dem weiteren<br />

derer übergebe, die sich für literarhistorische Untersuchungen<br />

überhaupt interessiren, sind ein erster Versuch,<br />

und als solcher natürlich mangelhaft und mannigfacher<br />

Ergänzung und Berichtigung fähig. Das in ihnen bearbeitete<br />

Material ist zu massenhaft, und die Mittel zu dessen<br />

Bewältigung sind im Allgemeinen zu unzugänglich, als<br />

daß nicht für eine geraume Zeit die Forschungen nach<br />

der inneren, relativen Chronologie darin — eine<br />

andere ist eben nicht möglich — völlig zurückgeschreckt<br />

werden mußten. Auch ich würde eine solche Arbeit<br />

nie haben wagen können, hätte die Berliner Königliche<br />

Bibliothek nicht das Glück, die schöne Sanskrithandschriftensammlung<br />

des Sir R. Chambers zu besitzen,<br />

deren vor etwa zehn Jahren von Sr. Excellenz Geheimerath<br />

Bunsen vermittelter Ankauf durch die königliche<br />

Liberalität Sr. regierenden Majestät, Friedrich Wilhelm<br />

IV, der Sanskritphilologie eine neue Bahn gebrochen<br />

hat, auf der sie schon rüstig fortgeschritten ist.<br />

Im Auftrage der Königl. Bibliothek unternahm ich im<br />

Laufe des vorigen Jahres die Verzeichnung dieser<br />

Sammlung, als deren Resultat ein ausführlicher Catalog<br />

ziemlich gleichzeitig mit diesen Vorlesungen, die etwa<br />

als ein Commentar dazu gelten können, erscheint (bei


x<br />

vorrede zur ersten Ausgabe.<br />

Fr. Nicolai). Ich bin der frohen Hoffnung, daß mit<br />

beiden Werken, so unvollkommen sie auch vom absoluten<br />

Standpunkte aus erscheinen müssen, dennoch der<br />

Wissenschaft wohl gedient sein wird.<br />

Wie sehr ich hierbei in der Einzelforschung den<br />

Schriften von Colebrooke, Wilson, Lassen, Bur¬<br />

nouf, Roth, Reinaud, Stenzler und Holtzmann<br />

verpflichtet bin, erwähne ich hier nur im Allgemeinen,<br />

da ich am betreffenden Orte mich stets mit aller Ausführlichkeit<br />

auf dieselben berufen habe.<br />

Die Form, unter der diese Vorlesungen erscheinen,<br />

ist im Wesentlichen dieselbe, unter der sie gehalten<br />

wurden*), mit Ausnahme mancher stylistischen Aende¬<br />

rungen: so sind insbesondere die Übergänge und Rekapitulationen,<br />

die zum mündlichen Vortrage gehören,<br />

theils abgekürzt, theils weggelassen worden: dagegen<br />

ist zu den beiläufigen Bemerkungen dabei, die ich hier im<br />

Druck als Noten gebe, manches Neue hinzugekommen.<br />

Das Erscheinen des Werkes hat sich leider unmäßig<br />

lange verzögert, da die Lettern erst gegossen werden<br />

mußten. Zur Sicherheit gebe ich die Umschreibungs¬<br />

tabelle**):<br />

*] im Wintersemester 1851/52.<br />

**] siehe jetzt oben.<br />

Berlin im Juli 1852.<br />

A. W.


I N H A L T .<br />

Seite<br />

Einleitung 1 — 7<br />

Erste Periode, die vedische Literatur 8 —190<br />

I. Allgemeine Übersicht derselben 8 — 33<br />

Saṃhitā . . . 8 — 12<br />

Brāhmaṇa . . 12—16<br />

Sūtra . . . . 16­33<br />

II. Specielle Angaben: 33 — 190<br />

1. Ṛgveda, Saṃhitā 33—47<br />

Brāhmaṇa 48—57<br />

Sūtra 57—68<br />

2. Sāmaveda, Saṃhitā 68—72<br />

Brāhmaṇa 72—82<br />

Sūtra 82—94<br />

3. Yajurveda: 94—161<br />

a. der schwarze Yajus, Saṃhitā . 94—101<br />

Brāhmaṇa 101 — 109<br />

Sūtra. . 109 — 114<br />

b. der weiße Yajus, Saṃhitā . . 114—129<br />

Brāhmaṇa . 129 — 154<br />

Sūtra . . 154—161<br />

4. Atharvaveda, Saṃhitā 161­166<br />

Brāhmaṇa . . . . 167<br />

Sūtra 167—170<br />

Upaniṣad . . . . 170 — 190<br />

Zweite Periode, die Sanskrit­Literatur 191—330<br />

I. Unterschied von der ersten Periode 191—200<br />

II. Allgemeine Übersicht 201—330<br />

1. Poesie: 201­232<br />

a. epische Poesie, Itihāsa 201—206<br />

Purāṇa 206—208<br />

Kāvya 208—213


XII Inhalt.<br />

Seite<br />

b. dramatische Poesie 213—225<br />

c. lyrische Poesie 225 — 227<br />

d. ethisch-didaktische Poesie (Sprüche,<br />

Fabel, Märchen, Roman) . . . . 227—230<br />

e. Geschichte, Geographie 230—232<br />

2. Wissenschaft und Kunst 232—294<br />

a. Sprachwissenschaft (Grammatik, Lexikographie,<br />

Metrik, Poetik, Rhetorik) 232—248<br />

b. Philosophie 249—263<br />

c. Astronomie (Arithmetik, Astrologie,<br />

Lehre von den omina, Zauberkunst) 264—283<br />

d. Medicin 283—290<br />

e. Kriegskunst, Musik, bildende und<br />

technische Künste 290—294<br />

3. Recht, Sitte, Cultus 294—302<br />

4. Buddhistische Literatur 302—330<br />

Berichtigungen und Zusätze 831 — 338<br />

Register 339 ff.


Meine Herren!<br />

Gleich im Beginn dieser Vorlesungen befinde ich mich<br />

in einer gewissen Verlegenheit, in der nämlich, daß ich nicht<br />

recht weiss, wie ich dieselben nennen soll. Ich kann nicht<br />

sagen, daß sie die indische Literaturgeschichte behandeln<br />

sollen, denn sonst müßte ich die sämmtlichen auch die nichtarischen<br />

Sprachen Indiens berücksichtigen: ich kann auch<br />

nicht sagen, daß sie die indo­arische Literaturgeschichte<br />

zum Gegenstande haben, denn ich müßte dann auch die neu¬<br />

indischen Sprachen, die sich als dritte Periode der indo­ari¬<br />

schen Sprache entwickelt haben, behandeln: ich kann endlich<br />

auch nicht sagen, daß sie die Sanskrit­Literaturgeschichte<br />

darstellen werden, denn in ihrer ersten Periode ist die indoarische<br />

Sprache noch nicht Sanskrit, d. i. Sprache der Gebildeten,<br />

sondern noch Volkssprache, während das Volk in der<br />

zweiten Periode derselben nicht Sanskrit, sondern prākṛtische<br />

Dialekte spricht, welche sich gleichzeitig mit dem Sanskrit<br />

aus der alten indo­arischen Volkssprache entwickelt haben.<br />

Um Sie nun aber doch nicht etwa von vorn herein im Zweifel<br />

darüber zu lassen, was Sie hier von mir zu erwarten haben,<br />

bemerke ich, daß ich nur die Literatur der ersten und der<br />

zweiten Periode der indo­arischen Sprache behandeln werde. Der<br />

Kürze wegen behalte ich den <strong>Name</strong>n: indische Literatur bei.<br />

Auch im Verlauf meiner Vorlesungen werde ich oft genothigt<br />

sein, Ihre Nachsicht zu beanspruchen: der Gegenstand,<br />

den sie behandeln, ist einem noch unbebauten Landstrich<br />

zu vergleichen, auf dem nur hie und da einige we­


9 Alter der indischen Literatur.<br />

nige Strecken gelichtet sind, während auf den meisten Stellen<br />

noch dichter Wald den Einblick und die Aussicht hindert.<br />

Es beginnt zwar jetzt sich allmälig zu lichten, aber langsam,<br />

zumal da zu den natürlichen Hindernissen, welche sich der<br />

Forschung entgegenstellen, noch ein dichter Nebel von Vor¬<br />

urtheilen und vorgefaßten Meinungen hinzukommt, der über<br />

der Gegend lagernd sie in Schleier gehüllt hält.<br />

Die indische Literatur gilt allgemein für die älteste, von<br />

der wir schriftliche Documente besitzen, und das mit Recht­):<br />

die Gründe aber, die man dafür bisher geltend gemacht hat,<br />

sind nicht die richtigen, und es ist in der That zu verwundern,<br />

daß man sich so lange Zeit bei diesen beruhigen konnte.<br />

Zunächst führte man die Tradition der Inder selbst dafür an,<br />

und hat sich sehr lange Zeit damit zufrieden gegeben: über<br />

die Nichtigkeit eines solchen Grundes brauche ich wohl kein<br />

Wort zu verlieren. Sodann aber berief man sich auf astronomische<br />

Data, welche die Zeit der Veda in etwa 1400<br />

a. Chr. versetzen sollten: — aber diese Data sind angegeben<br />

in Schriften, welche offenbar sehr späten Ursprungs sind und<br />

können daher sehr wohl Resultat von angestellten Berechnungen<br />

sein 2<br />

). Man hat sich weiter auf die eine Zeitrechnung<br />

1<br />

] so weit nicht etwa jetzt doch die monumentalen Schriftstücke und die<br />

Papyros­Rollen Aegyptens, oder gar etwa auch die erst jüngst neuerstandene<br />

assyrische Literatur, Einspruch hiegegen einlegen.<br />

2<br />

] und zwar Berechnungen höchst schwankender Art, die kein irgend<br />

festes dgl. Datum bedingen, sondern zwischen 1820 — 860 a. Chr. mitten inne<br />

liegen, s. Ind. Stud. X, 236. Whitney im Journ. R. As. S. I, 317 fg. (1864).<br />

Erheblich höher hinauf freilich als diese aus dem sogenannten vedakalender<br />

entlehnten Daten reicht das Datum der kṛttikā­Reihe selbst, nämlich zwischen<br />

2780 —1820 a. Chr., denn das Fruhlingsaequinoctium traf auf r\ Tauri (kṛttikā)<br />

in runder Zahl um das Jahr 2300 a. Chr., s. Ind. Stud, x, 234 — 236. Es<br />

hat jedoch die von mir bereits unten p. 221 ausgesprochene Annahme, daß die<br />

Inder die Kenntniss der Mondhäuger, mit kṛttikā an ihrer Spitze, „entweder<br />

schon mitgebracht oder etwa erst durch die Handelsverbindungen der Phönicier<br />

mit dem Penjab erhalten haben", der Hinweis somit auf ßabylon, als das<br />

Mutterland der diesem Datum zu Grunde liegenden Beobachtungen, in neuerer<br />

Zeit erheblich an Wahrscheinlichkeit gewonnen, s. die zweite meiner beiden Abhandlungen<br />

„die vedischen Nachrichten von den nakṣatra­ (Berlin 1862)<br />

p. 362. 400, sowie „über den vedakalender <strong>Name</strong>ns Jyotiṣa" p. 15 (1862), Ind.<br />

Stud, x, 429. Ix, 241 fg., Whitney oriental and Linguistic Studies II, 418<br />

(1874). — Seit Kurzem liegt uns zum Wenigsten auch, ob auch immerhin aus<br />

verhältnissmässig erst sehr später Zeit, eine directe Erwähnung Babylon's sowie<br />

des Seehandels, resp. Exportes von Pfauen, dahin in einem indischen Texte


Geographische Beweise dafür. 3<br />

der Buddhisten berufen, wonach im 6ten Jahrh. a. Chr.<br />

ein Reformator gegen die brahmanische Hierarchie aufgetreten<br />

sein soll, aber die Authentität jener Zeitrechnung selbst ist<br />

noch eine höchst fragliche. Man hat endlich das Zeitalter<br />

des ersten systematischen Grammatikers, des Pāṇini, in das<br />

4. Jahrh a. Chr. verlegt, und davon aus zurückgeschlossen<br />

auf die ihm vorausgegangene Literatur­Entwickelung: — aber<br />

die Gründe, aus welchen man den Pāṇini in jene Zeit versetzt<br />

3<br />

), sind durchaus schwach und hypothetisch, und können<br />

keinesfalls irgend welche feste Basis begründen.<br />

Die Gründe dagegen, aus welchen man mit Fug und<br />

Recht die indische Literatur als die älteste zu betrachten hat,<br />

von der uns umfassende schriftliche Denkmäler überliefert sind,<br />

sind die folgenden.<br />

In den älteren Theilen der Ṛgvedasaṃhitā erscheint<br />

(3) uns das indische Volk als seßhaft an den nordwestlichen<br />

Grenzen Indiens, im Penjab und noch über das Penjab<br />

hinaus an der Kubhā, dem Kcotp7]v in Kabul 4<br />

). Die all¬<br />

mälige Ausbreitung des Volkes von da ab nach Osten hin<br />

über die Sarasvatī hinweg, über Hindostan nach dem<br />

vor, in dem Bāverujātaka nämlich, s. Minayeff in den Mélanges Asiatiques der<br />

Kais. russ. Acad. VI, 577 fg. (1871), und Monatsberichte der BerI. Acad. 1871<br />

p. 622. — Fur alte Handelsbeziehungen Indiens mit dem Occident ist neuerdings<br />

auch in hieroglyphischen Texten ein directer Beweis gefunden worden;<br />

das Wort kapi nämlich, Affe, das sich 1 Kön. 10, 22 in der Form qōf findet,<br />

griech. xrjTOq, erscheint darin und zwar in Texten des 17. Jahrhund. (damals<br />

also müssen die Ārya schon am Indus gewohnt haben!) in der Form kafu, s.<br />

Joh. Dümichen die Flotte einer egypt. Königin aus dem 17. Jahrh. (Leipz.<br />

1868) Tafel ll p. 17. — Der hebr. <strong>Name</strong> tukhiīm (1 Kön. 10, 22. 2 Chron. 9‚<br />

21) für die Pfauen endlich bedingt im Übrigen, s. Julien Vinson in der Revue de<br />

Linguistique Vf. 120 fg. (1873), daß bereits zu Salomo's Zeit die phönicischen<br />

Ophir­Fahrer „ont eu affaire soit au pays même des Abhīra soit sur un autre<br />

point de la côte de l'Inde avec des peuplades draviḍiennes"; s. noch Bur¬<br />

nell Elements of South Indian Palaeography p. 5 (Mangalore 1874).<br />

3<br />

] oder gar, wie Goldstücker gethan hat, in die Zeit vor Buddha.<br />

4<br />

] einer der vedischen Ṛṣi, angeblich Vatsa, aus dem Geschlecht des<br />

Kaṇva, rühmt (Ṛk VIH‚ 6, 46—48) die reichen Geschenke an Rossen, Rindern<br />

und viergespannten uṣṭra (Büffel, Stier mit dem Höcker, nach Roth im Petersburger<br />

Wörterbuch; in der Regel Kam eel), die er bei Tir im dira, bei<br />

Parśu (oder bei Tiriṃdira Parśu? im Śāṅkhāy. śr. s. XVI, 11, 20 wenigstens<br />

wird er als Tiriṃdira Pāraśavya aufgefasst), zum Ruhme der Yādva erhielt.<br />

Bei diesen <strong>Name</strong>n denkt man unwillkürlich an Tiridates und die Perser, s. Ind.<br />

Stud. IV, 379 n. } jedoch auch Girard de Rialle Revue de Linguist. IV, 227 (1872).


6 Religionsgeschichtliche Beweise für das Alter der indischen Literatur.<br />

culation sucht aber nun auch die gegenseitige Stellung dieser<br />

drei festzustellen und zu einer Einheit in Bezug auf das<br />

höchste Wesen zu gelangen : dies geschieht theils speculativ,<br />

indem man wirklich ein solches höchstes ganz absolutes<br />

Wesen, das Brahman, annimmt, gegen welches diese drei<br />

wieder nur die Geschöpfe, die Diener sind, theils willkürlich,<br />

indem man den einen oder den andern jener drei als den<br />

höchsten Gott verehrte. Zunächst scheint der Sonnengott<br />

dieser Ehre theilhaftig geworden zu sein: es haben sich wenigstens<br />

die Persa­Arier auf diesem Standpunkt erhalten (natürlich<br />

ihn weiter ausbildend), und auch in den älteren Theilen<br />

der Brāhmaṇa (und diesen, nicht den Saṃhitās etwa,<br />

ist der Avesta in Zeit und Inhalt verwandt) ist der Sonnengott<br />

hie und doch noch mächtig über die andern Götter<br />

(prasavitā devānām), SO wie auch im Cultus selbst, der ja<br />

so oft das Alte wahrt, davon genug Spuren übrig sind 5<br />

): ja<br />

sogar bis in die späteste Zeit hat er sich in der Theorie als<br />

„der Brahman" (mascul.) auf dieser Stufe erhalten, obwohl<br />

in sehr farbloser Weise, da seine Collegen, der Luftgott und<br />

der Feuergott durch ihre viel directeren, fühlbareren Einflüsse<br />

sich allmälig vollständig, und zwar in stetem Zwiespalt mit<br />

einander, in den Besitz der höchsten Macht gesetzt haben.<br />

Ihr Dienst hat dabei eine ausgedehnte Reihe verschiedener<br />

Phasen durchgemacht: und ist er es offenbar, den Mega¬<br />

sthenes in Hindostan*) vorfindet und der zur Zeit des<br />

Periplus auf einer schon sehr entarteten Stufe bis an die<br />

südlichste Spitze des Dekhans vorgedrungen erscheint.<br />

Sind wir nun sonach aus äußeren, geographischen, und<br />

(6) inneren, religionsgeschichtlichen, Gründen 6<br />

) berechtigt, für<br />

5<br />

] V<br />

gI. m­in­ AbhandI. „zwei vedische Texte über Omina und Portenta"<br />

(1859) p. 392—3.<br />

*) nach Strabo p. 117 ward Jiovvaoq (Rudra, Soma, Śiva) auf den<br />

Bergen, 'Hi)axXtjc; (Indra, viṣṇu) in der Ebene verehrt.<br />

6<br />

] es kommen hiezu drittens auch noch sprachliche Gründe. Die<br />

Edicte des Piyadasi, deren Zeit durch die darin vorliegende Erwähnung griechischer<br />

Fürsten, ja Alexander's selbst, fixirt ist, sind in Volksdialekten geschrieben,<br />

für deren Herausbildung aus der Sprache der vedischen Hymnen bis<br />

zu dieser Form hin eine Reihe von Jahrhunderten als unbedingt nothwendiges<br />

Postulat sich ergiebt.


Mangel áußerer Chronologie. 7<br />

die indische Literatur ein hohes Alter anzunehmen, so steht<br />

es auf der andern Seite schlimm genug, wenn man nach chronologischen<br />

Daten für dieselbe sucht Wir müssen uns bescheiden,<br />

daß ein solches Suchen im Allgemeinen ganz fruchtlos<br />

ist; und nur für diejenigen Zweige der Literatur, die auch<br />

nach Außen bekannt geworden sind‚ so wie für die jüngsten<br />

Jahrhunderte in welchen uns theils die Data der Handschriften,<br />

theils die in den Einleitungen oder Schlußworten der<br />

Werke selbst gegebenen Data Anhalt gewähren, ist hierbei<br />

auf Erfolg zu rechnen. Im Übrigen aber ist nur eine innere<br />

Chronologie möglich, die sich theils auf den Charakter der<br />

Werke, theils auf die darin sich findenden Citate etc. gründet.<br />

Wir haben die indische Literatur in zwei große Perioden<br />

zu theilen, in die vedische und in die Sanskrit-Periode. Ich<br />

wende mich zunächst zu der ersten derselben, der vedischen<br />

Periode, und zwar um zuerst ein Gesammtbild derselben vorauszuschicken,<br />

ehe ich zu ihren Einzelnheiten übergehe.


ERSTE PERIODE.<br />

DIE VEDISCHE LITERATUR.<br />

Wir haben vier Veda zu unterscheiden: — den Ṛg¬<br />

veda, den Sāmaveda, den Yajurveda (und zwar diesen<br />

in zweierlei Gestalt), und den Atharvaveda — innerhalb<br />

welcher drei große Abstufungen aus einander zu halten sind:<br />

Saṃhitā, Brāhmaṇam, Sūtram.<br />

Das gegenseitige Verhältniß dabei ist folgendes:<br />

Die Saṃhitā*) des Ṛk ist eine reine Liedersammlung,<br />

enthaltend den Liederschatz, den die Inder aus ihren alten<br />

Sitzen am Indus mitbrachten, mit welchen sie dort „für sich<br />

und ihre Heerden Gedeihen erfleht, die aufgehende Morgen¬<br />

röthe begrüsst, den Kampf des blitztragenden Gottes mit der<br />

finstern Macht besungen, und die Hülfe der Himmlischen gepriesen<br />

hatten, die in ihren Kämpfen sie rettete".**) Die Lieder<br />

sind hier geordnet nach den Sängerfamilien, denen man<br />

sie zuschreibt. Der Grund der Zusammenstellung dieser Liedersammlung<br />

ist also ein rein wissenschaftlicher, so zu sagen :<br />

*) der <strong>Name</strong> Saṃhitā (Sammlung) findet sich erst in den sogenannten<br />

Āraṇyaka (spätesten Nachträgen zu den Brāhmaṇa) und in den Sūtra vor:<br />

ob im obigen Sinne, ist selbst da noch nicht sicher: die <strong>Name</strong>n, unter denen<br />

die Saṃhitā in den Brāhmaṇa genannt werden, sind entweder Ṛcaḥ , Sā¬<br />

māni, Yajūṃṣi, oder Ṛgveda, Sāmaveda, Yajurveda, oder Bahvṛ¬<br />

cāḥ, Chandogāḥ, Adhvaryavaḥ, oder Trayī Vidyā, Svādhyāya,<br />

Adhyayanam, auch Veda allein. In den Sūtra findet sich zuerst der <strong>Name</strong><br />

Chandas speciell für die Saṃhitās in Anwendung gebracht, so besonders bei<br />

Pāṇini, wo außerdem noch Ṛṣi, Nigama, Mantra (?) so verwendet wird.<br />

**) s. Roth zur Lit. und Gesch. des Weda p. 8. Stuttg. 1845.


Die Saṃhitā der drei älteren Veda. 9<br />

die Zeit der Redaction kann demnach möglicherweise,<br />

weiter läßt sich nichts sagen, später sein, als die Redactions¬<br />

zeit der beiden demnächst zu behandelnden Saṃhitā, welche<br />

einem praktischen Bedürfnisse dienen und nothwendig wurden,<br />

sobald sich überhaupt ein Cultus mit bestimmtem Ritual<br />

'zu bilden begann. Die Saṃhitā des Sāman nämlich, wie<br />

die beiden Saṃhitā des Yajus, führen nur die bei den<br />

Ceremonieen des Somaopfers und der übrigen Opfer zu re¬<br />

citirenden Ṛc (Verse) und Opfersprüche auf, und zwar geschieht<br />

dies, beim Yajus wenigstens wissen wir es mit<br />

Sicherheit, in derselben Reihenfolge, in welcher sie praktisch<br />

vorkommen. Die Saṃhita des Sāman enthält nur Verse,<br />

Ṛc, die des Yajus dagegen auch Sprüche in Prosa: erstere,<br />

die Ṛc, kehren sämmtlich, mit wenigen Ausnahmen, in der<br />

Ṛksaṃhitā wieder, so daß die Sāmasaṃhitā nichts<br />

weiter ist, als ein Auszug der zu dem Somaopfer in Bezug<br />

gesetzten Verse ans den Liedern der letzteren. Diese in Sā¬<br />

masaṃhitā und Yajuḥsaṃhitā sich findenden Ṛc nun<br />

erscheinen daselbst aber meist in theilweise sehr veränderter<br />

Gestalt, mit bedeutenden Abweichungen von den Lesarten<br />

des Ṛk (der Ṛksaṃhitā). Dafür ist eine dreifache Erklärung<br />

möglich: entweder jene Lesarten sind älter und ursprünglicher<br />

als die des Ṛk, insofern sie durch den liturgischen<br />

Gebrauch vor Aenderungen geschützt waren, während<br />

das einfache Lied als nicht unmittelbar zur heiligen Handlung<br />

gehörig, weniger gewissenhaft aufbewahrt wurde: — oder<br />

sie sind später als die des Ṛk, und zwar dadurch entstanden,<br />

daß man den eigentlichen Text dem Sinne anbequemen<br />

mußte, welchen man dem Verse in seiner Anwendung auf<br />

die Ceremonie beilegte: — oder endlich sie sind gleichberechtigt<br />

mit den Lesarten des Ṛk, insofern ein und dasselbe<br />

Lied je nach den verschiedenen Gegenden und Familien<br />

sicher auch manche Varianten darbot, in der Gegend und Familie,<br />

wo es entstand, am treuesten sich erhielt, in denen, zu<br />

welchen es kam, weniger treu. Alle diese drei Erklärungs¬<br />

weisen sind gleich richtig und in gleicher Weise bei jedem


10 Gegenseitiges Verhältniss der drei älteren veda, ihre Abschlußzeit.<br />

einzelnen Falle im Auge zu haben. Im Besonderen stellt<br />

sich das Verhältniß aber so, daß die in der Sāmasaṃhitā<br />

vorkommenden Ṛc im Allgemeinen durch ihre alterthüm¬<br />

licheren grammatischen Formen sich als die alteren und ursprünglicheren<br />

erweisen, die in den beiden Saṃhitā des Yajus<br />

dagegen im Allgemeinen eine secundäre Veränderung erlitten<br />

zu haben scheinen. Fälle, die der dritten Erklärungsweise<br />

zugehoren, finden sich in beiden, in der Sāmasaṃhitā wie<br />

in den Yajuḥsaṃhitā, gleich häufig. Es kann darauf überhaupt<br />

nicht genug Gewicht gelegt werden: die Veränderungen,<br />

welche die Lieder und Hymnen im Munde des Volkes,<br />

von Einem zum Andern wandernd, erhielten, sind jedenfalls als<br />

sehr bedeutend zu erachten: denn an Schrift ist in dieser<br />

Epoche nicht zu denken, wohl kaum für die Brāhmaṇa¬<br />

zeit, sonst wären die vielen Abweichungen der einzelnen<br />

Schulen auch in Bezug auf die Brāhmaṇatexte, wie überhaupt<br />

die große Zahl verschiedener Schulen (Śakhā) schwerlich<br />

zu erklären.<br />

Wenn die Lieder des Ṛk, ob ihrer Mehrzahl nach?<br />

noch an den Ufern des Indus entstanden sind, so kann ihre<br />

endliche Zusammenstellung und Redaction doch nur in Indien<br />

selbst stattgefunden haben: wann? ist freilich schwer zu beantworten..<br />

Einzelne Stücke reichen noch in die Zeit des geregelten<br />

Kastenwesens hinab, und die Tradition selbst weist uns<br />

wohl durch die <strong>Name</strong>n Śākalya und Pañcāla Bābhra¬<br />

vya, denen sie eine Hauptthätigkeit für die Feststellung der<br />

Ṛksaṃhitā zuschreibt, in die Blüthezeit der Videha und<br />

Pañcāla, wie ich dies im Verlauf zeigen werde. Die Saṃ¬<br />

hitā des Sāman giebt, als gänzlich dem Ṛk entlehnt, gar<br />

keinen Aufschluß über ihre Entstehungszeit, nur etwa, insofern<br />

sie keine Theile aus den späteren Stücken des Ṛk entlehnt,<br />

vielleicht einen Fingerzeig dafür, daß diese damals<br />

noch nicht existirten — doch ist dies noch nicht untersucht.<br />

Für die beiden Saṃhitā des Yajus dagegen haben wir<br />

in den ihnen eigenthümlichen prosaischen Stücken die entschiedensten<br />

Beweise, daß sie im östlichen Theile Hindo­


Die Saṃhitā des Atharvaveda. 11<br />

stan's 7<br />

), im Lande der Kurupañcāla, entstanden sind,<br />

speciell zu einer Zeit, als das brāhmanische Element schon<br />

uberwiegend die Herrschaft gewonnen, ob auch noch manchen<br />

harten Kampf zu bestehen hatte, und wo jedenfalls die Hierarchie<br />

der Brāhmanen, das Kastenwesen, schon vollständig<br />

herausgebildet waren. Ja wir haben hier sogar vielleicht<br />

auch einen äußeren Anhalt, wonach die vorliegende Redaction<br />

der Saṃhitā des weißen Yajus in das 3. Jahrh. a. Chr.<br />

fallen würde. Megasthenes nennt nämlich ein Volk der<br />

Maöiavdivoi, deren <strong>Name</strong>n bei der Hauptschule des weißen<br />

Yajus, den Mādhyaṃdina, wiederkehrt: des Weiteren<br />

werden wir dies im Verlauf besprechen.<br />

In diese Zeit der erlangten Herrschaft des Brāhmanis¬<br />

mus fällt nun auch die Entstehung der Atharvasaṃhitā,<br />

die im übrigen der Ṛksaṃhitā vollständig analog dasteht und<br />

den Liederschatz dieser brāhmanischen Zeit enthält. Manche<br />

Lieder darin finden sich in dem letzten, spätesten. Buche<br />

der Ṛksaṃhitā wieder, in dieser als späteste Eindringlinge<br />

der Redactionszeit, in jener als ganz berechtigter und<br />

eigener Ausdruck der Gegenwart. Der Geist beider Sammlungen<br />

ist freilich ein ganz anderer: im Ṛk weht ein lebendiges<br />

Naturgefühl, eine warme Liebe zur Natur, im Athar¬<br />

van dagegen herrscht nur scheue Furcht vor deren bösen<br />

Geistern, und ihren Zauberkräften: dort stand das Volk eben<br />

noch in freier Selbstthätigkeit und Ungebundenheit da, hier<br />

ist es in die Fesseln der Hierarchie und des Aberglaubens<br />

gebannt. Es sind übrigens auch in der Atharvasaṃhitā<br />

sicher sehr alte Stücke enthalten, vielleicht solche die mehr<br />

dem eigentlichen Volke, den niederen Schichten desselben,<br />

angehörten, während die Lieder des Ṛk mehr den Geschlechtern<br />

anzugehören scheinen*). Übrigens haben die<br />

7<br />

] besser: östlich vom Indus, in Hindostan.<br />

*) im Widerspruch zu dieser auf einzelne Stellen darin gegründeten Ver¬<br />

muthung stünde aber allerdings der <strong>Name</strong> Atharvāṅgirasas, den diese Sam¬<br />

hitā führt, wonach sie im Gegentheil den ältesten und edelsten Geschlechtern<br />

der Brāhmaṇa angehören würde. Ich habe aber schon anderswo die Muth¬<br />

maßung aufgestellt, daß dieser <strong>Name</strong> nur eine bloße Assumption sei, um eben


12 Die Brāhmaṇa: ihr Charakter.<br />

Lieder des Atharvan lange zu kämpfen gehabt, ehe sie als<br />

vierter Veda anerkannt wurden. In den älteren Theilen<br />

der Brāhmaṇa des Ṛk, Sāman und Yajus wird ihrer<br />

noch nicht gedacht, sie entstanden ja erst, gleichzeitig damit,<br />

erst in den späteren Theilen werden sie genannt.<br />

Wir kommen nun zur zweiten Stufe der vedischen Literatur,<br />

zu den Brāhmaṇa.<br />

Im Allgemeinen läßt sich der Charakter der Brāhmaṇa*)<br />

so bezeichnen, daß sie die Verbindung der Opferlieder und<br />

Sprüche mit der Opferhandlung zum Zwecke haben, theils<br />

die directe gegenseitige Beziehung derselben — und insofern<br />

geben sie zugleich das jedesmalige Ritual in seinen Einzelnheiten<br />

an, theils ihre symbolische Beziehung auf einander —<br />

und insofern sind sie entweder direct erklärend und analysi¬<br />

rend, den Spruch in seine einzelnen Theile zerlegend, oder<br />

aber jene Verbindung in dogmatischer Weise traditionell oder<br />

speculativ begründend. Wir finden somit in ihnen die für<br />

uns ältesten Ritualvorschriften, die ältesten sprachlichen Erklärungen,<br />

die ältesten traditionellen Erzählungen und die ältesten<br />

philosophischen Speculationen. Dies ist im Allgemeinen<br />

der Grundcharakter von allen Werken dieser Art, doch<br />

sind sie im Einzelnen sehr verschieden von einander, je nachdem<br />

sie sich mehr nach der einen oder andern Richtung hinneigen,<br />

und resp. je nachdem sie dem einen oder anderen<br />

Veda zugehören. Der Zeit nach gehören sie sämmtlich in<br />

die Übergangsperiode aus der vedischen Gesittung und Bil­<br />

dern Inhalte eine größere Weihe zu verleihen, s. Ind. Stud. 1, 295. [zwei ve¬<br />

dische Texte über Omina und Portenta p. 346—6].<br />

*) das Wort bezeichnet „das sich auf das Gebet, brahman, beziehende."<br />

Brahman selbst heißt hervorziehend, theils physisch, also : hervorbringend, schaffend,<br />

theils psychisch, also: emporhebend, erhebend, stärkend. Das erste Vorkommen<br />

des <strong>Name</strong>ns Brāhmaṇa in obigem Sinne findet sich in dem Brahmaṇa<br />

des weißen Yajus, besonders in dem dreizehnten Buche desselben;<br />

wenn nämlich von einer ceremoniellen oder anderen Bestimmung die dogmatische<br />

Erklärung bereits früher gegeben war, so heißt es daselbst „tasyoktam<br />

brāhmaṇam, ihr Brāhmaṇam ist schon gesagt", währendes in den früheren<br />

Büchern bei solchen Fällen „tasyokto bandhuḥ“ heißt: „ihre Verbindung<br />

ist schon gesagt" [s. Ind. Stud. V, 60. IX, 351]. — In den Sāmasūtra wird neben<br />

Brāhmaṇa auch Pravacana, dem Comm. nach, in gleichem Sinne gebraucht: auch<br />

erwähnen sie Anubrāhmaṇa, ein Wort, das sich sonst nur bei Pāṇini findet.


Die Entstehung der Brāhmaṇa. 13<br />

dung in die brāhmanische Denkweise und Lebensordnung,<br />

sie vermitteln eben diesen Übergang, uud stehen die einen<br />

mehr am Anfange, die andern mehr am Schlusse desselben*).<br />

Hervorgegangen sind die Brāhmaṇa aus den Anschauungen<br />

einzelner Weisen, die sich traditionell mittheilten und in<br />

ihren Familien, wie von ihren Schülern, theils aufbewahrt,<br />

theils weiter ergänzt wurden. Je großer die Zahl dieser einzelnen<br />

Traditionen wurde, desto dringender ward auch das<br />

Bedürfniß, sie mit einander in Einklang zu setzen. Solche<br />

mehreres dgl. zusammenfassende Umarbeitungen, wobei stets<br />

die Herkunft der einzelnen Ansichten über jeden Gegenstand<br />

auf ihren ursprünglichen Vertreter hingeleitet ward, geschahen<br />

allmälig in den verschiedenen Landstrichen durch einzelne besonders<br />

dazu befähigte Männer, sei es daß es nun diese Umarbeitungen<br />

zu einem Ganzen, diese Redactionen, schon wirk¬<br />

lich schriftlich aufgefaßt, sei es daß auch sie noch nur<br />

mündlich überliefert wurden. Für letzteres mochte das<br />

sprechen, daß wir von demselben Werke hie und da zwei im<br />

Einzelnen ganz verschiedene Texte finden: sicher ist freilich hier<br />

nichts zu bestimmen, da auch hier eine ursprüngliche Grundverschiedenheit<br />

oder resp. eine neue Bearbeitung vorliegen<br />

konnte. Es war nun übrigens natürlich, daß jene Redactoren<br />

vielfach mit einander in Widerspruch und Gegensatz ge¬<br />

riethen, daher wir hie und da eine nicht geringe Animosität<br />

gegen die, welche dem Verfasser als heterodox gelten, zu bemerken<br />

haben. Der überwiegende Einfluß, den allmälig einzelne<br />

dieser Werke über die andern gewannen, sei es, daß er durch<br />

die innere Tüchtigkeit bedingt war, oder dadurch, daß ihr<br />

Verfasser dem hierarchischen Geiste mehr zusagte, als jene,<br />

hat es nun**) leider bewirkt, daß nur sie uns erhalten blieben,<br />

*) Pāṇini nennt lv, 3, 105 direct „ältere (purāṇaprokta) Brāh¬<br />

maṇa," im Gegensatz, wozu sich natürlich zu seiner Zeit „neuere" (tulya¬<br />

kāla, wie der Scholiast sagt) befunden haben müssen [s. hiezu Goldstücker<br />

.‚Pāṇini" p. 132 fg. und meine Entgegnung in den lud. Stud, v, 64 fg.]<br />

**) auch die Schwierigkeit der Aufbewahrung ist dabei bedeutend in Anschlag<br />

zu bringen, da ja damals entweder noch gar keine Schrift da war, oder<br />

dieselbe wenigstens jedenfalls nur selten zur Anwendung kam. [,,In considering<br />

the question of the age and extent of the use of writing in India, it is im­


14<br />

Gegenseitiges Verhältnis der Brāhmaṇa<br />

während die Werke, welche die in ihnen bekämpften Ansichten<br />

vertraten, großentheils verschwunden sind. Vielleicht<br />

findet sich noch hie und da in Indien ein Bruchstück vor,<br />

im Allgemeinen aber ist hier, wie überall in der indischen<br />

Literatur, der beklagenswerthe Umstand eingetreten, daß die<br />

endlich den Sieg behaltenden Werke ihre Vorgänger fast voll¬<br />

ständig verdrängt und vernichtet haben. Indessen ist die<br />

Zahl der vorhandenen Brāhmaṇa verhältnißmäßig noch<br />

ziemlich bedeutend, was wir offenbar dem Umstande zu danken<br />

haben, daß sie sich je an verschiedene Veda anschließen,<br />

und zwischen den Familien, in welchen sich das Studium der<br />

einzelnen Veda erblich fortpflanzte, stets eine Art Eifersüchtelei<br />

geherrscht hat, so daß wenigstens für einen jeden Veda<br />

diejenigen Werke, welche allmälig dafür die höchste Auetoritat<br />

erhielten, bewahrt worden sind, obgleich die praktische<br />

Bedeutung der Brāhmaṇa allmälig immer mehr verloren und<br />

auf die Sūtra etc. überging. Zu den so verloren gegangenen<br />

Brāhmaṇa, resp. auch Recensionen der Saṃhitā, gehören<br />

die der Vāṣkala, Paiṅgin, Bhāllavin, Śāṭyāyanin,<br />

Kālabavin, Lāmakāyanin, Śāmbuvi, Khāḍāyanin,<br />

Śālankāyanin, die wir in den hieher gehörigen Werken<br />

verschiedentlich citirt finden: ferner alle die im gaṇa Śau¬<br />

naka (P. IV‚ 3, 106) genannten Chandas (Saṃhitā),<br />

deren <strong>Name</strong>n nicht einmal anderswo citirt werden.<br />

Was die Brāhmaṇa der einzelnen Veda betrifft, so ist<br />

der Unterschied derselben wesentlich folgender: die Brahmana<br />

des Ṛk geben bei Darstellung des Rituals im Allgemeinen<br />

nur diejenigen Obliegenheiten an, welche dem Hotar<br />

zukommen, dem Recitirer der Ṛc, der aus den verschiedenen<br />

Hymnen je die für die besondere Gelegenheit passenden Verse<br />

als deren Śastram (Canon) zusammenzustellen hat: die<br />

Brāhmaṇa des Sāman beschränken sich auf das dem Ud¬<br />

gātar, dem Sänger der S am an, Obliegende, und die des<br />

portant to point out, that the want of suitable materials in the North at least,<br />

before the introduction of paper, must have been a great obstacle to its general<br />

use" Burnell Elements of South Indian Palaeography p. 10.]


in den verschiedenen veda. Ihr gemeinsamer <strong>Name</strong> Śruti. 15<br />

Yajus auf das, was dem Adhvaryu, dem eigentlich handelnden<br />

Opferpriester zukommt. Wenn nun in den Brāh¬<br />

mana des Ṛk die Reihenfolge der Handlung im Ganzen<br />

gewahrt bleibt, die Reihenfolge aber, in welcher die Hymnen<br />

in der Ṛksaṃhitā stehen, gar nicht beachtet wird, ist dies<br />

Verhältniß bei den Brāhmaṇa des Sāman und Yajus,<br />

deren Saṃhita ja eben schon der rituellen Reihenfolge an¬<br />

gepaßt sind, dem entsprechend ein anderes: und zwar stellt<br />

es sich so, daß das Brāhmaṇam des Sāman sich nur selten<br />

auf Erklärung der einzelnen Verse einläßt, dagegen das Brāh¬<br />

maṇam des weißen Yajus fast als ein fortlaufender dogmatischer<br />

Commentar zu der Saṃhitā desselben zu betrachten<br />

ist, deren Reihenfolge es so strikt bewahrt, daß wir, falls es<br />

einen Vers oder mehrere derselben ausläßt, daraus vielleicht<br />

zu schließen berechtigt sind, daß dieselben damals noch nicht<br />

in der Saṃhitā standen: für einige von denjenigen Büchern<br />

der Saṃhitā, welche derselben nach der ursprünglichen<br />

Redaction später noch zugefügt wurden, ist auch ein Nachtrag<br />

zum Brāhmaṇa hinzugefugt, so daß dasselbe statt 60<br />

Adhyāya, wie dies früher der Fall gewesen zu sein scheint,<br />

nun deren 100 enthält. Das Brāhmaṇam des schwarzen<br />

Yajus ist, wie wir unten sehen werden, von der Saṃhitā<br />

desselben nur der Zeit, nicht dem Inhalte nach verschieden,<br />

es ist ein Nachtrag dazu. Das Brāhmaṇam des Atharvan<br />

ist vor der Hand noch unbekannt, obschon Handschriften<br />

davon in England sich vorfinden 8<br />

).<br />

Der gemeinsame <strong>Name</strong> der Brāhmaṇa­Literatur ist<br />

Śruti, Gehör, d. i. was Gegenstand des Gehörs, des Vortrags,<br />

der Lehre ist und wird dadurch der gelehrte, also<br />

exclusive Charakter derselben schon zur Genüge angedeutet,<br />

wie sich denn auch oft genug in diesen Werken selbst die<br />

Warnung findet, ihre Kunde keinem Ungeweihten anzuvertrauen.<br />

Der <strong>Name</strong> Śruti findet sich zwar noch nicht in<br />

ihnen selbst, erst in den Sūtra, wird aber durch den in<br />

8<br />

] es ist seitdem publicirt worden, s. unten. Irgend welche directe innere<br />

Beziehung zu der Ath. Saṃhitā liegt darin nicht vor.


16 Die Sūtra. Charakter und Entstehung derselben.<br />

ihnen häufigen, entsprechenden Gebrauch des Verbums śru<br />

vollständig gerechtfertigt.<br />

Was nun die Sūtra*), die dritte Stufe der vedischen<br />

Literatur betrifft, so beruht dieselbe im Ganzen wesentlich<br />

auf den Brāhmaṇa und ist als eine nothwendige Ergänzung,<br />

als ein Fortschreiten auf dem in diesen betretenen<br />

Wege der Schematisirung und Formalisirung anzusehen 9<br />

).<br />

Während die Brāhmaṇa sich zum Zweck der Erklärung<br />

und Begründung etc. des Opfers stets nur auf einzelne Fälle<br />

des Rituals, der Exegese, der Tradition, der Speculation einlassen<br />

und ihnen eine reiche Fülle dogmatischer Bearbeitung<br />

*) das Wort Sūtra findet sich in dieser Bedeutung zuerst im Madhu¬<br />

kāṇḍa, einem der spätesten Nachträge zum Brāhmaṇa des weißen Yajus<br />

vor, sodann in den beiden Gṛhyasūtra des Ṛk, endlich bei Pāṇini: es<br />

bedeutet Faden, Band (of. lat. suere). Darf man hierin etwa einen analogen<br />

Ausdruck für unser „Band" finden? dann wäre der <strong>Name</strong> von dem Zusammenheften<br />

der Blätter zu verstehen und würde nothwendig das Bestehen der Schrift<br />

voraussetzen (etwa ebenso wie das zuerst bei Pāṇini sich findende grantha?).<br />

Die Untersuchung über den Ursprung der indischen Schrift ist leider immer<br />

noch sehr im Argen (die ältesten Inschriften gehen nach Wilson nur bis in<br />

das 3. Jahrh. a. Chr. zurück): Nearch indeß erwähnt sie bekanntlich schon,<br />

und seine Zeit paßt im Ganzen recht gut zu derjenigen, in welche wir wohl<br />

im Allgemeinen die Entstehung der Sūtra zu versetzen haben. Da nun aber<br />

die Sūtra hauptsächlich für das Gedächtniß bestimmt waren, was sich aus<br />

ihrer Form ergiebt, und diese zum Theil erklärt, so könnte man daraus allerdings<br />

einen sehr wesentlichen Einwurf gegen die eben vorgeschlagene Etymologie<br />

herleiten, und im Gegentheil etwa die Bedeutung „Leitfaden" als die zu<br />

Grunde liegende annehmen?? [so im Petersb. Wörterbuch. — Die indische<br />

Schrift ist semitischen Ursprung«, s. Benfey Indien (1840) p. 254, meine Ind.<br />

Skizz. (1856) p. 127 fg., Burnell Elem. of South Ind. Pal. p. 3 fg. ; sie diente zunächst<br />

wohl nur weltlichen, erst secundär auch literarischen Zwecken, s. Müller Anc,<br />

S. Lit. p. 507. Ind. Stud, v, 20 fg. Ind. Streifen II, 339. Die unbedingte<br />

Beziehung der Wörter sūtra und grantha auf Schrift ist von Goldstücker<br />

‚‚Pāṇini" (1860) p. 26 fg. verfochten worden, s. dagegen Ind. Stud, v, 24 fg.<br />

XIII, 476]. — Aehnlich ungewissen Resultats läßt uns die Etymologie noch<br />

bei einem andern Worte, das hieher gehört, bei akṣara „Silbe". Dies Wort<br />

kommt in dieser Bedeutung in der Saṃhitā des Ṛk (oder Sāman), wie es<br />

scheint, noch nicht vor, bedeutet darin vielmehr überall „unvergänglich."<br />

Die Bedeutung „Silbe" nun, die sich zuerst in der Saṃhitā des Yajus<br />

findet, könnte eben mit dieser Urbedeutung etwa durch den Begriff der Schrift<br />

vermittelt sein? Das Schreiben ist eben gleichsam ein Unvergänglichmachen der<br />

sonst flüchtig verwehenden Silben und Worte, oder sollte der Begriff des unvergänglichen<br />

Xoyoq zu Grunde liegen?? [Schon in den „Errata" bemerkte ich,<br />

daß akṣara nach Aufrecht's Mittheilung im Ṛk zweimal I‚ 164, 24 (47) und<br />

x, 13, 3 vom Messen der Rede gebraucht werde, somit daselbst wohl Silbe<br />

bedeute. Dem Petersb. Wörterb. zufolge ist diese Bedeutung aus der von: das<br />

bleibende, Einfache in der Sprache herzuleiten].<br />

9<br />

l über das gegenseitige Verhaltniß der Brāhmaṇa und Sūtra s. noch<br />

Ind. Stud. VIII, 76. 77. Ix‚ 353. 354.


Śrautasūtra. GṛhyasŪtra. 17<br />

zutragen, stellen es sich die Sūtra zum Zweck, alles darauf<br />

Bezügliche zusammenzufassen. Die Masse des Stoffes wurde<br />

zu groß, über den Einzelnheiten war man theils in Gefahr,<br />

die Totalität zu verlieren, theils ward es allmälig unmöglich,<br />

alle die verschiedenen Erscheinungen neben einander zu besprechen.<br />

Die Breite der Darstellung in den Einzelnheiten<br />

mußte einer kurzen Übersicht der Gesammtheit dieser Einzelnheiten<br />

weichen : bei der großen Masse derselben war aber<br />

die möglichste Kürze nöthig, um das Gedächtniß nicht zu<br />

sehr zu beschweren, eine Kürze, welche übrigens sehr gedrängt<br />

und änigmatisch ausgefallen ist und zwar um so mehr,<br />

je selbständiger die Sūtra­Literatur ward, je mehr man sich<br />

der daraus entspringenden Vortheile bewußt wurde: je älter<br />

daher ein Sūtram, desto verständlicher ist es, je räthsel¬<br />

hafter, desto jüngeren Ursprung bekundend*).<br />

Keineswegs indeß stutzt sich die Literatur der Sūtra<br />

auf die Brāhmaṇa allein, da diese im Allgemeinen doch zu<br />

sehr das Opferritual hervorheben, und führt denn auch in der<br />

That nur ein besonderer Theil der Sūtra, die sogenannten<br />

Kalpasūtra nämlich, welche eben nur dieses Opferritual behandeln<br />

10<br />

), speciell auch den <strong>Name</strong>n Śrautasūtra, „solche<br />

welche auf die Śruti gegründet sind". Für die Grundlagen<br />

der übrigen Sūtra dagegen müssen wir uns noch anderweitig<br />

umthun.<br />

Neben den Śrautasūtra tritt uns zunächst eine zweite<br />

Klasse ritueller Sūtra entgegen, die sogenannten Gṛhya¬<br />

sūtra, welche die häuslichen Ceremonien behandeln, die bei<br />

der Geburt (und vor ihr), bei der Verheirathung, sowie bei (und<br />

nach) dem Tode zu feiern sind: diese Werke zeigen schon<br />

durch ihren <strong>Name</strong>n auf ihre Quelle hin, insofern sie außer<br />

*) Pāṇini (Iv, 3, 105) unterscheidet wie bei den Brāhmaṇa, so auch<br />

bei den Kalpa, d. i. Kalpasūtra, die von den Alten herrührenden von<br />

denen die seiner eigenen Zeit naher stehen.<br />

10<br />

] über das Opfer und die Opfergeräthe der Śrautasūtra s. M. Müller in<br />

Z. D. M G. Ix, XXXVI—Lxxxii, Haug's Noten zu seiner Übersetzung des<br />

Aitareya Brāhmaṇa, und meine Abhandl. zur Kenntniß des vedischen Opfer­<br />

Rituals in den Ind. Stud. X. XIII.


18 Umbildung der ursprünglichen Rechtsverhältnisse.<br />

Gṛhyasūtra auch den <strong>Name</strong>n Smārtasūtra führen,<br />

„solche, welche auf die Smṛti gegründet sind". Smṛti,<br />

Gedächtniß, d. i. was Gegenstand des Gedächtnisses ist, kann<br />

sich von Śruti, Gehör, d. i. was Gegenstand des Gehörs ist,<br />

offenbar nur so unterscheiden, daß Ersteres ohne Weiteres, ohne<br />

besondere Lehre und Vorkehrungen sich dem Gedächtnisse<br />

einprägt: es gehört Allen, dem ganzen Volke an, wird von<br />

dem Bewußtsein Aller getragen und hat eben nicht nöthig,<br />

besonders gelehrt zu werden. Sitte und Recht sind allgemeines<br />

Eigenthum, Allen zugänglich, das Ritual dagegen,<br />

zwar allerdings ursprünglich ebenso aus dem allgemeinen<br />

Bewußtsein entstanden, bildet sich durch die Speculationen<br />

und Eingebungen Einzelner in seinen Einzelnheiten aus und<br />

bleibt somit das Eigenthum Weniger, die, durch die äußeren<br />

Umstände begünstigt, es verstehen, dem Volke die gehörige<br />

Scheu vor der Wichtigkeit und resp. Heiligkeit dieser ihrer<br />

Institutionen einzuflößen. Damit ist indessen nicht gesagt,<br />

daß nicht auch die Smṛti, Sitte und Recht, allmälig gewaltige<br />

Veränderungen erfuhren. Das einwandernde Volk<br />

hatte im großen Ganzen viel zu viel mit der Bekämpfung<br />

der Ureinwohner zu thun, als daß es sich mit anderen<br />

Dingen beschäftigen konnte: seine ganze Energie mußte zunächst<br />

darauf gerichtet sein, sich zu behaupten. Als dies gelungen<br />

und der Widerstand gebrochen war, da wachte es<br />

eines Morgens auf und sah sich in den Händen anderer<br />

Feinde, bei weitem mächtigerer, gebunden und gefesselt: oder<br />

vielmehr es wachte gar nicht wieder auf, die körperliche<br />

Kraft war zu lange, zu ausschließlich zum Nachtheile der<br />

geistigen geübt und verwendet worden, so daß die geistige<br />

allmälig ganz verschwunden war. Mit diesen Feinden aber<br />

ging es so zu. Die Kenntniß der alten Lieder, mit denen<br />

man in den alten Sitzen die Naturgewalten verehrt hatte, die<br />

Kenntniß des daran sich knüpfenden Rituals war immer aus<br />

schließlicher das Eigenthum derer geworden, deren Vorväter<br />

etwa jene Lieder erfanden, und in deren Geschlechte sich<br />

dann die Kunde davon erblich fortgepflanzt hatte. In ihren


Entstehung der Kasten. 19<br />

Händen blieben auch die Traditionen, die sich daran knüpften<br />

und ZU ihrer Erklärung nöthig waren. Die Fremde aber<br />

umgiebt das aus der Heimath Mitgebrachte mit einem heiligen<br />

Zauber, und so kam es, daß diese Sängerfamilien zu Priester¬<br />

familien wurden, deren Einfluß sich immer mehr condensirte,<br />

je ferner das Volk seiner Heimath zog, je mehr Kämpfe es<br />

nach Außen zu bestehen hatte, und je mehr es daher seiner<br />

alten Einrichtungen vergaß. Die Bewahrer des altväterlichen<br />

Herkommens, der alten Götterverehrung traten immer mehr<br />

in den Vordergrund, wurden zu Repräsentanten derselben,<br />

ja zuletzt zu Repräsentanten des Göttlichen selbst, denn sie<br />

haben ihre Stellung in einer Weise benutzt und eine Hierarchie<br />

begründet, die beide ihres Gleichen in der Welt nicht<br />

haben und die ihnen wohl auch schwerlich in einem solchen<br />

Grade gelungen wären, trat nicht der entnervende Einfluß<br />

hinzu, welchen das Clima und die Natur Hindostan’s auf das<br />

dessen ungewohnte und dadurch verführte Volk ausgeübt hat.<br />

Auch die Familien der kleinen Könige, welche früher das<br />

Volk in seinen einzelnen Stämmen beherrscht hatten, nahmen<br />

in den in Hindostan sich mit Nothwendigkeit bildenden<br />

größeren Reichen ebenfalls eine bevorzugte Stellung ein, aus<br />

ihnen entstand die Kriegerkaste. Das eigentliche Volk endlich,<br />

die Viś, Ansiedler, ward zwar selbst zu einer dritten<br />

Kaste zusammengeschmiedet, behielt aber seinerseits natürlich<br />

Vorrechte über die vierte Kaste, die Śūdra, welche aus<br />

verschiedenen Theilen zusammengemischt sind, und zwar theils<br />

vielleicht aus einem arischen Stamme bestanden, der früher<br />

schon sich in Indien niedergelassen hatte, theils aus den<br />

wirklichen Ureinwohnern selbst*), theils endlich aus allen<br />

denjenigen Gliedern des eingewanderten Volkes oder ihrer<br />

westlichen Stammesgenossen, die sich der neuen brahmani¬<br />

schen Ordnung nicht fügen wollten. Die königlichen Geschlechter,<br />

die Krieger, die, so lange es galt, das Volk seiner<br />

Rechte zu berauben, sich tapfer zu den Priestern gehalten<br />

*) die sich schon durch ihre Farbe von den drei andern Kasten unterschieden,<br />

daher der <strong>Name</strong> Varṇa, Farbe, für Kaste, [s. Ind. Stud, x, 4. 10].


20 Zusammenhang der Gṛhyasūtra<br />

haben werden, wollten sich, nachdem das Werk vollendet<br />

war, gegen ihre bisherigen Bundesgenossen erheben, und das<br />

Joch, das dieselben auch ihnen auferlegten, abschütteln, das<br />

war aber vergeblich, der Coloß stand zu mächtig. Nur noch<br />

dunkle Sagen, einzelne Andeutungen sind uns in den späteren<br />

Büchern erhalten, von den verruchten Händen, welche es<br />

wagten die geheiligte gottgeweihte Majestät der Brahmanen<br />

anzutasten, sie berichten aber auch zugleich von den schrecklichen<br />

Strafen, die jenen Gottlosen dafür zu Theil wurden.<br />

Manch ein Barbarossa ist da verschollen und verklungen!<br />

Die Smārtasūtra nun, welche zu dieser Abschweifung<br />

Veranlassung gaben, stehen im Allgemeinen schon vollständig<br />

auf dem Standpunkte des Brahmanismus und rühren, sei es<br />

als Aufzeichnungen, sei es blos als traditionelle Zusammenfassungen,<br />

jedenfalls wohl erst aus einer Zeit her, wo Inan<br />

schon in Gefahr stand, von der Smṛti, der theuren Über¬<br />

lieferung von Geschlecht zu Geschlecht, mehr zu verlieren,<br />

als man wünschte. Wenn sich nun auch diese letztere, wie<br />

wir eben sahen, allerdings schon in diesen einzelnen Geschlechtern<br />

selbst, durch den Einfluß der Brahmanen bedeutend<br />

modificirt hatte, so machte sich dieser Einfluß<br />

doch hauptsächlich nur in Bezug auf die staatlichen Beziehungen<br />

geltend, während die häuslichen Sitten und Gebräuche<br />

11<br />

) sich in ihrer alten Form unangetastet erhielten,<br />

so daß diese Werke einen reichen Schatz höchst alterthüm¬<br />

licher Vorstellungen und Anschauungen bergen. Wir haben<br />

übrigens in ihnen auch die Anfänge der indischen Rechtsliteratur<br />

zu erkennen 12<br />

), deren Inhalt ja zum Theil dem<br />

1<br />

1] über das Ritual bei der Geburt s. Speijer’s Schrift über das<br />

jātakarma (Leiden 1872), — über das Hochzeitsritual die Abh. von Haas<br />

„über die Heirathsgebräuche der alten Inder" nebst Zusätzen von mir in don<br />

índ. Stud, v, 267 fg., sowie meine Abh. „vedische Hochzeit«sprüche" ebendas<br />

p. 177 fg. C1862), — über die Todtenbestattung Roth in Z. D. M. G. vlll,<br />

487 fg. (1854) und M. Müller ibid. Ix, i—xxxvi (1855), sowie O. Donner'»<br />

Schrift Piṇḍapitṛyajña (1870).<br />

12<br />

] es finden sich resp. neben den gṛhyasūtra auch noch einige geradezu<br />

dharmasūtra oder sāmayācārikasūtra genannte Texte, welche als Theile<br />

von śrautasūtra aufgeführt werden, in dieselben indeß wohl erst secundär eingereiht<br />

worden sind.


mit der Rechtsliteratur. 21<br />

ihrigen vollständig entspricht, und deren Verfasser meist mit<br />

denen der Gṛhyasūtra gleiche <strong>Name</strong>n tragen. Zu den<br />

eigentlich rechtlichen Theilen der Gesetzbücher, dem Civil¬<br />

recht, Criminalrecht und Staatsrecht finden sich allerdings<br />

nur wenig Anknüpfungspunkte in ihnen: dieselben sind wohl<br />

überhaupt erst dann zusammengestellt worden, als ihnen wirklich<br />

eine dringende Gefahr drohte und ihre Sicherstellung<br />

dadurch nothwendig bedingt ward Die Gefahr des allmä¬<br />

ligen Hinsterbens war hier bei der steten Thätigkeit der<br />

treibenden Factoren nicht so bald, wie bei den dem häuslichen<br />

Kreise zugehörigen Gebräuchen, zu befürchten, wohl<br />

aber die mächtigen Angriffe, welche der allmälig erstarkte<br />

Buddhismus gegen die brahmanische Staatsordnung<br />

richtete, der Buddhismus, der anfänglich rein aus theoretischer<br />

Hétérodoxie in Bezug auf das Verhältniß der Materie<br />

zum Geist u. dgL Fragen hervorgegangen, mit der Zeit<br />

aber praktischen Fragen der Religion, des Cultus zugewendet,<br />

das ganze Bestehen des Brahmanismus in Frage setzte, insofern<br />

sich die Kriegerkaste und die unterdrückten Classen<br />

des Volkes überhaupt seiner bedienten, um das übermächtige<br />

Joch der Priesterkaste abzuwerfen. Die Nachricht des Me¬<br />

gasthenes, daß die Inder seiner Zeit nur imo fA,vrjfi^g „aus<br />

dem Gedächtniß" Recht sprachen, halte ich somit für vollständig<br />

richtig, und die Auffassung, daß uvijuq hier nur<br />

mißverständliche Übersetzung von Smṛti in der Bedeutung<br />

von Smṛtiśāstra „Lehrbuch der Smṛti" sei, für<br />

unbegründet*). Wohl aber mag sich bald darauf aus dem erwähnten<br />

Grunde, in Folge der Erstarkung desBuddhismus<br />

zu einer antibrāhmanisch en Religion, das Verhältniß<br />

geändert haben, und ein Manu's Gesetzbuch z. B. (mit Zugrundelegung<br />

des Mānavam Gṛhyasūtram) zusammengestellt<br />

worden sein. Es gehört dasselbe aber nicht mehr in<br />

den Schluß der vedischen Periode, sondern in den Anfang<br />

der folgenden.<br />

*) am besten ist diese letztere Auffassung dargestellt bei Schwanbeck<br />

Megasthenes p. 50, 50 [s. aber auch Burnell Elem. of S. I. Palaeogr. p. 4],


22 Die sprachlichen Sūtra; ihre Entstehung.<br />

Wie wir für die Gṛhyasūtra neben den Brāhmaṇa,<br />

in denen nur gelegentlich hie und da Anknüpfungspunkte<br />

dazu sich finden, eine selbständige Grundlage in der Smṛti<br />

gefunden haben, so wird uns dasselbe auch in Bezug auf die<br />

Sūtra sprachlichen Inhalts gelingen, und zwar finden wir<br />

sie dafür in der Recitation der Lieder und Sprüche beim<br />

Opfer. Wenn sie hiernach auf gleicher Stufe mit den Brāh¬<br />

maṇa, die ja demselben Grunde ihren Ursprung verdanken,<br />

stehen, so können wir dies doch blos auf die ihnen nothwen¬<br />

dig lange Zeit vorhergegangenen, weil durch sie vorausgesetzten,<br />

Anschauungen über sprachliche Verhältnisse beziehen,<br />

nicht auf sie selbst, insofern uns in ihnen schon das Resultat<br />

solcher Einzeluntersuchungen zusammengefaßt vorliegt. Es<br />

lag auch offenbar zunächst viel näher, daß man sich über<br />

das Verhältniß des Gebetes zum Opfer klar zu werden<br />

suchte, als daß man die Gestalt des Gebetes selbst zum<br />

Gegenstande der Untersuchung machte. Je heiliger aber die<br />

Handlung wurde, je mehr sich allmälig der Cultus conden¬<br />

sirte, desto größer ward auch die Wichtigkeit der dazu gehörigen<br />

Gebete und ihr Anspruch auf möglichste Sicherstellung<br />

und Reinheit. Das nächste, was dafür zu thun war,<br />

blieb die Festsetzung des Textes der Gebete, sodann die<br />

Richtigkeit der Aussprache und Recitation, endlich die Bewahrung<br />

der Tradition über ihre Entstehung. Erst mit der<br />

Zeit und allmälig, als ihr wörtlicher Sinn dem vorgerückten<br />

Sprachbewußtsein mehr entfremdet wurde — und dies war<br />

bei den damit vertrauten Priestern natürlich viel später der<br />

Fall, als bei dem übrigen Volke, — galt es auch für die<br />

Feststellung und Sicherung dieses Sinnes Sorge zu tragen.<br />

Um alle diese Zwecke zu erreichen, mußten sich diejenigen,<br />

welche damit am meisten vertraut waren, zum Unterricht<br />

der übrigen bequemen, und es entstanden somit um sie<br />

herum Kreise von fahrenden Schülern, die von dem Einen<br />

zum Andern pilgerten, je nachdem sie durch den Ruf besonderer<br />

Gelehrsamkeit angezogen wurden. Es beschränkten<br />

sich diese Untersuchungen natürlich nicht blos auf sprachliche


Charakter der betreffenden Zeit. 23<br />

Gegenstände, sondern sie umfaßten eben den ganzen Kreis<br />

der brahmanischen Theologie, sich in gleicher Weise auch<br />

auf den Cultus, die Dogmatik, die Speculation erstreckend,<br />

die ja alle innigst mit einander verwebt waren. Wir müssen<br />

jedenfalls ein sehr reges, geistiges Leben unter den Brahmanen<br />

jener Zeit annehmen, an dem sogar auch ihre Frauen thätigen<br />

Antheil nahmen, und in welchem wir einen Grund mehr für<br />

die Superiorität zu suchen haben, welche sie über die übrigen<br />

Klassen des Volkes erhielten und ausübten. Übrigens<br />

schlossen sich auch die Krieger nicht von diesen Unter¬<br />

suchungen aus, besonders nachdem sie erst etwas Ruhe gegen<br />

die äußeren Feinde erlangt hatten Wir haben hier ein<br />

treues Abbild der scholastischen Periode des Mittelalters:<br />

Könige, deren Höfe den Mittelpunkt des geistigen Lebens<br />

bilden, Brahmanen, welche in regem Wetteifer die Untersuchungen<br />

über die höchsten Fragen führen, welche der<br />

Menschengeist aufzustellen vermag, Frauen, die in begeistertem<br />

Entzücken sich in die Geheimnisse der Speculation vertiefen,<br />

den erstaunten Männern durch die Tiefe und Erhabenheit<br />

ihrer Anschauungen imponiren, und in, der Beschreibung<br />

nach, somnambulistischem Zustande die ihnen vorgelegten<br />

Fragen über heilige Gegenstände losen. Wie freilich diese<br />

Lösung beschaffen ist, und wie hoch man überhaupt den<br />

Werth dieser ganzen Untersuchungen zu stellen hat, ist eine<br />

andere Sache. Haben doch auch die scholastischen Spitzfindigkeiten<br />

keinen absoluten Werth und ist ja überhaupt nur<br />

das Ringen und das Streben dasjenige, was den Charakter<br />

einer jeden dergl. Periode adelt.<br />

Der Gewinn nun, den diese Zeit für die sprachlichen<br />

Untersuchungen gehabt hat, ist ein sehr bedeutender. Zu¬<br />

nächst haben wir ihr die Festsetzung des Textes der<br />

Gebete, resp. der einzelnen Saṃhitā, die Redaction derselben<br />

zu danken. Es wurden dafür allmälig sehr ausgedehnte<br />

Vorkehrungen getroffen und sind über das Studium,<br />

den Pāṭha, sowie über die verschiedene Aufbewahrung derselben<br />

— in der Schrift? oder im Gedächtniß? beides ist


24 Prātiśākhyasūtra.<br />

möglich 13<br />

), — so specielle Vorschriften gegeben, daß allerdings<br />

seit dieser Zeit eine Veränderung des Textes (Ein¬<br />

schiebungen ausgenommen) fast ganz unmöglich ist. Diese<br />

Vorschriften darüber, wie über die Aussprache der Worte<br />

und die Recitation derselben, liegen uns vor in den Prāti¬<br />

śākhyasūtra, Schriften, welche erst ganz neuerdings bekannt<br />

geworden sind*). Ein solches Prātiśākhyasūtra<br />

schließt sich stets nur an die Saṃhitā eines Veda an,<br />

umfaßt aber alle Schulen derselben: es giebt die allgemeinen<br />

Bestimmungen über die Natur der Laute darin, über die<br />

darin beobachteten euphonischen Regeln, über den Accent<br />

und seine Modificationen, über die Modulation des Tones etc. :<br />

außerdem sind aber auch alle einzelnen Fälle, in welchen<br />

eigenthümliche lautliche oder dergleichen Veränderungen beobachtet<br />

werden, namhaft gemacht 14<br />

), und haben wir somit<br />

ein vortreffliches kritisches Hülfsmittel für die Gestalt des<br />

Textes einer jeden Saṃhitā zu der Zeit, wo ihr Prāti¬<br />

śākhyam verfaßt worden ist: finden sich in irgend einem<br />

Theile derselben besondere lautliche Eigenthümlichkeiten, ohne<br />

daß dieselben im Prātiśākhya angegeben sind, so haben<br />

1 3<br />

] alle termini technici indeß, die für Veda-Studium u. dgl. vorkommen,<br />

beziehen sich durchweg nur auf Sprechen und Hersagen, und treten somit<br />

für nur mündliche Überlieferung ein; die schriftliche Fixirung der vedischen<br />

Texte scheint eben erst in verhältnißmäßig später Zeit stattgefunden zu haben,<br />

s. Ind. Stud. V, 18 fg. (1861). Wie Müller (Anc. S. Lit. 507 fg. 1850), so<br />

haben sich auch Westergaard „über den ältesten Zeitraum der ind. Gesch." (1860,<br />

deutsch 1862 p. 42 fg.) und Haug „über das Wesen des vedischen Accents"<br />

(1873 p. 16 fg.) hiefür ausgesprochen (nach des Letzteren Meinung hätten zuerst<br />

die zum Buddhismus bekehrten Brāhmaṇa aus polemischen Zwecken den veda<br />

schriftlich aufgezeichnet; ihnen seien dann erst die Brahmanen selbst gefolgt).<br />

Dagegen sind Goldstücker, Böhtlingk, Whitney und Roth (der Ath.<br />

veda in Kashmir p. 10) der entgegengesetzten Meinung, insbesondere dahin<br />

gehend, daß den Prātiśākhya schriftliche Texte als vorläge gedient haben<br />

müisten. Auch Benfey war früher dieser Ansicht, hat sich aber neuerdings<br />

wieder (Einl. in die Gramm, der ved. Sprache p. 31) für erst späte, lange Zeit<br />

nach der Diaskeuase erfolgte schriftliche Fixirung der ved. Texte ausgesprochen.<br />

Auch Burnell am a. 0. p. 10 ist der Meinung, daß u. A. schon die Seltenheit<br />

des „material for writing" für ältere Zeiten „almost precludes the existence<br />

of Mss. of books or long documents."<br />

*) durch Roth in seinen Abhandlungen zur Literatur und Geschichte des<br />

Weda p. 53 fg. (übersetzt im Journ. As. Soc. Bengal 1848 p. 6 fg.).<br />

14<br />

] dies ist sogar so recht eigentlich der Zweck der Prātiśākhya, zu<br />

zeigen nämlich, wie der fortlaufende Saṃhitā­Text aus dem Pada­Text, in<br />

welchem die einzelnen Wörter desselben je für sich, in ihrer ursprünglichen.


Metrik. Anukramaṇī. 25<br />

wir darin wohl einen sichern Beweis, daß jener Theil damals<br />

noch nicht zur Saṃhitā gehörte. Die Vorschriften<br />

über das Recitiren des Veda, d. i. der Saṃhitā desselben*),<br />

in den Schulen, mit Wiederholung der einzelnen Worte in<br />

verschiedenen Verknüpfungen, gewähren ein höchst anschauliches<br />

Bild der Sorgfalt, mit welcher man dieses Studium<br />

betrieb.<br />

Auch für die Metrik ist uns hier reiches Material über¬<br />

liefert. Das Bewußtsein der metrischen Gesetze muß natürlich<br />

den Sängern der Lieder selbst eingewohnt haben.<br />

Wir finden aber auch die technischen <strong>Name</strong>n einzelner Metra<br />

schon in den späteren Liedern des Ṛk hie und da genannt:<br />

in den Brāhmaṇa werden die wunderlichsten Spielereien<br />

damit getrieben, und ihre Harmonie in mystischer Weise<br />

mit der Harmonie der Welt in Verbindung gesetzt, als der<br />

Grund derselben angegeben. Ihr Rhythmus ergötzte den naiven<br />

Sinn dieser Denker zu sehr, als daß er ihnen nicht zu dergleichen<br />

Symbolisirungen hätte mit Nothwendigkeit Anlaß<br />

geben müssen. Die weitere Entwicklung der Metrik gab<br />

dann auch den Anstoß, ihre Gesetze specieller zu unter¬<br />

suchen, und diese Untersuchungen sind uns theils in Sūtra<br />

bewahrt 15<br />

), welche direct die Metrik behandeln (z. B. Ni¬<br />

dānasūtram), theils in den Anukramaṇī, einer eigen¬<br />

thümlichen Gattung von Werken, welche, die Reihenfolge<br />

einer jeden Saṃhitā beobachtend, Dichter, Metrum und<br />

Gottheit eines jeden Liedes oder Gebetes aufführen, übrigens<br />

wohl erst einer noch späteren Stufe, als die meisten Sūtra<br />

angehören mögen, einer Zeit, wo der Text einer jeden Saṃ¬<br />

hitā nun schon in seiner Endredaction vorlag, und zwar in<br />

der bei dieser zum Behuf der Regelung des Studiums be­<br />

vorn saṃdhi d. i. den Einflüssen des vorhergehenden und des folgenden Wortes<br />

unberührten Gestalt aufgeführt sind, zu reconstruiren ist. Alles andere, was die<br />

Prātiśākhya darüber hinaus enthalten, ist nur nebensächliches Beiwerk. S. Whitney<br />

im Journal Am. Or. Soc. IV, 259 (1853).<br />

*) streng genommen sind eben nur diese: Veda.<br />

15<br />

] s den ersten Theil meiner Abh. über die Metrik der Inder Ind. Stud,<br />

VIII, 1 fg. (1863),


26 Tradition. Bṛhaddevatā.<br />

liebten Eintheilung in größere und kleinere Abschnitte: die<br />

kleinsten Abschnitte bildeten das jedesmalige Pensum des<br />

Schülers. — Die Bewahrung der Tradition über die Verfasser<br />

und die Entstehung der Gebete hängt zu innig hiemit zusammen,<br />

als daß ich sie von den sprachlichen Sūtra trennen<br />

könnte, obwohl sie einer ganz andern Classe von Werken<br />

den Ursprung gegeben hat. Die ältesten dergleichen Traditionen<br />

finden sich, wie bemerkt, in den Brāhmaṇa selbst,<br />

wo außerdem auch noch Sagen über die Entstehung und<br />

den Urheber dieser oder jener Cultusform gegeben werden,<br />

wobei sich das Brāhmaṇam häufig auf Gāthā, Liedstrophen,<br />

die im Munde des Volkes darüber sich erhalten hatten, beruft.<br />

In diesen Legenden nun haben wir offenbar den Ursprung<br />

zu den grösseren Itihāsa und Purāṇa zu suchen,<br />

die eben nur den Kreis ihres Gegenstandes erweitert<br />

haben, im Übrigen zunächst ganz in derselben Weise vorgingen,<br />

wie dies mehrere der im Mahā­Bhārata z. B. erhaltenen<br />

älteren Bruchstücke darthun. Das älteste bis jetzt<br />

bekannte dergl. Werk ist die Bṛhaddevatā des Śaunaka<br />

in Śloka, die indeß, sich genau an die Reihenfolge der<br />

Ṛksaṃhitā anschließend, schon durch den <strong>Name</strong>n erweist,<br />

daß sie eigentlich nur zufällig hieher gehört. Ihr<br />

eigentlicher Zweck nämlich ist der, die Gottheit eines jeden<br />

Verses der Ṛksaṃhitā anzugeben, dabei aber führt sie so<br />

viele Sagen zu Begründung ihrer Ansicht auf, daß sie mit<br />

Fug und Recht hieher zu rechnen ist. Doch gehört auch<br />

sie, wie die andern Anukramaṇī, erst einer bei weitem<br />

späteren Stufe als die meisten Sūtra an, insofern sie sogar<br />

schon Yāska den Verfasser der Nirukti, von welchem<br />

gleich die Rede sein wird, voraussetzt und auf ihm wesentlich<br />

basirt [s. Adalb. Kuhn in den Ind. Stud. I, 101—120].<br />

Ich habe oben bemerkt, daß die Untersuchungen über<br />

den Wortsinn der Gebete erst dann allmälig entstanden, als<br />

derselbe theilweise dunkel zu werden begann, und daß, da<br />

letzteres bei den damit vertrauten Priestern erst später der<br />

Fall sein konnte, wie bei dem übrigen Volke, die Sprache


Nighaṇṭu. Grammatische Wissenschaft. 27<br />

dieses letztern vielleicht dann schon bedeutend modifient gewesen<br />

sein mag. Das Erste, was man für das Verständniß<br />

that, war theils Synonyma zusammenzustellen, die sich durch<br />

ihre Anordnung selbst erklärten, theils besonders obsolete<br />

Wörter zu sammeln und dann im mündlichen Vortrage einzeln<br />

zu erklären. Solche zusammengestellten Wörter hießen<br />

eingereiht, verflochten, Nigranthu, verderbt in Nighaṇṭu*)<br />

und die damit sich Beschäftigenden: Naighaṇṭukās. Es<br />

ist uns denn auch ein dergleichen Werk erhalten 16<br />

) in fünf<br />

Büchern, von denen die drei Ersten Synonyma enthalten,<br />

das Vierte besonders schwierige Wörter des Veda aufführt,<br />

und das Fünfte eine Classification der verschiedenen gottlichen<br />

Persönlichkeiten giebt, die im Veda auftreten. Auch einer<br />

der alten Vorträge darüber, ein Commentar dazu,<br />

ist uns erhalten, unter dem <strong>Name</strong>n Nirukti „Auslegung",<br />

als dessen Verfasser Yāska genannt wird: er besteht aus<br />

12 Büchern, an die später noch zwei andere, ungehörige, zugetreten<br />

sind. Die Inder rechnen ihn zu den sogenannten<br />

Vedāṅga, zugleich mit Śikṣā, Chandas, Jyotiṣam,<br />

drei sehr späten Werkchen über Lautlehre, Metrik und astronomische<br />

Berechnungen, so wie mit Kalpa und Vyākara¬<br />

ṇam, d. i. Ceremoniell und Grammatik, zwei allgemeinen<br />

Schriftgattungen: ursprünglich haben eben auch die vier<br />

ersten <strong>Name</strong>n nur im Allgemeinen die Schriftgattung bezeichnet<br />

17<br />

) und sind erst später auf die vier einzelnen Werke<br />

übertragen worden, für welche sie jetzt speciell Geltung<br />

haben. In der Nirukti nun, dem Werke des Yāska,<br />

finden wir die ersten allgemein grammatischen Begriffe. Von<br />

der Lautlehre aus, deren Observanz in den Prātiśākhya¬<br />

sūtra in so durchgreifender Weise zunächst nur für jede<br />

Vedasaṃhitā festgestellt wurde, war man allmälig weiter­<br />

*) s. Roth Einleitung zur Nirukti p. XII.<br />

16<br />

) hieher gehört auch noch die von Haug erwähnte Nighaṇṭu zur Ath. S.,<br />

s. Ind. Stud. IX, 175. 176 und das Nigamapariśiṣṭarn des weißen Yajus.<br />

17<br />

] śikṣā ist auch jetzt noch ein dergI. Gattungsname; es haben sich in<br />

neuerer Zeit eine ganze Zahl von Werkchen dieses <strong>Name</strong>ns aufgefunden, und<br />

kommen immer noch mehr zu Tage, s. Kielhorn in den Ind. Stud. xlV, 160.


28 Grammatische Wissenschaft Philosophische Untersuchungen.<br />

gegangen, zunächst wohl zu einer Gesammtanschauung über<br />

die Lautlehre, dann aber auch zu den übrigen Theilen des<br />

Sprachgutes, hatte die Flexion, die Ableitung, die Composition<br />

erkannt und geschieden, und über die dadurch bedingten<br />

Modificationen der Wurzelbedeutung mannigfache Reflexionen<br />

angestellt. Yāska macht eine ziemliche Anzahl<br />

ihm vorhergegangener grammatischer Lehrer namhaft, theils<br />

einzeln, theils unter den allgemeinen <strong>Name</strong>n Nairuktās,<br />

Vaiyākaraṇās, so daß wir hiernach auf eine sehr rührige<br />

Thätigkeit auf diesem Felde zu schließen haben. Besonders<br />

eifrig muß, einer Stelle im Kauṣītaki­Brāhmaṇa nach,<br />

in den nördlichen Theilen Indiens das Studium der Sprache<br />

getrieben worden sein, und das Resultat davon ist denn auch,<br />

daß von dort aus, resp. von Nordwesten her, derjenige Grammatiker<br />

hervorgegangen ist, welcher als der Vater der Sanskṛt­Grammatik<br />

zu gelten hat, Pāṇini. Wenn nun aber<br />

schon Yāska nur noch zu den letzten Reihen der vedischen<br />

Periode zu rechnen ist, so gehört Pāṇini, zwischen welchem<br />

und Yāska noch ein gewaltiger Sprung liegt, jedenfalls<br />

ganz an das Ende derselben, resp. an den Anfang der<br />

nächsten Periode. Von der einfachen Benennung der grammatischen<br />

Wörter durch dem Sinne nach ihnen entsprechende<br />

Wörter, wie wir dies bei Yāska finden, bis zu den algebraischen<br />

Bezeichnungen bei Pānini zu gelangen, muß ein gut Theil<br />

Studium mittlerweile angenommen werden. Übrigens setzt<br />

Pāṇini selbst auch schon einige dergleichen Bezeichnungen<br />

als bekannt voraus, ist also nicht als der Erfinder, nur als<br />

der conséquente Durchführer seiner allerdings in hohem Grade<br />

zweckdienlichen Methode zu erachten.<br />

Endlich auch die Speculation hat neben und nach den<br />

Brāhmaṇa ihre eigenthümliche Entwicklung gehabt, und<br />

ist sie es ja, in welcher zusammt der Grammatik die Inder<br />

die höchste Blüthe ihres an feinen Distinctionen oft so überraschend<br />

reichen Geistes erreicht haben, so abstrus und naiv<br />

sie auch andererseits hie und da dabei verfahren.<br />

In dem letzten Buche der Ṛksaṃhitā finden sich mehrere


Philosophische Untersuchungen. 29<br />

Hymnen speculativen Inhalts, die von einer gewaltigen Tiefe<br />

und Sammlung des Nachdenkens über den Urgrund der Dinge<br />

Zeugniß ablegen und dadurch nothwendig ein lange Zeit<br />

vorhergegangenes Alter philosophischer Untersuchungen bedingen.<br />

Dazu stimmt denn auch der alte Ruf indischer Weisheit,<br />

dischen Gymnosophisten etc.<br />

Es kann nicht fehlen, daß sich nicht auch schon früh,<br />

sobald die Speculation nur irgend erstarkt war, verschiedene<br />

Ansichten und Ausgangspunkte geltend machten, insbesondere<br />

über die Entstehung der Schöpfung, denn dies — das wundersamste,<br />

schwierigste — war zugleich das beliebteste Thema,<br />

so daß wir in jedem Brāhmaṇa wenigstens einen oder mehrere<br />

Berichte davon, in den größeren dergleichen Werken sogar<br />

eine große Zahl verschiedener Muthmaßungen kosmogoni¬<br />

schen Inhalts vorfinden. Ein Hauptunterschied bestand nun<br />

natürlich darin, ob man einen unterschiedslosen Urstoff oder<br />

einen Urgeist annahm: das letztere ward allmälig die orthodoxe<br />

Ansicht, und ist sie daher denn auch in den Brāh¬<br />

maṇa am zahlreichsten und fast ausschließlich vertreten.<br />

Aus den Anhängern der erstern Ansicht aber, die allmälig<br />

als heterodox angesehen wurde, erwuchsen im Fortschritt des<br />

Denkens noch gefährlichere Feinde für die Orthodoxie, die,<br />

anfänglich rein auf theoretisches Gebiet beschränkt, sich bald<br />

auch auf praktische Fragen warfen, und dadurch zu Stiftern<br />

der Religionsform wurden, die wir als Buddhismus kennen.<br />

Das Wort buddha „erwacht, erleuchtet" war ursprünglich<br />

ein Ehrenname aller Weisen, auch der orthodoxen: dies beweist<br />

theils der Gebrauch der Wurzel budh in den Brāh¬<br />

maṇa, theils der Gebrauch des Wortes buddha selbst noch<br />

in den spätesten vedāntischen Schriften. Die technische Beziehung<br />

des Wortes ist ebenso die secundäre, wie dies bei<br />

einem andern hieher gehörigen Wort, das sich die Buddhisten<br />

später auch ganz als ihr Eigenthum angeeignet, der Fall ist,<br />

bei śramaṇa. Hier läßt sich sowohl der entsprechende Gebrauch<br />

der Wurzel śram, als auch das Wort śramaṇa


30 <strong>Name</strong>n der sich mit philosophischen Untersuchungen Beschäftigenden.<br />

selbst als Ehrenname mehrfach in den Brāhmaṇa nachweisen.<br />

Wenn Megasthenes in einer bei Strabo citirten Stelle<br />

direct zwei Gattungen Philosophen, die Bqa^iavai und die<br />

J?ao{sictvai unterscheidet, so scheint man doch bei ihm unter<br />

den letztern die Buddhistischen Bettler noch nicht, wenigstens<br />

noch nicht ausschließlich, verstehen zu dürfen, insofern er<br />

die vl6ßtoi d. i. die Brahmacarin und Vānaprastha,<br />

die erste und dritte Stufe des brahmanisch gegliederten Lebens,<br />

ausdrücklich aß einen Theil der ^Eaśuavui angiebt: es<br />

bestand wohl der Unterschied beider Gattungen darin, daß<br />

die B{jctytiavcti die „Philosophen" von Geburt sind, auch diejenigen,<br />

welche als Hausväter Gṛhastha lebten, die ­S’«(>¬<br />

ftccvai dagegen diejenigen, welche sich besonderen Kasteiungen<br />

hingaben und auch anderen Kasten angehören konnten. Die<br />

Hoa/Livcu an einer andern Stelle bei Strabo (s. Lassen Indien<br />

I, 836), welche er nach den Berichten aus Alexanders<br />

Zeit als streitsüchtige, fertige Dialektiker den Boa^^avat<br />

gegenüber stellt, während er diesen die Physiologie und Astronomie<br />

als Hauptbeschäftigung zuschreibt, sind entweder<br />

mit den J2aQuctvai identisch zu achten, und dafür spricht,<br />

daß von ihnen ganz dasselbe berichtet wird, als von jenen,<br />

oder man mag sie mit Lassen als prāmāṇa d. i. als solche,<br />

die sich auf pramāṇam, den logischen Beweis, nicht auf<br />

die Offenbarung stützen, auffassen. Da dieses letztere Wort<br />

aber in den Schriften dieser Zeit noch nicht gekannt ist, so<br />

würde in diesem Falle Strabo’s Nachricht wohl schwerlich<br />

als für die Zeit Alexanders, sondern erst als für spätere<br />

Zeit geltend angenommen werden können. Von philosophischen<br />

Systemen kann überhaupt in dieser Zeit noch gar nicht gesprochen<br />

werden, nur einzelne Anschauungen und Specula¬<br />

tionen liegen uns in den hieher gehörigen Theilen der Brāhmaṇa,<br />

den sogenannten Upaniṣad (Sitzung, Vortrag),<br />

vor: zwar herrscht innerhalb derselben schon eine sehr ausgebildete<br />

Sucht zu schematisiren und einzutheilen, aber die<br />

Untersuchungen bewegen sich doch noch auf einem engen,<br />

beschränkten Gebiete. In denjenigen Upaniṣad dann,


Āraṇyaka. Upaniṣad. 31<br />

welche sich in den Āraṇyaka befinden, d. i. in Schriften,<br />

welche Nachträge zu den Brāhmaṇa' enthalten und speciell<br />

für die vl6ßioL bestimmt sind*), zeigt sich schon ein bedeutender<br />

Fortschritt in der Systematisirung und Ausdehnung,<br />

und ein noch bedeutenderer in denjenigen Upaniṣad, die<br />

für sich stehen, d. i. welche, ob auch ursprünglich vielleicht<br />

einem Brāhmaṇa oder Āraṇyaka eines der drei älteren<br />

Veda angehörig, uns doch gleichzeitig oder auch nur in<br />

einer Atharvan­Recension vorliegen. Diejenigen Upaniṣad<br />

endlich, welche direct dem Atharva­Veda zugeschrieben<br />

werden, sind schon völlige Träger von ausgebildeten philosophischen<br />

Systemen, resp. zum Theil sectarischen Inhalts<br />

und reichen in letzterer Beziehung bis in die Zeit der Pu¬<br />

rāṇa hinab. Entscheidend aber dafür, daß die jetzt vorhandenen<br />

Grundwerke der philosophischen Systeme, die Sūtra<br />

derselben, viel später abgefaßt sind, als man ihnen<br />

bisher zugeschrieben hat, ist theils dies, daß die <strong>Name</strong>n ihrer<br />

Verfasser in den spätesten Brāhmaṇa und Āraṇyaka entweder<br />

noch gar nicht vorkommen, oder wenigstens in anderer<br />

Form und in anderen Verhältnissen, so zwar, daß sich ihre<br />

spätere Geltung darin schon im Keim finden und ahnen läßt,<br />

theils ferner dies, daß die <strong>Name</strong>n der in den älteren von<br />

ihnen erwähnten Weisen nur zum Theil identisch sind mit<br />

denen, welche in den spätesten liturgischen Sūtra genannt<br />

werden, theils endlich dies, daß in ihnen allen sowohl ganz<br />

ausdrücklich der Veda als Ganzes vorausgesetzt als auch<br />

direct Bezug genommen wird auch auf diejenigen Upaniṣad,<br />

welche wir befugt sind als die spätesten wirklichen<br />

Upaniṣad zu erkennen, sogar auf solche, die sich nur als<br />

dem Atharvan zugehörig finden. Auch der Stil, die änig¬<br />

inatische Kürze, die Masse der termini technici, ob sich schon<br />

diese nicht zur algebraischen Potenz erhoben haben, lassen<br />

*) Der <strong>Name</strong> Āraṇyaka findet sich erst im Vārttika zu Pāṇini IV, 2,<br />

129 vor [s. hiezu Ind. Stud. V, 49], sodann hei Manu IV, 123. Yājñavalkya<br />

I, 145 (an beiden Stellen gegenüber von Veda). IH, 110. 309, und in den<br />

Atharvopaniṣad (s. Ind. Stud. II, 179).


32 Astronomie. Medicin.<br />

auf ein sehr lange vorhergegangenes Special­Studium schließen,<br />

um solche Vollkommenheit und Präcision erklärlich zu machen*<br />

Es werden daher die philosophischen Sūtra, wie das grammatische<br />

Sūtram, erst an den Anfang der nächsten Periode<br />

zu setzen sein, innerhalb welcher sie ja auch beiderseits als<br />

dominirend und herrschend anerkannt sind.<br />

Am Schlusse dieser Übersicht der vedischen Literatur,<br />

muß ich endlich noch zwei Wissenschaften nennen, die es<br />

zwar in derselben noch nicht zu einer Literatur gebracht zu<br />

haben scheinen, wenigstens nicht zu einer, von welcher uns<br />

directe Reste und Documente überliefert sind, die sich aber<br />

nichts desto weniger schon einer bedeutenden Pflege müssen<br />

zu erfreuen gehabt haben, ich meine die Astronomie und<br />

die Medicin. Der Cultus selbst hat zu beiden die nächste<br />

Veranlassung gegeben, insofern einerseits die Regelung der<br />

feierlichen Opfer, zunächst Früh und Abends, ferner beim Neumond<br />

und Vollmond, und endlich beim Beginne jeder der drei<br />

Jahreszeiten mit Nothwendigkeit zu astronomischen Betrachtungen,<br />

allerdings zunächst der gröbsten Art, aufforderte und<br />

andererseits insofern die Zerlegung des Opferthieres, die<br />

W e i h u n g der verschiedenen Theile an verschiedene<br />

Gottheiten anatomische Beobachtungen unausbleiblich machte.<br />

Da nun auch die Natur, für welche das Gemüth des* Indo¬<br />

germanen ja so besonders empfänglich ist, in Indien mehr als<br />

irgendwo zu ihrer Beobachtung auffordert, so kann es nicht<br />

fehlen, daß man ihr eben auch schon früh besondere Aufmerksamkeit<br />

zugewendet hat. Wir finden denn auch in den<br />

späteren Theilen der Vājasaneyi­Saṃhitā und in der<br />

Chāndogyopanisbad „Beobachter der Sterne", und „Sternkunde"<br />

ausdrücklich namhaft gemacht, sowie insbesondere dic<br />

Kenntniß der 27 (28) Mondhäuser schon früh verbreitet war:<br />

bereits in der TaitI. Saṃhitā werden sie einzeln aufgeführt,<br />

und zwar stehen sie darin in einer Reihenfolge, welche<br />

nothwendig*) etwa zwischen 1472 und 536 a. Chr. festgesetzt<br />

*) s. Ind. Stud. II, 240 not. [Die richtigen Zahlen hiefür sind vielmehr<br />

2780 — 1820 a. Chr., s. Ind. Stud, x, 234 — 236 (1866); und für die in dem


Ṛgvedasaṃhitā: ihre Eintheilung. 33<br />

sein muß. S trab o an der oben angeführten Stelle theilt<br />

denn auch den Bqa%uav(u die ccoTQovo[ua ausdrücklich als<br />

eine Lieblingsbeschäftigung zu. Nichts desto weniger sind<br />

sie übrigens in dieser Zeit noch nicht weit damit gekommen<br />

und haben sich hauptsachlich auf die Beobachtung des Mondlaufes,<br />

der Sonnenwende, einiger Fixsterne, und specieller<br />

wohl noch auf Astrologie beschränkt.<br />

Was die Medicin betrifft, so finden wir besonders in der<br />

Saṃhitā des Atharvan mehrere Lieder an Krankheiten und<br />

heilende Kräuter gerichtet, aus denen sich indeß nicht viel<br />

entnehmen läßt. Die Anatomie des Thieres war offenbar<br />

sehr genau gekannt, wie sich aus den sehr speciellen <strong>Name</strong>n<br />

für die einzelnen Theile ergiebt. Auch die Genossen Alexanders<br />

rühmen die indischen Aerzte, besonders in Bezug auf<br />

ihre Behandlung der Bisse giftiger Schlangen.<br />

Nach dieser allgemeinen Übersicht der vedischen Literatur<br />

kommen wir nunmehr zu den Einzelnheiten, und zwar<br />

werden wir uns in Bezug hierauf an die indische Eintheilung<br />

halten, und jeden der vier Veda einzeln durchnehmen,<br />

die dazu gehörigen Schriften in ihrer Reihenfolge<br />

bei jedem Veda für sich behandeln.<br />

Was zunächst den Ṛgveda, speciell die Ṛgveda¬<br />

saṃhitā betrifft, so liegt sie uns in einer doppelten Eintheilung<br />

vor, in einer rein äußerlichen, den Umfang allein berücksichtigenden,<br />

offenbar späteren, und in einer auf innere<br />

gründe basirten, älteren. Die erste ist die in acht ziemlich<br />

gleich große Aṣṭaka (Achtel), deren jedes in acht Adhy¬<br />

āya (Lesen) zerfallt, die ihrerseits wieder in je etwa 33<br />

(zusammen 2006) Varga (Abschnitt), gewöhnlich zu 5 Versen,<br />

getheilt sind 18<br />

). Die andere ist die in zehn Maṇḍala (Kreis),<br />

85 Anuvāka (Capitel), 1017 Sūkta (Hymnen) und 10580<br />

Jyotiṣam anscheinend vorliegende Bharaṇī­Reihe ergeben sich die Jahre 1820<br />

bis 860, ibid. p. 236 fg. S. im Übrigen das oben in Note 2 Bemerkte.]<br />

lH<br />

] näheres s. Ind. Stud. III, 255 und bei Müller Ane. S. LU. p. 220,


34<br />

Ṛgvedasaṃhitā: ihre Einthei1ung.<br />

Rie (Verse): dieselbe beruht auf der Verschiedenheit der<br />

Verfasser, denen die Lieder zugeschrieben werden, und zwar<br />

enthalten das erste und zehnte Maṇḍalam Lieder von<br />

Ṛṣi verschiedener Geschlechter, das zweite Maṇḍalam<br />

dagegen (Aṣṭ. II, 71 —113) enthält Lieder, welche dem<br />

Gritsamada angehören, das dritte (Aṣṭ. II, ll4—119.<br />

III, Ī—56) gehört dem Viśvāmitra, das vierte (Aṣṭ.IH,<br />

57—114) demVāmadeva, das fünfte (Aṣṭ. HI, 115­122.<br />

IV, l—79) dem Atri, das sechste (Aṣṭ. IV, 80­140.<br />

V, Í —14) dem Bharadvāja, das siebente (Aṣṭ. V, 15—<br />

118) dem Vasiṣṭha, das achte (Aṣṭ. V, 119 129. VI,<br />

1­81) dem Kaṇva, und das neunte (Aṣṭ. VI, 82—124.<br />

VII, 1 —7 í ) dem Aṅgiras 19<br />

). Unter den <strong>Name</strong>n dieser<br />

Ṛṣi haben wir aber nicht blos sie selbst, sondern auch<br />

ihre Familien zu verstehen. Innerhalb der einzelnen Maṇ¬<br />

ḍala sind die Hymnen nach den Gottheiten geordnet, und<br />

zwar stehen die an A g n i gerichteten voran, es folgen die an<br />

Indra gerichteten, dann die an andere Götter: so wenigstens<br />

ist die Anordnung in den acht ersten Maṇḍala: das neunte<br />

­st ganz allein an Soma gerichtet und steht im engsten<br />

Bezug zur Sāmasaṃhitā, welche zu einem Drittel daraus<br />

entlehnt ist, während das zehnte Maṇḍalam in einer ganz<br />

besonderen Verbindung mit der Atharvasaṃhitā<br />

steht. Die älteste Erwähnung nun dieser Reihenfolge (der<br />

Maṇḍala) geschieht im Aitareya Āraṇyaka, sodann in<br />

den beiden Gṛhyasūtra des Āśvalāyana und Śāṅkh¬<br />

ayana. Die Prātiśākhya und Yāska kennen nur diese<br />

Eintheilung und belegen daher die Ṛksaṃhita mit dem,<br />

auch in den Samasutra genannten, <strong>Name</strong>n Daśatayyas<br />

^‚die zehngetheilten" sc. Lieder. Die Anukramaṇī des Kā¬<br />

tyāyana dagegen richtet sich schon nach der Eintheilung<br />

in Aṣṭaka und Adhyāya. Der <strong>Name</strong> Sukta, zur Be­<br />

das erste Maṇḍalam enthält nämlich 24 anuvaka und 191 sūkta, das<br />

zweite 4 an. 43 s., das dritte 5 an. 62 s., das vierte 5 an. 58 s., das fünfte<br />

6 an. 87 s., das sechste 6 an. 7 5 s., das siebente 6 an. 104 s., das achte<br />

10 an. 92 s. (außerdem 11 vālakhilya­sūkta), das neunte 7 an. 114 s., das<br />

zehnte 12 an, 191 sūkta.


Die Recensionen der Śākala und vāṣkala. 35<br />

Zeichnung von Hymne, findet sich zuerst in dem zweiten<br />

Theile des Brāhmaṇa des weißen Yajus vor, die Ṛg¬<br />

brāhmaṇa kennen ihn, wie es scheint, noch nicht 20<br />

), wohl<br />

aber das Aitareya­Āraṇyakam etc. Die uns vorliegende<br />

Recension der Ṛksaṃhitā ist diejenige der Śākalaka,<br />

speciell wieder, wie es scheint, demjenigen Zweige dieser<br />

Schule angehorig, welcher den <strong>Name</strong>n Śaiśirīya führt<br />

Von einer andern Recension, der der Vāṣkala, erhalten<br />

wir nur gelegentliche Angaben, sehr bedeutend scheint die<br />

Verschiedenheit nicht gewesen zu sein: ein Hauptunterschied<br />

ist jedenfalls der, daß ihr achtes Maṇḍalam acht Hymnen<br />

mehr enthält, also 100 derselben, resp. also auch ihr sechstes<br />

Aṣṭakam aus 132 Hymnen besteht 21<br />

). Der <strong>Name</strong> der<br />

Śākalaka steht offenbar in Bezug zu Śākalya, einem in<br />

den Brāhmaṇa und Sūtra viel genannten Weisen, den uns<br />

Yāska 22<br />

) als Verfasser des Padapāṭha*) der Ṛksaṃhitā<br />

namhaft macht**). Nach den Berichten im Brāhmaṇa des<br />

2(,<br />

] dies ist ein Irrthurri; sie kennen das Wort nicht nur in dieser, sondern<br />

auch in einer technischen Bedeutung, als <strong>Name</strong> nämlich eines der sechs Theile<br />

des castra (Canon), und zwar des Hauptkerns desselben, in welcher Verwendung<br />

es collectivisch, mehrere sūkta zusammenfassend, erscheint, vgl. Śāṅkh. Brāhm.<br />

XIV, 1.<br />

a i<br />

] diese Angabe im Detail zu erhärten, bin ich zur Zeit nicht im Stande,<br />

kann vielmehr nur, aus Śaunaka's anuvākānukramaṇī, nachweisen, daß die<br />

Schule der vāṣkala acht Hymnen mehr hatte, als die der Śākala, nicht<br />

aber daß diese acht Hymnen ~im achten maṇḍala sich befanden, vermuthlich<br />

habe ich bei meiner obigen Angabe die vālakhilya­Hymnen im Auge gehabt,<br />

deren Zahl Sāyaṇa's Comm. zum Ait. Br„ s. Roth zur Lit. und Gesch. des<br />

Weda p. 35. Hang zu Ait. Br. 6, 24 p. 416, auf acht angiebt, während die<br />

Ausgaben Müller's und Aufrecht's deren elf aufführen. Ob nun aber diese acht,<br />

resp. elf, vālakhilya­Hymnen speciell den vāṣkala angehören, dafür liegt mir<br />

eben zur Zeit kein directer Beweis vor. Über sonstige Differenzen der vāṣkala¬<br />

Schule etc. s. Adalb. Kuhn in Ind. Stud. I, 108 fg.<br />

22<br />

] vielmehr Dur g a in seinem Comm. dazu (Nir. IV, 4), s. Roth p. 39<br />

EinI. p. LXVIIL<br />

*) dies ist der <strong>Name</strong> jener eigenthümlichen Recitationsweise, in welcher<br />

jedes Wort des Textes für sich steht, ohne die euphonischen Veränderungen, die<br />

es durch die Verbindung mit dem vorhergehenden und folgenden Worte zu erleiden<br />

hat [s. oben p. 24].<br />

**) sein <strong>Name</strong> scheint uns nach dem Nordwesten zu führen? Der Scholiast<br />

zu Pāṇini [IV, 2‚ 117] führt wenigstens (wohl dem Mahābhāṣya nach)<br />

Śākala in Beziehung zu denBāhīka auf. s. ferner Burnouf introd. à rhist.<br />

du Buddh. p. 620 fg.: die Stelle im Sūtra bei Pāṇini IV, 3, 128 hat keine<br />

örtliche Beziehung [über die hergehörigen Data im Mahābhāṣya s. Ind. Stud.<br />

XIII, 366. 372. 409. 428. 445]. Indeß haben wir Śākyās ja auch im Lande<br />

Kosala in Kapilavastu, bei denen wir aber freilich, wie bei den Śākā-<br />

3*


3G<br />

Vārkali; die Schule der Cunaka.<br />

weißen Yajus (dem Śatapatha-Brāhmaṇa) lebte ein<br />

Śākalya mit dem Beinamen Vidagdha (schlau?)<br />

gleichzeitig mit Yājñavalkya als Lehrer und an dem Hofe<br />

des Janaka, Königs von Videha, und zwar in entschie¬<br />

dener Feindschaft und Rivalität mit Yājñavalkya: letzterer<br />

besiegte und verfluchte ihn, der Kopf fiel ihm ab, und seine<br />

Gebeine wurden von Räubern gestohlen. — Auch Vārkali<br />

(örtlich für Vāṣkali) ist <strong>Name</strong> eines der Lehrer, welche<br />

in dem zweiten Theile des Śatapatha-Brāhmaṇa genannt<br />

werten 23<br />

).<br />

In enger Verbindung erscheinen in der Tradition die<br />

Śakala mit den Cunaka, und werden dem Śaunaka insbesondere<br />

eine Menge Schriften zugeschrieben*), die er zum<br />

Behufe der Sicherung des Textes (ṛgvedaguptaye) verfaßt<br />

habe, so eine Anukramaṇī der Ṛṣi, der Metra,<br />

der Gottheiten, der Anuvāka, der Hymnen, eine Anordnung<br />

(?Vidhānam) der Verse und ihrer Glieder 24<br />

), das oben besprochene<br />

Barhaddaivatam, das Prātiśākhyam des Ṛk,<br />

ein Smārtam Sūtram**) und mit speciellem Bezug auf das<br />

Aitareyakam auch ein Kalpasūtram, welches er aber<br />

vernichtete, nachdem sein Schüler Āśvalāyana selbst eins<br />

verfaßt hatte. Alle jene Schriften könnten nun allenfalls von<br />

einem einzigen Śaunaka herrühren, obwohl sie wahrschein-<br />

yanin im Yajus noch nicht recht wissen, wie wir mit ihnen daran sind, s. im<br />

Verlauf. [Die älteste Erwähnung des Wortes Śākala in unmittelbarer Beziehung<br />

zum Ṛk liegt in einem versus memorialis, yajñagāthā, vor, der im Ait. Brāhm.<br />

III, 43 citirt wird, s. Ind. Stud. Ix, 277. — Für den <strong>Name</strong>n Śaiśirīya weiß ich<br />

nur den am Schluß des Āśvalāyanaśrautasūtra angefügten pravara-Abschnitt anzuführen,<br />

wo die Śaiśirayas theils allein theils neben und in Gemeinschaft mit<br />

den Śuṅga mehrfach genannt sind.]<br />

23<br />

] diese <strong>Name</strong>nsform, die etwa auf vṛkala zurückgehen würde, findet<br />

sich auch im Śānkhāyana Āraṇyaka VIII, 2: aśītisahasraṃ vārkalino bṛ¬<br />

hatīr ahar abhisampādayanti; die im Übrigen gleichlautende Parallelstelle im<br />

Aitar. Āraṇy. III, 8 liest jedoch statt vārkalino vielmehr: vā (d. i» vai) Ar¬<br />

kalino !<br />

*) von Ṣaḍguruśiṣya nämlich, in der Einleitung seines Commentars<br />

zu der Ṛganukramaṇī des Kātyāyana.<br />

2 4<br />

) vielmehr zwei vidhāna­Texte, s. unten p. 66, von denen der eine die<br />

Verwendung der einzelnen ṛc, der andere wohl die der einzelnen pāda, zu<br />

abergläubischen Zwecken zum Gegenstande hat (nach Art des Sāmavidhāna¬<br />

brāhmaṇa).<br />

**) über das Gṛhyam des Śaunaka s. Stenzler Ind. Stud. f. 243.


Śaunaka. Pañcāla Bābhravy 37<br />

lich, und zum Theil gewiß, nur der Schule angehören, die<br />

seinen <strong>Name</strong>n trägt: wenn ihm nun aber auch weiter einer¬<br />

seits sogar das zweite Maṇḍalam der Saṃhitā selbst zugeschrieben<br />

und er andererseits mit dem Śaunaka identi¬<br />

ficirt wird, bei dessen Opferfeste Sauti, der Sohn des Vai¬<br />

śampāyana, das von Letzterem bei einer früheren Gelegenheit<br />

dem (zweiten) Janamejaya vorgetragene Mahā¬<br />

bhārata sammt dem Harivaṃśa, wiederholt haben soll, so<br />

ist Ersteres natürlich nur so zu verstehen, daß eben die Familie<br />

der Śunaka schon zu den Sängerfamilien des Ṛk gehört<br />

und auch später noch fortwährend einen der ersten Plätze<br />

in der brahmanischen Welt und Wissenschaft eingenommen<br />

hat: g e g e n die zweite Angabe dagegen läßt sich<br />

nichts Directes einwenden, und wäre es wenigstens nicht uns<br />

möglich, daß beide Personen, der Lehrer des Āśvalāyana<br />

und der Opferer im Naimiṣa*)­Walde identisch sind. —<br />

Schon im Brāhmaṇam des weißen Yajus werden übrigens<br />

zwei verschiedene Śaunaka genannt, der eine (Indrota)<br />

als Opferpriester des (im MBh. ersten) Janamejaya (Pa¬<br />

rikṣita, so auch im MBh. XII, 5595 ff.)‚ der andere<br />

(Svaidāyana) als Audīcya, im Norden wohnend.<br />

Als der Verfasser des Kramapāṭha der Ṛksaṃhitā<br />

wird uns ein Pañcāla Bābhravya genannt 25<br />

). Wir sehen<br />

also, daß die Kurupañcāla und die Kosalavideha (denen<br />

Śākalya zugehört) wie für den Yajus, so auch für den<br />

Ṛk um die Feststellung und Redaction der Texte sich das<br />

Hauptverdienst erworden haben, und muß wohl also letztere,<br />

wie bei dem Yajus, in die Zeit ihrer Blüthe gesetzt werden.<br />

*) das Opfer dieses Śaunaka im Naimiṣawalde wäre aber jedenfalls<br />

von dem in den Brāhmaṇa mehrfach erwähnten großen opferfeste der Nai¬<br />

miṣīya zu trennen.<br />

­ 5<br />

) im Ṛk Prāt xi, 33 zwar zunächst nur ein Bābhravya, erst im Schol.<br />

Ūaṭa's wird er als Pañcāla bezeichnet. Da indessen die Pañcāla ibid. im Texte<br />

selbst zweimal, II, 12. 44, und zwar neben den Prācya, oestlichen, als Aucto¬<br />

rität aufgeführt werden, so behält das oben hieran Angeschlossene seine Gültigkeit;<br />

s. Régnier zu Ṛk Pr. II, 12 p. 113. Vgl. noch Śānkh. śr XII, 13, 6<br />

(pañcālapadavṛttiḥ) und Saṃhitopaniṣadbrāhmaṇa § 2 (sarvatra Prācya¬<br />

Pāñcālīṣu muktaṃ, sarvatrā ’muktam).


38 Aufschluß über die Mythologie der indogermanischen Urzeit.<br />

Die Entstehung der Lieder selbst führt uns nun freilich,<br />

wie ich schon mehrfach bemerkt habe, in eine lang vorhergegangene<br />

Zeit zurück. Am klarsten wird dies durch die in<br />

ihnen enthaltenen mythologischen und geographischen Data.<br />

Die ersteren, die mythologischen Verhältnisse, in denen<br />

sich die älteren Hymnen des Ṛk bewegen, weisen uns zum<br />

Theil noch in die uralte indogermanische Zeit zurück und<br />

enthalten Reste der kindlich naiven Anschauungen derselben,<br />

die sich in gleicher Weise bei den Germanen und Griechen<br />

aufspüren lassen. So die Vorstellung von der Verwandlung<br />

der ausgehauchten Seelen in Luft, welche der Wind auf<br />

seinen Fittichen, als treuer Leithund begleitend, an ihren Bestimmungsort<br />

führt, wie dies die Identität von Sārameya<br />

und 'Etjueiag*), Śabala und Ksoßecog**) bezeugt. Ferner<br />

die Vorstellung von dem die Welt umgebenden Himmelsmeere<br />

Varuna OVQCCVUŚ, von dem Vater Himmel Dyauṣ¬<br />

pitar Zavg Diespiter, von der Mutter Erde J/ṃ7;rr^, von<br />

den Wassern am Himmel als leuchtenden Nymphen, von den<br />

Strahlen der Sonne als weidenden Kühen, von dem finstern<br />

Wolkengotte als dem Räuber jener Jungfrauen und Kühe,<br />

und von dem gewaltigen Gotte, der den Blitz und den<br />

Donnerkeil führt, der den Entführer züchtigt und zu Boden<br />

schlägt, u. dergl. mehr***). Diese vergleichende Mythologie<br />

ist bis jetzt erst in ihren äußersten Umrissen erkennbar, sie<br />

wird aber ohne Zweifel in Bezug auf die sogenannte klassische<br />

Mythologie allmälig eine ganz ähnliche Stellung beanspruchen<br />

und erringen, als die vergleichende indogermanische Grammatik<br />

jetzt schon thatsächlich in Bezug auf die klassische Grammatik<br />

besitzt. Der Boden, auf dem jene Mythologie bisher<br />

gestanden hat, wankt unter ihren Füßen, und das neue Licht,<br />

das über ihr aufgehen wird, verdanken wir den Hymnen des<br />

*) s. Kuhn in Haupt’s deutscher Zeitschrift VI, 125 fg.<br />

**) s. Ind. Stud, n, 297 fg. [und früher schon Max Müller, s. dessen<br />

Chips from a German workshop II, 182].<br />

***) s. Kuhn a. a. O. und mehrfach in der von ihm mit Aufrecht herausgegebenen<br />

Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (Band I‚ 1851).


Aufschluß über den persischen und indischen epischen Sagenkreis. 39<br />

Ṛgveda, die uns in die Werkstatt einen Blick thun lassen,<br />

aus der sie ursprünglich hervorgegangen ist*).<br />

Sodann aber, in zweiter Stufe, enthalten die Hymnen des<br />

Ṛk genügende Documente ihres Alters in den unschätzbaren<br />

Aufschlüssen, die sie uns über den Ursprung und die allmä¬<br />

lige Entwicklung zweier epischen Sagenkreise bringen, des<br />

persischen nämlich und des indischen, welche beide die einfachen<br />

Allegorieen der Erscheinungen in der Natur in historisches<br />

Gewand zu kleiden gewußt haben. Während wir in<br />

den Liedern des Ṛk eine mit dichterischen Farben ausge¬<br />

schmückte Beschreibung des himmlischen Kampfes zwischen<br />

Licht und Dunkel finden, die entweder noch ganz einfach und<br />

natürlich, oder schon unter symbolischer Verkleidung als göttliche<br />

Wesen geschildert werden, steigt in dem persischen Veda,<br />

dem Avesta, „der Kampf**) herab von dem Himmel auf<br />

die Erde, aus der Reihe der natürlichen Erscheinungen in das<br />

sittliche Gebiet. Der Streiter ist ein Sohn, der seinem<br />

Vater geboren und der ganzen Welt zum Heile gegeben wird<br />

für die fromme Übung des Somacultus. Der Drache, den<br />

er schlägt, ist eine Schöpfung des bösen Machthabers, ausgerüstet<br />

mit dämonischer Gewalt, damit er die Reinheit in<br />

der Welt zerstöre. Das persische Epos endlich tritt auf den<br />

Boden der Geschichte: der Kampf wird im arischen Lande<br />

geführt, die Schlange (Aji Dahaka im Zend, Ahi [Da¬<br />

saka] im Veda) wird zu Zohak dem Tyrannen auf dem<br />

Throne Irans, und das Gut, welches der streitbare Ferê¬<br />

dūn (Traitana im Veda, Thraêtaonô im Zend) dem<br />

bedrängten Volke erwirbt, ist Freiheit und Zufriedenheit des<br />

*) s. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft V, 112.<br />

[Die vergleichende Mythologie hat, seit ich obiges schrieb, manche schöne Bereicherung<br />

erfahren, es ist aber auch viel Unfertiges und Phantastisches dabei<br />

zu Tage gefördert worden. Hervorzuheben sind außer verschiedenen hergehörigen<br />

Abhh. Adalb. Kuhn’s in "seiner Zeitschrift dessen Schriften: die Herabkunft des<br />

Feuers und des Göttertranks (1859) und über Entwicklungsstufen der Mythen¬<br />

bildung (1874), ferner Max Müller's Abh. „comparative Mythology" in den<br />

oxford essays (1856) und später in seinen Chips vol. II, M. Bréal Hercule et<br />

Cacus (1863), Cox Mythology of the Aryan races (1870, 2 vol.), de Gubernatis<br />

Zoological Mythology (1872, 2 vol.) und mitologia vedica (1874).]<br />

**) s. Roth in der Z. der D. M. G. II, 216 fg.


40 Aufschluf8 über den persischen und indischen epischen Sagenkreis.<br />

Lebens auf dem väterlichen Boden." Diese Stufen hat die<br />

persische Sage im Laufe von vielleicht zwei Jahrtausenden<br />

durchwandert, ist aus dem natürlichen Gebiete in das epische<br />

und dann in das historische hinausgetreten. Wie für Ferê¬<br />

dūn läßt sich eine gleiche Stufenfolge auch bei Dschem¬<br />

ṣīd (Yama, Yima) nachweisen, eine ähnliche bei Kaika¬<br />

vūs (Kāvya Uśanas, Kava Uś) und wohl auch bei Kai<br />

Khosrū (Suśravas, Huśravaṃh). Ganz homogen wie<br />

sich hiernach die persische Sage gebildet hat, tritt uns auoh<br />

die indische entgegen. Schon zur Zeit des Yajurveda ist<br />

die natürliche Bedeutung des Mythus ganz verwischt, Indra<br />

ist blos noch der streit­ und eifersüchtige Gott, der den un¬<br />

behülflichen Riesen durch niedrige List bezwingt, und im indischen<br />

Epos hat sich der Mythus theils auch noch in dieser<br />

Weise erhalten, theils wird Indra durch einen menschlichen<br />

Helden, eine Incarnation seiner selbst, den Arjuna vertreten,<br />

der mit dem Riesen und den Königen, welche als dessen In¬<br />

carnationen gelten, mit leichter Mühe fertig wird. Wie Fir¬<br />

dūsī's Könige, so fallen auch die Hauptgestalten des Ma¬<br />

hābhārata und Rāmāyaṇa, und es bleiben für die Geschichte<br />

nur die allgemeinen völkergeschichtlichen Resultate,<br />

auf welche die alte Göttersage angewendet ist. Die Persönlichkeiten<br />

schwinden zurück und geben sich in dieser Fassung<br />

als poetische Gebilde zu erkennen.<br />

In dritter Stufe endlich geben uns die Lieder des<br />

Ṛk Aufschluß über Zeit, Ort und Verhältnisse, unter denen<br />

sie selbst gebildet und entstanden sind. Das indische Volk erscheint<br />

uns in den älteren derselben als seßhaft an den Ufern<br />

des Indus, getheilt in viele kleine Stämme, die sich gegenseitig<br />

befehdend ein patriarchalisches Ackerbau­ und Nomaden­<br />

Leben führen, einzeln oder in kleinen Gemeinschaften wohnen,<br />

und von ihren Königen vor einander durch Kämpfe, vor den<br />

Göttern durch gemeinsame Opfer vertreten werden. Jeder<br />

Familienvater ist Priester in seinem Hause, zündet selbst das<br />

heilige Feuer an und verrichtet selbst die häuslichen Cere¬<br />

monieeu, Lob und Bitte den Göttern weihend. Nur für die


Die Lebensverhältnisse der Inder in ihren alten Sitzen. 41<br />

großen gemeinschaftlichen Opfer, eine Art Stammfeste etwa,<br />

die vom Könige gefeiert werden, sind besondere Priester bestellt,<br />

die sich durch ihre umfassende Kenntniß der erforderlichen<br />

Gebräuche und ihre Weisheit hervorthun und zwischen<br />

denen sich allmälig eine Art Rivalität entwickelt, je nachdem<br />

ein Stamm etwa mehr oder weniger angeblich durch seine<br />

Opfer an Glück zunimmt Hierbei tritt besonders die Feindschaft<br />

zwischen den Geschlechtern des Vasiṣṭha und des<br />

Viśvāmitra hervor, die sich durch das ganze vedische<br />

Alterthuin hindurchzieht, in dem Epos noch eine große Rolle<br />

spielt, und sich bis in die spätesten Zeiten erhalten hat, so<br />

daß z. B. ein Commentator des Veda, der sich von Va¬<br />

siṣṭha ableitet, Stellen, in denen dieser angeblich verflucht<br />

wird, nicht erklärt. Dieser unverlöschliche Haß verdankt<br />

seinen Ursprung dem geringfügigen Umstände, daß einer der<br />

kleinen Könige dieser Vorzeit einst den Vasiṣṭha statt<br />

des Viśvāmitra als obersten Opferpriester anstellte. —<br />

Über das Opfer hinaus erstreckt sich indeß in der alten<br />

Zeit der Einfluß dieser königlichen Priester noch nicht, noch<br />

giebt es keine Kasten, das ganze Volk ist noch eins, trägt<br />

noch einen <strong>Name</strong>n, den der Viś, Ansiedler, und der, wahrscheinlich<br />

gewählte, Fürst heißt Viśpati, ein Titel, der<br />

sich noch im Litthauischen erhalten hat. Bemerkenswerth<br />

ist die freie Stellung der Frauen in dieser Zeit: wir finden<br />

Lieder der ausgezeichnetsten Gattung, welche Dichterinnen<br />

und Königinnen zugeschrieben werden, insbesondere<br />

tritt die Tochter des A tri hervor. In der Liebe ist übrigens<br />

das zarte, ideelle Element wenig betont, sie trägt vielmehr<br />

durchgehend das Gepräge einer nackten, natürlichen Sinnlichkeit.<br />

Die Ehe aber ist heilig, Mann und Frau sind beide<br />

Gebieter des Hauses (dampatī) und nahen den Göttern in<br />

gemeinschaftlichem Gebet. Das religiöse Bewußtsein spricht<br />

sich in der Anerkennung der Abhängigkeit von den Naturerscheinungen<br />

und den über sie als herrschend gedachten<br />

Wesen aus, doch nicht ohne zugleich auch eine Abhängigkeit<br />

derselben von der menschlichen Hülfe zu beanspruchen und


42 Die Gründe, weshalb die Inder ihre alten Sitze verließen.<br />

dadurch ein Gleichgewicht herzustellen. Der religiöse Begriff<br />

der Sünde fehlt demnach vollkommen, auch die demü¬<br />

thige Dankbarkeit gegen die Götter ist dem Inder noch ganz<br />

fremd 26<br />

). „Gieb du mir, ich gebe dir" sagt er 27<br />

), und beansprucht<br />

damit ein Recht auf die göttliche Hülfe, sie ist ein<br />

Austausch, keine Gnade. Und in dieser freien Stärke, diesem<br />

kräftigen Selbstbewußtsein tritt uns allerdings ein ganz anderes,<br />

ein weit männlicheres, edleres Bild des Inders entgegen,<br />

als wir dies von der späteren Zeit her gewohnt<br />

sind. Wie sich dies Verhältniß allmälig umgewandelt hat,<br />

wie die frische Thatkraft durch die Ausbreitung über<br />

Hindostan und durch den entnervenden Einfluß des<br />

neuen Clima’s gebrochen ward und allmälig entschwand, habe<br />

ich schon oben zu zeigen versucht. Weshalb aber eigentlich<br />

die massenhafte Auswanderung des Volkes vom Indus ab<br />

über die Sarasvatī hinweg nach dem Ganges hin erfolgt<br />

ist, was sie hauptsächlich bewirkt hat, ist noch im Ungewissen.<br />

Ob etwa Druck durch neue Ankömmlinge? ob Über¬<br />

völkerung? oder blos die Sehnsucht nach den herrlichen Landstrichen<br />

Hindostan's? oder vielleicht alles dies zusammt?<br />

Einer Sage nach, die uns das Brāhmaṇam des w. Yajus aufbewahrt<br />

hat, ist der Einfluß der Priester darauf als ein höchst<br />

wesentlicher zu erachten, der die Könige auch wider ihren<br />

Willen [Ind. Stud. I, 178] zum Weiterziehen antrieb. — Die<br />

Verbindung mit den Stammessitzen am Indus blieb natürlich<br />

zunächst eine sehr enge, erhielt aber später, als die neue<br />

brāhm. Ordnung sich in Hindostan vollständig consolidirt<br />

hatte, einen sehr bittern Beigeschmack, insofern dieser letzteren<br />

die alten Stammesbrüder, die bei ihren vorväterlichen<br />

Sitten geblieben waren, als Abtrünnige und Ungläubige galten.<br />

Geht nun auch die Entstehung der Lieder des Ṛk in<br />

die alte Vorzeit zurück, so fällt dagegen die Redaction der<br />

26<br />

] „ganz fremd" ist etwas zu viel gesagt, vgl Roth’s Abh. über die<br />

höchsten Götter der arischen Völker in Z. D. Morg. Ges. VI, 72 (1851). Es<br />

sind eben verschiedene Phasen zu unterscheiden.<br />

27<br />

] Vāj. S. III, 50; oder: tödte ihn, dann will ich dir opfern, Taitt. S.<br />

VI, 4, 5, 6.


Verschiedene Bestandtheile der Ṛksaṃhitā. 43<br />

Ṛksaṃhitā, wie wir sahen, erst in die Zeit der ausgebildeten<br />

brāhmanischen Hierarchie, in die Blüthe der Kosala­<br />

Videha und der Kuru­Pañcāla*), welche ganz besonders<br />

als deren Träger zu gelten haben: es kann daher nicht fehlen,<br />

daß nicht auch viele Lieder theils aus der Zeit der Einwanderung<br />

nach Hindostan, theils aus der Redactionszeit selbst<br />

herstammen: dergl. finden sich denn besonders im letzten<br />

Buche, und zwar so, daß ein verhältnismäßig großer Theil<br />

desselben, wie ich schon oben bemerkt habe, in der Atharva¬<br />

vedasaṃhitā wiederkehrt. Die Kritik hat nun die Aufgabe,<br />

bei jedem einzelnen Liede mit Bezug auf seinen Inhalt,<br />

seine Anschauungsweise, seine Sprache, und die daran sich<br />

knüpfenden Traditionen ungefähr zu bestimmen, welcher Zeit<br />

es etwa zuzuschreiben sein mag, eine Aufgabe, welche natürlich<br />

erst gestellt ist, deren Lösung noch nicht einmal begonnen<br />

hat 28<br />

).<br />

Diejenigen Gottheiten, an welche die Lieder hauptsächlich<br />

sich richten, sind die folgenden. Zunächst Agni, der<br />

Gott des Feuers: die ihm geweihten Lieder sind die zahl¬<br />

reichsten von Allen, bezeichnend genug für den Charakter<br />

und Zweck dieser Opferhymnen. Er ist der Bote der<br />

Menschen an die Götter, der Vermittler zwischen ihnen, der<br />

durch seine weithin flammenden Lohen die Götter zum Opfer<br />

herbeiruft, wie weit entfernt sie auch sein mögen. Er ist<br />

übrigens wesentlich als irdisches Opferfeuer, nicht etwa als<br />

elementarische Kraft verehrt. Diese ruht vielmehr vor Allem<br />

bei dem Gotte, dem nächst ihm die meisten Lieder geweiht<br />

*) Maṇḍ. x, 98 ist ein Dialog zwischen Devāpi und Śaṃtanu, den<br />

beiden Kauravyau, wie sie Yāska II, 10 nennt: Śaṃtanu heißt im<br />

MBhārata der Vater des Bhiṣma und des Vicitravīrya, von welches<br />

Letzteren beiden Gattinnen, Ambikā und Ambālikā, Vyāsa den Dhṛ tara<br />

ṣṭra und den Pāṇḍu erzeugte: dieser Śaṃtanu ist somit der Großvater<br />

der letzteren beiden, resp. der Urgroßvater der den Kampf im MBhārata<br />

führenden K aura va und Pāṇḍava. Sonach müßte dieser Kampf zur Redactionszeit<br />

der Ṛksaṃhitā schon längst geführt gewesen sein! Es fragt sich<br />

nun aber doch, ob dieser Śaṃtanu derselbe ist mit dem im Ṛk‚ oder wenn<br />

dies der Fall wäre, ob er mit der epischen Sage nicht etwa blos in majorem<br />

rei gloriam in Verbindung gesetzt sei: Devāpi wenigstens, nach Yāska sein<br />

Bruder, hat im Ṛk einen andern Vater als im Epos, s. Ind. Stud. I, 203.<br />

38<br />

] auch jetzt ist hiefür fast noch nichts geschehen.


44 Die Götter der Ṛksaṃhitā.<br />

sind, bei Indra. Indra ist der gewaltige Herr des Donnerkeils,<br />

mit welchem er die finstern Wolken zerreißt, so daß<br />

die himmlischen Strahlen und Wasser segnend und befruchtend<br />

auf die Erde hinabfallen können. Dem Kampfe, welcher<br />

voraufgeht, insofern der tückische Dämon seine Beute nicht<br />

will fahren lassen, der Schilderung des Gewitters überhaupt,<br />

welches mit seinen zuckenden Blitzen und rollenden Donnern,<br />

mit seinem wüthigen Sturmesbrausen auf den kindlichen Geist<br />

des Volkes einen erschütternden Eindruck machte, sind eine<br />

Menge Hymnen, und mit die schönsten, gewidmet. Aber<br />

auch der anbrechende Tag wird begrüßt, die Morgenröthen<br />

als leuchtende, herrliche Jungfrauen gepriesen und der mächtigen<br />

Flammenkugel der Sonne bei ihrem Hervortreten, bei<br />

ihrem Sieg über das nächtliche Dunkel, das in alle Winde<br />

zerstreut wird, tiefe Verehrung dargebracht. Um Licht und<br />

Wärme wird der leuchtende Sonnengott angefleht, daß Saaten<br />

und Heerden in fröhlichem Wohlsein gedeihen mögen.<br />

Neben den drei Hauptgöttern Agni, Indra und Sūrya<br />

treten uns noch eine reiche Fülle anderer göttlicher Gestalten<br />

entgegen, insbesondere die Marut, die Winde, die treuen<br />

Gefährten Indra's in seinem Kampfe: ferner Rudra, der<br />

heulende, furchtbare Gott, der den sausenden Sturmwind beherrscht.<br />

Es kann hier indeß nicht meine Aufgabe sein, den<br />

ganzen vedischen Olymp darzustellen, nur im Allgemeinen<br />

hatte ich den Grundriß und die Umrisse dieses alterthüm¬<br />

lichen Baues zu zeichnen 29<br />

). Neben den Naturgewalten finden<br />

wir dann im Laufe der Entwicklung auch Personificationen<br />

geistiger Begriffe und sittlichen Inhalts, doch ist die göttliche<br />

Verehrung derselben im Verhältniß zu ersteren von späterem<br />

Ursprünge.<br />

Über die Anstalten zur Sicherung des Textes der Ṛk¬<br />

saṃhitā, über die Authentität desselben habe ich schon oben<br />

gesprochen, ingleichen auch die Hülfsmittel zu seiner Erklärung,<br />

die uns in der übrigen vedischen Literatur vorliegen,<br />

39<br />

] für die vedische Mythologie ist der fünfte Band von J. Muir's Original<br />

Sanskrit Texts (1870) die beste Quelle.


Die Erklärung der Ṛksaṃhitā. 45<br />

bereits erwähnt. Die letzteren reduciren sich hauptsächlich<br />

auf die Nighaṇṭu und auf das Niruktam des Yāska* 0<br />

),<br />

Beide Werke haben im Laufe der Zeit wieder ihre Erklärer<br />

gefunden: erhalten ist uns für die Nighaṇṭu der Commentar<br />

des Devarājayajvan etwa aus dem 15., 16. Jahrh„ der<br />

sich zugleich in der Einleitung über die Geschichte des Studiums<br />

derselben ausläßt: demnach hat sie nach Yāska nur<br />

noch einen vollständigen Commentator gefunden, den Skan¬<br />

dasvāmin. Für das Niruktam des Yāska ist uns etwa<br />

aus dem 13. Jahrh. ein Commentar überliefert, der des Durga.<br />

Beide Werke übrigens, Nighaṇṭu sowohl als Niruktam,<br />

sind in zwei verschiedenen Recensionen vorhanden ‚ welche<br />

zwar nicht sehr bedeutend von einander abweichen (hauptsächlich<br />

nur in Bezug auf die Eintheilung), deren Existenz<br />

indeß doch wohl auf ursprünglich traditionelle, nicht schriftliche<br />

Überlieferung schließen läßt. Ein eigentlicher Commentar<br />

zur Ṛksaṃhitā ist uns erst aus dem 14. Jahrh.<br />

bekannt und erhalten, es ist dies der des Sāyaṇaoārya*),<br />

3 0<br />

] dieser <strong>Name</strong> erscheint theils in den vaṃśa im letzten Buche des Śatap.<br />

Br., theils, und zwar mit dem Beinamen Paingi, in dem kāṇḍānukrama der<br />

Ātreyī-Schule, wo er als Schüler des vaiśampāyana, Lehrer des Tittiri aufgeführt<br />

wird. Aus Pāṇ. II, 4, 68 erhellt, daß Pāṇini den <strong>Name</strong>n Yāska kannte ;<br />

er lehrt daselbst für dies Patronymicum den Plural Yaskās bilden ; vgl. dazu den<br />

pravara­Abschnitt im Āśvalāyana-śrautasūtra. Die Yaskā Gairikṣitāḥ werden<br />

eben schon in dem ja auch von Pāṇini citirten Kāṭhaka erwähnt, s. Ind. Stud.<br />

III, 475. Directer Hinweis auf Yāska liegt im Ṛk­Prāf. und in der Bṛhad¬<br />

devatā vor; s. noch Ind. Stud. VIH‚ 96. 245. 246.<br />

*) wenn dem Sāyaṇa und seinem Bruder Mādhava Commentare zu fast<br />

allen Theilen der Veda und außerdem noch zu verschiedenen anderen bedeutenden<br />

und umfangreichen Werken zugeschrieben werden, so ist dies wohl aus<br />

der in Indien geltenden Sitte zu erklären, daß Werke, die im Auftrage irgend<br />

einer hochgestellten Person verfaßt werden, den <strong>Name</strong>n dieser letztern selbst als<br />

den des Verfassers führen. So arbeiten noch heut zu Tage die Paṇḍit für den,<br />

der sie besoldet, und lassen ihm die Frucht ihrer Arbeit als Eigenthum. Mā¬<br />

dhava und wohl auch Sāyaṇa waren Beide Minister am Hofe des Königs<br />

Bukka in Vijayanagara und benutzten ihre Stellung, um dem vedischen<br />

Studium einen neuen Aufschwung zu geben. Die Schriften, die ihnen zugeschrieben<br />

werden, bekunden schon durch ihren verschiedenen Gehalt und Stil,<br />

daß sie das werk von Mehreren sein müssen. [Nach A. C. Burneil, in der<br />

Vorrede zu seiner Ausgabe des Vanśabrāhmaṇa p. VIII fg. (1878), bezeichnen<br />

beide <strong>Name</strong>n nur eine Person; Sāyaṇa sei nur ,,the bhoganātha or mortal body<br />

of Mādhava, the soul identified with Viṣṇu." Die 29 Schriften, die unter<br />

Mādhava's <strong>Name</strong>n gehen, rühren nach Burneil sämmtlich von ihm selbst her,<br />

ohne wesentliche Hülfe von Andern dabei in Anspruch zu nehmen, und zwar<br />

habe er sie während etwa 30 von den 55 Jahren (AD 1331 —1386) verfaßt, wo


46<br />

Die Erklärung der Śiksaṃhitā;<br />

„Aus der langen Reibe*) der Jahrhunderte, die zwischen<br />

Yāska und Sāyaṇa liegen, sind uns nur wenig Reste einer<br />

Erklärungsliteratur zu der Ṛksaṃhita geblieben, oder wenigstens<br />

bis jetzt aufgefunden worden. Śaṃkara und<br />

die vedāntische Schule hatten sich vornehmlich den Upa¬<br />

niṣad zugewendet. Doch ist von einem Schüler Śaṃ¬<br />

kara's Ānandatīrtha eine Glosse zu einem Theile der<br />

Ṛìksaṃhitā wenigstens abgefaßt worden, zu der eine Erklärung<br />

von Jayatīrtha, umfassend den zweiten und dritten<br />

Adhyāya des ersten Aṣṭaka in der Bibliothek des E. I.<br />

H. zu London sich befindet." Sāyaṇa selbst citirt außer<br />

Durga's Commentar zur Nirukti nur noch den Bhaṭṭa<br />

Bhāskara Miśra und den Bharatasvāmin als Veden¬<br />

erklärer 31<br />

). Ersterer hat den Taitt. Yajus commentirt,<br />

nicht die Ṛksaṃhitā, wobei er den Kāśakṛtsna, Eka¬<br />

cūrṇi und Yāska als seine Vorgänger darin anführt: für<br />

B h aratasvāmin haben wir keine weiteren Data, als daß<br />

ihn auch Devarāja (zur Nigh.) nennt, der außer ihm .noch<br />

den Bhaṭṭabbāskaramiśra, den Mādhavadeva, Bha¬<br />

vasvāmin, Guhadeva, Śrīnivāsa und Uvaṭṭa erwähnt.<br />

Letzterer, sonst Uaṭa genannt, hat einen Commentar zur<br />

Saṃhitā des weißen Yajus, nicht zur Ṛksaṃhitā, verfaßt,<br />

so wie Commentare zu den beiden Prātiśākhya des<br />

Ṛk und des weißen Yajus.<br />

Was die europäischen Bearbeitungen der Ṛksaṃhitā<br />

betrifft, so ist uns dieselbe, wie die übrigen Veda, zunächst<br />

durch Colebrooke’s vortreffliche Abhandlung „on the Ve­<br />

er unter dem <strong>Name</strong>n vidyāraṇyasvāmin als Abt des Klosters von Śṛngeri fun¬<br />

girte; s. hiezu das im Liter. Central Blatt 1873 p. 1421 hiegegen Bemerkte,<br />

Burnell zieht die <strong>Name</strong>nsform vidyānagara vor, Cowell zu Colebrooke Misc. Ess. I,<br />

235 n stellt vidyā° und vijaya 0<br />

neben einander.]<br />

*) s. Roth zur Lit. p. 22.<br />

31<br />

] hier sind noch Skandasvāmin (s. p. 45) und Kapardin (s. unten p. 97)<br />

hinzuzufügen; und als älter als Sāyaṇa sind außerdern wohl noch die Arbeiten<br />

von Ātmānanda, Rāvaṇa und Kauśika (oder ist dieser mit Bhaṭṭa Kauśika<br />

Bhāskara Miśra identisch? s. Burnell Catalogue of vedic Mss. p. 12), so wie<br />

die gūḍhārtharatnamālā anzusehen, s. Burnell vaṃśabr. p. xxvl fg., Müller<br />

im Vorwort zu vol. vl seiner großen Ausgabe der Ṛksaṃhitā p. xxvll fg.<br />

Einige Stücke von Rāvaṇa's Comm. hat Fitz Edw. Hall im Journ. A. S. Beng.<br />

1862 p. 129 — 134 publicirt.


ihre Herausgabe und Übersetzung. 47<br />

das" in den As. Res. VIII, Cale. 1805 bekannt geworden.<br />

Den ersten Text verdanken wir Rosen, theils in seinem<br />

Ṛgvedae specimen, London 1830,.theils in der erst nach<br />

seiner zu frühen Tode ebend. 1838 erschienenen Ausgabe<br />

des I. Aṣṭaka, mit lateinischer Übersetzung. Seit dieser<br />

Zeit sind hie und da auch andere, kleinere Thelle der Ṛk¬<br />

saṃhitā in Text oder Übersetzung mitgetheilt worden, besonders<br />

in Roth's trefflichen, schon mehrfach erwähnten<br />

„Abhandlungen zur Literatur und Geschichte des We da"<br />

Stuttgart 1846. Gegenwärtig wird durch Dr. M. Müller<br />

in Oxford die ganze Saṃhitā nebst dem Commentar des<br />

Sāyaṇa auf Kosten der E. I. Company herausgegeben, und<br />

ist davon das erste Aṣṭaka 1849 erschienen. Gleichzeitig<br />

erscheint auch in Indien selbst eine Ausgabe des Textes,<br />

mit Auszügen aus dem Commentar. Von Dr. M. Müller<br />

haben wir auch ausführliche Prolegomena zu seiner Ausgabe<br />

zu erwarten, die besonders die culturgeschichtliche Stellung<br />

der Lieder des Ṛk behandeln werden. Eine französische<br />

Übersetzung durch Langlois umfaßt bereits die ganze<br />

Saṃhitā(l848—185l) und ist natürlich vielfach von hohem<br />

Nutzen, obschon sie nur mit großer Vorsicht benutzt werden<br />

kann. Auch eine englische Übersetzung von Wilson ist begonnen,<br />

bis jetzt ist davon nur das erste Aṣṭaka erschienen 32<br />

).<br />

3 2<br />

] Müller's Ausgabe des Textes mit dem Commentar des Sāyaṇa, vollständigem<br />

Wortlndex und pratīka­Verzeichniß liegt jetzt vollendet in sechs voll.<br />

(1849 —1875) vor; den Text des ersten maṇḍala allein gab er auch separat,<br />

in saṃhitā­ und pada­pāṭha (Leipzig 1856—1869) heraus, ebenso auch sämmt¬<br />

liche zehn maṇḍala, ebenfalls in doppeltem Text (1873). Die erste vollständige<br />

Textausgabe, und zwar in lateinischer Umschrift, gab Aufrecht in voll. VI. VIl<br />

der Indischen Studien (1861 — 63). Roer's Ausgabe des Textes und Commen¬<br />

tars in der Bibliotheca Indica Nos. 1—4 (Cale. 1849) umfaßt nur die beiden<br />

ersten adhyāya. Das von Stevenson bereits 1833 herausgegebene Text­Fragment<br />

geht nur wenig weiter (I, 1—35). — Von Wilson's Übersetzung sind<br />

fünf Bände, der letzte (1866) unter Co we 11 's Redaction erschienen (bis maṇḍ.<br />

8, 20). Ben fey gab in seinem „Orient and occident" (I860 — 68) eine kritische<br />

Übersetzung von Maṇḍ. I, 1 —118. Zwölf Hymnen an die Marut erschienen<br />

übersetzt und mit ausführlichem Commentar versehen in vol. I von<br />

M. Müller's „Ṛgveda Saṃhitā, translated and explained" (1869). Bei weitem<br />

das Meiste für das richtige Verständniß des Ṛk hat R. Roth gethan, theils in<br />

dem seiner Ausgabe von Yāska's Nirukta (1848—52) zugefügten Commentai­,<br />

theils in dem großen von Böhtlingk und ihm herausgegebenen Petersburger<br />

Sanskpt­Wörterbuch (7 voll. 1853—1875). — Zu nennen sind hier noch Graß­


48 Die Brāhmaṇa des Ṛk.<br />

Ich wende mich nunmehr zu den Brāhmaṇa des Ṛk.<br />

Es liegen uns zwei derselben vor, das Aitareya-Brāh¬<br />

maṇa und das Śāṅkhāyana­ (oder Kauṣītaki­) Brāhmaṇa.<br />

Beide stehen zu einander in enger Beziehung*), behandeln<br />

im Wesentlichen denselben Stoff, und zwar so, daß<br />

sie nicht selten je die einander entgegengesetzten Meinungen<br />

vertreten. Die Anordnung des Stoffes aber ist es hauptsächlich,<br />

worin sie differiren. Während wir im Śāṅkhāyana­<br />

Brāhmaṇa ein vollständig geordnetes Werk vor uns haben,<br />

welches nach einem bestimmten Plane über das ganze Opfer¬<br />

werk vertheilt ist, scheint dies im Aitareya­Brāhmaṇa<br />

nicht in gleichem Grade der Fall zu sein, und überdem das<br />

Somaopfer, welchem auch in jenem die Hauptstelle gebührt,<br />

hier ganz ausschließlich behandelt zu werden. Für die letzten<br />

zehn Adhyāya des Aitareya­Brāhmaṇa findet sich im<br />

Śāṅkhāyana-Brāhmaṇa gar nichts entsprechendes vor,<br />

erst das Śāṅkhāyana­Sūtram tritt dafür ein: mit Bezug<br />

hierauf, wie auch aus inneren Gründen, hat man vielleicht<br />

anzunehmen, daß dieselben erst als eine spätere Zuthat zum<br />

Aitareya­Brāhmaṇa zu betrachten sein mögen. Wie sie<br />

uns vorliegen, hat das Aitareya­Brāhmaṇam 40 Adhyāya<br />

(getheilt in acht Pañcikā, Fünfheiten), das Śāṅkhāyana­<br />

Brāhmaṇam deren 30, und ist es vielleicht erlaubt, auf sie<br />

die Regel bei Pāṇini V, 1, 62 zu beziehen, welche lehrt,<br />

wie der <strong>Name</strong> eines Brāhmaṇa zu bilden sei, wenn<br />

es 30 oder 40 Adhyāya enthält, so daß danach ihre Existenz<br />

in dieser Form für Pāṇini's Zeit wenigstens auch<br />

äußerlich gesichert wäre. Geographische oder dgl. Data,<br />

aus denen man auf ihre Entstehungszeit schließen könnte,<br />

sind nur sehr spärlich in ihnen enthalten: die meisten noch<br />

finden sich, nebst wirklich geschichtlichen Angaben, in den<br />

mann's Wörterbuch zum Ṛgveda (1873 fg.), Delbrück’s Schrift: das altindische<br />

Verbum (1874), Benfey's Abhandlungen: Einleitung in die Grammatik<br />

der vedischen Sprache (1874) und: die Quantitätsverschiedenheiten in den Saṃ¬<br />

hitā­ und Pada­Texten der Veden, und Bollensen's Monographie „die Lieder<br />

des Parāśara- in Z. D. M. G XXII (1868).<br />

*) s. darüber Ind. Stud. II, 289 fg. [IX, 377].


Data in ihnen über ihre Entstehungszeit. 49<br />

letzten Büchern des Aitareya­Brāhmaṇa (s. Ind. Stud.<br />

I, 199 fg.), aus denen sich insbesondere (s. VHI, 14) jedenfalls<br />

ergiebt, daß der betreffende Schauplatz derselben das<br />

Land der Kuru­Pañcāla und der Vaśa-Uśīnara war.<br />

Im Śāṅkhāyana­Brāhmaṇa wird ein großes Opfer im<br />

Naimiṣa­Walde erwähnt, welches man indeß schwerlich<br />

mit demjenigen zu identificiren haben wird, bei welchem nach<br />

den Berichten des Mahā­Bhārata dieses Epos selbst seinen<br />

zweiten Vortrag fand. Eine andere Stelle involvirt ein ganz<br />

besonderes Hervortreten dés Gottes, welchen wir später ausschließlich<br />

unter dem <strong>Name</strong>n Śiva kennen, über alle anderen<br />

Götter hinaus: er erhält daselbst unter anderen die <strong>Name</strong>n<br />

Iśāna, Mahādeva und dürfen wir hieraus vielleicht schon<br />

auf einen ganz besonderen Cultus desselben schließen, jedenfalls<br />

aber darauf, daß das Śānkhāyana-Brāhmaṇa, falls<br />

die Stelle nicht etwa interpolirt ist, der Zeit nach zu den<br />

letzten Büchern der Saṃhitā des weißen Yajus und zu<br />

denjenigen Theilen des Brāhmaṇa desselben, wie der<br />

Atharva­Saṃhitā gehört, in welchen sich jene Nomen¬<br />

clatur ebenfalls findet. Eine dritte Stelle des Śāṅkhāyana¬<br />

Brahmaṇa endlich bedingt, wie schon oben berührt, eine<br />

ganz besondere Bearbeitung der Sprache in den nördlichen<br />

Theilen Indiens: man pilgerte dahin, um die Sprache kennen<br />

zu lernen, und zurückgekehrt genoß man einer ganz besonderen<br />

Auctorität in Bezug auf sprachliche Fragen [Ind. Stud.<br />

II, 309].<br />

Beide Brāhṃaṇa setzen schon längere literarische Arbeiten<br />

voraus, so werden die Ākhyānavidaḥ „Traditions¬<br />

kundigen" erwähnt, desgl. mehrfach auf eine Gāthā, Abhi¬<br />

yajñagātha, eine Art (kārikā) versus memorialis, Bezug<br />

genommen und dieselben mitgetheili. Die <strong>Name</strong>n Ṛg¬<br />

veda, Yajurveda, Sāmaveda, sowie trayī vidyā als Zusammenfassung<br />

derselben, kommen mehrfach vor. Ganz besondere<br />

Rücksicht aber wird im Śāṅkhāyana­Brāhmaṇa<br />

genommen auf das Paingyam und das Kauṣītakam,<br />

deren Ansichten überaus häufig neben einander erwähnt


50 Die in den. Brāhma ṇ a vorau^gese^zten Arbeiten ähnlichen Inhalts.<br />

werden und zwar so, daß die Ansicht des Kauṣītakam<br />

stets als die endgültige anerkannt wird. Es fragt sich nun,<br />

was wir unter beiden Ausdrücken zu verstehen haben, ob<br />

Brāhmaṇa­artige Werke, welche schon schriftlich oder noch<br />

nur in mündlicher Tradition vorlagen, oder ob nur die traditionelle<br />

Überlieferung einzelner Lehren? Im Aitareya­<br />

Brāhmaṇa findet sich die Erwähnung des Kauṣītakam<br />

und des Paiṅgyam nur an einer Stelle, und zwar im letzten<br />

Theile desselben, die zudem vielleicht interpolirt ist. Jedenfalls<br />

ergiebt sich hieraus, wie wohl auch schon aus der<br />

größeren Regelmäßigkeit der Anordnung zu schließen war,<br />

daß das Śāṅkhāyana­Brāhmaṇam als später denn das<br />

Aitareya­Brāhmaṇam zu erachten ist, insofern es eben als<br />

eine Umarbeitung von zwei schon unter bestimmten <strong>Name</strong>n<br />

vorhandenen Gesammtanschauungen gleichen Inhalts erscheint,<br />

während das Aitareya­Brāhmaṇam als ein mehr selbständiger<br />

Versuch dasteht. Der <strong>Name</strong> Paiṅgya gehört einem<br />

in den Brāhmaṇa des weißen Yajus und sonst genannten<br />

Weisen an, aus dessen Geschlecht Yāska Paiṅgi*) stammt<br />

und wohl auch Piṅgala, der Verfasser eines metrischen<br />

Lehrbuchs. Der Paiṅgī kalpaḥ wird von dem Commentator<br />

des Pāṇini, wohl dem Mahābhāṣya nach, ausdrücklich<br />

zu den alten Kalpasutra gerechnet, im Gegensatz<br />

zum Āśmarathaḥ kalpaḥ, welchen wir unten als<br />

eine Vorlage des Āśvalāyanasutra kennen lernen werden.<br />

Die Paingin werden auch sonst mehrfach in den alten<br />

Schriften genannt und noch zu Sāyaṇa's Zeit muß wohl<br />

ein Paingi­Brāhmaṇam existirt haben, da er es mehrfach<br />

erwähnt. Aehnlich steht es mit dem <strong>Name</strong>n Kauṣītaka,<br />

welcher übrigens in der Mehrzahl der Stellen, wo er citirt<br />

wird, direct für das Śāṅkhāyana­Brāhmaṇa selbst gebraucht<br />

ist: da die Ansicht, die derselbe vertritt, darin überall<br />

als die entscheidende gilt, so ist dies sehr erklärlich, wir<br />

haben eben in diesem Brāh in an a eine Umarbeitung des von<br />

*) die Brālimaṇa­Citate bei Yāska gehören also wohl zum Theil dem<br />

Paiṅgyam anV [zu dem Paiṅgī kalpali im Mahābhāṣya s. Ind. Stud. XIII, 455].


Legenden und Sagen in den Brāhmaṇ 51<br />

den Kanṣītakin gewonnenen dogmatischen Gutes durch<br />

Śāṅkhāyana vor uns. Es werden übrigens in dem Com¬<br />

mentare dazu, der das Werk eben nur als Kauṣītaki­<br />

Brāhmaṇa erklärt, häufig auch Stellen aus einem Mahā¬<br />

kauṣītaki­Brāhmaṇa citirt, so daß wir noch auf ein<br />

größeres Werk gleichen Inhalts danach zu schließen haben,<br />

wohl eine spätere Bearbeitung desselben Gegenstandes? Wenn<br />

dieser Commentar ferner das Kauṣītaki­Brāhmaṇam in<br />

Beziehung zu der Schule der Kauthum a setzt, die sonst<br />

nur dem Sāmaveda zugehört, so ist dies Verhältniß ein<br />

noch nicht aufgeklärtes. — Der <strong>Name</strong> Śānkhāyana-Brāh¬<br />

maṇa wechselt hie und da mit Sānkhāyana­Brāhmaṇa,<br />

doch scheint die erstere <strong>Name</strong>nsform den Vorzug zu verdienen:<br />

ihr ältestes Vorkommen ist wohl das in dem Prāti¬<br />

śākhyasūtra des schwarzen Yajus.<br />

Es sind nun diese beiden Brāhmaṇa des Ṛk von ganz<br />

besonderem Interesse durch die vielen Sagen und Legenden,<br />

die sie mittheilen, zwar nicht um ihrer selbst willen, sondern<br />

nur zur Erklärung des Ursprungs irgend eines Liedes, was<br />

aber ihrem Werthe natürlich keinen Eintrag thnt. Eine derselben,<br />

welche sich in dem zweiten Theile des Aitareya­<br />

Brāhmaṇa vorfindet, die Sage von Śunaḥśepa, hat Roth<br />

in den Ind. Stud. I, 458—64 übersetzt, und ebendas. II, 112<br />

bis 123 ausführlich behandelt, und schließt sie sich, nach ihm,<br />

an eine ältere, metrisch abgefaßte Darstellung an. Wir<br />

müssen dies überhaupt wohl bei vielen dieser Sagen annehmen,<br />

daß sie bereits eine abgerundete selbständige Gestalt in<br />

der Tradition gewonnen hatten, bevor sie den Brāhmaṇa<br />

einverleibt wurden: es ergiebt sich dies häufig schon aus<br />

ihrer im Verhältniß zum übrigen Texte stark archaistischen<br />

Sprache. Es sind uns diese Legenden nun in doppel¬<br />

ter Beziehung von hohem Werthe: einestheils nämlich enthalten<br />

sie, wenigstens theilweise, direct oder indirect, historische<br />

Data, oft ganz nackt und unverfänglich, daneben aber<br />

auch versteckt und erst dem Auge der Kritik erkennbar, an¬<br />

derntheils aber gewähren sie uns die Anknüpfungspunkte au<br />

4*


52<br />

Die Āraṇyaka des Ṛk.<br />

die Sagen der späteren Zeit, deren Ursprung uns sonst meist<br />

ganz dunkel bleiben würde.<br />

Zum Aitareya­Brāhmaṇa haben wir einen Commentar<br />

von Sāyaṇa, und zum Kauṣītaki­Brāhmaṇa einen von<br />

Vināyaka, einem Sohne des Mādhava 33<br />

),<br />

Jedem dieser Brāhmaṇa ist nun noch ein Āraṇyakam<br />

zugefügt, ein Waldtheil, der im Walde zu studiren ist, nämlich<br />

theils von den Weisen, die wir bei Megasthenes als<br />

vX6ßioi kennen lernen, theils von ihren Schülern. Dieses<br />

Waldleben selbst ist offenbar erst eine spätere Entwicklungsstufe<br />

der brāhtnanischen Beschaulichkeit: ihm hauptsächlich<br />

haben wir die Tiefe der Speculation, das völlige Versinken<br />

in mystischer Andacht zuzuschreiben, durch welche sich die<br />

Inder SO ganz besonders auszeichnen. Dieser Charakter ist<br />

denn nun auch in den Schriften, welche direct alsĀraṇyaka<br />

bezeichnet werden, in hohem Grade ausgeprägt, und bestehen<br />

dieselben zum größten Theile nur aus dergl. Upaniṣad,<br />

in denen sich im Allgemeinen eine kühne, gewaltige Denk¬<br />

kraft nicht verkennen läßt, so viel Bizarres sie auch enthalten.<br />

Das Aitareya­Āraṇyakam besteht aus fünf Büchern,<br />

deren jedes selbst wieder Āraṇyakam heißt. Das zweite<br />

und dritte Buch*) bilden eine Upaniṣad für sich und zwar<br />

findet hier noch eine weitere Unterabtheiluug statt, insofern<br />

die vier letzten Abschnitte des zweiten Buches, welche der<br />

Doctrin des Vedānta systems ganz besonders homogen sind,<br />

xar i^oii]v als die Aitareyopaniṣad gelten 34<br />

). Als Urheber<br />

dieser beiden Bücher gilt Mahidāsa Aitareya, angeblich<br />

Sohn des Viśāla und der Itarā, von welcher letz-<br />

3 3<br />

] das Aitar. Brāhmaṇa hat Martin Haug in Text und Übersetzung<br />

herausgegeben, in 2 voll. Bombay 1863, s. dazu Ind. Stud. Ix, 177—380 (1865).<br />

Außer der durch Roth behandelten Sage von Śunahśepa (VII, 13 — 18), s. auch<br />

Müller Hist. A. S. L. p. 573 fg., war auch noch ein Abschnitt daraus, über<br />

königliche weihen (VIH‚ 5—20), von Schönborn edirt worden, Berlin 1862.<br />

*) s. Ind. Stud. I, 388 fg.<br />

34<br />

] diese Aitareyopaniṣad ist u. A. von Roer mit Śaṃkara's Commentar<br />

edirt und übersetzt worden, in der Bibl. Indica VU, 143 fg. (Calc. 1850),<br />

XV, 28 fg. (1853).


Das Aitareya­Āraṇyakam. 53<br />

teren sein <strong>Name</strong> Aitareya abgeleitet wird: derselbe<br />

wird denn auch in der That mehrmals im Innern als maa߬<br />

gebend und endgültig angeführt, was für die Richtigkeit der<br />

Herleitung der darin vorgetragenen Ansichten auf ihn entscheidet.<br />

Wir müssen in dieser Zeit eben vollständig davon<br />

abstrahiren, daß ein Lehrer seine Gedanken auch schriftlich<br />

niedergelegt habe: er trug sie eben nur mündlich seinen<br />

Schülern vor, die Kunde davon pflanzte sich traditionell fort,<br />

bis sie in irgend einer Form, aber unter seinem <strong>Name</strong>n, fest*<br />

gestellt ward. Daher ist es zu erklären, wenn wir die Autoren<br />

überlieferter Werke in diesen selbst genannt finden. Die<br />

Lehren des Aitareya müssen nun übrigens besonderen Anklang<br />

gefunden haben, seine Schüler besonders zahlreich gewesen<br />

sein, da wir ja eben seinen <strong>Name</strong>n sowohl dem Brahman<br />

a als dem Āraṇyaka beigelegt finden, obwohl in Bezug<br />

auf das erstere vor der Hand gar kein Grund dafür anzugeben<br />

ist, und obwohl wir für das vierte Buch des letztern<br />

sogar die directe Nachricht haben, daß es dem Āśvalāy¬<br />

ana*), dem Schüler eines Śaunaka, angehört, so wie auch<br />

ferner für das fünfte Buch desselben dieser Śaunaka selbst<br />

als Urheber gegolten zu haben scheint, nach dem was Cole¬<br />

brooke misc. ess. I, 47n. darüber berichtet. E)er <strong>Name</strong> des<br />

Aitareya findet sich in den Brāhmaṇa nirgendwo vor,<br />

erst in der Chandogyopaniṣad wird er erwähnt: die<br />

Schule der Aitareyin wird zuerst in den Sāmasūtra genannt.<br />

— Den vielfachen Erwähnungen im dritten Buche nach<br />

zu schließen ist übrigens auch die Familie der Maṇḍūka,<br />

Māṇḍūkeya ganz besonders thätig gewesen für die Entwicklung<br />

der darin vertretenen Ansichten. Wir finden sie<br />

in der That auch später als eine der fünf Schulen des Ṛg¬<br />

veda aufgeführt, doch hat sich unter ihrem <strong>Name</strong>n nichts<br />

erhalten als eine höchst abstruse Upaniṣad, die aber nur<br />

*) auch ein Āśvalāyana-Brāhmaṇa finde ich citirt, ohne indeß<br />

Näheres darüber angeben zu können. [In einer Handschrift des Ait Ār., I. o. L.<br />

986, wird das ganze Werk am Schluß als Āśvalāyauoktam āraṇyakam bezeichnet.]


54 Aitareyāraṇyakam. Kauṣīfcakāraṇyakam.<br />

als zum Atharvan gehörig erscheint und ganz auf dem Standpunkt<br />

systematischer Erstarrung steht, so wie eine Schrift<br />

grammatischen Inhaltes, die Māṇḍukī Śikṣā, die<br />

vielleicht auf den [hier wie] im Ṛkprātiśākhya genannten<br />

Māṇḍūkeya zurückgehen könnte.<br />

Der Inhalt des Aitareya­Āraṇyakam, so weit es uns<br />

vorliegt 35<br />

), giebt weiter keinen directen Fingerzeig über die<br />

Abfassungszeit, als den, daß, wie ich schon bemerkt habe,<br />

im zweiten Capitel des zweiten Buches die jetzige Anordnung<br />

der Ṛksaṃhitā angegeben wird. Die Zahl ferner der einzeln<br />

genannten Lehrer ist besonders im dritten Buche eine<br />

überaus große (darunter zwei Śākalya, ein Kṛṣṇa Hā¬<br />

rīta, ein Pañcālacaṇḍa) und ist auch dies wohl noch ein<br />

Beweis mehr für die im Übrigen schon durch den Geist und<br />

die Form der vorgetragenen Ansichten bedingte, späte Ent¬<br />

stehimgszeit 8fi<br />

).<br />

Das Kauṣītakāraṇyakam liegt uns in drei Buchern<br />

vor: ob vollständig? ist ungewiß 37<br />

). Die beiden ersten Bücher<br />

desselben habe ich erst neuerdings aufgefunden*): ihr Inhalt<br />

ist mehr dem Ritual als der Speculation zugewandt. Das<br />

dritte Buch ist die sogenannte Kauṣītaky­Upaniṣad**),<br />

ein in hohem Grade interessantes und wichtiges Werk.<br />

35<br />

] s. Ind. Stud. I. 387 — 392; ich besitze den Text jetzt vollständig,<br />

habe zum obigen indeß nichts wesentliches hinzuzufügen. Die Geheimhaltung<br />

der betreffenden Lehren, und die hohe Bedeutung der dieselben wissenden wird<br />

sehr scharf pointirt. Von den genannten <strong>Name</strong>n ist etwa noch der des Āgni¬<br />

veśvāvana seiner Bildung wegen von Bedeutung. Die interessanten Stellen über<br />

die drei pāṭha des Veda, nirbhujam=saṃhitāpāṭha, pratriimam=padapatha, und<br />

ubhayam antareṇa=kramapāṭlia sind von M. Müller zu Ṛk Prat. I, 2—4 (s.<br />

auch ibid. Nachträge p. 11) behandelt worden.<br />

36<br />

] der hier betonte Umstand läf¾t sich auch gerade in umgekehrter<br />

Richtung verwerthen, und habe ich ihn so auch bereits unten (p. 74) in dem<br />

gleichen Falle, beim Lāṭyāyanasūtra, aufgeführt; es scheint mir jetzt, als ob<br />

diese letztere Auffassung die berechtigtere sei.<br />

3 7<br />

] ein durch Bühler nach Berlin gelangtes Mspt. (ms. or. fol. 630) des<br />

‚‚Śāṅkhāyana­Āraṇyaka" (so heißt es darin) führt dasselbe in 15 adhyāya<br />

auf; die beiden ersten entsprechen dem Ait. Ar. I. V, adhy. 3 — 6 werden durch<br />

die Kauṣ. Up. gebildet, adhy. 7. 8 entsprechen dem Ait. Ār. Ill, adhyāya 9<br />

giebt den Wettstreit der Sinne (wie Śatap. Br. 14, 9, 2).<br />

*) s. Catalog der Sanskrithandschriften der Berl. Bibl. p. 19. n. 82.<br />

**) s. Ind. Stud. I, 392—420: es wäre in der That sehr wünschenswert! 1<br />

zu erfahren, worauf sich Poley’s Angabe stützt, „daß das Kaiiṣītaki-Brāh-


Kauṣītakopaniṣad. 55<br />

Der erste Adhyāya derselben giebt uns über die Vorstellungen<br />

von dem Wege nach, und der Ankunft in, der Welt<br />

der Seligen einen höchst wichtigen Bericht, dessen Bedeutung<br />

für die ähnlichen Vorstellungen anderer Völker zwar noch<br />

nicht vollständig zu übersehen ist, aber sehr reich an Aufschlüssen<br />

zu werden verspricht. Der zweite Adhyāya giebt<br />

uns in den CereInonieen, die er schildert, unter Anderm ein<br />

sehr liebliches Bild von der Zartheit und Innigkeit der Fa¬<br />

milienbande zu jener Zeit. Der dritte Adhyāya ist für die<br />

Geschichte und Entwicklung der epischen Mythe von ganz<br />

unschätzbarem Werthe, insofern er uns Indra im Kampfe<br />

mit denselben Naturgewalten darstellt, welche im Epos Arj¬<br />

una als böse Dämonen bezwingt. Der vierte Adhyāya<br />

endlich enthält die zweite Recension einer Sage, die uns auch<br />

im Āraṇyakam des weißen Yajus in etwas anderer Gestalt<br />

vorliegt, von der Belehrung eines sich weise dünkenden<br />

Brāhmaṇen durch einen Krieger, Ajātaśatru, den König<br />

von Kāśi. Auch an geographischen Daten, welche über die<br />

Zeit ihrer Entstehung Aufschluß geben, ist diese Upaniṣad<br />

besonders reich. So weist uns der <strong>Name</strong> des weisen Königs<br />

im ersten Adhyāya, der den Äruni belehrt, Citra Gāṅgyāyani off<br />

für den Autor der nördliche und der südliche Berg, d. i.<br />

Himavant und Vindhya, die ganze ihm bekannte Welt<br />

ein, wozu dann auch die Aufzählung der Nachbarstämme in<br />

IV, 1 vollständig paßt. Insbesondere aber ergiebt sich aus<br />

der Stellung der <strong>Name</strong>n Āruṇi, Śvetaketu, Ajātaśatru,<br />

Gārgya Bālāki, und aus der Identität der Legenden von<br />

den letzteren, die völlige Gleichheit der Zeit dieser Upaniṣad<br />

mit der des Vṛhad ­ Āraṇyakam des weißen<br />

Yajus [s. Ind. Stud. I‚ 392—420ḷ.<br />

Zur Erklärung der beiden Āraṇyaka, resp. des zweiten<br />

maṇa aus neun Adhyāya besteht, von denen der erste, siebente, achte, neunte<br />

den Kauṣītaki­Brāhmaṇa­Upaniṣad bilden." Ich habe noch nichts<br />

dergl. anderswo auftreiben können, [s. jetzt Cowell's Vorwort p. vII zu seiner<br />

Ausgabe der Kauṣ. Up. in der Bibl. Ind.]


56<br />

Śaṃkara's Commentare zu den Upaniṣad.<br />

und dritten Buches des Aitareya­Āraṇyaka und des dritten<br />

Buches des Kauṣītaki­Āraṇyaka, dient der Commentar<br />

des Śaṃkarācārya, eines Lehrers, der, etwa im<br />

8. Jahrhundert p. Chr. lebend 38<br />

), für die Vedānta­Schule<br />

von der höchsten Bedeutung gewesen ist, insofern er theils<br />

alle die Vedatexte, die Upaniṣad nämlich, erklärte, auf<br />

welchen dieselbe basirt ist, theils auch das Vedāntasūtram<br />

selbst commentirte, und eine Menge kleiner Schriftchen zur<br />

Erläuterung und Begründung der Vedāntalehre verfaßte.<br />

Seine Erklärungen selbst sind zwar häufig gezwungen, weil<br />

oben dem Vedāntasystem gemäß geregelt, doch aber für<br />

uns von hoher Wichtigkeit: Schüler von ihm: Ānanda¬<br />

jñāna, Ānandagiri, Ānandatīrtha etc., haben wieder<br />

Glossen zu seinen Commentaren verfaßt, und sind wir seit<br />

Kurzem in dem Besitz der meisten dieser Commentare sowohl<br />

als Glossen, da Dr. Roer, der Secretär der Asiatischen<br />

Gesellschaft von Bengalen, dieselben nebst den betreffenden<br />

U p a n i ṣ a d in der Bibliotheca Indica, einer blos<br />

für Texte bestimmten, unter der Aegide jener Gesellschaft<br />

erscheinenden Zeitschrift herausgegeben hat. Leider ist gerade<br />

die Kauṣītaki­Upaniṣad noch nicht darunter,<br />

eben so wenig als die Maitrāyaṇy­Upaniṣad, von der<br />

wir im Verlauf zu reden haben. Hoffentlich aber erhalten<br />

wir noch beide 39<br />

). — Möge ihnen dann auch eine dritte der<br />

zum Ṛgveda gehörigen Upaniṣad, die Vāṣkala­<br />

Upaniṣad, zugefügt werden, deren Text resp. aufgefunden<br />

sein. Diese Upaniṣad nämlich ist uns vor der Hand nur aus<br />

Anquetil Du perron’ s Oupnekhat II, 366—71 bekannt,<br />

das Original muß also zur Zeit der persischen (von A. Dup.<br />

lateinisch übersetzten) Übersetzung der hauptsächlichsten<br />

38<br />

] Śaṃkara's Zeit ist leider noch immer nicht fester bestimmt. Er gilt<br />

zugleich als eifriger Bekämpfer der Buddhisten, und wird als solcher als Śivaït<br />

bezeichnet; in seinen werken indeß erscheint er vielmehr als Verehrer des<br />

Vāsudeva, den er als die eigentliche Incarnation, resp. Vertretung des brahman,<br />

hinstellt.<br />

J 9<br />

| sie liegen in der That jetzt Beide, durch Cowell edirt und übersetzt,<br />

darin vor. Die Kau&h. Up. (Calc. 1861) ist von dem Comm. des Śaṃkarā¬<br />

nanda begleitet, die Maitii-Up. von dem des Rāmatīrtha (1863 — 69).


vāṣkala-Upaniṣad. 57<br />

Upaniṣad (1656) noch vorhanden gewesen sein, wie wir<br />

ja auch bei Sāyaṇa die Vāṣkalaśruti noch mehrfach er¬<br />

wähnt finden. Daß den Vāṣkala eine besondere Recension<br />

der Ṛksaṃhitā zugeschrieben wird, die uns gleichfalls verloren<br />

ist, haben wir oben gesehen. Es bleibt somit diese<br />

Upaniṣad der einzige, ärmliche Rest aus einem umfangreichen<br />

Literaturkreise. Sie beruht auf einer mehrfach in<br />

den Brāhmaṇa erwähnten Sage, die dem Inhalte nach, und<br />

man könnte fast sagen, auch dem <strong>Name</strong>n nach, der griechischen<br />

Sage vom Gany­Medes entspricht. Medhātithi<br />

nämlich, der Sohn des Kaṇva, von Indra in Gestalt eines<br />

Widders zum Himmel entführt, befragt denselben während<br />

des Fluges, wer er sei, Indra antwortet ihm lächelnd und<br />

giebt sich ihm kund als den Allgott, sich mit dein All iden¬<br />

tificirend. Der Grund der Entführung sei, daß er, erfreut<br />

durch Medhātithi’s Buße, denselben auf den richtigen Weg<br />

zum Wahren habe bringen wollen: er solle darum weiter<br />

kein Bedenken tragen. Über die Zeit dieser Upaniṣad<br />

läßt sich natürlich vor der Hand gar nichts sagen, als daß<br />

ihre Haltung im Ganzen ziemlich alterthümlich erscheint 40<br />

).<br />

Steigen wir nunmehr hinab zur dritten Stufe der Literatur<br />

des Ṛgveda, zu den Sūtra desselben.<br />

Was zunächst die Śrauta-Sūtra, die Lehrbücher des<br />

Opferrituals, betrifft, so liegen uns deren zwei vor, das<br />

Sūtram des Āśvalāyana in 12 Adhyāya und das des<br />

Śānkhāyana in 18 Adhyāya. Das erstere schließt sich<br />

an das Aitareya-Brāhmaṇa, das zweite an das Śānkhāyana­Brāhmaṇa<br />

an, je oft wörtliche Citate Beiden entlehnend.<br />

Wenn nun schon hieraus, wie überhaupt aus der<br />

ganzen Behandlung des Stoffes, sich das verhältnißmäßig<br />

späte Zeitalter der Sūtra ergiebt, so fehlt es doch auch nicht<br />

an weiteren directen Zeugnissen dafür. So geht der <strong>Name</strong><br />

des Āśvalāyana wohl zurück auf Aśvala, den wir im<br />

Āraṇyaka des weißen Yajus als den Hotar des Janaka,<br />

40<br />

] s. jetzt meine specie11e Untersuchung hierüber in den Ind. Studien lx,<br />

38—42; der Originaltext ist noch nicht aufgefunden.


58 Die Śrautasutra des Āśvalāyana<br />

Königs von Videha, erwähnt finden (s. Ind. Stud. I, 441).<br />

Die Bildung des Wortes ferner, durch das Affix āyana,<br />

führt uns wohl*) in die Zeit ausgebildeter Schulen (ayana)?<br />

wie dem auch sei, damit gebildete <strong>Name</strong>n finden sich in den<br />

B rāhm an a selbst nur selten vor, resp. nur in den spätesten<br />

Theilen derselben, und bekunden daher im Allgemeinen schon<br />

stets eine späte Zeit. Dazu stimmen denn auch die Data,<br />

die sich aus dem Innern des Āśvalāyanasūtra entnehmen<br />

lassen. Unter den darin citirten Lehrern zunächst befindet<br />

sich ein Āśmarathya, dessen Kalpa (Lehre) der Scholiast<br />

zu Pānini IV, 3, 105, wahrscheinlich dem Mahābhāṣya<br />

nach 41<br />

), als zu den in dieser Regel, im Gegensatze zu den alten<br />

Kalpa bedingten neuen Kalpa gehörig betrachtet. Wenn<br />

nun schon die Auctoritäten des Āśvalāyana als neu gelten,<br />

so muß dies natürlich in Bezug auf ihn selbst in noch höherem<br />

Grade stattfinden, und erhalten wir somit, vorausgesetzt,<br />

daß jene Angabe aus dem Mahābhāṣya stammt 41<br />

), für ihn<br />

etwa die Gleichzeitigkeit mit Pāṇini. Ein anderer von Āśvalāyana<br />

citirter Lehrer, Taulvali, wird direct von<br />

Pāṇini genannt (II, 4, 61) und zwar als zu den prāñcas<br />

„Oestlichen‘‘ gehörig. — Von besonderem Interesse ist am<br />

Schlusse eine Aufzählung der verschiedenen Brāhmaṇa­Fa¬<br />

milien und deren Vertheilung unter die Geschlechter des<br />

Bhṛgu, Angiras, Atri, Viśvāmitra, Kaśyapa, Vas¬<br />

iṣṭha und Agastya. — Die Opfer an der Sarasvatī,<br />

von denen ich im Verlauf sprechen werde, sind hier nur kurz<br />

angeführt, und zwar mit einigen Verschiedenheiten in den<br />

<strong>Name</strong>n, die wohl als spätere Entstellung zu betrachten sein<br />

werden. — Wir haben übrigens den Āśvalāyana bereits<br />

als den Verfasser des vierten Buches des Aitareya-Āraṇ¬<br />

yaka, sowie als den Schüler des Śaunaka kennen gelernt,<br />

*) wie bei Agniveśyāyana, Ālarnbāyana, Aitiśāyana, Audum¬<br />

barāyaṇa, Kāṇḍaniāyana, Kātyāyana, Khāḍāyana, Drāhyāyaṇa,<br />

Plākṣāyaṇa, Bādarāyaṇa, Māṇḍūkāyana, Rāṇāyana, Lāṭyāyana,<br />

Lābukāyana (?), Lāmakāyana, Vārṣyāyaṇi, Śākaṭāyana, Śāṅ<br />

Śaulvāyana etc.<br />

41<br />

] das Mahābhāṣya kennt den <strong>Name</strong>n nicht, s. Ind. Stud. XIII, 455.


und des Śāṅkhāyana. 59<br />

welcher Letztere der Tradition nach sein eigenes Sūtram<br />

dem Werke seines Schülers zu Liebe vernichtet haben soll.<br />

Das Sūtram des Śānkhāyana trägt im Allgemeinen<br />

einen etwas alterthümlicheren Anstrich, insofern es besonders<br />

im 15., 16. Buche ganz in Brāhmaṇa­Weise auftritt. Das<br />

17. und 18. Buch sind eine spätere Zuthat, und finden sich<br />

auch selbständig gezählt und commentirt vor, sie entsprechen<br />

den beiden ersten Büchern des Kauṣītaki­Āraṇyaka.<br />

Was nun den Inhalt der beiden Sūtra im Einzelnen,<br />

so wie ihr gegenseitiges Verhältniß zu einander betrifft, so<br />

bin ich vor der Hand nicht im Stande, genauere Auskunft<br />

darüber zu geben, da ich sie nur oberflächlich kenne 42<br />

).<br />

Meine Vermuthung ist, daß ihre Verschiedenheit vielleicht<br />

auch auf örtlichen Gründen beruht, und zwar das Sūtram<br />

des Āśvalāyana, wie das Aitareya-Brāhmaṇa, dem<br />

ostlichen, das Sūtram des Śāṅkhāyana dagegen, wie das<br />

Brāhmaṇa desselben, mehr dem westlichen*) Theile Hindustan's<br />

angehören mag. Die Reihenfolge des Ceremoniells<br />

ist in beiden ziemlich dieselbe, die großen Opfer aber der<br />

Könige etc. vājapeya nämlich (Opfer zum Gedeihen der Nahrung),<br />

rājasūya (Königsweihe), aśvamedha (Pferdeopfer),<br />

puruṣamedha (Menschenopfer), sarvamedha (All¬<br />

opfer), sind bei Śānkhāyana weit ausführlicher behandelt.<br />

Zu Āśvalāyana finde ich einen Commentar von Na¬<br />

rāyaṇa, dem Sohne des Kṛṣṇajit, Enkel des Śrīpati,<br />

erwähnt 43<br />

). Ein Anderer, gleiches <strong>Name</strong>ns, aber Sohn des<br />

42<br />

] das Āśvalāyanasūtram liegt jetzt in der BibI. Indica (Calc. 1864 — 74)<br />

gedruckt vor, begleitet von dem Commentar des Nārāyaṇa Gārgya, herausgegeben<br />

von Rāma­Nārāyaṇa nnd Ānanclacanclra. Ein specieller vergleich desselben<br />

mit dem Śāūkhāyanasūtra fehlt annoch. — Bei Bühler im Catalogue<br />

of Mss. from Gujarat ī, 154 (1871) wird ein Commentar des Devatrāta zum<br />

Āśv. śr. s. aufgeführt, ebenso ein theilweiser desgl. von Vidyāraṇya.<br />

*) etwa dem Naimiṣa-Walde? s. unten p. 57 [64].<br />

43<br />

] dies ist eine Verwechselung; der oben genannte Nārāyaṇa hat einen<br />

Commentar zum Śāṅkhāyanagṛhya verfaßt; der Nārāyaṇa dagegen, welcher das<br />

Āśvalāyanaśrautasūtra commentirt hat, nennt sich im Eingange'dazu selbst als<br />

Sohn des Narasmha, ebenso wie dies der gleichnamige Scholiast des Uttara-<br />

Naiṣadhiya thut, der nach Roer der Tradition zufolge etwa vor 500 Jahren<br />

gelebt haben soll (Roer pref. p. VIII. 1855); sollten etwa diese Beiden nur<br />

eine Person sein? s. Ind. Streifen 2, 298 (1869).


60 Commentare dazu Die Gṛhyasūtra<br />

Paśupatiśarman, hat eine Paddhati (Grundriß) zu Śān¬<br />

khāyana abgefaßt und zwar nach dem Vorgange eines<br />

Brahmadatta: wann er lebte, ist ungewiß, wahrscheinlich<br />

im 16. Jahrh.: nach seinen eigenen Angaben stammt er aus<br />

Malayadeśa. Außerdem haben wir zum Sūtra des Śān¬<br />

khāyana den Commentar des Varadattasuta Ānarttīya:<br />

drei Adhyāya desselben, der neunte, zehnte, elfte waren verloren<br />

gegangen und sind durch Dāsaśarman Muñjasūnu<br />

ersetzt 44<br />

). Zu den beiden letzten Adhyāya XVII., XVIII.<br />

existirt ein Commentar von Govinda. Daß diesen Com¬<br />

mentaren andere vorausgingen, die uns aber verloren sind,<br />

liegt auf der Hand, Ānarttīya sagt es zudem ausdrücklich.<br />

Auch von den Gṛhyasūtra des Ṛgveda liegen uns<br />

nur die beiden des Āśvalāyana (in 4 Adhyāya) und des<br />

Śāṅkhāyana (in 6 Adhyāya) vor: das dem Śaunaka zugeschriebene<br />

wird zwar mehrfach erwähnt, scheint aber nicht<br />

mehr vorhanden zu sein.<br />

Der Inhalt jener beiden Werke ist im Wesentlichen identisch,<br />

so groß auch die Verschiedenheiten im Einzelnen sind,<br />

insbesondere in der Anordnung und Vertheilung des Stoffes.<br />

Sie behandeln zunächst, wie ich bereits früher (p. 17) angegeben<br />

habe, diejenigen Ceremonien, welche in den verschiedenen<br />

Stadien des ehelichen und Familienlebens, vor und<br />

nach der Geburt, bei Heirath, bei und nach dem Tode zu<br />

vollziehen sind. Außerdem aber werden Sitten und Gebräuche<br />

sehr verschiedener Art geschildert und „tragen insbesondere<br />

die bei einzelnen Veranlassungen zu sprechenden Sprüche<br />

und Sagen ein ganz besonders alterthümliches Gepräge und<br />

führen uns wohl nicht selten in die Zeit vor der Ausbildung<br />

des Brāhmaṇismus zurück" (s. Stenzler in den Ind. Stud.<br />

II, 159). Die volksthümlichen, abergläubischen Vorstellungen<br />

sind es, die uns vorzugsweise in ihnen vorliegen,<br />

44<br />

] die §§ 3—5 des vierten Buches hat Donner in seiner Abh. über den<br />

piṇḍapitṛyajña (Berlin 1870) mitgetheilt; während Streiter den auf die Legende<br />

von Śunaḥśepa bezüglichen Abschnitt (xV, 17—27) publicirt hat (1861);<br />

die Varianten darin zu der Paralle7stelle im Ait. Brāhm. hatte schon Müller<br />

A. S. L. p. 573 fg. gegeben.


des Āśvalāyana und des Śānkhāyana. Gl<br />

daher weisen sie uns auch auf Gestirndienst, Astrologie, Vorbedeutungen<br />

und Zauberkunde hin, insbesondere auf die<br />

Verehrung und Geneigtmachung der bösen Mächte in der<br />

Natur‚ auf die Abwehr ihrer schädlichen Einflüsse etc. Für<br />

die späte Abfassungszeit dieser Werke nun ist besonders das<br />

pitṛtarpaṇam entscheidend, das Manenopfer, wobei die<br />

Vorväter einzeln namentlich aufgeführt werden, eine Sitte,<br />

die zwar an und für sich uralt sein mag (da wir dafür in den<br />

parsischen Yeshts und Nerengs vollständige Analoga finden),<br />

die uns aber hier in ihrer einzelnen Anwendung aus einer<br />

sehr späten Zeit vorliegt, wie sich eben aus den <strong>Name</strong>n selbst<br />

ergiebt. Es werden nämlich nicht nur die Ṛṣi der Ṛk¬<br />

saṃhitā in deren jetziger Reihenfolge aufgeführt, sondern<br />

auch sämmtliche <strong>Name</strong>n, die uns für die Bildung der einzelnen<br />

Schulen des Ṛk, für die Brāhmaṇa wie die Sūtra<br />

desselben, als besonders bedeutsam entgegentreten, so Vāṣ¬<br />

kala, Śākalya, Māṇḍūkeya, Aitareya, Paiṅgya, Kau¬<br />

ṣītaka, Śaunaka, Āśvalāyana und Śānkhāyana selbst<br />

etc An diese schließen sich nun noch andere <strong>Name</strong>n, die<br />

uns vor der Hand von sonst noch nicht bekannt sind, ferner<br />

die <strong>Name</strong>n von drei weisen Frauen, deren eine, die Gārgī<br />

Vācaknavī, uns im Vṛhad­Āraṇyaka des weißen Yajus<br />

mehrfach am Hofe des Janaka begegnet, während die<br />

zweite 45<br />

) unbekannt ist, und der <strong>Name</strong> der dritten, Sulabhā<br />

Maitreyī, theils in den Sagen des MBhārata mit eben<br />

jenem Janaka in Verbindung gebracht wird*), theils uns auf<br />

die Saulabhāni Brāhmaṇāni hinweist, welche der Scholiast<br />

zu Pāṇini, IV, 3, 105, wohl dem Mahābhāṣya<br />

nach 46<br />

), als Beispiel der durch diese Regel bedingten neuen<br />

Brāhmaṇa anführt Unmittelbar hinter den Ṛṣi der Ṛk­<br />

4S<br />

] <strong>Name</strong>ns vaḍavā Prātītheyī; ein Lehrer <strong>Name</strong>ns Pratïthi wird im vanśa¬<br />

brāhmaṇa des Sāmaveda erwähnt.<br />

*) [vgI. Śaṃkara's Angaben hierüber im ved. sūtrabh. zu In, 3, 32,<br />

p. 915 ed. Rāma Nārāyaṇa.] Sulabha heißt bei den Buddhisten der Onkel<br />

Buddha's, s. Schiefner Leben des Śākyamuni p. 6.<br />

4 6<br />

] s. hiezu Ind. Stud. xllf. 429; es werden dieselben darin auch noch<br />

ein zweites Mal, zu Pāṇ. IV, 2, 68, angeführt; Kaiyaṭa erklärt das Wort durch;<br />

Sulabhena proktāni.


62 Die in den Gṛhyasūtra des Āśvalāyana<br />

samhitā werden nun aber überdem auch noch <strong>Name</strong>n und<br />

Werke genannt, die uns in der vedischen Literatur sonst noch<br />

nirgendwo begegnen, nämlich im Śāṅkhāyanagṛ¬<br />

hya: Sumantu-Jaimini - Vaiśampāyana-Paila-sūtra¬<br />

bhāṣya [­Gārgya­Babhru] . . .‚ und im Āśvalāyanagṛ¬<br />

hya sogar: Sumantu - Jaimini - Vaiśampāyana-Paila¬<br />

sūtra­bhārata­mahābhārata­dharmācāryāḥ 47<br />

). Letztere<br />

Stelle ist offenbar die spätere, und wenn wir auch für<br />

sie noch nicht an unser jetziges Mahābhārata in der vorliegenden<br />

Gestalt zu denken haben, so ist, im Verein mit dem<br />

Vaiśampāyanaḥ mahābhāratācāryaḥ, den sie, wie es<br />

scheint, voraussetzt, doch jedenfalls schon ein größeres Werk,<br />

das dieselbe Sage behandelte, also unserm heutigen Texte zu<br />

Grunde liegt, bedingt, ebenso wie sich weiter aus dieser<br />

Stelle auch schon eine zweite Behandlung desselben Stoffes<br />

durch Jaimini zu ergeben scheint, die aber auch wohl mit<br />

unserrn heutigen Jaiminibhārata nur entfernte Aehnlichkeit<br />

gehabt haben würde. Daß übrigens die Entstehung des Epos<br />

überhaupt in die gleiche Zeit mit der schulmäßigen Ausbildung<br />

der vedischen Literatur gehört, werden wir im Verlauf<br />

mehrfach bestätigt finden. Ein Sūtram des Sumantu,<br />

ein Dharma des Paila sind uns gänzlich unbekannt: erst<br />

in der neueren Zeit, in den Purāṇa und in der eigentlichen<br />

Rechtsliteratur finde ich dem Sumantu ein Werk, ein<br />

Smṛtiśāstram nämlich, zugeschrieben, während sie dem<br />

Paila, dessen <strong>Name</strong> allerdings schon aus Pan. IV, 1, IIS<br />

erhellt, die Offenbarung des Ṛgveda zueignen, woraus wir<br />

wenigstens berechtigt sind, auf seine besondere Betheiligung<br />

bei dem endlichen Abschlusse der Schulbildung desselben zu<br />

schließen. — Man kann nun aber, und ich möchte dies vorziehen,<br />

die Stelle des Āśvalāyana auch ganz anders inter¬<br />

pretiren, und zwar so, daß die vier Eigennamen gar nicht<br />

in speciellem Verhältniß zu den vier Werkenamen ständen,<br />

4 7<br />

] das Wort bhāṣya ist oben zwischen sūtra und bhārata einzuschieben ;<br />

es fehlt allerdings in der einen von mir damals benutzten Handschrift, findet<br />

sich dagegen in allen übrigen.


und des Śānkhāyana vorausgesetzte Literatur. 63<br />

sondern Beide für sich selbständig bestehen 48<br />

), wie wir dies<br />

im Śāṅkhāyanagṛhya*) offenbar wohl anzunehmen ha¬<br />

ben: dann liegt es am Nächsten daran zu denken, wie<br />

die Purāṇa die Offenbarung der Veda vertheilen, indem sie<br />

den Atharvaveda dem Sumantu, den Sāmaveda dem<br />

Jaimini, den Yajurveda dem Vaiśampāyana, den Ṛg¬<br />

veda dem Paila zuschreiben. In jedem dieser beiden Fälle<br />

muß man übrigens mit Roth, der zuerst auf die Stelle bei<br />

Āśvalāyana aufmerksam machte (a. a. O. p. 27), annehmen,<br />

daß beide Stellen, sowohl die bei diesem als die bei<br />

Śānkhāyana erst späterer Interpolation ihre Ausschmückung<br />

verdanken 49<br />

), sonst würde die Zeit beider Gṛhyasūtra zu<br />

sehr hinabgedrückt werden! denn ob sich schon aus dem<br />

ganzen Habitus jener beiden Stellen, im Āśvalāy an a grill<br />

y a sowohl als im Śānkhāyanagṛhya (die übrigens auch<br />

sonst noch im Einzelnen bedeutend von einander abweichen),<br />

zur Genüge ergiebt, daß in ihnen die Literatur des Ṛg¬<br />

veda schon als vollständig abgeschlossen vorausgesetzt wird,<br />

so ist doch im Übrigen die Haltung beider Werke immer<br />

noch gewissermaßen alterthümlich. — Ob zwischen dem<br />

Smṛtiśāstra des Śaūkha und dem Gṛhyasūtra des<br />

48<br />

] diese Interpretation ist nach der Berichtigung des Textes, s. eben Note<br />

47, wonach es sich nun gar nicht mehr um vier, sondern um fünf Werkenamen<br />

handelt, geradezu geboten.<br />

*) was in diesem letzteren [und es schließt sich nun also auch das Āś¬<br />

val. gṛhya an] das Wort bhāṣya bedeute, erhellt aus dem Prātiśākhya<br />

des weißen Yajus, wo sich I, 1, 19. 20 vedeṣu und bhāṣyeṣu einander<br />

gegenüber gestellt finden, ebenso wie im Prātiśākhya des schwarzen<br />

Yajus II, 12 chandas und bhāṣā, und bei Yāska anvadhyāyam und<br />

bhāṣā. Es sind also „Schriften in bhāṣā" darunter zu verstehen, doch<br />

ist die Bedeutung des Wortes hier eine entwickeltere, als in jenen Werken und<br />

nähert sich dem Gebrauche, denPāṇini davonmacht. Ich werde darauf weiter<br />

unten zurückkommen.<br />

49<br />

] die Sumantu-Jaimini-vaiśampāyana-Pailādyā ācāryāḥ finden sich übrigens<br />

im Śāṅkh. g. auch noch ein zweites Mal, in dem jedenfalls wohl überhaupt<br />

secundären Schlußabschnitt (VI, 6), aufgeführt; und da ist denn eben auch ohne<br />

allen Zweifel auf dieselbe Vertheilung der vier veda an die Genannten, die im<br />

viṣṇu Pur. III, 4‚ 8. 9 vorliegt, Bezug genommen. Der Vertreter des Atharvan<br />

steht beide Male voran, der des Ṛk zuletzt, was in einem Ṛk­Texte wohl zum<br />

deutlichen Erweise dient, daß es sich dabei eben um secundäre Zusätze handelt;<br />

dieselbe Voranstellung des Atharvaveda liegt im Mahābhāṣya vor, s. ïnd,<br />

Stud. XIH, 431.


64 Prātiśākhvam des Ṛ i k.<br />

Śānkhāyana ein Zusammenhang besteht, ist noch unaufgeklärt.<br />

Zu beiden Gṛhyasūtra existiren Commentare von demselben<br />

Nārāyaṇa, der auch das Śrautasutram des Āśvalāyana<br />

commentirt hat 50<br />

), sie gehören wohl etwa dem 15.<br />

Jahrh.*) an. Außerdem finden sich wie zu den Śrauta¬<br />

sūtra so auch zu den Gṛhyasūtra viele Schriftchen theils<br />

abkürzenden und schematisirenden Inhalts, darunter eine<br />

Paddhati zum Śāṅkhāyanagṛhya von dem im Nai¬<br />

miṣa­Walde in der Mitte des 15. Jahrh. lebenden Rāma¬<br />

candra: diesen Naimiṣawald nun möchte ich für die<br />

Gegend halten, in der das Sūtram selbst entstanden war:<br />

vielleicht hatte sich deshalb die Tradition darüber daselbst<br />

besonders lebendig erhalten.<br />

Das uns vorliegende Prātiśākhyasūtram der Ṛk¬<br />

saṃhitā gehört dem schon mehrfach erwähnten Śaunaka,<br />

dem Lehrer des Āśvalāyana, an. Es ist in Versen verfaßt<br />

und ein umfangreiches Werk, getheilt in 3 Kāṇḍa, je<br />

zu 6 Paṭala, und im Ganzen mit 103 Kaṇḍikā. Die ersten<br />

Nachrichten darüber gab Roth a. a. O. p. 53 fg. Es ist<br />

50<br />

] dies ist ein Irrthum, s. Note 43; alle drei Nārāyaṇa sind getrennt zu<br />

halten ; der Commentator des Āśval. śrautasūtra nennt sich als Gārgya und Sohn<br />

des Narasiṃha, der des ĀśvaI. gṛhya als Naidhruva und Sohn des Divākara,<br />

der des Śāṅkh. gṛhya als Sohn des Kṛṣṇajit, Enkel des Śrīpati (dieser dritte<br />

Nār. lebte AD. 1538, s. Verz. d. Berl. Sansk.-Handschr. p. 354 unter No. 1282). —<br />

Das ĀśvaI. gṛhya ist in Text und Übersetzung von Stenzler (1864—65), im<br />

Text mit Nārāyaṇa's Commentar von Rāmanārāyana und Ānandacandra in der<br />

BibI. Indica (1866 — 69) edirt worden. Die auf das Hochzeits­Ritual bezüglichen<br />

§§ hat Haas in seiner Abh. üb. d. Heirathsgebräuche d. alt. Inder Ind.<br />

Stud. V, 283 fg. publicirt, die auf das Todtenritual bezüglichen M. Müller in<br />

Z. D. M. G. IX.<br />

*) denselben <strong>Name</strong>n tragen auch zwei Glossen zu Śaṃkara's Commentar<br />

der Praśnopaniṣad und der Muṇḍakopaniṣad, möglicher Weise ist<br />

der Verfasser derselben identisch mit diesem. [Nach dem eben, in Note 50, Bemerkten<br />

müßte dies zunächst überhaupt an und für sich sehr zweifelhaft erscheinen,<br />

denn es haben eben sehr zahlreiche Autoren diesen <strong>Name</strong>n geführt<br />

Es liegen aber hier auch noch ganz bestimmte Gegengründe vor. Der Glossator<br />

der Praśnop. hieß nach Ind. Stud. I, 470 Nārāyaṇendra, nach ibid. I, 439 n<br />

Nārāyaṇa Sarasvatī, und wird von Aufrecht in Catalogus Codd. mss. sansc.<br />

BibI. Bodley. (1859—64) p. 366 gar vielmehr Rāyaṇendrasarasvatī (!) genannt.<br />

Der Glossator der Muṇḍakop. dagegen hieß nach Ind. Stud. I, 470 Nārāya¬<br />

ṇabhaṭṭa, und ist doch wohl identisch mit dem Verf. der in der BibI. Indica<br />

(seit 1872) publicirten dīpikā zu den kleinen Ātharvopaniṣad, der (nach p. 393<br />

daselbst) Bhaṭṭa Nārāyaṇa hieß und ein Sohn des Bhaṭṭa Ratnākara gewesen ist.


Upalekha. 65<br />

dies Werk der Tradition nach in seinem Ursprunge älter, als<br />

die eben erwähnten Sūtra des Āśvalāyana, die ja eben<br />

erst von dem angeblichen Schüler des Verfassers herrühren:<br />

ob es aber wirklich diesem Letzteren angehört, und nicht<br />

vielmehr aus seiner Schule hervorgegangen ist, muß vor der<br />

Hand noch unentschieden bleiben. Die darin citirten <strong>Name</strong>n<br />

sind zum Theil dieselben, welche wir in Yaska’s Nirukti<br />

und im Sūtra des Pāṇini vorfinden. Der Inhalt des<br />

Werkes selbst ist übrigens in seinen Einzelnheiten noch wenig<br />

bekannt 51<br />

): von besonderem Interesse sind die im Allgemeinen<br />

über die richtige und unrichtige Aussprache der Worter handelnden<br />

Stellen. Wir haben dazu einen vortrefflichen Commentar<br />

von Uaṭa, der sich in der Einleitung als die Umarbeitung<br />

eines älteren, von Viṣṇuputra verfaßten Commentais<br />

ankündigt. — Als ein Auszug aus dem Prātiśā¬<br />

khyasutra, resp. als eine theilweise Ergänzung dazu [speciell<br />

zu den Capp. X. XI], ist der Upalekha zu betrachten, ein<br />

Schriftchen, das als Pariśiṣṭam (Nachtrag) gilt, und selbst<br />

wieder mehrfach commentirt worden ist 52<br />

).<br />

Noch einige andere Schriftchen sind hier zu nennen, die<br />

zwar den hochtönenden <strong>Name</strong>n Vedānga, Glied des Veda,<br />

fuhren, aber, wie ich bereits früher (p, 27) bemerkt habe,<br />

nur als spätere Nachträge zur Literatur des Ṛgveda zu<br />

betrachten sind: die Śikṣā, das Chandas, das Jyoti­<br />

51<br />

] wir besitzen jetzt zwei Ausgaben dieses hoch bedeutsamen Werkes in<br />

Text und Übersetzung und mit erläuternden Noten, von Ad. Régnier (Paris<br />

1857 — 58) und von M. Müller (Leipzig 1856 — 69), s. Ind. Streifen II, 94 fg.<br />

127 fg. 159 fg. Lit. Centrai­Blatt 1870 p. 530.<br />

¾2<br />

] herausgegeben von W. Pertsch, Berlin 1854; das Schriftchen handelt<br />

vom kramapāṭha, einer erweiterten Form des padapātha, welche den Text zugleich<br />

in der Form des saṃhitāpātha, nämlich jedes Wort doppelt, erst in Verbindung<br />

mit dem vorhergehenden, dann mit dem folgenden, aufführt (also: ab,<br />

bc, cd, de . . .), Es giebt auch noch weiter gesteigerte Recitationsweisen, worüber<br />

Thibaut in s. Ausgabe des Jaṭāpaṭala (1870) p. 36 fg. zu vergleichen.<br />

Die nächste Stufe, jaṭā genannt, führt den Text so auf: ab ba ab, bc cb bc,<br />

und liegen factisch Handschriften der Art z. B. für die Vājas. Saṃh. vor; die<br />

folgende Stufe, ghana genannt, soll zufolge den Angaben von Bhaṇḍarkar im<br />

Indian Antiquary ni, 133 und von Haug „über das Wesen des ved. Accents"<br />

p. 58 ebenfalls noch fortwährend im Gebrauch sein; sie lautet: ab ba abc cba<br />

abc, be cb be bed deb bed.


66 Śikṣā. Chandas. Jyotiṣam.<br />

ṣam. Alle drei liegen uns in doppelter Recension vor, je<br />

nachdem sie angeblich dem Ṛgveda oder dem Yajurveda<br />

zugerechnet werden. Das Chandas ist im Wesentlichen in<br />

beiden Recensionen gleich, und haben wir es als das dem<br />

Pingala zugeschriebene Sūtram der Metrik zu erkennen 53<br />

).<br />

Es ist übrigens auch, wie jene anderen beiden Werkchen,<br />

sehr späten Ursprungs, bezeichnet z. B. in der den Indern<br />

eigenthümlichen Weise die Zahlen durch Wörter 54<br />

), so wie<br />

die Versfüße durch Buchstaben, und behandelt die alleraus¬<br />

gebildetsten, erst in der neueren Poesie sich findenden Metra 55<br />

).<br />

Der Theil desselben, der die vedischen Metra behandelt, ist<br />

vielleicht älter. Die darin citirten Lehrer haben übrigens<br />

zum Theil verhältnißmäßig alte <strong>Name</strong>n, es sind dies nämlich:<br />

Krauṣṭuki, Tāṇḍin, Yāska, Saitava, Rāta und<br />

Māṇḍavya. Am verschiedensten von einander sind je die<br />

beiden Recensionen der Śikṣā und des Jyotiṣam. Er¬<br />

stere wird übrigens in beiden direct auf Pāṇini, letzteres<br />

auf Lagadha, resp. Lagata zurückgeführt, einen in der<br />

indischen Literatur sonst unbekannten <strong>Name</strong>n*). — Außer<br />

der Pāṇinīyā Śikṣā haben wir auch noch eine andere,<br />

welche den <strong>Name</strong>n der Māṇḍūka führt und sich daher wohl<br />

53<br />

] herausgegeben und commentirt von mir selbst im achten Bande der<br />

Ind. Stud. (1863), und nebst dem Commentar des Halāyudha in der BibI. Ind.<br />

(1871 — 4) edirt von Viśvanātha śāstrin.<br />

5<br />

-] s. Albīrūnī's Bericht bei Woepcke mémoire sur la propagation des<br />

chiffres indiens p. 102 fg. (1863). Burnell Elem. of South Indian Palaeogr. p. 58.<br />

55<br />

] andrerseits finden sich darin indeß auch umgekehrt Metra gelehrt, die<br />

in der neueren Literatur nur sehr selten vorkommen, resp. als obsolet und aus<br />

der Mode gekommen dastehen, wie wir denn überhaupt für die Abfassung des<br />

werkchens immerhin denn doch in eine Zeit geführt werden, welche den Auslaufen<br />

der vedischen sūtra-Literatur, resp. den Anfängen der astronomischen<br />

und algebraischen Literatur als nahestehend zu bezeichnen ist, s. Ind. Studien<br />

VII1, 173. 178.<br />

*) Reinaud im mémoire sur l’Inde p. 331. 332 bringt aus Albīrūnī<br />

einen Lāta bei, der als Verfasser des alten Sūryasiddhā nt a galt: ist dies<br />

etwa dieser Lagadha, Lagata? Nach Colebrooke II, 409 citirt Brahma¬<br />

g up ta einen Lāḍhācārya; auch dieser <strong>Name</strong> könnte auf Lagadha zurückgehen.<br />

[Bei Suryadeva, einem SchoI. des Āryabhaṭa, wird der Verf. des Jyo¬<br />

tiṣa unter dem <strong>Name</strong>n Lagaḍācārya citirt, s. Kern Vorrede zum Āryábhaṭīya<br />

p. Ix. 1874. — Eine Textausgabe des Jyotiṣam, nebst Auszügen aus dem<br />

Comm. des Somākara und erklärenden Beigaben, ist von mir 1862 erschienen<br />

unter dem Titel: über den Vedakalender, <strong>Name</strong>ns Jyotiṣam.]


Anukramaṇī. B ārh addaivatam.<br />

directer an den Ṛk anlehnen mag, jedenfalls wenigstens bedeutender<br />

ist als die erstere. Für das Alter des <strong>Name</strong>n<br />

Śikṣā für lautliche Untersuchungen spricht übrigens der<br />

Umstand, daß wir im Taitt. Āraṇy. VII, 1 einen Abschnitt<br />

finden, der da beginnt: „wir wollen die Śikṣā erklären",<br />

und darauf die Titel des Vortrages angiebt, der sich daran<br />

angeschlossen haben wird (Ind. Stud. II, 211), und der sich,<br />

nach ihnen zu schließen, über die Buchstaben, den Accent,<br />

die Quantität, die Articulation und die Wohllautsregeln erstreckt<br />

haben muß, also über dieselben Gegenstände, die in<br />

den beiden vorhandenen Śikṣā behandelt werden 56<br />

).<br />

Von den Anukramaṇī genannten Schriften, in denen<br />

Metrum, Gottheit, Verfasser der einzelnen Lieder der Reihe<br />

nach aufgeführt werden, sind uns mehrere zur Ṛksaṃhitā<br />

überliefert, darunter eine Anuvākānukramaṇī von Śaunaka<br />

und eine Sarvānukramaṇī von Kātyāyana 57<br />

). Zu<br />

beiden haben wir einen vortrefflichen Commentar von Ṣaḍ¬<br />

guruśiṣya, dessen Zeit, wie sein eigentlicher <strong>Name</strong><br />

unbekannt ist 58<br />

): die <strong>Name</strong>n seiner 6 Lehrer, nach denen er<br />

sich nennt, zählt er selbst auf, es sind Vināyaka, Triśū¬<br />

lānka, Govinda, Sūrya, Vyāsa und Śivayogin, und<br />

setzt er ihre <strong>Name</strong>n mit denen der betreffenden Götter in<br />

Verbindung. — Das Bārhaddaivatam, ein anderes hierher<br />

gehöriges Werk habe ich bereits früher (p. 24) erwähnt, so<br />

wie, daß es dem Śaunaka zugeschrieben wird und durch<br />

die reiche Fülle mythischer Sagen und Legenden, die es enthält,<br />

von großer Wichtigkeit ist. Aus den Mittheilungen von<br />

Kuhn darüber (Ind. Stud. I, 101—20) ergiebt sich übrigens,<br />

56<br />

] die Pāṇinīyā śikṣā liegt in Text und Übersetzung vor in den Ind.<br />

Stud. IV, 345—71 (1858); über die zahlreichen sonstigen Werkchen dieses<br />

<strong>Name</strong>ns s. Rājendra Lāla Mitra Notices of Sanskrit Mss. I, 71 fg, (1870), Burnell<br />

CataI. of Sanskrit Mss. p. 8. 42 (1870), meine Abh. über das Pratijñāsūtra<br />

(1872) p. 70 — 74, speciell über die Māṇḍūkī śikṣā p. 106—112 und IIaugüber<br />

das Wesen des ved. Accents p. 53 fg. (1873), resp. über die Nāradaśikṣā derselbe<br />

ibid. p. 57 fg., endlich Kielhorn Ind. Stud. XIV, 160.<br />

57<br />

] dem Inhalt nach herausgegeben von M. Müller in vol. VI seiner<br />

großen Ausgabe des Ṛk p. 621 — 71.<br />

58<br />

] sein Werk ist um das Ende des zwölften Jahrb., ungefähr AD 1187,<br />

verfaßt, s. Ind. Stud. VIII, 160n (1863).


68 Ṛgvidhāna. Pariśiṣṭa.<br />

daß das Werk ziemlich späten Ursprunges ist, insofern es<br />

sich vornehmlich an Yāska's Niruktam anschließt, und<br />

wird es daher dem Śaunaka wohl nur in sofern angehören,<br />

als es aus seiner Schule hervorgegangen ist. Außer den von<br />

Yāska genannten Lehrern führt es noch einige andere an,<br />

so Bhāguri und Āśvalāyana, so wie es auch das Bestehen<br />

des Aitareyakam, Bhāllavibrāhmaṇam, Ni¬<br />

dānasūtram voraussetzt, indem es dieselben verschiedentlich<br />

citirt. Da der Verfasser genau der in der Saṃhitā<br />

beobachteten Reihenfolge der einzelnen Hymnen folgt, so ergeben<br />

sich für die ihm vorliegende Recension des Textes<br />

einige Abweichungen von dem uns überlieferten der Śāka¬<br />

lās: auch nimmt er in der That hie und da directe Rücksicht<br />

auf den Text der Vāṣkalās, der ihm also auch vorgelegen<br />

haben muß. — Zu erwähnen endlich sind noch die<br />

Ṛgvidhāna etc. genannten Schriften, die zwar auch zum<br />

Theil Śaunaka's <strong>Name</strong>n tragen, aber wohl erst der Pu¬<br />

rāṇazeit angehören: sie handeln von der mystischen, zauberhaften<br />

Wirksamkeit des Recitirens der Hymnen des Ṛk<br />

oder auch blos einzelner Verse daraus u. dergl. m. Desgleichen<br />

finden sich auch noch eine Menge anderer dergl.<br />

Pariśiṣṭa (Nachträge) unter verschiedenen <strong>Name</strong>n vor, so<br />

ein Bahvṛcapariśiṣṭam, Śāṅkhāyanap., Āśvalā¬<br />

yanagṛhyap. etc.<br />

Ich wende mich nunmehr zum Sāmaveda*).<br />

Die Saṃhitā des Sāmaveda ist eine Anthologie aus<br />

der Ṛksaṃhitā, diejenigen Verse derselben umfassend,<br />

welche bei den Ceremonieen des Somaopfers gesungen werden<br />

sollen. Ihre Anordnung ist, wie es scheint, nach der Reihenfolge<br />

der letzteren geordnet, und darf man hier, wie bei den<br />

beiden Saṃhitā des Yajus, keine Ansprüche auf fortlaufenden<br />

Zusammenhang machen, sondern es ist eigentlich<br />

jeder Vers für sich zu betrachten und erhält seinen rechten<br />

Sinn erst, indem man ihn mit der betreffenden Ceremonie,<br />

*) s. Ind. Stud. I. 28—66.


Die Sāmavedasaṃhitā. 69<br />

zu der er gehört, in Verbindung setzt. So wenigstens ist das<br />

Verhältniß bei dem ersten Theile der Sāmasaṃhitā, der<br />

in 6 Prapāṭhaka zerfällt, deren jeder*) aus 10 Daśat,<br />

Decaden, je zu 10 Versen besteht, eine Eintheilung, welche<br />

schon zur Zeit des zweiten Theiles des Śatapatha-Brāhmaṇa<br />

bestanden hat und innerhalb welcher die einzelnen<br />

Verse nach den Gottheiten vertheilt sind, an die sie gerichtet<br />

sind: die ersten 12 Decaden nämlich enthalten Sprüche an<br />

Agni, die letzten 11 dergl. an Soma, und die mittleren 36<br />

sind meist an Indra gerichtet. Der zweite Theil der Sāma¬<br />

saṃhitā dagegen, welcher in 9 Prapāṭhaka zerfällt, deren<br />

jeder in zwei oder auch drei Abschnitte getheilt ist, führt<br />

stets mehrere, gewöhnlich drei, zusammengehörige Verse auf,<br />

die eine selbständige Gruppe bilden, und deren erster meist<br />

bereits in dem ersten Theile seine Stelle hat: das principium<br />

divisionis hierbei ist bis jetzt noch dunkel 59<br />

). Wenn uns nun<br />

die Saṃhitā diese Verse noch in ihrer Ṛc­Gestalt, ob¬<br />

schon mit den Sāman­Accenten, vorführt, so haben wir<br />

weiter auch vier Gāna, Gesangbücher, in denen sie in ihrer<br />

Sāman­Gestalt vorliegen: beim Gesänge werden sie nämlich<br />

durch Dehnung der Silben, Wiederholung derselben,<br />

Einschiebung neuer Silben, die dem Gesänge als Halt dienen<br />

sollen, u. dergl. mehr gewaltig verändert und dadurch erst<br />

zu Sāman umgeschaffen. Zwei dieser Gesangbücher, das<br />

Grāmageyagānam (fälschlich Veyagānam), in<br />

17 Prapāṭhaka, und das Āraṇyagānam, in 6 Prapā¬<br />

ṭhaka, schließen sich an die im ersten Theile der Saṃhitā<br />

enthaltenen Ṛc an; ersteres ist für den Gesang in den<br />

Grāma, Ortschaften, letzteres für den im Walde bestimmt:<br />

ihre Anordnung ist durch eine verhältnismäßig sehr alte<br />

*) mit Ausnahme des letzten, der nur 9 Decaden enthält.<br />

59<br />

] der erste Theil der Saṃhitā wird unter den <strong>Name</strong>n ārcikam, chandas,<br />

chandasikā, der zweite als uttarārcikam oder uttarā aufgeführt; die Bezeichnung<br />

des letzteren als staubhikam, s. Ind. Stud. I, 29. 30. 66, zu der sich auch<br />

M. Müller Ane. S. Lit. p. 473n durch mich hat verleiten lassen, ist eine<br />

irrige, s. Monatsberichte der Berk Acad. 1868 p. 238. — Nach Durga war der<br />

verf. des padapāṭha der Sāmas. ein Gārgya, s. Roth Comm. p. 39 (über diese<br />

Familie s. Ind. Stud. Xnl, 411).


70 Die G an a derselben. Die alterthümlichen Lesarten,<br />

Anukramaṇī, die sogar den <strong>Name</strong>n eines Brāhmaṇa,<br />

Ṛṣibrāhmaṇa nämlich, führt, festgesetzt Die beiden<br />

anderen Gāna, das Uhagānam, in 23 Prapāṭhaka, und<br />

das Uhyagānam, in 6 Prapāṭhaka, schließen sich an die<br />

im zweiten Theil der Saṃhitā enthaltenen Ṛc an: das<br />

gegenseitige Verhältniß dabei bedarf noch einer näheren<br />

Untersuchung. Jedes solche aus einer Ṛc umgewandelte<br />

Sāman nun hat einen besonderen technischen <strong>Name</strong>n, der<br />

meist wohl von dem ersten Erfinder dieser Gestalt desselben<br />

herrührt, oft aber auch anderen Beziehungen entlehnt ist, gewöhnlich<br />

übrigens der Aufführung des Textes selbst in den<br />

Handschriften vorausgeschickt wird. Da jede Ṛc in sehr<br />

vielfacher Gestalt gesungen werden kann (in deren jeder sie<br />

dann einen besonderen <strong>Name</strong>n fuhrt), so ist die Zahl der<br />

Sāman eigentlich ganz unbeschränkt, und natürlich um ein<br />

Bedeutendes größer, als die Zahl der in der Saṃhitā enthaltenen<br />

Ṛc. Der letzteren sind 1549*), von denen nur 78<br />

noch nicht in der Ṛksaṃhitā nachgewiesen sind: die<br />

meisten sind aus dem achten und neunten Maṇḍala derselben<br />

entlehnt.<br />

Über das Alterthümliche der Lesarten der Sāmasaṃ¬<br />

hitā im Verhältniß zu denen der Ṛksaṃhitā habe ich bereits<br />

früher (p. 10) gesprochen. Es ergiebt sich daraus jedenfalls<br />

wohl, daß die Ṛc, welche die erstere bilden, ihren<br />

Liedern in einer älteren Zeit entlehnt worden sind, wo deren<br />

Zusammenstellung als Ṛksaṃhitā noch nicht Statt<br />

gefunden hatte, so daß bis zu dieser letzteren hin dieselben<br />

*) Benfey [Einleitung p. XIX] giebt irrthümlich 1472 an, was auch ich<br />

ihm (Ind. Stud. I, 29. 3ü) fälschlich nachgeschrieben habe. Die obige Zahl<br />

ist einer Arbeit von Whitney entlehnt, die wohl in den „Indischen Studien"<br />

ihren Platz finden wird: Die Gesammtzahl der in der Sāmasaṃhitā stehenden<br />

Ṛc ist 1810 (585 im ersten Theil und 1225 im zweiten Theil): von diesen<br />

fallen aber danach JQ1 als Wiederholungen fort, insofern theils 249 aus dem<br />

ersten Theil im zweiten wiederholt werden, theils drei derselben zweimal im<br />

zweiten Theil aufgeführt sind, theils endlich auch neun der nur im zweiten<br />

Theile stehenden Ṛc darin sich zweimal vorfinden, [s. hierüber das detaillirte<br />

Tableau Whitney's am Schlusse seiner „tabellarischen Darstellung der gegenseitigen<br />

Verhältnisse der Saṃhitās des Ṛk, Sāman, weißen Yajus und Atharvan"<br />

in den Ind. Stud. II, 321 fg. 363 (1853)].


die Recen8ionen, und die Ausgaben der Sāmasaṃhitā. 71<br />

im Munde des Volkes noch manche Abschleifung erlitten,<br />

welche den als Sāman verwendeten und so durch den Cultus<br />

geschützten Ṛc erspart wurde. Auch daß wir aus den, als<br />

die spätesten zu erkennenden, Liedern der Ṛksaṃhitā keine<br />

Verse in die Sāmasaṃhitā aufgenommen finden, habe ich<br />

bereits erwähnt: so sind z. B. aus dem Puruṣasukta keine<br />

Sāman entlehnt, in den gewöhnlichen Recensionen wenigstens,<br />

denn die Schule der Naigeya hat allerdings in dem<br />

ihr eigenthümlichen siebenten Prapāṭhaka des ersten Theiles<br />

die ersten fünf Verse desselben aufgenommen. Im Übrigen<br />

giebt uns die Sāmasaṃhitā, als völlig unselbständig, keinen<br />

Anhalt für ihre etwaige Zeitbestimmung an die Hand. Vorhanden<br />

ist sie in zwei übrigens im Ganzen wenig verschiedenen<br />

Recensionen, deren eine der Schule der Rāṇāyanīya,<br />

die andere der der Kauthuma angehört: eine Unterabthei¬<br />

lung dieser letzteren ist die eben erwähnte Schule der Nega,<br />

Naigeya, von welcher uns wenigstens zwei Anukramaṇī,<br />

der Gottheiten und der Ṛṣi der einzelnen Verse, erhalten<br />

sind 60<br />

). Keiner dieser drei <strong>Name</strong>n ist bis jetzt in der vedi¬<br />

schen Literatur nachzuweisen, erst in den Sūtra des Sāma¬<br />

veda selbst werden wenigstens der erste und zweite genannt,<br />

der <strong>Name</strong> der Nega aber kommt auch in ihnen nicht vor.<br />

— Der Text der Rāṇāyaṇīya ward 1842 edirt und, mit<br />

strenger Rücksicht auf Sāyaṇa's Commentar, übersetzt durch<br />

den Missionar Stevenson; seit 1848 liegt uns auch noch<br />

eine zweite mit einem vollständigen Glossar und vielem an­<br />

6 0<br />

] es ist seitdem auch der ihr eigenthümliche siebente prapāṭhaka, und<br />

zwar unter dem Titel: āraṇyakasaṃhitā aufgefunden, und von Siegfr. Gold¬<br />

schmidt in den Monatsberichten der Berliner Akademie 1868 p. 228—48<br />

herausgegeben worden. Derselbe weist dabei zugleich nach, daß das Āraṇya¬<br />

gānam auf dem ārcikam des Naigeya­Textes beruht (p. 238), und daß sich<br />

wohl auch für das uttararcikarn desselben noch Mspte erhalten haben (p. 241).<br />

— Ein Londoner Mspt. von Bharatasvārnin's Sārnavedavivaraṇa erstreckt<br />

sich speciell auf die Āraṇyakasaṃhitā, s. Burnell catalogue of a collection of<br />

Sanscrit Mss. (1870) p. 39. — Von dem Āraṇyakagāna findet sich bei Burnell<br />

(p. 49), ebenso wie von dem Grāmageyagāna, auch ein Text in der Jaimini¬<br />

śākhā vor. —Nach Rājendra Lāla Mitra (Vorrede zur Übers. der Chānd. Up. p. 4)<br />

„the Kauthuma (śākhā) is current in Guzerat, the Jaiminīya in Karṇāṭaka, and<br />

the Rāṇāyanīya in Mahārāṣṭra".


72<br />

Das Tāṇḍyam Pañ caviṃ śa-Brāhmaṇam.<br />

dern Material ausgerüstete Ausgabe und Übersetzung vor,<br />

die wir Prof. Benfey in Göttingen verdanken 61<br />

).<br />

So arm die Saṃhitā des Sāmaveda ihrer Natur nach<br />

an irgend welchen Daten ist, die über ihre Zeit Aufschluß<br />

geben, so reich daran ist die übrige Literatur desselben, insbesondere<br />

zunächst die Brāhmaṇa.<br />

Das erste und bedeutsamste derselben ist das Tāṇḍyam<br />

Brāhmaṇam, von der Zahl seiner 25 Bücher auch Pañca¬<br />

viṃśam genannt. Der Inhalt selbst ist zwar im All¬<br />

gemeinen ein sehr unerquicklicher, insofern die mystischen<br />

Spielereien hier oft alles Maaß überschreiten, wie denn die<br />

Anhänger des Sāmaveda es darin überhaupt am weitesten<br />

gebracht haben, indessen enthält das Werk bei seinem bedeutenden<br />

Umfange eine Menge höchst interessanter Legenden<br />

sowohl als Angaben überhaupt. Die Somaopfer, auf deren<br />

Feier allein und den dabei stattfindenden Gesang der unter<br />

ihren technischen <strong>Name</strong>n aufgeführten Sāman es sich bezieht,<br />

werden in sehr mannigfacher Weise begangen, insbesondere<br />

findet eine Eintheilung derselben statt, je nachdem<br />

sie nur einen Tag, oder mehrere Tage, oder endlich mehr<br />

als zwölf Tage währen 62<br />

). Die Letzteren heißen Sattram,<br />

Sitzung, dürfen nur von Brāhmaṇen, resp. von einer größeren<br />

Zahl derselben, begangen werden, und können 100 Tage lang<br />

oder gar mehrere Jahre hindurch dauern. Bei der großen<br />

6 1<br />

] In der Bibl. Indica hat Satyavrata Sāmāśramin neuerdings (1871—74)<br />

eine ebenfalls sehr anerkennenswerthe Ausgabe der beiden ersten Bücher, des<br />

āgneyam und des aindram parva, des Ārcikam (bis I, 5, 2, 3, 10) geliefert, begleitet<br />

von den entsprechenden Theilen (prapāṭhaka 1 —12) des Geyagāna<br />

und mit dem vollständigen Commentar Sāyaṇa's, so wie mit sonstigen orien¬<br />

tirenden Beigaben. — Die Eintheilung der Sāman in parvan wird zuerst bei<br />

Pāraskara II, 10 erwähnt (adhyāyādīn prabrūyād, ṛṣimukhāni bahvṛcānām, par¬<br />

vāṇi chandogānām). — In Malabar soll ein Rāvaṇabhāṣya zum Sāma Veda noch<br />

erhalten sein, s. Rost in den Ind. Stud. Ix, 176.<br />

62<br />

] zu jedem Somaopfer gehören verschiedene, mindestens vier vorbereitende<br />

Tage, diese kommen bei obiger Eintheilung nicht in Rechnung. Dieselbe<br />

bezieht sich vielmehr nur auf die Tage, an denen Soma gepreßt wird, die<br />

sutyā­Tage also. Diejenigen Soma­Opfer, die nur einen Somapressungstag<br />

haben, heißen ekâha, die mit mehreren bis zu zwölf ahīna. Ein Jahr lang<br />

oder länger andauernde sattra heißen ayana. Für die Feier der sutyā giebt es<br />

sieben Fundamentalformen, saṃsthā, s. Ind. Stud, x, 352—355.


Das Tāṇḍyam Pancavinśa-Brāhmaṇam. 73<br />

hierdurch bedingten Mannigfaltigkeit der Ceremonieen trägt<br />

eine jede derselben ihren eigenen <strong>Name</strong>n, entlehnt von dem<br />

Gegenstande, um dessentwillen sie gefeiert wird, oder von<br />

dem Weisen, der sie zuerst feierte, oder von andern Beziehungen.<br />

In wie weit die Reihenfolge der Saṃhitā hierbei<br />

beobachtet wird, ist noch völlig ununtersucht, keinesfalls<br />

aber dürfen wir annehmen, daß für alle die verschiedenen<br />

Opfer, die sich im Brāhmaṇa aufgezählt finden, schon in<br />

der Saṃhitā die entsprechenden Gebete vorliegen, vielmehr<br />

wird letztere wohl nur die im Allgemeinen bei allen Soma¬<br />

opfern zu singenden Verse aufführen, und haben wir das<br />

Brāhmaṇa eben als den Nachtrag zu erkennen, der die<br />

Modificationen bei den einzelnen Opfern, resp. auch bei denen,<br />

die erst später entstanden, mittheilt. Während, wie wir<br />

früher (p. 14) sahen, die Verbindung von Versen des Ṛk<br />

zum Behuf der Recitation den <strong>Name</strong>n Śastram führt, heißt<br />

eine dergL Auswahl verschiedener Sāman zu einem Ganzen<br />

gewöhnlich Uktham (√vac, sprechen), Stoma (√stu,<br />

loben), oder Pṛṣṭham (√prach, bitten), und auch sie erhalten<br />

wieder, wie jene Śastra, ihre einzelnen <strong>Name</strong>n 63<br />

).<br />

Von besonderer Bedeutung nun für die Abfassungs¬<br />

zeit des Tāṇḍyam Brāhmaṇam sind theils die sehr ausführlich<br />

geschilderten Opfer an der Sarasvatī und Dṛṣad¬<br />

vatī, theils die Vrātyastomāḥ, d. i. diejenigen Opfer,<br />

durch welche arische, aber nicht brāhmaṇisch lebende Inder<br />

den Eintritt in den brāhmaṇischen Verband gewinnen. Es<br />

geht diesen letzteren Opfern eine Beschreibung des Anzugs<br />

63<br />

] der dem śastrain direct gegenüberstehende <strong>Name</strong> ist vielmehr stotram.<br />

Mit pṛsbtha speciell werden mehrere zum Mittagsopfer gehörige, angeblich<br />

den Rücken desselben bildende, stotra bezeichnet; uktham wird erst später<br />

(s. Ind. Stud. XIII, 447) in der Bedeutung von sāman, ursprünglich dagegen<br />

als Synonymon von śastra verwendet; stoma endlich ist der <strong>Name</strong> für die 6,<br />

7 oder mehr Grundformen der stotra, nach denen diese behufs ihres Absingens<br />

gebildet werden. Die einfache Recitation der śastra durch den Hotar und seine<br />

Genossen folgt der singenden Recitation derselben verse durch den Udgātar und<br />

seine Gehülfen stets hinterdrein (grahāya gṛhītāya stuvate 'tha śaṃsati Śat. vIII,<br />

1, 3, 3). Die Differenzen der sieben saṃsthā, Fundamentalformen des Somaopfers,<br />

beruhen hauptsächlich auf der verschiedenen Zahl der zu ihren sutyā­<br />

Tagen gehörigen śastra und stotra, s. Ind. Stud. X, 353 fg. Ix, 229.


74 Geographische u. a. Data im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa.<br />

und der Lebensart derjenigen, die sie zu bringen haben, voraus:<br />

„sie fahren einher auf unbedeckten Streitwagen, führen<br />

Bogen und Lanzen, tragen Turbane,'rothgesäumte Gewänder<br />

mit flatternden Zipfeln, Schuhe und doppelt gelegte Schaffelle,<br />

ihre Anführer zeichnen sich durch braunes Gewand<br />

und silbernen Halsschmuck aus: sie treiben weder Ackerbau<br />

noch Handel, leben in steter Rechtsverwirrung, reden dieselbe<br />

Sprache mit den brahmanisch Geweihten, nennen aber<br />

Leichtgesprochenes: Schwerzusprechendes." Es bezieht sich<br />

letztere Angabe wohl auf prākṛtische Dialektverschiedenheiten,<br />

auf Assimilation der Consonantengruppen und dgl. den praktischen<br />

Sprachen eigene Umschmelzungen. Auch das große<br />

Opfer der Naimiṣīya­Ṛṣi wird erwähnt, und der Fluß<br />

Sudāman. Wenn wir aus allem diesem zu schließen haben,<br />

daß die Verbindung mit dem Westen, insbesondere auch mit<br />

den dortigen unbrāhmaṇischen Stammesgenossen noch eine<br />

sehr lebendige war, resp. also daß der Schauplatz der'Abfassung<br />

mehr nach dem Westen hin zu verlegen ist fi4<br />

), so<br />

fehlt es doch auch nicht an Daten, die uns nach dem Osten<br />

hinweisen: so wird Para Āṭṇāra erwähnt, der Kosala¬<br />

könig, desgl. der übrigens auch schon in der Ṛksaṃhitā<br />

genannte Trasadasyu Purukutsa, ferner Namin Sāpya<br />

der Videhafürst (der Nimi des Epos), Kurukṣetram,<br />

Yamunā u. dgl. Daß aber weder die Kurupañcāla noch<br />

die <strong>Name</strong>n ihrer Fürsten im Tāṇḍya­Brāhmaṇa genannt<br />

werden, so wie man auch die Erwähnung des Janaka vermißt,<br />

kann entweder den Grund haben, und dies ist wohl<br />

das wahrscheinlichste, daß hier eben örtliche Verschiedenheit<br />

stattfindet, oder es konnte auch vielleicht etwa dadurch zu<br />

erklären sein, daß für dieses Werk Gleichzeitigkeit<br />

oder gar Priorität im Verhältniß zur Blüthe des Reiches der<br />

Kurupañcāla anzunehmen wäre? Auch die sonst genannten<br />

6 4<br />

] hierher ist vielleicht auch zu rechnen, daß der <strong>Name</strong> des Citraratha<br />

(etena vai Citrarathaṃ Kāpeyā ayājayan . . . tasmāc Caitrarathīnām ekah kṣa¬<br />

trapatir jāyate 'nulamba iva dvitīyah xx, 12. 5) sich im gaṇa rājadanta zu<br />

Pāṇ. II, 2, 31 mit dem <strong>Name</strong>n Bāhlīka zu einem Compositum vereinigt findet<br />

(Cítraratha­Bāhlīkam).


Das Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa. 75<br />

<strong>Name</strong>n scheinen auf einer alterthümlicheren Stufe zu stehen,<br />

als die der übrigen Brāhmaṇa, und sich mehr an die<br />

Ṛṣizeit anzuschließen. Insbesondere aber ist es bezeichnend,<br />

daß fast gar keine Differenz der Ansichten verschiedener<br />

Lehrer angegeben wird: nur gegen die Kauṣītaki<br />

wird ziemlich bitter zu Felde gezogen, und sie als Vrātya<br />

(Abtrünnige), und Yajñāvakīrṇa (opferunfähig) bezeichnet.<br />

Es wird endlich auch derselbe <strong>Name</strong>, den dies Brāhmaṇa<br />

führt*), Tāṇḍya nämlich, im Brāhmaṇa des weißen Yajus<br />

als <strong>Name</strong> eines Lehrers erwähnt, so daß wir aus allem diesem<br />

im Verein wenigstens auf die Priorität diesem letzteren gegenüber<br />

wohl mit Sicherheit schließen können 65<br />

).<br />

Als ein Nachtrag zum Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa wird<br />

das Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa schon durch seinen <strong>Name</strong>n<br />

bezeichnet, es ist gleichsam das „sechsundzwanzigste" Buch<br />

desselben, obschon es selbst wieder aus mehreren Büchern<br />

besteht. Den Inhalt giebt Sāyaṇa im Eingange seines hier<br />

vortrefflichen Commentars dahin an, daß es theils solche<br />

Ceremonieen behandele, die im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa<br />

nicht enthalten seien, theils Verschiedenheiten von diesem<br />

letzteren selbst angebe. Insbesondere sind es Sühneopfer und<br />

Fluchceremonieen, so wie kurze Allgemeines zusammenfassende<br />

Bestimmungen, die wir darin finden. Einen ganz eigenthüm¬<br />

lichen Charakter trägt das 5. Buch (resp. der 6. Adhyāya),<br />

welches auch als besonderes Brāhmaṇam, aber dann mit<br />

einigen Zusätzen am Ende, unter dem <strong>Name</strong>n Adbhuta­<br />

Brāhmaṇa vorkömmt: es zählt nämlich die bösen Zufälligkeiten<br />

des gewöhnlichen Lebens, Omina und Portenta, auf,<br />

nebst den dagegen zu vollziehenden Gebräuchen, wodurch<br />

*) eine Benennung, die wir allerdings in ihren Anfangen erst bei Lāṭ¬<br />

yāyana finden, während die übrigen Sūtra stets nur „ iti śrut eh" citiren.<br />

65<br />

] das Tāṇḍyabrāhrnaṇa ist mit dem Commentar Sāyaṇa's in der Bibl.<br />

īndica (1869 - 74) durch Ānandacandra vedāntavāgīśa edirt worden. Zur Zeit<br />

des Bhāṣikasūtra, s. Kielhorn in den Ind. Stud, x, 421, lag dasselbe noch<br />

accentuirt vor, und zwar in der Weise des Śatapatha ; zu Kumārilabhaṭṭa's Zeit<br />

dagegen (in the last half of the seventh century, nach Burnell) ward es bereits,<br />

wie noch jetzt, ohne Accentbezeichnung überliefert, s. Müller Ane. S. L.<br />

p. 348. Burnell vorrede zum Sāmavidhānabrāhmaṇa p. vl,


76 Das Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa.<br />

uns denn Gelegenheit wird, einen tiefen Blick in die Cultur¬<br />

verhältnisse damaliger Zeit zu thun, der uns dieselben, wie<br />

auch nicht anders zu erwarten war, auf einer sehr ci¬<br />

vilisirten Stufe zeigt: zunächst werden die Ceremonieen angegeben<br />

bei ärgerlichen Ereignissen überhaupt, dann bei<br />

Krankheiten von Menschen und Vieh, bei Getreideschäden,<br />

Verlusten an Kostbarkeiten und dergl., Erderschütterungen,<br />

Luft­ und Himmelserscheinungen und dergl., bei wunderbaren<br />

Erscheinungen an Altären und Götterbildern, bei elektrischen<br />

Erscheinungen und dergl., bei Mißgeburten 6<br />

''). Dergleichen<br />

Aberglauben wird sonst nur in den Gṛhyasutra,<br />

oder Pariśiṣṭa (Nachträgen) behandelt, und stellt sich dadurch<br />

dieser letzte Adhyāya des Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa,<br />

wie auch dieses letztere selbst durch seinen übrigen Inhalt,<br />

als einer sehr späten Zeit angehörig dar. So wird denn auch<br />

hier Uddālaka Āruṇi und andere Lehrer genannt, deren<br />

<strong>Name</strong>n dem Pañcaviṃśa-Brāhm aṇa noch ganz unbekannt<br />

sind. — Wenn nun hier ferner ein Śloka citirt wird, in<br />

welchem die vier Yuga theils noch mit ihren älteren <strong>Name</strong>n<br />

genannt sind, theils noch mit den vier Mondphasen in Verbindung<br />

gesetzt werden, denen sie ursprünglich offenbar, ob<br />

sich auch später jede Erinnerung daran verloren hat, ihr Entstehen<br />

verdanken 67<br />

), so ist man allerdings wohl möglicher<br />

Weise befugt, diesen Śloka für älter zu halten, als die Zeit<br />

des Megasthenes, der uns bereits von einer, der epischen<br />

analogen, fabulosen Eintheilung der Weltalter berichtet, das<br />

Alter des Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa dagegen, in welchem<br />

dieser Śloka citirt wird, wird dadurch keineswegs als vor¬<br />

megasthenisch bedingt.<br />

Das dritte Brāhmaṇa des Sāmaveda führt speciell<br />

den <strong>Name</strong>n Chāndogya­Brāhmaṇa, obwohl Chāndogya<br />

im Allgemeinen jeden Sāmatheologen überhaupt bezeichnet:<br />

6Ö<br />

] das Adbhuta Brāhmaṇa ist in Text und Übersetzung nebst erklärenden<br />

Noten in meiner Abh. „zwei vedische Texte über omina und Portenta" (1859)<br />

publicirt worden.<br />

67<br />

] anders Roth in seiner Schrift: „die Lehre von den vier weltaltern‘‘<br />

Tübingen 1860.


Chāndogyopaniṣad; ihr Verhältnifs zu dem Vṛhad­Āraṇyakam. 77<br />

es wird aber auch außerdem (bei Śaṃkara im Commentar<br />

zum Brahmasūtra) als Tāṇḍināṃ śruti citirt, also mit<br />

demselben <strong>Name</strong>n, den das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa führt.<br />

Die beiden ersten Adhyāya dieses Brāhmaṇa fehlen noch,<br />

und sind bios die acht letzten vorhanden, welche auch den<br />

Specialtitel Chāndogyopaniṣad führen. Dieses Brāhmaṇa<br />

zeichnet sich nun ganz insbesondere durch die reiche<br />

Fülle von Legenden über die allmälige Entwicklung<br />

der brāhmaṇischen Theologie aus, und steht den Ansichten,<br />

wie dem Orte, der Zeit und den Personen nach auf ziemlich<br />

gleicher Stufe mit dem Vṛhad­Āraṇyakam des weißen<br />

Yajus. Auf Priorität vor demselben könnte allenfalls die<br />

im Vṛhad­Āraṇyakam, wie überhaupt im Brāhmaṇam<br />

des weißen Yajus, fehlende Erwähnung der Naimiśīya-<br />

Ṛṣi führen, obwohl man dieselbe im Verein mit der Erwähnung<br />

der Mahāvṛṣa und der, obschon allerdings als<br />

fern gesetzten, Gandhāra auch vielleicht nur als Beweis<br />

einer etwas mehr westlichen Entstehung ansehen kann, während,<br />

wie wir sehen werden, das Vṛhad­Āraṇyakam ganz<br />

dem östlichen Theile Hindustan's angehört. Die vielen<br />

Thierfabeln dagegen, und die Erwähnung des Mahidasa<br />

Aitareya könnten mich eher veranlassen, die Chāndogyopaniṣad<br />

für jünger als das Vṛhad­Āraṇyakam zu<br />

halten. Bei einer anderen Erwähnung, die an und für sich<br />

von der größten Bedeutung ist, ist es mißlicher, eine Ver¬<br />

muthung zu wagen: es ist dies die des Kṛṣṇa Devakī¬<br />

putra, der von Ghora Āṅgirasa belehrt wird. Letzterer<br />

nämlich, und neben ihm (aber ohne Verbindung mit ihm)<br />

Kṛṣṇa Āṅgirasa, wird auch im Kauṣītaki­Brāh¬<br />

maṇa genannt: ist dieser Kṛṣṇa Āṅgirasa identisch mit<br />

jenem Kṛṣṇa Devakīputra, so könnte diese Erwähnung<br />

vielleicht eher als ein Zeichen der Priorität über das Vṛhad­<br />

Āraṇyaka angesehen werden; indessen ist, angenommen es<br />

sei jene Identification richtig, doch auf die Veränderung Gewicht<br />

zu legen, welche der <strong>Name</strong> hier erfahren hat: statt<br />

Āṅgirasa heißt er Devakīputra, eine <strong>Name</strong>nsform, für


78 Chāndogyopaniṣad; ihr Verhältniss zum Vṛhad-Āraṇyakam.<br />

welche sich in keiner andern vedischen Schrift, außer in den<br />

Vaṃśa (Geschlechtstafeln) des Vṛhad­Āraṇyaka eine<br />

Analogie finden*) laßt, und die daher jedenfalls ziemlich<br />

später Zeit angehört. Von welcher Bedeutung übrigens<br />

diese Erwähnung für das Verständniß der späteren<br />

Stellung des Kṛṣṇa ist, leuchtet ein: hier ist es noch ein<br />

wißbegieriger Schüler, vielleicht der Kriegerkaste angehörig:<br />

und zwar muß er sich irgendwie ausgezeichnet haben, so<br />

wenig wir auch davon wissen, sonst wäre seine spatere, in<br />

Folge äußerer Umstände bewirkte, Erhebung zum Gott unerklärlich<br />

68<br />

).<br />

Die Gleichzeitigkeit nun der Chāndogyopaniṣad<br />

mit dem Vṛhad­Āraṇyaka im großen Ganzen erhellt besonders<br />

aus der Gemeinsamkeit der <strong>Name</strong>n: Pravāhaṇa<br />

Jaivali, Uṣasti Cākrāyaṇa, Śāṇḍilya, Satyakama<br />

Jābāla, Uddālaka Āruṇi, Śvetaketu und Aśvapati,<br />

so wie ferner auch aus der im Allgemeinen völligen Identität<br />

des siebenten Buches derselben mit den betreffenden Stellen<br />

des Vṛhad­Āraṇyaka. Für die spate Zeit aber der<br />

Chāndogyopaniṣad überhaupt ist zunächst die zahlreiche<br />

Literatur von Bedeutung, welche im Beginn des neunten<br />

Buches aufgezählt, also vorausgesetzt wird. Sollte auch dieses<br />

neunte Buch etwa ein Nachtrag sein — die <strong>Name</strong>n Sanat¬<br />

kumāra, Skanda finden sich sonst in der vedischen Literatur<br />

nicht vor, auch Nārada wird sonst nur noch im zweiten<br />

Theile des Aitareya­Brāhmaṇa genannt 60<br />

), — so<br />

bleibt doch die Erwähnung der Atharvāṅgirasas, so wie<br />

*) vergl. übrigens Pāṇ. IV, 1, 159, und die <strong>Name</strong>n Śambūputra,<br />

Rāṇāyinīputra in den S āmasūtra, so wie Kātyāyanīputra, Maitrāya¬<br />

ṇīputra, Vātsīputra etc. bei den Buddhisten. [Über diese metronymischen<br />

<strong>Name</strong>n auf putra s. Ind. Stud. III. 157. 485. 486. IV, 380. 435. V,”63. 64. |<br />

b 8<br />

] welche Umstände die Erhebung Kṛṣṇa's zum Gott hervorgerufen<br />

haben, ist überhaupt annoch dunkel; es liegen dabei unstreitig mythische Bezüge<br />

zu Indra etc. zu Grunde, aber die ganze Frage ist eben noch völlig in<br />

der Luft schwebend, s. unter A. hierüber Ind. Stud. XIH, 349 fg. Der eigentliche<br />

Kṛṣṇa­Dienst, d. i. die sectarische Verehrung Kṛṣṇa's als Eingottes, ist<br />

wohl erst durch christliche Einflüsse zur Perfection gelangt, s. meine Abh. über<br />

Kṛṣṇa's Geburtsfest p. 316 fg. (woselbst auch Näheres über den <strong>Name</strong>n Devakī).<br />

6S><br />

] und einige Male in der Atharvasaṃhitā, sowie im vaṃśa des Sāma¬<br />

vidhāna-Brāhmaṇa.


Literarische u. a. Data in derselben. 79<br />

der Itihāsa und Purāṇa im fünften Buche. Dürfen wir<br />

nun zwar bei letztern hier, wie an den betreffenden Stellen<br />

des Vṛhad­Āraṇyaka keinesfalls an die Werke denken,<br />

die uns jetzt als Itihāsa und Purāṇa vorliegen, so haben<br />

wir doch die Vorläufer derselben darunter zu verstehen, welche,<br />

ursprünglich entstanden aus den sich theils an die Lieder des<br />

Ṛk theils au den Cultus anknüpfenden traditionellen Über¬<br />

lieferungen und Legenden, allmälig ihren Kreis erweiterten<br />

und sich auch auf andere Gegenstände theils des Lebens<br />

theils der Mythe und Sage erstreckten, ursprünglich in den<br />

Brāhmaṇa selbst und der übrigen vedischen Erklärungs¬<br />

literatur ihren Platz fanden, zur Zeit jener Stelle der Chāndogyopaniṣad<br />

aber schon vielleicht theil weise eine selbständige<br />

Gestalt gewonnen hatten, ob auch die Commentai*)<br />

diese Ausdrücke gewöhnlich nur aufstellen in den<br />

Brāhmaṇa selbst beziehen. Das Mahā­Bhārata enthält,<br />

besonders im ersten Buche, einige dergl. Itihāsa, noch in<br />

prosaischer Form, indessen gehören auch diese uns so erhaltenen<br />

Bruchstücke dem Stil, wie auch den Vorstellungen<br />

nach, im Verhältniß zu den ähnlichen Stellen der Brāhmaṇa<br />

erst einer bei weitem späteren Zeit an : der Übergang von<br />

der Legende zur epischen Poesie wird uns aber wenigstens<br />

durch sie, im Verein mit den schon in den Brāhmaṇa selbst<br />

citirten Śloka, Gāthā etc. und im Verein mit Werken, wie<br />

das Bārhaddaivatam, hinreichend vermittelt.<br />

In der Chāndogyopaniṣad finden wir übrigens auch<br />

einen der sonst im vedischen Gebiete so seltenen Rechtsfälle<br />

erwähnt, nämlich die Todesstrafe für den (verleugneten) Diebstahl,<br />

ganz entsprechend den harten Bestimmungen darüber<br />

in Manu’s Gesetzbuch. Die Schuld oder Unschuld wird<br />

durch ein Ordale, das Tragen einer glühenden Axt, festgestellt,<br />

auch dies in Analogie mit den Bestimmungen bei<br />

Manu. Auch noch ein anderer Anknüpfungspunkt an den<br />

*) Śaṃkara hier freilich nicht, wohl aber Sāyaṇa, Harisvāmin,<br />

Dvivedaganga bei den ähnlichen Stellen des Śatapatha-Brāhmaṇa,<br />

und Taittiriya-Āraṇyaka.


80 Chāndogyopaniṣad.<br />

Culturzustand zu Manu’ s Zeit findet sich an einer (ebenso<br />

auch im Vṛhad­Āraṇyaka stehenden) Stelle, nämlich die<br />

Lehre von der Seelen Wanderung, die uns hier zuerst, und<br />

zwar ziemlich vollendet, entgegentritt, an und für sich übrigens<br />

jedenfalls für viel alterthümlicher angesehen werden muß.<br />

Wenn der Schöpfungsmythus im fünften Buche im Ganzen<br />

identisch ist mit dem sich am Eingange des Manu findenden,<br />

so ist letzterer vielleicht geradezu als eine directe Nachbildung<br />

anzusehen. In dem zehnten Buche, welches sich mit<br />

der Seele, ihrem Sitze im Körper und ihrem Zustande, nachdem<br />

sie denselben verlassen, d. i. ihrer Wanderung nach der<br />

Brahmawelt beschäftigt, ist in dieser Beziehung Manches von<br />

Interesse für die gleiche, oben erwähnte Stelle der Kauṣī¬<br />

taky­Upaniṣad‚ zu der sich hier einzelne Abweichungen<br />

vorfinden. Hier wird auch der <strong>Name</strong> Rāhu<br />

zum ersten Mal im Vedenkreise angetroffen, was wir wohl<br />

den Beweisen für die verhältniß mäßig späte Stellung, welche<br />

die Chāndogyopaniṣad in diesem einnimmt, zuzählen<br />

dürfen.<br />

Von Ausdrücken für philosophische Lehren finden sich<br />

nur Upaniṣad, Ādeśa, Guhya Ādeśa (die Geheimhaltung<br />

der Lehre wird mehrfach ganz besonders eingeschärft),<br />

Upākhyānam (Erklärung). Der Lehrer heißt Ācārya [so<br />

auch im Śat.Br.]: für „Ortschaft" findet sich Ardha gebraucht:<br />

einzelne Śloka und Gāthā werden sehr häufig erwähnt.<br />

Herausgegeben ist die Chāndogyopaniṣad durch<br />

Dr. Roer in der BibI. Indica vol. III, und zwar mit Śaṃ¬<br />

kara’s Commentar und einer Glosse dazu 70<br />

). Früher schon<br />

waren mehrere Stellen daraus im Text, und noch mehrere in<br />

der Übersetzung, durch Fr. Windischmann mitgetheilt<br />

worden, s. übrigens auch Ind. Stud. I, 254—73.<br />

Als Rest eines vierten Brāhmaṇa des Sāmaveda ist<br />

uns die Kenopaniṣad, angeblich das neunte Buch des­<br />

10<br />

] ebendaselbst ist auch (1854—62) eine Übersetzung durch Rājendra<br />

Lāla Mitra erschienen.


Die Kenopaniṣad. Sāmavidhānam etc. 81<br />

selben erhalten*), welche in den Unterschriften und in den<br />

Citaten der Commentare auch den sonst unbekannten <strong>Name</strong>n<br />

der Talavakāra**) führt. Sie zerfällt in zwei Theile: der<br />

erste in Śloka, behandelt das Wesen des höchsten Brahman<br />

und beruft sich dafür im vierten Verse auf die Tradition der<br />

„Früheren, die uns dies gelehrt haben": der zweite Theil<br />

enthält eine Legende zur Bekräftigung der Hoheit des Brahman<br />

und tritt hier die Umā Haimavatī, später die Gattin<br />

des Śiva, als die Vermittlerin zwischen ihm und den übrigen<br />

Göttern auf, wohl insofern sie als identisch gedacht wird<br />

mit der Sarasvatī, der Vāc, der Göttin der Rede, des<br />

schaffenden Wortes***).<br />

Dies sind die vorhandenen Brāhmaṇa des Sāmaveda:<br />

Sāyaṇa in seinem Commentar zum Sāmavidhānam<br />

zählt zwar 8 derselben auf (s. Müller Ṛk I, preI. p. XXVII):<br />

das Prauḍham oder Maha­Brāhmaṇam (d. i. Pañcaviṃśam),<br />

den Devatādhyāya, die Upaniṣad, die Saṃhitopa¬<br />

niṣad und den Vaṃśa, — vier dieser Werke haben aber<br />

schwerlich gegründete Ansprüche auf den <strong>Name</strong>n Brāh¬<br />

maṇa: das Ārṣeyam ist, wie wir schon erwähnten, rein<br />

eine Anukramaṇī, der Devatādhyāya wird nichts anderes<br />

sein, der Vaṃśa ist sonst stets nur ein Theil der<br />

Brāhmaṇa selbst: letztere beiden Schriften sind zudem<br />

schwerlich noch vorhanden, was für den Vaṃśa jedenfalls<br />

sehr zu bedauern ist. Auch das Sāmavidhānam, welches<br />

wahrscheinlich, wie der gleichnamige Theil des Lāṭyāyana¬<br />

sutra, die Sāmaficirung der Ṛc behandelt, wird schwerlich<br />

als Brāhmaṇa gelten können 71<br />

). Zweifelhaft ist mir, ob<br />

*) über den Inhalt der ersten acht Bücher giebt Śaṃkara im Beginne<br />

seines Commentars Aufschluß.<br />

**) geht derselbe etwa auf dieselbe Wurzel tāḍ, taṇḍ zurück, von der<br />

Tāṇḍya abgeleitet ist?<br />

***) über die Literatur etc. der Kenopaniṣad s. Ind. Stud. II, 181 fg.<br />

[Hinzuzufügen ist noch Roer’s Ausgabe mit Śaṃkara's Commentar in vol. VIII<br />

der Bibl. Indica und seine Übersetzung derselben ibid. in vol. XV.]<br />

7 1<br />

] die obigen Angaben bedürfen mehrfacher Berichtigung und Ergänzung.<br />

Das Vaṃśabrāhrnaṇa ist zuerst von mir in den Ind. Stud. IV, 371 fg., später


82 Die kleinen Brāhmaṇa des Sāmaveda. Die Sūtra desselben.<br />

Sāyaṇa hier unter Saṃhitopaniṣad die Kenopani¬<br />

ṣad verstehen sollte, da in dieser die Saṃhitā (Allheit)<br />

des höchsten Wesens zwar allerdings, aber doch nicht unter<br />

diesem <strong>Name</strong>n behandelt wird, die Analogie aber des <strong>Name</strong>ns<br />

der Saṃhitopaniṣad des Aitareya­Āraṇyaka sowohl<br />

als des Taittirīya­Āraṇyaka letzteres zu erfordern scheint:<br />

ich vermuthe, daß er vielmehr ein im Brit. Museum unter<br />

diesem Titel befindliches Werk (s. Ind. Stud. I, 42) damit<br />

meint 72<br />

): die Kenopaniṣad würde somit in seiner Aufzählung<br />

ganz fehlen, vielleicht weil sie gleichzeitig in einer,<br />

obwohl wenig verschiedenen, Atharvan­Recension vorliegt,<br />

und er sie etwa als zum Atharvan gehörig betrachtet?<br />

Die Zahl der Sūtra ist beim Sāmaveda bei weitem<br />

grösser, als bei den übrigen Veda: es liegen uns hier nämlich<br />

drei Śrautasūtra vor, ein Sūtram ferner, welches<br />

einen fortlaufenden Commentar zum Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa<br />

bildet, fünf Sūtra über Metrik und Sāmaficirung, und ein<br />

Gṛhyasūtram: dazu kommen aber noch andere dgl. Werke,<br />

von denen uns nur die <strong>Name</strong>n bekannt sind, sowie eine reiche<br />

Masse verschiedener Pariśiṣṭa.<br />

Von den Śrautasūtra, also den das Opfer-Ritual dar¬<br />

stellenden Sūtra, ist das erste das des Maśaka, welches<br />

in den übrigen Sāmasūtra, und sogar auch schon<br />

von den in diesen erwähnten Lehrern, theils als Ārṣeya­<br />

von Burnell mit Sāyaṇa's Commentar (1873) edirt worden. Der Devatā¬<br />

dhyāya ist keine Anukramaṇī, sondern enthält nur einige Angaben über die<br />

Gottheiten der verschiedenen Sāman, an die sich einige andere kurze Fragmente<br />

anschließen. Das Sāmavidhānabrāhmaṇam endlich handelt nicht von der<br />

Sāmaficirung der Ṛc, sondern ist ein Werk nach Art des Ṛgvidhānam, betrifft<br />

die Verwendung der Sāman zu allerhand abergläubischen Zwecken. Beide Texte<br />

sind ebenfalls von Burnell, und zwar auch mit Sayana’s Commentar, herausgegeben<br />

worden (1873). Die Achtzahl der Brāhmaṇa des Sāmaveda wird schon<br />

von Kumārila erwähnt, s. Müller A. S. L. p. 348; sie waren damals bereits<br />

sämmtlich ohne Accente. — Aus dem Vaṃśabrāhmaṇa verdient hier besonders<br />

hervorgehoben zu werden, daß mehrere der darin genannten Lehrer <strong>Name</strong>n<br />

führen, die uns direct nach dem Nordwesten Indiens weisen, nämlich die<br />

<strong>Name</strong>n Kāmboja Aupamanyava, Madragāra Śauṅgāyani, Sāti Auṣṭrākṣi,<br />

Śālaṃkāyana und Kauhala, s. Ind. Stud. IV, 378—380.<br />

7 2<br />

] dies ist unstreitig richtig, da dieser Text daselbst, sowie sonst noch,<br />

in Gemeinschaft mit dem vaṃśabrāhmaṇa etc. erscheint; derselbe ist nicht viel<br />

größer als der devatādhyāya, s. Ind. Stud, IV, 375, aber annoch unedirt.


Das Kalpasūtram des Maśaka. 83<br />

kalpa; theils als Kalpa, bei Lāṭyāyana auch einmal direct<br />

unter dem <strong>Name</strong>n des Maśaka 73<br />

) citirt wird, in den<br />

Unterschriften übrigens den <strong>Name</strong>n Kalpasūtram führt.<br />

ES ist dies Sūtram nur eine tabellarische Aufzählung der zu<br />

den einzelnen Ceremonieen der Somaopfer gehörigen Gebete,<br />

die theils unter ihren technischen Sāmannamen, theils<br />

mit ihren Anfangsworten aufgeführt werden. Die Reihens<br />

folge ist genau die des Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa, doch<br />

finden sich auch einige andere Ceremonieen eingeschoben,<br />

theils die im Ṣaḍviṃśa-Brahmaṇa zugefügten, theils noch<br />

andere. Unter letzteren ist besonders zu bemerken der Ja¬<br />

nakasaptarātra, eine Ceremonie, welche dem König Janaka<br />

ihr Entstehen verdankt 74<br />

), dessen, wie wir oben sahen,<br />

im Pañcaviṃśa-Brāhmana noch nicht Erwähnung geschieht.<br />

Sein Leben, resp. seine Notorietät, fällt also offenbar<br />

in den Zwischenraum zwischen diesem letzteren und dem<br />

Sūtram des Maśaka. — Die elf Prapāṭhaka dieses Sūtram<br />

vertheilen sich so, daß in den ersten fünf die Ekāhās<br />

(die eintägigen Opfer), in den folgenden vier die Ahīnās<br />

(die mehrtägigen) und in den letzten zwei die Sattrāṇi (die<br />

mehr als zwölf Tage dauernden Opfer) behandelt werden.<br />

Ein Commentar dazu ist verfaßt von einem Varadarāja,<br />

den wir auch noch als den Commentator eines andern Sāma¬<br />

sūtra werden kennen lernen.<br />

Das zweite Śrautasūtram ist das des Lāṭyāyana,<br />

welches der Schule der Kauthuma zugehört. Es scheint<br />

mir dieser <strong>Name</strong> nach Lāṭa, dem Aaqw,ri des Ptolem aios 76<br />

)<br />

hinzuweisen, einem Lande also, welches ganz im Westen direct<br />

unter Surāṣṭra {JEvQaorqrivfi) liegt: es würde dies zu<br />

der oben ausgesprochenen Vermuthung, daß das Pañca¬<br />

viṃśa-Brāhrnaṇam mehr dem westlichen Theile Indiens an-<br />

7 3<br />

] Lāṭyāyana bezeichnet den Maśaka als Gārgya. Steht der <strong>Name</strong> etwa<br />

in Verbindung mit dem Maüoaya der Griechen? Lassen I, 130. Ind. Studien<br />

IV, 78.<br />

7 4<br />

] Sāyaṇa zu Pañc, xxn, 9, 1 faßt freilich janaka appellativisch im<br />

Sinne von prajāpati, wie das Pane. Br. eben liest.<br />

7 5<br />

] Lāṭika schon bei Piyadasi, s. Lassen Indien I, 108. II, 793n.


84 Das Lāṭyāyanasūtram. Literarische Voraussetzungen desselben.<br />

gehört, vortrefflich passen, und auch die im Innern des Sūtra<br />

m selbst sich findenden Data stimmen, wie wir alsbald<br />

sehen werden, auf das Beste zu dieser Oertlichkeit.<br />

Es schließt sich dieses Sūtram, wie das des Ma¬<br />

śaka, ganz genau an das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇam an, und<br />

zwar citirt es häufig längere Stellen daraus, gewöhnlich durch :<br />

tad uktam brāhmaṇena, oder: iti brāhmaṇam bhavati,<br />

einmal auch durch: tathā purāṇaṃ Tāṇḍam, meist zugleich<br />

die verschiedenen Interpretationen angebend, welche<br />

dieselben von einzelnen Lehrern erhalten haben: am häufigsten<br />

werden in dieser Weise, und zwar oft neben, resp. hinter<br />

einander, Śāṇḍilya, Dhānaṃjayya und Śāṇḍilyāyana<br />

als Erklärer des Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa genannt: den<br />

ersten derselben haben wir schon in der Chāndogyopaniṣad<br />

kennen lernen, und wird er nebst dem Śāṇḍily¬<br />

āyana auch in einem andern Sāmasūtra, dem Nidāna¬<br />

sūtram, vielfach erwähnt, ebenso der Dhānaṃjayya.<br />

Außer ihnen erwähnt Lāṭyāyana aber auch noch eine<br />

Menge anderer, theils Lehrer, theils Schulen, so insbesondere<br />

häufig seine Ācāryās, den Ārṣeyakalpa, zwei verschiedene<br />

Gautama, den einen durch den (speciell bei den Buddhisten<br />

technischen) Beinamen S th a vira auszeichnend, ferner<br />

den Śaucivṛkṣi (einen von Pāṇini gekannten Lehrer), den<br />

Kṣairakalambhi, Kautsa, Vārṣagaṇya, Bhāṇḍitā¬<br />

yana, Lāmakāyana, Rāṇāyinīputra etc., insbesondere<br />

aber die Śāṭyāyanin und deren Werk, das Śāṭyāyana¬<br />

kam, nebst den Śālaṅkāyanin, welche letzteren notorisch<br />

dem westlichen Theile Indiens zugehören. Es sind dergl.<br />

Erwähnungen in dem Sūtra des Lāṭyāyana, wie in den<br />

übrigen Sūtra des Sāmaveda viel häufiger, als in den<br />

Sūtra der anderen Veda und sehe ich dies als ein Zeichen<br />

der Priorität über diese letzteren an. Es bestanden eben zur<br />

Zeit jener noch mannigfache Meinungsverschiedenheiten, während<br />

zur Zeit dieser letzteren schon eine größere Einheit<br />

und Festigkeit der Exegese, des Dogma's und des Cultus gewonnen<br />

war. Auch die übrigen Data scheinen uns auf eine


Stellung der unbrāhmaṇischen Stämme darin. 85<br />

dergl. Priorität hinzuweisen, falls wir sie nicht etwa lediglich<br />

nur aus der verschiedenen Oertlichkeit zu erklären haben.<br />

Die Lage der Śūdra, wie die der Niṣāda, d. i. der indischen<br />

Ureinwohner, erscheint uns hier noch nicht in<br />

so gedrückten, grausamen Verhältnissen, als später. Es war<br />

erlaubt, bei ihnen selbst zu verweilen (Śāṇḍilya freilich re¬<br />

stringirt dies schon auf „in der Nähe ihrer Grāma"), und<br />

ihnen selbst verstattet, bei den Ceremonieen, obschon außerhalb<br />

der Opferstätte, gegenwärtig zu sein: auch treten sie<br />

hie und da, wenn auch allerdings meist in verächtlicher Stellung,<br />

direct als handelnd dabei auf, woran später wohl nicht<br />

mehr zu denken ist. Toleranz war eben noch von Nöthen,<br />

da ja, wie wir ebenfalls sehen, das streng brāhmaṇische Prin¬<br />

cip noch nicht einmal bei den benachbarten arischen Stämmen<br />

anerkannt war. Daß übrigens diese letzteren, so gut wie die<br />

brāhmaṇischen Inder, ihre vorväterlichen Lieder und Gebräuche<br />

in hohen Ehren hielten und ihnen gleiches Studium,<br />

wie diese, zu Theil werden ließen, ja daß die letzteren sich<br />

hie und da direct noch an jene wandten und bestimmte Ceremonieen<br />

von ihnen entlehnten, ergiebt sich klar genug aus<br />

der Darstellung einer solchen, die wir zwar nicht im Pañca¬<br />

viṃśa-Brāhmaṇa, wohl aber im Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa<br />

aufgenommen und bei Lāṭyāyana in voller Länge geschildert<br />

finden. Es ist dies eine Verwünschungsceremonie<br />

— Śyena, Falke, genannt—, und bringt dies unwillkürlich<br />

auf den Gedanken, daß das wesentlich auf Verwünschungen<br />

und Zaubermitteln basirte Atharvan-Ceremoniell, wie auch<br />

die Lieder des Atharvan selbst, vielleicht hauptsächlich<br />

diesen westlichen, unbrāhmaṇischen arischen Stämmen seine<br />

Pflege verdankt Der allgemeine <strong>Name</strong>n, den Lāṭyāyana<br />

(und dazu stimmt Pāṇini V, 2, 21) diesen Stämmen giebt,<br />

ist Vrātīnās, und unterscheidet er ferner zwischen deren<br />

Yaudha, Kriegern, und deren Arhant, Lehrern. Die Anū¬<br />

cāna, d.i. die Schriftkundigen, derselben soll man bei jenem<br />

Opfer zu Priestern wählen: Śāṇḍilya beschränkt dies auf<br />

die Arhant allein, welches letztere Wort, bekanntlich später


86 Das Bestehen des Buddhismus darin vorausgesetzt.<br />

ausschließlich buddhistischer Titel, sich übrigens auch im<br />

Brāhmaṇa des w. Yajus, wie im Āraṇyaka des schwarzen<br />

Yajus, noch für Lehrer im Allgemeinen gebraucht findet.<br />

Der Turban und die Gewänder dieser Priester sollen<br />

roth (lohita) sein, wie Ṣaḍviṃśa und Lāṭyāyana angeben:<br />

dieselbe Farbe finden wir den Priestern der Rākṣasa<br />

in Lanka im Rāmāyaṇa VI, 19, 110. 51, 21 beim Opfer<br />

zugetheilt, wozu wohl auch die hellrothen, gelblichrothen<br />

(kaṣāya) Kleider der Buddhisten (s. z. B. Mṛchakaṭ.<br />

p. 112. 114 ed. Stenzler, MBhār. XII, 566. 11808. Yājñav.<br />

I, 272), resp. die rothen (rakta) Gewänder des Sāṃkhya¬<br />

bhikṣu*) im Laghujātaka des Varāha­Mihira zu<br />

vergleichen sind. Die völlige Gleichsetzung nun dieser westlichen<br />

unbrāhmaṇischen Vratya, Vrātīna mit den östlichen<br />

unbrāhmaṇischen, d. i. buddhistischen, Lehrern ergiebt sich<br />

aus einer Zuthat, die sich bei Lāṭyāyana zu der Schilderung<br />

der Vrātyastoma, wie sie im Pañcaviṃśa-Brahman<br />

a vorliegt, findet. Die bekehrten Vrātya nämlich, heißt<br />

es, also die nun in den brāhmaṇischen Verband Eingetretenen,<br />

sollen, um jede Verbindung mit ihrer bisherigen Vergangenheit<br />

abzuschneiden, ihre Reichthümer denjenigen ihrer Genossen<br />

übergeben, die noch bei dem früheren Leben bleiben,<br />

und auf welche dann ihre eigene bisherige Unreinheit übergeht,<br />

oder aber — einem Brahmabandhu Māgadhade¬<br />

śīya. Dieser letztere Ausdruck ist nur erklärlich, wenn man<br />

annimmt, daß damals in Magadha der Buddhismus mit<br />

seinen antibrāhmaṇischen Tendenzen blühte, und ist das Fehlen<br />

derselben im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa bezeichnend für<br />

die Zeit, die zwischen diesem und dem Sūtra des Lāṭyā¬<br />

yana dazwischen liegt**).<br />

*) dem Comm. nach; oder soll dies Śākyabhikṣu sein? s. Ind. Stud,<br />

n, 287.<br />

**) wenn in der Ṛksaṃhitā die Kīkaṭa, der alte <strong>Name</strong> Magadha's,<br />

und ihr König Pram a gaṃ da als feindselig gelten, so hat man dabei wohlan<br />

die Ureinwohner des Landes, nicht aber an feindliche Arier zu denken? Nicht<br />

unmöglich wäre es übrigens vielleicht, daß Erstere in Magadha, weil besonders<br />

kräftig, auch nach der Brāhmanisirung des Landes, die vielleicht nie ganz<br />

vollständig ward, noch mehr Einfluß behielten, als anderswo, etwa daß sie als


Das Sūtram des Drāhyāyaṇa. 87<br />

Die ersten sieben Prapāṭhaka des Laṭyāyanasu¬<br />

tram umfassen die gemeinsamen Bestimmungen des Soma¬<br />

opfers, das achte Buch und ein Theil des neunten be­ (77)<br />

handelt dagegen die einzelnen Ekākās, der Rest des neunten<br />

die Ahīnās, und das zehnte die Sattrāṇi. Wir haben<br />

dazu einen vortrefflichen Commentar von A g ni svāmin 76<br />

),<br />

der wohl in dieselbe Zeit gehört mit den übrigen Commen¬<br />

tatoren, deren <strong>Name</strong>n auf svāmin ausgehen, so Bhava¬<br />

svāmin, Bharatasvāmin, Dhūrtasvāmin, Harisvā¬<br />

min, Khadirasvāmin, Maghasvāmin, Skandasvāmin,<br />

Kṣīrasvāmin etc., diese Zeit aber ist noch nicht bestimmt<br />

77<br />

).<br />

Nur wenig von dem Lāṭyāyanasūtra verschieden<br />

ist als drittes der Sāmasutra das des Drāhyāyaṇa, der<br />

Schule der Rāṇāyanīya angehörig. Den <strong>Name</strong>n dieser letzteren<br />

treffen wir in dem Rāṇāyatnīputra bei Lāṭyāyana<br />

an: die Familie desselben wird von Vasiṣṭha abgeleitet,<br />

und daher heißt dieses Sūtram auch direct das Vāsiṣṭha¬<br />

sūtram. Für den <strong>Name</strong>n Drāhyāyaṇa läßt sich nichts<br />

Analoges anführen 78<br />

). Die Verschiedenheit dieses Sūtra<br />

von dem des Lāṭyāyana beschränkt sich fast nur auf die<br />

andere Eintheilung des im Ganzen völlig gleichen und in<br />

gleichen Worten dargestellten Stoffes. Einen vollständigen<br />

Codex des Ganzen habe ich noch nicht gefunden, wohl aber<br />

Anfang und Ende in zwei verschiedenen Commentaren, über<br />

deren Zeit sich übrigens noch nichts bestimmen läßt, den<br />

Anfang nämlich in einer Überarbeitung von Maghasvā­<br />

Kṣatriya in den brāhrnanischen Verband eintraten, wie dies ja auch anderweitig<br />

geschehen is€, so daß es darauf zurückzuführen wäre, daß der Buddhismus<br />

in diesem Lande so ganz besonders Anklang und Pflege fand, insofern eben<br />

jene sich seiner bedienten, um ihre alte Stellung, ob auch unter neuer Form,<br />

wiederzugewinnen.<br />

7 6<br />

] wir besitzen jetzt in der Bibl. Indica (1870—72) eine Ausgabe des Lāṭyā¬<br />

yanasūtra nebst Agnisvāmin's Commentar, edirt von Ānandacandra Vedāntavāgīśa.<br />

77<br />

] ein ganzes Nest von Brāhmaṇa-<strong>Name</strong>n auf svāmin findet sich in einer<br />

Inschrift aus Śāka 627 im Journal Bombay Branch R. As. S- III, 208 (1851),<br />

so wie in einer undatirten Inschrift im Journal Am. or. Soc. VI, 589.<br />

7 8<br />

] er findet sich zuerst im Vaṃśabrāhmaṇa, dessen erste Lehrer­Liste vermutlich<br />

gerade diese Schule betrifft, s. Ind. Stud. IV, 878; draha ist angeblich<br />

eine prākṛtische Corruption von brada, s. Hern. Prākr. II, 80. 120.


88 verhältniß zu den Sūtra der anderen Veda. Das Anupadasūtram.<br />

min’s Commentar durch Rudraskanda, das Ende in dem<br />

vortrefflichen Commentar des Dhanvin.<br />

Von der Existenz eines Śrautasūtram des Gobhila<br />

habe ich nur Kunde durch eine Notiz bei Roth a. a. O.<br />

p. 55. 56, wonach Kṛtyacintāmaṇi einen Commentar dazu<br />

verfaßt haben soll 79<br />

).<br />

Weit bedeutender als von Dṛāhyāyaṇa ist der Unterschied<br />

des Lāṭyāyana einestheils von Kātyāyana, der in<br />

seinem dem weißen Yajus zugehörigen Śrautasūtra in<br />

Buch 22 — 24 die Ekahās, Ahīnās und Sattrāṇi darstellt,<br />

und anderntheils von den Ṛksūtra des Āśvalāyana<br />

und Śāṅkhāyana, welche ebenfalls diese Gegenstände<br />

am gehörigen Orte behandeln: in ihnen ist eben von<br />

Meinungsverschiedenheiten nicht mehr die Rede: die strengere<br />

Ansicht, welche im Lāṭyāyanasūtra durch Śāṇḍilya<br />

vertreten wird, hat überall gesiegt; die Ceremonieen an der<br />

Sara8vatī und die Vrātyastoma sind außerdem dem<br />

eigentlichen Leben auch örtlich ferner gerückt, was sich theils<br />

aus der geringen Wichtigkeit ergiebt, mit der sie behandelt<br />

werden, theils aus Modificationen der <strong>Name</strong>n etc., welche ein<br />

Vergessen der ursprünglichen Form bekunden. Viele der in<br />

den Sāmasūtra behandelten Ceremonieen fehlen zudem völlig<br />

in denen der andern Veda, und sind überdies in diesen<br />

eigentlich mehr tabellarisch aufgezählt, als ausführlich erörtert,<br />

eine Differenz, die eben in dem verschiedenen Zwecke<br />

derselben ihren Grund hat, insofern das Sūtram des Yajus<br />

ja die Obliegenheiten des Adhvaryu, die des Ṛk die Obliegenheiten<br />

des Hotar zum Gegenstande haben.<br />

Ein viertes der Sāmasūtra ist das Anupadasūtram<br />

in 10 Prapāṭhaka, welches, von unbekanntem Verfasser<br />

herrührend, das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇam, und, wie es<br />

scheint, auch dasṢaḍviṃśa-Brāhmaṇam Schritt für Schritt<br />

7 9<br />

] das Werk selbst wird wohl den <strong>Name</strong>n kṛtyacintāmaṇi führen, vgl.<br />

Ind. Stud. I, 60. II, 396. Aufrecht Catalogus p. 365 a ; ob es aber wirklich<br />

ein Commentar zu einem śrautasūtra des Gobhila ist, erscheint einstweilen noch<br />

als zweifelhaft, da ein dgl. sonst nicht genannt wird.


Das Nidānasūtram. 89<br />

begleitend, die dunklen Stellen derselben erklärt. Es ist übrigens<br />

noch nicht näher untersucht worden und verspricht eine<br />

reiche Fundgrube für die Geschichte der brāhmaṇischen Theologie<br />

zu werden, insofern es eine überaus reiche Menge verschiedener<br />

Werke namhaft macht und sich auf sie beruft, so<br />

von Schulen des Ṛk auf die Aitareyin, Paiṅgin, das<br />

Kauṣītakam, von Schulen des Yajus auf die Adhvaryu<br />

im Allgemeinen, dann auf die Śāṭyāyanin, Khāḍāyanin,<br />

die Taittirīya, das Kāṭhakam, die Kālabavin, Bhāl¬<br />

lavin, Śāmbuvi, Vājasaneyin und auch im Übrigen<br />

vielfach auf Śruti, Smṛti, Ācārya etc. Es verdient eine<br />

recht genaue Bearbeitung 80<br />

).<br />

Während die bisher genannten vier Sūtra des Sāma¬<br />

veda sich speciell an das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇam anschließen,<br />

stehen die nunmehr zu nennenden Sūtra mehr<br />

selbständig neben diesem da, obwohl natürlich zum<br />

Theil wenigstens mannigfach sich darauf zurückbeziehend.<br />

Zunächst ist hier das Nidānasūtram zu nennen, welches<br />

in 10 Prapāṭhaka metrische u. a. dergl. Untersuchungen<br />

über die verschiedenen Uktha, Stoma und Gāna enthält<br />

Der <strong>Name</strong> des Verfassers ist nicht genannt. Das Wort Ni¬<br />

dan am, Wurzel, findet sich schon im Brāhmaṇam des<br />

weißen Yajus in metrischer Beziehung gebraucht 81<br />

): und<br />

wenn auch in den beiden Fällen, wo bei Yāska die Nai¬<br />

dānās erwähnt werden, deren Thätigkeit nicht auf die Metrik,<br />

sondern vielmehr auf die Wurzelforschung, Etymologie,<br />

gerichtet zu sein scheint, so citirt doch schon die Bṛhad¬<br />

devatā 5, 5 den Nidānasaṃjñaka Grantha und zwar<br />

entweder direct als Śruti der Chandoga, oder doch wenigstens<br />

als deren Śruti enthaltend*). Besonders ausgezeich-<br />

80<br />

] leider ist noch immer nur eine einzige Handschrift davon bekannt, s.<br />

Ind. Stud. Ī, 43.<br />

8 1<br />

] dies ist nicht richtig, vielmehr hat das Wort in den betreffenden Stellen<br />

(z.B. bei: gāyatrī va eṣā nidānena, oder: yo vā atrā ’gnir gāyatrī sa nidānena)<br />

ganz allgemeine Bedeutung.<br />

*) Nidāna im Sinne von „Ursache, Grundlage" ist ein in den buddhistischen<br />

Sūtra besonders beliebtes Wort, s. Burnouf introd. à l'hist. du Bud¬<br />

dhisme Indien p. 59 ff. 484 ff.


90 Das Puṣpasūtram des Gobhila.<br />

net nun ist dieses Sūtram durch die große Zahl vedischer<br />

Schulen und Lehrer, deren verschiedene Ansichten es beibringt,<br />

und steht es in dieser Beziehung auf ziemlich gleicher<br />

Stufe mit dem Anupadasūtram, von welchem es sich indeß<br />

dadurch unterscheidet, daß es eben noch besonders häufig<br />

auch die Ansichten der bei Lāṭyāyana und Drāhyāyaṇa<br />

genannten Sāmatheologen, des Dhānaṃjayya, Śāṇḍilya,<br />

Śaucivṛkṣi etc. anführt, was in jenem entweder gar nicht<br />

oder nur selten geschieht. Der Haß gegen die Kauṣītaki,<br />

den wir schon im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa kennen lernten,<br />

spricht sich auch hier wieder in einigen dem Dhānaṃjayya<br />

zugeschriebenen Worten sehr lebendig aus. Vom Ṛgveda<br />

wird, wie bei Yāska, die Daśatayī-Eintheilung in die 10<br />

Maṇḍala erwähnt. Insbesondere zu bemerken aber ist die<br />

Erwähnung der Ātharvaṇikās, wie der Anubrāhmaṇi¬<br />

nas‚ welcher letztere eigenthümliche <strong>Name</strong> sonst nur noch<br />

bei Pāṇini sich findet Auch von diesem Sūtram ist eine<br />

specielle Bearbeitung sehr zu wünschen, insofern es<br />

ebenfalls reiche Ausbeute für den Zustand der Literatur der<br />

damaligen Zeit verspricht 82<br />

).<br />

Sehr wenig dergl. Ausbeute ist zu erwarten von dem<br />

neben dem Nidānasūtram zu nennenden Puṣpasūtra<br />

des Gobhila*), dessen Verständniß überdem vielen Schwierigkeiten<br />

unterliegt: es führt nämlich theils die technischen<br />

<strong>Name</strong>n der Sāman sowie andere Worte in ganz abgestutzter<br />

Form auf, theils bedient es sich überhaupt einer Menge<br />

von grammatischen und andern termini technici, die zwar oft<br />

ZU den betreffenden in den Prātiśākhyasūtra stimmen, oft<br />

aber auch ganz eigenthümlich, hie und da sogar ganz in der<br />

von Pāṇini beliebten algebraischen Weise gebildet sind. Insbesondere<br />

ist dies in den vier ersten Prapāṭhaka der Fall<br />

und gerade für sie ist auch, bis jetzt wenigstens, kein Com­<br />

8<br />

, 2<br />

] s. Ind. Stud. I, 44 fg. ; die beiden ersten paṭala, die sich specien auf die<br />

Metrik beziehen, habe ich in Text und Übersetzung in den Ind. Stud. VIII, 85—124<br />

mitgetheilt. Zu Anubrāhṃaṇin, 0<br />

ṇa s. auch Āśv. śr.11,8, 11. und schol.zuTs.I.8,1,1.<br />

*) so wenigstens wird der Verfasser in Charnb. 220 in zwei Capitelunter¬<br />

Schriften genannt, [s. mein Verz. der Berk S. H. p. 76.]


Das Sāmatantram. Pañcavidhi. 91<br />

mentar aufzufinden, während wir für die sechs übrigen einen<br />

recht guten Commentar von Upādhyāya Ajātaśatru*)<br />

besitzen. Das Werk behandelt die Art und Weise, wie die<br />

einzelnen Ṛc durch verschiedene Einfügungen etc. zu Sara<br />

an umgeformt, gleichsam „geblümt" werden, woher offen¬<br />

bar wohl auch der <strong>Name</strong> Puṣpasūtram d. i. Blumen­<br />

Sūtram stammt. Außer dem: Pravacanarn, d. i. (dem Commentar<br />

nach) Brāhmaṇam, der Kālabavin und dem der<br />

Śāṭyāyanin habe ich bei einer flüchtigen Durchsicht noch<br />

die Kauthuma erwähnt gefunden: es ist dies das erste Mal,<br />

daß der <strong>Name</strong> derselben in einem der vedischen Literatur<br />

angeschlossenen Werke sich vorfindet. Einzelne Partieen des<br />

Werkes, besonders in den letzten Büchern, sind in Śloka<br />

verfaßt, und werden wir es wohl als eine Zusammenstellung<br />

von Stücken aus verschiedenen Zeiten zu erkennen haben 83<br />

).<br />

In enger Verbindung damit steht das in gleicher Weise abgefaßte<br />

und ebenso ohne Commentar ganz unverständliche<br />

Sāmatantram, welches in 13 Prapāṭhaka den Accent<br />

und die Betonung der einzelnen Verse zum Gegenstande<br />

hat. Ein Commentar dazu nun ist allerdings vorhanden,<br />

indeß vor der Hand nur bruchstückweise: am Schlusse<br />

desselben wird das Werk als Vyākaraṇam, Grammatik,<br />

der Sāmatheologen bezeichnet 84<br />

).<br />

Von der Sāmaficirung der Ṛc etc. handeln auch noch<br />

mehrere andere Sūtra, deren eines, das Pañcavidhisūtram<br />

(Pāncavidhyam, Pañcavidheyam) mir nur aus Citaten<br />

*) verfaßt für seinen Schüler Viṣṇuyaśas.<br />

8 3<br />

] in dekhanischen Handschriften wird das Werk als phullasūtrarn bezeichnet<br />

und dem Vararuci, nicht dem Gobhila, zugeschrieben, s. Burnell<br />

Catalogue p. 45. 46; hierüber, wie über noch sonstige Differenzen, s. meine Abh.<br />

über das Saptaśatakam des Hāla (1870) p. 258. 259. Ich besitze Text und Commentar<br />

jetzt in Abschrift, habe aber zu obigem nichts Erhebliches hinzuzufügen.<br />

8 4<br />

] s. noch Burnell’s Catalogue p. 40. 41. — Bei Burnell findet sich<br />

auch (p. 44) eine „svaraparibhaṣa or Sāmalakṣaṇa" aufgeführt. Es erwähnt übrigens<br />

auch Kaiyaṭa ein: sāmalakṣaṇamprātiśākhyaṃ śāstrara, womit er das<br />

Wort ukthārtham erklärt, welches dem Mahābhāṣya zufolge bereits dem<br />

aukthika zu Grunde liegt, dessen Bildung uns Pāṇini selbst (IV, 2, 60) lehrt, s.<br />

Ind. Stud. XIII, 447. Hienach wird es denn freilich sehr zweifelhaft, ob das<br />

von Kaiy. erwähnte Sāmalakṣaṇam mit dem vorhandenen Werke dieses <strong>Name</strong>ns<br />

zu identificiren sein wird.


92 Pratihāra. Taṇḍāl akṣaṇa. Upagrantha.<br />

bekannt ist: danach, wie dem <strong>Name</strong>n nach, behandelt es die<br />

fünf verschiedenen Vidhi (Weisen), durch welche jene Sāmaficirung<br />

vor sich geht. Für ein zweites, das Pratihāra¬<br />

sūtram, welches dem Kātyāyana zugeschrieben wird, hat<br />

Varadarāja, der oben erwähnte Commentator des Maśaka,<br />

einen Daśatayī genannten Commentar abgefaßt: es behandelt<br />

dieselben fünf Vidhi mit besonderer Berücksichtigung<br />

des einen darunter, des Pratihāra. Nur dem <strong>Name</strong>n nach<br />

bekannt ist mir das Taṇḍālakṣaṇasūtram, sowie das<br />

Upagranthasūtram*), welche sich, wie die beiden eben<br />

genannten Werke, dem betreffenden Cataloge nach, in der<br />

Handschriftensammlung des Fort William vorfinden. Von<br />

dem ungenannten Schreiber der Berliner Handschrift des<br />

Maśakasūtram, natürlich einer sehr schwachen Auctorität,<br />

werden am Schlusse derselben zehn Śrautasūtra für den<br />

Sāmaveda aufgezählt und zwar außer Lāṭyāyana, Anu¬<br />

pada, Nidāna, Kalpa, Taṇḍālakṣaṇam, Pañcavi¬<br />

dheyam, Upagranthāḥ noch das Kalpānupadam, Anu¬<br />

stotram und die Kṣudrāḥ: was unter letztern drei <strong>Name</strong>n<br />

zu verstehen ist, muß einstweilen dahingestellt bleiben 85<br />

).<br />

Das Gṛhyasūtram des Sāmaveda gehört dem Gobhila<br />

an, demselben, dem wir auch ein Śrautasūtram und<br />

das Puṣpasūtram zugeschrieben fanden 86<br />

). Sein <strong>Name</strong>n<br />

hat eiuen sehr unvedischen Klang, und findet sich durchaus<br />

nichts demselben irgendwie Entsprechendes in der übrigen<br />

vedischen Literatur vor 87<br />

). Wie sich dies in vier Prapā¬<br />

ṭhaka abgefaßte Werk zu den Gṛhyasūtra der<br />

übrigen Veda verhält, ist noch nicht untersucht 88<br />

). Ein Nach­<br />

*) Ṣaḍguruśiṣya in der Einleitung seines Commentars zur Anukra¬<br />

maṇi des Ṛk nennt den Kātyāyana als „upagranthasya kāraka".<br />

8 5<br />

] über Pancavidhisūtra in 2 prapāṭhaka, Kalpānupadam desgl., und<br />

Kṣaudra in drei prapāṭhaka, s. Müller A. S. L. p. 210, Aufrecht Catalogus<br />

p. 377b. Das Upagranthasūtra handelt von expiations, prāyaścitta, s. Rājendra<br />

Lāla Mitra Notices of Sanskrit Mss. II, 182.<br />

8 6<br />

] auch ein Naigeyasūtrarn wird ihm zugeschrieben, „a description of the<br />

Metres of the Sāmaveda", s. Colin Browning Catalogue of Sanskrit Mss.<br />

existing in oude (1873) p. 4.<br />

8 7<br />

] eine Lehrerliste der Gobhila-Schule enthält das vaṃśabrāhmaṇa.<br />

] eine Herausgabe des Gobhilagṛhyasūtra nebst einem sehr weitläufigen<br />

8 8


Gobhilagṛhyam. K armapradīpa. Die Pariśisliṭa. 93<br />

trag (Pariśiṣṭam) dazu ist desKātyāyana Karmapra¬<br />

dīpa, der sich in seinen Eingangsworten direct als solchen<br />

Nachtrag zu Gobhila kund giebt, übrigens aber auch theils<br />

als ein zweites Gṛhyasūtram theils als ein Smṛti¬<br />

śāstram betrachtet worden ist. Nach der Erklärung des<br />

Āśārka, des Commentators dieses Karmapradīpa, ist das<br />

Gṛhyasūtram des Gobhila für beide Schulen des Sāma¬<br />

veda, sowohl die Kauthuma als die Rāṇāyanīya, gültig*).<br />

— Ist etwa auch das Khādiragṛhyam, welches hie<br />

und da erwähnt wird, dem Sāmaveda zuzurechnen? 89<br />

).<br />

Als letzte Stufe der Literatur des Sāmaveda sind theils<br />

die verschiedenen Paddhati (Grundrisse) und Commentare<br />

etc. zu betrachten, welche sich an die Sūtra anschließen<br />

und zu ihrer Erklärung und weiteren Ausführung dienen,<br />

theils aber auch jene eigenthümliche Classe von Schriftchen,<br />

welche den <strong>Name</strong>n Pariśiṣṭa führen und einen etwas<br />

selbständigeren Charakter als jene tragen, mehr als Nachträge<br />

zu den Sūtra zu betrachten sind**). Darunter ist besonders<br />

hervorzuheben das bereits oben erwähnte Ārṣam und Dai¬<br />

vatam (Aufzählung der Ṛṣi und Gottheiten) der Saṃhitā<br />

in der Naigeyaśākhā, welche beiden Werkchen sich durchweg<br />

auf verhältnißmäßig alte Tradition beziehen: so auf die<br />

Nairuktās mit Yāska und Śākapūṇi an der Spitze, auf<br />

die Naighaṇṭukās, auf Śaunaka (d. i. wohl dessen Anu-<br />

Commentar des Herausgebers selbst, Candrakānta Tarkālaṃkāra, ist in der BibI.<br />

Indica (1871) begonnen; das vierte Heft (1873) geht bis H, 8, 12. — Die auf<br />

das Hochzeitsritual bezüglichen §§ s. bei Haas Ind. Stud. V, 283 fg.<br />

*) unter den Verfassern der Smṛtiśāstra findet sich auch ein Kuṭhumi<br />

genannt.<br />

89<br />

] allerdings! in Burnelrs Catalogue p‚ 56 wird das Drāhyāyaṇa¬<br />

gṛhyasūtraṃ in 4 paṭala, dem Khādira zugewiesen. Rudraskandasvāmin hat<br />

auch hiezu (s. oben p. 88) eine vṛtti verfaßt; und Vāmana wird als Verf. von<br />

kārikās zu den „grihyasutras of Khādira" genannt, Burnell p. 57. — Zu den<br />

gṛhyasūtra des Sāmaveda gehört wohl auch Gautama's pitṛmedhasūtra bei<br />

Burnell p. 57; der Commentator Anantayajvan i,tfentificirt den Verf. mit Akṣa¬<br />

pāda, dem Verf. des Nyāyasūtra. Und hieher gehört denn wohl auch das Gau¬<br />

tamadharmasūtra, s. unten bei der Rechtsliteratur.<br />

**) Rāmakṛṣṇa im Commentar zum Gṛhyasūtra des weißen<br />

Yajus schreibt ihre Abfassung mehrfach einem Kātyāyana zu (E. I. H. nro.<br />

440 fol. 52a. 56a. 58a. etc.): oder beziehen sich die betreffenden Citate etwa<br />

nur auf den oben erwähnten K armapradīpa?


94<br />

Unterschied des schwarzen und weißen Yajus.<br />

kramaṇī zum Ṛk), auf das eigene Brāhmaṇam, auf Aita¬<br />

reya und die Aitareyiṇas, auf die Śātapathikās, auf<br />

das pravacanaṃ Kāṭhakaṃ, auf Āśvalāyana. — Auch<br />

das Dālbhyapariśiṣṭam ist wohl hier zu nennen, welches<br />

den <strong>Name</strong>n eines Mannes trägt, der einige Male in der Chān¬<br />

dogyopaniṣad, insbesondere häufig aber in den<br />

Purāṇa, und zwar als einer der den Dialog führenden<br />

Weisen, vorkömmt.<br />

Der Yajurveda, zu dem wir uns nunmehr wenden,<br />

meine Herren, zeichnet sich vor den übrigen Veda durch<br />

die große Zahl verschiedener Schulen aus, die ihm angehören:<br />

es ist dies jedenfalls eine Folge davon, und ein Beweis<br />

dafür, daß er vorzüglich Gegenstand des Studiums gewesen<br />

ist, insofern er ja eben die Sprüche für das gesammte<br />

Opferceremoniell enthält und die eigentliche Grundlage dafür<br />

bildet, während der Ṛgveda sich vorzugsweise und der<br />

Sāmaveda ausschließlich einem Theile desselben, dem<br />

Somaopfer, zuwendet. Es zerfällt der Yajurveda zunächst<br />

in zwei Theile, die zwar das Material mit einander im Ganzen<br />

gemein haben, sich aber durch die verschiedene Anordnung<br />

desselben von Grund aus unterscheiden, in den schwarzen<br />

Yajus nämlich und in den weißen. Während in der<br />

Saṃhitā des schwarzen Yajus die Opfersprüche meist<br />

unmittelbar von ihrer dogmatischen Erklärung etc. und von<br />

der Darstellung des dazu gehörigen Ceremoniells gefolgt sind,<br />

und sich der den <strong>Name</strong>n Brāhmaṇam tragende Theil von<br />

dieser Saṃhitā nur der Zeit nach unterscheidet, als ein<br />

Nachtrag nämlich zu ihr zu betrachten ist, sind die Opfer¬<br />

Sprüche und deren Erklärung wie Ritual im weißen Yajus<br />

von einander gänzlich getrennt, und zwar die ersteren in die<br />

Saṃhitā, ihre Erklärung und Ritual in das Brāhmaṇam<br />

verwiesen, ebenso wie dies bei Ṛgveda und Sāmaveda


Die <strong>Name</strong>n des schwarzen Yajus. 95<br />

der Fall ist. Ein weiterer Unterschied scheint ferner auch<br />

darin zu bestehen, daß im schwarzen Yajus, was im weißen<br />

nur selten geschieht, auf den Hotar und seine Obliegenheiten<br />

sehr viel Rücksicht genommen wird. Der Natur der<br />

Sache nach ist in dgl. Fällen das Ungeordnete stets als der<br />

Anfang, als das Frühere, das Geordnete als das Spätere<br />

zu betrachten, eine Auffassung, welche sich auch hier<br />

als die richtige erweisen wird. Da beide Yajus ihre ganz<br />

selbständige Literatur haben, müssen wir einen jeden für sich<br />

behandeln.<br />

Was zunächst den schwarzen Yajus betrifft, so sind<br />

die bis jetzt bekannten Data über ihn einestheils so weite literarische<br />

Perspectiven eröffnend, andern theils aber auch so<br />

spärlich, daß hier die Untersuchung bis jetzt noch weniger<br />

als irgend anderswo zu einem annähernd befriedigenden Resultate<br />

gelangen kann*). Der <strong>Name</strong> zunächst, schwarzer<br />

Yajus, gehört erst der späteren Zeit an und ist wohl als<br />

Gegensatz zu dem <strong>Name</strong>n des weif s en Yajus entstanden.<br />

Während die Theologen des Ṛk Bahvṛcās heißen, die<br />

des Sāman dagegen Chandogās, ist der alte <strong>Name</strong> für<br />

die Theologen des Yajus Adhvaryavas, und zwar finden<br />

sich diese drei <strong>Name</strong>n schon in der Saṃhitā des schwarzen<br />

Yajus und in dem Brāhmaṇa des weißen Yajus so vor:<br />

im letztern werden mit Adhvaryavas die eignen Anhänger<br />

bezeichnet, und als deren Gegner die Carakādhvaryavas<br />

angegeben und getadelt, eine Feindseligkeit, welche sich auch<br />

in der Saṃhitā des weißen Yajus an einer Stelle kund¬<br />

giebt, wo der Carakācārya als einer der beim Puruṣa¬<br />

medha darzubringenden Opfermenschen demDuṣkṛta „der<br />

Übelthat" geweiht wird. Wenn dies um so auffallender ist,<br />

als im Übrigen die carakās als „fahrende Schüler" sowie<br />

die ^car „zur Belehrung herumwandern" stets in gutem<br />

Sinne gebraucht werden, so findet sich die Erklärung dafür<br />

wohl ganz einfach darin, daß die Carakās andererseits auch<br />

*) s. Ind. Stud. I, 68 fg. [gegenwärtig liegen die Texte desselben, s. im<br />

Verlauf, vollständig publicirt vor; nur die rituellen Sūtra stehen noch aus.]


96 Caraka, Taittirīya und Khāṇḍikīya.<br />

als <strong>Name</strong>n einer der Hauptschulen des schwarzen Yajus<br />

gelten, so daß wir hiernach eine directe Feindseligkeit zwischen<br />

ihnen und den Anhängern des weißen Yajus, die als<br />

Opposition gegen sie auftraten, anzunehmen haben, was sich<br />

auch noch in andern dergl. Fällen kuudgiebI. Ein zweiter<br />

<strong>Name</strong> für den schwarzen Yajus, dessen frühestes Vorkommen<br />

übrigens erst im Prātiśākhyasūtra desselben,<br />

so wie in den Sāmasūtra nachgewiesen werden kann, ist<br />

der <strong>Name</strong> Taittirīya. Pāṇini*) bezieht denselben auf<br />

einen Ṛṣi <strong>Name</strong>ns Tittiri, ebenso die im Verlauf mehrfach<br />

zu erwähnende Anukramaṇī zur Ātreyasehule, die<br />

spätere Legende dagegen auf die Verwandlung der Schuler<br />

des Vaiśampāyana in Rebhühner (tittiri), um die von<br />

einem ihrer Genossen, der sich mit seinem Lehrer verzürnte,<br />

ausgespieenen Yajus aufzupicken. So absurd diese Legende<br />

ist, so liegt doch ein gewisser Sinn in ihr, der schwarze<br />

Yajus ist wirklich eine buntscheckige, unordentliche Durcheinandermischung<br />

verschiedener Stücke, und bin ich in der<br />

That geneigt, den <strong>Name</strong>n Taittirīya eher von tittiri, dem<br />

<strong>Name</strong>n des buntfarbigen Rebhuhns, als von dem Ṛṣi Tittiri<br />

abzuleiten. Ebenso bezieht sich auch noch ein anderer<br />

<strong>Name</strong> einer der Hauptschulen des schwarzen Yajus, der<br />

<strong>Name</strong> der Khāṇḍikīyās, wohl auf diese seine Zusammensetzung<br />

aus einzelnen khaṇḍa, Bruchstücken, obwohl Pā¬<br />

ṇini**) auch hier, wie bei Taittirīya, den <strong>Name</strong>n auf einen<br />

Ṛṣi Khaṇḍika zurückführt und ob wir auch im Brālima<br />

ṇam des weißen Yajus (XI, 8, 4, 1) sogar wirklich<br />

einem Khaṇḍika (Audbhāri) begegnen.<br />

Von den vielen Schulen, welche dem schwarzen Yajus<br />

*) die betreffende Regel IV, 3, 102 wird übrigens den Angaben des Cal¬<br />

cuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya des Patanjali nicht erklärt, gehört<br />

also möglicherweise ursprünglich gar nicht dem Pāṇini, resp. erst der Zeit<br />

nach Patanjali an. [Der <strong>Name</strong> Taittirīya selbst wird indeß im Bhāṣya mehrmals<br />

erwähnt, s. Ind. Stud, xlll, 442, auch kennt dasselbe: Tittiriṇā proktāḥ ślokāḥ,<br />

die resp. nicht zum chandas gehörten, s. Ind. Stud. V, 41. Goldstücker „Pa¬<br />

ṇini" p. 243.]<br />

**) die Regel ist dieselbe wie für Tittiri, und gilt ebenso auch hier das<br />

in der vorigen Note Bemerkte.


Taittirīyasaṃhītā (Āpastamba), Kāṭhakam, Ātreyī śākhā. 97<br />

zugeschrieben werden, mögen wohl nicht alle auf Saṃhitā<br />

und Brāhmaṇa, sondern einzelne wohl blos auf die Sūtra<br />

sich erstreckt haben*), bis jetzt wenigstens sind uns nur drei<br />

verschiedene Recensionen der Saṃhitā direct bekannt, zwei<br />

davon im Texte, eine dritte blos aus einer Anukramaṇī<br />

desselben. Die beiden ersten sind die x«i ki,o%Ψ> sog. Taitti¬<br />

rīyasaṃhitā, welche der Schule des Āpastamba, einer<br />

Unterabtheilung der Khāṇḍikīya, zugeschrieben wird,<br />

und das Kāṭhakam, welches der Schule der Caraka angehört,<br />

und zwar derjenigen Unterabtheilung derselben, welche<br />

den <strong>Name</strong>n der Cārāyaṇīya führt**): nur aus ihrer Anu¬<br />

kramaṇī ist uns die Saṃhitā etc. der Ātreya­Schule,<br />

einer Unterabtheilung der Aukhīya, bekannt, und zwar<br />

stimmt sie in den Hauptsachen mit der des Āpastamba<br />

überein, was bei dem Kāṭhaka nicht der Fall ist, insofern<br />

dasselbe mehr selbständig als eine Art Vermittelung zwischen<br />

schwarzem und weißem Yajus dasteht, mit diesem häufig<br />

in den Lesarten, mit jenem dagegen in der Art der Anordnung<br />

des Stoffes übereinstimmend. Das Kāṭhakam ist neben<br />

dem Hāridravika, einem verlorenen Werke, das aber<br />

jedenfalls auch dem schw. Yajus, der Schule der Hāridra¬<br />

vīya nämlich, einer Unterabtheilung der Maitrāyaṇīya angehörte,<br />

das einzige Brāhmaṇa artige Werk, welches von<br />

Yāska in dem Nirukta mit <strong>Name</strong>n genannt wird: auch<br />

Pāṇini nimmt in einer Regel direct darauf Bezug, und wird<br />

es ferner auch im Anupadasūtra und in der Bṛhad¬<br />

devatā erwähnt. In andern vedischen Schriften***) kömmt<br />

*) was ja ebenso bei den andern Veda der Fall ist.<br />

**) wir haben außer dem Text auch eine Ṛṣyanukramaṇī dafür.<br />

***) in späteren Schriften werden mehrere Kaṭha unterschieden, die Ka¬<br />

ṭhās, die Prācyakaṭhās und die Kapiṣṭhalakaṭhās; den Zunamen<br />

dieser Letzteren: Kapiṣṭhala treffen wir nun theils bei Pāṇini (VIII, 3,<br />

91) an, theils erwähnt Megasthenes die KafAßiaBolov als ein Volk im Pen¬<br />

jab. — Der Catalog des Fort William erwähnt eine Kapiṣṭhalasaṃhitā<br />

[vgl. hiezu Ind. Stud. XIII, 375. 439. — Zur Zeit des Mahābhāṣya muß die<br />

Stellung, der Katha eine ganz besonders angesehene gewesen sein, da sie<br />

und ihr Text, das Kāṭhakam, mehrfach erwähnt werden, s. Ind. Stud. XIII,<br />

437 fg. Ihr Stifter Kaṭha erscheint darin als Schüler des Vaiśampāyana, und<br />

sie selbst in enger Gemeinschaft mit den beiden Saman-Schulen der Kālāpa und


98 Die Saṃhitā der Āpastamba- und der Ā trey a -Schule<br />

der <strong>Name</strong> der Kaṭha nicht vor, so wenig als der des Āpa¬<br />

stamba.<br />

Die Saṃhitā der Āpastamba-Schule besteht aus 7<br />

Büchern (Aṣṭaka! genannt), die zusammen wieder in 44<br />

Praśna, 651 Anuvāka und 2198 Kaṇḍikā zerfallen,<br />

welche letztere nach gleichmäßiger Silbenzahl von einander<br />

abgetrennt sind 90<br />

), Über den Umfang der Ātreyaschule<br />

lässt sich nichts Gewisses erkennen, sie zerfällt ebenfalls in<br />

Kāṇḍa, Praśna und Anuvāka, deren Anfangsworte meist<br />

mit denen der betreffenden Abschnitte der Āpastamba-<br />

Schule zusammenfallen. Das Kāṭhakam hat eine ganz andere<br />

Eintheilung und besteht aus fünf Theilen, von denen die<br />

drei ersten ihrerseits wieder in 40 Sthānaka und eine<br />

Menge kleiner (ebenfalls wohl nach der Wortzahl abgetrennter)<br />

Abschnitte zerfallen, während das vierte nur die von dem<br />

Hotar zu singenden Ṛc aufführt, und das fünfte die zum<br />

Pferdeopfer gehörigen Sprüche enthält: bei den drei ersten<br />

Theilen ist in der Unterschrift die Carakaśākhā im ersten<br />

Theile Iṭhimikā, im zweiten Mādhyamikā und im dritten<br />

Orimikā genannt: die erste und die letzte dieser drei Benennungen<br />

sind noch unerklärt 91<br />

). Der Brāhmaṇa­Theil<br />

in diesen Werken ist in Bezug auf das Ritual höchst spärlich,<br />

und giebt nur ein sehr unvollständiges Bild davon : besonders<br />

reich aber ist er an Legenden mythologischer Art.<br />

Die Opferspruche selbst sind im großen Ganzen identisch<br />

der Kauthuma, wie denn die Kaṭha­Kālāpāḥ auch im Rāmāyaṇa ak in Ayodhyā<br />

in hohen Ehren stehend genannt werden (II, 32, 18 Schlegel). — Haradatta*s<br />

Angabe bei Bhaṭṭoji (Siddh. Kaum. ed. Tārānatha 1865 II, 524 zu Pāṇ. vil,<br />

4, 38) Bahvṛcānām apy asti Kaṭhaśākhā beruht wohl auf irgend einem MiiV<br />

verst-ändniß, vgl. Ind. Stud, xln, 438.]<br />

90<br />

] nicht die Silbenzahl, sondern die wortzahl ist das Normgebende hie¬<br />

hei; fünfzig Wörter bilden in der Regel eine kaṇḍikā, s. Ind. Stud, xl, 13.<br />

XII, 90. Xlll, 97—99. — Statt aṣṭaka findet sich auch der richtigere <strong>Name</strong><br />

kāṇḍa, und statt des den Taittiriya-Texten eigenthümlichen praśna auch der allgemein<br />

übliche <strong>Name</strong> prapāṭhaka, s. Jñd. Studien XI, 13. 124. — Auch das<br />

Taitt, Brahrn. und das Taitt. Ār. sind in kaṇḍikā getheilt, doch ist das Princip<br />

dabei noch nicht sicher ermittelt; innerhalb der kaṇḍikā wird in ihnen der Text<br />

auch noch weiter in ganz kleine Abschnitte zerlegt, deren Princip ebenfalls noch<br />

nicht feststeht.<br />

9 1<br />

] iṭhimikā ist auf heṭṭhima (aus heṭṭhā d. i. adhastāt), orimikā auf uvarima<br />

(aus upari) zurückzuführen, s. meine Abh. über die Bhagavati derJaina I, 4O4n.


und das Kāṭhakam. Darin enthaltene Data. 99<br />

mit den in der Saṃhitā des weißen Yajus stehenden, doch<br />

ist ihre Reihenfolge verschieden (ob auch die Reihenfolge des<br />

Ceremoniells, zu dem sie gehören, ziemlich dieselbe ist) und<br />

auch in Bezug auf die Wörter finden mannigfache Verschiedenheiten<br />

statt: so ist insbesondere der Āpastamba­Schule die<br />

Auseinanderziehung der Halbvocale v und y nach einem Con¬<br />

sonanten in uv und iy eigenthümlich 92<br />

). Was die geographischen<br />

oder historischen etc. Data betrifft — hier kann ich<br />

natürlich nur von der Āpastamba­Schule und dem Kā¬<br />

ṭhaka sprechen — so sind es bei der Identität des Stoffes<br />

wesentlich dieselben, die wir in der Saṃhitā des weißen<br />

Yajus antreffen, obschon letztere deren mehrere enthält, insofern<br />

in ihr ja auch Sprüche für Ceremonieen stehen, welche<br />

hier nicht gekannt sind, so insbesondere für den Puruṣa¬<br />

medha. Jene Data nun führen uns, wie wir sehen werden,<br />

— und dazu kommen hier noch einige andere*) in den Brahman<br />

a artigen Theilen verstreute Erwähnungen — in die<br />

Blüthezeit des Reiches der Kurupañcāla 93<br />

), in welcher wir<br />

also den Schauplatz der Entstehung beider Werke zu erkennen<br />

haben: ob dasselbe auch für ihre endliche<br />

Redaction gilt, ist eine andere Frage, deren Beantwortung<br />

für die Āpastamba­Saṃhitā natürlich von dem Einflusse<br />

abhängt, der ihrem <strong>Name</strong>ngeber Āpastamba darauf zuzuschreiben<br />

ist. Das Kāṭhakam scheint nach dem oben Angegebenen<br />

zu Yāska's Zeit schon ein ganz abgeschlossenes<br />

Werk gewesen zu sein, da er es ja citirt: dagegen macht die<br />

92<br />

] näheres hierüber s. Ind. Stud. XIII. 104—6.<br />

*) hierher gehört z. B. die Aufzählung der sämmtlichen Mondstationen<br />

in der A past. Saṃhitā, und zwar stehen sie darin in einer von der späteren<br />

abweichenden Reihenfolge, welche ihrerseits, wie ich bereits früher (p. 32) bemerkte,<br />

nothwendiger Weise zwischen 1472 und 536 a. Chr. festgesetzt sein<br />

muß. damit ist aber freilich für die betreffende Stelle nur das bedingt, daß sie<br />

nicht älter als 1472 a. Chr. sein kann, was sich natürlich von selbst versteht,<br />

keineswegs aber etwa das, daß sie nicht jünger als 536 a. Chr. sein könne.<br />

Es ist also eigentlich gar nichts damit gewonnen. [Letzteres bleibt richtig, der<br />

Sachverhalt selbst ist indeß etwas anders, s. meine Zusätze oben bei p. 2 und<br />

p. 32. ZU der Aufzählung der nakṣatra speciell s. meine Abh. „die vedischen<br />

Nachr. von den nakṣ." ll‚ 299 fg.]<br />

93<br />

] von besonderem Interesse hiefur ist die Erwähnung des Dhṛtarāṣṭra<br />

Vaicitravīrya, sowie der Kämpfe zwischen den Pancāla und den Kunti im Kanaka<br />

s. Ind. Stud. IH, 469—472.


lOO Einfluß des Yāska auf ihre Ausbildung. Mānavam. Mai tra m.<br />

Anukramaṇī­der Ātreya­Schule den Yāska Paiṅgi 94<br />

)<br />

(als den Schuler des Vaiśampāyana) zum Lehrer des<br />

Tittiri, der seinerseits den Ukha, während dieser den<br />

Ātreya*) belehrt haben soll, wodurch für ihren Verfasser<br />

wenigstens die Ansicht der Priorität des Yāska über die<br />

den <strong>Name</strong>n des Tittiri und des Ātreya führenden Schulen<br />

und Redactionen des schwarzen Yajus erhellt: ob nun diese<br />

Ansicht ihres Verfassers die richtige ist, dafür mangeln uns<br />

die nöthigen Data: daß aber dem Yāska jedenfalls irgend<br />

welche Thätigkeit in Bezug auf die Saṃhitā des schwarzen<br />

Yajus zuzuschreiben ist, ergiebt sich auch daraus, daß<br />

Bhaṭṭa Bhāskara Miśra in einem erhaltenen Bruchstücke<br />

seines Commentars zur Āpastamba-Saṃhitā**) neben den<br />

Ansichten des Kāśakṛtsna und des Ekacūrṇi auch die<br />

des Yāska über eine Eintheilung des Textes anführt.<br />

Neben dem Kāṭhaka werden in den Commentaren zum<br />

Kātīyasūtra des weißen Yajus überaus häufig auch das<br />

Mānavam und das Maitram citirt: zwar finden wir diese<br />

<strong>Name</strong>n in den Sūtra oder dergl. Werken noch nicht vor,<br />

es sind aber damit jedenfalls dem Kāṭhaka gleichartige<br />

Werke gemeint, wie dies die oft ziemlich langen Citate selbst<br />

zeigen: wir finden denn auch in der That, obschon erst in<br />

94<br />

] Bhaṭṭa Bhāskara Miśra nennt statt des Paingi vielmehr den Yājña¬<br />

valka, s. Burnell Catalogue p. 14.<br />

*) Ātreya war der padakāra seiner Schule, Kuṇḍina dagegen der<br />

vṛttikāra. So unklar, wie hier, ist die Bedeutung von vṛtti auch beim<br />

schol. zu Pāṇ. IV, 3, 108 (mādhurī vṛttiḥ) [s. Ind. Stud. XIII. 381].<br />

**) außerdem haben wir noch (ob auch nur stückweise) einen Commentar<br />

von Sāyaṇa dazu, und auch einem Bālakṛṣṇa wird em solcher Commentar<br />

zugeschrieben. [In Burnelrs Sammlung, s. Catalogue p. 12—14, befindet sich<br />

der größere Theil von Bhaṭṭa Kauśika Bhāskara Miśra's Commentar, unter dem<br />

<strong>Name</strong>n Jñānayajña; derselbe soll 400 Jahre vor Sāyaṇa gelebt haben; er citirt<br />

u. A. den Bhavasvāmin und scheint sich speciellan die Átreyī­Schule anzuschließen.<br />

— Es wird auch noch ein Paiśācabhāṣya zum schwarzen Yajus erwähnt, s.<br />

Ind. Stud. IX, 176. — Die Ausgabe der Taittirīya­Saṃhitā in der BibI. Indica<br />

mit Sāyaṇa's vollständigem Commentar ist von Roer begonnen (1854), von<br />

Cowell und Rāma Nārāyaṇa weitergeführt worden und jetzt in der Hand<br />

von Maheśacandra Nyāyaratna (das letzte Heft, Nro. 28. 1874 reicht bis IV,<br />

3‚ 11); den vollständigen Text derselben, in lateinischer Umschrift, habe ich<br />

selbst in den Ind. Stud. XL XII (1871 — 72) herausgegeben. Über das Kā¬<br />

ṭhakam s. ebendas. III, 451—79.]


Die Brāhmaṇa der Āpastamba­ und Ātreya­Schule. 101<br />

späteren Schriften, die Maitrāyaṇīyās, und als ihre Unter¬<br />

abtheilung die Mānavas‚ als Schulen des schwarzen<br />

Yajus angegeben. Vielleicht sind diese Werke in Indien<br />

noch vorhanden*).<br />

Neben der sogenannteu Saṃhitā nun kennen die Āpastamba­<br />

und auch die Ātreya­Schule**) ein Brāhmaṇam,<br />

das sich aber, wie schon bemerkt, von der Saṃhitā nicht<br />

dem Wesen, sondern nur der Zeit nach unterscheidet, insofern<br />

es lediglich als ein Nachtrag dazu zu betrachten ist,<br />

und theils die in der Saṃhitā stehenden Spruche nochmals<br />

aufführt, und liturgisch begründet, theils die dort gegebenen<br />

liturgischen Regeln weiter ausführt, theils endlich ganz neue<br />

hinzufügt, so über den in der Saṃhitā ganz fehlenden Pu¬<br />

ruṣamedha und über die Opfer an die Mondstationen.<br />

Vorhanden ist davon bis jetzt, zugleich mit Sāyaṇa's Commentar<br />

dazu, nur das dritte und letzte Buch, in zwölf Pra¬<br />

pāṭhaka 95<br />

). Die drei letzten derselben, vier verschiedene<br />

Abschnitte enthaltend, welche sich auf die Anlegungsart gewisser<br />

besonders heiliger Opferfeuer beziehen, werden in der<br />

Anukramaṇī der Ātreya­Schule (und es stimmt damit<br />

auch Sāyaṇa an einem andern Orte überein) dem Weisen<br />

Kaṭha zugeschrieben: es geboren dazu noch zwei Abschnitte,<br />

die sich, wie es scheint, nur in der Ātreya­Schule, nicht in<br />

*) dem Catalog von Fort William nach befindet sich daselbst die ,,Mai¬<br />

trāyaṇī śākhā." [Es haben sich seitdem noch andere Handschriften davon gefunden,<br />

s. Hang in den Ind. Stud. Ix, 175 und in seiner Abh. „Brahma u. d. Brāh¬<br />

maṇen" p. 31—34 (1871), so wie Bühler's detaillirte Gesammtübersiclit über den<br />

Bestand dieser śākhā in den Ind. Stud. XIH, 103. 117—128; danach besteht<br />

die Maitr. saṃhitā zur Zeit aus 5 kāṇḍa, von denen aber zwei, die upaniṣad<br />

(s. unten), die als kāṇḍa II gilt, und das letzte, khila genannte kāṇḍam erst<br />

secundäre Zuthat sind.]<br />

**) factisch wenigstens, denn die Benennung: Saṃhitā oder: Brāhmaṇa<br />

findet sich in ihrer Anukramaṇī nicht vor: es geht dieselbe vielmehr ohne<br />

irgend welche Unterbrechung von den in der Āp astamb a schule zurSaṃhitā<br />

gehörigen Theilen zu den darin zum Brāhmaṇa gehörigen über.<br />

95<br />

] alle drei Bücher sind mit Sāyaṇa's Commentar in der Bibl. Ind. (1855<br />

bis 1870) durch Rājendra Lāla Mitra herausgegeben worden. — Das Hiraṇya¬<br />

keśiśākhīyabrāhmaṇam, welches bei Bühler catalogue of Sanskr. Mss. from Gujarat<br />

I, 38 aufgeführt ist, wird vielleicht von dem gewöhnlichen Āpastambatexte<br />

nur wenig abweichen; wenigstens stimmen die betreffenden śrautasūtra speciell,<br />

fast wörtlich, s. Bühler Āpastambīyadharmasūtra Vorwort p. 6 (L868).


102 Der Kāṭhaka­Theil des Taitt. Brāh man a. Das Tai tt. Āraṇyak am.<br />

der des Āpastamba finden, so wie endlich die beiden ersten<br />

Bücher des demnächst zu erwähnenden Taittirīya­Āraṇ¬<br />

yaka; diese acht Abschnitte zusammen bilden offenbar einen<br />

Nachtrag zu dem vorhin besprochenen Kāṭhaka, scheinen<br />

aber nicht als selbständiges Werk vorzukommen, sondern<br />

eben nur in ihrer Verbindung mit dem Brāhmaṇa und<br />

Āraṇyaka der Āpastamba­ (und Ātreya­) Schule, von<br />

denen sie sich übrigens auch äußerlich durch den Mangel<br />

der Distraction des v und y in uv‚ iy merklich genug aus¬<br />

zeichnen. Die gegen den Schluß des zweiten dieser<br />

Abschnitte (prap. XI, 8) angeführte Legende von dem Besuche<br />

des Naciketas in der Unterwelt hat den Ursprung<br />

gegeben zu einer Upaniṣad des Atharvan, welche den<br />

<strong>Name</strong>n Kāṭhakopaniṣad trägt. Zwischen diesem Nachtrag<br />

zum Kāṭhaka nun und dem Kāṭhaka selbst muß<br />

ein bedeutender Zeitraum verflossen sein, wie sich aus den<br />

darin in den letzten Abschnitten geschehenden Erwähnungen<br />

des Mahā­Meru, Krauñca, Maināga, des Vaicampāyana,<br />

des Vyāsa Pārāśarya etc., so wie auch aus der<br />

darin als bestehend vorausgesetzten Literatur ergiebt, insofern<br />

die Atharvāngirasas, Brāhmaṇa, Itihāsa, Pu¬<br />

rāṇa, Kalpa, Gāthā, Nārāśaṃsyas als Gegenstand des<br />

Studiums (svādhyāya) aufgezählt werden. Der vorletzte<br />

dieser Abschnitte wird übrigens auch einem andern Verfasser<br />

zugeschrieben, den Aruṇās nämlich, oder dem Āruṇa,<br />

welchen uns der Scholiast zu Pāṇini 96<br />

) als einen Schüler<br />

des Vaiśampāyana nennt, wozu die darin sich findende<br />

Erwähnung dieses letztern als einer Auctorität vortrefflich<br />

paßt: es wird jener Abschnitt somit vielleicht nur fälschlich<br />

als der Schule der Kaṭha zugehörig angegeben. — Das<br />

Taittirīya­Āraṇyakam, an dessen Spitze derselbe steht,<br />

wie ich bereits bemerkt habe, und welches sowohl der Āpa­<br />

9 6<br />

] Kaiyaṭa zu Pāṇ. IV, 2, 104 Mahābhāṣya fol. 73b (ed. Benares); er<br />

nennt ihn indeß nicht Āruṇa, sondern Aruṇi und führt auf ihn die ibid. im<br />

Bhāṣya genannte Schule der Āruṇinah zurück; die Aruṇayas werden schon im<br />

Kāṭhaka selbst citirt, s. Ind. Stud. III, 475.


Die Upaniṣad des Taitt. Āraṇyaka. 103<br />

stamba­ als der Ātreya­Schule angehört, ist überhaupt<br />

jedenfalls erst wieder als ein späterer Nachtrag zu dem Brāhmaṇa<br />

derselben zu betrachten, und gehört, wie die meisten<br />

Āraṇyaka, nur noch an die äußersten Enden der vedischen<br />

Periode. Es besteht aus zehn Büchern, von denen die sechs<br />

ersten liturgischen Inhalts sind: das erste und dritte Buch<br />

nämlich beziehen sich auf die Anlegung gewisser heiliger<br />

Opferfeuer, das zweite Buch auf die Vorbereitungen zum<br />

Studium der Schrift, und das vierte, fünfte und sechste auf<br />

Manenopfer und Reinigungsopfer, entsprechend den letzten<br />

Büchern der Saṃhitā des w. Yajus. Die vier letzten Bücher<br />

des Āraṇyaka dagegen enthalten zwei Upaniṣad, das<br />

siebente, achte und neunte nämlich die XCCT èi:o^ṃ' sogenannte<br />

Taittirīyopaniṣad, das zehnte die Yājñikīoder<br />

Nārāyaṇīyā­Upaniṣad: die erstere, die Taittirīyopaniṣad,<br />

zerfällt in drei Theile, in die Saṃhitopa¬<br />

niṣad oder Śikṣāvallī*), welche mit einer kurzen grammatischen<br />

Untersuchung 97<br />

) beginnt und sich dann zu der<br />

Untersuchung über die Einheit des Weltgeistes wendet, sodann<br />

in die Ānandavallī und die Bhṛguvallī, welche<br />

beide auch zusammen als Vāruṇī­Upaniṣad gelten und<br />

die Wonne des völligen Aufgehens in der Meditation über<br />

den höchsten Geist, über dessen Identität mit der Einzelseele<br />

zum Gegenstande haben**). Wenn wir in ihnen schon einer<br />

völlig systematisch geregelten Speculation begegnen, so haben<br />

wir es ferner in einem Theile der Yājñikī­Upaniṣad gar<br />

schon mit einer Art sectarischer Verehrung des Nārāyaṇa<br />

zu thun, während der andere Theil rituelle Nachträge enthält.<br />

So interessant nun dieses ganze Āraṇyakam schon<br />

*) vallī heißt eine Schlingpflanze: es sollen dadurch diese Upaniṣad<br />

wohl als Schlingpflanzen bezeichnet werden, die sich an die Vedaśākhā angehängt<br />

haben?<br />

97<br />

] s. oben p. 67, Müller A. S. L. p. 113 fg., Haug über das Wesen des<br />

wed. Accents p. 54.<br />

**) eine Übersetzung etc. der Taitt. Upaniṣad s. in den Ind. Stud. Il,<br />

207 — 35. Edirt ist sie von Roer nebst Śaṃkara's Commentar dazu im vol.<br />

VII der Bibliotheca Indica [der Text allein, als Theil des Taitt. Ār., auch von<br />

Rājendra Lāla Mitra, s. die nächste Note. Roer's Übersetzung erschien in<br />

vol. XV der Bibl. Indica.]


104 Die drei dekhanischen Recensionen des 10. Buches des Taitt. Āraṇyaka.<br />

durch seinen bunten Inhalt ist und durch seine offenbare Zusammensetzung<br />

aus zusammengetragenen Bruchstücken aller<br />

Art, so erhält es andererseits auch noch dadurch eine besondere<br />

Wichtigkeit, daß uns das zehnte Buch desselben in<br />

einer doppelten Recension wirklich vorliegt, theils nämlich in<br />

einem Texte, der Sāyaṇa’s Angaben nach den Drāviḍa<br />

zugehört, theils in einem andern, der den <strong>Name</strong>n der Ān¬<br />

dhra trägt, beides <strong>Name</strong>n von Völkern des südwestlichen Indiens.<br />

Außer diesen beiden Texten erwähnt aber Sāyaṇa<br />

auch noch eine Recension der Karṇātaka und eine andere,<br />

deren <strong>Name</strong>n er nicht angiebt. Endlich existirt dieses zehnte<br />

Buch*) auch noch als Atharvopaniṣad und auch hier<br />

wieder mit mannigfachen Veränderungen, so daß die Kritik<br />

sich hier ein überreiches Feld von Untersuchungen<br />

und Vermuthungen geöffnet sieht. Nun, daran fehlt es zwar<br />

allerdings überhaupt nicht in der indischen Literaturgeschichte,<br />

selten aber liegen die Facia so klar dar, wie hier, was wir<br />

Sāyaṇa's hier wirklich vortrefflichem Commentar zu danken<br />

haben.<br />

Sehen wir uns nach den anderen dem schwarzen Yajus<br />

zugehörigen Brāhmaṇa um, so finden wir zunächst unter<br />

den in den Sāmasūtra citirten Schulen zwei, welche wohl<br />

als dem schwarzen Y aj u s zugehörig zu betrachten sind, die<br />

Bhāllavin und die Śāṭyāyanin. Das Brāhmaṇam der<br />

Bhāllavin wird vom schol. zu Pāṇini, wohl dem Mahābhāṣya<br />

nach 98<br />

), als eins der alten Brāhmaṇa angeführt,<br />

*) eine theilweise Übersetzung desselben s. in den Ind. Stud. II, 78—100.<br />

[edirt ist es in der Gesammtausgabe des Taitt. Āraṇyaka, nebst Sāyaṇa's Commentar<br />

dazu (bis auf Buch VII—Ix, s. soeben), in der BibI. Indica (1864<br />

bis 1872) durch Rājendra Lāla Mitra; und zwar in dem von Sāyaṇa zu Grunde<br />

gelegten Drāviḍa­Text in 64 anuvāka, unter Beigabe der Varianten des Āndhra­<br />

Textes, in 80 anuvaka. In Burnell’s Sammlung befindet sich auch ein Commentar<br />

des Bhaṭṭa Bhāskara Miśra zum Taitt Ar., ebenfalls, wie der zur Saṃ¬<br />

hitā, jñānayajña genannt, s. Burnell’s Catalogue p. 16. 17.]<br />

9<br />

*] dies ist zwar nicht so, denn zu dem betreffenden sūtra IV, 3, 105<br />

werden die Bhāllavin im M. Bhāṣya nicht erwähnt; wohl aber werden sie darin<br />

anderweitig genannt, zu IV, 2, 10 i (nach Kaiyaṭa geben sie auf einen Lehrer<br />

Bhallu zurück: Bhallunā proktara adhīyate); da im Anupada VI. 5 ein Bhālla¬<br />

veyo Matsyo rājaputraḥ citirt wird, so scheinen sie im Lande der Mats y a etwa<br />

speciell einheimisch gewesen zu sein, s. Ind. Stud. XIII, 441. 442. Noch zur


Die Schulen der Bhā11avin, Śāṭyāyanin, Śākāyanin u. a. 105<br />

wir finden es in der Bṛhaddevatā erwähnt, und auch Su¬<br />

reśvarācārya, wie selbst Sāyaṇa noch, citiren Stellen<br />

aus der Bhāllaviśruti. Eine der Bhāllavi­Upaniṣad<br />

angeblich entlehnte Stelle führt die Secte der Mādhava als<br />

einen Beweis für die Richtigkeit ihres (Dvaita­) Glaubens<br />

an (As. Res. 16, 104). Daß die Bhālla vin dem schwarzen<br />

Yajus angehören, ist übrigens noch unsicher: ich schließe<br />

es vor der Hand nur daraus, daß Bhāllaveya <strong>Name</strong> eines<br />

Lehrers ist, der im Brāhmaṇa des weißen Yajus insbesondere<br />

getadelt und angefeindet wird. Für die Śāṭyāya¬<br />

nin, deren Brāhmaṇam vom schob zu Pāṇini ebenfalls<br />

zu den alten gerechnet wird 99<br />

) und sich besonders bei Sā¬<br />

yaṇa häufig citirt findet, ist es wohl sicher, daß sie dem<br />

schwarzen Yajus angehören, da dies im Caraṇavyūha,<br />

einer modernen Aufzählung der verschiedenen Vedaschulen,<br />

so angegeben ist, und überdem ein Lehrer Śāṭyāyani zweimal<br />

im Brāhmaṇa des weißen Yajus erwähnt wird: die<br />

besondere Berücksichtigung, die sie in den Sāmasūtra erfahren<br />

und die den Citaten nach auch sie selbst dem Sāman<br />

zuwenden, erklärt sich wohl durch die eigenthümliche, selbst<br />

freilich noch unerklärte Verbindung, in der wir auch sonst<br />

noch Schulen des schwarzen Yajus mit denen des Sāman<br />

finden 100<br />

): so werden die Kaṭha mit den Sāman­Schulen der<br />

Kālāpa und Kauthuma und mit letzteren auch die Lau¬<br />

kākṣa zusammen genannt. Bei den Śākāyanin*),<br />

Sāyakāyanin, Kālabavin, Śālaūkāyanin 101<br />

), die wir,<br />

Zeit des Bhāṣikasūtra lag ihr Brāhrnaṇa-Text accentuirt, -und zwar in der Weise<br />

des Śatapatha accentuirt, vor, s. Kielhorn in den Ind. Stud, x, 421.<br />

o q<br />

] ebenfalls nicht nach dem MBhāṣya, welches die Śāṭyāyanin hieibei<br />

nicht erwähnt ; wohl aber führt theils hiebei Kaiyaṭa die von Śāṭyāyana etc.<br />

proelamirten Brāhmaṇa als gleichzeitig m1t den im Bhābhya genannten Yājña¬<br />

valkāni brāhmaṇāni und Saulabhāni br. auf (s. hiezu indeß Ind. Stud. V, 67.<br />

68), theils nennt das M. Bhāṣya selbst die Śāṭyāyaniu neben den Bliāllavin<br />

(zu IV, 2‚ 104); es scheint als ob dieselben nach dem Norden gehörten, s. Ind.<br />

Stud. xlH, 442.<br />

­oo] g. hierüber Ind. Stud. In, 473. xln, 439.<br />

*) sie werden im zehnten Buche des Brālimaṇa des weißen Yajus erwähnt<br />

[s. auch Kāthaka 22, 7. Ind. Stud. In, 472]: ebenso auch Sāyakāyana.<br />

1 0 1<br />

] die Śālankāyana werden im Calc. Schob zu Pāṇ. V, 3, 114 (bhāṣye<br />

na vyākhyātam) als Brāhmaṇa zu den V ā h ī k a gerechnet. Vyāsa's Mutter Satya-


106 Die Śvetāśvataropaniṣad.<br />

wie jene, nur aus Citaten kennen, ist es ganz ungewiß, ob<br />

sie dem schwarzen Yajus augehören. Von den Chagalin,<br />

deren <strong>Name</strong>n eine ziemlich alterthümliche Upaniṣad in<br />

Anquetil’s Oupnekhat zu tragen scheint, berichtet der<br />

Caraṇavyūha 102<br />

), daß sie eine Schule des schw. Yajus<br />

bilden (nach Pāṇini IV, 3‚ 109 heißen sie Chāgaleyinaḥ):<br />

ebenso von den Śvetāśvatarās Den <strong>Name</strong>n der let¾teren<br />

trägt eine metrisch abgefaßte, ihrem Schlüsse nach von einem<br />

Śvetāśvatara herrührende, Upaniṣad, in welcher die<br />

Sāṃkhyalehre von den beiden Urprincipien mit der Yogalehre<br />

von dem Einen Herrn vermischt ist, wobei ein wunderbarer<br />

Mißbrauch von ganz ungehörigen Stellen aus der Sam¬<br />

hitā etc des Yajus gemacht wird, der einzige Anspruch,<br />

den sie eben darauf hat, diesem letzteren zugerechnet zu<br />

werden: Kapila, der Urheber des S āṃkhy a systems, erscheint<br />

in ihr zur göttlichen Würde selbst erhoben, und gehört<br />

sie offenbar einer sehr späten Zeit an, denn wenn auch<br />

mehrere Stellen daraus in dem Brahmasūtra des Bā¬<br />

darāyaṇa citirt werden, woraus denn ihre Priorität vor<br />

diesem wenigstens hervorzugehen scheint, so können dieselben<br />

ja doch eben so gut aus der gemeinschaftlichen Quelle, dem<br />

Yajus nämlich, entlehnt sein. Jedenfalls ist sie übrigens<br />

doch noch um ein gut Theil älter als Śaṃkara, da ja dieser<br />

sie als Śruti betrachtet und commentirt hat: sie ist mit<br />

diesem Commentar*) neuerdings herausgegeben voṇ Dr. Roer<br />

in der Bibliotheca Indica vol. VII, s. übrigens auch Ind.<br />

Stud. I, 420 fg. — Einen alterthümlicheren <strong>Name</strong>n wenigstens<br />

führt die Maitrāyaṇa­Upaniṣad, die sich an das<br />

vorhin erwähnte Maitram (Brāhmaṇam) anschließen könnte :<br />

ihr Text indeß weist sie durch Sprache und Inhalt einer im<br />

vatī heißt Śālankáyanajā und Pāṇini selbst Śālanki, s. Ind. Stud. XIII, 375.<br />

395. 428. 429.<br />

1 0 2<br />

J dies ist dahin zu berichtigen, daß der Caraṇavyūha den <strong>Name</strong>n Chagalin,<br />

den nur Pāṇini uns überliefert, gar nicht nennt, sondern nur von Chā¬<br />

geyās oder Chāgaleyās spricht, s. Ind. Stud. In, 258, Müller A. S. L. p. 370.<br />

Über die „Tschakli" Upaniṣad Anquetil’s s, jetzt Ind. Stud. IX, 42—46.<br />

*) der sich durch eine große Zahl oft ziemlich langer Citate au3 den Pu¬<br />

rāṇa etc. auszeichnet. [Roer's Übersetzung erschien in der BibI. Ind. vol. XV.]


Die Maitrāyaṇa­Upaniṣad: ihre späte Zeit. 107<br />

Verhältniß zu jenem jedenfalls sehr späten Zeit zu.<br />

Es liegen mir leider vor der Hand nur die vier ersten Pra¬<br />

pāṭhaka (und zwar in sehr incorrecter Gestalt) vor*), während<br />

die Upaniṣad in Anquetil’s Übersetzung aus 20<br />

Capp. besteht, doch genügen auch jene schon vollständig,<br />

um den Charakter des Werkes zu bestimmen. Der König<br />

Bṛhadratha, der von der Nichtigkeit der irdischen Dinge<br />

durchdrungen die Regierung niedergelegt, resp. seinem Sohne<br />

übertragen und sich der Betrachtung hingegeben hatte, wird<br />

darin von Śākāyanya (s. gaṇa Kuñja) über das Verhältniß<br />

des Ātman (Geistes) zur Welt belehrt, und zwar erzählt<br />

ihm derselbe das, was Maitreya über diesen Gegenstand<br />

gesagt hatte, der seinerseits wieder nur die Belehrung<br />

der Bālakhilya darüber durch Prajāpati selbst berichtete.<br />

Es stammt hiernach also die betreffende Lehre erst aus der<br />

dritten Hand her, und haben wir in dieser Tradition jedenfalls<br />

wohl eben das Bewußtsein des späten Ursprungs dieser<br />

ihrer Form zu erkennen, welcher letztere sich übrigens äußerlich<br />

auch noch dadurch kundgiebt, daß überaus häufig<br />

anderswoher entsprechende Stellen zur Bekräftigung angeführt<br />

werden (und zwar durch athā 'nyatrā 'py uktani, etad<br />

apy uktam, atre ’me ślokā bhavanti, atha yathe 'yaṃ<br />

Kautsāyanastutiḥ). Die Vorstellungen selbst stehen ganz<br />

auf der Stufe der entwickelten Sāṃkhyalehre**), und die<br />

*) ich habe dieselben erst ganz neuerdings durch die Güte des Herrn<br />

Baron von Eckstein in Paris abschriftlich erhalten, zugleich mit dem zehnten<br />

Adhyāya einer Anubhūtiprakāśa genannten metrischen Paraphrase der<br />

Upaniṣad, der sich in 150 Oloka eben über jene vier Prapāṭhaka erstreckt.<br />

Letzterer ibt copirt aus E. l. IL 693 und wird das betreffende Werk<br />

wohl identisch sein mit dem von Colebrooke mehrfach erwähnten des Vid¬<br />

yāraṇya? [So ist es, und zwar ist dies Stück jetzt nebst der ganzen Upaniṣad<br />

von Cowell in seiner Ausgabe der Maitr. Upaniṣad, in 7 prapnṭhaka,<br />

nebst dem Commentar des Rāmatìrtha und englischer Übersetzung, in der Bibl.<br />

Ind. (1862—70) publicirt worden; dem Commentar zufolge sind einestheils die<br />

beiden letzten Bücher als khila zu betrachten, theils gehört die ganze Upaniṣad<br />

zu einem aus vier Büchern bestehenden pūrvakāṇḍa rituellen Inhalts;<br />

damit ist denn wohl eben die von Bühler (s. Ind. Stud, xlll, 119 fg.) behandelte<br />

Maitrāyaṇisaṃhitā gemeint, in der die Upaniṣad als zweites (!) kāṇḍam<br />

aufgeführt wird, s. I.e. p. 121. Die Eckstein'sche Abschrift zeigt mannigfache<br />

Abweichungen von dem sonstigen Text, ihr Original ist leider noch nicht aufgefunden.]<br />

**) Brahman, Rudra und Viṣṇu repräsentiren den Sattva­, den<br />

Tamas­ und den Rajas­Theil des Prajāpati.


108 Die Planeten etc. in der Maitrāyaṇ a­Upan iṣad.<br />

Sprache ist von der Brāhmaṇa­Prosa theils durch überaus<br />

lange Composita theils durch derselben gänzlich fremde und<br />

erst der epischen Periode angehörige Wörter (wie sura,<br />

yakṣa, uraga, bhūtagaṇa etc.) vollständig getrennt<br />

Auch die Erwähnung der graha, Planeten, und des Verrücken»<br />

des Polarsterns (dhruvasya pracalanam)<br />

bedingt eine dem Brāhmaṇa bedeutend posteriore Zeit 103<br />

):<br />

in Anquetil’s Übersetzung werden sogar auch die Zodia¬<br />

kalbilder genannt, der mir vorliegende Text reicht leider nicht<br />

so weit 104<br />

). Wenn sich unter den im Eingange aufgezählten<br />

Fürsten, die trotz aller Hoheit doch den Untergang gefunden<br />

haben, kein einziger von den der engeren Sage des Mahā¬<br />

bhārata oder Rāmāyaṇa angehörigen <strong>Name</strong>n vorfindet, so<br />

hat dies seinen Grund wohl einfach darin, daß Bṛhadra¬<br />

tha eben als ein Vorgänger der Pāṇḍu gilt, insofern wir<br />

ihn wohl jedenfalls mit dem Bṛhadratha, König von Ma¬<br />

gadha, zu identificiren haben, der dem Mahā­Bhārata<br />

nach (II, 756) seinem später von denselben getödteten Sohne<br />

Jarāsaṃdha die Herrschaft übergab und sich in den Büßerwald<br />

zurückzog. Die sich hiernach ergebende Belehrung eines<br />

Magadhakönigs nun durch einen Śākāyanya kann ich<br />

nicht umhin mit dem Umstande in Verbindung zu bringen,<br />

daß in Magadha gerade die Lehre des Śākyamuni, der<br />

Buddhismus, Eingang gefunden hat: ja, ich möchte eben direct<br />

vermuthen, daß uns hier eine brāhmanische Legende von<br />

diesem letzteren vorliegt, während uns sonst dergl. nur von<br />

1 0 3<br />

] nach Cowell (p. 244) sind übrigens unter den graha hier einmal<br />

wenigstens (I, 4) nicht die Planeten, sondern die bālagraha, Kinderkrankheiten,<br />

zu verstehen; the dhruvasya pracalanam probably only refers to a pralaya;<br />

then even the neverranging polar star is forced to move. An einer zweiten<br />

Stelle VI, 16 (p. 124) stehen indessen die graha neben dem Mond und den<br />

ṛkṣa. Höchst eigenthümlich ist auch die Angabe über die Sterngrenzen der<br />

beiden Sonnengänge (VI, 4 Cowell p. 119. 266); s. darüber Ind. Studien<br />

Ix, 363.<br />

1 0 4<br />

] der Text hat nichts hievon (VII, 1 p. 198); wohl aber wird hier der<br />

Saturn, śani, speciell erwähnt (p. 201), und man könnte allenfalls auch bei<br />

śukra pag. 200 an die Venus denken. Dieser ganze letzte Adhyāya zeigt übrigens<br />

seine ganz secundäre Entstehung sehr deutlich ; von Interesse darin ist besonders<br />

die scharfe Polemik gegen Ketzer und Ungläubige (p. 206).


Ihre etwaige Beziehung zu Buddha. 109<br />

Anhängern der buddhistischen Lehre überliefert sind. Maitreya<br />

ist bekanntlich bei den Buddhisten der <strong>Name</strong> des zukünftigen<br />

Buddha, doch wird er in ihren Sagen auch schon<br />

vielfach direct mit ihrem Śākyamuni in Verbindung gebracht,<br />

so wie dem letztern auch eiu Pūrṇa Maitrāyaṇī¬<br />

putra zum Schüler gegeben wird. Die Lehre der Upaniṣad<br />

steht in der That, so weit sie vorliegt, in enger Verbindung<br />

mit den buddhistischen Anschauungen 105<br />

), obschon<br />

sie natürlich, weil eben brāhmaṇischen Ursprunges, völlig frei<br />

ist von der den Buddhisten eigenthümlichen Dogmatik oder<br />

Mythologie: besonders zu beachten ist dabei auch die Verachtung<br />

der Schrift (grantha) in einem der zur weiteren<br />

Bekräftigung angeführten Śloka*),<br />

Es werden übrigens weder die Chagalin, noch die<br />

Śvetāśvatara, noch die Maitrāyaṇīya in den Sūtra<br />

der andern Veda oder dergl. Werken als Schulen des schw.<br />

Yajus genannt: den letzteren ist indeß jedenfalls eine große<br />

Tbätigkeit für denselben zuzuschreiben, und die <strong>Name</strong>n Mai¬<br />

treya und Maitreyī wenigstens finden sich in den Brahman<br />

a nicht selten angeführt.<br />

Auch bei den Sūtra, die dem schwarzen Yajus zugehören,<br />

ist die große Zahl verschiedener Schulen sehr auffallend:<br />

wenn wir die meisten derselben ebenfalls auch nur<br />

aus Citaten kennen, so ist hier doch gegründete Aussicht vorhanden,<br />

theils daß die ungemein reiche Sammlung des East<br />

India House, die ich nur höchst oberflächlich kenne, auch<br />

hiervon noch manchen Schatz enthalten wird, theils daß in<br />

Indien selbst sich noch viele derselben auffinden werden: die<br />

l 0 5<br />

] Bāṇa's Harṣacaritram berichtet von einem zum Buddhismus übergetretenen<br />

Maitrāvaṇīya Divākara, und Bhāu Dāji fügt hinzu, Journal Bombay<br />

Branch R. A. S. X, 40, daß noch jetzt Maitr. Brāhmaṇas bei Bhaḍgāon am Fuß<br />

des Vindhya leben, mit denen andere Brāhmaṇa nicht zusammen essen; the<br />

reason may have been the early Buddhist tendencies of many of them.<br />

*) der sich übrigens nebst einigen andern derselben ganz identisch in der<br />

Amṛtavindu (resp. Brahmavindu)­Upaniṣad wiederfindet. [Mag es<br />

auch immerhin sehr zweifelhaft sein, ob das wort grantha wirklich von vorn<br />

herein nnd in älterer Zeit von schriftlichen Texten zu verstehen ist (vgl.<br />

Ind. Stud. XIII, 476), in diesem Verse hier wird schwerlich eine andere Auffassung<br />

möglich sein, s. unten p. 159],


HO Die Śrautasūtra des schwarzen Yajus.<br />

hiesige Sammlung enthält gar nichts dergl. Was zunächst die<br />

Śrautasūtra betrifft, so sind mir das Kaṭhasūtram*),<br />

das Manusūtram, das Maitrasūtram und das Laugā¬<br />

kṣisūtram nur aus den Commentaren zum Kātīyasūtra<br />

des weißen Yajus bekannt: das zweite derselben befindet<br />

sich indeß dem Cataloge nach in der Sammlung des Fort<br />

William 100<br />

), das letzte, dessen Verfasser im Kaṭhasūtra<br />

wie im Kātīyasūtra citirt wird, wie es scheint, in Wien.<br />

Mahādeva, ein Commentator des Kalpasūtra des Sa¬<br />

tyāṣāḍha Hiraṇyakeśi, läßt in seiner Einleitung dazu,<br />

wo er die Reihenfolge der Taittirīyasūtra aufzählt, jene<br />

vier ganz weg, und nennt an der Spitze der letzteren das<br />

Sūtram des Baudhāyana als das älteste, dann das des<br />

Bhāradvāja, darauf das das des Āpastamba, danach das<br />

des Hiraṇyakeśi selbst und endlich zwei sonst in dieser<br />

Beziehung nicht genannte <strong>Name</strong>n, deren erster zudem vielleicht<br />

verderbt ist, Vādhūna und Vaikhanasa. Von diesen<br />

<strong>Name</strong>n ist nun Bhāradvāja der einzige, der sich in vedischen<br />

Werken vorfindet, im Brāhmaṇa nämlich des weißen<br />

Yajus, insbesondere in den Nachträgen zum Vṛhad­Āraṇ¬<br />

yaka (wo mehrere Personen dieses <strong>Name</strong>ns genannt<br />

sind), im Kātīyasūtra desselben, im Prātiśākhyasūtra<br />

des schw. Yajus, und bei Pāṇini: wenn auch der <strong>Name</strong><br />

ein Patronymicum ist, so ist es doch möglich, daß diese letzteren<br />

Citate sich auf dieselbe Person beziehen, danach wäre<br />

er zugleich als der Stifter einer grammatischen Schule, der<br />

Bhāradvājīyās, anzusehen: von seinem Sūtra ist mir<br />

*) darin wird, den Angaben nach, Laugākṣi und das Lāmakāyni¬<br />

nām Brāhmaṇam citirt.<br />

10f,<br />

] s. hierüber, so wie über Inhalt und Eintheilung des Werkes, das von<br />

mir nach Cowell's Mittheilungen in den Ind. Stud. V, 13—16 Bemerkte;<br />

Haug in den Ind. Stud. Ix, 175. Auch in Bühler's Catalogue of Msc. from<br />

Gujarat l, 188 (1871) wird ein Mānavam śrautasūtram, mit 322 folk, aufgeführt.<br />

Die von Goldstücker u. d. Titel: „Manava kalpasūtra, being a portion<br />

ot this ancient work on Vedic rites together with the commentary of Kumā¬<br />

rilasvāmin" facsimilirt herausgegebene Handschrift (1861) giebt vom Text<br />

nur sehr wenig, da der Comm. stets nur die Anfangsworte der Stellen, die er<br />

behandelt, anführt; ob die Worte am Schluß: Kumārelabhāṣyaṃ samāptaṃ<br />

wirklich besagen, daß der Comm. von Kumārilasvāmin stamme, ist wohl auch<br />

noch nicht ganz sicher.


Die Śrautasūtra des schwarzen Yajus. Ill<br />

noch nichts zu Gesicht gekommen, und kenne ich es nur aus<br />

Citaten: nach einer Angabe bei dem eben erwähnten Mahādeva<br />

behandelt es das Manenopfer in zwei Praśna, theilt<br />

also mit den übrigen Sūtra diese dem schwarzen Yajus<br />

eigenthümliche Benennung der Abschnitte 107<br />

). Das Sūtram<br />

des Āpastamba*) findet sich im East India House vor, zum<br />

Theil auch in Paris: es werden dazu Commentare von Dhūr¬<br />

tasvāmin und von Tālavṛntanivāsin erwähnt 108<br />

), sowie<br />

zu dem des Baudhāyana ein Commentar des Kapardi¬<br />

svāmin 109<br />

). Das Werk des Satyāṣāḍha umfaßt, der<br />

Angabe des Mahādeva nach 1<br />

' 0<br />

), siebenundzwanzig Praśna,<br />

deren Inhalt ziemlich genau mit der auch im Kātīyasūtra<br />

befolgten Reihenfolge übereinstimmt; nur die letzten neun<br />

machen davon eine Ausnahme und sind ihm ganz eigenthüm-<br />

1 0 7<br />

] das Bhāradvājīyasūtrarn ist jetzt von Bühler aufgefunden, s. dessen<br />

Catalogue of Mss. from Guj. I, 186 (212 foll); auch das vaikhānasasūtra<br />

findet sich daselbst aufgeführt f. 190 (292 foil); s. auch Haug in den Ind.<br />

Stud. IX, 175.<br />

*) den Citaten nach wird darin häufig das Vājasaneyakam, Bahvṛ¬<br />

cabrāhmaṇam, Śāṭyāyanakam erwähnt.<br />

1 tì8<br />

] über das Āpastambaśrautasūtram und die dazu gehörigen Commentare:<br />

Dhūrtasv., Kapardisvāmin, Rudradatta, Gurudevasvāmin, Karavindasvāmin, Tālav.,<br />

Ahobalasūri (Aḍabīla bei Bühler am a.O. p. 150, der auch noch einen Nṛsiṃha erwähnt<br />

p. 152) u. Andere s. Burnell in seinem Catalogue p. 18—24 und im Indian<br />

Antiquary I, 5. 6. Danach besteht das Werk aus 30 praśna; die ersten 23 derselben<br />

behandeln das opferritual in wesentlich derselben Reihenfolge, darśapūr¬<br />

ṇamāsau bis sattrāyaṇara, die auch bei Hiraṇyakeśi vorliegt, dessen sutram überhaupt<br />

nahezu identisch mit dem des Āpastamba ist, s. Bühler's Vorwort zum .<br />

Āp. dharmasūtra p. 6; praśna 24 enthält die allgemeinen Regeln, paribhāṣās,<br />

edirt von M. Müller in Z. D. M. Ges. IX (1855), einen pravarakhaṇḍa und ein<br />

hautrakam; praśna 25—27 enthalten das grihyasūtram, praśna 28. 29 das von<br />

Bühler (1868) herausgegebene dharmasūtram, und praśna 30 das śulvasūtram<br />

(śulva, Meßschnur).<br />

1 0 9<br />

] über das Baudhāyana sūtram s. ebenfalls Burne11 in seinem Catalogue<br />

p. 24 — 30. Bhavasvāmin, der es u. A. auch commentirt hat, wird schon von<br />

Bhatṭa Bhāskara erwähnt, und daher von Burnell (p. 26) in das achte Jahrh.<br />

gesetzt. Nach Kielhorn Cat of S. Mes. in the south div. of the Bombay pres.<br />

p. 8 existirt dazu auch ein Comm. von Sāyaṇa, für den es ja das eigentliche<br />

Textbuch der Yajus­Schule, zu der er gehörte, bildete, s. Burnell Vaṃśabrāh¬<br />

maṇa p. IX. XIX. In Bühler's Catalogue of Mss. from Gujarat I, 182. 184<br />

werden noch Anantadeva, Navahasta und Śeṣa als Scholiasten genannt. Der<br />

Gesammtumfang des Werkes steht noch nicht fest; das Baudhāyana d h arm asūtrarn,<br />

das nach Bühler Digest of Hindu Law I, p. XXI (1867), wie bei Apastamba<br />

und Hiraṇyakeśi, einen Theil des śrautasūtra bildet, ist von Govindasvāmin<br />

commentirt worden, s. Burnell p. 35.<br />

1 l ü<br />

] auch Mātṛdatta und Vāñceśvara (?) werden als Commentatoren genannt,<br />

s. Kielhorn a. a. o. p. 10.


112 Die Gṛhyasūtra des schwarzen Yajus.<br />

lieh: der 19. und 20. Praśna beziehen sich auf häusliche Ceremonieen,<br />

die sonst ihren Platz in den Gṛhya­ und<br />

Smārta­Sūtra finden: der 21. enthält genealogische Angaben<br />

und Listen, wie dies auch in einem Praśna des Bau¬<br />

dhāyanasūtra geschieht*).<br />

Noch spärlicher sind die Nachrichten über die Gṛhya¬<br />

sūtra des schwarzen Yajus: blos aus Citaten bekannt sind<br />

mir das Kāṭhakam Gṛhyasūtram, das des Baudhāyana<br />

(vorhanden in der Sammlung des Fort William), Bhāradvāja,<br />

und Satyāṣāḍha, resp. Hiraṇyakeśi, wenn hier<br />

nicht gar blos die betreffenden Praśna des Kalpasūtra<br />

gemeint sind 111<br />

), und allein von dem Gṛhyasūtra der<br />

Maitrāyaṇīya­Schule habe ich eine Paddhati<br />

selbst durchgesehen, welche den gewöhnlichen Gegenstand<br />

(die 16 Saṃskāra, Sacramente) behandelt Auch von der<br />

Manava­Schule wird ein Gṛhyasūtram existirt haben 11<br />

'),<br />

was ich aus der Existenz des diesen <strong>Name</strong>n tragenden Gesetzbuches<br />

schließe 113<br />

), ebenso wie wohl auch die dem Atri,<br />

Āpastamba, Chāgaleya, Baudhāyana, Laugākṣi,<br />

Śāṭyāyana zugeschriebenen Gesetzbücher auf die gleichnamigen<br />

Schulen des schwarzen Yajus, resp. deren Gṛ¬<br />

hyasūtra zurückzuführen sind 114<br />

).<br />

Ich habe endlich als ein Sūtram des schwarzen Yajus<br />

*) bei Āśvalāyana finden wir dergl. auch am Schluß, aber nur kurz,<br />

und für das Kātīyasūtram tritt ein Pariśiṣṭam ein. [Der 26. und 27.<br />

praśna behandeln bei Hiraṇyakeśi die d harm as, so daß also auch hier wie<br />

bei Āpast. und Baudh. das dharmasūtram einen Theil des śrautasūtra bildet.]<br />

l11<br />

] dies ist in der That wohl so. Über Āpastamba- und Bhāradvaja¬<br />

gṛhya s. Burnell Catalogue p. 30—33. Die auf das Geburtsritüal bezüglichen<br />

Abschnitte zweier „prayoga" beider Texte bat Speijer edirt in seiner Schrift de<br />

ceremonia apud Indos quae vocatur jātakarma (Leyden 1872).<br />

‚ 1 2<br />

] dasselbe ist factisch vorhanden, s. Bühler Catalogue I, 188 (80 foil.)<br />

und Kielhorn ara a. 0. p. 10 (Fragment).<br />

l 1 3<br />

] Johäntgen in seiner dankenswerthen Schrift über das Gesetzbuch des<br />

Manu (1863) hat p. 109 fg. aus den geographischen Angaben bei Manu II, 17<br />

fg. das Gebiet zwischen Dṛṣadvatī und Sarasvatī als den eigentlichen Sitz der<br />

Mānavās bezeichnet. Das ist wohl etwas zu strict. Jedenfalls aber weisen uns<br />

die Angaben über den Umfang des Madhyadeśa, welche in dem Pratijñāpari¬<br />

śiṣṭa des weißen Yajus sich finden, für diesen letzteren mehr nach Osten, s.<br />

meine Abh. über das pratijñāsūtra (1872) p. 101. 105.<br />

114<br />

3 s. Johäntgen am a. 0. p. 108. 109.


Das Prātiśākhyasutram u. d. Anukramaṇī des schw. Yajus. 113<br />

noch dessen Prātiśākhyasūtram zu nennen. Die einzige<br />

Handschrift, die ich davon kenne, beginnt leider erst im vierten<br />

Abschnitt des ersten der beiden Praśna. Es ist dies<br />

Werk besonders bedeutsam durch die vielen höchst eigen¬<br />

thümlichen <strong>Name</strong>n von Lehrern, die es aufführt*): so Āṭreya,<br />

Kauṇḍinya (einmal mit dem Titel Sthavira), Bhārad¬<br />

vāja, die wir schon kennen, sodann Vālmīki, ein <strong>Name</strong>,<br />

der in dieser Verbindung ganz besonders überrascht, ferner<br />

Āgniveśya, Āgniveśyāyana, Pauṣkarasādi u. a.<br />

Letztere beide <strong>Name</strong>n, so wie der des Kauṇḍinya**) werden<br />

in buddhistischen Schriften als <strong>Name</strong>n von Zeitgenossen resp.<br />

Schülern Buddha's genannt, und Pauṣkarasādi wird<br />

auch von Kātyāyana dem Verfasser der Varttika zu Pā¬<br />

ṇini in diesen citirt. Zu bemerken ist ferner die hier zuerst<br />

geschende Erwähnung der <strong>Name</strong>n Mīmāṃsakās und Tait¬<br />

tirīyakās, so wie die am Schluß sich findende Gegenüberstellung<br />

von Chandas und Bhāṣā, d.i. vedischer und gewöhnlicher<br />

Sprache 115<br />

). Es erstreckt sich das Werk, wie es<br />

scheint, auch auf einen Theil des Āranyaka des schw.<br />

Yajus, ob auf das Ganze? ist noch nicht auszumachen und<br />

schwerlich anzunehmen 116<br />

).<br />

Zum Schlüsse habe ich noch die schon früher erwähnten<br />

beiden Anukramaṇī aufzuführen, die eine zur Ātreya­<br />

Schule, die andere zu der Cārāyaṇīya­Schule des Kāṭha¬<br />

ka gehörig. Die erstere 117<br />

) beschäftigt sich fast nur<br />

*) es sind ihrer zwanzig, s. Roth zur Lit. und Gesch. p. 65. 66.<br />

**) s. Ind. Stud. T, 441 not. [XIII, 387 fg. 418].<br />

1 1 5<br />

] an der betreffenden Stelle (xxIV, 5) ist „chandobhāṣā" vielmehr „the<br />

Veda language" selbst (Whitney p. 417).<br />

1 1 6<br />

] wir haben jetzt durch Whitney im Journal Am. Or. Soc. vol. Ix<br />

(1871) eine vortreffliche Ausgabe des Werkes iri Text, Übersetzung und Noten,<br />

nebst dem Tribhāṣyaratna genannten Commentar eines Ungenannten (oder sollte<br />

er doch Kārttikeya heißen ?), der aus den drei älteren Commentaren von Ātreya,<br />

Māhiṣeya und Vararuci zusammengestellt ist. — Eine Beziehung auf das Taitt.<br />

Āraṇy. oder Taitt. Brāhm. findet im Text nicht statt, vielmehr beschränkt sich<br />

derselbe ausschließlich auf die Taitt. S. ; im Commentar indeß wird allerdings<br />

an einigen wenigen Stellen auch über Ts. hinausgegangen, s. die specielle Darstellung<br />

der hergehörigen Punkte bei Whitney p. 4'22—426. S. übrigens auch<br />

Ind. Stud. IV, 76 — 79.<br />

11<br />

7] s. Ind. Stud. IH, 373—401. XII, 350—7 und die ähnlichen Angaben


114 Anukramaṇī des schwarzen Yajus. Der <strong>Name</strong>: weißer Yajus.<br />

mit dem Inhalt der einzelnen Abschnitte, denselben ihrer<br />

Reihenfolge nach angebend, und zwar besteht sie aus zwei<br />

Theilen: der erste Theil, in Prosa, ist eine reine Nomenclature<br />

der zweite Theil, in 34 Śloka, ist nicht viel mehr, hat in¬<br />

deß daneben auch noch einige Angaben über die Überliefe¬<br />

rung des Textes: daran schließt sich dann ein Commentar<br />

zu beiden Theilen, welcher die einzelnen Abschnitte mit ihren<br />

Anfangsworten und ihrem Umfange namhaft macht. Die Anu¬<br />

kramaṇī des Kāṭhaka läßt sich nur wenig auf den<br />

Inhalt ein, ist vielmehr alleinig auf die Angaben der Ṛṣi<br />

der einzelnen Abschnitte sowohl als der einzelnen Verse gerichtet,<br />

wobei sie in den dem Ṛk entlehnten Stücken mit<br />

den betreffenden Angaben, die sich bei diesem finden, häufig<br />

in bedeutendem Widerspruche steht, insbesondere eine Menge<br />

ganz neuer <strong>Name</strong>n aufführt. Dem Schlüsse nach rührt sie<br />

von Atri her, der sie dem Laugākṣi mittheilte.<br />

Wenden wir uns nunmehr zum weißen Yajus.<br />

Was zunächst diesen <strong>Name</strong>n selbst betrifft, so habe ich<br />

schon bemerkt, wie er sich wohl darauf bezieht, daß hier die<br />

Opfersprüche von ihrer liturgischen Begründung und dogma¬<br />

tischen Erklärung geschieden sind und daß wir hier eine systematisch<br />

geordnete Vertheilung des im schwarzen Yajus<br />

bunt mit einander vermischten Materials vor uns haben : so<br />

erklärt auch der Commentator Dviveda Ganga den Ausdruck<br />

śuklāni yajūṃṣi, an der einzigen Stelle, wo er sich<br />

bis jetzt in diesem Sinne vorfindet, in dem letzten Nachtrage<br />

nämlich, der dem Vṛhad­Āraṇyaka des weißen Yajus<br />

zugefügt worden ist: ich sage an der einzigen Stelle, denn<br />

wenn er sich auch, und zwar in der Form śukrayajūṃṣi,<br />

einmal im Āraṇyaka des schwarzen Yajus (5, 10) vorfindet,<br />

so hat er doch daselbst schwerlich diese allgemeine<br />

Bedeutung, sondern bezeichnet dort wohl im Gegentheil das<br />

vierte und fünfte Buch dieses Āraṇyaka selbst: dieselben<br />

führen nämlich in der Anukramaṇī der Ātreya­Schule<br />

aus Bhaṭṭa Bhāskara Miśra bei Burnell Catalogue p. 14. Dabei erscheint der<br />

Atreyi-Text in specieller Beziehung zu einem Sārasvata pāṭha.


Der <strong>Name</strong>: Vājasaneya. 115<br />

den <strong>Name</strong>n śukriyakāṇḍa, weil sie sich auf Entsühnungs¬<br />

ceremonieen beziehen, und gehört dieser <strong>Name</strong> śu¬<br />

kriya (entsühnend [, eig. wohl hellend?]) auch den entsprechenden<br />

Theilen der Saṃhitā des weißen Yajus an, wie ferner<br />

sogar auch den Sāman, welche dabei verwendet werden.<br />

Ein zweiter <strong>Name</strong> des weißen Yajus geht zurück auf<br />

den Beinamen Vājasaneya, welcher dem Yājñavalkya,<br />

dem als Urheber desselben geltenden Lehrer, in eben jenem<br />

letzten Nachtrage zum Vṛhad­Āraṇyaka gegeben wird.<br />

Mahīdhara im Beginn seines Commentars zur Saṃhitā<br />

des weißen Yajus erklärt Vājasaneya als Patronymicum,<br />

Sohn des Vājasani: sei dies richtig, oder sei das Wort vā¬<br />

jasani als appellativum zu fassen, jedenfalls bedeutet es den<br />

„Nahrungsspender"*) und bezieht sich auf den Hauptzweck,<br />

der allem Opferceremoniell zu Grunde liegt, auf die Erlangung<br />

der nöthigen Nahrung von den durch die Opfer gnädig<br />

zu stimmenden Göttern: eben darauf geht auch der <strong>Name</strong><br />

vājin zurück ,‚Nahrunghabend", mit welchem die Theologen<br />

des weißen Yajus hie und da bezeichnet werden 116<br />

). Von<br />

Vājasaneya nun sind zwei Wortformen abgeleitet, unter<br />

welchen sich Saṃhitā und Brāhmaṇam des weißen Yajus<br />

citirt finden, Vājasaneyakam nämlich, so zuerst in dem<br />

Taittirīyasūtra des Āpastamba und im Kātīyasūtra<br />

des weißen Yajus selbst, und Vājasaneyinas**), die jene<br />

Beiden Studirenden, so zuerst in dem Anupadasūtra des<br />

Sāmaveda.<br />

Es tritt uns nun hier im weißen Yajus der sonst nicht<br />

vorkommende Fall entgegen, daß Saṃhitā und Brāhmaṇam<br />

*) MBh. XH, 1507 ist es Beiname des Kṛṣṇa. [Auch hier wird es<br />

wie oben erklärt; für den Ṛk dagegen ist, dem Petersburger Wörterbuch zufolge,<br />

vielmehr die Bedeutung : Muth, Kraft verschaffend, siegreich, Beute, Preis<br />

gewinnend ansusetzen; die Erklärung des Wortes vāja durch Speise (annam) ist<br />

überhaupt wohl nur eine scholastische.]<br />

1 1 8<br />

] nach einer anderen Auffassung geschieht dies deshalb, weil die Sonne<br />

als Roß dem Yājñavalkya die ayātayāmasamjñani yajūṃṣi offenbarte, s. viṣṇu<br />

Pur. III, 5, 28; „rasch, muthig, Roß" sind die Grundbedeutungen des Wortes.<br />

**) kommt im Gaṇa Śaunaka vor. [Das vājasaneyakam wird auch bei<br />

Lāṭyāyana citirt.]<br />

8*


116 Die beiden Schulen der Kāṇva und Mādhyaṃdina.<br />

desselben in zwei verschiedenen Recensionen vollständig erhalten<br />

sind, und gewinnen wir dadurch einen Maaßstab für<br />

das gegenseitige Verhältniß solcher Schulen überhaupt. Es<br />

stimmen diese beiden Recensionen in Bezug auf den Inhalt<br />

fast völlig mit einander überein, desgl. auch in Bezug auf die<br />

Anordnung desselben, worin sich indeß doch mannigfache,<br />

obschon leichte, Verschiedenheiten vorfinden : der Hauptunter¬<br />

schied besteht theils in wirklichen Varianten bei den Opfer¬<br />

sprüchen, wie im Brāhmaṇa, theils in orthographischen resp.<br />

in orthoepischen Eigenthümlichkeiten. Die eine dieser Recensionen<br />

trägt den <strong>Name</strong>n der Kāṇva, die andere den der<br />

Mādhyaṃdina, <strong>Name</strong>n, welche übrigens in den Sūtra oder<br />

dergl. Schriften sich noch nicht vorfinden: nur das Prāti¬<br />

śākhyasūtram des weißen Yajus selbst macht davon eine<br />

Ausnahme und erwähnt einen Kāṇva, so wie die Mādh¬<br />

yaṃdinās: auch in dem Nachtrage zum Vṛha d­Āraṇyaka‚<br />

in den Lehrerlisten, wird wenigstens ein Kāṇvīputra (VI,<br />

5, 1) und ein Mādhyaṃdināyana (IV, 6, 2) erwähnt,<br />

obwohl nur in der einen (der Kāṇva­) Recension, nicht in<br />

der andern, und zwar der erstere unter den jüngsten, der andere<br />

unter den jüngeren Gliedern der betreffenden Listen. Es<br />

fragt sich nun, ob beide Recensionen als gleichzeitig oder<br />

vielleicht die eine als die ältere anzusehen ist. Man könnte<br />

letzteres annehmen und zwar die Kānvaschule für die ältere<br />

erklären: theils nämlich ist Kāṇva der <strong>Name</strong> einer der alten<br />

Sängerfamilien des Ṛgveda — und mit dem Ṛgveda<br />

stimmt auch die Beiden eigenthümliche Bezeichnung des ce¬<br />

rebralen ḍ durch l —, theils scheint sich die übrige Literatur<br />

des weißen Yajus mehr an die Schule der Mādhyaṃdina<br />

anzuschließen: wie dem auch sei 119<br />

), keinesfalls dürfen wir<br />

1 1 9<br />

] in Pataṃjali's Mahābhāṣya werden die Mādhyaṃdina nicht genannt,<br />

wohl aber die Kāṇvāḥ, das Kāṇvakam, ein gelber (piṅgala) Kāṇva und ein<br />

Kāṇvyāyana, so wie deren Schüler, s. Ind. Stud. xíH, 417. 444. Die Schule<br />

der Kaṇvās Sauśravasās wird schon im Kāṭhaka genannt, s. dazu Ind. Stud.<br />

IH, 475, und auch im Āpastambadharmasūtra wird auf einen Lehrer Kaṇva,<br />

resp. Kāṇva, einige Male Bezug genominen. Kaṇva und Kāṇva erscheinen sodann<br />

auch im pravara ­ Abschnitt bei Āśvalāyana, so wie bei Panini selbst<br />

(IV, 2‚ 111) etc. * -


Etwaige Identität der Mādhyaṃdina mit den MaSiavSivoi 117<br />

etwa einen langen Zwischenraum zwischen beiden Recensionen<br />

annehmen, dafür sind sie sich zu gleich, und thnn wir vielleicht<br />

überhaupt besser, ihren Unterschied als einen geographischen<br />

zu betrachten, wie sich die orthoepischen Verschiedenheiten<br />

im Allgemeinen am Besten aus geographischen<br />

Gründen erklären lassen. Was nun aber die Zeit selbst anbetrifft,<br />

welcher wir diese Recensionen zuzuschreiben haben,<br />

so habe ich schon früher in der allgemeinen Übersicht (p. 11)<br />

bemerkt, daß wir hier vielleicht einmal, was auf diesem Gebiete<br />

so selten ist, einen historischen Boden gewinnen können.<br />

Arrian nämlich erwähnt nach Megasthenes ein Volk der<br />

Maötav§ivoi, durch deren Land der Fluß Andhomatī<br />

ströme, und habe ich die Vermuthung gewagt, daß wir unter<br />

ihnen die M ā d h y a ṃ d i n a zu verstehen haben 120<br />

),<br />

von denen die eine dieser Schulen benannt ist, daß demnach<br />

diese letztere entweder damals schon bestand, oder sich gleichzeitig,<br />

resp. etwa bald darauf bildete*). Sicher ist die Sache<br />

freilich nicht, denn mādhyaṃdina „südlich" kann überhaupt<br />

jedes südliche Volk oder jede südliche Schule bezeichnen,<br />

wie wir denn in der That auch mādhyaṃdina Kauthu¬<br />

mās „südliche Kauthuma" erwähnt finden**). Es paßt aber<br />

im Allgemeinen jene Zeit so völlig hierher, daß jene Vermuthung<br />

wenigstens nicht von der Hand zu weisen ist. Streng<br />

, 2 0<br />

] das Land der MadiavSivai fällt gerade mitten in den „madhyadeca"<br />

hinein, dessen Grenzen uns im Pratijñāpariśiṣṭa angegeben werden, s. meine<br />

Abh. über das Pratijñāsūtra p. 101 —105.<br />

*) ob wir dann annehmen dürften, daß alle die jetzt in der Mādhyaṃ¬<br />

dina­Schule enthaltenen Stücke bereits ihren Platz in (Teser Redaction fanden,<br />

ist eine Frage für sich. [Eine interessante Bemerkung Müller's Hist. A. S. L.<br />

p. 453 weist darauf hin, daß das Gopathabrāhmaṇam, wo es (I, 29) die Anfangs¬<br />

wörter der einzelnen veda aufführt, für den Yajurveda den Anfang der vājas.<br />

S., nicht den von Ts. (oder Kāṭh.) citirt.]<br />

**) [vināyaka bezeichnet sein Kaubhītakibrāhmaṇabhāṣyam als: mādhyaṃ¬<br />

dina Kauthumānugam; sollten hier nicht aber etwa doch vielmehr die beiden<br />

Schulen dieses <strong>Name</strong>ns (Mādhy. und Kauth.) gemeint sein? Es erscheinen<br />

dieselben nämlich ganz ebenso neben einander in einer von Hall publicirten Inschrift<br />

s. Journal Am. or. S. vl, 539.] In der Kāśikā (zu Pān. VU, 1, 94)<br />

wird ein Grammatiker Mādhyaṃdini als Schüler des Vyāghrapād (Vyāghra¬<br />

padāṃ variṣṭhaḥ) genannt, s. Böhtlingk Pāṇini Einleitung p. L: wobei zu<br />

bemerken ist, daß im Brāhmaṇa zwei Vaiyāghrap adya und ein Vaiyā¬<br />

ghrapadīputra erwähnt werden.


118<br />

Eintheilung der Vājasaneyi­Saṃhitā.<br />

davon zu scheiden ist natürlich die Frage über die Ent¬<br />

stehungszeit des weißen Yajus, die wir vielmehr nur nach<br />

den darin selbst enthaltenen Daten losen dürfen: und zwar<br />

sind wir nun hierbei insbesondere auch noch darauf angewiesen,<br />

die einzelnen Theile desselben aus einander zu halten,<br />

die in seiner vorliegenden Gestalt mit einander zu einem<br />

Ganzen verbunden sind: wir haben hier glücklicher Weise<br />

noch Data genug um die Priorität oder Posteriorität der einzelnen<br />

Stücke erkennen zu können.<br />

Was zunächst die Saṃhitā des weißen Yajus, die<br />

Vājasaneyi­Saṃhitā betrifft, so liegt sie uns in beiden<br />

Recensionen in 40 Adhyāya vor, die in der Mādhyaṃ¬<br />

dina­Schule zusammen in 303 Anuvāka und 1975 Kaṇ¬<br />

ḍikā zerfallen. Die ersten fünfundzwanzig Adhyāya enthalten<br />

die Sprüche für das allgemeine Opferceremoniell ,21<br />

),<br />

zunächst (I. II) für das Neumonds­ und Vollmondsopfer, dann<br />

(III) für das Feueropfer Früh und Abend, so wie für die<br />

alle vier Monat (am Beginn der drei Jahreszeiten) zu bringenden<br />

Opfer, darauf (IV—VIII) für das Somaopfer im Allgemeinen<br />

und (IX. X) für zwei Modificationen desselben,<br />

danach (XI—XVIII) für die Anlegung der heiligen Feueraltäre,<br />

sodann (XIX—XXI) für die Sautrāmaṇī, eine Ce¬<br />

remonie, die ursprünglich zur Sühne der üblen Folgen<br />

des zu vi­el genossenen Somatrankes bestimmt war, endlich<br />

(XXH—XXV) für das Pferdeopfer. Wenn schon die sieben<br />

letzten dieser Adhyāya vielleicht als eine spätere Zuthat zu<br />

den ersten achtzehn zu betrachten sein mögen, so ist es wenigstens<br />

für die ihnen wieder folgenden letzten fünfzehn Adh¬<br />

yāya ganz sicher, daß sie späteren, möglicher Weise bedeutend<br />

späteren, Ursprungs sind. Schon in der den <strong>Name</strong>n des<br />

Kātyāyana tragenden Anukramaṇī des weißen Yajus,<br />

so wie in einem Pariśiṣṭa dazu 122<br />

), und danach auch<br />

1 2 1<br />

] eine übersichtliche, aber gedrängte Darstellung desselben habe ich in<br />

meinen Abhh. zur Kenntniß des vedischen opferrituals Ind. Stud. X, 321—396.<br />

XIII, 217—292 begonnen.<br />

1 2 2<br />

] s. meine Abh. über das pratijñāsūtra (1872) p. 102. 105.


Secundärer Ursprung der letzten 15 Adhyāy 119<br />

in Mahīdhara's Commentar der Saṃhitā werden XXVI<br />

—XXXV direct als Khilam, d. i. Nachtrag, und XXXVI<br />

—XL als Śukriyam (mit dem oben besprochenen <strong>Name</strong>n) bezeichnet,<br />

was der (Mitākṣarā genannte) Commentar zum<br />

Gesetzbuche des Yājñavalkya dahin abändert, daß XXX,<br />

3 das Śukriyam und XXXVI, 1 ein Āraṇyakam*) beginnt.<br />

Die vier ersten nun dieser später hinzugefügten<br />

Adhyāya (XXVI—XXIX) enthalten Opfersprüche, welche<br />

zu den in den früheren Adhyāya behandelten Ceremonieen<br />

gehören und dazu am gehörigen Orte nachzutragen sind. Die<br />

folgenden zehn Adhyāya (XXX—XXXIX) dagegen enthalten<br />

die Sprüche für ganz neue Opfer­Ceremonieen, den<br />

Puruṣamedha (Menschenopfer 123<br />

) nämlich, den Sarva¬<br />

medha (Allopfer), den Pitṛmedha (Manenopfer) und den<br />

Pravargya (Reinigungsopfer 124<br />

). Der letzte Adhyāya endlich<br />

steht ohne irgend welchen directen Bezug zum Opfer­<br />

Ceremoniell da, und wird auch als Upaniṣad**) betrachtet,<br />

angeblich dazu bestimmt, die richtige Mitte zwischen den die<br />

Opferwerke allein Betreibenden und den sie gänzlich Vernachlässigenden<br />

herzustellen, ist übrigens jedenfalls einer sehr<br />

entwickelten Stufe der Speculation angehörig, da er<br />

einen Herrn (īś) des Alls annimmt***). — Abgesehen nun<br />

von den erwähnten äußeren Angaben über die Posteriorität<br />

dieser 15 Adhyāya, ergiebt sich dieselbe auch zur Genüge<br />

*) daß ein Theil dieser letzten Bücher als Āraṇyakarn zu betrachten<br />

ist, scheint sicher, und für XXXVII—XXXIX insbesondere ist es gewiß, da sie<br />

im Āraṇyaka­Theile des Brāhmaṇa erklärt werden.<br />

1 2 3<br />

] s. meine Abh. über Menschenopfer bei den Indern der vedischen Zeit<br />

in den Ind. Streifen I‚ 54 fg.<br />

1 2 4<br />

] diese Übersetzung des Wortes pravargya ist keine wörtliche (für diese<br />

siehe das Petersburger Wörterbuch unter √varj mit pra), sondern dem Sinn und<br />

Zweck der betreffenden Ceremonie entlehnt; dieselbe ist nach Haug zu Ait. Br.<br />

I, 18 p. 42: a preparatory rite intended for providing the sacrificer with a<br />

heavenly body, with which alone he is permitted to enter the residence of<br />

the gods.<br />

**) es sind übrigens auch noch andere Theile der vājas. S. später als<br />

Upaniṣad angesehen worden, so das XvL Buch (Śatarudriya), das<br />

XXXI. (Puruṣasūkta), XXXII. (Tadeva) und der Anfang des XXXIV.<br />

(Śivasaṃkalpa).<br />

***) nach Mahīdhara's Commentar ist die Polemik darin theilweise gegen<br />

die Bauddha gerichtet, resp. wohl gegen die später Sāṃkhya gen. Lehren


120 Verhältniß der einzelnen Theile der Vāj. S. zum schwarzen Yajus,<br />

sowohl aus ihrem Verhältniß zum schwarzen Yajus, als<br />

ferner aus ihrem Verhältniß zu ihrem eigenen Brāhmaṇa,<br />

als endlich aus den in ihnen enthaltenen Daten selbst. In<br />

der Taittirīya­Saṃhitā nämlich finden sich nur die in<br />

den ersten 18 Adhyāya enthaltenen Spruche nebst einigen<br />

der zum Pferdeopfer gehörigen Mantra vor, die übrigen derselben<br />

nebst den zur Santrāmaṇī und dem Menschenopfer<br />

gehörigen sind erst im Taittirīya­Brāhmaṇa, und die für<br />

das Allopfer, wie für das Reinigungsopfer und Manenopfer<br />

gar erst im Taittirīya­Āraṇyaka behandelt. — Ebenso<br />

werden zwar die ersten 18 Adhyāya im Brāhmaṇa des<br />

weißen Yajus in den ersten neun Büchern vollständig Wort<br />

für Wort aufgeführt und erklärt: von den Sprüchen für die<br />

Sautrāmaṇī aber und das Pferdeopfer, wie für das Menschenopfer,<br />

Allopfer und Manenopfer (XIX—XXXV) werden im<br />

zwölften und dreizehnten Buche desselben nur einige wenige<br />

angeführt, und zwar meist nur mit ihren eigenen Anfangsworten<br />

oder gar blos mit denen der Anuvāka, ohne daß<br />

sie irgendwie erklärt werden, und nur die drei vorletzten<br />

Adhyāya (XXXVII—XXXIX) werden wieder Wort für<br />

Wort erklärt, im Anfange nämlich des vierzehnten Buches.<br />

Für die blos so oben hin mit den Anfangsworten aufgeführten<br />

Mantra erscheint eine Erklärung für unnöthig erachtet worden<br />

zu sein, wohl weil sie dem Verständniß noch zu nahe<br />

standen, und fehlt uns daher natürlich für sie wenigstens die<br />

Garantie, ob sie dem Brāhmaṇa in der Textgestalt vorlagen,<br />

die sie gegenwärtig tragen. Für die gar nicht erwähnten<br />

Mantra hingegen entsteht jedenfalls sogar die Vermu¬<br />

thung, daß sie noch gar nicht in den dem Brāhmaṇa vorliegenden<br />

Saṃhitā­Text aufgenommen waren: es sind dieselben<br />

im großen G a n z e n zwiefacher Art, theils<br />

sind es Strophen, die dem Ṛk entlehnt sind, und welche der<br />

Hotar zu recitiren hat, die also streng genommen gar nicht<br />

im Yajus stehen sollten, und auf welche das Brāhmaṇam<br />

möglicher Weise deshalb keine Rücksicht genommen haben<br />

könnte, weil es eben mit den speciellen Obliegenheiten des


zum eignen Brāhmaṇa, und unter sich selbst. 121<br />

Hotar nichts zu thun hat, so insbesondere im 20., 33., 34.<br />

Adhyāya, theils sind es selbst Brāhmana­artige Stellen,<br />

die indeß nicht etwa nach Art des schwarzen Yajus zur<br />

Erklärung von ihnen vorhergehenden Mantra dienen sollen,<br />

sondern selbständig für sich dastehen, so insbesondere einige<br />

Stellen im 19. Adhyāya, und die listenförmige Aufzählung<br />

der Opferthiere beim Pferdeopfer im 24. Adhyāya. Auch<br />

in den ersten 18 Adhyāya finden sich übrigens einige Opfersprüche,<br />

die das Brāhmaṇam entweder gar nicht erwähnt,<br />

und die also zu seiner Zeit noch nicht dazu gehörten, oder<br />

die es obenhin mit ihren Anfangsworten oder gar blos mit<br />

denen der Anuvāka anführt, was indeß nur im 16., 17. und<br />

18. Adhy., aber darin auch in der That ziemlich häufig, geschieht,<br />

offenbar weil diese Adhyāya selbst mehr oder weniger<br />

einen Brāhmaṇa­artigen Charakter tragen. —Was endlich<br />

die Data anbetrifft, welche, in den letzten Adhyāya<br />

enthalten, deren Posteriorität bezeugen, so sind dieselben insbesondere<br />

dem 30. und 39. Adhyāya gegenüber dem sechs¬<br />

zehnten zu entlehnen. Es können hier natürlich nur die eigentlichen<br />

Yajus­Theile selbst herangezogen werden, nicht etwa<br />

die der Ṛksaṃhitā entlehnten Verse, welche der Natur<br />

der Sache nach ohne Beweiskraft sind, höchstens allenfalls<br />

dadurch eine Art Maaßstab für die Zeit ihrer Aufnahme in<br />

den Yajus abgeben können, insofern sie etwa den spätesten<br />

Theilen des Ṛk entlehnt sind, deren Existenz zu jener Zeit<br />

sich daraus implicite ergeben würde. Jene Data nun bestehen<br />

einestheils darin, daß während im 16. Buche Rudra als der<br />

Gott des lohenden Feuers mit einer großen Fülle der dem<br />

späteren Śiva zugehörigen Beinamen ausgerüstet wird, ihm<br />

doch daselbst zwei sehr bedeutsame fehlen, die er im 39.<br />

Buche erhält, īśāna nämlich und m a h ā d e v a , zwei<br />

<strong>Name</strong>n, welche wohl schon eine Art sectarischer Verehrung<br />

bedingen (s. oben p. 49), andern Theils darin, daß die Zahl<br />

der Mischkasten im dreißigsten Buche im Verhältniß zu den<br />

im sech8zehnten Buche genannten eine ungemein gestiegene<br />

ist: es können die dort genannten schwerlich alle schon zur


122 Die etwaige Zeit des Rudrabuches darin.<br />

Zeit dieses letzteren bestanden haben, sonst würden wir sicher<br />

wohl noch mehrere derselben neben den so schon erwähnten<br />

darin aufgeführt finden.<br />

Die eben erwähnten beiden Bücher, das sechszehnte und<br />

das dreißigste, sind übrigens überhaupt diejenigen unter den<br />

40 Büchern der Saṃhitā, welche das Gepräge der Zeit, der<br />

sie angehören, am deutlichsten zur Schau tragen. Das sechszehnte<br />

Buch zunächst, welchem später (in seiner Taitti¬<br />

rīya­Gestalt) die Ehre zu Theil geworden ist, als Upaniṣad,<br />

und zwar als Hauptbuch der Śiva-Secten, zu gelten, hat die<br />

Besänftigung des Rudra zum Gegenstande und läßt uns<br />

(s. Ind. Studien II, 22. 24—26) durch die Erwähnung und<br />

Unterscheidung der vielen verschiedenen Arten von Dieben,<br />

Räubern, Mördern, Nachtschwärmern, Wegelagerern, die als<br />

seine Diener gelten, auf eine unsichere, gewaltthätige Zeit<br />

schließen, so wie ferner die Nennung verschiedener Misch¬<br />

kästen auf die schon eingetretene Ausbildung des indischen<br />

Kasten- und Staats-Wesens hinführt Da es nun in der Natur<br />

der Sache liegt, daß diese letztere nicht ohne manchen energischen<br />

Widerstand der in die untern Kasten Hinabgedrück¬<br />

ten stattgefunden hat, der sich eben hauptsächlich in der Befehdung,<br />

der offenen oder heimlichen, ihrer Unterdrücker kund<br />

geben mußte, so möchte ich annehmen, daß dies Rudra¬<br />

bucb eben noch in die Zeit dieser heimlichen Befehdung von<br />

Seiten der unterworfenen Ureinwohner sowohl als der Vrātya<br />

(der nicht brāhmanisch lebenden Arier), nachdem ihr offener<br />

Widerstand schon mehr oder weniger gebrochen war, zu<br />

setzen ist 125<br />

). In einer solchen Zeit ist denn auch die Verehrung<br />

eines Gottes, der als das Prototyp des Schreckens<br />

und der Wuth gilt, ganz erklärlich. — Das dreißigste<br />

Buch, welches die verschiedenen Opfermenschen aufzählt, die<br />

125<br />

] nach dem buddhistischen Autor Yaśomitra, Scholiast des Abhidharma¬<br />

kośa, soll das Śatarudriyam ein Werk des Vyāsa gegen den Buddhismus sein,<br />

woraus indeß zunächst wohl nur zu folgern ist, daß es, und zwar in seiner<br />

separaten Gestalt als besondere Upaniṣad, als eine Hauptstütze des Śivadienstes<br />

gegolten hat und gebraucht worden ist, s. Burnouf Introduction à l'histoire du<br />

Buddhisme p. 568. Ind. Stud. U, 22.


Die Mischkastem Die Stellung des Māgadha. 123<br />

bei dem Puruṣamedha zu weihen sind, führt uns<br />

dabei die <strong>Name</strong>n der meisten indischen Mischkasten vor, so<br />

daß wir daraus jedenfalls auf die schon völlig eingetretene<br />

Consolidirung des brāhmanischen Staatswesens schließen dürfen.<br />

Dabei werden denn einige <strong>Name</strong>n genannt, die von ganz<br />

besonderem Interesse sind. So zunächst der māgadha, der<br />

v. 5 atikruṣṭāya geweiht wird: es frägt sich, was man<br />

darunter zu verstehen hat: faßt man dies letztere Wort im<br />

Sinne von „gewaltiger Lärm", so liegt es am nächsten, unter<br />

māgadha, wie auch Mahīdhara thut, der epischen Bedeutung<br />

des Wortes nach den Minstrel, Sohn eines Vaiśya<br />

von einer Kṣatriyā, zu verstehen*), wozu die in v. 6 unmittelbar<br />

folgende Weihung des sūta an den Tanz, des śai¬<br />

lūṣa an den Gesang vortrefflich passen, desto weniger freilich<br />

die unmittelbar vorher genannten Opfermenschen, der<br />

klība Verschnittene, der ayogū (Spieler?), die puṃścalū<br />

Buhlerin, in deren Gesellschaft er auch v. 22 wieder erscheint**),<br />

und die nicht das beste Licht auf seinen moralischen<br />

Charakter werfen, was bei der epischen Stellung dieser<br />

Kaste allerdings befremdet, wenn auch andererseits Musiker,<br />

Tänzer und Sänger (śailūṣa) von jeher auch in Indien nicht<br />

den besten Ruf genossen haben. Es ist nun aber auch noch<br />

eine andere Auffassung des māgadha möglich***): es wird<br />

nämlich im fünfzehnten, dem sogenannten Vrātya­Buche der<br />

Atharvasaṃhitā†), der Vrātya, also der unbrahmanisch<br />

*) wie derselbe zu diesem <strong>Name</strong>n kommt, ist freilich unklar.<br />

**) wo indeß statt des ayogū der kitava, steht, und wo die ausdrückliche<br />

Bedingung gemacht wird, daß die vier weder der śūdra- noch der brāh¬<br />

maṇa­Kaste angehören dürfen [Unter ayogū kann auch eine Unzüchtige gemeint<br />

sein, s. Ind. Streifen I, 76.]<br />

***) wie denn Sāyaṇa an der betreffenden Stelle des Taitt. Brāhmaṇa<br />

(III, 4, 1) das Wort atikruṣṭāya durch atininditadevāya „dem sehr<br />

Tadelnswerthen als seiner Gottheit geweiht" erklärt [bei Rājendra Lāla Mitra<br />

p. 347]: dies „sehr Tadelnswerthe" könnte sich freilich auch auf den schlechten<br />

moralischen Ruf der Minstrels beziehen.<br />

†) übersetzt von Aufrecht in den Ind. Stud. I. 130 fg. [Das Petersb.<br />

Wörterbuch s. v. betrachtet „den Preis des vrātya in Ath. xv als Idealisirung<br />

des frommen Vaganten oder Bettlers (parivrājaka u. s. w.)"; die specielle Beziehung<br />

zur puṃścalī und zum Māgadha bleibt immerhin höchst auffällig; und führt<br />

auch bei dieser Auffassung auf die Vermuthung buddhistischer Anklänge hin.]


124 Die Stellung des Māgadha im Atharvan.<br />

lebende Inder, in sehr specielle Beziehung mit der puṃścalī<br />

und dem māgadha gebracht, der Glaube wird seine Buh¬<br />

lerin genannt, der mitra (Freund?) sein māgadha, desgl.<br />

die Morgenröthe, die Erde (?), der Blitz seine Buhlerin, der<br />

mantra (Spruch), der hasa (Spott?), der Donner sein<br />

māgadha: bei der Dunkelheit des Vrātya-Buches wird nun<br />

zwar die eigentliche Bedeutung dieser Stelle nicht recht klar,<br />

und könnte somit vielleicht auch hier unter māgadha der<br />

liederliche Minstrel zu verstehen sein: indeß theils die Verbindung,<br />

die wir in den Sāmasūtra des Lāṭyāyana und<br />

Drāhyāyaṇa, wie auch an der betreffenden Stelle des Kā¬<br />

tīyasūtra, zwischen den Vrātya und dem magadha¬<br />

deśīya brahmabandhu hergestellt finden 12fi<br />

), theils der<br />

Haß, mit welchem sonst (s. bei Roth p. 38) in der Athar¬<br />

vasaṃhitā der Magadha gedacht wird, leiten beide dazu<br />

hin, dort im Vrātya­Buche den māgadha als ketzerischen<br />

Lehrer aufzufassen, eine Auffassung, welche dann auch für<br />

unsere Stellen hier als Rival der ersten Erklärung auftritt,<br />

und für welche insbesondere die in v. 22 stehende ausdrückliche<br />

Bestimmung zu sprechen scheint, daß „der māgadha,<br />

die Buhlerin, der Spieler und der Eunuch" weder śūdra<br />

noch brāhmaṇa sein dürfen, eine Bestimmung, welche für<br />

den magadha wenigstens ganz überflüssig wäre, wenn derselbe<br />

eine Mischkaste repräsentirte, welche dagegen vollständig<br />

gerechtfertigt ist, wenn das Wort einen „aus dem Lande<br />

Magadha Gebürtigen" bezeichnet. Nimmt man nun diese<br />

letztere Auffassung an, so würde sich für die Zeit des 30.<br />

Adhy. das Bestehen ketzerischer, resp. buddhistischer, Ansichten<br />

in Magadha ergeben. Die Frage, welche von beiden<br />

Auffassungen die bessere sei, bleibt aber natürlich einstweilen<br />

noch ungelöst. — Die Erwähnung des nakṣatradarśa<br />

1 2 6<br />

J ganz ebenso wird auch beim sūtrakāra (d.i. wohl bei Baudhāyana?)<br />

zu Ts. vli, 5‚ 9, 4 der Māgadha, von Sāyaṇa durch Magadhadeśotpanno brāh¬<br />

macārī erklärt, in Gemeinschaft mit einer puṃścalī, in wegwerfender Weise aufgeführt,<br />

s. Ind. Stud. XII, 330. — Daß es im Übrigen in Magadha auch gute<br />

brāhmaṇa gab, erhellt aus dem Beinamen Magadhavāsī, welchen Prātibodhī¬<br />

putra, der mittlere Sohn des Hrasva Māṇḍūkeya, im Śānkh. Ar. VLI, 14 erhält


Astronomische und andere Data in der Vājasaneyì­saṃhita. 125<br />

„Sternschauers" in v. 10 und des gaṇaka „Berechners" in<br />

v. 20 läßt uns jedenfalls auf regen Betrieb der astronomischen,<br />

resp. astrologischen Wissenschaft schließen, ebenso wie auch<br />

die in v. 10 mehrfach erwähnten „Fragen" sich, nach Ma¬<br />

hīdhara wenigstens, darauf beziehen, während Sāyaṇa sie,<br />

vielleicht mit mehr Recht, auf die üblichen Disputationen der<br />

Brāhmaṇen bezieht. — Auch erhellt das Bestehen des sogenannten<br />

vedischen fünfjährigen Cyklus, und implicite eine<br />

nicht unbedeutende Ausbildung der astronomischen Beobachtung<br />

daraus, daß in v. 15 (sonst nur noch XXVII, 45) die<br />

fünf <strong>Name</strong>n der Jahre desselben aufgezählt werden 127<br />

).<br />

— Den Atharvan wird v. 15 ein unfruchtbares Weib geweiht,<br />

und versteht Sāyaṇa darunter die den <strong>Name</strong>n Atharvan<br />

führenden Fluch­ und Zauber­Sprüche, denen also hier<br />

eine ihrer beabsichtigten Wirkungen, Unfruchtbarkeit, geweiht<br />

wäre. Es wäre somit, ist diese Erklärung richtig, das Bestehen<br />

von Atharvan­Liedern für die Zeit des dreißigsten<br />

Buches bedingt. — Die <strong>Name</strong>n der drei Würfel v. 18: kṛta,<br />

tretā, dvāpara werden zwar von Sāyaṇa zur entsprechenden<br />

Stelle des Taittirīya­Brāhmaṇa als die gleichlautenden<br />

<strong>Name</strong>n der epischen yuga gefaßt, doch ist dies wohl<br />

hier unpassend, ob es auch vielleicht für das Taittirīya­<br />

Brāhmaṇa selbst richtig sein mag*) — Die feindselige Erwähnung<br />

des Carakācārya in v. 18 habe ich bereits früher<br />

(p. 95) berührt 128<br />

).<br />

in den früheren Büchern sind es besonders zwei Stellen,<br />

welche einen Fingerzeig für die Zeit enthalten, der sie angehören:<br />

die erste derselben findet sich nur in der Kāṇva­<br />

, 2 7<br />

] da saṃvatsara hier doppelt genannt wird, am Anfang und am Ende,<br />

haben wir es vielleicht sogar mit einem sechsjährigen Cyclus zu thun (vgl. T.<br />

Br. In, 10, 4, 1), s. meine Abh. über „die vedischen Nachrichten von den<br />

nakṣatra" II, 298 (1862). Die älteste Anspielung auf das fünfjährige yugam<br />

liegt wohl schon im lìik selbst vor III, 55, 18 (I, 25, 8).<br />

*) wo überdem auch der vierte <strong>Name</strong> kali, statt des sich hier findenden<br />

āskanda, genannt ist. [s. Ind. Streifen I, 82.]<br />

1 2 8<br />

] Sāyaṇa zu T. Br. ni, 4, 16 pag. 361 erklärt (!) das Wort durch:<br />

Lehrer in der Kunst auf der Spitze eines Rohrs zu tanzen: der vanśanartin<br />

wird aber in v. 21 (T. Br. III. 4, 17) separat aufgeführt.


126 Die Stellung der Kuru und Pañcāla darin; die <strong>Name</strong>n Kāmpīla,<br />

schule, und zwar bei dem Opfer der Königsweihe: es heißt<br />

daselbst in der Mādhyaṃdinaschule (IX, 40. X, 18): „dies<br />

ist euer König, o ihr NN" indem statt des Volksnamens nur<br />

das unbestimmte Pronomen amī gebraucht ist: in der Kāṇva¬<br />

schule aber heißt es (XI, 3, 3. 6, 3) „dies ist euer König,<br />

o ihr Kuru, o ihr Pañcāla*)". Die zweite Stelle findet sich<br />

beim Pferdeopfer XXIII, 18: die mahiṣī, erste Gemahlin<br />

des das Pferdeopfer bringenden Königs, die um einen Sohn<br />

zu erhalten, die Nacht bei dem geopferten Pferde, dessen<br />

śiśnam auf ihren upastha legend, zubringen soll, klagt nun<br />

im Verein mit ihren Nebengattinnen, die sie nothgedrungen<br />

begleiten, ihr Herzeleid mit den Worten: „o Ambā, o Am¬<br />

bikā, o Ambālikā, mich führt Niemand (mit Gewalt zu<br />

dem Pferde); (gehe ich aber nicht, so) beschläft das (böse)<br />

Pferd (eine a n d e r e , wie) die (böse) Subhadrā, die<br />

in Kāmpīla wohnt**)". Kāmpīla ist eine Stadt im Lande<br />

der Pañcāla, die Subhadrā scheint also die Gattin des<br />

dortigen Königs zu sein***), denen das Aśvamedhaopfer<br />

zu Gute kommen würde, wenn sich die mahiṣī zu dieser<br />

abstoßenden Ceremonie nicht freiwillig hergeben wollte. Sind<br />

wir nun befugt, unter der mahiṣī die Gemahlin eines Kuru­<br />

Königs zu sehen, wie denn die <strong>Name</strong>n Ambikā und Ambālikā<br />

im MBhārata wirklich in dieser Verbindung (und<br />

zwar als die der Mütter des Dhṛtarāṣṭra und des Pan du)<br />

erscheinen, so würden wir hieraus wohl auf ein feindseliges,<br />

eifersüchtiges Verhältniß der Kuru zu den Pañcāla schließen<br />

dürfen, das möglicher Weise erst im Aufkeimen begriffen<br />

*) Sāy an a bemerkt an der betreffenden Stelle des Brāhmaṇa (V, 3, 3,<br />

11), daß Baudhāyana: eṣa vo Bharatā rājeti liest [so Ts. I, 8, 10, 2.<br />

T. Br. I, 7, 4, 2], Āpastamba dagegen die Wahl läßt zwischen: Bharatā,<br />

Kuravo ‚ Pañcālā, Kurupāncālā, oder janā rājā, je nach dem Volke, dem<br />

der König angehört. [Das Kāṭh. xV, 7 hat: eṣa te janate rājā.]<br />

**) das Bráhmaṇam des weißen Yajus citirt nur den Anfang dieses Verses,<br />

die Worte subhadrikāṃ kāmpīlavāsinīm fehlen demnach darin.<br />

***) wie wir in der That im MBhārata eine Subhadrā als Gattin des<br />

Arjuna, des Vertreters der Pañcāla finden: wegen einer Subhadrā (etwa<br />

wegen der im MBhār. erzählten Entführung dieser letzteren?) scheint ein großer<br />

Krieg entstanden zu sein, wie aus einigen vom Scholiasten zu Pāṇini (ob nach<br />

Pataṃjali?) mehrfach citirten Worten erhellt [; dasMBhāṣyam hat nichts davon].


Subhadrā; arjuna, phalguna als (geheime) <strong>Name</strong>n Indra's. 127<br />

war, und daß wir dann in der epischen Sage des MBhā¬<br />

rata zu hellen Kriegesflammen aufgelodert vorfinden. Wie<br />

dem auch sei, die Erwähnung von Kāmpīla weist jedenfalls<br />

die Entstehung des Verses, resp. dieses Buches (zugleich mit<br />

den entsprechenden Stellen des Taitt. Brāhma ṇa) in die<br />

Gegend der Pañcāla, ebenso wie dies in Bezug auf das<br />

elfte Buch in der Kāṇvaschule anzunehmen ist 129<br />

). Dafür<br />

könnte man weiter auch den Gebrauch der Wörter arjuna<br />

in der Mādhyaṃdina, phalguna in der Kānvaschule anführen,<br />

in einem Spruche (X, 21) bei dem Opfer der Königsweihe<br />

130<br />

): „zur Unerschütterlichkeit, zur Nahrung (besteige,<br />

ich, der Opfernde, o Wagen) dich, der unverletzte Arjuna<br />

(Phalguna)‘‘ d. i. Indra, Indraähnliche: denn obwohl man<br />

beide Wörter in diesem letzteren Sinne, nicht etwa als no¬<br />

mina propria zu nehmen hat (s. Ind. St. I, 190), ist doch ein Zusammenhang<br />

zwischen diesem ihrem Gebrauche und dem späteren,<br />

wo sie als <strong>Name</strong> des Haupthelden der Pāṇḍu (resp.<br />

Pañcāla?) erscheinen,jedenfalls anzunehmen, und zwar<br />

ist es der, daß die Sage diese <strong>Name</strong>n des Indra*) auf denjenigen<br />

Helden der Pāṇḍu (resp. Pañcāla?), der ihr vorzugsweise<br />

als Incarnation des Indra galt, speciell fixirte.<br />

Ich habe nun noch über das kritische Verhältniß der in<br />

den Yajus aufgenommenen Ṛc zunächst zu bemerken, daß<br />

im Allgemeinen in Bezug auf sie die beiden Schulen der<br />

, 2 0<br />

] in Ts. VII, 4, 19, 1. Kāṭh. Aś. IV, 8 stehen statt der beiden Accusative<br />

zwei Vocative, statt subhadrāṃ heißt es überdem subhage, und der voc.<br />

kārnpīlavāsini wird von Sāy. durch: „o du in ein schönes Gewand Gehüllte!"<br />

erklärt (kāmpīlaśabdena ślāghyo vastraviśeṣa ucyate, s. Ind. Stud, xn, 312).<br />

Die Berechtigung dieser Erklärung ist höchst zweifelhaft, vielmehr Mahīdhara's<br />

Beziehung des Wortes auf die Stadt Kāmpīla wohl einfach festzuhalten, zum<br />

Mindesten eben für den Textlaut, den wir in vs. vor uns haben. Kāmpīlya<br />

wird im Pratijñāpariśiṣṭa als östliche Grenze des Madhyadeśa angegeben, s.<br />

meine Abh. über das Pratijñāsūtra p. 101 —105.<br />

1 3 0<br />

] s. vs. X, 21; die Parallelstellen in Ts. I‚ 8, 15. T. Br. f. 7, 9, 1.<br />

Kāṭh. Xv, 8 haben nichts hievon.<br />

*) das Brāhmaṇam nennt übrigens arjun a ausdrücklich „den geheimen<br />

<strong>Name</strong>n" (guhyaṃ nāma) des Indra [II, 1, 2‚ 11. V, 4, 3, 7] : wie hat man<br />

dies zu verstehen? Der Commentar bemerkt dazu: arjuna iti hīndrasya ra¬<br />

hasyaṃ nāma | ata eva khalu tatputre Pāṇḍavamadhyame pra¬<br />

vṛttiḥ. [Wie liest wohl die Kāṇva­Schule an den betreffenden Stellen? hat sie<br />

etwa, wie in der Saṃhitā, so auch hier nicht: arjuna, sondern: phalguna?)


128 Die in die vājasaneyi­Saṃhitā aufgenommenen Ṛc.<br />

Kāṇva und Mādhyaṃdina stets mit einander übereinstimmen,<br />

und sich deren Differenzen vielmehr auf die Yajus­<br />

Theile beziehen. Es besteht nämlich die eine Hälfte der Vā¬<br />

jasaneyi­Saṃhitā aus Ṛc, Versen, die andere aus Yajus,<br />

d. i. Sprüchen in Prosa, einer Prosa, die übrigens auch gemessen<br />

ist, und sich hie und da wirklich zu rhythmischem<br />

Schwünge erhebt. Der größte Theil jener Ṛc nun findet<br />

sich in der Ṛksaṃhitā wieder, und zwar häufig mit erheblichen<br />

Varianten. Über die Entstehung und Erklärung<br />

dieser letzteren habe ich bereits im Eingange (oben p. 9. 10)<br />

gesprochen: alterthümlichere Lesarten, als die des Ṛk,<br />

finden sich im Yajus nicht, höchstens hie und da einmal,<br />

vor, was sich insbesondere daraus ergiebt, daß Ṛk und<br />

Yajus dem Sāman gegenüber meist übereinstimmen, wohl<br />

aber finden sich secundäre Veränderungen vor, welche der<br />

Vers erlitt, um dem Sinne des Rituals zu genügen, sp wie<br />

endlich eine große Zahl Lesarten, die denen des Ṛk völlig<br />

gleichberechtigt gegenüberstehen, so besonders in denjenigen<br />

Versen, welche sich in solchen Stücken der Ṛksaṃhitā<br />

wiederfinden, die als die spätesten derselben zu betrachten sind.<br />

Herausgegeben ist die Vājasaneyisaṃhitā in beiden<br />

Schulen und zugleich mit dem gegen Ende des 16. Jahrh.<br />

geschriebenen Commentare des Mahīdhara 131<br />

) von mir selbst,<br />

hier in Berlin 1849—52, und soll im Laufe des nächsten<br />

Jahres ihre Übersetzung mit Angabe des zu jedem Verse<br />

gehörigen Ceremoniells, nebst einem ausführlichen<br />

Glossare, erscheinen*). Von dem Werke Ūat a’s, eines Vorgängers<br />

des Mahīdhara, sind nur Bruchstücke erhalten,<br />

­ 3,<br />

] für den mir leider nicht völlig genügende handschriftliche Hülfsmittel<br />

zur Disposition standen, s. M. Müller Vorrede zu vol. VI seiner großen Ausgabe<br />

des Ṛk p. XLVI fg. und meine Antwort im Lit. Centr. Blatt 1875 p. 519. 520.<br />

*) [dies Versprechen ist unter dem Drange anderweitiger Arbeiten unerfüllt<br />

geblieben.] Der 40. Adhyāya, die īśopaniṣad; ist, in der Kāṇvaschule,<br />

von Śaṃkara commentirt und bereits mehrfach übersetzt und mit diesem<br />

Commentar edirt worden (neuerdings wieder von Roer in der BibI. Indica vol.<br />

Vlll) [und vol. XV. — Eine lithographirte Ausgabe des Textes der Vājas. Saṃhitā<br />

nebst einer Hindi­Übersetzung des Commentars des Mahīdhara ist durch Giri¬<br />

prasādavarinan, Rāja von Besma, 1870—74 in Besma publicirt worden.]


Das Śatapatha-Brāhmaṇam: <strong>Name</strong> und Umfang. 129<br />

und der Commentar des Mādhava, der sich auf die Kāṇva¬<br />

schule bezog 132<br />

), scheint vollständig verloren zu sein: beide<br />

wurden eben durch Mahīdhara's Arbeit ersetzt und daher<br />

verdrängt, ein Fall, der ja in gleicher Weise fast in allen<br />

Zweigen der indischen Literatur eingetreten und zu beklagen ist.<br />

Ich wende mich nunmehr zu dem Brāhmaṇa des<br />

weißen Yajus, dem Śatapatha-Brāhmaṇa, welches<br />

ohne Zweifel durch Umfang und Inhalt die bedeutendste und<br />

wichtigste Stelle unter allen Brāhmaṇa einnimmt. Was zunächst<br />

den Umfang betrifft, so giebt ihn schon der <strong>Name</strong><br />

selbst an, der es als aus 100 patha (Wegen), Abschnitten,<br />

bestehend bezeichnet. Das älteste Vorkommen dieses <strong>Name</strong>ns<br />

findet sich vor der Hand in dem neunten Vārttika<br />

zu Pan. IV, 2, 60, so wie in dem zu Pan. V, 3, 100 gehörigen<br />

Gaṇa, beides Auctoritäten, deren Alter sehr zweifelhaft*)<br />

ist, was auch für das Naigeyam daivatam gilt, wo<br />

ich jenen <strong>Name</strong>n ebenfalls erwähnt finde (s. Benfey Sāmav.<br />

p. 277): im Übrigen habe ich ihn nur in den Commentaren<br />

und in den Unterschriften der Mspte. des Werkes selbst gefunden,<br />

mit einziger Ausnahme einer Stelle im zwölften Buche<br />

des MBhārata, auf die ich im Verlauf zurückkommen werde.<br />

Es besteht das Śatapatha-Brāhmaṇam in der Mādhyaṃ¬<br />

dina­Schule aus 14 Kāṇḍa, deren jedes in den Commentaren<br />

und Unterschriften einen, gewöhnlich von dem Inhalte<br />

entlehnten, bei II und VII aber mir unerklärlichen**), Specialtitel<br />

führt: diese 14 Kāṇḍa zerfallen zusammen in 100<br />

Adhyāya, resp. 68 Prapāṭhaka, in 438 Brāhmaṇa und<br />

in 7624 Kaṇḍikā m<br />

). In der Kāṇvaschule besteht das<br />

1 3 2<br />

] worauf sich diese specielle Angabe gründet, vermag ich zur Zeit nicht<br />

nachzuweisen; dafür aber daß Mādhava auch die Vs. commentirt hat, tritt<br />

u. A. z. B. das Citat bei Mahīdh. zu xlll, 45 ein.<br />

*) der Gaṇa ist ein Ākṛtigaṇa, und das Sūtram, zu dem er gehört,<br />

wird der Calcuttaer Ausgabe nach im Mahābhāṣya nicht erklärt, gehört<br />

also möglicher Weise dem Pāṇini ursprünglich gar nicht einmai an,<br />

[Das in Rede stehende vārttikam wird jedoch factisch im Mahābhāṣya (fol.<br />

67b) erklärt, und ist somit die Existenz des <strong>Name</strong>ns śatapatha sowohl als<br />

ṣaṣṭipatha (s. p. 132) für dessen Zeit wenigstens gesichert, s. Ind. Studien<br />

XIII, 443.]<br />

**) das zweite Buch heißt nämlich Ekapādikā, das siebente Hastighaṭa.<br />

1 3 3<br />

] über abweichende Angaben in den Mss. s. die Note auf p. 132.


130 Verhältnifs der Kāṇva­ und der Mādhyaṃdina­Schule des Śatapatha-<br />

Werk aus 17 Kāṇḍa, insofern das erste, fünfte und<br />

vierzehnte Buch je in zwei Theile getheilt sind, und zwar<br />

hat hier außerdem das erste Buch seinen Platz mit dem<br />

zweiten getauscht, und steht demnach als zweites und drittes<br />

da: die <strong>Name</strong>n der Bücher sind dieselben, die Eintheilung in<br />

Prapāṭhaka aber ist gar nicht gekannt, die Zahl der Adhyāya<br />

in den l¾ bis jetzt aufgefundenen*) Büchern beträgt 85,<br />

die der Brāhmaṇa 360 und die der Kaṇḍikā 4965: die<br />

Zahlen für das ganze Werk betragen nacli einer Liste, die<br />

einem der betreffenden Mspte. beiliegt, bei den Adhyāya<br />

104, bei den Brāhmaṇa 446, bei den Kaṇḍikā ö866.<br />

Wenn es hiernach scheint, als wenn die Recension der Kāṇva¬<br />

schule bedeutend kürzer sei, als die der Mādhyaṃdina, so<br />

ist dies doch wohl nur scheinbar, und erklärt sich jenes Mißverhältnis<br />

vielmehr wohl daraus, daß ihre Kaṇḍikā größer<br />

sind: Auslassungen kommen allerdings nicht selten vor. Im<br />

Übrigen fehlen mir die Hülfsmittel, um mit völliger Bestimmtheit<br />

das Verhältniß des Brāhmaṇa der Kāṇvaschule<br />

zu dem der Mādhyaṃdina angeben zu können, und auch<br />

was ich im Verlauf sagen werde, bezieht sich daher lediglieh<br />

auf letztere, wo ich nicht ausdrücklich jene nenne.<br />

Wie ich bereits bei der Saṃhitā bemerkte, beziehen<br />

sich die neun ersten Kāṇḍa des Brāhmaṇa auf die ersten<br />

achtzehn Bücher derselben, indem sie die einzelnen Verse in<br />

derselben Reihenfolge**) Wort für Wort aufführen, dogma¬<br />

tisch erklären und rituell begründen. Das zehnte Kāṇḍam,<br />

das den <strong>Name</strong>n Agnirahasyam (Geheimniß des Feuers)<br />

führt, enthält mystische Legenden und Untersuchungen über<br />

die Bedeutung etc. der einzelnen Ceremonieen bei Anlegung<br />

der heiligen Feuer, ohne dabei auf irgend welche Theile der<br />

*) von dem 4. Buche ist nur die erste Hälfte da, desgl. fehlt das 3.,<br />

13. und 16 te. [Es ist sehr zu bedauern, daß für die Kāṇva­Schule noch<br />

immer nichts geschehen, ein vollständiges Exemplar noch immer nicht aufgefunden<br />

ist.]<br />

**) nur im Eingange findet eine Abweichung statt, insofern das Brāhma¬<br />

ṇam zuerst das Früh­ und Abendopfer, dann erst die Neumond­ und Vollmond­<br />

Opfer behandelt, was offenbar das systematisch Richtigere ist.


Br. ; Verhältniß der einzelnen K āṇda zur Saṃhitā und unter sich selbst. 131<br />

Saṃhitā sich zu beziehen, welches letztere ebenso bei dem<br />

elften Kāṇḍam, von seinem Umfange Aṣṭādhyāyī ge¬<br />

nannt, der Fall ist, das eine Recapitulation des ganzen<br />

bisher behandelten Rituals und Nachträge dazu, insbesondere<br />

darauf bezügliche Legenden, enthält, zugleich auch specielle<br />

Angaben über das Studium der heiligen Werke und über die<br />

Vorkehrungen dazu angiebt. Auch das zwölfte Kāṇḍam,<br />

Madhyama, das mittlere, genannt, welches die Prāyaś¬<br />

citta, Sühnceremonieen für böse Zufälligkeiten vor, während,<br />

oder nach dem Opfer behandelt, nimmt nur in seinem letzten<br />

Theile, wo es die Sautramaṇī bespricht, Bezug auf einzelne<br />

der in der Saṃhitā (XIX—XXI) dafür enthaltenen<br />

Sprüche. Das dreizehnte Kāṇḍam, Aśvamedha genannt,<br />

bebandelt in ziemlicher Länge das Pferdeopfer, sodaun äußerst<br />

kurz das Menschenopfer, Allopfer und Manenopfer, von den<br />

bezüglichen Theilen der Saṃhitā (XXII—XXXV) nur sehr<br />

wenig und dies Wenige nur sehr flüchtig berührend. Das<br />

vierzehnte Kāṇḍam, Āraṇyakam genannt, behandelt in<br />

den ersten drei Adhyāya die Reinigung des Feuers 134<br />

) und<br />

führt darin die drei vorletzten Bücher der Saṃhitā (XXXVII<br />

bis XXXIX) ziemlich vollständig auf: die letzten sechs Adhyāya,<br />

rein speculativen und legendenhaften Inhalts, bilden<br />

ein Werk, eine Upaniṣad, für sich, unter dem <strong>Name</strong>n<br />

Vṛhad­Āraṇyakam. Schon aus dieser allgemeinen Über¬<br />

sieht des Inhalts der einzelnen Kāṇḍa entsteht unwillkürlich die<br />

Vermuthung, daß die neun ersten derselben den ältesten Theil<br />

des Brāhmaṇa bilden, die fünf letzten dagegen erst späteren<br />

Ursprungs sind, eine Vermuthung, die bei näherer<br />

Untersuchung zur Gewißheit wird, theils durch äußere, theils<br />

durch innere Gründe. Was zunächst die ersteren betrifft, so<br />

finden wir in der oben erwähnten Stelle des Mahā­Bhā¬<br />

rata (XII, 11734) die directe Angabe, daß das ganze Śa¬<br />

tapatham ein Rahasyarn (das zehnte Kāṇḍam), einen<br />

Saṃgraha (das elfte Kāṇḍam) und einen Pariśeṣa (das<br />

1 3 4<br />

] es handelt sich beim pravargya vielmehr um die Lustration des Opfernden<br />

selbst, s. oben p. 119.


132 Posteriorität der letzten fünf Kāṇḍa.<br />

zwölfte, dreizehnte, vierzehnte Kāṇḍam) in sich schließe.<br />

Wir finden ferner in dem bereits Behufs des <strong>Name</strong>ns Śatapatha<br />

erwähnten Vārttika noch das Wort ṣaṣṭi¬<br />

patha als <strong>Name</strong>n eines Werkes vor, und trage ich kein Bedenken,<br />

denselben auf die neun ersten Kāṇḍa zu beziehen,<br />

die zusammen 60 Adhyāya zählen 135<br />

), so wie ich<br />

andererseits dafür, daß die letzten fünf Kāṇḍa ein späterer<br />

Nachtrag zu den ersten neun sind, den <strong>Name</strong>n des zwölften<br />

Kāṇḍa, Madhyama, das mittlere, anzuführen habe, der sich<br />

nur so erklären läßt, mag man ihn nun blos auf die drei vorletzten<br />

Kāṇḍa, oder mag man ihn auf allejene fünf beziehen*).<br />

Diese fünf letzten Kāṇḍa nun scheinen in der Reihenfolge<br />

zu stehen, in welcher sie wirklich allmälig entstanden<br />

sind, so daß jedes vorangehende auch stets als das ältere zu<br />

betrachten ist: es beruht diese meine Vermuthung auf inneren<br />

Gründen, die den darin enthaltenen Daten entnommen sind,<br />

und die zugleich auch für ihre Posteriorität in Bezug auf die<br />

ersten neun Kāṇḍa entscheiden. Das zehnte Kāṇḍam<br />

zunächst schließt sich noch ziemlich genau an die vorher­<br />

l 3 5<br />

] derselbe findet sich auch in dem Pratijñāpariśiṣṭa vor, und zwar daneben<br />

auch noch der <strong>Name</strong> aśī tipatha (!) ; śatapatha dagegen fehlt daselbst<br />

anscheinend, s. meine Abh. über das Pratljñāsūtra p. 104. 105.<br />

*) in letzterem Falle macht die Kāṇvaschule Schwierigkeit, die das letzte<br />

Kāṇḍam in zwei Theile (xvL XVII) theilt: es scheint diese Theilung indeß<br />

nicht durchgängig angenommen zu sein, da in den Handschriften von Śaṃka¬<br />

ra’s Commentar wenigstens die Upaniṣad (XVII) durchweg als mit dem<br />

dritten Adhyāya (des Kāṇḍa nämlich) beginnend gerechnet wird, so daß<br />

danach XVI und XVII zusammenfallen. – [Eine höchst eigenthümliche Angabe<br />

findet sich in den Mss. der Mādhyaṃdina­Schule bei V, 3, 1, 14, wonach nämlich<br />

daselbst nicht nur kāṇḍasyā 'rdhaṃ (mit 236 kaṇḍikā), sondern auch śata¬<br />

pathasyā ’rdham, einer Marginal-Glosse nach, mit 3129 kaṇḍikā, vorliege,<br />

s. p. 497 meiner Ausgabe; in der That betragen die vorhergehenden kaṇḍikā<br />

diese letztere Zahl; wenn wir aber sie als Norm für die zweite Hälfte festhalten,<br />

gelangen wir nur bis XII, 7, 3, 18, also nicht einmal bis zum Schluß<br />

des zwölften Buches! Die richtige Hälfte für den gegenwärtigen Umfang (3812 k.)<br />

ist bei VI, 7, I. 19, wo auch die Mss. dies nochmals so haben (p. 555). — Eine spe¬<br />

cielle Erwähnung verdient der Umstand, daß die Accent­Bezeichnung über die einzelnen<br />

kaṇḍikā hinaus reicht, insofern nämlich die Bezeichnung des am Schlüsse<br />

einer kaṇḍikā sich findenden Accents modificirt ist durch den Accent des Anfangswortes<br />

der nächsten kaṇḍikā. Man könnte daraus etwa schließen, daß die Zeit<br />

ihrer Herstellung über die der Abtheilung des Textes in kaṇḍikā hinausgeht.<br />

Da indessen ganz das gleiche Verhältniß auch in Bezug auf die Schluß­ und<br />

Anfangswörter der einzelnen Brāhmaṇa obwaltet, s. Jen. LiL Z. 1875 p. 314,<br />

so müßte man auch die Brāhmaṇa­Theilung später setzen, was schwerlich angeht.]


Das Agnirahasyakāṇḍam. 133<br />

gehenden Bücher an, theilt insbesondere mit ihnen die große<br />

Verehrung für Śāṇḍilya, den Hauptlehrer über Anlegung<br />

der Feueraltäre. Diejenigen Data nun, welche mir dafür zu<br />

sprechen scheinen, daß es einer andern Zeit, als die ersten<br />

neun Bücher angehört, sind die folgenden. In I, 5‚ j fg.<br />

werden darin die sämmtlichen in jenen bisher dargestellten<br />

Opfer in ihrer Reihenfolge aufgezählt und mit den einzelnen<br />

Ceremonieen des Agnicayana, der Anlegung des heiligen<br />

Feueraltars, identificirt. — Unter den erwähnten <strong>Name</strong>n von<br />

Lehrern enden mehrere auf āyana, wovon sich bisher im<br />

siebenten, achten und im neunten Kāṇḍa je ein Beispiel<br />

fand, so finden wir hier einen Rauhiṇāyana, Sāyakāyana,<br />

Vāmakakṣāyaṇa (auch in VII), Rājastambāyana, Śāṇ¬<br />

ḍilyāyana (auch in IX), Śāṭyāyani (auch in VIII) und<br />

die Śākāyaninas. — Der am Schluß angefügte Vaṃśa,<br />

d. i. die Liste der Lehrer dieses Buches, weicht von dem allgemeinen<br />

Vaṃśa des ganzen Brāhmaṇa (am Schlusse<br />

des vierzehnten Buches) in so fern ab, als dasselbe darin nicht<br />

auf Yājñavalkya, sondern auf Śāṇḍilya und resp. Tura<br />

Kāvaṣeya zurückgeführt wird (dessen Ahn Kavaṣa wir<br />

im Aitar. Brāhmaṇa an der Sarasvatī vorfinden). — Von<br />

Völkern sind nur die Salva und Kekaya (resp. deren König<br />

Aśvapati Kaikey a) genannt, zwei westliche Völker, die<br />

sonst im Brāhmaṇa nicht vorkommen. — Die Legenden<br />

sind hier, wie in den folgenden vier Kāṇḍa meist historischer<br />

Art, und überdem meist sich an einzelne Lehrer, die nicht<br />

zu weit von ihrer eigenen Zeit entfernt sein können, anschließend,<br />

während sie in den früheren Kāṇḍa meist mythologischer<br />

Art waren, oder wenn historisch, sich doch meist<br />

auf Ereignisse der alten Vorzeit beziehen, so daß hierin ein<br />

sehr merklicher Unterschied stattfindet — Von der trayī<br />

vidyā (den drei Veda) wird mehrfach sehr speciell gehandelt<br />

und wird die Zahl der Ṛc auf J2000, die der Yajus<br />

auf 8000, der Sāman auf 4000 angegeben: auch erscheinen<br />

hier zuerst die <strong>Name</strong>n Adhvaryavas, Bahvṛcās, Chan­


134 Die im Aṣṭādhyāyīkāṇḍa genannten Gegenstände des Studiums.<br />

dogās neben einander*): es werden hier zuerst die Wörter<br />

upaniṣad (als sāra des Veda) upaniṣadām ādeśāḥ,<br />

mīmāṃsā (allerdings schon einmal im ersten Kāṇḍa)‚ adhi¬<br />

devatam, adhiyajñam, adhyātmam angeführt 136<br />

), und<br />

es geschieht hier endlich auch zuerst die Anrede einmal<br />

durch bhavan (statt des älteren bhagavān). Auch wird hie<br />

und da ein Śloka zur Bekräftigung citirt, was bisher nur<br />

äußerst selten geschah. Es sind ferner auch manche der<br />

technischen <strong>Name</strong>n der Sāman und Śastra genannt (was<br />

indeß allerdings auch schon früher stattfindet, ja sogar schon<br />

im zehnten Buche der Saṃhitā), so wie überhaupt auf die<br />

Verbindung mit den Ṛc und Sāman vielfach Bezug genommen<br />

wird, was wohl mit dem überhaupt sehr mystischen<br />

schematisirenden Charakter des ganzen Kāṇḍa zusammenhängt.<br />

Das elfte Buch ist durch seinen Inhalt hinlänglich als<br />

ein Nachtrag zu den ersten neun bezeichnet: und zwar<br />

behandeln die beiden ersten Adhyāya das Neumond­ und<br />

Vollmondopfer, die folgenden vier das Feueropfer Früh und<br />

Abend, die drei Jahreszeitenopfer, die Weihung des Schülers<br />

durch den Lehrer (ācārya), das richtige Studium der heiligen<br />

Lehren etc., die beiden letzten das Thieropfer. Als<br />

Gegenstand des Studiums nun werden namhaft gemacht: der<br />

Ṛgveda, Yajurveda, Sāmaveda, die Atharvāṅgira¬<br />

sas, die anuśāsanāni, die vidyās, das vākovākyam,<br />

das itihāsapurāṇam, die nārāśaṃsyas, und die gāthās:<br />

wir haben diese Aufzählung bereits (s. p. 102) im zweiten Ca¬<br />

pitel des Taitt. Āraṇyaka, obschon in bedeutend späterer<br />

Gestalt, angetroffen**), und eine ähnliche Aufzählung<br />

finden wir im vierzehnten Kāṇḍa: an allen diesen Stellen<br />

*) neben den yātuvidas (Zauberkundigen), sarpavidas (Schlangen¬<br />

kundigen), devajanavidas etc.<br />

1 3 6<br />

] mīmāṃsā, adhidaivataṃ und adhyātmaṃ kommen auch schon in den<br />

früheren Büchern mehrere Male vor.<br />

**) aus ihr ist offenbar auch die Stelle in Yājñavalkya's Gesetzbuch<br />

I, 45 geflossen, welche in dieses werk gar nicht mehr recht hineinpaßt.


Andere Data im Aṣṭādhyāyīkāṇḍa. 135<br />

fassen die Commentare*), und wohl mit völligem Recht, jene<br />

Ausdrücke so auf, daß zunächst die vier Saṃhitā und dann<br />

die einzelnen Theile der Brāhmaṇa aufgezählt sind, so daß<br />

also darunter nicht besondere Werkgattungen, sondern eben<br />

nur die in den Brāhmaṇa verschmolzenen einzelnen Theile<br />

derselben zu verstehen wären, aus denen sich dann allmälig<br />

die verschiedenen Literaturzweige entwickelt haben: die Ausdrücke<br />

anuśāsana (rituelle Vorschrift nach Sāyaṇa, aber<br />

Vṛhad-Ār. II, 5. 19. IV, 3. 25. Kaṭhopan. 6, 15 geistige<br />

Lehre), vidyā (geistige Lehre), und gāthā (Liedstrophe,<br />

neben śloka) finden sich auch in der That an einzelnen<br />

Stellen (und zwar gāthā ziemlich häufig) in diesen letzten<br />

fünf Büchern und in den Brāhmaṇa oder Upaniṣad des<br />

Ṛk und Sāman so gebraucht, desgl. vākovākyam im<br />

Sinne von Disputation schon im vierten Kāṇḍa, ebenso itihāsa<br />

wenigstens einmal hier im elften Kāṇḍa selbst (I, 6,<br />

9), und nur die Ausdrücke purāṇa und nārāśaṃsyaḥ<br />

finden sich nicht so vor, es treten dafür vielmehr im Sinne<br />

von Erzählung, L e g e n d e die Ausdrücke: ākhyāna,<br />

vyākhyāna, anvākhyāna, upākhyāna ein, vyākhyāna<br />

auch (nebst anuvyākhyāna und upavyākhyāna) im Sinne<br />

von Erklärung. Wenn nun sonach die Existenz irgend welcher<br />

Saṃhitā und Brāhmaṇa der einzelnen Veda (sogar für<br />

die Atharvasaṃhitā) zur Zeit des elften Kāṇḍa erhellt,<br />

so bringt es ferner auch noch neben den hier wie in den<br />

früheren Büchern vielfach (durch tad etad ṛṣiṇā ’bhy¬<br />

anūktam) aus den Liedern des Ṛk citirten einzelnen Versen<br />

einmal ein ganz specielles Citat über ein ganzes Lied bei<br />

durch: tad etad uktapratyuktam pañcadaśarcam<br />

Bahvṛcāḥ prāhuḥ, wobei der für die Kritik interessante<br />

Umstand stattfindet, daß der betreffende Hymnus (Mand. X,<br />

95) in unserm Ṛk texte nicht 15, sondern 18 Ṛc zählt. —<br />

Auch einzelne Śloka werden mehrfach zur Bekräftigung citirt.<br />

Aus einem derselben ergiebt sich, daß die in Janam-<br />

*) hier gerade macht Sāyaṇa eine Ausnahm9, insofern er wenigstens<br />

auch die andere Erklärung angiebt.


136 Das Aṣṭādhyāyīkāṇdam. Das Madhyamakāṇḍam.<br />

ejaya’s Palast für die Pferde getragene Sorgfalt damals<br />

spruchwörtlich bekannt war, und ist dies die erste Erwähnung<br />

dieses Königs. — Rudra erhält hier (V, 3‚ 5) zuerst<br />

den <strong>Name</strong>n Mahādeva*). — In III, 3, 1 fg. werden zuerst<br />

specielle Regeln über das Betteln (bhikṣā) der brahma¬<br />

cārin etc. gegeben (welche Sitte sonst noch im dreißigsten<br />

Buche der Saṃhitā [v. IS] erwähnt wird). — Insbesondere<br />

charakteristisch aber für die Zeit des elften Kāṇḍa ist die<br />

hier zunächst geschehende (mehrfache) Erwähnung des Janaka,<br />

Königs (samrāj) von Videha, als des Patrons des Yājña¬<br />

valkya. Letzterer nebst dem Kaurupañcāla Uddālaka<br />

Āruṇi und dessen Sohne Śvetaketu sind (wie im Vṛhad­<br />

Āraṇy.) die Hauptträger der Legenden<br />

Das zwölfte Kāṇḍam erwähnt die Zerstörung des<br />

Reiches der Sṛñjaya, die wir im zweiten Kāṇḍa in voller<br />

Blüthe und in Verbindung mit den Kuru antreffen: von letzterer<br />

finden wir auch hier noch eine Spur: es scheint nämlich,<br />

als ob der Kauravya Valhika Prātipīya sich ihrer<br />

habe gegen ihren Feind, den südlich von der Revā herstammenden<br />

Cākra, Priester des Königs Duṣṭarītu<br />

von Daśapuruṣaṃrājya, annehmen wollen, daß er aber<br />

nichts gegen ihn ausrichten konnte. — Die <strong>Name</strong>n Vārkali<br />

(d. i. Vāṣkali) und Nāka Maudgalya sind wohl auch<br />

ein Zeichen späterer Zeit, letzterer findet sich nur noch im<br />

Vṛhad­Āraṇy. und in der Taittirīyopaniṣad. — Ṛg¬<br />

veda, Yajurveda, Sāmaveda werden erwähnt: für das<br />

Bestehen der vedischen Literatur überhaupt spricht die Angabe,<br />

daß eine Ceremonie, die Indra einst dem Vasiṣṭha<br />

lehrte, und die vormals blos den Vasiṣṭhās bekannt war,<br />

weshalb früher eben nur ein Vāsiṣṭha brahman (Oberpriester)<br />

dabei sein konnte, jetzo von jedem Beliebigen studirt<br />

werden, daher auch jeder Beliebige bei ihr die Stelle des<br />

brahman übernehmen könne 137<br />

). — In III, 4, 1 geschieht<br />

die erste Erwähnung des puruṣa Nārāyaṇa. — Der <strong>Name</strong><br />

*) im sechsten Kāṇḍa hieß er wenigstens erst noch m ah ān devaḥ.<br />

í vgl. hierüber Ind."Stud, x, 34. 35.<br />

,37


Das Aśvamedhakāṇḍam. 137<br />

des Proti Kauśāmbeya Kausurubindi setzt wohl das<br />

Bestehen der Pañcalastadt Kauśāmbī voraus.<br />

Das dreizehnte Kāṇḍam erwähnt den puruṣa Nā¬<br />

rāyaṇa mehrmals: hier wird auch zuerst Kuvera Vaiśra¬<br />

vaṇa, König der Rakṣas, genannt. Desgl. findet sich hier<br />

die erste Erwähnung der Sūkta des Ṛk, der Anuvāka*)<br />

des Yajus, der Daśat des Sāman, so wie der Parvan<br />

der Atharvāṇas und Aṅgirasas, welche letztere Einthei¬<br />

lung im vorliegenden Atharvan indeß nicht stattfindet:<br />

auch von der Sarpavidyā und Devajanavidya wird deren<br />

Eintheilung in Parvan erwähnt, es müssen darunter also<br />

jedenfalls bestimmte Werke verstanden sein: von Itihāsa<br />

und Purāṇa werden nur diese <strong>Name</strong>n angegeben, nicht eine<br />

Eintheilung derselben in Parvan, ein deutlicher Beweis, daß<br />

man damals noch nur einzelne Geschichten und Legenden<br />

darunter verstand, nicht etwa größere Werke 138<br />

). — Während<br />

in den ersten neun Büchern die Angabe, daß ein Gegenstand<br />

schon früher erledigt sei, durch tasyokto bandhuḥ<br />

[oder: so 'sāv eva bandhuḥ u. dgl.] geschah, geschieht dies<br />

hier durch tasyoktam brāhmaṇam. — Der V, 1, 18<br />

von den Wörtern ekavacanam und bahucavanam gemachte<br />

Gebrauch entspricht völlig ihrer späteren grammatischen<br />

Bedeutung — Ganz besonders aber zeichnet sich dieses<br />

Kāṇḍam aus durch die vielen Gāthā, Strophen historischen<br />

Inhalts, die es am Schlusse des Pferdeopfers mittheilt, und<br />

in denen die <strong>Name</strong>n von Königen, welche früher dasselbe<br />

feierten, angegeben sind. Eine einzige darunter findet sich<br />

in der Ṛksaṃhitā (Maṇḍ. IV, 42, 8) vor, die meisten aber<br />

kehren im letzten Buche des Aitareya­Brāhmaṇa, so wie<br />

im Mahā­Bhārata XII, 910 fg. wieder, an beiden Orten<br />

*) dieser <strong>Name</strong> kommt indeß schon in den früheren Kānda vor, so Ix,<br />

1, I. 15.<br />

1 3 8<br />

] dafür sprichtauch, daß dieselben hier den Fisch er n und den Vogelstellern<br />

zugetheilt werden, wozu die Erzählung des MBhārata von dem<br />

Fischermädchen als der Mutter des vyāsa zu vergleichen ist. Die ganze Darstellung<br />

kehrt übrigens, und zwar ziemlich identisch, im Śānkh. śr. XVI, 2.<br />

Āśval. śr. x, 7 wieder.


138 Die Gāthā im Aśvamedhakāṇḍa.<br />

mit manchen Varianten*), Es fragt sich nun, ob wir darunter<br />

Bruchstücke größerer Lieder zu erkennen haben, oder ob sie<br />

blos als einzelne versus memoriales anzusehen sind : für die<br />

erstere Auffassung spricht jedenfalls der Umstand, daß bei<br />

einigen jener <strong>Name</strong>n, wenn man das Aitareya­Brāhmaṇa<br />

hinzuzieht, zwei, drei, vier, fünf, ja sogar sechs Verse angeführt<br />

werden, und zwar stets in demselben Metrum, in śloka:<br />

nur ein Fall findet sich, wo der erste und vierte Vers śloka<br />

sind, der zweite aber triṣṭubh, der dritte wird da gar<br />

nicht aufgeführt, ist aber nach dem Commentar doch implicite<br />

verstanden, und spricht dieser Fall vielleicht grade ganz<br />

besonders zu Gunsten jener Auffassung. Die Analogie der<br />

sonst citirten Gāthā oder Śloka, nicht historischen Inhalts,<br />

kann man weder für die eine noch die andere Auffassung<br />

anführen, da in Bezug auf sie ganz dieselbe Ungewißheit<br />

stattfindet. Es enthalten übrigens jene Verse vielfach sehr<br />

alte vedische Formen**): ihre rühmenden Ausdrücke ferner<br />

sind meist sehr hyperbolisch und könnte man sie daher etwa<br />

als den Ausdruck frischen Dankgefühls ansehen, so daß ihre<br />

Entstehung vielleicht zum Theil als gleichzeitig mit den darin<br />

gerühmten Fürsten anzusehen wäre, da sich jener Umstand<br />

sonst nicht gut erklären läßt***): für diese Auffassung<br />

spricht übrigens auch direct eine Stelle hier im 13. Kāṇḍa<br />

selbst (s. Ind. Stud. I, 187) Von den hier genannten Königen<br />

nun sind besonders hervorzuheben: Bharata, Sohn des<br />

Duḥṣanta und der Apsaras Śakuntalā, Nachkomme<br />

des Sudyumna — Śatānīka†) Sātrājita, König der<br />

*) die Stellen im MBhārata schließen sich offenbar an das Śatapa¬<br />

tha­Brāhmaṇam an, wie denn überhaupt dasselbe und sein Verfasser Yājña¬<br />

valkya, wie dessen Patron Janaka, in jenem Buche des MBh. ganz besonders<br />

berücksichtigt sind. [Vgl. auch noch Śānkh. XVI, 8, 25—9, 32.]<br />

**) und <strong>Name</strong>n: so wird der Paficalakönig Kraivva genannt und das<br />

Brāhmaṇa giebt die Erklärung, daß die Pancāla „vormals" Krivi hießen.<br />

***) es müßten denn die Verse etwa blos von Priestern erdichtet sein, um<br />

die Fürsten zur Nachahmung und zum Nacheifer der Freigebigkeit ihrer Vorfahren<br />

anzuregen? doch ist dies theils an und für sich eine sehr gezwungene<br />

Erklärung, theis sind ja auch viele dieser Verse rein historischen Inhalts, ohne<br />

Anspielung auf die den Priestern dabei gegebenen Geschenke.<br />

†) s. Vāj. S. 34, 62 (nicht im Ṛk).


Die Stellung des Janamejaya und der Pārikṣitīya. 139<br />

Bharata und Feind des Dhṛtarāṣṭra, Königs der Kāśi<br />

— Purukutsa*) Aikṣvāka — Para Āṭṇāra Hairaṇ¬<br />

yanābha Kausalya — vor Allen aber Janamejaya Pā¬<br />

rikṣita mit den Pārikṣitīya (seinen drei Brüdern) Bhī¬<br />

masena, Ugrasena, Śrutasena, welche durch das Pferdeopfer<br />

von „aller Übelthat, aller brahmahatyā" befreit<br />

wurden. Es darf die Zeit dieser letzteren vier von der Zeit<br />

dieses Kāṇḍa selbst wohl nicht zu weit entfernt gedacht<br />

werden, da ihr Opferpriester Indrota Daivāpa Śaunaka<br />

(den auch das MBh. XII, 5595 als solchen angiebt) darin<br />

selbst einmal citirt wird nnd zwar, wie es scheint, als im<br />

Gegensatze zu Bhāllaveya auftretend, während seine eigne<br />

von diesem abweichende Ansicht ihrerseits von Yājñavalkya<br />

verworfen wird. Ich füge hier, des Interesses der Sache<br />

wegen, gleich noch eine andere Stelle an aus dem 14. Buche,<br />

aus der Gleiches erhellt. Es wird daselbst von einem Rivalen<br />

Yājñavalkya’s demselben zur Prüfung eine Frage<br />

vorgelegt, die jenem früher schon von einem Gandharva<br />

gelöst worden war, der die Tochter des Kāpya Pataṃcala<br />

im Lande der Madra besessen hielt, die Frage nämlich, die,<br />

danach zu schließen, offenbar für ungemein schwierig gehalten<br />

wurde — „wo die Pārikṣitās hingekommen seien?"<br />

Yājñavalkya antwortet: „dahin, wo (alle) die Aśvamedha¬<br />

opferer hingehen." Theils müssen also damals keine Pā¬<br />

rikṣita mehr existirt haben, theils muß ihr Leben und<br />

Ende noch ein Gegenstand des frischen Andenkens<br />

und allgemeiner Neugier**) gewesen sein. Es scheint fast,<br />

als ob ihre „Übelthat, ihre brahmahatyā" zu groß war,<br />

als daß man glauben mochte, sie könne durch noch so heilige<br />

Opfer gesühnt, und es könne ihnen durch diese derselbe<br />

Lohn zu Theil werden, der Anderen, weniger großen Übel­<br />

*) s. Ṛk Maṇḍ. IV, 42, 8.<br />

**) das Land der Madra liegt im Nordwesten und ist also weit von dem<br />

Lande der Kuru entfernt. Dem Mahā­Bhārata nach stammte indeß daher<br />

Mādrī, die zweite Frau des Pāṇḍu, Mutter der beiden jüngsten Pāṇḍava,<br />

des Nakula und Sahadeva: und auch Parīkṣit hatte eine Gemahiin Ma¬<br />

dravatī.


140 Das Āraṇyakakāṇḍam.<br />

thätem, dafür bestimmt war: es scheint ferner auch, als ob<br />

die Brāhmaṇa ganz besonderen Einfluß auf die Sühnung<br />

ihres Angedenkens ausgeübt und sich ganz besondere Mühe<br />

darum gegeben hätten, was ihnen ja in der That auch vollständig<br />

gelungen ist. Oder war etwa umgekehrt die Hoheit<br />

und Macht der Pārikṣita so groß und glänzend, ihr Ende<br />

so überraschend, daß man nicht glauben mochte, sie seien<br />

wirklich vergangen? Ich ziehe indeß die erstere Erklärung vor.<br />

Das vierzehnte Kāṇḍam enthält im Anfang seines<br />

ersten, des rituellen, Theiles eine Legende über einen Wettstreit<br />

der Götter, in welchem Viṣṇu den Sieg davontrug,<br />

weshalb man zu sagen pflege, Viṣṇu sei der śreṣṭha<br />

(glücklichste?) der Götter: es ist dies das erste Mal, daß<br />

Viṣṇu so besonders hervortritt, und kommt er sonst eigentlich<br />

nur in der Legende von den drei Schritten vor, so wie<br />

als Repräsentant des Opfers selbst, welche Stellung ihm in<br />

der That auch hier zugeschrieben wird: der eifersüchtige<br />

Indra schlägt ihm übrigens hier später den Kopf ab 139<br />

).<br />

Der zweite Theil dieses Kāṇḍa, das Vṛhad­Āraṇyakarn,<br />

der aus 5 Prapāṭhaka, resp. 6 Adhy. besteht, zerfällt<br />

wieder in 3 Kāṇḍa, in das Madhukāṇḍam Adhy. I.II<br />

(Prap. I‚ 1 — II, 5), das Yājñavalkīyam kāṇḍam Adhy.<br />

III. IV (Prap. II, 6 —IV, 3) und das Khilakāṇḍam<br />

Adhy. V. VI (Prap. IV, 4— V, 5), von denen jedes folgende<br />

später als das vorhergehende zu sein scheint und deren jedes<br />

mit einem Vaṃśa schließt, d. i. einer Angabe der Reihenfolge<br />

der Lehrer bis auf Brahman den Urgrund hin.<br />

Das dritte Brāhmaṇam des Madhukāṇḍa nun ist eine<br />

Erklärung von drei vorangestellten Śloka, ein Fall der<br />

1 3 9<br />

] dies ist unrichtig; die Götter senden die Ameisen aus, um die Bogensehne<br />

Viṣṇu's, der auf seinen gespannten Bogen gestützt dasteht, anzuiiagen;<br />

die emporschnellende Sehne schlägt ihm das Haupt ab. Dieselbe Legende kehrt<br />

nicht nur in der Parallelstelle des Taitt. Ar. (V, 1) sondern auch im Pane. Br.<br />

VII, 5‚ 6 wieder; während sie aber im Śat. Br. von Viṣṇu berichtet wird, erzählt<br />

sie das Taitt. Ār. von Makha Vaiṣṇava, das Pane, von Makha allein<br />

(vgl. auch Ts. In, 2, 4, 1); im Śat. wird Makha nur unter den Göttern, die<br />

da zusammenkamen, aber allerdings unmittelbar vor Viṣṇu, genannt.


Das Madhukāṇḍam des Vṛhad­Āraṇyaka. 141<br />

schon früher (p. 55) bemerkt, eine andere Recension der im<br />

vierten Adhyāya der Kauṣītaky­Upaniṣad erzählten<br />

Legende von Ajātaśatru, dem auf Janaka's Ruhm als<br />

Patron der Wissenschaft eifersüchtigen Kāśikonig. Das achte<br />

(Adhy. II, 4) enthält eine andere Recension der das Yājña¬<br />

valkīyakāṇḍam schließenden Legende von Yājñaval¬<br />

kya's beiden Frauen Maitreyī und Kātyāyanī (erste Erwähnung<br />

dieser <strong>Name</strong>n): dabei werden ähnlich, wie im 11.<br />

Kāṇḍa, die Gegenstände des vedischen Studiums aufgezählt,<br />

nämlich: Ṛgveda, Yajurveda, Sāmaveda, Atharvāṅgir<br />

ślokāḥ, sutrāṇi, anu vyākhyānāni, vyākhyān āni*) :<br />

dieselbe Aufzählung kehrt auch im Yājñavalkīyakāṇḍa<br />

(Adhy. VI, 10) wieder. Śaṃkara und Dviveda­Gaṅga, die<br />

Commentatoren des Vṛhad­Araṇyaka, fassen beide, wie<br />

Sāyaṇa dort, die Ausdrücke itihāsa etc. im Sinne von<br />

Abschnitten in den Brāhmaṇa, wie ich denn auch bereits<br />

(p. 135) angegeben habe, daß sie sich in der That so in den<br />

Brāhmaṇa selbst gebraucht finden: nur für sūtram kann<br />

ich einen solchen Gebrauch**) nicht nachweisen (wenn auch<br />

Dvivedagaṅga allerdings ziemlich häufig gewisse Sentenzen<br />

als sūtram bezeichnet, so I, 2, 18. 22. 3, 1 etc.), und erregt<br />

mir dieser Ausdruck in der That Bedenken, ob wir auch für<br />

diese Stellen, und für ihre Zeit noch die Auffassung der<br />

Commentare sollen gelten lassen. Das neunte (letzte) Brāh¬<br />

maṇam ist es offenbar, von welchem das Madhukāṇḍam<br />

seinen <strong>Name</strong>n erhalten hat. Es behandelt nämlich das innige<br />

Verhältniß, das zwischen den vier Elementen (Erde,<br />

Wasser, Feuer, Luft), der Sonne, den Himmelsgegenden, dem<br />

Monde, Blitze, Donner, ākāśa (Aether) etc. einerseits und<br />

allen Wesen andererseits stattfindet, und welches so darge-<br />

*) die letzten fünf Ausdrücke ersetzen hier die Ausdrücke anuśāsana,<br />

vākovākyam, nārāśaṃsyas, gāthās im elften Buche, welche letzteren<br />

offenbar weit alterthümlicher sind.<br />

**) das Wort sūtram findet sich hier allerdings mehrfach vor, aber im<br />

Sinne von Faden, Band, zur Bezeichnung nämlich des höchsten Brahman<br />

selbst, das wie ein Band alles umschlingt und zusammenhält.


142 Der <strong>Name</strong> des Madhukāṇḍa und die Lehrerliste darin.<br />

stellt wird, als ob Eins des Andern madhu, Honig, sei:<br />

zurückgeführt wird diese Lehre auf den Dadhyañc Āthar¬<br />

vaṇa, was in der That auch schon in der Ṛksaṃhitā<br />

selbst geschieht (I, 116, 12. 117,22): und auch im Anfang<br />

des vierten Kāṇḍa des Śatap. Brāhmaṇa (IV, 1, 5, 18)<br />

finden wir das madhu nāma brāhmaṇam ausdrücklich in<br />

dieser Beziehung erwähnt, so wie Sāyaṇa dafür auch die<br />

Śāṭyāyana­(Vājasaneyau) citirt: somit wäre für den<br />

<strong>Name</strong>n und wohl auch den Inhalt dieses Capitels jedenfalls<br />

wenigstens schon für sehr alte Zeit die Existenz garantirt,<br />

die Form freilich desselben kann darauf keine Ansprüche<br />

machen. Der Vaṃśa am Schlusse ist hier, wie sonst, in<br />

beiden Schulen in den jüngsten etwa 20 Gliedern bis zu<br />

Yāska und Āsurāyaṇa hin sehr verschieden, von diesen<br />

ab aber höher hinauf bis in die mythischen Spitzen stimmen<br />

beide Schulen meist überein. Āsurāyaṇa selbst (also auch<br />

der ihm gleichzeitig gesetzte Yāska) steht hier um zwei<br />

Stufen hinter Āsuri, am Ende des Khilakāṇḍa wird er<br />

sogar als dessen Schüler, wie dieser als der des Yājñaval<br />

kya bezeichnet: die Liste schließt somit etwa im 25.<br />

Gliede nach diesem letzteren, muß also noch fortgesetzt<br />

worden sein, nachdem die Redaction des Madhukāṇḍa<br />

bereits längst abgeschlossen war, da uns theils die Analogie<br />

des im vorletzten Brāhmaṇa des Khilakāṇḍa stehenden<br />

Vaṃśa, theils die Sache selbst die Annahme verbietet, als<br />

habe diese Redaction etwa erst im 25. Gliede nach Yājñavalkya<br />

Statt gefunden. Die Commentare lassen sich nie auf<br />

Erklärung dieser Vaṃśa ein, und ist dies wohl ein Beweis<br />

dafür, daß sie auch ihnen als Nachtrag gelten. Die <strong>Name</strong>n<br />

selbst sind natürlich von hohem Interesse und mögen für die<br />

jüngeren Stufen wenigstens wohl auch ganz authentisch sein.<br />

— Das Yājñavalkīyaṃ kāṇḍam hat die Verherrlichung<br />

des Yājñavalkya zum Zweck, und berichtet, wie er am<br />

Hofe seines Patrones des Janaka, Königs von Vi¬<br />

deha, alle Brāhmaṇa der Kurupañcāla etc. zum Schwei­


Das Yājñavalkīy akāṇdam. 143<br />

gen gebracht*) und sich dessen völliges Zutrauen erworben<br />

habe (ähnlich wie die betreffenden Legenden im XII. Buche<br />

des MBhārata). Das Vorbild mag vielleicht die im 11.<br />

Kāṇḍa (VI, 3, 1 fg.) erzählte Legende gewesen sein, wenigstens<br />

beginnt dieses Kāṇḍam hier ganz ebenso und giebt<br />

auch die dort allein erzählte Besiegung und Strafe des Vi¬<br />

dagdha Śākalya fast mit denselben Worten an. Den<br />

Schluß bildet eine ebenfalls schon früher, im Madhukāṇḍa<br />

nämlich, dagewesene Legende mit einigen Abweichungen. Als<br />

neu sind in diesem Kāṇḍa insbesondere die Ausdrücke pāṇ¬<br />

ḍityam, muni und maunam zu bemerken, die hier zuerst<br />

vorkommen 140<br />

) (III, 2, 1. IV, 2, 25), ferner ekahaṃsa, śra¬<br />

maṇa, tāpasa (IV, 1, 12. 22), pravrājin (IV, 2. 25, wo das<br />

bhikṣācaryam empfohlen wird) und pratibuddha (IV,<br />

2, 17: das Verbuin pratibudh so schon I, 2,21), endlich<br />

auch die <strong>Name</strong>n cāṇḍāla und paulkasa (IV, 1, 22). Auf<br />

dieses Yājñavalkīyam kāṇḍam nun bezieheich esjetzt**),<br />

wenn das Vārttikam zu Pāṇini IV, 3, 105 die Yājña¬<br />

valkāni brāhmaṇani als nicht purāṇaprokta, sondern<br />

als tulyakāla, gleichzeitig, nämlich mit Pāṇini, betrachtet,<br />

insofern durch den Wortlaut desselben nicht bedingt ist,<br />

daß dieselben von Yājñavalkya selbst herrühren müssen,<br />

sie demnach also ihren <strong>Name</strong>n auch davon tragen können,<br />

daß sie von ihm handeln: ich ziehe dies letztere eben vor,<br />

da es mir doch sehr bedenklich scheint, das ganze Śata¬<br />

pathabrāhmaṇam oder auch nur die letzten Bücher desselben<br />

theils direct als Yajñavalkya’s <strong>Name</strong>n tragend an­<br />

*) darunter den Aśvala, den Hotar des Königs, den Vidagdha Śā¬<br />

kalya, der für seine Impertinenz das Leben verlor, den Kahola Kauṣīta¬<br />

keya, und die Gārgī Vācaknavī, welche wohl alle vier (letztere wenigstens<br />

dem Gṛhyasūtra nach) als Vertreter des Ṛk anzusehen sind, gegen den hier<br />

somit eine Art Eifersucht nicht zu verkennen ist.<br />

14 0J Errata (p. 285 der ersten Ausgabe): „das Wort Muni kommt schon<br />

in den späteren Theilen der Ṛksaṃhitā vor, nämlich VIII, 17, 14. und x, 136,<br />

2—5." — Paulkasa findet sich auch Vs. 30, 17.<br />

**) früher, im ersten Bande der Ind. Studien p. 57, anders, — wie ich<br />

denn hier überhaupt manche der dort, besonders in p. 161—232, ausgesprochenen<br />

Ansichten nach weiterer Überlegung der betreffenden Stellen entweder weitergeführt<br />

oder modificirt habe, wie man bei etwaiger Vergleichung bemerken wird,


144 Das Yāj navalkīyakāṇdam und das Khilakāṇḍam.<br />

zusehen, wie sehr es auch jedenfalls d e s s e n System<br />

enthält, theils als gleichzeitig mit Pāṇini oder sei es auch<br />

als nur kurz vor seiner Zeit entstanden zu setzen: für das<br />

Yājñavalkīyaṃ kāṇḍam aber trage ich gar kein Bedenken<br />

letzteres zu thun 141<br />

). — Das letzte Kāṇḍam endlich des Vṛ¬<br />

had­Āraṇyaka, das Khilakāṇḍam, wird allgemein von<br />

den Commentatoren als solches Khilam, d.i. Nachtrag, angegeben<br />

und zeichnet sich in der That auch deutlich genug<br />

aus. Der erste Adhyāya desselben (der fünfte des Vṛh.<br />

Āraṇy. selbst) besteht aus einer Menge kleiner Bruchstücke,<br />

die meist höchst ungeschickte mystische Wortspielereien enthalten.<br />

Der zweite Adhyāya sodann enthält zunächst zwei<br />

Brāhmaṇa, die, wie früher (p. 78) bemerkt, zum Theil in<br />

ganz derselben Gestalt in der Chāndogyopaniṣad VII,<br />

1. 3 wiederkehren: und auch für das dritte, welches rituelle<br />

Bestimmungen enthält, findet sich daselbst in VII, 2 eine andere<br />

Recension vor: den Schluß desselben bildet hier ein<br />

Vaṃśa, aber nicht in Listenform, sondern in ausführlicher<br />

Darstellung: danach war der erste Urheber der betreffenden<br />

Lehre Uddālaka Āruṇi, der sie an Yājñavalkya, hier<br />

zum ersten Mal Vājasaneya genannt, mittheilte*); dessen<br />

Schüler war Madhuka Paiūgya, von welchem sie auf<br />

Cūḍa Bhāgavitti, dann auf Jānaki Āyaḥsthūṇa, zuletzt<br />

auf Satyakāma Jābāla überging, welchem letzteren<br />

(in der Chāndogyopaniṣad viel genannten) Lehrer, dessen<br />

<strong>Name</strong>n auch in der That in späteren Werken eine Schule<br />

des weißen Yajus trägt, sonach etwa die finale Redaction<br />

1 4 1<br />

] vgl. hiezu Goldstücker’s ausführliche Darstellung in seinem „Pāṇini‘‘<br />

p. 132—140, sowie meine specielle Entgegnung darauf in den Ind. Stud. V, 65 — 74.<br />

xlll, 443. 444. Ind. Streifen II, 214. Danach muß der vārttika­Verfasser seinerseits<br />

die Yājñavalkāni brāhmaṇāni in der That doch als von Yājñ. ursprünglich<br />

prokta betrachtet, andererseits aber auch wieder ihre damals vorliegende Abfassung<br />

als mit Pāṇini gleichzeitig angesehen haben. Wenn er dabei eben<br />

den Yājñavalkya zu den purāṇa, Alten, rechnet (und der Wortlaut seines<br />

vārttika erheischt dies), so bezeichnet dagegen die Kāśikā denselben direct als<br />

„nicht cirakāla."<br />

*) im Yājñavalkīyakāṇḍa wird Uddālaka Āruṇi von Yājñavalkya<br />

zum Schweigen gebracht, wie die übrigen Brāhmaṇa, und wird darin<br />

gar nicht erwähnt, daß dieser sein Lehrer war.


Der Schluß-Vanśa des Śatapatha Brāhmaṇa. 145<br />

jener Lehre zuzuschreiben wäre. Das letzte, vierte Brāhmaṇam<br />

dieses Adhyāya ist wie das dritte durch seinen<br />

Inhalt in der That sehr überraschend, und gehört derselbe,<br />

nämlich die rituellen Gebräuche, welche vor und bei dem<br />

Coitus so wie nach der Geburt eines Sohnes zu beobachten<br />

sind, eher in ein Gṛhyasūtram als hieher. Den Schluß<br />

desselben*) macht wieder ein Vaṃśa, diesmal ganz<br />

besonders lang und in den jüngeren Gliedern durch die Eigen¬<br />

thümlichkeit ausgezeichnet, daß deren <strong>Name</strong>n durch Anfügung<br />

von putra an den <strong>Name</strong>n der Mutter gebildet (s. oben<br />

p. 78), so wie dadurch, daß beide Theile des <strong>Name</strong>ns accentuirt<br />

sind. Āsuri ist hier als der Schüler des Yājñavalkya,<br />

dieser als der des Uddālaka genannt: nachdem man<br />

dann durch noch 10 Stufen bis zu Āditya, dem Sonnengott,<br />

als dem letzten Urheber gekommen ist, werden als Schluß<br />

des ganzen Brāhmaṇa die Worte zugefügt: ādityānī 'māni<br />

śuklāni yajūṃṣi Vājasaneyena Yājñavalkyenā" khyā¬<br />

yante „diese von Āditya herrührenden**) weißen Yajus<br />

werden von dem Vājasaneya Yājñavalkya überliefert".<br />

Nach Śaṃkara nämlich und Dvivedagaūga bezieht sich<br />

dieser Vaṃśa nicht etwa auf das Khilakāṇḍam, sondern<br />

auf das ganze Pravacanam, den ganzen Veda (sc. weißen<br />

Yajus): für die Richtigkeit dieser Auffassung spricht jedenfalls,<br />

daß der Vaṃśa am Ende des zehnten Buches***), der<br />

einzige, der sich sonst noch, mit Ausnahme von Madhu¬<br />

kāṇḍa, Yāj navalkīyakāṇḍa und Khilakāṇḍa, im ganzen<br />

Śatapatha-Brāhmaṇa vorfindet, sich offenbar auf diesen<br />

Vaṃśa hier bezieht und denselben voraussetzt, wenn es daselbst<br />

im Anfang heißt: samānam ā Sāṃjīvīputrāt „bis<br />

zu Sāṃjīvīputra sind die Lehrer dieselben", von diesem<br />

Sāṃj. ab weiter hinauf sind nämlich hier noch drei Stufen<br />

bis zu Yājñavalkya, während im zehnten Buche, wie schon<br />

*) in der Kāṇvaschule bilden die Vanśa stets ein apartes Capitel.<br />

**) oder: „diese weißen Yajus werden von dem Vājasaneya Yājñavalkya<br />

als von Āditya herrührend genannt?"<br />

***) die Kāṇvaschule fügt denselben hier noch am Schlüsse nach den<br />

Worten: Yājñavalkyenā "khyāyante an.


146 Etwaiger nordwestlicher Ursprung von Kāṇḍa VI—X des Śat. Br.<br />

früher bemerkt, die Lehre gar nicht auf diesen letzteren, sondern<br />

von Sāṃj. ab durch fünf Stufen auf Śāṇḍilya und<br />

durch weitere zwei Stufen auf Tura Kāvaṣeya*) zurückgeführt<br />

wird. Dieser letztere Umstand giebt uns übrigens<br />

vielleicht auch noch eine andere Eintheilung des Śatapatha-<br />

Brāhmaṇa in Bezug auf den Ursprung der einzelnen<br />

Kāṇḍa desselben an die Hand. In den fünf ersten und den<br />

vier letzten Kāṇḍa nämlich tritt uns stets und zwar sehr<br />

häufig der <strong>Name</strong> des Yājñavalkya als desjenigen Lehrers<br />

entgegen, dessen Ansicht als endgültige Auctorität den Ausschlag<br />

giebt, dessen System uns also jedenfalls darin vorliegt**):<br />

es werden ferner in diesen Kāṇḍa, mit Ausnahme<br />

der Gāthā im dreizehnten Kāṇḍa, und mit Ausnahme des<br />

Yājñavalkīyakāṇḍa, nur östliche oder im mittleren<br />

Hindostan ansässige Völker erwähnt, die Kurupañcāla<br />

nämlich, die Kosalavideha, Śvikna uud Sṛñjaya: nur<br />

einmal werden die Pracya (Östlichen) den Vāhīka (Westlichen)<br />

gegenübergestellt, einmal ferner findet sich die Erwähnung<br />

der Udīcya (Nördlichen), und die (südlichen) Ni¬<br />

ṣadha sind gleichfalls einmal im <strong>Name</strong>n ihres Königs Nala<br />

Naiṣadha (er heißt hier resp. Naiṣidha) genannt. Merklich<br />

genug unterscheiden sich nun hievon das sechste bis<br />

zehnte Kāṇḍam, welche statt Yājñavalkya den Śāṇḍi­<br />

*) der im Ait. Brāhmaṇa als gleichzeitig mit Janamejaya (als Opfer¬<br />

Priester desselben) genannt wird, s. Ind. Stud. I, 203 not.<br />

*+) daß dies so klar ist, muß jedenfalls auch als Grund dafür angesehen<br />

werden, daß die Purāṇa hier einmal eine mit dem Factum übereinstimmende<br />

Nachricht haben, insofern sie den Yājñavalkya als Urheber des weißen<br />

Yajus nennen. — Der <strong>Name</strong> des Yājñavalkya kommt übrigens sonst in der<br />

vedischen Literatur nirgend vor, was theils in der verschiedenen oertlichkeit,<br />

theils auch darin seinen Grund haben könnte, daß seine Redaction des weißen<br />

Yajus später stattgefunden habe, als die Redaction der andern Veda: doch<br />

erklärt sich dieser Umstand dadurch keineswegs zur Genüge, insofern ja doch<br />

andere Lehrer des w. Yajus vielfach in der späteren vedischen Literatur genannt<br />

sind, so Āruṇi, Śvetaketu, Satyakāma Jābāla etc., die doch<br />

theils seine Zeitgenossen sind, theils selbst späterer Zeit angehören. Sein Patron<br />

Janaka wird zudem wenigstens in der Kauṣītaky­Upaniṣad erwähnt.<br />

[In zwei späteren Abschnitten des Kauṣītaki­, resp. Śāṅkhāyana­Āraṇyaka, die<br />

aber offenbar beide ganz secundären Ursprunges sind, wird Yājñavalkya in der<br />

That auch selbst genannt (9‚ 7 und 13, 1); doch handelt es sich daselbst geradezu<br />

um Citate aus Śatap. Br. XIV. — Im Gopatha Br., welches so sehr<br />

specielle Beziehungen zum Cat. Br. hat, wird Yājñavalkya nicht genannt.]


Einheit der Schlußredaction. 147<br />

lya als endgültige Auctorität anerkennen*), ohne jenen auch<br />

nur zu nennen, so wie sie ferner nur nordwestliche Völker<br />

erwähnen, die Gandhāra nämlich mit ihrem König Na¬<br />

gnajit, die Salva, und die Kekaya**), Sollte vielleicht<br />

jener oben erwähnte Vaṃśa nicht blos für das zehnte Buch,<br />

sondern für diese fünf Kāṇḍa gelten? da dieselben speciell<br />

das Feuerritual, die Anlegung der heiligen Feueraltäre behandeln,<br />

so könnte ihr etwaiger Ursprung aus dem Nord¬<br />

westen sich vielleicht daher erklären, daß die Lehre<br />

über jenen Gegenstand dort eben wegen der Nähe der Persa­<br />

Arier, ob auch von der der letztern abweichend, sich doch<br />

besonders rein erhalten habe***)? Wie nun übrigens sich dies<br />

auch verhalten mag — sei der nordwestliche Ursprung der<br />

Lehre dieser fünf Kāṇḍa wirklich begründet oder nicht 342<br />

) —,<br />

jedenfalls gehören dieselben in ihrer vorliegenden Form in<br />

dieselbe Zeit (das zehnte resp. in eine etwas spätere) mit den<br />

ersten fünf Kāṇḍa, wofür die Erwähnung des Aruṇa Aupa¬<br />

veśi, Āruṇi, Śvetaketu Āruṇeya, wie des Indra¬<br />

dyumna (im zehnten Buche), so wie die mehrfache tadelnde<br />

Erwähnung der Carakādhvaryavaḥ entscheidet. Daß<br />

eben eine ordnende Hand die einzelnen Theile des Brāhmaṇa<br />

verschmolzen hat 14s<br />

), erhellt insbesondere aus der mehrfach<br />

vorkommenden Hinweisung darauf, daß ein Gegenstand schon<br />

in einem früheren Theile behandelt sei, oder sich in einem<br />

späteren Theile ausführlicher dargestellt finde: eine nähere<br />

*) wie die Sāmasūtra: sonst wird er nur noch in der Chāndogyop.<br />

erwähnt.<br />

**) die diese betreffende Legende kehrt in der Chāndogyop. wieder.<br />

***) sollten die Śākāyaninas etwa mit letzteren direct in Verbindung zu<br />

setzen sein? Was aber würde dann aus der Verbindung des Śākāyanya (in<br />

der Maitrāyaṇī-Upaniṣad) mit den Śākya?!<br />

142j Vgi hi e z u meine ausführliche Erörterung in den Ind. Stud, xlll, 265<br />

bis 269, wo ich insbesondere auch auf mehrfache sprachliche Differenzen zwischen<br />

den Büchern I—V und VI ~X aufmerksam gemacht habe.<br />

1 4 3<br />

] der herbe Tadel, der in IX, 8, 1, 24 über die Anwohner der sieben<br />

westlichen Flüsse ausgesprochen wird, müßte auf diese „ordnende Hand"<br />

zurückgeführt werden, s. Ind. Stud. XIH, 267. — Dafür daß der weiße Yajus<br />

im östlichen Hindustan redigirt worden ist, scheinen die Angaben über den Umfang<br />

des Madhyadeśa im Pratijñāpariśiṣṭa einzutreten, s. meine Abh. über das<br />

Pratijñāsūtra p. 101. 105.


148<br />

Im Śat. Br. erwähnte Lehrer.<br />

Untersuchung der einzelnen Fälle, wo dies geschieh/, ist mir<br />

bis jetzt noch nicht möglich gewesen.<br />

Die Zahl der im Brāhmaṇa angeführten Abweichungen<br />

in Bezug auf Ritual oder Lesarten ist sehr groß: schon in<br />

der Saṃhitā selbst ist hie und da darauf Rücksicht genom¬<br />

men, insofern zwei verschiedene Mantra als gleich gut neben<br />

einander aufgeführt werden. In der Regel und am häufigsten<br />

geschieht die Anführung von dergl. Abweichungen im Brāh¬<br />

maṇa durch ity eke, oder tad āhuḥ, doch werden auch<br />

ziemlich oft die <strong>Name</strong>n einzelner Lehrer genannt, die dann<br />

zum Theil wohl als die Repräsentanten der ihren <strong>Name</strong>n<br />

tragenden Schulen zu gelten haben, so außer den bereits angeführten<br />

noch: Aṣāḍha Sāvayasa, Barku Vārṣṇa,<br />

Aupoditeya, Pāñci, Takṣan, Jīvala Cailaki, Āsuri,<br />

Mādhuki, Kahoḍa Kauṣītaki, Vārṣṇya Sātya¬<br />

yajña, Sātyayajñi, Tāṇḍya, Buḍila Āśvata¬<br />

rāśvi, Rāma Aupatasvini, Kaukūsta, Māhitthi, Mu¬<br />

ḍimbha*) Audanya, Saumāpau Mānutantavyau, Sa¬<br />

tyakāma Jābāla, Śailāli etc. Außer den Carakā¬<br />

dhvaryavaḥ wird insbesondere regelmäßig getadelt der<br />

Bhāllaveya und schließe ich, wie schon früher (p. 105) bemerkt,<br />

daraus, daß das Bhāllavi­Brāhmaṇam dem schw.<br />

Yajus zuzurechnen sei. Unter den eke, wo dieselben getadelt<br />

sind, werden wir wohl auch (wie z. B. im ersten Kāṇḍa<br />

einmal sicher) meist Anhänger dieses letztern zu verstehen<br />

haben, einmal indeß (im achten Kāṇḍa) wird eine Lesart<br />

der K an va schule durch eke angeführt und resp. bekämpft:<br />

wie sich deren Brāhmaṇam an dieser Stelle verhält, ob es<br />

etwa die Lesart der Madhyamdinaschule tadelt, weiß ich<br />

nicht zu sagen: eine Vergleichung von dergl. Stellen würde<br />

natürlich von besonderem Interesse sein.<br />

Von besonderer Bedeutung sind die so überaus zahlreichen<br />

hie und da im Brāhmaṇa verstreuten Legenden,<br />

*) zu vergl. die Muṭibha im Aitar. Br. — Nur Buḍila, die Saumā¬<br />

dau, S atyakāma, Mādhuki (resp. Paingya), und Kauṣītaki werden<br />

von obigen auch anderweitig erwähnt.


Die Legenden im Śatapatha-Brāhṃaṇ 149<br />

deren einige in besonders alterthümlicher Sprache auftreten<br />

und daher wohl schon vor ihrer Aufnahme in dasselbe eine<br />

selbständige Form gewonnen hatten: besonders ausführlich<br />

behandelt, und darum hervorzuheben, sind die Legenden von<br />

der Sinnfluth und der Rettung des Manu — von der Über¬<br />

siedelung des Videgha Māthava von der Sarasvatī nach<br />

der Sadānīrā im Lande der Kosala­Videha — von der<br />

Verjüngung des Cyavana durch die Aśvin auf Bitten seiner<br />

Frau Sukanya, der Tochter des Śaryāta Mānava —<br />

von dem Wettstreit der Kadrū und Suparṇī — von der<br />

Liebe und Trennung des Purūravas und der Urvaśī u. a,<br />

m. Viele derselben finden wir in dem Epos wieder vor, als<br />

Episoden darin, und zwar in metrischem Gewände, wie auch<br />

im Übrigen in vielfach veränderter Gestalt. Es ist hier<br />

überhaupt ein viel speciellerer Zusammenhang mit dem Epos,<br />

als in den übrigen Brāhmaṇa, nicht zu verkennen. Die<br />

<strong>Name</strong>n Valhika, Janamejaya, Nagnajit stehen in un¬<br />

mittelbarster Beziehung zu der Sage des Mahā­Bhā¬<br />

rata, so auch die schon bei der Saṃhitā besprochenen<br />

<strong>Name</strong>n Aruba, Arnbikā, Arnbālikā, Subhadrā und der<br />

darin von den Wörtern arjuna und phalguna gemachte<br />

Gebrauch. Die Erklärung hiefür haben wir jedenfalls in dem<br />

Umstände zu suchen, daß dies Brāhmaṇam wesentlich<br />

unter dem Volke der Kurupañcāla und der benachbarten<br />

Kosala­Videha entstanden ist und seinen Abschluß gefunden<br />

hat. Der König dieser letztern, welcher als der Haupt¬<br />

patrou der heiligen Lehre darin auftritt, Janaka, tragt denselben<br />

<strong>Name</strong>n mit dem Vater der Sītā und Schwiegervater<br />

des Ram a im Rāmāyaṇa: dies ist aber auch der einzige<br />

Berührungspunkt mit der Sage dieses Werkes, der sich hier<br />

vorfindet und da überdem der <strong>Name</strong> Janaka der ganzen<br />

Familie gehört zu haben scheint, so verschwindet eigentlich<br />

auch er: ich bin indeß doch geneigt, jenen Vater der Sītā<br />

mit diesem besonders heiligen Janaka hier für identisch zu<br />

halten, insofern ich der Ansicht bin, daß Sītā selbst eine<br />

reine Abstraction ist, und man ihr somit jedenfalls einen


150 Beziehung der Legenden des Śat. Br. zu der epischen Sage.<br />

möglichst berühmten Vater gegeben hat. Was speciell das<br />

Verhältniß des Brāhmaṇa zur Sage des Mahā­Bhārata<br />

betrifft, so hat Lassen bekanntlich als Grundtypus der letztern<br />

einen mit der gegenseitigen Vernichtung endenden Kampf<br />

zwischen den Kuru und Pañcāla, letztere geführt von dem<br />

aus Westen gekommenen Geschlechte der Pāṇḍu, angenommen.<br />

Zur Zeit des Brāhmaṇa nun finden wir die Kuru<br />

und Pañcāla theils noch in voller Blüthe*), theils in engster<br />

Freundschaft zu einem Volke**) verbunden, es kann also<br />

jener Vernichtungskampf noch nicht stattgefunden<br />

haben. Auf der andern Seite indeß finden wir die Blüthe,<br />

die Sünde, die Sühne und den Untergang des Janam¬<br />

ejaya Pārikṣita und seiner Brüder Bhīmasena, Ugra¬<br />

sena, Śrutasena, sowie des ganzen Geschlechtes der Pārikṣita,<br />

in den jüngsten Theilen des Brāhmaṇa, wie es<br />

scheint, noch in frischer Erinnerung, und als einen Gegenstand<br />

der Controverse vor. Im MBhārata herrscht in Bezug<br />

auf diese <strong>Name</strong>n eine grenzenlose Verwirrung: theils nämlich<br />

wird Janamejaya nebst jenen seinen Brüdern als Urenkel<br />

des Kuru aufgeführt, theils als die Urenkel des Pāṇḍuiden<br />

Arjuna, bei deren Schlangenopfer Vaiśampāyana die<br />

Geschichte des großen Kampfes zwischen den Kuru und<br />

Pāṇḍu vortrug. Nehmen wir letztere Auffassung an, die<br />

deshalb als die verbürgtere erscheint, weil das sie enthaltende<br />

Stück des Mahā­Bhārata in Prosa geschrieben ist und in<br />

besonders alterthümlichem Gewände auftritt, so müßte also<br />

jener angebliche große Vernichtungskampf zwischen den<br />

Kuru und Pañcāla, und die Herrschaft der Pāṇḍava,<br />

zur Zeit des Brāhmaṇa schon längst vorbei gewesen<br />

sein. Wie ist dieser Widerspruch zu lösen? Daß etwas<br />

*) obwohl allerdings in den letzten Theilen desselben die Kosala­Vi¬<br />

deha ein. gewisses Übergewicht zu haben scheinen, und vielleicht schon zur<br />

Zeit der Saṃhitā (s. p. 126) eine gewisse Rivalität zwischen den Kuru und<br />

Pañcāla bestanden hatte.<br />

**) anders wenigstens vermag ich das Wort Kurupañcāla nicht zu erklären:<br />

bemerkenswerth ist übrigens, daß kein <strong>Name</strong> eines Königs der Kuru¬<br />

pañcāla genannt wird, sondern dais dgl. <strong>Name</strong>n nur von Kauravya­ oder<br />

von Pān cala­Königen angeführt Werden.


Die Stellung der Kurupañcāla darin, gegenüber der der Pārikṣita. 151<br />

Großes, Wunderbares im Geschlechte der Pārikṣita vorgegangen<br />

war und ihr Ende zur Zeit des Brāhmaṇa noch<br />

Staunen erregte, haben wir gesehen: was es gewesen, wissen<br />

wir nicht: Untergang der Kuru durch die Pañcāla kann<br />

es nach Obigem kaum gewesen sein, jedenfalls waren es aber<br />

Übelthaten, und bin ich in der That geneigt, dieses vor der<br />

Hand unbekannte Etwas als die Grundlage der Sage des<br />

Mahā­Bhārata anzusehen 144<br />

). Daß die Pāṇḍava ursprünglich<br />

nicht zu derselben gehören, sondern erst später damit in<br />

Verbindung gesetzt sind, scheint mir unumgänglich mit<br />

Lassen anzunehmen 145<br />

), da theils nirgendwo in den Brāh¬<br />

maṇa oder Sūtra sich eine Spur von ihnen findet, theils<br />

der <strong>Name</strong> ihres Haupthelden, des Arjuna (Phalguna), hier<br />

im Śatap. Brāhmaṇa (wie in der Saṃhitā) noch <strong>Name</strong><br />

des Indra ist, wie er denn wahrscheinlich in der That als<br />

ursprünglich mit diesem identisch zu erachten und ihm somit<br />

wohl auch jede wirkliche Existenz abzusprechen sein wird.<br />

Wenn ferner Lassen Ind. Alt. I, 647 fg. aus dem, was<br />

Megasthenes bei Arrian über den indischen Heracles,<br />

seine Söhne und seine Tochter flavöaia berichtet, im Verein<br />

mit anderen Nachrichten bei Curtius, Plinius, Ptole¬<br />

maios*) geschlossen hat, daß zur Zeit des Megasthenes<br />

die mythische Verbindung des Kṛṣṇa (?) mit den Pāṇ¬<br />

ḍava schon bestand, so ist dies theils wohl an und für sich<br />

ob auch vielleicht wahrscheinlich, wenigstens nicht sicher**),<br />

1 4 4<br />

] s. Indian Antiquary II, 58 (1873). Ich füge hier noch Folgendes<br />

hinzu, was möglicher Weise in Bezug hiezu steht. Den Vṛddhadyumna Abhi¬<br />

pratāriṇa (s. Ait. Br. III, 48) verfluchte ein Brāhmaṇa wegen unrichtigen Opfers<br />

dahin, daß: imam eva prati samaram Kuravah Kurukṣetrāc cyoṣyanta iti<br />

Śānkh. XV, 16, 12 (und so geschah es auch). — Zur Verherrlichung des Kauravya-Königs<br />

Parikṣit dienen die vier Verse Śānkh. śr XII, 17, 1 — 4 (Ath.<br />

xx, 127, 7—10), die freilich im Ait. Br. VI, 22 (Śānkh. Br. XXX, 5) auf das<br />

Feuer oder das Jahr bezogen werden, s. aber Gopatha Br. XI, 12. — Eine Le­<br />

gende von Janamejaya Pārīkṣita hat auch noch das Gopatha Br. II, 5.<br />

1 4 5<br />

] s. meine nähere Ausführung hierüber in den Ind. Stud. II, 402—404.<br />

*) Curtius und Plinius schrieben im ersten, Arrian und Ptolemaios<br />

im zweiten Jahrh. p. Chr.<br />

**) der Incest des Hercules mit der Ilwoctia geht jedenfalls wohl auf<br />

die vielfach in den Brāhmaṇa berührte Sage von dem Incest des Prajāpati<br />

mit seiner Tochter. [Auch daß Vāsudeva und Arjuna bei Pāṇ. IV, 3‚ 98 neben<br />

einander stehen, ist noch kein Beweis für ihre Zusammengehörigkeit, s. Ind. Stud,<br />

xlll, 349 fg.]


152 Nichterwähn. d. Pāṇḍava im Cat Br. Berührung m.d. Samkhya­Tradítion.<br />

theils aber würde es auch noch nicht dafür beweisen, daß<br />

die Pāṇḍava damals auch bereits schon mit der Kurusage<br />

in Verbindung gesetzt waren: und wenn wir wirklich (s.<br />

p. 117) die Redaction der Mādhyaṃdinaschule etwa in die<br />

Zeit des Megasthenes zu setzen haben, so würde aus dem<br />

Mangel jeder Erwähnung der Pāṇḍava darin wohl jedenfalls<br />

zu folgern sein, daß damals deren Verbindung mit den<br />

Kuru eben noch nicht hergestellt war, obwohl diese Folgerung<br />

allerdings weniger für die Redactionszeit als vielmehr<br />

nur für die Zeit der redigirten Stücke stricte Beweiskraft hat.<br />

Wie mit der epischen Sage, so finden sich weiter im<br />

Śatapatha-Brāhmaṇa auch mehrere Berührungspunkte<br />

theils mit den Legenden der Buddhisten, theils mit der späteren<br />

Tradition über den Ursprung der Sāṃkhyalehre. Was<br />

zunächst diese letztere betrifft, so ist Āsuri, der <strong>Name</strong> einer<br />

der Hauptauctoritäten derselben, zugleich auch der <strong>Name</strong> eines<br />

im Śatapatha-Brāhmaṇa vielfach erwähnten Lehrers, und<br />

wird hier ferner, allerdings blos im Yājñavalkīyakāṇḍa,<br />

ein Kāpya Patañcala im Lande der Madra als besonders<br />

ausgezeichnet durch seine Bemühungen um die brāhmanische<br />

Theologie genannt, in dessen <strong>Name</strong>n wir einen Bezug zu<br />

Kapila und Pataṃjali, den traditionellen Gründern der<br />

Sāṃkhya­ und Yogalehre, nicht verkennen können. Was<br />

die Nachrichten der Buddhisten betrifft, so nannten sich die<br />

Śākyās von Kapilavastu (deren <strong>Name</strong>n vielleicht mit den<br />

Śākāyanin des X. Kāṇḍa, resp. dem Śākāyanya<br />

der Maitrāyaṇa-Upaniṣad in Verbindung zu bringen<br />

ist), G a utam as, ein Geschlechtsname, welcher unter den<br />

Lehrern und in den Lehrerlisten des Brāhmaṇa besonders<br />

reich vertreten erscheint, wie denn ja auch das Land der<br />

Kosala und Videha als die Wiege des Buddhismus zu<br />

gelten hat. — Śvetaketu, einer der am häufigsten im Śa¬<br />

tapatha­Brāhmaṇa genannten Lehrer (Sohn des Āruṇi),<br />

ist bei den Buddhisten der <strong>Name</strong> einer der früheren Geburten<br />

des Śākyamuni (s. Ind. Stud. II, 76 not.). — Die<br />

etwaige Herbeiziehung des māgadha in der Saṃhitā habe


Berührungen mit der buddhistischen Legende. 153<br />

ich bereits früher (p. 123—24) besprochen. - Die Wörter<br />

arhant (III, 4, 1, 3 fg.), śramaṇa (Vṛh. Ār. IV, 1, 22 wie<br />

Taitt. Ār. II, 7: neben tāpasa), mahābrāhrnaṇa (Vṛh.<br />

Ār. II, 1, 19, 22*), pratibuddha, obschon keineswegs etwa<br />

im technischen buddhistischen Sinne gebraucht, zeigen doch,<br />

wie dieser allmälig entstanden ist — Auch der <strong>Name</strong> des<br />

Celaka im Brāhmaṇa ist vielleicht mit dem speciell buddhistischen<br />

Sinne von cela in Verbindung zu setzen. —<br />

Ajātaśatru und Brahmadatta**) dagegen sind wohl nur<br />

<strong>Name</strong>nsgenossen der beiden Männer, welche die Buddhisten<br />

unter diesen <strong>Name</strong>n als Zeitgenossen Buddha's nennen?<br />

Gleiches gilt wohl auch für die Vātsīputrīya der Buddhisten<br />

und den Vātsīputra des Vṛh. Āraṇy. (V, 5, 31),<br />

obschon diese <strong>Name</strong>nsform, weil ungewöhnlich, vielleicht<br />

schon ein engeres Verhältniß bedingt Insbesondere aber ist<br />

es die Familie der Kātyāyana, Kātyāyanīputra, welche<br />

sowohl bei den Buddhisten, als im Brāhmaṇa, allerdings<br />

nur in den allerspätesten Theilen desselben, zahlreich vertreten<br />

ist. Bei der einen Frau des Yājñavalkya, welche<br />

Kātyāyanī heitst, finden wir diesen <strong>Name</strong>n zum ersten Mal<br />

erwähnt***), und zwar sowohl im M a d h u k ā ṇ ḍ a<br />

als im Yājñavalkīyakāṇḍa, dann aber findet er sich<br />

mehrfach in den Lehrerlisten vor und tragen denselben fast<br />

*) neben mahārāja, was auch schon früher sich findet I, 5, 3‚ 21. II, 5,4,9.<br />

**) mit dem Beinamen Caikitāneya Vṛh. Ār. Mādhy. I, 1, 26. —<br />

Im MBh. Xn, 5136. 8608 wird ein Pāncāl3­0 rájā <strong>Name</strong>ns Br ah madatta<br />

genannt, der in Kāmpīlya herrschte. — Caikitāneya ist von Caikitāyana<br />

in der Chāndogyopan. HI, 8 zu trennen. — [lieber ein eigenthümliches Zusammentreffen<br />

einer Legende des Vṛhad Ar. mit einer buddhistischen Legende<br />

s. Ind. Stud. HI. 156. 157.]<br />

***) im zehnten Buche des Taitt. Ar. ist Kātyāyana (statt °nī) <strong>Name</strong><br />

der Durgā: über diesen Gebrauch s. Ind. Stud. H, 192 [XIH, 422]. ­ Im<br />

Gaṇapāṭha zu Pāṇini fehlt Kātyāyana. [Kātyāyanī aber ergiebt sich aus<br />

Pāṇini selbst IV, 1, 18, s. hierüber Ind. Stud. V, 61. 63. 64; ein Kātyāyanī¬<br />

putra Jātūkarṇya wird im Śānkh. Āraṇy. VIII, 10 citirt. Pataṃjali im Mahābhāṣya<br />

erwähnt mehrere Kātya Ind. Stud. XIII, 399. 407, wie denn ja der<br />

vārttikakāra dieser Familie direct angehört. In andern vedischen Texten habe<br />

ich weder die Kata noch die Kātya, Kātyāyana gefundene mit Ausnahme des<br />

am Schluß des Āśvalāyanaśrautasūtra XII, 13 —15 angehängten pravara-Ab¬<br />

Schnitts, wo die Kata und ihr Patronymicum Kātya mehrfach genannt sind.<br />

Die Kuru-Katās sind im gaṇa Garga aufgeführt und scheint danach das Geschlecht<br />

der Kata in besonderer Verbindung mit den Kuru gestanden zu haben,<br />

s. Ind. Stud. I. 2Ī7. 228.]


154 Das Śrautasūtram des Kātyāyana.<br />

sämmtliche Sūtra, die zum weißen Yajus gehören, als den<br />

<strong>Name</strong>n ihres Verfassers.<br />

Commentirt ist das Śatapatha-Brāhmaṇa in der<br />

Mādhyaṃdina­Schule von Harisvāmin und Sāyaṇa,<br />

deren Commentare indeß bis jetzt nur bruchstückweise 146<br />

)<br />

vorhanden sind: das Vṛhad­Āraṇyakam ist von Dviveda<br />

Gaṅga (aus Guzerate) erklärt worden, in der Kāṇva­<br />

Schule dagegen von Śaṃkara, an dessen Commentar sich<br />

eine große Zahl anderer Werke seiner Schüler etc. angeschlossen<br />

hat. Edirt ist bis jetzt nur das erste Kāṇḍam<br />

nebst Auszügen aus den betreffenden Commentaren, durch<br />

mich selbst: im Laufe der drei nächsten Jahre soll aber das<br />

ganze Werk im Druck vollendet sein 147<br />

). Das Vṛhad­<br />

Āraṇyakam in der Kāṇváschule ist von Poley edirt<br />

worden, neuerdings von Roer zugleich mit Śaṃkara's Commentar<br />

und einer Glosse dazu 148<br />

).<br />

Ich wende mich nunmehr zu den Sūtra des weißen<br />

Yajus. Das erste derselben, das Śrautasūtram des Kātyāyana,<br />

besteht aus 26 Adhyāya, welche im Ganzen strict<br />

die Reihenfolge des Brāhmaṇa beobachten: und zwar entsprechen<br />

die ersten 18 den neun ersten Kāṇḍa desselben:<br />

die Sautrāmaṇi wird im 19., das Pferdeopfer im 20. Adhyāya<br />

behandelt, der 21. enthält das Menschenopfer, Allopfer<br />

und Manenopfer Die drei folgenden Adhyāya sind, wie<br />

schon früher (p. 88) angegeben, auf das Ceremoniell des<br />

Sāmaveda, auf die einzelnen Ekāh a, Ahīna, Sattradesselben<br />

bezüglich, doch führen sie dieselben mehr listenformig<br />

auf, als daß sie, wie die übrigen Adhyāya, ein anschauliches<br />

Bild des ganzen Vorganges bieten. Der 25. Adhyāya<br />

behandelt die Prāyaścitta, Sühnceremonieen, entsprechend<br />

1 4 b<br />

] und in sehr schlechten Handschriften.<br />

1 4 7<br />

] das letzte-Heft erschien 1855. Eine Übersetzung des ersten Buches,<br />

so wie einiger der oben specien aufgeführten Legenden liegt in vol. I meiner<br />

Ind. Streifen vor (1868).<br />

1 4 8<br />

] Roer’s Übersetzung (1856) erstreckt sich auch auf den Commentar<br />

zum ersten Adhyāya, und giebt auch in den folgenden Abschnitten mehrfache<br />

Auszüge aus demselben.


Die darin erwähnten Lehrer und anderen Data. 155<br />

dem ersten Theile des 12. Kāṇḍa und der 26. Adhyāya<br />

endlich enthalt das Pravargya­Opfer, entsprechend dem<br />

ersten Theile des 14. Kāṇḍa. — Es werden nur wenige<br />

L e h r e r mit <strong>Name</strong>n citirt: unter diesen sind zwei,<br />

die Verfassern von Sūtra des schwarzen Yajus angehören,<br />

Laugākṣi nämlich und Bhāradvāja: außer ihnen sind<br />

nur noch Jātūkarṇya, Vātsya, Bādari, Kāśakṛtsni<br />

und Kārṣṇājini genannt: die letzteren drei begegnen uns<br />

nur noch 149<br />

) in dem Vedāntasutra des Bādarāyaṇa,<br />

Bādari auch in dem Mīmāṃsāsūtra des Jaimini:<br />

Vātsya ist ein <strong>Name</strong>, der in den Vaṃśa des Śatapatha-<br />

Brāhmaṇa einige Male vorkömmt 150<br />

): desgl. Jātūkarṇya,<br />

der im Vaṃśa des Madhu- und Yājñavalkīyakāṇḍa<br />

in der Kāṇvaschule als Schüler des Āsurāyaṇa und des<br />

Yāska erscheint (in der Mādhyaṃdinaschule steht noch<br />

ein Lehrer, Bhāradvāja, dazwischen), so wie er auch im<br />

Aitareya ­ Āraṇyaka und mehrfach im Prātiśākhya¬<br />

sūtra des weißen Yajus erwähnt wird. Sonst werden noch<br />

häufig eke citirt und auf andere Śākhā dadurch Bezug genommen.<br />

An einer Stelle spricht sich eine gewisse Feindseligkeit<br />

gegen die Nachkommen der Tochter des Atri (die<br />

Hāleya, Vāleya, Kaudreya, Śaubhreya, Vāmara¬<br />

thya, Gopavana) aus, während die Nachkommen des A tri<br />

selbst ganz besonders geehrt werden: dieselbe Feindseligkeit<br />

zeigt sich an andern Stellen gegen die Nachkommen des<br />

Kaṇva, Kaśyapa und Kautsa, doch können diese drei<br />

Wörter den Commentaren nach auch als Appellativa verstanden<br />

werden, kaṇva als: taub, kaśyapa als: schwarze Zähne<br />

habend (śyāvadanta), und kautsa als: tadelnswerthe Dinge<br />

thuend. Von besonderem Interesse ist der erste Adhyāya,<br />

der die Paribhāṣā, allgemeinen Regeln für das Opfer¬<br />

ceremoniell, aufführt. Es enthält übrigens das Werk, weil<br />

1 4 9<br />

] Kāśakṛtsni erscheint auch als Grammatiker, und zwar ist er möglicher<br />

Weise noch vor Pāṇini zu setzen, s. Ind. Stud. Xln, 398. 418. Üher<br />

einen vedischen Commentator Kāśakṛtsna s. oben p. 46. 100.<br />

1 5<br />

°] außerdem wird auch IX, 5, I. 62 die Ansicht eines Lehrers dieses <strong>Name</strong>ns<br />

citirt, ein Vātsa wird im Aitar. Ar. und Śānkh. Ar. angeführt.


156<br />

Coinmentare und Nachträge zum Śrautasūtra des Kātyāyana.<br />

völlig auf das Brāhmaṇam gegründet, und demnach ganz<br />

unselbständig, nur wenig Data, die über seine etwaige Zeit<br />

Aufschluß geben: zu letzteren gehört es insbesondere*), wenn<br />

das Wort vijaya „Besiegung," sc. der Himmelsgegenden**),<br />

einmal (XX, 4, 26) im Sinne von „die Himmelsgegenden"<br />

selbst gebraucht ist, was offenbar die Sitte der<br />

digvijaya — resp. wohl auch poetische Schilderungen derselben?<br />

— voraussetzt: am reichsten an dergl. Data sind noch<br />

die auf das Sāman­Ceremoniell bezüglichen Adhyāya (XXII<br />

bis XXIV), welche z. B., wie die Sāmasūtra, die Opfer<br />

an der Sarasvatī behandeln, so wie die Vrātya­Opfer,<br />

bei denen wir den Māgadhadeśīya brahmabandhu (XXII,<br />

4, 22) in derselben Stellung wie bei Lāṭyāyana antreffen.<br />

Das Kātyayanasūtra m ist mehrfach com menti rt wor­<br />

1 6 1<br />

den, so von Yaśoga ), Pitṛbhūti, Karka (citirt von<br />

Sāyaṇa, demnach älter als dieser 153<br />

), Bhartṛyajña, śrī<br />

Ananta, Devayājñika (resp. Yājñikadeva) und Mahā¬<br />

de va: erhalten scheinen indeß nur die Werke der drei letzten***),<br />

so wie der des Karka: der Text mit Auszügen aus<br />

*) der Gebrauch von maṇi XX, 7, 1 im Sinne von 101 ist wohl auch<br />

als ein Zeichen später Zeit anzuführen; er gehört in dieselbe Classe mit agni<br />

statt 3, bhū statt 1 etc. [Dies ist nicht richtig; es ist kurz vorher, in XX, 5, 16,<br />

von 101 maṇi die Rede gewesen, und wird darauf in XX, 7, 1 nur zurück verwiesen.<br />

Eher ist gāyatrīsainpannā etc. XX, 11, 21 fg. im Sinne von 24 etc. in<br />

dieser Beziehung anzuführen, obschon auch dabei doch noch der erhebliche<br />

Unterschied von der späteren Weise obwaltet, dāß nicht gāyatrī allein 24 heißt,<br />

sondern eben gāyatrī s a m p a n n a.]<br />

**) s. Lassen Ind. Alt. I, 347. [Dem Petersb. Wörterbuch zufolge soll<br />

das Wort an obiger Stelle nur: „der Gewinn, das Eroberte, Beute" bedeuten;<br />

die Beziehung auf die Oertlichke it wird indeß durch die Parallelstelle bei<br />

Lāṭy. Ix, 10, 17 gesichert: vijitasya vā madhye yajet (yo yasya deśo vijitaḥ<br />

syāt, sa tasya m. y.); für die digvijaya freilich wird auch hiermit nichts gewonnen.]<br />

1 5 1<br />

] dieser <strong>Name</strong> ist Yaśogopi zu lesen, s. meine Ausgabe EinI. p. VII.<br />

I 5 ¾<br />

] ein Dhūmrāyaśasagotra Kark ādhyāpaka erscheint in einer von Dowison<br />

im Journal R. As. Soc. I, 283 (1865) herausgegebenen Inschrift des Śrīdatta¬<br />

kuśalin (Praśāntarāga), welche saṃ. 380 (welcher Aera aber?) datirt.<br />

***) [sie sind indeß auch nur, und zwar zum Theil sehr, unvollständig.]<br />

Die bis jetzt frühste Handschrift der vyākhyā des Yājñikadeva datirt saṃvat<br />

1639. — Ich habe die <strong>Name</strong>n oben in der Reihenfolge geordnet, wie sie von<br />

einander citirt werden: jedenfalls sind wohl auch dem Yaśoga [Yaśogopi]<br />

schon frühere Coinmentare vorausgegangen. Im Catalog von Fort William<br />

ist unter nro. 742 auch ein Commentar von Mahīdhara erwähnt: ich bezweifle<br />

einstweilen die Richtigkeit dieser Angabe. [Die richtige Reihenfolge ist: Karka,<br />

Pitṛbhūti, Yaśogopi, Bhartṛyajña. So führt sie Ananta auf, der selbst in der


Die Pariśiṣṭa des weissen Yajus. Das Vaijavāpasūtrarn. 157<br />

diesen Commentaren wird den dritten Theil meiner Ausgabe<br />

des weißen Yajus bilden 153<br />

). Es schließen sich an dies<br />

Sūtram auch noch theils eine Menge Paddhati (Grundrisse),<br />

Auszüge, u. dergL Werke*), theils eine große Zahl<br />

von Pariśiṣṭa, Nachträgen, die sämmtlich dem Kātyāyana<br />

zugeschrieben werden, und mannigfach commentirt worden<br />

sind. Besonders hervorzuheben daraus ist zunächst das<br />

Nigamapariśiṣṭam, eine Art synonymischen Glossares<br />

zum weißen Yajus, sodann der Pravarādhyāya**), eine<br />

Aufzählung der verschiedenen Brāhmaṇa­Geschlechter zum<br />

Behuf der richtigen Wahl der Opferpriester, so wie zur Regelung<br />

der verbotenen oder erlaubten Zwischen¬<br />

heirathen unter denselben. Der Caraṇavyūha, eine Aufzählung<br />

der zu den einzelnen Veda gehörigen Schulen, ist<br />

von geringem Werthe: was er giebt, mag meist richtig sein,<br />

aber es ist höchst unvollständig, und das Ganze offenbar eine<br />

ganz moderne Zusammenstellung 154<br />

).<br />

Das Sūtram des Vaijavāpa, welches ich in den Commentaren<br />

zum Kātīyasūtra hie und da citirt finde, bin ich<br />

geneigt dem weißen Yajus zuzuschreiben, da ich diesen<br />

ersten Hälfte des 16. Jahrh. gelebt zu haben scheint, falls er nämlich, s. mein<br />

Verzeichnis der Berl. Sanskr. Handschr. Nro. 879, der von Nārāyaṇa, dem<br />

Verf. des muhūrtamārtaṇḍa, als sein Vater aufgeführte śrīmadanantākhyacā¬<br />

turmāsyayājhi ist Deva citirt zu Ī, 10, 13 ein Nārāyaṇabhāṣyam ; sollte dies<br />

von dem Sohne des Ananta herrühren?]<br />

1 5 3<br />

] dieser Theil derselben erschien 1856 — 59 ; Deva's paddhati zu Buch I—V<br />

ist darin vollständig gegeben, ebenso sein Commentar zu Buch I; die Auszüge aus<br />

den Scholien zu Buch II—XI sind ebenfalls aus Deva's Commentar sind zwar<br />

zeigen die zu II—V einige auf Abbreviatur beruhende síyìistische Differenzen von<br />

dem wirknehen Wortlaut; die Auszüge für Buch XII—XXVI sind aus dein Scholion<br />

des Karka und ans einem anonymen Auszug (saṃkṣiptasāra) aus Deva, dessen Handschrift<br />

von Saṃvat 1609 datirt. Keiner dieser Commentare liegt vollständig v&r.<br />

*) von Gadādhara, Hariharamiśra, Reṇudīkṣita, Gangā¬<br />

dhara etc.<br />

**) mitgetheiit, aber leider aus einem grundschlechten Codex, in meinem<br />

Cat. der Sanskṛthandschriften d. Berk BibI. p. 54—62. {s. Ind. Stud. X, 88 fg.]<br />

I 5 4<br />

] herausgegeben in den Ind. Stud. In, 247—83 (1854), s. auch Müller<br />

A. S. L. 368 fg. und Rājendra Lāla Mitra in der Vorrede zu seiner Übersetzung<br />

der Chāndogyopaniṣad pag. 3. Die Aufzählungen der vedischen Schulen<br />

im Viṣṇupur. III, 4, und besonders im Vāyu­Purāṇa Cap. 60 (bei ‚Aufrecht<br />

Catalogua p. 54 fg.) enthalten weit reicheres Material. Wenn alle diese Schulen<br />

wirklich bestanden haben (vieles hierbei ist aber gewiß nur Irrthum und Ausschmückung),<br />

ja dann wäre uns in der That nur verzweifelt wenig übriggeblieben<br />

!


158 Das Kātīyagṛhyasūtram des Pāraskara.<br />

<strong>Name</strong>n sonst nur noch in den Vaṃśa des Śatap. Br. antreffe,<br />

und zwar sowohl einen Vaijavāpa als einen Vaija¬<br />

vāpāyana, beide unter den jüngsten Gliedern derselben (in<br />

der Kāṇvaschule nur den Letzteren, und zwar ist er daselbst<br />

nur durch fünf Stufen von Yāska getrennt). Auch ein Gṛ¬<br />

hyasūtram dieses <strong>Name</strong>ns wird citirt<br />

Die Abfassung des Kātīya­ Gṛhyasūtra in 3 Kāṇḍa<br />

wird dem Pāraskara zugeschrieben 155<br />

), von dem denn auch,<br />

dem Caraṇavyūha nach, eine Schule des weißen Yajus<br />

benannt ist Als saṃjñā, nomen proprium — aber, dem<br />

Gaṇa nach, zur Bezeichnung einer Gegend — findet sich<br />

das Wort Pāraskara im Sūtra des Pāṇini vor, in der<br />

vedischen Literatur dagegen vermag ich es nicht nachzuweisen.<br />

Es existiren dazu eine Paddhati von Vāsudeva,<br />

ein Commentar von Jayarāma, vor allem ein ganz vorzüglicher<br />

Commentar von Rāmakṛṣṇa, unter dem Titel<br />

Saṃskāragaṇapati, der sich durch die große Fülle der<br />

beigebrachten Citate und die* sehr ausführliche, erschöpfende<br />

Behandlung der einzelnen Gegenstände überaus vortheilhaft<br />

vor allen ähnlichen Werken auszeichnet: in der Einleitung,<br />

welche über den Veda überhaupt, speciell den Yajurveda<br />

handelt, erklärt Rāmakṛṣṇa die Schule der Kāṇva für<br />

die beste der zum Yajus gehörigen Schulen. — Unter dem<br />

<strong>Name</strong>n des Pāraskara existirt auch ein Smṛtiśāstram,<br />

das wohl auf dieses Gṛhyasūtram zurückgehen mag, wie<br />

auch unter den übrigen Smṛtiśāstra eine ziemliche Zahl<br />

sind, deren <strong>Name</strong>n sich an die von Lehrern des w. Yajus<br />

anschließen, so Yājñavalkya, dessen posteriores Verhältniß<br />

zu Manu 139) ganz dem gleichen Verhältnisse des w.<br />

Yajus zum schwarzen Yajus — und wohl auch dem des<br />

Kātīya­ zum Mānavasūtra — entspricht, ferner Kātyā­<br />

1 5 5<br />

] s. über dasselbe Stenzler's Darstellung des Inhalts in der Zeitschrift<br />

der Deutschen Morg. Ges. VII (1853), so wie seine kleine Schrift über das<br />

arghadānarn (Par. I, 8. Breslau 1855.), — Die §§ über das Hochzeitsritual hat<br />

Haas publicirt Ind. Stud. V‚ 283 fg., während Speijer die §§ über das jāta¬<br />

karman (1872), zugleich mit kritischen Varianten (p. 17 23) zu dem von<br />

Stenzler benutzṭen Mspt. des ganzen Textes, edirt hat.


Das Prātiśākhyasutram der Vājasaneyisaṃhitā. 159<br />

y an a, dessen Werk sich indeß, wie wir sahen, an den Sāmaveda<br />

anschließt, Kaṇva sodann, Gautama, Śāṇḍilya,<br />

Jābāli und Pārāśara: letztere beiden <strong>Name</strong>n erscheinen<br />

theils unter den Schulen des weißen Yajjus, die der Cara¬<br />

uavyūha aufführt, theils finden wir Mitglieder ihrer Familien<br />

in den Vaṃśa des Śatapatha-Brāhmaṇa genannt:<br />

insbesondere zahlreich ist die Familie der Parāśara darin<br />

vertreten*).<br />

Das Prātiśākhyasutram des weißen Yajus nennt,<br />

wie die Anukramaṇī desselben, am Schlüsse als Verfasser<br />

den Kātyāyana. Im Innern werden zunächst drei Grammatiker<br />

aufgeführt, die auch im Prātiśākhya des Ṛk,<br />

bei Yāska und Pāṇini citirt werden, nämlich Śākaṭā¬<br />

yana, Śākalya und Gārgya, sodann Kāśyapa, den Pā¬<br />

ṇini gleichfalls nennt, endlich Dālbhya, Jātūkarṇya, Śaunaka<br />

(der Verfasser des Ṛkprātiśākhya?), Aupaśivi,<br />

Kāṇva, und die Mādhyaṃdinās. Den I, 1, 18. 19 gemachten<br />

Unterschied zwischen veda und bhāṣya, d. i.<br />

Werken in bhāṣā, welcher dem Gebrauch des letzteren<br />

Wortes bei Pāṇini entspricht, habe ich bereits früher (p. 63)<br />

erwähnt. Der erste der 8 Adhy. enthält die saṃjñā und<br />

paribhāṣā, d. i. termini technici**) und allgemeine Vorbemerkungen:<br />

der zweite Adhy. handelt vom Accent: der<br />

dritte, vierte, fünfte vom saṃskāra, d.i. von Verlust, Zusatz,<br />

Veränderung, Stetigkeit der Buchstaben in Bezug auf<br />

die euphonischen Gesetze: der sechste vom Accent des Ver¬<br />

bums im Satze etc.: der achte enthält eine Tabelle der Vocale<br />

und Consonanten, giebt Regeln über die Art und Weise,<br />

wie man (den svādhyāya) lesen 156<br />

) soll, sodann eine Ein­<br />

*) [s. Ind. Stud. Ī, 156]. Pāṇini schreibt IV, 3, 110 (welche Regel ihm<br />

übrigens möglicherweise gar nicht angehört) einem Pārāś arya ein bhikṣu¬<br />

sūtram, Lehrbuch für die religiösen Bettler, zu. [Die Pārāśariṇo bhikṣavaḥ<br />

werden auch im Mahābhāṣya erwähnt, außerdem auch ein kalpa des Parāśara,<br />

s. Ind. Stud, xlll, 340. 445.]<br />

**) darunter tin, kṛt, taddhita, upadhā, also ganz mit der Pā¬<br />

ṇini'schen Terminologie stimmende <strong>Name</strong>n.<br />

1 5 6<br />

] vielmehr: recitiren; denn von Schreiben und Lesen müssen wir auch<br />

hier zunächst eben wohl noch abstrahirenl


160 Die Anukramaṇī der Vājasaneyi­Saṃhitā.<br />

theilung der Wörter, entsprechend der des Yāska: dabei<br />

sind denn mehrere Śloka angeführt über die Gottheiten<br />

der Buchstaben und der Worter, so daß ich fast geneigt<br />

bin, diesen letzten Adhyāya, der überdem schon in<br />

dem ersten eigentlich enthalten ist, für eine spätere Zuthat<br />

zu halten*). Wir haben zu diesem Werke einen vortrefflichen<br />

Commentar von dem schon mehrfach erwähnten Ūvaṭa,<br />

unter dem Titel Mātṛmodaka 157<br />

).<br />

Die Anukramaṇī des Kātyāyana enthält zunächst in<br />

den ersten 4 Adhyāya (bis IV, 9) die Angabe von Verfasser,<br />

Gottheit, Metrum für die einzelnen in dem „Mādh¬<br />

yaṃdinīye Vājasaneyake Yajurvedāmnāye sarve [?]<br />

sakhile saśukriye" stehenden śuklāni yajūṃṣi „weißen<br />

Yajus", die der heilige Yājñavalkya von Vivasvant, dem<br />

Sonnengott, erhalten hatte: für den viniyoga, liturgischen<br />

Gebrauch derselben, wird auf den Kalpakāra verwiesen.<br />

In Bezug auf die als Verfasser genannten <strong>Name</strong>n ist hier<br />

mancherlei zu bemerken: gewöhnlich stimmen sie bei den<br />

Ṛc mit den für diese in der Ṛganukramaṇī angegebenen<br />

<strong>Name</strong>n uberein, doch findet sich davon auch manche Ausnahme:<br />

insbesondere häufig scheint der betreffende <strong>Name</strong>,<br />

wie auch in der Ṛganukramaṇī geschieht, von Worten,<br />

die im Verse vorkommen, entlehnt zu sein: bei dem sehr<br />

häufigen Falle, daß eine Stelle anderswo wiederholt wird,<br />

erhält sie häufig einen andern Verfasser, als die früheren<br />

Male: viele der hier genannten Ṛṣi kommen nicht unter<br />

denen des Ṛk vor und gehören einer späteren Stufe an als<br />

diese, darunter sind sogar auch mehrere der im Śatapatha-<br />

Brahmaṇa erwähnten Lehrer. Der Schluß des vierten<br />

*) damit fiele dann auch die Erwähnung der Mādhyaṃdina.<br />

1 5 7<br />

] an meine Ausgabe dieses Prātiśākhya in Text und Übersetzung, so<br />

wie mit kritischer Einleitung und erklärenden Noten, in den Ind. Stud. Iv, 65,<br />

bis 160. 177 — 331 hat sich in Goldstücker's ‚‚Pāṇini" p. 186—207 eine<br />

specielle Polemik geknüpft, in welcher G. u. A. besonders zu erweisen sucht, daß<br />

der verf. dieses Werkes identisch sei mit dem gleichnamigen Verf. der vārttika<br />

zu Pāṇini; meine detaillirte Erwiederung hierauf s. in den Ind. Studien V, 91<br />

bis 124,


Die Atharvasaṃhitā: Umfang und Eintheilung. 161<br />

Adhyāya*) enthält die Weihung der je bei den einzelnen<br />

Ceremonieen zu recitirenden Verse je an verschiedene Ṛṣi,<br />

Gottheiten und Metra, nebst anderen dergl. mystischen Ein¬<br />

theilungen: der fünfte Adhyāya endlich giebt eine kurze<br />

Analyse der vorkommenden Metra. In der vortrefflichen aber<br />

leider nicht ganz vollständigen Paddhati des Śrīhala zu<br />

dieser Anukramaṇī ist auch der liturgische Gebrauch<br />

eines jeden Verses ausführlich angegeben.<br />

Über die Yajusrecension der drei sogenannten Ve¬<br />

dāṅga, Śikṣā nämlich, Chandas und Jyotiṣam habe<br />

ich bereits früher (p. 66) gesprochen **),<br />

Wir kommen nun zum Atharvaveda.<br />

Die Saṃhitā des Atharvaveda enthält in 20 Kāṇḍa 158<br />

)<br />

und 38 Prapāṭhaka gegen 760 Hymnen und circa 6000<br />

Verse. Neben der Eintheilung in Prapāṭhaka ist noch eine<br />

zweite in Anuvāka angegeben, deren es einige neunzig giebt.<br />

Die Eintheilung in Parvan, welche im 13. Buche des Śa¬<br />

tapatha­Brāhmaṇa erwähnt wird, findet sich in den Handschriften<br />

nicht vor; auch findet sich darin keine Angabe,<br />

welcher Schule etwa der betreffende Text zugehöre: da indeß<br />

in einem der im Verlauf zu erwähnenden Pariśiṣṭa, im<br />

siebenten derselben, die zu der betreffenden Ceremonie ge¬<br />

hörigen Ṛc als Paippalādā mantrāḥ aufgeführt werden,<br />

so ist es wenigstens sicher, daß der Paippalādaschule eine<br />

Saṃhitā zugehörte, und möglich, daß dies die vorhandene<br />

*) mitgetheilt nebst dem fünften Adhyāya, und dem Beginn des Werkes,<br />

in meiner Ausgabe der Vājasaneyi­Saṃhitā EinL p. LV—LVIII.<br />

**) für das Nähere verweise ich auf meinen Catalog der Sanskrit­Handschriften<br />

der Berl. Bibl. p. 96—100 [so wie auf meine oben bereits angeführten<br />

Ausgaben der drei Werkchen.]<br />

1 5 8<br />

] diese Eintheilung der Ath. S. in 20 Bücher ist schon für die Zeit des<br />

vārttika­Verfassers beglaubigt, so wie auch durch das Gopathabrāhmaṇa I, 8,<br />

s. Ind. Stud. xlH, 433, während sich doch theils in ihr selbst (19, 22. 23),<br />

theils in Ath. Par. 48, 4—6 noch die directe Kunde davon erhalten hat, s.<br />

Ind. Stud. IV, 432—4, daß sie einstmals nur 16 Bücher umfaßte.


Inhalt und Anordnung der Ath. S.<br />

Saṃhitā ist 159<br />

). Der Inhalt mm und das Eintheilungs¬<br />

princip dieser letzteren sind im Einzelnen vor der Hand noch<br />

unbekannt 160<br />

), und wissen wir nur im Allgemeinen, daß sie<br />

„vorzugsweise Sprüche enthält, welche gegen verderbliche<br />

Wirkungen der göttlichen Gewalten*), gegen Krankheiten<br />

und schädliche Thiere schützen sollen­, Verwünschungen der<br />

Feinde, Anrufungen heilsamer Kräuter nebst Sprüchen für<br />

allerlei Vorkommnisse des gewöhnlichen Lebens, Bitten um<br />

Schutz auf Reisen, Glück im Spiele und ähnliche Dinge**)"<br />

— alles Gegenstände, für welche allerdings die Hymnen der<br />

Ṛksaṃhitā Analoga genug darbieten, aber theils nicht in<br />

solcher Zahl, theils, wie ich bereits im Eingange (p. 11)<br />

bemerkte, in ganz anderer Weise behandelt, obwohl auch<br />

ein nicht unbeträchtlicher Theil jener Hymnen sich im Ṛk<br />

direct wiederfindet, besonders im zehnten Maṇḍala desselben.<br />

Für das Ceremoniell, zu welchem die Hymnen des<br />

Atharvan gebraucht werden, findet sich bei den übrigen<br />

Veda Entsprechendes nicht in den Śrautasūtra, sondern<br />

mit wenigen Ausnahmen nur in den Gṛhyasūtra vor, und<br />

scheint dasselbe demnach, wie ich gleichfalls bereits bemerkte,<br />

in seinem Ursprünge mehr dem eigentlichen Volke, als den<br />

Geschlechtern der Priester anzugehören. Da wir im Ṣaḍ¬<br />

viṃśa-Brāhmaṇa und in den Sāmasūtra wirklich den Fall<br />

1 5 9<br />

] nach einer so eben erschienenen Schrift von Roth „der Atharvaveda in<br />

Kashmir** (1875) ist dies nicht der Fall, vielmehr scheint dieselbe der Schule<br />

der Śaunaka anzugehören, während die Paippalādasaṃhitā in einer zweiten, in<br />

Kashmir eben annoch erhaltenen Recension des Textes vorliegt.<br />

160<br />

] die Anordnung des Textes geschieht in Buch l—VII nach der Vers¬<br />

zahl der einzelnen Stücke, indem dieselben durchschnittlich in Buch I deren<br />

vier, in II fünf, in III sechs, in IV sieben, in V acht bis achtzehn, in VI drei,<br />

in VII nur einen Vers haben; Buch VIII—XIU enthalten längere Stücke; der<br />

Inhalt geht pêle­mêle durch einander. Buch XIV—XVIII dagegen sind je einheitlichen<br />

Inhalts, XIV behandelt die Hochzeit, XV die Verherrlichung des<br />

Vrātya, XVI. XVII bestimmte Beschwörungen, XVIII die Bestattung und die<br />

Manenfeier. Buch XIX ist eine vermischte Nachlese und deren Text theilweise<br />

in ziemlich corruptem Zustande^ Buch XX enthält bis auf eine eigentümliche<br />

Ausnahme, das sogenannte kuntāpasūktam nämlich, nur vollständige Hymnen<br />

an Indra, die direct so aus dem Ṛk herübergenommen sind. Diese letzten<br />

beiden Bücher werden in dem Atharva-Prātiśākhya (s. unten) nicht berücksichtigt,<br />

gehörten somit zu dessen Zeit noch nicht zum Texte.<br />

*) auch der Gestirne, d. i. der Mondstationen.<br />

**) s. Roth zur Lit. und Gesch. des Weda p. 12.


Etwaiger theilweiser Ursprung bei den unbrāhmaṇischen Ariern des Westens. 163<br />

vorfinden (s. p. 85), daß eine Verwünschungsceremonie von<br />

den Vrātīna, den unbrahmanisch lebenden Ariern entlehnt<br />

wird, so entsteht ferner jedenfalls die Vermuthung, daß dies<br />

nicht blos bei diesem einen Fall sein Bewenden gehabt haben<br />

wird, und stellt sich somit von selbst die Annahme auf; daß<br />

in der Atharvasaṃhitā, obgleich sie größtentheils erst in<br />

der brahmanischen Periode entstanden ist, doch auch Lieder<br />

und Sprüche aufgenommen sein mögen, die eigentlich jenen<br />

unbrahmanischen Ariern des Westens angehörten*). Eine ganz<br />

eigenthümliche Beziehung zu diesen letzteren läßt sich in der<br />

That nicht verkennen, wenn im 15. Kāṇḍa das höchste<br />

Wesen direct mit dem <strong>Name</strong>n Vrātya genannt 161<br />

) und zugleich<br />

mit den im Sāmaveda als Kennzeichen der Vrātya<br />

angegebenen Attributen in Verbindung gesetzt ist, wie denn<br />

dieses Wort Vrātya auch noch in den Atharva­Upaniṣad<br />

im Sinne von „von selbst rein" zu seiner Bezeichnung verwendet<br />

wird. Über die Erwähnung des māgadha im Vrātya­Buche<br />

und die Möglichkeit einer Beziehung dieser<br />

Wortes auf antibrahmanische buddhistische Lehrer, habe ich<br />

bereits früher (p. 124) gesprochen. In einer von Roth a. a.<br />

O. p. 38 mitgetheilten Stelle findet eine ganz besondere, resp.<br />

feindliche, Berücksichtigung der Aṅga und Magadha im<br />

Osten, so wie der G a n d h ā r i , Mūjavant, Śūdra,<br />

Mahāvṛṣa und Vahlika im Nordwesten statt, zwischen<br />

welchen sonach, wie es scheint, zur Zeit der Abfassung jenes<br />

Liedes das brahmanische Gebiet eingeschlossen war: der<br />

Verkehr mit dem Westen erscheint dabei lebendiger als der<br />

mit dem Osten, da ja fünf der in jenem ansässigen Völker,<br />

und nur zwei der dem Osten angehörigen, erwähnt sind.<br />

Sicher werden sich übrigens auch in der Atharvasaṃhitā<br />

*) im Viṣṇupurāṇa werden die Saindhava, Saindhavāyana als<br />

eine Schule des Atharvan genannt.<br />

1 6 1<br />

] diese Auffassung des Inhalts dieses Buches und des Wortes vrātya<br />

gründet sich auf die Verwendung desselben in der Praśnopaniṣad 2, 7 und<br />

Cūlikopan. v. 11 (s. Ind. Stud. I, 445. 446. Ix, 15. 16). Nach Roth dagegen,<br />

s. oben p. 123n, hat das Buch vielmehr „die Idealisirung des frommen Vaganten<br />

oder Bettlers (parivrājaka u. s. w.)" zum Zweck.


164 In der Ath. S. enthaltene Data. Der <strong>Name</strong>: Atharvan,<br />

mit der Zeit ältere und spätere Stücke unterscheiden lassen,<br />

obschon geographische Daten darin im Allgemeinen zu den<br />

Seltenheiten gehören. Ihre Sprache bietet viele ganz eigen¬<br />

thümliche Wortformen dar, oft in sehr alterthümlicher, ob¬<br />

schon prākṛtisirter Gestalt: es sind eben eine Masse Wörter<br />

darin enthalten, die im Munde des Volkes gebräuchlich waren,<br />

in der sonstigen Literatur aber wegen mangelnder Gelegenheit<br />

keinen Platz gefunden haben. Die Aufzählung der Mond¬<br />

stationen im 19. Kāṇḍa beginnt mit der Kṛttikā, wie<br />

in der Taittirīya­Saṃhitā, weicht aber im Übrigen<br />

bedeutend von dieser letzteren ab, und giebt meist die<br />

später gebräuchlichen <strong>Name</strong>nsformen derselben an 162<br />

): irgend<br />

welche directe Zeitbestimmung, wie Colebrooke vermuthete,<br />

läßt sich indeß daraus nicht entnehmen. Von besonderem<br />

Interesse ist die Erwähnung des Asura Kṛṣṇa*) Keśin,<br />

von dessen Erschlagung der Kṛṣṇa (Āṅgirasa?, De¬<br />

vakīputra) im Epos und Purāṇa die Beinamen Keśihan,<br />

KeśÌ8Ūdana erhalten hat. In denjenigen Hymnen, welche<br />

sich auch in der Ṛksaṃhitā, meist in dem letzten Mandata<br />

derselben, vorfinden, sind die Varianten oft äußerst beträchtlich<br />

und zwar scheinen sie meist gleichberechtigt mit<br />

den Lesarten des Ṛk zu sein: auch mit dem Yajus finden<br />

viele Berührungspunkte statt.<br />

Die älteste Erwähnung der Atharvan­ Lieder geschieht<br />

unter den beiden <strong>Name</strong>n Atharvāṇaḥ und Aṅgirasaḥ,<br />

<strong>Name</strong>n, die den beiden ältesten Ṛṣi­Geschlechtern, resp.<br />

den gemeinsamen indo­ und persa­arischen Vorvätern,<br />

angehören und diesen Liedern wohl nur darum gegeben<br />

sind, um den darin enthaltenen Verwünschungen etc.<br />

eine desto größere Heiligkeit und Auctorität zu leihen**):<br />

162<br />

] das betreffende Stück ergiebt sich aus speciellen Gründen als ein se¬<br />

cundärer Nachtrag, s. Ind. Stud. IV, 433 n.<br />

*) einen Asura Kṛṣṇa finden wir schon in der Ṛksaṃhitā vor,<br />

und eine sehr hervortretende Rolle spielt derselbe in der buddhistischen Legende<br />

(wo er mit dem epischen Kṛṣṇa identificirt zu sein scheint??).<br />

**) s. Ind. Stud. I, 295 fg. Daß durch *ie irgend ein persa­arischer Ein¬<br />

fluß bezeichnet würde, ist nicht denkbar, und wenn nach dem Bhaviṣya¬<br />

purāṇa (Wilson bei Reinaud mám. sur 1’Inde p. 394) die Parsen (Maga)


und dessen älteste Erwähnung. 165<br />

auch mit dem alten Geschlechte der Bhṛgu werden sie<br />

mehrfach in ganz specielle Verbindung gesetzt 16<br />

^). Ob wir<br />

im 30. Buche der Vājas. Saṃhitā die „Atharvāṇas"<br />

als Atharvan­Lieder fassen sollen, ist noch ungewiß: für die<br />

Zeit des II., 13. und 14. Buches des Śatapatha-Brāh¬<br />

maṇa aber, so wie für die Zeit der Chāndogyopaniṣad<br />

und des Taittiríya­Āraṇyaka (II und VIII) ist die Existenz<br />

der Atharvan­Lieder, resp. des Atharvaveda durch<br />

die darin geschehenden Erwähnungen derselben vollständig<br />

gesichert: das 13. Buch des Śatapatha-Brāhmaṇa erwähnt<br />

sogar eine Eintheilung derselben in Parvan*), welche<br />

sich übrigens, wie bereits bemerkt, in den Handschriften nicht<br />

mehr vorfindet. Im 8. Buche des Taittirīya­Āraṇyaka<br />

wird der ādeśa, d. i. das Brāhmaṇam, zwischen die anderen<br />

drei Veda und die Atharvāṅgirasas eingeschoben.<br />

Im Übrigen finde ich den Atharvaveda, resp. die Āthar¬<br />

vaṇikāḥ, nur noch im Nidānasūtra des Sāmaveda<br />

(und bei Pāṇini) genannt: auch <strong>Name</strong>n, welche den Schulen<br />

desselben angehören, finden sich nirgendwo in der vedischen<br />

Literatur vor**), mit Ausnahme etwa von Kauśika, welches<br />

Patronymicum indeß ja durchaus keinen speciellen Bezug auf<br />

den Atharvan involvirt***). Ein anderer, aber erst<br />

vier Veda haben, den vada (!Yaśna?), viśvavada (viśpered), vidut<br />

(Vendidad) und den Angirasa, so ist dies eben indische Auffassung, obwohl<br />

freilich merkwürdig genug.<br />

1 6 3<br />

] s. meine Abh. Zwei vedische Texte über Omina und Portenta p. 346<br />

bis 348.<br />

*) entsprechend den Sūkta des Ṛk, den Anuvāka des Yajus, den<br />

Daśat des Sāman.<br />

**) Mitglieder des Geschlechtes der Atharvan finden sich hie und da<br />

genannt; so besonders D adhy a ne Ath„ Kabandha Ath., den das Viṣṇu¬<br />

purāṇa als Schüler des Sumantu nennt (welchen letztern wir, s. oben p. 62.<br />

63, in den Gṛhyasūtra des Ṛk antrafen), u. a.<br />

***) die Geltung desselben als Veda scheint übrigens auch noch später<br />

mannigfach beanstandet worden zu sein. Yājñavalkya (l, 101) führt Beide<br />

getrennt von einander auf (vedātharva), an einer andern Stelle dagegen (I,<br />

44) stehen die Atharvāngirasah neben den Ṛc, Sāman und Yajus. Im<br />

Gesetzbuch des Manu werden nur einmal die „crutír atharvāṅgirasīḥ ‘‘<br />

als Beschwörungsformeln erwähnt, ebenso im Rāmāyaṇa nur einmal II, 26, 20<br />

(Gorr.) die mantrāś cātharvaṇāś (welche letztere Stelle ich Ind. Stud. I,<br />

297 übersehen habe). [Bei Patamjali dagegen im Mahābhāṣya wird der Atharvan<br />

an der Spitze der Veda (ebenso in den Ṛggṛhya, vgl. oben p. 63), ja gelegentlich<br />

geradezu als einziger Vertreter derselben aufgeführt, s. Ind. Stud. XIII, 431—2.]


166<br />

Der <strong>Name</strong>: Brahmaveda, und seine Bedeutung.<br />

in den spateren Atharvan-Schriften selbst, den Pariśiṣṭa,<br />

dem Atharvaveda gegebener <strong>Name</strong> ist Brahmaveda, der<br />

sich daraus erklärt, daß dieselben den Anspruch erheben für<br />

den obersten Opferpriester, den Brahman, zu gelten 164<br />

),<br />

während die übrigen Veda nur für dessen Beistände den<br />

Hotar, Udgātar und Adhvaryu Gültigkeit haben, ein<br />

Anspruch, der übrigens wohl durch nichts motivirt ist, als<br />

durch den geschickt benutzten Umstand, daß allerdings für<br />

den Brahman kein besonderer Veda da ist, insofern derselbe<br />

sie nämlich alle drei kennen soll, wie in dem Kauṣī¬<br />

taki­Brāhmaṇa ausdrucklich verlangt wird (s. Ind. Stud.<br />

II, 305). Je schwächer nun diese Ansprüche sind, um so<br />

heftiger werden sie in den Atharvan­Schriften geltend gemacht,<br />

und ist in der That in ihnen eine sehr große Animosität<br />

gegen die übrigen Veda zu bemerken: aber auch<br />

gegen einander verfahren sie feindselig genug, und läßt z. B.<br />

ein dergl. Pariśiṣṭam nur einen Bhārgava, Paippa¬<br />

lāda und Śaunaka als Priester des Königs*) gelten, während<br />

ein Mauda oder Jalada als purohita nur Unglück<br />

bringen könne. *<br />

Wie es scheint, ist auch die Atharvasaṃhitā von<br />

Sāyaṇa commentirt worden. Handschriften derselben sind<br />

verhältnißmäßig selten auf dem Continent: sie zeichnen sich<br />

meist durch eine eigenthümliche Bezeichnung der Accente<br />

aus**). Ein größeres Stück der Saṃhitā in Text und Übersetzung<br />

ist durch Aufrecht (Ind. Stud. 1, 121—40) bekannt<br />

gemacht worden, sonst nur einzelne Fragmente 165<br />

),<br />

1 6 4<br />

] diese Erklärung des <strong>Name</strong>ns ist zwar die überlieferte, aber sie ist wohl<br />

irrig; vielmehr ist unter brahmaveda, welcher <strong>Name</strong> übrigens bereits auch im<br />

Śānkh. gṛhya I, 16 aufgeführt wird, wohl „der Veda der brahmāṇi", Gebete,<br />

d. i. hier prägnant „der Zaubersprüche" zu verstehen. (Petersb. Wort.)<br />

*) auch bei Yāj n aval ky a I, 312 wird von einem solchen verlangt, daß<br />

er atharvāngirase bewandert sei.<br />

**) st¾tt der Linien sind hier Punkte gebraucht, und der svarita wird<br />

meist neben, nicht über dem akṣara, angegeben.<br />

1 6 5<br />

] der Text der ganzen Ath. Saṃhitā liegt uns nun schon lange (1855<br />

u. 1856) durch Roth und Whitney herausgegeben vor. Die beiden ersten Bücher<br />

habe ich in den Ind. Stud. IV, 393­ 430 und XIII, 129—216 übersetzt, ebenso<br />

die im 14. Buche enthaltenen Hochzeitssprüche und allerhand Liebeszauber und


Das Gopathabrāhmaṇam. 167<br />

Die Brāhmaṇastufe ist beim Atharvaveda nur sehr<br />

schwach vertreten, durch das Gopatha­Brāhmaṇam nämlich,<br />

das in der mir bekannten Handschrift (E. I. H. 2142)<br />

einen pūrva­ und einen uttara­Theil, beide zu 5 Prap.,<br />

umfaßt, doch bricht das Mspt. im Anfang eines sechsten<br />

(resp. elften) ab: den Angaben in dem einen Pariśiṣṭa<br />

zufolge enthielt das Werk ursprünglich 100 Prapāṭhaka.<br />

Der Inhalt ist mir vollständig unbekannt: nach dem, was<br />

Colebrooke darüber bemerkt, wird Atharvan darin als<br />

ein Prajāpati dargestellt, der von Brahman als Demiur¬<br />

gos bestellt ist: dies ist in der That auch die Stellung, die<br />

er in den Pariśiṣṭa und einigen der Upaniṣad einnimmt.<br />

Die von Colebrooke als bemerkenswerth angeführte<br />

Eintheilung des Jahres in 12 (resp. 13) Monate zu 360 Tagen,<br />

der Tag zu 30 muhūrta, findet sich ganz ebenso in den<br />

Brāhmaṇa des Yajus etc. vor 166<br />

).<br />

Ich füge hier, abweichend von der bisherigen Ordnung,<br />

gleich das an, was ich über die Sūtra des Atharvaveda<br />

zu sagen habe, da dieselben allein noch zu der Saṃhitā in<br />

ähnliche Sprüche aus den übrigen Büchern ebendas. V, 204—266. Zur Kritik<br />

des Textes vgl. Roth's beide Abh. „über den Ath. Veda‘‘ (1856) und „der<br />

Ath. Veda in Kashmir" (1875). Im Gopatha Brāhmaṇa (I, 29) so wie in Pa¬<br />

taṃjali's Mahābhāṣya (s. Ind. Stud. XIH, 433; nach Burnell freilich, Einl. zum<br />

Vaṃśabr. p. Xxll the South Indian Mss. omit the quotation from the Ath. V.)<br />

wird der Anfang der Saṃhitā anders, als im vorliegenden Texte (mit I, 6 statt<br />

mit I, l) angegeben; ebenso auch bei Bhaṇḍarkar im Indian Antiquary III, 132;<br />

und zwei Handschriften Haug's (s. dessen Abh. „ Brahman und die Brahmanen"<br />

p. 45) führen den Text factisch so auf. — Burnell (Einl. zum Vaṃśabr. p. XXI)<br />

bezweifelt es übrigens, daß Sāyaṇa auch die Ath. S. commentirt habe.<br />

1 6 6<br />

] nachdem uns zuerst M. Müller­in seiner History of A. S. L. 445­455<br />

einige Auskunft über das Gopathabrāhraaṇam gegeben, liegt uns dasselbe jetzt<br />

in der Bibl. Indica direct, von Rājendra Lāla Mitra und Haracandra Vidyābhū¬<br />

ṣaṇa edirt, vor (1870—72); es besteht danach nur aus 11 (5­†­6) prapāṭhaka.<br />

Specielle Beziehungen zur Ath. S. liegen darin, bis auf mehrfachen Hinweis<br />

darauf unter verschiedenen <strong>Name</strong>n, nicht vor. Der Inhalt ist ein zum Theil<br />

ganz unselbständiges GemengseI. Die erste Hälfte ist wesentlich speculativkosmogonischen<br />

Inhalts und besonders reich an Legenden, von denen eine *iem¬<br />

liche Zahl direct in derselben Form, wie im Śatap. Br. XL XII erscheinen,<br />

somit wohl von da entlehnt sind. Der zweite Theil dagegen enthält eine kurze<br />

Darstellung von allerlei Punkten des śrauta-Rituals "unter speciellem Anschluß<br />

an das Aitar. Brāhmaṇa. Höchst eigenthümlich ist in f. 28 die an den Māra<br />

der Buddhisten erinnernde, resp. wohl eben auf ihm beruhende Annahme eines<br />

doṣapati, Herrn des Bösen(!?), der bei Beginn des Dvāpara(yuga) als „ṛṣī¬<br />

ṇām ekadeśaḥ" fun girt habe.


168 Die Śaunakīyā Caturadhyāyikā.<br />

Bezug stehen, während die übrigen den Āraṇyaka der andern<br />

Veda entsprechenden Theile der Atharvan­Literatur<br />

durchaus keinen Bezug auf dieselbe nehmen.<br />

Zunächst ist die Śaunakīyā caturadhyāyikā zu erwähnen,<br />

eine Art Prātiśākhyam zur Atharvasaṃhitā<br />

in vier Adhyāya, welches möglicher Weise von dem Verfasser<br />

des Ṛkprātiśākhya, der resp. ja auch im Prāti¬<br />

śākhya des weißen Yajus erwähnt wird, herrühren kann.<br />

Die Śaunaka werden sowohl im Caraṇavyūha als eine<br />

Schule des Atharvan genannt, als auch Glieder derselben<br />

mehrfach in den Upaniṣad erwähnt. Das Werk trägt<br />

übrigens hie und da einen mehr allgemein grammatischen<br />

Charakter, als dies in den übrigen Prātiśākhya der Fall<br />

ist. Genannt werden Śākaṭāyana u. a. dergl. Lehrer. In<br />

der hiesigen Handschrift, der einzigen bis jetzt bekannten,<br />

ist jede Regel von einem betreffenden Commentare gefolgt 167<br />

).<br />

Auch eine Anukramaṇī zur Atharvasaṃhitā ist vorhanden,<br />

die indeß meist nur göttliche Wesen, selten wirkliche<br />

Ṛṣi, als Verfasser aufführt.<br />

Das Kauśikasūtram ist das einzige rituelle Sūtrain,<br />

das vom Atharvaveda vorliegt, obwohl ich allerdings aus<br />

Citaten auch ein Ātharvaṇagṛhyam kenne ‚fi8<br />

). Es<br />

besteht aus vierzehn Adhyāya und führt im Innern mehrfach<br />

die betreffenden Lehren auf den Kauśika zurück: im<br />

Eingange giebt es als seine Quellen die Mantra und die<br />

167- Whitney hat auch von diesem Prātiśākhya eine treffliche Bearbeitung<br />

geliefert im Journ. Arn. Or. S. VII (1862). x, 156 fg. (1872, Nachträge). S.<br />

darüber auch das von mir Ind. Stud. IV, 79—82 Bemerkte. Whitney zufolge<br />

berücksichtigt dies Werk die beiden letzten Bücher des vorliegenden Ath. Textes,<br />

dem es sich im Übrigen genau anschließt, nicht; da nun zu Pataṃjalrs Zeit<br />

die Ath. S. in 20 Büchern vorlag, so könnte man hieraus etwa direct auf die<br />

Priorität der Śaun. cat. schließen : es könnte sich ja indeß freilich jene Angabe<br />

Pataṃjali's etwa gar nicht auf unseren Text, sondern auf den der Paippa¬<br />

lāda-Schule beziehen, s. Roth der Ath. Veda in Kashmir p. 15. — Bühler hat<br />

übrigens auch noch ein ganz anderes Ath. Prātiśākhyam aufgefunden, s. Monats¬<br />

berichte der Berl. Acad. 1871 p. 77.<br />

1 6 8<br />

] darunter wird eben wohl das Kauśikasūtram gemeint sein. Es ist im<br />

Übrigen neuerdings ein zum Ath. Veda gehöriges śrautasūtra, unter dem <strong>Name</strong>n<br />

Vaitānasūtra aufgetaucht, s. Haug Ind. Stud. IX, 176, Bühler Cat. of Mss. from<br />

Gujarat f. 190 u. Monatsberichte der BerI. Acad. 1871 p. 76, und einige nähere<br />

Nachrichten bei Roth „der Ath. Veda in Kashmir* p. 22.


Das Kauśikasūtram: die Kalpa und Pariśiṣṭa. 169<br />

Brāhmaṇa, und bei deren Mangel den Sampradaya, die<br />

Überlieferung, an, wie es auch im Innern sich mehrfach auf<br />

das Brāhmaṇam beruft (durch iti br.): ob darunter das<br />

Gopathabr. verstanden ist, weiß ich nicht zu sagen. Der<br />

Stil des Werkes ist im Allgemeinen nicht so kurz, wie in<br />

den andern Sūtra, sondern mehr erzählend. Der Inhalt ist<br />

ganz Gṛhyasūtraartig: der dritte Adhyāya behandelt das<br />

Ceremoniell für die Nirriti (die Unglücksgöttin): der vierte<br />

giebt bhaiṣajyāni, Heilmittel, an: der sechste etc. Verwünschungen,<br />

Zauberbann: der zehnte behandelt die Hochzeit,<br />

der elfte das Manenopfer, der dreizehnte und vierzehnte<br />

die Sühnceremonieen bei verschiedenen Omina und Portenta<br />

(wie das Adbhuta­Brāhmaṇam des Sāmaveda 169<br />

).<br />

Zu diesem Sūtra gehören noch 5 sogenannte Kalpa:<br />

der Nakṣatrakalpa, ein astrologisches Lehrbuch auf die<br />

Mondhäuser bezüglich, in 50 Kaṇḍikā, der Śāntikalpa in<br />

25 Kaṇḍ., ebenfalls die Verehrung der Mondhäuser behandelnd<br />

170<br />

) und Gebete an sie enthaltend, der Vitānakalpa,<br />

der Saṃhitākalpa und der Abhicārakalpa: das Viṣṇu¬<br />

purāṇa, wie der gleich zu erwähnende Caraṇavyūha,<br />

nennen statt des letzteren den Āfìgirasakalpa. Ferner ge­<br />

1 7 1<br />

hören dazu noch 74 kleinere Pariśiṣṭa ), meist in Śloka<br />

und dialogischer Form, in Purāṇa­Weise. Den Inhalt bilden<br />

Gṛhya­Gegenstände verschiedener Art, am reichsten ist die<br />

Astrologie 172<br />

) und Zauberei, die Lehre von den Omina und<br />

Portenta dabei vertreten: einige Abschnitte entsprechen fast<br />

1 6 9<br />

] diese beiden Abschnitte sind von mir in meiner Abh. über Omina und<br />

Portenta (1859) in Text und Übersetzung mitgetheilt und commentirt worden;<br />

den die Hochzeit betreffenden Abschnitt hat Haas in seiner Abh. über die<br />

Heirathsgebräuche der alten Inder Ind. Stud, v, 378 fg. publicirt.<br />

1 7<br />

°] eine Inhaltsangabe beider Texte habe ich in meiner zweiten Abh. über<br />

die Nakṣatra p. 390—3 (1862) gegeben; Haug in den Ind. Stud. 9, 174 er­<br />

wähnt ein Āraṇyakajyotiṣam, different from the Nakṣatrakalpa.<br />

1 7 1<br />

] Haug am eben a. o. spricht von deren 72; darunter ist auch eine<br />

Nighaṇṭu, die m der Berliner Handschrift fehlt; vgl. das nigamapariśiṣṭam des<br />

weißen Yajus. — Texte dieser Art werden schon im Mahābhāṣya citirt, s. Ind.<br />

Stud. XIH, 463.<br />

17<br />

­] eins der hierauf bezüglichen Pariśiṣta, das 5lste der Reihe, habe ich<br />

in den Ind. Stud, x, 317 fg. mitgetheilt; die darin über die Planeten sich<br />

findenden Angaben setzen das Bestehen griechischen Einflusses voraus, s.<br />

das. p. 319. VIII. 413.


170 Die Atharvopaniṣad.<br />

wörtlich den gleichartigen Stellen der astrologischen Saṃ¬<br />

hitās. Auch ein Caraṇavyūha ist darunter, der die Zahl<br />

der Ṛc in der Atharvasaṃhitā zu 1 2380, die der Pary¬<br />

āya (Hymnen) zu 2000, die Zahl der Kauśikoktāni pa¬<br />

riśiṣṭāni aber nur zu 70 angiebt. Von Lehrern sind hauptsächlich<br />

folgende genannt: zunächst Bṛhaspati Athar¬<br />

van, Bhagavant Atharvan selbst, Bhṛgu, Bhār¬<br />

gava, Aṅgiras, Āṅgirasa, Kāvya (oder Kavi) Uśanas,<br />

sodann Śaunaka, Nārada, Gautama, Kāṃkāyana,<br />

Karmagha, Pippalāda, Māhaki, Garga, Gārgya,<br />

Vṛddhagarga, Ātreya, Padmayoni, Krauṣṭuki.<br />

Vielen dieser <strong>Name</strong>n begegnen wir in der eigentlich astrologischen<br />

Literatur wieder.<br />

Ich wende mich nunmehr zu demjenigen Theile der Athar¬<br />

van­Literatur, welcher für dieselbe ganz besonders charakteristisch<br />

ist, zu den Upaniṣad. Während die XCCT eCo%r]v<br />

sogenannten Upaniṣad der übrigen Veda zwar sämmtlich<br />

mit zu den späteren, resp. spätesten Theilen derselben gehören,<br />

beobachten sie doch wenigstens eine Grenze, die sie<br />

nicht überschreiten, halten sich nämlich innerhalb der Untersuchung<br />

über das Wesen des Allgeistes, ohne sectarischen<br />

Zwecken zu dienen. Die Atharvan­Upaniṣad dagegen<br />

reichen bis in die Purāṇazeit hinab und treten in ihren Endpunkten<br />

direct für sectarische Zwecke in dieSchranken. Ihre Zahl<br />

ist noch unbestimmt, gewöhnlich werden ihrer nur 52 aufgezählt;<br />

da indeß unter diesen mehrere sind, welche der spätesten Zeit<br />

angehören, so ist nicht ersichtlich, mit welchem Rechte man diese<br />

52 von den andern dgl. Tractaten, die zwar in der gewöhnlichen<br />

Aufzählung nicht enthalten sind, sich aber selbst Upaniṣad,<br />

resp. Atharvop., nennen, trepncn will, zumal diese Aufzählung<br />

der 52 je nach den verschiedenen Orten, wo sie sich<br />

findet, auch theilweise verschieden ist, und die Handschriften<br />

dieselben bunt mit den übrigen Upaniṣad vermischen. Es<br />

tritt eben für die Upaniṣad­Literatur der Fall ein, daß<br />

dieselbe bis in die neuesten Zeiten hineinreichen kann, und<br />

in Folge davon ist die Zahl der dazu zu rechnenden Schriften


Zahl der Upaniṣad überhaupt. 171<br />

eine sehr bedeutende: ich habe sie vor zwei Jahren im zweiten<br />

Hefte der „Indischen Studien" mit Hinzurechnung der<br />

in den älteren Veda stehenden Upaniṣad auf 95 angegeben*):<br />

die Nachforschungen indeß, welche Wal¬<br />

ter Elliot in Masulipatam bei den Telingana Brāhmaṇen<br />

über diesen Gegenstand angestellt hat, haben, wie<br />

mir Dr. Roer brieflich mittheilt, das Resultat ergeben, daß<br />

bei ihnen 123 Upaniṣad wirklich vorhanden sind, und<br />

rechnet man dazu die, welche sie nicht haben , die sich aber<br />

in jener meiner Aufzählung finden, so steigt die Zahl auf<br />

147**). Eine Liste jener 123 ist gleichlautend in zweien derselben<br />

enthalten, in der Mahāvākyamuktāvalī und in der<br />

Muktikop., und müssen darunter nach Obigem im Ganzen 52***)<br />

sein, die in jener meiner Aufzählung fehlen, wozu denn auch<br />

*) diese Zahl ist übrigens dort ein Irrthum und sollte 93 sein, insofern ich<br />

die Anandavalli und Bhṛguvallī doppelt — unter den 23 beiAnquetil<br />

nicht stehenden Atharvopaniṣad und unter den neun bei ihm den anderen<br />

Veda entlehnten Upaniṣad — aufgeführt habe. Jene Zahl würde sogar<br />

auf 92 reducirt werden müssen, insofern ich die Amṛtavindu bei Colebrooke<br />

und die Amṛtanāda bei Anquetil als zwei verschiedene Upaniṣad aufgeführt<br />

habe, während sie in der That identisch sind: es sind aber auf der<br />

andern Seite zwei von mir dort identificirte Upaniṣad, Prôṇāgnihotra<br />

nämlich bei Colebrooke undPranou beiAnquetil, zu trennen, da letztere<br />

(pranavopaniṣad) eben von jener verschieden ist. — Wenn sich nun hier<br />

am Schlüsse meiner Aufzählung 96 Upaniṣad ergeben, so hat dies theils<br />

darin seinen Grund, daß ich sechs neue hinzugefügt habe — die Bhāllavi­<br />

Upaniṣad nämlich, die Saṃvartop., die zweite Mahopan.. und drei der<br />

im Atharvaśiras enthaltenen Upaniṣad (Gaṇap ati, Sūrya, Devī), —<br />

theils darin, daß ich zwei in der Zählung übergangen habe, die Rudropa¬<br />

niṣad und.Āthar vaṇīya­Rudropaniṣad , insofern dieselben möglicher<br />

weise mit andern der aufgeführten identisch sind, so wie ich auch ferner die<br />

Mahánārāyaṇop aniṣad nur als eine Upaniṣad gezählt habe, während<br />

sie Colebrooke doppelt rechnet.<br />

­**) resp. nach der vorangehenden Note nur 145.<br />

***) resp. desgl. nur 50. [In der von w. Elliot publicirten Aufzählung der<br />

Upan. in der Muktikopan., s. Journal As. Soc. Beng. 1851 p. 607 fg., werden<br />

108 <strong>Name</strong>n derselben direct genannt (und 98 derselben finden sich in Taylor's<br />

Catalogue 1860 der orient. Mss. des Fort St. George II. 457 — 74 einzeln<br />

analysirt); dazu treten aber noch verschiedene daselbst übergegangene dgl. <strong>Name</strong>n,<br />

s. Ind. Stud. Hl, 324 — 6. Das von M. Müller iii der Zeitschr. D. M. G. XIX,<br />

137—158 (1865) mitgetheilte „aiphabet. Verzeichniß der Upan." geht bis auf<br />

149 (170 bei Burnell Indian Ant. II, 267). Seitdem aber sind durch die Handschriften­Verzeichnisse<br />

von Burnell, Bühler, Kielhorn, Rājendra Lāla Mitra, Haug<br />

(Brahman und die Brahmanen, p. 29—­31) etc. viele neue <strong>Name</strong>n bekannt geworden,<br />

so daß ich zur Zeit 235 Up. zähle, wobei indeß bei mancher Up.,<br />

von der wir zunächst eben nur den <strong>Name</strong>n kennen, ungewiß bleibt, ob sie nicht<br />

mit einer andern identisch ist.]


172 Die den älteren drei Veda angehörigen Upaniṣad.<br />

gleich die beiden eben angeführten <strong>Name</strong>n selbst gehören. ­­<br />

Eine persische Übersetzung, die 1656 von 50 Upan. gemacht<br />

ward, liegt uns in Anquetil du Perron's lateinischer<br />

Übertragung vor.<br />

Suchen wir nun unter den bis jetzt bekannten Upani­<br />

ṣad eine Eintheilung auf, so sind die ältesten natürlich diejenigen<br />

(I—12), welche sich nur in den älteren drei Veda<br />

finden*). Ich habe bereits angegeben, daß dieselben nie sec¬<br />

tarische Zwecke verfolgen. Eine Ausnahme davon macht<br />

scheinbar das Śatarudriyam, doch ist dies eben nur scheinbar:<br />

denn ob auch dasselbe in der That sectarisch benutzt<br />

worden ist, so hat es doch ursprünglich eine ganz andere<br />

Bedeutung, die nicht das geringste mit dem später<br />

davon gemachten Mißbrauch zu thun hat, ist überhaupt ursprünglich<br />

gar keine Upaniṣad gewesen**). Eine wirkliche<br />

Ausnahme aber macht die Śvetāśvataropaniṣad<br />

(13): diese wird indeß jedenfalls nur fälschlich dem schwarzen<br />

Yajus zugerechnet, hat sich in denselben nur dadurch<br />

eingeschmuggelt, daß sie viele Stellen daraus in sich aufgenommen<br />

hat, und gehört in dieselbe Reihe und Zeit etwa<br />

mit der Kaivalyopaniṣad. Ebenso hat auch die Mai¬<br />

trāyaṇa­Upaniṣad (14) keine begründeten Ansprüche<br />

darauf, dem schwarzen Yajus zugerechnet zu werden, gehört<br />

vielmehr, wie die Śvetāśvataropaniṣad, erst der Yoga¬<br />

periode an, doch verfolgt sie, in dem mir vorliegenden Theile<br />

wenigstens 173<br />

), keine sectarischen Zwecke (s. p. 106—109).<br />

Den Übergang zu den Atharvopaniṣad bilden außer<br />

diesen beiden zuletzt genannten theils diejenigen Upaniṣad,<br />

welche sich sowohl in einem der drei andern Veda als auch<br />

in etwas veränderter Gestalt in einer Atharvan­Recension vorfinden,<br />

theils diejenigen, bei denen früher derselbe Fall stattgefunden<br />

haben mag, von denen uns aber nur noch die Athar­<br />

*) d.i. Aitareya, Kauṣītaki, vāṣkala, Chāudogya, Śataru¬<br />

driya, Śik8hāvallī oder Taitt. Saṃhitopaniṣad, Chāgaleya (?),<br />

Tadeva, Śivasaṃkalpa, Puruṣasūkta, īśā, vṛhad-Āraṇyaka.<br />

**) s. darüber Ind. Stud. II, 14—47.<br />

1 7 3<br />

] auch in ihrem weiteren Verlaufe liegt nichts der Art vor.


Specielle Eintheilung der Atharvopanīṣad in drei Gruppen. 173<br />

van­ Recension vorliegt. Von letzteren haben wir nur ein Beispiel,<br />

die Kāṭhaka­Upaniṣad (15. 16), von ersteren dagegen<br />

mehrere (17—20), nämlich Kena (aus dem Sāmaveda),<br />

Bhṛguvallī, Ānandavallī, Bṛhannārāyaṇa<br />

(Taitt Ār. VHI—X).<br />

Die Atharvopaniṣad selbst, die schon äußerlich sich<br />

dadurch auszeichnen, daß sie meist in Versen abgefaßt sind,<br />

theilen sich in drei verschiedene Klassen, die sich in ihren<br />

Anfängen ziemlich gleich genau an die früheren Upaniṣad<br />

anschließen: die einen fahren fort, das Wesen des Ātman,<br />

des Allgeistes, direct zu untersuchen: die andern beschäftigen<br />

sich mit der Versenkung (yoga) in die Meditation darüber<br />

und geben die Mittel und Stufen an, mit und in welchen man<br />

schon hier das völlige Aufgehen im Ātman erreicht: die<br />

dritte Art endlich suhstituirt dem Ātman irgend eine<br />

von den vielen Formen, unter welchen die beiden Haupt¬<br />

götter, Śiva und Viṣṇu, im Laufe der Zeit verehrt worden<br />

sind.<br />

Ich gehe diese drei verschiedenen Arten nunmehr der<br />

Reihe nach durch, habe aber zuvor noch Einiges über die<br />

A th ar van­Recensionen der gleichzeitig noch oder wenigstens<br />

ursprünglich den andern Veda angehörigen Upaniṣad zu<br />

bemerken.<br />

Der Atharvan­Text der Kenopaniṣad zunächst istnur<br />

sehr wenig von dem S aman­Texte derselben verschieden: die<br />

Erwähnung der UmāHaimavatī, die hier zuerst geschieht,<br />

scheint Veranlassung dazu gegeben zu haben, daß diese Upaniṣad<br />

in die Atharvan­Sammlung aufgenommen ist, insofern<br />

sie wahrscheinlich im Sinne der Śivasecten aufgefaßt ward.<br />

— Von Ānandavallī und Bhṛguvallī ist mir der Atharvan­<br />

Text unbekannt*). — Auch von der Bṛhannārāyaṇop.,<br />

welche der Nārāyaṇīyop. des Taitt Āraṇyaka entspricht**),<br />

sind mir nur einzelne Data bekannt, welche aber<br />

*) zwei Listen der Atharvopaniṣad in der Charnbers'sehen Sammlung<br />

(s. meinen Catalog p. 95) führen nach diesen beiden vallī (39. 40) noch<br />

eine madhyavallī und uttaravallī (41. 42) auf!<br />

**) bei Colebrooke ist sie als zwei Upaniṣad gerechnet.


174 Der Atharvan­Text der den andern Veda entlehnten Upaniṣad.<br />

deutlieh genug zeigen, daß hier die alterthümlicheren, dunkleren<br />

Formen überall durch die entsprechenderen neuen, regelrechten<br />

ersetzt sind*). — Die beiden Kaṭhavallī, meist in<br />

gebundener Form, liegen uns nur im Atharvan ­Texte vor**),<br />

und zwar ist die zweite derselben nur ein Nachtrag zur<br />

ersten, insofern sie fast nur aus vedischen Citaten besteht,<br />

welche die in jener ausgesprochenen Lehren näher begründen<br />

sollen: die erste geht auf eine im Taitt. Brāhmaṇa [III,<br />

11,8] erzählte Legende zurück (s. p. 102). Naciketas, der<br />

Sohn des Āruṇi***), befragt den Tod um die Losung<br />

des Zweifels, ob der Mensch, wenn er gestorben ist,<br />

sei oder nicht sei. Der Tod führt ihn erst nach langem<br />

Sträuben und nach Verlockungen aller Art, die jener ausschlägt,<br />

in das Geheimniß der Existenz ein. Leben und Tod<br />

seien nur zwei verschiedene Phasen der Entwicklung: die<br />

wahre Weisheit bestehe in der Erkenntniß der Identität mit<br />

dem Allgeist, wodurch man über Leben und Tod erhoben<br />

wird. Die Darstellung dieses ersten Theiles ist in der That<br />

imposant, und auch der Ausdruck meist alterthümlich gehalten.<br />

Einzelne Stellen, die gar nicht hineinpassen, scheinen<br />

entweder später eingeschoben oder im Gegentheil aus einer<br />

früheren Darstellung, die mehr einen liturgischen Zweck hatte,<br />

beibehalten zu sein. Die Polemik gegen die Andersdenkenden<br />

ist sehr scharf und bitter, und zwar gegen den tarka „Zweifel"<br />

gerichtet, worunter wir hier wohl die Sāṃkhya und<br />

*) so visasarja, statt vya­ca­sarja, Kanyākumārīm statt 0<br />

ri,<br />

Kātyáyanyai statt °yanāya etc.<br />

**) s. Ind. Stud. II, 195 fg., wo zugleich die betreffenden Übersetzungen<br />

und Ausgaben angeführt sind. Seitdem ist diese Upaniṣad wieder in einer<br />

neuen Ausgabe erschienen, im Verein mit Śaṃkara's Commentar dazu, nämlich<br />

in vol. VIII der BibI. Indica, edirt durch Dr. Roer [und übersetzt in<br />

vol. XV].<br />

***) zwei andere <strong>Name</strong>n, die dem Vater des Naciketas gegeben werden,<br />

Auddālaki und Vājaśravasa sind im Widerspruch mit .den sonstigen Nachrichten.<br />

Vājaśravasa steht auch an der betreffenden Stelle des Taittirīya-<br />

Brāhmaṇa, ob auch Auddālaki, weiß ich nicht zu sagen [Auddālaki fehlt<br />

im T. Br., wie die betreffende ganze Stelle selbst]. Benfey (in den Göttinger<br />

Gel. Anz. 1852 Jan. p. 129) schlägt vor, Auddālaki Āruṇi auf Naciketas<br />

zu beziehen, aber die Incongruenz der beiden <strong>Name</strong>n wird dadurch nicht gehoben.<br />

Āruni ist eben Uddālaka, und Auddālaki ist Āruṇeya.


Die Atharvopaniṣad, beginnend mit der Muṇḍakopaniṣad. 175<br />

Bauddha zu verstehen haben. Die Heiligkeit des Wortes<br />

om, als des Ausdruckes der ewigen Position, wird ganz spe¬<br />

ciell hervorgehoben, was in dieser Weise bisher noch nicht<br />

geschah. Die Stufenreihe der Urprincipien (in III, 10. 11)<br />

entspricht völlig dem System des deistischen Yoga, während<br />

im Übrigen die Darstellung einen rein Vedāntischen<br />

Charakter trägt.<br />

Unter den eigentlichen Atharvopaniṣad nun schließen<br />

sich die Muṇḍaka­ und die Praśna-Upaniṣad (21. 22)<br />

am nächsten an die Upaniṣad der älteren Veda, resp.<br />

an die Vedānta­Lehre, an 174<br />

), und wird auch in der That in<br />

dem Vedantasūtra des Bādarāyaṇa auf sie ebenso oft<br />

Bezug genommen, als auf jene. Die Muṇḍaka­Upani­<br />

ṣad, meist in Versen, benannt davon, daß sie von allem<br />

Irrthum rasirt, befreit, ist in Lehre und Sprache der Kā¬<br />

ṭhakop. sehr ähnlich, und hat mit ihr in der That auch<br />

mehrere Stellen gemein. Im Eingange kündigt sie sich als<br />

ziemlich unmittelbare Offenbarung des Brahman selbst an.<br />

Aṅgiras nämlich, der sie dem Śaunaka mittheilt, hat sie<br />

von Bhāradvāja Satyavāha erhalten, dieser von<br />

Aūgir*), dem Schüler des Atharvan, welchem sie Brahman<br />

selbst geoffenbart hatte. Kurz darauf wird die vedische<br />

Literatur als die geringere Wissenschaft der Speculation<br />

‚ 7 4<br />

] die Aufzählung der Atharvopaniṣad beginnt in der Regel mit der<br />

Muṇḍakopaniṣad, und zwar inuß den Angaben in dem Scholion des Nārāya¬<br />

ṇabhaṭṭa zu den kleineren Ath. Up. zufolge, welche jetzt in der noch im Erscheinen<br />

begriffenen Ausgabe derselben in der BibI. Indica durch Rāmamaya<br />

Tarkaratna (seit 1872) vorliegen, eine feste Reihenfolge dabei zu dessen Zeit<br />

noch bestanden haben, da er die einzelnen Upan. z. B. als die siebente, achte<br />

etc. von der Muṇḍop. ab bezeichnet. Und zwar weist er dabei diese Reihenfolge<br />

einige Male der Śaunaka-Schule zu. Vgl. hiezu was Colebrooke misc.<br />

ess. I, 93 bemerkt, wonach resp. nur die ersten 15 Upaniṣad den Śaunakīyā,<br />

die folgenden Up. anderen śākhā angehören würden. Nārāyaṇa aber, mit dessen<br />

Reihenfolge Colebrooke in den ersten 28 <strong>Name</strong>n wesentlich zusammentrifft (von<br />

da an differiren Beide), führt den Śaunakagranthavistara auch noch zu 18<br />

brahmavindu, und die śākhā Śaunakavartitā auch noch zu 28 ātmopan. an,<br />

als für diese Nros, resp. Stellen, beider Upan. maaßgebend. Die Gopālatāpanī<br />

bezeichnet er allerdings als die 46ste „Atharva-Paip pale", und die vāsudevop.<br />

als die 49ste „kṣudragranthagaiie", s Rājendra Lāla Mitra Notices of Sanskrit<br />

Mss. I, 18 (1870).<br />

*) Aṅgir ist ein sonst nirgendwo vorkommender <strong>Name</strong>,


176 Die Muṇḍakopaniṣad.<br />

gegenüber gestellt, und zwar wird sie als aus den vier Veda<br />

und den 6 Vedāṅga bestehend angegeben, welche letztere<br />

einzeln aufgezählt werden : einige Handschriften fügen hier<br />

auch noch die Erwähnung der itihāsa­purāṇa­nyāya­mī¬<br />

māṃsā-dharmaśāstrāṇi ein, was offenbar ein späterer Zusatz<br />

ist, wie sich deren bei dieser Upaniṣad auch sonst<br />

noch mehrere in den Mss. finden: die (hier zuerst vorkommende)<br />

Aufzählung der einzelnen Vedānga genügt übrigens<br />

allein schon, zu zeigen, daß damals das Vedamaterial schon<br />

völlig systematisch verarbeitet und daraus eine neue Literatur<br />

hervorgegangen war, die nicht mehr der vedischen, sondern<br />

der folgenden Periode angehört. Die im weiteren Verlauf<br />

geschehende Erwähnung der Tretā ferner läßt darauf<br />

schließen, daß auch das Yugasystem schon völlig ausgebildet<br />

war. Auf der andern Seite finden wir die Wörter<br />

k all (die dunkle) und karālī (die fruchtbare) hier noch unter<br />

den sieben Zungen des Feuers aufgezählt, während sie zur<br />

Zeit des Dramatikers Bhavabhūti, im 8. Jahrhundert p. Chr.,<br />

<strong>Name</strong>n der Dnrgā, der Gemahlin des aus Agni (und Rudra)<br />

entwickelten Civa‚ sind, welche unter ihnen Gegenstand eines<br />

blutigen Opiercultus war. Da offenbar eine bedeutende Zeit<br />

erforderlich ist, um von jener ersten Bedeutung zu dieser<br />

zweiten zu gelangen, so muß somit die Muṇḍakop. um ein<br />

sehr Bedeutendes älter sein, als jene Zeit des Bhavabhūti,<br />

was sich übrigens auch noch anderweitig ergiebt, insofern<br />

sie ja im Vedāntasūtra mehrfach benutzt und von<br />

Śaṃkara commentirt worden ist. — Die Praśnopaniṣad,<br />

in Prosa, scheint einem Atharva­Brāhmaṇa, dem der<br />

Pippaladaschule, entlehnt zu sein*): sie enthält die Belehrung<br />

von sechs verschiedenen Lehrern durch Pippa¬<br />

lāda und unter diesen sind für die Zeit der Upaniṣad be­<br />

*) in den Unterschriften wird sie wenigstens einmal so bezeichnet, und<br />

auch Śaṃkara nennt sie im Eingange seines Commentars: brāhmaṇam, was<br />

freilich nicht viel beweist, da ihm alle Upaniṣad, die er commentirt, als<br />

śruti und brāhmaṇam gelten. — Der <strong>Name</strong> Pippalāda geht wohl auf die<br />

Vorstellung zurück, die wir im ersten verse vonMuṇḍaka III, 1 (entlehnt aus<br />

Ṛk Maṇḍ. I, 164, 20) vorfinden? er kehrt dieser vers auch in der Śvetā¬<br />

śvata ropan iṣad IV, 6 und Nir. xlv, 30 wieder.


Praśnopaniṣad. Garb hopaniṣad. 177<br />

sonders charakteristisch die <strong>Name</strong>n: Kauśalya Aśvalāyana,<br />

Vaidarbhi Bhārgava und Kabandhin Kātyāyana.<br />

Im Verlauf wird dann auch noch ein Kośalaprinz Hiraṇya¬<br />

nābha genannt, derselbe jedenfalls, der in den Purāṇa<br />

besonders verherrlicht wird. Wie in der Muṇḍakop., so<br />

finden sich auch hier einige eingeschobene Worte, die sich<br />

dadurch als solche kenntlich machen, daß Śaṃkara sie in<br />

seinem Commentar übergeht: sie beziehen sich auf den Athar¬<br />

van selbst, und auf die halbe Mātrā (More), die dem Worte<br />

om, das hier in voller Glorie auftritt, noch über seine 3<br />

Moren (a, u, m) zukömmt, und sind offenbar ein späterer Zusatz<br />

derer, welche die Erwähnung dieser beiden Gegenstände<br />

ungern in einer Atharvop. vermißten, da sie eben sonst in<br />

diesen durchgehend vorkommen. Muṇḍaka, wie Praśna,<br />

sind mehrfach edirt und übersetzt worden, s. Ind. Stud. I,<br />

280 fg. 439 fg., neuerdings wieder durch Dr. Roer in vol. VIII<br />

der Bibliotheca Indica nebst Śaṃkara's Commentar dazu 175<br />

).<br />

— Den <strong>Name</strong>n des Pippalāda trägt noch eine zweite Upa¬<br />

niṣad, die Garbha­Upaniṣad (23), welche ich deshalb<br />

hier gleich anfüge, obschon sie im Übrigen nicht ganz hie¬<br />

her paßt. Ihr Inhalt bezieht sich nämlich, abweichend von<br />

allen andern Upaniṣad, auf den menschlichen Leib, auf<br />

seine Bildung als Embryo und auf seine Zusammensetzung<br />

aus den verschiedenen Theilen, resp. auf deren Zahl und Gewicht.<br />

Das Ganze ist ein Commentar zu einer vorangestellten<br />

Triṣṭubhstrophe, deren einzelne Worte durchgemustert<br />

werden, woran sich dann weitere Bemerkungen reihen. Die<br />

Nennung der <strong>Name</strong>n der 7 jetzigen musikalischen Noten, so<br />

wie der jetzt noch gebräuchlichen Gewichte (die sich übrigens<br />

bereits bei Varāha Mihira finden) führt auf eine ziemlich<br />

moderne Zeit, desgleichen der Gebrauch von D évadāt<br />

ta im Sinne von Caius. Einige Stellen, in denen z. B.<br />

auch des Nārāyaṇa als des höchsten Herrn und des Sāṃ¬<br />

khya und Yoga als Mittels zu seiner Erkenntniß gedacht<br />

1 7 ä<br />

] Roer's Übersetzung liegt in vol. XV der BibI. Indica (1853) vor.


178 Brahmopaniṣad. Māṇḍūkyopaniṣad.<br />

wird, finden sich im 14. Buche von Yāska's Nirukti<br />

(einem Nachtrage dazu) wieder. Ob Śaṃkara diese Upan.<br />

commentirt hat, ist noch ungewiß: übersetzt ist sie in den<br />

Ind. Stud. II, 65 — 71 ,76<br />

). — Auch in der Brahmopani¬<br />

ṣad (24) erscheint Pippalāda und zwar mit dem Beinamen<br />

bhagavān Aṅgirās, also identifícirt mit diesem, als<br />

Träger der betreffenden Lehre, die er dem Śaunaka (ma¬<br />

hāśāla) verkündet, gerade wie dies in der Muṇḍakopani¬<br />

ṣad der Fall ist. Der Unterschied dieser Upaniṣad 177<br />

)<br />

von Muṇḍaka und Praśna ist übrigens schon ein bedeutender,<br />

und gehört sie mehr zu den eigentlichen Yoga-Upaniṣad.<br />

Sie besteht aus zwei Abschnitten: der erste, in<br />

Prosa, behandelt zunächst die Hoheit des ātman und giebt<br />

dann in seinem letzten Theile Brahman, Viṣṇu, Rudra<br />

und das Akṣaram als die vier pāda (Füße) des nirvā¬<br />

ṇam brahma an; von den 19 Versen des zweiten Abschnitts<br />

handeln die ersten 11 davon, daß der Yogin sein yajño¬<br />

pavītam, die heilige Schnur, ablegen möge, da er ja mit<br />

dem sūtra, dem Weltfaden, in innigster Verbindung stehe:<br />

das Ganze läuft also auf ein Wortspiel hinaus: die letzten<br />

8 Verse sind der Śvetāśvataropaniṣad, Muṇḍakopa¬<br />

niṣad und ähnlichen Upaniṣad entlehnt uud beschreiben<br />

wieder die Hoheit des Einen. — Die Māṇḍūkyopaniṣad<br />

(25—28) wird als aus vier Upaniṣad bestehend gerechnet,<br />

aber nur der prosaische Theil der ersten derselben, welcher<br />

die 3¾ Mātrā des Wortes om behandelt, ist als die wirkliche<br />

Māṇḍukyopaniṣad anzusehen, alles Übrige ist das<br />

Werk des Gauḍapāda*), dessen Schüler Govinda der<br />

1 7 6<br />

] herausgegeben mit Nārāyaṇa's Comm. in der Bibl. Indica 1872; in der<br />

Einleitung desselben bezeichnet als: pancakhaṇḍā 'ṣṭaraān (°mī zu lesen!)<br />

Muṇḍāt Paippalādābhidhā tathā.<br />

1 7 7<br />

] herausg. mit Nārāyaṇa's Comm. in der Bibl. Indica (1873); in der<br />

Einleitung bezeichnet als catuṣkhaṇḍā daśamī; die beiden Abschnitte des<br />

Textes scheinen in einigen Mss. umgestellt zu sein.<br />

*) ist auch als solches unter dem Titel āgamaśāstram von Śaṃkara<br />

commentirt worden. Das Nähere hierüber s. in den Ind. Stud. II, 100 —109.<br />

[Roer hat in vol. VIII der Bibl. Ind. die ganze Māṇḍūkyop. mit Śaṃkara's<br />

Commentar edirt und in vol. XV auch eine Übersetzung des § 1 derselben gegeben.]


Die übrigen Atharvopaniṣad der Vedāntastufe. 179<br />

Lehrer des Śaṃkara war, stammt demnach also etwa aus<br />

dem 7. Jahrhundert p. Chr. So werden denn auch zwei Werke<br />

des Śaṃkara selbst unter den Upaniṣad aufgeführt, die<br />

Āptavajrasūcī (29) nämlich, in Prosa, und die Tri¬<br />

purī (30), ebenfalls in Prosa, beide ganz in Vedānta­Sinne<br />

gehalten: die erstere handelt im Eingange von dem, was den<br />

Brāhmaṇa zum Brāhmaṇa mache: nicht jāti (Geschlecht),<br />

varṇa (Farbe), pāṇḍityam (Gelehrsamkeit) mache ihn dazu,<br />

sondern der Brahmavid (Brahmakundige) allein sei Brāh¬<br />

maṇa*): dann geht sie zu den verschiedeneu Definitionen<br />

von Mokṣa (Befreiung) über, als die einzig richtige die<br />

Erkenntniß der Einheit des Jīva (Einzelseele) und des Pa¬<br />

rameśvara (Allseele) angebend, und erklärt zuletzt, mit-ent¬<br />

schiedener Verwerfung aller Secten, die beiden hochwichtigen<br />

Wörter tat (das Absolute) und tvam (das Gegenständliche).<br />

Die Tripurī behandelt das Verhältniß des Ātman zur Welt<br />

und steht als viertes Prakaraṇam in einer Reihe von sieben<br />

kleinen dem Śaṃkara zugeschriebenen Vedānta­Schriften<br />

178<br />

). Als eine Art Catechismus der betreffenden Lehren<br />

ist die Sarvopaniṣatsāropaniṣad (31), in Prosa, anzusehen,<br />

welche die Beantwortung mehrerer als Eingang vorangestellter<br />

Fragen zum Zweck hat 179<br />

). Das Gleiche ist in<br />

der Nirālambopaniṣad (32) der Fall 18<br />

), die indeß wesentlich<br />

auf dem Yoga Standpunkt steht. Die Ātmopani¬<br />

ṣad (35), in Prosa, enthält eine Untersuchung des Aṅgiras<br />

*) dieser Theil ist von einem Buddhisten (Aśvaghoṣa) fast wörtlich<br />

in der gleichnamigen Schrift, die sich bei Gildemeister BibI. S. praef. p. VI<br />

not. angegeben findet, gegen das Kastenwesen überhaupt benutzt worden, s. über<br />

dieselbe auch Burnouf Introd. à rhist. du Buddh. Ind. p. 215. [Text und<br />

Übersetzung s. jetzt in meiner Abh. über die vajrasūcī des Aśvaghoṣa 1860.<br />

Bei Haug ,,Brahman und die Brāhmanen" p. 29 wird die Up. als sāmavedoktā<br />

bezeichnet.]<br />

1 7 8<br />

] s. mein verz. der Berl. S. H. p. 180. Bei Rājendra Lāla Mitra Notices<br />

of Sanskrit Mss. I, 10. 11 wird indeß ein anderer Text als śrīmachaṃ¬<br />

karācāryaviracitā tripuryupaniṣad aufgeführt.<br />

1 7 9<br />

] s. Ind. Stud. I, 301; herausgegeben mit Nārāyaṇa's Comm. in der<br />

BibI. Ind. (1874); in der Einleitung bezeichnet als: Taittirīyake | sarvopani¬<br />

ṣadāṃ sāraḥ saptatriṃśe caturdaśe (!?).<br />

1 8<br />

°] s. Rājendra Lāla Mitra H‚ 95. Taylor Catalogue of or. Mss. Of the<br />

College Fort. St. George H, 462,


180 Prā ṇāgnihotrop., Ārṣikop.; die Atharvop. der Yoga­Stufe.<br />

über die drei Factoren (puruṣa), den leiblichen, seelischen<br />

und den allseelischen*). Die Prāṇāgnihotropaniṣad (34),<br />

in Prosa, zeigt die Relation der leiblichen Theile und Func¬<br />

tionen mit den betreffenden des Opfers, woraus implicite die<br />

Unnöthigkeit des letztern erhellt: der Schluß verheißt dem,<br />

der diese Upaniṣad liest, gleichen Lohn mit dem, der in<br />

Vārāṇasī aushaucht, Befreiung nämlich von der Wiedergeburt<br />

181<br />

). Die Ārṣikopaniṣad (?35) enthält ein Gespräch<br />

über das Wesen des Ātman zwischen Viśvāmitra,<br />

Jamadagni, Bharadvāja, Gautama, Vasiṣṭha, welcher<br />

letztere, sich auf die Ansicht des K'hak (? anderes<br />

Mspt bei Anquetil: Kapl = Kapila?) stützend, die Zustimmung<br />

der Andern erhält 182<br />

).<br />

Die zweite Classe der Atharvopaniṣad wird, wie<br />

oben angegeben, von denjenigen gebildet, welche den Yoga,<br />

die Versenkung in den Ātman, die Stufen derselben, und<br />

die äußeren Mittel dazu zum Gegenstande haben. Die letzteren<br />

sind hauptsächlich das Aufgeben aller irdischen Beziehungen,<br />

und die häufige Wiederholung des Wortes om,<br />

welches eine ganz besondere Rolle dabei spielt und daher<br />

auch selbst der Gegenstand tiefen Sinnens ist. Yājñavalkya<br />

wird in den hieher gehörigen Upaniṣad mehrmals als<br />

der betreffende Lehrer genannt, und scheint es in der That,<br />

als ob er als einer der Hauptförderer des mit der Yogalehre<br />

innig verbundenen religiösen Bettelwesens anzusehen<br />

sei. So belehrt er in der Tārakopaniṣad (36) den Bha¬<br />

radvāja über die rettende und über alle Sünden hinweg¬<br />

führende Kraft des Wortes om 188<br />

), desgl. in der Śākalyo¬<br />

pa ni ṣad**) (37) den Śākalya über die wahre Be-<br />

*) übersetzt Ind. Stud. IT, 56. 57. [Text und Nār's. Comm. in der Bibl.<br />

Ind. 1873; in der Einleitung bezeichnet als : khaṇḍatrayānvitā | aṣṭāviṃśī gran¬<br />

thasaṃghe śākhā Can na ka varüta.]<br />

1 8 1<br />

] Text und Nārāyaṇa's Comm. in der Bibl. Ind. 1873, in der Einleitung<br />

bezeichnet als : ekādaśī Śaunakīye; s. Taylor II, 472. Rājendra L. M. I, 49.<br />

Burnell Catalogue p. 63.<br />

1 8 2<br />

] s. Ind. Stud. IX, 48—52. Der <strong>Name</strong> der Upan. ist noch nicht sicher.<br />

1 8 3<br />

] s. Ind. Stud. IX, 46—48.<br />

**) dieser <strong>Name</strong> scheint mir aus den Varianten bei An que til sich als der<br />

wahrscheinlichste zu ergeben.


Die Jābāla-, Kaṭhaśruti-, Āruṇika­, Bhāllavi­ etc. Upaniṣad. 181<br />

freiung 184<br />

): insbesondere aber tritt er in der Jābālopani¬<br />

ṣad (38), in Prosa, hervor, welche letztere ja auch, obwohl<br />

sicher mit Unrecht, den <strong>Name</strong>n einer Schule des weißen<br />

Yajus führt, jedenfalls aber nur als eine Nachahmung des<br />

Āraṇy. dieses letzteren zu betrachten ist (s. Ind. Stud. II,<br />

72—77): sie muß indeß doch schon vor der Abfassung des<br />

Bādarāyaṇasūtra bestanden haben, da in diesem mehrfach<br />

auf Stellen darin*) Bezug genommen zu werden scheint (: es<br />

müßten denn diese Stellen etwa einer gemeinsamen Quelle<br />

entlehnt sein?). Für die Lebensweise der Paramahaṃsa,<br />

der religiösen Bettler, sind neben ihr noch von besonderer<br />

Bedeutung die Kaṭhaśruti (39: Colebrooke hat fälschlich<br />

Kaṇṭhaśruti), in Prosa, und die Āruṇikopaniṣad (40),<br />

gleichfalls in Prosa**), beide in gleicher Weise als Nachträge<br />

zu dem Āraṇyaka des schwarzen Yajus zu betrachten,<br />

wie die Jābālopaniṣad zu dem des weißen.<br />

Auch die Bhāllavi­Upaniṣad (41) gehört den Citaten<br />

nach hieher, so wie die Saṃvartaśruti (42): desgl. die<br />

Saṃnyāsopaniṣad (43) und Paramahaṃsopaniṣad<br />

(44), beide in Prosa***). Die Haṃsopaniṣad (45) ist mir<br />

‚ 8 4<br />

] s. Ind. Stud. II, 170.<br />

*) dieselben setzen den <strong>Name</strong>n Vārāṇasī für Benares voraus. [Der<br />

Text der Jābālop. und Nār.'s Commentar liegt in der BibI. Ind. (1874) vor; in<br />

der Einleitung wird sie als yājuṣī und ekacatvāriṃśattamī bezeichnet (letzteres<br />

wird indeß auch von der Kaivalyop. gesagt!); s. auch noch Burnell p. 61,<br />

Taylor II, 474, Rājendra L. M. Ī, 92 (Comm. des Śaṃkarānanda) ; es giebt<br />

übrigens noch eine ganze Zahl von Upaniṣad, welche den <strong>Name</strong>n Jābāla führen,<br />

nämlich: bṛhajjābāla, mahājābāla, laghujābāla, bhasma°, rudra 0<br />

, rudrākṣa 0<br />

.<br />

**) übersetzt Ind. Stud. U, 176—81. [Text und Nār.'s Comment, in der<br />

BibI. Ind. 1872. Nach Rājendra Lāla Mitra f. 92 hat auch Śaṃkarānanda einen<br />

Comm. dazu verfaßt; Nār. bezeichnet sie in der Einleitung als pancaviṃśī.<br />

— Auch die Kaṭhaśruti ist in der BibI. Ind. (1873) mit Nār.'s Commentar<br />

edirt; zwar unter dem <strong>Name</strong>n kaṇṭha°, da es indessen in Nār.'s Einleitung<br />

heißt: yajurvedetu Carakā dvādaśai 'ṣā kaṇṭhāśrayaḥ(!) | saṃnyāsopaniṣat¬<br />

tulyā catuḥkhaṇdā kṛta (!) śrutiḥ || so liegt wohl auf der Hand, daß diese<br />

Schreibung hier wie bei Burnell p. 60 nur eine irrige ist, und Nār. selbst die Up.<br />

mit den Kaṭha in Bezug brachte, s. auch Bühler Cat. of Mss. from Guj. I, 58.<br />

***) die Paramahaṃsopaniṣad ist übersetzt Ind. Stud. II, 173 —176.<br />

[Text mit Nār.'s Commentar in der BibI. Ind. 1874; in der Einleitung bezeichnet<br />

als: trikhaṇḍā 'tharvaśikhare catvāriṃśattamī. — Auch die Saṃnyāsop.<br />

liegt ebendas. (1872) vor; in ihr findet sich ein directer Bezug auf vier anu¬<br />

vāka der Ath. S. (XVIII), deren Text daher vom Herausgeber im Schol., und<br />

zwar in doppelter Weise, nach zwei Mss., mitgetheilt wird (p. 131—176); s.<br />

noch Rājendra L. M. I, 54. Taylor II, 469.]


182 Die übrigen Atharvopaniṣad der Yogastufe.<br />

noch nicht vorgekommen, gehört dem <strong>Name</strong>n nach aber wohl<br />

auch hieher 185<br />

). Die Āśramopaniṣad (46), in Prosa, giebt<br />

eine Classification der vier indischen Orden Brahmacārin,<br />

Gṛhastha, Vānaprastha und Parivrājaka: sie wird<br />

schon von Śaṃkara citirt, und die darin genannten <strong>Name</strong>n<br />

der einzelnen Classen sind jetzt obsolet. Die Śrīmaddatto¬<br />

paniṣad (47) besteht aus zwölf Śloka, die einem jener<br />

Bettelmönche in den Mund gelegt sind und mit dem steten<br />

Refrain endigen: tasyā 'haṃ pañcamāśramam „ich bin<br />

dessen, se. des brahman, fünfter Āśrama." Die Unter¬<br />

suchung über das heilige Wort om wird außer den bereits<br />

angegebenen Upaniṣad, Māṇḍūkya nämlich und Tāraka,<br />

besonders geführt in der Atharvaśikhā (48), in Prosa,<br />

commentirt von Śaṃkara, in welcher Atharvan den Pip¬<br />

palāda, Sanatkumāra und Aṅgiras darüber belehrt*):<br />

ferner in der Brahmavidyā (49) in 13 Śloka, hie und da<br />

bei Śamkara erwähnt**): endlich in Śaunaka (50) und<br />

Praṇava (51), beide nur bei Anquetil ,8ß<br />

). Die verschiedenen<br />

Stufen des allmäligen Versinkens im Ātman bilden<br />

den Inhalt der Upaniṣaden (52—59): Haṃsanāda (in<br />

Prosa), Kṣurikā (24 Śloka), Nādavindu (20 Śloka),<br />

Brahmavindu (22 Śloka, auch Amṛtavindu genannt),<br />

Amṛtavindu (3Ś Śloka, auch Amṛtanāda genannt),<br />

Dhyānavindu (23 Śloka), Yogaśikṣā (10 Śloka), und<br />

Yogatattva (15 Śloka), während die Cūlikā (60. in 21<br />

Śloka) und Tejovindu (61. in 14 Śloka) die Hoheit des<br />

Ātman selbst schildern***), die erstere mit mehrfacher di-<br />

l 8 5<br />

] Text und Nār's. Comm. in der Bibl. Ind. (1874); in der Einleitung<br />

bezeichnet als aṣṭatriṃśattamī | ātharvaṇe. Bei Rājendralāl. I, 90 wird ein<br />

Comm. des Śaṃkarānanda dazu aufgeführt; s. noch Burnell p. 65.<br />

*) s. lnd. Stud. II, 55. — Hier steht also Pippalāda neben Angi¬<br />

ras (s. p. 178.) [Text und Nār.'s Comm. in der Bibl. Ind. 1873; in der Einleitung<br />

bezeichnet als: saptamī muṇḍāt.]<br />

**) übersetzt Ind. Stud. II, 58. [Text und Nār.'s Commentar in der Bibl.<br />

Ind. 1873.]<br />

, 8 6<br />

] s. Ind. Stud, ix, 52—3 und 49 — 52; die praṇavop. wird übrigens bei<br />

Taylor II, 328 genannt.<br />

***) über Haṃsanāda s. Ind. Stud. I, 385 — 87, die Kṣurikā ist übersetzt<br />

ebendas. II, 171—73, desgl. Amṛtavindu II, 59 — 62, Tejovindu


Sprache und Ideenkreis darin. Die sectarischen Upaniṣad. 183<br />

recter Bezugnahme auf die Lehre der Atharvan.<br />

Der Ideenkreis wie die Sprache sind in allen diesen eben<br />

aufgeführten Upaniṣad ganz identisch: die letztere leidet<br />

häufig an großer Dunkelheit, theils weil sich direct grammatische<br />

Ungenauigkeiten darin finden, theils weil die Construction<br />

oft ganz gestört und ohne Einheit ist. Manche Verse<br />

kehren in mehreren derselben wieder, viele sind aus Śvetā¬<br />

śvataropaniṣad oder Maitrāyaṇopaniṣad entlehnt.<br />

Die Verachtung der Kasten, so wie der Schrift (gran¬<br />

tha), ist ein fast in allen diesen Upaniṣad wiederkehrender<br />

Zug, und könnte man sie somit direct als buddhistisch ansehen,<br />

wenn sie nicht völlig frei von aller buddhistischen<br />

Dogmatik wären. Es findet diese Übereinstimmung ihre Erklärung<br />

eben darin, daß der Buddhismus selbst ursprünglich<br />

nur als eine Form der Sāṃkhyalebre anzusehen ist.<br />

Als dritte Classe der Upaniṣad habe ich die sectarischen<br />

aufgeführt, welche dem Ātman eine der Formen des<br />

Viṣṇu oder Śiva substituiren: die älteren derselben schließen<br />

sich dabei noch ganz genau an die Yogalehre an, bei den<br />

jüngeren dagegen tritt das persönliche Element der betreffenden<br />

Gottheiten immer mehr in den Vordergrund. Ein<br />

besonderes Kennzeichen dieser Classe sind die ungemessenen<br />

Verheißungen, welche gewöhnlich am Schlüsse demjenigen<br />

gemacht werden, der sie liest und studirt, so wie die Anführung<br />

und Verehrung heiliger Formeln, in denen der <strong>Name</strong><br />

des betreffenden Gottes enthalten ist.<br />

Was zunächst die Viṣṇu­sectarischen Upaniṣad betrifft,<br />

so ist die älteste Form, unter welcher Viṣṇu verehrt<br />

wird, Nārāyaṇa. Wir finden diesen <strong>Name</strong>n zuerst im zweiten<br />

Theile des Śatapatha-Brāhmaṇa vor, doch ist er da­<br />

II, 62—64, Dhyānavindu II, 1—5‚ Yogaśikhā [so ist zu lesen] und Yoga¬<br />

tattva H, 47—50, [A mṛtanāda Ix, 23—­38, Cūlikālx, 10—21. Alle diese<br />

Upaniṣad liegen jetzt im Text und mit Nār.'s Comm. in der BibI. Ind. (1872. 73)<br />

vor, ausgenommen die Haṃsanādop., die indeß mit der Haṃsop. ebend. identisch<br />

zu sein scheint. In den Einleitungen des Commentais werden bezeichnet Cūlikā<br />

als pancamī, Brahmavindu als aṣṭādaśī Śaunakagranthavistare, Dhyānavindu als<br />

viṃśā (viṃśī!), Tejovindu als ekaviṃśaṃ, Yogaśikhā als granthasandohe(!) dvā¬<br />

triṃśatitamī (soll wohl dvāvmś 0<br />

heißen!), Yogatattva als trayoviṃśā (°śī).]


184 Die dem Nārāyaṇa huldigenden Upaniṣad.<br />

selbst noch keineswegs mit Viṣṇu in Verbindung gesetzt,<br />

sondern steht vielmehr, wie im Eingange des Manu und des<br />

Viṣṇupurāṇa, im Sinne von Brahman (mascul.). Dasselbe<br />

ist der Fall in der Nārāyaṇīyopaniṣad des<br />

Taittirīya­Āraṇyaka, resp. in ihrer Atharvan­Recen¬<br />

sion als Bṛhannārāyaṇopaniṣad, doch wird er hier<br />

wenigstens schon Hari genannt, und an einer Stelle auch bereits<br />

direct mit Vāsudeva und Viṣṇu in Verbindung gebracht.<br />

Aber erst in der Mahā­Upaniṣad (62), in Prosa,<br />

welche in ihrem ersten Theile die Emanation der Schöpfung<br />

aus Nārāyaṇa, in ihrem zweiten eine Paraphrase der Haupt¬<br />

stelle der Nārāyaṇīyopaniṣad enthält*), erscheint Nā¬<br />

rāyaṇa direct als die Stelle Viṣṇu’s vertretend, insofern<br />

Śūlapāṇi (Śiva) und Brahman aus ihm entstehen, Viṣṇu<br />

aber ganz unerwähnt bleibt. In der Nārāyaṇopaniṣad<br />

(64) dagegen, in Prosa 187<br />

), emanirt auch Viṣṇu aus ihm,<br />

ähnlich wie in dem Nārāyaṇa Abschnitt**) des 12. Buches<br />

des Mahā­Bhārata (welches Buch ja auch sonst für die<br />

Sāṃkhya­ und Yoga­Lehre von ganz besonderer Bedeutung<br />

ist). Die heilige Formel, die in ihr gelehrt wird, ist:<br />

om namo nārāyaṇāya. Es existirt übrigens von dieser<br />

Upaniṣad auch noch eine andere, wohl jüngere Recension,<br />

die einen Theil des im Verlauf zu nennenden Atharvaśiras<br />

bildet und in welcher Devakīputra Madhusūdana als besonders<br />

brahmaṇya, fromm, erwähnt wird, ebenso wie dies<br />

in der Ātmaprabodha­Upaniṣad (65) der Fall ist, die<br />

gleichfalls den Nārāyaṇa als höchsten Herrn feiert, s. Ind.<br />

Stud. II, 8.9 188<br />

). Sonst wird er (Nārāyaṇa) in gleicher<br />

*) übersetzt Ind. Stud. H, 5—8 [s. noch Taylor n, 468, Rājendra L. M.<br />

I. 25]: Außer ihr muß auch noch eine andere Mahā­Upaniṣad (63) bestanden<br />

haben, welche die Anhänger der Mādhava­Secte zum Beweis ihres<br />

Glaubens an eine persönliche, von der Menschenseele geschiedene, Allseele anführen.<br />

, 8 7<br />

] s. noch Rājendra L. M. I. 12. 91 (Comm. des Śaṃkarānanda).<br />

**) zur Zeit der (letzten?) Redaction des vorliegenden Mahā­Bhārata<br />

muß der Nārāyaṇa dienst in ganz besonderem Flore gestanden haben.<br />

1 8 8<br />

] s. noch Rājendra L. M. In, 36. Taylor II, 328.


Die Nṛsiṃhatāpanīyopaniṣad. 185<br />

Eigenschaft noch in der Garbhopaniṣad (resp. Nirukti<br />

XIV), und in der Śākalyopaniṣad genannt.<br />

Die zweite Form, unter der wir Viṣṇu verehrt finden,<br />

ist Nṛsiṃha. Die bis jetzt älteste Erwähnung desselben geschieht<br />

im Taitt. Ār. X, 1, 8 (in der N ārāyaṇīyop.), unter<br />

dem <strong>Name</strong>n Nārasiṃha und mit den Beiwörtern vajrana¬<br />

kha und tīkṣṇadaṃṣṭra. Die einzige Upaniṣad, in<br />

der er verehrt wird, ist die Nṛsiṃhatāpanīyopani¬<br />

ṣad (in Prosa): sie ist verhältnißmäßig ziemlich umfangreich,<br />

und wird deshalb auch als sechs verschiedene Upani­<br />

ṣad gezählt (66—71), insofern sie aus zwei Theilen besteht*),<br />

deren erster wieder in fünf einzelne Upaniṣad zerfällt.<br />

Der erste Theil behandelt die dem Nṛsiṃha heilige<br />

Anuṣṭubhformel**), den inantrarāja nārasiṃha ānu¬<br />

ṣṭubha, mit welchem die wunderlichsten Spielereien vorgenommen<br />

werden, worin wir den Anfang zu den späteren<br />

Mālāmantra, mit ihrem Tantra­Ceremoniell, zu erkennen<br />

haben. Ein großer Theil der Māṇḍūkyopaniṣad ist<br />

darin aufgenommen und auch das Bestehen der Atharva¬<br />

śikhā wird vorausgesetzt, da sie direct citirt wird. Der<br />

zweite Theil ist mehr speculativen Inhalts, giebt übrigens dem<br />

ersten an mystischen Spielereien nichts nach. Die Trias<br />

Brahman, Viṣṇu, Śiva wird mehrfach in beiden Theilen<br />

erwähnt. Sprachlich ist im zweiten Theile von besonderem<br />

Interesse der Ausdruck buddha für den höchsten Ātman<br />

(neben nitya, śuddha, satya, mukta etc.), wie sich derselbe<br />

ja auch noch bei Gauḍapāda und Śaṃkara erhalten<br />

hat: ursprünglich gehört er offenbar der Sāṃkhyaschule an<br />

(s. oben p. 29. 143).<br />

Commentirt ist diese Upaniṣad von Gauḍapāda und<br />

von Śaṃkara, wie sie denn überhaupt neben vielem ganz<br />

*) die erwähnten Listen der Upaniṣad in der Chambers'schen Samm¬<br />

lung nehmen auch eine madhyatāpinī an [s. mein Verz. p. 95].<br />

**) sie lautet ugraṃ vīraṃ mahāviṣṇuṃ jvalantaṃ sarvatomu¬<br />

kham I nṛsiṃhaṃ bhīṣaṇaṃ bhadraṃ mṛtyumṛtyuṃ namāmy<br />

aham || „den schrecklichen, gewaltigen, großen Viṣṇu, den flammenden, allgegenwärtigen,<br />

Nṛsiṃha den furchtbaren, heiligen, des Todes Tod verehre ich".


186 Rāmatāpanīya­ und Gopālatāpanīya­Upaniṣad.<br />

Modernen doch noch manches Alterthümliche trägt. Sie wird<br />

ungefähr in das 4. Jahrhundert p. Chr. gehören, da um diese<br />

Zeit der Nṛsiṃhadienst an der Westküste Indiens blühend<br />

war, während wir sonst davon keine Spuren weiter finden ' 89<br />

).<br />

Viele Aehnlichkeit mit der Nṛsiṃhatāpanīyop. hat,<br />

speciell in ihrem zweiten Theile, die Rāmatāpanīyopani¬<br />

ṣad (72. 73), in welcher Rāma als der höchste Gott ver¬<br />

ehrt wird. Jener zweite Theil, in Prosa, ist eigentlich<br />

nur eine Zusammensetzung aus Stücken der Tārakopani¬<br />

ṣad, Māṇḍūkyopaniṣad, Jābālopaniṣad und Nṛ¬<br />

siṃhopaniṣad , naturlich mit den nöthigen Veränderungen.<br />

Yājñavalkya tritt darin als der Verkünder der Gottherrlichkeit<br />

des Rāma auf. Eine Londoner Handschrift fügt am<br />

Schlusse noch eine lange Stelle zu, die der Commentator<br />

Ānandavana (aus der Stadt Kundin a stammend) nicht<br />

kennt. Das Sectarische dieser Upaniṣad findet darin seine<br />

Krone, daß Śiva (Śaṃkara) selbst den Rāma darum anfleht,<br />

daß denen, welche in Maṇikarṇikā oder in der<br />

Gaṅgā überhaupt, den beiden Hauptplätzen des Śivacultus,<br />

sterben, die Wiedergeburt erspart sein möge. Der erste Theil<br />

derselben, in 95 Śloka, enthält im Eingange eine kurze Darstellung<br />

von Rama's Leben, welche große Aehnlichkeit hat<br />

mit der im Eingange des Adhyātmarāmāyaṇa (im Brah¬<br />

māṇḍapurāṇa) befindlichen. Der Mantrarāja wird dann<br />

gelehrt mit Hülfe eines eigens zu dgl. erfundenen mystischen<br />

Alphabets*). Es gehört diese Upaniṣad offenbar der Schule<br />

des Rāmānuja, möglicher Weise diesem selbst au, also<br />

frühestens in das 11. Jahrh. p. Chr. 190<br />

).<br />

Unter den <strong>Name</strong>n Viṣṇu, Puruṣottama, Vāsu­<br />

1 8 9<br />

] Text und Übersetzung dieser Upan. s. in den Ind. Stud. Ix‚ 53—178;<br />

zur chronologischen Frage speciell s. p. 62. 63. Auch in der Bibl. Ind. ist diese<br />

Up. von Rāmarnaya Tarkaratna (1870 — 71) nebst Śaṃkara's Comm. (in Bezug auf<br />

den zweiten Theil ist es indeß zweifelhaft, ob der Comm. dem Śaṃkara zugehört)<br />

publicirt worden, zugleich mit der kleinen (nārasiṃha)ṣaṭcakropaniṣad<br />

und Nārāyaṇa's Comm. dazu.<br />

*) auch der Nārasiṃha­ und ein Vārāha­mantra wird dabei erwähnt.<br />

ö 0<br />

' ] Text und Übersetzung s. in meiner Abh. „die Rāma­Tāpanīya­Up. "<br />

(1864); der Text nebst Nārāy.'s Comm. liegt auch in der Bibl. Indica (1873)


Śatarudriy am, Kai v alyo p an i ṣ ad. 187<br />

deva ist Viṣṇu in mehreren Upaniṣad. als der höchste<br />

Ātman erwähnt*): desgl. erscheint Kṛṣṇa Devakīputra<br />

in einigen derselben (in Ātmaprabodha und Nārāyaṇa),<br />

aber nicht als höchster Ātman, sondern nur, ähnlich wie in<br />

der Chāndogyop., als ein besonders frommer Weiser.<br />

Selbst zur göttlichen Würde erhoben finden wir ihn blos in<br />

der Gopalatāpanīyop. (74. 75), von der mir wenigstens der<br />

2. Theil, in Prosa, vorliegt**). Er hat es im Eingange mit<br />

den gopī in Mathurā und Vraja zu thun, geht dann zu<br />

der Identification von Mathurā mit dem Brahmapura<br />

etc. über und gehört jedenfalls einer ganz modernen<br />

Zeit an, insofern er in Inhalt und Sprache fast gar keine<br />

Berührungspunkte mit anderen Upaniṣad darbietet 191<br />

).<br />

Auch die Gopīcandanopaniṣad (76) wird wohl hierher<br />

gehören 192<br />

), ich kenne sie nur dem <strong>Name</strong>n nach.<br />

An der Spitze der Śiva-sectarischen Upaniṣad steht,<br />

dem davon gemachten Gebrauche nach, das Śatarudriyam:<br />

ich habe indeß bereits bemerkt, daß dies nur ein Mißbrauch<br />

ist. In seinen Keimen aber läßt sich der Śiva dienst allerdings<br />

schon in den späteren Theilen des Yajus***) nachweisen.<br />

Ganz besonders tritt er als Mahādeva hervor in einem<br />

vor; in den Einleitungen der beiden Theile werden dieselben als pancatriṃśat¬<br />

tarna und ṣaṭtriṃśa bezeichnet Die Abfassungszeit ist wohl noch mehr herab¬<br />

zunicken als oben geschehen. Nach den Angaben Nṛsiṃha's in seinem Smṛty¬<br />

arthasāra, s. Aufrecht Catalogus p. 285b 286 a, zunächst hat Rāmānuja erst im<br />

12 Jahrh. (śake 1049 = AD 1127) gewirkt. Die Rāmatāpanī zeigt aber ferner<br />

im Übrigen noch nähere Beziehungen zu Rāmānanda, der erst Ende des 14.<br />

Jahrh. gesetzt wird, s. meine Abh. p. 382.<br />

*) unter dem <strong>Name</strong>n Vāsudeva besonders auch in den dem Śaṃkara<br />

zugeschriebenen Schriften.<br />

**) die Listen in der Chambers'schen Sammlung führen eine Gopāla¬<br />

tāpinī, Madhyatāpinī, Uttaratāpinī und Bṛhad uttara tāpinī auf!<br />

I 9 1<br />

] der Text dieser Upan. mit dem Comm. des Viśveśvara liegt in der<br />

BibI. Ind., durch Haracandra vidyābhūṣaṇa und viśvanāthaśāstrin herausgegeben,<br />

vor (1870). Auch sind Auszüge aus den Commentaren des Nārāyaṇa und<br />

des Jīvagosvāmin gelegentlich beigefügt. Nach Rājendral. f. 18 bezeichnet Nār.<br />

den ersten Theil derselben in seiner Einleitung als. ṣaṭcatvāriṃśatī ca pūrṇā cā<br />

’tharvapaippale. — Eine Analyse des zweiten Theiles s. bei Taylor II, 472<br />

1 9 2<br />

] so auch nach Rājendral. I, 20 (Comm. des Nār.). 60; speciell ist sie<br />

„a treatise on the merits of putting on sectarial marks on the forehead with<br />

an ochrous earth, called gopícandana‘‘.<br />

***) wie in der Atharvasaṃhitā und in dem Śāṅkhāyana-Brāhmana<br />

(s. p. 49. 122).


188 Kaivalyop., Atharvaś iras.<br />

Theile der Nārāyaṇīyopaniṣad und zwar steht er daselbst<br />

bereits im Verein mit seiner Gattin. Auch die Śvetā¬<br />

śvataropaniṣad huldigt demselben. Von den Atharvo¬<br />

paniṣad ist die alterthümlichste in dieser Beziehung die<br />

Kaivalyopaniṣad (77), gemischt aus Prosa und Śloka,<br />

in welcher der bhagavān mahādevaḥ selbst den Āśvalāyana<br />

über seine eigene Hoheit belehrt: ebenso tritt er im<br />

Atharvaśiras (78), in Prosa, als sein eigener Herold<br />

auf*). Letztere Upaniṣad ist von Śaṃkara commentirt<br />

worden. Unter ihrem <strong>Name</strong>n, Haupt des Atharvan, den<br />

ja auch (freilich in anderer Beziehung) Brahman selbst<br />

führt, besteht übrigens noch eine andere Upaniṣad, ein<br />

Conglomerat nämlich aus fünf verschiedenen Upaniṣad,<br />

welche sich auf die fünf Hauptgottheiten Gaṇapati (79),<br />

Nārāyaṇa, Rudra, Sūrya (80) und die Devī (81) beziehen**):<br />

der Nārāyaṇa­Theil derselben ist eine spätere<br />

Recension der Nārāyaṇopaniṣad (62. s. oben p. 184),<br />

und der Rudra­Theil schließt sich an das erste Ca¬<br />

pitel des eigentlichen Atharvaśiras an: übersetzt sind sie<br />

alle fünf bei Vans Kennedy. Wenn im Mahā-Bhārata<br />

(I, 2882) und im Gesetzbuch des Viṣṇu das Atharvaśiras<br />

neben den Bhāruṇḍāni sāmāni und bei Viṣṇu auch<br />

noch neben dem Śatarudriya (als Hauptsühnmittel) er-<br />

*) ähnlich wie Kṛṣṇa in der Bhagavadgītā: die Kaivalyopani­<br />

ṣad ist übersetzt Ind. Stud. H, 9—14: über Atharvaśiras s. ebendas. I,<br />

382—85. [Text und zwei Commentare der Kaivalyop. s. in der Bibl. Indica<br />

1874; der erste Comm. ist der des Nāray., der zweite ist vom Herausgeber als<br />

der des Śaṃkara, in der Unterschrift als der des Śaṃkarānanda bezeichnet, er¬<br />

giebt sich indeß aus Rājendralāl. I, 32 als von des Letztern Commentar verschieden,<br />

und nach ibid. II, 247 vielmehr als identisch mit dem des Vidyāraṇya.<br />

In der Einleitung Nār.'s wird diese Up. (ebenso wie die Jāvālop. !) als ekacatvā¬<br />

riṃśattamī bezeichnet. — Die Ciras- oder Atharvaśiras-Up. liegt ebenfalls<br />

in der Bibl. Ind. (1872) mit dem Comm. des Nār. vor, der sie als rudrādhyā¬<br />

yaḥ saptakhaṇḍaḥ markirt. S. noch Rājendral. I, 32 (Comm. des Śaṃkarā¬<br />

nanda). 48.]<br />

**) s. Ind. Stud. II, 53 und Vans Kennedy Researches into the nature<br />

and affinity of Hindu and ancient Mythology p. 442 etc. [Taylor H, 469—­71.<br />

Bei Rājendral. I, 61 wird eine Gāṇapatyapūrvatāpanīyop. erwähnt; ebenso bei<br />

Bühler Cat. of Mss. from Guj. I, 70 eine gaṇapatipūrvatāpinī und eine gaṇeśa¬<br />

tāpinī, und bei Kielhorn Sanskrit Mss. in the Southern Division of the Bombay<br />

Pres. (1869) p. 14 eine gaṇapatipūrvatāpanīyop,]


Die übrigen Śi va-sectarischen Upaniṣad. 189<br />

wähnt wird, so bezieht sich dies wohl auf die von Śaṃ¬<br />

kara commentirte Upaniṣad? — Die im Cataloge des<br />

E. I. H. aufgeführten beiden Rudrop. und Ātharvaṇīya­<br />

Rudrop. kenne ich nur daraus, möglicher Weise sind sie<br />

mit den bereits genannten identisch (ich zähle sie daher nicht<br />

mit). Die Mṛtyulaṅghanopaniṣad (82)*), ist ganz modern<br />

und schließt sich daran würdig die Kālāgnirudropa¬<br />

niṣad (83) an 193<br />

), in Prosa, von der übrigens nicht weniger<br />

als drei verschiedene Recensionen existiren, deren eine dem<br />

Nandikeśvara-Upapurāṇa angehört. Die Tripuropa¬<br />

niṣad (84) scheint dem <strong>Name</strong>n nach — sonst kenne ich<br />

sie nicht — ebenfalls hieher zu gehören 194<br />

), sie ist von Bhaṭṭa<br />

Bhāskara Miśra commentirt worden. Auch die Skando¬<br />

paniṣad (85), in 15 Śloka, ist śivaitisch 195<br />

) (desgl. die<br />

Amṛtanādopaniṣad). Die Verehrung der Gattin des<br />

Śiva, seiner Śakti, die sich in ihrem Ursprünge bis in die<br />

Kenopaniṣad und die Nārāyaṇīyopaniṣad zurückver¬<br />

folgen läßt, bildet den Gegenstand der mir nur dem <strong>Name</strong>n<br />

nach bekannten Sundarītāpanīyopaniṣad in fünf Theilen<br />

(86—90) so wie auch der bereits erwähnten Devī­Upa¬<br />

niṣad (79): auch die Kaulopaniṣad (91), in Prosa, gehört<br />

einem Ś a kt a-Securer**) an.<br />

Endlich sind noch einige Upaniṣad (92—95) zu nennen,<br />

welche mir nur dem <strong>Name</strong>n nach bekannt sind, und<br />

zwar ohne daß aus diesem <strong>Name</strong>n selbst irgend ein Schluß<br />

*) so ist das Arnrat Lankoul bei An que til wohl zu fassen, da er<br />

auch die Nebenform M rat Lankoun hat: statt: id est hali tus mortis, sollte<br />

es wohl heißen: salitus mortis, [s. jetzt Ind. Stud. Ix, 21—23; danach ist<br />

es zweifelhaft, ob der <strong>Name</strong> nicht etwa mṛtyulāngūla lautet? Eine Up. <strong>Name</strong>ns<br />

mṛtyulaṅghana wird bei Bühler Catal. of Mss. from Guj. I, 120, eine Up. mṛ¬<br />

tyulāngūla dagegen als 82ste Upaniṣad im Catalog von Paṇḍit Rādhākṛṣṇa's<br />

library aufgeführt. Burnell endlich, der den Text im Indian Antiquary II, 266<br />

giebt, hat vielmehr die <strong>Name</strong>nsform mṛtyulāngala.]<br />

1 9 3<br />

] handelt speciell von dem tripuṇḍravidhi, s. Taylor I, 461.<br />

I, 59. Burnell p. 61.<br />

Rājendral.<br />

1 9 4<br />

] s. darüber Taylor II, 470. Burnell p. 62.<br />

1 9 5<br />

] „identifies Śiva with Viṣṇu and teaches the doctrines of the advaita<br />

School" Taylor II, 467. Burnell p. 65.<br />

**) auch in dem Tejovindu (61) wird das brahman als āṇavam, śām¬<br />

bhavam, śāktam beschrieben.


190 Piṇḍa-, Nīlarudra-, Pai-gala-, Darśana-, Garuḍa Upaniṣad.<br />

auf ihren Inhalt gemacht werden kann, die Piṇḍo¬<br />

paniṣad nämlich, Nīlaruhopaniṣad (Colebrooke hat<br />

Nīlarudra), Paiṅgalopaniṣad und Darśanopani¬<br />

ṣad lyß<br />

). Die Garuḍopaniṣad (96), von der mir zwei<br />

ganz verschiedene Texte vorliegen, feiert den Schlangentödter<br />

Garuḍa*) und ist nicht ohne alterthümliches Interesse.<br />

1 9 6<br />

] die Piṇḍop. und die Nilarudrop. (dies ist der richtige <strong>Name</strong>) liegen<br />

jetzt mit Nar.’8 Comm. in der Bibl. Ind. (1873) vor; die erstere, welche von<br />

den piṇḍa an die prêta handelt, wird von Nār. als saptavi ṃśatipūraṇī, die<br />

zweite als ṣoḍaśī bezeichnet; letztere ist an Rudra gerichtet (s. auch Rajen¬<br />

dralāl. I, 51), und besteht nur aus Versen, die sich eng an die in Vāj. S. XVI<br />

enthaltenen dergl. anschließen. Über die Paiṅgalop. und Darśanop. s. Taylor<br />

If. 468. 471.<br />

*) wie dies auch schon in der Nārāyaṇīyopaniṣad geschieht, und<br />

insbesondere in dem zum Ṛk gerechneten S uparṇādhyāya [herausgegeb. von<br />

EI. Grube 1875, s. auch Ind. Stud. XIV, 1 fg. — Die Gārudop. liegt jetzt mit<br />

Nār.'s Comm. in der Bibl. Ind. (1874) vor; in der Einleitung wird sie als ca¬<br />

tuścatvāriṃśattamī bezeichnet.]


ZWEITE PERIODE.<br />

DIE SANSKRIT - LITERATUR.<br />

Nachdem wir somit die erste Periode der indischen Literatur<br />

in ihren einzelnen Theilen bis zu Ende verfolgt haben,<br />

wenden wir uns nunmehr zu deren zweiter Periode, der sogenannten<br />

Sanskrit-Literatur: wir können aber bei derselben<br />

nicht mehr so in das Detail eingehen, wie wir dies<br />

bisher gethan haben, da uns die Zeit gemessen ist, müssen<br />

uns daher hier mit einer Gesarnmtübersicht begnügen. Bei<br />

der vedischen Literatur war übrigens das Detail eben besonders<br />

nöthig, insofern sowohl eine genaue Darstellung derselben<br />

noch mangelte, als auch die betreffenden Werke meist<br />

noch in den Handschriften ruhen, während die Sanskrit-Literatur<br />

wenigstens theilweise schon mehrfach behandelt ist und<br />

die Hauptwerke derselben allgemein zugänglich sind.<br />

Zunächst gilt es natürlich den Unterschied der zweiten<br />

Periode von der ersten festzustellen. Derselbe ist theils ein<br />

zeitlicher theils ein stofflicher, und zwar markirt sich<br />

der zeitliche Unterschied durch die Sprache und durch directe<br />

Data, der stoffliche durch die Art des enthaltenen Stoffes<br />

selbst, so wie durch die Behandlungsweise desselben.<br />

Was nun zunächst die Sprache betrifft, insofern sie<br />

einen zeitlichen Unterschied zwischen den beiden Perioden<br />

der indischen Literatur begründet, so ist deren Besonderheit<br />

in der zweiten Periode derselben obwohl scheinbar gering.


192 Die allmälige Entwicklung der indo­arischen Bhāṣā.<br />

doch in der That so bedeutend, daß von ihr sogar<br />

mit Fug und Recht der <strong>Name</strong> dafür zu entlehnen ist, während<br />

die erste Periode von den sie bildenden Werken ihren<br />

<strong>Name</strong>n erhält.<br />

In den verschiedenen Dialecten der einzelnen indo­ari¬<br />

schen Stämme hatte sich nach ihrer Einwanderung in Indien<br />

unter dem Einfluße ihrer Vermischung in den neuen Sitzen,<br />

resp. ihrer Vereinigung zu größeren Gemeinschaften, theils<br />

mit der Zeit von selbst eine größere Einheit hergestellt,<br />

theils hatte das zur Erklärung der alten Texte allmälig nöthig<br />

werdende und daran erwachsende grammatische*) Studium<br />

eine wesentliche Befestigung des Sprachgebrauches zur Folge<br />

gehabt, so daß eine allgemein (unter diesem <strong>Name</strong>n) anerkannte<br />

bhāṣā, Sprache, entstanden war, in welcher die<br />

Brāhmaṇa und die Sūtra abgefaßt sind**). Je weitere<br />

Fortschritte nun das grammatische Studium machte, desto<br />

enger und bestimmter wurden die Vorschriften und Regeln<br />

desselben und desto schwieriger für die, welche sich nicht<br />

speciell damit befaßten, sich in stetem Einklänge mit der<br />

grammatischen Richtigkeit zu halten. Je größere Reinheit<br />

*) über den Gebrauch des verbums vyākṛ in grammatischer Bedeutung<br />

bringt Sāyaṇa in der Einleitung zum Ṛk (p. 35, 22 ed. Müller) eine Legende<br />

aus einem Brāhmaṇa bei, welche den Indra als den ältesten Grammatiker<br />

darstellt (s. Lassen II, 475). [Die Legende ist aus Ts. VI, 4, 7, 3<br />

entlehnt: vgl. Kāṭh. 27, 3; es wird darin zwar nur gesagt, daß die vāc durch<br />

Indra „vyakrita" worden sei; offenbar knüpfen sich aber hieran die späteren<br />

Mythen, welche in der That den Indra als den ältesten Grammatiker hinstellen].<br />

**) bhāṣikasvara bei Kātyāyana śrauta sūtra I, 8, 17 wird direct<br />

durch brāhmaṇasvara erklärt, s. Vāj. Saṃh. specimen II, 196. 197.<br />

[Ind. Stud. X, 428—29. 437.J Yāska stellt mehrfach bhāṣāyām und anv¬<br />

adhyāya m (d. i. in der Vedalesung, im Hymnentexte) einander gegenüber:<br />

ebenso gebrauchen die Prātiśākhyasūtra die Worte bhāṣā und bhāṣya<br />

gegenüber von chandas und veda d. I. saṃhitā (s. ob. p. 61. 63. 113. 159).<br />

Der Gebrauch, den das Gṛhyasūtram des Śānkhāyana von dem Worte<br />

bhāṣya macht, indem es dasselbe gegenüber von sūtra verwendet, zeigt,<br />

daß sich die Bedeutung desselben darin bereits wesentlich modificirt und ganz<br />

wie bei Pāṇini auf die außervedische, so zusagen profane Literatur beschränkt<br />

hat (das Āśvalāyanagṛhyam nennt statt bhāṣya an der betreffenden Stelle<br />

bhārata-mahābhārata-dharma.) [Dies ist unrichtig; vielmehr folgen<br />

diese Worte darin auf das wort bhāṣya, s. das bereits oben zu p. 62 hierüber<br />

Bemerkte.] Ebenso werden in Nir. XIII. 9 mantra, kalpa, brāhmaṇam<br />

und die vyāvahārikī (sc. bhāṣā) einander gegenüber gestellt (oder auch<br />

Śik, Yajus, Sāman und die vyāvahārikī).


Einfluß der Ureinwohner Indiens darauf. 193<br />

und Purification von allem nicht streng Regelmäßigen somit<br />

die Sprache der grammatisch Gebildeten auf der einen Seite<br />

gewann, desto mehr entfernte sie sich auf der andern von<br />

dem Gebrauche der grammatisch ungebildeten Mehrzahl des<br />

Volkes. ES trennte sich somit von der Volkssprache all¬<br />

mälig eine Hochsprache ab als immer ausschließlicheres<br />

Eigenthum der höheren Classen des Volkes*) und zwar<br />

in immer entschiedenerer Entfremdung, je mehr auch die<br />

Volkssprache ihrerseits sich weiter entwickelte. Dieses letztere<br />

nun geschah hauptsächlich unter dem Einflüsse der in<br />

den brahmanischen Verband aufgenommenen Ureinwohner Indiens,<br />

die die Sprache ihrer Besieger zwar allmälig gegen<br />

die ihrige eintauschten, aber nicht ohne in dieselbe eine große<br />

Zahl theils von Worten theils von lautlichen Veränderungen<br />

hineinzutragen und insbesondere die Aussprache gewaltig zu<br />

modificireu. Es war dies letztere um so nöthiger, als [ihnen] die<br />

vielen Consonanteuhäufungen der arischen b h āṣā ungemeine<br />

Schwierigkeiten machten, und um so leichter, als innerhalb<br />

derselben selbst offenbar schon früh das Bestreben geherrscht<br />

hatte, sich jener lästigen Hindernisse der Rede zu entledigen,<br />

ein Bestreben, dem eben zwar das grammatische Studium für<br />

den gebildeten Theil des arischen Volkes ein Ziel setzte, das<br />

aber in der Mehrzahl desselben sich sicher immer erhielt und<br />

der Natur der Sache nach immer weiter verbreitete. Die indischen<br />

Ureinwohner schlössen sich nun diesem Bestreben<br />

natürlich an, zumal sie ja die Sprache nicht von den grammatisch<br />

Gebildeten, sondern durch den Umgang und die Vermischung<br />

mit dem allgemeinen Haufen des Volkes erlernten.<br />

So entstanden denn allmälig neue Volkssprachen, von der allgemeinen<br />

bhāṣā direct ausgehend**), und von ihr haupt­<br />

*) ist etwa hierauf die Nir. XIII, 9 aus einem Brāhmaṇa [vgl. Kāṭh.<br />

XIV, 5] citirte Stelle zu beziehen, daß die Brāhmanen beide Sprachen redeten,<br />

sowohl die der Götter als die der Menschen? oder bezieht sich dies nur auf<br />

eine der Homerischen ähnliche Anschauungsweise?<br />

**) und daher noch bis in die Neuzeit speciell so genannt, während die<br />

grammatisch gebildete bhāṣā später diesen <strong>Name</strong>n verlor, und ihn mit dem<br />

<strong>Name</strong>n Saṃskṛtabhāṣā „die gebildete Sprache" vertauschte. Der <strong>Name</strong>


194<br />

Trennung der Schriftsprache von der Volkssprache ;<br />

sächlich durch Assimilation der Consonanten und durch<br />

Abstumpfung oder Verlust der Endungen ausgezeichnet, nicht<br />

selten übrigens auf ältere Formen derselben zurückgehend,<br />

als dies in der Schriftsprache der Fall ist, da diese theils<br />

alle irgendwie irregulären oder ungebräuchlichen Formen mit<br />

aller Strenge ausgemerzt hat, theils aber wohl auch in Folge<br />

davon, daß die Grammatik hauptsächlich in dem nördlichen<br />

(resp. nordwestlichen) Theile Indiens ihre Ausbildung erhielt,<br />

sich dem daselbst herrschenden Sprachgebrauch insbesondere<br />

angeschlossen hat: dieser letztere aber mag in einigen Beziehungen<br />

(z.B. im Instr. Plur. der Wörter auf a?) 197<br />

) auf<br />

einer entwickelteren Stufe gestanden haben, als dies im eigentlichen<br />

Indien der Fall gewesen zu sein scheint*), weil eben<br />

Prākṛtabhāṣā, den die Volkssprachen gleichzeitig damit erhielten, geht auf<br />

prakṛti „Natur, Usprung". zurück, und bezeichnet dieselben wohl als die<br />

„natürlichen, ursprünglichen" Fortsetzungen der alten bhāṣā: oder sollte<br />

prākṛta hier bedeuten „eine prakṛti, einen Ursprung habend," d.i. „abge¬<br />

leitet"? [Aus der Bedeutung von: ursprünglich, zu Grunde liegend (prakṛti¬<br />

bhūta), unverändert, ist die von: normal, dann die von: gewöhnlich, communis,<br />

vulgaris, schließlich die von: gemein hervorgegangen ; nicht saṃskṛta, sondern<br />

vaikṛta ist der unmittelbare Gegensatz dazu, K Z. B. Ath. Pariś. 49, 1 varṇān<br />

pūrvaṃ vyākhyāsyāmaḥ prakṛtā ye ca vaikṛtāḥ]. — Das älteste Vorkommen<br />

des <strong>Name</strong>ns Saṃskṛt zur Bezeichnung der Sprache ist bis jetzt in der Mṛ¬<br />

chakaṭī (p. 44, 2 ed. Stenzler) und in Varāhamihira's Bṛhatsaṃ¬<br />

hitā 85, 3. Auch folgende Stellen im Rāmāyaṇa werden wohl in diesem<br />

Sinne aufgefaßt werden müssen, nämlich V, 18, 19. 29, 17. 34. (82, 3). VI, 104,<br />

2. Pāṇini kennt das Wort saṃskṛta sehr wohl, ohne es aber in diesem<br />

Sinne zu gebrauchen, die Pāṇinīyā Śikṣā indeß gebraucht es (v. 3) in<br />

demselben, gegenüber von prākṛta.<br />

, 9 7<br />

] dies Beispiel ist nicht ganz passend, da der Instr. Plur. auf āis schon<br />

in alte Zeit hinaufreicht, nicht nur im Zend, sondern auch im Slavischen und<br />

Litthauischen seine Reflexe vorliegen, s. Bopp vgl. Gramm. I. 156 2<br />

(I59 3<br />

*) der Gegensatz des östlichen und westlichen Sprachgebrauches wird<br />

schon im Brāhmaṇa des w. Yajus einmal berührt, wo es heißt, daß die<br />

Vāhīka den Agni Bhava, die Prācya dagegen ihn Śarva nennen. -<br />

Yāska (II, 2) stellt theils die Kamboja (die Persa-Arier?) den Ārya (Indo-<br />

Ariern?) gegenüber (bei den letzteren fänden sich z. B. nur Derivata der √śu,<br />

während bei den Kamboja dieselbe auch als Verbum vorkomme: an Grammatiker<br />

det Kamboja, wie Roth, zur Lit. p. 67, will, ist wohl kaum zu<br />

denken), theils die Prācya den Udīcya, wie letzteres auch bei Pāṇini geschieht.<br />

Die Udīcya sind eben, dem Brāhmaṇa nach, am meisten grammatisch<br />

gebildet [s. Ind. Stud. I. 153. II. 309. 310. XIII. 363 fg. Burnell's Iden¬<br />

tificirung der Kamboja hier und an den sonstigen älteren Stellen, wo sie genannt<br />

werden, mit Cambodia in Hinterindien, s. dessen Elements of South Indian<br />

Palaeography p. 31. 32. 94, ist wohl ein arger Mißgriff. Für die Zeit<br />

der Pāh Abhidhānappadīpikā (v. Childers Pāli Dict.) mag diese Identification<br />

allenfalls richtig sein; die älteren Pāli­Texte aber, ja schon die Inschriften Pi¬<br />

yadasi's (z. B. ganz deutlich das Facsimile der Khālsi Inscription in Cunning­<br />

).


alte dialectische Differenzen. Felseninschriften in der Volkssprache. 195<br />

die Sprache dort in ihrer selbständigen Entwicklung durch<br />

keinen äußeren Einfluß behindert war, während die nach<br />

Indien ausgewanderten Arier sich auf demjenigen innerlichen<br />

Sprachniveau erhielten, mit welchem sie einwanderten*), wie<br />

vielfach dasselbe auch äußerlich verstümmelt ward.<br />

Die zweite Periode nun der indischen Literatur beginnt<br />

mit demjenigen Zeitpunkt, wo die Trennung der Sprache der<br />

Gebildeten, der Schriftsprache, von den Volkssprachen ein<br />

entschiedenes Factum war: sie liegt uns eben nur in der er¬<br />

steren vor: erst im Laufe der Zeit haben sich die Volkssprachen<br />

auch selbst wieder eigene Literaturen geschaffen,<br />

und zwar zunächst unter dem Einflüsse der buddhistischen<br />

Religion, welche sich an das Volk als solches wandte und<br />

deren Schriften und Urkunden daher auch ursprünglich, und<br />

größtentheiß jetzt noch, in der Sprache des Volkes verfaßt<br />

sind. Was jenen Zeitpunkt selbst betrifft, so ist derselbe<br />

vor der Hand noch nicht bestimmbar: doch dürfen wir<br />

wohl mit ziemlicher Sicherheit für die Zeit, in der wir die<br />

Existenz von Volkssprachen nachweisen können, auch auf<br />

die der Schriftsprache schließen: für jene aber haben wir ein<br />

historisches Document von seltener Art, Felseninschriften nämlich,<br />

die sich gleichlautend bei Girnar auf der Halbinsel<br />

Guzerate, bei Dhauli in Orissa, und bei Kap ur di Giri 198<br />

)<br />

ham's Archaeological survey I, 247 pl. xLI Zeile 7), führen die Kamboja in<br />

Verbindung mit den Yavana auf, und dies allein schon entscheidet für die<br />

geographische Zusammengehörigkeit Beider im nordwestlichen Indien, s.<br />

Ind. Streifen II, 321. Dazu kommt noch der <strong>Name</strong> Kabujiya=tKa,w/9t'(r»'c,<br />

und somit auch die sonstigen Erwähnungen dieses letzteren <strong>Name</strong>ns, die auf<br />

eine weite Verzweigung desselben in Iran hinweisen, s. Ind. Streifen II, 493.<br />

Nach Hinterindien ist der <strong>Name</strong> Kamboja offenbar erst secundär eingewandert,<br />

ebenso wie die <strong>Name</strong>n Ayodhyā, Indraprastha, Irāvatī, Campa, obschon es<br />

immerhin auffällig bleibt, daß gerade ihn dies Loos getroffen hat. Vielleicht<br />

sind buddhistische Motive dabei mitwirkend gewesen. S. hiezu die Jenaer Literaturzeitung<br />

1875 p. 418. Indian Antiquary 1V‚ 244.]<br />

*) ähnlich etwa wie die im Mittelalter nach Siebenbürgen ausgewanderten<br />

Deutschen.<br />

19<br />

*] wohl Kapardigiri zu schreiben? s. meine Abh. über das Śatruṃ¬<br />

jaya Māhātmya p. 118. Der gleiche Textlaut liegt uns hier übrigens bereits in<br />

dre 1<br />

v erschiedenen Dialecten vor. — S. hierüber noch Burnouf's treffliche<br />

Bearbeitung dieser Inschriften im Lotus de la bonne loi p. 652 fg. (1852). Ind.<br />

Stud. III, 467 fg. (1855) und Kern „de Gedenkstukken van Aśoka den Buddhist"<br />

(1873, besonders p. 32 fg. 45 fg.)


196 Existenz der Volkssprachen im dritten Jahrhundert a. Chr.<br />

in Kabul vorfinden: J. Prinsep, der erste Entzifferer derselben,<br />

und Lassen setzen sie in die Zeit des buddhistischen<br />

Königs Aśoka, der von 259 a. Chr. ab regierte: nach den.<br />

neuesten Untersuchungen von Wilson dagegen, im Journal<br />

of the Royal Asiatic Society XII 1850 (p. 95 des Sonder¬<br />

abdruckes) sind dieselben „at some period subsequent to<br />

B. C. 205"*) eingegraben worden, also noch Ungewissen Datums.<br />

Wie sich nun auch diese Frage entscheiden mag,<br />

jedenfalls geht daraus mit ziemlicher Sicherheit die Existenz<br />

der Volkssprachen für das 3. Jahrh. a. Chr. hervor: dies ist<br />

aber keineswegs etwa die Grenze für den Beginn ihrer Bildung,<br />

die Form, in welcher sie auftreten, zeigt uns vielmehr<br />

hinlänglich, daß schon eine sehr bedeutende Zeit seit ihrer<br />

Abtrennung von der alten bhāṣā vergangen war, und muß<br />

diese Abtrennung somit schon ziemlich früh stattgefunden<br />

haben, wie wir denn auch in der That schon in den Brāh¬<br />

maṇa selbst hie und da Andeutungen darauf finden**).<br />

Die directen Data, welche für die zweite Periode der<br />

indischen Literatur deren Posteriorität nach der ersten<br />

bekunden, bestehen darin, daß in ihren Anfängen überall die<br />

vedische Literatur als vollständig abgeschlossen vorausgesetzt<br />

wird, daß ferner ihre ältesten Theile durchweg auf dieser<br />

letzteren basirt sind, und daß endlich auch die Lebensverhältnisse<br />

sämmtlich auf einer Stufe der Entwickelung stehen,<br />

*) und zwar nicht viel später: dafür bürgen die darin erwähnten <strong>Name</strong>n<br />

der griechischen Könige (Alexander, Antigonos, Magas, Ptolemaios,<br />

Antiochos), die zwar sicher nicht als gleichzeitig mit den Inschriften betrachtet<br />

werden können, deren Notorietät in Indien aber schwerlich so lange gedauert<br />

hat, daß die Inschriften lange nach ihrer Zeit abgefaßt sein könnten,<br />

s. Wilson a. a. o.<br />

**) so werden im zweiten Theile des Aitareya­Brāhmana die Śyā¬<br />

parṇa, ein Geschlecht (?) der westlichen Salva, als pūtāyai vāco vaditā¬<br />

ras „eine stinkende Sprache redend" genannt, und im Pañcaviṃśabrāhmaṇa<br />

werden die Vrātya ihrer schlechten Sprache wegen getadelt: ebenso im Śata¬<br />

patha­Brāhmaṇa (III, 2, 1, 24) die Asura, wo zugleich die Brāhmaṇa<br />

davor gewarnt werden, sich dgl. anzunehmen, tasmād brāhmaṇo na mle¬<br />

chet. — Beiläufig bemerke ich hier, daß M. Müller in seiner Ausgabe des<br />

Ṛk in der Einleitung des Sāyaṇa p. 36, 21 irrig helayo als ein Wort<br />

schreibt, es steht für he ’layo, insofern die Asura den Schlachtenruf he<br />

'sayo (arayo) so verstümmeln, dem Śatapatha-Brāhmaṇa nach gar zu<br />

he ’lavo.


Innere Posteriorität der zweiten Periode. Verlust der Übergangspnnkte. 197<br />

zu welcher wir in der ersten Periode nur die Keime und Anfänge<br />

nachweisen können: insofern insbesondere der Gottesdienst<br />

sich auf eine Trias, Brahman, Viṣṇu und Śiva<br />

concentrirt, von denen dann mit der Zeit die beiden letzteren<br />

in verschiedenen Gestalten je nach den verschiedenen sich<br />

deshalb bildenden Secten die Oberhoheit zugesprochen erhalten.<br />

Damit ist aber keineswegs gesagt, daß nicht einzelne<br />

Theile der ersten Periode direct in die zweite hineinreichen<br />

sollten, was ich im Gegentheil im Bisherigen vielmehr schon<br />

häufig nachzuweisen versucht habe. Im Ganzen ist die Verbindung<br />

beider Perioden übrigens eine ziemlich lose, am innigsten<br />

noch ist sie in denjenigen Literaturzweigen, die in<br />

der ersten Periode bereits zu einer bestimmten Stufe gelangt<br />

waren, und sich nur unmittelbar fortgesetzt haben, in Grammatik<br />

nämlich und in Philosophie. Für diejenigen Zweige<br />

hingegen, die eine mehr selbständige Entwicklung der zweiten<br />

Periode sind, ist die Schwierigkeit der Verbindung mit<br />

der älteren Zeit sehr groß. Es ist da eine directe Kluft vorhanden,<br />

die man durchaus nicht ausfüllen kann. Der Grund<br />

davon liegt ganz einfach darin, daß bei der Schwierigkeit<br />

der Aufbewahrung der glückliche Nachfolger seinen über¬<br />

troffenen Vorgänger fast stets gänzlich verdrängt hat: jener<br />

wurde überflüssig, daher bei Seite geschoben, nicht mehr auswendig<br />

gelernt, resp. nicht mehr abgeschrieben: und so besitzen<br />

wir von allen diesen Zweigen, wo nicht ein anderer<br />

Einfluß dazutritt, fast nur die Blüthenwerke, in denen ein<br />

jeder seine Culmination erreicht hat, und die als die classi¬<br />

schen Muster dienen, nach denen sich später die moderne,<br />

eigner Productionskraft mehr oder weniger beraubte Literatur<br />

weiter gebildet hat. Wir haben übrigens diesen Umstand<br />

bereits früher auch für die ältere Brāhmaṇa­Literatur etc.<br />

als gleich tödtlich angeführt, und zwar hat er dort<br />

ziemlich in derselben Ausdehnung als hier sein beklagens¬<br />

werthes, ob auch ganz natürliches, Recht ausgeübt Auch<br />

für einen andern verwandten Punkt finden wir in der vedischen<br />

Literatur, resp. in deren Śakha, die beste Analogie,


198<br />

Der kritische Zustand der Texte in der zweiten Periode.<br />

dafür nämlich, daß uns einige der Hauptwerke dieser Periode<br />

in mehreren (meist zwei) Recensionen vorliegen : es tritt<br />

hier aber noch ein anderer Umstand hinzu, der bei der<br />

großen Sorgfalt, welche der heiligen Literatur zugewendet<br />

wurde, bei dieser verhältnißmäßig nur in sehr geringem Maaße<br />

gilt, der Umstand nämlich, daß auch das gegenseitige Verhältniß<br />

der Handschriften an und für sich ein solches ist,<br />

daß an die sichere Restituirung eines ursprünglichen Textes<br />

meist gar nicht gedacht werden kann, und nur da, wo alte<br />

Commentare vorliegen, der Text einigermaaßen, für die Zeit<br />

dieser Commentare wenigstens, gesichert ist Es hat dies<br />

offenbar in der ursprünglich traditionellen Überlieferung seinen<br />

Grund: die schriftliche Aufzeichnung geschah erst später,<br />

und vielleicht gleichzeitig an verschiedenen Orten, da konnten<br />

denn Differenzen aller Art natürlich nicht ausbleiben:<br />

außerdem sind indeß auch viele Aenderungen und Zusätze<br />

offenbar ganz willkürlicher Art, theils mit Absicht gemacht,<br />

theils aus Fehlern der Copisten entstanden: und in Bezug<br />

auf letzteren Punkt insbesondere ist nicht außer Augen zu<br />

lassen, daß bei dem vernichtenden Einfluß des Clima’s die<br />

Abschriften überaus häufig wiederholt werden mußten: im<br />

Allgemeinen sind die älteren indischen Handschriften nur 3<br />

bis 400 Jahr alt, über 500 Jahr wird schwerlich irgend eine<br />

hinausgehen: mit der sogenannten diplomatischen Kritik ist<br />

daher hier sehr wenig oder gar nichts anzufangen : denn auch<br />

nicht einmal auf den Text, der in Citaten vorliegt, kann man<br />

sich verlassen, da diese Citate meist aus dem Kopfe gemacht<br />

wurden, wobei Irrthümer und Veränderungen natürlich unvermeidlich<br />

sind.<br />

Was den stofflichen Unterschied der zweiten von der<br />

ersten Periode betrifft, so besteht derselbe hauptsächlich<br />

darin, daß die betreffenden Gegenstände dort nur in ihren<br />

Einzelnheiten, resp. fast nur in ihrer Beziehung zum Opfer,<br />

hier dagegen in ihren Gesammtverhältnissen behandelt<br />

werden: es ist, um es kurz zu sagen, nicht blos ein praktisches,<br />

als vielmehr ein wissenschaftliches, ein dichterisch-


Der stofflich-formelle Unterschied der beiden Perioden. Verlust der Prosa. 199<br />

künstlerisches Bedürfniß, welches hier befriedigt wird. Dem<br />

entspricht denn auch die verschiedene Form, in der beide<br />

Perioden auftreten. Während sich in der ersten allmälig<br />

eine einfache, gedrängte Prosa entwickelt hatte, wird diese<br />

Form hier wieder verlassen und die rhythmische aufgenommen,<br />

ausschließlich sogar für streng wissenschaftliche Darstellungen<br />

in Anwendung gebracht: die einzige Ausnahme<br />

bilden die grammatischen und philosophischen Sūtra, die<br />

sich dafür durch desto gedrängtere, kunstmäßige Ausdrucksweise<br />

auszeichnen, was gar nicht mehr Prosa zu nennen ist.<br />

Nur Bruchstücke finden wir noch von der Prosa in Erzählungen,<br />

die sich gelegentlich in dem großen Epos erwähnt<br />

finden, in der Fabel ferner und im Drama, aber stets sind<br />

sie von rhythmischen Theilen durchzogen; nur in den buddhistischen<br />

Legenden hat sich ein prosaischer Stil fortgesetzt,<br />

deren Sprache ist indeß eine ganz eigenthürnliche und zudem<br />

ganz auf einen bestimmten Kreis beschränkt: es ist die Prosa<br />

in Folge dieser Vernachlässigung in der That völlig in ihrer<br />

bereits erreichten Entwickelung gestört worden, resp. gänzlich<br />

zurückgeschritten, und giebt es kaum etwas schwerfälligeres<br />

als die Prosa der späteren indischen Romane und der<br />

indischen Commentare: dasselbe gilt von der Prosa der Inschriften.<br />

Diesen Punkt dürfen wir nicht aus den Augen lassen,<br />

wenn wir nunmehr von einer Eintheilung der Sanskrit-Literatur<br />

in Werke der Poesie, Werke der Wissenschaft und<br />

Kunst, und Werke für Recht, Sitte, Cultus sprechen:<br />

in poetischer Form treten dieselben sämmtlich auf und unter<br />

Poesie verstehen wir demnach nur, was man sonst „die schone<br />

Literatur" nennt, freilich nicht ohne bedeutende Modification<br />

dieses Sinnes: während nämlich allerdings auf der einen Seite<br />

die poetische Form sich allen Zweigen der Literatur mitge¬<br />

theilt hat, ist dafür auf der andern in die Poesie selbst ein<br />

gut Theil praktischer Prosa hineingekommen, und dieselbe<br />

zu einer Tendenzpoesie geworden. Insbesondere gilt<br />

dies von der epischen Poesie.


200 Die epische Poesie. Vorläufer derselben in der vedischen<br />

Da man seit lange gewohnt ist, diese letztere, die epische<br />

Poesie, an die Spitze der Sanskrit­Literatur zu stellen,<br />

so schließen auch wir uns dieser Gewohnheit an, obschon<br />

die vorhandenen Denkmäler derselben schwerlich gegründete<br />

Ansprüche darauf erheben dürfen, für älter zu gelten, als<br />

z. B. die Grammatik des Pāṇini oder als das Gesetzbuch,<br />

das den <strong>Name</strong>n des Manu trägt. Wir haben die epische<br />

Poesie in zwei verschiedene Gruppen zu theilen, in die iti¬<br />

hāsa­purāṇa und in die kāvya. Den <strong>Name</strong>n der itihāsa¬<br />

purāṇa haben wir schon mehrfach in den späteren Brahmaṇa<br />

kennen lernen, im zweiten Theile des Śatapatha-<br />

Brāhmaṇa nämlich, im Taittirīya­Āraṇyaka und in<br />

der Chāndogyopaniṣad. Wir sahen theils, daß die Com¬<br />

mentatoren diese Ausdrücke stets von den legendenhaften<br />

Stellen in den Brāhmaṇa selbst, nicht von aparten Werken,<br />

verstehen, theils daß auch ans einer Stelle im 13. Buche des<br />

Śatapatha-Brāhmaṇa wirklich mit ziemlicher Bestimmtheit<br />

erhellt, daß damals noch dergl. aparte Werke nicht exi¬<br />

stirt haben können, insofern die bei den vorhandenen gebräuchliche<br />

Eintheilung in Parvan daselbst ausdrücklich für<br />

andere Werke in Anspruch genommen und bei ihnen selbst<br />

nicht gebraucht wird. Auf der andern Seite haben wir in<br />

der Sarpavidyā (Schlangenkunde) und der Devajanavi¬<br />

dyā (Kunde von den Göttergeschlechtern), denen daselbst<br />

ausdrücklich die Eintheilung in Parvan, also Existenz in<br />

bestimmter Form, zugeschrieben wird, wohl mythologische<br />

Berichte zu erkennen, die ihrer Natur nach recht gut als<br />

Vorläufer des Epos gelten können. Im Übrigen haben wir<br />

bereits früher jene Legenden und Sagen, die theils, hie und<br />

da schon in rhythmischer Form*), in den Brāhmaṇa zerstreut<br />

sind, theils in der anderweitigen Tradition über die<br />

Entstehung der Lieder des Ṛk etc. lebten, als die Vorgänger<br />

der epischen Poesie angegeben, wie sich denn in<br />

der That auch in dieser hie und da noch dergl. kurze pro­<br />

*) so im zweiten Theile des Aitareya­Brāhmaṇa die Geschichte des<br />

Hariścandra.


Literatur. Das Mahā­Bhāratam. 201<br />

saische Legenden wirklich erhalten haben. Auch die gā¬<br />

thās, Sangstrophen, zur Verherrlichung einzelner Gro߬<br />

thaten, die sich in den Brāhmaṇa finden, haben wir bereits<br />

in gleicher Beziehung angeführt: sie wurden zur Laute gesungen<br />

und hatten theils die alten frommen Könige, theils<br />

den jedesmaligen Fürsten zum Gegenstände (s. Ind. Stud. I,<br />

187). Was nun speciell das uns vorliegende Epos, das Maha­<br />

Bhārata nämlich, betrifft, so haben wir das Vorkommen des<br />

9 9<br />

Vyāsa Pārāśarya' ) und des Vaiśampāyana- 00<br />

), die<br />

es selbst als seine ersten Verfasser angiebt, im Taittirīya-<br />

Āraṇyaka nachgewiesen, sowie bemerkt (p. 159), daß die Familie<br />

der Parāśara in den Vaṃśa des w. Yajus besonders<br />

reich vertreten ist*). Wenn wir nun auch ein Naimiṣīya­<br />

Opfer mehrfach in den Brāhmaṇa erwähnt finden, und den Angaben<br />

des Mahā­Bhārata nach bei einem solchen der zweite<br />

Vortrag desselben vor einem Śaunaka stattgefunden haben<br />

soll, so haben wir doch ebenfalls bereits bemerkt [p. 37. 49],<br />

daß eben beide Opfer auseinander zu halten sind (wie denn auch<br />

in den Brāhmaṇa kein Śaunaka als an jenem Naimi¬<br />

ṣīya­Opfer betheiligt erscheint): es können ja mehrere dgl.<br />

Opfer im Naimiṣa­Walde stattgefunden haben [s. p. 37], oder<br />

19 9<br />

] Vyāsa Pārāśarya wird auch noch in dem vaṃśa des Sāmavidhāna¬<br />

brāhmaṇa und zwar als Schüler des Viṣvaksena, Lehrer des Jaimini, erwähnt,<br />

s. Ind. Stud. IV, 377. — Das Mahābhāṣya sodann enthält nicht nur mehrfache<br />

Bezüge auf die Sage des Mahābhārata, sogar metrische Citate, die sich daran<br />

anschließen, sondern auch den <strong>Name</strong>n des Śuka Vaiyāsaki, und erhellt<br />

hieraus wohl in der That, daß es damals bereits eine poetische Behandlung der<br />

Mahābhārata-Sage gab, s. Ind. Stud, xīn, 357. Unter den Vorgeburten Buddha's<br />

führt eine (nro. 436 in Westergaard's Catalogus p. 40) den <strong>Name</strong>n Kaṇha-<br />

Dip āy an a d. i. Kṛṣṇadvaipāyana !<br />

2oo-j Vaiśampāyana erscheint anderweitig mehrfach, aber stets in specieller<br />

Beziehung zur Überlieferung des Yajurveda. Bei Pāiiini zwar IV, 3, 104 wird<br />

er einfach nur als vedischer Lehrer überhaupt aufgeführt; das Mahābhāṣya<br />

aber dazu bezeichnet ihn als Lehrer des Kaṭha und des Kalāpin. Im Calc.<br />

Schol. finden sich sodann (woher wohl? vgl. Tārānātha zu Siddh. Kaum. I,<br />

590) weitere Angaben, wonach (s. Ind. Stud, xln, 440) neun vedische Schulen,<br />

darunter auch zwei zum Sāmaveda gehörige, auf ihn zurückgehen. In den<br />

Ṛggṛhya gilt er offenbar, s. oben p. 59, nach der Weise des Viṣṇupur. als<br />

specieller Vertreter des Yajurveda, und so führt ihn denn auch die Anukr. der<br />

Ātreyī­Schule an der Spitze ihrer Lehrerliste, speciell als Lehrer des Yāska<br />

Paingi auf.<br />

*) dadurch wird die Lassen'sehe (Ind.Alt. I, 629) Beziehung des <strong>Name</strong>ns<br />

Pārāśarya auf den Astronomen, resp. Chronologen Parāśara sehr fraglich.


202 Beglaubigte Existenz eines M. Bhārata-artigen Werkes im 1. Jahrh. p. Chr.<br />

es kann ja auch die Angabe von jenem Vortrage nur auf dem<br />

Bestreben beruhen, dem Werke eben eine ganz besondere<br />

Weihe zu geben, — denn daß Vyāsa Pārāśarya und<br />

Vaiśampayana, diese erst im Taitt. Āraṇyaka erwähnten<br />

Lehrer, älter sein sollten als jenes in den Brāhmaṇa<br />

erwähnte Opfer, ist völlig widersinnig. Die Erwähnung des<br />

Bhārata und Mahā­Bhārata selbst im Gṛhyasūtra des<br />

Āśval. [und Śāṅkh.] haben wir als eine Interpolation, oder als<br />

ein Zeichen ganz moderner Abfassungszeit bezeichnet [p. 63].<br />

BeiPāṇini finden wir das Wort Maha­Bhārata zwar vor,<br />

aber durchaus nicht zur Bezeichnung des Werkes dieses <strong>Name</strong>ns,<br />

sondern als Appellativ zur Bezeichnung jedes unter den<br />

Bhārata (Jābāla, Hailihila) sich besonders auszeichnenden<br />

Mannes (s. Ind. Stud. II, 73): wohl aber finden wir<br />

hei Pāṇini die Erwähnung von <strong>Name</strong>n, die speciell der Sage<br />

des Mahā­Bhārata angehören: Yudhiṣṭhira nämlich,<br />

Hāstinapura, Vāsudeva, Arjuna*), Andhaka­Vṛṣṇaya<br />

falls, möglicher Weise auch schon in poetischer Gestalt, bestanden<br />

hat, so befremdend es auch ist, daß der <strong>Name</strong><br />

Pāṇḍu**) bei ihm nicht genannt wird. Das erste directe<br />

Zeugniß für das Bestehen eines Epos mit dem Inhalte des<br />

Mahā­Bhārata finden wir in der zweiten Hälfte des \. Jahrhunderts<br />

p. Chr. bei dem Rhetor Dio Chrysostomos, und<br />

zwar ergiebt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, daß die<br />

betreffende Kunde noch ganz neu war und zwar von Schiffern<br />

herrührte, die bis in die südlichsten Theile Indiens gekommen<br />

waren, wie ich dies Ind. Stud. II, loi—65 nachgewiesen<br />

*) ein den Vāsudeva, den Arjuna Verehrender heißt Vāsudevaka,<br />

Árjunaka. Arjuna ist doch hier nicht etwa noch <strong>Name</strong> des Indra? [er ist<br />

dem Zusammenhang nach als kṣatriya aufzufassen, s. hierüber Ind. Stud.<br />

Alii, 349 fg. Ind. Antiqu. IV, 246].<br />

**) derselbe findet sich überhaupt nur im Mahā­Bhārata und in den<br />

darauf sich stützenden werken vor. Die Buddhisten erwähnen indeß ein Bergvolk<br />

der Pāṇḍava, zugleich als Feinde der Śākya (d. i. Kośala) und der<br />

Bewohner von Ujjayini, s. Schiefner Leben desŚākyamuni p. 4. 40 (an<br />

letzterer Stelle scheinen sie mit Takṣaśilā in Verbindung gesetzt zu sein?),<br />

und ferner Lassen II, 100 fg. Foucaux Rgya cher Roi Pa p. 228. 229<br />

(25. 26).


Die Sage des M.Bhārata­ ihre Stellung zum Brāhmaṇa, 203<br />

habe*). Da Megasthenes noch nichts von diesem Epos<br />

erwähnt, so ist die Annahme nicht unwahrscheinlich, daß die<br />

Entstehung desselben eben zwischen seine Zeit und die des<br />

Chrysostomos zu setzen ist, da, was die ungebildeten**)<br />

Schiffer bemerkten, ihm schwerlich entgangen sein würde,<br />

zumal wenn das, was er über Herakles und seine Tochter<br />

Pandaia berichtet, wirklich auf Kṛṣṇa und dessen Schwester,<br />

die Gemahlin des Arjuna, zu beziehen sein sollte, die Pāṇḍu¬<br />

sage also wirklich schon bestanden hätte. Was nun diese<br />

letztere Sage, die den Inhalt des Mahā­Bhārata bildet, anbetrifft,<br />

so haben wir bereits bemerkt, daß sich zwar im Yajus<br />

insbesondere mehrere <strong>Name</strong>n und Data finden, die zu derselben<br />

in innigem Bezuge stehen, daß dieselben aber andererseits<br />

in wesentlich verschiedenen Verhältnissen auftreten, insofern<br />

die Kuru­Pañcāla insbesondere, deren gegenseitige<br />

Vernichtung von Lassen als der Hauptgrundzug des Mahā­<br />

Bhārata hingestellt wird, in engem Frieden und Freundschaft<br />

leben, Arjuna ferner, der Hauptheld der Pāṇḍu, in der<br />

Vājas Saṃhitā­und im Śatapatha-Brāhmaṇa noch<br />

<strong>Name</strong> des Indra ist***), Janamejaya Pārikṣita endlich,<br />

der Urenkel des Arjuna im Mahā-Bhārata, im letzten<br />

Theile des Śatapatha-Brāhmaṇa mit seiner und seines<br />

Geschlechtes Hoheit und Untergang noch in ziemlich frischem<br />

Andenken zu stehen scheint. Ich habe auch bereits die Vermuthung<br />

ausgesprochen, daß wir in den Thaten und dem<br />

Untergange dieses letzteren vielleicht den ursprünglichen<br />

Knoten der Sage des Mahā­Bhārata zu suchen haben†),<br />

so wie andererseits, daß, ähnlich wie in den Epen anderer<br />

*) 6s ist aber nicht nöthig, daß sie jene Kunde gerade aus dem südlichen<br />

Theilen Indiens mitbrachten, wie ich a. a. o. angenommen habe: sie<br />

können dieselbe auch auf einem andern Theil ihrer Reise erhalten haben.<br />

**) daß sie dies waren, ergiebt sich aus ihrer Angabe über den großen<br />

Bäern a. a. 0.<br />

***) Indra trägt im 13. Buche des Śatapatha-Brāhmaṇa auch den<br />

<strong>Name</strong>n Dharma, der im Mahā­Bhārata zu Yudhiṣṭhira selbst speciell<br />

in Bezug gesetzt wird (allerdings in der Form dharmarāja, dh armaputra etc.).<br />

†) womit freilich in grellem 'Widerspruch steht, daß ihm gerade das<br />

Mahā­Bhārata vorgetragen wird.


204 Der Text des M.Bhārata: die nicht epischen Bestandteile darin etc.<br />

Völker, besonders im persischen Epos, auch im Mahā-Bhārata<br />

eine Verknüpfung der Göttermythen mit der Volkssage<br />

stattgefunden hat, und zwar haben beide sich in einer Weise<br />

durchdrungen, daß ein Auseinanderhalten der beiderseitigen<br />

Bestandtheile wohl für immer zu den Unmöglichkeiten gehört.<br />

Eins aber ist doch im Mahā-Bhārata mit Sicherheit<br />

zu erkennen, nämlich daß demselben ein Kampf zu<br />

Grunde liegt, der in Hindostan und zwar zwischen arischen<br />

Völkern geführt ward, also wohl in eine Zeit gehört, wo<br />

deren Ansiedelung und resp. die Unterwerfung und Brahma¬<br />

nisirung der Ureinwohner vollendet war: was aber zu demselben<br />

Veranlassung gab, ob blos Territorialstreitigkeiten oder<br />

etwa Cultusverschiedenheiten, ist nicht auszumachen. — Wie<br />

uns nun übrigens das Mahā-Bhārata jetzt vorliegt, ist nur<br />

ein Viertel etwa desselben (einige 20,000 Śloka circa) auf<br />

diesen Kampf und die damit in Verbindung gebrachten und<br />

verschmolzenen Göttermythen sich beziehend 20<br />

'),<br />

während die übrigen drei Viertel gar nicht dazu gehören<br />

und nur äußerst lose damit sowohl als mit einander in Verbindung<br />

gesetzt sind. Es sind diese späteren Zusätze theils<br />

epischer Art, und zwar aus dem Bestreben entstanden, hier<br />

wie in einem Brennpunkte Alles zu vereinen, was von alten<br />

Sagen aufzutreiben war — und darunter finden sich denn in<br />

der That manchmal auch der Form nach ziemlich alterthüm¬<br />

liche Legenden —, theils sind sie rein didaktischen Inhalts,<br />

zu dem Behufe eingefügt, um dem Kriegerstande, für den<br />

das Werk hauptsächlich bestimmt ward, alle mögliche Belehrung<br />

zu bieten über seine Pflichten, insbesondere über die<br />

den Priestern schuldige Ehrfurcht. Schon an dem als die<br />

ursprüngliche Grundlage zu erkennenden Kampftheile haben<br />

sicher manche Generationen gearbeitet, ehe er eine annähernd<br />

feste Textgestalt gewonnen hat: bemerkenswerth ist, daß gerade<br />

in ihm der Y a van a, Śaka, Pahlava u. dgl. Völker<br />

2 0 1<br />

] auch hievon werden noch zwei Drittel als nicht ursprünglich auszuscheiden<br />

sein, da sich im Eingänge des Werkes (I, 81) noch die directe Künde<br />

erhalten findet, daß es vormals nur aus 8800 śloka bestanden habe.


Feindliche Beziehungen zu den Griechen A11 mal. Anwachsen d. Umfangs. 205<br />

mehrfach Erwähnung geschieht, dieselben auch an dem Kampfe<br />

selbst betheiligt erscheinen, woraus für die Zeit der betreffenden<br />

Stellen das Eingetretensein feindlicher Berührungen<br />

mit den Griechen etc. sich als nothwendige Voraussetzung<br />

ergiebt 20<br />

). Wann nun aber gar die endliche Schlußredaction<br />

des ganzen Werkes in seiner jetzigen Gestalt stattgefunden<br />

hat, darüber ist vor der Hand auch nicht annähernd eine directe<br />

Vermuthung möglich 203<br />

), jedenfalls indeß erst mehrere<br />

Jahrhunderte nach Beginn unserer Zeitrechnung*). Von Interesse<br />

ist es, daß man neuerdings auf der Insel Bali bei Java<br />

die Kavi­Übersetzung mehrerer Parvan des Mahā­Bhārata<br />

aufgefunden hat, deren Umfang von dem, den sie in<br />

Indien haben, ziemlich abzuweichen scheint 204<br />

): eine specielle<br />

Vergleichung wäre für die Kritik des Mahā­Bhārata nicht<br />

ohne Wichtigkeit. Bei dem völligen Durcheinander von Stellen<br />

aus höchst verschiedenen Zeiten ist das Werk<br />

übrigens im Allgemeinen nur mit großer Vorsicht zu benutzen.<br />

Edirt ist es in Calcutta 205<br />

), zugleich mit dem Hari­<br />

4<br />

° 2<br />

] von besonderem Interesse hiefür ist die Angabe in II, 578. 579, wo<br />

der Yavana­Fürst Bhagadatta (Apollodotos? nach von Gutschmidt's Vermuthung;<br />

reg. nach 160 a. Chr.) als Herrscher von Maru (Marwar) und Naraka,<br />

als Varuṇa­ahnlich den Westen beherrschend‚ als alter Freund des Vaters<br />

des Yudhi8hṭhira erscheint, s. Ind. Stud. V, 152. — In dem <strong>Name</strong>n des Yavana­<br />

Für8ten Kaserumant scheint ein Reflex des <strong>Name</strong>ns der römischen Caesaren<br />

vorzuliegen, s. Ind. Streif, p.88. 91; vgl. L. Feer über den kesarī nāma sam¬<br />

grāmah des Avadānaśataka in den Séances de l’Acad. des Inscr. 1871 p.47. 56. 60.<br />

2 0 3<br />

] darüber daß es zur Zeit des MBhāṣya bereits eine poetische Bearbeitung<br />

der MBhārata­Sage gab, s Ind.Stud. XIH, 356 fg. „Für die Existenz dieses Werkes<br />

in einer dem vorliegenden Bestande desselben irgendwie ähnlichen Form indeß<br />

wird hiedurch zum Mindesten nichts irgend bewiesen ; und wir kommen somit auch<br />

so im Wesentlichen schließlich doch immer noch über jene Stelle aus Dio Chryso¬<br />

stomos (Ind. Stud. II, 161 fg.) über den „Indischen Homer" nicht hinaus, denn<br />

diese Angaben des Griechen datiren ja ihrerseits offenbar aus älterer Zeit, wenn auch<br />

nicht nothwendig von Megasthenes selbst her, wie Lassen meint, so doch immerhin<br />

aus einer Zeit, welche mit der des Bhāṣya so ziemlich zusammenfallen mag."<br />

*) bedeutungsvoll für das allmälige Wachsthum des Mahā­Bhārata ist<br />

das Beispiel einer von Śaṃkara commentirten Episode, die bis zur Zeit des<br />

Nīlakaṇṭha (also etwa in 6 - 7 Jahrh.) um ein ganzes Capitel resp. 47 Śloka<br />

zugenommen hat, s. meinen Catalog der Sanskrithandschr. der BerI. Bibl. p. 108.<br />

a 0 4<br />

] s. das in den Ind. Stud. II. 136 fg. nach R. Fried er ich Bemerkte.<br />

2 0 5<br />

j 1834—39 in 4 voll; neuerdings auch in Bombay (1863) und zwar<br />

mit dem Commentar des Nilakaṇṭha. Hippolyte Fauche's unvollendete französische<br />

Übersetzung (von 1868—72 zehn voll) kann überhaupt nur in sehr<br />

bedingter weise als eine solche gelten, s. darüber Ind. Streifen II. 410 fg.<br />

Einzelne Stücke daraus sind bereits vielfach behandelt; so hat z. B. Pavie


206 Jaimini­Bhāratam. Die P u r ā ṇ a : Verlust der älteren : Mangel des epischen<br />

vaṃśa, einein als Nachtrag dazu geltenden Werke*). —<br />

Über das Jaimini-Bhāratam, welches nicht auf Vyāsa<br />

und Vaiśampāyana, sondern auf Jaimini zurückgeht,<br />

fehlen uns noch die näheren Nachrichten: das eine Buch<br />

desselben, das ich kenne, ist von dem entsprechenden Buche<br />

des gewöhnlichen Mahā-Bhārata vollständig verschieden**).<br />

Neben den Itihāsa finden wir in den Brāhmaṇa das<br />

Purāṇam genannt und zwar zur Bezeichnung der darin so<br />

zahlreichen kosmogonischen Untersuchungen, die sich auf das<br />

„agram", den Anfang, zurückbeziehen. Es hat sich diese<br />

Bedeutung dann später, als besondere Werke dieses <strong>Name</strong>ns<br />

entstanden, erweitert, so daß auch die Geschichte der entstandenen<br />

Welt und der Geschlechter ihrer Götter und Helden,<br />

so wie die Lehre von den verschiedenen Zerstörungen<br />

und Erneuerungen nach der Theorie der Weltalter (yuga)<br />

neun dergl. (Paris 1844) und Foucaux elf dergl. (Paris 1862) übersetzt. Die<br />

schönsten Episoden hat uns bekanntlich Bopp schon früh zugänglich gemacht<br />

(er begann mit dem Nala. London 1819), und damit zugleich den Grundstein<br />

zu dem Aufblühen der Sanskrit­Philologie in Europa gelegt. Für die Kritik<br />

des MBhārata hat Lassen die Bahn gebrochen und Großes gethan, in seiner<br />

Indischen Alterthumskunde (vol. I. 1847). Für den Inhalt des Werkes s. die<br />

Schriften von Monier William s Indian epic poetry (1863) u.Indian Wisdom (1875).<br />

*) das zu Albīrūnī's Zeit, im 11. Jahrhundert, als eine Hauptauctorität<br />

galt, s. Journ. Asiat. Aug. 1844 p. 130 [und auch dem Subandhu, dem Verf.<br />

der Vāsavadattā, im 7. Jahrh., bereits vorlag, s. Ind. Streifen I, 380. Eine<br />

französische Übersetzung durch A. Langlois erschien 1834.].<br />

**) s. meinen Catalog der Sanskrit­Handschriften der Berl. BibI. p. 111<br />

bis 118: nach Wilson Mack. Coll. II, 1 scheint nur dieses eine Buch zu exi¬<br />

stiren, s. auch Weigle in der Z. d. D. Morg. Ges. II, 278. [Es ist dieses<br />

Buch, das āśvamedhikam parva, in Bombay, 1863, gedruckt erschienen; den<br />

daselbst vorliegenden Schlußangaben nach umfaßte das Werk des Jaimini das<br />

ganze Epos; doch ist bis jetzt außer diesem dreizehnten Buche nichts weiter<br />

davon bekannt geworden, s. hierüber meine Abh. in den Monatsberichten der<br />

Berl. Acad. 1869 p. 10 fg. Eine kanāresische Übersetzung dieses Buches wird<br />

in den Beginn des dreizehnten Jahrhunderts gesetzt (ibid. p. 13. 35 ; ganz neuerdings<br />

indessen von Kittel, in der Vorrede zu Nagavarrna’s Prosody p. VI. LXXI, der<br />

Mitte des achtzehnten (!) Jahrhunderts zugewiesen). Bemerkenswerth ist die Kṛṣṇasectari8che<br />

Färbung, welche das ganze Buch durchzieht; christliche Legendenstoffe<br />

und sonstige'occidentalische Einflüsse sind darin nicht zu verkennen, s. am a. 0.<br />

p. 37 fg. Ein guter Theil des Inhalts ist von Talboys Wheeler in dessen<br />

History of India vol. I (1867), wo sich auch eine Gesammtübersicht des Inhalts<br />

des MBhārata selbst findet, mitgetheilt worden, s. Ind. Streifen II, 892.<br />

— Zu erwähnen ist hier übrigens auch noch die unter dem <strong>Name</strong>n Bāla¬<br />

bhāratam vorliegende Bearbeitung des Mahābhārata durch den Jaina Amara¬<br />

candra in 44 sarga mit 6550 anuṣṭubh, herausgegeben in dem in Benares<br />

erscheinenden „Pandit" (1869 fg.) durch Vecana Rāmaśāstrin; das werk gehört<br />

vermutlich dem elften Jahrh. an, s. Z. D. Morg. Ges. XxVH, 170.]


Elements und Hervortreten des rituellen in den jetzigen Purāṇa. 207<br />

darin Aufnahme fanden: im Ganzen werden fünf dergl. Gegenstände<br />

angegeben, die ihren Inhalt bildeten (s. Lassen I,<br />

479), und stammt davon noch das im Lexikon des Am ara<br />

als Synonym von Purāṇam angeführte Beiwort pañcala¬<br />

kṣaṇam. Jene Werke nun sind untergegangen, und die<br />

an ihrer Stelle uns unter dem <strong>Name</strong>n Purāṇa vorliegenden<br />

Werke sind die Erzeugnisse einer späteren Zeit, sämmtlich<br />

erst etwa den letzten l000 Jahren angehörig. Sie sind (s.<br />

Lassen a. a. O.) im Interesse und zur Empfehlung der Śivaund<br />

Viṣṇu­Secten geschrieben, und entspricht keines von<br />

ihnen ganz, einige nur wenig, andere gar nicht der Beschreibung,<br />

die uns von jenen alten Purāṇa bei den Scholiasten<br />

des A m ara oder auch in ihnen selbst hie und da überliefert<br />

wird. „Für die zum Theil verkürzten zum Theil weggelassenen<br />

Erzählungen sind theologische und philosophische<br />

Belehrungen, rituelle und asketische Vorschriften und<br />

namentlich Legenden zur Empfehlung einer besondern Gottheit<br />

und gewisser Heiligthümer an die Stelle gesetzt" (Lassen<br />

Ind. Ah. I, 481). Doch hat sich sicher noch manches aus<br />

jenen älteren Werken in ihnen enthalten, wie sich denn häufig<br />

längere Stellen gleichlautend in mehreren derselben vorfinden.<br />

Im Allgemeinen schließen sie sich übrigens für die Sagen<br />

ans der Vorzeit genau an das Mahā­Bhāratam als ihre<br />

Quelle an, gehen aber dann auch noch, obwohl stets in prophetischem<br />

Tone gehalten, auf die historischen Königsreihen<br />

über, wobei sie indeß in die gröbsten Widersprüche mit einander<br />

sowohl, wie mit der Chronologie überhaupt, gerathen,<br />

so daß ihr historischer W r<br />

erth in dieser Beziehung nur äußerst<br />

gering ist. Ihre Zahl ist ziemlich bedeutend (es sind ihrer 18),<br />

und wird noch um das Doppelte vermehrt durch die sogenannten<br />

Upapurāṇa, in welchen der epische Charakter noch<br />

mehr zurückgedrängt und der rituelle ganz in den Vordergrund<br />

getreten ist Nur ein einziges Purāṇam, das Bhāga¬<br />

vata­Purāṇam liegt uns bis jetzt (dem größten Theile nach<br />

wenigstens), und zwar durch Burnouf, edirt [und übersetzt].


208 Die Kāvya. Das Rāmāyaṇarn: der allegorische Charakter desselben.<br />

vor, über die übrigen haben wir indeß vortreffliche Nach­<br />

2 0 6<br />

richten in Wilson's Übersetzung des Viṣṇupurāṇa ),<br />

Als die zweite Gruppe der epischen Poesie haben wir<br />

die Kāvya bezeichnet, welche bestimmten Kavi, Dichtern,<br />

zugeschrieben werden, während Itihāsa und Purāṇa einer<br />

mythischen Persönlichkeit dem Vyāsa, der personificirten<br />

Diaskeuase, angehören*). An der Spitze dieser Kāvya steht<br />

das Rāmāyanam des Vālmīki, dessen <strong>Name</strong>n wir bereits<br />

unter den Lehrern des Taittirīyaprātiśākhya aufgeführt<br />

fanden**). Der Sprache nach steht dieses Werk in enger<br />

Verbindung mit dem Kampftheile des Mahā-Bhārata, obwohl<br />

es in einzelnen Fällen, wo der Dichter seine ganze Ele¬<br />

ganz entfaltet, die Spuren späterer Zeit in Metrum<br />

und Reim deutlich genug zur Schau trägt. In Bezug auf den<br />

Inhalt dagegen ist der Unterschied von dem Kampftheile<br />

des Mahā-Bhārata ein bedeutender. Während in diesem<br />

das menschliche Gewicht überall die Oberhand hat, und eine<br />

Menge bestimmter Persönlichkeiten auftreten, denen die Möglichkeit<br />

historischer Existenz nicht abzusprechen, und mit<br />

denen die Göttersage erst secundär in Verbindung gebracht<br />

worden ist, stehen wir im Rāmāyaṇa gleich von Anfang<br />

ab mitten drin in der Allegorie, und bewegen uns nur in­<br />

2 0 6<br />

] so wie in den Einzeianalysen verschiedener Purāṇa, die jetzt in vol. I<br />

von Wilson's Essays on Sanscrit Literature (ed. Rost 1864) gesammelt vorliegen.<br />

Hier sind denn vor Allem auch noch die genauen Angaben anzuführen,<br />

welche Aufrecht in seinem Catalogus Codicum Sansc. BibI. Bodleianae p. 7—87<br />

über die Purāṇa gegeben hat. Das Viṣṇu Purāṇam ist neuerdings mit dem<br />

Comm. des Ratnagarbhabhaṭṭa in Bombay (1867) publicirt, und Wilson's Übersetzung<br />

desselben durch Fitz Edw. Hall in 5 von. (1864—70) neu mit wesentlichen<br />

Bereicherungen und Berichtigungen edirt worden. So giebt es nun<br />

auch mehrere Ausgaben des Bhāgavata Purāṇa, u. A. mit dem Comm. des<br />

Śrīdharasvāmin Bombay I860. Das Mārkaṇḍeya Purāṇam ist in der BibI. Indica<br />

durch K. M. Banerjea (1855 — 62) edirt worden; ebendaselbst erscheint<br />

auch das Agni Purāṇam (seit 1870; bis jetzt Cap. 1 — 214). Ein Druck des<br />

Kalkipurāṇa erschien in Calc. 1873, und in Bombay sind lithographirte Ausgaben<br />

des Liṅgapurāṇa (1858), und von Stücken des Padmapurāṇa, S k an da p.,<br />

Garuḍap., Brahmavaivartapur. etc. erschienen, s. Ind.Streif. II, 245fg. 301 fg.<br />

*) die Wörter: Kavi in der Bedeutung von Sänger, Dichter und. Kāvya<br />

in der von Lied, Gedicht werden im Veda mehrfach gebraucht, aber ohne technische<br />

Bedeutung, s. Vājas. Saṃhitae spec. II, 187. [trayī vai vidyā kāvyaṃ<br />

chandafc Śat. VIII, 5, 2, 4.]<br />

**) ob darunter derselbe Mann zu verstehen sei, ist natürlich nicht gewiß,<br />

bei der Sonderbarkeit des <strong>Name</strong>ns aber wenigstens nicht unwahrscheinlich.


Die Culti\uun


210 Das Rámāyaṇam; Einheit des Verfassers.<br />

und seinem Volke resp. Fürstengeschlechte diese Ehre vindicate,<br />

wie er wirklich die Sītā zu einer Tochter des seiner<br />

Frömmigkeit wegen berühmten Janaka, des Königs der den<br />

Kośala benachbarten Videha gemacht hat, darüber ist ein<br />

Urtheil noch nicht möglich. Man hat die spärliche Kennt¬<br />

niß des südlichen Indiens, die im Rāmāyaṇa sich kund¬<br />

giebt, als einen Beweis für dessen Alterthümlichkeit aufgestellt,<br />

weil im Mahā­Bhārata dasselbe bei weitem culti¬<br />

virter und in vielfachem directem Verkehr erscheine: ich kann<br />

darin aber nur einen Beweis entweder dafür sehen, daß der<br />

Dichter nicht die besten geographischen Kenntnisse besessen,<br />

während am Mahā­Bhārata mehrere Generationen geschaffen<br />

haben, die es sich zur Aufgabe machten, das Gewicht<br />

jenes Kampfes durch Heranziehen möglichst vieler Bestand¬<br />

theile zu verherrlichen, oder aber dafür — und dies scheint<br />

mir insbesondere zu betonen —, daß der Dichter seine Aufgabe<br />

richtig gefaßt und gelost habe, so daß er nicht Späteres,<br />

ob ihm auch bekannt, mit dem Früheren vermischte.<br />

Die ganze Anlage des Rāmāyaṇa spricht dafür, daß wir<br />

es hier mit dem Werke, mit der dichterischen Schöpfung<br />

eines Mannes zu thun haben. Das will aber bei dem Umfang<br />

des Werkes (jetzt etwa 24000 Śloka) etwas sagen:<br />

ehe die epische Poesie zu einer solchen Stufe der Vollendung<br />

gedeihen konnte, mußte sie schon manche Entwickelungs¬<br />

phasen*) durchgemacht haben. Damit ist indeß kei-<br />

nach, der Ausfluß der Gangā in das Meer aufgefunden ward: sie sind eben<br />

eigentlich mehr die östlichen Vorposten der Arier, nicht aber die südlichen.<br />

*) Spuren dieser letzteren haben wir wohl in dem von Pāṇini (IV, 3, 88)<br />

erwähnten Granthaḥ Ś iśukrandīyaḥ [hiegegen hat Goldstücker „Pacini"<br />

p. 28 wohl mit Recht Protest eingelegt; s. Ind. Stud. V, 27], Yamasabhī¬<br />

yaḥ, Indrajananīyaḥ und in den nach Pāṇ. VI, 2, 103 nach den verschiedenen<br />

Himmelsstrichen verschieden zu benennenden Ākhyāna und Cānarāṭa:<br />

letzteres Wort ist mir noch eben so unverständlich wie früher, s. Ind. Studien<br />

I, 153. (Die Regel VI, 2, 103 wird übrigens den Angaben des Calcuttaer Scho¬<br />

hasten nach im Bhāṣya desPataṃjali nicht erklärt, gehört also möglicher<br />

Weise gar nicht dem Pāṇini, resp. erst der Zeit nach Pataṃjali an). —<br />

Das Wort Grant ha kann sich entweder auf das äußere Zusammenheften beziehen<br />

(also wie unser Heft, Band) oder auf die innere Composition: welches<br />

von beiden wir anzunehmen haben, bleibt zwar noch dahingestellt, doch möchte<br />

ich mich für erstere8 entscheiden [s. oben p. 16. 109. 188].


Der Text des Rāmāyaṇa: verschiedene Recensionen. 211<br />

neswegs gesagt, daß das Werk von Anfang ab diesen Umfang<br />

gehabt habe: es ist sicher auch hier Vieles spätere Zu¬<br />

that, so besonders wohl alle die Theile, wo Rāma als eine<br />

Incarnation des Viṣṇu dargestellt wird, alle die Episoden<br />

im ersten Buche, das ganze siebente Buch u. dgl. m. Die<br />

Überlieferung war eben ursprünglich traditionell und hat<br />

sich erst später schriftlich fixirt, gerade wie beim Mahā­<br />

Bhārata: es ist hier aber noch der bei dem letzteren in<br />

dieser Weise wenigstens noch nicht nachgewiesene eigen¬<br />

thümliche Umstand eingetreten, daß uns der Text in mehreren<br />

verschiedenen Recensionen vorliegt, die in Bezug auf<br />

den Inhalt zwar meist mit einander stimmen, aber theils eine<br />

verschiedene Anordnung befolgen, theils in dem Ausdruck<br />

selbst durchgängig, oft bedeutend differiren: es läßt sich dies<br />

wohl nur dadurch erklären, daß jene schriftliche Fixirung<br />

des Textes an verschiedenen Orten stattgefunden hat. Wir<br />

haben eine vollständige Textausgabe durch G. Gorresio,<br />

welche die sogenannte bengalische Recension enthält, und<br />

zwei frühere, die mit dem zweiten Buche abbrechen, die eine<br />

in Serampore durch Carey und Mars hm an, die andere in<br />

Bonn durch A. W. v. Schlegel edirt. Die Handschriften der<br />

hiesigen Bibliothek enthalten, wie es scheint, eine vierte Recension*).<br />

*) s. meinen Catalog derselben p. 119. [In Indien sind seitdem zwei<br />

Textausgaben des ganzen Werkes mit dem Commentar des Rāma erschienen, die<br />

eine in Calcutta 1859—60, die andere in Bombay 1859; über letztere s. meinen<br />

Bericht in den Ind. Streifen II, 235—45. Gorresio's Ausgabe fand ihren Ab¬<br />

schluß durch den Text (1867) und die Übersetzung (1870) des Uttarakāṇḍa.<br />

Hippolyte Fauche's französ. Übersetzung schließt sich an Gorre sio's Text,<br />

Griffith's poetische engl. Übertragung (Benares 1870—4, in 5 voll.) dagegen<br />

an die Bombayer Ausgabe an. In meiner Abh. „über das Rāmāyaṇa" 1870<br />

(in englischer Übersetzung im Indian Antiquary 1872, auch separat erschienen<br />

1873 Bombay) habe ich theils den Nachweis versucht, daß die Aenderungen,<br />

welche die Sage von Rāma, deren erste Gestalt uns in buddhistischen Legenden<br />

vorliegt, unter den Händen Vālmīki's erfahren hat, auf einer Bekanntschaft mit<br />

den Vorstellungen des trojanischen Sagenkreises beruhen, theils die literar¬<br />

geschichtliche Stellung des Werkes specieller zu erforschen gesucht, wonach denn<br />

die Abfassungszeit desselben etwa um den Beginn der christlichen Aera anzusetzen<br />

wäre, resp. jedenfalls in eine Zeit, in welcher der Einfluß griechischen<br />

Wesens auf Indien bereits seine gewiesenen wege hatte. Kashinath Trimbak<br />

Te1ang hat hierauf mit einer Gegenschrift: „was the Rāmāyaṇa copied from<br />

Homer" geantwortet (1873); s. dazu Ind. Antiqu. II. 209. Ind. Studien XIII.


212 Das Kunstepos.<br />

Zwischen dem Rāmāyaṇa und den übrigen Kāvya ist<br />

eine ähnliche Kluft, wie zwischen dem M.Bhārata und den<br />

jetzigen Purāṇa. Zur Ausfüllung derselben könnte man die<br />

Titel der auf der Insel Bali in der Kavi spräche sich vorfindenden<br />

Kāvya verwenden 207<br />

), die größtentheils sicher auf<br />

Sanskritoriginale zurückgehen: wie denn die Auswanderung<br />

der Inder nach Java (von wo sie später nach Bali<br />

zogen) jedenfalls zu einer Zeit stattgefunden haben muß, wo<br />

die Kāvya­Literatur in besonderer Blüthe stand, es wäre<br />

sonst der eigenthümliche Gebrauch, den dieselben von den<br />

Worten Kavi, Kāvya gemacht haben, nicht gut zu erklären.<br />

Am selbständigsten, und darum dem Rāmāyaṇa am<br />

nächsten, auch in der Form ziemlich rein, stehen unter den<br />

erhaltenen Kāvya zwei Werke da*), die den <strong>Name</strong>n des<br />

Kālidāsa tragen, Raghuvaṃśa nämlich und Kumāra¬<br />

sambhava (beide auch in Kavi vorhanden): die anderen<br />

Kāvya dagegen schließen sich in ihrem Inhalte stets an das<br />

Mahā-Bhāratam oder Rāmāyaṇam an, und markiren sich<br />

von jenen beiden auch deutlich genug durch Sprache und Darstellung,<br />

welche letztere immer mehr das epische Gebiet ver­<br />

336. 480. Derselbe hat dann auch später im Indian Antiqu. III, 124. 267,<br />

einen Halbśloka nachgewiesen, der sich sowohl im Yuddhakāṇḍa als zweimal<br />

in Pataṃjali's Mahābhāṣya vorfindet; dieser Vers enthält indeß eine allgemeine<br />

Reflexion (eti jīvantam ānando naraṃ varṣaśatād api) und braucht daher nicht<br />

nothwendig aus dem Rāmāyaṇa zu stammen, beweist somit schon an und für<br />

sich nichts für die Priorität desselben vor Pataṃjali; und zwar dies um so weniger<br />

als er von Vālmīki selbst ganz expreß nur als ein Citat angeführt<br />

wird, s. hierüber wie über einige andere hergehörige Punkte meinen Brief im<br />

Ind. Antiqu. IV, 247 fg. (1875).<br />

2 0 7<br />

] s. Friederich am a. 0. in den Ind. Studien II, 139 fg. In eine bei<br />

weitem ältere Zeit gehen die in Pataṃjali's Mahā­Bhāṣya enthaltenen mannigfachen<br />

Spuren damals bestehender epischer, resp. erzählender Dichtungen<br />

zurück, die darin in directen Citaten daraus vorliegen, s. Ind. Stud. XIII, 463 fg.<br />

*) sie sind in Text und Übersetzung von Stenzler edirt [und seitdem<br />

wiederholentlich in Indien mit oder ohne den Commentar des Mallinātha. Zu<br />

den früher allein bekannten sieben Büchern des Kumāras. sind neuerdings noch<br />

10 andere getreten; über die kritischen Fragen, die sich daran knüpfen, s. z. B.<br />

Zeitschr. der Deutschen Morg. Ges. XXVn, 174—182 (1873). Daß die Abfassung<br />

beider Werke nicht vor ungefähr die Mitte des vierten Jahrh. anzusetzen<br />

ist, hat H. Jacobi in den Monatsber. der Berl. Acad. 1873 p.556 aus<br />

den astrologischen Daten, die sich darin finden, erwiesen. Der Raghuvaṃśa ist<br />

höchst wahrscheinlich zu Ehren eines Bhoja-Ftirsten abgefaßt, s. meine Abu.<br />

über die Rām. Tap. Up. p. 279. Ind. Streifen I, 312.]


Das Drama, Entstehung desselben aus dem Tanze. 213<br />

läßt und auf das erotische, lyrische oder didaktisch­beschreibende,<br />

ubergeht, während die erstere einem bombastischen<br />

Schwulste unterliegt, bis sich in den letzten Endpunkten<br />

dieses Kunstepos in armseliges Wortgeklingel auflost und die<br />

angebliche Zierlichkeit der Form, die Überwindung schwieriger<br />

Sprachkunststücke den Hauptgegenstand des dichterischen<br />

Bestrebens bildet, der Inhalt rein zur Nebensache wird,<br />

nur zum Stoffe, um eben daran die Sprachgewandtheit zu<br />

documentiren ' 208<br />

).<br />

Als zweite Stufe in der Entwicklung der Sanskritpoesie<br />

ist nach dem Epos das Drama zu nennen. Der <strong>Name</strong> dafür<br />

ist Nāṭaka, und ein Schauspieler heißt Naṭa, d. i.<br />

Tänzer. Die Etymologie weist uns also darauf hin, daß<br />

das Drama aus dem Tanz sich entwickelt hat, der ursprünglich<br />

wohl nur mit Spiel und Gesang, allmälig aber mit pantomimischen<br />

Darstellungen, Aufzügen und Dialogen begleitet<br />

wurde. Den Tanz nun finden wir schon in den Liedern des<br />

Ṛk mehrfach erwähnt (so I, 10, 1. 92, 4 etc.), insbesondere<br />

häufig aber in der Atharvasaṃhitā und im Yajus*),<br />

2 0 8<br />

] sechs dieser Kunstepen führen speciell den <strong>Name</strong>n mahākāvya; es<br />

sind dies außer Raghuvaṃśa und Kumārasamhhava noch 1. das Bhaṭṭikā¬<br />

vyam, in 22 sarga, verfaßt in Valabhī unter König Śrīdharasena (xxll, 35),<br />

also im 6. oder 7. Jahrh., von der Geschichte des Rāma handelnd und mit<br />

specieller Rücksicht auf die Grammatik abgefaßt, — 2. das Māgnakāvyam<br />

oder der Śiśupālabadha des Māgha, Sohnes des Dattaka, in 20 sarga (der<br />

Großvater des Dichters Suprabhadeva wird als Minister eines Königs ŚrīDhar¬<br />

manābha bezeichnet), und 3. das Kirātārjunīyam des Bhāravi in 18 sarga.<br />

Beide vor Halāyudha (Ende des zehnten Jahrh's.), s. Ind. Stud. VIII. 193. 195.<br />

196, — 4. das Naiṣadhīyanï des śrí Harṣa in 22 sarga, aus dem 12. Jahrh.<br />

(s. Bühler im Journal Bombay Branch R. As. S. x, 35). Auch das Rāgha¬<br />

vapāṇḍavīyam des Kavirāja, jedenfalls nach dem zehnten Jahrh. verfaßt (s.<br />

Ind. Streifen I‚ 371), steht in hohem Ansehen; es behandelt in denselben Worten<br />

zugleich die Geschichte des Rāmāyaṇa und des Mahābhārata und gehört ebenso<br />

wie der sogar dem Kālidāsa zugeschriebene Nalodaya in 4 sarga (schon 1830<br />

von Ferd. Benary herausgegeben) zu den recht eigentlichen Kunststücken dieser<br />

Gattung von Poesie. Alle diese Werke sind in Indien vielfach edirt worden,<br />

und schließen sich ihnen noch zahlreiche andere ähnliche Producte an. — Spe¬<br />

cielle Erwähnung verdient hier noch das auf die Geschichte Rama's bezügliche<br />

Prakrit­Gedicht Setubandha (oder Rāvanabadha), angeblich dem Kālidāsa zugehörig,<br />

von welchem Paul Goldschmidt zwei Capp, bereits publicirt hat (Göt¬<br />

tingen 1873) während Siegfried Goldsch^nidt mit einer Herausgabe" des ganzen<br />

Textes beschäftigt ist.<br />

*) mit mannigfacher Musikbegleitung nach Vāj. Saṃh. xxX, wo ja<br />

überhaupt eine ganze Zahl von Musikern und Tänzern, so wie auch der <strong>Name</strong>


214<br />

Die Naṭasūtra bei Pāṇini, Lehrbücher für die Tanzkunst.<br />

überall indeß noch in der Wurzelform nṛt. Die prākriti¬<br />

sirte Form naṭ findet sich erst bei Pāṇini vor, der<br />

uns dabei außerdem von der Existenz bestimmter Naṭa¬<br />

sūtra*), Lehrbücher für die naṭa, unterrichtet, deren eines<br />

dem Śilālin, das andere dem Kṛśāśva zugehörte, und<br />

zwar hießen deren beiderseitige Anhänger Śailālinas und<br />

Kṛśāśvinas. Der erstere dieser <strong>Name</strong>n findet wenigstens<br />

in dem Patronymicum Śailāli im Śatapatha-Brāhrnaṇa<br />

(im 13. Kāṇḍa) ein Analogon, und steht wohl auch mit den<br />

Wörtern Śailūṣa und Kuśīlava, welche Schauspieler bedeuten**),<br />

in Verbindung? der zweite dagegen ist in dieser<br />

Beziehung sehr befremdend, da er sonst einem der alten<br />

Helden angehört, die den Indern mit den Parsen gemein<br />

sind***). Von beiden Werken ist sonst übrigens keine Spur<br />

zu finden. Außerdem erwähnt Pāṇini†) auch noch Na¬<br />

ṭyam im Sinne von naṭānāṃ dharma āmnāyo vā. In<br />

beiden Fällen ist darunter wohl die Lehre von der Tanzkunst<br />

zu verstehen, nicht aber die von der Schauspielkunst.<br />

— Man haṭ nun bisher stets die Vorstellung festgehalten,<br />

daß das indische Drama nach Art unseres modernen Drama<br />

im Mittelalter aus religiösen Festlichkeiten und Aufzügen (sogenannten<br />

Mysterien) entstanden sei, resp. auch der Tanz ur­<br />

śailūṣa selbst erscheint, der später wenigstens specien den Schauspielern zugehört,<br />

s. Ind. Streifen I. 76. 83. Nach dem Schol. zu Kāty xxU‚ 4, 3 wären<br />

unter Denen: vrātyagaṇasya ye sampādayeyus, wie der Text hat, speciell Lehrer<br />

in Tanz, Musik, Gesang zu verstehen. Wer tanzt und singt, an dem haben die<br />

Weiber ihre Lust Śat. III, 2, 4, 6 ]<br />

*) die betreffenden beiden Regeln IV, 3, 110. 111 werden übrigens den<br />

Angaben des Calcuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya des Pataṃjali nicht<br />

erklärt, gehören also möglicher Weise gar nicht dem Páṇini, resp. erst der<br />

Zeit nach Pataṃjali an. [Die Śailālino naṭāḥ werden im Bhāṣya zu IV, 2,<br />

66 erwähnt; als rituelle Schule werden Śailālinaḥ im Anupadasūtra citirt, s.<br />

Ind. Stud. XIII, 429].<br />

**) diese Wörter gehen wohl auf śīla, resp. auf die schlechten, lockeren<br />

Sitten der damit bezeichneten zurück: bei Śilāla müßte also dasselbe<br />

stattfinden, wenn es damit verwandt sein soU; die Etymologie von Kuśa und<br />

Lava, den beiden Söhnen des Rāma, im Beginn des Rāmāyaṇa, ist offenbar<br />

erfunden, um das Odium des <strong>Name</strong>ns ku-śīlava abzuwehren.<br />

***) sollten wir ihn hier etwa wörtlich zu nehmen haben? und er hier vielleicht<br />

ein spöttischer Beiname zur Bezeichnung der Armuth sein, etwa zugleich<br />

mit directer ironischer Beziehung auf den alten berühmten Kṛśāśva??<br />

†) IV‚ 3, 129: auch diese Regel wird im Bhāṣya nicht erklärt: es<br />

gilt also das oben in der ersten Note Bemerkte.


Mysterien. Aufführung von Tänzen bei den großen Opferfet>ten der Könige. 215<br />

sprünglich religiösen Zwecken gedient habe. Für letzteres<br />

habe ich indeß in den mir bekannten Śrauta- oder Gṛ¬<br />

hya­sūtra (letztere kenne ich allerdings nur sehr oberflächlich)<br />

noch keinen einzigen Fall gefunden 209<br />

). Die religiöse<br />

Bedeutung des Tanzes ist somit für die ältere Zeit jedenfalls<br />

noch fraglich, und da nun das Drama offenbar aus<br />

dem Tanze erwachsen ist, so wird auch jener ursprüngliche<br />

Zusammenhang des Drama mit religiösen Festlichkeiten und<br />

Aufzügen bedenklich: dazu kömmt, daß gerade die ältesten<br />

Dramen rein bürgerlichen Inhaltes sind, die jüngsten dagegen<br />

fast ausschließlich religiösen Zwecken dienen, und scheint es<br />

sonach vielmehr gerade umgekehrt, als ob nämlich die Verwendung<br />

des Tanzes*) resp. des Drama zu religiösen Feierlichkeiten<br />

erst ein Werk der späteren Zeit sei 210<br />

). Damit ist<br />

indeß nicht gesagt, daß der Tanz etwa bei den großen Opferfesten,<br />

die hie und da von den Fürsten gefeiert wurden, ausgeschlossen<br />

gewesen sei, sondern nur, daß er nicht selbst<br />

2 0 9<br />

] auch jetzt kenne ich nur wenig Hergehöriges daraus. So werden u. A.<br />

beim pitṛmedha Tanz, Musik, Gesang, die in sich die drei Stufen des<br />

śilpam, der Kunst, repräsentiren (Śāṅkh. Br. 29, 5) für den ganzen Tag vorgeschrieben<br />

Kāty. 21, 3, 11. Ein Snātaka darf sich aber bei dgl. weder activ<br />

noch passiv betheiligen Par. Il, 7. Am Tage vor dem Wegzüge der Braut<br />

führen vier oder acht unverwittwete Frauen einen Tanz im Hause derselben auf<br />

Śānkh. g. I, 11.<br />

*) im Meghadūta ist sie v. 35. 36 gekannt.<br />

2 1<br />

"] diese Frage hat sich neuerdings durch die unerwarteten Aufschlüsse,<br />

welche aus dem Mahābhāṣya des Pataṃjali für die damalige reiche Blüthe<br />

theatralischer Aufführungen gewonnen worden sind, sehr zu Gunsten der hauptsächlich<br />

von Lassen vertretenen Ansicht von der Entstehung des Drama's aus<br />

religiösen, unseren Mysterien ähnlichen Schauspielen gestaltet; die Angaben daselbst<br />

über die Aufführungen eines Kaṃsavadha und Valibandha durch sogenannte<br />

śaubhika (vgl. etwa die saubhika Hārāvalī 151, was freilich mit in¬<br />

drajālika Gaukler erklärt wird, vgl. sobha, sobhanagaraka Ind. Stud. IH, 153)<br />

führen unmittelbar hierauf hinaus, s. Ind. Stud. xlü‚ 354. 487 fg. „Von den<br />

hier im Bhāṣya gekannten dramatischen Vorstellungen, die mehr oder weniger<br />

den Charakter religiöser Festspiele trugen, bis zu den ersten uns factisch vorliegenden<br />

wirklichen Dramen hin ist denn [aber] natürlich ein sehr erheblicher Zeitraum<br />

anzusetzen, binnen dessen sich dasselbe zu der uns in diesen gleich fertig<br />

entgegentretenden Vollkommenheit entwickelt hat, und zwar bin ich immer noch<br />

geneigt, dabei auch dem Anblicke der Aufführung griechischer Dramen einen<br />

gewissen Einfluß offen zu halten. Nachdem dann das indische Drama sich nach<br />

den verschiedensten Richtungen hin, insbesondere auch als bürgerliches<br />

Drama, glänzend bewährt hatte, ist es schließlich in seinen letzten Ausläufen in<br />

Bezug auf seine Gegenstände im Wesentlichen wieder auf seine Anfänge, die<br />

Darstellungen aus der Göttergeschichte zurückgekehrt" (ibid. p. 491. 492).


216 Angebliche Erwähnung der Schauspiele in den ältesten buddhist. Schriften.<br />

ein Theil der heiligen Handlung, der religiösen Feier war,<br />

und nur in den Intervallen seinen Platz finden konnte und<br />

fand. Der <strong>Name</strong>, den der Schauspieldirector in den Dramen<br />

selbst führt, sūtradhāra nämlich, wird wohl ganz mit Recht<br />

auf die Bedeutung (Fadenhalter) Zimmermann zurückgeführt*),<br />

insofern es eben zu den Obliegenheiten des Baumeisters bei<br />

jenen Opferfesten gehört zu haben scheint, außer der Errichtung<br />

der zur Aufnahme der Theilnehmer am Opfer bestimmten<br />

Bauten auch die Leitung der verschiedenen Anordnungen,<br />

die zu deren Unterhaltung dienen sollten, zu übernehmen (s.<br />

Lassen II, 503). Ob nun übrigens die bei dergl. Gelegenheiten<br />

erwähnten Naṭa, Nartaka als Tänzer oder als Schauspieler<br />

zu fassen sind, ist wenigstens fraglich: und da jede<br />

directe Andeutung für letzteres fehlt, so halte ich mich zunächst<br />

an die etymologische Bedeutung des Wortes : nur wo<br />

beide nebeneinander stehen (wie Rāmāy. I, 1?, 7 Gorr.),<br />

wird man naṭa jedenfalls wohl als Schauspieler zu fassen<br />

haben. Die buddhistische Legende scheint allerdings einmal,<br />

in der Lebensbeschreibung nämlich des Maudgalyā¬<br />

yana und Upatiṣya, zweier Schüler Buddha’s, in<br />

deren Gegenwart die Aufführung von Dramen zu erwähnen**):<br />

es fragt sich nun aber zunächst, wie alt das betreffende Werk<br />

ist, in welchem diese Erwähnung geschieht: das ist doch die<br />

Hauptsache, ehe man daraus einen Schluß ziehen darf:<br />

Lassen sagt nun zwar, daß „in den ältesten buddhistischen<br />

Schriften von dem Besuche von Schauspielen als etwas<br />

Gewöhnlichen) die Rede sei", beruft sich aber nur auf die<br />

*) und hat sonach mit den oben erwähnten naṭasūtra wohl nichts zu<br />

thun? Eine andere Anwendung des Wortes bei den Buddhisten s. Lassen II,<br />

81. An Marionettentheater ist wohl keinesfalls zu denken, obwohl die javanischen<br />

Puppenspiele dazu verleiten könnten.<br />

**) die Worte Csoma Körösi’s, der davon As. Res. XX, 50 berichtet,<br />

lauten: „they meet at the occasion of a festival at Rājagṛha: their behaviour<br />

during the several exhibitions of spectacles — their mutual adresses after<br />

the shows are over." Muß man hier nothwendig unter spectacle „dramatisches<br />

Schauspiel, Drama" verstehen?? [Ganz dasselbe gilt von dem Worte vi¬<br />

sūka, eig. wohl nur Lustbarkeit, in den sutta der südlichen Buddhisten, wo das<br />

Zuschauen bei dgl. Schauspielen, vīsūkadassanam, unter den Vorwürfen erwähnt<br />

wird, die Bhagavant gegen das weltliche Treiben der Brāhmaṇa richtete, s.<br />

Burnouf Lotus de la bonne loi p. 465. Ind. Stud. IH, 152—4.]


Angebliche Zugehörigkeit d Mṛchakaṭí u. Kālidasa's in d. 1.Jahrh. a.Chr. 217<br />

unten in der Note angegebene Stelle des Dulva; der Dulva<br />

aber, also das vinayapiṭakam, gehört bekanntlich nicht<br />

zu den „ältesten buddhistischen Schriften," sondern enthält<br />

Stücke aus den verschiedensten Zeiten, und zum Theil höchst<br />

fraglichen Alters. Im Lalitavistara bei der Prüfung<br />

Buddha’s in den verschiedenen Künsten und Wissenschaften<br />

(bei Poucaux p. 150) ist unter nāṭya sicher wohl Mimik<br />

zu verstehen (wie F. auch übersetzt), aber theils ist dadurch<br />

noch nicht das Bestehen der Dramen bedingt, theils ist die<br />

Zeit jenes Werkes noch keineswegs als eine gelöste zu betrachten:<br />

für Buddha’s Zeit selbst aber ist jene Prüfungs­<br />

Legende natürlich ohne irgend welche Beweiskraft.<br />

Was nun die vorhandenen Dramen betrifft, so ist man<br />

bisher gewohnt gewesen, angeblich der Tradition zu folgen<br />

und die ältesten derselben, die Mṛchakaṭī nebst den<br />

Stucken des Kālidāsa, in das 1. Jahrhundert a. Chr. zu<br />

versetzen, während die nächstfolgenden Stücke des Bhava¬<br />

bhūti erst dem 8. Jahrhudert p. Chr. angehören. Es lägen<br />

somit etwa 8—9 Jahrhunderte zwischen Kālidāsa und Bhava¬<br />

bhūti, aus wefchem Zeitraum uns kein einziges dergl. Werk<br />

erhalten wäre. Dies ist nun jedenfalls an und für sich höchst<br />

unwahrscheinlich, uud müßte doch dann wahrhaftig zum wenigsten<br />

in den Dramen der jüngeren Epoche ein ganz anderer<br />

Geist, eine ganz andere Behandlungsweise bemerklich<br />

sein, als in ihren um 8 900 Jahre älteren Vorgängern*).<br />

Dies ist aber durchaus nicht der Fall: wir werden<br />

somit also von vorn herein genöthigt, jener angeblichen Tradition<br />

den Abschied zu geben und jene soi­disant älteren<br />

Stücke mit denen des Bhavabhūti ziemlich in dieselbe Zeit<br />

zu setzen. Gehen wir nun übrigens näher auf die Sache ein,<br />

so finden wir, daß in Bezug auf Kālidāsa nicht einmal die<br />

Tradition der Inder wirklich zu der bisherigen Annahme<br />

Grund giebt, sondern daß sie nur gründlich mißhandelt<br />

*) ich habe hier Holtzrnann's Worte über Amara in seiner vortrefflichen<br />

kleinen Schrift „Über den griechischen Ursprung des indischen Thiers<br />

kreises" Karlsruhe 1841 p. 26 copirt.


218 Die völlige Grundlosigkeit der bisherigen allgemeinen<br />

worden ist. Die Tradition ist nämlich die, daß Kālidāsa<br />

am Hofe des Vikramāditya gelebt habe, und zwar ist sie<br />

enthalten in einem Denkverse, der da sagt, daß Dhanvan<br />

tari, Kṣapaṇaka, Amarasiṃha, Śaṅku, Vetāla¬<br />

bhaṭṭa, Ghaṭakarpara, Kālidāsa, Varāhamihira und<br />

Vararuci*) die neun Edelsteine am Hofe des Vikrama<br />

seien. Auf diesem einzigen Verse nun, von dem man, wie<br />

von dem Mädchen aus der Fremde, sagen kann, man wußte<br />

nicht, woher er kam**), dessen Auctorität jedenfalls eine<br />

höchst zweifelhafte ist, beruht die Annahme, daß Kālidāsa<br />

— — 56 Jahr a. Chr. lebte! denn nicht genug, daß man,<br />

obwohl die Unglaubwürdigkeit dieses Spruches<br />

gleichzeitig constatirend***), doch die darin ausgesprochene<br />

Tradition ohne Weiteres für baare Münze nahm,<br />

man verstand auch flugs unter dem Vikrama derselben denjenigen<br />

Vik ram āditya, dessen noch jetzt gebräuchliche<br />

Aera 56 a. Chr. beginnt. Nun giebt es aber eine ziemliche<br />

Zahl verschiedener Vikrama, Vikramāditya†), und die<br />

Tradition einiger neueren Werke††), die man doch<br />

wahrlich zunächst hätte in ihrer völligen Nichtigkeit nachweisen<br />

sollen, gicbt sogar, ausdrücklich — ob mit Recht, ist<br />

eben allerdings eine Frage für sich — den König Bhoja,<br />

Herrscher von Mālava, residirend in Dhārā und Ujjayinī,<br />

*) dies ist offenbar der Vriraca, den der Hindustāni­Chronist als den<br />

Verfasser des vikramacaritra nennt (Journ. Asiat. Mai 1844 p. 356).<br />

[Diese dem vararuci zugeschriebene Recension der Siṃhāsanadvātriṃśikā liegt<br />

factisch vor, s. Aufrecht Cat. of S. Mss. libr. Trinity Coll. Cambr. p. 11 und<br />

Westergaard Catal. codd. or. Bibl. Reg. Hann. p. 100.]<br />

**) angeblich ist er dem vikramacaritra entlehnt, Roth aber in<br />

seiner Analyse dieses Werkes im Journal As. Octob. 1845 p. 278 fg. erwähnt<br />

nichts davon. [Auch ist er in der That weder darin noch in irgend einer der<br />

sonstigen Recensionen der Siṃhāsanadvātriṃśikā, die mir zur Hand sind, enthalten.<br />

Wohl aber firdet er sich theils in dem etwa dem 16. Jahrh. angehö¬<br />

rigen Jyotirvidābharaṇa aufgenommen (22, 10 s. Z. D. Morg. Ges. XXII, 723.<br />

1868), theils in einer ceylonesischen Handschrift des sog. Navaratna (mit ceylon.<br />

Commentar) bei Westergaard Catalog, codd. or. Bibl. Reg. Hauniensis p. 14<br />

(1846)].<br />

***) zum Theil aus irrigen Gründen. Man sagte nämlich, das Wort Gha¬<br />

takarpara darin sei mir <strong>Name</strong> eines Werkes, nicht eines Mannes: dies ist<br />

aber nicht wahr, es finden sich sogar mehrere Gedichte ihm zugeschrieben.<br />

†) „Sonne der Kraft" ist ein ganz allgemeiner Titel, kein <strong>Name</strong>.<br />

††) s. z. B. auch Haeberlin's Sanskrit Anthology p. 483. 484.


Annahme über das Zeitalter des Kālidäsa. 219<br />

als denjenigen Vikrama an, an dessen Hofe die neun Edelsteine<br />

lebten: dieser König Bhoja aber lebte einer Inschrift<br />

nach*) etwa 1040—1090 p. Chr. Ein positiver Grund hingegen<br />

dafür, daß der Vikrama jenes Verses der Vikra¬<br />

māditya sei, dessen Aera 56 a. Chr. beginnt, ist gar nicht<br />

vorhanden. Ja die Sache geht noch weiter: wir haben nämlich<br />

vor der Hand durchaus kein authentisches Zeugniß dafür**),<br />

ob die Aera des Vikramāditya vom Geburtsjahr<br />

oder von einer That oder vom Todesjahr desselben datirt,<br />

oder ob sie nicht am Ende gar blos von ihm (aus astronomischen<br />

Gründen) eingeführt ist!***) „Ihn in’s erste Jahr<br />

*) s. Lassen Z. für die K. des M. VU, 294 fg. Colebrooke II, 462.<br />

— Nach Reinaud im Journ. Asiat. 1844 Sept. p. 250 wird Bhoja schon<br />

einige Jahre früher von Albīrūnī, der eben 1031 p. Chr. schrieb, als sein<br />

Zeitgenosse erwähnt, und Otbī erwähnt ihn sogar schon 1018 p.Chr. als regierend,<br />

s. Reinaud im Mém. sur l'Inde p. 261. Einem neueren Hindustāni­Chronisten<br />

nach lebte er 542 Jahre nach Vikramāditya (s. Journ.<br />

Asiat. Mai 1844 p. 354), so daß dadurch letzterer etwa 476 p. Chr. gesetzt<br />

würde. Worauf diese genaue Angabe beruht, ist leider ungewiß: das Vikra¬<br />

macaritram giebt keine dergl. Bestimmung über die zwischen Bhoja und<br />

Vikrama verflossene Zeit an, wenigstens sagt Roth in seiner Analyse desselben<br />

(Journ. Asiat. Sept. 1845 p. 281) nur: bien des années après (la<br />

mort de Vikramāditya) Bhoja parvint au souverain pouvoir. [Der Text hat<br />

eben nur: bahūni varṣāṇi gatāni. Auch in den verschiedenen sonstigen Recensionen<br />

der Siṃhāsanadvātriṃśikā fehlt es an jeder bestimmten Angabe der Art,<br />

doch wird auch da durchweg ein erheblicher Zwischenraum zwischen Vikra¬<br />

māditya’s Herrschaft in Avanti und der des Bhoja in Dhārā angenommen.] —<br />

Zwei Bhoja anzunehmen, wie Reinaud a. a. O. und im mémoire sur rinde<br />

p. 118. 114 thut, ist ganz willkürlich; man könnte die ungewisse Zeit des<br />

vikramāditya nur nach der gewissen des Bhoja bestimmen, nicht umgekehrt.<br />

Ob es die Tradition des Hindustanischen Chronisten ist, wenn a. a. O.<br />

p. 357 die Thronbesteigung des vikramāditya ins Jahr 3044 der Aera des<br />

Yudhiṣṭhira gesetzt wird, oder ob dies blos ein Zusatz des Übersetzers<br />

sei, ist nicht klar: im erstem­ Falle würde es eben auch nur beweisen, daß der<br />

Chronist, resp. seine Tradition, die gewöhnliche Angabe über die Zeit des vi¬<br />

krama mit jener speciellen Angabe vermischt hat. [Auf die Angaben des<br />

Hind. Chronisten Mir Cher i Ali Afsos wird überhaupt wohl nur wenig Gewicht zu<br />

legen sein; sie beruhen eben im wesentlichen auf der dem vararuci zugeschriebenen<br />

Recension der Siṃhāsanadvātrmśikā, die indeß in der mir vorliegenden<br />

Handschrift (Cambridge Trinity College) eben auch keine bestimmte Zeitangaben<br />

hat. - Die Annahme mehrerer Bhoja hat sich im Übrigen seither als eine<br />

völlig berechtigte erwiesen, s. z. B. Rājendralāla Mitra in Journ. A. S. Beng.<br />

1863 p. 91 fg. und meine Ind. Streifen I, 312.]<br />

**) s. Colebr. II. 475. Lassen II, 49. 50. 398. Reinaud mém. sur<br />

l'Inde p. 68 fg. 79 fg. Bertrand im Journ. As. Mai 1844 p. 357.<br />

***) wir finden sie zuerst bei dem Astronomen varāhamihira im 5. resp.<br />

6. Jahrh. vor, doch ist selbst dies noch nicht ganz sicher, und könnte es möglicher<br />

weise, wie bei Brahmagupta im 7. Jahrh., die Aera des Śālivāhana<br />

(beg. 78 p. Chr.) sein. Lassen (Indien I, 508) nimmt in der That das


220 Innere Gründe für die Zeit der Dramen des Kālidāsa;<br />

seiner Aera zu setzen, könnte ein eben so großer Fehler<br />

sein, als wenn man Pabst Gregor XIII. in’s Jahr 1<br />

des gregorianischn Kalenders oder gar den Julius Cäsar<br />

in's erste Jahr der nach ihm benannten julianischen Periode<br />

d. i. in’s Jahr 4713 a. Chr. setzen wollte" (Holtzmann a. a.<br />

O. p. 19),<br />

Die Dramen des Kālidāsa nun, um welchen jener neun<br />

Edelsteine es sich hier zunächst handelt, geben in ihrem Inhalte<br />

durchaus nichts an, was zu einer directen Zeitbestimmung<br />

Veranlassung giebt: die Erwähnung der griechischen<br />

Sclavinnen indeß, die des Königs Bedienung bilden, leitet<br />

wenigstens auf nicht zu frühe Zeit hin, und die im Verhältniß<br />

zu den Inschriften des Piyadasi ungemein depravirte<br />

Form der Volkssprachen darin, die sich oft ganz genau an<br />

die heutige Form derselben anschließt, führt uns jedenfalls<br />

mehrere Jahrhunderte p. Chr. hinab. Ob die Tradition Recht<br />

hat, wenn sie den Kālidāsa an den Hof des Bhoja in die<br />

Mitte des 11. Jahrh. setzt, ist mir aber allerdings sehr fraglich,<br />

insbesondere darum, weil sie noch andere Dichter demselben<br />

Hofe zuweist, deren Werke im Vergleich zu denen<br />

des Kālidāsa so schlecht sind, daß sie unbedingt wohl einer<br />

späteren Stufe als die seinigen angehören müssen, so insbesondere<br />

den Dāmodara Miśra, Verfasser des Hanuman¬<br />

nāṭaka. Es werden übrigens dem Kālidāsa so vielerlei<br />

Werke zugeschrieben, die zum Theil ganz verschiedenen Cha­<br />

letztere*an, s. aber Colebr. II, 475. — Über die Entstehung der Śaka-<br />

Aera giebt Albīrūnī bei Reinaud im Journ. Asiat. 1844 Sept. p. 282—84<br />

das Nähere an, über den Grund der Saṃvat­Aera des Vikrama dagegen läßt<br />

er sich nicht aus. [Auch jetzt liegen diese beiden für die indische Chronologie<br />

so höchst wichtigen Fragen noch völlig im Argen. Nach Kern, Einleitung zu<br />

seiner Ausgabe der Bṛhatsaṃhitā des Vacāhamihira p. 5 fg. (1866), ist der Gebrauch<br />

der sogenannten Saṃvat­Aera für die ältere Zeit gar nicht, bei Astronomen<br />

erst nach dem Jahre 1000 etwa, nachweisbar. Nach Westergaard om<br />

de indiske kejserhouse (1867) p. 164 wäre die Schenkungsurkunde des Danti¬<br />

durga von śake 675 saṃvat 811 (754 AD) das erste sichere Beispiel derselben.<br />

S. noch Burnell Elements of South Ind. Pal. p. 55. Andere dagegen scheuen sich<br />

nicht, womöglich jede saṃvat oder saṃvatsare datirte Inschrift ohne Weiteres<br />

auf die Saṃvat­Aera zu beziehen, so setzt z.B. Cunningham in seinem Archaeological<br />

survey of India III, 31. 39 eine saṃ. 5 datirte Inschrift direct auf 52<br />

BC. an.]


mehrere Kālidāsa anzunehmen. Authentität der Mālavikā. 221<br />

rakters sind, daß man nicht umhin kann, mehrere Autoren<br />

dieses <strong>Name</strong>ns anzunehmen, wie sich denn derselbe in der<br />

That noch bis jetzt in stetem Gebrauche erhalten hat. So¬<br />

gar eins der drei dem Kālidāsa zugeschriebenen Dramen<br />

scheint dem Style nach einem andern Verfasser, als die beiden<br />

andern anzugehören 112<br />

), und möchte weiter dafür auch noch<br />

der Umstand sprechen, daß in der Einleitung dazu Dhā¬<br />

vaka, Saumilla und Kaviputra als Vorgänger des Dichters<br />

genannt werden: Dhāvaka aber ist <strong>Name</strong> eines Dichters,<br />

der gleichzeitig mit König Śrīharṣa von Kashmir,<br />

also, nach Wilson, Anfang des 12. Jahrh. p.Chr. lebte 212<br />

).<br />

Es kann indeß freilich mehrere Dhāvaka gegeben haben,<br />

ein anderes Mspt. liest zudem Bhāsaka 213<br />

), und überdies<br />

21<br />

­] in der Einleitung zu meiner Übersetzung jenes Drama's, <strong>Name</strong>ns<br />

Mālavikāgnimitram (1856), habe ich nicht nur die Frage nach der Echtheit<br />

desselben, sondern auch die Frage über die Zeit Kālidāsa's speciell geprüft, und<br />

bin dabei theils zu dem Resultate gelangt, daß auch dieses Drama ihm wirklich<br />

zugehöre (worin mir dann Shankar Paṇḍit in seiner Ausgabe desselben, Bombay<br />

1869, beigetreten ist), theils habe ich aus innern Gründen, sprachlicher und<br />

culturhistorischèr Art, die Abfassung der drei Dramen Kālidāsa's etwa in das zweite<br />

bis vierte Jahrh. u. Z. verlegt, in die Zeit der Gupta­Fürsten Candragupta etc ,<br />

„deren Regierungen der sagenhaften Tradition von der Herrlichkeit des vikrama<br />

am meisten entsprechen und in ihr vielleicht in einen einzigen Brennpunkt zu¬<br />

sammengefaßt sein mögen.*' In wesentlich gleicher Weise sprach sich dann Lassen<br />

(Ind. Alt. H, 457. 1158—60) aus; s. noch Ind. Stud. H, 148. 415­7. Im<br />

3peciellen Anschluß an die traditionell überlieferte Gleichzeitigkeit Kālidāsa's<br />

mit varāhamihira aber hat sich dann Kern im Vorwort zu var.'s Brihatsaṃhitā<br />

vielmehr dafür erklärt (p. 20), die „nine gems" in die erste Hälfte des sechsten<br />

Jahrh.'s zu versetzen. Auf Grund der astrologischen Angaben im Kumārasam¬<br />

bhava und Raghuvaṃśa endlich gelangt Jacobi (Monatsber. der Berk Acad. 1873<br />

p.556) zu dem Resultat, daß deren verf. nicht vor ca. 350 p.Chr. gelebt haben<br />

könne, wobei denn nun freilich die Vorfrage bleibt, ob derselbe mit dem Dramatiker<br />

identisch ist. Shankar Paṇḍit in Trübner's Am. and Or. Lit. Ree. 1875<br />

spec. numb. p. 35 nimmt dies an und setzt Kālidāsa jedenfalls vor die Mitte des<br />

achten Jahrhunderts. Über eine vielleicht dem Meghadūta abzugewinnende synchronistische<br />

Angabe s. unten p. 226. Die südlichen Buddhisten versetzen Kālidāsa in<br />

das sechste Jahrh., a. Knighton Hist, of Ceylon p. 105. Z. D. M. G. xxlf. 730.<br />

Neueren Astronomen steht eine Trias vonAutoren dieses <strong>Name</strong>ns so fest, daß sie Kālidāsa<br />

geradezu ZUI Bezeichnung der Zahl drei verwenden, s. Z. M. G. xxll, 713.<br />

2 1 2<br />

] die Zeit des śrī Harṣa, als dessen Schützling Dhāvaka im Kāvyaprakāśa angegeben<br />

wird (von Kashmir ist dabei nicht die Rede) ist seitdem von Hall, EinI. zur<br />

Vāsavadattā p. 16, vielmehr in das siebente Jahrh. gesetzt worden; Hall bezweifelt<br />

übrigens überhaupt die Existenz des Dhāvaka gänzlich (p.17) und meint, daß derselbe<br />

„never enjoyed any more substantial existence than that of a various reading."<br />

2 1 3<br />

] die Stelle hat überhaupt sehr mannigfache Varianten, s. Haag „zur<br />

Texteskritik und Erklärung von Kālidāsa's Mālavikāgnim." (1872) p. 7. 8. Hall<br />

am a. O. p. 15 zieht die Lesarten Bhāsaka, Rāmila und Saumila vor, Haag<br />

dagegen Bhāsa, Saumilla, Kaviputra.


222 Die Mṛchakaṭī des Śūdraka. Bhavabhūti,<br />

sind die Einleitungen zum Theil vielleicht spätere Zuthat, wie<br />

dies wenigstens bei der Mṛchakaṭī sicher der Fall<br />

zu sein scheint, da in ihr der Tod des Dichters selbst*) gemeldet<br />

wird. Dieses letztere Drama nun, die Mṛchakaṭī,<br />

dessen Verfasser Śūdraka von der Tradition, wie Wilson<br />

angiebt, früher als Vikramāditya (d. i. doch wohl der<br />

Vikrama, an dessen Hofe die neun Perlen lebten?) gesetzt<br />

wird 214<br />

), kann keinesfalls vor dem 2. Jahrh. p. Chr. geschrieben<br />

sein, da darin das Wort nāṇaka als <strong>Name</strong> für Münze gebraucht<br />

wird**), und diese Benennung nach Wilson (Ariana<br />

antiqua p. 364) von den Münzen des Kanerki entlehnt ist,<br />

der diesen letzteren zufolge bis etwa 40 p. Chr. regiert hat<br />

(Lassen II, 413). Es wird aber die Mṛchakaṭī sicher<br />

um ein Geraumes später gesetzt werden müssen, da die darin<br />

gebrauchten Volksdialecte in einem höchst barbarischen Zustande<br />

sind. Der blühende Zustand ferner des Buddhismus,<br />

der sich in diesem Drama kundgiebt, findet sich ebenso in<br />

dem einen Drama des Bhavabhūti wieder, welches Dichters<br />

Zeit ziemlich sicher in das 8. Jahrh. p. Chr. gesetzt wird.<br />

Das Rāmāyaṇam und der Kampftheil des M Bh ārat a müssen<br />

zur Zeit der Mṛchakaṭī dem darin von ihren Helden gemachten<br />

Gebrauche nach bereits eine Lieblingslectüre gewesen<br />

sein: aus dem Mangel von Erwähnungen der Hauptgestalten<br />

der jetzigen Purāṇa dagegen darf man wohl mit<br />

Wilson schließen, daß diese letzteren damals noch nicht<br />

*) es müßte denn Śūdrakarāja, der angebliche Verfasser, etwa nur der<br />

Patron des Dichters gewesen sein? Daß die eigentlichen Verfasser ihren <strong>Name</strong>n<br />

durch den ihres Patrons ersetzen, ist ja eine in Indien gewöhnliche Sache.<br />

2 1 4<br />

] in einem prophetischen Cap. des Skandapurāṇa z.B. wird er nämlich<br />

in das Jahr Kali 3290 d. i. 189 a. Chr., zugleich aber nur 20 Jahr vor die<br />

Nanda, die Cāṇakya vernichten werde, gesetzt, Vikramāditya dagegen in das<br />

Jahr Kali 4000 d. i. AD 899 (!); s. den Text bei īśvaracandra vidyāsāgara<br />

„marriage of Hindoo widows" p. 63 (Calc. 1856) und in meiner Abh. über das<br />

Rāmāyaṇam. p. 43.<br />

**) nach viśvakoṣa bei Mahīdhara zu vāj. Saṃh. 25, 9 ist es ein<br />

Synonym von rūpa (= Ru pie?). Auch Yājñavalkya (s. Stenzler Einl.<br />

p. XI) und vṛddha­Gautama (s. Dattaka Mīmāṇsāp. 34) kennen das<br />

Wort nāṇaka im Sinne von „Münze". [Lassen sowohl (Ind. Alf. II, 575) als<br />

Müller A. S. L. p. 331 stellen die aus dem Vorkommen des Wortes nāṇaka gezogenen<br />

Schlüsse zwar in Abrede, doch kann ich mich nicht von der Triftigkeit<br />

ihrer Einwürfe überzeugen.]


Stoffe und Eigentümlichkeiten des indischen Dramas. 223<br />

existirten, doch ist dieser Schluß insofern noch zweifelhaft,<br />

als ja die in denselben behandelten Sagen doch wohl auch<br />

schon in den älteren Werken dieses <strong>Name</strong>ns großentheils enthalten<br />

waren*). Zwei andere Dramen des Bhavabhūti und<br />

der ganze Troß der späteren dramatischen Literatur<br />

mit wenigen Ausnahmen schließen sich an die Heldensage<br />

des Rāmāyaṇa und des Mahā­Bhārata oder an die Geschichte<br />

des Kṛṣṇa an, und zwar sind dieselben, je später,<br />

je ähnlicher den sogenannten Mysterien unseres Mittelalters.<br />

Ausgenommen hievon sind natürlich die Lustspiele, welche<br />

sich nebst noch einigen andern Stücken auf bürgerlichem<br />

Boden bewegen. Trauerspiele giebt es gar nicht in der indischen<br />

Dramatik, der Ausgang muß stets ein glücklicher<br />

sein. Eine eigenthümliche Gattung von Dramen sind die<br />

philosophischen, in welchen Begriffe und Systeme als handelnde<br />

Personen auftreten. Eine ganz besondere Eigenthüm¬<br />

lichkeit aber des indischen Drama's ist die, daß die Frauen<br />

und die an Kaste oder Würde und Rang niederen Personen<br />

nicht in Sanskrit, sondern in Volksidiomen redend aufgeführt<br />

werden. Für die Kritik der einzelnen Stücke ist dieser Umstand<br />

von großer Bedeutung 215<br />

), wie ich denn bereits die<br />

sich daraus ergebenden Schlüsse im Verlauf angeführt habe.<br />

Aus dem Bisherigen hat sich ergeben, daß uns das Drama<br />

gleich vollendet und mit seinen besten Stücken entgegentritt :<br />

*) der Tod des Śumbha und Niśumbha durch die Devī, der den<br />

Inhalt von Devīmāhātmya V — X im Mārkaṇḍ. Purāṇa bildet, wird<br />

Übrigens Mṛchak. p. 105, 22 (ed. Stenzler) erwähnt — ob ibid. p. 104,<br />

18 karaṭaka auf den Schakal dieses <strong>Name</strong>ns im Pañcatantra zu beziehen<br />

sei, ist ungewiß. — Auf p. 126, 9 liest Stenzler: gallakka, Wilson aber<br />

(Hindu Theater I, p. 134) mallaka: und zwar hält er es nicht für unmöglich,<br />

daß darunter das arabische Mālik zu verstehen sei! — In Bezug auf die dargestellten<br />

Sitten steht die Mṛchakatī in naher Beziehung zum Daśaku¬<br />

māra, obschon letzteres Werk (geschrieben im 11. Jahrh*. [vielmehr etwa im<br />

sechsten, s. unten p. 229]) jedenfalls auf einer späteren Stufe steht. Sollte der<br />

darin p. 118 ed. Wilson erwähnte Śūdraka etwa wirklich mit dem angeblichen<br />

Verfasser der Mṛchakaṭī zu identificiren sein?<br />

2 1 5<br />

] so hat u. A. auch Pischel aus dem Verhältniß, in welchem das<br />

Prākṛt je in den vorliegenden Recensionen der Śakuntalā zu den Regeln des Prakrit-<br />

Grammatikers Vararuci steht, specielle Gründe für die in Anschluß an Stenzler<br />

von ihm vertretene Meinung, daß die bengalische Recension die älteste derselben<br />

sei, hergeleitet, s. Kuhn's Beiträge zur vergl. Sprachforsch. VIII, 129 fg.<br />

(1874) uud meine Bemerkungen hiezu in den Ind. Stud. XIV, 35 fg.


224 Möglichkeit griech. Einflusses auf die Entwickelung d. indischen Dramas.<br />

es wird denn auch fast in allen Prologen das betreffende<br />

Werk als neu im Gegensatze zu den Stücken der früheren<br />

Dichter dargestellt: von diesen aber, also den Anfangen der<br />

dramatischen Dichtkunst, ist uns nicht das Geringste erhalten<br />

216<br />

). Es ist sonach die Vermuthung, ob nicht etwa die<br />

Aufführung griechischer Dramen an den Höfen der griechischen<br />

Könige in Baktrien, im Penjab und in Guzerate (denn<br />

so weit hat sich ja eine Zeit lang die griechische Macht erstreckt)<br />

die Nachahmungskraft der Inder geweckt habe, und<br />

so die Ursache zum indischen Drama geworden sei, zwar<br />

vor der Hand durch nichts direct zu beweisen, aber die historische<br />

Möglichkeit dafür ist wenigstens unläugbar i17<br />

): zumal<br />

da die älteren Dramen fast alle in den Westen Indiens<br />

gehören. Ein innerer Zusammenhang mit dem griechischen<br />

Drama übrigens findet nicht Statt 218<br />

). Wenn ferner<br />

weder unter den nach der Insel Java c. 500 p. Chr. (und<br />

216<br />

] s. Cowell in den Ind. Stud. V, 475; und über Kaṃsavadha und Vali¬<br />

bandha im Mahābāṣya das oben p. 215 Bemerkte.<br />

21<br />

7] vgl. meine Einl. zur Übers. der Mālavikā p. XLvll und das über<br />

yavanikā in Z. D. Morg. Ges. XIV, 269 Bemerkte, so wie Ind. Stud. XIH, 492.<br />

2 1 8<br />

] das Hauptwerk über die indischen Dramen ist noch immer Wilson's<br />

„Select Specimens of the Theatre of the Hindus" 1835 2<br />

. 1871 3<br />

. Die Zahl der<br />

in Indien publicirten Dramen ist bereits eine sehr große und noch fortwährend<br />

im Wachsen begriffen. Die vorzüglichsten sind immer noch die Mṛchaka¬<br />

ṭikā des Śūdraka, die drei Dramen des Kālidāsa (Śakuntalā, Urvaśī, Mālavikā),<br />

die drei des Bhavabhūti (Mālatīmādhavam, Mahāvīracaritram und Uttara¬<br />

rāmacaritaṃ), — die Ratnāvalī des Königs śrīHarṣa Deva, nach Wilson's<br />

Annahme im zwölften Jahrh. und zwar nicht von dem König selbst, sondern<br />

von dem an seinem Hofe lebenden Dichter Dhāvaka, nach Hall jedoch vielmehr von<br />

dem Dichter Bāṇa, und zwar Anfang des siebenten Jahih.'s abgefaßt, s.<br />

Hall Einl. zur Vāsavadattā p. 15 fg. Ind. Streifen I, 356. Lit. C. B. 1872<br />

p. 614, — das Nāgānandam, ein buddhistisches Sensationsstück, demselben königlichen<br />

Autor zugeschrieben, nach Cowell dem Dhāvaka zugehörig (s. indeß<br />

meine Anzeige von Boyd's Übersetzung im Lit. C. BI. 1872 p. 615), — der<br />

venīsaṃhāra des Bhaṭtanárāyaṇa, von Kṛṣṇa­sectarischer Färbung, nach<br />

Grill (der ihn 1871 edirt) im sechsten, jedenfalls wohl vor dem zehnten Jahrh.<br />

abgefaßt (s. Lit. C. BI. 1872 p. 612), — die viddhaśālabhañjikā des Rā¬<br />

jaśekhara, etwa vor das zehnte Jahrh. zu setzen (s. Ind. Streifen I, 313), — das<br />

politische Intriguen-Stück des viśākhadatta Mudrārākṣasam, etwa aus dem<br />

zwölften Jahrh., — endlich das philosophische Drama Prabodhacan drodaya des<br />

Kṛṣṇamiśia, nach Goldstücker (Einl. zu s. Übers. 1842 p. 13) aus dem Ende<br />

desselben Jahrh 's. — Zwei Dramen Kālidāsa's, Śakuntalā und Urvaśī liegen je<br />

in mehreren Recensionen vor, offenbar weil sie sich ganz besonderer Beliebtheit<br />

erfreuten; die sich hieran anknüpfenden Fragen sind seit Pischel's Schrift de<br />

Kālidāsae Śakuntali recensionibus (Breslau 1870), in der er mit großer Entschiedenheit<br />

für die größere Authentität der sogenannten bengalischen Recension


Die religiöse Lyrik. 225<br />

von da später nach Ball) ausgewanderten Hindu noch unter<br />

den tibetischen Übersetzungen sich Dramen finden, so ist<br />

dies bei den ersteren vielleicht wohl dadurch zu erklären,<br />

daß sie von der Ostküste Indiens ausgewandert sind*), wo<br />

eben die dramatische Literatur noch nicht besonders ausgebildet<br />

gewesen sein mag?: bei den Tibetern aber ist dieser<br />

Umstand befremdender, insofern sich ja der Meghadūta des<br />

Kālidāsa und andere dergl. Werke unter ihren Übersetzungen<br />

befinden.<br />

Der lyrische Theil der Sanskritpoesie ist nach dem<br />

Inhalte in religiöse und erotische Lyrik zu theilen. Was zunächst<br />

die erstere betrifft, so sahen wir schon bei der Athar¬<br />

vasaṃhitā, daß die Hymnen derselben nicht mehr als der<br />

Ausdruck unmittelbaren religiösen Gefühles gelten können,<br />

sondern vielmehr als der Ausdruck abergläubischen Schreckens<br />

und unheimlicher Scheu anzusehen sind, und zum Theil direct<br />

den Charakter von Zauberformeln und Beschwörungen<br />

tragen. Dieser selbe Charakter nun hat sich in der späteren<br />

religiösen Lyrik treu fortgeführt durch Epos, Purāṇa und<br />

Upaniṣad hindurch, wo wir irgend dergl, Gebete antreffen,<br />

und hat zuletzt in den jüngsten Jahrhunderten seinen<br />

classischen Ausdruck in der Tantra­Literatur gefunden. Die<br />

Häufung von <strong>Name</strong>n, unter denen man die betreffende Gottheit<br />

anruft, ist es besonders, durch die man ihre Gnade zu<br />

erringen vermeint, und bilden die Tausend­<strong>Name</strong>n­Gebete<br />

eine ganz besondere Klasse für sich. Hierher gehören denn<br />

ferner auch die Gebete in Amulettenform, denen eine ganz<br />

ungeheure Macht zugeschrieben wird, und die noch jetzt das<br />

eintritt, in ein ganz neues Stadium getreten. Auch die Kenntniß der dekhani¬<br />

schen Recension der Urvaśī verdanken wir ihm (sie wird in den Monatsber. der<br />

kön. Preuß. Acad. der Wiss. vom Juli 1875 erscheinen),<br />

*) aber die späteren Nachzügler hätten doch welche mitbringen können 1<br />

[Auch hat man ja doch wohl daselbst in dem Smaradahana eine secundäre<br />

Bearbeitung des Kumara*ambbava? und in dem Sumana-Santaka (?) eine dergl.<br />

des Raghuvaṃśa, somit den <strong>Name</strong>n des Kālidāsa wenigstens in ihrem Original<br />

tragende Werke direct vor sich, s. Ind. Stud. IV, 133. 141]. Sind etwa die<br />

bekannten javanischen Puppentheater indischer Dramatik ihren Ursprung verdankend?


226 Die erotische Lyrik.<br />

allergrößte Ansehen genießen. Es finden sich übrigens<br />

daneben auch hie und da Gebete, an Śiva*) besonders, vor,<br />

die an religiöser Inbrunst und kindlichem Vertrauen dreist<br />

den besten christlichen Kirchenliedern an die Seite gesetzt<br />

werden können, freilich aber ist deren Zahl sehr gering.<br />

Die erotische Lyrik beginnt für uns mit einigen dem<br />

Kālidāsa zugeschriebenen Gedichten: eines derselben, der<br />

Meghadūta, gehört jedenfalls einer Zeit an 219<br />

), wo der<br />

Tempeldienst des Śiva Mahākāla in Ujjayinī in voller<br />

Blüthe stand, wie dies noch zur Zeit der ersten mohammedanischen<br />

Eroberer der Fall war: es ist übrigens auch unter<br />

Kālidāsa’s <strong>Name</strong>n neben anderm dergleichen in den tibetischen<br />

Tandjur**) aufgenommen worden, woraus indeß kein<br />

sicherer chronologischer Rückschluß gemacht werden kann, da<br />

dessen Abschluß[zeit] unbekannt ist. Den Inhalt des Meghadūta<br />

bildet eine Botschaft, die ein Verbannter seinem fernen<br />

Liebchen durch eine Wolke zuschickt, 'so wie die Beschrei-<br />

*) dessen Dienst überhaupt im Ganzen noch den günstigsten Einfluß auf<br />

seine Diener ausgeübt zu haben scheint, während der Kṛṣṇadienst die sittliche<br />

versunkenheit der Inder hauptsächlich befördert und unterstützt hat.<br />

2 1 9<br />

] ein sehr bestimmtes chronologisches Datum würde in v. 14 vorliegen,<br />

falls die Angabe Mallinātha's, daß dieser Vers zweideutig zu fassen sei, resp.<br />

zugleich auf Diṅnāga, einen heftigen Gegner Kālidāsa's sich beziehe, berechtigt<br />

ist, insofern nämlich dann unter Dinnāga' hier etwa der bekannte buddhistische<br />

Streithahn dieses <strong>Name</strong>ns, der etwa im sechsten Jahrh. gelebt hat, zu verstehen<br />

sein sollte; s. hierüber meine Auseinandersetzung in Z. D. M. G. XxH, 726 fg.<br />

**) bei der Seltenheit der Asiatic Researches gebe ich hier Csoma Körö¬<br />

si's Nachrichten über den Tandjur im XX. Bande derselben 1836 in einiger<br />

Ausführlichkeit. „The Bstan­Hgyur is a compilation in Tibetan of all sorts of<br />

literary works (im Ganzen c. 3900), written mostly by ancient Indian Pandits<br />

and some learned Tibetans in the first centuries after the introduction of Bud¬<br />

dhism into Tibet, commencing with the seventh century of our era. The<br />

whole makes 225 volumes. It is divided into the Ṛgyud and the Mdo (Tan¬<br />

tra and Sūtra classes, in Sanskrit). The Ṛgyud, mostly on tantrika rituals and<br />

ceremonies, makes 87 volumes. The Mdo, on science and literature, occupies<br />

136 volumes. One separate volume contains (58) hymns or praises on several<br />

deities and saints, and one volume is the Index for the whole. — The Ṛgyud contains<br />

2640 treatises of different sizes: they treat in general of the rituals and<br />

ceremonies of the mystical doctrine of the Buddhists, interspersed with many instructions<br />

hymns prayers and incantations. — The Mdo treats in general of<br />

science and literature in the following order: theology, philosophy (beide zusammen<br />

allein 94 Bände), logic or dialectic philology or grammar, rhetoric,<br />

poesy, prosody, synonymies, astronomy, astrology, medicine and ethics,<br />

some hints to the mechanical arts and histories." Siehe insbesondere noch<br />

Anton Schiefner „über die logischen und grammatischen Werke im Tandjur"<br />

im Bulletin der Petersb. Akademie (lu le 3 septembre 1847).


Mystischer Charakter derselben. Die ethischen Sprüche. 227<br />

bung des Weges, den die Wolke zu nehmen hat, und ist<br />

diese Form der Darstellung in einer größeren Zahl ähnlicher<br />

Gedichte nachgeahmt worden. Eine eigenthümliche Gattung<br />

bilden die Spruche des Bhartṛhari, Amaru etc., welche<br />

lauter einzelne Situationen schildern, ohne einen Zusammenhang<br />

des Ganzen. Ein besonderes Lieblingsthema sind<br />

die Liebesgeschichten des Kṛṣṇa mit den Hirtinnen, den<br />

Gespielinnen seiner Jugend. Daß die späteren Kāvya mehr<br />

zur erotischen Lyrik, als zum Epos zu rechnen sind, haben<br />

wir bereits bemerkt. Im Allgemeinen ist diese Liebespoesie<br />

eine sehr zügellose, ausschweifend sinnliche, doch finden sich<br />

auch Beispiele von inniger, wahrhaft romantischer Gefühls¬<br />

zartheit. Merkwürdiger Weise findet hier bei einigen dieser<br />

Gedichte derselbe Umstand statt, wie bei dem Hohenliede<br />

Salomo’s: sie werden mystisch erklärt, und bei dem einen<br />

derselben wenigstens, dem Gītagovinda des Jayadeva,<br />

scheint auch wirklich vom Dichter selbst ein solch mystischer<br />

Bezug bezweckt zu sein, so wenig auch dies bei der darin<br />

grade ganz besonders ausschweifenden Üppigkeit der Phantasie<br />

von vorn herein möglich scheint.<br />

Von der ethisch­didaktischen Poesie, den sogenannten<br />

nītiśāstra, ist uns nur wenig Vollständiges erhalten<br />

(einzelnes auch im tibetischen Tandjur), wohl weil das große<br />

Epos Mahā-Bhāratam durch den ihm allmälig aufgedrückten<br />

Charakter der Universalität selbst als ein dergl. nītiśāstram<br />

zu betrachten ist. Indeß finden sich von der ethischen Spruchpoesie<br />

doch Reste genug, um daraus schließen zu können,<br />

daß dieselbe eine sehr beliebte war und ganz Vortreffliches<br />

geleistet hat 220<br />

). In engem Zusammenhang übrigens hiermit<br />

3 2 0<br />

J s. Böhtlingk's kritische Bearbeitung derselben, „Indische Sprüche"<br />

drei voll. 1863—65 (mit 5419 vv.), zweite Auflage 1870—1873 (mit 7613 vv.),<br />

und Aufrecht's Analyse der paddhati des Śārṅgadhara, aus dem 14. Jahrh., in<br />

der Z. der D. Morg. G. xxVH, 1 fg. (1873; ; dies letztere werk ist eine Blumen¬<br />

lese von c. 6000 vv. aus 264 Autoren und werken. Vgl. noch J. Muir religious<br />

and moral sentiments from Sanskrit writers (1875). — Hieher gehört auch<br />

die freilich fast ganz erotische Prākṛt­Anthologie des Ilāla, eigentlich nur<br />

700 Verse, daher der <strong>Name</strong> saptaśatakam, die aber durch verschiedene Recensionen<br />

bis auf 11—1200 steigen. Sie ist das Vorbild gewesen für die saptaśatī des


228 Die ThierfabeI. Das Pañcatantram.<br />

steht die Literatur der Thier­Fabel, die für uns ganz be¬<br />

sonders von Interesse ist, da sie ja ein wesentliches Band mit<br />

dem Abendlande bildet. Die bis jetzt ältesten Thierfabeln<br />

haben wir in der Chāndogyopan. nachgewiesen, und beschränken<br />

sich dieselben darin keineswegs mehr darauf, daß<br />

etwa Götter Thiergestalt annehmen und so mit den Menschen<br />

in Verkehr treten, wofür wir die Beispiele schon früherfinden*),<br />

sondern die Thiere selbst treten redend und handelnd auf.<br />

Zu Pāṇini’s Zeit mögen wohl schon ausgebildete<br />

Fabelkreise bestanden haben, doch ist dies keineswegs etwa<br />

bereits sicher**). Das älteste, was wir im Auslande davon<br />

finden, sind die Fabeln des B abri us, die zum Theil wenigstens<br />

sich im indischen Original nachweisen lassen 221<br />

). Das<br />

älteste vorhandene Fabelwerk aber ist das Pañcatantram,<br />

dessen ursprünglicher Text zwar gewaltige Veränderungen<br />

und Zusätze erlitten hat und nicht mehr sicher herzustellen<br />

Govardhana, aus dem 12. Jahrh. etwa, die ihrerseits wieder dem Hindi­Dichter<br />

Bihāri Lal zu seiner sattasaī Anlaß gegeben zu haben scheint, s. meine Abh.<br />

über das Saptaśatakam des Hāla (1870) p. 9. 12. und Z. D. M. Ges. xxVIn,<br />

345 fg. (1874) so wie Garrez im Journ. As. 1872 Aug. p. 197 fg.<br />

*) bei Manu und dem Fisch, bei Indra's Verwandlung in die Vögel<br />

markata und kapifijala so wie als Widder etc. — Die Sonne wird schon im<br />

Ṛk häufig mit einem in der Luft schwebenden Geier oder Falken verglichen.<br />

**) die Worte, die man dafür angeführt hat, gehören nicht dem Pāṇini<br />

selbst, sondern seinem Scholiasten an (s. p. 242) [finden sich indeis zum Wenigsten<br />

im Mahābhāṣya direct vor, s. Ind. Stud. XIII, 486].<br />

221<br />

] in meiner Abh. „über den Zusammenhang indischer Fabeln mit grie¬<br />

chischen" (Ind. Stud. III, 327 fg.) bin ich auf Grund specieller Untersuchungen,<br />

die sich an A. Wagener's Schrift hierüber (1853) anschlossen, zu dem umgekehrten<br />

Resultate gelangt, insofern ich eben fast bei jedem Beispiel in der<br />

griechischen Fabel der indischen gegenüber die Spuren der Originalität zu erkennen<br />

glaube. Als specielle Vermittler hiebei haben allem Anschein nach die<br />

Buddhisten gedient, auf deren volksthümliche Darstellungen die indische Fabelund<br />

Märchen­Literatur speciell basirt ist. Otto Keller in s. Schrift „über die<br />

Geschichte der griech. Fabel" (1862) hat nun zwar mir gegenüber den indischen<br />

Ursprung der Indien und Griechenland gemeinsamen Fabeln festgehalten,<br />

indem er dafür auf eine alte assyrische Vermittelung hinweist. Sein Hauptargu¬<br />

ment für den indischen Ursprung entlehnt er daraus, daß das in der griech.<br />

Fabel bestehende Verhältniß des Fuchses zum Löwen in der Natur beider<br />

Thiere keinen Halt habe, während der Schakal zu dem Löwen in der That<br />

in dem in der indischen Fabel geschilderten Verhältniß stehe. Giebt es denn<br />

aber etwa nur in Indien Schakale? nicht auch in den von den Semiten bewohnten<br />

Ländern? Die griech. Thierfabel ist eben doch wohl ein semitisches<br />

Gewächs 1 Daß die Inder den Fuchs derselben wieder in den Schakal umsetzten,<br />

war nothwendig durch die Natur der Dinge geboten. Die factische Sachlage,<br />

daß der Schakal dem Löwen nachschleicht, hatte sich ihnen ja schon früh auf­


Der Hitopadeśa. Die Märchen und Romane. 229<br />

ist, dessen Existenz aber für das 6. Jahrhundert p. Chr. gesichert<br />

ist, wo es auf Befehl des Nushirvan des berühmten<br />

Sa8aniden (reg. 531—79) in das Pehlvi übersetzt ward,<br />

woran sich später dann bekanntlich Übersetzungen in fast alle<br />

Sprachen Vorderasiens und Europa’s angeschlossen haben 222<br />

).<br />

Die jetzige Textrecension desselben scheint im Dekhan stattgefunden<br />

zu haben 223<br />

), während ein daraus gemachter Auszug,<br />

der Hitopadeśa, [wohl] in Palibothra am Ganges zusammengestellt<br />

ward. Eigenthümlich und darum alsbald überall<br />

wiederzuerkennen ist die Form der indischen Fabelsammlun¬<br />

gen*), insofern ein Hauptereigniß, welches erzählt wird, stets<br />

den Rahmen bildet, in welchem dann die verschiedensten Erzählungen<br />

zusammengefaßt werden. — An die Fabeln schließen<br />

sich die Märchen und Romane an 224<br />

), in welchen die reiche<br />

gedrängt, s. z. B. Ṛk x‚ 28, 4, aber für die Verwerthung derselben in dér<br />

Weise, wie die Fabel es thut, findet sich in älterer Zeit nichts vor; nur das<br />

Schreien, A as fressen, und die Feindschaft mit dem Hunde werden als Characteristica<br />

des Schakals erwähnt (in Śatap. xll, 5, 2, 5 wird der Schakal zwar mit dem Wort<br />

vidagdha in Bezug gebracht, was immerhin bemerkenswerth ist; doch bedeutet<br />

dasselbe daselbst nur: verbrannt oder verwest). Keller's Anschauungen über<br />

das hohe Alter der von ihm herangezogenen indischen Autoren sind unbegründet.<br />

222<br />

] s. hierüber Benfey's an Kosegarten's Ausgabe des Textes (1848) sich an¬<br />

schließende Übersetzung (1859), in welcher die spätere Verbreitung derind. Fabel¬<br />

stoffe über den Occident in bahnbrechender Weise dargestellt ist. Eine neue Text¬<br />

ausgäbe haben Kielhorn u. Bühler in der Bombay Sanskrit Series (1868 fg.) gegeben.<br />

2 2 3<br />

] aus Benfey's Untersuchungen hat sich ergeben, daß in derselben der<br />

ursprüngliche, vermutblich auf buddhistischem Grunde ruhende Text sehr bedeutende<br />

Wandlungen erfahren hat, so daß curioser Weise eine in dem letzten<br />

Viertel des 15. Jahrh. aus einer lateinischen, ihrerseits auf einem hebräischen Texte<br />

beruhenden, Übertragung gemachte deutsche Übersetzung den alten Text getreuer<br />

repräsentirt, als dies in der uns vorliegenden Sanskṛt­Form, von der übrigens<br />

noch dazu zwei oder mehr Recensionen existiren, der Fall ist, s. Ind. Streif. II, 166.<br />

Für* das 14. Cap. des Kaiila va Dimna, für welches bis jetzt kein indisches Original<br />

vorlag,'ist dasselbe ganz neuerdings durch Anton Schiefner in tibetischer<br />

Übersetzung aufgefunden worden, s. dessen Bharatae responsa St. Petersburg 1875.<br />

*) ganz dasselbe findet übrigens auch im Mahā­Bhārata statt.<br />

2 2 4<br />

] hier ist vor Allem Somadeva’s K athā saritsāgara aus dem 12. Jahrh.<br />

zu nennen, herausgegeben durch Herrn. Brockhaus (1839 ­ 66). Von der angeblich<br />

in Paiśācī bhāṣā verfaßten Vṛhatkathā des Guṇāḍhya, aus etwa<br />

dem sechsten (?) Jahrh., welche dem Werke des Somadeva zu Grunde liegt, ist<br />

neuerdings durch Burnell und Bühler eine Bearbeitung durch Kṣemaṃkara aufgefunden<br />

worden, s. Ind. Antiquary I, 302 fg. Daṇḍin's etwa dem 6. Jahrh.<br />

angehöriges Daśakumāracaritain w¾rd herausgegeben durch Wilson (1846)<br />

und Bühler (1873). Subandhu's Vāsavadattā (aus dem 7. Jahrh.?) ist mit<br />

einer trefflichen literargeschichtlichen Einleitung von Hall edirt worden (1859<br />

BibI. Ind.), Bāna's Kādambarī aus etwa derselben Zeit erschien in Calc. 1850.<br />

Über die letzteren drei werke s. meine Ind. Streifen I, 308—386.


230 Geschichte und Geographie. Rājataraṃgiṇī.<br />

Phantasie der Inder ihren ganz besonderen Reiz und Zauber<br />

auf das Wunderbarste hat walten lassen: auch sie theilen mit<br />

den Fabeln jene eigenthümliche Rahmen­Einflechtung und sind<br />

dadurch, wie durch zahlreiche Einzelnheiten, als die ursprüngliche<br />

Quelle der meisten arabischen, persischen und abendländischen<br />

Märchen und Erzählungen hinlänglich markirt,<br />

wenn sich auch für diese vor der Hand wenigstens die entsprechenden<br />

indischen Texte selbst nur sehr spärlich nachweisen<br />

lassen.<br />

Was endlich den letzten Zweig der indischen Poesie, die<br />

Geschichte und die Geographie betrifft, so ist es cha¬<br />

rakteristisch genug, daß wir sie eben füglich nur als<br />

einen Zweig der Poesie betrachten können, und zwar nicht<br />

etwa wegen ihrer Form, denn die poetische Form ist ja auch<br />

der Wissenschaft zugehörig, sondern wegen ihres Inhalts,<br />

und der Behandlungsweise desselben. Wir hätten sie allenfalls<br />

auch können als einen Theil der epischen Poesie aufführen,<br />

ziehen indeß vor sie davon zu trennen, insofern die<br />

hieher gehörigen Werke alles rein Mythische geflissentlich<br />

von sich fern halten. Daß die alten Purāṇa historische<br />

Theile enthielten, in den vorhandenen Purāṇa dagegen diese<br />

sich nur auf reine Nomenclatur der Dynastieen und Könige<br />

beschränken, wobei sie in gewaltigem Widerspruch theils mit<br />

sich unter einander, theils mit der Chronologie treten, haben wir<br />

bereits bemerkt. Denselben Widerspruch finden wir nun in allen<br />

hieher gehörigen Werken wieder, insbesondere in dem Hauptrepräsentanten<br />

derselben, der Rājataraṃgiṇī, Geschichte von<br />

Kashmir [des Kalhana], welche dem 12. Jahrh. p. Chr. angehört:<br />

zwar haben wir es hier nicht blos mit nackten Daten<br />

zu thun, dafür aber mit einem Dichter, der mehr Dichter als<br />

Historiker ist, übrigens sich auf eine Menge Vorgänger beruft.<br />

Nur da, wo die Verfasser dieser Schriften gleichzeitige<br />

Gegenstände behandeln, sind ihre Angaben von entschiedenem<br />

Werth, obschon gerade da ihr Urtheil natürlich im höchsten<br />

Grade befangen ist. Einzelne Ausnahmen indeß scheint es<br />

doch auch hier zu geben, und insbesondere sich in manchen


Chroniken. Inschriften. 231<br />

Fürstengeschlechtern Familienchroniken, die von ihren Haus¬<br />

priestern geführt wurden,, erhalten zu haben, die im Ganzen<br />

ziemlich glaubwürdig*) scheinen 225<br />

). — Was die Geographie<br />

betrifft, so finden sich in den verschiedenen Purāṇa<br />

mehrfach nackte Aufzählungen von Bergen, Völkern, Flüssen<br />

u. dergl. 226<br />

). Es werden aber auch moderne Schriften darüber<br />

angeführt, die indeß nur dem <strong>Name</strong>n nach bekannt sind. —<br />

Eine Hauptquelle übrigens für Geschichte und Geographie<br />

bilden die überaus zahlreichen Inschriften und Schen­<br />

*) nur darf der Stammbaum nicht etwa zur Sprache kommen, denn diese<br />

Stammtafeln gehen fast regelmäßig bis in die epischen Heldengeschlechter hinauf.<br />

2 2 5<br />

] von wirklich historischer Bedeutung scheinen einige Angaben in dem<br />

astrologischen Lehrbuch Gārgīsaṃhitā, Cap. Yugapurāṇa, zu sein, in welchen<br />

über die Beziehungen der Yavana zu Indien gehandelt wird, s. Kern Vorrede<br />

zu Varāhamih.'s Bṛhat Saṃh. p. 33 fg. Auch in dem Harṣacarita Bāṇa's<br />

scheint ein Werk vorzuliegen, welches gute Nachrichten enthält, s. Hall vorrede<br />

zur vāsavadattā p. 12 fg. (1859). Und das Gleiche gilt von dem so eben<br />

von Bühler mit einer sehr werthvollen Einleitung edirten vikramānkacarita<br />

des Bilhaṇa aus Kashmir, abgefaßt etwa 1085, in 18 sarga, welches theils<br />

für das Heimathland des Dichters und die von ihm in langen Reisen besuchten<br />

Hauptstädte Indiens, theils für die Geschichte der Cālukya­Dynastie, deren damaligen<br />

Vertreter Tribhuvanamalla zu verherrlichen es bestimmt ist, sehr wichtige<br />

und authentische Nachrichten giebt. — Nach Bühler's Meinung (vikram.<br />

Einl. p. 3) darf man sich denn auch auf die annoch vorhandenen Bibliotheken<br />

derJaina, und ich möchte hinzufügen, auch auf die eigene Literatur derselben,<br />

die ganz besonders reich an legendenhaften werken (cantra) ist, noch einige<br />

Hoffnung auf historische Ausbeute machen. Zwar das Śatruṃjaya Māhā¬<br />

tmyam des Dnaneśvara, in 14 sarga, in valabhī unter König Śilāditya, Ende<br />

des 6. Jahrh., verfaßt, giebt wenig wirklich Historisches, meist nur Legenden<br />

und Märchen, s. meine Abh. darüber (1858) p. 12 fg. (Bühler am a. 0. p. 18<br />

setzt dies werk übrigens erst in das 13.Jahrh.; ähnlich schon Lassen Ind. Alterth.<br />

Iv, 761, s. jedoch meine Abh. über die Bhagavatī I, 369). Aber es haben sich<br />

bei den Jaina denn doch u. A. auch über die alten, allerdings fast ganz sagenhaft<br />

gewordenen Könige vikramārka und Śālivāhana allerhand Angaben<br />

erhalten, die Beachtung verdienen. Das vor Kurzem von H. Jacobi behandelte<br />

vīracaritram des Ananta freilich, welches, s. Indische Studien xlv, 27<br />

fg., die Kampfe zwischen den Nachkommen Beider, unter Hinzuziehung einer<br />

dritten sagenhaften Persönlichkeit, des Śūdraka, dem die Verdrängung des<br />

Sohnes des Śālivāhana aus Pratiṣṭhāna mit Hülfe des Mālava Königs, Sohnes<br />

des Vikramārka, gelang, schildert und frisch und anschaulich geschrieben ist,<br />

hat allem Anschein nach nur wenig wirklich historischen Kern, beansprucht<br />

ja auch direct eine Nachahmung des Rāmāyaṇa zu sein! Auch die Siṃhāsa¬<br />

nadvātriṃśikā, in verschiedenen Recensionen, deren eine, das Vikramacaritram,<br />

dem Vararuci zugetheilt wird (s. oben p. 218), bietet fast nur, und die Vetāla¬<br />

pancaviṃśatī ganz ausschließlich, Märchenhaftes. Die Geschichte des Bhoja¬<br />

prabandha über König Bhoja und seinen Dichterhof sind wohl Phantasiegebilde.<br />

2<br />

- b<br />

] von besonderem Interesse hiefür sind die kūrmavibhāga genannten<br />

Abschnitte in den astrologischen Texten, s. Kern Vorrede zu Varāhamihira p. 32<br />

und in den Ind. Stud. X, 209 fg. Cunningham's sonst höchst verdienstliches werk :<br />

Ancient Geography of India (1871) hat leider hierauf gar nicht reflectirt.


232 Urkunden. Münzen. Die Grammatik<br />

kungsurkunden*), die durch ihren oft sehr bedeutenden Um¬<br />

fang in der That fast als ein eigenthümlicher Literaturzweig<br />

gelten können: sie sind gewöhnlich in Prosa abgefaßt, doch<br />

meist mit Einmischung von Versen. Von verhältnißmäßig<br />

geringer Zahl sind die Münzen, die indeß grade für eine<br />

bisher in ihren Details ganz unbekannte Periode überraschend<br />

reiche Aufschlüsse gegeben haben, für die Zeit nämlich der<br />

griechisch­baktrischen Könige 227<br />

).<br />

Nach dieser allgemeinen Übersicht der Sanskritpoesie<br />

wenden wir uns nunmehr zu dem zweiten Theile der Sans¬<br />

kṛt­Literatur, zu den Werken nämlich der Wissenschaft<br />

und Kunst.<br />

Voran 228<br />

) stellen wir die Sprachwissenschaft, und<br />

zwar zunächst die Grammatik.<br />

Die Anfänge der grammatischen Wissenschaft und ihre<br />

allmälige Entwickelung haben wir bereits mehrfach zu erwähnen<br />

Gelegenheit gehabt. An dem Studium und der Recitation<br />

der vedischen Texte ist sie erwachsen und diejenigen<br />

Werke, welche sich damit speciell beschäftigen, sind, durch<br />

ihren heiligen Gegenstand geschützt, uns denn auch zum Theil<br />

erhalten worden. Dagegen fehlen uns die Vorstufen desjenigen<br />

Sprachstudiums, welches sich auf den gesammten Kreis<br />

der Sprache ihn völlig umfassend richtete**) und treten wir<br />

*) auf metallenen Platten: zuerst erwähnt in Yājñavalkya's Gesetzbuch<br />

und im Pancatantra; in Manu's Gesetzbuch sind sie noch nicht gekannt,<br />

[s. die speciellen Angaben hierüber in BurneU's Elements of South Ind. Palaeogr,<br />

p. 63 fg.]<br />

2 2 7­j Wilson's Ariana Antiqua (1841) und Lassen's indische Alterthumskunde<br />

(1847 61) bilden noch immer die Hauptfundgrube­n und Grundlagen der Forschung<br />

auf dem Gebiet der indischen Geschichte. Um die Münzkunde und die<br />

Inschriften haben sich in neuerer Zeit auch Burgess, Burnell, Cunningham, Dowson,<br />

Eggeling, Fergusson, Edw. Thomas, Vaux besondere Verdienste erworben.<br />

5 ¾ 8<br />

] die allgemeine Angabe: chandovat sūtrāṇi bhavanti im MBhāṣya zu I,<br />

l, 1 f. 44a, welche den Sūtra im Allgemeinen vedischen Sprachgebrauch zuschreibt,<br />

wird von Kaiyaṭa dahin erläjiterf. daß darunter nicht die vaiśeṣika¬<br />

sūtrāṇi z. B. ZU verstehen sein, sondern nur die vyākaraṇasūtrāṇi, weil diese<br />

eben zum Veda als an g a gehörten, s. Ind. Stud. XIII, 453.<br />

**) nur in Yāska's Nirukti sind dergl. Anfänge erhalten, doch steht die<br />

Etymologie, die Wurzel­ und Worthildungsforschung, darin noch auf einer sehr<br />

naiven Stufe.


des Pāṇinf. Die eigenthümliche Terminologie darin. 233<br />

vielmehr gleich mitten in das großartige Gebäude ein, das<br />

Panini's <strong>Name</strong>n als den seines Erbauers trägt und das mit<br />

vollem Rechte das bewundernde Staunen jedes Eintretenden<br />

in Anspruch nimmt*). Die Grammatik des Pāṇini zeichnet<br />

sich vor allen ähnlichen Werken anderer Völker aus, theils<br />

durch die überaus gründliche Erforschung der Wurzeln und<br />

Wortbildungen, theils durch die scharfe Präcisiou des<br />

Ausdrucks, welche in änigmatischer Kürze die Zusammengehörigkeit<br />

und Verschiedenheit der Formen charakterisirt :<br />

es wird dies möglich durch eine willkürlich erfundene algebraische<br />

Terminologie, deren einzelne Theile mit einander in<br />

der engsten Harmonie stehen, und die dadurch, daß sie für<br />

alle Erscheinungen der Sprache ausreicht, die tiefe Durchdringung<br />

des gesammten Sprachgutes und den außerordentlichen<br />

Scharfsinn des Erfinders bekundet. Zwar ist wohl nicht<br />

anzunehmen, daß Pāṇini der Erfinder dieser Methode überhaupt<br />

ist, insofern er theils direct z. B. eine Sammlung von<br />

primären Affixen (uṇ­ādi) voraussetzt, theils in seinem Werke<br />

für mehrere grammatische Elemente doppelte Kunstausdrücke<br />

vorkommen, von denen der eine ihm selbst eigen, der andere<br />

dagegen nach dem Zeugnisse seiner Commentatoren von den<br />

östlichen Grammatikern entlehnt ist**): jedenfalls aber<br />

scheint er es gewesen zu sein, der diese Methode verallgemeinert<br />

nnd auf das ganze Sprachgut erstreckt hat. Von denjenigen<br />

seiner Vorgänger, die er direkt namhaft macht, und<br />

deren <strong>Name</strong>n zum Theil in Yāska’s Nirukti oder in den<br />

Prātiśākhyasūtra, resp. den Āraṇyaka, wiederkehren,<br />

mögen wohl einige ihm darin bereits vorgearbeitet habeu,<br />

insbesondere etwa schon Śākaṭāyana, dessen Grammatik<br />

angeblich noch existirt (Wilson Mack. Coll. I, 160), ohne<br />

daß aber etwas Näheres darüber bekannt ist 229<br />

),<br />

*) so schon des Pater Pons in den Lettres Édifiantes 26, 224. Paris 1743.<br />

**) s. Böhtlingk in der Einleitung zu Pāṇini p. XII, und in der Schrift<br />

über den Accent im Sanskrit p. 64.<br />

2 2 q<br />

] G. Bühler hat in Benfey's Orient nud Occident II, 691 706 (1863)<br />

III, 181 — 2 (1864) über einen Commentar (cmtāmaṇivṛtti) zum śabdānuśāsana<br />

des Śākaṭāyana berichtet; Pāṇini's werk ergiebt sich hienach (p. 703) geradezu


234 Lebenszeit des Pāṇi ni. Angaben d, chines. Reisenden Hin an T h sang<br />

Es frägt sich nun, wann Pāṇini gelebt hat. Böhtlingk,<br />

dem wir eine treffliche Ausgabe desselben verdanken, hat seine<br />

Zeit zu fixiren versucht, und zwar für die Mitte des 4. Jahrhunderts<br />

a. Chr., aber dieser Versuch scheint ein mißlungener.<br />

Von den dafür angeführten Gründen ist nur der eine annähernd<br />

stichhaltig, daß nämlich Pāṇini im Kathāsarit¬<br />

sāgara, einer Märchensammlung aus dem 12. Jahrhundert,<br />

als Schüler eines Varṣa angegeben wird, der in Pāṭali¬<br />

putra unter der Regierung des Königs Nanda, des<br />

Vaters von Candragupta (SavdśoxvnToś), gelebt habe:<br />

aber theils ist natürlich die Auktorität eines solchen Werkes<br />

für einen um 15 Jahrhunderte zurückliegenden Zeitpunkt eine<br />

höchst fragliche, theils steht auch damit die Angabe des<br />

Buddhisten Hiuan Thsang, der in der ersten Hälfte des<br />

7. Jahrhunderts Indien durchreiste, direkt in Widerspruch,<br />

sowohl in Bezug auf die Zeit als den Ort. Hiuan Thsang<br />

spricht nämlich, wie Reinaud*) mém sur l'Inde p. 88 an¬<br />

giebt, von einer doppelten Existenz des Pāṇini, deren erste<br />

einer mythischen Zeit angehört, während er die zweite 500 Jahr<br />

nach Buddha's Tod versetzt, d.i. 100 Jahr nach der Regierung<br />

des Königs Kaniṣka, den er 400 Jahr nach Buddha<br />

leben läßt: da nun dieser den Münzen nach bis 40 p. Chr.<br />

regierte (Lassen II, 413), so hätte hiernach Pāṇini erst<br />

140 p. Chr. gelebt. Diese so bestimmte Angabe nun, die<br />

Hiuan Thsang an Ort und Stelle vorfand, kann schwerlich<br />

rein erfunden sein, während auf jene mythische Existenz, so<br />

„als eine verbesserte, vervollständigte » und theilweise umgearbeitete Auflage"<br />

desselben. Der Verf. des Comm., Yakṣavarman, selbst ein Jaina, bezeichnet in<br />

seiner Einleitung auch den Śākaṭāyana als einen solchen, nämlich als „mahā¬<br />

śramaṇasaṃghādhipati." S. noch Ind. Stud. XIII, 396. 397.<br />

*) leider ist der Text des Hiuan Thsang unbekannt: er scheint viel<br />

wichtiger zu sein als die Beschreibung der Reise des F a Hi an und bedeutend<br />

mehr in das Einzelne zu gehen. [Diesem Defect ist seitdem durch S. Julien's<br />

Bearbeitung der Lebensgeschichte und der Memoiren Hiuan Thsang's (1857<br />

fg. 3 voll.) abgeholfen. Und zwar hat sich daraus ergeben, daß jene bei Reinaud<br />

daraus gemachte Mittheilung nicht ganz exact war, indem die wirkliche<br />

Existenz Pāṇinis darin keineswegs erst 5OOJahr nach Buddha gesetzt, vielmehr<br />

nur berichtet wird, daß es zu dieser Zeit in seinem Geburtsort noch eine<br />

ihm ZU Ehren errichtete Statue gab (s. Siyuki I, 127), während er seinerseits<br />

als dans une haute antiquité zurückreichend galt.]


darüber. Nichtigkeit der bisherigen Annahme. 285<br />

wie darauf, daß er den Pāṇini zum Buddhisten macht, wohl<br />

kein Gewicht zu legen sein möchte 230<br />

)­ Als Geburtsort des<br />

Phonini nennt er den Ort Pholotoulo etwa \\ Meile nordwestlich<br />

vom Indus, und dazu stimmt der <strong>Name</strong> Śālāturīya,<br />

dessen Bildung Pāṇini angiebt, und den er in späteren<br />

Schriften selbst führt, da das demselben zu Grunde liegende<br />

Śalātura mit jenem chinesischen Pholotoulo lautlich identisch<br />

ist*): daß Pāṇini eben diesem nordwestlichen Theile<br />

Indiens mehr angehörte als dem östlichen, ergiebt sich auch<br />

aus den geographischen Angaben, die sein Werk enthält,<br />

ziemlich deutlich**), indeß nimmt er allerdings auch auf die<br />

östlichen Theile Indiens oft genug Bezug, und könnte<br />

wohl, wenn auch dort geboren, später sich hier niedergelassen<br />

haben. Von den beiden andern Gründen, aus denen Böht¬<br />

lingk die Zeit Pāṇini's zu bestimmen sucht, fällt der eine,<br />

daß nämlich Amarasiṃha jünger sei, „der doch selbst um<br />

die Mitte des 1. Jahrhunderts a. Chr. gelebt habe," mit der<br />

völligen Nichtigkeit dieser letztern Voraussetzung, während<br />

2 3 0<br />

] der wahre Sachverhalt ist vielmehr der, daß über Pāṇini's Zeit selbst<br />

gar nichts weiter direkt ausgesagt und nur eine Legende mitgetheilt wird von<br />

einem buddhistischen Missionar, der seinerseits an dem Concil unter König<br />

Kaniṣka Theil genommen, von da nach Pāṇini's Geburtsort kam und daselbst<br />

einem Brāhmaṇa, der seinen Sohn beim Unterricht in der Grammatik züchtigte,<br />

mitgetheilt habe, derselbe sei ja Pāṇini selbst, der wegen seiner häretischen<br />

Neigungen in seiner früheren Geburt noch immer nicht erlöst, sondern gerade<br />

jetzt eben als sein Sohn wiedergeboren sei, s. Ind. Stud. V, 4.<br />

*) die Commentatoren machen Śalātura zum Wohnsitze der Vorfahren<br />

des Pāṇini, wie denn in der That die betreffende Regel bei Pāṇini so zu<br />

fassen ist: der chinesische Reisende aber, der seine Angaben eben an Ort und<br />

Stelle vorfand, ist sicher eine bessere Auktorität, zumal zu bemerken ist, daß<br />

jene Regel (IV, 3, 94) den Angaben der Kalkuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya<br />

des Patamjali nicht erklärt wird, möglicherweise also gar nicht dem Pāṇini,<br />

sondern resp. erst der Zeit nach Pataṃjali angehört. [In der That findet sich<br />

der <strong>Name</strong> Śālāturiya im Bhāṣya nicht vor, wohl aber wird Pāṇini darin Dākṣī¬<br />

putra genannt, und das Geschlecht der Dākṣi gehörte zu den Vāhīka im<br />

Nordwesten, s. Ind. Stud. XIII, 395. 367. Auch der ihm in späteren Schriften<br />

zugewiesene <strong>Name</strong> Śālaṅki, der sich im Bhāṣya zwar wirklich findet, jedoch<br />

ohne daß erhellt, ob er damit gemeint ist, führt zu den Vāhīka, s. Ind. Stud.<br />

X1H, 395. 375. 429. Hiuan Thsang bezeichnet Pāṇini direkt als zu den<br />

Gandhāra (ravdaQoi) gehörig.].<br />

**) auch der Umstand spricht wohl hiefür, daß die beiden einzigen<br />

werke, welche Legenden über ihn und seinen Commentar enthalten, Kathāsarit¬<br />

sāgara sowohl als Rājataraṃgiṇī in Kashmir abgefaßt sind. [Über die<br />

geographischen Angaben bei Pāṇini s. Bhandarkar im Indian Antiquary I, 21<br />

1872, so wie Ind. Stud. XIH, 302. 366.J


236 Bestehen des Mahābhāṣya zur Zeit des Abhimanyu.<br />

der andere aus der Rājataraṃgiṇī, also einer ziemlich<br />

unlauteren, dem Kathāsaritsāgara gleichzeitigen Quelle<br />

entnommen ist, und überdem auf einer Vermischung der nördlichen<br />

und der südlichen buddhistischen Zeitrechnungen, also<br />

einem ganz unsicheren Grunde beruht. Es wird nämlich daselbst<br />

erzählt, daß das Mahābhāṣyam (d. i. der große<br />

Commentar zu Pāṇini, der dem Pataṃjali zugeschrieben<br />

wird) auf Befehl des Königs Abhimanyu durch Candra<br />

in dessen Reiche eingeführt worden sei, und letzterer auch<br />

selbst seine eigene Grammatik verfaßt habe. Die nördlichen<br />

Buddhisten nun geben einstimmig an, daß Kaniṣka (der<br />

unmittelbare Vorgänger des Abhimanyu) 400 Jahr nach<br />

Buddha’s Tode gelebt habe: setzt man nun letzteren mit<br />

den südlichen Buddhisten 544 a. Chr., so würde danach<br />

allerdings Kaniṣka 144 a. Chr., resp. Abhimanyu etwa<br />

120 a. Chr. zu setzen sein*): den Münzen nach indeß, jedenfalls<br />

einer sicheren Auktorität**), hat Kaniṣka (Kanerki)<br />

bis 40 p. Chr. regiert (Lassen II, 413), Abhimanyu selbst<br />

kann also erst 160 Jahr später, als jene Rechnung angiebt,<br />

regiert haben (nach Lassen a. a. O. bis 65 p. Chr.). Wenn<br />

wir nun auch im Übrigen Böhtlingk's weitere Beweisführung<br />

annehmen wollten, so wurde doch Pāṇini's Zeit<br />

nunmehr statt um 350 a. Chr., wie sein Resultat lautet, jedenfalls<br />

160 Jahr später anzusetzen sein. Im Hinblick<br />

auf die Angabe des Hiuan Thsang indeß, ist der Angabe<br />

der Rājataraṃgiṇī wohl vor der Hand jeder Glaube zu<br />

versagen. Hat Pāṇini wirklich erst 100Jahr nach Kaniṣka,<br />

140 p. Chr. gelebt 231<br />

), so kann der Commentar zu seinem<br />

Werke selbstverständlich nicht unter Abhimanyu, dem Nachfolger<br />

des Kaniṣka, bestanden haben, resp. in Kashmir<br />

*) wie Bohtlingk a.a.O. p.XVII. XVIII. annimmt: s. auchReinaud<br />

mémoire sur rinde p. 79.<br />

**) deren sich Bohtlingk übrigens noch nicht bedienen konnte, da sie<br />

erst einige Jahre nach seiner Ausgabe des Pāṇini bekannt geworden ist.<br />

2 3 1<br />

] davon, daß dies aus den Angaben bei Hiuan Thsang zu folgern sei,<br />

ist nach dem jetzt vorliegenden Wortlaut derselben .(s. oben Note 230) nicht<br />

mehr die Rede; die Angabe der Rājataraṃgiṇī wird somit hierdurch in keiner<br />

Weise angefochten.


Posteriorität des Pāṇini nach der Bekanntschaft mit den Griechen. 237<br />

eingeführt worden sein! — Daß übrigens Pāṇini’s Zeit keines¬<br />

falls, wie Böhtlingk annimmt, um 350 a. Chr. gesetzt werden<br />

kann, wenn wir auch auf das bisher Auseinandergesetzte<br />

gar nicht reflectiren wollten, dafür haben wir einen sehr gewichtigen<br />

Grund in dem Werke selbst, insofern Pan. nämlich<br />

darin einmal die yavana, d. i. Taoveg Griechen*), erwähnt,<br />

resp. die Bildung des Wortes yavanānī lehrt, wozu, dem<br />

*) Lassen (Ind. Alt. I, 729) hat behauptet, daß die älteste Bedeutung des<br />

Wortes Yavana wahrscheinlich Arabien sei, weil der aus Arabien kommende<br />

Weihrauch yāvana genannt wird: aber diese Behauptung ist entschieden<br />

irrig: letzteres Wort findet sich bis jetzt erst im Amarakoṣa und zwar daselbst<br />

neben turusnka, einem schwerlich sehr alten Worte, es mag daher entweder<br />

erst der Zeit der Handelsverbindungen mit Arabien kurz vor Muhammed<br />

oder gar mit den muhammedanischen Arabern angehören, oder es könnte<br />

auch sogar, wie yavaneṣṭa Zinn [Hemac. 1041, nach Böhtlingk­Rieu Blei,<br />

nicht Zinn] und yavanapriya, Pfeffer, die Haupthandelsgegenstände mit der<br />

Griechen in Alexandrien, möglicherweise gar nicht von den Arabern, sondern<br />

von diesen benannt sein, da dieselben den Weihrauch ebenfalls, wie Zinn und<br />

Pfeffer, aus Indien holten (Lassen I, 286 not)! Überall wo wir die Yavana<br />

im Epos oder anderen dergl. älteren Schriften erwähnt finden, können nur die<br />

Griechen darunter verstanden werden. [Es entscheidet hiefür die fast stetige<br />

Verbindung derselben mit den Kamboja, Śaka etc., s. Ind. Streifen II, 321.<br />

Ind. Stud. XIIl, 371. Der <strong>Name</strong> Yavana ist dann mit der Zeit auf die politischen<br />

Nachfolger der Griechen in der Beherrschung des westlichen Indiens, also<br />

die Indoskythen selbst, auf die Perser (Pārasīka, deren Frauen z. B. von Kālidāsa<br />

im Raghuv. IV, 61 als Yavanī bezeichnet werden), schließlich auf die<br />

Araber resp. Moslims übergegangen, s. Ind. Stud. XIII, 808. Allerdings hat sich<br />

vor Kurzem Rājendra Lāla Mitra, im Journ. As. of Beng. 1874 p. 246 fg., dagegen<br />

erklärt, daß unter den Yavana ursprünglich die Griechen zu verstehen<br />

seien; seine Gründe sind indeß großentheils höchst wundersamer Art. VergI.<br />

hiezu noch meinen Brief im Indian Antiqu. IV, 244 fg. (1875), in welchem ich<br />

insbesondere darauf hinweise, daß der <strong>Name</strong> Yavana in Indien wohl erst durch<br />

Alexander, resp. durch die persischen Dollmetscher desselben, populär geworden<br />

ist, wenn er auch etwa schon vorher durch die in Darius' Heer als<br />

Hülfstruppen dienenden Inder in Indien bekannt geworden sein mag.] — Eine<br />

merkwürdige Sage in den Purāṇa und im XIL Buche des M.Bhārata ist die<br />

vom Kampfe des Kṛṣṇa mit dem Kālayavana, dem schwarzen Yavana,<br />

der so, wie es scheint, im Gegensatze zu den (weißen) Yavana genannt ist?<br />

Sollten hier etwa afrikanische, oder braune semitische Völker verstanden sein,<br />

die in feindliche Berührung mit Indien gekommen wären? In der Zeit des<br />

Daśakumāra wird in der That unter den Kālayavanäs (wie unter Yavana<br />

selbst) ausdrücklich ein seefahrendes Volk verstanden, und zwar nach Wilson<br />

jedenfalls wohl die Araber.' Bei jener Sage in den Purāṇa und im M.Bhārata<br />

dagegen ist keine Beziehung auf die See bemerkbar, und Wilson (Viṣṇu Pur.<br />

565. 66) bezieht sie daher auch auf die Griechen (und zwar die baktrischen<br />

Griechen). Dafür spricht auch vielleicht, daß jener Kālayavana mit einem<br />

Gārgya in Verbindung gesetzt wird, da ja dem Garga wenigstens, der stets<br />

als einer der ersten Astronomen der*Inder erscheint, ein Vers zugeschrieben<br />

wird, der die Yavana, d. i. hier unstreitig die Griechen, in hohem Grade<br />

verherrlicht. Möglicherweise ist dies eben der Grund, weshalb man den Gārgya<br />

mit dem Kālayavana in Verbindung gebracht hat.


238 Yavanānī. Commentare zu Pāṇini.<br />

Vārttika nach, lipi „Schrift" zu ergänzen ist, und welches<br />

demnach „die Schrift der Yavana" bezeichnet 232<br />

), — Der<br />

Tod Pāṇini's durch einen Löwen wird im Pañcatantra<br />

erwähnt: abgesehen von der Frage, ob der betreffende<br />

Vers ursprünglich dem Texte angehört odor nicht, läßt sich<br />

ja auch im Übrigen daraus keine Zeitbestimmung entnehmen<br />

213<br />

).<br />

Pāṇini's Werk nun bildet die Grundlage für die grammatische<br />

Forschung und die Richtschnur für den Sprachgebrauch<br />

selbst bis auf die heutige Zeit: seiner vielfachen<br />

Dunkelheit wegen ist es sehr früh commentirt worden, und<br />

zwar sind uns auch, was sonst nirgend der Fall ist, einige<br />

2 3 2<br />

] über die verschiedenen Erklärungen, die für dies Wort versucht worden<br />

sind, s. Ind. Stud. V, 5—8. 17 fg. Burnell Elem. of S. Ind. Pal. p. 7. 93<br />

(derselbe hält es für not unlikely, that lipi has been introduced into Indian<br />

from the Persian clipi.)<br />

2 3 3<br />

J die Frage nach der Lebenszeit Pāṇini's ist, seit ich Obiges schrieb,<br />

vielfach verhandelt worden. M. Müller machte dagegen zuerst, und mit Recht, den<br />

richtigen Sachverhalt der Angaben Hiuan Thsangs geltend. Davon abgesehen<br />

halte ich indeß im Übrigen an dem oben Gesagten auch jetzt noch fest s. Ind.<br />

Stud. IV, 87. V, 2 fg. Auf die unbestimmten äußeren Zeugnisse wird schwerlich<br />

viel Gewicht zu legen sein. Der Wortschatz Pāṇini's selbst kann uns (vergl.<br />

yavanānī) allein sichere Auskunft geben. Und auf diesem Wege ist Goldstücker<br />

vorgegangen in seinem durch wahrhaft tiefe Erforschung desselben, wie<br />

der unmittelbar dazu gehörigen Literatur höchst ausgezeichneten Werke: Pāṇini,•<br />

his place in Sanskrit Literature (im September 1861); er gelangt dabei zu dem<br />

Resultat, daß Pāṇini älter sei als Buddha, als die Prātiśākhya, als alle vedischen<br />

Texte, die wir haben, mit Ausnahme der drei Saṃhitā des Ṛk, Sāman und<br />

schwarzen Yajus, älter als alle individuellen Autoren irgend welcher Art mit<br />

alleiniger Ausnahme von Yāska (p. 243) Ich habe bereits im Mai 1861, noch<br />

vor dem separaten Erscheinen dieses Werkes, welches zuvor (Nov. 1860) als<br />

Vorrede zu Goldstücker's photolithographischer Ausgabe des Mānavakalpasūtra<br />

erschien, in einer eingehenden Gegenschrift in den lnd. Stud. V‚ 1—176 diese<br />

Annahmen Punkt für Punkt zu widerlegen gesucht, und zwar, wie ich meine,<br />

mit Erfolg; für die nach buddhistische Zeit Pāṇini's vergl. insbesondere die auf<br />

p. 136—142 angeführten Data; Bühler's Abhandl. über Śākaṭāyana (1863 s.<br />

oben Note 229) bildet dazu eine treffliche Ergänzung. Zu der Erwähnung der<br />

Yavanānī kommt noch ein eigenthürnlicher Umstand, auf den Burnell neuerdings<br />

(Eiern, of South Ind. Pal. p. 96) hingewiesen hat; die dem Bhāṣya zufolge dem<br />

Pāṇini eigenthümliche Zahlbezeichnung nämlich durch die alphabetische Reihenfolge<br />

der Buchstaben (i = 2), auf welche Goldstücker „Pāṇini" p. 53 zuerst aufmerksam<br />

machte, findet sich nur bei ihm und ist „precisely similar to the Greek and<br />

Semitic notation of numerals by letters of the alphabet". Wenn im Übrigen die<br />

Nachrichten der Griechen über die Bundesbeziehungen der O^i>


Ungewisse Zeit derselben, speciell des Kātyāyan 239<br />

dieser ersten Erklärungen wirklich erhalten: voran stehen die<br />

Paribhāṣā, Erläuterungen einzelner Regeln von unbekannten<br />

Verfassern, darauf folgen die Vārttika (von vṛttì,<br />

Erklärung) des Kātyāyana*), und danach das Mahā¬<br />

bhāṣyam des Pataṃjali. Was die Zeit des Kātyāyana<br />

betrifft, so bezieht Böhtlingk die Nachricht des Hiuan<br />

Thsang, daß 300 Jahr nach Buddha's Tode, also 240<br />

a.Chr.’*), le docteur Kia to yan na inTāmasavana im<br />

Penjab gelebt habe, auf diesen Kātyāyana: wenn aber<br />

derselbe Reisende, wie wir sahen, die zweite Existenz des<br />

Phonini selbst erst 500 Jahr nach Buddha's Tode setzt,<br />

so wird eine solche Beziehung dadurch natürlich höchst prekär,<br />

und leidet jene Angabe ja auch im Übrigen an und für<br />

sich an der größten Unbestimmtheit, insofern jener „docteur"<br />

ja gar nicht als Grammatiker, sondern nur als Sproß der<br />

Kātyafamilie überhaupt bezeichnet ist 234<br />

): selbst angenommen<br />

aber, sie sei wirklich auf ihn zu beziehen, jedenfalls stünde<br />

sie zum wenigsten im Widerspruch mit der freilich an und<br />

für sich ziemlich auktoritätslosen Sage im Kathāsaritsā¬<br />

gara, welche jenen Kātyāyana theils gleichzeitig mit Pā¬<br />

ṇini macht, theils ihn für identisch mit Vararuci erklärt,<br />

einem Minister des Königs Nanda, des Vaters des Candra¬<br />

gupta (JZavd{)o)cv7iToc), wonach er denn allerdings etwa um<br />

350 a. Chr. gelebt hätte. Was das Zeitalter des Mahābhāṣya<br />

betrifft 285<br />

), so fällt, wie wir gesehen haben, die<br />

*) der eben darin schon mehrere Paribhāṣā erwähnt.<br />

**) nach der Zeitrechnung der südlichen Buddhisten nämlich: resp. aber<br />

nur 60 a. Chr., insofern Kaniṣka, dessen Zeit, wie wir sahen, durch die<br />

Münzen für 40 p.Chr. feststeht, von Hiuan Thsang 400Jahr nach Bud dha's<br />

Tod gesetzt wird.<br />

2 3 4<br />

] di*es ist durchschlagend, während auf die zweite Existenz des Phonini, wie<br />

wir bereits sahen (Note 230), gar kein Gewicht zu legen ist. Über die verschiedenen<br />

Kātya, Kātyāyana z. B. zur Zeit des Bhāṣya selbst s. Ind. Stud, xlll, 399.<br />

2 3 5<br />

] der <strong>Name</strong> PataṃjaH's (man sollte Pāt° erwarten!) steht jedenfalls zu<br />

dem des Pataṃcala Kāpya im Lande der Madra im Yājñavalkīyakāṇḍa des Śatap.<br />

Br. irgendwie in Bezug; er kehrt wieder (s. unten p. 254) als <strong>Name</strong> des Verfassers<br />

der yogasūtra. Pataṃjali erscheint als <strong>Name</strong> einer der Vorgeburten Buddha's<br />

(nro. 242, bei Westergaard Catalogus p. 39.) Im Pravarāḍhyāya §9 (yajuḥpariś.)<br />

werden die Pataṃjali zu dem Geschlecht des Viśvāmitra gerechnet. — Späteren<br />

Angaben zufolge ist unter Gonardīya, der viermal im Bhāṣya citirt wird.


240<br />

Abfassung8zeit des Mahābhāṣya.<br />

Angabe der Rājataraṃgiṇī, daß dasselbe unter Abhimanyu,<br />

dem Nachfolger des Kaniṣka, also zwischen 40—65 p.Chr.<br />

schon in Kashmir eingeführt worden sei, jedenfalls nach dem<br />

oben Angeführten vor der Hand in Mißkredit* 236<br />

). Wir sind<br />

somit für die Zeit dieser Erklärungen vor der Hand ebenso,<br />

wie für die des Pāṇini selbst, ohne Aufschluß: aus ihrem<br />

Innern dagegen, wenn sie uns erst vorliegen werden, wird sich<br />

sicher durch die große Zahl von Wörtern, welche sie enthalten,<br />

ein ziemlich anschauliches Bild der Zeit, in welcher<br />

sie entstanden sind, zusammenstellen lassen 237<br />

), wie sich ein<br />

Pataṃjali selbst zu verstehen, und das Gleiche gilt auch von dem <strong>Name</strong>n Goṇikā¬<br />

putra, s. hierüber Ind. Stud. V, I55. XIH, 316. 323. 403.<br />

2 3 6<br />

] mit Nichten, s. Note 231.<br />

2 3<br />

'] auf Grund der in Benares 1872 durch Rājārāmaśāstrin und Bālaśāstrin<br />

publicirten lithographirten Ausgabe des Mahābhāṣya mit Kaiyaṭa's Commentar<br />

(aus etwa dem 7. Jahrh.? s. Ind. Stud.V, 167) habe ich in den Ind. Stud.<br />

XIH, 293—502 ein dgl. Bild zu entwerfen gesucht. Der erste Abschnitt des<br />

Werkes, nebst Kaiyaṭa und der dem 18. Jahrh. angehörigen Glosse des Nāgeśa<br />

dazu, erschien schon 1856 durch Ballantyne. Auch ist kürzlich (1874) eine<br />

photolithographische Copie des ganzen Bhāṣya, welche Goldstücker auf Kosten<br />

der indischen Regierung veranstaltet hat, in London erschienen (in 3 voll. vol. I<br />

das Bhāṣyam, vol. II Bhāṣyam mit Kaiyaṭa's Comm., vol. HI Nagojibhaṭṭa's Schol.<br />

zu Kaiyaṭa). — Die Abfassungszeit des Mahābhāṣya fixirte Goldstücker in<br />

seinem ‚‚Pāṇini" p. 228 fg. insbesondere auf Grund der darin vorliegenden Angabe:<br />

„ aruṇad Ya van all Sāketam", die auf einen Kriegszug des Menandros<br />

(144­1120 a. Chr.) gegen Ayodhyā zu beziehen sei, eben auf dessen Zeit, speciell<br />

auf 140—120 a.Chr. Die Einwendungen, die ich hiergegen in den Ind.<br />

Stud. V, 151 erhob, wurden zunächst durch eine Bemerkung Kern's in der<br />

Vorrede zur Bṛh. Saṃh. des Varāhamihira p. 37, wonach die an derselben Stelle<br />

vorliegende Angabe: ‚‚aruṇad Yavano Mādhyamikān" nicht nothwendig auf die<br />

buddhistische Schule dieses <strong>Name</strong>ns, die erst durch Nāgārjuna gegründet ward,<br />

zu beziehen sei, sondern auf ein nachweisbares Volk <strong>Name</strong>ns Mādhyamika sich<br />

beziehen könne, erheblich abgeschwächt. Und Bhaṇḍarkar trat sodann im Indian<br />

Antiquary I, 299 fg. H, 59 fg. den Beweis an, daß Pataṃjali jenen Abschnitt,<br />

in welchem er von Menandros (dér sei eben mit Goldst. unter dem Yavana zu<br />

verstehen) in der obigen Weise spreche, speciell zwischen 144 und 142 a. Chr.<br />

verfaßt habe; er spreche nämlich darin zugleich auch von annoch für Puṣpa¬<br />

mitra (178—142) vor sich gehenden opfern. In meiner Antwort in den Ind.<br />

Stud. XIH, 305 fg. betonte ich zunächst, daß die Beziehung des Yavana auf<br />

Menandros keineswegs feststehe, daß ferner die Gleichzeitigkeit Pataṃjali's mit<br />

Puṣyamitra (so!) aus der betreffenden Stelle nicht nothwendig hervorgehe, endlich<br />

daß möglicher Weise gerade diese Beispiele von Pataṃjali bereits vorgefunden<br />

seien, in welchem Falle sie denn eben gar nicht für ihn seinerseits, sondern<br />

für seine Vorgänger, resp. etwa gar furPāṇini selbst, als beweiskräftig<br />

zu verwenden wären. Und wenn ich auch jetzt Bhaṇḍarkar's späteren Einwürfen<br />

(Ind. Ant. II, 238—40) gegenüber die historische Tragweite der Angabe über Puṣyamitra<br />

zuzugeben geneigt bin (s. indeß Böhtlingk's gegentheilige Ansicht in Z.<br />

D, M. G. XXIX, 183 fg.), so muß ich doch gerade für die hier in Frage


Der kritische Zustand des Textes etc. 241<br />

solches, obwohl nur in weiten Umrissen, schon jetzt für die<br />

Zeit des Pāṇini gewinnen läßt*). Eine Hauptschwierigkeit<br />

nämlich in letzterer Beziehung macht der kritische Zustand<br />

des Textes. Einige wenige der darin sich findenden Sūtra<br />

sind schon jetzt notorisch als dem Pāṇini nicht angehörig<br />

erkannt: es tritt aber weiter der eigenthümliche Umstand ein,<br />

daß, den Angaben der Scholiasten in der KalkutI. Ausgabe<br />

nach, ein gutes Drittheil sämmtlicher Sūtra in dem Mahābhāṣya<br />

gar nicht erklärt wird**): es fragt sich nun, ob dies<br />

blos deßhalb geschieht, weil das betreffende Sūtram klar verständlich<br />

ist, oder ob nicht auch hie und da der Fall anzunehmen<br />

sei, daß dasselbe wirklich noch dem Texte nicht<br />

angehörte. Vor der Hand positiv ganz ohne kritische Glaubwürdigkeit,<br />

resp. Beweiskraft für Pāṇini’s Zeit sind die sogenannten<br />

Gaṇa, d.i. Reihen von Wörtern, die ein und<br />

derselben Regel folgen, und von denen stets nur das erste im<br />

Texte selbst angeführt wird: es müssen natürlich dergl. Reihen<br />

von Pāṇini verfaßt worden sein, ob die vorhandenen aber<br />

dieselben sind, ist sehr fraglich und theilweise geradezu unmöglich:<br />

ja auch diejenigen, welche etwa das Mahābhāṣyam<br />

einzeln aufführt, sind, streng genommen, nur für die Zeit<br />

dieses Werkes selbst beweisend***). Auch noch eine andere<br />

W a r n u n g ist hier nöthig, die zwar an und für sich<br />

allerdings überflüssig sein sollte, die es aber, wie die Erfahrung<br />

stehenden Beispiele sämmtlich die Möglichkeit, daß sie zu der Klasse der mūrdhā¬<br />

bhiṣikta­Beispiele gehören, speciell betonen (am a. o. p. 315). Es muß uns<br />

zunächst eben annoch genügen (a. a. o. p.319), die Abfassungszeit des Bhāṣya<br />

zwischen 140 vor und 60 nach Chr. zu verlegen, ein trotz dieser Unbestimmtheit,<br />

bei dem unseligen Zustande, in dem sich im Übrigen die Chronologie der<br />

indischen Literatur befindet, ungemein wichtiges Resultat.<br />

*) s. Ind. Stud. I, 141—57. [der hier gemachte Anfang gerieth durch<br />

den Mangel des Mahābhāṣya ins Stocken.]<br />

**) bei einigen derselben wird bemerkt, daß sie hier nicht, oder daß sie<br />

nicht apart erklärt würden. Das Bekanntwerden des Mahābhāṣya selbst<br />

wird uns allein über diesen Umstand befriedigende Auskunft geben können.<br />

[Schon aus Aufrechcs Angaben im Catalogus Codd. S. BibI. Bodl. ergab sich,<br />

daß von den 3983 Regeln Pāṇini's direkt überhaupt nur 1720 behandelt werden,,<br />

und Goldstücker zeigte dann, daß das Bhāṣyam eben nicht sowohl ein Commentar<br />

Pāṇini's ist, als vielmehr eine vertheidigung desselben gegen die ungerechten<br />

Angriffe des vārttika­Verfassers Kātyāyana, s. Ind. Stud, xllī, 297 fg.]<br />

***) s. Ind. Stud. I. 142. 143. 151. [xlH‚ 298. 302. 329.]


242 Mißbrauch der neuen Kalkuttaer Scholien zu Pāṇini.<br />

zeigt, leider nicht ist, nämlich die, daß man sich hüte, Beispielen<br />

und Wortern, die sich in den erst vor etwa 50 Jahren<br />

verfaßten Scholien der Kalkuttaer Ausgabe des Pāṇini<br />

vorfinden, Beweiskraft für die Zeit dieses letztern selbst zuzuschreiben:<br />

allerdings gehen dergl Beispiele gewohnlich auf<br />

das Mahābhāṣyam zurück, aber theils darf man, so lange<br />

dies nicht wirklich nachgewiesen ist, es auch nicht ohne<br />

Weiteres annehmen, theils bsweisen jene Beispiele, wenn sie<br />

eben wirklich als aus dem Mahābhāṣya entlehnt sich ergeben,<br />

doch nur für die Zeit dieses letzteren Werkes selbst,<br />

nicht aber für die des Pāṇini­ 38<br />

).<br />

Außer dem System des Pāṇini haben sich dann mit<br />

der Zeit auch noch mehrere andere grammatische Systeme<br />

gebildet, die ihre eigene Terminologie für sich haben, wie<br />

denn die grammatische Literatur überhaupt eine ganz gewaltige<br />

2 3 8<br />

] ganz strict trifft dies nicht zu. M. Müller hat zuerst darauf hingewiesen,<br />

daß Pāṇinrs sūtra offenbar schon von vorn herein von einer bestimmten<br />

(sei es mündlichen, sei es schriftlichen) Erklärung begleitet gewesen sind, und<br />

daß ein guter Theil der Beispiele des Bhāṣya hierauf direkt zurückzuführen<br />

sein wird; es giebt dafür sogar einen eigenen <strong>Name</strong>n im Bhāṣya selbst, solche<br />

Beispiele heißen mūrdhābhiṣikta, s. Ind. Stud. XIH, 315. Leider aber<br />

haben wir nur eben nicht den geringsten Anhalt (s. Ind. Streif. II, 167), im<br />

einzelnen Falle zu entscheiden, ob ein Beispiel zu diesen mūrdh. gehört oder<br />

nicht. — Auf der andern Seite hat das Bhāṣyam, wie nicht nur aus den Angaben<br />

der Rājataraṃgiṇī, sondern auch insbesondere aus den zuerst von Gold¬<br />

stücker beigebrachten Angaben am Schluß des zweiten Buches von Hari’s<br />

Vākyapadīyam hervorgeht (Kielhorn hat dieselben neuerdings im Indian Antiqu.<br />

III, 285—87 in berichtigter Gestalt publicirt), mannichfache Schicksale erfahren,<br />

ist mehrfach vichinna gewesen und neu in Ordnung gebracht worden, so<br />

daß die Möglichkeit erheblicher Veränderungen, Zusätze, Interpolationen nicht<br />

in Abrede gestellt werden kann, und somit es eigentlich für jeden einzelnen Fall<br />

a priori ungewiß bleibt, ob ein Beispiel dein Pataṃjali selbst oder erst diesen<br />

späteren Bearbeitungen (oder umgekehrt den Vorgängern Pataṃjali's, resp. Pāṇini<br />

selbst) auf Rechnung zu setzen ist, s. Ind. Stud. XIII, 320. 329. Ind. Antiqu.<br />

IV, 247. Kielhorn hat zwar seinerseits Ind. Ant. IV, 108 sehr scharf Protest dagegen<br />

eingelegt, daß at some time or other the text of the Mahābhāṣya had<br />

been lost, that it had to be reconstructed etc., und will nur perhaps allow a<br />

break so far as regards its traditional interpretation, während wir zur Zeit ge<br />

bunden seien „to regard the text of the Mahābhāṣya as given by our Mss. to<br />

be the same as it existed about 2000 years ago" ; erwarten wir denn seine Beweise<br />

hierfür, denn der „protest" allein möchte gegenüber den in der Tradition<br />

selbst noch vorliegenden Angaben hierüber (bei drei verschiedenen Gelegenheiten<br />

werden die Epitheta viplāvita ‚ bhraṣṭa, vichinna von dem Werke gebraucht)<br />

nicht ausreichen. Es kommt dazu, daß die South Indian Mss. des Textes<br />

Burnell's Zeugniß zufolge (s. Vorrede zum vaṃśabr. p. XXII n.) erheblich zu<br />

differiren scheinen; s. auch Burnell’8 Elem. of S. I. P. p. 7. 82.


Die Lexicographie. 243<br />

Ausdehnung und Fülle gewonnen hat 239<br />

). Auch der tibetische<br />

Tandjur enthält eine ziemliche Zahl grammatischer<br />

Schriften, und zwar meist solche, die in Indien selbst verloren<br />

sind 240<br />

).<br />

Was die Lexicographie, den zweiten Theil der Sprachwissenschaft<br />

betrifft, so haben wir die Anfänge dazu in den<br />

Nighaṇṭu, synonymischen etc. Sammlungen zur Erklärung<br />

der vedischen Texte, nachgewiesen, doch waren dieselben<br />

praktischer Art und eben rein auf den Veda beschränkt: das<br />

Bedürfniß von Sammlungen zu einem Sanskritlexicon hingegen<br />

3 3 9<br />

] speciellen Anschluß an das M.Bhāṣyarn hat das Vākyapadīyam des<br />

Hari, dessen Bearbeitung Kielhorn jetzt unternommen hat. — Die Kāśikā des<br />

Vāmana, ein direkter Comm. zu Pāṇini, wird zur Zeit von Bālaśāstrin in Benares<br />

im „Paṇḍit" edirt; die Abfassung derselben wäre ihm zufolge in das 13. Jahrh.<br />

zu setzen, wie schon Goldstücker andeutet, während man früher nach Böhtlingk<br />

etwa das achte Jahrh. dafür annahm, s. Ind. Stud. V‚ 67. Cappeller's EinI. zu<br />

Vāmana's Kāvyālaṃkāravṛtti p. VU. vlH. — Eine Ausgabe von Ujjvaladatta's<br />

Comm. zu den vielleicht (s. Ind. Streif. H, 322) auf Śākaṭāyana zurückgehenden<br />

Uṇādisūtra, aus dem 13. Jahrh. etwa, verdanken wir Aufrecht (Bonn 1859);<br />

mit einer dgl. des Gaṇaratnamahodadhi des vardhamāna ist Jul. Eggeling<br />

beschäftigt. — Bhaṭṭoji­Dīkṣita's Siddhānta­Kaumudī aus dem 17. Jahrh.<br />

liegt in einer neuen guten Ausgabe von Tārānātha Tarkavācaspati vor (Cale. 1864.<br />

1865.) — Höchst verdienstlich ist die englische Bearbeitung von varadarāja's<br />

Laghukaumudī durch J. R. Ballantyne (zuerst Mirzapore 1849). — Śāntanava's<br />

Phiṭsūtra gab Kielhorn (1866) heraus, dem wir auch eine treffliche Bearbeitung<br />

von Nāgojibhaṭṭa's Paribhāṣenduśekhara, aus dem vorigen Jahrhundert,<br />

verdanken (Bombay 1868—74). — von solchen grammatischen Systemen, welche<br />

ihre eigenen von Pāṇini abweichenden Bahnen wandeln, liegt uns Vopadeva’s<br />

Mugdhabodha, aus dem 13. Jahrh., u. A. in einer Ausgabe Böhtlingk's vor<br />

(1847 Petersburg); das Sārasvatam des Anubhūtisvarūpācārya ist 1861 in<br />

Bombay liihographirt erschienen; das Kātantram des Śarvavarman mit Durga¬<br />

siṃha's Commentar wird von Eggeling in der BibI. Indica (1874, bis Iv, 4, 50)<br />

edirt; das System dieser Grammatik ist dadurch von besonderem Interesse, weil<br />

zwischen ihm, resp. der darin gebrauchten Terminologie, und der Pāli­Grammatik<br />

des Kaccāyana ein besonderer Zusammenhang zu bestehen scheint. — Eine Liste<br />

von „Sanscrit­Grammars" etc. s. bei Colebroke’s misc. ess. II, 38 fg. ed. Cowen.<br />

— Zu nennen ist hier im Übrigen auch noch Cowell's Ausgabe des Prākṛta¬<br />

prakāśa des vararuci (1854. 1868); sodann eine kürzlich (1873) in Bombay<br />

erschienene Ausgabe von Hemacandra's (nach Bhāu Dājī 1088—1172, s.<br />

Journ. Bombay Br. R. A. S. IX, 244) Prākṛt­Grammatik, welche das achte Buch<br />

seines großen über die Sanskrit­Grammatik handelnden Śabdānuśāsana bildet;<br />

endlich Pischel's dankenswerthe Schrift: de grammaticis pracriticis (1874),<br />

welche zu den betreffenden Angaben in Lassen's Institut, linguae pracriticae<br />

(Bonn 1837) sehr wichtige Ergänzungen liefert.<br />

9 4 ü<br />

] s. Schiefner über die logischen und grammatischen Schriften im<br />

Tandjur, _pp. 26 aus dem Bulletin de la Classe hist phil. de l’Acad. Imp. des<br />

sè. de St. Petersbourg IV, nro. 18. 19 (1847), wonach daselbst besonders das<br />

Candravyākaraṇasūtram, das Kalāpasūtram und das Sarasvatīvyākaraṇa¬<br />

sūtram vertreten ist.


244 Der Amarakoṣa: Nichtigkeit der bisherigen Annahmen<br />

ist mehr ein wissenschaftliches und sicher daher erst bedeutend<br />

später erwacht. Auch hier sind uns die ersten dergl.<br />

Versuche verloren, wie denn das Werk des Amarasiṃha,<br />

das erste dergl. Werk, welches uns vorliegt, sich in seiner<br />

Einleitung ausdrücklich auf andere Tantra beruft, aus denen<br />

es selbst zusammengestellt worden sei; seine Commentatoren<br />

machen auch als solche Tantra direkt namhaft den Tri¬<br />

kāṇḍa, die Utpalinī, und die Werke des Rabhasa,<br />

Kātyāyana, Vyāḍi*) und V a r a r u c i , die beiden<br />

letzteren als Quelle für das Genus der Worter.<br />

Es gilt nun das Zeitalter des Amarasiṃha zu bestimmen,<br />

eine Frage, welche zunächst ganz mit der bereits behandelten<br />

über die Zeit des Kālidāsa zusammenfällt, denn<br />

Amara wird ja wie dieser von der Tradition unter den neun<br />

Perlen am Hofe des Vikrama aufgeführt, des Vikrama,<br />

den die indische Tradition als identisch mit dem König Bhoja<br />

(1050 p. Chr.) betrachtet, den die europäische Kritik aber<br />

56 Jahr a. Chr. angesetzt hat, weil — eine diesen <strong>Name</strong>n<br />

tragende Aera mit diesem Jahre beginnt. Die völlige Nichtigkeit<br />

dieser letzteren Annahme haben wir bei Kālidāsa<br />

dargethan, treten aber hier eben so wenig, wie dort, etwa als<br />

Kämpe für die indische Tradition auf. Mit dieser letztern<br />

steht insbesondere in entschiedenem Widerspruch eine in<br />

Buddhagaya aufgefundene Tempelinschrift, welche 1005 in<br />

the era of Vikramāditya (also 949 p. Chr.) datirt, und in<br />

welcher Arnuradeva als eine der neun Perlen am Hofe des<br />

*) ein Vyāḍi wird bereits im Ṛkprātiśākhya citirt, [und zwar<br />

spielt derselbe eine ganz besondere Rolle in Goldstückers „Pāṇini‘‘. Der im<br />

Bhāṣya einige Male genannte saṃgraha nämlich, den dasselbe dem Dākṣāyaṇa<br />

zuschreibt, wird von Nāgeśa, und zwar als ein in 100,000 śloka (!) verfaßtes<br />

Werk, einem Vyāḍi zugetheilt, womit er denn eben doch wohl denselben Vyāḍi<br />

meint, der im Bhāṣya anderweitig erwähnt wird; auf Grund hievon hat nun<br />

Goldstück er zwischen dem ebendann als Dākṣīputra bezeichneten Pāṇini und<br />

diesem (Vyāḍi) Dākṣāyaṇa sehr direkte verwandtschaftliche Beziehungen hergestellt;<br />

jener soll nur um „at least two generations" älter sein als dieser, und<br />

hierauf gründet er dann ein specifisches „historical argument" für die Bestimmung<br />

von Pāṇini's Zeit, denn wenn Vyāḍi, Pāṇini's Seiten­Descendent, im Ṛk¬<br />

Pr. citirt werde, so müsse dies werk natürlicher weise später als Pāṇini sein;<br />

s. hiegegen Ind. Stud. V, 41. 127 — 33. XIII, 401.]


über dessen Abfassungszeit: innere Gründe gegen dieselbe. 245<br />

Vikrama und als Erbauer des betreffenden Tempels genannt<br />

wird. Die europäische Kritik hatte sich für ihre Anschauungsweise<br />

dieser Inschrift insbesondere bedient: nach Holtzmann’s<br />

Untersuchungen indessen (a. a. O. p. '26—32) ist es nicht unwahrscheinlich,<br />

daß sie in derselben Zeit gesetzt worden sei,<br />

in welcher das Wörterbuch des Amarasiṃha geschrieben<br />

ist, insofern sich in beiden ganz der nämliche Glaube, eine<br />

Vereinigung des Buddhismus mit dem Viṣṇuismus, ausspricht,<br />

ein Glaube, der unmöglich sehr lange ‚Zeit Geltung haben<br />

konnte, da er auf Vereinigung entgegengesetzter Systeme beruht:<br />

auf keinen Fall wenigstens können Inschrift und Wörterbuch<br />

um 1000 Jahre auseinander liegen, dies ist geradezu<br />

unmöglich. Leider ist uns übrigens diese Inschrift nicht im<br />

Texte bekannt, und nur in der englischen Übersetzung erhalten,<br />

welche Ch. Wilkins davon 1785 gemacht hat (in<br />

einer Zeit, wo er im Sanskrit schwerlich schon sehr fest<br />

war!): ihr Text aber, so wie der betreffende Stein selbst, ist<br />

verloren. Dafür nun, daß das Wörterbuch jedenfalls be¬<br />

deutend später fällt, als die gewöhnliche Annahme, die es in<br />

das 1. Jahrh. a.Chr. versetzt, ergeben sich aus dem Innern<br />

desselben hinreichende Data. Zunächst nämlich werden darin<br />

die Zodiakalbilder aufgeführt, deren griechischer Ursprung<br />

bei den Indern außer allem Zweifel ist: und da bei den Griechen<br />

selbst, nach Letronne‘s Untersuchungen, der Abschluß<br />

des Zodiakus erst im l. Jahrh. p. Chr. stattgefunden hat, so<br />

kann derselbe natürlich erst ein oder einige Jahrhunderte<br />

später den Indern bekannt geworden sein. Es geschieht ferner<br />

die Aufzählung der Mondhäuser im Amarakoṣa in der<br />

neuen Ordnung derselben, die erst in Folge der Erstarkung<br />

der indischen Astronomie durch griechischen Einfluß festgesetzt<br />

wurde, ungewiß wann, schwerlich aber früher als 400<br />

p. Chr. datirt. Es wird endlich darin das Wort dīnāra erwähnt*),<br />

von welchem Prinsep nachgewiesen hat, daß es<br />

*) kommt auch im Paficatantra vor, in einer Legende, die buddhistischen<br />

Ursprungs ist*—Beiläufig bemerke ich hier, daß sich das Wort dramma.


246 Fortdauernde Ungewißheit über die Zeit des Amarakoṣa.<br />

aus dem Lateinischen denarius entstanden ist (Lassen II,<br />

261. 348). Auch der Gebrauch des Wortes Tantra für<br />

Lehrbuch ist vielleicht hier anzuführen, da er nur einer bestimmten<br />

Periode angehört, und zwar wohl dem 5., 6. Jahrhundert,<br />

insofern die nach Java auswandernden Inder ihn in<br />

diesem Sinne mitgenommen haben 241<br />

). — Ein direktes Datum<br />

ist natürlich mit alledem nicht gegeben. Wenn es richtig ist,<br />

was Reinaud mém. sur l'Inde p. 114 angiebt, daß es eine<br />

chinesische Übersetzung gegeben hat, „redigee au Vie siècle,"<br />

so hätten wir schon einen ziemlichen Anhaltspunkt St. Julien<br />

drückt sich indessen an der von Reinaud als Quelle angeführten<br />

Stelle theils, wie es scheint, nicht gan¾ so bestimmt<br />

aus, er spricht nämlich von der: „traduction chinoise de<br />

l'Amarakocha, qui paraīt avoir été publiée..."**), theils<br />

liegen auch die positiven Gründe, die er zu (208) dieser<br />

seiner Abnahme angiebt, nicht unmittelbar zur Prüfung vor.<br />

Von der tibetischen Übersetzung des Werkes im Tandjur<br />

ist kein Datum bekannt Wie schwierig es nun ist, hier<br />

irgendwie zu entscheiden, zeigt das Beispiel eines der berühmtesten<br />

unter den jetzt lebenden Indianisten, H.H. Wilson's<br />

nämlich: während er in der Vorrede zu der ersten<br />

Ausgabe seines Sanskritlexikons (1819) sich mehr zu der<br />

Ansicht hinneigte, daß Amara Siṃha im 5. Jahrh. p.Chr.<br />

gelebt habe, während er dann in der zweiten Ausgabe des<br />

Werkes (1832) unter dem Artikel Vararuci die neun Perlen<br />

direkt an den Hof des Bhoja (also 1050 p. Chr.) versetzt,<br />

läßt er ganz im Gegentheil in seiner Vorrede zu der Übersetzung<br />

des Viṣṇupurāṇa (1840) p. VI den Amarasiṃha<br />

„in the century prior to Christianity" leben! — Abgesehen<br />

d.i. dQaxf*t noch im 12. Jahrh. bei Bhāskara sowohl als im inschriftlichen<br />

Gebrauche vorfindet.<br />

2 4 1<br />

] von besonderem Interesse ist auch noch das arabisch­persische Wort<br />

pīlu für Elephant, vgl. Kumārila zu Jaim. l, 3, 5 bei Colebr. misc. ess. I, 314 1<br />

(339 2<br />

). Gildemeister in Z. D. M. G. XxVnl, 697.<br />

**) der Sinn von paraītre aber ist zweifelhaft: es kann sowohl bedeuten<br />

„scheinen" als „offenbar sein" (according to all evidence), letzteres wie das la¬<br />

teinische apparere, das englische appear, wie es denn wohl selbst aus apparescere<br />

entstanden ist.


Wurzelverzeichnisse. Metrik. 247<br />

nun von allem bisher Aufgeführten, so wird wohl schon dadurch,<br />

daß alle übrigen Lexica, die wir außer dem Amarakoṣa<br />

besitzen, sämmtlich dem II., 12. und den folgenden Jahrhunderten<br />

angehören, hier derselbe Schluß nöthig, der sich<br />

bei dem Drama aufdrängte, der nämlich, daß der Amarakoṣa,<br />

da er sich in seiner Art und Weise durchaus nicht<br />

von jenen andern Werken specifisch unterscheidet, auch nicht<br />

durch einen zu großen Zeitintervall von ihnen getrennt sein x<br />

kann (Holtzmann a. a. O. p. 26) 242<br />

),<br />

Neben den Wörterbüchern ist auch noch eine den Indern<br />

ganz eigenthümliche Klasse lexikalischer Werke zu nennen,<br />

die Wurzelverzeichnisse nämlich, Dhātupārāyaṇa, Dhātu¬<br />

pāṭha genannt*): dieselben fallen indeß mehr der Grammatik<br />

anheim: sie sind zum Theil in Prosa, zum Theil in Śloka<br />

geschrieben, welches letztere auch bei sämmtlichen Wörterbüchern<br />

der Fall ist, und wodurch natürlich eine große<br />

Sicherheit des Textes bedingt wird, insofern bei der Verwebung<br />

der einzelnen Verse mit einander EinSchiebungen fast<br />

geradezu unmöglich wurden**).<br />

Als eine dritte Stufe endlich der Sprachwissenschaft<br />

haben wir die Metrik, Poetik und Rhetorik anzusehen.<br />

Die Anfänge der Metrik haben wir schon beim Veda<br />

kennen gelernt (s. p. 25). Das dem Piṅgala zugeschriebene<br />

Lehrbuch erscheint ja sogar als ein Anhang zum Veda<br />

selbst, so wenig Ansprüche es auch darauf hat, insofern es<br />

die allerkunstvollsten, nur in der späteren Zeit gebräuchlichen<br />

Metra aufführt (s. p. 66): wenn ihn die Tradition identisch<br />

a l 9<br />

] seit ich obiges schrieb, ist über diese Frage nichts Neues erschienen.<br />

Zu den bereits damals vorliegenden Ausgaben des Amarakoṣa durch Colebrooke<br />

(1808) und Loiseleur Deslongchamps (Paris 1839. 1845) sind seitdem in Indien<br />

verschiedene neue dergl. getreten. Von andern Wörterbüchern ist die Ausgabe von<br />

Hemacandra's Abhidhānacintāmaṇi durch Böhtlingk und Rieu (1847) und von<br />

Halāyudha's Abhidhānaratnamālā, etwa aus dem Ende des 11. Jahrh., durch<br />

Aufrecht (London 1861) zu nennen. Eine Pāli­Bearbeitung des Amarakoṣa<br />

durch Moggallāna gehört dem Ende des 12.Jahrh. an, s. Ind. Streifen II, 330.<br />

*) über die Literatur derselben s. Westergaard's Vorrede zu seinen<br />

vortrefflichen: Radices Linguae Sanscritae, Bonn 1841,<br />

**) s. Holtzmann a. a. o. p. 17,


248 Metrik. Poetik. Rhetorik.<br />

setzt mit Pataṃjali, dem Verfasser des Mahābhāṣya und<br />

des Yogaśāstra, so mag sie dies für sich verantworten, für<br />

uns ist kein zwingender Grund da es anzunehmen 243<br />

). Auch<br />

die übrigen vorhandenen metrischen Schriften sind sämmtlich<br />

modern, sie haben eben die älteren verdrängt, und tritt dieser<br />

Fall auch bei den poetischen und rhetorischen Schriften<br />

in gleichem Grade ein. Von dem Alaṃkāraśāstra des<br />

Bharata, welches als die Hauptauktorität dafür häufig citirt<br />

wird, scheinen nur diese wenigen Citate erhalten, obschon es,<br />

einem Commentare nach*), sogar selbst nur ein Auszug aus<br />

dem Agnipurāṇa sein soll. Wenn A. W. v. Schlegel in<br />

seinen Réflexions sur l'Etude des Langues Asiat, p. 111 von<br />

einer in Paris befindlichen Handschrift des Sāhi tyadarpaṇa,<br />

eines andern Hauptwerkes hiefür spricht, welche cake 949<br />

d.i. 1027 p. Chr. datire, was natürlich insbesondere für das<br />

Alter der darin citirten Werke von der größten Wichtigkeit<br />

wäre, so bin ich doch von vorn herein fest überzeugt, daß<br />

diese Angabe auf einem Irrthum, resp. Mißverständniß beruht<br />

244<br />

): die ältesten Handschriften, welche ich überhaupt<br />

kennen zu lernen Gelegenheit gehabt habe, sind wie bereits<br />

früher (p. 198) erwähnt, noch nicht 500 Jahr alt, weiter hinaus<br />

werden sich deren wohl schwerlich vorfinden. — In Poetik<br />

und Rhetorik hat übrigens der an feinen Distinktionen so<br />

reiche indische Geist freien Spielraum gehabt, und seine volle<br />

Kraft entfaltet, nicht selten in einer sehr spitzfindigen und<br />

minutiösen Weise 245<br />

).<br />

2 4 3<br />

] vgl. hierüber Ind. Stud. VIII, 158 fg.<br />

*) s. meinen Catalog der Sanskritllandschriften der Berliner Bibliothek<br />

p. 227. [Über das nāṭyaśāstram des Bharata haben wir zuerst nähere Nachricht<br />

durch Hall in seiner Ausgabe des Daśarūpa (1865) erhalten, an deren Schluß<br />

er vier Ci*pp. desselben (l8 —20. 34) im Text mitgetheilt hat; s. noch Wi1h.<br />

Heymann's Angaben darüber in den Göttinger Gel. Anzeigen 1874 p. 86 fg.]<br />

2 4 4<br />

] der sāhityadarpaṇa ist erst gegen Mitte des 15. Jahrh. in Ost­Bengalen<br />

am Ufer des Brahmaputra verfaßt worden, s. Jaganmohanaśarman in der Vorrede<br />

zu seiner Ausgabe des Drama's Caṇḍakauśika p. 2. Edirt ist er schon mehrere<br />

Male in Indien, u.A. auch in der Bibl. Ind. durch Roer (1851 vol.X); Ballantyne's<br />

Übersetzung daselbst ist leider noch immer nicht fertig gedruckt, reicht nur<br />

bis Regel 575; jedoch liegt für den Schluß, von Regel 631 an, eine dgl. von<br />

Pramadā Dāsa Mitra im „Paṇḍit" Nros. 4 — 28 factisch vor.<br />

3 4 5<br />

] Daṇḍin's Kāvyādarśa aus dem 6. Jahrb., und Dhanaṃjaya's Daśa-


Hohes Alter der philosophischen Untersuchungen bei den Indern. 249<br />

Als zweiten Theil der wissenschaftlichen Sanskṛt¬<br />

literatur führen wir die Philosophie auf<br />

Ich stelle dieselbe hier hinter die Sprachwissenschaft,<br />

nicht etwa als ob ich sie in ihren Anfangen für jünger hielte,<br />

sondern weil die vorhandenen Textbücher der philosophischen<br />

Systeme mir jünger dünken, als das Textbuch der Grammatik,<br />

das Sūtram des Pāṇini, insofern in ihnen zum Theil das<br />

Bestehen von Upaniṣaden vorausgesetzt zu werden scheint,<br />

die in ihrer vorhandenen Gestalt offenbar einer verhältnismäßig<br />

sehr späten Zeit angehören.<br />

Die Anfänge der philosophischen Spekulation gehen, wie<br />

wir bereits mehrfach gesehen haben (s. insbesondere p. 28. 29),<br />

in ein sehr hohes Alterthum zurück. Schon in der Saṃhitā<br />

des Ṛk, allerdings wohl in den spätesten Theilen derselben,<br />

finden wir Hymnen, die einen hohen Grad des Nachdenkens<br />

bekunden : insbesondere ist es hier, wie bei allen andern Völkern,<br />

die Frage über die Entstehung der Welt, welche zur<br />

Anstellung philosophischer Betrachtungen die nächste Veranlassung<br />

gab. Das Wundersame der Existenz, des Seins und<br />

Lebens, drängte sich unmittelbar dem Gemüthe auf, und zugleich<br />

damit die Fragen wie wohl dies Räthsel zu lösen sein<br />

möge, was die Ursache davon sei. Am natürlichsten sich<br />

darbietend, und darum in der That auch überall als die ursprünglichste<br />

sich ergebend, ist die Vorstellung einer ewigen<br />

Materie, einer chaotischen Masse, in die allmälig Ordnung<br />

rūpam aus der Mitte des zehnten Jahrh. liegen uns jetzt in der Bibl. Indica vor,<br />

ersterer herausgegeben von Premacandra Tarkavāgīśa (1863), letzteres durch<br />

Hall (1865). Wir lernen daraus u. A. auch das hochwichtige Factum kennen,<br />

daß sich schon zu Daṇḍin's Zeit zwei bestimmte landschaftlich geschiedene<br />

Stylarten (rīti) geltend machten, der Gauḍa­Styl nämlich und der Vaidar¬<br />

b ha­Styl, denen dann im Verlauf der Zeit noch vier andere: Pāncālī, Lāṭī, Āvantikā<br />

und Māgadhī sich angeschlossen haben ; vgl. hiezu meine Abh. über das Rāmā¬<br />

yaṇa p. 76 und Ind. Stud. XIV, 65 fg. Bāṇa gilt als besonderer Vertreter des<br />

Pancāla­Styls, s. Aufrecht in Z. D. M. Ges. XxVH, 93, während z.B. der<br />

Kashmirer Bilhaṇa der Vaidarbharīti huldigt, s. Bühler Vikramānkacar. I. 9).—<br />

vāmana's Kāvyālaṃkāravṛtti ist kürzlich durch Cappeller (Jena 1875) edirt<br />

worden und gehört ihm zufolge in das 12. Jahrhundert. — Mammaṭa's Kāvya¬<br />

prakāśa, in Indien mehrfach edirt, gehört nach Bühler in dieselbe Zeit, da<br />

Mammaṭa nach Hall (vāsavad. Einl. p. 55) mütterlicher Onkel des'verf.'s des<br />

Nai8hadhíya war, s. Bühler im Journ*. Bombay Branch R. A. S. X, 37, meine<br />

Indische Streifen I, 356. und meine Abh. über Hala’s Saptaśatakam p. 11.


250 Die Theorien der Entw ick lung. Fest Stellung und Schöp fung.<br />

und Klarheit hineinkömmt, sei es — und dies sind zwei Ansichten,<br />

deren jede ihre innere Begründung hat, und die sich<br />

daher schon früh entgegengetreten sein müssen — Kraft eigener<br />

innewohnender Entwickelungsfähigkeit, sei es durch<br />

einen Antrieb von außen, durch welchen dann natürlich eo<br />

ipso ein Gegenstand, ein Wesen bedingt wird, welches eben<br />

außerhalb jener chaotischen Masse steht. Ist man erst so<br />

weit gekommen, so liegt dann der Gedanke nicht mehr fern,<br />

dieses den Antrieb gebende Wesen für hoher und erhabener<br />

als jene chaotische Urmaterie selbst, zu halten, und bei fort¬<br />

schreitender Spekulation wird diese Urmaterie allmälig<br />

in eine immer untergeordnetere Stellung hinabsinken, bis zuletzt<br />

ihre Existenz sogar als durch den Willen jenes Wesens<br />

bedingt erscheint, und somit die Idee der Schöpfung entsteht.<br />

Diese allmälige Gradation können wir denn in der That<br />

in den vedischen Texten mit ziemlicher Sicherheit verfolgen:<br />

in den älteren Stellen heißt es noch überall, daß die Welten<br />

mit Hülfe der Metra (dadurch erklärt man sich die Harmonie<br />

des Weltganzen) nur festgestellt, stabhita, skabhita*)<br />

seien, erst im Verlauf entwickelt sich die Vorstellung von einem<br />

sarjanam, Entlassen, Schaffen derselben, und zwar wird das<br />

schaffende Wesen mit der Zeit immer transcendenter und<br />

übernatürlicher gedacht, so daß zur Vermittlung zwischen<br />

demselben und der Realität Mittelstufen, Demiurgen, nöthig<br />

werden, durch deren Classifikation und Systematisirung sich<br />

die Spekulation Klarheit zu schaffen ringt, aber natürlich nur<br />

immer mehr Verwirrung schafft. Wir haben somit drei verschiedene<br />

Ansichten über die Entstehung der Welt, die von<br />

*) interessant ist es, daß unser Wort „schaffen" auf diese Wurzel stabh,<br />

skabh, feststellen, zurückgeht, ursprünglich also keineswegs den Sinn hat, in<br />

welchem wir es gebrauchen: die Idee von dem „Feststellen" der Welten mag<br />

sonach vielleicht schon in die Zeit gehören ‚ wo Germanen und Inder noch zu¬<br />

8ammenwohnten : oder hat sich derselbe Gebrauch des Wortes selbstständig bei<br />

beiden Völkern entwickelt? Könnte etwa die gähnende Tiefe des Chaos,<br />

gahanam gambhīram, ginunga gap, auch als eine solche Urvorstellung<br />

angeführt werden? [Di« hier angenommene Beziehung unseres „schaffen" zu<br />

stabh, skabh, ax7jrr\fiv ist sehr zweifelhaft, und gehört es vielmehr wohl etwa<br />

zu schaben, scabere, axanTtii'].


Allmàlige Entwicklung dieser Theorieen zu philosophischen Systemen. 251<br />

der Entwicklung, der Feststellung und der Schöpfung<br />

derselben. Die beiden ersten stimmen insofern zusammen, als<br />

die Lehre von der Entwicklung auch eines Feststellers bedarf,<br />

sind aber eben genügend dadurch getrennt, daß dieser Feststeller<br />

in der ersteren als die erste Produktion der Entwicklungskraft<br />

der Urmaterie, in der zweiten dagegen als ein außerhalb<br />

derselben für sich bestehendes Wesen betrachtet wird.<br />

Die Lehre von der Schöpfung geht meist auf einen Wunsch<br />

des Schöpfers zurück, nicht mehr allein zu sein, welchem<br />

Wunsche dann die Emanation selbst unmittelbar nachfolgt,<br />

entweder indem zunächst ein weibliches Wesen aus ihm her¬<br />

vorgeht, im Verein mit welchem er die weitere Schöpfung<br />

durch einen Zeugungsproceß*) vollbringt, oder indem ihm zunächst<br />

der Lebenshauch emanirt, aus diesem das Weitere, oder<br />

auch indem das Aussprechen des Wunsches selbst schon die<br />

Schöpfung involvirt, und somit die vāc, die Sprache als die<br />

unmittelbare Quelle derselben erscheint, oder endlich in mannigfach<br />

anderer Weise. Die Auffassung, daß die Welt nur eine<br />

Täuschung sei, gehört erst der spätesten Ausbildung dieser<br />

Emanationstheorie an. — Eine Übersicht nun über die all¬<br />

mälige Entwicklung jener drei verschiedenen Ansichten zu<br />

vollständigen philosophischen Systemen läßt sich vor der Hand<br />

auch noch nicht annähernd versuchen: dazu müssen erst die<br />

Brāhmaṇa und Upaniṣad gründlich studirt werden. Dann<br />

erst wird sich auch die Frage entscheiden lassen, ob für die<br />

Anfänge der griechischen Philosophie ein Zusammenhang mit<br />

der indischen irgend statuirt werden kann, insbesondere mit<br />

Bezug auf die fünf Elemente**), was vor der Hand jedenfalls<br />

unsicher ist***). Die Gründe, aus welchen für die vorhandenen<br />

Textbücher (sūtra) der indischen philosophischen Systeme<br />

ein verhältnißmäßig spätes Alter zu folgern ist 246<br />

),<br />

*) durch einen Incest also: darauf bezieht sich die Sage von dem Incest<br />

des Hercules mit seiner Tochter bei Megasthenes.<br />

**) und in Bezug auf die Lehre von der Seelenwanderung!<br />

***) s. M. Müller in derZ.D.M.G. VI, 18ff. [Vgl. meine Anzeige v. Schlüters<br />

Buch : „ Aristot. Metaphysik eine Tochter ¾. Sānkhyalehre" i. Lit. C. BI. 1874 p.294.]<br />

2 4 6j Vgi. Cowell zu Colebrooke misc. ess. I, 354 ,,the sūtras as we bave


252 Das S āṃk hy a­System.<br />

habe ich bereits früher (p.31) im Allgemeinen angegeben.<br />

Leider liegen uns dieselben noch nicht selbst vor*), und bin<br />

ich im Folgenden hauptsächlich auf Colebrooke's Abhandlungen<br />

darüber angewiesen 247<br />

).<br />

Als das älteste philosophische System erscheint die<br />

Sāṃkhyalehre, welche eine Urmaterie als Grund der Welt<br />

aufstellt, aus der sich dieselbe successive entwickelt habe.<br />

Das Wort Sāṃkhya selbst kommt erst in den späteren<br />

Upaniṣad**) vor, während in den früheren Upaniṣad<br />

und Brāhmaṇa die Lehren, welche später dem Sāṃ¬<br />

khyasysteme angehören, noch in bunter Vermischung mit<br />

Lehren entgegengesetzter Ansicht stehen und mit denselben<br />

unter den gleichen <strong>Name</strong>n Mīmāṃsā (√man, Spekulation),<br />

Ādeśa (Lehre), Upaniṣad (Sitzung) etc. aufgeführt werden.<br />

Veranlaßt dazu, die Sāṃkhyalehre für das älteste der vorhandenen<br />

Systeme zu halten, fühle ich mich besonders durch<br />

die <strong>Name</strong>n, welche als die Hanptträger desselben genannt<br />

them can not be the original form of the doctrines of the several schools. They<br />

are rather a recapitulation of a series of preceding developments, which had<br />

gone on in the works of successive teachers".<br />

*) nur zwei derselben sind bereits in Indien edirt: von der Herausgabc<br />

des Vedāntasūtra nebst Śaṃkara's Comm. dazu habe ich aber noch kein<br />

Exemplar zu sehen bekommen: nur die Edition des Nyāyasūtra ist mir<br />

bekannt. Gegenwärtig werden jene Texte sämmtlich in Indien durch Dr. Bal¬<br />

lantyne nebst englischer Übersetzung herausgegeben [; von diesen unter den<br />

Titeln „Aphorisms of the Sānkhya, Vedānta, Yoga etc." erschienenen sich auf alle<br />

sechs Systeme erstreckenden Ausgaben, in denen jedes sūtram stets von Übersetzung<br />

und Comm. gefolgt ist, sind leider nur je einige Hefte erschienen.]<br />

2 4 7<br />

] dieselben sind in der neuen Ausgabe von Colebrooke's essays (1873)<br />

mit vortrefflichen Noten Cowell's begleitet. Es ist hier eben seit Obigem viel<br />

Neues hinzugekommen, durch die Arbeiten von Roer, Ballantyne, Hall, Cowell,<br />

Müller, Gough, K. M. Banerjea, Barth. St Hilaire. In der Bibl. Indica und in der in<br />

Benares erscheinenden Zeitschrift Paṇḍit sind viele höchst wichtige Text­Ausgaben<br />

erschienen, und liegen jetzt die Sūtra aller sechs Systeme mit ihren Hauptcom¬<br />

mentaren, drei von ihnen auch bereits in Übersetzung, vor. S. insbesondere<br />

noch den Sarvadarśanasarpgraba des Madhava, in der Bibl. Indica (1853— 58)<br />

edirt durch īśvaracandra Vidyāsāgara, so wie Hall's bibliographischen Index of<br />

the Ind. phil. syst. (1859).<br />

**) des Taittirīya und Atharvan, sowie im 14. Buche der Nirukti,<br />

resp. auch in der Bhagavadgītā; in seiner Bedeutung ist das Wort eigentlich<br />

ziemlich unklar und wenig signifikant: sollte der Gebrauch desselben etwa durch<br />

das Danebenstehen der Lehre des Śākya irgendwie influenzirt und bedingt<br />

worden sein? oder bezieht er sich wirklich lediglich auf die 25 Principien?<br />

[Letzteres ist in der That wohl der Fall, s. darüber Ind. Stud. IX, 17 fg.<br />

Kapilas tattvasaṃkhyātā Bhag. Pur. III, 25, 1.]


Das Sāṃkhya­System. 253<br />

werden: Kapila, Pañcaśikha und Āsuri. Was zunächst<br />

den letzten dieser drei <strong>Name</strong>n betrifft, so wird derselbe überaus<br />

häufig im Śatapatha-Brāhmaṇa als der einer bedeutenden<br />

Auktorität für Opferritual und dergl. citirt, ebenso<br />

auch in den Lehrerlisten desselben (resp. als ein Schuler des<br />

Yājñavalkya und als nur eine oder wenige Generationen<br />

früher als Yāska). Kapila ferner ist schwerlich ohne Bezug<br />

zu dem Kāpya Pataṃcala, den wir im Yājñavalkīya¬<br />

kāṇḍa des Vṛhad­Āraṇyaka als einen eifrigen Vertreter<br />

der brāhmanischen Wissenschaft genannt finden: auch hat<br />

Kapila, was von keinem andern dieser angeblichen Sūtra­<br />

Verfasser berichtet wird, später die göttliche Würde selbst<br />

erhalten, in welcher wir ihn z. B. in der Śvetāśvata¬<br />

ropaniṣad vorfinden*). Insbesondere aber ist der enge<br />

Zusammenhang seiner Lehre mit dein Buddhismus 248<br />

), dessen<br />

Legenden zudem ihn, wie den Pañcaśikha stets als lange<br />

vor Buddha vorausgegangen erwähnen, entscheidend dafür,<br />

daß das seinen <strong>Name</strong>n tragende System für das älteste zu<br />

gelten hat 24


254 Das Yo g a­System.<br />

steht sonach in enger Verbindung mit der über die Entstehung<br />

des Buddhismus überhaupt, worauf wir unten bei<br />

der Übersicht der buddhistischen Literatur zurückkommen<br />

werden. Als zwei andere Hauptlehrer des Sāṃkhya¬<br />

system's als solchen erscheinen etwa im 6. Jahrhundert<br />

unserer Zeitrechnung Īśvarakṛṣṇa und Gauḍapāda:<br />

ersterer wird sogar (nach Colebrooke I, 103) direkt als<br />

Verfasser der vorliegenden Sāṃkhyasūtra angegeben, und<br />

letzterer hat deren Lehre auch in mehreren Upaniṣad<br />

niedergelegt 240<br />

).<br />

An das Sāṃkhyasystem schließt sich als eine weitere<br />

Entwicklung das Yogasystem des Pataṃjali an 251<br />

), den wohl<br />

sein <strong>Name</strong> als einen Nachkommen jenes Kāpya Pataṃcala<br />

im Vṛhad­Āraṇyaka bezeichnet. Neben ihm, resp. vor ihm,<br />

wird Yājñavalkya, die Hauptauktorität des Śatapatha-<br />

Brāhmaṇa, auch als ein Haupturheber der Yog a lehre<br />

2 50<br />

] die Sūtra des Kapila, das sogenannte Sāṃkhyapravacanam, liegen uns<br />

jetzt nebst dem Comm. des Vijñānabhikṣu in der Bibl. Ind., herausgegeben<br />

durch Hall, vor (1854—56); auch Ballantyne’s Übersetzung derselben erschien<br />

ebendas. (1862—65), In der Vorrede zum S. Prav., so wie in der mehrere Jahre<br />

späteren Vorrede zu seiner Ausgabe von Vijñānabhikṣu's Sāṃkhyasāra (1862<br />

bis 1865) giebt Hall speciellen, ihn selbst indeß noch keineswegs befriedigenden<br />

(s. seine Note zu Wilson's Viṣṇu Pur. III, 301) Bericht über Kapila und die<br />

vorhandenen Hauptwerke des Sāṃkhya Systems. Er betrachtet das Sāṃkhya¬<br />

pravacanam als ein sehr secundäres Product, welches sogar hie und da „may<br />

be suspected of occasional obligation to the kārikās of Īśvarakṛṣṇa" (Sāṃ¬<br />

khyasāra pref. p.12). Die Alterthümlichkeit Kapila’s selbst, so wie „his alleged<br />

connexion with the Sāṃkhya" werde hierdurch natürlich nicht berührt (p. 20).<br />

So betrachtet denn auch Cowell (zu Colebrooke Misc. Ess. I, 354) die Sāṃkhya­<br />

Schule selbst als „one of the earliest"; die sūtra dagegen seien eben secundär,<br />

da sie nicht nur „refer distinctly to Vedānta texts", sondern auch „expressly<br />

mention the Vaiśeṣika in I‚ 25. V, 85; for the nyāya cf. V, 27. 86, and for the<br />

yoga I, 90." Wirklich mit <strong>Name</strong>n citirt werden darin übrigens außer den Vaiśe­<br />

ṣika I. 25 nur Pañcaśikha (V, 32. VI. 68) und Sanandanācārya VI. 69. Von<br />

Interesse immerhin ist auch die Gegenüberstellung von Srughna und Pāṭaliputra<br />

(I‚ 28) als Beispiele örtlicher Getrenntheit (ähnlich im M.Bhāṣya s. Ind. Stud.<br />

XIII. 378).<br />

251<br />

] das dem Pataṃjali zugeschriebene yogasūtram (ebenfalls sāṃkhyapravacana¬<br />

sūtram genannt), mit Auszügen aus Bhoja's Commentar dazu, hat Ballantyne in<br />

Text und Übersetzung zur Hälfte in den „Aphorisms" edirt, die zweite Hälfte<br />

ist ebenso im „Paṇḍit" (No. 28—68) durch Govíndadevaśāstrin publicirt worden.<br />

— Eine āryāpancāśīti des Śeṣa (worunter der Herausgeber den Pataṃjali versteht),<br />

in welcher das Verhältniß von prakṛti und puruṣa in Viṣṇu­itischem Sinne<br />

erläutert wird, hat Bālaśāstrin im „Pa‡ḍit" (No. 56) edirt; es existirt davon<br />

auch eine Śiva-itische Bearbeitung durch ^bhinavagupta s. Z. D.M.G. XXVII, 167.


Das Yoga­System. Deistische Secten. 255<br />

betrachtet, doch erst in späteren Schriften*). Ob Pataṃjali<br />

identisch ist mit dem Verfasser des Mahābhāṣya, bleibt<br />

vor der Hand fraglich. Das Wort Yoga im Sinne von<br />

„Vereinigung mit dem höchsten Wesen, Versenkung in dasselbe,<br />

durch die Kraft der Meditation" findet sich erst in den<br />

späteren Upan. vor, insbesondere im 10. Buche des Taitt.<br />

Āraṇy. und in der Kāṭhakop., wo denn auch die betreffende<br />

Lehre selbst vorgetragen wird 252<br />

): danach beruht dieselbe,<br />

wie es scheint, wesentlich auf einem Dualismus, also auf der<br />

Feststellungs­Theorie, doch so, daß in der Kāṭhakop.<br />

wenigstens der Puruṣa, Urgeist, bereits vor dem Avyaktam,<br />

Urstoff, steht, aus deren Beider Vereinigung dann der mahān<br />

ātmā, der Lebensgeist, hervorgeht. Die Verbindung mit der<br />

Sāṃkhyalehre ist übrigens im Einzelnen noch ziemlich unklar,<br />

so sehr sie auch äußerlich durch die stete Zusammenerwäh¬<br />

nung von Sāṃkhya­Yoga, meist als Compositum, gesichert<br />

ist. Insbesondere scheinen beide Lehren eine Vermischung<br />

ihres Puruṣa, Īśvara, mit den Hauptgottheiten<br />

der Volksreligion, mit Rudra und Kṛṣṇa, begünstigt zu<br />

haben, wie aus der Śvetāśvaropaniṣad, der Bhagavad¬<br />

gītā und vielen Stellen im 12. Buche des Mahā­Bhārata<br />

zu schließen ist**). Eine ganz eigenthümliche, im Verlauf<br />

*) insbesondere im 12. Buche des M. Bhārata, wo er nebst Jan aka<br />

eigentlich ganz als buddhistischer Lehrer geschildert wird, deren äußeres Hauptmerkmal<br />

ja eben das kāṣāyadhāraṇam mauṇḍyam war (M.Bh. XII, 11888.<br />

566). Aus dem Yājñavalkīyakāṇḍa ergiebt sich wenigstens, daß beide<br />

dem religiösen Bettelwesen großen Vorschub geleistet haben: auch in den<br />

Atharvopaniṣad zeigt sich dies deutlich (s. p. 180). [In der Yājñavalkya¬<br />

smṛti III, 110 bezeichnet sich angeblich Y. selbst direkt als Verf. des āraṇyaka<br />

sowohl als des yogaśāstra.]<br />

- ä 2<br />

j in diesen und ähnlichen Upaniṣad so wie in Manu's Dharmaśāstra<br />

(vergI. Johäntgen's Abhandl. über das Gesetzbuch des Manu 1863) haben wir<br />

überhaupt die ältesten Keime resp. Documente der atheistischen Sāṃkhya- und<br />

der deistischen Yoga-Lehre zu suchen.<br />

**) so insbesondere für die Bhāgavata-, Pāncarātra-, Pāśupata-Lehre.<br />

[Ein allscheinend auf die Bhagavadgītā gestütztes, specien die Hingabe an Gott<br />

(bhaktir īśvare) betonendes Sūtram der Pāñcarātra­Lehre, welches anscheinend<br />

schon Śaṃkara erwähnt (Vedāntasūtrabh. II, 2, 45), ist das des Śāṇḍilya,<br />

herausgegeben durch Ballantyne in der BibI. Ind. 1861, s. darüber Cowell zu<br />

Colebrooke misc. ess. II, 438. Auf die Entwickelung dieser Lehre von der bhakti<br />

sind, nach Wilson's Vernluthung, christliche Anschauungen von Einfluß gewesen, s.<br />

in.Abh.üb. d. R. Tāp. Up.p.277.360. DasNāradapañcarātram, in derBibl.Ind. durch<br />

K.M.Banerjea ed. (1861­66), ist ein rituelles, kein philos. Textbuch der Vaiṣṇava.j


256 Einfluß von Sāṃkhya­Yoga auf die Gnostiker u. den Śūfismus. Die beiden<br />

immer ausschließlicher entwickelte, Seite der Yogalehre ist<br />

die Yogapraxis, d.i. die äußeren Mittel, Büßungen, Kasteiungen<br />

u. dergl., durch welche man eben jene Versenkung<br />

in die höchste Gottheit zu erreichen strebt. In den epischen<br />

Gedichten tritt dieselbe schon in voller Kraft auf, insbesondere<br />

aber in den Atharvopaniṣad. Auch Pāṇini lehrt bereits<br />

die Bildung des <strong>Name</strong>ns yogin.<br />

Die Hauptblüthe des Sāṃkhyayoga fällt wohl in die<br />

ersten Jahrhunderte p. Chr., da sich sein Einfluß auf die<br />

Entwicklung der gnostischen Lehren in Vorderasien nicht<br />

verkennen läßt: dadurch schon, und später auch direkt, hat<br />

er ferner auch auf die Bildung des Śūfismus bedeutend eingewirkt*):<br />

Albīrūṇī übersetzte im Anfang des 11. Jahrh.<br />

das Werk des Pataṃjali in das Arabische, ebenso auch<br />

das Sāṃkhyasūtram, wie es scheint**) (: die Angaben über<br />

den Inhalt dieser Werke stimmen indeß schlecht zu dem<br />

Sanskrittexte).<br />

Später als die Sāṃkhyalehre scheint die Lehre der<br />

beiden Mīmāṃsā in ihre vorliegende systematische Form<br />

gebracht worden zu sein 253<br />

), und zwar die Pūrvamīmāṃsā<br />

wieder früher als die Uttaramīmāṃsā, wie wohl schon diese<br />

beiderseitigen <strong>Name</strong>n selbst andeuten. Beide Mīmāṃsā haben<br />

wesentlich den Zweck, die in den Brāhmaṇa, in der heiligen<br />

Offenbarung, vorgetragenen Lehren mit einander in Über¬<br />

einstimmung und Einklang zu setzen, ihren wahren Sinn zu<br />

bestimmen, und zwar bilden die Vorschriften über die Wcrk¬<br />

thätigkeit den Gegenstand der Pūrvamīmāṃsā, die davon<br />

*) s. [Lassen Ind. Alf. In, 379 fg.]; Gildemeister script. Arab, de reb.<br />

Ind. p. 112 ff.<br />

**) s. Reinaud im Journ. Asiat. Aug. 1844 p. 121—24. H. M. Elliot<br />

bibl. index to the hist, of Muhammedan India I, 100.<br />

2 5 3<br />

l nachdem zur Zeit, Hall zufolge, die Alterthümlichkeit der vorliegenden<br />

Form der Sāṃkhyasūtra so sehr zweifelhaft geworden ist, wird obige Annahme<br />

ihrerseits natürlich auch sehr bedenklich. Es kommt dazu, daß, wie wir<br />

sogleich sehen werden, in beiden Mīmāṃsāsūtra mehrfach Lehrer citirt werden,<br />

die uns aus der vedischen sūtra­Literatur bekannt sind, während in den beiden<br />

Sāṃkhyapravacanasūtra nichts der Art geschieht. Das höhere Alter der betreffenden<br />

Doctrinen freilich wird dadurch nicht berührt, denn die <strong>Name</strong>n Kapila, Pataṃjali,<br />

Yājñavalkya selbst reichen ja ihrerseits entschieden weit höher hinauf (in die Auslaufe<br />

der Brāhmaṇa­Literatur selbst hinein), als die <strong>Name</strong>n Jaimini und Bādarāyaṇa.


Die beiden Mīmāṃsā­Systeme. Das Jaiminisūtram. 257<br />

auch Karmamīmāṃsā heißt, die Lehren dagegen über das<br />

"Wesen des schaffenden Princips und sein Verhältniß<br />

zur Welt den Gegenstand der Uttaramīmāṃsā, die davon<br />

auch Brahmamīmāṃsā, Śārīrakamīmāṃsā (Verkörperungslehre),<br />

resp. auch Vedānta (Ziel des Veda) genannt ist.<br />

Der Ausdruck Mīmāṃsā bedeutet ursprünglich nur Spekulation<br />

überhaupt, kommt häufig in dieser Beziehung in den<br />

Brāhmaṇa vor und ist erst später technisch geworden 251<br />

):<br />

letzteres ist wohl auch mit Vedānta der Fall, welches Wort<br />

sich übrigens erst in den späteren Upaniṣad, im 10. Buche<br />

des Taittirīya­Āraṇyaka und in der Kāṭhakopaniṣad‚<br />

Muṇḍakopaniṣad etc. vorfindet.<br />

Das Karmamīmāṃsāsūtram wird dem Jaimini zugeschrieben,<br />

der uns in den Purāṇa als der Offenbarer des<br />

Sāmaveda genannt wird, in der vedischen Literatur aber<br />

suchen wir vergebens einen Anhaltspunkt für seinen <strong>Name</strong>n*),<br />

2 5 4<br />

] im Mahābhāṣya ist mīmānsaka nach Kaiyaṭa als mīmāṃsām adhīte<br />

ZU fassen ; und da das Wort darin auch genüber von aukthika vorkommt, so<br />

könnte es sich dabei in der That wirklich auf den Gegenstand der pūrva¬<br />

mīmāṃsā beziehen; das richtige Wort indeß für einen solchen Studien gerade<br />

obliegenden scheint daselbst doch eher yājñika zu sein, s. Ind. Stud. XIII, 455 —6.<br />

*) mit Ausnahme von zwei wohl interpolirten Stellen in den Gṛhya¬<br />

sūtra des Ṛk, s. p. 62. 63. — Auch in dem Gaṇapāṭha des Pāṇini, den<br />

man vor der Hand eben nur negativ, obwohl auch dabei nur mit gebührender<br />

Vorsicht, gebrauchen kann, findet sich nichts dafür: da das Wort irregular gebildet<br />

ist (von jeman sollte man jaimani erwarten), scheint auf diesen Umstand<br />

hier etwas Gewicht gelegt werden zu können. [Auch im Mahābhāṣya<br />

findet er sich anscheinend nicht vor, s. Ind. Stud. Xllī, 455. Dagegen erscheint<br />

der <strong>Name</strong> J. im Schlußvaṃśa des Sāmavidhānabr. (s. bereits Ind. Stud. IV, 377),<br />

und zwar wird sein Träger daselbst als Schüler des vyāsa Pārāśarya, Lehrer<br />

eines Pauṣpiṇḍya bezeichnet, was ganz entsprechend ist der Angabe des viṣṇu<br />

Pur. III, 6, 1. 4, wo er als Lehrer des Pauṣpiṃji erscheint (vgl. auch Raghuv.<br />

18, 82. 33). Die specielle Beziehung eines Jaimini zum Sāma veda ergiebt<br />

sich ja auch aus den zu viṣṇu Pur. III, 4, 8. 9 stimmenden Angaben der<br />

Ṛk-grihya (s. oben note 49), wie denn ja auch im Caraṇavyūha (Ind. Stud. III,<br />

274) eine Sāman-Schule der Jaiminīya aufgeführt wird, die noch zu bestehen<br />

scheint (s. oben not. 60). Im pravara-Abschnitt des Āśval. śrautas. XII, 10<br />

werden die Jaimini zu den Bhṛgu gerechnet. — Mit dem Allen gewinnen wir nun<br />

freilich für die Zeit unseres Jaimini oben, dessen Werk zudem eigentlich doch mehr<br />

zu dem Yajurveda als zu dem Sāmaveda in Bezug steht, keinen direkten Anhalt.<br />

— Dem Paficatantra zufolge ist der Mīmāṃsākṛt Jaimini von einem Elephanten<br />

getödtet worden, eine bei dem Alter dieses Werkes immerhin ganz schätzens¬<br />

derthe Angabe, obschon andererseits freilich bei den mannichfachen Textverän¬<br />

derungen, die dasselbe erfahren hat, leider keine Garantie dafür besteht, daß<br />

wiese Noti2 auch bereits dem ursprünglichen Text­Bestände desselben, welcher


Das Karmamīmāṃsāsūtram des Jaimini.<br />

Von den Lehrern indeß, die in diesem Sūtra citirt sind,<br />

Ātreya, Bādari, Bādarāyaṇa, Lābukāyana (?) 255<br />

),<br />

Aitiśāyana, lassen sich wenigstens der erste im Taitt.<br />

Prātiśākhya und der zweite im Śrautasūtra des Kātyāyana<br />

nachweisen: die Familie der Aitaśāyana treffen wir<br />

gar schon im Kauṣītaki­Brāhmaṇa an*). Bādarāyaṇa<br />

ist der <strong>Name</strong> des Verfassers des Brahmamīmāṃsāsūtra:<br />

aus seiner Erwähnung hier folgt aber keineswegs etwa, daß<br />

sein Sūtram älter sei als das Sūtram des Jaimini, denn<br />

theils konnte das Wort ja als Patronymicum allenfalls auch<br />

mehrere Personen bezeichnen, theils finden wir umgekehrt in<br />

dem Sūtra der Brahmamīmāṃsā wieder den Jaimini<br />

citirt: hieraus, so wie aus dem Umstände, daß in beiden<br />

Sūtra je deren betreffende Verfasser selbst vielfach citirt<br />

werden, geht vielmehr nur zur Genüge hervor, daß dieselben<br />

eben gar nicht von ihnen selbst, sondern erst von ihren beiderseitigen<br />

Schulen zusammengestellt worden sind**). Der<br />

<strong>Name</strong> Bādarāyaṇa läßt sich übrigens keineswegs „in Pā¬<br />

ṇini" nachweisen, wie neuerdings irrthümlich behauptet<br />

wurde***), sondern nur im Gaṇapāṭha zu Pāṇini, einer vor<br />

der Hand ziemlich unsicheren Auktorität. — Als Haupterklärer<br />

der JaiminÌ8Ūtra werden Śabarasvāmin 256<br />

) und nach ihm<br />

im 6. Jahrhundert nach Persien wanderte, angehört hat (vergl. Ind. Stud. VIII.<br />

159). — Unter dem <strong>Name</strong>n Jaiminisūtra geht übrigens auch ein astrologisches<br />

(jātaka-) Lehrbuch, s. Catalogue of Skr. Mss. N. W. Prov. (1874) p. 608. 510.<br />

514. 532.<br />

3 5 8<br />

] sollte nicht an der betreffenden Stelle (VI, 7, 37) etwa Lāmakāyana zu<br />

lesen sein? es ist dies der <strong>Name</strong> eines in den Sāmasūtra mehrfach genannten<br />

Lehrers, s. Ind. Stud. IV, 834. 373. — Die anscheinende Erwähnung Buddha's<br />

in I‚ 2, 33 (buddhaśāstrāt) ist eben nur eine anscheinende; das Wort buddha<br />

hat hier gar nichts mit dem <strong>Name</strong>n Buddha zu thun. — Wohl aber treten noch<br />

Kārṣṇājini (IV, 3, 17. VI. 7, 35) und Kāmukāyana (XI, 1, 51) zu den obigen<br />

<strong>Name</strong>n hinzu ; der erste derselben findet sich auch bei Kātyāyana und im Vedānta¬<br />

sūtra, der zweite nur im gaṇa Nada.<br />

*) XXX, 5: und zwar wird sie daselbst als der Auswurf des Bhṛgu¬<br />

geschlechtes, pāpiṣṭhā bhṛgūṇām, bezeichnet<br />

**) s. Colebr. I. 102. 103. 328., und oben p. 53.<br />

***) von M. Müller in seinen tybrigens sehr werthvollen Beiträgen zur<br />

Kenntniß der indischen Philosophie in der Z. der D. M. G. VI, 9.<br />

3 5 6<br />

J dieser Commentar des Śabarasvāmin, der schon von Śaṃkara citirt<br />

wird (vedántasūtrabh. III, 3, 53), nebst dem Text des Jaimini selbst, ist annoch


as Brahinasūtram des Bādarāyaoa. 259<br />

Kumārilabhaṭṭa genannt, welcher letztere noch vor Śaṃ¬<br />

kara gelebt haben soll*).<br />

Das Brahmasūtram**) gehört, wie wir eben sahen, dem<br />

Bādarāyaṇa an. Die Ansicht, daß die Schöpfung nur<br />

eine Täuschung sei und das transcendente Brahman allein<br />

das Wirkliche, aber ohne irgend persönliche Existenz rein in<br />

absoluter Unendlichkeit thronend, ist die Grundlehre dieses<br />

Systems, und wird als das Endziel des Veda selbst darin<br />

nachzuweisen gesucht, indem alle Stellen desselben mit diesem<br />

monotheistischen Pantheismus in Einklang gebracht und die<br />

verschiedenen Auffassungen des Sāṃkhya (Atheisten), Yoga<br />

(Theisten) und Nyaya (Deisten) etc. in ihrer Nichtigkeit zurückgewiesen<br />

werden. Schon aus dieser Bezugnahme auf die<br />

andern Systeme scheint die Posteriorität des Brahmasūtra<br />

zu erhellen: indeß ist es vor der Hand noch ungewiß, ob die<br />

Polemik darin sich wirklich schon gegen die vorhandenen<br />

Formen dieser Systeme richtet, oder nicht vielleicht nur gegen<br />

die Ansichten, aus denen diese hervorgegangen sind. Die<br />

<strong>Name</strong>n von Lehrern wenigstens, die im Brahmasūtra genannt<br />

werden, finden sich großentheils in den Śrauta-Sūtra<br />

wieder, so Āśmarathya bei Āśvalāyana***), Bādari ferner,<br />

in der BibI. Ind. in der Publication, durch Maheśacandra Nyāyaratna, begriffen,<br />

(seit 1863; das letzte Heft. 1871, geht bis IX, 1, 5). — Auch der von Gold¬<br />

stücker herausgegebene Jaiminīyanyāyamālāvistara Mādhava's (1865 fg.)<br />

ist annoch unvollendet, s. meine Ind. Streifen II, 376 fg.<br />

*) s. Colebr. I, 298: der ziemlich moderne Titel bhaṭṭa indeß erregt<br />

dagegen einiges Bedenken: gehört er ihm etwa ursprünglich nicht an? [Nach<br />

Cowell zu Colebr. Misc. Ess. I, 323 n. finden sich in der That bei Śaṃkara<br />

„allusions to Kumārilabhaṭṭa, if no direct mention of him"; der Titel bhaṭṭa<br />

gehört ihm gerade ganz speciell zu: „he is emphatically designed by his title<br />

Bhaṭṭa"; derselbe kommt im Übrigen ja auch dem Bhatta Bhāskara Miśra,<br />

dem Bhaṭṭotpala zu und ist somit keineswegs „ziemlich modern ".j<br />

**) dieser <strong>Name</strong> selbst findet sich in der Bhagavadgītā XIII. 4 vor<br />

mag daselbst indeß wohl als appellatlvura, nicht als nomen proprium zu fassen sein<br />

***) wir sahen bereits (p. 58), daß der Āśmarathaḥ kalpah van dem<br />

Scholiasten zu Pāṇini als Beispiel der neuen kalpa im Verhältniß zu den<br />

früheren angeführt, resp. als gleichzeitig mit Pāṇini betrachtet wird: wenn der<br />

Scholiast dieses Beispiel, wie wahrscheinlich, aus dem Mahābhāṣya entlehnt<br />

hat [dies ist nicht der Fall, s. Ind. Stud. XIH, 455], ist diese Angabe von Bedeutung.<br />

— Beiläufig erwähne ich, daß Aśmarathya im g. garga enthalten<br />

ist, Auḍulomi im g. bāhu, Kṛṣṇājina ìm g. tika und g. upaka, in<br />

letzterem auch Kāśakritsna: die Auk tori tôt des Gaoapāṭha ist aber freilich<br />

eine ganz unsichere und für Pāṇrni's Zeit nichts beweisend.


260<br />

Die etwaige Lebenszeit des Bādarāyaṇ<br />

Kārṣṇājini und Kāśakritsni bei K ā t y ā y a n a<br />

[s. oben p. 155], Ātreya endlich im Taitt. Prātiśākhya.<br />

Der <strong>Name</strong> des Auḍulomi gehört dem Brahmasūtra<br />

allein an 257<br />

). Über die Erwähnung des Jaimini und des<br />

Bādarāyaṇa selbst habe ich bereits gesprochen. — Windischmann<br />

in seinem vortrefflichen Śaṃkara (Bonn 1832)<br />

hat nun übrigens das Alter des Brahmasūtra wirklich<br />

direkt zu fixiren gesucht. Bādarāyaṇa trägt nämlich auch<br />

den Beinamen Vyāsa, und wird das Brahmasūtram daher<br />

direkt auch Vyāsasūtram genannt. Nun finden wir in dem<br />

Śaṃkaravijaya, einer Lebensbeschreibung des.berühmten<br />

Vedānta-Commentators Śaṃkara, die angeblich von einem<br />

seiner Schüler herrührt, angegeben (s. Windischm. a. a. O.<br />

p. 85. Colebr. I, 104), daß Vyāsa der Vater des Śuka<br />

hieß, welches letzteren Schüler Gauḍapāda, der Lehrer des<br />

Govindanātha, wie dieser der Lehrer des Śaṃkara war 258<br />

),<br />

so daß die Zeit dieses Vyāsa danach hypothetisch etwa<br />

2—300 Jahre vor Śaṃkara, resp. also 500—400 p.Chr. gesetzt<br />

werden könnte. Es muß nun zwar dieser Punkt vor<br />

der Hand noch unentschieden*) bleiben, insofern es sich fragt?<br />

ob dieser Vyāsa eben mit dem Vyāsa Bādarāyaṇa wirklich<br />

identisch zu setzen sei, doch ist mir dies wenigstens sehr<br />

wahrscheinlich 259<br />

).<br />

2 5 7<br />

l er wird indeß auch im Mahābhāṣya bereits erwähnt, zú Pān. IV,<br />

1, 85. 78 s. Ind. Stud. XIH, 415,<br />

2 5 8<br />

] s. jetzt in Aufrecht's Catalogus p. 255 b die betreffende Stelle aus<br />

Mādhava's (!) Śaṃkaravijaya v, 5 (vielmehr v, 105, zufolge der in Bombay 1864<br />

mit Dhanapatisūri's Comm. erschienenen Ausgabe des Werkes), und ibid. p.227b<br />

die gleichen Ausgaben aus einem andern Werke. Der Śaṃkaradigvijaya des<br />

Anandagiri dagegen, bei Aufrecht p. 247 fg. (jetzt auch in der Bibl. Ind. vdr­ ‚<br />

liegend, herausgegeben durch Jayanārāyaṇa, 1864—68), enthält nichts htevon.<br />

*) Śaṃkara zu Brahmasūtra III, 8, 32 erwähnt, daß Apāntara¬<br />

tamas als Kṛṣṇa­Dvaipāyana zur Zeit des Übergangs des Kaliyuga<br />

in das Dvāparayugam gelebt habe: daraus nun, daß er nicht zugleich ausdrücklich<br />

angiebt, daß dies der vyāsa Bādarāyaṇa, Verfasser des Brahmasūtra,<br />

sei, schließt Windischmann, wohl mit Recht, daß in seinen Augen<br />

beide Personen getrennt waren. Im M. Bhārata XII, 12158 ff. wird aber dagegen<br />

Cuka ausdrücklich als Sohn des Kṛṣṇa Dvaipāyaṇa (Vyāsa<br />

Pārāśarya) angegeben: die betreffende Episode gehört indeß allerdings mit zu<br />

den spätesten Eindringlingen (wie die Erwähnung der Cīna und Hūṇa, Chinesen<br />

und Hunnen, zeigt).<br />

2 5 e<br />

] der <strong>Name</strong> Bādarāyaṇa ist einstweilen nur noch in dem Schlußvaṃśa


Die beiden logischen Systeme. 261<br />

Am spätesten in Bezug auf die systematische Zusammenfassung<br />

scheinen die logischen Sūtra des Kaṇāda und Go¬<br />

tama gesetzt werden zu müssen. Damit ist indeß keineswegs<br />

etwa gesagt, daß die logischen Untersuchungen selbst später<br />

seien, wie denn im Gegentheil die übrigen Sūtra fast stets<br />

mit dergl. beginnen, sondern nur, daß die formelle Ausbildung<br />

der Logik zu zwei philosophischen Schulen erst verhältnismäßig<br />

spät stattgefunden habe. Es beschränken sich<br />

übrigens beide Schulen durchaus nicht etwa auf die Logik<br />

allein, sondern sie enthalten vielmehr jede ein vollständiges<br />

philosophisches System, das aber eben rein auf logischem<br />

Wege aufgebaut ist; die beiderseitigen Unterschiede dabei<br />

sind vor der Hand noch wenig aufgeklärt 360<br />

). Die Entstehung<br />

der Welt wird in beiden aus Atomen hergeleitet, die<br />

durch den Willen eines feststellenden Wesens sich vereinigten<br />

­ 61<br />

), — Ob nun bereits der <strong>Name</strong> der Hśctfxvai^ die<br />

des Sāmavidhānabr. vorliegend, s. bereits Ind Stud. IV, 377, und zwar erscheint<br />

der Träger desselben als Schüler des Pārāśaryāyaṇa, vier Stufen jünger als Vyāsa<br />

Pārāśarya, drei jünger als Jaimini, dagegen als Lehrer (!) des Tāṇḍin und Śāṭyā¬<br />

yanin. Außer bei Jaimini wird er auch im Śāṇḍilyasūtra citirt; bei Varāha¬<br />

mihira und Bhaṭṭotpala wird ein Astronom dieses <strong>Name</strong>ns genannt, der seinerseits<br />

nach Aufrecht Catalogus p. 329 a in einer bei Utpala citirten Stelle sich auf<br />

die Yavanavṛddhās bezieht, und nach Kern Vorr. zu Bṛh. S. p. 51 „exhibits<br />

many Greek words". — Den Text des brahmasūtra mit Śaṃkara's Commentar<br />

liegt jetzt auch in der BibI. Ind. vor, herausgegeben durch Roer und<br />

(von Heft 3 an) Rāma Nārāyaṇa Vidyāratna (1854—63); von der Übersetzung<br />

Beider durch K. M. Banerjeá liegt, wie von der in Ballantyne's Aphorisms,<br />

erst ein Heft vor (1870).<br />

3 6 0<br />

] in dieser Beziehung hat sich besonders Roer verdient gemacht, der in<br />

den ausführlichen Noten zu seiner Übersetzung der Vaiśeṣikasūtra durchweg<br />

specielle Rücksicht gerade hierauf nimmt (in vol. XXI. XXII der Z. der Deutschen<br />

Morg. Ges. 1867—68). Vor ihm hatte schon Müller (in vol. VI. VH. derselben<br />

Zeitschrift, 1852. 1853) auf Grund einiger Schriften Ballantyne's denselben Weg<br />

betreten. Den Text der vaiśeṣikasūtra nebst dem upaskāra genannten Commentar<br />

des Śaṃkaramiśra hat Jaya Nārāyaṇa Tarkapancānana in der BibI. Ind.<br />

(I860—61) herausgegeben und mit einer Glosse begleitet. Im Paṇḍit (No. 32<br />

bis 69) findet sich eine vollständige Übersetzung des Textes und des Commen¬<br />

tars durch A. E. Gough. — Jaya Nārāyaṇa hat dann später (1864­65) in der<br />

Bibl. Ind. auch Gotama's Nyāyadarśana mit dem Commentar des vātsyāyana<br />

(Pakṣilasvāmin) herausgegeben. Eine frühere Ausgabe (1828) war mit dem<br />

Comm. des Viśvanātha versehen. Die ersten vier Bücher hat Ballantyne in seinen<br />

Aphorisms übersetzt.<br />

- 6 1<br />

] die atomistische Doctrin ist im Übrigen. und zwar in materialistischer<br />

Form, jedoch so, daß Atomstoff und Lebensgeist in ewiger inniger Verkettung<br />

gedacht werden, besonders bei den Jaina entwickelt, s. meine Abha»dI. über die


262<br />

Die beiden logischen Systeme.<br />

Strabo als streitsüchtige Dialektiker schildert, auf pramāṇa.<br />

Beweis, zurückzuführen ist, wie Lassen will, ist zweifelhaft<br />

(s. oben p. 30), Das Wort Tarka, Zweifel, in der Kāṭha¬<br />

kopan. ferner ist dem Zusammenhange nach wohl eher auf<br />

Sāṃkhyalehren zu beziehen und nicht in der später gebräuchlichen<br />

Bedeutung von Logik zu fassen.. Auch bei Manu<br />

(s. Lassen I‚ 835) bezeichnet noch tarkin der überlieferten<br />

Erklärung nach einen der Mīmāṃsā­Logik Kundigen 262<br />

):<br />

doch kennt Manu die Logik schon als besondere Wissenschaft,<br />

ebenso wie die drei Hauptbeweise, die in ihr gelehrt<br />

werden, obwohl noch nicht mit den später gebräuchlich gewordenen<br />

<strong>Name</strong>n Nach den neuesten Untersuchungen hierüber*)<br />

„soll das Wort Naiyāyika und Kevalanaiyāyika<br />

(Pān. II, 1, 49) die vorpāṇinische Existenz des Nyāya¬<br />

systems andeuten": es finden sich aber diese Worte gar nicht<br />

im Text des Pāṇini (der nur das Wort kevala hat!), son¬<br />

dein bei seinem Scholiasten**), — Das System des Kanada<br />

trägt den <strong>Name</strong>n Vaiśeṣikasūtram, weil die Anhänger<br />

desselben für die Atome die Kategorie des Viśeṣa (der<br />

Besonderheit) geltend machen; das System des Gotama dagegen<br />

heißt xar' el;ü%r]v Nyāyasūtram. Welches von beiden<br />

Systemen das ältere ist, ist noch ungewiß. Der Umstand,<br />

daß die Lehren der Vaiśeṣika im Vedāntasūtra mehrfach<br />

Gegenstand der Widerlegung sind, während die<br />

Lehre des Gotama weder im Text noch in den Commen¬<br />

taren dazu irgend erwähnt wird, wie Colebrooke (I, 352)<br />

angiebt, spricht von vorn herein für das höhere Alter der<br />

ersteren 263<br />

): ob dieselben aber dem Vedāntasūtra schon<br />

Bhagavatī der Jaina II, 168. 176. 190. 236. Mythologisch gesendet liegt sie<br />

uns in der Annahme eines prajāpati Marīci vor, s. Ind. Stud. IX, 9.<br />

2 6<br />

q bei Pārask. II, 6 (vídhir vidheyas tarkaś ca vedab) bedeutet tarka öo<br />

viel als arthavāda, mīmāṃsā.<br />

*) von M. Müller a. a. 0. p. 9.<br />

**) es ist dies einer der Fälle, von denen ich früher (p.24t. 42) gesprochen.<br />

3 63<br />

] im Sāṃkhyasūtra werden sie ja sogar direkt mit <strong>Name</strong>n genannt (s. p.2Ö4),<br />

ebenso in den heiligen Texten der Jaina (s. n. 249). — Als em Zeichen späterer<br />

Abfassung ist es vielleicht auch anzusehen, daß das Gót am asūtrarn nicht Wie<br />

die übrigen fünf philosophischen Textbücher mit der bei den sūtra gebräuchlichen<br />

Formel athā 'taḥ beginnt.


Hétérodoxe Systeme. 263<br />

als ,,Lehren des Kaṇāda" in dessen System vorlagen, wie<br />

man neuerdings angenommen hat*), ist eine Sache, die eben<br />

erst noch untersucht werden müßte 264<br />

). — Beide Systeme sind<br />

übrigens gegenwärtig, und schon seit geraumer Zeit, die beliebtesten,<br />

wie denn auch unter den im tibetischen Tandjur<br />

enthaltenen philosophischen Schriften die logischen, wie es<br />

scheint, am zahlreichsten vertreten sind.<br />

Außer diesen sechs Systemen nun, welche sich eine allgemeine<br />

Verbreitung errungen haben, und im Ganzen als<br />

orthodox betrachtet werden, SO wenig auch die Sāṃkhyalehre<br />

z. B. darauf Ansprüche hat, werden mehrfach auch heterodoxe<br />

Ansichten erwähnt, so die der Cārvāka, Laukāya¬<br />

tika 265<br />

), Bārhaspatya: von letzterer Schule muß auch ein<br />

vollständiges System, das Bārhaspatyasūtram, bestanden<br />

haben: erhalten ist uns aber von Allem dem nichts als gelegentliche<br />

Anführungen in den Commentaren der orthodoxen Systeme<br />

zum Behufe der Widerlegung.<br />

*) M. Müller a. a. o. p. 9 „während Kaṇāda's Lehren daselbst häufig<br />

besprochen werden".<br />

2 6 4<br />

] Beziehungen auf ältere Lehrer, deren <strong>Name</strong>n irgend welchen chronologischen<br />

Anhalt bieten, finden sich in beiden sūtra nicht vor; und was die<br />

<strong>Name</strong>n ihrer Verfasser betrifft, so wird Kaṇāda resp. Kaṇabhuj (Kaṇabhakṣa) bei<br />

Varāhainihira und bei Śaṃkara, Akṣapāda dagegen bis jetzt erst bei Mādhava genannt.<br />

Die Patronymica derselben: Kāśyapa und Gautama (besser wohl eben só,<br />

nicht Gotama) reichen zwar freilich in alte Zeit hinauf, wollen aber weiter nichts<br />

besagen. Von Interesse immerhin, ob auch ohne entscheidendes Gewicht, ist die bei<br />

einem neueren Commentator (Anantayajvan) des zum Sāmaveda gehörigen Pitṛ¬<br />

medhasūtra des Gautama vorliegende Identification dieses Gantama mit Akṣapāda,<br />

s. Burnell Catalogue p. 57. — Aus der Vorrede Cowell's zu seiner Ausgabe des<br />

Kusumāñjali (1864) ergiebt sich, daß der Commentar des Pakṣilasvāmin, den er<br />

dabei direkt mit Vātsyāyana identificirt, vor Dinnaga, also etwa (s. oben not. 219)<br />

Anfangs des sechsten Jahrhunderts abgefaßt war; gegen Dinnāga schrieb der<br />

von Subandhu im 7. Jahrh. erwähnte Uddyotakara, dem Vācaspatimiśra im zehnten,<br />

und Udayana, der Verfasser des Kusumāñjali, im 12. Jahrhundert, folgten. S.<br />

noch Cowell zu Colebrooke Misc. Ess. I‚ 282. Gaūgeśa's nyāyacintāmaṇi, das<br />

wichtigste Werk der neueren Nyāya­Literatur, wird auch in das zwölfte Jahrh. gesetzt,<br />

s. Z. D. M. G. xxVII. 168. Aulūkya bei Mādhava als <strong>Name</strong> der Lehre<br />

Kaṇāda's beruht auf einem Wortspiel mit kāṇāda, crow­eater = ulūka.<br />

3 6 5<br />

] im Mahābhāṣya wird eine varṇikā Bhāgurī lokāyatasya erwähnt,<br />

s. Ind. Stud, xin, 343. Ein Bhāguri ist unter den in der Bṛhaddevatā<br />

citirten Lehrern. Die Lokāyatās werden auch von den Buddhisten, den nördlichen<br />

wie den südlichen, verworfen, s. Burnouf Lotus de la bonne loi p. 409.<br />

470. Auch die Jaina rechnen das System derselben nur zu dem loiya (laukika)­<br />

Wissen, s. oben note 249. —Über die Śārvāka s. den Eingang des sarva¬<br />

darśanasaṃgraha.


264 Die Astronomie. Ihr Alter. Das Sonnenjahr. Der 5jähr. Cyclus. Die Yuga.<br />

Was als dritten Zweig der wissenschaftlichen Literatur<br />

die Astronomie und ihre Hülfswissenschaften betrifft*), so<br />

haben wir bereits gesehen [p. 125], daß dieselbe schon in der<br />

vedischen Zeit einer ziemlichen Pflege genoß, wie wir sie denn<br />

auch bei Strabo ausdrücklich als eine Lieblingsbeschäftigung<br />

der Brahmanen angeführt fanden (s. p. 32. 33), Wir haben<br />

aber gleichfalls bereits bemerkt, daß diese Astronomie noch<br />

auf einer sehr niedrigen Stufe stand, da sich die Beobachtung<br />

der Sterne eben noch lediglich auf einige wenige Fixsterne,<br />

insbesondere auf die 27 oder 28 Mondhäuser und auf die verschiedenen<br />

Phasen des Mondes selbst beschränkte 266<br />

). Der<br />

Umstand, daß das vedische Jahr ein Sonnenjahr von 360<br />

Tagen, kein Mondjahr ist, bedingt zwar allerdings<br />

ziemlich genaue Beobachtung und Berechnung des Laufs der<br />

Sonne; für diese Berechnung aber ist, dem eben Angeführten<br />

nach, schwerlich anzunehmen, daß sie sich nach den Erscheinungen<br />

des nächtlichen Sternenhimmels gerichtet haben sollte,<br />

vielmehr wird sie wohl nach den Erscheinungen der Länge<br />

oder Kürze des Tages etc. abgemessen worden sein. Die Ausbildung<br />

eines fünfjährigen Cyclus mit einem Schaltmouat muß<br />

ziemlich früh gesetzt werden, letzterer wird bereits in der<br />

Ṛksaṃhitā genannt: die Ausbildung der Idee von den<br />

vier Weltperioden dagegen, deren Ursprung aus der Beobachtung<br />

der Mondphasen übrigens möglicher Weise uralt<br />

ist 2<br />

* 7<br />

), gehört erst an das Ende der vedischen Zeit, und zwar<br />

fand Megasthenes das Yuga­System bereits in voller<br />

Bluthe vor. Daß die Eintheilung der Mondbahn in 27 resp.<br />

28 Mondstationen bei den Indern chinesischen Ursprunges sei,<br />

wie Biot behauptet hat (im Journ. des Savants 1840. 1845.<br />

s. Lassen I, 742 ff.), ist wohl schwerlich anzunehmen 268<br />

): das<br />

*) s. Ind. Stud. H, 236—87.<br />

2 6 6<br />

] die uns in den Brāhmaṇa entgegentretenden kosmischen oder astronomischen<br />

Angaben sind sämmtlich höchst kindlicher und naiver Art, s. Ind.<br />

Stud. IX, 858 fg.<br />

2 6 7<br />

] Roth hat diesen Ursprung in Abrede gestellt in seiner Abhandl. „die<br />

Lehre von den vier Weltaltern" (I860 Tübingen).<br />

2 6<br />

‘q über die hier im Folgenden behandelten Fragen hat sich zwischen<br />

J» B. Biot, mir und Whitney eine specielle Discussion erhoben, an der sich dann


Die Mondhäuser. Erwähnung derselben in der Ṛksaṃhitā etc. 265<br />

Gegentheil könnte, den Nachrichten der chinesischen Autoren<br />

zum Trotz, vielleicht ebenso gut der Fall sein, und die Einführung<br />

bei ihnen etwa durch den Buddhismus stattgefunden<br />

haben, dessen Schriften die alte Reihenfolge (mit Kṛttikā<br />

beginnend) bewahren, ebenso wie wir sie bei den Chinesen<br />

finden 269<br />

). Am wahrscheinlichsten aber ist es mir, daß diese<br />

Mondstationen chaldäischen Ursprungs und von den Chaldäern<br />

zu den Indern wie den Chinesen übergegangen sind : denn die<br />

n­¼.T¾ des Buches der Könige und die ri­TO des Hiob 270<br />

),<br />

welche die biblischen Exegeten fälschlich auf den Zodiakus<br />

beziehen, sind eben die arabischen „Herbergen," und<br />

hier wird auch Biot einen chinesischen Ursprung wohl schwerlich<br />

vermuthen wollen. Die Inder konnten die Kenntniß dieser<br />

Mondhäuser entweder schon mitgebracht oder etwa erst durch<br />

die Handelsverbindungen der Phönicier mit dem Penjab<br />

erhalten haben. Jedenfalls sind sie bei den Indern sehr alt,<br />

und bei der völligen Undenkbarkeit einer Verbindung mit<br />

China in einer Zeit, wo die Inder vielleicht noch nicht einmal<br />

die Gangesmündung kannten, ist chinesischer<br />

Einfluß wohl ganz unmöglich. Einige dieser Mondhäuser<br />

werden schon in der Ṛksaṃhitā erwähnt (und zwar mit<br />

auch A. Sédillot, Steinschneider, E. Burgess und M. Müller betheiligt haben.<br />

Vgl. das Journal des Savants 1859 und die nach Biots Tode erschienenen études<br />

sur l'astronomie indienne et chinoise (1862), sodann meine beiden Abhandlungen<br />

„die vedischen Nachrichten von den naxatra" (1860. 1862) so wie Ind. Streifen<br />

II. 172. 173. Ind. Stud. IX, 424 fg. (1865). X, 213 fg. (1866), Whitney<br />

im Journ. Am. or. Soc. vol. VI and VIII (I860. 64. 65), Burgess ibidem,<br />

Steinschneider in Z. D. M. G. vol. XVIII (1868), Müller in der Vorrede zu<br />

vol.IV seiner Ausgabe des Ṛk (1862), Sédillot courtes observations sur quelques<br />

points de l'histoire de l'astronomie (1863), und schließlich Whitney im zweiten<br />

Bande seiner oriental and linguistic studies (1874). Die obigen Ansichten halte<br />

ich noch jetzt im Wesentlichen fest, wie sich ja auch Whitney ihnen zuneigt;<br />

dafür daß Chaldaea das Mutterland ist, tritt als besonders wichtig u A. wohl<br />

auch der Umstand ein, daß uns aus China, Indien und Babylon geradezu dieselben<br />

Angaben über die Dauer des längsten Tages vorliegen. (Dagegen<br />

weichen z. B. die Angaben hierüber im Bundehesch ganz ab, s. Windischmann<br />

zoroastrische Studien p. 105)<br />

5 6 9<br />

] diese Angabe Biots hat sich nicht bestätigt; die chinesische Reihe beginnt<br />

mit Citrā (d.i. dem Herbstaequinox) oder Uttarāṣāḍhās (dem Wintersolstiz),<br />

welche beide vielmehr einer Anordnung entsprechen, in der Revatī als Früh¬<br />

lingsaequinoctialzeichen gilt, 8. meine erste Abhandlung über die nakṣatra p.300.<br />

3 7 0<br />

] hiezu speciell s. Ind. Stud. X, 217.


266 Die Mondhäuser. Das Jyotiṣam. Die Planeten^<br />

eigenthümlicher <strong>Name</strong>nsform), so die Aghās, d.i. Maghās,<br />

und die Arjunyau, d.i. Phalgunyau (ein <strong>Name</strong>, den auch<br />

noch das Śatapatha-Brāhmaṇam für dieselben kennt),<br />

in dem Hochzeitsliede Maṇḍala X, 85, 13, der Tisbya<br />

ferner Maṇḍala V, 54, 13 (von Sāyaṇa aber auf die Sonne<br />

bezogen, s. auch X, 64, 8). Eine völlige Aufzählung derselben<br />

mit ihren Regenten finden wir zuerst in der Taittirīya­<br />

Saṃhitā, und eine zweite mit bedeutenden, spätere Zeit<br />

bekundenden Verschiedenheiten in den <strong>Name</strong>n in der Atharva­<br />

Saṃhitā und im Taittirīya­Brāhmaṇa, so wie der Mehrzahl<br />

nach auch bei Pāṇini: letztere Aufzählung enthält meist<br />

dieselben <strong>Name</strong>n, die sich bei den Astronomen der späteren<br />

Zeit dafür finden, und zwar sind es auch eben diese späteren<br />

<strong>Name</strong>n, welche in dem sogenannten Jyotiṣa, dem Veda¬<br />

kalender aufgeführt werden (daneben auch die Zodiakalbilder!).<br />

Man hat diesem letzteren Werkchen überhaupt bisher eine<br />

Wichtigkeit beigelegt, die es durch seinen Inhalt nicht beanspruchen<br />

kann. Wenn meine Vermuthung, daß der Lagadha,<br />

Lagata, dessen Lehre es enthält, mit dem Lāt identisch ist,<br />

den Albīrūnī als Verfasser des alten Sūryasiddhānta nennt,<br />

sich bestätigen sollte {s. aber p. 276 n.J, so würde es dadurch<br />

etwa in das 4„ 5. Jahrh. unserer Zeitrechnung fallen, und auch<br />

das könnte fast noch ein zu hohes Alter für dies ziemlich<br />

bedeutungslose Schriftchen scheinen, das nur dadurch eine<br />

gewisse Bedeutung erhalten hat, weil es eben zum Veda gerechnet<br />

wird*).<br />

Ein entschiedener Fortschritt der astronomischen Wissenschaft<br />

geschah durch das Auffinden der Planeten. Die<br />

älteste Erwähnung derselben kommt vielleicht im Taittirīya­<br />

*) deshalb schließt es sich denn auch noch an die alte Reihenfolge der<br />

Mondhäuser an, wie dies die auf den Veda bezüglichen Schriften noch jetzt thun.<br />

[Nach der speciellen Abwägung der einzelnen Momente, die hier in Frage kommen,<br />

welche ich in der Einleitung zu meiner Abhandlung über das Jyotiṣam<br />

(1862) angestellt habe, ist auch ein etwas früherer Terrain möglich, vorausgesetzt<br />

freilich, daß diejenigen Verse, welche griechischen Einfluß bekuirden,<br />

wirklich, wie ich daselbst angenommen habe, nicht zu dem ursprünglichen Bestände<br />

des Textes gehören. — Der Verf. erscheint gelegentlich auch unter dem<br />

<strong>Name</strong>n Lagaḍācārya, s. oben p. 66 not.]


ihre eigenthümlich indischen <strong>Name</strong>n. 267<br />

Āraṇyaka vor, doch ist dies noch ungewiß 271<br />

) und werden<br />

sie sonst noch in keiner andern der vedischen Literatur an¬<br />

gehörigen Schrift erwähnt 272<br />

). Auch Manu's Gesetzbuch<br />

kennt sie noch nicht, wohl aber schärft das Gesetzbuch<br />

des Yājñavalkya — und dies ist bezeichnend für die Zeit¬<br />

differenz dieser beiden Werke — ihre Verehrung ein: in den<br />

Dramen des Kālidāsa, in der Mṛchakaṭī und im Mahā­<br />

Bhārata, wie Rāmāyaṇa werden sie mehrfach erwähnt*).<br />

Ihre <strong>Name</strong>n sind eigenthümlich und rein indischen Ursprungs:<br />

drei von ihnen sind dadurch als Söhne der Sonne (Saturn),<br />

der Erde (Mars) und des Mondes (Mercur), die beiden andern<br />

als die Repräsentanten der beiden ältesten Ṛṣi­Geschlechter,<br />

der Angiras (Jupiter) und der Bhṛgu (Venus) bezeichnet:<br />

letzteres steht wohl im Zusammenhang damit, daß die Anhänger<br />

des Atharvaveda, der ja gleichfalls mit diesem<br />

Angiras und Bhṛgu in specielle Verbindung gesetzt wird,<br />

es eben waren, welche hauptsächlich die Pflege der Astronomie<br />

und Astrologie in dieser Zeit leiteten**). Außer jenen<br />

<strong>Name</strong>n sind noch andere gebräuchlich, so heißt Mars derrothe,<br />

Venus der weiße, leuchtende, Saturn der langsam wandelnde,<br />

letzteres der einzige wirklich astronomische Beobachtung be­<br />

9 7 1<br />

] die betreffenden Stellen sind in der That wohl ganz anders zu verstehen,<br />

s. Ind. Stud. IX, ?63. X, 271.<br />

­""­"J die einzige Ausnahme bildet die Maitrāyaṇī­Up„ aber auch nur in den<br />

beiden letzten als khila bezeichneten Büchern, s. oben Note 103. 104. Zur Sache<br />

s. noch meine Abhandlung über das Jyotiṣam p. 10. Ind. Stud. IX, 363. 442.<br />

X, 239. 240. — Die beiden Ṛk­Stellen, welehe nach Alfr. Ludwig's soeben<br />

erschienener Schrift: „die Nachrichten des Ṛg­ und Atharvaveda über Geographie<br />

etc. des alten Indiens" eine Anspielung auf die Planeten enthalten sollen (I,<br />

105, 10. X, 55, 8), sind denn doch wohl kaum dafür eintretend! Auch denkt<br />

weder das von Sāyaṇa zu I, 105, 10 citirte Śāṭyāyanakam noch Say. selbst dabei<br />

an dieselben (s. Ind. Stud. IX, 363 n.). Für die „divicara grahāḥ" Ath.<br />

19, 9‚ 7 bieten die Ath. Pariśiṣṭa anderweite Parallelen, wonach auch bei ihnen<br />

schwerlich an die Planeten zu denken ist, zumal hier ja unmittelbar darauf in<br />

v. 10 die ‚‚grahāś cāndramasāḥ . . ādityāḥ . . rāhuṇā" aufgeführt werden, wobei<br />

denn doch entschieden nur an Finsternisse zu denken ist. Der betreffend?<br />

Abschnitt der Ath. S. (19, 7) ist im Übrigen ein ganz secundäres Product, s.<br />

Ind. Stud. IV, 433 n.<br />

*) śukra Pāṇ. IV, 2, 26 könnte man auf den Planeten śukra beziehen,<br />

besser aber faßt man es wohl im Sinne von Somasaft.<br />

**) Bhārgava bedeutet daher geradezu einen Astrologen, s, Daśakumāra<br />

ed. wils. p. 162, 11.


268 Neunzahl der Planeten. Bedeutsamkeit des griechischen Einflusses.<br />

kündende <strong>Name</strong>. Zu diesen sieben Planeten (Sonne und Mond<br />

mit eingerechnet) haben die Inder noch zwei hinzugefügt,<br />

Kopf (Rahu) und Schweif (Ketu) des Ungethüms, welches<br />

als die Ursache von Mond­ und Sonnenfinsterniß gedacht<br />

wird. Der <strong>Name</strong> des erstem der beiden, Rāhu, findet sich<br />

zuerst in der Chāndogyopaniṣad vor m<br />

) (, wo er aber<br />

schwerlich als Planet gilt), der zweite dagegen erst bei Yājñavalkya.<br />

Diese Neunzahl der Planeten ist indeß, wenn die<br />

oben angeführte Stelle des Taittirīya­Āraṇyaka sich wirklich<br />

auf dieselben bezieht, nicht ursprünglich, da darin nur<br />

sieben (sapta sūryāḥ) genannt werden. Das Wort Graha<br />

„der Ergreifende," welches „Planet" bedeutet, ist offenbar<br />

astrologischen Ursprungs, wie denn überhaupt die<br />

Astrologie wohl der Brennpunkt war, in dem sich alle astronomischen<br />

Untersuchungen vereinigten und von welchem aus<br />

sie Licht und Belebung erhielten, nachdem die praktischen<br />

Bedürfnisse des Cnltus einmal und für immer befriedigt waren.<br />

Ob die Auffindung der Planeten von den Indern selbstständig<br />

gemacht worden oder ihnen von außen zugekommen ist,<br />

läßt sich noch nicht entscheiden: die systematische Eigen¬<br />

thümlichkeit der Nomenklatur läßt vor der Hand auf das<br />

Erstere schließen 274<br />

).<br />

Ein eigentliches Leben aber trat in die indische Astronomie<br />

erst durch den griechischen Einfluß, welcher eine<br />

viel bedeutendere Stellung in Bezug darauf einnimmt, als man<br />

bisher angenommen hat, und ist dadurch wohl eo ipso bedingt,<br />

daß dieser griechische Einfluß auch auf andere Zweige der<br />

Literatur eingewirkt hat, ob wir ihn auch vor der Hand<br />

nirgendwo anders direkt nachweisen können 276<br />

). Es ist nöthig,<br />

2 7 3j vg]. auch Rāhula als <strong>Name</strong> des Sohnes Buddha's; doch erscheint der<br />

selbe auch als Lāghula, s. Ind. Stud. III, 130. 149.<br />

37<br />

­] jedoch ist zu bemerken, daß in den Atharvapariśiṣṭa, welche nebst<br />

dem Jyotiṣa die ältesten Reste indischer Astrologie repräsentiren, der Wirkungskreis<br />

der Planeten in speciellem Zusammenhang mit ihren griechischen<br />

<strong>Name</strong>n erscheint, s. Ind. Stud. Vnl, 413. X, 319.<br />

2 7 5<br />

] vergl. meine Abhandlung: „indische Beiträge zur Geschichte der Aussprache<br />

des Griechischen" in den Monatsberichten der Berk Acad. 1871 p.613,<br />

ubersetzt im Indian Antiquary II, 143 fg. 1873.


Verbindung der Griechen mit Indien. 2G9<br />

hier einige Data über die Verbindung der Griechen mit den<br />

Indern einzuschalten.<br />

Dem Einfalle Alexanders in den Penjab folgte die<br />

Etablirung der griechisch­baktrischen Königreiche, deren Herrschaft<br />

sich in den Zeiten ihres Glanzes, wenn auch nur vorübergehend<br />

über den Penjab bis nach Guzerate erstreckt<br />

hat 276<br />

). Daneben unterhielten die ersten Seleuciden, so wie<br />

die Ptolemaier mehrfach durch Gesandte direkte Verbindung<br />

mit dem Hofe von Pāṭaliputra*), daher wir denn in den<br />

Inschriften des Piyadasi die <strong>Name</strong>n Antigonus, Ma¬<br />

gas, Antiochus, Ptolemaios, vielleicht auch Alexander<br />

selbst, erwähnt finden (s. p. 196), angeblich als Vasallen des<br />

Königs, was natürlich eitle Prahlerei ist. Insbesondere lebendig<br />

ward in Folge dieser Gesandtschaften die Handelsverbindung<br />

von Alexandrien nach der Westküste, wo Ujjayinī, OŚi/vifa<br />

dadurch zu einer hohen Blüthe emporwuchs. Philostratus,<br />

der im 2. Jahrh. p. Chr.* eine Lebensbeschreibung des<br />

2 7 6<br />

l Goldstücker zufolge soll sich die Angabe im Mahābhāṣya von einer<br />

jüngst stattgehabten Belagerung von Sāketa (( ude) durch einen Yavana­Fürsten<br />

auf Menandros beziehen, und die Angaben des Yugapurāṇa der Gārgī­Saṃhitā<br />

sprechen gar von einem Zuge der Yavana bis Páṭaliputra. Es frägt sich nur<br />

eben, ob hier unter Yavana wirklich die Griechen (s. Ind. Streifen II, 348),<br />

oder etwa ihre indoscythischen etc. Nachfolger zu verstehen sind, auf die "ihr<br />

<strong>Name</strong> später überging, s. Ind. Stud. XIII. 306—7. S. noch oben Note 202.<br />

*) so wurde Megasthenes durch Seleucus an Candragupta (starb<br />

291 a.Chr.) geschickt, Deimachos ferner durch Antiochus, und Dionysius,<br />

so wie wahrscheinlich auch Basilis, durch Ptolemäus II. an 'A^u»rco/aii7c,<br />

Amitraghāta, den Sohn des Candragupta. [Antiochos schloß mit 2u)(/ayarrṃ'aś,<br />

Subhagasena (?), ein Bündniß. Seleukos gab dem Candragupta sogar<br />

auch eine Tochter zur Frau, Lassen II, 208. Talboys Wheeler history of India<br />

(1874) p. 177; im Geleit dieser griechischen Prinzessinn kamen natürlich auch<br />

griechische Mädchen als Zofen nach Pāṭaliputra, und diese griech. Madchen müssen<br />

den Indern, speciell ihren Fürsten, besonders gefallen haben, denn wir finden nicht<br />

nur iray&éi'oi tvnòēïś TTQOQ na\).aviav als Handelsartikel nach Indien erwähnt,<br />

sondern auch theils in indischen Inschriften Yavana-Mädchen als Tribut aufgeführt,<br />

theils in der indischen Literatur, speciell noch bei Kālidāsa, die Angabe, daß<br />

sich die indischen Fürsten von Yavani bedienen ließen, s. Lassen Ind. Alt. II,<br />

651. 957. 1159, meine Vorrede zur Mālavikā p. XLVIL Das Metier dieser<br />

Mädchen war dem Eros gewidmet, und es liegt daher die Vermuthung nicht<br />

fern, daß wir es auf ihren Einfluß zurückzuführen haben, wenn auch der indische<br />

Liebesgott, wie der griechische, den Delphin (makara) im Banner führt<br />

und wie dieser Sohn der Göttinn der Schönheit ist, s. Z. D. M. Ges. XIV, 269<br />

(zu makara als Delphin s. Journal Bombay Br., R. A. Soc. v‚ 33. 34, Ind. Streif,<br />

n, 169); und vergl. noch Ind. Stud. IX, 380.]


270 Die Yavana, Lehrer der indischen Astronomen. Ptolemaio8.<br />

Apollonius von Tyana‚ welcher etwa 50 p. Chr. in Begleitung<br />

seines Schülers Damis Indien durchreiste, hauptsächlich<br />

nach den Berichten dieses Damis schrieb, erwähnt<br />

darin die große Verehrung, welche die griechische Literatur<br />

bei den Brahmanen genoß, und daß sie fast von allen Personen<br />

höheren Standes betrieben ward (Reinaud mém. sur l'Inde<br />

p. 85. 87). Diese Quelle ist zwar nicht sehr lauter [Lassen III,<br />

358 fg.], die Angabe mag übertrieben sein, aber sie stimmt mit<br />

den Daten zusammen, die wir sogleich anzuführen haben, und<br />

die sich nur unter der Voraussetzung eines sehr lebendigen<br />

geistigen Austausches erklären lassen. Die indischen Astronomen<br />

nämlich geben durchweg die Yavana als ihre Lehrer an: ob<br />

dies schon bei Parāśara der Fall ist, der als der älteste<br />

indische Astronom genannt wird, ist noch ungewiß. Den<br />

Citaten nach rechnet er nach den Mondhäusern und scheint<br />

demnach selbstständig zu stehen. Von Garga*) aber, der<br />

nach ihm aß der älteste indische Astronom gilt, wird ein<br />

vielfach citirter Vers überliefert, in welchem er die Yavana<br />

ihrer astronomischen Kenntnisse wegen verherrlicht Die<br />

epische Sage sodann giebt den Asura Maya als den ältesten<br />

Astronomen an, und zwar habe diesem der Sonnengott selbst<br />

die Sternkunde ertheilt: ich habe bereits anderswo (Ind. Stud.<br />

II, 243) die Vermuthung ausgesprochen, daß dieser Asura<br />

Maya identisch ist mit dem Ptoletnaios der Griechen,<br />

insofern dieser letztere <strong>Name</strong> auf indisch, wie wir aus<br />

den Inschriften des Piyadasi sehen, zu Turamaya ward,<br />

*) der <strong>Name</strong> des Parāśara, wie der des Garga, gehört erst der letzten<br />

Stufe der vedischen Literatur an, den Āraṇyaka und Sūtra: in den früheren<br />

Werken wird keiner der beiden <strong>Name</strong>n erwähnt. Die Familie der Parāśara<br />

ist besonders reich vertreten in den jüngeren Gliedern der van c a des Śatapatha-<br />

Brāhmaṇa: auch wird ein Garga und ein Parāśara in der Anukramaṇī<br />

als ṛ9hi einiger Hymnen des Ṛk genannt, desgl. ein anderer Parāśara bei<br />

Pāṇini als Verfasser eines bhikṣusūtra, s. p. 159. 201. [Eine besonders hervorstechende<br />

Rone müssen die Garga zur Zeit des Mahābhāṣya, zum wenigsten<br />

in den Augen seines Verfassers, gespielt haben, da dieselben darin bei den meisten<br />

Gelegenheiten, wo es sich irgend um patronymische u. dgl. Affixe handelt, fast<br />

stets mit genannt werden, s. Ind. Stud. XIII, 410 fg. Auch in den Atharva­<br />

Pariśiṣta finden wir Garga, Gārgyu, Vṛddha­Gárga citirt; diese Garga stehen<br />

offenbar zu dem obigen Astronomen Garga in nächster Beziehung. S< noch<br />

Kern, Vorrede zu Varāhamihira's Bṛhatsaṃhitā p. 31 fg. Ind. Streifen II, .347.]


Romakasiddhānta. Pauli śāsid dh ānta. 271<br />

woraus sich jene <strong>Name</strong>nsform mit der größten Leichtigkeit<br />

entwickeln konnte, und insofern die spätere Tradition (des<br />

Jñānabhāskara z. B.) den Maya entschieden in die westlichen<br />

L ä n d e r nach Romakapura*) versetzt. Unter<br />

denjenigen fünf Siddhānta endlich, welche als die ältesten<br />

astronomischen Systeme genannt werden, wird der eine, der<br />

Romakasiddhānta, schon durch seinen <strong>Name</strong>n als griechischen<br />

Ursprungs bezeichnet: von einem zweiten derselben,<br />

dem Pauliśasiddhānta, haben wir die direkte Angabe des<br />

Albīrūnī**), daß er von dem Paulus al Yūnānī verfaßt<br />

sei, und ist das Werk sonach vielleicht als eine Übersetzung<br />

der üoayudyi] des Paulus Alexandrinus zu betrachten 277<br />

).<br />

— Zwar sind uns nun vor der Hand von den eben genannten<br />

Astronomen und Werken, dem Garga, Maya, Romakasiddhānta<br />

und Pauliśasiddhānta, nur einzelne Citate<br />

*) s. meinen Catalog der Sanskrithandschriften der Berliner Bibliothek<br />

p. 288. — In Bezug auf den <strong>Name</strong>n Romaka erlaube ich mir hier eine beiläufige<br />

Bemerkung, während im M.Bh. XU, 10308 die Raumya aus den romakūpa,<br />

Haarporen, des Vīrabhadra zur Zerstörung des Opfers des Dakṣa geschaffen<br />

werden, muß zur Zeit von Rāmāyaṇa I, 55, 3 ihr <strong>Name</strong> wohl noch unbekannt<br />

gewesen sein, wenn daselbst bei einer gleichen Gelegenheit andere Völker<br />

als aus den romakūpa entstehend angeführt sind, da es ja sonst zu nahe<br />

gelegen hätte, denselben in gleicher Weise zu verwenden. [S. meine Abhandl.<br />

über das Rāmāyaṇa p. 23 fg.]<br />

**) Albīrūnī verweilte im Gefolge des Mahmud von Ghasna längere<br />

Zeit in Indien, erwarb sich daselbst eine sehr genaue Kenntniß des Sanskrit und<br />

der indischen Literatur und hat uns einen sehr wichtigen Bericht darüber, geschrieben<br />

1031, hinterlassen. Auszüge aus diesem höchst wichtigen Werke hat<br />

Reinaud mitgetheilt im Journal Asiatique 1844 und im mémoire sur l'Inde<br />

1849 [und Woepeke ibid. 1863]: der schon seit 1848 versprochene und sehnlichst<br />

erwartete Text ist leider noch immer nicht erschienen. [Ed. Sachau in<br />

Wien ist jetzt mit der Herausgabe desselben beschäftigt; von seiner Energie ist<br />

in der That denn nun wohl endlich eine baldige Erfüllung dieses schmerzlichen<br />

Desideratums zu erwarten.]<br />

2 7 7<br />

] eine dergl. direkte Bezeichnung des Pauliśasiddhānta zu der eiytj<br />

hat darum Schwierigkeit, weil die Citate aus Puliśa nicht dazu stimmen, vielmehr<br />

astronomischer, nicht astrologischer Art sind. Daß indessen gerade die<br />

(ia&yv>yf} den Indern bekannt ward, in welcher Form auch immer, dafür spricht,<br />

daß zunächst nur in ihr fast alle jene termini sich finden, welche die indische<br />

Astronomie aus dem Griechischen aufgenommen hat ; s. Kern's Vorrede zu seiner<br />

Ausgabe von Varāhamihira's Bṛhatsaṃhitā p. 49, — von erheblichem Interesse<br />

ist der Nachweis, den H. Jacobi in seiner Schrift: de astrologiae indicae horā<br />

appellatae originibus (Bonn 1872) geführt hat, daß die Lehre von den l2Häusern<br />

erst bei Firmicus Maternus (336—54) sich findet, die indischen horā­Texte somit,<br />

für welche dieselben eine so fundamentale Bedeutung haben, erst in noch späterer<br />

Zeit abgefaßt sein können.


272 Griechische Ausdrücke bei Varāhamihira.<br />

oder auch nur einzelne Erwähnungen bekannt, es konnte daher<br />

allenfalls noch ein Zweifel darüber herrschen, ob wirklich<br />

griechischer Einfluß hier zu statuiren sei, obwohl z. B. die<br />

Angabe, daß Puliśa, im Gegensatz zu Āryabhaṭa 278<br />

), den<br />

Tag mit Mitternacht begann, für seinen abendländischen Ursprungschon<br />

ziemlich entscheidend ist. Jeder Zweifel schwindet<br />

aber, wenn man die große Masse griechischer Worte sieht,<br />

welche Varāhamihira, den die indischen Astronomen zu<br />

Albīrūnī's Zeit, wie sie es jetzt noch thun*), 504 p. Chr.<br />

setzten, in seinen Schriften, und zwar in einer Weise gebraucht,<br />

die deutlich zeigt, daß diese Worte schon längere Zeit gäng<br />

und gäbe waren. Sogar eines seiner Werke selbst, das Horā¬<br />

śāstram, hat einen griechischen <strong>Name</strong>n (von OJQIJ): darin<br />

führt er denn zunächst die griechischen <strong>Name</strong>n der<br />

Zodiakalbilder und Planeten nicht nur vollständig auf**), sondern<br />

er gebraucht auch selbst einige von den letzteren (Āra<br />

nämlich, Āsphujit und Koṇa) direkt neben den indischen<br />

und zwar eben so häufig, als diese (: die Zodiakalbilder dagegen<br />

nennt er meist nur mit den entsprechenden aus dem<br />

Griechischen ubersetzten Sanskṛtnamen), In stetem Gebrauche<br />

aber hat er folgende termini technici, die sich sämmt¬<br />

lich in derselben Bedeutung in der eiaaywyq des Paulus<br />

Alexandrinus gebraucht finden***), dṛkāṇa = ôsxavoś^<br />

liptā == henni) anaphā == àvccrfì], sunaphā = ovva(pij,<br />

durudharā = doovcpoota, kemadruma (für kremaduma)<br />

2 7 8<br />

] so, und nicht Āryabhaṭṭa, ist der <strong>Name</strong> zu schreiben, wie das Metrum<br />

in seinem eigenen Weike (gaṇitapāda v. 1) zeigt; so schon Bhāu Dājī im Journ.<br />

R. A. S. I. 392 (1864).<br />

*) s. Colebrooke II. 461 (415 ed. Cowell).<br />

**) es sind dies die folgenden: Kriya X{jfoc, Tāvuri Toei^oc, Jituma<br />

āidvftoś, Kulīra xoXovqoq (?), Leya Xtva^ Pāthona naś&tioq, Juka tvyov,<br />

Kaurpya oxo(fmac, Taukṣika ToSor^ś, Ākokera atyo%(QO)q, Hṛdroga<br />

v^o,vooc, Ittham i%&v


Portbildung der indischen Astronomie. Die Inder, Lehrer cW Araber. 275<br />

%ptl[ACCTiöf*oc 2<br />

' 19<br />

)) veśi = cfaGiś, kendra =s±xsvrgov, àpoklima<br />

»= anoxkiiia, panapharā = e7iava(poQa, trueoṇa = tśiytavoś,<br />

hibuka = vnoysiov, jāmitra = 3iafiSTQ0V^ dyutam =---<br />

Svtov, meṣūraṇa = jueGov()avf][ia.<br />

Wenn sich die meisten dieser <strong>Name</strong>n auf astrologische<br />

Verhältnisse beziehen, so enthalten sie doch andererseits durch<br />

die Eintheilung des Himmels in die Zodiakalbilder, die De¬<br />

cane und Grade Alles, was den Indern zu einer wissenschaftlichen<br />

Behandlung der Astronomie fehlte und nöthig war.<br />

Sie haben sich denn auch dieser griechischen Mittel mit<br />

gutem Erfolge bedient, und theils zunächst die Reihenfolge<br />

ihrer Mondstationen, die mit der Wirklichkeit nicht mehr<br />

im Einklange stand, rektificirt, so daß die beiden in der alten<br />

Ordnung derselben Letzten nunmehr in der neuen Ordnung<br />

die beiden ersten Stellen einnehmen, theils die astronomische<br />

Wissenschaft überhaupt selbstständig in einigen Punkten, wie<br />

es scheint, sogar weiter gefördert, als die Griechen<br />

selbst. Ihr Ruf verbreitete sich denn auch wieder nach dem<br />

Abendlande zurück, und der Andubarius (resp. wohl Ar¬<br />

dubariu8), den das Chronicon Paschale*) als den ältesten<br />

indischen Astronomen in die Urzeit hinaufsetzt, ist wohl kein<br />

anderer als der Āryabhaṭa, der Rival des Puliśa, den auch<br />

die Araber unter dem <strong>Name</strong>n Ardschabahr verherrlichen.<br />

Die Araber nämlich wurden im 8., 9. Jahrh. die Schüler der<br />

Inder in der Astronomie, erhielten von ihnen die Mondstationen<br />

in der neuen Ordnung, und haben die Sindhend, Siddhānta,<br />

derselben vielfach übersetzt und bearbeitet, zum Theil unter<br />

der Aufsicht indischer Astronomen selbst, welche die Cha¬<br />

liphen von Bagdad etc. an ihren Hof beriefen. Insbesondere<br />

fand dieses auch in Bezug auf die Algebra und Arithmetik<br />

statt, in welchen Beiden die Inder, wie es scheint, ganz<br />

2 7 9<br />

] vielmehr = xtvodgofwq, nach Jacobi am a. o. Es gehört hieher auch<br />

noch harija o.o»Co>>, s. Kern am a. o. p. 29.<br />

*) das Chronicon Paschale geht in seinem Ursprünge angeblich in die<br />

Zeit des Constantius (330) zurück, hat aber unter Heraclius (610—41)<br />

eine neue Redaktion erfahren, durch welche eben der <strong>Name</strong> des Andubarius<br />

hineingekommen sein mag.


^74 Die luder Lehrer der Araber in Astronomie und Algebra (Zahlzeichen)<br />

selbstständig 280<br />

) eine hohe Stufe erreicht haben 281<br />

), wie ihnen<br />

ja auch die sinnreiche Erfindung der Zahlzeichen*) angehört,<br />

welche sie ebenfalls den Arabern, wie diese wieder den<br />

a so] vgl. indeß Colebrooke in seiner berühmten Abhandlung on the Algebra<br />

of the Hindus (1817), in den Misc. Ess. If. 446. 401 ed. Cowell. Woepcke<br />

freilich (Mémoire sur la propagation des chiffres indiennes, Paris 1868, p. 75—91)<br />

ist der Meinung, daß die Angabe im Lalitavistara über das bei Gelegenheit<br />

seines Braut-Examens von Buddha gelöste Exempel betreffend den Atom-Inhalt<br />

eines Yojana dem Arenarius des Archimedes (287—212 a.Chr.) zu Grunde<br />

liege. Das Alter des Lalitavistara ist jedoch keineswegs irgendwie der Art<br />

lixirt, daß nicht ebenso gut das umgekehrte Verhältniß richtig sein könnte,<br />

s. Ind. Stud. VIII, 325—326. Reinaud mém. sur rinde p. 303.<br />

3 8 1<br />

] die bis jetzt älteste Spur hievon findet sich sonderbarer Weise in dem<br />

metrischen Lehrbuch des Pingala, in dessen letztem vermuthlich secundärem Cap.<br />

die für ein Metrum mit bestimmter Silbenzahl möglichen Permutationen von<br />

Längen und Kürzen in änigmatischer Form dargestellt werden, s. Ind. Stud. VIII,<br />

425 fg. 324—26. — Für die Geometrie enthalten die zum śrauta-Ritual gehörigen<br />

śulvasūtra höchst merkwürdige Angaben, s. Thibaut's Vortrag vor der<br />

Aryan Section des Londoner Intern. Congress of Orientalists, in der Special<br />

Number von Trübner's American and Oriental Literary Record (1874), p. 27. 28,<br />

wonach sich darin sogar Versuche zur Quadratur des Kreises vorfinden.<br />

*) die indischen Zahlzeichen von 1—9 sind die abgekürzten Formen der<br />

Anfangsbuchstaben der Zahlwörter selbst [vergl. die ähnliche Bezeichnung der<br />

Noten]: das Zahlzeichen für die Null ist ebenso aus dem Anfangsbuchstaben des<br />

Wortes śūnya (leer) hervorgegangen [; dasselbe findet sich bei Pingala 1. c.<br />

bereits vor. Der décimale Stellenwerth dieser Ziffern ist es, der ihnen ihre besondere<br />

Bedeutung verleiht Nach Woepcke's Meinung in seinem oben angeführten<br />

Mém. sur la propagation des chiffres indiens (Journal Asiatique, 1863)<br />

sind dieselben noch vor der Herübernahme durch die Araber auch bereits durch<br />

die Neupythagoräer Alexandriens aus Indien entlehnt worden, und die sogenannten<br />

Gobar-Ziffern darauf zurückzuführen. Es ist indeß hiegegen zu bemerken,<br />

daß wir in jenen Zahlzeichen erst eine der jüngsten Stufen indischer Zahlbezeichnung<br />

vor uns haben, der eine große Zahl anderer Bezeichnungen vorausgegangen<br />

ist. Nach Edward Thomas, in demselben Jahrgang des Journal<br />

Asiatique, sind die ältesten Beispiele des Gebrauches dieser Ziffern erst aus der<br />

Mitte des siebenten Jahrhunderts, während der Gebrauch der älteren „numerical<br />

symbols" bis in das vierte Jahrh. abwärts nachweisbar ist. S. noch<br />

Ind. Stud. VIII, 165. 256; es ist etwa die Schriftform der Valabhī Plates,<br />

deren Buchstaben den Zifferformen am nächsten stehen.—Burnell hat übrigens<br />

ganz neuerdings in seinen Elem. of S. I. Pal. p. 46 fg. den Zusammenhang der<br />

Ziffern mit den Anfangsbuchstaben der Zahlzeichen überhaupt ganz in Abrede gestellt<br />

und dieselben, resp. die älteren „Cave Numerals", aus denen er sie direkt<br />

ableitet, als aus Alexandrien „together with Greek Astrology" eingeführt bezeichnet.<br />

Ich kann ihm hierin bis auf Weiteres nicht beistimmen, s. hiezu meine Bemerkungen<br />

in der Jenaer Lit. Z. 1875 nro. 24 p. 419, wo ich u. A. auch speciell darauf<br />

hingewiesen habe, daß Herrn. Hankel in seiner leider posthumen trefflichen<br />

Schrift „zur Geschichte der Mathematik" (1874) p. 329 fg. die Annahme<br />

Woepcke's, daß die Neupythagoräer wirklich bereits die neuen Ziffern mit Stellenwerth<br />

uud die Null kannten, für irrig, die ganze Stelle im Boethius resp.<br />

auf der diese Annahme basirt, als eine Interpolation aus dem 10., 11. Jahrh.<br />

erklärt hat.]


u. durch diese auch Lehrer d. europ. Astron. d. Mittelalters. Áiyabhaṭa. 275<br />

europäischen Gelehrten überlieferten 282<br />

). Bei Letzteren, die<br />

ja eben die Schüler der Araber waren, finden sich denn auch<br />

die Inder mehrfach und stets mit hoher Achtung erwähnt,<br />

und auch sogar ein Sanskritwort selbst, das Wort ucca<br />

nämlich, das den Höhestand der Planeten bezeichnet, ist,<br />

freilich in der ziemlich unkenntlichen Form aux, Genit. augis,<br />

in die lateinischen Übersetzungen arabischer Astronomen<br />

übergegangen 288<br />

) (s. Reinaud p. 325).<br />

Was nun die Reihenfolge und die Zeit der verschiedenen<br />

indischen Astronomen, von denen uns noch Werke oder<br />

Fragmente vorliegen, betrifft, so entgehen wir auch sogar hier<br />

nicht der bei dergl. Fragen in der indischen Literatur überall<br />

herrschenden Ungewißheit. An der Spitze derselben steht<br />

der schon erwähnte Āryabhaṭa, von dessen Werken<br />

uns vor der Hand nur sehr kümmerliche Fragmente vorliegen,<br />

mit der Zeit aber vielleicht noch vollständigere Bruchstücke<br />

sich vorfinden werden 284<br />

): er scheint ein Zeitgenosse des Pu¬<br />

liśa gewesen zu sein, jedenfalls ward er schon durch griechischen<br />

Einfluß getragen, da er nach den Zodiakalbildern<br />

rechnet. Nach Albīrūnī war er aus Kusumapura, d. i.<br />

ï 8 2<br />

] s. noch Woepcke sur l'introduction de l'arithmétique indienne en Occident<br />

(Rome 1859).<br />

98<br />

3] ebenso nach Reinaud's feiner vermuthung (p. 373 fg.) auch der <strong>Name</strong><br />

von Ujjayinī selbst, und zwar durch Verlesung eines arab. Qr¾l in der Form<br />

Arin, Arim; der „Meridian von Ujjayinī" ward so zu der „coupole d'Arin".<br />

9 8 4<br />

] die Forschungen von Whitney im Journ. Am. Or. S. VI. 560 fg. (I860) und<br />

von Bhāu Dājī im Journal R. As. S. f. 392 fg. (1865) haben uns hierüber zuerst<br />

volle Klarheit gebracht. Danach sind von Āryabhaṭa noch erhalten das daśagīti¬<br />

sūtram und das āryāṣṭaśatam, und sind beide, unter dem Titel Āryabhaṭīyam,<br />

jetzt auch bereits von Kern, mit dem Commentar des Paramādīśvara publicirt<br />

worden (1874), s. hiezu A. Barth in der Revue critique 1875 p. 241–253.<br />

Seinen eigenen Angaben darin zufolge ist er A.D. 476 geboren, lebte im östlichen<br />

Indien in Kusumapura (Palibothra) und verfaßte dieses Werk in dem jugendlichen<br />

Alter von 23 Jahren. Er lehrt in seinem Werk u. A. auch eine ganz eigen¬<br />

thümliche Zahlbezeichnung durch Buchstaben. — Das unter dem <strong>Name</strong>n Ārya¬<br />

siddhanta vorliegende größere Werk in 18 adhyāya erscheint als ein secundäres<br />

Product, s. Hall im Journal Am. Or. Soc. VI. 556 (I860) und Aufrecht Cata¬<br />

logus p. 325. 326; nach Bentley ist es erst 1322 abgefaßt, und Bhāu Dāji<br />

1. c p. 393. 394 glaubt: „he was here for once correct." — Wilson Mackenzie<br />

Collect. I, 119 und Lassen Ind. Alt. II, 1136 sprechen auch noch von einem<br />

Commentar des Āryabhaṭa zum Sūryasiddhānta, der denn auch wohl von dem<br />

Laghu-Āryabhaṭa (Bhāu Dājī p. 405) herstammen wird. S. noch Kern Vorrede<br />

zur Bṛhat-Saṃhitā des Varāhamihira p. 59 fg.


276 Die fünf siddhānta.<br />

Pāṭaliputra gebürtig, gehörte also dem ostlichen Theile<br />

Indiens an. Neben ihm werden als alte Astronomen die Verfasser<br />

der folgenden fünf Siddhānta betrachtet, der unbekannte*)<br />

Verfasser nämlich des Brahmasiddhānta oder<br />

Paitāmahasiddhānta — der Verfasser ferner des Saura¬<br />

siddhānta, welchen Albīrūnī Lāt nennt und der möglicher<br />

Weise mit dem Lagata, Lagadha identisch ist, welcher<br />

als Verfasser des zum Veda gehörigen Jyotiṣa genannt<br />

wird, und mit dem Lāḍha, welchen Brahmagupta mehr¬<br />

fach citirt**), — sodann Puliśa, Verfasser des Pauliśa¬<br />

siddhānta, — Śrīṣeṇa endlich, dem der Romakasiddh.,<br />

— und Viṣṇucandra, dem der Vasiṣṭhasiddhānta zugehört.<br />

Letztere beiden Werke sollen auf Āryabhaṭa's<br />

System begründet sein 286<br />

). Keiner dieser fünf Siddhānta<br />

scheint erhalten zu sein : zwar giebt es Werke, die den <strong>Name</strong>n<br />

Brahmasiddhānta, Vasiṣṭhasiddhānta, Sūryasiddhān¬<br />

ta‚ Romakasiddhānta tragen, dieselben sind aber keinesfalls<br />

die alten Werke dieses <strong>Name</strong>ns, da die Citate, welche<br />

die Scholiasten aus diesen enthalten, sich in ihnen nicht vorfinden<br />

28<br />

' 5<br />

). So werden denn auch in der That drei verschiedene<br />

*) Albīrūni nennt den Brahmagupta als Verfasser dieses Brahmasiddhānta:<br />

dies ist aber irrig. Sollte etwa ein Mißverständniß durch Reinaud<br />

(p. 382) anzunehmen sein?<br />

**) Lāḍha kann sehr wohl aus Lagadha entstanden sein; [die Foitn<br />

Lāṭa indessen, s. Kern Vorrede zu Bṛh. S. p. 53, weist eher nach Aa^utt;.}<br />

2 8 5<br />

] so wie auf Lāṭa, Vasiṣṭha und Vijayanandin, nach Bhāu Dājī I. c.<br />

p. 408, dessen Meinung zufolge der Romakasiddhānta Śake 427 (AD 505) Zu<br />

setzen wäre, composed in accordance with the work of some Roman or Greek<br />

author. Bhaṭṭotpala nennt u.A. auch einen Yavaneśvara Sphujidhvaja (oder Āsph°),<br />

worin Bhāu Dājī einen Speusippos, Kern dagegen (Vorrede zu Varāha M. p. 48)<br />

einen Aphrodisios sucht.<br />

2 8 6<br />

J s. hierüber Kern in der Vorrede zur Bṛhat­saṃhitā des Varāhamihira<br />

p. 43—50. Pubiicirt ist bis jetzt nur der Sūryásiddhānta mit Ra5gan&tha's<br />

Comm. in der BibI. Ind. (1854—59) dm¾h F. E. Hall und Bāpū Deva Śāstrin,<br />

sowie eine Übersetzung durch Letzteren ebendas. (1860. 61). Gleichzeitig erschien<br />

im Journal Am. Or.Soc.vol.VI eine Übersetzung angeblich von Eb, Burgess,<br />

mit einem sehr eingehenden trefflichen Commentar von w. D. Whitney, der<br />

neuerdings (s. Oriental and Linguistic studies II, 360) überhaupt ,,the entire<br />

responsability for that publication in all its parts" für sich in Anspruch nimmt.<br />

Ihm zufolge ist der Sūryasiddhānta zwar (p. 326) „one of the most ancient and original<br />

of the works which present the modern astronomical science of the Hindus*";<br />

in wie weit aber der gegenwärtige Text „is identical in substance and extent


Brahmagupta. va rāb ami h ira<br />

Vasiṣṭhasiddhānta, desgl. drei verschiedene Brahma«<br />

siddhānta citirt. Der eine dieser letzteren, der sich ausdrücklich<br />

als eine Umarbeitung des älteren Werkes dieses<br />

<strong>Name</strong>ns angiebt, gehört dem Brahmagupta an, welcher<br />

nach Albīrūnī in das Jahr 664 p. Chr. fällt, womit<br />

auch die Angabe der heutigen Astronomen in Ujjayinī so<br />

ziemlich stimmt, die ihn 628 p. Chr. setzen 287<br />

). Ihm gehört<br />

auch nach Albīrūnī**) ein Werk an, welches den <strong>Name</strong>n<br />

Ahargaṇa führt, welcher von den Arabern in Arkand verstümmelt<br />

wurde. Dieser Arkand, die Sindhend, d.i. die<br />

fünf Siddhānta, und Ardschabahr, Āryabhaṭa sind<br />

es, welche, wie bereits bemerkt, im 8,9. Jahrhundert hauptsächlich<br />

von den Arabern studirt und zum Theil übersetzt<br />

worden sind. — Dagegen erwähnen sie den Varaha­Mihira<br />

nicht, der doch vor Brahmagupta lebte, da dieser ihn<br />

mehrfach erwähnt, und zudem die Lehren jener fünf Siddhānta<br />

in einem Werke zusammenfaßte, welches davon bei<br />

den Commentatoren Pañcasiddhāntikā heißt, und das er<br />

selbst unter dem <strong>Name</strong>n Karaṇa nennt. Dieses Werk scheint<br />

verloren zu sein 288<br />

), und sind uns nur die astrologischen<br />

Werke des Varāhamihira erhalten, die Saṃhitā nämlich***)<br />

with that of the original Sūryasiddhānta", ist einstweilen noch unklar. Vergl.<br />

hiezu Kern 1. c. p. 44—46.<br />

*) Albīrūnī giebt eine Inhaltsanzeige dieser Umarbeitung: sie und der<br />

Pauliśa-Siddhānta waren die einzigen jener Siddhānta, die er erhalten<br />

konnte.<br />

9 8 7<br />

] diese letztere Angabe basirt auf seinen eigenen Worten in dem Brahma<br />

Sphuṭasiddhānta 24, 7. 8, den er danach 550 Jahr nach dem Śakanṛpāla (° panta?),<br />

in dem Alter von 80Jahren, verfaßte; er nennt sich dabei Sohn des Jiṣṇu, lebte<br />

resp, unter Śrī Vyāghramukba of the Śrī Cápa dynasty, Bhāu Dājī 1. c p. 410.<br />

Pṛthūdakaavāmin, sein Scholiast, bezeichnet ihn curioser Weise als Bhilla­<br />

Mālavakācārva, s. Z. D. M, G. XXV, 659. Ind. Stud. xlH, 316. Die Capp.<br />

3UI (gaṇita, arithmethic) und xxVIII (kuṭṭaka, algebra) seines Werkes sind bekanntlich<br />

von colebrooke (1817) übersetzt worden.<br />

**) Reinaud mém. sur l'Inde p. 822.<br />

" 88<br />

] »gestern hörte ich von einem zweiten Mscpt. der Pañcasiddhāntikā,"<br />

Brief G. Btthler’s vom 1. April 1875.<br />

***) in doppelter Ausgabe, als Bṛhatsaṃhita und als SamāsasaṃhitA:<br />

aus ersterer hat Albīrūnī mehreres mitgetheilt, s. auch meinen Catalog der<br />

Sanskrithandschriften der Berliner Bibliothek p. 238—54. [Eine treffliche Ausgabe<br />

der Bṛhatsainhitā verdanken wir Kern (BibI. Ind. 1864—66), der auéh<br />

eine Übersetzung davon (bis jetzt Cap. 1—84) im Journal R. As. S. IV—VI<br />

277


278 Varāhamihira.<br />

und das Horāśāstram, aber auch letzteres nicht vollständig,<br />

sondern nur zum Drittheil*). Er erwähnt eine große Zahl<br />

von Vorgängern, deren <strong>Name</strong>n uns zum Theil nur durch ihn<br />

selbst bekannt sind, so Maya und die Yavanās (vielfach),<br />

ferner Parāśara, Manittha 289<br />

), Śaktipūrva, Viṣṇu¬<br />

gupta**), Devasvāmin, Siddhasena, Vajra, Jīvaśar¬<br />

man, Satya 290<br />

) etc. Eine direkte Erwähnung des Ārya¬<br />

bhaṭa findet sich nicht bei ihm, vielleicht weil dieser für<br />

Astrologie nichts gethan hatte: im Karana wird er ihn<br />

wohl erwähnt haben 291<br />

). Während Áryabhaṭa noch nach<br />

der Aera des Yudhiṣṭhira rechnet, gebraucht Varāhamihira<br />

bereits den Śakakāla, Śakabhūpakāla oder Śa¬<br />

kendrakāla, die Aera des Śaka-Königs, was sein Scholiast<br />

auf die Aera des Vikrama bezieht 292<br />

). Brahma¬<br />

gupta dagegen rechnet nach dem Śakanṛpānta, der nach<br />

ihm 3179 des Kali-Zeitalters stattfand, also nach der Aera<br />

(1870—74) geliefert hat. Es existirt dazu ein vortrefflicher Commentar von<br />

Bhaṭṭotpala, angefertigt Śake 888 (AD 966) und ausgezeichnet durch überaus<br />

reiche Citate von Parallelstellen aus den Vorgängern Varahāmihira's. Letzterer<br />

bezeichnet sich im Bṛhajjātaka 26, 5 selbst als Sohn des Ādityadāsa und als<br />

Avantika, native of Avanti d. i. UjjayinL]<br />

*) der Jātaka­Theil (von den Nativitäten) nämlich allein, und zwar in<br />

doppelter Ausgabe als Laghujātakam und als Bṛhajjātakam: ersteres ward<br />

von Albīrūnī ins Arabische übersetzt. [Die ersten beiden Capp. des Laghu¬<br />

jātaka habe ich in den Ind. Stud. II, 277 in Text und Übersetzung publicirt,<br />

den Rest edirteJacobi in seiner Promotionsschrift (1872). Auch ist dasselbe mit<br />

Bhaṭṭotpala's Comm. in Bombay 1867 edirt worden; ebenso das Bṛhajjātakam<br />

in Benares und Bombay (Kern's Vorrede p. 26). Die drei ersten Capp. der<br />

Yātrā hat Kern in Text und Übersetzung edirt in den Ind. Stud. X, 161 fg.<br />

Der dritte Theil des horāśāstra, das vivāhapaṭalam, ist noch ganz unedirt.]<br />

289<br />

] unter diesem <strong>Name</strong>n vermuthe ich Manetho, den Verf. der Apoteles¬<br />

inata, und Kern hat mir darin beigestimmt (Vorrede zur Bṛh. S. p. 52).<br />

**) dies ist auch ein <strong>Name</strong> des Cāṇakya Daśa-Kum. 183, 5 ed. Wilson.<br />

[Eine vollständige Liste und Durchmusterung der in der Bṛhat­santhitā citirten<br />

Lehrer, darunter auch Bādarāyaṇa und Kaṇabhuj, 8. bei Kern Vorrede p. 29 fg.]<br />

2 9<br />

9] Kern Vorrede p. 51 bemerkt, daß derselbe nach Utpala auch Bhadatta<br />

hieß; Aufrecht im Catal. p. 329 a hat aber Bbadanta. Im Jyotirvidābharaṇa<br />

steht Satya an der Spitze der Gelehrten an Vikrama's Hofe, s. Z. D. M. G.<br />

XxH, 722. XXIV, 400.<br />

2 9<br />

–] es liegt jetzt auch in der That ein dgI. Citat daraus bei Bhaṭṭotpala<br />

vor, s. Kern Journal R. As. S. Xx, 383 (1863), Bhāu Dājī I. c. p. 406. In<br />

einem andern dgf. Citāt bezieht sich Varāhamihira theils auf das Jahr 427 des<br />

Śakakāla, theils auf den Romakasiddhānta und Pauliśa, Bhāu Dājī p. 407.<br />

2 9 2<br />

] diese Angabe Colebrooke's H, 475 (428 ed. Cowell), s. auch Lassen<br />

Ind. Alt. II, 50, ist unbegründet. Nach Kern Vorrede p. 6 fg. ist bei Varāhamihira<br />

wie bei Utpala nur die sogenannte Aera des Śālivāhana gemeint.


Die Zeit des varāhamihira, des Śatānanda und des Bhfrskara. 27ïf<br />

des Śālīvāhana. — Die Tradition über die Zeit des Varāhamihira<br />

haben wir bereits angegeben: da die heutigen Angaben<br />

der Astronomen mit denen zu Albīrūnī’s Zeit stimmen,<br />

so wird man sie wohl für zuverlässig halten können: danach<br />

lebte er also 504 p. Chr. 293<br />

). Im Gegensatze nun hierzu steht<br />

theils die Sage, insofern dieselbe ihn als eine der Perlen am'<br />

Hofe des Vikrama betrachtet, und resp. den letzteren für<br />

den König Bhoja erklärt 294<br />

), der etwa 1050 regierte 296<br />

), theils<br />

aber auch die Angabe des Astronomen Śatānanda, der<br />

sich im Eingange seines Bhāsvatīkarana wie es scheint<br />

als Schüler des Mihira bekennt und zugleich angiebt, daß<br />

er dieses Werk Cake 1021 (A.D. 1099) schreibe: die Stelle<br />

ist aber nicht klar und kann wohl auch auf den Unterricht<br />

bezogen werden, den der Verfasser aus Mihira’s Schriften<br />

gezogen*) hat, sonst müßte man einen zweiten Varāha-<br />

Mi h ira annehmen, der eben Mitte des 11. Jahrhunderts, also<br />

gleichzeitig mit Albīrūnī gelebt hätte, seltsam freilich dann,<br />

daß ihn dieser nicht erwähnt haben sollte!<br />

Nach Varāhamihira und Brahmagupta haben sich<br />

noch mehrere Astronomen hervorgethan : der vorzüglichste<br />

derselben ist Bhāskara, über dessen Zeit aber ein eigen¬<br />

thümlicher Unstern waltet: während er seinen eigenen Angaben<br />

9 9 3<br />

] nach Kern, vorrede p. 3, ist dies vielleicht sein Geburtsjahr. Sein<br />

Todesjahr wird nämlich durch Āmarāja, einen Scholiasten des Brahmagupta, auf<br />

cake 509 AD 587 angegeben, s. Bhāu Dājī am a. O. p. 407.<br />

9 9 4<br />

] diese Identification ist natürlich verfehlt. War varāhamihira wirklich<br />

eine der neun Perlen am Hofe des vikrama, so muß ganz einfach dieser vikrama<br />

im 6. Jahrh. regiert haben. Die Vorfrage bleibt aber eben die, ob jenes<br />

der Fall war. S. die Angaben des Jyotirvidābharaṇa am a. O.<br />

9 9 5<br />

] s. z.B. auch Aufrecht Catalog¾s p.327b. 328a.<br />

*) übrigens giebt sich Śatānanda am Schlüsse seines Werkes in einem<br />

Chambers’schen Bruchstücke desselben (s. meinen Catalog der Sanskrithand¬<br />

Schriften der Berliner Bibliothek p. 234), wie es scheint, als Cake 917 (A. D.<br />

995) lebend an! Wie soll man diesen Widerspruch erklären?! e. Colebr. II,<br />

390. [341 ed. Cowen. Die betreffende Stelle bezieht sich eben wohl nicht auf<br />

die Lebenszeit des Verfassers; leider ist sie so unsicher, daes ich ihre wahre<br />

Bedeutung nicht verstehe ; da aber unmittelbar vorher, ganz wie bei Colebrooke,<br />

von Kali 4200 » AD. 1099, gesprochen wird, so steht dieses Datum in d½r<br />

That wohl fest. — Die Beziehung auf Mihira könnte übrigens allenfalls, wie<br />

dies auch der Scholiast Balabhadra andeutet, überhaupt gar nicht auf varāha¬<br />

mihira, sondern bloß auf die Sonne, mihira, gehen!]


280 Alblrūni's Nachrichten über Bhaskara(?)<br />

nach Śake 1036 (1114) geboren ist, desgl. Cake 1072 (1150)<br />

den Siddhāntaśiromaṇi und Śake 1105 (1183) den<br />

Karaṇakutūhala vollendete, — und damit stimmen auch<br />

die heutigen Astronomen überein, die ihn Śake 1072 (1150)<br />

setzen 296<br />

), — wird er von Albīrūnī, der A.D. 1031 (also<br />

83 Jahr vor seiner Geburt) schrieb, nicht nur erwähnt, sondern<br />

auch sein hier Karaṇasāra genanntes Werk 132 Jahr<br />

rückwärts, also A. D. 899 gesetzt, so daß ein Unterschied<br />

von 284 Jahren zwischen den beiderseitigen Angaben<br />

stattfindet: ich bekenne mich unfähig, dies Räthsel zu losen:<br />

die Übereinstimmung der Persönlichkeit ist so eng, daß der<br />

jil&j Bashkar des Albīrūnī ausdrücklich auch Sohn des<br />

Mahadeva*) heißt, wie der wirkliche Bhaskara: es wird<br />

aber doch wohl kaum etwas übrig bleiben, als eben diesen<br />

Bashkar, Sohn des Mahdeb und Verfasser des Kara¬<br />

ṇasāra, des Albīrūnī von dem Bhaskara Sohn des Mahadeva<br />

und Verfasser des Karaṇakutūhala zu trennen 297<br />

)!<br />

9 9 6<br />

] ebenso eine Inschrift, welche Śake 1128 datirt und einen Enkel des Bhaskara<br />

betrifft, dessen siddhāntaśiromaṇi dabei mit hohen Ehren gedacht wird, s. Bhāu Dāji<br />

am a. O. p. 411. 416. Auch in einer von Mādhava im kālanirṇaya citirten Stelle<br />

des Siddhāntaśiromaṇi Uber die Jahre mit drei Schaltmonaten wird das dgl.<br />

Jahr, welches Śakakāle 974 (1Ö52) fiel, der Vergangenheit, das Jahr 1115 dagegen<br />

(und 1256. 1378) der Zukunft zugewiesen. — Bhāekara's Līlāvatī (arithmetic) und<br />

Vījagaṇita (algebra) sind bekanntlich von Colebrooke (1817), erstere auch von<br />

Taylor (1816) und letzteres von Strachey (1818) übersetzt worden. Den gaṇitā¬<br />

dhyāya übersetzte Roer im Journal As. S. Bengal. IX, 153 fg. (Lassen IV, 849).<br />

Die Übersetzung des Golādhyāya durch Lancelot Wilkinson liegt in der Bibl.<br />

1nd. (1861 — 62) vor. Wilkinson verdanken wir auch die Textausgabe des<br />

golādhyāya und des gaṇitādhyāya (1842). Līlāvatī und vījagaṇita erschienen 1832.<br />

1834 ebenfalls in Calcutta. Auch hat Bāpū Deva Śāstrin eine Gesammtausgabe<br />

(?) des Siddhāntaśiromaṇi in Benares 1866 erscheinen lassen. S. noch Herrn.<br />

Brockhaus über die Algebra des Bhaskara Leipzig 1852 (vol. IV der Berichte<br />

der Kön. Sachs. Ges. der Wissensch. p. 1—45.)<br />

*) Reinaud liest freilich Mahādatta mit ^ statt «^, dies ist aber<br />

eine im Sanskrit unmögliche <strong>Name</strong>nsform, da sie gar keinen Sinn giebt. [Am<br />

Schiurs des Golādhyāya (XIII, 61) wie des Karaṇakutūhala nennt übrigens<br />

Bhaskara seinen Vater nicht Mahādeva, sondern Maheśvara (was freilich damit<br />

der Sache nach identisch), und ebenso nennt ihn auch Bhāskara's Scholiast<br />

Laksbmīdhara, s. mein Verz. der Berl. S.-H. p. 285. 237.]<br />

2 9 7<br />

] in der That ist dies wohl die einzige Möglichkeit um aus diesem Dilemma<br />

herauszukommen. Es ist also entweder etwa an jenen älteren Bhaskara<br />

zu denken, „who was at the head of the commentators ofĀryabhaṭṭa and is repeatedly<br />

cited by Pṛthūdakasvāmin who was himself anterior to the author of<br />

the Śiromaṇi" Colebrooke n, 470 (423 ed. Cowell), oder unter dem J½o


Die Araber zuletzt wieder Lehrer der 1ndér in der Astrologie. 281<br />

zumal zu der zeitlichen Inkongruenz allerdings noch der Umstand<br />

hinzutritt, daß Albīrūnī indisches bh gewöhnlich durch<br />

b und h wiedergiebt (so b­hudsch = bhūrja, balb­hadr<br />

= balabhadra) so wie er auch die Längen der Vokale<br />

meist treu bewahrt: beides ist hier (bei Bashkar) nicht geschehen,<br />

und zudem das s in s h verwandelt worden.<br />

Bhāskara ist der letzte Stern der indischen Astronomie<br />

und Arithmetik: nach ihm ist darin kein Fortschritt gemacht<br />

worden, und hat sich die astronomische Wissenschaft der<br />

Inder vielmehr gänzlich wieder in der Astrologie concentrirt,<br />

aus der sie ursprünglich hervorgegangen war. In dieser<br />

letzten Periode sind die Inder dann durch den Einfluß ihrer<br />

moslemischen Herrscher wieder zu Schülern der Araber geworden,<br />

deren Lehrer sie vorher gewesen waren. Derselbe<br />

Alkindi, der seinerseits im 9. Jahrhundert mancherlei über<br />

die indische Astronomie und Arithmetik geschrieben hatte<br />

(s. Colebr. II, 513, Reinaud p. 23), ward nun umgekehrt<br />

für die Inder selbst Auktorität, welche seine Schriften, wie<br />

die seiner Nachfolger studirten und übersetzten: es ergiebt sich<br />

dies zweifellos aus den vielen arabischen Kunstausdrücken*),<br />

die nunmehr neben die aus der früheren Periode herrührenden<br />

griechischen treten, so zwar, daß diese in ihren alten<br />

Rechten bleiben, und nur für die neuen Begriffe auch<br />

die neuen Wörter eintreten, insbesondere in Bezug auf die<br />

Lehre von den Constellationen, welche bei den Arabern zu<br />

einer ganz eigenthümlichen Vollkommenheit ausgebildet worden<br />

war. Ziemlich gleichzeitig damit, ob auch vielleicht zum Theil<br />

etwas früher, wurden jene arabischen Werke auch in eine<br />

andere Sprache übersetzt, in das Lateinische nämlich, für die<br />

europäischen Astrologen des Mittelalters, und so kommt es,<br />

bei Reinaud p. 335. 337 steckt überhaupt gar kein Bhāskara, sondern etwa<br />

ein Puṣkara. Sonderbar freilich immer, daß derselbe ^ cX^–* ^ ­­d Verfasser<br />

eines karaṇasāra genannt wird! Könnte etwa doch bei Albīrūnī eine Interpolation<br />

vorliegen?<br />

*) sogar der <strong>Name</strong> für Astrologie ist in dieser Zeit daher entlehnt: sie<br />

heil¾t nämlich tājikam, tājikaśastram, was auf das persische ^ßJ^S d.i.<br />

„arabisch" zurückgeht.


282 Arabische Kunstausdrttcke. Omina und Portenta.<br />

daß wir bei diesen zum Theil dieselben arabischen Kunstausdrücke<br />

nachweisen können, wie bei den Indern, Dergl.<br />

termini technici der indischen Astrologie in dieser Zeit sind*):<br />

mukāriṇā *i,l&o (j Zusammenkunft, mukāvilā ¼Jbl&o congregatio, manaū pro-<br />

hibiti0, kamvūla J^*i receptio, gairikamvula tj^/i ^<br />

inreceptio, sahama ^^v- sors, inthihā und munthahā<br />

*4^ci*> und ^&1* terminus und mehrere andere, die<br />

zum Theil noch nicht sicher identificirt werden können.<br />

In inniger Verbindung mit der Astrologie hat bei den<br />

Indern von je her die Lehre von den Omina und Portenta<br />

gestanden, deren Ursprung gleichfalls in die alte vedische, ja<br />

sogar zum Theil wohl noch in die indogermanische Zeit hinaufreicht,<br />

und die besonders in der Literatur des Atharvaveda<br />

wie in den Gṛhyasūtra der übrigen Veda niedergelegt<br />

*) s. Ind. Stud. Il, 263 ff. Die meisten dieser arabischen Ausdrücke kenne<br />

ich vor der Hand nur aus jenen lateinischen Übersetzungen des Mittelalters, da<br />

arabische Texte über Astrologie nicht gedruckt sind, und die Lexika nur wenig<br />

bieten. [Vgl. jetzt Otto Loth's dankenswerthe Abhandl. „al­Kindi als Astrolog"<br />

(1874) in den „Morgenländischen Forschungen" (Festschrift zu Fleischet's Jubiläum)<br />

p. ¾63—309.]<br />

0<br />


Zauberei und Beschwörungsk¾nst. Die mediciutsche Wissenschaft. 283 "<br />

ist­ 98<br />

), Ihr wird auch in den Saṃhitā des Varāhamihira,<br />

Nārada etc. ein bedeutender Platz geschenkt, und hat sie<br />

es dann auch selbst noch zu einer eigenen selbstständigen<br />

Literatur gebracht. Dieses selbe Geschick theilt mit ihr in<br />

jeder Beziehung ein anderer Zweig des Aberglaubens, die<br />

Zauberkunst und Beschwörungskunst nämlich, welche<br />

in der religiösen Entwicklung der Inder einen immer fruchtbareren<br />

Boden fanden, so daß sie jetzt in der That fast allmächtig<br />

herrschen. Auch von ihnen finden sich allgemeine<br />

Lehrbücher so wie Schriften über einzelne Gegenstände vor.<br />

Viele ihrer Anschauungen sind bei uns durch die Vermittlung<br />

der im Mittelalter so sehr beliebten indischen Fabeln<br />

und Märchen seit langer Zeit eingebürgert, so die vom Seckel<br />

(des Fortunatus), von den Meilenstiefeln, dem Zauberspiegel,<br />

der Zaubersalbe, der Nebelkappe 299<br />

) etc.<br />

Als vierten Zweig der wissenschaftlichen Literatur führen<br />

wir die Medicin auf<br />

Die Anfänge der Heilkunde in der vedischen Zeit habe<br />

ich bereits früher (p. 32. 33) besprochen: auch hier ist es<br />

der Atharvaveda, welcher eine besondere Stellung zu derselben<br />

einnimmt, und in dessen Literatur sich die ältesten<br />

.Bruchstücke medicinischer Wissenschaft vorfinden, die indeß<br />

ziemlich armseliger Art sind und meist auf Besprechungen<br />

und Beschwörungen sich beschränken 300<br />

). Die Inder selbst<br />

2 9 8­ vgj‚ meine AbhandL: zwei vedische Texte über Omina und Portenta<br />

(1859), enthaltend das Adbhutabrāhmaṇam und den adhy. XIH des Kauśikasūtra.<br />

3 9 9<br />

] Einiges darunter, die Tarnkappe z.B. geht seinem Ursprung nach wohl<br />

auf alte mythologisch-abergläubische Vorstellungen der indogermanischen Vorzeit<br />

zurück. Die Zauberei steht im Übrigen in specieller Beziehung zu den sectarischen<br />

Tantra-TeXten, sowie zur Yoga-Lehre. Ein größeres Werk darüber trägt den bei den<br />

Buddhisten hochberühmten <strong>Name</strong>n des Nāgārjuna,- s. m. Verz. d. BerI. S.-H. p. 270.<br />

3 o<br />

°] s. Virgil Grohmann's AbhandL: „Medicinisches aus dem Ath.-Veda mit<br />

besonderem Bezug auf den Takman« in den Ind. Stud. IX, 381 fg. (1866). —<br />

Die sarpavidyā, Kunde von den Schlangen, wird schon im Śatap. Br. XIII, und<br />

zwar als ein besonderer Veda mit parvan genannten Abschnitten erwähnt; sollte<br />

dabei nicht auch Medicinisches mit behandelt worden sein? im Āśval. śr. tritt<br />

wenigstens die viṣavidya, Lehre von den Giften, direkt dazu. Über den Inhalt<br />

der ‚vayovidyā, Kunde von den Vögeln, an derselben Stelle des Śat. Br.,<br />

ist es schwer eine Verniuthung aufzustellen. Diese vidyā-Texté werden im<br />

Śat.-Br. auch noch sonst (XI. XIV) erwähnt und ercheinen daselbst, ebenso Wie<br />

das vaidyakam im Mahābhāṣya, als neben dem Veda stehend. Ein vārttikam


284 Die ältesten Vertreter der medicinischen Wissenschaft:<br />

betrachten die Medicin als einen Upaveda und nennen sie<br />

deshalb auch direkt Āyurveda, ohne daß sie übrigens etwa<br />

unter diesem Titel, wie man gemeint hat, ein specielles Werk<br />

verstehen. Sie leiten dasselbe, wie den Veda selbst unmit¬<br />

telbar von den Göttern ab: als älteste der menschlichen<br />

Verfasser nennen sie zunächst den Ātreya, sodann den Agni¬<br />

veśa, dann den Caraka 30<br />

'), ferner den Dhanvantari und<br />

zuletzt dessen Schüler Suśruta. Die drei ersteren <strong>Name</strong>n<br />

gehören speciell den beiden Yajus, resp. aber erst der Zeit<br />

ihrer Sūtra- und Schulenbildung an 302<br />

): die medicinischen<br />

Werke dieses <strong>Name</strong>ns können also keinesfalls älter sein: wie<br />

viel später sie fallen, dafür haben wir vor der Hand nur die<br />

Gränze des 8. Jahrhunderts p. Chr., an dessen Ende nach Ibn<br />

Beithar und Albīrūnī (bei Reinaud p. 316) das Werk<br />

des Caraka, resp. nach Ibn Abi Uśaibiah auch das Werk<br />

des Suśruta, in das Arabische übersetzt ward. Daß die<br />

indische Medicin zu Pāṇini's Zeit schon eine gewisse Ausbildung<br />

erhalten hatte, ergiebt sich aus den <strong>Name</strong>n verschie­<br />

zu Pāṇ. IV, 2, 60 lehrt ein eigenes Affix für das Studium von Texten, deren<br />

<strong>Name</strong> auf vidyā oder lakṣaṇa ausgeht, und man möchte fast meinen, daß<br />

Pāṇini selbst dgl. Texte auch schon gekannt habe. Nach den Angaben Pataṃjali's<br />

bildeten außer den Vögeln und Schlangen noch Rinder und Rosse den Gegenstand<br />

derselben. Was sich von speciellen Angaben der Art im Mahābhāṣya findet, weist auf<br />

praktische aus dem Leben gegriffene Beobachtungen, aus denen sich mit der<br />

Zeit wohl eine naturwissenschaftliche Literatur hätte entfalten können, s. Ind.<br />

Stud. XIH, 459 — 61. Die in den Atharva-Pariśiṣṭa sich findenden la¬<br />

kṣaṇa­Abschnitte sind entweder rituellen oder astrologisch­meteorologischen<br />

Inhalts, dagegen enthält z. B. die astrologische Saṃhitā Varāhamihira's Vieles, was<br />

direkt auf die alten vidyā und lakṣaṇa zurückgehen mag.<br />

3,<br />

] in der Carakasaiphitā selbst wird Bharadvāja (Punarvasu) Kapi¬<br />

ṣṭhala an die Spitze gestellt als Schüler des Indra, von seinen sechs Schülern<br />

Agniveśa, Bhtla, Jatūkarṇa, Parāśara, Hārīta, Kṣārapāṇi verfaßte zuerst Agniveśa<br />

sein tantram, dann die übrigen je die ihrigen, die sie dann dem Atreya vortrugen.<br />

Auf ihn geht die Relation des Textes direkt zurück, da es nach den Eingangsworten<br />

jedes adhyāya (athāto . •. vyākhyāsyāmaḥ) stetig heißt: iti ha smaba<br />

bhagavān Ātreyaḥ; ebenso stetig aber heißt es in einem Schlußvers am Ende<br />

jedes adhyāya, daß das Werk ein von Agniveśa gemachtes und von Caraka<br />

wieder geordnetes (pratisaṃskṛtam) tan tram sei.<br />

3 ü 2<br />

] dasselbe gilt im Wesentlichen von den bei Caraka (s. eben) genannten<br />

<strong>Name</strong>n Bharadvāja, Agniveśa (Hutāśaveśa!), Jatūkarṇa, Parāśara, Hārīta. Und<br />

unter den <strong>Name</strong>n der Weisen, welche daselbst als Genossen des Bharadvāja genannt<br />

werden, finden sich außer den <strong>Name</strong>n der alten Ṛṣi speciell noch u. A.<br />

auch genannt : Aśvalāyana, Bādarāyaṇa, Kātyāyana, Baijavāpi etc.; als ärztliche<br />

Auctoritäten werden u. A. noch citirt (s. Petersb. Wort Nachtrag vol. VII): Kṛśa<br />

Sāṃkṛtyāyana, Kāṅkāyana, Kṛṣṇātreya.


Caraka, suśruta, Dhanvantari; Śālihotra, Vātsyāyana. 285<br />

dener Krankheiten, die er aufführt (III, 3, 108. V, 2,129 etc.),<br />

doch erhellt daraus nichts Bestimmtes. Im gaṇa Kārta¬<br />

kaujapa (zu Pāṇ. VI, 2‚ 37) finden sich unter den letzten<br />

Gliedern die Sauśrutapārthavās, aber theils ist es unbestimmt,<br />

was darunter zu verstehen ist, theils beweisen ja auch<br />

die Gaṇa eben nichts für Pāṇini's Zeit, theils endlich gehört<br />

sogar das betreffende Sūtram vielleicht gar nicht einmal<br />

dem Pāṇini, resp. erst der Zeit nach Pataṃjali an, inso­.<br />

fern es (der Angabe des Kalkuttaer Scholiasten nach) in dem<br />

Bhāṣya desselben nicht erklärt wird 301<br />

) Dhanvantari<br />

wird in Manu’s Gesetzbuch und im Epos genannt, aber als<br />

mythischer Arzt der Götter, nicht als menschliche Persönlichkeit<br />

304<br />

). Im Pañcatantra werden zwei Aerzte, Śālihotra<br />

und Vātsyāyana*) mehrfach erwähnt 805<br />

), die auch<br />

jetzt noch genannt werden: aber wenn auch jenes Werk im<br />

6. Jahrhundert in das Pehlvi übersetzt worden ist, so ist<br />

damit doch nicht erwiesen, daß alles, was jetzt darin steht,<br />

auch schon damals darin stand, wenn man es nicht eben in dieser<br />

Übersetzung (resp. ihren Nachbildungen) wirklich vorfindet**).<br />

a o 3<br />

] Sauśruta kommt im Bhāṣya vor, wird aber ausdrücklich von suśrut,<br />

nicht von suśruta abgeleitet und ist daher wohl weder dabei noch bei dem an<br />

einer andern Stelle genannten kutapa-Sauśrutaḥ an den Suśruta der Mediciner<br />

zu denken, s. Ind. Stud. XIII, 462. 407. Für die Zeit des vārttika-Verfassers<br />

ergiebt sich im Übrigen bereits das Nebeneinanderstehen der drei humores vāta,<br />

pitta, śleṣman, s. am eben a. O. p. 462.<br />

3 0 4<br />

l als solche erscheint er in dem mehrfach erwähnten Spruche, der ihn<br />

unter den neun Perlen am Hofe des Vikrama neben Kālidāsa und Varāhamihira<br />

aufführt., s. Jyotirvidābharaṇa am a. 0.<br />

*) diese <strong>Name</strong>nsform weist uns in die Zeit der Sūtrabildung, zu Vātsya<br />

[findet sich resp. bereits im Taitt. Àr. I, 7, 2 als Patronymicum eines Pañcaparṇa].<br />

3 0 5<br />

J Śālihotra's Specialität ist hiebei die Hippologie (sein <strong>Name</strong> selbst bedeutet:<br />

Pferd), Vātsyāyana's die ars amandi. Von dem Werk des Erstern finden<br />

sich in London zwei verschiedene Recensionen, s. Dietz Analecta medica p. 158<br />

(nro. 63) und p. 156 (nro. 70). Nach H. M. Elliot's BibI. Index to the bist of<br />

Muh. India (1849) p. 268 ist ein dgl. Werk desselben AD 1361 in das Arabische<br />

übersetzt worden. Auch das Kémasūtram des Vātsyāyana, das von Ma¬<br />

dhusūdana Sarasvatī im Prasthānabheda ausdrücklich zum Āyurveda gerechnet<br />

wird, ist noch vorhanden, und zwar beruft sich dieses, der in Aufrecht's Cata¬<br />

Iogus p. 215 fg. vorliegenden Inhaltsangabe nach, höchst interessante Werk in<br />

majorem gloriam auf ganz stattliche alte Anctoritäten, nämlich Auddālaki, Śveta¬<br />

ketu, Bābhravya Pāñcāla, Gonardīya (i.e. Pataṃjali, der Verf. des Mahābhāṣya?),<br />

Goṇikāputra etc. Es wird auch von Subandhu citirt, und Śaṃkara selbst soll<br />

einen Commentar dazu geschrieben haben, ö. Aufrecht Catal. p. 256 a.<br />

x<br />

**) dies hat Bentley mit Recht gegen Colebrooke geltend gemacht.


286 Ungewisse Abfassungszeit der vorliegenden medicinischen werke.<br />

Andere Erwähnungen medicinischer Lehrer oder<br />

Schriften sind mir nicht bekannt: nur das kann ich noch<br />

anführen, daß das den menschlichen Leib und die Krankheiten<br />

betreffende Kapitel des Amarakoṣa (II, 6) jedenfalls<br />

eine große Ausbildung der medicinischen Wissenschaft<br />

voraussetzt.<br />

Eine irgend annähernde Zeitbestimmung für die vorhandenen<br />

Werke nun wird erst dann möglich werden, wenn dieselben<br />

ihrem Inhalt und ihrer Sprache nach einer kritischen<br />

Durchsicht werden unterworfen sein*). Die naiven Vorstellungen<br />

aber, welche man noch ganz neuerdings z. B. über das<br />

Zeitalter des Suśruta ausgesprochen hat**), lassen sich schon<br />

jetzt als in das Reich der Träume gehörig zurückweisen. In<br />

Sprache und Styl steht dieses letztere Werk und die ihm<br />

ähnlichen dergl. Werke, die ich kenne, offenbar in einer gewissen<br />

Verwandtschaft zu den Schriften des Varāhamihira<br />

306<br />

): „sollten nun — ich gebrauche hier Stenzler's***)<br />

Worte — innere Gründe es wahrscheinlich machen, daß das<br />

der als Beweis für die Zeit des Varāhamihira den Umstand angeführt hatte,<br />

daß er im Pancatantra citirt werde (es ist dieses dieselbe Stelle, die auch im<br />

Vikramacaritra erwähnt wird, s. Roth im Journ. Asiat. 1845 Oct. p.3O4).<br />

[Kern hat sich zwar in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Bṛhat­Saṃhitā p. 19.<br />

20 sehr entschieden gegen diesen Einwurf Benüey's erklärt, wie mir scheint aber<br />

mit Unrecht, denn der gegenwärtige Text des Pancatantra ist, Benfey's Untersuchungen<br />

zufolge, ein sehr secundäres Product; s. hiezu oben p.238. 257. 258.]<br />

*) in dem tibetischen Tandjur sind den Angaben nach auch eine bedeutende<br />

Zahl medicinischer Schriften enthalten, was für die Chronologie derselben<br />

nicht ohne Wichtigkeit sein wird. So hat Csoma Körösi im Journal<br />

of the Asiatic Society of Bengal 1825 January den Inhalt eines tibetanischen<br />

Werkes über Medicin angegeben, das dem Śākyamuni in den Mund gelegt<br />

wird und dem Anschein nach eine Übersetzung des Suśruta oder eines ähnlichen<br />

Werkes ist.<br />

**) die Herren Vullers und Hessler nämlich, der erstere in einem Aufsatze<br />

über indische Medicin in der von Henschel herausgegebenen Zeitschrift<br />

Janus, der andere in der Vorrede zu seiner sogen. Übersetzung des Suśruta<br />

[1844—50].<br />

3 0 6<br />

] die Carakasaṃhitā macht etwas alterthümlichere Ansprüche, die Prosa<br />

darin erinnert hie und da an den Styl der śrautasūtra.<br />

***) aus seiner Beleuchtung der Vul1ers'schen Ansicht, im folgenden Hefte<br />

des Janus II, 453. Ich bemerke hierzu, daß Wilson's Worte, die auch Wise<br />

in der Vorrede zu seinem System of Hindu Medicin (Calc. 1846) p. Xvn citirt,<br />

von Vullers gründlich mißverstanden sind. Wilson setzt als the most modern<br />

limit of our conjecture das 9. u. 10. Jahrhundert, nämlich p. Chr., Vullers<br />

aber meint a. Chr.\\ [vgl. jetzt noch Wilson works In, 273 ed. Rost.]


Anscheinende Selbstständigkeit der Entwicklung der medicin. Wissenschaft. 287<br />

System der Medicin, welches im Suśruta vorgetragen ist,<br />

manches von den Griechen entlehnt habe, so würde dies,<br />

soweit die Chronologie dadurch berührt wird, durchaus nicht<br />

überraschend sein" 307<br />

). Vor der Hand scheinen indeß dergl.<br />

innere Gründe allerdings nicht vorhanden zu sein, im Gegen¬<br />

theil Manches gegen einen solchen griechischen Einfluß zu<br />

sprechen: theils werden nämlich die Yavana nie als Auktorität<br />

genannt, und auch unter den <strong>Name</strong>n, welche im<br />

Eingange des Suśruta angeblich als Zeitgenossen desselben<br />

aufgeführt werden*), ist keiner, welcher ausländisch klänge**),<br />

theils ferner wird ausdrücklich die Pflege der Medicin von<br />

Suśruta selbst und noch sonst nach Kāśī (Benares), freilich<br />

in die Zeit des mythischen Königs Divodāsa (, einer<br />

Inkarnation des Götterarztes) Dhanvantari***), verlegt, theils<br />

endlich sind als die Maaße und Gewichte, welche der Arzt<br />

gebrauchen soll, ausdrücklich entweder die in Magadha oder<br />

die in Kaiinga gebräuchlichen vorgeschrieben, woraus sich<br />

wohl die besondere Pflege der Medicin in diesen östlichen,<br />

3 0 7<br />

] dies ist offenbar auch die Ansicht Roth's (Z. D. Morg. Ges. xxVI.<br />

441. 1872), wenn er seinem Wunsche nach einer eingehenden Behandlung der<br />

indischen Medicin durch compétente Gelehrte die Bemeikung hinzufügt, daß „nur<br />

die Vergleichnng der Grundlagen indischer Medicin mit denen der griechischen<br />

zu einem Urtheil über Ursprung, Alter und Werth der ersteren führen kann",<br />

und sodann im Verlauf (p. 448) zu den Vorschriften Caraka's über die Pflichten<br />

des Arztes gegen den Kranken einige in höchst merkwürdiger Weise entsprechenden<br />

Worte aus dem Eide der Asklepiaden heranzieht.<br />

*) Hessler freilich hat nicht erkannt, daß es nonuna propria sind,<br />

sondern übersetzt die Worte frisch weg.<br />

**) mit einziger Ausnahme etwa von Pauṣkalāvata, welcher <strong>Name</strong><br />

wenigstens nach dem Nordwesten, nach Tlivx*Xrmti


288 Fragliche Authentität der Texte. Bedeutung der indischen Medicin:<br />

mit den Griechen nie in nähere Berührung gekommenen Ländern<br />

subsumiren läßt<br />

Es entstehen übrigens nicht unerhebliche kritische Zweifel<br />

über die Authentität der vorhandenen Texte, insofern wir<br />

nämlich von einigen derselben mehrere Recensionen citirt<br />

finden, so den Atri (dessen Werk gänzlich verloren scheint)<br />

auch als laghv­Atri, bṛhad­Atri, den Ātreya auch als<br />

bṛhad­Ātreya, vṛddha­Ātreya‚ madhyama­Ātreya,<br />

kaniṣṭha­Ātreya‚ den Suśruta auch als vṛddha-Su¬<br />

śruta, den Vāgbhaṭa auch als vṛddha­Vāgbhaṭa, den<br />

Hārīta auch als vṛddha­Hārīta, den Bhoja auch als<br />

vṛddha­Bhoja, eine Erscheinung, die uns ganz ebenso<br />

auch bei den astronomischen Siddhānta (s. p.276. 277 und<br />

Colebr. II, 391. 92) und bei der Gesetzesliteratur vorliegt<br />

Überhaupt ist die Zahl der medicinischen Werke und Schriftsteller<br />

eine ganz ungemein große, und zwar sind es theils<br />

Systeme, welche sich über den ganzen Bereich dieser Wissenschaft<br />

erstrecken, theils höchst specielle Einzelforschungen,<br />

theils endlich großartige Sammelwerke, die in neuerer Zeit<br />

auf Veranstaltung von Fürsten und Königen zusammengestellt<br />

wurden. Die Summe von Kenntnissen, die sich dar¬<br />

aus ergiebt, scheint in der That eine sehr respektable zu sein.<br />

Die Angaben über Diaetetik, über die Entstehung von Krankheiten<br />

und deren Diagnose zeugen zum Theil von höchst<br />

scharfsinniger Beobachtung: in besonderer Blüthe stand, wie<br />

es scheint, die Chirurgie der Inder 308<br />

), worin sie ihren europäischen<br />

Collegen vielleicht jetzt noch manches lehren können,<br />

wie diese denn z. B. auch bereits die Nasenbildung von ihnen<br />

angenommen haben. Auch die Angaben über die officinellen<br />

Eigenschaften der Minerale (insbesondere der Edelsteine und<br />

Metalle), Pflanzen und animalischen Stoffe, über deren chemische<br />

Zersetzung und Auflösung, bergen sicher noch vieles<br />

Werthvolle, wie der apothekarische Theil denn überhaupt mit<br />

großer Vorliebe behandelt zu sein scheint und uns den Mangel<br />

808<br />

] s. jetzt hiezu Wilson works III, 380 ff. ed. Rost.


ihr Einflufa auf die Araber. 289<br />

von rein naturwissenschaftlichen Untersuchungen wenigstens<br />

theilweise ersetzt 309<br />

). Auch über die Krankheiten etc. der<br />

Pferde und Elephanten giebt es sehr specielle Monographieen.<br />

In den letzten Jahrhunderten ist übrigens der medicinischen<br />

Wissenschaft dadurch viel Abbruch geschehen, daß die an<br />

und für sich sehr alte Ansicht, es seien die Krankheiten nur<br />

die Folge von begangenen Vergehen oder Sünden, gewaltig<br />

um sich gegriffen hat, und dem entsprechend denn auch<br />

Fasten, Almosen und Geschenke an die Brahmanen größten¬<br />

theils an die Stelle wirklicher Heilmittel getreten sind. —<br />

Eine vortreffliche Gesammtübersicht der medicinischen Wissenschaft<br />

bei den Indern giebt das 1845 in Kalkutta erschienene<br />

Werk des Dr. Wise „commentary on the Hindu system of<br />

medicine " 310<br />

).<br />

Der bereits erwähnte Einfluß der indischen Medicin auf<br />

die Araber in den ersten Jahrhunderten der Hedschra ist ein<br />

ganz ungemein bedeutender gewesen, und haben die Chaliphen<br />

von Bagdad eine ziemliche Zahl betreffender Werke übersetzen<br />

lassen*): da nun die arabische Medicin bis in das<br />

17. Jahrhundert für die europäischen Aerzte die Hauptaukto¬<br />

rität und das leitende Princip war, so ergiebt sich daraus auch<br />

unmittelbar, wie bei der Astronomie, daß die Inder in<br />

hohen Ehren bei diesen Letzteren stehen mußten: wir finden<br />

denn auch in der That den Caraka in den lateinischen<br />

3 0 9-| Vg] t d a s 0-j e n not. 300 über die vidyā und das vaidyakarn Bemerkte.<br />

3 1<br />

°] in neuer Aufl. 1860 (London). S. noch zwei leider nur kurze AbhandI.<br />

Wilson's: „on the medical and surgical science of the Hindus", in vol.I seiner von<br />

R. Rost gesammelten Essays on Sanskrit Literature (1864, Works vol.In). Herausgegeben<br />

ist bis jetzt nur der Suśruta durch Madhusūdana Gupta (Cale. 1835–36,<br />

in neuer Auflage 1868) und durch Jīvānanda Vidyāsāgara (1873). Eine Herausgabe<br />

des Caraka ist durch Gangādhara Kavirāja begonnen (Cale. 1868. 69),<br />

aber leider mit einem sehr weitschweifigen eignen Commentar versehen, rückt<br />

daher nur langsam vor (Heft 2 1871 bricht in adhy. 5 ab). Durch sie veran¬<br />

laßt ist Roth's bereits erwähnte Monographie über Caraka, in der er einige Abschnitte<br />

daraus, III, 8 (wie man Arzt wird) und I, 29 (der Pfuscher), in<br />

Übersetzung mittheilt. Aus der Bhel asaṃhitā (s. oben not 301) citirt Burnell<br />

Elem. of South Indian Palaeogr. p. 94 einen Vers in einer Weise (nämlich<br />

Cap. 31, 4), welche deutlich zeigt, daß ihm ein ganzes Werk dieses <strong>Name</strong>ns zu<br />

Gebote steht.<br />

*) s. Gildemeister script. Arab, de reb. Indicis p. 94—97. [Flügel,<br />

nach dem Fihrist al­ulūm in der Z. D, M. G. XI, 148 fg. 325 fg. (1857).]


290 Kriegskunst. Musik.<br />

Übersetzungen des Avicenna (Ibn Sina), Rhazes (AI<br />

Rasi) und Serapion (Ibn Serabi) mehrfach genannt*).<br />

Außer dem Ayurveda, der Medicin, zählen die Inder<br />

noch drei andere sogenannte Upaveda auf, den Dhanurveda<br />

nämlich, den Gāndharvaveda und das Arthaśāstram,<br />

d. i. Kriegskunst, Musik und bildende oder überhaupt technische<br />

Künste, und zwar sind dies, wie bei Ayurveda, nur<br />

die <strong>Name</strong>n der betreffenden Literaturzweige überhaupt, nicht<br />

etwa die <strong>Name</strong>n besonderer Werke.<br />

Als Lehrer der Kriegskunst wird Viśvāmitra genannt<br />

und auch ausführlich der Inhalt seines Werkes angegeben^<br />

11<br />

), ebenso Bharadvāja 312<br />

). Von diesem Zweige der<br />

Literatur scheinen aber fast gar keine direkten Denkmäler<br />

erhalten zu sein**): doch enthalten die Nītiśāstra und das<br />

Epos viele Abschnitte, die ganz speciell auf die Kriegswissenschaft<br />

Bezug nehmen 313<br />

): das Agnipurāṇa insbesondere<br />

zeichnet sich durch eine ganz ausführliche Behandlung derselben<br />

aus 314<br />

).<br />

Die Musik ist von jeher eine Lieblingsbeschäftigung der<br />

Inder gewesen, wie wir aus den zahlreichen Erwähnungen<br />

musikalischer Instrumente in der vedischen Literatur schließen<br />

können. Eine methodische Systematik derselben hat sich aber<br />

natürlich erst später entwickelt. Vielleicht enthielten die bei<br />

Pāṇini erwähnten Naṭasūtra (s. oben p. 214) schon dergl.,<br />

*) s. Roy le ou the antiquity of Hindu medicine 1838.<br />

3 1 1<br />

] von Madhusūdana Sarasvatī im Prasthānabheda, Ind. Stud. I, 10. 21.<br />

3 1 2<br />

] wo Bharadvāja in solcher Stellung erschiene, ist mir zur Zeit nicht<br />

bewußt; es ist wohl Bharadvāja d. i. Droṇa zu lesen?<br />

**) mit Ausnahme einiger Schriften über Pferde­ und Elephantenzucht, die<br />

wohl hieher zu rechnen sind, ob sie auch eigentlich noch näher zur Medicin<br />

gehören.<br />

3 1 1<br />

] das Kāmandakīyam nītiśāstram, in 19 Capp., von welchem dies speciell<br />

gilt, ist durch Rājendra Lāla Mitra in der Bibl» Ind. (1849—61) publicirt<br />

worden, mit Auszügen, die aber nur bis ins neunte Cap. reichen, aus dem Comm.<br />

des Upādhyāya Nirapekṣa (Rücksichtslos, wohl ein Pseudonymon); es erinnert<br />

durch Styl und Inhalt an die Bṛhatsaṃhitā des varāhamihira. Ein Werk gleichen<br />

<strong>Name</strong>ns und Inhalts ist auch mit den dahin ausgewanderten Hindu nach Java<br />

gekommen, s. Ind. Stud. III, 145. ob dies nun aber wirklich schon im vierten<br />

Jahrhundert geschehen sei, wie Rāj. L. M. annimmt, ist wohl noch sehr fraglich.<br />

3 1 4<br />

l s. Wilson „on the art of war" (Works IV, 290 fg.).


Gāndharvaveda. Arthaśāstram. 291<br />

da die Musik insbesondere mit dem Tanz in Verbindung<br />

stand. Die <strong>Name</strong>n der sieben Töne der musikalischen Scala<br />

finden sich vor der Hand erst in den sogen. Vedāṅga vor,<br />

im Chandas 315<br />

3 1 6<br />

) und in der Śikṣā<br />

), so wie ferner auch in<br />

einer wenigstens nicht ganz modernen Atharvopan. (Gar¬<br />

bha). Als Verfasser des Gāndharvaveda*), d.i. also eines<br />

musikalischen Lehrbuchs, wird Bharata genannt, und<br />

3 1 7<br />

neben ihm auch Īśvara, Pavana, Kalinātha ), Nā¬<br />

rada 318<br />

): es existiren davon indeß, wie es scheint, nur<br />

noch die in den Scholien zur dramatischen Literatur citirten<br />

Bruchstücke. Einiges davon ist auch in das Persische übersetzt<br />

worden, vielleicht auch früher schon in das Arabische.<br />

Neuere Werke über Musik sind mehrfach vorhanden. Es ist<br />

übrigens dieser Gegenstand im Ganzen noch wenig untersucht 819<br />

).<br />

Was den dritten Upaveda, das Arthaśāstram, betrifft,<br />

so haben die Inder bekanntlich in den technischen<br />

Künsten Ausgezeichnetes geleistet, weniger aber in den<br />

3 1 5<br />

] s. darüber Ind. Stud. VIII, 259—72. Die Bezeichnung der 7 Noten<br />

durch die Anfangsbuchstaben ihrer <strong>Name</strong>n findet sich daselbst auch, wenigstens<br />

in der einen Recension des Textes, bereits vor (ibid. p. 256). Nach V. Bohlen<br />

„das alte Indien« II. 195 (1830) und Benfey „Indien" p. 299 (in Ersch und<br />

Gruber's Encyclopaedic vol. XVII 1840) wäre dieselbe von Indien zu den Persern,<br />

von da zu den Arabern übergegangen und von Guido von Arezzo Anfang des<br />

11. Jahrhunderts in die europäische Musik eingeführt worden. Dem indischen:<br />

sa ri ga ma pa dha ni steht im Persischen neben der Bezeichnung der Töne<br />

durch die ersten sieben Buchstaben des Alphabets (A—G) die Scala da re mi<br />

fa sa la be gegenüber, s. Richardson und Johnson pers. Dict, unter durr i mufassal.<br />

3 1 6<br />

] und zwar nicht blos in der dem Pāṇini zugeschriebenen dgl., sondern<br />

wohl in den sämmtlichen Schriftchen dieser Gattung, s. meine Abhandl. über<br />

das pratijñasūtra p. 107. 109, Haug Accent p. 59.<br />

*) dieser <strong>Name</strong> geht auf die Gandharva, die himmlischen Musiker, zurück.<br />

3 17<br />

] dieser <strong>Name</strong> wird auch Kallinātha gelesen (Kapila bei Lassen IV, 332 ist<br />

wohl ein Irrthum), bei Sir w. Jones on the musical modes of the Hindus in den<br />

As. Res. III. 329 und Aufrecht Catalogus p. 201a; bei Bühler Catal. of Msc.<br />

from Guj. IV, 274 findet sich indeß die obige Schreibung. Statt Pavana aber<br />

ist jedenfalls wohl: Hanumant Sohn des Pavana zu lesen. Zu Bharata s. oben p. 248.<br />

3 1 8<br />

] s. die Angaben aus der Nāradaśikṣā bei Haug über das Wesen des<br />

ved. Accents p. 58. Der „gandharva Nārada" ist ursprünglich wohl nur eine<br />

Personifikation der wölke, s. Ind. Stud. I. 204. 483. IX, 2.<br />

3 1 9<br />

] außer Sir w. Jones am a. O. s. noch Patterson in vol. IX der As. Researches,<br />

Lassen Ind. Alt. IV, 832 und insbesondere die speciellen Angaben bei<br />

Aufrecht im Catalogus p. 199 — 202. Śārngadeva, der Verf. des Saṃgītaratnā¬<br />

kara, beruft sich auf Abhinavagupta, Kīrtidhara, Kohala, Someśvara; er handelt<br />

darin nicht nur von der Musik, resp. dem Gesang, sondern auch von Tanz,<br />

Gesticulation etc.


292 Malerei. Bildhauerkunst. Baukunst.<br />

sogenannten bildenden Künsten. Die betreffende Literatur<br />

übrigens ist nur sehr schwach vertreten und meist modern.<br />

Die Malerei zunächst steht auf einer sehr niedrigen<br />

Stufo: am bes f<br />

en scheint noch das Portraitmalen gegluckt zu<br />

sein, da dies mehrfach in den Dramen erwähnt wird: dabei<br />

ist eben keine Perspektive nöthig 3,9a<br />

).—In Bezug auf die Bildhauerkunst<br />

dagegen ist eine nicht unbedeutende Geschicklichkeit<br />

nicht zu verkennen 320<br />

): unter den in Stein gehauenen<br />

Reliefs sind manche von großer Schönheit, besonders diejenigen,<br />

welche Scenen aus Buddha's Leben enthalten, da<br />

Buddha stets als eine rein menschliche Gestalt, ohne mythologische<br />

Verunstaltungen dargestellt wird. — Anleitungen und<br />

Lehrbücher hierfür finden sich mehrfach vor 321<br />

), den Angaben<br />

nach meist nur für einzelne Gegenstände, z. B. Anfertigung<br />

von Götterbildern, doch auch daneben andere für Meßkunst<br />

und Zeichnenkunst im Allgemeinen.<br />

Bei weitem ausgebildeter ist die Baukunst, von der<br />

noch einzelne ganz vorzügliche Denkmaler erhalten sind: sie<br />

hat ihre Hauptpflege bei den Buddhisten gefunden, weil dieselben<br />

Klöster, Topen (stūpa) und Tempel für ihren Cultus<br />

gebrauchten: ja es ist sogar nicht unwahrscheinlich, daß unser<br />

Thurmbau der Nachahmung der buddhistischen Topen seine<br />

Entstehung verdanke: andererseits aber ist griechischer Einfluß<br />

bei den ältesten indischen Bauwerken nicht zu verkennen<br />

322<br />

) (s. Benfey Indien p. 300—305), Die Baukunst<br />

3ï9a­] über moderne Malerei s. meine Abh. Über Kṛṣṇa's Geburtsfest p.34l fg.<br />

32ft<br />

] es ist neuerdings durch die Untersuchungen Fergusson's, Cunningham's,<br />

Leitner's die Frage sehr nahe getreten, ob nicht auch hierbei griechischer<br />

Einfluß maaßgebend gewesen ist. Höchst merkwürdig hiefür ist z. B. die Parallele<br />

zwischen einem Bilde des Sonnengottes auf seinem Wagen auf einer Säule<br />

in Buddhagayā und einem bekannten Bilde des Phoibos Apollon auf plate xxVII<br />

von Cunningham's Archaeological Survey of India vol. Ill, 97 (1873). Derselbe<br />

Typus liegt auch auf einer Münze des baktrischen Königs Piaton vor, die W.<br />

S. W. Vaux kürzlich beschrieben hat, s. Numism. Chronicle XV, 1—5 (1875).<br />

3 2 1<br />

] u.A. auch bereits in Varāhamihira's Bṛhatsaṃhitā, woraus schon Reinaud<br />

mém. sur l'Inde p. 419 fg. nach Albīrūnī ein dgl. Cap. über die Anfertigung<br />

von Götterstatuen mitgetheilt hat. S. noch Ind. Stud. XIII, 344—46.<br />

i 2 2<br />

] damit ist nicht gesagt, daß die Inder vor Alexanders Zeit „stone building"<br />

etwa gar nicht gekannt hätten, wogegen Cunningham am a. O. III, 98 mit<br />

Recht auftritt. Denn wenn auch wohl die peinliche Sorgfalt, mit welcher der Aufbau<br />

des Altars aus Backsteinen im vedischen Opferritual (cf. die śulvasūtra) geschildert


Baukunst. Technische Künste. 293<br />

ist denn in der That auch vielfach systematisch behandelt<br />

worden 323<br />

), und findet sich eine nicht unbeträchtliche Zahl<br />

betreffender Werke angeführt, die zum Theil, wie in Indien<br />

gebräuchlich, den Göttern selbst in den Mund gelegt werden,<br />

so dem Viśvakarman 324<br />

), Sanatkumāra etc. Auch in<br />

der Saṃhitā des Varāha­Mihira ist ein ziemlich langes<br />

Kapitel der Baukunst gewidmet (hauptsächlich indeß in astrologischer<br />

Beziehung).<br />

Die Geschicklichkeit der Inder in feinen <strong>Weber</strong>eien, in<br />

Farbenmischung, in Bearbeitung der Metalle und Edelsteine,<br />

in Zubereiten von Essenzen 325<br />

) und in Kunstfertigkeiten<br />

aller Art ist von alter Zeit her weltbekannt, und werden auch<br />

dafür verschiedene Lehrbücher und Einzelschriften namhaft<br />

gemacht: desgl. Schriften über Kochkunst und über allerlei<br />

Bedürfnisse des häuslichen Lebens, wie Kleidung, Putz, Essen,<br />

über Spiele aller Art, z. B. Würfelspiele*), ja sogar über die<br />

wird, auf die Verrnuthung führen könnte, daß dgl. Bauten damals überhaupt<br />

noch selten gewesen seien, so würde dies doch theils in erheblich ältere<br />

Zeit zurückführen, theils kann ja doch diese Sorgfalt einfach auch nur darauf<br />

beruhen, daß es sich dabei um einen specifisch heiligen Bau handelt, bei dem<br />

es denn eben auf jeden einzelnen Umstand direkt ankam.<br />

3 2 3<br />

J s. Lassen Ind. Alt. IV, 877. Dem „Essay on Architecture of the<br />

Hindus" by Rām Rāz (1834) liegt speciell der Mānasāra in 58 adhy., vermuth¬<br />

lieh im südlichen Indien verfaßt (p. 9) zu Grunde. Māyamata (Maya's System,<br />

s. darüber Rāj. L. M. Notices II, 306), Kāśyapa, Vaikhānasa und der dem<br />

Agastya zugeschriebene sakalādhikāra wurden dabei nur secundär zu Rathe gezogen.<br />

Der in der BibI. Indica publicirte Theil des Agni­Purāṇa handelt u. A.<br />

auch von dem Bau von Häusern, Tempeln etc. Das rathasūtram und die vāstu¬<br />

vidyā werden von Śankha (im SchoI. zu Kāty. l‚ 1, 11) als die speciellen Obliegenheiten<br />

des rathakāra angegeben. Das Wort sūtradhāra, Meßschnurhalter,<br />

Baumeister, bedeutet zngleich auch Schauspieldirector, wobei etwa an die temporären<br />

Bauten zu denken ist, die während der Aufführungen von Dramen bei<br />

größeren Festen für Acteure, Zuschauer etc. nöthig waren (doch könnte das<br />

Wort in dieser letzteren Bedeutung freilich sich auch etwa auf die naṭasūtra<br />

beziehen, für deren Einhaltung der sūtradhāra zu sorgen hatte? s. oben p.216).<br />

324<br />

1 über einen Viśvakarmaprakāśa und ein Viśvakarmīyaśilpam s. Rājendra<br />

Lāla Mitra Notices of S. Mss. II, 17. 142,<br />

3 2 5<br />

] die Parfumeriekunst scheint schon zur Zeit des Bhāṣya durch ein<br />

eignes sūtram gelehrt worden zu sein; vergl. das Ind. Stud. XIII, 462 zu<br />

cāndanagandhika Pāṇ. IV, 2, 65 Bemerkte; auch das sāmastam (nāma śāstram,<br />

Kaiyaṭa) zu Pāṇ. IV, 2, 104 gehört vielleicht hieher.<br />

*) ich habe Indische Studien I, 10 das im Prasthānabheda als Theil<br />

des arthaśāstra aufgeführte catuḥṣaṣṭikalaśāstram wohl irrig durch<br />

„Lehrbuch für das Schachspiel" übersetzt, die 64 kalā auf die 64 Felder des<br />

Schachbrettes beziehend, während es nach As. Res. I, 341 (Schlegel réflex.


294 Die Dharmaśāstra. Standpunkt der indischen Staatsordnung<br />

Kunst zu stehlen, die es in der That zu einer vollständigen<br />

Systematik gebracht hat [s. Wilson zu Daśakum. p. 69 über<br />

Karṇīsuta, und Hindu Theatre I, 63ḷ. Einige solcher Schriften<br />

haben auch in den tibetischen Tandjur Aufnahme gefunden.<br />

Nach Poesie, Wissenschaft und Kunst kommen wir<br />

nunmehr zu Recht, Sitte, Cultus, welche alle drei in dem<br />

Worte Dharma zusammengefaßt sind, und deren Literatur<br />

denn auch auf den Dharmaśāstra, resp. Smṛtiśāstra<br />

beruhend uns vorliegt. Über den Zusammenhang dieser Werke<br />

mit den Gṛhyasūtra der vedischen Literatur haben wir bereits<br />

im Eingange (s.p.2l.) gehandelt, sowie die Vermuthung<br />

ausgesprochen, daß die schriftliche Aufzeichnung der<br />

rechtlichen Grundsätze vielleicht durch das Erstarken des<br />

Buddhismus hervorgerufen worden sei, um eben die von diesem<br />

verworfenen Kastenunterschiede mit aller Strenge und Sicherheit<br />

festzustellen und überhaupt die brāhmanische Staatsordnung<br />

vor Neuerungen oder gar Verfall zu schützen. Diese<br />

letztere tritt uns denn auch in der That in dem ältesten dieser<br />

Werke, dem Gesetzbuche des Manu, in ganzer Vollendung<br />

entgegen. Der Brahmane hat das Ziel, welchem er in den<br />

Brāhmaṇa schon nahe genug ist, nunmehr vollständig erreicht<br />

und steht als der geborne Repräsentant des Göttlichen selbst<br />

da, während auf der andern Seite die Lage des Śūdra eine<br />

höchst gedrückte und traurige ist. Wenn unter den unreinen<br />

Kasten die Vaideha und die Lichavi (wie Lassen, sicher<br />

richtig, für Nichivi vermuthet) aufgezählt werden, so ist<br />

ersteres im Verhältniß zum Śatapatha-Brāhmaṇa jedenfalls<br />

ein Zeichen bedeutender Posteriorität, da in diesem die<br />

sur l'étude des langues Asiat, p. 112) wohl das „Lehrbuch der 64 Künste" bezeichnet?<br />

im Daśakumāra (p. 140 ed. Wilson) wird übrigens der catuḥ¬<br />

ṣaṣṭikalāgama ausdrücklich von dem arthaśāstra getrennt. — Eine<br />

Aufzählung der 64kalā aus dem Śivatantra s. bei Rādhākántadeva im<br />

Śabdakalpadruma s. v. [Über das caturaṅga Spiel s. jetzt meine AbhandI.<br />

in den Monatsberichten der Berl. Acad. der Wissensch. 1872 p. 60 fg. 502 fg.<br />

1873 p. 705 fg. 1874 p. 21 fg. sowie Dr. Anf. van derLinde's schönes werk:<br />

„Geschichte des Schachspiels" (1874, 2 voll.).]


in dem Gesetzbuch des Manu. Fertige Ausbildung der Justiz darin. 295<br />

Vaideha als die Hauptrepräsentanten des Brāhmanismus erscheinen,<br />

und könnte vielleicht ebenso, wie der zweite Punkt,<br />

die Stellung der Lichavi nämlich, in Zusammenhang damit<br />

stehen, daß jenes Volk, insbesondere dies Geschlecht desselben,<br />

den buddhistischen Legenden nach einen wesentlichen<br />

Einfluß auf das Wachsthum des Buddhismus ausgeübt hat.<br />

Die Po8teriorität des Manu nach der gesammten vedischen<br />

Literatur ergiebt sich übrigens auch sonst noch vielfach sowohl<br />

im Einzelnen, so aus den mehrfachen Erwähnungen der<br />

Glieder derselben, aus dem Zusammenhange, der mit einigen<br />

Stellen in den Upaniṣad stattfindet, aus der Ausbildung<br />

des Yugasystems, der Göttertrias, als auch im Allgemeinen<br />

aus der vollständigen bis in die feinsten Nuancen ausgebildeten<br />

Gliederung und Regelung des gesammten Lebens.<br />

Ich habe weiter ebenfalls bereits früher bemerkt, daß für<br />

das eigentliche Gerichtsverfahren, für die Justiz ein Bindeglied<br />

zwischen dem Dharmaśāstra des Manu und der vedischen<br />

Literatur fehlt: daß dasselbe aber nicht als das erste Werk<br />

seiner Art zu betrachten ist, liegt theils in der Natur der<br />

Sache selbst, insofern der Grad der Ausbildung des gericht¬<br />

lichen Verfahrens darin zu der Vermuthung berechtigt,<br />

daß dieser Gegenstand schon vorher vielfältig behandelt war*),<br />

theils scheint es daraus hervorzugehen, daß darin einige Male<br />

direkt auf die Ansichten von Vorgängern Bezug genommen<br />

wird, auch das Wort Dharmaśāstra selbst gekannt ist**),<br />

so wie wohl auch daraus, daß Pataṃjali im Mahābhāṣya<br />

zu Pāṇini Werke unter dem <strong>Name</strong>n Dharmasūtra kennt 326<br />

).<br />

Ob sich noch Reste solcher Bindeglieder auffinden werden,<br />

ist vor der Hand wenigstens zweifelhaft***). Für die häuslichen<br />

*) s. Stenzler in den Ind. Stud. I, 244 ff.<br />

**) beides ist indeß nicht strikt beweisend, insofern bei der eigentümlichen<br />

Zusammensetzung des Werkes die betreffenden Stellen vielleicht auch<br />

spätere Zusätze sein könnten.<br />

3 2 6<br />

J s. jetzt hierüber Ind. Stud. XIH, 458 — 9.<br />

***) Erwähnungen rechtlicher Fälle im Bereich der Ve d a literatur sind sehr<br />

selten, stimmen indeß, wo sie sich finden, meist mit den Bestimmungen bei<br />

Manu überein: so z.B. auch ein Vers in Yāska's Nirukti III, 4 über die Unfähigkeit<br />

der Frauen zu erben, der sich zudem direkt auf Manuḥ Svāyam­


296 • Verbindung des Dharmaśāstra mit don Gṛhyasūtra.<br />

Verhältnisse der Inder dagegen, für Erziehung, Verheiratung,<br />

Hausstand etc. haben wir in den Gṛhyasūtra augenscheinlich<br />

die Quelle für die Dharmaśāstra zu suchen, wodurch sich,<br />

was ich ebenfalls bereits mehrfach (p. 63. 93. 112. 158. 159) bemerkt<br />

habe, der Umstand erklärt, daß die meisten <strong>Name</strong>n, welche<br />

als Verfasser von Gṛhyasūtra gelten, zugleich als Verfasser<br />

von Dharmaśāstra angegeben werden*): der Unterschied ist,<br />

wie ein Commentator**) bemerkt, eben der, daß die Gṛhya¬<br />

sūtra sich auf die Verschiedenheiten der einzelnen Schulen beschränken,<br />

im Dharmaśāstra dagegen die allen gemeinsamen<br />

Verpflichtungen und Bestimmungen niedergelegt sind 327<br />

).<br />

bhuvaḥ beruft: dies ist das erste Mal, wo derselbe als Gesetzgeber genannt<br />

wird [s. noch Śānkh. g. II. 16. Āpast. II. 16, 1 ed. Bühler. Über criminelle<br />

ved. Vorstufen s. Burnell Vorr. zum Sāmavidhānabr. p.XV. Lit.C. Bl. 1874 p. 423].<br />

*) auch für Manu scheint ein Mānavam Gṛhyasūtram als Grund¬<br />

läge existirt zu haben? und die Beziehung auf den Urvater Manu somit erst<br />

eine secundäre zu sein? [diese meine hier, oben p. 21. 112 und Indische Studien<br />

I, 69, noch schüchtern ausgesprochene, Vermuthung ist seitdem nun allgemein<br />

adoptirt und wird hoffentlich durch den mittlerweile factisch aufgefundenen Text<br />

des Mān. Gṛhyas. ihre volle Bestätigung finden. Eine sprachliche Übereinstim¬<br />

mung mit den Yajus­Texten habe ich bereits in Bezug auf das Wort abhini¬<br />

mrukta*nachgewiessn, s. Indische Streifen II. 209. 210],<br />

**) Āśārka zum Karmapradīpa des Kātyāyana.<br />

3 2 7<br />

] nachdem bereits M. Müller in seiner Hist, of Anc. S. L. (1859) nicht<br />

nur über das unter dem Titel sámayācārikasūtram vorliegende dharmasūtram des<br />

Āpastamba einige Nachricht gegeben, sondern auch drei der in Calcutta gedruckten<br />

dharmaśāstra (Gautama, Viṣṇu und Vasiṣṭha) als ähnliche dharma sūtra<br />

bezeichnet und sich Überhaupt dahin ausgesprochen hatte (p. 134), daß alle<br />

vorhandenen metrischen dharmaśāstra nur „modern texts of earlier Sūtra works<br />

or kuladharmas belonging originally to certain Vedic Charaṇas" seien (er beruft<br />

sich dabei nur auf Stenzler Ind. Stud. I, 232, der aber seinerseits auf meine<br />

eigene frühere Darstellung ebendas. p. 57. 69. 143, verweist), und nachdem auch<br />

Johäntgen in seiner Schrift über das Gesetzbuch des Manu (1863) sich dem<br />

vollständig angeschlossen (z.B. p. 113), hat uns zuerst Bühler in der Einleitung<br />

zu dem von ihm im Verein mit R. West herausgegebenen Digest of Hindu Law<br />

vol. I (1867) theils speciellere Auskunft über diese an die vedische sūtra­Stufe sich<br />

anschließenden, derselben resp. zum Theil direct angehörigen dharmasūtra<br />

gegeben, theils auch nicht nur im Anhange dieses Werkes verschiedene auf das<br />

Erbrecht bezügliche Abschnitte aus den vier genannten dharmasūtra und ans dem<br />

des Baudhāyana mitgetheilt, sondern auch separat das ganze sūtram des Āpastamba<br />

(1868) nebst Auszügen aus Haradatta's Comm. und einem wortindex (1871)<br />

publicirt. Dasselbe bildet, s. oben not. 108. 109, geradezu zwei praśna des Āp.<br />

śrautasūtra, und Gleiches gilt auch von Baudhāyana. Bühlers Darstellung zufolge<br />

schließen sich den genannten fünf sūtra noch die kleinen aus Prosa und Versen<br />

gemischten derartigen Texte an, welche dem Uśanas, Kaśyapa und Budha zu¬<br />

geschrieben werden, vielleicht auch die smṛti des Hārīta und des Śankha. Alle<br />

übrigen vorhandenen smṛti dagegen sind secundärer Art und ei»iweder 1) metrische<br />

Überarbeitungen alter dharmasūtra, resp. Fragmente von dgl. Werken


Kritische Fragen in Bezug auf den vorliegenden Text. "Mehrfache Redactionen. 297<br />

Was nun den uns vorliegenden Text des Manu betrifft,<br />

so kann derselbe, wie es scheint, in dieser Gestalt noch<br />

nicht einmal zur Zeit sogar der späteren Theile des M. Bharata<br />

vorgelegen haben: denn wenn auch in diesem letztern<br />

allerdings Manu häufig wörtlich, wie wir ihn haben, angeführt<br />

wird, so finden sich doch auch andererseits darin eben<br />

so häufig Stellen des Manu angeführt, die zwar in<br />

unserm Texte stehen, aber mit bedeutenden Veränderungen:<br />

es werden aber ferner dem Manu darin auch Stellen zugeschrieben,<br />

die sich in unserer Sammlung nirgends finden, ja<br />

sogar Stellen, die in ganz anderem Metrum verfaßt sind.<br />

Endlich kommen auch häufig im Mahā-Bhārata Stellen vor,<br />

die keineswegs dem Manu zugeschrieben werden und doch<br />

wörtlich in unserer Sammlung zu lesen sind*). Wenn man<br />

nun auch hierbei die Schuld zum nicht geringen Theil dem<br />

Citirenden zuzuschreiben hat (wir wissen ja aus den Commen¬<br />

taren, wie oft diesen bei der Sitte des aus dem Kopf Citirens<br />

ein Irrthum begegnet), so ist doch der Umstand, daß unser<br />

Text erst in Folge von vielleicht mehrfachen Überarbeitun¬<br />

gen seine jetzige Gestalt erhalten hat, auch schon dadurch<br />

klar, daß sich darin zahlreiche Widersprüche, Zusätze und<br />

Wiederholungen finden, und wir haben denn auch in der That<br />

ferner nicht nur die fabelhafte Tradition, daß der Text des<br />

Manu ursprünglich aus 1OO,OOO Śloka bestand, sodann zu<br />

12000 und endlich zu 4OOO Śloka verkürzt ward**), woraus<br />

wenigstens die Erinnerung an verschiedene Bearbeitungen<br />

dieses Textes mit Sicherheit erhellt, sondern auch das entschiedene<br />

Faktum, daß in den juristischen Commentaren neben<br />

Manu auch ein Vṛddhamanu und Bṛhanmaṇu<br />

(ihnen gehören unser Manu und Yājñavalkya, sowie die smṛti des Nārada,<br />

Parāśara, Bṛhaspati, Saṃvarta zu), oder 2) secundäre Redactionen metrischer dhar¬<br />

maśāstra, 3) metrische Versionen der gṛhyasūtra, oder endlich 4) Fälschungen<br />

der indischen Secten. — Der materielle Inhalt von vol. I des Bühler­West'schen<br />

Werkes ist nach juristischer Seite hin von Aurel Mayr (das indische Erbrecht,<br />

Wien 1873) kritisch verwerthet worden, s. darüber Lit. C. BI. 1874 p. 340 fg.<br />

*) s. Holtzmann über den griechischen Ursprung des indischen Thier¬<br />

kreises p. 14. [Über Manu's Stellung bei Varāhamihira s. Kern Einl. zur Bṛh.<br />

S. p.42. 43, u. über eine Pāli­Bearbeitung des Manu s. Rost Ind. Stud. 1, 315 fg.]<br />

**) unser jetziger Text enthält nur 2684 śloka.


298 Mehrfache Redactionen des Manu, wie der übrigen Dharmaśāstra.<br />

direkt citirt werden*), denselben also wohl auch noch vorgelegen<br />

haben müssen. Können wir nun somit auch nicht annähernd<br />

einen Zeitpunkt angeben, in welchem unser Text des<br />

Manu seine jetzige Gestalt erhalten hat 328<br />

), so scheint es<br />

andererseits doch ziemlich sicher, daß sein Inhalt im Verhältniß<br />

zu dem der übrigen Dharmaśāstra im Allgemeinen<br />

der alterthümlichste ist und er somit mit Recht von der allgemeinen<br />

Tradition**) an die Spitze dieser Literatur gestellt<br />

wird. Die Zahl dieser übrigen Dharmaśāstra ist ziemlich<br />

groß (es sind ihrer 56), und wächst noch um ein Bedeutendes<br />

(bis zu 80), wenn man die verschiedenen durch<br />

den Zusatz laghu, madhyama, bṛhat, vṛddha markirten<br />

Redaktionen hinzurechnet, die von den einzelnen Werken bis<br />

jetzt bekannt sind 329<br />

). Das relative Alter derselben wird sich<br />

nicht unschwer bestimmen lassen, wenn uns die betreffenden<br />

Texte erst vorliegen werden. <strong>Name</strong>ntlich werden sie sich***)<br />

je nach dem Vorwalten oder gänzlichen Mangel des einen<br />

oder andern der drei Bestandtheile, in welche der Inhalt des<br />

indischen Gesetzes zerfällt, charakterisiren lassen, je nachdem<br />

sie nämlich entweder die häuslichen und bürgerlichen Pflichten<br />

oder die Rechtspflege, oder aber die Bestimmungen über<br />

*) s. Stenzler a. a. 0. p. 235.<br />

3 2 8<br />

] wenn Johäntgen (p. 86. 95) als späteste Zeit der Abfassung das Jahr<br />

350 v.Chr., das 5.Jahrh. dagegen als frühesten Zeitpunkt derselben annimmt,<br />

so beruht dies zum guten Theil auf seiner weiteren Annahme (p. 77), daß die<br />

uns bekannten Brāhmaṇa, Upaniṣad etc. in ihrer Gesammtheit jüngeren Datums<br />

seien, eine Annahme, die gerade durch das, was er selbst, in Übereinstimmung<br />

mit mir und Müller, über die vermuthliche Entstehung des Werkes aus einem<br />

gṛhyasūtra der Mānava­Schule des schwarzen Yajus, sowie über die verschiedenen<br />

Bearbeitungen, die es erfahren habe, und über das Verhältniß desselben,<br />

resp. der verschiedenen Schulen des Yajus, zum Buddhismus bemerkt (p. 112.<br />

113), im höchsten Grade zweifelhaft wird, s. Ind. Streifen H, 278. 279.<br />

**) die auch die nach Java auswandernden Inder mitnahmen.<br />

3 2 9<br />

] Bühler am a. o. p. 13 fg. zählt 78 smṛti und 36 verschiedene Redactionen<br />

einzelner derselben, in summa 114 dgl. Texte auf; dazu treten dann<br />

aber noch z. B. aus seinem Catalogue of Mss. from Gujarat vol. III die smṛti<br />

des Kokila, Gobhila, Sūryāruṇa, laghu­ und vṛddha-Parāśara, laghu-Bṛhaspati,<br />

laghu-Śaunaka; zu den von ihm absichtlich übergangenen collectiven <strong>Name</strong>n<br />

Caturviṃśati, Ṣaṭtriṃśat (extracts from 24 and 36 smṛti), Saptarṣi treten wohl<br />

von eben da auch noch die Ṣaḍaśīti und Ṣaṇṇavati hinzu? Die Aruṇasmṛti<br />

wird auch in dem Catal. of Sanscr. Mss. N. W. Prov. 1874 p. 122 aufgeführt.<br />

***) s. Stenzler a. a. 0. p. 236.


Verhältniß zu Yājñavalkya's Gesetzbuch. Etwaige Zeit des Yājñavalkya. 299<br />

Reinigung und Buße hauptsächlich behandeln. Bei Manu<br />

sind diese drei Bestandtheile ziemlich vermischt, im Ganzen<br />

aber gleich ausführlich behandelt. Das Gesetzbuch des Yājñavalkya<br />

ist nach ihnen in drei Bücher getheilt, die ziemlich<br />

gleichen Umfang haben. Die anderen dergl. Werke va¬<br />

riiren eben.<br />

Für das eben erwähnte Gesetzbuch des Yājñavalkya,<br />

das einzige dieser Werke, das bis jetzt neben dem des Manu<br />

allgemein zugänglich ist, liegt dessen Posteriorität nach Manu<br />

deutlich genug theils wohl schon in jener seiner geordneten<br />

Regelmäßigkeit, theils ferner darin vor*), daß daselbst die<br />

Verehrung des Gaṇeśa und der Planeten, die Ausfertigung<br />

von Urkunden auf Metallplatten über Schenkungen von Land,<br />

und die Einrichtung von Klöstern gelehrt wird, Gegenstände,<br />

die bei Manu nicht vorkommen, so wie auch polemische<br />

Beziehungen auf die Buddhisten, die bei Manu wenigstens<br />

zweifelhaft sind 330<br />

), sich nicht verkennen lassen 331<br />

). Auch bei<br />

den gemeinsamen Gegenständen ist bei Yājñavalkya ein<br />

Fortschritt zu größerer Schärfe und Bestimmtheit wahrzunehmen,<br />

so wie in einzelnen Punkten, in welchen beide wesentliche<br />

Verschiedenheiten darbieten, Yājñavalkya's Standpunkt<br />

als ein späterer zu erkennen ist. Als frühste Gränze dieses<br />

Werkes haben wir etwa das 2. Jahrhundert p. Chr. anzusetzen,<br />

insofern darin für „Münze" das Wort nāṇaka gebraucht<br />

ist, welches nach Wilson's Vermuthung von den<br />

Münzen des Kanerki (der bis 40 p. Chr. regierte) entlehnt<br />

ist**). Als späteste Gränze dagegen können wir etwa das<br />

*) s. Stenz 1er in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Yājñavalkya<br />

p. IX—xi.<br />

3 3 0<br />

] wenn unter den pravrajitās VIII, 363 wirklich, wie Kullūka angiebt,<br />

buddhistische brahrnacāriṇī zu verstehen sind, so ist die betreffende Vorschrift,<br />

welche eine Verletzung ihrer Person auf gleiche Stufe stellt mit der von andern<br />

„public women", und nur mit „a small fine*‘ bestraft, in der That wohl nicht nur<br />

mit Talboys Wheeler hist, of India H, 583 als ein bitterer Sarcasmus aufzufassen,<br />

sondern auch für eine Abfassungszeit zeugend, in welcher die „buddhist<br />

nuns" bereits wirklich deteriorirt waren, vgl. das Ind. Stud. V, 141 im gleichen<br />

Fall in Bezug auf Pāṇini Bemerkte.<br />

3 3 1<br />

] vgl. Johäntgen am a. O. (p: 112. 113),<br />

**) s. oben p. 222: dasselbe gilt auch für das Gesetzbuch des Vṛddha¬<br />

Gautama. [Nach Jacobi de astrologiae indicae originibus p. 14 soll die Angabe


3OO Das Epos als Rechtsquelle: desgl. die Purāṇa..<br />

6. 7. Jahrhundert festsetzen, da sich (nach Wilson) Stellen<br />

daraus in Inschriften aus dem 10. Jahrhundert in verschiedenen<br />

Theilen Indiens vorfinden, es selbst also eine beträchtliche<br />

Zeit früher datiren muß. Das zweite Buch desselben findet<br />

sich wörtlich im Agni­Purāṇa wieder: ob darin aufgenommen,<br />

oder daraus entlehnt, ist noch nicht zu bestimmen. Auch<br />

von diesem Werke werden übrigens noch zwei Recensionen<br />

unterschieden, die eine als bṛhad­Yājñavalkya, die andere<br />

als vṛddha­Yājñavalkya (s. auch Colebrooke I, 103).<br />

Was sein Verhältniß zu den Übrigen Gesetzbüchern betrifft,<br />

so ist Stenzler, dessen Vorrede zu seiner Ausgabe wir das<br />

Bisherige entnommen haben, der Ansicht, daß keines derselben<br />

in die Zeit vorher gehört 332<br />

), und daß es somit die nächste<br />

Stufe nach Manu bezeichnet*).<br />

Neben den Dharmaśāstra nun, welche den Haupttheil<br />

und die Grundlage der Recht, Sitte, Cultus behandelnden<br />

Literatur bilden, haben wir auch den größten Theil der<br />

epischen Poesie, das M. Bhāratam sowohl als die Purāṇa,<br />

zu derselben zu rechnen, insofern eben der didaktische Theil<br />

in diesen Werken, wie ich bei Gelegenheit"derselben bereits<br />

bemerkte, den epischen bei weitem überwiegt: und zwar<br />

Yājñavalkya's I‚ 80, daß der coitus „susthe indau" stattzufinden habe, auf einer<br />

Kenntniß der Lehre der griech. Astrologie von den zwölf Häusern beruhen,<br />

wie denn in der That die Mitākṣarā die Stelle so auffaßt, und es sei hienach<br />

Yājñavalkya nicht vor das vierte Jahrh. u. Z. zu setzen. Es ist jene Erklärung<br />

indeß nicht unbedingt geboten, sondern es könnte sich sustha ebenso gut wohl<br />

auch auf eine der schon von alter Zeit her als für Zeugung und Geburt günstig<br />

geltenden Mondphasen oder Mondstationen beziehen, s. Lit. C BI. 1873 p. 787.]<br />

3 3 2<br />

] zwar hat allerdings, s. oben not. 327, bereits Müller für die dharmaśāstra<br />

des Viṣṇu, Gautama und Vaśiṣṭha den Charakter als dharmasūtra<br />

beansprucht, und sodann Bühler (p. xxl—XXV) auch noch die dem Uśanas,<br />

Kaśyapa und Budha zugeschriebenen dgl. Texte direkt, und annähernd auch die des<br />

llārīta und Śankha, hinzugezählt (Vaśiṣṭha gehört vermuthlich der Drāhyāyaṇa­<br />

Schule des Sāmaveda an, s. p. 87. 93, wie denn Gautama ebenfalls zu letzterem<br />

gerechnet wird); nach Bühler's Meinung (p. XXVII) können indessen Manu und<br />

Yājñavalkya, ohschon zwar immerhin nur „versifications of older sūtras", dennoch<br />

sehr wohl „in their turn" älter sein, „than some of the sūtra works which<br />

have come down to our times".<br />

*) im Widerspruch damit steht nun freilich I, 4. 5, wo 20 verschiedene<br />

Dharmaśāstra-Verfasser aufgezählt werden, darunter Yājñavalkya selbst:<br />

es werden diese beiden Verse wohl eine spätere Zuthat sein?


Rechtsgelehrsamkeit. Hauptsitz der Literatur im Dekhan. 301<br />

enthält das M. Bhāratam hauptsächlich Belehrungen über die<br />

Pflichten der Könige und des Kriegerstandes, welche übrigens<br />

auch sonst noch, in den Nītiśāstra nämlich und (wie es<br />

scheint) auch in dem Dhanurveda, gelehrt werden, außerdem<br />

sind aber darin auch mannichfach andere Partieen des<br />

indischen Gesetzes ausführlich erörtert und auseinandergesetzt:<br />

die P u r ā ṇ a dagegen enthalten hauptsächlich die<br />

Bestimmungen über den Cultus der Götter durch Gebete,<br />

Gelübde, Fasten, Weihungen, Schenkungen, Stiftungen, Wallfahrten,<br />

Festlichkeiten, wie sich derselbe im Laufe der Zeiten<br />

allmälig gestaltet hat, und werden sie darin in ausgedehnter<br />

Weise von den Upapurāṇa und von den Tantra unterstützt.<br />

In den letzten Jahrhunderten hat sich dann weiter auch<br />

eine moderne Rechtsgelehrsamkeit, resp. gelehrte Gesetzesliteratur,<br />

ausgebildet, welche die verschiedenen Ansichten der<br />

Verfasser der Dharmaśāstra einander gegenüber stellt und<br />

abwägt. Insbesondere sind große Sammelwerke abgefaßt<br />

worden, großen Theils unter Auktorität und auf Veranlassung<br />

verschiedener Könige und Fürsten, um eben dem praktischen<br />

Bedürfnisse eines ausreichenden Gesetzcodex abzuhelfen 333<br />

),<br />

wie ja auch die Engländer selbst eine dergl. Sammlung veranstalteten,<br />

von welcher bekanntlich der Beginn der Sanskrit¬<br />

Studien datirt. Zusammengestellt wurden diese Sammlungen<br />

meist im Dekhan, wo sich überhaupt seit dem 11. Jahrhundert<br />

die literarische Thätigkeit hauptsächlich hingeflüchtet und<br />

koncentrirt hat, während sie in Hindostan durch die Einfälle<br />

und Verwüstungen der Mohammedaner wesentlich gehemmt<br />

wurde*): erst in den letzten 3 Jahrhunderten ist sie wieder<br />

S 3 3<br />

] s. hierüber Colebrooke'» Angaben in den beiden Vorreden zum Digest<br />

of Hindu Law (1798) und zu den two treatises on the Hindu Law of Inheritance<br />

(1810), jetzt in Cowell's Ausgabe der Misc. Ess. I, 461 fg., so wie Bühler's<br />

Einleitung am a. O. p. HI fg.<br />

*) dies spricht sich z.B. in folgendem Śloka des Vyāsa aus; samprāpte<br />

tu kalau kāle Vindhyādrer uttare sthitāḥ | brāhmaṇā yajñarahitā<br />

jyotiḥśāstraparānmukhāh (| „Im Kali-Alter sind die nördlich vom<br />

Vindhya wohnenden Brāhmaṇa entblößt des Opfers, abgewendet vom Jyo¬<br />

tiḥśāstra,** und in dem Verse eines anderen Dharmaśāstra: Vindhyasya<br />

dakṣiṇe bhāge yatra Godāvarī sthitā | tatra vedāś ca yajñāś ca<br />

bhaviṣyanti kaīau yuge || „Im Kali­Alter werden die Veda und die


302 Buddhismus: seine Entstehung aus der Sāṃkhyalehre.<br />

mehr dahin, besonders nach Kāśī (Benares) und Bengalen<br />

zurückgekehrt, wie denn einige der mongolischen Kaiser, besonders<br />

der große Akbar und seine beiden Nachfolger, Je¬<br />

hāngir und Shāh Jehān*) (reg. zusammen 1556 —1656)<br />

große Begünstiger der indischen Literatur waren.<br />

Wir sind somit am Ende dieser allgemeinen Über¬<br />

sicht der Sanskritliteratur angelangt, haben indeß nunmehr<br />

noch von einem ganz eigenthümlichen Zweige derselben zu<br />

sprechen, dessen Existenz erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt<br />

ist, von den buddhistischen Sanskṛtwerken nämlich.<br />

Zu diesem Zwecke ist es zunächst nothig, über die Entstehung<br />

des Buddhismus selbst Einiges vorauszuschicken 384<br />

).<br />

Über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes buddha<br />

„erwacht (sc. aus dem Irrthum), erleuchtet" als ein Ehrenname<br />

der Weisen überhaupt**) habe ich bereits mehrfach<br />

(p.29. 185) gesprochen, desgleichen auch bereits bemerkt, daß<br />

die buddhistische Lehre ursprünglich rein philosophischen Inhalts,<br />

identisch mit der später sog. Sāṃkhyalehre war, und<br />

erst allmälig zu einer Religion sich ausgebildet hat, und zwar<br />

dadurch, daß ein Vertreter derselben sich mit ihr an das<br />

Volk wandte***). Die buddhistische Tradition selbst hat die<br />

Erinnerung an diesen Ursprung der Lehre Buddha's und<br />

ihre Posteriorität resp. Abhängigkeit von der Sāṃkhyalehre<br />

noch in einzelnen Zügen bewahrt 335<br />

): so läßt sie ihn in<br />

Opfer südlich vom Vindhya weilen, da wo die Godāvarī strömt." Aehnlich<br />

heißt es auch im Gesetzbuche des A tri und im Jaganmohana.<br />

*) so wie des letzteren Sohn Dāra Schakoh.<br />

3 3 4<br />

j vgl. C F. Köp*pen’s treffliches Buch: „die Religion des Buddha" (1857.<br />

1859, zwei von)<br />

**) ebenso ist auch der <strong>Name</strong> bhagavant, den Buddha insbesondere<br />

führt, ein allgemeiner Ehrentitel, der sich auch bei den Brahmanen noch für die<br />

Ṛṣi aller Art erhalten hat und ganz speciell auch dem Viṣṇu resp. Kṛṣṇa<br />

beigelegt wird, während er in seiner verstümmelten Form b h avant geradezu<br />

das Pronomen der 2. Person vertritt [Ind. Stud. II, 231. xlll, 351. 352.]<br />

***) s. Ind. Stud. I. 435. 486 und oben p. 183. 253.<br />

3 3 5<br />

] in der Aufzählung alter Weiser im Beginn der Caraka­Saṃhitā findet<br />

sich n.A. auch ein Gautamaḥ Sāṃkhyaḥ genannt, dem modernen Editor<br />

zufolge freilich gerade: Bauddhaviśeṣa-Gautama-vyāvṛttaye! in der That aber


Verhältniß der buddh. Legende zu den späteren Theilen der ved. Literatur. 303<br />

Kapilavastu „der Wohnung des Kapila" geboren werden<br />

und setzt den Kapila (den angeblichen Stifter der Sāṃkhya¬<br />

lehre) durchweg in eine bei weitem frühere Zeit: sie giebt<br />

ferner dem Buddha die Māyadevī zur Mutter, wobei ein<br />

Bezug auf die māyā der Sāṃkhyalehre nicht zu verkennen<br />

ist 335a<br />

): sie läßt weiter den B u d d h a in seiner fr ü h e r e n Geburt<br />

unter den Göttern den <strong>Name</strong>n Śvetaketu tragen 336<br />

), welchen<br />

im Śatapatha-Brāhmaṇa einer der Zeitgenossen des Kā¬<br />

pya Pataṃcala trägt, mit welchem letztern wir den Kapila<br />

wohl in Bezug zu setzen haben: und sie giebt endlich den<br />

Pañcaśikha, einen der Hauptverbreiter der Lehre des Kapila,<br />

direkt als einen Halbgott, resp. Gandharva an. Von<br />

den <strong>Name</strong>n, welche den in der buddhistischen Legende als<br />

Zeitgenossen Buddha's genannten Lehrern angehören,<br />

kommen mehrere auch in der vedischen Literatur vor, aber<br />

erst, in der dritten Stufe derselben, in den Sūtra nämlich, so<br />

Kātyāyana, Kātyāyanīputra, Kauṇḍinya, Āgniveśya,<br />

Maitrāyaṇīputra, Vātsīputra*), Pauṣkarasādi: dagegen<br />

finden sich darin keine <strong>Name</strong>n von Lehrern genannt,<br />

welche der Brāhmaṇastufe angehören 337<br />

). Es ist dies um<br />

so bedeutsamer, als der Buddhismus in denselben Landen,<br />

in derselben Gegend entstanden ist, in welche wir das Śa¬<br />

tapatha­Brāhmaṇam z.B. zu verlegen haben, im Lande<br />

nämlich der Kosala und Videha, bei den Śākya und<br />

könnte hier gerade etwa eine alte ehrende Erwähnung Buddha's vorliegen! Ein<br />

Pārikṣir (!) bhikṣur Ātreyaḥ wird bald danach genannt.<br />

335 a­j die māyā gehört indeß ja nicht der Sāṃkhya­, sondern speciell der<br />

Vedānta­Lehre zu!<br />

3 3 6<br />

] steht hiemit etwa gar auch noch die Legende im M. Bhār. XII, 2056<br />

in Bezug, daß Śv. von seinem Vater Uddālaka verstoßen ward, weil er „mi¬<br />

thyā viprān upacaran" war? — Śvetaketu wird auch sonst noch unter den Vor¬<br />

geburten Buddha's genannt, nro. 370 bei Westergaard Catalogus p. 40, indessen<br />

was wird nicht Alles unter den 539 dgl. jātaka aufgeführt!<br />

*) zu diesen <strong>Name</strong>n auf putra, die der buddhistischen Legende und dem<br />

van śa des Śa tap ath a- Brāhma ṇa eigenthümlich sind, gehört in ersterer auch<br />

noch der <strong>Name</strong> Śāriputra, Śārikāputra.<br />

3 3 7<br />

] denn Buddha's Lehrer Ārāḍa hat mit dem Arālhi Saujāta Ait. Br. vn,.<br />

22 doch wohl nichts zu thun? Specieller gefasst wird, s. Ind. Stud. III, 158 fg.,<br />

auf Grund dieser <strong>Name</strong>ns­Synchronismen Buddha's Auftreten gleichzeitig<br />

mit den spätesten Ausläufern der vedischen Brāhmaṇa, resp. mit der Zeit der<br />

Āraṇyaka und älteren Sūtra zu setzen sein.


304 Mehrere Fürsten in der buddh. Legende und im C¾tap. Br. gleichnamig.<br />

Lichavi. Die Śākya sind das Geschlecht, aus welchem<br />

Buddha selbst hervorging: der Legende*) nach war dasselbe<br />

von Westen her von Potala, einer Stadt am Indus, eingewandert:<br />

mag dies begründet sein oder nicht, jedenfalls mochte<br />

ich sie mit den Śākāyanin, die im 10 Buche des Śata¬<br />

patha-Brāhmaṇa citirt werden, und mit dem Śākāyanya<br />

der Maitrāyaṇa­Upaniṣad, welche letztere ganz die<br />

buddhistische Lehre von der Nichtigkeit der Welt etc. vorträgt<br />

338<br />

), in Verbindung setzen (s. oben p. 108. 152). Bei<br />

den Kosala­Videha war diese Lehre und damit in Verbindung<br />

das Leben von Allmosen als Pravrājaka, Bhi¬<br />

kṣu, durch Yāj navalkya und ihren König Janaka gründlich<br />

verbreitet resp. dadurch dem Buddhismus ein fruchtbarer<br />

Boden geschaffen worden (s. p. 152. 63. 254): die Lehren, die<br />

Yājñavalkya im Vṛhad­Ār. vorträgt, sind in der That<br />

vollständig buddhistisch, ebenso wie die Lehren in den späteren<br />

dem Yogasystem angehorigen Atharvopaniṣad.<br />

Ja es konnte sogar scheinen, als ob die buddhistische Legende<br />

selbst ihren Buddha völlig gleichzeitig mit Janaka,<br />

resp. also auch mit Yājñavalkya, setze, insofern sie nämlich<br />

einen König Ajātaśatru als Zeitgenossen Buddha’s<br />

aufführt, und ein gleichnamiger Fürst im Vṛhad-Āraṇyaka<br />

und in der Kauṣītaki-Upaniṣad als ein Zeitgenosse<br />

und Nebenbuhler des Janaka erscheint 339<br />

): denn wenn auch<br />

theils ihre übrigen Angaben über die Fürsten jener Zeit hier<br />

nichts Analoges finden, theils ihr Ajātaśatru als Fürst von<br />

*) s. Csoma Körösi Journ. of the As. Soc. of Beng. Aug. 1833. Wilson<br />

Ariana ant. p. 212 „the truth of the legend may be questioned, but it not<br />

improbably intimates some connexion with the Sakas or Indo-scythians, who<br />

were masters of Pattalene subsequent to the Greek princes of Bactria." Die<br />

Legende könnte übrigens möglicherweise unter Kanerki, einem dieser Śaka-<br />

Könige, der sich durch seinen Eifer für den Buddhismus auszeichnete, um ihm<br />

dafür zu schmeicheln, entstanden sein?<br />

3 3 8<br />

] so weist auch Johäntgen „über Manu’s Gesetzbuch" p 112 die darin<br />

vorliegenden Spuren buddhistischer Anschauungen speciell der Schule der Mānavās<br />

zu, aus der dasselbe hervorgegangen.<br />

339<br />

J höchst bemerkenswerth ist auch noch die eigentümliche Überein¬<br />

stimmung der buddhistischen Legende mit denen des Vṛhad-Ār. in Bezug auf<br />

die sechs Lehrer, welche Ajātaśatru resp. Janaka gehabt, ehe ihn Buddha resp.<br />

Yājñavalkya belehrte, s. Ind. Stud. III. 156. 157.


Stellung d. Kurupan cāla, Pāṇḍav a u. Māgadha in der buddh. Legende. 305<br />

Māgadha, der des Vṛhad-Āraṇyaka und der Kauṣī¬<br />

taki-Upaniṣad aber als Fürst der Kāśi genannt wird<br />

(wie denn der <strong>Name</strong> Ajātaśatru auch sonst noch vorkömmt,<br />

z. B. als <strong>Name</strong> des Yudhiṣṭhira), so wird doch auch<br />

weiter im Śatapatha-Brāhmaṇa, im 5. Kāṇḍa, Bhad¬<br />

rasena der Sohn des Ajātaśatru von Āruṇi, dem Zeitgenossen<br />

des Janaka und Yājñavalkya, verflucht (s. Ind.<br />

Stud. I, 213), und da auch die Buddhisten wenigstens als<br />

sechsten Nachfolger des Ajātaśatru einen Bhadrasena<br />

aufführen, so könnte man versucht sein, anzunehmen, jene<br />

Verfluchung habe etwa in den heterodoxen, antibrahmanischen<br />

Ansichten des Bhadrasena ihren Grund gehabt. Näheres<br />

ist indeß vor der Haud nicht auszumachen, und könnten die<br />

beiden Ajātaśatru und die beiden Bhadrasena möglicher<br />

Weise eben auch einfach nur <strong>Name</strong>nsgenossen sein, ebenso<br />

wie dies wohl in Bezug auf den Brahmadatta des Vṛhad­<br />

Āraṇyaka gegenüber den beiden gleichnamigen Königen der<br />

buddhistischen Legende der Fall sein mag. — Bezeichnend<br />

genug jedenfalls ist es, daß in dieser letzteren der <strong>Name</strong> der<br />

Kurupañcāla nicht mehr (weder in seinen einzelnen Theilen 340<br />

)<br />

noch als Compositum) vorkommt, wohl aber die Pāṇḍava<br />

in Buddha's Zeit versetzt werden, und zwar als ein wildes<br />

Bergvolk, das mit Raub­ und Streifzügen beschäftigt*) war.<br />

Ihre Hauptpflege hat die Lehre Buddha's im Lande Ma¬<br />

gad h a gefunden, welches als äußerstes Gränzland vielleicht<br />

nie vollständig brāhmanisirt war, so daß die Ureinwohner<br />

stets eine Art Einfluß sich bewahrten, und nun gern<br />

die Gelegenhnit ergriffen, der brāhmanischen Hierarchie und<br />

des Kastenwesens sich zu entledigen. Die feindseligen Erwähnungen<br />

derselben in der Atharvasaṃhitā (s. p. 163<br />

und resp. im 30. Buche der Vājas. Saṃhitā? p. 123. 124)<br />

konnten sich vielleicht allenfalls noch auf ihre vorbuddhistische<br />

3 40<br />

] bei den südlichen Buddhisten finden sich mehrfache Erwähnungen der<br />

Kuru, s. Ind. Stud. In, 160. 161.<br />

*) die Erwähnung der 5 Pāṇḍu im Eingange des Lalitavistara p. 26<br />

(bei Foucaux) gehört, wie jene ganze Stelle, wohl einer Interpolation an, da<br />

sie mit den übrigen Erwähnungen der Pāṇḍava darin ganz unverträglich ist.


306 Die buddhistischen Aeren.<br />

Hinneigung zu antibrāhmanischen Sitten beziehen, die gleichen<br />

Erwähnungen in den Sāmasūtra dagegen (p. 86 ) 341<br />

) sind<br />

jedenfalls wohl nur durch Beziehung auf die Blüthe des Buddhismus<br />

in Magadha erklärlich*).<br />

Was die Tradition über Bud d h a’s Zeit betrifft, so weichen<br />

die buddh. Zeitrechnungen, die mit seinem Tode beginnen,<br />

im höchsten Grade von einander ab: bei den nördlichen<br />

Buddhisten finden sich 14 verschiedene Angaben darüber, die<br />

zwischen 2422 und 546 a. Chr. in der Mitte liegen; die Aeren<br />

der südlichen stimmen dagegen meist überein, und zwar<br />

beginnen sie sämmtlich 544 oder 543 a. Chr. Man hat nun<br />

diese letztere Angabe neuerdings als die richtige angenommen,<br />

weil sie noch am besten mit den historischen Verhältnissen<br />

stimmt, obwohl sich auch bei ihr eine Differenz von 66 Jahren<br />

für die historisch beglaubigte Zeit des Candragupta ergiebt.<br />

Wenn nun aber die nördlichen Buddhisten, die Tibeter sowohl<br />

als die Chinesen (ganz abgesehen von ihrer Aera, welche<br />

späteren Ursprunges sein kann, als diese Tradition)**), die<br />

Regierung des Königs K a ni s h ka, Kanerki, unter welchem<br />

die dritte (resp. vierte) buddhistische Synode stattfand, beide<br />

einstimmig 400 Jahr nach Buddha's Tode setzen, Kanerki<br />

aber den Münzen nach erweislich bis 40 p. Chr. regiert hat<br />

(s. Lassen II, 412. 413), so würde damit Buddha's Tod<br />

etwa 370 a. Chr. gesetzt werden. Ebenso setzen die Tibeter<br />

auch den Nāgārjuna, welcher der Rājataraṃgiṇī nach<br />

eben zur Zeit des Kaniṣka lebte, 400 Jahr nach Buddha's<br />

Tod (‚während ihn die südlichen Buddhisten erst 500Jahr<br />

nach diesem Ereignisse leben lassen). Irgend entschiedene<br />

Gewißheit ist daher auch hier vor der Hand nicht zu erlangen 342<br />

):<br />

3 4<br />

­] und bei einer andern Gelegenheit auch im Baudhāyanasūtra, s. not. 126.<br />

*) über andere dergl. Berührungspunkte in der späteren vedischen Literatur s.<br />

p. 143. 153 [109.167]: auf die buddhistischen <strong>Name</strong>n der Berge um Rājagṛha,<br />

die Hauptstadt von Magadha, im M. Bhār. II, 799 , hat schon Lassen n,<br />

79 aufmerksam gemacht.<br />

**) die sich schon bei Hiuan Thsang im 7. Jahrh. p.Chr. vorfindet.<br />

3 4 2<br />

] auch die späteren Behandlungen dieses Gegenstandes durch M.Müller<br />

(1859) Hist. A. S. L. p. 264 fg., Westergaard (1860) „über Buddha's Todesjahr*


Widerspruch derselben mit anderen Angaben. Alter ihres Gebrauches. 307<br />

von vorn herein aber scheint es wahrscheinlich, theils daß jene<br />

Synode, die unter diesem König Kanerki gehalten wurde,<br />

und von welcher die jetzige Gestalt der heiligen Schriften<br />

der nördlichen Buddhisten angeblich datirt, wirklich 400 Jahr<br />

nach Buddha's Tode, nicht erst 570 Jahr danach stattfand,<br />

theils daß die nördlichen Buddhisten, bei denen sich diese<br />

heiligen Schriften allein vollständig vorfinden, sich auch authentischere<br />

Nachrichten über die Verbältnisse zur Zeit von deren<br />

Redaktion, resp. also auch über die Lebenszeit des Nāgār¬<br />

juna erhielten, als die südlichen Buddhisten, bei denen jene<br />

Redaktion gar nicht bekannt ist und die heiligen Schriften<br />

nur in einer älteren Redaktion existiren, die ihren Angaben<br />

nach schon 245 a. Chr. nach Ceylon mitgebracht und daselbst<br />

etwa 80 a Chr. niedergeschrieben worden sein soll<br />

(Lassen II, 435). — Der Gebrauch dieser verschiedenen<br />

Aeren ist vor der Hand nur bei der einen derselben, der<br />

ceylonesiscben (die, wie die übrigen südlichen, 544 a. Chr.<br />

beginnt), für eine frühe Zeit nachzuweisen, und zwar bei dieser<br />

schon für das Ende des 4. Jabrh. p. Chr., insofern der<br />

Dīpavaṃsa, eine Geschichte Ceylon's in Pāli­Versen, die<br />

in dieser Zeit geschrieben ist, sie schon zu gebrauchen scheint,<br />

wodurch sie denn allerdings eine gewisse Auktorität erhält.<br />

Entkleiden wir nunmehr die Nachrichten über Buddha's<br />

Persönlichkeit aller übernatürlichen Zuthat, so finden wir,<br />

daß er ein Königssohn war, der, von der Nichtigkeit der<br />

irdischen Dinge durchdrungen, die Seinen verließ, urn fortab<br />

von Allmosen zu leben und sich allein zunächst der Beschaulichkeit,<br />

und dann der Belehrung der Menschen zu widmen.<br />

Seine Lehre aber*) war, daß „die Schicksale dieses Lebens<br />

durch Thaten des früheren bedingt und festgeregelt seien,<br />

daß keine böse That ohne Strafe, wie keine gute ohne Lohn<br />

(Breslau 1862), Kern „over de Jaartelling der zuidel. Buddhisten" (1874) haben<br />

annoch kein bestimmtes Resultat ergeben, s. meine Ind. Streifen II, 216. Lit.<br />

C. BI. 1874 p. 719.<br />

*) die indeß nirgendwo so succinkt vorgetragen wird, sondern die sich<br />

eben nur als Endergebniß aller der verschiedenen Legenden herausstellt.


308 Buddha's Lehre und die völlig neue Art seiner Verkündigung derselben.<br />

bleibe. Diesem Fatum, das den Menschen innerhalb<br />

des Kreises der Seelenwanderung beherrsche, könne sich derselbe<br />

nur dadurch entziehen*), daß er „seinen Willen eben<br />

auf den einzigen Gedanken der Befreiung aus diesem Kreisläufe<br />

richtet, dieser Richtung treu bleibt und mit beharrlichem<br />

Eifer blos verdienstlichen Handlungen nachstrebt, wodurch er<br />

dann zuletzt nach Abwerfung aller Leidenschaften, welche als<br />

die stärksten Fesseln im Gefängnisse des Kreislaufs angesehen<br />

werden, das erwünschte Ziel der gänzlichen Befreiung von der<br />

Wiedergeburt erreicht". In dieser Lehre nun ist an und für<br />

sich durchaus nichts Neues, sie ist im Gegentheil vollständig<br />

identisch mit der betreffenden brāhmanischen Lehre, nur die<br />

Art und Weise, wie Buddha sie vortrug und verbreitete,<br />

war ganz neu und ungewohnt. Während die Brāhmanen nämlich<br />

nur in ihren Einsiedeleien lehrten und nur Schüler aus<br />

ihrer eigenen Kaste aufnahmen, wanderte er mit seinen Schülern<br />

im Lande umher, predigte seine Lehre dem ganzen Volke<br />

vor**), und nahm — obschon das bestehende System der Kasten<br />

anerkennend, und ihren Ursprung, ebenso wie die Brāhmanen,<br />

aus der Lehre von den Belohnungen und Strafen für frühere<br />

Handlungen erklärend — doch Menschen aus allen Kasten<br />

ohne Unterschied als Anhänger an, ertheilte ihnen ihren Rang<br />

in deren Gemeinde nach ihrem Alter und ihrer Einsicht, hob<br />

so innerhalb der Gemeinde die durch die Geburt herbeigeführten<br />

Unterschiede auf, und eröffnete eben dadurch allen Menschen<br />

die Aussieht, durch Annahme seiner Lehre sich von<br />

den Banden ihrer Geburt zu befreien. Dies allein schon erklärt<br />

zur Genüge den ungeheuren Erfolg, den seine Lehre finden<br />

mußte: die Bedrückten alle wandten sich ihm, ihrem Erlöser,<br />

zu ***), Griff er nun schon hierdurch die Grundlage der<br />

*) s. Schmidt „Dsanglun der Weise und der Thor" Vorr. p.xxxlllff.<br />

**) s. Lassen Indien II, 440. 441. Burnouf Introd. à rhistoire du<br />

Buddhisme Indien p. 152—212.<br />

***) unter diesen Umständen ist es in der That zu verwundern, daß der<br />

Buddhismus hat aus Indien wieder verdrängt werden können: die große Macht<br />

und Zahl der Brāhmanenkaste allein erklärt diesen Umstand nicht vollständig,<br />

denn im Verhältniß zum gesammten Volke war sie ja doch nur die gewaltige


Opposition geg. d. brāhm. Hierarchie. Tradition üb. d. Redaction d. heil. Schriften. 309<br />

brāhmanischen Hierarchie an, so that er dies nicht weniger<br />

theils dadurch, daß er den Opferdienst, dessen Verrichtung<br />

das ausschließliche Vorrecht der Brāhmanen war, als vollständig<br />

nutzlos und werthlos, dagegen tugendhafte Gesinnung<br />

allein und tugendhaften Lebenswandel als die wahren Mittel<br />

zur Erreichung der endlichen Befreiung erklärte, theils ferner<br />

dadurch, daß er, von der Wahrheit seiner Ansichten völlig<br />

durchdrungen, selbst im Besitze der höchsten Erkenntniß zu<br />

sein behauptete, und dadurch implicite die Gültigkeit des<br />

Veda als höchster Quelle der Erkenntniss verwarf Auch<br />

diese beiden Lehren waren keineswegs neu, aber sie waren<br />

bisher eben nur das Eigenthum weniger Einsiedler gewesen,<br />

die durch ihre philosophischen Betrachtungen zu diesem Resultat<br />

gekommen waren, und noch nie waren sie frei und<br />

öffentlich allem Volke vorgetragen worden.<br />

Unmittelbar nach Buddha's Tode fand, der Tradition<br />

nach, eine Synode seiner Schüler in Magadha statt, in wel¬<br />

eher die heiligen Schriften der Buddhisten zusammengestellt<br />

wurden, und zwar in drei Abtheilungen (piṭaka), deren<br />

erste, die Sūtra*), Aussprüche und Reden Buddha's, Unterredungen<br />

mit seinen Zuhörern enthält, während der Vinaya<br />

Bestimmungen über Disciplin, und der A bhid h arm a dogmatische<br />

und philosophische Auseinandersetzungen zusammenfaßt.<br />

Hundert Jahr später nach der Tradition der südlichen Buddhisten,<br />

hundertzehn dagegen nach der der nördlichen, fand<br />

eine zweite Synode statt, in Pāṭaliputra, um Irrthümer der<br />

Disciplin, die sich eingeschlichen hatten, zu beseitigen. Über<br />

eine dritte Synode sind die Nachrichten der südlichen und<br />

der nördlichen Buddhisten getrennt (Lassen II, 232): nach<br />

Minorität. Ich vermuthe, daß die strenge Moral, welche der Buddhismus<br />

von seinen Anhängern fordert, auf die Länge dem Volke lästig ward; auch war<br />

der Cultus wohl ursprünglich zu einfach. Die Brahmanen wußten beides vortrefflich<br />

zu benutzen: der Kṛ ṣṇ a dienst, wie sie ihn einrichteten, bot der<br />

Sinnlichkeit des Volkes weit mehr Genüge; die Dienste ferner der weiblichen<br />

Gottheiten (Śakti) datiren wohl auch sämmtlich erst kurz vor Vertreibung der<br />

Buddhisten aus Indien.<br />

*) dieser <strong>Name</strong> allein schon möchte darauf hinweisen, daß auch Buddha<br />

selbst in der Swtraperiode lebte, nicht in der Brālimaṇazeit.


3lO Redaction d. buddh. heil. Schriften. Gegensatz dernördl. u. südl. Buddhisten.<br />

ersteren fand sie im 17. Jahre der Regierung des Aśoka<br />

statt, welches Jahr man mit 246 a. Chr. zu identificiren<br />

hat, womit aber freilich die andere zugleich überlieferte Angabe,<br />

daß sie 218 Jahr nach Buddha's Tode, also 326 a.<br />

Chr., stattgefunden habe, in grellem Widerspruche steht: die<br />

Gesetzesvorschriften wurden in ihrer Reinheit wieder hergestellt<br />

und zugleich der Beschluß gefaßt, durch Missionare<br />

die Lehre Buddha's zu verbreiten. Die nördlichen Buddhisten<br />

dagegen verlegen die dritte Synode 400 Jahr nach Buddha's<br />

Tod unter die Regierung des Kaniṣka, eines der<br />

Turuṣka- (Śaka-) Könige von Kashmir, der den Münzen<br />

nach, wie wir sahen, bis 40 p. Chr. regierte. Die in<br />

dieser Synode angeblich festgestellten heiligen Schriften der<br />

nördlichen Buddhisten nun liegen uns sowohl noch in den<br />

Sanskritoriginalen selbst vor, die neuerdings (1822) in Nepal<br />

aufgefunden wurden*), als auch in einer vollständigen tibetischen<br />

Übersetzung, welche den <strong>Name</strong>n Kāgyur führt und<br />

aus 100 Bänden besteht**), sowie, theil weise wenigstens, auch<br />

in chinesischen, mogolisehen, kalmückischen etc. Übersetzun¬<br />

gen. Die heiligen Schriften der südlichen Buddhisten dagegen<br />

sind gar nicht in Sanskrit vorhanden: sie waren angeblich<br />

ein Jahr nach ihrer Feststellung in der dritten Synode des<br />

*) durch den dortigen britischen Ministerresidenten B. H. Hodgson, der<br />

Handschriften davon an die Asiatischen Gesellschaften von Kalkutta, London<br />

und Paris schenkte. Die Pariser Sammlung wurde noch vermehrt (1837) durch<br />

Abschriften, welche die dortige Société Asiatique durch Hodgson's Vermittelung<br />

machen ließ. Dadurch veranlaßt schrieb dann E. Burnouf sein großes Werk :<br />

Introduction à l'histoire du Buddhisme Indien Paris 1844 [welchem Ende 1852<br />

seine nicht minder bedeutende Arbeit, die Übersetzung des „Lotus de la bonne<br />

loi" folgte, s. Ind. Stud. In, 135 fg. 1864. Auch das British Museum und die<br />

Univ. Library in Cambridge besitzen jetzt dgl. Handschriften.]<br />

**) über Umfang und Inhalt dieser tibetischen Übersetzung gab die ersten<br />

und bis jetzt fast einzigen Nachrichten ein ungarischer Reisender, der Anquetil<br />

du Perron dieses Jahrhunderts, Csoma Körösi, ein Mann von seltener That¬<br />

kraft und Energie, der sich sehr lange in Tibet aufhielt und durch seine tibetanische<br />

Grammatik und Wörterbuch diese Sprache der europäischen Wissenschaft<br />

erobert hat.—Aus dem Kāgyur sind auch bereits zwei ziemlich umfangreiche<br />

werke in Text und Übersetzung edirt worden, Dsanglun durch Schmidt in<br />

Petersburg und Rgya Cher Roi Pa (Lalitavistara) durch Foucaux in Paris. [Seitdem<br />

hat sich besonders L. Feer durch seine Textes tirés du Kandjour (1864—71; elf<br />

Hefte) um denselben verdient gemacht, ebenso Schiefner, z.B. durch seine Ausg.<br />

der später von Foucaux (s. • auch Ind. Streifen I, 210 fg) im Sanskrit­Text<br />

edirten Vimalapraśnottaramālā (1858) und der Bharatae responsa (1875),]


verhältnifs der beiderseitigen Sammlungen. 311<br />

Aśoka (also resp. 245 a. Chr.) mit Mahendra, dem Apostel<br />

Ceylon’s, nach dieser Insel gekommen und von ihm in<br />

die einheimische Sprache derselben übersetzt worden 343<br />

): erst<br />

etwa 165 Jahr später (also resp. 80 a. Chr.) wurden sie darin<br />

niedergeschrieben, während sie bis dahin nur in mündlicher<br />

Überlieferung sich fortgepflanzt hatten 344<br />

): und nach weiteren<br />

500 J a h r e n (resp. zwischen 410 und 432 p. Chr.)<br />

wurden sie dann endlich in die heilige Pālisprache übertragen*)<br />

(s. Lassen II, 435), in der sie noch vorliegen, und<br />

aus welcher dann später wieder Übersetzungen in mehrere<br />

der südindischen Sprachen hervorgegangen sind. Über das<br />

Verhältniß nun dieser heiligen Schriften der südlichen Buddhisten<br />

zu denen ihrer nördlichen Glaubensgenossen ist vor<br />

der Hand noch wenig mehr bekannt, als daß sie mit ihnen<br />

die allgemeine Eintheilung in drei Theile (Sūtra, Vinaya,<br />

Abhidharma) gemeinsam haben: an Umfang können sie sich<br />

mit den letzteren schwerlich messen 345<br />

), wohl auch, dem eben<br />

Auseinandergesetzten nach**), nicht an Authentität 346<br />

): leider<br />

3 4 3<br />

] nicht ihr Pali-Text selbst, sondern nur der dazu gehörige mündliche<br />

Commentar (atthakathā) ward in das Singhalesische übersetzt (s. die folgenden<br />

Noten). So wenigstens nach der Tradition im Mahāvaùsa. Es ist im Übrigen<br />

äußerst zweifelhaft, was wirklich damals schon von dem j etzigen Tipiṭaka<br />

bestanden haben mag. Aus den Angaben nämlich, welche die in Bhabra aufgefundene<br />

Missive des Königs Piyadasi an die mit der Beilegung entstandener Schismen<br />

beschäftigte Synode von Magadha über den damaligen Bestand der heiligen Texte<br />

(dhammapaliyāyāni) enthält, ergiebt sich ein gewaltiger Unterschied! s. Burnouf<br />

im Lotus p. 724 fg. Ind. Stud. III. 172 fg.<br />

3 4 4<br />

] s. Mahāvaṃsa Cap. 33 p. 207, Turnour pref. p. xxlx. Muir Or. Sanskr.<br />

Texts H, 69. 70 (57 2<br />

). Ind. stud. V, 26.<br />

*) das heißt doch wohl: wieder zurückübersetzt? denn diese heilige Sprache<br />

ist doch wohl dieselbe, die eben Mahendra mit sich brachte? [nicht die Texte<br />

selbst, nur ihre Erklärung (atthakathā) ward nun wieder in das Pāli zurückübertragen,<br />

durch Buddhaghosa nämlich, der aus Magadha kommend, sich eine Reihe von<br />

Jahren in Ceylon aufhielt.]<br />

3 4 5<br />

] der Umfang des Pāli Tipiṭaka ist auch ein sehr bedeutender,<br />

s. die Angaben bei Hardy Eastern Monachism p. 167 — 170. Über die älteste<br />

Erwähnung des <strong>Name</strong>ns tripiṭaka, in einer Sanskritinschrift des Buddhaghoṣa<br />

in Kanheri (im Journ. Bombay Branch R. As. S. V, 14), s. Ind. Stud. V, 26.<br />

**) wenn dasselbe sich nämlich wirllich so verhält! Ich kann hier vor<br />

der Hand nur referiren. [Leider hatte ich mich dabei auf Lassen's Darstellung<br />

am oben a. O. verlassen, anstatt bei Turnour selbst (p. XXIX. XXX) nachzusehen<br />

; den richtigen Sachverhalt (s. die vorhergehenden Noten) habe ich<br />

bereits in den Ind. Stud. In, 254 dargestellt.]<br />

34(<br />

'] die Frage, welche der beiden Redactionen, die der nördlichen oder die<br />

der südlichen Buddhisten, die ursprünglichere sei, ist von Turnour und Hodgson


312<br />

Geschichtschreibung auf Ceylon.<br />

ist auch im Übrigen über ihren Inhalt etc. bis jetzt noch<br />

sehr wenig Aufschluß ertheilt*). Nichtsdestoweniger haben<br />

wir indeß doch grade bei dem südlichen Buddhismus ausführliche<br />

und möglicherweise authentische Berichte über die ersten<br />

Jahrhunderte seines Bestehens, wie über die Entstehung der<br />

Buddhalehre überhaupt, insofern sich nämlich *¾‚uf Ceylon<br />

ziemlich früh eine Geschichtsschreibung in Pāli ausgebildet 346<br />

*)<br />

eifrig verhandelt worden (die betreffenden Artikel des Letztern liegen jetzt in<br />

sehr dankenswerther Weise gesammelt vor in seinen : Essays on languages ‚ lit.<br />

and rel. of Nepal and Tibet 1874). Auch Burnouf hat dieselbe im „Lotus<br />

de la bonne loi" p. 862 fg. erörtert und sich dabei, principiell wohl mit Recht, zu<br />

Gunsten der Gleichberechtigung Beider entschieden, vgl. hiezu zunächst die von<br />

mir Ind. Stud. In, 176 fg. gegen einzelne seiner Annahmen, sowie speciell in<br />

Bezug auf Buddhaghosa’s hochbedeutsame Thätigkeit für das Pāli­Tipiṭaka, gel¬<br />

tend gemachten Bedenken. Kern ist dann neuerdings in seiner Schrift: over de<br />

Jaartelling der zuidelijke Buddhisten über diese Bedenken noch weit hinausgegangen,<br />

aber, wie mich dünkt, weiter als die Sachlage erfordert, s. Lit. C Bl. 1874<br />

p.719. Jedenfalls scheint mir jetzt, auch bei aller Anerkennung des dem Buddha¬<br />

ghosa zukommenden Antheils, das Pāli­Tipiṭaka immer noch weit eher Ansprüche<br />

auf größere Originalität zu haben, als die Sanskrit­Texte der nördlichen Buddhisten,<br />

vor denen es sich, ebenso wie vor den heiligen Schriften der Jaina,<br />

durch verhältnißmäßige Simplicität und Kürze sehr zu seinem vortheil auszeichnet.<br />

S. noch hiezu S, Bears treffende Bemerkungen im Ind. Antiqu. Iv, 90.<br />

3 4 6 a<br />

] auch der nördl. Buddhismus hat seine Historiker gefunden. Der Tibeter<br />

Tāranātha, s. not. 350, beruft sich auf Bhaṭaghaṭī, īndradatta, Kṣemendra¬<br />

bhadra als seine Vorgänger.<br />

*) am meisten Authentisches findet sich bis jetzt noch in der Einleitung<br />

von G. Tumour's Ausgabe des Mahāvaṃsa (1835 Ceylon) und in den zerstreuten<br />

Abhandlungen dieses Gelehrten, sowie außerdem auch, obwohl nur in<br />

sehr allgemeinen Umrissen, in dem Catal. der Copenhag. ind. Handschriften (ed.<br />

Westergaard 1846 Havniae), unter welchen sich eine ziemliche Zahl von dergl.<br />

Pāli werken findet, die der berühmte Rask in Ceylon angekauft hatte. Auch<br />

Clough's Arbeiten enthalten vieles hierher Gehörige: desgl. Spiegel's Anecdota<br />

Palica. (Zusatz des Originals p. 285. Ungemein reiche Angaben über den<br />

südlichen Buddhismus enthält ein mir so eben zukommendes Werk von R. Spence<br />

Hardy „Eastern Monachism ‚ an account of the origin, laws etc. of the order<br />

of mendicants founded by Gotama Buddha" London 1850. 444 pp. Der Verfasser<br />

war als wesleyitischer Missionar 20 Jahr lang in Ceylon und scheint diese<br />

Zeit in der That ganz vortrefflich angewendet zu haben) [Dazu trat später<br />

(1853) auch noch sein ebenso werthvolles werk: „a Manual of Buddhism." —<br />

Das Studium des Pāli und seiner Literatur hat dann in neuerer Zeit gewaltigen<br />

Aufschwung gewonnen, insbesondere durch die Arbeiten von V. Fausböll (Dham¬<br />

mapadam 1855, five Jātakas 1861, Dasarathajātakam 1871, ten Jātakas 1872,<br />

the Jātaka together with its commentary Heft 1 1875), James de Alwis (Introduction<br />

to Kaccāyana's Grammar 1863, Attanagaluvaṃsa 1866), P. Grimblot<br />

(extraits du Paritta 1870), L. Feer (daharasutta und mehrere dergl. Pālisutta in<br />

seinen „Textes tirés du Kandjour" 1869 fg.), Joh. Minajeff (Pāṭimokkhasutta<br />

und Vuttodaya 1869, grammaire palie 1874, russisch 1872), E. Kuhn (Kaccā¬<br />

yanapakaranae specimen 1869. 1871, Beiträge zur Pāli­Gramm. 1875), E. Se¬<br />

nart (grammaire de Kaccāyana 1871), R. Childers (Khuddakapāṭha 1869,<br />

Dictionary of the Pāli language 1872­75), M. Co omara Svāmy (Suttanipāta 1874).


Die heiligen Schriften der nördlichen Buddhisten: ihie almählige Entstehung. 313<br />

hat, und uns auch eins der vorzüglichsten Werke derselben,<br />

der Mahāvaṃsa des Mahānāma, abgefaßt etwa 480 p.<br />

Chr., bereits in Text und englischer Übersetzung vorliegt.<br />

Was nun die heiligen Schriften der nördlichen Buddhisten,<br />

und zwar die Sanskṛtoriginale derselben — mit denen<br />

allein wir es hier zu thun haben — anbetrifft, so müssen wir<br />

zunächst im Auge behalten, daß schon der Tradition nach<br />

ihr jetziger Text erst dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung<br />

angehört, so daß wenn auch Werke darunter sein<br />

sollten, die noch aus den beiden ersten Synoden herrührten,<br />

dieselben doch jedenfalls in der dritten Synode eine Über¬<br />

arbeitung erfahren haben: es ist ferner gleich von vorn herein<br />

unwahrscheinlich, wie denn auch in der That gar keine direkte<br />

Angabe darüber da ist, daß alle die jetzt vorliegenden<br />

Werke sämmtlieh dieser dritten Synode ihr Entstehen verdanken<br />

sollten, sondern es werden darunter sicher viele erst einer<br />

späteren Zeit angehören: ja es ist aber auch endlich nicht<br />

einmal anzunehmen, daß alle die im tibetischen Kāgyur<br />

übersetzten Werke schon existirten, als man zuerst (im 7. Jahrhundert)<br />

in das Tibetische zu übersetzen anfing, der Kāgyur<br />

ist eben nicht auf einmal fertig gewesen, sondern erst nach<br />

längerem allmäligen Anwachsen definitiv festgestellt worden*).<br />

Hieraus erhellt nun schon zur Genüge, wie vorsichtig man<br />

bei Benutzung dieser Werke zu sein hat. Aber wir haben<br />

auch noch mehr zu bedenken: angenommen nämlich, daß die<br />

ältesten derselben wirklich in die erste und zweite Synode<br />

ihrem Ursprünge nach zurückgehen 347<br />

), so werden wir doch<br />

theils von vorn herein schwerlich annehmen können, daß sie<br />

in diesen bereits schriftlich abgefaßt wurden, theils spricht<br />

dagegen auch ganz entschieden die Analogie, insofern wir ja<br />

die ausdrückliche Nachricht haben, daß bei den südlichen<br />

Buddhisten die schriftliche Aufzeichnung lange Zeit nach beiden<br />

*) nach Csoma Körösi fallen die tibetischen Übersetzungen in das 7.<br />

bis 13. Jahrh., hauptsächlich in das neunte.<br />

3 4<br />

7] nach den in der Missive von Bhabra vorliegenden Angaben über den<br />

damaligen Bestand der dhammapaliyāyāni muß eine dgl. Annahme hier ebenso<br />

wie bei dem Pāli Tipiṭaka (s. not. 343) als äußerst bedenklich erscheinen.


314 Die Sprache, in der die heil. Schriften d. Buddhisten traditionell lebten, ver­<br />

Synoden, erst 80 a. Chr., stattfand. Möglicher Weise war<br />

der Zweck der dritten Synode unter Kaniṣka hauptsächlich<br />

der, schriftliche Dokumente zu schaffen: wären dieselben<br />

vorhanden gewesen, so hatte ein solches Zerfahrensein in<br />

18 verschiedene Sekten, wie es für dessen Zeit, blos 400 Jahr<br />

nach Buddha's Tode, berichtet wird, schwerlich stattfinden<br />

können: hat sich ja doch in den 18 Jahrhunderten, die seitdem<br />

verflossen sind, keine solche Zerfahrenheit eingestellt,<br />

offenbar eben, weil damals eine schriftliche Grundlage geschaffen<br />

wurde. Ein Hauptpunkt endlich, der bei Beurthei¬<br />

lung der Authentität der vorliegenden buddhistischen heiligen<br />

Schriften nicht außer Augen gelassen werden darf, ist der<br />

Umstand, daß die ihnen zu Grunde liegenden Quellen nicht<br />

in derselben Sprache abgefaßt waren. Zwar ist zunächst nicht<br />

mit absoluter Sicherheit auszumachen, in welcher Sprache<br />

Buddha gelehrt und gepredigt hat: da er sich aber an das<br />

Volk wandte, so ist eben im höchsten Grade wahrscheinlich,<br />

daß er auch in der Sprache des Volkes redete. Die erste<br />

Synode sodann seiner Schüler kam in Magadha*) zusammen<br />

und wurde doch wohl in dem Dialekte dieses Landes, der ja<br />

als die heilige Sprache des Buddhismus gilt, gehalten, ebenso<br />

die zweite Synode und die nach Angabe der südlichen Buddhisten<br />

dritte, welche gleichfalls in Magadha**) stattfanden.<br />

Der im nächsten Jahre nach der letzteren Ceylon bekehrende<br />

Mahendra nahm denn auch dorthin die Māgadhīspräche,<br />

später Pāli genannt, mit sich***), und auch die, wenigstens<br />

buddhistischen Einfluss bekundenden, Inschriften dieser Zeit<br />

sind in dieser Sprache abgefaßt 348<br />

). In der etwa 300 Jahr<br />

*) in der alten Hauptstadt (Rājagṛha).<br />

**) in der neuen Hauptstadt (Pāṭaliputra).<br />

***) daß das Pāli auf Ceylon sich sollte aus einem mitgebrachten Sanskrit<br />

entwickelt haben, ist ganz undenkbar.<br />

3 48<br />

] die Edicte Piyadasi’s liegen uns in drei verschiedenen Dialecten vor.<br />

Der eine derselben, der von Dhauli nämlich, zeigt einen Theil derjenigen Eigen¬<br />

thümlichkeiten‚ welche dem Ardhamāgadhī der Jaina und dem von den Prā¬<br />

kritgrammatikern als Māgadhī bezeichneten Dialekte zukommen, und in ihm<br />

ist auch die an die dritte Synode gerichtete Missive von Bhabra abgefaßt, was<br />

denn in der That wohl dafür entscheidet, dais dies damals die officielle


schieden von der, in welcher sie bei d. nördl. Buddh. schriftlich redigirt wurden. 315<br />

später fallenden letzten Synode dagegen, in der eben angeblich<br />

die vorhandenen Schriften der nördlichen Buddhisten zusammengestellt<br />

wurden, geschah dies nicht in Māgadhī, sondern in,<br />

wenn auch nicht sehr reinem, Sanskrit. Der Grund nun davon<br />

liegt ganz einfach in der Oertlichkeit: diese letzte Synode<br />

fand eben nicht in Magadha noch überhaupt in Hindo¬<br />

stan statt, dessen Regenten damals dem Buddhismus nicht<br />

hold waren, sondern in Kashmir, einem Lande, welches theils<br />

wohl schon in Folge davon, daß es nur von arischen Stämmen<br />

bewohnt war*), seine Sprache reiner erhalten hatte, als<br />

die nach Indien ausgewanderten und dort mit den Ureinwohnern<br />

vermischten Arier es im Stande waren, theils aber auch (s. p. 28.<br />

49. 194) deshalb, weil es, wie überhaupt der Nordwesten<br />

Indiens, als ein Hauptsitz der indischen Grammatik zu gelten<br />

hat: diejenigen Priester**) demnach, welche hier die Abfassung<br />

resp. schriftliche Aufzeichnung der heiligen Schriften übernahmen,<br />

waren wenn auch nicht gebildete Grammatiker, so<br />

doch wahrscheinlich grammatisch gebildet genug, um eben<br />

ein erträgliches Sanskrit schreiben zu können***).<br />

Sprache des Buddhismus und zwar eben wirklich Māgadhī war (Dhaun gehört<br />

ja geographisch dahin), s. Ind. Stud. III, 180 und meine Abhandlung über die<br />

Bhagavati der Jaina I, 396. Es zeigt nun aber gerade dieser Dialekt erhebliche<br />

Differenzen zu dem uns officiell unter dem <strong>Name</strong>n „ Māgadhī" überlieferten<br />

Pāli, welches vielmehr zu dem auf den Inschriften von Girnar verwendeten<br />

Dialekt specielle Beziehungen zeigt; und es ist daher bereits die Frage aufgeworfen<br />

worden, ob dem Pāli jener in der eignen Literatur dafür überlieferte<br />

<strong>Name</strong> Māgadhī überhaupt gebühre, ihm nicht vielmehr etwa nur aus kirchen¬<br />

politischen Gründen, mit Rücksicht eben auf die Bedeutung des Landes Magadha<br />

für den Buddhismus, beigelegt sei? Und zwar hat Westergaard geradezu die<br />

vermuthung ausgesprochen (über den ältesten Zeitraum der indischen Geschichte<br />

p. 87 n. 1862), daß das Pāli vielmehr mit dem Dialect von Ujjayinī, der<br />

Muttersprache Mahendra's, der daselbst geboren war, identisch sei, und Ernst<br />

Kuhn (Beiträge zur Pāli-Gramm. p. 7 1875) schließt sich dieser Meinung an.<br />

Pischel indessen (Jenaer Lit. Z. 1875 p. 316) und Cbilders (Pali Diet. pref.<br />

p. VII) erklären sich dagegen.<br />

*) die Griechen und Skythen waren wohl theils zu gering an Zahl, theils<br />

noch zu kurze Zeit mit den Einwohnern in enger Berührung, um auf Modifikation<br />

der Sprache Einfluß zu haben.<br />

**) und Priester, also gebildete Männer, waren es offenbar wohl, welche<br />

die dritte Synode bildeten: bei den beiden ersten mögen Laien betheiligt gewesen<br />

sein, seitdem aber hatte die buddhistische Hierachie Zeit genug gehabt,<br />

sich genügend auszubilden.<br />

***) anders Burnouf hist, du Buddh. p. 105. 106, Lassen II, 9. 491—493<br />

[s. indeß Ind. Stud. III, 139. 179 fg.].


316 Die in der buddhistischen Literatur (resp. in der der Jaina)<br />

Nach dem, was ich so eben auseinandergesetzt 849<br />

), wird<br />

es nun in der That im höchsten Grade bedenklich, wenn man<br />

3 4 9<br />

] neben den im Bisherigen behandelten beiden Zweigen der buddhistischen<br />

Literatur, den Pāli­Texten also der südlichen und den Sanskrit­Texten der nördlichen<br />

steht im Übrigen noch, und zwar in ihrem ältesten Bestande eine gewisse<br />

Mittelstellung zwischen Beiden einnehmend, eine dritte Gruppe, die der<br />

Ardhamāgadhi­Texte nämlich der Jaina. Die Secte der Jaina ist aller<br />

Vermuthung nach als eine der schismatischen, schon in den ersten Jahrhunderten<br />

des Buddhismus von diesem abgezweigten Secten aufzufassen. Die<br />

legendarischen Erzählungen über die persönliche Wirksamkeit ihres Stifters<br />

Mahāvīra weisen dieselbe nicht nur ganz ausschließlich in dieselbe Gegend,<br />

welche auch der Buddhismus als sein heiliges Land anerkennt, sondern stehen<br />

auch im Übrigen in so naher Verwandtschaft zu den Berichten über die Thätig¬<br />

keit Buddha's, daß wir nicht umhin können werden, in beiden Erzählungsgruppen<br />

nur verschiedene Formen für gemeinsame Erinnerungen anzuerkennen. Und<br />

zwar erscheint eine dergl. secundäre Entstehung der Jaina­Secte aus dem Buddhismus,<br />

die man früher wohl auch für vorbuddhistischen Ursprunges hielt, u.A. auch<br />

schon dadurch angedeutet, daß ihre heiligen Texte nicht sūtra, sondern an g a<br />

heißen, somit im Gegensatz zu den der vedischen sūtra­Stufe zugehörig erscheinenden<br />

ältesten buddhistischen Texten, vielmehr erst der aṅga­Stufe, d.i.<br />

derjenigen Zeit, in welcher die den vedischen sūtra gegenüber secundären sogenannten<br />

aṅga, resp. vedāṅga, ihre Ausbildung gefunden haben, angehörig erscheinen.<br />

Mit voller Entschiedenheit aber tritt dafür ferner der Umstand ein, daß<br />

die Sprache, in der diese Texte abgefaßt sind, den Angaben der Scholiasten nach<br />

eben ardhamāgadhī, auf einer entwickelteren, beträchtlich jüngeren Stufe steht<br />

als die freilich auch dialectisch davon geschiedene Sprache der Pāli­Texte, welche<br />

deren Scholien ihrerseits ja direct als Māgadhī bezeichnen, s. hierzu meine AbhdI.<br />

über die Bhagavatī der Jaina p.44l. 373. 396 ff. 416. Zu den elf vornehmsten<br />

Aṅga treten übrigens noch eine ganze Zahl anderer Schriften, <strong>Name</strong>ns Upānga,<br />

Mūlasūtra, Kalpasūtra etc.; eine Aufzählung der ganzen Reihe, in Summa fünfzig<br />

Werke mit ca. 600,000 śloka findet sich bei Rājendra Lāla Mitra Notices of<br />

Sanskrit Mss. HI, 67 fg. (1874), Publicirt ist von diesen Texten — unsere<br />

Kenntnisse von den Jaina stammen im Übrigen nur aus brāhmanischer Quelle<br />

— bis jetzt nur ein Fragment des fünften anga, des Bhagavatīsūtra, aus<br />

vielleicht den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, durch mich selbst (1866.<br />

1867). Sodann ein Bericht über die Sūryaprajñapti, das siebente upāṅga¬<br />

sūtra, zu dem Bhadrabāhusvāmin, der Verfasser des anscheinend im siebenten<br />

Jahrhundert geschriebenen Kalpasūtra einen Commentar verfaßt haben soll,<br />

ebenfalls von mir in den Ind. Stud. X, 254 fg. (1867). Endlich eine Übersetzung<br />

dieses Kalpasūtra selbst, welches die 30. Stelle in der Reihe der<br />

heiligen Texte einnimmt, durch Stevenson (1848). Vgl. hiezu noch S. J.<br />

Warren „over de godsdienstige en wijsgeerige Begrippen der Jainas" (1875).<br />

Die Königl. Bibliothek zu Berlin ist seit Kurzem durch die treue Mühwaltung<br />

G. Bühler's in den Besitz fast aller jener 50 heiligen Texte, mit oder ohne Com¬<br />

men tare und in guten alten Handschriften, gelangt, so daß wir hoffen dürfen,<br />

bald Genaueres über sie zu erfahren. — Die Jaina haben aber auch für die<br />

Sanskṛt­Literatur eine große Bedeutung, speciell für die Grammatik und<br />

Lexicographie sowie für die Überlieferung historischer und legendarischer Stoffe<br />

(s. oben p.23l und vgl. meine Abhandl. über das Śatruṃjaya Māhátmya 1858).<br />

Einer ihrer gefeiertsten <strong>Name</strong>n ist der des Hemacandra, welcher zur Zeit<br />

des Gurjara-Fürsten Kumārapāla, lebte (1088 —1172). Unter dem Titel<br />

yogaśāstram verfaßte er u. A. ein Compendium der Jaina-Lehre in 12 prakāśa,<br />

von welchen die vier ersten, welche die Ethik derselben behandeln, kürzlich


enthaltenen Daten wofür beweiskräftig? 317<br />

wie dies bisher geschehen ist, diejenigen Data, welche in dieser<br />

sogestalten buddhistischen Literatur enthalten sind, als<br />

beweiskräftig für die Zeit Buddha's ansieht, die um<br />

4 Jahrhunderte, oder, wenn man die südliche Aera annimmt<br />

gar fast um 6 Jahrhunderte vor der letzten Synode zurück¬<br />

liegt Mündliche Traditionen, welche nach einer solchen Reihe<br />

von Jahren in einer andern Sprache schriftlich aufgezeichnet<br />

wurden, und die uns außerdem nur in einer Masse von Schriften<br />

vorliegen, die mehrere Jahrhunderte auseinander fallen, und<br />

aus denen man erst kritisch die ältesten Theile auszuscheiden<br />

hat, dürfen wohl nur mit der größten Vorsicht benutzt werden,<br />

und die in ihnen enthaltenen Daten dienen von vorn herein<br />

nicht sowohl zur Charakterisirung derjenigen Zeit über welche<br />

sie berichten, als auch besonders derjenigen, in welcher sie ihre<br />

jetzige Form fanden. Wie zweifelhaft hiernach also auch die<br />

Gültigkeit und Beweiskraft dieser Schriften für die Gegenstände<br />

ist, für welche man sie bisher in Anspruch genommen hat,<br />

so wichtig sind sie andererseits für die Geschichte der inneren<br />

Entwicklung des Buddhismus selbst, wiewohl auch hier ihre<br />

Glaubwürdigkeit natürlich nur eine ganz relative ist, insofern<br />

besonders die vielen Wundergeschichten, die sie von Buddha<br />

selbst wie von seinen Schülern und andern Anhängern erzählen,<br />

und die alles Maaß übersteigende Mythologie, die sich<br />

darin allmälig herausbildet, im Ganzen den Eindruck<br />

eines wüsten, aller Ordnung entbehrenden Chaos phantastischer<br />

Gebilde machen.<br />

Vor allem gilt es nun natürlich eine relative Chronologie<br />

und Reihenfolge unter den einzelnen Schriften herzustellen,<br />

eine Aufgabe, welche sich denn auch Burnouf, dessen Untersuchungen<br />

unsere einzige Quelle hierfür sind*), gestellt und<br />

mit großer Umsicht und ziemlicher Entschiedenheit gelöst hat.<br />

von Ernst Windisch in Text und Übersetzung publicirt worden sind (Z. D.<br />

Morg. Ges. xxvlll, 185 fg. 1874).<br />

*) ich kann nicht umhin, hier wenigstens in einigen Worten meinen innigen,<br />

tiefgefühlten Schmerz darüber auszusprechen, daß E. Burnouf jetzt, wo<br />

diese Bogen, die ich so gern seinem Urtheil unterworfen hätte, gedruckt werden,<br />

schon nicht mehr zu den Lebenden gehört. Sein frühzeitiger Tod ist ein ganz


3l8 Unterschied der einfachen und der Mahāvaipulya Sūtra.<br />

Was zunächst die Sūtra, also die Berichte über Buddha<br />

selbst, betrifft, so theilt Burnouf sie in zwei Klassen, in die einfachen<br />

Sūtra und in die sogenannten Mahāvaipulya­oder<br />

Mahāyāna­Sūtra, welche er ihrer Sprache, Form und Lehre<br />

nach für die späteren erklärt: in Bezug auf den letzteren Punkt<br />

ohne Zweifel mit Recht, insofern eben einerseits in den Ma¬<br />

hāvaipulyasūtra Buddha fast ausschließlich von Göttern<br />

und Bodhisattvās (Wesen, die der buddhistischen Mythologie<br />

angehören) umgeben erscheint, während in den einfachen<br />

Sūtra meist Menschen, an welche sich nur hie und da Götter<br />

anschließen, seine Umgebung bilden, und insofern sich andererseits<br />

in den einfachen Sūtra noch keine Spur von allen<br />

den Lehren findet, die nicht allgemein buddhistisches Eigenthum<br />

sind, sondern speciell nur den nördlichen Buddhisten<br />

zugehören, wie z. B. die Verehrung des Amitābha, Mañjuśrī, Avalokiteśvara<br />

buddha, sowie sie auch ferner keine Spur von mystischen<br />

Zauberformeln und magischen Sprüchen enthalten, was Alles<br />

sich vielmehr und in reichem Maaße nur in den Mahāvai¬<br />

pulyasūtra vorfindet: ob aber auch der Umstand, daß die<br />

Sprache der in diesen letztern besonders häufig eingefügten<br />

längeren poetischen Stucke in einer aus Sanskrit, Prākṛt und<br />

Pāli gemischten, entarteteren Form auftritt, als dies in<br />

den prosaischen Theilen der Fall ist, als ein Beweis für die<br />

Posteriorität der Mahāvaipulyasūtra anzusehen sei, möchte<br />

noch nicht so sicher stehen: stimmen denn diese poetischen<br />

Theile wirklich in Form und Inhalt in Bezug auf die einzelnen<br />

eben angeführten Punkte vollständig mit dem prosaischen Texte<br />

überein, so daß man sie nur als eine Amplification resp. Re¬<br />

kapitulaltion dieses letztern ansehen kann? oder zeichnen sie<br />

sich nicht vielleicht grade in diesen Punkten vor denselben<br />

aus, so daß man sie als Bruchstücke aus älteren metrisch<br />

unersetzlicher Verlust für die Wissenschaft, wie für Alle, die ihn kannten, und<br />

was dasselbe ist, ehrten und liebten.<br />

*) in einem ganz anderen Sinne findet sich dieses Wort in den von Gau¬<br />

ḍapāda herrührenden Theilen der Māṇḍūkyopaniṣad.


Poetische Bestandtheile in letzteren; Gāthā­Dialekt. 319<br />

überlieferten Traditionen ansehen könnte, grade wie dergl. so<br />

häufig in den Brāhmaṇa mitgetheilt werden*)? Man würde<br />

in diesem letztern Falle sie als einen Beweis mehr dafür ansehen,<br />

daß die buddhistischen Legenden etc. ursprünglich nicht<br />

in Sanskrit, sondern in Volksdialekten abgefasst waren. Nach<br />

den Nachrichten des chinesischen Reisenden Fa Hian, der<br />

399—414 von China nach Indien und zurück pilgerte, scheint<br />

es übrigens, als ob die Mahāvaipulyasūtra damals bereits<br />

schon in ziemlicher Ausdehnung bestanden, insofern er nämlich<br />

mehrere der denselben eigenthümlichen Lehren als Gegenstand<br />

vielfachen Studiums erwähnt 350<br />

).<br />

*) wir müssen uns mit dieser Frage begnügen, da uns leider noch immer<br />

der Sanskṛttext eines dieser Sūtra fehlt: die einzige Ausnahme, macht ein<br />

kleines Fragmentchen aus dem Lalitavistara, einem Mahāvaipulyasūtra,<br />

welches Foucaux am Ende seiner Ausgabe der tibetischen Übersetzung desselben<br />

mitgetheilt hat. [Gegenwärtig liegt uns der ganze Text des Lalitavistara<br />

in 27 Capp. in der Bibl. Ind. vor, herausgegeben durch Rājendra Lāla Mitra<br />

(1858 fg.); die Übersetzung bricht bereits in Cap. 3. ab. Das vierte Cap. des<br />

Saddharmapuṇḍarīka publicirte Foucaux 1852, und Leon Feer ein Avadānam, <strong>Name</strong>ns<br />

piatibarya (1867). Endlich ist auch noch der Kāraṇḍavyūha, ein entsetzlich<br />

schwülstiges mahāyānasūíram zu Ehren des Avalokiteśvara, durch Satyavrata<br />

Sāmāśrami edirt worden (Calc. 1873). Eine von S. Lefmann begonnene Übersetzung<br />

des Lalitavistara (1874) umfaßt zunächst die ersten 5 Capp. und ist<br />

von sehr ausführlichen Noten begleitet. — Die von mir oben über die poetischen<br />

Theile ausgesprochene Vermuthung war, was mir damals noch unbekannt, schon<br />

zuvor im Journ. As. S. Beng. 1851 p. 283 aufgestellt worden, s. Ind. Stud. HI,<br />

140, und ward dann später, unter Hinaufschraubung der Abfassungszeit bis<br />

unmittelbar nach dem Tode Buddha's, von Rājendra Lāla M. in einem eignen<br />

Essay über den Dialect dieser gāthās, ebenfalls im Journ. As. S. Beng. 1854 nro. 6,<br />

specieller ausgeführt, s. Muir orig. S. Texts II 2<br />

, 115 fg. Kern „over de Jaar¬<br />

telling" p. 108 fg. sieht resp. in diesen gāthā keinen eignen Dialect, sondern secundäre<br />

Überarbeitungen von ursprünglich in reinem Prakrit abgefaulten Versen. Eduard<br />

Müller endlich in seiner Schrift: „der Dialekt der gāthā des Lalitavistara"<br />

(Weimar 1874) sieht darin das Werk von Dichtern, welchen das Sanskrit nicht völlig<br />

geläufig war und welche die Freiheiten ihres Volksdialectes darauf übertrugen.<br />

3 5<br />

°] die Nachrichten Fa Hian's werden an Wichtigkeit noch weit überboten<br />

durch die des Hiuan Thsang, der in den Jahren 629 — 645 Indien durchreiste. —<br />

Besonders wichtig sind denn auch die chinesischen Übersetzungen buddhistischer<br />

Werke, die sich fast sämmtlich an die Texte der nördlichen Buddhisten<br />

anschließen und zum Theil angeblich sehr hoch hinauf reichen. Von vier dergl.<br />

Übersetzungen des Lalitavistara soll die erste schon 70—76 p. Chr., die zweite<br />

308, die dritte 652 abgefaßt sein, s. darüber Ind. Stud. III. 140. VIH, 326.<br />

Ebenso soll der Saddharmapuṇḍarīka dreimal, zuerst 280 p. Chr., sodann 397<br />

bis 402, und 601—605 übersetzt worden sein, s. Ind. Stud. III. 136. 137.<br />

Beal im Indian Antiquary IV, 90. 91 erwähnt nicht nur eine Übersetzung des<br />

Brahmajālasūtra aus 420 AD, sondern auch eine ganze Reihe von 50 sūtra<br />

(darunter z.B. das Sāmajātaka) „translated at different dates, from AD 70 to<br />

600, and by various scholars, all of them from Sanskrit or Pāli ", sämmtlich also<br />

aus dem indischen original­Text, während die Übersetzungen der späteren Zeit


320 Inhalt der einfachen Sūtra.<br />

Unter den einfachen Sūtra können wenigstens diejenigen,<br />

welche sich blos mit Buddha's Persönlichkeit beschäftigen,<br />

a priori natürlich älter sein, als diejenigen, welche sich auch<br />

auf Personen beziehen, die mehrere Jahrhunderte später gelebt<br />

haben: weiter aber läßt sich vor der Hand nichts bestimmen.<br />

Ihr Inhalt ist ziemlich mannigfacher Art und finden sich für<br />

die einzelnen Theile derselben auch besondere technische <strong>Name</strong>n<br />

vor*): theils nämlich enthalten sie einfache Legenden, Ityukta<br />

und Vyākaraṇa genannt (entsprechend den Itihāsapurāṇa<br />

in den Brāhmaṇa), theils Legenden in Parabelform,<br />

Avadāna genannt, in denen wir manches Glied der späteren<br />

Thierfabel wiederfinden 351<br />

), ferner Erzählungen von Wundern<br />

und Vorzeichen Adbhutadharma, sodann einzelne Strophen<br />

oder mehrstrophige Lieder Geya und Gāthā, die zur Bekräftigung<br />

des Gesagten dienen sollen, endlich specielle Belehrungen<br />

und Erörterungen über bestimmte Gegenstände,<br />

Upadeśa und Nidāna genannt All dies findet sich in ähnlicher,<br />

nur viel alterthümlicherer Weise und unter anderen<br />

<strong>Name</strong>n**) in den Brāhmaṇa und Āraṇyaka vor, so wie in<br />

den im Mahā­Bhārata hie und da zerstreuten prosaischen<br />

meist erst durch das Medium des Tibetischen vermittelt sind. Für die Kritik<br />

der betreffenden Texte würden natürlich nähere Angaben über diese zum Theil<br />

so alten Übersetzungen von großer Wichtigkeit sein, von dem einen dieser<br />

Werke, einer Übersetzung des Abhiniṣkramaṇasūtra hat Beal vor Kurzem<br />

seinerseits eine vollständige Übersetzung publicirt, unter dem Titel: the Romantic<br />

Legend of Śākya Buddha (1875). Die speciellen Beziehungen, die sich<br />

darin zu christlichen Legenden finden, sind höchst auffällig; welcher Theil<br />

hier der entlehnende ist, läßt Beal zwar mit Recht annoch unentschieden, doch<br />

liegt hier vermuthlich einfach nur ganz derselbe Fall vor, wie bei der Aneignung<br />

christlicher Legenden durch die Kṛṣṇa­Verehrer. — Hochwichtig für die<br />

Geschichte der Entwickelun g des nördl. Buddhismus ist W. Wassilje w's aus<br />

tibetisch­chines. Quellen geschöpftes Werk: „der Buddhismus" (I860), sowie Tara<br />

nātha's erst 1608 abgefaßtes, aber auf ältere n u. zwar z.Th. sanskrit is c h en<br />

Werken beruhende „Geschichte des Buddhismus in Indien", russ. von Wassiljew,<br />

tibet. und deutsch von Schiefner (1869); vgl. noch Lassen II, 6 not.<br />

*) nach Spiegel's Bemerkung in seiner hier mannigfach benutzten Anzeige<br />

von Burnouf's Werk in den Jahrb. für wiss. Kritik April 1845 p. 547<br />

finden sich die meisten dieser <strong>Name</strong>n auch bei den südlichen Buddhisten.<br />

3 , 1<br />

] aus chinesischer Übersetzung hat Stan. Julien eine ganze Sammlung<br />

derartiger meist sehr kurzer Geschichten publicirt (les Avadānas, contes et apologues<br />

indiens, 1859). Die hohe Bedeutung dieser wie der buddh. Jātaka etc. ­Erzählungen<br />

überhaupt für die Fabel­ und Märchen­Literatur ist durch Benfey's Einleitung<br />

zu seiner Übers. des Pancatantra in ihr volles Licht gestellt worden.<br />

**) nur Gāthā u. Upadeśa (resp. wenigstens Ādeśa) kommen auch im Brāhm. vor.


Das Pantheon darin, verschieden von dem der Brāhmaṇa­Texte. 32l<br />

Legenden, die überhaupt mit diesen buddhistischen Sūtra<br />

auch dem Styl (nicht etwa der Sprache) nach die meiste Aehnlichkeit<br />

haben. Ganz eigenthümlich aber diesen letztern*) sind<br />

die Jātaka genannten Stellen, welche von den früheren Geburten<br />

Buddha's und der Bodhisattva handeln.<br />

Diejenigen Data nun in den Sūtra, welche man bisher als<br />

für die Zeit Buddha's gültig angenommen hat, die wir aber<br />

zunächst nur als für die [eigne] Abfassungszeit gültig ansehen<br />

dürfen, sind hauptsächlich religionsgeschichtlichen Inhalts. Eben<br />

so wie nämlich Buddha die Existenz der Kasten anerkannte, so<br />

natürlich auch das damalige indische Pantheon**). Es darf nun<br />

aber keinesfalls angenommen werden, daß dieses letztere sich<br />

zu Buddha's Zeit bereits auf derjenigen Stufe der Entwicke¬<br />

lung befunden habe, die wir hier in den Sūtra vorfinden,<br />

vorausgesetzt daß man Buddha nach der südlichen Aera in<br />

das 6. Jahrh. a. Chr. und resp. dadurch ohne Zweifel in die<br />

Periode der Brāhmaṇa hinein versetzt, in welchen letztem<br />

eben noch ein ganz anderes Pantheon herrscht. Lehrte<br />

er dagegen erst in dem 4. Jahrhundert a. Chr., wie dies der<br />

Fall gewesen sein müßte, wenn die Angabe der Tibeter und<br />

Chinesen richtig wäre, daß die dritte Synode unter (dem 40<br />

p. Chr. lebenden) Kaniṣka 400 Jahre nach seinem Tode<br />

stattfand, und wofür auch der Umstand spricht­, daß diejenigen<br />

<strong>Name</strong>n der als Buddha's Zeitgenossen genannten Lehrer,<br />

welche sich in den brāhmanischen Schriften wiederfinden, sämmtlich<br />

der Literatur der vedischen Sūtra, nicht der der Brāh¬<br />

rnana angehören, so wäre es von vorn herein wenigstens eher<br />

*) obwohl auch dazu sich hie und da im M. Bharata, besonders im<br />

xn. Buche Anknüpfungspunkte finden : wie denn überhaupt viele der buddhistischen<br />

Legenden in entschiedener Beziehung zu entsprechenden brāhmanischen<br />

Sagen und Märchen stehen, die sie eben ihrem Zwecke entsprechend umgestaltet<br />

haben [oder umgekehrt in denen sie ihrerseits deren Zwecke entsprechend umgestaltet<br />

worden sind].<br />

**) Lassen’s Ausspruch (Indien II, 453), daß „Buddha keine Götter<br />

anerkannte", bezieht sich wohl nur darauf, daß auch sie ihm als dem ewigen<br />

Kreislauf unterworfen gelten: ihre Existenz aber hat er keinesfalls geläugnet, da<br />

in den ihm in den Mund gelegten Lehren ja fortwährend Bezugnahme auf dieselben<br />

stattfindet. [Ihre Bedeutung freilich hob er auf, ebenso wie die der<br />

Kasten.]


322 Das Pantheon der buddh. Sūtra verschieden von dem der Brāhmaṇa­Texte;<br />

möglich, daß das in den buddhistischen Sūtra sich vorfindende<br />

Pantheon u. dgl. Data auch für Buddha's, dann eben<br />

ihnen viel näher stehende, Zeit wirklich etwaige Gültigkeit<br />

haben konnten. Das Nähere hierüber ist in Kurzem Folgendes.<br />

Die in diesen Sūtra so häufig genannten Yakṣās, Garuḍās,<br />

Kinnarās 352<br />

) sind in den Brāhmaṇa noch völlig unbekannt:<br />

auch Dānava findet sich nur selten vor (einmal als Beiname<br />

des Vṛtra, ein zweites Mal als der des Śuṣṇa), als Plural<br />

dagegen, zur Bezeichnung der Asura im Allgemeinen, nirgendwo<br />

353<br />

), so wenig wie je die Götter darin als Surās 354<br />

)<br />

bezeichnet werden. Auch die <strong>Name</strong>n der Nāgās und Ma¬<br />

horagās werden nie genannt*), obwohl der Schlangendienst<br />

(Sarpavidyā) selbst mehrfach erwähnt wird**). Ebenso fehlen<br />

auch die Kumbhāṇḍa***). Man könnte nun die Nichterwähnung<br />

aller dieser Genien in den B rāhmaṇa dadurch erklären.<br />

3 5 2<br />

] wo die Kinnara und ihre Frauen, wie z.B. im Meghadūta, Raghu¬<br />

vaṃśa, M. Bhārata als „heavenly choristers" erscheinen, da vermuthe ich eine<br />

volksetymologische Beziehung auf das griech. ztn;^a, obschon dasselbe eigentlich<br />

nur von traurigen, klagenden Tönen gebraucht wird; kiṃnara selbst ist Nachbildung<br />

zu kimpuruṣa.<br />

3 5 3<br />

] dies ist irrig; die Dānu, Dānava kommen schon im Ṛk, erstere sogar<br />

auch im Avesta bereits vor, s. Abān Yesht § 73. Farvard. Y. § 37. 38 (hier als<br />

irdische Feinde?).<br />

S 5 4<br />

] sura ist eine mißverständliche Afterbildung aus asura, das man eben<br />

fälschlich in a­sura zerlegte. Die Erwähnung des Wortes in Nir. III, 8 erscheint<br />

als ein Einschub, da dasselbe den vedischen Texten ganz fremd ist.<br />

*) Errata (p. 285 der ersten Ausgabe): „In der Bedeutung Elephant findet<br />

sich das Wort nāga einmal im Vṛhad­Āraṇyaka Mādhy. I, 1, 24" [und im Ait.<br />

Br. VIII, 22, während mahānāga im Cat. Br. XI, 2, 7, 12 wohl mit Sāyaṇa<br />

besser als Schlange gefaßt wird. Für das Alter dieser Bedeutung des Wortes<br />

tritt die Etymologie ein, vgl. engl. snake, s. Kuhn's Zeitschrift IX, 233—34].<br />

**) besonders in der Atharvasaṃhitā sind die Sarpās ein Gegenstand<br />

vieler Gebete: im Śatapatha-Brāhmaṇa werden sie einmal mit den lokās<br />

identificirt: sind etwa ursprünglich „die Sterne" und andere Luftgeister darunter<br />

verstanden? [Der Schlangendienst hat zwar unstreitig auch mythologisch­symbolische<br />

Beziehungen, andererseits jedoch wohl auch einen ganz realen Hintergrund.]—<br />

Die Maitrāyaṇī­Upaniṣad nennt allerdings die Sura, Yakṣa,<br />

Uraga, diese Upaniṣad gehört aber eben (s. p. 108) vollständig in die spätere<br />

Zeit, ist resp. mit diesen buddhistischen Sūtra dem Inhalte nach, und wohl<br />

auch der Zeit nach, verwandt.<br />

***) eine Zwergart mit „Hoden so groß wie Kübel"? in den späteren brāh¬<br />

manischen Schriften heißen sie wohl kuṣmāṇḍa, kūṣmāṇḍa (Gurke)? s.<br />

auch Mahīdhara zu Vāj. Saṃhitā XX, 14. [vgl. die kumbhamuṣka Ath. vIH,<br />

6, 15. XI, 9‚ 17 und etwa noch die śiśnadeva im Ṛk VII, 21, 5. X, 99, 3.<br />

Roth zu Nir. p. 47].


identisch dagegen mit dem epischen Pantheon. 323<br />

daß dieselben hauptsächlich Gottheiten des niedern Volkes<br />

gewesen seien, an welches ja Buddha sich insbesondere wandte<br />

und dessen Auffassung und Ideenkreis er daher auch besonders<br />

berücksichtigen mußte: daran mag manches Wahre sein, aber<br />

auch der übrige Götterkreis der buddhistischen Sūtra<br />

ist ja vollständig der der epischen Poesie angehörige: in den<br />

Brāhmaṇa dagegen findet sich z. B. Kuvera's <strong>Name</strong> nur<br />

ein einziges Mal*) genannt (und zwar in dem Brāhmaṇa des<br />

weißen Yajus) 355<br />

), Śiva und Śaṃkara kommen nur neben<br />

andern appellativen Beinamen des Rudra vor, bezeichnen ihn<br />

niemals allein und an und für sich als nomina propria, Narayaṇans<br />

<strong>Name</strong> wird nur höchst selten genannt, und die<br />

<strong>Name</strong>n Śakra 35R<br />

), Vāsava 357<br />

), Hari, Upendra, Janār¬<br />

dana, Pitāmaha sind völlig unbekannt. Wir sehen somit,<br />

daß die buddhistischen Sūtra, in welchen alle diese <strong>Name</strong>n<br />

herrschen, vollständig auf derselben Stufe mit der epischen<br />

3 5 8<br />

Literatur stehen**). Die Nichterwähnung des Kṛṣṇa ) be­<br />

*) das T aittirīya­Āraṇyakarn, welches mehrere dieser <strong>Name</strong>n nennt,<br />

kann eben nicht mehr zur B rāh ma ṇ a­Literatur gerechnet werden.<br />

3 5 i<br />

] iesp. in den Parallelstellen dazu in den Ṛk­sūtra, außerdem auch noch<br />

einmal in der Ath. S. (VIII, 10, 28).<br />

3 5 6<br />

] als adjectivischer Beiname Indra's findet sich śakra bereits im Ṛk‚ wird<br />

darin aber auch ebenso gut von anderen Göttern gebraucht.<br />

3 5 7<br />

] als adjectivischer Beiname Indra's (aber nicht als <strong>Name</strong> desselben) findet<br />

sich vāsava einmal in Ath. S. vl, 82, 1; auch in der Nirukti xll, 41 erscheint<br />

es in direkter Beziehung zu ihm, gleichzeitig aber auch zu Agni, wie denn die<br />

va su selbst in den Brāhmaṇa vorwiegend mit Agni, nicht mit Indra, in Verbindung<br />

stehen, s. Ind. Stud. V, 240. 241.<br />

**) der so häufig erwähnte Māra scheint fast eine rein buddhistische Erfindung<br />

zu sein: in brāhmanischen Schriften habe ich ihn noch nirgendwo angetroffen.<br />

[Minajeff's Vermuthung in der Einleit. seiner Grammaire Palie, trad,<br />

par Stan. Guyard p. VIII, daß der <strong>Name</strong> Mara in direkter Beziehung stehe zu<br />

mairya, dem Beinamen des Ahriman im Avesta, und zwar so, daß Beide „rémontent<br />

à une époque antérieure à la séparation des Iraniens et des Hindous",<br />

ist schon dadurch äußerst bedenklich, daß eben nirgendwo im Veda etwas<br />

der Art sich findet (Gopatha Br. I, 28 s. not. 166 ist nur scheinbare Ausnahme, beruht<br />

eben wohl auf buddhistischem Einfluß). Sollte daher wirklich ein directer<br />

Zusammenhang zwischen Māra und Aura mainyu bestehen, so könnte derselbe<br />

wohl nur in historischer Zeit vermittelt sein. Dazu fehlen aber sonstige Anhaltspunkte.]<br />

3 5 8<br />

] ob die südlichen Buddhisten Kṛṣṇa kennen, ist annoch unklar. Buddha's<br />

Vorgeburt Kaṇha hat, dem jetzt in Fausbölrs Ausgabe p. 194 vorliegenden<br />

Texte zufolge, nichts damit zu thun; das Jātakam als mahākaṇha (nro. 461<br />

in westergaard Catal. p. 41) wird sich schwerlich darauf beziehen; ob aber etwa<br />

das Jātakam als kesava? (nro. 341, bei westergaard Cat. p. 40). Die Angabe


324 Sonstige chronolog. brauchbare Data in den Sūtra. Das Vinayapiṭakam.<br />

weist nichts dagegen, da dessen göttliche Verehrung noch durchaus<br />

Ungewissen Datums ist 359<br />

): übrigens ist es auch noch die<br />

Frage, ob wir ihn nicht wirklich unter dem in ihnen mehrfach<br />

erwähnten Asura Kṛṣṇa zu verstehen haben (s. p. 164).<br />

— Wenn, um auch andere Punkte außer dem Pantheon zur<br />

Sprache zu bringen, die Mondstationen in den Sūtra mit<br />

der Kṛttikā beginnen, also noch in der alten Ordnung stehen,<br />

so wird man dies doch nicht als einen Beweis für ein letzteren<br />

zuzuschreibendes verhältnißmäßig hohes Alter aufführen<br />

können, da ja die neue Ordnung jener wahrscheinlich erst aus<br />

dem 4. oder 5. Jahrh. p. Chr. datirt: es erhellt somit daraus<br />

nur, daß die betreffenden Stellen vor diese letztere Zeit zu<br />

setzen sind. Als ein Zeichen nicht besonders alterthümlicher<br />

Zeit dagegen hat man jedenfalls die Erwähnung der Planeten<br />

anzusehen, ebenso wie ferner die Erwähnung des (aus denarius<br />

entstandenen) Wortes dīnāra, welches Burnouf (p.424n) zweimal<br />

in den älteren Sūtra angetroffen hat (s. Lassen II, 348).<br />

Was die zweite Abtheilung der buddhistischen Schriften,<br />

das Vinayapiṭakam, betrifft, die Vorschriften über Disci¬<br />

plin und Cultus, so fehlen dieselben in der Pariser Sammlung<br />

fast gänzlich, wohl weil dieselben als besonders heilig<br />

gelten und daher von den Priestern möglichst geheim gehalten<br />

werden, überhaupt insbesondere für die Geistlichkeit bestimmt<br />

sind. — Ebenso wie die buddhistische Mythologie hat auch<br />

die buddhistische Hierarchie sich erst allmälig entwickelt.<br />

Buddha nahm, wie wir sahen. Jeden ohne Unterschied unter<br />

seine Schüler auf, und als bei der großen Zahl und dem steten<br />

Zusammenleben derselben (ausgenommen Winterszeit) bald eine<br />

Art Rangordnung nöthig ward, so geschah diese nach dem<br />

bei Hardy East. Mon. p. 41 „you are yet a youth; your hair is like that of<br />

Kṛṣṇa" (Ind. Stud. HI, 161) liegt leider nicht im Text vor; sollte die<br />

Stelle nicht etwa nur bedeuten: „your hair is yet black"? Daß Kaṇha in der<br />

Abhidhānappadīpikā als <strong>Name</strong> Viṣṇu's erscheint, beweist natürlich ebenso wenig<br />

für die alten Texte wie die Patronymica K^aṇhi, Kaṇhāyana im Schal, zu Kacc.<br />

V, 2. 4 (Senart p. 185. 186) nothwendig auf die epische, resp. göttliche Persönlichkeit<br />

Kṛṣṇa's zu beziehen sind.<br />

3 5 9<br />

] über die Bedeutung der im Mahābhāṣya enthaltenen Daten hierüber s.<br />

Ind. Stud, xlll, 349; über das älteste inschriftliche Vorkommen Kṛṣṇa's s.


Disciplin der Geistlichkeit. Bettelwesen. 325<br />

Alter*), oder nach dem Verdienst**). Als sich die buddhistische<br />

Lehre dann immer weiter verbreitete, ward eine Unterscheidung<br />

nöthig zwischen denen, welche sich ganz dem geistlichen<br />

Stande widmeten, den Bhikṣu***), Mönchen, und<br />

Bhikṣuṇī, Nonnen, und zwischen den buddhistischen Laien,<br />

Upāsaka und Upāsikā†). Innerhalb der Geistlichkeit haben<br />

sich dann mit der Zeit noch zahlreiche Schattirungen<br />

gebildet, bis endlich die jetzige Hierarchie entstanden ist,<br />

Bay le y im Journ. As. S. Beng. 1854 p. 51 fg., dazu Ind. Streifen II, 81 so wie<br />

meine Abhandl. über Kṛṣṇa's Geburtsfest p. 318.<br />

*) die Alten hießen S th a vira, ein Wort, das in den brāhmanischen<br />

Sūtra nicht selten einem nomen proprium beigegeben wird, um den Betreffenden<br />

von jüngeren <strong>Name</strong>nsgenossen zu unterscheiden: auch im Brabmana linden sich die<br />

Anknüpfungspunkte dazu. [Über die Winterszeit s. Childers im Diet, unter vasso.j<br />

**) die Würdigen hießen Arhant (dgxcov), ein Titel, der sich ebenfalls bereits<br />

in den Brāhmaṇa dem Lehrer gegeben findet.<br />

***) speciell buddhopāsaka, buddhopāsikā, wie dies in der Mṛchafe<br />

aṭī mehrfach vorkommṭ.<br />

†) wenn Pāṇini von Bhikṣusūtra spricht, und als Verfasser derselben<br />

Pārāśarya und Karmanda angebend lehrt (IV, 3, 110. 111), daß deren<br />

Anhänger Pārāśariṇas und Karmandinas zu nennen seien und (IV, 2, 80)<br />

das sūtram des Erstem Pārāśarīyam heiße, so ist dies wohl auf die brāhmanischen<br />

Bettler zu beziehen, da bei den Buddhisten jene <strong>Name</strong>n nicht genannt<br />

werden: auch führt Wilson in der zweiten Ausgabe des Lexicons karmandin<br />

als „the beggar, the religious mendicant, the member of the fourth order" auf<br />

[: dem Pet. Wörterbuch zufolge aus Amara II, 7, 41 und Hemacandra 809].<br />

Übrigens ist nicht zu übersehen, daß die beiden Regeln des Pāṇini den Angaben<br />

der Kalkuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya des Pataṃjali nicht<br />

erklärt werden, möglicher Weise also gar nicht dem Pāṇini, sondern resp. erst<br />

der Zeit nach Pataṃjali angehören. [Die Pārāśariṇo bhikṣavaḥ zum Wenigsten<br />

werden übrigens im Bhāṣya wirklich erwähnt, zu IV, 2, 66, s. Ind. Stud.<br />

XIII, 340.] — Daß die Bettelmönche indeß zu Pāṇini's Zeit wirklich ganz<br />

besonders zahlreich gewesen sein müssen, ergiebt sich aus den vielen Regeln,<br />

die er über die Bildung hierhergehöriger Wörter giebt, so bhikṣācara III,<br />

2, 17, bhikṣāka III, 2, 155, bhikṣu IH, 2, 168, bhaikṣam aus bhi¬<br />

kṣā im Sinne von bhikṣāṇāṃ samūhas IV, 2, 38, s. besonders auch II,<br />

1, 70, wo über die <strong>Name</strong>nbildung von weiblichen Bettlern (śramaṇā und, im<br />

gaṇa, pravrājitā) gehandelt wird, was sich wohl nur auf die buddhistischen<br />

Bettlerinnen beziehen kann [und zwar wirft diese betreffende Regel, welche den<br />

Beisatz „jungfräulich" als eine besondere, nicht sich von selbst verstehende<br />

Eigenschaft der śramaṇā hinstellt, im Verein mit IV, 1, 127, anscheinend ein<br />

nicht sehr vortheilhaftes Licht eben auf die „Jungfräulichkeit" derselben, vgl. Manu<br />

Vlll, 363 oben not. 330; die Worte sarvānnīna v, 2, 9, kaukkuṭika IV, 4, 46 tragen<br />

ebenfalls sehr specielle buddhistische Färbung, s. hierüber Ind. Stud. V, 140 fg. Über<br />

die buddhistischen Bettler zur Zeit des Bhāṣya s. die Ind. Stud. XIll, 340fg.<br />

gesammelten Data]. Die ganze Einrichtung des „fourth order" übrigens beruht<br />

jedenfalls wesentlich auf der Sāṃkhya­Lehre und hat sicher durch den Buddhismus<br />

bedeutend an Ausdehnung gewonnen. – Das rothe, rothgelbe Gewand<br />

(kaṣāyavasanam) und das Scheeren des Haares (mauṇḍyam) sind die<br />

Hauptkennzeichen der buddhistischen Bhikṣu, s. oben p.86. 256. Über einen<br />

in Indien vorhandenen Commentar zu einem Bhikṣusūtra s. Ind. Stud. I. 470.


326 Unterschied von der brāhman. Priesterherrschaft. Cultus: Berührungspunkte<br />

die sich übrigens von der brāhmanischen sehr wesentlich unterscheidet,<br />

insofern der Eintritt in den geistlichen Stand noch<br />

jetzt, wie zu Buddha's Zeit, auch den Mitgliedern der niedrigsten<br />

Kasten unter denselben Bedingungen, wie jedem Andern,<br />

gestattet ist. Unter den Laien bestehen eben die indischen<br />

Kasten, wo sie überhaupt einmal bestanden haben, noch jetzt<br />

fort: nur die Brāhmanenkaste, die Priesterschaft durch Geburt,<br />

ist aufgehoben, und an ihre Stelle die Geistlichkeit durch Berußwahl<br />

getreten. — Auch der buddhistische Cultus, der jetzt<br />

keinem andern der Welt an Feierlichkeit, Würde, Pomp und<br />

Specialitäten nachsteht, war ursprünglich höchst einfach, bestand<br />

hauptsächlich in der Verehrung des Bildes Buddha's<br />

und seiner Reliquien. Letzteres wird uns zuerst von Clemens<br />

Alexandrinus berichtet. Später erzeigte man dann<br />

auch den Reliquien seiner vorzüglichsten Schüler dieselbe<br />

Ehre, sowie auch Königen, die sich besonders um den Buddhismus<br />

verdient gemacht hatten. Die Geschichte von der<br />

Asche des Menand ros, die Plutarch berichtet (s. Wilson<br />

Ariana p. 283), wird wohl so zu verstehen sein*). Diese<br />

Reliquienverehrung nun, der Thurmbau, der auf die derselben<br />

ihren Ursprung verdankenden Topen (stūpa) zurückgehen<br />

könnte, das Klosterwesen sodann, der Gebrauch der Glocken,<br />

der Rosenkränze**), und manche andre Einzelheiten bieten so<br />

*) ich halte nämlich den Menandros, der auf seinen Münzen Minanda<br />

genannt wird, für identisch mit dem König von Sāgala (Śākala), Milinda,<br />

über welchen s. Turnour im Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. V, 530 ff.,<br />

Burnouf a. a o. p. 621, und Catal. ms. or. bibl. Havn. p. 50. Aus einem mir<br />

eben während der Correctur zu Gesicht kommenden Artikel von Spiegel in der<br />

Kieler Allgemeinen Monatsschrift Juli 1852 p. 561 sehe ich, daß schon Benfey<br />

den Menander mit dem Milinda identificirt hat [s. Berliner Jahrbücher<br />

für wissensch. Critik 1842 p. 87 b<br />

]). — Schiefner hat bereits (in seiner Notiz<br />

über Indra's Donnerkeil, p. 4 des Sonderabdrucks 1848) die Vermuthung ausgesprochen,<br />

ob nicht der Buddha Amitābha, der stets in das westliche<br />

Land Sukhavatī versetzt wird, mit dem Amyntas identisch sei, dessen <strong>Name</strong><br />

auf seinen Münzen A mita lautet: auch in dem <strong>Name</strong>n Basili (bei Schmidt<br />

Dsanglun p. 331) sucht er das Wort ßftai,\*vc. — Die Sage von dem westlichen<br />

Ursprünge der Śākya habe ich schon oben (p. 304) als eine vielleicht dem<br />

Kaniṣka zu Liebe erfundene bezeichnet.<br />

**) den übrigens auch die Brāhmanen später angenommen haben. [Der<br />

<strong>Name</strong> Rosenkranz selbst ist möglicher Weise durch eine Verwechselung der<br />

beiden indischen Wörter japamālā und japāmālā entstanden, s. meine AbhandI.


mit dem christlichen Ritus. Das Abhidharmapiṭakam. 327<br />

ungemein viel Aehnlichkeiten mit dem christlichen Ritus,<br />

daß man die Frage, ob dieser letztere hier nicht etwa der<br />

entlehnende Theil sei, durchaus nicht ohne Weiteres zurückzuweisen<br />

hat, zumal bekanntlich die buddhistischen Missionare<br />

ziemlich früh, vielleicht schon in den beiden ersten Jahrhunderten<br />

vor unserer Zeitrechnung, in die westlichen Länder<br />

bis nach Kleinasien vorgedrungen sind. Freilich aber ist dies<br />

noch eine vollständig offne Frage, und bedarf der Untersuchung<br />

360<br />

).<br />

Die dritte Abtheilung der buddhistischen heiligen Schriften,<br />

das Abhidharmapiṭakam, enthält philosophische, insbesondere<br />

metaphysische Untersuchungen. Es ist schwerlich<br />

anzunehmen, daß Buddha nicht sollte über die philosophische<br />

Begründung seiner Lehre im Klaren gewesen sein, und<br />

er letztere blos sollte einfach von seinen Vorgängern angenommen<br />

haben, so daß der Muth und die Energie, die zu ihrer<br />

öffentlichen Verkündigung gehörten*), sein alleiniges Verdienst<br />

wäre: eben so sicher aber scheint es, daß ihm nicht daran<br />

lag, ein philosophisches System zu verbreiten, sondern sein<br />

Streben einzig ein praktisches war, tugendhafte Handlungen<br />

nämlich und Gesinnungen zu erwecken. Hiermit in Einklang<br />

über Kṛṣṇa's Geburtsfest p. 340. 341 und Koppen die Religion des Buddha<br />

II, 319, so wie meinen Brief im Indian Antiquary Iv, 250.<br />

3 6 0<br />

] s. Indische Skizzen p. 64 (1857) und die Angaben aus des Abbé Hue<br />

Reise in Tibet bei Koppen am a. o. I, 561. II, 116. Nach Laboulaye's (s. Müller<br />

Chips Iv, 185) und F. Lieb recht's schöner Entdeckung über Barlaam und Josaphat<br />

hat sich ja doch sogar einer der Heiligen der katholischen Kirche schließlich als der<br />

Bodhisattva selbst entpuppt, worauf schon Reinaud's feine Identification von<br />

Yūasaf, Yūdasf mit Būdsatf (mém. sur l'Inde p. 91) hätte führen können,<br />

s. Z. D. M. G. xXIv, 480. — Aber auch die umgekehrte Annahme, daß nämlich<br />

christliche Einflüsse auf die Entwickelung wie der buddh. Legenden, s. oben<br />

not. 320, so auch auf die des buddh. Ritus und Cultus eingewirkt haben, ist<br />

durchaus nicht von der Hand zu weisen, wie denn ja, ganz abgesehen von der<br />

vielfach ventilirten Frage über die Bedeutung derartiger Einflüsse für die weitere<br />

Entwickelung des Kṛ s hṇ a ­Dienstes, auch für einige Legenden des Śi va- Cultus,<br />

die Annahme, daß dieselben sich etwa auf versprengte christliche Missionare beziehen,<br />

nicht fern liegt, s. Ind. Stud. I, 421. H, 398. Z. D. M. G. xXVH, 166.<br />

(V, 263). — Dafür dáß occidentalische Einflüsse überhaupt in Tibet eine<br />

Stätte gefunden haben, tritt eine briefliche Mittheilung Schiefner's ein, der<br />

zufolge in einem Werke des Dsaja Paṇḍita Galen us als Arzt der Perser genannt<br />

und gesagt wird, daß der erste tibetische König ihn sammt einem berühmten<br />

indischen und chinesischen Arzt consultirt habe.<br />

*) in diesem Muthe spricht sich aus, daß er von Geburt ein Krieger war.


328 Philosophische Schulen. Verhältniß zur Sāṃkhyalehre<br />

steht denn auch, daß, während die Buddhisten von dem Sūtra­<br />

und dem Vinaya­piṭaka behaupten, daß Buddha<br />

sie selbst vorgetragen habe, sie dagegen von dem Abhi¬<br />

dharma­piṭaka von vorn herein eingestehen, daß es ein<br />

Werk seiner Schüler sei. Nach Burnouf ist denn in der<br />

That die Lehre des Abhidharma eine weitere Entwicklung<br />

oder Fortbildung der in den Sūtra hie und da vorgetragenen<br />

Anschauungen, und zwar fügen die betreffenden Schriften<br />

häufig nur einzelne Worte zu den Gedanken der Sūtra hinzu:<br />

„es finde aber zwischen beiden jedenfalls ein Zwischenraum<br />

von mehreren Jahrhunderten und der Unterschied statt, der<br />

eine Lehre, die in ihren ersten Anfängen ist, von einer Philosophie<br />

trennt, die ihre äußerste Entwicklung erreicht hat" *),<br />

In dem Brahmasūtra des Bādarāyaṇa werden<br />

mehrfach Lehren bekämpft, die nach Śaṃkara’s Zeugnils<br />

zwei verschiedenen Schulen der buddhistischen Philosophie<br />

angehören, und müssen also diese letzteren beiden, und vielleicht<br />

auch die beiden andern, die neben ihnen stehen, bereits<br />

der Periode vor Abfassung jenes Brahmasūtra angehören.<br />

— Die betreffenden Lehren selbst nun sind übrigens keineswegs<br />

schon mit völliger Klarheit zu erkennen, ebenso wie<br />

auch die wiewol unläugbare Verwandtschaft mit den Lehren<br />

des Sāṃkhya Systems noch in ziemlichem Dunkel schwebt 36<br />

­):<br />

das aber wenigstens ist in Bezug hierauf klar, daß wenn auch<br />

Buddha selbst sich wirklich etwa in vollem Einklange mit<br />

den damals bestehenden Lehren des Kapila befand**), seine<br />

*) ob nach diesen Worten Burnouf’s a. a o. p. 522 die Ansicht Las¬<br />

sen's (II, 458) haltbar ist, daß „obwohl in der Sammlung, die den <strong>Name</strong>n<br />

Abhidharma fuhrt, Schriften aus verschiedenen Zeiten sind, sie doch alle in<br />

die Zeit vor der dritten Synode gesetzt werden müssen," wobei er noch dazu<br />

die dritte Synode (275 a. Chr.) ausdrücklich von der vierten unter Kaniṣka<br />

trennt, scheint mir im allerhöchsten Grade bedenklich.<br />

3 6 1<br />

] vgl. hierzu Ind. Stud. III, 132, Max Duncker Geschichte der Arier<br />

p. 234 fg. (1867), Koppen I. 214 fg. „Das Verwehen, Auslöschen der individuellen<br />

Existenz ist allerdings Buddha's Ziel gewesen, jedoch wohl schwerlich<br />

eine Ulflösung derselben in das Nichts, sondern wohl nur ihre Rückkehr in<br />

denselben Zustand der avidyā, Unbewußtheit, wie er der Urmaterie zukam, ehe<br />

sie noch überhaupt zur Entfaltung gelangt war" Lit. C Blatt 1857 p. 770<br />

(indische Streifen U, 132), Anders Child ers im Pāli Dictionary unter nirvana.<br />

**) wenn er mit dem Śākāyanya in der Maitrāyaṇī Upaniṣad (s.


und zu den Gnostikern. 329<br />

eignen Anhänger dieselben doch auf ihre eigne Weise ausbildeten,<br />

ebenso wie auch die Anhänger des Kapila auf ihren<br />

eignen Wegen fortgingen und so zuletzt das Sāṃkhyasystem<br />

welches uns jetzt unter diesem <strong>Name</strong>n vorliegt, entstand, welches<br />

eben ganz wesentlich von der buddhistischen Philosophie<br />

differirt*). Den vier Schulen, in welche sich letztere, wie wir<br />

oben sahen, schon in ziemlich früher Zeit gespalten hatten,<br />

haben sich später dann noch vier andre zugesellt, oder sind<br />

resp. wohl an ihre Stelle getreten, aber auch die Lehren dieser<br />

Schulen sind noch keineswegs mit genügender Sicherheit dargestellt<br />

,62<br />

).— Auch die Frage, ob nicht vielleicht buddhistische<br />

Anschauungen auf die Entwicklung der gnostischen Lehren,<br />

insbesondere des Basilides, Valentinian, Bardesanes,<br />

sowie des Manes einen direkten Einfluß ausgeübt haben**),<br />

ist vor der Hand noch als eine durchaus ungelöste<br />

zu betrachten 363<br />

), und hängt aufs Innigste mit der Frage über<br />

den Einfluß zusammen, der etwa den indischen Philosophe¬<br />

men überhaupt auf die Gestaltung jener Lehren zuzuschreiben<br />

sein möchte: letzterer ward hauptsächlich durch Alexandrien<br />

vermittelt, die buddhistischen Missionare dagegen kamen wohl<br />

meist vom Penjab her über Persien.<br />

p. 107) wirklich zu identificiren wäre, hätten wir in dieser ein ziemlich direktes<br />

Zeugniß dafür.<br />

*) ob die Verse 9—11 der īśopaniṣad mit dem Commentator speciell<br />

auf die Buddhisten zu beziehen sind, wie ich Ind. Stud. f. 298. 299 annahm,<br />

ist mir wieder zweifelhaft geworden: es könnte eben die dortige Polemik auch<br />

gegen die Sāṃkhya­Ansichten im Allgemeinen gerichtet sein.<br />

3 62<br />

] die Nachrichten über sie sind ausschließlich in den jetzt, s. not. 345,<br />

gesammelt vorliegenden Abhandlungen Hodgson's enthalten, und ihre <strong>Name</strong>n<br />

Svābhāvika, Aiśvarika, Kārrnika, Yātnika bis jetzt literarisch nicht weiter belegt,<br />

welches letztere vielmehr nur für die <strong>Name</strong>n Sautrāntika, Vaibhāṣika, Mādhyamika,<br />

Yogācāra der Fall ist. Tāianātha z. B. (s. not. 350) erwähnt nur diese letztern<br />

<strong>Name</strong>n, und auch Wassiljew in seinem Specialwerke über den tibet.­chines. Buddhismus<br />

kennt nur sie. S. hierzu Lit. C. BI. 1875 p. 550.<br />

**) s. F. Nève l'Antiquité Chrétienne en orient p. 90 Louvain 1852.<br />

3 6 3<br />

J vgl. jetzt hiezu Lassen Ind. Alt. In, 387—416, meine Ind. Skizzen<br />

p. 64. Renan hist, des langues sera., sec. éd. 1858, p. 274. 275. Dafür daß<br />

der Einfluß auf die Bildung der Lehre des Manes speciell ein sehr bedeutender<br />

gewesen ist, tritt u. A. einfach schon der Umstand ein, daß die Abschwörungsformel<br />

für diejenigen, welche sich von ihr lossagten, ausdrücklich den Bo


330 Die Coinmentare zu den heiligen Schriften. Die Tan tra.<br />

Neben den drei Piṭaka enthalten nun übrigens die aus<br />

Nepal herbeigeschafften buddhistischen Sanskṛthandschriften<br />

auch noch andre Werke, theils nämlich eine große Zahl von<br />

Commentaren und Erläuterungen dazu, deren Verfasser auch<br />

meist namhaft gemacht sind, theils eine ganz eigenthümliche<br />

Classe von Schriften, die sogenannten Tantra, welche für<br />

besonders heilig gelten, übrigens auf ganz gleicher Stufe mit<br />

den gleichnamigen brāhmanischen Werken stehen: ihren Inhalt<br />

bilden Anrufungen an verschiedene Buddhas und Bo¬<br />

dhisattvās, sowie an deren Śakti, weibliche Hälften, mit<br />

bunter Einmischung śiva-itischer Gottheiten, und daran schließen<br />

sich längere und kürzere Gebete an dieselben, so wie<br />

Anleitung darüber, wie man die mystischen Diagramme und<br />

magischen Kreise, welche die Gunst und den Schutz derselben<br />

sichern, zu ziehen habe 364<br />

).<br />

Wir sind hiermit am Schlüsse der allgemeinen Übersicht<br />

der Sanskṛtperiode angelangt, und zugleich — am Schlüsse<br />

des Semesters. Bevor wir aber scheiden, meine Herren, erlauben<br />

Sie mir noch, Ihnen meinen besten Dank zu sagen für<br />

die unausgesetzte Theilnahme, die Sie diesen Vorlesungen<br />

geschenkt haben, und die Hoffnung auszusprechen, daß wir<br />

vielleicht in einem künftigen Semester zur Detail­Untersuchung<br />

der Sanskṛtperiode wieder zusammentreffen mögen.<br />

3 8 4<br />

l vgl. hiezu Emil Schlagintweit's Buddhism in Tibet (1863 with a<br />

folio atlas of twenty plates). — Es sind übrigens neuerdings aus Nepal auch<br />

Sanskṛt­Mss.‚ welche Werke der Dichtkunst enthalten, herübergekommen, s.<br />

darüber Klatt in der Vorrede zu seiner Ausgabe der von da genommenen Sprüche<br />

des Cāṇakya (1873).


Berichtigungen und Zusätze.<br />

Pag. 3, penult. Ich denke hierbei natürlich nicht an die<br />

Perser nach Cyrus, das würde uns zu weit hinab führen;<br />

die Perser haben ja doch auch schon vorher diesen <strong>Name</strong>n<br />

geführt und eigene Fürsten gehabt. Oder ist etwa an die Par¬<br />

thava, d.i. Parther nach Olshausen Monatsber. d. BerI.<br />

Acad. 1874 p. 708, die ja auch schon, ebenso wie Pārśa, bei<br />

den Achaemeniden genannt werden, zu denken? Die früher übliche<br />

Herleitung des Wortes Tiri in Tiridates etc. aus Pehlvi<br />

tir = zd. tistrya (so z.B. bei M. Bréal de persicis nominibus<br />

p. 9. 10. 1863) ist schwerlich berechtigt. — 34,29 lies: daśatayyas.<br />

— 35,5114 lies: Śākala (statt Śākalaka), — Not. 28<br />

Vgl. Pertsch<br />

Upalekha p. 57 (1854; s. dazu Lit. C BI. 1875 p. 522), so<br />

wie Ind. Stud. IX, 299. XIII, 279. 280. Ind. Streifen I, 19.<br />

— Not. 32<br />

Während des Druckes erschienen zwei hergehö¬<br />

rige Schriften von Alfred Ludwig „Die Nachrichten des<br />

Ṛg­ und Atharvaveda über Geographie, Geschichte und<br />

Verfassung des alten Indiens*)" und „Die philosophischen und<br />

religiösen Anschauungen des Veda" (Prag 1875), so wie „Sie¬<br />

benzig Lieder des Ṛgveda, übersetzt von Karl Geldner und<br />

Adolf Kaegi, mit Beiträgen von R. Roth‘‘ (Tübingen 1875).<br />

Auch ist hier noch speciell auf die fünf voll, von J. Muir’s<br />

„Original Sanskrit Texts" (zweite Auflage, London l868 ff.)<br />

hinzuweisen, in denen die antiquarischen Nachrichten, welche<br />

die Ṛksaṃhitā über die verschiedenen Stadien und Phasen<br />

des damaligen Lebens der Inder enthält, übersichtlich und<br />

anschaulich gruppirt und zahlreiche Stellen und Stücke dar­<br />

*) die auf pag. 13 berührte Identification der vedischen Sarasvatī mit dem<br />

Indus ist zuerst von mir selbst aufgestellt worden, s. Vājas. S. spec. II, 80 n. (1847).


332 Berichtigungen und Zusätze.<br />

aus übersetzt vorliegen. — 51,12 lies: Sāṅkhyāyana. — 78,12<br />

v.u. lies: Rāṇāyanīputra. 84, 13 v. u. lies: Vārṣagaṇya.—<br />

h6,10 lies: XII, 566. 11898. — 87,4 lies: ekāhās. — 87,16 lies:<br />

Rāṇāyanīputra. — 96,6.8 lies: Pataṃjali (die Herkunft des Wortes,<br />

wie die von Pataṃcala, ist freilich unsicher, doch habe ich<br />

diese Schreibweise hier schließlich vorgezogen; leitet man beide<br />

Wörter von j/tañc mit Praep. apa ab, so hat man Patanjali,<br />

Patañcala zu schreiben).— 97.98.110.112. Die nordwestliche<br />

Herkunft der Kaṭha­Schule (vgl. Ka&ma, Ind. Stud. XIII,<br />

439) findet wohl auch noch darin eine gewisse Beglaubigung,<br />

daß einem höchst wichtigen Briefe zufolge, den ich soeben<br />

(25. Oct.) von Professor Bühler aus Śrīnagara, Kashmir (vom<br />

16. Sept.), über die Resultate seiner dortigen handschriftlichen<br />

Forschungen erhielt und dessen einzelne Data zu benutzen<br />

er mir freundlichst gestattet hat, dieselbe im Kashmir eben<br />

noch jetzt die herrschende ist. Die dortigen Brāhmaṇa nennen<br />

sich zwar Caturvedi, folgen aber den Satzungen der<br />

Kāṭhakagṛhyasūtra des Laugākṣi. Außer Theilen von<br />

allen Veden lernen die Bhaṭṭa die paddhati des Devapāla,<br />

den Commentar und prayoga zu den K āṭ hakagṛhya auswendig.<br />

„Von diesen gṛhya habe ich mehrere Mss., auch<br />

ein altes auf bhūrja, erworben. An die Kāṭhakasūtra schließen<br />

sich ein pravarādhyāya, ein ārṣam, die Cārāyaṇīyā śikṣā<br />

und einige andere Pariśiṣṭa." — 98, 19 lies: Mädhyaniika. —<br />

152,19 lies: Pataṃcala. — 156, 28 lies: Lassen I, 542. — 159,3<br />

lies: Parāśara. — 168, 4 Die <strong>Name</strong>nsform im Mspt ist: cātur¬<br />

adhyāyikā. — 198 Über Alter, Herstellung, Stoff und Text-Zu¬<br />

stand der indischen Handschriften 3. noch Rāj. Lāla Mitra’s<br />

vor Kurzem (1.Oct.) erhaltenen trefflichen Bericht vom 15. Febr.<br />

d.J. über die von ihm bis Ende v.J. in „native libraries" angestellten<br />

Nachforschungen, welcher der nro. IX seiner Notices<br />

of Ssk. Mss. beiliegt. Es sind in neuerer Zeit durch Bühler<br />

Devanāgarī-Mspte von Jaina-Texten auf breiten Palmblättern<br />

aufgefüuden worden, deren Alter zwei Jahrhunderte<br />

über die bisher bekannten dgl. Daten hinauf reicht. Ein Facsimile<br />

eines dgl. in Bühler’s Besitz befindlichen Msptes des


Berichtigungen und Zusätze. 333<br />

āvaśyakasūtra, aus Saṃvat 1189 AD 1132, liegt jenem Berichte<br />

bei: „it is the oldest Sanskrit Ms. that has come to<br />

notice" Rāj. L. Mitra Notices III, 68 (1874). Aus einem<br />

Briefe von Rost (19.Oct.) entnehme ich indeß die Notiz, daß<br />

er in einem von den kürzlich wieder in Cambridge aus Nepal<br />

eingetroffenen Sanskrit­Mss. das Datum 128 (der Nepāles.<br />

Aera) d. i. AD 1008 gelesen habe. Weitere Bestätigung bleibt<br />

freilich vorbehalten. — 220 ult. Auch Dowson hat sich<br />

kürzlich Cunningham's Ansicht angeschlossen, s. Journ. R,<br />

As. Soc. VII, 382 (1875). Nach Eggeling (Trübner's Amer,<br />

and Or. Lit. Record spec, number 1875 p. 38) geht eine der<br />

in Sir Walter Elliot's Abdrücken von Schenkungsurkunden<br />

befindlichen Inschriften bis auf das Jabr Śaka 169 AD 247<br />

zurück. Burnell indessen (El. of S. Ind. Pal. p.28) erklärt dieselbe<br />

als „a forgery" des zehnten Jahrhunderts. Und Fer¬<br />

gusson „on the Śaka, Saṃvat and Gupta Eras" p. 11 — 16<br />

meint, daß die sogenannte Saṃvat­Aera überhaupt nicht über<br />

das zehnte Jahrhundert hinausgehe. Welche Aera je in<br />

einer Inschrift vorliegt, welches Datum dieselbe somit trägt,<br />

muß eben einstweilen leider meist, wo nichts Näheres vorliegt,<br />

212 u<br />

noch eine offene Frage bleiben. — Not. ­ 2 1 8<br />

Hall's Vermuthung<br />

in Bezug auf den <strong>Name</strong>n des Verf. der Ratnāvalī, der<br />

sich auch Bühler angeschlossen hatte, hat sich jetzt glänzend<br />

bestätigt. Nach Bühler's Brief aus Śrīnagara (s. oben) nämlich<br />

lesen in Kashmir an der betreffenden Stelle des Kavya¬<br />

prakāśa alle Mss.: Bāṇa, nicht: Dhāvaka, welchen letzteren<br />

<strong>Name</strong>n die dortigen Paṇḍit überhaupt gar nicht kennen; „da<br />

Mammaṭa ein Kashmirer war, ist diese Lesart ohne Zweifel<br />

die richtige." — Not. 213<br />

Bhāsa wird im Harṣacarita des<br />

Bāṇa Einl. v. 15 seiner Dramen wegen verherrlicht, und zwar<br />

vor Kālidāsa genannt, s. Hall Vāsavadattā pref p. 14. —<br />

224, 2 v. u. Soeben (27. October) erhalte ich Pischel's neue,<br />

speciell gegen mich gerichtete Schrift: Die Recensionen der<br />

Śakuntalā (Breslau 1875, datirt vom 21. September), Wenn<br />

es am Schluß derselben heißt (p. 27), daß ich ihm „eine<br />

Rechtfertigung vor den Lesern der Indischen Studien nicht


334<br />

Berichtigungen und Zusätze.<br />

gestattet" hätte, indem ich einer mir von ihm „übersandten<br />

Entgegnung die Aufnahme in dieselben versagt" habe, so glaube<br />

ich zur Richtigstellung des Sachverhaltes es mir schuldig zu<br />

sein, indem ich mir das Weitere vorbehalte, schon jetzt gleich<br />

hier den Wortlaut meiner unter dem 15. Sept. d. J. an ihn gerichteten<br />

Antwort (ich hatte seine Zusendung an eben dem Tage<br />

erhalten) mitzutheilen : „das Erscheinen des nächsten Heftes<br />

der Ind. Studien liegt einstweilen noch in ziemlicher Ferne,<br />

so daß eine Publikation Ihrer soeben erhaltenen „Entgegnung"<br />

darin weiter hinausgeschoben werden möchte, als Ihnen wün¬<br />

schenswerth sein wird. Sodann aber bedaure ich, dieselbe<br />

in ihrer vorliegenden Form überhaupt nicht darin aufnehmen<br />

zu können, sende sie Ihnen daher anbei zurück". Diese mir<br />

damals „vorliegende Form" nun ist nicht die, in welcher die<br />

„Entgegnung" jetzt erschienen ist, sondern es haben in dieser<br />

mehrere Weglassungen etc. stattgefunden, der beste Beweis<br />

dafür, daß ich Recht damit gethan habe, jene zu refüsiren ;<br />

denn Pischel selbst hat es ja also nur sechs Tage später nicht<br />

mehr für gut befunden, sie unverändert zu publiciren. —<br />

227, 16 Bühler zufolge (Brief vom 16. Sept) lebte Jayadeva,<br />

der im Sarasvatīkaṇṭhābharaṇa nicht vorkömmt, unter dem<br />

Könige Lakṣmaṇasena von Gauḍa, von dem eine Inschrift<br />

aus dem Jahre 1116 vorhanden ist, und dessen in Mithilā<br />

noch jetzt geltende Aera nach Indian Antiquary IV, 300<br />

AD 1170 beginnt. — Not. 220<br />

Hier war auch noch Joh. K latt’s<br />

Schrift de trecentis Cāṇakyae sententiis (1873) zu erwähnen.<br />

Über eine dem Umfang und der Zeit nach noch über Śārṅ<br />

des Śrīdharadāsa, abgefaßt Śake 1127 (AD 1205) und Citate<br />

aus 446 Dichtern enthaltend, s. das neueste Heft von Rāj. Lāla<br />

Mitra’s Notices III, 134—149. Die am Schluß sich findende<br />

Angabe über die Aera des Königs Lakṣmaṇasena, dem der<br />

Vater des Verfassers diente, ist in sich unklar und paßt nicht<br />

recht zu den sonstigen Angaben darüber. Wegen der zahlreichen<br />

darin enthaltenen Belegstellen mag hier auch noch<br />

das poetische Lehrbuch Sarasvatīkaṇṭhābharaṇam, welches dem


Berichtigungen und Zusätze. 335<br />

König Bhojadeva zugetheilt wird und somit wohl dem<br />

11. Jahrh. angehört, genannt werden, s. darüber Aufrecht<br />

Catalogus p. 208. 209. — Not. 223<br />

Über eine neuerdings aufgefundene<br />

alte syrische Übersetzung des Grundwerkes des<br />

Pañcatantra, die angeblich entweder aus dem Pehlvi oder aus<br />

dem Sanskrit selbst gemacht ist, s. Benfey in der Augsburger<br />

Allg. Z. 1871 Juli 12. — Not. 224<br />

Kṣemaṃkara heißt auch<br />

Kṣemendra; er lebte nach Bühler (Brief wie oben) unter<br />

König Ananta 1028—1080, schrieb resp. in den Jahren 1020<br />

2 2 7<br />

bis lO4(\ — 231,6 v.u. lies: Geschichten. — Not Wegen<br />

ihrer Verdienste um die sogenannten Cave­Inschriften hätten<br />

hier u. A. auch noch Bhāu Dājī, Bird, Stevenson, E. W. und<br />

A. A. West, Westergaard, J. Wilson genannt werden sollen;<br />

auch Bhāṇḍarkar und Rājendra Lāla Mitra haben in neuerer<br />

Zeit viel für Inschriften gethan. — Not. 229<br />

Nach Buruell's<br />

Meinung, Vaṃśabrāhm. p. XLI‚ beruhen umgekehrt manche<br />

Regeln bei Śākaṭāyana auf Pāṇini, oder gar auf den vārttika,<br />

resp. den weitern Erklärungen im Mahābhāṣya. Sollten diese<br />

Gegensätze sich nicht etwa dadurch erklären lassen, daß in der<br />

vorliegenden Fassung des Werkes alte und neue Bestand¬<br />

theile vereinigt worden sind? — Not. 232<br />

Auch Benfey in seiner<br />

Geschichte der Sprachwissenschaft p. 48 (1869) versteht unter<br />

yavanānī die griechische Schrift, setzt aber den Abschluß<br />

von Pāṇinl's Werk dennoch bereits um 320 an, indem<br />

er meint, daß derselbe in diesem Falle „schon sechs Jahr lang<br />

Gelegenheit gehabt habe, griechische Schrift in nächster Nähe<br />

und ohne Unterbrechung kennen zu lernen, da bekanntlich<br />

Alexander in Indien selbst und ihm zunächst (dem Indus<br />

nämlich, aus dessen Nähe Pāṇini stammte) Satrapien errichtete".<br />

Mir ist es nun aber doch in der That sehr zweifelhaft,<br />

daß eine so kurze Frist von sechs Jahren genügt<br />

haben sollte, um die Inder zu veranlassen, zur Bezeichnung<br />

der griechischen Schrift gerade (die doch wahrlich in den<br />

ersten Jahren von Alexanders Einfall ihre Aufmerksamkeit<br />

schwerlich in so hervorragender Weise gefesselt haben<br />

kann 1) ein besonderes Wort resp. Affix zu verwenden, so daß


336<br />

Berichtigungen und Zusätze.<br />

„die Griechische" geradezu so viel als „die Schrift der Griechen"<br />

bezeichnete, und Pāṇini sich dadurch genöthigt sah,<br />

die Bildung dieses Wortes in einer besonderen Regel zu lehren.<br />

„Es erklärt sich solche Familiarität des Ausdruckes vielmehr<br />

nur aus langer und häufiger Gewohnheit, wie sie in dem<br />

Heimathlande des Pāṇini, in den von Griechen so lange oc¬<br />

cupirten Landstrichen des nordwestlichen Indiens, aber eben<br />

freilich erst geraume Zeit nach Alexander, begreiflich und<br />

natürlich ist" Ind. Stud.IV, 89 (1857). — Not. 239<br />

Bühler’s Brief<br />

(s. oben) zufolge ist die eigentliche Grammatik der Kāśmīra das<br />

Kātantram, das daselbst im 12—16.Jahrhundert vielfach<br />

commentirt worden ist. Von älteren gramm. Texten hat er<br />

noch die paribhāṣās des Vyāḍi und des Candra, sowie<br />

die varṇasūtra und ṣaḍbhāṣācandrikā des Letztern gefunden ;<br />

desgleichen eine avyayavṛtti und dhātutaraṃgiṇī des Kṣīra<br />

(Jayāpīḍa's Lehrer), und ein sehr schönes bhūrja­Mspt. der<br />

Kāśikā; in einem dieser Mss. wird dieselbe dem Vāmana und<br />

dem Jayāditya (Jayāpīḍa?) zugeschrieben (danach kommt wohl<br />

für ihre Abfassungszeit die frühere Annahme wieder zu Ehren).<br />

— 246, 8 v. u. lies: vorfindet [vergl. Z. D. M. G. VI, 420].<br />

— Not. 244<br />

lies: das Sāhityadarpaṇam. — Not. 245<br />

Hier waren<br />

auch noch Aufrecht’s Angaben über das Sarasvatīkaṇṭhā¬<br />

bharaṇam, s oben, zu erwähnen. — 254, 5 v.u. lies: Govinda¬<br />

devaśāstrin. — 254 ult. Bühler‘s Brief zufolge „soll Abhi¬<br />

navagupta 982 AD gestorben sein", doch hat B. das Datum<br />

noch nicht selbst verificirt; es soll in dem Hymnus vorkommen,<br />

den Abh. auf seinem Todtenbette schrieb. — 255, 25 lies:<br />

(M. Bh. XH, 11898). — 259, 1 Kumārilabhaṭṭa scheint auch<br />

den sonderbaren <strong>Name</strong>n Tutāta oder gar Tutātita geführt zu<br />

haben; wenigstens wird Tautatika, resp. Tautātita, vom<br />

Schob zu Prabodhacandr. 20, 9 (ed. Brockhaus) durch Kaumārila<br />

erklärt; und dieselbe Erklärung giebt Aufrecht im<br />

Catalogus p. 247 auch für die in Madhava’s Sarvadarśana¬<br />

saṃgraha genannten Tautātita. — 265, 3 und Not. 269<br />

Zu<br />

vergleichen sind hier die Angaben über die 28 Mondstationen,<br />

welche in einem Briefe Wassiljew’s an Schiefner, s. dessen


Berichtigungen und Zusätze. 337<br />

deutsche Übersetzung der Vorrede zu Wassiljew’s russischer<br />

Übertragung von Tāranātha's Geschichte des Buddhismus<br />

p,30­—32 (1869), nach dem Commentar zu dem buddhistischen<br />

Lexikon Mahāvyutpatti aus dem Buche Sannipāta (chin,<br />

Ta­tsi­king) mitgetheilt werden. Danach hat der Astronom:<br />

Eselslippe, Kharoṣṭha, dessen <strong>Name</strong>n Wassiljew mit dem<br />

des Xarustr vergleicht, der nach armenischen Quellen gemeinschaftlich<br />

mit Zoroaster in Chaldaea die Astronomie erfunden<br />

haben soll, in dem ich indeß eher geneigt bin, den aus den<br />

Atharva Par. bekannten Krauṣṭuki zu suchen (s. Lit. C.<br />

BL 1869 p. 1497), die Sternbilder in der in jenem Wörterbuch<br />

angeführten Reihe, also mit kṛttikā beginnend, geordnet.<br />

Später aber kam ein neuer Ṛṣi, Kāla (Zeit!) mit<br />

<strong>Name</strong>n, der eine neue Theorie in Betreff der Bewegung der<br />

Sternbilder aufstellte, und nun wird im Verlauf als erstes<br />

Sternbild citrā genannt. Damit ist der sekundäre, und zwar<br />

buddhistische Ursprung der chinesischen Kio­Reihe (s.<br />

Nakṣatra I, 306) allem Anscheine nach in der That wohl<br />

erwiesen. — Not. 288<br />

S. jetzt Bühler's speciellen Bericht über<br />

die pañcasiddhāntikā im Ind. Ant. IV, 316 (erhalten am<br />

25. Oct.). — Not. 299<br />

Hier war auch noch auf das Sāmavi¬<br />

dhānabrāhmaṇam (s. Burnell pref. p. XXV) hinzuweisen, in<br />

welchem (p. 94) u. A. auch bereits der Säckel des Fortunatus<br />

vorliegt, s. LU. C. BL 1874 p. 423. 424. — 286,7 Nach<br />

Turnour Mahāvaṃsa p. 254 not. soll das daselbst im Text<br />

genannte medicinische Werk des ceylones. Königs Buddhadāsa<br />

(AD. 339), <strong>Name</strong>ns sāratthasaṃgaha, noch jetzt, und zwar in<br />

Sanskrit, in Ceylon existiren und von den native medical<br />

practitioners benutzt werden, s. dazu Davids in den Transactions<br />

Philolog. Society 1875 p. 76. 78. — 312 ult. Auch<br />

die grammatischen Schriften von W. Storck (1858. 1862)<br />

und Fr. Müller (1867—69) waren hier noch zu nennen. —<br />

Zum Schluß noch zwei Bemerkungen, die sich nicht unmittelbar<br />

einreihen bessern Zunächst aus Bühler's Brief aus<br />

Kashmir die höchst interessante Angabe, daß er daselbst ein<br />

etwa 5 — 600 Jahr altes ausgezeichnetes bhūrja­Mspt der


338<br />

Berichtigungen und Zusätze.<br />

Ṛksaṃhitā (śākalake śākhāyām) gefunden hat, welches zwar<br />

accentuirt ist, während dies die dortigen vedischen MSS.<br />

sonst nicht zu sein pflegen, aber ganz abweichend von der<br />

in Indien üblichen Weise, nämlich so, daß der udātta allein<br />

durch eine senkrechte Linie bezeichnet wird, gerade wie dies,<br />

Haug's Angabe zufolge, in der einen der beiden Schulen der<br />

Maitrāyaṇī­saṃhitā üblich ist, und wie wir es machen;<br />

vergl. hierzu meine Bemerkungen in der Jenaer Lit. Zeit.<br />

1875 p. 315. Und zu zweit eine im Fall ihrer Bestätigung<br />

für die Bestimmung der Abfassungszeit des Mahābhārata (s.<br />

oben p. 204), des Rāmāyaṇa (s. meine AbhandL darüber p. 22.<br />

25), wie auch des Manu (s. X, 44) höchst wichtige Mitthei¬<br />

lung Th. Nöldeke's (vom 3. Nov.). Danach besteht nämlich<br />

in Bezug auf das dem <strong>Name</strong>n Pahlava zu Grunde liegende<br />

pahlav, welches nach Olshausen (s. oben p. 331) aus dem<br />

<strong>Name</strong>n der Parthava, Parther, hervorgegangen ist, erheb¬<br />

licher Zweifel darüber, ob die Entstehung desselben daraus<br />

vor das erste Jahrh. u. Z. gesetzt werden kann. Die Ab¬<br />

Schwächung des th zu h findet sich in dem Worte Mithra<br />

z.B. erst um den Beginn unserer Zeitrechnung (in dem Mil PO<br />

auf den Münzen der Indoskythen Lassen II, 837 und in Me¬<br />

herdates bei Tacitus). Als Volksname ist das Wort Pahlav<br />

den Persern (bis auf rein gelehrte Reminiscenzen) früh fremd<br />

geworden, in den Pehlvi­Texten selbst z. B. erscheint es nicht.<br />

Der Übergang desselben zu den Indern würde hienach etwa<br />

in das 2. bis 4. Jahrh. u. Z. zu setzen sein, und es wären<br />

darunter nicht direkt die Perser, die ja vielmehr Parasita<br />

heißen, sondern speciell die arsacidischen Parther zu verstehen.<br />

Berlin, 10. November 1875.


REGISTER.<br />

Akṣapāda 263<br />

akṣara. Silbe 16<br />

— philos. 178<br />

Agastya 58. 293 (archit)<br />

agni 43. 44. 69.<br />

— cay.ma 133. (292)<br />

— purāṇa 248. 90. 93. 300<br />

— rahasya 130. 33.<br />

Agniveśa 284. 87 med.<br />

Agnisvāmin 87<br />

agram 206<br />

aghās 266<br />

an^a 27. 232.310 (s.vedāūga). 16 (jain)<br />

Anga 163<br />

Angir 175<br />

Angiras 34. 58. 1 70. 75. 78. 79. 82. 267<br />

— (Jupiter) 267<br />

angirasas 136. 64—66<br />

Ajātaśatru 55.141. 53. 304 (6 Lehrer). 5<br />

— Comm. 91<br />

atikruṣṭa 126<br />

atthakathā 311<br />

Atri 34. 58. 112. 14. 55 ved.<br />

— 112. 302 jur.<br />

— 288 med.<br />

— Tochter des 41. 165<br />

— bṛhad° 288 med.<br />

— laghu° 288 med.<br />

Atharvan 167 (als prajāpati). 70 (brill<br />

aspati und bhagavant). 75. 82<br />

— (= ath. veda) 85<br />

atharva-pariśiṣṭa 267. 68. 70. 84<br />

— paippale 175. 87<br />

— prātiśākhya 162. 68<br />

— veda 8. 31. 161 fg. 267. 83<br />

— śikhare 181<br />

— śikhā 182. 185<br />

atharvaśiras 171. 84. 88<br />

atharvasaṃhitā 11. 225<br />

atharvāṅgirasas 11. 78. 102. 34. 41.<br />

65. 66 (°rasa Sing.)<br />

atharvāṇas 125. 37. 64—66<br />

atharvopaniṣad 31. 170 fg. 256 302<br />

athā 'tas 262. 84<br />

adbhutadharma 300 buddh.<br />

— brāhmaṇa 7 5<br />

advaita 189<br />

adhidevatam 134<br />

adhiyajñam 134<br />

adhyayana 8<br />

adhyātmam 134<br />

adhyātmarāmāyaṇa 186<br />

adhyāya 33. 118. 29<br />

adhyāyādīn 72<br />

adhvaryavas 8. 89. 95. 133<br />

adhvaryu 15. 88<br />

Ananta 156. 57 (Comm.)<br />

Anaritadeva 111<br />

Anantayajvan 263<br />

anaphā 272<br />

anukramaṇī 25. 33. 67. 70. 71. 96.<br />

97. 101. 113. 14. 18. 60. 68<br />

anupad.isūtra 88<br />

anubrāhmaṇa 12. 90<br />

annbrāhmaṇinas 90<br />

anubhūtiprakāśa 107<br />

Anubhūti8vqrūpācārya 243<br />

anulamba 74<br />

anuvāka 33 34. 98. 118. 36. 61<br />

- °kānukramaṇī 35. 36. 67<br />

anuvyākhyāna 135. 41<br />

anuśāsanāni 134. 41<br />

anustotra 92<br />

anūcāna 85<br />

Andhaka-Vṛṣṇi 202<br />

Andhomatī 117<br />

anvadhyāyam 63. 192<br />

anvākhyāna 135<br />

Apāntaratama8 260<br />

apsaras 138<br />

abhicārakalpa 169<br />

abhidharma (buddh) 309. 11. 27 fg.


340 Register.<br />

abhidhāna­cintāmaṇi 247<br />

— ratnamālā 247<br />

Abhinavagupta 254. 91. 336<br />

abhinimrukta 296<br />

abhiniṣkramaṇasūtra 320<br />

Abhimanyu 236. 40<br />

abhiyajñagāthā 49<br />

Abhīra 3<br />

abhyanukta 135<br />

amarakoṣa 244—47. 86<br />

Amaracandra 206<br />

Amaradeva 244<br />

Amarasiṃha 218. 35. 44. 47<br />

Amaru 227<br />

Amita 326<br />

amitābha 318. 26<br />

Amitraghāta 269<br />

amṛtanādopaniṣad 17L 82. 89<br />

amṛtavindūpaniṣad 109. 71. 8 2<br />

Ambā 126. 49<br />

Ambikā 43. 126. 49<br />

Ambālikā 43. 126. 49<br />

ayana 72<br />

ayogū 12 3<br />

Ayodhyā 195. 240<br />

Aruṇa 147. °ṇās 102<br />

— smṛti 298<br />

Aruṇi 102 (u. plur)<br />

Arkalinas 36<br />

arjuna, Arjuna (u. Indra) 40. 55. 126<br />

27. 49. 51. –02. 3<br />

arjunyau 266<br />

arthaśāstra 290. 91. 94<br />

ardha 80 (Ortschaft)<br />

ardhamāgadhī 314. 16<br />

arhant 85. 153. 325<br />

alaṃkāraśāstra 248<br />

avadāna 319. 20 (buddh )<br />

avalokiteśvara 318. 19<br />

avyakta 255<br />

avyayavṛjtti 336<br />

aśītipatha 132<br />

Aśoka 196. 310. 11<br />

Aśvaghoṣa 179<br />

Aśvapati 78. 133<br />

aśvamedha 59. 126<br />

— °kāṇḍa 131<br />

Aśvala 57. 143<br />

Aṣāḍha 148<br />

aṣṭaka 33. 98<br />

aṣṭādhyāyī 131<br />

asura 322 (daraus sura)<br />

— Sprache der 196<br />

— Kṛsbṇa 164. 324<br />

— Ma} a 270<br />

ahargaṇa 277<br />

ahi 39<br />

abīna 72. 83. 87. 88. 154<br />

Ahoba1asūri 111<br />

ākāśa 141<br />

ākokera 272<br />

ākhyána 135. 210<br />

— vidas 49<br />

āgamaśā-tra 178<br />

Āgniveśya 113. 303<br />

Āgniveśyāyana 54. 58. 113<br />

āgneyam parva 72<br />

Āṅgirasa 77. 165. 70<br />

āngirasakalpa 109<br />

ācārya 80. 84. 89. 134<br />

Ātṇāra 74. 139<br />

āṇava 189<br />

ātman 107. 73. 78-80. 83. 85.<br />

— (mahān) 255<br />

ātmaprabodhopaniṣad 184. 87<br />

Ātmānanda 46<br />

ātmopaniṣad 179<br />

Ātreya 96 — 98. 100. 101. 2. 13 taitt.<br />

170 ath. 258. 60 phiI. 284. 88 med.<br />

— kaniṣṭha 0<br />

288 med.<br />

— bṛhad° 288 med.<br />

— madhyama° 288 med.<br />

-- vṛddha 0<br />

288 med.<br />

— (bhikṣu) 303<br />

Atharvaṇa 142. 65<br />

— gṛhya 168<br />

ātharvaṇikās 90. 165<br />

ātharvanīyarudropaniṣad 171. 89<br />

āditya 145<br />

ādityāni 145<br />

Ādityadāsa 278<br />

ādibuddha, Ādibuddha 313<br />

ādeśa 80. 134. 65. 252. 320<br />

Ānanda-giri 56. 260<br />

— jñāna 56<br />

— tīrtha 46. 56<br />

— vana 186<br />

ānandavallī 103. 71. 73<br />

Ānartīya 60<br />

Āndhra 104<br />

Āpastamba 97—102. 110. 11. 12<br />

— dharmasūtra 296<br />

Āpiśali 238<br />

āpoklima 273<br />

āptavajrasūcī 179<br />

Ābhipratāriṇa 151<br />

Āmarāja 279<br />

āyana, <strong>Name</strong>n auf 58. 133<br />

Āyaḥsthūṇa 144<br />

āyurveda 284. 90<br />

āra 272<br />

āraṇyaka 8. 31. 52. 102. 319. 31<br />

,— kāṇḍa 131<br />

— jyotiṣa 169


āraṇyakasaṃhitā 71<br />

āraṇyagāna 69. 71<br />

Ārāḍa, Ārālhi 303<br />

Āruṇa 102<br />

Āruṇi 55. 76. 78. 103 (plur). 36. 44.<br />

46. 47. 74. 303. 5<br />

āruṇikopaniṣad 181<br />

Āruṇinas 102<br />

Āruṇeya 147. 74<br />

ārcikam 69<br />

Ārjunaka 202<br />

Ārya 194<br />

Āryabhaṭa 2 72. 75. 76. 78. 80<br />

āryabhaṭīyam 275<br />

āryasiddhānta 275<br />

āryāpañcāśīti 254<br />

āryāṣṭaśatam 275<br />

ārṣam 93<br />

ārṣikopaniṣad 180<br />

ārṣeyakalpa 82. 84<br />

ārṣeyabrāhmaṇa 81<br />

Ālambāyana 58<br />

Āvantika 278<br />

Āvantikā rīti 249<br />

Āśārka 93. 296<br />

āśmarathaḥ kalpaḥ 50. 58. 259<br />

Āśmarathya 58. 259<br />

āśrama, °mopaniṣad 182<br />

Āśvatarāśvi 148<br />

Āśvalāyana 36. 53. 57—64. 68. 94.<br />

284<br />

— Kauśalya 177. 88<br />

— pariśiṣṭa 68<br />

— brāhmaṇa 53<br />

Asurāyaṇa 142. 55<br />

Asuri 142. 45. 48. 52. 253<br />

āskanda 125<br />

āsphujit 272<br />

Asphuji(d)dhvaja (?) 276<br />

ikkavāla 282<br />

iṭhimikā 98<br />

Itarā 52<br />

itihāsa 26. 79. 102. 35. 37. 41. 76<br />

— purāṇarn 134. 200. 320<br />

ittham 272 (griech)<br />

itthiśāla 282<br />

ityukta 820<br />

inthihā 282<br />

induvāra 282 (arab.)<br />

indra 44. 57. 69. 136. 40. 92 (gramm).<br />

203. 28. 84 (med). 323<br />

— und arjuna 40. 55. 127. 51. 202. 3<br />

indrajananīya 210<br />

Indradatta 312<br />

Indradyumna 147<br />

Indraprastha 195<br />

Indrota 37. 139<br />

Register. 341<br />

Irāvatī 195<br />

īś 129<br />

īśāna 49. 121<br />

īśopaniṣad 128. 72. 328<br />

īśvara 255<br />

īśvara 291 mus.<br />

īśvarakṛṣṇa 254<br />

īsarāpha 282<br />

uktapratyuktam 135<br />

uktha 73. 89<br />

ukthārtha 91<br />

Ukha 100<br />

Ugrasena 139. 50<br />

ucca 275<br />

Ujjayinī 203. 18. 26. 75. 77. 78. 315<br />

Ujjvaladatta 243<br />

uṇādi 233. 43<br />

uttaratāpinī 187<br />

uttaramīmāṃsā 256. 57<br />

uttararāmacaritam 224<br />

uttaravallī 173<br />

uttarā, uttarārcikam 69<br />

uttarāṣāḍhās 265<br />

utpalinī 244<br />

Udayana 263<br />

udātta, Bezeichnung des 338<br />

udīcya 146. 94<br />

udgātar 14, 73<br />

Uddālaka 76. 78. 136. 44. 45. 74. 303<br />

Uddyotakara 263<br />

upagranthasūtra 92<br />

Upatiṣya 216<br />

upadeśa 320 (buddli)<br />

upadhā 159<br />

upaniṣad 80. 31. 80. 81. 134. 4L<br />

70 fg. 214. 15. 52. 95<br />

— Zahl der 171<br />

— (brāhmaṇa) 37. 81<br />

upapurāṇa 189. 207. 301<br />

upalekha 65<br />

upaveda 284. 90. 91<br />

upavyākhyāna 135<br />

upaskāra 261<br />

upastha 126<br />

upākhyānam 80. 135<br />

upāṅga 316 (jain)<br />

upādhyāya 91<br />

upāsaka °sikā 325<br />

upendra 323<br />

ubhayam antareṇa 54<br />

Umā 81. 173<br />

uraga 108. 322<br />

Urvaśī 149. 224 (Drama). 25<br />

ulūka 263<br />

Uvaṭṭa 46<br />

Uśanas (Kāvya) 40. 170<br />

— 296. 300 jur.


342 Register.<br />

Uśīnara 49<br />

Uṣasti 78<br />

uṣṭra 3<br />

Ūata 46. 65. 128. 60<br />

ūhagāna, ūhyagāna 70<br />

.ṛks.­ṃhiṭā 9—11. 33—47.<br />

ṛgvidhāna (36). 68<br />

ṛgveda 8. 36 (guptaye). 49. 134. 36. 41<br />

ṛc 8. 9. 34. 69. 70.<br />

— Zahl der 133<br />

ṛṣi 8 (=Veda). 135. 61<br />

— brāhmaṇa 70<br />

— mukhāni 72<br />

ṛṣyanukramaṇī 97<br />

Ékacūrṇi 46. 100<br />

ekapādikā 129<br />

ekavacanam 137<br />

ekahaṃsa J 43<br />

ekāha 72. 83. 87. 88. 154<br />

eke 148<br />

Aikṣvāka 139<br />

Aitareya 52. 53. 61. 77. 94<br />

— brāhmaṇa 48—52<br />

— °yakam 68<br />

— °yāraṇyaka 52—54<br />

— °yin *53. 89. 94<br />

— °opaniṣad 52. 172<br />

Aitiśāyana 58. 258 (Aita°)<br />

aindram parva 72<br />

aiśvarika 329<br />

om 175. 77. 80. 82<br />

orimikā 98<br />

aukthika 91. 257<br />

Aukhīya 97<br />

Auḍulomi 259. 60<br />

Audanya 148<br />

Audumbarāyaṇa 58<br />

Auddālaki 174 (ved.). 285 (erot)<br />

Audbhāri 96<br />

Aupata8vini 148<br />

Aupamanyava 82<br />

Aupaveśi 147<br />

Aupaśivi 159<br />

Aupoditeya 148<br />

Aulūkya 263<br />

Auṣṭrākṣi 82<br />

Kaṃsavadha 215<br />

Kaccāyana 243. 312<br />

Kaṭha 97. 101. 201; plur. 97. 332<br />

{Kad'aia)<br />

— -Kālāpáḥ 98<br />

— vallī 174<br />

— śākhā 98<br />

— śrutyupaniṣad 181<br />

— sūtram 110<br />

Kaṇabhakṣa, Kaṇabhuj 263. 78<br />

Kaṇāda 261 — 63*<br />

kaṇḍikā 98. 118. 29. 32<br />

kaṇva 155<br />

Ka'ṇva 3. 34. 57. 116 (und plur.). 55<br />

— smṛtiśāstra des 159<br />

Kaṇha 323<br />

Kaṇhi, Kaṇhāyana 324<br />

Katās 153*<br />

kathāsaritsāgara 229. 34—36. 39<br />

Kadrū 149<br />

Kaniṣka, Kanerki 222. 34—36. 39.<br />

40. 99. 304. 6. 7. 10. 14. 21. 26. 28<br />

kaniṣṭha 288 (Ātreya)<br />

kanyākumārī 174<br />

Kaparcligiri 195<br />

Kapardisvāmin 46. Ill<br />

kapiñjala 228<br />

Kapila 106. 52. 80. 253— 56. 91<br />

303. 28<br />

Kapilavastn 35. 152. 303<br />

Kapiṣṭhala 284. 87 (med.)<br />

Kaṭhās 97<br />

Kapiṣṭhalasaṃhitā 97<br />

Kabandha 165<br />

Kabandhin 177<br />

Kamboja 194. 95. 237<br />

kamvūla 282 arab.<br />

karaṭaka 223<br />

karaṇa '2 67 (astr.)<br />

— kutūhala 280<br />

— sāra 280<br />

Karavindasvāmin 111<br />

karālī 176<br />

Karka 156<br />

Karṇātaka 104<br />

Karṇīsuta 294<br />

Karmanda, °dinas 325<br />

karrnapradīpa 93. 296<br />

karmamīmāṃsā 257. 58<br />

Karmargha 170 (so zu lesen)<br />

64 kalās 294. 95<br />

Kalāpasūtram 243 gramm.<br />

Kalāpin 201<br />

kali 125. 301. 21 yuga<br />

— Aera 222. 78<br />

Kaliṅga 287<br />

Kalinātha 291<br />

kaliyuga 260<br />

Kalkipurāṇa 208<br />

kalpa 17. 50. 58. 83. l02. 69 (ath.),<br />

92. 259<br />

— kāra 160<br />

— sŪtra 17. 36. 83. 110. 112 (ved).<br />

316 (jain)<br />

kalpānupadam 92<br />

Kalhaṇa 230<br />

Kavaṣa 133<br />

kavi 170 (Uśanas). 208. 12


Kaviputra 221<br />

Kavirāja 213<br />

kaśyapa 155<br />

Kaśyapa 58, 155<br />

— 296. 300 jur.<br />

kaṣāya 86. 325<br />

Kaserumant 205<br />

Kahola 143. 48<br />

Kāṅkāyana 170 ath. 284. 87 med.<br />

Kāṭhaka 89. 94. 97—102. 13<br />

— gṛhya 112. 332<br />

Kāṭhakopaniṣad 102. 73. 255. 57<br />

kāṇāda 263<br />

kāṇḍa 98. 101. 29 fg. 61<br />

Kāṇḍamāyana 58<br />

Kāṇva 116. 28 fg. 58. 59 (gr.)<br />

Kāṇvakam 116<br />

Kāṇvīputra 116<br />

Kāṇvyāyana 116<br />

Kātantram 243. 336<br />

Kātīyagṛhya 158<br />

Kātīyasūtra 110. 57. 58<br />

Kātya 163. 239<br />

Kātyāyana 58. 67. 88. 92. 93. 118.<br />

53 — 66 (ved.). 239 gr. 244 lex.<br />

284 med. 303 buddh.<br />

— smṛtiśā8tra des 158. 59<br />

— Kabandhin 177<br />

Kātyāyanī 141. 53; = durgā 153. 74<br />

— putra 78. 153. 303<br />

Kādambarī 229<br />

Kāpilaśāstram 253<br />

Kapya 139. 52. 253. 54. 303<br />

Kāmandakīya (nītiśāstra) 290<br />

kāmasūtra 285<br />

Kāmukāyana 258<br />

Kāmpīla 126. 27; °lya 127. 53<br />

Kāmboja 82<br />

kāraṇḍavyūha 319<br />

Kārttakaujapa 285<br />

Kārttikeya 113 (Comm.)<br />

kārmika 329<br />

Kārṣṇājini 155. 258. 60<br />

Kāla 337<br />

kālanirṇaya 280<br />

Kālabavinas 14. 89. 91. 105<br />

Kālayavana 237<br />

kālāgnirudropaniṣad 189<br />

Kālāpa 97. 105<br />

Kālidāsa 212. 13. 17—21. 24 — 26.<br />

44. 67 -- drei 221<br />

kālī 176<br />

Kāvaṣeya 133. 46<br />

Kāvilarn 258<br />

kāvya 200. 8—13. 27<br />

Kāvya 40 (Uśanas), 170<br />

kāvyaprakāśa 249<br />

Register. 343<br />

kāvyādarśa 248<br />

kāvyālaṃkāravṛtti 249<br />

Kāśakṛtsna 46. 100. 55. 259; 0<br />

tsni<br />

155. 260<br />

Kāśayas 139. 305<br />

Kāśikā 243. 336<br />

Kāśī 287. 302<br />

Kāśrnīra 336<br />

Kaśyapa 159 (gramm). 263 (phiL).<br />

93 (archit)<br />

kā3hāyadhāraṇam 255<br />

kitava 123<br />

kiṃnara 322<br />

kirātārjunīyam 213<br />

Kīkaṭa 86<br />

Kīrtidhara 291<br />

kuṭṭaka 277<br />

Kuṭhumi 93<br />

Kuṇḍina 100.<br />

— '(Stadt) 186<br />

kutapa-Sauśruta 285<br />

kuntāpasūkta 162<br />

*Kunti 99<br />

Kubhā 3<br />

Kumārapāla 316<br />

kumārasambhava 212. 25<br />

Kumārila­bhaṭṭa 75. 259<br />

— svāmin 110<br />

kumbhamuṣka 322<br />

kumbhāṇḍa 322<br />

Kuru 126. 50. 51. 53 (und Katās). 305<br />

Kurukṣetra 74. 151<br />

Kurupañcāla 11. 37. 43. 49. 74. 99.<br />

126. 42. 46. 50. 203. 305<br />

kulīra 272<br />

Kullūka 299<br />

kuvera 137. 323<br />

Kuśa und Lava 214<br />

kuśīlava 214<br />

kuṣmāṇḍa 322<br />

Kusumapura 275<br />

kusumānjali 263<br />

kūrmavibhāga 231<br />

kūṣmāṇḍa 322<br />

kṛt 159<br />

krita 125 (yuga)<br />

kṛttikā 164. 265. 66. 324. 37<br />

— Reihe, Datum der 2<br />

kṛtyacintāmaṇi 88<br />

Kṛśa 284 med.<br />

Kṛśāśva, °śvinas 214<br />

kṛṣṇa 324<br />

Kṛṣṇa Devakīputra 77. 115. 87. 208.<br />

55. 302. 23. 24<br />

— und Kālayavana 237<br />

— und die Pāṇḍava 151<br />

— und die Hirtinnen 227


344 Register.<br />

Kṛṣṇa, Dienst des 78. 206. 26. 55.<br />

309. 20. 23. 24, 27<br />

— Āngirasa 77<br />

— Dvaipāyana 201. 260<br />

asura Kṛṣṇa 164. 324<br />

Kṛṣṇa Hārīta 54<br />

Kṛṣṇajit 59<br />

Kṛṣṇamiśra 224<br />

Kṛṣṇājina 259<br />

Kṛṣṇātreya 284 med.<br />

Kekaya 133. 47<br />

ketu 268<br />

kenopaniṣad 80. 81. 173. 89<br />

kemadruma 272<br />

kevala 262<br />

— naiyāyika 262<br />

Keśin (asura) 164<br />

Keśi-sūdana, °han 164<br />

Kesarī saṃgrāmaḥ 205<br />

kesava 323<br />

Kaikeya 113<br />

Kaiyata 240<br />

kaivalyopaniṣad 188<br />

Kokila 298<br />

koṇa 272<br />

Kosala 35. 74. 177 (ś). 209 (ś). 10<br />

Videha 37. 43. 146. 49. 50. 52.<br />

303. 4<br />

Kohala 291<br />

Kaukūsta 148<br />

kaukkuṭika 325<br />

Kauṇḍinya 113. 303<br />

Kautsa 84. 155<br />

Kautsāyana 107<br />

Kauthuma 51. 71. 83. 91. 93. 98.<br />

105. 17<br />

Kaudreya 155<br />

Kaumārila 336<br />

gandharva 291 Kauravya (Nārada). 43. 303 136. (Panca¬ 50. 51<br />

śikha) Kaurupancāla 136<br />

kaurpya 272<br />

kaulopaniṣad 189<br />

Kauśalya (Āśvalāyana) 177<br />

Kauśāmbeya 137<br />

Kauśika 165. 68—70 ath.<br />

— (Comm.) 46. 100<br />

Kauṣītaka 61, °kam 49. 50. 98<br />

— °kāraṇyaka 54. 56<br />

Kauṣītaki, °kin 28. 51. 75. 90. 148<br />

— brāhmaṇa 40. 51. 52. 54. 55. 58<br />

— °kyupaniṣad 54. 56. 172. 304. 5<br />

Kauṣītakeya 143<br />

Kausalya 139. 77 (ś)<br />

Kausurubindi 137<br />

Kauhala 82<br />

kramapāṭha 37. 54. 65<br />

kriya 272 griech.<br />

Krivi, Kraivya 138<br />

Krauñca 102<br />

Krauṣṭuki 66 metr. 170. 337 ath.<br />

klība 123<br />

kṣatrapati 74<br />

kṣapaṇaka 218<br />

Kṣārapāṇi 284 med.<br />

Kṣīrasvāmin 87. 336<br />

kṣudrās 92<br />

kṣurikopaniṣad 182<br />

Kṣemaṃkara 229. 335<br />

Kṣemendra 335<br />

Kṣemendrabhadra 312<br />

Kṣairakalambhi 84<br />

kṣaudra 92<br />

Khaṇḍika 96<br />

Khadirasvāmin 87<br />

Kharoṣṭha (?) 337<br />

Khāḍāyana 58, °ninas 14. 89<br />

Khāṇḍikīya 96. 97<br />

Khādiragṛhya 93<br />

khila 101. 7. 19. 60<br />

— kāṇḍa 140. 44. 45<br />

khuddakapāṭha 312<br />

Gaṅgā 55. 210. 65<br />

Gaṅgādhara 157<br />

Gangeśa 263<br />

gaṇa 241. 85 gramm.<br />

gaṇaka 125<br />

gaṇapatipūrvatāpinī 188<br />

Gaṇapatyupaniṣad 171. 88<br />

gaṇapāṭha 257. 59. 60<br />

gaṇaratnamahodadni 243<br />

gaṇita 277<br />

gaṇitādhyāya 280<br />

gaṇeśa 299<br />

— tāpinī 188<br />

Gadādhara 157<br />

besessen 139<br />

Gandhāra 77. 147. 235, °ri 163<br />

garuḍa 190. 322 (plur.)<br />

— purāṇa 208<br />

garuḍopaniṣad 190<br />

Garga 170 ath. 237. 70. 71 astr.<br />

— plur. 270<br />

vṛddha Garga 170. 270<br />

garbhopaniṣad 177. 85. 291<br />

gallakka 223<br />

gahanaṃ gambhīram 250<br />

Gāṅgyāyani 55<br />

gāṇapatyapūrvatāpanīya 188<br />

gāthā 26. 49. 79. 80. 102. 34. 35.<br />

37. 38. 201<br />

— 319. 20 buddh.<br />

gāna 69. 70. 89


gāndharvaveda 290. 91<br />

gāyatrīsampanna 156<br />

Gārgī Vācaknavī 61. 143<br />

— saṃhitā 231. 69<br />

Gārgya 62 (gṛhya). 69 (sāmav). 83<br />

(Maśaka). 159 (gramm). 70 (ath.)<br />

— und Kālayavana 237<br />

— Bālāki 55<br />

gītagovinda 227. 334 (Abfassungszeit)<br />

Guṇāḍhya 229<br />

Gurudevasvāmin 111<br />

Gupta(-Dynastie) 221<br />

Gurjara 316<br />

Guhadeva 46<br />

guhya ādeśa 80<br />

guhyaṃ nāma 127<br />

gūḍhārtharatnamālā 46<br />

Gṛtsamada 34<br />

gṛhastha 30. 182<br />

gṛhyasūtra 17—22. 60. 92. 112. 69.<br />

282. 94. 96<br />

geya 320 buddh.<br />

geyagāna 72<br />

gairikamvūla 282 arab.<br />

Gairikṣita 45<br />

Goṇikāputra 240 gr. 85 erot.<br />

Gotama 261 — 63 (log)<br />

— sūtra 262<br />

Godāvarī 302<br />

Gonardīya 239 gr. 85 erot.<br />

gopathabrāhmaṇa 117. 46. 61. 67. 323<br />

Gopavana 155<br />

gopālatāpanīyopaniṣad 187<br />

gopī 187<br />

gopīcandanopaniṣad 187<br />

Gobhila 88. 90. 92. 93. 298 (smṛti)<br />

golādhyāya 280<br />

Govardhana 228<br />

Govinda 60 (Comm.). 67 (desgl.)<br />

— Lehrer des Śaṃkara 178. 260<br />

— svāmin 111 (Comm.)<br />

Gauḍa(­Styl) 249<br />

Gauḍapāda 178. 85. 254. 60. 318<br />

Gautama 84 (zwei)<br />

— 93. 159 Qui.)<br />

— 170. 80 (ath)<br />

— 263 (phiI.)<br />

— 180 (ṛṣi)<br />

— dharma(sūtra) 296. 300<br />

— (pitrimedhasūtra) 93. 263<br />

Gautamaḥ Sāṃkhyaḥ 302<br />

Gautamās 152<br />

grantha 16. 109. 83. 210<br />

— (nidānasaṃjñaka) 89<br />

graha 73 (soma­Schoppen)<br />

— Finsterniß 267<br />

— Planet 108. 267. 68<br />

Register. 345<br />

graha (bālagraha) 108<br />

grāma 85<br />

grāmageyagāna 69. 71<br />

Ghaṭakarpara 218<br />

Ghora Āngirasa 77<br />

catuḥṣaṣṭikalāśāstra 293. 94 (°lagam<br />

a)<br />

caturanga-Spiel 294<br />

caturadhyāyikā 168<br />

caturviṃśatismṛti 298<br />

Candra 236. 336<br />

Candragupta 4. 234. 39. 69. 306<br />

— (Guptadynastie) 221<br />

Candrabhāgā 287<br />

Candravyākaraṇam 243. 836<br />

Campā 195<br />

caraka 95<br />

Caraka 284. 86. 87. 89. 302 med.<br />

Carakaśākhā 98<br />

Carakās 95. 97. 181<br />

Carakācārya 95. 125<br />

Carakādhvaryavas 95. 147« 48<br />

caraṇavyūha 105. 57. 70 (ath)<br />

°caritra 231<br />

Cākra 136<br />

Cākrāyaṇa 78<br />

Cāṇakya' 222. 78. 320. 34<br />

cāṇḍāla 143<br />

cāturadhyāyikā 332<br />

cānarāṭa 210<br />

cāndanagandhika 293<br />

Cāndrabhāgin 287<br />

śrī-Cāpa 277<br />

Cārāyaṇīya 97. 113. 332 (śikṣā)<br />

cārvāka 263<br />

Cālukya 231<br />

Citra 55<br />

Citraratha 74 (Bāhlīkam)<br />

citrā 265. 337 (-Reihe)<br />

cintāmaṇivritti 233<br />

Cīna 260 '<br />

Cūḍa 144<br />

cūlikopaniṣad 182. 83<br />

cela 153<br />

Celaka 153<br />

Caikitāneya 153<br />

Caikitāyana 153<br />

Caitrarathi 74<br />

Cailaki 148<br />

Cyavana 149<br />

Chagalin 106<br />

chandas (ved. Text) 8. 14. 63. 113. 92<br />

— (sāmasaṃh.) 69<br />

— metr. 27. 65. 66. 291<br />

chandasikā 69<br />

chandogās 8. 72. 89. 95. 183<br />

chandobhāṣā 113


346 Register.<br />

chandovat 232<br />

Chāgaleya 106. 12. 72, °yinas 106<br />

Chāgeya 106<br />

chāndogyabrāhmaṇa 76<br />

chāndogyopaniṣad 77—80. 172<br />

jaganmohana 302<br />

jaṭāpaṭala 65<br />

Jatūkarṇa 284 med.<br />

Janaka 36. 57. 74. 83. 136. 38. 42.<br />

46. 49. 210. 55. 304 (6 Lehrer des)<br />

janaka (prajāpati) 83<br />

— saptarātra 83<br />

Janamejaya 37. 135. 36. 39. 46. 49.<br />

51. 203"<br />

Janārdana 323<br />

japamālā 326<br />

Jamadagni 180<br />

Jayatīrtha 46<br />

Jayadeva 227. 334 (Lebenszeit)<br />

Jayarāma 158<br />

Jayāditya, Jayāpīḍa 336<br />

Jarāsaṃdl.m 108<br />

Jalada 166<br />

jātaka astr. 278<br />

— buddh. 312. 20. 21<br />

jātakarman 20<br />

jāti 179<br />

Jātūkarṇya 153 55. 59<br />

Jānaki 144<br />

Jābāla 78. 144. 46. 48<br />

Jābāli 159 (smriti)<br />

jābālopaniṣad 181. 86<br />

jāmitra 273<br />

jituma 272<br />

Ji8hṇu 277<br />

jīva 179<br />

Jīvagosvāmin 187<br />

Jīvala 148<br />

Jīvaśarman 278<br />

jūka 272<br />

jeman 257<br />

jaina 231. 61. 314. 16<br />

Jaimini 62. 63 (gṛhya). 71 (sāmav)<br />

201. 57. 58 (phil)<br />

— bhārata 62. 206<br />

— sūtra 258 (astr.)<br />

Jaiminīya 257<br />

— nyāyamālāvistara 259<br />

Jaivali 78<br />

jñānabhāskara 225<br />

jñānayajña 100. 104<br />

jyotirvidābharaṇa 218. 78. 79. 85<br />

jyotiṣa 27. 65. 66. 169 (āranyaka 0<br />

).<br />

266<br />

jyau 272<br />

Takṣan }48<br />

Takṣaśilā 202<br />

taṇḍālakṣaṇasūtra 92<br />

tad und tvam 179<br />

tadevopaniṣad 119. 72<br />

taddhita 159<br />

tantra cerem. 225. 83. 301. 29<br />

— gramm. 244. 46<br />

— buddh. 269<br />

— Lehrbuch 246 (nach Java). 84<br />

taravī 282<br />

tarka 174. 262<br />

tarkin 262<br />

Talavakāra 81<br />

taślī, tasdī 282<br />

tājikam 281<br />

(purāṇam) Tāṇḍam 84<br />

Tāṇḍi'n 66 (gr). 261<br />

Tāṇḍinas 77<br />

Tāṇḍya 72. 73. 75. 148<br />

tāpasa 143. 53<br />

°tāpanīya, 0<br />

tāpinī 185—88<br />

tārakopaniṣad 180. 86<br />

Tāranātha 312. 20. 27. 37<br />

Tālavṛntanivāsin 111<br />

tāvuri 272<br />

tiṅ 159<br />

tittiri 96<br />

Tittiri 45. 96. 100<br />

tipiṭaka 311. 13<br />

Tiriṃdira 3<br />

tiṣya 266<br />

tīkṣṇadaṃṣṭra 185<br />

Tutāia, °tita 336<br />

Tura 133. 46 (Kāvaṣeya)<br />

Turamaya 270<br />

turuṣka, Turuṣka 237. 310<br />

tulyakāla 13. 143<br />

tejovindūpaniṣad 182. 89<br />

Taittirīya 89. 96, °yakās 113. 79<br />

(°yake)<br />

— saṃhitā 97 fg. 266<br />

— °yāraṇyaka 102—4. 255. 57. 67.<br />

323<br />

— °yopaniṣad 103<br />

taukṣika 272<br />

Tautātika, °tita 386<br />

Taulvali 58<br />

trayī vidyā 8. 79. 133. 208<br />

Trasadasyu 74<br />

trikāṇḍa 244<br />

trikoṇa 273<br />

tripiṭaka 311. 12<br />

tripuṇḍravidhi 189<br />

tripuropaniṣad 189<br />

tripuryupaniṣad 179<br />

tribhāṣyaratna 113<br />

Tribhuvanamalla 231<br />

Triśūlanka 67


tretā 125. 76<br />

Traitana 39<br />

tvam und tad 179<br />

Daṇḍin 229. 48. 49<br />

Dattaka 213<br />

Dadhyañc 142. 65<br />

Dantidurga 220<br />

dampatī 41<br />

darśanopaniṣad 190<br />

darśapūrṇamāsau 111<br />

daśakumāra 223. 29. 67. 94<br />

daśat 69. 137<br />

daśatayī 92 (Comm.)<br />

daśatayyas 34. 90. 331<br />

Daśapuruṣaṃ-rājya 136<br />

daśarūpa 248. 49<br />

dasarathajātaka 312<br />

daharasutta 312<br />

Dākṣāyaṇa 244<br />

Dākṣi, Dākṣīputra 235. 44<br />

dānava, dānu 322<br />

Dāmodaramiśra 322<br />

Dālbhya 94 (pariśiṣṭam). 159 (gr)<br />

dāsaka 39<br />

Dāsaśarman 60<br />

Divodāsa 287<br />

digvijaya 156<br />

Dinnāga 226. 63<br />

dīnāra 245. 324<br />

dīpavaṃsa 307<br />

Duḥṣanta 138<br />

durudharā 272<br />

Durga 45<br />

Durgasiṃha 243<br />

durgā 153. 76<br />

duṣkṛta 95<br />

Duṣṭarītu 136<br />

dṛkāṇa 272<br />

Dṛṣadvatī 73. 112<br />

Deva, Devayājñika, śrī Deva 157<br />

Devakī 78<br />

Devakīputra 73. 78. 84. 87<br />

devajanavidas 134<br />

devajanavidyā 137. 200<br />

devatādhyāya 81. 82<br />

Devatrāta 59<br />

devadatta 177<br />

Devapāla 332<br />

Devarājayajvan 45<br />

Devasvāmin 278 astr.<br />

Devāpi 43<br />

devyupaniṣad 171. 88. 89<br />

°deśīya 86<br />

daivatam 93<br />

Daivāpa 139<br />

doṣapati 167<br />

dyuta 273 griech.<br />

Register. 347<br />

dyaii8n pitar 38<br />

dramma 245<br />

draha 87<br />

Drāviḍa 104<br />

Drāhyāyaṇa 56. 87. 93. 300<br />

Droṇa 202. 90<br />

dvāpara 125. 67. 260<br />

Dvivedaganga 154<br />

Dvaipāyana s. Kṛṣṇa<br />

Dhanaṃjaya 248<br />

Dhanapatisūri 260<br />

dhanurveda 290. 301<br />

Dhaneśvara 231<br />

Dhanvantaii 218. 84. 85. 87<br />

Dhanvin 88<br />

dhammapadam 312<br />

dhammapaliyāyāni 311. 13<br />

dharma 192. 294<br />

— śāstra 176. 294—301<br />

— sūtra 111. 295 fg.<br />

dharmās 112<br />

Dharma, °putra, °rāja 203<br />

dharmācárya 62<br />

dhātutaraṃgiṇī 336<br />

dhātu­pātha, ­pārāyaṇa 247<br />

Dhānaṃjayya 84. 90<br />

Dhārā 218<br />

Dhāvaka 221. 24. 333<br />

Dhūmrāyaṇa 156<br />

Dhūrtasvāmin 87. Ill<br />

Dhṛtarāṣṭra (Vaicitravīrya) 43. 99<br />

— König der Kāśi 139<br />

dhyānavindūpaniṣad 182. 83<br />

dhyānibuddha 318<br />

dhruvasya pracalanam 108<br />

naktam (naklam) 282 arab.<br />

nakṣatra 2. 99<br />

nakṣatrakalpa 169<br />

nakṣatradarśa 124<br />

Nagnajit 147. 49<br />

Naciketas 102. 74<br />

naṭa 213. 14. 16<br />

— sūtra 214. 16. 90. 93<br />

Nanda 222. 34. 39<br />

nandikeśvara-upapurāṇa 189<br />

Namin 74<br />

Naraka 205<br />

nartaka 216<br />

Nala 146<br />

nalodaya 213<br />

Navahasta 111<br />

Nāka 136<br />

nāga 322<br />

nāgānandam 224<br />

Nāgārjuna 240. 83. 306. 7 (Zeit des)<br />

Nāgeśa 244<br />

Nāgojibhaṭṭa 243


348 Register.<br />

nāṭaka 213<br />

nāṭya 214<br />

— śāstra 248<br />

nāṇaka 222, 99<br />

nādavindūpaniṣad 182<br />

Nārada 78 (ved). 170 (ath. par). 283<br />

(astr). 291 (etym. und mus)<br />

— pāncarātram 255<br />

— śikṣā 67. 291<br />

— (smṛti) 297<br />

nārasmha 185, °mantra 185. 86<br />

nārāyaṇal03.36(puruṣa).77.83.84.323<br />

Nārāyaṇa 59 (mehrere). 64 (desgl.). 157.<br />

75 ff. (upan)<br />

nārayaṇīyopaniṣad 103.73. 84. 89. 90<br />

nārāyaṇopaniṣad 184. 88<br />

nārāśaṃsyas 102. 34. 35. 41<br />

nigama 8<br />

— pariśiṣṭa 27. 157<br />

nighaṇṭu 27. 45. 169 (ath), 243<br />

nitya 185<br />

Nichivi 294<br />

nidāna 89 (ved). 320 (buddh)<br />

— sūtra 25. 68. 89<br />

Nimi 74<br />

Nirapekṣa 290<br />

nirālambopaniṣad 179<br />

niruktam, °kti 26. 27. 45. 178. 85<br />

nirṛti 169<br />

nirbhujam 54<br />

nirvāṇam 178 (brahma). 328 (buddh.)<br />

Niśumbha 223<br />

Niṣadha 146<br />

niṣāda 85<br />

nītiśāstra 227. 90. 301<br />

Nīlakaṇṭha 205<br />

nīlarudropaniṣad 190<br />

nṛsiṃha 184. 86<br />

— tāpanīyopaniṣad 185. 86<br />

Nṛsiṃha 111. 87<br />

Nega, Naígeya 71. 93<br />

naigeyasūtra 92<br />

naighaṇṭukā8 27. 98<br />

naidānās 89<br />

Naimiśīya 77<br />

Naimiṣa, 0<br />

ṣīya 37. 49. 59. 64. 74.201<br />

naiyāyika 262<br />

nairuktās 28. 93<br />

naiṣadhīyam 213<br />

Naiṣidha 146<br />

nyāya 176. 261. 62<br />

— cintāmaṇi 263<br />

— darśana 262<br />

— sūtra 262<br />

Pakṣilasvāmin 261. 63<br />

pancatantra 228. 29. 38. 57. 85. 86. 334<br />

pancadaśarca 135<br />

Pañcaparṇa 285<br />

pañcamāśraraa 182<br />

pancalakṣaṇa 207<br />

pañcavinśabrāhmaṇa 72—75<br />

pancavidhisūtra 91<br />

pañcavidheyam 91<br />

Pancaśikha 253. 54. 303<br />

pancasiddhāntikā 277. 337<br />

Pañcāla 10. 37. 99. 126. 27. 38. 50. 51<br />

Pañcālacaṇḍa 54<br />

pañcālapadavṛtti 37<br />

Pañcāla Bābhravya 10. 37. 285 (erot.<br />

Pāñc°)<br />

pancikā 48<br />

paṭala 64<br />

Pataṃcala 139. 52. 239. 53. 54. 303.<br />

32 (etym)<br />

Pataṃjali 235 fg. 48. 95 (gramm)<br />

— 152. 239. 48. 53—56 (phil)<br />

°patha 129. 32<br />

padakāra 100<br />

padapātha 24. 35. 54. 65. 69<br />

padavṛtti 37<br />

paddhati 60. 64. 93. 112. 57. 332<br />

padmapurāṇa 208<br />

Padmayoni 170<br />

panapharā 273<br />

Para 74. 139<br />

paramahaṃsa, 0<br />

haṃsopaniṣad 181<br />

Paramādīśvara 275<br />

parameśvara 179<br />

Parāśara 159. 201. 70. 71. 78 (astr)<br />

84 (med.).<br />

— (smṛti) 297. 98 (laghu u. vṛddha)<br />

Parikṣit 151<br />

paritta 312 (buddh)<br />

paribbāṣās 159. 239. 336<br />

paribhāṣenduśekhara 243<br />

parivrājaka 168. 82<br />

pariśiṣṭa 68. 93. 112. 57. 61. 69. 332<br />

pariśeṣa 131 (Śatap. Br)<br />

Parthava 331<br />

parvan 72 (sāmav). 137 (atharvan etc).<br />

61. 65. 200<br />

Parśu 3 (.331)<br />

°paliyāyāni 311. 13<br />

Pavana 291<br />

Paśupatiśarman 60<br />

Pahlava 204. 338<br />

pāñcarātra 255<br />

pāūcavidbyam 91<br />

Pāñcāla 285<br />

pāncālī 37 (gr). 249 (riti)<br />

Pāñcālya 15§<br />

Pāñci 14s<br />

Pāṭalipiííra 234. 54. 69. 76. 309. 14<br />

pāṭimokkhasutta 312


pāṭha 23<br />

Pāṇini 3. 13. 17. 28. 45. 48. 66.<br />

233-38. 44. 56. 58. 59. 62. 66.<br />

84. 85. 99<br />

— nach Buddha 238. 325<br />

— nach Alexander 238. 335. 36<br />

pāṇinīyā śikṣā 67<br />

Pāṇḍava, Pāṇḍu 43. 127. 50-52. 202.<br />

3. 305<br />

pāṇḍitya 143. 79<br />

pāthona 272 griech.<br />

pāda 178 (vier)<br />

Pāraśavya 3<br />

Pārasīka 237. 338<br />

Pāraskara 158<br />

Pārāśariṇas 159. 325<br />

Pārāśarīyam 325<br />

Pārāśarya 325 (bhikṣusūtra)<br />

— (Vyāsa) 102. 59. 201. 60. 61<br />

Pārāśaryāyaṇa 261<br />

Pārikṣi 303<br />

Pārikṣita, °tīya 37. 139. 40. 51. 203<br />

Pārīkṣita 151<br />

pāli 307. 11. 12. 14<br />

pāśupata 255<br />

Pingala 50. 66. 247. 74<br />

pitaka 309. 30<br />

piṇḍapitṛyajña 20. 60<br />

piṇḍopaniṣad 190<br />

pitāmaha 323<br />

pitṛtarpaṇa 61<br />

Pitṛbhūti' 157<br />

pitṛmedha 119. 215<br />

— sūtram 93<br />

pitta 285<br />

Pippalāda 170. 76­78. 82<br />

Piyadasi, Edikte des 6. 220. 70. 311. 14<br />

pīlu 246<br />

puṃścalf. 11ū 123. 24<br />

°putra 77. 78. 124. 45. 303<br />

Punarvasu 284<br />

purāṇa (ved.) 26. 79. 102. 34. 35. 37.<br />

41. 76. 206<br />

— 206—8. 22. 23. 30. 31. 300. 1<br />

purāṇam Tāṇḍam 84<br />

purāṇaprokta 13. 17. 143. 44<br />

Purukutsa 74. 139<br />

puruṣa 180 (drei, phiI.). 254. 55<br />

— Nārāyaṇa 136. 37<br />

— medha *59. 95. 99. 103. 19. 23<br />

— sūkta 71. 119. 72<br />

puruṣottama 186<br />

Purūravas 149<br />

purohita 166<br />

Puliśa 271. 72. 76<br />

Puṣkara (?) 281<br />

puṣpasūtra 90. 91<br />

Register. 349<br />

Puṣyamitra 240<br />

pūtā (stinkend) vāc 196<br />

Pūrṇa 109<br />

pūrvamīmāṃ8ā 256<br />

Pṛthūdakasvāmin 277. 80<br />

pṛṣṭham 73<br />

paiṅgalopaniṣad 190<br />

Paingi, Paingin, Pai5gya 14. 45. 49.<br />

50. 61. 89. 100. 44.<br />

Paiṅgyam 49. 50<br />

paitāmahasiddhānta 276<br />

paippale 175<br />

Paippalāda 161. 62. 66. 78<br />

Paila 62. 63<br />

paiśācabhāṣyam 100<br />

paiśācī bhāṣā 229<br />

Potala 304<br />

Pauliśasiddhānta 271. 76. 77. 78<br />

paulkasa 143<br />

Pauṣkarasādi 113. 303<br />

Pauṣkalāvata 287<br />

Pauṣpiṇḍya, °piñji 257<br />

prakṛti 194. 254<br />

pracalanam 108<br />

prajāpati 107. 51. 67<br />

prajñapti, s. sūrya° 316<br />

praṇavopaniṣad 171. 82<br />

pratijñāpariśiṣṭa 112. 17. 27<br />

Pratithi 61<br />

pratibuddha 143. 53<br />

Pratiṣṭhāna 231<br />

pratihārasūtra 92<br />

pratihārya 319 buddh.<br />

pratṛṇṇam 54<br />

prapāthaka 69-71. 89. 98. 129. 6L 67<br />

prabodhacandrodaya 224<br />

Pramagaṃda 86<br />

pramāṇa 30. 262<br />

prayoga 112<br />

pravacanam 12. 91. 94. 145<br />

pravarakhaṇḍa 111. 257<br />

pravarādhyāya 157. 332 (Kāṭh.)<br />

pravargya 119. 31. 55<br />

Pravāhaṇa 78<br />

pravrājaka 304<br />

pravrājitā 299. 325<br />

pravrājin 143<br />

Praśāntarāga 156<br />

praśna 98. 111. 12<br />

praśnopaniṣad 175—77<br />

prasthānabheda 285. 90. 93<br />

prākrita 194<br />

- prakāśa 243<br />

prācya 37. 146. 94<br />

- Kaṭhās 97<br />

- Pāncālīṣu 37<br />

prāṇāgnihotropaniṣad 171. 80


350 Register.<br />

Prātipīya 136<br />

Prātibodhīputra 124<br />

prātiśākhyasūtra 24. 64 (ṛgv.). 91 (sāmav).’113<br />

(taitt). 59 (vājas). 68<br />

(ath.)<br />

Prātītheyī 61<br />

prāmāṇa 30<br />

prāyaścitta 131. 54<br />

Proti 137<br />

prauḍham brāhmaṇam 81<br />

Plākṣāyaṇa 58<br />

phalguna 127. 49. 51<br />

phālgunyas 266<br />

phiṭ8Ūtru 243<br />

phullasūtra 91<br />

baïsesiyam 253<br />

°badha, °vadha 213. 15<br />

bandhu 12. 137<br />

Babhru 62<br />

Barku 148<br />

Balabhadra 279. 81 schol.<br />

Balarāma 209<br />

bahuvacanam 137<br />

bahvṛcās 8. 72. 95. 98. 133. 35<br />

bahvṛcapariśiṣṭam 68<br />

bahvṛcabrāhmaṇam 111<br />

Bāṇa 109. 224.' 29. 31. 49. 333<br />

Bādarāyaṇa 58. 155. 258—61 (phil).<br />

84 (med).<br />

— (astr) 261. 78<br />

— sūtra 181<br />

Bādari 155. 258<br />

Bābhravya 10. 37 (ved). 285 (erot)<br />

bārhaddaivatam 36. 67. 79<br />

bārhaspatya, 0<br />

sūtra 263<br />

Bālakṛṣṇa 100<br />

bālakhilyā (s. vāla°) 107<br />

bālabhāratam 206<br />

Bālāki 55<br />

Bāverujātaka 3<br />

bāhīkabhiṣaj 287<br />

bāhīkās 35. 105. 46. 94. 235<br />

Bāhlīka 74<br />

Bilhaṇa 231. 49<br />

Bukka 45<br />

Buḍila 148<br />

buddha 29. 185. 302<br />

— śāstra 258<br />

Buddha 61. 109. 13. 53. 216. 17. 53.<br />

74. 92. 302 fg.<br />

—'s Todesjahr (400 vor Kaniṣka) 234.<br />

36. 306. 7. 21<br />

— nach (?), resp. vor Pāṇini 238. 325<br />

— in der sūtra­Periode 309. 21<br />

Buddhagayā 244. 92<br />

Bnddhaghosa 311. 12<br />

Buddhadāsa 337<br />

Buddhasāsanam 253<br />

buddhopāsaka, °sikā 325<br />

lthudh 29<br />

— mit prati 143<br />

Budha 296. 300 jur.<br />

bṛhaj­jātakam 278<br />

— jābāla 181<br />

bṛhat­kathā 229<br />

­­ saṃhitā 277. 78<br />

bṛhad­atri 268<br />

_ ātreya 288<br />

— āraṇyaka 55. 77. 78. 131. 40 fg.<br />

54. 72. 304. 5<br />

— uttaratāpinī 187<br />

— devatā 26<br />

— yājñavalkya 800<br />

Bṛhadratha 107. 108<br />

bṛhant 288. 98<br />

bṛhan­nārāyaṇopaniṣad 173. 84<br />

— manu 297<br />

Bṛhaspati 170 (Atharvan)<br />

— smṛti 297. 98 (laghu)<br />

Baijavāpi 284 (med.), s. Vaijavāpa<br />

Boḍha 253<br />

bodhisattva 318. 2L 29<br />

bauddha 119. 75<br />

Baudhāyana 110 — 12. 24. 26. 306<br />

— dharma 296. 300<br />

Brahmagupta 219. 76—79<br />

brahma­cārin 27. 136. 82<br />

— jālasūtra 319<br />

brahmaṇya 184<br />

Brahmadatta, König 153. 305 (drei)<br />

— 60 Comm.<br />

brahman etym. 12<br />

— neutr. Gebet, Spruch 12. 166<br />

göttliche Kraft 6. 140. 78. 89<br />

259<br />

_ niasc, Gott 6. 107. 67. 75. 78. 84.<br />

85. 88, neben viṣṇu und rudra 107.<br />

78, neben viṣṇu und śiva 185. 97<br />

Oberpriester 136. 66<br />

brabma-pura 187'<br />

— bandhu 86. 124. 56<br />

— mīmāṃsā 257. 58<br />

— vid 179<br />

— vidyopaniṣad 182<br />

— vindūpaniṣad 182<br />

— veda 166<br />

— vaivartapurāṇa 208<br />

— siddhānta 276. 77<br />

— sūtra 259. 60. 61. 328<br />

— hatyā 139<br />

brahmopaniṣad 178<br />

brāhma sphuṭasiddhānta 277<br />

brāhmaṇa neutr. (appellativ, Erklärung;<br />

Textabschnitt) 84. 102. 29. 37. 69.


āhmaṇa neutr. (Werk) 8, 12—17. 84.<br />

176. *92. 256. 57.<br />

— masc. 123. 79 (Wesen des). 93. (zwei<br />

Sprachen). 96 (na mlechet). 294.<br />

301. 8. 9<br />

— svara 192<br />

bhakti 255<br />

Bhagadatta 205<br />

bhagavatīsūtra 316<br />

bhagavadgītā 188. 252. 55. 59<br />

bhagavant 134. 70 (Atharvan). 78 (Angiras).<br />

88. (mahādevaḥ). 302 (buddha<br />

etc.).<br />

Bhagīratha 209<br />

Bhaṭaghaṭī 312<br />

bhaṭṭa 46. 100. 259; s. Bhāskaramiśra<br />

Bhaṭtanārāyaṇa 224<br />

Bhaṭṭikāvya 213<br />

Bliaṭṭoji Dīkṣita 243<br />

Bhaṭṭotpala 278<br />

Bhadatta, Bhadanta 278<br />

Bhadrabāhusvāmin 316<br />

Bhadrasena 305<br />

Bharata Sohn des Duḥslianta 138<br />

_ plur. 126. 39<br />

— 248 (rheL). 91 (mus)<br />

— svāmin 46. 71. 87<br />

Bharadvāja 34. 180 (upan)<br />

— (Kapiṣṭhala) 284. 87 med.<br />

Bhartṛyajña 157<br />

Bhartṛhari 227<br />

Bhallú 104<br />

bhava 194<br />

bhavant 134. 302<br />

Bhavabhūti 176. 217. 22. 24<br />

Bhavasvārnin 46. 87. 100. 11<br />

bhasmajābāla 181<br />

bhāgavata 255<br />

— purāṇa 207. 8<br />

Bhāgavitti 144<br />

Bhāguri 68. 263<br />

Bhāgurī 263<br />

Bhāṇḍitāyana 84<br />

Bhārata 62. 192. 202<br />

Bharadvāja 110—13 (taitt). 55. 57<br />

(ath). 290 (Droṇa?)<br />

bhāradvājīyasūtram 111<br />

Bhāravi 213<br />

bhāruṇḍāni 188<br />

Bhārgava 166. 70. 77 (Vaidarbhi)<br />

bhārgava 267<br />

Bhāllavinas 14. 68. 89. 104. 48<br />

Bhāllaveya 104. 5. 39. 48<br />

Bhāllavyupaniṣad 105. 71. 81<br />

bhāṣā 63. 113. 59. 92. 93<br />

bhāṣikasūtra 75. 105<br />

bhāṣikasvara 192<br />

Register. 351<br />

bhāṣya 62. 63. 159. 92<br />

Bhāsa, Bhāsaka 221. 333<br />

Bhāskara 279. 81<br />

— miśra 46. 100. 4. 11. 89<br />

bhāsvatīkaraṇa 279<br />

bhikṣā 136.' 325<br />

bhikṣāka 325<br />

bhikṣācara, °carya 143. 325<br />

bhikṣu, °kṣuṇī 303. 304. 25<br />

— sūtra 159. 270. 325<br />

Bhina i'77<br />

Bhīmasena 139. 50<br />

Bhīṣma 43<br />

bhūtagaṇa 108<br />

bhūrja 382. 37<br />

Bhṛgu 58. 170<br />

— plur. 165. 257. 58. 67<br />

— vallī 103. 71. 73<br />

Bhela 284. 89 med.<br />

bhaikṣam 325<br />

bhaiṣajyāni 169<br />

bhoganātha 45<br />

Bhoja 212. 19 (mehrere)<br />

— König von Dhārā 218. 19. 20. 31.<br />

44.46. 79, 0<br />

deva 3 3 5 (saras vatīkaṇthābharaṇa)<br />

— 288 med,<br />

— vṛddha° 288 med.<br />

— prabandha 231<br />

bhraṣṭa 242<br />

makara, Delphin 269<br />

makha 140<br />

Magadha 86. 108. 24. 63. 287 (Gewichte).<br />

305. 6. 11. 14. 15<br />

— vāsin 124<br />

Magās 164<br />

Maghasvāmin 87<br />

maghās 266<br />

mañjuśrī 318<br />

maṇi 156<br />

Maṇikarṇikā 186<br />

maṇḍala 33. 34<br />

Maṇḍūka 53. 66<br />

Matsya 104<br />

Mathurā 187<br />

Madra 139. 52<br />

Madragāra 82<br />

madhu 142<br />

— kāṇḍa 140—42<br />

— brāhmaṇa 142<br />

Madhuka 144<br />

madhusūdana 184<br />

— Sarasvatī 285. 90<br />

madhyatāpinī 185. 87<br />

Madhyadeśa 112. 17. 27<br />

madhyama 288 (Atri). 98<br />

— kāṇḍam 131. 32


352 Register.<br />

madhyamikā 98. 332<br />

madhyavallī 173<br />

manaū 282 arab.<br />

Manittha 278 (auch mit ṇ)<br />

Manu 149. 228 (Fisch). 95 (svāyambhuva)<br />

— Gesetzbuch des 21. 79. 80. 112.<br />

58. 200. 55. 62. 67. 85. 94—300.<br />

25. 38<br />

— sūtram 110<br />

mantra 8 (= veda). 192<br />

— rāja 185. 86<br />

Mammaṭa 249<br />

(asura) Maya 270. 71. 78. 93<br />

Marīci 262<br />

Maru 205<br />

marutas 44<br />

markaṭa 228<br />

Malayadeśa 60<br />

mallaka 223<br />

Mallinātha 212. 26<br />

Maśaka 82. 83<br />

mahākaṇha 323<br />

mahākāía 226<br />

mahākauṣītakibrāhmaṇa 51<br />

mahājābāla 181. 202 (Mahāj).<br />

mahādeva 49. 121. 36. 87. 88<br />

Mahādeva 110. 11 (Comm). 157 desgl.<br />

280 astr.<br />

mahān ātmā 255<br />

_ devah 136<br />

mahānāga 322<br />

Mahānāma 313<br />

mahānārāyaṇopani8had 171<br />

mahābrāhmaṇa 81. 153<br />

Mahābhārata' 202<br />

mahābhāratam 4. 26. 37. 40. 43. 49.<br />

62. 138. 50. 201—5. 22. 23. 60.<br />

67. 96. 97. 300 — 1. 21. 38<br />

mahābhāṣya 236—42<br />

Mahāmeru 102<br />

mahāyānasūtra 318. 19<br />

maharaja 153<br />

mahāvaṃsa 312. 13<br />

mahāvākyamuktavalī 171<br />

mahāviṣṇu 185<br />

Mahāvīra 316 (jain)<br />

mahāvīracaritra 224<br />

Mahāvṛṣa 77. 163<br />

mahāvaipulyasūtra 318. 19<br />

mahāvyutpatti 337 (buddh.)<br />

mahāśāla 178<br />

mahāśramaṇa 234<br />

Mahidāsa 52. 77<br />

mahiṣī 126<br />

Mahīdhara 119 fg. 28. 57<br />

Mahendra 311. 14. 15<br />

Maheśvara 280 astr.<br />

mahopaniṣad 171. 85<br />

mahoraga 322<br />

Māgadha 86<br />

— deśīya 86. 124. 56<br />

māgadha 123. 24. 52. 63<br />

māgadhī 249 (rīti)<br />

— Sprache 314. 15. 16<br />

Māghakāvya 213<br />

Māṇḍavya 66<br />

Māṇḍūkāyana 58<br />

Māṇḍūkī śikáhā 54. 66. 67<br />

Māṇḍūkeya 53. 54. 61. 124<br />

Māṇḍūkyopaniṣad 178. 85. 86. 818<br />

Mātṛdatta 111<br />

mātṛmodaka 160<br />

mātrā 177 (om). 78<br />

Māthava 149<br />

Mādravatī 139<br />

Mādrī 139<br />

Mādhava 45. 52. 129. 252. 60. 80<br />

— de va 46<br />

mādhavās 105. 84<br />

Mādhuki 148<br />

mādhurī 100<br />

mādhyaṃdina 117<br />

Mādhyaṃdina 11. 116 fg. 48. 59. 60<br />

Mādhyaṃdināyana 116<br />

Mādhyaṃdini 117<br />

mādhyamika 329<br />

Mādhyamikās 240<br />

Mānava 149 (Śaryāta)<br />

Mānavam, 0<br />

vās 100. 1. 10. 12. 298. 304<br />

Mānavagṛhya 21. 112. 296<br />

Mānavaṃ dharmaśāstram 21. 295 fg.<br />

mānasāra 293<br />

Mānutantavyau 148<br />

Māya-mata 293<br />

māyā 303<br />

Māyādevī 303<br />

māra 167. 323<br />

Mārkaṇḍeyapurāṇa 208<br />

mālatīmādhavam 224<br />

Mālava 218. 31<br />

Mālavakācārya 277<br />

mālavikāgnimitram 221. 24<br />

mālāmantra 185<br />

Māhaki 170<br />

Māhitthi 148<br />

Māhiṣeya 113<br />

mitākṣarā 119. 300<br />

Minanda 266<br />

Milinda 326<br />

mihira, Mihira 279 (.388)<br />

mīmāṃsakās 113. 257<br />

mīmāṃsā 134. 76. 252. 56. 57<br />

mīmānsā-kṛt 257


mīmāṃsā­sūtra 256. 57<br />

mukāriṇā 282 arab.<br />

mukāvilā 282 arab.<br />

mukta 185<br />

muktam, amuktam 37<br />

muktikopaniṣad 171<br />

mugdhabodha 243<br />

Muñjasūnu 60<br />

Muṭibha 148<br />

Muḍimbha 148<br />

muṇḍakopaniṣad 175. 76<br />

muṇḍop. 175. 82<br />

muthaśila 282 arab.<br />

mudrārākṣasam 224<br />

muni 143<br />

munthahā 282 arab.<br />

muhūrta 167<br />

Mūjavant 163<br />

mūrdhābhiṣikta 241. 42<br />

mūlasūtra 316 (jain.)<br />

mūsarīpha 282 arab.<br />

mṛchakaṭī 217. 22. 24. 67. 325<br />

mṛtyumṛtyu 185<br />

mṛtyulanghanopaniṣad (?) 189<br />

mrityulāngala, °lāngūla 189<br />

meghadūta 94. 225. 26<br />

Medhātithi 57<br />

Meru 102<br />

meṣūraṇa 273<br />

Maitram 100. 6<br />

maitrasūtram 110<br />

Maitrāyaṇīputra 78. 109. 303<br />

Maitrāyaṇīya 97. 101. 9. 12<br />

Maitrāyaṇopaniṣad 106 — 9. 72. 85,<br />

304* 25<br />

Maitreya 107. 109<br />

Maitreyī 61. 109<br />

— Frau Yājñavalkya's 141<br />

Maināga 102<br />

mokṣa 179<br />

Moggallāna 247<br />

mauṇḍyam 255. 325<br />

líauda 166<br />

Maudgalya 136<br />

Miudgalyāyana 216<br />

máuna 143<br />

l/nilech 196<br />

yakṣa 108. 322<br />

Yakṣavarman 234<br />

yaju^saṃhitā 9. 10<br />

yaju!veda 8. 49. 94 fg. 134<br />

— °dāmnāye 160<br />

yajus 8. 9 s. śukla<br />

— Z4hl der 133<br />

yajñātakīrṇa 75<br />

yajñopnvītam 178<br />

yama 10<br />

Register. 353<br />

j­amasabhīya 210<br />

yamayā 282 arab.<br />

Yamunā 74<br />

Yavana 195. 204. 5. 31. 37. 40. 69.<br />

70. 78 (astr). 87<br />

— priya 237<br />

— vṛddhās 261<br />

Yavanānī 237. 335. 36<br />

yavanikā 224<br />

Yavanī 237. 69<br />

Yavaneśvara 276<br />

yavaneṣṭa 237<br />

Yaśoga (!), Yaśogopi 156<br />

Yaśomitra 122<br />

Yaskās 45<br />

yājuṣī 181<br />

yājñavalkīyakāṇḍam 140. 42fg. 253. 55<br />

Yājñavalkāni brāhmaṇāni 105. 43. 44<br />

Yājñavalkya 36. 115. 33. 36. 38. 39<br />

41­46. 60. 80. 86. 253—55. 304. 5<br />

—'s Gesetzbuch 158. 222. 67. 97.<br />

99. 300<br />

yājñika 257<br />

Yājñikadeva 157<br />

yājñiky upaniṣad 103<br />

yātuvidas 134<br />

yātnika 329<br />

yātrā 278 (astr)<br />

Yādva 3<br />

Yāvana 237<br />

Yāska 26—28. 34. 45. 46. 66. 93.<br />

97. 100. 42. 55. 58. 201. 32. 33.<br />

53. 95.<br />

yuga (vier) 76. 125. 76. 206. 64. 95<br />

— fünfjähriges 125. 264<br />

— purāṇa 231. 69<br />

Yudhiṣṭhira 202. 3. 5. 305<br />

— Aera des 219. 78<br />

yoga 106. 73. 75. 78—80. 83. 253<br />

— 56. 83. 304<br />

— s. sāṃkhyayoga<br />

— tattva 182. 83<br />

— śāstra 316. (jain.)<br />

— śikṣā (!), śikhā 182. 85<br />

— sūtra 254<br />

yogācāra 329<br />

yogin 178. 256<br />

yaudha 85<br />

rakta 86<br />

raghuvaṃśa 212. 25<br />

Ranganātha 276<br />

ratna (neun) 218. 44. 79<br />

rathasūtra 293<br />

Rabhasa 244<br />

ratnāvalī 224. 333<br />

rahasyam 131 (Śatap, Br.)<br />

Rājagriha 306. 14


354 Register.<br />

rājataraṃgiṇī 230. 35 fg. 306<br />

rājaputra 104<br />

rājasūya 59<br />

Rājastambāyana 133<br />

Rājaśekhara 224<br />

Rāṇāyana 58<br />

— '°nīputra 78. 84. 87. 332<br />

— °nīyās 71. 87<br />

Rāta 66<br />

Rāma 149. 86. 209<br />

— als Viṣṇu 211<br />

— Aupatasvini 148<br />

Rāmakṛṣṇa 158<br />

Rāmacandra 64<br />

rāmatāpanīyopaniṣad 186<br />

Rāmānuja 186. 87<br />

Rāmānanda 187<br />

rāmāyaṇam 4. 40. 208—11. 21. 23.<br />

23. 67. 338<br />

Rāmila 221<br />

Rāvaṇa (Comm.) 46. 72<br />

rāvanabadha 213<br />

rāhu 80. 267. 68<br />

Rāhula 268<br />

rīti (Stylarten) 249<br />

rudra 44. 107. 21. 22. 36. 78. 255. 323<br />

— neben viṣṇu und brahman 107. 78<br />

— jābāla 181<br />

Rudradatta 111<br />

Rudraskanda 88. 93<br />

rudrākṣajābāla 181<br />

rudropaniṣad 171. 88<br />

rūpa (Münze) 222<br />

Reṇudīkṣita 157<br />

revatī 265<br />

Revā 136.<br />

Romaka 271<br />

— pura 271<br />

— siddhānta 271. 76. 78<br />

romakūpa 271<br />

Ranmya 271<br />

Rauhiṇāyana 133<br />

°lakṣaṇa 284<br />

Lakṣmaṇasena 334<br />

— Aera des 334<br />

Lak8hmīdhara 280 astr.<br />

Lagaḍācārya 66<br />

Lagata, °dha 66. 266. 76<br />

laghu 298<br />

— atri 288 med.<br />

— āryabhaṭa 275<br />

— kaumudī 243<br />

— jātaka 278<br />

— jābāla 181<br />

— parāśara 298 jur.<br />

—- brihaspati 298 jur.<br />

— śaunaka 298 jur.<br />

Laṃkā 86<br />

lalitavistara 217. 74. 305. 10. 19<br />

Lāghula 268<br />

Lāṭa 83. 276<br />

Lāṭika 83<br />

Lāṭī (rīti) 249<br />

Lāṭyāyana 58. 83—87<br />

Lāḍhācārya 66. 76. 276<br />

Lābukāyana 58. 258<br />

Lāmakāyana 58. 84. 258<br />

— °ninas 14. 110<br />

lingapurāṇa 208<br />

Lichavi 294. 95. 303<br />

lipi 238<br />

liptā 272<br />

līlāvatī 280 astr.<br />

leya 272<br />

loiya (laukika) 263<br />

Lokāyatās 263<br />

Logāyatam 253<br />

lohita 86<br />

Laukākṣa 105<br />

Laukāyatika 263<br />

Laugākṣi 110. 12. 14. 55. 332<br />

— sūtram 110. 332<br />

vaïsesiyam 253<br />

vaṃśa 133. 40. 42. 44<br />

— nartin 125<br />

— brāhmaṇa 81. 82<br />

Vajra 278 '<br />

vajranakha 185<br />

vajrasūcyupaniṣad 179<br />

Vaḍavā 61<br />

Vatsa 34<br />

vada (?) 165<br />

vaditar 196<br />

vayovidyā 283<br />

Varadatta 60<br />

Varadarāja 83. 92 (ved). 248 (gr.)<br />

Vararuci 218. 19. 46 (Vikrama); — 91<br />

(phullasūtra). 113 (taitt. prāt). 223.<br />

43 (prākṛtaprakāśa). 239 (vārtt.),<br />

244. 46 (lex.)<br />

Varāhamihira 218. 19. 72. 77—7J.<br />

83-86. 92. 93. 97<br />

varuṇa 38<br />

varga 33<br />

varṇa 19. 179<br />

— sūtra 336<br />

varṇikā 263<br />

Vardhamāna 243<br />

Varṣa 234<br />

Valabhī 213. 31<br />

Valibandha 215<br />

°vallī 103. 73<br />

Valhika 136. 49. 63 (so!)<br />

vaśa (-Uśīnara) 49


Vasiṣṭha 34. 41. 58. 136. 80<br />

— plur. 136<br />

— siddhānta 276. 77<br />

vasu (plur) 323<br />

vahlika 163 (lies valhika)<br />

vākovākyam 134. 35. 41<br />

vākyapadīyam 242. 43<br />

vāgbhaṭa 288 med.<br />

— vriddha° 288<br />

vāc 8 1. 251<br />

— (pūtā) 196<br />

vācaknavī 61. 143<br />

vācaspatimiśra 263<br />

vāja 115<br />

vājapeya 59<br />

vājaśravasa 174<br />

vājasani 115<br />

vājasaneya 115. 42. 44. 45<br />

vājasaneyakam 111. 15. 60<br />

vāja3aneyinas 89. 115<br />

vājin 115<br />

vāñceśvara (?) 111<br />

vāta 285<br />

vātsīputra 78. 153. 303<br />

— °trīya 153<br />

vātsya 155. 285<br />

vātsyāyana 261. 63 (phil). 85 (erot.)<br />

— Pañcaparṇa 285<br />

vadhuna(?) 110<br />

vānaprastha 30. 182<br />

vāmakakṣāyaṇa 133<br />

vāmadeva 34<br />

vāmana 93 (sāmaved.). 243. 336 (gr).<br />

249 (rhet).<br />

vāmarathya 155<br />

vārāṇasī 180. 81<br />

vārāhamantra 186<br />

vāruṇy upaniṣad 103<br />

vārkali 36 (°Unas). 136<br />

vārttika 239<br />

vārṣagaṇya 84. 332<br />

vārṣṇa 148<br />

vārṣṇya 148<br />

vārṣyāyaṇi 58<br />

vālakhilya 34. 35<br />

vāleya 155<br />

vālmīki 113 (taitt). 208<br />

vāṣkala 35. 61. 68<br />

— śruti 57<br />

Vāṣkalopaniṣad 56. 57. 172<br />

vāsava 323<br />

vāsavadattā 229<br />

Vāsiṣṭha 136<br />

vāsiṣṭhasūtra 87. 296. 300 (dharma)<br />

vāsudeva 151. 84. 86. 87. 202<br />

Vāsudeva 158 (Comm.)<br />

vāsudevaka 202<br />

Register. 355<br />

vāstuvidyā 293<br />

vāhīka s. bāh°<br />

vikrama 218. 19. 20. 22. 44. 78. 79. 87<br />

— Aera des 218 fg.<br />

— caritra 218. 19. 86<br />

vikramānkacarita 231<br />

vikramāditya 218. 19. 22. 31. 44<br />

vikramārka 231<br />

vicitravirya 43<br />

vichinna 242<br />

vijaya 156<br />

vijayanagara 45. 46<br />

vijayanandin 276<br />

vijita 156<br />

vijñānabhikṣu 254<br />

vitānakalpa 169<br />

°vid 134<br />

vidagdha 36. 229<br />

vidagdha 36. 143<br />

vidut(!) 165<br />

videgha 149<br />

videha 10. 36. 74. 136. 42. 210.<br />

303 s. Kosalavideha<br />

viddhaśālabhañjikā 224<br />

vidyā 134. 35. 37. 41. 283. 84<br />

— (trayī) 8. 79. 133. 208<br />

vidyānagara 46<br />

vidyāraṇya 4 6. 59. 188<br />

vidhi (sāma°) 81. 92 (fünf)<br />

— (ved) 262<br />

vidhāna 36, s. ṛg°, sāma°<br />

vidheya 262<br />

vinaya (buddh) 217. 309. 11. 24 fg.<br />

vināyaka 52 (Comm.), 67 (desgl)<br />

vindhya 55. 301. 2<br />

viplāvita 242<br />

vimalapraśnottaramālā 310<br />

vivasvant 160<br />

vivāhapaṭalam 278<br />

viś 19. 41<br />

— pati 41<br />

viśākhadatta 224<br />

viśāla 52<br />

viśeṣa 262<br />

viśvakarman 293 (°rrnīyaśilpa)<br />

viśvakarmaprakāśa 293<br />

viśvakoṣa 222<br />

viśvanātha 261 phiI.<br />

viśvavada 165<br />

viśvāmitra 34. 41. 58. 180 (upan).<br />

290 (dhanurveda)<br />

Viśveśvara 187 (Comm.)<br />

viṣavidyā 283<br />

viṣṇu 107. 40. 73. 78. 83. 87. 207<br />

— neben rudra und brahman 107. 78,<br />

neben śiva und brahman 185. 97<br />

— Gesetzbuch des 188. 296. 300


356 Register.<br />

viṣṇugupta 278<br />

viṣṇucandra 276<br />

viṣṇuputra 65<br />

viṣṇupurāṇa 208<br />

viṣṇuyaśas 91<br />

viṣvaksena 201<br />

vījagaṇíta 280<br />

vīracaritra 291<br />

vīrabhadra 271<br />

vīsūka 216<br />

vuttodaya 3 12<br />

vṛtti, °kāra 100<br />

vṛtra 322<br />

vṛddha 288. 98<br />

— ātreya 288 med.<br />

— garga 170<br />

— gautama 222. 99 jur.<br />

— dyumna 151<br />

— parāśara 298 jur.<br />

— bhoja 288 med.<br />

— manu 297<br />

— yājñavalkya 300<br />

— vāgbhaṭa 288 med.<br />

— suśruta 288 med.<br />

— hārīta 288 med.<br />

vṛhant s. bṛhant<br />

vṛṣṇi 202<br />

veṇisaṃhāra 224<br />

vetālabhaṭṭa 218<br />

vetālapañcaviṃśati 231<br />

veda 8. 25. 63. 159. 92. 262 (dreifach)<br />

— śākhā 103<br />

vedāṅga 27. 65. 161. 76. 291<br />

vedātharva 165<br />

vedānta 52. 56. 175. 79. 257<br />

— sūtram 175. 76. 262<br />

veyagāna (!) 71<br />

veśi 273<br />

vaikhānasa 110. 11<br />

vaicitravīrya 99<br />

vaijavāpa, °pāyana 157. 58<br />

vaitānasūtra 168<br />

vaidarbha (rīti) 249<br />

vaidarbhi 177 (Bhārgava)<br />

vaideha 294. 95<br />

vaidyakam 283<br />

vaibhāṣika 329<br />

vaiyākaraṇās 28<br />

vaiyāgrapadīputra 117<br />

vaiyāgrapadya 117<br />

vaiyāsaki 201<br />

vaiśampāyana 37. 45. 62. 63. 96. 97.<br />

102. 50. 201<br />

vaiśeṣikam 253. 54 (kās)<br />

vaiśeṣikasūtram 232, 61. 62<br />

vaiśravaṇa 137<br />

vaiṣṇava (makha) 140<br />

voḍha 253<br />

vopadeva 243<br />

vyākaraṇa 27 (aṅga). 91<br />

— sūtrāṇi 232<br />

— buddh. 320<br />

vyākṛ 192<br />

vyākhyāna 135. 41<br />

vyāghrapād 117<br />

vyāghramukha 277<br />

vyāḍi, vyáli 244. 336<br />

vyāvahārikī 192<br />

vyāsa Pārāśarya 102. 201. 57. 60<br />

— Bādarāyaṇa 260<br />

— vater des Śuka 260<br />

— verf. des śatarudriya (!) 122<br />

— 67 (Lehrer des Ṣaḍguruśiṣya)<br />

-- (smṛti) 301<br />

— sūtra 260<br />

vraja 187<br />

vrātīna 85. 86. 163<br />

vrātya 85. 86. 122-24. 56. 62. 63. 96<br />

— gaṇa 214<br />

-- stoma 73. 86. 88<br />

Śaka 204. 5. 37. 78. 304. 10<br />

— -Aera 220. 78 Ckāla, °bhūpakāla,<br />

Śakendrakāla). 79. 80<br />

— nṛpānta 277. 78<br />

Śakuntalā 138<br />

— (Drama) 223. 24. 333<br />

śakti 189. 309. 29<br />

Śaktipūrva 278 astr.<br />

śakra 323<br />

śaṃkara 323<br />

Śaṃkara 46. 52. 56. 80. 81. 103. 6.<br />

28. 45. 54. 76—79. 82. 85 --88.<br />

205. 59. 60. 85 (erot.), 328<br />

— miśra 261<br />

— vijaya 260<br />

Śaṃkarānanda 181. 88<br />

Śaṅku 218<br />

Śankha 63. 293. 96. 300 (dharma)<br />

śatapatha 129. 32<br />

— brāhmaṇam 129 fg. 294. 303<br />

śatarudriyam 119. 72. 87. 88<br />

Śatānanda 279<br />

Śatānīka 138<br />

Śatruṃjayamāhātmya 281. 316<br />

śani 108<br />

Śaṃtanu 43<br />

Śabarasvāmin 258<br />

śabala 38<br />

śabdānuśāsana 233. 43<br />

Śambūputra 78<br />

Śaryāta 149<br />

śarva 194<br />

Śarvavarman 243<br />

Śalātura 235


castra 14. 73. 134<br />

Śākaṭāyana 51. 159. 68. 233. 34. 43<br />

Śākapūṇi 93<br />

Cākala 35. 36. 68. 331<br />

1- (Sāgala) 326<br />

Cākalaka 35. 331<br />

Cākalya 10. 35. 36. 54 (zwei Ś). 61.<br />

159 (gramm). 80<br />

— vīdagdha 36. 143<br />

Cākalyopaniṣad (?) 180. 85<br />

Śākāyaninas 35. 36. 105. 33. 47. 52.<br />

304<br />

Cākāyanya 107. 8. 52. 304. 2's<br />

śākta 189<br />

Śākya 35. 147. 52. 202. 303. 26<br />

śākyabhiksliu 86<br />

Cākyamuni 108- 9. 52. 86.252. 329<br />

śākhā 10. 197<br />

Cāūkhāyana 58. 61<br />

— grihyam 192<br />

— pariśiṣṭam 68<br />

— brāhmaṇam 48—52<br />

— sūtra 48<br />

— °nāraṇyakam 54. 146<br />

Śāṭyāyana 58. 112. 42<br />

— °nakam 84. 111<br />

— °ni, °ninas 14. 84. 89. 91. 104.<br />

5. 33. 261<br />

Cāṇḍilya 78. 84. 87. 88. 90. 133.46.47<br />

— 159 (smṛti)<br />

— sūtra 255. 61<br />

— °lyāyana 58. 84. 133.<br />

śātapathikās 94<br />

Śāṃtanava 243<br />

śāntikalpa 169<br />

Cāmbuvi 14. 89<br />

śāmbhava 189<br />

Cāriputra 303<br />

śārīrakamīmāṃsā 257<br />

Śārngadeva 291<br />

Cārngadhara 227 (paddhati). 334<br />

Śālaṃkāyana 58. 82<br />

— °jā 106<br />

— °ninas 14. 84. 105<br />

Śālaṃki 106. 235<br />

Śālāturīya 235<br />

Śālivāhana 219. 31. 78. 79<br />

Śālihotra 285<br />

śikṣā 27. 65—67. 91. 332 (Cārāy.)<br />

— vallī 103. 72<br />

śiras (upaniṣad) 188<br />

Śilāditya 231<br />

Śilālin 214<br />

śilpa 215<br />

śiva, Dienst des, 4. 49. 121. 22. 73.<br />

83. 87. 207. 26. 323. 27<br />

— aus agni und rudra 176.<br />

Register. 357<br />

śiva neben brahman und viṣṇu 185. 97<br />

śivatantra 294<br />

Civayogin 67<br />

śivasaṃkalpopaniṣad 119. 72<br />

śiśukrandīya 210<br />

Ciśupālabadha 213<br />

śiśna 126<br />

śiśnadeva 322<br />

√śu 194<br />

Śuka, Sohn des vyāsa, 201. 60<br />

śukra (venus?) 108. 267<br />

— yajūṃṣi 114<br />

śukriya 119. 60<br />

— kaṇḍa 115<br />

śuklāni yajūnṣi 114. 45. 60<br />

Cunga 36<br />

śuddha 185<br />

Śunaka 36. 37<br />

Śunaḥśepa 51. 60<br />

Śumbha 223<br />

śulvasūtra 111. 274. 92<br />

śuṣṇa 322<br />

śūdrá 19. 85. 123. 24. 294<br />

Śūdrās 163<br />

Śūdraka 222. 23. 31<br />

śūnya (Null) 274<br />

Cūlapāṇi 184<br />

Ceṣa ill (Comm.). 254 (phil)<br />

Caityāyana 58<br />

Śailāli 148. 214<br />

śailālinas 214<br />

śailūṣa 123. 214<br />

Śaiśiri 35<br />

Śaiśirīya 35. 36<br />

Caungāyani 82<br />

Caucivṛkṣi 84. 90<br />

Caunaka (ṛgv) 26. 35—37. 53. 58.<br />

61. 64. 67. 68. 93. 159<br />

— (ath.) 166. 68. 75. 78. 80. 83<br />

— (mahābhārata) 201. 37<br />

— Indrota 37. 139<br />

— Svaidāyana 37<br />

— gṛhya 60 (ṛgv.)<br />

— vartita 175 (ath)<br />

— laghu° 298 (smṛti)<br />

śaunakīyā 168. 75. 80<br />

śaunakopani8had (?) 182<br />

śaubhika 215 ; s. saubhika<br />

Caubhreya 155<br />

Śaulváyana 58<br />

Śyāparṇa 196<br />

śyena 85<br />

]/śram 29<br />

śramaṇa 29. 143. 53<br />

śramaṇā 325<br />

śrī Ananta 156<br />

śrī Cāpa 277


358 Register.<br />

Śrīdatta 156<br />

Śrīdharadāsa 334<br />

Śrīdharasena 213<br />

Śrīnivāsa 46<br />

śri Dharmanābha 213<br />

Śrīpati 59<br />

śrīmaddattop aniṣad 182<br />

śrī Vyāghramukha 277<br />

Śrīṣena 276<br />

śrī Harṣa, König 221. 24<br />

— 213 (naiṣadhacar.)<br />

śrī Hala 161<br />

√śru 15<br />

Śrutasena 139. 50<br />

śruti 15. 17. 18. 75. 89. 106. 65<br />

(plur). 76<br />

śreṣṭha 140<br />

śrautasūtra 17<br />

śleṣman 285<br />

śloka 76. 79. 80. 107. 9. 34. 35. 41<br />

Śvikna 146<br />

Śvetaketu 55. 78. 136. 46. 47. 52.<br />

285 (erot). 303<br />

Śvetāśvatara 106<br />

— °ropaniṣad 106.72.83. 253. 55.367<br />

ṣaṭcakropaniṣad 186<br />

ṣaṭtriṃśat (smṛti) 298<br />

ṣaḍaśīti (smṛti) 298<br />

Ṣaḍguruśiṣya 36. 67<br />

ṣaḍbhāṣācandrikā 336<br />

ṣaḍviṃśabrāhmaṇam 75. 8l<br />

ṣaṇṇavati (smṛti) 289<br />

ṣaṣṭitantram 253<br />

ṣaṣṭipatha 129. 32<br />

8aṃ = saṃvat (aber welche Aera?)<br />

156. 220. 333<br />

saṃvat-Aera 220. 78. 333<br />

Saṃvarta (smṛti) 297<br />

saṃvartaśrutyupaniṣad 171. 81<br />

saṃskāra 112 (sechszehn)<br />

— (gramm) 159<br />

— gaṇapati 158<br />

saṃskṛtabhāṣā 193. 94<br />

saṃsthā 72<br />

saṃhitā (ved) 8. 9—11. 15. 23—25<br />

— (phil) 82<br />

– (astr) 277. 78<br />

— kalpa 169<br />

— pāṭha 54. 65<br />

— °topaniHhad 37 (brāhmaṇa). 81. 82<br />

(sāmav.). 103. 72 (taitt)<br />

sakalādhikāra 293 arch.<br />

saṃkhyātar 252<br />

saṃgītaratnākara 291<br />

saṃgraha 131 (Śatapatha Brāhmaṇa).<br />

244 (gramm)<br />

saṭṭhitantam 253<br />

sattram 72. 83. 87. 88. 154<br />

sattrāyaṇa 111<br />

Satya 278 astr.<br />

Satyakāma 78. 144. 46. 48<br />

Satyavāha 175<br />

Satyaṣāḍha 110. 11. 12<br />

Sadānīrā 149<br />

saduktikarṇāmṛtam 334<br />

saddharmapuṇḍarīka 319 (310)<br />

Sanatkumāra 78. 182;-– 293 (archit.)<br />

Sanandanācārya 254<br />

saṃdhi 25<br />

saṃnipāta 337 (buddh)<br />

saṃnyāsopaniṣad 181<br />

saptarṣi (smṛti) 298<br />

saptaśatakam, saptaśatī 227. 28<br />

sapta sūryās 268. (267)<br />

samānam ā 145<br />

samāsasaṃhitā 277<br />

8ampradāya 169<br />

samrāj 136<br />

sarasvatī 81 (vāc)<br />

— vyākaraṇam 243<br />

Sarasvatī 3. 42. 58. 73. 88. 112. 33.<br />

49. 56. 331 (Indus)<br />

— kaṇthābharaṇam 334. 36<br />

sarga 213<br />

sarjanam 250<br />

sarpa 822<br />

sarpavidas 134<br />

sarpavidyā 137. 200. 83. 322<br />

sarvadarśanasaṃgraha 252. 336<br />

sarvamedha 59. 119<br />

sarvānukramaṇī 67<br />

sarvānnīna 325<br />

sarvopaniṣatsāropaniṣad 179<br />

Salva 133. 47. 96<br />

sahama 282 (arab.)<br />

Sāgala 326<br />

Sāketam 240. 69<br />

Sāṃkṛtyāyana 284 med.<br />

sāṃkliya 106. 7. 19. 52 (Śatap). 74.<br />

77. 83—85. 252-56. 59. 302 fg.<br />

25. 28<br />

— pravacanam 254<br />

— pravacanasūtram 254<br />

— bhikṣu 86<br />

— yoga 177. 84. 255. 56<br />

— sāra 254<br />

— sūtra 254<br />

(Gautamaḥ) Sāṃkhyaḥ 302<br />

Sāṃkhyāyana 51. 332<br />

Sāṃjīvīputra 145<br />

Sāti 82<br />

Sātyayajña, °jñi 148<br />

Sātrājita 138<br />

Sāpya 74


sāmajātaka 319 buddh.<br />

sāmatantram 91<br />

sāman 8. 9. 70. 72. 134<br />

— Zahl der 133<br />

sāmayācārikasūtra 20. 296<br />

sāmalakṣaṇam 91<br />

sāmavidhi, °vidhāna 81. 82. 296. 336<br />

sāmaveda 49. 68. 134<br />

sāmasaṃhitā 9. 10. 68—72<br />

sāmastam 293<br />

Sāyakāyana 105. 33. °ninas 105<br />

Sāyaṇa 45—47. 52. 75. 81. 100—1.<br />

4. 11. 54. 66. 367<br />

sāratthasaṃgaha 337 med.<br />

sārameya 38<br />

Sārasvatam 243 (gramm)<br />

Sārasvata pāṭha 114<br />

Sāvayasa 148<br />

sāhityadarpaṇam 248. 336<br />

siṃhasanadvātriṃśikā 218. 19. 31<br />

Siddhasena 278 astr.<br />

siddhānta 273. 76. 77. 88 astr.<br />

— kaumudī 243<br />

— śiromaṇi 280<br />

Sītā 149. 209<br />

Sukanyā 149<br />

Sukhavatī 326<br />

suttanipāta 312<br />

sutyā 72<br />

Sudāman 74<br />

Sudyumna 138<br />

sunaphā 272<br />

sundarītāpanīyopaniṣad 189<br />

suparṇādhyāva 190<br />

Suparṇī 149<br />

Suprabhadeva 213<br />

Subandhu 229<br />

Subhaga8ena 269<br />

Subhadrā 126. 27. 49<br />

sumanasantaka (?) 225<br />

Sumantu 62. 63. 165<br />

sura 108. 322<br />

Surāṣṭra 83<br />

Sulabha 61<br />

Sulabhā 61<br />

Suśravas 40<br />

suśrut 285<br />

Suśruta 284—89<br />

— vṛddha 288<br />

sūkta 38­35. 137<br />

sūta 123<br />

sūtra 8. 16 (etymol.); — 32. 62. 232<br />

(chandovat). 303. 9<br />

— 141 (Stellen im brāhmaṇa)<br />

*­ 309. 11. 16. 18 fg. (buddh)<br />

— 141. 78 (= brahman)<br />

sūtradhāra 216. 93<br />

Register. 359<br />

Sūrya 67 (Comm.)<br />

sūrya 44 (Gott)<br />

— _prajñapti 316 (jain.)<br />

— siddhānta 266. 75—77.<br />

— °opaniṣad 171. 88<br />

(sapta) sūryās 268 (267)<br />

sūryāruṇa (smṛti) 298<br />

Sṛñjaya 136. 46<br />

setubandha 213<br />

Saitava 66<br />

Saindhava, °vāyana 163<br />

sobha, °nagaraka 215<br />

soma 69 (Gott)<br />

— (opfer) 72. 118<br />

Somadeva 220<br />

Someśvara 291 mus.<br />

Saujāta 303<br />

Sauti 37<br />

sautrāntika 329<br />

sautrāmaṇī 118. 20. 31. 34<br />

saubhika 215; s. śaubhika<br />

Saumāpau 148<br />

Saumilla 221<br />

saurasiddhānta 276<br />

saulabhāni brāhmaṇāni 61. 105<br />

Sauśravasa 116<br />

Sauśrutapārthavās 285<br />

skanda 78<br />

— purāṇa 208<br />

Skandasvāmin 45. 46. 87<br />

skandopaniṣad 189<br />

I.skabh, stabh 250<br />

stūpa 292. 326<br />

stotram 73<br />

stoma 73. 89<br />

staubhikam 69<br />

sthavira 84. 113. 325<br />

sthānaka 98<br />

Sphujidhvaja (?) 276<br />

sphuṭasiddhānta 277<br />

smaradahana 225<br />

smārtasūtra 18. 20. 36 (Śaun.), 112<br />

smṛti 18. 20—22. 89<br />

__ śāstra 21. 158. 294<br />

Srughna 254<br />

svaraparibhāṣā 91<br />

svādhyāya 8. 102. 59<br />

svābhāvika 329<br />

°svāmin 87<br />

svāyambhuva 295<br />

Svaidāyana 37<br />

haṃsanādopaniṣad 182<br />

haṃsopaniṣad 181<br />

hadda 282 arab.<br />

Hanumant 291<br />

hanumannāṭaka 220<br />

Haradatta 98. 296<br />

24*


360 Register.<br />

hari 184 (viṣṇu). 823 (indra)<br />

Hari 242. 43 gramm.<br />

harija 272 (griech.)<br />

harivanśa 37. 205. 6<br />

Hariścandra 200<br />

Harisvāmin 87. 154<br />

Hariharamiśra 157<br />

śrī Harṣa (König) 22 f. 24<br />

— 213 (naiṣadhacar)<br />

— carita 231. 333<br />

śrī Hala 161<br />

halabhṛt 209<br />

Halāyudha 66 (rnetr.). 247 (lex)<br />

hastighaṭa 129<br />

Hāridravikam 97<br />

Hārīta (Kṛṣṇa) 54<br />

— 288 med.<br />

— vṛddha° 288 (med)<br />

— (dharma) 296. 300<br />

Hāla 227<br />

Hāleya 155<br />

Hāstinapura 202<br />

aíyoxeścos 272<br />

Aegypten, Handel nach, 3<br />

Aeren, indische 220. 78. 333. 34<br />

Ahriman (und Māra) 323<br />

Akbar 302<br />

Albīrūnī 66. 206. 19. 55. 56. 66. 71.<br />

72. 75—81. 84. 92<br />

Alexander 4. 6. 29. 30. 33. 196. 238.<br />

69. 335. 36<br />

Alexandrien 274. 329<br />

Alexandrinus (Paulus) 271<br />

Algebra 273. 74. 77<br />

Alkindi 281. 82<br />

l4[ut()o%aTr}e 269<br />

Amulett 225<br />

Amyntas 326. 68<br />

avacpr} 272<br />

Andubarius 273<br />

Anfangsbuchstaben der <strong>Name</strong>n zur Bezeichnung<br />

der Zahlen 274, der Noten<br />

291<br />

Antigonus 196. 269<br />

Antiochus 196. 269<br />

ācpQo8irrj 272<br />

Aphrodisios (?) 276<br />

OLTZOKXIfia 273<br />

Apollodotos 205<br />

Apollonius von Tyana 225. 70<br />

Apotelesmata 278<br />

Araber, Astronomie 273—75. 81. 82<br />

— astronomische Ausdrücke 281. 82<br />

— Handel 237<br />

— Medicin 284. 88. 89<br />

hitopadeśa 229<br />

hibuka 273<br />

Himavant 55. 287<br />

himna 272<br />

Hiraṇyakeśi 110. 12<br />

— śākhīyabrāhmaṇam 101<br />

Hiraṇyanābha 177<br />

Hutāśaveśa 284<br />

Hūṇa 260<br />

hṛdroga 272<br />

heṭṭhā 98<br />

Hemacandra243(gr.),47(lex).3l6(jain)<br />

helayas, helavas 196<br />

Helārāja 367<br />

heli 272<br />

Haimavatī 81. 173<br />

Hairaṇyanābha 139<br />

Hailihiīa 202<br />

hotar 14. 73. 95. 98. 120. 21<br />

horā 271. 72; — °śāstra 272. 78<br />

hantraka 111<br />

Hrasva 124<br />

Araber, Musik 291<br />

— Philosophie 256<br />

— Zahlzeichen 274<br />

Archimedes 274<br />

Ardṣabahr 273. 77<br />

arenarius 274<br />

āśTjs 272<br />

Arim, Arin, coupole d' 275<br />

Aristoteles 251<br />

Arithmetik 273. 74. 77<br />

Arkand 277<br />

Arrian 4. 117. 51<br />

Arsaciden 338<br />

ars amandi 285<br />

Asklepiaden, Eid der 287<br />

āōTQ0V0fÁia der Inder 33<br />

Atome 261<br />

aux, augis 275<br />

Avesta 6. 39. 165 (indische <strong>Name</strong>n der<br />

Theile des). 322<br />

Avicenna 290<br />

Babrius 228<br />

Babylon 2. 265<br />

Bagdad 273. 89<br />

Baktrien 224 s. vahlika<br />

Bali, Insel 205. 12. 25<br />

Bardesanes 329<br />

Barlaam 327<br />

Baṣkar 280. 81<br />

ßa


Bettelwesen, religiöses 255<br />

Bhabra, Missive von 311. 313. 14<br />

Bihāri Lāl 228<br />

Bo8SaS2d<br />

Boethius 274<br />

Bśaxfiavai, 30<br />

Buddhisten, Buddhismus 3. 4. 21. 24.<br />

29. 86. 87. 109. 22. 53. 67. 83.<br />

222. 45. 53. 54. 65. 94. 95. 98.<br />

302 fg.<br />

buddhist nuns 299<br />

Bundeheṣ 265<br />

Caes;ir 205<br />

Ceylon 209. 307. 11. 12. 14<br />

— Medicin in 337<br />

Cambodia 194<br />

Chaldäer, Astronomie 265 337(Xarustr)<br />

Chaos 250<br />

Chinesen, Angaben über Kaniṣka's<br />

Zeit 306<br />

— Mondhäuser 264. 65. 337 (Kio­Reihe)<br />

— Reisende s. Fa Hian, Hiouan Thsang<br />

— Übersetzungen 246 (Amara), 310.<br />

19. 20 (buddh)<br />

Chirurgie 288<br />

%QTjfiariofios i}.xevo§QOfios) 273<br />

christl. Einflüsse 78. 206. 55.320.27.67<br />

christlicher Ritus, beeinflußt vom buddhistischen<br />

(u. umgekehrt) 326. 27<br />

christliche Secten, indischer Einfluß<br />

darauf 256. 329<br />

Chronicon Paschale 273<br />

Oitate, Text darin 198. 297<br />

Clemens Alexandrinus 326<br />

Commentare, Sicher, d. Text, durch 198<br />

Constantius 273<br />

Copisten, Fehler der 198<br />

Credo­Formeln 183<br />

Curtius 151<br />

Cyclus zu 5 und zu 6 Jahren 125. 264<br />

Damis 270<br />

Dāra Shakôh 302<br />

Deimachos 269<br />

8sxavos 272<br />

Dekhan 4. 6. 209. 301<br />

dekhanische Recension 225<br />

Delphin, E m blem d.Liebesgottes 269.368<br />

dr}[A,r]Tr}Q 38<br />

Demiurgen 250<br />

denarius 246. 324<br />

Dhauli 195. 314<br />

Diagramme 329<br />

Dialekte 6. 192 fg. 314. 15. 19<br />

Sia{i8T(>ov 273<br />

8iSvfios 272<br />

Diespiter 38<br />

Dio Chrysostomos 202. 5<br />

Register. 361<br />

Dionysius 269<br />

/twvvōos 6<br />

8oQv


362 Register.<br />

griechisch-baktrische Reiche 205. 24.<br />

32. 37. 69. 304<br />

griechische Sklavinnen 220. 69<br />

— Wörter 272. 73<br />

Guido von Arezzo 291. 367. 68<br />

Guzerate 154. 95. 224. 69<br />

Gymnosophisten 29<br />

Handschriften, spätes Datum der 198.<br />

332. 33 (älteste)<br />

r}Xios 272<br />

Häuser, zwölf 271. 300 (astr)<br />

'He«¾yb/S 6. 151. 202. 51<br />

Heraclius 273<br />

l<br />

Eqfirje 272<br />

'Eśfieiaś 38<br />

Hindostan 4. 6. 10. 11. 19. 42. 43.<br />

77. 204. 9. 301. 15<br />

Hinterindien, geograph. <strong>Name</strong>n in 195<br />

Hippologie 285<br />

Hiuan Thsang 234—37. 306. 19<br />

Homer, indischer 202. 5<br />

— Sagenkreis des 211<br />

act] 272<br />

OQIŚCOV 273<br />

humores, drei 285<br />

Huśravaṃh 40<br />

I8QO%OOS 272<br />

vXoßioi 30. 31. 52<br />

vnoyeiov 273<br />

Ibn Abi Uśaibiah 284<br />

Ibn Baithar 284<br />

i%&vs 272<br />

Indoskythen 237. 304<br />

Indus 10. 11. 40. 42. 235. 304<br />

Inschriften 199. 231. 32. 44. 335<br />

Java, Insel 205. 12. 24. 25. 45. 90. 98<br />

Josaphat 327<br />

Kabul 3. 196<br />

kafu (kapi) 3<br />

Kāgyur 310. 13. 68<br />

Ka&aia 332<br />

Kaikavūs 40<br />

Kaikhosrū 40<br />

Kaiila va Dimna 229<br />

Kalmückische Übersetzungen 310<br />

Kafißca&oXot 97. 287<br />

kanaresische Übersetzung 206<br />

Kanerki s. Kaniṣka<br />

Kanheri 311<br />

Kankah 287<br />

Kapur di Giri 195 s. Kapardigiri<br />

Kafißvarjc 195<br />

Kaṣmir 236. 40. 310. 15. 32­37. 67.68<br />

Kasten 10. 19. 86. 122. 23. 79. 94.<br />

305. 8. 9. 21. 26<br />

Kava Uś 40<br />

Kavi-Sprache, Grund des <strong>Name</strong>ns 212<br />

K8vo8śofioi 273<br />

xevTQov 272. 73<br />

xr]7toe 3<br />

KeQßecos 38<br />

Ketzer 108<br />

mvvQOL 322<br />

Kio-Reihe 337<br />

Klöster 292. 99. 326<br />

XOXOVQOŚ 272<br />

Kco


133. 256. 303 (s. noch anga, kavi,<br />

tantra, sūtra)<br />

Nearch 16<br />

Nepal 310. 30<br />

Nerengs 61<br />

Neu­Pythagoräer 274<br />

nördliches Indien, reinere Sprache 28.<br />

49. 94. 315<br />

Noten, sieben 177. 367. 68<br />

Null 274<br />

Nūṣirvan 229<br />

ophir 3<br />

omina 75. 169. 282. 83<br />

ordale 79<br />

orissa 195. 368<br />

olbī 219<br />

OVQOLVOS 38<br />

"OŚrjvri 269 (s. Arin)<br />

'OivSśaxai 238<br />

Pahlav 338<br />

Pāli-Bearbeitung des Amarakoṣa 247<br />

— des Manu 297<br />

nav8aia 151. 203<br />

Pantheismus 259<br />

7tOLQ&EVOS 272<br />

Parther 331. 38<br />

Pattalene 304<br />

Paulus Alexandrinus 271. 72<br />

— al Yūnānī 271<br />

Pehlvi, Übersetzung in 229. 85<br />

Penjab 2. 3. 97. 224. 65. 69. 329<br />

Periplus 4. 6<br />

Permutationen 274<br />

Persa­Arier 6. 147. 64. 94<br />

Perser 3. 331. 38; — 291 (mus.). 368<br />

(arch)<br />

persisches Epos 40. 204<br />

persische Übersetzung d. Upaniṣad 172<br />

persischer veda 39. 164. 65<br />

persönliche Gottheit 183. 84<br />

līevxeXaeoris 287<br />

Pfauen, Export nach Bāveru 2. 3<br />

Philosophenritt 368<br />

tpaaig (?) 273<br />

Philostratus 269<br />

Phoenicier, Handel 2. 3. 265<br />

Phoibos Apollon 292 (Typus des)<br />

Pholotoulo 235<br />

Phonini 235. 37<br />

Planeten 108. 69. 266—68. 72­­­73.<br />

99. 324<br />

Piaton (König) 292<br />

Plinius 151<br />

Plutarch 326<br />

Polarstern 108<br />

n^afivai 30. 261<br />

Prosa, gestörte Entwicklung der 199<br />

Register. 363<br />

Ptolemaios 196. 269 (zwei)<br />

—* geogr.­astr. 151. 270. 368<br />

Quadratur des Kreises 274<br />

Rahmen­Erzählung 230<br />

Reliquiendienst 326<br />

Rgya Cher Roi Pa 202. 310<br />

Rhazes 290<br />

Rosenkranz 326<br />

Salomo's Zeit, Handel nach Indien zu 3<br />

J2av8QoxvTtTos 234. 39<br />

2aqiiavai 30<br />

Schachspiel 293. 94<br />

Schakal und Löwe 228. 29<br />

Schaltmonat 264. 80 (drei im Jahr!)<br />

Schenkungsurkunde 232<br />

Schöpfung 250. 51<br />

Schrift 10. 13. 14. 16 ; —der Yavana<br />

238. 335. 36<br />

schriftliche Aufzeichnung24. 159.311.15<br />

Schriftsprache 194 fg.<br />

Schulen, große Zahl der vedischen 157<br />

Seelenwanderung 80. 251. 308<br />

Seleukos 4. 269<br />

Selige, Welt derselben 55. 80<br />

semitischer Ursprung der ind. Schrift 16<br />

der Thierfabel 228<br />

Serapion 290<br />

sieben Noten 177. 291. 367. 68<br />

Sindhend 273. 77<br />

Singhalesische Übersetzungen 311<br />

Gxoś7tios 272<br />

2xv&iavos 329<br />

snake 322<br />

Sonnengänge, Sterngrenzend.beiden 108<br />

Sonnenjahr 264<br />

Speusippos (?) 276<br />

Steinbau 292<br />

Strabo 6. 30. 33. 262. 64<br />

Stylarten, landschaftlich geschieden 249<br />

Sufismus (Śūf°) 255<br />

avvacpī] 272<br />

JSvQaOXQT]VTJ 83<br />

.2'a>9"rty«arji'os 269<br />

Tagesbeginn, mit Mitternacht 272<br />

Tandjur 226. 27. 43. 46. 63. 86. 94<br />

Tanz 213 fg.<br />

Tarnkappe 283<br />

rav(>os 272<br />

tausend-<strong>Name</strong>n-Gebete 225<br />

Texte, Unsicherheit der 198. 241<br />

Thierfabel 77. 228. 320<br />

Thurmbau 292. 326<br />

Tibeter, Übersetzungen der 225. 29.<br />

310. 13. 20; — s. Dsanglun, Kāgyur,<br />

Rgya Cher Roi Pa, Tandjur<br />

Tiridates 3. 331<br />

TofoT7?S 272


364 Register.<br />

Tonleiter 367. 68<br />

TQiycovos 273<br />

trojanischer Sagenkreis 211<br />

tukhiīm, Pfauen 3<br />

Urkunden 232. 99<br />

Übersetzungen s. Araber, Chinesen, Kalmückisch,<br />

Kanaresisch, Kavi, Mogolisch.<br />

Pāli, Pehlvi, Persisch, Singhales.<br />

Valentinian 329<br />

vergleichende Mythologie 38. 39<br />

Volkssprache 6. 192 fg. 220<br />

weltalter 264 (s. yuga)<br />

Yeṣts 61. 322<br />

Ambros 368<br />

Ānandacandra 64. 75. 87<br />

Anquetil du Perron 56. 106. 71. 72. 80<br />

Aufrecht 16. 35. 47. 64. 88. 92. 123.<br />

66. 208. 18. 27. 41. 43. 47. 49. 60.<br />

61. 75. 78. 79. 85. 91. 335. 36<br />

Bālaśāstrin 240. 43. 48. 52. 54. 55. 61<br />

Ballantyne 240. 43. 52. 54. 61<br />

Banerjea 208. 52. 55. 61<br />

Bāpu Deva Śāstrin 276. 80<br />

Barth 275<br />

Barthélémy St. Hilaire 252<br />

Bayley 325<br />

Beal 312. 19. 20. 29<br />

F. Benary 213<br />

Benfey 16. 24. 47. 48. 70. 72. 129.<br />

74. 229. 86. 91. 92. 320. 26. 34. 35<br />

Bentley 275. 85. 86<br />

Bergaigne 367<br />

Bertrand 219<br />

Bhandarkar 65. 167. 235. 40<br />

Bhāu Dajī 243. 72—80. 385<br />

Bibliotheca Indica s. Ballantyne, Banerjea,<br />

Cowell, Hall, Rājendra L M.,<br />

Roer etc.<br />

Biot 264. 65<br />

Bird 335<br />

Böhtlingk 24. 117. 227. 33—37. 39.<br />

40. 43. 47<br />

v. Bohlen 291<br />

Bollensen 48<br />

Bopp 194. 206<br />

Boyd 224<br />

Bréal 39. 331<br />

Brockhaus 229. 80<br />

Browning 92<br />

Bühler 54. 59. 101. 7. 11. 68. 71.<br />

81. 88. 89. 213. 29. 31. 33.<br />

38. 49. 77. 91. 96-98. 300. 1.<br />

32—37. 67<br />

Burgess, Eb. 265. 76; - Jas. 232<br />

Yima 40<br />

Yūasaf. Yūdasf. Būdsatf 327<br />

Zahlbezeichnung durch Appellat. 66.156<br />

— durch alphabetische Reihenfolge der<br />

Buchstaben 238<br />

— durch Buchstaben 275<br />

Zahlzeichen m. decimal. Stellenwerth 274<br />

Zauber­Kunst, ­Salbe, ­Spiegel 283<br />

Zsvg 38<br />

— Planet 272<br />

Zodiakalbilder 108. 245. 66. 72. 73. 75<br />

Zohak 39<br />

t,vyov 272<br />

Burnell 3. 14. 16. 21.24. 45. 46. 67.<br />

71. 75. 82. 91. 100. 4. 11. 12. 14.<br />

67. 71. 81. 82. 89. 94. 220. 29.<br />

32. 38. 42. 63. 74. 89. 335<br />

Burnouf 89. 122. 79. 95. 207. 16. 63.<br />

308. 10-12. 15—18. 20. 26. 28<br />

Candrakānta Tarkālaṃkāra 93<br />

Cappeller 243. 49<br />

Carey 211<br />

Childers 194. 312. 15. 25. 28<br />

Clough 312<br />

Colebrooke 46. 66. 102. 64. 67. 73.<br />

75. 81. 219. 20. 43. 46. 47. 52.<br />

54. 55. 59. 60. 62. 74. 77­81. 85.<br />

88. 300. 301<br />

Coomāra Svāmy 312<br />

Cowell 46. 47. 55. 56. 100. 7. 8. 10.<br />

224. 43. 51. 52. 54. 55. 59. 74.<br />

301. 68<br />

Cox 39<br />

Csoma Körösi 216. 26. 86. 304. 10. 13.<br />

Cunningham 194. 95. 220. 31. 32. 92.<br />

333. 68<br />

d'Alwis 312<br />

Davids 337<br />

de Gubernatis 39<br />

Delbrück 48. 367<br />

Girard de Rialle 3<br />

Dietz 285<br />

Donner 20. 60<br />

Dowson 156. 232. 333<br />

Dümichen 3<br />

Duncker 328<br />

v. Eckstein 107<br />

Eggeling 232. 43. 333. 68<br />

H. M. Elliot 256. 85<br />

w. Elliot 171<br />

Fauche 205. 11<br />

Fausböll 312. 23<br />

Feer 205. 310. 12. 19<br />

Fergusson 232. 92. 333


Flügel 289<br />

Foucaux 202. 6. 17. 305. 10. 19<br />

Friederich 205. 12<br />

Gangādhara Kavirāja 289<br />

Garrez 228<br />

L. Geiger 367<br />

Geldner 331<br />

Gildemeister 179. 246. 56. 89<br />

Giriprasādavarman 128<br />

Paul Goldschmidt 213<br />

Siegfried Goldschmidt 71. 213<br />

Goldstücker 13. 16. 24. 96. 110. 44. 60.<br />

210. 24. 38. 40. 41. 44. 59. 69. 368<br />

Gorresio 211<br />

Gough 252. 61<br />

Govindadevaśā8trin 254<br />

Grassmann 47. 48<br />

Griffith 211<br />

Grill 224<br />

Grimblot 312<br />

Grohmann 283<br />

Grube 190<br />

v. Gutschmid 205<br />

Haag 221<br />

Haas 20. 64. 93. 158. 69<br />

Haeberlin 218<br />

Hall 117. 208. 21. 24. 29. 31. 48.<br />

49. 52. 54. 75. 76. 333<br />

Hankel 274<br />

Haracandra vidyābhūṣaṇa 167<br />

Hardy 312. 24<br />

Haug 24. 27. 35. 52. 65. 67. 101. 3.<br />

11. 67—69. 71. 79. 91. 338<br />

Hessler 286. 87<br />

Heymann 248<br />

nillebrandt 367<br />

Hodgson 310. 11. 29. 368<br />

Holtzmann 217. 45. 47. 97<br />

Hue 327<br />

īśvaracandra vidyāsāgara 222. 52<br />

Jacobi 212. 21. 31. 71. 73. 78. 99<br />

Jaganmohanaśarman 248<br />

Jayanārāyaṇa 260. 61<br />

Jīvānanda vidyāsāgara 289<br />

Johäntgen 112. 255. 96. 98. 99. 304<br />

Sir W. Jones 291<br />

Stan. Julien 234. 320<br />

Kaegi 331<br />

Kaṣinath Trimbak Telang 211<br />

o. Keller 228. 29<br />

vans Kennedy 188<br />

Kern 66. 195. 220. 21. 31. 40. 61.<br />

75­79. 86. 97. 307. 12. 19<br />

Kielhorn 27. 67. 75. 105. 11. 71. 88.<br />

229. 42. 43<br />

Kittel 206<br />

Klatt 330. 34<br />

Register. 365<br />

Knighton 221<br />

Koppen 302. 27. 28. 68<br />

Kosegarten 229<br />

Ad. Kuhn 26. 35. 38. 38. 67<br />

E. Kuhn 312. 15<br />

Laboulaye 327<br />

Langlois 47. 206<br />

Lassen 4. 30.83.192.96.201.2.6 7.15.<br />

16. 19. 21. 22. 31. 34. 36. 37. 43.<br />

46. 56. 62. 64. 69. 70. 72.75. 78. 91.<br />

93. 94. 306—9. 11. 15.19.21.28.29<br />

Lefmann 319<br />

Leitner 292<br />

Letronne 245<br />

Liebrecht 327<br />

van der Linde 294<br />

Loiseleur Deslongchamps 247<br />

Lorinser 367<br />

o. Loth 282<br />

A. Ludwig 267. 331<br />

Madhusūdana Gupta 289<br />

Maheśacandra Nyāyaratna 100. 259<br />

Marṣman 211<br />

Mayr 297<br />

Minayeff 3. 312. 23<br />

E. Müller 319<br />

Fr. Müller 337<br />

M.Müller 16. 17. 20. 24. 33.35.38.<br />

39. 46. 47. 52. 54. 60. 64. 65. 67.<br />

69. 75. 103. 11. 17. 28. 57. 67.<br />

71. 92. 96. 222. 38. 42. 51 — 53.<br />

58. 61­63. 65. 96. 300. 6. 27<br />

Muir 44. 227. 311. 19. 31<br />

Nève 329<br />

Nöldeke 338<br />

olṣausen 331. 38<br />

Patterson 291<br />

Pavie 205<br />

Pertsch 65. 331<br />

Petersburger Wörterbuch 16. 115. 19.<br />

23. 56. 284. 325<br />

Pischel 223. 24. 43. 315. 33. 34<br />

Poley 54. 154<br />

Pater Pons 233. 72<br />

Pramadādāsa Mitra 248<br />

Premacandra Tarkavāgīśa 249<br />

Prinsep 196. 245<br />

Rādhākānta Deva 294<br />

Rājārāmaśāstrin 240<br />

Rājendra Lāla Mitra 67. 71. 80. 92.<br />

103. 4. 57. 67. 71. 75. 79. 80-82.<br />

84. 87. 88. 90. 219. 37. 90. 93.<br />

316. 19. 32. 35. 67. 68<br />

Rāmamaya Tarkaratna 175. 86<br />

Rāmanārāyaṇa 64, 100. 261<br />

Rām Rāz 293<br />

Rask 312


366 Register.<br />

Régnier 37. 65<br />

Reinaud 66. 164. 219. 20. 34. 36. 46.<br />

56. 70. 71. 74—77. 80. 81. 84. 87.<br />

92. 327<br />

Renan 329<br />

Rieu 247<br />

Roer 47. 52. 56. 59.80. 81.100.3. 6.28.<br />

54. 71. 74. 77. 78. 248. 52. 61. 80<br />

Rosen 47<br />

Rost 72. 208. 97. 333<br />

Roth 8. 24. 27. 35. 39. 42. 46. 47.<br />

52. 69. 76. 88. 113. 24. 62. 63. 66—<br />

68. 94. 218. 19. 64. 86. 87. 89. 322<br />

Royle 290<br />

Sachau 271<br />

Satyavrata Sāmāśrami 72. 319<br />

Shankar Pandit 221<br />

Schiefner 61. 202. 26. 29. 43. 310.<br />

20. 26. 27. 36. 68<br />

E. Schlagintweit 330<br />

A.w. v. Schlegel 211. 48. 93<br />

Schlüter 251<br />

Schmidt 308. 10. 26. 68<br />

Schönborn 52<br />

Schwanbeck 21<br />

Sédillot 265<br />

Senart 312. 24<br />

Speijer 20. 112. 58<br />

Spiegel 312. 20. 26<br />

Steinschneider 265<br />

Stenzler 36. 60. 64. 158. 212. 22. 86.<br />

95. 96. 98. 99<br />

Stevenson 47. 71. 316. 33<br />

Storck 337<br />

Strachey 280<br />

Streiter 60<br />

Tārānātha Tarkavācaspati 201. 43<br />

J. Taylor 280<br />

w. Taylor 171. 79. 81. 84. 87-90<br />

Thibaut 65. 274<br />

Thomas 232. 74<br />

Turnour 311. 12. 26. 37<br />

Vaux 232. 92<br />

Vecanarāma 206<br />

Viśvanāthaśāstrin 66<br />

Vinson 3<br />

Vullers 286<br />

A. wagener 228<br />

warren 316<br />

wassiljew 320. 29. 36. 37<br />

weigle 206<br />

A. A. west 333<br />

R. west 296. 87<br />

E. w. west 333<br />

westergaard 24. 201. 18. 20. 39. 47.<br />

303. 6. 12. 15. 23. 33<br />

T. wheeler 206. 69. 99.<br />

whiṣ 272<br />

whitney 2. 25. 70. 113. 66. 68. 264.<br />

65. 75. 76<br />

wilkins 245<br />

Wilkinson 280<br />

williams 206<br />

H. Wilson 48. 164. 96. 206. 8. 21 —<br />

24. 29. 32. 37. 46. 53. 54. 67. 86.<br />

88—90. 99. 304. 25. 26<br />

J. Wilson 333<br />

Windisch 317<br />

Windischmann 80. 260<br />

Wise 268. 89<br />

Woepcke 271. 74. 75<br />

Zimmer 367


NACHTRAGLICHE ZUSÄTZE.<br />

Pag. 34, 16. Delbrück macht in seiner Anzeige der „siebenzig Lieder des<br />

Ṛgveda" in der Jenaer Lit. Z. vom 4. Decbr. d. J. p. 867 darauf aufmerksam,<br />

daß in den Büchern 2 — 7 die Hymnen an Agni und Indra nach der Zahl<br />

der verse in absteigender Linie geordnet sind. — Not. 3<br />

­ Hier ist noch zu<br />

nennen Abel Bergaigne’s Anzeige der „Siebenzig Lieder des Ṛgveda" in der<br />

Revue critique vom 11. Decbr. und 18. Decbr. d. J., Alfred Hillebrandt's<br />

Abhandlung „über die Göttin Aditi" (Breslau 1876), H, Zimmer's Abhandlung<br />

„ Parjanya Fiörgyn vāta Wodan " in der Zeitschrift für deutsches Alterthum,<br />

neue Folge VII, 164 fg. — pag. 52. Von einer Ausgabe des Aitareya Āraṇyaka<br />

mit Sāyaṇa's Commentar, durch Rājendra Lāla Mitra ist mir soeben (3O.Nov)<br />

das erste Heft zugekommen, s. Bibl. Indica New Ser. No. 325; der Text geht<br />

bis I, 4, 1. — Not. 2ü<br />

2 2 5<br />

'­ lies: Indische Skizzen p. 88. 91. — Not. Bühler<br />

hat seinem Briefe aus Kaṣmir zufolge daselbst jetzt auch das Nilamatam gefunden,<br />

welches Kalhaṇa benutzte, sowie die taraṃgiṇī des Kṣemendra und des<br />

Helārāja; für die rājataraṃgiṇī selbst stehen wesentliche Verbesserungen in Aus­<br />

2 4 8<br />

sicht. — Not. Auch für die alaṃkāra ­ Literatur wird Bühler's Reise<br />

nach Kaṣmir sehr reiche Ausbeute ergeben; die Werke sind aus dem 9. bis<br />

13. Jahrhundert. — pag. 255, 20 während ich in meiner Abhandlung über die<br />

Śv etāśvataropaniṣad es unentschieden lassen mußte, ob für deren Zeit, speciell<br />

für das in ihr vorliegende monotheistische yoga­System eine Bekanntschaft mit den<br />

entsprechenden Lehren des Christenthums anzunehmen sei oder nicht (s. Ind.<br />

Stud. I, 423), hat dagegen Lorinser in seiner Bearbeitung der Bhagavadgītā<br />

(Breslau 1859) eine dergl. Bekanntschaft für dieses Gedicht unbedingt angenommen.<br />

Vom Standpunkt der literargeschichtlichen Chronologie läßt sich<br />

dagegen kein triftiger Einwand machen; auch sind einige der von ihm geltend<br />

gemachten Punkte in der That nicht ohne Bedeutung; im Grossen und Ganzen<br />

aber hat Lorinser die Tragweite seiner Beweisführung viel zu hoch ange­<br />

3 1<br />

schlagen ; die Frage ist noch immer sub judice. — Not. •* Sollte etwa<br />

das seit Guido von Arezzo übliche Wort: gamma (französisch gamme),<br />

Tonleiter, auf das gleichbedeutende sanskr. grāma (prākr. gāma) zurückgehen<br />

und somit darin noch eine direkte Spur des indischen Ursprunges der<br />

7 Noten vorliegen? Vergl. Ludwig Geiger's gerade entgegengesetzte Vermuthung<br />

in seiner Schrift: Ursprung der Sprache (I, 458. 1868). Die gewöhnliche<br />

Erklärung dieses Wortes ist ja freilich die, daß es von dem F Gamma<br />

stammt, welches an der Spitze der 21 Töne von Guido's Skala steht, übrigens<br />

„ schon mehr als ein Jahrhundert vor ihm bekannt und gebräuchlich,


368<br />

Nachträgliche Zusätze.<br />

wenn auch nicht allgemein" war, s. A.W. Arabros Geschichte der Musik II,<br />

151 (1864). Da man „in den höheren octaven bereits ein G und g hatte, so<br />

mußte man für den gleichlautenden tiefsten Ton den griechischen analogen<br />

Buchstaben nehmen". Dieses „ mußte" ist nun aber denn doch nicht so ganz unbedingt.<br />

Vielmehr könnte eben immerhin bei dessen Wahl und dann weiter bei<br />

der direkten Verwendung desselben im Sinne von „Tonleiter" ursprünglich<br />

eine Reminiscenz an das indische Wort mitgespielt haben, ohne daß übrigens<br />

Guido selbst noch etwas davon gewußt zu haben braucht. — pag. 292, 6 Es<br />

ist bemerkenswerth, daß die am Schluß von Tāranātha's Geschichte des Buddhismus<br />

(bei Schiefner p. 278 fg.) enthaltenen Angaben über „die Art des Entstehens<br />

der Anfertigung von Bildnissen" ausdrücklich auf die Zeit des Königs<br />

Aśoka und des Nāgārjuna als die Blüthezeit der Yakṣa­Künstler und Nāga­<br />

Künstler hinweisen. In einem kürzlich in der Petersburger Akademie gehaltenen<br />

Vortrag (s. deren Bulletin vom 25.Novbr. d. J) hat Schiefner einige „indische<br />

Künstleranekdoten'' aus dem Kāgyur mitgetheilt, in denen u. A. speciell auf die<br />

Yavana als vortreffliche Maler und Mechaniker hingewiesen wird. Über bildliche<br />

Darstellungen des Kampfes des Kaṃsa und Kṛṣṇa s. die Angaben im<br />

Mahābhāṣya, Ind. Stud. XIII, 354. 489; und über käufliche Götterbilder<br />

zu Pāṇini's Zeit Goldstücker im „ Pāṇini " pag. 228 fg., Ind. Stud. V, 148.<br />

xlll, 331. — pag. 292, 24 Im soeben erschienenen fünften Band von<br />

A. Cunningham's Report of the Archaeological Survey of India unterscheidet<br />

derselbe (p. 185 fg.) einen Indo­Persian style, dessen Bestehen er in die<br />

Zeit der persischen Suprematie Uber das Industhal von 500—330 setzt, und<br />

drei Indo­Grecian styles, von denen der Ionische „prevailed" in Taxila, der<br />

Corinthische in Gandhāra, der Dorische in Kaṣmir. Rājendra Lāla Mitra in<br />

vol. I seines Prachtwerkes., the Antiquities of orissa(1875) macht freilich in patriotischem<br />

Interesse entschieden Front gegen jeden griechischen Einfluß auf die<br />

indische Baukunst etc. (auf p. 25 wird meine Vermuthnng über die Beziehungen<br />

zwischen asura Maya, Turamaya, Ptolemaios, s. oben p. 270, Ind. Stud. II, 243,<br />

etwas arg verunstaltet mitgetheilt); aber auf seinen Tafeln machen z. B. die<br />

beiden Brunnennymphen pl. XVI nro. 46 einen entschieden antiken Eindruck;<br />

und die Bajadere auf pl. XVIII nro. 59 aus dem Tempel von Bhuvaneśvara,<br />

Mitte des 7. Jahrh. (p. 31), stützt sich mit der Rechten, wie es scheint, auf einen<br />

Delphin, neben dem ein Eros(?) kauert, könnte resp. recht wohl Nachbildung<br />

einer Darstellung der Venus sein (vgl. Rāj. p. 59), — pag. 310 not.* u. pag. 319<br />

not.* Soeben erschien ein von Cowell und Eggeling angefertigter Catalog der<br />

Hodgson'schen Sammlung buddhistischer Sanskrit-Manuscripte „in the possession<br />

of the Royal Asiatic Society". — pag. 310 not.** Aus dem Kāgyur übersetzt,<br />

hat Schiefner soeben einen Cyclus buddhistischer Erzählungen unter dem<br />

Titel: „ Mahākātyāyana und König Tschanda Pradjota" erscheinen lassen ;<br />

die neunte dieser Erzählungen enthält (s. p.VII. 26 fg.) die nunmehr wohl älteste<br />

Relation des im Pañcatantra (IV, 6) wie hier von dem König selbst, dagegen in<br />

einer im Anhang (p. 66) mitgetheilten arabischen Erzählung aus dem neunten<br />

Jahrhundert, und sodann auch bei uns im Mittelalter, von dessen weisem Rathgeber<br />

berichteten sogenannten „Philosophenrittes". — pag. 826 not* Freund Schiefner<br />

macht mich darauf aufmerksam, daß er die Identification des <strong>Name</strong>ns Basili mit<br />

ßa

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!