FILE Name: Web876__Weber_IndischeLiteraturgeschichte.pdf ...
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<strong>FILE</strong><br />
<strong>Name</strong>: <strong>Web876</strong>__<strong>Weber</strong>_<strong>IndischeLiteraturgeschichte</strong>.<strong>pdf</strong><br />
PURL: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl/?gr_elib-3<br />
Type: Searchable PDF/A (text under image), index/bookmarks<br />
Encoding: Unicode (ā ī ū ṛ ṝ ḷ ḹ ṅ ñ ṭ ḍ ṇ ś ṣ ḥ ṃ ...)<br />
PLEASE NOTE: In the searchable background text, <strong>Weber</strong>'s diacritics have been<br />
standardized according to the above list. Thus, your search for "ṅ" will return <strong>Weber</strong>'s<br />
"n̄" for guttural nasal in the image text. Accordingly, your search for "ś" will return<br />
<strong>Weber</strong>'s "ç", etc. Anunāsika has been replaced with anusvāra ("ṃ").<br />
Date: 25.4.2008; REVISION: #1: 11.7.2011<br />
BRIEF RECORD<br />
Author: <strong>Weber</strong>, Albrecht<br />
Title: Akademische Vorlesungen über indische Literaturgeschichte. Zweite,<br />
vermehrte Auflage.<br />
Publ.: Berlin : Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1876<br />
Description: xii, 368 p.<br />
FULL RECORD<br />
http://gretil.sub.uni-goettingen.de/gr_elib.htm<br />
NOTICE<br />
This file may be copied on the condition that its entire contents, including this data sheet,<br />
remain intact.<br />
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AKADEMISCHE VORLESUNGEN<br />
ÜBER<br />
INDISCHE LITERATURGESCHICHTE.<br />
VON<br />
ALBRECHT WEBER.<br />
ZWEITE, VERMEHRTE, AUFLAGE.<br />
BERLIN,<br />
FERD. DÜMMLERS VERLAGSBUCHHANDLUNG.<br />
HARRWITZ & GOSSMANN.<br />
1876.<br />
Nil desperari —<br />
Auch hier wird es tagen!
BÖHTLINGK UND ROTH<br />
DEN FREUNDEN<br />
BEI DER VOLLENDUNG DES SANSKRIT-WÖRTERBUCHS<br />
ZUGEEIGNET.
VORWORT<br />
Die Jugendarbeit, die hier in neuer Auflage erscheint,<br />
war schon mehrere Jahre lang vergriffen. Sie unverändert<br />
wieder herauszugeben, ging nicht wohl an; eine<br />
völlige systematische Umarbeitung vorzunehmen aber<br />
war mir, bei dem Drange anderweiter Arbeiten, aus<br />
Mangel an Zeit nicht möglich. So ruhte denn die<br />
Sache. Wenn ich mich nun jetzt, dem dringenden<br />
Wunsche des Herrn Verlegers zu entsprechen, schließlich<br />
doch noch zu der vorliegenden Ausgabe, welche den<br />
ersten Text zwar unverändert läßt, zugleich aber auch<br />
dem jetzigen Standpunkt der Wissenschaft durch die neu<br />
hinzugetretenen Noten gerecht zu werden sucht, entschlossen<br />
habe, so geschah dies in der Meinung, daß<br />
die bedeutenden Fortschritte der Wissenschaft seit dem<br />
ersten Erscheinen des Werkes nicht klarer vor Augen<br />
gestellt werden könnten, als gerade in dieser Weise,<br />
und daß diese Ausgabe somit eben zugleich dazu<br />
dienen könnte, gewissermaßen eine Geschichte der<br />
Sanskṛtstudien während der letzten 24 Jahre in nuee<br />
vorzuführen. Es kam dazu, daß ich nur so im Stande<br />
war, der durch die Herren Trübner & Co. in Absicht
vl<br />
Vorwort.<br />
genommenen englischen Übersetzung, die doch unmöglich<br />
jetzt noch, wie es die in Paris 1859 erschienene<br />
französische Übersetzung*) that, den ersten Text<br />
allein geben durfte, eine kritisch gesicherte Grundlage<br />
zu verschaffen. Gerade bei der Durchsicht des Werkes,<br />
die ich zum Behuf seiner Bearbeitung für diese englische<br />
Übersetzung unternahm, drängte sich mir die Hoffnung,<br />
ja die Überzeugung, auf, daß sich, wenn einmal eine<br />
völlige Umarbeitung desselben außer Frage war, eine<br />
Ausgabe wie die vorliegende auch in deutschem Gewände<br />
werde vertreten lassen können. Ich sah zu<br />
meiner Freude, daß sich mein Jugendwerk gut bewährte<br />
und daß ich nur wenig unbedingt Irriges darin<br />
fand, wenn auch Vieles noch jetzt ebenso unsicher und<br />
unerledigt bleibt; während andrerseits Vieles nun doch<br />
bereits klar und fest steht, was ich entweder damals<br />
nur ungewiß vermuthete, oder was dazumal noch gänzlich<br />
in Dunkel gehüllt war.<br />
Die Gewinnung kritischer Daten aus dem Inhalt der<br />
indischen Literatur behufs Herstellung einer inneren<br />
Chronologie und Geschichte derselben, nicht eine<br />
detaillirte Darstellung des Inhalts der einzelnen Werke,<br />
war von vorn herein die Absicht meiner Arbeit und<br />
ist auch bei der jetzigen Annotirung derselben, neben<br />
der Angabe der mittlerweile erfolgten Publicationen, der<br />
leitende Gesichtspunkt geblieben. Alles neu Hinzugefügte<br />
ist durch eckige Klammern markirt, stillschweigend<br />
sind nur die durch die „Errata" bereits markirten oder<br />
sonstigen leichten Druckfehler, sowie einfache Härten im<br />
Styl verbessert worden. Die alte Paginirung ist mitge¬<br />
theilt, schon um dadurch Hinweise auf später folgende<br />
*) histoire de la littérature Indienne . . . traduit de l'Allemand par<br />
Alfred S ado us Paris, A. Durand. 1859.
Vorwort. vlī<br />
Stellen, die eben nach ihr zu verstehen sind, möglich zu<br />
machen.<br />
Die Aufführung der Sanskritwörter geschieht, wenn<br />
sie nicht direkt citirt werden, in der Themaform. Eine<br />
Ausnahme bilden das einmal recipirte Wort Ṛk für<br />
Ṛksaṃhitā (p. 9) und die Neutra der ersten Declination,<br />
die ich im Nom. und Acc. Sing, in ihrer flectirten<br />
Form, in den übrigen Casus dagegen ebenfalls in ihrer<br />
Themaform gebe (; in dieser letztern Beziehung mögen<br />
in den ersten Bogen einige Inkongruenzen vorliegen,<br />
was ich zu entschuldigen bitte). Die Umschrift selbst<br />
erfolgt nach nachstehender Tabelle (das einmal recipirte<br />
Wort Sanskrit habe ich so belassen, nicht Saṃs¬<br />
kṛt, wie es sich eigentlich gehört, geschrieben; in<br />
Bezug auf anlautendes b, v bin ich mir leider nicht<br />
immer gleich geblieben, gebe z.B. bald bṛhat bald vṛhat<br />
je nach Befund der betreffenden Quellen):<br />
a ā i ī u ū ṛ ṝ ḷ ḷī e ai o au ;<br />
k kh g gh ṅ; c*) ch j**) jh ñ;<br />
ṭ ṭh ḍ ḍh ṇ; t th d dh n; p ph b bh m;<br />
y r l v; ś ṣ s h;<br />
anusvāra ṃ, im Innern des Wortes vor Sibilanten ṃ<br />
visarga ḥ.<br />
Die Zahl der Mitarbeiter hat sich während der<br />
letzten 24 Jahre bedeutend vermehrt; anstatt ihre <strong>Name</strong>n<br />
summarisch hier zu nennen, habe ich es vorgezogen,<br />
dem freilich ohnehin schon sehr erweiterten<br />
Index noch einen neuen Abschnitt hinzuzufügen, welcher<br />
zeigt, wo ich der Arbeiten eines Jeden unter ihnen<br />
mich bedient oder wenigstens auf sie verwiesen habe,<br />
*) sprich: t8ch.<br />
**) sprich: dsch.
VIII Vorwort.<br />
um so auch die Übersicht hierüber zu erleichtern.<br />
Ein Werk aber verdient hier allerdings besondere<br />
Nennung, da es unmöglich überall, wo es benutzt worden<br />
ist, hat genannt werden können, sondern, wie bei<br />
allen neueren Werken auf diesem Gebiete, stillschweigend<br />
zu Grunde liegt, ich meine das große, in diesem<br />
Sommer vollendete Sanskrit-Wörterbuch von Böht¬<br />
lingk-Roth, welches wir der Fürsorge der Kaiserlichen<br />
Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg<br />
verdanken, und dessen durch fünf Lustra sieb hinziehende<br />
Durchführung ihr sowohl wie den beiden Herausgebern<br />
zu stetem Ruhme gereichen wird.<br />
Berlin, Anfang November 1875.<br />
A. W.
Vorrede zur ersten Ausgabe.<br />
Die Vorlesungen, die ich hiermit dem engen Kreise<br />
meiner Fachgenossen und hoffentlich auch dem weiteren<br />
derer übergebe, die sich für literarhistorische Untersuchungen<br />
überhaupt interessiren, sind ein erster Versuch,<br />
und als solcher natürlich mangelhaft und mannigfacher<br />
Ergänzung und Berichtigung fähig. Das in ihnen bearbeitete<br />
Material ist zu massenhaft, und die Mittel zu dessen<br />
Bewältigung sind im Allgemeinen zu unzugänglich, als<br />
daß nicht für eine geraume Zeit die Forschungen nach<br />
der inneren, relativen Chronologie darin — eine<br />
andere ist eben nicht möglich — völlig zurückgeschreckt<br />
werden mußten. Auch ich würde eine solche Arbeit<br />
nie haben wagen können, hätte die Berliner Königliche<br />
Bibliothek nicht das Glück, die schöne Sanskrithandschriftensammlung<br />
des Sir R. Chambers zu besitzen,<br />
deren vor etwa zehn Jahren von Sr. Excellenz Geheimerath<br />
Bunsen vermittelter Ankauf durch die königliche<br />
Liberalität Sr. regierenden Majestät, Friedrich Wilhelm<br />
IV, der Sanskritphilologie eine neue Bahn gebrochen<br />
hat, auf der sie schon rüstig fortgeschritten ist.<br />
Im Auftrage der Königl. Bibliothek unternahm ich im<br />
Laufe des vorigen Jahres die Verzeichnung dieser<br />
Sammlung, als deren Resultat ein ausführlicher Catalog<br />
ziemlich gleichzeitig mit diesen Vorlesungen, die etwa<br />
als ein Commentar dazu gelten können, erscheint (bei
x<br />
vorrede zur ersten Ausgabe.<br />
Fr. Nicolai). Ich bin der frohen Hoffnung, daß mit<br />
beiden Werken, so unvollkommen sie auch vom absoluten<br />
Standpunkte aus erscheinen müssen, dennoch der<br />
Wissenschaft wohl gedient sein wird.<br />
Wie sehr ich hierbei in der Einzelforschung den<br />
Schriften von Colebrooke, Wilson, Lassen, Bur¬<br />
nouf, Roth, Reinaud, Stenzler und Holtzmann<br />
verpflichtet bin, erwähne ich hier nur im Allgemeinen,<br />
da ich am betreffenden Orte mich stets mit aller Ausführlichkeit<br />
auf dieselben berufen habe.<br />
Die Form, unter der diese Vorlesungen erscheinen,<br />
ist im Wesentlichen dieselbe, unter der sie gehalten<br />
wurden*), mit Ausnahme mancher stylistischen Aende¬<br />
rungen: so sind insbesondere die Übergänge und Rekapitulationen,<br />
die zum mündlichen Vortrage gehören,<br />
theils abgekürzt, theils weggelassen worden: dagegen<br />
ist zu den beiläufigen Bemerkungen dabei, die ich hier im<br />
Druck als Noten gebe, manches Neue hinzugekommen.<br />
Das Erscheinen des Werkes hat sich leider unmäßig<br />
lange verzögert, da die Lettern erst gegossen werden<br />
mußten. Zur Sicherheit gebe ich die Umschreibungs¬<br />
tabelle**):<br />
*] im Wintersemester 1851/52.<br />
**] siehe jetzt oben.<br />
Berlin im Juli 1852.<br />
A. W.
I N H A L T .<br />
Seite<br />
Einleitung 1 — 7<br />
Erste Periode, die vedische Literatur 8 —190<br />
I. Allgemeine Übersicht derselben 8 — 33<br />
Saṃhitā . . . 8 — 12<br />
Brāhmaṇa . . 12—16<br />
Sūtra . . . . 1633<br />
II. Specielle Angaben: 33 — 190<br />
1. Ṛgveda, Saṃhitā 33—47<br />
Brāhmaṇa 48—57<br />
Sūtra 57—68<br />
2. Sāmaveda, Saṃhitā 68—72<br />
Brāhmaṇa 72—82<br />
Sūtra 82—94<br />
3. Yajurveda: 94—161<br />
a. der schwarze Yajus, Saṃhitā . 94—101<br />
Brāhmaṇa 101 — 109<br />
Sūtra. . 109 — 114<br />
b. der weiße Yajus, Saṃhitā . . 114—129<br />
Brāhmaṇa . 129 — 154<br />
Sūtra . . 154—161<br />
4. Atharvaveda, Saṃhitā 161166<br />
Brāhmaṇa . . . . 167<br />
Sūtra 167—170<br />
Upaniṣad . . . . 170 — 190<br />
Zweite Periode, die SanskritLiteratur 191—330<br />
I. Unterschied von der ersten Periode 191—200<br />
II. Allgemeine Übersicht 201—330<br />
1. Poesie: 201232<br />
a. epische Poesie, Itihāsa 201—206<br />
Purāṇa 206—208<br />
Kāvya 208—213
XII Inhalt.<br />
Seite<br />
b. dramatische Poesie 213—225<br />
c. lyrische Poesie 225 — 227<br />
d. ethisch-didaktische Poesie (Sprüche,<br />
Fabel, Märchen, Roman) . . . . 227—230<br />
e. Geschichte, Geographie 230—232<br />
2. Wissenschaft und Kunst 232—294<br />
a. Sprachwissenschaft (Grammatik, Lexikographie,<br />
Metrik, Poetik, Rhetorik) 232—248<br />
b. Philosophie 249—263<br />
c. Astronomie (Arithmetik, Astrologie,<br />
Lehre von den omina, Zauberkunst) 264—283<br />
d. Medicin 283—290<br />
e. Kriegskunst, Musik, bildende und<br />
technische Künste 290—294<br />
3. Recht, Sitte, Cultus 294—302<br />
4. Buddhistische Literatur 302—330<br />
Berichtigungen und Zusätze 831 — 338<br />
Register 339 ff.
Meine Herren!<br />
Gleich im Beginn dieser Vorlesungen befinde ich mich<br />
in einer gewissen Verlegenheit, in der nämlich, daß ich nicht<br />
recht weiss, wie ich dieselben nennen soll. Ich kann nicht<br />
sagen, daß sie die indische Literaturgeschichte behandeln<br />
sollen, denn sonst müßte ich die sämmtlichen auch die nichtarischen<br />
Sprachen Indiens berücksichtigen: ich kann auch<br />
nicht sagen, daß sie die indoarische Literaturgeschichte<br />
zum Gegenstande haben, denn ich müßte dann auch die neu¬<br />
indischen Sprachen, die sich als dritte Periode der indoari¬<br />
schen Sprache entwickelt haben, behandeln: ich kann endlich<br />
auch nicht sagen, daß sie die SanskritLiteraturgeschichte<br />
darstellen werden, denn in ihrer ersten Periode ist die indoarische<br />
Sprache noch nicht Sanskrit, d. i. Sprache der Gebildeten,<br />
sondern noch Volkssprache, während das Volk in der<br />
zweiten Periode derselben nicht Sanskrit, sondern prākṛtische<br />
Dialekte spricht, welche sich gleichzeitig mit dem Sanskrit<br />
aus der alten indoarischen Volkssprache entwickelt haben.<br />
Um Sie nun aber doch nicht etwa von vorn herein im Zweifel<br />
darüber zu lassen, was Sie hier von mir zu erwarten haben,<br />
bemerke ich, daß ich nur die Literatur der ersten und der<br />
zweiten Periode der indoarischen Sprache behandeln werde. Der<br />
Kürze wegen behalte ich den <strong>Name</strong>n: indische Literatur bei.<br />
Auch im Verlauf meiner Vorlesungen werde ich oft genothigt<br />
sein, Ihre Nachsicht zu beanspruchen: der Gegenstand,<br />
den sie behandeln, ist einem noch unbebauten Landstrich<br />
zu vergleichen, auf dem nur hie und da einige we
9 Alter der indischen Literatur.<br />
nige Strecken gelichtet sind, während auf den meisten Stellen<br />
noch dichter Wald den Einblick und die Aussicht hindert.<br />
Es beginnt zwar jetzt sich allmälig zu lichten, aber langsam,<br />
zumal da zu den natürlichen Hindernissen, welche sich der<br />
Forschung entgegenstellen, noch ein dichter Nebel von Vor¬<br />
urtheilen und vorgefaßten Meinungen hinzukommt, der über<br />
der Gegend lagernd sie in Schleier gehüllt hält.<br />
Die indische Literatur gilt allgemein für die älteste, von<br />
der wir schriftliche Documente besitzen, und das mit Recht):<br />
die Gründe aber, die man dafür bisher geltend gemacht hat,<br />
sind nicht die richtigen, und es ist in der That zu verwundern,<br />
daß man sich so lange Zeit bei diesen beruhigen konnte.<br />
Zunächst führte man die Tradition der Inder selbst dafür an,<br />
und hat sich sehr lange Zeit damit zufrieden gegeben: über<br />
die Nichtigkeit eines solchen Grundes brauche ich wohl kein<br />
Wort zu verlieren. Sodann aber berief man sich auf astronomische<br />
Data, welche die Zeit der Veda in etwa 1400<br />
a. Chr. versetzen sollten: — aber diese Data sind angegeben<br />
in Schriften, welche offenbar sehr späten Ursprungs sind und<br />
können daher sehr wohl Resultat von angestellten Berechnungen<br />
sein 2<br />
). Man hat sich weiter auf die eine Zeitrechnung<br />
1<br />
] so weit nicht etwa jetzt doch die monumentalen Schriftstücke und die<br />
PapyrosRollen Aegyptens, oder gar etwa auch die erst jüngst neuerstandene<br />
assyrische Literatur, Einspruch hiegegen einlegen.<br />
2<br />
] und zwar Berechnungen höchst schwankender Art, die kein irgend<br />
festes dgl. Datum bedingen, sondern zwischen 1820 — 860 a. Chr. mitten inne<br />
liegen, s. Ind. Stud. X, 236. Whitney im Journ. R. As. S. I, 317 fg. (1864).<br />
Erheblich höher hinauf freilich als diese aus dem sogenannten vedakalender<br />
entlehnten Daten reicht das Datum der kṛttikāReihe selbst, nämlich zwischen<br />
2780 —1820 a. Chr., denn das Fruhlingsaequinoctium traf auf r\ Tauri (kṛttikā)<br />
in runder Zahl um das Jahr 2300 a. Chr., s. Ind. Stud, x, 234 — 236. Es<br />
hat jedoch die von mir bereits unten p. 221 ausgesprochene Annahme, daß die<br />
Inder die Kenntniss der Mondhäuger, mit kṛttikā an ihrer Spitze, „entweder<br />
schon mitgebracht oder etwa erst durch die Handelsverbindungen der Phönicier<br />
mit dem Penjab erhalten haben", der Hinweis somit auf ßabylon, als das<br />
Mutterland der diesem Datum zu Grunde liegenden Beobachtungen, in neuerer<br />
Zeit erheblich an Wahrscheinlichkeit gewonnen, s. die zweite meiner beiden Abhandlungen<br />
„die vedischen Nachrichten von den nakṣatra (Berlin 1862)<br />
p. 362. 400, sowie „über den vedakalender <strong>Name</strong>ns Jyotiṣa" p. 15 (1862), Ind.<br />
Stud, x, 429. Ix, 241 fg., Whitney oriental and Linguistic Studies II, 418<br />
(1874). — Seit Kurzem liegt uns zum Wenigsten auch, ob auch immerhin aus<br />
verhältnissmässig erst sehr später Zeit, eine directe Erwähnung Babylon's sowie<br />
des Seehandels, resp. Exportes von Pfauen, dahin in einem indischen Texte
Geographische Beweise dafür. 3<br />
der Buddhisten berufen, wonach im 6ten Jahrh. a. Chr.<br />
ein Reformator gegen die brahmanische Hierarchie aufgetreten<br />
sein soll, aber die Authentität jener Zeitrechnung selbst ist<br />
noch eine höchst fragliche. Man hat endlich das Zeitalter<br />
des ersten systematischen Grammatikers, des Pāṇini, in das<br />
4. Jahrh a. Chr. verlegt, und davon aus zurückgeschlossen<br />
auf die ihm vorausgegangene LiteraturEntwickelung: — aber<br />
die Gründe, aus welchen man den Pāṇini in jene Zeit versetzt<br />
3<br />
), sind durchaus schwach und hypothetisch, und können<br />
keinesfalls irgend welche feste Basis begründen.<br />
Die Gründe dagegen, aus welchen man mit Fug und<br />
Recht die indische Literatur als die älteste zu betrachten hat,<br />
von der uns umfassende schriftliche Denkmäler überliefert sind,<br />
sind die folgenden.<br />
In den älteren Theilen der Ṛgvedasaṃhitā erscheint<br />
(3) uns das indische Volk als seßhaft an den nordwestlichen<br />
Grenzen Indiens, im Penjab und noch über das Penjab<br />
hinaus an der Kubhā, dem Kcotp7]v in Kabul 4<br />
). Die all¬<br />
mälige Ausbreitung des Volkes von da ab nach Osten hin<br />
über die Sarasvatī hinweg, über Hindostan nach dem<br />
vor, in dem Bāverujātaka nämlich, s. Minayeff in den Mélanges Asiatiques der<br />
Kais. russ. Acad. VI, 577 fg. (1871), und Monatsberichte der BerI. Acad. 1871<br />
p. 622. — Fur alte Handelsbeziehungen Indiens mit dem Occident ist neuerdings<br />
auch in hieroglyphischen Texten ein directer Beweis gefunden worden;<br />
das Wort kapi nämlich, Affe, das sich 1 Kön. 10, 22 in der Form qōf findet,<br />
griech. xrjTOq, erscheint darin und zwar in Texten des 17. Jahrhund. (damals<br />
also müssen die Ārya schon am Indus gewohnt haben!) in der Form kafu, s.<br />
Joh. Dümichen die Flotte einer egypt. Königin aus dem 17. Jahrh. (Leipz.<br />
1868) Tafel ll p. 17. — Der hebr. <strong>Name</strong> tukhiīm (1 Kön. 10, 22. 2 Chron. 9‚<br />
21) für die Pfauen endlich bedingt im Übrigen, s. Julien Vinson in der Revue de<br />
Linguistique Vf. 120 fg. (1873), daß bereits zu Salomo's Zeit die phönicischen<br />
OphirFahrer „ont eu affaire soit au pays même des Abhīra soit sur un autre<br />
point de la côte de l'Inde avec des peuplades draviḍiennes"; s. noch Bur¬<br />
nell Elements of South Indian Palaeography p. 5 (Mangalore 1874).<br />
3<br />
] oder gar, wie Goldstücker gethan hat, in die Zeit vor Buddha.<br />
4<br />
] einer der vedischen Ṛṣi, angeblich Vatsa, aus dem Geschlecht des<br />
Kaṇva, rühmt (Ṛk VIH‚ 6, 46—48) die reichen Geschenke an Rossen, Rindern<br />
und viergespannten uṣṭra (Büffel, Stier mit dem Höcker, nach Roth im Petersburger<br />
Wörterbuch; in der Regel Kam eel), die er bei Tir im dira, bei<br />
Parśu (oder bei Tiriṃdira Parśu? im Śāṅkhāy. śr. s. XVI, 11, 20 wenigstens<br />
wird er als Tiriṃdira Pāraśavya aufgefasst), zum Ruhme der Yādva erhielt.<br />
Bei diesen <strong>Name</strong>n denkt man unwillkürlich an Tiridates und die Perser, s. Ind.<br />
Stud. IV, 379 n. } jedoch auch Girard de Rialle Revue de Linguist. IV, 227 (1872).
6 Religionsgeschichtliche Beweise für das Alter der indischen Literatur.<br />
culation sucht aber nun auch die gegenseitige Stellung dieser<br />
drei festzustellen und zu einer Einheit in Bezug auf das<br />
höchste Wesen zu gelangen : dies geschieht theils speculativ,<br />
indem man wirklich ein solches höchstes ganz absolutes<br />
Wesen, das Brahman, annimmt, gegen welches diese drei<br />
wieder nur die Geschöpfe, die Diener sind, theils willkürlich,<br />
indem man den einen oder den andern jener drei als den<br />
höchsten Gott verehrte. Zunächst scheint der Sonnengott<br />
dieser Ehre theilhaftig geworden zu sein: es haben sich wenigstens<br />
die PersaArier auf diesem Standpunkt erhalten (natürlich<br />
ihn weiter ausbildend), und auch in den älteren Theilen<br />
der Brāhmaṇa (und diesen, nicht den Saṃhitās etwa,<br />
ist der Avesta in Zeit und Inhalt verwandt) ist der Sonnengott<br />
hie und doch noch mächtig über die andern Götter<br />
(prasavitā devānām), SO wie auch im Cultus selbst, der ja<br />
so oft das Alte wahrt, davon genug Spuren übrig sind 5<br />
): ja<br />
sogar bis in die späteste Zeit hat er sich in der Theorie als<br />
„der Brahman" (mascul.) auf dieser Stufe erhalten, obwohl<br />
in sehr farbloser Weise, da seine Collegen, der Luftgott und<br />
der Feuergott durch ihre viel directeren, fühlbareren Einflüsse<br />
sich allmälig vollständig, und zwar in stetem Zwiespalt mit<br />
einander, in den Besitz der höchsten Macht gesetzt haben.<br />
Ihr Dienst hat dabei eine ausgedehnte Reihe verschiedener<br />
Phasen durchgemacht: und ist er es offenbar, den Mega¬<br />
sthenes in Hindostan*) vorfindet und der zur Zeit des<br />
Periplus auf einer schon sehr entarteten Stufe bis an die<br />
südlichste Spitze des Dekhans vorgedrungen erscheint.<br />
Sind wir nun sonach aus äußeren, geographischen, und<br />
(6) inneren, religionsgeschichtlichen, Gründen 6<br />
) berechtigt, für<br />
5<br />
] V<br />
gI. min AbhandI. „zwei vedische Texte über Omina und Portenta"<br />
(1859) p. 392—3.<br />
*) nach Strabo p. 117 ward Jiovvaoq (Rudra, Soma, Śiva) auf den<br />
Bergen, 'Hi)axXtjc; (Indra, viṣṇu) in der Ebene verehrt.<br />
6<br />
] es kommen hiezu drittens auch noch sprachliche Gründe. Die<br />
Edicte des Piyadasi, deren Zeit durch die darin vorliegende Erwähnung griechischer<br />
Fürsten, ja Alexander's selbst, fixirt ist, sind in Volksdialekten geschrieben,<br />
für deren Herausbildung aus der Sprache der vedischen Hymnen bis<br />
zu dieser Form hin eine Reihe von Jahrhunderten als unbedingt nothwendiges<br />
Postulat sich ergiebt.
Mangel áußerer Chronologie. 7<br />
die indische Literatur ein hohes Alter anzunehmen, so steht<br />
es auf der andern Seite schlimm genug, wenn man nach chronologischen<br />
Daten für dieselbe sucht Wir müssen uns bescheiden,<br />
daß ein solches Suchen im Allgemeinen ganz fruchtlos<br />
ist; und nur für diejenigen Zweige der Literatur, die auch<br />
nach Außen bekannt geworden sind‚ so wie für die jüngsten<br />
Jahrhunderte in welchen uns theils die Data der Handschriften,<br />
theils die in den Einleitungen oder Schlußworten der<br />
Werke selbst gegebenen Data Anhalt gewähren, ist hierbei<br />
auf Erfolg zu rechnen. Im Übrigen aber ist nur eine innere<br />
Chronologie möglich, die sich theils auf den Charakter der<br />
Werke, theils auf die darin sich findenden Citate etc. gründet.<br />
Wir haben die indische Literatur in zwei große Perioden<br />
zu theilen, in die vedische und in die Sanskrit-Periode. Ich<br />
wende mich zunächst zu der ersten derselben, der vedischen<br />
Periode, und zwar um zuerst ein Gesammtbild derselben vorauszuschicken,<br />
ehe ich zu ihren Einzelnheiten übergehe.
ERSTE PERIODE.<br />
DIE VEDISCHE LITERATUR.<br />
Wir haben vier Veda zu unterscheiden: — den Ṛg¬<br />
veda, den Sāmaveda, den Yajurveda (und zwar diesen<br />
in zweierlei Gestalt), und den Atharvaveda — innerhalb<br />
welcher drei große Abstufungen aus einander zu halten sind:<br />
Saṃhitā, Brāhmaṇam, Sūtram.<br />
Das gegenseitige Verhältniß dabei ist folgendes:<br />
Die Saṃhitā*) des Ṛk ist eine reine Liedersammlung,<br />
enthaltend den Liederschatz, den die Inder aus ihren alten<br />
Sitzen am Indus mitbrachten, mit welchen sie dort „für sich<br />
und ihre Heerden Gedeihen erfleht, die aufgehende Morgen¬<br />
röthe begrüsst, den Kampf des blitztragenden Gottes mit der<br />
finstern Macht besungen, und die Hülfe der Himmlischen gepriesen<br />
hatten, die in ihren Kämpfen sie rettete".**) Die Lieder<br />
sind hier geordnet nach den Sängerfamilien, denen man<br />
sie zuschreibt. Der Grund der Zusammenstellung dieser Liedersammlung<br />
ist also ein rein wissenschaftlicher, so zu sagen :<br />
*) der <strong>Name</strong> Saṃhitā (Sammlung) findet sich erst in den sogenannten<br />
Āraṇyaka (spätesten Nachträgen zu den Brāhmaṇa) und in den Sūtra vor:<br />
ob im obigen Sinne, ist selbst da noch nicht sicher: die <strong>Name</strong>n, unter denen<br />
die Saṃhitā in den Brāhmaṇa genannt werden, sind entweder Ṛcaḥ , Sā¬<br />
māni, Yajūṃṣi, oder Ṛgveda, Sāmaveda, Yajurveda, oder Bahvṛ¬<br />
cāḥ, Chandogāḥ, Adhvaryavaḥ, oder Trayī Vidyā, Svādhyāya,<br />
Adhyayanam, auch Veda allein. In den Sūtra findet sich zuerst der <strong>Name</strong><br />
Chandas speciell für die Saṃhitās in Anwendung gebracht, so besonders bei<br />
Pāṇini, wo außerdem noch Ṛṣi, Nigama, Mantra (?) so verwendet wird.<br />
**) s. Roth zur Lit. und Gesch. des Weda p. 8. Stuttg. 1845.
Die Saṃhitā der drei älteren Veda. 9<br />
die Zeit der Redaction kann demnach möglicherweise,<br />
weiter läßt sich nichts sagen, später sein, als die Redactions¬<br />
zeit der beiden demnächst zu behandelnden Saṃhitā, welche<br />
einem praktischen Bedürfnisse dienen und nothwendig wurden,<br />
sobald sich überhaupt ein Cultus mit bestimmtem Ritual<br />
'zu bilden begann. Die Saṃhitā des Sāman nämlich, wie<br />
die beiden Saṃhitā des Yajus, führen nur die bei den<br />
Ceremonieen des Somaopfers und der übrigen Opfer zu re¬<br />
citirenden Ṛc (Verse) und Opfersprüche auf, und zwar geschieht<br />
dies, beim Yajus wenigstens wissen wir es mit<br />
Sicherheit, in derselben Reihenfolge, in welcher sie praktisch<br />
vorkommen. Die Saṃhita des Sāman enthält nur Verse,<br />
Ṛc, die des Yajus dagegen auch Sprüche in Prosa: erstere,<br />
die Ṛc, kehren sämmtlich, mit wenigen Ausnahmen, in der<br />
Ṛksaṃhitā wieder, so daß die Sāmasaṃhitā nichts<br />
weiter ist, als ein Auszug der zu dem Somaopfer in Bezug<br />
gesetzten Verse ans den Liedern der letzteren. Diese in Sā¬<br />
masaṃhitā und Yajuḥsaṃhitā sich findenden Ṛc nun<br />
erscheinen daselbst aber meist in theilweise sehr veränderter<br />
Gestalt, mit bedeutenden Abweichungen von den Lesarten<br />
des Ṛk (der Ṛksaṃhitā). Dafür ist eine dreifache Erklärung<br />
möglich: entweder jene Lesarten sind älter und ursprünglicher<br />
als die des Ṛk, insofern sie durch den liturgischen<br />
Gebrauch vor Aenderungen geschützt waren, während<br />
das einfache Lied als nicht unmittelbar zur heiligen Handlung<br />
gehörig, weniger gewissenhaft aufbewahrt wurde: — oder<br />
sie sind später als die des Ṛk, und zwar dadurch entstanden,<br />
daß man den eigentlichen Text dem Sinne anbequemen<br />
mußte, welchen man dem Verse in seiner Anwendung auf<br />
die Ceremonie beilegte: — oder endlich sie sind gleichberechtigt<br />
mit den Lesarten des Ṛk, insofern ein und dasselbe<br />
Lied je nach den verschiedenen Gegenden und Familien<br />
sicher auch manche Varianten darbot, in der Gegend und Familie,<br />
wo es entstand, am treuesten sich erhielt, in denen, zu<br />
welchen es kam, weniger treu. Alle diese drei Erklärungs¬<br />
weisen sind gleich richtig und in gleicher Weise bei jedem
10 Gegenseitiges Verhältniss der drei älteren veda, ihre Abschlußzeit.<br />
einzelnen Falle im Auge zu haben. Im Besonderen stellt<br />
sich das Verhältniß aber so, daß die in der Sāmasaṃhitā<br />
vorkommenden Ṛc im Allgemeinen durch ihre alterthüm¬<br />
licheren grammatischen Formen sich als die alteren und ursprünglicheren<br />
erweisen, die in den beiden Saṃhitā des Yajus<br />
dagegen im Allgemeinen eine secundäre Veränderung erlitten<br />
zu haben scheinen. Fälle, die der dritten Erklärungsweise<br />
zugehoren, finden sich in beiden, in der Sāmasaṃhitā wie<br />
in den Yajuḥsaṃhitā, gleich häufig. Es kann darauf überhaupt<br />
nicht genug Gewicht gelegt werden: die Veränderungen,<br />
welche die Lieder und Hymnen im Munde des Volkes,<br />
von Einem zum Andern wandernd, erhielten, sind jedenfalls als<br />
sehr bedeutend zu erachten: denn an Schrift ist in dieser<br />
Epoche nicht zu denken, wohl kaum für die Brāhmaṇa¬<br />
zeit, sonst wären die vielen Abweichungen der einzelnen<br />
Schulen auch in Bezug auf die Brāhmaṇatexte, wie überhaupt<br />
die große Zahl verschiedener Schulen (Śakhā) schwerlich<br />
zu erklären.<br />
Wenn die Lieder des Ṛk, ob ihrer Mehrzahl nach?<br />
noch an den Ufern des Indus entstanden sind, so kann ihre<br />
endliche Zusammenstellung und Redaction doch nur in Indien<br />
selbst stattgefunden haben: wann? ist freilich schwer zu beantworten..<br />
Einzelne Stücke reichen noch in die Zeit des geregelten<br />
Kastenwesens hinab, und die Tradition selbst weist uns<br />
wohl durch die <strong>Name</strong>n Śākalya und Pañcāla Bābhra¬<br />
vya, denen sie eine Hauptthätigkeit für die Feststellung der<br />
Ṛksaṃhitā zuschreibt, in die Blüthezeit der Videha und<br />
Pañcāla, wie ich dies im Verlauf zeigen werde. Die Saṃ¬<br />
hitā des Sāman giebt, als gänzlich dem Ṛk entlehnt, gar<br />
keinen Aufschluß über ihre Entstehungszeit, nur etwa, insofern<br />
sie keine Theile aus den späteren Stücken des Ṛk entlehnt,<br />
vielleicht einen Fingerzeig dafür, daß diese damals<br />
noch nicht existirten — doch ist dies noch nicht untersucht.<br />
Für die beiden Saṃhitā des Yajus dagegen haben wir<br />
in den ihnen eigenthümlichen prosaischen Stücken die entschiedensten<br />
Beweise, daß sie im östlichen Theile Hindo
Die Saṃhitā des Atharvaveda. 11<br />
stan's 7<br />
), im Lande der Kurupañcāla, entstanden sind,<br />
speciell zu einer Zeit, als das brāhmanische Element schon<br />
uberwiegend die Herrschaft gewonnen, ob auch noch manchen<br />
harten Kampf zu bestehen hatte, und wo jedenfalls die Hierarchie<br />
der Brāhmanen, das Kastenwesen, schon vollständig<br />
herausgebildet waren. Ja wir haben hier sogar vielleicht<br />
auch einen äußeren Anhalt, wonach die vorliegende Redaction<br />
der Saṃhitā des weißen Yajus in das 3. Jahrh. a. Chr.<br />
fallen würde. Megasthenes nennt nämlich ein Volk der<br />
Maöiavdivoi, deren <strong>Name</strong>n bei der Hauptschule des weißen<br />
Yajus, den Mādhyaṃdina, wiederkehrt: des Weiteren<br />
werden wir dies im Verlauf besprechen.<br />
In diese Zeit der erlangten Herrschaft des Brāhmanis¬<br />
mus fällt nun auch die Entstehung der Atharvasaṃhitā,<br />
die im übrigen der Ṛksaṃhitā vollständig analog dasteht und<br />
den Liederschatz dieser brāhmanischen Zeit enthält. Manche<br />
Lieder darin finden sich in dem letzten, spätesten. Buche<br />
der Ṛksaṃhitā wieder, in dieser als späteste Eindringlinge<br />
der Redactionszeit, in jener als ganz berechtigter und<br />
eigener Ausdruck der Gegenwart. Der Geist beider Sammlungen<br />
ist freilich ein ganz anderer: im Ṛk weht ein lebendiges<br />
Naturgefühl, eine warme Liebe zur Natur, im Athar¬<br />
van dagegen herrscht nur scheue Furcht vor deren bösen<br />
Geistern, und ihren Zauberkräften: dort stand das Volk eben<br />
noch in freier Selbstthätigkeit und Ungebundenheit da, hier<br />
ist es in die Fesseln der Hierarchie und des Aberglaubens<br />
gebannt. Es sind übrigens auch in der Atharvasaṃhitā<br />
sicher sehr alte Stücke enthalten, vielleicht solche die mehr<br />
dem eigentlichen Volke, den niederen Schichten desselben,<br />
angehörten, während die Lieder des Ṛk mehr den Geschlechtern<br />
anzugehören scheinen*). Übrigens haben die<br />
7<br />
] besser: östlich vom Indus, in Hindostan.<br />
*) im Widerspruch zu dieser auf einzelne Stellen darin gegründeten Ver¬<br />
muthung stünde aber allerdings der <strong>Name</strong> Atharvāṅgirasas, den diese Sam¬<br />
hitā führt, wonach sie im Gegentheil den ältesten und edelsten Geschlechtern<br />
der Brāhmaṇa angehören würde. Ich habe aber schon anderswo die Muth¬<br />
maßung aufgestellt, daß dieser <strong>Name</strong> nur eine bloße Assumption sei, um eben
12 Die Brāhmaṇa: ihr Charakter.<br />
Lieder des Atharvan lange zu kämpfen gehabt, ehe sie als<br />
vierter Veda anerkannt wurden. In den älteren Theilen<br />
der Brāhmaṇa des Ṛk, Sāman und Yajus wird ihrer<br />
noch nicht gedacht, sie entstanden ja erst, gleichzeitig damit,<br />
erst in den späteren Theilen werden sie genannt.<br />
Wir kommen nun zur zweiten Stufe der vedischen Literatur,<br />
zu den Brāhmaṇa.<br />
Im Allgemeinen läßt sich der Charakter der Brāhmaṇa*)<br />
so bezeichnen, daß sie die Verbindung der Opferlieder und<br />
Sprüche mit der Opferhandlung zum Zwecke haben, theils<br />
die directe gegenseitige Beziehung derselben — und insofern<br />
geben sie zugleich das jedesmalige Ritual in seinen Einzelnheiten<br />
an, theils ihre symbolische Beziehung auf einander —<br />
und insofern sind sie entweder direct erklärend und analysi¬<br />
rend, den Spruch in seine einzelnen Theile zerlegend, oder<br />
aber jene Verbindung in dogmatischer Weise traditionell oder<br />
speculativ begründend. Wir finden somit in ihnen die für<br />
uns ältesten Ritualvorschriften, die ältesten sprachlichen Erklärungen,<br />
die ältesten traditionellen Erzählungen und die ältesten<br />
philosophischen Speculationen. Dies ist im Allgemeinen<br />
der Grundcharakter von allen Werken dieser Art, doch<br />
sind sie im Einzelnen sehr verschieden von einander, je nachdem<br />
sie sich mehr nach der einen oder andern Richtung hinneigen,<br />
und resp. je nachdem sie dem einen oder anderen<br />
Veda zugehören. Der Zeit nach gehören sie sämmtlich in<br />
die Übergangsperiode aus der vedischen Gesittung und Bil<br />
dern Inhalte eine größere Weihe zu verleihen, s. Ind. Stud. 1, 295. [zwei ve¬<br />
dische Texte über Omina und Portenta p. 346—6].<br />
*) das Wort bezeichnet „das sich auf das Gebet, brahman, beziehende."<br />
Brahman selbst heißt hervorziehend, theils physisch, also : hervorbringend, schaffend,<br />
theils psychisch, also: emporhebend, erhebend, stärkend. Das erste Vorkommen<br />
des <strong>Name</strong>ns Brāhmaṇa in obigem Sinne findet sich in dem Brahmaṇa<br />
des weißen Yajus, besonders in dem dreizehnten Buche desselben;<br />
wenn nämlich von einer ceremoniellen oder anderen Bestimmung die dogmatische<br />
Erklärung bereits früher gegeben war, so heißt es daselbst „tasyoktam<br />
brāhmaṇam, ihr Brāhmaṇam ist schon gesagt", währendes in den früheren<br />
Büchern bei solchen Fällen „tasyokto bandhuḥ“ heißt: „ihre Verbindung<br />
ist schon gesagt" [s. Ind. Stud. V, 60. IX, 351]. — In den Sāmasūtra wird neben<br />
Brāhmaṇa auch Pravacana, dem Comm. nach, in gleichem Sinne gebraucht: auch<br />
erwähnen sie Anubrāhmaṇa, ein Wort, das sich sonst nur bei Pāṇini findet.
Die Entstehung der Brāhmaṇa. 13<br />
dung in die brāhmanische Denkweise und Lebensordnung,<br />
sie vermitteln eben diesen Übergang, uud stehen die einen<br />
mehr am Anfange, die andern mehr am Schlusse desselben*).<br />
Hervorgegangen sind die Brāhmaṇa aus den Anschauungen<br />
einzelner Weisen, die sich traditionell mittheilten und in<br />
ihren Familien, wie von ihren Schülern, theils aufbewahrt,<br />
theils weiter ergänzt wurden. Je großer die Zahl dieser einzelnen<br />
Traditionen wurde, desto dringender ward auch das<br />
Bedürfniß, sie mit einander in Einklang zu setzen. Solche<br />
mehreres dgl. zusammenfassende Umarbeitungen, wobei stets<br />
die Herkunft der einzelnen Ansichten über jeden Gegenstand<br />
auf ihren ursprünglichen Vertreter hingeleitet ward, geschahen<br />
allmälig in den verschiedenen Landstrichen durch einzelne besonders<br />
dazu befähigte Männer, sei es daß es nun diese Umarbeitungen<br />
zu einem Ganzen, diese Redactionen, schon wirk¬<br />
lich schriftlich aufgefaßt, sei es daß auch sie noch nur<br />
mündlich überliefert wurden. Für letzteres mochte das<br />
sprechen, daß wir von demselben Werke hie und da zwei im<br />
Einzelnen ganz verschiedene Texte finden: sicher ist freilich hier<br />
nichts zu bestimmen, da auch hier eine ursprüngliche Grundverschiedenheit<br />
oder resp. eine neue Bearbeitung vorliegen<br />
konnte. Es war nun übrigens natürlich, daß jene Redactoren<br />
vielfach mit einander in Widerspruch und Gegensatz ge¬<br />
riethen, daher wir hie und da eine nicht geringe Animosität<br />
gegen die, welche dem Verfasser als heterodox gelten, zu bemerken<br />
haben. Der überwiegende Einfluß, den allmälig einzelne<br />
dieser Werke über die andern gewannen, sei es, daß er durch<br />
die innere Tüchtigkeit bedingt war, oder dadurch, daß ihr<br />
Verfasser dem hierarchischen Geiste mehr zusagte, als jene,<br />
hat es nun**) leider bewirkt, daß nur sie uns erhalten blieben,<br />
*) Pāṇini nennt lv, 3, 105 direct „ältere (purāṇaprokta) Brāh¬<br />
maṇa," im Gegensatz, wozu sich natürlich zu seiner Zeit „neuere" (tulya¬<br />
kāla, wie der Scholiast sagt) befunden haben müssen [s. hiezu Goldstücker<br />
.‚Pāṇini" p. 132 fg. und meine Entgegnung in den lud. Stud, v, 64 fg.]<br />
**) auch die Schwierigkeit der Aufbewahrung ist dabei bedeutend in Anschlag<br />
zu bringen, da ja damals entweder noch gar keine Schrift da war, oder<br />
dieselbe wenigstens jedenfalls nur selten zur Anwendung kam. [,,In considering<br />
the question of the age and extent of the use of writing in India, it is im
14<br />
Gegenseitiges Verhältnis der Brāhmaṇa<br />
während die Werke, welche die in ihnen bekämpften Ansichten<br />
vertraten, großentheils verschwunden sind. Vielleicht<br />
findet sich noch hie und da in Indien ein Bruchstück vor,<br />
im Allgemeinen aber ist hier, wie überall in der indischen<br />
Literatur, der beklagenswerthe Umstand eingetreten, daß die<br />
endlich den Sieg behaltenden Werke ihre Vorgänger fast voll¬<br />
ständig verdrängt und vernichtet haben. Indessen ist die<br />
Zahl der vorhandenen Brāhmaṇa verhältnißmäßig noch<br />
ziemlich bedeutend, was wir offenbar dem Umstande zu danken<br />
haben, daß sie sich je an verschiedene Veda anschließen,<br />
und zwischen den Familien, in welchen sich das Studium der<br />
einzelnen Veda erblich fortpflanzte, stets eine Art Eifersüchtelei<br />
geherrscht hat, so daß wenigstens für einen jeden Veda<br />
diejenigen Werke, welche allmälig dafür die höchste Auetoritat<br />
erhielten, bewahrt worden sind, obgleich die praktische<br />
Bedeutung der Brāhmaṇa allmälig immer mehr verloren und<br />
auf die Sūtra etc. überging. Zu den so verloren gegangenen<br />
Brāhmaṇa, resp. auch Recensionen der Saṃhitā, gehören<br />
die der Vāṣkala, Paiṅgin, Bhāllavin, Śāṭyāyanin,<br />
Kālabavin, Lāmakāyanin, Śāmbuvi, Khāḍāyanin,<br />
Śālankāyanin, die wir in den hieher gehörigen Werken<br />
verschiedentlich citirt finden: ferner alle die im gaṇa Śau¬<br />
naka (P. IV‚ 3, 106) genannten Chandas (Saṃhitā),<br />
deren <strong>Name</strong>n nicht einmal anderswo citirt werden.<br />
Was die Brāhmaṇa der einzelnen Veda betrifft, so ist<br />
der Unterschied derselben wesentlich folgender: die Brahmana<br />
des Ṛk geben bei Darstellung des Rituals im Allgemeinen<br />
nur diejenigen Obliegenheiten an, welche dem Hotar<br />
zukommen, dem Recitirer der Ṛc, der aus den verschiedenen<br />
Hymnen je die für die besondere Gelegenheit passenden Verse<br />
als deren Śastram (Canon) zusammenzustellen hat: die<br />
Brāhmaṇa des Sāman beschränken sich auf das dem Ud¬<br />
gātar, dem Sänger der S am an, Obliegende, und die des<br />
portant to point out, that the want of suitable materials in the North at least,<br />
before the introduction of paper, must have been a great obstacle to its general<br />
use" Burnell Elements of South Indian Palaeography p. 10.]
in den verschiedenen veda. Ihr gemeinsamer <strong>Name</strong> Śruti. 15<br />
Yajus auf das, was dem Adhvaryu, dem eigentlich handelnden<br />
Opferpriester zukommt. Wenn nun in den Brāh¬<br />
mana des Ṛk die Reihenfolge der Handlung im Ganzen<br />
gewahrt bleibt, die Reihenfolge aber, in welcher die Hymnen<br />
in der Ṛksaṃhitā stehen, gar nicht beachtet wird, ist dies<br />
Verhältniß bei den Brāhmaṇa des Sāman und Yajus,<br />
deren Saṃhita ja eben schon der rituellen Reihenfolge an¬<br />
gepaßt sind, dem entsprechend ein anderes: und zwar stellt<br />
es sich so, daß das Brāhmaṇam des Sāman sich nur selten<br />
auf Erklärung der einzelnen Verse einläßt, dagegen das Brāh¬<br />
maṇam des weißen Yajus fast als ein fortlaufender dogmatischer<br />
Commentar zu der Saṃhitā desselben zu betrachten<br />
ist, deren Reihenfolge es so strikt bewahrt, daß wir, falls es<br />
einen Vers oder mehrere derselben ausläßt, daraus vielleicht<br />
zu schließen berechtigt sind, daß dieselben damals noch nicht<br />
in der Saṃhitā standen: für einige von denjenigen Büchern<br />
der Saṃhitā, welche derselben nach der ursprünglichen<br />
Redaction später noch zugefügt wurden, ist auch ein Nachtrag<br />
zum Brāhmaṇa hinzugefugt, so daß dasselbe statt 60<br />
Adhyāya, wie dies früher der Fall gewesen zu sein scheint,<br />
nun deren 100 enthält. Das Brāhmaṇam des schwarzen<br />
Yajus ist, wie wir unten sehen werden, von der Saṃhitā<br />
desselben nur der Zeit, nicht dem Inhalte nach verschieden,<br />
es ist ein Nachtrag dazu. Das Brāhmaṇam des Atharvan<br />
ist vor der Hand noch unbekannt, obschon Handschriften<br />
davon in England sich vorfinden 8<br />
).<br />
Der gemeinsame <strong>Name</strong> der BrāhmaṇaLiteratur ist<br />
Śruti, Gehör, d. i. was Gegenstand des Gehörs, des Vortrags,<br />
der Lehre ist und wird dadurch der gelehrte, also<br />
exclusive Charakter derselben schon zur Genüge angedeutet,<br />
wie sich denn auch oft genug in diesen Werken selbst die<br />
Warnung findet, ihre Kunde keinem Ungeweihten anzuvertrauen.<br />
Der <strong>Name</strong> Śruti findet sich zwar noch nicht in<br />
ihnen selbst, erst in den Sūtra, wird aber durch den in<br />
8<br />
] es ist seitdem publicirt worden, s. unten. Irgend welche directe innere<br />
Beziehung zu der Ath. Saṃhitā liegt darin nicht vor.
16 Die Sūtra. Charakter und Entstehung derselben.<br />
ihnen häufigen, entsprechenden Gebrauch des Verbums śru<br />
vollständig gerechtfertigt.<br />
Was nun die Sūtra*), die dritte Stufe der vedischen<br />
Literatur betrifft, so beruht dieselbe im Ganzen wesentlich<br />
auf den Brāhmaṇa und ist als eine nothwendige Ergänzung,<br />
als ein Fortschreiten auf dem in diesen betretenen<br />
Wege der Schematisirung und Formalisirung anzusehen 9<br />
).<br />
Während die Brāhmaṇa sich zum Zweck der Erklärung<br />
und Begründung etc. des Opfers stets nur auf einzelne Fälle<br />
des Rituals, der Exegese, der Tradition, der Speculation einlassen<br />
und ihnen eine reiche Fülle dogmatischer Bearbeitung<br />
*) das Wort Sūtra findet sich in dieser Bedeutung zuerst im Madhu¬<br />
kāṇḍa, einem der spätesten Nachträge zum Brāhmaṇa des weißen Yajus<br />
vor, sodann in den beiden Gṛhyasūtra des Ṛk, endlich bei Pāṇini: es<br />
bedeutet Faden, Band (of. lat. suere). Darf man hierin etwa einen analogen<br />
Ausdruck für unser „Band" finden? dann wäre der <strong>Name</strong> von dem Zusammenheften<br />
der Blätter zu verstehen und würde nothwendig das Bestehen der Schrift<br />
voraussetzen (etwa ebenso wie das zuerst bei Pāṇini sich findende grantha?).<br />
Die Untersuchung über den Ursprung der indischen Schrift ist leider immer<br />
noch sehr im Argen (die ältesten Inschriften gehen nach Wilson nur bis in<br />
das 3. Jahrh. a. Chr. zurück): Nearch indeß erwähnt sie bekanntlich schon,<br />
und seine Zeit paßt im Ganzen recht gut zu derjenigen, in welche wir wohl<br />
im Allgemeinen die Entstehung der Sūtra zu versetzen haben. Da nun aber<br />
die Sūtra hauptsächlich für das Gedächtniß bestimmt waren, was sich aus<br />
ihrer Form ergiebt, und diese zum Theil erklärt, so könnte man daraus allerdings<br />
einen sehr wesentlichen Einwurf gegen die eben vorgeschlagene Etymologie<br />
herleiten, und im Gegentheil etwa die Bedeutung „Leitfaden" als die zu<br />
Grunde liegende annehmen?? [so im Petersb. Wörterbuch. — Die indische<br />
Schrift ist semitischen Ursprung«, s. Benfey Indien (1840) p. 254, meine Ind.<br />
Skizz. (1856) p. 127 fg., Burnell Elem. of South Ind. Pal. p. 3 fg. ; sie diente zunächst<br />
wohl nur weltlichen, erst secundär auch literarischen Zwecken, s. Müller Anc,<br />
S. Lit. p. 507. Ind. Stud, v, 20 fg. Ind. Streifen II, 339. Die unbedingte<br />
Beziehung der Wörter sūtra und grantha auf Schrift ist von Goldstücker<br />
‚‚Pāṇini" (1860) p. 26 fg. verfochten worden, s. dagegen Ind. Stud, v, 24 fg.<br />
XIII, 476]. — Aehnlich ungewissen Resultats läßt uns die Etymologie noch<br />
bei einem andern Worte, das hieher gehört, bei akṣara „Silbe". Dies Wort<br />
kommt in dieser Bedeutung in der Saṃhitā des Ṛk (oder Sāman), wie es<br />
scheint, noch nicht vor, bedeutet darin vielmehr überall „unvergänglich."<br />
Die Bedeutung „Silbe" nun, die sich zuerst in der Saṃhitā des Yajus<br />
findet, könnte eben mit dieser Urbedeutung etwa durch den Begriff der Schrift<br />
vermittelt sein? Das Schreiben ist eben gleichsam ein Unvergänglichmachen der<br />
sonst flüchtig verwehenden Silben und Worte, oder sollte der Begriff des unvergänglichen<br />
Xoyoq zu Grunde liegen?? [Schon in den „Errata" bemerkte ich,<br />
daß akṣara nach Aufrecht's Mittheilung im Ṛk zweimal I‚ 164, 24 (47) und<br />
x, 13, 3 vom Messen der Rede gebraucht werde, somit daselbst wohl Silbe<br />
bedeute. Dem Petersb. Wörterb. zufolge ist diese Bedeutung aus der von: das<br />
bleibende, Einfache in der Sprache herzuleiten].<br />
9<br />
l über das gegenseitige Verhaltniß der Brāhmaṇa und Sūtra s. noch<br />
Ind. Stud. VIII, 76. 77. Ix‚ 353. 354.
Śrautasūtra. GṛhyasŪtra. 17<br />
zutragen, stellen es sich die Sūtra zum Zweck, alles darauf<br />
Bezügliche zusammenzufassen. Die Masse des Stoffes wurde<br />
zu groß, über den Einzelnheiten war man theils in Gefahr,<br />
die Totalität zu verlieren, theils ward es allmälig unmöglich,<br />
alle die verschiedenen Erscheinungen neben einander zu besprechen.<br />
Die Breite der Darstellung in den Einzelnheiten<br />
mußte einer kurzen Übersicht der Gesammtheit dieser Einzelnheiten<br />
weichen : bei der großen Masse derselben war aber<br />
die möglichste Kürze nöthig, um das Gedächtniß nicht zu<br />
sehr zu beschweren, eine Kürze, welche übrigens sehr gedrängt<br />
und änigmatisch ausgefallen ist und zwar um so mehr,<br />
je selbständiger die SūtraLiteratur ward, je mehr man sich<br />
der daraus entspringenden Vortheile bewußt wurde: je älter<br />
daher ein Sūtram, desto verständlicher ist es, je räthsel¬<br />
hafter, desto jüngeren Ursprung bekundend*).<br />
Keineswegs indeß stutzt sich die Literatur der Sūtra<br />
auf die Brāhmaṇa allein, da diese im Allgemeinen doch zu<br />
sehr das Opferritual hervorheben, und führt denn auch in der<br />
That nur ein besonderer Theil der Sūtra, die sogenannten<br />
Kalpasūtra nämlich, welche eben nur dieses Opferritual behandeln<br />
10<br />
), speciell auch den <strong>Name</strong>n Śrautasūtra, „solche<br />
welche auf die Śruti gegründet sind". Für die Grundlagen<br />
der übrigen Sūtra dagegen müssen wir uns noch anderweitig<br />
umthun.<br />
Neben den Śrautasūtra tritt uns zunächst eine zweite<br />
Klasse ritueller Sūtra entgegen, die sogenannten Gṛhya¬<br />
sūtra, welche die häuslichen Ceremonien behandeln, die bei<br />
der Geburt (und vor ihr), bei der Verheirathung, sowie bei (und<br />
nach) dem Tode zu feiern sind: diese Werke zeigen schon<br />
durch ihren <strong>Name</strong>n auf ihre Quelle hin, insofern sie außer<br />
*) Pāṇini (Iv, 3, 105) unterscheidet wie bei den Brāhmaṇa, so auch<br />
bei den Kalpa, d. i. Kalpasūtra, die von den Alten herrührenden von<br />
denen die seiner eigenen Zeit naher stehen.<br />
10<br />
] über das Opfer und die Opfergeräthe der Śrautasūtra s. M. Müller in<br />
Z. D. M G. Ix, XXXVI—Lxxxii, Haug's Noten zu seiner Übersetzung des<br />
Aitareya Brāhmaṇa, und meine Abhandl. zur Kenntniß des vedischen Opfer<br />
Rituals in den Ind. Stud. X. XIII.
18 Umbildung der ursprünglichen Rechtsverhältnisse.<br />
Gṛhyasūtra auch den <strong>Name</strong>n Smārtasūtra führen,<br />
„solche, welche auf die Smṛti gegründet sind". Smṛti,<br />
Gedächtniß, d. i. was Gegenstand des Gedächtnisses ist, kann<br />
sich von Śruti, Gehör, d. i. was Gegenstand des Gehörs ist,<br />
offenbar nur so unterscheiden, daß Ersteres ohne Weiteres, ohne<br />
besondere Lehre und Vorkehrungen sich dem Gedächtnisse<br />
einprägt: es gehört Allen, dem ganzen Volke an, wird von<br />
dem Bewußtsein Aller getragen und hat eben nicht nöthig,<br />
besonders gelehrt zu werden. Sitte und Recht sind allgemeines<br />
Eigenthum, Allen zugänglich, das Ritual dagegen,<br />
zwar allerdings ursprünglich ebenso aus dem allgemeinen<br />
Bewußtsein entstanden, bildet sich durch die Speculationen<br />
und Eingebungen Einzelner in seinen Einzelnheiten aus und<br />
bleibt somit das Eigenthum Weniger, die, durch die äußeren<br />
Umstände begünstigt, es verstehen, dem Volke die gehörige<br />
Scheu vor der Wichtigkeit und resp. Heiligkeit dieser ihrer<br />
Institutionen einzuflößen. Damit ist indessen nicht gesagt,<br />
daß nicht auch die Smṛti, Sitte und Recht, allmälig gewaltige<br />
Veränderungen erfuhren. Das einwandernde Volk<br />
hatte im großen Ganzen viel zu viel mit der Bekämpfung<br />
der Ureinwohner zu thun, als daß es sich mit anderen<br />
Dingen beschäftigen konnte: seine ganze Energie mußte zunächst<br />
darauf gerichtet sein, sich zu behaupten. Als dies gelungen<br />
und der Widerstand gebrochen war, da wachte es<br />
eines Morgens auf und sah sich in den Händen anderer<br />
Feinde, bei weitem mächtigerer, gebunden und gefesselt: oder<br />
vielmehr es wachte gar nicht wieder auf, die körperliche<br />
Kraft war zu lange, zu ausschließlich zum Nachtheile der<br />
geistigen geübt und verwendet worden, so daß die geistige<br />
allmälig ganz verschwunden war. Mit diesen Feinden aber<br />
ging es so zu. Die Kenntniß der alten Lieder, mit denen<br />
man in den alten Sitzen die Naturgewalten verehrt hatte, die<br />
Kenntniß des daran sich knüpfenden Rituals war immer aus<br />
schließlicher das Eigenthum derer geworden, deren Vorväter<br />
etwa jene Lieder erfanden, und in deren Geschlechte sich<br />
dann die Kunde davon erblich fortgepflanzt hatte. In ihren
Entstehung der Kasten. 19<br />
Händen blieben auch die Traditionen, die sich daran knüpften<br />
und ZU ihrer Erklärung nöthig waren. Die Fremde aber<br />
umgiebt das aus der Heimath Mitgebrachte mit einem heiligen<br />
Zauber, und so kam es, daß diese Sängerfamilien zu Priester¬<br />
familien wurden, deren Einfluß sich immer mehr condensirte,<br />
je ferner das Volk seiner Heimath zog, je mehr Kämpfe es<br />
nach Außen zu bestehen hatte, und je mehr es daher seiner<br />
alten Einrichtungen vergaß. Die Bewahrer des altväterlichen<br />
Herkommens, der alten Götterverehrung traten immer mehr<br />
in den Vordergrund, wurden zu Repräsentanten derselben,<br />
ja zuletzt zu Repräsentanten des Göttlichen selbst, denn sie<br />
haben ihre Stellung in einer Weise benutzt und eine Hierarchie<br />
begründet, die beide ihres Gleichen in der Welt nicht<br />
haben und die ihnen wohl auch schwerlich in einem solchen<br />
Grade gelungen wären, trat nicht der entnervende Einfluß<br />
hinzu, welchen das Clima und die Natur Hindostan’s auf das<br />
dessen ungewohnte und dadurch verführte Volk ausgeübt hat.<br />
Auch die Familien der kleinen Könige, welche früher das<br />
Volk in seinen einzelnen Stämmen beherrscht hatten, nahmen<br />
in den in Hindostan sich mit Nothwendigkeit bildenden<br />
größeren Reichen ebenfalls eine bevorzugte Stellung ein, aus<br />
ihnen entstand die Kriegerkaste. Das eigentliche Volk endlich,<br />
die Viś, Ansiedler, ward zwar selbst zu einer dritten<br />
Kaste zusammengeschmiedet, behielt aber seinerseits natürlich<br />
Vorrechte über die vierte Kaste, die Śūdra, welche aus<br />
verschiedenen Theilen zusammengemischt sind, und zwar theils<br />
vielleicht aus einem arischen Stamme bestanden, der früher<br />
schon sich in Indien niedergelassen hatte, theils aus den<br />
wirklichen Ureinwohnern selbst*), theils endlich aus allen<br />
denjenigen Gliedern des eingewanderten Volkes oder ihrer<br />
westlichen Stammesgenossen, die sich der neuen brahmani¬<br />
schen Ordnung nicht fügen wollten. Die königlichen Geschlechter,<br />
die Krieger, die, so lange es galt, das Volk seiner<br />
Rechte zu berauben, sich tapfer zu den Priestern gehalten<br />
*) die sich schon durch ihre Farbe von den drei andern Kasten unterschieden,<br />
daher der <strong>Name</strong> Varṇa, Farbe, für Kaste, [s. Ind. Stud, x, 4. 10].
20 Zusammenhang der Gṛhyasūtra<br />
haben werden, wollten sich, nachdem das Werk vollendet<br />
war, gegen ihre bisherigen Bundesgenossen erheben, und das<br />
Joch, das dieselben auch ihnen auferlegten, abschütteln, das<br />
war aber vergeblich, der Coloß stand zu mächtig. Nur noch<br />
dunkle Sagen, einzelne Andeutungen sind uns in den späteren<br />
Büchern erhalten, von den verruchten Händen, welche es<br />
wagten die geheiligte gottgeweihte Majestät der Brahmanen<br />
anzutasten, sie berichten aber auch zugleich von den schrecklichen<br />
Strafen, die jenen Gottlosen dafür zu Theil wurden.<br />
Manch ein Barbarossa ist da verschollen und verklungen!<br />
Die Smārtasūtra nun, welche zu dieser Abschweifung<br />
Veranlassung gaben, stehen im Allgemeinen schon vollständig<br />
auf dem Standpunkte des Brahmanismus und rühren, sei es<br />
als Aufzeichnungen, sei es blos als traditionelle Zusammenfassungen,<br />
jedenfalls wohl erst aus einer Zeit her, wo Inan<br />
schon in Gefahr stand, von der Smṛti, der theuren Über¬<br />
lieferung von Geschlecht zu Geschlecht, mehr zu verlieren,<br />
als man wünschte. Wenn sich nun auch diese letztere, wie<br />
wir eben sahen, allerdings schon in diesen einzelnen Geschlechtern<br />
selbst, durch den Einfluß der Brahmanen bedeutend<br />
modificirt hatte, so machte sich dieser Einfluß<br />
doch hauptsächlich nur in Bezug auf die staatlichen Beziehungen<br />
geltend, während die häuslichen Sitten und Gebräuche<br />
11<br />
) sich in ihrer alten Form unangetastet erhielten,<br />
so daß diese Werke einen reichen Schatz höchst alterthüm¬<br />
licher Vorstellungen und Anschauungen bergen. Wir haben<br />
übrigens in ihnen auch die Anfänge der indischen Rechtsliteratur<br />
zu erkennen 12<br />
), deren Inhalt ja zum Theil dem<br />
1<br />
1] über das Ritual bei der Geburt s. Speijer’s Schrift über das<br />
jātakarma (Leiden 1872), — über das Hochzeitsritual die Abh. von Haas<br />
„über die Heirathsgebräuche der alten Inder" nebst Zusätzen von mir in don<br />
índ. Stud, v, 267 fg., sowie meine Abh. „vedische Hochzeit«sprüche" ebendas<br />
p. 177 fg. C1862), — über die Todtenbestattung Roth in Z. D. M. G. vlll,<br />
487 fg. (1854) und M. Müller ibid. Ix, i—xxxvi (1855), sowie O. Donner'»<br />
Schrift Piṇḍapitṛyajña (1870).<br />
12<br />
] es finden sich resp. neben den gṛhyasūtra auch noch einige geradezu<br />
dharmasūtra oder sāmayācārikasūtra genannte Texte, welche als Theile<br />
von śrautasūtra aufgeführt werden, in dieselben indeß wohl erst secundär eingereiht<br />
worden sind.
mit der Rechtsliteratur. 21<br />
ihrigen vollständig entspricht, und deren Verfasser meist mit<br />
denen der Gṛhyasūtra gleiche <strong>Name</strong>n tragen. Zu den<br />
eigentlich rechtlichen Theilen der Gesetzbücher, dem Civil¬<br />
recht, Criminalrecht und Staatsrecht finden sich allerdings<br />
nur wenig Anknüpfungspunkte in ihnen: dieselben sind wohl<br />
überhaupt erst dann zusammengestellt worden, als ihnen wirklich<br />
eine dringende Gefahr drohte und ihre Sicherstellung<br />
dadurch nothwendig bedingt ward Die Gefahr des allmä¬<br />
ligen Hinsterbens war hier bei der steten Thätigkeit der<br />
treibenden Factoren nicht so bald, wie bei den dem häuslichen<br />
Kreise zugehörigen Gebräuchen, zu befürchten, wohl<br />
aber die mächtigen Angriffe, welche der allmälig erstarkte<br />
Buddhismus gegen die brahmanische Staatsordnung<br />
richtete, der Buddhismus, der anfänglich rein aus theoretischer<br />
Hétérodoxie in Bezug auf das Verhältniß der Materie<br />
zum Geist u. dgL Fragen hervorgegangen, mit der Zeit<br />
aber praktischen Fragen der Religion, des Cultus zugewendet,<br />
das ganze Bestehen des Brahmanismus in Frage setzte, insofern<br />
sich die Kriegerkaste und die unterdrückten Classen<br />
des Volkes überhaupt seiner bedienten, um das übermächtige<br />
Joch der Priesterkaste abzuwerfen. Die Nachricht des Me¬<br />
gasthenes, daß die Inder seiner Zeit nur imo fA,vrjfi^g „aus<br />
dem Gedächtniß" Recht sprachen, halte ich somit für vollständig<br />
richtig, und die Auffassung, daß uvijuq hier nur<br />
mißverständliche Übersetzung von Smṛti in der Bedeutung<br />
von Smṛtiśāstra „Lehrbuch der Smṛti" sei, für<br />
unbegründet*). Wohl aber mag sich bald darauf aus dem erwähnten<br />
Grunde, in Folge der Erstarkung desBuddhismus<br />
zu einer antibrāhmanisch en Religion, das Verhältniß<br />
geändert haben, und ein Manu's Gesetzbuch z. B. (mit Zugrundelegung<br />
des Mānavam Gṛhyasūtram) zusammengestellt<br />
worden sein. Es gehört dasselbe aber nicht mehr in<br />
den Schluß der vedischen Periode, sondern in den Anfang<br />
der folgenden.<br />
*) am besten ist diese letztere Auffassung dargestellt bei Schwanbeck<br />
Megasthenes p. 50, 50 [s. aber auch Burnell Elem. of S. I. Palaeogr. p. 4],
22 Die sprachlichen Sūtra; ihre Entstehung.<br />
Wie wir für die Gṛhyasūtra neben den Brāhmaṇa,<br />
in denen nur gelegentlich hie und da Anknüpfungspunkte<br />
dazu sich finden, eine selbständige Grundlage in der Smṛti<br />
gefunden haben, so wird uns dasselbe auch in Bezug auf die<br />
Sūtra sprachlichen Inhalts gelingen, und zwar finden wir<br />
sie dafür in der Recitation der Lieder und Sprüche beim<br />
Opfer. Wenn sie hiernach auf gleicher Stufe mit den Brāh¬<br />
maṇa, die ja demselben Grunde ihren Ursprung verdanken,<br />
stehen, so können wir dies doch blos auf die ihnen nothwen¬<br />
dig lange Zeit vorhergegangenen, weil durch sie vorausgesetzten,<br />
Anschauungen über sprachliche Verhältnisse beziehen,<br />
nicht auf sie selbst, insofern uns in ihnen schon das Resultat<br />
solcher Einzeluntersuchungen zusammengefaßt vorliegt. Es<br />
lag auch offenbar zunächst viel näher, daß man sich über<br />
das Verhältniß des Gebetes zum Opfer klar zu werden<br />
suchte, als daß man die Gestalt des Gebetes selbst zum<br />
Gegenstande der Untersuchung machte. Je heiliger aber die<br />
Handlung wurde, je mehr sich allmälig der Cultus conden¬<br />
sirte, desto größer ward auch die Wichtigkeit der dazu gehörigen<br />
Gebete und ihr Anspruch auf möglichste Sicherstellung<br />
und Reinheit. Das nächste, was dafür zu thun war,<br />
blieb die Festsetzung des Textes der Gebete, sodann die<br />
Richtigkeit der Aussprache und Recitation, endlich die Bewahrung<br />
der Tradition über ihre Entstehung. Erst mit der<br />
Zeit und allmälig, als ihr wörtlicher Sinn dem vorgerückten<br />
Sprachbewußtsein mehr entfremdet wurde — und dies war<br />
bei den damit vertrauten Priestern natürlich viel später der<br />
Fall, als bei dem übrigen Volke, — galt es auch für die<br />
Feststellung und Sicherung dieses Sinnes Sorge zu tragen.<br />
Um alle diese Zwecke zu erreichen, mußten sich diejenigen,<br />
welche damit am meisten vertraut waren, zum Unterricht<br />
der übrigen bequemen, und es entstanden somit um sie<br />
herum Kreise von fahrenden Schülern, die von dem Einen<br />
zum Andern pilgerten, je nachdem sie durch den Ruf besonderer<br />
Gelehrsamkeit angezogen wurden. Es beschränkten<br />
sich diese Untersuchungen natürlich nicht blos auf sprachliche
Charakter der betreffenden Zeit. 23<br />
Gegenstände, sondern sie umfaßten eben den ganzen Kreis<br />
der brahmanischen Theologie, sich in gleicher Weise auch<br />
auf den Cultus, die Dogmatik, die Speculation erstreckend,<br />
die ja alle innigst mit einander verwebt waren. Wir müssen<br />
jedenfalls ein sehr reges, geistiges Leben unter den Brahmanen<br />
jener Zeit annehmen, an dem sogar auch ihre Frauen thätigen<br />
Antheil nahmen, und in welchem wir einen Grund mehr für<br />
die Superiorität zu suchen haben, welche sie über die übrigen<br />
Klassen des Volkes erhielten und ausübten. Übrigens<br />
schlossen sich auch die Krieger nicht von diesen Unter¬<br />
suchungen aus, besonders nachdem sie erst etwas Ruhe gegen<br />
die äußeren Feinde erlangt hatten Wir haben hier ein<br />
treues Abbild der scholastischen Periode des Mittelalters:<br />
Könige, deren Höfe den Mittelpunkt des geistigen Lebens<br />
bilden, Brahmanen, welche in regem Wetteifer die Untersuchungen<br />
über die höchsten Fragen führen, welche der<br />
Menschengeist aufzustellen vermag, Frauen, die in begeistertem<br />
Entzücken sich in die Geheimnisse der Speculation vertiefen,<br />
den erstaunten Männern durch die Tiefe und Erhabenheit<br />
ihrer Anschauungen imponiren, und in, der Beschreibung<br />
nach, somnambulistischem Zustande die ihnen vorgelegten<br />
Fragen über heilige Gegenstände losen. Wie freilich diese<br />
Lösung beschaffen ist, und wie hoch man überhaupt den<br />
Werth dieser ganzen Untersuchungen zu stellen hat, ist eine<br />
andere Sache. Haben doch auch die scholastischen Spitzfindigkeiten<br />
keinen absoluten Werth und ist ja überhaupt nur<br />
das Ringen und das Streben dasjenige, was den Charakter<br />
einer jeden dergl. Periode adelt.<br />
Der Gewinn nun, den diese Zeit für die sprachlichen<br />
Untersuchungen gehabt hat, ist ein sehr bedeutender. Zu¬<br />
nächst haben wir ihr die Festsetzung des Textes der<br />
Gebete, resp. der einzelnen Saṃhitā, die Redaction derselben<br />
zu danken. Es wurden dafür allmälig sehr ausgedehnte<br />
Vorkehrungen getroffen und sind über das Studium,<br />
den Pāṭha, sowie über die verschiedene Aufbewahrung derselben<br />
— in der Schrift? oder im Gedächtniß? beides ist
24 Prātiśākhyasūtra.<br />
möglich 13<br />
), — so specielle Vorschriften gegeben, daß allerdings<br />
seit dieser Zeit eine Veränderung des Textes (Ein¬<br />
schiebungen ausgenommen) fast ganz unmöglich ist. Diese<br />
Vorschriften darüber, wie über die Aussprache der Worte<br />
und die Recitation derselben, liegen uns vor in den Prāti¬<br />
śākhyasūtra, Schriften, welche erst ganz neuerdings bekannt<br />
geworden sind*). Ein solches Prātiśākhyasūtra<br />
schließt sich stets nur an die Saṃhitā eines Veda an,<br />
umfaßt aber alle Schulen derselben: es giebt die allgemeinen<br />
Bestimmungen über die Natur der Laute darin, über die<br />
darin beobachteten euphonischen Regeln, über den Accent<br />
und seine Modificationen, über die Modulation des Tones etc. :<br />
außerdem sind aber auch alle einzelnen Fälle, in welchen<br />
eigenthümliche lautliche oder dergleichen Veränderungen beobachtet<br />
werden, namhaft gemacht 14<br />
), und haben wir somit<br />
ein vortreffliches kritisches Hülfsmittel für die Gestalt des<br />
Textes einer jeden Saṃhitā zu der Zeit, wo ihr Prāti¬<br />
śākhyam verfaßt worden ist: finden sich in irgend einem<br />
Theile derselben besondere lautliche Eigenthümlichkeiten, ohne<br />
daß dieselben im Prātiśākhya angegeben sind, so haben<br />
1 3<br />
] alle termini technici indeß, die für Veda-Studium u. dgl. vorkommen,<br />
beziehen sich durchweg nur auf Sprechen und Hersagen, und treten somit<br />
für nur mündliche Überlieferung ein; die schriftliche Fixirung der vedischen<br />
Texte scheint eben erst in verhältnißmäßig später Zeit stattgefunden zu haben,<br />
s. Ind. Stud. V, 18 fg. (1861). Wie Müller (Anc. S. Lit. 507 fg. 1850), so<br />
haben sich auch Westergaard „über den ältesten Zeitraum der ind. Gesch." (1860,<br />
deutsch 1862 p. 42 fg.) und Haug „über das Wesen des vedischen Accents"<br />
(1873 p. 16 fg.) hiefür ausgesprochen (nach des Letzteren Meinung hätten zuerst<br />
die zum Buddhismus bekehrten Brāhmaṇa aus polemischen Zwecken den veda<br />
schriftlich aufgezeichnet; ihnen seien dann erst die Brahmanen selbst gefolgt).<br />
Dagegen sind Goldstücker, Böhtlingk, Whitney und Roth (der Ath.<br />
veda in Kashmir p. 10) der entgegengesetzten Meinung, insbesondere dahin<br />
gehend, daß den Prātiśākhya schriftliche Texte als vorläge gedient haben<br />
müisten. Auch Benfey war früher dieser Ansicht, hat sich aber neuerdings<br />
wieder (Einl. in die Gramm, der ved. Sprache p. 31) für erst späte, lange Zeit<br />
nach der Diaskeuase erfolgte schriftliche Fixirung der ved. Texte ausgesprochen.<br />
Auch Burnell am a. 0. p. 10 ist der Meinung, daß u. A. schon die Seltenheit<br />
des „material for writing" für ältere Zeiten „almost precludes the existence<br />
of Mss. of books or long documents."<br />
*) durch Roth in seinen Abhandlungen zur Literatur und Geschichte des<br />
Weda p. 53 fg. (übersetzt im Journ. As. Soc. Bengal 1848 p. 6 fg.).<br />
14<br />
] dies ist sogar so recht eigentlich der Zweck der Prātiśākhya, zu<br />
zeigen nämlich, wie der fortlaufende SaṃhitāText aus dem PadaText, in<br />
welchem die einzelnen Wörter desselben je für sich, in ihrer ursprünglichen.
Metrik. Anukramaṇī. 25<br />
wir darin wohl einen sichern Beweis, daß jener Theil damals<br />
noch nicht zur Saṃhitā gehörte. Die Vorschriften<br />
über das Recitiren des Veda, d. i. der Saṃhitā desselben*),<br />
in den Schulen, mit Wiederholung der einzelnen Worte in<br />
verschiedenen Verknüpfungen, gewähren ein höchst anschauliches<br />
Bild der Sorgfalt, mit welcher man dieses Studium<br />
betrieb.<br />
Auch für die Metrik ist uns hier reiches Material über¬<br />
liefert. Das Bewußtsein der metrischen Gesetze muß natürlich<br />
den Sängern der Lieder selbst eingewohnt haben.<br />
Wir finden aber auch die technischen <strong>Name</strong>n einzelner Metra<br />
schon in den späteren Liedern des Ṛk hie und da genannt:<br />
in den Brāhmaṇa werden die wunderlichsten Spielereien<br />
damit getrieben, und ihre Harmonie in mystischer Weise<br />
mit der Harmonie der Welt in Verbindung gesetzt, als der<br />
Grund derselben angegeben. Ihr Rhythmus ergötzte den naiven<br />
Sinn dieser Denker zu sehr, als daß er ihnen nicht zu dergleichen<br />
Symbolisirungen hätte mit Nothwendigkeit Anlaß<br />
geben müssen. Die weitere Entwicklung der Metrik gab<br />
dann auch den Anstoß, ihre Gesetze specieller zu unter¬<br />
suchen, und diese Untersuchungen sind uns theils in Sūtra<br />
bewahrt 15<br />
), welche direct die Metrik behandeln (z. B. Ni¬<br />
dānasūtram), theils in den Anukramaṇī, einer eigen¬<br />
thümlichen Gattung von Werken, welche, die Reihenfolge<br />
einer jeden Saṃhitā beobachtend, Dichter, Metrum und<br />
Gottheit eines jeden Liedes oder Gebetes aufführen, übrigens<br />
wohl erst einer noch späteren Stufe, als die meisten Sūtra<br />
angehören mögen, einer Zeit, wo der Text einer jeden Saṃ¬<br />
hitā nun schon in seiner Endredaction vorlag, und zwar in<br />
der bei dieser zum Behuf der Regelung des Studiums be<br />
vorn saṃdhi d. i. den Einflüssen des vorhergehenden und des folgenden Wortes<br />
unberührten Gestalt aufgeführt sind, zu reconstruiren ist. Alles andere, was die<br />
Prātiśākhya darüber hinaus enthalten, ist nur nebensächliches Beiwerk. S. Whitney<br />
im Journal Am. Or. Soc. IV, 259 (1853).<br />
*) streng genommen sind eben nur diese: Veda.<br />
15<br />
] s den ersten Theil meiner Abh. über die Metrik der Inder Ind. Stud,<br />
VIII, 1 fg. (1863),
26 Tradition. Bṛhaddevatā.<br />
liebten Eintheilung in größere und kleinere Abschnitte: die<br />
kleinsten Abschnitte bildeten das jedesmalige Pensum des<br />
Schülers. — Die Bewahrung der Tradition über die Verfasser<br />
und die Entstehung der Gebete hängt zu innig hiemit zusammen,<br />
als daß ich sie von den sprachlichen Sūtra trennen<br />
könnte, obwohl sie einer ganz andern Classe von Werken<br />
den Ursprung gegeben hat. Die ältesten dergleichen Traditionen<br />
finden sich, wie bemerkt, in den Brāhmaṇa selbst,<br />
wo außerdem auch noch Sagen über die Entstehung und<br />
den Urheber dieser oder jener Cultusform gegeben werden,<br />
wobei sich das Brāhmaṇam häufig auf Gāthā, Liedstrophen,<br />
die im Munde des Volkes darüber sich erhalten hatten, beruft.<br />
In diesen Legenden nun haben wir offenbar den Ursprung<br />
zu den grösseren Itihāsa und Purāṇa zu suchen,<br />
die eben nur den Kreis ihres Gegenstandes erweitert<br />
haben, im Übrigen zunächst ganz in derselben Weise vorgingen,<br />
wie dies mehrere der im MahāBhārata z. B. erhaltenen<br />
älteren Bruchstücke darthun. Das älteste bis jetzt<br />
bekannte dergl. Werk ist die Bṛhaddevatā des Śaunaka<br />
in Śloka, die indeß, sich genau an die Reihenfolge der<br />
Ṛksaṃhitā anschließend, schon durch den <strong>Name</strong>n erweist,<br />
daß sie eigentlich nur zufällig hieher gehört. Ihr<br />
eigentlicher Zweck nämlich ist der, die Gottheit eines jeden<br />
Verses der Ṛksaṃhitā anzugeben, dabei aber führt sie so<br />
viele Sagen zu Begründung ihrer Ansicht auf, daß sie mit<br />
Fug und Recht hieher zu rechnen ist. Doch gehört auch<br />
sie, wie die andern Anukramaṇī, erst einer bei weitem<br />
späteren Stufe als die meisten Sūtra an, insofern sie sogar<br />
schon Yāska den Verfasser der Nirukti, von welchem<br />
gleich die Rede sein wird, voraussetzt und auf ihm wesentlich<br />
basirt [s. Adalb. Kuhn in den Ind. Stud. I, 101—120].<br />
Ich habe oben bemerkt, daß die Untersuchungen über<br />
den Wortsinn der Gebete erst dann allmälig entstanden, als<br />
derselbe theilweise dunkel zu werden begann, und daß, da<br />
letzteres bei den damit vertrauten Priestern erst später der<br />
Fall sein konnte, wie bei dem übrigen Volke, die Sprache
Nighaṇṭu. Grammatische Wissenschaft. 27<br />
dieses letztern vielleicht dann schon bedeutend modifient gewesen<br />
sein mag. Das Erste, was man für das Verständniß<br />
that, war theils Synonyma zusammenzustellen, die sich durch<br />
ihre Anordnung selbst erklärten, theils besonders obsolete<br />
Wörter zu sammeln und dann im mündlichen Vortrage einzeln<br />
zu erklären. Solche zusammengestellten Wörter hießen<br />
eingereiht, verflochten, Nigranthu, verderbt in Nighaṇṭu*)<br />
und die damit sich Beschäftigenden: Naighaṇṭukās. Es<br />
ist uns denn auch ein dergleichen Werk erhalten 16<br />
) in fünf<br />
Büchern, von denen die drei Ersten Synonyma enthalten,<br />
das Vierte besonders schwierige Wörter des Veda aufführt,<br />
und das Fünfte eine Classification der verschiedenen gottlichen<br />
Persönlichkeiten giebt, die im Veda auftreten. Auch einer<br />
der alten Vorträge darüber, ein Commentar dazu,<br />
ist uns erhalten, unter dem <strong>Name</strong>n Nirukti „Auslegung",<br />
als dessen Verfasser Yāska genannt wird: er besteht aus<br />
12 Büchern, an die später noch zwei andere, ungehörige, zugetreten<br />
sind. Die Inder rechnen ihn zu den sogenannten<br />
Vedāṅga, zugleich mit Śikṣā, Chandas, Jyotiṣam,<br />
drei sehr späten Werkchen über Lautlehre, Metrik und astronomische<br />
Berechnungen, so wie mit Kalpa und Vyākara¬<br />
ṇam, d. i. Ceremoniell und Grammatik, zwei allgemeinen<br />
Schriftgattungen: ursprünglich haben eben auch die vier<br />
ersten <strong>Name</strong>n nur im Allgemeinen die Schriftgattung bezeichnet<br />
17<br />
) und sind erst später auf die vier einzelnen Werke<br />
übertragen worden, für welche sie jetzt speciell Geltung<br />
haben. In der Nirukti nun, dem Werke des Yāska,<br />
finden wir die ersten allgemein grammatischen Begriffe. Von<br />
der Lautlehre aus, deren Observanz in den Prātiśākhya¬<br />
sūtra in so durchgreifender Weise zunächst nur für jede<br />
Vedasaṃhitā festgestellt wurde, war man allmälig weiter<br />
*) s. Roth Einleitung zur Nirukti p. XII.<br />
16<br />
) hieher gehört auch noch die von Haug erwähnte Nighaṇṭu zur Ath. S.,<br />
s. Ind. Stud. IX, 175. 176 und das Nigamapariśiṣṭarn des weißen Yajus.<br />
17<br />
] śikṣā ist auch jetzt noch ein dergI. Gattungsname; es haben sich in<br />
neuerer Zeit eine ganze Zahl von Werkchen dieses <strong>Name</strong>ns aufgefunden, und<br />
kommen immer noch mehr zu Tage, s. Kielhorn in den Ind. Stud. xlV, 160.
28 Grammatische Wissenschaft Philosophische Untersuchungen.<br />
gegangen, zunächst wohl zu einer Gesammtanschauung über<br />
die Lautlehre, dann aber auch zu den übrigen Theilen des<br />
Sprachgutes, hatte die Flexion, die Ableitung, die Composition<br />
erkannt und geschieden, und über die dadurch bedingten<br />
Modificationen der Wurzelbedeutung mannigfache Reflexionen<br />
angestellt. Yāska macht eine ziemliche Anzahl<br />
ihm vorhergegangener grammatischer Lehrer namhaft, theils<br />
einzeln, theils unter den allgemeinen <strong>Name</strong>n Nairuktās,<br />
Vaiyākaraṇās, so daß wir hiernach auf eine sehr rührige<br />
Thätigkeit auf diesem Felde zu schließen haben. Besonders<br />
eifrig muß, einer Stelle im KauṣītakiBrāhmaṇa nach,<br />
in den nördlichen Theilen Indiens das Studium der Sprache<br />
getrieben worden sein, und das Resultat davon ist denn auch,<br />
daß von dort aus, resp. von Nordwesten her, derjenige Grammatiker<br />
hervorgegangen ist, welcher als der Vater der SanskṛtGrammatik<br />
zu gelten hat, Pāṇini. Wenn nun aber<br />
schon Yāska nur noch zu den letzten Reihen der vedischen<br />
Periode zu rechnen ist, so gehört Pāṇini, zwischen welchem<br />
und Yāska noch ein gewaltiger Sprung liegt, jedenfalls<br />
ganz an das Ende derselben, resp. an den Anfang der<br />
nächsten Periode. Von der einfachen Benennung der grammatischen<br />
Wörter durch dem Sinne nach ihnen entsprechende<br />
Wörter, wie wir dies bei Yāska finden, bis zu den algebraischen<br />
Bezeichnungen bei Pānini zu gelangen, muß ein gut Theil<br />
Studium mittlerweile angenommen werden. Übrigens setzt<br />
Pāṇini selbst auch schon einige dergleichen Bezeichnungen<br />
als bekannt voraus, ist also nicht als der Erfinder, nur als<br />
der conséquente Durchführer seiner allerdings in hohem Grade<br />
zweckdienlichen Methode zu erachten.<br />
Endlich auch die Speculation hat neben und nach den<br />
Brāhmaṇa ihre eigenthümliche Entwicklung gehabt, und<br />
ist sie es ja, in welcher zusammt der Grammatik die Inder<br />
die höchste Blüthe ihres an feinen Distinctionen oft so überraschend<br />
reichen Geistes erreicht haben, so abstrus und naiv<br />
sie auch andererseits hie und da dabei verfahren.<br />
In dem letzten Buche der Ṛksaṃhitā finden sich mehrere
Philosophische Untersuchungen. 29<br />
Hymnen speculativen Inhalts, die von einer gewaltigen Tiefe<br />
und Sammlung des Nachdenkens über den Urgrund der Dinge<br />
Zeugniß ablegen und dadurch nothwendig ein lange Zeit<br />
vorhergegangenes Alter philosophischer Untersuchungen bedingen.<br />
Dazu stimmt denn auch der alte Ruf indischer Weisheit,<br />
dischen Gymnosophisten etc.<br />
Es kann nicht fehlen, daß sich nicht auch schon früh,<br />
sobald die Speculation nur irgend erstarkt war, verschiedene<br />
Ansichten und Ausgangspunkte geltend machten, insbesondere<br />
über die Entstehung der Schöpfung, denn dies — das wundersamste,<br />
schwierigste — war zugleich das beliebteste Thema,<br />
so daß wir in jedem Brāhmaṇa wenigstens einen oder mehrere<br />
Berichte davon, in den größeren dergleichen Werken sogar<br />
eine große Zahl verschiedener Muthmaßungen kosmogoni¬<br />
schen Inhalts vorfinden. Ein Hauptunterschied bestand nun<br />
natürlich darin, ob man einen unterschiedslosen Urstoff oder<br />
einen Urgeist annahm: das letztere ward allmälig die orthodoxe<br />
Ansicht, und ist sie daher denn auch in den Brāh¬<br />
maṇa am zahlreichsten und fast ausschließlich vertreten.<br />
Aus den Anhängern der erstern Ansicht aber, die allmälig<br />
als heterodox angesehen wurde, erwuchsen im Fortschritt des<br />
Denkens noch gefährlichere Feinde für die Orthodoxie, die,<br />
anfänglich rein auf theoretisches Gebiet beschränkt, sich bald<br />
auch auf praktische Fragen warfen, und dadurch zu Stiftern<br />
der Religionsform wurden, die wir als Buddhismus kennen.<br />
Das Wort buddha „erwacht, erleuchtet" war ursprünglich<br />
ein Ehrenname aller Weisen, auch der orthodoxen: dies beweist<br />
theils der Gebrauch der Wurzel budh in den Brāh¬<br />
maṇa, theils der Gebrauch des Wortes buddha selbst noch<br />
in den spätesten vedāntischen Schriften. Die technische Beziehung<br />
des Wortes ist ebenso die secundäre, wie dies bei<br />
einem andern hieher gehörigen Wort, das sich die Buddhisten<br />
später auch ganz als ihr Eigenthum angeeignet, der Fall ist,<br />
bei śramaṇa. Hier läßt sich sowohl der entsprechende Gebrauch<br />
der Wurzel śram, als auch das Wort śramaṇa
30 <strong>Name</strong>n der sich mit philosophischen Untersuchungen Beschäftigenden.<br />
selbst als Ehrenname mehrfach in den Brāhmaṇa nachweisen.<br />
Wenn Megasthenes in einer bei Strabo citirten Stelle<br />
direct zwei Gattungen Philosophen, die Bqa^iavai und die<br />
J?ao{sictvai unterscheidet, so scheint man doch bei ihm unter<br />
den letztern die Buddhistischen Bettler noch nicht, wenigstens<br />
noch nicht ausschließlich, verstehen zu dürfen, insofern er<br />
die vl6ßtoi d. i. die Brahmacarin und Vānaprastha,<br />
die erste und dritte Stufe des brahmanisch gegliederten Lebens,<br />
ausdrücklich aß einen Theil der ^Eaśuavui angiebt: es<br />
bestand wohl der Unterschied beider Gattungen darin, daß<br />
die B{jctytiavcti die „Philosophen" von Geburt sind, auch diejenigen,<br />
welche als Hausväter Gṛhastha lebten, die S’«(>¬<br />
ftccvai dagegen diejenigen, welche sich besonderen Kasteiungen<br />
hingaben und auch anderen Kasten angehören konnten. Die<br />
Hoa/Livcu an einer andern Stelle bei Strabo (s. Lassen Indien<br />
I, 836), welche er nach den Berichten aus Alexanders<br />
Zeit als streitsüchtige, fertige Dialektiker den Boa^^avat<br />
gegenüber stellt, während er diesen die Physiologie und Astronomie<br />
als Hauptbeschäftigung zuschreibt, sind entweder<br />
mit den J2aQuctvai identisch zu achten, und dafür spricht,<br />
daß von ihnen ganz dasselbe berichtet wird, als von jenen,<br />
oder man mag sie mit Lassen als prāmāṇa d. i. als solche,<br />
die sich auf pramāṇam, den logischen Beweis, nicht auf<br />
die Offenbarung stützen, auffassen. Da dieses letztere Wort<br />
aber in den Schriften dieser Zeit noch nicht gekannt ist, so<br />
würde in diesem Falle Strabo’s Nachricht wohl schwerlich<br />
als für die Zeit Alexanders, sondern erst als für spätere<br />
Zeit geltend angenommen werden können. Von philosophischen<br />
Systemen kann überhaupt in dieser Zeit noch gar nicht gesprochen<br />
werden, nur einzelne Anschauungen und Specula¬<br />
tionen liegen uns in den hieher gehörigen Theilen der Brāhmaṇa,<br />
den sogenannten Upaniṣad (Sitzung, Vortrag),<br />
vor: zwar herrscht innerhalb derselben schon eine sehr ausgebildete<br />
Sucht zu schematisiren und einzutheilen, aber die<br />
Untersuchungen bewegen sich doch noch auf einem engen,<br />
beschränkten Gebiete. In denjenigen Upaniṣad dann,
Āraṇyaka. Upaniṣad. 31<br />
welche sich in den Āraṇyaka befinden, d. i. in Schriften,<br />
welche Nachträge zu den Brāhmaṇa' enthalten und speciell<br />
für die vl6ßioL bestimmt sind*), zeigt sich schon ein bedeutender<br />
Fortschritt in der Systematisirung und Ausdehnung,<br />
und ein noch bedeutenderer in denjenigen Upaniṣad, die<br />
für sich stehen, d. i. welche, ob auch ursprünglich vielleicht<br />
einem Brāhmaṇa oder Āraṇyaka eines der drei älteren<br />
Veda angehörig, uns doch gleichzeitig oder auch nur in<br />
einer AtharvanRecension vorliegen. Diejenigen Upaniṣad<br />
endlich, welche direct dem AtharvaVeda zugeschrieben<br />
werden, sind schon völlige Träger von ausgebildeten philosophischen<br />
Systemen, resp. zum Theil sectarischen Inhalts<br />
und reichen in letzterer Beziehung bis in die Zeit der Pu¬<br />
rāṇa hinab. Entscheidend aber dafür, daß die jetzt vorhandenen<br />
Grundwerke der philosophischen Systeme, die Sūtra<br />
derselben, viel später abgefaßt sind, als man ihnen<br />
bisher zugeschrieben hat, ist theils dies, daß die <strong>Name</strong>n ihrer<br />
Verfasser in den spätesten Brāhmaṇa und Āraṇyaka entweder<br />
noch gar nicht vorkommen, oder wenigstens in anderer<br />
Form und in anderen Verhältnissen, so zwar, daß sich ihre<br />
spätere Geltung darin schon im Keim finden und ahnen läßt,<br />
theils ferner dies, daß die <strong>Name</strong>n der in den älteren von<br />
ihnen erwähnten Weisen nur zum Theil identisch sind mit<br />
denen, welche in den spätesten liturgischen Sūtra genannt<br />
werden, theils endlich dies, daß in ihnen allen sowohl ganz<br />
ausdrücklich der Veda als Ganzes vorausgesetzt als auch<br />
direct Bezug genommen wird auch auf diejenigen Upaniṣad,<br />
welche wir befugt sind als die spätesten wirklichen<br />
Upaniṣad zu erkennen, sogar auf solche, die sich nur als<br />
dem Atharvan zugehörig finden. Auch der Stil, die änig¬<br />
inatische Kürze, die Masse der termini technici, ob sich schon<br />
diese nicht zur algebraischen Potenz erhoben haben, lassen<br />
*) Der <strong>Name</strong> Āraṇyaka findet sich erst im Vārttika zu Pāṇini IV, 2,<br />
129 vor [s. hiezu Ind. Stud. V, 49], sodann hei Manu IV, 123. Yājñavalkya<br />
I, 145 (an beiden Stellen gegenüber von Veda). IH, 110. 309, und in den<br />
Atharvopaniṣad (s. Ind. Stud. II, 179).
32 Astronomie. Medicin.<br />
auf ein sehr lange vorhergegangenes SpecialStudium schließen,<br />
um solche Vollkommenheit und Präcision erklärlich zu machen*<br />
Es werden daher die philosophischen Sūtra, wie das grammatische<br />
Sūtram, erst an den Anfang der nächsten Periode<br />
zu setzen sein, innerhalb welcher sie ja auch beiderseits als<br />
dominirend und herrschend anerkannt sind.<br />
Am Schlusse dieser Übersicht der vedischen Literatur,<br />
muß ich endlich noch zwei Wissenschaften nennen, die es<br />
zwar in derselben noch nicht zu einer Literatur gebracht zu<br />
haben scheinen, wenigstens nicht zu einer, von welcher uns<br />
directe Reste und Documente überliefert sind, die sich aber<br />
nichts desto weniger schon einer bedeutenden Pflege müssen<br />
zu erfreuen gehabt haben, ich meine die Astronomie und<br />
die Medicin. Der Cultus selbst hat zu beiden die nächste<br />
Veranlassung gegeben, insofern einerseits die Regelung der<br />
feierlichen Opfer, zunächst Früh und Abends, ferner beim Neumond<br />
und Vollmond, und endlich beim Beginne jeder der drei<br />
Jahreszeiten mit Nothwendigkeit zu astronomischen Betrachtungen,<br />
allerdings zunächst der gröbsten Art, aufforderte und<br />
andererseits insofern die Zerlegung des Opferthieres, die<br />
W e i h u n g der verschiedenen Theile an verschiedene<br />
Gottheiten anatomische Beobachtungen unausbleiblich machte.<br />
Da nun auch die Natur, für welche das Gemüth des* Indo¬<br />
germanen ja so besonders empfänglich ist, in Indien mehr als<br />
irgendwo zu ihrer Beobachtung auffordert, so kann es nicht<br />
fehlen, daß man ihr eben auch schon früh besondere Aufmerksamkeit<br />
zugewendet hat. Wir finden denn auch in den<br />
späteren Theilen der VājasaneyiSaṃhitā und in der<br />
Chāndogyopanisbad „Beobachter der Sterne", und „Sternkunde"<br />
ausdrücklich namhaft gemacht, sowie insbesondere dic<br />
Kenntniß der 27 (28) Mondhäuser schon früh verbreitet war:<br />
bereits in der TaitI. Saṃhitā werden sie einzeln aufgeführt,<br />
und zwar stehen sie darin in einer Reihenfolge, welche<br />
nothwendig*) etwa zwischen 1472 und 536 a. Chr. festgesetzt<br />
*) s. Ind. Stud. II, 240 not. [Die richtigen Zahlen hiefür sind vielmehr<br />
2780 — 1820 a. Chr., s. Ind. Stud, x, 234 — 236 (1866); und für die in dem
Ṛgvedasaṃhitā: ihre Eintheilung. 33<br />
sein muß. S trab o an der oben angeführten Stelle theilt<br />
denn auch den Bqa%uav(u die ccoTQovo[ua ausdrücklich als<br />
eine Lieblingsbeschäftigung zu. Nichts desto weniger sind<br />
sie übrigens in dieser Zeit noch nicht weit damit gekommen<br />
und haben sich hauptsachlich auf die Beobachtung des Mondlaufes,<br />
der Sonnenwende, einiger Fixsterne, und specieller<br />
wohl noch auf Astrologie beschränkt.<br />
Was die Medicin betrifft, so finden wir besonders in der<br />
Saṃhitā des Atharvan mehrere Lieder an Krankheiten und<br />
heilende Kräuter gerichtet, aus denen sich indeß nicht viel<br />
entnehmen läßt. Die Anatomie des Thieres war offenbar<br />
sehr genau gekannt, wie sich aus den sehr speciellen <strong>Name</strong>n<br />
für die einzelnen Theile ergiebt. Auch die Genossen Alexanders<br />
rühmen die indischen Aerzte, besonders in Bezug auf<br />
ihre Behandlung der Bisse giftiger Schlangen.<br />
Nach dieser allgemeinen Übersicht der vedischen Literatur<br />
kommen wir nunmehr zu den Einzelnheiten, und zwar<br />
werden wir uns in Bezug hierauf an die indische Eintheilung<br />
halten, und jeden der vier Veda einzeln durchnehmen,<br />
die dazu gehörigen Schriften in ihrer Reihenfolge<br />
bei jedem Veda für sich behandeln.<br />
Was zunächst den Ṛgveda, speciell die Ṛgveda¬<br />
saṃhitā betrifft, so liegt sie uns in einer doppelten Eintheilung<br />
vor, in einer rein äußerlichen, den Umfang allein berücksichtigenden,<br />
offenbar späteren, und in einer auf innere<br />
gründe basirten, älteren. Die erste ist die in acht ziemlich<br />
gleich große Aṣṭaka (Achtel), deren jedes in acht Adhy¬<br />
āya (Lesen) zerfallt, die ihrerseits wieder in je etwa 33<br />
(zusammen 2006) Varga (Abschnitt), gewöhnlich zu 5 Versen,<br />
getheilt sind 18<br />
). Die andere ist die in zehn Maṇḍala (Kreis),<br />
85 Anuvāka (Capitel), 1017 Sūkta (Hymnen) und 10580<br />
Jyotiṣam anscheinend vorliegende BharaṇīReihe ergeben sich die Jahre 1820<br />
bis 860, ibid. p. 236 fg. S. im Übrigen das oben in Note 2 Bemerkte.]<br />
lH<br />
] näheres s. Ind. Stud. III, 255 und bei Müller Ane. S. LU. p. 220,
34<br />
Ṛgvedasaṃhitā: ihre Einthei1ung.<br />
Rie (Verse): dieselbe beruht auf der Verschiedenheit der<br />
Verfasser, denen die Lieder zugeschrieben werden, und zwar<br />
enthalten das erste und zehnte Maṇḍalam Lieder von<br />
Ṛṣi verschiedener Geschlechter, das zweite Maṇḍalam<br />
dagegen (Aṣṭ. II, 71 —113) enthält Lieder, welche dem<br />
Gritsamada angehören, das dritte (Aṣṭ. II, ll4—119.<br />
III, Ī—56) gehört dem Viśvāmitra, das vierte (Aṣṭ.IH,<br />
57—114) demVāmadeva, das fünfte (Aṣṭ. HI, 115122.<br />
IV, l—79) dem Atri, das sechste (Aṣṭ. IV, 80140.<br />
V, Í —14) dem Bharadvāja, das siebente (Aṣṭ. V, 15—<br />
118) dem Vasiṣṭha, das achte (Aṣṭ. V, 119 129. VI,<br />
181) dem Kaṇva, und das neunte (Aṣṭ. VI, 82—124.<br />
VII, 1 —7 í ) dem Aṅgiras 19<br />
). Unter den <strong>Name</strong>n dieser<br />
Ṛṣi haben wir aber nicht blos sie selbst, sondern auch<br />
ihre Familien zu verstehen. Innerhalb der einzelnen Maṇ¬<br />
ḍala sind die Hymnen nach den Gottheiten geordnet, und<br />
zwar stehen die an A g n i gerichteten voran, es folgen die an<br />
Indra gerichteten, dann die an andere Götter: so wenigstens<br />
ist die Anordnung in den acht ersten Maṇḍala: das neunte<br />
st ganz allein an Soma gerichtet und steht im engsten<br />
Bezug zur Sāmasaṃhitā, welche zu einem Drittel daraus<br />
entlehnt ist, während das zehnte Maṇḍalam in einer ganz<br />
besonderen Verbindung mit der Atharvasaṃhitā<br />
steht. Die älteste Erwähnung nun dieser Reihenfolge (der<br />
Maṇḍala) geschieht im Aitareya Āraṇyaka, sodann in<br />
den beiden Gṛhyasūtra des Āśvalāyana und Śāṅkh¬<br />
ayana. Die Prātiśākhya und Yāska kennen nur diese<br />
Eintheilung und belegen daher die Ṛksaṃhita mit dem,<br />
auch in den Samasutra genannten, <strong>Name</strong>n Daśatayyas<br />
^‚die zehngetheilten" sc. Lieder. Die Anukramaṇī des Kā¬<br />
tyāyana dagegen richtet sich schon nach der Eintheilung<br />
in Aṣṭaka und Adhyāya. Der <strong>Name</strong> Sukta, zur Be<br />
das erste Maṇḍalam enthält nämlich 24 anuvaka und 191 sūkta, das<br />
zweite 4 an. 43 s., das dritte 5 an. 62 s., das vierte 5 an. 58 s., das fünfte<br />
6 an. 87 s., das sechste 6 an. 7 5 s., das siebente 6 an. 104 s., das achte<br />
10 an. 92 s. (außerdem 11 vālakhilyasūkta), das neunte 7 an. 114 s., das<br />
zehnte 12 an, 191 sūkta.
Die Recensionen der Śākala und vāṣkala. 35<br />
Zeichnung von Hymne, findet sich zuerst in dem zweiten<br />
Theile des Brāhmaṇa des weißen Yajus vor, die Ṛg¬<br />
brāhmaṇa kennen ihn, wie es scheint, noch nicht 20<br />
), wohl<br />
aber das AitareyaĀraṇyakam etc. Die uns vorliegende<br />
Recension der Ṛksaṃhitā ist diejenige der Śākalaka,<br />
speciell wieder, wie es scheint, demjenigen Zweige dieser<br />
Schule angehorig, welcher den <strong>Name</strong>n Śaiśirīya führt<br />
Von einer andern Recension, der der Vāṣkala, erhalten<br />
wir nur gelegentliche Angaben, sehr bedeutend scheint die<br />
Verschiedenheit nicht gewesen zu sein: ein Hauptunterschied<br />
ist jedenfalls der, daß ihr achtes Maṇḍalam acht Hymnen<br />
mehr enthält, also 100 derselben, resp. also auch ihr sechstes<br />
Aṣṭakam aus 132 Hymnen besteht 21<br />
). Der <strong>Name</strong> der<br />
Śākalaka steht offenbar in Bezug zu Śākalya, einem in<br />
den Brāhmaṇa und Sūtra viel genannten Weisen, den uns<br />
Yāska 22<br />
) als Verfasser des Padapāṭha*) der Ṛksaṃhitā<br />
namhaft macht**). Nach den Berichten im Brāhmaṇa des<br />
2(,<br />
] dies ist ein Irrthurri; sie kennen das Wort nicht nur in dieser, sondern<br />
auch in einer technischen Bedeutung, als <strong>Name</strong> nämlich eines der sechs Theile<br />
des castra (Canon), und zwar des Hauptkerns desselben, in welcher Verwendung<br />
es collectivisch, mehrere sūkta zusammenfassend, erscheint, vgl. Śāṅkh. Brāhm.<br />
XIV, 1.<br />
a i<br />
] diese Angabe im Detail zu erhärten, bin ich zur Zeit nicht im Stande,<br />
kann vielmehr nur, aus Śaunaka's anuvākānukramaṇī, nachweisen, daß die<br />
Schule der vāṣkala acht Hymnen mehr hatte, als die der Śākala, nicht<br />
aber daß diese acht Hymnen ~im achten maṇḍala sich befanden, vermuthlich<br />
habe ich bei meiner obigen Angabe die vālakhilyaHymnen im Auge gehabt,<br />
deren Zahl Sāyaṇa's Comm. zum Ait. Br„ s. Roth zur Lit. und Gesch. des<br />
Weda p. 35. Hang zu Ait. Br. 6, 24 p. 416, auf acht angiebt, während die<br />
Ausgaben Müller's und Aufrecht's deren elf aufführen. Ob nun aber diese acht,<br />
resp. elf, vālakhilyaHymnen speciell den vāṣkala angehören, dafür liegt mir<br />
eben zur Zeit kein directer Beweis vor. Über sonstige Differenzen der vāṣkala¬<br />
Schule etc. s. Adalb. Kuhn in Ind. Stud. I, 108 fg.<br />
22<br />
] vielmehr Dur g a in seinem Comm. dazu (Nir. IV, 4), s. Roth p. 39<br />
EinI. p. LXVIIL<br />
*) dies ist der <strong>Name</strong> jener eigenthümlichen Recitationsweise, in welcher<br />
jedes Wort des Textes für sich steht, ohne die euphonischen Veränderungen, die<br />
es durch die Verbindung mit dem vorhergehenden und folgenden Worte zu erleiden<br />
hat [s. oben p. 24].<br />
**) sein <strong>Name</strong> scheint uns nach dem Nordwesten zu führen? Der Scholiast<br />
zu Pāṇini [IV, 2‚ 117] führt wenigstens (wohl dem Mahābhāṣya nach)<br />
Śākala in Beziehung zu denBāhīka auf. s. ferner Burnouf introd. à rhist.<br />
du Buddh. p. 620 fg.: die Stelle im Sūtra bei Pāṇini IV, 3, 128 hat keine<br />
örtliche Beziehung [über die hergehörigen Data im Mahābhāṣya s. Ind. Stud.<br />
XIII, 366. 372. 409. 428. 445]. Indeß haben wir Śākyās ja auch im Lande<br />
Kosala in Kapilavastu, bei denen wir aber freilich, wie bei den Śākā-<br />
3*
3G<br />
Vārkali; die Schule der Cunaka.<br />
weißen Yajus (dem Śatapatha-Brāhmaṇa) lebte ein<br />
Śākalya mit dem Beinamen Vidagdha (schlau?)<br />
gleichzeitig mit Yājñavalkya als Lehrer und an dem Hofe<br />
des Janaka, Königs von Videha, und zwar in entschie¬<br />
dener Feindschaft und Rivalität mit Yājñavalkya: letzterer<br />
besiegte und verfluchte ihn, der Kopf fiel ihm ab, und seine<br />
Gebeine wurden von Räubern gestohlen. — Auch Vārkali<br />
(örtlich für Vāṣkali) ist <strong>Name</strong> eines der Lehrer, welche<br />
in dem zweiten Theile des Śatapatha-Brāhmaṇa genannt<br />
werten 23<br />
).<br />
In enger Verbindung erscheinen in der Tradition die<br />
Śakala mit den Cunaka, und werden dem Śaunaka insbesondere<br />
eine Menge Schriften zugeschrieben*), die er zum<br />
Behufe der Sicherung des Textes (ṛgvedaguptaye) verfaßt<br />
habe, so eine Anukramaṇī der Ṛṣi, der Metra,<br />
der Gottheiten, der Anuvāka, der Hymnen, eine Anordnung<br />
(?Vidhānam) der Verse und ihrer Glieder 24<br />
), das oben besprochene<br />
Barhaddaivatam, das Prātiśākhyam des Ṛk,<br />
ein Smārtam Sūtram**) und mit speciellem Bezug auf das<br />
Aitareyakam auch ein Kalpasūtram, welches er aber<br />
vernichtete, nachdem sein Schüler Āśvalāyana selbst eins<br />
verfaßt hatte. Alle jene Schriften könnten nun allenfalls von<br />
einem einzigen Śaunaka herrühren, obwohl sie wahrschein-<br />
yanin im Yajus noch nicht recht wissen, wie wir mit ihnen daran sind, s. im<br />
Verlauf. [Die älteste Erwähnung des Wortes Śākala in unmittelbarer Beziehung<br />
zum Ṛk liegt in einem versus memorialis, yajñagāthā, vor, der im Ait. Brāhm.<br />
III, 43 citirt wird, s. Ind. Stud. Ix, 277. — Für den <strong>Name</strong>n Śaiśirīya weiß ich<br />
nur den am Schluß des Āśvalāyanaśrautasūtra angefügten pravara-Abschnitt anzuführen,<br />
wo die Śaiśirayas theils allein theils neben und in Gemeinschaft mit<br />
den Śuṅga mehrfach genannt sind.]<br />
23<br />
] diese <strong>Name</strong>nsform, die etwa auf vṛkala zurückgehen würde, findet<br />
sich auch im Śānkhāyana Āraṇyaka VIII, 2: aśītisahasraṃ vārkalino bṛ¬<br />
hatīr ahar abhisampādayanti; die im Übrigen gleichlautende Parallelstelle im<br />
Aitar. Āraṇy. III, 8 liest jedoch statt vārkalino vielmehr: vā (d. i» vai) Ar¬<br />
kalino !<br />
*) von Ṣaḍguruśiṣya nämlich, in der Einleitung seines Commentars<br />
zu der Ṛganukramaṇī des Kātyāyana.<br />
2 4<br />
) vielmehr zwei vidhānaTexte, s. unten p. 66, von denen der eine die<br />
Verwendung der einzelnen ṛc, der andere wohl die der einzelnen pāda, zu<br />
abergläubischen Zwecken zum Gegenstande hat (nach Art des Sāmavidhāna¬<br />
brāhmaṇa).<br />
**) über das Gṛhyam des Śaunaka s. Stenzler Ind. Stud. f. 243.
Śaunaka. Pañcāla Bābhravy 37<br />
lich, und zum Theil gewiß, nur der Schule angehören, die<br />
seinen <strong>Name</strong>n trägt: wenn ihm nun aber auch weiter einer¬<br />
seits sogar das zweite Maṇḍalam der Saṃhitā selbst zugeschrieben<br />
und er andererseits mit dem Śaunaka identi¬<br />
ficirt wird, bei dessen Opferfeste Sauti, der Sohn des Vai¬<br />
śampāyana, das von Letzterem bei einer früheren Gelegenheit<br />
dem (zweiten) Janamejaya vorgetragene Mahā¬<br />
bhārata sammt dem Harivaṃśa, wiederholt haben soll, so<br />
ist Ersteres natürlich nur so zu verstehen, daß eben die Familie<br />
der Śunaka schon zu den Sängerfamilien des Ṛk gehört<br />
und auch später noch fortwährend einen der ersten Plätze<br />
in der brahmanischen Welt und Wissenschaft eingenommen<br />
hat: g e g e n die zweite Angabe dagegen läßt sich<br />
nichts Directes einwenden, und wäre es wenigstens nicht uns<br />
möglich, daß beide Personen, der Lehrer des Āśvalāyana<br />
und der Opferer im Naimiṣa*)Walde identisch sind. —<br />
Schon im Brāhmaṇam des weißen Yajus werden übrigens<br />
zwei verschiedene Śaunaka genannt, der eine (Indrota)<br />
als Opferpriester des (im MBh. ersten) Janamejaya (Pa¬<br />
rikṣita, so auch im MBh. XII, 5595 ff.)‚ der andere<br />
(Svaidāyana) als Audīcya, im Norden wohnend.<br />
Als der Verfasser des Kramapāṭha der Ṛksaṃhitā<br />
wird uns ein Pañcāla Bābhravya genannt 25<br />
). Wir sehen<br />
also, daß die Kurupañcāla und die Kosalavideha (denen<br />
Śākalya zugehört) wie für den Yajus, so auch für den<br />
Ṛk um die Feststellung und Redaction der Texte sich das<br />
Hauptverdienst erworden haben, und muß wohl also letztere,<br />
wie bei dem Yajus, in die Zeit ihrer Blüthe gesetzt werden.<br />
*) das Opfer dieses Śaunaka im Naimiṣawalde wäre aber jedenfalls<br />
von dem in den Brāhmaṇa mehrfach erwähnten großen opferfeste der Nai¬<br />
miṣīya zu trennen.<br />
5<br />
) im Ṛk Prāt xi, 33 zwar zunächst nur ein Bābhravya, erst im Schol.<br />
Ūaṭa's wird er als Pañcāla bezeichnet. Da indessen die Pañcāla ibid. im Texte<br />
selbst zweimal, II, 12. 44, und zwar neben den Prācya, oestlichen, als Aucto¬<br />
rität aufgeführt werden, so behält das oben hieran Angeschlossene seine Gültigkeit;<br />
s. Régnier zu Ṛk Pr. II, 12 p. 113. Vgl. noch Śānkh. śr XII, 13, 6<br />
(pañcālapadavṛttiḥ) und Saṃhitopaniṣadbrāhmaṇa § 2 (sarvatra Prācya¬<br />
Pāñcālīṣu muktaṃ, sarvatrā ’muktam).
38 Aufschluß über die Mythologie der indogermanischen Urzeit.<br />
Die Entstehung der Lieder selbst führt uns nun freilich,<br />
wie ich schon mehrfach bemerkt habe, in eine lang vorhergegangene<br />
Zeit zurück. Am klarsten wird dies durch die in<br />
ihnen enthaltenen mythologischen und geographischen Data.<br />
Die ersteren, die mythologischen Verhältnisse, in denen<br />
sich die älteren Hymnen des Ṛk bewegen, weisen uns zum<br />
Theil noch in die uralte indogermanische Zeit zurück und<br />
enthalten Reste der kindlich naiven Anschauungen derselben,<br />
die sich in gleicher Weise bei den Germanen und Griechen<br />
aufspüren lassen. So die Vorstellung von der Verwandlung<br />
der ausgehauchten Seelen in Luft, welche der Wind auf<br />
seinen Fittichen, als treuer Leithund begleitend, an ihren Bestimmungsort<br />
führt, wie dies die Identität von Sārameya<br />
und 'Etjueiag*), Śabala und Ksoßecog**) bezeugt. Ferner<br />
die Vorstellung von dem die Welt umgebenden Himmelsmeere<br />
Varuna OVQCCVUŚ, von dem Vater Himmel Dyauṣ¬<br />
pitar Zavg Diespiter, von der Mutter Erde J/ṃ7;rr^, von<br />
den Wassern am Himmel als leuchtenden Nymphen, von den<br />
Strahlen der Sonne als weidenden Kühen, von dem finstern<br />
Wolkengotte als dem Räuber jener Jungfrauen und Kühe,<br />
und von dem gewaltigen Gotte, der den Blitz und den<br />
Donnerkeil führt, der den Entführer züchtigt und zu Boden<br />
schlägt, u. dergl. mehr***). Diese vergleichende Mythologie<br />
ist bis jetzt erst in ihren äußersten Umrissen erkennbar, sie<br />
wird aber ohne Zweifel in Bezug auf die sogenannte klassische<br />
Mythologie allmälig eine ganz ähnliche Stellung beanspruchen<br />
und erringen, als die vergleichende indogermanische Grammatik<br />
jetzt schon thatsächlich in Bezug auf die klassische Grammatik<br />
besitzt. Der Boden, auf dem jene Mythologie bisher<br />
gestanden hat, wankt unter ihren Füßen, und das neue Licht,<br />
das über ihr aufgehen wird, verdanken wir den Hymnen des<br />
*) s. Kuhn in Haupt’s deutscher Zeitschrift VI, 125 fg.<br />
**) s. Ind. Stud, n, 297 fg. [und früher schon Max Müller, s. dessen<br />
Chips from a German workshop II, 182].<br />
***) s. Kuhn a. a. O. und mehrfach in der von ihm mit Aufrecht herausgegebenen<br />
Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (Band I‚ 1851).
Aufschluß über den persischen und indischen epischen Sagenkreis. 39<br />
Ṛgveda, die uns in die Werkstatt einen Blick thun lassen,<br />
aus der sie ursprünglich hervorgegangen ist*).<br />
Sodann aber, in zweiter Stufe, enthalten die Hymnen des<br />
Ṛk genügende Documente ihres Alters in den unschätzbaren<br />
Aufschlüssen, die sie uns über den Ursprung und die allmä¬<br />
lige Entwicklung zweier epischen Sagenkreise bringen, des<br />
persischen nämlich und des indischen, welche beide die einfachen<br />
Allegorieen der Erscheinungen in der Natur in historisches<br />
Gewand zu kleiden gewußt haben. Während wir in<br />
den Liedern des Ṛk eine mit dichterischen Farben ausge¬<br />
schmückte Beschreibung des himmlischen Kampfes zwischen<br />
Licht und Dunkel finden, die entweder noch ganz einfach und<br />
natürlich, oder schon unter symbolischer Verkleidung als göttliche<br />
Wesen geschildert werden, steigt in dem persischen Veda,<br />
dem Avesta, „der Kampf**) herab von dem Himmel auf<br />
die Erde, aus der Reihe der natürlichen Erscheinungen in das<br />
sittliche Gebiet. Der Streiter ist ein Sohn, der seinem<br />
Vater geboren und der ganzen Welt zum Heile gegeben wird<br />
für die fromme Übung des Somacultus. Der Drache, den<br />
er schlägt, ist eine Schöpfung des bösen Machthabers, ausgerüstet<br />
mit dämonischer Gewalt, damit er die Reinheit in<br />
der Welt zerstöre. Das persische Epos endlich tritt auf den<br />
Boden der Geschichte: der Kampf wird im arischen Lande<br />
geführt, die Schlange (Aji Dahaka im Zend, Ahi [Da¬<br />
saka] im Veda) wird zu Zohak dem Tyrannen auf dem<br />
Throne Irans, und das Gut, welches der streitbare Ferê¬<br />
dūn (Traitana im Veda, Thraêtaonô im Zend) dem<br />
bedrängten Volke erwirbt, ist Freiheit und Zufriedenheit des<br />
*) s. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft V, 112.<br />
[Die vergleichende Mythologie hat, seit ich obiges schrieb, manche schöne Bereicherung<br />
erfahren, es ist aber auch viel Unfertiges und Phantastisches dabei<br />
zu Tage gefördert worden. Hervorzuheben sind außer verschiedenen hergehörigen<br />
Abhh. Adalb. Kuhn’s in "seiner Zeitschrift dessen Schriften: die Herabkunft des<br />
Feuers und des Göttertranks (1859) und über Entwicklungsstufen der Mythen¬<br />
bildung (1874), ferner Max Müller's Abh. „comparative Mythology" in den<br />
oxford essays (1856) und später in seinen Chips vol. II, M. Bréal Hercule et<br />
Cacus (1863), Cox Mythology of the Aryan races (1870, 2 vol.), de Gubernatis<br />
Zoological Mythology (1872, 2 vol.) und mitologia vedica (1874).]<br />
**) s. Roth in der Z. der D. M. G. II, 216 fg.
40 Aufschluf8 über den persischen und indischen epischen Sagenkreis.<br />
Lebens auf dem väterlichen Boden." Diese Stufen hat die<br />
persische Sage im Laufe von vielleicht zwei Jahrtausenden<br />
durchwandert, ist aus dem natürlichen Gebiete in das epische<br />
und dann in das historische hinausgetreten. Wie für Ferê¬<br />
dūn läßt sich eine gleiche Stufenfolge auch bei Dschem¬<br />
ṣīd (Yama, Yima) nachweisen, eine ähnliche bei Kaika¬<br />
vūs (Kāvya Uśanas, Kava Uś) und wohl auch bei Kai<br />
Khosrū (Suśravas, Huśravaṃh). Ganz homogen wie<br />
sich hiernach die persische Sage gebildet hat, tritt uns auoh<br />
die indische entgegen. Schon zur Zeit des Yajurveda ist<br />
die natürliche Bedeutung des Mythus ganz verwischt, Indra<br />
ist blos noch der streit und eifersüchtige Gott, der den un¬<br />
behülflichen Riesen durch niedrige List bezwingt, und im indischen<br />
Epos hat sich der Mythus theils auch noch in dieser<br />
Weise erhalten, theils wird Indra durch einen menschlichen<br />
Helden, eine Incarnation seiner selbst, den Arjuna vertreten,<br />
der mit dem Riesen und den Königen, welche als dessen In¬<br />
carnationen gelten, mit leichter Mühe fertig wird. Wie Fir¬<br />
dūsī's Könige, so fallen auch die Hauptgestalten des Ma¬<br />
hābhārata und Rāmāyaṇa, und es bleiben für die Geschichte<br />
nur die allgemeinen völkergeschichtlichen Resultate,<br />
auf welche die alte Göttersage angewendet ist. Die Persönlichkeiten<br />
schwinden zurück und geben sich in dieser Fassung<br />
als poetische Gebilde zu erkennen.<br />
In dritter Stufe endlich geben uns die Lieder des<br />
Ṛk Aufschluß über Zeit, Ort und Verhältnisse, unter denen<br />
sie selbst gebildet und entstanden sind. Das indische Volk erscheint<br />
uns in den älteren derselben als seßhaft an den Ufern<br />
des Indus, getheilt in viele kleine Stämme, die sich gegenseitig<br />
befehdend ein patriarchalisches Ackerbau und Nomaden<br />
Leben führen, einzeln oder in kleinen Gemeinschaften wohnen,<br />
und von ihren Königen vor einander durch Kämpfe, vor den<br />
Göttern durch gemeinsame Opfer vertreten werden. Jeder<br />
Familienvater ist Priester in seinem Hause, zündet selbst das<br />
heilige Feuer an und verrichtet selbst die häuslichen Cere¬<br />
monieeu, Lob und Bitte den Göttern weihend. Nur für die
Die Lebensverhältnisse der Inder in ihren alten Sitzen. 41<br />
großen gemeinschaftlichen Opfer, eine Art Stammfeste etwa,<br />
die vom Könige gefeiert werden, sind besondere Priester bestellt,<br />
die sich durch ihre umfassende Kenntniß der erforderlichen<br />
Gebräuche und ihre Weisheit hervorthun und zwischen<br />
denen sich allmälig eine Art Rivalität entwickelt, je nachdem<br />
ein Stamm etwa mehr oder weniger angeblich durch seine<br />
Opfer an Glück zunimmt Hierbei tritt besonders die Feindschaft<br />
zwischen den Geschlechtern des Vasiṣṭha und des<br />
Viśvāmitra hervor, die sich durch das ganze vedische<br />
Alterthuin hindurchzieht, in dem Epos noch eine große Rolle<br />
spielt, und sich bis in die spätesten Zeiten erhalten hat, so<br />
daß z. B. ein Commentator des Veda, der sich von Va¬<br />
siṣṭha ableitet, Stellen, in denen dieser angeblich verflucht<br />
wird, nicht erklärt. Dieser unverlöschliche Haß verdankt<br />
seinen Ursprung dem geringfügigen Umstände, daß einer der<br />
kleinen Könige dieser Vorzeit einst den Vasiṣṭha statt<br />
des Viśvāmitra als obersten Opferpriester anstellte. —<br />
Über das Opfer hinaus erstreckt sich indeß in der alten<br />
Zeit der Einfluß dieser königlichen Priester noch nicht, noch<br />
giebt es keine Kasten, das ganze Volk ist noch eins, trägt<br />
noch einen <strong>Name</strong>n, den der Viś, Ansiedler, und der, wahrscheinlich<br />
gewählte, Fürst heißt Viśpati, ein Titel, der<br />
sich noch im Litthauischen erhalten hat. Bemerkenswerth<br />
ist die freie Stellung der Frauen in dieser Zeit: wir finden<br />
Lieder der ausgezeichnetsten Gattung, welche Dichterinnen<br />
und Königinnen zugeschrieben werden, insbesondere<br />
tritt die Tochter des A tri hervor. In der Liebe ist übrigens<br />
das zarte, ideelle Element wenig betont, sie trägt vielmehr<br />
durchgehend das Gepräge einer nackten, natürlichen Sinnlichkeit.<br />
Die Ehe aber ist heilig, Mann und Frau sind beide<br />
Gebieter des Hauses (dampatī) und nahen den Göttern in<br />
gemeinschaftlichem Gebet. Das religiöse Bewußtsein spricht<br />
sich in der Anerkennung der Abhängigkeit von den Naturerscheinungen<br />
und den über sie als herrschend gedachten<br />
Wesen aus, doch nicht ohne zugleich auch eine Abhängigkeit<br />
derselben von der menschlichen Hülfe zu beanspruchen und
42 Die Gründe, weshalb die Inder ihre alten Sitze verließen.<br />
dadurch ein Gleichgewicht herzustellen. Der religiöse Begriff<br />
der Sünde fehlt demnach vollkommen, auch die demü¬<br />
thige Dankbarkeit gegen die Götter ist dem Inder noch ganz<br />
fremd 26<br />
). „Gieb du mir, ich gebe dir" sagt er 27<br />
), und beansprucht<br />
damit ein Recht auf die göttliche Hülfe, sie ist ein<br />
Austausch, keine Gnade. Und in dieser freien Stärke, diesem<br />
kräftigen Selbstbewußtsein tritt uns allerdings ein ganz anderes,<br />
ein weit männlicheres, edleres Bild des Inders entgegen,<br />
als wir dies von der späteren Zeit her gewohnt<br />
sind. Wie sich dies Verhältniß allmälig umgewandelt hat,<br />
wie die frische Thatkraft durch die Ausbreitung über<br />
Hindostan und durch den entnervenden Einfluß des<br />
neuen Clima’s gebrochen ward und allmälig entschwand, habe<br />
ich schon oben zu zeigen versucht. Weshalb aber eigentlich<br />
die massenhafte Auswanderung des Volkes vom Indus ab<br />
über die Sarasvatī hinweg nach dem Ganges hin erfolgt<br />
ist, was sie hauptsächlich bewirkt hat, ist noch im Ungewissen.<br />
Ob etwa Druck durch neue Ankömmlinge? ob Über¬<br />
völkerung? oder blos die Sehnsucht nach den herrlichen Landstrichen<br />
Hindostan's? oder vielleicht alles dies zusammt?<br />
Einer Sage nach, die uns das Brāhmaṇam des w. Yajus aufbewahrt<br />
hat, ist der Einfluß der Priester darauf als ein höchst<br />
wesentlicher zu erachten, der die Könige auch wider ihren<br />
Willen [Ind. Stud. I, 178] zum Weiterziehen antrieb. — Die<br />
Verbindung mit den Stammessitzen am Indus blieb natürlich<br />
zunächst eine sehr enge, erhielt aber später, als die neue<br />
brāhm. Ordnung sich in Hindostan vollständig consolidirt<br />
hatte, einen sehr bittern Beigeschmack, insofern dieser letzteren<br />
die alten Stammesbrüder, die bei ihren vorväterlichen<br />
Sitten geblieben waren, als Abtrünnige und Ungläubige galten.<br />
Geht nun auch die Entstehung der Lieder des Ṛk in<br />
die alte Vorzeit zurück, so fällt dagegen die Redaction der<br />
26<br />
] „ganz fremd" ist etwas zu viel gesagt, vgl Roth’s Abh. über die<br />
höchsten Götter der arischen Völker in Z. D. Morg. Ges. VI, 72 (1851). Es<br />
sind eben verschiedene Phasen zu unterscheiden.<br />
27<br />
] Vāj. S. III, 50; oder: tödte ihn, dann will ich dir opfern, Taitt. S.<br />
VI, 4, 5, 6.
Verschiedene Bestandtheile der Ṛksaṃhitā. 43<br />
Ṛksaṃhitā, wie wir sahen, erst in die Zeit der ausgebildeten<br />
brāhmanischen Hierarchie, in die Blüthe der Kosala<br />
Videha und der KuruPañcāla*), welche ganz besonders<br />
als deren Träger zu gelten haben: es kann daher nicht fehlen,<br />
daß nicht auch viele Lieder theils aus der Zeit der Einwanderung<br />
nach Hindostan, theils aus der Redactionszeit selbst<br />
herstammen: dergl. finden sich denn besonders im letzten<br />
Buche, und zwar so, daß ein verhältnismäßig großer Theil<br />
desselben, wie ich schon oben bemerkt habe, in der Atharva¬<br />
vedasaṃhitā wiederkehrt. Die Kritik hat nun die Aufgabe,<br />
bei jedem einzelnen Liede mit Bezug auf seinen Inhalt,<br />
seine Anschauungsweise, seine Sprache, und die daran sich<br />
knüpfenden Traditionen ungefähr zu bestimmen, welcher Zeit<br />
es etwa zuzuschreiben sein mag, eine Aufgabe, welche natürlich<br />
erst gestellt ist, deren Lösung noch nicht einmal begonnen<br />
hat 28<br />
).<br />
Diejenigen Gottheiten, an welche die Lieder hauptsächlich<br />
sich richten, sind die folgenden. Zunächst Agni, der<br />
Gott des Feuers: die ihm geweihten Lieder sind die zahl¬<br />
reichsten von Allen, bezeichnend genug für den Charakter<br />
und Zweck dieser Opferhymnen. Er ist der Bote der<br />
Menschen an die Götter, der Vermittler zwischen ihnen, der<br />
durch seine weithin flammenden Lohen die Götter zum Opfer<br />
herbeiruft, wie weit entfernt sie auch sein mögen. Er ist<br />
übrigens wesentlich als irdisches Opferfeuer, nicht etwa als<br />
elementarische Kraft verehrt. Diese ruht vielmehr vor Allem<br />
bei dem Gotte, dem nächst ihm die meisten Lieder geweiht<br />
*) Maṇḍ. x, 98 ist ein Dialog zwischen Devāpi und Śaṃtanu, den<br />
beiden Kauravyau, wie sie Yāska II, 10 nennt: Śaṃtanu heißt im<br />
MBhārata der Vater des Bhiṣma und des Vicitravīrya, von welches<br />
Letzteren beiden Gattinnen, Ambikā und Ambālikā, Vyāsa den Dhṛ tara<br />
ṣṭra und den Pāṇḍu erzeugte: dieser Śaṃtanu ist somit der Großvater<br />
der letzteren beiden, resp. der Urgroßvater der den Kampf im MBhārata<br />
führenden K aura va und Pāṇḍava. Sonach müßte dieser Kampf zur Redactionszeit<br />
der Ṛksaṃhitā schon längst geführt gewesen sein! Es fragt sich<br />
nun aber doch, ob dieser Śaṃtanu derselbe ist mit dem im Ṛk‚ oder wenn<br />
dies der Fall wäre, ob er mit der epischen Sage nicht etwa blos in majorem<br />
rei gloriam in Verbindung gesetzt sei: Devāpi wenigstens, nach Yāska sein<br />
Bruder, hat im Ṛk einen andern Vater als im Epos, s. Ind. Stud. I, 203.<br />
38<br />
] auch jetzt ist hiefür fast noch nichts geschehen.
44 Die Götter der Ṛksaṃhitā.<br />
sind, bei Indra. Indra ist der gewaltige Herr des Donnerkeils,<br />
mit welchem er die finstern Wolken zerreißt, so daß<br />
die himmlischen Strahlen und Wasser segnend und befruchtend<br />
auf die Erde hinabfallen können. Dem Kampfe, welcher<br />
voraufgeht, insofern der tückische Dämon seine Beute nicht<br />
will fahren lassen, der Schilderung des Gewitters überhaupt,<br />
welches mit seinen zuckenden Blitzen und rollenden Donnern,<br />
mit seinem wüthigen Sturmesbrausen auf den kindlichen Geist<br />
des Volkes einen erschütternden Eindruck machte, sind eine<br />
Menge Hymnen, und mit die schönsten, gewidmet. Aber<br />
auch der anbrechende Tag wird begrüßt, die Morgenröthen<br />
als leuchtende, herrliche Jungfrauen gepriesen und der mächtigen<br />
Flammenkugel der Sonne bei ihrem Hervortreten, bei<br />
ihrem Sieg über das nächtliche Dunkel, das in alle Winde<br />
zerstreut wird, tiefe Verehrung dargebracht. Um Licht und<br />
Wärme wird der leuchtende Sonnengott angefleht, daß Saaten<br />
und Heerden in fröhlichem Wohlsein gedeihen mögen.<br />
Neben den drei Hauptgöttern Agni, Indra und Sūrya<br />
treten uns noch eine reiche Fülle anderer göttlicher Gestalten<br />
entgegen, insbesondere die Marut, die Winde, die treuen<br />
Gefährten Indra's in seinem Kampfe: ferner Rudra, der<br />
heulende, furchtbare Gott, der den sausenden Sturmwind beherrscht.<br />
Es kann hier indeß nicht meine Aufgabe sein, den<br />
ganzen vedischen Olymp darzustellen, nur im Allgemeinen<br />
hatte ich den Grundriß und die Umrisse dieses alterthüm¬<br />
lichen Baues zu zeichnen 29<br />
). Neben den Naturgewalten finden<br />
wir dann im Laufe der Entwicklung auch Personificationen<br />
geistiger Begriffe und sittlichen Inhalts, doch ist die göttliche<br />
Verehrung derselben im Verhältniß zu ersteren von späterem<br />
Ursprünge.<br />
Über die Anstalten zur Sicherung des Textes der Ṛk¬<br />
saṃhitā, über die Authentität desselben habe ich schon oben<br />
gesprochen, ingleichen auch die Hülfsmittel zu seiner Erklärung,<br />
die uns in der übrigen vedischen Literatur vorliegen,<br />
39<br />
] für die vedische Mythologie ist der fünfte Band von J. Muir's Original<br />
Sanskrit Texts (1870) die beste Quelle.
Die Erklärung der Ṛksaṃhitā. 45<br />
bereits erwähnt. Die letzteren reduciren sich hauptsächlich<br />
auf die Nighaṇṭu und auf das Niruktam des Yāska* 0<br />
),<br />
Beide Werke haben im Laufe der Zeit wieder ihre Erklärer<br />
gefunden: erhalten ist uns für die Nighaṇṭu der Commentar<br />
des Devarājayajvan etwa aus dem 15., 16. Jahrh„ der<br />
sich zugleich in der Einleitung über die Geschichte des Studiums<br />
derselben ausläßt: demnach hat sie nach Yāska nur<br />
noch einen vollständigen Commentator gefunden, den Skan¬<br />
dasvāmin. Für das Niruktam des Yāska ist uns etwa<br />
aus dem 13. Jahrh. ein Commentar überliefert, der des Durga.<br />
Beide Werke übrigens, Nighaṇṭu sowohl als Niruktam,<br />
sind in zwei verschiedenen Recensionen vorhanden ‚ welche<br />
zwar nicht sehr bedeutend von einander abweichen (hauptsächlich<br />
nur in Bezug auf die Eintheilung), deren Existenz<br />
indeß doch wohl auf ursprünglich traditionelle, nicht schriftliche<br />
Überlieferung schließen läßt. Ein eigentlicher Commentar<br />
zur Ṛksaṃhitā ist uns erst aus dem 14. Jahrh.<br />
bekannt und erhalten, es ist dies der des Sāyaṇaoārya*),<br />
3 0<br />
] dieser <strong>Name</strong> erscheint theils in den vaṃśa im letzten Buche des Śatap.<br />
Br., theils, und zwar mit dem Beinamen Paingi, in dem kāṇḍānukrama der<br />
Ātreyī-Schule, wo er als Schüler des vaiśampāyana, Lehrer des Tittiri aufgeführt<br />
wird. Aus Pāṇ. II, 4, 68 erhellt, daß Pāṇini den <strong>Name</strong>n Yāska kannte ;<br />
er lehrt daselbst für dies Patronymicum den Plural Yaskās bilden ; vgl. dazu den<br />
pravaraAbschnitt im Āśvalāyana-śrautasūtra. Die Yaskā Gairikṣitāḥ werden<br />
eben schon in dem ja auch von Pāṇini citirten Kāṭhaka erwähnt, s. Ind. Stud.<br />
III, 475. Directer Hinweis auf Yāska liegt im ṚkPrāf. und in der Bṛhad¬<br />
devatā vor; s. noch Ind. Stud. VIH‚ 96. 245. 246.<br />
*) wenn dem Sāyaṇa und seinem Bruder Mādhava Commentare zu fast<br />
allen Theilen der Veda und außerdem noch zu verschiedenen anderen bedeutenden<br />
und umfangreichen Werken zugeschrieben werden, so ist dies wohl aus<br />
der in Indien geltenden Sitte zu erklären, daß Werke, die im Auftrage irgend<br />
einer hochgestellten Person verfaßt werden, den <strong>Name</strong>n dieser letztern selbst als<br />
den des Verfassers führen. So arbeiten noch heut zu Tage die Paṇḍit für den,<br />
der sie besoldet, und lassen ihm die Frucht ihrer Arbeit als Eigenthum. Mā¬<br />
dhava und wohl auch Sāyaṇa waren Beide Minister am Hofe des Königs<br />
Bukka in Vijayanagara und benutzten ihre Stellung, um dem vedischen<br />
Studium einen neuen Aufschwung zu geben. Die Schriften, die ihnen zugeschrieben<br />
werden, bekunden schon durch ihren verschiedenen Gehalt und Stil,<br />
daß sie das werk von Mehreren sein müssen. [Nach A. C. Burneil, in der<br />
Vorrede zu seiner Ausgabe des Vanśabrāhmaṇa p. VIII fg. (1878), bezeichnen<br />
beide <strong>Name</strong>n nur eine Person; Sāyaṇa sei nur ,,the bhoganātha or mortal body<br />
of Mādhava, the soul identified with Viṣṇu." Die 29 Schriften, die unter<br />
Mādhava's <strong>Name</strong>n gehen, rühren nach Burneil sämmtlich von ihm selbst her,<br />
ohne wesentliche Hülfe von Andern dabei in Anspruch zu nehmen, und zwar<br />
habe er sie während etwa 30 von den 55 Jahren (AD 1331 —1386) verfaßt, wo
46<br />
Die Erklärung der Śiksaṃhitā;<br />
„Aus der langen Reibe*) der Jahrhunderte, die zwischen<br />
Yāska und Sāyaṇa liegen, sind uns nur wenig Reste einer<br />
Erklärungsliteratur zu der Ṛksaṃhita geblieben, oder wenigstens<br />
bis jetzt aufgefunden worden. Śaṃkara und<br />
die vedāntische Schule hatten sich vornehmlich den Upa¬<br />
niṣad zugewendet. Doch ist von einem Schüler Śaṃ¬<br />
kara's Ānandatīrtha eine Glosse zu einem Theile der<br />
Ṛìksaṃhitā wenigstens abgefaßt worden, zu der eine Erklärung<br />
von Jayatīrtha, umfassend den zweiten und dritten<br />
Adhyāya des ersten Aṣṭaka in der Bibliothek des E. I.<br />
H. zu London sich befindet." Sāyaṇa selbst citirt außer<br />
Durga's Commentar zur Nirukti nur noch den Bhaṭṭa<br />
Bhāskara Miśra und den Bharatasvāmin als Veden¬<br />
erklärer 31<br />
). Ersterer hat den Taitt. Yajus commentirt,<br />
nicht die Ṛksaṃhitā, wobei er den Kāśakṛtsna, Eka¬<br />
cūrṇi und Yāska als seine Vorgänger darin anführt: für<br />
B h aratasvāmin haben wir keine weiteren Data, als daß<br />
ihn auch Devarāja (zur Nigh.) nennt, der außer ihm .noch<br />
den Bhaṭṭabbāskaramiśra, den Mādhavadeva, Bha¬<br />
vasvāmin, Guhadeva, Śrīnivāsa und Uvaṭṭa erwähnt.<br />
Letzterer, sonst Uaṭa genannt, hat einen Commentar zur<br />
Saṃhitā des weißen Yajus, nicht zur Ṛksaṃhitā, verfaßt,<br />
so wie Commentare zu den beiden Prātiśākhya des<br />
Ṛk und des weißen Yajus.<br />
Was die europäischen Bearbeitungen der Ṛksaṃhitā<br />
betrifft, so ist uns dieselbe, wie die übrigen Veda, zunächst<br />
durch Colebrooke’s vortreffliche Abhandlung „on the Ve<br />
er unter dem <strong>Name</strong>n vidyāraṇyasvāmin als Abt des Klosters von Śṛngeri fun¬<br />
girte; s. hiezu das im Liter. Central Blatt 1873 p. 1421 hiegegen Bemerkte,<br />
Burnell zieht die <strong>Name</strong>nsform vidyānagara vor, Cowell zu Colebrooke Misc. Ess. I,<br />
235 n stellt vidyā° und vijaya 0<br />
neben einander.]<br />
*) s. Roth zur Lit. p. 22.<br />
31<br />
] hier sind noch Skandasvāmin (s. p. 45) und Kapardin (s. unten p. 97)<br />
hinzuzufügen; und als älter als Sāyaṇa sind außerdern wohl noch die Arbeiten<br />
von Ātmānanda, Rāvaṇa und Kauśika (oder ist dieser mit Bhaṭṭa Kauśika<br />
Bhāskara Miśra identisch? s. Burnell Catalogue of vedic Mss. p. 12), so wie<br />
die gūḍhārtharatnamālā anzusehen, s. Burnell vaṃśabr. p. xxvl fg., Müller<br />
im Vorwort zu vol. vl seiner großen Ausgabe der Ṛksaṃhitā p. xxvll fg.<br />
Einige Stücke von Rāvaṇa's Comm. hat Fitz Edw. Hall im Journ. A. S. Beng.<br />
1862 p. 129 — 134 publicirt.
ihre Herausgabe und Übersetzung. 47<br />
das" in den As. Res. VIII, Cale. 1805 bekannt geworden.<br />
Den ersten Text verdanken wir Rosen, theils in seinem<br />
Ṛgvedae specimen, London 1830,.theils in der erst nach<br />
seiner zu frühen Tode ebend. 1838 erschienenen Ausgabe<br />
des I. Aṣṭaka, mit lateinischer Übersetzung. Seit dieser<br />
Zeit sind hie und da auch andere, kleinere Thelle der Ṛk¬<br />
saṃhitā in Text oder Übersetzung mitgetheilt worden, besonders<br />
in Roth's trefflichen, schon mehrfach erwähnten<br />
„Abhandlungen zur Literatur und Geschichte des We da"<br />
Stuttgart 1846. Gegenwärtig wird durch Dr. M. Müller<br />
in Oxford die ganze Saṃhitā nebst dem Commentar des<br />
Sāyaṇa auf Kosten der E. I. Company herausgegeben, und<br />
ist davon das erste Aṣṭaka 1849 erschienen. Gleichzeitig<br />
erscheint auch in Indien selbst eine Ausgabe des Textes,<br />
mit Auszügen aus dem Commentar. Von Dr. M. Müller<br />
haben wir auch ausführliche Prolegomena zu seiner Ausgabe<br />
zu erwarten, die besonders die culturgeschichtliche Stellung<br />
der Lieder des Ṛk behandeln werden. Eine französische<br />
Übersetzung durch Langlois umfaßt bereits die ganze<br />
Saṃhitā(l848—185l) und ist natürlich vielfach von hohem<br />
Nutzen, obschon sie nur mit großer Vorsicht benutzt werden<br />
kann. Auch eine englische Übersetzung von Wilson ist begonnen,<br />
bis jetzt ist davon nur das erste Aṣṭaka erschienen 32<br />
).<br />
3 2<br />
] Müller's Ausgabe des Textes mit dem Commentar des Sāyaṇa, vollständigem<br />
Wortlndex und pratīkaVerzeichniß liegt jetzt vollendet in sechs voll.<br />
(1849 —1875) vor; den Text des ersten maṇḍala allein gab er auch separat,<br />
in saṃhitā und padapāṭha (Leipzig 1856—1869) heraus, ebenso auch sämmt¬<br />
liche zehn maṇḍala, ebenfalls in doppeltem Text (1873). Die erste vollständige<br />
Textausgabe, und zwar in lateinischer Umschrift, gab Aufrecht in voll. VI. VIl<br />
der Indischen Studien (1861 — 63). Roer's Ausgabe des Textes und Commen¬<br />
tars in der Bibliotheca Indica Nos. 1—4 (Cale. 1849) umfaßt nur die beiden<br />
ersten adhyāya. Das von Stevenson bereits 1833 herausgegebene TextFragment<br />
geht nur wenig weiter (I, 1—35). — Von Wilson's Übersetzung sind<br />
fünf Bände, der letzte (1866) unter Co we 11 's Redaction erschienen (bis maṇḍ.<br />
8, 20). Ben fey gab in seinem „Orient and occident" (I860 — 68) eine kritische<br />
Übersetzung von Maṇḍ. I, 1 —118. Zwölf Hymnen an die Marut erschienen<br />
übersetzt und mit ausführlichem Commentar versehen in vol. I von<br />
M. Müller's „Ṛgveda Saṃhitā, translated and explained" (1869). Bei weitem<br />
das Meiste für das richtige Verständniß des Ṛk hat R. Roth gethan, theils in<br />
dem seiner Ausgabe von Yāska's Nirukta (1848—52) zugefügten Commentai,<br />
theils in dem großen von Böhtlingk und ihm herausgegebenen Petersburger<br />
SanskptWörterbuch (7 voll. 1853—1875). — Zu nennen sind hier noch Graß
48 Die Brāhmaṇa des Ṛk.<br />
Ich wende mich nunmehr zu den Brāhmaṇa des Ṛk.<br />
Es liegen uns zwei derselben vor, das Aitareya-Brāh¬<br />
maṇa und das Śāṅkhāyana (oder Kauṣītaki) Brāhmaṇa.<br />
Beide stehen zu einander in enger Beziehung*), behandeln<br />
im Wesentlichen denselben Stoff, und zwar so, daß<br />
sie nicht selten je die einander entgegengesetzten Meinungen<br />
vertreten. Die Anordnung des Stoffes aber ist es hauptsächlich,<br />
worin sie differiren. Während wir im Śāṅkhāyana<br />
Brāhmaṇa ein vollständig geordnetes Werk vor uns haben,<br />
welches nach einem bestimmten Plane über das ganze Opfer¬<br />
werk vertheilt ist, scheint dies im AitareyaBrāhmaṇa<br />
nicht in gleichem Grade der Fall zu sein, und überdem das<br />
Somaopfer, welchem auch in jenem die Hauptstelle gebührt,<br />
hier ganz ausschließlich behandelt zu werden. Für die letzten<br />
zehn Adhyāya des AitareyaBrāhmaṇa findet sich im<br />
Śāṅkhāyana-Brāhmaṇa gar nichts entsprechendes vor,<br />
erst das ŚāṅkhāyanaSūtram tritt dafür ein: mit Bezug<br />
hierauf, wie auch aus inneren Gründen, hat man vielleicht<br />
anzunehmen, daß dieselben erst als eine spätere Zuthat zum<br />
AitareyaBrāhmaṇa zu betrachten sein mögen. Wie sie<br />
uns vorliegen, hat das AitareyaBrāhmaṇam 40 Adhyāya<br />
(getheilt in acht Pañcikā, Fünfheiten), das Śāṅkhāyana<br />
Brāhmaṇam deren 30, und ist es vielleicht erlaubt, auf sie<br />
die Regel bei Pāṇini V, 1, 62 zu beziehen, welche lehrt,<br />
wie der <strong>Name</strong> eines Brāhmaṇa zu bilden sei, wenn<br />
es 30 oder 40 Adhyāya enthält, so daß danach ihre Existenz<br />
in dieser Form für Pāṇini's Zeit wenigstens auch<br />
äußerlich gesichert wäre. Geographische oder dgl. Data,<br />
aus denen man auf ihre Entstehungszeit schließen könnte,<br />
sind nur sehr spärlich in ihnen enthalten: die meisten noch<br />
finden sich, nebst wirklich geschichtlichen Angaben, in den<br />
mann's Wörterbuch zum Ṛgveda (1873 fg.), Delbrück’s Schrift: das altindische<br />
Verbum (1874), Benfey's Abhandlungen: Einleitung in die Grammatik<br />
der vedischen Sprache (1874) und: die Quantitätsverschiedenheiten in den Saṃ¬<br />
hitā und PadaTexten der Veden, und Bollensen's Monographie „die Lieder<br />
des Parāśara- in Z. D. M. G XXII (1868).<br />
*) s. darüber Ind. Stud. II, 289 fg. [IX, 377].
Data in ihnen über ihre Entstehungszeit. 49<br />
letzten Büchern des AitareyaBrāhmaṇa (s. Ind. Stud.<br />
I, 199 fg.), aus denen sich insbesondere (s. VHI, 14) jedenfalls<br />
ergiebt, daß der betreffende Schauplatz derselben das<br />
Land der KuruPañcāla und der Vaśa-Uśīnara war.<br />
Im ŚāṅkhāyanaBrāhmaṇa wird ein großes Opfer im<br />
NaimiṣaWalde erwähnt, welches man indeß schwerlich<br />
mit demjenigen zu identificiren haben wird, bei welchem nach<br />
den Berichten des MahāBhārata dieses Epos selbst seinen<br />
zweiten Vortrag fand. Eine andere Stelle involvirt ein ganz<br />
besonderes Hervortreten dés Gottes, welchen wir später ausschließlich<br />
unter dem <strong>Name</strong>n Śiva kennen, über alle anderen<br />
Götter hinaus: er erhält daselbst unter anderen die <strong>Name</strong>n<br />
Iśāna, Mahādeva und dürfen wir hieraus vielleicht schon<br />
auf einen ganz besonderen Cultus desselben schließen, jedenfalls<br />
aber darauf, daß das Śānkhāyana-Brāhmaṇa, falls<br />
die Stelle nicht etwa interpolirt ist, der Zeit nach zu den<br />
letzten Büchern der Saṃhitā des weißen Yajus und zu<br />
denjenigen Theilen des Brāhmaṇa desselben, wie der<br />
AtharvaSaṃhitā gehört, in welchen sich jene Nomen¬<br />
clatur ebenfalls findet. Eine dritte Stelle des Śāṅkhāyana¬<br />
Brahmaṇa endlich bedingt, wie schon oben berührt, eine<br />
ganz besondere Bearbeitung der Sprache in den nördlichen<br />
Theilen Indiens: man pilgerte dahin, um die Sprache kennen<br />
zu lernen, und zurückgekehrt genoß man einer ganz besonderen<br />
Auctorität in Bezug auf sprachliche Fragen [Ind. Stud.<br />
II, 309].<br />
Beide Brāhṃaṇa setzen schon längere literarische Arbeiten<br />
voraus, so werden die Ākhyānavidaḥ „Traditions¬<br />
kundigen" erwähnt, desgl. mehrfach auf eine Gāthā, Abhi¬<br />
yajñagātha, eine Art (kārikā) versus memorialis, Bezug<br />
genommen und dieselben mitgetheili. Die <strong>Name</strong>n Ṛg¬<br />
veda, Yajurveda, Sāmaveda, sowie trayī vidyā als Zusammenfassung<br />
derselben, kommen mehrfach vor. Ganz besondere<br />
Rücksicht aber wird im ŚāṅkhāyanaBrāhmaṇa<br />
genommen auf das Paingyam und das Kauṣītakam,<br />
deren Ansichten überaus häufig neben einander erwähnt
50 Die in den. Brāhma ṇ a vorau^gese^zten Arbeiten ähnlichen Inhalts.<br />
werden und zwar so, daß die Ansicht des Kauṣītakam<br />
stets als die endgültige anerkannt wird. Es fragt sich nun,<br />
was wir unter beiden Ausdrücken zu verstehen haben, ob<br />
Brāhmaṇaartige Werke, welche schon schriftlich oder noch<br />
nur in mündlicher Tradition vorlagen, oder ob nur die traditionelle<br />
Überlieferung einzelner Lehren? Im Aitareya<br />
Brāhmaṇa findet sich die Erwähnung des Kauṣītakam<br />
und des Paiṅgyam nur an einer Stelle, und zwar im letzten<br />
Theile desselben, die zudem vielleicht interpolirt ist. Jedenfalls<br />
ergiebt sich hieraus, wie wohl auch schon aus der<br />
größeren Regelmäßigkeit der Anordnung zu schließen war,<br />
daß das ŚāṅkhāyanaBrāhmaṇam als später denn das<br />
AitareyaBrāhmaṇam zu erachten ist, insofern es eben als<br />
eine Umarbeitung von zwei schon unter bestimmten <strong>Name</strong>n<br />
vorhandenen Gesammtanschauungen gleichen Inhalts erscheint,<br />
während das AitareyaBrāhmaṇam als ein mehr selbständiger<br />
Versuch dasteht. Der <strong>Name</strong> Paiṅgya gehört einem<br />
in den Brāhmaṇa des weißen Yajus und sonst genannten<br />
Weisen an, aus dessen Geschlecht Yāska Paiṅgi*) stammt<br />
und wohl auch Piṅgala, der Verfasser eines metrischen<br />
Lehrbuchs. Der Paiṅgī kalpaḥ wird von dem Commentator<br />
des Pāṇini, wohl dem Mahābhāṣya nach, ausdrücklich<br />
zu den alten Kalpasutra gerechnet, im Gegensatz<br />
zum Āśmarathaḥ kalpaḥ, welchen wir unten als<br />
eine Vorlage des Āśvalāyanasutra kennen lernen werden.<br />
Die Paingin werden auch sonst mehrfach in den alten<br />
Schriften genannt und noch zu Sāyaṇa's Zeit muß wohl<br />
ein PaingiBrāhmaṇam existirt haben, da er es mehrfach<br />
erwähnt. Aehnlich steht es mit dem <strong>Name</strong>n Kauṣītaka,<br />
welcher übrigens in der Mehrzahl der Stellen, wo er citirt<br />
wird, direct für das ŚāṅkhāyanaBrāhmaṇa selbst gebraucht<br />
ist: da die Ansicht, die derselbe vertritt, darin überall<br />
als die entscheidende gilt, so ist dies sehr erklärlich, wir<br />
haben eben in diesem Brāh in an a eine Umarbeitung des von<br />
*) die BrālimaṇaCitate bei Yāska gehören also wohl zum Theil dem<br />
Paiṅgyam anV [zu dem Paiṅgī kalpali im Mahābhāṣya s. Ind. Stud. XIII, 455].
Legenden und Sagen in den Brāhmaṇ 51<br />
den Kanṣītakin gewonnenen dogmatischen Gutes durch<br />
Śāṅkhāyana vor uns. Es werden übrigens in dem Com¬<br />
mentare dazu, der das Werk eben nur als Kauṣītaki<br />
Brāhmaṇa erklärt, häufig auch Stellen aus einem Mahā¬<br />
kauṣītakiBrāhmaṇa citirt, so daß wir noch auf ein<br />
größeres Werk gleichen Inhalts danach zu schließen haben,<br />
wohl eine spätere Bearbeitung desselben Gegenstandes? Wenn<br />
dieser Commentar ferner das KauṣītakiBrāhmaṇam in<br />
Beziehung zu der Schule der Kauthum a setzt, die sonst<br />
nur dem Sāmaveda zugehört, so ist dies Verhältniß ein<br />
noch nicht aufgeklärtes. — Der <strong>Name</strong> Śānkhāyana-Brāh¬<br />
maṇa wechselt hie und da mit SānkhāyanaBrāhmaṇa,<br />
doch scheint die erstere <strong>Name</strong>nsform den Vorzug zu verdienen:<br />
ihr ältestes Vorkommen ist wohl das in dem Prāti¬<br />
śākhyasūtra des schwarzen Yajus.<br />
Es sind nun diese beiden Brāhmaṇa des Ṛk von ganz<br />
besonderem Interesse durch die vielen Sagen und Legenden,<br />
die sie mittheilen, zwar nicht um ihrer selbst willen, sondern<br />
nur zur Erklärung des Ursprungs irgend eines Liedes, was<br />
aber ihrem Werthe natürlich keinen Eintrag thnt. Eine derselben,<br />
welche sich in dem zweiten Theile des Aitareya<br />
Brāhmaṇa vorfindet, die Sage von Śunaḥśepa, hat Roth<br />
in den Ind. Stud. I, 458—64 übersetzt, und ebendas. II, 112<br />
bis 123 ausführlich behandelt, und schließt sie sich, nach ihm,<br />
an eine ältere, metrisch abgefaßte Darstellung an. Wir<br />
müssen dies überhaupt wohl bei vielen dieser Sagen annehmen,<br />
daß sie bereits eine abgerundete selbständige Gestalt in<br />
der Tradition gewonnen hatten, bevor sie den Brāhmaṇa<br />
einverleibt wurden: es ergiebt sich dies häufig schon aus<br />
ihrer im Verhältniß zum übrigen Texte stark archaistischen<br />
Sprache. Es sind uns diese Legenden nun in doppel¬<br />
ter Beziehung von hohem Werthe: einestheils nämlich enthalten<br />
sie, wenigstens theilweise, direct oder indirect, historische<br />
Data, oft ganz nackt und unverfänglich, daneben aber<br />
auch versteckt und erst dem Auge der Kritik erkennbar, an¬<br />
derntheils aber gewähren sie uns die Anknüpfungspunkte au<br />
4*
52<br />
Die Āraṇyaka des Ṛk.<br />
die Sagen der späteren Zeit, deren Ursprung uns sonst meist<br />
ganz dunkel bleiben würde.<br />
Zum AitareyaBrāhmaṇa haben wir einen Commentar<br />
von Sāyaṇa, und zum KauṣītakiBrāhmaṇa einen von<br />
Vināyaka, einem Sohne des Mādhava 33<br />
),<br />
Jedem dieser Brāhmaṇa ist nun noch ein Āraṇyakam<br />
zugefügt, ein Waldtheil, der im Walde zu studiren ist, nämlich<br />
theils von den Weisen, die wir bei Megasthenes als<br />
vX6ßioi kennen lernen, theils von ihren Schülern. Dieses<br />
Waldleben selbst ist offenbar erst eine spätere Entwicklungsstufe<br />
der brāhtnanischen Beschaulichkeit: ihm hauptsächlich<br />
haben wir die Tiefe der Speculation, das völlige Versinken<br />
in mystischer Andacht zuzuschreiben, durch welche sich die<br />
Inder SO ganz besonders auszeichnen. Dieser Charakter ist<br />
denn nun auch in den Schriften, welche direct alsĀraṇyaka<br />
bezeichnet werden, in hohem Grade ausgeprägt, und bestehen<br />
dieselben zum größten Theile nur aus dergl. Upaniṣad,<br />
in denen sich im Allgemeinen eine kühne, gewaltige Denk¬<br />
kraft nicht verkennen läßt, so viel Bizarres sie auch enthalten.<br />
Das AitareyaĀraṇyakam besteht aus fünf Büchern,<br />
deren jedes selbst wieder Āraṇyakam heißt. Das zweite<br />
und dritte Buch*) bilden eine Upaniṣad für sich und zwar<br />
findet hier noch eine weitere Unterabtheiluug statt, insofern<br />
die vier letzten Abschnitte des zweiten Buches, welche der<br />
Doctrin des Vedānta systems ganz besonders homogen sind,<br />
xar i^oii]v als die Aitareyopaniṣad gelten 34<br />
). Als Urheber<br />
dieser beiden Bücher gilt Mahidāsa Aitareya, angeblich<br />
Sohn des Viśāla und der Itarā, von welcher letz-<br />
3 3<br />
] das Aitar. Brāhmaṇa hat Martin Haug in Text und Übersetzung<br />
herausgegeben, in 2 voll. Bombay 1863, s. dazu Ind. Stud. Ix, 177—380 (1865).<br />
Außer der durch Roth behandelten Sage von Śunahśepa (VII, 13 — 18), s. auch<br />
Müller Hist. A. S. L. p. 573 fg., war auch noch ein Abschnitt daraus, über<br />
königliche weihen (VIH‚ 5—20), von Schönborn edirt worden, Berlin 1862.<br />
*) s. Ind. Stud. I, 388 fg.<br />
34<br />
] diese Aitareyopaniṣad ist u. A. von Roer mit Śaṃkara's Commentar<br />
edirt und übersetzt worden, in der Bibl. Indica VU, 143 fg. (Calc. 1850),<br />
XV, 28 fg. (1853).
Das AitareyaĀraṇyakam. 53<br />
teren sein <strong>Name</strong> Aitareya abgeleitet wird: derselbe<br />
wird denn auch in der That mehrmals im Innern als maa߬<br />
gebend und endgültig angeführt, was für die Richtigkeit der<br />
Herleitung der darin vorgetragenen Ansichten auf ihn entscheidet.<br />
Wir müssen in dieser Zeit eben vollständig davon<br />
abstrahiren, daß ein Lehrer seine Gedanken auch schriftlich<br />
niedergelegt habe: er trug sie eben nur mündlich seinen<br />
Schülern vor, die Kunde davon pflanzte sich traditionell fort,<br />
bis sie in irgend einer Form, aber unter seinem <strong>Name</strong>n, fest*<br />
gestellt ward. Daher ist es zu erklären, wenn wir die Autoren<br />
überlieferter Werke in diesen selbst genannt finden. Die<br />
Lehren des Aitareya müssen nun übrigens besonderen Anklang<br />
gefunden haben, seine Schüler besonders zahlreich gewesen<br />
sein, da wir ja eben seinen <strong>Name</strong>n sowohl dem Brahman<br />
a als dem Āraṇyaka beigelegt finden, obwohl in Bezug<br />
auf das erstere vor der Hand gar kein Grund dafür anzugeben<br />
ist, und obwohl wir für das vierte Buch des letztern<br />
sogar die directe Nachricht haben, daß es dem Āśvalāy¬<br />
ana*), dem Schüler eines Śaunaka, angehört, so wie auch<br />
ferner für das fünfte Buch desselben dieser Śaunaka selbst<br />
als Urheber gegolten zu haben scheint, nach dem was Cole¬<br />
brooke misc. ess. I, 47n. darüber berichtet. E)er <strong>Name</strong> des<br />
Aitareya findet sich in den Brāhmaṇa nirgendwo vor,<br />
erst in der Chandogyopaniṣad wird er erwähnt: die<br />
Schule der Aitareyin wird zuerst in den Sāmasūtra genannt.<br />
— Den vielfachen Erwähnungen im dritten Buche nach<br />
zu schließen ist übrigens auch die Familie der Maṇḍūka,<br />
Māṇḍūkeya ganz besonders thätig gewesen für die Entwicklung<br />
der darin vertretenen Ansichten. Wir finden sie<br />
in der That auch später als eine der fünf Schulen des Ṛg¬<br />
veda aufgeführt, doch hat sich unter ihrem <strong>Name</strong>n nichts<br />
erhalten als eine höchst abstruse Upaniṣad, die aber nur<br />
*) auch ein Āśvalāyana-Brāhmaṇa finde ich citirt, ohne indeß<br />
Näheres darüber angeben zu können. [In einer Handschrift des Ait Ār., I. o. L.<br />
986, wird das ganze Werk am Schluß als Āśvalāyauoktam āraṇyakam bezeichnet.]
54 Aitareyāraṇyakam. Kauṣīfcakāraṇyakam.<br />
als zum Atharvan gehörig erscheint und ganz auf dem Standpunkt<br />
systematischer Erstarrung steht, so wie eine Schrift<br />
grammatischen Inhaltes, die Māṇḍukī Śikṣā, die<br />
vielleicht auf den [hier wie] im Ṛkprātiśākhya genannten<br />
Māṇḍūkeya zurückgehen könnte.<br />
Der Inhalt des AitareyaĀraṇyakam, so weit es uns<br />
vorliegt 35<br />
), giebt weiter keinen directen Fingerzeig über die<br />
Abfassungszeit, als den, daß, wie ich schon bemerkt habe,<br />
im zweiten Capitel des zweiten Buches die jetzige Anordnung<br />
der Ṛksaṃhitā angegeben wird. Die Zahl ferner der einzeln<br />
genannten Lehrer ist besonders im dritten Buche eine<br />
überaus große (darunter zwei Śākalya, ein Kṛṣṇa Hā¬<br />
rīta, ein Pañcālacaṇḍa) und ist auch dies wohl noch ein<br />
Beweis mehr für die im Übrigen schon durch den Geist und<br />
die Form der vorgetragenen Ansichten bedingte, späte Ent¬<br />
stehimgszeit 8fi<br />
).<br />
Das Kauṣītakāraṇyakam liegt uns in drei Buchern<br />
vor: ob vollständig? ist ungewiß 37<br />
). Die beiden ersten Bücher<br />
desselben habe ich erst neuerdings aufgefunden*): ihr Inhalt<br />
ist mehr dem Ritual als der Speculation zugewandt. Das<br />
dritte Buch ist die sogenannte KauṣītakyUpaniṣad**),<br />
ein in hohem Grade interessantes und wichtiges Werk.<br />
35<br />
] s. Ind. Stud. I. 387 — 392; ich besitze den Text jetzt vollständig,<br />
habe zum obigen indeß nichts wesentliches hinzuzufügen. Die Geheimhaltung<br />
der betreffenden Lehren, und die hohe Bedeutung der dieselben wissenden wird<br />
sehr scharf pointirt. Von den genannten <strong>Name</strong>n ist etwa noch der des Āgni¬<br />
veśvāvana seiner Bildung wegen von Bedeutung. Die interessanten Stellen über<br />
die drei pāṭha des Veda, nirbhujam=saṃhitāpāṭha, pratriimam=padapatha, und<br />
ubhayam antareṇa=kramapāṭlia sind von M. Müller zu Ṛk Prat. I, 2—4 (s.<br />
auch ibid. Nachträge p. 11) behandelt worden.<br />
36<br />
] der hier betonte Umstand läf¾t sich auch gerade in umgekehrter<br />
Richtung verwerthen, und habe ich ihn so auch bereits unten (p. 74) in dem<br />
gleichen Falle, beim Lāṭyāyanasūtra, aufgeführt; es scheint mir jetzt, als ob<br />
diese letztere Auffassung die berechtigtere sei.<br />
3 7<br />
] ein durch Bühler nach Berlin gelangtes Mspt. (ms. or. fol. 630) des<br />
‚‚ŚāṅkhāyanaĀraṇyaka" (so heißt es darin) führt dasselbe in 15 adhyāya<br />
auf; die beiden ersten entsprechen dem Ait. Ar. I. V, adhy. 3 — 6 werden durch<br />
die Kauṣ. Up. gebildet, adhy. 7. 8 entsprechen dem Ait. Ār. Ill, adhyāya 9<br />
giebt den Wettstreit der Sinne (wie Śatap. Br. 14, 9, 2).<br />
*) s. Catalog der Sanskrithandschriften der Berl. Bibl. p. 19. n. 82.<br />
**) s. Ind. Stud. I, 392—420: es wäre in der That sehr wünschenswert! 1<br />
zu erfahren, worauf sich Poley’s Angabe stützt, „daß das Kaiiṣītaki-Brāh-
Kauṣītakopaniṣad. 55<br />
Der erste Adhyāya derselben giebt uns über die Vorstellungen<br />
von dem Wege nach, und der Ankunft in, der Welt<br />
der Seligen einen höchst wichtigen Bericht, dessen Bedeutung<br />
für die ähnlichen Vorstellungen anderer Völker zwar noch<br />
nicht vollständig zu übersehen ist, aber sehr reich an Aufschlüssen<br />
zu werden verspricht. Der zweite Adhyāya giebt<br />
uns in den CereInonieen, die er schildert, unter Anderm ein<br />
sehr liebliches Bild von der Zartheit und Innigkeit der Fa¬<br />
milienbande zu jener Zeit. Der dritte Adhyāya ist für die<br />
Geschichte und Entwicklung der epischen Mythe von ganz<br />
unschätzbarem Werthe, insofern er uns Indra im Kampfe<br />
mit denselben Naturgewalten darstellt, welche im Epos Arj¬<br />
una als böse Dämonen bezwingt. Der vierte Adhyāya<br />
endlich enthält die zweite Recension einer Sage, die uns auch<br />
im Āraṇyakam des weißen Yajus in etwas anderer Gestalt<br />
vorliegt, von der Belehrung eines sich weise dünkenden<br />
Brāhmaṇen durch einen Krieger, Ajātaśatru, den König<br />
von Kāśi. Auch an geographischen Daten, welche über die<br />
Zeit ihrer Entstehung Aufschluß geben, ist diese Upaniṣad<br />
besonders reich. So weist uns der <strong>Name</strong> des weisen Königs<br />
im ersten Adhyāya, der den Äruni belehrt, Citra Gāṅgyāyani off<br />
für den Autor der nördliche und der südliche Berg, d. i.<br />
Himavant und Vindhya, die ganze ihm bekannte Welt<br />
ein, wozu dann auch die Aufzählung der Nachbarstämme in<br />
IV, 1 vollständig paßt. Insbesondere aber ergiebt sich aus<br />
der Stellung der <strong>Name</strong>n Āruṇi, Śvetaketu, Ajātaśatru,<br />
Gārgya Bālāki, und aus der Identität der Legenden von<br />
den letzteren, die völlige Gleichheit der Zeit dieser Upaniṣad<br />
mit der des Vṛhad Āraṇyakam des weißen<br />
Yajus [s. Ind. Stud. I‚ 392—420ḷ.<br />
Zur Erklärung der beiden Āraṇyaka, resp. des zweiten<br />
maṇa aus neun Adhyāya besteht, von denen der erste, siebente, achte, neunte<br />
den KauṣītakiBrāhmaṇaUpaniṣad bilden." Ich habe noch nichts<br />
dergl. anderswo auftreiben können, [s. jetzt Cowell's Vorwort p. vII zu seiner<br />
Ausgabe der Kauṣ. Up. in der Bibl. Ind.]
56<br />
Śaṃkara's Commentare zu den Upaniṣad.<br />
und dritten Buches des AitareyaĀraṇyaka und des dritten<br />
Buches des KauṣītakiĀraṇyaka, dient der Commentar<br />
des Śaṃkarācārya, eines Lehrers, der, etwa im<br />
8. Jahrhundert p. Chr. lebend 38<br />
), für die VedāntaSchule<br />
von der höchsten Bedeutung gewesen ist, insofern er theils<br />
alle die Vedatexte, die Upaniṣad nämlich, erklärte, auf<br />
welchen dieselbe basirt ist, theils auch das Vedāntasūtram<br />
selbst commentirte, und eine Menge kleiner Schriftchen zur<br />
Erläuterung und Begründung der Vedāntalehre verfaßte.<br />
Seine Erklärungen selbst sind zwar häufig gezwungen, weil<br />
oben dem Vedāntasystem gemäß geregelt, doch aber für<br />
uns von hoher Wichtigkeit: Schüler von ihm: Ānanda¬<br />
jñāna, Ānandagiri, Ānandatīrtha etc., haben wieder<br />
Glossen zu seinen Commentaren verfaßt, und sind wir seit<br />
Kurzem in dem Besitz der meisten dieser Commentare sowohl<br />
als Glossen, da Dr. Roer, der Secretär der Asiatischen<br />
Gesellschaft von Bengalen, dieselben nebst den betreffenden<br />
U p a n i ṣ a d in der Bibliotheca Indica, einer blos<br />
für Texte bestimmten, unter der Aegide jener Gesellschaft<br />
erscheinenden Zeitschrift herausgegeben hat. Leider ist gerade<br />
die KauṣītakiUpaniṣad noch nicht darunter,<br />
eben so wenig als die MaitrāyaṇyUpaniṣad, von der<br />
wir im Verlauf zu reden haben. Hoffentlich aber erhalten<br />
wir noch beide 39<br />
). — Möge ihnen dann auch eine dritte der<br />
zum Ṛgveda gehörigen Upaniṣad, die Vāṣkala<br />
Upaniṣad, zugefügt werden, deren Text resp. aufgefunden<br />
sein. Diese Upaniṣad nämlich ist uns vor der Hand nur aus<br />
Anquetil Du perron’ s Oupnekhat II, 366—71 bekannt,<br />
das Original muß also zur Zeit der persischen (von A. Dup.<br />
lateinisch übersetzten) Übersetzung der hauptsächlichsten<br />
38<br />
] Śaṃkara's Zeit ist leider noch immer nicht fester bestimmt. Er gilt<br />
zugleich als eifriger Bekämpfer der Buddhisten, und wird als solcher als Śivaït<br />
bezeichnet; in seinen werken indeß erscheint er vielmehr als Verehrer des<br />
Vāsudeva, den er als die eigentliche Incarnation, resp. Vertretung des brahman,<br />
hinstellt.<br />
J 9<br />
| sie liegen in der That jetzt Beide, durch Cowell edirt und übersetzt,<br />
darin vor. Die Kau&h. Up. (Calc. 1861) ist von dem Comm. des Śaṃkarā¬<br />
nanda begleitet, die Maitii-Up. von dem des Rāmatīrtha (1863 — 69).
vāṣkala-Upaniṣad. 57<br />
Upaniṣad (1656) noch vorhanden gewesen sein, wie wir<br />
ja auch bei Sāyaṇa die Vāṣkalaśruti noch mehrfach er¬<br />
wähnt finden. Daß den Vāṣkala eine besondere Recension<br />
der Ṛksaṃhitā zugeschrieben wird, die uns gleichfalls verloren<br />
ist, haben wir oben gesehen. Es bleibt somit diese<br />
Upaniṣad der einzige, ärmliche Rest aus einem umfangreichen<br />
Literaturkreise. Sie beruht auf einer mehrfach in<br />
den Brāhmaṇa erwähnten Sage, die dem Inhalte nach, und<br />
man könnte fast sagen, auch dem <strong>Name</strong>n nach, der griechischen<br />
Sage vom GanyMedes entspricht. Medhātithi<br />
nämlich, der Sohn des Kaṇva, von Indra in Gestalt eines<br />
Widders zum Himmel entführt, befragt denselben während<br />
des Fluges, wer er sei, Indra antwortet ihm lächelnd und<br />
giebt sich ihm kund als den Allgott, sich mit dein All iden¬<br />
tificirend. Der Grund der Entführung sei, daß er, erfreut<br />
durch Medhātithi’s Buße, denselben auf den richtigen Weg<br />
zum Wahren habe bringen wollen: er solle darum weiter<br />
kein Bedenken tragen. Über die Zeit dieser Upaniṣad<br />
läßt sich natürlich vor der Hand gar nichts sagen, als daß<br />
ihre Haltung im Ganzen ziemlich alterthümlich erscheint 40<br />
).<br />
Steigen wir nunmehr hinab zur dritten Stufe der Literatur<br />
des Ṛgveda, zu den Sūtra desselben.<br />
Was zunächst die Śrauta-Sūtra, die Lehrbücher des<br />
Opferrituals, betrifft, so liegen uns deren zwei vor, das<br />
Sūtram des Āśvalāyana in 12 Adhyāya und das des<br />
Śānkhāyana in 18 Adhyāya. Das erstere schließt sich<br />
an das Aitareya-Brāhmaṇa, das zweite an das ŚānkhāyanaBrāhmaṇa<br />
an, je oft wörtliche Citate Beiden entlehnend.<br />
Wenn nun schon hieraus, wie überhaupt aus der<br />
ganzen Behandlung des Stoffes, sich das verhältnißmäßig<br />
späte Zeitalter der Sūtra ergiebt, so fehlt es doch auch nicht<br />
an weiteren directen Zeugnissen dafür. So geht der <strong>Name</strong><br />
des Āśvalāyana wohl zurück auf Aśvala, den wir im<br />
Āraṇyaka des weißen Yajus als den Hotar des Janaka,<br />
40<br />
] s. jetzt meine specie11e Untersuchung hierüber in den Ind. Studien lx,<br />
38—42; der Originaltext ist noch nicht aufgefunden.
58 Die Śrautasutra des Āśvalāyana<br />
Königs von Videha, erwähnt finden (s. Ind. Stud. I, 441).<br />
Die Bildung des Wortes ferner, durch das Affix āyana,<br />
führt uns wohl*) in die Zeit ausgebildeter Schulen (ayana)?<br />
wie dem auch sei, damit gebildete <strong>Name</strong>n finden sich in den<br />
B rāhm an a selbst nur selten vor, resp. nur in den spätesten<br />
Theilen derselben, und bekunden daher im Allgemeinen schon<br />
stets eine späte Zeit. Dazu stimmen denn auch die Data,<br />
die sich aus dem Innern des Āśvalāyanasūtra entnehmen<br />
lassen. Unter den darin citirten Lehrern zunächst befindet<br />
sich ein Āśmarathya, dessen Kalpa (Lehre) der Scholiast<br />
zu Pānini IV, 3, 105, wahrscheinlich dem Mahābhāṣya<br />
nach 41<br />
), als zu den in dieser Regel, im Gegensatze zu den alten<br />
Kalpa bedingten neuen Kalpa gehörig betrachtet. Wenn<br />
nun schon die Auctoritäten des Āśvalāyana als neu gelten,<br />
so muß dies natürlich in Bezug auf ihn selbst in noch höherem<br />
Grade stattfinden, und erhalten wir somit, vorausgesetzt,<br />
daß jene Angabe aus dem Mahābhāṣya stammt 41<br />
), für ihn<br />
etwa die Gleichzeitigkeit mit Pāṇini. Ein anderer von Āśvalāyana<br />
citirter Lehrer, Taulvali, wird direct von<br />
Pāṇini genannt (II, 4, 61) und zwar als zu den prāñcas<br />
„Oestlichen‘‘ gehörig. — Von besonderem Interesse ist am<br />
Schlusse eine Aufzählung der verschiedenen BrāhmaṇaFa¬<br />
milien und deren Vertheilung unter die Geschlechter des<br />
Bhṛgu, Angiras, Atri, Viśvāmitra, Kaśyapa, Vas¬<br />
iṣṭha und Agastya. — Die Opfer an der Sarasvatī,<br />
von denen ich im Verlauf sprechen werde, sind hier nur kurz<br />
angeführt, und zwar mit einigen Verschiedenheiten in den<br />
<strong>Name</strong>n, die wohl als spätere Entstellung zu betrachten sein<br />
werden. — Wir haben übrigens den Āśvalāyana bereits<br />
als den Verfasser des vierten Buches des Aitareya-Āraṇ¬<br />
yaka, sowie als den Schüler des Śaunaka kennen gelernt,<br />
*) wie bei Agniveśyāyana, Ālarnbāyana, Aitiśāyana, Audum¬<br />
barāyaṇa, Kāṇḍaniāyana, Kātyāyana, Khāḍāyana, Drāhyāyaṇa,<br />
Plākṣāyaṇa, Bādarāyaṇa, Māṇḍūkāyana, Rāṇāyana, Lāṭyāyana,<br />
Lābukāyana (?), Lāmakāyana, Vārṣyāyaṇi, Śākaṭāyana, Śāṅ<br />
Śaulvāyana etc.<br />
41<br />
] das Mahābhāṣya kennt den <strong>Name</strong>n nicht, s. Ind. Stud. XIII, 455.
und des Śāṅkhāyana. 59<br />
welcher Letztere der Tradition nach sein eigenes Sūtram<br />
dem Werke seines Schülers zu Liebe vernichtet haben soll.<br />
Das Sūtram des Śānkhāyana trägt im Allgemeinen<br />
einen etwas alterthümlicheren Anstrich, insofern es besonders<br />
im 15., 16. Buche ganz in BrāhmaṇaWeise auftritt. Das<br />
17. und 18. Buch sind eine spätere Zuthat, und finden sich<br />
auch selbständig gezählt und commentirt vor, sie entsprechen<br />
den beiden ersten Büchern des KauṣītakiĀraṇyaka.<br />
Was nun den Inhalt der beiden Sūtra im Einzelnen,<br />
so wie ihr gegenseitiges Verhältniß zu einander betrifft, so<br />
bin ich vor der Hand nicht im Stande, genauere Auskunft<br />
darüber zu geben, da ich sie nur oberflächlich kenne 42<br />
).<br />
Meine Vermuthung ist, daß ihre Verschiedenheit vielleicht<br />
auch auf örtlichen Gründen beruht, und zwar das Sūtram<br />
des Āśvalāyana, wie das Aitareya-Brāhmaṇa, dem<br />
ostlichen, das Sūtram des Śāṅkhāyana dagegen, wie das<br />
Brāhmaṇa desselben, mehr dem westlichen*) Theile Hindustan's<br />
angehören mag. Die Reihenfolge des Ceremoniells<br />
ist in beiden ziemlich dieselbe, die großen Opfer aber der<br />
Könige etc. vājapeya nämlich (Opfer zum Gedeihen der Nahrung),<br />
rājasūya (Königsweihe), aśvamedha (Pferdeopfer),<br />
puruṣamedha (Menschenopfer), sarvamedha (All¬<br />
opfer), sind bei Śānkhāyana weit ausführlicher behandelt.<br />
Zu Āśvalāyana finde ich einen Commentar von Na¬<br />
rāyaṇa, dem Sohne des Kṛṣṇajit, Enkel des Śrīpati,<br />
erwähnt 43<br />
). Ein Anderer, gleiches <strong>Name</strong>ns, aber Sohn des<br />
42<br />
] das Āśvalāyanasūtram liegt jetzt in der BibI. Indica (Calc. 1864 — 74)<br />
gedruckt vor, begleitet von dem Commentar des Nārāyaṇa Gārgya, herausgegeben<br />
von RāmaNārāyaṇa nnd Ānanclacanclra. Ein specieller vergleich desselben<br />
mit dem Śāūkhāyanasūtra fehlt annoch. — Bei Bühler im Catalogue<br />
of Mss. from Gujarat ī, 154 (1871) wird ein Commentar des Devatrāta zum<br />
Āśv. śr. s. aufgeführt, ebenso ein theilweiser desgl. von Vidyāraṇya.<br />
*) etwa dem Naimiṣa-Walde? s. unten p. 57 [64].<br />
43<br />
] dies ist eine Verwechselung; der oben genannte Nārāyaṇa hat einen<br />
Commentar zum Śāṅkhāyanagṛhya verfaßt; der Nārāyaṇa dagegen, welcher das<br />
Āśvalāyanaśrautasūtra commentirt hat, nennt sich im Eingange'dazu selbst als<br />
Sohn des Narasmha, ebenso wie dies der gleichnamige Scholiast des Uttara-<br />
Naiṣadhiya thut, der nach Roer der Tradition zufolge etwa vor 500 Jahren<br />
gelebt haben soll (Roer pref. p. VIII. 1855); sollten etwa diese Beiden nur<br />
eine Person sein? s. Ind. Streifen 2, 298 (1869).
60 Commentare dazu Die Gṛhyasūtra<br />
Paśupatiśarman, hat eine Paddhati (Grundriß) zu Śān¬<br />
khāyana abgefaßt und zwar nach dem Vorgange eines<br />
Brahmadatta: wann er lebte, ist ungewiß, wahrscheinlich<br />
im 16. Jahrh.: nach seinen eigenen Angaben stammt er aus<br />
Malayadeśa. Außerdem haben wir zum Sūtra des Śān¬<br />
khāyana den Commentar des Varadattasuta Ānarttīya:<br />
drei Adhyāya desselben, der neunte, zehnte, elfte waren verloren<br />
gegangen und sind durch Dāsaśarman Muñjasūnu<br />
ersetzt 44<br />
). Zu den beiden letzten Adhyāya XVII., XVIII.<br />
existirt ein Commentar von Govinda. Daß diesen Com¬<br />
mentaren andere vorausgingen, die uns aber verloren sind,<br />
liegt auf der Hand, Ānarttīya sagt es zudem ausdrücklich.<br />
Auch von den Gṛhyasūtra des Ṛgveda liegen uns<br />
nur die beiden des Āśvalāyana (in 4 Adhyāya) und des<br />
Śāṅkhāyana (in 6 Adhyāya) vor: das dem Śaunaka zugeschriebene<br />
wird zwar mehrfach erwähnt, scheint aber nicht<br />
mehr vorhanden zu sein.<br />
Der Inhalt jener beiden Werke ist im Wesentlichen identisch,<br />
so groß auch die Verschiedenheiten im Einzelnen sind,<br />
insbesondere in der Anordnung und Vertheilung des Stoffes.<br />
Sie behandeln zunächst, wie ich bereits früher (p. 17) angegeben<br />
habe, diejenigen Ceremonien, welche in den verschiedenen<br />
Stadien des ehelichen und Familienlebens, vor und<br />
nach der Geburt, bei Heirath, bei und nach dem Tode zu<br />
vollziehen sind. Außerdem aber werden Sitten und Gebräuche<br />
sehr verschiedener Art geschildert und „tragen insbesondere<br />
die bei einzelnen Veranlassungen zu sprechenden Sprüche<br />
und Sagen ein ganz besonders alterthümliches Gepräge und<br />
führen uns wohl nicht selten in die Zeit vor der Ausbildung<br />
des Brāhmaṇismus zurück" (s. Stenzler in den Ind. Stud.<br />
II, 159). Die volksthümlichen, abergläubischen Vorstellungen<br />
sind es, die uns vorzugsweise in ihnen vorliegen,<br />
44<br />
] die §§ 3—5 des vierten Buches hat Donner in seiner Abh. über den<br />
piṇḍapitṛyajña (Berlin 1870) mitgetheilt; während Streiter den auf die Legende<br />
von Śunaḥśepa bezüglichen Abschnitt (xV, 17—27) publicirt hat (1861);<br />
die Varianten darin zu der Paralle7stelle im Ait. Brāhm. hatte schon Müller<br />
A. S. L. p. 573 fg. gegeben.
des Āśvalāyana und des Śānkhāyana. Gl<br />
daher weisen sie uns auch auf Gestirndienst, Astrologie, Vorbedeutungen<br />
und Zauberkunde hin, insbesondere auf die<br />
Verehrung und Geneigtmachung der bösen Mächte in der<br />
Natur‚ auf die Abwehr ihrer schädlichen Einflüsse etc. Für<br />
die späte Abfassungszeit dieser Werke nun ist besonders das<br />
pitṛtarpaṇam entscheidend, das Manenopfer, wobei die<br />
Vorväter einzeln namentlich aufgeführt werden, eine Sitte,<br />
die zwar an und für sich uralt sein mag (da wir dafür in den<br />
parsischen Yeshts und Nerengs vollständige Analoga finden),<br />
die uns aber hier in ihrer einzelnen Anwendung aus einer<br />
sehr späten Zeit vorliegt, wie sich eben aus den <strong>Name</strong>n selbst<br />
ergiebt. Es werden nämlich nicht nur die Ṛṣi der Ṛk¬<br />
saṃhitā in deren jetziger Reihenfolge aufgeführt, sondern<br />
auch sämmtliche <strong>Name</strong>n, die uns für die Bildung der einzelnen<br />
Schulen des Ṛk, für die Brāhmaṇa wie die Sūtra<br />
desselben, als besonders bedeutsam entgegentreten, so Vāṣ¬<br />
kala, Śākalya, Māṇḍūkeya, Aitareya, Paiṅgya, Kau¬<br />
ṣītaka, Śaunaka, Āśvalāyana und Śānkhāyana selbst<br />
etc An diese schließen sich nun noch andere <strong>Name</strong>n, die<br />
uns vor der Hand von sonst noch nicht bekannt sind, ferner<br />
die <strong>Name</strong>n von drei weisen Frauen, deren eine, die Gārgī<br />
Vācaknavī, uns im VṛhadĀraṇyaka des weißen Yajus<br />
mehrfach am Hofe des Janaka begegnet, während die<br />
zweite 45<br />
) unbekannt ist, und der <strong>Name</strong> der dritten, Sulabhā<br />
Maitreyī, theils in den Sagen des MBhārata mit eben<br />
jenem Janaka in Verbindung gebracht wird*), theils uns auf<br />
die Saulabhāni Brāhmaṇāni hinweist, welche der Scholiast<br />
zu Pāṇini, IV, 3, 105, wohl dem Mahābhāṣya<br />
nach 46<br />
), als Beispiel der durch diese Regel bedingten neuen<br />
Brāhmaṇa anführt Unmittelbar hinter den Ṛṣi der Ṛk<br />
4S<br />
] <strong>Name</strong>ns vaḍavā Prātītheyī; ein Lehrer <strong>Name</strong>ns Pratïthi wird im vanśa¬<br />
brāhmaṇa des Sāmaveda erwähnt.<br />
*) [vgI. Śaṃkara's Angaben hierüber im ved. sūtrabh. zu In, 3, 32,<br />
p. 915 ed. Rāma Nārāyaṇa.] Sulabha heißt bei den Buddhisten der Onkel<br />
Buddha's, s. Schiefner Leben des Śākyamuni p. 6.<br />
4 6<br />
] s. hiezu Ind. Stud. xllf. 429; es werden dieselben darin auch noch<br />
ein zweites Mal, zu Pāṇ. IV, 2, 68, angeführt; Kaiyaṭa erklärt das Wort durch;<br />
Sulabhena proktāni.
62 Die in den Gṛhyasūtra des Āśvalāyana<br />
samhitā werden nun aber überdem auch noch <strong>Name</strong>n und<br />
Werke genannt, die uns in der vedischen Literatur sonst noch<br />
nirgendwo begegnen, nämlich im Śāṅkhāyanagṛ¬<br />
hya: Sumantu-Jaimini - Vaiśampāyana-Paila-sūtra¬<br />
bhāṣya [GārgyaBabhru] . . .‚ und im Āśvalāyanagṛ¬<br />
hya sogar: Sumantu - Jaimini - Vaiśampāyana-Paila¬<br />
sūtrabhāratamahābhāratadharmācāryāḥ 47<br />
). Letztere<br />
Stelle ist offenbar die spätere, und wenn wir auch für<br />
sie noch nicht an unser jetziges Mahābhārata in der vorliegenden<br />
Gestalt zu denken haben, so ist, im Verein mit dem<br />
Vaiśampāyanaḥ mahābhāratācāryaḥ, den sie, wie es<br />
scheint, voraussetzt, doch jedenfalls schon ein größeres Werk,<br />
das dieselbe Sage behandelte, also unserm heutigen Texte zu<br />
Grunde liegt, bedingt, ebenso wie sich weiter aus dieser<br />
Stelle auch schon eine zweite Behandlung desselben Stoffes<br />
durch Jaimini zu ergeben scheint, die aber auch wohl mit<br />
unserrn heutigen Jaiminibhārata nur entfernte Aehnlichkeit<br />
gehabt haben würde. Daß übrigens die Entstehung des Epos<br />
überhaupt in die gleiche Zeit mit der schulmäßigen Ausbildung<br />
der vedischen Literatur gehört, werden wir im Verlauf<br />
mehrfach bestätigt finden. Ein Sūtram des Sumantu,<br />
ein Dharma des Paila sind uns gänzlich unbekannt: erst<br />
in der neueren Zeit, in den Purāṇa und in der eigentlichen<br />
Rechtsliteratur finde ich dem Sumantu ein Werk, ein<br />
Smṛtiśāstram nämlich, zugeschrieben, während sie dem<br />
Paila, dessen <strong>Name</strong> allerdings schon aus Pan. IV, 1, IIS<br />
erhellt, die Offenbarung des Ṛgveda zueignen, woraus wir<br />
wenigstens berechtigt sind, auf seine besondere Betheiligung<br />
bei dem endlichen Abschlusse der Schulbildung desselben zu<br />
schließen. — Man kann nun aber, und ich möchte dies vorziehen,<br />
die Stelle des Āśvalāyana auch ganz anders inter¬<br />
pretiren, und zwar so, daß die vier Eigennamen gar nicht<br />
in speciellem Verhältniß zu den vier Werkenamen ständen,<br />
4 7<br />
] das Wort bhāṣya ist oben zwischen sūtra und bhārata einzuschieben ;<br />
es fehlt allerdings in der einen von mir damals benutzten Handschrift, findet<br />
sich dagegen in allen übrigen.
und des Śānkhāyana vorausgesetzte Literatur. 63<br />
sondern Beide für sich selbständig bestehen 48<br />
), wie wir dies<br />
im Śāṅkhāyanagṛhya*) offenbar wohl anzunehmen ha¬<br />
ben: dann liegt es am Nächsten daran zu denken, wie<br />
die Purāṇa die Offenbarung der Veda vertheilen, indem sie<br />
den Atharvaveda dem Sumantu, den Sāmaveda dem<br />
Jaimini, den Yajurveda dem Vaiśampāyana, den Ṛg¬<br />
veda dem Paila zuschreiben. In jedem dieser beiden Fälle<br />
muß man übrigens mit Roth, der zuerst auf die Stelle bei<br />
Āśvalāyana aufmerksam machte (a. a. O. p. 27), annehmen,<br />
daß beide Stellen, sowohl die bei diesem als die bei<br />
Śānkhāyana erst späterer Interpolation ihre Ausschmückung<br />
verdanken 49<br />
), sonst würde die Zeit beider Gṛhyasūtra zu<br />
sehr hinabgedrückt werden! denn ob sich schon aus dem<br />
ganzen Habitus jener beiden Stellen, im Āśvalāy an a grill<br />
y a sowohl als im Śānkhāyanagṛhya (die übrigens auch<br />
sonst noch im Einzelnen bedeutend von einander abweichen),<br />
zur Genüge ergiebt, daß in ihnen die Literatur des Ṛg¬<br />
veda schon als vollständig abgeschlossen vorausgesetzt wird,<br />
so ist doch im Übrigen die Haltung beider Werke immer<br />
noch gewissermaßen alterthümlich. — Ob zwischen dem<br />
Smṛtiśāstra des Śaūkha und dem Gṛhyasūtra des<br />
48<br />
] diese Interpretation ist nach der Berichtigung des Textes, s. eben Note<br />
47, wonach es sich nun gar nicht mehr um vier, sondern um fünf Werkenamen<br />
handelt, geradezu geboten.<br />
*) was in diesem letzteren [und es schließt sich nun also auch das Āś¬<br />
val. gṛhya an] das Wort bhāṣya bedeute, erhellt aus dem Prātiśākhya<br />
des weißen Yajus, wo sich I, 1, 19. 20 vedeṣu und bhāṣyeṣu einander<br />
gegenüber gestellt finden, ebenso wie im Prātiśākhya des schwarzen<br />
Yajus II, 12 chandas und bhāṣā, und bei Yāska anvadhyāyam und<br />
bhāṣā. Es sind also „Schriften in bhāṣā" darunter zu verstehen, doch<br />
ist die Bedeutung des Wortes hier eine entwickeltere, als in jenen Werken und<br />
nähert sich dem Gebrauche, denPāṇini davonmacht. Ich werde darauf weiter<br />
unten zurückkommen.<br />
49<br />
] die Sumantu-Jaimini-vaiśampāyana-Pailādyā ācāryāḥ finden sich übrigens<br />
im Śāṅkh. g. auch noch ein zweites Mal, in dem jedenfalls wohl überhaupt<br />
secundären Schlußabschnitt (VI, 6), aufgeführt; und da ist denn eben auch ohne<br />
allen Zweifel auf dieselbe Vertheilung der vier veda an die Genannten, die im<br />
viṣṇu Pur. III, 4‚ 8. 9 vorliegt, Bezug genommen. Der Vertreter des Atharvan<br />
steht beide Male voran, der des Ṛk zuletzt, was in einem ṚkTexte wohl zum<br />
deutlichen Erweise dient, daß es sich dabei eben um secundäre Zusätze handelt;<br />
dieselbe Voranstellung des Atharvaveda liegt im Mahābhāṣya vor, s. ïnd,<br />
Stud. XIH, 431.
64 Prātiśākhvam des Ṛ i k.<br />
Śānkhāyana ein Zusammenhang besteht, ist noch unaufgeklärt.<br />
Zu beiden Gṛhyasūtra existiren Commentare von demselben<br />
Nārāyaṇa, der auch das Śrautasutram des Āśvalāyana<br />
commentirt hat 50<br />
), sie gehören wohl etwa dem 15.<br />
Jahrh.*) an. Außerdem finden sich wie zu den Śrauta¬<br />
sūtra so auch zu den Gṛhyasūtra viele Schriftchen theils<br />
abkürzenden und schematisirenden Inhalts, darunter eine<br />
Paddhati zum Śāṅkhāyanagṛhya von dem im Nai¬<br />
miṣaWalde in der Mitte des 15. Jahrh. lebenden Rāma¬<br />
candra: diesen Naimiṣawald nun möchte ich für die<br />
Gegend halten, in der das Sūtram selbst entstanden war:<br />
vielleicht hatte sich deshalb die Tradition darüber daselbst<br />
besonders lebendig erhalten.<br />
Das uns vorliegende Prātiśākhyasūtram der Ṛk¬<br />
saṃhitā gehört dem schon mehrfach erwähnten Śaunaka,<br />
dem Lehrer des Āśvalāyana, an. Es ist in Versen verfaßt<br />
und ein umfangreiches Werk, getheilt in 3 Kāṇḍa, je<br />
zu 6 Paṭala, und im Ganzen mit 103 Kaṇḍikā. Die ersten<br />
Nachrichten darüber gab Roth a. a. O. p. 53 fg. Es ist<br />
50<br />
] dies ist ein Irrthum, s. Note 43; alle drei Nārāyaṇa sind getrennt zu<br />
halten ; der Commentator des Āśval. śrautasūtra nennt sich als Gārgya und Sohn<br />
des Narasiṃha, der des ĀśvaI. gṛhya als Naidhruva und Sohn des Divākara,<br />
der des Śāṅkh. gṛhya als Sohn des Kṛṣṇajit, Enkel des Śrīpati (dieser dritte<br />
Nār. lebte AD. 1538, s. Verz. d. Berl. Sansk.-Handschr. p. 354 unter No. 1282). —<br />
Das ĀśvaI. gṛhya ist in Text und Übersetzung von Stenzler (1864—65), im<br />
Text mit Nārāyaṇa's Commentar von Rāmanārāyana und Ānandacandra in der<br />
BibI. Indica (1866 — 69) edirt worden. Die auf das HochzeitsRitual bezüglichen<br />
§§ hat Haas in seiner Abh. üb. d. Heirathsgebräuche d. alt. Inder Ind.<br />
Stud. V, 283 fg. publicirt, die auf das Todtenritual bezüglichen M. Müller in<br />
Z. D. M. G. IX.<br />
*) denselben <strong>Name</strong>n tragen auch zwei Glossen zu Śaṃkara's Commentar<br />
der Praśnopaniṣad und der Muṇḍakopaniṣad, möglicher Weise ist<br />
der Verfasser derselben identisch mit diesem. [Nach dem eben, in Note 50, Bemerkten<br />
müßte dies zunächst überhaupt an und für sich sehr zweifelhaft erscheinen,<br />
denn es haben eben sehr zahlreiche Autoren diesen <strong>Name</strong>n geführt<br />
Es liegen aber hier auch noch ganz bestimmte Gegengründe vor. Der Glossator<br />
der Praśnop. hieß nach Ind. Stud. I, 470 Nārāyaṇendra, nach ibid. I, 439 n<br />
Nārāyaṇa Sarasvatī, und wird von Aufrecht in Catalogus Codd. mss. sansc.<br />
BibI. Bodley. (1859—64) p. 366 gar vielmehr Rāyaṇendrasarasvatī (!) genannt.<br />
Der Glossator der Muṇḍakop. dagegen hieß nach Ind. Stud. I, 470 Nārāya¬<br />
ṇabhaṭṭa, und ist doch wohl identisch mit dem Verf. der in der BibI. Indica<br />
(seit 1872) publicirten dīpikā zu den kleinen Ātharvopaniṣad, der (nach p. 393<br />
daselbst) Bhaṭṭa Nārāyaṇa hieß und ein Sohn des Bhaṭṭa Ratnākara gewesen ist.
Upalekha. 65<br />
dies Werk der Tradition nach in seinem Ursprunge älter, als<br />
die eben erwähnten Sūtra des Āśvalāyana, die ja eben<br />
erst von dem angeblichen Schüler des Verfassers herrühren:<br />
ob es aber wirklich diesem Letzteren angehört, und nicht<br />
vielmehr aus seiner Schule hervorgegangen ist, muß vor der<br />
Hand noch unentschieden bleiben. Die darin citirten <strong>Name</strong>n<br />
sind zum Theil dieselben, welche wir in Yaska’s Nirukti<br />
und im Sūtra des Pāṇini vorfinden. Der Inhalt des<br />
Werkes selbst ist übrigens in seinen Einzelnheiten noch wenig<br />
bekannt 51<br />
): von besonderem Interesse sind die im Allgemeinen<br />
über die richtige und unrichtige Aussprache der Worter handelnden<br />
Stellen. Wir haben dazu einen vortrefflichen Commentar<br />
von Uaṭa, der sich in der Einleitung als die Umarbeitung<br />
eines älteren, von Viṣṇuputra verfaßten Commentais<br />
ankündigt. — Als ein Auszug aus dem Prātiśā¬<br />
khyasutra, resp. als eine theilweise Ergänzung dazu [speciell<br />
zu den Capp. X. XI], ist der Upalekha zu betrachten, ein<br />
Schriftchen, das als Pariśiṣṭam (Nachtrag) gilt, und selbst<br />
wieder mehrfach commentirt worden ist 52<br />
).<br />
Noch einige andere Schriftchen sind hier zu nennen, die<br />
zwar den hochtönenden <strong>Name</strong>n Vedānga, Glied des Veda,<br />
fuhren, aber, wie ich bereits früher (p, 27) bemerkt habe,<br />
nur als spätere Nachträge zur Literatur des Ṛgveda zu<br />
betrachten sind: die Śikṣā, das Chandas, das Jyoti<br />
51<br />
] wir besitzen jetzt zwei Ausgaben dieses hoch bedeutsamen Werkes in<br />
Text und Übersetzung und mit erläuternden Noten, von Ad. Régnier (Paris<br />
1857 — 58) und von M. Müller (Leipzig 1856 — 69), s. Ind. Streifen II, 94 fg.<br />
127 fg. 159 fg. Lit. CentraiBlatt 1870 p. 530.<br />
¾2<br />
] herausgegeben von W. Pertsch, Berlin 1854; das Schriftchen handelt<br />
vom kramapāṭha, einer erweiterten Form des padapātha, welche den Text zugleich<br />
in der Form des saṃhitāpātha, nämlich jedes Wort doppelt, erst in Verbindung<br />
mit dem vorhergehenden, dann mit dem folgenden, aufführt (also: ab,<br />
bc, cd, de . . .), Es giebt auch noch weiter gesteigerte Recitationsweisen, worüber<br />
Thibaut in s. Ausgabe des Jaṭāpaṭala (1870) p. 36 fg. zu vergleichen.<br />
Die nächste Stufe, jaṭā genannt, führt den Text so auf: ab ba ab, bc cb bc,<br />
und liegen factisch Handschriften der Art z. B. für die Vājas. Saṃh. vor; die<br />
folgende Stufe, ghana genannt, soll zufolge den Angaben von Bhaṇḍarkar im<br />
Indian Antiquary ni, 133 und von Haug „über das Wesen des ved. Accents"<br />
p. 58 ebenfalls noch fortwährend im Gebrauch sein; sie lautet: ab ba abc cba<br />
abc, be cb be bed deb bed.
66 Śikṣā. Chandas. Jyotiṣam.<br />
ṣam. Alle drei liegen uns in doppelter Recension vor, je<br />
nachdem sie angeblich dem Ṛgveda oder dem Yajurveda<br />
zugerechnet werden. Das Chandas ist im Wesentlichen in<br />
beiden Recensionen gleich, und haben wir es als das dem<br />
Pingala zugeschriebene Sūtram der Metrik zu erkennen 53<br />
).<br />
Es ist übrigens auch, wie jene anderen beiden Werkchen,<br />
sehr späten Ursprungs, bezeichnet z. B. in der den Indern<br />
eigenthümlichen Weise die Zahlen durch Wörter 54<br />
), so wie<br />
die Versfüße durch Buchstaben, und behandelt die alleraus¬<br />
gebildetsten, erst in der neueren Poesie sich findenden Metra 55<br />
).<br />
Der Theil desselben, der die vedischen Metra behandelt, ist<br />
vielleicht älter. Die darin citirten Lehrer haben übrigens<br />
zum Theil verhältnißmäßig alte <strong>Name</strong>n, es sind dies nämlich:<br />
Krauṣṭuki, Tāṇḍin, Yāska, Saitava, Rāta und<br />
Māṇḍavya. Am verschiedensten von einander sind je die<br />
beiden Recensionen der Śikṣā und des Jyotiṣam. Er¬<br />
stere wird übrigens in beiden direct auf Pāṇini, letzteres<br />
auf Lagadha, resp. Lagata zurückgeführt, einen in der<br />
indischen Literatur sonst unbekannten <strong>Name</strong>n*). — Außer<br />
der Pāṇinīyā Śikṣā haben wir auch noch eine andere,<br />
welche den <strong>Name</strong>n der Māṇḍūka führt und sich daher wohl<br />
53<br />
] herausgegeben und commentirt von mir selbst im achten Bande der<br />
Ind. Stud. (1863), und nebst dem Commentar des Halāyudha in der BibI. Ind.<br />
(1871 — 4) edirt von Viśvanātha śāstrin.<br />
5<br />
-] s. Albīrūnī's Bericht bei Woepcke mémoire sur la propagation des<br />
chiffres indiens p. 102 fg. (1863). Burnell Elem. of South Indian Palaeogr. p. 58.<br />
55<br />
] andrerseits finden sich darin indeß auch umgekehrt Metra gelehrt, die<br />
in der neueren Literatur nur sehr selten vorkommen, resp. als obsolet und aus<br />
der Mode gekommen dastehen, wie wir denn überhaupt für die Abfassung des<br />
werkchens immerhin denn doch in eine Zeit geführt werden, welche den Auslaufen<br />
der vedischen sūtra-Literatur, resp. den Anfängen der astronomischen<br />
und algebraischen Literatur als nahestehend zu bezeichnen ist, s. Ind. Studien<br />
VII1, 173. 178.<br />
*) Reinaud im mémoire sur l’Inde p. 331. 332 bringt aus Albīrūnī<br />
einen Lāta bei, der als Verfasser des alten Sūryasiddhā nt a galt: ist dies<br />
etwa dieser Lagadha, Lagata? Nach Colebrooke II, 409 citirt Brahma¬<br />
g up ta einen Lāḍhācārya; auch dieser <strong>Name</strong> könnte auf Lagadha zurückgehen.<br />
[Bei Suryadeva, einem SchoI. des Āryabhaṭa, wird der Verf. des Jyo¬<br />
tiṣa unter dem <strong>Name</strong>n Lagaḍācārya citirt, s. Kern Vorrede zum Āryábhaṭīya<br />
p. Ix. 1874. — Eine Textausgabe des Jyotiṣam, nebst Auszügen aus dem<br />
Comm. des Somākara und erklärenden Beigaben, ist von mir 1862 erschienen<br />
unter dem Titel: über den Vedakalender, <strong>Name</strong>ns Jyotiṣam.]
Anukramaṇī. B ārh addaivatam.<br />
directer an den Ṛk anlehnen mag, jedenfalls wenigstens bedeutender<br />
ist als die erstere. Für das Alter des <strong>Name</strong>n<br />
Śikṣā für lautliche Untersuchungen spricht übrigens der<br />
Umstand, daß wir im Taitt. Āraṇy. VII, 1 einen Abschnitt<br />
finden, der da beginnt: „wir wollen die Śikṣā erklären",<br />
und darauf die Titel des Vortrages angiebt, der sich daran<br />
angeschlossen haben wird (Ind. Stud. II, 211), und der sich,<br />
nach ihnen zu schließen, über die Buchstaben, den Accent,<br />
die Quantität, die Articulation und die Wohllautsregeln erstreckt<br />
haben muß, also über dieselben Gegenstände, die in<br />
den beiden vorhandenen Śikṣā behandelt werden 56<br />
).<br />
Von den Anukramaṇī genannten Schriften, in denen<br />
Metrum, Gottheit, Verfasser der einzelnen Lieder der Reihe<br />
nach aufgeführt werden, sind uns mehrere zur Ṛksaṃhitā<br />
überliefert, darunter eine Anuvākānukramaṇī von Śaunaka<br />
und eine Sarvānukramaṇī von Kātyāyana 57<br />
). Zu<br />
beiden haben wir einen vortrefflichen Commentar von Ṣaḍ¬<br />
guruśiṣya, dessen Zeit, wie sein eigentlicher <strong>Name</strong><br />
unbekannt ist 58<br />
): die <strong>Name</strong>n seiner 6 Lehrer, nach denen er<br />
sich nennt, zählt er selbst auf, es sind Vināyaka, Triśū¬<br />
lānka, Govinda, Sūrya, Vyāsa und Śivayogin, und<br />
setzt er ihre <strong>Name</strong>n mit denen der betreffenden Götter in<br />
Verbindung. — Das Bārhaddaivatam, ein anderes hierher<br />
gehöriges Werk habe ich bereits früher (p. 24) erwähnt, so<br />
wie, daß es dem Śaunaka zugeschrieben wird und durch<br />
die reiche Fülle mythischer Sagen und Legenden, die es enthält,<br />
von großer Wichtigkeit ist. Aus den Mittheilungen von<br />
Kuhn darüber (Ind. Stud. I, 101—20) ergiebt sich übrigens,<br />
56<br />
] die Pāṇinīyā śikṣā liegt in Text und Übersetzung vor in den Ind.<br />
Stud. IV, 345—71 (1858); über die zahlreichen sonstigen Werkchen dieses<br />
<strong>Name</strong>ns s. Rājendra Lāla Mitra Notices of Sanskrit Mss. I, 71 fg, (1870), Burnell<br />
CataI. of Sanskrit Mss. p. 8. 42 (1870), meine Abh. über das Pratijñāsūtra<br />
(1872) p. 70 — 74, speciell über die Māṇḍūkī śikṣā p. 106—112 und IIaugüber<br />
das Wesen des ved. Accents p. 53 fg. (1873), resp. über die Nāradaśikṣā derselbe<br />
ibid. p. 57 fg., endlich Kielhorn Ind. Stud. XIV, 160.<br />
57<br />
] dem Inhalt nach herausgegeben von M. Müller in vol. VI seiner<br />
großen Ausgabe des Ṛk p. 621 — 71.<br />
58<br />
] sein Werk ist um das Ende des zwölften Jahrb., ungefähr AD 1187,<br />
verfaßt, s. Ind. Stud. VIII, 160n (1863).
68 Ṛgvidhāna. Pariśiṣṭa.<br />
daß das Werk ziemlich späten Ursprunges ist, insofern es<br />
sich vornehmlich an Yāska's Niruktam anschließt, und<br />
wird es daher dem Śaunaka wohl nur in sofern angehören,<br />
als es aus seiner Schule hervorgegangen ist. Außer den von<br />
Yāska genannten Lehrern führt es noch einige andere an,<br />
so Bhāguri und Āśvalāyana, so wie es auch das Bestehen<br />
des Aitareyakam, Bhāllavibrāhmaṇam, Ni¬<br />
dānasūtram voraussetzt, indem es dieselben verschiedentlich<br />
citirt. Da der Verfasser genau der in der Saṃhitā<br />
beobachteten Reihenfolge der einzelnen Hymnen folgt, so ergeben<br />
sich für die ihm vorliegende Recension des Textes<br />
einige Abweichungen von dem uns überlieferten der Śāka¬<br />
lās: auch nimmt er in der That hie und da directe Rücksicht<br />
auf den Text der Vāṣkalās, der ihm also auch vorgelegen<br />
haben muß. — Zu erwähnen endlich sind noch die<br />
Ṛgvidhāna etc. genannten Schriften, die zwar auch zum<br />
Theil Śaunaka's <strong>Name</strong>n tragen, aber wohl erst der Pu¬<br />
rāṇazeit angehören: sie handeln von der mystischen, zauberhaften<br />
Wirksamkeit des Recitirens der Hymnen des Ṛk<br />
oder auch blos einzelner Verse daraus u. dergl. m. Desgleichen<br />
finden sich auch noch eine Menge anderer dergl.<br />
Pariśiṣṭa (Nachträge) unter verschiedenen <strong>Name</strong>n vor, so<br />
ein Bahvṛcapariśiṣṭam, Śāṅkhāyanap., Āśvalā¬<br />
yanagṛhyap. etc.<br />
Ich wende mich nunmehr zum Sāmaveda*).<br />
Die Saṃhitā des Sāmaveda ist eine Anthologie aus<br />
der Ṛksaṃhitā, diejenigen Verse derselben umfassend,<br />
welche bei den Ceremonieen des Somaopfers gesungen werden<br />
sollen. Ihre Anordnung ist, wie es scheint, nach der Reihenfolge<br />
der letzteren geordnet, und darf man hier, wie bei den<br />
beiden Saṃhitā des Yajus, keine Ansprüche auf fortlaufenden<br />
Zusammenhang machen, sondern es ist eigentlich<br />
jeder Vers für sich zu betrachten und erhält seinen rechten<br />
Sinn erst, indem man ihn mit der betreffenden Ceremonie,<br />
*) s. Ind. Stud. I. 28—66.
Die Sāmavedasaṃhitā. 69<br />
zu der er gehört, in Verbindung setzt. So wenigstens ist das<br />
Verhältniß bei dem ersten Theile der Sāmasaṃhitā, der<br />
in 6 Prapāṭhaka zerfällt, deren jeder*) aus 10 Daśat,<br />
Decaden, je zu 10 Versen besteht, eine Eintheilung, welche<br />
schon zur Zeit des zweiten Theiles des Śatapatha-Brāhmaṇa<br />
bestanden hat und innerhalb welcher die einzelnen<br />
Verse nach den Gottheiten vertheilt sind, an die sie gerichtet<br />
sind: die ersten 12 Decaden nämlich enthalten Sprüche an<br />
Agni, die letzten 11 dergl. an Soma, und die mittleren 36<br />
sind meist an Indra gerichtet. Der zweite Theil der Sāma¬<br />
saṃhitā dagegen, welcher in 9 Prapāṭhaka zerfällt, deren<br />
jeder in zwei oder auch drei Abschnitte getheilt ist, führt<br />
stets mehrere, gewöhnlich drei, zusammengehörige Verse auf,<br />
die eine selbständige Gruppe bilden, und deren erster meist<br />
bereits in dem ersten Theile seine Stelle hat: das principium<br />
divisionis hierbei ist bis jetzt noch dunkel 59<br />
). Wenn uns nun<br />
die Saṃhitā diese Verse noch in ihrer ṚcGestalt, ob¬<br />
schon mit den SāmanAccenten, vorführt, so haben wir<br />
weiter auch vier Gāna, Gesangbücher, in denen sie in ihrer<br />
SāmanGestalt vorliegen: beim Gesänge werden sie nämlich<br />
durch Dehnung der Silben, Wiederholung derselben,<br />
Einschiebung neuer Silben, die dem Gesänge als Halt dienen<br />
sollen, u. dergl. mehr gewaltig verändert und dadurch erst<br />
zu Sāman umgeschaffen. Zwei dieser Gesangbücher, das<br />
Grāmageyagānam (fälschlich Veyagānam), in<br />
17 Prapāṭhaka, und das Āraṇyagānam, in 6 Prapā¬<br />
ṭhaka, schließen sich an die im ersten Theile der Saṃhitā<br />
enthaltenen Ṛc an; ersteres ist für den Gesang in den<br />
Grāma, Ortschaften, letzteres für den im Walde bestimmt:<br />
ihre Anordnung ist durch eine verhältnismäßig sehr alte<br />
*) mit Ausnahme des letzten, der nur 9 Decaden enthält.<br />
59<br />
] der erste Theil der Saṃhitā wird unter den <strong>Name</strong>n ārcikam, chandas,<br />
chandasikā, der zweite als uttarārcikam oder uttarā aufgeführt; die Bezeichnung<br />
des letzteren als staubhikam, s. Ind. Stud. I, 29. 30. 66, zu der sich auch<br />
M. Müller Ane. S. Lit. p. 473n durch mich hat verleiten lassen, ist eine<br />
irrige, s. Monatsberichte der Berk Acad. 1868 p. 238. — Nach Durga war der<br />
verf. des padapāṭha der Sāmas. ein Gārgya, s. Roth Comm. p. 39 (über diese<br />
Familie s. Ind. Stud. Xnl, 411).
70 Die G an a derselben. Die alterthümlichen Lesarten,<br />
Anukramaṇī, die sogar den <strong>Name</strong>n eines Brāhmaṇa,<br />
Ṛṣibrāhmaṇa nämlich, führt, festgesetzt Die beiden<br />
anderen Gāna, das Uhagānam, in 23 Prapāṭhaka, und<br />
das Uhyagānam, in 6 Prapāṭhaka, schließen sich an die<br />
im zweiten Theil der Saṃhitā enthaltenen Ṛc an: das<br />
gegenseitige Verhältniß dabei bedarf noch einer näheren<br />
Untersuchung. Jedes solche aus einer Ṛc umgewandelte<br />
Sāman nun hat einen besonderen technischen <strong>Name</strong>n, der<br />
meist wohl von dem ersten Erfinder dieser Gestalt desselben<br />
herrührt, oft aber auch anderen Beziehungen entlehnt ist, gewöhnlich<br />
übrigens der Aufführung des Textes selbst in den<br />
Handschriften vorausgeschickt wird. Da jede Ṛc in sehr<br />
vielfacher Gestalt gesungen werden kann (in deren jeder sie<br />
dann einen besonderen <strong>Name</strong>n fuhrt), so ist die Zahl der<br />
Sāman eigentlich ganz unbeschränkt, und natürlich um ein<br />
Bedeutendes größer, als die Zahl der in der Saṃhitā enthaltenen<br />
Ṛc. Der letzteren sind 1549*), von denen nur 78<br />
noch nicht in der Ṛksaṃhitā nachgewiesen sind: die<br />
meisten sind aus dem achten und neunten Maṇḍala derselben<br />
entlehnt.<br />
Über das Alterthümliche der Lesarten der Sāmasaṃ¬<br />
hitā im Verhältniß zu denen der Ṛksaṃhitā habe ich bereits<br />
früher (p. 10) gesprochen. Es ergiebt sich daraus jedenfalls<br />
wohl, daß die Ṛc, welche die erstere bilden, ihren<br />
Liedern in einer älteren Zeit entlehnt worden sind, wo deren<br />
Zusammenstellung als Ṛksaṃhitā noch nicht Statt<br />
gefunden hatte, so daß bis zu dieser letzteren hin dieselben<br />
*) Benfey [Einleitung p. XIX] giebt irrthümlich 1472 an, was auch ich<br />
ihm (Ind. Stud. I, 29. 3ü) fälschlich nachgeschrieben habe. Die obige Zahl<br />
ist einer Arbeit von Whitney entlehnt, die wohl in den „Indischen Studien"<br />
ihren Platz finden wird: Die Gesammtzahl der in der Sāmasaṃhitā stehenden<br />
Ṛc ist 1810 (585 im ersten Theil und 1225 im zweiten Theil): von diesen<br />
fallen aber danach JQ1 als Wiederholungen fort, insofern theils 249 aus dem<br />
ersten Theil im zweiten wiederholt werden, theils drei derselben zweimal im<br />
zweiten Theil aufgeführt sind, theils endlich auch neun der nur im zweiten<br />
Theile stehenden Ṛc darin sich zweimal vorfinden, [s. hierüber das detaillirte<br />
Tableau Whitney's am Schlusse seiner „tabellarischen Darstellung der gegenseitigen<br />
Verhältnisse der Saṃhitās des Ṛk, Sāman, weißen Yajus und Atharvan"<br />
in den Ind. Stud. II, 321 fg. 363 (1853)].
die Recen8ionen, und die Ausgaben der Sāmasaṃhitā. 71<br />
im Munde des Volkes noch manche Abschleifung erlitten,<br />
welche den als Sāman verwendeten und so durch den Cultus<br />
geschützten Ṛc erspart wurde. Auch daß wir aus den, als<br />
die spätesten zu erkennenden, Liedern der Ṛksaṃhitā keine<br />
Verse in die Sāmasaṃhitā aufgenommen finden, habe ich<br />
bereits erwähnt: so sind z. B. aus dem Puruṣasukta keine<br />
Sāman entlehnt, in den gewöhnlichen Recensionen wenigstens,<br />
denn die Schule der Naigeya hat allerdings in dem<br />
ihr eigenthümlichen siebenten Prapāṭhaka des ersten Theiles<br />
die ersten fünf Verse desselben aufgenommen. Im Übrigen<br />
giebt uns die Sāmasaṃhitā, als völlig unselbständig, keinen<br />
Anhalt für ihre etwaige Zeitbestimmung an die Hand. Vorhanden<br />
ist sie in zwei übrigens im Ganzen wenig verschiedenen<br />
Recensionen, deren eine der Schule der Rāṇāyanīya,<br />
die andere der der Kauthuma angehört: eine Unterabthei¬<br />
lung dieser letzteren ist die eben erwähnte Schule der Nega,<br />
Naigeya, von welcher uns wenigstens zwei Anukramaṇī,<br />
der Gottheiten und der Ṛṣi der einzelnen Verse, erhalten<br />
sind 60<br />
). Keiner dieser drei <strong>Name</strong>n ist bis jetzt in der vedi¬<br />
schen Literatur nachzuweisen, erst in den Sūtra des Sāma¬<br />
veda selbst werden wenigstens der erste und zweite genannt,<br />
der <strong>Name</strong> der Nega aber kommt auch in ihnen nicht vor.<br />
— Der Text der Rāṇāyaṇīya ward 1842 edirt und, mit<br />
strenger Rücksicht auf Sāyaṇa's Commentar, übersetzt durch<br />
den Missionar Stevenson; seit 1848 liegt uns auch noch<br />
eine zweite mit einem vollständigen Glossar und vielem an<br />
6 0<br />
] es ist seitdem auch der ihr eigenthümliche siebente prapāṭhaka, und<br />
zwar unter dem Titel: āraṇyakasaṃhitā aufgefunden, und von Siegfr. Gold¬<br />
schmidt in den Monatsberichten der Berliner Akademie 1868 p. 228—48<br />
herausgegeben worden. Derselbe weist dabei zugleich nach, daß das Āraṇya¬<br />
gānam auf dem ārcikam des NaigeyaTextes beruht (p. 238), und daß sich<br />
wohl auch für das uttararcikarn desselben noch Mspte erhalten haben (p. 241).<br />
— Ein Londoner Mspt. von Bharatasvārnin's Sārnavedavivaraṇa erstreckt<br />
sich speciell auf die Āraṇyakasaṃhitā, s. Burnell catalogue of a collection of<br />
Sanscrit Mss. (1870) p. 39. — Von dem Āraṇyakagāna findet sich bei Burnell<br />
(p. 49), ebenso wie von dem Grāmageyagāna, auch ein Text in der Jaimini¬<br />
śākhā vor. —Nach Rājendra Lāla Mitra (Vorrede zur Übers. der Chānd. Up. p. 4)<br />
„the Kauthuma (śākhā) is current in Guzerat, the Jaiminīya in Karṇāṭaka, and<br />
the Rāṇāyanīya in Mahārāṣṭra".
72<br />
Das Tāṇḍyam Pañ caviṃ śa-Brāhmaṇam.<br />
dern Material ausgerüstete Ausgabe und Übersetzung vor,<br />
die wir Prof. Benfey in Göttingen verdanken 61<br />
).<br />
So arm die Saṃhitā des Sāmaveda ihrer Natur nach<br />
an irgend welchen Daten ist, die über ihre Zeit Aufschluß<br />
geben, so reich daran ist die übrige Literatur desselben, insbesondere<br />
zunächst die Brāhmaṇa.<br />
Das erste und bedeutsamste derselben ist das Tāṇḍyam<br />
Brāhmaṇam, von der Zahl seiner 25 Bücher auch Pañca¬<br />
viṃśam genannt. Der Inhalt selbst ist zwar im All¬<br />
gemeinen ein sehr unerquicklicher, insofern die mystischen<br />
Spielereien hier oft alles Maaß überschreiten, wie denn die<br />
Anhänger des Sāmaveda es darin überhaupt am weitesten<br />
gebracht haben, indessen enthält das Werk bei seinem bedeutenden<br />
Umfange eine Menge höchst interessanter Legenden<br />
sowohl als Angaben überhaupt. Die Somaopfer, auf deren<br />
Feier allein und den dabei stattfindenden Gesang der unter<br />
ihren technischen <strong>Name</strong>n aufgeführten Sāman es sich bezieht,<br />
werden in sehr mannigfacher Weise begangen, insbesondere<br />
findet eine Eintheilung derselben statt, je nachdem<br />
sie nur einen Tag, oder mehrere Tage, oder endlich mehr<br />
als zwölf Tage währen 62<br />
). Die Letzteren heißen Sattram,<br />
Sitzung, dürfen nur von Brāhmaṇen, resp. von einer größeren<br />
Zahl derselben, begangen werden, und können 100 Tage lang<br />
oder gar mehrere Jahre hindurch dauern. Bei der großen<br />
6 1<br />
] In der Bibl. Indica hat Satyavrata Sāmāśramin neuerdings (1871—74)<br />
eine ebenfalls sehr anerkennenswerthe Ausgabe der beiden ersten Bücher, des<br />
āgneyam und des aindram parva, des Ārcikam (bis I, 5, 2, 3, 10) geliefert, begleitet<br />
von den entsprechenden Theilen (prapāṭhaka 1 —12) des Geyagāna<br />
und mit dem vollständigen Commentar Sāyaṇa's, so wie mit sonstigen orien¬<br />
tirenden Beigaben. — Die Eintheilung der Sāman in parvan wird zuerst bei<br />
Pāraskara II, 10 erwähnt (adhyāyādīn prabrūyād, ṛṣimukhāni bahvṛcānām, par¬<br />
vāṇi chandogānām). — In Malabar soll ein Rāvaṇabhāṣya zum Sāma Veda noch<br />
erhalten sein, s. Rost in den Ind. Stud. Ix, 176.<br />
62<br />
] zu jedem Somaopfer gehören verschiedene, mindestens vier vorbereitende<br />
Tage, diese kommen bei obiger Eintheilung nicht in Rechnung. Dieselbe<br />
bezieht sich vielmehr nur auf die Tage, an denen Soma gepreßt wird, die<br />
sutyāTage also. Diejenigen SomaOpfer, die nur einen Somapressungstag<br />
haben, heißen ekâha, die mit mehreren bis zu zwölf ahīna. Ein Jahr lang<br />
oder länger andauernde sattra heißen ayana. Für die Feier der sutyā giebt es<br />
sieben Fundamentalformen, saṃsthā, s. Ind. Stud, x, 352—355.
Das Tāṇḍyam Pancavinśa-Brāhmaṇam. 73<br />
hierdurch bedingten Mannigfaltigkeit der Ceremonieen trägt<br />
eine jede derselben ihren eigenen <strong>Name</strong>n, entlehnt von dem<br />
Gegenstande, um dessentwillen sie gefeiert wird, oder von<br />
dem Weisen, der sie zuerst feierte, oder von andern Beziehungen.<br />
In wie weit die Reihenfolge der Saṃhitā hierbei<br />
beobachtet wird, ist noch völlig ununtersucht, keinesfalls<br />
aber dürfen wir annehmen, daß für alle die verschiedenen<br />
Opfer, die sich im Brāhmaṇa aufgezählt finden, schon in<br />
der Saṃhitā die entsprechenden Gebete vorliegen, vielmehr<br />
wird letztere wohl nur die im Allgemeinen bei allen Soma¬<br />
opfern zu singenden Verse aufführen, und haben wir das<br />
Brāhmaṇa eben als den Nachtrag zu erkennen, der die<br />
Modificationen bei den einzelnen Opfern, resp. auch bei denen,<br />
die erst später entstanden, mittheilt. Während, wie wir<br />
früher (p. 14) sahen, die Verbindung von Versen des Ṛk<br />
zum Behuf der Recitation den <strong>Name</strong>n Śastram führt, heißt<br />
eine dergL Auswahl verschiedener Sāman zu einem Ganzen<br />
gewöhnlich Uktham (√vac, sprechen), Stoma (√stu,<br />
loben), oder Pṛṣṭham (√prach, bitten), und auch sie erhalten<br />
wieder, wie jene Śastra, ihre einzelnen <strong>Name</strong>n 63<br />
).<br />
Von besonderer Bedeutung nun für die Abfassungs¬<br />
zeit des Tāṇḍyam Brāhmaṇam sind theils die sehr ausführlich<br />
geschilderten Opfer an der Sarasvatī und Dṛṣad¬<br />
vatī, theils die Vrātyastomāḥ, d. i. diejenigen Opfer,<br />
durch welche arische, aber nicht brāhmaṇisch lebende Inder<br />
den Eintritt in den brāhmaṇischen Verband gewinnen. Es<br />
geht diesen letzteren Opfern eine Beschreibung des Anzugs<br />
63<br />
] der dem śastrain direct gegenüberstehende <strong>Name</strong> ist vielmehr stotram.<br />
Mit pṛsbtha speciell werden mehrere zum Mittagsopfer gehörige, angeblich<br />
den Rücken desselben bildende, stotra bezeichnet; uktham wird erst später<br />
(s. Ind. Stud. XIII, 447) in der Bedeutung von sāman, ursprünglich dagegen<br />
als Synonymon von śastra verwendet; stoma endlich ist der <strong>Name</strong> für die 6,<br />
7 oder mehr Grundformen der stotra, nach denen diese behufs ihres Absingens<br />
gebildet werden. Die einfache Recitation der śastra durch den Hotar und seine<br />
Genossen folgt der singenden Recitation derselben verse durch den Udgātar und<br />
seine Gehülfen stets hinterdrein (grahāya gṛhītāya stuvate 'tha śaṃsati Śat. vIII,<br />
1, 3, 3). Die Differenzen der sieben saṃsthā, Fundamentalformen des Somaopfers,<br />
beruhen hauptsächlich auf der verschiedenen Zahl der zu ihren sutyā<br />
Tagen gehörigen śastra und stotra, s. Ind. Stud. X, 353 fg. Ix, 229.
74 Geographische u. a. Data im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa.<br />
und der Lebensart derjenigen, die sie zu bringen haben, voraus:<br />
„sie fahren einher auf unbedeckten Streitwagen, führen<br />
Bogen und Lanzen, tragen Turbane,'rothgesäumte Gewänder<br />
mit flatternden Zipfeln, Schuhe und doppelt gelegte Schaffelle,<br />
ihre Anführer zeichnen sich durch braunes Gewand<br />
und silbernen Halsschmuck aus: sie treiben weder Ackerbau<br />
noch Handel, leben in steter Rechtsverwirrung, reden dieselbe<br />
Sprache mit den brahmanisch Geweihten, nennen aber<br />
Leichtgesprochenes: Schwerzusprechendes." Es bezieht sich<br />
letztere Angabe wohl auf prākṛtische Dialektverschiedenheiten,<br />
auf Assimilation der Consonantengruppen und dgl. den praktischen<br />
Sprachen eigene Umschmelzungen. Auch das große<br />
Opfer der NaimiṣīyaṚṣi wird erwähnt, und der Fluß<br />
Sudāman. Wenn wir aus allem diesem zu schließen haben,<br />
daß die Verbindung mit dem Westen, insbesondere auch mit<br />
den dortigen unbrāhmaṇischen Stammesgenossen noch eine<br />
sehr lebendige war, resp. also daß der Schauplatz der'Abfassung<br />
mehr nach dem Westen hin zu verlegen ist fi4<br />
), so<br />
fehlt es doch auch nicht an Daten, die uns nach dem Osten<br />
hinweisen: so wird Para Āṭṇāra erwähnt, der Kosala¬<br />
könig, desgl. der übrigens auch schon in der Ṛksaṃhitā<br />
genannte Trasadasyu Purukutsa, ferner Namin Sāpya<br />
der Videhafürst (der Nimi des Epos), Kurukṣetram,<br />
Yamunā u. dgl. Daß aber weder die Kurupañcāla noch<br />
die <strong>Name</strong>n ihrer Fürsten im TāṇḍyaBrāhmaṇa genannt<br />
werden, so wie man auch die Erwähnung des Janaka vermißt,<br />
kann entweder den Grund haben, und dies ist wohl<br />
das wahrscheinlichste, daß hier eben örtliche Verschiedenheit<br />
stattfindet, oder es konnte auch vielleicht etwa dadurch zu<br />
erklären sein, daß für dieses Werk Gleichzeitigkeit<br />
oder gar Priorität im Verhältniß zur Blüthe des Reiches der<br />
Kurupañcāla anzunehmen wäre? Auch die sonst genannten<br />
6 4<br />
] hierher ist vielleicht auch zu rechnen, daß der <strong>Name</strong> des Citraratha<br />
(etena vai Citrarathaṃ Kāpeyā ayājayan . . . tasmāc Caitrarathīnām ekah kṣa¬<br />
trapatir jāyate 'nulamba iva dvitīyah xx, 12. 5) sich im gaṇa rājadanta zu<br />
Pāṇ. II, 2, 31 mit dem <strong>Name</strong>n Bāhlīka zu einem Compositum vereinigt findet<br />
(CítrarathaBāhlīkam).
Das Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa. 75<br />
<strong>Name</strong>n scheinen auf einer alterthümlicheren Stufe zu stehen,<br />
als die der übrigen Brāhmaṇa, und sich mehr an die<br />
Ṛṣizeit anzuschließen. Insbesondere aber ist es bezeichnend,<br />
daß fast gar keine Differenz der Ansichten verschiedener<br />
Lehrer angegeben wird: nur gegen die Kauṣītaki<br />
wird ziemlich bitter zu Felde gezogen, und sie als Vrātya<br />
(Abtrünnige), und Yajñāvakīrṇa (opferunfähig) bezeichnet.<br />
Es wird endlich auch derselbe <strong>Name</strong>, den dies Brāhmaṇa<br />
führt*), Tāṇḍya nämlich, im Brāhmaṇa des weißen Yajus<br />
als <strong>Name</strong> eines Lehrers erwähnt, so daß wir aus allem diesem<br />
im Verein wenigstens auf die Priorität diesem letzteren gegenüber<br />
wohl mit Sicherheit schließen können 65<br />
).<br />
Als ein Nachtrag zum Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa wird<br />
das Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa schon durch seinen <strong>Name</strong>n<br />
bezeichnet, es ist gleichsam das „sechsundzwanzigste" Buch<br />
desselben, obschon es selbst wieder aus mehreren Büchern<br />
besteht. Den Inhalt giebt Sāyaṇa im Eingange seines hier<br />
vortrefflichen Commentars dahin an, daß es theils solche<br />
Ceremonieen behandele, die im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa<br />
nicht enthalten seien, theils Verschiedenheiten von diesem<br />
letzteren selbst angebe. Insbesondere sind es Sühneopfer und<br />
Fluchceremonieen, so wie kurze Allgemeines zusammenfassende<br />
Bestimmungen, die wir darin finden. Einen ganz eigenthüm¬<br />
lichen Charakter trägt das 5. Buch (resp. der 6. Adhyāya),<br />
welches auch als besonderes Brāhmaṇam, aber dann mit<br />
einigen Zusätzen am Ende, unter dem <strong>Name</strong>n Adbhuta<br />
Brāhmaṇa vorkömmt: es zählt nämlich die bösen Zufälligkeiten<br />
des gewöhnlichen Lebens, Omina und Portenta, auf,<br />
nebst den dagegen zu vollziehenden Gebräuchen, wodurch<br />
*) eine Benennung, die wir allerdings in ihren Anfangen erst bei Lāṭ¬<br />
yāyana finden, während die übrigen Sūtra stets nur „ iti śrut eh" citiren.<br />
65<br />
] das Tāṇḍyabrāhrnaṇa ist mit dem Commentar Sāyaṇa's in der Bibl.<br />
īndica (1869 - 74) durch Ānandacandra vedāntavāgīśa edirt worden. Zur Zeit<br />
des Bhāṣikasūtra, s. Kielhorn in den Ind. Stud, x, 421, lag dasselbe noch<br />
accentuirt vor, und zwar in der Weise des Śatapatha ; zu Kumārilabhaṭṭa's Zeit<br />
dagegen (in the last half of the seventh century, nach Burnell) ward es bereits,<br />
wie noch jetzt, ohne Accentbezeichnung überliefert, s. Müller Ane. S. L.<br />
p. 348. Burnell vorrede zum Sāmavidhānabrāhmaṇa p. vl,
76 Das Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa.<br />
uns denn Gelegenheit wird, einen tiefen Blick in die Cultur¬<br />
verhältnisse damaliger Zeit zu thun, der uns dieselben, wie<br />
auch nicht anders zu erwarten war, auf einer sehr ci¬<br />
vilisirten Stufe zeigt: zunächst werden die Ceremonieen angegeben<br />
bei ärgerlichen Ereignissen überhaupt, dann bei<br />
Krankheiten von Menschen und Vieh, bei Getreideschäden,<br />
Verlusten an Kostbarkeiten und dergl., Erderschütterungen,<br />
Luft und Himmelserscheinungen und dergl., bei wunderbaren<br />
Erscheinungen an Altären und Götterbildern, bei elektrischen<br />
Erscheinungen und dergl., bei Mißgeburten 6<br />
''). Dergleichen<br />
Aberglauben wird sonst nur in den Gṛhyasutra,<br />
oder Pariśiṣṭa (Nachträgen) behandelt, und stellt sich dadurch<br />
dieser letzte Adhyāya des Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa,<br />
wie auch dieses letztere selbst durch seinen übrigen Inhalt,<br />
als einer sehr späten Zeit angehörig dar. So wird denn auch<br />
hier Uddālaka Āruṇi und andere Lehrer genannt, deren<br />
<strong>Name</strong>n dem Pañcaviṃśa-Brāhm aṇa noch ganz unbekannt<br />
sind. — Wenn nun hier ferner ein Śloka citirt wird, in<br />
welchem die vier Yuga theils noch mit ihren älteren <strong>Name</strong>n<br />
genannt sind, theils noch mit den vier Mondphasen in Verbindung<br />
gesetzt werden, denen sie ursprünglich offenbar, ob<br />
sich auch später jede Erinnerung daran verloren hat, ihr Entstehen<br />
verdanken 67<br />
), so ist man allerdings wohl möglicher<br />
Weise befugt, diesen Śloka für älter zu halten, als die Zeit<br />
des Megasthenes, der uns bereits von einer, der epischen<br />
analogen, fabulosen Eintheilung der Weltalter berichtet, das<br />
Alter des Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa dagegen, in welchem<br />
dieser Śloka citirt wird, wird dadurch keineswegs als vor¬<br />
megasthenisch bedingt.<br />
Das dritte Brāhmaṇa des Sāmaveda führt speciell<br />
den <strong>Name</strong>n ChāndogyaBrāhmaṇa, obwohl Chāndogya<br />
im Allgemeinen jeden Sāmatheologen überhaupt bezeichnet:<br />
6Ö<br />
] das Adbhuta Brāhmaṇa ist in Text und Übersetzung nebst erklärenden<br />
Noten in meiner Abh. „zwei vedische Texte über omina und Portenta" (1859)<br />
publicirt worden.<br />
67<br />
] anders Roth in seiner Schrift: „die Lehre von den vier weltaltern‘‘<br />
Tübingen 1860.
Chāndogyopaniṣad; ihr Verhältnifs zu dem VṛhadĀraṇyakam. 77<br />
es wird aber auch außerdem (bei Śaṃkara im Commentar<br />
zum Brahmasūtra) als Tāṇḍināṃ śruti citirt, also mit<br />
demselben <strong>Name</strong>n, den das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa führt.<br />
Die beiden ersten Adhyāya dieses Brāhmaṇa fehlen noch,<br />
und sind bios die acht letzten vorhanden, welche auch den<br />
Specialtitel Chāndogyopaniṣad führen. Dieses Brāhmaṇa<br />
zeichnet sich nun ganz insbesondere durch die reiche<br />
Fülle von Legenden über die allmälige Entwicklung<br />
der brāhmaṇischen Theologie aus, und steht den Ansichten,<br />
wie dem Orte, der Zeit und den Personen nach auf ziemlich<br />
gleicher Stufe mit dem VṛhadĀraṇyakam des weißen<br />
Yajus. Auf Priorität vor demselben könnte allenfalls die<br />
im VṛhadĀraṇyakam, wie überhaupt im Brāhmaṇam<br />
des weißen Yajus, fehlende Erwähnung der Naimiśīya-<br />
Ṛṣi führen, obwohl man dieselbe im Verein mit der Erwähnung<br />
der Mahāvṛṣa und der, obschon allerdings als<br />
fern gesetzten, Gandhāra auch vielleicht nur als Beweis<br />
einer etwas mehr westlichen Entstehung ansehen kann, während,<br />
wie wir sehen werden, das VṛhadĀraṇyakam ganz<br />
dem östlichen Theile Hindustan's angehört. Die vielen<br />
Thierfabeln dagegen, und die Erwähnung des Mahidasa<br />
Aitareya könnten mich eher veranlassen, die Chāndogyopaniṣad<br />
für jünger als das VṛhadĀraṇyakam zu<br />
halten. Bei einer anderen Erwähnung, die an und für sich<br />
von der größten Bedeutung ist, ist es mißlicher, eine Ver¬<br />
muthung zu wagen: es ist dies die des Kṛṣṇa Devakī¬<br />
putra, der von Ghora Āṅgirasa belehrt wird. Letzterer<br />
nämlich, und neben ihm (aber ohne Verbindung mit ihm)<br />
Kṛṣṇa Āṅgirasa, wird auch im KauṣītakiBrāh¬<br />
maṇa genannt: ist dieser Kṛṣṇa Āṅgirasa identisch mit<br />
jenem Kṛṣṇa Devakīputra, so könnte diese Erwähnung<br />
vielleicht eher als ein Zeichen der Priorität über das Vṛhad<br />
Āraṇyaka angesehen werden; indessen ist, angenommen es<br />
sei jene Identification richtig, doch auf die Veränderung Gewicht<br />
zu legen, welche der <strong>Name</strong> hier erfahren hat: statt<br />
Āṅgirasa heißt er Devakīputra, eine <strong>Name</strong>nsform, für
78 Chāndogyopaniṣad; ihr Verhältniss zum Vṛhad-Āraṇyakam.<br />
welche sich in keiner andern vedischen Schrift, außer in den<br />
Vaṃśa (Geschlechtstafeln) des VṛhadĀraṇyaka eine<br />
Analogie finden*) laßt, und die daher jedenfalls ziemlich<br />
später Zeit angehört. Von welcher Bedeutung übrigens<br />
diese Erwähnung für das Verständniß der späteren<br />
Stellung des Kṛṣṇa ist, leuchtet ein: hier ist es noch ein<br />
wißbegieriger Schüler, vielleicht der Kriegerkaste angehörig:<br />
und zwar muß er sich irgendwie ausgezeichnet haben, so<br />
wenig wir auch davon wissen, sonst wäre seine spatere, in<br />
Folge äußerer Umstände bewirkte, Erhebung zum Gott unerklärlich<br />
68<br />
).<br />
Die Gleichzeitigkeit nun der Chāndogyopaniṣad<br />
mit dem VṛhadĀraṇyaka im großen Ganzen erhellt besonders<br />
aus der Gemeinsamkeit der <strong>Name</strong>n: Pravāhaṇa<br />
Jaivali, Uṣasti Cākrāyaṇa, Śāṇḍilya, Satyakama<br />
Jābāla, Uddālaka Āruṇi, Śvetaketu und Aśvapati,<br />
so wie ferner auch aus der im Allgemeinen völligen Identität<br />
des siebenten Buches derselben mit den betreffenden Stellen<br />
des VṛhadĀraṇyaka. Für die spate Zeit aber der<br />
Chāndogyopaniṣad überhaupt ist zunächst die zahlreiche<br />
Literatur von Bedeutung, welche im Beginn des neunten<br />
Buches aufgezählt, also vorausgesetzt wird. Sollte auch dieses<br />
neunte Buch etwa ein Nachtrag sein — die <strong>Name</strong>n Sanat¬<br />
kumāra, Skanda finden sich sonst in der vedischen Literatur<br />
nicht vor, auch Nārada wird sonst nur noch im zweiten<br />
Theile des AitareyaBrāhmaṇa genannt 60<br />
), — so<br />
bleibt doch die Erwähnung der Atharvāṅgirasas, so wie<br />
*) vergl. übrigens Pāṇ. IV, 1, 159, und die <strong>Name</strong>n Śambūputra,<br />
Rāṇāyinīputra in den S āmasūtra, so wie Kātyāyanīputra, Maitrāya¬<br />
ṇīputra, Vātsīputra etc. bei den Buddhisten. [Über diese metronymischen<br />
<strong>Name</strong>n auf putra s. Ind. Stud. III. 157. 485. 486. IV, 380. 435. V,”63. 64. |<br />
b 8<br />
] welche Umstände die Erhebung Kṛṣṇa's zum Gott hervorgerufen<br />
haben, ist überhaupt annoch dunkel; es liegen dabei unstreitig mythische Bezüge<br />
zu Indra etc. zu Grunde, aber die ganze Frage ist eben noch völlig in<br />
der Luft schwebend, s. unter A. hierüber Ind. Stud. XIH, 349 fg. Der eigentliche<br />
KṛṣṇaDienst, d. i. die sectarische Verehrung Kṛṣṇa's als Eingottes, ist<br />
wohl erst durch christliche Einflüsse zur Perfection gelangt, s. meine Abh. über<br />
Kṛṣṇa's Geburtsfest p. 316 fg. (woselbst auch Näheres über den <strong>Name</strong>n Devakī).<br />
6S><br />
] und einige Male in der Atharvasaṃhitā, sowie im vaṃśa des Sāma¬<br />
vidhāna-Brāhmaṇa.
Literarische u. a. Data in derselben. 79<br />
der Itihāsa und Purāṇa im fünften Buche. Dürfen wir<br />
nun zwar bei letztern hier, wie an den betreffenden Stellen<br />
des VṛhadĀraṇyaka keinesfalls an die Werke denken,<br />
die uns jetzt als Itihāsa und Purāṇa vorliegen, so haben<br />
wir doch die Vorläufer derselben darunter zu verstehen, welche,<br />
ursprünglich entstanden aus den sich theils an die Lieder des<br />
Ṛk theils au den Cultus anknüpfenden traditionellen Über¬<br />
lieferungen und Legenden, allmälig ihren Kreis erweiterten<br />
und sich auch auf andere Gegenstände theils des Lebens<br />
theils der Mythe und Sage erstreckten, ursprünglich in den<br />
Brāhmaṇa selbst und der übrigen vedischen Erklärungs¬<br />
literatur ihren Platz fanden, zur Zeit jener Stelle der Chāndogyopaniṣad<br />
aber schon vielleicht theil weise eine selbständige<br />
Gestalt gewonnen hatten, ob auch die Commentai*)<br />
diese Ausdrücke gewöhnlich nur aufstellen in den<br />
Brāhmaṇa selbst beziehen. Das MahāBhārata enthält,<br />
besonders im ersten Buche, einige dergl. Itihāsa, noch in<br />
prosaischer Form, indessen gehören auch diese uns so erhaltenen<br />
Bruchstücke dem Stil, wie auch den Vorstellungen<br />
nach, im Verhältniß zu den ähnlichen Stellen der Brāhmaṇa<br />
erst einer bei weitem späteren Zeit an : der Übergang von<br />
der Legende zur epischen Poesie wird uns aber wenigstens<br />
durch sie, im Verein mit den schon in den Brāhmaṇa selbst<br />
citirten Śloka, Gāthā etc. und im Verein mit Werken, wie<br />
das Bārhaddaivatam, hinreichend vermittelt.<br />
In der Chāndogyopaniṣad finden wir übrigens auch<br />
einen der sonst im vedischen Gebiete so seltenen Rechtsfälle<br />
erwähnt, nämlich die Todesstrafe für den (verleugneten) Diebstahl,<br />
ganz entsprechend den harten Bestimmungen darüber<br />
in Manu’s Gesetzbuch. Die Schuld oder Unschuld wird<br />
durch ein Ordale, das Tragen einer glühenden Axt, festgestellt,<br />
auch dies in Analogie mit den Bestimmungen bei<br />
Manu. Auch noch ein anderer Anknüpfungspunkt an den<br />
*) Śaṃkara hier freilich nicht, wohl aber Sāyaṇa, Harisvāmin,<br />
Dvivedaganga bei den ähnlichen Stellen des Śatapatha-Brāhmaṇa,<br />
und Taittiriya-Āraṇyaka.
80 Chāndogyopaniṣad.<br />
Culturzustand zu Manu’ s Zeit findet sich an einer (ebenso<br />
auch im VṛhadĀraṇyaka stehenden) Stelle, nämlich die<br />
Lehre von der Seelen Wanderung, die uns hier zuerst, und<br />
zwar ziemlich vollendet, entgegentritt, an und für sich übrigens<br />
jedenfalls für viel alterthümlicher angesehen werden muß.<br />
Wenn der Schöpfungsmythus im fünften Buche im Ganzen<br />
identisch ist mit dem sich am Eingange des Manu findenden,<br />
so ist letzterer vielleicht geradezu als eine directe Nachbildung<br />
anzusehen. In dem zehnten Buche, welches sich mit<br />
der Seele, ihrem Sitze im Körper und ihrem Zustande, nachdem<br />
sie denselben verlassen, d. i. ihrer Wanderung nach der<br />
Brahmawelt beschäftigt, ist in dieser Beziehung Manches von<br />
Interesse für die gleiche, oben erwähnte Stelle der Kauṣī¬<br />
takyUpaniṣad‚ zu der sich hier einzelne Abweichungen<br />
vorfinden. Hier wird auch der <strong>Name</strong> Rāhu<br />
zum ersten Mal im Vedenkreise angetroffen, was wir wohl<br />
den Beweisen für die verhältniß mäßig späte Stellung, welche<br />
die Chāndogyopaniṣad in diesem einnimmt, zuzählen<br />
dürfen.<br />
Von Ausdrücken für philosophische Lehren finden sich<br />
nur Upaniṣad, Ādeśa, Guhya Ādeśa (die Geheimhaltung<br />
der Lehre wird mehrfach ganz besonders eingeschärft),<br />
Upākhyānam (Erklärung). Der Lehrer heißt Ācārya [so<br />
auch im Śat.Br.]: für „Ortschaft" findet sich Ardha gebraucht:<br />
einzelne Śloka und Gāthā werden sehr häufig erwähnt.<br />
Herausgegeben ist die Chāndogyopaniṣad durch<br />
Dr. Roer in der BibI. Indica vol. III, und zwar mit Śaṃ¬<br />
kara’s Commentar und einer Glosse dazu 70<br />
). Früher schon<br />
waren mehrere Stellen daraus im Text, und noch mehrere in<br />
der Übersetzung, durch Fr. Windischmann mitgetheilt<br />
worden, s. übrigens auch Ind. Stud. I, 254—73.<br />
Als Rest eines vierten Brāhmaṇa des Sāmaveda ist<br />
uns die Kenopaniṣad, angeblich das neunte Buch des<br />
10<br />
] ebendaselbst ist auch (1854—62) eine Übersetzung durch Rājendra<br />
Lāla Mitra erschienen.
Die Kenopaniṣad. Sāmavidhānam etc. 81<br />
selben erhalten*), welche in den Unterschriften und in den<br />
Citaten der Commentare auch den sonst unbekannten <strong>Name</strong>n<br />
der Talavakāra**) führt. Sie zerfällt in zwei Theile: der<br />
erste in Śloka, behandelt das Wesen des höchsten Brahman<br />
und beruft sich dafür im vierten Verse auf die Tradition der<br />
„Früheren, die uns dies gelehrt haben": der zweite Theil<br />
enthält eine Legende zur Bekräftigung der Hoheit des Brahman<br />
und tritt hier die Umā Haimavatī, später die Gattin<br />
des Śiva, als die Vermittlerin zwischen ihm und den übrigen<br />
Göttern auf, wohl insofern sie als identisch gedacht wird<br />
mit der Sarasvatī, der Vāc, der Göttin der Rede, des<br />
schaffenden Wortes***).<br />
Dies sind die vorhandenen Brāhmaṇa des Sāmaveda:<br />
Sāyaṇa in seinem Commentar zum Sāmavidhānam<br />
zählt zwar 8 derselben auf (s. Müller Ṛk I, preI. p. XXVII):<br />
das Prauḍham oder MahaBrāhmaṇam (d. i. Pañcaviṃśam),<br />
den Devatādhyāya, die Upaniṣad, die Saṃhitopa¬<br />
niṣad und den Vaṃśa, — vier dieser Werke haben aber<br />
schwerlich gegründete Ansprüche auf den <strong>Name</strong>n Brāh¬<br />
maṇa: das Ārṣeyam ist, wie wir schon erwähnten, rein<br />
eine Anukramaṇī, der Devatādhyāya wird nichts anderes<br />
sein, der Vaṃśa ist sonst stets nur ein Theil der<br />
Brāhmaṇa selbst: letztere beiden Schriften sind zudem<br />
schwerlich noch vorhanden, was für den Vaṃśa jedenfalls<br />
sehr zu bedauern ist. Auch das Sāmavidhānam, welches<br />
wahrscheinlich, wie der gleichnamige Theil des Lāṭyāyana¬<br />
sutra, die Sāmaficirung der Ṛc behandelt, wird schwerlich<br />
als Brāhmaṇa gelten können 71<br />
). Zweifelhaft ist mir, ob<br />
*) über den Inhalt der ersten acht Bücher giebt Śaṃkara im Beginne<br />
seines Commentars Aufschluß.<br />
**) geht derselbe etwa auf dieselbe Wurzel tāḍ, taṇḍ zurück, von der<br />
Tāṇḍya abgeleitet ist?<br />
***) über die Literatur etc. der Kenopaniṣad s. Ind. Stud. II, 181 fg.<br />
[Hinzuzufügen ist noch Roer’s Ausgabe mit Śaṃkara's Commentar in vol. VIII<br />
der Bibl. Indica und seine Übersetzung derselben ibid. in vol. XV.]<br />
7 1<br />
] die obigen Angaben bedürfen mehrfacher Berichtigung und Ergänzung.<br />
Das Vaṃśabrāhrnaṇa ist zuerst von mir in den Ind. Stud. IV, 371 fg., später
82 Die kleinen Brāhmaṇa des Sāmaveda. Die Sūtra desselben.<br />
Sāyaṇa hier unter Saṃhitopaniṣad die Kenopani¬<br />
ṣad verstehen sollte, da in dieser die Saṃhitā (Allheit)<br />
des höchsten Wesens zwar allerdings, aber doch nicht unter<br />
diesem <strong>Name</strong>n behandelt wird, die Analogie aber des <strong>Name</strong>ns<br />
der Saṃhitopaniṣad des AitareyaĀraṇyaka sowohl<br />
als des TaittirīyaĀraṇyaka letzteres zu erfordern scheint:<br />
ich vermuthe, daß er vielmehr ein im Brit. Museum unter<br />
diesem Titel befindliches Werk (s. Ind. Stud. I, 42) damit<br />
meint 72<br />
): die Kenopaniṣad würde somit in seiner Aufzählung<br />
ganz fehlen, vielleicht weil sie gleichzeitig in einer,<br />
obwohl wenig verschiedenen, AtharvanRecension vorliegt,<br />
und er sie etwa als zum Atharvan gehörig betrachtet?<br />
Die Zahl der Sūtra ist beim Sāmaveda bei weitem<br />
grösser, als bei den übrigen Veda: es liegen uns hier nämlich<br />
drei Śrautasūtra vor, ein Sūtram ferner, welches<br />
einen fortlaufenden Commentar zum Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa<br />
bildet, fünf Sūtra über Metrik und Sāmaficirung, und ein<br />
Gṛhyasūtram: dazu kommen aber noch andere dgl. Werke,<br />
von denen uns nur die <strong>Name</strong>n bekannt sind, sowie eine reiche<br />
Masse verschiedener Pariśiṣṭa.<br />
Von den Śrautasūtra, also den das Opfer-Ritual dar¬<br />
stellenden Sūtra, ist das erste das des Maśaka, welches<br />
in den übrigen Sāmasūtra, und sogar auch schon<br />
von den in diesen erwähnten Lehrern, theils als Ārṣeya<br />
von Burnell mit Sāyaṇa's Commentar (1873) edirt worden. Der Devatā¬<br />
dhyāya ist keine Anukramaṇī, sondern enthält nur einige Angaben über die<br />
Gottheiten der verschiedenen Sāman, an die sich einige andere kurze Fragmente<br />
anschließen. Das Sāmavidhānabrāhmaṇam endlich handelt nicht von der<br />
Sāmaficirung der Ṛc, sondern ist ein Werk nach Art des Ṛgvidhānam, betrifft<br />
die Verwendung der Sāman zu allerhand abergläubischen Zwecken. Beide Texte<br />
sind ebenfalls von Burnell, und zwar auch mit Sayana’s Commentar, herausgegeben<br />
worden (1873). Die Achtzahl der Brāhmaṇa des Sāmaveda wird schon<br />
von Kumārila erwähnt, s. Müller A. S. L. p. 348; sie waren damals bereits<br />
sämmtlich ohne Accente. — Aus dem Vaṃśabrāhmaṇa verdient hier besonders<br />
hervorgehoben zu werden, daß mehrere der darin genannten Lehrer <strong>Name</strong>n<br />
führen, die uns direct nach dem Nordwesten Indiens weisen, nämlich die<br />
<strong>Name</strong>n Kāmboja Aupamanyava, Madragāra Śauṅgāyani, Sāti Auṣṭrākṣi,<br />
Śālaṃkāyana und Kauhala, s. Ind. Stud. IV, 378—380.<br />
7 2<br />
] dies ist unstreitig richtig, da dieser Text daselbst, sowie sonst noch,<br />
in Gemeinschaft mit dem vaṃśabrāhmaṇa etc. erscheint; derselbe ist nicht viel<br />
größer als der devatādhyāya, s. Ind. Stud, IV, 375, aber annoch unedirt.
Das Kalpasūtram des Maśaka. 83<br />
kalpa; theils als Kalpa, bei Lāṭyāyana auch einmal direct<br />
unter dem <strong>Name</strong>n des Maśaka 73<br />
) citirt wird, in den<br />
Unterschriften übrigens den <strong>Name</strong>n Kalpasūtram führt.<br />
ES ist dies Sūtram nur eine tabellarische Aufzählung der zu<br />
den einzelnen Ceremonieen der Somaopfer gehörigen Gebete,<br />
die theils unter ihren technischen Sāmannamen, theils<br />
mit ihren Anfangsworten aufgeführt werden. Die Reihens<br />
folge ist genau die des Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa, doch<br />
finden sich auch einige andere Ceremonieen eingeschoben,<br />
theils die im Ṣaḍviṃśa-Brahmaṇa zugefügten, theils noch<br />
andere. Unter letzteren ist besonders zu bemerken der Ja¬<br />
nakasaptarātra, eine Ceremonie, welche dem König Janaka<br />
ihr Entstehen verdankt 74<br />
), dessen, wie wir oben sahen,<br />
im Pañcaviṃśa-Brāhmana noch nicht Erwähnung geschieht.<br />
Sein Leben, resp. seine Notorietät, fällt also offenbar<br />
in den Zwischenraum zwischen diesem letzteren und dem<br />
Sūtram des Maśaka. — Die elf Prapāṭhaka dieses Sūtram<br />
vertheilen sich so, daß in den ersten fünf die Ekāhās<br />
(die eintägigen Opfer), in den folgenden vier die Ahīnās<br />
(die mehrtägigen) und in den letzten zwei die Sattrāṇi (die<br />
mehr als zwölf Tage dauernden Opfer) behandelt werden.<br />
Ein Commentar dazu ist verfaßt von einem Varadarāja,<br />
den wir auch noch als den Commentator eines andern Sāma¬<br />
sūtra werden kennen lernen.<br />
Das zweite Śrautasūtram ist das des Lāṭyāyana,<br />
welches der Schule der Kauthuma zugehört. Es scheint<br />
mir dieser <strong>Name</strong> nach Lāṭa, dem Aaqw,ri des Ptolem aios 76<br />
)<br />
hinzuweisen, einem Lande also, welches ganz im Westen direct<br />
unter Surāṣṭra {JEvQaorqrivfi) liegt: es würde dies zu<br />
der oben ausgesprochenen Vermuthung, daß das Pañca¬<br />
viṃśa-Brāhrnaṇam mehr dem westlichen Theile Indiens an-<br />
7 3<br />
] Lāṭyāyana bezeichnet den Maśaka als Gārgya. Steht der <strong>Name</strong> etwa<br />
in Verbindung mit dem Maüoaya der Griechen? Lassen I, 130. Ind. Studien<br />
IV, 78.<br />
7 4<br />
] Sāyaṇa zu Pañc, xxn, 9, 1 faßt freilich janaka appellativisch im<br />
Sinne von prajāpati, wie das Pane. Br. eben liest.<br />
7 5<br />
] Lāṭika schon bei Piyadasi, s. Lassen Indien I, 108. II, 793n.
84 Das Lāṭyāyanasūtram. Literarische Voraussetzungen desselben.<br />
gehört, vortrefflich passen, und auch die im Innern des Sūtra<br />
m selbst sich findenden Data stimmen, wie wir alsbald<br />
sehen werden, auf das Beste zu dieser Oertlichkeit.<br />
Es schließt sich dieses Sūtram, wie das des Ma¬<br />
śaka, ganz genau an das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇam an, und<br />
zwar citirt es häufig längere Stellen daraus, gewöhnlich durch :<br />
tad uktam brāhmaṇena, oder: iti brāhmaṇam bhavati,<br />
einmal auch durch: tathā purāṇaṃ Tāṇḍam, meist zugleich<br />
die verschiedenen Interpretationen angebend, welche<br />
dieselben von einzelnen Lehrern erhalten haben: am häufigsten<br />
werden in dieser Weise, und zwar oft neben, resp. hinter<br />
einander, Śāṇḍilya, Dhānaṃjayya und Śāṇḍilyāyana<br />
als Erklärer des Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa genannt: den<br />
ersten derselben haben wir schon in der Chāndogyopaniṣad<br />
kennen lernen, und wird er nebst dem Śāṇḍily¬<br />
āyana auch in einem andern Sāmasūtra, dem Nidāna¬<br />
sūtram, vielfach erwähnt, ebenso der Dhānaṃjayya.<br />
Außer ihnen erwähnt Lāṭyāyana aber auch noch eine<br />
Menge anderer, theils Lehrer, theils Schulen, so insbesondere<br />
häufig seine Ācāryās, den Ārṣeyakalpa, zwei verschiedene<br />
Gautama, den einen durch den (speciell bei den Buddhisten<br />
technischen) Beinamen S th a vira auszeichnend, ferner<br />
den Śaucivṛkṣi (einen von Pāṇini gekannten Lehrer), den<br />
Kṣairakalambhi, Kautsa, Vārṣagaṇya, Bhāṇḍitā¬<br />
yana, Lāmakāyana, Rāṇāyinīputra etc., insbesondere<br />
aber die Śāṭyāyanin und deren Werk, das Śāṭyāyana¬<br />
kam, nebst den Śālaṅkāyanin, welche letzteren notorisch<br />
dem westlichen Theile Indiens zugehören. Es sind dergl.<br />
Erwähnungen in dem Sūtra des Lāṭyāyana, wie in den<br />
übrigen Sūtra des Sāmaveda viel häufiger, als in den<br />
Sūtra der anderen Veda und sehe ich dies als ein Zeichen<br />
der Priorität über diese letzteren an. Es bestanden eben zur<br />
Zeit jener noch mannigfache Meinungsverschiedenheiten, während<br />
zur Zeit dieser letzteren schon eine größere Einheit<br />
und Festigkeit der Exegese, des Dogma's und des Cultus gewonnen<br />
war. Auch die übrigen Data scheinen uns auf eine
Stellung der unbrāhmaṇischen Stämme darin. 85<br />
dergl. Priorität hinzuweisen, falls wir sie nicht etwa lediglich<br />
nur aus der verschiedenen Oertlichkeit zu erklären haben.<br />
Die Lage der Śūdra, wie die der Niṣāda, d. i. der indischen<br />
Ureinwohner, erscheint uns hier noch nicht in<br />
so gedrückten, grausamen Verhältnissen, als später. Es war<br />
erlaubt, bei ihnen selbst zu verweilen (Śāṇḍilya freilich re¬<br />
stringirt dies schon auf „in der Nähe ihrer Grāma"), und<br />
ihnen selbst verstattet, bei den Ceremonieen, obschon außerhalb<br />
der Opferstätte, gegenwärtig zu sein: auch treten sie<br />
hie und da, wenn auch allerdings meist in verächtlicher Stellung,<br />
direct als handelnd dabei auf, woran später wohl nicht<br />
mehr zu denken ist. Toleranz war eben noch von Nöthen,<br />
da ja, wie wir ebenfalls sehen, das streng brāhmaṇische Prin¬<br />
cip noch nicht einmal bei den benachbarten arischen Stämmen<br />
anerkannt war. Daß übrigens diese letzteren, so gut wie die<br />
brāhmaṇischen Inder, ihre vorväterlichen Lieder und Gebräuche<br />
in hohen Ehren hielten und ihnen gleiches Studium,<br />
wie diese, zu Theil werden ließen, ja daß die letzteren sich<br />
hie und da direct noch an jene wandten und bestimmte Ceremonieen<br />
von ihnen entlehnten, ergiebt sich klar genug aus<br />
der Darstellung einer solchen, die wir zwar nicht im Pañca¬<br />
viṃśa-Brāhmaṇa, wohl aber im Ṣaḍviṃśa-Brāhmaṇa<br />
aufgenommen und bei Lāṭyāyana in voller Länge geschildert<br />
finden. Es ist dies eine Verwünschungsceremonie<br />
— Śyena, Falke, genannt—, und bringt dies unwillkürlich<br />
auf den Gedanken, daß das wesentlich auf Verwünschungen<br />
und Zaubermitteln basirte Atharvan-Ceremoniell, wie auch<br />
die Lieder des Atharvan selbst, vielleicht hauptsächlich<br />
diesen westlichen, unbrāhmaṇischen arischen Stämmen seine<br />
Pflege verdankt Der allgemeine <strong>Name</strong>n, den Lāṭyāyana<br />
(und dazu stimmt Pāṇini V, 2, 21) diesen Stämmen giebt,<br />
ist Vrātīnās, und unterscheidet er ferner zwischen deren<br />
Yaudha, Kriegern, und deren Arhant, Lehrern. Die Anū¬<br />
cāna, d.i. die Schriftkundigen, derselben soll man bei jenem<br />
Opfer zu Priestern wählen: Śāṇḍilya beschränkt dies auf<br />
die Arhant allein, welches letztere Wort, bekanntlich später
86 Das Bestehen des Buddhismus darin vorausgesetzt.<br />
ausschließlich buddhistischer Titel, sich übrigens auch im<br />
Brāhmaṇa des w. Yajus, wie im Āraṇyaka des schwarzen<br />
Yajus, noch für Lehrer im Allgemeinen gebraucht findet.<br />
Der Turban und die Gewänder dieser Priester sollen<br />
roth (lohita) sein, wie Ṣaḍviṃśa und Lāṭyāyana angeben:<br />
dieselbe Farbe finden wir den Priestern der Rākṣasa<br />
in Lanka im Rāmāyaṇa VI, 19, 110. 51, 21 beim Opfer<br />
zugetheilt, wozu wohl auch die hellrothen, gelblichrothen<br />
(kaṣāya) Kleider der Buddhisten (s. z. B. Mṛchakaṭ.<br />
p. 112. 114 ed. Stenzler, MBhār. XII, 566. 11808. Yājñav.<br />
I, 272), resp. die rothen (rakta) Gewänder des Sāṃkhya¬<br />
bhikṣu*) im Laghujātaka des VarāhaMihira zu<br />
vergleichen sind. Die völlige Gleichsetzung nun dieser westlichen<br />
unbrāhmaṇischen Vratya, Vrātīna mit den östlichen<br />
unbrāhmaṇischen, d. i. buddhistischen, Lehrern ergiebt sich<br />
aus einer Zuthat, die sich bei Lāṭyāyana zu der Schilderung<br />
der Vrātyastoma, wie sie im Pañcaviṃśa-Brahman<br />
a vorliegt, findet. Die bekehrten Vrātya nämlich, heißt<br />
es, also die nun in den brāhmaṇischen Verband Eingetretenen,<br />
sollen, um jede Verbindung mit ihrer bisherigen Vergangenheit<br />
abzuschneiden, ihre Reichthümer denjenigen ihrer Genossen<br />
übergeben, die noch bei dem früheren Leben bleiben,<br />
und auf welche dann ihre eigene bisherige Unreinheit übergeht,<br />
oder aber — einem Brahmabandhu Māgadhade¬<br />
śīya. Dieser letztere Ausdruck ist nur erklärlich, wenn man<br />
annimmt, daß damals in Magadha der Buddhismus mit<br />
seinen antibrāhmaṇischen Tendenzen blühte, und ist das Fehlen<br />
derselben im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa bezeichnend für<br />
die Zeit, die zwischen diesem und dem Sūtra des Lāṭyā¬<br />
yana dazwischen liegt**).<br />
*) dem Comm. nach; oder soll dies Śākyabhikṣu sein? s. Ind. Stud,<br />
n, 287.<br />
**) wenn in der Ṛksaṃhitā die Kīkaṭa, der alte <strong>Name</strong> Magadha's,<br />
und ihr König Pram a gaṃ da als feindselig gelten, so hat man dabei wohlan<br />
die Ureinwohner des Landes, nicht aber an feindliche Arier zu denken? Nicht<br />
unmöglich wäre es übrigens vielleicht, daß Erstere in Magadha, weil besonders<br />
kräftig, auch nach der Brāhmanisirung des Landes, die vielleicht nie ganz<br />
vollständig ward, noch mehr Einfluß behielten, als anderswo, etwa daß sie als
Das Sūtram des Drāhyāyaṇa. 87<br />
Die ersten sieben Prapāṭhaka des Laṭyāyanasu¬<br />
tram umfassen die gemeinsamen Bestimmungen des Soma¬<br />
opfers, das achte Buch und ein Theil des neunten be (77)<br />
handelt dagegen die einzelnen Ekākās, der Rest des neunten<br />
die Ahīnās, und das zehnte die Sattrāṇi. Wir haben<br />
dazu einen vortrefflichen Commentar von A g ni svāmin 76<br />
),<br />
der wohl in dieselbe Zeit gehört mit den übrigen Commen¬<br />
tatoren, deren <strong>Name</strong>n auf svāmin ausgehen, so Bhava¬<br />
svāmin, Bharatasvāmin, Dhūrtasvāmin, Harisvā¬<br />
min, Khadirasvāmin, Maghasvāmin, Skandasvāmin,<br />
Kṣīrasvāmin etc., diese Zeit aber ist noch nicht bestimmt<br />
77<br />
).<br />
Nur wenig von dem Lāṭyāyanasūtra verschieden<br />
ist als drittes der Sāmasutra das des Drāhyāyaṇa, der<br />
Schule der Rāṇāyanīya angehörig. Den <strong>Name</strong>n dieser letzteren<br />
treffen wir in dem Rāṇāyatnīputra bei Lāṭyāyana<br />
an: die Familie desselben wird von Vasiṣṭha abgeleitet,<br />
und daher heißt dieses Sūtram auch direct das Vāsiṣṭha¬<br />
sūtram. Für den <strong>Name</strong>n Drāhyāyaṇa läßt sich nichts<br />
Analoges anführen 78<br />
). Die Verschiedenheit dieses Sūtra<br />
von dem des Lāṭyāyana beschränkt sich fast nur auf die<br />
andere Eintheilung des im Ganzen völlig gleichen und in<br />
gleichen Worten dargestellten Stoffes. Einen vollständigen<br />
Codex des Ganzen habe ich noch nicht gefunden, wohl aber<br />
Anfang und Ende in zwei verschiedenen Commentaren, über<br />
deren Zeit sich übrigens noch nichts bestimmen läßt, den<br />
Anfang nämlich in einer Überarbeitung von Maghasvā<br />
Kṣatriya in den brāhrnanischen Verband eintraten, wie dies ja auch anderweitig<br />
geschehen is€, so daß es darauf zurückzuführen wäre, daß der Buddhismus<br />
in diesem Lande so ganz besonders Anklang und Pflege fand, insofern eben<br />
jene sich seiner bedienten, um ihre alte Stellung, ob auch unter neuer Form,<br />
wiederzugewinnen.<br />
7 6<br />
] wir besitzen jetzt in der Bibl. Indica (1870—72) eine Ausgabe des Lāṭyā¬<br />
yanasūtra nebst Agnisvāmin's Commentar, edirt von Ānandacandra Vedāntavāgīśa.<br />
77<br />
] ein ganzes Nest von Brāhmaṇa-<strong>Name</strong>n auf svāmin findet sich in einer<br />
Inschrift aus Śāka 627 im Journal Bombay Branch R. As. S- III, 208 (1851),<br />
so wie in einer undatirten Inschrift im Journal Am. or. Soc. VI, 589.<br />
7 8<br />
] er findet sich zuerst im Vaṃśabrāhmaṇa, dessen erste LehrerListe vermutlich<br />
gerade diese Schule betrifft, s. Ind. Stud. IV, 878; draha ist angeblich<br />
eine prākṛtische Corruption von brada, s. Hern. Prākr. II, 80. 120.
88 verhältniß zu den Sūtra der anderen Veda. Das Anupadasūtram.<br />
min’s Commentar durch Rudraskanda, das Ende in dem<br />
vortrefflichen Commentar des Dhanvin.<br />
Von der Existenz eines Śrautasūtram des Gobhila<br />
habe ich nur Kunde durch eine Notiz bei Roth a. a. O.<br />
p. 55. 56, wonach Kṛtyacintāmaṇi einen Commentar dazu<br />
verfaßt haben soll 79<br />
).<br />
Weit bedeutender als von Dṛāhyāyaṇa ist der Unterschied<br />
des Lāṭyāyana einestheils von Kātyāyana, der in<br />
seinem dem weißen Yajus zugehörigen Śrautasūtra in<br />
Buch 22 — 24 die Ekahās, Ahīnās und Sattrāṇi darstellt,<br />
und anderntheils von den Ṛksūtra des Āśvalāyana<br />
und Śāṅkhāyana, welche ebenfalls diese Gegenstände<br />
am gehörigen Orte behandeln: in ihnen ist eben von<br />
Meinungsverschiedenheiten nicht mehr die Rede: die strengere<br />
Ansicht, welche im Lāṭyāyanasūtra durch Śāṇḍilya<br />
vertreten wird, hat überall gesiegt; die Ceremonieen an der<br />
Sara8vatī und die Vrātyastoma sind außerdem dem<br />
eigentlichen Leben auch örtlich ferner gerückt, was sich theils<br />
aus der geringen Wichtigkeit ergiebt, mit der sie behandelt<br />
werden, theils aus Modificationen der <strong>Name</strong>n etc., welche ein<br />
Vergessen der ursprünglichen Form bekunden. Viele der in<br />
den Sāmasūtra behandelten Ceremonieen fehlen zudem völlig<br />
in denen der andern Veda, und sind überdies in diesen<br />
eigentlich mehr tabellarisch aufgezählt, als ausführlich erörtert,<br />
eine Differenz, die eben in dem verschiedenen Zwecke<br />
derselben ihren Grund hat, insofern das Sūtram des Yajus<br />
ja die Obliegenheiten des Adhvaryu, die des Ṛk die Obliegenheiten<br />
des Hotar zum Gegenstande haben.<br />
Ein viertes der Sāmasūtra ist das Anupadasūtram<br />
in 10 Prapāṭhaka, welches, von unbekanntem Verfasser<br />
herrührend, das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇam, und, wie es<br />
scheint, auch dasṢaḍviṃśa-Brāhmaṇam Schritt für Schritt<br />
7 9<br />
] das Werk selbst wird wohl den <strong>Name</strong>n kṛtyacintāmaṇi führen, vgl.<br />
Ind. Stud. I, 60. II, 396. Aufrecht Catalogus p. 365 a ; ob es aber wirklich<br />
ein Commentar zu einem śrautasūtra des Gobhila ist, erscheint einstweilen noch<br />
als zweifelhaft, da ein dgl. sonst nicht genannt wird.
Das Nidānasūtram. 89<br />
begleitend, die dunklen Stellen derselben erklärt. Es ist übrigens<br />
noch nicht näher untersucht worden und verspricht eine<br />
reiche Fundgrube für die Geschichte der brāhmaṇischen Theologie<br />
zu werden, insofern es eine überaus reiche Menge verschiedener<br />
Werke namhaft macht und sich auf sie beruft, so<br />
von Schulen des Ṛk auf die Aitareyin, Paiṅgin, das<br />
Kauṣītakam, von Schulen des Yajus auf die Adhvaryu<br />
im Allgemeinen, dann auf die Śāṭyāyanin, Khāḍāyanin,<br />
die Taittirīya, das Kāṭhakam, die Kālabavin, Bhāl¬<br />
lavin, Śāmbuvi, Vājasaneyin und auch im Übrigen<br />
vielfach auf Śruti, Smṛti, Ācārya etc. Es verdient eine<br />
recht genaue Bearbeitung 80<br />
).<br />
Während die bisher genannten vier Sūtra des Sāma¬<br />
veda sich speciell an das Pañcaviṃśa-Brāhmaṇam anschließen,<br />
stehen die nunmehr zu nennenden Sūtra mehr<br />
selbständig neben diesem da, obwohl natürlich zum<br />
Theil wenigstens mannigfach sich darauf zurückbeziehend.<br />
Zunächst ist hier das Nidānasūtram zu nennen, welches<br />
in 10 Prapāṭhaka metrische u. a. dergl. Untersuchungen<br />
über die verschiedenen Uktha, Stoma und Gāna enthält<br />
Der <strong>Name</strong> des Verfassers ist nicht genannt. Das Wort Ni¬<br />
dan am, Wurzel, findet sich schon im Brāhmaṇam des<br />
weißen Yajus in metrischer Beziehung gebraucht 81<br />
): und<br />
wenn auch in den beiden Fällen, wo bei Yāska die Nai¬<br />
dānās erwähnt werden, deren Thätigkeit nicht auf die Metrik,<br />
sondern vielmehr auf die Wurzelforschung, Etymologie,<br />
gerichtet zu sein scheint, so citirt doch schon die Bṛhad¬<br />
devatā 5, 5 den Nidānasaṃjñaka Grantha und zwar<br />
entweder direct als Śruti der Chandoga, oder doch wenigstens<br />
als deren Śruti enthaltend*). Besonders ausgezeich-<br />
80<br />
] leider ist noch immer nur eine einzige Handschrift davon bekannt, s.<br />
Ind. Stud. Ī, 43.<br />
8 1<br />
] dies ist nicht richtig, vielmehr hat das Wort in den betreffenden Stellen<br />
(z.B. bei: gāyatrī va eṣā nidānena, oder: yo vā atrā ’gnir gāyatrī sa nidānena)<br />
ganz allgemeine Bedeutung.<br />
*) Nidāna im Sinne von „Ursache, Grundlage" ist ein in den buddhistischen<br />
Sūtra besonders beliebtes Wort, s. Burnouf introd. à l'hist. du Bud¬<br />
dhisme Indien p. 59 ff. 484 ff.
90 Das Puṣpasūtram des Gobhila.<br />
net nun ist dieses Sūtram durch die große Zahl vedischer<br />
Schulen und Lehrer, deren verschiedene Ansichten es beibringt,<br />
und steht es in dieser Beziehung auf ziemlich gleicher<br />
Stufe mit dem Anupadasūtram, von welchem es sich indeß<br />
dadurch unterscheidet, daß es eben noch besonders häufig<br />
auch die Ansichten der bei Lāṭyāyana und Drāhyāyaṇa<br />
genannten Sāmatheologen, des Dhānaṃjayya, Śāṇḍilya,<br />
Śaucivṛkṣi etc. anführt, was in jenem entweder gar nicht<br />
oder nur selten geschieht. Der Haß gegen die Kauṣītaki,<br />
den wir schon im Pañcaviṃśa-Brāhmaṇa kennen lernten,<br />
spricht sich auch hier wieder in einigen dem Dhānaṃjayya<br />
zugeschriebenen Worten sehr lebendig aus. Vom Ṛgveda<br />
wird, wie bei Yāska, die Daśatayī-Eintheilung in die 10<br />
Maṇḍala erwähnt. Insbesondere zu bemerken aber ist die<br />
Erwähnung der Ātharvaṇikās, wie der Anubrāhmaṇi¬<br />
nas‚ welcher letztere eigenthümliche <strong>Name</strong> sonst nur noch<br />
bei Pāṇini sich findet Auch von diesem Sūtram ist eine<br />
specielle Bearbeitung sehr zu wünschen, insofern es<br />
ebenfalls reiche Ausbeute für den Zustand der Literatur der<br />
damaligen Zeit verspricht 82<br />
).<br />
Sehr wenig dergl. Ausbeute ist zu erwarten von dem<br />
neben dem Nidānasūtram zu nennenden Puṣpasūtra<br />
des Gobhila*), dessen Verständniß überdem vielen Schwierigkeiten<br />
unterliegt: es führt nämlich theils die technischen<br />
<strong>Name</strong>n der Sāman sowie andere Worte in ganz abgestutzter<br />
Form auf, theils bedient es sich überhaupt einer Menge<br />
von grammatischen und andern termini technici, die zwar oft<br />
ZU den betreffenden in den Prātiśākhyasūtra stimmen, oft<br />
aber auch ganz eigenthümlich, hie und da sogar ganz in der<br />
von Pāṇini beliebten algebraischen Weise gebildet sind. Insbesondere<br />
ist dies in den vier ersten Prapāṭhaka der Fall<br />
und gerade für sie ist auch, bis jetzt wenigstens, kein Com<br />
8<br />
, 2<br />
] s. Ind. Stud. I, 44 fg. ; die beiden ersten paṭala, die sich specien auf die<br />
Metrik beziehen, habe ich in Text und Übersetzung in den Ind. Stud. VIII, 85—124<br />
mitgetheilt. Zu Anubrāhṃaṇin, 0<br />
ṇa s. auch Āśv. śr.11,8, 11. und schol.zuTs.I.8,1,1.<br />
*) so wenigstens wird der Verfasser in Charnb. 220 in zwei Capitelunter¬<br />
Schriften genannt, [s. mein Verz. der Berk S. H. p. 76.]
Das Sāmatantram. Pañcavidhi. 91<br />
mentar aufzufinden, während wir für die sechs übrigen einen<br />
recht guten Commentar von Upādhyāya Ajātaśatru*)<br />
besitzen. Das Werk behandelt die Art und Weise, wie die<br />
einzelnen Ṛc durch verschiedene Einfügungen etc. zu Sara<br />
an umgeformt, gleichsam „geblümt" werden, woher offen¬<br />
bar wohl auch der <strong>Name</strong> Puṣpasūtram d. i. Blumen<br />
Sūtram stammt. Außer dem: Pravacanarn, d. i. (dem Commentar<br />
nach) Brāhmaṇam, der Kālabavin und dem der<br />
Śāṭyāyanin habe ich bei einer flüchtigen Durchsicht noch<br />
die Kauthuma erwähnt gefunden: es ist dies das erste Mal,<br />
daß der <strong>Name</strong> derselben in einem der vedischen Literatur<br />
angeschlossenen Werke sich vorfindet. Einzelne Partieen des<br />
Werkes, besonders in den letzten Büchern, sind in Śloka<br />
verfaßt, und werden wir es wohl als eine Zusammenstellung<br />
von Stücken aus verschiedenen Zeiten zu erkennen haben 83<br />
).<br />
In enger Verbindung damit steht das in gleicher Weise abgefaßte<br />
und ebenso ohne Commentar ganz unverständliche<br />
Sāmatantram, welches in 13 Prapāṭhaka den Accent<br />
und die Betonung der einzelnen Verse zum Gegenstande<br />
hat. Ein Commentar dazu nun ist allerdings vorhanden,<br />
indeß vor der Hand nur bruchstückweise: am Schlusse<br />
desselben wird das Werk als Vyākaraṇam, Grammatik,<br />
der Sāmatheologen bezeichnet 84<br />
).<br />
Von der Sāmaficirung der Ṛc etc. handeln auch noch<br />
mehrere andere Sūtra, deren eines, das Pañcavidhisūtram<br />
(Pāncavidhyam, Pañcavidheyam) mir nur aus Citaten<br />
*) verfaßt für seinen Schüler Viṣṇuyaśas.<br />
8 3<br />
] in dekhanischen Handschriften wird das Werk als phullasūtrarn bezeichnet<br />
und dem Vararuci, nicht dem Gobhila, zugeschrieben, s. Burnell<br />
Catalogue p. 45. 46; hierüber, wie über noch sonstige Differenzen, s. meine Abh.<br />
über das Saptaśatakam des Hāla (1870) p. 258. 259. Ich besitze Text und Commentar<br />
jetzt in Abschrift, habe aber zu obigem nichts Erhebliches hinzuzufügen.<br />
8 4<br />
] s. noch Burnell’s Catalogue p. 40. 41. — Bei Burnell findet sich<br />
auch (p. 44) eine „svaraparibhaṣa or Sāmalakṣaṇa" aufgeführt. Es erwähnt übrigens<br />
auch Kaiyaṭa ein: sāmalakṣaṇamprātiśākhyaṃ śāstrara, womit er das<br />
Wort ukthārtham erklärt, welches dem Mahābhāṣya zufolge bereits dem<br />
aukthika zu Grunde liegt, dessen Bildung uns Pāṇini selbst (IV, 2, 60) lehrt, s.<br />
Ind. Stud. XIII, 447. Hienach wird es denn freilich sehr zweifelhaft, ob das<br />
von Kaiy. erwähnte Sāmalakṣaṇam mit dem vorhandenen Werke dieses <strong>Name</strong>ns<br />
zu identificiren sein wird.
92 Pratihāra. Taṇḍāl akṣaṇa. Upagrantha.<br />
bekannt ist: danach, wie dem <strong>Name</strong>n nach, behandelt es die<br />
fünf verschiedenen Vidhi (Weisen), durch welche jene Sāmaficirung<br />
vor sich geht. Für ein zweites, das Pratihāra¬<br />
sūtram, welches dem Kātyāyana zugeschrieben wird, hat<br />
Varadarāja, der oben erwähnte Commentator des Maśaka,<br />
einen Daśatayī genannten Commentar abgefaßt: es behandelt<br />
dieselben fünf Vidhi mit besonderer Berücksichtigung<br />
des einen darunter, des Pratihāra. Nur dem <strong>Name</strong>n nach<br />
bekannt ist mir das Taṇḍālakṣaṇasūtram, sowie das<br />
Upagranthasūtram*), welche sich, wie die beiden eben<br />
genannten Werke, dem betreffenden Cataloge nach, in der<br />
Handschriftensammlung des Fort William vorfinden. Von<br />
dem ungenannten Schreiber der Berliner Handschrift des<br />
Maśakasūtram, natürlich einer sehr schwachen Auctorität,<br />
werden am Schlusse derselben zehn Śrautasūtra für den<br />
Sāmaveda aufgezählt und zwar außer Lāṭyāyana, Anu¬<br />
pada, Nidāna, Kalpa, Taṇḍālakṣaṇam, Pañcavi¬<br />
dheyam, Upagranthāḥ noch das Kalpānupadam, Anu¬<br />
stotram und die Kṣudrāḥ: was unter letztern drei <strong>Name</strong>n<br />
zu verstehen ist, muß einstweilen dahingestellt bleiben 85<br />
).<br />
Das Gṛhyasūtram des Sāmaveda gehört dem Gobhila<br />
an, demselben, dem wir auch ein Śrautasūtram und<br />
das Puṣpasūtram zugeschrieben fanden 86<br />
). Sein <strong>Name</strong>n<br />
hat eiuen sehr unvedischen Klang, und findet sich durchaus<br />
nichts demselben irgendwie Entsprechendes in der übrigen<br />
vedischen Literatur vor 87<br />
). Wie sich dies in vier Prapā¬<br />
ṭhaka abgefaßte Werk zu den Gṛhyasūtra der<br />
übrigen Veda verhält, ist noch nicht untersucht 88<br />
). Ein Nach<br />
*) Ṣaḍguruśiṣya in der Einleitung seines Commentars zur Anukra¬<br />
maṇi des Ṛk nennt den Kātyāyana als „upagranthasya kāraka".<br />
8 5<br />
] über Pancavidhisūtra in 2 prapāṭhaka, Kalpānupadam desgl., und<br />
Kṣaudra in drei prapāṭhaka, s. Müller A. S. L. p. 210, Aufrecht Catalogus<br />
p. 377b. Das Upagranthasūtra handelt von expiations, prāyaścitta, s. Rājendra<br />
Lāla Mitra Notices of Sanskrit Mss. II, 182.<br />
8 6<br />
] auch ein Naigeyasūtrarn wird ihm zugeschrieben, „a description of the<br />
Metres of the Sāmaveda", s. Colin Browning Catalogue of Sanskrit Mss.<br />
existing in oude (1873) p. 4.<br />
8 7<br />
] eine Lehrerliste der Gobhila-Schule enthält das vaṃśabrāhmaṇa.<br />
] eine Herausgabe des Gobhilagṛhyasūtra nebst einem sehr weitläufigen<br />
8 8
Gobhilagṛhyam. K armapradīpa. Die Pariśisliṭa. 93<br />
trag (Pariśiṣṭam) dazu ist desKātyāyana Karmapra¬<br />
dīpa, der sich in seinen Eingangsworten direct als solchen<br />
Nachtrag zu Gobhila kund giebt, übrigens aber auch theils<br />
als ein zweites Gṛhyasūtram theils als ein Smṛti¬<br />
śāstram betrachtet worden ist. Nach der Erklärung des<br />
Āśārka, des Commentators dieses Karmapradīpa, ist das<br />
Gṛhyasūtram des Gobhila für beide Schulen des Sāma¬<br />
veda, sowohl die Kauthuma als die Rāṇāyanīya, gültig*).<br />
— Ist etwa auch das Khādiragṛhyam, welches hie<br />
und da erwähnt wird, dem Sāmaveda zuzurechnen? 89<br />
).<br />
Als letzte Stufe der Literatur des Sāmaveda sind theils<br />
die verschiedenen Paddhati (Grundrisse) und Commentare<br />
etc. zu betrachten, welche sich an die Sūtra anschließen<br />
und zu ihrer Erklärung und weiteren Ausführung dienen,<br />
theils aber auch jene eigenthümliche Classe von Schriftchen,<br />
welche den <strong>Name</strong>n Pariśiṣṭa führen und einen etwas<br />
selbständigeren Charakter als jene tragen, mehr als Nachträge<br />
zu den Sūtra zu betrachten sind**). Darunter ist besonders<br />
hervorzuheben das bereits oben erwähnte Ārṣam und Dai¬<br />
vatam (Aufzählung der Ṛṣi und Gottheiten) der Saṃhitā<br />
in der Naigeyaśākhā, welche beiden Werkchen sich durchweg<br />
auf verhältnißmäßig alte Tradition beziehen: so auf die<br />
Nairuktās mit Yāska und Śākapūṇi an der Spitze, auf<br />
die Naighaṇṭukās, auf Śaunaka (d. i. wohl dessen Anu-<br />
Commentar des Herausgebers selbst, Candrakānta Tarkālaṃkāra, ist in der BibI.<br />
Indica (1871) begonnen; das vierte Heft (1873) geht bis H, 8, 12. — Die auf<br />
das Hochzeitsritual bezüglichen §§ s. bei Haas Ind. Stud. V, 283 fg.<br />
*) unter den Verfassern der Smṛtiśāstra findet sich auch ein Kuṭhumi<br />
genannt.<br />
89<br />
] allerdings! in Burnelrs Catalogue p‚ 56 wird das Drāhyāyaṇa¬<br />
gṛhyasūtraṃ in 4 paṭala, dem Khādira zugewiesen. Rudraskandasvāmin hat<br />
auch hiezu (s. oben p. 88) eine vṛtti verfaßt; und Vāmana wird als Verf. von<br />
kārikās zu den „grihyasutras of Khādira" genannt, Burnell p. 57. — Zu den<br />
gṛhyasūtra des Sāmaveda gehört wohl auch Gautama's pitṛmedhasūtra bei<br />
Burnell p. 57; der Commentator Anantayajvan i,tfentificirt den Verf. mit Akṣa¬<br />
pāda, dem Verf. des Nyāyasūtra. Und hieher gehört denn wohl auch das Gau¬<br />
tamadharmasūtra, s. unten bei der Rechtsliteratur.<br />
**) Rāmakṛṣṇa im Commentar zum Gṛhyasūtra des weißen<br />
Yajus schreibt ihre Abfassung mehrfach einem Kātyāyana zu (E. I. H. nro.<br />
440 fol. 52a. 56a. 58a. etc.): oder beziehen sich die betreffenden Citate etwa<br />
nur auf den oben erwähnten K armapradīpa?
94<br />
Unterschied des schwarzen und weißen Yajus.<br />
kramaṇī zum Ṛk), auf das eigene Brāhmaṇam, auf Aita¬<br />
reya und die Aitareyiṇas, auf die Śātapathikās, auf<br />
das pravacanaṃ Kāṭhakaṃ, auf Āśvalāyana. — Auch<br />
das Dālbhyapariśiṣṭam ist wohl hier zu nennen, welches<br />
den <strong>Name</strong>n eines Mannes trägt, der einige Male in der Chān¬<br />
dogyopaniṣad, insbesondere häufig aber in den<br />
Purāṇa, und zwar als einer der den Dialog führenden<br />
Weisen, vorkömmt.<br />
Der Yajurveda, zu dem wir uns nunmehr wenden,<br />
meine Herren, zeichnet sich vor den übrigen Veda durch<br />
die große Zahl verschiedener Schulen aus, die ihm angehören:<br />
es ist dies jedenfalls eine Folge davon, und ein Beweis<br />
dafür, daß er vorzüglich Gegenstand des Studiums gewesen<br />
ist, insofern er ja eben die Sprüche für das gesammte<br />
Opferceremoniell enthält und die eigentliche Grundlage dafür<br />
bildet, während der Ṛgveda sich vorzugsweise und der<br />
Sāmaveda ausschließlich einem Theile desselben, dem<br />
Somaopfer, zuwendet. Es zerfällt der Yajurveda zunächst<br />
in zwei Theile, die zwar das Material mit einander im Ganzen<br />
gemein haben, sich aber durch die verschiedene Anordnung<br />
desselben von Grund aus unterscheiden, in den schwarzen<br />
Yajus nämlich und in den weißen. Während in der<br />
Saṃhitā des schwarzen Yajus die Opfersprüche meist<br />
unmittelbar von ihrer dogmatischen Erklärung etc. und von<br />
der Darstellung des dazu gehörigen Ceremoniells gefolgt sind,<br />
und sich der den <strong>Name</strong>n Brāhmaṇam tragende Theil von<br />
dieser Saṃhitā nur der Zeit nach unterscheidet, als ein<br />
Nachtrag nämlich zu ihr zu betrachten ist, sind die Opfer¬<br />
Sprüche und deren Erklärung wie Ritual im weißen Yajus<br />
von einander gänzlich getrennt, und zwar die ersteren in die<br />
Saṃhitā, ihre Erklärung und Ritual in das Brāhmaṇam<br />
verwiesen, ebenso wie dies bei Ṛgveda und Sāmaveda
Die <strong>Name</strong>n des schwarzen Yajus. 95<br />
der Fall ist. Ein weiterer Unterschied scheint ferner auch<br />
darin zu bestehen, daß im schwarzen Yajus, was im weißen<br />
nur selten geschieht, auf den Hotar und seine Obliegenheiten<br />
sehr viel Rücksicht genommen wird. Der Natur der<br />
Sache nach ist in dgl. Fällen das Ungeordnete stets als der<br />
Anfang, als das Frühere, das Geordnete als das Spätere<br />
zu betrachten, eine Auffassung, welche sich auch hier<br />
als die richtige erweisen wird. Da beide Yajus ihre ganz<br />
selbständige Literatur haben, müssen wir einen jeden für sich<br />
behandeln.<br />
Was zunächst den schwarzen Yajus betrifft, so sind<br />
die bis jetzt bekannten Data über ihn einestheils so weite literarische<br />
Perspectiven eröffnend, andern theils aber auch so<br />
spärlich, daß hier die Untersuchung bis jetzt noch weniger<br />
als irgend anderswo zu einem annähernd befriedigenden Resultate<br />
gelangen kann*). Der <strong>Name</strong> zunächst, schwarzer<br />
Yajus, gehört erst der späteren Zeit an und ist wohl als<br />
Gegensatz zu dem <strong>Name</strong>n des weif s en Yajus entstanden.<br />
Während die Theologen des Ṛk Bahvṛcās heißen, die<br />
des Sāman dagegen Chandogās, ist der alte <strong>Name</strong> für<br />
die Theologen des Yajus Adhvaryavas, und zwar finden<br />
sich diese drei <strong>Name</strong>n schon in der Saṃhitā des schwarzen<br />
Yajus und in dem Brāhmaṇa des weißen Yajus so vor:<br />
im letztern werden mit Adhvaryavas die eignen Anhänger<br />
bezeichnet, und als deren Gegner die Carakādhvaryavas<br />
angegeben und getadelt, eine Feindseligkeit, welche sich auch<br />
in der Saṃhitā des weißen Yajus an einer Stelle kund¬<br />
giebt, wo der Carakācārya als einer der beim Puruṣa¬<br />
medha darzubringenden Opfermenschen demDuṣkṛta „der<br />
Übelthat" geweiht wird. Wenn dies um so auffallender ist,<br />
als im Übrigen die carakās als „fahrende Schüler" sowie<br />
die ^car „zur Belehrung herumwandern" stets in gutem<br />
Sinne gebraucht werden, so findet sich die Erklärung dafür<br />
wohl ganz einfach darin, daß die Carakās andererseits auch<br />
*) s. Ind. Stud. I, 68 fg. [gegenwärtig liegen die Texte desselben, s. im<br />
Verlauf, vollständig publicirt vor; nur die rituellen Sūtra stehen noch aus.]
96 Caraka, Taittirīya und Khāṇḍikīya.<br />
als <strong>Name</strong>n einer der Hauptschulen des schwarzen Yajus<br />
gelten, so daß wir hiernach eine directe Feindseligkeit zwischen<br />
ihnen und den Anhängern des weißen Yajus, die als<br />
Opposition gegen sie auftraten, anzunehmen haben, was sich<br />
auch noch in andern dergl. Fällen kuudgiebI. Ein zweiter<br />
<strong>Name</strong> für den schwarzen Yajus, dessen frühestes Vorkommen<br />
übrigens erst im Prātiśākhyasūtra desselben,<br />
so wie in den Sāmasūtra nachgewiesen werden kann, ist<br />
der <strong>Name</strong> Taittirīya. Pāṇini*) bezieht denselben auf<br />
einen Ṛṣi <strong>Name</strong>ns Tittiri, ebenso die im Verlauf mehrfach<br />
zu erwähnende Anukramaṇī zur Ātreyasehule, die<br />
spätere Legende dagegen auf die Verwandlung der Schuler<br />
des Vaiśampāyana in Rebhühner (tittiri), um die von<br />
einem ihrer Genossen, der sich mit seinem Lehrer verzürnte,<br />
ausgespieenen Yajus aufzupicken. So absurd diese Legende<br />
ist, so liegt doch ein gewisser Sinn in ihr, der schwarze<br />
Yajus ist wirklich eine buntscheckige, unordentliche Durcheinandermischung<br />
verschiedener Stücke, und bin ich in der<br />
That geneigt, den <strong>Name</strong>n Taittirīya eher von tittiri, dem<br />
<strong>Name</strong>n des buntfarbigen Rebhuhns, als von dem Ṛṣi Tittiri<br />
abzuleiten. Ebenso bezieht sich auch noch ein anderer<br />
<strong>Name</strong> einer der Hauptschulen des schwarzen Yajus, der<br />
<strong>Name</strong> der Khāṇḍikīyās, wohl auf diese seine Zusammensetzung<br />
aus einzelnen khaṇḍa, Bruchstücken, obwohl Pā¬<br />
ṇini**) auch hier, wie bei Taittirīya, den <strong>Name</strong>n auf einen<br />
Ṛṣi Khaṇḍika zurückführt und ob wir auch im Brālima<br />
ṇam des weißen Yajus (XI, 8, 4, 1) sogar wirklich<br />
einem Khaṇḍika (Audbhāri) begegnen.<br />
Von den vielen Schulen, welche dem schwarzen Yajus<br />
*) die betreffende Regel IV, 3, 102 wird übrigens den Angaben des Cal¬<br />
cuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya des Patanjali nicht erklärt, gehört<br />
also möglicherweise ursprünglich gar nicht dem Pāṇini, resp. erst der Zeit<br />
nach Patanjali an. [Der <strong>Name</strong> Taittirīya selbst wird indeß im Bhāṣya mehrmals<br />
erwähnt, s. Ind. Stud, xlll, 442, auch kennt dasselbe: Tittiriṇā proktāḥ ślokāḥ,<br />
die resp. nicht zum chandas gehörten, s. Ind. Stud. V, 41. Goldstücker „Pa¬<br />
ṇini" p. 243.]<br />
**) die Regel ist dieselbe wie für Tittiri, und gilt ebenso auch hier das<br />
in der vorigen Note Bemerkte.
Taittirīyasaṃhītā (Āpastamba), Kāṭhakam, Ātreyī śākhā. 97<br />
zugeschrieben werden, mögen wohl nicht alle auf Saṃhitā<br />
und Brāhmaṇa, sondern einzelne wohl blos auf die Sūtra<br />
sich erstreckt haben*), bis jetzt wenigstens sind uns nur drei<br />
verschiedene Recensionen der Saṃhitā direct bekannt, zwei<br />
davon im Texte, eine dritte blos aus einer Anukramaṇī<br />
desselben. Die beiden ersten sind die x«i ki,o%Ψ> sog. Taitti¬<br />
rīyasaṃhitā, welche der Schule des Āpastamba, einer<br />
Unterabtheilung der Khāṇḍikīya, zugeschrieben wird,<br />
und das Kāṭhakam, welches der Schule der Caraka angehört,<br />
und zwar derjenigen Unterabtheilung derselben, welche<br />
den <strong>Name</strong>n der Cārāyaṇīya führt**): nur aus ihrer Anu¬<br />
kramaṇī ist uns die Saṃhitā etc. der ĀtreyaSchule,<br />
einer Unterabtheilung der Aukhīya, bekannt, und zwar<br />
stimmt sie in den Hauptsachen mit der des Āpastamba<br />
überein, was bei dem Kāṭhaka nicht der Fall ist, insofern<br />
dasselbe mehr selbständig als eine Art Vermittelung zwischen<br />
schwarzem und weißem Yajus dasteht, mit diesem häufig<br />
in den Lesarten, mit jenem dagegen in der Art der Anordnung<br />
des Stoffes übereinstimmend. Das Kāṭhakam ist neben<br />
dem Hāridravika, einem verlorenen Werke, das aber<br />
jedenfalls auch dem schw. Yajus, der Schule der Hāridra¬<br />
vīya nämlich, einer Unterabtheilung der Maitrāyaṇīya angehörte,<br />
das einzige Brāhmaṇa artige Werk, welches von<br />
Yāska in dem Nirukta mit <strong>Name</strong>n genannt wird: auch<br />
Pāṇini nimmt in einer Regel direct darauf Bezug, und wird<br />
es ferner auch im Anupadasūtra und in der Bṛhad¬<br />
devatā erwähnt. In andern vedischen Schriften***) kömmt<br />
*) was ja ebenso bei den andern Veda der Fall ist.<br />
**) wir haben außer dem Text auch eine Ṛṣyanukramaṇī dafür.<br />
***) in späteren Schriften werden mehrere Kaṭha unterschieden, die Ka¬<br />
ṭhās, die Prācyakaṭhās und die Kapiṣṭhalakaṭhās; den Zunamen<br />
dieser Letzteren: Kapiṣṭhala treffen wir nun theils bei Pāṇini (VIII, 3,<br />
91) an, theils erwähnt Megasthenes die KafAßiaBolov als ein Volk im Pen¬<br />
jab. — Der Catalog des Fort William erwähnt eine Kapiṣṭhalasaṃhitā<br />
[vgl. hiezu Ind. Stud. XIII, 375. 439. — Zur Zeit des Mahābhāṣya muß die<br />
Stellung, der Katha eine ganz besonders angesehene gewesen sein, da sie<br />
und ihr Text, das Kāṭhakam, mehrfach erwähnt werden, s. Ind. Stud. XIII,<br />
437 fg. Ihr Stifter Kaṭha erscheint darin als Schüler des Vaiśampāyana, und<br />
sie selbst in enger Gemeinschaft mit den beiden Saman-Schulen der Kālāpa und
98 Die Saṃhitā der Āpastamba- und der Ā trey a -Schule<br />
der <strong>Name</strong> der Kaṭha nicht vor, so wenig als der des Āpa¬<br />
stamba.<br />
Die Saṃhitā der Āpastamba-Schule besteht aus 7<br />
Büchern (Aṣṭaka! genannt), die zusammen wieder in 44<br />
Praśna, 651 Anuvāka und 2198 Kaṇḍikā zerfallen,<br />
welche letztere nach gleichmäßiger Silbenzahl von einander<br />
abgetrennt sind 90<br />
), Über den Umfang der Ātreyaschule<br />
lässt sich nichts Gewisses erkennen, sie zerfällt ebenfalls in<br />
Kāṇḍa, Praśna und Anuvāka, deren Anfangsworte meist<br />
mit denen der betreffenden Abschnitte der Āpastamba-<br />
Schule zusammenfallen. Das Kāṭhakam hat eine ganz andere<br />
Eintheilung und besteht aus fünf Theilen, von denen die<br />
drei ersten ihrerseits wieder in 40 Sthānaka und eine<br />
Menge kleiner (ebenfalls wohl nach der Wortzahl abgetrennter)<br />
Abschnitte zerfallen, während das vierte nur die von dem<br />
Hotar zu singenden Ṛc aufführt, und das fünfte die zum<br />
Pferdeopfer gehörigen Sprüche enthält: bei den drei ersten<br />
Theilen ist in der Unterschrift die Carakaśākhā im ersten<br />
Theile Iṭhimikā, im zweiten Mādhyamikā und im dritten<br />
Orimikā genannt: die erste und die letzte dieser drei Benennungen<br />
sind noch unerklärt 91<br />
). Der BrāhmaṇaTheil<br />
in diesen Werken ist in Bezug auf das Ritual höchst spärlich,<br />
und giebt nur ein sehr unvollständiges Bild davon : besonders<br />
reich aber ist er an Legenden mythologischer Art.<br />
Die Opferspruche selbst sind im großen Ganzen identisch<br />
der Kauthuma, wie denn die KaṭhaKālāpāḥ auch im Rāmāyaṇa ak in Ayodhyā<br />
in hohen Ehren stehend genannt werden (II, 32, 18 Schlegel). — Haradatta*s<br />
Angabe bei Bhaṭṭoji (Siddh. Kaum. ed. Tārānatha 1865 II, 524 zu Pāṇ. vil,<br />
4, 38) Bahvṛcānām apy asti Kaṭhaśākhā beruht wohl auf irgend einem MiiV<br />
verst-ändniß, vgl. Ind. Stud, xln, 438.]<br />
90<br />
] nicht die Silbenzahl, sondern die wortzahl ist das Normgebende hie¬<br />
hei; fünfzig Wörter bilden in der Regel eine kaṇḍikā, s. Ind. Stud, xl, 13.<br />
XII, 90. Xlll, 97—99. — Statt aṣṭaka findet sich auch der richtigere <strong>Name</strong><br />
kāṇḍa, und statt des den Taittiriya-Texten eigenthümlichen praśna auch der allgemein<br />
übliche <strong>Name</strong> prapāṭhaka, s. Jñd. Studien XI, 13. 124. — Auch das<br />
Taitt, Brahrn. und das Taitt. Ār. sind in kaṇḍikā getheilt, doch ist das Princip<br />
dabei noch nicht sicher ermittelt; innerhalb der kaṇḍikā wird in ihnen der Text<br />
auch noch weiter in ganz kleine Abschnitte zerlegt, deren Princip ebenfalls noch<br />
nicht feststeht.<br />
9 1<br />
] iṭhimikā ist auf heṭṭhima (aus heṭṭhā d. i. adhastāt), orimikā auf uvarima<br />
(aus upari) zurückzuführen, s. meine Abh. über die Bhagavati derJaina I, 4O4n.
und das Kāṭhakam. Darin enthaltene Data. 99<br />
mit den in der Saṃhitā des weißen Yajus stehenden, doch<br />
ist ihre Reihenfolge verschieden (ob auch die Reihenfolge des<br />
Ceremoniells, zu dem sie gehören, ziemlich dieselbe ist) und<br />
auch in Bezug auf die Wörter finden mannigfache Verschiedenheiten<br />
statt: so ist insbesondere der ĀpastambaSchule die<br />
Auseinanderziehung der Halbvocale v und y nach einem Con¬<br />
sonanten in uv und iy eigenthümlich 92<br />
). Was die geographischen<br />
oder historischen etc. Data betrifft — hier kann ich<br />
natürlich nur von der ĀpastambaSchule und dem Kā¬<br />
ṭhaka sprechen — so sind es bei der Identität des Stoffes<br />
wesentlich dieselben, die wir in der Saṃhitā des weißen<br />
Yajus antreffen, obschon letztere deren mehrere enthält, insofern<br />
in ihr ja auch Sprüche für Ceremonieen stehen, welche<br />
hier nicht gekannt sind, so insbesondere für den Puruṣa¬<br />
medha. Jene Data nun führen uns, wie wir sehen werden,<br />
— und dazu kommen hier noch einige andere*) in den Brahman<br />
a artigen Theilen verstreute Erwähnungen — in die<br />
Blüthezeit des Reiches der Kurupañcāla 93<br />
), in welcher wir<br />
also den Schauplatz der Entstehung beider Werke zu erkennen<br />
haben: ob dasselbe auch für ihre endliche<br />
Redaction gilt, ist eine andere Frage, deren Beantwortung<br />
für die ĀpastambaSaṃhitā natürlich von dem Einflusse<br />
abhängt, der ihrem <strong>Name</strong>ngeber Āpastamba darauf zuzuschreiben<br />
ist. Das Kāṭhakam scheint nach dem oben Angegebenen<br />
zu Yāska's Zeit schon ein ganz abgeschlossenes<br />
Werk gewesen zu sein, da er es ja citirt: dagegen macht die<br />
92<br />
] näheres hierüber s. Ind. Stud. XIII. 104—6.<br />
*) hierher gehört z. B. die Aufzählung der sämmtlichen Mondstationen<br />
in der A past. Saṃhitā, und zwar stehen sie darin in einer von der späteren<br />
abweichenden Reihenfolge, welche ihrerseits, wie ich bereits früher (p. 32) bemerkte,<br />
nothwendiger Weise zwischen 1472 und 536 a. Chr. festgesetzt sein<br />
muß. damit ist aber freilich für die betreffende Stelle nur das bedingt, daß sie<br />
nicht älter als 1472 a. Chr. sein kann, was sich natürlich von selbst versteht,<br />
keineswegs aber etwa das, daß sie nicht jünger als 536 a. Chr. sein könne.<br />
Es ist also eigentlich gar nichts damit gewonnen. [Letzteres bleibt richtig, der<br />
Sachverhalt selbst ist indeß etwas anders, s. meine Zusätze oben bei p. 2 und<br />
p. 32. ZU der Aufzählung der nakṣatra speciell s. meine Abh. „die vedischen<br />
Nachr. von den nakṣ." ll‚ 299 fg.]<br />
93<br />
] von besonderem Interesse hiefur ist die Erwähnung des Dhṛtarāṣṭra<br />
Vaicitravīrya, sowie der Kämpfe zwischen den Pancāla und den Kunti im Kanaka<br />
s. Ind. Stud. IH, 469—472.
lOO Einfluß des Yāska auf ihre Ausbildung. Mānavam. Mai tra m.<br />
Anukramaṇīder ĀtreyaSchule den Yāska Paiṅgi 94<br />
)<br />
(als den Schuler des Vaiśampāyana) zum Lehrer des<br />
Tittiri, der seinerseits den Ukha, während dieser den<br />
Ātreya*) belehrt haben soll, wodurch für ihren Verfasser<br />
wenigstens die Ansicht der Priorität des Yāska über die<br />
den <strong>Name</strong>n des Tittiri und des Ātreya führenden Schulen<br />
und Redactionen des schwarzen Yajus erhellt: ob nun diese<br />
Ansicht ihres Verfassers die richtige ist, dafür mangeln uns<br />
die nöthigen Data: daß aber dem Yāska jedenfalls irgend<br />
welche Thätigkeit in Bezug auf die Saṃhitā des schwarzen<br />
Yajus zuzuschreiben ist, ergiebt sich auch daraus, daß<br />
Bhaṭṭa Bhāskara Miśra in einem erhaltenen Bruchstücke<br />
seines Commentars zur Āpastamba-Saṃhitā**) neben den<br />
Ansichten des Kāśakṛtsna und des Ekacūrṇi auch die<br />
des Yāska über eine Eintheilung des Textes anführt.<br />
Neben dem Kāṭhaka werden in den Commentaren zum<br />
Kātīyasūtra des weißen Yajus überaus häufig auch das<br />
Mānavam und das Maitram citirt: zwar finden wir diese<br />
<strong>Name</strong>n in den Sūtra oder dergl. Werken noch nicht vor,<br />
es sind aber damit jedenfalls dem Kāṭhaka gleichartige<br />
Werke gemeint, wie dies die oft ziemlich langen Citate selbst<br />
zeigen: wir finden denn auch in der That, obschon erst in<br />
94<br />
] Bhaṭṭa Bhāskara Miśra nennt statt des Paingi vielmehr den Yājña¬<br />
valka, s. Burnell Catalogue p. 14.<br />
*) Ātreya war der padakāra seiner Schule, Kuṇḍina dagegen der<br />
vṛttikāra. So unklar, wie hier, ist die Bedeutung von vṛtti auch beim<br />
schol. zu Pāṇ. IV, 3, 108 (mādhurī vṛttiḥ) [s. Ind. Stud. XIII. 381].<br />
**) außerdem haben wir noch (ob auch nur stückweise) einen Commentar<br />
von Sāyaṇa dazu, und auch einem Bālakṛṣṇa wird em solcher Commentar<br />
zugeschrieben. [In Burnelrs Sammlung, s. Catalogue p. 12—14, befindet sich<br />
der größere Theil von Bhaṭṭa Kauśika Bhāskara Miśra's Commentar, unter dem<br />
<strong>Name</strong>n Jñānayajña; derselbe soll 400 Jahre vor Sāyaṇa gelebt haben; er citirt<br />
u. A. den Bhavasvāmin und scheint sich speciellan die ÁtreyīSchule anzuschließen.<br />
— Es wird auch noch ein Paiśācabhāṣya zum schwarzen Yajus erwähnt, s.<br />
Ind. Stud. IX, 176. — Die Ausgabe der TaittirīyaSaṃhitā in der BibI. Indica<br />
mit Sāyaṇa's vollständigem Commentar ist von Roer begonnen (1854), von<br />
Cowell und Rāma Nārāyaṇa weitergeführt worden und jetzt in der Hand<br />
von Maheśacandra Nyāyaratna (das letzte Heft, Nro. 28. 1874 reicht bis IV,<br />
3‚ 11); den vollständigen Text derselben, in lateinischer Umschrift, habe ich<br />
selbst in den Ind. Stud. XL XII (1871 — 72) herausgegeben. Über das Kā¬<br />
ṭhakam s. ebendas. III, 451—79.]
Die Brāhmaṇa der Āpastamba und ĀtreyaSchule. 101<br />
späteren Schriften, die Maitrāyaṇīyās, und als ihre Unter¬<br />
abtheilung die Mānavas‚ als Schulen des schwarzen<br />
Yajus angegeben. Vielleicht sind diese Werke in Indien<br />
noch vorhanden*).<br />
Neben der sogenannteu Saṃhitā nun kennen die Āpastamba<br />
und auch die ĀtreyaSchule**) ein Brāhmaṇam,<br />
das sich aber, wie schon bemerkt, von der Saṃhitā nicht<br />
dem Wesen, sondern nur der Zeit nach unterscheidet, insofern<br />
es lediglich als ein Nachtrag dazu zu betrachten ist,<br />
und theils die in der Saṃhitā stehenden Spruche nochmals<br />
aufführt, und liturgisch begründet, theils die dort gegebenen<br />
liturgischen Regeln weiter ausführt, theils endlich ganz neue<br />
hinzufügt, so über den in der Saṃhitā ganz fehlenden Pu¬<br />
ruṣamedha und über die Opfer an die Mondstationen.<br />
Vorhanden ist davon bis jetzt, zugleich mit Sāyaṇa's Commentar<br />
dazu, nur das dritte und letzte Buch, in zwölf Pra¬<br />
pāṭhaka 95<br />
). Die drei letzten derselben, vier verschiedene<br />
Abschnitte enthaltend, welche sich auf die Anlegungsart gewisser<br />
besonders heiliger Opferfeuer beziehen, werden in der<br />
Anukramaṇī der ĀtreyaSchule (und es stimmt damit<br />
auch Sāyaṇa an einem andern Orte überein) dem Weisen<br />
Kaṭha zugeschrieben: es geboren dazu noch zwei Abschnitte,<br />
die sich, wie es scheint, nur in der ĀtreyaSchule, nicht in<br />
*) dem Catalog von Fort William nach befindet sich daselbst die ,,Mai¬<br />
trāyaṇī śākhā." [Es haben sich seitdem noch andere Handschriften davon gefunden,<br />
s. Hang in den Ind. Stud. Ix, 175 und in seiner Abh. „Brahma u. d. Brāh¬<br />
maṇen" p. 31—34 (1871), so wie Bühler's detaillirte Gesammtübersiclit über den<br />
Bestand dieser śākhā in den Ind. Stud. XIH, 103. 117—128; danach besteht<br />
die Maitr. saṃhitā zur Zeit aus 5 kāṇḍa, von denen aber zwei, die upaniṣad<br />
(s. unten), die als kāṇḍa II gilt, und das letzte, khila genannte kāṇḍam erst<br />
secundäre Zuthat sind.]<br />
**) factisch wenigstens, denn die Benennung: Saṃhitā oder: Brāhmaṇa<br />
findet sich in ihrer Anukramaṇī nicht vor: es geht dieselbe vielmehr ohne<br />
irgend welche Unterbrechung von den in der Āp astamb a schule zurSaṃhitā<br />
gehörigen Theilen zu den darin zum Brāhmaṇa gehörigen über.<br />
95<br />
] alle drei Bücher sind mit Sāyaṇa's Commentar in der Bibl. Ind. (1855<br />
bis 1870) durch Rājendra Lāla Mitra herausgegeben worden. — Das Hiraṇya¬<br />
keśiśākhīyabrāhmaṇam, welches bei Bühler catalogue of Sanskr. Mss. from Gujarat<br />
I, 38 aufgeführt ist, wird vielleicht von dem gewöhnlichen Āpastambatexte<br />
nur wenig abweichen; wenigstens stimmen die betreffenden śrautasūtra speciell,<br />
fast wörtlich, s. Bühler Āpastambīyadharmasūtra Vorwort p. 6 (L868).
102 Der KāṭhakaTheil des Taitt. Brāh man a. Das Tai tt. Āraṇyak am.<br />
der des Āpastamba finden, so wie endlich die beiden ersten<br />
Bücher des demnächst zu erwähnenden TaittirīyaĀraṇ¬<br />
yaka; diese acht Abschnitte zusammen bilden offenbar einen<br />
Nachtrag zu dem vorhin besprochenen Kāṭhaka, scheinen<br />
aber nicht als selbständiges Werk vorzukommen, sondern<br />
eben nur in ihrer Verbindung mit dem Brāhmaṇa und<br />
Āraṇyaka der Āpastamba (und Ātreya) Schule, von<br />
denen sie sich übrigens auch äußerlich durch den Mangel<br />
der Distraction des v und y in uv‚ iy merklich genug aus¬<br />
zeichnen. Die gegen den Schluß des zweiten dieser<br />
Abschnitte (prap. XI, 8) angeführte Legende von dem Besuche<br />
des Naciketas in der Unterwelt hat den Ursprung<br />
gegeben zu einer Upaniṣad des Atharvan, welche den<br />
<strong>Name</strong>n Kāṭhakopaniṣad trägt. Zwischen diesem Nachtrag<br />
zum Kāṭhaka nun und dem Kāṭhaka selbst muß<br />
ein bedeutender Zeitraum verflossen sein, wie sich aus den<br />
darin in den letzten Abschnitten geschehenden Erwähnungen<br />
des MahāMeru, Krauñca, Maināga, des Vaicampāyana,<br />
des Vyāsa Pārāśarya etc., so wie auch aus der<br />
darin als bestehend vorausgesetzten Literatur ergiebt, insofern<br />
die Atharvāngirasas, Brāhmaṇa, Itihāsa, Pu¬<br />
rāṇa, Kalpa, Gāthā, Nārāśaṃsyas als Gegenstand des<br />
Studiums (svādhyāya) aufgezählt werden. Der vorletzte<br />
dieser Abschnitte wird übrigens auch einem andern Verfasser<br />
zugeschrieben, den Aruṇās nämlich, oder dem Āruṇa,<br />
welchen uns der Scholiast zu Pāṇini 96<br />
) als einen Schüler<br />
des Vaiśampāyana nennt, wozu die darin sich findende<br />
Erwähnung dieses letztern als einer Auctorität vortrefflich<br />
paßt: es wird jener Abschnitt somit vielleicht nur fälschlich<br />
als der Schule der Kaṭha zugehörig angegeben. — Das<br />
TaittirīyaĀraṇyakam, an dessen Spitze derselbe steht,<br />
wie ich bereits bemerkt habe, und welches sowohl der Āpa<br />
9 6<br />
] Kaiyaṭa zu Pāṇ. IV, 2, 104 Mahābhāṣya fol. 73b (ed. Benares); er<br />
nennt ihn indeß nicht Āruṇa, sondern Aruṇi und führt auf ihn die ibid. im<br />
Bhāṣya genannte Schule der Āruṇinah zurück; die Aruṇayas werden schon im<br />
Kāṭhaka selbst citirt, s. Ind. Stud. III, 475.
Die Upaniṣad des Taitt. Āraṇyaka. 103<br />
stamba als der ĀtreyaSchule angehört, ist überhaupt<br />
jedenfalls erst wieder als ein späterer Nachtrag zu dem Brāhmaṇa<br />
derselben zu betrachten, und gehört, wie die meisten<br />
Āraṇyaka, nur noch an die äußersten Enden der vedischen<br />
Periode. Es besteht aus zehn Büchern, von denen die sechs<br />
ersten liturgischen Inhalts sind: das erste und dritte Buch<br />
nämlich beziehen sich auf die Anlegung gewisser heiliger<br />
Opferfeuer, das zweite Buch auf die Vorbereitungen zum<br />
Studium der Schrift, und das vierte, fünfte und sechste auf<br />
Manenopfer und Reinigungsopfer, entsprechend den letzten<br />
Büchern der Saṃhitā des w. Yajus. Die vier letzten Bücher<br />
des Āraṇyaka dagegen enthalten zwei Upaniṣad, das<br />
siebente, achte und neunte nämlich die XCCT èi:o^ṃ' sogenannte<br />
Taittirīyopaniṣad, das zehnte die Yājñikīoder<br />
NārāyaṇīyāUpaniṣad: die erstere, die Taittirīyopaniṣad,<br />
zerfällt in drei Theile, in die Saṃhitopa¬<br />
niṣad oder Śikṣāvallī*), welche mit einer kurzen grammatischen<br />
Untersuchung 97<br />
) beginnt und sich dann zu der<br />
Untersuchung über die Einheit des Weltgeistes wendet, sodann<br />
in die Ānandavallī und die Bhṛguvallī, welche<br />
beide auch zusammen als VāruṇīUpaniṣad gelten und<br />
die Wonne des völligen Aufgehens in der Meditation über<br />
den höchsten Geist, über dessen Identität mit der Einzelseele<br />
zum Gegenstande haben**). Wenn wir in ihnen schon einer<br />
völlig systematisch geregelten Speculation begegnen, so haben<br />
wir es ferner in einem Theile der YājñikīUpaniṣad gar<br />
schon mit einer Art sectarischer Verehrung des Nārāyaṇa<br />
zu thun, während der andere Theil rituelle Nachträge enthält.<br />
So interessant nun dieses ganze Āraṇyakam schon<br />
*) vallī heißt eine Schlingpflanze: es sollen dadurch diese Upaniṣad<br />
wohl als Schlingpflanzen bezeichnet werden, die sich an die Vedaśākhā angehängt<br />
haben?<br />
97<br />
] s. oben p. 67, Müller A. S. L. p. 113 fg., Haug über das Wesen des<br />
wed. Accents p. 54.<br />
**) eine Übersetzung etc. der Taitt. Upaniṣad s. in den Ind. Stud. Il,<br />
207 — 35. Edirt ist sie von Roer nebst Śaṃkara's Commentar dazu im vol.<br />
VII der Bibliotheca Indica [der Text allein, als Theil des Taitt. Ār., auch von<br />
Rājendra Lāla Mitra, s. die nächste Note. Roer's Übersetzung erschien in<br />
vol. XV der Bibl. Indica.]
104 Die drei dekhanischen Recensionen des 10. Buches des Taitt. Āraṇyaka.<br />
durch seinen bunten Inhalt ist und durch seine offenbare Zusammensetzung<br />
aus zusammengetragenen Bruchstücken aller<br />
Art, so erhält es andererseits auch noch dadurch eine besondere<br />
Wichtigkeit, daß uns das zehnte Buch desselben in<br />
einer doppelten Recension wirklich vorliegt, theils nämlich in<br />
einem Texte, der Sāyaṇa’s Angaben nach den Drāviḍa<br />
zugehört, theils in einem andern, der den <strong>Name</strong>n der Ān¬<br />
dhra trägt, beides <strong>Name</strong>n von Völkern des südwestlichen Indiens.<br />
Außer diesen beiden Texten erwähnt aber Sāyaṇa<br />
auch noch eine Recension der Karṇātaka und eine andere,<br />
deren <strong>Name</strong>n er nicht angiebt. Endlich existirt dieses zehnte<br />
Buch*) auch noch als Atharvopaniṣad und auch hier<br />
wieder mit mannigfachen Veränderungen, so daß die Kritik<br />
sich hier ein überreiches Feld von Untersuchungen<br />
und Vermuthungen geöffnet sieht. Nun, daran fehlt es zwar<br />
allerdings überhaupt nicht in der indischen Literaturgeschichte,<br />
selten aber liegen die Facia so klar dar, wie hier, was wir<br />
Sāyaṇa's hier wirklich vortrefflichem Commentar zu danken<br />
haben.<br />
Sehen wir uns nach den anderen dem schwarzen Yajus<br />
zugehörigen Brāhmaṇa um, so finden wir zunächst unter<br />
den in den Sāmasūtra citirten Schulen zwei, welche wohl<br />
als dem schwarzen Y aj u s zugehörig zu betrachten sind, die<br />
Bhāllavin und die Śāṭyāyanin. Das Brāhmaṇam der<br />
Bhāllavin wird vom schol. zu Pāṇini, wohl dem Mahābhāṣya<br />
nach 98<br />
), als eins der alten Brāhmaṇa angeführt,<br />
*) eine theilweise Übersetzung desselben s. in den Ind. Stud. II, 78—100.<br />
[edirt ist es in der Gesammtausgabe des Taitt. Āraṇyaka, nebst Sāyaṇa's Commentar<br />
dazu (bis auf Buch VII—Ix, s. soeben), in der BibI. Indica (1864<br />
bis 1872) durch Rājendra Lāla Mitra; und zwar in dem von Sāyaṇa zu Grunde<br />
gelegten DrāviḍaText in 64 anuvāka, unter Beigabe der Varianten des Āndhra<br />
Textes, in 80 anuvaka. In Burnell’s Sammlung befindet sich auch ein Commentar<br />
des Bhaṭṭa Bhāskara Miśra zum Taitt Ar., ebenfalls, wie der zur Saṃ¬<br />
hitā, jñānayajña genannt, s. Burnell’s Catalogue p. 16. 17.]<br />
9<br />
*] dies ist zwar nicht so, denn zu dem betreffenden sūtra IV, 3, 105<br />
werden die Bhāllavin im M. Bhāṣya nicht erwähnt; wohl aber werden sie darin<br />
anderweitig genannt, zu IV, 2, 10 i (nach Kaiyaṭa geben sie auf einen Lehrer<br />
Bhallu zurück: Bhallunā proktara adhīyate); da im Anupada VI. 5 ein Bhālla¬<br />
veyo Matsyo rājaputraḥ citirt wird, so scheinen sie im Lande der Mats y a etwa<br />
speciell einheimisch gewesen zu sein, s. Ind. Stud. XIII, 441. 442. Noch zur
Die Schulen der Bhā11avin, Śāṭyāyanin, Śākāyanin u. a. 105<br />
wir finden es in der Bṛhaddevatā erwähnt, und auch Su¬<br />
reśvarācārya, wie selbst Sāyaṇa noch, citiren Stellen<br />
aus der Bhāllaviśruti. Eine der BhāllaviUpaniṣad<br />
angeblich entlehnte Stelle führt die Secte der Mādhava als<br />
einen Beweis für die Richtigkeit ihres (Dvaita) Glaubens<br />
an (As. Res. 16, 104). Daß die Bhālla vin dem schwarzen<br />
Yajus angehören, ist übrigens noch unsicher: ich schließe<br />
es vor der Hand nur daraus, daß Bhāllaveya <strong>Name</strong> eines<br />
Lehrers ist, der im Brāhmaṇa des weißen Yajus insbesondere<br />
getadelt und angefeindet wird. Für die Śāṭyāya¬<br />
nin, deren Brāhmaṇam vom schob zu Pāṇini ebenfalls<br />
zu den alten gerechnet wird 99<br />
) und sich besonders bei Sā¬<br />
yaṇa häufig citirt findet, ist es wohl sicher, daß sie dem<br />
schwarzen Yajus angehören, da dies im Caraṇavyūha,<br />
einer modernen Aufzählung der verschiedenen Vedaschulen,<br />
so angegeben ist, und überdem ein Lehrer Śāṭyāyani zweimal<br />
im Brāhmaṇa des weißen Yajus erwähnt wird: die<br />
besondere Berücksichtigung, die sie in den Sāmasūtra erfahren<br />
und die den Citaten nach auch sie selbst dem Sāman<br />
zuwenden, erklärt sich wohl durch die eigenthümliche, selbst<br />
freilich noch unerklärte Verbindung, in der wir auch sonst<br />
noch Schulen des schwarzen Yajus mit denen des Sāman<br />
finden 100<br />
): so werden die Kaṭha mit den SāmanSchulen der<br />
Kālāpa und Kauthuma und mit letzteren auch die Lau¬<br />
kākṣa zusammen genannt. Bei den Śākāyanin*),<br />
Sāyakāyanin, Kālabavin, Śālaūkāyanin 101<br />
), die wir,<br />
Zeit des Bhāṣikasūtra lag ihr Brāhrnaṇa-Text accentuirt, -und zwar in der Weise<br />
des Śatapatha accentuirt, vor, s. Kielhorn in den Ind. Stud, x, 421.<br />
o q<br />
] ebenfalls nicht nach dem MBhāṣya, welches die Śāṭyāyanin hieibei<br />
nicht erwähnt ; wohl aber führt theils hiebei Kaiyaṭa die von Śāṭyāyana etc.<br />
proelamirten Brāhmaṇa als gleichzeitig m1t den im Bhābhya genannten Yājña¬<br />
valkāni brāhmaṇāni und Saulabhāni br. auf (s. hiezu indeß Ind. Stud. V, 67.<br />
68), theils nennt das M. Bhāṣya selbst die Śāṭyāyaniu neben den Bliāllavin<br />
(zu IV, 2‚ 104); es scheint als ob dieselben nach dem Norden gehörten, s. Ind.<br />
Stud. xlH, 442.<br />
oo] g. hierüber Ind. Stud. In, 473. xln, 439.<br />
*) sie werden im zehnten Buche des Brālimaṇa des weißen Yajus erwähnt<br />
[s. auch Kāthaka 22, 7. Ind. Stud. In, 472]: ebenso auch Sāyakāyana.<br />
1 0 1<br />
] die Śālankāyana werden im Calc. Schob zu Pāṇ. V, 3, 114 (bhāṣye<br />
na vyākhyātam) als Brāhmaṇa zu den V ā h ī k a gerechnet. Vyāsa's Mutter Satya-
106 Die Śvetāśvataropaniṣad.<br />
wie jene, nur aus Citaten kennen, ist es ganz ungewiß, ob<br />
sie dem schwarzen Yajus augehören. Von den Chagalin,<br />
deren <strong>Name</strong>n eine ziemlich alterthümliche Upaniṣad in<br />
Anquetil’s Oupnekhat zu tragen scheint, berichtet der<br />
Caraṇavyūha 102<br />
), daß sie eine Schule des schw. Yajus<br />
bilden (nach Pāṇini IV, 3‚ 109 heißen sie Chāgaleyinaḥ):<br />
ebenso von den Śvetāśvatarās Den <strong>Name</strong>n der let¾teren<br />
trägt eine metrisch abgefaßte, ihrem Schlüsse nach von einem<br />
Śvetāśvatara herrührende, Upaniṣad, in welcher die<br />
Sāṃkhyalehre von den beiden Urprincipien mit der Yogalehre<br />
von dem Einen Herrn vermischt ist, wobei ein wunderbarer<br />
Mißbrauch von ganz ungehörigen Stellen aus der Sam¬<br />
hitā etc des Yajus gemacht wird, der einzige Anspruch,<br />
den sie eben darauf hat, diesem letzteren zugerechnet zu<br />
werden: Kapila, der Urheber des S āṃkhy a systems, erscheint<br />
in ihr zur göttlichen Würde selbst erhoben, und gehört<br />
sie offenbar einer sehr späten Zeit an, denn wenn auch<br />
mehrere Stellen daraus in dem Brahmasūtra des Bā¬<br />
darāyaṇa citirt werden, woraus denn ihre Priorität vor<br />
diesem wenigstens hervorzugehen scheint, so können dieselben<br />
ja doch eben so gut aus der gemeinschaftlichen Quelle, dem<br />
Yajus nämlich, entlehnt sein. Jedenfalls ist sie übrigens<br />
doch noch um ein gut Theil älter als Śaṃkara, da ja dieser<br />
sie als Śruti betrachtet und commentirt hat: sie ist mit<br />
diesem Commentar*) neuerdings herausgegeben voṇ Dr. Roer<br />
in der Bibliotheca Indica vol. VII, s. übrigens auch Ind.<br />
Stud. I, 420 fg. — Einen alterthümlicheren <strong>Name</strong>n wenigstens<br />
führt die MaitrāyaṇaUpaniṣad, die sich an das<br />
vorhin erwähnte Maitram (Brāhmaṇam) anschließen könnte :<br />
ihr Text indeß weist sie durch Sprache und Inhalt einer im<br />
vatī heißt Śālankáyanajā und Pāṇini selbst Śālanki, s. Ind. Stud. XIII, 375.<br />
395. 428. 429.<br />
1 0 2<br />
J dies ist dahin zu berichtigen, daß der Caraṇavyūha den <strong>Name</strong>n Chagalin,<br />
den nur Pāṇini uns überliefert, gar nicht nennt, sondern nur von Chā¬<br />
geyās oder Chāgaleyās spricht, s. Ind. Stud. In, 258, Müller A. S. L. p. 370.<br />
Über die „Tschakli" Upaniṣad Anquetil’s s, jetzt Ind. Stud. IX, 42—46.<br />
*) der sich durch eine große Zahl oft ziemlich langer Citate au3 den Pu¬<br />
rāṇa etc. auszeichnet. [Roer's Übersetzung erschien in der BibI. Ind. vol. XV.]
Die MaitrāyaṇaUpaniṣad: ihre späte Zeit. 107<br />
Verhältniß zu jenem jedenfalls sehr späten Zeit zu.<br />
Es liegen mir leider vor der Hand nur die vier ersten Pra¬<br />
pāṭhaka (und zwar in sehr incorrecter Gestalt) vor*), während<br />
die Upaniṣad in Anquetil’s Übersetzung aus 20<br />
Capp. besteht, doch genügen auch jene schon vollständig,<br />
um den Charakter des Werkes zu bestimmen. Der König<br />
Bṛhadratha, der von der Nichtigkeit der irdischen Dinge<br />
durchdrungen die Regierung niedergelegt, resp. seinem Sohne<br />
übertragen und sich der Betrachtung hingegeben hatte, wird<br />
darin von Śākāyanya (s. gaṇa Kuñja) über das Verhältniß<br />
des Ātman (Geistes) zur Welt belehrt, und zwar erzählt<br />
ihm derselbe das, was Maitreya über diesen Gegenstand<br />
gesagt hatte, der seinerseits wieder nur die Belehrung<br />
der Bālakhilya darüber durch Prajāpati selbst berichtete.<br />
Es stammt hiernach also die betreffende Lehre erst aus der<br />
dritten Hand her, und haben wir in dieser Tradition jedenfalls<br />
wohl eben das Bewußtsein des späten Ursprungs dieser<br />
ihrer Form zu erkennen, welcher letztere sich übrigens äußerlich<br />
auch noch dadurch kundgiebt, daß überaus häufig<br />
anderswoher entsprechende Stellen zur Bekräftigung angeführt<br />
werden (und zwar durch athā 'nyatrā 'py uktani, etad<br />
apy uktam, atre ’me ślokā bhavanti, atha yathe 'yaṃ<br />
Kautsāyanastutiḥ). Die Vorstellungen selbst stehen ganz<br />
auf der Stufe der entwickelten Sāṃkhyalehre**), und die<br />
*) ich habe dieselben erst ganz neuerdings durch die Güte des Herrn<br />
Baron von Eckstein in Paris abschriftlich erhalten, zugleich mit dem zehnten<br />
Adhyāya einer Anubhūtiprakāśa genannten metrischen Paraphrase der<br />
Upaniṣad, der sich in 150 Oloka eben über jene vier Prapāṭhaka erstreckt.<br />
Letzterer ibt copirt aus E. l. IL 693 und wird das betreffende Werk<br />
wohl identisch sein mit dem von Colebrooke mehrfach erwähnten des Vid¬<br />
yāraṇya? [So ist es, und zwar ist dies Stück jetzt nebst der ganzen Upaniṣad<br />
von Cowell in seiner Ausgabe der Maitr. Upaniṣad, in 7 prapnṭhaka,<br />
nebst dem Commentar des Rāmatìrtha und englischer Übersetzung, in der Bibl.<br />
Ind. (1862—70) publicirt worden; dem Commentar zufolge sind einestheils die<br />
beiden letzten Bücher als khila zu betrachten, theils gehört die ganze Upaniṣad<br />
zu einem aus vier Büchern bestehenden pūrvakāṇḍa rituellen Inhalts;<br />
damit ist denn wohl eben die von Bühler (s. Ind. Stud, xlll, 119 fg.) behandelte<br />
Maitrāyaṇisaṃhitā gemeint, in der die Upaniṣad als zweites (!) kāṇḍam<br />
aufgeführt wird, s. I.e. p. 121. Die Eckstein'sche Abschrift zeigt mannigfache<br />
Abweichungen von dem sonstigen Text, ihr Original ist leider noch nicht aufgefunden.]<br />
**) Brahman, Rudra und Viṣṇu repräsentiren den Sattva, den<br />
Tamas und den RajasTheil des Prajāpati.
108 Die Planeten etc. in der Maitrāyaṇ aUpan iṣad.<br />
Sprache ist von der BrāhmaṇaProsa theils durch überaus<br />
lange Composita theils durch derselben gänzlich fremde und<br />
erst der epischen Periode angehörige Wörter (wie sura,<br />
yakṣa, uraga, bhūtagaṇa etc.) vollständig getrennt<br />
Auch die Erwähnung der graha, Planeten, und des Verrücken»<br />
des Polarsterns (dhruvasya pracalanam)<br />
bedingt eine dem Brāhmaṇa bedeutend posteriore Zeit 103<br />
):<br />
in Anquetil’s Übersetzung werden sogar auch die Zodia¬<br />
kalbilder genannt, der mir vorliegende Text reicht leider nicht<br />
so weit 104<br />
). Wenn sich unter den im Eingange aufgezählten<br />
Fürsten, die trotz aller Hoheit doch den Untergang gefunden<br />
haben, kein einziger von den der engeren Sage des Mahā¬<br />
bhārata oder Rāmāyaṇa angehörigen <strong>Name</strong>n vorfindet, so<br />
hat dies seinen Grund wohl einfach darin, daß Bṛhadra¬<br />
tha eben als ein Vorgänger der Pāṇḍu gilt, insofern wir<br />
ihn wohl jedenfalls mit dem Bṛhadratha, König von Ma¬<br />
gadha, zu identificiren haben, der dem MahāBhārata<br />
nach (II, 756) seinem später von denselben getödteten Sohne<br />
Jarāsaṃdha die Herrschaft übergab und sich in den Büßerwald<br />
zurückzog. Die sich hiernach ergebende Belehrung eines<br />
Magadhakönigs nun durch einen Śākāyanya kann ich<br />
nicht umhin mit dem Umstande in Verbindung zu bringen,<br />
daß in Magadha gerade die Lehre des Śākyamuni, der<br />
Buddhismus, Eingang gefunden hat: ja, ich möchte eben direct<br />
vermuthen, daß uns hier eine brāhmanische Legende von<br />
diesem letzteren vorliegt, während uns sonst dergl. nur von<br />
1 0 3<br />
] nach Cowell (p. 244) sind übrigens unter den graha hier einmal<br />
wenigstens (I, 4) nicht die Planeten, sondern die bālagraha, Kinderkrankheiten,<br />
zu verstehen; the dhruvasya pracalanam probably only refers to a pralaya;<br />
then even the neverranging polar star is forced to move. An einer zweiten<br />
Stelle VI, 16 (p. 124) stehen indessen die graha neben dem Mond und den<br />
ṛkṣa. Höchst eigenthümlich ist auch die Angabe über die Sterngrenzen der<br />
beiden Sonnengänge (VI, 4 Cowell p. 119. 266); s. darüber Ind. Studien<br />
Ix, 363.<br />
1 0 4<br />
] der Text hat nichts hievon (VII, 1 p. 198); wohl aber wird hier der<br />
Saturn, śani, speciell erwähnt (p. 201), und man könnte allenfalls auch bei<br />
śukra pag. 200 an die Venus denken. Dieser ganze letzte Adhyāya zeigt übrigens<br />
seine ganz secundäre Entstehung sehr deutlich ; von Interesse darin ist besonders<br />
die scharfe Polemik gegen Ketzer und Ungläubige (p. 206).
Ihre etwaige Beziehung zu Buddha. 109<br />
Anhängern der buddhistischen Lehre überliefert sind. Maitreya<br />
ist bekanntlich bei den Buddhisten der <strong>Name</strong> des zukünftigen<br />
Buddha, doch wird er in ihren Sagen auch schon<br />
vielfach direct mit ihrem Śākyamuni in Verbindung gebracht,<br />
so wie dem letztern auch eiu Pūrṇa Maitrāyaṇī¬<br />
putra zum Schüler gegeben wird. Die Lehre der Upaniṣad<br />
steht in der That, so weit sie vorliegt, in enger Verbindung<br />
mit den buddhistischen Anschauungen 105<br />
), obschon<br />
sie natürlich, weil eben brāhmaṇischen Ursprunges, völlig frei<br />
ist von der den Buddhisten eigenthümlichen Dogmatik oder<br />
Mythologie: besonders zu beachten ist dabei auch die Verachtung<br />
der Schrift (grantha) in einem der zur weiteren<br />
Bekräftigung angeführten Śloka*),<br />
Es werden übrigens weder die Chagalin, noch die<br />
Śvetāśvatara, noch die Maitrāyaṇīya in den Sūtra<br />
der andern Veda oder dergl. Werken als Schulen des schw.<br />
Yajus genannt: den letzteren ist indeß jedenfalls eine große<br />
Tbätigkeit für denselben zuzuschreiben, und die <strong>Name</strong>n Mai¬<br />
treya und Maitreyī wenigstens finden sich in den Brahman<br />
a nicht selten angeführt.<br />
Auch bei den Sūtra, die dem schwarzen Yajus zugehören,<br />
ist die große Zahl verschiedener Schulen sehr auffallend:<br />
wenn wir die meisten derselben ebenfalls auch nur<br />
aus Citaten kennen, so ist hier doch gegründete Aussicht vorhanden,<br />
theils daß die ungemein reiche Sammlung des East<br />
India House, die ich nur höchst oberflächlich kenne, auch<br />
hiervon noch manchen Schatz enthalten wird, theils daß in<br />
Indien selbst sich noch viele derselben auffinden werden: die<br />
l 0 5<br />
] Bāṇa's Harṣacaritram berichtet von einem zum Buddhismus übergetretenen<br />
Maitrāvaṇīya Divākara, und Bhāu Dāji fügt hinzu, Journal Bombay<br />
Branch R. A. S. X, 40, daß noch jetzt Maitr. Brāhmaṇas bei Bhaḍgāon am Fuß<br />
des Vindhya leben, mit denen andere Brāhmaṇa nicht zusammen essen; the<br />
reason may have been the early Buddhist tendencies of many of them.<br />
*) der sich übrigens nebst einigen andern derselben ganz identisch in der<br />
Amṛtavindu (resp. Brahmavindu)Upaniṣad wiederfindet. [Mag es<br />
auch immerhin sehr zweifelhaft sein, ob das wort grantha wirklich von vorn<br />
herein nnd in älterer Zeit von schriftlichen Texten zu verstehen ist (vgl.<br />
Ind. Stud. XIII, 476), in diesem Verse hier wird schwerlich eine andere Auffassung<br />
möglich sein, s. unten p. 159],
HO Die Śrautasūtra des schwarzen Yajus.<br />
hiesige Sammlung enthält gar nichts dergl. Was zunächst die<br />
Śrautasūtra betrifft, so sind mir das Kaṭhasūtram*),<br />
das Manusūtram, das Maitrasūtram und das Laugā¬<br />
kṣisūtram nur aus den Commentaren zum Kātīyasūtra<br />
des weißen Yajus bekannt: das zweite derselben befindet<br />
sich indeß dem Cataloge nach in der Sammlung des Fort<br />
William 100<br />
), das letzte, dessen Verfasser im Kaṭhasūtra<br />
wie im Kātīyasūtra citirt wird, wie es scheint, in Wien.<br />
Mahādeva, ein Commentator des Kalpasūtra des Sa¬<br />
tyāṣāḍha Hiraṇyakeśi, läßt in seiner Einleitung dazu,<br />
wo er die Reihenfolge der Taittirīyasūtra aufzählt, jene<br />
vier ganz weg, und nennt an der Spitze der letzteren das<br />
Sūtram des Baudhāyana als das älteste, dann das des<br />
Bhāradvāja, darauf das das des Āpastamba, danach das<br />
des Hiraṇyakeśi selbst und endlich zwei sonst in dieser<br />
Beziehung nicht genannte <strong>Name</strong>n, deren erster zudem vielleicht<br />
verderbt ist, Vādhūna und Vaikhanasa. Von diesen<br />
<strong>Name</strong>n ist nun Bhāradvāja der einzige, der sich in vedischen<br />
Werken vorfindet, im Brāhmaṇa nämlich des weißen<br />
Yajus, insbesondere in den Nachträgen zum VṛhadĀraṇ¬<br />
yaka (wo mehrere Personen dieses <strong>Name</strong>ns genannt<br />
sind), im Kātīyasūtra desselben, im Prātiśākhyasūtra<br />
des schw. Yajus, und bei Pāṇini: wenn auch der <strong>Name</strong><br />
ein Patronymicum ist, so ist es doch möglich, daß diese letzteren<br />
Citate sich auf dieselbe Person beziehen, danach wäre<br />
er zugleich als der Stifter einer grammatischen Schule, der<br />
Bhāradvājīyās, anzusehen: von seinem Sūtra ist mir<br />
*) darin wird, den Angaben nach, Laugākṣi und das Lāmakāyni¬<br />
nām Brāhmaṇam citirt.<br />
10f,<br />
] s. hierüber, so wie über Inhalt und Eintheilung des Werkes, das von<br />
mir nach Cowell's Mittheilungen in den Ind. Stud. V, 13—16 Bemerkte;<br />
Haug in den Ind. Stud. Ix, 175. Auch in Bühler's Catalogue of Msc. from<br />
Gujarat l, 188 (1871) wird ein Mānavam śrautasūtram, mit 322 folk, aufgeführt.<br />
Die von Goldstücker u. d. Titel: „Manava kalpasūtra, being a portion<br />
ot this ancient work on Vedic rites together with the commentary of Kumā¬<br />
rilasvāmin" facsimilirt herausgegebene Handschrift (1861) giebt vom Text<br />
nur sehr wenig, da der Comm. stets nur die Anfangsworte der Stellen, die er<br />
behandelt, anführt; ob die Worte am Schluß: Kumārelabhāṣyaṃ samāptaṃ<br />
wirklich besagen, daß der Comm. von Kumārilasvāmin stamme, ist wohl auch<br />
noch nicht ganz sicher.
Die Śrautasūtra des schwarzen Yajus. Ill<br />
noch nichts zu Gesicht gekommen, und kenne ich es nur aus<br />
Citaten: nach einer Angabe bei dem eben erwähnten Mahādeva<br />
behandelt es das Manenopfer in zwei Praśna, theilt<br />
also mit den übrigen Sūtra diese dem schwarzen Yajus<br />
eigenthümliche Benennung der Abschnitte 107<br />
). Das Sūtram<br />
des Āpastamba*) findet sich im East India House vor, zum<br />
Theil auch in Paris: es werden dazu Commentare von Dhūr¬<br />
tasvāmin und von Tālavṛntanivāsin erwähnt 108<br />
), sowie<br />
zu dem des Baudhāyana ein Commentar des Kapardi¬<br />
svāmin 109<br />
). Das Werk des Satyāṣāḍha umfaßt, der<br />
Angabe des Mahādeva nach 1<br />
' 0<br />
), siebenundzwanzig Praśna,<br />
deren Inhalt ziemlich genau mit der auch im Kātīyasūtra<br />
befolgten Reihenfolge übereinstimmt; nur die letzten neun<br />
machen davon eine Ausnahme und sind ihm ganz eigenthüm-<br />
1 0 7<br />
] das Bhāradvājīyasūtrarn ist jetzt von Bühler aufgefunden, s. dessen<br />
Catalogue of Mss. from Guj. I, 186 (212 foll); auch das vaikhānasasūtra<br />
findet sich daselbst aufgeführt f. 190 (292 foil); s. auch Haug in den Ind.<br />
Stud. IX, 175.<br />
*) den Citaten nach wird darin häufig das Vājasaneyakam, Bahvṛ¬<br />
cabrāhmaṇam, Śāṭyāyanakam erwähnt.<br />
1 tì8<br />
] über das Āpastambaśrautasūtram und die dazu gehörigen Commentare:<br />
Dhūrtasv., Kapardisvāmin, Rudradatta, Gurudevasvāmin, Karavindasvāmin, Tālav.,<br />
Ahobalasūri (Aḍabīla bei Bühler am a.O. p. 150, der auch noch einen Nṛsiṃha erwähnt<br />
p. 152) u. Andere s. Burnell in seinem Catalogue p. 18—24 und im Indian<br />
Antiquary I, 5. 6. Danach besteht das Werk aus 30 praśna; die ersten 23 derselben<br />
behandeln das opferritual in wesentlich derselben Reihenfolge, darśapūr¬<br />
ṇamāsau bis sattrāyaṇara, die auch bei Hiraṇyakeśi vorliegt, dessen sutram überhaupt<br />
nahezu identisch mit dem des Āpastamba ist, s. Bühler's Vorwort zum .<br />
Āp. dharmasūtra p. 6; praśna 24 enthält die allgemeinen Regeln, paribhāṣās,<br />
edirt von M. Müller in Z. D. M. Ges. IX (1855), einen pravarakhaṇḍa und ein<br />
hautrakam; praśna 25—27 enthalten das grihyasūtram, praśna 28. 29 das von<br />
Bühler (1868) herausgegebene dharmasūtram, und praśna 30 das śulvasūtram<br />
(śulva, Meßschnur).<br />
1 0 9<br />
] über das Baudhāyana sūtram s. ebenfalls Burne11 in seinem Catalogue<br />
p. 24 — 30. Bhavasvāmin, der es u. A. auch commentirt hat, wird schon von<br />
Bhatṭa Bhāskara erwähnt, und daher von Burnell (p. 26) in das achte Jahrh.<br />
gesetzt. Nach Kielhorn Cat of S. Mes. in the south div. of the Bombay pres.<br />
p. 8 existirt dazu auch ein Comm. von Sāyaṇa, für den es ja das eigentliche<br />
Textbuch der YajusSchule, zu der er gehörte, bildete, s. Burnell Vaṃśabrāh¬<br />
maṇa p. IX. XIX. In Bühler's Catalogue of Mss. from Gujarat I, 182. 184<br />
werden noch Anantadeva, Navahasta und Śeṣa als Scholiasten genannt. Der<br />
Gesammtumfang des Werkes steht noch nicht fest; das Baudhāyana d h arm asūtrarn,<br />
das nach Bühler Digest of Hindu Law I, p. XXI (1867), wie bei Apastamba<br />
und Hiraṇyakeśi, einen Theil des śrautasūtra bildet, ist von Govindasvāmin<br />
commentirt worden, s. Burnell p. 35.<br />
1 l ü<br />
] auch Mātṛdatta und Vāñceśvara (?) werden als Commentatoren genannt,<br />
s. Kielhorn a. a. o. p. 10.
112 Die Gṛhyasūtra des schwarzen Yajus.<br />
lieh: der 19. und 20. Praśna beziehen sich auf häusliche Ceremonieen,<br />
die sonst ihren Platz in den Gṛhya und<br />
SmārtaSūtra finden: der 21. enthält genealogische Angaben<br />
und Listen, wie dies auch in einem Praśna des Bau¬<br />
dhāyanasūtra geschieht*).<br />
Noch spärlicher sind die Nachrichten über die Gṛhya¬<br />
sūtra des schwarzen Yajus: blos aus Citaten bekannt sind<br />
mir das Kāṭhakam Gṛhyasūtram, das des Baudhāyana<br />
(vorhanden in der Sammlung des Fort William), Bhāradvāja,<br />
und Satyāṣāḍha, resp. Hiraṇyakeśi, wenn hier<br />
nicht gar blos die betreffenden Praśna des Kalpasūtra<br />
gemeint sind 111<br />
), und allein von dem Gṛhyasūtra der<br />
MaitrāyaṇīyaSchule habe ich eine Paddhati<br />
selbst durchgesehen, welche den gewöhnlichen Gegenstand<br />
(die 16 Saṃskāra, Sacramente) behandelt Auch von der<br />
ManavaSchule wird ein Gṛhyasūtram existirt haben 11<br />
'),<br />
was ich aus der Existenz des diesen <strong>Name</strong>n tragenden Gesetzbuches<br />
schließe 113<br />
), ebenso wie wohl auch die dem Atri,<br />
Āpastamba, Chāgaleya, Baudhāyana, Laugākṣi,<br />
Śāṭyāyana zugeschriebenen Gesetzbücher auf die gleichnamigen<br />
Schulen des schwarzen Yajus, resp. deren Gṛ¬<br />
hyasūtra zurückzuführen sind 114<br />
).<br />
Ich habe endlich als ein Sūtram des schwarzen Yajus<br />
*) bei Āśvalāyana finden wir dergl. auch am Schluß, aber nur kurz,<br />
und für das Kātīyasūtram tritt ein Pariśiṣṭam ein. [Der 26. und 27.<br />
praśna behandeln bei Hiraṇyakeśi die d harm as, so daß also auch hier wie<br />
bei Āpast. und Baudh. das dharmasūtram einen Theil des śrautasūtra bildet.]<br />
l11<br />
] dies ist in der That wohl so. Über Āpastamba- und Bhāradvaja¬<br />
gṛhya s. Burnell Catalogue p. 30—33. Die auf das Geburtsritüal bezüglichen<br />
Abschnitte zweier „prayoga" beider Texte bat Speijer edirt in seiner Schrift de<br />
ceremonia apud Indos quae vocatur jātakarma (Leyden 1872).<br />
‚ 1 2<br />
] dasselbe ist factisch vorhanden, s. Bühler Catalogue I, 188 (80 foil.)<br />
und Kielhorn ara a. 0. p. 10 (Fragment).<br />
l 1 3<br />
] Johäntgen in seiner dankenswerthen Schrift über das Gesetzbuch des<br />
Manu (1863) hat p. 109 fg. aus den geographischen Angaben bei Manu II, 17<br />
fg. das Gebiet zwischen Dṛṣadvatī und Sarasvatī als den eigentlichen Sitz der<br />
Mānavās bezeichnet. Das ist wohl etwas zu strict. Jedenfalls aber weisen uns<br />
die Angaben über den Umfang des Madhyadeśa, welche in dem Pratijñāpari¬<br />
śiṣṭa des weißen Yajus sich finden, für diesen letzteren mehr nach Osten, s.<br />
meine Abh. über das pratijñāsūtra (1872) p. 101. 105.<br />
114<br />
3 s. Johäntgen am a. 0. p. 108. 109.
Das Prātiśākhyasutram u. d. Anukramaṇī des schw. Yajus. 113<br />
noch dessen Prātiśākhyasūtram zu nennen. Die einzige<br />
Handschrift, die ich davon kenne, beginnt leider erst im vierten<br />
Abschnitt des ersten der beiden Praśna. Es ist dies<br />
Werk besonders bedeutsam durch die vielen höchst eigen¬<br />
thümlichen <strong>Name</strong>n von Lehrern, die es aufführt*): so Āṭreya,<br />
Kauṇḍinya (einmal mit dem Titel Sthavira), Bhārad¬<br />
vāja, die wir schon kennen, sodann Vālmīki, ein <strong>Name</strong>,<br />
der in dieser Verbindung ganz besonders überrascht, ferner<br />
Āgniveśya, Āgniveśyāyana, Pauṣkarasādi u. a.<br />
Letztere beide <strong>Name</strong>n, so wie der des Kauṇḍinya**) werden<br />
in buddhistischen Schriften als <strong>Name</strong>n von Zeitgenossen resp.<br />
Schülern Buddha's genannt, und Pauṣkarasādi wird<br />
auch von Kātyāyana dem Verfasser der Varttika zu Pā¬<br />
ṇini in diesen citirt. Zu bemerken ist ferner die hier zuerst<br />
geschende Erwähnung der <strong>Name</strong>n Mīmāṃsakās und Tait¬<br />
tirīyakās, so wie die am Schluß sich findende Gegenüberstellung<br />
von Chandas und Bhāṣā, d.i. vedischer und gewöhnlicher<br />
Sprache 115<br />
). Es erstreckt sich das Werk, wie es<br />
scheint, auch auf einen Theil des Āranyaka des schw.<br />
Yajus, ob auf das Ganze? ist noch nicht auszumachen und<br />
schwerlich anzunehmen 116<br />
).<br />
Zum Schlüsse habe ich noch die schon früher erwähnten<br />
beiden Anukramaṇī aufzuführen, die eine zur Ātreya<br />
Schule, die andere zu der CārāyaṇīyaSchule des Kāṭha¬<br />
ka gehörig. Die erstere 117<br />
) beschäftigt sich fast nur<br />
*) es sind ihrer zwanzig, s. Roth zur Lit. und Gesch. p. 65. 66.<br />
**) s. Ind. Stud. T, 441 not. [XIII, 387 fg. 418].<br />
1 1 5<br />
] an der betreffenden Stelle (xxIV, 5) ist „chandobhāṣā" vielmehr „the<br />
Veda language" selbst (Whitney p. 417).<br />
1 1 6<br />
] wir haben jetzt durch Whitney im Journal Am. Or. Soc. vol. Ix<br />
(1871) eine vortreffliche Ausgabe des Werkes iri Text, Übersetzung und Noten,<br />
nebst dem Tribhāṣyaratna genannten Commentar eines Ungenannten (oder sollte<br />
er doch Kārttikeya heißen ?), der aus den drei älteren Commentaren von Ātreya,<br />
Māhiṣeya und Vararuci zusammengestellt ist. — Eine Beziehung auf das Taitt.<br />
Āraṇy. oder Taitt. Brāhm. findet im Text nicht statt, vielmehr beschränkt sich<br />
derselbe ausschließlich auf die Taitt. S. ; im Commentar indeß wird allerdings<br />
an einigen wenigen Stellen auch über Ts. hinausgegangen, s. die specielle Darstellung<br />
der hergehörigen Punkte bei Whitney p. 4'22—426. S. übrigens auch<br />
Ind. Stud. IV, 76 — 79.<br />
11<br />
7] s. Ind. Stud. IH, 373—401. XII, 350—7 und die ähnlichen Angaben
114 Anukramaṇī des schwarzen Yajus. Der <strong>Name</strong>: weißer Yajus.<br />
mit dem Inhalt der einzelnen Abschnitte, denselben ihrer<br />
Reihenfolge nach angebend, und zwar besteht sie aus zwei<br />
Theilen: der erste Theil, in Prosa, ist eine reine Nomenclature<br />
der zweite Theil, in 34 Śloka, ist nicht viel mehr, hat in¬<br />
deß daneben auch noch einige Angaben über die Überliefe¬<br />
rung des Textes: daran schließt sich dann ein Commentar<br />
zu beiden Theilen, welcher die einzelnen Abschnitte mit ihren<br />
Anfangsworten und ihrem Umfange namhaft macht. Die Anu¬<br />
kramaṇī des Kāṭhaka läßt sich nur wenig auf den<br />
Inhalt ein, ist vielmehr alleinig auf die Angaben der Ṛṣi<br />
der einzelnen Abschnitte sowohl als der einzelnen Verse gerichtet,<br />
wobei sie in den dem Ṛk entlehnten Stücken mit<br />
den betreffenden Angaben, die sich bei diesem finden, häufig<br />
in bedeutendem Widerspruche steht, insbesondere eine Menge<br />
ganz neuer <strong>Name</strong>n aufführt. Dem Schlüsse nach rührt sie<br />
von Atri her, der sie dem Laugākṣi mittheilte.<br />
Wenden wir uns nunmehr zum weißen Yajus.<br />
Was zunächst diesen <strong>Name</strong>n selbst betrifft, so habe ich<br />
schon bemerkt, wie er sich wohl darauf bezieht, daß hier die<br />
Opfersprüche von ihrer liturgischen Begründung und dogma¬<br />
tischen Erklärung geschieden sind und daß wir hier eine systematisch<br />
geordnete Vertheilung des im schwarzen Yajus<br />
bunt mit einander vermischten Materials vor uns haben : so<br />
erklärt auch der Commentator Dviveda Ganga den Ausdruck<br />
śuklāni yajūṃṣi, an der einzigen Stelle, wo er sich<br />
bis jetzt in diesem Sinne vorfindet, in dem letzten Nachtrage<br />
nämlich, der dem VṛhadĀraṇyaka des weißen Yajus<br />
zugefügt worden ist: ich sage an der einzigen Stelle, denn<br />
wenn er sich auch, und zwar in der Form śukrayajūṃṣi,<br />
einmal im Āraṇyaka des schwarzen Yajus (5, 10) vorfindet,<br />
so hat er doch daselbst schwerlich diese allgemeine<br />
Bedeutung, sondern bezeichnet dort wohl im Gegentheil das<br />
vierte und fünfte Buch dieses Āraṇyaka selbst: dieselben<br />
führen nämlich in der Anukramaṇī der ĀtreyaSchule<br />
aus Bhaṭṭa Bhāskara Miśra bei Burnell Catalogue p. 14. Dabei erscheint der<br />
Atreyi-Text in specieller Beziehung zu einem Sārasvata pāṭha.
Der <strong>Name</strong>: Vājasaneya. 115<br />
den <strong>Name</strong>n śukriyakāṇḍa, weil sie sich auf Entsühnungs¬<br />
ceremonieen beziehen, und gehört dieser <strong>Name</strong> śu¬<br />
kriya (entsühnend [, eig. wohl hellend?]) auch den entsprechenden<br />
Theilen der Saṃhitā des weißen Yajus an, wie ferner<br />
sogar auch den Sāman, welche dabei verwendet werden.<br />
Ein zweiter <strong>Name</strong> des weißen Yajus geht zurück auf<br />
den Beinamen Vājasaneya, welcher dem Yājñavalkya,<br />
dem als Urheber desselben geltenden Lehrer, in eben jenem<br />
letzten Nachtrage zum VṛhadĀraṇyaka gegeben wird.<br />
Mahīdhara im Beginn seines Commentars zur Saṃhitā<br />
des weißen Yajus erklärt Vājasaneya als Patronymicum,<br />
Sohn des Vājasani: sei dies richtig, oder sei das Wort vā¬<br />
jasani als appellativum zu fassen, jedenfalls bedeutet es den<br />
„Nahrungsspender"*) und bezieht sich auf den Hauptzweck,<br />
der allem Opferceremoniell zu Grunde liegt, auf die Erlangung<br />
der nöthigen Nahrung von den durch die Opfer gnädig<br />
zu stimmenden Göttern: eben darauf geht auch der <strong>Name</strong><br />
vājin zurück ,‚Nahrunghabend", mit welchem die Theologen<br />
des weißen Yajus hie und da bezeichnet werden 116<br />
). Von<br />
Vājasaneya nun sind zwei Wortformen abgeleitet, unter<br />
welchen sich Saṃhitā und Brāhmaṇam des weißen Yajus<br />
citirt finden, Vājasaneyakam nämlich, so zuerst in dem<br />
Taittirīyasūtra des Āpastamba und im Kātīyasūtra<br />
des weißen Yajus selbst, und Vājasaneyinas**), die jene<br />
Beiden Studirenden, so zuerst in dem Anupadasūtra des<br />
Sāmaveda.<br />
Es tritt uns nun hier im weißen Yajus der sonst nicht<br />
vorkommende Fall entgegen, daß Saṃhitā und Brāhmaṇam<br />
*) MBh. XH, 1507 ist es Beiname des Kṛṣṇa. [Auch hier wird es<br />
wie oben erklärt; für den Ṛk dagegen ist, dem Petersburger Wörterbuch zufolge,<br />
vielmehr die Bedeutung : Muth, Kraft verschaffend, siegreich, Beute, Preis<br />
gewinnend ansusetzen; die Erklärung des Wortes vāja durch Speise (annam) ist<br />
überhaupt wohl nur eine scholastische.]<br />
1 1 8<br />
] nach einer anderen Auffassung geschieht dies deshalb, weil die Sonne<br />
als Roß dem Yājñavalkya die ayātayāmasamjñani yajūṃṣi offenbarte, s. viṣṇu<br />
Pur. III, 5, 28; „rasch, muthig, Roß" sind die Grundbedeutungen des Wortes.<br />
**) kommt im Gaṇa Śaunaka vor. [Das vājasaneyakam wird auch bei<br />
Lāṭyāyana citirt.]<br />
8*
116 Die beiden Schulen der Kāṇva und Mādhyaṃdina.<br />
desselben in zwei verschiedenen Recensionen vollständig erhalten<br />
sind, und gewinnen wir dadurch einen Maaßstab für<br />
das gegenseitige Verhältniß solcher Schulen überhaupt. Es<br />
stimmen diese beiden Recensionen in Bezug auf den Inhalt<br />
fast völlig mit einander überein, desgl. auch in Bezug auf die<br />
Anordnung desselben, worin sich indeß doch mannigfache,<br />
obschon leichte, Verschiedenheiten vorfinden : der Hauptunter¬<br />
schied besteht theils in wirklichen Varianten bei den Opfer¬<br />
sprüchen, wie im Brāhmaṇa, theils in orthographischen resp.<br />
in orthoepischen Eigenthümlichkeiten. Die eine dieser Recensionen<br />
trägt den <strong>Name</strong>n der Kāṇva, die andere den der<br />
Mādhyaṃdina, <strong>Name</strong>n, welche übrigens in den Sūtra oder<br />
dergl. Schriften sich noch nicht vorfinden: nur das Prāti¬<br />
śākhyasūtram des weißen Yajus selbst macht davon eine<br />
Ausnahme und erwähnt einen Kāṇva, so wie die Mādh¬<br />
yaṃdinās: auch in dem Nachtrage zum Vṛha dĀraṇyaka‚<br />
in den Lehrerlisten, wird wenigstens ein Kāṇvīputra (VI,<br />
5, 1) und ein Mādhyaṃdināyana (IV, 6, 2) erwähnt,<br />
obwohl nur in der einen (der Kāṇva) Recension, nicht in<br />
der andern, und zwar der erstere unter den jüngsten, der andere<br />
unter den jüngeren Gliedern der betreffenden Listen. Es<br />
fragt sich nun, ob beide Recensionen als gleichzeitig oder<br />
vielleicht die eine als die ältere anzusehen ist. Man könnte<br />
letzteres annehmen und zwar die Kānvaschule für die ältere<br />
erklären: theils nämlich ist Kāṇva der <strong>Name</strong> einer der alten<br />
Sängerfamilien des Ṛgveda — und mit dem Ṛgveda<br />
stimmt auch die Beiden eigenthümliche Bezeichnung des ce¬<br />
rebralen ḍ durch l —, theils scheint sich die übrige Literatur<br />
des weißen Yajus mehr an die Schule der Mādhyaṃdina<br />
anzuschließen: wie dem auch sei 119<br />
), keinesfalls dürfen wir<br />
1 1 9<br />
] in Pataṃjali's Mahābhāṣya werden die Mādhyaṃdina nicht genannt,<br />
wohl aber die Kāṇvāḥ, das Kāṇvakam, ein gelber (piṅgala) Kāṇva und ein<br />
Kāṇvyāyana, so wie deren Schüler, s. Ind. Stud. xíH, 417. 444. Die Schule<br />
der Kaṇvās Sauśravasās wird schon im Kāṭhaka genannt, s. dazu Ind. Stud.<br />
IH, 475, und auch im Āpastambadharmasūtra wird auf einen Lehrer Kaṇva,<br />
resp. Kāṇva, einige Male Bezug genominen. Kaṇva und Kāṇva erscheinen sodann<br />
auch im pravara Abschnitt bei Āśvalāyana, so wie bei Panini selbst<br />
(IV, 2‚ 111) etc. * -
Etwaige Identität der Mādhyaṃdina mit den MaSiavSivoi 117<br />
etwa einen langen Zwischenraum zwischen beiden Recensionen<br />
annehmen, dafür sind sie sich zu gleich, und thnn wir vielleicht<br />
überhaupt besser, ihren Unterschied als einen geographischen<br />
zu betrachten, wie sich die orthoepischen Verschiedenheiten<br />
im Allgemeinen am Besten aus geographischen<br />
Gründen erklären lassen. Was nun aber die Zeit selbst anbetrifft,<br />
welcher wir diese Recensionen zuzuschreiben haben,<br />
so habe ich schon früher in der allgemeinen Übersicht (p. 11)<br />
bemerkt, daß wir hier vielleicht einmal, was auf diesem Gebiete<br />
so selten ist, einen historischen Boden gewinnen können.<br />
Arrian nämlich erwähnt nach Megasthenes ein Volk der<br />
Maötav§ivoi, durch deren Land der Fluß Andhomatī<br />
ströme, und habe ich die Vermuthung gewagt, daß wir unter<br />
ihnen die M ā d h y a ṃ d i n a zu verstehen haben 120<br />
),<br />
von denen die eine dieser Schulen benannt ist, daß demnach<br />
diese letztere entweder damals schon bestand, oder sich gleichzeitig,<br />
resp. etwa bald darauf bildete*). Sicher ist die Sache<br />
freilich nicht, denn mādhyaṃdina „südlich" kann überhaupt<br />
jedes südliche Volk oder jede südliche Schule bezeichnen,<br />
wie wir denn in der That auch mādhyaṃdina Kauthu¬<br />
mās „südliche Kauthuma" erwähnt finden**). Es paßt aber<br />
im Allgemeinen jene Zeit so völlig hierher, daß jene Vermuthung<br />
wenigstens nicht von der Hand zu weisen ist. Streng<br />
, 2 0<br />
] das Land der MadiavSivai fällt gerade mitten in den „madhyadeca"<br />
hinein, dessen Grenzen uns im Pratijñāpariśiṣṭa angegeben werden, s. meine<br />
Abh. über das Pratijñāsūtra p. 101 —105.<br />
*) ob wir dann annehmen dürften, daß alle die jetzt in der Mādhyaṃ¬<br />
dinaSchule enthaltenen Stücke bereits ihren Platz in (Teser Redaction fanden,<br />
ist eine Frage für sich. [Eine interessante Bemerkung Müller's Hist. A. S. L.<br />
p. 453 weist darauf hin, daß das Gopathabrāhmaṇam, wo es (I, 29) die Anfangs¬<br />
wörter der einzelnen veda aufführt, für den Yajurveda den Anfang der vājas.<br />
S., nicht den von Ts. (oder Kāṭh.) citirt.]<br />
**) [vināyaka bezeichnet sein Kaubhītakibrāhmaṇabhāṣyam als: mādhyaṃ¬<br />
dina Kauthumānugam; sollten hier nicht aber etwa doch vielmehr die beiden<br />
Schulen dieses <strong>Name</strong>ns (Mādhy. und Kauth.) gemeint sein? Es erscheinen<br />
dieselben nämlich ganz ebenso neben einander in einer von Hall publicirten Inschrift<br />
s. Journal Am. or. S. vl, 539.] In der Kāśikā (zu Pān. VU, 1, 94)<br />
wird ein Grammatiker Mādhyaṃdini als Schüler des Vyāghrapād (Vyāghra¬<br />
padāṃ variṣṭhaḥ) genannt, s. Böhtlingk Pāṇini Einleitung p. L: wobei zu<br />
bemerken ist, daß im Brāhmaṇa zwei Vaiyāghrap adya und ein Vaiyā¬<br />
ghrapadīputra erwähnt werden.
118<br />
Eintheilung der VājasaneyiSaṃhitā.<br />
davon zu scheiden ist natürlich die Frage über die Ent¬<br />
stehungszeit des weißen Yajus, die wir vielmehr nur nach<br />
den darin selbst enthaltenen Daten losen dürfen: und zwar<br />
sind wir nun hierbei insbesondere auch noch darauf angewiesen,<br />
die einzelnen Theile desselben aus einander zu halten,<br />
die in seiner vorliegenden Gestalt mit einander zu einem<br />
Ganzen verbunden sind: wir haben hier glücklicher Weise<br />
noch Data genug um die Priorität oder Posteriorität der einzelnen<br />
Stücke erkennen zu können.<br />
Was zunächst die Saṃhitā des weißen Yajus, die<br />
VājasaneyiSaṃhitā betrifft, so liegt sie uns in beiden<br />
Recensionen in 40 Adhyāya vor, die in der Mādhyaṃ¬<br />
dinaSchule zusammen in 303 Anuvāka und 1975 Kaṇ¬<br />
ḍikā zerfallen. Die ersten fünfundzwanzig Adhyāya enthalten<br />
die Sprüche für das allgemeine Opferceremoniell ,21<br />
),<br />
zunächst (I. II) für das Neumonds und Vollmondsopfer, dann<br />
(III) für das Feueropfer Früh und Abend, so wie für die<br />
alle vier Monat (am Beginn der drei Jahreszeiten) zu bringenden<br />
Opfer, darauf (IV—VIII) für das Somaopfer im Allgemeinen<br />
und (IX. X) für zwei Modificationen desselben,<br />
danach (XI—XVIII) für die Anlegung der heiligen Feueraltäre,<br />
sodann (XIX—XXI) für die Sautrāmaṇī, eine Ce¬<br />
remonie, die ursprünglich zur Sühne der üblen Folgen<br />
des zu viel genossenen Somatrankes bestimmt war, endlich<br />
(XXH—XXV) für das Pferdeopfer. Wenn schon die sieben<br />
letzten dieser Adhyāya vielleicht als eine spätere Zuthat zu<br />
den ersten achtzehn zu betrachten sein mögen, so ist es wenigstens<br />
für die ihnen wieder folgenden letzten fünfzehn Adh¬<br />
yāya ganz sicher, daß sie späteren, möglicher Weise bedeutend<br />
späteren, Ursprungs sind. Schon in der den <strong>Name</strong>n des<br />
Kātyāyana tragenden Anukramaṇī des weißen Yajus,<br />
so wie in einem Pariśiṣṭa dazu 122<br />
), und danach auch<br />
1 2 1<br />
] eine übersichtliche, aber gedrängte Darstellung desselben habe ich in<br />
meinen Abhh. zur Kenntniß des vedischen opferrituals Ind. Stud. X, 321—396.<br />
XIII, 217—292 begonnen.<br />
1 2 2<br />
] s. meine Abh. über das pratijñāsūtra (1872) p. 102. 105.
Secundärer Ursprung der letzten 15 Adhyāy 119<br />
in Mahīdhara's Commentar der Saṃhitā werden XXVI<br />
—XXXV direct als Khilam, d. i. Nachtrag, und XXXVI<br />
—XL als Śukriyam (mit dem oben besprochenen <strong>Name</strong>n) bezeichnet,<br />
was der (Mitākṣarā genannte) Commentar zum<br />
Gesetzbuche des Yājñavalkya dahin abändert, daß XXX,<br />
3 das Śukriyam und XXXVI, 1 ein Āraṇyakam*) beginnt.<br />
Die vier ersten nun dieser später hinzugefügten<br />
Adhyāya (XXVI—XXIX) enthalten Opfersprüche, welche<br />
zu den in den früheren Adhyāya behandelten Ceremonieen<br />
gehören und dazu am gehörigen Orte nachzutragen sind. Die<br />
folgenden zehn Adhyāya (XXX—XXXIX) dagegen enthalten<br />
die Sprüche für ganz neue OpferCeremonieen, den<br />
Puruṣamedha (Menschenopfer 123<br />
) nämlich, den Sarva¬<br />
medha (Allopfer), den Pitṛmedha (Manenopfer) und den<br />
Pravargya (Reinigungsopfer 124<br />
). Der letzte Adhyāya endlich<br />
steht ohne irgend welchen directen Bezug zum Opfer<br />
Ceremoniell da, und wird auch als Upaniṣad**) betrachtet,<br />
angeblich dazu bestimmt, die richtige Mitte zwischen den die<br />
Opferwerke allein Betreibenden und den sie gänzlich Vernachlässigenden<br />
herzustellen, ist übrigens jedenfalls einer sehr<br />
entwickelten Stufe der Speculation angehörig, da er<br />
einen Herrn (īś) des Alls annimmt***). — Abgesehen nun<br />
von den erwähnten äußeren Angaben über die Posteriorität<br />
dieser 15 Adhyāya, ergiebt sich dieselbe auch zur Genüge<br />
*) daß ein Theil dieser letzten Bücher als Āraṇyakarn zu betrachten<br />
ist, scheint sicher, und für XXXVII—XXXIX insbesondere ist es gewiß, da sie<br />
im ĀraṇyakaTheile des Brāhmaṇa erklärt werden.<br />
1 2 3<br />
] s. meine Abh. über Menschenopfer bei den Indern der vedischen Zeit<br />
in den Ind. Streifen I‚ 54 fg.<br />
1 2 4<br />
] diese Übersetzung des Wortes pravargya ist keine wörtliche (für diese<br />
siehe das Petersburger Wörterbuch unter √varj mit pra), sondern dem Sinn und<br />
Zweck der betreffenden Ceremonie entlehnt; dieselbe ist nach Haug zu Ait. Br.<br />
I, 18 p. 42: a preparatory rite intended for providing the sacrificer with a<br />
heavenly body, with which alone he is permitted to enter the residence of<br />
the gods.<br />
**) es sind übrigens auch noch andere Theile der vājas. S. später als<br />
Upaniṣad angesehen worden, so das XvL Buch (Śatarudriya), das<br />
XXXI. (Puruṣasūkta), XXXII. (Tadeva) und der Anfang des XXXIV.<br />
(Śivasaṃkalpa).<br />
***) nach Mahīdhara's Commentar ist die Polemik darin theilweise gegen<br />
die Bauddha gerichtet, resp. wohl gegen die später Sāṃkhya gen. Lehren
120 Verhältniß der einzelnen Theile der Vāj. S. zum schwarzen Yajus,<br />
sowohl aus ihrem Verhältniß zum schwarzen Yajus, als<br />
ferner aus ihrem Verhältniß zu ihrem eigenen Brāhmaṇa,<br />
als endlich aus den in ihnen enthaltenen Daten selbst. In<br />
der TaittirīyaSaṃhitā nämlich finden sich nur die in<br />
den ersten 18 Adhyāya enthaltenen Spruche nebst einigen<br />
der zum Pferdeopfer gehörigen Mantra vor, die übrigen derselben<br />
nebst den zur Santrāmaṇī und dem Menschenopfer<br />
gehörigen sind erst im TaittirīyaBrāhmaṇa, und die für<br />
das Allopfer, wie für das Reinigungsopfer und Manenopfer<br />
gar erst im TaittirīyaĀraṇyaka behandelt. — Ebenso<br />
werden zwar die ersten 18 Adhyāya im Brāhmaṇa des<br />
weißen Yajus in den ersten neun Büchern vollständig Wort<br />
für Wort aufgeführt und erklärt: von den Sprüchen für die<br />
Sautrāmaṇī aber und das Pferdeopfer, wie für das Menschenopfer,<br />
Allopfer und Manenopfer (XIX—XXXV) werden im<br />
zwölften und dreizehnten Buche desselben nur einige wenige<br />
angeführt, und zwar meist nur mit ihren eigenen Anfangsworten<br />
oder gar blos mit denen der Anuvāka, ohne daß<br />
sie irgendwie erklärt werden, und nur die drei vorletzten<br />
Adhyāya (XXXVII—XXXIX) werden wieder Wort für<br />
Wort erklärt, im Anfange nämlich des vierzehnten Buches.<br />
Für die blos so oben hin mit den Anfangsworten aufgeführten<br />
Mantra erscheint eine Erklärung für unnöthig erachtet worden<br />
zu sein, wohl weil sie dem Verständniß noch zu nahe<br />
standen, und fehlt uns daher natürlich für sie wenigstens die<br />
Garantie, ob sie dem Brāhmaṇa in der Textgestalt vorlagen,<br />
die sie gegenwärtig tragen. Für die gar nicht erwähnten<br />
Mantra hingegen entsteht jedenfalls sogar die Vermu¬<br />
thung, daß sie noch gar nicht in den dem Brāhmaṇa vorliegenden<br />
SaṃhitāText aufgenommen waren: es sind dieselben<br />
im großen G a n z e n zwiefacher Art, theils<br />
sind es Strophen, die dem Ṛk entlehnt sind, und welche der<br />
Hotar zu recitiren hat, die also streng genommen gar nicht<br />
im Yajus stehen sollten, und auf welche das Brāhmaṇam<br />
möglicher Weise deshalb keine Rücksicht genommen haben<br />
könnte, weil es eben mit den speciellen Obliegenheiten des
zum eignen Brāhmaṇa, und unter sich selbst. 121<br />
Hotar nichts zu thun hat, so insbesondere im 20., 33., 34.<br />
Adhyāya, theils sind es selbst Brāhmanaartige Stellen,<br />
die indeß nicht etwa nach Art des schwarzen Yajus zur<br />
Erklärung von ihnen vorhergehenden Mantra dienen sollen,<br />
sondern selbständig für sich dastehen, so insbesondere einige<br />
Stellen im 19. Adhyāya, und die listenförmige Aufzählung<br />
der Opferthiere beim Pferdeopfer im 24. Adhyāya. Auch<br />
in den ersten 18 Adhyāya finden sich übrigens einige Opfersprüche,<br />
die das Brāhmaṇam entweder gar nicht erwähnt,<br />
und die also zu seiner Zeit noch nicht dazu gehörten, oder<br />
die es obenhin mit ihren Anfangsworten oder gar blos mit<br />
denen der Anuvāka anführt, was indeß nur im 16., 17. und<br />
18. Adhy., aber darin auch in der That ziemlich häufig, geschieht,<br />
offenbar weil diese Adhyāya selbst mehr oder weniger<br />
einen Brāhmaṇaartigen Charakter tragen. —Was endlich<br />
die Data anbetrifft, welche, in den letzten Adhyāya<br />
enthalten, deren Posteriorität bezeugen, so sind dieselben insbesondere<br />
dem 30. und 39. Adhyāya gegenüber dem sechs¬<br />
zehnten zu entlehnen. Es können hier natürlich nur die eigentlichen<br />
YajusTheile selbst herangezogen werden, nicht etwa<br />
die der Ṛksaṃhitā entlehnten Verse, welche der Natur<br />
der Sache nach ohne Beweiskraft sind, höchstens allenfalls<br />
dadurch eine Art Maaßstab für die Zeit ihrer Aufnahme in<br />
den Yajus abgeben können, insofern sie etwa den spätesten<br />
Theilen des Ṛk entlehnt sind, deren Existenz zu jener Zeit<br />
sich daraus implicite ergeben würde. Jene Data nun bestehen<br />
einestheils darin, daß während im 16. Buche Rudra als der<br />
Gott des lohenden Feuers mit einer großen Fülle der dem<br />
späteren Śiva zugehörigen Beinamen ausgerüstet wird, ihm<br />
doch daselbst zwei sehr bedeutsame fehlen, die er im 39.<br />
Buche erhält, īśāna nämlich und m a h ā d e v a , zwei<br />
<strong>Name</strong>n, welche wohl schon eine Art sectarischer Verehrung<br />
bedingen (s. oben p. 49), andern Theils darin, daß die Zahl<br />
der Mischkasten im dreißigsten Buche im Verhältniß zu den<br />
im sech8zehnten Buche genannten eine ungemein gestiegene<br />
ist: es können die dort genannten schwerlich alle schon zur
122 Die etwaige Zeit des Rudrabuches darin.<br />
Zeit dieses letzteren bestanden haben, sonst würden wir sicher<br />
wohl noch mehrere derselben neben den so schon erwähnten<br />
darin aufgeführt finden.<br />
Die eben erwähnten beiden Bücher, das sechszehnte und<br />
das dreißigste, sind übrigens überhaupt diejenigen unter den<br />
40 Büchern der Saṃhitā, welche das Gepräge der Zeit, der<br />
sie angehören, am deutlichsten zur Schau tragen. Das sechszehnte<br />
Buch zunächst, welchem später (in seiner Taitti¬<br />
rīyaGestalt) die Ehre zu Theil geworden ist, als Upaniṣad,<br />
und zwar als Hauptbuch der Śiva-Secten, zu gelten, hat die<br />
Besänftigung des Rudra zum Gegenstande und läßt uns<br />
(s. Ind. Studien II, 22. 24—26) durch die Erwähnung und<br />
Unterscheidung der vielen verschiedenen Arten von Dieben,<br />
Räubern, Mördern, Nachtschwärmern, Wegelagerern, die als<br />
seine Diener gelten, auf eine unsichere, gewaltthätige Zeit<br />
schließen, so wie ferner die Nennung verschiedener Misch¬<br />
kästen auf die schon eingetretene Ausbildung des indischen<br />
Kasten- und Staats-Wesens hinführt Da es nun in der Natur<br />
der Sache liegt, daß diese letztere nicht ohne manchen energischen<br />
Widerstand der in die untern Kasten Hinabgedrück¬<br />
ten stattgefunden hat, der sich eben hauptsächlich in der Befehdung,<br />
der offenen oder heimlichen, ihrer Unterdrücker kund<br />
geben mußte, so möchte ich annehmen, daß dies Rudra¬<br />
bucb eben noch in die Zeit dieser heimlichen Befehdung von<br />
Seiten der unterworfenen Ureinwohner sowohl als der Vrātya<br />
(der nicht brāhmanisch lebenden Arier), nachdem ihr offener<br />
Widerstand schon mehr oder weniger gebrochen war, zu<br />
setzen ist 125<br />
). In einer solchen Zeit ist denn auch die Verehrung<br />
eines Gottes, der als das Prototyp des Schreckens<br />
und der Wuth gilt, ganz erklärlich. — Das dreißigste<br />
Buch, welches die verschiedenen Opfermenschen aufzählt, die<br />
125<br />
] nach dem buddhistischen Autor Yaśomitra, Scholiast des Abhidharma¬<br />
kośa, soll das Śatarudriyam ein Werk des Vyāsa gegen den Buddhismus sein,<br />
woraus indeß zunächst wohl nur zu folgern ist, daß es, und zwar in seiner<br />
separaten Gestalt als besondere Upaniṣad, als eine Hauptstütze des Śivadienstes<br />
gegolten hat und gebraucht worden ist, s. Burnouf Introduction à l'histoire du<br />
Buddhisme p. 568. Ind. Stud. U, 22.
Die Mischkastem Die Stellung des Māgadha. 123<br />
bei dem Puruṣamedha zu weihen sind, führt uns<br />
dabei die <strong>Name</strong>n der meisten indischen Mischkasten vor, so<br />
daß wir daraus jedenfalls auf die schon völlig eingetretene<br />
Consolidirung des brāhmanischen Staatswesens schließen dürfen.<br />
Dabei werden denn einige <strong>Name</strong>n genannt, die von ganz<br />
besonderem Interesse sind. So zunächst der māgadha, der<br />
v. 5 atikruṣṭāya geweiht wird: es frägt sich, was man<br />
darunter zu verstehen hat: faßt man dies letztere Wort im<br />
Sinne von „gewaltiger Lärm", so liegt es am nächsten, unter<br />
māgadha, wie auch Mahīdhara thut, der epischen Bedeutung<br />
des Wortes nach den Minstrel, Sohn eines Vaiśya<br />
von einer Kṣatriyā, zu verstehen*), wozu die in v. 6 unmittelbar<br />
folgende Weihung des sūta an den Tanz, des śai¬<br />
lūṣa an den Gesang vortrefflich passen, desto weniger freilich<br />
die unmittelbar vorher genannten Opfermenschen, der<br />
klība Verschnittene, der ayogū (Spieler?), die puṃścalū<br />
Buhlerin, in deren Gesellschaft er auch v. 22 wieder erscheint**),<br />
und die nicht das beste Licht auf seinen moralischen<br />
Charakter werfen, was bei der epischen Stellung dieser<br />
Kaste allerdings befremdet, wenn auch andererseits Musiker,<br />
Tänzer und Sänger (śailūṣa) von jeher auch in Indien nicht<br />
den besten Ruf genossen haben. Es ist nun aber auch noch<br />
eine andere Auffassung des māgadha möglich***): es wird<br />
nämlich im fünfzehnten, dem sogenannten VrātyaBuche der<br />
Atharvasaṃhitā†), der Vrātya, also der unbrahmanisch<br />
*) wie derselbe zu diesem <strong>Name</strong>n kommt, ist freilich unklar.<br />
**) wo indeß statt des ayogū der kitava, steht, und wo die ausdrückliche<br />
Bedingung gemacht wird, daß die vier weder der śūdra- noch der brāh¬<br />
maṇaKaste angehören dürfen [Unter ayogū kann auch eine Unzüchtige gemeint<br />
sein, s. Ind. Streifen I, 76.]<br />
***) wie denn Sāyaṇa an der betreffenden Stelle des Taitt. Brāhmaṇa<br />
(III, 4, 1) das Wort atikruṣṭāya durch atininditadevāya „dem sehr<br />
Tadelnswerthen als seiner Gottheit geweiht" erklärt [bei Rājendra Lāla Mitra<br />
p. 347]: dies „sehr Tadelnswerthe" könnte sich freilich auch auf den schlechten<br />
moralischen Ruf der Minstrels beziehen.<br />
†) übersetzt von Aufrecht in den Ind. Stud. I. 130 fg. [Das Petersb.<br />
Wörterbuch s. v. betrachtet „den Preis des vrātya in Ath. xv als Idealisirung<br />
des frommen Vaganten oder Bettlers (parivrājaka u. s. w.)"; die specielle Beziehung<br />
zur puṃścalī und zum Māgadha bleibt immerhin höchst auffällig; und führt<br />
auch bei dieser Auffassung auf die Vermuthung buddhistischer Anklänge hin.]
124 Die Stellung des Māgadha im Atharvan.<br />
lebende Inder, in sehr specielle Beziehung mit der puṃścalī<br />
und dem māgadha gebracht, der Glaube wird seine Buh¬<br />
lerin genannt, der mitra (Freund?) sein māgadha, desgl.<br />
die Morgenröthe, die Erde (?), der Blitz seine Buhlerin, der<br />
mantra (Spruch), der hasa (Spott?), der Donner sein<br />
māgadha: bei der Dunkelheit des Vrātya-Buches wird nun<br />
zwar die eigentliche Bedeutung dieser Stelle nicht recht klar,<br />
und könnte somit vielleicht auch hier unter māgadha der<br />
liederliche Minstrel zu verstehen sein: indeß theils die Verbindung,<br />
die wir in den Sāmasūtra des Lāṭyāyana und<br />
Drāhyāyaṇa, wie auch an der betreffenden Stelle des Kā¬<br />
tīyasūtra, zwischen den Vrātya und dem magadha¬<br />
deśīya brahmabandhu hergestellt finden 12fi<br />
), theils der<br />
Haß, mit welchem sonst (s. bei Roth p. 38) in der Athar¬<br />
vasaṃhitā der Magadha gedacht wird, leiten beide dazu<br />
hin, dort im VrātyaBuche den māgadha als ketzerischen<br />
Lehrer aufzufassen, eine Auffassung, welche dann auch für<br />
unsere Stellen hier als Rival der ersten Erklärung auftritt,<br />
und für welche insbesondere die in v. 22 stehende ausdrückliche<br />
Bestimmung zu sprechen scheint, daß „der māgadha,<br />
die Buhlerin, der Spieler und der Eunuch" weder śūdra<br />
noch brāhmaṇa sein dürfen, eine Bestimmung, welche für<br />
den magadha wenigstens ganz überflüssig wäre, wenn derselbe<br />
eine Mischkaste repräsentirte, welche dagegen vollständig<br />
gerechtfertigt ist, wenn das Wort einen „aus dem Lande<br />
Magadha Gebürtigen" bezeichnet. Nimmt man nun diese<br />
letztere Auffassung an, so würde sich für die Zeit des 30.<br />
Adhy. das Bestehen ketzerischer, resp. buddhistischer, Ansichten<br />
in Magadha ergeben. Die Frage, welche von beiden<br />
Auffassungen die bessere sei, bleibt aber natürlich einstweilen<br />
noch ungelöst. — Die Erwähnung des nakṣatradarśa<br />
1 2 6<br />
J ganz ebenso wird auch beim sūtrakāra (d.i. wohl bei Baudhāyana?)<br />
zu Ts. vli, 5‚ 9, 4 der Māgadha, von Sāyaṇa durch Magadhadeśotpanno brāh¬<br />
macārī erklärt, in Gemeinschaft mit einer puṃścalī, in wegwerfender Weise aufgeführt,<br />
s. Ind. Stud. XII, 330. — Daß es im Übrigen in Magadha auch gute<br />
brāhmaṇa gab, erhellt aus dem Beinamen Magadhavāsī, welchen Prātibodhī¬<br />
putra, der mittlere Sohn des Hrasva Māṇḍūkeya, im Śānkh. Ar. VLI, 14 erhält
Astronomische und andere Data in der Vājasaneyìsaṃhita. 125<br />
„Sternschauers" in v. 10 und des gaṇaka „Berechners" in<br />
v. 20 läßt uns jedenfalls auf regen Betrieb der astronomischen,<br />
resp. astrologischen Wissenschaft schließen, ebenso wie auch<br />
die in v. 10 mehrfach erwähnten „Fragen" sich, nach Ma¬<br />
hīdhara wenigstens, darauf beziehen, während Sāyaṇa sie,<br />
vielleicht mit mehr Recht, auf die üblichen Disputationen der<br />
Brāhmaṇen bezieht. — Auch erhellt das Bestehen des sogenannten<br />
vedischen fünfjährigen Cyklus, und implicite eine<br />
nicht unbedeutende Ausbildung der astronomischen Beobachtung<br />
daraus, daß in v. 15 (sonst nur noch XXVII, 45) die<br />
fünf <strong>Name</strong>n der Jahre desselben aufgezählt werden 127<br />
).<br />
— Den Atharvan wird v. 15 ein unfruchtbares Weib geweiht,<br />
und versteht Sāyaṇa darunter die den <strong>Name</strong>n Atharvan<br />
führenden Fluch und ZauberSprüche, denen also hier<br />
eine ihrer beabsichtigten Wirkungen, Unfruchtbarkeit, geweiht<br />
wäre. Es wäre somit, ist diese Erklärung richtig, das Bestehen<br />
von AtharvanLiedern für die Zeit des dreißigsten<br />
Buches bedingt. — Die <strong>Name</strong>n der drei Würfel v. 18: kṛta,<br />
tretā, dvāpara werden zwar von Sāyaṇa zur entsprechenden<br />
Stelle des TaittirīyaBrāhmaṇa als die gleichlautenden<br />
<strong>Name</strong>n der epischen yuga gefaßt, doch ist dies wohl<br />
hier unpassend, ob es auch vielleicht für das Taittirīya<br />
Brāhmaṇa selbst richtig sein mag*) — Die feindselige Erwähnung<br />
des Carakācārya in v. 18 habe ich bereits früher<br />
(p. 95) berührt 128<br />
).<br />
in den früheren Büchern sind es besonders zwei Stellen,<br />
welche einen Fingerzeig für die Zeit enthalten, der sie angehören:<br />
die erste derselben findet sich nur in der Kāṇva<br />
, 2 7<br />
] da saṃvatsara hier doppelt genannt wird, am Anfang und am Ende,<br />
haben wir es vielleicht sogar mit einem sechsjährigen Cyclus zu thun (vgl. T.<br />
Br. In, 10, 4, 1), s. meine Abh. über „die vedischen Nachrichten von den<br />
nakṣatra" II, 298 (1862). Die älteste Anspielung auf das fünfjährige yugam<br />
liegt wohl schon im lìik selbst vor III, 55, 18 (I, 25, 8).<br />
*) wo überdem auch der vierte <strong>Name</strong> kali, statt des sich hier findenden<br />
āskanda, genannt ist. [s. Ind. Streifen I, 82.]<br />
1 2 8<br />
] Sāyaṇa zu T. Br. ni, 4, 16 pag. 361 erklärt (!) das Wort durch:<br />
Lehrer in der Kunst auf der Spitze eines Rohrs zu tanzen: der vanśanartin<br />
wird aber in v. 21 (T. Br. III. 4, 17) separat aufgeführt.
126 Die Stellung der Kuru und Pañcāla darin; die <strong>Name</strong>n Kāmpīla,<br />
schule, und zwar bei dem Opfer der Königsweihe: es heißt<br />
daselbst in der Mādhyaṃdinaschule (IX, 40. X, 18): „dies<br />
ist euer König, o ihr NN" indem statt des Volksnamens nur<br />
das unbestimmte Pronomen amī gebraucht ist: in der Kāṇva¬<br />
schule aber heißt es (XI, 3, 3. 6, 3) „dies ist euer König,<br />
o ihr Kuru, o ihr Pañcāla*)". Die zweite Stelle findet sich<br />
beim Pferdeopfer XXIII, 18: die mahiṣī, erste Gemahlin<br />
des das Pferdeopfer bringenden Königs, die um einen Sohn<br />
zu erhalten, die Nacht bei dem geopferten Pferde, dessen<br />
śiśnam auf ihren upastha legend, zubringen soll, klagt nun<br />
im Verein mit ihren Nebengattinnen, die sie nothgedrungen<br />
begleiten, ihr Herzeleid mit den Worten: „o Ambā, o Am¬<br />
bikā, o Ambālikā, mich führt Niemand (mit Gewalt zu<br />
dem Pferde); (gehe ich aber nicht, so) beschläft das (böse)<br />
Pferd (eine a n d e r e , wie) die (böse) Subhadrā, die<br />
in Kāmpīla wohnt**)". Kāmpīla ist eine Stadt im Lande<br />
der Pañcāla, die Subhadrā scheint also die Gattin des<br />
dortigen Königs zu sein***), denen das Aśvamedhaopfer<br />
zu Gute kommen würde, wenn sich die mahiṣī zu dieser<br />
abstoßenden Ceremonie nicht freiwillig hergeben wollte. Sind<br />
wir nun befugt, unter der mahiṣī die Gemahlin eines Kuru<br />
Königs zu sehen, wie denn die <strong>Name</strong>n Ambikā und Ambālikā<br />
im MBhārata wirklich in dieser Verbindung (und<br />
zwar als die der Mütter des Dhṛtarāṣṭra und des Pan du)<br />
erscheinen, so würden wir hieraus wohl auf ein feindseliges,<br />
eifersüchtiges Verhältniß der Kuru zu den Pañcāla schließen<br />
dürfen, das möglicher Weise erst im Aufkeimen begriffen<br />
*) Sāy an a bemerkt an der betreffenden Stelle des Brāhmaṇa (V, 3, 3,<br />
11), daß Baudhāyana: eṣa vo Bharatā rājeti liest [so Ts. I, 8, 10, 2.<br />
T. Br. I, 7, 4, 2], Āpastamba dagegen die Wahl läßt zwischen: Bharatā,<br />
Kuravo ‚ Pañcālā, Kurupāncālā, oder janā rājā, je nach dem Volke, dem<br />
der König angehört. [Das Kāṭh. xV, 7 hat: eṣa te janate rājā.]<br />
**) das Bráhmaṇam des weißen Yajus citirt nur den Anfang dieses Verses,<br />
die Worte subhadrikāṃ kāmpīlavāsinīm fehlen demnach darin.<br />
***) wie wir in der That im MBhārata eine Subhadrā als Gattin des<br />
Arjuna, des Vertreters der Pañcāla finden: wegen einer Subhadrā (etwa<br />
wegen der im MBhār. erzählten Entführung dieser letzteren?) scheint ein großer<br />
Krieg entstanden zu sein, wie aus einigen vom Scholiasten zu Pāṇini (ob nach<br />
Pataṃjali?) mehrfach citirten Worten erhellt [; dasMBhāṣyam hat nichts davon].
Subhadrā; arjuna, phalguna als (geheime) <strong>Name</strong>n Indra's. 127<br />
war, und daß wir dann in der epischen Sage des MBhā¬<br />
rata zu hellen Kriegesflammen aufgelodert vorfinden. Wie<br />
dem auch sei, die Erwähnung von Kāmpīla weist jedenfalls<br />
die Entstehung des Verses, resp. dieses Buches (zugleich mit<br />
den entsprechenden Stellen des Taitt. Brāhma ṇa) in die<br />
Gegend der Pañcāla, ebenso wie dies in Bezug auf das<br />
elfte Buch in der Kāṇvaschule anzunehmen ist 129<br />
). Dafür<br />
könnte man weiter auch den Gebrauch der Wörter arjuna<br />
in der Mādhyaṃdina, phalguna in der Kānvaschule anführen,<br />
in einem Spruche (X, 21) bei dem Opfer der Königsweihe<br />
130<br />
): „zur Unerschütterlichkeit, zur Nahrung (besteige,<br />
ich, der Opfernde, o Wagen) dich, der unverletzte Arjuna<br />
(Phalguna)‘‘ d. i. Indra, Indraähnliche: denn obwohl man<br />
beide Wörter in diesem letzteren Sinne, nicht etwa als no¬<br />
mina propria zu nehmen hat (s. Ind. St. I, 190), ist doch ein Zusammenhang<br />
zwischen diesem ihrem Gebrauche und dem späteren,<br />
wo sie als <strong>Name</strong> des Haupthelden der Pāṇḍu (resp.<br />
Pañcāla?) erscheinen,jedenfalls anzunehmen, und zwar<br />
ist es der, daß die Sage diese <strong>Name</strong>n des Indra*) auf denjenigen<br />
Helden der Pāṇḍu (resp. Pañcāla?), der ihr vorzugsweise<br />
als Incarnation des Indra galt, speciell fixirte.<br />
Ich habe nun noch über das kritische Verhältniß der in<br />
den Yajus aufgenommenen Ṛc zunächst zu bemerken, daß<br />
im Allgemeinen in Bezug auf sie die beiden Schulen der<br />
, 2 0<br />
] in Ts. VII, 4, 19, 1. Kāṭh. Aś. IV, 8 stehen statt der beiden Accusative<br />
zwei Vocative, statt subhadrāṃ heißt es überdem subhage, und der voc.<br />
kārnpīlavāsini wird von Sāy. durch: „o du in ein schönes Gewand Gehüllte!"<br />
erklärt (kāmpīlaśabdena ślāghyo vastraviśeṣa ucyate, s. Ind. Stud, xn, 312).<br />
Die Berechtigung dieser Erklärung ist höchst zweifelhaft, vielmehr Mahīdhara's<br />
Beziehung des Wortes auf die Stadt Kāmpīla wohl einfach festzuhalten, zum<br />
Mindesten eben für den Textlaut, den wir in vs. vor uns haben. Kāmpīlya<br />
wird im Pratijñāpariśiṣṭa als östliche Grenze des Madhyadeśa angegeben, s.<br />
meine Abh. über das Pratijñāsūtra p. 101 —105.<br />
1 3 0<br />
] s. vs. X, 21; die Parallelstellen in Ts. I‚ 8, 15. T. Br. f. 7, 9, 1.<br />
Kāṭh. Xv, 8 haben nichts hievon.<br />
*) das Brāhmaṇam nennt übrigens arjun a ausdrücklich „den geheimen<br />
<strong>Name</strong>n" (guhyaṃ nāma) des Indra [II, 1, 2‚ 11. V, 4, 3, 7] : wie hat man<br />
dies zu verstehen? Der Commentar bemerkt dazu: arjuna iti hīndrasya ra¬<br />
hasyaṃ nāma | ata eva khalu tatputre Pāṇḍavamadhyame pra¬<br />
vṛttiḥ. [Wie liest wohl die KāṇvaSchule an den betreffenden Stellen? hat sie<br />
etwa, wie in der Saṃhitā, so auch hier nicht: arjuna, sondern: phalguna?)
128 Die in die vājasaneyiSaṃhitā aufgenommenen Ṛc.<br />
Kāṇva und Mādhyaṃdina stets mit einander übereinstimmen,<br />
und sich deren Differenzen vielmehr auf die Yajus<br />
Theile beziehen. Es besteht nämlich die eine Hälfte der Vā¬<br />
jasaneyiSaṃhitā aus Ṛc, Versen, die andere aus Yajus,<br />
d. i. Sprüchen in Prosa, einer Prosa, die übrigens auch gemessen<br />
ist, und sich hie und da wirklich zu rhythmischem<br />
Schwünge erhebt. Der größte Theil jener Ṛc nun findet<br />
sich in der Ṛksaṃhitā wieder, und zwar häufig mit erheblichen<br />
Varianten. Über die Entstehung und Erklärung<br />
dieser letzteren habe ich bereits im Eingange (oben p. 9. 10)<br />
gesprochen: alterthümlichere Lesarten, als die des Ṛk,<br />
finden sich im Yajus nicht, höchstens hie und da einmal,<br />
vor, was sich insbesondere daraus ergiebt, daß Ṛk und<br />
Yajus dem Sāman gegenüber meist übereinstimmen, wohl<br />
aber finden sich secundäre Veränderungen vor, welche der<br />
Vers erlitt, um dem Sinne des Rituals zu genügen, sp wie<br />
endlich eine große Zahl Lesarten, die denen des Ṛk völlig<br />
gleichberechtigt gegenüberstehen, so besonders in denjenigen<br />
Versen, welche sich in solchen Stücken der Ṛksaṃhitā<br />
wiederfinden, die als die spätesten derselben zu betrachten sind.<br />
Herausgegeben ist die Vājasaneyisaṃhitā in beiden<br />
Schulen und zugleich mit dem gegen Ende des 16. Jahrh.<br />
geschriebenen Commentare des Mahīdhara 131<br />
) von mir selbst,<br />
hier in Berlin 1849—52, und soll im Laufe des nächsten<br />
Jahres ihre Übersetzung mit Angabe des zu jedem Verse<br />
gehörigen Ceremoniells, nebst einem ausführlichen<br />
Glossare, erscheinen*). Von dem Werke Ūat a’s, eines Vorgängers<br />
des Mahīdhara, sind nur Bruchstücke erhalten,<br />
3,<br />
] für den mir leider nicht völlig genügende handschriftliche Hülfsmittel<br />
zur Disposition standen, s. M. Müller Vorrede zu vol. VI seiner großen Ausgabe<br />
des Ṛk p. XLVI fg. und meine Antwort im Lit. Centr. Blatt 1875 p. 519. 520.<br />
*) [dies Versprechen ist unter dem Drange anderweitiger Arbeiten unerfüllt<br />
geblieben.] Der 40. Adhyāya, die īśopaniṣad; ist, in der Kāṇvaschule,<br />
von Śaṃkara commentirt und bereits mehrfach übersetzt und mit diesem<br />
Commentar edirt worden (neuerdings wieder von Roer in der BibI. Indica vol.<br />
Vlll) [und vol. XV. — Eine lithographirte Ausgabe des Textes der Vājas. Saṃhitā<br />
nebst einer HindiÜbersetzung des Commentars des Mahīdhara ist durch Giri¬<br />
prasādavarinan, Rāja von Besma, 1870—74 in Besma publicirt worden.]
Das Śatapatha-Brāhmaṇam: <strong>Name</strong> und Umfang. 129<br />
und der Commentar des Mādhava, der sich auf die Kāṇva¬<br />
schule bezog 132<br />
), scheint vollständig verloren zu sein: beide<br />
wurden eben durch Mahīdhara's Arbeit ersetzt und daher<br />
verdrängt, ein Fall, der ja in gleicher Weise fast in allen<br />
Zweigen der indischen Literatur eingetreten und zu beklagen ist.<br />
Ich wende mich nunmehr zu dem Brāhmaṇa des<br />
weißen Yajus, dem Śatapatha-Brāhmaṇa, welches<br />
ohne Zweifel durch Umfang und Inhalt die bedeutendste und<br />
wichtigste Stelle unter allen Brāhmaṇa einnimmt. Was zunächst<br />
den Umfang betrifft, so giebt ihn schon der <strong>Name</strong><br />
selbst an, der es als aus 100 patha (Wegen), Abschnitten,<br />
bestehend bezeichnet. Das älteste Vorkommen dieses <strong>Name</strong>ns<br />
findet sich vor der Hand in dem neunten Vārttika<br />
zu Pan. IV, 2, 60, so wie in dem zu Pan. V, 3, 100 gehörigen<br />
Gaṇa, beides Auctoritäten, deren Alter sehr zweifelhaft*)<br />
ist, was auch für das Naigeyam daivatam gilt, wo<br />
ich jenen <strong>Name</strong>n ebenfalls erwähnt finde (s. Benfey Sāmav.<br />
p. 277): im Übrigen habe ich ihn nur in den Commentaren<br />
und in den Unterschriften der Mspte. des Werkes selbst gefunden,<br />
mit einziger Ausnahme einer Stelle im zwölften Buche<br />
des MBhārata, auf die ich im Verlauf zurückkommen werde.<br />
Es besteht das Śatapatha-Brāhmaṇam in der Mādhyaṃ¬<br />
dinaSchule aus 14 Kāṇḍa, deren jedes in den Commentaren<br />
und Unterschriften einen, gewöhnlich von dem Inhalte<br />
entlehnten, bei II und VII aber mir unerklärlichen**), Specialtitel<br />
führt: diese 14 Kāṇḍa zerfallen zusammen in 100<br />
Adhyāya, resp. 68 Prapāṭhaka, in 438 Brāhmaṇa und<br />
in 7624 Kaṇḍikā m<br />
). In der Kāṇvaschule besteht das<br />
1 3 2<br />
] worauf sich diese specielle Angabe gründet, vermag ich zur Zeit nicht<br />
nachzuweisen; dafür aber daß Mādhava auch die Vs. commentirt hat, tritt<br />
u. A. z. B. das Citat bei Mahīdh. zu xlll, 45 ein.<br />
*) der Gaṇa ist ein Ākṛtigaṇa, und das Sūtram, zu dem er gehört,<br />
wird der Calcuttaer Ausgabe nach im Mahābhāṣya nicht erklärt, gehört<br />
also möglicher Weise dem Pāṇini ursprünglich gar nicht einmai an,<br />
[Das in Rede stehende vārttikam wird jedoch factisch im Mahābhāṣya (fol.<br />
67b) erklärt, und ist somit die Existenz des <strong>Name</strong>ns śatapatha sowohl als<br />
ṣaṣṭipatha (s. p. 132) für dessen Zeit wenigstens gesichert, s. Ind. Studien<br />
XIII, 443.]<br />
**) das zweite Buch heißt nämlich Ekapādikā, das siebente Hastighaṭa.<br />
1 3 3<br />
] über abweichende Angaben in den Mss. s. die Note auf p. 132.
130 Verhältnifs der Kāṇva und der MādhyaṃdinaSchule des Śatapatha-<br />
Werk aus 17 Kāṇḍa, insofern das erste, fünfte und<br />
vierzehnte Buch je in zwei Theile getheilt sind, und zwar<br />
hat hier außerdem das erste Buch seinen Platz mit dem<br />
zweiten getauscht, und steht demnach als zweites und drittes<br />
da: die <strong>Name</strong>n der Bücher sind dieselben, die Eintheilung in<br />
Prapāṭhaka aber ist gar nicht gekannt, die Zahl der Adhyāya<br />
in den l¾ bis jetzt aufgefundenen*) Büchern beträgt 85,<br />
die der Brāhmaṇa 360 und die der Kaṇḍikā 4965: die<br />
Zahlen für das ganze Werk betragen nacli einer Liste, die<br />
einem der betreffenden Mspte. beiliegt, bei den Adhyāya<br />
104, bei den Brāhmaṇa 446, bei den Kaṇḍikā ö866.<br />
Wenn es hiernach scheint, als wenn die Recension der Kāṇva¬<br />
schule bedeutend kürzer sei, als die der Mādhyaṃdina, so<br />
ist dies doch wohl nur scheinbar, und erklärt sich jenes Mißverhältnis<br />
vielmehr wohl daraus, daß ihre Kaṇḍikā größer<br />
sind: Auslassungen kommen allerdings nicht selten vor. Im<br />
Übrigen fehlen mir die Hülfsmittel, um mit völliger Bestimmtheit<br />
das Verhältniß des Brāhmaṇa der Kāṇvaschule<br />
zu dem der Mādhyaṃdina angeben zu können, und auch<br />
was ich im Verlauf sagen werde, bezieht sich daher lediglieh<br />
auf letztere, wo ich nicht ausdrücklich jene nenne.<br />
Wie ich bereits bei der Saṃhitā bemerkte, beziehen<br />
sich die neun ersten Kāṇḍa des Brāhmaṇa auf die ersten<br />
achtzehn Bücher derselben, indem sie die einzelnen Verse in<br />
derselben Reihenfolge**) Wort für Wort aufführen, dogma¬<br />
tisch erklären und rituell begründen. Das zehnte Kāṇḍam,<br />
das den <strong>Name</strong>n Agnirahasyam (Geheimniß des Feuers)<br />
führt, enthält mystische Legenden und Untersuchungen über<br />
die Bedeutung etc. der einzelnen Ceremonieen bei Anlegung<br />
der heiligen Feuer, ohne dabei auf irgend welche Theile der<br />
*) von dem 4. Buche ist nur die erste Hälfte da, desgl. fehlt das 3.,<br />
13. und 16 te. [Es ist sehr zu bedauern, daß für die KāṇvaSchule noch<br />
immer nichts geschehen, ein vollständiges Exemplar noch immer nicht aufgefunden<br />
ist.]<br />
**) nur im Eingange findet eine Abweichung statt, insofern das Brāhma¬<br />
ṇam zuerst das Früh und Abendopfer, dann erst die Neumond und Vollmond<br />
Opfer behandelt, was offenbar das systematisch Richtigere ist.
Br. ; Verhältniß der einzelnen K āṇda zur Saṃhitā und unter sich selbst. 131<br />
Saṃhitā sich zu beziehen, welches letztere ebenso bei dem<br />
elften Kāṇḍam, von seinem Umfange Aṣṭādhyāyī ge¬<br />
nannt, der Fall ist, das eine Recapitulation des ganzen<br />
bisher behandelten Rituals und Nachträge dazu, insbesondere<br />
darauf bezügliche Legenden, enthält, zugleich auch specielle<br />
Angaben über das Studium der heiligen Werke und über die<br />
Vorkehrungen dazu angiebt. Auch das zwölfte Kāṇḍam,<br />
Madhyama, das mittlere, genannt, welches die Prāyaś¬<br />
citta, Sühnceremonieen für böse Zufälligkeiten vor, während,<br />
oder nach dem Opfer behandelt, nimmt nur in seinem letzten<br />
Theile, wo es die Sautramaṇī bespricht, Bezug auf einzelne<br />
der in der Saṃhitā (XIX—XXI) dafür enthaltenen<br />
Sprüche. Das dreizehnte Kāṇḍam, Aśvamedha genannt,<br />
bebandelt in ziemlicher Länge das Pferdeopfer, sodaun äußerst<br />
kurz das Menschenopfer, Allopfer und Manenopfer, von den<br />
bezüglichen Theilen der Saṃhitā (XXII—XXXV) nur sehr<br />
wenig und dies Wenige nur sehr flüchtig berührend. Das<br />
vierzehnte Kāṇḍam, Āraṇyakam genannt, behandelt in<br />
den ersten drei Adhyāya die Reinigung des Feuers 134<br />
) und<br />
führt darin die drei vorletzten Bücher der Saṃhitā (XXXVII<br />
bis XXXIX) ziemlich vollständig auf: die letzten sechs Adhyāya,<br />
rein speculativen und legendenhaften Inhalts, bilden<br />
ein Werk, eine Upaniṣad, für sich, unter dem <strong>Name</strong>n<br />
VṛhadĀraṇyakam. Schon aus dieser allgemeinen Über¬<br />
sieht des Inhalts der einzelnen Kāṇḍa entsteht unwillkürlich die<br />
Vermuthung, daß die neun ersten derselben den ältesten Theil<br />
des Brāhmaṇa bilden, die fünf letzten dagegen erst späteren<br />
Ursprungs sind, eine Vermuthung, die bei näherer<br />
Untersuchung zur Gewißheit wird, theils durch äußere, theils<br />
durch innere Gründe. Was zunächst die ersteren betrifft, so<br />
finden wir in der oben erwähnten Stelle des MahāBhā¬<br />
rata (XII, 11734) die directe Angabe, daß das ganze Śa¬<br />
tapatham ein Rahasyarn (das zehnte Kāṇḍam), einen<br />
Saṃgraha (das elfte Kāṇḍam) und einen Pariśeṣa (das<br />
1 3 4<br />
] es handelt sich beim pravargya vielmehr um die Lustration des Opfernden<br />
selbst, s. oben p. 119.
132 Posteriorität der letzten fünf Kāṇḍa.<br />
zwölfte, dreizehnte, vierzehnte Kāṇḍam) in sich schließe.<br />
Wir finden ferner in dem bereits Behufs des <strong>Name</strong>ns Śatapatha<br />
erwähnten Vārttika noch das Wort ṣaṣṭi¬<br />
patha als <strong>Name</strong>n eines Werkes vor, und trage ich kein Bedenken,<br />
denselben auf die neun ersten Kāṇḍa zu beziehen,<br />
die zusammen 60 Adhyāya zählen 135<br />
), so wie ich<br />
andererseits dafür, daß die letzten fünf Kāṇḍa ein späterer<br />
Nachtrag zu den ersten neun sind, den <strong>Name</strong>n des zwölften<br />
Kāṇḍa, Madhyama, das mittlere, anzuführen habe, der sich<br />
nur so erklären läßt, mag man ihn nun blos auf die drei vorletzten<br />
Kāṇḍa, oder mag man ihn auf allejene fünf beziehen*).<br />
Diese fünf letzten Kāṇḍa nun scheinen in der Reihenfolge<br />
zu stehen, in welcher sie wirklich allmälig entstanden<br />
sind, so daß jedes vorangehende auch stets als das ältere zu<br />
betrachten ist: es beruht diese meine Vermuthung auf inneren<br />
Gründen, die den darin enthaltenen Daten entnommen sind,<br />
und die zugleich auch für ihre Posteriorität in Bezug auf die<br />
ersten neun Kāṇḍa entscheiden. Das zehnte Kāṇḍam<br />
zunächst schließt sich noch ziemlich genau an die vorher<br />
l 3 5<br />
] derselbe findet sich auch in dem Pratijñāpariśiṣṭa vor, und zwar daneben<br />
auch noch der <strong>Name</strong> aśī tipatha (!) ; śatapatha dagegen fehlt daselbst<br />
anscheinend, s. meine Abh. über das Pratljñāsūtra p. 104. 105.<br />
*) in letzterem Falle macht die Kāṇvaschule Schwierigkeit, die das letzte<br />
Kāṇḍam in zwei Theile (xvL XVII) theilt: es scheint diese Theilung indeß<br />
nicht durchgängig angenommen zu sein, da in den Handschriften von Śaṃka¬<br />
ra’s Commentar wenigstens die Upaniṣad (XVII) durchweg als mit dem<br />
dritten Adhyāya (des Kāṇḍa nämlich) beginnend gerechnet wird, so daß<br />
danach XVI und XVII zusammenfallen. – [Eine höchst eigenthümliche Angabe<br />
findet sich in den Mss. der MādhyaṃdinaSchule bei V, 3, 1, 14, wonach nämlich<br />
daselbst nicht nur kāṇḍasyā 'rdhaṃ (mit 236 kaṇḍikā), sondern auch śata¬<br />
pathasyā ’rdham, einer Marginal-Glosse nach, mit 3129 kaṇḍikā, vorliege,<br />
s. p. 497 meiner Ausgabe; in der That betragen die vorhergehenden kaṇḍikā<br />
diese letztere Zahl; wenn wir aber sie als Norm für die zweite Hälfte festhalten,<br />
gelangen wir nur bis XII, 7, 3, 18, also nicht einmal bis zum Schluß<br />
des zwölften Buches! Die richtige Hälfte für den gegenwärtigen Umfang (3812 k.)<br />
ist bei VI, 7, I. 19, wo auch die Mss. dies nochmals so haben (p. 555). — Eine spe¬<br />
cielle Erwähnung verdient der Umstand, daß die AccentBezeichnung über die einzelnen<br />
kaṇḍikā hinaus reicht, insofern nämlich die Bezeichnung des am Schlüsse<br />
einer kaṇḍikā sich findenden Accents modificirt ist durch den Accent des Anfangswortes<br />
der nächsten kaṇḍikā. Man könnte daraus etwa schließen, daß die Zeit<br />
ihrer Herstellung über die der Abtheilung des Textes in kaṇḍikā hinausgeht.<br />
Da indessen ganz das gleiche Verhältniß auch in Bezug auf die Schluß und<br />
Anfangswörter der einzelnen Brāhmaṇa obwaltet, s. Jen. LiL Z. 1875 p. 314,<br />
so müßte man auch die BrāhmaṇaTheilung später setzen, was schwerlich angeht.]
Das Agnirahasyakāṇḍam. 133<br />
gehenden Bücher an, theilt insbesondere mit ihnen die große<br />
Verehrung für Śāṇḍilya, den Hauptlehrer über Anlegung<br />
der Feueraltäre. Diejenigen Data nun, welche mir dafür zu<br />
sprechen scheinen, daß es einer andern Zeit, als die ersten<br />
neun Bücher angehört, sind die folgenden. In I, 5‚ j fg.<br />
werden darin die sämmtlichen in jenen bisher dargestellten<br />
Opfer in ihrer Reihenfolge aufgezählt und mit den einzelnen<br />
Ceremonieen des Agnicayana, der Anlegung des heiligen<br />
Feueraltars, identificirt. — Unter den erwähnten <strong>Name</strong>n von<br />
Lehrern enden mehrere auf āyana, wovon sich bisher im<br />
siebenten, achten und im neunten Kāṇḍa je ein Beispiel<br />
fand, so finden wir hier einen Rauhiṇāyana, Sāyakāyana,<br />
Vāmakakṣāyaṇa (auch in VII), Rājastambāyana, Śāṇ¬<br />
ḍilyāyana (auch in IX), Śāṭyāyani (auch in VIII) und<br />
die Śākāyaninas. — Der am Schluß angefügte Vaṃśa,<br />
d. i. die Liste der Lehrer dieses Buches, weicht von dem allgemeinen<br />
Vaṃśa des ganzen Brāhmaṇa (am Schlusse<br />
des vierzehnten Buches) in so fern ab, als dasselbe darin nicht<br />
auf Yājñavalkya, sondern auf Śāṇḍilya und resp. Tura<br />
Kāvaṣeya zurückgeführt wird (dessen Ahn Kavaṣa wir<br />
im Aitar. Brāhmaṇa an der Sarasvatī vorfinden). — Von<br />
Völkern sind nur die Salva und Kekaya (resp. deren König<br />
Aśvapati Kaikey a) genannt, zwei westliche Völker, die<br />
sonst im Brāhmaṇa nicht vorkommen. — Die Legenden<br />
sind hier, wie in den folgenden vier Kāṇḍa meist historischer<br />
Art, und überdem meist sich an einzelne Lehrer, die nicht<br />
zu weit von ihrer eigenen Zeit entfernt sein können, anschließend,<br />
während sie in den früheren Kāṇḍa meist mythologischer<br />
Art waren, oder wenn historisch, sich doch meist<br />
auf Ereignisse der alten Vorzeit beziehen, so daß hierin ein<br />
sehr merklicher Unterschied stattfindet — Von der trayī<br />
vidyā (den drei Veda) wird mehrfach sehr speciell gehandelt<br />
und wird die Zahl der Ṛc auf J2000, die der Yajus<br />
auf 8000, der Sāman auf 4000 angegeben: auch erscheinen<br />
hier zuerst die <strong>Name</strong>n Adhvaryavas, Bahvṛcās, Chan
134 Die im Aṣṭādhyāyīkāṇḍa genannten Gegenstände des Studiums.<br />
dogās neben einander*): es werden hier zuerst die Wörter<br />
upaniṣad (als sāra des Veda) upaniṣadām ādeśāḥ,<br />
mīmāṃsā (allerdings schon einmal im ersten Kāṇḍa)‚ adhi¬<br />
devatam, adhiyajñam, adhyātmam angeführt 136<br />
), und<br />
es geschieht hier endlich auch zuerst die Anrede einmal<br />
durch bhavan (statt des älteren bhagavān). Auch wird hie<br />
und da ein Śloka zur Bekräftigung citirt, was bisher nur<br />
äußerst selten geschah. Es sind ferner auch manche der<br />
technischen <strong>Name</strong>n der Sāman und Śastra genannt (was<br />
indeß allerdings auch schon früher stattfindet, ja sogar schon<br />
im zehnten Buche der Saṃhitā), so wie überhaupt auf die<br />
Verbindung mit den Ṛc und Sāman vielfach Bezug genommen<br />
wird, was wohl mit dem überhaupt sehr mystischen<br />
schematisirenden Charakter des ganzen Kāṇḍa zusammenhängt.<br />
Das elfte Buch ist durch seinen Inhalt hinlänglich als<br />
ein Nachtrag zu den ersten neun bezeichnet: und zwar<br />
behandeln die beiden ersten Adhyāya das Neumond und<br />
Vollmondopfer, die folgenden vier das Feueropfer Früh und<br />
Abend, die drei Jahreszeitenopfer, die Weihung des Schülers<br />
durch den Lehrer (ācārya), das richtige Studium der heiligen<br />
Lehren etc., die beiden letzten das Thieropfer. Als<br />
Gegenstand des Studiums nun werden namhaft gemacht: der<br />
Ṛgveda, Yajurveda, Sāmaveda, die Atharvāṅgira¬<br />
sas, die anuśāsanāni, die vidyās, das vākovākyam,<br />
das itihāsapurāṇam, die nārāśaṃsyas, und die gāthās:<br />
wir haben diese Aufzählung bereits (s. p. 102) im zweiten Ca¬<br />
pitel des Taitt. Āraṇyaka, obschon in bedeutend späterer<br />
Gestalt, angetroffen**), und eine ähnliche Aufzählung<br />
finden wir im vierzehnten Kāṇḍa: an allen diesen Stellen<br />
*) neben den yātuvidas (Zauberkundigen), sarpavidas (Schlangen¬<br />
kundigen), devajanavidas etc.<br />
1 3 6<br />
] mīmāṃsā, adhidaivataṃ und adhyātmaṃ kommen auch schon in den<br />
früheren Büchern mehrere Male vor.<br />
**) aus ihr ist offenbar auch die Stelle in Yājñavalkya's Gesetzbuch<br />
I, 45 geflossen, welche in dieses werk gar nicht mehr recht hineinpaßt.
Andere Data im Aṣṭādhyāyīkāṇḍa. 135<br />
fassen die Commentare*), und wohl mit völligem Recht, jene<br />
Ausdrücke so auf, daß zunächst die vier Saṃhitā und dann<br />
die einzelnen Theile der Brāhmaṇa aufgezählt sind, so daß<br />
also darunter nicht besondere Werkgattungen, sondern eben<br />
nur die in den Brāhmaṇa verschmolzenen einzelnen Theile<br />
derselben zu verstehen wären, aus denen sich dann allmälig<br />
die verschiedenen Literaturzweige entwickelt haben: die Ausdrücke<br />
anuśāsana (rituelle Vorschrift nach Sāyaṇa, aber<br />
Vṛhad-Ār. II, 5. 19. IV, 3. 25. Kaṭhopan. 6, 15 geistige<br />
Lehre), vidyā (geistige Lehre), und gāthā (Liedstrophe,<br />
neben śloka) finden sich auch in der That an einzelnen<br />
Stellen (und zwar gāthā ziemlich häufig) in diesen letzten<br />
fünf Büchern und in den Brāhmaṇa oder Upaniṣad des<br />
Ṛk und Sāman so gebraucht, desgl. vākovākyam im<br />
Sinne von Disputation schon im vierten Kāṇḍa, ebenso itihāsa<br />
wenigstens einmal hier im elften Kāṇḍa selbst (I, 6,<br />
9), und nur die Ausdrücke purāṇa und nārāśaṃsyaḥ<br />
finden sich nicht so vor, es treten dafür vielmehr im Sinne<br />
von Erzählung, L e g e n d e die Ausdrücke: ākhyāna,<br />
vyākhyāna, anvākhyāna, upākhyāna ein, vyākhyāna<br />
auch (nebst anuvyākhyāna und upavyākhyāna) im Sinne<br />
von Erklärung. Wenn nun sonach die Existenz irgend welcher<br />
Saṃhitā und Brāhmaṇa der einzelnen Veda (sogar für<br />
die Atharvasaṃhitā) zur Zeit des elften Kāṇḍa erhellt,<br />
so bringt es ferner auch noch neben den hier wie in den<br />
früheren Büchern vielfach (durch tad etad ṛṣiṇā ’bhy¬<br />
anūktam) aus den Liedern des Ṛk citirten einzelnen Versen<br />
einmal ein ganz specielles Citat über ein ganzes Lied bei<br />
durch: tad etad uktapratyuktam pañcadaśarcam<br />
Bahvṛcāḥ prāhuḥ, wobei der für die Kritik interessante<br />
Umstand stattfindet, daß der betreffende Hymnus (Mand. X,<br />
95) in unserm Ṛk texte nicht 15, sondern 18 Ṛc zählt. —<br />
Auch einzelne Śloka werden mehrfach zur Bekräftigung citirt.<br />
Aus einem derselben ergiebt sich, daß die in Janam-<br />
*) hier gerade macht Sāyaṇa eine Ausnahm9, insofern er wenigstens<br />
auch die andere Erklärung angiebt.
136 Das Aṣṭādhyāyīkāṇdam. Das Madhyamakāṇḍam.<br />
ejaya’s Palast für die Pferde getragene Sorgfalt damals<br />
spruchwörtlich bekannt war, und ist dies die erste Erwähnung<br />
dieses Königs. — Rudra erhält hier (V, 3‚ 5) zuerst<br />
den <strong>Name</strong>n Mahādeva*). — In III, 3, 1 fg. werden zuerst<br />
specielle Regeln über das Betteln (bhikṣā) der brahma¬<br />
cārin etc. gegeben (welche Sitte sonst noch im dreißigsten<br />
Buche der Saṃhitā [v. IS] erwähnt wird). — Insbesondere<br />
charakteristisch aber für die Zeit des elften Kāṇḍa ist die<br />
hier zunächst geschehende (mehrfache) Erwähnung des Janaka,<br />
Königs (samrāj) von Videha, als des Patrons des Yājña¬<br />
valkya. Letzterer nebst dem Kaurupañcāla Uddālaka<br />
Āruṇi und dessen Sohne Śvetaketu sind (wie im Vṛhad<br />
Āraṇy.) die Hauptträger der Legenden<br />
Das zwölfte Kāṇḍam erwähnt die Zerstörung des<br />
Reiches der Sṛñjaya, die wir im zweiten Kāṇḍa in voller<br />
Blüthe und in Verbindung mit den Kuru antreffen: von letzterer<br />
finden wir auch hier noch eine Spur: es scheint nämlich,<br />
als ob der Kauravya Valhika Prātipīya sich ihrer<br />
habe gegen ihren Feind, den südlich von der Revā herstammenden<br />
Cākra, Priester des Königs Duṣṭarītu<br />
von Daśapuruṣaṃrājya, annehmen wollen, daß er aber<br />
nichts gegen ihn ausrichten konnte. — Die <strong>Name</strong>n Vārkali<br />
(d. i. Vāṣkali) und Nāka Maudgalya sind wohl auch<br />
ein Zeichen späterer Zeit, letzterer findet sich nur noch im<br />
VṛhadĀraṇy. und in der Taittirīyopaniṣad. — Ṛg¬<br />
veda, Yajurveda, Sāmaveda werden erwähnt: für das<br />
Bestehen der vedischen Literatur überhaupt spricht die Angabe,<br />
daß eine Ceremonie, die Indra einst dem Vasiṣṭha<br />
lehrte, und die vormals blos den Vasiṣṭhās bekannt war,<br />
weshalb früher eben nur ein Vāsiṣṭha brahman (Oberpriester)<br />
dabei sein konnte, jetzo von jedem Beliebigen studirt<br />
werden, daher auch jeder Beliebige bei ihr die Stelle des<br />
brahman übernehmen könne 137<br />
). — In III, 4, 1 geschieht<br />
die erste Erwähnung des puruṣa Nārāyaṇa. — Der <strong>Name</strong><br />
*) im sechsten Kāṇḍa hieß er wenigstens erst noch m ah ān devaḥ.<br />
í vgl. hierüber Ind."Stud, x, 34. 35.<br />
,37
Das Aśvamedhakāṇḍam. 137<br />
des Proti Kauśāmbeya Kausurubindi setzt wohl das<br />
Bestehen der Pañcalastadt Kauśāmbī voraus.<br />
Das dreizehnte Kāṇḍam erwähnt den puruṣa Nā¬<br />
rāyaṇa mehrmals: hier wird auch zuerst Kuvera Vaiśra¬<br />
vaṇa, König der Rakṣas, genannt. Desgl. findet sich hier<br />
die erste Erwähnung der Sūkta des Ṛk, der Anuvāka*)<br />
des Yajus, der Daśat des Sāman, so wie der Parvan<br />
der Atharvāṇas und Aṅgirasas, welche letztere Einthei¬<br />
lung im vorliegenden Atharvan indeß nicht stattfindet:<br />
auch von der Sarpavidyā und Devajanavidya wird deren<br />
Eintheilung in Parvan erwähnt, es müssen darunter also<br />
jedenfalls bestimmte Werke verstanden sein: von Itihāsa<br />
und Purāṇa werden nur diese <strong>Name</strong>n angegeben, nicht eine<br />
Eintheilung derselben in Parvan, ein deutlicher Beweis, daß<br />
man damals noch nur einzelne Geschichten und Legenden<br />
darunter verstand, nicht etwa größere Werke 138<br />
). — Während<br />
in den ersten neun Büchern die Angabe, daß ein Gegenstand<br />
schon früher erledigt sei, durch tasyokto bandhuḥ<br />
[oder: so 'sāv eva bandhuḥ u. dgl.] geschah, geschieht dies<br />
hier durch tasyoktam brāhmaṇam. — Der V, 1, 18<br />
von den Wörtern ekavacanam und bahucavanam gemachte<br />
Gebrauch entspricht völlig ihrer späteren grammatischen<br />
Bedeutung — Ganz besonders aber zeichnet sich dieses<br />
Kāṇḍam aus durch die vielen Gāthā, Strophen historischen<br />
Inhalts, die es am Schlusse des Pferdeopfers mittheilt, und<br />
in denen die <strong>Name</strong>n von Königen, welche früher dasselbe<br />
feierten, angegeben sind. Eine einzige darunter findet sich<br />
in der Ṛksaṃhitā (Maṇḍ. IV, 42, 8) vor, die meisten aber<br />
kehren im letzten Buche des AitareyaBrāhmaṇa, so wie<br />
im MahāBhārata XII, 910 fg. wieder, an beiden Orten<br />
*) dieser <strong>Name</strong> kommt indeß schon in den früheren Kānda vor, so Ix,<br />
1, I. 15.<br />
1 3 8<br />
] dafür sprichtauch, daß dieselben hier den Fisch er n und den Vogelstellern<br />
zugetheilt werden, wozu die Erzählung des MBhārata von dem<br />
Fischermädchen als der Mutter des vyāsa zu vergleichen ist. Die ganze Darstellung<br />
kehrt übrigens, und zwar ziemlich identisch, im Śānkh. śr. XVI, 2.<br />
Āśval. śr. x, 7 wieder.
138 Die Gāthā im Aśvamedhakāṇḍa.<br />
mit manchen Varianten*), Es fragt sich nun, ob wir darunter<br />
Bruchstücke größerer Lieder zu erkennen haben, oder ob sie<br />
blos als einzelne versus memoriales anzusehen sind : für die<br />
erstere Auffassung spricht jedenfalls der Umstand, daß bei<br />
einigen jener <strong>Name</strong>n, wenn man das AitareyaBrāhmaṇa<br />
hinzuzieht, zwei, drei, vier, fünf, ja sogar sechs Verse angeführt<br />
werden, und zwar stets in demselben Metrum, in śloka:<br />
nur ein Fall findet sich, wo der erste und vierte Vers śloka<br />
sind, der zweite aber triṣṭubh, der dritte wird da gar<br />
nicht aufgeführt, ist aber nach dem Commentar doch implicite<br />
verstanden, und spricht dieser Fall vielleicht grade ganz<br />
besonders zu Gunsten jener Auffassung. Die Analogie der<br />
sonst citirten Gāthā oder Śloka, nicht historischen Inhalts,<br />
kann man weder für die eine noch die andere Auffassung<br />
anführen, da in Bezug auf sie ganz dieselbe Ungewißheit<br />
stattfindet. Es enthalten übrigens jene Verse vielfach sehr<br />
alte vedische Formen**): ihre rühmenden Ausdrücke ferner<br />
sind meist sehr hyperbolisch und könnte man sie daher etwa<br />
als den Ausdruck frischen Dankgefühls ansehen, so daß ihre<br />
Entstehung vielleicht zum Theil als gleichzeitig mit den darin<br />
gerühmten Fürsten anzusehen wäre, da sich jener Umstand<br />
sonst nicht gut erklären läßt***): für diese Auffassung<br />
spricht übrigens auch direct eine Stelle hier im 13. Kāṇḍa<br />
selbst (s. Ind. Stud. I, 187) Von den hier genannten Königen<br />
nun sind besonders hervorzuheben: Bharata, Sohn des<br />
Duḥṣanta und der Apsaras Śakuntalā, Nachkomme<br />
des Sudyumna — Śatānīka†) Sātrājita, König der<br />
*) die Stellen im MBhārata schließen sich offenbar an das Śatapa¬<br />
thaBrāhmaṇam an, wie denn überhaupt dasselbe und sein Verfasser Yājña¬<br />
valkya, wie dessen Patron Janaka, in jenem Buche des MBh. ganz besonders<br />
berücksichtigt sind. [Vgl. auch noch Śānkh. XVI, 8, 25—9, 32.]<br />
**) und <strong>Name</strong>n: so wird der Paficalakönig Kraivva genannt und das<br />
Brāhmaṇa giebt die Erklärung, daß die Pancāla „vormals" Krivi hießen.<br />
***) es müßten denn die Verse etwa blos von Priestern erdichtet sein, um<br />
die Fürsten zur Nachahmung und zum Nacheifer der Freigebigkeit ihrer Vorfahren<br />
anzuregen? doch ist dies theils an und für sich eine sehr gezwungene<br />
Erklärung, theis sind ja auch viele dieser Verse rein historischen Inhalts, ohne<br />
Anspielung auf die den Priestern dabei gegebenen Geschenke.<br />
†) s. Vāj. S. 34, 62 (nicht im Ṛk).
Die Stellung des Janamejaya und der Pārikṣitīya. 139<br />
Bharata und Feind des Dhṛtarāṣṭra, Königs der Kāśi<br />
— Purukutsa*) Aikṣvāka — Para Āṭṇāra Hairaṇ¬<br />
yanābha Kausalya — vor Allen aber Janamejaya Pā¬<br />
rikṣita mit den Pārikṣitīya (seinen drei Brüdern) Bhī¬<br />
masena, Ugrasena, Śrutasena, welche durch das Pferdeopfer<br />
von „aller Übelthat, aller brahmahatyā" befreit<br />
wurden. Es darf die Zeit dieser letzteren vier von der Zeit<br />
dieses Kāṇḍa selbst wohl nicht zu weit entfernt gedacht<br />
werden, da ihr Opferpriester Indrota Daivāpa Śaunaka<br />
(den auch das MBh. XII, 5595 als solchen angiebt) darin<br />
selbst einmal citirt wird nnd zwar, wie es scheint, als im<br />
Gegensatze zu Bhāllaveya auftretend, während seine eigne<br />
von diesem abweichende Ansicht ihrerseits von Yājñavalkya<br />
verworfen wird. Ich füge hier, des Interesses der Sache<br />
wegen, gleich noch eine andere Stelle an aus dem 14. Buche,<br />
aus der Gleiches erhellt. Es wird daselbst von einem Rivalen<br />
Yājñavalkya’s demselben zur Prüfung eine Frage<br />
vorgelegt, die jenem früher schon von einem Gandharva<br />
gelöst worden war, der die Tochter des Kāpya Pataṃcala<br />
im Lande der Madra besessen hielt, die Frage nämlich, die,<br />
danach zu schließen, offenbar für ungemein schwierig gehalten<br />
wurde — „wo die Pārikṣitās hingekommen seien?"<br />
Yājñavalkya antwortet: „dahin, wo (alle) die Aśvamedha¬<br />
opferer hingehen." Theils müssen also damals keine Pā¬<br />
rikṣita mehr existirt haben, theils muß ihr Leben und<br />
Ende noch ein Gegenstand des frischen Andenkens<br />
und allgemeiner Neugier**) gewesen sein. Es scheint fast,<br />
als ob ihre „Übelthat, ihre brahmahatyā" zu groß war,<br />
als daß man glauben mochte, sie könne durch noch so heilige<br />
Opfer gesühnt, und es könne ihnen durch diese derselbe<br />
Lohn zu Theil werden, der Anderen, weniger großen Übel<br />
*) s. Ṛk Maṇḍ. IV, 42, 8.<br />
**) das Land der Madra liegt im Nordwesten und ist also weit von dem<br />
Lande der Kuru entfernt. Dem MahāBhārata nach stammte indeß daher<br />
Mādrī, die zweite Frau des Pāṇḍu, Mutter der beiden jüngsten Pāṇḍava,<br />
des Nakula und Sahadeva: und auch Parīkṣit hatte eine Gemahiin Ma¬<br />
dravatī.
140 Das Āraṇyakakāṇḍam.<br />
thätem, dafür bestimmt war: es scheint ferner auch, als ob<br />
die Brāhmaṇa ganz besonderen Einfluß auf die Sühnung<br />
ihres Angedenkens ausgeübt und sich ganz besondere Mühe<br />
darum gegeben hätten, was ihnen ja in der That auch vollständig<br />
gelungen ist. Oder war etwa umgekehrt die Hoheit<br />
und Macht der Pārikṣita so groß und glänzend, ihr Ende<br />
so überraschend, daß man nicht glauben mochte, sie seien<br />
wirklich vergangen? Ich ziehe indeß die erstere Erklärung vor.<br />
Das vierzehnte Kāṇḍam enthält im Anfang seines<br />
ersten, des rituellen, Theiles eine Legende über einen Wettstreit<br />
der Götter, in welchem Viṣṇu den Sieg davontrug,<br />
weshalb man zu sagen pflege, Viṣṇu sei der śreṣṭha<br />
(glücklichste?) der Götter: es ist dies das erste Mal, daß<br />
Viṣṇu so besonders hervortritt, und kommt er sonst eigentlich<br />
nur in der Legende von den drei Schritten vor, so wie<br />
als Repräsentant des Opfers selbst, welche Stellung ihm in<br />
der That auch hier zugeschrieben wird: der eifersüchtige<br />
Indra schlägt ihm übrigens hier später den Kopf ab 139<br />
).<br />
Der zweite Theil dieses Kāṇḍa, das VṛhadĀraṇyakarn,<br />
der aus 5 Prapāṭhaka, resp. 6 Adhy. besteht, zerfällt<br />
wieder in 3 Kāṇḍa, in das Madhukāṇḍam Adhy. I.II<br />
(Prap. I‚ 1 — II, 5), das Yājñavalkīyam kāṇḍam Adhy.<br />
III. IV (Prap. II, 6 —IV, 3) und das Khilakāṇḍam<br />
Adhy. V. VI (Prap. IV, 4— V, 5), von denen jedes folgende<br />
später als das vorhergehende zu sein scheint und deren jedes<br />
mit einem Vaṃśa schließt, d. i. einer Angabe der Reihenfolge<br />
der Lehrer bis auf Brahman den Urgrund hin.<br />
Das dritte Brāhmaṇam des Madhukāṇḍa nun ist eine<br />
Erklärung von drei vorangestellten Śloka, ein Fall der<br />
1 3 9<br />
] dies ist unrichtig; die Götter senden die Ameisen aus, um die Bogensehne<br />
Viṣṇu's, der auf seinen gespannten Bogen gestützt dasteht, anzuiiagen;<br />
die emporschnellende Sehne schlägt ihm das Haupt ab. Dieselbe Legende kehrt<br />
nicht nur in der Parallelstelle des Taitt. Ar. (V, 1) sondern auch im Pane. Br.<br />
VII, 5‚ 6 wieder; während sie aber im Śat. Br. von Viṣṇu berichtet wird, erzählt<br />
sie das Taitt. Ār. von Makha Vaiṣṇava, das Pane, von Makha allein<br />
(vgl. auch Ts. In, 2, 4, 1); im Śat. wird Makha nur unter den Göttern, die<br />
da zusammenkamen, aber allerdings unmittelbar vor Viṣṇu, genannt.
Das Madhukāṇḍam des VṛhadĀraṇyaka. 141<br />
schon früher (p. 55) bemerkt, eine andere Recension der im<br />
vierten Adhyāya der KauṣītakyUpaniṣad erzählten<br />
Legende von Ajātaśatru, dem auf Janaka's Ruhm als<br />
Patron der Wissenschaft eifersüchtigen Kāśikonig. Das achte<br />
(Adhy. II, 4) enthält eine andere Recension der das Yājña¬<br />
valkīyakāṇḍam schließenden Legende von Yājñaval¬<br />
kya's beiden Frauen Maitreyī und Kātyāyanī (erste Erwähnung<br />
dieser <strong>Name</strong>n): dabei werden ähnlich, wie im 11.<br />
Kāṇḍa, die Gegenstände des vedischen Studiums aufgezählt,<br />
nämlich: Ṛgveda, Yajurveda, Sāmaveda, Atharvāṅgir<br />
ślokāḥ, sutrāṇi, anu vyākhyānāni, vyākhyān āni*) :<br />
dieselbe Aufzählung kehrt auch im Yājñavalkīyakāṇḍa<br />
(Adhy. VI, 10) wieder. Śaṃkara und DvivedaGaṅga, die<br />
Commentatoren des VṛhadAraṇyaka, fassen beide, wie<br />
Sāyaṇa dort, die Ausdrücke itihāsa etc. im Sinne von<br />
Abschnitten in den Brāhmaṇa, wie ich denn auch bereits<br />
(p. 135) angegeben habe, daß sie sich in der That so in den<br />
Brāhmaṇa selbst gebraucht finden: nur für sūtram kann<br />
ich einen solchen Gebrauch**) nicht nachweisen (wenn auch<br />
Dvivedagaṅga allerdings ziemlich häufig gewisse Sentenzen<br />
als sūtram bezeichnet, so I, 2, 18. 22. 3, 1 etc.), und erregt<br />
mir dieser Ausdruck in der That Bedenken, ob wir auch für<br />
diese Stellen, und für ihre Zeit noch die Auffassung der<br />
Commentare sollen gelten lassen. Das neunte (letzte) Brāh¬<br />
maṇam ist es offenbar, von welchem das Madhukāṇḍam<br />
seinen <strong>Name</strong>n erhalten hat. Es behandelt nämlich das innige<br />
Verhältniß, das zwischen den vier Elementen (Erde,<br />
Wasser, Feuer, Luft), der Sonne, den Himmelsgegenden, dem<br />
Monde, Blitze, Donner, ākāśa (Aether) etc. einerseits und<br />
allen Wesen andererseits stattfindet, und welches so darge-<br />
*) die letzten fünf Ausdrücke ersetzen hier die Ausdrücke anuśāsana,<br />
vākovākyam, nārāśaṃsyas, gāthās im elften Buche, welche letzteren<br />
offenbar weit alterthümlicher sind.<br />
**) das Wort sūtram findet sich hier allerdings mehrfach vor, aber im<br />
Sinne von Faden, Band, zur Bezeichnung nämlich des höchsten Brahman<br />
selbst, das wie ein Band alles umschlingt und zusammenhält.
142 Der <strong>Name</strong> des Madhukāṇḍa und die Lehrerliste darin.<br />
stellt wird, als ob Eins des Andern madhu, Honig, sei:<br />
zurückgeführt wird diese Lehre auf den Dadhyañc Āthar¬<br />
vaṇa, was in der That auch schon in der Ṛksaṃhitā<br />
selbst geschieht (I, 116, 12. 117,22): und auch im Anfang<br />
des vierten Kāṇḍa des Śatap. Brāhmaṇa (IV, 1, 5, 18)<br />
finden wir das madhu nāma brāhmaṇam ausdrücklich in<br />
dieser Beziehung erwähnt, so wie Sāyaṇa dafür auch die<br />
Śāṭyāyana(Vājasaneyau) citirt: somit wäre für den<br />
<strong>Name</strong>n und wohl auch den Inhalt dieses Capitels jedenfalls<br />
wenigstens schon für sehr alte Zeit die Existenz garantirt,<br />
die Form freilich desselben kann darauf keine Ansprüche<br />
machen. Der Vaṃśa am Schlusse ist hier, wie sonst, in<br />
beiden Schulen in den jüngsten etwa 20 Gliedern bis zu<br />
Yāska und Āsurāyaṇa hin sehr verschieden, von diesen<br />
ab aber höher hinauf bis in die mythischen Spitzen stimmen<br />
beide Schulen meist überein. Āsurāyaṇa selbst (also auch<br />
der ihm gleichzeitig gesetzte Yāska) steht hier um zwei<br />
Stufen hinter Āsuri, am Ende des Khilakāṇḍa wird er<br />
sogar als dessen Schüler, wie dieser als der des Yājñaval<br />
kya bezeichnet: die Liste schließt somit etwa im 25.<br />
Gliede nach diesem letzteren, muß also noch fortgesetzt<br />
worden sein, nachdem die Redaction des Madhukāṇḍa<br />
bereits längst abgeschlossen war, da uns theils die Analogie<br />
des im vorletzten Brāhmaṇa des Khilakāṇḍa stehenden<br />
Vaṃśa, theils die Sache selbst die Annahme verbietet, als<br />
habe diese Redaction etwa erst im 25. Gliede nach Yājñavalkya<br />
Statt gefunden. Die Commentare lassen sich nie auf<br />
Erklärung dieser Vaṃśa ein, und ist dies wohl ein Beweis<br />
dafür, daß sie auch ihnen als Nachtrag gelten. Die <strong>Name</strong>n<br />
selbst sind natürlich von hohem Interesse und mögen für die<br />
jüngeren Stufen wenigstens wohl auch ganz authentisch sein.<br />
— Das Yājñavalkīyaṃ kāṇḍam hat die Verherrlichung<br />
des Yājñavalkya zum Zweck, und berichtet, wie er am<br />
Hofe seines Patrones des Janaka, Königs von Vi¬<br />
deha, alle Brāhmaṇa der Kurupañcāla etc. zum Schwei
Das Yājñavalkīy akāṇdam. 143<br />
gen gebracht*) und sich dessen völliges Zutrauen erworben<br />
habe (ähnlich wie die betreffenden Legenden im XII. Buche<br />
des MBhārata). Das Vorbild mag vielleicht die im 11.<br />
Kāṇḍa (VI, 3, 1 fg.) erzählte Legende gewesen sein, wenigstens<br />
beginnt dieses Kāṇḍam hier ganz ebenso und giebt<br />
auch die dort allein erzählte Besiegung und Strafe des Vi¬<br />
dagdha Śākalya fast mit denselben Worten an. Den<br />
Schluß bildet eine ebenfalls schon früher, im Madhukāṇḍa<br />
nämlich, dagewesene Legende mit einigen Abweichungen. Als<br />
neu sind in diesem Kāṇḍa insbesondere die Ausdrücke pāṇ¬<br />
ḍityam, muni und maunam zu bemerken, die hier zuerst<br />
vorkommen 140<br />
) (III, 2, 1. IV, 2, 25), ferner ekahaṃsa, śra¬<br />
maṇa, tāpasa (IV, 1, 12. 22), pravrājin (IV, 2. 25, wo das<br />
bhikṣācaryam empfohlen wird) und pratibuddha (IV,<br />
2, 17: das Verbuin pratibudh so schon I, 2,21), endlich<br />
auch die <strong>Name</strong>n cāṇḍāla und paulkasa (IV, 1, 22). Auf<br />
dieses Yājñavalkīyam kāṇḍam nun bezieheich esjetzt**),<br />
wenn das Vārttikam zu Pāṇini IV, 3, 105 die Yājña¬<br />
valkāni brāhmaṇani als nicht purāṇaprokta, sondern<br />
als tulyakāla, gleichzeitig, nämlich mit Pāṇini, betrachtet,<br />
insofern durch den Wortlaut desselben nicht bedingt ist,<br />
daß dieselben von Yājñavalkya selbst herrühren müssen,<br />
sie demnach also ihren <strong>Name</strong>n auch davon tragen können,<br />
daß sie von ihm handeln: ich ziehe dies letztere eben vor,<br />
da es mir doch sehr bedenklich scheint, das ganze Śata¬<br />
pathabrāhmaṇam oder auch nur die letzten Bücher desselben<br />
theils direct als Yajñavalkya’s <strong>Name</strong>n tragend an<br />
*) darunter den Aśvala, den Hotar des Königs, den Vidagdha Śā¬<br />
kalya, der für seine Impertinenz das Leben verlor, den Kahola Kauṣīta¬<br />
keya, und die Gārgī Vācaknavī, welche wohl alle vier (letztere wenigstens<br />
dem Gṛhyasūtra nach) als Vertreter des Ṛk anzusehen sind, gegen den hier<br />
somit eine Art Eifersucht nicht zu verkennen ist.<br />
14 0J Errata (p. 285 der ersten Ausgabe): „das Wort Muni kommt schon<br />
in den späteren Theilen der Ṛksaṃhitā vor, nämlich VIII, 17, 14. und x, 136,<br />
2—5." — Paulkasa findet sich auch Vs. 30, 17.<br />
**) früher, im ersten Bande der Ind. Studien p. 57, anders, — wie ich<br />
denn hier überhaupt manche der dort, besonders in p. 161—232, ausgesprochenen<br />
Ansichten nach weiterer Überlegung der betreffenden Stellen entweder weitergeführt<br />
oder modificirt habe, wie man bei etwaiger Vergleichung bemerken wird,
144 Das Yāj navalkīyakāṇdam und das Khilakāṇḍam.<br />
zusehen, wie sehr es auch jedenfalls d e s s e n System<br />
enthält, theils als gleichzeitig mit Pāṇini oder sei es auch<br />
als nur kurz vor seiner Zeit entstanden zu setzen: für das<br />
Yājñavalkīyaṃ kāṇḍam aber trage ich gar kein Bedenken<br />
letzteres zu thun 141<br />
). — Das letzte Kāṇḍam endlich des Vṛ¬<br />
hadĀraṇyaka, das Khilakāṇḍam, wird allgemein von<br />
den Commentatoren als solches Khilam, d.i. Nachtrag, angegeben<br />
und zeichnet sich in der That auch deutlich genug<br />
aus. Der erste Adhyāya desselben (der fünfte des Vṛh.<br />
Āraṇy. selbst) besteht aus einer Menge kleiner Bruchstücke,<br />
die meist höchst ungeschickte mystische Wortspielereien enthalten.<br />
Der zweite Adhyāya sodann enthält zunächst zwei<br />
Brāhmaṇa, die, wie früher (p. 78) bemerkt, zum Theil in<br />
ganz derselben Gestalt in der Chāndogyopaniṣad VII,<br />
1. 3 wiederkehren: und auch für das dritte, welches rituelle<br />
Bestimmungen enthält, findet sich daselbst in VII, 2 eine andere<br />
Recension vor: den Schluß desselben bildet hier ein<br />
Vaṃśa, aber nicht in Listenform, sondern in ausführlicher<br />
Darstellung: danach war der erste Urheber der betreffenden<br />
Lehre Uddālaka Āruṇi, der sie an Yājñavalkya, hier<br />
zum ersten Mal Vājasaneya genannt, mittheilte*); dessen<br />
Schüler war Madhuka Paiūgya, von welchem sie auf<br />
Cūḍa Bhāgavitti, dann auf Jānaki Āyaḥsthūṇa, zuletzt<br />
auf Satyakāma Jābāla überging, welchem letzteren<br />
(in der Chāndogyopaniṣad viel genannten) Lehrer, dessen<br />
<strong>Name</strong>n auch in der That in späteren Werken eine Schule<br />
des weißen Yajus trägt, sonach etwa die finale Redaction<br />
1 4 1<br />
] vgl. hiezu Goldstücker’s ausführliche Darstellung in seinem „Pāṇini‘‘<br />
p. 132—140, sowie meine specielle Entgegnung darauf in den Ind. Stud. V, 65 — 74.<br />
xlll, 443. 444. Ind. Streifen II, 214. Danach muß der vārttikaVerfasser seinerseits<br />
die Yājñavalkāni brāhmaṇāni in der That doch als von Yājñ. ursprünglich<br />
prokta betrachtet, andererseits aber auch wieder ihre damals vorliegende Abfassung<br />
als mit Pāṇini gleichzeitig angesehen haben. Wenn er dabei eben<br />
den Yājñavalkya zu den purāṇa, Alten, rechnet (und der Wortlaut seines<br />
vārttika erheischt dies), so bezeichnet dagegen die Kāśikā denselben direct als<br />
„nicht cirakāla."<br />
*) im Yājñavalkīyakāṇḍa wird Uddālaka Āruṇi von Yājñavalkya<br />
zum Schweigen gebracht, wie die übrigen Brāhmaṇa, und wird darin<br />
gar nicht erwähnt, daß dieser sein Lehrer war.
Der Schluß-Vanśa des Śatapatha Brāhmaṇa. 145<br />
jener Lehre zuzuschreiben wäre. Das letzte, vierte Brāhmaṇam<br />
dieses Adhyāya ist wie das dritte durch seinen<br />
Inhalt in der That sehr überraschend, und gehört derselbe,<br />
nämlich die rituellen Gebräuche, welche vor und bei dem<br />
Coitus so wie nach der Geburt eines Sohnes zu beobachten<br />
sind, eher in ein Gṛhyasūtram als hieher. Den Schluß<br />
desselben*) macht wieder ein Vaṃśa, diesmal ganz<br />
besonders lang und in den jüngeren Gliedern durch die Eigen¬<br />
thümlichkeit ausgezeichnet, daß deren <strong>Name</strong>n durch Anfügung<br />
von putra an den <strong>Name</strong>n der Mutter gebildet (s. oben<br />
p. 78), so wie dadurch, daß beide Theile des <strong>Name</strong>ns accentuirt<br />
sind. Āsuri ist hier als der Schüler des Yājñavalkya,<br />
dieser als der des Uddālaka genannt: nachdem man<br />
dann durch noch 10 Stufen bis zu Āditya, dem Sonnengott,<br />
als dem letzten Urheber gekommen ist, werden als Schluß<br />
des ganzen Brāhmaṇa die Worte zugefügt: ādityānī 'māni<br />
śuklāni yajūṃṣi Vājasaneyena Yājñavalkyenā" khyā¬<br />
yante „diese von Āditya herrührenden**) weißen Yajus<br />
werden von dem Vājasaneya Yājñavalkya überliefert".<br />
Nach Śaṃkara nämlich und Dvivedagaūga bezieht sich<br />
dieser Vaṃśa nicht etwa auf das Khilakāṇḍam, sondern<br />
auf das ganze Pravacanam, den ganzen Veda (sc. weißen<br />
Yajus): für die Richtigkeit dieser Auffassung spricht jedenfalls,<br />
daß der Vaṃśa am Ende des zehnten Buches***), der<br />
einzige, der sich sonst noch, mit Ausnahme von Madhu¬<br />
kāṇḍa, Yāj navalkīyakāṇḍa und Khilakāṇḍa, im ganzen<br />
Śatapatha-Brāhmaṇa vorfindet, sich offenbar auf diesen<br />
Vaṃśa hier bezieht und denselben voraussetzt, wenn es daselbst<br />
im Anfang heißt: samānam ā Sāṃjīvīputrāt „bis<br />
zu Sāṃjīvīputra sind die Lehrer dieselben", von diesem<br />
Sāṃj. ab weiter hinauf sind nämlich hier noch drei Stufen<br />
bis zu Yājñavalkya, während im zehnten Buche, wie schon<br />
*) in der Kāṇvaschule bilden die Vanśa stets ein apartes Capitel.<br />
**) oder: „diese weißen Yajus werden von dem Vājasaneya Yājñavalkya<br />
als von Āditya herrührend genannt?"<br />
***) die Kāṇvaschule fügt denselben hier noch am Schlüsse nach den<br />
Worten: Yājñavalkyenā "khyāyante an.
146 Etwaiger nordwestlicher Ursprung von Kāṇḍa VI—X des Śat. Br.<br />
früher bemerkt, die Lehre gar nicht auf diesen letzteren, sondern<br />
von Sāṃj. ab durch fünf Stufen auf Śāṇḍilya und<br />
durch weitere zwei Stufen auf Tura Kāvaṣeya*) zurückgeführt<br />
wird. Dieser letztere Umstand giebt uns übrigens<br />
vielleicht auch noch eine andere Eintheilung des Śatapatha-<br />
Brāhmaṇa in Bezug auf den Ursprung der einzelnen<br />
Kāṇḍa desselben an die Hand. In den fünf ersten und den<br />
vier letzten Kāṇḍa nämlich tritt uns stets und zwar sehr<br />
häufig der <strong>Name</strong> des Yājñavalkya als desjenigen Lehrers<br />
entgegen, dessen Ansicht als endgültige Auctorität den Ausschlag<br />
giebt, dessen System uns also jedenfalls darin vorliegt**):<br />
es werden ferner in diesen Kāṇḍa, mit Ausnahme<br />
der Gāthā im dreizehnten Kāṇḍa, und mit Ausnahme des<br />
Yājñavalkīyakāṇḍa, nur östliche oder im mittleren<br />
Hindostan ansässige Völker erwähnt, die Kurupañcāla<br />
nämlich, die Kosalavideha, Śvikna uud Sṛñjaya: nur<br />
einmal werden die Pracya (Östlichen) den Vāhīka (Westlichen)<br />
gegenübergestellt, einmal ferner findet sich die Erwähnung<br />
der Udīcya (Nördlichen), und die (südlichen) Ni¬<br />
ṣadha sind gleichfalls einmal im <strong>Name</strong>n ihres Königs Nala<br />
Naiṣadha (er heißt hier resp. Naiṣidha) genannt. Merklich<br />
genug unterscheiden sich nun hievon das sechste bis<br />
zehnte Kāṇḍam, welche statt Yājñavalkya den Śāṇḍi<br />
*) der im Ait. Brāhmaṇa als gleichzeitig mit Janamejaya (als Opfer¬<br />
Priester desselben) genannt wird, s. Ind. Stud. I, 203 not.<br />
*+) daß dies so klar ist, muß jedenfalls auch als Grund dafür angesehen<br />
werden, daß die Purāṇa hier einmal eine mit dem Factum übereinstimmende<br />
Nachricht haben, insofern sie den Yājñavalkya als Urheber des weißen<br />
Yajus nennen. — Der <strong>Name</strong> des Yājñavalkya kommt übrigens sonst in der<br />
vedischen Literatur nirgend vor, was theils in der verschiedenen oertlichkeit,<br />
theils auch darin seinen Grund haben könnte, daß seine Redaction des weißen<br />
Yajus später stattgefunden habe, als die Redaction der andern Veda: doch<br />
erklärt sich dieser Umstand dadurch keineswegs zur Genüge, insofern ja doch<br />
andere Lehrer des w. Yajus vielfach in der späteren vedischen Literatur genannt<br />
sind, so Āruṇi, Śvetaketu, Satyakāma Jābāla etc., die doch<br />
theils seine Zeitgenossen sind, theils selbst späterer Zeit angehören. Sein Patron<br />
Janaka wird zudem wenigstens in der KauṣītakyUpaniṣad erwähnt.<br />
[In zwei späteren Abschnitten des Kauṣītaki, resp. ŚāṅkhāyanaĀraṇyaka, die<br />
aber offenbar beide ganz secundären Ursprunges sind, wird Yājñavalkya in der<br />
That auch selbst genannt (9‚ 7 und 13, 1); doch handelt es sich daselbst geradezu<br />
um Citate aus Śatap. Br. XIV. — Im Gopatha Br., welches so sehr<br />
specielle Beziehungen zum Cat. Br. hat, wird Yājñavalkya nicht genannt.]
Einheit der Schlußredaction. 147<br />
lya als endgültige Auctorität anerkennen*), ohne jenen auch<br />
nur zu nennen, so wie sie ferner nur nordwestliche Völker<br />
erwähnen, die Gandhāra nämlich mit ihrem König Na¬<br />
gnajit, die Salva, und die Kekaya**), Sollte vielleicht<br />
jener oben erwähnte Vaṃśa nicht blos für das zehnte Buch,<br />
sondern für diese fünf Kāṇḍa gelten? da dieselben speciell<br />
das Feuerritual, die Anlegung der heiligen Feueraltäre behandeln,<br />
so könnte ihr etwaiger Ursprung aus dem Nord¬<br />
westen sich vielleicht daher erklären, daß die Lehre<br />
über jenen Gegenstand dort eben wegen der Nähe der Persa<br />
Arier, ob auch von der der letztern abweichend, sich doch<br />
besonders rein erhalten habe***)? Wie nun übrigens sich dies<br />
auch verhalten mag — sei der nordwestliche Ursprung der<br />
Lehre dieser fünf Kāṇḍa wirklich begründet oder nicht 342<br />
) —,<br />
jedenfalls gehören dieselben in ihrer vorliegenden Form in<br />
dieselbe Zeit (das zehnte resp. in eine etwas spätere) mit den<br />
ersten fünf Kāṇḍa, wofür die Erwähnung des Aruṇa Aupa¬<br />
veśi, Āruṇi, Śvetaketu Āruṇeya, wie des Indra¬<br />
dyumna (im zehnten Buche), so wie die mehrfache tadelnde<br />
Erwähnung der Carakādhvaryavaḥ entscheidet. Daß<br />
eben eine ordnende Hand die einzelnen Theile des Brāhmaṇa<br />
verschmolzen hat 14s<br />
), erhellt insbesondere aus der mehrfach<br />
vorkommenden Hinweisung darauf, daß ein Gegenstand schon<br />
in einem früheren Theile behandelt sei, oder sich in einem<br />
späteren Theile ausführlicher dargestellt finde: eine nähere<br />
*) wie die Sāmasūtra: sonst wird er nur noch in der Chāndogyop.<br />
erwähnt.<br />
**) die diese betreffende Legende kehrt in der Chāndogyop. wieder.<br />
***) sollten die Śākāyaninas etwa mit letzteren direct in Verbindung zu<br />
setzen sein? Was aber würde dann aus der Verbindung des Śākāyanya (in<br />
der Maitrāyaṇī-Upaniṣad) mit den Śākya?!<br />
142j Vgi hi e z u meine ausführliche Erörterung in den Ind. Stud, xlll, 265<br />
bis 269, wo ich insbesondere auch auf mehrfache sprachliche Differenzen zwischen<br />
den Büchern I—V und VI ~X aufmerksam gemacht habe.<br />
1 4 3<br />
] der herbe Tadel, der in IX, 8, 1, 24 über die Anwohner der sieben<br />
westlichen Flüsse ausgesprochen wird, müßte auf diese „ordnende Hand"<br />
zurückgeführt werden, s. Ind. Stud. XIH, 267. — Dafür daß der weiße Yajus<br />
im östlichen Hindustan redigirt worden ist, scheinen die Angaben über den Umfang<br />
des Madhyadeśa im Pratijñāpariśiṣṭa einzutreten, s. meine Abh. über das<br />
Pratijñāsūtra p. 101. 105.
148<br />
Im Śat. Br. erwähnte Lehrer.<br />
Untersuchung der einzelnen Fälle, wo dies geschieh/, ist mir<br />
bis jetzt noch nicht möglich gewesen.<br />
Die Zahl der im Brāhmaṇa angeführten Abweichungen<br />
in Bezug auf Ritual oder Lesarten ist sehr groß: schon in<br />
der Saṃhitā selbst ist hie und da darauf Rücksicht genom¬<br />
men, insofern zwei verschiedene Mantra als gleich gut neben<br />
einander aufgeführt werden. In der Regel und am häufigsten<br />
geschieht die Anführung von dergl. Abweichungen im Brāh¬<br />
maṇa durch ity eke, oder tad āhuḥ, doch werden auch<br />
ziemlich oft die <strong>Name</strong>n einzelner Lehrer genannt, die dann<br />
zum Theil wohl als die Repräsentanten der ihren <strong>Name</strong>n<br />
tragenden Schulen zu gelten haben, so außer den bereits angeführten<br />
noch: Aṣāḍha Sāvayasa, Barku Vārṣṇa,<br />
Aupoditeya, Pāñci, Takṣan, Jīvala Cailaki, Āsuri,<br />
Mādhuki, Kahoḍa Kauṣītaki, Vārṣṇya Sātya¬<br />
yajña, Sātyayajñi, Tāṇḍya, Buḍila Āśvata¬<br />
rāśvi, Rāma Aupatasvini, Kaukūsta, Māhitthi, Mu¬<br />
ḍimbha*) Audanya, Saumāpau Mānutantavyau, Sa¬<br />
tyakāma Jābāla, Śailāli etc. Außer den Carakā¬<br />
dhvaryavaḥ wird insbesondere regelmäßig getadelt der<br />
Bhāllaveya und schließe ich, wie schon früher (p. 105) bemerkt,<br />
daraus, daß das BhāllaviBrāhmaṇam dem schw.<br />
Yajus zuzurechnen sei. Unter den eke, wo dieselben getadelt<br />
sind, werden wir wohl auch (wie z. B. im ersten Kāṇḍa<br />
einmal sicher) meist Anhänger dieses letztern zu verstehen<br />
haben, einmal indeß (im achten Kāṇḍa) wird eine Lesart<br />
der K an va schule durch eke angeführt und resp. bekämpft:<br />
wie sich deren Brāhmaṇam an dieser Stelle verhält, ob es<br />
etwa die Lesart der Madhyamdinaschule tadelt, weiß ich<br />
nicht zu sagen: eine Vergleichung von dergl. Stellen würde<br />
natürlich von besonderem Interesse sein.<br />
Von besonderer Bedeutung sind die so überaus zahlreichen<br />
hie und da im Brāhmaṇa verstreuten Legenden,<br />
*) zu vergl. die Muṭibha im Aitar. Br. — Nur Buḍila, die Saumā¬<br />
dau, S atyakāma, Mādhuki (resp. Paingya), und Kauṣītaki werden<br />
von obigen auch anderweitig erwähnt.
Die Legenden im Śatapatha-Brāhṃaṇ 149<br />
deren einige in besonders alterthümlicher Sprache auftreten<br />
und daher wohl schon vor ihrer Aufnahme in dasselbe eine<br />
selbständige Form gewonnen hatten: besonders ausführlich<br />
behandelt, und darum hervorzuheben, sind die Legenden von<br />
der Sinnfluth und der Rettung des Manu — von der Über¬<br />
siedelung des Videgha Māthava von der Sarasvatī nach<br />
der Sadānīrā im Lande der KosalaVideha — von der<br />
Verjüngung des Cyavana durch die Aśvin auf Bitten seiner<br />
Frau Sukanya, der Tochter des Śaryāta Mānava —<br />
von dem Wettstreit der Kadrū und Suparṇī — von der<br />
Liebe und Trennung des Purūravas und der Urvaśī u. a,<br />
m. Viele derselben finden wir in dem Epos wieder vor, als<br />
Episoden darin, und zwar in metrischem Gewände, wie auch<br />
im Übrigen in vielfach veränderter Gestalt. Es ist hier<br />
überhaupt ein viel speciellerer Zusammenhang mit dem Epos,<br />
als in den übrigen Brāhmaṇa, nicht zu verkennen. Die<br />
<strong>Name</strong>n Valhika, Janamejaya, Nagnajit stehen in un¬<br />
mittelbarster Beziehung zu der Sage des MahāBhā¬<br />
rata, so auch die schon bei der Saṃhitā besprochenen<br />
<strong>Name</strong>n Aruba, Arnbikā, Arnbālikā, Subhadrā und der<br />
darin von den Wörtern arjuna und phalguna gemachte<br />
Gebrauch. Die Erklärung hiefür haben wir jedenfalls in dem<br />
Umstände zu suchen, daß dies Brāhmaṇam wesentlich<br />
unter dem Volke der Kurupañcāla und der benachbarten<br />
KosalaVideha entstanden ist und seinen Abschluß gefunden<br />
hat. Der König dieser letztern, welcher als der Haupt¬<br />
patrou der heiligen Lehre darin auftritt, Janaka, tragt denselben<br />
<strong>Name</strong>n mit dem Vater der Sītā und Schwiegervater<br />
des Ram a im Rāmāyaṇa: dies ist aber auch der einzige<br />
Berührungspunkt mit der Sage dieses Werkes, der sich hier<br />
vorfindet und da überdem der <strong>Name</strong> Janaka der ganzen<br />
Familie gehört zu haben scheint, so verschwindet eigentlich<br />
auch er: ich bin indeß doch geneigt, jenen Vater der Sītā<br />
mit diesem besonders heiligen Janaka hier für identisch zu<br />
halten, insofern ich der Ansicht bin, daß Sītā selbst eine<br />
reine Abstraction ist, und man ihr somit jedenfalls einen
150 Beziehung der Legenden des Śat. Br. zu der epischen Sage.<br />
möglichst berühmten Vater gegeben hat. Was speciell das<br />
Verhältniß des Brāhmaṇa zur Sage des MahāBhārata<br />
betrifft, so hat Lassen bekanntlich als Grundtypus der letztern<br />
einen mit der gegenseitigen Vernichtung endenden Kampf<br />
zwischen den Kuru und Pañcāla, letztere geführt von dem<br />
aus Westen gekommenen Geschlechte der Pāṇḍu, angenommen.<br />
Zur Zeit des Brāhmaṇa nun finden wir die Kuru<br />
und Pañcāla theils noch in voller Blüthe*), theils in engster<br />
Freundschaft zu einem Volke**) verbunden, es kann also<br />
jener Vernichtungskampf noch nicht stattgefunden<br />
haben. Auf der andern Seite indeß finden wir die Blüthe,<br />
die Sünde, die Sühne und den Untergang des Janam¬<br />
ejaya Pārikṣita und seiner Brüder Bhīmasena, Ugra¬<br />
sena, Śrutasena, sowie des ganzen Geschlechtes der Pārikṣita,<br />
in den jüngsten Theilen des Brāhmaṇa, wie es<br />
scheint, noch in frischer Erinnerung, und als einen Gegenstand<br />
der Controverse vor. Im MBhārata herrscht in Bezug<br />
auf diese <strong>Name</strong>n eine grenzenlose Verwirrung: theils nämlich<br />
wird Janamejaya nebst jenen seinen Brüdern als Urenkel<br />
des Kuru aufgeführt, theils als die Urenkel des Pāṇḍuiden<br />
Arjuna, bei deren Schlangenopfer Vaiśampāyana die<br />
Geschichte des großen Kampfes zwischen den Kuru und<br />
Pāṇḍu vortrug. Nehmen wir letztere Auffassung an, die<br />
deshalb als die verbürgtere erscheint, weil das sie enthaltende<br />
Stück des MahāBhārata in Prosa geschrieben ist und in<br />
besonders alterthümlichem Gewände auftritt, so müßte also<br />
jener angebliche große Vernichtungskampf zwischen den<br />
Kuru und Pañcāla, und die Herrschaft der Pāṇḍava,<br />
zur Zeit des Brāhmaṇa schon längst vorbei gewesen<br />
sein. Wie ist dieser Widerspruch zu lösen? Daß etwas<br />
*) obwohl allerdings in den letzten Theilen desselben die KosalaVi¬<br />
deha ein. gewisses Übergewicht zu haben scheinen, und vielleicht schon zur<br />
Zeit der Saṃhitā (s. p. 126) eine gewisse Rivalität zwischen den Kuru und<br />
Pañcāla bestanden hatte.<br />
**) anders wenigstens vermag ich das Wort Kurupañcāla nicht zu erklären:<br />
bemerkenswerth ist übrigens, daß kein <strong>Name</strong> eines Königs der Kuru¬<br />
pañcāla genannt wird, sondern dais dgl. <strong>Name</strong>n nur von Kauravya oder<br />
von Pān calaKönigen angeführt Werden.
Die Stellung der Kurupañcāla darin, gegenüber der der Pārikṣita. 151<br />
Großes, Wunderbares im Geschlechte der Pārikṣita vorgegangen<br />
war und ihr Ende zur Zeit des Brāhmaṇa noch<br />
Staunen erregte, haben wir gesehen: was es gewesen, wissen<br />
wir nicht: Untergang der Kuru durch die Pañcāla kann<br />
es nach Obigem kaum gewesen sein, jedenfalls waren es aber<br />
Übelthaten, und bin ich in der That geneigt, dieses vor der<br />
Hand unbekannte Etwas als die Grundlage der Sage des<br />
MahāBhārata anzusehen 144<br />
). Daß die Pāṇḍava ursprünglich<br />
nicht zu derselben gehören, sondern erst später damit in<br />
Verbindung gesetzt sind, scheint mir unumgänglich mit<br />
Lassen anzunehmen 145<br />
), da theils nirgendwo in den Brāh¬<br />
maṇa oder Sūtra sich eine Spur von ihnen findet, theils<br />
der <strong>Name</strong> ihres Haupthelden, des Arjuna (Phalguna), hier<br />
im Śatap. Brāhmaṇa (wie in der Saṃhitā) noch <strong>Name</strong><br />
des Indra ist, wie er denn wahrscheinlich in der That als<br />
ursprünglich mit diesem identisch zu erachten und ihm somit<br />
wohl auch jede wirkliche Existenz abzusprechen sein wird.<br />
Wenn ferner Lassen Ind. Alt. I, 647 fg. aus dem, was<br />
Megasthenes bei Arrian über den indischen Heracles,<br />
seine Söhne und seine Tochter flavöaia berichtet, im Verein<br />
mit anderen Nachrichten bei Curtius, Plinius, Ptole¬<br />
maios*) geschlossen hat, daß zur Zeit des Megasthenes<br />
die mythische Verbindung des Kṛṣṇa (?) mit den Pāṇ¬<br />
ḍava schon bestand, so ist dies theils wohl an und für sich<br />
ob auch vielleicht wahrscheinlich, wenigstens nicht sicher**),<br />
1 4 4<br />
] s. Indian Antiquary II, 58 (1873). Ich füge hier noch Folgendes<br />
hinzu, was möglicher Weise in Bezug hiezu steht. Den Vṛddhadyumna Abhi¬<br />
pratāriṇa (s. Ait. Br. III, 48) verfluchte ein Brāhmaṇa wegen unrichtigen Opfers<br />
dahin, daß: imam eva prati samaram Kuravah Kurukṣetrāc cyoṣyanta iti<br />
Śānkh. XV, 16, 12 (und so geschah es auch). — Zur Verherrlichung des Kauravya-Königs<br />
Parikṣit dienen die vier Verse Śānkh. śr XII, 17, 1 — 4 (Ath.<br />
xx, 127, 7—10), die freilich im Ait. Br. VI, 22 (Śānkh. Br. XXX, 5) auf das<br />
Feuer oder das Jahr bezogen werden, s. aber Gopatha Br. XI, 12. — Eine Le<br />
gende von Janamejaya Pārīkṣita hat auch noch das Gopatha Br. II, 5.<br />
1 4 5<br />
] s. meine nähere Ausführung hierüber in den Ind. Stud. II, 402—404.<br />
*) Curtius und Plinius schrieben im ersten, Arrian und Ptolemaios<br />
im zweiten Jahrh. p. Chr.<br />
**) der Incest des Hercules mit der Ilwoctia geht jedenfalls wohl auf<br />
die vielfach in den Brāhmaṇa berührte Sage von dem Incest des Prajāpati<br />
mit seiner Tochter. [Auch daß Vāsudeva und Arjuna bei Pāṇ. IV, 3‚ 98 neben<br />
einander stehen, ist noch kein Beweis für ihre Zusammengehörigkeit, s. Ind. Stud,<br />
xlll, 349 fg.]
152 Nichterwähn. d. Pāṇḍava im Cat Br. Berührung m.d. SamkhyaTradítion.<br />
theils aber würde es auch noch nicht dafür beweisen, daß<br />
die Pāṇḍava damals auch bereits schon mit der Kurusage<br />
in Verbindung gesetzt waren: und wenn wir wirklich (s.<br />
p. 117) die Redaction der Mādhyaṃdinaschule etwa in die<br />
Zeit des Megasthenes zu setzen haben, so würde aus dem<br />
Mangel jeder Erwähnung der Pāṇḍava darin wohl jedenfalls<br />
zu folgern sein, daß damals deren Verbindung mit den<br />
Kuru eben noch nicht hergestellt war, obwohl diese Folgerung<br />
allerdings weniger für die Redactionszeit als vielmehr<br />
nur für die Zeit der redigirten Stücke stricte Beweiskraft hat.<br />
Wie mit der epischen Sage, so finden sich weiter im<br />
Śatapatha-Brāhmaṇa auch mehrere Berührungspunkte<br />
theils mit den Legenden der Buddhisten, theils mit der späteren<br />
Tradition über den Ursprung der Sāṃkhyalehre. Was<br />
zunächst diese letztere betrifft, so ist Āsuri, der <strong>Name</strong> einer<br />
der Hauptauctoritäten derselben, zugleich auch der <strong>Name</strong> eines<br />
im Śatapatha-Brāhmaṇa vielfach erwähnten Lehrers, und<br />
wird hier ferner, allerdings blos im Yājñavalkīyakāṇḍa,<br />
ein Kāpya Patañcala im Lande der Madra als besonders<br />
ausgezeichnet durch seine Bemühungen um die brāhmanische<br />
Theologie genannt, in dessen <strong>Name</strong>n wir einen Bezug zu<br />
Kapila und Pataṃjali, den traditionellen Gründern der<br />
Sāṃkhya und Yogalehre, nicht verkennen können. Was<br />
die Nachrichten der Buddhisten betrifft, so nannten sich die<br />
Śākyās von Kapilavastu (deren <strong>Name</strong>n vielleicht mit den<br />
Śākāyanin des X. Kāṇḍa, resp. dem Śākāyanya<br />
der Maitrāyaṇa-Upaniṣad in Verbindung zu bringen<br />
ist), G a utam as, ein Geschlechtsname, welcher unter den<br />
Lehrern und in den Lehrerlisten des Brāhmaṇa besonders<br />
reich vertreten erscheint, wie denn ja auch das Land der<br />
Kosala und Videha als die Wiege des Buddhismus zu<br />
gelten hat. — Śvetaketu, einer der am häufigsten im Śa¬<br />
tapathaBrāhmaṇa genannten Lehrer (Sohn des Āruṇi),<br />
ist bei den Buddhisten der <strong>Name</strong> einer der früheren Geburten<br />
des Śākyamuni (s. Ind. Stud. II, 76 not.). — Die<br />
etwaige Herbeiziehung des māgadha in der Saṃhitā habe
Berührungen mit der buddhistischen Legende. 153<br />
ich bereits früher (p. 123—24) besprochen. - Die Wörter<br />
arhant (III, 4, 1, 3 fg.), śramaṇa (Vṛh. Ār. IV, 1, 22 wie<br />
Taitt. Ār. II, 7: neben tāpasa), mahābrāhrnaṇa (Vṛh.<br />
Ār. II, 1, 19, 22*), pratibuddha, obschon keineswegs etwa<br />
im technischen buddhistischen Sinne gebraucht, zeigen doch,<br />
wie dieser allmälig entstanden ist — Auch der <strong>Name</strong> des<br />
Celaka im Brāhmaṇa ist vielleicht mit dem speciell buddhistischen<br />
Sinne von cela in Verbindung zu setzen. —<br />
Ajātaśatru und Brahmadatta**) dagegen sind wohl nur<br />
<strong>Name</strong>nsgenossen der beiden Männer, welche die Buddhisten<br />
unter diesen <strong>Name</strong>n als Zeitgenossen Buddha's nennen?<br />
Gleiches gilt wohl auch für die Vātsīputrīya der Buddhisten<br />
und den Vātsīputra des Vṛh. Āraṇy. (V, 5, 31),<br />
obschon diese <strong>Name</strong>nsform, weil ungewöhnlich, vielleicht<br />
schon ein engeres Verhältniß bedingt Insbesondere aber ist<br />
es die Familie der Kātyāyana, Kātyāyanīputra, welche<br />
sowohl bei den Buddhisten, als im Brāhmaṇa, allerdings<br />
nur in den allerspätesten Theilen desselben, zahlreich vertreten<br />
ist. Bei der einen Frau des Yājñavalkya, welche<br />
Kātyāyanī heitst, finden wir diesen <strong>Name</strong>n zum ersten Mal<br />
erwähnt***), und zwar sowohl im M a d h u k ā ṇ ḍ a<br />
als im Yājñavalkīyakāṇḍa, dann aber findet er sich<br />
mehrfach in den Lehrerlisten vor und tragen denselben fast<br />
*) neben mahārāja, was auch schon früher sich findet I, 5, 3‚ 21. II, 5,4,9.<br />
**) mit dem Beinamen Caikitāneya Vṛh. Ār. Mādhy. I, 1, 26. —<br />
Im MBh. Xn, 5136. 8608 wird ein Pāncāl30 rájā <strong>Name</strong>ns Br ah madatta<br />
genannt, der in Kāmpīlya herrschte. — Caikitāneya ist von Caikitāyana<br />
in der Chāndogyopan. HI, 8 zu trennen. — [lieber ein eigenthümliches Zusammentreffen<br />
einer Legende des Vṛhad Ar. mit einer buddhistischen Legende<br />
s. Ind. Stud. HI. 156. 157.]<br />
***) im zehnten Buche des Taitt. Ar. ist Kātyāyana (statt °nī) <strong>Name</strong><br />
der Durgā: über diesen Gebrauch s. Ind. Stud. H, 192 [XIH, 422]. Im<br />
Gaṇapāṭha zu Pāṇini fehlt Kātyāyana. [Kātyāyanī aber ergiebt sich aus<br />
Pāṇini selbst IV, 1, 18, s. hierüber Ind. Stud. V, 61. 63. 64; ein Kātyāyanī¬<br />
putra Jātūkarṇya wird im Śānkh. Āraṇy. VIII, 10 citirt. Pataṃjali im Mahābhāṣya<br />
erwähnt mehrere Kātya Ind. Stud. XIII, 399. 407, wie denn ja der<br />
vārttikakāra dieser Familie direct angehört. In andern vedischen Texten habe<br />
ich weder die Kata noch die Kātya, Kātyāyana gefundene mit Ausnahme des<br />
am Schluß des Āśvalāyanaśrautasūtra XII, 13 —15 angehängten pravara-Ab¬<br />
Schnitts, wo die Kata und ihr Patronymicum Kātya mehrfach genannt sind.<br />
Die Kuru-Katās sind im gaṇa Garga aufgeführt und scheint danach das Geschlecht<br />
der Kata in besonderer Verbindung mit den Kuru gestanden zu haben,<br />
s. Ind. Stud. I. 2Ī7. 228.]
154 Das Śrautasūtram des Kātyāyana.<br />
sämmtliche Sūtra, die zum weißen Yajus gehören, als den<br />
<strong>Name</strong>n ihres Verfassers.<br />
Commentirt ist das Śatapatha-Brāhmaṇa in der<br />
MādhyaṃdinaSchule von Harisvāmin und Sāyaṇa,<br />
deren Commentare indeß bis jetzt nur bruchstückweise 146<br />
)<br />
vorhanden sind: das VṛhadĀraṇyakam ist von Dviveda<br />
Gaṅga (aus Guzerate) erklärt worden, in der Kāṇva<br />
Schule dagegen von Śaṃkara, an dessen Commentar sich<br />
eine große Zahl anderer Werke seiner Schüler etc. angeschlossen<br />
hat. Edirt ist bis jetzt nur das erste Kāṇḍam<br />
nebst Auszügen aus den betreffenden Commentaren, durch<br />
mich selbst: im Laufe der drei nächsten Jahre soll aber das<br />
ganze Werk im Druck vollendet sein 147<br />
). Das Vṛhad<br />
Āraṇyakam in der Kāṇváschule ist von Poley edirt<br />
worden, neuerdings von Roer zugleich mit Śaṃkara's Commentar<br />
und einer Glosse dazu 148<br />
).<br />
Ich wende mich nunmehr zu den Sūtra des weißen<br />
Yajus. Das erste derselben, das Śrautasūtram des Kātyāyana,<br />
besteht aus 26 Adhyāya, welche im Ganzen strict<br />
die Reihenfolge des Brāhmaṇa beobachten: und zwar entsprechen<br />
die ersten 18 den neun ersten Kāṇḍa desselben:<br />
die Sautrāmaṇi wird im 19., das Pferdeopfer im 20. Adhyāya<br />
behandelt, der 21. enthält das Menschenopfer, Allopfer<br />
und Manenopfer Die drei folgenden Adhyāya sind, wie<br />
schon früher (p. 88) angegeben, auf das Ceremoniell des<br />
Sāmaveda, auf die einzelnen Ekāh a, Ahīna, Sattradesselben<br />
bezüglich, doch führen sie dieselben mehr listenformig<br />
auf, als daß sie, wie die übrigen Adhyāya, ein anschauliches<br />
Bild des ganzen Vorganges bieten. Der 25. Adhyāya<br />
behandelt die Prāyaścitta, Sühnceremonieen, entsprechend<br />
1 4 b<br />
] und in sehr schlechten Handschriften.<br />
1 4 7<br />
] das letzte-Heft erschien 1855. Eine Übersetzung des ersten Buches,<br />
so wie einiger der oben specien aufgeführten Legenden liegt in vol. I meiner<br />
Ind. Streifen vor (1868).<br />
1 4 8<br />
] Roer’s Übersetzung (1856) erstreckt sich auch auf den Commentar<br />
zum ersten Adhyāya, und giebt auch in den folgenden Abschnitten mehrfache<br />
Auszüge aus demselben.
Die darin erwähnten Lehrer und anderen Data. 155<br />
dem ersten Theile des 12. Kāṇḍa und der 26. Adhyāya<br />
endlich enthalt das PravargyaOpfer, entsprechend dem<br />
ersten Theile des 14. Kāṇḍa. — Es werden nur wenige<br />
L e h r e r mit <strong>Name</strong>n citirt: unter diesen sind zwei,<br />
die Verfassern von Sūtra des schwarzen Yajus angehören,<br />
Laugākṣi nämlich und Bhāradvāja: außer ihnen sind<br />
nur noch Jātūkarṇya, Vātsya, Bādari, Kāśakṛtsni<br />
und Kārṣṇājini genannt: die letzteren drei begegnen uns<br />
nur noch 149<br />
) in dem Vedāntasutra des Bādarāyaṇa,<br />
Bādari auch in dem Mīmāṃsāsūtra des Jaimini:<br />
Vātsya ist ein <strong>Name</strong>, der in den Vaṃśa des Śatapatha-<br />
Brāhmaṇa einige Male vorkömmt 150<br />
): desgl. Jātūkarṇya,<br />
der im Vaṃśa des Madhu- und Yājñavalkīyakāṇḍa<br />
in der Kāṇvaschule als Schüler des Āsurāyaṇa und des<br />
Yāska erscheint (in der Mādhyaṃdinaschule steht noch<br />
ein Lehrer, Bhāradvāja, dazwischen), so wie er auch im<br />
Aitareya Āraṇyaka und mehrfach im Prātiśākhya¬<br />
sūtra des weißen Yajus erwähnt wird. Sonst werden noch<br />
häufig eke citirt und auf andere Śākhā dadurch Bezug genommen.<br />
An einer Stelle spricht sich eine gewisse Feindseligkeit<br />
gegen die Nachkommen der Tochter des Atri (die<br />
Hāleya, Vāleya, Kaudreya, Śaubhreya, Vāmara¬<br />
thya, Gopavana) aus, während die Nachkommen des A tri<br />
selbst ganz besonders geehrt werden: dieselbe Feindseligkeit<br />
zeigt sich an andern Stellen gegen die Nachkommen des<br />
Kaṇva, Kaśyapa und Kautsa, doch können diese drei<br />
Wörter den Commentaren nach auch als Appellativa verstanden<br />
werden, kaṇva als: taub, kaśyapa als: schwarze Zähne<br />
habend (śyāvadanta), und kautsa als: tadelnswerthe Dinge<br />
thuend. Von besonderem Interesse ist der erste Adhyāya,<br />
der die Paribhāṣā, allgemeinen Regeln für das Opfer¬<br />
ceremoniell, aufführt. Es enthält übrigens das Werk, weil<br />
1 4 9<br />
] Kāśakṛtsni erscheint auch als Grammatiker, und zwar ist er möglicher<br />
Weise noch vor Pāṇini zu setzen, s. Ind. Stud. Xln, 398. 418. Üher<br />
einen vedischen Commentator Kāśakṛtsna s. oben p. 46. 100.<br />
1 5<br />
°] außerdem wird auch IX, 5, I. 62 die Ansicht eines Lehrers dieses <strong>Name</strong>ns<br />
citirt, ein Vātsa wird im Aitar. Ar. und Śānkh. Ar. angeführt.
156<br />
Coinmentare und Nachträge zum Śrautasūtra des Kātyāyana.<br />
völlig auf das Brāhmaṇam gegründet, und demnach ganz<br />
unselbständig, nur wenig Data, die über seine etwaige Zeit<br />
Aufschluß geben: zu letzteren gehört es insbesondere*), wenn<br />
das Wort vijaya „Besiegung," sc. der Himmelsgegenden**),<br />
einmal (XX, 4, 26) im Sinne von „die Himmelsgegenden"<br />
selbst gebraucht ist, was offenbar die Sitte der<br />
digvijaya — resp. wohl auch poetische Schilderungen derselben?<br />
— voraussetzt: am reichsten an dergl. Data sind noch<br />
die auf das SāmanCeremoniell bezüglichen Adhyāya (XXII<br />
bis XXIV), welche z. B., wie die Sāmasūtra, die Opfer<br />
an der Sarasvatī behandeln, so wie die VrātyaOpfer,<br />
bei denen wir den Māgadhadeśīya brahmabandhu (XXII,<br />
4, 22) in derselben Stellung wie bei Lāṭyāyana antreffen.<br />
Das Kātyayanasūtra m ist mehrfach com menti rt wor<br />
1 6 1<br />
den, so von Yaśoga ), Pitṛbhūti, Karka (citirt von<br />
Sāyaṇa, demnach älter als dieser 153<br />
), Bhartṛyajña, śrī<br />
Ananta, Devayājñika (resp. Yājñikadeva) und Mahā¬<br />
de va: erhalten scheinen indeß nur die Werke der drei letzten***),<br />
so wie der des Karka: der Text mit Auszügen aus<br />
*) der Gebrauch von maṇi XX, 7, 1 im Sinne von 101 ist wohl auch<br />
als ein Zeichen später Zeit anzuführen; er gehört in dieselbe Classe mit agni<br />
statt 3, bhū statt 1 etc. [Dies ist nicht richtig; es ist kurz vorher, in XX, 5, 16,<br />
von 101 maṇi die Rede gewesen, und wird darauf in XX, 7, 1 nur zurück verwiesen.<br />
Eher ist gāyatrīsainpannā etc. XX, 11, 21 fg. im Sinne von 24 etc. in<br />
dieser Beziehung anzuführen, obschon auch dabei doch noch der erhebliche<br />
Unterschied von der späteren Weise obwaltet, dāß nicht gāyatrī allein 24 heißt,<br />
sondern eben gāyatrī s a m p a n n a.]<br />
**) s. Lassen Ind. Alt. I, 347. [Dem Petersb. Wörterbuch zufolge soll<br />
das Wort an obiger Stelle nur: „der Gewinn, das Eroberte, Beute" bedeuten;<br />
die Beziehung auf die Oertlichke it wird indeß durch die Parallelstelle bei<br />
Lāṭy. Ix, 10, 17 gesichert: vijitasya vā madhye yajet (yo yasya deśo vijitaḥ<br />
syāt, sa tasya m. y.); für die digvijaya freilich wird auch hiermit nichts gewonnen.]<br />
1 5 1<br />
] dieser <strong>Name</strong> ist Yaśogopi zu lesen, s. meine Ausgabe EinI. p. VII.<br />
I 5 ¾<br />
] ein Dhūmrāyaśasagotra Kark ādhyāpaka erscheint in einer von Dowison<br />
im Journal R. As. Soc. I, 283 (1865) herausgegebenen Inschrift des Śrīdatta¬<br />
kuśalin (Praśāntarāga), welche saṃ. 380 (welcher Aera aber?) datirt.<br />
***) [sie sind indeß auch nur, und zwar zum Theil sehr, unvollständig.]<br />
Die bis jetzt frühste Handschrift der vyākhyā des Yājñikadeva datirt saṃvat<br />
1639. — Ich habe die <strong>Name</strong>n oben in der Reihenfolge geordnet, wie sie von<br />
einander citirt werden: jedenfalls sind wohl auch dem Yaśoga [Yaśogopi]<br />
schon frühere Coinmentare vorausgegangen. Im Catalog von Fort William<br />
ist unter nro. 742 auch ein Commentar von Mahīdhara erwähnt: ich bezweifle<br />
einstweilen die Richtigkeit dieser Angabe. [Die richtige Reihenfolge ist: Karka,<br />
Pitṛbhūti, Yaśogopi, Bhartṛyajña. So führt sie Ananta auf, der selbst in der
Die Pariśiṣṭa des weissen Yajus. Das Vaijavāpasūtrarn. 157<br />
diesen Commentaren wird den dritten Theil meiner Ausgabe<br />
des weißen Yajus bilden 153<br />
). Es schließen sich an dies<br />
Sūtram auch noch theils eine Menge Paddhati (Grundrisse),<br />
Auszüge, u. dergL Werke*), theils eine große Zahl<br />
von Pariśiṣṭa, Nachträgen, die sämmtlich dem Kātyāyana<br />
zugeschrieben werden, und mannigfach commentirt worden<br />
sind. Besonders hervorzuheben daraus ist zunächst das<br />
Nigamapariśiṣṭam, eine Art synonymischen Glossares<br />
zum weißen Yajus, sodann der Pravarādhyāya**), eine<br />
Aufzählung der verschiedenen BrāhmaṇaGeschlechter zum<br />
Behuf der richtigen Wahl der Opferpriester, so wie zur Regelung<br />
der verbotenen oder erlaubten Zwischen¬<br />
heirathen unter denselben. Der Caraṇavyūha, eine Aufzählung<br />
der zu den einzelnen Veda gehörigen Schulen, ist<br />
von geringem Werthe: was er giebt, mag meist richtig sein,<br />
aber es ist höchst unvollständig, und das Ganze offenbar eine<br />
ganz moderne Zusammenstellung 154<br />
).<br />
Das Sūtram des Vaijavāpa, welches ich in den Commentaren<br />
zum Kātīyasūtra hie und da citirt finde, bin ich<br />
geneigt dem weißen Yajus zuzuschreiben, da ich diesen<br />
ersten Hälfte des 16. Jahrh. gelebt zu haben scheint, falls er nämlich, s. mein<br />
Verzeichnis der Berl. Sanskr. Handschr. Nro. 879, der von Nārāyaṇa, dem<br />
Verf. des muhūrtamārtaṇḍa, als sein Vater aufgeführte śrīmadanantākhyacā¬<br />
turmāsyayājhi ist Deva citirt zu Ī, 10, 13 ein Nārāyaṇabhāṣyam ; sollte dies<br />
von dem Sohne des Ananta herrühren?]<br />
1 5 3<br />
] dieser Theil derselben erschien 1856 — 59 ; Deva's paddhati zu Buch I—V<br />
ist darin vollständig gegeben, ebenso sein Commentar zu Buch I; die Auszüge aus<br />
den Scholien zu Buch II—XI sind ebenfalls aus Deva's Commentar sind zwar<br />
zeigen die zu II—V einige auf Abbreviatur beruhende síyìistische Differenzen von<br />
dem wirknehen Wortlaut; die Auszüge für Buch XII—XXVI sind aus dein Scholion<br />
des Karka und ans einem anonymen Auszug (saṃkṣiptasāra) aus Deva, dessen Handschrift<br />
von Saṃvat 1609 datirt. Keiner dieser Commentare liegt vollständig v&r.<br />
*) von Gadādhara, Hariharamiśra, Reṇudīkṣita, Gangā¬<br />
dhara etc.<br />
**) mitgetheiit, aber leider aus einem grundschlechten Codex, in meinem<br />
Cat. der Sanskṛthandschriften d. Berk BibI. p. 54—62. {s. Ind. Stud. X, 88 fg.]<br />
I 5 4<br />
] herausgegeben in den Ind. Stud. In, 247—83 (1854), s. auch Müller<br />
A. S. L. 368 fg. und Rājendra Lāla Mitra in der Vorrede zu seiner Übersetzung<br />
der Chāndogyopaniṣad pag. 3. Die Aufzählungen der vedischen Schulen<br />
im Viṣṇupur. III, 4, und besonders im VāyuPurāṇa Cap. 60 (bei ‚Aufrecht<br />
Catalogua p. 54 fg.) enthalten weit reicheres Material. Wenn alle diese Schulen<br />
wirklich bestanden haben (vieles hierbei ist aber gewiß nur Irrthum und Ausschmückung),<br />
ja dann wäre uns in der That nur verzweifelt wenig übriggeblieben<br />
!
158 Das Kātīyagṛhyasūtram des Pāraskara.<br />
<strong>Name</strong>n sonst nur noch in den Vaṃśa des Śatap. Br. antreffe,<br />
und zwar sowohl einen Vaijavāpa als einen Vaija¬<br />
vāpāyana, beide unter den jüngsten Gliedern derselben (in<br />
der Kāṇvaschule nur den Letzteren, und zwar ist er daselbst<br />
nur durch fünf Stufen von Yāska getrennt). Auch ein Gṛ¬<br />
hyasūtram dieses <strong>Name</strong>ns wird citirt<br />
Die Abfassung des Kātīya Gṛhyasūtra in 3 Kāṇḍa<br />
wird dem Pāraskara zugeschrieben 155<br />
), von dem denn auch,<br />
dem Caraṇavyūha nach, eine Schule des weißen Yajus<br />
benannt ist Als saṃjñā, nomen proprium — aber, dem<br />
Gaṇa nach, zur Bezeichnung einer Gegend — findet sich<br />
das Wort Pāraskara im Sūtra des Pāṇini vor, in der<br />
vedischen Literatur dagegen vermag ich es nicht nachzuweisen.<br />
Es existiren dazu eine Paddhati von Vāsudeva,<br />
ein Commentar von Jayarāma, vor allem ein ganz vorzüglicher<br />
Commentar von Rāmakṛṣṇa, unter dem Titel<br />
Saṃskāragaṇapati, der sich durch die große Fülle der<br />
beigebrachten Citate und die* sehr ausführliche, erschöpfende<br />
Behandlung der einzelnen Gegenstände überaus vortheilhaft<br />
vor allen ähnlichen Werken auszeichnet: in der Einleitung,<br />
welche über den Veda überhaupt, speciell den Yajurveda<br />
handelt, erklärt Rāmakṛṣṇa die Schule der Kāṇva für<br />
die beste der zum Yajus gehörigen Schulen. — Unter dem<br />
<strong>Name</strong>n des Pāraskara existirt auch ein Smṛtiśāstram,<br />
das wohl auf dieses Gṛhyasūtram zurückgehen mag, wie<br />
auch unter den übrigen Smṛtiśāstra eine ziemliche Zahl<br />
sind, deren <strong>Name</strong>n sich an die von Lehrern des w. Yajus<br />
anschließen, so Yājñavalkya, dessen posteriores Verhältniß<br />
zu Manu 139) ganz dem gleichen Verhältnisse des w.<br />
Yajus zum schwarzen Yajus — und wohl auch dem des<br />
Kātīya zum Mānavasūtra — entspricht, ferner Kātyā<br />
1 5 5<br />
] s. über dasselbe Stenzler's Darstellung des Inhalts in der Zeitschrift<br />
der Deutschen Morg. Ges. VII (1853), so wie seine kleine Schrift über das<br />
arghadānarn (Par. I, 8. Breslau 1855.), — Die §§ über das Hochzeitsritual hat<br />
Haas publicirt Ind. Stud. V‚ 283 fg., während Speijer die §§ über das jāta¬<br />
karman (1872), zugleich mit kritischen Varianten (p. 17 23) zu dem von<br />
Stenzler benutzṭen Mspt. des ganzen Textes, edirt hat.
Das Prātiśākhyasutram der Vājasaneyisaṃhitā. 159<br />
y an a, dessen Werk sich indeß, wie wir sahen, an den Sāmaveda<br />
anschließt, Kaṇva sodann, Gautama, Śāṇḍilya,<br />
Jābāli und Pārāśara: letztere beiden <strong>Name</strong>n erscheinen<br />
theils unter den Schulen des weißen Yajjus, die der Cara¬<br />
uavyūha aufführt, theils finden wir Mitglieder ihrer Familien<br />
in den Vaṃśa des Śatapatha-Brāhmaṇa genannt:<br />
insbesondere zahlreich ist die Familie der Parāśara darin<br />
vertreten*).<br />
Das Prātiśākhyasutram des weißen Yajus nennt,<br />
wie die Anukramaṇī desselben, am Schlüsse als Verfasser<br />
den Kātyāyana. Im Innern werden zunächst drei Grammatiker<br />
aufgeführt, die auch im Prātiśākhya des Ṛk,<br />
bei Yāska und Pāṇini citirt werden, nämlich Śākaṭā¬<br />
yana, Śākalya und Gārgya, sodann Kāśyapa, den Pā¬<br />
ṇini gleichfalls nennt, endlich Dālbhya, Jātūkarṇya, Śaunaka<br />
(der Verfasser des Ṛkprātiśākhya?), Aupaśivi,<br />
Kāṇva, und die Mādhyaṃdinās. Den I, 1, 18. 19 gemachten<br />
Unterschied zwischen veda und bhāṣya, d. i.<br />
Werken in bhāṣā, welcher dem Gebrauch des letzteren<br />
Wortes bei Pāṇini entspricht, habe ich bereits früher (p. 63)<br />
erwähnt. Der erste der 8 Adhy. enthält die saṃjñā und<br />
paribhāṣā, d. i. termini technici**) und allgemeine Vorbemerkungen:<br />
der zweite Adhy. handelt vom Accent: der<br />
dritte, vierte, fünfte vom saṃskāra, d.i. von Verlust, Zusatz,<br />
Veränderung, Stetigkeit der Buchstaben in Bezug auf<br />
die euphonischen Gesetze: der sechste vom Accent des Ver¬<br />
bums im Satze etc.: der achte enthält eine Tabelle der Vocale<br />
und Consonanten, giebt Regeln über die Art und Weise,<br />
wie man (den svādhyāya) lesen 156<br />
) soll, sodann eine Ein<br />
*) [s. Ind. Stud. Ī, 156]. Pāṇini schreibt IV, 3, 110 (welche Regel ihm<br />
übrigens möglicherweise gar nicht angehört) einem Pārāś arya ein bhikṣu¬<br />
sūtram, Lehrbuch für die religiösen Bettler, zu. [Die Pārāśariṇo bhikṣavaḥ<br />
werden auch im Mahābhāṣya erwähnt, außerdem auch ein kalpa des Parāśara,<br />
s. Ind. Stud, xlll, 340. 445.]<br />
**) darunter tin, kṛt, taddhita, upadhā, also ganz mit der Pā¬<br />
ṇini'schen Terminologie stimmende <strong>Name</strong>n.<br />
1 5 6<br />
] vielmehr: recitiren; denn von Schreiben und Lesen müssen wir auch<br />
hier zunächst eben wohl noch abstrahirenl
160 Die Anukramaṇī der VājasaneyiSaṃhitā.<br />
theilung der Wörter, entsprechend der des Yāska: dabei<br />
sind denn mehrere Śloka angeführt über die Gottheiten<br />
der Buchstaben und der Worter, so daß ich fast geneigt<br />
bin, diesen letzten Adhyāya, der überdem schon in<br />
dem ersten eigentlich enthalten ist, für eine spätere Zuthat<br />
zu halten*). Wir haben zu diesem Werke einen vortrefflichen<br />
Commentar von dem schon mehrfach erwähnten Ūvaṭa,<br />
unter dem Titel Mātṛmodaka 157<br />
).<br />
Die Anukramaṇī des Kātyāyana enthält zunächst in<br />
den ersten 4 Adhyāya (bis IV, 9) die Angabe von Verfasser,<br />
Gottheit, Metrum für die einzelnen in dem „Mādh¬<br />
yaṃdinīye Vājasaneyake Yajurvedāmnāye sarve [?]<br />
sakhile saśukriye" stehenden śuklāni yajūṃṣi „weißen<br />
Yajus", die der heilige Yājñavalkya von Vivasvant, dem<br />
Sonnengott, erhalten hatte: für den viniyoga, liturgischen<br />
Gebrauch derselben, wird auf den Kalpakāra verwiesen.<br />
In Bezug auf die als Verfasser genannten <strong>Name</strong>n ist hier<br />
mancherlei zu bemerken: gewöhnlich stimmen sie bei den<br />
Ṛc mit den für diese in der Ṛganukramaṇī angegebenen<br />
<strong>Name</strong>n uberein, doch findet sich davon auch manche Ausnahme:<br />
insbesondere häufig scheint der betreffende <strong>Name</strong>,<br />
wie auch in der Ṛganukramaṇī geschieht, von Worten,<br />
die im Verse vorkommen, entlehnt zu sein: bei dem sehr<br />
häufigen Falle, daß eine Stelle anderswo wiederholt wird,<br />
erhält sie häufig einen andern Verfasser, als die früheren<br />
Male: viele der hier genannten Ṛṣi kommen nicht unter<br />
denen des Ṛk vor und gehören einer späteren Stufe an als<br />
diese, darunter sind sogar auch mehrere der im Śatapatha-<br />
Brahmaṇa erwähnten Lehrer. Der Schluß des vierten<br />
*) damit fiele dann auch die Erwähnung der Mādhyaṃdina.<br />
1 5 7<br />
] an meine Ausgabe dieses Prātiśākhya in Text und Übersetzung, so<br />
wie mit kritischer Einleitung und erklärenden Noten, in den Ind. Stud. Iv, 65,<br />
bis 160. 177 — 331 hat sich in Goldstücker's ‚‚Pāṇini" p. 186—207 eine<br />
specielle Polemik geknüpft, in welcher G. u. A. besonders zu erweisen sucht, daß<br />
der verf. dieses Werkes identisch sei mit dem gleichnamigen Verf. der vārttika<br />
zu Pāṇini; meine detaillirte Erwiederung hierauf s. in den Ind. Studien V, 91<br />
bis 124,
Die Atharvasaṃhitā: Umfang und Eintheilung. 161<br />
Adhyāya*) enthält die Weihung der je bei den einzelnen<br />
Ceremonieen zu recitirenden Verse je an verschiedene Ṛṣi,<br />
Gottheiten und Metra, nebst anderen dergl. mystischen Ein¬<br />
theilungen: der fünfte Adhyāya endlich giebt eine kurze<br />
Analyse der vorkommenden Metra. In der vortrefflichen aber<br />
leider nicht ganz vollständigen Paddhati des Śrīhala zu<br />
dieser Anukramaṇī ist auch der liturgische Gebrauch<br />
eines jeden Verses ausführlich angegeben.<br />
Über die Yajusrecension der drei sogenannten Ve¬<br />
dāṅga, Śikṣā nämlich, Chandas und Jyotiṣam habe<br />
ich bereits früher (p. 66) gesprochen **),<br />
Wir kommen nun zum Atharvaveda.<br />
Die Saṃhitā des Atharvaveda enthält in 20 Kāṇḍa 158<br />
)<br />
und 38 Prapāṭhaka gegen 760 Hymnen und circa 6000<br />
Verse. Neben der Eintheilung in Prapāṭhaka ist noch eine<br />
zweite in Anuvāka angegeben, deren es einige neunzig giebt.<br />
Die Eintheilung in Parvan, welche im 13. Buche des Śa¬<br />
tapathaBrāhmaṇa erwähnt wird, findet sich in den Handschriften<br />
nicht vor; auch findet sich darin keine Angabe,<br />
welcher Schule etwa der betreffende Text zugehöre: da indeß<br />
in einem der im Verlauf zu erwähnenden Pariśiṣṭa, im<br />
siebenten derselben, die zu der betreffenden Ceremonie ge¬<br />
hörigen Ṛc als Paippalādā mantrāḥ aufgeführt werden,<br />
so ist es wenigstens sicher, daß der Paippalādaschule eine<br />
Saṃhitā zugehörte, und möglich, daß dies die vorhandene<br />
*) mitgetheilt nebst dem fünften Adhyāya, und dem Beginn des Werkes,<br />
in meiner Ausgabe der VājasaneyiSaṃhitā EinL p. LV—LVIII.<br />
**) für das Nähere verweise ich auf meinen Catalog der SanskritHandschriften<br />
der Berl. Bibl. p. 96—100 [so wie auf meine oben bereits angeführten<br />
Ausgaben der drei Werkchen.]<br />
1 5 8<br />
] diese Eintheilung der Ath. S. in 20 Bücher ist schon für die Zeit des<br />
vārttikaVerfassers beglaubigt, so wie auch durch das Gopathabrāhmaṇa I, 8,<br />
s. Ind. Stud. xlH, 433, während sich doch theils in ihr selbst (19, 22. 23),<br />
theils in Ath. Par. 48, 4—6 noch die directe Kunde davon erhalten hat, s.<br />
Ind. Stud. IV, 432—4, daß sie einstmals nur 16 Bücher umfaßte.
Inhalt und Anordnung der Ath. S.<br />
Saṃhitā ist 159<br />
). Der Inhalt mm und das Eintheilungs¬<br />
princip dieser letzteren sind im Einzelnen vor der Hand noch<br />
unbekannt 160<br />
), und wissen wir nur im Allgemeinen, daß sie<br />
„vorzugsweise Sprüche enthält, welche gegen verderbliche<br />
Wirkungen der göttlichen Gewalten*), gegen Krankheiten<br />
und schädliche Thiere schützen sollen, Verwünschungen der<br />
Feinde, Anrufungen heilsamer Kräuter nebst Sprüchen für<br />
allerlei Vorkommnisse des gewöhnlichen Lebens, Bitten um<br />
Schutz auf Reisen, Glück im Spiele und ähnliche Dinge**)"<br />
— alles Gegenstände, für welche allerdings die Hymnen der<br />
Ṛksaṃhitā Analoga genug darbieten, aber theils nicht in<br />
solcher Zahl, theils, wie ich bereits im Eingange (p. 11)<br />
bemerkte, in ganz anderer Weise behandelt, obwohl auch<br />
ein nicht unbeträchtlicher Theil jener Hymnen sich im Ṛk<br />
direct wiederfindet, besonders im zehnten Maṇḍala desselben.<br />
Für das Ceremoniell, zu welchem die Hymnen des<br />
Atharvan gebraucht werden, findet sich bei den übrigen<br />
Veda Entsprechendes nicht in den Śrautasūtra, sondern<br />
mit wenigen Ausnahmen nur in den Gṛhyasūtra vor, und<br />
scheint dasselbe demnach, wie ich gleichfalls bereits bemerkte,<br />
in seinem Ursprünge mehr dem eigentlichen Volke, als den<br />
Geschlechtern der Priester anzugehören. Da wir im Ṣaḍ¬<br />
viṃśa-Brāhmaṇa und in den Sāmasūtra wirklich den Fall<br />
1 5 9<br />
] nach einer so eben erschienenen Schrift von Roth „der Atharvaveda in<br />
Kashmir** (1875) ist dies nicht der Fall, vielmehr scheint dieselbe der Schule<br />
der Śaunaka anzugehören, während die Paippalādasaṃhitā in einer zweiten, in<br />
Kashmir eben annoch erhaltenen Recension des Textes vorliegt.<br />
160<br />
] die Anordnung des Textes geschieht in Buch l—VII nach der Vers¬<br />
zahl der einzelnen Stücke, indem dieselben durchschnittlich in Buch I deren<br />
vier, in II fünf, in III sechs, in IV sieben, in V acht bis achtzehn, in VI drei,<br />
in VII nur einen Vers haben; Buch VIII—XIU enthalten längere Stücke; der<br />
Inhalt geht pêlemêle durch einander. Buch XIV—XVIII dagegen sind je einheitlichen<br />
Inhalts, XIV behandelt die Hochzeit, XV die Verherrlichung des<br />
Vrātya, XVI. XVII bestimmte Beschwörungen, XVIII die Bestattung und die<br />
Manenfeier. Buch XIX ist eine vermischte Nachlese und deren Text theilweise<br />
in ziemlich corruptem Zustande^ Buch XX enthält bis auf eine eigentümliche<br />
Ausnahme, das sogenannte kuntāpasūktam nämlich, nur vollständige Hymnen<br />
an Indra, die direct so aus dem Ṛk herübergenommen sind. Diese letzten<br />
beiden Bücher werden in dem Atharva-Prātiśākhya (s. unten) nicht berücksichtigt,<br />
gehörten somit zu dessen Zeit noch nicht zum Texte.<br />
*) auch der Gestirne, d. i. der Mondstationen.<br />
**) s. Roth zur Lit. und Gesch. des Weda p. 12.
Etwaiger theilweiser Ursprung bei den unbrāhmaṇischen Ariern des Westens. 163<br />
vorfinden (s. p. 85), daß eine Verwünschungsceremonie von<br />
den Vrātīna, den unbrahmanisch lebenden Ariern entlehnt<br />
wird, so entsteht ferner jedenfalls die Vermuthung, daß dies<br />
nicht blos bei diesem einen Fall sein Bewenden gehabt haben<br />
wird, und stellt sich somit von selbst die Annahme auf; daß<br />
in der Atharvasaṃhitā, obgleich sie größtentheils erst in<br />
der brahmanischen Periode entstanden ist, doch auch Lieder<br />
und Sprüche aufgenommen sein mögen, die eigentlich jenen<br />
unbrahmanischen Ariern des Westens angehörten*). Eine ganz<br />
eigenthümliche Beziehung zu diesen letzteren läßt sich in der<br />
That nicht verkennen, wenn im 15. Kāṇḍa das höchste<br />
Wesen direct mit dem <strong>Name</strong>n Vrātya genannt 161<br />
) und zugleich<br />
mit den im Sāmaveda als Kennzeichen der Vrātya<br />
angegebenen Attributen in Verbindung gesetzt ist, wie denn<br />
dieses Wort Vrātya auch noch in den AtharvaUpaniṣad<br />
im Sinne von „von selbst rein" zu seiner Bezeichnung verwendet<br />
wird. Über die Erwähnung des māgadha im VrātyaBuche<br />
und die Möglichkeit einer Beziehung dieser<br />
Wortes auf antibrahmanische buddhistische Lehrer, habe ich<br />
bereits früher (p. 124) gesprochen. In einer von Roth a. a.<br />
O. p. 38 mitgetheilten Stelle findet eine ganz besondere, resp.<br />
feindliche, Berücksichtigung der Aṅga und Magadha im<br />
Osten, so wie der G a n d h ā r i , Mūjavant, Śūdra,<br />
Mahāvṛṣa und Vahlika im Nordwesten statt, zwischen<br />
welchen sonach, wie es scheint, zur Zeit der Abfassung jenes<br />
Liedes das brahmanische Gebiet eingeschlossen war: der<br />
Verkehr mit dem Westen erscheint dabei lebendiger als der<br />
mit dem Osten, da ja fünf der in jenem ansässigen Völker,<br />
und nur zwei der dem Osten angehörigen, erwähnt sind.<br />
Sicher werden sich übrigens auch in der Atharvasaṃhitā<br />
*) im Viṣṇupurāṇa werden die Saindhava, Saindhavāyana als<br />
eine Schule des Atharvan genannt.<br />
1 6 1<br />
] diese Auffassung des Inhalts dieses Buches und des Wortes vrātya<br />
gründet sich auf die Verwendung desselben in der Praśnopaniṣad 2, 7 und<br />
Cūlikopan. v. 11 (s. Ind. Stud. I, 445. 446. Ix, 15. 16). Nach Roth dagegen,<br />
s. oben p. 123n, hat das Buch vielmehr „die Idealisirung des frommen Vaganten<br />
oder Bettlers (parivrājaka u. s. w.)" zum Zweck.
164 In der Ath. S. enthaltene Data. Der <strong>Name</strong>: Atharvan,<br />
mit der Zeit ältere und spätere Stücke unterscheiden lassen,<br />
obschon geographische Daten darin im Allgemeinen zu den<br />
Seltenheiten gehören. Ihre Sprache bietet viele ganz eigen¬<br />
thümliche Wortformen dar, oft in sehr alterthümlicher, ob¬<br />
schon prākṛtisirter Gestalt: es sind eben eine Masse Wörter<br />
darin enthalten, die im Munde des Volkes gebräuchlich waren,<br />
in der sonstigen Literatur aber wegen mangelnder Gelegenheit<br />
keinen Platz gefunden haben. Die Aufzählung der Mond¬<br />
stationen im 19. Kāṇḍa beginnt mit der Kṛttikā, wie<br />
in der TaittirīyaSaṃhitā, weicht aber im Übrigen<br />
bedeutend von dieser letzteren ab, und giebt meist die<br />
später gebräuchlichen <strong>Name</strong>nsformen derselben an 162<br />
): irgend<br />
welche directe Zeitbestimmung, wie Colebrooke vermuthete,<br />
läßt sich indeß daraus nicht entnehmen. Von besonderem<br />
Interesse ist die Erwähnung des Asura Kṛṣṇa*) Keśin,<br />
von dessen Erschlagung der Kṛṣṇa (Āṅgirasa?, De¬<br />
vakīputra) im Epos und Purāṇa die Beinamen Keśihan,<br />
KeśÌ8Ūdana erhalten hat. In denjenigen Hymnen, welche<br />
sich auch in der Ṛksaṃhitā, meist in dem letzten Mandata<br />
derselben, vorfinden, sind die Varianten oft äußerst beträchtlich<br />
und zwar scheinen sie meist gleichberechtigt mit<br />
den Lesarten des Ṛk zu sein: auch mit dem Yajus finden<br />
viele Berührungspunkte statt.<br />
Die älteste Erwähnung der Atharvan Lieder geschieht<br />
unter den beiden <strong>Name</strong>n Atharvāṇaḥ und Aṅgirasaḥ,<br />
<strong>Name</strong>n, die den beiden ältesten ṚṣiGeschlechtern, resp.<br />
den gemeinsamen indo und persaarischen Vorvätern,<br />
angehören und diesen Liedern wohl nur darum gegeben<br />
sind, um den darin enthaltenen Verwünschungen etc.<br />
eine desto größere Heiligkeit und Auctorität zu leihen**):<br />
162<br />
] das betreffende Stück ergiebt sich aus speciellen Gründen als ein se¬<br />
cundärer Nachtrag, s. Ind. Stud. IV, 433 n.<br />
*) einen Asura Kṛṣṇa finden wir schon in der Ṛksaṃhitā vor,<br />
und eine sehr hervortretende Rolle spielt derselbe in der buddhistischen Legende<br />
(wo er mit dem epischen Kṛṣṇa identificirt zu sein scheint??).<br />
**) s. Ind. Stud. I, 295 fg. Daß durch *ie irgend ein persaarischer Ein¬<br />
fluß bezeichnet würde, ist nicht denkbar, und wenn nach dem Bhaviṣya¬<br />
purāṇa (Wilson bei Reinaud mám. sur 1’Inde p. 394) die Parsen (Maga)
und dessen älteste Erwähnung. 165<br />
auch mit dem alten Geschlechte der Bhṛgu werden sie<br />
mehrfach in ganz specielle Verbindung gesetzt 16<br />
^). Ob wir<br />
im 30. Buche der Vājas. Saṃhitā die „Atharvāṇas"<br />
als AtharvanLieder fassen sollen, ist noch ungewiß: für die<br />
Zeit des II., 13. und 14. Buches des Śatapatha-Brāh¬<br />
maṇa aber, so wie für die Zeit der Chāndogyopaniṣad<br />
und des TaittiríyaĀraṇyaka (II und VIII) ist die Existenz<br />
der AtharvanLieder, resp. des Atharvaveda durch<br />
die darin geschehenden Erwähnungen derselben vollständig<br />
gesichert: das 13. Buch des Śatapatha-Brāhmaṇa erwähnt<br />
sogar eine Eintheilung derselben in Parvan*), welche<br />
sich übrigens, wie bereits bemerkt, in den Handschriften nicht<br />
mehr vorfindet. Im 8. Buche des TaittirīyaĀraṇyaka<br />
wird der ādeśa, d. i. das Brāhmaṇam, zwischen die anderen<br />
drei Veda und die Atharvāṅgirasas eingeschoben.<br />
Im Übrigen finde ich den Atharvaveda, resp. die Āthar¬<br />
vaṇikāḥ, nur noch im Nidānasūtra des Sāmaveda<br />
(und bei Pāṇini) genannt: auch <strong>Name</strong>n, welche den Schulen<br />
desselben angehören, finden sich nirgendwo in der vedischen<br />
Literatur vor**), mit Ausnahme etwa von Kauśika, welches<br />
Patronymicum indeß ja durchaus keinen speciellen Bezug auf<br />
den Atharvan involvirt***). Ein anderer, aber erst<br />
vier Veda haben, den vada (!Yaśna?), viśvavada (viśpered), vidut<br />
(Vendidad) und den Angirasa, so ist dies eben indische Auffassung, obwohl<br />
freilich merkwürdig genug.<br />
1 6 3<br />
] s. meine Abh. Zwei vedische Texte über Omina und Portenta p. 346<br />
bis 348.<br />
*) entsprechend den Sūkta des Ṛk, den Anuvāka des Yajus, den<br />
Daśat des Sāman.<br />
**) Mitglieder des Geschlechtes der Atharvan finden sich hie und da<br />
genannt; so besonders D adhy a ne Ath„ Kabandha Ath., den das Viṣṇu¬<br />
purāṇa als Schüler des Sumantu nennt (welchen letztern wir, s. oben p. 62.<br />
63, in den Gṛhyasūtra des Ṛk antrafen), u. a.<br />
***) die Geltung desselben als Veda scheint übrigens auch noch später<br />
mannigfach beanstandet worden zu sein. Yājñavalkya (l, 101) führt Beide<br />
getrennt von einander auf (vedātharva), an einer andern Stelle dagegen (I,<br />
44) stehen die Atharvāngirasah neben den Ṛc, Sāman und Yajus. Im<br />
Gesetzbuch des Manu werden nur einmal die „crutír atharvāṅgirasīḥ ‘‘<br />
als Beschwörungsformeln erwähnt, ebenso im Rāmāyaṇa nur einmal II, 26, 20<br />
(Gorr.) die mantrāś cātharvaṇāś (welche letztere Stelle ich Ind. Stud. I,<br />
297 übersehen habe). [Bei Patamjali dagegen im Mahābhāṣya wird der Atharvan<br />
an der Spitze der Veda (ebenso in den Ṛggṛhya, vgl. oben p. 63), ja gelegentlich<br />
geradezu als einziger Vertreter derselben aufgeführt, s. Ind. Stud. XIII, 431—2.]
166<br />
Der <strong>Name</strong>: Brahmaveda, und seine Bedeutung.<br />
in den spateren Atharvan-Schriften selbst, den Pariśiṣṭa,<br />
dem Atharvaveda gegebener <strong>Name</strong> ist Brahmaveda, der<br />
sich daraus erklärt, daß dieselben den Anspruch erheben für<br />
den obersten Opferpriester, den Brahman, zu gelten 164<br />
),<br />
während die übrigen Veda nur für dessen Beistände den<br />
Hotar, Udgātar und Adhvaryu Gültigkeit haben, ein<br />
Anspruch, der übrigens wohl durch nichts motivirt ist, als<br />
durch den geschickt benutzten Umstand, daß allerdings für<br />
den Brahman kein besonderer Veda da ist, insofern derselbe<br />
sie nämlich alle drei kennen soll, wie in dem Kauṣī¬<br />
takiBrāhmaṇa ausdrucklich verlangt wird (s. Ind. Stud.<br />
II, 305). Je schwächer nun diese Ansprüche sind, um so<br />
heftiger werden sie in den AtharvanSchriften geltend gemacht,<br />
und ist in der That in ihnen eine sehr große Animosität<br />
gegen die übrigen Veda zu bemerken: aber auch<br />
gegen einander verfahren sie feindselig genug, und läßt z. B.<br />
ein dergl. Pariśiṣṭam nur einen Bhārgava, Paippa¬<br />
lāda und Śaunaka als Priester des Königs*) gelten, während<br />
ein Mauda oder Jalada als purohita nur Unglück<br />
bringen könne. *<br />
Wie es scheint, ist auch die Atharvasaṃhitā von<br />
Sāyaṇa commentirt worden. Handschriften derselben sind<br />
verhältnißmäßig selten auf dem Continent: sie zeichnen sich<br />
meist durch eine eigenthümliche Bezeichnung der Accente<br />
aus**). Ein größeres Stück der Saṃhitā in Text und Übersetzung<br />
ist durch Aufrecht (Ind. Stud. 1, 121—40) bekannt<br />
gemacht worden, sonst nur einzelne Fragmente 165<br />
),<br />
1 6 4<br />
] diese Erklärung des <strong>Name</strong>ns ist zwar die überlieferte, aber sie ist wohl<br />
irrig; vielmehr ist unter brahmaveda, welcher <strong>Name</strong> übrigens bereits auch im<br />
Śānkh. gṛhya I, 16 aufgeführt wird, wohl „der Veda der brahmāṇi", Gebete,<br />
d. i. hier prägnant „der Zaubersprüche" zu verstehen. (Petersb. Wort.)<br />
*) auch bei Yāj n aval ky a I, 312 wird von einem solchen verlangt, daß<br />
er atharvāngirase bewandert sei.<br />
**) st¾tt der Linien sind hier Punkte gebraucht, und der svarita wird<br />
meist neben, nicht über dem akṣara, angegeben.<br />
1 6 5<br />
] der Text der ganzen Ath. Saṃhitā liegt uns nun schon lange (1855<br />
u. 1856) durch Roth und Whitney herausgegeben vor. Die beiden ersten Bücher<br />
habe ich in den Ind. Stud. IV, 393 430 und XIII, 129—216 übersetzt, ebenso<br />
die im 14. Buche enthaltenen Hochzeitssprüche und allerhand Liebeszauber und
Das Gopathabrāhmaṇam. 167<br />
Die Brāhmaṇastufe ist beim Atharvaveda nur sehr<br />
schwach vertreten, durch das GopathaBrāhmaṇam nämlich,<br />
das in der mir bekannten Handschrift (E. I. H. 2142)<br />
einen pūrva und einen uttaraTheil, beide zu 5 Prap.,<br />
umfaßt, doch bricht das Mspt. im Anfang eines sechsten<br />
(resp. elften) ab: den Angaben in dem einen Pariśiṣṭa<br />
zufolge enthielt das Werk ursprünglich 100 Prapāṭhaka.<br />
Der Inhalt ist mir vollständig unbekannt: nach dem, was<br />
Colebrooke darüber bemerkt, wird Atharvan darin als<br />
ein Prajāpati dargestellt, der von Brahman als Demiur¬<br />
gos bestellt ist: dies ist in der That auch die Stellung, die<br />
er in den Pariśiṣṭa und einigen der Upaniṣad einnimmt.<br />
Die von Colebrooke als bemerkenswerth angeführte<br />
Eintheilung des Jahres in 12 (resp. 13) Monate zu 360 Tagen,<br />
der Tag zu 30 muhūrta, findet sich ganz ebenso in den<br />
Brāhmaṇa des Yajus etc. vor 166<br />
).<br />
Ich füge hier, abweichend von der bisherigen Ordnung,<br />
gleich das an, was ich über die Sūtra des Atharvaveda<br />
zu sagen habe, da dieselben allein noch zu der Saṃhitā in<br />
ähnliche Sprüche aus den übrigen Büchern ebendas. V, 204—266. Zur Kritik<br />
des Textes vgl. Roth's beide Abh. „über den Ath. Veda‘‘ (1856) und „der<br />
Ath. Veda in Kashmir" (1875). Im Gopatha Brāhmaṇa (I, 29) so wie in Pa¬<br />
taṃjali's Mahābhāṣya (s. Ind. Stud. XIH, 433; nach Burnell freilich, Einl. zum<br />
Vaṃśabr. p. Xxll the South Indian Mss. omit the quotation from the Ath. V.)<br />
wird der Anfang der Saṃhitā anders, als im vorliegenden Texte (mit I, 6 statt<br />
mit I, l) angegeben; ebenso auch bei Bhaṇḍarkar im Indian Antiquary III, 132;<br />
und zwei Handschriften Haug's (s. dessen Abh. „ Brahman und die Brahmanen"<br />
p. 45) führen den Text factisch so auf. — Burnell (Einl. zum Vaṃśabr. p. XXI)<br />
bezweifelt es übrigens, daß Sāyaṇa auch die Ath. S. commentirt habe.<br />
1 6 6<br />
] nachdem uns zuerst M. Müllerin seiner History of A. S. L. 445455<br />
einige Auskunft über das Gopathabrāhraaṇam gegeben, liegt uns dasselbe jetzt<br />
in der Bibl. Indica direct, von Rājendra Lāla Mitra und Haracandra Vidyābhū¬<br />
ṣaṇa edirt, vor (1870—72); es besteht danach nur aus 11 (5†6) prapāṭhaka.<br />
Specielle Beziehungen zur Ath. S. liegen darin, bis auf mehrfachen Hinweis<br />
darauf unter verschiedenen <strong>Name</strong>n, nicht vor. Der Inhalt ist ein zum Theil<br />
ganz unselbständiges GemengseI. Die erste Hälfte ist wesentlich speculativkosmogonischen<br />
Inhalts und besonders reich an Legenden, von denen eine *iem¬<br />
liche Zahl direct in derselben Form, wie im Śatap. Br. XL XII erscheinen,<br />
somit wohl von da entlehnt sind. Der zweite Theil dagegen enthält eine kurze<br />
Darstellung von allerlei Punkten des śrauta-Rituals "unter speciellem Anschluß<br />
an das Aitar. Brāhmaṇa. Höchst eigenthümlich ist in f. 28 die an den Māra<br />
der Buddhisten erinnernde, resp. wohl eben auf ihm beruhende Annahme eines<br />
doṣapati, Herrn des Bösen(!?), der bei Beginn des Dvāpara(yuga) als „ṛṣī¬<br />
ṇām ekadeśaḥ" fun girt habe.
168 Die Śaunakīyā Caturadhyāyikā.<br />
Bezug stehen, während die übrigen den Āraṇyaka der andern<br />
Veda entsprechenden Theile der AtharvanLiteratur<br />
durchaus keinen Bezug auf dieselbe nehmen.<br />
Zunächst ist die Śaunakīyā caturadhyāyikā zu erwähnen,<br />
eine Art Prātiśākhyam zur Atharvasaṃhitā<br />
in vier Adhyāya, welches möglicher Weise von dem Verfasser<br />
des Ṛkprātiśākhya, der resp. ja auch im Prāti¬<br />
śākhya des weißen Yajus erwähnt wird, herrühren kann.<br />
Die Śaunaka werden sowohl im Caraṇavyūha als eine<br />
Schule des Atharvan genannt, als auch Glieder derselben<br />
mehrfach in den Upaniṣad erwähnt. Das Werk trägt<br />
übrigens hie und da einen mehr allgemein grammatischen<br />
Charakter, als dies in den übrigen Prātiśākhya der Fall<br />
ist. Genannt werden Śākaṭāyana u. a. dergl. Lehrer. In<br />
der hiesigen Handschrift, der einzigen bis jetzt bekannten,<br />
ist jede Regel von einem betreffenden Commentare gefolgt 167<br />
).<br />
Auch eine Anukramaṇī zur Atharvasaṃhitā ist vorhanden,<br />
die indeß meist nur göttliche Wesen, selten wirkliche<br />
Ṛṣi, als Verfasser aufführt.<br />
Das Kauśikasūtram ist das einzige rituelle Sūtrain,<br />
das vom Atharvaveda vorliegt, obwohl ich allerdings aus<br />
Citaten auch ein Ātharvaṇagṛhyam kenne ‚fi8<br />
). Es<br />
besteht aus vierzehn Adhyāya und führt im Innern mehrfach<br />
die betreffenden Lehren auf den Kauśika zurück: im<br />
Eingange giebt es als seine Quellen die Mantra und die<br />
167- Whitney hat auch von diesem Prātiśākhya eine treffliche Bearbeitung<br />
geliefert im Journ. Arn. Or. S. VII (1862). x, 156 fg. (1872, Nachträge). S.<br />
darüber auch das von mir Ind. Stud. IV, 79—82 Bemerkte. Whitney zufolge<br />
berücksichtigt dies Werk die beiden letzten Bücher des vorliegenden Ath. Textes,<br />
dem es sich im Übrigen genau anschließt, nicht; da nun zu Pataṃjalrs Zeit<br />
die Ath. S. in 20 Büchern vorlag, so könnte man hieraus etwa direct auf die<br />
Priorität der Śaun. cat. schließen : es könnte sich ja indeß freilich jene Angabe<br />
Pataṃjali's etwa gar nicht auf unseren Text, sondern auf den der Paippa¬<br />
lāda-Schule beziehen, s. Roth der Ath. Veda in Kashmir p. 15. — Bühler hat<br />
übrigens auch noch ein ganz anderes Ath. Prātiśākhyam aufgefunden, s. Monats¬<br />
berichte der Berl. Acad. 1871 p. 77.<br />
1 6 8<br />
] darunter wird eben wohl das Kauśikasūtram gemeint sein. Es ist im<br />
Übrigen neuerdings ein zum Ath. Veda gehöriges śrautasūtra, unter dem <strong>Name</strong>n<br />
Vaitānasūtra aufgetaucht, s. Haug Ind. Stud. IX, 176, Bühler Cat. of Mss. from<br />
Gujarat f. 190 u. Monatsberichte der BerI. Acad. 1871 p. 76, und einige nähere<br />
Nachrichten bei Roth „der Ath. Veda in Kashmir* p. 22.
Das Kauśikasūtram: die Kalpa und Pariśiṣṭa. 169<br />
Brāhmaṇa, und bei deren Mangel den Sampradaya, die<br />
Überlieferung, an, wie es auch im Innern sich mehrfach auf<br />
das Brāhmaṇam beruft (durch iti br.): ob darunter das<br />
Gopathabr. verstanden ist, weiß ich nicht zu sagen. Der<br />
Stil des Werkes ist im Allgemeinen nicht so kurz, wie in<br />
den andern Sūtra, sondern mehr erzählend. Der Inhalt ist<br />
ganz Gṛhyasūtraartig: der dritte Adhyāya behandelt das<br />
Ceremoniell für die Nirriti (die Unglücksgöttin): der vierte<br />
giebt bhaiṣajyāni, Heilmittel, an: der sechste etc. Verwünschungen,<br />
Zauberbann: der zehnte behandelt die Hochzeit,<br />
der elfte das Manenopfer, der dreizehnte und vierzehnte<br />
die Sühnceremonieen bei verschiedenen Omina und Portenta<br />
(wie das AdbhutaBrāhmaṇam des Sāmaveda 169<br />
).<br />
Zu diesem Sūtra gehören noch 5 sogenannte Kalpa:<br />
der Nakṣatrakalpa, ein astrologisches Lehrbuch auf die<br />
Mondhäuser bezüglich, in 50 Kaṇḍikā, der Śāntikalpa in<br />
25 Kaṇḍ., ebenfalls die Verehrung der Mondhäuser behandelnd<br />
170<br />
) und Gebete an sie enthaltend, der Vitānakalpa,<br />
der Saṃhitākalpa und der Abhicārakalpa: das Viṣṇu¬<br />
purāṇa, wie der gleich zu erwähnende Caraṇavyūha,<br />
nennen statt des letzteren den Āfìgirasakalpa. Ferner ge<br />
1 7 1<br />
hören dazu noch 74 kleinere Pariśiṣṭa ), meist in Śloka<br />
und dialogischer Form, in PurāṇaWeise. Den Inhalt bilden<br />
GṛhyaGegenstände verschiedener Art, am reichsten ist die<br />
Astrologie 172<br />
) und Zauberei, die Lehre von den Omina und<br />
Portenta dabei vertreten: einige Abschnitte entsprechen fast<br />
1 6 9<br />
] diese beiden Abschnitte sind von mir in meiner Abh. über Omina und<br />
Portenta (1859) in Text und Übersetzung mitgetheilt und commentirt worden;<br />
den die Hochzeit betreffenden Abschnitt hat Haas in seiner Abh. über die<br />
Heirathsgebräuche der alten Inder Ind. Stud, v, 378 fg. publicirt.<br />
1 7<br />
°] eine Inhaltsangabe beider Texte habe ich in meiner zweiten Abh. über<br />
die Nakṣatra p. 390—3 (1862) gegeben; Haug in den Ind. Stud. 9, 174 er<br />
wähnt ein Āraṇyakajyotiṣam, different from the Nakṣatrakalpa.<br />
1 7 1<br />
] Haug am eben a. o. spricht von deren 72; darunter ist auch eine<br />
Nighaṇṭu, die m der Berliner Handschrift fehlt; vgl. das nigamapariśiṣṭam des<br />
weißen Yajus. — Texte dieser Art werden schon im Mahābhāṣya citirt, s. Ind.<br />
Stud. XIH, 463.<br />
17<br />
] eins der hierauf bezüglichen Pariśiṣta, das 5lste der Reihe, habe ich<br />
in den Ind. Stud, x, 317 fg. mitgetheilt; die darin über die Planeten sich<br />
findenden Angaben setzen das Bestehen griechischen Einflusses voraus, s.<br />
das. p. 319. VIII. 413.
170 Die Atharvopaniṣad.<br />
wörtlich den gleichartigen Stellen der astrologischen Saṃ¬<br />
hitās. Auch ein Caraṇavyūha ist darunter, der die Zahl<br />
der Ṛc in der Atharvasaṃhitā zu 1 2380, die der Pary¬<br />
āya (Hymnen) zu 2000, die Zahl der Kauśikoktāni pa¬<br />
riśiṣṭāni aber nur zu 70 angiebt. Von Lehrern sind hauptsächlich<br />
folgende genannt: zunächst Bṛhaspati Athar¬<br />
van, Bhagavant Atharvan selbst, Bhṛgu, Bhār¬<br />
gava, Aṅgiras, Āṅgirasa, Kāvya (oder Kavi) Uśanas,<br />
sodann Śaunaka, Nārada, Gautama, Kāṃkāyana,<br />
Karmagha, Pippalāda, Māhaki, Garga, Gārgya,<br />
Vṛddhagarga, Ātreya, Padmayoni, Krauṣṭuki.<br />
Vielen dieser <strong>Name</strong>n begegnen wir in der eigentlich astrologischen<br />
Literatur wieder.<br />
Ich wende mich nunmehr zu demjenigen Theile der Athar¬<br />
vanLiteratur, welcher für dieselbe ganz besonders charakteristisch<br />
ist, zu den Upaniṣad. Während die XCCT eCo%r]v<br />
sogenannten Upaniṣad der übrigen Veda zwar sämmtlich<br />
mit zu den späteren, resp. spätesten Theilen derselben gehören,<br />
beobachten sie doch wenigstens eine Grenze, die sie<br />
nicht überschreiten, halten sich nämlich innerhalb der Untersuchung<br />
über das Wesen des Allgeistes, ohne sectarischen<br />
Zwecken zu dienen. Die AtharvanUpaniṣad dagegen<br />
reichen bis in die Purāṇazeit hinab und treten in ihren Endpunkten<br />
direct für sectarische Zwecke in dieSchranken. Ihre Zahl<br />
ist noch unbestimmt, gewöhnlich werden ihrer nur 52 aufgezählt;<br />
da indeß unter diesen mehrere sind, welche der spätesten Zeit<br />
angehören, so ist nicht ersichtlich, mit welchem Rechte man diese<br />
52 von den andern dgl. Tractaten, die zwar in der gewöhnlichen<br />
Aufzählung nicht enthalten sind, sich aber selbst Upaniṣad,<br />
resp. Atharvop., nennen, trepncn will, zumal diese Aufzählung<br />
der 52 je nach den verschiedenen Orten, wo sie sich<br />
findet, auch theilweise verschieden ist, und die Handschriften<br />
dieselben bunt mit den übrigen Upaniṣad vermischen. Es<br />
tritt eben für die UpaniṣadLiteratur der Fall ein, daß<br />
dieselbe bis in die neuesten Zeiten hineinreichen kann, und<br />
in Folge davon ist die Zahl der dazu zu rechnenden Schriften
Zahl der Upaniṣad überhaupt. 171<br />
eine sehr bedeutende: ich habe sie vor zwei Jahren im zweiten<br />
Hefte der „Indischen Studien" mit Hinzurechnung der<br />
in den älteren Veda stehenden Upaniṣad auf 95 angegeben*):<br />
die Nachforschungen indeß, welche Wal¬<br />
ter Elliot in Masulipatam bei den Telingana Brāhmaṇen<br />
über diesen Gegenstand angestellt hat, haben, wie<br />
mir Dr. Roer brieflich mittheilt, das Resultat ergeben, daß<br />
bei ihnen 123 Upaniṣad wirklich vorhanden sind, und<br />
rechnet man dazu die, welche sie nicht haben , die sich aber<br />
in jener meiner Aufzählung finden, so steigt die Zahl auf<br />
147**). Eine Liste jener 123 ist gleichlautend in zweien derselben<br />
enthalten, in der Mahāvākyamuktāvalī und in der<br />
Muktikop., und müssen darunter nach Obigem im Ganzen 52***)<br />
sein, die in jener meiner Aufzählung fehlen, wozu denn auch<br />
*) diese Zahl ist übrigens dort ein Irrthum und sollte 93 sein, insofern ich<br />
die Anandavalli und Bhṛguvallī doppelt — unter den 23 beiAnquetil<br />
nicht stehenden Atharvopaniṣad und unter den neun bei ihm den anderen<br />
Veda entlehnten Upaniṣad — aufgeführt habe. Jene Zahl würde sogar<br />
auf 92 reducirt werden müssen, insofern ich die Amṛtavindu bei Colebrooke<br />
und die Amṛtanāda bei Anquetil als zwei verschiedene Upaniṣad aufgeführt<br />
habe, während sie in der That identisch sind: es sind aber auf der<br />
andern Seite zwei von mir dort identificirte Upaniṣad, Prôṇāgnihotra<br />
nämlich bei Colebrooke undPranou beiAnquetil, zu trennen, da letztere<br />
(pranavopaniṣad) eben von jener verschieden ist. — Wenn sich nun hier<br />
am Schlüsse meiner Aufzählung 96 Upaniṣad ergeben, so hat dies theils<br />
darin seinen Grund, daß ich sechs neue hinzugefügt habe — die Bhāllavi<br />
Upaniṣad nämlich, die Saṃvartop., die zweite Mahopan.. und drei der<br />
im Atharvaśiras enthaltenen Upaniṣad (Gaṇap ati, Sūrya, Devī), —<br />
theils darin, daß ich zwei in der Zählung übergangen habe, die Rudropa¬<br />
niṣad und.Āthar vaṇīyaRudropaniṣad , insofern dieselben möglicher<br />
weise mit andern der aufgeführten identisch sind, so wie ich auch ferner die<br />
Mahánārāyaṇop aniṣad nur als eine Upaniṣad gezählt habe, während<br />
sie Colebrooke doppelt rechnet.<br />
**) resp. nach der vorangehenden Note nur 145.<br />
***) resp. desgl. nur 50. [In der von w. Elliot publicirten Aufzählung der<br />
Upan. in der Muktikopan., s. Journal As. Soc. Beng. 1851 p. 607 fg., werden<br />
108 <strong>Name</strong>n derselben direct genannt (und 98 derselben finden sich in Taylor's<br />
Catalogue 1860 der orient. Mss. des Fort St. George II. 457 — 74 einzeln<br />
analysirt); dazu treten aber noch verschiedene daselbst übergegangene dgl. <strong>Name</strong>n,<br />
s. Ind. Stud. Hl, 324 — 6. Das von M. Müller iii der Zeitschr. D. M. G. XIX,<br />
137—158 (1865) mitgetheilte „aiphabet. Verzeichniß der Upan." geht bis auf<br />
149 (170 bei Burnell Indian Ant. II, 267). Seitdem aber sind durch die HandschriftenVerzeichnisse<br />
von Burnell, Bühler, Kielhorn, Rājendra Lāla Mitra, Haug<br />
(Brahman und die Brahmanen, p. 29—31) etc. viele neue <strong>Name</strong>n bekannt geworden,<br />
so daß ich zur Zeit 235 Up. zähle, wobei indeß bei mancher Up.,<br />
von der wir zunächst eben nur den <strong>Name</strong>n kennen, ungewiß bleibt, ob sie nicht<br />
mit einer andern identisch ist.]
172 Die den älteren drei Veda angehörigen Upaniṣad.<br />
gleich die beiden eben angeführten <strong>Name</strong>n selbst gehören. <br />
Eine persische Übersetzung, die 1656 von 50 Upan. gemacht<br />
ward, liegt uns in Anquetil du Perron's lateinischer<br />
Übertragung vor.<br />
Suchen wir nun unter den bis jetzt bekannten Upani<br />
ṣad eine Eintheilung auf, so sind die ältesten natürlich diejenigen<br />
(I—12), welche sich nur in den älteren drei Veda<br />
finden*). Ich habe bereits angegeben, daß dieselben nie sec¬<br />
tarische Zwecke verfolgen. Eine Ausnahme davon macht<br />
scheinbar das Śatarudriyam, doch ist dies eben nur scheinbar:<br />
denn ob auch dasselbe in der That sectarisch benutzt<br />
worden ist, so hat es doch ursprünglich eine ganz andere<br />
Bedeutung, die nicht das geringste mit dem später<br />
davon gemachten Mißbrauch zu thun hat, ist überhaupt ursprünglich<br />
gar keine Upaniṣad gewesen**). Eine wirkliche<br />
Ausnahme aber macht die Śvetāśvataropaniṣad<br />
(13): diese wird indeß jedenfalls nur fälschlich dem schwarzen<br />
Yajus zugerechnet, hat sich in denselben nur dadurch<br />
eingeschmuggelt, daß sie viele Stellen daraus in sich aufgenommen<br />
hat, und gehört in dieselbe Reihe und Zeit etwa<br />
mit der Kaivalyopaniṣad. Ebenso hat auch die Mai¬<br />
trāyaṇaUpaniṣad (14) keine begründeten Ansprüche<br />
darauf, dem schwarzen Yajus zugerechnet zu werden, gehört<br />
vielmehr, wie die Śvetāśvataropaniṣad, erst der Yoga¬<br />
periode an, doch verfolgt sie, in dem mir vorliegenden Theile<br />
wenigstens 173<br />
), keine sectarischen Zwecke (s. p. 106—109).<br />
Den Übergang zu den Atharvopaniṣad bilden außer<br />
diesen beiden zuletzt genannten theils diejenigen Upaniṣad,<br />
welche sich sowohl in einem der drei andern Veda als auch<br />
in etwas veränderter Gestalt in einer AtharvanRecension vorfinden,<br />
theils diejenigen, bei denen früher derselbe Fall stattgefunden<br />
haben mag, von denen uns aber nur noch die Athar<br />
*) d.i. Aitareya, Kauṣītaki, vāṣkala, Chāudogya, Śataru¬<br />
driya, Śik8hāvallī oder Taitt. Saṃhitopaniṣad, Chāgaleya (?),<br />
Tadeva, Śivasaṃkalpa, Puruṣasūkta, īśā, vṛhad-Āraṇyaka.<br />
**) s. darüber Ind. Stud. II, 14—47.<br />
1 7 3<br />
] auch in ihrem weiteren Verlaufe liegt nichts der Art vor.
Specielle Eintheilung der Atharvopanīṣad in drei Gruppen. 173<br />
van Recension vorliegt. Von letzteren haben wir nur ein Beispiel,<br />
die KāṭhakaUpaniṣad (15. 16), von ersteren dagegen<br />
mehrere (17—20), nämlich Kena (aus dem Sāmaveda),<br />
Bhṛguvallī, Ānandavallī, Bṛhannārāyaṇa<br />
(Taitt Ār. VHI—X).<br />
Die Atharvopaniṣad selbst, die schon äußerlich sich<br />
dadurch auszeichnen, daß sie meist in Versen abgefaßt sind,<br />
theilen sich in drei verschiedene Klassen, die sich in ihren<br />
Anfängen ziemlich gleich genau an die früheren Upaniṣad<br />
anschließen: die einen fahren fort, das Wesen des Ātman,<br />
des Allgeistes, direct zu untersuchen: die andern beschäftigen<br />
sich mit der Versenkung (yoga) in die Meditation darüber<br />
und geben die Mittel und Stufen an, mit und in welchen man<br />
schon hier das völlige Aufgehen im Ātman erreicht: die<br />
dritte Art endlich suhstituirt dem Ātman irgend eine<br />
von den vielen Formen, unter welchen die beiden Haupt¬<br />
götter, Śiva und Viṣṇu, im Laufe der Zeit verehrt worden<br />
sind.<br />
Ich gehe diese drei verschiedenen Arten nunmehr der<br />
Reihe nach durch, habe aber zuvor noch Einiges über die<br />
A th ar vanRecensionen der gleichzeitig noch oder wenigstens<br />
ursprünglich den andern Veda angehörigen Upaniṣad zu<br />
bemerken.<br />
Der AtharvanText der Kenopaniṣad zunächst istnur<br />
sehr wenig von dem S amanTexte derselben verschieden: die<br />
Erwähnung der UmāHaimavatī, die hier zuerst geschieht,<br />
scheint Veranlassung dazu gegeben zu haben, daß diese Upaniṣad<br />
in die AtharvanSammlung aufgenommen ist, insofern<br />
sie wahrscheinlich im Sinne der Śivasecten aufgefaßt ward.<br />
— Von Ānandavallī und Bhṛguvallī ist mir der Atharvan<br />
Text unbekannt*). — Auch von der Bṛhannārāyaṇop.,<br />
welche der Nārāyaṇīyop. des Taitt Āraṇyaka entspricht**),<br />
sind mir nur einzelne Data bekannt, welche aber<br />
*) zwei Listen der Atharvopaniṣad in der Charnbers'sehen Sammlung<br />
(s. meinen Catalog p. 95) führen nach diesen beiden vallī (39. 40) noch<br />
eine madhyavallī und uttaravallī (41. 42) auf!<br />
**) bei Colebrooke ist sie als zwei Upaniṣad gerechnet.
174 Der AtharvanText der den andern Veda entlehnten Upaniṣad.<br />
deutlieh genug zeigen, daß hier die alterthümlicheren, dunkleren<br />
Formen überall durch die entsprechenderen neuen, regelrechten<br />
ersetzt sind*). — Die beiden Kaṭhavallī, meist in<br />
gebundener Form, liegen uns nur im Atharvan Texte vor**),<br />
und zwar ist die zweite derselben nur ein Nachtrag zur<br />
ersten, insofern sie fast nur aus vedischen Citaten besteht,<br />
welche die in jener ausgesprochenen Lehren näher begründen<br />
sollen: die erste geht auf eine im Taitt. Brāhmaṇa [III,<br />
11,8] erzählte Legende zurück (s. p. 102). Naciketas, der<br />
Sohn des Āruṇi***), befragt den Tod um die Losung<br />
des Zweifels, ob der Mensch, wenn er gestorben ist,<br />
sei oder nicht sei. Der Tod führt ihn erst nach langem<br />
Sträuben und nach Verlockungen aller Art, die jener ausschlägt,<br />
in das Geheimniß der Existenz ein. Leben und Tod<br />
seien nur zwei verschiedene Phasen der Entwicklung: die<br />
wahre Weisheit bestehe in der Erkenntniß der Identität mit<br />
dem Allgeist, wodurch man über Leben und Tod erhoben<br />
wird. Die Darstellung dieses ersten Theiles ist in der That<br />
imposant, und auch der Ausdruck meist alterthümlich gehalten.<br />
Einzelne Stellen, die gar nicht hineinpassen, scheinen<br />
entweder später eingeschoben oder im Gegentheil aus einer<br />
früheren Darstellung, die mehr einen liturgischen Zweck hatte,<br />
beibehalten zu sein. Die Polemik gegen die Andersdenkenden<br />
ist sehr scharf und bitter, und zwar gegen den tarka „Zweifel"<br />
gerichtet, worunter wir hier wohl die Sāṃkhya und<br />
*) so visasarja, statt vyacasarja, Kanyākumārīm statt 0<br />
ri,<br />
Kātyáyanyai statt °yanāya etc.<br />
**) s. Ind. Stud. II, 195 fg., wo zugleich die betreffenden Übersetzungen<br />
und Ausgaben angeführt sind. Seitdem ist diese Upaniṣad wieder in einer<br />
neuen Ausgabe erschienen, im Verein mit Śaṃkara's Commentar dazu, nämlich<br />
in vol. VIII der BibI. Indica, edirt durch Dr. Roer [und übersetzt in<br />
vol. XV].<br />
***) zwei andere <strong>Name</strong>n, die dem Vater des Naciketas gegeben werden,<br />
Auddālaki und Vājaśravasa sind im Widerspruch mit .den sonstigen Nachrichten.<br />
Vājaśravasa steht auch an der betreffenden Stelle des Taittirīya-<br />
Brāhmaṇa, ob auch Auddālaki, weiß ich nicht zu sagen [Auddālaki fehlt<br />
im T. Br., wie die betreffende ganze Stelle selbst]. Benfey (in den Göttinger<br />
Gel. Anz. 1852 Jan. p. 129) schlägt vor, Auddālaki Āruṇi auf Naciketas<br />
zu beziehen, aber die Incongruenz der beiden <strong>Name</strong>n wird dadurch nicht gehoben.<br />
Āruni ist eben Uddālaka, und Auddālaki ist Āruṇeya.
Die Atharvopaniṣad, beginnend mit der Muṇḍakopaniṣad. 175<br />
Bauddha zu verstehen haben. Die Heiligkeit des Wortes<br />
om, als des Ausdruckes der ewigen Position, wird ganz spe¬<br />
ciell hervorgehoben, was in dieser Weise bisher noch nicht<br />
geschah. Die Stufenreihe der Urprincipien (in III, 10. 11)<br />
entspricht völlig dem System des deistischen Yoga, während<br />
im Übrigen die Darstellung einen rein Vedāntischen<br />
Charakter trägt.<br />
Unter den eigentlichen Atharvopaniṣad nun schließen<br />
sich die Muṇḍaka und die Praśna-Upaniṣad (21. 22)<br />
am nächsten an die Upaniṣad der älteren Veda, resp.<br />
an die VedāntaLehre, an 174<br />
), und wird auch in der That in<br />
dem Vedantasūtra des Bādarāyaṇa auf sie ebenso oft<br />
Bezug genommen, als auf jene. Die MuṇḍakaUpani<br />
ṣad, meist in Versen, benannt davon, daß sie von allem<br />
Irrthum rasirt, befreit, ist in Lehre und Sprache der Kā¬<br />
ṭhakop. sehr ähnlich, und hat mit ihr in der That auch<br />
mehrere Stellen gemein. Im Eingange kündigt sie sich als<br />
ziemlich unmittelbare Offenbarung des Brahman selbst an.<br />
Aṅgiras nämlich, der sie dem Śaunaka mittheilt, hat sie<br />
von Bhāradvāja Satyavāha erhalten, dieser von<br />
Aūgir*), dem Schüler des Atharvan, welchem sie Brahman<br />
selbst geoffenbart hatte. Kurz darauf wird die vedische<br />
Literatur als die geringere Wissenschaft der Speculation<br />
‚ 7 4<br />
] die Aufzählung der Atharvopaniṣad beginnt in der Regel mit der<br />
Muṇḍakopaniṣad, und zwar inuß den Angaben in dem Scholion des Nārāya¬<br />
ṇabhaṭṭa zu den kleineren Ath. Up. zufolge, welche jetzt in der noch im Erscheinen<br />
begriffenen Ausgabe derselben in der BibI. Indica durch Rāmamaya<br />
Tarkaratna (seit 1872) vorliegen, eine feste Reihenfolge dabei zu dessen Zeit<br />
noch bestanden haben, da er die einzelnen Upan. z. B. als die siebente, achte<br />
etc. von der Muṇḍop. ab bezeichnet. Und zwar weist er dabei diese Reihenfolge<br />
einige Male der Śaunaka-Schule zu. Vgl. hiezu was Colebrooke misc.<br />
ess. I, 93 bemerkt, wonach resp. nur die ersten 15 Upaniṣad den Śaunakīyā,<br />
die folgenden Up. anderen śākhā angehören würden. Nārāyaṇa aber, mit dessen<br />
Reihenfolge Colebrooke in den ersten 28 <strong>Name</strong>n wesentlich zusammentrifft (von<br />
da an differiren Beide), führt den Śaunakagranthavistara auch noch zu 18<br />
brahmavindu, und die śākhā Śaunakavartitā auch noch zu 28 ātmopan. an,<br />
als für diese Nros, resp. Stellen, beider Upan. maaßgebend. Die Gopālatāpanī<br />
bezeichnet er allerdings als die 46ste „Atharva-Paip pale", und die vāsudevop.<br />
als die 49ste „kṣudragranthagaiie", s Rājendra Lāla Mitra Notices of Sanskrit<br />
Mss. I, 18 (1870).<br />
*) Aṅgir ist ein sonst nirgendwo vorkommender <strong>Name</strong>,
176 Die Muṇḍakopaniṣad.<br />
gegenüber gestellt, und zwar wird sie als aus den vier Veda<br />
und den 6 Vedāṅga bestehend angegeben, welche letztere<br />
einzeln aufgezählt werden : einige Handschriften fügen hier<br />
auch noch die Erwähnung der itihāsapurāṇanyāyamī¬<br />
māṃsā-dharmaśāstrāṇi ein, was offenbar ein späterer Zusatz<br />
ist, wie sich deren bei dieser Upaniṣad auch sonst<br />
noch mehrere in den Mss. finden: die (hier zuerst vorkommende)<br />
Aufzählung der einzelnen Vedānga genügt übrigens<br />
allein schon, zu zeigen, daß damals das Vedamaterial schon<br />
völlig systematisch verarbeitet und daraus eine neue Literatur<br />
hervorgegangen war, die nicht mehr der vedischen, sondern<br />
der folgenden Periode angehört. Die im weiteren Verlauf<br />
geschehende Erwähnung der Tretā ferner läßt darauf<br />
schließen, daß auch das Yugasystem schon völlig ausgebildet<br />
war. Auf der andern Seite finden wir die Wörter<br />
k all (die dunkle) und karālī (die fruchtbare) hier noch unter<br />
den sieben Zungen des Feuers aufgezählt, während sie zur<br />
Zeit des Dramatikers Bhavabhūti, im 8. Jahrhundert p. Chr.,<br />
<strong>Name</strong>n der Dnrgā, der Gemahlin des aus Agni (und Rudra)<br />
entwickelten Civa‚ sind, welche unter ihnen Gegenstand eines<br />
blutigen Opiercultus war. Da offenbar eine bedeutende Zeit<br />
erforderlich ist, um von jener ersten Bedeutung zu dieser<br />
zweiten zu gelangen, so muß somit die Muṇḍakop. um ein<br />
sehr Bedeutendes älter sein, als jene Zeit des Bhavabhūti,<br />
was sich übrigens auch noch anderweitig ergiebt, insofern<br />
sie ja im Vedāntasūtra mehrfach benutzt und von<br />
Śaṃkara commentirt worden ist. — Die Praśnopaniṣad,<br />
in Prosa, scheint einem AtharvaBrāhmaṇa, dem der<br />
Pippaladaschule, entlehnt zu sein*): sie enthält die Belehrung<br />
von sechs verschiedenen Lehrern durch Pippa¬<br />
lāda und unter diesen sind für die Zeit der Upaniṣad be<br />
*) in den Unterschriften wird sie wenigstens einmal so bezeichnet, und<br />
auch Śaṃkara nennt sie im Eingange seines Commentars: brāhmaṇam, was<br />
freilich nicht viel beweist, da ihm alle Upaniṣad, die er commentirt, als<br />
śruti und brāhmaṇam gelten. — Der <strong>Name</strong> Pippalāda geht wohl auf die<br />
Vorstellung zurück, die wir im ersten verse vonMuṇḍaka III, 1 (entlehnt aus<br />
Ṛk Maṇḍ. I, 164, 20) vorfinden? er kehrt dieser vers auch in der Śvetā¬<br />
śvata ropan iṣad IV, 6 und Nir. xlv, 30 wieder.
Praśnopaniṣad. Garb hopaniṣad. 177<br />
sonders charakteristisch die <strong>Name</strong>n: Kauśalya Aśvalāyana,<br />
Vaidarbhi Bhārgava und Kabandhin Kātyāyana.<br />
Im Verlauf wird dann auch noch ein Kośalaprinz Hiraṇya¬<br />
nābha genannt, derselbe jedenfalls, der in den Purāṇa<br />
besonders verherrlicht wird. Wie in der Muṇḍakop., so<br />
finden sich auch hier einige eingeschobene Worte, die sich<br />
dadurch als solche kenntlich machen, daß Śaṃkara sie in<br />
seinem Commentar übergeht: sie beziehen sich auf den Athar¬<br />
van selbst, und auf die halbe Mātrā (More), die dem Worte<br />
om, das hier in voller Glorie auftritt, noch über seine 3<br />
Moren (a, u, m) zukömmt, und sind offenbar ein späterer Zusatz<br />
derer, welche die Erwähnung dieser beiden Gegenstände<br />
ungern in einer Atharvop. vermißten, da sie eben sonst in<br />
diesen durchgehend vorkommen. Muṇḍaka, wie Praśna,<br />
sind mehrfach edirt und übersetzt worden, s. Ind. Stud. I,<br />
280 fg. 439 fg., neuerdings wieder durch Dr. Roer in vol. VIII<br />
der Bibliotheca Indica nebst Śaṃkara's Commentar dazu 175<br />
).<br />
— Den <strong>Name</strong>n des Pippalāda trägt noch eine zweite Upa¬<br />
niṣad, die GarbhaUpaniṣad (23), welche ich deshalb<br />
hier gleich anfüge, obschon sie im Übrigen nicht ganz hie¬<br />
her paßt. Ihr Inhalt bezieht sich nämlich, abweichend von<br />
allen andern Upaniṣad, auf den menschlichen Leib, auf<br />
seine Bildung als Embryo und auf seine Zusammensetzung<br />
aus den verschiedenen Theilen, resp. auf deren Zahl und Gewicht.<br />
Das Ganze ist ein Commentar zu einer vorangestellten<br />
Triṣṭubhstrophe, deren einzelne Worte durchgemustert<br />
werden, woran sich dann weitere Bemerkungen reihen. Die<br />
Nennung der <strong>Name</strong>n der 7 jetzigen musikalischen Noten, so<br />
wie der jetzt noch gebräuchlichen Gewichte (die sich übrigens<br />
bereits bei Varāha Mihira finden) führt auf eine ziemlich<br />
moderne Zeit, desgleichen der Gebrauch von D évadāt<br />
ta im Sinne von Caius. Einige Stellen, in denen z. B.<br />
auch des Nārāyaṇa als des höchsten Herrn und des Sāṃ¬<br />
khya und Yoga als Mittels zu seiner Erkenntniß gedacht<br />
1 7 ä<br />
] Roer's Übersetzung liegt in vol. XV der BibI. Indica (1853) vor.
178 Brahmopaniṣad. Māṇḍūkyopaniṣad.<br />
wird, finden sich im 14. Buche von Yāska's Nirukti<br />
(einem Nachtrage dazu) wieder. Ob Śaṃkara diese Upan.<br />
commentirt hat, ist noch ungewiß: übersetzt ist sie in den<br />
Ind. Stud. II, 65 — 71 ,76<br />
). — Auch in der Brahmopani¬<br />
ṣad (24) erscheint Pippalāda und zwar mit dem Beinamen<br />
bhagavān Aṅgirās, also identifícirt mit diesem, als<br />
Träger der betreffenden Lehre, die er dem Śaunaka (ma¬<br />
hāśāla) verkündet, gerade wie dies in der Muṇḍakopani¬<br />
ṣad der Fall ist. Der Unterschied dieser Upaniṣad 177<br />
)<br />
von Muṇḍaka und Praśna ist übrigens schon ein bedeutender,<br />
und gehört sie mehr zu den eigentlichen Yoga-Upaniṣad.<br />
Sie besteht aus zwei Abschnitten: der erste, in<br />
Prosa, behandelt zunächst die Hoheit des ātman und giebt<br />
dann in seinem letzten Theile Brahman, Viṣṇu, Rudra<br />
und das Akṣaram als die vier pāda (Füße) des nirvā¬<br />
ṇam brahma an; von den 19 Versen des zweiten Abschnitts<br />
handeln die ersten 11 davon, daß der Yogin sein yajño¬<br />
pavītam, die heilige Schnur, ablegen möge, da er ja mit<br />
dem sūtra, dem Weltfaden, in innigster Verbindung stehe:<br />
das Ganze läuft also auf ein Wortspiel hinaus: die letzten<br />
8 Verse sind der Śvetāśvataropaniṣad, Muṇḍakopa¬<br />
niṣad und ähnlichen Upaniṣad entlehnt uud beschreiben<br />
wieder die Hoheit des Einen. — Die Māṇḍūkyopaniṣad<br />
(25—28) wird als aus vier Upaniṣad bestehend gerechnet,<br />
aber nur der prosaische Theil der ersten derselben, welcher<br />
die 3¾ Mātrā des Wortes om behandelt, ist als die wirkliche<br />
Māṇḍukyopaniṣad anzusehen, alles Übrige ist das<br />
Werk des Gauḍapāda*), dessen Schüler Govinda der<br />
1 7 6<br />
] herausgegeben mit Nārāyaṇa's Comm. in der Bibl. Indica 1872; in der<br />
Einleitung desselben bezeichnet als: pancakhaṇḍā 'ṣṭaraān (°mī zu lesen!)<br />
Muṇḍāt Paippalādābhidhā tathā.<br />
1 7 7<br />
] herausg. mit Nārāyaṇa's Comm. in der Bibl. Indica (1873); in der<br />
Einleitung bezeichnet als catuṣkhaṇḍā daśamī; die beiden Abschnitte des<br />
Textes scheinen in einigen Mss. umgestellt zu sein.<br />
*) ist auch als solches unter dem Titel āgamaśāstram von Śaṃkara<br />
commentirt worden. Das Nähere hierüber s. in den Ind. Stud. II, 100 —109.<br />
[Roer hat in vol. VIII der Bibl. Ind. die ganze Māṇḍūkyop. mit Śaṃkara's<br />
Commentar edirt und in vol. XV auch eine Übersetzung des § 1 derselben gegeben.]
Die übrigen Atharvopaniṣad der Vedāntastufe. 179<br />
Lehrer des Śaṃkara war, stammt demnach also etwa aus<br />
dem 7. Jahrhundert p. Chr. So werden denn auch zwei Werke<br />
des Śaṃkara selbst unter den Upaniṣad aufgeführt, die<br />
Āptavajrasūcī (29) nämlich, in Prosa, und die Tri¬<br />
purī (30), ebenfalls in Prosa, beide ganz in VedāntaSinne<br />
gehalten: die erstere handelt im Eingange von dem, was den<br />
Brāhmaṇa zum Brāhmaṇa mache: nicht jāti (Geschlecht),<br />
varṇa (Farbe), pāṇḍityam (Gelehrsamkeit) mache ihn dazu,<br />
sondern der Brahmavid (Brahmakundige) allein sei Brāh¬<br />
maṇa*): dann geht sie zu den verschiedeneu Definitionen<br />
von Mokṣa (Befreiung) über, als die einzig richtige die<br />
Erkenntniß der Einheit des Jīva (Einzelseele) und des Pa¬<br />
rameśvara (Allseele) angebend, und erklärt zuletzt, mit-ent¬<br />
schiedener Verwerfung aller Secten, die beiden hochwichtigen<br />
Wörter tat (das Absolute) und tvam (das Gegenständliche).<br />
Die Tripurī behandelt das Verhältniß des Ātman zur Welt<br />
und steht als viertes Prakaraṇam in einer Reihe von sieben<br />
kleinen dem Śaṃkara zugeschriebenen VedāntaSchriften<br />
178<br />
). Als eine Art Catechismus der betreffenden Lehren<br />
ist die Sarvopaniṣatsāropaniṣad (31), in Prosa, anzusehen,<br />
welche die Beantwortung mehrerer als Eingang vorangestellter<br />
Fragen zum Zweck hat 179<br />
). Das Gleiche ist in<br />
der Nirālambopaniṣad (32) der Fall 18<br />
), die indeß wesentlich<br />
auf dem Yoga Standpunkt steht. Die Ātmopani¬<br />
ṣad (35), in Prosa, enthält eine Untersuchung des Aṅgiras<br />
*) dieser Theil ist von einem Buddhisten (Aśvaghoṣa) fast wörtlich<br />
in der gleichnamigen Schrift, die sich bei Gildemeister BibI. S. praef. p. VI<br />
not. angegeben findet, gegen das Kastenwesen überhaupt benutzt worden, s. über<br />
dieselbe auch Burnouf Introd. à rhist. du Buddh. Ind. p. 215. [Text und<br />
Übersetzung s. jetzt in meiner Abh. über die vajrasūcī des Aśvaghoṣa 1860.<br />
Bei Haug ,,Brahman und die Brāhmanen" p. 29 wird die Up. als sāmavedoktā<br />
bezeichnet.]<br />
1 7 8<br />
] s. mein verz. der Berl. S. H. p. 180. Bei Rājendra Lāla Mitra Notices<br />
of Sanskrit Mss. I, 10. 11 wird indeß ein anderer Text als śrīmachaṃ¬<br />
karācāryaviracitā tripuryupaniṣad aufgeführt.<br />
1 7 9<br />
] s. Ind. Stud. I, 301; herausgegeben mit Nārāyaṇa's Comm. in der<br />
BibI. Ind. (1874); in der Einleitung bezeichnet als: Taittirīyake | sarvopani¬<br />
ṣadāṃ sāraḥ saptatriṃśe caturdaśe (!?).<br />
1 8<br />
°] s. Rājendra Lāla Mitra H‚ 95. Taylor Catalogue of or. Mss. Of the<br />
College Fort. St. George H, 462,
180 Prā ṇāgnihotrop., Ārṣikop.; die Atharvop. der YogaStufe.<br />
über die drei Factoren (puruṣa), den leiblichen, seelischen<br />
und den allseelischen*). Die Prāṇāgnihotropaniṣad (34),<br />
in Prosa, zeigt die Relation der leiblichen Theile und Func¬<br />
tionen mit den betreffenden des Opfers, woraus implicite die<br />
Unnöthigkeit des letztern erhellt: der Schluß verheißt dem,<br />
der diese Upaniṣad liest, gleichen Lohn mit dem, der in<br />
Vārāṇasī aushaucht, Befreiung nämlich von der Wiedergeburt<br />
181<br />
). Die Ārṣikopaniṣad (?35) enthält ein Gespräch<br />
über das Wesen des Ātman zwischen Viśvāmitra,<br />
Jamadagni, Bharadvāja, Gautama, Vasiṣṭha, welcher<br />
letztere, sich auf die Ansicht des K'hak (? anderes<br />
Mspt bei Anquetil: Kapl = Kapila?) stützend, die Zustimmung<br />
der Andern erhält 182<br />
).<br />
Die zweite Classe der Atharvopaniṣad wird, wie<br />
oben angegeben, von denjenigen gebildet, welche den Yoga,<br />
die Versenkung in den Ātman, die Stufen derselben, und<br />
die äußeren Mittel dazu zum Gegenstande haben. Die letzteren<br />
sind hauptsächlich das Aufgeben aller irdischen Beziehungen,<br />
und die häufige Wiederholung des Wortes om,<br />
welches eine ganz besondere Rolle dabei spielt und daher<br />
auch selbst der Gegenstand tiefen Sinnens ist. Yājñavalkya<br />
wird in den hieher gehörigen Upaniṣad mehrmals als<br />
der betreffende Lehrer genannt, und scheint es in der That,<br />
als ob er als einer der Hauptförderer des mit der Yogalehre<br />
innig verbundenen religiösen Bettelwesens anzusehen<br />
sei. So belehrt er in der Tārakopaniṣad (36) den Bha¬<br />
radvāja über die rettende und über alle Sünden hinweg¬<br />
führende Kraft des Wortes om 188<br />
), desgl. in der Śākalyo¬<br />
pa ni ṣad**) (37) den Śākalya über die wahre Be-<br />
*) übersetzt Ind. Stud. IT, 56. 57. [Text und Nār's. Comm. in der Bibl.<br />
Ind. 1873; in der Einleitung bezeichnet als : khaṇḍatrayānvitā | aṣṭāviṃśī gran¬<br />
thasaṃghe śākhā Can na ka varüta.]<br />
1 8 1<br />
] Text und Nārāyaṇa's Comm. in der Bibl. Ind. 1873, in der Einleitung<br />
bezeichnet als : ekādaśī Śaunakīye; s. Taylor II, 472. Rājendra L. M. I, 49.<br />
Burnell Catalogue p. 63.<br />
1 8 2<br />
] s. Ind. Stud. IX, 48—52. Der <strong>Name</strong> der Upan. ist noch nicht sicher.<br />
1 8 3<br />
] s. Ind. Stud. IX, 46—48.<br />
**) dieser <strong>Name</strong> scheint mir aus den Varianten bei An que til sich als der<br />
wahrscheinlichste zu ergeben.
Die Jābāla-, Kaṭhaśruti-, Āruṇika, Bhāllavi etc. Upaniṣad. 181<br />
freiung 184<br />
): insbesondere aber tritt er in der Jābālopani¬<br />
ṣad (38), in Prosa, hervor, welche letztere ja auch, obwohl<br />
sicher mit Unrecht, den <strong>Name</strong>n einer Schule des weißen<br />
Yajus führt, jedenfalls aber nur als eine Nachahmung des<br />
Āraṇy. dieses letzteren zu betrachten ist (s. Ind. Stud. II,<br />
72—77): sie muß indeß doch schon vor der Abfassung des<br />
Bādarāyaṇasūtra bestanden haben, da in diesem mehrfach<br />
auf Stellen darin*) Bezug genommen zu werden scheint (: es<br />
müßten denn diese Stellen etwa einer gemeinsamen Quelle<br />
entlehnt sein?). Für die Lebensweise der Paramahaṃsa,<br />
der religiösen Bettler, sind neben ihr noch von besonderer<br />
Bedeutung die Kaṭhaśruti (39: Colebrooke hat fälschlich<br />
Kaṇṭhaśruti), in Prosa, und die Āruṇikopaniṣad (40),<br />
gleichfalls in Prosa**), beide in gleicher Weise als Nachträge<br />
zu dem Āraṇyaka des schwarzen Yajus zu betrachten,<br />
wie die Jābālopaniṣad zu dem des weißen.<br />
Auch die BhāllaviUpaniṣad (41) gehört den Citaten<br />
nach hieher, so wie die Saṃvartaśruti (42): desgl. die<br />
Saṃnyāsopaniṣad (43) und Paramahaṃsopaniṣad<br />
(44), beide in Prosa***). Die Haṃsopaniṣad (45) ist mir<br />
‚ 8 4<br />
] s. Ind. Stud. II, 170.<br />
*) dieselben setzen den <strong>Name</strong>n Vārāṇasī für Benares voraus. [Der<br />
Text der Jābālop. und Nār.'s Commentar liegt in der BibI. Ind. (1874) vor; in<br />
der Einleitung wird sie als yājuṣī und ekacatvāriṃśattamī bezeichnet (letzteres<br />
wird indeß auch von der Kaivalyop. gesagt!); s. auch noch Burnell p. 61,<br />
Taylor II, 474, Rājendra L. M. Ī, 92 (Comm. des Śaṃkarānanda) ; es giebt<br />
übrigens noch eine ganze Zahl von Upaniṣad, welche den <strong>Name</strong>n Jābāla führen,<br />
nämlich: bṛhajjābāla, mahājābāla, laghujābāla, bhasma°, rudra 0<br />
, rudrākṣa 0<br />
.<br />
**) übersetzt Ind. Stud. U, 176—81. [Text und Nār.'s Comment, in der<br />
BibI. Ind. 1872. Nach Rājendra Lāla Mitra f. 92 hat auch Śaṃkarānanda einen<br />
Comm. dazu verfaßt; Nār. bezeichnet sie in der Einleitung als pancaviṃśī.<br />
— Auch die Kaṭhaśruti ist in der BibI. Ind. (1873) mit Nār.'s Commentar<br />
edirt; zwar unter dem <strong>Name</strong>n kaṇṭha°, da es indessen in Nār.'s Einleitung<br />
heißt: yajurvedetu Carakā dvādaśai 'ṣā kaṇṭhāśrayaḥ(!) | saṃnyāsopaniṣat¬<br />
tulyā catuḥkhaṇdā kṛta (!) śrutiḥ || so liegt wohl auf der Hand, daß diese<br />
Schreibung hier wie bei Burnell p. 60 nur eine irrige ist, und Nār. selbst die Up.<br />
mit den Kaṭha in Bezug brachte, s. auch Bühler Cat. of Mss. from Guj. I, 58.<br />
***) die Paramahaṃsopaniṣad ist übersetzt Ind. Stud. II, 173 —176.<br />
[Text mit Nār.'s Commentar in der BibI. Ind. 1874; in der Einleitung bezeichnet<br />
als: trikhaṇḍā 'tharvaśikhare catvāriṃśattamī. — Auch die Saṃnyāsop.<br />
liegt ebendas. (1872) vor; in ihr findet sich ein directer Bezug auf vier anu¬<br />
vāka der Ath. S. (XVIII), deren Text daher vom Herausgeber im Schol., und<br />
zwar in doppelter Weise, nach zwei Mss., mitgetheilt wird (p. 131—176); s.<br />
noch Rājendra L. M. I, 54. Taylor II, 469.]
182 Die übrigen Atharvopaniṣad der Yogastufe.<br />
noch nicht vorgekommen, gehört dem <strong>Name</strong>n nach aber wohl<br />
auch hieher 185<br />
). Die Āśramopaniṣad (46), in Prosa, giebt<br />
eine Classification der vier indischen Orden Brahmacārin,<br />
Gṛhastha, Vānaprastha und Parivrājaka: sie wird<br />
schon von Śaṃkara citirt, und die darin genannten <strong>Name</strong>n<br />
der einzelnen Classen sind jetzt obsolet. Die Śrīmaddatto¬<br />
paniṣad (47) besteht aus zwölf Śloka, die einem jener<br />
Bettelmönche in den Mund gelegt sind und mit dem steten<br />
Refrain endigen: tasyā 'haṃ pañcamāśramam „ich bin<br />
dessen, se. des brahman, fünfter Āśrama." Die Unter¬<br />
suchung über das heilige Wort om wird außer den bereits<br />
angegebenen Upaniṣad, Māṇḍūkya nämlich und Tāraka,<br />
besonders geführt in der Atharvaśikhā (48), in Prosa,<br />
commentirt von Śaṃkara, in welcher Atharvan den Pip¬<br />
palāda, Sanatkumāra und Aṅgiras darüber belehrt*):<br />
ferner in der Brahmavidyā (49) in 13 Śloka, hie und da<br />
bei Śamkara erwähnt**): endlich in Śaunaka (50) und<br />
Praṇava (51), beide nur bei Anquetil ,8ß<br />
). Die verschiedenen<br />
Stufen des allmäligen Versinkens im Ātman bilden<br />
den Inhalt der Upaniṣaden (52—59): Haṃsanāda (in<br />
Prosa), Kṣurikā (24 Śloka), Nādavindu (20 Śloka),<br />
Brahmavindu (22 Śloka, auch Amṛtavindu genannt),<br />
Amṛtavindu (3Ś Śloka, auch Amṛtanāda genannt),<br />
Dhyānavindu (23 Śloka), Yogaśikṣā (10 Śloka), und<br />
Yogatattva (15 Śloka), während die Cūlikā (60. in 21<br />
Śloka) und Tejovindu (61. in 14 Śloka) die Hoheit des<br />
Ātman selbst schildern***), die erstere mit mehrfacher di-<br />
l 8 5<br />
] Text und Nār's. Comm. in der Bibl. Ind. (1874); in der Einleitung<br />
bezeichnet als aṣṭatriṃśattamī | ātharvaṇe. Bei Rājendralāl. I, 90 wird ein<br />
Comm. des Śaṃkarānanda dazu aufgeführt; s. noch Burnell p. 65.<br />
*) s. lnd. Stud. II, 55. — Hier steht also Pippalāda neben Angi¬<br />
ras (s. p. 178.) [Text und Nār.'s Comm. in der Bibl. Ind. 1873; in der Einleitung<br />
bezeichnet als: saptamī muṇḍāt.]<br />
**) übersetzt Ind. Stud. II, 58. [Text und Nār.'s Commentar in der Bibl.<br />
Ind. 1873.]<br />
, 8 6<br />
] s. Ind. Stud, ix, 52—3 und 49 — 52; die praṇavop. wird übrigens bei<br />
Taylor II, 328 genannt.<br />
***) über Haṃsanāda s. Ind. Stud. I, 385 — 87, die Kṣurikā ist übersetzt<br />
ebendas. II, 171—73, desgl. Amṛtavindu II, 59 — 62, Tejovindu
Sprache und Ideenkreis darin. Die sectarischen Upaniṣad. 183<br />
recter Bezugnahme auf die Lehre der Atharvan.<br />
Der Ideenkreis wie die Sprache sind in allen diesen eben<br />
aufgeführten Upaniṣad ganz identisch: die letztere leidet<br />
häufig an großer Dunkelheit, theils weil sich direct grammatische<br />
Ungenauigkeiten darin finden, theils weil die Construction<br />
oft ganz gestört und ohne Einheit ist. Manche Verse<br />
kehren in mehreren derselben wieder, viele sind aus Śvetā¬<br />
śvataropaniṣad oder Maitrāyaṇopaniṣad entlehnt.<br />
Die Verachtung der Kasten, so wie der Schrift (gran¬<br />
tha), ist ein fast in allen diesen Upaniṣad wiederkehrender<br />
Zug, und könnte man sie somit direct als buddhistisch ansehen,<br />
wenn sie nicht völlig frei von aller buddhistischen<br />
Dogmatik wären. Es findet diese Übereinstimmung ihre Erklärung<br />
eben darin, daß der Buddhismus selbst ursprünglich<br />
nur als eine Form der Sāṃkhyalebre anzusehen ist.<br />
Als dritte Classe der Upaniṣad habe ich die sectarischen<br />
aufgeführt, welche dem Ātman eine der Formen des<br />
Viṣṇu oder Śiva substituiren: die älteren derselben schließen<br />
sich dabei noch ganz genau an die Yogalehre an, bei den<br />
jüngeren dagegen tritt das persönliche Element der betreffenden<br />
Gottheiten immer mehr in den Vordergrund. Ein<br />
besonderes Kennzeichen dieser Classe sind die ungemessenen<br />
Verheißungen, welche gewöhnlich am Schlüsse demjenigen<br />
gemacht werden, der sie liest und studirt, so wie die Anführung<br />
und Verehrung heiliger Formeln, in denen der <strong>Name</strong><br />
des betreffenden Gottes enthalten ist.<br />
Was zunächst die Viṣṇusectarischen Upaniṣad betrifft,<br />
so ist die älteste Form, unter welcher Viṣṇu verehrt<br />
wird, Nārāyaṇa. Wir finden diesen <strong>Name</strong>n zuerst im zweiten<br />
Theile des Śatapatha-Brāhmaṇa vor, doch ist er da<br />
II, 62—64, Dhyānavindu II, 1—5‚ Yogaśikhā [so ist zu lesen] und Yoga¬<br />
tattva H, 47—50, [A mṛtanāda Ix, 23—38, Cūlikālx, 10—21. Alle diese<br />
Upaniṣad liegen jetzt im Text und mit Nār.'s Comm. in der BibI. Ind. (1872. 73)<br />
vor, ausgenommen die Haṃsanādop., die indeß mit der Haṃsop. ebend. identisch<br />
zu sein scheint. In den Einleitungen des Commentais werden bezeichnet Cūlikā<br />
als pancamī, Brahmavindu als aṣṭādaśī Śaunakagranthavistare, Dhyānavindu als<br />
viṃśā (viṃśī!), Tejovindu als ekaviṃśaṃ, Yogaśikhā als granthasandohe(!) dvā¬<br />
triṃśatitamī (soll wohl dvāvmś 0<br />
heißen!), Yogatattva als trayoviṃśā (°śī).]
184 Die dem Nārāyaṇa huldigenden Upaniṣad.<br />
selbst noch keineswegs mit Viṣṇu in Verbindung gesetzt,<br />
sondern steht vielmehr, wie im Eingange des Manu und des<br />
Viṣṇupurāṇa, im Sinne von Brahman (mascul.). Dasselbe<br />
ist der Fall in der Nārāyaṇīyopaniṣad des<br />
TaittirīyaĀraṇyaka, resp. in ihrer AtharvanRecen¬<br />
sion als Bṛhannārāyaṇopaniṣad, doch wird er hier<br />
wenigstens schon Hari genannt, und an einer Stelle auch bereits<br />
direct mit Vāsudeva und Viṣṇu in Verbindung gebracht.<br />
Aber erst in der MahāUpaniṣad (62), in Prosa,<br />
welche in ihrem ersten Theile die Emanation der Schöpfung<br />
aus Nārāyaṇa, in ihrem zweiten eine Paraphrase der Haupt¬<br />
stelle der Nārāyaṇīyopaniṣad enthält*), erscheint Nā¬<br />
rāyaṇa direct als die Stelle Viṣṇu’s vertretend, insofern<br />
Śūlapāṇi (Śiva) und Brahman aus ihm entstehen, Viṣṇu<br />
aber ganz unerwähnt bleibt. In der Nārāyaṇopaniṣad<br />
(64) dagegen, in Prosa 187<br />
), emanirt auch Viṣṇu aus ihm,<br />
ähnlich wie in dem Nārāyaṇa Abschnitt**) des 12. Buches<br />
des MahāBhārata (welches Buch ja auch sonst für die<br />
Sāṃkhya und YogaLehre von ganz besonderer Bedeutung<br />
ist). Die heilige Formel, die in ihr gelehrt wird, ist:<br />
om namo nārāyaṇāya. Es existirt übrigens von dieser<br />
Upaniṣad auch noch eine andere, wohl jüngere Recension,<br />
die einen Theil des im Verlauf zu nennenden Atharvaśiras<br />
bildet und in welcher Devakīputra Madhusūdana als besonders<br />
brahmaṇya, fromm, erwähnt wird, ebenso wie dies<br />
in der ĀtmaprabodhaUpaniṣad (65) der Fall ist, die<br />
gleichfalls den Nārāyaṇa als höchsten Herrn feiert, s. Ind.<br />
Stud. II, 8.9 188<br />
). Sonst wird er (Nārāyaṇa) in gleicher<br />
*) übersetzt Ind. Stud. H, 5—8 [s. noch Taylor n, 468, Rājendra L. M.<br />
I. 25]: Außer ihr muß auch noch eine andere MahāUpaniṣad (63) bestanden<br />
haben, welche die Anhänger der MādhavaSecte zum Beweis ihres<br />
Glaubens an eine persönliche, von der Menschenseele geschiedene, Allseele anführen.<br />
, 8 7<br />
] s. noch Rājendra L. M. I. 12. 91 (Comm. des Śaṃkarānanda).<br />
**) zur Zeit der (letzten?) Redaction des vorliegenden MahāBhārata<br />
muß der Nārāyaṇa dienst in ganz besonderem Flore gestanden haben.<br />
1 8 8<br />
] s. noch Rājendra L. M. In, 36. Taylor II, 328.
Die Nṛsiṃhatāpanīyopaniṣad. 185<br />
Eigenschaft noch in der Garbhopaniṣad (resp. Nirukti<br />
XIV), und in der Śākalyopaniṣad genannt.<br />
Die zweite Form, unter der wir Viṣṇu verehrt finden,<br />
ist Nṛsiṃha. Die bis jetzt älteste Erwähnung desselben geschieht<br />
im Taitt. Ār. X, 1, 8 (in der N ārāyaṇīyop.), unter<br />
dem <strong>Name</strong>n Nārasiṃha und mit den Beiwörtern vajrana¬<br />
kha und tīkṣṇadaṃṣṭra. Die einzige Upaniṣad, in<br />
der er verehrt wird, ist die Nṛsiṃhatāpanīyopani¬<br />
ṣad (in Prosa): sie ist verhältnißmäßig ziemlich umfangreich,<br />
und wird deshalb auch als sechs verschiedene Upani<br />
ṣad gezählt (66—71), insofern sie aus zwei Theilen besteht*),<br />
deren erster wieder in fünf einzelne Upaniṣad zerfällt.<br />
Der erste Theil behandelt die dem Nṛsiṃha heilige<br />
Anuṣṭubhformel**), den inantrarāja nārasiṃha ānu¬<br />
ṣṭubha, mit welchem die wunderlichsten Spielereien vorgenommen<br />
werden, worin wir den Anfang zu den späteren<br />
Mālāmantra, mit ihrem TantraCeremoniell, zu erkennen<br />
haben. Ein großer Theil der Māṇḍūkyopaniṣad ist<br />
darin aufgenommen und auch das Bestehen der Atharva¬<br />
śikhā wird vorausgesetzt, da sie direct citirt wird. Der<br />
zweite Theil ist mehr speculativen Inhalts, giebt übrigens dem<br />
ersten an mystischen Spielereien nichts nach. Die Trias<br />
Brahman, Viṣṇu, Śiva wird mehrfach in beiden Theilen<br />
erwähnt. Sprachlich ist im zweiten Theile von besonderem<br />
Interesse der Ausdruck buddha für den höchsten Ātman<br />
(neben nitya, śuddha, satya, mukta etc.), wie sich derselbe<br />
ja auch noch bei Gauḍapāda und Śaṃkara erhalten<br />
hat: ursprünglich gehört er offenbar der Sāṃkhyaschule an<br />
(s. oben p. 29. 143).<br />
Commentirt ist diese Upaniṣad von Gauḍapāda und<br />
von Śaṃkara, wie sie denn überhaupt neben vielem ganz<br />
*) die erwähnten Listen der Upaniṣad in der Chambers'schen Samm¬<br />
lung nehmen auch eine madhyatāpinī an [s. mein Verz. p. 95].<br />
**) sie lautet ugraṃ vīraṃ mahāviṣṇuṃ jvalantaṃ sarvatomu¬<br />
kham I nṛsiṃhaṃ bhīṣaṇaṃ bhadraṃ mṛtyumṛtyuṃ namāmy<br />
aham || „den schrecklichen, gewaltigen, großen Viṣṇu, den flammenden, allgegenwärtigen,<br />
Nṛsiṃha den furchtbaren, heiligen, des Todes Tod verehre ich".
186 Rāmatāpanīya und GopālatāpanīyaUpaniṣad.<br />
Modernen doch noch manches Alterthümliche trägt. Sie wird<br />
ungefähr in das 4. Jahrhundert p. Chr. gehören, da um diese<br />
Zeit der Nṛsiṃhadienst an der Westküste Indiens blühend<br />
war, während wir sonst davon keine Spuren weiter finden ' 89<br />
).<br />
Viele Aehnlichkeit mit der Nṛsiṃhatāpanīyop. hat,<br />
speciell in ihrem zweiten Theile, die Rāmatāpanīyopani¬<br />
ṣad (72. 73), in welcher Rāma als der höchste Gott ver¬<br />
ehrt wird. Jener zweite Theil, in Prosa, ist eigentlich<br />
nur eine Zusammensetzung aus Stücken der Tārakopani¬<br />
ṣad, Māṇḍūkyopaniṣad, Jābālopaniṣad und Nṛ¬<br />
siṃhopaniṣad , naturlich mit den nöthigen Veränderungen.<br />
Yājñavalkya tritt darin als der Verkünder der Gottherrlichkeit<br />
des Rāma auf. Eine Londoner Handschrift fügt am<br />
Schlusse noch eine lange Stelle zu, die der Commentator<br />
Ānandavana (aus der Stadt Kundin a stammend) nicht<br />
kennt. Das Sectarische dieser Upaniṣad findet darin seine<br />
Krone, daß Śiva (Śaṃkara) selbst den Rāma darum anfleht,<br />
daß denen, welche in Maṇikarṇikā oder in der<br />
Gaṅgā überhaupt, den beiden Hauptplätzen des Śivacultus,<br />
sterben, die Wiedergeburt erspart sein möge. Der erste Theil<br />
derselben, in 95 Śloka, enthält im Eingange eine kurze Darstellung<br />
von Rama's Leben, welche große Aehnlichkeit hat<br />
mit der im Eingange des Adhyātmarāmāyaṇa (im Brah¬<br />
māṇḍapurāṇa) befindlichen. Der Mantrarāja wird dann<br />
gelehrt mit Hülfe eines eigens zu dgl. erfundenen mystischen<br />
Alphabets*). Es gehört diese Upaniṣad offenbar der Schule<br />
des Rāmānuja, möglicher Weise diesem selbst au, also<br />
frühestens in das 11. Jahrh. p. Chr. 190<br />
).<br />
Unter den <strong>Name</strong>n Viṣṇu, Puruṣottama, Vāsu<br />
1 8 9<br />
] Text und Übersetzung dieser Upan. s. in den Ind. Stud. Ix‚ 53—178;<br />
zur chronologischen Frage speciell s. p. 62. 63. Auch in der Bibl. Ind. ist diese<br />
Up. von Rāmarnaya Tarkaratna (1870 — 71) nebst Śaṃkara's Comm. (in Bezug auf<br />
den zweiten Theil ist es indeß zweifelhaft, ob der Comm. dem Śaṃkara zugehört)<br />
publicirt worden, zugleich mit der kleinen (nārasiṃha)ṣaṭcakropaniṣad<br />
und Nārāyaṇa's Comm. dazu.<br />
*) auch der Nārasiṃha und ein Vārāhamantra wird dabei erwähnt.<br />
ö 0<br />
' ] Text und Übersetzung s. in meiner Abh. „die RāmaTāpanīyaUp. "<br />
(1864); der Text nebst Nārāy.'s Comm. liegt auch in der Bibl. Indica (1873)
Śatarudriy am, Kai v alyo p an i ṣ ad. 187<br />
deva ist Viṣṇu in mehreren Upaniṣad. als der höchste<br />
Ātman erwähnt*): desgl. erscheint Kṛṣṇa Devakīputra<br />
in einigen derselben (in Ātmaprabodha und Nārāyaṇa),<br />
aber nicht als höchster Ātman, sondern nur, ähnlich wie in<br />
der Chāndogyop., als ein besonders frommer Weiser.<br />
Selbst zur göttlichen Würde erhoben finden wir ihn blos in<br />
der Gopalatāpanīyop. (74. 75), von der mir wenigstens der<br />
2. Theil, in Prosa, vorliegt**). Er hat es im Eingange mit<br />
den gopī in Mathurā und Vraja zu thun, geht dann zu<br />
der Identification von Mathurā mit dem Brahmapura<br />
etc. über und gehört jedenfalls einer ganz modernen<br />
Zeit an, insofern er in Inhalt und Sprache fast gar keine<br />
Berührungspunkte mit anderen Upaniṣad darbietet 191<br />
).<br />
Auch die Gopīcandanopaniṣad (76) wird wohl hierher<br />
gehören 192<br />
), ich kenne sie nur dem <strong>Name</strong>n nach.<br />
An der Spitze der Śiva-sectarischen Upaniṣad steht,<br />
dem davon gemachten Gebrauche nach, das Śatarudriyam:<br />
ich habe indeß bereits bemerkt, daß dies nur ein Mißbrauch<br />
ist. In seinen Keimen aber läßt sich der Śiva dienst allerdings<br />
schon in den späteren Theilen des Yajus***) nachweisen.<br />
Ganz besonders tritt er als Mahādeva hervor in einem<br />
vor; in den Einleitungen der beiden Theile werden dieselben als pancatriṃśat¬<br />
tarna und ṣaṭtriṃśa bezeichnet Die Abfassungszeit ist wohl noch mehr herab¬<br />
zunicken als oben geschehen. Nach den Angaben Nṛsiṃha's in seinem Smṛty¬<br />
arthasāra, s. Aufrecht Catalogus p. 285b 286 a, zunächst hat Rāmānuja erst im<br />
12 Jahrh. (śake 1049 = AD 1127) gewirkt. Die Rāmatāpanī zeigt aber ferner<br />
im Übrigen noch nähere Beziehungen zu Rāmānanda, der erst Ende des 14.<br />
Jahrh. gesetzt wird, s. meine Abh. p. 382.<br />
*) unter dem <strong>Name</strong>n Vāsudeva besonders auch in den dem Śaṃkara<br />
zugeschriebenen Schriften.<br />
**) die Listen in der Chambers'schen Sammlung führen eine Gopāla¬<br />
tāpinī, Madhyatāpinī, Uttaratāpinī und Bṛhad uttara tāpinī auf!<br />
I 9 1<br />
] der Text dieser Upan. mit dem Comm. des Viśveśvara liegt in der<br />
BibI. Ind., durch Haracandra vidyābhūṣaṇa und viśvanāthaśāstrin herausgegeben,<br />
vor (1870). Auch sind Auszüge aus den Commentaren des Nārāyaṇa und<br />
des Jīvagosvāmin gelegentlich beigefügt. Nach Rājendral. f. 18 bezeichnet Nār.<br />
den ersten Theil derselben in seiner Einleitung als. ṣaṭcatvāriṃśatī ca pūrṇā cā<br />
’tharvapaippale. — Eine Analyse des zweiten Theiles s. bei Taylor II, 472<br />
1 9 2<br />
] so auch nach Rājendral. I, 20 (Comm. des Nār.). 60; speciell ist sie<br />
„a treatise on the merits of putting on sectarial marks on the forehead with<br />
an ochrous earth, called gopícandana‘‘.<br />
***) wie in der Atharvasaṃhitā und in dem Śāṅkhāyana-Brāhmana<br />
(s. p. 49. 122).
188 Kaivalyop., Atharvaś iras.<br />
Theile der Nārāyaṇīyopaniṣad und zwar steht er daselbst<br />
bereits im Verein mit seiner Gattin. Auch die Śvetā¬<br />
śvataropaniṣad huldigt demselben. Von den Atharvo¬<br />
paniṣad ist die alterthümlichste in dieser Beziehung die<br />
Kaivalyopaniṣad (77), gemischt aus Prosa und Śloka,<br />
in welcher der bhagavān mahādevaḥ selbst den Āśvalāyana<br />
über seine eigene Hoheit belehrt: ebenso tritt er im<br />
Atharvaśiras (78), in Prosa, als sein eigener Herold<br />
auf*). Letztere Upaniṣad ist von Śaṃkara commentirt<br />
worden. Unter ihrem <strong>Name</strong>n, Haupt des Atharvan, den<br />
ja auch (freilich in anderer Beziehung) Brahman selbst<br />
führt, besteht übrigens noch eine andere Upaniṣad, ein<br />
Conglomerat nämlich aus fünf verschiedenen Upaniṣad,<br />
welche sich auf die fünf Hauptgottheiten Gaṇapati (79),<br />
Nārāyaṇa, Rudra, Sūrya (80) und die Devī (81) beziehen**):<br />
der NārāyaṇaTheil derselben ist eine spätere<br />
Recension der Nārāyaṇopaniṣad (62. s. oben p. 184),<br />
und der RudraTheil schließt sich an das erste Ca¬<br />
pitel des eigentlichen Atharvaśiras an: übersetzt sind sie<br />
alle fünf bei Vans Kennedy. Wenn im Mahā-Bhārata<br />
(I, 2882) und im Gesetzbuch des Viṣṇu das Atharvaśiras<br />
neben den Bhāruṇḍāni sāmāni und bei Viṣṇu auch<br />
noch neben dem Śatarudriya (als Hauptsühnmittel) er-<br />
*) ähnlich wie Kṛṣṇa in der Bhagavadgītā: die Kaivalyopani<br />
ṣad ist übersetzt Ind. Stud. H, 9—14: über Atharvaśiras s. ebendas. I,<br />
382—85. [Text und zwei Commentare der Kaivalyop. s. in der Bibl. Indica<br />
1874; der erste Comm. ist der des Nāray., der zweite ist vom Herausgeber als<br />
der des Śaṃkara, in der Unterschrift als der des Śaṃkarānanda bezeichnet, er¬<br />
giebt sich indeß aus Rājendralāl. I, 32 als von des Letztern Commentar verschieden,<br />
und nach ibid. II, 247 vielmehr als identisch mit dem des Vidyāraṇya.<br />
In der Einleitung Nār.'s wird diese Up. (ebenso wie die Jāvālop. !) als ekacatvā¬<br />
riṃśattamī bezeichnet. — Die Ciras- oder Atharvaśiras-Up. liegt ebenfalls<br />
in der Bibl. Ind. (1872) mit dem Comm. des Nār. vor, der sie als rudrādhyā¬<br />
yaḥ saptakhaṇḍaḥ markirt. S. noch Rājendral. I, 32 (Comm. des Śaṃkarā¬<br />
nanda). 48.]<br />
**) s. Ind. Stud. II, 53 und Vans Kennedy Researches into the nature<br />
and affinity of Hindu and ancient Mythology p. 442 etc. [Taylor H, 469—71.<br />
Bei Rājendral. I, 61 wird eine Gāṇapatyapūrvatāpanīyop. erwähnt; ebenso bei<br />
Bühler Cat. of Mss. from Guj. I, 70 eine gaṇapatipūrvatāpinī und eine gaṇeśa¬<br />
tāpinī, und bei Kielhorn Sanskrit Mss. in the Southern Division of the Bombay<br />
Pres. (1869) p. 14 eine gaṇapatipūrvatāpanīyop,]
Die übrigen Śi va-sectarischen Upaniṣad. 189<br />
wähnt wird, so bezieht sich dies wohl auf die von Śaṃ¬<br />
kara commentirte Upaniṣad? — Die im Cataloge des<br />
E. I. H. aufgeführten beiden Rudrop. und Ātharvaṇīya<br />
Rudrop. kenne ich nur daraus, möglicher Weise sind sie<br />
mit den bereits genannten identisch (ich zähle sie daher nicht<br />
mit). Die Mṛtyulaṅghanopaniṣad (82)*), ist ganz modern<br />
und schließt sich daran würdig die Kālāgnirudropa¬<br />
niṣad (83) an 193<br />
), in Prosa, von der übrigens nicht weniger<br />
als drei verschiedene Recensionen existiren, deren eine dem<br />
Nandikeśvara-Upapurāṇa angehört. Die Tripuropa¬<br />
niṣad (84) scheint dem <strong>Name</strong>n nach — sonst kenne ich<br />
sie nicht — ebenfalls hieher zu gehören 194<br />
), sie ist von Bhaṭṭa<br />
Bhāskara Miśra commentirt worden. Auch die Skando¬<br />
paniṣad (85), in 15 Śloka, ist śivaitisch 195<br />
) (desgl. die<br />
Amṛtanādopaniṣad). Die Verehrung der Gattin des<br />
Śiva, seiner Śakti, die sich in ihrem Ursprünge bis in die<br />
Kenopaniṣad und die Nārāyaṇīyopaniṣad zurückver¬<br />
folgen läßt, bildet den Gegenstand der mir nur dem <strong>Name</strong>n<br />
nach bekannten Sundarītāpanīyopaniṣad in fünf Theilen<br />
(86—90) so wie auch der bereits erwähnten DevīUpa¬<br />
niṣad (79): auch die Kaulopaniṣad (91), in Prosa, gehört<br />
einem Ś a kt a-Securer**) an.<br />
Endlich sind noch einige Upaniṣad (92—95) zu nennen,<br />
welche mir nur dem <strong>Name</strong>n nach bekannt sind, und<br />
zwar ohne daß aus diesem <strong>Name</strong>n selbst irgend ein Schluß<br />
*) so ist das Arnrat Lankoul bei An que til wohl zu fassen, da er<br />
auch die Nebenform M rat Lankoun hat: statt: id est hali tus mortis, sollte<br />
es wohl heißen: salitus mortis, [s. jetzt Ind. Stud. Ix, 21—23; danach ist<br />
es zweifelhaft, ob der <strong>Name</strong> nicht etwa mṛtyulāngūla lautet? Eine Up. <strong>Name</strong>ns<br />
mṛtyulaṅghana wird bei Bühler Catal. of Mss. from Guj. I, 120, eine Up. mṛ¬<br />
tyulāngūla dagegen als 82ste Upaniṣad im Catalog von Paṇḍit Rādhākṛṣṇa's<br />
library aufgeführt. Burnell endlich, der den Text im Indian Antiquary II, 266<br />
giebt, hat vielmehr die <strong>Name</strong>nsform mṛtyulāngala.]<br />
1 9 3<br />
] handelt speciell von dem tripuṇḍravidhi, s. Taylor I, 461.<br />
I, 59. Burnell p. 61.<br />
Rājendral.<br />
1 9 4<br />
] s. darüber Taylor II, 470. Burnell p. 62.<br />
1 9 5<br />
] „identifies Śiva with Viṣṇu and teaches the doctrines of the advaita<br />
School" Taylor II, 467. Burnell p. 65.<br />
**) auch in dem Tejovindu (61) wird das brahman als āṇavam, śām¬<br />
bhavam, śāktam beschrieben.
190 Piṇḍa-, Nīlarudra-, Pai-gala-, Darśana-, Garuḍa Upaniṣad.<br />
auf ihren Inhalt gemacht werden kann, die Piṇḍo¬<br />
paniṣad nämlich, Nīlaruhopaniṣad (Colebrooke hat<br />
Nīlarudra), Paiṅgalopaniṣad und Darśanopani¬<br />
ṣad lyß<br />
). Die Garuḍopaniṣad (96), von der mir zwei<br />
ganz verschiedene Texte vorliegen, feiert den Schlangentödter<br />
Garuḍa*) und ist nicht ohne alterthümliches Interesse.<br />
1 9 6<br />
] die Piṇḍop. und die Nilarudrop. (dies ist der richtige <strong>Name</strong>) liegen<br />
jetzt mit Nar.’8 Comm. in der Bibl. Ind. (1873) vor; die erstere, welche von<br />
den piṇḍa an die prêta handelt, wird von Nār. als saptavi ṃśatipūraṇī, die<br />
zweite als ṣoḍaśī bezeichnet; letztere ist an Rudra gerichtet (s. auch Rajen¬<br />
dralāl. I, 51), und besteht nur aus Versen, die sich eng an die in Vāj. S. XVI<br />
enthaltenen dergl. anschließen. Über die Paiṅgalop. und Darśanop. s. Taylor<br />
If. 468. 471.<br />
*) wie dies auch schon in der Nārāyaṇīyopaniṣad geschieht, und<br />
insbesondere in dem zum Ṛk gerechneten S uparṇādhyāya [herausgegeb. von<br />
EI. Grube 1875, s. auch Ind. Stud. XIV, 1 fg. — Die Gārudop. liegt jetzt mit<br />
Nār.'s Comm. in der Bibl. Ind. (1874) vor; in der Einleitung wird sie als ca¬<br />
tuścatvāriṃśattamī bezeichnet.]
ZWEITE PERIODE.<br />
DIE SANSKRIT - LITERATUR.<br />
Nachdem wir somit die erste Periode der indischen Literatur<br />
in ihren einzelnen Theilen bis zu Ende verfolgt haben,<br />
wenden wir uns nunmehr zu deren zweiter Periode, der sogenannten<br />
Sanskrit-Literatur: wir können aber bei derselben<br />
nicht mehr so in das Detail eingehen, wie wir dies<br />
bisher gethan haben, da uns die Zeit gemessen ist, müssen<br />
uns daher hier mit einer Gesarnmtübersicht begnügen. Bei<br />
der vedischen Literatur war übrigens das Detail eben besonders<br />
nöthig, insofern sowohl eine genaue Darstellung derselben<br />
noch mangelte, als auch die betreffenden Werke meist<br />
noch in den Handschriften ruhen, während die Sanskrit-Literatur<br />
wenigstens theilweise schon mehrfach behandelt ist und<br />
die Hauptwerke derselben allgemein zugänglich sind.<br />
Zunächst gilt es natürlich den Unterschied der zweiten<br />
Periode von der ersten festzustellen. Derselbe ist theils ein<br />
zeitlicher theils ein stofflicher, und zwar markirt sich<br />
der zeitliche Unterschied durch die Sprache und durch directe<br />
Data, der stoffliche durch die Art des enthaltenen Stoffes<br />
selbst, so wie durch die Behandlungsweise desselben.<br />
Was nun zunächst die Sprache betrifft, insofern sie<br />
einen zeitlichen Unterschied zwischen den beiden Perioden<br />
der indischen Literatur begründet, so ist deren Besonderheit<br />
in der zweiten Periode derselben obwohl scheinbar gering.
192 Die allmälige Entwicklung der indoarischen Bhāṣā.<br />
doch in der That so bedeutend, daß von ihr sogar<br />
mit Fug und Recht der <strong>Name</strong> dafür zu entlehnen ist, während<br />
die erste Periode von den sie bildenden Werken ihren<br />
<strong>Name</strong>n erhält.<br />
In den verschiedenen Dialecten der einzelnen indoari¬<br />
schen Stämme hatte sich nach ihrer Einwanderung in Indien<br />
unter dem Einfluße ihrer Vermischung in den neuen Sitzen,<br />
resp. ihrer Vereinigung zu größeren Gemeinschaften, theils<br />
mit der Zeit von selbst eine größere Einheit hergestellt,<br />
theils hatte das zur Erklärung der alten Texte allmälig nöthig<br />
werdende und daran erwachsende grammatische*) Studium<br />
eine wesentliche Befestigung des Sprachgebrauches zur Folge<br />
gehabt, so daß eine allgemein (unter diesem <strong>Name</strong>n) anerkannte<br />
bhāṣā, Sprache, entstanden war, in welcher die<br />
Brāhmaṇa und die Sūtra abgefaßt sind**). Je weitere<br />
Fortschritte nun das grammatische Studium machte, desto<br />
enger und bestimmter wurden die Vorschriften und Regeln<br />
desselben und desto schwieriger für die, welche sich nicht<br />
speciell damit befaßten, sich in stetem Einklänge mit der<br />
grammatischen Richtigkeit zu halten. Je größere Reinheit<br />
*) über den Gebrauch des verbums vyākṛ in grammatischer Bedeutung<br />
bringt Sāyaṇa in der Einleitung zum Ṛk (p. 35, 22 ed. Müller) eine Legende<br />
aus einem Brāhmaṇa bei, welche den Indra als den ältesten Grammatiker<br />
darstellt (s. Lassen II, 475). [Die Legende ist aus Ts. VI, 4, 7, 3<br />
entlehnt: vgl. Kāṭh. 27, 3; es wird darin zwar nur gesagt, daß die vāc durch<br />
Indra „vyakrita" worden sei; offenbar knüpfen sich aber hieran die späteren<br />
Mythen, welche in der That den Indra als den ältesten Grammatiker hinstellen].<br />
**) bhāṣikasvara bei Kātyāyana śrauta sūtra I, 8, 17 wird direct<br />
durch brāhmaṇasvara erklärt, s. Vāj. Saṃh. specimen II, 196. 197.<br />
[Ind. Stud. X, 428—29. 437.J Yāska stellt mehrfach bhāṣāyām und anv¬<br />
adhyāya m (d. i. in der Vedalesung, im Hymnentexte) einander gegenüber:<br />
ebenso gebrauchen die Prātiśākhyasūtra die Worte bhāṣā und bhāṣya<br />
gegenüber von chandas und veda d. I. saṃhitā (s. ob. p. 61. 63. 113. 159).<br />
Der Gebrauch, den das Gṛhyasūtram des Śānkhāyana von dem Worte<br />
bhāṣya macht, indem es dasselbe gegenüber von sūtra verwendet, zeigt,<br />
daß sich die Bedeutung desselben darin bereits wesentlich modificirt und ganz<br />
wie bei Pāṇini auf die außervedische, so zusagen profane Literatur beschränkt<br />
hat (das Āśvalāyanagṛhyam nennt statt bhāṣya an der betreffenden Stelle<br />
bhārata-mahābhārata-dharma.) [Dies ist unrichtig; vielmehr folgen<br />
diese Worte darin auf das wort bhāṣya, s. das bereits oben zu p. 62 hierüber<br />
Bemerkte.] Ebenso werden in Nir. XIII. 9 mantra, kalpa, brāhmaṇam<br />
und die vyāvahārikī (sc. bhāṣā) einander gegenüber gestellt (oder auch<br />
Śik, Yajus, Sāman und die vyāvahārikī).
Einfluß der Ureinwohner Indiens darauf. 193<br />
und Purification von allem nicht streng Regelmäßigen somit<br />
die Sprache der grammatisch Gebildeten auf der einen Seite<br />
gewann, desto mehr entfernte sie sich auf der andern von<br />
dem Gebrauche der grammatisch ungebildeten Mehrzahl des<br />
Volkes. ES trennte sich somit von der Volkssprache all¬<br />
mälig eine Hochsprache ab als immer ausschließlicheres<br />
Eigenthum der höheren Classen des Volkes*) und zwar<br />
in immer entschiedenerer Entfremdung, je mehr auch die<br />
Volkssprache ihrerseits sich weiter entwickelte. Dieses letztere<br />
nun geschah hauptsächlich unter dem Einflüsse der in<br />
den brahmanischen Verband aufgenommenen Ureinwohner Indiens,<br />
die die Sprache ihrer Besieger zwar allmälig gegen<br />
die ihrige eintauschten, aber nicht ohne in dieselbe eine große<br />
Zahl theils von Worten theils von lautlichen Veränderungen<br />
hineinzutragen und insbesondere die Aussprache gewaltig zu<br />
modificireu. Es war dies letztere um so nöthiger, als [ihnen] die<br />
vielen Consonanteuhäufungen der arischen b h āṣā ungemeine<br />
Schwierigkeiten machten, und um so leichter, als innerhalb<br />
derselben selbst offenbar schon früh das Bestreben geherrscht<br />
hatte, sich jener lästigen Hindernisse der Rede zu entledigen,<br />
ein Bestreben, dem eben zwar das grammatische Studium für<br />
den gebildeten Theil des arischen Volkes ein Ziel setzte, das<br />
aber in der Mehrzahl desselben sich sicher immer erhielt und<br />
der Natur der Sache nach immer weiter verbreitete. Die indischen<br />
Ureinwohner schlössen sich nun diesem Bestreben<br />
natürlich an, zumal sie ja die Sprache nicht von den grammatisch<br />
Gebildeten, sondern durch den Umgang und die Vermischung<br />
mit dem allgemeinen Haufen des Volkes erlernten.<br />
So entstanden denn allmälig neue Volkssprachen, von der allgemeinen<br />
bhāṣā direct ausgehend**), und von ihr haupt<br />
*) ist etwa hierauf die Nir. XIII, 9 aus einem Brāhmaṇa [vgl. Kāṭh.<br />
XIV, 5] citirte Stelle zu beziehen, daß die Brāhmanen beide Sprachen redeten,<br />
sowohl die der Götter als die der Menschen? oder bezieht sich dies nur auf<br />
eine der Homerischen ähnliche Anschauungsweise?<br />
**) und daher noch bis in die Neuzeit speciell so genannt, während die<br />
grammatisch gebildete bhāṣā später diesen <strong>Name</strong>n verlor, und ihn mit dem<br />
<strong>Name</strong>n Saṃskṛtabhāṣā „die gebildete Sprache" vertauschte. Der <strong>Name</strong>
194<br />
Trennung der Schriftsprache von der Volkssprache ;<br />
sächlich durch Assimilation der Consonanten und durch<br />
Abstumpfung oder Verlust der Endungen ausgezeichnet, nicht<br />
selten übrigens auf ältere Formen derselben zurückgehend,<br />
als dies in der Schriftsprache der Fall ist, da diese theils<br />
alle irgendwie irregulären oder ungebräuchlichen Formen mit<br />
aller Strenge ausgemerzt hat, theils aber wohl auch in Folge<br />
davon, daß die Grammatik hauptsächlich in dem nördlichen<br />
(resp. nordwestlichen) Theile Indiens ihre Ausbildung erhielt,<br />
sich dem daselbst herrschenden Sprachgebrauch insbesondere<br />
angeschlossen hat: dieser letztere aber mag in einigen Beziehungen<br />
(z.B. im Instr. Plur. der Wörter auf a?) 197<br />
) auf<br />
einer entwickelteren Stufe gestanden haben, als dies im eigentlichen<br />
Indien der Fall gewesen zu sein scheint*), weil eben<br />
Prākṛtabhāṣā, den die Volkssprachen gleichzeitig damit erhielten, geht auf<br />
prakṛti „Natur, Usprung". zurück, und bezeichnet dieselben wohl als die<br />
„natürlichen, ursprünglichen" Fortsetzungen der alten bhāṣā: oder sollte<br />
prākṛta hier bedeuten „eine prakṛti, einen Ursprung habend," d.i. „abge¬<br />
leitet"? [Aus der Bedeutung von: ursprünglich, zu Grunde liegend (prakṛti¬<br />
bhūta), unverändert, ist die von: normal, dann die von: gewöhnlich, communis,<br />
vulgaris, schließlich die von: gemein hervorgegangen ; nicht saṃskṛta, sondern<br />
vaikṛta ist der unmittelbare Gegensatz dazu, K Z. B. Ath. Pariś. 49, 1 varṇān<br />
pūrvaṃ vyākhyāsyāmaḥ prakṛtā ye ca vaikṛtāḥ]. — Das älteste Vorkommen<br />
des <strong>Name</strong>ns Saṃskṛt zur Bezeichnung der Sprache ist bis jetzt in der Mṛ¬<br />
chakaṭī (p. 44, 2 ed. Stenzler) und in Varāhamihira's Bṛhatsaṃ¬<br />
hitā 85, 3. Auch folgende Stellen im Rāmāyaṇa werden wohl in diesem<br />
Sinne aufgefaßt werden müssen, nämlich V, 18, 19. 29, 17. 34. (82, 3). VI, 104,<br />
2. Pāṇini kennt das Wort saṃskṛta sehr wohl, ohne es aber in diesem<br />
Sinne zu gebrauchen, die Pāṇinīyā Śikṣā indeß gebraucht es (v. 3) in<br />
demselben, gegenüber von prākṛta.<br />
, 9 7<br />
] dies Beispiel ist nicht ganz passend, da der Instr. Plur. auf āis schon<br />
in alte Zeit hinaufreicht, nicht nur im Zend, sondern auch im Slavischen und<br />
Litthauischen seine Reflexe vorliegen, s. Bopp vgl. Gramm. I. 156 2<br />
(I59 3<br />
*) der Gegensatz des östlichen und westlichen Sprachgebrauches wird<br />
schon im Brāhmaṇa des w. Yajus einmal berührt, wo es heißt, daß die<br />
Vāhīka den Agni Bhava, die Prācya dagegen ihn Śarva nennen. -<br />
Yāska (II, 2) stellt theils die Kamboja (die Persa-Arier?) den Ārya (Indo-<br />
Ariern?) gegenüber (bei den letzteren fänden sich z. B. nur Derivata der √śu,<br />
während bei den Kamboja dieselbe auch als Verbum vorkomme: an Grammatiker<br />
det Kamboja, wie Roth, zur Lit. p. 67, will, ist wohl kaum zu<br />
denken), theils die Prācya den Udīcya, wie letzteres auch bei Pāṇini geschieht.<br />
Die Udīcya sind eben, dem Brāhmaṇa nach, am meisten grammatisch<br />
gebildet [s. Ind. Stud. I. 153. II. 309. 310. XIII. 363 fg. Burnell's Iden¬<br />
tificirung der Kamboja hier und an den sonstigen älteren Stellen, wo sie genannt<br />
werden, mit Cambodia in Hinterindien, s. dessen Elements of South Indian<br />
Palaeography p. 31. 32. 94, ist wohl ein arger Mißgriff. Für die Zeit<br />
der Pāh Abhidhānappadīpikā (v. Childers Pāli Dict.) mag diese Identification<br />
allenfalls richtig sein; die älteren PāliTexte aber, ja schon die Inschriften Pi¬<br />
yadasi's (z. B. ganz deutlich das Facsimile der Khālsi Inscription in Cunning<br />
).
alte dialectische Differenzen. Felseninschriften in der Volkssprache. 195<br />
die Sprache dort in ihrer selbständigen Entwicklung durch<br />
keinen äußeren Einfluß behindert war, während die nach<br />
Indien ausgewanderten Arier sich auf demjenigen innerlichen<br />
Sprachniveau erhielten, mit welchem sie einwanderten*), wie<br />
vielfach dasselbe auch äußerlich verstümmelt ward.<br />
Die zweite Periode nun der indischen Literatur beginnt<br />
mit demjenigen Zeitpunkt, wo die Trennung der Sprache der<br />
Gebildeten, der Schriftsprache, von den Volkssprachen ein<br />
entschiedenes Factum war: sie liegt uns eben nur in der er¬<br />
steren vor: erst im Laufe der Zeit haben sich die Volkssprachen<br />
auch selbst wieder eigene Literaturen geschaffen,<br />
und zwar zunächst unter dem Einflüsse der buddhistischen<br />
Religion, welche sich an das Volk als solches wandte und<br />
deren Schriften und Urkunden daher auch ursprünglich, und<br />
größtentheiß jetzt noch, in der Sprache des Volkes verfaßt<br />
sind. Was jenen Zeitpunkt selbst betrifft, so ist derselbe<br />
vor der Hand noch nicht bestimmbar: doch dürfen wir<br />
wohl mit ziemlicher Sicherheit für die Zeit, in der wir die<br />
Existenz von Volkssprachen nachweisen können, auch auf<br />
die der Schriftsprache schließen: für jene aber haben wir ein<br />
historisches Document von seltener Art, Felseninschriften nämlich,<br />
die sich gleichlautend bei Girnar auf der Halbinsel<br />
Guzerate, bei Dhauli in Orissa, und bei Kap ur di Giri 198<br />
)<br />
ham's Archaeological survey I, 247 pl. xLI Zeile 7), führen die Kamboja in<br />
Verbindung mit den Yavana auf, und dies allein schon entscheidet für die<br />
geographische Zusammengehörigkeit Beider im nordwestlichen Indien, s.<br />
Ind. Streifen II, 321. Dazu kommt noch der <strong>Name</strong> Kabujiya=tKa,w/9t'(r»'c,<br />
und somit auch die sonstigen Erwähnungen dieses letzteren <strong>Name</strong>ns, die auf<br />
eine weite Verzweigung desselben in Iran hinweisen, s. Ind. Streifen II, 493.<br />
Nach Hinterindien ist der <strong>Name</strong> Kamboja offenbar erst secundär eingewandert,<br />
ebenso wie die <strong>Name</strong>n Ayodhyā, Indraprastha, Irāvatī, Campa, obschon es<br />
immerhin auffällig bleibt, daß gerade ihn dies Loos getroffen hat. Vielleicht<br />
sind buddhistische Motive dabei mitwirkend gewesen. S. hiezu die Jenaer Literaturzeitung<br />
1875 p. 418. Indian Antiquary 1V‚ 244.]<br />
*) ähnlich etwa wie die im Mittelalter nach Siebenbürgen ausgewanderten<br />
Deutschen.<br />
19<br />
*] wohl Kapardigiri zu schreiben? s. meine Abh. über das Śatruṃ¬<br />
jaya Māhātmya p. 118. Der gleiche Textlaut liegt uns hier übrigens bereits in<br />
dre 1<br />
v erschiedenen Dialecten vor. — S. hierüber noch Burnouf's treffliche<br />
Bearbeitung dieser Inschriften im Lotus de la bonne loi p. 652 fg. (1852). Ind.<br />
Stud. III, 467 fg. (1855) und Kern „de Gedenkstukken van Aśoka den Buddhist"<br />
(1873, besonders p. 32 fg. 45 fg.)
196 Existenz der Volkssprachen im dritten Jahrhundert a. Chr.<br />
in Kabul vorfinden: J. Prinsep, der erste Entzifferer derselben,<br />
und Lassen setzen sie in die Zeit des buddhistischen<br />
Königs Aśoka, der von 259 a. Chr. ab regierte: nach den.<br />
neuesten Untersuchungen von Wilson dagegen, im Journal<br />
of the Royal Asiatic Society XII 1850 (p. 95 des Sonder¬<br />
abdruckes) sind dieselben „at some period subsequent to<br />
B. C. 205"*) eingegraben worden, also noch Ungewissen Datums.<br />
Wie sich nun auch diese Frage entscheiden mag,<br />
jedenfalls geht daraus mit ziemlicher Sicherheit die Existenz<br />
der Volkssprachen für das 3. Jahrh. a. Chr. hervor: dies ist<br />
aber keineswegs etwa die Grenze für den Beginn ihrer Bildung,<br />
die Form, in welcher sie auftreten, zeigt uns vielmehr<br />
hinlänglich, daß schon eine sehr bedeutende Zeit seit ihrer<br />
Abtrennung von der alten bhāṣā vergangen war, und muß<br />
diese Abtrennung somit schon ziemlich früh stattgefunden<br />
haben, wie wir denn auch in der That schon in den Brāh¬<br />
maṇa selbst hie und da Andeutungen darauf finden**).<br />
Die directen Data, welche für die zweite Periode der<br />
indischen Literatur deren Posteriorität nach der ersten<br />
bekunden, bestehen darin, daß in ihren Anfängen überall die<br />
vedische Literatur als vollständig abgeschlossen vorausgesetzt<br />
wird, daß ferner ihre ältesten Theile durchweg auf dieser<br />
letzteren basirt sind, und daß endlich auch die Lebensverhältnisse<br />
sämmtlich auf einer Stufe der Entwickelung stehen,<br />
*) und zwar nicht viel später: dafür bürgen die darin erwähnten <strong>Name</strong>n<br />
der griechischen Könige (Alexander, Antigonos, Magas, Ptolemaios,<br />
Antiochos), die zwar sicher nicht als gleichzeitig mit den Inschriften betrachtet<br />
werden können, deren Notorietät in Indien aber schwerlich so lange gedauert<br />
hat, daß die Inschriften lange nach ihrer Zeit abgefaßt sein könnten,<br />
s. Wilson a. a. o.<br />
**) so werden im zweiten Theile des AitareyaBrāhmana die Śyā¬<br />
parṇa, ein Geschlecht (?) der westlichen Salva, als pūtāyai vāco vaditā¬<br />
ras „eine stinkende Sprache redend" genannt, und im Pañcaviṃśabrāhmaṇa<br />
werden die Vrātya ihrer schlechten Sprache wegen getadelt: ebenso im Śata¬<br />
pathaBrāhmaṇa (III, 2, 1, 24) die Asura, wo zugleich die Brāhmaṇa<br />
davor gewarnt werden, sich dgl. anzunehmen, tasmād brāhmaṇo na mle¬<br />
chet. — Beiläufig bemerke ich hier, daß M. Müller in seiner Ausgabe des<br />
Ṛk in der Einleitung des Sāyaṇa p. 36, 21 irrig helayo als ein Wort<br />
schreibt, es steht für he ’layo, insofern die Asura den Schlachtenruf he<br />
'sayo (arayo) so verstümmeln, dem Śatapatha-Brāhmaṇa nach gar zu<br />
he ’lavo.
Innere Posteriorität der zweiten Periode. Verlust der Übergangspnnkte. 197<br />
zu welcher wir in der ersten Periode nur die Keime und Anfänge<br />
nachweisen können: insofern insbesondere der Gottesdienst<br />
sich auf eine Trias, Brahman, Viṣṇu und Śiva<br />
concentrirt, von denen dann mit der Zeit die beiden letzteren<br />
in verschiedenen Gestalten je nach den verschiedenen sich<br />
deshalb bildenden Secten die Oberhoheit zugesprochen erhalten.<br />
Damit ist aber keineswegs gesagt, daß nicht einzelne<br />
Theile der ersten Periode direct in die zweite hineinreichen<br />
sollten, was ich im Gegentheil im Bisherigen vielmehr schon<br />
häufig nachzuweisen versucht habe. Im Ganzen ist die Verbindung<br />
beider Perioden übrigens eine ziemlich lose, am innigsten<br />
noch ist sie in denjenigen Literaturzweigen, die in<br />
der ersten Periode bereits zu einer bestimmten Stufe gelangt<br />
waren, und sich nur unmittelbar fortgesetzt haben, in Grammatik<br />
nämlich und in Philosophie. Für diejenigen Zweige<br />
hingegen, die eine mehr selbständige Entwicklung der zweiten<br />
Periode sind, ist die Schwierigkeit der Verbindung mit<br />
der älteren Zeit sehr groß. Es ist da eine directe Kluft vorhanden,<br />
die man durchaus nicht ausfüllen kann. Der Grund<br />
davon liegt ganz einfach darin, daß bei der Schwierigkeit<br />
der Aufbewahrung der glückliche Nachfolger seinen über¬<br />
troffenen Vorgänger fast stets gänzlich verdrängt hat: jener<br />
wurde überflüssig, daher bei Seite geschoben, nicht mehr auswendig<br />
gelernt, resp. nicht mehr abgeschrieben: und so besitzen<br />
wir von allen diesen Zweigen, wo nicht ein anderer<br />
Einfluß dazutritt, fast nur die Blüthenwerke, in denen ein<br />
jeder seine Culmination erreicht hat, und die als die classi¬<br />
schen Muster dienen, nach denen sich später die moderne,<br />
eigner Productionskraft mehr oder weniger beraubte Literatur<br />
weiter gebildet hat. Wir haben übrigens diesen Umstand<br />
bereits früher auch für die ältere BrāhmaṇaLiteratur etc.<br />
als gleich tödtlich angeführt, und zwar hat er dort<br />
ziemlich in derselben Ausdehnung als hier sein beklagens¬<br />
werthes, ob auch ganz natürliches, Recht ausgeübt Auch<br />
für einen andern verwandten Punkt finden wir in der vedischen<br />
Literatur, resp. in deren Śakha, die beste Analogie,
198<br />
Der kritische Zustand der Texte in der zweiten Periode.<br />
dafür nämlich, daß uns einige der Hauptwerke dieser Periode<br />
in mehreren (meist zwei) Recensionen vorliegen : es tritt<br />
hier aber noch ein anderer Umstand hinzu, der bei der<br />
großen Sorgfalt, welche der heiligen Literatur zugewendet<br />
wurde, bei dieser verhältnißmäßig nur in sehr geringem Maaße<br />
gilt, der Umstand nämlich, daß auch das gegenseitige Verhältniß<br />
der Handschriften an und für sich ein solches ist,<br />
daß an die sichere Restituirung eines ursprünglichen Textes<br />
meist gar nicht gedacht werden kann, und nur da, wo alte<br />
Commentare vorliegen, der Text einigermaaßen, für die Zeit<br />
dieser Commentare wenigstens, gesichert ist Es hat dies<br />
offenbar in der ursprünglich traditionellen Überlieferung seinen<br />
Grund: die schriftliche Aufzeichnung geschah erst später,<br />
und vielleicht gleichzeitig an verschiedenen Orten, da konnten<br />
denn Differenzen aller Art natürlich nicht ausbleiben:<br />
außerdem sind indeß auch viele Aenderungen und Zusätze<br />
offenbar ganz willkürlicher Art, theils mit Absicht gemacht,<br />
theils aus Fehlern der Copisten entstanden: und in Bezug<br />
auf letzteren Punkt insbesondere ist nicht außer Augen zu<br />
lassen, daß bei dem vernichtenden Einfluß des Clima’s die<br />
Abschriften überaus häufig wiederholt werden mußten: im<br />
Allgemeinen sind die älteren indischen Handschriften nur 3<br />
bis 400 Jahr alt, über 500 Jahr wird schwerlich irgend eine<br />
hinausgehen: mit der sogenannten diplomatischen Kritik ist<br />
daher hier sehr wenig oder gar nichts anzufangen : denn auch<br />
nicht einmal auf den Text, der in Citaten vorliegt, kann man<br />
sich verlassen, da diese Citate meist aus dem Kopfe gemacht<br />
wurden, wobei Irrthümer und Veränderungen natürlich unvermeidlich<br />
sind.<br />
Was den stofflichen Unterschied der zweiten von der<br />
ersten Periode betrifft, so besteht derselbe hauptsächlich<br />
darin, daß die betreffenden Gegenstände dort nur in ihren<br />
Einzelnheiten, resp. fast nur in ihrer Beziehung zum Opfer,<br />
hier dagegen in ihren Gesammtverhältnissen behandelt<br />
werden: es ist, um es kurz zu sagen, nicht blos ein praktisches,<br />
als vielmehr ein wissenschaftliches, ein dichterisch-
Der stofflich-formelle Unterschied der beiden Perioden. Verlust der Prosa. 199<br />
künstlerisches Bedürfniß, welches hier befriedigt wird. Dem<br />
entspricht denn auch die verschiedene Form, in der beide<br />
Perioden auftreten. Während sich in der ersten allmälig<br />
eine einfache, gedrängte Prosa entwickelt hatte, wird diese<br />
Form hier wieder verlassen und die rhythmische aufgenommen,<br />
ausschließlich sogar für streng wissenschaftliche Darstellungen<br />
in Anwendung gebracht: die einzige Ausnahme<br />
bilden die grammatischen und philosophischen Sūtra, die<br />
sich dafür durch desto gedrängtere, kunstmäßige Ausdrucksweise<br />
auszeichnen, was gar nicht mehr Prosa zu nennen ist.<br />
Nur Bruchstücke finden wir noch von der Prosa in Erzählungen,<br />
die sich gelegentlich in dem großen Epos erwähnt<br />
finden, in der Fabel ferner und im Drama, aber stets sind<br />
sie von rhythmischen Theilen durchzogen; nur in den buddhistischen<br />
Legenden hat sich ein prosaischer Stil fortgesetzt,<br />
deren Sprache ist indeß eine ganz eigenthürnliche und zudem<br />
ganz auf einen bestimmten Kreis beschränkt: es ist die Prosa<br />
in Folge dieser Vernachlässigung in der That völlig in ihrer<br />
bereits erreichten Entwickelung gestört worden, resp. gänzlich<br />
zurückgeschritten, und giebt es kaum etwas schwerfälligeres<br />
als die Prosa der späteren indischen Romane und der<br />
indischen Commentare: dasselbe gilt von der Prosa der Inschriften.<br />
Diesen Punkt dürfen wir nicht aus den Augen lassen,<br />
wenn wir nunmehr von einer Eintheilung der Sanskrit-Literatur<br />
in Werke der Poesie, Werke der Wissenschaft und<br />
Kunst, und Werke für Recht, Sitte, Cultus sprechen:<br />
in poetischer Form treten dieselben sämmtlich auf und unter<br />
Poesie verstehen wir demnach nur, was man sonst „die schone<br />
Literatur" nennt, freilich nicht ohne bedeutende Modification<br />
dieses Sinnes: während nämlich allerdings auf der einen Seite<br />
die poetische Form sich allen Zweigen der Literatur mitge¬<br />
theilt hat, ist dafür auf der andern in die Poesie selbst ein<br />
gut Theil praktischer Prosa hineingekommen, und dieselbe<br />
zu einer Tendenzpoesie geworden. Insbesondere gilt<br />
dies von der epischen Poesie.
200 Die epische Poesie. Vorläufer derselben in der vedischen<br />
Da man seit lange gewohnt ist, diese letztere, die epische<br />
Poesie, an die Spitze der SanskritLiteratur zu stellen,<br />
so schließen auch wir uns dieser Gewohnheit an, obschon<br />
die vorhandenen Denkmäler derselben schwerlich gegründete<br />
Ansprüche darauf erheben dürfen, für älter zu gelten, als<br />
z. B. die Grammatik des Pāṇini oder als das Gesetzbuch,<br />
das den <strong>Name</strong>n des Manu trägt. Wir haben die epische<br />
Poesie in zwei verschiedene Gruppen zu theilen, in die iti¬<br />
hāsapurāṇa und in die kāvya. Den <strong>Name</strong>n der itihāsa¬<br />
purāṇa haben wir schon mehrfach in den späteren Brahmaṇa<br />
kennen lernen, im zweiten Theile des Śatapatha-<br />
Brāhmaṇa nämlich, im TaittirīyaĀraṇyaka und in<br />
der Chāndogyopaniṣad. Wir sahen theils, daß die Com¬<br />
mentatoren diese Ausdrücke stets von den legendenhaften<br />
Stellen in den Brāhmaṇa selbst, nicht von aparten Werken,<br />
verstehen, theils daß auch ans einer Stelle im 13. Buche des<br />
Śatapatha-Brāhmaṇa wirklich mit ziemlicher Bestimmtheit<br />
erhellt, daß damals noch dergl. aparte Werke nicht exi¬<br />
stirt haben können, insofern die bei den vorhandenen gebräuchliche<br />
Eintheilung in Parvan daselbst ausdrücklich für<br />
andere Werke in Anspruch genommen und bei ihnen selbst<br />
nicht gebraucht wird. Auf der andern Seite haben wir in<br />
der Sarpavidyā (Schlangenkunde) und der Devajanavi¬<br />
dyā (Kunde von den Göttergeschlechtern), denen daselbst<br />
ausdrücklich die Eintheilung in Parvan, also Existenz in<br />
bestimmter Form, zugeschrieben wird, wohl mythologische<br />
Berichte zu erkennen, die ihrer Natur nach recht gut als<br />
Vorläufer des Epos gelten können. Im Übrigen haben wir<br />
bereits früher jene Legenden und Sagen, die theils, hie und<br />
da schon in rhythmischer Form*), in den Brāhmaṇa zerstreut<br />
sind, theils in der anderweitigen Tradition über die<br />
Entstehung der Lieder des Ṛk etc. lebten, als die Vorgänger<br />
der epischen Poesie angegeben, wie sich denn in<br />
der That auch in dieser hie und da noch dergl. kurze pro<br />
*) so im zweiten Theile des AitareyaBrāhmaṇa die Geschichte des<br />
Hariścandra.
Literatur. Das MahāBhāratam. 201<br />
saische Legenden wirklich erhalten haben. Auch die gā¬<br />
thās, Sangstrophen, zur Verherrlichung einzelner Gro߬<br />
thaten, die sich in den Brāhmaṇa finden, haben wir bereits<br />
in gleicher Beziehung angeführt: sie wurden zur Laute gesungen<br />
und hatten theils die alten frommen Könige, theils<br />
den jedesmaligen Fürsten zum Gegenstände (s. Ind. Stud. I,<br />
187). Was nun speciell das uns vorliegende Epos, das Maha<br />
Bhārata nämlich, betrifft, so haben wir das Vorkommen des<br />
9 9<br />
Vyāsa Pārāśarya' ) und des Vaiśampāyana- 00<br />
), die<br />
es selbst als seine ersten Verfasser angiebt, im Taittirīya-<br />
Āraṇyaka nachgewiesen, sowie bemerkt (p. 159), daß die Familie<br />
der Parāśara in den Vaṃśa des w. Yajus besonders<br />
reich vertreten ist*). Wenn wir nun auch ein Naimiṣīya<br />
Opfer mehrfach in den Brāhmaṇa erwähnt finden, und den Angaben<br />
des MahāBhārata nach bei einem solchen der zweite<br />
Vortrag desselben vor einem Śaunaka stattgefunden haben<br />
soll, so haben wir doch ebenfalls bereits bemerkt [p. 37. 49],<br />
daß eben beide Opfer auseinander zu halten sind (wie denn auch<br />
in den Brāhmaṇa kein Śaunaka als an jenem Naimi¬<br />
ṣīyaOpfer betheiligt erscheint): es können ja mehrere dgl.<br />
Opfer im NaimiṣaWalde stattgefunden haben [s. p. 37], oder<br />
19 9<br />
] Vyāsa Pārāśarya wird auch noch in dem vaṃśa des Sāmavidhāna¬<br />
brāhmaṇa und zwar als Schüler des Viṣvaksena, Lehrer des Jaimini, erwähnt,<br />
s. Ind. Stud. IV, 377. — Das Mahābhāṣya sodann enthält nicht nur mehrfache<br />
Bezüge auf die Sage des Mahābhārata, sogar metrische Citate, die sich daran<br />
anschließen, sondern auch den <strong>Name</strong>n des Śuka Vaiyāsaki, und erhellt<br />
hieraus wohl in der That, daß es damals bereits eine poetische Behandlung der<br />
Mahābhārata-Sage gab, s. Ind. Stud, xīn, 357. Unter den Vorgeburten Buddha's<br />
führt eine (nro. 436 in Westergaard's Catalogus p. 40) den <strong>Name</strong>n Kaṇha-<br />
Dip āy an a d. i. Kṛṣṇadvaipāyana !<br />
2oo-j Vaiśampāyana erscheint anderweitig mehrfach, aber stets in specieller<br />
Beziehung zur Überlieferung des Yajurveda. Bei Pāiiini zwar IV, 3, 104 wird<br />
er einfach nur als vedischer Lehrer überhaupt aufgeführt; das Mahābhāṣya<br />
aber dazu bezeichnet ihn als Lehrer des Kaṭha und des Kalāpin. Im Calc.<br />
Schol. finden sich sodann (woher wohl? vgl. Tārānātha zu Siddh. Kaum. I,<br />
590) weitere Angaben, wonach (s. Ind. Stud, xln, 440) neun vedische Schulen,<br />
darunter auch zwei zum Sāmaveda gehörige, auf ihn zurückgehen. In den<br />
Ṛggṛhya gilt er offenbar, s. oben p. 59, nach der Weise des Viṣṇupur. als<br />
specieller Vertreter des Yajurveda, und so führt ihn denn auch die Anukr. der<br />
ĀtreyīSchule an der Spitze ihrer Lehrerliste, speciell als Lehrer des Yāska<br />
Paingi auf.<br />
*) dadurch wird die Lassen'sehe (Ind.Alt. I, 629) Beziehung des <strong>Name</strong>ns<br />
Pārāśarya auf den Astronomen, resp. Chronologen Parāśara sehr fraglich.
202 Beglaubigte Existenz eines M. Bhārata-artigen Werkes im 1. Jahrh. p. Chr.<br />
es kann ja auch die Angabe von jenem Vortrage nur auf dem<br />
Bestreben beruhen, dem Werke eben eine ganz besondere<br />
Weihe zu geben, — denn daß Vyāsa Pārāśarya und<br />
Vaiśampayana, diese erst im Taitt. Āraṇyaka erwähnten<br />
Lehrer, älter sein sollten als jenes in den Brāhmaṇa<br />
erwähnte Opfer, ist völlig widersinnig. Die Erwähnung des<br />
Bhārata und MahāBhārata selbst im Gṛhyasūtra des<br />
Āśval. [und Śāṅkh.] haben wir als eine Interpolation, oder als<br />
ein Zeichen ganz moderner Abfassungszeit bezeichnet [p. 63].<br />
BeiPāṇini finden wir das Wort MahaBhārata zwar vor,<br />
aber durchaus nicht zur Bezeichnung des Werkes dieses <strong>Name</strong>ns,<br />
sondern als Appellativ zur Bezeichnung jedes unter den<br />
Bhārata (Jābāla, Hailihila) sich besonders auszeichnenden<br />
Mannes (s. Ind. Stud. II, 73): wohl aber finden wir<br />
hei Pāṇini die Erwähnung von <strong>Name</strong>n, die speciell der Sage<br />
des MahāBhārata angehören: Yudhiṣṭhira nämlich,<br />
Hāstinapura, Vāsudeva, Arjuna*), AndhakaVṛṣṇaya<br />
falls, möglicher Weise auch schon in poetischer Gestalt, bestanden<br />
hat, so befremdend es auch ist, daß der <strong>Name</strong><br />
Pāṇḍu**) bei ihm nicht genannt wird. Das erste directe<br />
Zeugniß für das Bestehen eines Epos mit dem Inhalte des<br />
MahāBhārata finden wir in der zweiten Hälfte des \. Jahrhunderts<br />
p. Chr. bei dem Rhetor Dio Chrysostomos, und<br />
zwar ergiebt sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, daß die<br />
betreffende Kunde noch ganz neu war und zwar von Schiffern<br />
herrührte, die bis in die südlichsten Theile Indiens gekommen<br />
waren, wie ich dies Ind. Stud. II, loi—65 nachgewiesen<br />
*) ein den Vāsudeva, den Arjuna Verehrender heißt Vāsudevaka,<br />
Árjunaka. Arjuna ist doch hier nicht etwa noch <strong>Name</strong> des Indra? [er ist<br />
dem Zusammenhang nach als kṣatriya aufzufassen, s. hierüber Ind. Stud.<br />
Alii, 349 fg. Ind. Antiqu. IV, 246].<br />
**) derselbe findet sich überhaupt nur im MahāBhārata und in den<br />
darauf sich stützenden werken vor. Die Buddhisten erwähnen indeß ein Bergvolk<br />
der Pāṇḍava, zugleich als Feinde der Śākya (d. i. Kośala) und der<br />
Bewohner von Ujjayini, s. Schiefner Leben desŚākyamuni p. 4. 40 (an<br />
letzterer Stelle scheinen sie mit Takṣaśilā in Verbindung gesetzt zu sein?),<br />
und ferner Lassen II, 100 fg. Foucaux Rgya cher Roi Pa p. 228. 229<br />
(25. 26).
Die Sage des M.Bhārata ihre Stellung zum Brāhmaṇa, 203<br />
habe*). Da Megasthenes noch nichts von diesem Epos<br />
erwähnt, so ist die Annahme nicht unwahrscheinlich, daß die<br />
Entstehung desselben eben zwischen seine Zeit und die des<br />
Chrysostomos zu setzen ist, da, was die ungebildeten**)<br />
Schiffer bemerkten, ihm schwerlich entgangen sein würde,<br />
zumal wenn das, was er über Herakles und seine Tochter<br />
Pandaia berichtet, wirklich auf Kṛṣṇa und dessen Schwester,<br />
die Gemahlin des Arjuna, zu beziehen sein sollte, die Pāṇḍu¬<br />
sage also wirklich schon bestanden hätte. Was nun diese<br />
letztere Sage, die den Inhalt des MahāBhārata bildet, anbetrifft,<br />
so haben wir bereits bemerkt, daß sich zwar im Yajus<br />
insbesondere mehrere <strong>Name</strong>n und Data finden, die zu derselben<br />
in innigem Bezuge stehen, daß dieselben aber andererseits<br />
in wesentlich verschiedenen Verhältnissen auftreten, insofern<br />
die KuruPañcāla insbesondere, deren gegenseitige<br />
Vernichtung von Lassen als der Hauptgrundzug des Mahā<br />
Bhārata hingestellt wird, in engem Frieden und Freundschaft<br />
leben, Arjuna ferner, der Hauptheld der Pāṇḍu, in der<br />
Vājas Saṃhitāund im Śatapatha-Brāhmaṇa noch<br />
<strong>Name</strong> des Indra ist***), Janamejaya Pārikṣita endlich,<br />
der Urenkel des Arjuna im Mahā-Bhārata, im letzten<br />
Theile des Śatapatha-Brāhmaṇa mit seiner und seines<br />
Geschlechtes Hoheit und Untergang noch in ziemlich frischem<br />
Andenken zu stehen scheint. Ich habe auch bereits die Vermuthung<br />
ausgesprochen, daß wir in den Thaten und dem<br />
Untergange dieses letzteren vielleicht den ursprünglichen<br />
Knoten der Sage des MahāBhārata zu suchen haben†),<br />
so wie andererseits, daß, ähnlich wie in den Epen anderer<br />
*) 6s ist aber nicht nöthig, daß sie jene Kunde gerade aus dem südlichen<br />
Theilen Indiens mitbrachten, wie ich a. a. o. angenommen habe: sie<br />
können dieselbe auch auf einem andern Theil ihrer Reise erhalten haben.<br />
**) daß sie dies waren, ergiebt sich aus ihrer Angabe über den großen<br />
Bäern a. a. 0.<br />
***) Indra trägt im 13. Buche des Śatapatha-Brāhmaṇa auch den<br />
<strong>Name</strong>n Dharma, der im MahāBhārata zu Yudhiṣṭhira selbst speciell<br />
in Bezug gesetzt wird (allerdings in der Form dharmarāja, dh armaputra etc.).<br />
†) womit freilich in grellem 'Widerspruch steht, daß ihm gerade das<br />
MahāBhārata vorgetragen wird.
204 Der Text des M.Bhārata: die nicht epischen Bestandteile darin etc.<br />
Völker, besonders im persischen Epos, auch im Mahā-Bhārata<br />
eine Verknüpfung der Göttermythen mit der Volkssage<br />
stattgefunden hat, und zwar haben beide sich in einer Weise<br />
durchdrungen, daß ein Auseinanderhalten der beiderseitigen<br />
Bestandtheile wohl für immer zu den Unmöglichkeiten gehört.<br />
Eins aber ist doch im Mahā-Bhārata mit Sicherheit<br />
zu erkennen, nämlich daß demselben ein Kampf zu<br />
Grunde liegt, der in Hindostan und zwar zwischen arischen<br />
Völkern geführt ward, also wohl in eine Zeit gehört, wo<br />
deren Ansiedelung und resp. die Unterwerfung und Brahma¬<br />
nisirung der Ureinwohner vollendet war: was aber zu demselben<br />
Veranlassung gab, ob blos Territorialstreitigkeiten oder<br />
etwa Cultusverschiedenheiten, ist nicht auszumachen. — Wie<br />
uns nun übrigens das Mahā-Bhārata jetzt vorliegt, ist nur<br />
ein Viertel etwa desselben (einige 20,000 Śloka circa) auf<br />
diesen Kampf und die damit in Verbindung gebrachten und<br />
verschmolzenen Göttermythen sich beziehend 20<br />
'),<br />
während die übrigen drei Viertel gar nicht dazu gehören<br />
und nur äußerst lose damit sowohl als mit einander in Verbindung<br />
gesetzt sind. Es sind diese späteren Zusätze theils<br />
epischer Art, und zwar aus dem Bestreben entstanden, hier<br />
wie in einem Brennpunkte Alles zu vereinen, was von alten<br />
Sagen aufzutreiben war — und darunter finden sich denn in<br />
der That manchmal auch der Form nach ziemlich alterthüm¬<br />
liche Legenden —, theils sind sie rein didaktischen Inhalts,<br />
zu dem Behufe eingefügt, um dem Kriegerstande, für den<br />
das Werk hauptsächlich bestimmt ward, alle mögliche Belehrung<br />
zu bieten über seine Pflichten, insbesondere über die<br />
den Priestern schuldige Ehrfurcht. Schon an dem als die<br />
ursprüngliche Grundlage zu erkennenden Kampftheile haben<br />
sicher manche Generationen gearbeitet, ehe er eine annähernd<br />
feste Textgestalt gewonnen hat: bemerkenswerth ist, daß gerade<br />
in ihm der Y a van a, Śaka, Pahlava u. dgl. Völker<br />
2 0 1<br />
] auch hievon werden noch zwei Drittel als nicht ursprünglich auszuscheiden<br />
sein, da sich im Eingänge des Werkes (I, 81) noch die directe Künde<br />
erhalten findet, daß es vormals nur aus 8800 śloka bestanden habe.
Feindliche Beziehungen zu den Griechen A11 mal. Anwachsen d. Umfangs. 205<br />
mehrfach Erwähnung geschieht, dieselben auch an dem Kampfe<br />
selbst betheiligt erscheinen, woraus für die Zeit der betreffenden<br />
Stellen das Eingetretensein feindlicher Berührungen<br />
mit den Griechen etc. sich als nothwendige Voraussetzung<br />
ergiebt 20<br />
). Wann nun aber gar die endliche Schlußredaction<br />
des ganzen Werkes in seiner jetzigen Gestalt stattgefunden<br />
hat, darüber ist vor der Hand auch nicht annähernd eine directe<br />
Vermuthung möglich 203<br />
), jedenfalls indeß erst mehrere<br />
Jahrhunderte nach Beginn unserer Zeitrechnung*). Von Interesse<br />
ist es, daß man neuerdings auf der Insel Bali bei Java<br />
die KaviÜbersetzung mehrerer Parvan des MahāBhārata<br />
aufgefunden hat, deren Umfang von dem, den sie in<br />
Indien haben, ziemlich abzuweichen scheint 204<br />
): eine specielle<br />
Vergleichung wäre für die Kritik des MahāBhārata nicht<br />
ohne Wichtigkeit. Bei dem völligen Durcheinander von Stellen<br />
aus höchst verschiedenen Zeiten ist das Werk<br />
übrigens im Allgemeinen nur mit großer Vorsicht zu benutzen.<br />
Edirt ist es in Calcutta 205<br />
), zugleich mit dem Hari<br />
4<br />
° 2<br />
] von besonderem Interesse hiefür ist die Angabe in II, 578. 579, wo<br />
der YavanaFürst Bhagadatta (Apollodotos? nach von Gutschmidt's Vermuthung;<br />
reg. nach 160 a. Chr.) als Herrscher von Maru (Marwar) und Naraka,<br />
als Varuṇaahnlich den Westen beherrschend‚ als alter Freund des Vaters<br />
des Yudhi8hṭhira erscheint, s. Ind. Stud. V, 152. — In dem <strong>Name</strong>n des Yavana<br />
Für8ten Kaserumant scheint ein Reflex des <strong>Name</strong>ns der römischen Caesaren<br />
vorzuliegen, s. Ind. Streif, p.88. 91; vgl. L. Feer über den kesarī nāma sam¬<br />
grāmah des Avadānaśataka in den Séances de l’Acad. des Inscr. 1871 p.47. 56. 60.<br />
2 0 3<br />
] darüber daß es zur Zeit des MBhāṣya bereits eine poetische Bearbeitung<br />
der MBhārataSage gab, s Ind.Stud. XIH, 356 fg. „Für die Existenz dieses Werkes<br />
in einer dem vorliegenden Bestande desselben irgendwie ähnlichen Form indeß<br />
wird hiedurch zum Mindesten nichts irgend bewiesen ; und wir kommen somit auch<br />
so im Wesentlichen schließlich doch immer noch über jene Stelle aus Dio Chryso¬<br />
stomos (Ind. Stud. II, 161 fg.) über den „Indischen Homer" nicht hinaus, denn<br />
diese Angaben des Griechen datiren ja ihrerseits offenbar aus älterer Zeit, wenn auch<br />
nicht nothwendig von Megasthenes selbst her, wie Lassen meint, so doch immerhin<br />
aus einer Zeit, welche mit der des Bhāṣya so ziemlich zusammenfallen mag."<br />
*) bedeutungsvoll für das allmälige Wachsthum des MahāBhārata ist<br />
das Beispiel einer von Śaṃkara commentirten Episode, die bis zur Zeit des<br />
Nīlakaṇṭha (also etwa in 6 - 7 Jahrh.) um ein ganzes Capitel resp. 47 Śloka<br />
zugenommen hat, s. meinen Catalog der Sanskrithandschr. der BerI. Bibl. p. 108.<br />
a 0 4<br />
] s. das in den Ind. Stud. II. 136 fg. nach R. Fried er ich Bemerkte.<br />
2 0 5<br />
j 1834—39 in 4 voll; neuerdings auch in Bombay (1863) und zwar<br />
mit dem Commentar des Nilakaṇṭha. Hippolyte Fauche's unvollendete französische<br />
Übersetzung (von 1868—72 zehn voll) kann überhaupt nur in sehr<br />
bedingter weise als eine solche gelten, s. darüber Ind. Streifen II. 410 fg.<br />
Einzelne Stücke daraus sind bereits vielfach behandelt; so hat z. B. Pavie
206 JaiminiBhāratam. Die P u r ā ṇ a : Verlust der älteren : Mangel des epischen<br />
vaṃśa, einein als Nachtrag dazu geltenden Werke*). —<br />
Über das Jaimini-Bhāratam, welches nicht auf Vyāsa<br />
und Vaiśampāyana, sondern auf Jaimini zurückgeht,<br />
fehlen uns noch die näheren Nachrichten: das eine Buch<br />
desselben, das ich kenne, ist von dem entsprechenden Buche<br />
des gewöhnlichen Mahā-Bhārata vollständig verschieden**).<br />
Neben den Itihāsa finden wir in den Brāhmaṇa das<br />
Purāṇam genannt und zwar zur Bezeichnung der darin so<br />
zahlreichen kosmogonischen Untersuchungen, die sich auf das<br />
„agram", den Anfang, zurückbeziehen. Es hat sich diese<br />
Bedeutung dann später, als besondere Werke dieses <strong>Name</strong>ns<br />
entstanden, erweitert, so daß auch die Geschichte der entstandenen<br />
Welt und der Geschlechter ihrer Götter und Helden,<br />
so wie die Lehre von den verschiedenen Zerstörungen<br />
und Erneuerungen nach der Theorie der Weltalter (yuga)<br />
neun dergl. (Paris 1844) und Foucaux elf dergl. (Paris 1862) übersetzt. Die<br />
schönsten Episoden hat uns bekanntlich Bopp schon früh zugänglich gemacht<br />
(er begann mit dem Nala. London 1819), und damit zugleich den Grundstein<br />
zu dem Aufblühen der SanskritPhilologie in Europa gelegt. Für die Kritik<br />
des MBhārata hat Lassen die Bahn gebrochen und Großes gethan, in seiner<br />
Indischen Alterthumskunde (vol. I. 1847). Für den Inhalt des Werkes s. die<br />
Schriften von Monier William s Indian epic poetry (1863) u.Indian Wisdom (1875).<br />
*) das zu Albīrūnī's Zeit, im 11. Jahrhundert, als eine Hauptauctorität<br />
galt, s. Journ. Asiat. Aug. 1844 p. 130 [und auch dem Subandhu, dem Verf.<br />
der Vāsavadattā, im 7. Jahrh., bereits vorlag, s. Ind. Streifen I, 380. Eine<br />
französische Übersetzung durch A. Langlois erschien 1834.].<br />
**) s. meinen Catalog der SanskritHandschriften der Berl. BibI. p. 111<br />
bis 118: nach Wilson Mack. Coll. II, 1 scheint nur dieses eine Buch zu exi¬<br />
stiren, s. auch Weigle in der Z. d. D. Morg. Ges. II, 278. [Es ist dieses<br />
Buch, das āśvamedhikam parva, in Bombay, 1863, gedruckt erschienen; den<br />
daselbst vorliegenden Schlußangaben nach umfaßte das Werk des Jaimini das<br />
ganze Epos; doch ist bis jetzt außer diesem dreizehnten Buche nichts weiter<br />
davon bekannt geworden, s. hierüber meine Abh. in den Monatsberichten der<br />
Berl. Acad. 1869 p. 10 fg. Eine kanāresische Übersetzung dieses Buches wird<br />
in den Beginn des dreizehnten Jahrhunderts gesetzt (ibid. p. 13. 35 ; ganz neuerdings<br />
indessen von Kittel, in der Vorrede zu Nagavarrna’s Prosody p. VI. LXXI, der<br />
Mitte des achtzehnten (!) Jahrhunderts zugewiesen). Bemerkenswerth ist die Kṛṣṇasectari8che<br />
Färbung, welche das ganze Buch durchzieht; christliche Legendenstoffe<br />
und sonstige'occidentalische Einflüsse sind darin nicht zu verkennen, s. am a. 0.<br />
p. 37 fg. Ein guter Theil des Inhalts ist von Talboys Wheeler in dessen<br />
History of India vol. I (1867), wo sich auch eine Gesammtübersicht des Inhalts<br />
des MBhārata selbst findet, mitgetheilt worden, s. Ind. Streifen II, 892.<br />
— Zu erwähnen ist hier übrigens auch noch die unter dem <strong>Name</strong>n Bāla¬<br />
bhāratam vorliegende Bearbeitung des Mahābhārata durch den Jaina Amara¬<br />
candra in 44 sarga mit 6550 anuṣṭubh, herausgegeben in dem in Benares<br />
erscheinenden „Pandit" (1869 fg.) durch Vecana Rāmaśāstrin; das werk gehört<br />
vermutlich dem elften Jahrh. an, s. Z. D. Morg. Ges. XxVH, 170.]
Elements und Hervortreten des rituellen in den jetzigen Purāṇa. 207<br />
darin Aufnahme fanden: im Ganzen werden fünf dergl. Gegenstände<br />
angegeben, die ihren Inhalt bildeten (s. Lassen I,<br />
479), und stammt davon noch das im Lexikon des Am ara<br />
als Synonym von Purāṇam angeführte Beiwort pañcala¬<br />
kṣaṇam. Jene Werke nun sind untergegangen, und die<br />
an ihrer Stelle uns unter dem <strong>Name</strong>n Purāṇa vorliegenden<br />
Werke sind die Erzeugnisse einer späteren Zeit, sämmtlich<br />
erst etwa den letzten l000 Jahren angehörig. Sie sind (s.<br />
Lassen a. a. O.) im Interesse und zur Empfehlung der Śivaund<br />
ViṣṇuSecten geschrieben, und entspricht keines von<br />
ihnen ganz, einige nur wenig, andere gar nicht der Beschreibung,<br />
die uns von jenen alten Purāṇa bei den Scholiasten<br />
des A m ara oder auch in ihnen selbst hie und da überliefert<br />
wird. „Für die zum Theil verkürzten zum Theil weggelassenen<br />
Erzählungen sind theologische und philosophische<br />
Belehrungen, rituelle und asketische Vorschriften und<br />
namentlich Legenden zur Empfehlung einer besondern Gottheit<br />
und gewisser Heiligthümer an die Stelle gesetzt" (Lassen<br />
Ind. Ah. I, 481). Doch hat sich sicher noch manches aus<br />
jenen älteren Werken in ihnen enthalten, wie sich denn häufig<br />
längere Stellen gleichlautend in mehreren derselben vorfinden.<br />
Im Allgemeinen schließen sie sich übrigens für die Sagen<br />
ans der Vorzeit genau an das MahāBhāratam als ihre<br />
Quelle an, gehen aber dann auch noch, obwohl stets in prophetischem<br />
Tone gehalten, auf die historischen Königsreihen<br />
über, wobei sie indeß in die gröbsten Widersprüche mit einander<br />
sowohl, wie mit der Chronologie überhaupt, gerathen,<br />
so daß ihr historischer W r<br />
erth in dieser Beziehung nur äußerst<br />
gering ist. Ihre Zahl ist ziemlich bedeutend (es sind ihrer 18),<br />
und wird noch um das Doppelte vermehrt durch die sogenannten<br />
Upapurāṇa, in welchen der epische Charakter noch<br />
mehr zurückgedrängt und der rituelle ganz in den Vordergrund<br />
getreten ist Nur ein einziges Purāṇam, das Bhāga¬<br />
vataPurāṇam liegt uns bis jetzt (dem größten Theile nach<br />
wenigstens), und zwar durch Burnouf, edirt [und übersetzt].
208 Die Kāvya. Das Rāmāyaṇarn: der allegorische Charakter desselben.<br />
vor, über die übrigen haben wir indeß vortreffliche Nach<br />
2 0 6<br />
richten in Wilson's Übersetzung des Viṣṇupurāṇa ),<br />
Als die zweite Gruppe der epischen Poesie haben wir<br />
die Kāvya bezeichnet, welche bestimmten Kavi, Dichtern,<br />
zugeschrieben werden, während Itihāsa und Purāṇa einer<br />
mythischen Persönlichkeit dem Vyāsa, der personificirten<br />
Diaskeuase, angehören*). An der Spitze dieser Kāvya steht<br />
das Rāmāyanam des Vālmīki, dessen <strong>Name</strong>n wir bereits<br />
unter den Lehrern des Taittirīyaprātiśākhya aufgeführt<br />
fanden**). Der Sprache nach steht dieses Werk in enger<br />
Verbindung mit dem Kampftheile des Mahā-Bhārata, obwohl<br />
es in einzelnen Fällen, wo der Dichter seine ganze Ele¬<br />
ganz entfaltet, die Spuren späterer Zeit in Metrum<br />
und Reim deutlich genug zur Schau trägt. In Bezug auf den<br />
Inhalt dagegen ist der Unterschied von dem Kampftheile<br />
des Mahā-Bhārata ein bedeutender. Während in diesem<br />
das menschliche Gewicht überall die Oberhand hat, und eine<br />
Menge bestimmter Persönlichkeiten auftreten, denen die Möglichkeit<br />
historischer Existenz nicht abzusprechen, und mit<br />
denen die Göttersage erst secundär in Verbindung gebracht<br />
worden ist, stehen wir im Rāmāyaṇa gleich von Anfang<br />
ab mitten drin in der Allegorie, und bewegen uns nur in<br />
2 0 6<br />
] so wie in den Einzeianalysen verschiedener Purāṇa, die jetzt in vol. I<br />
von Wilson's Essays on Sanscrit Literature (ed. Rost 1864) gesammelt vorliegen.<br />
Hier sind denn vor Allem auch noch die genauen Angaben anzuführen,<br />
welche Aufrecht in seinem Catalogus Codicum Sansc. BibI. Bodleianae p. 7—87<br />
über die Purāṇa gegeben hat. Das Viṣṇu Purāṇam ist neuerdings mit dem<br />
Comm. des Ratnagarbhabhaṭṭa in Bombay (1867) publicirt, und Wilson's Übersetzung<br />
desselben durch Fitz Edw. Hall in 5 von. (1864—70) neu mit wesentlichen<br />
Bereicherungen und Berichtigungen edirt worden. So giebt es nun<br />
auch mehrere Ausgaben des Bhāgavata Purāṇa, u. A. mit dem Comm. des<br />
Śrīdharasvāmin Bombay I860. Das Mārkaṇḍeya Purāṇam ist in der BibI. Indica<br />
durch K. M. Banerjea (1855 — 62) edirt worden; ebendaselbst erscheint<br />
auch das Agni Purāṇam (seit 1870; bis jetzt Cap. 1 — 214). Ein Druck des<br />
Kalkipurāṇa erschien in Calc. 1873, und in Bombay sind lithographirte Ausgaben<br />
des Liṅgapurāṇa (1858), und von Stücken des Padmapurāṇa, S k an da p.,<br />
Garuḍap., Brahmavaivartapur. etc. erschienen, s. Ind.Streif. II, 245fg. 301 fg.<br />
*) die Wörter: Kavi in der Bedeutung von Sänger, Dichter und. Kāvya<br />
in der von Lied, Gedicht werden im Veda mehrfach gebraucht, aber ohne technische<br />
Bedeutung, s. Vājas. Saṃhitae spec. II, 187. [trayī vai vidyā kāvyaṃ<br />
chandafc Śat. VIII, 5, 2, 4.]<br />
**) ob darunter derselbe Mann zu verstehen sei, ist natürlich nicht gewiß,<br />
bei der Sonderbarkeit des <strong>Name</strong>ns aber wenigstens nicht unwahrscheinlich.
Die Culti\uun
210 Das Rámāyaṇam; Einheit des Verfassers.<br />
und seinem Volke resp. Fürstengeschlechte diese Ehre vindicate,<br />
wie er wirklich die Sītā zu einer Tochter des seiner<br />
Frömmigkeit wegen berühmten Janaka, des Königs der den<br />
Kośala benachbarten Videha gemacht hat, darüber ist ein<br />
Urtheil noch nicht möglich. Man hat die spärliche Kennt¬<br />
niß des südlichen Indiens, die im Rāmāyaṇa sich kund¬<br />
giebt, als einen Beweis für dessen Alterthümlichkeit aufgestellt,<br />
weil im MahāBhārata dasselbe bei weitem culti¬<br />
virter und in vielfachem directem Verkehr erscheine: ich kann<br />
darin aber nur einen Beweis entweder dafür sehen, daß der<br />
Dichter nicht die besten geographischen Kenntnisse besessen,<br />
während am MahāBhārata mehrere Generationen geschaffen<br />
haben, die es sich zur Aufgabe machten, das Gewicht<br />
jenes Kampfes durch Heranziehen möglichst vieler Bestand¬<br />
theile zu verherrlichen, oder aber dafür — und dies scheint<br />
mir insbesondere zu betonen —, daß der Dichter seine Aufgabe<br />
richtig gefaßt und gelost habe, so daß er nicht Späteres,<br />
ob ihm auch bekannt, mit dem Früheren vermischte.<br />
Die ganze Anlage des Rāmāyaṇa spricht dafür, daß wir<br />
es hier mit dem Werke, mit der dichterischen Schöpfung<br />
eines Mannes zu thun haben. Das will aber bei dem Umfang<br />
des Werkes (jetzt etwa 24000 Śloka) etwas sagen:<br />
ehe die epische Poesie zu einer solchen Stufe der Vollendung<br />
gedeihen konnte, mußte sie schon manche Entwickelungs¬<br />
phasen*) durchgemacht haben. Damit ist indeß kei-<br />
nach, der Ausfluß der Gangā in das Meer aufgefunden ward: sie sind eben<br />
eigentlich mehr die östlichen Vorposten der Arier, nicht aber die südlichen.<br />
*) Spuren dieser letzteren haben wir wohl in dem von Pāṇini (IV, 3, 88)<br />
erwähnten Granthaḥ Ś iśukrandīyaḥ [hiegegen hat Goldstücker „Pacini"<br />
p. 28 wohl mit Recht Protest eingelegt; s. Ind. Stud. V, 27], Yamasabhī¬<br />
yaḥ, Indrajananīyaḥ und in den nach Pāṇ. VI, 2, 103 nach den verschiedenen<br />
Himmelsstrichen verschieden zu benennenden Ākhyāna und Cānarāṭa:<br />
letzteres Wort ist mir noch eben so unverständlich wie früher, s. Ind. Studien<br />
I, 153. (Die Regel VI, 2, 103 wird übrigens den Angaben des Calcuttaer Scho¬<br />
hasten nach im Bhāṣya desPataṃjali nicht erklärt, gehört also möglicher<br />
Weise gar nicht dem Pāṇini, resp. erst der Zeit nach Pataṃjali an). —<br />
Das Wort Grant ha kann sich entweder auf das äußere Zusammenheften beziehen<br />
(also wie unser Heft, Band) oder auf die innere Composition: welches<br />
von beiden wir anzunehmen haben, bleibt zwar noch dahingestellt, doch möchte<br />
ich mich für erstere8 entscheiden [s. oben p. 16. 109. 188].
Der Text des Rāmāyaṇa: verschiedene Recensionen. 211<br />
neswegs gesagt, daß das Werk von Anfang ab diesen Umfang<br />
gehabt habe: es ist sicher auch hier Vieles spätere Zu¬<br />
that, so besonders wohl alle die Theile, wo Rāma als eine<br />
Incarnation des Viṣṇu dargestellt wird, alle die Episoden<br />
im ersten Buche, das ganze siebente Buch u. dgl. m. Die<br />
Überlieferung war eben ursprünglich traditionell und hat<br />
sich erst später schriftlich fixirt, gerade wie beim Mahā<br />
Bhārata: es ist hier aber noch der bei dem letzteren in<br />
dieser Weise wenigstens noch nicht nachgewiesene eigen¬<br />
thümliche Umstand eingetreten, daß uns der Text in mehreren<br />
verschiedenen Recensionen vorliegt, die in Bezug auf<br />
den Inhalt zwar meist mit einander stimmen, aber theils eine<br />
verschiedene Anordnung befolgen, theils in dem Ausdruck<br />
selbst durchgängig, oft bedeutend differiren: es läßt sich dies<br />
wohl nur dadurch erklären, daß jene schriftliche Fixirung<br />
des Textes an verschiedenen Orten stattgefunden hat. Wir<br />
haben eine vollständige Textausgabe durch G. Gorresio,<br />
welche die sogenannte bengalische Recension enthält, und<br />
zwei frühere, die mit dem zweiten Buche abbrechen, die eine<br />
in Serampore durch Carey und Mars hm an, die andere in<br />
Bonn durch A. W. v. Schlegel edirt. Die Handschriften der<br />
hiesigen Bibliothek enthalten, wie es scheint, eine vierte Recension*).<br />
*) s. meinen Catalog derselben p. 119. [In Indien sind seitdem zwei<br />
Textausgaben des ganzen Werkes mit dem Commentar des Rāma erschienen, die<br />
eine in Calcutta 1859—60, die andere in Bombay 1859; über letztere s. meinen<br />
Bericht in den Ind. Streifen II, 235—45. Gorresio's Ausgabe fand ihren Ab¬<br />
schluß durch den Text (1867) und die Übersetzung (1870) des Uttarakāṇḍa.<br />
Hippolyte Fauche's französ. Übersetzung schließt sich an Gorre sio's Text,<br />
Griffith's poetische engl. Übertragung (Benares 1870—4, in 5 voll.) dagegen<br />
an die Bombayer Ausgabe an. In meiner Abh. „über das Rāmāyaṇa" 1870<br />
(in englischer Übersetzung im Indian Antiquary 1872, auch separat erschienen<br />
1873 Bombay) habe ich theils den Nachweis versucht, daß die Aenderungen,<br />
welche die Sage von Rāma, deren erste Gestalt uns in buddhistischen Legenden<br />
vorliegt, unter den Händen Vālmīki's erfahren hat, auf einer Bekanntschaft mit<br />
den Vorstellungen des trojanischen Sagenkreises beruhen, theils die literar¬<br />
geschichtliche Stellung des Werkes specieller zu erforschen gesucht, wonach denn<br />
die Abfassungszeit desselben etwa um den Beginn der christlichen Aera anzusetzen<br />
wäre, resp. jedenfalls in eine Zeit, in welcher der Einfluß griechischen<br />
Wesens auf Indien bereits seine gewiesenen wege hatte. Kashinath Trimbak<br />
Te1ang hat hierauf mit einer Gegenschrift: „was the Rāmāyaṇa copied from<br />
Homer" geantwortet (1873); s. dazu Ind. Antiqu. II. 209. Ind. Studien XIII.
212 Das Kunstepos.<br />
Zwischen dem Rāmāyaṇa und den übrigen Kāvya ist<br />
eine ähnliche Kluft, wie zwischen dem M.Bhārata und den<br />
jetzigen Purāṇa. Zur Ausfüllung derselben könnte man die<br />
Titel der auf der Insel Bali in der Kavi spräche sich vorfindenden<br />
Kāvya verwenden 207<br />
), die größtentheils sicher auf<br />
Sanskritoriginale zurückgehen: wie denn die Auswanderung<br />
der Inder nach Java (von wo sie später nach Bali<br />
zogen) jedenfalls zu einer Zeit stattgefunden haben muß, wo<br />
die KāvyaLiteratur in besonderer Blüthe stand, es wäre<br />
sonst der eigenthümliche Gebrauch, den dieselben von den<br />
Worten Kavi, Kāvya gemacht haben, nicht gut zu erklären.<br />
Am selbständigsten, und darum dem Rāmāyaṇa am<br />
nächsten, auch in der Form ziemlich rein, stehen unter den<br />
erhaltenen Kāvya zwei Werke da*), die den <strong>Name</strong>n des<br />
Kālidāsa tragen, Raghuvaṃśa nämlich und Kumāra¬<br />
sambhava (beide auch in Kavi vorhanden): die anderen<br />
Kāvya dagegen schließen sich in ihrem Inhalte stets an das<br />
Mahā-Bhāratam oder Rāmāyaṇam an, und markiren sich<br />
von jenen beiden auch deutlich genug durch Sprache und Darstellung,<br />
welche letztere immer mehr das epische Gebiet ver<br />
336. 480. Derselbe hat dann auch später im Indian Antiqu. III, 124. 267,<br />
einen Halbśloka nachgewiesen, der sich sowohl im Yuddhakāṇḍa als zweimal<br />
in Pataṃjali's Mahābhāṣya vorfindet; dieser Vers enthält indeß eine allgemeine<br />
Reflexion (eti jīvantam ānando naraṃ varṣaśatād api) und braucht daher nicht<br />
nothwendig aus dem Rāmāyaṇa zu stammen, beweist somit schon an und für<br />
sich nichts für die Priorität desselben vor Pataṃjali; und zwar dies um so weniger<br />
als er von Vālmīki selbst ganz expreß nur als ein Citat angeführt<br />
wird, s. hierüber wie über einige andere hergehörige Punkte meinen Brief im<br />
Ind. Antiqu. IV, 247 fg. (1875).<br />
2 0 7<br />
] s. Friederich am a. 0. in den Ind. Studien II, 139 fg. In eine bei<br />
weitem ältere Zeit gehen die in Pataṃjali's MahāBhāṣya enthaltenen mannigfachen<br />
Spuren damals bestehender epischer, resp. erzählender Dichtungen<br />
zurück, die darin in directen Citaten daraus vorliegen, s. Ind. Stud. XIII, 463 fg.<br />
*) sie sind in Text und Übersetzung von Stenzler edirt [und seitdem<br />
wiederholentlich in Indien mit oder ohne den Commentar des Mallinātha. Zu<br />
den früher allein bekannten sieben Büchern des Kumāras. sind neuerdings noch<br />
10 andere getreten; über die kritischen Fragen, die sich daran knüpfen, s. z. B.<br />
Zeitschr. der Deutschen Morg. Ges. XXVn, 174—182 (1873). Daß die Abfassung<br />
beider Werke nicht vor ungefähr die Mitte des vierten Jahrh. anzusetzen<br />
ist, hat H. Jacobi in den Monatsber. der Berl. Acad. 1873 p.556 aus<br />
den astrologischen Daten, die sich darin finden, erwiesen. Der Raghuvaṃśa ist<br />
höchst wahrscheinlich zu Ehren eines Bhoja-Ftirsten abgefaßt, s. meine Abu.<br />
über die Rām. Tap. Up. p. 279. Ind. Streifen I, 312.]
Das Drama, Entstehung desselben aus dem Tanze. 213<br />
läßt und auf das erotische, lyrische oder didaktischbeschreibende,<br />
ubergeht, während die erstere einem bombastischen<br />
Schwulste unterliegt, bis sich in den letzten Endpunkten<br />
dieses Kunstepos in armseliges Wortgeklingel auflost und die<br />
angebliche Zierlichkeit der Form, die Überwindung schwieriger<br />
Sprachkunststücke den Hauptgegenstand des dichterischen<br />
Bestrebens bildet, der Inhalt rein zur Nebensache wird,<br />
nur zum Stoffe, um eben daran die Sprachgewandtheit zu<br />
documentiren ' 208<br />
).<br />
Als zweite Stufe in der Entwicklung der Sanskritpoesie<br />
ist nach dem Epos das Drama zu nennen. Der <strong>Name</strong> dafür<br />
ist Nāṭaka, und ein Schauspieler heißt Naṭa, d. i.<br />
Tänzer. Die Etymologie weist uns also darauf hin, daß<br />
das Drama aus dem Tanz sich entwickelt hat, der ursprünglich<br />
wohl nur mit Spiel und Gesang, allmälig aber mit pantomimischen<br />
Darstellungen, Aufzügen und Dialogen begleitet<br />
wurde. Den Tanz nun finden wir schon in den Liedern des<br />
Ṛk mehrfach erwähnt (so I, 10, 1. 92, 4 etc.), insbesondere<br />
häufig aber in der Atharvasaṃhitā und im Yajus*),<br />
2 0 8<br />
] sechs dieser Kunstepen führen speciell den <strong>Name</strong>n mahākāvya; es<br />
sind dies außer Raghuvaṃśa und Kumārasamhhava noch 1. das Bhaṭṭikā¬<br />
vyam, in 22 sarga, verfaßt in Valabhī unter König Śrīdharasena (xxll, 35),<br />
also im 6. oder 7. Jahrh., von der Geschichte des Rāma handelnd und mit<br />
specieller Rücksicht auf die Grammatik abgefaßt, — 2. das Māgnakāvyam<br />
oder der Śiśupālabadha des Māgha, Sohnes des Dattaka, in 20 sarga (der<br />
Großvater des Dichters Suprabhadeva wird als Minister eines Königs ŚrīDhar¬<br />
manābha bezeichnet), und 3. das Kirātārjunīyam des Bhāravi in 18 sarga.<br />
Beide vor Halāyudha (Ende des zehnten Jahrh's.), s. Ind. Stud. VIII. 193. 195.<br />
196, — 4. das Naiṣadhīyanï des śrí Harṣa in 22 sarga, aus dem 12. Jahrh.<br />
(s. Bühler im Journal Bombay Branch R. As. S. x, 35). Auch das Rāgha¬<br />
vapāṇḍavīyam des Kavirāja, jedenfalls nach dem zehnten Jahrh. verfaßt (s.<br />
Ind. Streifen I‚ 371), steht in hohem Ansehen; es behandelt in denselben Worten<br />
zugleich die Geschichte des Rāmāyaṇa und des Mahābhārata und gehört ebenso<br />
wie der sogar dem Kālidāsa zugeschriebene Nalodaya in 4 sarga (schon 1830<br />
von Ferd. Benary herausgegeben) zu den recht eigentlichen Kunststücken dieser<br />
Gattung von Poesie. Alle diese Werke sind in Indien vielfach edirt worden,<br />
und schließen sich ihnen noch zahlreiche andere ähnliche Producte an. — Spe¬<br />
cielle Erwähnung verdient hier noch das auf die Geschichte Rama's bezügliche<br />
PrakritGedicht Setubandha (oder Rāvanabadha), angeblich dem Kālidāsa zugehörig,<br />
von welchem Paul Goldschmidt zwei Capp, bereits publicirt hat (Göt¬<br />
tingen 1873) während Siegfried Goldsch^nidt mit einer Herausgabe" des ganzen<br />
Textes beschäftigt ist.<br />
*) mit mannigfacher Musikbegleitung nach Vāj. Saṃh. xxX, wo ja<br />
überhaupt eine ganze Zahl von Musikern und Tänzern, so wie auch der <strong>Name</strong>
214<br />
Die Naṭasūtra bei Pāṇini, Lehrbücher für die Tanzkunst.<br />
überall indeß noch in der Wurzelform nṛt. Die prākriti¬<br />
sirte Form naṭ findet sich erst bei Pāṇini vor, der<br />
uns dabei außerdem von der Existenz bestimmter Naṭa¬<br />
sūtra*), Lehrbücher für die naṭa, unterrichtet, deren eines<br />
dem Śilālin, das andere dem Kṛśāśva zugehörte, und<br />
zwar hießen deren beiderseitige Anhänger Śailālinas und<br />
Kṛśāśvinas. Der erstere dieser <strong>Name</strong>n findet wenigstens<br />
in dem Patronymicum Śailāli im Śatapatha-Brāhrnaṇa<br />
(im 13. Kāṇḍa) ein Analogon, und steht wohl auch mit den<br />
Wörtern Śailūṣa und Kuśīlava, welche Schauspieler bedeuten**),<br />
in Verbindung? der zweite dagegen ist in dieser<br />
Beziehung sehr befremdend, da er sonst einem der alten<br />
Helden angehört, die den Indern mit den Parsen gemein<br />
sind***). Von beiden Werken ist sonst übrigens keine Spur<br />
zu finden. Außerdem erwähnt Pāṇini†) auch noch Na¬<br />
ṭyam im Sinne von naṭānāṃ dharma āmnāyo vā. In<br />
beiden Fällen ist darunter wohl die Lehre von der Tanzkunst<br />
zu verstehen, nicht aber die von der Schauspielkunst.<br />
— Man haṭ nun bisher stets die Vorstellung festgehalten,<br />
daß das indische Drama nach Art unseres modernen Drama<br />
im Mittelalter aus religiösen Festlichkeiten und Aufzügen (sogenannten<br />
Mysterien) entstanden sei, resp. auch der Tanz ur<br />
śailūṣa selbst erscheint, der später wenigstens specien den Schauspielern zugehört,<br />
s. Ind. Streifen I. 76. 83. Nach dem Schol. zu Kāty xxU‚ 4, 3 wären<br />
unter Denen: vrātyagaṇasya ye sampādayeyus, wie der Text hat, speciell Lehrer<br />
in Tanz, Musik, Gesang zu verstehen. Wer tanzt und singt, an dem haben die<br />
Weiber ihre Lust Śat. III, 2, 4, 6 ]<br />
*) die betreffenden beiden Regeln IV, 3, 110. 111 werden übrigens den<br />
Angaben des Calcuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya des Pataṃjali nicht<br />
erklärt, gehören also möglicher Weise gar nicht dem Páṇini, resp. erst der<br />
Zeit nach Pataṃjali an. [Die Śailālino naṭāḥ werden im Bhāṣya zu IV, 2,<br />
66 erwähnt; als rituelle Schule werden Śailālinaḥ im Anupadasūtra citirt, s.<br />
Ind. Stud. XIII, 429].<br />
**) diese Wörter gehen wohl auf śīla, resp. auf die schlechten, lockeren<br />
Sitten der damit bezeichneten zurück: bei Śilāla müßte also dasselbe<br />
stattfinden, wenn es damit verwandt sein soU; die Etymologie von Kuśa und<br />
Lava, den beiden Söhnen des Rāma, im Beginn des Rāmāyaṇa, ist offenbar<br />
erfunden, um das Odium des <strong>Name</strong>ns ku-śīlava abzuwehren.<br />
***) sollten wir ihn hier etwa wörtlich zu nehmen haben? und er hier vielleicht<br />
ein spöttischer Beiname zur Bezeichnung der Armuth sein, etwa zugleich<br />
mit directer ironischer Beziehung auf den alten berühmten Kṛśāśva??<br />
†) IV‚ 3, 129: auch diese Regel wird im Bhāṣya nicht erklärt: es<br />
gilt also das oben in der ersten Note Bemerkte.
Mysterien. Aufführung von Tänzen bei den großen Opferfet>ten der Könige. 215<br />
sprünglich religiösen Zwecken gedient habe. Für letzteres<br />
habe ich indeß in den mir bekannten Śrauta- oder Gṛ¬<br />
hyasūtra (letztere kenne ich allerdings nur sehr oberflächlich)<br />
noch keinen einzigen Fall gefunden 209<br />
). Die religiöse<br />
Bedeutung des Tanzes ist somit für die ältere Zeit jedenfalls<br />
noch fraglich, und da nun das Drama offenbar aus<br />
dem Tanze erwachsen ist, so wird auch jener ursprüngliche<br />
Zusammenhang des Drama mit religiösen Festlichkeiten und<br />
Aufzügen bedenklich: dazu kömmt, daß gerade die ältesten<br />
Dramen rein bürgerlichen Inhaltes sind, die jüngsten dagegen<br />
fast ausschließlich religiösen Zwecken dienen, und scheint es<br />
sonach vielmehr gerade umgekehrt, als ob nämlich die Verwendung<br />
des Tanzes*) resp. des Drama zu religiösen Feierlichkeiten<br />
erst ein Werk der späteren Zeit sei 210<br />
). Damit ist<br />
indeß nicht gesagt, daß der Tanz etwa bei den großen Opferfesten,<br />
die hie und da von den Fürsten gefeiert wurden, ausgeschlossen<br />
gewesen sei, sondern nur, daß er nicht selbst<br />
2 0 9<br />
] auch jetzt kenne ich nur wenig Hergehöriges daraus. So werden u. A.<br />
beim pitṛmedha Tanz, Musik, Gesang, die in sich die drei Stufen des<br />
śilpam, der Kunst, repräsentiren (Śāṅkh. Br. 29, 5) für den ganzen Tag vorgeschrieben<br />
Kāty. 21, 3, 11. Ein Snātaka darf sich aber bei dgl. weder activ<br />
noch passiv betheiligen Par. Il, 7. Am Tage vor dem Wegzüge der Braut<br />
führen vier oder acht unverwittwete Frauen einen Tanz im Hause derselben auf<br />
Śānkh. g. I, 11.<br />
*) im Meghadūta ist sie v. 35. 36 gekannt.<br />
2 1<br />
"] diese Frage hat sich neuerdings durch die unerwarteten Aufschlüsse,<br />
welche aus dem Mahābhāṣya des Pataṃjali für die damalige reiche Blüthe<br />
theatralischer Aufführungen gewonnen worden sind, sehr zu Gunsten der hauptsächlich<br />
von Lassen vertretenen Ansicht von der Entstehung des Drama's aus<br />
religiösen, unseren Mysterien ähnlichen Schauspielen gestaltet; die Angaben daselbst<br />
über die Aufführungen eines Kaṃsavadha und Valibandha durch sogenannte<br />
śaubhika (vgl. etwa die saubhika Hārāvalī 151, was freilich mit in¬<br />
drajālika Gaukler erklärt wird, vgl. sobha, sobhanagaraka Ind. Stud. IH, 153)<br />
führen unmittelbar hierauf hinaus, s. Ind. Stud. xlü‚ 354. 487 fg. „Von den<br />
hier im Bhāṣya gekannten dramatischen Vorstellungen, die mehr oder weniger<br />
den Charakter religiöser Festspiele trugen, bis zu den ersten uns factisch vorliegenden<br />
wirklichen Dramen hin ist denn [aber] natürlich ein sehr erheblicher Zeitraum<br />
anzusetzen, binnen dessen sich dasselbe zu der uns in diesen gleich fertig<br />
entgegentretenden Vollkommenheit entwickelt hat, und zwar bin ich immer noch<br />
geneigt, dabei auch dem Anblicke der Aufführung griechischer Dramen einen<br />
gewissen Einfluß offen zu halten. Nachdem dann das indische Drama sich nach<br />
den verschiedensten Richtungen hin, insbesondere auch als bürgerliches<br />
Drama, glänzend bewährt hatte, ist es schließlich in seinen letzten Ausläufen in<br />
Bezug auf seine Gegenstände im Wesentlichen wieder auf seine Anfänge, die<br />
Darstellungen aus der Göttergeschichte zurückgekehrt" (ibid. p. 491. 492).
216 Angebliche Erwähnung der Schauspiele in den ältesten buddhist. Schriften.<br />
ein Theil der heiligen Handlung, der religiösen Feier war,<br />
und nur in den Intervallen seinen Platz finden konnte und<br />
fand. Der <strong>Name</strong>, den der Schauspieldirector in den Dramen<br />
selbst führt, sūtradhāra nämlich, wird wohl ganz mit Recht<br />
auf die Bedeutung (Fadenhalter) Zimmermann zurückgeführt*),<br />
insofern es eben zu den Obliegenheiten des Baumeisters bei<br />
jenen Opferfesten gehört zu haben scheint, außer der Errichtung<br />
der zur Aufnahme der Theilnehmer am Opfer bestimmten<br />
Bauten auch die Leitung der verschiedenen Anordnungen,<br />
die zu deren Unterhaltung dienen sollten, zu übernehmen (s.<br />
Lassen II, 503). Ob nun übrigens die bei dergl. Gelegenheiten<br />
erwähnten Naṭa, Nartaka als Tänzer oder als Schauspieler<br />
zu fassen sind, ist wenigstens fraglich: und da jede<br />
directe Andeutung für letzteres fehlt, so halte ich mich zunächst<br />
an die etymologische Bedeutung des Wortes : nur wo<br />
beide nebeneinander stehen (wie Rāmāy. I, 1?, 7 Gorr.),<br />
wird man naṭa jedenfalls wohl als Schauspieler zu fassen<br />
haben. Die buddhistische Legende scheint allerdings einmal,<br />
in der Lebensbeschreibung nämlich des Maudgalyā¬<br />
yana und Upatiṣya, zweier Schüler Buddha’s, in<br />
deren Gegenwart die Aufführung von Dramen zu erwähnen**):<br />
es fragt sich nun aber zunächst, wie alt das betreffende Werk<br />
ist, in welchem diese Erwähnung geschieht: das ist doch die<br />
Hauptsache, ehe man daraus einen Schluß ziehen darf:<br />
Lassen sagt nun zwar, daß „in den ältesten buddhistischen<br />
Schriften von dem Besuche von Schauspielen als etwas<br />
Gewöhnlichen) die Rede sei", beruft sich aber nur auf die<br />
*) und hat sonach mit den oben erwähnten naṭasūtra wohl nichts zu<br />
thun? Eine andere Anwendung des Wortes bei den Buddhisten s. Lassen II,<br />
81. An Marionettentheater ist wohl keinesfalls zu denken, obwohl die javanischen<br />
Puppenspiele dazu verleiten könnten.<br />
**) die Worte Csoma Körösi’s, der davon As. Res. XX, 50 berichtet,<br />
lauten: „they meet at the occasion of a festival at Rājagṛha: their behaviour<br />
during the several exhibitions of spectacles — their mutual adresses after<br />
the shows are over." Muß man hier nothwendig unter spectacle „dramatisches<br />
Schauspiel, Drama" verstehen?? [Ganz dasselbe gilt von dem Worte vi¬<br />
sūka, eig. wohl nur Lustbarkeit, in den sutta der südlichen Buddhisten, wo das<br />
Zuschauen bei dgl. Schauspielen, vīsūkadassanam, unter den Vorwürfen erwähnt<br />
wird, die Bhagavant gegen das weltliche Treiben der Brāhmaṇa richtete, s.<br />
Burnouf Lotus de la bonne loi p. 465. Ind. Stud. IH, 152—4.]
Angebliche Zugehörigkeit d Mṛchakaṭí u. Kālidasa's in d. 1.Jahrh. a.Chr. 217<br />
unten in der Note angegebene Stelle des Dulva; der Dulva<br />
aber, also das vinayapiṭakam, gehört bekanntlich nicht<br />
zu den „ältesten buddhistischen Schriften," sondern enthält<br />
Stücke aus den verschiedensten Zeiten, und zum Theil höchst<br />
fraglichen Alters. Im Lalitavistara bei der Prüfung<br />
Buddha’s in den verschiedenen Künsten und Wissenschaften<br />
(bei Poucaux p. 150) ist unter nāṭya sicher wohl Mimik<br />
zu verstehen (wie F. auch übersetzt), aber theils ist dadurch<br />
noch nicht das Bestehen der Dramen bedingt, theils ist die<br />
Zeit jenes Werkes noch keineswegs als eine gelöste zu betrachten:<br />
für Buddha’s Zeit selbst aber ist jene Prüfungs<br />
Legende natürlich ohne irgend welche Beweiskraft.<br />
Was nun die vorhandenen Dramen betrifft, so ist man<br />
bisher gewohnt gewesen, angeblich der Tradition zu folgen<br />
und die ältesten derselben, die Mṛchakaṭī nebst den<br />
Stucken des Kālidāsa, in das 1. Jahrhundert a. Chr. zu<br />
versetzen, während die nächstfolgenden Stücke des Bhava¬<br />
bhūti erst dem 8. Jahrhudert p. Chr. angehören. Es lägen<br />
somit etwa 8—9 Jahrhunderte zwischen Kālidāsa und Bhava¬<br />
bhūti, aus wefchem Zeitraum uns kein einziges dergl. Werk<br />
erhalten wäre. Dies ist nun jedenfalls an und für sich höchst<br />
unwahrscheinlich, uud müßte doch dann wahrhaftig zum wenigsten<br />
in den Dramen der jüngeren Epoche ein ganz anderer<br />
Geist, eine ganz andere Behandlungsweise bemerklich<br />
sein, als in ihren um 8 900 Jahre älteren Vorgängern*).<br />
Dies ist aber durchaus nicht der Fall: wir werden<br />
somit also von vorn herein genöthigt, jener angeblichen Tradition<br />
den Abschied zu geben und jene soidisant älteren<br />
Stücke mit denen des Bhavabhūti ziemlich in dieselbe Zeit<br />
zu setzen. Gehen wir nun übrigens näher auf die Sache ein,<br />
so finden wir, daß in Bezug auf Kālidāsa nicht einmal die<br />
Tradition der Inder wirklich zu der bisherigen Annahme<br />
Grund giebt, sondern daß sie nur gründlich mißhandelt<br />
*) ich habe hier Holtzrnann's Worte über Amara in seiner vortrefflichen<br />
kleinen Schrift „Über den griechischen Ursprung des indischen Thiers<br />
kreises" Karlsruhe 1841 p. 26 copirt.
218 Die völlige Grundlosigkeit der bisherigen allgemeinen<br />
worden ist. Die Tradition ist nämlich die, daß Kālidāsa<br />
am Hofe des Vikramāditya gelebt habe, und zwar ist sie<br />
enthalten in einem Denkverse, der da sagt, daß Dhanvan<br />
tari, Kṣapaṇaka, Amarasiṃha, Śaṅku, Vetāla¬<br />
bhaṭṭa, Ghaṭakarpara, Kālidāsa, Varāhamihira und<br />
Vararuci*) die neun Edelsteine am Hofe des Vikrama<br />
seien. Auf diesem einzigen Verse nun, von dem man, wie<br />
von dem Mädchen aus der Fremde, sagen kann, man wußte<br />
nicht, woher er kam**), dessen Auctorität jedenfalls eine<br />
höchst zweifelhafte ist, beruht die Annahme, daß Kālidāsa<br />
— — 56 Jahr a. Chr. lebte! denn nicht genug, daß man,<br />
obwohl die Unglaubwürdigkeit dieses Spruches<br />
gleichzeitig constatirend***), doch die darin ausgesprochene<br />
Tradition ohne Weiteres für baare Münze nahm,<br />
man verstand auch flugs unter dem Vikrama derselben denjenigen<br />
Vik ram āditya, dessen noch jetzt gebräuchliche<br />
Aera 56 a. Chr. beginnt. Nun giebt es aber eine ziemliche<br />
Zahl verschiedener Vikrama, Vikramāditya†), und die<br />
Tradition einiger neueren Werke††), die man doch<br />
wahrlich zunächst hätte in ihrer völligen Nichtigkeit nachweisen<br />
sollen, gicbt sogar, ausdrücklich — ob mit Recht, ist<br />
eben allerdings eine Frage für sich — den König Bhoja,<br />
Herrscher von Mālava, residirend in Dhārā und Ujjayinī,<br />
*) dies ist offenbar der Vriraca, den der HindustāniChronist als den<br />
Verfasser des vikramacaritra nennt (Journ. Asiat. Mai 1844 p. 356).<br />
[Diese dem vararuci zugeschriebene Recension der Siṃhāsanadvātriṃśikā liegt<br />
factisch vor, s. Aufrecht Cat. of S. Mss. libr. Trinity Coll. Cambr. p. 11 und<br />
Westergaard Catal. codd. or. Bibl. Reg. Hann. p. 100.]<br />
**) angeblich ist er dem vikramacaritra entlehnt, Roth aber in<br />
seiner Analyse dieses Werkes im Journal As. Octob. 1845 p. 278 fg. erwähnt<br />
nichts davon. [Auch ist er in der That weder darin noch in irgend einer der<br />
sonstigen Recensionen der Siṃhāsanadvātriṃśikā, die mir zur Hand sind, enthalten.<br />
Wohl aber firdet er sich theils in dem etwa dem 16. Jahrh. angehö¬<br />
rigen Jyotirvidābharaṇa aufgenommen (22, 10 s. Z. D. Morg. Ges. XXII, 723.<br />
1868), theils in einer ceylonesischen Handschrift des sog. Navaratna (mit ceylon.<br />
Commentar) bei Westergaard Catalog, codd. or. Bibl. Reg. Hauniensis p. 14<br />
(1846)].<br />
***) zum Theil aus irrigen Gründen. Man sagte nämlich, das Wort Gha¬<br />
takarpara darin sei mir <strong>Name</strong> eines Werkes, nicht eines Mannes: dies ist<br />
aber nicht wahr, es finden sich sogar mehrere Gedichte ihm zugeschrieben.<br />
†) „Sonne der Kraft" ist ein ganz allgemeiner Titel, kein <strong>Name</strong>.<br />
††) s. z. B. auch Haeberlin's Sanskrit Anthology p. 483. 484.
Annahme über das Zeitalter des Kālidäsa. 219<br />
als denjenigen Vikrama an, an dessen Hofe die neun Edelsteine<br />
lebten: dieser König Bhoja aber lebte einer Inschrift<br />
nach*) etwa 1040—1090 p. Chr. Ein positiver Grund hingegen<br />
dafür, daß der Vikrama jenes Verses der Vikra¬<br />
māditya sei, dessen Aera 56 a. Chr. beginnt, ist gar nicht<br />
vorhanden. Ja die Sache geht noch weiter: wir haben nämlich<br />
vor der Hand durchaus kein authentisches Zeugniß dafür**),<br />
ob die Aera des Vikramāditya vom Geburtsjahr<br />
oder von einer That oder vom Todesjahr desselben datirt,<br />
oder ob sie nicht am Ende gar blos von ihm (aus astronomischen<br />
Gründen) eingeführt ist!***) „Ihn in’s erste Jahr<br />
*) s. Lassen Z. für die K. des M. VU, 294 fg. Colebrooke II, 462.<br />
— Nach Reinaud im Journ. Asiat. 1844 Sept. p. 250 wird Bhoja schon<br />
einige Jahre früher von Albīrūnī, der eben 1031 p. Chr. schrieb, als sein<br />
Zeitgenosse erwähnt, und Otbī erwähnt ihn sogar schon 1018 p.Chr. als regierend,<br />
s. Reinaud im Mém. sur l'Inde p. 261. Einem neueren HindustāniChronisten<br />
nach lebte er 542 Jahre nach Vikramāditya (s. Journ.<br />
Asiat. Mai 1844 p. 354), so daß dadurch letzterer etwa 476 p. Chr. gesetzt<br />
würde. Worauf diese genaue Angabe beruht, ist leider ungewiß: das Vikra¬<br />
macaritram giebt keine dergl. Bestimmung über die zwischen Bhoja und<br />
Vikrama verflossene Zeit an, wenigstens sagt Roth in seiner Analyse desselben<br />
(Journ. Asiat. Sept. 1845 p. 281) nur: bien des années après (la<br />
mort de Vikramāditya) Bhoja parvint au souverain pouvoir. [Der Text hat<br />
eben nur: bahūni varṣāṇi gatāni. Auch in den verschiedenen sonstigen Recensionen<br />
der Siṃhāsanadvātriṃśikā fehlt es an jeder bestimmten Angabe der Art,<br />
doch wird auch da durchweg ein erheblicher Zwischenraum zwischen Vikra¬<br />
māditya’s Herrschaft in Avanti und der des Bhoja in Dhārā angenommen.] —<br />
Zwei Bhoja anzunehmen, wie Reinaud a. a. O. und im mémoire sur rinde<br />
p. 118. 114 thut, ist ganz willkürlich; man könnte die ungewisse Zeit des<br />
vikramāditya nur nach der gewissen des Bhoja bestimmen, nicht umgekehrt.<br />
Ob es die Tradition des Hindustanischen Chronisten ist, wenn a. a. O.<br />
p. 357 die Thronbesteigung des vikramāditya ins Jahr 3044 der Aera des<br />
Yudhiṣṭhira gesetzt wird, oder ob dies blos ein Zusatz des Übersetzers<br />
sei, ist nicht klar: im erstem Falle würde es eben auch nur beweisen, daß der<br />
Chronist, resp. seine Tradition, die gewöhnliche Angabe über die Zeit des vi¬<br />
krama mit jener speciellen Angabe vermischt hat. [Auf die Angaben des<br />
Hind. Chronisten Mir Cher i Ali Afsos wird überhaupt wohl nur wenig Gewicht zu<br />
legen sein; sie beruhen eben im wesentlichen auf der dem vararuci zugeschriebenen<br />
Recension der Siṃhāsanadvātrmśikā, die indeß in der mir vorliegenden<br />
Handschrift (Cambridge Trinity College) eben auch keine bestimmte Zeitangaben<br />
hat. - Die Annahme mehrerer Bhoja hat sich im Übrigen seither als eine<br />
völlig berechtigte erwiesen, s. z. B. Rājendralāla Mitra in Journ. A. S. Beng.<br />
1863 p. 91 fg. und meine Ind. Streifen I, 312.]<br />
**) s. Colebr. II. 475. Lassen II, 49. 50. 398. Reinaud mém. sur<br />
l'Inde p. 68 fg. 79 fg. Bertrand im Journ. As. Mai 1844 p. 357.<br />
***) wir finden sie zuerst bei dem Astronomen varāhamihira im 5. resp.<br />
6. Jahrh. vor, doch ist selbst dies noch nicht ganz sicher, und könnte es möglicher<br />
weise, wie bei Brahmagupta im 7. Jahrh., die Aera des Śālivāhana<br />
(beg. 78 p. Chr.) sein. Lassen (Indien I, 508) nimmt in der That das
220 Innere Gründe für die Zeit der Dramen des Kālidāsa;<br />
seiner Aera zu setzen, könnte ein eben so großer Fehler<br />
sein, als wenn man Pabst Gregor XIII. in’s Jahr 1<br />
des gregorianischn Kalenders oder gar den Julius Cäsar<br />
in's erste Jahr der nach ihm benannten julianischen Periode<br />
d. i. in’s Jahr 4713 a. Chr. setzen wollte" (Holtzmann a. a.<br />
O. p. 19),<br />
Die Dramen des Kālidāsa nun, um welchen jener neun<br />
Edelsteine es sich hier zunächst handelt, geben in ihrem Inhalte<br />
durchaus nichts an, was zu einer directen Zeitbestimmung<br />
Veranlassung giebt: die Erwähnung der griechischen<br />
Sclavinnen indeß, die des Königs Bedienung bilden, leitet<br />
wenigstens auf nicht zu frühe Zeit hin, und die im Verhältniß<br />
zu den Inschriften des Piyadasi ungemein depravirte<br />
Form der Volkssprachen darin, die sich oft ganz genau an<br />
die heutige Form derselben anschließt, führt uns jedenfalls<br />
mehrere Jahrhunderte p. Chr. hinab. Ob die Tradition Recht<br />
hat, wenn sie den Kālidāsa an den Hof des Bhoja in die<br />
Mitte des 11. Jahrh. setzt, ist mir aber allerdings sehr fraglich,<br />
insbesondere darum, weil sie noch andere Dichter demselben<br />
Hofe zuweist, deren Werke im Vergleich zu denen<br />
des Kālidāsa so schlecht sind, daß sie unbedingt wohl einer<br />
späteren Stufe als die seinigen angehören müssen, so insbesondere<br />
den Dāmodara Miśra, Verfasser des Hanuman¬<br />
nāṭaka. Es werden übrigens dem Kālidāsa so vielerlei<br />
Werke zugeschrieben, die zum Theil ganz verschiedenen Cha<br />
letztere*an, s. aber Colebr. II, 475. — Über die Entstehung der Śaka-<br />
Aera giebt Albīrūnī bei Reinaud im Journ. Asiat. 1844 Sept. p. 282—84<br />
das Nähere an, über den Grund der SaṃvatAera des Vikrama dagegen läßt<br />
er sich nicht aus. [Auch jetzt liegen diese beiden für die indische Chronologie<br />
so höchst wichtigen Fragen noch völlig im Argen. Nach Kern, Einleitung zu<br />
seiner Ausgabe der Bṛhatsaṃhitā des Vacāhamihira p. 5 fg. (1866), ist der Gebrauch<br />
der sogenannten SaṃvatAera für die ältere Zeit gar nicht, bei Astronomen<br />
erst nach dem Jahre 1000 etwa, nachweisbar. Nach Westergaard om<br />
de indiske kejserhouse (1867) p. 164 wäre die Schenkungsurkunde des Danti¬<br />
durga von śake 675 saṃvat 811 (754 AD) das erste sichere Beispiel derselben.<br />
S. noch Burnell Elements of South Ind. Pal. p. 55. Andere dagegen scheuen sich<br />
nicht, womöglich jede saṃvat oder saṃvatsare datirte Inschrift ohne Weiteres<br />
auf die SaṃvatAera zu beziehen, so setzt z.B. Cunningham in seinem Archaeological<br />
survey of India III, 31. 39 eine saṃ. 5 datirte Inschrift direct auf 52<br />
BC. an.]
mehrere Kālidāsa anzunehmen. Authentität der Mālavikā. 221<br />
rakters sind, daß man nicht umhin kann, mehrere Autoren<br />
dieses <strong>Name</strong>ns anzunehmen, wie sich denn derselbe in der<br />
That noch bis jetzt in stetem Gebrauche erhalten hat. So¬<br />
gar eins der drei dem Kālidāsa zugeschriebenen Dramen<br />
scheint dem Style nach einem andern Verfasser, als die beiden<br />
andern anzugehören 112<br />
), und möchte weiter dafür auch noch<br />
der Umstand sprechen, daß in der Einleitung dazu Dhā¬<br />
vaka, Saumilla und Kaviputra als Vorgänger des Dichters<br />
genannt werden: Dhāvaka aber ist <strong>Name</strong> eines Dichters,<br />
der gleichzeitig mit König Śrīharṣa von Kashmir,<br />
also, nach Wilson, Anfang des 12. Jahrh. p.Chr. lebte 212<br />
).<br />
Es kann indeß freilich mehrere Dhāvaka gegeben haben,<br />
ein anderes Mspt. liest zudem Bhāsaka 213<br />
), und überdies<br />
21<br />
] in der Einleitung zu meiner Übersetzung jenes Drama's, <strong>Name</strong>ns<br />
Mālavikāgnimitram (1856), habe ich nicht nur die Frage nach der Echtheit<br />
desselben, sondern auch die Frage über die Zeit Kālidāsa's speciell geprüft, und<br />
bin dabei theils zu dem Resultate gelangt, daß auch dieses Drama ihm wirklich<br />
zugehöre (worin mir dann Shankar Paṇḍit in seiner Ausgabe desselben, Bombay<br />
1869, beigetreten ist), theils habe ich aus innern Gründen, sprachlicher und<br />
culturhistorischèr Art, die Abfassung der drei Dramen Kālidāsa's etwa in das zweite<br />
bis vierte Jahrh. u. Z. verlegt, in die Zeit der GuptaFürsten Candragupta etc ,<br />
„deren Regierungen der sagenhaften Tradition von der Herrlichkeit des vikrama<br />
am meisten entsprechen und in ihr vielleicht in einen einzigen Brennpunkt zu¬<br />
sammengefaßt sein mögen.*' In wesentlich gleicher Weise sprach sich dann Lassen<br />
(Ind. Alt. H, 457. 1158—60) aus; s. noch Ind. Stud. H, 148. 4157. Im<br />
3peciellen Anschluß an die traditionell überlieferte Gleichzeitigkeit Kālidāsa's<br />
mit varāhamihira aber hat sich dann Kern im Vorwort zu var.'s Brihatsaṃhitā<br />
vielmehr dafür erklärt (p. 20), die „nine gems" in die erste Hälfte des sechsten<br />
Jahrh.'s zu versetzen. Auf Grund der astrologischen Angaben im Kumārasam¬<br />
bhava und Raghuvaṃśa endlich gelangt Jacobi (Monatsber. der Berk Acad. 1873<br />
p.556) zu dem Resultat, daß deren verf. nicht vor ca. 350 p.Chr. gelebt haben<br />
könne, wobei denn nun freilich die Vorfrage bleibt, ob derselbe mit dem Dramatiker<br />
identisch ist. Shankar Paṇḍit in Trübner's Am. and Or. Lit. Ree. 1875<br />
spec. numb. p. 35 nimmt dies an und setzt Kālidāsa jedenfalls vor die Mitte des<br />
achten Jahrhunderts. Über eine vielleicht dem Meghadūta abzugewinnende synchronistische<br />
Angabe s. unten p. 226. Die südlichen Buddhisten versetzen Kālidāsa in<br />
das sechste Jahrh., a. Knighton Hist, of Ceylon p. 105. Z. D. M. G. xxlf. 730.<br />
Neueren Astronomen steht eine Trias vonAutoren dieses <strong>Name</strong>ns so fest, daß sie Kālidāsa<br />
geradezu ZUI Bezeichnung der Zahl drei verwenden, s. Z. M. G. xxll, 713.<br />
2 1 2<br />
] die Zeit des śrī Harṣa, als dessen Schützling Dhāvaka im Kāvyaprakāśa angegeben<br />
wird (von Kashmir ist dabei nicht die Rede) ist seitdem von Hall, EinI. zur<br />
Vāsavadattā p. 16, vielmehr in das siebente Jahrh. gesetzt worden; Hall bezweifelt<br />
übrigens überhaupt die Existenz des Dhāvaka gänzlich (p.17) und meint, daß derselbe<br />
„never enjoyed any more substantial existence than that of a various reading."<br />
2 1 3<br />
] die Stelle hat überhaupt sehr mannigfache Varianten, s. Haag „zur<br />
Texteskritik und Erklärung von Kālidāsa's Mālavikāgnim." (1872) p. 7. 8. Hall<br />
am a. O. p. 15 zieht die Lesarten Bhāsaka, Rāmila und Saumila vor, Haag<br />
dagegen Bhāsa, Saumilla, Kaviputra.
222 Die Mṛchakaṭī des Śūdraka. Bhavabhūti,<br />
sind die Einleitungen zum Theil vielleicht spätere Zuthat, wie<br />
dies wenigstens bei der Mṛchakaṭī sicher der Fall<br />
zu sein scheint, da in ihr der Tod des Dichters selbst*) gemeldet<br />
wird. Dieses letztere Drama nun, die Mṛchakaṭī,<br />
dessen Verfasser Śūdraka von der Tradition, wie Wilson<br />
angiebt, früher als Vikramāditya (d. i. doch wohl der<br />
Vikrama, an dessen Hofe die neun Perlen lebten?) gesetzt<br />
wird 214<br />
), kann keinesfalls vor dem 2. Jahrh. p. Chr. geschrieben<br />
sein, da darin das Wort nāṇaka als <strong>Name</strong> für Münze gebraucht<br />
wird**), und diese Benennung nach Wilson (Ariana<br />
antiqua p. 364) von den Münzen des Kanerki entlehnt ist,<br />
der diesen letzteren zufolge bis etwa 40 p. Chr. regiert hat<br />
(Lassen II, 413). Es wird aber die Mṛchakaṭī sicher<br />
um ein Geraumes später gesetzt werden müssen, da die darin<br />
gebrauchten Volksdialecte in einem höchst barbarischen Zustande<br />
sind. Der blühende Zustand ferner des Buddhismus,<br />
der sich in diesem Drama kundgiebt, findet sich ebenso in<br />
dem einen Drama des Bhavabhūti wieder, welches Dichters<br />
Zeit ziemlich sicher in das 8. Jahrh. p. Chr. gesetzt wird.<br />
Das Rāmāyaṇam und der Kampftheil des M Bh ārat a müssen<br />
zur Zeit der Mṛchakaṭī dem darin von ihren Helden gemachten<br />
Gebrauche nach bereits eine Lieblingslectüre gewesen<br />
sein: aus dem Mangel von Erwähnungen der Hauptgestalten<br />
der jetzigen Purāṇa dagegen darf man wohl mit<br />
Wilson schließen, daß diese letzteren damals noch nicht<br />
*) es müßte denn Śūdrakarāja, der angebliche Verfasser, etwa nur der<br />
Patron des Dichters gewesen sein? Daß die eigentlichen Verfasser ihren <strong>Name</strong>n<br />
durch den ihres Patrons ersetzen, ist ja eine in Indien gewöhnliche Sache.<br />
2 1 4<br />
] in einem prophetischen Cap. des Skandapurāṇa z.B. wird er nämlich<br />
in das Jahr Kali 3290 d. i. 189 a. Chr., zugleich aber nur 20 Jahr vor die<br />
Nanda, die Cāṇakya vernichten werde, gesetzt, Vikramāditya dagegen in das<br />
Jahr Kali 4000 d. i. AD 899 (!); s. den Text bei īśvaracandra vidyāsāgara<br />
„marriage of Hindoo widows" p. 63 (Calc. 1856) und in meiner Abh. über das<br />
Rāmāyaṇam. p. 43.<br />
**) nach viśvakoṣa bei Mahīdhara zu vāj. Saṃh. 25, 9 ist es ein<br />
Synonym von rūpa (= Ru pie?). Auch Yājñavalkya (s. Stenzler Einl.<br />
p. XI) und vṛddhaGautama (s. Dattaka Mīmāṇsāp. 34) kennen das<br />
Wort nāṇaka im Sinne von „Münze". [Lassen sowohl (Ind. Alf. II, 575) als<br />
Müller A. S. L. p. 331 stellen die aus dem Vorkommen des Wortes nāṇaka gezogenen<br />
Schlüsse zwar in Abrede, doch kann ich mich nicht von der Triftigkeit<br />
ihrer Einwürfe überzeugen.]
Stoffe und Eigentümlichkeiten des indischen Dramas. 223<br />
existirten, doch ist dieser Schluß insofern noch zweifelhaft,<br />
als ja die in denselben behandelten Sagen doch wohl auch<br />
schon in den älteren Werken dieses <strong>Name</strong>ns großentheils enthalten<br />
waren*). Zwei andere Dramen des Bhavabhūti und<br />
der ganze Troß der späteren dramatischen Literatur<br />
mit wenigen Ausnahmen schließen sich an die Heldensage<br />
des Rāmāyaṇa und des MahāBhārata oder an die Geschichte<br />
des Kṛṣṇa an, und zwar sind dieselben, je später,<br />
je ähnlicher den sogenannten Mysterien unseres Mittelalters.<br />
Ausgenommen hievon sind natürlich die Lustspiele, welche<br />
sich nebst noch einigen andern Stücken auf bürgerlichem<br />
Boden bewegen. Trauerspiele giebt es gar nicht in der indischen<br />
Dramatik, der Ausgang muß stets ein glücklicher<br />
sein. Eine eigenthümliche Gattung von Dramen sind die<br />
philosophischen, in welchen Begriffe und Systeme als handelnde<br />
Personen auftreten. Eine ganz besondere Eigenthüm¬<br />
lichkeit aber des indischen Drama's ist die, daß die Frauen<br />
und die an Kaste oder Würde und Rang niederen Personen<br />
nicht in Sanskrit, sondern in Volksidiomen redend aufgeführt<br />
werden. Für die Kritik der einzelnen Stücke ist dieser Umstand<br />
von großer Bedeutung 215<br />
), wie ich denn bereits die<br />
sich daraus ergebenden Schlüsse im Verlauf angeführt habe.<br />
Aus dem Bisherigen hat sich ergeben, daß uns das Drama<br />
gleich vollendet und mit seinen besten Stücken entgegentritt :<br />
*) der Tod des Śumbha und Niśumbha durch die Devī, der den<br />
Inhalt von Devīmāhātmya V — X im Mārkaṇḍ. Purāṇa bildet, wird<br />
Übrigens Mṛchak. p. 105, 22 (ed. Stenzler) erwähnt — ob ibid. p. 104,<br />
18 karaṭaka auf den Schakal dieses <strong>Name</strong>ns im Pañcatantra zu beziehen<br />
sei, ist ungewiß. — Auf p. 126, 9 liest Stenzler: gallakka, Wilson aber<br />
(Hindu Theater I, p. 134) mallaka: und zwar hält er es nicht für unmöglich,<br />
daß darunter das arabische Mālik zu verstehen sei! — In Bezug auf die dargestellten<br />
Sitten steht die Mṛchakatī in naher Beziehung zum Daśaku¬<br />
māra, obschon letzteres Werk (geschrieben im 11. Jahrh*. [vielmehr etwa im<br />
sechsten, s. unten p. 229]) jedenfalls auf einer späteren Stufe steht. Sollte der<br />
darin p. 118 ed. Wilson erwähnte Śūdraka etwa wirklich mit dem angeblichen<br />
Verfasser der Mṛchakaṭī zu identificiren sein?<br />
2 1 5<br />
] so hat u. A. auch Pischel aus dem Verhältniß, in welchem das<br />
Prākṛt je in den vorliegenden Recensionen der Śakuntalā zu den Regeln des Prakrit-<br />
Grammatikers Vararuci steht, specielle Gründe für die in Anschluß an Stenzler<br />
von ihm vertretene Meinung, daß die bengalische Recension die älteste derselben<br />
sei, hergeleitet, s. Kuhn's Beiträge zur vergl. Sprachforsch. VIII, 129 fg.<br />
(1874) uud meine Bemerkungen hiezu in den Ind. Stud. XIV, 35 fg.
224 Möglichkeit griech. Einflusses auf die Entwickelung d. indischen Dramas.<br />
es wird denn auch fast in allen Prologen das betreffende<br />
Werk als neu im Gegensatze zu den Stücken der früheren<br />
Dichter dargestellt: von diesen aber, also den Anfangen der<br />
dramatischen Dichtkunst, ist uns nicht das Geringste erhalten<br />
216<br />
). Es ist sonach die Vermuthung, ob nicht etwa die<br />
Aufführung griechischer Dramen an den Höfen der griechischen<br />
Könige in Baktrien, im Penjab und in Guzerate (denn<br />
so weit hat sich ja eine Zeit lang die griechische Macht erstreckt)<br />
die Nachahmungskraft der Inder geweckt habe, und<br />
so die Ursache zum indischen Drama geworden sei, zwar<br />
vor der Hand durch nichts direct zu beweisen, aber die historische<br />
Möglichkeit dafür ist wenigstens unläugbar i17<br />
): zumal<br />
da die älteren Dramen fast alle in den Westen Indiens<br />
gehören. Ein innerer Zusammenhang mit dem griechischen<br />
Drama übrigens findet nicht Statt 218<br />
). Wenn ferner<br />
weder unter den nach der Insel Java c. 500 p. Chr. (und<br />
216<br />
] s. Cowell in den Ind. Stud. V, 475; und über Kaṃsavadha und Vali¬<br />
bandha im Mahābāṣya das oben p. 215 Bemerkte.<br />
21<br />
7] vgl. meine Einl. zur Übers. der Mālavikā p. XLvll und das über<br />
yavanikā in Z. D. Morg. Ges. XIV, 269 Bemerkte, so wie Ind. Stud. XIH, 492.<br />
2 1 8<br />
] das Hauptwerk über die indischen Dramen ist noch immer Wilson's<br />
„Select Specimens of the Theatre of the Hindus" 1835 2<br />
. 1871 3<br />
. Die Zahl der<br />
in Indien publicirten Dramen ist bereits eine sehr große und noch fortwährend<br />
im Wachsen begriffen. Die vorzüglichsten sind immer noch die Mṛchaka¬<br />
ṭikā des Śūdraka, die drei Dramen des Kālidāsa (Śakuntalā, Urvaśī, Mālavikā),<br />
die drei des Bhavabhūti (Mālatīmādhavam, Mahāvīracaritram und Uttara¬<br />
rāmacaritaṃ), — die Ratnāvalī des Königs śrīHarṣa Deva, nach Wilson's<br />
Annahme im zwölften Jahrh. und zwar nicht von dem König selbst, sondern<br />
von dem an seinem Hofe lebenden Dichter Dhāvaka, nach Hall jedoch vielmehr von<br />
dem Dichter Bāṇa, und zwar Anfang des siebenten Jahih.'s abgefaßt, s.<br />
Hall Einl. zur Vāsavadattā p. 15 fg. Ind. Streifen I, 356. Lit. C. B. 1872<br />
p. 614, — das Nāgānandam, ein buddhistisches Sensationsstück, demselben königlichen<br />
Autor zugeschrieben, nach Cowell dem Dhāvaka zugehörig (s. indeß<br />
meine Anzeige von Boyd's Übersetzung im Lit. C. BI. 1872 p. 615), — der<br />
venīsaṃhāra des Bhaṭtanárāyaṇa, von Kṛṣṇasectarischer Färbung, nach<br />
Grill (der ihn 1871 edirt) im sechsten, jedenfalls wohl vor dem zehnten Jahrh.<br />
abgefaßt (s. Lit. C. BI. 1872 p. 612), — die viddhaśālabhañjikā des Rā¬<br />
jaśekhara, etwa vor das zehnte Jahrh. zu setzen (s. Ind. Streifen I, 313), — das<br />
politische Intriguen-Stück des viśākhadatta Mudrārākṣasam, etwa aus dem<br />
zwölften Jahrh., — endlich das philosophische Drama Prabodhacan drodaya des<br />
Kṛṣṇamiśia, nach Goldstücker (Einl. zu s. Übers. 1842 p. 13) aus dem Ende<br />
desselben Jahrh 's. — Zwei Dramen Kālidāsa's, Śakuntalā und Urvaśī liegen je<br />
in mehreren Recensionen vor, offenbar weil sie sich ganz besonderer Beliebtheit<br />
erfreuten; die sich hieran anknüpfenden Fragen sind seit Pischel's Schrift de<br />
Kālidāsae Śakuntali recensionibus (Breslau 1870), in der er mit großer Entschiedenheit<br />
für die größere Authentität der sogenannten bengalischen Recension
Die religiöse Lyrik. 225<br />
von da später nach Ball) ausgewanderten Hindu noch unter<br />
den tibetischen Übersetzungen sich Dramen finden, so ist<br />
dies bei den ersteren vielleicht wohl dadurch zu erklären,<br />
daß sie von der Ostküste Indiens ausgewandert sind*), wo<br />
eben die dramatische Literatur noch nicht besonders ausgebildet<br />
gewesen sein mag?: bei den Tibetern aber ist dieser<br />
Umstand befremdender, insofern sich ja der Meghadūta des<br />
Kālidāsa und andere dergl. Werke unter ihren Übersetzungen<br />
befinden.<br />
Der lyrische Theil der Sanskritpoesie ist nach dem<br />
Inhalte in religiöse und erotische Lyrik zu theilen. Was zunächst<br />
die erstere betrifft, so sahen wir schon bei der Athar¬<br />
vasaṃhitā, daß die Hymnen derselben nicht mehr als der<br />
Ausdruck unmittelbaren religiösen Gefühles gelten können,<br />
sondern vielmehr als der Ausdruck abergläubischen Schreckens<br />
und unheimlicher Scheu anzusehen sind, und zum Theil direct<br />
den Charakter von Zauberformeln und Beschwörungen<br />
tragen. Dieser selbe Charakter nun hat sich in der späteren<br />
religiösen Lyrik treu fortgeführt durch Epos, Purāṇa und<br />
Upaniṣad hindurch, wo wir irgend dergl, Gebete antreffen,<br />
und hat zuletzt in den jüngsten Jahrhunderten seinen<br />
classischen Ausdruck in der TantraLiteratur gefunden. Die<br />
Häufung von <strong>Name</strong>n, unter denen man die betreffende Gottheit<br />
anruft, ist es besonders, durch die man ihre Gnade zu<br />
erringen vermeint, und bilden die Tausend<strong>Name</strong>nGebete<br />
eine ganz besondere Klasse für sich. Hierher gehören denn<br />
ferner auch die Gebete in Amulettenform, denen eine ganz<br />
ungeheure Macht zugeschrieben wird, und die noch jetzt das<br />
eintritt, in ein ganz neues Stadium getreten. Auch die Kenntniß der dekhani¬<br />
schen Recension der Urvaśī verdanken wir ihm (sie wird in den Monatsber. der<br />
kön. Preuß. Acad. der Wiss. vom Juli 1875 erscheinen),<br />
*) aber die späteren Nachzügler hätten doch welche mitbringen können 1<br />
[Auch hat man ja doch wohl daselbst in dem Smaradahana eine secundäre<br />
Bearbeitung des Kumara*ambbava? und in dem Sumana-Santaka (?) eine dergl.<br />
des Raghuvaṃśa, somit den <strong>Name</strong>n des Kālidāsa wenigstens in ihrem Original<br />
tragende Werke direct vor sich, s. Ind. Stud. IV, 133. 141]. Sind etwa die<br />
bekannten javanischen Puppentheater indischer Dramatik ihren Ursprung verdankend?
226 Die erotische Lyrik.<br />
allergrößte Ansehen genießen. Es finden sich übrigens<br />
daneben auch hie und da Gebete, an Śiva*) besonders, vor,<br />
die an religiöser Inbrunst und kindlichem Vertrauen dreist<br />
den besten christlichen Kirchenliedern an die Seite gesetzt<br />
werden können, freilich aber ist deren Zahl sehr gering.<br />
Die erotische Lyrik beginnt für uns mit einigen dem<br />
Kālidāsa zugeschriebenen Gedichten: eines derselben, der<br />
Meghadūta, gehört jedenfalls einer Zeit an 219<br />
), wo der<br />
Tempeldienst des Śiva Mahākāla in Ujjayinī in voller<br />
Blüthe stand, wie dies noch zur Zeit der ersten mohammedanischen<br />
Eroberer der Fall war: es ist übrigens auch unter<br />
Kālidāsa’s <strong>Name</strong>n neben anderm dergleichen in den tibetischen<br />
Tandjur**) aufgenommen worden, woraus indeß kein<br />
sicherer chronologischer Rückschluß gemacht werden kann, da<br />
dessen Abschluß[zeit] unbekannt ist. Den Inhalt des Meghadūta<br />
bildet eine Botschaft, die ein Verbannter seinem fernen<br />
Liebchen durch eine Wolke zuschickt, 'so wie die Beschrei-<br />
*) dessen Dienst überhaupt im Ganzen noch den günstigsten Einfluß auf<br />
seine Diener ausgeübt zu haben scheint, während der Kṛṣṇadienst die sittliche<br />
versunkenheit der Inder hauptsächlich befördert und unterstützt hat.<br />
2 1 9<br />
] ein sehr bestimmtes chronologisches Datum würde in v. 14 vorliegen,<br />
falls die Angabe Mallinātha's, daß dieser Vers zweideutig zu fassen sei, resp.<br />
zugleich auf Diṅnāga, einen heftigen Gegner Kālidāsa's sich beziehe, berechtigt<br />
ist, insofern nämlich dann unter Dinnāga' hier etwa der bekannte buddhistische<br />
Streithahn dieses <strong>Name</strong>ns, der etwa im sechsten Jahrh. gelebt hat, zu verstehen<br />
sein sollte; s. hierüber meine Auseinandersetzung in Z. D. M. G. XxH, 726 fg.<br />
**) bei der Seltenheit der Asiatic Researches gebe ich hier Csoma Körö¬<br />
si's Nachrichten über den Tandjur im XX. Bande derselben 1836 in einiger<br />
Ausführlichkeit. „The BstanHgyur is a compilation in Tibetan of all sorts of<br />
literary works (im Ganzen c. 3900), written mostly by ancient Indian Pandits<br />
and some learned Tibetans in the first centuries after the introduction of Bud¬<br />
dhism into Tibet, commencing with the seventh century of our era. The<br />
whole makes 225 volumes. It is divided into the Ṛgyud and the Mdo (Tan¬<br />
tra and Sūtra classes, in Sanskrit). The Ṛgyud, mostly on tantrika rituals and<br />
ceremonies, makes 87 volumes. The Mdo, on science and literature, occupies<br />
136 volumes. One separate volume contains (58) hymns or praises on several<br />
deities and saints, and one volume is the Index for the whole. — The Ṛgyud contains<br />
2640 treatises of different sizes: they treat in general of the rituals and<br />
ceremonies of the mystical doctrine of the Buddhists, interspersed with many instructions<br />
hymns prayers and incantations. — The Mdo treats in general of<br />
science and literature in the following order: theology, philosophy (beide zusammen<br />
allein 94 Bände), logic or dialectic philology or grammar, rhetoric,<br />
poesy, prosody, synonymies, astronomy, astrology, medicine and ethics,<br />
some hints to the mechanical arts and histories." Siehe insbesondere noch<br />
Anton Schiefner „über die logischen und grammatischen Werke im Tandjur"<br />
im Bulletin der Petersb. Akademie (lu le 3 septembre 1847).
Mystischer Charakter derselben. Die ethischen Sprüche. 227<br />
bung des Weges, den die Wolke zu nehmen hat, und ist<br />
diese Form der Darstellung in einer größeren Zahl ähnlicher<br />
Gedichte nachgeahmt worden. Eine eigenthümliche Gattung<br />
bilden die Spruche des Bhartṛhari, Amaru etc., welche<br />
lauter einzelne Situationen schildern, ohne einen Zusammenhang<br />
des Ganzen. Ein besonderes Lieblingsthema sind<br />
die Liebesgeschichten des Kṛṣṇa mit den Hirtinnen, den<br />
Gespielinnen seiner Jugend. Daß die späteren Kāvya mehr<br />
zur erotischen Lyrik, als zum Epos zu rechnen sind, haben<br />
wir bereits bemerkt. Im Allgemeinen ist diese Liebespoesie<br />
eine sehr zügellose, ausschweifend sinnliche, doch finden sich<br />
auch Beispiele von inniger, wahrhaft romantischer Gefühls¬<br />
zartheit. Merkwürdiger Weise findet hier bei einigen dieser<br />
Gedichte derselbe Umstand statt, wie bei dem Hohenliede<br />
Salomo’s: sie werden mystisch erklärt, und bei dem einen<br />
derselben wenigstens, dem Gītagovinda des Jayadeva,<br />
scheint auch wirklich vom Dichter selbst ein solch mystischer<br />
Bezug bezweckt zu sein, so wenig auch dies bei der darin<br />
grade ganz besonders ausschweifenden Üppigkeit der Phantasie<br />
von vorn herein möglich scheint.<br />
Von der ethischdidaktischen Poesie, den sogenannten<br />
nītiśāstra, ist uns nur wenig Vollständiges erhalten<br />
(einzelnes auch im tibetischen Tandjur), wohl weil das große<br />
Epos Mahā-Bhāratam durch den ihm allmälig aufgedrückten<br />
Charakter der Universalität selbst als ein dergl. nītiśāstram<br />
zu betrachten ist. Indeß finden sich von der ethischen Spruchpoesie<br />
doch Reste genug, um daraus schließen zu können,<br />
daß dieselbe eine sehr beliebte war und ganz Vortreffliches<br />
geleistet hat 220<br />
). In engem Zusammenhang übrigens hiermit<br />
3 2 0<br />
J s. Böhtlingk's kritische Bearbeitung derselben, „Indische Sprüche"<br />
drei voll. 1863—65 (mit 5419 vv.), zweite Auflage 1870—1873 (mit 7613 vv.),<br />
und Aufrecht's Analyse der paddhati des Śārṅgadhara, aus dem 14. Jahrh., in<br />
der Z. der D. Morg. G. xxVH, 1 fg. (1873; ; dies letztere werk ist eine Blumen¬<br />
lese von c. 6000 vv. aus 264 Autoren und werken. Vgl. noch J. Muir religious<br />
and moral sentiments from Sanskrit writers (1875). — Hieher gehört auch<br />
die freilich fast ganz erotische PrākṛtAnthologie des Ilāla, eigentlich nur<br />
700 Verse, daher der <strong>Name</strong> saptaśatakam, die aber durch verschiedene Recensionen<br />
bis auf 11—1200 steigen. Sie ist das Vorbild gewesen für die saptaśatī des
228 Die ThierfabeI. Das Pañcatantram.<br />
steht die Literatur der ThierFabel, die für uns ganz be¬<br />
sonders von Interesse ist, da sie ja ein wesentliches Band mit<br />
dem Abendlande bildet. Die bis jetzt ältesten Thierfabeln<br />
haben wir in der Chāndogyopan. nachgewiesen, und beschränken<br />
sich dieselben darin keineswegs mehr darauf, daß<br />
etwa Götter Thiergestalt annehmen und so mit den Menschen<br />
in Verkehr treten, wofür wir die Beispiele schon früherfinden*),<br />
sondern die Thiere selbst treten redend und handelnd auf.<br />
Zu Pāṇini’s Zeit mögen wohl schon ausgebildete<br />
Fabelkreise bestanden haben, doch ist dies keineswegs etwa<br />
bereits sicher**). Das älteste, was wir im Auslande davon<br />
finden, sind die Fabeln des B abri us, die zum Theil wenigstens<br />
sich im indischen Original nachweisen lassen 221<br />
). Das<br />
älteste vorhandene Fabelwerk aber ist das Pañcatantram,<br />
dessen ursprünglicher Text zwar gewaltige Veränderungen<br />
und Zusätze erlitten hat und nicht mehr sicher herzustellen<br />
Govardhana, aus dem 12. Jahrh. etwa, die ihrerseits wieder dem HindiDichter<br />
Bihāri Lal zu seiner sattasaī Anlaß gegeben zu haben scheint, s. meine Abh.<br />
über das Saptaśatakam des Hāla (1870) p. 9. 12. und Z. D. M. Ges. xxVIn,<br />
345 fg. (1874) so wie Garrez im Journ. As. 1872 Aug. p. 197 fg.<br />
*) bei Manu und dem Fisch, bei Indra's Verwandlung in die Vögel<br />
markata und kapifijala so wie als Widder etc. — Die Sonne wird schon im<br />
Ṛk häufig mit einem in der Luft schwebenden Geier oder Falken verglichen.<br />
**) die Worte, die man dafür angeführt hat, gehören nicht dem Pāṇini<br />
selbst, sondern seinem Scholiasten an (s. p. 242) [finden sich indeis zum Wenigsten<br />
im Mahābhāṣya direct vor, s. Ind. Stud. XIII, 486].<br />
221<br />
] in meiner Abh. „über den Zusammenhang indischer Fabeln mit grie¬<br />
chischen" (Ind. Stud. III, 327 fg.) bin ich auf Grund specieller Untersuchungen,<br />
die sich an A. Wagener's Schrift hierüber (1853) anschlossen, zu dem umgekehrten<br />
Resultate gelangt, insofern ich eben fast bei jedem Beispiel in der<br />
griechischen Fabel der indischen gegenüber die Spuren der Originalität zu erkennen<br />
glaube. Als specielle Vermittler hiebei haben allem Anschein nach die<br />
Buddhisten gedient, auf deren volksthümliche Darstellungen die indische Fabelund<br />
MärchenLiteratur speciell basirt ist. Otto Keller in s. Schrift „über die<br />
Geschichte der griech. Fabel" (1862) hat nun zwar mir gegenüber den indischen<br />
Ursprung der Indien und Griechenland gemeinsamen Fabeln festgehalten,<br />
indem er dafür auf eine alte assyrische Vermittelung hinweist. Sein Hauptargu¬<br />
ment für den indischen Ursprung entlehnt er daraus, daß das in der griech.<br />
Fabel bestehende Verhältniß des Fuchses zum Löwen in der Natur beider<br />
Thiere keinen Halt habe, während der Schakal zu dem Löwen in der That<br />
in dem in der indischen Fabel geschilderten Verhältniß stehe. Giebt es denn<br />
aber etwa nur in Indien Schakale? nicht auch in den von den Semiten bewohnten<br />
Ländern? Die griech. Thierfabel ist eben doch wohl ein semitisches<br />
Gewächs 1 Daß die Inder den Fuchs derselben wieder in den Schakal umsetzten,<br />
war nothwendig durch die Natur der Dinge geboten. Die factische Sachlage,<br />
daß der Schakal dem Löwen nachschleicht, hatte sich ihnen ja schon früh auf
Der Hitopadeśa. Die Märchen und Romane. 229<br />
ist, dessen Existenz aber für das 6. Jahrhundert p. Chr. gesichert<br />
ist, wo es auf Befehl des Nushirvan des berühmten<br />
Sa8aniden (reg. 531—79) in das Pehlvi übersetzt ward,<br />
woran sich später dann bekanntlich Übersetzungen in fast alle<br />
Sprachen Vorderasiens und Europa’s angeschlossen haben 222<br />
).<br />
Die jetzige Textrecension desselben scheint im Dekhan stattgefunden<br />
zu haben 223<br />
), während ein daraus gemachter Auszug,<br />
der Hitopadeśa, [wohl] in Palibothra am Ganges zusammengestellt<br />
ward. Eigenthümlich und darum alsbald überall<br />
wiederzuerkennen ist die Form der indischen Fabelsammlun¬<br />
gen*), insofern ein Hauptereigniß, welches erzählt wird, stets<br />
den Rahmen bildet, in welchem dann die verschiedensten Erzählungen<br />
zusammengefaßt werden. — An die Fabeln schließen<br />
sich die Märchen und Romane an 224<br />
), in welchen die reiche<br />
gedrängt, s. z. B. Ṛk x‚ 28, 4, aber für die Verwerthung derselben in dér<br />
Weise, wie die Fabel es thut, findet sich in älterer Zeit nichts vor; nur das<br />
Schreien, A as fressen, und die Feindschaft mit dem Hunde werden als Characteristica<br />
des Schakals erwähnt (in Śatap. xll, 5, 2, 5 wird der Schakal zwar mit dem Wort<br />
vidagdha in Bezug gebracht, was immerhin bemerkenswerth ist; doch bedeutet<br />
dasselbe daselbst nur: verbrannt oder verwest). Keller's Anschauungen über<br />
das hohe Alter der von ihm herangezogenen indischen Autoren sind unbegründet.<br />
222<br />
] s. hierüber Benfey's an Kosegarten's Ausgabe des Textes (1848) sich an¬<br />
schließende Übersetzung (1859), in welcher die spätere Verbreitung derind. Fabel¬<br />
stoffe über den Occident in bahnbrechender Weise dargestellt ist. Eine neue Text¬<br />
ausgäbe haben Kielhorn u. Bühler in der Bombay Sanskrit Series (1868 fg.) gegeben.<br />
2 2 3<br />
] aus Benfey's Untersuchungen hat sich ergeben, daß in derselben der<br />
ursprüngliche, vermutblich auf buddhistischem Grunde ruhende Text sehr bedeutende<br />
Wandlungen erfahren hat, so daß curioser Weise eine in dem letzten<br />
Viertel des 15. Jahrh. aus einer lateinischen, ihrerseits auf einem hebräischen Texte<br />
beruhenden, Übertragung gemachte deutsche Übersetzung den alten Text getreuer<br />
repräsentirt, als dies in der uns vorliegenden SanskṛtForm, von der übrigens<br />
noch dazu zwei oder mehr Recensionen existiren, der Fall ist, s. Ind. Streif. II, 166.<br />
Für* das 14. Cap. des Kaiila va Dimna, für welches bis jetzt kein indisches Original<br />
vorlag,'ist dasselbe ganz neuerdings durch Anton Schiefner in tibetischer<br />
Übersetzung aufgefunden worden, s. dessen Bharatae responsa St. Petersburg 1875.<br />
*) ganz dasselbe findet übrigens auch im MahāBhārata statt.<br />
2 2 4<br />
] hier ist vor Allem Somadeva’s K athā saritsāgara aus dem 12. Jahrh.<br />
zu nennen, herausgegeben durch Herrn. Brockhaus (1839 66). Von der angeblich<br />
in Paiśācī bhāṣā verfaßten Vṛhatkathā des Guṇāḍhya, aus etwa<br />
dem sechsten (?) Jahrh., welche dem Werke des Somadeva zu Grunde liegt, ist<br />
neuerdings durch Burnell und Bühler eine Bearbeitung durch Kṣemaṃkara aufgefunden<br />
worden, s. Ind. Antiquary I, 302 fg. Daṇḍin's etwa dem 6. Jahrh.<br />
angehöriges Daśakumāracaritain w¾rd herausgegeben durch Wilson (1846)<br />
und Bühler (1873). Subandhu's Vāsavadattā (aus dem 7. Jahrh.?) ist mit<br />
einer trefflichen literargeschichtlichen Einleitung von Hall edirt worden (1859<br />
BibI. Ind.), Bāna's Kādambarī aus etwa derselben Zeit erschien in Calc. 1850.<br />
Über die letzteren drei werke s. meine Ind. Streifen I, 308—386.
230 Geschichte und Geographie. Rājataraṃgiṇī.<br />
Phantasie der Inder ihren ganz besonderen Reiz und Zauber<br />
auf das Wunderbarste hat walten lassen: auch sie theilen mit<br />
den Fabeln jene eigenthümliche RahmenEinflechtung und sind<br />
dadurch, wie durch zahlreiche Einzelnheiten, als die ursprüngliche<br />
Quelle der meisten arabischen, persischen und abendländischen<br />
Märchen und Erzählungen hinlänglich markirt,<br />
wenn sich auch für diese vor der Hand wenigstens die entsprechenden<br />
indischen Texte selbst nur sehr spärlich nachweisen<br />
lassen.<br />
Was endlich den letzten Zweig der indischen Poesie, die<br />
Geschichte und die Geographie betrifft, so ist es cha¬<br />
rakteristisch genug, daß wir sie eben füglich nur als<br />
einen Zweig der Poesie betrachten können, und zwar nicht<br />
etwa wegen ihrer Form, denn die poetische Form ist ja auch<br />
der Wissenschaft zugehörig, sondern wegen ihres Inhalts,<br />
und der Behandlungsweise desselben. Wir hätten sie allenfalls<br />
auch können als einen Theil der epischen Poesie aufführen,<br />
ziehen indeß vor sie davon zu trennen, insofern die<br />
hieher gehörigen Werke alles rein Mythische geflissentlich<br />
von sich fern halten. Daß die alten Purāṇa historische<br />
Theile enthielten, in den vorhandenen Purāṇa dagegen diese<br />
sich nur auf reine Nomenclatur der Dynastieen und Könige<br />
beschränken, wobei sie in gewaltigem Widerspruch theils mit<br />
sich unter einander, theils mit der Chronologie treten, haben wir<br />
bereits bemerkt. Denselben Widerspruch finden wir nun in allen<br />
hieher gehörigen Werken wieder, insbesondere in dem Hauptrepräsentanten<br />
derselben, der Rājataraṃgiṇī, Geschichte von<br />
Kashmir [des Kalhana], welche dem 12. Jahrh. p. Chr. angehört:<br />
zwar haben wir es hier nicht blos mit nackten Daten<br />
zu thun, dafür aber mit einem Dichter, der mehr Dichter als<br />
Historiker ist, übrigens sich auf eine Menge Vorgänger beruft.<br />
Nur da, wo die Verfasser dieser Schriften gleichzeitige<br />
Gegenstände behandeln, sind ihre Angaben von entschiedenem<br />
Werth, obschon gerade da ihr Urtheil natürlich im höchsten<br />
Grade befangen ist. Einzelne Ausnahmen indeß scheint es<br />
doch auch hier zu geben, und insbesondere sich in manchen
Chroniken. Inschriften. 231<br />
Fürstengeschlechtern Familienchroniken, die von ihren Haus¬<br />
priestern geführt wurden,, erhalten zu haben, die im Ganzen<br />
ziemlich glaubwürdig*) scheinen 225<br />
). — Was die Geographie<br />
betrifft, so finden sich in den verschiedenen Purāṇa<br />
mehrfach nackte Aufzählungen von Bergen, Völkern, Flüssen<br />
u. dergl. 226<br />
). Es werden aber auch moderne Schriften darüber<br />
angeführt, die indeß nur dem <strong>Name</strong>n nach bekannt sind. —<br />
Eine Hauptquelle übrigens für Geschichte und Geographie<br />
bilden die überaus zahlreichen Inschriften und Schen<br />
*) nur darf der Stammbaum nicht etwa zur Sprache kommen, denn diese<br />
Stammtafeln gehen fast regelmäßig bis in die epischen Heldengeschlechter hinauf.<br />
2 2 5<br />
] von wirklich historischer Bedeutung scheinen einige Angaben in dem<br />
astrologischen Lehrbuch Gārgīsaṃhitā, Cap. Yugapurāṇa, zu sein, in welchen<br />
über die Beziehungen der Yavana zu Indien gehandelt wird, s. Kern Vorrede<br />
zu Varāhamih.'s Bṛhat Saṃh. p. 33 fg. Auch in dem Harṣacarita Bāṇa's<br />
scheint ein Werk vorzuliegen, welches gute Nachrichten enthält, s. Hall vorrede<br />
zur vāsavadattā p. 12 fg. (1859). Und das Gleiche gilt von dem so eben<br />
von Bühler mit einer sehr werthvollen Einleitung edirten vikramānkacarita<br />
des Bilhaṇa aus Kashmir, abgefaßt etwa 1085, in 18 sarga, welches theils<br />
für das Heimathland des Dichters und die von ihm in langen Reisen besuchten<br />
Hauptstädte Indiens, theils für die Geschichte der CālukyaDynastie, deren damaligen<br />
Vertreter Tribhuvanamalla zu verherrlichen es bestimmt ist, sehr wichtige<br />
und authentische Nachrichten giebt. — Nach Bühler's Meinung (vikram.<br />
Einl. p. 3) darf man sich denn auch auf die annoch vorhandenen Bibliotheken<br />
derJaina, und ich möchte hinzufügen, auch auf die eigene Literatur derselben,<br />
die ganz besonders reich an legendenhaften werken (cantra) ist, noch einige<br />
Hoffnung auf historische Ausbeute machen. Zwar das Śatruṃjaya Māhā¬<br />
tmyam des Dnaneśvara, in 14 sarga, in valabhī unter König Śilāditya, Ende<br />
des 6. Jahrh., verfaßt, giebt wenig wirklich Historisches, meist nur Legenden<br />
und Märchen, s. meine Abh. darüber (1858) p. 12 fg. (Bühler am a. 0. p. 18<br />
setzt dies werk übrigens erst in das 13.Jahrh.; ähnlich schon Lassen Ind. Alterth.<br />
Iv, 761, s. jedoch meine Abh. über die Bhagavatī I, 369). Aber es haben sich<br />
bei den Jaina denn doch u. A. auch über die alten, allerdings fast ganz sagenhaft<br />
gewordenen Könige vikramārka und Śālivāhana allerhand Angaben<br />
erhalten, die Beachtung verdienen. Das vor Kurzem von H. Jacobi behandelte<br />
vīracaritram des Ananta freilich, welches, s. Indische Studien xlv, 27<br />
fg., die Kampfe zwischen den Nachkommen Beider, unter Hinzuziehung einer<br />
dritten sagenhaften Persönlichkeit, des Śūdraka, dem die Verdrängung des<br />
Sohnes des Śālivāhana aus Pratiṣṭhāna mit Hülfe des Mālava Königs, Sohnes<br />
des Vikramārka, gelang, schildert und frisch und anschaulich geschrieben ist,<br />
hat allem Anschein nach nur wenig wirklich historischen Kern, beansprucht<br />
ja auch direct eine Nachahmung des Rāmāyaṇa zu sein! Auch die Siṃhāsa¬<br />
nadvātriṃśikā, in verschiedenen Recensionen, deren eine, das Vikramacaritram,<br />
dem Vararuci zugetheilt wird (s. oben p. 218), bietet fast nur, und die Vetāla¬<br />
pancaviṃśatī ganz ausschließlich, Märchenhaftes. Die Geschichte des Bhoja¬<br />
prabandha über König Bhoja und seinen Dichterhof sind wohl Phantasiegebilde.<br />
2<br />
- b<br />
] von besonderem Interesse hiefür sind die kūrmavibhāga genannten<br />
Abschnitte in den astrologischen Texten, s. Kern Vorrede zu Varāhamihira p. 32<br />
und in den Ind. Stud. X, 209 fg. Cunningham's sonst höchst verdienstliches werk :<br />
Ancient Geography of India (1871) hat leider hierauf gar nicht reflectirt.
232 Urkunden. Münzen. Die Grammatik<br />
kungsurkunden*), die durch ihren oft sehr bedeutenden Um¬<br />
fang in der That fast als ein eigenthümlicher Literaturzweig<br />
gelten können: sie sind gewöhnlich in Prosa abgefaßt, doch<br />
meist mit Einmischung von Versen. Von verhältnißmäßig<br />
geringer Zahl sind die Münzen, die indeß grade für eine<br />
bisher in ihren Details ganz unbekannte Periode überraschend<br />
reiche Aufschlüsse gegeben haben, für die Zeit nämlich der<br />
griechischbaktrischen Könige 227<br />
).<br />
Nach dieser allgemeinen Übersicht der Sanskritpoesie<br />
wenden wir uns nunmehr zu dem zweiten Theile der Sans¬<br />
kṛtLiteratur, zu den Werken nämlich der Wissenschaft<br />
und Kunst.<br />
Voran 228<br />
) stellen wir die Sprachwissenschaft, und<br />
zwar zunächst die Grammatik.<br />
Die Anfänge der grammatischen Wissenschaft und ihre<br />
allmälige Entwickelung haben wir bereits mehrfach zu erwähnen<br />
Gelegenheit gehabt. An dem Studium und der Recitation<br />
der vedischen Texte ist sie erwachsen und diejenigen<br />
Werke, welche sich damit speciell beschäftigen, sind, durch<br />
ihren heiligen Gegenstand geschützt, uns denn auch zum Theil<br />
erhalten worden. Dagegen fehlen uns die Vorstufen desjenigen<br />
Sprachstudiums, welches sich auf den gesammten Kreis<br />
der Sprache ihn völlig umfassend richtete**) und treten wir<br />
*) auf metallenen Platten: zuerst erwähnt in Yājñavalkya's Gesetzbuch<br />
und im Pancatantra; in Manu's Gesetzbuch sind sie noch nicht gekannt,<br />
[s. die speciellen Angaben hierüber in BurneU's Elements of South Ind. Palaeogr,<br />
p. 63 fg.]<br />
2 2 7j Wilson's Ariana Antiqua (1841) und Lassen's indische Alterthumskunde<br />
(1847 61) bilden noch immer die Hauptfundgruben und Grundlagen der Forschung<br />
auf dem Gebiet der indischen Geschichte. Um die Münzkunde und die<br />
Inschriften haben sich in neuerer Zeit auch Burgess, Burnell, Cunningham, Dowson,<br />
Eggeling, Fergusson, Edw. Thomas, Vaux besondere Verdienste erworben.<br />
5 ¾ 8<br />
] die allgemeine Angabe: chandovat sūtrāṇi bhavanti im MBhāṣya zu I,<br />
l, 1 f. 44a, welche den Sūtra im Allgemeinen vedischen Sprachgebrauch zuschreibt,<br />
wird von Kaiyaṭa dahin erläjiterf. daß darunter nicht die vaiśeṣika¬<br />
sūtrāṇi z. B. ZU verstehen sein, sondern nur die vyākaraṇasūtrāṇi, weil diese<br />
eben zum Veda als an g a gehörten, s. Ind. Stud. XIII, 453.<br />
**) nur in Yāska's Nirukti sind dergl. Anfänge erhalten, doch steht die<br />
Etymologie, die Wurzel und Worthildungsforschung, darin noch auf einer sehr<br />
naiven Stufe.
des Pāṇinf. Die eigenthümliche Terminologie darin. 233<br />
vielmehr gleich mitten in das großartige Gebäude ein, das<br />
Panini's <strong>Name</strong>n als den seines Erbauers trägt und das mit<br />
vollem Rechte das bewundernde Staunen jedes Eintretenden<br />
in Anspruch nimmt*). Die Grammatik des Pāṇini zeichnet<br />
sich vor allen ähnlichen Werken anderer Völker aus, theils<br />
durch die überaus gründliche Erforschung der Wurzeln und<br />
Wortbildungen, theils durch die scharfe Präcisiou des<br />
Ausdrucks, welche in änigmatischer Kürze die Zusammengehörigkeit<br />
und Verschiedenheit der Formen charakterisirt :<br />
es wird dies möglich durch eine willkürlich erfundene algebraische<br />
Terminologie, deren einzelne Theile mit einander in<br />
der engsten Harmonie stehen, und die dadurch, daß sie für<br />
alle Erscheinungen der Sprache ausreicht, die tiefe Durchdringung<br />
des gesammten Sprachgutes und den außerordentlichen<br />
Scharfsinn des Erfinders bekundet. Zwar ist wohl nicht<br />
anzunehmen, daß Pāṇini der Erfinder dieser Methode überhaupt<br />
ist, insofern er theils direct z. B. eine Sammlung von<br />
primären Affixen (uṇādi) voraussetzt, theils in seinem Werke<br />
für mehrere grammatische Elemente doppelte Kunstausdrücke<br />
vorkommen, von denen der eine ihm selbst eigen, der andere<br />
dagegen nach dem Zeugnisse seiner Commentatoren von den<br />
östlichen Grammatikern entlehnt ist**): jedenfalls aber<br />
scheint er es gewesen zu sein, der diese Methode verallgemeinert<br />
nnd auf das ganze Sprachgut erstreckt hat. Von denjenigen<br />
seiner Vorgänger, die er direkt namhaft macht, und<br />
deren <strong>Name</strong>n zum Theil in Yāska’s Nirukti oder in den<br />
Prātiśākhyasūtra, resp. den Āraṇyaka, wiederkehren,<br />
mögen wohl einige ihm darin bereits vorgearbeitet habeu,<br />
insbesondere etwa schon Śākaṭāyana, dessen Grammatik<br />
angeblich noch existirt (Wilson Mack. Coll. I, 160), ohne<br />
daß aber etwas Näheres darüber bekannt ist 229<br />
),<br />
*) so schon des Pater Pons in den Lettres Édifiantes 26, 224. Paris 1743.<br />
**) s. Böhtlingk in der Einleitung zu Pāṇini p. XII, und in der Schrift<br />
über den Accent im Sanskrit p. 64.<br />
2 2 q<br />
] G. Bühler hat in Benfey's Orient nud Occident II, 691 706 (1863)<br />
III, 181 — 2 (1864) über einen Commentar (cmtāmaṇivṛtti) zum śabdānuśāsana<br />
des Śākaṭāyana berichtet; Pāṇini's werk ergiebt sich hienach (p. 703) geradezu
234 Lebenszeit des Pāṇi ni. Angaben d, chines. Reisenden Hin an T h sang<br />
Es frägt sich nun, wann Pāṇini gelebt hat. Böhtlingk,<br />
dem wir eine treffliche Ausgabe desselben verdanken, hat seine<br />
Zeit zu fixiren versucht, und zwar für die Mitte des 4. Jahrhunderts<br />
a. Chr., aber dieser Versuch scheint ein mißlungener.<br />
Von den dafür angeführten Gründen ist nur der eine annähernd<br />
stichhaltig, daß nämlich Pāṇini im Kathāsarit¬<br />
sāgara, einer Märchensammlung aus dem 12. Jahrhundert,<br />
als Schüler eines Varṣa angegeben wird, der in Pāṭali¬<br />
putra unter der Regierung des Königs Nanda, des<br />
Vaters von Candragupta (SavdśoxvnToś), gelebt habe:<br />
aber theils ist natürlich die Auktorität eines solchen Werkes<br />
für einen um 15 Jahrhunderte zurückliegenden Zeitpunkt eine<br />
höchst fragliche, theils steht auch damit die Angabe des<br />
Buddhisten Hiuan Thsang, der in der ersten Hälfte des<br />
7. Jahrhunderts Indien durchreiste, direkt in Widerspruch,<br />
sowohl in Bezug auf die Zeit als den Ort. Hiuan Thsang<br />
spricht nämlich, wie Reinaud*) mém sur l'Inde p. 88 an¬<br />
giebt, von einer doppelten Existenz des Pāṇini, deren erste<br />
einer mythischen Zeit angehört, während er die zweite 500 Jahr<br />
nach Buddha's Tod versetzt, d.i. 100 Jahr nach der Regierung<br />
des Königs Kaniṣka, den er 400 Jahr nach Buddha<br />
leben läßt: da nun dieser den Münzen nach bis 40 p. Chr.<br />
regierte (Lassen II, 413), so hätte hiernach Pāṇini erst<br />
140 p. Chr. gelebt. Diese so bestimmte Angabe nun, die<br />
Hiuan Thsang an Ort und Stelle vorfand, kann schwerlich<br />
rein erfunden sein, während auf jene mythische Existenz, so<br />
„als eine verbesserte, vervollständigte » und theilweise umgearbeitete Auflage"<br />
desselben. Der Verf. des Comm., Yakṣavarman, selbst ein Jaina, bezeichnet in<br />
seiner Einleitung auch den Śākaṭāyana als einen solchen, nämlich als „mahā¬<br />
śramaṇasaṃghādhipati." S. noch Ind. Stud. XIII, 396. 397.<br />
*) leider ist der Text des Hiuan Thsang unbekannt: er scheint viel<br />
wichtiger zu sein als die Beschreibung der Reise des F a Hi an und bedeutend<br />
mehr in das Einzelne zu gehen. [Diesem Defect ist seitdem durch S. Julien's<br />
Bearbeitung der Lebensgeschichte und der Memoiren Hiuan Thsang's (1857<br />
fg. 3 voll.) abgeholfen. Und zwar hat sich daraus ergeben, daß jene bei Reinaud<br />
daraus gemachte Mittheilung nicht ganz exact war, indem die wirkliche<br />
Existenz Pāṇinis darin keineswegs erst 5OOJahr nach Buddha gesetzt, vielmehr<br />
nur berichtet wird, daß es zu dieser Zeit in seinem Geburtsort noch eine<br />
ihm ZU Ehren errichtete Statue gab (s. Siyuki I, 127), während er seinerseits<br />
als dans une haute antiquité zurückreichend galt.]
darüber. Nichtigkeit der bisherigen Annahme. 285<br />
wie darauf, daß er den Pāṇini zum Buddhisten macht, wohl<br />
kein Gewicht zu legen sein möchte 230<br />
) Als Geburtsort des<br />
Phonini nennt er den Ort Pholotoulo etwa \\ Meile nordwestlich<br />
vom Indus, und dazu stimmt der <strong>Name</strong> Śālāturīya,<br />
dessen Bildung Pāṇini angiebt, und den er in späteren<br />
Schriften selbst führt, da das demselben zu Grunde liegende<br />
Śalātura mit jenem chinesischen Pholotoulo lautlich identisch<br />
ist*): daß Pāṇini eben diesem nordwestlichen Theile<br />
Indiens mehr angehörte als dem östlichen, ergiebt sich auch<br />
aus den geographischen Angaben, die sein Werk enthält,<br />
ziemlich deutlich**), indeß nimmt er allerdings auch auf die<br />
östlichen Theile Indiens oft genug Bezug, und könnte<br />
wohl, wenn auch dort geboren, später sich hier niedergelassen<br />
haben. Von den beiden andern Gründen, aus denen Böht¬<br />
lingk die Zeit Pāṇini's zu bestimmen sucht, fällt der eine,<br />
daß nämlich Amarasiṃha jünger sei, „der doch selbst um<br />
die Mitte des 1. Jahrhunderts a. Chr. gelebt habe," mit der<br />
völligen Nichtigkeit dieser letztern Voraussetzung, während<br />
2 3 0<br />
] der wahre Sachverhalt ist vielmehr der, daß über Pāṇini's Zeit selbst<br />
gar nichts weiter direkt ausgesagt und nur eine Legende mitgetheilt wird von<br />
einem buddhistischen Missionar, der seinerseits an dem Concil unter König<br />
Kaniṣka Theil genommen, von da nach Pāṇini's Geburtsort kam und daselbst<br />
einem Brāhmaṇa, der seinen Sohn beim Unterricht in der Grammatik züchtigte,<br />
mitgetheilt habe, derselbe sei ja Pāṇini selbst, der wegen seiner häretischen<br />
Neigungen in seiner früheren Geburt noch immer nicht erlöst, sondern gerade<br />
jetzt eben als sein Sohn wiedergeboren sei, s. Ind. Stud. V, 4.<br />
*) die Commentatoren machen Śalātura zum Wohnsitze der Vorfahren<br />
des Pāṇini, wie denn in der That die betreffende Regel bei Pāṇini so zu<br />
fassen ist: der chinesische Reisende aber, der seine Angaben eben an Ort und<br />
Stelle vorfand, ist sicher eine bessere Auktorität, zumal zu bemerken ist, daß<br />
jene Regel (IV, 3, 94) den Angaben der Kalkuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya<br />
des Patamjali nicht erklärt wird, möglicherweise also gar nicht dem Pāṇini,<br />
sondern resp. erst der Zeit nach Pataṃjali angehört. [In der That findet sich<br />
der <strong>Name</strong> Śālāturiya im Bhāṣya nicht vor, wohl aber wird Pāṇini darin Dākṣī¬<br />
putra genannt, und das Geschlecht der Dākṣi gehörte zu den Vāhīka im<br />
Nordwesten, s. Ind. Stud. XIII, 395. 367. Auch der ihm in späteren Schriften<br />
zugewiesene <strong>Name</strong> Śālaṅki, der sich im Bhāṣya zwar wirklich findet, jedoch<br />
ohne daß erhellt, ob er damit gemeint ist, führt zu den Vāhīka, s. Ind. Stud.<br />
X1H, 395. 375. 429. Hiuan Thsang bezeichnet Pāṇini direkt als zu den<br />
Gandhāra (ravdaQoi) gehörig.].<br />
**) auch der Umstand spricht wohl hiefür, daß die beiden einzigen<br />
werke, welche Legenden über ihn und seinen Commentar enthalten, Kathāsarit¬<br />
sāgara sowohl als Rājataraṃgiṇī in Kashmir abgefaßt sind. [Über die<br />
geographischen Angaben bei Pāṇini s. Bhandarkar im Indian Antiquary I, 21<br />
1872, so wie Ind. Stud. XIH, 302. 366.J
236 Bestehen des Mahābhāṣya zur Zeit des Abhimanyu.<br />
der andere aus der Rājataraṃgiṇī, also einer ziemlich<br />
unlauteren, dem Kathāsaritsāgara gleichzeitigen Quelle<br />
entnommen ist, und überdem auf einer Vermischung der nördlichen<br />
und der südlichen buddhistischen Zeitrechnungen, also<br />
einem ganz unsicheren Grunde beruht. Es wird nämlich daselbst<br />
erzählt, daß das Mahābhāṣyam (d. i. der große<br />
Commentar zu Pāṇini, der dem Pataṃjali zugeschrieben<br />
wird) auf Befehl des Königs Abhimanyu durch Candra<br />
in dessen Reiche eingeführt worden sei, und letzterer auch<br />
selbst seine eigene Grammatik verfaßt habe. Die nördlichen<br />
Buddhisten nun geben einstimmig an, daß Kaniṣka (der<br />
unmittelbare Vorgänger des Abhimanyu) 400 Jahr nach<br />
Buddha’s Tode gelebt habe: setzt man nun letzteren mit<br />
den südlichen Buddhisten 544 a. Chr., so würde danach<br />
allerdings Kaniṣka 144 a. Chr., resp. Abhimanyu etwa<br />
120 a. Chr. zu setzen sein*): den Münzen nach indeß, jedenfalls<br />
einer sicheren Auktorität**), hat Kaniṣka (Kanerki)<br />
bis 40 p. Chr. regiert (Lassen II, 413), Abhimanyu selbst<br />
kann also erst 160 Jahr später, als jene Rechnung angiebt,<br />
regiert haben (nach Lassen a. a. O. bis 65 p. Chr.). Wenn<br />
wir nun auch im Übrigen Böhtlingk's weitere Beweisführung<br />
annehmen wollten, so wurde doch Pāṇini's Zeit<br />
nunmehr statt um 350 a. Chr., wie sein Resultat lautet, jedenfalls<br />
160 Jahr später anzusetzen sein. Im Hinblick<br />
auf die Angabe des Hiuan Thsang indeß, ist der Angabe<br />
der Rājataraṃgiṇī wohl vor der Hand jeder Glaube zu<br />
versagen. Hat Pāṇini wirklich erst 100Jahr nach Kaniṣka,<br />
140 p. Chr. gelebt 231<br />
), so kann der Commentar zu seinem<br />
Werke selbstverständlich nicht unter Abhimanyu, dem Nachfolger<br />
des Kaniṣka, bestanden haben, resp. in Kashmir<br />
*) wie Bohtlingk a.a.O. p.XVII. XVIII. annimmt: s. auchReinaud<br />
mémoire sur rinde p. 79.<br />
**) deren sich Bohtlingk übrigens noch nicht bedienen konnte, da sie<br />
erst einige Jahre nach seiner Ausgabe des Pāṇini bekannt geworden ist.<br />
2 3 1<br />
] davon, daß dies aus den Angaben bei Hiuan Thsang zu folgern sei,<br />
ist nach dem jetzt vorliegenden Wortlaut derselben .(s. oben Note 230) nicht<br />
mehr die Rede; die Angabe der Rājataraṃgiṇī wird somit hierdurch in keiner<br />
Weise angefochten.
Posteriorität des Pāṇini nach der Bekanntschaft mit den Griechen. 237<br />
eingeführt worden sein! — Daß übrigens Pāṇini’s Zeit keines¬<br />
falls, wie Böhtlingk annimmt, um 350 a. Chr. gesetzt werden<br />
kann, wenn wir auch auf das bisher Auseinandergesetzte<br />
gar nicht reflectiren wollten, dafür haben wir einen sehr gewichtigen<br />
Grund in dem Werke selbst, insofern Pan. nämlich<br />
darin einmal die yavana, d. i. Taoveg Griechen*), erwähnt,<br />
resp. die Bildung des Wortes yavanānī lehrt, wozu, dem<br />
*) Lassen (Ind. Alt. I, 729) hat behauptet, daß die älteste Bedeutung des<br />
Wortes Yavana wahrscheinlich Arabien sei, weil der aus Arabien kommende<br />
Weihrauch yāvana genannt wird: aber diese Behauptung ist entschieden<br />
irrig: letzteres Wort findet sich bis jetzt erst im Amarakoṣa und zwar daselbst<br />
neben turusnka, einem schwerlich sehr alten Worte, es mag daher entweder<br />
erst der Zeit der Handelsverbindungen mit Arabien kurz vor Muhammed<br />
oder gar mit den muhammedanischen Arabern angehören, oder es könnte<br />
auch sogar, wie yavaneṣṭa Zinn [Hemac. 1041, nach BöhtlingkRieu Blei,<br />
nicht Zinn] und yavanapriya, Pfeffer, die Haupthandelsgegenstände mit der<br />
Griechen in Alexandrien, möglicherweise gar nicht von den Arabern, sondern<br />
von diesen benannt sein, da dieselben den Weihrauch ebenfalls, wie Zinn und<br />
Pfeffer, aus Indien holten (Lassen I, 286 not)! Überall wo wir die Yavana<br />
im Epos oder anderen dergl. älteren Schriften erwähnt finden, können nur die<br />
Griechen darunter verstanden werden. [Es entscheidet hiefür die fast stetige<br />
Verbindung derselben mit den Kamboja, Śaka etc., s. Ind. Streifen II, 321.<br />
Ind. Stud. XIIl, 371. Der <strong>Name</strong> Yavana ist dann mit der Zeit auf die politischen<br />
Nachfolger der Griechen in der Beherrschung des westlichen Indiens, also<br />
die Indoskythen selbst, auf die Perser (Pārasīka, deren Frauen z. B. von Kālidāsa<br />
im Raghuv. IV, 61 als Yavanī bezeichnet werden), schließlich auf die<br />
Araber resp. Moslims übergegangen, s. Ind. Stud. XIII, 808. Allerdings hat sich<br />
vor Kurzem Rājendra Lāla Mitra, im Journ. As. of Beng. 1874 p. 246 fg., dagegen<br />
erklärt, daß unter den Yavana ursprünglich die Griechen zu verstehen<br />
seien; seine Gründe sind indeß großentheils höchst wundersamer Art. VergI.<br />
hiezu noch meinen Brief im Indian Antiqu. IV, 244 fg. (1875), in welchem ich<br />
insbesondere darauf hinweise, daß der <strong>Name</strong> Yavana in Indien wohl erst durch<br />
Alexander, resp. durch die persischen Dollmetscher desselben, populär geworden<br />
ist, wenn er auch etwa schon vorher durch die in Darius' Heer als<br />
Hülfstruppen dienenden Inder in Indien bekannt geworden sein mag.] — Eine<br />
merkwürdige Sage in den Purāṇa und im XIL Buche des M.Bhārata ist die<br />
vom Kampfe des Kṛṣṇa mit dem Kālayavana, dem schwarzen Yavana,<br />
der so, wie es scheint, im Gegensatze zu den (weißen) Yavana genannt ist?<br />
Sollten hier etwa afrikanische, oder braune semitische Völker verstanden sein,<br />
die in feindliche Berührung mit Indien gekommen wären? In der Zeit des<br />
Daśakumāra wird in der That unter den Kālayavanäs (wie unter Yavana<br />
selbst) ausdrücklich ein seefahrendes Volk verstanden, und zwar nach Wilson<br />
jedenfalls wohl die Araber.' Bei jener Sage in den Purāṇa und im M.Bhārata<br />
dagegen ist keine Beziehung auf die See bemerkbar, und Wilson (Viṣṇu Pur.<br />
565. 66) bezieht sie daher auch auf die Griechen (und zwar die baktrischen<br />
Griechen). Dafür spricht auch vielleicht, daß jener Kālayavana mit einem<br />
Gārgya in Verbindung gesetzt wird, da ja dem Garga wenigstens, der stets<br />
als einer der ersten Astronomen der*Inder erscheint, ein Vers zugeschrieben<br />
wird, der die Yavana, d. i. hier unstreitig die Griechen, in hohem Grade<br />
verherrlicht. Möglicherweise ist dies eben der Grund, weshalb man den Gārgya<br />
mit dem Kālayavana in Verbindung gebracht hat.
238 Yavanānī. Commentare zu Pāṇini.<br />
Vārttika nach, lipi „Schrift" zu ergänzen ist, und welches<br />
demnach „die Schrift der Yavana" bezeichnet 232<br />
), — Der<br />
Tod Pāṇini's durch einen Löwen wird im Pañcatantra<br />
erwähnt: abgesehen von der Frage, ob der betreffende<br />
Vers ursprünglich dem Texte angehört odor nicht, läßt sich<br />
ja auch im Übrigen daraus keine Zeitbestimmung entnehmen<br />
213<br />
).<br />
Pāṇini's Werk nun bildet die Grundlage für die grammatische<br />
Forschung und die Richtschnur für den Sprachgebrauch<br />
selbst bis auf die heutige Zeit: seiner vielfachen<br />
Dunkelheit wegen ist es sehr früh commentirt worden, und<br />
zwar sind uns auch, was sonst nirgend der Fall ist, einige<br />
2 3 2<br />
] über die verschiedenen Erklärungen, die für dies Wort versucht worden<br />
sind, s. Ind. Stud. V, 5—8. 17 fg. Burnell Elem. of S. Ind. Pal. p. 7. 93<br />
(derselbe hält es für not unlikely, that lipi has been introduced into Indian<br />
from the Persian clipi.)<br />
2 3 3<br />
J die Frage nach der Lebenszeit Pāṇini's ist, seit ich Obiges schrieb,<br />
vielfach verhandelt worden. M. Müller machte dagegen zuerst, und mit Recht, den<br />
richtigen Sachverhalt der Angaben Hiuan Thsangs geltend. Davon abgesehen<br />
halte ich indeß im Übrigen an dem oben Gesagten auch jetzt noch fest s. Ind.<br />
Stud. IV, 87. V, 2 fg. Auf die unbestimmten äußeren Zeugnisse wird schwerlich<br />
viel Gewicht zu legen sein. Der Wortschatz Pāṇini's selbst kann uns (vergl.<br />
yavanānī) allein sichere Auskunft geben. Und auf diesem Wege ist Goldstücker<br />
vorgegangen in seinem durch wahrhaft tiefe Erforschung desselben, wie<br />
der unmittelbar dazu gehörigen Literatur höchst ausgezeichneten Werke: Pāṇini,•<br />
his place in Sanskrit Literature (im September 1861); er gelangt dabei zu dem<br />
Resultat, daß Pāṇini älter sei als Buddha, als die Prātiśākhya, als alle vedischen<br />
Texte, die wir haben, mit Ausnahme der drei Saṃhitā des Ṛk, Sāman und<br />
schwarzen Yajus, älter als alle individuellen Autoren irgend welcher Art mit<br />
alleiniger Ausnahme von Yāska (p. 243) Ich habe bereits im Mai 1861, noch<br />
vor dem separaten Erscheinen dieses Werkes, welches zuvor (Nov. 1860) als<br />
Vorrede zu Goldstücker's photolithographischer Ausgabe des Mānavakalpasūtra<br />
erschien, in einer eingehenden Gegenschrift in den lnd. Stud. V‚ 1—176 diese<br />
Annahmen Punkt für Punkt zu widerlegen gesucht, und zwar, wie ich meine,<br />
mit Erfolg; für die nach buddhistische Zeit Pāṇini's vergl. insbesondere die auf<br />
p. 136—142 angeführten Data; Bühler's Abhandl. über Śākaṭāyana (1863 s.<br />
oben Note 229) bildet dazu eine treffliche Ergänzung. Zu der Erwähnung der<br />
Yavanānī kommt noch ein eigenthürnlicher Umstand, auf den Burnell neuerdings<br />
(Eiern, of South Ind. Pal. p. 96) hingewiesen hat; die dem Bhāṣya zufolge dem<br />
Pāṇini eigenthümliche Zahlbezeichnung nämlich durch die alphabetische Reihenfolge<br />
der Buchstaben (i = 2), auf welche Goldstücker „Pāṇini" p. 53 zuerst aufmerksam<br />
machte, findet sich nur bei ihm und ist „precisely similar to the Greek and<br />
Semitic notation of numerals by letters of the alphabet". Wenn im Übrigen die<br />
Nachrichten der Griechen über die Bundesbeziehungen der O^i>
Ungewisse Zeit derselben, speciell des Kātyāyan 239<br />
dieser ersten Erklärungen wirklich erhalten: voran stehen die<br />
Paribhāṣā, Erläuterungen einzelner Regeln von unbekannten<br />
Verfassern, darauf folgen die Vārttika (von vṛttì,<br />
Erklärung) des Kātyāyana*), und danach das Mahā¬<br />
bhāṣyam des Pataṃjali. Was die Zeit des Kātyāyana<br />
betrifft, so bezieht Böhtlingk die Nachricht des Hiuan<br />
Thsang, daß 300 Jahr nach Buddha's Tode, also 240<br />
a.Chr.’*), le docteur Kia to yan na inTāmasavana im<br />
Penjab gelebt habe, auf diesen Kātyāyana: wenn aber<br />
derselbe Reisende, wie wir sahen, die zweite Existenz des<br />
Phonini selbst erst 500 Jahr nach Buddha's Tode setzt,<br />
so wird eine solche Beziehung dadurch natürlich höchst prekär,<br />
und leidet jene Angabe ja auch im Übrigen an und für<br />
sich an der größten Unbestimmtheit, insofern jener „docteur"<br />
ja gar nicht als Grammatiker, sondern nur als Sproß der<br />
Kātyafamilie überhaupt bezeichnet ist 234<br />
): selbst angenommen<br />
aber, sie sei wirklich auf ihn zu beziehen, jedenfalls stünde<br />
sie zum wenigsten im Widerspruch mit der freilich an und<br />
für sich ziemlich auktoritätslosen Sage im Kathāsaritsā¬<br />
gara, welche jenen Kātyāyana theils gleichzeitig mit Pā¬<br />
ṇini macht, theils ihn für identisch mit Vararuci erklärt,<br />
einem Minister des Königs Nanda, des Vaters des Candra¬<br />
gupta (JZavd{)o)cv7iToc), wonach er denn allerdings etwa um<br />
350 a. Chr. gelebt hätte. Was das Zeitalter des Mahābhāṣya<br />
betrifft 285<br />
), so fällt, wie wir gesehen haben, die<br />
*) der eben darin schon mehrere Paribhāṣā erwähnt.<br />
**) nach der Zeitrechnung der südlichen Buddhisten nämlich: resp. aber<br />
nur 60 a. Chr., insofern Kaniṣka, dessen Zeit, wie wir sahen, durch die<br />
Münzen für 40 p.Chr. feststeht, von Hiuan Thsang 400Jahr nach Bud dha's<br />
Tod gesetzt wird.<br />
2 3 4<br />
] di*es ist durchschlagend, während auf die zweite Existenz des Phonini, wie<br />
wir bereits sahen (Note 230), gar kein Gewicht zu legen ist. Über die verschiedenen<br />
Kātya, Kātyāyana z. B. zur Zeit des Bhāṣya selbst s. Ind. Stud, xlll, 399.<br />
2 3 5<br />
] der <strong>Name</strong> PataṃjaH's (man sollte Pāt° erwarten!) steht jedenfalls zu<br />
dem des Pataṃcala Kāpya im Lande der Madra im Yājñavalkīyakāṇḍa des Śatap.<br />
Br. irgendwie in Bezug; er kehrt wieder (s. unten p. 254) als <strong>Name</strong> des Verfassers<br />
der yogasūtra. Pataṃjali erscheint als <strong>Name</strong> einer der Vorgeburten Buddha's<br />
(nro. 242, bei Westergaard Catalogus p. 39.) Im Pravarāḍhyāya §9 (yajuḥpariś.)<br />
werden die Pataṃjali zu dem Geschlecht des Viśvāmitra gerechnet. — Späteren<br />
Angaben zufolge ist unter Gonardīya, der viermal im Bhāṣya citirt wird.
240<br />
Abfassung8zeit des Mahābhāṣya.<br />
Angabe der Rājataraṃgiṇī, daß dasselbe unter Abhimanyu,<br />
dem Nachfolger des Kaniṣka, also zwischen 40—65 p.Chr.<br />
schon in Kashmir eingeführt worden sei, jedenfalls nach dem<br />
oben Angeführten vor der Hand in Mißkredit* 236<br />
). Wir sind<br />
somit für die Zeit dieser Erklärungen vor der Hand ebenso,<br />
wie für die des Pāṇini selbst, ohne Aufschluß: aus ihrem<br />
Innern dagegen, wenn sie uns erst vorliegen werden, wird sich<br />
sicher durch die große Zahl von Wörtern, welche sie enthalten,<br />
ein ziemlich anschauliches Bild der Zeit, in welcher<br />
sie entstanden sind, zusammenstellen lassen 237<br />
), wie sich ein<br />
Pataṃjali selbst zu verstehen, und das Gleiche gilt auch von dem <strong>Name</strong>n Goṇikā¬<br />
putra, s. hierüber Ind. Stud. V, I55. XIH, 316. 323. 403.<br />
2 3 6<br />
] mit Nichten, s. Note 231.<br />
2 3<br />
'] auf Grund der in Benares 1872 durch Rājārāmaśāstrin und Bālaśāstrin<br />
publicirten lithographirten Ausgabe des Mahābhāṣya mit Kaiyaṭa's Commentar<br />
(aus etwa dem 7. Jahrh.? s. Ind. Stud.V, 167) habe ich in den Ind. Stud.<br />
XIH, 293—502 ein dgl. Bild zu entwerfen gesucht. Der erste Abschnitt des<br />
Werkes, nebst Kaiyaṭa und der dem 18. Jahrh. angehörigen Glosse des Nāgeśa<br />
dazu, erschien schon 1856 durch Ballantyne. Auch ist kürzlich (1874) eine<br />
photolithographische Copie des ganzen Bhāṣya, welche Goldstücker auf Kosten<br />
der indischen Regierung veranstaltet hat, in London erschienen (in 3 voll. vol. I<br />
das Bhāṣyam, vol. II Bhāṣyam mit Kaiyaṭa's Comm., vol. HI Nagojibhaṭṭa's Schol.<br />
zu Kaiyaṭa). — Die Abfassungszeit des Mahābhāṣya fixirte Goldstücker in<br />
seinem ‚‚Pāṇini" p. 228 fg. insbesondere auf Grund der darin vorliegenden Angabe:<br />
„ aruṇad Ya van all Sāketam", die auf einen Kriegszug des Menandros<br />
(1441120 a. Chr.) gegen Ayodhyā zu beziehen sei, eben auf dessen Zeit, speciell<br />
auf 140—120 a.Chr. Die Einwendungen, die ich hiergegen in den Ind.<br />
Stud. V, 151 erhob, wurden zunächst durch eine Bemerkung Kern's in der<br />
Vorrede zur Bṛh. Saṃh. des Varāhamihira p. 37, wonach die an derselben Stelle<br />
vorliegende Angabe: ‚‚aruṇad Yavano Mādhyamikān" nicht nothwendig auf die<br />
buddhistische Schule dieses <strong>Name</strong>ns, die erst durch Nāgārjuna gegründet ward,<br />
zu beziehen sei, sondern auf ein nachweisbares Volk <strong>Name</strong>ns Mādhyamika sich<br />
beziehen könne, erheblich abgeschwächt. Und Bhaṇḍarkar trat sodann im Indian<br />
Antiquary I, 299 fg. H, 59 fg. den Beweis an, daß Pataṃjali jenen Abschnitt,<br />
in welchem er von Menandros (dér sei eben mit Goldst. unter dem Yavana zu<br />
verstehen) in der obigen Weise spreche, speciell zwischen 144 und 142 a. Chr.<br />
verfaßt habe; er spreche nämlich darin zugleich auch von annoch für Puṣpa¬<br />
mitra (178—142) vor sich gehenden opfern. In meiner Antwort in den Ind.<br />
Stud. XIH, 305 fg. betonte ich zunächst, daß die Beziehung des Yavana auf<br />
Menandros keineswegs feststehe, daß ferner die Gleichzeitigkeit Pataṃjali's mit<br />
Puṣyamitra (so!) aus der betreffenden Stelle nicht nothwendig hervorgehe, endlich<br />
daß möglicher Weise gerade diese Beispiele von Pataṃjali bereits vorgefunden<br />
seien, in welchem Falle sie denn eben gar nicht für ihn seinerseits, sondern<br />
für seine Vorgänger, resp. etwa gar furPāṇini selbst, als beweiskräftig<br />
zu verwenden wären. Und wenn ich auch jetzt Bhaṇḍarkar's späteren Einwürfen<br />
(Ind. Ant. II, 238—40) gegenüber die historische Tragweite der Angabe über Puṣyamitra<br />
zuzugeben geneigt bin (s. indeß Böhtlingk's gegentheilige Ansicht in Z.<br />
D, M. G. XXIX, 183 fg.), so muß ich doch gerade für die hier in Frage
Der kritische Zustand des Textes etc. 241<br />
solches, obwohl nur in weiten Umrissen, schon jetzt für die<br />
Zeit des Pāṇini gewinnen läßt*). Eine Hauptschwierigkeit<br />
nämlich in letzterer Beziehung macht der kritische Zustand<br />
des Textes. Einige wenige der darin sich findenden Sūtra<br />
sind schon jetzt notorisch als dem Pāṇini nicht angehörig<br />
erkannt: es tritt aber weiter der eigenthümliche Umstand ein,<br />
daß, den Angaben der Scholiasten in der KalkutI. Ausgabe<br />
nach, ein gutes Drittheil sämmtlicher Sūtra in dem Mahābhāṣya<br />
gar nicht erklärt wird**): es fragt sich nun, ob dies<br />
blos deßhalb geschieht, weil das betreffende Sūtram klar verständlich<br />
ist, oder ob nicht auch hie und da der Fall anzunehmen<br />
sei, daß dasselbe wirklich noch dem Texte nicht<br />
angehörte. Vor der Hand positiv ganz ohne kritische Glaubwürdigkeit,<br />
resp. Beweiskraft für Pāṇini’s Zeit sind die sogenannten<br />
Gaṇa, d.i. Reihen von Wörtern, die ein und<br />
derselben Regel folgen, und von denen stets nur das erste im<br />
Texte selbst angeführt wird: es müssen natürlich dergl. Reihen<br />
von Pāṇini verfaßt worden sein, ob die vorhandenen aber<br />
dieselben sind, ist sehr fraglich und theilweise geradezu unmöglich:<br />
ja auch diejenigen, welche etwa das Mahābhāṣyam<br />
einzeln aufführt, sind, streng genommen, nur für die Zeit<br />
dieses Werkes selbst beweisend***). Auch noch eine andere<br />
W a r n u n g ist hier nöthig, die zwar an und für sich<br />
allerdings überflüssig sein sollte, die es aber, wie die Erfahrung<br />
stehenden Beispiele sämmtlich die Möglichkeit, daß sie zu der Klasse der mūrdhā¬<br />
bhiṣiktaBeispiele gehören, speciell betonen (am a. o. p. 315). Es muß uns<br />
zunächst eben annoch genügen (a. a. o. p.319), die Abfassungszeit des Bhāṣya<br />
zwischen 140 vor und 60 nach Chr. zu verlegen, ein trotz dieser Unbestimmtheit,<br />
bei dem unseligen Zustande, in dem sich im Übrigen die Chronologie der<br />
indischen Literatur befindet, ungemein wichtiges Resultat.<br />
*) s. Ind. Stud. I, 141—57. [der hier gemachte Anfang gerieth durch<br />
den Mangel des Mahābhāṣya ins Stocken.]<br />
**) bei einigen derselben wird bemerkt, daß sie hier nicht, oder daß sie<br />
nicht apart erklärt würden. Das Bekanntwerden des Mahābhāṣya selbst<br />
wird uns allein über diesen Umstand befriedigende Auskunft geben können.<br />
[Schon aus Aufrechcs Angaben im Catalogus Codd. S. BibI. Bodl. ergab sich,<br />
daß von den 3983 Regeln Pāṇini's direkt überhaupt nur 1720 behandelt werden,,<br />
und Goldstücker zeigte dann, daß das Bhāṣyam eben nicht sowohl ein Commentar<br />
Pāṇini's ist, als vielmehr eine vertheidigung desselben gegen die ungerechten<br />
Angriffe des vārttikaVerfassers Kātyāyana, s. Ind. Stud, xllī, 297 fg.]<br />
***) s. Ind. Stud. I. 142. 143. 151. [xlH‚ 298. 302. 329.]
242 Mißbrauch der neuen Kalkuttaer Scholien zu Pāṇini.<br />
zeigt, leider nicht ist, nämlich die, daß man sich hüte, Beispielen<br />
und Wortern, die sich in den erst vor etwa 50 Jahren<br />
verfaßten Scholien der Kalkuttaer Ausgabe des Pāṇini<br />
vorfinden, Beweiskraft für die Zeit dieses letztern selbst zuzuschreiben:<br />
allerdings gehen dergl Beispiele gewohnlich auf<br />
das Mahābhāṣyam zurück, aber theils darf man, so lange<br />
dies nicht wirklich nachgewiesen ist, es auch nicht ohne<br />
Weiteres annehmen, theils bsweisen jene Beispiele, wenn sie<br />
eben wirklich als aus dem Mahābhāṣya entlehnt sich ergeben,<br />
doch nur für die Zeit dieses letzteren Werkes selbst,<br />
nicht aber für die des Pāṇini 38<br />
).<br />
Außer dem System des Pāṇini haben sich dann mit<br />
der Zeit auch noch mehrere andere grammatische Systeme<br />
gebildet, die ihre eigene Terminologie für sich haben, wie<br />
denn die grammatische Literatur überhaupt eine ganz gewaltige<br />
2 3 8<br />
] ganz strict trifft dies nicht zu. M. Müller hat zuerst darauf hingewiesen,<br />
daß Pāṇinrs sūtra offenbar schon von vorn herein von einer bestimmten<br />
(sei es mündlichen, sei es schriftlichen) Erklärung begleitet gewesen sind, und<br />
daß ein guter Theil der Beispiele des Bhāṣya hierauf direkt zurückzuführen<br />
sein wird; es giebt dafür sogar einen eigenen <strong>Name</strong>n im Bhāṣya selbst, solche<br />
Beispiele heißen mūrdhābhiṣikta, s. Ind. Stud. XIH, 315. Leider aber<br />
haben wir nur eben nicht den geringsten Anhalt (s. Ind. Streif. II, 167), im<br />
einzelnen Falle zu entscheiden, ob ein Beispiel zu diesen mūrdh. gehört oder<br />
nicht. — Auf der andern Seite hat das Bhāṣyam, wie nicht nur aus den Angaben<br />
der Rājataraṃgiṇī, sondern auch insbesondere aus den zuerst von Gold¬<br />
stücker beigebrachten Angaben am Schluß des zweiten Buches von Hari’s<br />
Vākyapadīyam hervorgeht (Kielhorn hat dieselben neuerdings im Indian Antiqu.<br />
III, 285—87 in berichtigter Gestalt publicirt), mannichfache Schicksale erfahren,<br />
ist mehrfach vichinna gewesen und neu in Ordnung gebracht worden, so<br />
daß die Möglichkeit erheblicher Veränderungen, Zusätze, Interpolationen nicht<br />
in Abrede gestellt werden kann, und somit es eigentlich für jeden einzelnen Fall<br />
a priori ungewiß bleibt, ob ein Beispiel dein Pataṃjali selbst oder erst diesen<br />
späteren Bearbeitungen (oder umgekehrt den Vorgängern Pataṃjali's, resp. Pāṇini<br />
selbst) auf Rechnung zu setzen ist, s. Ind. Stud. XIII, 320. 329. Ind. Antiqu.<br />
IV, 247. Kielhorn hat zwar seinerseits Ind. Ant. IV, 108 sehr scharf Protest dagegen<br />
eingelegt, daß at some time or other the text of the Mahābhāṣya had<br />
been lost, that it had to be reconstructed etc., und will nur perhaps allow a<br />
break so far as regards its traditional interpretation, während wir zur Zeit ge<br />
bunden seien „to regard the text of the Mahābhāṣya as given by our Mss. to<br />
be the same as it existed about 2000 years ago" ; erwarten wir denn seine Beweise<br />
hierfür, denn der „protest" allein möchte gegenüber den in der Tradition<br />
selbst noch vorliegenden Angaben hierüber (bei drei verschiedenen Gelegenheiten<br />
werden die Epitheta viplāvita ‚ bhraṣṭa, vichinna von dem Werke gebraucht)<br />
nicht ausreichen. Es kommt dazu, daß die South Indian Mss. des Textes<br />
Burnell's Zeugniß zufolge (s. Vorrede zum vaṃśabr. p. XXII n.) erheblich zu<br />
differiren scheinen; s. auch Burnell’8 Elem. of S. I. P. p. 7. 82.
Die Lexicographie. 243<br />
Ausdehnung und Fülle gewonnen hat 239<br />
). Auch der tibetische<br />
Tandjur enthält eine ziemliche Zahl grammatischer<br />
Schriften, und zwar meist solche, die in Indien selbst verloren<br />
sind 240<br />
).<br />
Was die Lexicographie, den zweiten Theil der Sprachwissenschaft<br />
betrifft, so haben wir die Anfänge dazu in den<br />
Nighaṇṭu, synonymischen etc. Sammlungen zur Erklärung<br />
der vedischen Texte, nachgewiesen, doch waren dieselben<br />
praktischer Art und eben rein auf den Veda beschränkt: das<br />
Bedürfniß von Sammlungen zu einem Sanskritlexicon hingegen<br />
3 3 9<br />
] speciellen Anschluß an das M.Bhāṣyarn hat das Vākyapadīyam des<br />
Hari, dessen Bearbeitung Kielhorn jetzt unternommen hat. — Die Kāśikā des<br />
Vāmana, ein direkter Comm. zu Pāṇini, wird zur Zeit von Bālaśāstrin in Benares<br />
im „Paṇḍit" edirt; die Abfassung derselben wäre ihm zufolge in das 13. Jahrh.<br />
zu setzen, wie schon Goldstücker andeutet, während man früher nach Böhtlingk<br />
etwa das achte Jahrh. dafür annahm, s. Ind. Stud. V‚ 67. Cappeller's EinI. zu<br />
Vāmana's Kāvyālaṃkāravṛtti p. VU. vlH. — Eine Ausgabe von Ujjvaladatta's<br />
Comm. zu den vielleicht (s. Ind. Streif. H, 322) auf Śākaṭāyana zurückgehenden<br />
Uṇādisūtra, aus dem 13. Jahrh. etwa, verdanken wir Aufrecht (Bonn 1859);<br />
mit einer dgl. des Gaṇaratnamahodadhi des vardhamāna ist Jul. Eggeling<br />
beschäftigt. — BhaṭṭojiDīkṣita's SiddhāntaKaumudī aus dem 17. Jahrh.<br />
liegt in einer neuen guten Ausgabe von Tārānātha Tarkavācaspati vor (Cale. 1864.<br />
1865.) — Höchst verdienstlich ist die englische Bearbeitung von varadarāja's<br />
Laghukaumudī durch J. R. Ballantyne (zuerst Mirzapore 1849). — Śāntanava's<br />
Phiṭsūtra gab Kielhorn (1866) heraus, dem wir auch eine treffliche Bearbeitung<br />
von Nāgojibhaṭṭa's Paribhāṣenduśekhara, aus dem vorigen Jahrhundert,<br />
verdanken (Bombay 1868—74). — von solchen grammatischen Systemen, welche<br />
ihre eigenen von Pāṇini abweichenden Bahnen wandeln, liegt uns Vopadeva’s<br />
Mugdhabodha, aus dem 13. Jahrh., u. A. in einer Ausgabe Böhtlingk's vor<br />
(1847 Petersburg); das Sārasvatam des Anubhūtisvarūpācārya ist 1861 in<br />
Bombay liihographirt erschienen; das Kātantram des Śarvavarman mit Durga¬<br />
siṃha's Commentar wird von Eggeling in der BibI. Indica (1874, bis Iv, 4, 50)<br />
edirt; das System dieser Grammatik ist dadurch von besonderem Interesse, weil<br />
zwischen ihm, resp. der darin gebrauchten Terminologie, und der PāliGrammatik<br />
des Kaccāyana ein besonderer Zusammenhang zu bestehen scheint. — Eine Liste<br />
von „SanscritGrammars" etc. s. bei Colebroke’s misc. ess. II, 38 fg. ed. Cowen.<br />
— Zu nennen ist hier im Übrigen auch noch Cowell's Ausgabe des Prākṛta¬<br />
prakāśa des vararuci (1854. 1868); sodann eine kürzlich (1873) in Bombay<br />
erschienene Ausgabe von Hemacandra's (nach Bhāu Dājī 1088—1172, s.<br />
Journ. Bombay Br. R. A. S. IX, 244) PrākṛtGrammatik, welche das achte Buch<br />
seines großen über die SanskritGrammatik handelnden Śabdānuśāsana bildet;<br />
endlich Pischel's dankenswerthe Schrift: de grammaticis pracriticis (1874),<br />
welche zu den betreffenden Angaben in Lassen's Institut, linguae pracriticae<br />
(Bonn 1837) sehr wichtige Ergänzungen liefert.<br />
9 4 ü<br />
] s. Schiefner über die logischen und grammatischen Schriften im<br />
Tandjur, _pp. 26 aus dem Bulletin de la Classe hist phil. de l’Acad. Imp. des<br />
sè. de St. Petersbourg IV, nro. 18. 19 (1847), wonach daselbst besonders das<br />
Candravyākaraṇasūtram, das Kalāpasūtram und das Sarasvatīvyākaraṇa¬<br />
sūtram vertreten ist.
244 Der Amarakoṣa: Nichtigkeit der bisherigen Annahmen<br />
ist mehr ein wissenschaftliches und sicher daher erst bedeutend<br />
später erwacht. Auch hier sind uns die ersten dergl.<br />
Versuche verloren, wie denn das Werk des Amarasiṃha,<br />
das erste dergl. Werk, welches uns vorliegt, sich in seiner<br />
Einleitung ausdrücklich auf andere Tantra beruft, aus denen<br />
es selbst zusammengestellt worden sei; seine Commentatoren<br />
machen auch als solche Tantra direkt namhaft den Tri¬<br />
kāṇḍa, die Utpalinī, und die Werke des Rabhasa,<br />
Kātyāyana, Vyāḍi*) und V a r a r u c i , die beiden<br />
letzteren als Quelle für das Genus der Worter.<br />
Es gilt nun das Zeitalter des Amarasiṃha zu bestimmen,<br />
eine Frage, welche zunächst ganz mit der bereits behandelten<br />
über die Zeit des Kālidāsa zusammenfällt, denn<br />
Amara wird ja wie dieser von der Tradition unter den neun<br />
Perlen am Hofe des Vikrama aufgeführt, des Vikrama,<br />
den die indische Tradition als identisch mit dem König Bhoja<br />
(1050 p. Chr.) betrachtet, den die europäische Kritik aber<br />
56 Jahr a. Chr. angesetzt hat, weil — eine diesen <strong>Name</strong>n<br />
tragende Aera mit diesem Jahre beginnt. Die völlige Nichtigkeit<br />
dieser letzteren Annahme haben wir bei Kālidāsa<br />
dargethan, treten aber hier eben so wenig, wie dort, etwa als<br />
Kämpe für die indische Tradition auf. Mit dieser letztern<br />
steht insbesondere in entschiedenem Widerspruch eine in<br />
Buddhagaya aufgefundene Tempelinschrift, welche 1005 in<br />
the era of Vikramāditya (also 949 p. Chr.) datirt, und in<br />
welcher Arnuradeva als eine der neun Perlen am Hofe des<br />
*) ein Vyāḍi wird bereits im Ṛkprātiśākhya citirt, [und zwar<br />
spielt derselbe eine ganz besondere Rolle in Goldstückers „Pāṇini‘‘. Der im<br />
Bhāṣya einige Male genannte saṃgraha nämlich, den dasselbe dem Dākṣāyaṇa<br />
zuschreibt, wird von Nāgeśa, und zwar als ein in 100,000 śloka (!) verfaßtes<br />
Werk, einem Vyāḍi zugetheilt, womit er denn eben doch wohl denselben Vyāḍi<br />
meint, der im Bhāṣya anderweitig erwähnt wird; auf Grund hievon hat nun<br />
Goldstück er zwischen dem ebendann als Dākṣīputra bezeichneten Pāṇini und<br />
diesem (Vyāḍi) Dākṣāyaṇa sehr direkte verwandtschaftliche Beziehungen hergestellt;<br />
jener soll nur um „at least two generations" älter sein als dieser, und<br />
hierauf gründet er dann ein specifisches „historical argument" für die Bestimmung<br />
von Pāṇini's Zeit, denn wenn Vyāḍi, Pāṇini's SeitenDescendent, im Ṛk¬<br />
Pr. citirt werde, so müsse dies werk natürlicher weise später als Pāṇini sein;<br />
s. hiegegen Ind. Stud. V, 41. 127 — 33. XIII, 401.]
über dessen Abfassungszeit: innere Gründe gegen dieselbe. 245<br />
Vikrama und als Erbauer des betreffenden Tempels genannt<br />
wird. Die europäische Kritik hatte sich für ihre Anschauungsweise<br />
dieser Inschrift insbesondere bedient: nach Holtzmann’s<br />
Untersuchungen indessen (a. a. O. p. '26—32) ist es nicht unwahrscheinlich,<br />
daß sie in derselben Zeit gesetzt worden sei,<br />
in welcher das Wörterbuch des Amarasiṃha geschrieben<br />
ist, insofern sich in beiden ganz der nämliche Glaube, eine<br />
Vereinigung des Buddhismus mit dem Viṣṇuismus, ausspricht,<br />
ein Glaube, der unmöglich sehr lange ‚Zeit Geltung haben<br />
konnte, da er auf Vereinigung entgegengesetzter Systeme beruht:<br />
auf keinen Fall wenigstens können Inschrift und Wörterbuch<br />
um 1000 Jahre auseinander liegen, dies ist geradezu<br />
unmöglich. Leider ist uns übrigens diese Inschrift nicht im<br />
Texte bekannt, und nur in der englischen Übersetzung erhalten,<br />
welche Ch. Wilkins davon 1785 gemacht hat (in<br />
einer Zeit, wo er im Sanskrit schwerlich schon sehr fest<br />
war!): ihr Text aber, so wie der betreffende Stein selbst, ist<br />
verloren. Dafür nun, daß das Wörterbuch jedenfalls be¬<br />
deutend später fällt, als die gewöhnliche Annahme, die es in<br />
das 1. Jahrh. a.Chr. versetzt, ergeben sich aus dem Innern<br />
desselben hinreichende Data. Zunächst nämlich werden darin<br />
die Zodiakalbilder aufgeführt, deren griechischer Ursprung<br />
bei den Indern außer allem Zweifel ist: und da bei den Griechen<br />
selbst, nach Letronne‘s Untersuchungen, der Abschluß<br />
des Zodiakus erst im l. Jahrh. p. Chr. stattgefunden hat, so<br />
kann derselbe natürlich erst ein oder einige Jahrhunderte<br />
später den Indern bekannt geworden sein. Es geschieht ferner<br />
die Aufzählung der Mondhäuser im Amarakoṣa in der<br />
neuen Ordnung derselben, die erst in Folge der Erstarkung<br />
der indischen Astronomie durch griechischen Einfluß festgesetzt<br />
wurde, ungewiß wann, schwerlich aber früher als 400<br />
p. Chr. datirt. Es wird endlich darin das Wort dīnāra erwähnt*),<br />
von welchem Prinsep nachgewiesen hat, daß es<br />
*) kommt auch im Paficatantra vor, in einer Legende, die buddhistischen<br />
Ursprungs ist*—Beiläufig bemerke ich hier, daß sich das Wort dramma.
246 Fortdauernde Ungewißheit über die Zeit des Amarakoṣa.<br />
aus dem Lateinischen denarius entstanden ist (Lassen II,<br />
261. 348). Auch der Gebrauch des Wortes Tantra für<br />
Lehrbuch ist vielleicht hier anzuführen, da er nur einer bestimmten<br />
Periode angehört, und zwar wohl dem 5., 6. Jahrhundert,<br />
insofern die nach Java auswandernden Inder ihn in<br />
diesem Sinne mitgenommen haben 241<br />
). — Ein direktes Datum<br />
ist natürlich mit alledem nicht gegeben. Wenn es richtig ist,<br />
was Reinaud mém. sur l'Inde p. 114 angiebt, daß es eine<br />
chinesische Übersetzung gegeben hat, „redigee au Vie siècle,"<br />
so hätten wir schon einen ziemlichen Anhaltspunkt St. Julien<br />
drückt sich indessen an der von Reinaud als Quelle angeführten<br />
Stelle theils, wie es scheint, nicht gan¾ so bestimmt<br />
aus, er spricht nämlich von der: „traduction chinoise de<br />
l'Amarakocha, qui paraīt avoir été publiée..."**), theils<br />
liegen auch die positiven Gründe, die er zu (208) dieser<br />
seiner Abnahme angiebt, nicht unmittelbar zur Prüfung vor.<br />
Von der tibetischen Übersetzung des Werkes im Tandjur<br />
ist kein Datum bekannt Wie schwierig es nun ist, hier<br />
irgendwie zu entscheiden, zeigt das Beispiel eines der berühmtesten<br />
unter den jetzt lebenden Indianisten, H.H. Wilson's<br />
nämlich: während er in der Vorrede zu der ersten<br />
Ausgabe seines Sanskritlexikons (1819) sich mehr zu der<br />
Ansicht hinneigte, daß Amara Siṃha im 5. Jahrh. p.Chr.<br />
gelebt habe, während er dann in der zweiten Ausgabe des<br />
Werkes (1832) unter dem Artikel Vararuci die neun Perlen<br />
direkt an den Hof des Bhoja (also 1050 p. Chr.) versetzt,<br />
läßt er ganz im Gegentheil in seiner Vorrede zu der Übersetzung<br />
des Viṣṇupurāṇa (1840) p. VI den Amarasiṃha<br />
„in the century prior to Christianity" leben! — Abgesehen<br />
d.i. dQaxf*t noch im 12. Jahrh. bei Bhāskara sowohl als im inschriftlichen<br />
Gebrauche vorfindet.<br />
2 4 1<br />
] von besonderem Interesse ist auch noch das arabischpersische Wort<br />
pīlu für Elephant, vgl. Kumārila zu Jaim. l, 3, 5 bei Colebr. misc. ess. I, 314 1<br />
(339 2<br />
). Gildemeister in Z. D. M. G. XxVnl, 697.<br />
**) der Sinn von paraītre aber ist zweifelhaft: es kann sowohl bedeuten<br />
„scheinen" als „offenbar sein" (according to all evidence), letzteres wie das la¬<br />
teinische apparere, das englische appear, wie es denn wohl selbst aus apparescere<br />
entstanden ist.
Wurzelverzeichnisse. Metrik. 247<br />
nun von allem bisher Aufgeführten, so wird wohl schon dadurch,<br />
daß alle übrigen Lexica, die wir außer dem Amarakoṣa<br />
besitzen, sämmtlich dem II., 12. und den folgenden Jahrhunderten<br />
angehören, hier derselbe Schluß nöthig, der sich<br />
bei dem Drama aufdrängte, der nämlich, daß der Amarakoṣa,<br />
da er sich in seiner Art und Weise durchaus nicht<br />
von jenen andern Werken specifisch unterscheidet, auch nicht<br />
durch einen zu großen Zeitintervall von ihnen getrennt sein x<br />
kann (Holtzmann a. a. O. p. 26) 242<br />
),<br />
Neben den Wörterbüchern ist auch noch eine den Indern<br />
ganz eigenthümliche Klasse lexikalischer Werke zu nennen,<br />
die Wurzelverzeichnisse nämlich, Dhātupārāyaṇa, Dhātu¬<br />
pāṭha genannt*): dieselben fallen indeß mehr der Grammatik<br />
anheim: sie sind zum Theil in Prosa, zum Theil in Śloka<br />
geschrieben, welches letztere auch bei sämmtlichen Wörterbüchern<br />
der Fall ist, und wodurch natürlich eine große<br />
Sicherheit des Textes bedingt wird, insofern bei der Verwebung<br />
der einzelnen Verse mit einander EinSchiebungen fast<br />
geradezu unmöglich wurden**).<br />
Als eine dritte Stufe endlich der Sprachwissenschaft<br />
haben wir die Metrik, Poetik und Rhetorik anzusehen.<br />
Die Anfänge der Metrik haben wir schon beim Veda<br />
kennen gelernt (s. p. 25). Das dem Piṅgala zugeschriebene<br />
Lehrbuch erscheint ja sogar als ein Anhang zum Veda<br />
selbst, so wenig Ansprüche es auch darauf hat, insofern es<br />
die allerkunstvollsten, nur in der späteren Zeit gebräuchlichen<br />
Metra aufführt (s. p. 66): wenn ihn die Tradition identisch<br />
a l 9<br />
] seit ich obiges schrieb, ist über diese Frage nichts Neues erschienen.<br />
Zu den bereits damals vorliegenden Ausgaben des Amarakoṣa durch Colebrooke<br />
(1808) und Loiseleur Deslongchamps (Paris 1839. 1845) sind seitdem in Indien<br />
verschiedene neue dergl. getreten. Von andern Wörterbüchern ist die Ausgabe von<br />
Hemacandra's Abhidhānacintāmaṇi durch Böhtlingk und Rieu (1847) und von<br />
Halāyudha's Abhidhānaratnamālā, etwa aus dem Ende des 11. Jahrh., durch<br />
Aufrecht (London 1861) zu nennen. Eine PāliBearbeitung des Amarakoṣa<br />
durch Moggallāna gehört dem Ende des 12.Jahrh. an, s. Ind. Streifen II, 330.<br />
*) über die Literatur derselben s. Westergaard's Vorrede zu seinen<br />
vortrefflichen: Radices Linguae Sanscritae, Bonn 1841,<br />
**) s. Holtzmann a. a. o. p. 17,
248 Metrik. Poetik. Rhetorik.<br />
setzt mit Pataṃjali, dem Verfasser des Mahābhāṣya und<br />
des Yogaśāstra, so mag sie dies für sich verantworten, für<br />
uns ist kein zwingender Grund da es anzunehmen 243<br />
). Auch<br />
die übrigen vorhandenen metrischen Schriften sind sämmtlich<br />
modern, sie haben eben die älteren verdrängt, und tritt dieser<br />
Fall auch bei den poetischen und rhetorischen Schriften<br />
in gleichem Grade ein. Von dem Alaṃkāraśāstra des<br />
Bharata, welches als die Hauptauktorität dafür häufig citirt<br />
wird, scheinen nur diese wenigen Citate erhalten, obschon es,<br />
einem Commentare nach*), sogar selbst nur ein Auszug aus<br />
dem Agnipurāṇa sein soll. Wenn A. W. v. Schlegel in<br />
seinen Réflexions sur l'Etude des Langues Asiat, p. 111 von<br />
einer in Paris befindlichen Handschrift des Sāhi tyadarpaṇa,<br />
eines andern Hauptwerkes hiefür spricht, welche cake 949<br />
d.i. 1027 p. Chr. datire, was natürlich insbesondere für das<br />
Alter der darin citirten Werke von der größten Wichtigkeit<br />
wäre, so bin ich doch von vorn herein fest überzeugt, daß<br />
diese Angabe auf einem Irrthum, resp. Mißverständniß beruht<br />
244<br />
): die ältesten Handschriften, welche ich überhaupt<br />
kennen zu lernen Gelegenheit gehabt habe, sind wie bereits<br />
früher (p. 198) erwähnt, noch nicht 500 Jahr alt, weiter hinaus<br />
werden sich deren wohl schwerlich vorfinden. — In Poetik<br />
und Rhetorik hat übrigens der an feinen Distinktionen so<br />
reiche indische Geist freien Spielraum gehabt, und seine volle<br />
Kraft entfaltet, nicht selten in einer sehr spitzfindigen und<br />
minutiösen Weise 245<br />
).<br />
2 4 3<br />
] vgl. hierüber Ind. Stud. VIII, 158 fg.<br />
*) s. meinen Catalog der Sanskritllandschriften der Berliner Bibliothek<br />
p. 227. [Über das nāṭyaśāstram des Bharata haben wir zuerst nähere Nachricht<br />
durch Hall in seiner Ausgabe des Daśarūpa (1865) erhalten, an deren Schluß<br />
er vier Ci*pp. desselben (l8 —20. 34) im Text mitgetheilt hat; s. noch Wi1h.<br />
Heymann's Angaben darüber in den Göttinger Gel. Anzeigen 1874 p. 86 fg.]<br />
2 4 4<br />
] der sāhityadarpaṇa ist erst gegen Mitte des 15. Jahrh. in OstBengalen<br />
am Ufer des Brahmaputra verfaßt worden, s. Jaganmohanaśarman in der Vorrede<br />
zu seiner Ausgabe des Drama's Caṇḍakauśika p. 2. Edirt ist er schon mehrere<br />
Male in Indien, u.A. auch in der Bibl. Ind. durch Roer (1851 vol.X); Ballantyne's<br />
Übersetzung daselbst ist leider noch immer nicht fertig gedruckt, reicht nur<br />
bis Regel 575; jedoch liegt für den Schluß, von Regel 631 an, eine dgl. von<br />
Pramadā Dāsa Mitra im „Paṇḍit" Nros. 4 — 28 factisch vor.<br />
3 4 5<br />
] Daṇḍin's Kāvyādarśa aus dem 6. Jahrb., und Dhanaṃjaya's Daśa-
Hohes Alter der philosophischen Untersuchungen bei den Indern. 249<br />
Als zweiten Theil der wissenschaftlichen Sanskṛt¬<br />
literatur führen wir die Philosophie auf<br />
Ich stelle dieselbe hier hinter die Sprachwissenschaft,<br />
nicht etwa als ob ich sie in ihren Anfangen für jünger hielte,<br />
sondern weil die vorhandenen Textbücher der philosophischen<br />
Systeme mir jünger dünken, als das Textbuch der Grammatik,<br />
das Sūtram des Pāṇini, insofern in ihnen zum Theil das<br />
Bestehen von Upaniṣaden vorausgesetzt zu werden scheint,<br />
die in ihrer vorhandenen Gestalt offenbar einer verhältnismäßig<br />
sehr späten Zeit angehören.<br />
Die Anfänge der philosophischen Spekulation gehen, wie<br />
wir bereits mehrfach gesehen haben (s. insbesondere p. 28. 29),<br />
in ein sehr hohes Alterthum zurück. Schon in der Saṃhitā<br />
des Ṛk, allerdings wohl in den spätesten Theilen derselben,<br />
finden wir Hymnen, die einen hohen Grad des Nachdenkens<br />
bekunden : insbesondere ist es hier, wie bei allen andern Völkern,<br />
die Frage über die Entstehung der Welt, welche zur<br />
Anstellung philosophischer Betrachtungen die nächste Veranlassung<br />
gab. Das Wundersame der Existenz, des Seins und<br />
Lebens, drängte sich unmittelbar dem Gemüthe auf, und zugleich<br />
damit die Fragen wie wohl dies Räthsel zu lösen sein<br />
möge, was die Ursache davon sei. Am natürlichsten sich<br />
darbietend, und darum in der That auch überall als die ursprünglichste<br />
sich ergebend, ist die Vorstellung einer ewigen<br />
Materie, einer chaotischen Masse, in die allmälig Ordnung<br />
rūpam aus der Mitte des zehnten Jahrh. liegen uns jetzt in der Bibl. Indica vor,<br />
ersterer herausgegeben von Premacandra Tarkavāgīśa (1863), letzteres durch<br />
Hall (1865). Wir lernen daraus u. A. auch das hochwichtige Factum kennen,<br />
daß sich schon zu Daṇḍin's Zeit zwei bestimmte landschaftlich geschiedene<br />
Stylarten (rīti) geltend machten, der GauḍaStyl nämlich und der Vaidar¬<br />
b haStyl, denen dann im Verlauf der Zeit noch vier andere: Pāncālī, Lāṭī, Āvantikā<br />
und Māgadhī sich angeschlossen haben ; vgl. hiezu meine Abh. über das Rāmā¬<br />
yaṇa p. 76 und Ind. Stud. XIV, 65 fg. Bāṇa gilt als besonderer Vertreter des<br />
PancālaStyls, s. Aufrecht in Z. D. M. Ges. XxVH, 93, während z.B. der<br />
Kashmirer Bilhaṇa der Vaidarbharīti huldigt, s. Bühler Vikramānkacar. I. 9).—<br />
vāmana's Kāvyālaṃkāravṛtti ist kürzlich durch Cappeller (Jena 1875) edirt<br />
worden und gehört ihm zufolge in das 12. Jahrhundert. — Mammaṭa's Kāvya¬<br />
prakāśa, in Indien mehrfach edirt, gehört nach Bühler in dieselbe Zeit, da<br />
Mammaṭa nach Hall (vāsavad. Einl. p. 55) mütterlicher Onkel des'verf.'s des<br />
Nai8hadhíya war, s. Bühler im Journ*. Bombay Branch R. A. S. X, 37, meine<br />
Indische Streifen I, 356. und meine Abh. über Hala’s Saptaśatakam p. 11.
250 Die Theorien der Entw ick lung. Fest Stellung und Schöp fung.<br />
und Klarheit hineinkömmt, sei es — und dies sind zwei Ansichten,<br />
deren jede ihre innere Begründung hat, und die sich<br />
daher schon früh entgegengetreten sein müssen — Kraft eigener<br />
innewohnender Entwickelungsfähigkeit, sei es durch<br />
einen Antrieb von außen, durch welchen dann natürlich eo<br />
ipso ein Gegenstand, ein Wesen bedingt wird, welches eben<br />
außerhalb jener chaotischen Masse steht. Ist man erst so<br />
weit gekommen, so liegt dann der Gedanke nicht mehr fern,<br />
dieses den Antrieb gebende Wesen für hoher und erhabener<br />
als jene chaotische Urmaterie selbst, zu halten, und bei fort¬<br />
schreitender Spekulation wird diese Urmaterie allmälig<br />
in eine immer untergeordnetere Stellung hinabsinken, bis zuletzt<br />
ihre Existenz sogar als durch den Willen jenes Wesens<br />
bedingt erscheint, und somit die Idee der Schöpfung entsteht.<br />
Diese allmälige Gradation können wir denn in der That<br />
in den vedischen Texten mit ziemlicher Sicherheit verfolgen:<br />
in den älteren Stellen heißt es noch überall, daß die Welten<br />
mit Hülfe der Metra (dadurch erklärt man sich die Harmonie<br />
des Weltganzen) nur festgestellt, stabhita, skabhita*)<br />
seien, erst im Verlauf entwickelt sich die Vorstellung von einem<br />
sarjanam, Entlassen, Schaffen derselben, und zwar wird das<br />
schaffende Wesen mit der Zeit immer transcendenter und<br />
übernatürlicher gedacht, so daß zur Vermittlung zwischen<br />
demselben und der Realität Mittelstufen, Demiurgen, nöthig<br />
werden, durch deren Classifikation und Systematisirung sich<br />
die Spekulation Klarheit zu schaffen ringt, aber natürlich nur<br />
immer mehr Verwirrung schafft. Wir haben somit drei verschiedene<br />
Ansichten über die Entstehung der Welt, die von<br />
*) interessant ist es, daß unser Wort „schaffen" auf diese Wurzel stabh,<br />
skabh, feststellen, zurückgeht, ursprünglich also keineswegs den Sinn hat, in<br />
welchem wir es gebrauchen: die Idee von dem „Feststellen" der Welten mag<br />
sonach vielleicht schon in die Zeit gehören ‚ wo Germanen und Inder noch zu¬<br />
8ammenwohnten : oder hat sich derselbe Gebrauch des Wortes selbstständig bei<br />
beiden Völkern entwickelt? Könnte etwa die gähnende Tiefe des Chaos,<br />
gahanam gambhīram, ginunga gap, auch als eine solche Urvorstellung<br />
angeführt werden? [Di« hier angenommene Beziehung unseres „schaffen" zu<br />
stabh, skabh, ax7jrr\fiv ist sehr zweifelhaft, und gehört es vielmehr wohl etwa<br />
zu schaben, scabere, axanTtii'].
Allmàlige Entwicklung dieser Theorieen zu philosophischen Systemen. 251<br />
der Entwicklung, der Feststellung und der Schöpfung<br />
derselben. Die beiden ersten stimmen insofern zusammen, als<br />
die Lehre von der Entwicklung auch eines Feststellers bedarf,<br />
sind aber eben genügend dadurch getrennt, daß dieser Feststeller<br />
in der ersteren als die erste Produktion der Entwicklungskraft<br />
der Urmaterie, in der zweiten dagegen als ein außerhalb<br />
derselben für sich bestehendes Wesen betrachtet wird.<br />
Die Lehre von der Schöpfung geht meist auf einen Wunsch<br />
des Schöpfers zurück, nicht mehr allein zu sein, welchem<br />
Wunsche dann die Emanation selbst unmittelbar nachfolgt,<br />
entweder indem zunächst ein weibliches Wesen aus ihm her¬<br />
vorgeht, im Verein mit welchem er die weitere Schöpfung<br />
durch einen Zeugungsproceß*) vollbringt, oder indem ihm zunächst<br />
der Lebenshauch emanirt, aus diesem das Weitere, oder<br />
auch indem das Aussprechen des Wunsches selbst schon die<br />
Schöpfung involvirt, und somit die vāc, die Sprache als die<br />
unmittelbare Quelle derselben erscheint, oder endlich in mannigfach<br />
anderer Weise. Die Auffassung, daß die Welt nur eine<br />
Täuschung sei, gehört erst der spätesten Ausbildung dieser<br />
Emanationstheorie an. — Eine Übersicht nun über die all¬<br />
mälige Entwicklung jener drei verschiedenen Ansichten zu<br />
vollständigen philosophischen Systemen läßt sich vor der Hand<br />
auch noch nicht annähernd versuchen: dazu müssen erst die<br />
Brāhmaṇa und Upaniṣad gründlich studirt werden. Dann<br />
erst wird sich auch die Frage entscheiden lassen, ob für die<br />
Anfänge der griechischen Philosophie ein Zusammenhang mit<br />
der indischen irgend statuirt werden kann, insbesondere mit<br />
Bezug auf die fünf Elemente**), was vor der Hand jedenfalls<br />
unsicher ist***). Die Gründe, aus welchen für die vorhandenen<br />
Textbücher (sūtra) der indischen philosophischen Systeme<br />
ein verhältnißmäßig spätes Alter zu folgern ist 246<br />
),<br />
*) durch einen Incest also: darauf bezieht sich die Sage von dem Incest<br />
des Hercules mit seiner Tochter bei Megasthenes.<br />
**) und in Bezug auf die Lehre von der Seelenwanderung!<br />
***) s. M. Müller in derZ.D.M.G. VI, 18ff. [Vgl. meine Anzeige v. Schlüters<br />
Buch : „ Aristot. Metaphysik eine Tochter ¾. Sānkhyalehre" i. Lit. C. BI. 1874 p.294.]<br />
2 4 6j Vgi. Cowell zu Colebrooke misc. ess. I, 354 ,,the sūtras as we bave
252 Das S āṃk hy aSystem.<br />
habe ich bereits früher (p.31) im Allgemeinen angegeben.<br />
Leider liegen uns dieselben noch nicht selbst vor*), und bin<br />
ich im Folgenden hauptsächlich auf Colebrooke's Abhandlungen<br />
darüber angewiesen 247<br />
).<br />
Als das älteste philosophische System erscheint die<br />
Sāṃkhyalehre, welche eine Urmaterie als Grund der Welt<br />
aufstellt, aus der sich dieselbe successive entwickelt habe.<br />
Das Wort Sāṃkhya selbst kommt erst in den späteren<br />
Upaniṣad**) vor, während in den früheren Upaniṣad<br />
und Brāhmaṇa die Lehren, welche später dem Sāṃ¬<br />
khyasysteme angehören, noch in bunter Vermischung mit<br />
Lehren entgegengesetzter Ansicht stehen und mit denselben<br />
unter den gleichen <strong>Name</strong>n Mīmāṃsā (√man, Spekulation),<br />
Ādeśa (Lehre), Upaniṣad (Sitzung) etc. aufgeführt werden.<br />
Veranlaßt dazu, die Sāṃkhyalehre für das älteste der vorhandenen<br />
Systeme zu halten, fühle ich mich besonders durch<br />
die <strong>Name</strong>n, welche als die Hanptträger desselben genannt<br />
them can not be the original form of the doctrines of the several schools. They<br />
are rather a recapitulation of a series of preceding developments, which had<br />
gone on in the works of successive teachers".<br />
*) nur zwei derselben sind bereits in Indien edirt: von der Herausgabc<br />
des Vedāntasūtra nebst Śaṃkara's Comm. dazu habe ich aber noch kein<br />
Exemplar zu sehen bekommen: nur die Edition des Nyāyasūtra ist mir<br />
bekannt. Gegenwärtig werden jene Texte sämmtlich in Indien durch Dr. Bal¬<br />
lantyne nebst englischer Übersetzung herausgegeben [; von diesen unter den<br />
Titeln „Aphorisms of the Sānkhya, Vedānta, Yoga etc." erschienenen sich auf alle<br />
sechs Systeme erstreckenden Ausgaben, in denen jedes sūtram stets von Übersetzung<br />
und Comm. gefolgt ist, sind leider nur je einige Hefte erschienen.]<br />
2 4 7<br />
] dieselben sind in der neuen Ausgabe von Colebrooke's essays (1873)<br />
mit vortrefflichen Noten Cowell's begleitet. Es ist hier eben seit Obigem viel<br />
Neues hinzugekommen, durch die Arbeiten von Roer, Ballantyne, Hall, Cowell,<br />
Müller, Gough, K. M. Banerjea, Barth. St Hilaire. In der Bibl. Indica und in der in<br />
Benares erscheinenden Zeitschrift Paṇḍit sind viele höchst wichtige TextAusgaben<br />
erschienen, und liegen jetzt die Sūtra aller sechs Systeme mit ihren Hauptcom¬<br />
mentaren, drei von ihnen auch bereits in Übersetzung, vor. S. insbesondere<br />
noch den Sarvadarśanasarpgraba des Madhava, in der Bibl. Indica (1853— 58)<br />
edirt durch īśvaracandra Vidyāsāgara, so wie Hall's bibliographischen Index of<br />
the Ind. phil. syst. (1859).<br />
**) des Taittirīya und Atharvan, sowie im 14. Buche der Nirukti,<br />
resp. auch in der Bhagavadgītā; in seiner Bedeutung ist das Wort eigentlich<br />
ziemlich unklar und wenig signifikant: sollte der Gebrauch desselben etwa durch<br />
das Danebenstehen der Lehre des Śākya irgendwie influenzirt und bedingt<br />
worden sein? oder bezieht er sich wirklich lediglich auf die 25 Principien?<br />
[Letzteres ist in der That wohl der Fall, s. darüber Ind. Stud. IX, 17 fg.<br />
Kapilas tattvasaṃkhyātā Bhag. Pur. III, 25, 1.]
Das SāṃkhyaSystem. 253<br />
werden: Kapila, Pañcaśikha und Āsuri. Was zunächst<br />
den letzten dieser drei <strong>Name</strong>n betrifft, so wird derselbe überaus<br />
häufig im Śatapatha-Brāhmaṇa als der einer bedeutenden<br />
Auktorität für Opferritual und dergl. citirt, ebenso<br />
auch in den Lehrerlisten desselben (resp. als ein Schuler des<br />
Yājñavalkya und als nur eine oder wenige Generationen<br />
früher als Yāska). Kapila ferner ist schwerlich ohne Bezug<br />
zu dem Kāpya Pataṃcala, den wir im Yājñavalkīya¬<br />
kāṇḍa des VṛhadĀraṇyaka als einen eifrigen Vertreter<br />
der brāhmanischen Wissenschaft genannt finden: auch hat<br />
Kapila, was von keinem andern dieser angeblichen Sūtra<br />
Verfasser berichtet wird, später die göttliche Würde selbst<br />
erhalten, in welcher wir ihn z. B. in der Śvetāśvata¬<br />
ropaniṣad vorfinden*). Insbesondere aber ist der enge<br />
Zusammenhang seiner Lehre mit dein Buddhismus 248<br />
), dessen<br />
Legenden zudem ihn, wie den Pañcaśikha stets als lange<br />
vor Buddha vorausgegangen erwähnen, entscheidend dafür,<br />
daß das seinen <strong>Name</strong>n tragende System für das älteste zu<br />
gelten hat 24
254 Das Yo g aSystem.<br />
steht sonach in enger Verbindung mit der über die Entstehung<br />
des Buddhismus überhaupt, worauf wir unten bei<br />
der Übersicht der buddhistischen Literatur zurückkommen<br />
werden. Als zwei andere Hauptlehrer des Sāṃkhya¬<br />
system's als solchen erscheinen etwa im 6. Jahrhundert<br />
unserer Zeitrechnung Īśvarakṛṣṇa und Gauḍapāda:<br />
ersterer wird sogar (nach Colebrooke I, 103) direkt als<br />
Verfasser der vorliegenden Sāṃkhyasūtra angegeben, und<br />
letzterer hat deren Lehre auch in mehreren Upaniṣad<br />
niedergelegt 240<br />
).<br />
An das Sāṃkhyasystem schließt sich als eine weitere<br />
Entwicklung das Yogasystem des Pataṃjali an 251<br />
), den wohl<br />
sein <strong>Name</strong> als einen Nachkommen jenes Kāpya Pataṃcala<br />
im VṛhadĀraṇyaka bezeichnet. Neben ihm, resp. vor ihm,<br />
wird Yājñavalkya, die Hauptauktorität des Śatapatha-<br />
Brāhmaṇa, auch als ein Haupturheber der Yog a lehre<br />
2 50<br />
] die Sūtra des Kapila, das sogenannte Sāṃkhyapravacanam, liegen uns<br />
jetzt nebst dem Comm. des Vijñānabhikṣu in der Bibl. Ind., herausgegeben<br />
durch Hall, vor (1854—56); auch Ballantyne’s Übersetzung derselben erschien<br />
ebendas. (1862—65), In der Vorrede zum S. Prav., so wie in der mehrere Jahre<br />
späteren Vorrede zu seiner Ausgabe von Vijñānabhikṣu's Sāṃkhyasāra (1862<br />
bis 1865) giebt Hall speciellen, ihn selbst indeß noch keineswegs befriedigenden<br />
(s. seine Note zu Wilson's Viṣṇu Pur. III, 301) Bericht über Kapila und die<br />
vorhandenen Hauptwerke des Sāṃkhya Systems. Er betrachtet das Sāṃkhya¬<br />
pravacanam als ein sehr secundäres Product, welches sogar hie und da „may<br />
be suspected of occasional obligation to the kārikās of Īśvarakṛṣṇa" (Sāṃ¬<br />
khyasāra pref. p.12). Die Alterthümlichkeit Kapila’s selbst, so wie „his alleged<br />
connexion with the Sāṃkhya" werde hierdurch natürlich nicht berührt (p. 20).<br />
So betrachtet denn auch Cowell (zu Colebrooke Misc. Ess. I, 354) die Sāṃkhya<br />
Schule selbst als „one of the earliest"; die sūtra dagegen seien eben secundär,<br />
da sie nicht nur „refer distinctly to Vedānta texts", sondern auch „expressly<br />
mention the Vaiśeṣika in I‚ 25. V, 85; for the nyāya cf. V, 27. 86, and for the<br />
yoga I, 90." Wirklich mit <strong>Name</strong>n citirt werden darin übrigens außer den Vaiśe<br />
ṣika I. 25 nur Pañcaśikha (V, 32. VI. 68) und Sanandanācārya VI. 69. Von<br />
Interesse immerhin ist auch die Gegenüberstellung von Srughna und Pāṭaliputra<br />
(I‚ 28) als Beispiele örtlicher Getrenntheit (ähnlich im M.Bhāṣya s. Ind. Stud.<br />
XIII. 378).<br />
251<br />
] das dem Pataṃjali zugeschriebene yogasūtram (ebenfalls sāṃkhyapravacana¬<br />
sūtram genannt), mit Auszügen aus Bhoja's Commentar dazu, hat Ballantyne in<br />
Text und Übersetzung zur Hälfte in den „Aphorisms" edirt, die zweite Hälfte<br />
ist ebenso im „Paṇḍit" (No. 28—68) durch Govíndadevaśāstrin publicirt worden.<br />
— Eine āryāpancāśīti des Śeṣa (worunter der Herausgeber den Pataṃjali versteht),<br />
in welcher das Verhältniß von prakṛti und puruṣa in Viṣṇuitischem Sinne<br />
erläutert wird, hat Bālaśāstrin im „Pa‡ḍit" (No. 56) edirt; es existirt davon<br />
auch eine Śiva-itische Bearbeitung durch ^bhinavagupta s. Z. D.M.G. XXVII, 167.
Das YogaSystem. Deistische Secten. 255<br />
betrachtet, doch erst in späteren Schriften*). Ob Pataṃjali<br />
identisch ist mit dem Verfasser des Mahābhāṣya, bleibt<br />
vor der Hand fraglich. Das Wort Yoga im Sinne von<br />
„Vereinigung mit dem höchsten Wesen, Versenkung in dasselbe,<br />
durch die Kraft der Meditation" findet sich erst in den<br />
späteren Upan. vor, insbesondere im 10. Buche des Taitt.<br />
Āraṇy. und in der Kāṭhakop., wo denn auch die betreffende<br />
Lehre selbst vorgetragen wird 252<br />
): danach beruht dieselbe,<br />
wie es scheint, wesentlich auf einem Dualismus, also auf der<br />
FeststellungsTheorie, doch so, daß in der Kāṭhakop.<br />
wenigstens der Puruṣa, Urgeist, bereits vor dem Avyaktam,<br />
Urstoff, steht, aus deren Beider Vereinigung dann der mahān<br />
ātmā, der Lebensgeist, hervorgeht. Die Verbindung mit der<br />
Sāṃkhyalehre ist übrigens im Einzelnen noch ziemlich unklar,<br />
so sehr sie auch äußerlich durch die stete Zusammenerwäh¬<br />
nung von SāṃkhyaYoga, meist als Compositum, gesichert<br />
ist. Insbesondere scheinen beide Lehren eine Vermischung<br />
ihres Puruṣa, Īśvara, mit den Hauptgottheiten<br />
der Volksreligion, mit Rudra und Kṛṣṇa, begünstigt zu<br />
haben, wie aus der Śvetāśvaropaniṣad, der Bhagavad¬<br />
gītā und vielen Stellen im 12. Buche des MahāBhārata<br />
zu schließen ist**). Eine ganz eigenthümliche, im Verlauf<br />
*) insbesondere im 12. Buche des M. Bhārata, wo er nebst Jan aka<br />
eigentlich ganz als buddhistischer Lehrer geschildert wird, deren äußeres Hauptmerkmal<br />
ja eben das kāṣāyadhāraṇam mauṇḍyam war (M.Bh. XII, 11888.<br />
566). Aus dem Yājñavalkīyakāṇḍa ergiebt sich wenigstens, daß beide<br />
dem religiösen Bettelwesen großen Vorschub geleistet haben: auch in den<br />
Atharvopaniṣad zeigt sich dies deutlich (s. p. 180). [In der Yājñavalkya¬<br />
smṛti III, 110 bezeichnet sich angeblich Y. selbst direkt als Verf. des āraṇyaka<br />
sowohl als des yogaśāstra.]<br />
- ä 2<br />
j in diesen und ähnlichen Upaniṣad so wie in Manu's Dharmaśāstra<br />
(vergI. Johäntgen's Abhandl. über das Gesetzbuch des Manu 1863) haben wir<br />
überhaupt die ältesten Keime resp. Documente der atheistischen Sāṃkhya- und<br />
der deistischen Yoga-Lehre zu suchen.<br />
**) so insbesondere für die Bhāgavata-, Pāncarātra-, Pāśupata-Lehre.<br />
[Ein allscheinend auf die Bhagavadgītā gestütztes, specien die Hingabe an Gott<br />
(bhaktir īśvare) betonendes Sūtram der PāñcarātraLehre, welches anscheinend<br />
schon Śaṃkara erwähnt (Vedāntasūtrabh. II, 2, 45), ist das des Śāṇḍilya,<br />
herausgegeben durch Ballantyne in der BibI. Ind. 1861, s. darüber Cowell zu<br />
Colebrooke misc. ess. II, 438. Auf die Entwickelung dieser Lehre von der bhakti<br />
sind, nach Wilson's Vernluthung, christliche Anschauungen von Einfluß gewesen, s.<br />
in.Abh.üb. d. R. Tāp. Up.p.277.360. DasNāradapañcarātram, in derBibl.Ind. durch<br />
K.M.Banerjea ed. (186166), ist ein rituelles, kein philos. Textbuch der Vaiṣṇava.j
256 Einfluß von SāṃkhyaYoga auf die Gnostiker u. den Śūfismus. Die beiden<br />
immer ausschließlicher entwickelte, Seite der Yogalehre ist<br />
die Yogapraxis, d.i. die äußeren Mittel, Büßungen, Kasteiungen<br />
u. dergl., durch welche man eben jene Versenkung<br />
in die höchste Gottheit zu erreichen strebt. In den epischen<br />
Gedichten tritt dieselbe schon in voller Kraft auf, insbesondere<br />
aber in den Atharvopaniṣad. Auch Pāṇini lehrt bereits<br />
die Bildung des <strong>Name</strong>ns yogin.<br />
Die Hauptblüthe des Sāṃkhyayoga fällt wohl in die<br />
ersten Jahrhunderte p. Chr., da sich sein Einfluß auf die<br />
Entwicklung der gnostischen Lehren in Vorderasien nicht<br />
verkennen läßt: dadurch schon, und später auch direkt, hat<br />
er ferner auch auf die Bildung des Śūfismus bedeutend eingewirkt*):<br />
Albīrūṇī übersetzte im Anfang des 11. Jahrh.<br />
das Werk des Pataṃjali in das Arabische, ebenso auch<br />
das Sāṃkhyasūtram, wie es scheint**) (: die Angaben über<br />
den Inhalt dieser Werke stimmen indeß schlecht zu dem<br />
Sanskrittexte).<br />
Später als die Sāṃkhyalehre scheint die Lehre der<br />
beiden Mīmāṃsā in ihre vorliegende systematische Form<br />
gebracht worden zu sein 253<br />
), und zwar die Pūrvamīmāṃsā<br />
wieder früher als die Uttaramīmāṃsā, wie wohl schon diese<br />
beiderseitigen <strong>Name</strong>n selbst andeuten. Beide Mīmāṃsā haben<br />
wesentlich den Zweck, die in den Brāhmaṇa, in der heiligen<br />
Offenbarung, vorgetragenen Lehren mit einander in Über¬<br />
einstimmung und Einklang zu setzen, ihren wahren Sinn zu<br />
bestimmen, und zwar bilden die Vorschriften über die Wcrk¬<br />
thätigkeit den Gegenstand der Pūrvamīmāṃsā, die davon<br />
*) s. [Lassen Ind. Alf. In, 379 fg.]; Gildemeister script. Arab, de reb.<br />
Ind. p. 112 ff.<br />
**) s. Reinaud im Journ. Asiat. Aug. 1844 p. 121—24. H. M. Elliot<br />
bibl. index to the hist, of Muhammedan India I, 100.<br />
2 5 3<br />
l nachdem zur Zeit, Hall zufolge, die Alterthümlichkeit der vorliegenden<br />
Form der Sāṃkhyasūtra so sehr zweifelhaft geworden ist, wird obige Annahme<br />
ihrerseits natürlich auch sehr bedenklich. Es kommt dazu, daß, wie wir<br />
sogleich sehen werden, in beiden Mīmāṃsāsūtra mehrfach Lehrer citirt werden,<br />
die uns aus der vedischen sūtraLiteratur bekannt sind, während in den beiden<br />
Sāṃkhyapravacanasūtra nichts der Art geschieht. Das höhere Alter der betreffenden<br />
Doctrinen freilich wird dadurch nicht berührt, denn die <strong>Name</strong>n Kapila, Pataṃjali,<br />
Yājñavalkya selbst reichen ja ihrerseits entschieden weit höher hinauf (in die Auslaufe<br />
der BrāhmaṇaLiteratur selbst hinein), als die <strong>Name</strong>n Jaimini und Bādarāyaṇa.
Die beiden MīmāṃsāSysteme. Das Jaiminisūtram. 257<br />
auch Karmamīmāṃsā heißt, die Lehren dagegen über das<br />
"Wesen des schaffenden Princips und sein Verhältniß<br />
zur Welt den Gegenstand der Uttaramīmāṃsā, die davon<br />
auch Brahmamīmāṃsā, Śārīrakamīmāṃsā (Verkörperungslehre),<br />
resp. auch Vedānta (Ziel des Veda) genannt ist.<br />
Der Ausdruck Mīmāṃsā bedeutet ursprünglich nur Spekulation<br />
überhaupt, kommt häufig in dieser Beziehung in den<br />
Brāhmaṇa vor und ist erst später technisch geworden 251<br />
):<br />
letzteres ist wohl auch mit Vedānta der Fall, welches Wort<br />
sich übrigens erst in den späteren Upaniṣad, im 10. Buche<br />
des TaittirīyaĀraṇyaka und in der Kāṭhakopaniṣad‚<br />
Muṇḍakopaniṣad etc. vorfindet.<br />
Das Karmamīmāṃsāsūtram wird dem Jaimini zugeschrieben,<br />
der uns in den Purāṇa als der Offenbarer des<br />
Sāmaveda genannt wird, in der vedischen Literatur aber<br />
suchen wir vergebens einen Anhaltspunkt für seinen <strong>Name</strong>n*),<br />
2 5 4<br />
] im Mahābhāṣya ist mīmānsaka nach Kaiyaṭa als mīmāṃsām adhīte<br />
ZU fassen ; und da das Wort darin auch genüber von aukthika vorkommt, so<br />
könnte es sich dabei in der That wirklich auf den Gegenstand der pūrva¬<br />
mīmāṃsā beziehen; das richtige Wort indeß für einen solchen Studien gerade<br />
obliegenden scheint daselbst doch eher yājñika zu sein, s. Ind. Stud. XIII, 455 —6.<br />
*) mit Ausnahme von zwei wohl interpolirten Stellen in den Gṛhya¬<br />
sūtra des Ṛk, s. p. 62. 63. — Auch in dem Gaṇapāṭha des Pāṇini, den<br />
man vor der Hand eben nur negativ, obwohl auch dabei nur mit gebührender<br />
Vorsicht, gebrauchen kann, findet sich nichts dafür: da das Wort irregular gebildet<br />
ist (von jeman sollte man jaimani erwarten), scheint auf diesen Umstand<br />
hier etwas Gewicht gelegt werden zu können. [Auch im Mahābhāṣya<br />
findet er sich anscheinend nicht vor, s. Ind. Stud. Xllī, 455. Dagegen erscheint<br />
der <strong>Name</strong> J. im Schlußvaṃśa des Sāmavidhānabr. (s. bereits Ind. Stud. IV, 377),<br />
und zwar wird sein Träger daselbst als Schüler des vyāsa Pārāśarya, Lehrer<br />
eines Pauṣpiṇḍya bezeichnet, was ganz entsprechend ist der Angabe des viṣṇu<br />
Pur. III, 6, 1. 4, wo er als Lehrer des Pauṣpiṃji erscheint (vgl. auch Raghuv.<br />
18, 82. 33). Die specielle Beziehung eines Jaimini zum Sāma veda ergiebt<br />
sich ja auch aus den zu viṣṇu Pur. III, 4, 8. 9 stimmenden Angaben der<br />
Ṛk-grihya (s. oben note 49), wie denn ja auch im Caraṇavyūha (Ind. Stud. III,<br />
274) eine Sāman-Schule der Jaiminīya aufgeführt wird, die noch zu bestehen<br />
scheint (s. oben not. 60). Im pravara-Abschnitt des Āśval. śrautas. XII, 10<br />
werden die Jaimini zu den Bhṛgu gerechnet. — Mit dem Allen gewinnen wir nun<br />
freilich für die Zeit unseres Jaimini oben, dessen Werk zudem eigentlich doch mehr<br />
zu dem Yajurveda als zu dem Sāmaveda in Bezug steht, keinen direkten Anhalt.<br />
— Dem Paficatantra zufolge ist der Mīmāṃsākṛt Jaimini von einem Elephanten<br />
getödtet worden, eine bei dem Alter dieses Werkes immerhin ganz schätzens¬<br />
derthe Angabe, obschon andererseits freilich bei den mannichfachen Textverän¬<br />
derungen, die dasselbe erfahren hat, leider keine Garantie dafür besteht, daß<br />
wiese Noti2 auch bereits dem ursprünglichen TextBestände desselben, welcher
Das Karmamīmāṃsāsūtram des Jaimini.<br />
Von den Lehrern indeß, die in diesem Sūtra citirt sind,<br />
Ātreya, Bādari, Bādarāyaṇa, Lābukāyana (?) 255<br />
),<br />
Aitiśāyana, lassen sich wenigstens der erste im Taitt.<br />
Prātiśākhya und der zweite im Śrautasūtra des Kātyāyana<br />
nachweisen: die Familie der Aitaśāyana treffen wir<br />
gar schon im KauṣītakiBrāhmaṇa an*). Bādarāyaṇa<br />
ist der <strong>Name</strong> des Verfassers des Brahmamīmāṃsāsūtra:<br />
aus seiner Erwähnung hier folgt aber keineswegs etwa, daß<br />
sein Sūtram älter sei als das Sūtram des Jaimini, denn<br />
theils konnte das Wort ja als Patronymicum allenfalls auch<br />
mehrere Personen bezeichnen, theils finden wir umgekehrt in<br />
dem Sūtra der Brahmamīmāṃsā wieder den Jaimini<br />
citirt: hieraus, so wie aus dem Umstände, daß in beiden<br />
Sūtra je deren betreffende Verfasser selbst vielfach citirt<br />
werden, geht vielmehr nur zur Genüge hervor, daß dieselben<br />
eben gar nicht von ihnen selbst, sondern erst von ihren beiderseitigen<br />
Schulen zusammengestellt worden sind**). Der<br />
<strong>Name</strong> Bādarāyaṇa läßt sich übrigens keineswegs „in Pā¬<br />
ṇini" nachweisen, wie neuerdings irrthümlich behauptet<br />
wurde***), sondern nur im Gaṇapāṭha zu Pāṇini, einer vor<br />
der Hand ziemlich unsicheren Auktorität. — Als Haupterklärer<br />
der JaiminÌ8Ūtra werden Śabarasvāmin 256<br />
) und nach ihm<br />
im 6. Jahrhundert nach Persien wanderte, angehört hat (vergl. Ind. Stud. VIII.<br />
159). — Unter dem <strong>Name</strong>n Jaiminisūtra geht übrigens auch ein astrologisches<br />
(jātaka-) Lehrbuch, s. Catalogue of Skr. Mss. N. W. Prov. (1874) p. 608. 510.<br />
514. 532.<br />
3 5 8<br />
] sollte nicht an der betreffenden Stelle (VI, 7, 37) etwa Lāmakāyana zu<br />
lesen sein? es ist dies der <strong>Name</strong> eines in den Sāmasūtra mehrfach genannten<br />
Lehrers, s. Ind. Stud. IV, 834. 373. — Die anscheinende Erwähnung Buddha's<br />
in I‚ 2, 33 (buddhaśāstrāt) ist eben nur eine anscheinende; das Wort buddha<br />
hat hier gar nichts mit dem <strong>Name</strong>n Buddha zu thun. — Wohl aber treten noch<br />
Kārṣṇājini (IV, 3, 17. VI. 7, 35) und Kāmukāyana (XI, 1, 51) zu den obigen<br />
<strong>Name</strong>n hinzu ; der erste derselben findet sich auch bei Kātyāyana und im Vedānta¬<br />
sūtra, der zweite nur im gaṇa Nada.<br />
*) XXX, 5: und zwar wird sie daselbst als der Auswurf des Bhṛgu¬<br />
geschlechtes, pāpiṣṭhā bhṛgūṇām, bezeichnet<br />
**) s. Colebr. I. 102. 103. 328., und oben p. 53.<br />
***) von M. Müller in seinen tybrigens sehr werthvollen Beiträgen zur<br />
Kenntniß der indischen Philosophie in der Z. der D. M. G. VI, 9.<br />
3 5 6<br />
J dieser Commentar des Śabarasvāmin, der schon von Śaṃkara citirt<br />
wird (vedántasūtrabh. III, 3, 53), nebst dem Text des Jaimini selbst, ist annoch
as Brahinasūtram des Bādarāyaoa. 259<br />
Kumārilabhaṭṭa genannt, welcher letztere noch vor Śaṃ¬<br />
kara gelebt haben soll*).<br />
Das Brahmasūtram**) gehört, wie wir eben sahen, dem<br />
Bādarāyaṇa an. Die Ansicht, daß die Schöpfung nur<br />
eine Täuschung sei und das transcendente Brahman allein<br />
das Wirkliche, aber ohne irgend persönliche Existenz rein in<br />
absoluter Unendlichkeit thronend, ist die Grundlehre dieses<br />
Systems, und wird als das Endziel des Veda selbst darin<br />
nachzuweisen gesucht, indem alle Stellen desselben mit diesem<br />
monotheistischen Pantheismus in Einklang gebracht und die<br />
verschiedenen Auffassungen des Sāṃkhya (Atheisten), Yoga<br />
(Theisten) und Nyaya (Deisten) etc. in ihrer Nichtigkeit zurückgewiesen<br />
werden. Schon aus dieser Bezugnahme auf die<br />
andern Systeme scheint die Posteriorität des Brahmasūtra<br />
zu erhellen: indeß ist es vor der Hand noch ungewiß, ob die<br />
Polemik darin sich wirklich schon gegen die vorhandenen<br />
Formen dieser Systeme richtet, oder nicht vielleicht nur gegen<br />
die Ansichten, aus denen diese hervorgegangen sind. Die<br />
<strong>Name</strong>n von Lehrern wenigstens, die im Brahmasūtra genannt<br />
werden, finden sich großentheils in den Śrauta-Sūtra<br />
wieder, so Āśmarathya bei Āśvalāyana***), Bādari ferner,<br />
in der BibI. Ind. in der Publication, durch Maheśacandra Nyāyaratna, begriffen,<br />
(seit 1863; das letzte Heft. 1871, geht bis IX, 1, 5). — Auch der von Gold¬<br />
stücker herausgegebene Jaiminīyanyāyamālāvistara Mādhava's (1865 fg.)<br />
ist annoch unvollendet, s. meine Ind. Streifen II, 376 fg.<br />
*) s. Colebr. I, 298: der ziemlich moderne Titel bhaṭṭa indeß erregt<br />
dagegen einiges Bedenken: gehört er ihm etwa ursprünglich nicht an? [Nach<br />
Cowell zu Colebr. Misc. Ess. I, 323 n. finden sich in der That bei Śaṃkara<br />
„allusions to Kumārilabhaṭṭa, if no direct mention of him"; der Titel bhaṭṭa<br />
gehört ihm gerade ganz speciell zu: „he is emphatically designed by his title<br />
Bhaṭṭa"; derselbe kommt im Übrigen ja auch dem Bhatta Bhāskara Miśra,<br />
dem Bhaṭṭotpala zu und ist somit keineswegs „ziemlich modern ".j<br />
**) dieser <strong>Name</strong> selbst findet sich in der Bhagavadgītā XIII. 4 vor<br />
mag daselbst indeß wohl als appellatlvura, nicht als nomen proprium zu fassen sein<br />
***) wir sahen bereits (p. 58), daß der Āśmarathaḥ kalpah van dem<br />
Scholiasten zu Pāṇini als Beispiel der neuen kalpa im Verhältniß zu den<br />
früheren angeführt, resp. als gleichzeitig mit Pāṇini betrachtet wird: wenn der<br />
Scholiast dieses Beispiel, wie wahrscheinlich, aus dem Mahābhāṣya entlehnt<br />
hat [dies ist nicht der Fall, s. Ind. Stud. XIH, 455], ist diese Angabe von Bedeutung.<br />
— Beiläufig erwähne ich, daß Aśmarathya im g. garga enthalten<br />
ist, Auḍulomi im g. bāhu, Kṛṣṇājina ìm g. tika und g. upaka, in<br />
letzterem auch Kāśakritsna: die Auk tori tôt des Gaoapāṭha ist aber freilich<br />
eine ganz unsichere und für Pāṇrni's Zeit nichts beweisend.
260<br />
Die etwaige Lebenszeit des Bādarāyaṇ<br />
Kārṣṇājini und Kāśakritsni bei K ā t y ā y a n a<br />
[s. oben p. 155], Ātreya endlich im Taitt. Prātiśākhya.<br />
Der <strong>Name</strong> des Auḍulomi gehört dem Brahmasūtra<br />
allein an 257<br />
). Über die Erwähnung des Jaimini und des<br />
Bādarāyaṇa selbst habe ich bereits gesprochen. — Windischmann<br />
in seinem vortrefflichen Śaṃkara (Bonn 1832)<br />
hat nun übrigens das Alter des Brahmasūtra wirklich<br />
direkt zu fixiren gesucht. Bādarāyaṇa trägt nämlich auch<br />
den Beinamen Vyāsa, und wird das Brahmasūtram daher<br />
direkt auch Vyāsasūtram genannt. Nun finden wir in dem<br />
Śaṃkaravijaya, einer Lebensbeschreibung des.berühmten<br />
Vedānta-Commentators Śaṃkara, die angeblich von einem<br />
seiner Schüler herrührt, angegeben (s. Windischm. a. a. O.<br />
p. 85. Colebr. I, 104), daß Vyāsa der Vater des Śuka<br />
hieß, welches letzteren Schüler Gauḍapāda, der Lehrer des<br />
Govindanātha, wie dieser der Lehrer des Śaṃkara war 258<br />
),<br />
so daß die Zeit dieses Vyāsa danach hypothetisch etwa<br />
2—300 Jahre vor Śaṃkara, resp. also 500—400 p.Chr. gesetzt<br />
werden könnte. Es muß nun zwar dieser Punkt vor<br />
der Hand noch unentschieden*) bleiben, insofern es sich fragt?<br />
ob dieser Vyāsa eben mit dem Vyāsa Bādarāyaṇa wirklich<br />
identisch zu setzen sei, doch ist mir dies wenigstens sehr<br />
wahrscheinlich 259<br />
).<br />
2 5 7<br />
l er wird indeß auch im Mahābhāṣya bereits erwähnt, zú Pān. IV,<br />
1, 85. 78 s. Ind. Stud. XIH, 415,<br />
2 5 8<br />
] s. jetzt in Aufrecht's Catalogus p. 255 b die betreffende Stelle aus<br />
Mādhava's (!) Śaṃkaravijaya v, 5 (vielmehr v, 105, zufolge der in Bombay 1864<br />
mit Dhanapatisūri's Comm. erschienenen Ausgabe des Werkes), und ibid. p.227b<br />
die gleichen Ausgaben aus einem andern Werke. Der Śaṃkaradigvijaya des<br />
Anandagiri dagegen, bei Aufrecht p. 247 fg. (jetzt auch in der Bibl. Ind. vdr ‚<br />
liegend, herausgegeben durch Jayanārāyaṇa, 1864—68), enthält nichts htevon.<br />
*) Śaṃkara zu Brahmasūtra III, 8, 32 erwähnt, daß Apāntara¬<br />
tamas als KṛṣṇaDvaipāyana zur Zeit des Übergangs des Kaliyuga<br />
in das Dvāparayugam gelebt habe: daraus nun, daß er nicht zugleich ausdrücklich<br />
angiebt, daß dies der vyāsa Bādarāyaṇa, Verfasser des Brahmasūtra,<br />
sei, schließt Windischmann, wohl mit Recht, daß in seinen Augen<br />
beide Personen getrennt waren. Im M. Bhārata XII, 12158 ff. wird aber dagegen<br />
Cuka ausdrücklich als Sohn des Kṛṣṇa Dvaipāyaṇa (Vyāsa<br />
Pārāśarya) angegeben: die betreffende Episode gehört indeß allerdings mit zu<br />
den spätesten Eindringlingen (wie die Erwähnung der Cīna und Hūṇa, Chinesen<br />
und Hunnen, zeigt).<br />
2 5 e<br />
] der <strong>Name</strong> Bādarāyaṇa ist einstweilen nur noch in dem Schlußvaṃśa
Die beiden logischen Systeme. 261<br />
Am spätesten in Bezug auf die systematische Zusammenfassung<br />
scheinen die logischen Sūtra des Kaṇāda und Go¬<br />
tama gesetzt werden zu müssen. Damit ist indeß keineswegs<br />
etwa gesagt, daß die logischen Untersuchungen selbst später<br />
seien, wie denn im Gegentheil die übrigen Sūtra fast stets<br />
mit dergl. beginnen, sondern nur, daß die formelle Ausbildung<br />
der Logik zu zwei philosophischen Schulen erst verhältnismäßig<br />
spät stattgefunden habe. Es beschränken sich<br />
übrigens beide Schulen durchaus nicht etwa auf die Logik<br />
allein, sondern sie enthalten vielmehr jede ein vollständiges<br />
philosophisches System, das aber eben rein auf logischem<br />
Wege aufgebaut ist; die beiderseitigen Unterschiede dabei<br />
sind vor der Hand noch wenig aufgeklärt 360<br />
). Die Entstehung<br />
der Welt wird in beiden aus Atomen hergeleitet, die<br />
durch den Willen eines feststellenden Wesens sich vereinigten<br />
61<br />
), — Ob nun bereits der <strong>Name</strong> der Hśctfxvai^ die<br />
des Sāmavidhānabr. vorliegend, s. bereits Ind Stud. IV, 377, und zwar erscheint<br />
der Träger desselben als Schüler des Pārāśaryāyaṇa, vier Stufen jünger als Vyāsa<br />
Pārāśarya, drei jünger als Jaimini, dagegen als Lehrer (!) des Tāṇḍin und Śāṭyā¬<br />
yanin. Außer bei Jaimini wird er auch im Śāṇḍilyasūtra citirt; bei Varāha¬<br />
mihira und Bhaṭṭotpala wird ein Astronom dieses <strong>Name</strong>ns genannt, der seinerseits<br />
nach Aufrecht Catalogus p. 329 a in einer bei Utpala citirten Stelle sich auf<br />
die Yavanavṛddhās bezieht, und nach Kern Vorr. zu Bṛh. S. p. 51 „exhibits<br />
many Greek words". — Den Text des brahmasūtra mit Śaṃkara's Commentar<br />
liegt jetzt auch in der BibI. Ind. vor, herausgegeben durch Roer und<br />
(von Heft 3 an) Rāma Nārāyaṇa Vidyāratna (1854—63); von der Übersetzung<br />
Beider durch K. M. Banerjeá liegt, wie von der in Ballantyne's Aphorisms,<br />
erst ein Heft vor (1870).<br />
3 6 0<br />
] in dieser Beziehung hat sich besonders Roer verdient gemacht, der in<br />
den ausführlichen Noten zu seiner Übersetzung der Vaiśeṣikasūtra durchweg<br />
specielle Rücksicht gerade hierauf nimmt (in vol. XXI. XXII der Z. der Deutschen<br />
Morg. Ges. 1867—68). Vor ihm hatte schon Müller (in vol. VI. VH. derselben<br />
Zeitschrift, 1852. 1853) auf Grund einiger Schriften Ballantyne's denselben Weg<br />
betreten. Den Text der vaiśeṣikasūtra nebst dem upaskāra genannten Commentar<br />
des Śaṃkaramiśra hat Jaya Nārāyaṇa Tarkapancānana in der BibI. Ind.<br />
(I860—61) herausgegeben und mit einer Glosse begleitet. Im Paṇḍit (No. 32<br />
bis 69) findet sich eine vollständige Übersetzung des Textes und des Commen¬<br />
tars durch A. E. Gough. — Jaya Nārāyaṇa hat dann später (186465) in der<br />
Bibl. Ind. auch Gotama's Nyāyadarśana mit dem Commentar des vātsyāyana<br />
(Pakṣilasvāmin) herausgegeben. Eine frühere Ausgabe (1828) war mit dem<br />
Comm. des Viśvanātha versehen. Die ersten vier Bücher hat Ballantyne in seinen<br />
Aphorisms übersetzt.<br />
- 6 1<br />
] die atomistische Doctrin ist im Übrigen. und zwar in materialistischer<br />
Form, jedoch so, daß Atomstoff und Lebensgeist in ewiger inniger Verkettung<br />
gedacht werden, besonders bei den Jaina entwickelt, s. meine Abha»dI. über die
262<br />
Die beiden logischen Systeme.<br />
Strabo als streitsüchtige Dialektiker schildert, auf pramāṇa.<br />
Beweis, zurückzuführen ist, wie Lassen will, ist zweifelhaft<br />
(s. oben p. 30), Das Wort Tarka, Zweifel, in der Kāṭha¬<br />
kopan. ferner ist dem Zusammenhange nach wohl eher auf<br />
Sāṃkhyalehren zu beziehen und nicht in der später gebräuchlichen<br />
Bedeutung von Logik zu fassen.. Auch bei Manu<br />
(s. Lassen I‚ 835) bezeichnet noch tarkin der überlieferten<br />
Erklärung nach einen der MīmāṃsāLogik Kundigen 262<br />
):<br />
doch kennt Manu die Logik schon als besondere Wissenschaft,<br />
ebenso wie die drei Hauptbeweise, die in ihr gelehrt<br />
werden, obwohl noch nicht mit den später gebräuchlich gewordenen<br />
<strong>Name</strong>n Nach den neuesten Untersuchungen hierüber*)<br />
„soll das Wort Naiyāyika und Kevalanaiyāyika<br />
(Pān. II, 1, 49) die vorpāṇinische Existenz des Nyāya¬<br />
systems andeuten": es finden sich aber diese Worte gar nicht<br />
im Text des Pāṇini (der nur das Wort kevala hat!), son¬<br />
dein bei seinem Scholiasten**), — Das System des Kanada<br />
trägt den <strong>Name</strong>n Vaiśeṣikasūtram, weil die Anhänger<br />
desselben für die Atome die Kategorie des Viśeṣa (der<br />
Besonderheit) geltend machen; das System des Gotama dagegen<br />
heißt xar' el;ü%r]v Nyāyasūtram. Welches von beiden<br />
Systemen das ältere ist, ist noch ungewiß. Der Umstand,<br />
daß die Lehren der Vaiśeṣika im Vedāntasūtra mehrfach<br />
Gegenstand der Widerlegung sind, während die<br />
Lehre des Gotama weder im Text noch in den Commen¬<br />
taren dazu irgend erwähnt wird, wie Colebrooke (I, 352)<br />
angiebt, spricht von vorn herein für das höhere Alter der<br />
ersteren 263<br />
): ob dieselben aber dem Vedāntasūtra schon<br />
Bhagavatī der Jaina II, 168. 176. 190. 236. Mythologisch gesendet liegt sie<br />
uns in der Annahme eines prajāpati Marīci vor, s. Ind. Stud. IX, 9.<br />
2 6<br />
q bei Pārask. II, 6 (vídhir vidheyas tarkaś ca vedab) bedeutet tarka öo<br />
viel als arthavāda, mīmāṃsā.<br />
*) von M. Müller a. a. 0. p. 9.<br />
**) es ist dies einer der Fälle, von denen ich früher (p.24t. 42) gesprochen.<br />
3 63<br />
] im Sāṃkhyasūtra werden sie ja sogar direkt mit <strong>Name</strong>n genannt (s. p.2Ö4),<br />
ebenso in den heiligen Texten der Jaina (s. n. 249). — Als em Zeichen späterer<br />
Abfassung ist es vielleicht auch anzusehen, daß das Gót am asūtrarn nicht Wie<br />
die übrigen fünf philosophischen Textbücher mit der bei den sūtra gebräuchlichen<br />
Formel athā 'taḥ beginnt.
Hétérodoxe Systeme. 263<br />
als ,,Lehren des Kaṇāda" in dessen System vorlagen, wie<br />
man neuerdings angenommen hat*), ist eine Sache, die eben<br />
erst noch untersucht werden müßte 264<br />
). — Beide Systeme sind<br />
übrigens gegenwärtig, und schon seit geraumer Zeit, die beliebtesten,<br />
wie denn auch unter den im tibetischen Tandjur<br />
enthaltenen philosophischen Schriften die logischen, wie es<br />
scheint, am zahlreichsten vertreten sind.<br />
Außer diesen sechs Systemen nun, welche sich eine allgemeine<br />
Verbreitung errungen haben, und im Ganzen als<br />
orthodox betrachtet werden, SO wenig auch die Sāṃkhyalehre<br />
z. B. darauf Ansprüche hat, werden mehrfach auch heterodoxe<br />
Ansichten erwähnt, so die der Cārvāka, Laukāya¬<br />
tika 265<br />
), Bārhaspatya: von letzterer Schule muß auch ein<br />
vollständiges System, das Bārhaspatyasūtram, bestanden<br />
haben: erhalten ist uns aber von Allem dem nichts als gelegentliche<br />
Anführungen in den Commentaren der orthodoxen Systeme<br />
zum Behufe der Widerlegung.<br />
*) M. Müller a. a. o. p. 9 „während Kaṇāda's Lehren daselbst häufig<br />
besprochen werden".<br />
2 6 4<br />
] Beziehungen auf ältere Lehrer, deren <strong>Name</strong>n irgend welchen chronologischen<br />
Anhalt bieten, finden sich in beiden sūtra nicht vor; und was die<br />
<strong>Name</strong>n ihrer Verfasser betrifft, so wird Kaṇāda resp. Kaṇabhuj (Kaṇabhakṣa) bei<br />
Varāhainihira und bei Śaṃkara, Akṣapāda dagegen bis jetzt erst bei Mādhava genannt.<br />
Die Patronymica derselben: Kāśyapa und Gautama (besser wohl eben só,<br />
nicht Gotama) reichen zwar freilich in alte Zeit hinauf, wollen aber weiter nichts<br />
besagen. Von Interesse immerhin, ob auch ohne entscheidendes Gewicht, ist die bei<br />
einem neueren Commentator (Anantayajvan) des zum Sāmaveda gehörigen Pitṛ¬<br />
medhasūtra des Gautama vorliegende Identification dieses Gantama mit Akṣapāda,<br />
s. Burnell Catalogue p. 57. — Aus der Vorrede Cowell's zu seiner Ausgabe des<br />
Kusumāñjali (1864) ergiebt sich, daß der Commentar des Pakṣilasvāmin, den er<br />
dabei direkt mit Vātsyāyana identificirt, vor Dinnaga, also etwa (s. oben not. 219)<br />
Anfangs des sechsten Jahrhunderts abgefaßt war; gegen Dinnāga schrieb der<br />
von Subandhu im 7. Jahrh. erwähnte Uddyotakara, dem Vācaspatimiśra im zehnten,<br />
und Udayana, der Verfasser des Kusumāñjali, im 12. Jahrhundert, folgten. S.<br />
noch Cowell zu Colebrooke Misc. Ess. I‚ 282. Gaūgeśa's nyāyacintāmaṇi, das<br />
wichtigste Werk der neueren NyāyaLiteratur, wird auch in das zwölfte Jahrh. gesetzt,<br />
s. Z. D. M. G. xxVII. 168. Aulūkya bei Mādhava als <strong>Name</strong> der Lehre<br />
Kaṇāda's beruht auf einem Wortspiel mit kāṇāda, croweater = ulūka.<br />
3 6 5<br />
] im Mahābhāṣya wird eine varṇikā Bhāgurī lokāyatasya erwähnt,<br />
s. Ind. Stud, xin, 343. Ein Bhāguri ist unter den in der Bṛhaddevatā<br />
citirten Lehrern. Die Lokāyatās werden auch von den Buddhisten, den nördlichen<br />
wie den südlichen, verworfen, s. Burnouf Lotus de la bonne loi p. 409.<br />
470. Auch die Jaina rechnen das System derselben nur zu dem loiya (laukika)<br />
Wissen, s. oben note 249. —Über die Śārvāka s. den Eingang des sarva¬<br />
darśanasaṃgraha.
264 Die Astronomie. Ihr Alter. Das Sonnenjahr. Der 5jähr. Cyclus. Die Yuga.<br />
Was als dritten Zweig der wissenschaftlichen Literatur<br />
die Astronomie und ihre Hülfswissenschaften betrifft*), so<br />
haben wir bereits gesehen [p. 125], daß dieselbe schon in der<br />
vedischen Zeit einer ziemlichen Pflege genoß, wie wir sie denn<br />
auch bei Strabo ausdrücklich als eine Lieblingsbeschäftigung<br />
der Brahmanen angeführt fanden (s. p. 32. 33), Wir haben<br />
aber gleichfalls bereits bemerkt, daß diese Astronomie noch<br />
auf einer sehr niedrigen Stufe stand, da sich die Beobachtung<br />
der Sterne eben noch lediglich auf einige wenige Fixsterne,<br />
insbesondere auf die 27 oder 28 Mondhäuser und auf die verschiedenen<br />
Phasen des Mondes selbst beschränkte 266<br />
). Der<br />
Umstand, daß das vedische Jahr ein Sonnenjahr von 360<br />
Tagen, kein Mondjahr ist, bedingt zwar allerdings<br />
ziemlich genaue Beobachtung und Berechnung des Laufs der<br />
Sonne; für diese Berechnung aber ist, dem eben Angeführten<br />
nach, schwerlich anzunehmen, daß sie sich nach den Erscheinungen<br />
des nächtlichen Sternenhimmels gerichtet haben sollte,<br />
vielmehr wird sie wohl nach den Erscheinungen der Länge<br />
oder Kürze des Tages etc. abgemessen worden sein. Die Ausbildung<br />
eines fünfjährigen Cyclus mit einem Schaltmouat muß<br />
ziemlich früh gesetzt werden, letzterer wird bereits in der<br />
Ṛksaṃhitā genannt: die Ausbildung der Idee von den<br />
vier Weltperioden dagegen, deren Ursprung aus der Beobachtung<br />
der Mondphasen übrigens möglicher Weise uralt<br />
ist 2<br />
* 7<br />
), gehört erst an das Ende der vedischen Zeit, und zwar<br />
fand Megasthenes das YugaSystem bereits in voller<br />
Bluthe vor. Daß die Eintheilung der Mondbahn in 27 resp.<br />
28 Mondstationen bei den Indern chinesischen Ursprunges sei,<br />
wie Biot behauptet hat (im Journ. des Savants 1840. 1845.<br />
s. Lassen I, 742 ff.), ist wohl schwerlich anzunehmen 268<br />
): das<br />
*) s. Ind. Stud. H, 236—87.<br />
2 6 6<br />
] die uns in den Brāhmaṇa entgegentretenden kosmischen oder astronomischen<br />
Angaben sind sämmtlich höchst kindlicher und naiver Art, s. Ind.<br />
Stud. IX, 858 fg.<br />
2 6 7<br />
] Roth hat diesen Ursprung in Abrede gestellt in seiner Abhandl. „die<br />
Lehre von den vier Weltaltern" (I860 Tübingen).<br />
2 6<br />
‘q über die hier im Folgenden behandelten Fragen hat sich zwischen<br />
J» B. Biot, mir und Whitney eine specielle Discussion erhoben, an der sich dann
Die Mondhäuser. Erwähnung derselben in der Ṛksaṃhitā etc. 265<br />
Gegentheil könnte, den Nachrichten der chinesischen Autoren<br />
zum Trotz, vielleicht ebenso gut der Fall sein, und die Einführung<br />
bei ihnen etwa durch den Buddhismus stattgefunden<br />
haben, dessen Schriften die alte Reihenfolge (mit Kṛttikā<br />
beginnend) bewahren, ebenso wie wir sie bei den Chinesen<br />
finden 269<br />
). Am wahrscheinlichsten aber ist es mir, daß diese<br />
Mondstationen chaldäischen Ursprungs und von den Chaldäern<br />
zu den Indern wie den Chinesen übergegangen sind : denn die<br />
n¼.T¾ des Buches der Könige und die riTO des Hiob 270<br />
),<br />
welche die biblischen Exegeten fälschlich auf den Zodiakus<br />
beziehen, sind eben die arabischen „Herbergen," und<br />
hier wird auch Biot einen chinesischen Ursprung wohl schwerlich<br />
vermuthen wollen. Die Inder konnten die Kenntniß dieser<br />
Mondhäuser entweder schon mitgebracht oder etwa erst durch<br />
die Handelsverbindungen der Phönicier mit dem Penjab<br />
erhalten haben. Jedenfalls sind sie bei den Indern sehr alt,<br />
und bei der völligen Undenkbarkeit einer Verbindung mit<br />
China in einer Zeit, wo die Inder vielleicht noch nicht einmal<br />
die Gangesmündung kannten, ist chinesischer<br />
Einfluß wohl ganz unmöglich. Einige dieser Mondhäuser<br />
werden schon in der Ṛksaṃhitā erwähnt (und zwar mit<br />
auch A. Sédillot, Steinschneider, E. Burgess und M. Müller betheiligt haben.<br />
Vgl. das Journal des Savants 1859 und die nach Biots Tode erschienenen études<br />
sur l'astronomie indienne et chinoise (1862), sodann meine beiden Abhandlungen<br />
„die vedischen Nachrichten von den naxatra" (1860. 1862) so wie Ind. Streifen<br />
II. 172. 173. Ind. Stud. IX, 424 fg. (1865). X, 213 fg. (1866), Whitney<br />
im Journ. Am. or. Soc. vol. VI and VIII (I860. 64. 65), Burgess ibidem,<br />
Steinschneider in Z. D. M. G. vol. XVIII (1868), Müller in der Vorrede zu<br />
vol.IV seiner Ausgabe des Ṛk (1862), Sédillot courtes observations sur quelques<br />
points de l'histoire de l'astronomie (1863), und schließlich Whitney im zweiten<br />
Bande seiner oriental and linguistic studies (1874). Die obigen Ansichten halte<br />
ich noch jetzt im Wesentlichen fest, wie sich ja auch Whitney ihnen zuneigt;<br />
dafür daß Chaldaea das Mutterland ist, tritt als besonders wichtig u A. wohl<br />
auch der Umstand ein, daß uns aus China, Indien und Babylon geradezu dieselben<br />
Angaben über die Dauer des längsten Tages vorliegen. (Dagegen<br />
weichen z. B. die Angaben hierüber im Bundehesch ganz ab, s. Windischmann<br />
zoroastrische Studien p. 105)<br />
5 6 9<br />
] diese Angabe Biots hat sich nicht bestätigt; die chinesische Reihe beginnt<br />
mit Citrā (d.i. dem Herbstaequinox) oder Uttarāṣāḍhās (dem Wintersolstiz),<br />
welche beide vielmehr einer Anordnung entsprechen, in der Revatī als Früh¬<br />
lingsaequinoctialzeichen gilt, 8. meine erste Abhandlung über die nakṣatra p.300.<br />
3 7 0<br />
] hiezu speciell s. Ind. Stud. X, 217.
266 Die Mondhäuser. Das Jyotiṣam. Die Planeten^<br />
eigenthümlicher <strong>Name</strong>nsform), so die Aghās, d.i. Maghās,<br />
und die Arjunyau, d.i. Phalgunyau (ein <strong>Name</strong>, den auch<br />
noch das Śatapatha-Brāhmaṇam für dieselben kennt),<br />
in dem Hochzeitsliede Maṇḍala X, 85, 13, der Tisbya<br />
ferner Maṇḍala V, 54, 13 (von Sāyaṇa aber auf die Sonne<br />
bezogen, s. auch X, 64, 8). Eine völlige Aufzählung derselben<br />
mit ihren Regenten finden wir zuerst in der Taittirīya<br />
Saṃhitā, und eine zweite mit bedeutenden, spätere Zeit<br />
bekundenden Verschiedenheiten in den <strong>Name</strong>n in der Atharva<br />
Saṃhitā und im TaittirīyaBrāhmaṇa, so wie der Mehrzahl<br />
nach auch bei Pāṇini: letztere Aufzählung enthält meist<br />
dieselben <strong>Name</strong>n, die sich bei den Astronomen der späteren<br />
Zeit dafür finden, und zwar sind es auch eben diese späteren<br />
<strong>Name</strong>n, welche in dem sogenannten Jyotiṣa, dem Veda¬<br />
kalender aufgeführt werden (daneben auch die Zodiakalbilder!).<br />
Man hat diesem letzteren Werkchen überhaupt bisher eine<br />
Wichtigkeit beigelegt, die es durch seinen Inhalt nicht beanspruchen<br />
kann. Wenn meine Vermuthung, daß der Lagadha,<br />
Lagata, dessen Lehre es enthält, mit dem Lāt identisch ist,<br />
den Albīrūnī als Verfasser des alten Sūryasiddhānta nennt,<br />
sich bestätigen sollte {s. aber p. 276 n.J, so würde es dadurch<br />
etwa in das 4„ 5. Jahrh. unserer Zeitrechnung fallen, und auch<br />
das könnte fast noch ein zu hohes Alter für dies ziemlich<br />
bedeutungslose Schriftchen scheinen, das nur dadurch eine<br />
gewisse Bedeutung erhalten hat, weil es eben zum Veda gerechnet<br />
wird*).<br />
Ein entschiedener Fortschritt der astronomischen Wissenschaft<br />
geschah durch das Auffinden der Planeten. Die<br />
älteste Erwähnung derselben kommt vielleicht im Taittirīya<br />
*) deshalb schließt es sich denn auch noch an die alte Reihenfolge der<br />
Mondhäuser an, wie dies die auf den Veda bezüglichen Schriften noch jetzt thun.<br />
[Nach der speciellen Abwägung der einzelnen Momente, die hier in Frage kommen,<br />
welche ich in der Einleitung zu meiner Abhandlung über das Jyotiṣam<br />
(1862) angestellt habe, ist auch ein etwas früherer Terrain möglich, vorausgesetzt<br />
freilich, daß diejenigen Verse, welche griechischen Einfluß bekuirden,<br />
wirklich, wie ich daselbst angenommen habe, nicht zu dem ursprünglichen Bestände<br />
des Textes gehören. — Der Verf. erscheint gelegentlich auch unter dem<br />
<strong>Name</strong>n Lagaḍācārya, s. oben p. 66 not.]
ihre eigenthümlich indischen <strong>Name</strong>n. 267<br />
Āraṇyaka vor, doch ist dies noch ungewiß 271<br />
) und werden<br />
sie sonst noch in keiner andern der vedischen Literatur an¬<br />
gehörigen Schrift erwähnt 272<br />
). Auch Manu's Gesetzbuch<br />
kennt sie noch nicht, wohl aber schärft das Gesetzbuch<br />
des Yājñavalkya — und dies ist bezeichnend für die Zeit¬<br />
differenz dieser beiden Werke — ihre Verehrung ein: in den<br />
Dramen des Kālidāsa, in der Mṛchakaṭī und im Mahā<br />
Bhārata, wie Rāmāyaṇa werden sie mehrfach erwähnt*).<br />
Ihre <strong>Name</strong>n sind eigenthümlich und rein indischen Ursprungs:<br />
drei von ihnen sind dadurch als Söhne der Sonne (Saturn),<br />
der Erde (Mars) und des Mondes (Mercur), die beiden andern<br />
als die Repräsentanten der beiden ältesten ṚṣiGeschlechter,<br />
der Angiras (Jupiter) und der Bhṛgu (Venus) bezeichnet:<br />
letzteres steht wohl im Zusammenhang damit, daß die Anhänger<br />
des Atharvaveda, der ja gleichfalls mit diesem<br />
Angiras und Bhṛgu in specielle Verbindung gesetzt wird,<br />
es eben waren, welche hauptsächlich die Pflege der Astronomie<br />
und Astrologie in dieser Zeit leiteten**). Außer jenen<br />
<strong>Name</strong>n sind noch andere gebräuchlich, so heißt Mars derrothe,<br />
Venus der weiße, leuchtende, Saturn der langsam wandelnde,<br />
letzteres der einzige wirklich astronomische Beobachtung be<br />
9 7 1<br />
] die betreffenden Stellen sind in der That wohl ganz anders zu verstehen,<br />
s. Ind. Stud. IX, ?63. X, 271.<br />
"""J die einzige Ausnahme bildet die MaitrāyaṇīUp„ aber auch nur in den<br />
beiden letzten als khila bezeichneten Büchern, s. oben Note 103. 104. Zur Sache<br />
s. noch meine Abhandlung über das Jyotiṣam p. 10. Ind. Stud. IX, 363. 442.<br />
X, 239. 240. — Die beiden ṚkStellen, welehe nach Alfr. Ludwig's soeben<br />
erschienener Schrift: „die Nachrichten des Ṛg und Atharvaveda über Geographie<br />
etc. des alten Indiens" eine Anspielung auf die Planeten enthalten sollen (I,<br />
105, 10. X, 55, 8), sind denn doch wohl kaum dafür eintretend! Auch denkt<br />
weder das von Sāyaṇa zu I, 105, 10 citirte Śāṭyāyanakam noch Say. selbst dabei<br />
an dieselben (s. Ind. Stud. IX, 363 n.). Für die „divicara grahāḥ" Ath.<br />
19, 9‚ 7 bieten die Ath. Pariśiṣṭa anderweite Parallelen, wonach auch bei ihnen<br />
schwerlich an die Planeten zu denken ist, zumal hier ja unmittelbar darauf in<br />
v. 10 die ‚‚grahāś cāndramasāḥ . . ādityāḥ . . rāhuṇā" aufgeführt werden, wobei<br />
denn doch entschieden nur an Finsternisse zu denken ist. Der betreffend?<br />
Abschnitt der Ath. S. (19, 7) ist im Übrigen ein ganz secundäres Product, s.<br />
Ind. Stud. IV, 433 n.<br />
*) śukra Pāṇ. IV, 2, 26 könnte man auf den Planeten śukra beziehen,<br />
besser aber faßt man es wohl im Sinne von Somasaft.<br />
**) Bhārgava bedeutet daher geradezu einen Astrologen, s, Daśakumāra<br />
ed. wils. p. 162, 11.
268 Neunzahl der Planeten. Bedeutsamkeit des griechischen Einflusses.<br />
kündende <strong>Name</strong>. Zu diesen sieben Planeten (Sonne und Mond<br />
mit eingerechnet) haben die Inder noch zwei hinzugefügt,<br />
Kopf (Rahu) und Schweif (Ketu) des Ungethüms, welches<br />
als die Ursache von Mond und Sonnenfinsterniß gedacht<br />
wird. Der <strong>Name</strong> des erstem der beiden, Rāhu, findet sich<br />
zuerst in der Chāndogyopaniṣad vor m<br />
) (, wo er aber<br />
schwerlich als Planet gilt), der zweite dagegen erst bei Yājñavalkya.<br />
Diese Neunzahl der Planeten ist indeß, wenn die<br />
oben angeführte Stelle des TaittirīyaĀraṇyaka sich wirklich<br />
auf dieselben bezieht, nicht ursprünglich, da darin nur<br />
sieben (sapta sūryāḥ) genannt werden. Das Wort Graha<br />
„der Ergreifende," welches „Planet" bedeutet, ist offenbar<br />
astrologischen Ursprungs, wie denn überhaupt die<br />
Astrologie wohl der Brennpunkt war, in dem sich alle astronomischen<br />
Untersuchungen vereinigten und von welchem aus<br />
sie Licht und Belebung erhielten, nachdem die praktischen<br />
Bedürfnisse des Cnltus einmal und für immer befriedigt waren.<br />
Ob die Auffindung der Planeten von den Indern selbstständig<br />
gemacht worden oder ihnen von außen zugekommen ist,<br />
läßt sich noch nicht entscheiden: die systematische Eigen¬<br />
thümlichkeit der Nomenklatur läßt vor der Hand auf das<br />
Erstere schließen 274<br />
).<br />
Ein eigentliches Leben aber trat in die indische Astronomie<br />
erst durch den griechischen Einfluß, welcher eine<br />
viel bedeutendere Stellung in Bezug darauf einnimmt, als man<br />
bisher angenommen hat, und ist dadurch wohl eo ipso bedingt,<br />
daß dieser griechische Einfluß auch auf andere Zweige der<br />
Literatur eingewirkt hat, ob wir ihn auch vor der Hand<br />
nirgendwo anders direkt nachweisen können 276<br />
). Es ist nöthig,<br />
2 7 3j vg]. auch Rāhula als <strong>Name</strong> des Sohnes Buddha's; doch erscheint der<br />
selbe auch als Lāghula, s. Ind. Stud. III, 130. 149.<br />
37<br />
] jedoch ist zu bemerken, daß in den Atharvapariśiṣṭa, welche nebst<br />
dem Jyotiṣa die ältesten Reste indischer Astrologie repräsentiren, der Wirkungskreis<br />
der Planeten in speciellem Zusammenhang mit ihren griechischen<br />
<strong>Name</strong>n erscheint, s. Ind. Stud. Vnl, 413. X, 319.<br />
2 7 5<br />
] vergl. meine Abhandlung: „indische Beiträge zur Geschichte der Aussprache<br />
des Griechischen" in den Monatsberichten der Berk Acad. 1871 p.613,<br />
ubersetzt im Indian Antiquary II, 143 fg. 1873.
Verbindung der Griechen mit Indien. 2G9<br />
hier einige Data über die Verbindung der Griechen mit den<br />
Indern einzuschalten.<br />
Dem Einfalle Alexanders in den Penjab folgte die<br />
Etablirung der griechischbaktrischen Königreiche, deren Herrschaft<br />
sich in den Zeiten ihres Glanzes, wenn auch nur vorübergehend<br />
über den Penjab bis nach Guzerate erstreckt<br />
hat 276<br />
). Daneben unterhielten die ersten Seleuciden, so wie<br />
die Ptolemaier mehrfach durch Gesandte direkte Verbindung<br />
mit dem Hofe von Pāṭaliputra*), daher wir denn in den<br />
Inschriften des Piyadasi die <strong>Name</strong>n Antigonus, Ma¬<br />
gas, Antiochus, Ptolemaios, vielleicht auch Alexander<br />
selbst, erwähnt finden (s. p. 196), angeblich als Vasallen des<br />
Königs, was natürlich eitle Prahlerei ist. Insbesondere lebendig<br />
ward in Folge dieser Gesandtschaften die Handelsverbindung<br />
von Alexandrien nach der Westküste, wo Ujjayinī, OŚi/vifa<br />
dadurch zu einer hohen Blüthe emporwuchs. Philostratus,<br />
der im 2. Jahrh. p. Chr.* eine Lebensbeschreibung des<br />
2 7 6<br />
l Goldstücker zufolge soll sich die Angabe im Mahābhāṣya von einer<br />
jüngst stattgehabten Belagerung von Sāketa (( ude) durch einen YavanaFürsten<br />
auf Menandros beziehen, und die Angaben des Yugapurāṇa der GārgīSaṃhitā<br />
sprechen gar von einem Zuge der Yavana bis Páṭaliputra. Es frägt sich nur<br />
eben, ob hier unter Yavana wirklich die Griechen (s. Ind. Streifen II, 348),<br />
oder etwa ihre indoscythischen etc. Nachfolger zu verstehen sind, auf die "ihr<br />
<strong>Name</strong> später überging, s. Ind. Stud. XIII. 306—7. S. noch oben Note 202.<br />
*) so wurde Megasthenes durch Seleucus an Candragupta (starb<br />
291 a.Chr.) geschickt, Deimachos ferner durch Antiochus, und Dionysius,<br />
so wie wahrscheinlich auch Basilis, durch Ptolemäus II. an 'A^u»rco/aii7c,<br />
Amitraghāta, den Sohn des Candragupta. [Antiochos schloß mit 2u)(/ayarrṃ'aś,<br />
Subhagasena (?), ein Bündniß. Seleukos gab dem Candragupta sogar<br />
auch eine Tochter zur Frau, Lassen II, 208. Talboys Wheeler history of India<br />
(1874) p. 177; im Geleit dieser griechischen Prinzessinn kamen natürlich auch<br />
griechische Mädchen als Zofen nach Pāṭaliputra, und diese griech. Madchen müssen<br />
den Indern, speciell ihren Fürsten, besonders gefallen haben, denn wir finden nicht<br />
nur iray&éi'oi tvnòēïś TTQOQ na\).aviav als Handelsartikel nach Indien erwähnt,<br />
sondern auch theils in indischen Inschriften Yavana-Mädchen als Tribut aufgeführt,<br />
theils in der indischen Literatur, speciell noch bei Kālidāsa, die Angabe, daß<br />
sich die indischen Fürsten von Yavani bedienen ließen, s. Lassen Ind. Alt. II,<br />
651. 957. 1159, meine Vorrede zur Mālavikā p. XLVIL Das Metier dieser<br />
Mädchen war dem Eros gewidmet, und es liegt daher die Vermuthung nicht<br />
fern, daß wir es auf ihren Einfluß zurückzuführen haben, wenn auch der indische<br />
Liebesgott, wie der griechische, den Delphin (makara) im Banner führt<br />
und wie dieser Sohn der Göttinn der Schönheit ist, s. Z. D. M. Ges. XIV, 269<br />
(zu makara als Delphin s. Journal Bombay Br., R. A. Soc. v‚ 33. 34, Ind. Streif,<br />
n, 169); und vergl. noch Ind. Stud. IX, 380.]
270 Die Yavana, Lehrer der indischen Astronomen. Ptolemaio8.<br />
Apollonius von Tyana‚ welcher etwa 50 p. Chr. in Begleitung<br />
seines Schülers Damis Indien durchreiste, hauptsächlich<br />
nach den Berichten dieses Damis schrieb, erwähnt<br />
darin die große Verehrung, welche die griechische Literatur<br />
bei den Brahmanen genoß, und daß sie fast von allen Personen<br />
höheren Standes betrieben ward (Reinaud mém. sur l'Inde<br />
p. 85. 87). Diese Quelle ist zwar nicht sehr lauter [Lassen III,<br />
358 fg.], die Angabe mag übertrieben sein, aber sie stimmt mit<br />
den Daten zusammen, die wir sogleich anzuführen haben, und<br />
die sich nur unter der Voraussetzung eines sehr lebendigen<br />
geistigen Austausches erklären lassen. Die indischen Astronomen<br />
nämlich geben durchweg die Yavana als ihre Lehrer an: ob<br />
dies schon bei Parāśara der Fall ist, der als der älteste<br />
indische Astronom genannt wird, ist noch ungewiß. Den<br />
Citaten nach rechnet er nach den Mondhäusern und scheint<br />
demnach selbstständig zu stehen. Von Garga*) aber, der<br />
nach ihm aß der älteste indische Astronom gilt, wird ein<br />
vielfach citirter Vers überliefert, in welchem er die Yavana<br />
ihrer astronomischen Kenntnisse wegen verherrlicht Die<br />
epische Sage sodann giebt den Asura Maya als den ältesten<br />
Astronomen an, und zwar habe diesem der Sonnengott selbst<br />
die Sternkunde ertheilt: ich habe bereits anderswo (Ind. Stud.<br />
II, 243) die Vermuthung ausgesprochen, daß dieser Asura<br />
Maya identisch ist mit dem Ptoletnaios der Griechen,<br />
insofern dieser letztere <strong>Name</strong> auf indisch, wie wir aus<br />
den Inschriften des Piyadasi sehen, zu Turamaya ward,<br />
*) der <strong>Name</strong> des Parāśara, wie der des Garga, gehört erst der letzten<br />
Stufe der vedischen Literatur an, den Āraṇyaka und Sūtra: in den früheren<br />
Werken wird keiner der beiden <strong>Name</strong>n erwähnt. Die Familie der Parāśara<br />
ist besonders reich vertreten in den jüngeren Gliedern der van c a des Śatapatha-<br />
Brāhmaṇa: auch wird ein Garga und ein Parāśara in der Anukramaṇī<br />
als ṛ9hi einiger Hymnen des Ṛk genannt, desgl. ein anderer Parāśara bei<br />
Pāṇini als Verfasser eines bhikṣusūtra, s. p. 159. 201. [Eine besonders hervorstechende<br />
Rone müssen die Garga zur Zeit des Mahābhāṣya, zum wenigsten<br />
in den Augen seines Verfassers, gespielt haben, da dieselben darin bei den meisten<br />
Gelegenheiten, wo es sich irgend um patronymische u. dgl. Affixe handelt, fast<br />
stets mit genannt werden, s. Ind. Stud. XIII, 410 fg. Auch in den Atharva<br />
Pariśiṣta finden wir Garga, Gārgyu, VṛddhaGárga citirt; diese Garga stehen<br />
offenbar zu dem obigen Astronomen Garga in nächster Beziehung. S< noch<br />
Kern, Vorrede zu Varāhamihira's Bṛhatsaṃhitā p. 31 fg. Ind. Streifen II, .347.]
Romakasiddhānta. Pauli śāsid dh ānta. 271<br />
woraus sich jene <strong>Name</strong>nsform mit der größten Leichtigkeit<br />
entwickeln konnte, und insofern die spätere Tradition (des<br />
Jñānabhāskara z. B.) den Maya entschieden in die westlichen<br />
L ä n d e r nach Romakapura*) versetzt. Unter<br />
denjenigen fünf Siddhānta endlich, welche als die ältesten<br />
astronomischen Systeme genannt werden, wird der eine, der<br />
Romakasiddhānta, schon durch seinen <strong>Name</strong>n als griechischen<br />
Ursprungs bezeichnet: von einem zweiten derselben,<br />
dem Pauliśasiddhānta, haben wir die direkte Angabe des<br />
Albīrūnī**), daß er von dem Paulus al Yūnānī verfaßt<br />
sei, und ist das Werk sonach vielleicht als eine Übersetzung<br />
der üoayudyi] des Paulus Alexandrinus zu betrachten 277<br />
).<br />
— Zwar sind uns nun vor der Hand von den eben genannten<br />
Astronomen und Werken, dem Garga, Maya, Romakasiddhānta<br />
und Pauliśasiddhānta, nur einzelne Citate<br />
*) s. meinen Catalog der Sanskrithandschriften der Berliner Bibliothek<br />
p. 288. — In Bezug auf den <strong>Name</strong>n Romaka erlaube ich mir hier eine beiläufige<br />
Bemerkung, während im M.Bh. XU, 10308 die Raumya aus den romakūpa,<br />
Haarporen, des Vīrabhadra zur Zerstörung des Opfers des Dakṣa geschaffen<br />
werden, muß zur Zeit von Rāmāyaṇa I, 55, 3 ihr <strong>Name</strong> wohl noch unbekannt<br />
gewesen sein, wenn daselbst bei einer gleichen Gelegenheit andere Völker<br />
als aus den romakūpa entstehend angeführt sind, da es ja sonst zu nahe<br />
gelegen hätte, denselben in gleicher Weise zu verwenden. [S. meine Abhandl.<br />
über das Rāmāyaṇa p. 23 fg.]<br />
**) Albīrūnī verweilte im Gefolge des Mahmud von Ghasna längere<br />
Zeit in Indien, erwarb sich daselbst eine sehr genaue Kenntniß des Sanskrit und<br />
der indischen Literatur und hat uns einen sehr wichtigen Bericht darüber, geschrieben<br />
1031, hinterlassen. Auszüge aus diesem höchst wichtigen Werke hat<br />
Reinaud mitgetheilt im Journal Asiatique 1844 und im mémoire sur l'Inde<br />
1849 [und Woepeke ibid. 1863]: der schon seit 1848 versprochene und sehnlichst<br />
erwartete Text ist leider noch immer nicht erschienen. [Ed. Sachau in<br />
Wien ist jetzt mit der Herausgabe desselben beschäftigt; von seiner Energie ist<br />
in der That denn nun wohl endlich eine baldige Erfüllung dieses schmerzlichen<br />
Desideratums zu erwarten.]<br />
2 7 7<br />
] eine dergl. direkte Bezeichnung des Pauliśasiddhānta zu der eiytj<br />
hat darum Schwierigkeit, weil die Citate aus Puliśa nicht dazu stimmen, vielmehr<br />
astronomischer, nicht astrologischer Art sind. Daß indessen gerade die<br />
(ia&yv>yf} den Indern bekannt ward, in welcher Form auch immer, dafür spricht,<br />
daß zunächst nur in ihr fast alle jene termini sich finden, welche die indische<br />
Astronomie aus dem Griechischen aufgenommen hat ; s. Kern's Vorrede zu seiner<br />
Ausgabe von Varāhamihira's Bṛhatsaṃhitā p. 49, — von erheblichem Interesse<br />
ist der Nachweis, den H. Jacobi in seiner Schrift: de astrologiae indicae horā<br />
appellatae originibus (Bonn 1872) geführt hat, daß die Lehre von den l2Häusern<br />
erst bei Firmicus Maternus (336—54) sich findet, die indischen horāTexte somit,<br />
für welche dieselben eine so fundamentale Bedeutung haben, erst in noch späterer<br />
Zeit abgefaßt sein können.
272 Griechische Ausdrücke bei Varāhamihira.<br />
oder auch nur einzelne Erwähnungen bekannt, es konnte daher<br />
allenfalls noch ein Zweifel darüber herrschen, ob wirklich<br />
griechischer Einfluß hier zu statuiren sei, obwohl z. B. die<br />
Angabe, daß Puliśa, im Gegensatz zu Āryabhaṭa 278<br />
), den<br />
Tag mit Mitternacht begann, für seinen abendländischen Ursprungschon<br />
ziemlich entscheidend ist. Jeder Zweifel schwindet<br />
aber, wenn man die große Masse griechischer Worte sieht,<br />
welche Varāhamihira, den die indischen Astronomen zu<br />
Albīrūnī's Zeit, wie sie es jetzt noch thun*), 504 p. Chr.<br />
setzten, in seinen Schriften, und zwar in einer Weise gebraucht,<br />
die deutlich zeigt, daß diese Worte schon längere Zeit gäng<br />
und gäbe waren. Sogar eines seiner Werke selbst, das Horā¬<br />
śāstram, hat einen griechischen <strong>Name</strong>n (von OJQIJ): darin<br />
führt er denn zunächst die griechischen <strong>Name</strong>n der<br />
Zodiakalbilder und Planeten nicht nur vollständig auf**), sondern<br />
er gebraucht auch selbst einige von den letzteren (Āra<br />
nämlich, Āsphujit und Koṇa) direkt neben den indischen<br />
und zwar eben so häufig, als diese (: die Zodiakalbilder dagegen<br />
nennt er meist nur mit den entsprechenden aus dem<br />
Griechischen ubersetzten Sanskṛtnamen), In stetem Gebrauche<br />
aber hat er folgende termini technici, die sich sämmt¬<br />
lich in derselben Bedeutung in der eiaaywyq des Paulus<br />
Alexandrinus gebraucht finden***), dṛkāṇa = ôsxavoś^<br />
liptā == henni) anaphā == àvccrfì], sunaphā = ovva(pij,<br />
durudharā = doovcpoota, kemadruma (für kremaduma)<br />
2 7 8<br />
] so, und nicht Āryabhaṭṭa, ist der <strong>Name</strong> zu schreiben, wie das Metrum<br />
in seinem eigenen Weike (gaṇitapāda v. 1) zeigt; so schon Bhāu Dājī im Journ.<br />
R. A. S. I. 392 (1864).<br />
*) s. Colebrooke II. 461 (415 ed. Cowell).<br />
**) es sind dies die folgenden: Kriya X{jfoc, Tāvuri Toei^oc, Jituma<br />
āidvftoś, Kulīra xoXovqoq (?), Leya Xtva^ Pāthona naś&tioq, Juka tvyov,<br />
Kaurpya oxo(fmac, Taukṣika ToSor^ś, Ākokera atyo%(QO)q, Hṛdroga<br />
v^o,vooc, Ittham i%&v
Portbildung der indischen Astronomie. Die Inder, Lehrer cW Araber. 275<br />
%ptl[ACCTiöf*oc 2<br />
' 19<br />
)) veśi = cfaGiś, kendra =s±xsvrgov, àpoklima<br />
»= anoxkiiia, panapharā = e7iava(poQa, trueoṇa = tśiytavoś,<br />
hibuka = vnoysiov, jāmitra = 3iafiSTQ0V^ dyutam =---<br />
Svtov, meṣūraṇa = jueGov()avf][ia.<br />
Wenn sich die meisten dieser <strong>Name</strong>n auf astrologische<br />
Verhältnisse beziehen, so enthalten sie doch andererseits durch<br />
die Eintheilung des Himmels in die Zodiakalbilder, die De¬<br />
cane und Grade Alles, was den Indern zu einer wissenschaftlichen<br />
Behandlung der Astronomie fehlte und nöthig war.<br />
Sie haben sich denn auch dieser griechischen Mittel mit<br />
gutem Erfolge bedient, und theils zunächst die Reihenfolge<br />
ihrer Mondstationen, die mit der Wirklichkeit nicht mehr<br />
im Einklange stand, rektificirt, so daß die beiden in der alten<br />
Ordnung derselben Letzten nunmehr in der neuen Ordnung<br />
die beiden ersten Stellen einnehmen, theils die astronomische<br />
Wissenschaft überhaupt selbstständig in einigen Punkten, wie<br />
es scheint, sogar weiter gefördert, als die Griechen<br />
selbst. Ihr Ruf verbreitete sich denn auch wieder nach dem<br />
Abendlande zurück, und der Andubarius (resp. wohl Ar¬<br />
dubariu8), den das Chronicon Paschale*) als den ältesten<br />
indischen Astronomen in die Urzeit hinaufsetzt, ist wohl kein<br />
anderer als der Āryabhaṭa, der Rival des Puliśa, den auch<br />
die Araber unter dem <strong>Name</strong>n Ardschabahr verherrlichen.<br />
Die Araber nämlich wurden im 8., 9. Jahrh. die Schüler der<br />
Inder in der Astronomie, erhielten von ihnen die Mondstationen<br />
in der neuen Ordnung, und haben die Sindhend, Siddhānta,<br />
derselben vielfach übersetzt und bearbeitet, zum Theil unter<br />
der Aufsicht indischer Astronomen selbst, welche die Cha¬<br />
liphen von Bagdad etc. an ihren Hof beriefen. Insbesondere<br />
fand dieses auch in Bezug auf die Algebra und Arithmetik<br />
statt, in welchen Beiden die Inder, wie es scheint, ganz<br />
2 7 9<br />
] vielmehr = xtvodgofwq, nach Jacobi am a. o. Es gehört hieher auch<br />
noch harija o.o»Co>>, s. Kern am a. o. p. 29.<br />
*) das Chronicon Paschale geht in seinem Ursprünge angeblich in die<br />
Zeit des Constantius (330) zurück, hat aber unter Heraclius (610—41)<br />
eine neue Redaktion erfahren, durch welche eben der <strong>Name</strong> des Andubarius<br />
hineingekommen sein mag.
^74 Die luder Lehrer der Araber in Astronomie und Algebra (Zahlzeichen)<br />
selbstständig 280<br />
) eine hohe Stufe erreicht haben 281<br />
), wie ihnen<br />
ja auch die sinnreiche Erfindung der Zahlzeichen*) angehört,<br />
welche sie ebenfalls den Arabern, wie diese wieder den<br />
a so] vgl. indeß Colebrooke in seiner berühmten Abhandlung on the Algebra<br />
of the Hindus (1817), in den Misc. Ess. If. 446. 401 ed. Cowell. Woepcke<br />
freilich (Mémoire sur la propagation des chiffres indiennes, Paris 1868, p. 75—91)<br />
ist der Meinung, daß die Angabe im Lalitavistara über das bei Gelegenheit<br />
seines Braut-Examens von Buddha gelöste Exempel betreffend den Atom-Inhalt<br />
eines Yojana dem Arenarius des Archimedes (287—212 a.Chr.) zu Grunde<br />
liege. Das Alter des Lalitavistara ist jedoch keineswegs irgendwie der Art<br />
lixirt, daß nicht ebenso gut das umgekehrte Verhältniß richtig sein könnte,<br />
s. Ind. Stud. VIII, 325—326. Reinaud mém. sur rinde p. 303.<br />
3 8 1<br />
] die bis jetzt älteste Spur hievon findet sich sonderbarer Weise in dem<br />
metrischen Lehrbuch des Pingala, in dessen letztem vermuthlich secundärem Cap.<br />
die für ein Metrum mit bestimmter Silbenzahl möglichen Permutationen von<br />
Längen und Kürzen in änigmatischer Form dargestellt werden, s. Ind. Stud. VIII,<br />
425 fg. 324—26. — Für die Geometrie enthalten die zum śrauta-Ritual gehörigen<br />
śulvasūtra höchst merkwürdige Angaben, s. Thibaut's Vortrag vor der<br />
Aryan Section des Londoner Intern. Congress of Orientalists, in der Special<br />
Number von Trübner's American and Oriental Literary Record (1874), p. 27. 28,<br />
wonach sich darin sogar Versuche zur Quadratur des Kreises vorfinden.<br />
*) die indischen Zahlzeichen von 1—9 sind die abgekürzten Formen der<br />
Anfangsbuchstaben der Zahlwörter selbst [vergl. die ähnliche Bezeichnung der<br />
Noten]: das Zahlzeichen für die Null ist ebenso aus dem Anfangsbuchstaben des<br />
Wortes śūnya (leer) hervorgegangen [; dasselbe findet sich bei Pingala 1. c.<br />
bereits vor. Der décimale Stellenwerth dieser Ziffern ist es, der ihnen ihre besondere<br />
Bedeutung verleiht Nach Woepcke's Meinung in seinem oben angeführten<br />
Mém. sur la propagation des chiffres indiens (Journal Asiatique, 1863)<br />
sind dieselben noch vor der Herübernahme durch die Araber auch bereits durch<br />
die Neupythagoräer Alexandriens aus Indien entlehnt worden, und die sogenannten<br />
Gobar-Ziffern darauf zurückzuführen. Es ist indeß hiegegen zu bemerken,<br />
daß wir in jenen Zahlzeichen erst eine der jüngsten Stufen indischer Zahlbezeichnung<br />
vor uns haben, der eine große Zahl anderer Bezeichnungen vorausgegangen<br />
ist. Nach Edward Thomas, in demselben Jahrgang des Journal<br />
Asiatique, sind die ältesten Beispiele des Gebrauches dieser Ziffern erst aus der<br />
Mitte des siebenten Jahrhunderts, während der Gebrauch der älteren „numerical<br />
symbols" bis in das vierte Jahrh. abwärts nachweisbar ist. S. noch<br />
Ind. Stud. VIII, 165. 256; es ist etwa die Schriftform der Valabhī Plates,<br />
deren Buchstaben den Zifferformen am nächsten stehen.—Burnell hat übrigens<br />
ganz neuerdings in seinen Elem. of S. I. Pal. p. 46 fg. den Zusammenhang der<br />
Ziffern mit den Anfangsbuchstaben der Zahlzeichen überhaupt ganz in Abrede gestellt<br />
und dieselben, resp. die älteren „Cave Numerals", aus denen er sie direkt<br />
ableitet, als aus Alexandrien „together with Greek Astrology" eingeführt bezeichnet.<br />
Ich kann ihm hierin bis auf Weiteres nicht beistimmen, s. hiezu meine Bemerkungen<br />
in der Jenaer Lit. Z. 1875 nro. 24 p. 419, wo ich u. A. auch speciell darauf<br />
hingewiesen habe, daß Herrn. Hankel in seiner leider posthumen trefflichen<br />
Schrift „zur Geschichte der Mathematik" (1874) p. 329 fg. die Annahme<br />
Woepcke's, daß die Neupythagoräer wirklich bereits die neuen Ziffern mit Stellenwerth<br />
uud die Null kannten, für irrig, die ganze Stelle im Boethius resp.<br />
auf der diese Annahme basirt, als eine Interpolation aus dem 10., 11. Jahrh.<br />
erklärt hat.]
u. durch diese auch Lehrer d. europ. Astron. d. Mittelalters. Áiyabhaṭa. 275<br />
europäischen Gelehrten überlieferten 282<br />
). Bei Letzteren, die<br />
ja eben die Schüler der Araber waren, finden sich denn auch<br />
die Inder mehrfach und stets mit hoher Achtung erwähnt,<br />
und auch sogar ein Sanskritwort selbst, das Wort ucca<br />
nämlich, das den Höhestand der Planeten bezeichnet, ist,<br />
freilich in der ziemlich unkenntlichen Form aux, Genit. augis,<br />
in die lateinischen Übersetzungen arabischer Astronomen<br />
übergegangen 288<br />
) (s. Reinaud p. 325).<br />
Was nun die Reihenfolge und die Zeit der verschiedenen<br />
indischen Astronomen, von denen uns noch Werke oder<br />
Fragmente vorliegen, betrifft, so entgehen wir auch sogar hier<br />
nicht der bei dergl. Fragen in der indischen Literatur überall<br />
herrschenden Ungewißheit. An der Spitze derselben steht<br />
der schon erwähnte Āryabhaṭa, von dessen Werken<br />
uns vor der Hand nur sehr kümmerliche Fragmente vorliegen,<br />
mit der Zeit aber vielleicht noch vollständigere Bruchstücke<br />
sich vorfinden werden 284<br />
): er scheint ein Zeitgenosse des Pu¬<br />
liśa gewesen zu sein, jedenfalls ward er schon durch griechischen<br />
Einfluß getragen, da er nach den Zodiakalbildern<br />
rechnet. Nach Albīrūnī war er aus Kusumapura, d. i.<br />
ï 8 2<br />
] s. noch Woepcke sur l'introduction de l'arithmétique indienne en Occident<br />
(Rome 1859).<br />
98<br />
3] ebenso nach Reinaud's feiner vermuthung (p. 373 fg.) auch der <strong>Name</strong><br />
von Ujjayinī selbst, und zwar durch Verlesung eines arab. Qr¾l in der Form<br />
Arin, Arim; der „Meridian von Ujjayinī" ward so zu der „coupole d'Arin".<br />
9 8 4<br />
] die Forschungen von Whitney im Journ. Am. Or. S. VI. 560 fg. (I860) und<br />
von Bhāu Dājī im Journal R. As. S. f. 392 fg. (1865) haben uns hierüber zuerst<br />
volle Klarheit gebracht. Danach sind von Āryabhaṭa noch erhalten das daśagīti¬<br />
sūtram und das āryāṣṭaśatam, und sind beide, unter dem Titel Āryabhaṭīyam,<br />
jetzt auch bereits von Kern, mit dem Commentar des Paramādīśvara publicirt<br />
worden (1874), s. hiezu A. Barth in der Revue critique 1875 p. 241–253.<br />
Seinen eigenen Angaben darin zufolge ist er A.D. 476 geboren, lebte im östlichen<br />
Indien in Kusumapura (Palibothra) und verfaßte dieses Werk in dem jugendlichen<br />
Alter von 23 Jahren. Er lehrt in seinem Werk u. A. auch eine ganz eigen¬<br />
thümliche Zahlbezeichnung durch Buchstaben. — Das unter dem <strong>Name</strong>n Ārya¬<br />
siddhanta vorliegende größere Werk in 18 adhyāya erscheint als ein secundäres<br />
Product, s. Hall im Journal Am. Or. Soc. VI. 556 (I860) und Aufrecht Cata¬<br />
logus p. 325. 326; nach Bentley ist es erst 1322 abgefaßt, und Bhāu Dāji<br />
1. c p. 393. 394 glaubt: „he was here for once correct." — Wilson Mackenzie<br />
Collect. I, 119 und Lassen Ind. Alt. II, 1136 sprechen auch noch von einem<br />
Commentar des Āryabhaṭa zum Sūryasiddhānta, der denn auch wohl von dem<br />
Laghu-Āryabhaṭa (Bhāu Dājī p. 405) herstammen wird. S. noch Kern Vorrede<br />
zur Bṛhat-Saṃhitā des Varāhamihira p. 59 fg.
276 Die fünf siddhānta.<br />
Pāṭaliputra gebürtig, gehörte also dem ostlichen Theile<br />
Indiens an. Neben ihm werden als alte Astronomen die Verfasser<br />
der folgenden fünf Siddhānta betrachtet, der unbekannte*)<br />
Verfasser nämlich des Brahmasiddhānta oder<br />
Paitāmahasiddhānta — der Verfasser ferner des Saura¬<br />
siddhānta, welchen Albīrūnī Lāt nennt und der möglicher<br />
Weise mit dem Lagata, Lagadha identisch ist, welcher<br />
als Verfasser des zum Veda gehörigen Jyotiṣa genannt<br />
wird, und mit dem Lāḍha, welchen Brahmagupta mehr¬<br />
fach citirt**), — sodann Puliśa, Verfasser des Pauliśa¬<br />
siddhānta, — Śrīṣeṇa endlich, dem der Romakasiddh.,<br />
— und Viṣṇucandra, dem der Vasiṣṭhasiddhānta zugehört.<br />
Letztere beiden Werke sollen auf Āryabhaṭa's<br />
System begründet sein 286<br />
). Keiner dieser fünf Siddhānta<br />
scheint erhalten zu sein : zwar giebt es Werke, die den <strong>Name</strong>n<br />
Brahmasiddhānta, Vasiṣṭhasiddhānta, Sūryasiddhān¬<br />
ta‚ Romakasiddhānta tragen, dieselben sind aber keinesfalls<br />
die alten Werke dieses <strong>Name</strong>ns, da die Citate, welche<br />
die Scholiasten aus diesen enthalten, sich in ihnen nicht vorfinden<br />
28<br />
' 5<br />
). So werden denn auch in der That drei verschiedene<br />
*) Albīrūni nennt den Brahmagupta als Verfasser dieses Brahmasiddhānta:<br />
dies ist aber irrig. Sollte etwa ein Mißverständniß durch Reinaud<br />
(p. 382) anzunehmen sein?<br />
**) Lāḍha kann sehr wohl aus Lagadha entstanden sein; [die Foitn<br />
Lāṭa indessen, s. Kern Vorrede zu Bṛh. S. p. 53, weist eher nach Aa^utt;.}<br />
2 8 5<br />
] so wie auf Lāṭa, Vasiṣṭha und Vijayanandin, nach Bhāu Dājī I. c.<br />
p. 408, dessen Meinung zufolge der Romakasiddhānta Śake 427 (AD 505) Zu<br />
setzen wäre, composed in accordance with the work of some Roman or Greek<br />
author. Bhaṭṭotpala nennt u.A. auch einen Yavaneśvara Sphujidhvaja (oder Āsph°),<br />
worin Bhāu Dājī einen Speusippos, Kern dagegen (Vorrede zu Varāha M. p. 48)<br />
einen Aphrodisios sucht.<br />
2 8 6<br />
J s. hierüber Kern in der Vorrede zur Bṛhatsaṃhitā des Varāhamihira<br />
p. 43—50. Pubiicirt ist bis jetzt nur der Sūryásiddhānta mit Ra5gan&tha's<br />
Comm. in der BibI. Ind. (1854—59) dm¾h F. E. Hall und Bāpū Deva Śāstrin,<br />
sowie eine Übersetzung durch Letzteren ebendas. (1860. 61). Gleichzeitig erschien<br />
im Journal Am. Or.Soc.vol.VI eine Übersetzung angeblich von Eb, Burgess,<br />
mit einem sehr eingehenden trefflichen Commentar von w. D. Whitney, der<br />
neuerdings (s. Oriental and Linguistic studies II, 360) überhaupt ,,the entire<br />
responsability for that publication in all its parts" für sich in Anspruch nimmt.<br />
Ihm zufolge ist der Sūryasiddhānta zwar (p. 326) „one of the most ancient and original<br />
of the works which present the modern astronomical science of the Hindus*";<br />
in wie weit aber der gegenwärtige Text „is identical in substance and extent
Brahmagupta. va rāb ami h ira<br />
Vasiṣṭhasiddhānta, desgl. drei verschiedene Brahma«<br />
siddhānta citirt. Der eine dieser letzteren, der sich ausdrücklich<br />
als eine Umarbeitung des älteren Werkes dieses<br />
<strong>Name</strong>ns angiebt, gehört dem Brahmagupta an, welcher<br />
nach Albīrūnī in das Jahr 664 p. Chr. fällt, womit<br />
auch die Angabe der heutigen Astronomen in Ujjayinī so<br />
ziemlich stimmt, die ihn 628 p. Chr. setzen 287<br />
). Ihm gehört<br />
auch nach Albīrūnī**) ein Werk an, welches den <strong>Name</strong>n<br />
Ahargaṇa führt, welcher von den Arabern in Arkand verstümmelt<br />
wurde. Dieser Arkand, die Sindhend, d.i. die<br />
fünf Siddhānta, und Ardschabahr, Āryabhaṭa sind<br />
es, welche, wie bereits bemerkt, im 8,9. Jahrhundert hauptsächlich<br />
von den Arabern studirt und zum Theil übersetzt<br />
worden sind. — Dagegen erwähnen sie den VarahaMihira<br />
nicht, der doch vor Brahmagupta lebte, da dieser ihn<br />
mehrfach erwähnt, und zudem die Lehren jener fünf Siddhānta<br />
in einem Werke zusammenfaßte, welches davon bei<br />
den Commentatoren Pañcasiddhāntikā heißt, und das er<br />
selbst unter dem <strong>Name</strong>n Karaṇa nennt. Dieses Werk scheint<br />
verloren zu sein 288<br />
), und sind uns nur die astrologischen<br />
Werke des Varāhamihira erhalten, die Saṃhitā nämlich***)<br />
with that of the original Sūryasiddhānta", ist einstweilen noch unklar. Vergl.<br />
hiezu Kern 1. c. p. 44—46.<br />
*) Albīrūnī giebt eine Inhaltsanzeige dieser Umarbeitung: sie und der<br />
Pauliśa-Siddhānta waren die einzigen jener Siddhānta, die er erhalten<br />
konnte.<br />
9 8 7<br />
] diese letztere Angabe basirt auf seinen eigenen Worten in dem Brahma<br />
Sphuṭasiddhānta 24, 7. 8, den er danach 550 Jahr nach dem Śakanṛpāla (° panta?),<br />
in dem Alter von 80Jahren, verfaßte; er nennt sich dabei Sohn des Jiṣṇu, lebte<br />
resp, unter Śrī Vyāghramukba of the Śrī Cápa dynasty, Bhāu Dājī 1. c p. 410.<br />
Pṛthūdakaavāmin, sein Scholiast, bezeichnet ihn curioser Weise als Bhilla<br />
Mālavakācārva, s. Z. D. M, G. XXV, 659. Ind. Stud. xlH, 316. Die Capp.<br />
3UI (gaṇita, arithmethic) und xxVIII (kuṭṭaka, algebra) seines Werkes sind bekanntlich<br />
von colebrooke (1817) übersetzt worden.<br />
**) Reinaud mém. sur l'Inde p. 822.<br />
" 88<br />
] »gestern hörte ich von einem zweiten Mscpt. der Pañcasiddhāntikā,"<br />
Brief G. Btthler’s vom 1. April 1875.<br />
***) in doppelter Ausgabe, als Bṛhatsaṃhita und als SamāsasaṃhitA:<br />
aus ersterer hat Albīrūnī mehreres mitgetheilt, s. auch meinen Catalog der<br />
Sanskrithandschriften der Berliner Bibliothek p. 238—54. [Eine treffliche Ausgabe<br />
der Bṛhatsainhitā verdanken wir Kern (BibI. Ind. 1864—66), der auéh<br />
eine Übersetzung davon (bis jetzt Cap. 1—84) im Journal R. As. S. IV—VI<br />
277
278 Varāhamihira.<br />
und das Horāśāstram, aber auch letzteres nicht vollständig,<br />
sondern nur zum Drittheil*). Er erwähnt eine große Zahl<br />
von Vorgängern, deren <strong>Name</strong>n uns zum Theil nur durch ihn<br />
selbst bekannt sind, so Maya und die Yavanās (vielfach),<br />
ferner Parāśara, Manittha 289<br />
), Śaktipūrva, Viṣṇu¬<br />
gupta**), Devasvāmin, Siddhasena, Vajra, Jīvaśar¬<br />
man, Satya 290<br />
) etc. Eine direkte Erwähnung des Ārya¬<br />
bhaṭa findet sich nicht bei ihm, vielleicht weil dieser für<br />
Astrologie nichts gethan hatte: im Karana wird er ihn<br />
wohl erwähnt haben 291<br />
). Während Áryabhaṭa noch nach<br />
der Aera des Yudhiṣṭhira rechnet, gebraucht Varāhamihira<br />
bereits den Śakakāla, Śakabhūpakāla oder Śa¬<br />
kendrakāla, die Aera des Śaka-Königs, was sein Scholiast<br />
auf die Aera des Vikrama bezieht 292<br />
). Brahma¬<br />
gupta dagegen rechnet nach dem Śakanṛpānta, der nach<br />
ihm 3179 des Kali-Zeitalters stattfand, also nach der Aera<br />
(1870—74) geliefert hat. Es existirt dazu ein vortrefflicher Commentar von<br />
Bhaṭṭotpala, angefertigt Śake 888 (AD 966) und ausgezeichnet durch überaus<br />
reiche Citate von Parallelstellen aus den Vorgängern Varahāmihira's. Letzterer<br />
bezeichnet sich im Bṛhajjātaka 26, 5 selbst als Sohn des Ādityadāsa und als<br />
Avantika, native of Avanti d. i. UjjayinL]<br />
*) der JātakaTheil (von den Nativitäten) nämlich allein, und zwar in<br />
doppelter Ausgabe als Laghujātakam und als Bṛhajjātakam: ersteres ward<br />
von Albīrūnī ins Arabische übersetzt. [Die ersten beiden Capp. des Laghu¬<br />
jātaka habe ich in den Ind. Stud. II, 277 in Text und Übersetzung publicirt,<br />
den Rest edirteJacobi in seiner Promotionsschrift (1872). Auch ist dasselbe mit<br />
Bhaṭṭotpala's Comm. in Bombay 1867 edirt worden; ebenso das Bṛhajjātakam<br />
in Benares und Bombay (Kern's Vorrede p. 26). Die drei ersten Capp. der<br />
Yātrā hat Kern in Text und Übersetzung edirt in den Ind. Stud. X, 161 fg.<br />
Der dritte Theil des horāśāstra, das vivāhapaṭalam, ist noch ganz unedirt.]<br />
289<br />
] unter diesem <strong>Name</strong>n vermuthe ich Manetho, den Verf. der Apoteles¬<br />
inata, und Kern hat mir darin beigestimmt (Vorrede zur Bṛh. S. p. 52).<br />
**) dies ist auch ein <strong>Name</strong> des Cāṇakya Daśa-Kum. 183, 5 ed. Wilson.<br />
[Eine vollständige Liste und Durchmusterung der in der Bṛhatsanthitā citirten<br />
Lehrer, darunter auch Bādarāyaṇa und Kaṇabhuj, 8. bei Kern Vorrede p. 29 fg.]<br />
2 9<br />
9] Kern Vorrede p. 51 bemerkt, daß derselbe nach Utpala auch Bhadatta<br />
hieß; Aufrecht im Catal. p. 329 a hat aber Bbadanta. Im Jyotirvidābharaṇa<br />
steht Satya an der Spitze der Gelehrten an Vikrama's Hofe, s. Z. D. M. G.<br />
XxH, 722. XXIV, 400.<br />
2 9<br />
–] es liegt jetzt auch in der That ein dgI. Citat daraus bei Bhaṭṭotpala<br />
vor, s. Kern Journal R. As. S. Xx, 383 (1863), Bhāu Dājī I. c. p. 406. In<br />
einem andern dgf. Citāt bezieht sich Varāhamihira theils auf das Jahr 427 des<br />
Śakakāla, theils auf den Romakasiddhānta und Pauliśa, Bhāu Dājī p. 407.<br />
2 9 2<br />
] diese Angabe Colebrooke's H, 475 (428 ed. Cowell), s. auch Lassen<br />
Ind. Alt. II, 50, ist unbegründet. Nach Kern Vorrede p. 6 fg. ist bei Varāhamihira<br />
wie bei Utpala nur die sogenannte Aera des Śālivāhana gemeint.
Die Zeit des varāhamihira, des Śatānanda und des Bhfrskara. 27ïf<br />
des Śālīvāhana. — Die Tradition über die Zeit des Varāhamihira<br />
haben wir bereits angegeben: da die heutigen Angaben<br />
der Astronomen mit denen zu Albīrūnī’s Zeit stimmen,<br />
so wird man sie wohl für zuverlässig halten können: danach<br />
lebte er also 504 p. Chr. 293<br />
). Im Gegensatze nun hierzu steht<br />
theils die Sage, insofern dieselbe ihn als eine der Perlen am'<br />
Hofe des Vikrama betrachtet, und resp. den letzteren für<br />
den König Bhoja erklärt 294<br />
), der etwa 1050 regierte 296<br />
), theils<br />
aber auch die Angabe des Astronomen Śatānanda, der<br />
sich im Eingange seines Bhāsvatīkarana wie es scheint<br />
als Schüler des Mihira bekennt und zugleich angiebt, daß<br />
er dieses Werk Cake 1021 (A.D. 1099) schreibe: die Stelle<br />
ist aber nicht klar und kann wohl auch auf den Unterricht<br />
bezogen werden, den der Verfasser aus Mihira’s Schriften<br />
gezogen*) hat, sonst müßte man einen zweiten Varāha-<br />
Mi h ira annehmen, der eben Mitte des 11. Jahrhunderts, also<br />
gleichzeitig mit Albīrūnī gelebt hätte, seltsam freilich dann,<br />
daß ihn dieser nicht erwähnt haben sollte!<br />
Nach Varāhamihira und Brahmagupta haben sich<br />
noch mehrere Astronomen hervorgethan : der vorzüglichste<br />
derselben ist Bhāskara, über dessen Zeit aber ein eigen¬<br />
thümlicher Unstern waltet: während er seinen eigenen Angaben<br />
9 9 3<br />
] nach Kern, vorrede p. 3, ist dies vielleicht sein Geburtsjahr. Sein<br />
Todesjahr wird nämlich durch Āmarāja, einen Scholiasten des Brahmagupta, auf<br />
cake 509 AD 587 angegeben, s. Bhāu Dājī am a. O. p. 407.<br />
9 9 4<br />
] diese Identification ist natürlich verfehlt. War varāhamihira wirklich<br />
eine der neun Perlen am Hofe des vikrama, so muß ganz einfach dieser vikrama<br />
im 6. Jahrh. regiert haben. Die Vorfrage bleibt aber eben die, ob jenes<br />
der Fall war. S. die Angaben des Jyotirvidābharaṇa am a. O.<br />
9 9 5<br />
] s. z.B. auch Aufrecht Catalog¾s p.327b. 328a.<br />
*) übrigens giebt sich Śatānanda am Schlüsse seines Werkes in einem<br />
Chambers’schen Bruchstücke desselben (s. meinen Catalog der Sanskrithand¬<br />
Schriften der Berliner Bibliothek p. 234), wie es scheint, als Cake 917 (A. D.<br />
995) lebend an! Wie soll man diesen Widerspruch erklären?! e. Colebr. II,<br />
390. [341 ed. Cowen. Die betreffende Stelle bezieht sich eben wohl nicht auf<br />
die Lebenszeit des Verfassers; leider ist sie so unsicher, daes ich ihre wahre<br />
Bedeutung nicht verstehe ; da aber unmittelbar vorher, ganz wie bei Colebrooke,<br />
von Kali 4200 » AD. 1099, gesprochen wird, so steht dieses Datum in d½r<br />
That wohl fest. — Die Beziehung auf Mihira könnte übrigens allenfalls, wie<br />
dies auch der Scholiast Balabhadra andeutet, überhaupt gar nicht auf varāha¬<br />
mihira, sondern bloß auf die Sonne, mihira, gehen!]
280 Alblrūni's Nachrichten über Bhaskara(?)<br />
nach Śake 1036 (1114) geboren ist, desgl. Cake 1072 (1150)<br />
den Siddhāntaśiromaṇi und Śake 1105 (1183) den<br />
Karaṇakutūhala vollendete, — und damit stimmen auch<br />
die heutigen Astronomen überein, die ihn Śake 1072 (1150)<br />
setzen 296<br />
), — wird er von Albīrūnī, der A.D. 1031 (also<br />
83 Jahr vor seiner Geburt) schrieb, nicht nur erwähnt, sondern<br />
auch sein hier Karaṇasāra genanntes Werk 132 Jahr<br />
rückwärts, also A. D. 899 gesetzt, so daß ein Unterschied<br />
von 284 Jahren zwischen den beiderseitigen Angaben<br />
stattfindet: ich bekenne mich unfähig, dies Räthsel zu losen:<br />
die Übereinstimmung der Persönlichkeit ist so eng, daß der<br />
jil&j Bashkar des Albīrūnī ausdrücklich auch Sohn des<br />
Mahadeva*) heißt, wie der wirkliche Bhaskara: es wird<br />
aber doch wohl kaum etwas übrig bleiben, als eben diesen<br />
Bashkar, Sohn des Mahdeb und Verfasser des Kara¬<br />
ṇasāra, des Albīrūnī von dem Bhaskara Sohn des Mahadeva<br />
und Verfasser des Karaṇakutūhala zu trennen 297<br />
)!<br />
9 9 6<br />
] ebenso eine Inschrift, welche Śake 1128 datirt und einen Enkel des Bhaskara<br />
betrifft, dessen siddhāntaśiromaṇi dabei mit hohen Ehren gedacht wird, s. Bhāu Dāji<br />
am a. O. p. 411. 416. Auch in einer von Mādhava im kālanirṇaya citirten Stelle<br />
des Siddhāntaśiromaṇi Uber die Jahre mit drei Schaltmonaten wird das dgl.<br />
Jahr, welches Śakakāle 974 (1Ö52) fiel, der Vergangenheit, das Jahr 1115 dagegen<br />
(und 1256. 1378) der Zukunft zugewiesen. — Bhāekara's Līlāvatī (arithmetic) und<br />
Vījagaṇita (algebra) sind bekanntlich von Colebrooke (1817), erstere auch von<br />
Taylor (1816) und letzteres von Strachey (1818) übersetzt worden. Den gaṇitā¬<br />
dhyāya übersetzte Roer im Journal As. S. Bengal. IX, 153 fg. (Lassen IV, 849).<br />
Die Übersetzung des Golādhyāya durch Lancelot Wilkinson liegt in der Bibl.<br />
1nd. (1861 — 62) vor. Wilkinson verdanken wir auch die Textausgabe des<br />
golādhyāya und des gaṇitādhyāya (1842). Līlāvatī und vījagaṇita erschienen 1832.<br />
1834 ebenfalls in Calcutta. Auch hat Bāpū Deva Śāstrin eine Gesammtausgabe<br />
(?) des Siddhāntaśiromaṇi in Benares 1866 erscheinen lassen. S. noch Herrn.<br />
Brockhaus über die Algebra des Bhaskara Leipzig 1852 (vol. IV der Berichte<br />
der Kön. Sachs. Ges. der Wissensch. p. 1—45.)<br />
*) Reinaud liest freilich Mahādatta mit ^ statt «^, dies ist aber<br />
eine im Sanskrit unmögliche <strong>Name</strong>nsform, da sie gar keinen Sinn giebt. [Am<br />
Schiurs des Golādhyāya (XIII, 61) wie des Karaṇakutūhala nennt übrigens<br />
Bhaskara seinen Vater nicht Mahādeva, sondern Maheśvara (was freilich damit<br />
der Sache nach identisch), und ebenso nennt ihn auch Bhāskara's Scholiast<br />
Laksbmīdhara, s. mein Verz. der Berl. S.-H. p. 285. 237.]<br />
2 9 7<br />
] in der That ist dies wohl die einzige Möglichkeit um aus diesem Dilemma<br />
herauszukommen. Es ist also entweder etwa an jenen älteren Bhaskara<br />
zu denken, „who was at the head of the commentators ofĀryabhaṭṭa and is repeatedly<br />
cited by Pṛthūdakasvāmin who was himself anterior to the author of<br />
the Śiromaṇi" Colebrooke n, 470 (423 ed. Cowell), oder unter dem J½o
Die Araber zuletzt wieder Lehrer der 1ndér in der Astrologie. 281<br />
zumal zu der zeitlichen Inkongruenz allerdings noch der Umstand<br />
hinzutritt, daß Albīrūnī indisches bh gewöhnlich durch<br />
b und h wiedergiebt (so bhudsch = bhūrja, balbhadr<br />
= balabhadra) so wie er auch die Längen der Vokale<br />
meist treu bewahrt: beides ist hier (bei Bashkar) nicht geschehen,<br />
und zudem das s in s h verwandelt worden.<br />
Bhāskara ist der letzte Stern der indischen Astronomie<br />
und Arithmetik: nach ihm ist darin kein Fortschritt gemacht<br />
worden, und hat sich die astronomische Wissenschaft der<br />
Inder vielmehr gänzlich wieder in der Astrologie concentrirt,<br />
aus der sie ursprünglich hervorgegangen war. In dieser<br />
letzten Periode sind die Inder dann durch den Einfluß ihrer<br />
moslemischen Herrscher wieder zu Schülern der Araber geworden,<br />
deren Lehrer sie vorher gewesen waren. Derselbe<br />
Alkindi, der seinerseits im 9. Jahrhundert mancherlei über<br />
die indische Astronomie und Arithmetik geschrieben hatte<br />
(s. Colebr. II, 513, Reinaud p. 23), ward nun umgekehrt<br />
für die Inder selbst Auktorität, welche seine Schriften, wie<br />
die seiner Nachfolger studirten und übersetzten: es ergiebt sich<br />
dies zweifellos aus den vielen arabischen Kunstausdrücken*),<br />
die nunmehr neben die aus der früheren Periode herrührenden<br />
griechischen treten, so zwar, daß diese in ihren alten<br />
Rechten bleiben, und nur für die neuen Begriffe auch<br />
die neuen Wörter eintreten, insbesondere in Bezug auf die<br />
Lehre von den Constellationen, welche bei den Arabern zu<br />
einer ganz eigenthümlichen Vollkommenheit ausgebildet worden<br />
war. Ziemlich gleichzeitig damit, ob auch vielleicht zum Theil<br />
etwas früher, wurden jene arabischen Werke auch in eine<br />
andere Sprache übersetzt, in das Lateinische nämlich, für die<br />
europäischen Astrologen des Mittelalters, und so kommt es,<br />
bei Reinaud p. 335. 337 steckt überhaupt gar kein Bhāskara, sondern etwa<br />
ein Puṣkara. Sonderbar freilich immer, daß derselbe ^ cX^–* ^ d Verfasser<br />
eines karaṇasāra genannt wird! Könnte etwa doch bei Albīrūnī eine Interpolation<br />
vorliegen?<br />
*) sogar der <strong>Name</strong> für Astrologie ist in dieser Zeit daher entlehnt: sie<br />
heil¾t nämlich tājikam, tājikaśastram, was auf das persische ^ßJ^S d.i.<br />
„arabisch" zurückgeht.
282 Arabische Kunstausdrttcke. Omina und Portenta.<br />
daß wir bei diesen zum Theil dieselben arabischen Kunstausdrücke<br />
nachweisen können, wie bei den Indern, Dergl.<br />
termini technici der indischen Astrologie in dieser Zeit sind*):<br />
mukāriṇā *i,l&o (j Zusammenkunft, mukāvilā ¼Jbl&o congregatio, manaū pro-<br />
hibiti0, kamvūla J^*i receptio, gairikamvula tj^/i ^<br />
inreceptio, sahama ^^v- sors, inthihā und munthahā<br />
*4^ci*> und ^&1* terminus und mehrere andere, die<br />
zum Theil noch nicht sicher identificirt werden können.<br />
In inniger Verbindung mit der Astrologie hat bei den<br />
Indern von je her die Lehre von den Omina und Portenta<br />
gestanden, deren Ursprung gleichfalls in die alte vedische, ja<br />
sogar zum Theil wohl noch in die indogermanische Zeit hinaufreicht,<br />
und die besonders in der Literatur des Atharvaveda<br />
wie in den Gṛhyasūtra der übrigen Veda niedergelegt<br />
*) s. Ind. Stud. Il, 263 ff. Die meisten dieser arabischen Ausdrücke kenne<br />
ich vor der Hand nur aus jenen lateinischen Übersetzungen des Mittelalters, da<br />
arabische Texte über Astrologie nicht gedruckt sind, und die Lexika nur wenig<br />
bieten. [Vgl. jetzt Otto Loth's dankenswerthe Abhandl. „alKindi als Astrolog"<br />
(1874) in den „Morgenländischen Forschungen" (Festschrift zu Fleischet's Jubiläum)<br />
p. ¾63—309.]<br />
0<br />
—
Zauberei und Beschwörungsk¾nst. Die mediciutsche Wissenschaft. 283 "<br />
ist 98<br />
), Ihr wird auch in den Saṃhitā des Varāhamihira,<br />
Nārada etc. ein bedeutender Platz geschenkt, und hat sie<br />
es dann auch selbst noch zu einer eigenen selbstständigen<br />
Literatur gebracht. Dieses selbe Geschick theilt mit ihr in<br />
jeder Beziehung ein anderer Zweig des Aberglaubens, die<br />
Zauberkunst und Beschwörungskunst nämlich, welche<br />
in der religiösen Entwicklung der Inder einen immer fruchtbareren<br />
Boden fanden, so daß sie jetzt in der That fast allmächtig<br />
herrschen. Auch von ihnen finden sich allgemeine<br />
Lehrbücher so wie Schriften über einzelne Gegenstände vor.<br />
Viele ihrer Anschauungen sind bei uns durch die Vermittlung<br />
der im Mittelalter so sehr beliebten indischen Fabeln<br />
und Märchen seit langer Zeit eingebürgert, so die vom Seckel<br />
(des Fortunatus), von den Meilenstiefeln, dem Zauberspiegel,<br />
der Zaubersalbe, der Nebelkappe 299<br />
) etc.<br />
Als vierten Zweig der wissenschaftlichen Literatur führen<br />
wir die Medicin auf<br />
Die Anfänge der Heilkunde in der vedischen Zeit habe<br />
ich bereits früher (p. 32. 33) besprochen: auch hier ist es<br />
der Atharvaveda, welcher eine besondere Stellung zu derselben<br />
einnimmt, und in dessen Literatur sich die ältesten<br />
.Bruchstücke medicinischer Wissenschaft vorfinden, die indeß<br />
ziemlich armseliger Art sind und meist auf Besprechungen<br />
und Beschwörungen sich beschränken 300<br />
). Die Inder selbst<br />
2 9 8 vgj‚ meine AbhandL: zwei vedische Texte über Omina und Portenta<br />
(1859), enthaltend das Adbhutabrāhmaṇam und den adhy. XIH des Kauśikasūtra.<br />
3 9 9<br />
] Einiges darunter, die Tarnkappe z.B. geht seinem Ursprung nach wohl<br />
auf alte mythologisch-abergläubische Vorstellungen der indogermanischen Vorzeit<br />
zurück. Die Zauberei steht im Übrigen in specieller Beziehung zu den sectarischen<br />
Tantra-TeXten, sowie zur Yoga-Lehre. Ein größeres Werk darüber trägt den bei den<br />
Buddhisten hochberühmten <strong>Name</strong>n des Nāgārjuna,- s. m. Verz. d. BerI. S.-H. p. 270.<br />
3 o<br />
°] s. Virgil Grohmann's AbhandL: „Medicinisches aus dem Ath.-Veda mit<br />
besonderem Bezug auf den Takman« in den Ind. Stud. IX, 381 fg. (1866). —<br />
Die sarpavidyā, Kunde von den Schlangen, wird schon im Śatap. Br. XIII, und<br />
zwar als ein besonderer Veda mit parvan genannten Abschnitten erwähnt; sollte<br />
dabei nicht auch Medicinisches mit behandelt worden sein? im Āśval. śr. tritt<br />
wenigstens die viṣavidya, Lehre von den Giften, direkt dazu. Über den Inhalt<br />
der ‚vayovidyā, Kunde von den Vögeln, an derselben Stelle des Śat. Br.,<br />
ist es schwer eine Verniuthung aufzustellen. Diese vidyā-Texté werden im<br />
Śat.-Br. auch noch sonst (XI. XIV) erwähnt und ercheinen daselbst, ebenso Wie<br />
das vaidyakam im Mahābhāṣya, als neben dem Veda stehend. Ein vārttikam
284 Die ältesten Vertreter der medicinischen Wissenschaft:<br />
betrachten die Medicin als einen Upaveda und nennen sie<br />
deshalb auch direkt Āyurveda, ohne daß sie übrigens etwa<br />
unter diesem Titel, wie man gemeint hat, ein specielles Werk<br />
verstehen. Sie leiten dasselbe, wie den Veda selbst unmit¬<br />
telbar von den Göttern ab: als älteste der menschlichen<br />
Verfasser nennen sie zunächst den Ātreya, sodann den Agni¬<br />
veśa, dann den Caraka 30<br />
'), ferner den Dhanvantari und<br />
zuletzt dessen Schüler Suśruta. Die drei ersteren <strong>Name</strong>n<br />
gehören speciell den beiden Yajus, resp. aber erst der Zeit<br />
ihrer Sūtra- und Schulenbildung an 302<br />
): die medicinischen<br />
Werke dieses <strong>Name</strong>ns können also keinesfalls älter sein: wie<br />
viel später sie fallen, dafür haben wir vor der Hand nur die<br />
Gränze des 8. Jahrhunderts p. Chr., an dessen Ende nach Ibn<br />
Beithar und Albīrūnī (bei Reinaud p. 316) das Werk<br />
des Caraka, resp. nach Ibn Abi Uśaibiah auch das Werk<br />
des Suśruta, in das Arabische übersetzt ward. Daß die<br />
indische Medicin zu Pāṇini's Zeit schon eine gewisse Ausbildung<br />
erhalten hatte, ergiebt sich aus den <strong>Name</strong>n verschie<br />
zu Pāṇ. IV, 2, 60 lehrt ein eigenes Affix für das Studium von Texten, deren<br />
<strong>Name</strong> auf vidyā oder lakṣaṇa ausgeht, und man möchte fast meinen, daß<br />
Pāṇini selbst dgl. Texte auch schon gekannt habe. Nach den Angaben Pataṃjali's<br />
bildeten außer den Vögeln und Schlangen noch Rinder und Rosse den Gegenstand<br />
derselben. Was sich von speciellen Angaben der Art im Mahābhāṣya findet, weist auf<br />
praktische aus dem Leben gegriffene Beobachtungen, aus denen sich mit der<br />
Zeit wohl eine naturwissenschaftliche Literatur hätte entfalten können, s. Ind.<br />
Stud. XIH, 459 — 61. Die in den Atharva-Pariśiṣṭa sich findenden la¬<br />
kṣaṇaAbschnitte sind entweder rituellen oder astrologischmeteorologischen<br />
Inhalts, dagegen enthält z. B. die astrologische Saṃhitā Varāhamihira's Vieles, was<br />
direkt auf die alten vidyā und lakṣaṇa zurückgehen mag.<br />
3,<br />
] in der Carakasaiphitā selbst wird Bharadvāja (Punarvasu) Kapi¬<br />
ṣṭhala an die Spitze gestellt als Schüler des Indra, von seinen sechs Schülern<br />
Agniveśa, Bhtla, Jatūkarṇa, Parāśara, Hārīta, Kṣārapāṇi verfaßte zuerst Agniveśa<br />
sein tantram, dann die übrigen je die ihrigen, die sie dann dem Atreya vortrugen.<br />
Auf ihn geht die Relation des Textes direkt zurück, da es nach den Eingangsworten<br />
jedes adhyāya (athāto . •. vyākhyāsyāmaḥ) stetig heißt: iti ha smaba<br />
bhagavān Ātreyaḥ; ebenso stetig aber heißt es in einem Schlußvers am Ende<br />
jedes adhyāya, daß das Werk ein von Agniveśa gemachtes und von Caraka<br />
wieder geordnetes (pratisaṃskṛtam) tan tram sei.<br />
3 ü 2<br />
] dasselbe gilt im Wesentlichen von den bei Caraka (s. eben) genannten<br />
<strong>Name</strong>n Bharadvāja, Agniveśa (Hutāśaveśa!), Jatūkarṇa, Parāśara, Hārīta. Und<br />
unter den <strong>Name</strong>n der Weisen, welche daselbst als Genossen des Bharadvāja genannt<br />
werden, finden sich außer den <strong>Name</strong>n der alten Ṛṣi speciell noch u. A.<br />
auch genannt : Aśvalāyana, Bādarāyaṇa, Kātyāyana, Baijavāpi etc.; als ärztliche<br />
Auctoritäten werden u. A. noch citirt (s. Petersb. Wort Nachtrag vol. VII): Kṛśa<br />
Sāṃkṛtyāyana, Kāṅkāyana, Kṛṣṇātreya.
Caraka, suśruta, Dhanvantari; Śālihotra, Vātsyāyana. 285<br />
dener Krankheiten, die er aufführt (III, 3, 108. V, 2,129 etc.),<br />
doch erhellt daraus nichts Bestimmtes. Im gaṇa Kārta¬<br />
kaujapa (zu Pāṇ. VI, 2‚ 37) finden sich unter den letzten<br />
Gliedern die Sauśrutapārthavās, aber theils ist es unbestimmt,<br />
was darunter zu verstehen ist, theils beweisen ja auch<br />
die Gaṇa eben nichts für Pāṇini's Zeit, theils endlich gehört<br />
sogar das betreffende Sūtram vielleicht gar nicht einmal<br />
dem Pāṇini, resp. erst der Zeit nach Pataṃjali an, inso.<br />
fern es (der Angabe des Kalkuttaer Scholiasten nach) in dem<br />
Bhāṣya desselben nicht erklärt wird 301<br />
) Dhanvantari<br />
wird in Manu’s Gesetzbuch und im Epos genannt, aber als<br />
mythischer Arzt der Götter, nicht als menschliche Persönlichkeit<br />
304<br />
). Im Pañcatantra werden zwei Aerzte, Śālihotra<br />
und Vātsyāyana*) mehrfach erwähnt 805<br />
), die auch<br />
jetzt noch genannt werden: aber wenn auch jenes Werk im<br />
6. Jahrhundert in das Pehlvi übersetzt worden ist, so ist<br />
damit doch nicht erwiesen, daß alles, was jetzt darin steht,<br />
auch schon damals darin stand, wenn man es nicht eben in dieser<br />
Übersetzung (resp. ihren Nachbildungen) wirklich vorfindet**).<br />
a o 3<br />
] Sauśruta kommt im Bhāṣya vor, wird aber ausdrücklich von suśrut,<br />
nicht von suśruta abgeleitet und ist daher wohl weder dabei noch bei dem an<br />
einer andern Stelle genannten kutapa-Sauśrutaḥ an den Suśruta der Mediciner<br />
zu denken, s. Ind. Stud. XIII, 462. 407. Für die Zeit des vārttika-Verfassers<br />
ergiebt sich im Übrigen bereits das Nebeneinanderstehen der drei humores vāta,<br />
pitta, śleṣman, s. am eben a. O. p. 462.<br />
3 0 4<br />
l als solche erscheint er in dem mehrfach erwähnten Spruche, der ihn<br />
unter den neun Perlen am Hofe des Vikrama neben Kālidāsa und Varāhamihira<br />
aufführt., s. Jyotirvidābharaṇa am a. 0.<br />
*) diese <strong>Name</strong>nsform weist uns in die Zeit der Sūtrabildung, zu Vātsya<br />
[findet sich resp. bereits im Taitt. Àr. I, 7, 2 als Patronymicum eines Pañcaparṇa].<br />
3 0 5<br />
J Śālihotra's Specialität ist hiebei die Hippologie (sein <strong>Name</strong> selbst bedeutet:<br />
Pferd), Vātsyāyana's die ars amandi. Von dem Werk des Erstern finden<br />
sich in London zwei verschiedene Recensionen, s. Dietz Analecta medica p. 158<br />
(nro. 63) und p. 156 (nro. 70). Nach H. M. Elliot's BibI. Index to the bist of<br />
Muh. India (1849) p. 268 ist ein dgl. Werk desselben AD 1361 in das Arabische<br />
übersetzt worden. Auch das Kémasūtram des Vātsyāyana, das von Ma¬<br />
dhusūdana Sarasvatī im Prasthānabheda ausdrücklich zum Āyurveda gerechnet<br />
wird, ist noch vorhanden, und zwar beruft sich dieses, der in Aufrecht's Cata¬<br />
Iogus p. 215 fg. vorliegenden Inhaltsangabe nach, höchst interessante Werk in<br />
majorem gloriam auf ganz stattliche alte Anctoritäten, nämlich Auddālaki, Śveta¬<br />
ketu, Bābhravya Pāñcāla, Gonardīya (i.e. Pataṃjali, der Verf. des Mahābhāṣya?),<br />
Goṇikāputra etc. Es wird auch von Subandhu citirt, und Śaṃkara selbst soll<br />
einen Commentar dazu geschrieben haben, ö. Aufrecht Catal. p. 256 a.<br />
x<br />
**) dies hat Bentley mit Recht gegen Colebrooke geltend gemacht.
286 Ungewisse Abfassungszeit der vorliegenden medicinischen werke.<br />
Andere Erwähnungen medicinischer Lehrer oder<br />
Schriften sind mir nicht bekannt: nur das kann ich noch<br />
anführen, daß das den menschlichen Leib und die Krankheiten<br />
betreffende Kapitel des Amarakoṣa (II, 6) jedenfalls<br />
eine große Ausbildung der medicinischen Wissenschaft<br />
voraussetzt.<br />
Eine irgend annähernde Zeitbestimmung für die vorhandenen<br />
Werke nun wird erst dann möglich werden, wenn dieselben<br />
ihrem Inhalt und ihrer Sprache nach einer kritischen<br />
Durchsicht werden unterworfen sein*). Die naiven Vorstellungen<br />
aber, welche man noch ganz neuerdings z. B. über das<br />
Zeitalter des Suśruta ausgesprochen hat**), lassen sich schon<br />
jetzt als in das Reich der Träume gehörig zurückweisen. In<br />
Sprache und Styl steht dieses letztere Werk und die ihm<br />
ähnlichen dergl. Werke, die ich kenne, offenbar in einer gewissen<br />
Verwandtschaft zu den Schriften des Varāhamihira<br />
306<br />
): „sollten nun — ich gebrauche hier Stenzler's***)<br />
Worte — innere Gründe es wahrscheinlich machen, daß das<br />
der als Beweis für die Zeit des Varāhamihira den Umstand angeführt hatte,<br />
daß er im Pancatantra citirt werde (es ist dieses dieselbe Stelle, die auch im<br />
Vikramacaritra erwähnt wird, s. Roth im Journ. Asiat. 1845 Oct. p.3O4).<br />
[Kern hat sich zwar in der Vorrede zu seiner Ausgabe der BṛhatSaṃhitā p. 19.<br />
20 sehr entschieden gegen diesen Einwurf Benüey's erklärt, wie mir scheint aber<br />
mit Unrecht, denn der gegenwärtige Text des Pancatantra ist, Benfey's Untersuchungen<br />
zufolge, ein sehr secundäres Product; s. hiezu oben p.238. 257. 258.]<br />
*) in dem tibetischen Tandjur sind den Angaben nach auch eine bedeutende<br />
Zahl medicinischer Schriften enthalten, was für die Chronologie derselben<br />
nicht ohne Wichtigkeit sein wird. So hat Csoma Körösi im Journal<br />
of the Asiatic Society of Bengal 1825 January den Inhalt eines tibetanischen<br />
Werkes über Medicin angegeben, das dem Śākyamuni in den Mund gelegt<br />
wird und dem Anschein nach eine Übersetzung des Suśruta oder eines ähnlichen<br />
Werkes ist.<br />
**) die Herren Vullers und Hessler nämlich, der erstere in einem Aufsatze<br />
über indische Medicin in der von Henschel herausgegebenen Zeitschrift<br />
Janus, der andere in der Vorrede zu seiner sogen. Übersetzung des Suśruta<br />
[1844—50].<br />
3 0 6<br />
] die Carakasaṃhitā macht etwas alterthümlichere Ansprüche, die Prosa<br />
darin erinnert hie und da an den Styl der śrautasūtra.<br />
***) aus seiner Beleuchtung der Vul1ers'schen Ansicht, im folgenden Hefte<br />
des Janus II, 453. Ich bemerke hierzu, daß Wilson's Worte, die auch Wise<br />
in der Vorrede zu seinem System of Hindu Medicin (Calc. 1846) p. Xvn citirt,<br />
von Vullers gründlich mißverstanden sind. Wilson setzt als the most modern<br />
limit of our conjecture das 9. u. 10. Jahrhundert, nämlich p. Chr., Vullers<br />
aber meint a. Chr.\\ [vgl. jetzt noch Wilson works In, 273 ed. Rost.]
Anscheinende Selbstständigkeit der Entwicklung der medicin. Wissenschaft. 287<br />
System der Medicin, welches im Suśruta vorgetragen ist,<br />
manches von den Griechen entlehnt habe, so würde dies,<br />
soweit die Chronologie dadurch berührt wird, durchaus nicht<br />
überraschend sein" 307<br />
). Vor der Hand scheinen indeß dergl.<br />
innere Gründe allerdings nicht vorhanden zu sein, im Gegen¬<br />
theil Manches gegen einen solchen griechischen Einfluß zu<br />
sprechen: theils werden nämlich die Yavana nie als Auktorität<br />
genannt, und auch unter den <strong>Name</strong>n, welche im<br />
Eingange des Suśruta angeblich als Zeitgenossen desselben<br />
aufgeführt werden*), ist keiner, welcher ausländisch klänge**),<br />
theils ferner wird ausdrücklich die Pflege der Medicin von<br />
Suśruta selbst und noch sonst nach Kāśī (Benares), freilich<br />
in die Zeit des mythischen Königs Divodāsa (, einer<br />
Inkarnation des Götterarztes) Dhanvantari***), verlegt, theils<br />
endlich sind als die Maaße und Gewichte, welche der Arzt<br />
gebrauchen soll, ausdrücklich entweder die in Magadha oder<br />
die in Kaiinga gebräuchlichen vorgeschrieben, woraus sich<br />
wohl die besondere Pflege der Medicin in diesen östlichen,<br />
3 0 7<br />
] dies ist offenbar auch die Ansicht Roth's (Z. D. Morg. Ges. xxVI.<br />
441. 1872), wenn er seinem Wunsche nach einer eingehenden Behandlung der<br />
indischen Medicin durch compétente Gelehrte die Bemeikung hinzufügt, daß „nur<br />
die Vergleichnng der Grundlagen indischer Medicin mit denen der griechischen<br />
zu einem Urtheil über Ursprung, Alter und Werth der ersteren führen kann",<br />
und sodann im Verlauf (p. 448) zu den Vorschriften Caraka's über die Pflichten<br />
des Arztes gegen den Kranken einige in höchst merkwürdiger Weise entsprechenden<br />
Worte aus dem Eide der Asklepiaden heranzieht.<br />
*) Hessler freilich hat nicht erkannt, daß es nonuna propria sind,<br />
sondern übersetzt die Worte frisch weg.<br />
**) mit einziger Ausnahme etwa von Pauṣkalāvata, welcher <strong>Name</strong><br />
wenigstens nach dem Nordwesten, nach Tlivx*Xrmti
288 Fragliche Authentität der Texte. Bedeutung der indischen Medicin:<br />
mit den Griechen nie in nähere Berührung gekommenen Ländern<br />
subsumiren läßt<br />
Es entstehen übrigens nicht unerhebliche kritische Zweifel<br />
über die Authentität der vorhandenen Texte, insofern wir<br />
nämlich von einigen derselben mehrere Recensionen citirt<br />
finden, so den Atri (dessen Werk gänzlich verloren scheint)<br />
auch als laghvAtri, bṛhadAtri, den Ātreya auch als<br />
bṛhadĀtreya, vṛddhaĀtreya‚ madhyamaĀtreya,<br />
kaniṣṭhaĀtreya‚ den Suśruta auch als vṛddha-Su¬<br />
śruta, den Vāgbhaṭa auch als vṛddhaVāgbhaṭa, den<br />
Hārīta auch als vṛddhaHārīta, den Bhoja auch als<br />
vṛddhaBhoja, eine Erscheinung, die uns ganz ebenso<br />
auch bei den astronomischen Siddhānta (s. p.276. 277 und<br />
Colebr. II, 391. 92) und bei der Gesetzesliteratur vorliegt<br />
Überhaupt ist die Zahl der medicinischen Werke und Schriftsteller<br />
eine ganz ungemein große, und zwar sind es theils<br />
Systeme, welche sich über den ganzen Bereich dieser Wissenschaft<br />
erstrecken, theils höchst specielle Einzelforschungen,<br />
theils endlich großartige Sammelwerke, die in neuerer Zeit<br />
auf Veranstaltung von Fürsten und Königen zusammengestellt<br />
wurden. Die Summe von Kenntnissen, die sich dar¬<br />
aus ergiebt, scheint in der That eine sehr respektable zu sein.<br />
Die Angaben über Diaetetik, über die Entstehung von Krankheiten<br />
und deren Diagnose zeugen zum Theil von höchst<br />
scharfsinniger Beobachtung: in besonderer Blüthe stand, wie<br />
es scheint, die Chirurgie der Inder 308<br />
), worin sie ihren europäischen<br />
Collegen vielleicht jetzt noch manches lehren können,<br />
wie diese denn z. B. auch bereits die Nasenbildung von ihnen<br />
angenommen haben. Auch die Angaben über die officinellen<br />
Eigenschaften der Minerale (insbesondere der Edelsteine und<br />
Metalle), Pflanzen und animalischen Stoffe, über deren chemische<br />
Zersetzung und Auflösung, bergen sicher noch vieles<br />
Werthvolle, wie der apothekarische Theil denn überhaupt mit<br />
großer Vorliebe behandelt zu sein scheint und uns den Mangel<br />
808<br />
] s. jetzt hiezu Wilson works III, 380 ff. ed. Rost.
ihr Einflufa auf die Araber. 289<br />
von rein naturwissenschaftlichen Untersuchungen wenigstens<br />
theilweise ersetzt 309<br />
). Auch über die Krankheiten etc. der<br />
Pferde und Elephanten giebt es sehr specielle Monographieen.<br />
In den letzten Jahrhunderten ist übrigens der medicinischen<br />
Wissenschaft dadurch viel Abbruch geschehen, daß die an<br />
und für sich sehr alte Ansicht, es seien die Krankheiten nur<br />
die Folge von begangenen Vergehen oder Sünden, gewaltig<br />
um sich gegriffen hat, und dem entsprechend denn auch<br />
Fasten, Almosen und Geschenke an die Brahmanen größten¬<br />
theils an die Stelle wirklicher Heilmittel getreten sind. —<br />
Eine vortreffliche Gesammtübersicht der medicinischen Wissenschaft<br />
bei den Indern giebt das 1845 in Kalkutta erschienene<br />
Werk des Dr. Wise „commentary on the Hindu system of<br />
medicine " 310<br />
).<br />
Der bereits erwähnte Einfluß der indischen Medicin auf<br />
die Araber in den ersten Jahrhunderten der Hedschra ist ein<br />
ganz ungemein bedeutender gewesen, und haben die Chaliphen<br />
von Bagdad eine ziemliche Zahl betreffender Werke übersetzen<br />
lassen*): da nun die arabische Medicin bis in das<br />
17. Jahrhundert für die europäischen Aerzte die Hauptaukto¬<br />
rität und das leitende Princip war, so ergiebt sich daraus auch<br />
unmittelbar, wie bei der Astronomie, daß die Inder in<br />
hohen Ehren bei diesen Letzteren stehen mußten: wir finden<br />
denn auch in der That den Caraka in den lateinischen<br />
3 0 9-| Vg] t d a s 0-j e n not. 300 über die vidyā und das vaidyakarn Bemerkte.<br />
3 1<br />
°] in neuer Aufl. 1860 (London). S. noch zwei leider nur kurze AbhandI.<br />
Wilson's: „on the medical and surgical science of the Hindus", in vol.I seiner von<br />
R. Rost gesammelten Essays on Sanskrit Literature (1864, Works vol.In). Herausgegeben<br />
ist bis jetzt nur der Suśruta durch Madhusūdana Gupta (Cale. 1835–36,<br />
in neuer Auflage 1868) und durch Jīvānanda Vidyāsāgara (1873). Eine Herausgabe<br />
des Caraka ist durch Gangādhara Kavirāja begonnen (Cale. 1868. 69),<br />
aber leider mit einem sehr weitschweifigen eignen Commentar versehen, rückt<br />
daher nur langsam vor (Heft 2 1871 bricht in adhy. 5 ab). Durch sie veran¬<br />
laßt ist Roth's bereits erwähnte Monographie über Caraka, in der er einige Abschnitte<br />
daraus, III, 8 (wie man Arzt wird) und I, 29 (der Pfuscher), in<br />
Übersetzung mittheilt. Aus der Bhel asaṃhitā (s. oben not 301) citirt Burnell<br />
Elem. of South Indian Palaeogr. p. 94 einen Vers in einer Weise (nämlich<br />
Cap. 31, 4), welche deutlich zeigt, daß ihm ein ganzes Werk dieses <strong>Name</strong>ns zu<br />
Gebote steht.<br />
*) s. Gildemeister script. Arab, de reb. Indicis p. 94—97. [Flügel,<br />
nach dem Fihrist alulūm in der Z. D, M. G. XI, 148 fg. 325 fg. (1857).]
290 Kriegskunst. Musik.<br />
Übersetzungen des Avicenna (Ibn Sina), Rhazes (AI<br />
Rasi) und Serapion (Ibn Serabi) mehrfach genannt*).<br />
Außer dem Ayurveda, der Medicin, zählen die Inder<br />
noch drei andere sogenannte Upaveda auf, den Dhanurveda<br />
nämlich, den Gāndharvaveda und das Arthaśāstram,<br />
d. i. Kriegskunst, Musik und bildende oder überhaupt technische<br />
Künste, und zwar sind dies, wie bei Ayurveda, nur<br />
die <strong>Name</strong>n der betreffenden Literaturzweige überhaupt, nicht<br />
etwa die <strong>Name</strong>n besonderer Werke.<br />
Als Lehrer der Kriegskunst wird Viśvāmitra genannt<br />
und auch ausführlich der Inhalt seines Werkes angegeben^<br />
11<br />
), ebenso Bharadvāja 312<br />
). Von diesem Zweige der<br />
Literatur scheinen aber fast gar keine direkten Denkmäler<br />
erhalten zu sein**): doch enthalten die Nītiśāstra und das<br />
Epos viele Abschnitte, die ganz speciell auf die Kriegswissenschaft<br />
Bezug nehmen 313<br />
): das Agnipurāṇa insbesondere<br />
zeichnet sich durch eine ganz ausführliche Behandlung derselben<br />
aus 314<br />
).<br />
Die Musik ist von jeher eine Lieblingsbeschäftigung der<br />
Inder gewesen, wie wir aus den zahlreichen Erwähnungen<br />
musikalischer Instrumente in der vedischen Literatur schließen<br />
können. Eine methodische Systematik derselben hat sich aber<br />
natürlich erst später entwickelt. Vielleicht enthielten die bei<br />
Pāṇini erwähnten Naṭasūtra (s. oben p. 214) schon dergl.,<br />
*) s. Roy le ou the antiquity of Hindu medicine 1838.<br />
3 1 1<br />
] von Madhusūdana Sarasvatī im Prasthānabheda, Ind. Stud. I, 10. 21.<br />
3 1 2<br />
] wo Bharadvāja in solcher Stellung erschiene, ist mir zur Zeit nicht<br />
bewußt; es ist wohl Bharadvāja d. i. Droṇa zu lesen?<br />
**) mit Ausnahme einiger Schriften über Pferde und Elephantenzucht, die<br />
wohl hieher zu rechnen sind, ob sie auch eigentlich noch näher zur Medicin<br />
gehören.<br />
3 1 1<br />
] das Kāmandakīyam nītiśāstram, in 19 Capp., von welchem dies speciell<br />
gilt, ist durch Rājendra Lāla Mitra in der Bibl» Ind. (1849—61) publicirt<br />
worden, mit Auszügen, die aber nur bis ins neunte Cap. reichen, aus dem Comm.<br />
des Upādhyāya Nirapekṣa (Rücksichtslos, wohl ein Pseudonymon); es erinnert<br />
durch Styl und Inhalt an die Bṛhatsaṃhitā des varāhamihira. Ein Werk gleichen<br />
<strong>Name</strong>ns und Inhalts ist auch mit den dahin ausgewanderten Hindu nach Java<br />
gekommen, s. Ind. Stud. III, 145. ob dies nun aber wirklich schon im vierten<br />
Jahrhundert geschehen sei, wie Rāj. L. M. annimmt, ist wohl noch sehr fraglich.<br />
3 1 4<br />
l s. Wilson „on the art of war" (Works IV, 290 fg.).
Gāndharvaveda. Arthaśāstram. 291<br />
da die Musik insbesondere mit dem Tanz in Verbindung<br />
stand. Die <strong>Name</strong>n der sieben Töne der musikalischen Scala<br />
finden sich vor der Hand erst in den sogen. Vedāṅga vor,<br />
im Chandas 315<br />
3 1 6<br />
) und in der Śikṣā<br />
), so wie ferner auch in<br />
einer wenigstens nicht ganz modernen Atharvopan. (Gar¬<br />
bha). Als Verfasser des Gāndharvaveda*), d.i. also eines<br />
musikalischen Lehrbuchs, wird Bharata genannt, und<br />
3 1 7<br />
neben ihm auch Īśvara, Pavana, Kalinātha ), Nā¬<br />
rada 318<br />
): es existiren davon indeß, wie es scheint, nur<br />
noch die in den Scholien zur dramatischen Literatur citirten<br />
Bruchstücke. Einiges davon ist auch in das Persische übersetzt<br />
worden, vielleicht auch früher schon in das Arabische.<br />
Neuere Werke über Musik sind mehrfach vorhanden. Es ist<br />
übrigens dieser Gegenstand im Ganzen noch wenig untersucht 819<br />
).<br />
Was den dritten Upaveda, das Arthaśāstram, betrifft,<br />
so haben die Inder bekanntlich in den technischen<br />
Künsten Ausgezeichnetes geleistet, weniger aber in den<br />
3 1 5<br />
] s. darüber Ind. Stud. VIII, 259—72. Die Bezeichnung der 7 Noten<br />
durch die Anfangsbuchstaben ihrer <strong>Name</strong>n findet sich daselbst auch, wenigstens<br />
in der einen Recension des Textes, bereits vor (ibid. p. 256). Nach V. Bohlen<br />
„das alte Indien« II. 195 (1830) und Benfey „Indien" p. 299 (in Ersch und<br />
Gruber's Encyclopaedic vol. XVII 1840) wäre dieselbe von Indien zu den Persern,<br />
von da zu den Arabern übergegangen und von Guido von Arezzo Anfang des<br />
11. Jahrhunderts in die europäische Musik eingeführt worden. Dem indischen:<br />
sa ri ga ma pa dha ni steht im Persischen neben der Bezeichnung der Töne<br />
durch die ersten sieben Buchstaben des Alphabets (A—G) die Scala da re mi<br />
fa sa la be gegenüber, s. Richardson und Johnson pers. Dict, unter durr i mufassal.<br />
3 1 6<br />
] und zwar nicht blos in der dem Pāṇini zugeschriebenen dgl., sondern<br />
wohl in den sämmtlichen Schriftchen dieser Gattung, s. meine Abhandl. über<br />
das pratijñasūtra p. 107. 109, Haug Accent p. 59.<br />
*) dieser <strong>Name</strong> geht auf die Gandharva, die himmlischen Musiker, zurück.<br />
3 17<br />
] dieser <strong>Name</strong> wird auch Kallinātha gelesen (Kapila bei Lassen IV, 332 ist<br />
wohl ein Irrthum), bei Sir w. Jones on the musical modes of the Hindus in den<br />
As. Res. III. 329 und Aufrecht Catalogus p. 201a; bei Bühler Catal. of Msc.<br />
from Guj. IV, 274 findet sich indeß die obige Schreibung. Statt Pavana aber<br />
ist jedenfalls wohl: Hanumant Sohn des Pavana zu lesen. Zu Bharata s. oben p. 248.<br />
3 1 8<br />
] s. die Angaben aus der Nāradaśikṣā bei Haug über das Wesen des<br />
ved. Accents p. 58. Der „gandharva Nārada" ist ursprünglich wohl nur eine<br />
Personifikation der wölke, s. Ind. Stud. I. 204. 483. IX, 2.<br />
3 1 9<br />
] außer Sir w. Jones am a. O. s. noch Patterson in vol. IX der As. Researches,<br />
Lassen Ind. Alt. IV, 832 und insbesondere die speciellen Angaben bei<br />
Aufrecht im Catalogus p. 199 — 202. Śārngadeva, der Verf. des Saṃgītaratnā¬<br />
kara, beruft sich auf Abhinavagupta, Kīrtidhara, Kohala, Someśvara; er handelt<br />
darin nicht nur von der Musik, resp. dem Gesang, sondern auch von Tanz,<br />
Gesticulation etc.
292 Malerei. Bildhauerkunst. Baukunst.<br />
sogenannten bildenden Künsten. Die betreffende Literatur<br />
übrigens ist nur sehr schwach vertreten und meist modern.<br />
Die Malerei zunächst steht auf einer sehr niedrigen<br />
Stufo: am bes f<br />
en scheint noch das Portraitmalen gegluckt zu<br />
sein, da dies mehrfach in den Dramen erwähnt wird: dabei<br />
ist eben keine Perspektive nöthig 3,9a<br />
).—In Bezug auf die Bildhauerkunst<br />
dagegen ist eine nicht unbedeutende Geschicklichkeit<br />
nicht zu verkennen 320<br />
): unter den in Stein gehauenen<br />
Reliefs sind manche von großer Schönheit, besonders diejenigen,<br />
welche Scenen aus Buddha's Leben enthalten, da<br />
Buddha stets als eine rein menschliche Gestalt, ohne mythologische<br />
Verunstaltungen dargestellt wird. — Anleitungen und<br />
Lehrbücher hierfür finden sich mehrfach vor 321<br />
), den Angaben<br />
nach meist nur für einzelne Gegenstände, z. B. Anfertigung<br />
von Götterbildern, doch auch daneben andere für Meßkunst<br />
und Zeichnenkunst im Allgemeinen.<br />
Bei weitem ausgebildeter ist die Baukunst, von der<br />
noch einzelne ganz vorzügliche Denkmaler erhalten sind: sie<br />
hat ihre Hauptpflege bei den Buddhisten gefunden, weil dieselben<br />
Klöster, Topen (stūpa) und Tempel für ihren Cultus<br />
gebrauchten: ja es ist sogar nicht unwahrscheinlich, daß unser<br />
Thurmbau der Nachahmung der buddhistischen Topen seine<br />
Entstehung verdanke: andererseits aber ist griechischer Einfluß<br />
bei den ältesten indischen Bauwerken nicht zu verkennen<br />
322<br />
) (s. Benfey Indien p. 300—305), Die Baukunst<br />
3ï9a] über moderne Malerei s. meine Abh. Über Kṛṣṇa's Geburtsfest p.34l fg.<br />
32ft<br />
] es ist neuerdings durch die Untersuchungen Fergusson's, Cunningham's,<br />
Leitner's die Frage sehr nahe getreten, ob nicht auch hierbei griechischer<br />
Einfluß maaßgebend gewesen ist. Höchst merkwürdig hiefür ist z. B. die Parallele<br />
zwischen einem Bilde des Sonnengottes auf seinem Wagen auf einer Säule<br />
in Buddhagayā und einem bekannten Bilde des Phoibos Apollon auf plate xxVII<br />
von Cunningham's Archaeological Survey of India vol. Ill, 97 (1873). Derselbe<br />
Typus liegt auch auf einer Münze des baktrischen Königs Piaton vor, die W.<br />
S. W. Vaux kürzlich beschrieben hat, s. Numism. Chronicle XV, 1—5 (1875).<br />
3 2 1<br />
] u.A. auch bereits in Varāhamihira's Bṛhatsaṃhitā, woraus schon Reinaud<br />
mém. sur l'Inde p. 419 fg. nach Albīrūnī ein dgl. Cap. über die Anfertigung<br />
von Götterstatuen mitgetheilt hat. S. noch Ind. Stud. XIII, 344—46.<br />
i 2 2<br />
] damit ist nicht gesagt, daß die Inder vor Alexanders Zeit „stone building"<br />
etwa gar nicht gekannt hätten, wogegen Cunningham am a. O. III, 98 mit<br />
Recht auftritt. Denn wenn auch wohl die peinliche Sorgfalt, mit welcher der Aufbau<br />
des Altars aus Backsteinen im vedischen Opferritual (cf. die śulvasūtra) geschildert
Baukunst. Technische Künste. 293<br />
ist denn in der That auch vielfach systematisch behandelt<br />
worden 323<br />
), und findet sich eine nicht unbeträchtliche Zahl<br />
betreffender Werke angeführt, die zum Theil, wie in Indien<br />
gebräuchlich, den Göttern selbst in den Mund gelegt werden,<br />
so dem Viśvakarman 324<br />
), Sanatkumāra etc. Auch in<br />
der Saṃhitā des VarāhaMihira ist ein ziemlich langes<br />
Kapitel der Baukunst gewidmet (hauptsächlich indeß in astrologischer<br />
Beziehung).<br />
Die Geschicklichkeit der Inder in feinen <strong>Weber</strong>eien, in<br />
Farbenmischung, in Bearbeitung der Metalle und Edelsteine,<br />
in Zubereiten von Essenzen 325<br />
) und in Kunstfertigkeiten<br />
aller Art ist von alter Zeit her weltbekannt, und werden auch<br />
dafür verschiedene Lehrbücher und Einzelschriften namhaft<br />
gemacht: desgl. Schriften über Kochkunst und über allerlei<br />
Bedürfnisse des häuslichen Lebens, wie Kleidung, Putz, Essen,<br />
über Spiele aller Art, z. B. Würfelspiele*), ja sogar über die<br />
wird, auf die Verrnuthung führen könnte, daß dgl. Bauten damals überhaupt<br />
noch selten gewesen seien, so würde dies doch theils in erheblich ältere<br />
Zeit zurückführen, theils kann ja doch diese Sorgfalt einfach auch nur darauf<br />
beruhen, daß es sich dabei um einen specifisch heiligen Bau handelt, bei dem<br />
es denn eben auf jeden einzelnen Umstand direkt ankam.<br />
3 2 3<br />
J s. Lassen Ind. Alt. IV, 877. Dem „Essay on Architecture of the<br />
Hindus" by Rām Rāz (1834) liegt speciell der Mānasāra in 58 adhy., vermuth¬<br />
lieh im südlichen Indien verfaßt (p. 9) zu Grunde. Māyamata (Maya's System,<br />
s. darüber Rāj. L. M. Notices II, 306), Kāśyapa, Vaikhānasa und der dem<br />
Agastya zugeschriebene sakalādhikāra wurden dabei nur secundär zu Rathe gezogen.<br />
Der in der BibI. Indica publicirte Theil des AgniPurāṇa handelt u. A.<br />
auch von dem Bau von Häusern, Tempeln etc. Das rathasūtram und die vāstu¬<br />
vidyā werden von Śankha (im SchoI. zu Kāty. l‚ 1, 11) als die speciellen Obliegenheiten<br />
des rathakāra angegeben. Das Wort sūtradhāra, Meßschnurhalter,<br />
Baumeister, bedeutet zngleich auch Schauspieldirector, wobei etwa an die temporären<br />
Bauten zu denken ist, die während der Aufführungen von Dramen bei<br />
größeren Festen für Acteure, Zuschauer etc. nöthig waren (doch könnte das<br />
Wort in dieser letzteren Bedeutung freilich sich auch etwa auf die naṭasūtra<br />
beziehen, für deren Einhaltung der sūtradhāra zu sorgen hatte? s. oben p.216).<br />
324<br />
1 über einen Viśvakarmaprakāśa und ein Viśvakarmīyaśilpam s. Rājendra<br />
Lāla Mitra Notices of S. Mss. II, 17. 142,<br />
3 2 5<br />
] die Parfumeriekunst scheint schon zur Zeit des Bhāṣya durch ein<br />
eignes sūtram gelehrt worden zu sein; vergl. das Ind. Stud. XIII, 462 zu<br />
cāndanagandhika Pāṇ. IV, 2, 65 Bemerkte; auch das sāmastam (nāma śāstram,<br />
Kaiyaṭa) zu Pāṇ. IV, 2, 104 gehört vielleicht hieher.<br />
*) ich habe Indische Studien I, 10 das im Prasthānabheda als Theil<br />
des arthaśāstra aufgeführte catuḥṣaṣṭikalaśāstram wohl irrig durch<br />
„Lehrbuch für das Schachspiel" übersetzt, die 64 kalā auf die 64 Felder des<br />
Schachbrettes beziehend, während es nach As. Res. I, 341 (Schlegel réflex.
294 Die Dharmaśāstra. Standpunkt der indischen Staatsordnung<br />
Kunst zu stehlen, die es in der That zu einer vollständigen<br />
Systematik gebracht hat [s. Wilson zu Daśakum. p. 69 über<br />
Karṇīsuta, und Hindu Theatre I, 63ḷ. Einige solcher Schriften<br />
haben auch in den tibetischen Tandjur Aufnahme gefunden.<br />
Nach Poesie, Wissenschaft und Kunst kommen wir<br />
nunmehr zu Recht, Sitte, Cultus, welche alle drei in dem<br />
Worte Dharma zusammengefaßt sind, und deren Literatur<br />
denn auch auf den Dharmaśāstra, resp. Smṛtiśāstra<br />
beruhend uns vorliegt. Über den Zusammenhang dieser Werke<br />
mit den Gṛhyasūtra der vedischen Literatur haben wir bereits<br />
im Eingange (s.p.2l.) gehandelt, sowie die Vermuthung<br />
ausgesprochen, daß die schriftliche Aufzeichnung der<br />
rechtlichen Grundsätze vielleicht durch das Erstarken des<br />
Buddhismus hervorgerufen worden sei, um eben die von diesem<br />
verworfenen Kastenunterschiede mit aller Strenge und Sicherheit<br />
festzustellen und überhaupt die brāhmanische Staatsordnung<br />
vor Neuerungen oder gar Verfall zu schützen. Diese<br />
letztere tritt uns denn auch in der That in dem ältesten dieser<br />
Werke, dem Gesetzbuche des Manu, in ganzer Vollendung<br />
entgegen. Der Brahmane hat das Ziel, welchem er in den<br />
Brāhmaṇa schon nahe genug ist, nunmehr vollständig erreicht<br />
und steht als der geborne Repräsentant des Göttlichen selbst<br />
da, während auf der andern Seite die Lage des Śūdra eine<br />
höchst gedrückte und traurige ist. Wenn unter den unreinen<br />
Kasten die Vaideha und die Lichavi (wie Lassen, sicher<br />
richtig, für Nichivi vermuthet) aufgezählt werden, so ist<br />
ersteres im Verhältniß zum Śatapatha-Brāhmaṇa jedenfalls<br />
ein Zeichen bedeutender Posteriorität, da in diesem die<br />
sur l'étude des langues Asiat, p. 112) wohl das „Lehrbuch der 64 Künste" bezeichnet?<br />
im Daśakumāra (p. 140 ed. Wilson) wird übrigens der catuḥ¬<br />
ṣaṣṭikalāgama ausdrücklich von dem arthaśāstra getrennt. — Eine<br />
Aufzählung der 64kalā aus dem Śivatantra s. bei Rādhākántadeva im<br />
Śabdakalpadruma s. v. [Über das caturaṅga Spiel s. jetzt meine AbhandI.<br />
in den Monatsberichten der Berl. Acad. der Wissensch. 1872 p. 60 fg. 502 fg.<br />
1873 p. 705 fg. 1874 p. 21 fg. sowie Dr. Anf. van derLinde's schönes werk:<br />
„Geschichte des Schachspiels" (1874, 2 voll.).]
in dem Gesetzbuch des Manu. Fertige Ausbildung der Justiz darin. 295<br />
Vaideha als die Hauptrepräsentanten des Brāhmanismus erscheinen,<br />
und könnte vielleicht ebenso, wie der zweite Punkt,<br />
die Stellung der Lichavi nämlich, in Zusammenhang damit<br />
stehen, daß jenes Volk, insbesondere dies Geschlecht desselben,<br />
den buddhistischen Legenden nach einen wesentlichen<br />
Einfluß auf das Wachsthum des Buddhismus ausgeübt hat.<br />
Die Po8teriorität des Manu nach der gesammten vedischen<br />
Literatur ergiebt sich übrigens auch sonst noch vielfach sowohl<br />
im Einzelnen, so aus den mehrfachen Erwähnungen der<br />
Glieder derselben, aus dem Zusammenhange, der mit einigen<br />
Stellen in den Upaniṣad stattfindet, aus der Ausbildung<br />
des Yugasystems, der Göttertrias, als auch im Allgemeinen<br />
aus der vollständigen bis in die feinsten Nuancen ausgebildeten<br />
Gliederung und Regelung des gesammten Lebens.<br />
Ich habe weiter ebenfalls bereits früher bemerkt, daß für<br />
das eigentliche Gerichtsverfahren, für die Justiz ein Bindeglied<br />
zwischen dem Dharmaśāstra des Manu und der vedischen<br />
Literatur fehlt: daß dasselbe aber nicht als das erste Werk<br />
seiner Art zu betrachten ist, liegt theils in der Natur der<br />
Sache selbst, insofern der Grad der Ausbildung des gericht¬<br />
lichen Verfahrens darin zu der Vermuthung berechtigt,<br />
daß dieser Gegenstand schon vorher vielfältig behandelt war*),<br />
theils scheint es daraus hervorzugehen, daß darin einige Male<br />
direkt auf die Ansichten von Vorgängern Bezug genommen<br />
wird, auch das Wort Dharmaśāstra selbst gekannt ist**),<br />
so wie wohl auch daraus, daß Pataṃjali im Mahābhāṣya<br />
zu Pāṇini Werke unter dem <strong>Name</strong>n Dharmasūtra kennt 326<br />
).<br />
Ob sich noch Reste solcher Bindeglieder auffinden werden,<br />
ist vor der Hand wenigstens zweifelhaft***). Für die häuslichen<br />
*) s. Stenzler in den Ind. Stud. I, 244 ff.<br />
**) beides ist indeß nicht strikt beweisend, insofern bei der eigentümlichen<br />
Zusammensetzung des Werkes die betreffenden Stellen vielleicht auch<br />
spätere Zusätze sein könnten.<br />
3 2 6<br />
J s. jetzt hierüber Ind. Stud. XIH, 458 — 9.<br />
***) Erwähnungen rechtlicher Fälle im Bereich der Ve d a literatur sind sehr<br />
selten, stimmen indeß, wo sie sich finden, meist mit den Bestimmungen bei<br />
Manu überein: so z.B. auch ein Vers in Yāska's Nirukti III, 4 über die Unfähigkeit<br />
der Frauen zu erben, der sich zudem direkt auf Manuḥ Svāyam
296 • Verbindung des Dharmaśāstra mit don Gṛhyasūtra.<br />
Verhältnisse der Inder dagegen, für Erziehung, Verheiratung,<br />
Hausstand etc. haben wir in den Gṛhyasūtra augenscheinlich<br />
die Quelle für die Dharmaśāstra zu suchen, wodurch sich,<br />
was ich ebenfalls bereits mehrfach (p. 63. 93. 112. 158. 159) bemerkt<br />
habe, der Umstand erklärt, daß die meisten <strong>Name</strong>n, welche<br />
als Verfasser von Gṛhyasūtra gelten, zugleich als Verfasser<br />
von Dharmaśāstra angegeben werden*): der Unterschied ist,<br />
wie ein Commentator**) bemerkt, eben der, daß die Gṛhya¬<br />
sūtra sich auf die Verschiedenheiten der einzelnen Schulen beschränken,<br />
im Dharmaśāstra dagegen die allen gemeinsamen<br />
Verpflichtungen und Bestimmungen niedergelegt sind 327<br />
).<br />
bhuvaḥ beruft: dies ist das erste Mal, wo derselbe als Gesetzgeber genannt<br />
wird [s. noch Śānkh. g. II. 16. Āpast. II. 16, 1 ed. Bühler. Über criminelle<br />
ved. Vorstufen s. Burnell Vorr. zum Sāmavidhānabr. p.XV. Lit.C. Bl. 1874 p. 423].<br />
*) auch für Manu scheint ein Mānavam Gṛhyasūtram als Grund¬<br />
läge existirt zu haben? und die Beziehung auf den Urvater Manu somit erst<br />
eine secundäre zu sein? [diese meine hier, oben p. 21. 112 und Indische Studien<br />
I, 69, noch schüchtern ausgesprochene, Vermuthung ist seitdem nun allgemein<br />
adoptirt und wird hoffentlich durch den mittlerweile factisch aufgefundenen Text<br />
des Mān. Gṛhyas. ihre volle Bestätigung finden. Eine sprachliche Übereinstim¬<br />
mung mit den YajusTexten habe ich bereits in Bezug auf das Wort abhini¬<br />
mrukta*nachgewiessn, s. Indische Streifen II. 209. 210],<br />
**) Āśārka zum Karmapradīpa des Kātyāyana.<br />
3 2 7<br />
] nachdem bereits M. Müller in seiner Hist, of Anc. S. L. (1859) nicht<br />
nur über das unter dem Titel sámayācārikasūtram vorliegende dharmasūtram des<br />
Āpastamba einige Nachricht gegeben, sondern auch drei der in Calcutta gedruckten<br />
dharmaśāstra (Gautama, Viṣṇu und Vasiṣṭha) als ähnliche dharma sūtra<br />
bezeichnet und sich Überhaupt dahin ausgesprochen hatte (p. 134), daß alle<br />
vorhandenen metrischen dharmaśāstra nur „modern texts of earlier Sūtra works<br />
or kuladharmas belonging originally to certain Vedic Charaṇas" seien (er beruft<br />
sich dabei nur auf Stenzler Ind. Stud. I, 232, der aber seinerseits auf meine<br />
eigene frühere Darstellung ebendas. p. 57. 69. 143, verweist), und nachdem auch<br />
Johäntgen in seiner Schrift über das Gesetzbuch des Manu (1863) sich dem<br />
vollständig angeschlossen (z.B. p. 113), hat uns zuerst Bühler in der Einleitung<br />
zu dem von ihm im Verein mit R. West herausgegebenen Digest of Hindu Law<br />
vol. I (1867) theils speciellere Auskunft über diese an die vedische sūtraStufe sich<br />
anschließenden, derselben resp. zum Theil direct angehörigen dharmasūtra<br />
gegeben, theils auch nicht nur im Anhange dieses Werkes verschiedene auf das<br />
Erbrecht bezügliche Abschnitte aus den vier genannten dharmasūtra und ans dem<br />
des Baudhāyana mitgetheilt, sondern auch separat das ganze sūtram des Āpastamba<br />
(1868) nebst Auszügen aus Haradatta's Comm. und einem wortindex (1871)<br />
publicirt. Dasselbe bildet, s. oben not. 108. 109, geradezu zwei praśna des Āp.<br />
śrautasūtra, und Gleiches gilt auch von Baudhāyana. Bühlers Darstellung zufolge<br />
schließen sich den genannten fünf sūtra noch die kleinen aus Prosa und Versen<br />
gemischten derartigen Texte an, welche dem Uśanas, Kaśyapa und Budha zu¬<br />
geschrieben werden, vielleicht auch die smṛti des Hārīta und des Śankha. Alle<br />
übrigen vorhandenen smṛti dagegen sind secundärer Art und ei»iweder 1) metrische<br />
Überarbeitungen alter dharmasūtra, resp. Fragmente von dgl. Werken
Kritische Fragen in Bezug auf den vorliegenden Text. "Mehrfache Redactionen. 297<br />
Was nun den uns vorliegenden Text des Manu betrifft,<br />
so kann derselbe, wie es scheint, in dieser Gestalt noch<br />
nicht einmal zur Zeit sogar der späteren Theile des M. Bharata<br />
vorgelegen haben: denn wenn auch in diesem letztern<br />
allerdings Manu häufig wörtlich, wie wir ihn haben, angeführt<br />
wird, so finden sich doch auch andererseits darin eben<br />
so häufig Stellen des Manu angeführt, die zwar in<br />
unserm Texte stehen, aber mit bedeutenden Veränderungen:<br />
es werden aber ferner dem Manu darin auch Stellen zugeschrieben,<br />
die sich in unserer Sammlung nirgends finden, ja<br />
sogar Stellen, die in ganz anderem Metrum verfaßt sind.<br />
Endlich kommen auch häufig im Mahā-Bhārata Stellen vor,<br />
die keineswegs dem Manu zugeschrieben werden und doch<br />
wörtlich in unserer Sammlung zu lesen sind*). Wenn man<br />
nun auch hierbei die Schuld zum nicht geringen Theil dem<br />
Citirenden zuzuschreiben hat (wir wissen ja aus den Commen¬<br />
taren, wie oft diesen bei der Sitte des aus dem Kopf Citirens<br />
ein Irrthum begegnet), so ist doch der Umstand, daß unser<br />
Text erst in Folge von vielleicht mehrfachen Überarbeitun¬<br />
gen seine jetzige Gestalt erhalten hat, auch schon dadurch<br />
klar, daß sich darin zahlreiche Widersprüche, Zusätze und<br />
Wiederholungen finden, und wir haben denn auch in der That<br />
ferner nicht nur die fabelhafte Tradition, daß der Text des<br />
Manu ursprünglich aus 1OO,OOO Śloka bestand, sodann zu<br />
12000 und endlich zu 4OOO Śloka verkürzt ward**), woraus<br />
wenigstens die Erinnerung an verschiedene Bearbeitungen<br />
dieses Textes mit Sicherheit erhellt, sondern auch das entschiedene<br />
Faktum, daß in den juristischen Commentaren neben<br />
Manu auch ein Vṛddhamanu und Bṛhanmaṇu<br />
(ihnen gehören unser Manu und Yājñavalkya, sowie die smṛti des Nārada,<br />
Parāśara, Bṛhaspati, Saṃvarta zu), oder 2) secundäre Redactionen metrischer dhar¬<br />
maśāstra, 3) metrische Versionen der gṛhyasūtra, oder endlich 4) Fälschungen<br />
der indischen Secten. — Der materielle Inhalt von vol. I des BühlerWest'schen<br />
Werkes ist nach juristischer Seite hin von Aurel Mayr (das indische Erbrecht,<br />
Wien 1873) kritisch verwerthet worden, s. darüber Lit. C. BI. 1874 p. 340 fg.<br />
*) s. Holtzmann über den griechischen Ursprung des indischen Thier¬<br />
kreises p. 14. [Über Manu's Stellung bei Varāhamihira s. Kern Einl. zur Bṛh.<br />
S. p.42. 43, u. über eine PāliBearbeitung des Manu s. Rost Ind. Stud. 1, 315 fg.]<br />
**) unser jetziger Text enthält nur 2684 śloka.
298 Mehrfache Redactionen des Manu, wie der übrigen Dharmaśāstra.<br />
direkt citirt werden*), denselben also wohl auch noch vorgelegen<br />
haben müssen. Können wir nun somit auch nicht annähernd<br />
einen Zeitpunkt angeben, in welchem unser Text des<br />
Manu seine jetzige Gestalt erhalten hat 328<br />
), so scheint es<br />
andererseits doch ziemlich sicher, daß sein Inhalt im Verhältniß<br />
zu dem der übrigen Dharmaśāstra im Allgemeinen<br />
der alterthümlichste ist und er somit mit Recht von der allgemeinen<br />
Tradition**) an die Spitze dieser Literatur gestellt<br />
wird. Die Zahl dieser übrigen Dharmaśāstra ist ziemlich<br />
groß (es sind ihrer 56), und wächst noch um ein Bedeutendes<br />
(bis zu 80), wenn man die verschiedenen durch<br />
den Zusatz laghu, madhyama, bṛhat, vṛddha markirten<br />
Redaktionen hinzurechnet, die von den einzelnen Werken bis<br />
jetzt bekannt sind 329<br />
). Das relative Alter derselben wird sich<br />
nicht unschwer bestimmen lassen, wenn uns die betreffenden<br />
Texte erst vorliegen werden. <strong>Name</strong>ntlich werden sie sich***)<br />
je nach dem Vorwalten oder gänzlichen Mangel des einen<br />
oder andern der drei Bestandtheile, in welche der Inhalt des<br />
indischen Gesetzes zerfällt, charakterisiren lassen, je nachdem<br />
sie nämlich entweder die häuslichen und bürgerlichen Pflichten<br />
oder die Rechtspflege, oder aber die Bestimmungen über<br />
*) s. Stenzler a. a. 0. p. 235.<br />
3 2 8<br />
] wenn Johäntgen (p. 86. 95) als späteste Zeit der Abfassung das Jahr<br />
350 v.Chr., das 5.Jahrh. dagegen als frühesten Zeitpunkt derselben annimmt,<br />
so beruht dies zum guten Theil auf seiner weiteren Annahme (p. 77), daß die<br />
uns bekannten Brāhmaṇa, Upaniṣad etc. in ihrer Gesammtheit jüngeren Datums<br />
seien, eine Annahme, die gerade durch das, was er selbst, in Übereinstimmung<br />
mit mir und Müller, über die vermuthliche Entstehung des Werkes aus einem<br />
gṛhyasūtra der MānavaSchule des schwarzen Yajus, sowie über die verschiedenen<br />
Bearbeitungen, die es erfahren habe, und über das Verhältniß desselben,<br />
resp. der verschiedenen Schulen des Yajus, zum Buddhismus bemerkt (p. 112.<br />
113), im höchsten Grade zweifelhaft wird, s. Ind. Streifen H, 278. 279.<br />
**) die auch die nach Java auswandernden Inder mitnahmen.<br />
3 2 9<br />
] Bühler am a. o. p. 13 fg. zählt 78 smṛti und 36 verschiedene Redactionen<br />
einzelner derselben, in summa 114 dgl. Texte auf; dazu treten dann<br />
aber noch z. B. aus seinem Catalogue of Mss. from Gujarat vol. III die smṛti<br />
des Kokila, Gobhila, Sūryāruṇa, laghu und vṛddha-Parāśara, laghu-Bṛhaspati,<br />
laghu-Śaunaka; zu den von ihm absichtlich übergangenen collectiven <strong>Name</strong>n<br />
Caturviṃśati, Ṣaṭtriṃśat (extracts from 24 and 36 smṛti), Saptarṣi treten wohl<br />
von eben da auch noch die Ṣaḍaśīti und Ṣaṇṇavati hinzu? Die Aruṇasmṛti<br />
wird auch in dem Catal. of Sanscr. Mss. N. W. Prov. 1874 p. 122 aufgeführt.<br />
***) s. Stenzler a. a. 0. p. 236.
Verhältniß zu Yājñavalkya's Gesetzbuch. Etwaige Zeit des Yājñavalkya. 299<br />
Reinigung und Buße hauptsächlich behandeln. Bei Manu<br />
sind diese drei Bestandtheile ziemlich vermischt, im Ganzen<br />
aber gleich ausführlich behandelt. Das Gesetzbuch des Yājñavalkya<br />
ist nach ihnen in drei Bücher getheilt, die ziemlich<br />
gleichen Umfang haben. Die anderen dergl. Werke va¬<br />
riiren eben.<br />
Für das eben erwähnte Gesetzbuch des Yājñavalkya,<br />
das einzige dieser Werke, das bis jetzt neben dem des Manu<br />
allgemein zugänglich ist, liegt dessen Posteriorität nach Manu<br />
deutlich genug theils wohl schon in jener seiner geordneten<br />
Regelmäßigkeit, theils ferner darin vor*), daß daselbst die<br />
Verehrung des Gaṇeśa und der Planeten, die Ausfertigung<br />
von Urkunden auf Metallplatten über Schenkungen von Land,<br />
und die Einrichtung von Klöstern gelehrt wird, Gegenstände,<br />
die bei Manu nicht vorkommen, so wie auch polemische<br />
Beziehungen auf die Buddhisten, die bei Manu wenigstens<br />
zweifelhaft sind 330<br />
), sich nicht verkennen lassen 331<br />
). Auch bei<br />
den gemeinsamen Gegenständen ist bei Yājñavalkya ein<br />
Fortschritt zu größerer Schärfe und Bestimmtheit wahrzunehmen,<br />
so wie in einzelnen Punkten, in welchen beide wesentliche<br />
Verschiedenheiten darbieten, Yājñavalkya's Standpunkt<br />
als ein späterer zu erkennen ist. Als frühste Gränze dieses<br />
Werkes haben wir etwa das 2. Jahrhundert p. Chr. anzusetzen,<br />
insofern darin für „Münze" das Wort nāṇaka gebraucht<br />
ist, welches nach Wilson's Vermuthung von den<br />
Münzen des Kanerki (der bis 40 p. Chr. regierte) entlehnt<br />
ist**). Als späteste Gränze dagegen können wir etwa das<br />
*) s. Stenz 1er in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Yājñavalkya<br />
p. IX—xi.<br />
3 3 0<br />
] wenn unter den pravrajitās VIII, 363 wirklich, wie Kullūka angiebt,<br />
buddhistische brahrnacāriṇī zu verstehen sind, so ist die betreffende Vorschrift,<br />
welche eine Verletzung ihrer Person auf gleiche Stufe stellt mit der von andern<br />
„public women", und nur mit „a small fine*‘ bestraft, in der That wohl nicht nur<br />
mit Talboys Wheeler hist, of India H, 583 als ein bitterer Sarcasmus aufzufassen,<br />
sondern auch für eine Abfassungszeit zeugend, in welcher die „buddhist<br />
nuns" bereits wirklich deteriorirt waren, vgl. das Ind. Stud. V, 141 im gleichen<br />
Fall in Bezug auf Pāṇini Bemerkte.<br />
3 3 1<br />
] vgl. Johäntgen am a. O. (p: 112. 113),<br />
**) s. oben p. 222: dasselbe gilt auch für das Gesetzbuch des Vṛddha¬<br />
Gautama. [Nach Jacobi de astrologiae indicae originibus p. 14 soll die Angabe
3OO Das Epos als Rechtsquelle: desgl. die Purāṇa..<br />
6. 7. Jahrhundert festsetzen, da sich (nach Wilson) Stellen<br />
daraus in Inschriften aus dem 10. Jahrhundert in verschiedenen<br />
Theilen Indiens vorfinden, es selbst also eine beträchtliche<br />
Zeit früher datiren muß. Das zweite Buch desselben findet<br />
sich wörtlich im AgniPurāṇa wieder: ob darin aufgenommen,<br />
oder daraus entlehnt, ist noch nicht zu bestimmen. Auch<br />
von diesem Werke werden übrigens noch zwei Recensionen<br />
unterschieden, die eine als bṛhadYājñavalkya, die andere<br />
als vṛddhaYājñavalkya (s. auch Colebrooke I, 103).<br />
Was sein Verhältniß zu den Übrigen Gesetzbüchern betrifft,<br />
so ist Stenzler, dessen Vorrede zu seiner Ausgabe wir das<br />
Bisherige entnommen haben, der Ansicht, daß keines derselben<br />
in die Zeit vorher gehört 332<br />
), und daß es somit die nächste<br />
Stufe nach Manu bezeichnet*).<br />
Neben den Dharmaśāstra nun, welche den Haupttheil<br />
und die Grundlage der Recht, Sitte, Cultus behandelnden<br />
Literatur bilden, haben wir auch den größten Theil der<br />
epischen Poesie, das M. Bhāratam sowohl als die Purāṇa,<br />
zu derselben zu rechnen, insofern eben der didaktische Theil<br />
in diesen Werken, wie ich bei Gelegenheit"derselben bereits<br />
bemerkte, den epischen bei weitem überwiegt: und zwar<br />
Yājñavalkya's I‚ 80, daß der coitus „susthe indau" stattzufinden habe, auf einer<br />
Kenntniß der Lehre der griech. Astrologie von den zwölf Häusern beruhen,<br />
wie denn in der That die Mitākṣarā die Stelle so auffaßt, und es sei hienach<br />
Yājñavalkya nicht vor das vierte Jahrh. u. Z. zu setzen. Es ist jene Erklärung<br />
indeß nicht unbedingt geboten, sondern es könnte sich sustha ebenso gut wohl<br />
auch auf eine der schon von alter Zeit her als für Zeugung und Geburt günstig<br />
geltenden Mondphasen oder Mondstationen beziehen, s. Lit. C BI. 1873 p. 787.]<br />
3 3 2<br />
] zwar hat allerdings, s. oben not. 327, bereits Müller für die dharmaśāstra<br />
des Viṣṇu, Gautama und Vaśiṣṭha den Charakter als dharmasūtra<br />
beansprucht, und sodann Bühler (p. xxl—XXV) auch noch die dem Uśanas,<br />
Kaśyapa und Budha zugeschriebenen dgl. Texte direkt, und annähernd auch die des<br />
llārīta und Śankha, hinzugezählt (Vaśiṣṭha gehört vermuthlich der Drāhyāyaṇa<br />
Schule des Sāmaveda an, s. p. 87. 93, wie denn Gautama ebenfalls zu letzterem<br />
gerechnet wird); nach Bühler's Meinung (p. XXVII) können indessen Manu und<br />
Yājñavalkya, ohschon zwar immerhin nur „versifications of older sūtras", dennoch<br />
sehr wohl „in their turn" älter sein, „than some of the sūtra works which<br />
have come down to our times".<br />
*) im Widerspruch damit steht nun freilich I, 4. 5, wo 20 verschiedene<br />
Dharmaśāstra-Verfasser aufgezählt werden, darunter Yājñavalkya selbst:<br />
es werden diese beiden Verse wohl eine spätere Zuthat sein?
Rechtsgelehrsamkeit. Hauptsitz der Literatur im Dekhan. 301<br />
enthält das M. Bhāratam hauptsächlich Belehrungen über die<br />
Pflichten der Könige und des Kriegerstandes, welche übrigens<br />
auch sonst noch, in den Nītiśāstra nämlich und (wie es<br />
scheint) auch in dem Dhanurveda, gelehrt werden, außerdem<br />
sind aber darin auch mannichfach andere Partieen des<br />
indischen Gesetzes ausführlich erörtert und auseinandergesetzt:<br />
die P u r ā ṇ a dagegen enthalten hauptsächlich die<br />
Bestimmungen über den Cultus der Götter durch Gebete,<br />
Gelübde, Fasten, Weihungen, Schenkungen, Stiftungen, Wallfahrten,<br />
Festlichkeiten, wie sich derselbe im Laufe der Zeiten<br />
allmälig gestaltet hat, und werden sie darin in ausgedehnter<br />
Weise von den Upapurāṇa und von den Tantra unterstützt.<br />
In den letzten Jahrhunderten hat sich dann weiter auch<br />
eine moderne Rechtsgelehrsamkeit, resp. gelehrte Gesetzesliteratur,<br />
ausgebildet, welche die verschiedenen Ansichten der<br />
Verfasser der Dharmaśāstra einander gegenüber stellt und<br />
abwägt. Insbesondere sind große Sammelwerke abgefaßt<br />
worden, großen Theils unter Auktorität und auf Veranlassung<br />
verschiedener Könige und Fürsten, um eben dem praktischen<br />
Bedürfnisse eines ausreichenden Gesetzcodex abzuhelfen 333<br />
),<br />
wie ja auch die Engländer selbst eine dergl. Sammlung veranstalteten,<br />
von welcher bekanntlich der Beginn der Sanskrit¬<br />
Studien datirt. Zusammengestellt wurden diese Sammlungen<br />
meist im Dekhan, wo sich überhaupt seit dem 11. Jahrhundert<br />
die literarische Thätigkeit hauptsächlich hingeflüchtet und<br />
koncentrirt hat, während sie in Hindostan durch die Einfälle<br />
und Verwüstungen der Mohammedaner wesentlich gehemmt<br />
wurde*): erst in den letzten 3 Jahrhunderten ist sie wieder<br />
S 3 3<br />
] s. hierüber Colebrooke'» Angaben in den beiden Vorreden zum Digest<br />
of Hindu Law (1798) und zu den two treatises on the Hindu Law of Inheritance<br />
(1810), jetzt in Cowell's Ausgabe der Misc. Ess. I, 461 fg., so wie Bühler's<br />
Einleitung am a. O. p. HI fg.<br />
*) dies spricht sich z.B. in folgendem Śloka des Vyāsa aus; samprāpte<br />
tu kalau kāle Vindhyādrer uttare sthitāḥ | brāhmaṇā yajñarahitā<br />
jyotiḥśāstraparānmukhāh (| „Im Kali-Alter sind die nördlich vom<br />
Vindhya wohnenden Brāhmaṇa entblößt des Opfers, abgewendet vom Jyo¬<br />
tiḥśāstra,** und in dem Verse eines anderen Dharmaśāstra: Vindhyasya<br />
dakṣiṇe bhāge yatra Godāvarī sthitā | tatra vedāś ca yajñāś ca<br />
bhaviṣyanti kaīau yuge || „Im KaliAlter werden die Veda und die
302 Buddhismus: seine Entstehung aus der Sāṃkhyalehre.<br />
mehr dahin, besonders nach Kāśī (Benares) und Bengalen<br />
zurückgekehrt, wie denn einige der mongolischen Kaiser, besonders<br />
der große Akbar und seine beiden Nachfolger, Je¬<br />
hāngir und Shāh Jehān*) (reg. zusammen 1556 —1656)<br />
große Begünstiger der indischen Literatur waren.<br />
Wir sind somit am Ende dieser allgemeinen Über¬<br />
sicht der Sanskritliteratur angelangt, haben indeß nunmehr<br />
noch von einem ganz eigenthümlichen Zweige derselben zu<br />
sprechen, dessen Existenz erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt<br />
ist, von den buddhistischen Sanskṛtwerken nämlich.<br />
Zu diesem Zwecke ist es zunächst nothig, über die Entstehung<br />
des Buddhismus selbst Einiges vorauszuschicken 384<br />
).<br />
Über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes buddha<br />
„erwacht (sc. aus dem Irrthum), erleuchtet" als ein Ehrenname<br />
der Weisen überhaupt**) habe ich bereits mehrfach<br />
(p.29. 185) gesprochen, desgleichen auch bereits bemerkt, daß<br />
die buddhistische Lehre ursprünglich rein philosophischen Inhalts,<br />
identisch mit der später sog. Sāṃkhyalehre war, und<br />
erst allmälig zu einer Religion sich ausgebildet hat, und zwar<br />
dadurch, daß ein Vertreter derselben sich mit ihr an das<br />
Volk wandte***). Die buddhistische Tradition selbst hat die<br />
Erinnerung an diesen Ursprung der Lehre Buddha's und<br />
ihre Posteriorität resp. Abhängigkeit von der Sāṃkhyalehre<br />
noch in einzelnen Zügen bewahrt 335<br />
): so läßt sie ihn in<br />
Opfer südlich vom Vindhya weilen, da wo die Godāvarī strömt." Aehnlich<br />
heißt es auch im Gesetzbuche des A tri und im Jaganmohana.<br />
*) so wie des letzteren Sohn Dāra Schakoh.<br />
3 3 4<br />
j vgl. C F. Köp*pen’s treffliches Buch: „die Religion des Buddha" (1857.<br />
1859, zwei von)<br />
**) ebenso ist auch der <strong>Name</strong> bhagavant, den Buddha insbesondere<br />
führt, ein allgemeiner Ehrentitel, der sich auch bei den Brahmanen noch für die<br />
Ṛṣi aller Art erhalten hat und ganz speciell auch dem Viṣṇu resp. Kṛṣṇa<br />
beigelegt wird, während er in seiner verstümmelten Form b h avant geradezu<br />
das Pronomen der 2. Person vertritt [Ind. Stud. II, 231. xlll, 351. 352.]<br />
***) s. Ind. Stud. I. 435. 486 und oben p. 183. 253.<br />
3 3 5<br />
] in der Aufzählung alter Weiser im Beginn der CarakaSaṃhitā findet<br />
sich n.A. auch ein Gautamaḥ Sāṃkhyaḥ genannt, dem modernen Editor<br />
zufolge freilich gerade: Bauddhaviśeṣa-Gautama-vyāvṛttaye! in der That aber
Verhältniß der buddh. Legende zu den späteren Theilen der ved. Literatur. 303<br />
Kapilavastu „der Wohnung des Kapila" geboren werden<br />
und setzt den Kapila (den angeblichen Stifter der Sāṃkhya¬<br />
lehre) durchweg in eine bei weitem frühere Zeit: sie giebt<br />
ferner dem Buddha die Māyadevī zur Mutter, wobei ein<br />
Bezug auf die māyā der Sāṃkhyalehre nicht zu verkennen<br />
ist 335a<br />
): sie läßt weiter den B u d d h a in seiner fr ü h e r e n Geburt<br />
unter den Göttern den <strong>Name</strong>n Śvetaketu tragen 336<br />
), welchen<br />
im Śatapatha-Brāhmaṇa einer der Zeitgenossen des Kā¬<br />
pya Pataṃcala trägt, mit welchem letztern wir den Kapila<br />
wohl in Bezug zu setzen haben: und sie giebt endlich den<br />
Pañcaśikha, einen der Hauptverbreiter der Lehre des Kapila,<br />
direkt als einen Halbgott, resp. Gandharva an. Von<br />
den <strong>Name</strong>n, welche den in der buddhistischen Legende als<br />
Zeitgenossen Buddha's genannten Lehrern angehören,<br />
kommen mehrere auch in der vedischen Literatur vor, aber<br />
erst, in der dritten Stufe derselben, in den Sūtra nämlich, so<br />
Kātyāyana, Kātyāyanīputra, Kauṇḍinya, Āgniveśya,<br />
Maitrāyaṇīputra, Vātsīputra*), Pauṣkarasādi: dagegen<br />
finden sich darin keine <strong>Name</strong>n von Lehrern genannt,<br />
welche der Brāhmaṇastufe angehören 337<br />
). Es ist dies um<br />
so bedeutsamer, als der Buddhismus in denselben Landen,<br />
in derselben Gegend entstanden ist, in welche wir das Śa¬<br />
tapathaBrāhmaṇam z.B. zu verlegen haben, im Lande<br />
nämlich der Kosala und Videha, bei den Śākya und<br />
könnte hier gerade etwa eine alte ehrende Erwähnung Buddha's vorliegen! Ein<br />
Pārikṣir (!) bhikṣur Ātreyaḥ wird bald danach genannt.<br />
335 aj die māyā gehört indeß ja nicht der Sāṃkhya, sondern speciell der<br />
VedāntaLehre zu!<br />
3 3 6<br />
] steht hiemit etwa gar auch noch die Legende im M. Bhār. XII, 2056<br />
in Bezug, daß Śv. von seinem Vater Uddālaka verstoßen ward, weil er „mi¬<br />
thyā viprān upacaran" war? — Śvetaketu wird auch sonst noch unter den Vor¬<br />
geburten Buddha's genannt, nro. 370 bei Westergaard Catalogus p. 40, indessen<br />
was wird nicht Alles unter den 539 dgl. jātaka aufgeführt!<br />
*) zu diesen <strong>Name</strong>n auf putra, die der buddhistischen Legende und dem<br />
van śa des Śa tap ath a- Brāhma ṇa eigenthümlich sind, gehört in ersterer auch<br />
noch der <strong>Name</strong> Śāriputra, Śārikāputra.<br />
3 3 7<br />
] denn Buddha's Lehrer Ārāḍa hat mit dem Arālhi Saujāta Ait. Br. vn,.<br />
22 doch wohl nichts zu thun? Specieller gefasst wird, s. Ind. Stud. III, 158 fg.,<br />
auf Grund dieser <strong>Name</strong>nsSynchronismen Buddha's Auftreten gleichzeitig<br />
mit den spätesten Ausläufern der vedischen Brāhmaṇa, resp. mit der Zeit der<br />
Āraṇyaka und älteren Sūtra zu setzen sein.
304 Mehrere Fürsten in der buddh. Legende und im C¾tap. Br. gleichnamig.<br />
Lichavi. Die Śākya sind das Geschlecht, aus welchem<br />
Buddha selbst hervorging: der Legende*) nach war dasselbe<br />
von Westen her von Potala, einer Stadt am Indus, eingewandert:<br />
mag dies begründet sein oder nicht, jedenfalls mochte<br />
ich sie mit den Śākāyanin, die im 10 Buche des Śata¬<br />
patha-Brāhmaṇa citirt werden, und mit dem Śākāyanya<br />
der MaitrāyaṇaUpaniṣad, welche letztere ganz die<br />
buddhistische Lehre von der Nichtigkeit der Welt etc. vorträgt<br />
338<br />
), in Verbindung setzen (s. oben p. 108. 152). Bei<br />
den KosalaVideha war diese Lehre und damit in Verbindung<br />
das Leben von Allmosen als Pravrājaka, Bhi¬<br />
kṣu, durch Yāj navalkya und ihren König Janaka gründlich<br />
verbreitet resp. dadurch dem Buddhismus ein fruchtbarer<br />
Boden geschaffen worden (s. p. 152. 63. 254): die Lehren, die<br />
Yājñavalkya im VṛhadĀr. vorträgt, sind in der That<br />
vollständig buddhistisch, ebenso wie die Lehren in den späteren<br />
dem Yogasystem angehorigen Atharvopaniṣad.<br />
Ja es konnte sogar scheinen, als ob die buddhistische Legende<br />
selbst ihren Buddha völlig gleichzeitig mit Janaka,<br />
resp. also auch mit Yājñavalkya, setze, insofern sie nämlich<br />
einen König Ajātaśatru als Zeitgenossen Buddha’s<br />
aufführt, und ein gleichnamiger Fürst im Vṛhad-Āraṇyaka<br />
und in der Kauṣītaki-Upaniṣad als ein Zeitgenosse<br />
und Nebenbuhler des Janaka erscheint 339<br />
): denn wenn auch<br />
theils ihre übrigen Angaben über die Fürsten jener Zeit hier<br />
nichts Analoges finden, theils ihr Ajātaśatru als Fürst von<br />
*) s. Csoma Körösi Journ. of the As. Soc. of Beng. Aug. 1833. Wilson<br />
Ariana ant. p. 212 „the truth of the legend may be questioned, but it not<br />
improbably intimates some connexion with the Sakas or Indo-scythians, who<br />
were masters of Pattalene subsequent to the Greek princes of Bactria." Die<br />
Legende könnte übrigens möglicherweise unter Kanerki, einem dieser Śaka-<br />
Könige, der sich durch seinen Eifer für den Buddhismus auszeichnete, um ihm<br />
dafür zu schmeicheln, entstanden sein?<br />
3 3 8<br />
] so weist auch Johäntgen „über Manu’s Gesetzbuch" p 112 die darin<br />
vorliegenden Spuren buddhistischer Anschauungen speciell der Schule der Mānavās<br />
zu, aus der dasselbe hervorgegangen.<br />
339<br />
J höchst bemerkenswerth ist auch noch die eigentümliche Überein¬<br />
stimmung der buddhistischen Legende mit denen des Vṛhad-Ār. in Bezug auf<br />
die sechs Lehrer, welche Ajātaśatru resp. Janaka gehabt, ehe ihn Buddha resp.<br />
Yājñavalkya belehrte, s. Ind. Stud. III. 156. 157.
Stellung d. Kurupan cāla, Pāṇḍav a u. Māgadha in der buddh. Legende. 305<br />
Māgadha, der des Vṛhad-Āraṇyaka und der Kauṣī¬<br />
taki-Upaniṣad aber als Fürst der Kāśi genannt wird<br />
(wie denn der <strong>Name</strong> Ajātaśatru auch sonst noch vorkömmt,<br />
z. B. als <strong>Name</strong> des Yudhiṣṭhira), so wird doch auch<br />
weiter im Śatapatha-Brāhmaṇa, im 5. Kāṇḍa, Bhad¬<br />
rasena der Sohn des Ajātaśatru von Āruṇi, dem Zeitgenossen<br />
des Janaka und Yājñavalkya, verflucht (s. Ind.<br />
Stud. I, 213), und da auch die Buddhisten wenigstens als<br />
sechsten Nachfolger des Ajātaśatru einen Bhadrasena<br />
aufführen, so könnte man versucht sein, anzunehmen, jene<br />
Verfluchung habe etwa in den heterodoxen, antibrahmanischen<br />
Ansichten des Bhadrasena ihren Grund gehabt. Näheres<br />
ist indeß vor der Haud nicht auszumachen, und könnten die<br />
beiden Ajātaśatru und die beiden Bhadrasena möglicher<br />
Weise eben auch einfach nur <strong>Name</strong>nsgenossen sein, ebenso<br />
wie dies wohl in Bezug auf den Brahmadatta des Vṛhad<br />
Āraṇyaka gegenüber den beiden gleichnamigen Königen der<br />
buddhistischen Legende der Fall sein mag. — Bezeichnend<br />
genug jedenfalls ist es, daß in dieser letzteren der <strong>Name</strong> der<br />
Kurupañcāla nicht mehr (weder in seinen einzelnen Theilen 340<br />
)<br />
noch als Compositum) vorkommt, wohl aber die Pāṇḍava<br />
in Buddha's Zeit versetzt werden, und zwar als ein wildes<br />
Bergvolk, das mit Raub und Streifzügen beschäftigt*) war.<br />
Ihre Hauptpflege hat die Lehre Buddha's im Lande Ma¬<br />
gad h a gefunden, welches als äußerstes Gränzland vielleicht<br />
nie vollständig brāhmanisirt war, so daß die Ureinwohner<br />
stets eine Art Einfluß sich bewahrten, und nun gern<br />
die Gelegenhnit ergriffen, der brāhmanischen Hierarchie und<br />
des Kastenwesens sich zu entledigen. Die feindseligen Erwähnungen<br />
derselben in der Atharvasaṃhitā (s. p. 163<br />
und resp. im 30. Buche der Vājas. Saṃhitā? p. 123. 124)<br />
konnten sich vielleicht allenfalls noch auf ihre vorbuddhistische<br />
3 40<br />
] bei den südlichen Buddhisten finden sich mehrfache Erwähnungen der<br />
Kuru, s. Ind. Stud. In, 160. 161.<br />
*) die Erwähnung der 5 Pāṇḍu im Eingange des Lalitavistara p. 26<br />
(bei Foucaux) gehört, wie jene ganze Stelle, wohl einer Interpolation an, da<br />
sie mit den übrigen Erwähnungen der Pāṇḍava darin ganz unverträglich ist.
306 Die buddhistischen Aeren.<br />
Hinneigung zu antibrāhmanischen Sitten beziehen, die gleichen<br />
Erwähnungen in den Sāmasūtra dagegen (p. 86 ) 341<br />
) sind<br />
jedenfalls wohl nur durch Beziehung auf die Blüthe des Buddhismus<br />
in Magadha erklärlich*).<br />
Was die Tradition über Bud d h a’s Zeit betrifft, so weichen<br />
die buddh. Zeitrechnungen, die mit seinem Tode beginnen,<br />
im höchsten Grade von einander ab: bei den nördlichen<br />
Buddhisten finden sich 14 verschiedene Angaben darüber, die<br />
zwischen 2422 und 546 a. Chr. in der Mitte liegen; die Aeren<br />
der südlichen stimmen dagegen meist überein, und zwar<br />
beginnen sie sämmtlich 544 oder 543 a. Chr. Man hat nun<br />
diese letztere Angabe neuerdings als die richtige angenommen,<br />
weil sie noch am besten mit den historischen Verhältnissen<br />
stimmt, obwohl sich auch bei ihr eine Differenz von 66 Jahren<br />
für die historisch beglaubigte Zeit des Candragupta ergiebt.<br />
Wenn nun aber die nördlichen Buddhisten, die Tibeter sowohl<br />
als die Chinesen (ganz abgesehen von ihrer Aera, welche<br />
späteren Ursprunges sein kann, als diese Tradition)**), die<br />
Regierung des Königs K a ni s h ka, Kanerki, unter welchem<br />
die dritte (resp. vierte) buddhistische Synode stattfand, beide<br />
einstimmig 400 Jahr nach Buddha's Tode setzen, Kanerki<br />
aber den Münzen nach erweislich bis 40 p. Chr. regiert hat<br />
(s. Lassen II, 412. 413), so würde damit Buddha's Tod<br />
etwa 370 a. Chr. gesetzt werden. Ebenso setzen die Tibeter<br />
auch den Nāgārjuna, welcher der Rājataraṃgiṇī nach<br />
eben zur Zeit des Kaniṣka lebte, 400 Jahr nach Buddha's<br />
Tod (‚während ihn die südlichen Buddhisten erst 500Jahr<br />
nach diesem Ereignisse leben lassen). Irgend entschiedene<br />
Gewißheit ist daher auch hier vor der Hand nicht zu erlangen 342<br />
):<br />
3 4<br />
] und bei einer andern Gelegenheit auch im Baudhāyanasūtra, s. not. 126.<br />
*) über andere dergl. Berührungspunkte in der späteren vedischen Literatur s.<br />
p. 143. 153 [109.167]: auf die buddhistischen <strong>Name</strong>n der Berge um Rājagṛha,<br />
die Hauptstadt von Magadha, im M. Bhār. II, 799 , hat schon Lassen n,<br />
79 aufmerksam gemacht.<br />
**) die sich schon bei Hiuan Thsang im 7. Jahrh. p.Chr. vorfindet.<br />
3 4 2<br />
] auch die späteren Behandlungen dieses Gegenstandes durch M.Müller<br />
(1859) Hist. A. S. L. p. 264 fg., Westergaard (1860) „über Buddha's Todesjahr*
Widerspruch derselben mit anderen Angaben. Alter ihres Gebrauches. 307<br />
von vorn herein aber scheint es wahrscheinlich, theils daß jene<br />
Synode, die unter diesem König Kanerki gehalten wurde,<br />
und von welcher die jetzige Gestalt der heiligen Schriften<br />
der nördlichen Buddhisten angeblich datirt, wirklich 400 Jahr<br />
nach Buddha's Tode, nicht erst 570 Jahr danach stattfand,<br />
theils daß die nördlichen Buddhisten, bei denen sich diese<br />
heiligen Schriften allein vollständig vorfinden, sich auch authentischere<br />
Nachrichten über die Verbältnisse zur Zeit von deren<br />
Redaktion, resp. also auch über die Lebenszeit des Nāgār¬<br />
juna erhielten, als die südlichen Buddhisten, bei denen jene<br />
Redaktion gar nicht bekannt ist und die heiligen Schriften<br />
nur in einer älteren Redaktion existiren, die ihren Angaben<br />
nach schon 245 a. Chr. nach Ceylon mitgebracht und daselbst<br />
etwa 80 a Chr. niedergeschrieben worden sein soll<br />
(Lassen II, 435). — Der Gebrauch dieser verschiedenen<br />
Aeren ist vor der Hand nur bei der einen derselben, der<br />
ceylonesiscben (die, wie die übrigen südlichen, 544 a. Chr.<br />
beginnt), für eine frühe Zeit nachzuweisen, und zwar bei dieser<br />
schon für das Ende des 4. Jabrh. p. Chr., insofern der<br />
Dīpavaṃsa, eine Geschichte Ceylon's in PāliVersen, die<br />
in dieser Zeit geschrieben ist, sie schon zu gebrauchen scheint,<br />
wodurch sie denn allerdings eine gewisse Auktorität erhält.<br />
Entkleiden wir nunmehr die Nachrichten über Buddha's<br />
Persönlichkeit aller übernatürlichen Zuthat, so finden wir,<br />
daß er ein Königssohn war, der, von der Nichtigkeit der<br />
irdischen Dinge durchdrungen, die Seinen verließ, urn fortab<br />
von Allmosen zu leben und sich allein zunächst der Beschaulichkeit,<br />
und dann der Belehrung der Menschen zu widmen.<br />
Seine Lehre aber*) war, daß „die Schicksale dieses Lebens<br />
durch Thaten des früheren bedingt und festgeregelt seien,<br />
daß keine böse That ohne Strafe, wie keine gute ohne Lohn<br />
(Breslau 1862), Kern „over de Jaartelling der zuidel. Buddhisten" (1874) haben<br />
annoch kein bestimmtes Resultat ergeben, s. meine Ind. Streifen II, 216. Lit.<br />
C. BI. 1874 p. 719.<br />
*) die indeß nirgendwo so succinkt vorgetragen wird, sondern die sich<br />
eben nur als Endergebniß aller der verschiedenen Legenden herausstellt.
308 Buddha's Lehre und die völlig neue Art seiner Verkündigung derselben.<br />
bleibe. Diesem Fatum, das den Menschen innerhalb<br />
des Kreises der Seelenwanderung beherrsche, könne sich derselbe<br />
nur dadurch entziehen*), daß er „seinen Willen eben<br />
auf den einzigen Gedanken der Befreiung aus diesem Kreisläufe<br />
richtet, dieser Richtung treu bleibt und mit beharrlichem<br />
Eifer blos verdienstlichen Handlungen nachstrebt, wodurch er<br />
dann zuletzt nach Abwerfung aller Leidenschaften, welche als<br />
die stärksten Fesseln im Gefängnisse des Kreislaufs angesehen<br />
werden, das erwünschte Ziel der gänzlichen Befreiung von der<br />
Wiedergeburt erreicht". In dieser Lehre nun ist an und für<br />
sich durchaus nichts Neues, sie ist im Gegentheil vollständig<br />
identisch mit der betreffenden brāhmanischen Lehre, nur die<br />
Art und Weise, wie Buddha sie vortrug und verbreitete,<br />
war ganz neu und ungewohnt. Während die Brāhmanen nämlich<br />
nur in ihren Einsiedeleien lehrten und nur Schüler aus<br />
ihrer eigenen Kaste aufnahmen, wanderte er mit seinen Schülern<br />
im Lande umher, predigte seine Lehre dem ganzen Volke<br />
vor**), und nahm — obschon das bestehende System der Kasten<br />
anerkennend, und ihren Ursprung, ebenso wie die Brāhmanen,<br />
aus der Lehre von den Belohnungen und Strafen für frühere<br />
Handlungen erklärend — doch Menschen aus allen Kasten<br />
ohne Unterschied als Anhänger an, ertheilte ihnen ihren Rang<br />
in deren Gemeinde nach ihrem Alter und ihrer Einsicht, hob<br />
so innerhalb der Gemeinde die durch die Geburt herbeigeführten<br />
Unterschiede auf, und eröffnete eben dadurch allen Menschen<br />
die Aussieht, durch Annahme seiner Lehre sich von<br />
den Banden ihrer Geburt zu befreien. Dies allein schon erklärt<br />
zur Genüge den ungeheuren Erfolg, den seine Lehre finden<br />
mußte: die Bedrückten alle wandten sich ihm, ihrem Erlöser,<br />
zu ***), Griff er nun schon hierdurch die Grundlage der<br />
*) s. Schmidt „Dsanglun der Weise und der Thor" Vorr. p.xxxlllff.<br />
**) s. Lassen Indien II, 440. 441. Burnouf Introd. à rhistoire du<br />
Buddhisme Indien p. 152—212.<br />
***) unter diesen Umständen ist es in der That zu verwundern, daß der<br />
Buddhismus hat aus Indien wieder verdrängt werden können: die große Macht<br />
und Zahl der Brāhmanenkaste allein erklärt diesen Umstand nicht vollständig,<br />
denn im Verhältniß zum gesammten Volke war sie ja doch nur die gewaltige
Opposition geg. d. brāhm. Hierarchie. Tradition üb. d. Redaction d. heil. Schriften. 309<br />
brāhmanischen Hierarchie an, so that er dies nicht weniger<br />
theils dadurch, daß er den Opferdienst, dessen Verrichtung<br />
das ausschließliche Vorrecht der Brāhmanen war, als vollständig<br />
nutzlos und werthlos, dagegen tugendhafte Gesinnung<br />
allein und tugendhaften Lebenswandel als die wahren Mittel<br />
zur Erreichung der endlichen Befreiung erklärte, theils ferner<br />
dadurch, daß er, von der Wahrheit seiner Ansichten völlig<br />
durchdrungen, selbst im Besitze der höchsten Erkenntniß zu<br />
sein behauptete, und dadurch implicite die Gültigkeit des<br />
Veda als höchster Quelle der Erkenntniss verwarf Auch<br />
diese beiden Lehren waren keineswegs neu, aber sie waren<br />
bisher eben nur das Eigenthum weniger Einsiedler gewesen,<br />
die durch ihre philosophischen Betrachtungen zu diesem Resultat<br />
gekommen waren, und noch nie waren sie frei und<br />
öffentlich allem Volke vorgetragen worden.<br />
Unmittelbar nach Buddha's Tode fand, der Tradition<br />
nach, eine Synode seiner Schüler in Magadha statt, in wel¬<br />
eher die heiligen Schriften der Buddhisten zusammengestellt<br />
wurden, und zwar in drei Abtheilungen (piṭaka), deren<br />
erste, die Sūtra*), Aussprüche und Reden Buddha's, Unterredungen<br />
mit seinen Zuhörern enthält, während der Vinaya<br />
Bestimmungen über Disciplin, und der A bhid h arm a dogmatische<br />
und philosophische Auseinandersetzungen zusammenfaßt.<br />
Hundert Jahr später nach der Tradition der südlichen Buddhisten,<br />
hundertzehn dagegen nach der der nördlichen, fand<br />
eine zweite Synode statt, in Pāṭaliputra, um Irrthümer der<br />
Disciplin, die sich eingeschlichen hatten, zu beseitigen. Über<br />
eine dritte Synode sind die Nachrichten der südlichen und<br />
der nördlichen Buddhisten getrennt (Lassen II, 232): nach<br />
Minorität. Ich vermuthe, daß die strenge Moral, welche der Buddhismus<br />
von seinen Anhängern fordert, auf die Länge dem Volke lästig ward; auch war<br />
der Cultus wohl ursprünglich zu einfach. Die Brahmanen wußten beides vortrefflich<br />
zu benutzen: der Kṛ ṣṇ a dienst, wie sie ihn einrichteten, bot der<br />
Sinnlichkeit des Volkes weit mehr Genüge; die Dienste ferner der weiblichen<br />
Gottheiten (Śakti) datiren wohl auch sämmtlich erst kurz vor Vertreibung der<br />
Buddhisten aus Indien.<br />
*) dieser <strong>Name</strong> allein schon möchte darauf hinweisen, daß auch Buddha<br />
selbst in der Swtraperiode lebte, nicht in der Brālimaṇazeit.
3lO Redaction d. buddh. heil. Schriften. Gegensatz dernördl. u. südl. Buddhisten.<br />
ersteren fand sie im 17. Jahre der Regierung des Aśoka<br />
statt, welches Jahr man mit 246 a. Chr. zu identificiren<br />
hat, womit aber freilich die andere zugleich überlieferte Angabe,<br />
daß sie 218 Jahr nach Buddha's Tode, also 326 a.<br />
Chr., stattgefunden habe, in grellem Widerspruche steht: die<br />
Gesetzesvorschriften wurden in ihrer Reinheit wieder hergestellt<br />
und zugleich der Beschluß gefaßt, durch Missionare<br />
die Lehre Buddha's zu verbreiten. Die nördlichen Buddhisten<br />
dagegen verlegen die dritte Synode 400 Jahr nach Buddha's<br />
Tod unter die Regierung des Kaniṣka, eines der<br />
Turuṣka- (Śaka-) Könige von Kashmir, der den Münzen<br />
nach, wie wir sahen, bis 40 p. Chr. regierte. Die in<br />
dieser Synode angeblich festgestellten heiligen Schriften der<br />
nördlichen Buddhisten nun liegen uns sowohl noch in den<br />
Sanskritoriginalen selbst vor, die neuerdings (1822) in Nepal<br />
aufgefunden wurden*), als auch in einer vollständigen tibetischen<br />
Übersetzung, welche den <strong>Name</strong>n Kāgyur führt und<br />
aus 100 Bänden besteht**), sowie, theil weise wenigstens, auch<br />
in chinesischen, mogolisehen, kalmückischen etc. Übersetzun¬<br />
gen. Die heiligen Schriften der südlichen Buddhisten dagegen<br />
sind gar nicht in Sanskrit vorhanden: sie waren angeblich<br />
ein Jahr nach ihrer Feststellung in der dritten Synode des<br />
*) durch den dortigen britischen Ministerresidenten B. H. Hodgson, der<br />
Handschriften davon an die Asiatischen Gesellschaften von Kalkutta, London<br />
und Paris schenkte. Die Pariser Sammlung wurde noch vermehrt (1837) durch<br />
Abschriften, welche die dortige Société Asiatique durch Hodgson's Vermittelung<br />
machen ließ. Dadurch veranlaßt schrieb dann E. Burnouf sein großes Werk :<br />
Introduction à l'histoire du Buddhisme Indien Paris 1844 [welchem Ende 1852<br />
seine nicht minder bedeutende Arbeit, die Übersetzung des „Lotus de la bonne<br />
loi" folgte, s. Ind. Stud. In, 135 fg. 1864. Auch das British Museum und die<br />
Univ. Library in Cambridge besitzen jetzt dgl. Handschriften.]<br />
**) über Umfang und Inhalt dieser tibetischen Übersetzung gab die ersten<br />
und bis jetzt fast einzigen Nachrichten ein ungarischer Reisender, der Anquetil<br />
du Perron dieses Jahrhunderts, Csoma Körösi, ein Mann von seltener That¬<br />
kraft und Energie, der sich sehr lange in Tibet aufhielt und durch seine tibetanische<br />
Grammatik und Wörterbuch diese Sprache der europäischen Wissenschaft<br />
erobert hat.—Aus dem Kāgyur sind auch bereits zwei ziemlich umfangreiche<br />
werke in Text und Übersetzung edirt worden, Dsanglun durch Schmidt in<br />
Petersburg und Rgya Cher Roi Pa (Lalitavistara) durch Foucaux in Paris. [Seitdem<br />
hat sich besonders L. Feer durch seine Textes tirés du Kandjour (1864—71; elf<br />
Hefte) um denselben verdient gemacht, ebenso Schiefner, z.B. durch seine Ausg.<br />
der später von Foucaux (s. • auch Ind. Streifen I, 210 fg) im SanskritText<br />
edirten Vimalapraśnottaramālā (1858) und der Bharatae responsa (1875),]
verhältnifs der beiderseitigen Sammlungen. 311<br />
Aśoka (also resp. 245 a. Chr.) mit Mahendra, dem Apostel<br />
Ceylon’s, nach dieser Insel gekommen und von ihm in<br />
die einheimische Sprache derselben übersetzt worden 343<br />
): erst<br />
etwa 165 Jahr später (also resp. 80 a. Chr.) wurden sie darin<br />
niedergeschrieben, während sie bis dahin nur in mündlicher<br />
Überlieferung sich fortgepflanzt hatten 344<br />
): und nach weiteren<br />
500 J a h r e n (resp. zwischen 410 und 432 p. Chr.)<br />
wurden sie dann endlich in die heilige Pālisprache übertragen*)<br />
(s. Lassen II, 435), in der sie noch vorliegen, und<br />
aus welcher dann später wieder Übersetzungen in mehrere<br />
der südindischen Sprachen hervorgegangen sind. Über das<br />
Verhältniß nun dieser heiligen Schriften der südlichen Buddhisten<br />
zu denen ihrer nördlichen Glaubensgenossen ist vor<br />
der Hand noch wenig mehr bekannt, als daß sie mit ihnen<br />
die allgemeine Eintheilung in drei Theile (Sūtra, Vinaya,<br />
Abhidharma) gemeinsam haben: an Umfang können sie sich<br />
mit den letzteren schwerlich messen 345<br />
), wohl auch, dem eben<br />
Auseinandergesetzten nach**), nicht an Authentität 346<br />
): leider<br />
3 4 3<br />
] nicht ihr Pali-Text selbst, sondern nur der dazu gehörige mündliche<br />
Commentar (atthakathā) ward in das Singhalesische übersetzt (s. die folgenden<br />
Noten). So wenigstens nach der Tradition im Mahāvaùsa. Es ist im Übrigen<br />
äußerst zweifelhaft, was wirklich damals schon von dem j etzigen Tipiṭaka<br />
bestanden haben mag. Aus den Angaben nämlich, welche die in Bhabra aufgefundene<br />
Missive des Königs Piyadasi an die mit der Beilegung entstandener Schismen<br />
beschäftigte Synode von Magadha über den damaligen Bestand der heiligen Texte<br />
(dhammapaliyāyāni) enthält, ergiebt sich ein gewaltiger Unterschied! s. Burnouf<br />
im Lotus p. 724 fg. Ind. Stud. III. 172 fg.<br />
3 4 4<br />
] s. Mahāvaṃsa Cap. 33 p. 207, Turnour pref. p. xxlx. Muir Or. Sanskr.<br />
Texts H, 69. 70 (57 2<br />
). Ind. stud. V, 26.<br />
*) das heißt doch wohl: wieder zurückübersetzt? denn diese heilige Sprache<br />
ist doch wohl dieselbe, die eben Mahendra mit sich brachte? [nicht die Texte<br />
selbst, nur ihre Erklärung (atthakathā) ward nun wieder in das Pāli zurückübertragen,<br />
durch Buddhaghosa nämlich, der aus Magadha kommend, sich eine Reihe von<br />
Jahren in Ceylon aufhielt.]<br />
3 4 5<br />
] der Umfang des Pāli Tipiṭaka ist auch ein sehr bedeutender,<br />
s. die Angaben bei Hardy Eastern Monachism p. 167 — 170. Über die älteste<br />
Erwähnung des <strong>Name</strong>ns tripiṭaka, in einer Sanskritinschrift des Buddhaghoṣa<br />
in Kanheri (im Journ. Bombay Branch R. As. S. V, 14), s. Ind. Stud. V, 26.<br />
**) wenn dasselbe sich nämlich wirllich so verhält! Ich kann hier vor<br />
der Hand nur referiren. [Leider hatte ich mich dabei auf Lassen's Darstellung<br />
am oben a. O. verlassen, anstatt bei Turnour selbst (p. XXIX. XXX) nachzusehen<br />
; den richtigen Sachverhalt (s. die vorhergehenden Noten) habe ich<br />
bereits in den Ind. Stud. In, 254 dargestellt.]<br />
34(<br />
'] die Frage, welche der beiden Redactionen, die der nördlichen oder die<br />
der südlichen Buddhisten, die ursprünglichere sei, ist von Turnour und Hodgson
312<br />
Geschichtschreibung auf Ceylon.<br />
ist auch im Übrigen über ihren Inhalt etc. bis jetzt noch<br />
sehr wenig Aufschluß ertheilt*). Nichtsdestoweniger haben<br />
wir indeß doch grade bei dem südlichen Buddhismus ausführliche<br />
und möglicherweise authentische Berichte über die ersten<br />
Jahrhunderte seines Bestehens, wie über die Entstehung der<br />
Buddhalehre überhaupt, insofern sich nämlich *¾‚uf Ceylon<br />
ziemlich früh eine Geschichtsschreibung in Pāli ausgebildet 346<br />
*)<br />
eifrig verhandelt worden (die betreffenden Artikel des Letztern liegen jetzt in<br />
sehr dankenswerther Weise gesammelt vor in seinen : Essays on languages ‚ lit.<br />
and rel. of Nepal and Tibet 1874). Auch Burnouf hat dieselbe im „Lotus<br />
de la bonne loi" p. 862 fg. erörtert und sich dabei, principiell wohl mit Recht, zu<br />
Gunsten der Gleichberechtigung Beider entschieden, vgl. hiezu zunächst die von<br />
mir Ind. Stud. In, 176 fg. gegen einzelne seiner Annahmen, sowie speciell in<br />
Bezug auf Buddhaghosa’s hochbedeutsame Thätigkeit für das PāliTipiṭaka, gel¬<br />
tend gemachten Bedenken. Kern ist dann neuerdings in seiner Schrift: over de<br />
Jaartelling der zuidelijke Buddhisten über diese Bedenken noch weit hinausgegangen,<br />
aber, wie mich dünkt, weiter als die Sachlage erfordert, s. Lit. C Bl. 1874<br />
p.719. Jedenfalls scheint mir jetzt, auch bei aller Anerkennung des dem Buddha¬<br />
ghosa zukommenden Antheils, das PāliTipiṭaka immer noch weit eher Ansprüche<br />
auf größere Originalität zu haben, als die SanskritTexte der nördlichen Buddhisten,<br />
vor denen es sich, ebenso wie vor den heiligen Schriften der Jaina,<br />
durch verhältnißmäßige Simplicität und Kürze sehr zu seinem vortheil auszeichnet.<br />
S. noch hiezu S, Bears treffende Bemerkungen im Ind. Antiqu. Iv, 90.<br />
3 4 6 a<br />
] auch der nördl. Buddhismus hat seine Historiker gefunden. Der Tibeter<br />
Tāranātha, s. not. 350, beruft sich auf Bhaṭaghaṭī, īndradatta, Kṣemendra¬<br />
bhadra als seine Vorgänger.<br />
*) am meisten Authentisches findet sich bis jetzt noch in der Einleitung<br />
von G. Tumour's Ausgabe des Mahāvaṃsa (1835 Ceylon) und in den zerstreuten<br />
Abhandlungen dieses Gelehrten, sowie außerdem auch, obwohl nur in<br />
sehr allgemeinen Umrissen, in dem Catal. der Copenhag. ind. Handschriften (ed.<br />
Westergaard 1846 Havniae), unter welchen sich eine ziemliche Zahl von dergl.<br />
Pāli werken findet, die der berühmte Rask in Ceylon angekauft hatte. Auch<br />
Clough's Arbeiten enthalten vieles hierher Gehörige: desgl. Spiegel's Anecdota<br />
Palica. (Zusatz des Originals p. 285. Ungemein reiche Angaben über den<br />
südlichen Buddhismus enthält ein mir so eben zukommendes Werk von R. Spence<br />
Hardy „Eastern Monachism ‚ an account of the origin, laws etc. of the order<br />
of mendicants founded by Gotama Buddha" London 1850. 444 pp. Der Verfasser<br />
war als wesleyitischer Missionar 20 Jahr lang in Ceylon und scheint diese<br />
Zeit in der That ganz vortrefflich angewendet zu haben) [Dazu trat später<br />
(1853) auch noch sein ebenso werthvolles werk: „a Manual of Buddhism." —<br />
Das Studium des Pāli und seiner Literatur hat dann in neuerer Zeit gewaltigen<br />
Aufschwung gewonnen, insbesondere durch die Arbeiten von V. Fausböll (Dham¬<br />
mapadam 1855, five Jātakas 1861, Dasarathajātakam 1871, ten Jātakas 1872,<br />
the Jātaka together with its commentary Heft 1 1875), James de Alwis (Introduction<br />
to Kaccāyana's Grammar 1863, Attanagaluvaṃsa 1866), P. Grimblot<br />
(extraits du Paritta 1870), L. Feer (daharasutta und mehrere dergl. Pālisutta in<br />
seinen „Textes tirés du Kandjour" 1869 fg.), Joh. Minajeff (Pāṭimokkhasutta<br />
und Vuttodaya 1869, grammaire palie 1874, russisch 1872), E. Kuhn (Kaccā¬<br />
yanapakaranae specimen 1869. 1871, Beiträge zur PāliGramm. 1875), E. Se¬<br />
nart (grammaire de Kaccāyana 1871), R. Childers (Khuddakapāṭha 1869,<br />
Dictionary of the Pāli language 187275), M. Co omara Svāmy (Suttanipāta 1874).
Die heiligen Schriften der nördlichen Buddhisten: ihie almählige Entstehung. 313<br />
hat, und uns auch eins der vorzüglichsten Werke derselben,<br />
der Mahāvaṃsa des Mahānāma, abgefaßt etwa 480 p.<br />
Chr., bereits in Text und englischer Übersetzung vorliegt.<br />
Was nun die heiligen Schriften der nördlichen Buddhisten,<br />
und zwar die Sanskṛtoriginale derselben — mit denen<br />
allein wir es hier zu thun haben — anbetrifft, so müssen wir<br />
zunächst im Auge behalten, daß schon der Tradition nach<br />
ihr jetziger Text erst dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung<br />
angehört, so daß wenn auch Werke darunter sein<br />
sollten, die noch aus den beiden ersten Synoden herrührten,<br />
dieselben doch jedenfalls in der dritten Synode eine Über¬<br />
arbeitung erfahren haben: es ist ferner gleich von vorn herein<br />
unwahrscheinlich, wie denn auch in der That gar keine direkte<br />
Angabe darüber da ist, daß alle die jetzt vorliegenden<br />
Werke sämmtlieh dieser dritten Synode ihr Entstehen verdanken<br />
sollten, sondern es werden darunter sicher viele erst einer<br />
späteren Zeit angehören: ja es ist aber auch endlich nicht<br />
einmal anzunehmen, daß alle die im tibetischen Kāgyur<br />
übersetzten Werke schon existirten, als man zuerst (im 7. Jahrhundert)<br />
in das Tibetische zu übersetzen anfing, der Kāgyur<br />
ist eben nicht auf einmal fertig gewesen, sondern erst nach<br />
längerem allmäligen Anwachsen definitiv festgestellt worden*).<br />
Hieraus erhellt nun schon zur Genüge, wie vorsichtig man<br />
bei Benutzung dieser Werke zu sein hat. Aber wir haben<br />
auch noch mehr zu bedenken: angenommen nämlich, daß die<br />
ältesten derselben wirklich in die erste und zweite Synode<br />
ihrem Ursprünge nach zurückgehen 347<br />
), so werden wir doch<br />
theils von vorn herein schwerlich annehmen können, daß sie<br />
in diesen bereits schriftlich abgefaßt wurden, theils spricht<br />
dagegen auch ganz entschieden die Analogie, insofern wir ja<br />
die ausdrückliche Nachricht haben, daß bei den südlichen<br />
Buddhisten die schriftliche Aufzeichnung lange Zeit nach beiden<br />
*) nach Csoma Körösi fallen die tibetischen Übersetzungen in das 7.<br />
bis 13. Jahrh., hauptsächlich in das neunte.<br />
3 4<br />
7] nach den in der Missive von Bhabra vorliegenden Angaben über den<br />
damaligen Bestand der dhammapaliyāyāni muß eine dgl. Annahme hier ebenso<br />
wie bei dem Pāli Tipiṭaka (s. not. 343) als äußerst bedenklich erscheinen.
314 Die Sprache, in der die heil. Schriften d. Buddhisten traditionell lebten, ver<br />
Synoden, erst 80 a. Chr., stattfand. Möglicher Weise war<br />
der Zweck der dritten Synode unter Kaniṣka hauptsächlich<br />
der, schriftliche Dokumente zu schaffen: wären dieselben<br />
vorhanden gewesen, so hatte ein solches Zerfahrensein in<br />
18 verschiedene Sekten, wie es für dessen Zeit, blos 400 Jahr<br />
nach Buddha's Tode, berichtet wird, schwerlich stattfinden<br />
können: hat sich ja doch in den 18 Jahrhunderten, die seitdem<br />
verflossen sind, keine solche Zerfahrenheit eingestellt,<br />
offenbar eben, weil damals eine schriftliche Grundlage geschaffen<br />
wurde. Ein Hauptpunkt endlich, der bei Beurthei¬<br />
lung der Authentität der vorliegenden buddhistischen heiligen<br />
Schriften nicht außer Augen gelassen werden darf, ist der<br />
Umstand, daß die ihnen zu Grunde liegenden Quellen nicht<br />
in derselben Sprache abgefaßt waren. Zwar ist zunächst nicht<br />
mit absoluter Sicherheit auszumachen, in welcher Sprache<br />
Buddha gelehrt und gepredigt hat: da er sich aber an das<br />
Volk wandte, so ist eben im höchsten Grade wahrscheinlich,<br />
daß er auch in der Sprache des Volkes redete. Die erste<br />
Synode sodann seiner Schüler kam in Magadha*) zusammen<br />
und wurde doch wohl in dem Dialekte dieses Landes, der ja<br />
als die heilige Sprache des Buddhismus gilt, gehalten, ebenso<br />
die zweite Synode und die nach Angabe der südlichen Buddhisten<br />
dritte, welche gleichfalls in Magadha**) stattfanden.<br />
Der im nächsten Jahre nach der letzteren Ceylon bekehrende<br />
Mahendra nahm denn auch dorthin die Māgadhīspräche,<br />
später Pāli genannt, mit sich***), und auch die, wenigstens<br />
buddhistischen Einfluss bekundenden, Inschriften dieser Zeit<br />
sind in dieser Sprache abgefaßt 348<br />
). In der etwa 300 Jahr<br />
*) in der alten Hauptstadt (Rājagṛha).<br />
**) in der neuen Hauptstadt (Pāṭaliputra).<br />
***) daß das Pāli auf Ceylon sich sollte aus einem mitgebrachten Sanskrit<br />
entwickelt haben, ist ganz undenkbar.<br />
3 48<br />
] die Edicte Piyadasi’s liegen uns in drei verschiedenen Dialecten vor.<br />
Der eine derselben, der von Dhauli nämlich, zeigt einen Theil derjenigen Eigen¬<br />
thümlichkeiten‚ welche dem Ardhamāgadhī der Jaina und dem von den Prā¬<br />
kritgrammatikern als Māgadhī bezeichneten Dialekte zukommen, und in ihm<br />
ist auch die an die dritte Synode gerichtete Missive von Bhabra abgefaßt, was<br />
denn in der That wohl dafür entscheidet, dais dies damals die officielle
schieden von der, in welcher sie bei d. nördl. Buddh. schriftlich redigirt wurden. 315<br />
später fallenden letzten Synode dagegen, in der eben angeblich<br />
die vorhandenen Schriften der nördlichen Buddhisten zusammengestellt<br />
wurden, geschah dies nicht in Māgadhī, sondern in,<br />
wenn auch nicht sehr reinem, Sanskrit. Der Grund nun davon<br />
liegt ganz einfach in der Oertlichkeit: diese letzte Synode<br />
fand eben nicht in Magadha noch überhaupt in Hindo¬<br />
stan statt, dessen Regenten damals dem Buddhismus nicht<br />
hold waren, sondern in Kashmir, einem Lande, welches theils<br />
wohl schon in Folge davon, daß es nur von arischen Stämmen<br />
bewohnt war*), seine Sprache reiner erhalten hatte, als<br />
die nach Indien ausgewanderten und dort mit den Ureinwohnern<br />
vermischten Arier es im Stande waren, theils aber auch (s. p. 28.<br />
49. 194) deshalb, weil es, wie überhaupt der Nordwesten<br />
Indiens, als ein Hauptsitz der indischen Grammatik zu gelten<br />
hat: diejenigen Priester**) demnach, welche hier die Abfassung<br />
resp. schriftliche Aufzeichnung der heiligen Schriften übernahmen,<br />
waren wenn auch nicht gebildete Grammatiker, so<br />
doch wahrscheinlich grammatisch gebildet genug, um eben<br />
ein erträgliches Sanskrit schreiben zu können***).<br />
Sprache des Buddhismus und zwar eben wirklich Māgadhī war (Dhaun gehört<br />
ja geographisch dahin), s. Ind. Stud. III, 180 und meine Abhandlung über die<br />
Bhagavati der Jaina I, 396. Es zeigt nun aber gerade dieser Dialekt erhebliche<br />
Differenzen zu dem uns officiell unter dem <strong>Name</strong>n „ Māgadhī" überlieferten<br />
Pāli, welches vielmehr zu dem auf den Inschriften von Girnar verwendeten<br />
Dialekt specielle Beziehungen zeigt; und es ist daher bereits die Frage aufgeworfen<br />
worden, ob dem Pāli jener in der eignen Literatur dafür überlieferte<br />
<strong>Name</strong> Māgadhī überhaupt gebühre, ihm nicht vielmehr etwa nur aus kirchen¬<br />
politischen Gründen, mit Rücksicht eben auf die Bedeutung des Landes Magadha<br />
für den Buddhismus, beigelegt sei? Und zwar hat Westergaard geradezu die<br />
vermuthung ausgesprochen (über den ältesten Zeitraum der indischen Geschichte<br />
p. 87 n. 1862), daß das Pāli vielmehr mit dem Dialect von Ujjayinī, der<br />
Muttersprache Mahendra's, der daselbst geboren war, identisch sei, und Ernst<br />
Kuhn (Beiträge zur Pāli-Gramm. p. 7 1875) schließt sich dieser Meinung an.<br />
Pischel indessen (Jenaer Lit. Z. 1875 p. 316) und Cbilders (Pali Diet. pref.<br />
p. VII) erklären sich dagegen.<br />
*) die Griechen und Skythen waren wohl theils zu gering an Zahl, theils<br />
noch zu kurze Zeit mit den Einwohnern in enger Berührung, um auf Modifikation<br />
der Sprache Einfluß zu haben.<br />
**) und Priester, also gebildete Männer, waren es offenbar wohl, welche<br />
die dritte Synode bildeten: bei den beiden ersten mögen Laien betheiligt gewesen<br />
sein, seitdem aber hatte die buddhistische Hierachie Zeit genug gehabt,<br />
sich genügend auszubilden.<br />
***) anders Burnouf hist, du Buddh. p. 105. 106, Lassen II, 9. 491—493<br />
[s. indeß Ind. Stud. III, 139. 179 fg.].
316 Die in der buddhistischen Literatur (resp. in der der Jaina)<br />
Nach dem, was ich so eben auseinandergesetzt 849<br />
), wird<br />
es nun in der That im höchsten Grade bedenklich, wenn man<br />
3 4 9<br />
] neben den im Bisherigen behandelten beiden Zweigen der buddhistischen<br />
Literatur, den PāliTexten also der südlichen und den SanskritTexten der nördlichen<br />
steht im Übrigen noch, und zwar in ihrem ältesten Bestande eine gewisse<br />
Mittelstellung zwischen Beiden einnehmend, eine dritte Gruppe, die der<br />
ArdhamāgadhiTexte nämlich der Jaina. Die Secte der Jaina ist aller<br />
Vermuthung nach als eine der schismatischen, schon in den ersten Jahrhunderten<br />
des Buddhismus von diesem abgezweigten Secten aufzufassen. Die<br />
legendarischen Erzählungen über die persönliche Wirksamkeit ihres Stifters<br />
Mahāvīra weisen dieselbe nicht nur ganz ausschließlich in dieselbe Gegend,<br />
welche auch der Buddhismus als sein heiliges Land anerkennt, sondern stehen<br />
auch im Übrigen in so naher Verwandtschaft zu den Berichten über die Thätig¬<br />
keit Buddha's, daß wir nicht umhin können werden, in beiden Erzählungsgruppen<br />
nur verschiedene Formen für gemeinsame Erinnerungen anzuerkennen. Und<br />
zwar erscheint eine dergl. secundäre Entstehung der JainaSecte aus dem Buddhismus,<br />
die man früher wohl auch für vorbuddhistischen Ursprunges hielt, u.A. auch<br />
schon dadurch angedeutet, daß ihre heiligen Texte nicht sūtra, sondern an g a<br />
heißen, somit im Gegensatz zu den der vedischen sūtraStufe zugehörig erscheinenden<br />
ältesten buddhistischen Texten, vielmehr erst der aṅgaStufe, d.i.<br />
derjenigen Zeit, in welcher die den vedischen sūtra gegenüber secundären sogenannten<br />
aṅga, resp. vedāṅga, ihre Ausbildung gefunden haben, angehörig erscheinen.<br />
Mit voller Entschiedenheit aber tritt dafür ferner der Umstand ein, daß<br />
die Sprache, in der diese Texte abgefaßt sind, den Angaben der Scholiasten nach<br />
eben ardhamāgadhī, auf einer entwickelteren, beträchtlich jüngeren Stufe steht<br />
als die freilich auch dialectisch davon geschiedene Sprache der PāliTexte, welche<br />
deren Scholien ihrerseits ja direct als Māgadhī bezeichnen, s. hierzu meine AbhdI.<br />
über die Bhagavatī der Jaina p.44l. 373. 396 ff. 416. Zu den elf vornehmsten<br />
Aṅga treten übrigens noch eine ganze Zahl anderer Schriften, <strong>Name</strong>ns Upānga,<br />
Mūlasūtra, Kalpasūtra etc.; eine Aufzählung der ganzen Reihe, in Summa fünfzig<br />
Werke mit ca. 600,000 śloka findet sich bei Rājendra Lāla Mitra Notices of<br />
Sanskrit Mss. HI, 67 fg. (1874), Publicirt ist von diesen Texten — unsere<br />
Kenntnisse von den Jaina stammen im Übrigen nur aus brāhmanischer Quelle<br />
— bis jetzt nur ein Fragment des fünften anga, des Bhagavatīsūtra, aus<br />
vielleicht den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, durch mich selbst (1866.<br />
1867). Sodann ein Bericht über die Sūryaprajñapti, das siebente upāṅga¬<br />
sūtra, zu dem Bhadrabāhusvāmin, der Verfasser des anscheinend im siebenten<br />
Jahrhundert geschriebenen Kalpasūtra einen Commentar verfaßt haben soll,<br />
ebenfalls von mir in den Ind. Stud. X, 254 fg. (1867). Endlich eine Übersetzung<br />
dieses Kalpasūtra selbst, welches die 30. Stelle in der Reihe der<br />
heiligen Texte einnimmt, durch Stevenson (1848). Vgl. hiezu noch S. J.<br />
Warren „over de godsdienstige en wijsgeerige Begrippen der Jainas" (1875).<br />
Die Königl. Bibliothek zu Berlin ist seit Kurzem durch die treue Mühwaltung<br />
G. Bühler's in den Besitz fast aller jener 50 heiligen Texte, mit oder ohne Com¬<br />
men tare und in guten alten Handschriften, gelangt, so daß wir hoffen dürfen,<br />
bald Genaueres über sie zu erfahren. — Die Jaina haben aber auch für die<br />
SanskṛtLiteratur eine große Bedeutung, speciell für die Grammatik und<br />
Lexicographie sowie für die Überlieferung historischer und legendarischer Stoffe<br />
(s. oben p.23l und vgl. meine Abhandl. über das Śatruṃjaya Māhátmya 1858).<br />
Einer ihrer gefeiertsten <strong>Name</strong>n ist der des Hemacandra, welcher zur Zeit<br />
des Gurjara-Fürsten Kumārapāla, lebte (1088 —1172). Unter dem Titel<br />
yogaśāstram verfaßte er u. A. ein Compendium der Jaina-Lehre in 12 prakāśa,<br />
von welchen die vier ersten, welche die Ethik derselben behandeln, kürzlich
enthaltenen Daten wofür beweiskräftig? 317<br />
wie dies bisher geschehen ist, diejenigen Data, welche in dieser<br />
sogestalten buddhistischen Literatur enthalten sind, als<br />
beweiskräftig für die Zeit Buddha's ansieht, die um<br />
4 Jahrhunderte, oder, wenn man die südliche Aera annimmt<br />
gar fast um 6 Jahrhunderte vor der letzten Synode zurück¬<br />
liegt Mündliche Traditionen, welche nach einer solchen Reihe<br />
von Jahren in einer andern Sprache schriftlich aufgezeichnet<br />
wurden, und die uns außerdem nur in einer Masse von Schriften<br />
vorliegen, die mehrere Jahrhunderte auseinander fallen, und<br />
aus denen man erst kritisch die ältesten Theile auszuscheiden<br />
hat, dürfen wohl nur mit der größten Vorsicht benutzt werden,<br />
und die in ihnen enthaltenen Daten dienen von vorn herein<br />
nicht sowohl zur Charakterisirung derjenigen Zeit über welche<br />
sie berichten, als auch besonders derjenigen, in welcher sie ihre<br />
jetzige Form fanden. Wie zweifelhaft hiernach also auch die<br />
Gültigkeit und Beweiskraft dieser Schriften für die Gegenstände<br />
ist, für welche man sie bisher in Anspruch genommen hat,<br />
so wichtig sind sie andererseits für die Geschichte der inneren<br />
Entwicklung des Buddhismus selbst, wiewohl auch hier ihre<br />
Glaubwürdigkeit natürlich nur eine ganz relative ist, insofern<br />
besonders die vielen Wundergeschichten, die sie von Buddha<br />
selbst wie von seinen Schülern und andern Anhängern erzählen,<br />
und die alles Maaß übersteigende Mythologie, die sich<br />
darin allmälig herausbildet, im Ganzen den Eindruck<br />
eines wüsten, aller Ordnung entbehrenden Chaos phantastischer<br />
Gebilde machen.<br />
Vor allem gilt es nun natürlich eine relative Chronologie<br />
und Reihenfolge unter den einzelnen Schriften herzustellen,<br />
eine Aufgabe, welche sich denn auch Burnouf, dessen Untersuchungen<br />
unsere einzige Quelle hierfür sind*), gestellt und<br />
mit großer Umsicht und ziemlicher Entschiedenheit gelöst hat.<br />
von Ernst Windisch in Text und Übersetzung publicirt worden sind (Z. D.<br />
Morg. Ges. xxvlll, 185 fg. 1874).<br />
*) ich kann nicht umhin, hier wenigstens in einigen Worten meinen innigen,<br />
tiefgefühlten Schmerz darüber auszusprechen, daß E. Burnouf jetzt, wo<br />
diese Bogen, die ich so gern seinem Urtheil unterworfen hätte, gedruckt werden,<br />
schon nicht mehr zu den Lebenden gehört. Sein frühzeitiger Tod ist ein ganz
3l8 Unterschied der einfachen und der Mahāvaipulya Sūtra.<br />
Was zunächst die Sūtra, also die Berichte über Buddha<br />
selbst, betrifft, so theilt Burnouf sie in zwei Klassen, in die einfachen<br />
Sūtra und in die sogenannten Mahāvaipulyaoder<br />
MahāyānaSūtra, welche er ihrer Sprache, Form und Lehre<br />
nach für die späteren erklärt: in Bezug auf den letzteren Punkt<br />
ohne Zweifel mit Recht, insofern eben einerseits in den Ma¬<br />
hāvaipulyasūtra Buddha fast ausschließlich von Göttern<br />
und Bodhisattvās (Wesen, die der buddhistischen Mythologie<br />
angehören) umgeben erscheint, während in den einfachen<br />
Sūtra meist Menschen, an welche sich nur hie und da Götter<br />
anschließen, seine Umgebung bilden, und insofern sich andererseits<br />
in den einfachen Sūtra noch keine Spur von allen<br />
den Lehren findet, die nicht allgemein buddhistisches Eigenthum<br />
sind, sondern speciell nur den nördlichen Buddhisten<br />
zugehören, wie z. B. die Verehrung des Amitābha, Mañjuśrī, Avalokiteśvara<br />
buddha, sowie sie auch ferner keine Spur von mystischen<br />
Zauberformeln und magischen Sprüchen enthalten, was Alles<br />
sich vielmehr und in reichem Maaße nur in den Mahāvai¬<br />
pulyasūtra vorfindet: ob aber auch der Umstand, daß die<br />
Sprache der in diesen letztern besonders häufig eingefügten<br />
längeren poetischen Stucke in einer aus Sanskrit, Prākṛt und<br />
Pāli gemischten, entarteteren Form auftritt, als dies in<br />
den prosaischen Theilen der Fall ist, als ein Beweis für die<br />
Posteriorität der Mahāvaipulyasūtra anzusehen sei, möchte<br />
noch nicht so sicher stehen: stimmen denn diese poetischen<br />
Theile wirklich in Form und Inhalt in Bezug auf die einzelnen<br />
eben angeführten Punkte vollständig mit dem prosaischen Texte<br />
überein, so daß man sie nur als eine Amplification resp. Re¬<br />
kapitulaltion dieses letztern ansehen kann? oder zeichnen sie<br />
sich nicht vielleicht grade in diesen Punkten vor denselben<br />
aus, so daß man sie als Bruchstücke aus älteren metrisch<br />
unersetzlicher Verlust für die Wissenschaft, wie für Alle, die ihn kannten, und<br />
was dasselbe ist, ehrten und liebten.<br />
*) in einem ganz anderen Sinne findet sich dieses Wort in den von Gau¬<br />
ḍapāda herrührenden Theilen der Māṇḍūkyopaniṣad.
Poetische Bestandtheile in letzteren; GāthāDialekt. 319<br />
überlieferten Traditionen ansehen könnte, grade wie dergl. so<br />
häufig in den Brāhmaṇa mitgetheilt werden*)? Man würde<br />
in diesem letztern Falle sie als einen Beweis mehr dafür ansehen,<br />
daß die buddhistischen Legenden etc. ursprünglich nicht<br />
in Sanskrit, sondern in Volksdialekten abgefasst waren. Nach<br />
den Nachrichten des chinesischen Reisenden Fa Hian, der<br />
399—414 von China nach Indien und zurück pilgerte, scheint<br />
es übrigens, als ob die Mahāvaipulyasūtra damals bereits<br />
schon in ziemlicher Ausdehnung bestanden, insofern er nämlich<br />
mehrere der denselben eigenthümlichen Lehren als Gegenstand<br />
vielfachen Studiums erwähnt 350<br />
).<br />
*) wir müssen uns mit dieser Frage begnügen, da uns leider noch immer<br />
der Sanskṛttext eines dieser Sūtra fehlt: die einzige Ausnahme, macht ein<br />
kleines Fragmentchen aus dem Lalitavistara, einem Mahāvaipulyasūtra,<br />
welches Foucaux am Ende seiner Ausgabe der tibetischen Übersetzung desselben<br />
mitgetheilt hat. [Gegenwärtig liegt uns der ganze Text des Lalitavistara<br />
in 27 Capp. in der Bibl. Ind. vor, herausgegeben durch Rājendra Lāla Mitra<br />
(1858 fg.); die Übersetzung bricht bereits in Cap. 3. ab. Das vierte Cap. des<br />
Saddharmapuṇḍarīka publicirte Foucaux 1852, und Leon Feer ein Avadānam, <strong>Name</strong>ns<br />
piatibarya (1867). Endlich ist auch noch der Kāraṇḍavyūha, ein entsetzlich<br />
schwülstiges mahāyānasūíram zu Ehren des Avalokiteśvara, durch Satyavrata<br />
Sāmāśrami edirt worden (Calc. 1873). Eine von S. Lefmann begonnene Übersetzung<br />
des Lalitavistara (1874) umfaßt zunächst die ersten 5 Capp. und ist<br />
von sehr ausführlichen Noten begleitet. — Die von mir oben über die poetischen<br />
Theile ausgesprochene Vermuthung war, was mir damals noch unbekannt, schon<br />
zuvor im Journ. As. S. Beng. 1851 p. 283 aufgestellt worden, s. Ind. Stud. HI,<br />
140, und ward dann später, unter Hinaufschraubung der Abfassungszeit bis<br />
unmittelbar nach dem Tode Buddha's, von Rājendra Lāla M. in einem eignen<br />
Essay über den Dialect dieser gāthās, ebenfalls im Journ. As. S. Beng. 1854 nro. 6,<br />
specieller ausgeführt, s. Muir orig. S. Texts II 2<br />
, 115 fg. Kern „over de Jaar¬<br />
telling" p. 108 fg. sieht resp. in diesen gāthā keinen eignen Dialect, sondern secundäre<br />
Überarbeitungen von ursprünglich in reinem Prakrit abgefaulten Versen. Eduard<br />
Müller endlich in seiner Schrift: „der Dialekt der gāthā des Lalitavistara"<br />
(Weimar 1874) sieht darin das Werk von Dichtern, welchen das Sanskrit nicht völlig<br />
geläufig war und welche die Freiheiten ihres Volksdialectes darauf übertrugen.<br />
3 5<br />
°] die Nachrichten Fa Hian's werden an Wichtigkeit noch weit überboten<br />
durch die des Hiuan Thsang, der in den Jahren 629 — 645 Indien durchreiste. —<br />
Besonders wichtig sind denn auch die chinesischen Übersetzungen buddhistischer<br />
Werke, die sich fast sämmtlich an die Texte der nördlichen Buddhisten<br />
anschließen und zum Theil angeblich sehr hoch hinauf reichen. Von vier dergl.<br />
Übersetzungen des Lalitavistara soll die erste schon 70—76 p. Chr., die zweite<br />
308, die dritte 652 abgefaßt sein, s. darüber Ind. Stud. III. 140. VIH, 326.<br />
Ebenso soll der Saddharmapuṇḍarīka dreimal, zuerst 280 p. Chr., sodann 397<br />
bis 402, und 601—605 übersetzt worden sein, s. Ind. Stud. III. 136. 137.<br />
Beal im Indian Antiquary IV, 90. 91 erwähnt nicht nur eine Übersetzung des<br />
Brahmajālasūtra aus 420 AD, sondern auch eine ganze Reihe von 50 sūtra<br />
(darunter z.B. das Sāmajātaka) „translated at different dates, from AD 70 to<br />
600, and by various scholars, all of them from Sanskrit or Pāli ", sämmtlich also<br />
aus dem indischen originalText, während die Übersetzungen der späteren Zeit
320 Inhalt der einfachen Sūtra.<br />
Unter den einfachen Sūtra können wenigstens diejenigen,<br />
welche sich blos mit Buddha's Persönlichkeit beschäftigen,<br />
a priori natürlich älter sein, als diejenigen, welche sich auch<br />
auf Personen beziehen, die mehrere Jahrhunderte später gelebt<br />
haben: weiter aber läßt sich vor der Hand nichts bestimmen.<br />
Ihr Inhalt ist ziemlich mannigfacher Art und finden sich für<br />
die einzelnen Theile derselben auch besondere technische <strong>Name</strong>n<br />
vor*): theils nämlich enthalten sie einfache Legenden, Ityukta<br />
und Vyākaraṇa genannt (entsprechend den Itihāsapurāṇa<br />
in den Brāhmaṇa), theils Legenden in Parabelform,<br />
Avadāna genannt, in denen wir manches Glied der späteren<br />
Thierfabel wiederfinden 351<br />
), ferner Erzählungen von Wundern<br />
und Vorzeichen Adbhutadharma, sodann einzelne Strophen<br />
oder mehrstrophige Lieder Geya und Gāthā, die zur Bekräftigung<br />
des Gesagten dienen sollen, endlich specielle Belehrungen<br />
und Erörterungen über bestimmte Gegenstände,<br />
Upadeśa und Nidāna genannt All dies findet sich in ähnlicher,<br />
nur viel alterthümlicherer Weise und unter anderen<br />
<strong>Name</strong>n**) in den Brāhmaṇa und Āraṇyaka vor, so wie in<br />
den im MahāBhārata hie und da zerstreuten prosaischen<br />
meist erst durch das Medium des Tibetischen vermittelt sind. Für die Kritik<br />
der betreffenden Texte würden natürlich nähere Angaben über diese zum Theil<br />
so alten Übersetzungen von großer Wichtigkeit sein, von dem einen dieser<br />
Werke, einer Übersetzung des Abhiniṣkramaṇasūtra hat Beal vor Kurzem<br />
seinerseits eine vollständige Übersetzung publicirt, unter dem Titel: the Romantic<br />
Legend of Śākya Buddha (1875). Die speciellen Beziehungen, die sich<br />
darin zu christlichen Legenden finden, sind höchst auffällig; welcher Theil<br />
hier der entlehnende ist, läßt Beal zwar mit Recht annoch unentschieden, doch<br />
liegt hier vermuthlich einfach nur ganz derselbe Fall vor, wie bei der Aneignung<br />
christlicher Legenden durch die KṛṣṇaVerehrer. — Hochwichtig für die<br />
Geschichte der Entwickelun g des nördl. Buddhismus ist W. Wassilje w's aus<br />
tibetischchines. Quellen geschöpftes Werk: „der Buddhismus" (I860), sowie Tara<br />
nātha's erst 1608 abgefaßtes, aber auf ältere n u. zwar z.Th. sanskrit is c h en<br />
Werken beruhende „Geschichte des Buddhismus in Indien", russ. von Wassiljew,<br />
tibet. und deutsch von Schiefner (1869); vgl. noch Lassen II, 6 not.<br />
*) nach Spiegel's Bemerkung in seiner hier mannigfach benutzten Anzeige<br />
von Burnouf's Werk in den Jahrb. für wiss. Kritik April 1845 p. 547<br />
finden sich die meisten dieser <strong>Name</strong>n auch bei den südlichen Buddhisten.<br />
3 , 1<br />
] aus chinesischer Übersetzung hat Stan. Julien eine ganze Sammlung<br />
derartiger meist sehr kurzer Geschichten publicirt (les Avadānas, contes et apologues<br />
indiens, 1859). Die hohe Bedeutung dieser wie der buddh. Jātaka etc. Erzählungen<br />
überhaupt für die Fabel und MärchenLiteratur ist durch Benfey's Einleitung<br />
zu seiner Übers. des Pancatantra in ihr volles Licht gestellt worden.<br />
**) nur Gāthā u. Upadeśa (resp. wenigstens Ādeśa) kommen auch im Brāhm. vor.
Das Pantheon darin, verschieden von dem der BrāhmaṇaTexte. 32l<br />
Legenden, die überhaupt mit diesen buddhistischen Sūtra<br />
auch dem Styl (nicht etwa der Sprache) nach die meiste Aehnlichkeit<br />
haben. Ganz eigenthümlich aber diesen letztern*) sind<br />
die Jātaka genannten Stellen, welche von den früheren Geburten<br />
Buddha's und der Bodhisattva handeln.<br />
Diejenigen Data nun in den Sūtra, welche man bisher als<br />
für die Zeit Buddha's gültig angenommen hat, die wir aber<br />
zunächst nur als für die [eigne] Abfassungszeit gültig ansehen<br />
dürfen, sind hauptsächlich religionsgeschichtlichen Inhalts. Eben<br />
so wie nämlich Buddha die Existenz der Kasten anerkannte, so<br />
natürlich auch das damalige indische Pantheon**). Es darf nun<br />
aber keinesfalls angenommen werden, daß dieses letztere sich<br />
zu Buddha's Zeit bereits auf derjenigen Stufe der Entwicke¬<br />
lung befunden habe, die wir hier in den Sūtra vorfinden,<br />
vorausgesetzt daß man Buddha nach der südlichen Aera in<br />
das 6. Jahrh. a. Chr. und resp. dadurch ohne Zweifel in die<br />
Periode der Brāhmaṇa hinein versetzt, in welchen letztem<br />
eben noch ein ganz anderes Pantheon herrscht. Lehrte<br />
er dagegen erst in dem 4. Jahrhundert a. Chr., wie dies der<br />
Fall gewesen sein müßte, wenn die Angabe der Tibeter und<br />
Chinesen richtig wäre, daß die dritte Synode unter (dem 40<br />
p. Chr. lebenden) Kaniṣka 400 Jahre nach seinem Tode<br />
stattfand, und wofür auch der Umstand spricht, daß diejenigen<br />
<strong>Name</strong>n der als Buddha's Zeitgenossen genannten Lehrer,<br />
welche sich in den brāhmanischen Schriften wiederfinden, sämmtlich<br />
der Literatur der vedischen Sūtra, nicht der der Brāh¬<br />
rnana angehören, so wäre es von vorn herein wenigstens eher<br />
*) obwohl auch dazu sich hie und da im M. Bharata, besonders im<br />
xn. Buche Anknüpfungspunkte finden : wie denn überhaupt viele der buddhistischen<br />
Legenden in entschiedener Beziehung zu entsprechenden brāhmanischen<br />
Sagen und Märchen stehen, die sie eben ihrem Zwecke entsprechend umgestaltet<br />
haben [oder umgekehrt in denen sie ihrerseits deren Zwecke entsprechend umgestaltet<br />
worden sind].<br />
**) Lassen’s Ausspruch (Indien II, 453), daß „Buddha keine Götter<br />
anerkannte", bezieht sich wohl nur darauf, daß auch sie ihm als dem ewigen<br />
Kreislauf unterworfen gelten: ihre Existenz aber hat er keinesfalls geläugnet, da<br />
in den ihm in den Mund gelegten Lehren ja fortwährend Bezugnahme auf dieselben<br />
stattfindet. [Ihre Bedeutung freilich hob er auf, ebenso wie die der<br />
Kasten.]
322 Das Pantheon der buddh. Sūtra verschieden von dem der BrāhmaṇaTexte;<br />
möglich, daß das in den buddhistischen Sūtra sich vorfindende<br />
Pantheon u. dgl. Data auch für Buddha's, dann eben<br />
ihnen viel näher stehende, Zeit wirklich etwaige Gültigkeit<br />
haben konnten. Das Nähere hierüber ist in Kurzem Folgendes.<br />
Die in diesen Sūtra so häufig genannten Yakṣās, Garuḍās,<br />
Kinnarās 352<br />
) sind in den Brāhmaṇa noch völlig unbekannt:<br />
auch Dānava findet sich nur selten vor (einmal als Beiname<br />
des Vṛtra, ein zweites Mal als der des Śuṣṇa), als Plural<br />
dagegen, zur Bezeichnung der Asura im Allgemeinen, nirgendwo<br />
353<br />
), so wenig wie je die Götter darin als Surās 354<br />
)<br />
bezeichnet werden. Auch die <strong>Name</strong>n der Nāgās und Ma¬<br />
horagās werden nie genannt*), obwohl der Schlangendienst<br />
(Sarpavidyā) selbst mehrfach erwähnt wird**). Ebenso fehlen<br />
auch die Kumbhāṇḍa***). Man könnte nun die Nichterwähnung<br />
aller dieser Genien in den B rāhmaṇa dadurch erklären.<br />
3 5 2<br />
] wo die Kinnara und ihre Frauen, wie z.B. im Meghadūta, Raghu¬<br />
vaṃśa, M. Bhārata als „heavenly choristers" erscheinen, da vermuthe ich eine<br />
volksetymologische Beziehung auf das griech. ztn;^a, obschon dasselbe eigentlich<br />
nur von traurigen, klagenden Tönen gebraucht wird; kiṃnara selbst ist Nachbildung<br />
zu kimpuruṣa.<br />
3 5 3<br />
] dies ist irrig; die Dānu, Dānava kommen schon im Ṛk, erstere sogar<br />
auch im Avesta bereits vor, s. Abān Yesht § 73. Farvard. Y. § 37. 38 (hier als<br />
irdische Feinde?).<br />
S 5 4<br />
] sura ist eine mißverständliche Afterbildung aus asura, das man eben<br />
fälschlich in asura zerlegte. Die Erwähnung des Wortes in Nir. III, 8 erscheint<br />
als ein Einschub, da dasselbe den vedischen Texten ganz fremd ist.<br />
*) Errata (p. 285 der ersten Ausgabe): „In der Bedeutung Elephant findet<br />
sich das Wort nāga einmal im VṛhadĀraṇyaka Mādhy. I, 1, 24" [und im Ait.<br />
Br. VIII, 22, während mahānāga im Cat. Br. XI, 2, 7, 12 wohl mit Sāyaṇa<br />
besser als Schlange gefaßt wird. Für das Alter dieser Bedeutung des Wortes<br />
tritt die Etymologie ein, vgl. engl. snake, s. Kuhn's Zeitschrift IX, 233—34].<br />
**) besonders in der Atharvasaṃhitā sind die Sarpās ein Gegenstand<br />
vieler Gebete: im Śatapatha-Brāhmaṇa werden sie einmal mit den lokās<br />
identificirt: sind etwa ursprünglich „die Sterne" und andere Luftgeister darunter<br />
verstanden? [Der Schlangendienst hat zwar unstreitig auch mythologischsymbolische<br />
Beziehungen, andererseits jedoch wohl auch einen ganz realen Hintergrund.]—<br />
Die MaitrāyaṇīUpaniṣad nennt allerdings die Sura, Yakṣa,<br />
Uraga, diese Upaniṣad gehört aber eben (s. p. 108) vollständig in die spätere<br />
Zeit, ist resp. mit diesen buddhistischen Sūtra dem Inhalte nach, und wohl<br />
auch der Zeit nach, verwandt.<br />
***) eine Zwergart mit „Hoden so groß wie Kübel"? in den späteren brāh¬<br />
manischen Schriften heißen sie wohl kuṣmāṇḍa, kūṣmāṇḍa (Gurke)? s.<br />
auch Mahīdhara zu Vāj. Saṃhitā XX, 14. [vgl. die kumbhamuṣka Ath. vIH,<br />
6, 15. XI, 9‚ 17 und etwa noch die śiśnadeva im Ṛk VII, 21, 5. X, 99, 3.<br />
Roth zu Nir. p. 47].
identisch dagegen mit dem epischen Pantheon. 323<br />
daß dieselben hauptsächlich Gottheiten des niedern Volkes<br />
gewesen seien, an welches ja Buddha sich insbesondere wandte<br />
und dessen Auffassung und Ideenkreis er daher auch besonders<br />
berücksichtigen mußte: daran mag manches Wahre sein, aber<br />
auch der übrige Götterkreis der buddhistischen Sūtra<br />
ist ja vollständig der der epischen Poesie angehörige: in den<br />
Brāhmaṇa dagegen findet sich z. B. Kuvera's <strong>Name</strong> nur<br />
ein einziges Mal*) genannt (und zwar in dem Brāhmaṇa des<br />
weißen Yajus) 355<br />
), Śiva und Śaṃkara kommen nur neben<br />
andern appellativen Beinamen des Rudra vor, bezeichnen ihn<br />
niemals allein und an und für sich als nomina propria, Narayaṇans<br />
<strong>Name</strong> wird nur höchst selten genannt, und die<br />
<strong>Name</strong>n Śakra 35R<br />
), Vāsava 357<br />
), Hari, Upendra, Janār¬<br />
dana, Pitāmaha sind völlig unbekannt. Wir sehen somit,<br />
daß die buddhistischen Sūtra, in welchen alle diese <strong>Name</strong>n<br />
herrschen, vollständig auf derselben Stufe mit der epischen<br />
3 5 8<br />
Literatur stehen**). Die Nichterwähnung des Kṛṣṇa ) be<br />
*) das T aittirīyaĀraṇyakarn, welches mehrere dieser <strong>Name</strong>n nennt,<br />
kann eben nicht mehr zur B rāh ma ṇ aLiteratur gerechnet werden.<br />
3 5 i<br />
] iesp. in den Parallelstellen dazu in den Ṛksūtra, außerdem auch noch<br />
einmal in der Ath. S. (VIII, 10, 28).<br />
3 5 6<br />
] als adjectivischer Beiname Indra's findet sich śakra bereits im Ṛk‚ wird<br />
darin aber auch ebenso gut von anderen Göttern gebraucht.<br />
3 5 7<br />
] als adjectivischer Beiname Indra's (aber nicht als <strong>Name</strong> desselben) findet<br />
sich vāsava einmal in Ath. S. vl, 82, 1; auch in der Nirukti xll, 41 erscheint<br />
es in direkter Beziehung zu ihm, gleichzeitig aber auch zu Agni, wie denn die<br />
va su selbst in den Brāhmaṇa vorwiegend mit Agni, nicht mit Indra, in Verbindung<br />
stehen, s. Ind. Stud. V, 240. 241.<br />
**) der so häufig erwähnte Māra scheint fast eine rein buddhistische Erfindung<br />
zu sein: in brāhmanischen Schriften habe ich ihn noch nirgendwo angetroffen.<br />
[Minajeff's Vermuthung in der Einleit. seiner Grammaire Palie, trad,<br />
par Stan. Guyard p. VIII, daß der <strong>Name</strong> Mara in direkter Beziehung stehe zu<br />
mairya, dem Beinamen des Ahriman im Avesta, und zwar so, daß Beide „rémontent<br />
à une époque antérieure à la séparation des Iraniens et des Hindous",<br />
ist schon dadurch äußerst bedenklich, daß eben nirgendwo im Veda etwas<br />
der Art sich findet (Gopatha Br. I, 28 s. not. 166 ist nur scheinbare Ausnahme, beruht<br />
eben wohl auf buddhistischem Einfluß). Sollte daher wirklich ein directer<br />
Zusammenhang zwischen Māra und Aura mainyu bestehen, so könnte derselbe<br />
wohl nur in historischer Zeit vermittelt sein. Dazu fehlen aber sonstige Anhaltspunkte.]<br />
3 5 8<br />
] ob die südlichen Buddhisten Kṛṣṇa kennen, ist annoch unklar. Buddha's<br />
Vorgeburt Kaṇha hat, dem jetzt in Fausbölrs Ausgabe p. 194 vorliegenden<br />
Texte zufolge, nichts damit zu thun; das Jātakam als mahākaṇha (nro. 461<br />
in westergaard Catal. p. 41) wird sich schwerlich darauf beziehen; ob aber etwa<br />
das Jātakam als kesava? (nro. 341, bei westergaard Cat. p. 40). Die Angabe
324 Sonstige chronolog. brauchbare Data in den Sūtra. Das Vinayapiṭakam.<br />
weist nichts dagegen, da dessen göttliche Verehrung noch durchaus<br />
Ungewissen Datums ist 359<br />
): übrigens ist es auch noch die<br />
Frage, ob wir ihn nicht wirklich unter dem in ihnen mehrfach<br />
erwähnten Asura Kṛṣṇa zu verstehen haben (s. p. 164).<br />
— Wenn, um auch andere Punkte außer dem Pantheon zur<br />
Sprache zu bringen, die Mondstationen in den Sūtra mit<br />
der Kṛttikā beginnen, also noch in der alten Ordnung stehen,<br />
so wird man dies doch nicht als einen Beweis für ein letzteren<br />
zuzuschreibendes verhältnißmäßig hohes Alter aufführen<br />
können, da ja die neue Ordnung jener wahrscheinlich erst aus<br />
dem 4. oder 5. Jahrh. p. Chr. datirt: es erhellt somit daraus<br />
nur, daß die betreffenden Stellen vor diese letztere Zeit zu<br />
setzen sind. Als ein Zeichen nicht besonders alterthümlicher<br />
Zeit dagegen hat man jedenfalls die Erwähnung der Planeten<br />
anzusehen, ebenso wie ferner die Erwähnung des (aus denarius<br />
entstandenen) Wortes dīnāra, welches Burnouf (p.424n) zweimal<br />
in den älteren Sūtra angetroffen hat (s. Lassen II, 348).<br />
Was die zweite Abtheilung der buddhistischen Schriften,<br />
das Vinayapiṭakam, betrifft, die Vorschriften über Disci¬<br />
plin und Cultus, so fehlen dieselben in der Pariser Sammlung<br />
fast gänzlich, wohl weil dieselben als besonders heilig<br />
gelten und daher von den Priestern möglichst geheim gehalten<br />
werden, überhaupt insbesondere für die Geistlichkeit bestimmt<br />
sind. — Ebenso wie die buddhistische Mythologie hat auch<br />
die buddhistische Hierarchie sich erst allmälig entwickelt.<br />
Buddha nahm, wie wir sahen. Jeden ohne Unterschied unter<br />
seine Schüler auf, und als bei der großen Zahl und dem steten<br />
Zusammenleben derselben (ausgenommen Winterszeit) bald eine<br />
Art Rangordnung nöthig ward, so geschah diese nach dem<br />
bei Hardy East. Mon. p. 41 „you are yet a youth; your hair is like that of<br />
Kṛṣṇa" (Ind. Stud. HI, 161) liegt leider nicht im Text vor; sollte die<br />
Stelle nicht etwa nur bedeuten: „your hair is yet black"? Daß Kaṇha in der<br />
Abhidhānappadīpikā als <strong>Name</strong> Viṣṇu's erscheint, beweist natürlich ebenso wenig<br />
für die alten Texte wie die Patronymica K^aṇhi, Kaṇhāyana im Schal, zu Kacc.<br />
V, 2. 4 (Senart p. 185. 186) nothwendig auf die epische, resp. göttliche Persönlichkeit<br />
Kṛṣṇa's zu beziehen sind.<br />
3 5 9<br />
] über die Bedeutung der im Mahābhāṣya enthaltenen Daten hierüber s.<br />
Ind. Stud, xlll, 349; über das älteste inschriftliche Vorkommen Kṛṣṇa's s.
Disciplin der Geistlichkeit. Bettelwesen. 325<br />
Alter*), oder nach dem Verdienst**). Als sich die buddhistische<br />
Lehre dann immer weiter verbreitete, ward eine Unterscheidung<br />
nöthig zwischen denen, welche sich ganz dem geistlichen<br />
Stande widmeten, den Bhikṣu***), Mönchen, und<br />
Bhikṣuṇī, Nonnen, und zwischen den buddhistischen Laien,<br />
Upāsaka und Upāsikā†). Innerhalb der Geistlichkeit haben<br />
sich dann mit der Zeit noch zahlreiche Schattirungen<br />
gebildet, bis endlich die jetzige Hierarchie entstanden ist,<br />
Bay le y im Journ. As. S. Beng. 1854 p. 51 fg., dazu Ind. Streifen II, 81 so wie<br />
meine Abhandl. über Kṛṣṇa's Geburtsfest p. 318.<br />
*) die Alten hießen S th a vira, ein Wort, das in den brāhmanischen<br />
Sūtra nicht selten einem nomen proprium beigegeben wird, um den Betreffenden<br />
von jüngeren <strong>Name</strong>nsgenossen zu unterscheiden: auch im Brabmana linden sich die<br />
Anknüpfungspunkte dazu. [Über die Winterszeit s. Childers im Diet, unter vasso.j<br />
**) die Würdigen hießen Arhant (dgxcov), ein Titel, der sich ebenfalls bereits<br />
in den Brāhmaṇa dem Lehrer gegeben findet.<br />
***) speciell buddhopāsaka, buddhopāsikā, wie dies in der Mṛchafe<br />
aṭī mehrfach vorkommṭ.<br />
†) wenn Pāṇini von Bhikṣusūtra spricht, und als Verfasser derselben<br />
Pārāśarya und Karmanda angebend lehrt (IV, 3, 110. 111), daß deren<br />
Anhänger Pārāśariṇas und Karmandinas zu nennen seien und (IV, 2, 80)<br />
das sūtram des Erstem Pārāśarīyam heiße, so ist dies wohl auf die brāhmanischen<br />
Bettler zu beziehen, da bei den Buddhisten jene <strong>Name</strong>n nicht genannt<br />
werden: auch führt Wilson in der zweiten Ausgabe des Lexicons karmandin<br />
als „the beggar, the religious mendicant, the member of the fourth order" auf<br />
[: dem Pet. Wörterbuch zufolge aus Amara II, 7, 41 und Hemacandra 809].<br />
Übrigens ist nicht zu übersehen, daß die beiden Regeln des Pāṇini den Angaben<br />
der Kalkuttaer Scholiasten nach im Bhāṣya des Pataṃjali nicht<br />
erklärt werden, möglicher Weise also gar nicht dem Pāṇini, sondern resp. erst<br />
der Zeit nach Pataṃjali angehören. [Die Pārāśariṇo bhikṣavaḥ zum Wenigsten<br />
werden übrigens im Bhāṣya wirklich erwähnt, zu IV, 2, 66, s. Ind. Stud.<br />
XIII, 340.] — Daß die Bettelmönche indeß zu Pāṇini's Zeit wirklich ganz<br />
besonders zahlreich gewesen sein müssen, ergiebt sich aus den vielen Regeln,<br />
die er über die Bildung hierhergehöriger Wörter giebt, so bhikṣācara III,<br />
2, 17, bhikṣāka III, 2, 155, bhikṣu IH, 2, 168, bhaikṣam aus bhi¬<br />
kṣā im Sinne von bhikṣāṇāṃ samūhas IV, 2, 38, s. besonders auch II,<br />
1, 70, wo über die <strong>Name</strong>nbildung von weiblichen Bettlern (śramaṇā und, im<br />
gaṇa, pravrājitā) gehandelt wird, was sich wohl nur auf die buddhistischen<br />
Bettlerinnen beziehen kann [und zwar wirft diese betreffende Regel, welche den<br />
Beisatz „jungfräulich" als eine besondere, nicht sich von selbst verstehende<br />
Eigenschaft der śramaṇā hinstellt, im Verein mit IV, 1, 127, anscheinend ein<br />
nicht sehr vortheilhaftes Licht eben auf die „Jungfräulichkeit" derselben, vgl. Manu<br />
Vlll, 363 oben not. 330; die Worte sarvānnīna v, 2, 9, kaukkuṭika IV, 4, 46 tragen<br />
ebenfalls sehr specielle buddhistische Färbung, s. hierüber Ind. Stud. V, 140 fg. Über<br />
die buddhistischen Bettler zur Zeit des Bhāṣya s. die Ind. Stud. XIll, 340fg.<br />
gesammelten Data]. Die ganze Einrichtung des „fourth order" übrigens beruht<br />
jedenfalls wesentlich auf der SāṃkhyaLehre und hat sicher durch den Buddhismus<br />
bedeutend an Ausdehnung gewonnen. – Das rothe, rothgelbe Gewand<br />
(kaṣāyavasanam) und das Scheeren des Haares (mauṇḍyam) sind die<br />
Hauptkennzeichen der buddhistischen Bhikṣu, s. oben p.86. 256. Über einen<br />
in Indien vorhandenen Commentar zu einem Bhikṣusūtra s. Ind. Stud. I. 470.
326 Unterschied von der brāhman. Priesterherrschaft. Cultus: Berührungspunkte<br />
die sich übrigens von der brāhmanischen sehr wesentlich unterscheidet,<br />
insofern der Eintritt in den geistlichen Stand noch<br />
jetzt, wie zu Buddha's Zeit, auch den Mitgliedern der niedrigsten<br />
Kasten unter denselben Bedingungen, wie jedem Andern,<br />
gestattet ist. Unter den Laien bestehen eben die indischen<br />
Kasten, wo sie überhaupt einmal bestanden haben, noch jetzt<br />
fort: nur die Brāhmanenkaste, die Priesterschaft durch Geburt,<br />
ist aufgehoben, und an ihre Stelle die Geistlichkeit durch Berußwahl<br />
getreten. — Auch der buddhistische Cultus, der jetzt<br />
keinem andern der Welt an Feierlichkeit, Würde, Pomp und<br />
Specialitäten nachsteht, war ursprünglich höchst einfach, bestand<br />
hauptsächlich in der Verehrung des Bildes Buddha's<br />
und seiner Reliquien. Letzteres wird uns zuerst von Clemens<br />
Alexandrinus berichtet. Später erzeigte man dann<br />
auch den Reliquien seiner vorzüglichsten Schüler dieselbe<br />
Ehre, sowie auch Königen, die sich besonders um den Buddhismus<br />
verdient gemacht hatten. Die Geschichte von der<br />
Asche des Menand ros, die Plutarch berichtet (s. Wilson<br />
Ariana p. 283), wird wohl so zu verstehen sein*). Diese<br />
Reliquienverehrung nun, der Thurmbau, der auf die derselben<br />
ihren Ursprung verdankenden Topen (stūpa) zurückgehen<br />
könnte, das Klosterwesen sodann, der Gebrauch der Glocken,<br />
der Rosenkränze**), und manche andre Einzelheiten bieten so<br />
*) ich halte nämlich den Menandros, der auf seinen Münzen Minanda<br />
genannt wird, für identisch mit dem König von Sāgala (Śākala), Milinda,<br />
über welchen s. Turnour im Journ. of the Asiat. Soc. of Beng. V, 530 ff.,<br />
Burnouf a. a o. p. 621, und Catal. ms. or. bibl. Havn. p. 50. Aus einem mir<br />
eben während der Correctur zu Gesicht kommenden Artikel von Spiegel in der<br />
Kieler Allgemeinen Monatsschrift Juli 1852 p. 561 sehe ich, daß schon Benfey<br />
den Menander mit dem Milinda identificirt hat [s. Berliner Jahrbücher<br />
für wissensch. Critik 1842 p. 87 b<br />
]). — Schiefner hat bereits (in seiner Notiz<br />
über Indra's Donnerkeil, p. 4 des Sonderabdrucks 1848) die Vermuthung ausgesprochen,<br />
ob nicht der Buddha Amitābha, der stets in das westliche<br />
Land Sukhavatī versetzt wird, mit dem Amyntas identisch sei, dessen <strong>Name</strong><br />
auf seinen Münzen A mita lautet: auch in dem <strong>Name</strong>n Basili (bei Schmidt<br />
Dsanglun p. 331) sucht er das Wort ßftai,\*vc. — Die Sage von dem westlichen<br />
Ursprünge der Śākya habe ich schon oben (p. 304) als eine vielleicht dem<br />
Kaniṣka zu Liebe erfundene bezeichnet.<br />
**) den übrigens auch die Brāhmanen später angenommen haben. [Der<br />
<strong>Name</strong> Rosenkranz selbst ist möglicher Weise durch eine Verwechselung der<br />
beiden indischen Wörter japamālā und japāmālā entstanden, s. meine AbhandI.
mit dem christlichen Ritus. Das Abhidharmapiṭakam. 327<br />
ungemein viel Aehnlichkeiten mit dem christlichen Ritus,<br />
daß man die Frage, ob dieser letztere hier nicht etwa der<br />
entlehnende Theil sei, durchaus nicht ohne Weiteres zurückzuweisen<br />
hat, zumal bekanntlich die buddhistischen Missionare<br />
ziemlich früh, vielleicht schon in den beiden ersten Jahrhunderten<br />
vor unserer Zeitrechnung, in die westlichen Länder<br />
bis nach Kleinasien vorgedrungen sind. Freilich aber ist dies<br />
noch eine vollständig offne Frage, und bedarf der Untersuchung<br />
360<br />
).<br />
Die dritte Abtheilung der buddhistischen heiligen Schriften,<br />
das Abhidharmapiṭakam, enthält philosophische, insbesondere<br />
metaphysische Untersuchungen. Es ist schwerlich<br />
anzunehmen, daß Buddha nicht sollte über die philosophische<br />
Begründung seiner Lehre im Klaren gewesen sein, und<br />
er letztere blos sollte einfach von seinen Vorgängern angenommen<br />
haben, so daß der Muth und die Energie, die zu ihrer<br />
öffentlichen Verkündigung gehörten*), sein alleiniges Verdienst<br />
wäre: eben so sicher aber scheint es, daß ihm nicht daran<br />
lag, ein philosophisches System zu verbreiten, sondern sein<br />
Streben einzig ein praktisches war, tugendhafte Handlungen<br />
nämlich und Gesinnungen zu erwecken. Hiermit in Einklang<br />
über Kṛṣṇa's Geburtsfest p. 340. 341 und Koppen die Religion des Buddha<br />
II, 319, so wie meinen Brief im Indian Antiquary Iv, 250.<br />
3 6 0<br />
] s. Indische Skizzen p. 64 (1857) und die Angaben aus des Abbé Hue<br />
Reise in Tibet bei Koppen am a. o. I, 561. II, 116. Nach Laboulaye's (s. Müller<br />
Chips Iv, 185) und F. Lieb recht's schöner Entdeckung über Barlaam und Josaphat<br />
hat sich ja doch sogar einer der Heiligen der katholischen Kirche schließlich als der<br />
Bodhisattva selbst entpuppt, worauf schon Reinaud's feine Identification von<br />
Yūasaf, Yūdasf mit Būdsatf (mém. sur l'Inde p. 91) hätte führen können,<br />
s. Z. D. M. G. xXIv, 480. — Aber auch die umgekehrte Annahme, daß nämlich<br />
christliche Einflüsse auf die Entwickelung wie der buddh. Legenden, s. oben<br />
not. 320, so auch auf die des buddh. Ritus und Cultus eingewirkt haben, ist<br />
durchaus nicht von der Hand zu weisen, wie denn ja, ganz abgesehen von der<br />
vielfach ventilirten Frage über die Bedeutung derartiger Einflüsse für die weitere<br />
Entwickelung des Kṛ s hṇ a Dienstes, auch für einige Legenden des Śi va- Cultus,<br />
die Annahme, daß dieselben sich etwa auf versprengte christliche Missionare beziehen,<br />
nicht fern liegt, s. Ind. Stud. I, 421. H, 398. Z. D. M. G. xXVH, 166.<br />
(V, 263). — Dafür dáß occidentalische Einflüsse überhaupt in Tibet eine<br />
Stätte gefunden haben, tritt eine briefliche Mittheilung Schiefner's ein, der<br />
zufolge in einem Werke des Dsaja Paṇḍita Galen us als Arzt der Perser genannt<br />
und gesagt wird, daß der erste tibetische König ihn sammt einem berühmten<br />
indischen und chinesischen Arzt consultirt habe.<br />
*) in diesem Muthe spricht sich aus, daß er von Geburt ein Krieger war.
328 Philosophische Schulen. Verhältniß zur Sāṃkhyalehre<br />
steht denn auch, daß, während die Buddhisten von dem Sūtra<br />
und dem Vinayapiṭaka behaupten, daß Buddha<br />
sie selbst vorgetragen habe, sie dagegen von dem Abhi¬<br />
dharmapiṭaka von vorn herein eingestehen, daß es ein<br />
Werk seiner Schüler sei. Nach Burnouf ist denn in der<br />
That die Lehre des Abhidharma eine weitere Entwicklung<br />
oder Fortbildung der in den Sūtra hie und da vorgetragenen<br />
Anschauungen, und zwar fügen die betreffenden Schriften<br />
häufig nur einzelne Worte zu den Gedanken der Sūtra hinzu:<br />
„es finde aber zwischen beiden jedenfalls ein Zwischenraum<br />
von mehreren Jahrhunderten und der Unterschied statt, der<br />
eine Lehre, die in ihren ersten Anfängen ist, von einer Philosophie<br />
trennt, die ihre äußerste Entwicklung erreicht hat" *),<br />
In dem Brahmasūtra des Bādarāyaṇa werden<br />
mehrfach Lehren bekämpft, die nach Śaṃkara’s Zeugnils<br />
zwei verschiedenen Schulen der buddhistischen Philosophie<br />
angehören, und müssen also diese letzteren beiden, und vielleicht<br />
auch die beiden andern, die neben ihnen stehen, bereits<br />
der Periode vor Abfassung jenes Brahmasūtra angehören.<br />
— Die betreffenden Lehren selbst nun sind übrigens keineswegs<br />
schon mit völliger Klarheit zu erkennen, ebenso wie<br />
auch die wiewol unläugbare Verwandtschaft mit den Lehren<br />
des Sāṃkhya Systems noch in ziemlichem Dunkel schwebt 36<br />
):<br />
das aber wenigstens ist in Bezug hierauf klar, daß wenn auch<br />
Buddha selbst sich wirklich etwa in vollem Einklange mit<br />
den damals bestehenden Lehren des Kapila befand**), seine<br />
*) ob nach diesen Worten Burnouf’s a. a o. p. 522 die Ansicht Las¬<br />
sen's (II, 458) haltbar ist, daß „obwohl in der Sammlung, die den <strong>Name</strong>n<br />
Abhidharma fuhrt, Schriften aus verschiedenen Zeiten sind, sie doch alle in<br />
die Zeit vor der dritten Synode gesetzt werden müssen," wobei er noch dazu<br />
die dritte Synode (275 a. Chr.) ausdrücklich von der vierten unter Kaniṣka<br />
trennt, scheint mir im allerhöchsten Grade bedenklich.<br />
3 6 1<br />
] vgl. hierzu Ind. Stud. III, 132, Max Duncker Geschichte der Arier<br />
p. 234 fg. (1867), Koppen I. 214 fg. „Das Verwehen, Auslöschen der individuellen<br />
Existenz ist allerdings Buddha's Ziel gewesen, jedoch wohl schwerlich<br />
eine Ulflösung derselben in das Nichts, sondern wohl nur ihre Rückkehr in<br />
denselben Zustand der avidyā, Unbewußtheit, wie er der Urmaterie zukam, ehe<br />
sie noch überhaupt zur Entfaltung gelangt war" Lit. C Blatt 1857 p. 770<br />
(indische Streifen U, 132), Anders Child ers im Pāli Dictionary unter nirvana.<br />
**) wenn er mit dem Śākāyanya in der Maitrāyaṇī Upaniṣad (s.
und zu den Gnostikern. 329<br />
eignen Anhänger dieselben doch auf ihre eigne Weise ausbildeten,<br />
ebenso wie auch die Anhänger des Kapila auf ihren<br />
eignen Wegen fortgingen und so zuletzt das Sāṃkhyasystem<br />
welches uns jetzt unter diesem <strong>Name</strong>n vorliegt, entstand, welches<br />
eben ganz wesentlich von der buddhistischen Philosophie<br />
differirt*). Den vier Schulen, in welche sich letztere, wie wir<br />
oben sahen, schon in ziemlich früher Zeit gespalten hatten,<br />
haben sich später dann noch vier andre zugesellt, oder sind<br />
resp. wohl an ihre Stelle getreten, aber auch die Lehren dieser<br />
Schulen sind noch keineswegs mit genügender Sicherheit dargestellt<br />
,62<br />
).— Auch die Frage, ob nicht vielleicht buddhistische<br />
Anschauungen auf die Entwicklung der gnostischen Lehren,<br />
insbesondere des Basilides, Valentinian, Bardesanes,<br />
sowie des Manes einen direkten Einfluß ausgeübt haben**),<br />
ist vor der Hand noch als eine durchaus ungelöste<br />
zu betrachten 363<br />
), und hängt aufs Innigste mit der Frage über<br />
den Einfluß zusammen, der etwa den indischen Philosophe¬<br />
men überhaupt auf die Gestaltung jener Lehren zuzuschreiben<br />
sein möchte: letzterer ward hauptsächlich durch Alexandrien<br />
vermittelt, die buddhistischen Missionare dagegen kamen wohl<br />
meist vom Penjab her über Persien.<br />
p. 107) wirklich zu identificiren wäre, hätten wir in dieser ein ziemlich direktes<br />
Zeugniß dafür.<br />
*) ob die Verse 9—11 der īśopaniṣad mit dem Commentator speciell<br />
auf die Buddhisten zu beziehen sind, wie ich Ind. Stud. f. 298. 299 annahm,<br />
ist mir wieder zweifelhaft geworden: es könnte eben die dortige Polemik auch<br />
gegen die SāṃkhyaAnsichten im Allgemeinen gerichtet sein.<br />
3 62<br />
] die Nachrichten über sie sind ausschließlich in den jetzt, s. not. 345,<br />
gesammelt vorliegenden Abhandlungen Hodgson's enthalten, und ihre <strong>Name</strong>n<br />
Svābhāvika, Aiśvarika, Kārrnika, Yātnika bis jetzt literarisch nicht weiter belegt,<br />
welches letztere vielmehr nur für die <strong>Name</strong>n Sautrāntika, Vaibhāṣika, Mādhyamika,<br />
Yogācāra der Fall ist. Tāianātha z. B. (s. not. 350) erwähnt nur diese letztern<br />
<strong>Name</strong>n, und auch Wassiljew in seinem Specialwerke über den tibet.chines. Buddhismus<br />
kennt nur sie. S. hierzu Lit. C. BI. 1875 p. 550.<br />
**) s. F. Nève l'Antiquité Chrétienne en orient p. 90 Louvain 1852.<br />
3 6 3<br />
J vgl. jetzt hiezu Lassen Ind. Alt. In, 387—416, meine Ind. Skizzen<br />
p. 64. Renan hist, des langues sera., sec. éd. 1858, p. 274. 275. Dafür daß<br />
der Einfluß auf die Bildung der Lehre des Manes speciell ein sehr bedeutender<br />
gewesen ist, tritt u. A. einfach schon der Umstand ein, daß die Abschwörungsformel<br />
für diejenigen, welche sich von ihr lossagten, ausdrücklich den Bo
330 Die Coinmentare zu den heiligen Schriften. Die Tan tra.<br />
Neben den drei Piṭaka enthalten nun übrigens die aus<br />
Nepal herbeigeschafften buddhistischen Sanskṛthandschriften<br />
auch noch andre Werke, theils nämlich eine große Zahl von<br />
Commentaren und Erläuterungen dazu, deren Verfasser auch<br />
meist namhaft gemacht sind, theils eine ganz eigenthümliche<br />
Classe von Schriften, die sogenannten Tantra, welche für<br />
besonders heilig gelten, übrigens auf ganz gleicher Stufe mit<br />
den gleichnamigen brāhmanischen Werken stehen: ihren Inhalt<br />
bilden Anrufungen an verschiedene Buddhas und Bo¬<br />
dhisattvās, sowie an deren Śakti, weibliche Hälften, mit<br />
bunter Einmischung śiva-itischer Gottheiten, und daran schließen<br />
sich längere und kürzere Gebete an dieselben, so wie<br />
Anleitung darüber, wie man die mystischen Diagramme und<br />
magischen Kreise, welche die Gunst und den Schutz derselben<br />
sichern, zu ziehen habe 364<br />
).<br />
Wir sind hiermit am Schlüsse der allgemeinen Übersicht<br />
der Sanskṛtperiode angelangt, und zugleich — am Schlüsse<br />
des Semesters. Bevor wir aber scheiden, meine Herren, erlauben<br />
Sie mir noch, Ihnen meinen besten Dank zu sagen für<br />
die unausgesetzte Theilnahme, die Sie diesen Vorlesungen<br />
geschenkt haben, und die Hoffnung auszusprechen, daß wir<br />
vielleicht in einem künftigen Semester zur DetailUntersuchung<br />
der Sanskṛtperiode wieder zusammentreffen mögen.<br />
3 8 4<br />
l vgl. hiezu Emil Schlagintweit's Buddhism in Tibet (1863 with a<br />
folio atlas of twenty plates). — Es sind übrigens neuerdings aus Nepal auch<br />
SanskṛtMss.‚ welche Werke der Dichtkunst enthalten, herübergekommen, s.<br />
darüber Klatt in der Vorrede zu seiner Ausgabe der von da genommenen Sprüche<br />
des Cāṇakya (1873).
Berichtigungen und Zusätze.<br />
Pag. 3, penult. Ich denke hierbei natürlich nicht an die<br />
Perser nach Cyrus, das würde uns zu weit hinab führen;<br />
die Perser haben ja doch auch schon vorher diesen <strong>Name</strong>n<br />
geführt und eigene Fürsten gehabt. Oder ist etwa an die Par¬<br />
thava, d.i. Parther nach Olshausen Monatsber. d. BerI.<br />
Acad. 1874 p. 708, die ja auch schon, ebenso wie Pārśa, bei<br />
den Achaemeniden genannt werden, zu denken? Die früher übliche<br />
Herleitung des Wortes Tiri in Tiridates etc. aus Pehlvi<br />
tir = zd. tistrya (so z.B. bei M. Bréal de persicis nominibus<br />
p. 9. 10. 1863) ist schwerlich berechtigt. — 34,29 lies: daśatayyas.<br />
— 35,5114 lies: Śākala (statt Śākalaka), — Not. 28<br />
Vgl. Pertsch<br />
Upalekha p. 57 (1854; s. dazu Lit. C BI. 1875 p. 522), so<br />
wie Ind. Stud. IX, 299. XIII, 279. 280. Ind. Streifen I, 19.<br />
— Not. 32<br />
Während des Druckes erschienen zwei hergehö¬<br />
rige Schriften von Alfred Ludwig „Die Nachrichten des<br />
Ṛg und Atharvaveda über Geographie, Geschichte und<br />
Verfassung des alten Indiens*)" und „Die philosophischen und<br />
religiösen Anschauungen des Veda" (Prag 1875), so wie „Sie¬<br />
benzig Lieder des Ṛgveda, übersetzt von Karl Geldner und<br />
Adolf Kaegi, mit Beiträgen von R. Roth‘‘ (Tübingen 1875).<br />
Auch ist hier noch speciell auf die fünf voll, von J. Muir’s<br />
„Original Sanskrit Texts" (zweite Auflage, London l868 ff.)<br />
hinzuweisen, in denen die antiquarischen Nachrichten, welche<br />
die Ṛksaṃhitā über die verschiedenen Stadien und Phasen<br />
des damaligen Lebens der Inder enthält, übersichtlich und<br />
anschaulich gruppirt und zahlreiche Stellen und Stücke dar<br />
*) die auf pag. 13 berührte Identification der vedischen Sarasvatī mit dem<br />
Indus ist zuerst von mir selbst aufgestellt worden, s. Vājas. S. spec. II, 80 n. (1847).
332 Berichtigungen und Zusätze.<br />
aus übersetzt vorliegen. — 51,12 lies: Sāṅkhyāyana. — 78,12<br />
v.u. lies: Rāṇāyanīputra. 84, 13 v. u. lies: Vārṣagaṇya.—<br />
h6,10 lies: XII, 566. 11898. — 87,4 lies: ekāhās. — 87,16 lies:<br />
Rāṇāyanīputra. — 96,6.8 lies: Pataṃjali (die Herkunft des Wortes,<br />
wie die von Pataṃcala, ist freilich unsicher, doch habe ich<br />
diese Schreibweise hier schließlich vorgezogen; leitet man beide<br />
Wörter von j/tañc mit Praep. apa ab, so hat man Patanjali,<br />
Patañcala zu schreiben).— 97.98.110.112. Die nordwestliche<br />
Herkunft der KaṭhaSchule (vgl. Ka&ma, Ind. Stud. XIII,<br />
439) findet wohl auch noch darin eine gewisse Beglaubigung,<br />
daß einem höchst wichtigen Briefe zufolge, den ich soeben<br />
(25. Oct.) von Professor Bühler aus Śrīnagara, Kashmir (vom<br />
16. Sept.), über die Resultate seiner dortigen handschriftlichen<br />
Forschungen erhielt und dessen einzelne Data zu benutzen<br />
er mir freundlichst gestattet hat, dieselbe im Kashmir eben<br />
noch jetzt die herrschende ist. Die dortigen Brāhmaṇa nennen<br />
sich zwar Caturvedi, folgen aber den Satzungen der<br />
Kāṭhakagṛhyasūtra des Laugākṣi. Außer Theilen von<br />
allen Veden lernen die Bhaṭṭa die paddhati des Devapāla,<br />
den Commentar und prayoga zu den K āṭ hakagṛhya auswendig.<br />
„Von diesen gṛhya habe ich mehrere Mss., auch<br />
ein altes auf bhūrja, erworben. An die Kāṭhakasūtra schließen<br />
sich ein pravarādhyāya, ein ārṣam, die Cārāyaṇīyā śikṣā<br />
und einige andere Pariśiṣṭa." — 98, 19 lies: Mädhyaniika. —<br />
152,19 lies: Pataṃcala. — 156, 28 lies: Lassen I, 542. — 159,3<br />
lies: Parāśara. — 168, 4 Die <strong>Name</strong>nsform im Mspt ist: cātur¬<br />
adhyāyikā. — 198 Über Alter, Herstellung, Stoff und Text-Zu¬<br />
stand der indischen Handschriften 3. noch Rāj. Lāla Mitra’s<br />
vor Kurzem (1.Oct.) erhaltenen trefflichen Bericht vom 15. Febr.<br />
d.J. über die von ihm bis Ende v.J. in „native libraries" angestellten<br />
Nachforschungen, welcher der nro. IX seiner Notices<br />
of Ssk. Mss. beiliegt. Es sind in neuerer Zeit durch Bühler<br />
Devanāgarī-Mspte von Jaina-Texten auf breiten Palmblättern<br />
aufgefüuden worden, deren Alter zwei Jahrhunderte<br />
über die bisher bekannten dgl. Daten hinauf reicht. Ein Facsimile<br />
eines dgl. in Bühler’s Besitz befindlichen Msptes des
Berichtigungen und Zusätze. 333<br />
āvaśyakasūtra, aus Saṃvat 1189 AD 1132, liegt jenem Berichte<br />
bei: „it is the oldest Sanskrit Ms. that has come to<br />
notice" Rāj. L. Mitra Notices III, 68 (1874). Aus einem<br />
Briefe von Rost (19.Oct.) entnehme ich indeß die Notiz, daß<br />
er in einem von den kürzlich wieder in Cambridge aus Nepal<br />
eingetroffenen SanskritMss. das Datum 128 (der Nepāles.<br />
Aera) d. i. AD 1008 gelesen habe. Weitere Bestätigung bleibt<br />
freilich vorbehalten. — 220 ult. Auch Dowson hat sich<br />
kürzlich Cunningham's Ansicht angeschlossen, s. Journ. R,<br />
As. Soc. VII, 382 (1875). Nach Eggeling (Trübner's Amer,<br />
and Or. Lit. Record spec, number 1875 p. 38) geht eine der<br />
in Sir Walter Elliot's Abdrücken von Schenkungsurkunden<br />
befindlichen Inschriften bis auf das Jabr Śaka 169 AD 247<br />
zurück. Burnell indessen (El. of S. Ind. Pal. p.28) erklärt dieselbe<br />
als „a forgery" des zehnten Jahrhunderts. Und Fer¬<br />
gusson „on the Śaka, Saṃvat and Gupta Eras" p. 11 — 16<br />
meint, daß die sogenannte SaṃvatAera überhaupt nicht über<br />
das zehnte Jahrhundert hinausgehe. Welche Aera je in<br />
einer Inschrift vorliegt, welches Datum dieselbe somit trägt,<br />
muß eben einstweilen leider meist, wo nichts Näheres vorliegt,<br />
212 u<br />
noch eine offene Frage bleiben. — Not. 2 1 8<br />
Hall's Vermuthung<br />
in Bezug auf den <strong>Name</strong>n des Verf. der Ratnāvalī, der<br />
sich auch Bühler angeschlossen hatte, hat sich jetzt glänzend<br />
bestätigt. Nach Bühler's Brief aus Śrīnagara (s. oben) nämlich<br />
lesen in Kashmir an der betreffenden Stelle des Kavya¬<br />
prakāśa alle Mss.: Bāṇa, nicht: Dhāvaka, welchen letzteren<br />
<strong>Name</strong>n die dortigen Paṇḍit überhaupt gar nicht kennen; „da<br />
Mammaṭa ein Kashmirer war, ist diese Lesart ohne Zweifel<br />
die richtige." — Not. 213<br />
Bhāsa wird im Harṣacarita des<br />
Bāṇa Einl. v. 15 seiner Dramen wegen verherrlicht, und zwar<br />
vor Kālidāsa genannt, s. Hall Vāsavadattā pref p. 14. —<br />
224, 2 v. u. Soeben (27. October) erhalte ich Pischel's neue,<br />
speciell gegen mich gerichtete Schrift: Die Recensionen der<br />
Śakuntalā (Breslau 1875, datirt vom 21. September), Wenn<br />
es am Schluß derselben heißt (p. 27), daß ich ihm „eine<br />
Rechtfertigung vor den Lesern der Indischen Studien nicht
334<br />
Berichtigungen und Zusätze.<br />
gestattet" hätte, indem ich einer mir von ihm „übersandten<br />
Entgegnung die Aufnahme in dieselben versagt" habe, so glaube<br />
ich zur Richtigstellung des Sachverhaltes es mir schuldig zu<br />
sein, indem ich mir das Weitere vorbehalte, schon jetzt gleich<br />
hier den Wortlaut meiner unter dem 15. Sept. d. J. an ihn gerichteten<br />
Antwort (ich hatte seine Zusendung an eben dem Tage<br />
erhalten) mitzutheilen : „das Erscheinen des nächsten Heftes<br />
der Ind. Studien liegt einstweilen noch in ziemlicher Ferne,<br />
so daß eine Publikation Ihrer soeben erhaltenen „Entgegnung"<br />
darin weiter hinausgeschoben werden möchte, als Ihnen wün¬<br />
schenswerth sein wird. Sodann aber bedaure ich, dieselbe<br />
in ihrer vorliegenden Form überhaupt nicht darin aufnehmen<br />
zu können, sende sie Ihnen daher anbei zurück". Diese mir<br />
damals „vorliegende Form" nun ist nicht die, in welcher die<br />
„Entgegnung" jetzt erschienen ist, sondern es haben in dieser<br />
mehrere Weglassungen etc. stattgefunden, der beste Beweis<br />
dafür, daß ich Recht damit gethan habe, jene zu refüsiren ;<br />
denn Pischel selbst hat es ja also nur sechs Tage später nicht<br />
mehr für gut befunden, sie unverändert zu publiciren. —<br />
227, 16 Bühler zufolge (Brief vom 16. Sept) lebte Jayadeva,<br />
der im Sarasvatīkaṇṭhābharaṇa nicht vorkömmt, unter dem<br />
Könige Lakṣmaṇasena von Gauḍa, von dem eine Inschrift<br />
aus dem Jahre 1116 vorhanden ist, und dessen in Mithilā<br />
noch jetzt geltende Aera nach Indian Antiquary IV, 300<br />
AD 1170 beginnt. — Not. 220<br />
Hier war auch noch Joh. K latt’s<br />
Schrift de trecentis Cāṇakyae sententiis (1873) zu erwähnen.<br />
Über eine dem Umfang und der Zeit nach noch über Śārṅ<br />
des Śrīdharadāsa, abgefaßt Śake 1127 (AD 1205) und Citate<br />
aus 446 Dichtern enthaltend, s. das neueste Heft von Rāj. Lāla<br />
Mitra’s Notices III, 134—149. Die am Schluß sich findende<br />
Angabe über die Aera des Königs Lakṣmaṇasena, dem der<br />
Vater des Verfassers diente, ist in sich unklar und paßt nicht<br />
recht zu den sonstigen Angaben darüber. Wegen der zahlreichen<br />
darin enthaltenen Belegstellen mag hier auch noch<br />
das poetische Lehrbuch Sarasvatīkaṇṭhābharaṇam, welches dem
Berichtigungen und Zusätze. 335<br />
König Bhojadeva zugetheilt wird und somit wohl dem<br />
11. Jahrh. angehört, genannt werden, s. darüber Aufrecht<br />
Catalogus p. 208. 209. — Not. 223<br />
Über eine neuerdings aufgefundene<br />
alte syrische Übersetzung des Grundwerkes des<br />
Pañcatantra, die angeblich entweder aus dem Pehlvi oder aus<br />
dem Sanskrit selbst gemacht ist, s. Benfey in der Augsburger<br />
Allg. Z. 1871 Juli 12. — Not. 224<br />
Kṣemaṃkara heißt auch<br />
Kṣemendra; er lebte nach Bühler (Brief wie oben) unter<br />
König Ananta 1028—1080, schrieb resp. in den Jahren 1020<br />
2 2 7<br />
bis lO4(\ — 231,6 v.u. lies: Geschichten. — Not Wegen<br />
ihrer Verdienste um die sogenannten CaveInschriften hätten<br />
hier u. A. auch noch Bhāu Dājī, Bird, Stevenson, E. W. und<br />
A. A. West, Westergaard, J. Wilson genannt werden sollen;<br />
auch Bhāṇḍarkar und Rājendra Lāla Mitra haben in neuerer<br />
Zeit viel für Inschriften gethan. — Not. 229<br />
Nach Buruell's<br />
Meinung, Vaṃśabrāhm. p. XLI‚ beruhen umgekehrt manche<br />
Regeln bei Śākaṭāyana auf Pāṇini, oder gar auf den vārttika,<br />
resp. den weitern Erklärungen im Mahābhāṣya. Sollten diese<br />
Gegensätze sich nicht etwa dadurch erklären lassen, daß in der<br />
vorliegenden Fassung des Werkes alte und neue Bestand¬<br />
theile vereinigt worden sind? — Not. 232<br />
Auch Benfey in seiner<br />
Geschichte der Sprachwissenschaft p. 48 (1869) versteht unter<br />
yavanānī die griechische Schrift, setzt aber den Abschluß<br />
von Pāṇinl's Werk dennoch bereits um 320 an, indem<br />
er meint, daß derselbe in diesem Falle „schon sechs Jahr lang<br />
Gelegenheit gehabt habe, griechische Schrift in nächster Nähe<br />
und ohne Unterbrechung kennen zu lernen, da bekanntlich<br />
Alexander in Indien selbst und ihm zunächst (dem Indus<br />
nämlich, aus dessen Nähe Pāṇini stammte) Satrapien errichtete".<br />
Mir ist es nun aber doch in der That sehr zweifelhaft,<br />
daß eine so kurze Frist von sechs Jahren genügt<br />
haben sollte, um die Inder zu veranlassen, zur Bezeichnung<br />
der griechischen Schrift gerade (die doch wahrlich in den<br />
ersten Jahren von Alexanders Einfall ihre Aufmerksamkeit<br />
schwerlich in so hervorragender Weise gefesselt haben<br />
kann 1) ein besonderes Wort resp. Affix zu verwenden, so daß
336<br />
Berichtigungen und Zusätze.<br />
„die Griechische" geradezu so viel als „die Schrift der Griechen"<br />
bezeichnete, und Pāṇini sich dadurch genöthigt sah,<br />
die Bildung dieses Wortes in einer besonderen Regel zu lehren.<br />
„Es erklärt sich solche Familiarität des Ausdruckes vielmehr<br />
nur aus langer und häufiger Gewohnheit, wie sie in dem<br />
Heimathlande des Pāṇini, in den von Griechen so lange oc¬<br />
cupirten Landstrichen des nordwestlichen Indiens, aber eben<br />
freilich erst geraume Zeit nach Alexander, begreiflich und<br />
natürlich ist" Ind. Stud.IV, 89 (1857). — Not. 239<br />
Bühler’s Brief<br />
(s. oben) zufolge ist die eigentliche Grammatik der Kāśmīra das<br />
Kātantram, das daselbst im 12—16.Jahrhundert vielfach<br />
commentirt worden ist. Von älteren gramm. Texten hat er<br />
noch die paribhāṣās des Vyāḍi und des Candra, sowie<br />
die varṇasūtra und ṣaḍbhāṣācandrikā des Letztern gefunden ;<br />
desgleichen eine avyayavṛtti und dhātutaraṃgiṇī des Kṣīra<br />
(Jayāpīḍa's Lehrer), und ein sehr schönes bhūrjaMspt. der<br />
Kāśikā; in einem dieser Mss. wird dieselbe dem Vāmana und<br />
dem Jayāditya (Jayāpīḍa?) zugeschrieben (danach kommt wohl<br />
für ihre Abfassungszeit die frühere Annahme wieder zu Ehren).<br />
— 246, 8 v. u. lies: vorfindet [vergl. Z. D. M. G. VI, 420].<br />
— Not. 244<br />
lies: das Sāhityadarpaṇam. — Not. 245<br />
Hier waren<br />
auch noch Aufrecht’s Angaben über das Sarasvatīkaṇṭhā¬<br />
bharaṇam, s oben, zu erwähnen. — 254, 5 v.u. lies: Govinda¬<br />
devaśāstrin. — 254 ult. Bühler‘s Brief zufolge „soll Abhi¬<br />
navagupta 982 AD gestorben sein", doch hat B. das Datum<br />
noch nicht selbst verificirt; es soll in dem Hymnus vorkommen,<br />
den Abh. auf seinem Todtenbette schrieb. — 255, 25 lies:<br />
(M. Bh. XH, 11898). — 259, 1 Kumārilabhaṭṭa scheint auch<br />
den sonderbaren <strong>Name</strong>n Tutāta oder gar Tutātita geführt zu<br />
haben; wenigstens wird Tautatika, resp. Tautātita, vom<br />
Schob zu Prabodhacandr. 20, 9 (ed. Brockhaus) durch Kaumārila<br />
erklärt; und dieselbe Erklärung giebt Aufrecht im<br />
Catalogus p. 247 auch für die in Madhava’s Sarvadarśana¬<br />
saṃgraha genannten Tautātita. — 265, 3 und Not. 269<br />
Zu<br />
vergleichen sind hier die Angaben über die 28 Mondstationen,<br />
welche in einem Briefe Wassiljew’s an Schiefner, s. dessen
Berichtigungen und Zusätze. 337<br />
deutsche Übersetzung der Vorrede zu Wassiljew’s russischer<br />
Übertragung von Tāranātha's Geschichte des Buddhismus<br />
p,30—32 (1869), nach dem Commentar zu dem buddhistischen<br />
Lexikon Mahāvyutpatti aus dem Buche Sannipāta (chin,<br />
Tatsiking) mitgetheilt werden. Danach hat der Astronom:<br />
Eselslippe, Kharoṣṭha, dessen <strong>Name</strong>n Wassiljew mit dem<br />
des Xarustr vergleicht, der nach armenischen Quellen gemeinschaftlich<br />
mit Zoroaster in Chaldaea die Astronomie erfunden<br />
haben soll, in dem ich indeß eher geneigt bin, den aus den<br />
Atharva Par. bekannten Krauṣṭuki zu suchen (s. Lit. C.<br />
BL 1869 p. 1497), die Sternbilder in der in jenem Wörterbuch<br />
angeführten Reihe, also mit kṛttikā beginnend, geordnet.<br />
Später aber kam ein neuer Ṛṣi, Kāla (Zeit!) mit<br />
<strong>Name</strong>n, der eine neue Theorie in Betreff der Bewegung der<br />
Sternbilder aufstellte, und nun wird im Verlauf als erstes<br />
Sternbild citrā genannt. Damit ist der sekundäre, und zwar<br />
buddhistische Ursprung der chinesischen KioReihe (s.<br />
Nakṣatra I, 306) allem Anscheine nach in der That wohl<br />
erwiesen. — Not. 288<br />
S. jetzt Bühler's speciellen Bericht über<br />
die pañcasiddhāntikā im Ind. Ant. IV, 316 (erhalten am<br />
25. Oct.). — Not. 299<br />
Hier war auch noch auf das Sāmavi¬<br />
dhānabrāhmaṇam (s. Burnell pref. p. XXV) hinzuweisen, in<br />
welchem (p. 94) u. A. auch bereits der Säckel des Fortunatus<br />
vorliegt, s. LU. C. BL 1874 p. 423. 424. — 286,7 Nach<br />
Turnour Mahāvaṃsa p. 254 not. soll das daselbst im Text<br />
genannte medicinische Werk des ceylones. Königs Buddhadāsa<br />
(AD. 339), <strong>Name</strong>ns sāratthasaṃgaha, noch jetzt, und zwar in<br />
Sanskrit, in Ceylon existiren und von den native medical<br />
practitioners benutzt werden, s. dazu Davids in den Transactions<br />
Philolog. Society 1875 p. 76. 78. — 312 ult. Auch<br />
die grammatischen Schriften von W. Storck (1858. 1862)<br />
und Fr. Müller (1867—69) waren hier noch zu nennen. —<br />
Zum Schluß noch zwei Bemerkungen, die sich nicht unmittelbar<br />
einreihen bessern Zunächst aus Bühler's Brief aus<br />
Kashmir die höchst interessante Angabe, daß er daselbst ein<br />
etwa 5 — 600 Jahr altes ausgezeichnetes bhūrjaMspt der
338<br />
Berichtigungen und Zusätze.<br />
Ṛksaṃhitā (śākalake śākhāyām) gefunden hat, welches zwar<br />
accentuirt ist, während dies die dortigen vedischen MSS.<br />
sonst nicht zu sein pflegen, aber ganz abweichend von der<br />
in Indien üblichen Weise, nämlich so, daß der udātta allein<br />
durch eine senkrechte Linie bezeichnet wird, gerade wie dies,<br />
Haug's Angabe zufolge, in der einen der beiden Schulen der<br />
Maitrāyaṇīsaṃhitā üblich ist, und wie wir es machen;<br />
vergl. hierzu meine Bemerkungen in der Jenaer Lit. Zeit.<br />
1875 p. 315. Und zu zweit eine im Fall ihrer Bestätigung<br />
für die Bestimmung der Abfassungszeit des Mahābhārata (s.<br />
oben p. 204), des Rāmāyaṇa (s. meine AbhandL darüber p. 22.<br />
25), wie auch des Manu (s. X, 44) höchst wichtige Mitthei¬<br />
lung Th. Nöldeke's (vom 3. Nov.). Danach besteht nämlich<br />
in Bezug auf das dem <strong>Name</strong>n Pahlava zu Grunde liegende<br />
pahlav, welches nach Olshausen (s. oben p. 331) aus dem<br />
<strong>Name</strong>n der Parthava, Parther, hervorgegangen ist, erheb¬<br />
licher Zweifel darüber, ob die Entstehung desselben daraus<br />
vor das erste Jahrh. u. Z. gesetzt werden kann. Die Ab¬<br />
Schwächung des th zu h findet sich in dem Worte Mithra<br />
z.B. erst um den Beginn unserer Zeitrechnung (in dem Mil PO<br />
auf den Münzen der Indoskythen Lassen II, 837 und in Me¬<br />
herdates bei Tacitus). Als Volksname ist das Wort Pahlav<br />
den Persern (bis auf rein gelehrte Reminiscenzen) früh fremd<br />
geworden, in den PehlviTexten selbst z. B. erscheint es nicht.<br />
Der Übergang desselben zu den Indern würde hienach etwa<br />
in das 2. bis 4. Jahrh. u. Z. zu setzen sein, und es wären<br />
darunter nicht direkt die Perser, die ja vielmehr Parasita<br />
heißen, sondern speciell die arsacidischen Parther zu verstehen.<br />
Berlin, 10. November 1875.
REGISTER.<br />
Akṣapāda 263<br />
akṣara. Silbe 16<br />
— philos. 178<br />
Agastya 58. 293 (archit)<br />
agni 43. 44. 69.<br />
— cay.ma 133. (292)<br />
— purāṇa 248. 90. 93. 300<br />
— rahasya 130. 33.<br />
Agniveśa 284. 87 med.<br />
Agnisvāmin 87<br />
agram 206<br />
aghās 266<br />
an^a 27. 232.310 (s.vedāūga). 16 (jain)<br />
Anga 163<br />
Angir 175<br />
Angiras 34. 58. 1 70. 75. 78. 79. 82. 267<br />
— (Jupiter) 267<br />
angirasas 136. 64—66<br />
Ajātaśatru 55.141. 53. 304 (6 Lehrer). 5<br />
— Comm. 91<br />
atikruṣṭa 126<br />
atthakathā 311<br />
Atri 34. 58. 112. 14. 55 ved.<br />
— 112. 302 jur.<br />
— 288 med.<br />
— Tochter des 41. 165<br />
— bṛhad° 288 med.<br />
— laghu° 288 med.<br />
Atharvan 167 (als prajāpati). 70 (brill<br />
aspati und bhagavant). 75. 82<br />
— (= ath. veda) 85<br />
atharva-pariśiṣṭa 267. 68. 70. 84<br />
— paippale 175. 87<br />
— prātiśākhya 162. 68<br />
— veda 8. 31. 161 fg. 267. 83<br />
— śikhare 181<br />
— śikhā 182. 185<br />
atharvaśiras 171. 84. 88<br />
atharvasaṃhitā 11. 225<br />
atharvāṅgirasas 11. 78. 102. 34. 41.<br />
65. 66 (°rasa Sing.)<br />
atharvāṇas 125. 37. 64—66<br />
atharvopaniṣad 31. 170 fg. 256 302<br />
athā 'tas 262. 84<br />
adbhutadharma 300 buddh.<br />
— brāhmaṇa 7 5<br />
advaita 189<br />
adhidevatam 134<br />
adhiyajñam 134<br />
adhyayana 8<br />
adhyātmam 134<br />
adhyātmarāmāyaṇa 186<br />
adhyāya 33. 118. 29<br />
adhyāyādīn 72<br />
adhvaryavas 8. 89. 95. 133<br />
adhvaryu 15. 88<br />
Ananta 156. 57 (Comm.)<br />
Anaritadeva 111<br />
Anantayajvan 263<br />
anaphā 272<br />
anukramaṇī 25. 33. 67. 70. 71. 96.<br />
97. 101. 113. 14. 18. 60. 68<br />
anupad.isūtra 88<br />
anubrāhmaṇa 12. 90<br />
annbrāhmaṇinas 90<br />
anubhūtiprakāśa 107<br />
Anubhūti8vqrūpācārya 243<br />
anulamba 74<br />
anuvāka 33 34. 98. 118. 36. 61<br />
- °kānukramaṇī 35. 36. 67<br />
anuvyākhyāna 135. 41<br />
anuśāsanāni 134. 41<br />
anustotra 92<br />
anūcāna 85<br />
Andhaka-Vṛṣṇi 202<br />
Andhomatī 117<br />
anvadhyāyam 63. 192<br />
anvākhyāna 135<br />
Apāntaratama8 260<br />
apsaras 138<br />
abhicārakalpa 169<br />
abhidharma (buddh) 309. 11. 27 fg.
340 Register.<br />
abhidhānacintāmaṇi 247<br />
— ratnamālā 247<br />
Abhinavagupta 254. 91. 336<br />
abhinimrukta 296<br />
abhiniṣkramaṇasūtra 320<br />
Abhimanyu 236. 40<br />
abhiyajñagāthā 49<br />
Abhīra 3<br />
abhyanukta 135<br />
amarakoṣa 244—47. 86<br />
Amaracandra 206<br />
Amaradeva 244<br />
Amarasiṃha 218. 35. 44. 47<br />
Amaru 227<br />
Amita 326<br />
amitābha 318. 26<br />
Amitraghāta 269<br />
amṛtanādopaniṣad 17L 82. 89<br />
amṛtavindūpaniṣad 109. 71. 8 2<br />
Ambā 126. 49<br />
Ambikā 43. 126. 49<br />
Ambālikā 43. 126. 49<br />
ayana 72<br />
ayogū 12 3<br />
Ayodhyā 195. 240<br />
Aruṇa 147. °ṇās 102<br />
— smṛti 298<br />
Aruṇi 102 (u. plur)<br />
Arkalinas 36<br />
arjuna, Arjuna (u. Indra) 40. 55. 126<br />
27. 49. 51. –02. 3<br />
arjunyau 266<br />
arthaśāstra 290. 91. 94<br />
ardha 80 (Ortschaft)<br />
ardhamāgadhī 314. 16<br />
arhant 85. 153. 325<br />
alaṃkāraśāstra 248<br />
avadāna 319. 20 (buddh )<br />
avalokiteśvara 318. 19<br />
avyakta 255<br />
avyayavṛjtti 336<br />
aśītipatha 132<br />
Aśoka 196. 310. 11<br />
Aśvaghoṣa 179<br />
Aśvapati 78. 133<br />
aśvamedha 59. 126<br />
— °kāṇḍa 131<br />
Aśvala 57. 143<br />
Aṣāḍha 148<br />
aṣṭaka 33. 98<br />
aṣṭādhyāyī 131<br />
asura 322 (daraus sura)<br />
— Sprache der 196<br />
— Kṛsbṇa 164. 324<br />
— Ma} a 270<br />
ahargaṇa 277<br />
ahi 39<br />
abīna 72. 83. 87. 88. 154<br />
Ahoba1asūri 111<br />
ākāśa 141<br />
ākokera 272<br />
ākhyána 135. 210<br />
— vidas 49<br />
āgamaśā-tra 178<br />
Āgniveśya 113. 303<br />
Āgniveśyāyana 54. 58. 113<br />
āgneyam parva 72<br />
Āṅgirasa 77. 165. 70<br />
āngirasakalpa 109<br />
ācārya 80. 84. 89. 134<br />
Ātṇāra 74. 139<br />
āṇava 189<br />
ātman 107. 73. 78-80. 83. 85.<br />
— (mahān) 255<br />
ātmaprabodhopaniṣad 184. 87<br />
Ātmānanda 46<br />
ātmopaniṣad 179<br />
Ātreya 96 — 98. 100. 101. 2. 13 taitt.<br />
170 ath. 258. 60 phiI. 284. 88 med.<br />
— kaniṣṭha 0<br />
288 med.<br />
— bṛhad° 288 med.<br />
— madhyama° 288 med.<br />
-- vṛddha 0<br />
288 med.<br />
— (bhikṣu) 303<br />
Atharvaṇa 142. 65<br />
— gṛhya 168<br />
ātharvaṇikās 90. 165<br />
ātharvanīyarudropaniṣad 171. 89<br />
āditya 145<br />
ādityāni 145<br />
Ādityadāsa 278<br />
ādibuddha, Ādibuddha 313<br />
ādeśa 80. 134. 65. 252. 320<br />
Ānanda-giri 56. 260<br />
— jñāna 56<br />
— tīrtha 46. 56<br />
— vana 186<br />
ānandavallī 103. 71. 73<br />
Ānartīya 60<br />
Āndhra 104<br />
Āpastamba 97—102. 110. 11. 12<br />
— dharmasūtra 296<br />
Āpiśali 238<br />
āpoklima 273<br />
āptavajrasūcī 179<br />
Ābhipratāriṇa 151<br />
Āmarāja 279<br />
āyana, <strong>Name</strong>n auf 58. 133<br />
Āyaḥsthūṇa 144<br />
āyurveda 284. 90<br />
āra 272<br />
āraṇyaka 8. 31. 52. 102. 319. 31<br />
,— kāṇḍa 131<br />
— jyotiṣa 169
āraṇyakasaṃhitā 71<br />
āraṇyagāna 69. 71<br />
Ārāḍa, Ārālhi 303<br />
Āruṇa 102<br />
Āruṇi 55. 76. 78. 103 (plur). 36. 44.<br />
46. 47. 74. 303. 5<br />
āruṇikopaniṣad 181<br />
Āruṇinas 102<br />
Āruṇeya 147. 74<br />
ārcikam 69<br />
Ārjunaka 202<br />
Ārya 194<br />
Āryabhaṭa 2 72. 75. 76. 78. 80<br />
āryabhaṭīyam 275<br />
āryasiddhānta 275<br />
āryāpañcāśīti 254<br />
āryāṣṭaśatam 275<br />
ārṣam 93<br />
ārṣikopaniṣad 180<br />
ārṣeyakalpa 82. 84<br />
ārṣeyabrāhmaṇa 81<br />
Ālambāyana 58<br />
Āvantika 278<br />
Āvantikā rīti 249<br />
Āśārka 93. 296<br />
āśmarathaḥ kalpaḥ 50. 58. 259<br />
Āśmarathya 58. 259<br />
āśrama, °mopaniṣad 182<br />
Āśvatarāśvi 148<br />
Āśvalāyana 36. 53. 57—64. 68. 94.<br />
284<br />
— Kauśalya 177. 88<br />
— pariśiṣṭa 68<br />
— brāhmaṇa 53<br />
Asurāyaṇa 142. 55<br />
Asuri 142. 45. 48. 52. 253<br />
āskanda 125<br />
āsphujit 272<br />
Asphuji(d)dhvaja (?) 276<br />
ikkavāla 282<br />
iṭhimikā 98<br />
Itarā 52<br />
itihāsa 26. 79. 102. 35. 37. 41. 76<br />
— purāṇarn 134. 200. 320<br />
ittham 272 (griech)<br />
itthiśāla 282<br />
ityukta 820<br />
inthihā 282<br />
induvāra 282 (arab.)<br />
indra 44. 57. 69. 136. 40. 92 (gramm).<br />
203. 28. 84 (med). 323<br />
— und arjuna 40. 55. 127. 51. 202. 3<br />
indrajananīya 210<br />
Indradatta 312<br />
Indradyumna 147<br />
Indraprastha 195<br />
Indrota 37. 139<br />
Register. 341<br />
Irāvatī 195<br />
īś 129<br />
īśāna 49. 121<br />
īśopaniṣad 128. 72. 328<br />
īśvara 255<br />
īśvara 291 mus.<br />
īśvarakṛṣṇa 254<br />
īsarāpha 282<br />
uktapratyuktam 135<br />
uktha 73. 89<br />
ukthārtha 91<br />
Ukha 100<br />
Ugrasena 139. 50<br />
ucca 275<br />
Ujjayinī 203. 18. 26. 75. 77. 78. 315<br />
Ujjvaladatta 243<br />
uṇādi 233. 43<br />
uttaratāpinī 187<br />
uttaramīmāṃsā 256. 57<br />
uttararāmacaritam 224<br />
uttaravallī 173<br />
uttarā, uttarārcikam 69<br />
uttarāṣāḍhās 265<br />
utpalinī 244<br />
Udayana 263<br />
udātta, Bezeichnung des 338<br />
udīcya 146. 94<br />
udgātar 14, 73<br />
Uddālaka 76. 78. 136. 44. 45. 74. 303<br />
Uddyotakara 263<br />
upagranthasūtra 92<br />
Upatiṣya 216<br />
upadeśa 320 (buddli)<br />
upadhā 159<br />
upaniṣad 80. 31. 80. 81. 134. 4L<br />
70 fg. 214. 15. 52. 95<br />
— Zahl der 171<br />
— (brāhmaṇa) 37. 81<br />
upapurāṇa 189. 207. 301<br />
upalekha 65<br />
upaveda 284. 90. 91<br />
upavyākhyāna 135<br />
upaskāra 261<br />
upastha 126<br />
upākhyānam 80. 135<br />
upāṅga 316 (jain)<br />
upādhyāya 91<br />
upāsaka °sikā 325<br />
upendra 323<br />
ubhayam antareṇa 54<br />
Umā 81. 173<br />
uraga 108. 322<br />
Urvaśī 149. 224 (Drama). 25<br />
ulūka 263<br />
Uvaṭṭa 46<br />
Uśanas (Kāvya) 40. 170<br />
— 296. 300 jur.
342 Register.<br />
Uśīnara 49<br />
Uṣasti 78<br />
uṣṭra 3<br />
Ūata 46. 65. 128. 60<br />
ūhagāna, ūhyagāna 70<br />
.ṛks.ṃhiṭā 9—11. 33—47.<br />
ṛgvidhāna (36). 68<br />
ṛgveda 8. 36 (guptaye). 49. 134. 36. 41<br />
ṛc 8. 9. 34. 69. 70.<br />
— Zahl der 133<br />
ṛṣi 8 (=Veda). 135. 61<br />
— brāhmaṇa 70<br />
— mukhāni 72<br />
ṛṣyanukramaṇī 97<br />
Ékacūrṇi 46. 100<br />
ekapādikā 129<br />
ekavacanam 137<br />
ekahaṃsa J 43<br />
ekāha 72. 83. 87. 88. 154<br />
eke 148<br />
Aikṣvāka 139<br />
Aitareya 52. 53. 61. 77. 94<br />
— brāhmaṇa 48—52<br />
— °yakam 68<br />
— °yāraṇyaka 52—54<br />
— °yin *53. 89. 94<br />
— °opaniṣad 52. 172<br />
Aitiśāyana 58. 258 (Aita°)<br />
aindram parva 72<br />
aiśvarika 329<br />
om 175. 77. 80. 82<br />
orimikā 98<br />
aukthika 91. 257<br />
Aukhīya 97<br />
Auḍulomi 259. 60<br />
Audanya 148<br />
Audumbarāyaṇa 58<br />
Auddālaki 174 (ved.). 285 (erot)<br />
Audbhāri 96<br />
Aupata8vini 148<br />
Aupamanyava 82<br />
Aupaveśi 147<br />
Aupaśivi 159<br />
Aupoditeya 148<br />
Aulūkya 263<br />
Auṣṭrākṣi 82<br />
Kaṃsavadha 215<br />
Kaccāyana 243. 312<br />
Kaṭha 97. 101. 201; plur. 97. 332<br />
{Kad'aia)<br />
— -Kālāpáḥ 98<br />
— vallī 174<br />
— śākhā 98<br />
— śrutyupaniṣad 181<br />
— sūtram 110<br />
Kaṇabhakṣa, Kaṇabhuj 263. 78<br />
Kaṇāda 261 — 63*<br />
kaṇḍikā 98. 118. 29. 32<br />
kaṇva 155<br />
Ka'ṇva 3. 34. 57. 116 (und plur.). 55<br />
— smṛtiśāstra des 159<br />
Kaṇha 323<br />
Kaṇhi, Kaṇhāyana 324<br />
Katās 153*<br />
kathāsaritsāgara 229. 34—36. 39<br />
Kadrū 149<br />
Kaniṣka, Kanerki 222. 34—36. 39.<br />
40. 99. 304. 6. 7. 10. 14. 21. 26. 28<br />
kaniṣṭha 288 (Ātreya)<br />
kanyākumārī 174<br />
Kaparcligiri 195<br />
Kapardisvāmin 46. Ill<br />
kapiñjala 228<br />
Kapila 106. 52. 80. 253— 56. 91<br />
303. 28<br />
Kapilavastn 35. 152. 303<br />
Kapiṣṭhala 284. 87 (med.)<br />
Kaṭhās 97<br />
Kapiṣṭhalasaṃhitā 97<br />
Kabandha 165<br />
Kabandhin 177<br />
Kamboja 194. 95. 237<br />
kamvūla 282 arab.<br />
karaṭaka 223<br />
karaṇa '2 67 (astr.)<br />
— kutūhala 280<br />
— sāra 280<br />
Karavindasvāmin 111<br />
karālī 176<br />
Karka 156<br />
Karṇātaka 104<br />
Karṇīsuta 294<br />
Karmanda, °dinas 325<br />
karrnapradīpa 93. 296<br />
karmamīmāṃsā 257. 58<br />
Karmargha 170 (so zu lesen)<br />
64 kalās 294. 95<br />
Kalāpasūtram 243 gramm.<br />
Kalāpin 201<br />
kali 125. 301. 21 yuga<br />
— Aera 222. 78<br />
Kaliṅga 287<br />
Kalinātha 291<br />
kaliyuga 260<br />
Kalkipurāṇa 208<br />
kalpa 17. 50. 58. 83. l02. 69 (ath.),<br />
92. 259<br />
— kāra 160<br />
— sŪtra 17. 36. 83. 110. 112 (ved).<br />
316 (jain)<br />
kalpānupadam 92<br />
Kalhaṇa 230<br />
Kavaṣa 133<br />
kavi 170 (Uśanas). 208. 12
Kaviputra 221<br />
Kavirāja 213<br />
kaśyapa 155<br />
Kaśyapa 58, 155<br />
— 296. 300 jur.<br />
kaṣāya 86. 325<br />
Kaserumant 205<br />
Kahola 143. 48<br />
Kāṅkāyana 170 ath. 284. 87 med.<br />
Kāṭhaka 89. 94. 97—102. 13<br />
— gṛhya 112. 332<br />
Kāṭhakopaniṣad 102. 73. 255. 57<br />
kāṇāda 263<br />
kāṇḍa 98. 101. 29 fg. 61<br />
Kāṇḍamāyana 58<br />
Kāṇva 116. 28 fg. 58. 59 (gr.)<br />
Kāṇvakam 116<br />
Kāṇvīputra 116<br />
Kāṇvyāyana 116<br />
Kātantram 243. 336<br />
Kātīyagṛhya 158<br />
Kātīyasūtra 110. 57. 58<br />
Kātya 163. 239<br />
Kātyāyana 58. 67. 88. 92. 93. 118.<br />
53 — 66 (ved.). 239 gr. 244 lex.<br />
284 med. 303 buddh.<br />
— smṛtiśā8tra des 158. 59<br />
— Kabandhin 177<br />
Kātyāyanī 141. 53; = durgā 153. 74<br />
— putra 78. 153. 303<br />
Kādambarī 229<br />
Kāpilaśāstram 253<br />
Kapya 139. 52. 253. 54. 303<br />
Kāmandakīya (nītiśāstra) 290<br />
kāmasūtra 285<br />
Kāmukāyana 258<br />
Kāmpīla 126. 27; °lya 127. 53<br />
Kāmboja 82<br />
kāraṇḍavyūha 319<br />
Kārttakaujapa 285<br />
Kārttikeya 113 (Comm.)<br />
kārmika 329<br />
Kārṣṇājini 155. 258. 60<br />
Kāla 337<br />
kālanirṇaya 280<br />
Kālabavinas 14. 89. 91. 105<br />
Kālayavana 237<br />
kālāgnirudropaniṣad 189<br />
Kālāpa 97. 105<br />
Kālidāsa 212. 13. 17—21. 24 — 26.<br />
44. 67 -- drei 221<br />
kālī 176<br />
Kāvaṣeya 133. 46<br />
Kāvilarn 258<br />
kāvya 200. 8—13. 27<br />
Kāvya 40 (Uśanas), 170<br />
kāvyaprakāśa 249<br />
Register. 343<br />
kāvyādarśa 248<br />
kāvyālaṃkāravṛtti 249<br />
Kāśakṛtsna 46. 100. 55. 259; 0<br />
tsni<br />
155. 260<br />
Kāśayas 139. 305<br />
Kāśikā 243. 336<br />
Kāśī 287. 302<br />
Kāśrnīra 336<br />
Kaśyapa 159 (gramm). 263 (phiL).<br />
93 (archit)<br />
kā3hāyadhāraṇam 255<br />
kitava 123<br />
kiṃnara 322<br />
kirātārjunīyam 213<br />
Kīkaṭa 86<br />
Kīrtidhara 291<br />
kuṭṭaka 277<br />
Kuṭhumi 93<br />
Kuṇḍina 100.<br />
— '(Stadt) 186<br />
kutapa-Sauśruta 285<br />
kuntāpasūkta 162<br />
*Kunti 99<br />
Kubhā 3<br />
Kumārapāla 316<br />
kumārasambhava 212. 25<br />
Kumārilabhaṭṭa 75. 259<br />
— svāmin 110<br />
kumbhamuṣka 322<br />
kumbhāṇḍa 322<br />
Kuru 126. 50. 51. 53 (und Katās). 305<br />
Kurukṣetra 74. 151<br />
Kurupañcāla 11. 37. 43. 49. 74. 99.<br />
126. 42. 46. 50. 203. 305<br />
kulīra 272<br />
Kullūka 299<br />
kuvera 137. 323<br />
Kuśa und Lava 214<br />
kuśīlava 214<br />
kuṣmāṇḍa 322<br />
Kusumapura 275<br />
kusumānjali 263<br />
kūrmavibhāga 231<br />
kūṣmāṇḍa 322<br />
kṛt 159<br />
krita 125 (yuga)<br />
kṛttikā 164. 265. 66. 324. 37<br />
— Reihe, Datum der 2<br />
kṛtyacintāmaṇi 88<br />
Kṛśa 284 med.<br />
Kṛśāśva, °śvinas 214<br />
kṛṣṇa 324<br />
Kṛṣṇa Devakīputra 77. 115. 87. 208.<br />
55. 302. 23. 24<br />
— und Kālayavana 237<br />
— und die Pāṇḍava 151<br />
— und die Hirtinnen 227
344 Register.<br />
Kṛṣṇa, Dienst des 78. 206. 26. 55.<br />
309. 20. 23. 24, 27<br />
— Āngirasa 77<br />
— Dvaipāyana 201. 260<br />
asura Kṛṣṇa 164. 324<br />
Kṛṣṇa Hārīta 54<br />
Kṛṣṇajit 59<br />
Kṛṣṇamiśra 224<br />
Kṛṣṇājina 259<br />
Kṛṣṇātreya 284 med.<br />
Kekaya 133. 47<br />
ketu 268<br />
kenopaniṣad 80. 81. 173. 89<br />
kemadruma 272<br />
kevala 262<br />
— naiyāyika 262<br />
Keśin (asura) 164<br />
Keśi-sūdana, °han 164<br />
Kesarī saṃgrāmaḥ 205<br />
kesava 323<br />
Kaikeya 113<br />
Kaiyata 240<br />
kaivalyopaniṣad 188<br />
Kokila 298<br />
koṇa 272<br />
Kosala 35. 74. 177 (ś). 209 (ś). 10<br />
Videha 37. 43. 146. 49. 50. 52.<br />
303. 4<br />
Kohala 291<br />
Kaukūsta 148<br />
kaukkuṭika 325<br />
Kauṇḍinya 113. 303<br />
Kautsa 84. 155<br />
Kautsāyana 107<br />
Kauthuma 51. 71. 83. 91. 93. 98.<br />
105. 17<br />
Kaudreya 155<br />
Kaumārila 336<br />
gandharva 291 Kauravya (Nārada). 43. 303 136. (Panca¬ 50. 51<br />
śikha) Kaurupancāla 136<br />
kaurpya 272<br />
kaulopaniṣad 189<br />
Kauśalya (Āśvalāyana) 177<br />
Kauśāmbeya 137<br />
Kauśika 165. 68—70 ath.<br />
— (Comm.) 46. 100<br />
Kauṣītaka 61, °kam 49. 50. 98<br />
— °kāraṇyaka 54. 56<br />
Kauṣītaki, °kin 28. 51. 75. 90. 148<br />
— brāhmaṇa 40. 51. 52. 54. 55. 58<br />
— °kyupaniṣad 54. 56. 172. 304. 5<br />
Kauṣītakeya 143<br />
Kausalya 139. 77 (ś)<br />
Kausurubindi 137<br />
Kauhala 82<br />
kramapāṭha 37. 54. 65<br />
kriya 272 griech.<br />
Krivi, Kraivya 138<br />
Krauñca 102<br />
Krauṣṭuki 66 metr. 170. 337 ath.<br />
klība 123<br />
kṣatrapati 74<br />
kṣapaṇaka 218<br />
Kṣārapāṇi 284 med.<br />
Kṣīrasvāmin 87. 336<br />
kṣudrās 92<br />
kṣurikopaniṣad 182<br />
Kṣemaṃkara 229. 335<br />
Kṣemendra 335<br />
Kṣemendrabhadra 312<br />
Kṣairakalambhi 84<br />
kṣaudra 92<br />
Khaṇḍika 96<br />
Khadirasvāmin 87<br />
Kharoṣṭha (?) 337<br />
Khāḍāyana 58, °ninas 14. 89<br />
Khāṇḍikīya 96. 97<br />
Khādiragṛhya 93<br />
khila 101. 7. 19. 60<br />
— kāṇḍa 140. 44. 45<br />
khuddakapāṭha 312<br />
Gaṅgā 55. 210. 65<br />
Gaṅgādhara 157<br />
Gangeśa 263<br />
gaṇa 241. 85 gramm.<br />
gaṇaka 125<br />
gaṇapatipūrvatāpinī 188<br />
Gaṇapatyupaniṣad 171. 88<br />
gaṇapāṭha 257. 59. 60<br />
gaṇaratnamahodadni 243<br />
gaṇita 277<br />
gaṇitādhyāya 280<br />
gaṇeśa 299<br />
— tāpinī 188<br />
Gadādhara 157<br />
besessen 139<br />
Gandhāra 77. 147. 235, °ri 163<br />
garuḍa 190. 322 (plur.)<br />
— purāṇa 208<br />
garuḍopaniṣad 190<br />
Garga 170 ath. 237. 70. 71 astr.<br />
— plur. 270<br />
vṛddha Garga 170. 270<br />
garbhopaniṣad 177. 85. 291<br />
gallakka 223<br />
gahanaṃ gambhīram 250<br />
Gāṅgyāyani 55<br />
gāṇapatyapūrvatāpanīya 188<br />
gāthā 26. 49. 79. 80. 102. 34. 35.<br />
37. 38. 201<br />
— 319. 20 buddh.<br />
gāna 69. 70. 89
gāndharvaveda 290. 91<br />
gāyatrīsampanna 156<br />
Gārgī Vācaknavī 61. 143<br />
— saṃhitā 231. 69<br />
Gārgya 62 (gṛhya). 69 (sāmav). 83<br />
(Maśaka). 159 (gramm). 70 (ath.)<br />
— und Kālayavana 237<br />
— Bālāki 55<br />
gītagovinda 227. 334 (Abfassungszeit)<br />
Guṇāḍhya 229<br />
Gurudevasvāmin 111<br />
Gupta(-Dynastie) 221<br />
Gurjara 316<br />
Guhadeva 46<br />
guhya ādeśa 80<br />
guhyaṃ nāma 127<br />
gūḍhārtharatnamālā 46<br />
Gṛtsamada 34<br />
gṛhastha 30. 182<br />
gṛhyasūtra 17—22. 60. 92. 112. 69.<br />
282. 94. 96<br />
geya 320 buddh.<br />
geyagāna 72<br />
gairikamvūla 282 arab.<br />
Gairikṣita 45<br />
Goṇikāputra 240 gr. 85 erot.<br />
Gotama 261 — 63 (log)<br />
— sūtra 262<br />
Godāvarī 302<br />
Gonardīya 239 gr. 85 erot.<br />
gopathabrāhmaṇa 117. 46. 61. 67. 323<br />
Gopavana 155<br />
gopālatāpanīyopaniṣad 187<br />
gopī 187<br />
gopīcandanopaniṣad 187<br />
Gobhila 88. 90. 92. 93. 298 (smṛti)<br />
golādhyāya 280<br />
Govardhana 228<br />
Govinda 60 (Comm.). 67 (desgl.)<br />
— Lehrer des Śaṃkara 178. 260<br />
— svāmin 111 (Comm.)<br />
Gauḍa(Styl) 249<br />
Gauḍapāda 178. 85. 254. 60. 318<br />
Gautama 84 (zwei)<br />
— 93. 159 Qui.)<br />
— 170. 80 (ath)<br />
— 263 (phiI.)<br />
— 180 (ṛṣi)<br />
— dharma(sūtra) 296. 300<br />
— (pitrimedhasūtra) 93. 263<br />
Gautamaḥ Sāṃkhyaḥ 302<br />
Gautamās 152<br />
grantha 16. 109. 83. 210<br />
— (nidānasaṃjñaka) 89<br />
graha 73 (somaSchoppen)<br />
— Finsterniß 267<br />
— Planet 108. 267. 68<br />
Register. 345<br />
graha (bālagraha) 108<br />
grāma 85<br />
grāmageyagāna 69. 71<br />
Ghaṭakarpara 218<br />
Ghora Āngirasa 77<br />
catuḥṣaṣṭikalāśāstra 293. 94 (°lagam<br />
a)<br />
caturanga-Spiel 294<br />
caturadhyāyikā 168<br />
caturviṃśatismṛti 298<br />
Candra 236. 336<br />
Candragupta 4. 234. 39. 69. 306<br />
— (Guptadynastie) 221<br />
Candrabhāgā 287<br />
Candravyākaraṇam 243. 836<br />
Campā 195<br />
caraka 95<br />
Caraka 284. 86. 87. 89. 302 med.<br />
Carakaśākhā 98<br />
Carakās 95. 97. 181<br />
Carakācārya 95. 125<br />
Carakādhvaryavas 95. 147« 48<br />
caraṇavyūha 105. 57. 70 (ath)<br />
°caritra 231<br />
Cākra 136<br />
Cākrāyaṇa 78<br />
Cāṇakya' 222. 78. 320. 34<br />
cāṇḍāla 143<br />
cāturadhyāyikā 332<br />
cānarāṭa 210<br />
cāndanagandhika 293<br />
Cāndrabhāgin 287<br />
śrī-Cāpa 277<br />
Cārāyaṇīya 97. 113. 332 (śikṣā)<br />
cārvāka 263<br />
Cālukya 231<br />
Citra 55<br />
Citraratha 74 (Bāhlīkam)<br />
citrā 265. 337 (-Reihe)<br />
cintāmaṇivritti 233<br />
Cīna 260 '<br />
Cūḍa 144<br />
cūlikopaniṣad 182. 83<br />
cela 153<br />
Celaka 153<br />
Caikitāneya 153<br />
Caikitāyana 153<br />
Caitrarathi 74<br />
Cailaki 148<br />
Cyavana 149<br />
Chagalin 106<br />
chandas (ved. Text) 8. 14. 63. 113. 92<br />
— (sāmasaṃh.) 69<br />
— metr. 27. 65. 66. 291<br />
chandasikā 69<br />
chandogās 8. 72. 89. 95. 183<br />
chandobhāṣā 113
346 Register.<br />
chandovat 232<br />
Chāgaleya 106. 12. 72, °yinas 106<br />
Chāgeya 106<br />
chāndogyabrāhmaṇa 76<br />
chāndogyopaniṣad 77—80. 172<br />
jaganmohana 302<br />
jaṭāpaṭala 65<br />
Jatūkarṇa 284 med.<br />
Janaka 36. 57. 74. 83. 136. 38. 42.<br />
46. 49. 210. 55. 304 (6 Lehrer des)<br />
janaka (prajāpati) 83<br />
— saptarātra 83<br />
Janamejaya 37. 135. 36. 39. 46. 49.<br />
51. 203"<br />
Janārdana 323<br />
japamālā 326<br />
Jamadagni 180<br />
Jayatīrtha 46<br />
Jayadeva 227. 334 (Lebenszeit)<br />
Jayarāma 158<br />
Jayāditya, Jayāpīḍa 336<br />
Jarāsaṃdl.m 108<br />
Jalada 166<br />
jātaka astr. 278<br />
— buddh. 312. 20. 21<br />
jātakarman 20<br />
jāti 179<br />
Jātūkarṇya 153 55. 59<br />
Jānaki 144<br />
Jābāla 78. 144. 46. 48<br />
Jābāli 159 (smriti)<br />
jābālopaniṣad 181. 86<br />
jāmitra 273<br />
jituma 272<br />
Ji8hṇu 277<br />
jīva 179<br />
Jīvagosvāmin 187<br />
Jīvala 148<br />
Jīvaśarman 278<br />
jūka 272<br />
jeman 257<br />
jaina 231. 61. 314. 16<br />
Jaimini 62. 63 (gṛhya). 71 (sāmav)<br />
201. 57. 58 (phil)<br />
— bhārata 62. 206<br />
— sūtra 258 (astr.)<br />
Jaiminīya 257<br />
— nyāyamālāvistara 259<br />
Jaivali 78<br />
jñānabhāskara 225<br />
jñānayajña 100. 104<br />
jyotirvidābharaṇa 218. 78. 79. 85<br />
jyotiṣa 27. 65. 66. 169 (āranyaka 0<br />
).<br />
266<br />
jyau 272<br />
Takṣan }48<br />
Takṣaśilā 202<br />
taṇḍālakṣaṇasūtra 92<br />
tad und tvam 179<br />
tadevopaniṣad 119. 72<br />
taddhita 159<br />
tantra cerem. 225. 83. 301. 29<br />
— gramm. 244. 46<br />
— buddh. 269<br />
— Lehrbuch 246 (nach Java). 84<br />
taravī 282<br />
tarka 174. 262<br />
tarkin 262<br />
Talavakāra 81<br />
taślī, tasdī 282<br />
tājikam 281<br />
(purāṇam) Tāṇḍam 84<br />
Tāṇḍi'n 66 (gr). 261<br />
Tāṇḍinas 77<br />
Tāṇḍya 72. 73. 75. 148<br />
tāpasa 143. 53<br />
°tāpanīya, 0<br />
tāpinī 185—88<br />
tārakopaniṣad 180. 86<br />
Tāranātha 312. 20. 27. 37<br />
Tālavṛntanivāsin 111<br />
tāvuri 272<br />
tiṅ 159<br />
tittiri 96<br />
Tittiri 45. 96. 100<br />
tipiṭaka 311. 13<br />
Tiriṃdira 3<br />
tiṣya 266<br />
tīkṣṇadaṃṣṭra 185<br />
Tutāia, °tita 336<br />
Tura 133. 46 (Kāvaṣeya)<br />
Turamaya 270<br />
turuṣka, Turuṣka 237. 310<br />
tulyakāla 13. 143<br />
tejovindūpaniṣad 182. 89<br />
Taittirīya 89. 96, °yakās 113. 79<br />
(°yake)<br />
— saṃhitā 97 fg. 266<br />
— °yāraṇyaka 102—4. 255. 57. 67.<br />
323<br />
— °yopaniṣad 103<br />
taukṣika 272<br />
Tautātika, °tita 386<br />
Taulvali 58<br />
trayī vidyā 8. 79. 133. 208<br />
Trasadasyu 74<br />
trikāṇḍa 244<br />
trikoṇa 273<br />
tripiṭaka 311. 12<br />
tripuṇḍravidhi 189<br />
tripuropaniṣad 189<br />
tripuryupaniṣad 179<br />
tribhāṣyaratna 113<br />
Tribhuvanamalla 231<br />
Triśūlanka 67
tretā 125. 76<br />
Traitana 39<br />
tvam und tad 179<br />
Daṇḍin 229. 48. 49<br />
Dattaka 213<br />
Dadhyañc 142. 65<br />
Dantidurga 220<br />
dampatī 41<br />
darśanopaniṣad 190<br />
darśapūrṇamāsau 111<br />
daśakumāra 223. 29. 67. 94<br />
daśat 69. 137<br />
daśatayī 92 (Comm.)<br />
daśatayyas 34. 90. 331<br />
Daśapuruṣaṃ-rājya 136<br />
daśarūpa 248. 49<br />
dasarathajātaka 312<br />
daharasutta 312<br />
Dākṣāyaṇa 244<br />
Dākṣi, Dākṣīputra 235. 44<br />
dānava, dānu 322<br />
Dāmodaramiśra 322<br />
Dālbhya 94 (pariśiṣṭam). 159 (gr)<br />
dāsaka 39<br />
Dāsaśarman 60<br />
Divodāsa 287<br />
digvijaya 156<br />
Dinnāga 226. 63<br />
dīnāra 245. 324<br />
dīpavaṃsa 307<br />
Duḥṣanta 138<br />
durudharā 272<br />
Durga 45<br />
Durgasiṃha 243<br />
durgā 153. 76<br />
duṣkṛta 95<br />
Duṣṭarītu 136<br />
dṛkāṇa 272<br />
Dṛṣadvatī 73. 112<br />
Deva, Devayājñika, śrī Deva 157<br />
Devakī 78<br />
Devakīputra 73. 78. 84. 87<br />
devajanavidas 134<br />
devajanavidyā 137. 200<br />
devatādhyāya 81. 82<br />
Devatrāta 59<br />
devadatta 177<br />
Devapāla 332<br />
Devarājayajvan 45<br />
Devasvāmin 278 astr.<br />
Devāpi 43<br />
devyupaniṣad 171. 88. 89<br />
°deśīya 86<br />
daivatam 93<br />
Daivāpa 139<br />
doṣapati 167<br />
dyuta 273 griech.<br />
Register. 347<br />
dyaii8n pitar 38<br />
dramma 245<br />
draha 87<br />
Drāviḍa 104<br />
Drāhyāyaṇa 56. 87. 93. 300<br />
Droṇa 202. 90<br />
dvāpara 125. 67. 260<br />
Dvivedaganga 154<br />
Dvaipāyana s. Kṛṣṇa<br />
Dhanaṃjaya 248<br />
Dhanapatisūri 260<br />
dhanurveda 290. 301<br />
Dhaneśvara 231<br />
Dhanvantaii 218. 84. 85. 87<br />
Dhanvin 88<br />
dhammapadam 312<br />
dhammapaliyāyāni 311. 13<br />
dharma 192. 294<br />
— śāstra 176. 294—301<br />
— sūtra 111. 295 fg.<br />
dharmās 112<br />
Dharma, °putra, °rāja 203<br />
dharmācárya 62<br />
dhātutaraṃgiṇī 336<br />
dhātupātha, pārāyaṇa 247<br />
Dhānaṃjayya 84. 90<br />
Dhārā 218<br />
Dhāvaka 221. 24. 333<br />
Dhūmrāyaṇa 156<br />
Dhūrtasvāmin 87. Ill<br />
Dhṛtarāṣṭra (Vaicitravīrya) 43. 99<br />
— König der Kāśi 139<br />
dhyānavindūpaniṣad 182. 83<br />
dhyānibuddha 318<br />
dhruvasya pracalanam 108<br />
naktam (naklam) 282 arab.<br />
nakṣatra 2. 99<br />
nakṣatrakalpa 169<br />
nakṣatradarśa 124<br />
Nagnajit 147. 49<br />
Naciketas 102. 74<br />
naṭa 213. 14. 16<br />
— sūtra 214. 16. 90. 93<br />
Nanda 222. 34. 39<br />
nandikeśvara-upapurāṇa 189<br />
Namin 74<br />
Naraka 205<br />
nartaka 216<br />
Nala 146<br />
nalodaya 213<br />
Navahasta 111<br />
Nāka 136<br />
nāga 322<br />
nāgānandam 224<br />
Nāgārjuna 240. 83. 306. 7 (Zeit des)<br />
Nāgeśa 244<br />
Nāgojibhaṭṭa 243
348 Register.<br />
nāṭaka 213<br />
nāṭya 214<br />
— śāstra 248<br />
nāṇaka 222, 99<br />
nādavindūpaniṣad 182<br />
Nārada 78 (ved). 170 (ath. par). 283<br />
(astr). 291 (etym. und mus)<br />
— pāncarātram 255<br />
— śikṣā 67. 291<br />
— (smṛti) 297<br />
nārasmha 185, °mantra 185. 86<br />
nārāyaṇal03.36(puruṣa).77.83.84.323<br />
Nārāyaṇa 59 (mehrere). 64 (desgl.). 157.<br />
75 ff. (upan)<br />
nārayaṇīyopaniṣad 103.73. 84. 89. 90<br />
nārāyaṇopaniṣad 184. 88<br />
nārāśaṃsyas 102. 34. 35. 41<br />
nigama 8<br />
— pariśiṣṭa 27. 157<br />
nighaṇṭu 27. 45. 169 (ath), 243<br />
nitya 185<br />
Nichivi 294<br />
nidāna 89 (ved). 320 (buddh)<br />
— sūtra 25. 68. 89<br />
Nimi 74<br />
Nirapekṣa 290<br />
nirālambopaniṣad 179<br />
niruktam, °kti 26. 27. 45. 178. 85<br />
nirṛti 169<br />
nirbhujam 54<br />
nirvāṇam 178 (brahma). 328 (buddh.)<br />
Niśumbha 223<br />
Niṣadha 146<br />
niṣāda 85<br />
nītiśāstra 227. 90. 301<br />
Nīlakaṇṭha 205<br />
nīlarudropaniṣad 190<br />
nṛsiṃha 184. 86<br />
— tāpanīyopaniṣad 185. 86<br />
Nṛsiṃha 111. 87<br />
Nega, Naígeya 71. 93<br />
naigeyasūtra 92<br />
naighaṇṭukā8 27. 98<br />
naidānās 89<br />
Naimiśīya 77<br />
Naimiṣa, 0<br />
ṣīya 37. 49. 59. 64. 74.201<br />
naiyāyika 262<br />
nairuktās 28. 93<br />
naiṣadhīyam 213<br />
Naiṣidha 146<br />
nyāya 176. 261. 62<br />
— cintāmaṇi 263<br />
— darśana 262<br />
— sūtra 262<br />
Pakṣilasvāmin 261. 63<br />
pancatantra 228. 29. 38. 57. 85. 86. 334<br />
pancadaśarca 135<br />
Pañcaparṇa 285<br />
pañcamāśraraa 182<br />
pancalakṣaṇa 207<br />
pañcavinśabrāhmaṇa 72—75<br />
pancavidhisūtra 91<br />
pañcavidheyam 91<br />
Pancaśikha 253. 54. 303<br />
pancasiddhāntikā 277. 337<br />
Pañcāla 10. 37. 99. 126. 27. 38. 50. 51<br />
Pañcālacaṇḍa 54<br />
pañcālapadavṛtti 37<br />
Pañcāla Bābhravya 10. 37. 285 (erot.<br />
Pāñc°)<br />
pancikā 48<br />
paṭala 64<br />
Pataṃcala 139. 52. 239. 53. 54. 303.<br />
32 (etym)<br />
Pataṃjali 235 fg. 48. 95 (gramm)<br />
— 152. 239. 48. 53—56 (phil)<br />
°patha 129. 32<br />
padakāra 100<br />
padapātha 24. 35. 54. 65. 69<br />
padavṛtti 37<br />
paddhati 60. 64. 93. 112. 57. 332<br />
padmapurāṇa 208<br />
Padmayoni 170<br />
panapharā 273<br />
Para 74. 139<br />
paramahaṃsa, 0<br />
haṃsopaniṣad 181<br />
Paramādīśvara 275<br />
parameśvara 179<br />
Parāśara 159. 201. 70. 71. 78 (astr)<br />
84 (med.).<br />
— (smṛti) 297. 98 (laghu u. vṛddha)<br />
Parikṣit 151<br />
paritta 312 (buddh)<br />
paribbāṣās 159. 239. 336<br />
paribhāṣenduśekhara 243<br />
parivrājaka 168. 82<br />
pariśiṣṭa 68. 93. 112. 57. 61. 69. 332<br />
pariśeṣa 131 (Śatap. Br)<br />
Parthava 331<br />
parvan 72 (sāmav). 137 (atharvan etc).<br />
61. 65. 200<br />
Parśu 3 (.331)<br />
°paliyāyāni 311. 13<br />
Pavana 291<br />
Paśupatiśarman 60<br />
Pahlava 204. 338<br />
pāñcarātra 255<br />
pāūcavidbyam 91<br />
Pāñcāla 285<br />
pāncālī 37 (gr). 249 (riti)<br />
Pāñcālya 15§<br />
Pāñci 14s<br />
Pāṭalipiííra 234. 54. 69. 76. 309. 14<br />
pāṭimokkhasutta 312
pāṭha 23<br />
Pāṇini 3. 13. 17. 28. 45. 48. 66.<br />
233-38. 44. 56. 58. 59. 62. 66.<br />
84. 85. 99<br />
— nach Buddha 238. 325<br />
— nach Alexander 238. 335. 36<br />
pāṇinīyā śikṣā 67<br />
Pāṇḍava, Pāṇḍu 43. 127. 50-52. 202.<br />
3. 305<br />
pāṇḍitya 143. 79<br />
pāthona 272 griech.<br />
pāda 178 (vier)<br />
Pāraśavya 3<br />
Pārasīka 237. 338<br />
Pāraskara 158<br />
Pārāśariṇas 159. 325<br />
Pārāśarīyam 325<br />
Pārāśarya 325 (bhikṣusūtra)<br />
— (Vyāsa) 102. 59. 201. 60. 61<br />
Pārāśaryāyaṇa 261<br />
Pārikṣi 303<br />
Pārikṣita, °tīya 37. 139. 40. 51. 203<br />
Pārīkṣita 151<br />
pāli 307. 11. 12. 14<br />
pāśupata 255<br />
Pingala 50. 66. 247. 74<br />
pitaka 309. 30<br />
piṇḍapitṛyajña 20. 60<br />
piṇḍopaniṣad 190<br />
pitāmaha 323<br />
pitṛtarpaṇa 61<br />
Pitṛbhūti' 157<br />
pitṛmedha 119. 215<br />
— sūtram 93<br />
pitta 285<br />
Pippalāda 170. 7678. 82<br />
Piyadasi, Edikte des 6. 220. 70. 311. 14<br />
pīlu 246<br />
puṃścalf. 11ū 123. 24<br />
°putra 77. 78. 124. 45. 303<br />
Punarvasu 284<br />
purāṇa (ved.) 26. 79. 102. 34. 35. 37.<br />
41. 76. 206<br />
— 206—8. 22. 23. 30. 31. 300. 1<br />
purāṇam Tāṇḍam 84<br />
purāṇaprokta 13. 17. 143. 44<br />
Purukutsa 74. 139<br />
puruṣa 180 (drei, phiI.). 254. 55<br />
— Nārāyaṇa 136. 37<br />
— medha *59. 95. 99. 103. 19. 23<br />
— sūkta 71. 119. 72<br />
puruṣottama 186<br />
Purūravas 149<br />
purohita 166<br />
Puliśa 271. 72. 76<br />
Puṣkara (?) 281<br />
puṣpasūtra 90. 91<br />
Register. 349<br />
Puṣyamitra 240<br />
pūtā (stinkend) vāc 196<br />
Pūrṇa 109<br />
pūrvamīmāṃ8ā 256<br />
Pṛthūdakasvāmin 277. 80<br />
pṛṣṭham 73<br />
paiṅgalopaniṣad 190<br />
Paingi, Paingin, Pai5gya 14. 45. 49.<br />
50. 61. 89. 100. 44.<br />
Paiṅgyam 49. 50<br />
paitāmahasiddhānta 276<br />
paippale 175<br />
Paippalāda 161. 62. 66. 78<br />
Paila 62. 63<br />
paiśācabhāṣyam 100<br />
paiśācī bhāṣā 229<br />
Potala 304<br />
Pauliśasiddhānta 271. 76. 77. 78<br />
paulkasa 143<br />
Pauṣkarasādi 113. 303<br />
Pauṣkalāvata 287<br />
Pauṣpiṇḍya, °piñji 257<br />
prakṛti 194. 254<br />
pracalanam 108<br />
prajāpati 107. 51. 67<br />
prajñapti, s. sūrya° 316<br />
praṇavopaniṣad 171. 82<br />
pratijñāpariśiṣṭa 112. 17. 27<br />
Pratithi 61<br />
pratibuddha 143. 53<br />
Pratiṣṭhāna 231<br />
pratihārasūtra 92<br />
pratihārya 319 buddh.<br />
pratṛṇṇam 54<br />
prapāthaka 69-71. 89. 98. 129. 6L 67<br />
prabodhacandrodaya 224<br />
Pramagaṃda 86<br />
pramāṇa 30. 262<br />
prayoga 112<br />
pravacanam 12. 91. 94. 145<br />
pravarakhaṇḍa 111. 257<br />
pravarādhyāya 157. 332 (Kāṭh.)<br />
pravargya 119. 31. 55<br />
Pravāhaṇa 78<br />
pravrājaka 304<br />
pravrājitā 299. 325<br />
pravrājin 143<br />
Praśāntarāga 156<br />
praśna 98. 111. 12<br />
praśnopaniṣad 175—77<br />
prasthānabheda 285. 90. 93<br />
prākrita 194<br />
- prakāśa 243<br />
prācya 37. 146. 94<br />
- Kaṭhās 97<br />
- Pāncālīṣu 37<br />
prāṇāgnihotropaniṣad 171. 80
350 Register.<br />
Prātipīya 136<br />
Prātibodhīputra 124<br />
prātiśākhyasūtra 24. 64 (ṛgv.). 91 (sāmav).’113<br />
(taitt). 59 (vājas). 68<br />
(ath.)<br />
Prātītheyī 61<br />
prāmāṇa 30<br />
prāyaścitta 131. 54<br />
Proti 137<br />
prauḍham brāhmaṇam 81<br />
Plākṣāyaṇa 58<br />
phalguna 127. 49. 51<br />
phālgunyas 266<br />
phiṭ8Ūtru 243<br />
phullasūtra 91<br />
baïsesiyam 253<br />
°badha, °vadha 213. 15<br />
bandhu 12. 137<br />
Babhru 62<br />
Barku 148<br />
Balabhadra 279. 81 schol.<br />
Balarāma 209<br />
bahuvacanam 137<br />
bahvṛcās 8. 72. 95. 98. 133. 35<br />
bahvṛcapariśiṣṭam 68<br />
bahvṛcabrāhmaṇam 111<br />
Bāṇa 109. 224.' 29. 31. 49. 333<br />
Bādarāyaṇa 58. 155. 258—61 (phil).<br />
84 (med).<br />
— (astr) 261. 78<br />
— sūtra 181<br />
Bādari 155. 258<br />
Bābhravya 10. 37 (ved). 285 (erot)<br />
bārhaddaivatam 36. 67. 79<br />
bārhaspatya, 0<br />
sūtra 263<br />
Bālakṛṣṇa 100<br />
bālakhilyā (s. vāla°) 107<br />
bālabhāratam 206<br />
Bālāki 55<br />
Bāverujātaka 3<br />
bāhīkabhiṣaj 287<br />
bāhīkās 35. 105. 46. 94. 235<br />
Bāhlīka 74<br />
Bilhaṇa 231. 49<br />
Bukka 45<br />
Buḍila 148<br />
buddha 29. 185. 302<br />
— śāstra 258<br />
Buddha 61. 109. 13. 53. 216. 17. 53.<br />
74. 92. 302 fg.<br />
—'s Todesjahr (400 vor Kaniṣka) 234.<br />
36. 306. 7. 21<br />
— nach (?), resp. vor Pāṇini 238. 325<br />
— in der sūtraPeriode 309. 21<br />
Buddhagayā 244. 92<br />
Bnddhaghosa 311. 12<br />
Buddhadāsa 337<br />
Buddhasāsanam 253<br />
buddhopāsaka, °sikā 325<br />
lthudh 29<br />
— mit prati 143<br />
Budha 296. 300 jur.<br />
bṛhajjātakam 278<br />
— jābāla 181<br />
bṛhatkathā 229<br />
saṃhitā 277. 78<br />
bṛhadatri 268<br />
_ ātreya 288<br />
— āraṇyaka 55. 77. 78. 131. 40 fg.<br />
54. 72. 304. 5<br />
— uttaratāpinī 187<br />
— devatā 26<br />
— yājñavalkya 800<br />
Bṛhadratha 107. 108<br />
bṛhant 288. 98<br />
bṛhannārāyaṇopaniṣad 173. 84<br />
— manu 297<br />
Bṛhaspati 170 (Atharvan)<br />
— smṛti 297. 98 (laghu)<br />
Baijavāpi 284 (med.), s. Vaijavāpa<br />
Boḍha 253<br />
bodhisattva 318. 2L 29<br />
bauddha 119. 75<br />
Baudhāyana 110 — 12. 24. 26. 306<br />
— dharma 296. 300<br />
Brahmagupta 219. 76—79<br />
brahmacārin 27. 136. 82<br />
— jālasūtra 319<br />
brahmaṇya 184<br />
Brahmadatta, König 153. 305 (drei)<br />
— 60 Comm.<br />
brahman etym. 12<br />
— neutr. Gebet, Spruch 12. 166<br />
göttliche Kraft 6. 140. 78. 89<br />
259<br />
_ niasc, Gott 6. 107. 67. 75. 78. 84.<br />
85. 88, neben viṣṇu und rudra 107.<br />
78, neben viṣṇu und śiva 185. 97<br />
Oberpriester 136. 66<br />
brabma-pura 187'<br />
— bandhu 86. 124. 56<br />
— mīmāṃsā 257. 58<br />
— vid 179<br />
— vidyopaniṣad 182<br />
— vindūpaniṣad 182<br />
— veda 166<br />
— vaivartapurāṇa 208<br />
— siddhānta 276. 77<br />
— sūtra 259. 60. 61. 328<br />
— hatyā 139<br />
brahmopaniṣad 178<br />
brāhma sphuṭasiddhānta 277<br />
brāhmaṇa neutr. (appellativ, Erklärung;<br />
Textabschnitt) 84. 102. 29. 37. 69.
āhmaṇa neutr. (Werk) 8, 12—17. 84.<br />
176. *92. 256. 57.<br />
— masc. 123. 79 (Wesen des). 93. (zwei<br />
Sprachen). 96 (na mlechet). 294.<br />
301. 8. 9<br />
— svara 192<br />
bhakti 255<br />
Bhagadatta 205<br />
bhagavatīsūtra 316<br />
bhagavadgītā 188. 252. 55. 59<br />
bhagavant 134. 70 (Atharvan). 78 (Angiras).<br />
88. (mahādevaḥ). 302 (buddha<br />
etc.).<br />
Bhagīratha 209<br />
Bhaṭaghaṭī 312<br />
bhaṭṭa 46. 100. 259; s. Bhāskaramiśra<br />
Bhaṭtanārāyaṇa 224<br />
Bhaṭṭikāvya 213<br />
Bliaṭṭoji Dīkṣita 243<br />
Bhaṭṭotpala 278<br />
Bhadatta, Bhadanta 278<br />
Bhadrabāhusvāmin 316<br />
Bhadrasena 305<br />
Bharata Sohn des Duḥslianta 138<br />
_ plur. 126. 39<br />
— 248 (rheL). 91 (mus)<br />
— svāmin 46. 71. 87<br />
Bharadvāja 34. 180 (upan)<br />
— (Kapiṣṭhala) 284. 87 med.<br />
Bhartṛyajña 157<br />
Bhartṛhari 227<br />
Bhallú 104<br />
bhava 194<br />
bhavant 134. 302<br />
Bhavabhūti 176. 217. 22. 24<br />
Bhavasvārnin 46. 87. 100. 11<br />
bhasmajābāla 181<br />
bhāgavata 255<br />
— purāṇa 207. 8<br />
Bhāgavitti 144<br />
Bhāguri 68. 263<br />
Bhāgurī 263<br />
Bhāṇḍitāyana 84<br />
Bhārata 62. 192. 202<br />
Bharadvāja 110—13 (taitt). 55. 57<br />
(ath). 290 (Droṇa?)<br />
bhāradvājīyasūtram 111<br />
Bhāravi 213<br />
bhāruṇḍāni 188<br />
Bhārgava 166. 70. 77 (Vaidarbhi)<br />
bhārgava 267<br />
Bhāllavinas 14. 68. 89. 104. 48<br />
Bhāllaveya 104. 5. 39. 48<br />
Bhāllavyupaniṣad 105. 71. 81<br />
bhāṣā 63. 113. 59. 92. 93<br />
bhāṣikasūtra 75. 105<br />
bhāṣikasvara 192<br />
Register. 351<br />
bhāṣya 62. 63. 159. 92<br />
Bhāsa, Bhāsaka 221. 333<br />
Bhāskara 279. 81<br />
— miśra 46. 100. 4. 11. 89<br />
bhāsvatīkaraṇa 279<br />
bhikṣā 136.' 325<br />
bhikṣāka 325<br />
bhikṣācara, °carya 143. 325<br />
bhikṣu, °kṣuṇī 303. 304. 25<br />
— sūtra 159. 270. 325<br />
Bhina i'77<br />
Bhīmasena 139. 50<br />
Bhīṣma 43<br />
bhūtagaṇa 108<br />
bhūrja 382. 37<br />
Bhṛgu 58. 170<br />
— plur. 165. 257. 58. 67<br />
— vallī 103. 71. 73<br />
Bhela 284. 89 med.<br />
bhaikṣam 325<br />
bhaiṣajyāni 169<br />
bhoganātha 45<br />
Bhoja 212. 19 (mehrere)<br />
— König von Dhārā 218. 19. 20. 31.<br />
44.46. 79, 0<br />
deva 3 3 5 (saras vatīkaṇthābharaṇa)<br />
— 288 med,<br />
— vṛddha° 288 med.<br />
— prabandha 231<br />
bhraṣṭa 242<br />
makara, Delphin 269<br />
makha 140<br />
Magadha 86. 108. 24. 63. 287 (Gewichte).<br />
305. 6. 11. 14. 15<br />
— vāsin 124<br />
Magās 164<br />
Maghasvāmin 87<br />
maghās 266<br />
mañjuśrī 318<br />
maṇi 156<br />
Maṇikarṇikā 186<br />
maṇḍala 33. 34<br />
Maṇḍūka 53. 66<br />
Matsya 104<br />
Mathurā 187<br />
Madra 139. 52<br />
Madragāra 82<br />
madhu 142<br />
— kāṇḍa 140—42<br />
— brāhmaṇa 142<br />
Madhuka 144<br />
madhusūdana 184<br />
— Sarasvatī 285. 90<br />
madhyatāpinī 185. 87<br />
Madhyadeśa 112. 17. 27<br />
madhyama 288 (Atri). 98<br />
— kāṇḍam 131. 32
352 Register.<br />
madhyamikā 98. 332<br />
madhyavallī 173<br />
manaū 282 arab.<br />
Manittha 278 (auch mit ṇ)<br />
Manu 149. 228 (Fisch). 95 (svāyambhuva)<br />
— Gesetzbuch des 21. 79. 80. 112.<br />
58. 200. 55. 62. 67. 85. 94—300.<br />
25. 38<br />
— sūtram 110<br />
mantra 8 (= veda). 192<br />
— rāja 185. 86<br />
Mammaṭa 249<br />
(asura) Maya 270. 71. 78. 93<br />
Marīci 262<br />
Maru 205<br />
marutas 44<br />
markaṭa 228<br />
Malayadeśa 60<br />
mallaka 223<br />
Mallinātha 212. 26<br />
Maśaka 82. 83<br />
mahākaṇha 323<br />
mahākāía 226<br />
mahākauṣītakibrāhmaṇa 51<br />
mahājābāla 181. 202 (Mahāj).<br />
mahādeva 49. 121. 36. 87. 88<br />
Mahādeva 110. 11 (Comm). 157 desgl.<br />
280 astr.<br />
mahān ātmā 255<br />
_ devah 136<br />
mahānāga 322<br />
Mahānāma 313<br />
mahānārāyaṇopani8had 171<br />
mahābrāhmaṇa 81. 153<br />
Mahābhārata' 202<br />
mahābhāratam 4. 26. 37. 40. 43. 49.<br />
62. 138. 50. 201—5. 22. 23. 60.<br />
67. 96. 97. 300 — 1. 21. 38<br />
mahābhāṣya 236—42<br />
Mahāmeru 102<br />
mahāyānasūtra 318. 19<br />
maharaja 153<br />
mahāvaṃsa 312. 13<br />
mahāvākyamuktavalī 171<br />
mahāviṣṇu 185<br />
Mahāvīra 316 (jain)<br />
mahāvīracaritra 224<br />
Mahāvṛṣa 77. 163<br />
mahāvaipulyasūtra 318. 19<br />
mahāvyutpatti 337 (buddh.)<br />
mahāśāla 178<br />
mahāśramaṇa 234<br />
Mahidāsa 52. 77<br />
mahiṣī 126<br />
Mahīdhara 119 fg. 28. 57<br />
Mahendra 311. 14. 15<br />
Maheśvara 280 astr.<br />
mahopaniṣad 171. 85<br />
mahoraga 322<br />
Māgadha 86<br />
— deśīya 86. 124. 56<br />
māgadha 123. 24. 52. 63<br />
māgadhī 249 (rīti)<br />
— Sprache 314. 15. 16<br />
Māghakāvya 213<br />
Māṇḍavya 66<br />
Māṇḍūkāyana 58<br />
Māṇḍūkī śikáhā 54. 66. 67<br />
Māṇḍūkeya 53. 54. 61. 124<br />
Māṇḍūkyopaniṣad 178. 85. 86. 818<br />
Mātṛdatta 111<br />
mātṛmodaka 160<br />
mātrā 177 (om). 78<br />
Māthava 149<br />
Mādravatī 139<br />
Mādrī 139<br />
Mādhava 45. 52. 129. 252. 60. 80<br />
— de va 46<br />
mādhavās 105. 84<br />
Mādhuki 148<br />
mādhurī 100<br />
mādhyaṃdina 117<br />
Mādhyaṃdina 11. 116 fg. 48. 59. 60<br />
Mādhyaṃdināyana 116<br />
Mādhyaṃdini 117<br />
mādhyamika 329<br />
Mādhyamikās 240<br />
Mānava 149 (Śaryāta)<br />
Mānavam, 0<br />
vās 100. 1. 10. 12. 298. 304<br />
Mānavagṛhya 21. 112. 296<br />
Mānavaṃ dharmaśāstram 21. 295 fg.<br />
mānasāra 293<br />
Mānutantavyau 148<br />
Māya-mata 293<br />
māyā 303<br />
Māyādevī 303<br />
māra 167. 323<br />
Mārkaṇḍeyapurāṇa 208<br />
mālatīmādhavam 224<br />
Mālava 218. 31<br />
Mālavakācārya 277<br />
mālavikāgnimitram 221. 24<br />
mālāmantra 185<br />
Māhaki 170<br />
Māhitthi 148<br />
Māhiṣeya 113<br />
mitākṣarā 119. 300<br />
Minanda 266<br />
Milinda 326<br />
mihira, Mihira 279 (.388)<br />
mīmāṃsakās 113. 257<br />
mīmāṃsā 134. 76. 252. 56. 57<br />
mīmānsā-kṛt 257
mīmāṃsāsūtra 256. 57<br />
mukāriṇā 282 arab.<br />
mukāvilā 282 arab.<br />
mukta 185<br />
muktam, amuktam 37<br />
muktikopaniṣad 171<br />
mugdhabodha 243<br />
Muñjasūnu 60<br />
Muṭibha 148<br />
Muḍimbha 148<br />
muṇḍakopaniṣad 175. 76<br />
muṇḍop. 175. 82<br />
muthaśila 282 arab.<br />
mudrārākṣasam 224<br />
muni 143<br />
munthahā 282 arab.<br />
muhūrta 167<br />
Mūjavant 163<br />
mūrdhābhiṣikta 241. 42<br />
mūlasūtra 316 (jain.)<br />
mūsarīpha 282 arab.<br />
mṛchakaṭī 217. 22. 24. 67. 325<br />
mṛtyumṛtyu 185<br />
mṛtyulanghanopaniṣad (?) 189<br />
mrityulāngala, °lāngūla 189<br />
meghadūta 94. 225. 26<br />
Medhātithi 57<br />
Meru 102<br />
meṣūraṇa 273<br />
Maitram 100. 6<br />
maitrasūtram 110<br />
Maitrāyaṇīputra 78. 109. 303<br />
Maitrāyaṇīya 97. 101. 9. 12<br />
Maitrāyaṇopaniṣad 106 — 9. 72. 85,<br />
304* 25<br />
Maitreya 107. 109<br />
Maitreyī 61. 109<br />
— Frau Yājñavalkya's 141<br />
Maināga 102<br />
mokṣa 179<br />
Moggallāna 247<br />
mauṇḍyam 255. 325<br />
líauda 166<br />
Maudgalya 136<br />
Miudgalyāyana 216<br />
máuna 143<br />
l/nilech 196<br />
yakṣa 108. 322<br />
Yakṣavarman 234<br />
yaju^saṃhitā 9. 10<br />
yaju!veda 8. 49. 94 fg. 134<br />
— °dāmnāye 160<br />
yajus 8. 9 s. śukla<br />
— Z4hl der 133<br />
yajñātakīrṇa 75<br />
yajñopnvītam 178<br />
yama 10<br />
Register. 353<br />
jamasabhīya 210<br />
yamayā 282 arab.<br />
Yamunā 74<br />
Yavana 195. 204. 5. 31. 37. 40. 69.<br />
70. 78 (astr). 87<br />
— priya 237<br />
— vṛddhās 261<br />
Yavanānī 237. 335. 36<br />
yavanikā 224<br />
Yavanī 237. 69<br />
Yavaneśvara 276<br />
yavaneṣṭa 237<br />
Yaśoga (!), Yaśogopi 156<br />
Yaśomitra 122<br />
Yaskās 45<br />
yājuṣī 181<br />
yājñavalkīyakāṇḍam 140. 42fg. 253. 55<br />
Yājñavalkāni brāhmaṇāni 105. 43. 44<br />
Yājñavalkya 36. 115. 33. 36. 38. 39<br />
4146. 60. 80. 86. 253—55. 304. 5<br />
—'s Gesetzbuch 158. 222. 67. 97.<br />
99. 300<br />
yājñika 257<br />
Yājñikadeva 157<br />
yājñiky upaniṣad 103<br />
yātuvidas 134<br />
yātnika 329<br />
yātrā 278 (astr)<br />
Yādva 3<br />
Yāvana 237<br />
Yāska 26—28. 34. 45. 46. 66. 93.<br />
97. 100. 42. 55. 58. 201. 32. 33.<br />
53. 95.<br />
yuga (vier) 76. 125. 76. 206. 64. 95<br />
— fünfjähriges 125. 264<br />
— purāṇa 231. 69<br />
Yudhiṣṭhira 202. 3. 5. 305<br />
— Aera des 219. 78<br />
yoga 106. 73. 75. 78—80. 83. 253<br />
— 56. 83. 304<br />
— s. sāṃkhyayoga<br />
— tattva 182. 83<br />
— śāstra 316. (jain.)<br />
— śikṣā (!), śikhā 182. 85<br />
— sūtra 254<br />
yogācāra 329<br />
yogin 178. 256<br />
yaudha 85<br />
rakta 86<br />
raghuvaṃśa 212. 25<br />
Ranganātha 276<br />
ratna (neun) 218. 44. 79<br />
rathasūtra 293<br />
Rabhasa 244<br />
ratnāvalī 224. 333<br />
rahasyam 131 (Śatap, Br.)<br />
Rājagriha 306. 14
354 Register.<br />
rājataraṃgiṇī 230. 35 fg. 306<br />
rājaputra 104<br />
rājasūya 59<br />
Rājastambāyana 133<br />
Rājaśekhara 224<br />
Rāṇāyana 58<br />
— '°nīputra 78. 84. 87. 332<br />
— °nīyās 71. 87<br />
Rāta 66<br />
Rāma 149. 86. 209<br />
— als Viṣṇu 211<br />
— Aupatasvini 148<br />
Rāmakṛṣṇa 158<br />
Rāmacandra 64<br />
rāmatāpanīyopaniṣad 186<br />
Rāmānuja 186. 87<br />
Rāmānanda 187<br />
rāmāyaṇam 4. 40. 208—11. 21. 23.<br />
23. 67. 338<br />
Rāmila 221<br />
Rāvaṇa (Comm.) 46. 72<br />
rāvanabadha 213<br />
rāhu 80. 267. 68<br />
Rāhula 268<br />
rīti (Stylarten) 249<br />
rudra 44. 107. 21. 22. 36. 78. 255. 323<br />
— neben viṣṇu und brahman 107. 78<br />
— jābāla 181<br />
Rudradatta 111<br />
Rudraskanda 88. 93<br />
rudrākṣajābāla 181<br />
rudropaniṣad 171. 88<br />
rūpa (Münze) 222<br />
Reṇudīkṣita 157<br />
revatī 265<br />
Revā 136.<br />
Romaka 271<br />
— pura 271<br />
— siddhānta 271. 76. 78<br />
romakūpa 271<br />
Ranmya 271<br />
Rauhiṇāyana 133<br />
°lakṣaṇa 284<br />
Lakṣmaṇasena 334<br />
— Aera des 334<br />
Lak8hmīdhara 280 astr.<br />
Lagaḍācārya 66<br />
Lagata, °dha 66. 266. 76<br />
laghu 298<br />
— atri 288 med.<br />
— āryabhaṭa 275<br />
— kaumudī 243<br />
— jātaka 278<br />
— jābāla 181<br />
— parāśara 298 jur.<br />
—- brihaspati 298 jur.<br />
— śaunaka 298 jur.<br />
Laṃkā 86<br />
lalitavistara 217. 74. 305. 10. 19<br />
Lāghula 268<br />
Lāṭa 83. 276<br />
Lāṭika 83<br />
Lāṭī (rīti) 249<br />
Lāṭyāyana 58. 83—87<br />
Lāḍhācārya 66. 76. 276<br />
Lābukāyana 58. 258<br />
Lāmakāyana 58. 84. 258<br />
— °ninas 14. 110<br />
lingapurāṇa 208<br />
Lichavi 294. 95. 303<br />
lipi 238<br />
liptā 272<br />
līlāvatī 280 astr.<br />
leya 272<br />
loiya (laukika) 263<br />
Lokāyatās 263<br />
Logāyatam 253<br />
lohita 86<br />
Laukākṣa 105<br />
Laukāyatika 263<br />
Laugākṣi 110. 12. 14. 55. 332<br />
— sūtram 110. 332<br />
vaïsesiyam 253<br />
vaṃśa 133. 40. 42. 44<br />
— nartin 125<br />
— brāhmaṇa 81. 82<br />
Vajra 278 '<br />
vajranakha 185<br />
vajrasūcyupaniṣad 179<br />
Vaḍavā 61<br />
Vatsa 34<br />
vada (?) 165<br />
vaditar 196<br />
vayovidyā 283<br />
Varadatta 60<br />
Varadarāja 83. 92 (ved). 248 (gr.)<br />
Vararuci 218. 19. 46 (Vikrama); — 91<br />
(phullasūtra). 113 (taitt. prāt). 223.<br />
43 (prākṛtaprakāśa). 239 (vārtt.),<br />
244. 46 (lex.)<br />
Varāhamihira 218. 19. 72. 77—7J.<br />
83-86. 92. 93. 97<br />
varuṇa 38<br />
varga 33<br />
varṇa 19. 179<br />
— sūtra 336<br />
varṇikā 263<br />
Vardhamāna 243<br />
Varṣa 234<br />
Valabhī 213. 31<br />
Valibandha 215<br />
°vallī 103. 73<br />
Valhika 136. 49. 63 (so!)<br />
vaśa (-Uśīnara) 49
Vasiṣṭha 34. 41. 58. 136. 80<br />
— plur. 136<br />
— siddhānta 276. 77<br />
vasu (plur) 323<br />
vahlika 163 (lies valhika)<br />
vākovākyam 134. 35. 41<br />
vākyapadīyam 242. 43<br />
vāgbhaṭa 288 med.<br />
— vriddha° 288<br />
vāc 8 1. 251<br />
— (pūtā) 196<br />
vācaknavī 61. 143<br />
vācaspatimiśra 263<br />
vāja 115<br />
vājapeya 59<br />
vājaśravasa 174<br />
vājasani 115<br />
vājasaneya 115. 42. 44. 45<br />
vājasaneyakam 111. 15. 60<br />
vāja3aneyinas 89. 115<br />
vājin 115<br />
vāñceśvara (?) 111<br />
vāta 285<br />
vātsīputra 78. 153. 303<br />
— °trīya 153<br />
vātsya 155. 285<br />
vātsyāyana 261. 63 (phil). 85 (erot.)<br />
— Pañcaparṇa 285<br />
vadhuna(?) 110<br />
vānaprastha 30. 182<br />
vāmakakṣāyaṇa 133<br />
vāmadeva 34<br />
vāmana 93 (sāmaved.). 243. 336 (gr).<br />
249 (rhet).<br />
vāmarathya 155<br />
vārāṇasī 180. 81<br />
vārāhamantra 186<br />
vāruṇy upaniṣad 103<br />
vārkali 36 (°Unas). 136<br />
vārttika 239<br />
vārṣagaṇya 84. 332<br />
vārṣṇa 148<br />
vārṣṇya 148<br />
vārṣyāyaṇi 58<br />
vālakhilya 34. 35<br />
vāleya 155<br />
vālmīki 113 (taitt). 208<br />
vāṣkala 35. 61. 68<br />
— śruti 57<br />
Vāṣkalopaniṣad 56. 57. 172<br />
vāsava 323<br />
vāsavadattā 229<br />
Vāsiṣṭha 136<br />
vāsiṣṭhasūtra 87. 296. 300 (dharma)<br />
vāsudeva 151. 84. 86. 87. 202<br />
Vāsudeva 158 (Comm.)<br />
vāsudevaka 202<br />
Register. 355<br />
vāstuvidyā 293<br />
vāhīka s. bāh°<br />
vikrama 218. 19. 20. 22. 44. 78. 79. 87<br />
— Aera des 218 fg.<br />
— caritra 218. 19. 86<br />
vikramānkacarita 231<br />
vikramāditya 218. 19. 22. 31. 44<br />
vikramārka 231<br />
vicitravirya 43<br />
vichinna 242<br />
vijaya 156<br />
vijayanagara 45. 46<br />
vijayanandin 276<br />
vijita 156<br />
vijñānabhikṣu 254<br />
vitānakalpa 169<br />
°vid 134<br />
vidagdha 36. 229<br />
vidagdha 36. 143<br />
vidut(!) 165<br />
videgha 149<br />
videha 10. 36. 74. 136. 42. 210.<br />
303 s. Kosalavideha<br />
viddhaśālabhañjikā 224<br />
vidyā 134. 35. 37. 41. 283. 84<br />
— (trayī) 8. 79. 133. 208<br />
vidyānagara 46<br />
vidyāraṇya 4 6. 59. 188<br />
vidhi (sāma°) 81. 92 (fünf)<br />
— (ved) 262<br />
vidhāna 36, s. ṛg°, sāma°<br />
vidheya 262<br />
vinaya (buddh) 217. 309. 11. 24 fg.<br />
vināyaka 52 (Comm.), 67 (desgl)<br />
vindhya 55. 301. 2<br />
viplāvita 242<br />
vimalapraśnottaramālā 310<br />
vivasvant 160<br />
vivāhapaṭalam 278<br />
viś 19. 41<br />
— pati 41<br />
viśākhadatta 224<br />
viśāla 52<br />
viśeṣa 262<br />
viśvakarman 293 (°rrnīyaśilpa)<br />
viśvakarmaprakāśa 293<br />
viśvakoṣa 222<br />
viśvanātha 261 phiI.<br />
viśvavada 165<br />
viśvāmitra 34. 41. 58. 180 (upan).<br />
290 (dhanurveda)<br />
Viśveśvara 187 (Comm.)<br />
viṣavidyā 283<br />
viṣṇu 107. 40. 73. 78. 83. 87. 207<br />
— neben rudra und brahman 107. 78,<br />
neben śiva und brahman 185. 97<br />
— Gesetzbuch des 188. 296. 300
356 Register.<br />
viṣṇugupta 278<br />
viṣṇucandra 276<br />
viṣṇuputra 65<br />
viṣṇupurāṇa 208<br />
viṣṇuyaśas 91<br />
viṣvaksena 201<br />
vījagaṇíta 280<br />
vīracaritra 291<br />
vīrabhadra 271<br />
vīsūka 216<br />
vuttodaya 3 12<br />
vṛtti, °kāra 100<br />
vṛtra 322<br />
vṛddha 288. 98<br />
— ātreya 288 med.<br />
— garga 170<br />
— gautama 222. 99 jur.<br />
— dyumna 151<br />
— parāśara 298 jur.<br />
— bhoja 288 med.<br />
— manu 297<br />
— yājñavalkya 300<br />
— vāgbhaṭa 288 med.<br />
— suśruta 288 med.<br />
— hārīta 288 med.<br />
vṛhant s. bṛhant<br />
vṛṣṇi 202<br />
veṇisaṃhāra 224<br />
vetālabhaṭṭa 218<br />
vetālapañcaviṃśati 231<br />
veda 8. 25. 63. 159. 92. 262 (dreifach)<br />
— śākhā 103<br />
vedāṅga 27. 65. 161. 76. 291<br />
vedātharva 165<br />
vedānta 52. 56. 175. 79. 257<br />
— sūtram 175. 76. 262<br />
veyagāna (!) 71<br />
veśi 273<br />
vaikhānasa 110. 11<br />
vaicitravīrya 99<br />
vaijavāpa, °pāyana 157. 58<br />
vaitānasūtra 168<br />
vaidarbha (rīti) 249<br />
vaidarbhi 177 (Bhārgava)<br />
vaideha 294. 95<br />
vaidyakam 283<br />
vaibhāṣika 329<br />
vaiyākaraṇās 28<br />
vaiyāgrapadīputra 117<br />
vaiyāgrapadya 117<br />
vaiyāsaki 201<br />
vaiśampāyana 37. 45. 62. 63. 96. 97.<br />
102. 50. 201<br />
vaiśeṣikam 253. 54 (kās)<br />
vaiśeṣikasūtram 232, 61. 62<br />
vaiśravaṇa 137<br />
vaiṣṇava (makha) 140<br />
voḍha 253<br />
vopadeva 243<br />
vyākaraṇa 27 (aṅga). 91<br />
— sūtrāṇi 232<br />
— buddh. 320<br />
vyākṛ 192<br />
vyākhyāna 135. 41<br />
vyāghrapād 117<br />
vyāghramukha 277<br />
vyāḍi, vyáli 244. 336<br />
vyāvahārikī 192<br />
vyāsa Pārāśarya 102. 201. 57. 60<br />
— Bādarāyaṇa 260<br />
— vater des Śuka 260<br />
— verf. des śatarudriya (!) 122<br />
— 67 (Lehrer des Ṣaḍguruśiṣya)<br />
-- (smṛti) 301<br />
— sūtra 260<br />
vraja 187<br />
vrātīna 85. 86. 163<br />
vrātya 85. 86. 122-24. 56. 62. 63. 96<br />
— gaṇa 214<br />
-- stoma 73. 86. 88<br />
Śaka 204. 5. 37. 78. 304. 10<br />
— -Aera 220. 78 Ckāla, °bhūpakāla,<br />
Śakendrakāla). 79. 80<br />
— nṛpānta 277. 78<br />
Śakuntalā 138<br />
— (Drama) 223. 24. 333<br />
śakti 189. 309. 29<br />
Śaktipūrva 278 astr.<br />
śakra 323<br />
śaṃkara 323<br />
Śaṃkara 46. 52. 56. 80. 81. 103. 6.<br />
28. 45. 54. 76—79. 82. 85 --88.<br />
205. 59. 60. 85 (erot.), 328<br />
— miśra 261<br />
— vijaya 260<br />
Śaṃkarānanda 181. 88<br />
Śaṅku 218<br />
Śankha 63. 293. 96. 300 (dharma)<br />
śatapatha 129. 32<br />
— brāhmaṇam 129 fg. 294. 303<br />
śatarudriyam 119. 72. 87. 88<br />
Śatānanda 279<br />
Śatānīka 138<br />
Śatruṃjayamāhātmya 281. 316<br />
śani 108<br />
Śaṃtanu 43<br />
Śabarasvāmin 258<br />
śabala 38<br />
śabdānuśāsana 233. 43<br />
Śambūputra 78<br />
Śaryāta 149<br />
śarva 194<br />
Śarvavarman 243<br />
Śalātura 235
castra 14. 73. 134<br />
Śākaṭāyana 51. 159. 68. 233. 34. 43<br />
Śākapūṇi 93<br />
Cākala 35. 36. 68. 331<br />
1- (Sāgala) 326<br />
Cākalaka 35. 331<br />
Cākalya 10. 35. 36. 54 (zwei Ś). 61.<br />
159 (gramm). 80<br />
— vīdagdha 36. 143<br />
Cākalyopaniṣad (?) 180. 85<br />
Śākāyaninas 35. 36. 105. 33. 47. 52.<br />
304<br />
Cākāyanya 107. 8. 52. 304. 2's<br />
śākta 189<br />
Śākya 35. 147. 52. 202. 303. 26<br />
śākyabhiksliu 86<br />
Cākyamuni 108- 9. 52. 86.252. 329<br />
śākhā 10. 197<br />
Cāūkhāyana 58. 61<br />
— grihyam 192<br />
— pariśiṣṭam 68<br />
— brāhmaṇam 48—52<br />
— sūtra 48<br />
— °nāraṇyakam 54. 146<br />
Śāṭyāyana 58. 112. 42<br />
— °nakam 84. 111<br />
— °ni, °ninas 14. 84. 89. 91. 104.<br />
5. 33. 261<br />
Cāṇḍilya 78. 84. 87. 88. 90. 133.46.47<br />
— 159 (smṛti)<br />
— sūtra 255. 61<br />
— °lyāyana 58. 84. 133.<br />
śātapathikās 94<br />
Śāṃtanava 243<br />
śāntikalpa 169<br />
Cāmbuvi 14. 89<br />
śāmbhava 189<br />
Cāriputra 303<br />
śārīrakamīmāṃsā 257<br />
Śārngadeva 291<br />
Cārngadhara 227 (paddhati). 334<br />
Śālaṃkāyana 58. 82<br />
— °jā 106<br />
— °ninas 14. 84. 105<br />
Śālaṃki 106. 235<br />
Śālāturīya 235<br />
Śālivāhana 219. 31. 78. 79<br />
Śālihotra 285<br />
śikṣā 27. 65—67. 91. 332 (Cārāy.)<br />
— vallī 103. 72<br />
śiras (upaniṣad) 188<br />
Śilāditya 231<br />
Śilālin 214<br />
śilpa 215<br />
śiva, Dienst des, 4. 49. 121. 22. 73.<br />
83. 87. 207. 26. 323. 27<br />
— aus agni und rudra 176.<br />
Register. 357<br />
śiva neben brahman und viṣṇu 185. 97<br />
śivatantra 294<br />
Civayogin 67<br />
śivasaṃkalpopaniṣad 119. 72<br />
śiśukrandīya 210<br />
Ciśupālabadha 213<br />
śiśna 126<br />
śiśnadeva 322<br />
√śu 194<br />
Śuka, Sohn des vyāsa, 201. 60<br />
śukra (venus?) 108. 267<br />
— yajūṃṣi 114<br />
śukriya 119. 60<br />
— kaṇḍa 115<br />
śuklāni yajūnṣi 114. 45. 60<br />
Cunga 36<br />
śuddha 185<br />
Śunaka 36. 37<br />
Śunaḥśepa 51. 60<br />
Śumbha 223<br />
śulvasūtra 111. 274. 92<br />
śuṣṇa 322<br />
śūdrá 19. 85. 123. 24. 294<br />
Śūdrās 163<br />
Śūdraka 222. 23. 31<br />
śūnya (Null) 274<br />
Cūlapāṇi 184<br />
Ceṣa ill (Comm.). 254 (phil)<br />
Caityāyana 58<br />
Śailāli 148. 214<br />
śailālinas 214<br />
śailūṣa 123. 214<br />
Śaiśiri 35<br />
Śaiśirīya 35. 36<br />
Caungāyani 82<br />
Caucivṛkṣi 84. 90<br />
Caunaka (ṛgv) 26. 35—37. 53. 58.<br />
61. 64. 67. 68. 93. 159<br />
— (ath.) 166. 68. 75. 78. 80. 83<br />
— (mahābhārata) 201. 37<br />
— Indrota 37. 139<br />
— Svaidāyana 37<br />
— gṛhya 60 (ṛgv.)<br />
— vartita 175 (ath)<br />
— laghu° 298 (smṛti)<br />
śaunakīyā 168. 75. 80<br />
śaunakopani8had (?) 182<br />
śaubhika 215 ; s. saubhika<br />
Caubhreya 155<br />
Śaulváyana 58<br />
Śyāparṇa 196<br />
śyena 85<br />
]/śram 29<br />
śramaṇa 29. 143. 53<br />
śramaṇā 325<br />
śrī Ananta 156<br />
śrī Cāpa 277
358 Register.<br />
Śrīdatta 156<br />
Śrīdharadāsa 334<br />
Śrīdharasena 213<br />
Śrīnivāsa 46<br />
śri Dharmanābha 213<br />
Śrīpati 59<br />
śrīmaddattop aniṣad 182<br />
śrī Vyāghramukha 277<br />
Śrīṣena 276<br />
śrī Harṣa, König 221. 24<br />
— 213 (naiṣadhacar.)<br />
śrī Hala 161<br />
√śru 15<br />
Śrutasena 139. 50<br />
śruti 15. 17. 18. 75. 89. 106. 65<br />
(plur). 76<br />
śreṣṭha 140<br />
śrautasūtra 17<br />
śleṣman 285<br />
śloka 76. 79. 80. 107. 9. 34. 35. 41<br />
Śvikna 146<br />
Śvetaketu 55. 78. 136. 46. 47. 52.<br />
285 (erot). 303<br />
Śvetāśvatara 106<br />
— °ropaniṣad 106.72.83. 253. 55.367<br />
ṣaṭcakropaniṣad 186<br />
ṣaṭtriṃśat (smṛti) 298<br />
ṣaḍaśīti (smṛti) 298<br />
Ṣaḍguruśiṣya 36. 67<br />
ṣaḍbhāṣācandrikā 336<br />
ṣaḍviṃśabrāhmaṇam 75. 8l<br />
ṣaṇṇavati (smṛti) 289<br />
ṣaṣṭitantram 253<br />
ṣaṣṭipatha 129. 32<br />
8aṃ = saṃvat (aber welche Aera?)<br />
156. 220. 333<br />
saṃvat-Aera 220. 78. 333<br />
Saṃvarta (smṛti) 297<br />
saṃvartaśrutyupaniṣad 171. 81<br />
saṃskāra 112 (sechszehn)<br />
— (gramm) 159<br />
— gaṇapati 158<br />
saṃskṛtabhāṣā 193. 94<br />
saṃsthā 72<br />
saṃhitā (ved) 8. 9—11. 15. 23—25<br />
— (phil) 82<br />
– (astr) 277. 78<br />
— kalpa 169<br />
— pāṭha 54. 65<br />
— °topaniHhad 37 (brāhmaṇa). 81. 82<br />
(sāmav.). 103. 72 (taitt)<br />
sakalādhikāra 293 arch.<br />
saṃkhyātar 252<br />
saṃgītaratnākara 291<br />
saṃgraha 131 (Śatapatha Brāhmaṇa).<br />
244 (gramm)<br />
saṭṭhitantam 253<br />
sattram 72. 83. 87. 88. 154<br />
sattrāyaṇa 111<br />
Satya 278 astr.<br />
Satyakāma 78. 144. 46. 48<br />
Satyavāha 175<br />
Satyaṣāḍha 110. 11. 12<br />
Sadānīrā 149<br />
saduktikarṇāmṛtam 334<br />
saddharmapuṇḍarīka 319 (310)<br />
Sanatkumāra 78. 182;-– 293 (archit.)<br />
Sanandanācārya 254<br />
saṃdhi 25<br />
saṃnipāta 337 (buddh)<br />
saṃnyāsopaniṣad 181<br />
saptarṣi (smṛti) 298<br />
saptaśatakam, saptaśatī 227. 28<br />
sapta sūryās 268. (267)<br />
samānam ā 145<br />
samāsasaṃhitā 277<br />
8ampradāya 169<br />
samrāj 136<br />
sarasvatī 81 (vāc)<br />
— vyākaraṇam 243<br />
Sarasvatī 3. 42. 58. 73. 88. 112. 33.<br />
49. 56. 331 (Indus)<br />
— kaṇthābharaṇam 334. 36<br />
sarga 213<br />
sarjanam 250<br />
sarpa 822<br />
sarpavidas 134<br />
sarpavidyā 137. 200. 83. 322<br />
sarvadarśanasaṃgraha 252. 336<br />
sarvamedha 59. 119<br />
sarvānukramaṇī 67<br />
sarvānnīna 325<br />
sarvopaniṣatsāropaniṣad 179<br />
Salva 133. 47. 96<br />
sahama 282 (arab.)<br />
Sāgala 326<br />
Sāketam 240. 69<br />
Sāṃkṛtyāyana 284 med.<br />
sāṃkliya 106. 7. 19. 52 (Śatap). 74.<br />
77. 83—85. 252-56. 59. 302 fg.<br />
25. 28<br />
— pravacanam 254<br />
— pravacanasūtram 254<br />
— bhikṣu 86<br />
— yoga 177. 84. 255. 56<br />
— sāra 254<br />
— sūtra 254<br />
(Gautamaḥ) Sāṃkhyaḥ 302<br />
Sāṃkhyāyana 51. 332<br />
Sāṃjīvīputra 145<br />
Sāti 82<br />
Sātyayajña, °jñi 148<br />
Sātrājita 138<br />
Sāpya 74
sāmajātaka 319 buddh.<br />
sāmatantram 91<br />
sāman 8. 9. 70. 72. 134<br />
— Zahl der 133<br />
sāmayācārikasūtra 20. 296<br />
sāmalakṣaṇam 91<br />
sāmavidhi, °vidhāna 81. 82. 296. 336<br />
sāmaveda 49. 68. 134<br />
sāmasaṃhitā 9. 10. 68—72<br />
sāmastam 293<br />
Sāyakāyana 105. 33. °ninas 105<br />
Sāyaṇa 45—47. 52. 75. 81. 100—1.<br />
4. 11. 54. 66. 367<br />
sāratthasaṃgaha 337 med.<br />
sārameya 38<br />
Sārasvatam 243 (gramm)<br />
Sārasvata pāṭha 114<br />
Sāvayasa 148<br />
sāhityadarpaṇam 248. 336<br />
siṃhasanadvātriṃśikā 218. 19. 31<br />
Siddhasena 278 astr.<br />
siddhānta 273. 76. 77. 88 astr.<br />
— kaumudī 243<br />
— śiromaṇi 280<br />
Sītā 149. 209<br />
Sukanyā 149<br />
Sukhavatī 326<br />
suttanipāta 312<br />
sutyā 72<br />
Sudāman 74<br />
Sudyumna 138<br />
sunaphā 272<br />
sundarītāpanīyopaniṣad 189<br />
suparṇādhyāva 190<br />
Suparṇī 149<br />
Suprabhadeva 213<br />
Subandhu 229<br />
Subhaga8ena 269<br />
Subhadrā 126. 27. 49<br />
sumanasantaka (?) 225<br />
Sumantu 62. 63. 165<br />
sura 108. 322<br />
Surāṣṭra 83<br />
Sulabha 61<br />
Sulabhā 61<br />
Suśravas 40<br />
suśrut 285<br />
Suśruta 284—89<br />
— vṛddha 288<br />
sūkta 3835. 137<br />
sūta 123<br />
sūtra 8. 16 (etymol.); — 32. 62. 232<br />
(chandovat). 303. 9<br />
— 141 (Stellen im brāhmaṇa)<br />
* 309. 11. 16. 18 fg. (buddh)<br />
— 141. 78 (= brahman)<br />
sūtradhāra 216. 93<br />
Register. 359<br />
Sūrya 67 (Comm.)<br />
sūrya 44 (Gott)<br />
— _prajñapti 316 (jain.)<br />
— siddhānta 266. 75—77.<br />
— °opaniṣad 171. 88<br />
(sapta) sūryās 268 (267)<br />
sūryāruṇa (smṛti) 298<br />
Sṛñjaya 136. 46<br />
setubandha 213<br />
Saitava 66<br />
Saindhava, °vāyana 163<br />
sobha, °nagaraka 215<br />
soma 69 (Gott)<br />
— (opfer) 72. 118<br />
Somadeva 220<br />
Someśvara 291 mus.<br />
Saujāta 303<br />
Sauti 37<br />
sautrāntika 329<br />
sautrāmaṇī 118. 20. 31. 34<br />
saubhika 215; s. śaubhika<br />
Saumāpau 148<br />
Saumilla 221<br />
saurasiddhānta 276<br />
saulabhāni brāhmaṇāni 61. 105<br />
Sauśravasa 116<br />
Sauśrutapārthavās 285<br />
skanda 78<br />
— purāṇa 208<br />
Skandasvāmin 45. 46. 87<br />
skandopaniṣad 189<br />
I.skabh, stabh 250<br />
stūpa 292. 326<br />
stotram 73<br />
stoma 73. 89<br />
staubhikam 69<br />
sthavira 84. 113. 325<br />
sthānaka 98<br />
Sphujidhvaja (?) 276<br />
sphuṭasiddhānta 277<br />
smaradahana 225<br />
smārtasūtra 18. 20. 36 (Śaun.), 112<br />
smṛti 18. 20—22. 89<br />
__ śāstra 21. 158. 294<br />
Srughna 254<br />
svaraparibhāṣā 91<br />
svādhyāya 8. 102. 59<br />
svābhāvika 329<br />
°svāmin 87<br />
svāyambhuva 295<br />
Svaidāyana 37<br />
haṃsanādopaniṣad 182<br />
haṃsopaniṣad 181<br />
hadda 282 arab.<br />
Hanumant 291<br />
hanumannāṭaka 220<br />
Haradatta 98. 296<br />
24*
360 Register.<br />
hari 184 (viṣṇu). 823 (indra)<br />
Hari 242. 43 gramm.<br />
harija 272 (griech.)<br />
harivanśa 37. 205. 6<br />
Hariścandra 200<br />
Harisvāmin 87. 154<br />
Hariharamiśra 157<br />
śrī Harṣa (König) 22 f. 24<br />
— 213 (naiṣadhacar)<br />
— carita 231. 333<br />
śrī Hala 161<br />
halabhṛt 209<br />
Halāyudha 66 (rnetr.). 247 (lex)<br />
hastighaṭa 129<br />
Hāridravikam 97<br />
Hārīta (Kṛṣṇa) 54<br />
— 288 med.<br />
— vṛddha° 288 (med)<br />
— (dharma) 296. 300<br />
Hāla 227<br />
Hāleya 155<br />
Hāstinapura 202<br />
aíyoxeścos 272<br />
Aegypten, Handel nach, 3<br />
Aeren, indische 220. 78. 333. 34<br />
Ahriman (und Māra) 323<br />
Akbar 302<br />
Albīrūnī 66. 206. 19. 55. 56. 66. 71.<br />
72. 75—81. 84. 92<br />
Alexander 4. 6. 29. 30. 33. 196. 238.<br />
69. 335. 36<br />
Alexandrien 274. 329<br />
Alexandrinus (Paulus) 271<br />
Algebra 273. 74. 77<br />
Alkindi 281. 82<br />
l4[ut()o%aTr}e 269<br />
Amulett 225<br />
Amyntas 326. 68<br />
avacpr} 272<br />
Andubarius 273<br />
Anfangsbuchstaben der <strong>Name</strong>n zur Bezeichnung<br />
der Zahlen 274, der Noten<br />
291<br />
Antigonus 196. 269<br />
Antiochus 196. 269<br />
ācpQo8irrj 272<br />
Aphrodisios (?) 276<br />
OLTZOKXIfia 273<br />
Apollodotos 205<br />
Apollonius von Tyana 225. 70<br />
Apotelesmata 278<br />
Araber, Astronomie 273—75. 81. 82<br />
— astronomische Ausdrücke 281. 82<br />
— Handel 237<br />
— Medicin 284. 88. 89<br />
hitopadeśa 229<br />
hibuka 273<br />
Himavant 55. 287<br />
himna 272<br />
Hiraṇyakeśi 110. 12<br />
— śākhīyabrāhmaṇam 101<br />
Hiraṇyanābha 177<br />
Hutāśaveśa 284<br />
Hūṇa 260<br />
hṛdroga 272<br />
heṭṭhā 98<br />
Hemacandra243(gr.),47(lex).3l6(jain)<br />
helayas, helavas 196<br />
Helārāja 367<br />
heli 272<br />
Haimavatī 81. 173<br />
Hairaṇyanābha 139<br />
Hailihiīa 202<br />
hotar 14. 73. 95. 98. 120. 21<br />
horā 271. 72; — °śāstra 272. 78<br />
hantraka 111<br />
Hrasva 124<br />
Araber, Musik 291<br />
— Philosophie 256<br />
— Zahlzeichen 274<br />
Archimedes 274<br />
Ardṣabahr 273. 77<br />
arenarius 274<br />
āśTjs 272<br />
Arim, Arin, coupole d' 275<br />
Aristoteles 251<br />
Arithmetik 273. 74. 77<br />
Arkand 277<br />
Arrian 4. 117. 51<br />
Arsaciden 338<br />
ars amandi 285<br />
Asklepiaden, Eid der 287<br />
āōTQ0V0fÁia der Inder 33<br />
Atome 261<br />
aux, augis 275<br />
Avesta 6. 39. 165 (indische <strong>Name</strong>n der<br />
Theile des). 322<br />
Avicenna 290<br />
Babrius 228<br />
Babylon 2. 265<br />
Bagdad 273. 89<br />
Baktrien 224 s. vahlika<br />
Bali, Insel 205. 12. 25<br />
Bardesanes 329<br />
Barlaam 327<br />
Baṣkar 280. 81<br />
ßa
Bettelwesen, religiöses 255<br />
Bhabra, Missive von 311. 313. 14<br />
Bihāri Lāl 228<br />
Bo8SaS2d<br />
Boethius 274<br />
Bśaxfiavai, 30<br />
Buddhisten, Buddhismus 3. 4. 21. 24.<br />
29. 86. 87. 109. 22. 53. 67. 83.<br />
222. 45. 53. 54. 65. 94. 95. 98.<br />
302 fg.<br />
buddhist nuns 299<br />
Bundeheṣ 265<br />
Caes;ir 205<br />
Ceylon 209. 307. 11. 12. 14<br />
— Medicin in 337<br />
Cambodia 194<br />
Chaldäer, Astronomie 265 337(Xarustr)<br />
Chaos 250<br />
Chinesen, Angaben über Kaniṣka's<br />
Zeit 306<br />
— Mondhäuser 264. 65. 337 (KioReihe)<br />
— Reisende s. Fa Hian, Hiouan Thsang<br />
— Übersetzungen 246 (Amara), 310.<br />
19. 20 (buddh)<br />
Chirurgie 288<br />
%QTjfiariofios i}.xevo§QOfios) 273<br />
christl. Einflüsse 78. 206. 55.320.27.67<br />
christlicher Ritus, beeinflußt vom buddhistischen<br />
(u. umgekehrt) 326. 27<br />
christliche Secten, indischer Einfluß<br />
darauf 256. 329<br />
Chronicon Paschale 273<br />
Oitate, Text darin 198. 297<br />
Clemens Alexandrinus 326<br />
Commentare, Sicher, d. Text, durch 198<br />
Constantius 273<br />
Copisten, Fehler der 198<br />
CredoFormeln 183<br />
Curtius 151<br />
Cyclus zu 5 und zu 6 Jahren 125. 264<br />
Damis 270<br />
Dāra Shakôh 302<br />
Deimachos 269<br />
8sxavos 272<br />
Dekhan 4. 6. 209. 301<br />
dekhanische Recension 225<br />
Delphin, E m blem d.Liebesgottes 269.368<br />
dr}[A,r]Tr}Q 38<br />
Demiurgen 250<br />
denarius 246. 324<br />
Dhauli 195. 314<br />
Diagramme 329<br />
Dialekte 6. 192 fg. 314. 15. 19<br />
Sia{i8T(>ov 273<br />
8iSvfios 272<br />
Diespiter 38<br />
Dio Chrysostomos 202. 5<br />
Register. 361<br />
Dionysius 269<br />
/twvvōos 6<br />
8oQv
362 Register.<br />
griechisch-baktrische Reiche 205. 24.<br />
32. 37. 69. 304<br />
griechische Sklavinnen 220. 69<br />
— Wörter 272. 73<br />
Guido von Arezzo 291. 367. 68<br />
Guzerate 154. 95. 224. 69<br />
Gymnosophisten 29<br />
Handschriften, spätes Datum der 198.<br />
332. 33 (älteste)<br />
r}Xios 272<br />
Häuser, zwölf 271. 300 (astr)<br />
'He«¾yb/S 6. 151. 202. 51<br />
Heraclius 273<br />
l<br />
Eqfirje 272<br />
'Eśfieiaś 38<br />
Hindostan 4. 6. 10. 11. 19. 42. 43.<br />
77. 204. 9. 301. 15<br />
Hinterindien, geograph. <strong>Name</strong>n in 195<br />
Hippologie 285<br />
Hiuan Thsang 234—37. 306. 19<br />
Homer, indischer 202. 5<br />
— Sagenkreis des 211<br />
act] 272<br />
OQIŚCOV 273<br />
humores, drei 285<br />
Huśravaṃh 40<br />
I8QO%OOS 272<br />
vXoßioi 30. 31. 52<br />
vnoyeiov 273<br />
Ibn Abi Uśaibiah 284<br />
Ibn Baithar 284<br />
i%&vs 272<br />
Indoskythen 237. 304<br />
Indus 10. 11. 40. 42. 235. 304<br />
Inschriften 199. 231. 32. 44. 335<br />
Java, Insel 205. 12. 24. 25. 45. 90. 98<br />
Josaphat 327<br />
Kabul 3. 196<br />
kafu (kapi) 3<br />
Kāgyur 310. 13. 68<br />
Ka&aia 332<br />
Kaikavūs 40<br />
Kaikhosrū 40<br />
Kaiila va Dimna 229<br />
Kalmückische Übersetzungen 310<br />
Kafißca&oXot 97. 287<br />
kanaresische Übersetzung 206<br />
Kanerki s. Kaniṣka<br />
Kanheri 311<br />
Kankah 287<br />
Kapur di Giri 195 s. Kapardigiri<br />
Kafißvarjc 195<br />
Kaṣmir 236. 40. 310. 15. 3237. 67.68<br />
Kasten 10. 19. 86. 122. 23. 79. 94.<br />
305. 8. 9. 21. 26<br />
Kava Uś 40<br />
Kavi-Sprache, Grund des <strong>Name</strong>ns 212<br />
K8vo8śofioi 273<br />
xevTQov 272. 73<br />
xr]7toe 3<br />
KeQßecos 38<br />
Ketzer 108<br />
mvvQOL 322<br />
Kio-Reihe 337<br />
Klöster 292. 99. 326<br />
XOXOVQOŚ 272<br />
Kco
133. 256. 303 (s. noch anga, kavi,<br />
tantra, sūtra)<br />
Nearch 16<br />
Nepal 310. 30<br />
Nerengs 61<br />
NeuPythagoräer 274<br />
nördliches Indien, reinere Sprache 28.<br />
49. 94. 315<br />
Noten, sieben 177. 367. 68<br />
Null 274<br />
Nūṣirvan 229<br />
ophir 3<br />
omina 75. 169. 282. 83<br />
ordale 79<br />
orissa 195. 368<br />
olbī 219<br />
OVQOLVOS 38<br />
"OŚrjvri 269 (s. Arin)<br />
'OivSśaxai 238<br />
Pahlav 338<br />
Pāli-Bearbeitung des Amarakoṣa 247<br />
— des Manu 297<br />
nav8aia 151. 203<br />
Pantheismus 259<br />
7tOLQ&EVOS 272<br />
Parther 331. 38<br />
Pattalene 304<br />
Paulus Alexandrinus 271. 72<br />
— al Yūnānī 271<br />
Pehlvi, Übersetzung in 229. 85<br />
Penjab 2. 3. 97. 224. 65. 69. 329<br />
Periplus 4. 6<br />
Permutationen 274<br />
PersaArier 6. 147. 64. 94<br />
Perser 3. 331. 38; — 291 (mus.). 368<br />
(arch)<br />
persisches Epos 40. 204<br />
persische Übersetzung d. Upaniṣad 172<br />
persischer veda 39. 164. 65<br />
persönliche Gottheit 183. 84<br />
līevxeXaeoris 287<br />
Pfauen, Export nach Bāveru 2. 3<br />
Philosophenritt 368<br />
tpaaig (?) 273<br />
Philostratus 269<br />
Phoenicier, Handel 2. 3. 265<br />
Phoibos Apollon 292 (Typus des)<br />
Pholotoulo 235<br />
Phonini 235. 37<br />
Planeten 108. 69. 266—68. 7273.<br />
99. 324<br />
Piaton (König) 292<br />
Plinius 151<br />
Plutarch 326<br />
Polarstern 108<br />
n^afivai 30. 261<br />
Prosa, gestörte Entwicklung der 199<br />
Register. 363<br />
Ptolemaios 196. 269 (zwei)<br />
—* geogr.astr. 151. 270. 368<br />
Quadratur des Kreises 274<br />
RahmenErzählung 230<br />
Reliquiendienst 326<br />
Rgya Cher Roi Pa 202. 310<br />
Rhazes 290<br />
Rosenkranz 326<br />
Salomo's Zeit, Handel nach Indien zu 3<br />
J2av8QoxvTtTos 234. 39<br />
2aqiiavai 30<br />
Schachspiel 293. 94<br />
Schakal und Löwe 228. 29<br />
Schaltmonat 264. 80 (drei im Jahr!)<br />
Schenkungsurkunde 232<br />
Schöpfung 250. 51<br />
Schrift 10. 13. 14. 16 ; —der Yavana<br />
238. 335. 36<br />
schriftliche Aufzeichnung24. 159.311.15<br />
Schriftsprache 194 fg.<br />
Schulen, große Zahl der vedischen 157<br />
Seelenwanderung 80. 251. 308<br />
Seleukos 4. 269<br />
Selige, Welt derselben 55. 80<br />
semitischer Ursprung der ind. Schrift 16<br />
der Thierfabel 228<br />
Serapion 290<br />
sieben Noten 177. 291. 367. 68<br />
Sindhend 273. 77<br />
Singhalesische Übersetzungen 311<br />
Gxoś7tios 272<br />
2xv&iavos 329<br />
snake 322<br />
Sonnengänge, Sterngrenzend.beiden 108<br />
Sonnenjahr 264<br />
Speusippos (?) 276<br />
Steinbau 292<br />
Strabo 6. 30. 33. 262. 64<br />
Stylarten, landschaftlich geschieden 249<br />
Sufismus (Śūf°) 255<br />
avvacpī] 272<br />
JSvQaOXQT]VTJ 83<br />
.2'a>9"rty«arji'os 269<br />
Tagesbeginn, mit Mitternacht 272<br />
Tandjur 226. 27. 43. 46. 63. 86. 94<br />
Tanz 213 fg.<br />
Tarnkappe 283<br />
rav(>os 272<br />
tausend-<strong>Name</strong>n-Gebete 225<br />
Texte, Unsicherheit der 198. 241<br />
Thierfabel 77. 228. 320<br />
Thurmbau 292. 326<br />
Tibeter, Übersetzungen der 225. 29.<br />
310. 13. 20; — s. Dsanglun, Kāgyur,<br />
Rgya Cher Roi Pa, Tandjur<br />
Tiridates 3. 331<br />
TofoT7?S 272
364 Register.<br />
Tonleiter 367. 68<br />
TQiycovos 273<br />
trojanischer Sagenkreis 211<br />
tukhiīm, Pfauen 3<br />
Urkunden 232. 99<br />
Übersetzungen s. Araber, Chinesen, Kalmückisch,<br />
Kanaresisch, Kavi, Mogolisch.<br />
Pāli, Pehlvi, Persisch, Singhales.<br />
Valentinian 329<br />
vergleichende Mythologie 38. 39<br />
Volkssprache 6. 192 fg. 220<br />
weltalter 264 (s. yuga)<br />
Yeṣts 61. 322<br />
Ambros 368<br />
Ānandacandra 64. 75. 87<br />
Anquetil du Perron 56. 106. 71. 72. 80<br />
Aufrecht 16. 35. 47. 64. 88. 92. 123.<br />
66. 208. 18. 27. 41. 43. 47. 49. 60.<br />
61. 75. 78. 79. 85. 91. 335. 36<br />
Bālaśāstrin 240. 43. 48. 52. 54. 55. 61<br />
Ballantyne 240. 43. 52. 54. 61<br />
Banerjea 208. 52. 55. 61<br />
Bāpu Deva Śāstrin 276. 80<br />
Barth 275<br />
Barthélémy St. Hilaire 252<br />
Bayley 325<br />
Beal 312. 19. 20. 29<br />
F. Benary 213<br />
Benfey 16. 24. 47. 48. 70. 72. 129.<br />
74. 229. 86. 91. 92. 320. 26. 34. 35<br />
Bentley 275. 85. 86<br />
Bergaigne 367<br />
Bertrand 219<br />
Bhandarkar 65. 167. 235. 40<br />
Bhāu Dajī 243. 72—80. 385<br />
Bibliotheca Indica s. Ballantyne, Banerjea,<br />
Cowell, Hall, Rājendra L M.,<br />
Roer etc.<br />
Biot 264. 65<br />
Bird 335<br />
Böhtlingk 24. 117. 227. 33—37. 39.<br />
40. 43. 47<br />
v. Bohlen 291<br />
Bollensen 48<br />
Bopp 194. 206<br />
Boyd 224<br />
Bréal 39. 331<br />
Brockhaus 229. 80<br />
Browning 92<br />
Bühler 54. 59. 101. 7. 11. 68. 71.<br />
81. 88. 89. 213. 29. 31. 33.<br />
38. 49. 77. 91. 96-98. 300. 1.<br />
32—37. 67<br />
Burgess, Eb. 265. 76; - Jas. 232<br />
Yima 40<br />
Yūasaf. Yūdasf. Būdsatf 327<br />
Zahlbezeichnung durch Appellat. 66.156<br />
— durch alphabetische Reihenfolge der<br />
Buchstaben 238<br />
— durch Buchstaben 275<br />
Zahlzeichen m. decimal. Stellenwerth 274<br />
ZauberKunst, Salbe, Spiegel 283<br />
Zsvg 38<br />
— Planet 272<br />
Zodiakalbilder 108. 245. 66. 72. 73. 75<br />
Zohak 39<br />
t,vyov 272<br />
Burnell 3. 14. 16. 21.24. 45. 46. 67.<br />
71. 75. 82. 91. 100. 4. 11. 12. 14.<br />
67. 71. 81. 82. 89. 94. 220. 29.<br />
32. 38. 42. 63. 74. 89. 335<br />
Burnouf 89. 122. 79. 95. 207. 16. 63.<br />
308. 10-12. 15—18. 20. 26. 28<br />
Candrakānta Tarkālaṃkāra 93<br />
Cappeller 243. 49<br />
Carey 211<br />
Childers 194. 312. 15. 25. 28<br />
Clough 312<br />
Colebrooke 46. 66. 102. 64. 67. 73.<br />
75. 81. 219. 20. 43. 46. 47. 52.<br />
54. 55. 59. 60. 62. 74. 7781. 85.<br />
88. 300. 301<br />
Coomāra Svāmy 312<br />
Cowell 46. 47. 55. 56. 100. 7. 8. 10.<br />
224. 43. 51. 52. 54. 55. 59. 74.<br />
301. 68<br />
Cox 39<br />
Csoma Körösi 216. 26. 86. 304. 10. 13.<br />
Cunningham 194. 95. 220. 31. 32. 92.<br />
333. 68<br />
d'Alwis 312<br />
Davids 337<br />
de Gubernatis 39<br />
Delbrück 48. 367<br />
Girard de Rialle 3<br />
Dietz 285<br />
Donner 20. 60<br />
Dowson 156. 232. 333<br />
Dümichen 3<br />
Duncker 328<br />
v. Eckstein 107<br />
Eggeling 232. 43. 333. 68<br />
H. M. Elliot 256. 85<br />
w. Elliot 171<br />
Fauche 205. 11<br />
Fausböll 312. 23<br />
Feer 205. 310. 12. 19<br />
Fergusson 232. 92. 333
Flügel 289<br />
Foucaux 202. 6. 17. 305. 10. 19<br />
Friederich 205. 12<br />
Gangādhara Kavirāja 289<br />
Garrez 228<br />
L. Geiger 367<br />
Geldner 331<br />
Gildemeister 179. 246. 56. 89<br />
Giriprasādavarman 128<br />
Paul Goldschmidt 213<br />
Siegfried Goldschmidt 71. 213<br />
Goldstücker 13. 16. 24. 96. 110. 44. 60.<br />
210. 24. 38. 40. 41. 44. 59. 69. 368<br />
Gorresio 211<br />
Gough 252. 61<br />
Govindadevaśā8trin 254<br />
Grassmann 47. 48<br />
Griffith 211<br />
Grill 224<br />
Grimblot 312<br />
Grohmann 283<br />
Grube 190<br />
v. Gutschmid 205<br />
Haag 221<br />
Haas 20. 64. 93. 158. 69<br />
Haeberlin 218<br />
Hall 117. 208. 21. 24. 29. 31. 48.<br />
49. 52. 54. 75. 76. 333<br />
Hankel 274<br />
Haracandra vidyābhūṣaṇa 167<br />
Hardy 312. 24<br />
Haug 24. 27. 35. 52. 65. 67. 101. 3.<br />
11. 67—69. 71. 79. 91. 338<br />
Hessler 286. 87<br />
Heymann 248<br />
nillebrandt 367<br />
Hodgson 310. 11. 29. 368<br />
Holtzmann 217. 45. 47. 97<br />
Hue 327<br />
īśvaracandra vidyāsāgara 222. 52<br />
Jacobi 212. 21. 31. 71. 73. 78. 99<br />
Jaganmohanaśarman 248<br />
Jayanārāyaṇa 260. 61<br />
Jīvānanda vidyāsāgara 289<br />
Johäntgen 112. 255. 96. 98. 99. 304<br />
Sir W. Jones 291<br />
Stan. Julien 234. 320<br />
Kaegi 331<br />
Kaṣinath Trimbak Telang 211<br />
o. Keller 228. 29<br />
vans Kennedy 188<br />
Kern 66. 195. 220. 21. 31. 40. 61.<br />
7579. 86. 97. 307. 12. 19<br />
Kielhorn 27. 67. 75. 105. 11. 71. 88.<br />
229. 42. 43<br />
Kittel 206<br />
Klatt 330. 34<br />
Register. 365<br />
Knighton 221<br />
Koppen 302. 27. 28. 68<br />
Kosegarten 229<br />
Ad. Kuhn 26. 35. 38. 38. 67<br />
E. Kuhn 312. 15<br />
Laboulaye 327<br />
Langlois 47. 206<br />
Lassen 4. 30.83.192.96.201.2.6 7.15.<br />
16. 19. 21. 22. 31. 34. 36. 37. 43.<br />
46. 56. 62. 64. 69. 70. 72.75. 78. 91.<br />
93. 94. 306—9. 11. 15.19.21.28.29<br />
Lefmann 319<br />
Leitner 292<br />
Letronne 245<br />
Liebrecht 327<br />
van der Linde 294<br />
Loiseleur Deslongchamps 247<br />
Lorinser 367<br />
o. Loth 282<br />
A. Ludwig 267. 331<br />
Madhusūdana Gupta 289<br />
Maheśacandra Nyāyaratna 100. 259<br />
Marṣman 211<br />
Mayr 297<br />
Minayeff 3. 312. 23<br />
E. Müller 319<br />
Fr. Müller 337<br />
M.Müller 16. 17. 20. 24. 33.35.38.<br />
39. 46. 47. 52. 54. 60. 64. 65. 67.<br />
69. 75. 103. 11. 17. 28. 57. 67.<br />
71. 92. 96. 222. 38. 42. 51 — 53.<br />
58. 6163. 65. 96. 300. 6. 27<br />
Muir 44. 227. 311. 19. 31<br />
Nève 329<br />
Nöldeke 338<br />
olṣausen 331. 38<br />
Patterson 291<br />
Pavie 205<br />
Pertsch 65. 331<br />
Petersburger Wörterbuch 16. 115. 19.<br />
23. 56. 284. 325<br />
Pischel 223. 24. 43. 315. 33. 34<br />
Poley 54. 154<br />
Pater Pons 233. 72<br />
Pramadādāsa Mitra 248<br />
Premacandra Tarkavāgīśa 249<br />
Prinsep 196. 245<br />
Rādhākānta Deva 294<br />
Rājārāmaśāstrin 240<br />
Rājendra Lāla Mitra 67. 71. 80. 92.<br />
103. 4. 57. 67. 71. 75. 79. 80-82.<br />
84. 87. 88. 90. 219. 37. 90. 93.<br />
316. 19. 32. 35. 67. 68<br />
Rāmamaya Tarkaratna 175. 86<br />
Rāmanārāyaṇa 64, 100. 261<br />
Rām Rāz 293<br />
Rask 312
366 Register.<br />
Régnier 37. 65<br />
Reinaud 66. 164. 219. 20. 34. 36. 46.<br />
56. 70. 71. 74—77. 80. 81. 84. 87.<br />
92. 327<br />
Renan 329<br />
Rieu 247<br />
Roer 47. 52. 56. 59.80. 81.100.3. 6.28.<br />
54. 71. 74. 77. 78. 248. 52. 61. 80<br />
Rosen 47<br />
Rost 72. 208. 97. 333<br />
Roth 8. 24. 27. 35. 39. 42. 46. 47.<br />
52. 69. 76. 88. 113. 24. 62. 63. 66—<br />
68. 94. 218. 19. 64. 86. 87. 89. 322<br />
Royle 290<br />
Sachau 271<br />
Satyavrata Sāmāśrami 72. 319<br />
Shankar Pandit 221<br />
Schiefner 61. 202. 26. 29. 43. 310.<br />
20. 26. 27. 36. 68<br />
E. Schlagintweit 330<br />
A.w. v. Schlegel 211. 48. 93<br />
Schlüter 251<br />
Schmidt 308. 10. 26. 68<br />
Schönborn 52<br />
Schwanbeck 21<br />
Sédillot 265<br />
Senart 312. 24<br />
Speijer 20. 112. 58<br />
Spiegel 312. 20. 26<br />
Steinschneider 265<br />
Stenzler 36. 60. 64. 158. 212. 22. 86.<br />
95. 96. 98. 99<br />
Stevenson 47. 71. 316. 33<br />
Storck 337<br />
Strachey 280<br />
Streiter 60<br />
Tārānātha Tarkavācaspati 201. 43<br />
J. Taylor 280<br />
w. Taylor 171. 79. 81. 84. 87-90<br />
Thibaut 65. 274<br />
Thomas 232. 74<br />
Turnour 311. 12. 26. 37<br />
Vaux 232. 92<br />
Vecanarāma 206<br />
Viśvanāthaśāstrin 66<br />
Vinson 3<br />
Vullers 286<br />
A. wagener 228<br />
warren 316<br />
wassiljew 320. 29. 36. 37<br />
weigle 206<br />
A. A. west 333<br />
R. west 296. 87<br />
E. w. west 333<br />
westergaard 24. 201. 18. 20. 39. 47.<br />
303. 6. 12. 15. 23. 33<br />
T. wheeler 206. 69. 99.<br />
whiṣ 272<br />
whitney 2. 25. 70. 113. 66. 68. 264.<br />
65. 75. 76<br />
wilkins 245<br />
Wilkinson 280<br />
williams 206<br />
H. Wilson 48. 164. 96. 206. 8. 21 —<br />
24. 29. 32. 37. 46. 53. 54. 67. 86.<br />
88—90. 99. 304. 25. 26<br />
J. Wilson 333<br />
Windisch 317<br />
Windischmann 80. 260<br />
Wise 268. 89<br />
Woepcke 271. 74. 75<br />
Zimmer 367
NACHTRAGLICHE ZUSÄTZE.<br />
Pag. 34, 16. Delbrück macht in seiner Anzeige der „siebenzig Lieder des<br />
Ṛgveda" in der Jenaer Lit. Z. vom 4. Decbr. d. J. p. 867 darauf aufmerksam,<br />
daß in den Büchern 2 — 7 die Hymnen an Agni und Indra nach der Zahl<br />
der verse in absteigender Linie geordnet sind. — Not. 3<br />
Hier ist noch zu<br />
nennen Abel Bergaigne’s Anzeige der „Siebenzig Lieder des Ṛgveda" in der<br />
Revue critique vom 11. Decbr. und 18. Decbr. d. J., Alfred Hillebrandt's<br />
Abhandlung „über die Göttin Aditi" (Breslau 1876), H, Zimmer's Abhandlung<br />
„ Parjanya Fiörgyn vāta Wodan " in der Zeitschrift für deutsches Alterthum,<br />
neue Folge VII, 164 fg. — pag. 52. Von einer Ausgabe des Aitareya Āraṇyaka<br />
mit Sāyaṇa's Commentar, durch Rājendra Lāla Mitra ist mir soeben (3O.Nov)<br />
das erste Heft zugekommen, s. Bibl. Indica New Ser. No. 325; der Text geht<br />
bis I, 4, 1. — Not. 2ü<br />
2 2 5<br />
' lies: Indische Skizzen p. 88. 91. — Not. Bühler<br />
hat seinem Briefe aus Kaṣmir zufolge daselbst jetzt auch das Nilamatam gefunden,<br />
welches Kalhaṇa benutzte, sowie die taraṃgiṇī des Kṣemendra und des<br />
Helārāja; für die rājataraṃgiṇī selbst stehen wesentliche Verbesserungen in Aus<br />
2 4 8<br />
sicht. — Not. Auch für die alaṃkāra Literatur wird Bühler's Reise<br />
nach Kaṣmir sehr reiche Ausbeute ergeben; die Werke sind aus dem 9. bis<br />
13. Jahrhundert. — pag. 255, 20 während ich in meiner Abhandlung über die<br />
Śv etāśvataropaniṣad es unentschieden lassen mußte, ob für deren Zeit, speciell<br />
für das in ihr vorliegende monotheistische yogaSystem eine Bekanntschaft mit den<br />
entsprechenden Lehren des Christenthums anzunehmen sei oder nicht (s. Ind.<br />
Stud. I, 423), hat dagegen Lorinser in seiner Bearbeitung der Bhagavadgītā<br />
(Breslau 1859) eine dergl. Bekanntschaft für dieses Gedicht unbedingt angenommen.<br />
Vom Standpunkt der literargeschichtlichen Chronologie läßt sich<br />
dagegen kein triftiger Einwand machen; auch sind einige der von ihm geltend<br />
gemachten Punkte in der That nicht ohne Bedeutung; im Grossen und Ganzen<br />
aber hat Lorinser die Tragweite seiner Beweisführung viel zu hoch ange<br />
3 1<br />
schlagen ; die Frage ist noch immer sub judice. — Not. •* Sollte etwa<br />
das seit Guido von Arezzo übliche Wort: gamma (französisch gamme),<br />
Tonleiter, auf das gleichbedeutende sanskr. grāma (prākr. gāma) zurückgehen<br />
und somit darin noch eine direkte Spur des indischen Ursprunges der<br />
7 Noten vorliegen? Vergl. Ludwig Geiger's gerade entgegengesetzte Vermuthung<br />
in seiner Schrift: Ursprung der Sprache (I, 458. 1868). Die gewöhnliche<br />
Erklärung dieses Wortes ist ja freilich die, daß es von dem F Gamma<br />
stammt, welches an der Spitze der 21 Töne von Guido's Skala steht, übrigens<br />
„ schon mehr als ein Jahrhundert vor ihm bekannt und gebräuchlich,
368<br />
Nachträgliche Zusätze.<br />
wenn auch nicht allgemein" war, s. A.W. Arabros Geschichte der Musik II,<br />
151 (1864). Da man „in den höheren octaven bereits ein G und g hatte, so<br />
mußte man für den gleichlautenden tiefsten Ton den griechischen analogen<br />
Buchstaben nehmen". Dieses „ mußte" ist nun aber denn doch nicht so ganz unbedingt.<br />
Vielmehr könnte eben immerhin bei dessen Wahl und dann weiter bei<br />
der direkten Verwendung desselben im Sinne von „Tonleiter" ursprünglich<br />
eine Reminiscenz an das indische Wort mitgespielt haben, ohne daß übrigens<br />
Guido selbst noch etwas davon gewußt zu haben braucht. — pag. 292, 6 Es<br />
ist bemerkenswerth, daß die am Schluß von Tāranātha's Geschichte des Buddhismus<br />
(bei Schiefner p. 278 fg.) enthaltenen Angaben über „die Art des Entstehens<br />
der Anfertigung von Bildnissen" ausdrücklich auf die Zeit des Königs<br />
Aśoka und des Nāgārjuna als die Blüthezeit der YakṣaKünstler und Nāga<br />
Künstler hinweisen. In einem kürzlich in der Petersburger Akademie gehaltenen<br />
Vortrag (s. deren Bulletin vom 25.Novbr. d. J) hat Schiefner einige „indische<br />
Künstleranekdoten'' aus dem Kāgyur mitgetheilt, in denen u. A. speciell auf die<br />
Yavana als vortreffliche Maler und Mechaniker hingewiesen wird. Über bildliche<br />
Darstellungen des Kampfes des Kaṃsa und Kṛṣṇa s. die Angaben im<br />
Mahābhāṣya, Ind. Stud. XIII, 354. 489; und über käufliche Götterbilder<br />
zu Pāṇini's Zeit Goldstücker im „ Pāṇini " pag. 228 fg., Ind. Stud. V, 148.<br />
xlll, 331. — pag. 292, 24 Im soeben erschienenen fünften Band von<br />
A. Cunningham's Report of the Archaeological Survey of India unterscheidet<br />
derselbe (p. 185 fg.) einen IndoPersian style, dessen Bestehen er in die<br />
Zeit der persischen Suprematie Uber das Industhal von 500—330 setzt, und<br />
drei IndoGrecian styles, von denen der Ionische „prevailed" in Taxila, der<br />
Corinthische in Gandhāra, der Dorische in Kaṣmir. Rājendra Lāla Mitra in<br />
vol. I seines Prachtwerkes., the Antiquities of orissa(1875) macht freilich in patriotischem<br />
Interesse entschieden Front gegen jeden griechischen Einfluß auf die<br />
indische Baukunst etc. (auf p. 25 wird meine Vermuthnng über die Beziehungen<br />
zwischen asura Maya, Turamaya, Ptolemaios, s. oben p. 270, Ind. Stud. II, 243,<br />
etwas arg verunstaltet mitgetheilt); aber auf seinen Tafeln machen z. B. die<br />
beiden Brunnennymphen pl. XVI nro. 46 einen entschieden antiken Eindruck;<br />
und die Bajadere auf pl. XVIII nro. 59 aus dem Tempel von Bhuvaneśvara,<br />
Mitte des 7. Jahrh. (p. 31), stützt sich mit der Rechten, wie es scheint, auf einen<br />
Delphin, neben dem ein Eros(?) kauert, könnte resp. recht wohl Nachbildung<br />
einer Darstellung der Venus sein (vgl. Rāj. p. 59), — pag. 310 not.* u. pag. 319<br />
not.* Soeben erschien ein von Cowell und Eggeling angefertigter Catalog der<br />
Hodgson'schen Sammlung buddhistischer Sanskrit-Manuscripte „in the possession<br />
of the Royal Asiatic Society". — pag. 310 not.** Aus dem Kāgyur übersetzt,<br />
hat Schiefner soeben einen Cyclus buddhistischer Erzählungen unter dem<br />
Titel: „ Mahākātyāyana und König Tschanda Pradjota" erscheinen lassen ;<br />
die neunte dieser Erzählungen enthält (s. p.VII. 26 fg.) die nunmehr wohl älteste<br />
Relation des im Pañcatantra (IV, 6) wie hier von dem König selbst, dagegen in<br />
einer im Anhang (p. 66) mitgetheilten arabischen Erzählung aus dem neunten<br />
Jahrhundert, und sodann auch bei uns im Mittelalter, von dessen weisem Rathgeber<br />
berichteten sogenannten „Philosophenrittes". — pag. 826 not* Freund Schiefner<br />
macht mich darauf aufmerksam, daß er die Identification des <strong>Name</strong>ns Basili mit<br />
ßa