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Ältere Drogenabhängige in Deutschland - Deutsche Gesellschaft für ...

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Irmgard Vogt, Natalie Eppler, Constance Ohms, Kar<strong>in</strong> Stiehr, Margarita Kaucher<br />

<strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Wie soll man <strong>in</strong> Zukunft ältere <strong>Drogenabhängige</strong> mit gesundheitlichen Beschwerden<br />

oder Pflegebedarf versorgen?<br />

Erarbeitung von Empfehlungen <strong>für</strong> das weitere Vorgehen<br />

Abschlussbericht<br />

Studie im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong> Gesundheit<br />

Zuwendung des Bundes aus Kapitel 15 02 Titel 686 61<br />

Az IIA5- 2508DSM407<br />

Projektleitung: Prof. Dr. Irmgard Vogt<br />

Institut <strong>für</strong> Suchtforschung Frankfurt<br />

Fachhochschule Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Nibelungenplatz 3<br />

D-60385 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Mai 2010


Vorbemerkung<br />

Diese Studie wurde durch die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

Gesundheit ermöglicht, <strong>für</strong> die wir uns an dieser Stelle bedanken.<br />

Die Datenbasis der Studie konnte durch die Verknüpfung mit Teilergebnisse, die im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Projektes erhoben worden s<strong>in</strong>d, das von der Europäischen Union, Executive Agency<br />

for Health and Consumers (EAHC) f<strong>in</strong>anziert wird, erweitert werden. Es handelt sich dabei<br />

um 20 qualitative Interviews mit älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n (45 Jahre und älter), die im Jahr<br />

2009 <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und <strong>in</strong> der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Region durchgeführt worden s<strong>in</strong>d. Wir be-<br />

danken uns hier<strong>für</strong> bei der EAHC.<br />

Wir bedanken uns weiterh<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong>er großen Zahl von Personen, die sich die Zeit genom-<br />

men haben, als Experten/ Expert<strong>in</strong>nen und Verantwortliche <strong>in</strong> den Arbeitsbereichen Alten-<br />

pflege sowie Suchthilfe an den E<strong>in</strong>zel- und Gruppengesprächen teilzunehmen. Ihnen ver-<br />

danken wir wesentliche E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Strukturen der Hilfen <strong>für</strong> alte, hochbetagte und pfle-<br />

gebedürftige Menschen und <strong>für</strong> ältere substanzabhängige Menschen, die zu e<strong>in</strong>em Teil un-<br />

verbunden nebene<strong>in</strong>ander herlaufen, zu e<strong>in</strong>em andern Teil mite<strong>in</strong>ander verbunden s<strong>in</strong>d, und<br />

den damit verbundenen Chancen und Problemen. Wir bedanken uns bei allen Kollegen und<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen der Suchthilfe, die uns bei der Suche nach älteren substanzabhängigen Inter-<br />

viewpartner<strong>in</strong>nen und –partnern unterstützt haben.<br />

Wir bedanken uns schließlich ganz besonders bei den 50 älteren Männern und Frauen, die<br />

als Experten und Expert<strong>in</strong>nen <strong>für</strong> Substanzabhängigkeit an den qualitativen Interviews teil-<br />

genommen haben. Sie haben uns E<strong>in</strong>blicke gewährt <strong>in</strong> ihre Bef<strong>in</strong>dlichkeiten, ihre Hoffnungen<br />

und Ängste vor der Zukunft, dem Alter und den damit verbundenen Beschwerden. Ohne ihre<br />

E<strong>in</strong>lassungen und Unterstützungen hätten wir diese Studie nicht zu e<strong>in</strong>em guten Abschluss<br />

br<strong>in</strong>gen können.


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Sachlage, Fragestellungen, Aufbau der Studie und Methodik 7<br />

1.1 Stand der Diskussion und Fragestellungen 7<br />

1.2 Studiendesign 11<br />

1.3. Methodologie 12<br />

1.3.1 Qualitative Interviews mit älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n 12<br />

1.3.2 Übersichtskarten der Suchthilfesysteme <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Frankfurt 14<br />

1.3.3 Das Altenhilfesystem 15<br />

1.3.4 Experten-Interviews und Experten-Panel Interviews 15<br />

1.4 Arbeitsverteilung zwischen dem Institut <strong>für</strong> Suchtforschung<br />

Frankfurt (ISFF) und dem Institut <strong>für</strong> Infrastruktur (ISIS) 21<br />

2. Bestandsaufnahme der Alten- und Suchthilfe Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

und Berl<strong>in</strong> 23<br />

2.1 Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Altenhilfe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> 23<br />

2.2 Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Suchthilfe 25<br />

2.3 Karten der Altenhilfe 26<br />

2.3.1 Angebote der Altenhilfe – E<strong>in</strong> Überblick 26<br />

2.3.2 Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 27<br />

2.3.2.1 Beratung und Vermittlung 28<br />

2.3.2.2 Niedrigschwellige Betreuungsangebote 29<br />

2.3.2.3 Ambulante Pflegedienste 29<br />

2.3.2.4 Betreute und alternative Wohnformen 30<br />

2.3.2.5 Teil- und vollstationäre Altenpflege 31<br />

2.3.2.6 Geriatrische und gerontopsychiatrische (Tages-)Kl<strong>in</strong>iken und<br />

Fachabteilungen 31<br />

2.4. Karte der Suchthilfe 32<br />

2.4.1 Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 32<br />

2.5 Berl<strong>in</strong> 35<br />

2.5.1 Karte der Altenhilfe 35<br />

2.5.1.1 Beratung und Vermittlung 36<br />

2.5.1.2 Niedrigschwellige Betreuungsangebote 36<br />

2.5.1.3 Ambulante Pflegedienste 37<br />

2.5.1.4 Betreute und alternative Wohnformen 37<br />

2.5.1.5 Teil- und vollstationäre Altenpflege 37


2.5.1.6 Geriatrische und Gerontopsychiatrische (Tages)Kl<strong>in</strong>iken und<br />

Fachabteilungen 38<br />

2.5.2 Karten Suchthilfe 38<br />

2.6 Schnittstellen zwischen Hilfesystemen 39<br />

2.6.1 E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> psychisch kranke Menschen oder Menschen mit<br />

seelischer Beh<strong>in</strong>derung 40<br />

2.6.2 E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte<br />

Menschen 42<br />

2.6.3 Angebote <strong>für</strong> an HIV/AIDS erkrankte pflegebedürftige Menschen 43<br />

2.6.4 E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ältere Menschen mit Suchterkrankungen 44<br />

3. Aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> der Pflege 46<br />

3.1 Demografischer Wandel 46<br />

3.2 Förderung von betreutem Wohnen 48<br />

3.3 Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs 49<br />

3.4 Fazit 50<br />

4. Ergebnisse der Interviews: <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> 52<br />

4.1 Soziodemografische Angaben, gesundheitliche und<br />

lebensweltbezogene E<strong>in</strong>schätzungen der <strong>Drogenabhängige</strong>n 52<br />

4.2 Ergebnisse der qualitativen Interviews mit den <strong>Drogenabhängige</strong>n 58<br />

4.2.1 Soziale Kontakte 58<br />

4.2.1.2 Kontakte zu Familienangehörigen, K<strong>in</strong>dern, Partnerschaft 58<br />

4.2.1.3 Kontakte <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb der Drogenszene 66<br />

4.2.3 E<strong>in</strong>samkeit 68<br />

4.2.4 Ausgrenzung 70<br />

4.2.5 Drogenkonsum 73<br />

4.2.6 Gesundheitszustand 75<br />

4.2.6.1 Körperliche Erkrankungen 75<br />

4.2.6.2 Psychische Störungen 81<br />

4.2.7 Vorstellungen zum Leben im Alter (Wohnsituation, Drogenkonsum) 83<br />

4.2.7.1 Welche E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten <strong>für</strong> ältere Drogenkonsumenten<br />

und –konsument<strong>in</strong>nen kennen die Befragten? 83<br />

4.2.7.2 Probleme der Versorgung und Wünsche nach Unterstützung aus der<br />

Sicht der älteren Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen 85<br />

4.2.7.3 Wünsche zum Lebensumfeld im Alter 89<br />

4.2.7.4 Haustiere 91


4.2.8 Lebensperspektive 92<br />

4.3 Fazit Ergebnisse der Interviews: <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> 95<br />

5. Die <strong>in</strong>terviewten Pflege- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen 98<br />

5.1 Ambulante Pflegedienste 98<br />

5.2 Pflegeheime 99<br />

5.3 Drogenhilfe 100<br />

5.4 E<strong>in</strong>richtungen der Sozialhilfe (SGB XII) 101<br />

5.5 Öffentliche Verwaltung 102<br />

5.6 Überörtliche Träger 102<br />

5.7 Teilnehmer der Experten-Panel Interviews <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong> (EPI I)<br />

und Berl<strong>in</strong> (EPI II) 103<br />

6. Forschungsergebnisse: Pflege und Suchterkrankung 104<br />

6.1 Drogengebraucher und –gebraucher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Pflege 105<br />

6.1.1 Beschreibung der Drogengebraucher und Drogengebraucher<strong>in</strong>nen 105<br />

6.1.2 Pflegeverläufe und Pflegebedarf 107<br />

6.2 Pflege älterer Drogengebraucher und –Drogengebraucher<strong>in</strong>nen:<br />

Auswirkungen auf die E<strong>in</strong>richtungen auf organisatorischer Ebene 110<br />

6.2.1 Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtungen 110<br />

6.2.2 Auswirkungen auf das Management 120<br />

6.3 Wesentliche Aspekte der Pflege von Suchtkranken 122<br />

6.3.1 Drogenkonsumakzeptierende Haltung und Regeln 122<br />

6.3.2 Wertschätzung und Empathie 123<br />

6.3.3 Herstellen von Compliance 124<br />

6.3.4 Hohe Flexibilität im pflegerischen und betreuerischen Alltag 127<br />

6.3.5 Beheimatung der Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen 127<br />

6.3.6 Nähe und Distanz 130<br />

6.3.7 Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Tod und Sterben 132<br />

6.3.8 Zwischenfazit 133<br />

6.4 Intersektorale Vernetzung (trägerübergreifendes Budget) 134<br />

6.5 Fortbildungsbedarfe aus Sicht der Experten und Expert<strong>in</strong>nen<br />

(Experten-Panels) 136<br />

6.6 <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> <strong>in</strong> Altenpflegeheimen? 139<br />

7. Zusammenfassung und e<strong>in</strong>e Empfehlung <strong>für</strong> die Weiter-<br />

und Fortbildung 143


Literaturverzeichnis 148<br />

Anhang<br />

Anhang 1 Altenhilfekarte Frankfurt<br />

Anhang 2 Altenhilfekarte Berl<strong>in</strong><br />

Anhang 3 Suchthilfekarte Frankfurt<br />

Anhang 4 Suchthilfekarte Berl<strong>in</strong><br />

Anhang 5 Interviewleitfaden und Fragebogen ISFF<br />

Anhang 6 Interviewleitfaden ISIS


1. Sachlage, Fragestellungen, Aufbau der Studie und Methodik<br />

1.1 Stand der Diskussion und Fragestellungen<br />

In <strong>Deutschland</strong> gibt es bis heute vergleichsweise wenige Studien zum Thema: Sucht im Al-<br />

ter. Immerh<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>ige Studien und Untersuchungen zum Alkohol- und Medikamen-<br />

tenkonsum und –Missbrauch im Alter (ca. 60 Jahre und älter, vgl. Beutel & Baumann, 2000;<br />

Fleischmann, 1999; Glaeske, 2008, 2009; Havemann-Re<strong>in</strong>ecke et al., 1998; Schäufele,<br />

2009; Schäufele et al., 2009, Schmitz-Moormann, 1992; Wetterl<strong>in</strong>g et al., 2002; Weyerer &<br />

Zimber, 1997; Weyerer, 2003) und zu den Besonderheiten der Behandlung sowie den Be-<br />

handlungserfolgen (Geyer, 2009; Hirsch, 2007; Rumpf et al., 2009). Über die Lebenssituation<br />

und die Gesundheitsprobleme älterer Menschen, die illegale Drogen konsumieren und von<br />

diesen abhängig s<strong>in</strong>d, gibt es jedoch nur wenige empirische Daten oder auf diese Alters-<br />

gruppe zugeschnittene Beobachtungs- und Behandlungsstudien (vgl. Ebert & Sturm, 2006;<br />

Fuhrmann, 2005, 2009). Die <strong>in</strong>ternationale Forschung ist etwas weiter, wie die Überblicksar-<br />

beit von Vogt (2009) zeigt.<br />

Der Anteil älterer Drogengebraucher und Drogengebraucher<strong>in</strong>nen (35 Jahre und älter) ist<br />

steigt aber seit Jahren systematisch an, was u.a. an Hand von epidemiologischen Daten zur<br />

Inanspruchnahme der Behandlungssysteme gezeigt werden kann (Kraus et al., 2008; Mar-<br />

tens et al., 2006; Sonntag , 2006, 2007; Simmed<strong>in</strong>ger & Vogt 2009). Das gilt vor allem <strong>für</strong><br />

Personen mit der Hauptdiagnose Opiatabhängigkeit. In der Praxis bedeutet dies, dass man<br />

es <strong>in</strong> der Mehrzahl mit Konsumenten und Konsument<strong>in</strong>nen zu tun hat, deren Hauptdrogen<br />

Opiate und Opioide (z.B. Methadon oder andere Ersatzmittel) s<strong>in</strong>d, die dazu aber noch e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl anderer legaler und illegaler psychoaktiver Substanzen konsumieren. Diese sehr<br />

spezifische Gruppe von Personen mit problematischem Drogenkonsum f<strong>in</strong>det man gehäuft <strong>in</strong><br />

Substitutionsambulanzen, <strong>in</strong> niedrigschwelligen Kontaktläden (Anderson & Levy, 2003; Ebert<br />

& Sturm, 2006; Hart, 2007; NDM Annual Report, 2005; Neumann et al., 2005; Rosen, 2004;<br />

Simmed<strong>in</strong>ger et al., 2001) und anderen E<strong>in</strong>richtungen der Drogenhilfe. Wie gleich dargestellt<br />

wird, handelt es sich bei dieser Gruppe um e<strong>in</strong>e Teilpopulation älterer Konsumenten und<br />

Konsument<strong>in</strong>nen von illegalen Drogen mit problematischen Konsumgewohnheiten. Die Ge-<br />

samtzahl der Personen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, die als problematische Gebraucher und Gebrauche-<br />

r<strong>in</strong>nen von illegalen Drogen e<strong>in</strong>geschätzt werden, liegt im Jahr 2006 zwischen 167.000 bis<br />

198.000 (vgl. Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung, 2008, S. 79). Davon s<strong>in</strong>d ca.<br />

160.000 problematische Konsumenten und Konsument<strong>in</strong>nen von Opiaten und Opioiden. Von<br />

dieser Gruppe s<strong>in</strong>d etwa 70.000 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er medikamentösen Behandlung, von der wiederum<br />

ca. 1/3 auch <strong>in</strong> psychosozialer Behandlung ist. Von den etwa 80.000 Personen, die aktuell<br />

ke<strong>in</strong>e Substitutionsmittel erhalten, s<strong>in</strong>d ca. 25.000 an das (ambulante) Suchthilfenetz<br />

7


angebunden. Die Klientel der psychosozial dom<strong>in</strong>ierten Suchthilfe setzt sich also zusammen<br />

aus der Gruppe von Personen, die auch medikamentös behandelt wird, und der anderen, die<br />

nicht medikamentös behandelt wird. Auf der Grundlage der vorliegenden Daten schätzt man,<br />

dass im Jahr 2006 etwa 50.000 Personen mit problematischem Opiat- und Opioidkonsum 40<br />

Jahre und älter waren. Über etwa 8.000 bzw. 16% dieser Personen 1 liegen zudem e<strong>in</strong>ige<br />

detaillierte Daten zur Lebens- und Behandlungssituation vor.<br />

Die Daten zur Lebenssituation der älteren Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong><br />

Kontakt mit der Suchthilfe stehen, belegen, dass sie Unterstützung <strong>in</strong> vielen Bereichen benö-<br />

tigen. Zunächst ist festzustellen, dass die Wohnsituation der älteren Drogenkonsumenten<br />

und –abhängigen eher besser ist als die der Jüngeren: Die überwiegende Mehrheit hat e<strong>in</strong>en<br />

festen Wohnort. Allerd<strong>in</strong>gs leben die meisten von ihnen <strong>in</strong> ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer<br />

alle<strong>in</strong>. Das schließt Partnerschaften nicht aus, aber diese s<strong>in</strong>d offenbar eher auf Distanz an-<br />

gelegt. Pauschal betrachtet ist die f<strong>in</strong>anzielle Situation der <strong>Ältere</strong>n im Vergleich mit den Jün-<br />

geren eher schlechter. Die <strong>Ältere</strong>n verfügen über sehr wenige f<strong>in</strong>anzielle Mittel, haben weni-<br />

ge Chancen, diese aufzustocken, und haben zudem sehr oft relativ hohe Schulden. Der An-<br />

teil der <strong>Ältere</strong>n, die (noch) e<strong>in</strong>er geregelten Erwerbsarbeit nachgeht, ist noch kle<strong>in</strong>er als bei<br />

den Jüngeren. Dazu kommen zusätzliche hohe Belastungen mit Bewährungs- und Strafauf-<br />

lagen sowie drohenden Verurteilungen. Der Hilfebedarf h<strong>in</strong>sichtlich der personalen, f<strong>in</strong>anziel-<br />

len und der juristischen Situation nimmt also mit dem Alter (und der Dauer des Drogenkon-<br />

sums) deutlich zu. Dazu kommen zunehmende gesundheitliche Beschwerden, die das Al-<br />

le<strong>in</strong>leben bei vielen schon <strong>in</strong> der Lebensmitte beschwerlich machen. Das gilt besonders <strong>für</strong><br />

die relativ große Gruppe der Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen, die HIV- und HCV-<br />

positiv ist, und bei denen sich der Krankheitsverlauf auch als Folge ihres Lebensstils be-<br />

schleunigt.<br />

Ob man diese Befunde zu Lebenssituation von älteren problematischen Drogenkonsumen-<br />

ten und -konsument<strong>in</strong>nen, die die Angebote der Suchthilfe <strong>in</strong> Anspruch nehmen, auf die<br />

weitaus größere Gruppe derjenigen verallgeme<strong>in</strong>ern kann, die hauptsächlich Kontakte zu<br />

Ärzten hat oder die weder zu Ärzten noch zur Suchthilfe Kontakte hat, ist unbekannt.<br />

Bisher gibt es nur e<strong>in</strong>ige wenige Untersuchungen, die sich mit den Vorstellungen und Wün-<br />

schen von älteren Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen über ihre aktuelle und zukünf-<br />

tige Wohn- und Lebenssituation ause<strong>in</strong>andergesetzt haben. Fuhrmann hat 2005 und 2009<br />

die Nutzer und Nutzer<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>iger Drogenhilfee<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> München u.a. danach ge-<br />

fragt, was sie im Alter anstreben und wie sie gerne leben wollen, wenn sie krank oder pfle-<br />

gebedürftig s<strong>in</strong>d. Bemerkenswert ist, dass <strong>in</strong> der Studie von 2005 mit <strong>in</strong>sgesamt 49 Befrag-<br />

1 Die Schätzungen beruhen auf den Ergebnisse des Suchtsurveys 2006, vgl. Kraus et al., 2008, den<br />

Daten von Pfeiffer-Gerschel et al., 2007 sowie den Datensätzen der <strong>Deutsche</strong>n Rentenversicherung<br />

Bund, Diagnosen F11 und F19, vgl. Simmed<strong>in</strong>ger & Vogt, 2010<br />

8


ten 42 angeben, dass sie „Veränderungen anstreben“. Es ist also ke<strong>in</strong>eswegs so, dass lang-<br />

jährige ältere <strong>Drogenabhängige</strong> bereits resigniert haben und ke<strong>in</strong>e Wünsche mehr haben.<br />

Das Gegenteil ist der Fall, die Liste der Wünsche nach Veränderung ist lang. Bei vielen steht<br />

der Wunsch nach Veränderung der persönlichen Beziehungen im Vordergrund. E<strong>in</strong> Großteil<br />

der Befragten würde aber auch sehr gerne wieder e<strong>in</strong>er beruflichen Tätigkeit nachgehen o-<br />

der, wenn das nicht realisierbar ist, Angebote zur Tagesstrukturierung wahrnehmen. Auch<br />

diese Personen wollen „mittendr<strong>in</strong>“ im normalen Alltagsleben se<strong>in</strong>, aber ihre Chancen, dort<br />

anzukommen, s<strong>in</strong>d eher ger<strong>in</strong>g.<br />

Die Ergebnisse von Fuhrmann (2005, 2009) werden gestützt durch Studien mit Kontrollgrup-<br />

penvergleichen mit jüngeren und älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> psychosozialer Betreuung<br />

oder Behandlung (Osl<strong>in</strong> et al., 2002; Satre et al., 2003, 2005). Diese Studien belegen, dass<br />

ältere <strong>Drogenabhängige</strong> (50 Jahre und älter) im Vergleich zu jüngeren <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

nicht nur Veränderungswünsche haben, sondern dass sie die selbst formulierten Ziele m<strong>in</strong>-<br />

destens ebenso gut erreichen wie die Jüngeren, <strong>in</strong> vielen Fällen sogar besser als diese. Bei<br />

Nachbefragungen unterscheiden sich die Erfolgsraten (je nach gemessenem Kriterium) der<br />

<strong>Ältere</strong>n nicht von denen der Jüngeren. F<strong>in</strong>det man signifikante Unterschiede, dann immer<br />

zugunsten der <strong>Ältere</strong>n. Sehr pauschal kann man sagen, dass viele ältere <strong>Drogenabhängige</strong><br />

besser auf e<strong>in</strong>e suchtspezifische Behandlung ansprechen als jüngere. So gesehen lohnt es<br />

sich also, <strong>in</strong> die professionelle Behandlung älterer <strong>Drogenabhängige</strong>r zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

In den Befragungen von Fuhrmann (2005, 2009) wurden auch die gesundheitlichen Be-<br />

schwerden und die Zukunftsvorstellungen der älteren Klientel thematisiert. Viele der Befrag-<br />

ten haben e<strong>in</strong>e Reihe von Krankheiten, und wenigstens die Hälfte sagt, dass sie sich diese<br />

im Zusammenhang mit dem Drogenkonsum „erworben“ hat. 2005 me<strong>in</strong>en nur 31% von ih-<br />

nen, dass es <strong>in</strong> ihrem Umfeld Personen gibt, die im Alter <strong>für</strong> sie da s<strong>in</strong>d; 2009 sagt das fast<br />

jeder Zweite (48%). Allerd<strong>in</strong>gs gehen nur e<strong>in</strong>ige wenige davon aus, dass sie von diesen Per-<br />

sonen im Notfall tatsächlich auch versorgt werden. Auf die Frage, wie die Unterstützung „von<br />

Seiten der Drogenhilfe“ aussehen könnten, wenn sie „körperlich und geistig nicht mehr <strong>in</strong> der<br />

Lage se<strong>in</strong>“ sollten, <strong>für</strong> sich alle<strong>in</strong> zu sorgen, antwortet e<strong>in</strong>e vergleichsweise große Gruppe mit<br />

H<strong>in</strong>weisen auf Sterbebegleitung oder Sterbehilfe oder sagen e<strong>in</strong>fach, dass sie sich dann den<br />

„goldenen Schuss“ setzen, um ihr Leben zu beenden. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Gruppe wünscht sich zu<br />

beiden Befragungszeitpunkten das Zusammenleben mit akuten oder ehemaligen Drogen-<br />

konsumenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft. Nur 1/4 (2005) bzw. 1/3 (2009) der Befragten<br />

kann sich vorstellen, im Alter und bei Hilfebedürftigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „normalen“ Alten- und Pfle-<br />

geheim zusammen mit „normalen“ alten Menschen zu leben. Diejenigen, die sich das nicht<br />

vorstellen können, weisen darauf h<strong>in</strong>, dass es zu viele Unterschiede zwischen ihnen und<br />

„normalen“ alten Menschen gibt. Erwähnt werden Unterschiede im Lebensrhythmus (tags<br />

schlafen, nachts aktiv se<strong>in</strong>) und <strong>in</strong> der Lebenserfahrung sowie <strong>in</strong> den alltäglichen<br />

9


Bedürfnissen. Dazu kommen aus Sicht der Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen die<br />

typischen Vorurteile der „Normalen“ gegenüber den <strong>Drogenabhängige</strong>n, zu denen auch die<br />

Angst vor Ansteckung (mit HCV oder mit HIV usw.) gehört. Vor allem <strong>in</strong> diesen Antworten<br />

spiegelt sich wider, wie sehr die älteren Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen selbst<br />

die Vorurteile der „Normalgesellschaft“ ver<strong>in</strong>nerlicht haben, aber auch, wie sehr sie das <strong>in</strong> die<br />

Isolation treibt.<br />

In weiteren Studien konnte festgestellt werden, dass sich viele <strong>Drogenabhängige</strong> bewusst<br />

s<strong>in</strong>d, dass sie gesundheitlich bee<strong>in</strong>trächtigt s<strong>in</strong>d und dass sie wohl bis an ihr Lebensende<br />

Drogen oder Medikamente (<strong>in</strong> Form von Substitutionsmitteln oder als Diamorph<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>neh-<br />

men wollen oder müssen (Levy & Anderson, 2005; Rosen et al., 2008). Die Drogen- bzw.<br />

Medikamentenabhängigkeit ist <strong>für</strong> viele Teil ihres Selbstkonzeptes auch auf die Gefahr der<br />

Ausgrenzung von der Normalgesellschaft, und folglich auch von den Angeboten der Normal-<br />

gesellschaft <strong>für</strong> ältere und alte Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Daran knüpft un-<br />

sere Studie an mit folgenden Fragestellungen.<br />

• Modul 1: Wie erleben ältere (50 Jahre und älter) drogenabhängige Frauen und Män-<br />

ner ihre aktuelle Lebenssituation und ihre sozialen Beziehungen, ihre Gesundheit und<br />

ihre gesundheitlichen Beschwerden? Welche Hoffnungen und Sorgen verb<strong>in</strong>den sie<br />

mit der Zukunft? Welche Vorstellungen haben sie von e<strong>in</strong>em Leben im Alter? Wo<br />

möchten sie leben: <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz gewöhnlichen Altersheim oder e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>rich-<br />

tung oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft nur <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong>?<br />

• Modul 2: Wie lassen sich die Drogenhilfesysteme <strong>in</strong> den Städten Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

und Berl<strong>in</strong> (exemplarische Beispiele) beschreiben? Welche benachbarten Hilfesys-<br />

teme gibt es (z.B. Wohnungslosenhilfe mit ihren Angeboten, Psychiatrie, Palliativme-<br />

diz<strong>in</strong> usw.)? Wo s<strong>in</strong>d Schnittstellen zwischen dem Drogenhilfesystem und dem Alten-<br />

hilfesystem?<br />

• Modul 3: Wie lassen sich die Altenhilfesysteme und die Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> den<br />

Städten Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> (exemplarische Beispiele) beschreiben? Wel-<br />

che benachbarten Hilfesysteme gibt es (z.B. Wohne<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> psychisch kranke<br />

alte Menschen usw.)? Gibt es Schnittstellen zwischen dem Altenhilfesystem und dem<br />

Drogenhilfesystem?<br />

• Modul 4: Wo s<strong>in</strong>d die Schnittstellen zwischen Drogenhilfe, Altenhilfe und Pflegee<strong>in</strong>-<br />

richtungen und wie kann die Kooperation zwischen diesen beiden Hilfesystemen so-<br />

wie den angrenzenden Hilfesystemen vorangetrieben und verbessert werden?<br />

• Modul 5: Welche Schlussfolgerungen s<strong>in</strong>d aus den Studienergebnissen zu ziehen im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Öffnung der Drogenhilfe <strong>für</strong> die Kooperation mit der Altenhilfe, den<br />

Pflegediensten und den Pflegee<strong>in</strong>richtungen oder umgekehrt im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

10


Altenhilfe, die E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> Psychisch Kranke und die Pflegee<strong>in</strong>richtungen, die<br />

sich <strong>für</strong> die Drogenhilfe und <strong>für</strong> hilfebedürftige problematische <strong>Drogenabhängige</strong> öff-<br />

nen sollen?<br />

• Modul 6: Zusammenfassung der Ergebnisse und e<strong>in</strong>ige Schlussfolgerungen.<br />

Zielsetzung des Projekts ist es, aufzuzeigen, welche Ressourcen zur Versorgung von älte-<br />

ren, hilfebedürftigen <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> der Drogenhilfe bzw. <strong>in</strong> der Altenhilfe, <strong>in</strong> Pflege-<br />

e<strong>in</strong>richtungen und anderen e<strong>in</strong>schlägigen Institutionen vorhanden s<strong>in</strong>d und u.U. genutzt wer-<br />

den können. Dazu gehören auch Empfehlungen h<strong>in</strong>sichtlich des Fort- und Weiterbildungsbe-<br />

darfs des Personals der verschiedenen E<strong>in</strong>richtungen und Institutionen.<br />

1.2 Studiendesign<br />

Das Studiendesign orientiert sich eng an den Fragestellungen und gliedert sich daher <strong>in</strong> 6<br />

Module.<br />

In Modul 1 sollen 30 qualitative Interviews mit älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n durchgeführt wer-<br />

den. Auf E<strong>in</strong>zelheiten der Umsetzung wird im nächsten Abschnitt detailliert e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Diese Interviews sollen zusammengeführt werden mit den 20 qualitativen Interviews mit älte-<br />

ren <strong>Drogenabhängige</strong>n, die im Rahmen e<strong>in</strong>es von der EU geförderten Projektes erhoben<br />

worden s<strong>in</strong>d. Im Mittelpunkt der Auswertung der <strong>in</strong>sgesamt 50 qualitativen, semi-<br />

strukturierten Interviews stehen Fragen nach der Lebenssituation, der Gesundheit, der Ver-<br />

sorgung und möglichen Unterbr<strong>in</strong>gung im Krankheitsfall und bei Pflegebedürftigkeit.<br />

In Modul 2 werden die Hilfesysteme <strong>für</strong> Menschen mit problematischen Konsumgewohnhei-<br />

ten im Umgang mit psychoaktiven Substanzen – vor allem mit denen, die illegal gehandelt<br />

werden - <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> beschrieben. Herausgearbeitet werden zudem<br />

die Schnittstellen mit benachbarten Hilfesystemen (Altenhilfe, Pflegee<strong>in</strong>richtungen, Hilfen <strong>für</strong><br />

psychisch Kranke usw.).<br />

In den Modulen 3 und 4 werden die Hilfesysteme <strong>für</strong> alte Menschen (Altenhilfen, Pflegee<strong>in</strong>-<br />

richtungen usw.) <strong>in</strong> den Städten Frankfurt und Berl<strong>in</strong> dargestellt. Zur Klärung von Fragen<br />

nach den Schnittstellen und der Kooperation z.B. mit der Suchthilfe, aber auch des Bedarfs<br />

an Fort- und Weiterbildung werden zudem fokussierte Interviews mit Fachkräften von (Al-<br />

ten)Pflegeheimen und der Suchthilfe und Experten-Panel<strong>in</strong>terviews mit ausgewählten Per-<br />

sonen durchgeführt (Details zur Methodologie werden im nachfolgenden Absatz beschrie-<br />

ben).<br />

In den Modulen 5 und 6 werden Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen gezogen<br />

und zusammenfassend dargestellt.<br />

11


Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>, dass sich diese Studie auf zwei große<br />

Städte – Berl<strong>in</strong> und Frankfurt am Ma<strong>in</strong> – mit vergleichsweise vielen <strong>Drogenabhängige</strong>n be-<br />

schränkt. Die Studienergebnisse lassen sich daher nur beschränkt verallgeme<strong>in</strong>ern, etwa<br />

auf andere große deutsche Städte wiederum mit vergleichsweise vielen <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

wie Hamburg, Hannover oder Köln.<br />

1.3 Methodologie<br />

1.3.1 Qualitative Interviews mit älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

Wir haben uns methodologisch <strong>für</strong> das leitfadengestützte Interview entschieden (Frieberts-<br />

häuser 1997, Hopf 2000). Wir haben daher e<strong>in</strong>en Leitfaden <strong>für</strong> die Gespräche mit älteren<br />

drogenabhängigen Frauen und Männern ausgearbeitet (<strong>für</strong> E<strong>in</strong>zelheiten vgl. Anhang 5).<br />

Der Leitfaden umfasst die folgenden Fragekomplexe:<br />

� Die aktuelle Lebenssituation der Interviewpartner und Interviewpartner<strong>in</strong>nen mit ihren<br />

sozialen Netzwerken und Unterstützungspotentialen;<br />

� Erfahrungen von Ausgrenzung, Marg<strong>in</strong>alisierung und Isolierung;<br />

� E<strong>in</strong>stellungen und Umgang mit riskanten Verhaltensweisen (geme<strong>in</strong>same Nutzung von<br />

Spritzbestecken, ungeschützter Sex usw.);<br />

� Kenntnisse über kommunale Angebote <strong>für</strong> hilfebedürftige ältere Menschen bzw. <strong>für</strong> dro-<br />

genabhängige Frauen und Männer und subjektive E<strong>in</strong>schätzung dieser Angebote;<br />

� Vorstellungen vom Leben im Alter und zur Pflege im Krankheitsfall.<br />

Der Interviewleitfaden dient generell zur Strukturierung des Gesprächs. Er wurde gezielt <strong>für</strong><br />

diese Studie <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit der von der EU teilf<strong>in</strong>anzierten Studie SDDCARE entwickelt.<br />

In ausführliche Diskussionen <strong>in</strong> Expertenrunden (Sozialwissenschaftler/<strong>in</strong>nen, Suchtfor-<br />

scher/<strong>in</strong>nen, Psycholog<strong>in</strong>nen, Sozialarbeiter/<strong>in</strong>nen) wurde der Leitfaden immer wieder modi-<br />

fiziert und <strong>in</strong> Probe<strong>in</strong>terviews auf se<strong>in</strong>e Brauchbarkeit h<strong>in</strong> untersucht. Dieser Leitfaden soll<br />

von den Interviewer und Interviewer<strong>in</strong>nen so gehandhabt werden, dass sowohl Formulierung<br />

als auch Reihenfolge der Fragen dem Interviewverlauf angepasst werden. Alle Interviewer<br />

und Interviewer<strong>in</strong>nen, die an diesem Studienteil mitgearbeitet haben, wurden entsprechend<br />

geschult (Helfferich, 2009).<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n jedes Interviews wurde den Interviewten e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>leitungstext vorgelesen und vor-<br />

gelegt, <strong>in</strong> dem sowohl e<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise auf den Inhalt des Gesprächs mitgeteilt werden, als<br />

auch die formalen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geklärt werden. Dazu gehören Versicherungen der<br />

Interviewten h<strong>in</strong>sichtlich der Vertraulichkeit und der Wahrung der Anonymität im Umgang mit<br />

den Inhalten des Gesprächs. Mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>willigungserklärung bekräftigten die Interviewpart-<br />

12


ner und Interviewpartner<strong>in</strong>nen ihre Bereitschaft, an dem Interview teilzunehmen. Die Inter-<br />

viewer und Interviewer<strong>in</strong>nen verpflichteten sich damit noch e<strong>in</strong>mal, die Datenschutzbed<strong>in</strong>-<br />

gungen e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

Nach Abschluss des Gesprächs haben die Interviewer und Interviewer<strong>in</strong>nen zusammen mit<br />

den <strong>in</strong>terviewten Frauen und Männern zusätzlich e<strong>in</strong>en kurzen quantitativen Fragebogen<br />

ausgefüllt (vgl. Interviewleitfaden und Fragebogen im Anhang). Abgefragt werden demografi-<br />

sche Angaben, Angaben zum Konsum legaler und illegaler Substanzen, zur medikamentö-<br />

sen Behandlung (Substitution), zu Haftaufenthalten, zu körperlichen und psychischen Er-<br />

krankungen.<br />

Alle Interviews wurden verschriftlicht und die Transkriptionen bildeten dann die Grundlage<br />

der qualitativen Inhaltsanalyse.<br />

Für die Transkription der Interviews wurden folgende Regeln festgelegt:<br />

Da es sich um leitfadengestützte Interviews mit älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n handelt, wurde<br />

der Dialekt und sprachliche Besonderheiten (zum Beispiel „äh“) wiedergegeben.<br />

(3) = längere Pause, Angabe der Sekundenzahl ab 3 Sek.<br />

(…) = Auslassung<br />

Hmhm = Transkription von Lautmalerei, verne<strong>in</strong>end<br />

// = Unterbrechung durch Gesprächspartner<br />

Die Auswahl der Interviewpartner und Interviewpartner<strong>in</strong>nen erfolgte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> durch Fremd-<br />

selektion durch Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Drogenhilfee<strong>in</strong>richtungen nach Absprache<br />

mit den Interviewern und Interviewer<strong>in</strong>nen (u.a. Bereitschaft und Fähigkeit zur Teilnahme an<br />

e<strong>in</strong>em qualitativen Interview) und im Großraum Frankfurt durch das gezielte Ansprechen<br />

potentieller Interviewpartner und Interviewpartner<strong>in</strong>nen (angelehnt an das Schneeballverfah-<br />

ren) <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen durch die Interviewer und Interviewer<strong>in</strong>nen und mit Unterstützung<br />

durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter vor Ort.<br />

In Rahmen dieser Studie wurden 30 qualitative Interviews durchgeführt, davon 7 Interviews<br />

mit älteren drogenabhängigen Frauen und 23 Interviews mit älteren drogenabhängigen Män-<br />

nern. 15 dieser Interviews wurden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (<strong>in</strong> Kooperation mit dem Notdienst Berl<strong>in</strong> e.V.)<br />

durchgeführt und 15 <strong>in</strong> Frankfurt (<strong>in</strong> Kooperation z.B. mit dem Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Arbeits- und Erzie-<br />

hungshilfe, VAE e.V.) 2 .<br />

2<br />

Wir bedanken uns beim Notdienst Berl<strong>in</strong> e.V., beim Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Arbeits- und Erziehungshilfe, VAE e.V.<br />

<strong>in</strong> Frankfurt <strong>für</strong> ihre Unterstützung bei der Durchführung der qualitativen Interviews.<br />

13


In die Auswertung wurden zudem die 20 qualitativen Interviews mit <strong>Drogenabhängige</strong>n ab 45<br />

Jahren e<strong>in</strong>bezogen, die im Rahmen der von der EU f<strong>in</strong>anziell geförderten Studie „Senior<br />

Drug Dependents and Care Structures“ erhoben worden s<strong>in</strong>d (vgl. www.sddcare.eu). Das<br />

methodische Vorgehen bei der Durchführung der qualitativen Interviews entspricht dem im<br />

Vorhergehenden dargestellten Verfahren. Alle 20 Interviews wurden im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet<br />

durchgeführt <strong>in</strong> Kooperation mit den Malteser Werken gGmbH, der Integrativen Drogenhilfe<br />

e.V., dem Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Arbeits- und Erziehungshilfe, VAE e.V., der AIDS-Hilfe Frankfurt, dem<br />

Diakonischen Werk Darmstadt und der Vitos gGmbH Riedstadt 3 . Diese Interviews konnten<br />

daher problemlos <strong>für</strong> die weitere Inhaltsanalyse herangezogen werden (e<strong>in</strong>e ausführliche<br />

Beschreibung dieser Studie f<strong>in</strong>det sich auf der Homepage des Projekts unter<br />

http://www.sddcare.eu; Vogt et al., 2010).<br />

Die Auswertung orientiert sich methodisch am Verfahren der Inhaltsanalyse (Flick et al.,<br />

2000; Mayr<strong>in</strong>g, 2002). Für diese Studie werden aus den Interviews <strong>in</strong> Anlehnung an die qua-<br />

litativen Inhaltsanalyse aus den Interviewtranskripten nur die Informationen ausgewählt, die<br />

<strong>für</strong> die Beantwortung der Forschungsfragen relevant s<strong>in</strong>d (vgl. Gläser & Laudel, 2006:191 f.).<br />

Ziel ist e<strong>in</strong>e strukturierte und <strong>in</strong>tersubjektiv nachvollziehbare Analyse, die Interpretationen<br />

und Schlussfolgerungen ermöglicht. Hier<strong>für</strong> wird das Interviewmaterial nach festgelegten<br />

Kategorien sortiert. Anschließend wird das so strukturierte Material auf zentrale Inhalte redu-<br />

ziert (vgl. Mayr<strong>in</strong>g, 2007: 58). Zur Arbeitsvere<strong>in</strong>fachung wurde das Computerprogramm<br />

MAXqda2 zur computergestützten qualitativen Datenanalyse e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Es werden somit <strong>in</strong>sgesamt 50 qualitative Interviews ausgewertet. Die Datenbasis ist also<br />

recht breit. Anhand der Interviews werden die subjektiven Sichtweisen der älteren Drogen-<br />

abhängigen auf ihre Lebenssituation, ihre Gesundheit und gesundheitlichen Beschwerden,<br />

ihre Zukunftssorgen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er guten Unterbr<strong>in</strong>gung und Pflege herausgearbeitet.<br />

1.3.2 Übersichtskarten der Suchthilfesysteme <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Frankfurt<br />

Zur übersichtlichen Darstellung (Übersichtskarten) der Suchthilfesysteme <strong>in</strong> den beiden<br />

Städten Frankfurt und Berl<strong>in</strong> werden zunächst auf Angaben und Informationen der zuständi-<br />

gen kommunalen Stellen <strong>in</strong> beiden Städten (<strong>in</strong> Frankfurt: Informationen des Drogenreferats<br />

der Stadt Frankfurt, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>: Landesstelle Berl<strong>in</strong> <strong>für</strong> Suchtfragen e.V.) zurückgegriffen. Dar-<br />

über h<strong>in</strong>aus werden die Internetpräsentationen der Suchthilfeträger der Städte Berl<strong>in</strong> und<br />

Frankfurt als Informationsquelle genutzt, und bei Unklarheiten telefonisch Kontakt zu den<br />

3 Wir bedanken und bei der AIDS-Hilfe Frankfurt, den Malteser Werken gGmbH,, der Integrativen<br />

Drogenhilfe Frankfurt, dem Diakonischen Werk Darmstadt und der Vitos gGmbH Riedstadt <strong>für</strong> ihre<br />

Unterstützung bei der Durchführung der qualitativen Interviews.<br />

14


Geschäftsstellen aufgenommen, um aktuelle Veränderungen bei den Hilfsangeboten zu er-<br />

fassen.<br />

1.3.3 Das Altenhilfesystem<br />

Der Forschungsauftrag bezieht sich auf die Module 3 und 4, hier mit den Schwerpunkten:<br />

Erstellung e<strong>in</strong>er Karte des Altenhilfesystems der Städte Berl<strong>in</strong> und Frankfurt/Ma<strong>in</strong>, und:<br />

Durchführung von Fokusgruppen<strong>in</strong>terviews. Um e<strong>in</strong>en maximalen Erkenntnisgew<strong>in</strong>n zu zie-<br />

len, wurde das Interviewverfahren methodologisch an die Delphi-Methode angelehnt. Diese<br />

wird <strong>in</strong> 1.3.4 nachfolgend näher dargestellt.<br />

Zur Beschreibung des Altenhilfesystems <strong>in</strong> den Städten Frankfurt/Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> wurde<br />

vorrangig auf die Methode des Desk-Research zurückgegriffen, ergänzt durch mündliche<br />

Kontaktaufnahme und Besuchen von Pflegee<strong>in</strong>richtungen und Pflegestützpunkten vor Ort.<br />

Dieses Verfahren dient der Verifizierung der Ergebnisse des Desk-Researchs. Auch muss<br />

angenommen werden, dass nicht alle Spezifika von E<strong>in</strong>richtungen über die Präsentationen<br />

im Internet, <strong>in</strong> kommunalen Informationsmaterialien (z.B. „Info-Atlas 50 plus“, Reihe Soziales<br />

und Jugend, Bd. 35: Partizipative Altersplanung 2006) eruiert werden können, so dass er-<br />

gänzende Maßnahmen s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en. Anschließend werden die Ergebnisse strukturiert<br />

und grafisch dargestellt.<br />

1.3.4 Experten-Interviews und Experten-Panel Interviews<br />

An Stelle der im Antrag angeführten Fokusgruppen<strong>in</strong>terviews wurde auf fokussierte Inter-<br />

views mit den Fachkräften der (Alten)Pflegee<strong>in</strong>richtungen rekurriert. Die Abweichung vom<br />

geplanten Ansatz der Fokusgruppen<strong>in</strong>terviews war aus zeitlichen Gründen notwendig ge-<br />

worden. Dennoch erfüllt auch dieser methodische Ansatz wesentliche Kriterien, die den Fo-<br />

kusgruppen<strong>in</strong>terviews zugrundegelegt s<strong>in</strong>d: Die Diskutanten s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en Repräsentanten<br />

bestimmter makrosozialer Entitäten und zum anderen waren die Interviews darauf ausgerich-<br />

tet, auf das Thema gerichtete Aspekte zu entwickeln und zu spezifizieren.<br />

Die Auswahl der Interviewpartner und Interviewpartner<strong>in</strong>nen erfolgte auf der Grundlage<br />

der Ergebnisse der Desktop Research. Grundlage bildete hier<strong>für</strong> die Ausrichtung auf Pflege,<br />

respektive Altenpflege mit zusätzlicher Suchtproblematik. Da die Pflege stationär als auch<br />

ambulant erfolgen kann, wurden Anbieter aus beiden Bereichen ausgewählt. Bei den Alten-<br />

pflegeheimen wurden solche Institutionen ausgewählt, die Angebote <strong>für</strong> Morbus Korsakow-<br />

15


Kranke vorhalten. Die ambulanten Pflegedienste der Aidshilfe Frankfurt (Regenbogendienst)<br />

und des Pflegedienstes Felix waren <strong>für</strong> uns von besonderem Interesse, weil sie <strong>in</strong> der Pflege<br />

älterer <strong>Drogenabhängige</strong>r erfahren s<strong>in</strong>d und sich an der Schnittstelle von Pflege und Sucht-<br />

hilfe bef<strong>in</strong>den. Der E<strong>in</strong>bezug von Heimaufsicht und die überörtlichen Träger s<strong>in</strong>d unseres<br />

Erachtens ebenfalls unabd<strong>in</strong>gbar, um mögliche H<strong>in</strong>dernisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schnittstellensektor,<br />

aber auch Anforderungen an die Leistungserbr<strong>in</strong>ger aufzudecken. Hierzu zählen u.a. der<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Dienst der Krankenkassen (MDK) und die Diakonie (vgl. Diakonie Texte, 2008).<br />

Den fokussierten Interviews war e<strong>in</strong> themenzentrierter Leitfaden zugrunde gelegt, der auf<br />

mögliche Problemfelder des pflegerischen Umgangs mit Menschen mit e<strong>in</strong>er Suchterkran-<br />

kung fokussiert. In den Interviews werden die Themen vorgeschlagen, aber nicht <strong>in</strong> starrer<br />

Reihenfolge abgearbeitet. Dabei wurden die Formulierungen der Befragten aufgegriffen, um<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, welchen S<strong>in</strong>ngehalt sie damit verb<strong>in</strong>den. Die Interviews wurden mit Fragen<br />

zur E<strong>in</strong>richtung, der Anzahl ihrer Bewohner und deren demografischen Faktoren e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Anschließend wird auf das Thema Suchterkrankung, <strong>in</strong>sbesondere Alkoholabusus e<strong>in</strong>ge-<br />

gangen.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt s<strong>in</strong>d Diskussionsrunden <strong>in</strong> Experten-Panels durchgeführt worden,<br />

an denen Vertreter und Vertreter<strong>in</strong>nen aus den Bereichen ambulante Pflege, stationäre Pfle-<br />

ge, Suchthilfe, kommunale Behörden und Heimaufsicht teilgenommen haben. Das erste Ex-<br />

perten-Panel fand <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong> statt, das zweite <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Diskussionsgrundlage bildeten<br />

die Ergebnisse aus den fokussierten Interviews, die verdichtet und thesenförmig präsentiert<br />

worden s<strong>in</strong>d. Diese wurden nach dem ersten Panel erneut verdichtet, durch die <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

durchgeführten Experten<strong>in</strong>terviews ergänzt und erneut e<strong>in</strong>em Experten-Panel vorgelegt. Auf-<br />

gabe der Experten Panels war, die <strong>in</strong> den fokussierten Interviews generierten Themenfelder<br />

und Problematiken vor dem H<strong>in</strong>tergrund der jeweiligen Fachkompetenzen zu reflektieren.<br />

Das erste Experten-Panel fand <strong>in</strong> Frankfurt statt. Wir haben e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk auf<br />

die Zusammensetzung des Panel gelegt, um möglichst unterschiedliche Perspektiven zu<br />

reflektieren. In Frankfurt waren Vertreter und Vertreter<strong>in</strong>nen der Suchthilfe, der Heimaufsicht,<br />

der Pflege und des Landeswohlfahrtsverbandes anwesend 4 :<br />

• Frank Brüser (Jugendberatung und Jugendhilfe e.V., Frankfurt)<br />

• Christ<strong>in</strong>e He<strong>in</strong>richs (Frankfurter Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> soziale Heimstätten)<br />

4 Dr. Marie- Luise Marx (Hessisches M<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Arbeit, Familie und Gesundheit), Gabi Becker<br />

(Integrative Drogenhilfe e.V.) und Dr. Hans-Joachim Kirschenbauer (Stadtgesundheitsamt Frankfurt)<br />

waren e<strong>in</strong>geladen, konnten jedoch nicht an dem Gespräch teilnehmen.<br />

16


• Katr<strong>in</strong> Medack (Regenbogendienst der Aids-Hilfe Frankfurt)<br />

• Ralf Schetzkens (Regierungspräsidium Gießen, Fachbereichsleiter Soziale Arbeit)<br />

• Toni Simon (Landeswohlfahrtsverband Hessen, Bereich Suchthilfe Frankfurt)<br />

• Reg<strong>in</strong>a Ernst, vertreten durch Herrn Weimer (Drogenreferat Frankfurt)<br />

• Birgit Wichelmann- Werth (vae, Leiter<strong>in</strong> des Cafe Fix)<br />

• Michael Wistoff (Landeswohlfahrtsverband Hessen, Regionalmanager Fachbereich<br />

<strong>für</strong> Menschen mit seelischer Beh<strong>in</strong>derung und Menschen mit Abhängigkeitserkran-<br />

kungen).<br />

Die Projektleitung wurde unterstützt durch Natalie Eppler, Mitarbeiter<strong>in</strong> am Institut <strong>für</strong> Sucht-<br />

forschung Frankfurt und Andrea Buchta, Diplomand<strong>in</strong> an der Universität Marburg, Fachbe-<br />

reich Erziehungswissenschaften.<br />

Den Teilnehmern und Teilnehmer<strong>in</strong>nen wurden mittels e<strong>in</strong>er Powerpo<strong>in</strong>t Präsentation die<br />

aus den Interviews gewonnenen Thesen vorgestellt, die anschließend diskutiert wurden. Die<br />

Diskussionsrunde wurde aufgezeichnet. Zwei Mitarbeiter<strong>in</strong>nen von ISIS legten zudem Feld-<br />

Notizen an mit der Aufgabe, den Subtext der Kommunikation zu erfassen.<br />

Das zweite Experten-Panel fand <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> statt. Da es mit anderen Experten und Expert<strong>in</strong>nen<br />

besetzt war, konnte so die geforderte Anonymität hergestellt werden. Dem Experten-Panel<br />

wurden die überarbeiteten Thesen aus der ersten Delphi-Runde vorgestellt, wobei diese<br />

noch um die Ergebnisse der fokussierten Interviews aus Berl<strong>in</strong> ergänzt worden waren. Auch<br />

diese Fachrunde wurde elektronisch dokumentiert. Den Teilnehmern und Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

wurde e<strong>in</strong>e Papiervorlage mit den Thesen aus der ersten Runde, ergänzt um Interviewzitate<br />

aus weiteren fokussierten Interviews, vorgelegt. I<br />

Die Teilnehmer des zweiten Experten-Panels waren 5 :<br />

• Annette Günther-W<strong>in</strong>ter, (House of Life, Berl<strong>in</strong>)<br />

• Christian Thomes (ZIK - Zuhause Im Kiez gGmbH, Berl<strong>in</strong>)<br />

• Gerhard Schmidt-Burda (ADV Suchthilfe, Berl<strong>in</strong>)<br />

• Astrid Leicht (Fixpunkt Berl<strong>in</strong>)<br />

• Michael Münch (ambulanter Pflegedienst Felix. Berl<strong>in</strong>)<br />

• Mart<strong>in</strong> Hilckmann (ZIK - Zuhause Im Kiez gGmbH, Berl<strong>in</strong>)<br />

• Christ<strong>in</strong>e Köhler-Azara (Drogenbeauftragte des Landes Berl<strong>in</strong>)<br />

5<br />

Dr. Renate Woick (Leiter<strong>in</strong> der Pro Seniore Residenz Am Märchenbrunnen mit e<strong>in</strong>er Station <strong>für</strong> an<br />

Morbus Korsakow Erkrankte) war e<strong>in</strong>geladen, konnte jedoch an dem Gespräch nicht teilnehmen.<br />

17


• Michael Kofermann-Berg (Notdienst <strong>für</strong> Suchtmittelgefährdete und –abhängige Ber-<br />

l<strong>in</strong> e.V.)<br />

Üblicherweise werden die aus der ersten Runde erarbeiteten Thesen gewichtet und den<br />

Teilnehmern und Teilnehmer<strong>in</strong>nen der zweiten Runde mit dieser Gewichtung vorgestellt.<br />

Hier wird allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong>e Gewichtung verzichtet, weil dessen Nutzen im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Gruppendiskussion als ger<strong>in</strong>g erachtet wurde. Da die Experten und Expert<strong>in</strong>nen die Sachla-<br />

ge aus ihrem Fachgebiet heraus analysierten, traten auch Konfliktfelder zwischen e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bereichen (zum Beispiel zwischen Mediz<strong>in</strong>ischem Dienst der Krankenkassen (MDK) und<br />

Vertreter/<strong>in</strong>nen der Suchthilfe, und LWV) zu Tage. Diese waren <strong>für</strong> die Aufgabenstellung<br />

dieser Untersuchung von großer Bedeutung.<br />

Diskussionsleitfaden Experten-Panel<br />

Frankfurt<br />

Für den Anfang wurden die beiden großen Versorgungsbereiche Ambulante Dienste und<br />

Wohnformen/Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> den Blick genommen. Es stellte sich die Frage nach den<br />

Anforderungen an die beiden Versorgungsbereiche. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt sollten die Mög-<br />

lichkeiten e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit von Sucht- und Altenhilfe sowie angrenzender Versor-<br />

gungssysteme (z.B. Psychiatrien, Beh<strong>in</strong>dertenhilfe usw.) beleuchtet werden. Hier standen<br />

die Fragen nach den gegeben Voraussetzungen und denkbaren Schnittstellen im Vorder-<br />

grund.<br />

Anschließend sollten die Notwendigkeit von Fortbildungen <strong>für</strong> die Fachkräfte diskutiert und<br />

Empfehlungen, erarbeitet werden.<br />

Diskussionspunkte:<br />

Beleuchtung der Schnittstellen<br />

• Welche Anforderungen ergeben sich <strong>für</strong> die ambulanten Dienste?<br />

- H<strong>in</strong>sichtlich der Behandlungs- und der Grundpflege<br />

- Mögliche gerontopsychiatrische Fachpflegedienste<br />

• Was muss e<strong>in</strong>e Wohnform/E<strong>in</strong>richtung leisten um älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n gerecht<br />

zu werden?<br />

• Wie müssen E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> Gruppen von Menschen wie Wohnungslose mit Sucht-<br />

problemen und <strong>Drogenabhängige</strong> beschaffen und organisiert se<strong>in</strong>?<br />

18


- „Betreutes Wohnen“ oder Pflegeheim<br />

- Wie können die älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> den Pflegealltag <strong>in</strong>tegriert wer-<br />

den?<br />

- Wie s<strong>in</strong>nvoll ist das „E<strong>in</strong>streuen“?<br />

• Welche Möglichkeiten gibt es <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit von Sucht- und Altenhilfe?<br />

Welche Voraussetzungen müssen gegeben se<strong>in</strong>?<br />

• Welche Hürden gibt es bei der Gestaltung des persönlichen Budgets? (Zusammenar-<br />

beit mit der Arbeitsagentur)<br />

• Welche f<strong>in</strong>anziellen „Hürden“ müssen bei der Versorgung von pflegebedürftigen Dro-<br />

genabhängigen beachtet werden?<br />

• Wie können die benachbarten Systeme (z.B. E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ältere psychisch Kran-<br />

ke) <strong>in</strong> die Versorgung <strong>in</strong>tegriert werden?<br />

Fort- und Weiterbildung:<br />

• Welchen Bedarf an Fort- und Weiterbildung haben die Fachkräfte der Drogenhilfe h<strong>in</strong>-<br />

sichtlich Altenhilfe bzw. Geriatrie?<br />

• Welchen Bedarf an Fort- und Weiterbildung haben die Fachkräfte der Altenhilfe h<strong>in</strong>-<br />

Berl<strong>in</strong><br />

sichtlich Drogenkonsum, Drogenabhängigkeit und Verhaltensauffälligkeiten von Dro-<br />

genabhängigen?<br />

Auf Grundlage der Ergebnisse der Experten<strong>in</strong>terviews und des <strong>in</strong> Frankfurt erfolgten Exper-<br />

ten-Panels wurden nachfolgende Themenkomplexe thesenartig vorgestellt und debattiert.<br />

Den Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmern wurde vorab e<strong>in</strong> thematischer Leitfaden übermittelt.<br />

Dieser be<strong>in</strong>haltete nachfolgend skizzierte Themen:<br />

• Was muss e<strong>in</strong>e Wohnform/E<strong>in</strong>richtung leisten, um älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n gerecht<br />

zu werden?<br />

• Welche Anforderungen werden an die ambulanten Pflegedienste gestellt?<br />

• Qualifikation des Pflegepersonals: Fort- und Weiterbildung<br />

o Welche Fortbildungsbedarfe sehen die Experten und Expert<strong>in</strong>nen <strong>für</strong> die<br />

Suchthilfe h<strong>in</strong>sichtlich Altenhilfe und Geriatrie?<br />

o Welchen Bedarf an Fort- und Weiterbildung haben die Fachkräfte der Altenhilfe<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Drogenkonsum, Drogenabhängigkeit und Verhaltensauffälligkeiten<br />

von <strong>Drogenabhängige</strong>n?<br />

• Dynamische Krankheits- bzw. Pflegeverläufe<br />

19


o Die Krankheitsverläufe werden als dynamisch und nicht unbed<strong>in</strong>gt progredient<br />

beschrieben. Das hat Folgen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e systematische Herangehensweise<br />

(Feststellung der Pflegestufe, Kostendeckung usw.)<br />

• Zukünftige Bedarfe<br />

o Auf wie hoch werden die zukünftigen Bedarfe geschätzt? Gibt es Prognosen?<br />

• Empfehlungen<br />

o Wie müssen E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> schwierige Gruppen von Menschen wie Wohnungslose<br />

mit Suchtproblemen und <strong>Drogenabhängige</strong> beschaffen und organisiert<br />

se<strong>in</strong>?<br />

Für die Gesprächsführung wurde e<strong>in</strong> Leitfaden erstellt, der auf E<strong>in</strong>zelergebnisse der zuvor<br />

durchgeführten Interviews und des ersten Experten-Panels be<strong>in</strong>haltete:<br />

Es gibt besondere Anforderungen an die Pflege h<strong>in</strong>sichtlich:<br />

• Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtung<br />

• Organisation: Flexible Tagesplanung<br />

• Psychische Erkrankung/Sucht<br />

• Herstellen von Compliance<br />

� Diese Anforderungen ergeben sich aus den Profilen der Klienten (Suchtstruk-<br />

tur, Suchtverhalten usw.)<br />

� Wenn man derartige Klienten hat, die besonders <strong>in</strong> den oben genannten Be-<br />

reichen e<strong>in</strong>e Herausforderung <strong>für</strong> die Pflege darstellen, wie man e<strong>in</strong>erseits<br />

dem Pflegebedarf und andererseits der besonderen Lebenslage gerecht wird?<br />

• Wer ist zuständig, die Suchthilfe oder die Altenhilfe?<br />

Bedarf an Fortbildung bzw. Weiterbildung:<br />

In den Interviews wurde deutlich, dass e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen Mitarbeiter aus der Altenpflege<br />

haben, viele aber vor allem Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen mit Psychiatrieerfahrung (Fachpfleger<strong>in</strong> Psy-<br />

chiatrie). Pfleger<strong>in</strong>nen, die mit drogenabhängigen Menschen arbeiten, müssen sehr belast-<br />

bar se<strong>in</strong>.<br />

• Welche Qualifikationen muss das Pflegepersonal <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Zielgruppe der<br />

älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n mitbr<strong>in</strong>gen? Welche Qualifikationen benötigen die E<strong>in</strong>rich-<br />

tungen der Suchthilfe (im Pflegebereich)?<br />

Dynamische Pflegeverläufe:<br />

• In den Interviews wurde deutlich, dass die Patienten nicht-l<strong>in</strong>eare Pflegeverläufe auf-<br />

weisen. Der Pflegebedarf ist zudem nicht unbed<strong>in</strong>gt auf Dauer gegeben, es gibt e<strong>in</strong>e<br />

Schnittstelle zur Wiedere<strong>in</strong>gliederungshilfe. Die nicht-l<strong>in</strong>earen Pflegeverläufe lassen<br />

20


Bedarfe<br />

auch die Option zu, dass auch nach e<strong>in</strong>em Jahr Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflegeheim Pati-<br />

enten <strong>in</strong>s Betreute Wohnen entlassen werden können.<br />

• Die Bedarfe werden derzeit eher ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschätzt (ca. 30 Personen <strong>für</strong> stationäre<br />

Pflege <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>), allerd<strong>in</strong>gs lässt die gute Grundversorgung die Vermutung zu, dass<br />

dieser Bedarf steigen könnte. Auch deshalb, weil die Nebenwirkungen e<strong>in</strong>er Langzeit-<br />

Medikation erst langsam sichtbar werden.<br />

Transkription und Auswertung<br />

Alle Interviews und Diskussionsrunden s<strong>in</strong>d auf Tonband aufgenommen, transkribiert, codiert<br />

und mit Hilfe von MAXqda analysiert worden. Die Auswertung der Interviews orientiert sich<br />

methodisch am Verfahren der Inhaltsanalyse (Flick et al. 2000, Mayr<strong>in</strong>g 2002). Die Ergebnis-<br />

se s<strong>in</strong>d anonymisiert, strukturiert und auf zentrale Inhalte reduziert worden (Mayr<strong>in</strong>g 2007).<br />

Für die Transkription der Interviews wurden folgende Regeln festgelegt:<br />

Da es sich um themenzentrierte Experten<strong>in</strong>terviews handelt, wurde auf e<strong>in</strong>e Wiedergabe von<br />

Dialekt oder sprachlichen Besonderheiten (zum Beispiel „äh“) verzichtet.<br />

.) = kurze Pause<br />

(3 Sek) = längere Pause<br />

[…] = Auslassung<br />

(unsicherer Text?) = Transkript unsicher<br />

(?) = unverständlicher Text<br />

betont = Betonung des Wortes<br />

? = Satzende mit fragendem Tonfall<br />

! = Satzende mit ausrufendem Tonfall<br />

[*Hmhm*] = Transkription von Lautmalerei, verne<strong>in</strong>end<br />

[*Hm*, bejahend] = Transkription von Lautmalerei, bejahend<br />

1.4 Arbeitsverteilung zwischen dem Institut <strong>für</strong> Suchtforschung Frankfurt (ISFF)<br />

und dem Institut <strong>für</strong> Infrastruktur (ISIS)<br />

Die an dem Projekt beteiligten Institutionen haben e<strong>in</strong> unterschiedliches Profil. Das Institut<br />

<strong>für</strong> Suchtforschung Frankfurt (ISFF) ist spezialisiert auf die Erforschung von Problemen im<br />

Zusammenhang mit dem Konsum von psychoaktiven Substanzen. Es hat sich mit e<strong>in</strong>er Rei-<br />

he von Studien <strong>für</strong> Fragestellungen h<strong>in</strong>sichtlich der Versorgung problematischer<br />

21


Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen profiliert (vgl. u.a. Kuhn et al., 2007, Vogt et al.,<br />

2007). Aus diesem Grund bearbeiten Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des ISFF alle Frage-<br />

stellungen, die sich auf die Lebenssituation von älteren problematischen Drogenkonsumen-<br />

ten – und abhängigen beziehen (Modul 1) sowie auf die Drogenhilfesysteme (Modul 2).<br />

Das Institut <strong>für</strong> Infrastruktur (ISIS) ist spezialisiert auf die Erforschung u.a. der Diskrim<strong>in</strong>ie-<br />

rung von älteren Menschen mit und ohne Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> (und dem europäi-<br />

schen Ausland) sowie auf deren Lebenssituation <strong>in</strong> Altenheimen und Pflegee<strong>in</strong>richtungen. Es<br />

hat sich mit e<strong>in</strong>er Reihe von Studien mit entsprechenden Fragestellungen profiliert (vgl. u.a.<br />

Stiehr et al., 2008, Vill<strong>in</strong>ger et al., 2007). Aus diesem Grund bearbeiten die Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des ISIS alle Fragestellungen, die sich mit der Altenhilfe und den Pflegee<strong>in</strong>-<br />

richtungen <strong>für</strong> ältere und hilfebedürftige Menschen beschäftigen (Modul 3) sowie mit den<br />

Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen (Modul 4).<br />

Die Module 5 und 6 werden von beiden Instituten geme<strong>in</strong>schaftlich bearbeitet. Die Ergebnis-<br />

se und Schlussfolgerungen, die <strong>in</strong> diesem Bericht zusammengetragen werden, spiegeln die<br />

Positionen beider Institute wider.<br />

22


2. Bestandsaufnahme der Alten- und Suchthilfe Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

und Berl<strong>in</strong><br />

2.1 Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Altenhilfe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Die gesetzlich verankerte Altenhilfe soll dazu beitragen, „Schwierigkeiten, die durch das Alter<br />

entstehen, zu verhüten, zu überw<strong>in</strong>den oder zu mildern“ (§71 Abs. 1 SGB XII). Zudem soll<br />

alten Menschen die Möglichkeit erhalten werden, am Leben <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft teilzuneh-<br />

men und sich gesellschaftlich zu engagieren. Es sollen des Weiteren Leistungen erbracht<br />

werden bei der Beschaffung und Erhaltung e<strong>in</strong>er Wohnung, die den Bedürfnissen des alten<br />

Menschen entspricht. Leistungen der Altenhilfe s<strong>in</strong>d zudem die Beratung und Unterstützung<br />

<strong>in</strong> allen Fragen der Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Betreuungse<strong>in</strong>richtung, <strong>in</strong>sbesondere bei der Suche<br />

nach e<strong>in</strong>em geeigneten Heimplatz, und <strong>in</strong> allen Fragen der Inanspruchnahme altersgerechter<br />

Dienste. Leistungen der Altenhilfe kommen auch zum Besuch von Geselligkeits-, Unterhal-<br />

tungs- und Bildungsveranstaltungen <strong>in</strong> Betracht. Weiterh<strong>in</strong> soll die Altenhilfe den alten Men-<br />

schen die Verb<strong>in</strong>dung mit nahe stehenden Personen ermöglichen. Altenhilfe soll e<strong>in</strong>kom-<br />

mens- und vermögensunabhängig geleistet werden, soweit die Beratung und Unterstützung<br />

erforderlich s<strong>in</strong>d (vgl. §71 SGB XII).<br />

Das Altenhilfesystem umfasst die offene bzw. ambulante Altenhilfe mit sowohl beratenden<br />

als auch ambulanten pflegerischen Maßnahmen, die teilstationäre Altenhilfe mit präventiven<br />

und pflegerischen Maßnahmen und die vollstationäre Altenhilfe, die die Pflege <strong>in</strong> den Vor-<br />

dergrund stellt.<br />

Im Folgenden werden wesentliche Ergebnisse der deutschen Pflegestatistik (2007) zur am-<br />

bulanten und stationären Pflege, die <strong>in</strong> der Pflegeversicherung (Sozialgesetzbuch XI) defi-<br />

niert wird, vorgestellt, wobei die Mehrheit der Pflegee<strong>in</strong>richtungen auf Altenpflege ausgerich-<br />

tet ist.<br />

In <strong>Deutschland</strong> waren 2007 knapp 2,3 Mio. Menschen im S<strong>in</strong>ne des Pflegeversicherungsge-<br />

setzes pflegebedürftig 6 , wobei 671.000 e<strong>in</strong>e vollstationäre Dauerpflege erhielten. Knapp zwei<br />

Drittel der Pflegebedürftigen wurden zu Hause versorgt. Seit 1999 hat die Zahl der Pflegebe-<br />

dürftigen im Zuge der zunehmenden Alterung der Bevölkerung um 11,4% (231.000) zuge-<br />

nommen. Nur 5% der 70 – 75jährigen waren auf Pflege angewiesen, aber 60% der Perso-<br />

nen, die 90 Jahre und älter s<strong>in</strong>d. Das Heime<strong>in</strong>trittsalter lag bei Frauen durchschnittlich bei 82<br />

6<br />

„Pflegebedürftig im S<strong>in</strong>ne des SGB XI s<strong>in</strong>d Personen, die wegen e<strong>in</strong>er körperlichen, geistigen oder<br />

seelischen Krankheit oder Beh<strong>in</strong>derung <strong>für</strong> die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen<br />

im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich <strong>für</strong> m<strong>in</strong>destens sechs Monate, <strong>in</strong><br />

erheblichem oder höherem Maße (§ 15) der Hilfe bedürfen (§ 14 SGB XI, Abs. 1)“ (Statistisches Bundesamt,<br />

2008:10).<br />

23


und bei Männern bei 79 Jahren. Die Verweildauer betrug bei Frauen ca. 3 ½ und bei Män-<br />

nern ca. 2 ½ bis 3 Jahre. 76% der Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner der Heime waren Frauen<br />

(vgl. Statistisches Bundesamt, 2008:4f.).<br />

Im Dezember 2007 gab es <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> rund 11.000 nach SGB XI zugelassene voll- bzw.<br />

teilstationäre Heime. Die Mehrheit befand sich <strong>in</strong> freigeme<strong>in</strong>nütziger Trägerschaft, der Anteil<br />

der privaten Heime betrug 39% und der der öffentlichen Träger 6%. In den Heimen wurden<br />

überwiegend ältere Menschen versorgt, nur 2% der Heime richteten sich vor allem an beh<strong>in</strong>-<br />

derte Menschen. Weitere 3% der Heime waren auf die Versorgung von gerontopsychiatrisch<br />

und psychisch erkrankten Menschen ausgerichtet. 1% der Heime boten Pflege <strong>für</strong> Schwerst-<br />

kranke und Sterbende an. Die meisten Heime s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e vollstationäre Dauerpflege aus-<br />

gerichtet, nur wenige bieten ausschließlich Kurzzeitpflege oder Tages- bzw. Nachtpflege an.<br />

Die höchste Auslastung haben jene Heime, die sowohl e<strong>in</strong>e Dauer- als auch e<strong>in</strong>e Kurzzeit-<br />

pflege anbieten (91,4%). Die größte Gruppe der Pflegebedürftigen <strong>in</strong> den Heimen bildet die<br />

Pflegestufe II (Schwerpflegebedürftige), gefolgt von Pflegestufe I (erheblich Pflegebedürftige)<br />

und schließlich Pflegestufe III (Schwerstpflegebedürftige) (§15 SGB XI, Statistisches Bun-<br />

desamt 2008: 7, 20, 23,).<br />

Im Rahmen der Stärkung alternativer Wohnformen <strong>für</strong> Pflegebedürftige abseits von Pflege-<br />

heimen ist davon auszugehen, dass die Auslastung der Heime kurzfristig abnehmen wird –<br />

mit deutlichen ökonomischen Folgen <strong>für</strong> das Heim. E<strong>in</strong>ige Heime versuchen daher, diesem<br />

Trend entgegenzuwirken, <strong>in</strong>dem sie sich spezialisieren und beispielsweise Pflege <strong>für</strong> Wach-<br />

komapatienten und -patient<strong>in</strong>nen anbieten oder besondere Angebote <strong>für</strong> dementiell erkrank-<br />

te Menschen haben.<br />

Die ambulante pflegerische Versorgung wurde im Jahr 2007 von 11.500 Pflegediensten si-<br />

chergestellt, wobei die überwiegende Mehrheit (97%) auch e<strong>in</strong>e häusliche Krankenpflege<br />

anbietet. Die Mehrheit (60%) der ambulanten Pflegedienste befand sich <strong>in</strong> privater Träger-<br />

schaft. 38% der Pflegedienste hatten e<strong>in</strong>en freigeme<strong>in</strong>nützigen und 2% e<strong>in</strong>en öffentlichen<br />

Träger. Die größte Gruppe derjenigen, die Zuhause gepflegt werden, s<strong>in</strong>d Pflegebedürftige<br />

der Stufe I, wobei diese nur zu e<strong>in</strong>em Drittel von e<strong>in</strong>em ambulanten Pflegedienst versorgt<br />

wurden. In zwei Drittel der Fälle übernehmen Angehörige die Pflege (Statistisches Bundes-<br />

amt 2008: 4ff., 12).<br />

Bei der Beschäftigungsstruktur ist hervorzuheben, dass 88% der Beschäftigten <strong>in</strong> Pflege-<br />

diensten und 85% der Beschäftigten <strong>in</strong> den Pflegeheimen weiblich s<strong>in</strong>d. Die Mehrheit des<br />

24


Pflegepersonals ist sowohl <strong>in</strong> der ambulanten Pflege (71%) als auch <strong>in</strong> der stationären Pfle-<br />

ge (57%) teilzeitbeschäftigt (ebd.: 6, 8).<br />

2.2 Strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Suchthilfe<br />

Die Maßnahmen der Suchthilfe bestehen aus: „(…) präventiven, beratenden, begleitenden,<br />

unterstützenden, betreuenden, therapeutischen, krisen<strong>in</strong>terventorischen und nachsorgenden<br />

(…)“ Angeboten (Loviscach, 1999: 385). Ebenso ausdifferenziert wie das Hilfssystem ist<br />

auch die F<strong>in</strong>anzierung der Angebote. Zunächst ist allgeme<strong>in</strong> anzumerken, dass die sozialen<br />

Sicherungssysteme <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> unterschiedlich f<strong>in</strong>anziert werden. Die gesetzliche Ar-<br />

beits-, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung f<strong>in</strong>anziert sich aus Beitragszahlungen. Die<br />

Grundsicherung <strong>für</strong> Arbeitssuchende (SGB II) wird sowohl vom Bund als auch von den<br />

Kommunen f<strong>in</strong>anziert: der Bund trägt Regelleistungen und E<strong>in</strong>gliederungsmaßnahmen, die<br />

Kommunen tragen Unterkunftskosten und weitere der E<strong>in</strong>gliederung dienliche Maßnahmen,<br />

u.a. auch die Suchtberatung. Die Sozialhilfe (SGB XII) wird ebenfalls von den Kommunen<br />

f<strong>in</strong>anziert.<br />

Das SGB IX wiederum regelt die Versorgung von beh<strong>in</strong>derten und von Beh<strong>in</strong>derung bedroh-<br />

ten Menschen. <strong>Drogenabhängige</strong> werden zur Gruppe der seelisch Beh<strong>in</strong>derten gezählt, da<br />

man davon ausgeht, dass sie aufgrund ihrer Abhängigkeitserkrankung länger als sechs Mo-<br />

nate an der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bee<strong>in</strong>trächtigt s<strong>in</strong>d (vgl. SGB IX §§ 1, 2).<br />

Der Drogenhilfe obliegt die Aufgabe Angebote bereitzustellen zur Prävention und zur Über-<br />

w<strong>in</strong>dung der Abhängigkeit von e<strong>in</strong>er psychoaktiven Substanz; <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

kommt der Teilhabe am Arbeitsleben e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu. Die Suchthilfe engagiert<br />

sich <strong>in</strong> Kooperation mit anderen e<strong>in</strong>schlägigen Institutionen (z.B. Schulen) <strong>in</strong> der Prävention,<br />

sie bietet ambulante Beratungen, Betreuungen und Therapien an und vermittelt <strong>in</strong> Angebote<br />

zur Entgiftung und <strong>in</strong> stationäre Rehabilitationsmaßnahmen (e<strong>in</strong>schließlich Adaptation). Sie<br />

arbeitet zusammen mit den zuständigen Agenturen an der (Wieder)E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> das Ar-<br />

beitsleben von Suchtkranken. Sie unterstützt Suchtkranke bei der Klärung und Durchsetzung<br />

von unterhaltssichernden Leistungen und Leistungen zur Teilhabe am Leben <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>-<br />

schaft und übernimmt im Rahmen der Beratung und Betreuung noch viele weitere Dienstleis-<br />

tungen, sehr oft <strong>in</strong> Kooperation mit anderen Institutionen, Behörden und Freien Trägern.<br />

Die Suchthilfestellen selbst werden überwiegend von frei-geme<strong>in</strong>nützigen Trägern betrieben,<br />

die wiederum Mitglieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der sechs großen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrts-<br />

pflege s<strong>in</strong>d. Diese Träger verfügen meist nur über ger<strong>in</strong>ge f<strong>in</strong>anzielle Mittel. Die von ihnen<br />

erbrachten Dienstleistungen im Bereich der Suchthilfe werden über Entgeldsätze oder über<br />

25


Projektf<strong>in</strong>anzierungen der gesetzlichen Sozialversicherungsträger und den Ländern und<br />

Kommunen je nach sachlicher Zuständigkeit f<strong>in</strong>anziert (vgl. Lenski & Wichelmann-Werth,<br />

2009). Je nach Sachlage wird e<strong>in</strong> Teil der Kosten, die mit der Beratung und Betreuung von<br />

Süchtigen entstehen, von anderen Institutionen übernommen. Auf die Rolle der Bundes-<br />

agentur <strong>für</strong> Arbeit wurde bereits kurz h<strong>in</strong>gewiesen (vgl. dazu auch Henkel, 2008). Geht es<br />

um mediz<strong>in</strong>ische Dienstleistungen <strong>für</strong> <strong>Drogenabhängige</strong>, z.B. e<strong>in</strong>e Substitutionsbehandlung,<br />

werden die Krankenkassen ebenfalls mit e<strong>in</strong>bezogen. Stationäre Behandlungen werden<br />

weitgehend von der <strong>Deutsche</strong>n Rentenversicherung bzw. vom Landeswohlfahrtsverband<br />

Hessen f<strong>in</strong>anziert. Die F<strong>in</strong>anzierungsquellen <strong>für</strong> Prävention, Beratung, Schadensm<strong>in</strong>derung,<br />

Behandlung und Rehabilitation <strong>für</strong> Menschen mit Suchtproblemen s<strong>in</strong>d hochkomplex und<br />

verschlungen; sie variieren zudem zwischen den Ländern.<br />

Das zeigt das Beispiel Berl<strong>in</strong>: Im Jahr 2001 wurde e<strong>in</strong> Vertrag zur F<strong>in</strong>anzierung der ambulan-<br />

ten Drogenhilfe zwischen dem Land Berl<strong>in</strong> und den Spitzenverbänden der Freien Wohl-<br />

fahrtspflege geschlossen, mit dem 20 Projekte bei neun Trägern gefördert werden und somit<br />

die ambulante Grundversorgung gesichert werden soll. 7 Ansonsten teilen sich die F<strong>in</strong>anzie-<br />

rung im Land Berl<strong>in</strong> ebenso wie <strong>in</strong> Hessen die gesetzlichen Sozialversicherungsträger, das<br />

Land und – <strong>in</strong> Hessen - die Kommunen, wenn auch <strong>in</strong> unterschiedlichen Verb<strong>in</strong>dlichkeiten.<br />

2.3 Karten der Altenhilfe<br />

2.3.1 Angebote der Altenhilfe – E<strong>in</strong> Überblick<br />

Zu den Angeboten im Bereich der offenen bzw. ambulanten Altenhilfe gehören zum e<strong>in</strong>en<br />

die Beratung von Senior<strong>in</strong>nen und Senioren und die Koord<strong>in</strong>ation von Pflege und Wohnen,<br />

zum anderen die ambulante Alten- und Krankenpflege und andere ambulante Dienstleistun-<br />

gen. Die Leistungen der ambulanten Dienste können je nach Anbieter variieren und können<br />

Grund- und Behandlungspflege, Mobile soziale Dienste, Mahlzeitendienste, Hausnotrufsys-<br />

teme und Fahrdienste umfassen. E<strong>in</strong> weiteres Angebot stellen die niedrigschwelligen Be-<br />

treuungsangebote dar, die Betreuung und tagesstrukturierende Maßnahmen <strong>für</strong> ältere, hilfe-<br />

bedürftige und dementiell erkrankte Menschen bereitstellen. Insbesondere können diese<br />

Betreuungsangebote pflegende Angehörige entlasten.<br />

Die teil- und vollstationäre Altenhilfe umfasst teilstationäre E<strong>in</strong>richtungen wie Tagespflege-<br />

e<strong>in</strong>richtungen und Tageskl<strong>in</strong>iken, und E<strong>in</strong>richtungen, zumeist Alten- und Pflegeheime mit<br />

umfassender 24h- Pflege. Es gibt Pflegee<strong>in</strong>richtungen, die zielgruppenspezifische Pflege<br />

anbieten. Neben den Pflegee<strong>in</strong>richtungen existieren Kl<strong>in</strong>iken und Fachabteilungen, die sich<br />

7 http://www.paritaet-berl<strong>in</strong>.de/artikel/download/1400.pdf<br />

26


auf die Bedürfnisse älterer Menschen spezialisiert haben und geriatrische 8 und gerontopsy-<br />

chiatrische 9 Behandlung bereitstellen.<br />

E<strong>in</strong>e Alternative zur Pflege und Betreuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alten- und Pflegeheim s<strong>in</strong>d betreute<br />

Wohnformen wie Seniorenwohnungen 10 , ambulant betreute Wohngeme<strong>in</strong>schaften 11 <strong>für</strong> Seni-<br />

oren und Senior<strong>in</strong>nen und heimverbundenes betreutes Wohnen, das an e<strong>in</strong> Alten- und Pfle-<br />

geheim angegliedert ist. Betreute Wohnformen können mit Angeboten der offenen Altenhilfe<br />

komb<strong>in</strong>iert werden und befriedigen auf diese Weise unterschiedliche Hilfebedarfe.<br />

Nachfolgend werden die skizzierten Strukturen der Altenhilfe exemplarisch an den Städten<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> aufgezeigt und e<strong>in</strong>e Auswahl an Angeboten <strong>in</strong> den Bereichen Be-<br />

ratung und Vermittlung, Niedrigschwellige Betreuungsangebote, Ambulante Pflegedienste,<br />

Betreute und alternative Wohnformen, teil- und vollstationäre Altenpflege und geriatrische<br />

und gerontopsychiatrische (Tages-)Kl<strong>in</strong>iken und Fachabteilungen beschrieben.<br />

2.3.2 Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 12<br />

In Hessen ist das M<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Arbeit, Familie und Gesundheit <strong>für</strong> die Seniorenpolitik und<br />

die darauf bezogenen ambulanten Dienste zuständig. Die Heimaufsicht 13 ist dem Regie-<br />

rungspräsidium Gießen (übergeordnete Heimaufsicht) und den Hessischen Ämtern <strong>für</strong> Ver-<br />

sorgung und Soziales, die <strong>in</strong> den größeren Städten Hessens vertreten s<strong>in</strong>d, zugeordnet.<br />

Zudem gibt es e<strong>in</strong>en Landespflegeausschuss nach dem SGB XI, an dem Vertreter der Pfle-<br />

gekassen und Träger der Pflegee<strong>in</strong>richtungen vertreten s<strong>in</strong>d.<br />

Schließlich ist auf Landesebene der Landeswohlfahrtsverband (LWV) zu nennen. Der LWV<br />

ist e<strong>in</strong> „überörtlicher Kosten- und Leistungsträger der Sozialhilfe und zuständig <strong>für</strong> die Unter-<br />

stützung und Förderung von beh<strong>in</strong>derten und kranken Menschen <strong>in</strong> sozialer und materieller<br />

8<br />

Geriatrische Kl<strong>in</strong>iken behandeln altersbed<strong>in</strong>gte Funktionsstörungen, so z.B. Gangstörungen, kognitive<br />

E<strong>in</strong>schränkungen oder chronische Wunden. Ziel der geriatrischen Behandlung ist die Wiederherstellung<br />

und der Erhalt größtmöglicher Selbstständigkeit und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit.<br />

9<br />

Die Gerontopsychiatrie befasst sich mit psychischen Erkrankungen im Alter (z.B. Depressionen und<br />

Angststörungen im Alter, Delir bzw. Verwirrtheitszustände und Demenzen).<br />

10<br />

Servicewohnanlagen und Seniorenwohnungen (z.B. „Betreutes Wohnen“, „Service-Wohnen“) s<strong>in</strong>d<br />

begrifflich nicht geschützt, zudem gibt es ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dlichen Richtl<strong>in</strong>ien über das M<strong>in</strong>destmaß an<br />

Betreuung, über Vertrags- und Preisgestaltung etc. Die Wohnungen bieten selbständiges Wohnen<br />

und können mit e<strong>in</strong>er Grundleistung (z.B. Informationen, Beratung und Vermittlung, Hausnotruf) und,<br />

wenn gewünscht, Wahlleistungen (Pflege, Mittagstisch, Fahrdienst) gemietet werden.<br />

11<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaften s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Pflegeheime, stattdessen leben die Bewohner als Mieter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

eigenen, geme<strong>in</strong>sam genutzten Wohnung zusammen und werden durch e<strong>in</strong>en ambulanten Pflegedienst<br />

betreut und gepflegt. E<strong>in</strong>e Alternative zu Pflegediensten stellt e<strong>in</strong>e Pflegekraft dar, die ganztätig<br />

<strong>in</strong> der Wohnung anwesend ist. Wohngeme<strong>in</strong>schaften stellen <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> dementiell erkrankte<br />

Menschen e<strong>in</strong>e geeignete Wohnform dar.<br />

12<br />

Für e<strong>in</strong>e detaillierte Darstellung e<strong>in</strong>er Auswahl von Angeboten siehe Anhang 1: Altenhilfekarte<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong>.<br />

13<br />

Die Heimaufsicht hat die Aufgabe, Heime im S<strong>in</strong>ne des Heimgesetzes (HeimG) zu beraten und zu<br />

kontrollieren.<br />

27


Not, vor allem <strong>in</strong> voll- und teilstationären E<strong>in</strong>richtungen“ 14 . Der LWV f<strong>in</strong>anziert sich durch e<strong>in</strong>e<br />

sogenannte Verbandsumlage der hessischen Kreise und kreisfreien Städte als Mitglieder<br />

des LWV, F<strong>in</strong>anzzuweisungen aus dem kommunalen F<strong>in</strong>anzausgleich und eigenen E<strong>in</strong>nah-<br />

men (z.B. Kostenerstattungen). Als überörtlicher Träger weist er den Kommunen Gelder <strong>für</strong><br />

die Unterhaltung von z.B. betreuten Wohne<strong>in</strong>richtungen, Werkstätten <strong>für</strong> beh<strong>in</strong>derte Men-<br />

schen, Hilfen zur Gesundheit, Grundsicherung nach SGB XII, Hilfen zur Teilnahme am ge-<br />

sellschaftlichen Leben, ambulante und stationäre Maßnahmen bei Menschen mit Abhängig-<br />

keitserkrankungen zu 15 . Zudem koord<strong>in</strong>iert er die Helferkonferenzen <strong>für</strong> die Erstellung e<strong>in</strong>es<br />

trägerübergreifenden persönlichen Budgets nach dem SGB IX.<br />

2.3.2.1 Beratung und Vermittlung<br />

In Frankfurt obliegt die Sozialplanung dem Jugend- und Sozialamt. Diesem s<strong>in</strong>d 9 Sozialrat-<br />

häuser angegliedert, die <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen verortet s<strong>in</strong>d und durch den „Sozial-<br />

dienst <strong>für</strong> ältere Bürger“ beratend wirken. Zudem gibt es im Jugend- und Sozialamt e<strong>in</strong> zent-<br />

rales Rathaus <strong>für</strong> Senior<strong>in</strong>nen und Senioren. Im „Rathaus <strong>für</strong> Senioren“ bef<strong>in</strong>den sich die<br />

„Koord<strong>in</strong>ierungsstelle stationäre Pflege“ und die „Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Wohnen und Pflege<br />

zuhause“, sowie die Betreuungsstelle und weitere Seniorenangebote. In den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Stadtteilen gibt es zusätzlich Beratungs- und Vermittlungsstellen (BuV) <strong>für</strong> ambulante und<br />

stationäre Hilfen der Träger der freien Wohlfahrtspflege. Diese werden durch die Koord<strong>in</strong>ie-<br />

rungsstellen unterstützt. E<strong>in</strong> zusätzliches Angebot bietet das „Amt <strong>für</strong> Wohnungswesen“ der<br />

Stadt mit e<strong>in</strong>er Wohnberatung <strong>für</strong> Senioren und Senior<strong>in</strong>nen und Menschen mit körperlichen<br />

Beh<strong>in</strong>derungen und der Vermittlung von Sozial- und Seniorenwohnungen. Die Angebote der<br />

Stadt und der Beratungs- und Vermittlungsstellen werden durch Angebote von privaten und<br />

freigeme<strong>in</strong>nützigen Trägern ergänzt. Nach Vorgabe des Hessischen M<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong> Arbeit,<br />

Familie und Gesundheit soll <strong>in</strong> jedem Landkreis und <strong>in</strong> jeder kreisfreien Stadt jeweils e<strong>in</strong><br />

Pflegestützpunkt gemäß der Pflegereform von 2008 e<strong>in</strong>gerichtet werden. Die Pflegestütz-<br />

punkte sollen bei der Organisation rund um die Pflege behilflich se<strong>in</strong> und die Angebote der<br />

Pflege- und Krankenkassen, der Altenhilfe und Sozialhilfeträger abstimmen. Dadurch soll<br />

auch die Zusammenarbeit mit Sozialleistungsträgern verbessert werden. Die Pflegestütz-<br />

punkte sollen durch die Kranken- und Pflegekassen e<strong>in</strong>gerichtet werden und die örtlichen<br />

14<br />

http://www.lwv-hessen.de/webcom/show_article.php/_c-232/_nr-19/_lkm-51/i.html. Letzter Zugriff:<br />

21.10.09.<br />

15<br />

Diese Form der F<strong>in</strong>anzierung birgt auch e<strong>in</strong> Konfliktpotential, denn es können zum e<strong>in</strong>en unterschiedliche<br />

Vorstellungen über die Flächendeckung von Versorgungsstrukturen vorliegen und zum<br />

anderen kann es als e<strong>in</strong>e Benachteiligung empfunden werden, wenn die Zuteilung nicht mit dem Proporz<br />

der Verbandsumlage übere<strong>in</strong>stimmt.<br />

28


Beratungs- und Vermittlungsstellen ergänzen und weiterentwickeln. Mit der Pflegereform<br />

2009 wurde auch e<strong>in</strong> Anspruch auf Pflegeberatung e<strong>in</strong>geführt 16 .<br />

2.3.2.2 Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />

In Frankfurt gibt es Angebote <strong>für</strong> die psychosoziale Betreuung älterer Menschen, (ehrenamt-<br />

liche) Besuchsdienste, Betreuungsgruppen <strong>für</strong> dementiell erkrankte Menschen und weitere<br />

zielgruppenspezifische Angebote. An dieser Stelle ist <strong>in</strong>sbesondere das Frankfurter Pro-<br />

gramm „Würde im Alter“ 17 hervorzuheben. Dieses fördert E<strong>in</strong>richtungen und Angebote, die<br />

den besonderen Hilfe- und Betreuungsbedarf bei alle<strong>in</strong>lebenden älteren Menschen, die auch<br />

durch besondere gesundheitliche und psychosoziale Schwierigkeiten belastet s<strong>in</strong>d, beach-<br />

ten. Besondere Angebote stellen Unterstützungsmaßnahmen dar, die sich an e<strong>in</strong>e besonde-<br />

re Klientel wie zum Beispiel Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten, homosexuelle Senior<strong>in</strong>nen und<br />

Senioren, ältere an Aids erkrankte Menschen und ältere Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung wen-<br />

den.<br />

2.3.2.3 Ambulante Pflegedienste<br />

In Frankfurt gibt es <strong>in</strong>sgesamt 132 ambulante Pflegedienste 18 . Davon ist die überwiegende<br />

Mehrheit e<strong>in</strong>gliedrig ausgerichtet, d.h. sie leisten ausschließlich ambulante oder ausschließ-<br />

lich stationäre Pflege nach dem SGB XI. Ca. 10% der ambulanten Pflegedienste leisten so-<br />

wohl ambulante als auch teil- und/oder vollstationäre Pflege nach dem SGB XI. Die Träger<br />

der ambulanten Dienste s<strong>in</strong>d zu 78,8% privat, zu 19,7% freigeme<strong>in</strong>nützig und zu 1,5% öffent-<br />

lich. Von den ambulanten Pflegediensten <strong>in</strong> Hessen werden vorrangig Menschen mit Pflege-<br />

stufe I (48,6%), gefolgt von Pflegestufe II (36,1%) und Pflegestufe III (15,3%) versorgt 19 .<br />

Um den verschiedenen Hilfebedarfen gerecht zu werden, haben sich viele ambulante Pfle-<br />

gedienste besonderen Zielgruppen verpflichtet. Hierzu gehören Pflegedienste, die kultur- und<br />

religionssensible Pflege, Pflege <strong>für</strong> besondere Gruppen wie Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung oder<br />

Pflegebedürftige mit e<strong>in</strong>er HIV/Aids Erkrankung anbieten. Zudem gibt es Pflegedienste, die<br />

sich auf Menschen mit e<strong>in</strong>er psychosozialen Problematik spezialisiert haben.<br />

16<br />

http://www.bmg.bund.de/cln_179/nn_1168248/SharedDocs/Standardartikel/DE/AZ/P/Glossarbegriff-<br />

Pflegest_C3_BCtzpunkt.html#doc1183644bodyText1. Letzter Zugriff: 16.12.2009.<br />

17<br />

http://www.ffm-senior.de/0_senior/0_spamb. Letzter Zugriff: 11.11.09.<br />

18<br />

http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Pflegestatistik_Abbildungen.pdf. Letzter Zugriff:<br />

29.10.2009.<br />

19<br />

http://www.statistik-hessen.de/themenauswahl/gesundheitswesensoziales/landesdaten/gesundheitswesen/pflege/grafik-eckdaten-pflegestatistik/<strong>in</strong>dex.html.<br />

Letzter Zugriff<br />

11.11.09.<br />

29


2.3.2.4 Betreute und alternative Wohnformen<br />

Die Angebote des ambulant betreuten Wohnens, der Seniorenwohnungen und heimverbun-<br />

denen Wohnens, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Frankfurt vielfältig. Es gibt verschiedene Anbieter, die seniorenge-<br />

rechtes Wohnen und zusätzliche Leistungen vermitteln. Diese Angebote bieten e<strong>in</strong>e Alterna-<br />

tive zum Heim und spielen e<strong>in</strong>e immer größere Rolle <strong>in</strong> der pflegerischen Versorgung von<br />

älteren Menschen 20 .<br />

E<strong>in</strong>e alternative Wohnform <strong>für</strong> pflegebedürftige und ältere Menschen bieten Wohngeme<strong>in</strong>-<br />

schaften, die von älteren Menschen aus eigener Initiative gegründet werden können oder<br />

von Institutionen angeboten werden. Institutionelle Angebote gibt es <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> de-<br />

mentiell erkrankte Menschen.<br />

In Frankfurt/Ma<strong>in</strong> lassen sich derzeit vier verschiedene Typen von Wohngeme<strong>in</strong>schaftsfor-<br />

men ausmachen:<br />

• Integrierte stationäre Wohngeme<strong>in</strong>schaften: Die Aufteilung e<strong>in</strong>es Pflegeheims <strong>in</strong> teil-<br />

autonome Pflegee<strong>in</strong>heiten, die familienähnlichen Charakter haben sollen und sich<br />

weitestgehend selbst versorgen.<br />

• Ausgegliederte stationäre Wohngeme<strong>in</strong>schaften: Es wird versucht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em norma-<br />

len Wohnumfeld (z.B. Mehrfamilienhaus) die pflegerische Versorgung unter dem or-<br />

ganisatorischen Dach e<strong>in</strong>er stationären E<strong>in</strong>richtung zu verwirklichen.<br />

• Ambulante Wohngeme<strong>in</strong>schaften mit zentraler Bezugsperson: Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>für</strong> die kont<strong>in</strong>uierlich präsente Ansprechpersonen mit vertraglich vere<strong>in</strong>barten Betreu-<br />

ungsangeboten zur Verfügung stehen. Darüber h<strong>in</strong>aus werden grund- und behand-<br />

lungspflegerische Verrichtungen im Rahmen der etablierten Regelversorgung von ei-<br />

nem selbst gewählten ambulanten Dienst erbracht.<br />

• Ambulante Wohngeme<strong>in</strong>schaften mit ausschließlicher Versorgung durch e<strong>in</strong>en oder<br />

mehrere ambulante Pflegedienste: Die Versorgungsstruktur dieser Wohngeme<strong>in</strong>-<br />

schaftsform orientiert sich am tatsächlichen Pflegebedarf der e<strong>in</strong>zelnen Bewohner<br />

und Bewohner<strong>in</strong>nen und den entsprechenden Ansprüchen an den Kostenträger. Die-<br />

se Ansprüche werden zusammengefasst und von der Summe wird die notwendige<br />

ambulante Pflege und Betreuung f<strong>in</strong>anziert (vgl. Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Der Magist-<br />

rat, 2009).<br />

Zusätzlich haben sich weitere alternative Wohnformen <strong>für</strong> ältere Menschen ausgebildet. Die-<br />

se umfassen verschiedene Angebote wie geschlechterspezifisches Wohnen, generations-<br />

übergreifende Wohnformen und andere Angebote des Geme<strong>in</strong>schaftswohnens.<br />

20 Siehe auch Kap. 3<br />

30


2.3.2.5 Teil- und vollstationäre Altenpflege<br />

In Frankfurt gibt es 43 Pflegeheime, davon 40 <strong>für</strong> ältere Menschen (90%), zwei <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung und e<strong>in</strong> Heim <strong>für</strong> Schwerkranke und Sterbende (Hospiz); ke<strong>in</strong> stationäres<br />

Angebot gibt es <strong>für</strong> psychisch Kranke. Die Pflegeheime bieten <strong>in</strong>sgesamt 4.254 Plätze im<br />

vollstationären und 171 im teilstationären Bereich an. 70% der Pflegeheime werden von frei-<br />

geme<strong>in</strong>nützigen Trägern und 30% von privaten Anbietern betrieben. In Frankfurt gibt es ke<strong>in</strong><br />

Pflegeheim <strong>in</strong> öffentlicher Trägerschaft. In den Frankfurter Pflegeheimen werden vorrangig<br />

ältere Menschen mit Pflegestufe II (42,3%), gefolgt von Pflegestufe I (34,2%) und Pflegestufe<br />

III (22%) versorgt. Nur 1,5% der Pflegebedürftigen s<strong>in</strong>d bisher ohne Zuordnung. 21<br />

E<strong>in</strong>ige Pflegeheime haben sich auf besondere Zielgruppen spezialisiert. Insbesondere <strong>für</strong> die<br />

Gruppe der dementiell erkrankten Menschen werden <strong>in</strong> vielen Pflegeheimen besondere An-<br />

gebote entwickelt. Beispielsweise richten Pflegeheime spezielle Etagen <strong>für</strong> diese Bewohner<br />

und Bewohner<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>. Zusätzlich werden besondere Behandlungen und Pflegemethoden<br />

wie z.B. die biografieorientierte Pflege oder die basale Stimulation angeboten.<br />

E<strong>in</strong>e zweite besondere Zielgruppe stellen pflegebedürftige Menschen mit e<strong>in</strong>em migrations-<br />

oder religionsspezifischen H<strong>in</strong>tergrund dar. Kultursensible Pflege boten 2008 drei Pflegehei-<br />

me an. 22<br />

1999 wurde <strong>in</strong> Frankfurt e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> gegründet, dessen Ziel dar<strong>in</strong> bestand, e<strong>in</strong> Pflegeheim <strong>für</strong><br />

Lesben und Schwule zu errichten. Dieses Vorhaben wurde bis heute nicht umgesetzt. Für<br />

diese Gruppe gibt es daher ke<strong>in</strong>e konzeptionelle Berücksichtigung <strong>in</strong> der Pflegeheimland-<br />

schaft Frankfurts.<br />

2.3.2.6 Geriatrische und gerontopsychiatrische (Tages-)Kl<strong>in</strong>iken und<br />

Fachabteilungen<br />

Geriatrie ist auf multimorbide Krankheitsbilder von älteren Patienten und Patient<strong>in</strong>nen ausge-<br />

richtet und bezieht die psychischen, physischen und sozialen Faktoren, die zur Gesundheit<br />

beitragen, <strong>in</strong> die Behandlung mit e<strong>in</strong>. Dabei müssen die geriatrischen Kl<strong>in</strong>iken mit anderen<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Altenhilfe und Gerontopsychiatrie zusammenarbeiten, um dem älteren<br />

Menschen e<strong>in</strong>e Behandlung und Rehabilitation sowie e<strong>in</strong> angemessenes psychosoziales<br />

Umfeld zu sichern. In Frankfurt gibt es ca. 272 Plätze (zuzüglich 62 Tagesplätze) <strong>in</strong> fünf Kli-<br />

niken, die auf diesem Gebiet spezialisiert s<strong>in</strong>d.<br />

17 http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Pflegeheime.pdf. Letzter Zugriff 21.10.09.<br />

22 http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2894&_ffmpar[_id_<strong>in</strong>halt]=3105079. Letzter Zugriff:<br />

11.11.09.<br />

31


Auf dem Gebiet der Gerontopsychiatrie gibt es im Großraum Frankfurt vier Fachabteilungen<br />

<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken, die psychische Störungen im Alter behandeln. Spezielle gerontopsychiatrische<br />

Zentren gibt es <strong>in</strong> Frankfurt bisher nicht (vgl. Stadt Frankfurt, 2006: 48).<br />

2.4. Karten der Suchthilfe 23<br />

2.4.1 Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 24<br />

Der sog. „Frankfurter Weg“ ist e<strong>in</strong> akzeptierender drogenpolitischer Ansatz, der sich auf die<br />

vier Säulen Prävention, Beratung/Therapie, Überlebenshilfe/Schadenm<strong>in</strong>imierung und Re-<br />

pression stützt. Die ersten drei Säulen spiegeln sich auch <strong>in</strong> den Hilfsangeboten wider, die<br />

im Folgenden dargestellt werden.<br />

In Frankfurt waren 2006 4.431 <strong>Drogenabhängige</strong> polizeilich registriert, aufgrund des großen<br />

Dunkelfelds kann man jedoch von etwa 8.000 bis 9.000 Drogengebrauchern und -<br />

gebraucher<strong>in</strong>nen ausgehen. Die Anzahl der Drogentoten liegt 2006 bei 31. Zu den wichtigen<br />

Angeboten im Frankfurter Suchthilfesystem gehört die methadongestützte Behandlung. 2006<br />

wurden 1.337 Personen <strong>in</strong> Frankfurt mit Methadon substituiert, die sich relativ gleichmäßig<br />

auf Ambulanzen und niedergelassene Ärzte verteilen. 59 Personen an der hero<strong>in</strong>gestützten<br />

Behandlung teilgenommen (vgl. Drogenreferat Frankfurt, Jahresbericht 2004-2006).<br />

Die vielseitigen Hilfsangebote <strong>für</strong> Menschen mit Alkohol-, Medikamenten-, sowie Drogenkon-<br />

sumproblemen 25 reichen weiterh<strong>in</strong> von ambulanten Beratungsstellen über niedrigschwellige<br />

Kontaktläden und mediz<strong>in</strong>ischen Substitutionsambulanzen bis h<strong>in</strong> zu Möglichkeiten des sta-<br />

tionären Entzugs und der Entwöhnungsbehandlung. Die Wohnungslosenhilfe ergänzt und<br />

komplettiert das niedrigschwellige Angebot. Weiterh<strong>in</strong> besteht e<strong>in</strong>e Vielzahl von Betreuten<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaften (BWG’s), und Betreutem E<strong>in</strong>zelwohnen (BEW), mal mit breit gefächer-<br />

ter, mal mit enger gefasster Zielgruppe. Als weiterführende Angebote s<strong>in</strong>d zu nennen: Das<br />

Bildungszentrum Hermann Hesse, e<strong>in</strong>e Förderschule <strong>für</strong> junge Menschen ohne oder mit<br />

Substanzkonsumproblemen mit der Möglichkeit, e<strong>in</strong>en Schulabschluss nachzuholen, sowie<br />

diverse Beschäftigungsangebote mit Ausbildungs- und Arbeitsprojekten sowie Reha-<br />

Werkstätten.<br />

23<br />

Stand August 2009<br />

24<br />

Für e<strong>in</strong>e detaillierte Darstellung e<strong>in</strong>er Auswahl von Angeboten siehe Anhang 3: Suchthilfekarte<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

25<br />

Im Folgenden verwenden wir folgende Begriffe: Substanzproblemen bzw. Substanzabhängigkeit als<br />

generelle Bezeichnung <strong>für</strong> Menschen mit Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenkonsumproblemen.<br />

Alkoholprobleme bzw. Alkoholabhängigkeit oder Alkoholsucht <strong>für</strong> Menschen mit Alkoholkonsumproblemen<br />

oder Problemen mit dem Konsum von psychoaktiven Medikamenten, Drogenprobleme bzw.<br />

Drogenabhängigkeit <strong>für</strong> Menschen, die illegale psychoaktive Substanzen konsumieren bzw. von diesen<br />

abhängig s<strong>in</strong>d.<br />

32


Das Hilfenetz der Stadt Frankfurt <strong>für</strong> Menschen mit Substanzkonsumproblemen ist stark fo-<br />

kussiert auf Schadensreduzierung und Stärkung der Überlebenschancen der Klientel. Das<br />

lässt sich ablesen an dem sehr gut ausgebauten niedrigschwelligen Hilfenetzwerk, das die<br />

gesamte Stadt überzieht.<br />

Betrachtet man zunächst die Angebote der Beratungsstellen <strong>für</strong> Menschen mit Substanzkon-<br />

sumproblemen, so ist festzustellen, dass e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>richtungen, wie die Beratungsstelle der<br />

Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Beratungsdienst des Sozialamtes Frankfurt sowie der Behand-<br />

lungs- und Beratungsstelle der Caritas <strong>in</strong> Frankfurt e<strong>in</strong>e übergreifende Beratung anbieten.<br />

E<strong>in</strong>ige Beratungsstellen haben sich auf die Beratung von Menschen mit bei Alkoholproble-<br />

men spezialisiert, so zum Beispiel die Evangelische Suchtkrankenberatung <strong>in</strong> der „Wolfs-<br />

gangstraße“ und „Leverkuser Straße“, oder die Beratungsstellen des Blauen Kreuzes.<br />

In Frankfurt gibt es zudem relativ viele Beratungsstellen <strong>für</strong> Menschen mit Drogenkonsum-<br />

problemen, wie zum Beispiel das Drogenhilfezentrum „Bleichstrasse“, das „Drop <strong>in</strong>“ der<br />

Fachstelle Nord, die Drogenberatungen „Am Merianplatz“, „Sachsenhausen“ und „Höchst“<br />

sowie auf Subgruppen spezialisierte Beratungsstellen (Frauenberatungsstelle, Beratungs-<br />

stelle <strong>für</strong> drogenabhängige Eltern und deren K<strong>in</strong>der, <strong>für</strong> sich prostituierende drogenabhängi-<br />

ge Frauen und Männer, sowie die externe Drogenberatung <strong>in</strong> den Justizvollzugsanstalten<br />

Frankfurt).<br />

Dazu kommen noch Beratungsangebote vornehmlich <strong>für</strong> Menschen mit Drogenproblemen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen „Krisenzentren“. Es handelt sich dabei um niedrigschwellige E<strong>in</strong>richtungen mit e<strong>in</strong>er<br />

sehr breiten Palette von Angeboten und Dienstleistungen; dazu gehören u.a. Angebote zur<br />

Versorgung mit Essen und Tr<strong>in</strong>ken, mit Kleidern und <strong>für</strong> die Hygiene usw., Versorgung mit<br />

Materialien zur Schadensm<strong>in</strong>imierung bei <strong>in</strong>travenösem Drogenkonsum, <strong>in</strong>sbesondere Sprit-<br />

zentausch. An vier der Kontaktläden („Niddastraße“, „Drogennotdienst“, „Eastside“, „La Stra-<br />

da“) ist e<strong>in</strong> Konsumraum angeschlossen, <strong>in</strong> dem mitgebrachte illegale Drogen von den Kon-<br />

sumenten und Konsument<strong>in</strong>nen unter möglichst hygienischen Bed<strong>in</strong>gungen konsumiert wer-<br />

den können. In e<strong>in</strong>igen dieser E<strong>in</strong>richtungen besteht zudem e<strong>in</strong>e Übernachtungsmöglichkeit<br />

– sogenannte Notschlafbetten -, <strong>für</strong> obdachlose <strong>Drogenabhängige</strong>.<br />

In den E<strong>in</strong>richtungen „Café FriedA“, „Eastside“, „Kontaktladen Café Fix“ und „Drogennot-<br />

dienst“ gibt es jeweils e<strong>in</strong>e Mediz<strong>in</strong>ische Ambulanz, die sich auf die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

von <strong>Drogenabhängige</strong>n spezialisiert hat. In drei dieser E<strong>in</strong>richtungen können Drogenabhän-<br />

gige e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Substitutionsbehandlung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit psychosozialer Betreuung<br />

erhalten (so genannte Substitutionsambulanzen). Dazu kommen noch vier weitere Substitu-<br />

tionsambulanzen, die über die Stadt verstreut s<strong>in</strong>d, sowie e<strong>in</strong>e Reihe von niedergelassenen<br />

Ärzten und Ärzt<strong>in</strong>nen, die neben anderen Patienten und Patient<strong>in</strong>nen auch <strong>Drogenabhängige</strong><br />

mediz<strong>in</strong>isch versorgen. In der „Grüne Straße“ bef<strong>in</strong>det sich die Hero<strong>in</strong>ambulanz der Stadt<br />

33


Frankfurt. Das „Café Fix“ bietet neben Arbeitsprojekten auch e<strong>in</strong> Frauencafé sowie e<strong>in</strong>en<br />

Nachtbus an.<br />

Alkohol- und <strong>Drogenabhängige</strong> können sich im Frankfurter Bürgerhospital stationär entgiften<br />

lassen. Im Stadtbereich bietet die „Villa unter den L<strong>in</strong>den“ (mit <strong>in</strong>sgesamt 32 Betten) <strong>für</strong><br />

Menschen mit Substanzkonsumproblemen e<strong>in</strong>e stationäre Entwöhnungsbehandlung an. Au-<br />

ßerhalb Frankfurts – meist ländlich gelegen – bef<strong>in</strong>den sich weitere Fachkl<strong>in</strong>iken <strong>für</strong> Men-<br />

schen mit Substanzkonsumproblemen zur stationären Entgiftung, zur Entwöhnung sowie zur<br />

Rehabilitation.<br />

Bereits e<strong>in</strong>gangs wurde auf die Angebote der Wohnungslosenhilfe h<strong>in</strong>gewiesen, die eben-<br />

falls hier kurz dargestellt werden sollen, da sie auch von der Zielgruppe des Forschungspro-<br />

jektes, den älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n, genutzt werden.<br />

Die Caritas, das Diakonische Werk und der Frankfurter Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> soziale Heimstätten s<strong>in</strong>d<br />

die Träger der Angebote der Wohnungslosenhilfe <strong>in</strong> Frankfurt. Sie betreiben folgende E<strong>in</strong>-<br />

richtungen: Fünf E<strong>in</strong>richtungen zum Tagesaufenthalt und zwei als Tagestreffs sowie die Be-<br />

ratungsstellen speziell <strong>für</strong> wohnungslose Frauen. Mit „Lilith“, e<strong>in</strong>er Wohngruppe des Diakoni-<br />

schen Werkes, besteht zudem e<strong>in</strong>e Übernachtungsmöglichkeit <strong>für</strong> diese Frauen. Das Diako-<br />

nische Werk ist Träger des Wohnheimes Eschersheimer Landstraße mit 20 Plätzen, sowie<br />

der E<strong>in</strong>richtung Weser 5 mit Tagestreff, Beratungsstelle, Notübernachtung und Übergangs-<br />

wohnhaus. Die Caritas betreut e<strong>in</strong> Wohnwagenprojekt mit <strong>in</strong>sgesamt 35 Übergangswohn-<br />

plätzen. Die Elisabeth-Straßenambulanz der Caritas Frankfurt ermöglicht e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung der Klientel. Der Frankfurter Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> soziale Heimstätten betreibt <strong>in</strong>nerhalb<br />

und außerhalb des Stadtgebietes E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> Menschen, die wohnungslos s<strong>in</strong>d und<br />

unter schweren oder chronischen psychischen Störungen leiden. Notschlafstätten vor allem<br />

<strong>für</strong> wohnungslose Alkoholabhängige bieten der Ostpark und die E<strong>in</strong>richtung Rudolfstrasse.<br />

Längerfristige Wohnangebote <strong>für</strong> Männer bietet das Wohnheim Teichmühle mit 54 Plätzen.<br />

Dauerhafte Unterbr<strong>in</strong>gung f<strong>in</strong>den Menschen mit chronischen psychischen Störungen im Re-<br />

ha-Zentrum Simon-Bender-Haus mit <strong>in</strong>sgesamt 35 Plätzen und im Wohnheim Hacienda mit<br />

70 Plätzen. Beide E<strong>in</strong>richtungen schließen die Aufnahme von (älteren) <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

aus.<br />

Für diese Personengruppe gibt es jedoch verschiedene Angebote des Betreuten Wohnens<br />

sowie Betreuten Wohngeme<strong>in</strong>schaften <strong>für</strong> diejenigen, die dauerhaft medikamentös behan-<br />

delt werden (sogenannte „Substituierte“) und <strong>für</strong> ehemalige und heute abst<strong>in</strong>ente Drogenab-<br />

hängige (s. auch Anhang Karte des Suchthilfesystems Frankfurt). Erwähnt werden sollen an<br />

dieser Stelle jedoch nur die Angebote <strong>für</strong> die älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n: die Stiftung Wald-<br />

mühle <strong>für</strong> HIV-positive bzw. AIDS-kranke <strong>Drogenabhängige</strong> mit 12 Plätzen; die Betreute<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaft Eschenbachhaus <strong>für</strong> HIV-<strong>in</strong>fizierte und Substituierte mit 18 Plätzen; das<br />

Wohn- und Pflegeheim Franziskushaus <strong>für</strong> HIV-positive bzw. AIDS-Kranke mit 18 Plätzen;<br />

34


das Betreute Wohnen <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong> des Café Fix mit 8 Plätzen; die BWG Rot-<br />

l<strong>in</strong>strasse <strong>für</strong> Substituierte mit 20 Plätzen (bevorzugt ältere <strong>Drogenabhängige</strong>).<br />

Die meisten anderen E<strong>in</strong>richtungen konzentrieren sich auf jüngere Altersgruppen, <strong>in</strong>sbeson-<br />

dere auf die 18-35-jährigen <strong>Drogenabhängige</strong>n. Sowohl das FriedA, e<strong>in</strong> Angebot der Integra-<br />

tiven Drogenhilfe, als auch das Café Fix bieten zudem diverse Arbeitsprojekte, die <strong>für</strong> lang-<br />

jährige Abhängige e<strong>in</strong>e Beschäftigungsmöglichkeit und e<strong>in</strong>e Maßnahme zur Taqesstrukturie-<br />

rung darstellen.<br />

Bislang gibt es ke<strong>in</strong>e Angebote zur kognitiven oder beruflichen Aus- und Weiterbildung <strong>für</strong><br />

ältere Menschen mit Substanzkonsumproblemen. Projekte zum lebenslangen Lernen <strong>für</strong><br />

diese Personengruppe s<strong>in</strong>d bislang nicht konzipiert und e<strong>in</strong>gefordert worden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> gibt es noch zahlreiche Selbsthilfeorganisationen, die das Angebot der Suchthilfe<br />

abrunden und komplettieren.<br />

2.5 Berl<strong>in</strong> 26<br />

2.5.1 Karten der Altenhilfe<br />

Auf der Landesebene ist die Senatsverwaltung <strong>für</strong> Integration, Arbeit und Soziales als über-<br />

geordnete Behörde <strong>für</strong> den Bereich Altenhilfestrukturen, Pflegeorganisation, -qualität und -<br />

planung, Seniorenpolitik, Grundsatzangelegenheiten des Heimgesetzes und E<strong>in</strong>gliederungs-<br />

hilfe nach SGB XI zuständig. Diese ist auch <strong>für</strong> die Koord<strong>in</strong>ation des trägerübergreifenden<br />

persönlichen Budgets verantwortlich. Die Senatsverwaltung <strong>für</strong> Gesundheit, Umwelt und<br />

Verbraucherschutz wiederum ist <strong>für</strong> Psychiatrie, Sucht und Gesundheitsvorsorge zuständig.<br />

Im Landespflegeausschuss nach SGB XI s<strong>in</strong>d alle an der Pflege beteiligten E<strong>in</strong>richtungen<br />

und Pflegekassen sowie die Seniorenbeiräte vertreten. Er ist der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Integ-<br />

ration, Arbeit und Soziales angegliedert und wird nach Bedarf e<strong>in</strong>berufen. Die Heimaufsicht<br />

<strong>für</strong> das Land Berl<strong>in</strong> wird vom Landesamt <strong>für</strong> Gesundheit und Soziales wahrgenommen, das<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e nachgeordnete Behörde der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Integration, Arbeit und So-<br />

ziales ist.<br />

Das Land Berl<strong>in</strong> ist <strong>in</strong> zwölf Bezirke aufgeteilt, die eigene Bürgermeister und e<strong>in</strong>e eigene<br />

kommunale Verwaltung haben. Jeder Bezirk hat e<strong>in</strong>en geriatrisch/gerontopsychiatrischen<br />

Verbund, der e<strong>in</strong>en freiwilligen Zusammenschluss von E<strong>in</strong>richtungen bildet, die an der Dia-<br />

gnostik, Therapie, Rehabilitation und Pflege von gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen<br />

sowie an der Beratung der Angehörigen beteiligt s<strong>in</strong>d. Es besteht e<strong>in</strong>e Kooperationsstruktur<br />

26 Für e<strong>in</strong>e detaillierte Darstellung e<strong>in</strong>er Auswahl von Angeboten siehe Anhang 2: Altenhilfekarte Ber-<br />

l<strong>in</strong><br />

35


von Trägern der Gerontopsychiatrie, Altenhilfe, Altenpflege und Geriatrie, die <strong>in</strong> die bezirkli-<br />

che Alten- und Psychiatrieplanung e<strong>in</strong>gebunden ist.<br />

2.5.1.1 Beratung und Vermittlung<br />

Das Land Berl<strong>in</strong> und die Landesverbände der Pflege- und Krankenkassen haben im Mai<br />

2009 e<strong>in</strong>en Landesrahmenvertrag zur Arbeit und F<strong>in</strong>anzierung der Pflegestützpunkte unter-<br />

zeichnet. Dieser regelt die Ausgestaltung der geme<strong>in</strong>samen Trägerschaft der Pflegestütz-<br />

punkte durch die Pflege- und Krankenkassen und durch das Land Berl<strong>in</strong>, das sich mit der<br />

Integration der Berl<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ierungsstellen „Rund ums Alter“ 27 an den Pflegestützpunkten<br />

beteiligt. Weiterh<strong>in</strong> sollen auch die Sozialen Dienste und weitere E<strong>in</strong>richtungen des Landes<br />

an den Pflegestützpunkten beteiligt werden. Bisher wurden <strong>in</strong> den Berl<strong>in</strong>er Bezirken 26 Pfle-<br />

gestützpunkte e<strong>in</strong>gerichtet. Bis 2011 sollen noch weitere 10 h<strong>in</strong>zukommen. Aufgabe der<br />

Pflegestützpunkte ist die wohnortnahe Beratung, Vermittlung und Koord<strong>in</strong>ation rund um die<br />

Pflege. Sie <strong>in</strong>formieren außerdem zu Leistungen der Pflege- und Krankenkassen, Sozialleis-<br />

tungen des Staates und sonstigen Hilfsangeboten <strong>in</strong> der Pflege. E<strong>in</strong>e weitere Aufgabe be-<br />

steht <strong>in</strong> der Vernetzung und Abstimmung der vorhandenen Angebote, um Hilfebedürftige<br />

umfassend <strong>in</strong>formieren und vermitteln zu können.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Angebot s<strong>in</strong>d die 19 Beratungsstellen <strong>für</strong> beh<strong>in</strong>derte Menschen und krebs- und<br />

chronisch-kranke Menschen, die <strong>in</strong> den Bezirksämtern und Außenstellen angesiedelt s<strong>in</strong>d.<br />

Es gibt zusätzlich Beratungs- und Vermittlungsangebote von freigeme<strong>in</strong>nützigen Trägern und<br />

privaten Anbietern, <strong>in</strong>sbesondere s<strong>in</strong>d hier die zielgruppenspezifischen Angebote <strong>für</strong> ältere<br />

Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten, dementiell Erkrankte, Senior<strong>in</strong>nen und Senioren mit psychoso-<br />

zialen Schwierigkeiten und ältere Lesben und Schwule zu nennen.<br />

2.5.1.2 Niedrigschwellige Betreuungsangebote<br />

In Berl<strong>in</strong> gibt es auch vielfältige Betreuungsangebote <strong>für</strong> ältere Menschen. Die Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen bieten <strong>in</strong> verschiedenen Formen (z.B. betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen) Hilfe-<br />

stellungen bei psychosozialen Problemen und Krisensituationen an. Besuchsdienste leisten<br />

Betreuung und Tagesstruktur <strong>für</strong> Demenzerkrankte, ältere und beh<strong>in</strong>derte Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger und Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung. Zusätzlich gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an<br />

Betreuungsgruppen <strong>für</strong> dementielle und psychisch kranke Menschen sowie <strong>für</strong> Subgruppen<br />

27 E<strong>in</strong> stadtteilgebundenes Angebot von der Liga der Spitzenverbände der Wohlfahrtspflege und der<br />

jüdischen Geme<strong>in</strong>den (überregional) zu den Themen Pflege und Wohnen <strong>für</strong> ältere und beh<strong>in</strong>derte<br />

Menschen.<br />

36


mit besonderen Bedürfnissen wie Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, mit spezifischen se-<br />

xuellen Präferenzen usw. Angebote <strong>für</strong> Reisen mit umfassender Pflege verdeutlichen das<br />

weite Spektrum und die Vielfalt dieser Angeboten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

2.5.1.3 Ambulante Pflegedienste<br />

In Berl<strong>in</strong> gibt es 431 ambulante Pflegedienste, wobei die überwiegende Mehrheit (74%) pri-<br />

vat organisiert ist und 26% e<strong>in</strong>en freigeme<strong>in</strong>nützigen Träger haben. 6 der ambulanten Pfle-<br />

gedienste s<strong>in</strong>d mehrgliedrig organisiert, d.h. sie leisten sowohl ambulante als auch teil-<br />

und/oder vollstationäre Pflege nach SGB XI. Die Mehrheit der ambulant Versorgten ist der<br />

Pflegestufe I (52%) zugeordnet, gefolgt von der Pflegestufe II (36%) und der Pflegestufe III<br />

(12%) (vgl. Amt <strong>für</strong> Statistik Berl<strong>in</strong>-Brandenburg 2008: 10.).<br />

Wie bereits verschiedentlich ausgeführt, gibt es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von ambulanten Pfle-<br />

gediensten, die auf die besonderen Bedürfnisse von verschiedenen Zielgruppen zugeschnit-<br />

ten s<strong>in</strong>d. Dazu gehört auch der erste deutschlandweite Pflegedienst, der sich auf die ambu-<br />

lante Pflege von Lesben und Schwulen spezialisiert hat. Weitere spezialisierte Angebote vor<br />

allem <strong>für</strong> die ambulante Pflege von Personen, die <strong>in</strong> Demenz-Wohnheimen leben, f<strong>in</strong>det man<br />

beim gerontopsychiatrischen Fachpflegedienst.<br />

2.5.1.4 Betreute und alternative Wohnformen<br />

Neben Seniorenwohnungen mit der Möglichkeit der Inanspruchnahme ambulanter Dienste<br />

oder heimverbundenem Wohnen <strong>in</strong> unterschiedlichen Formen besteht <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ausge-<br />

bautes Netz an Haus- und Wohngeme<strong>in</strong>schaften <strong>für</strong> pflegebedürftige und dementiell oder<br />

psychisch erkrankte Menschen. Zudem gibt es weitere <strong>in</strong>novative Projekte, die älteren Men-<br />

schen e<strong>in</strong>e Alternative zum Pflegeheim bieten.<br />

2.5.1.5 Teil- und vollstationäre Altenpflege<br />

In Berl<strong>in</strong> gibt es 364 Pflegeheime, die sich <strong>in</strong> 326 Pflegeheime <strong>für</strong> ältere Menschen, 4 <strong>für</strong><br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen, 20 <strong>für</strong> psychisch kranke Menschen und 14 <strong>für</strong> Schwerkranke und<br />

Sterbende aufgliedern. 28 In 58 Pflegeheimen wird zudem Tagespflege angeboten, hier<strong>für</strong><br />

28<br />

34.412 Plätze, davon 30.653 <strong>für</strong> ältere Menschen, 252 <strong>für</strong> beh<strong>in</strong>derte Menschen, 1.185 <strong>für</strong> psychisch<br />

Erkrankte und 322 <strong>für</strong> Schwerkranke und Sterbende.<br />

37


stehen 1035 Plätze zur Verfügung. Die Pflegee<strong>in</strong>richtungen haben zu 47% private, zu 50%<br />

freigeme<strong>in</strong>nützige und zu 2% öffentliche Träger (vgl. Amt <strong>für</strong> Statistik Berl<strong>in</strong>-Brandenburg<br />

2008: 15ff.).<br />

E<strong>in</strong>e Mehrzahl der Pflegeheime bietet mittlerweile spezielle Pflegeformen <strong>für</strong> Menschen mit<br />

Demenz an. E<strong>in</strong>ige Pflegeheime richten sich wiederum auf spezielle Gruppen e<strong>in</strong> (Menschen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, psychisch kranke Menschen, Korsakow-Kranke (vornehmlich als<br />

Folge von Alkoholabusus), Lesben und Schwule).<br />

2.5.1.6 Geriatrische und Gerontopsychiatrische (Tages)Kl<strong>in</strong>iken und Fachabteilungen<br />

Durch geme<strong>in</strong>same Planung der gerontopsychiatrischen Verbünde wird auch die kl<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung älterer Menschen im geriatrischen und gerontopsychiatrischen Bereich sicher-<br />

gestellt. Insgesamt gibt es 15 Kl<strong>in</strong>iken und Fachabteilungen auf dem Gebiet der Geriatrie<br />

und acht Kl<strong>in</strong>iken mit e<strong>in</strong>er gerontopsychiatrischen Fachabteilung. E<strong>in</strong>e gerontopsychiatri-<br />

sche Behandlung wird auch <strong>in</strong> mehreren Kl<strong>in</strong>iken angeboten, die ke<strong>in</strong>e speziellen Zentren<br />

oder Stationen <strong>für</strong> Gerontopsychiatrie haben.<br />

2.5.2 Karten der Suchthilfe 29<br />

Das Suchthilfesystem <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ist im Vergleich zum Netzwerk <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> deutlich<br />

umfangreicher und größer, jedoch leben <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auch <strong>in</strong> etwa fünfmal so viele E<strong>in</strong>wohner<br />

und E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen und damit auch fünfmal mehr potenzielle Nutzer und Nutzer<strong>in</strong>nen die-<br />

ses Hilfesystems.<br />

Etwa 90 % der E<strong>in</strong>richtungen der ambulanten und stationären Drogenhilfe <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege oder anderer geme<strong>in</strong>nütziger Träger (vgl.<br />

Eichmann et. al., 2008). 2005 schätzte man die Zahl der i.v. konsumierenden Drogengeb-<br />

raucher und –gebraucher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf 8.000, davon stufte man 700 bis 800 als soge-<br />

nannte Schwerstabhängige mit starken gesundheitlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen e<strong>in</strong>. 2004 wur-<br />

den 192 Drogentodesfälle registriert, das Durchschnittsalter lag hierbei bei 34 Jahren und<br />

der Anteil der über 40-jährigen an den Drogentoten betrug 26 %. Diese wenigen Zahlen be-<br />

legen, dass das Sterblichkeitsrisiko von <strong>Drogenabhängige</strong>n erheblich ist.<br />

Das Berl<strong>in</strong>er Hilfenetz <strong>für</strong> Menschen mit Drogenkonsumproblemen setzt sehr viel stärker als<br />

das der Stadt Frankfurt auf Hilfen zur Abst<strong>in</strong>enz. Das niedrigschwellige Hilfenetz <strong>für</strong> Men-<br />

29 Für e<strong>in</strong>e detaillierte Darstellung e<strong>in</strong>er Auswahl von Angeboten siehe Anhang 4: Suchthilfekarte Ber-<br />

l<strong>in</strong><br />

38


schen mit Drogenkonsumproblemen ist vergleichsweise dünn mit <strong>in</strong>sgesamt 20-30 E<strong>in</strong>rich-<br />

tungen mit aufsuchender Sozialarbeit, mit Kontakt- und Übernachtungsangeboten und mit<br />

<strong>in</strong>sgesamt 3 Konsumräumen.<br />

Erheblich besser ausgebaut ist das Hilfenetz <strong>für</strong> Beratung, Betreuung und Unterstützung<br />

zum Ausstieg aus den Substanzkonsumproblemen. Berl<strong>in</strong> bietet mehr als 30 Beratungsstel-<br />

len mit den Schwerpunkten Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit an sowie In-<br />

tegrative Jugend- und Suchtberatungen, spezielle Beratungsstellen <strong>für</strong> Prostituierte, Schwule<br />

und Frauen <strong>in</strong> Notlagen. Dazu kommen Projekte im Bereich Beschäftigung, Arbeits-, Aus-<br />

und Weiterbildung <strong>für</strong> Drogenkonsumenten und Drogenkonsument<strong>in</strong>nen und Cleane sowie<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> den unterschiedlichsten Berufssparten, von Restaurantbetrieben bis zu Rei-<br />

nigungsprojekten.<br />

Im Bereich der Wohnungslosenhilfe bietet Berl<strong>in</strong> Menschen mit Substanzkonsumproblemen<br />

e<strong>in</strong> ebenso gut ausgebautes Netzwerk wie <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. So existieren neben kle<strong>in</strong>e-<br />

ren Notübernachtungsmöglichkeiten mit Bettenzahlen von 2-18 Betten auch zwei größere<br />

Übernachtungsheime <strong>für</strong> Wohnungslose mit 70 bis maximalen 120 Plätzen.<br />

In Berl<strong>in</strong> bieten über 10 Kl<strong>in</strong>iken Plätze zur Entgiftung <strong>für</strong> Alkohol- und <strong>Drogenabhängige</strong> an.<br />

Wir haben bei unseren Recherchen 10 Entwöhnungse<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> diese Klientel <strong>in</strong> und<br />

um Berl<strong>in</strong> festgestellt. Dazu kommen ca. 20 Therapeutische Wohngeme<strong>in</strong>schaften sowie 15<br />

Institutionen des Betreuten E<strong>in</strong>zelwohnens (BEW) sowie ca. 10 E<strong>in</strong>richtungen zur Nachsorge<br />

nach e<strong>in</strong>er stationären Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entwöhnungskl<strong>in</strong>ik.<br />

Substitutionsambulanzen und Ärzte, die <strong>Drogenabhängige</strong> mediz<strong>in</strong>isch versorgen, s<strong>in</strong>d flä-<br />

chendeckend vertreten. 2005 wurden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 3.506 Klienten und Klient<strong>in</strong>nen mediz<strong>in</strong>isch<br />

mit e<strong>in</strong>em Substitutionsmittel versorgt (vgl. Bericht über die Drogen- und Suchtsituation <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> 2005). Für diese Zielgruppe stehen 19 E<strong>in</strong>richtungen zur Verfügung, die bei Bedarf die<br />

psychosoziale Betreuung übernehmen und Angebote im Bereich Wohnen, Arbeit und Frei-<br />

zeit zur Verfügung stellen.<br />

Ebenso wie <strong>in</strong> Frankfurt ist auch das Netzwerk der Selbsthilfeorganisationen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> mit<br />

dutzenden Selbsthilfegruppen bee<strong>in</strong>druckend.<br />

2.6 Schnittstellen zwischen den Hilfesystemen<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal bee<strong>in</strong>druckt die Fülle der E<strong>in</strong>richtungen sowohl <strong>in</strong> der Altenhilfe und <strong>in</strong> der<br />

Suchthilfe, die im Vorhergehenden sehr kurz zusammengestellt und skizziert worden s<strong>in</strong>d.<br />

Für ältere und alte Menschen mit ganz unterschiedlichen Bef<strong>in</strong>dlichkeiten und Bedürfnissen<br />

gibt es <strong>in</strong> beiden Städten e<strong>in</strong>e Vielzahl von Angeboten. Auch die Suchthilfe hat e<strong>in</strong> sehr diffe-<br />

renziertes Hilfenetzwerk, das sich <strong>in</strong> diesen beiden Städten <strong>in</strong> den letzten 40 Jahren entwi-<br />

39


ckelt hat (Schmid, 2003). Und es gibt Schnittstellen zwischen den Hilfesystemen, <strong>in</strong>sbeson-<br />

dere <strong>in</strong> folgenden Bereichen.<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong><br />

• psychisch kranke Menschen/ Menschen mit seelischen Beh<strong>in</strong>derungen;<br />

• Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen;<br />

• jüngere Pflegebedürftige mit psychischer Störung oder Abhängigkeit und anderen<br />

chronischen Krankheiten;<br />

• pflegebedürftige AIDS-kranke Menschen mit und ohne Suchterkrankung;<br />

• ältere Menschen mit Suchterkrankungen.<br />

Wir gehen im Folgenden kurz auf die E<strong>in</strong>richtungen an den Schnittstellen der Hilfesysteme<br />

e<strong>in</strong>, konzentrieren uns auf Angebote <strong>für</strong> ältere Menschen mit Substanzkonsumproblemen<br />

(Diagnosen ICD F10-F19) und arbeiten die Besonderheiten heraus. Auf E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong><br />

jüngere Menschen mit psychischen Störungen aus der Diagnosegruppe F10 bis F19 gehen<br />

wir nicht e<strong>in</strong>.<br />

2.6.1 E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> psychisch kranke Menschen oder Menschen mit seelischer<br />

Beh<strong>in</strong>derung<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Wir beg<strong>in</strong>nen mit E<strong>in</strong>richtungen, die der E<strong>in</strong>gliederungshilfe nach SGB XII §§53, 54 zugeord-<br />

net s<strong>in</strong>d. Die E<strong>in</strong>gliederungshilfe ist <strong>für</strong> Menschen konzipiert, die e<strong>in</strong>e körperliche, geistige<br />

oder seelische Beh<strong>in</strong>derung haben oder von e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung bedroht s<strong>in</strong>d. Hier <strong>in</strong>teressie-<br />

ren uns Angebot der Altenhilfe, die speziell auf ältere Menschen zugeschnitten s<strong>in</strong>d und je<br />

nach Bedarf auch pflegerische Leistungen anbieten, die jedoch nicht im Vordergrund stehen<br />

dürfen. 30 Im Großraum Frankfurt s<strong>in</strong>d dies <strong>in</strong>sbesondere Wohnheime <strong>für</strong> psychisch kranke<br />

Menschen oder Menschen mit e<strong>in</strong>er seelischen Beh<strong>in</strong>derung.<br />

• In diese Kategorie gehören das Wohnheim „Goldste<strong>in</strong>“ der Bürgerhilfe Sozialpsychi-<br />

atrie Frankfurt/Ma<strong>in</strong> e.V. mit 20 Plätzen, das Wohnheim „Hacienda“ (Frankfurter Ver-<br />

e<strong>in</strong> <strong>für</strong> soziale Heimstätten e.V.) <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>tal-Dörnigheim und das Wohnheim <strong>für</strong> ältere<br />

Menschen mit e<strong>in</strong>er seelischen Beh<strong>in</strong>derung der Frankfurter Werkgeme<strong>in</strong>schaft e.V.<br />

<strong>in</strong> Bornheim mit 10 Wohne<strong>in</strong>heiten mit <strong>in</strong>sgesamt 78 Plätzen. Diese Heime nehmen<br />

ältere psychisch kranke Menschen auf, die dort auf Dauer leben können. Je nach<br />

30 vgl. Kapitel 3.1.2<br />

40


Berl<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung können auch Personen der Pflegesufe I <strong>in</strong> den Heimen leben. Das M<strong>in</strong>-<br />

destalter bei Aufnahme <strong>in</strong> das Heim liegt zwischen 50 und 60 Jahren.<br />

• Soweit s<strong>in</strong>nvoll werden auch soziotherapeutische Hilfen 31 angeboten bzw. arbeiten<br />

die E<strong>in</strong>richtungen mit Soziotherapeuten zusammen.<br />

• E<strong>in</strong>schränkungen: Menschen mit Substanzkonsumstörungen (Diagnosen ICD F10 bis<br />

F19) werden <strong>in</strong> diese drei E<strong>in</strong>richtungen nicht aufgenommen.<br />

In Berl<strong>in</strong> gibt es zum e<strong>in</strong>en ambulante Hilfen <strong>für</strong> ältere Menschen nach SGB XII, §§ 53,54,<br />

aber auch Betreuungsprojekte, Geme<strong>in</strong>schaftswohnungen und therapeutische Wohnge-<br />

me<strong>in</strong>schaften.<br />

• Vom Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Rehabilitation Beh<strong>in</strong>derter e.V. gibt es zwei therapeutische Wohnge-<br />

me<strong>in</strong>schaften <strong>für</strong> ältere Menschen mit psychischer Erkrankung. Zudem besteht die<br />

Möglichkeit der ambulanten Pflege.<br />

• Die Stiftung „S<strong>in</strong>nvolle Lebensgestaltung im Alter“ GmbH bietet sechs Plätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

therapeutischen Wohngeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> gerontopsychiatrisch Erkrankte ab 55 Jahren,<br />

die e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Tag- und Nachtbetreuung benötigen.<br />

Diese beiden Institutionen nehmen <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Menschen mit Substanzkonsum-<br />

störungen auf.<br />

• Die „PINEL Initiative <strong>für</strong> psychisch Kranke gGmbH“ bietet Betreutes (E<strong>in</strong>zel)Wohnen,<br />

<strong>für</strong> psychisch Kranke mit unterschiedlichen Krankheitsbildern. <strong>Ältere</strong> Suchtkranke<br />

s<strong>in</strong>d nicht die wichtigste Zielgruppe. Bei Bedarf Unterstützung durch Soziotherapie<br />

und Ambulante Pflege durch die „Ambulante Pflege PINEL gGmbH“.<br />

• Die „Lebensmuth gGmbH“ bietet älteren chronisch psychisch Kranken, auch Perso-<br />

nen mit Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit ab 55 Jahren, Betreutes (E<strong>in</strong>-<br />

zel)Wohnen an. Ziel ist es, das Leben <strong>in</strong> der eigenen Wohnung und im Quartier so<br />

lange wie möglich zu ermöglichen.<br />

Diese beiden Institutionen nehmen ältere Menschen mit Substanzkonsumproblemen auf, es<br />

ist jedoch nicht die wichtigste Zielgruppe.<br />

31 Es handelt sich dabei um spezifische Hilfen <strong>für</strong> psychisch kranke Menschen mit dem Ziel, die Patienten<br />

und Patient<strong>in</strong>nen zu e<strong>in</strong>em selbständigen Leben zu befähigen. Für E<strong>in</strong>zelheiten vgl. dazu.<br />

http://www.g-ba.de/<strong>in</strong>formationen/richtl<strong>in</strong>ien/24/.<br />

41


• Der Verbund <strong>für</strong> Integrative Angebote gGmbH (VIA) hat <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt elf Be-<br />

treuungsprojekte. (<strong>Ältere</strong>) Menschen mit Alkohol- und Drogenproblemen werden auf-<br />

genommen; VIA unterhält zudem e<strong>in</strong>e Wohngeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> Morbus Korsakow-<br />

Patienten und Patient<strong>in</strong>nen (als typische Folgekrankheit von chronischem Alkohola-<br />

busus).<br />

VIA richtet sich mit e<strong>in</strong>em Angebot direkt an Alkoholabhängige mit schweren Krankheitsbil-<br />

der wie z.B. Korsakow-Erkrankungen mit entsprechenden Schädigungen des Lang- und<br />

Kurzzeitgedächtnisses.<br />

Insgesamt ist festzustellen, dass auch die Berl<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> psychisch Kranke dar-<br />

auf e<strong>in</strong>gestellt s<strong>in</strong>d, ältere Menschen mit Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit aufzu-<br />

nehmen. Die Aufnahme von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n ist nicht vorgesehen, kann aber <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfällen stattf<strong>in</strong>den.<br />

2.6.2 E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte<br />

Frankfurt<br />

Menschen<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> diese Zielgruppe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> SGB XII §67, 68 def<strong>in</strong>iert.<br />

Berl<strong>in</strong><br />

• Das Sozialzentrum am Burghof des Frankfurter Vere<strong>in</strong>s <strong>für</strong> soziale Heimstätten e.V.<br />

richtet sich gezielt an diese Personengruppe. Dies ist e<strong>in</strong> Übergangs- und Langzeit-<br />

wohnheim <strong>für</strong> Menschen, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht s<strong>in</strong>d.<br />

Sehr häufig geht damit auch Alkoholabhängigkeit e<strong>in</strong>her. Im Langzeitwohnheim s<strong>in</strong>d<br />

Menschen mit e<strong>in</strong>em erhöhten Betreuungsbedarf untergebracht, wobei auch e<strong>in</strong>e<br />

ambulante Pflege möglich ist. Menschen, die nicht von Wohnungslosigkeit und Alko-<br />

holismus bedroht s<strong>in</strong>d, werden nicht aufgenommen.<br />

In Berl<strong>in</strong> gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von E<strong>in</strong>richtungen, die sich auf die Aufnahme von Menschen<br />

spezialisiert haben, die e<strong>in</strong>e zusätzliche Alkoholabhängigkeit haben und Pflege benötigen.<br />

Dies s<strong>in</strong>d beispielsweise:<br />

• Die „Siefos GmbH“, mit e<strong>in</strong>em Wohn- und Sozialprojekt <strong>für</strong> wohnungslose und pfle-<br />

gebedürftige Männer und Frauen mit und ohne Beh<strong>in</strong>derungen und/oder Suchter-<br />

krankungen (ca. 131 Plätze). Menschen ohne Substanzkonsumprobleme werden <strong>in</strong><br />

der Regel nicht aufgenommen.<br />

42


• Die Kirchengeme<strong>in</strong>de der Evangelischen Heilig Kreuz-Passion mit e<strong>in</strong>em Wohnheim<br />

<strong>für</strong> 42 alkoholkranke obdachlose Männer, wobei auch Pflege nach Bedarf möglich<br />

ist. Ausschlusskriterien: Drogenabhängigkeit, ke<strong>in</strong>e Substanzkonsumprobleme.<br />

• Für Menschen, die nicht e<strong>in</strong>deutig dem Personenkreis nach SGB XII §53, 54 oder<br />

§67, 68 zugeordnet werden können, gibt es das „Wohnheim Teresa“ des Merkur<br />

e.V., das den Hauptschwerpunkt auf den Umgang mit Abhängigkeitserkrankungen<br />

legt. Das Wohnheim hat 78 Plätze <strong>für</strong> Menschen <strong>in</strong> den Pflegestufen 0 - 2.<br />

Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Frankfurt/Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong>. Im Stadtgebiet<br />

von Frankfurt gibt es ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, die sich auf die Aufnahme von pflegebedürftigen äl-<br />

teren Alkoholkranken spezialisiert hat. In Berl<strong>in</strong> gibt es immerh<strong>in</strong> 3 solcher E<strong>in</strong>richtungen.<br />

<strong>Drogenabhängige</strong> werden <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>richtungen entweder gar nicht oder nur <strong>in</strong> Ausnahme-<br />

fällen aufgenommen.<br />

2.6.3 Angebote <strong>für</strong> an HIV/AIDS erkrankte pflegebedürftige Menschen<br />

Frankfurt<br />

• Ambulante Pflege bieten AIDS-Spezialpflegedienste an (Regenbogendienst der<br />

AIDS-Hilfe Frankfurt, Christlicher AIDS-Hilfedienst e.V.).<br />

• Das Eschenbachhaus, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung des Suchthilfeverbunds Jugendberatung und<br />

Jugendhilfe e.V. (JJ), ist e<strong>in</strong>e Form des betreuten Wohnens mit 18 Plätzen und nimmt<br />

langjährig drogenabhängige Menschen mit e<strong>in</strong>er fortgeschrittenen HIV-Erkrankung<br />

auf. Die Pflege wird durch den ambulanten Pflegedienst der AIDS-Hilfe Frankfurt si-<br />

chergestellt. Menschen ohne Substanzkonsumprobleme werden nicht aufgenommen.<br />

• E<strong>in</strong>e vollstationäre Pflegee<strong>in</strong>richtung stellt das Wohn- und Pflegeheim und Hospiz<br />

„Franziskushaus“ dar, dessen Träger ebenfalls der JJ ist. Das Franziskushaus hat<br />

sich auf die Pflege von Menschen mit fortgeschrittener HIV-Infektion und manifester<br />

AIDS-Erkrankung spezialisiert und verfügt über 18 Plätze. E<strong>in</strong>e Abteilung im Haus ist<br />

<strong>für</strong> schwerkranke und AIDS-kranke <strong>Drogenabhängige</strong> reserviert, die dort mediz<strong>in</strong>isch<br />

und psychosozial betreut und eventuell bis zum Lebensende versorgt werden kön-<br />

nen.<br />

• Das „Haus Höchst“ der Stiftung Waldmühle ist e<strong>in</strong>e Wohne<strong>in</strong>richtung <strong>für</strong> HIV-positive<br />

und an AIDS erkrankte <strong>Drogenabhängige</strong> und andere Klient<strong>in</strong>nen und Klienten mit<br />

Mehrfach-Symptomatik (12 Plätze). Menschen ohne Substanzkonsumprobleme wer-<br />

den nicht aufgenommen.<br />

43


Berl<strong>in</strong><br />

• Ambulante Pflege <strong>für</strong> die Zielgruppen Alkohol- und <strong>Drogenabhängige</strong>, HIV/AIDS-<br />

Kranke bieten spezielle Fache<strong>in</strong>richtungen wie der Pflegedienst „Felix gGmbH“, das<br />

„CARO Zentrum“ und das „Netzwerk <strong>für</strong> ambulante Pflege“.<br />

• Die „ZIK“ (Zuhause im Kiez gGmbH) unterhält Betreutes Geme<strong>in</strong>schaftswohnen mit<br />

ambulanter Pflege 32 und 23 Pflegeappartements mit <strong>in</strong>tensiver Pflege. Im letzteren<br />

Wohnprojekt können auch an AIDS erkrankte Menschen mit Abhängigkeitserkran-<br />

kungen aufgenommen werden.<br />

2.6.4 E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ältere Menschen mit Suchterkrankungen<br />

Frankfurt<br />

Berl<strong>in</strong><br />

o Der Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Arbeits- und Erziehungshilfe e.V. (vae) bietet Beratung und ambulante<br />

Betreuung <strong>für</strong> langjährig Drogenerfahrene ab 45 Jahre. E<strong>in</strong> weiteres Angebot ist das<br />

Betreute E<strong>in</strong>zelwohnen <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong> mit acht Plätzen. Die Angebote<br />

richten sich ausschließlich an <strong>Drogenabhängige</strong>.<br />

o E<strong>in</strong>zelne Angebote <strong>für</strong> alkoholkranke Menschen haben private Dienstleister, wie z.B.<br />

das „Seniorenzentrum Taunusblick“, das e<strong>in</strong>e gesonderte Tagesstruktur <strong>für</strong> Alkohol-<br />

kranke bietet und Alkoholfolgeerkrankungen behandelt sowie das „CASA Reha Haus<br />

Altkönig“ <strong>in</strong> Oberursel, das ebenfalls besondere Angebote <strong>für</strong> die Behandlung von Al-<br />

koholfolgeerkrankungen hat.<br />

In Berl<strong>in</strong> gibt es mehrere Pflegeheime mit speziellen Angeboten <strong>für</strong> suchtkranke ältere Men-<br />

schen. In der Mehrheit handelt es sich dabei um Angebote <strong>für</strong> Alkoholabhängige. Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

• Das „Pflegewohnheim am Cecilienplatz“ (Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord<br />

gGmbH) mit e<strong>in</strong>em gesonderten Wohnbereich <strong>für</strong> chronisch psychisch Kranke mit 33<br />

Plätzen. In dieses Pflegewohnheim können auch Personen mit Abhängigkeitserkran-<br />

kungen aufgenommen werden.<br />

32 Leistungstyp SGB XII §§ 53, 54<br />

44


• Das „Pflegewohnheim Stallschreiberstraße“ bietet mit eigenständigen Wohnberei-<br />

chen spezielle Betreuung <strong>für</strong> alkohol- und suchtabhängige Senior<strong>in</strong>nen und Senioren.<br />

Träger dieser E<strong>in</strong>richtung ist das Unionshilfswerk gGmbH.<br />

• Die „Pro Seniore Residenz“ am Märchenbrunnen (Pro Seniore AG) mit e<strong>in</strong>em eige-<br />

nen Wohnbereich <strong>für</strong> junge psychisch Kranke und an Korsakow erkrankte ältere<br />

Menschen. Das Pflegeheim „Barbara Eff<strong>in</strong>ger GmbH“ ist erfahren im Umgang mit<br />

chronisch alkoholkranken Menschen (mit Mehrfacherkrankungen wie Morbus-<br />

Korsakow und psychiatrischen Erkrankungen). <strong>Drogenabhängige</strong> werden nicht auf-<br />

genommen. Kle<strong>in</strong>tiere können mitgebracht werden.<br />

Die Übersicht über die Schnittstellenbereiche der Alten- und Suchthilfe <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

und Berl<strong>in</strong> ergibt folgendes:<br />

• E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ältere psychisch kranke Menschen nehmen vor allem Personen mit<br />

den Diagnosen ICD F2 – F4 auf. In den meisten E<strong>in</strong>richtungen gehören ältere Alkohol-<br />

und <strong>Drogenabhängige</strong> nicht zu den Zielgruppen ihrer Klientel.<br />

• E<strong>in</strong>richtungen der Wohnungslosenhilfe richten sich <strong>in</strong> vielen Fällen explizit an ältere<br />

mehrfachkranke alkoholabhängige Menschen. <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> s<strong>in</strong>d nicht die<br />

Zielgruppe dieser E<strong>in</strong>richtungen.<br />

• E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> an HIV/AIDS erkrankte Menschen richten sich mit ihren Angeboten<br />

explizit an HIV/AIDS-Kranke und an Suchtkranke mit HIV/AIDS-Erkrankung. Die Unter-<br />

br<strong>in</strong>gung erfolgt <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> getrennten Abteilungen.<br />

• Die Drogen- und Suchthilfe richtet sich mit e<strong>in</strong>igen Angeboten gezielt an ältere Drogen-<br />

oder Alkoholabhängige. Aus den Unterlagen ergibt sich, dass sich diese Angebote ge-<br />

zielt entweder an schwerkranke <strong>Drogenabhängige</strong> oder ältere Alkoholabhängige richten;<br />

H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aufnahme und Versorgung von Alkohol- und Drogenab-<br />

hängigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dieser E<strong>in</strong>richtungen haben wir nicht gefunden.<br />

• In Berl<strong>in</strong> gibt es darüber h<strong>in</strong>aus noch e<strong>in</strong>e Reihe von Altenpflegeheimen, die sich mehr-<br />

heitlich an ältere Alkoholabhängige richten. Werden andere Zielgruppen <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>rich-<br />

tungen aufgenommen, s<strong>in</strong>d die Wohnbereiche der verschiedenen Patientengruppen ge-<br />

trennt (eigene Abteilungen <strong>für</strong> Suchtkranke).<br />

Es wäre wünschenswert, wenn sich die Altenpflegeheime <strong>für</strong> Suchtkranke, <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong><br />

<strong>Drogenabhängige</strong>, <strong>in</strong> Zukunft stärker öffnen würden als das heute der Fall ist, und wenn die<br />

Sucht- und Drogenhilfe die Angebote der Altenhilfe <strong>für</strong> ihre Klientel stärker als das bisher<br />

der Fall ist nutzen würde.<br />

45


3. Aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> der Pflege<br />

3.1 Demografischer Wandel<br />

Laut e<strong>in</strong>er Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes wird die Bevölke-<br />

rung <strong>Deutschland</strong>s bis 2050 auf 69 Mio. bis 73 Mio. Menschen schrumpfen, d.h. um 10% bis<br />

17% zurückgehen. Der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung wird bis 2050 von derzeit<br />

61% auf ca. 52% zurückgehen. Damit verändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung deut-<br />

lich. Als „ideal“ gilt e<strong>in</strong>e Alterspyramide, <strong>in</strong> der die jungen Menschen den größten Anteil ha-<br />

ben und die Bevölkerungszahl mit zunehmendem Alter abnimmt. Das ist <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

schon seit wenigstens 40 Jahren nicht mehr der Fall. Derzeit ist das mittlere Alter am stärks-<br />

ten besetzt, zu den jüngeren und den älteren Menschen gehören weniger Personen. Bis<br />

2050 werden vor allem die Gruppen der älteren (65-80-jährige) und alten Menschen (80-<br />

jährig und älter) <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> stark anwachsen (vgl. Abb. 1, Statistisches Bundesamt<br />

2006). Die erste Gruppe ist charakterisiert durch e<strong>in</strong> „aktives Älterwerden“. Deren Potenzial<br />

soll verstärkt „gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend <strong>für</strong> die Allgeme<strong>in</strong>heit“ 33 genutzt werden. Die Gruppe der<br />

80jährigen und <strong>Ältere</strong>n wird bis 2050 deutlich von derzeit 3,6 Mio. auf ca. 10 Mio. Menschen<br />

anwachsen.<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt, 2006:43)<br />

33<br />

Pressemitteilung des BMFSFJ vom 2.6.2009 zu dem Bundesprogramm „Aktiv im Alter“<br />

http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Presse/pressemitteilungen,did=123996.html Letzter Zugriff: 21.12.2009<br />

46


Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko der Pflegebedürftigkeit. So wird vermutet,<br />

dass im Jahr 2050 über 4 Mio. Menschen pflegebedürftig se<strong>in</strong> werden (vgl. Bl<strong>in</strong>kert & Gräf,<br />

2009). Derzeit s<strong>in</strong>d es 2,25 Mio. Menschen.<br />

Besondere Risikogruppen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e vorzeitige Pflegebedürftigkeit s<strong>in</strong>d bei den chronisch Er-<br />

krankten u.a. die <strong>Drogenabhängige</strong>n mit zahlreichen Begleiterkrankungen, ebenso die an<br />

Diabetes erkrankten Menschen, auf die hier exemplarisch e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

In <strong>Deutschland</strong> leben derzeit ca. 8 Mio. Menschen mit e<strong>in</strong>er Typ 2-Diabetes. Es ist jedoch<br />

davon auszugehen, dass e<strong>in</strong>e noch größere Zahl von Menschen daran erkrankt ist, da Dia-<br />

betes im Durchschnitt erst 10 Jahre nach Krankheitsausbruch diagnostiziert wird. 34<br />

Die Prävalenz der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu, so leiden 4% -10% der 40-59-jährigen<br />

an Diabetes, während bei den über 60-jährigen 18% - 28% daran erkrankt s<strong>in</strong>d. ¾ der über<br />

60.jährigen Diabetiker müssen mit Insul<strong>in</strong> behandelt werden, was entsprechende Anforde-<br />

rungen <strong>für</strong> die Betreuungssysteme bedeutet. 35<br />

Ebenso wie bei e<strong>in</strong>er Drogenabhängigkeit können auch bei e<strong>in</strong>er Diabetes-Erkrankung zahl-<br />

reiche Folgeerkrankungen auftreten, wie Makroangiopathie (koronare Herzkrankheit,<br />

Schlaganfall, arterielle Verschlusskrankheit); Mikroangiopathie (Augen- und Nierenerkran-<br />

kungen); Neuropathien (Erkrankung der Nervenleitbahnen); Diabetisches Fußsyndrom. 36<br />

Weiterh<strong>in</strong> treten zahlreiche Begleiterkrankungen gehäuft bei an Diabetes erkrankten Men-<br />

schen auf. Die häufigsten Begleiterkrankungen s<strong>in</strong>d Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und<br />

Übergewicht. 37<br />

Die Versorgungsstruktur zur Behandlung von Diabetikern verlangt e<strong>in</strong> multimediz<strong>in</strong>isches<br />

Team aus Hausärzten, Schwerpunktpraxen und stationäre E<strong>in</strong>richtungen. 38<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Besonderheit bei dieser Erkrankung, dass psychische Erkrankungen häu-<br />

figer auftreten als <strong>in</strong> der Normalbevölkerung, <strong>in</strong>sbesondere Depressionen treten doppelt so<br />

häufig auf. Etwa jede dritte an Diabetes erkrankte Person leidet unter e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen oder<br />

subkl<strong>in</strong>ischen Depression und bedarf entsprechender psychosozialer und psychotherapeuti-<br />

scher Behandlung. 39<br />

Auf die sich hieraus ergebenden besonderen Bedarfe von pflegebedürftigen Diabetikern<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren reagiert und so z.B. im Rahmen der „Fortbildung Diabetes <strong>in</strong> der<br />

Altenpflege (FoDiAI) bereits 1.000 Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen aus der Altenpflege ent-<br />

sprechend geschult. 40<br />

34 DiabetesDE (Hrsg.): <strong>Deutsche</strong>r Gesundheitsbericht. Diabetes 2010. Berl<strong>in</strong> 2010, S. 5<br />

35 Vgl. ebd., S. 9<br />

36 Vg. ebd., S. 23<br />

37 Vgl. ebd., S. 49<br />

38 Vgl. ebd., S. 27<br />

39 Vgl. ebd., S. 42<br />

40 Vgl. ebd. S. 130<br />

47


Bei allen Differenzen im Detail werden hier strukturelle Ähnlichkeiten von Personen mit chro-<br />

nischen Krankheiten im höheren Lebensalter sichtbar. Ähnlich wie bei den Diabetikern<br />

braucht es auch e<strong>in</strong> multimediz<strong>in</strong>ischen und multipsychosoziales Team zur Behandlung älte-<br />

rer <strong>Drogenabhängige</strong>r. Auch bei der Weiter- und Fortbildung gibt es bemerkenswerte Ähn-<br />

lichkeiten, worauf wir an anderen Stellen genauer e<strong>in</strong>gehen werden.<br />

3.2 Förderung von betreutem Wohnen<br />

Die meisten älteren Menschen wollen so lange wie möglich <strong>in</strong> ihrem gewohnten Lebensum-<br />

feld bleiben. Mit rund 70% werden derzeit fast drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen<br />

zu Hause betreut. E<strong>in</strong>er der wesentlichen Pflegegründe ist die dementielle Erkrankung, wo-<br />

bei die Zahl der Erkrankungen ab dem 75. Lebensjahr stark zunimmt (vgl. Psychiatriege-<br />

spräch, 2009). In der Debatte um die Zukunft von Betreuung und Pflege älterer Menschen<br />

werden heute unter der Maxime „ambulant vor stationär“ Wohnformen gefördert, die e<strong>in</strong>e<br />

Alternative zu den „herkömmlichen Pflegeheimen“ darstellen.<br />

Mit der Pflegereform von 2008 wurde erstmals e<strong>in</strong> größeres Augenmerk auf die Pflege de-<br />

mentiell erkrankter Menschen gelegt. Durch die Pflegereform wurden die f<strong>in</strong>anziellen Leis-<br />

tungen der Pflegeversicherung angehoben. So wurde der Betreuungsbetrag <strong>für</strong> Menschen<br />

„mit e<strong>in</strong>er erheblich e<strong>in</strong>geschränkten Alltagskompetenz“ (d.h. an Demenz erkrankte Men-<br />

schen, aber auch psychisch kranke oder geistig beh<strong>in</strong>derte Menschen) von 460 EUR im Jahr<br />

auf 1.200 bis 2.400 EUR deutlich angehoben. Diese Leistungen können jetzt auch Men-<br />

schen erhalten, die noch nicht die Kriterien <strong>für</strong> die Pflegestufe I erfüllen. Für die Bewertung,<br />

ob die E<strong>in</strong>schränkung der Alltagskompetenz auf Dauer erheblich ist, müssen bestimmte Kri-<br />

terien erfüllt se<strong>in</strong>, zum Beispiel das „unkontrollierte Verlassen des Wohnbereichs“, „im situa-<br />

tiven Kontext <strong>in</strong>adäquates Verhalten“ „Störungen der höheren Hirnfunktionen“, „Störung des<br />

Tag-/Nacht-Rhythmus“, usw..<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Aspekt der Pflegereform von 2008 ist die Möglichkeit des „Poolen“. So<br />

können Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> Zukunft ihre Sachleis-<br />

tungsansprüche zusammenlegen und Leistungen der grundpflegerischen und hauswirt-<br />

schaftlichen Versorgung geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Die frei werdende Zeit ist vom<br />

ambulanten Pflegedienst ausschließlich im Interesse der am Pool beteiligten Pflegebedürfti-<br />

gen <strong>für</strong> die Betreuung zu nutzen. Das Poolen von Leistungen ist auch <strong>für</strong> Pflegebedürftige<br />

möglich, die im gleichen Haus oder <strong>in</strong> der gleichen Straße wohnen. Durch weitere Maßnah-<br />

men wird die Möglichkeit der ambulanten Versorgung gestärkt. So können beispielsweise<br />

neben ambulanten Pflegediensten auch E<strong>in</strong>zelpersonen, die sich selbstständig gemacht ha-<br />

ben, pflegebedürftige Menschen betreuen, und pflegende Angehörige können jetzt bereits<br />

48


nach 6 Monaten e<strong>in</strong>e Urlaubsvertretung engagieren (Verh<strong>in</strong>derungspflege). Schließlich sol-<br />

len <strong>in</strong> den Bundesländern von den Krankenkassen „Pflegestützpunkte“ e<strong>in</strong>gerichtet werden.<br />

Aufgabe der Pflegestützpunkte ist die wohnortnahe Beratung, Vermittlung und Koord<strong>in</strong>ation<br />

rund um die Pflege.<br />

Im Januar 2009 ist e<strong>in</strong>e weitere Stufe der Pflegereform <strong>in</strong> Kraft getreten. Es besteht jetzt e<strong>in</strong><br />

Rechtsanspruch auf e<strong>in</strong>e umfassende Pflegeberatung durch die Krankenkassen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus werden die Pflegeheime e<strong>in</strong>mal jährlich nach Kriterien der Pflegequalität, der Le-<br />

bensqualität etc. durch den MDK bewertet.<br />

3.3 Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />

Die Kriterien <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Pflegebedürftigkeit s<strong>in</strong>d derzeit im SGB XI, §14, Abs. 1 def<strong>in</strong>iert. Dem-<br />

nach liegt e<strong>in</strong>e Pflegebedürftigkeit dann vor, wenn Menschen aufgrund e<strong>in</strong>er „körperlichen,<br />

geistigen oder seelischen Krankheit oder Beh<strong>in</strong>derung“ <strong>für</strong> „gewöhnliche und regelmäßig<br />

wiederkehrende Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens“ voraussichtlich <strong>für</strong> m<strong>in</strong>des-<br />

tens 6 Monate der Hilfe bedürfen. Laut SGB XII kann auch e<strong>in</strong> kürzerer Zeitraum vorliegen.<br />

Es folgt e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition dessen, was unter Krankheit oder Beh<strong>in</strong>derung verstanden wird und<br />

schließlich, was „gewöhnliche und regelmäßig wiederkehrende Verrichtungen“ s<strong>in</strong>d. Diese<br />

umfassen die Bereiche Körperpflege, Ernährung, Mobilität und hauswirtschaftliche Versor-<br />

gung.<br />

Der derzeitige Pflegebedürftigkeitsbegriff ist auf die eigentliche Verrichtung bezogen mit der<br />

Folge, dass diese Verrichtungen <strong>in</strong> Zeitkorridoren gemessen werden. So beträgt beispiels-<br />

weise der tägliche Pflegeaufwand bei Pflegestufe I <strong>in</strong> der Grundpflege 45 M<strong>in</strong>uten und <strong>in</strong> der<br />

Behandlungspflege ebenfalls 45 M<strong>in</strong>uten. Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit (und e<strong>in</strong>her-<br />

gehender höherer Pflegestufe) nimmt der tägliche Zeitaufwand <strong>für</strong> die Grundpflege proporti-<br />

onal zu. Die Folge dieses Pflegebedürftigkeitsbegriffs ist e<strong>in</strong>e „Pflege im M<strong>in</strong>utentakt“.<br />

Der gegenwärtige Begriff der Pflegebedürftigkeit steht stark <strong>in</strong> der Kritik, weil er Aspekte des<br />

Pflegebedarfs wie allgeme<strong>in</strong>e Betreuung, Beaufsichtigung und Anleitung, Kommunikation<br />

und soziale Teilhabe nicht ausreichend e<strong>in</strong>bezieht. Das Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Gesundheit<br />

hatte daher Ende 2006 e<strong>in</strong>en Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs e<strong>in</strong>be-<br />

rufen, der Ende Januar 2009 se<strong>in</strong>en Abschlussbericht übergeben hat.<br />

Der von dem Beirat vorgestellte Pflegebedürftigkeitsbegriff be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en Paradigmen-<br />

wechsel weg vom Ausgleich körperlicher Defizite h<strong>in</strong> zur gesellschaftlichen Teilhabe. Er be-<br />

rücksichtigt nicht nur körperliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen und den Hilfebedarf bei Alltagsverrich-<br />

tungen, sondern darüber h<strong>in</strong>aus auch kognitive und psychische Verhaltensauffälligkeiten.<br />

49


Neuer Maßstab <strong>für</strong> die Pflegebedürftigkeit ist nicht länger die erforderliche Pflegezeit, son-<br />

dern der Grad an Selbstständigkeit bei der Durchführung der Aktivitäten des täglichen Le-<br />

bens.<br />

Dieser hier vollzogene Paradigmenwechsel h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er teilhabeorientierten Pflege 41 verän-<br />

dert auch das Ziel der Pflege weg vom Ausgleich vor allem physischer Defizite („satt und<br />

sauber“) h<strong>in</strong> zur gesellschaftlichen Teilhabe. Von dem vom Beirat vorgestellten Pflegebedürf-<br />

tigkeitsbegriff könnten weitaus mehr Menschen profitieren als es derzeit der Fall ist. Dieser<br />

Paradigmenwechsel ist nicht kostenneutral umzusetzen, weshalb der hier vorgestellte Pfle-<br />

gebedürftigkeitsbegriff zwar favorisiert wird, aber noch ke<strong>in</strong>e rechtliche Geltung erlangt hat.<br />

3.4 Fazit<br />

Mit der <strong>in</strong> 3.2 skizzierten Pflegereform wurde dem Bedürfnis älterer Menschen Rechnung<br />

getragen, so lange wie möglich <strong>in</strong> dem vertrauten Wohnumfeld zu bleiben und bei Bedarf<br />

ambulant versorgt zu werden. Wie wir an anderer Stelle zeigen werden, wird dieses Bedürf-<br />

nis wird auch von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n geteilt (siehe Kap.4). Die Pflegereform ist <strong>für</strong><br />

suchtkranke Menschen mit e<strong>in</strong>em Pflegebedarf <strong>in</strong>sofern von Interesse, weil durch die Mög-<br />

lichkeit des „Poolen“ e<strong>in</strong>e größere Flexibilität <strong>in</strong> der Inanspruchnahme von pflegerischen<br />

Leistungen erreicht wird, die dem dynamischen Verlauf der Pflegebedürftigkeit von Drogen-<br />

abhängigen eher gerecht wird, worauf ebenfalls an anderer Stelle noch genauer e<strong>in</strong>gegan-<br />

gen wird. Wenn mehrere Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haus, <strong>in</strong> benachbarten Häusern oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Betreuten Wohngeme<strong>in</strong>schaft pflegerisch versorgt werden, können temporäre Schwankun-<br />

gen im Pflegebedarf unter mehreren Personen zum Nutzen aller Beteiligten leichter ausge-<br />

glichen werden.<br />

Wie unsere Untersuchungen belegen (vgl. die Kapitel 4 und 6), können auch ältere Drogen-<br />

abhängige von dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff profitieren, weil das Pflegeziel dem<br />

Betreuungsziel entspricht, nämlich die Förderung der Selbstständigkeit zur Teilhabe am ge-<br />

sellschaftlichen Leben. Auch können dann mehr Menschen, die nach der alten Def<strong>in</strong>ition von<br />

Pflegeleistungen ausgeschlossen s<strong>in</strong>d, diese zukünftig <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Durch e<strong>in</strong>e auf<br />

den E<strong>in</strong>zelfall ausgerichtete Hilfe kann die Pflege zudem besser mit den Maßnahmen der<br />

E<strong>in</strong>gliederungshilfe verzahnt werden als es derzeit der Fall ist.<br />

Der Trend zur ambulanten Versorgung Pflegebedürftiger wird sich weiterh<strong>in</strong> fortsetzen. Al-<br />

lerd<strong>in</strong>gs ist auch absehbar, dass wegen des demografischen Strukturwandels der Anteil an<br />

pflegenden Familienangehörigen stark s<strong>in</strong>ken wird. Wie wir <strong>in</strong> Kapitel 4 belegen, haben viele<br />

41 Siehe hierzu auch Diakonie-Texte, 2008.<br />

50


Drogengebraucher und -gebraucher<strong>in</strong>nen nur noch lose Kontakte zu Angehörigen und also<br />

wenig Aussicht darauf, von diesen im Krankheitsfall gepflegt zu werden. Bl<strong>in</strong>kert/Gräf (2009)<br />

sehen daher den Grundsatz „häusliche vor stationärer Pflege“ perspektivisch als nicht halt-<br />

bar an. Da im Allgeme<strong>in</strong>en die Zahl der Pflegebedürftigen zunehmen wird während gleichzei-<br />

tig das Pflegepotenzial von Angehörigen abnimmt, könnte der Anteil derjenigen, die zu Hau-<br />

se durch e<strong>in</strong>en ambulanten Pflegedienst betreut werden, zunehmen, ebenso der Anteil der-<br />

jenigen, die <strong>in</strong> Pflegeheimen stationär versorgt werden. Der Anteil der <strong>in</strong> Heimen versorgten<br />

Pflegebedürftigen würde nach Bl<strong>in</strong>kert/Gräf (2009) von ca. 30% auf fast 70% steigen. Das<br />

von Bl<strong>in</strong>kert/Gräf entworfenen Szenario basiert allerd<strong>in</strong>gs alle<strong>in</strong>e auf dem demografischen<br />

Wandel und berücksichtigt nicht E<strong>in</strong>flussfaktoren wie die zunehmende Berufstätigkeit von<br />

Frauen. Das könnte dazu führen, dass der Anteil derjenigen, die im Alter nicht mehr alle<strong>in</strong><br />

bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie leben können, noch höher e<strong>in</strong>zuschätzen ist. Demgegenüber ist aller-<br />

d<strong>in</strong>gs nicht anzunehmen, dass sich die Zurückhaltung von Senioren und Senior<strong>in</strong>nen gegen-<br />

über e<strong>in</strong>em Umzug <strong>in</strong>s Heim (vgl. BMFSFJ, 2001) und die ablehnende Haltung der älteren<br />

<strong>Drogenabhängige</strong>n (Fuhrmann, 2005) gegenüber Pflegeheimen ändern wird. Daher ist es<br />

zw<strong>in</strong>gend notwendig, alternative Strukturen weiter aufzubauen und zu fördern bzw. den Pfle-<br />

gebedarf zu poolen.<br />

Aufgrund des demographischen Wandels und der zunehmenden Alterung der <strong>Gesellschaft</strong><br />

steigt das Risiko und damit die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er professionellen Versorgung bei Pflege-<br />

bedürftigkeit von großen Bevölkerungsgruppen. Die Pflegeangebote und die Pflegeleistun-<br />

gen werden sich entsprechend verändern müssen. Erste Ansätze dazu f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> der<br />

Pflegereform von 2008, die das Poolen von Leistungen ermöglicht und damit neue Lösun-<br />

gen im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen allgeme<strong>in</strong> und <strong>Drogenabhängige</strong>n im Be-<br />

sonderen ermöglicht.<br />

51


4. Ergebnisse der Interviews: <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong><br />

4.1 Soziodemografische Angaben, gesundheitliche und lebensweltbezogene E<strong>in</strong>-<br />

schätzungen der <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

Die hier aufgeführten Daten beruhen auf der Auswertung des quantitativen Fragebogens, der<br />

allen befragten älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n vorgelegt wurde (30 Personen <strong>für</strong> dieses Projekt,<br />

20 Personen <strong>für</strong> die von der EU-f<strong>in</strong>anzierten Studie „Senior Drug Dependents and Care<br />

Structures“).<br />

Tabelle 1: Demografische Angaben der Stichprobe<br />

Angaben zur Stichprobe Total (N=50) Prozentangaben<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

Nationalität<br />

Familienstand<br />

Lebensform<br />

Wohnung<br />

Männlich 40 80%<br />

weiblich 10 20%<br />

Spannbreite 45 – 61 Jahre<br />

Mittelwert 52,7 Jahre<br />

Deutsch 44 88%<br />

andere 6 12%<br />

Ledig 24 48%<br />

Verheiratet 5 10%<br />

Geschieden 19 38%<br />

verwitwet 2 4%<br />

Alle<strong>in</strong> lebend 44 88%<br />

Mit Partner/<strong>in</strong> 2 4%<br />

Mit K<strong>in</strong>dern 2 4%<br />

Mit Eltern/ Verwandten 2 4%<br />

Eigene Wohnung 32 64%<br />

Eigenes Zimmer 4 8%<br />

Mit Eltern/ Verwandten 2 4%<br />

Betreutes Wohnen 7 14%<br />

Notunterkunft/ auf der<br />

Straße<br />

5 10%<br />

Die 50 Interviewpartner und Interviewpartner<strong>in</strong>nen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Altersspektrum<br />

von 45 bis 61 Jahren. 40 der Befragten s<strong>in</strong>d Männer, 10 Frauen. Das entspricht dem Ge-<br />

schlechterverhältnis <strong>in</strong> Kontaktläden <strong>für</strong> (problematische) Drogenkonsumenten <strong>in</strong> Großstäd-<br />

52


ten (vgl. Simmed<strong>in</strong>ger & Vogt, 2009). Das Durchschnittalter entspricht mit 52,7 Jahren der<br />

Zielgruppe der Studie. H<strong>in</strong>sichtlich der Nationalität fällt auf, dass die meisten Interviewpartner<br />

und -partner<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en <strong>Deutsche</strong>n Pass haben, was Migrationserfahrungen jedoch nicht<br />

ausschließt.<br />

In Bezug auf den Familienstand ist <strong>in</strong> dieser Stichprobe die Gruppe der Ledigen mit 24 der<br />

Befragten (48%) etwas kle<strong>in</strong>er als die Gruppe derjenigen 26 Befragten, die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>-<br />

mal verheiratet waren (<strong>in</strong>sgesamt 52%). Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d aktuell nur noch 5 Personen verhei-<br />

ratet, und nur e<strong>in</strong>e Person aus dieser Gruppe lebt noch mit dem Ehepartner zusammen. Die<br />

ganz überwiegende Mehrheit der Interviewpartner und -partner<strong>in</strong>nen (44 Personen/ 88%)<br />

lebt alle<strong>in</strong>. Nur 12% leben mit Familienangehörigen (Partner, K<strong>in</strong>der, Eltern) zusammen.<br />

Damit ist der Anteil der <strong>in</strong>terviewten Personen, die alle<strong>in</strong>e leben, deutlich höher als bei der<br />

Gruppe der über 40-jährigen Opioidkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> der Deut-<br />

schen Suchthilfestatistik erfasst wurden, von denen 53% alle<strong>in</strong>e leben (vgl. Pfeiffer-Gerschel<br />

et. al., 2009:181). Dies deutet daraufh<strong>in</strong>, dass die Gruppe der über 50-jährigen Drogenab-<br />

hängigen sich <strong>in</strong> ihrer Lebenssituation von den jüngeren, die an das Suchthilfesystem ange-<br />

schlossen s<strong>in</strong>d, unterscheidet. 38 der Interviewten leben <strong>in</strong> sicheren Unterkünften (eigene<br />

Wohnung, eigenes Zimmer, bei den Eltern). 7 Interviewte leben eher prekär <strong>in</strong> Betreuten<br />

Wohnungen oder Hotels. 5 Interviewte haben ke<strong>in</strong>e dauerhafte Wohnung; sie leben auf der<br />

Straße oder <strong>in</strong> Notschlafstellen. Die Wohnsituation von jedem 4. der Interviewten ist also als<br />

eher schwierig und unsicher e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Tabelle 2: Angaben zur Berufsbildung und zum aktuellen E<strong>in</strong>kommen<br />

Angaben zur Stichprobe Total (N=50) Prozentangaben<br />

Berufsausbildung<br />

E<strong>in</strong>kommens-<br />

quellen<br />

Nicht abgeschlossen 13 26%<br />

Abgeschlossen 37 74%<br />

ALGI 2 4%<br />

ALGII 25 50%<br />

Sozialhilfe 12 24%<br />

Rente/Pension 11 22%<br />

Die Daten zur Berufsbildung zeigen, dass der Anteil derjenigen, die e<strong>in</strong>e Berufsbildung ab-<br />

geschlossen haben, mit 74% erstaunlich hoch liegt. Das hat aber wenig bis ke<strong>in</strong>e Auswir-<br />

kung auf die aktuelle Erwerbstätigkeit. Vielmehr belegen die Daten zum E<strong>in</strong>kommen, dass<br />

11 Personen bereits berentet und 12 Personen <strong>in</strong> die Sozialhilfe ausgegliedert s<strong>in</strong>d. Fast die<br />

Hälfte der Interviewten steht also dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung. 27 Personen<br />

könnten noch arbeiten und s<strong>in</strong>d als arbeitssuchend gemeldet. Sie erhalten daher Arbeitslo-<br />

sengelder (ALGI oder ALGII).<br />

53


Aus den Angaben zum E<strong>in</strong>kommen lässt sich aber auch ablesen, dass zurzeit ke<strong>in</strong>er der<br />

Interviewpartner und -partner<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er regulären Arbeit nachgeht bzw. <strong>in</strong> das Erwerbsle-<br />

ben <strong>in</strong>tegriert ist. Alle 50 Personen, die wir <strong>in</strong>terviewt haben, leben von Transferleistungen.<br />

Auch die illegalen E<strong>in</strong>künfte wurden abgefragt; hierbei haben 7 Personen angegeben, auch<br />

illegale Erwerbsquellen zu haben.<br />

Betrachtet man die Hauptdiagnose bei den Befragten, so handelt es sich <strong>in</strong> der Mehrzahl um<br />

opioidabhängige Personen. Dazu kommt der Konsum von Zigaretten; 46 Personen s<strong>in</strong>d<br />

Raucher und Raucher<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Konsum von 18 Zigaretten pro Tag.<br />

43 (86%) der Interviewten erhalten ärztlich verordnete Opiate und Opioide (2 Personen er-<br />

halten Diamorph<strong>in</strong>, 5 Personen Buprenorph<strong>in</strong> (Subutex), 34 Personen Methadon, und 2 Per-<br />

sonen e<strong>in</strong> anderes, nicht spezifiziertes opiathaltiges Medikament). Von den befragten 10<br />

Frauen werden alle substituiert, bei den Männern ist dies bei 33 der Fall. Zusätzlich zu den<br />

ärztlich verordneten Medikamenten konsumieren aber die meisten (33 der 43, die e<strong>in</strong> ärztlich<br />

verordnetes Opioid e<strong>in</strong>nehmen) noch andere Substanzen (sogenannter Beikonsum). Alle 10<br />

Frauen konsumieren noch andere illegale und legale Drogen und knapp 70 % der substitu-<br />

ierten Männer. 26 Personen sagen, dass sie Cannabis konsumieren; 21 Personen tr<strong>in</strong>ken<br />

Alkoholisches usw. (vgl. Tabelle 3).<br />

Tabelle 3: Angaben zum Konsum von illegal erworbenen Drogen<br />

Substanzen N täglich wöchentlich seltener Davon i.v.<br />

Cannabis 26 10 6 10<br />

Hero<strong>in</strong> 21 5 6 10 8<br />

Code<strong>in</strong> 1 1<br />

Methadon etc. 0<br />

Koka<strong>in</strong> 15 3 2 10 8<br />

Crack 10 3 3 4 8<br />

Ampthetam<strong>in</strong> (Speed) 4 2 2 1<br />

Benzodiazep<strong>in</strong>e 15 8 3 4 3<br />

Barbiturate 2 1 1<br />

Konsum<br />

Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Frauen und Männern, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Substituti-<br />

onsbehandlung s<strong>in</strong>d, und ihrem zusätzlichen Konsum weiterer psychoaktiver Substanzen.<br />

Die Frauen konsumieren an erster Stelle zusätzlich Hero<strong>in</strong> (6 der Befragten) sowie Cannabis<br />

(3) und Koka<strong>in</strong> (3). Bei den Männern geben 23 Personen den zusätzlichen Konsum von<br />

Cannabis an, 15 den von Hero<strong>in</strong> und 13 den von Benzodiazep<strong>in</strong>en.<br />

54


In der Gesamtstichprobe bef<strong>in</strong>den sich ke<strong>in</strong>e Personen, die Methadon oder Buprenorph<strong>in</strong> –<br />

auf dem illegalen Markt erwerben und anschließend konsumieren.<br />

Fragt man nach der Hauptdroge und zählt aus, welche Stoffe mit welcher Häufigkeit genannt<br />

werden, stehen an den ersten 3 Stellen Hero<strong>in</strong> mit 26, Koka<strong>in</strong> und Crack mit 20 und Metha-<br />

don mit 10 Nennungen. Aus der Sicht der Interviewten s<strong>in</strong>d das die Stoffe, die <strong>für</strong> sie beson-<br />

ders wichtig s<strong>in</strong>d und die sie als ihre Hauptdrogen bezeichnen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sagen viele auch, dass sie nicht nur e<strong>in</strong>e, sondern mehrere Hauptdrogen haben.<br />

15 der Befragten geben zwei Hauptdrogen an, 6 Personen nennen 3 Hauptdrogen. Nur He-<br />

ro<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> als Hauptdroge nennen 12 Personen, nur Methadon 5 Personen. Koka<strong>in</strong> oder<br />

Crack alle<strong>in</strong> als Hauptdroge nennen lediglich 3 Personen. Die Antworten auf die Frage nach<br />

der/den Hauptdrogen belegt, dass <strong>in</strong> dieser Altersgruppe Opiate und Opioide die Hauptdro-<br />

gen s<strong>in</strong>d, alle<strong>in</strong> oder <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit weiteren (illegalen) Stoffen.<br />

Bemerkenswert s<strong>in</strong>d die Angaben der Befragten zu den Haftzeiten. 42 Personen (84 %, da-<br />

von 34 Männer und 8 Frauen) berichten von Hafterfahrungen; die durchschnittliche Haftdau-<br />

er beträgt 65 Monate.<br />

55


Wir haben auch nach Krankheiten und gesundheitlichen Störungen gefragt und folgende<br />

Antworten erhalten.<br />

Tabelle 4: Selbstangaben zu körperlichen Krankheiten<br />

Aktuelle körperliche Krankheiten<br />

Nennungen<br />

Total (N=50) Prozentangaben<br />

Hepatitis A/B/C und Lebererkrankungen 31 62 %<br />

Zahnerkrankungen 21 42 %<br />

Lungenerkrankung, Tuberkulose 11 22 %<br />

Herz-Kreislauferkrankungen 11 22 %<br />

Venenerkrankungen 10 20 %<br />

Arthritis, Arthrose 8 16 %<br />

HIV/AIDS 8 16 %<br />

Nieren-Blasenerkrankung 5 10 %<br />

Osteoporose 3 6 %<br />

Diabetes 2 4 %<br />

Krebs 1 2 %<br />

Andere Erkrankungen 13 26 %<br />

Bei der Nennung der gesundheitlichen Probleme der Befragten stehen an erster Stelle die<br />

Lebererkrankungen, u.a. Hepatitis-A/B/C-Infektionen. An zweiter Stelle werden Zahnerkran-<br />

kungen genannt, dann Herz- und Kreislauferkrankungen und Lungenerkrankungen. Der An-<br />

teil der HIV/AIDS-Erkrankten an der Stichprobe ist mit 16 % recht groß 42 .<br />

Die Belastungen mit körperlichen Erkrankungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt betrachtet hoch. Es handelt<br />

sich zum Teil um schwere Erkrankungen und Beschwerden, vor allem wenn man bedenkt,<br />

dass 92% der Interviewten rauchen und 42% mehr oder weniger häufig Alkoholisches kon-<br />

sumieren.<br />

Wir haben auch nach psychischen Störungen gefragt. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 5 zu-<br />

sammengestellt.<br />

42 Die Selbstangaben zu HIV/AIDS-Erkrankungen liegen bei den Konsumraumbenutzern <strong>in</strong> Frankfurt<br />

am Ma<strong>in</strong> bei 5% (Simmed<strong>in</strong>ger & Vogt, 2009: 87) und nach E<strong>in</strong>schätzung der Mitarbeiter <strong>in</strong> der Drogenhilfe<br />

<strong>in</strong> Hamburg bei 6% (Verthe<strong>in</strong> et al., 2008:41).<br />

56


Tabelle 5: Selbstangaben zu psychische Beschwerden und Störungen<br />

Psychische Krankheiten<br />

Total<br />

(N=50)<br />

aktuell jemals<br />

Prozent-<br />

angaben<br />

Total<br />

(N=50)<br />

Prozent-<br />

angaben<br />

Depressionen 16 32 % 18 36 %<br />

Ängste/ Panikstörungen 14 28 % 11 22 %<br />

Schwere Vergesslichkeit 9 18 % 4 8 %<br />

Ess-Störungen 5 10 % 5 10 %<br />

Suizidgedanken 3 6 % 20 40 %<br />

Suizidversuche - - 18 36 %<br />

Wahnvorstellungen 3 6 % 6 12 %<br />

46 % der Befragten geben e<strong>in</strong> oder mehrere psychiatrische Störungen zusätzlich zu ihrer<br />

Substanzabhängigkeit an. Schlüsselt man die Angaben nach Geschlecht auf, ergibt sich fol-<br />

gendes: 15 Männer und 1 Frau leiden unter Depressionen, 13 Männer und 1 Frau unter<br />

Ängsten oder Panikstörungen, 7 Männer und 2 Frauen unter schwerer Vergesslichkeit und 3<br />

Männer unter Wahnvorstellungen. Die Krankheitssymptome, die hier als Schwere Vergess-<br />

lichkeit zusammengefasst wurden, könnten auf e<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>nende Demenz bei den Befragten<br />

h<strong>in</strong>deuten.<br />

E<strong>in</strong> hoher Anteil (25 Männer und 5 Frauen) berichtet weiterh<strong>in</strong>, dass sie Suizidgedanken ge-<br />

habt haben; bei 2 Männern und 1 Frau ist dies auch aktuell der Fall. 13 Männer und 5 Frau-<br />

en geben an, dass sie (m<strong>in</strong>destens) e<strong>in</strong>en Suizidversuch <strong>in</strong> ihrem Leben unternommen ha-<br />

ben.<br />

9 Personen haben 5 und mehr körperliche Erkrankungen, 8 Personen haben 3 und mehr<br />

psychische Störungen, d.h. wir haben es bei den Befragten mit e<strong>in</strong>er hoch belasteten multi-<br />

morbiden Personengruppe zu tun.<br />

Körperliche Krankheiten wie HIV/AIDS-Erkrankungen und psychische Störungen können als<br />

Stigma (Gofman, 1963) wirken. Sie können das Verhalten der Betroffenen bee<strong>in</strong>flussen<br />

ebenso wie das Verhalten der Umwelt. Wir kommen im Zusammenhang mit den Aussagen<br />

der Befragten <strong>in</strong> den semi-strukturierten Interviews darauf zurück.<br />

57


4.2 Ergebnisse der qualitativen Interviews mit den <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

4.2.1 Soziale Kontakte<br />

Wir beg<strong>in</strong>nen die Analyse der semi-strukturierten Interviews mit der Oberkategorie: Bezie-<br />

hungen und soziale Kontakte. Im Analyseverfahren haben wir die Oberkategorie <strong>in</strong> folgenden<br />

Unterkategorien aufgebrochen: Kontakte zur Herkunftsfamilie, Kontakte zur eigenen Familie<br />

(eigene K<strong>in</strong>der, Enkelk<strong>in</strong>der), Kontakte zu e<strong>in</strong>em Partner/ e<strong>in</strong>er Partner<strong>in</strong>; Kontakte <strong>in</strong>nerhalb<br />

und außerhalb der Drogenszene. Wir haben <strong>in</strong> den jeweiligen Unterkategorien auch die Qua-<br />

lität der Kontakte herausgearbeitet, soweit das anhand der Aussagen der Interviewten mög-<br />

lich ist. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d hier zusammengestellt und sehr kurz zusammengefasst.<br />

4.2.1.2 Kontakte zu Familienangehörigen, K<strong>in</strong>dern, Partnerschaft<br />

Wir beg<strong>in</strong>nen mit den Aussagen zu den Kontakten zur Herkunftsfamilie.<br />

Hierbei ist festzustellen, dass die Mehrheit der Befragten (30 Personen) gar ke<strong>in</strong>en Kontakt<br />

mehr zu Verwandten hat. Wir belegen das mit folgenden Zitaten, die typisch s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> diese 30<br />

Personen.<br />

„C: Ke<strong>in</strong>e, also me<strong>in</strong>en Vater kenne ich nicht und me<strong>in</strong>e Mutter ist tot.<br />

I: Und Geschwister? Hast du Geschwister?<br />

C: Äh zwei Brüder.<br />

I: Mit denen irgendwie Kontakt?<br />

C: Ke<strong>in</strong>en Kontakt.<br />

I: Ähm noch irgendwie Verwandte oder so? Manchmal hat man ja Kontakt mit e<strong>in</strong>er Tante<br />

oder so?<br />

C: Ne<strong>in</strong>, gar nicht.“ (Interview 3, w)<br />

„A: Me<strong>in</strong> Vater ist, also ich habe Adoptiveltern. Der Vater ist tot. Die Mutter lebt <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>em<br />

Seniorenheim. Me<strong>in</strong>e Schwester die lebt <strong>in</strong> W schon seit 35 Jahren und habe eigentlich gar<br />

ke<strong>in</strong>en Kontakt mehr. Das letzte Mal hatte ich Kontakt vor zehn Jahren. Ne<strong>in</strong>, auch zu mei-<br />

ner Mutter nicht. Das letzte war so vor zwölf Jahren hatte ich Kontakt zu denen. Aber das hat<br />

sich wieder zerschlagen.<br />

I: Ja. Aus persönlichen Gründen dann irgendwie?<br />

A: Mh ja, wir kommen mal mite<strong>in</strong>ander auch gar nicht mehr klar. Sie verstehen mich nicht,<br />

ich verstehe die nicht. Und es ist eigentlich <strong>für</strong> beide Seiten ke<strong>in</strong>e Freude dah<strong>in</strong> zu gehen.<br />

I: Mh und hast du sonst noch Verwandte? Irgendwie Tante, Onkel oder so was?<br />

58


A: (unterbricht) Habe ich, aber alle ke<strong>in</strong> Kontakt mehr.“ (Interview 1, m)<br />

„Nee, hab ich überhaupt ke<strong>in</strong>en, hm. Weil letztendlich lief das darauf h<strong>in</strong>aus, dass wenn ich<br />

mich gemeldet hab, hmhm. okay, Und ansonsten ist da nichts passiert und das hab ich dann<br />

mal ausgekostet zu der Zeit, wo ich dann noch Kontakt hatte, dann ist me<strong>in</strong> Vater gestorben,<br />

der wurde von se<strong>in</strong>er äh, Frau erstochen, das war auch so'n heftiges D<strong>in</strong>g, ne, und denn äh,<br />

jedenfalls äh, dadurch haben wir äh alle Geld gekriegt, und ich hatte auch 7000 Mark geerbt<br />

gehabt, und das war so die letzten Male, wo wir uns denn gesehen haben, weil eben durch<br />

die 7000 und, und, war ich gut im Geschäft gewesen, und dann, wenn ich immer gut dabei<br />

war, hab ich mich gar nicht gemeldet, ne, ich hab mich immer nur gemeldet, wenn das bei<br />

mir so halbwegs g<strong>in</strong>g, weil ich will me<strong>in</strong>e Geschwister da auch nicht so, das hat schon immer<br />

gereicht, was sie so dann schon immer mitgekriegt haben, ja, weil die haben's ja auch ziem-<br />

lich früh mitgekriegt, ne, da waren sie zwar noch kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, weil wir liegen<br />

alle 4 Jahre ause<strong>in</strong>ander. (…) Und jedenfalls, äh, als ich, ja und danach als es mir dann so<br />

langsam wieder besser geht, ich dann mit dem Dealen wieder aufgehört hatte und mit dem<br />

ganzen Geschäfte und so, hab ich dann irgendwie gedacht, jetzt wartest mal ab, wenn ob die<br />

sich mal meldet, ha, das ist halt nie passiert, und dann ist das halt immer mehr e<strong>in</strong>geschla-<br />

fen. Und jetzt s<strong>in</strong>d sie, wie gesagt, s<strong>in</strong>d schon über 15 Jahre vergangen, war der letzte Kon-<br />

takt.“ (Interview 28, m)<br />

Die Drogenabhängigkeit wird von e<strong>in</strong>igen als Grund <strong>für</strong> den Beziehungsabbruch mit den Mit-<br />

gliedern der Herkunftsfamilie genannt. Dazu kommen negative Erwartungen an Kontakte mit<br />

Familienangehörigen und Erfahrungen der Stigmatisierung durch die Eltern und andere Fa-<br />

milienangehörige.<br />

„Ich hab auch total den Kontakt zu me<strong>in</strong>er Familie, hab ich abgebremst, weil ich hab noch 'n<br />

Bruder, der is Unternehmer, wie's halt eben so is: E<strong>in</strong>er ist das schwarze Schaf und der an-<br />

dere ist (...) sehr reich. Aber ich komm mit dem nicht zurecht. Dann hab ich noch ne<br />

Schwester, die ist Amerikaner<strong>in</strong>, die ist <strong>in</strong> Amerika, die ist auch gut situiert und so ne, aber,<br />

die hat mir wahrsche<strong>in</strong>lich, die hat’s mir zwar nie gesagt, aber ich hab immer so das Gefühl,<br />

dass sie mir den Vorwurf macht, dass ich halt eben drogenabhängig geworden b<strong>in</strong>, im Ge-<br />

fängnis war und so. Für sie war das halt so ne Sache, zu sagen, me<strong>in</strong> Bruder ist im Gefäng-<br />

nis, ist drogenabhängig oder so, ja, da hab ich ke<strong>in</strong>en Kontakt, ne.“ (Interview 13, m)<br />

„I: Wie ist es sonst so mit Verwandten, Familie? Besteht da noch Kontakt?<br />

B: Nee. Möchte’ ick och nich’ so. Weil, äh, wat ick halt, die Erfahrung jemacht worden is’, is’,<br />

is’ ´n großet Klischee. Denn ob mir det jetzt eener abnimmt, oder nicht, ick hab’ et nie nötig<br />

59


jehabt, och <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Drogenzeit, jemand zu bestehlen oder irgendjemand wat wegzuneh-<br />

men. Oder sonst wat. Ick hab’ also <strong>für</strong> mich immer gerade gestanden. Also ick hab’ immer<br />

jesehen, dass ick me<strong>in</strong>e Kohle mit Arbeit oder irgendwie zu Rande kriege. Und, äh, selbst <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er eigenen Familie sieht’s so aus, dass, wenn der (...)Du wirst immer als Dieb h<strong>in</strong>jestellt.<br />

Und immer als, als, als jemand, der irgendjemand wat wegnehmen will. Oder so. Und det,<br />

äh, hab’ ick nie jemacht. Und, und, und, dass me<strong>in</strong>e eigenen Eltern da so gedacht haben<br />

drüber, und so, det, det hat mich also ziemlich fertig jemacht. Und deswegen ist det heute<br />

noch so, halt eben dieser Kontakt mit me<strong>in</strong>er Mutter, also det hat sich och nich’ jeändert, ich<br />

weß nich’, ick hab’ der Frau nie was jetan oder irgendwat weggenommen. Weiß nich, warum<br />

dat so is’. Und det tut mir also schon weh. Und deswegen möchte’ ick da och keen Kontakt.<br />

Ja.“ (Interview 21, m)<br />

Viele Interviewten, die oft seit langen Jahren ke<strong>in</strong>e Kontakte mehr zu Mitgliedern ihrer Her-<br />

kunftsfamilie haben, deuten an, dass sie – wenn es zu Kontakten käme – mit Vorwürfen we-<br />

gen ihrer Drogenabhängigkeit kommen würde. Die Angehörigen würden sich schämen, „sol-<br />

che Geschwister“ zu haben und die Eltern würden Angst haben, dass sie bestohlen würden.<br />

Aus Sicht der Interviewten ist es daher besser, gar ke<strong>in</strong>e Kontakte zu den Familienangehöri-<br />

gen zu haben.<br />

Immerh<strong>in</strong> haben 20 Befragte noch Kontakte zu Familienangehörigen.<br />

„B: Ja, hab' ich auch Kontakt. Zu me<strong>in</strong>er Schwester. Ich hab ne Schwester, die ist jünger als<br />

ich. Die seh' ich auch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche, me<strong>in</strong>e Eltern auch.“ (Interview 7, w)<br />

Die Beziehungs<strong>in</strong>tensität ist jedoch sehr unterschiedlich, wie die folgenden Zitate verdeutli-<br />

chen:<br />

„Vater tot, Mutter Altersdemenz. Schwester wohnt <strong>in</strong> R.. Die andere Schwester, mit der hab’<br />

ich ke<strong>in</strong> Kontakt. Und die andere gute Schwester, mit der ich noch Kontakt habe, auch zu<br />

wenig zurzeit, die arbeitet schon <strong>für</strong> drei, die kann ich also auch net um aktuelle, aktuellen<br />

Beistand irgendwie bitten.“ (Interview 14, m)<br />

Auch bei dieser Gruppe hat der Drogenkonsum E<strong>in</strong>fluss auf die Beziehungsgestaltung:<br />

„Also, me<strong>in</strong>e Mutter kommt nach hier her. Und me<strong>in</strong>e Schwestern fahren zu ihr. Und ich fah-<br />

re halt nicht, weil ich drogenabhängig b<strong>in</strong>. Ich fahr nicht so, erst, weil, wenn ich das alles ir-<br />

gendwie h<strong>in</strong>ter mich gebracht hab’, dann kann ich auch mal wieder fahren. Nach Hause. Das<br />

ist bei? Wo ist das? Bei R. Baden- Württemberg. Da s<strong>in</strong>d wir zu Hause. Ne. Bei S. (3) Na ja,<br />

60


und me<strong>in</strong>e momentane Situation, dass ich halt auch am, e<strong>in</strong>mal die, äh, jeden Tag e<strong>in</strong>mal<br />

hierher muss. Ne.“ (Interview 19, w)<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Kontakte zur Herkunftsfamilie lässt sich zusammenfassend feststellen, dass<br />

diese bei der Mehrheit der Interviewten entweder gar nicht bestehen oder nur zu e<strong>in</strong>igen we-<br />

nigen Angehörigen. Bestehen Beziehungen zur Herkunftsfamilie, werden diese durch die<br />

f<strong>in</strong>anzielle und mediz<strong>in</strong>ische Situation (Substitutionsbehandlung) der Befragten mitgeprägt.<br />

Als nächstes werden die Kontakte der Interviewten zu den eigenen K<strong>in</strong>dern betrachtet. Von<br />

den 50 Befragten haben 12 ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der. Von den 38, die K<strong>in</strong>der haben, haben 11 ke<strong>in</strong>en<br />

Kontakt zu diesen. 27 der Befragten haben regelmäßigen Kontakt mit ihren K<strong>in</strong>dern. Aller-<br />

d<strong>in</strong>gs gestaltet sich dieser sehr unterschiedlich; manche haben e<strong>in</strong> vergleichsweise enges<br />

Verhältnis zu diesen, andere lediglich telefonische Kontakte.<br />

Typisch <strong>für</strong> gute Kontakte zu den K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d folgende Aussagen:<br />

„Also zu me<strong>in</strong>er Tochter, die lebt aber <strong>in</strong> N. Und ich fahr so alle sechs Wochen h<strong>in</strong>, oder<br />

me<strong>in</strong>e Tochter kommt hierher. Also wir besuchen uns auch sehr regelmäßig. Telefonieren<br />

auch zwei-, dreimal die Woche. Also das klappt sehr gut.“(Interview 18, w)<br />

„Q: Ich hab e<strong>in</strong>e Tochter, äh, uneheliche Tochter. und e<strong>in</strong>e Enkeltochter und e<strong>in</strong> Enkelsohn.<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr glücklich.<br />

I: Hast du Kontakt zu de<strong>in</strong>er Tochter?<br />

Q: Ich hab, äh, Kontakt. Kann ich auch, äh, sagen, enge Kontakt. Sie wohnt auch nicht so<br />

weit von mir, äh, ich seh sie fast täglich, äh… und mit K<strong>in</strong>dern, mit K<strong>in</strong>dern spielen, das<br />

macht mir am meisten Spaß. Also, schon. Äh, früher, ähm, hab ich kaum Kontakt gehabt mit<br />

me<strong>in</strong>er Tochter, aber die letzte vier Jahr, äh, wir haben schon jetzt neue Kontakt aufgebaut<br />

und die Wärme haben wir ja jetzt, äh, wir spüren die Wärme. Ich b<strong>in</strong> sehr glücklich…<br />

Q: Ja, unsere Verhältnisse ist ok, ich liebe me<strong>in</strong> Tochter, und ich spür auch, dass sie mich,<br />

äääh, gerne mag. Wie gesagt, Anfang hab ich kaum Kontakte gehabt, bis ihre, es war 6.<br />

Lebensjahr, wo ich sie <strong>in</strong>tensiv gesehen und kennengelernt hab, äh äh äh war sie ja schon<br />

zweifache Mutter, äh, e<strong>in</strong>fache Mutter erst, ne. Aber wie gesagt, die letzte vier, über vier Jah-<br />

re, haben wir engen Kontakt. Ja.<br />

I: Und mit den Enkelchen?<br />

Q: Ooch, die s<strong>in</strong>d goldig, me<strong>in</strong>e Enkelchen, die s<strong>in</strong>d, ich liebe K<strong>in</strong>der, äh, sowieso, allge-<br />

me<strong>in</strong>. K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d, äh, <strong>für</strong> mich, die was Wertvollste <strong>in</strong> diese Planet. Me<strong>in</strong>e Enkelk<strong>in</strong>der natür-<br />

lich noch mehr.<br />

61


I: Und die gehen auch, die lieben dich auch?<br />

Q: Die lieben mich auch, die kriegen, äh, nach und nach mehr Gefühl <strong>für</strong> mich, weil, äh, im-<br />

mer Kontakt da se<strong>in</strong>, solang der Kontakt abgebrochen ist, die K<strong>in</strong>der, äh, können schnell<br />

vergessen, ist ganz klar. Deswegen ich versuche immer, enge Kontakt, äh, bleiben, und was<br />

ich nicht <strong>für</strong> me<strong>in</strong>e Tochter getan habe, äh, tun konnte, äh, versuche ich <strong>für</strong> me<strong>in</strong>e Enkel, äh,<br />

Enkelk<strong>in</strong>der.... das ist, äh, schönste Seite <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben“. (Interview 42, m)<br />

„Me<strong>in</strong> Sohn wohnt <strong>in</strong> der Nähe wir sehen uns regelmäßig wir haben Kontakt, me<strong>in</strong>e Enkel-<br />

k<strong>in</strong>der kommen also zu mir jetzt am Wochenende und so“ (Interview 41, w).<br />

„G: Jaaa, ich habe sieben K<strong>in</strong>der, und (...) b<strong>in</strong> aber schon seit 97 geschieden, seh die K<strong>in</strong>der<br />

ab und zu ma, und hab auch n ziemlich gutes Verhältnis zu denen bekommen wieder, nach<br />

der Trennung.<br />

I: Öh, trifft, trefft ihr euch regelmäßig mit den K<strong>in</strong>dern?<br />

G: Hmm, jo, mer kann sage, zwei-, dreimal im Monat seh mer uns, die Tochter seh ich jeden<br />

Tag, die wohnt auch hier <strong>in</strong> der Gegend, also, die Kontakte s<strong>in</strong>d sehr gut.“ (Interview 39, m)<br />

Diese Zitate belegen, dass e<strong>in</strong>ige Interviewte trotz erheblicher Brüche <strong>in</strong> den Beziehungen<br />

zu den K<strong>in</strong>dern und trotz der Belastungen durch den Drogenkonsum (vgl. Interview 6, w)<br />

aktuell gute Kontakte zu diesen und den Enkelk<strong>in</strong>dern haben. Wenn die Befragten mehrere<br />

K<strong>in</strong>der haben, haben sie allerd<strong>in</strong>gs nur zu e<strong>in</strong>igen wenigen Kontakte und zu den anderen<br />

entweder e<strong>in</strong>en eher gespannten oder gar ke<strong>in</strong>en Kontakt. Bei e<strong>in</strong>igen deutet sich an, dass<br />

sie gerne wieder Kontakte zu diesen K<strong>in</strong>dern hätten, dass sich diese aber nicht haben her-<br />

stellen lassen.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Interviewten s<strong>in</strong>d die Kontakte zu den K<strong>in</strong>dern jedoch lose. Typisch da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d die<br />

folgenden Aussagen.<br />

„A: Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, also me<strong>in</strong>e Tochter hab' ich, äh, so me<strong>in</strong>e Tochter, me<strong>in</strong> So//, me<strong>in</strong> Sohn<br />

hab' ich jetzt den Kontakt hatten wir gehabt auch so. Fand ich ja ganz toll. Me<strong>in</strong>e Tochter<br />

hab' also seit ich weggegangen b<strong>in</strong> damals, äh, hier nach Stadt F, hab' sie nie mehr g//, hab'<br />

ich auch niemand gesehen mehr, also me<strong>in</strong>e Tochter net mehr gesehen seit dem. Also sie<br />

will damit mit mir nichts zu tun haben, außer me<strong>in</strong> Sohn jetzt, ne.<br />

I: Und äh, könntest du dir vorstellen wieder mehr Kontakt aufzunehmen?<br />

A: Ja, ich hab's probiert, ja. Also wie gesagt ich hab' alles probiert. Aber irgendwie is', is'<br />

schon, da is' schon, da is' zu viele Sachen s<strong>in</strong>d da passiert, denk' ich. Äh, das is' irgendwie<br />

schwierig...”. (Interview 6, w)<br />

62


„Also me<strong>in</strong>e großen K<strong>in</strong>dern, ne<strong>in</strong>, die, äh, da is' immer noch en Kontakt, nen telepathischer<br />

Kontakt, äh und nen Telefonkontakt und ansonsten…“ (Interview 36, m)<br />

„H: Und sonst war ich mal verheiratet, hab 'nen Sohn. Aber der ist erwachsen, selbstständig.<br />

Me<strong>in</strong>e Frau ist wieder verheiratet. Äh, ja, Geburtstag, Weihnachten gibt's da mal Telefonate,<br />

aber sonst mehr nicht.<br />

I: Hm und der Kontakt, ähm, zum Sohn, wie sieht der z//<br />

H: [unterbricht] Dürftig. Telefonate zwo, drei mal im Jahr vielleicht“. (Interview 15,m)<br />

I: Ist da 'nen Bestreben den Kontakt zu <strong>in</strong>tensivieren?<br />

H: Nee, der is', der geht se<strong>in</strong>en eigenen Weg. Also von mir aus nee, eigentlich nich', weil da<br />

is' ne// vom, vom, weiß net. Der hat studiert, hat se<strong>in</strong> Lehrerjob und äh, geht so se<strong>in</strong>en eige-<br />

nen Weg. Also von mir will er nichts und, und da ist auch ke<strong>in</strong> großes Beispiel oder irgendwie<br />

ne, nee. Wir telefonieren so zwo, dreimal im Jahr. Mehr net“ (Interview 15, m).<br />

Es ist unklar, ob die Befragten, die nur lose Kontakte zu ihren K<strong>in</strong>dern haben, gerne mehr<br />

und bessere Beziehungen zu diesen haben wollen. In e<strong>in</strong>em Fall liegt das wohl auch daran,<br />

dass der Vater sich selbst nicht als Vorbild <strong>für</strong> den Sohn sieht. Das spricht e<strong>in</strong>mal mehr da-<br />

<strong>für</strong>, dass die Beziehungen zu den K<strong>in</strong>dern durch die Drogenkarrieren der Elternteile belastet<br />

s<strong>in</strong>d, und dass diese Belastungen <strong>in</strong> manchen Fällen wohl nur schwer zu überw<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d<br />

(vgl. Interview 6, w).<br />

8 Männer und 3 Frauen haben aktuell e<strong>in</strong>e Partner<strong>in</strong> bzw. e<strong>in</strong>en Partner, aber nur drei der<br />

Befragten leben auch mit der Partner<strong>in</strong>, dem Partner zusammen.<br />

Die Gründe, warum die Personen nicht mit ihren Partnern und Partner<strong>in</strong>nen zusammenle-<br />

ben, s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich. In e<strong>in</strong>em Fall beispielsweise ist der Partner gerade <strong>in</strong>haftiert:<br />

„I: Und du hast gesagt, du hast auch ´n Partner.<br />

C: Ja.<br />

I: Ähm, der is’ gerad’ aktuell, äh, <strong>in</strong> Haft, hast du gesagt?<br />

C: Inhaftiert is’ er. Ja.“ (Interview 6, w)<br />

In e<strong>in</strong>em anderen Fall ist der Partner wohnungslos:<br />

„I: Okay. Wohnt ihr auch zusammen?<br />

B: Äh, ne<strong>in</strong>, er ist (...) obdachlos.“(Interview 40, w)<br />

E<strong>in</strong>e Unzufriedenheit mit der Qualität der Beziehung deutet sich bei e<strong>in</strong>igen Interviewpart-<br />

63


nern und -partner<strong>in</strong>nen an:<br />

„I: Hmhm. Ja. Hast du denn, hast du ´ne Freund<strong>in</strong> oder ´ne Frau?<br />

Cc: Ja, hab’ ich. (...) Aber ich, ich will nix immer gehen, äh, die will ich br<strong>in</strong>gen zu Hause. Äh,<br />

[flüstert] <strong>für</strong> mich langweilig. Weißte?<br />

I: Aber ihr wohnt nicht zusammen?<br />

Cc: [lauter] Die nehmen nix Droge.<br />

I: Ja. Ach so.<br />

Cc: Das is’ langweilig <strong>für</strong> mich. Die kommen, wollen spazieren gehen. Und so. Spaz//, spa-<br />

zieren. Zum Beispiel heute, wartet nicht. Schon lange, jede Woche warten. Aber ich hab’<br />

ke<strong>in</strong> Lust, ke<strong>in</strong>, immer bla, bla, bla, bla. Ich will unbed<strong>in</strong>gt me<strong>in</strong> Kopf bisschen gut machen.<br />

Ja. Normale Kontakt Leute sehr schwer.“ (Interview 46, m)<br />

Auch das folgende Zitat verweist auf e<strong>in</strong>en eher losen Status der Beziehung:<br />

„I: Wie isses, hast du ne Lebenspartner<strong>in</strong>?<br />

P: Äääähh... (sehr zögerlich) soll mer des jetzt sage? Ja. In gewisser Weise schon, also, mir,<br />

ähm, mit Unterbrechungen kenne mir uns 26 Jahre. Mer habe zusamme gewohnt schon,<br />

alles.<br />

I: Was macht die so?<br />

P: Die is' 15 Jahre clean, geschafft, hat sich e Haus zugelegt, fertig.<br />

I: Und mit der... hast du jetzt noch was oder ist grad wieder ne Trennungsphase?<br />

N: Neee<strong>in</strong> (zögerlich), äh, mehr oder weniger telefonmäßig, so, wenn sobald ich clean b<strong>in</strong><br />

und richtig clean b<strong>in</strong>, würd' ich hier mei Koffer packe und werd dann da oben h<strong>in</strong>ziehe, aber<br />

net zu ihr <strong>in</strong>s Haus, auf ke<strong>in</strong>en Fall, sondern ich würd mir irgendwo direkt <strong>in</strong> der Näh e<br />

Wohnung nemme oder e Zimmer oder irgendwas. Ja? (vergewissernd) Weil ich brauch mei-<br />

nen Freiraum. (…)<br />

I: Siehst du sie denn regelmäßig?<br />

P: Nee, momentan net. Wie denn?<br />

I: Weiß nicht, vielleicht kommt sie ja mal hierher?<br />

P: Hm nee.<br />

I: Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?<br />

P: Uh... hm...das is schon lange her. Drei, vier Jahre werden das se<strong>in</strong>. Hm... sechs, ähm...<br />

2006 oder was (…)<br />

I: Aber der Kontakt, also obwohl ihr euch jetzt so lange nicht gesehen habt, ist immer noch...<br />

das ist de<strong>in</strong>e Frau, vom Herzen her?<br />

P: Jo. (atmet hörbar aus)“ (Interview 43, m)<br />

64


Auch zu dem Partner oder der Partner<strong>in</strong> bestehen - ebenso wie bei den Kontakten zu Ver-<br />

wandten - teilweise nur sporadische Kontakte. Die Mehrzahl der Befragten, die ke<strong>in</strong>e feste<br />

B<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong>en Partner oder e<strong>in</strong>e Partner<strong>in</strong> hat, wünschen sich dies durchaus, sehen aber<br />

Schwierigkeiten dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Beziehung zu gestalten, solange der Drogenkonsum <strong>in</strong> ihrem<br />

Leben e<strong>in</strong>e (dom<strong>in</strong>ante) Rolle spielt:<br />

„Ich hab’, <strong>in</strong> ´ner Partnerschaft hab’ ich gelebt, aber ich b<strong>in</strong> da seit ungefähr e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>viertel Jahr<br />

getrennt. Und, äh, ja, möchte dat auch eigentlich nicht, weil, ähm, ja, ist schwer, schwer zu,<br />

zu, zu händeln. Also ich sag’ mal so zu, also, wenn man ´ne Beziehung, also das s<strong>in</strong>d so<br />

me<strong>in</strong>e Erfahrungen, wenn man ´ne Beziehung zu ´ner, auch zu ´ner Süchtigen hat, dat ist<br />

immer so ´ne schwierige Sache. Und, äh, zu Nicht-Süchtigen natürlich genau dat gleiche.<br />

Wer akzeptiert dat schon.“ (Interview 20, m)<br />

Der Wunsch nach e<strong>in</strong>er Partnerschaft ist aber bei vielen sehr groß und e<strong>in</strong>e Beziehung wird<br />

auch als stabilisierender Faktor angesehen:<br />

„Ne<strong>in</strong>. Also 'ne Patner<strong>in</strong> hab' ich nich'. Das schon seit Jahren nich' mehr. Was natürlich auch<br />

bedauerlich is' <strong>in</strong> gewisser H<strong>in</strong>sicht.“ (Interview 38, m)<br />

„J: Mit der großen Liebe war's dann irgendwie vorbei. Ich kann nur sagen, dass war e<strong>in</strong>e,<br />

e<strong>in</strong>e der letzten und größten Liebesbeziehungen, die ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben hatte. Muss ich<br />

ganz ehrlich sagen.<br />

I: Hast du zur Zeit 'ne Partner<strong>in</strong>?<br />

J: Nee, leider nich', sonst würd' ich nen besseren Halt haben.“ (Interview 36, m)<br />

Zusammengefasst kann man festhalten, dass nur wenige Befragte funktionierende Kontakte<br />

und Beziehungen mit Personen aus der Herkunftsfamilie haben. Für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe<br />

ergibt sich, dass die Kontakte zu den eigenen K<strong>in</strong>dern oder Enkelk<strong>in</strong>dern vergleichsweise<br />

gut s<strong>in</strong>d; die Mehrheit der Befragten hat aber auch zu diesen den Kontakt verloren. Die Be-<br />

ziehungen zu Mitgliedern der Herkunftsfamilie oder der eigenen Familie haben <strong>in</strong> vielen Fäl-<br />

len stark unter dem Drogenkonsum der Interviewten gelitten bzw. s<strong>in</strong>d als Folge davon zer-<br />

brochen. Auch die Beziehungen zur Partner<strong>in</strong>/ zum Partner sche<strong>in</strong>en eher brüchig zu se<strong>in</strong>.<br />

65


4.2.1.3 Kontakte <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb der Drogenszene<br />

E<strong>in</strong>ige Interviewpartner und -partner<strong>in</strong>nen geben an weder <strong>in</strong>nerhalb noch außerhalb der<br />

Drogenszene über e<strong>in</strong> nennenswertes soziales Umfeld zu verfügen, was die folgenden Inter-<br />

viewausschnitte exemplarisch verdeutlichen:<br />

„soziales Umfeld gibt's bei mir nich'... mehr, sagen wir mal so. Äh...ja, ich b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>e...“<br />

(Interview 49, m)<br />

„Also, wie gesagt äh, seit dem Tod me<strong>in</strong>er Frau hab ich mich eigentlich vollkommen zurück<br />

gezogen und äh, leb eigentlich ziemlich isoliert und äh, ich hab oberflächliche Bekannte aber<br />

ke<strong>in</strong>e Freunde. Ich besuche auch niemanden oder ich wünsche auch nicht dass mich je-<br />

mand besucht.“ (Interview 48, m)<br />

„Nee, ich b<strong>in</strong> immer mit mir alle<strong>in</strong>e beschäftigt. Mehr oder weniger das ist (3) ich hab' ke<strong>in</strong>e<br />

sozialen Kontakte momentan. Jetzt, wo du das ansprichst - da wird mir das eher noch jetzt<br />

bewusst so also das ist alles nur oberflächlich. Das hat sich schon mal im Park vielleicht,<br />

unter vielleicht mit jemandem 'n Gespräch mehr oder weniger s<strong>in</strong>nvoll ist, aber so Kontakte,<br />

die äh, ähm , (3) über das Oberflächliche h<strong>in</strong>ausgehen also da kann ich sagen: Im Moment<br />

nicht, ne ... leider nicht, ne<strong>in</strong>. Ne?“ (Interview 10, m).<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen ergibt sich bei e<strong>in</strong>er Quantifizierung folgendes. 9 Personen sagen nichts dar-<br />

über, ob sie <strong>in</strong>nerhalb oder außerhalb der Drogenszene soziale Kontakte haben. 5 Personen<br />

geben an, dass sie ke<strong>in</strong>e Kontakte zu anderen Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen<br />

haben. 17 Personen haben ausschließlich Kontakte zu anderen (problematischen) Drogen-<br />

konsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen. 19 Personen haben sowohl Konsumenten und Nicht-<br />

Konsumenten im Freundeskreis.<br />

Im Folgenden haben wir e<strong>in</strong>ige typische Zitate <strong>für</strong> die Gruppe zusammengestellt, die aus-<br />

schließlich oder vorwiegend Kontakte zu Menschen aus dem Drogenmilieu hat,<br />

„I. Und s<strong>in</strong>d das auch, äh, Drogenkonsumenten?<br />

J: Ja. Entweder noch aktuell oder ehemalig, aber, äh, ja. Das ist e<strong>in</strong>fach immer so die e<strong>in</strong>zi-<br />

ge Schiene, wo man sich kennenlernt. Halt über Substitution oder wo man halt ab und zu<br />

mal regelmäßiger h<strong>in</strong>geht“ (Interview 36, m).<br />

„I: Mit denen Du De<strong>in</strong>e Zeit verbr<strong>in</strong>gst, s<strong>in</strong>d das auch Leute die konsumieren?<br />

A: Ja, mhm (zustimmend).<br />

66


I: Schon, also ausschließlich auch?<br />

A: Naja ich kenn ke<strong>in</strong>, ich kenne gar ke<strong>in</strong>e anderen drüben, wirklich nur das ist nicht. Da b<strong>in</strong><br />

ich zu lang dabei, da<strong>für</strong>“ (Interview 9, m).<br />

„is automatisch n Milieu, wo mer e<strong>in</strong>ma war, kommt mer immer wieder h<strong>in</strong>, es is halt schwie-<br />

rig, ausm Milieu auszusteigen un n neuen Freundeskreis zu f<strong>in</strong>den das is' fast unmöglich.“<br />

(Interview 39, m).<br />

„I: Mit welchen Menschen hast’n du zurzeit Kontakt?<br />

K: Mit me<strong>in</strong>esgleichen.<br />

I: Also mit <strong>Drogenabhängige</strong>n, Drogenusern?<br />

K: Ja, wenn man 4 Jahre <strong>in</strong> der XY wohnt und arbeitet, dann ist das n Mikrokosmos, und, äh,<br />

man hat kaum mehr Chancen, da wieder rauszukommen.“ (Interview 35, m).<br />

Diese wenigen Beispiele s<strong>in</strong>d exemplarisch <strong>für</strong> die Sichtweise der Befragten: Sie erleben es<br />

als mühsam und anstrengend, mit Personen <strong>in</strong> Kontakt zu treten, die nicht zum Milieu gehö-<br />

ren. Das liegt u.a. daran, dass das Milieu selbst e<strong>in</strong>e Art „Mikrokosmos“ oder, wie es e<strong>in</strong> an-<br />

derer Interviewter formuliert (Interview 42, m), e<strong>in</strong> „Freigefängnis“ darstellt, <strong>in</strong> dem sich die<br />

Drogenkonsumenten verfangen und aus dem sie nicht mehr herauskommen.<br />

E<strong>in</strong>ige haben sich jedoch Kontakte außerhalb der Drogenszene bewahrt, wie die folgenden<br />

Beispiele belegen.<br />

„Äh, wo ich äh Kontakt habe ich mit so e<strong>in</strong>er christlichen Geme<strong>in</strong>de. Die nennt sich Y. Die<br />

kenne ich von Z her. Bei denen war ich so auch mal <strong>in</strong> Z zu Besuch und da ich sowieso<br />

christlich b<strong>in</strong> äh habe ich mir den Kontakt da gesucht.“ (Interview 1, m)<br />

„Und, ähm, ansonsten verbr<strong>in</strong>g’ ich me<strong>in</strong>e Freizeit mit, äh, Freunden, Bekannten, die ich, äh,<br />

teilweise noch aus, äh, äh, also ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Y´ler, ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Ur-Y´ler, ich komm’ aus dem<br />

Raum, äh, Osnabrück. Und als ich, äh, Anfang der siebziger Jahre nach Y. gekommen b<strong>in</strong>,<br />

äh, da is’ praktisch mehr oder weniger, so ´ne Massen-, äh, Auswanderung damals, äh, ab-<br />

gelaufen aus dem, aus dem Großraum Osnabrück- Ibbenbüren. Äh, fast alle wegen der<br />

Bundeswehr damals. Und von daher kenne ich noch sehr viele Leute, die sich hier, äh, die<br />

dann hier hängen geblieben s<strong>in</strong>d. In irgende<strong>in</strong>er Form. Na ja, und zu denen hab’ ich noch,<br />

noch recht viel Kontakte aufrecht erhalten. Ne. Und vor allen D<strong>in</strong>gen alles Leute, die nichts<br />

mit Drogen zu tun haben. Und mit denen, äh, äh, verbr<strong>in</strong>g’ ich dann so nach Bedarf me<strong>in</strong>e<br />

Freizeit.“ (Interview 23, m)<br />

67


„Ja, ähm, denn kommt die Tochter viel, die <strong>in</strong> der Ausbildung. Von me<strong>in</strong>er, also, mit ihr.<br />

Verbr<strong>in</strong>ge auch die meiste Freizeit. Ja. Ämh, wie gesagt, die macht ´ne Berufsausbildung<br />

und ist sehr auf ihre Mutter fixiert. Weil, äh, der Vater, der ist die ganzen letzten Jahre umge-<br />

fallen. Zu dem hat sie gar nicht gerne Kontakt, aber viel zur Mutter Kontakt. Und auch halt,<br />

weil ich die Freund<strong>in</strong> b<strong>in</strong>, mit der Mutter, dadurch zu mir und, ähm, kommt halt sehr viel auch<br />

vorbei und dann ist man halt auch sehr viel mit ihr und redet und hilft und tut und sieht, was<br />

sie macht und was sie, man spricht halt Probleme an und dann zieht sie mich mit re<strong>in</strong>, mit<br />

e<strong>in</strong>. Was ich dazu me<strong>in</strong>e. Und so. So. Also ich verbr<strong>in</strong>g’ noch die Freizeit mit der Tochter von<br />

me<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong>. Sie ist zwanzig Jahre alt und macht ´ne Ausbildung zur Erzieher<strong>in</strong>.“<br />

(Interview 19, w)<br />

Bei der Mehrheit der Befragten besteht der Freundes- und Bekanntenkreis entweder aus-<br />

schließlich oder zum großen Teil aus Drogenkonsument<strong>in</strong>nen und –konsumenten. Implizit<br />

legen die Aussagen den Schluss nahe, dass sich viele derjenigen, die hauptsächlich Kon-<br />

takte zu anderen Süchtigen haben, gerne auch Kontakte zu Menschen außerhalb der Dro-<br />

genszene haben würden.<br />

4.2.3 E<strong>in</strong>samkeit<br />

14 Befragte klagen offen über E<strong>in</strong>samkeit. Der Umgang mit E<strong>in</strong>samkeit ist dann aber sehr<br />

unterschiedlich. E<strong>in</strong>ige versuchen die E<strong>in</strong>samkeit mit eigenen Aktivitäten zu überw<strong>in</strong>den,<br />

andere ziehen sich sozusagen <strong>in</strong> sich selbst zurück.<br />

Zunächst e<strong>in</strong>ige typische Zitate zu Gefühlen der E<strong>in</strong>samkeit und Vere<strong>in</strong>samung.<br />

„Ich b<strong>in</strong> zwar, ah, von da, aber ich kenne niemand mehr und dann is' irgendwie vere<strong>in</strong>samt<br />

quasi. Das is' echt so, ja und die E<strong>in</strong>samkeit dann wieder, ja.“ (Interview 6, w)<br />

„Deshalb such’ ich auch <strong>in</strong> die W<strong>in</strong>termonate, wenn’s klappt, äh, Euro-Jobs. Ne. Dass man<br />

´n bisschen was um die Ohren hat. Ne. Aber sonst is’ mir öfters, äh, äh, sehr e<strong>in</strong>sam. Ne.“<br />

(Interview 24, m)<br />

„Und das Geld ist halt nicht da <strong>für</strong>’n Restaurantbesuch. Das hilft ja schon e<strong>in</strong> bisschen gegen<br />

E<strong>in</strong>samkeit. Das weiß ich ja selber von mir, dass ich, wie ich e<strong>in</strong>sam war, b<strong>in</strong> ich essen ge-<br />

gangen b<strong>in</strong>, g<strong>in</strong>g’s mir besser. Ja, und das würde helfen. Glaube ich. Ja?“ (Interview 19, w)<br />

68


In zwei Zitaten werden unterschiedliche Cop<strong>in</strong>g-Strategien sichtbar. Im e<strong>in</strong>en Fall versucht<br />

der Betroffene, die E<strong>in</strong>samkeit durch Arbeit (<strong>in</strong> E<strong>in</strong>-Euro-Jobs) zu überw<strong>in</strong>den. Im anderen<br />

Fall setzt die Befragte die Strategie „Essen gehen“ e<strong>in</strong>, was allerd<strong>in</strong>gs voraussetzt, dass sie<br />

selbst über entsprechende Geldmittel verfügt.<br />

Andere Befragte setzen den sozialen Rückzug bewusst als Cop<strong>in</strong>g-Strategie e<strong>in</strong>.<br />

„An sich leb ich so zurückgezogen, dass ich... sowieso ausgeschlossen b<strong>in</strong> von der Gesell-<br />

schaft - <strong>für</strong> mich selbst. Ich bezeichne mich dann auch so ja als der, der Außenseiter.“ (Inter-<br />

view 50, m)<br />

„Eher schließe ick mich selber aus, weil ick eben nirgendwo h<strong>in</strong>gehe irgendwo, denke mal<br />

also so nö, kann ick nich' sagen.“ (Interview 30, m)<br />

Für 14 Befragte gehört E<strong>in</strong>samkeit und Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> zu ihrem Leben. Sie entwickeln unter-<br />

schiedliche Bewältigungsstrategien. E<strong>in</strong>ige arbeiten aktiv gegen ihre Vere<strong>in</strong>samung an, an-<br />

dere ziehen sich bewusst zurück. Diese Befragten def<strong>in</strong>ieren ihren sozialen Rückzug als<br />

selbstgewählte Bewältigungsstrategie. Wir verstehen das als Strategie zur Stärkung des<br />

Selbstwertgefühls.<br />

69


4.2.4 Ausgrenzung<br />

Wir haben die Interviews nach Aussagen zu den Kategorien Ausgrenzung aus der Normal-<br />

gesellschaft sowie Erfahrungen von Diskrim<strong>in</strong>ierung untersucht. Wie sich zeigt, fühlen sich<br />

etwa die Hälfte der Befragten (24) nicht ausgegrenzt und diskrim<strong>in</strong>iert, die andere Hälfte je-<br />

doch sehr wohl (26). Es ist also nicht so, dass Ausgrenzung das Lebensgefühl aller älteren<br />

(problematischen) Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen bestimmt, sondern nur das<br />

e<strong>in</strong>er Teilgruppe. Wir haben weiterh<strong>in</strong> untersucht, ob es auch Prozesse der Ausgrenzung<br />

und Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong>nerhalb der Drogenszene gibt.<br />

Wir stellen hier e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>schlägige Aussagen zu den Kategorien Ausgrenzung aus der Nor-<br />

malgesellschaft und Ausgrenzung aus der Drogenszene zusammen.<br />

Wir beg<strong>in</strong>nen mit Zitaten zur Ausgrenzung aus der Normalgesellschaft bzw. zu Erfahrungen<br />

von Diskrim<strong>in</strong>ierung durch die Normalgesellschaft.<br />

"Wenn ich im’ normalen Geschäft geh oder äh äh essen gehen möcht oder was, manchmal<br />

werde ich <strong>in</strong> aller Öffentlichkeit gefragt, ob ich überhaupt Geld hab oder ich werd überhaupt<br />

nicht re<strong>in</strong> gelassen." (Interview 8, w).<br />

"Ich wachs raus aus der Drogensucht. Sehr schwierig, weil, ziemlich wenig Kontakte zu<br />

Normalbürger. Man ist halt, man wird halt ganz schön, wie heißt das, ganz schön, gedisst 43<br />

will ich nicht sagen, wie nennt man das? Wird ganz schön (...) ausgegliedert. Ja, ausgeglie-<br />

dert, ausgeschlossen aus der Geme<strong>in</strong>schaft und aus nachbarschaftlichen Verhältnissen und<br />

so weiter. Man wird sofort vorverurteilt. Ooh, Junkie, weg. Man hat ke<strong>in</strong>e Chance."<br />

(Interview 40, w).<br />

„Naja gut…, ich hätte das Problem vielleicht, wenn ich versucht hätte, jetzt, <strong>in</strong> die normale<br />

<strong>Gesellschaft</strong> e<strong>in</strong>zukehren - ich hab nichts vorzuweisen. In dem S<strong>in</strong>ne, ja. Dann müsste ich<br />

eigentlich irgendwann mal über mich reden, und wenn die Leute erfahren, dass du drogen-<br />

abhängig warst, und im Knast und dies alles, ne, dann ziehen sie sich zurück, ne das ist klar.<br />

Hab ich mir gesagt, das brauch ich mir nicht anzutun. (...) wenn ich bei den Leuten zu Hau-<br />

se war, dass sie alles abgeschlossen haben und so ne, und, das will ich mir nicht antun, da<br />

b<strong>in</strong> ich lieber alle<strong>in</strong>e. (Interview 13, m)<br />

43 Der hessische Begriff „gedisst“ geht auf das englische „disrespect“ zurück (Duden, 2007).<br />

70


"Ja, jetzt ergibt sich das natürlich über me<strong>in</strong> Hobby, also sprich über die Sucht. Ne. Dass ich<br />

da irgendwo am Rand der <strong>Gesellschaft</strong> rummach’. Ne. Und dann s<strong>in</strong>d halt die Plätze auch<br />

vorgegeben, wo man sich jetzt, äh, aufhält." (Interview 14, m).<br />

Die Interviewten beschreiben anschaulich, wie sie Kontakte zu „Normalbürgern“ erleben. Sie<br />

haben das Gefühl, dass sie an vielen Orten nicht erwünscht s<strong>in</strong>d, dass sie diese nicht betre-<br />

ten dürfen, dass sie „ausgegliedert“ und „ausgeschlossen“ werden. Unfreundliche Behand-<br />

lungen gehören <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Teil der Befragten zum Alltag. Sie werden <strong>in</strong> aller Öffentlichkeit<br />

gefragt, ob sie überhaupt Geld zum Kaufen von Waren oder Essen haben. Sie erleben wie<br />

Menschen, die sie besuchen alles abschließen.<br />

Es s<strong>in</strong>d jedoch wechselseitige Prozesse, die da aufe<strong>in</strong>anderprallen und sich gegenseitig ver-<br />

stärken, wie die folgende Beschreibung anschaulich zeigt.<br />

„Na ja, ich mach’ halt auch D<strong>in</strong>ge, die macht nicht jeder Mensch. Ja? Und dann guckt mich<br />

halt jeder so merkwürdig an. Also zum Beispiel, äh, ich gehe bei Burger K<strong>in</strong>g re<strong>in</strong>, wenn ich<br />

Hunger habe und hab’ nichts zu essen und nehm’ mir da halt ´ne Tüte Pommes Frites, die<br />

da halt auf dem Tablett liegt. Die jemand liegen lässt. Ja, und denn, dann weiß ich genau, ich<br />

wird’ jetzt von den Menschen, die das gesehen haben, äh, nicht mehr respektiert. Bei denen<br />

hab’ ich jetzt ke<strong>in</strong>en Respekt mehr. Die sagen, ach Gott, die Frau. Und erst, ja gut, ist ja alles<br />

okay, vom Äußeren her geht’s noch. Aber wenn ich dann so was mache, dann b<strong>in</strong> ich nicht<br />

mehr so. Also, es kommt auf me<strong>in</strong> Verhalten drauf an. Wenn ich blöds<strong>in</strong>nige Sachen mach’,<br />

was ich halt so machen muss manchmal, dann werd’ ich eben abgegrenzt. Das hängt aber<br />

auch davon ab, wie ich mich verhalte.“ (Interview 18, w).<br />

Das eigene Verhalten wird <strong>in</strong> Bezug gesetzt zu den Reaktionen anderer Menschen Die Inter-<br />

viewte weiß, dass es sich nicht gehört, Essensreste <strong>in</strong> aller Öffentlichkeit von e<strong>in</strong>em abge-<br />

gessenen Teller zu nehmen und selbst zu essen. Sie ist sich bewusst, dass sie den „Re-<br />

spekt“ anderer Menschen verliert mit der Folge, dass sie „abgegrenzt“ wird.<br />

Die Ausgrenzung und Diskrim<strong>in</strong>ierung ist nicht auf die Interaktion mit der Normalbevölkerung<br />

beschränkt, sondern wiederholt sich gewissermaßen im Drogenmilieu. Besonders schmerz-<br />

lich erleben das diejenigen, die HIV-positiv oder schon an AIDS erkrankt s<strong>in</strong>d und dies nicht<br />

verheimlichen.<br />

„Was mir mit HIV halt im Weg liegt, weil ich offen damit umgeh. Und dann wird man ausge-<br />

grenzt. Ja. Ja. Das’ scheißegal auf der Szene mittlerweile genauso wie wie äh über-überall.<br />

71


Weil es hat sich schwer geändert. Das ist halt auch die Zeit wo ich dann gesagt hab ich<br />

muss raus aus der Szene. Ich hab damit nichts mehr zu tun, weil diese Anfe<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d so<br />

schwierig. Ich versteh die Vorurteile (…) bei offenem Umgang mit HIV oder mit Drogen, ich<br />

versteh die Vorurteile, die auch Drogenleute haben. Weil ich denke, auf der Szene s<strong>in</strong>d auch<br />

viele Moralapostel gelandet. (. ..) grad die Leute auf der Szene kriegen das sofort mit. Die<br />

sehen den Unterschied, an der Haut, an allem. Und die sprechen e<strong>in</strong>en halt offen drauf an.<br />

Man wird auch da ausgegrenzt. (…) Es ist halt schwierig geworden. Das ist die Doppelmoral<br />

die sich gebildet hat, weil viele <strong>Drogenabhängige</strong>, die sich <strong>in</strong>fizieren, geben das ja noch nicht<br />

mal zu, die verheimlichen das“ (Interview 40, w).<br />

Die Ablehnung durch das eigene Milieu und die eigene Szene verschärft die Lage der Betrof-<br />

fenen. Diese Interviewte sieht <strong>für</strong> sich nur den Ausweg, „raus aus der Szene“.<br />

Es gibt aber auch viele Interviewte – <strong>in</strong>sgesamt 20 Männer und 4 Frauen -, die sich nicht<br />

besonders ausgegrenzt fühlen. Typisch da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d diese Zitate.<br />

„I: Ja. Kennst du, oder hast du <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Alter manchmal so Situationen, wo du dich ausge-<br />

schlossen von, von den anderen fühlst? Also fällt dir da irgend ´ne Situation e<strong>in</strong>?<br />

D: Nee, nee, gar nicht. Weil Kontakt krieg’, kann ich sofort bekommen. Also da seh’ ich ke<strong>in</strong>e<br />

Schwierigkeiten <strong>für</strong> mich. Ich kann auch auf die Menschen zugehen, wenn ich Lust hab’. Ob<br />

das jetzt die Kassierer<strong>in</strong> beim REWE ist oder, äh, ob das jetzt, äh, irgendwie ´ne Frau is’, äh,<br />

wo mir was dran gefällt. Äh, da kann ich genauso drauf zugehen eben, wie, wie auf, auf<br />

Männer oder, oder was. Weil man hat immer en, en, en Punkt, wo man drüber sprechen<br />

kann“ (Interview 45, m).<br />

I: Hast Du denn zum Beispiel Situationen wo Du Dich von anderen ausgeschlossen fühlst?<br />

So im Alltag, gibt‘s da irgendwas was Dir e<strong>in</strong>fällt, wo Du...?<br />

D: Ne<strong>in</strong> eigentlich nicht, ne. Ich arbeite jetzt wie gesagt fast 2 Jahre hier beim U und die Ar-<br />

beit spielt ne ziemlich große Rolle <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben, weil zum e<strong>in</strong>en die Struktur, die ich hab,<br />

ja und zum anderen hab ich ne s<strong>in</strong>nvolle Beschäftigung und es macht mir auch Spaß, ne. Ich<br />

b<strong>in</strong> auch so, hab ich das Gefühl unter me<strong>in</strong>en Mitkollegen oder auch hier bei me<strong>in</strong>en Vorge-<br />

setzten ganz gut angesehen und das gibt mir auch ne Bestätigung. Ich hab auch e<strong>in</strong> gutes<br />

Vertrauen zu me<strong>in</strong>er Arbeit also wenn ich was aufgetragen krieg und ich sag ok, dann weiss<br />

ich auch dass ich das dann machen kann. Und dann mach ich das auch und dann muss man<br />

nicht großartig nachzugucken oder nachzufragen oder so. Kann man sich dann schon drauf<br />

verlassen, wenn ich was nicht weiß oder unsicher b<strong>in</strong> frag ich halt, ne.“ (Interview 19, w)<br />

72


Der Interviewte (45, m) aus dem ersten Beispiel me<strong>in</strong>t, dass er ke<strong>in</strong>e Probleme hat, Kontakte<br />

mit anderen Menschen, die ke<strong>in</strong>e Drogenprobleme haben, anzuknüpfen. Die andere Befrag-<br />

te sagt, dass man sich auf ihre Arbeit „verlassen“ kann. Es liegt also auch an den Personen<br />

selbst, nicht an ihrem Drogenkonsum, ob und wie sie Kontakte mit Personen der Normalge-<br />

sellschaft anknüpfen.<br />

Festzuhalten ist hier, dass fast die Hälfte der Befragten sich nicht von der Normalgesell-<br />

schaft ausgegrenzt fühlt. Die andere Hälfte der Befragten fühlt sich von der Normalgesell-<br />

schaft ausgegrenzt und sehr oft auch diskrim<strong>in</strong>iert; sie beschreibt das mit anschaulichen<br />

Beispielen. Vergleichbare Prozesse können auch <strong>in</strong>nerhalb des Drogenmilieus ablaufen.<br />

4.2.5 Drogenkonsum<br />

Bei unserer Stichprobe handelt sich um drogenabhängige Personen, von denen die meisten<br />

Opioide <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit anderen illegalen und legalen psychoaktiven Substanzen kon-<br />

sumieren (vgl. dazu Tabelle 3). Bei den legalen Stoffen stehen Zigaretten an erster Stelle,<br />

bei den illegalen neben den Opioiden Haschisch und Coca<strong>in</strong>/Crack.<br />

Beschränkt man sich auf die Aussagen der Interviewten zu ihren Hoffnungen und Wünschen<br />

bezüglich des zukünftigen Konsums von Opioiden (und anderen illegalen Stoffen), lassen<br />

sich 3 Gruppen vone<strong>in</strong>ander unterscheiden. 21 Personen sagen, dass sie <strong>in</strong> Zukunft (und im<br />

Alter) gerne drogenfrei leben würden. 14 wollen auch <strong>in</strong> Zukunft mit Medikamente wie Me-<br />

thadon behandelt werden. E<strong>in</strong>e dritte Gruppe mit 12 Personen will neben den Opioiden auch<br />

noch andere illegale Stoffe konsumieren. (3 Personen gehen auf entsprechende Fragen<br />

nicht e<strong>in</strong>.)<br />

Für jede dieser Gruppen haben wir typische Aussagen zusammengestellt. Wir beg<strong>in</strong>nen mit<br />

der Gruppe, die <strong>in</strong> Zukunft gerne drogenfrei leben würde.<br />

„I: Was denkst du denn, wie <strong>in</strong> 5 oder 10 Jahren de<strong>in</strong> Drogenkonsum aussehen wird?<br />

F: Me<strong>in</strong>er? (…) Naja, ich hoffe, gar nix mehr.“ (Interview 49, m)<br />

„Ich kann mir nicht nur 5-10 Jahre vorstellen, sondern ich stell mir schon vor, dass ich ganze<br />

Leben, me<strong>in</strong> Rest des Leben, äh, clean zu bleiben.“ (Interview 42, m)<br />

73


Typisch <strong>für</strong> die Gruppe, die auch <strong>in</strong> Zukunft mit Medikamenten wie Methadon oder Subutex<br />

behandelt werden will, s<strong>in</strong>d folgende Aussagen.<br />

„Mmh, das kann ich mir im Moment nicht. Also gar nichts, ohne Methadon kann ich mir nicht<br />

vorstellen.“ (Interview 44, m)<br />

„Ich hab überhaupt ke<strong>in</strong> Bedarf nach irgendwas, also... ich komm mit Methadon klar. (…) Ich<br />

hab auch ke<strong>in</strong> Verlangen nach irgendwelchen Drogen oder nach irgendwas, außer dem jetzt“<br />

(Interview 32, m)<br />

Schließlich noch e<strong>in</strong>e typische Aussage von der Gruppe, die nicht nur Opioide konsumieren<br />

möchte.<br />

„Aber, ob ich, ich werde nie, äh, (3) auf Opiate verzichten. Also was, ich würde mich so als<br />

Morph<strong>in</strong>isten e<strong>in</strong>stufen. Ja? Also ich b<strong>in</strong> Morph<strong>in</strong>ist und werd’ es bleiben. Bis, bis ich sterbe.<br />

Ja?“(Interview 12, m)<br />

“Ne<strong>in</strong>. drogenfrei geht nich' bei mir. Das glaub' ich nich'. Ich me<strong>in</strong>', ich werd' immer schon,<br />

halt, so me<strong>in</strong> Hasch rauchen. Nur die zeitlichen Abstände, die da vielleicht da zwischen,<br />

dass kann ich nich' sagen, ob ich es jeden Tag brauche. Aber ich werde sagen, ne<strong>in</strong>, ich<br />

werde nie aufhören.” (Interview 38, m)<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Frage nach dem zukünftigen Drogenkonsum lassen sich drei Gruppen un-<br />

terscheiden. E<strong>in</strong>e vergleichsweise große Gruppe von Personen wünscht sich, <strong>in</strong> Zukunft<br />

abst<strong>in</strong>ent zu leben. E<strong>in</strong>e weitere kle<strong>in</strong>ere Gruppe von Personen wünscht sich e<strong>in</strong>e medika-<br />

mentöse Behandlung mit verschreibungspflichtigen Substanzen wie Methadon (oder ver-<br />

gleichbaren Ersatz- und Erhaltungsmedikamenten). E<strong>in</strong>e etwa ebenso große Gruppe von<br />

Personen möchten auch weiterh<strong>in</strong> neben den opioidhaltigen Medikamenten andere illegale<br />

Substanzen konsumieren.<br />

74


4.2.6 Gesundheitszustand<br />

Wie die Auswertung der Angaben im Fragebogen zeigen, ist die Belastung der Befragten<br />

durch körperliche und psychische Krankheiten hoch (vgl. Tabellen 4 und 5). Die Aussagen<br />

der Interviewten <strong>in</strong> den qualitativen Interviews ergänzen diese Befunde. Dabei <strong>in</strong>teressiert<br />

u.a. die subjektive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes bei leichteren aber auch<br />

bei schweren körperlichen und psychischen Erkrankungen. Weiterh<strong>in</strong> haben wir typische<br />

Antworten der Befragten zusammengestellt, an wen sie sich im Krankheitsfall wenden kön-<br />

nen, wenn sie Hilfe benötigen. Die Ergebnisse dieser Analysen werden im Folgenden darge-<br />

stellt.<br />

4.2.6.1 Körperliche Erkrankungen<br />

Es fällt auf, dass 34 Befragte von zum Teil schweren körperlichen Erkrankungen berichten,<br />

sich jedoch nur 15 Personen als körperlich bee<strong>in</strong>trächtigt beschreiben.<br />

Typisch <strong>für</strong> die vergleichsweise schweren Bee<strong>in</strong>trächtigungen, die die Befragten im Alltag<br />

nicht sonderlich bee<strong>in</strong>trächtigen, s<strong>in</strong>d folgende Zitate.<br />

"Ich b<strong>in</strong> zwar 60 % schwer beh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>mal der HEP C, dann hat ich äh, ne Operation an<br />

der Wirbelsäule gehabt. Da hab ich zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel hab ich ke<strong>in</strong>e<br />

Bandscheibe, sondern das ist verknorpelt und dann hab ich auf dem l<strong>in</strong>ken Auge nur 5 %<br />

Sehkraft noch, ne. Also daher kommen die 60 % Schwerbeh<strong>in</strong>derung, ne. Aber es ist nicht<br />

so das mich das im Alltag jetzt großartig bee<strong>in</strong>trächtigen." (Interview 48, m).<br />

„I.: Kommen wir zum Thema Gesundheit. Wie gesund fühlst du dich zurzeit?<br />

H.: Geht. Ja, also ich nehm' me<strong>in</strong>e Medis <strong>für</strong>, <strong>für</strong> 'en HIV regelmäßig und damit, da hab' ich<br />

me<strong>in</strong>e Nebenwirkungen Durchfall, Haare, Haut und so nen Kram. Aber des, äh, ich hat noch<br />

nie so 'ne hohe Helferzahl gehabt. Also mir geht's gut damit. Ja und wenn ich die richtig<br />

schön regelmäßig nehme, ke<strong>in</strong>e Tage auslass und so, dann funktioniert das. Ja. Dann is' das<br />

eigentlich okay. Ich nehm' die halt mitten <strong>in</strong> der Nacht, weil oder kurz vorm E<strong>in</strong>schlafen,<br />

weil's mir immer schlecht wird oder Durchfall und dann überpenn' ich das und morgens is'<br />

dann wieder okay. Dann komm' ich gut über den Tag und nehm' die halt immer nur nachts,<br />

ne. Aber sonst, ich fühl mich nicht fit, ich bau' ke<strong>in</strong>e Kondition mehr auf, das ist alles so d//,<br />

Kraft hab' ich ke<strong>in</strong>e mehr. Das is' so <strong>in</strong> den letzten Jahren verloren gegangen, ne. Ich war<br />

sonst immer früher sportlich, Leichtathletik und so, das hab' ich immer gern gemacht. Aber,<br />

äh, das is', da is' so komplett die Luft raus, ne. Also da is' spazierengehen, nen bisschen<br />

75


Fahrrad fahren, das war's. Ja, das langt“ (Interview 15, m).<br />

„I: Hmhm. Dann erzähl' mir mal nen bisschen was über de<strong>in</strong>e Gesundheit. Also hast du<br />

schon gesagt, Hepatitis C hast de. Wie du dich fühlst//<br />

J: [unterbricht] Also ansonsten, b<strong>in</strong> halt total topfit. Ich b<strong>in</strong> normal top, eigentlich topfit. Nur,<br />

äh, die Zähne halt, ne. Das schaut jetzt net so (...), ne und ich hab' mich zwar eh die ganze<br />

Zeit, viere<strong>in</strong>halb Ja//, vier Jahre hier durch gequält bei 'nem Malerkommandeur und auch<br />

Umzüge gemacht (...), das is' schwer. Das is' richtig heavy, ne, heavymetall Arbeit und hab'<br />

ich halt so gut wie's g<strong>in</strong>g, ja also ohne Aussetzer halt mitgemacht und das is', eigentlich b<strong>in</strong><br />

ich fit, nur halt die Leber net.“ (Interview 37, m)<br />

Diese Beispiele zeigen, dass e<strong>in</strong>e zum Teil recht hohe Belastung mit unterschiedlichen Lei-<br />

den – Wirbelsäulenprobleme, E<strong>in</strong>schränkung der Sehkraft, chronische Lebererkrankungen,<br />

Zahnprobleme, Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung von HIV/AIDS – nicht<br />

heißt, dass sich die Befragten davon stark bee<strong>in</strong>trächtigt fühlen. Vielmehr werden die Leiden<br />

als unvermeidliche Belästigungen h<strong>in</strong>genommen; man fühlt sich dennoch „total topfit“ oder<br />

jedenfalls nicht „großartig bee<strong>in</strong>trächtigt“.<br />

Es gibt aber auch Befragte, die sich ihrer e<strong>in</strong>geschränkten Gesundheit sehr bewusst s<strong>in</strong>d:<br />

„I: Also, Sie haben Asthma. Haben Sie noch andere...?<br />

A: Ich hab, äh, äh, äh, mit der Bauchspeicheldrüse viel zu tun. Dann hab' ich, ich hab' hier so<br />

'n Krebsgeschwür hier <strong>in</strong> der Nase, was mit die Nase kaputt... die Trennwand also schon<br />

total kaputt gefressen hat, und mittlerweile ist, wenn ich <strong>in</strong> die Nase geh', dann spür' ich mei-<br />

nen Kiefer. Weil, das ist nur noch ganz dünn. Da merk' ich, dass das also bald durchgeht.<br />

Da hab' ich bald 'n Loch <strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Nase Richtung Mund.“ (Interview 33, w)<br />

„O: Ja, zum Beispiel, ich war ja drei Monate im Krankenhaus zur Krebsbehandlung und dann<br />

b<strong>in</strong> ich entlassen worden und dann stand ich also von ärztlicher Seite, stand ich praktisch auf<br />

mich selber gestellt. Ich hab den künstlichen Darmausgang, da kümmert sich ke<strong>in</strong> Mensch<br />

drum, ich hab den Port, da kümmert sich ke<strong>in</strong> Mensch drum. Ja, äh, was da irgendwann<br />

passieren soll, weiß ich nicht. Weiß ich nicht, ob der zurück verlegt werden kann, oder äh<br />

überhaupt irgendwann, ich weiß es nicht. Und das sagt mir auch ke<strong>in</strong>er.<br />

I.: Was ist das <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Port, den du hast?<br />

O: Das, das ist e<strong>in</strong> Port äh, das ist halt e<strong>in</strong> Zentralzugang, der ist fest implantiert, ist e<strong>in</strong> Zent-<br />

ralzugang zum Herz und da ist ähm, die Chemotherapie durchgegangen. (…) Ja. Und den<br />

kann man nach e<strong>in</strong> paar Monaten rausmachen lassen, hat mir der Arzt im Krankenhaus<br />

76


gesagt, aber man kann ihn auch e<strong>in</strong> Leben lang dr<strong>in</strong> lassen, weil er beh<strong>in</strong>dert nicht, er stört<br />

nicht und ja, ich hab mich halt entschlossen, dass der dr<strong>in</strong> bleibt. (…) Hab ich <strong>für</strong> mich ent-<br />

schlossen, ja, weil, wenn mal irdendwas ist, hat man gleich e<strong>in</strong>en Zugang. Weil ich hab auch<br />

schon e<strong>in</strong>en Herz<strong>in</strong>farkt gehabt und, und Wasser <strong>in</strong> der Lunge, also wenn da mal was ist,<br />

dann hab ich irgendwie e<strong>in</strong>en direkten Zugang“ (Interview 44, m).<br />

Diese Zitate belegen, wie massiv und bedrohlich die gesundheitlichen Belastungen bei e<strong>in</strong>i-<br />

gen der Befragten s<strong>in</strong>d und wie sehr sie sich damit alle<strong>in</strong> gelassen fühlen. Das kommt auch<br />

im folgenden Zitat zum Ausdruck.<br />

„Mhm, ich hab, ich b<strong>in</strong> todkrank geworden durch 'ne Tuberkulose-Men<strong>in</strong>gitis, hab im Rollstuhl<br />

gesessen, b<strong>in</strong> fast gestorben und danach, ändert man se<strong>in</strong> Ver-, wenn man leben will ändert<br />

man se<strong>in</strong> Verhalten.“ (Interview 40, w)<br />

Hier deutet sich an, dass schwere Krankheiten auch Anlass und Motivation <strong>für</strong> Verhaltens-<br />

änderungen se<strong>in</strong> können: wer weiterleben will, muss auf die Gesundheit achten, vorsichtig<br />

mit sich selbst umgehen, Medikamente nehmen und zwar auch dann, wenn die Nebenwir-<br />

kungen erheblich s<strong>in</strong>d usw.<br />

Fragt man danach, ob es Menschen gibt, die den Befragten im Krankheitsfall helfen und sie<br />

versorgen könnten, stellt man fest, dass 20 Personen angeben, niemanden zu haben, an<br />

den sie sich im Krankheitsfall wenden können:<br />

„I: Gibt' denn auch irgendwelche Menschen, die sich um dich kümmern würden, wenn du<br />

Hilfe bräuchtest oder krank wärst?<br />

F: Wenn ich Hilfe brauch... ich glaub, muss ich alle<strong>in</strong>e mit klar kommen (lacht). Ja, bei mir<br />

gibt's ke<strong>in</strong>en.“ (Interview 49, m).<br />

„I: Und hast du Menschen, die sich um dich kümmern, wenn du Hilfe brauchst//<br />

I: //Nö.<br />

N: ähm, wenn du krank bist, die Dich pflegen könnten?<br />

I: Nee. Also nee. Konkret möcht' ich da niemand fragen. Würd' mir eh schwer fallen. Aber,<br />

also weiß ich nich'. Gott sei Dank net notwendig und wenn's mal soweit wäre, weiß ich nich',<br />

an wen ich mich da wenden könnte…“ (Interview 15, m).<br />

10 Personen verweisen auf professionelle Unterstützungen und Institutionen, an die sie sich<br />

im Krankheitsfall wenden würden:<br />

77


„I: Gibt es Menschen, die sich um Sie kümmern, wenn Sie Hilfe brauchen, zum Beispiel,<br />

wenn Sie krank s<strong>in</strong>d und Pflege brauchen?<br />

M: Ja, eigentlich nur die hier vom Haus jetzt also (…) Wenn ich im Krankenhaus war oder so<br />

was, dann hab... dann war der halt, ist vom Haus jemand gekommen und hat mit mir, nach<br />

mir geguckt, also so…<br />

I: Also Bewohner oder Sozialarbeiter?<br />

M: Sozialarbeiter.“ (Interview 32, m)<br />

10 Personen sagen, dass sie im Bedarfsfall Unterstützung von Familienangehörigen erhalten<br />

könnten.<br />

„I: Ähm, gibt es Menschen die sich um dich kümmern würden wenn du Hilfe brauchen wür-<br />

dest zum Beispiel wenn du jetzt richtig//?<br />

Cc: Ja, me<strong>in</strong> Sohn. Also me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, also me<strong>in</strong> Sohn der will ja schon seit Jahren das ich<br />

zu dem h<strong>in</strong>zieh aber das will ich nicht.<br />

I: Aber der wäre <strong>für</strong> dich da?<br />

Cc: Jaja.<br />

I: Würdest du ihn denn, du hast eben gesagt du bist jemand, machst de<strong>in</strong>e Sachen lieber<br />

selbst, würdest du denn auch um Hilfe fragen?<br />

Cc: Wenns mir richtig dreckig g<strong>in</strong>ge ja, wenn ich, wenn ich e<strong>in</strong>seh, dass es nicht mehr so<br />

geht dann ja.“ (Interview 41, w)<br />

„I: Gibt's eigentlich Menschen, die sich um dich kümmern, wenn du Hilfe bräuchtest, Pflege<br />

bräuchtest eventuell? Könntest du da zu irgend jemand gehen?<br />

J: (10) Es kommt drauf an, wie weit die, die Hilfe geht, ja. Ich denk' beim Geld hört's auf. Bei<br />

me<strong>in</strong>en Geschwistern (3) denen trau' ich da nich' viel zu, ja.<br />

I: Aber würden die dich im Krankheitsfall oder wenn du pflegebedürftig wirst, würden sie dich<br />

da unterstützen?<br />

J: Die würden mir Sachen br<strong>in</strong>gen, immer alle zwei Wochen oder so. (3)“ (Interview 36, m)<br />

„I: Okay. Und, ähm, gibt es denn auch Menschen, die sich um Sie kümmern würden oder<br />

sich schon gekümmert haben, wenn Sie mal krank s<strong>in</strong>d und sich nicht eben alle<strong>in</strong>e versor-<br />

gen können?<br />

D: (atmet tief e<strong>in</strong> und aus) Also ich glaub’ nich’. Nee. Also, äh, vielleicht me<strong>in</strong>e Tochter. Ich<br />

weiß es nicht. Aber ich b<strong>in</strong> noch nie krank gewesen.“ (Interview 23, m)<br />

Wie wir an anderer Stelle gezeigt haben, haben zwar 20 Personen Kontakt zu Familienan-<br />

gehörigen, jedoch s<strong>in</strong>d das oft sehr lose Beziehungen (h<strong>in</strong> und wieder telefonische Kontakte,<br />

78


Glückwünsche zu Weihnachten und zum Geburtstag usw.). Dementsprechend fallen dann<br />

auch die Aussagen zur Versorgung aus: „denen trau ich da nicht viel zu“ (Interview 36, m),<br />

„vielleicht me<strong>in</strong>e Tochter“ (Interview 23, m). Vergleichsweise wenige haben enge Beziehun-<br />

gen zu ihren K<strong>in</strong>dern und Enkelk<strong>in</strong>dern; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen würden diese auch die<br />

Pflege ihrer Elternteile übernehmen, wie im Interview 41 w deutlich wird.<br />

3 der Befragten me<strong>in</strong>en, dass sie bei Krankheiten von ihren Partner<strong>in</strong>nen und Partnern ver-<br />

sorgt werden. Hierbei handelt es sich um die Interviewten, die auch mit ihren Partner<strong>in</strong>nen<br />

und Partnern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Wohnung leben.<br />

Weitere 5 Personen geben an, dass sie Bekannte und Freunde um Hilfe im Krankheitsfall<br />

fragen würden.<br />

„I: Wie ist das denn, wenn du jetzt zum Beispiel krank bist? Also kann auch jetzt, was weiß<br />

ich, wenn du mal ´ne Grippe hast, du liegst e<strong>in</strong>fach zwei Wochen flach, ähm, hast du dann<br />

jemanden, der sich um dich kümmert?<br />

Dd: Das is’ mir diesen W<strong>in</strong>ter passiert. Mit diesem blöden ganzen Schneeregen, den wir hat-<br />

ten. Da war ich ja auch mit dem Roller unterwegs und b<strong>in</strong> klitschenass geworden, und kam,<br />

ich hatte ke<strong>in</strong>e Zeit, aus den Klamotten raus zu kommen und so was alles, und anderen Tag<br />

b<strong>in</strong> ich dann umgefallen, wie ´n Spazierstock, <strong>in</strong>s Bett. Zwei Wochen lag ich da und hatte<br />

wirklich ganz böse Grippe. Wie man so schön sagt. Wie heißt der ärztliche Ausdruck noch?<br />

Influenza. Korrekt. Ja. Ja, und da hab’ ich dann eben halt die Lebensgefährt<strong>in</strong> angerufen und<br />

hab’ ihr Bescheid gesagt. Und die is’ natürlich durch ihre Selbstständigkeit auch schwer e<strong>in</strong>-<br />

gebunden. Und sie hat selber noch ´n Sohn. Das is’ ja der dritte. Der, das dritte K<strong>in</strong>d im Bun-<br />

de. Der heißt zufälligerweise auch D. Der is’ aber erst jetzt zehn.<br />

I: Und die, wenn du dann krank bist, dann//<br />

Dd: Und die kommt dann auch und versorgt mich. Wenn se ´ne Stunde Zeit hat kommt se<br />

rüber eben kurz. Irgendwie. Was brauchste, was fehlt dir, oder wie auch immer. Oder sei’s<br />

auch nur mal ´n Gespräch eben halt. Und, äh, da, so hat die mir dann auch geholfen. Damit<br />

war ich auch zufrieden. Ja?“ (Interview 45, m)<br />

„I: Gibt es denn Menschen die sich um Sie kümmern, wenn Sie Hilfe brauchen oder wenn<br />

Sie mal krank s<strong>in</strong>d oder so was?<br />

G: Nö, mm. Im Moment nicht, also me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> schon, soweit wie sie es kann, ne. Würde<br />

es natürlich auf jeden Fall machen. (3) Also sagen wir mal ähm, würde ich jetzt zu Hause am<br />

Bett gefesselt se<strong>in</strong>, weil ich irgendwie ne Grippe oder sonst was hab, dann würde sie auf<br />

jeden Fall vorbeikommen und mich versorgen, ne. Das schon.“ (Interview 26, m)<br />

„I: Ähm, gibt es denn Menschen, die sich um Sie kümmern, wenn Sie Hilfe brauchen? Oder<br />

79


wenn Sie krank s<strong>in</strong>d?<br />

F: Ja. Hier die, der Besuch, den ick kriege. (4) (...) den Hund zu versorgen. Det haben die<br />

schon allet jemacht. (8)“ (Interview 25, m)<br />

2 Personen möchten ke<strong>in</strong>e genaueren Angaben zur Versorgung bei Krankheit machen<br />

„I: Und ähm hättest du, ähm, auch im Krankheitsfalle Menschen, die sich um dich kümmern<br />

würden?<br />

B: Ich hoffe, ja, ich hoffe. Ich denke schon, ja. Aber ich hoffe auch, dass ich nicht so schnell<br />

krank werde. (3)<br />

I: Und wenn man sich vorstellte, dass man ja Pflegebedarf hat oder wenn Pflegebedarf da<br />

bekommt?<br />

B: Nee, da mag ich nicht dran denken. (4)“ (Interview 7, w)<br />

Trotz zum Teil starken Belastungen mit schweren Erkrankungen fühlt sich nur e<strong>in</strong> Teil der<br />

Befragten gesundheitlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Die subjektive Sicht auf die Gesundheit ist relativ<br />

optimistisch; nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen dom<strong>in</strong>iert die Multimorbidität den Alltag der Be-<br />

fragten.<br />

Im Krankheitsfall s<strong>in</strong>d von den 50 Befragten wenigstens 30 auf die Unterstützung durch pro-<br />

fessionelle Dienste (Suchthilfe, Pflegedienste, Haushaltshilfen usw.) angewiesen.<br />

80


4.2.6.2 Psychische Störungen<br />

Neben den körperlichen Erkrankungen s<strong>in</strong>d neben der Substanzkonsumstörung auch andere<br />

psychische Störungen bei den Befragten weit verbreitet, vor allem Depressionen und Ängste<br />

(vgl. Tabelle 5).<br />

„Und ich hab so und so mit Depressionen zu tun. Und Depressionen, das ist ne ganz üble<br />

Sache aus zweierlei Gründen, man sieht es dir nicht an und wenn Du jetzt z.B. e<strong>in</strong> Be<strong>in</strong><br />

gebrochen hast, ne, wird ke<strong>in</strong>er von dir erwarten, dass du hundert Meter rennen tust, ne.<br />

Aber wenn DU halt seelisch krank bist und dann, wenn man das nicht sieht und funk, funkti-<br />

onierst auch, dann sagt man auch "Stell Dich doch nicht so an." oder "Das ist doch alles<br />

nicht so wild." Aber seelischer Schmerz der ist schlimmer wie Zahnschmerzen.“<br />

(Interview 48, m)<br />

Der Interviewte beschreibt anschaulich die Problematik von psychischen Störungen: man<br />

kann sie nicht vorzeigen wie e<strong>in</strong> gebrochenes Be<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d dennoch vorhanden, wirkmäch-<br />

tig und bee<strong>in</strong>trächtigend. An anderer Stelle wird offensichtlich, dass die Depression eng mit<br />

e<strong>in</strong>em weitgehenden sozialen Rückzug zusammenhängt (vgl. unter 4.2.1.2).<br />

„I: Okay. Bist du momentan <strong>in</strong> 'nem Programm substituiert oder bekommst du auch noch 'ne<br />

Ersatzdrogen von 'nem Arzt? Oder?<br />

J: Ja, ich krieg' hier, äh, me<strong>in</strong> Methadon und ähm, hundert Milligramm Doxep<strong>in</strong>. Das is' nen<br />

Antidepressivum. Also bevor ich hier gelandet b<strong>in</strong>, ich b<strong>in</strong> hier gelandet, weil ich <strong>in</strong> Amster-<br />

dam Suizid machen wollte und der hat nich' geklappt und noch en bisschen zu wenig und ich<br />

hab vorher me<strong>in</strong>e ganze Wohn//, alle Wohn//, alles verschenkt, Mofa, vom Mofa angefangen<br />

über tausende Mark, Klamotten. Alles verschenkt. B<strong>in</strong> nach Amsterdam, wollt' mich weg<br />

beamen, hat nich' geklappt und deshalb b<strong>in</strong> ich hier gelandet. Ja. (3) Ja substituiert und<br />

krieg' en Antidepressivum, damit ich nich' gleich immer mit Selbstmordgedanken <strong>in</strong> mich rum<br />

ärgern muss.“ (Interview 37, m)<br />

Der Zusammenhang zwischen der körperlichen und psychischen Bef<strong>in</strong>dlichkeit wird an dem<br />

folgenden Zitat sehr deutlich:<br />

„Ja, durch ähm, durch die Hepatitis C also die Leber ist doch ziemlich angeschlagen, ne. Ich<br />

hab ne Fettleber, irgendwie und die Werte s<strong>in</strong>d immer erhöht. (schniefen) Also dadurch ent-<br />

steht dann schon ab und zu so Müdigkeit nicht? Abgeschlagenheit, so irgendwie. Dazu<br />

kommt dann noch e<strong>in</strong> bisschen Lustlosigkeit und bla bla bla. Das gibt dann e<strong>in</strong> schönes Pa-<br />

ket. (schniefen) Dann sitzt man zu Hause, manchmal etwas depressiv, so.“ (Interview 22, m)<br />

81


Die Belastung durch Ängste/Panikstörungen, die schon bei der quantitativen Erhebung deut-<br />

lich wurde, zeigt sich auch <strong>in</strong> der qualitative Befragung:<br />

„vor vier Jahren so ungefähr äh, hab ich angefangen, Panik- und Angstattacken zu bekom-<br />

men, durch me<strong>in</strong>en immensen Koka<strong>in</strong> (3) äh, -mißbrauch, den ich gehabt hab, noch dazu<br />

halt Hero<strong>in</strong>, äh und da hab ich Panik-, Angstattacken, Todesängste gekriegt und so, ne. Und<br />

äh, da wär ich be<strong>in</strong>ah. Da hätte es mich be<strong>in</strong>ahe erwischt, sozusagen. Da war hab ich ge-<br />

wusst, es ist Zeit, entweder du stirbst jetzt, ne oder du steigst aus ne, machst was Neues.<br />

Naja, da war ich <strong>in</strong> der Psychiatrie 6 Wochen, erst b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> den Entzug gegangen, dann b<strong>in</strong><br />

ich <strong>in</strong> die Psychiatrie. Seitdem b<strong>in</strong> ich hier <strong>in</strong> Behandlung, bei der Dr. Z, super Ärzt<strong>in</strong>.“<br />

(Interview 13, m)<br />

Der Koka<strong>in</strong>- und Hero<strong>in</strong>konsum führt beim Interviewten zu Panik- und Angstattacken, die er<br />

professionell behandeln lässt.<br />

Die Wechselwirkungen von Substanzkonsum und psychischen Störungen werden auch im<br />

folgenden Beispiel deutlich:<br />

„Und, und, jetzt durch diese Pillen, die, äh, ich b<strong>in</strong>, äh, ´n sehr angstbesetzter Mensch. Also<br />

ich habe, soweit ich mich e<strong>in</strong>schätze, äh, leide ich nicht an mangelndem Selbstbewusstse<strong>in</strong>,<br />

sondern an, äh, mangelndem Selbstwert. Ja? Und, wie ich sage, manchmal so Phantom-<br />

ängste, die ich habe. Also ich habe Angst, äh, vor irgendwelchen D<strong>in</strong>gen, die, die, äh, ich<br />

brauch’ so ´n, so ´n Sicherheitsgefühl um mich. Möchte’ am Liebsten schon immer alles so<br />

genau wissen, was nachher passiert, dass ich des so, mich nichts überraschen kann. Ja?<br />

Äh, bloß, diese Ängste, s<strong>in</strong>d so, so, äh, irrational zum Teil und so unbegründet, ja, dass ich<br />

manchmal dann auch aus diesen Situationen, wenn sie dann gelaufen s<strong>in</strong>d, da rausgehe<br />

und mich frag’, G., warum hast das wieder bis zum letzten Tag rausgezögert, warum hast du<br />

dir so ´n Kopf gemacht, ja, warum machst du dir, wie gesagt, dann drei Wochen, äh, äh, Ge-<br />

danken, oder zwei Wochen Gedanken, du wirst völlig irre im Kopf. Nimmst dann dement-<br />

sprechend auch wieder mehr Pillen, um des, äh, äh, abzudämpfen.“ (Interview 12, m)<br />

Diese Aussagen belegen die Bedeutung von Depressionen und Angststörungen <strong>in</strong> dieser<br />

Personengruppe. Auch zeigt sich der enge Zusammenhang zwischen Suizidgedanken, Sui-<br />

zidversuchen und fortbestehenden Depressionen deutlich. Auf ähnliche Befunde machen<br />

auch Smith & Rosen, 2009 aufmerksam. Es ist zu vermuten, dass es bei e<strong>in</strong>igen Befragten<br />

Zusammenhänge zwischen den psychischen Beschwerden und dem sozialen Rückzug, auf<br />

den wir im Vorhergehenden h<strong>in</strong>gewiesen haben, gibt.<br />

82


16 der befragten Personen leiden aktuell unter Depressionen, 14 unter Ängsten und Panik-<br />

störungen. E<strong>in</strong>erseits wird von den Befragten beschrieben, wie e<strong>in</strong> verstärkter Substanz-<br />

konsum psychische Störungen auslösen bzw. verstärken kann, andererseits werden<br />

Selbstmedikationsstrategien deutlich, d.h. die Betroffenen setzen selbst psychoaktive Sub-<br />

stanzen e<strong>in</strong> zur Abmilderung ihrer psychischen Leiden. Depressionen und Ängste können<br />

mit sozialem Rückzug assoziiert se<strong>in</strong>.<br />

4.2.7 Vorstellungen zum Leben im Alter (Wohnsituation, Umgang mit Drogenkonsum)<br />

Im Folgenden arbeiten wir heraus, welche Angebote <strong>für</strong> ältere und hilfebedürftige Menschen<br />

die Befragten schon kennen, welche Angebote aus der Sicht der <strong>Drogenabhängige</strong>n fehlen<br />

und welche Wünsche sie <strong>in</strong> Bezug auf die Gestaltung des Lebensabends haben.<br />

4.2.7.1 Welche E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten <strong>für</strong> ältere Drogenkonsumenten<br />

und –konsument<strong>in</strong>nen kennen die Befragten?<br />

Die Mehrzahl der Befragten (26 Personen) gibt an, ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtungen mit speziellen Ange-<br />

boten <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong> zu kennen:<br />

„So <strong>für</strong> <strong>Ältere</strong> ist eigentlich wenig gegeben. Obwohl es sehr viele ältere Leute gibt, die dro-<br />

genabhängig s<strong>in</strong>d.“ (Interview 33, w)<br />

Teilweise bekannt s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> HIV- und AIDS-Kranke:<br />

„Ne, ne. Ich weiß zwar das es hier so äh Häuser gibt, aber das s<strong>in</strong>d mehr Hospiz <strong>für</strong> Leute<br />

die denn halt schon im Endstadium von HIV oder so s<strong>in</strong>d.“ (Interview 48, m)<br />

Es wird auch kritisch angemerkt, dass <strong>für</strong> den Zugang zu den speziellen Angeboten e<strong>in</strong>e<br />

HIV- oder AIDS-Erkrankung Voraussetzung ist:<br />

„Die e<strong>in</strong>zigsten Unterschiede, die ich kenne äh <strong>in</strong> denen jetzt äh, die ich kennen gelernt ha-<br />

be, jetzt <strong>in</strong> punkto Wohnungssuche, ähm ist mir aufgefallen eben das ähm, äh, spezielle E<strong>in</strong>-<br />

richtungen Hilfe anbieten, wenn jetzt derjenige nicht nur drogenabhängig ist, sondern auch<br />

noch ne, ne Krankheit hat zum Beispiel, wie HIV oder Hepatitis oder so was. Das hab ich ja<br />

nicht und <strong>in</strong> sofern ähm, ja da, da wäre vielleicht, da <strong>in</strong> dem, <strong>in</strong> der, <strong>in</strong> dem Bereich wäre viel-<br />

83


leicht ne kle<strong>in</strong>e Lücke wo man sagen könnte ähm, warum äh, kann man da nicht Leuten hel-<br />

fen, die <strong>in</strong> der gleichen miesen Lage s<strong>in</strong>d, nur weil sie ke<strong>in</strong> Hepatitis und, oder ke<strong>in</strong> HIV ha-<br />

ben werden sie da nicht geholfen, ne. Also warum muss man extra krank se<strong>in</strong> um, um jetzt<br />

da so ne Wohnung im Betreuten Wohnen zu kriegen zum Beispiel, ne. Also das fällt mir jetzt<br />

erstmal so im Moment spontan e<strong>in</strong>, zwischen jüngere und ältere.“ (Interview 26, m)<br />

Weiterh<strong>in</strong> wird von den Befragten auf Selbsthilfee<strong>in</strong>richtungen verwiesen, die auch <strong>für</strong> ältere<br />

<strong>Drogenabhängige</strong> offen s<strong>in</strong>d:<br />

„Dat e<strong>in</strong>zigste wäre jetzt ´ne Selbsthilfegruppe. Ne. Narcotic anonymus, oder wie, ist ja ´ne<br />

gute Sache, ähm, dat ist eigentlich, ja, heute geht’s ja nur über Selbsthilfe.“ (Interview 20, m)<br />

„Wie gesagt, ich kenn’ nur dieses Synanon. Ich hab’ da mal, da gab’s mal ´n Tag der offenen<br />

Tür. Da hab’ ich mir das mal angeguckt.“ (Interview 45, m)<br />

Lokale Angebote wie das Betreute Wohnen werden immerh<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>em Befragten erwähnt.<br />

„Dd: Also ich hatte jetzt zum Beispiel <strong>für</strong> mich das Angebot bekommen, äh, betreutes Woh-<br />

nen. Für e<strong>in</strong> Jahr. Und ich hab’ das angenommen. Äh, und unterschrieben auch, weil ich mir<br />

denke, dass mir, dass mir das hilft, weiterh<strong>in</strong> auch konstant zu bleiben.<br />

I: Ja. Das betreute Wohnen <strong>für</strong> ältere jetzt?<br />

Dd: Ja. Ja“ (Interview 45, m)<br />

Bestehende Angebote speziell <strong>für</strong> <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> s<strong>in</strong>d bei der Mehrheit der Inter-<br />

viewten nicht bekannt. Angebote <strong>für</strong> HIV/AIDS-Kranke s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>igen der Befragten bekannt.<br />

84


4.2.7.2 Probleme der Versorgung und Wünsche nach Unterstützung aus der Sicht der<br />

älteren Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen<br />

Die Wünsche, die ältere <strong>Drogenabhängige</strong> an die Drogenhilfe und andere Institutionen ha-<br />

ben, s<strong>in</strong>d vielfältig und <strong>in</strong>sgesamt genommen sehr heterogen. Wir haben hier e<strong>in</strong>ige Proble-<br />

me h<strong>in</strong>sichtlich der Versorgung im Krankheitsfall sowie e<strong>in</strong>ige Wünsche nach Tagesstruktur<br />

und Unterstützung bei ganz unterschiedlichen Aktivitäten zusammengestellt. Insgesamt er-<br />

gibt sich daraus ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Bild. Jedoch weisen die Befragten auf Problemlagen h<strong>in</strong>,<br />

die <strong>für</strong> zukünftige Planungen relevant s<strong>in</strong>d. Dazu kommen Vorschläge und Wünsche, die als<br />

Anregung <strong>für</strong> die Vernetzung mit anderen Institutionen dienen können.<br />

Wir beg<strong>in</strong>nen mit Problemlagen, die sich ergeben können, wenn (ältere) <strong>Drogenabhängige</strong>,<br />

die alle<strong>in</strong> leben, akut krank werden und sich nicht mehr selbst versorgen können. Die hier<br />

zusammengestellten Zitate belegen noch e<strong>in</strong>mal, wie wichtig <strong>in</strong> diesen Fällen e<strong>in</strong>e enge Ver-<br />

netzung mit der Drogenhilfe ist.<br />

„E: Ich denke mal, dass so´n, so ´ne Art wie so Hausbesuch oder so was vielleicht manchmal<br />

ganz, ganz angenehm wär. Oder von Vorteil se<strong>in</strong> könnte <strong>für</strong> manche. So wie jetzt zum Bei-<br />

spiel, also, me<strong>in</strong> Kollege der jetzt da jetzt da zu Hause umgefallen ist, ja? Drei Tage und<br />

nicht beim Methadon gewesen, zur Ausgabe gewesen se<strong>in</strong>, da dacht ich da wär das viel-<br />

leicht schon mal früher der Fall gewesen, dass da jemand mal nachhackt. Und sich vielleicht<br />

drum kümmert da zu gucken was da ist.<br />

I: Me<strong>in</strong>st du, dass da jemand mal dann vorbei hätte, vorbei fahren sollen?<br />

E: Ja, oder der hat ja Handy. Dass man da zum Beispiel so n´ bisschen persönlichen Kontakt<br />

hat auch. Weil, manchmal denk ich, es ist schon alles... sehr fast anonym auch. Gut, manche<br />

wollen es vielleicht auch haben. Aber manche suchen ja schon auch n´ bisschen den Kon-<br />

takt. Und grad bei <strong>Ältere</strong>n, ja die s<strong>in</strong>d ja normalerweise etwas umgänglicher dann auch<br />

schon. Durch die Erfahrung dann. Dass da so was vielleicht eher (4) ja so was gäbe.“<br />

(Interview 50, m)<br />

„Die e<strong>in</strong>zelnen Sozialarbeiter (...)der sich um mich kümmert. Der zu mir nach Hause kommt.<br />

Der guckt nach mir. Der sagt, was abgeht. Ne? Wenn man jetzt, äh, drei Chancen hab ich<br />

dreimal net gekommen, ah, ich seh ja von dir ke<strong>in</strong>e Wille, da hab ich auch ke<strong>in</strong> Bock<br />

mehr.(…). ne <strong>in</strong>tensivere E<strong>in</strong>zelbetreuung. Ja. Des wäre <strong>für</strong> mich die e<strong>in</strong>zigste Chance.“<br />

(Interview 35, m)<br />

Die Bedeutung der Drogenhilfe <strong>für</strong> kranke und nicht mobile ältere <strong>Drogenabhängige</strong> ergibt<br />

sich auch daraus, dass ihre sozialen Netzwerke sehr dünn s<strong>in</strong>d. Gerade darum ist e<strong>in</strong><br />

85


Großteil im Krankheitsfall auf professionelle Unterstützung und Hilfestellung angewiesen.<br />

Dazu kommen Wünsche nach Unterstützung bei der Überw<strong>in</strong>dung von E<strong>in</strong>samkeit und der<br />

alltäglichen Lebensbewältigung.<br />

„B: Ich denke viele s<strong>in</strong>d überfordert mit dem Alle<strong>in</strong>e-Wohnen, weil man wird, je älter man wird<br />

als <strong>Drogenabhängige</strong>r, desto mehr steht man alle<strong>in</strong>e da und ich denke, damit s<strong>in</strong>d die meis-<br />

ten überfordert. Vor allen D<strong>in</strong>gen können die meisten Alle<strong>in</strong>ese<strong>in</strong> gar nicht ertragen und da<br />

wär betreutes Wohnen genau der richtige Ansatz me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach. E<strong>in</strong>fach betreutes<br />

E<strong>in</strong>zelwohnen. Ja, ke<strong>in</strong>e WG's, sondern E<strong>in</strong>zelwohnen. Oder so wie <strong>in</strong> Stadt B, ähm <strong>in</strong> Stadt<br />

B die AIDS-Hilfe und, wie heißt das noch, Hilfsdienst, vom Hilfsdienst und so weiter, so Sa-<br />

chen müssten mehr...<br />

I: Was machen die, ich kenn den Hilfsdienst?<br />

B: Äh, die machen zum Beispiel auch diese äh Haushaltshilfe <strong>für</strong> HIV-Leute und so weiter.<br />

Und sowas müsst es auch geben <strong>für</strong> betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen von <strong>Drogenabhängige</strong>n. Wär’<br />

genau das Richtige.“ (Interview 40, w)<br />

„Ja, äh, Essen. Essen geme<strong>in</strong>schaftlich, äh <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft kochen. Abwechselnd ko-<br />

chen. Dann Tätigkeiten, spazieren, spielen oder sonst irgendwelche Tätig, abwechselnde<br />

Tätigkeiten. Und arbeiten, kle<strong>in</strong>e Arbeitstätigkeiten. Beschäftigungstherapie. Ja auch das.<br />

Das ist richtig. Das man sich nicht so alle<strong>in</strong>e fühlt.“ (Interview 34, m)<br />

Diese Vorstellungen gehen fließend über <strong>in</strong> Wünsche nach Freizeit- und Beschäftigungsan-<br />

geboten im Kontext von Tagesstrukturierung. Solche Wünsche werden immerh<strong>in</strong> von 11 In-<br />

terviewten geäußert. Typisch da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d die folgenden zwei Zitate.<br />

„Äh, so Art, wie Tagesstätte, wo man eigentlich, äh, h<strong>in</strong>gehen kann, wo man e<strong>in</strong> Konzept hat,<br />

äh, Beschäftigungskonzepte hat. Und es muss ja net, muss ja praktisch ke<strong>in</strong> Verdienstmög-<br />

lichkeit, dass man nur irgendwo beschäftigt kriegt, dass man Angebote kriegt. Entweder wie<br />

Hobbys, zum Malen oder irgendwo auch, äh, so, äh, äh, so Art, wie Gehirntra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, äh,<br />

macht, dass e<strong>in</strong>em da irgendwo, nicht irgendwo total verstumpft. Dass man auch mit Leut’<br />

zusamm’kommt, wo ma’ ´n bisschen reden kann, wo man eigentlich e<strong>in</strong> bisschen Hobby,<br />

dass man a bissle angeregt wird, dass man a bissle was, äh, arbeiten könnt’ und so. Des<br />

f<strong>in</strong>d’ ich sehr wichtig. Irgendwie so Art, wie betreutes, äh, wo man halt betreut irgendwo was<br />

machen kann.“ (Interview 27, m)<br />

„Was halt da auch fehlt, die könnten e<strong>in</strong> bisschen mehr so Freizeitangebote machen, oder<br />

so. Das wäre vielleicht noch e<strong>in</strong>e Idee. (…) Aja, vielleicht mal spazieren gehen oder oder,<br />

was weiß ich äh, <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o gehen oder, oder grillen oder sowas. Ja irgendwie sowas. Ich me<strong>in</strong><br />

86


so, so mit normalen älteren komm ich eh nicht zurecht ne. Die s<strong>in</strong>d mir zu spießig, zu zu trat-<br />

scherig irgendwie. Komm ich nicht mit zurecht.“ (Interview 44, m)<br />

„Q: Beispiel, äh.... sportliche Aktivitäten üben kann, mite<strong>in</strong>ander. Äh, etwas, äh... was spie-<br />

len kann, äh... sich verbessern kann…<br />

Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich, äh, so lange wenn ich ke<strong>in</strong>e Arbeit hab, ke<strong>in</strong>e, äh<br />

Beschäftigung hab, könnte ich mir schon vorstellen, äh, geh ich h<strong>in</strong> und da spiele ich zum<br />

Beispiel Schach, spiel ich da Instrument mit anderen Menschen äh, die Menschen näher, äh,<br />

kennenlernen, Kontakt zu knüpfen und was positiv zu erleben, was was Schönes zu erleben,<br />

weil die Positivität, äh, ist äh, ist die größte Medikament <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Auge <strong>für</strong> die Menschen,<br />

die Drogenkarriere h<strong>in</strong>ter sich haben. Positivität. Äh...<br />

Man fühlt sich dann wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Familie. Das ist auch e<strong>in</strong> Familienleben, weil du hast enge<br />

Kontakt, äh, enge, äh, Freunde, enge Bekannte, äh.. . die E<strong>in</strong>samkeit macht ja krank. Die...<br />

alle<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>, ausgestoßen zu fühlen, das ist das, das macht, äh, krank. Deswegen, sowas<br />

fehlt e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> Stadt A. In me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung.“ (Interview 42, m)<br />

Die Zitate weisen darauf h<strong>in</strong>, dass die Chance, mit anderen zusammen zu se<strong>in</strong>, mit ihnen<br />

zusammen etwas zu tun und auf diesem Wege gute Kontakte anzuknüpfen <strong>für</strong> viele Inter-<br />

viewte große Bedeutung hat.<br />

Es gibt aber auch Befragte, die geme<strong>in</strong>schaftlichen Aktivitäten eher ablehnend gegenüber<br />

stehen.<br />

„Also ich halte jetzt das System, was, äh, das is’ natürlich sehr schwierig, weil ich, äh e<strong>in</strong>er-<br />

seits, äh, schimpfe über, äh, äh, zu viel, äh, Druck oder, äh, Überwachung, oder was auch<br />

immer. Ja? Auf der anderen Seite hab’ ich festgestellt, dass ich, ich hab’ auch <strong>in</strong>, <strong>in</strong> der F.<br />

dann gewohnt. Lange. Also über zwei Jahre. Und, äh, das hat mir schon gut getan, alle<strong>in</strong> zu<br />

wissen, das ist ´ne Überwachung da. Ich darf nicht. Ja? Und hat mich dann schon geh<strong>in</strong>dert,<br />

dann auch was zu nehmen. Ja? (…) Ja, schon, äh, was ganz, ganz wichtig ist, äh, woran es<br />

oft eben krankt, ist, E<strong>in</strong>zelzimmer. Ja? Also man kann, äh, ich, ich merk’s ja, ich komm ja mit<br />

mir selber schon nicht klar. Und dann, wenn dann noch irgend//, also wenn <strong>in</strong> ´ner Beziehung<br />

mit ´ner Frau ist, geht des. Ja? Aber, äh, also nicht, dass man dann da irgendwelche Schlaf-<br />

säle oder wie hier Dreibettzimmer, oder so. Weil, vor allem, weil da besteht dann doch auch<br />

immer wieder die Gefahr, dass man sich gegenseitig hochschaukelt. Jetzt sagen wir mal, ich<br />

hab’ nix, will auch nix, hab’ auch gar ke<strong>in</strong> Bock drauf, aber kommt dann e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Zimmer<br />

und hat dann was. (…)Und darum denk ich auch, dass man eben diese Leute, dass man<br />

eben E<strong>in</strong>zelzimmer hat, ja, dass jeder auch, äh, se<strong>in</strong>en Rückzugsraum hat. Also, dass, wenn<br />

87


er sagt, okay, ich, ich b<strong>in</strong> jetzt, sag’ ich mal, gefährdet, oder was auch immer, aber ich will<br />

me<strong>in</strong>e Ruhe, dass der dann auf se<strong>in</strong> Zimmer gehen kann und <strong>in</strong> Ruhe dort, äh, sich damit<br />

ause<strong>in</strong>andersetzen oder auch nicht ause<strong>in</strong>andersetzen tut.“ (Interview 12, m)<br />

Insgesamt ergibt sich e<strong>in</strong> komplexes Bild der Wünsche nach dem Zusammenleben und nach<br />

Angeboten zur Tagesstrukturierung. E<strong>in</strong>ige wünschen sich mehr Zusammenhalt, mehr Nähe,<br />

andere sche<strong>in</strong>en diese nicht auszuhalten, da sie ja schon mit sich selber nicht klar kommen<br />

(Interview 12, m).<br />

Das spiegelt sich wider <strong>in</strong> weiteren sehr heterogenen Wünschen z.B. nach e<strong>in</strong>em Altershei-<br />

me <strong>für</strong> (stabilisierte) <strong>Drogenabhängige</strong> bzw. e<strong>in</strong>en Altersruhesitz (vgl. das hier anschließende<br />

Zitat).<br />

„Also, hm, ich, äh, treff’ mich ab und zu mit, äh, wie ich vorh<strong>in</strong> gesagt habe, mit ´nem alten<br />

Freund, kann man sagen, ähm, der, äh, also, (räuspert sich) mit dem unterhalte ich mich<br />

sehr oft über das Thema, ähm, so Altersruhesitz. Ja? Und der, ähm, hat ganz fest e<strong>in</strong>ge-<br />

plant, allerd<strong>in</strong>gs ist se<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Situation da auch ganz anders, er will sich, äh, mit, ähm,<br />

fünf, sechs Leuten zusammen, äh, so ´n, ähm, möglichst ´n Ökohaus noch mal bauen. Ja?<br />

Und, äh, dann da, äh, Räumlichkeiten schaffen, dass man so fünf, sechs bis acht Leute, zu-<br />

sammen wohnen kann. Und dass dann, äh, so, wie es geht, ne, äh, sich gegenseitig hilft. Im<br />

Alter dann. Ne. Und, ähm, er me<strong>in</strong>t, dass, also, wir, wir s<strong>in</strong>d uns so übere<strong>in</strong>gekommen, dass<br />

eigentlich so ´n, ja, ´n reelles Alter von siebzig, Jahren, also ich glaub’, heute ist man bis<br />

siebzig noch recht, ähm, äh, flexibel und, und, beweglich. Ne. Und ab siebzig wird’s dann,<br />

äh, kann’s dann vielleicht ganz schnell kommen. Ne. (…) Mit Leuten zusammen leben. Ne.<br />

Also jetzt nicht unbed<strong>in</strong>gt mit Drogenleuten. Ne. Das glaub’ ich nicht so sehr. Weil, äh, ich<br />

hab’ so die Erfahrung gemacht, ich mach se eigentlich immer noch, auch <strong>in</strong> der Werkstatt,<br />

da, wo ja eigentlich sehr, sehr viele Leute substituiert werden, eigentlich alle, dass da immer<br />

wieder so dieses Thema dann auch auf'm Tisch is’. Ne. Und, äh, da kl<strong>in</strong>k ich mich dann lie-<br />

ber aus.“ (Interview 23, m)<br />

5 Interviewpartner<strong>in</strong>nen und -partner sehen e<strong>in</strong>en Ausbau der diamorph<strong>in</strong>gestützten Behand-<br />

lung als s<strong>in</strong>nvolles Angebot <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong> an:<br />

„Oh, vielleicht, hmmm, äh (3), schwer zu sagen, vielleicht wirklich, äh, irgendwas vermitteln,<br />

wo sie umsonst an guten Stoff kommen ja, wie das Hero<strong>in</strong>programm oder so.“<br />

(Interview 7, w)<br />

„I: Gibt es irgendwas, wo Sie sagen, das sollte ´ne Drogenhilfee<strong>in</strong>richtung speziell <strong>für</strong> ältere<br />

<strong>Drogenabhängige</strong> anbieten?<br />

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F: (6) Hero<strong>in</strong>. (lacht). Hero<strong>in</strong> <strong>für</strong> alle.<br />

I: Hero<strong>in</strong>? Hmhm.<br />

F: Na, jedenfalls det Mittel, det man möchte. Also. (8) Det, (…) was mir am Besten gefällt<br />

oder womit ich mich am Entspanntesten fühle (hustet).“ (Interview 25, m)<br />

Die Wünsche nach Versorgung und Unterstützung s<strong>in</strong>d heterogen und spiegeln die Prob-<br />

lemlagen kle<strong>in</strong>er Gruppen wider. Für diejenigen, die über ke<strong>in</strong> soziales Netzwerk mehr ver-<br />

fügen, ist e<strong>in</strong>e enge Anb<strong>in</strong>dung an das Drogenhilfesystem sehr wichtig. Oft verb<strong>in</strong>det sich<br />

das mit Wünschen nach tagesstrukturierenden Angeboten und Freizeitmaßnahmen.<br />

4.2.7.3 Wünsche zum Lebensumfeld im Alter<br />

Zum Leben im Alter haben die Befragten unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen. Diese Me<strong>in</strong>ungen<br />

überschneiden sich. Personen, die zunächst sagen, dass sie möglichst lange <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eige-<br />

nen Wohnung leben wollen, können auch sagen, dass sie dann, wenn das nicht mehr geht,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Altersheim ziehen wollen usw..<br />

23 Personen sagen, dass sie möglichst lange <strong>in</strong> der eigenen Wohnung leben möchten.<br />

"Also ich würde am liebsten so lange wie möglich äh, alle<strong>in</strong>e wohnen." (Interview 48, m).<br />

Wie andere ältere Menschen würden auch <strong>Drogenabhängige</strong> gerne <strong>in</strong> ihrer vertrauten Um-<br />

gebung im Quartier alt werden.<br />

Aktuell leben 6 Befragte mit den Eltern, K<strong>in</strong>dern oder dem Partner, der Partner<strong>in</strong> zusammen.<br />

Immerh<strong>in</strong> 11 Personen sagen aber, dass sie im Alter mit Familienmitgliedern (e<strong>in</strong>schließlich<br />

Partner/<strong>in</strong>) zusammenleben wollen:<br />

"Ja ich will natürlich wohl schon gern ne Wohnung mit me<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong> zusammen haben,<br />

ne." (Interview 26, m).<br />

16 Personen bevorzugen das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft. Sie wollen lieber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

(losen) <strong>Gesellschaft</strong> se<strong>in</strong>.<br />

„Ja, Wohngeme<strong>in</strong>schaft wär' auch gut, weil da hat mer Leute, mit denen man sich beschäfti-<br />

gen kann. Ja, alle<strong>in</strong>e... weiß ich nich' im Alter. Wenn mir dann mal was passiert oder so...<br />

man wird ja gebrechlich auch, und dann liegt mer irgendwo, ke<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en oder so, ja,<br />

dann denk' ich mir auch, es is' besser, wenn man <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft is' oder so…. Weil,<br />

89


alle<strong>in</strong>e bist du vergessen auf der Welt (lacht) im Alter." (Interview 49, m).<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wollen 4 von dieser Gruppe nur dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft leben, wenn die<br />

Mitbewohner und Mitbewohner<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e akuten Drogenkonsumenten und -<br />

konsument<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d.<br />

„Äh, was ich problematisch f<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d so Altersheime <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong>. Weil ich<br />

weiß nicht die Voraussetzungen die da <strong>für</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft äh, gelten müssten um da e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igermaßen erträgliches Leben zu haben äh, ich weiß nicht ob man das so auf die Reihe<br />

kriegt. Weil wenn ich mir vorstell, dass ich dann, was weiß ich mittags im Speisesaal am<br />

Tisch sitz und dann nabelt neben mir e<strong>in</strong>er ab und fällt mit dem Kopf <strong>in</strong> den Suppenteller<br />

re<strong>in</strong>, weil 20 Rohypnol gefressen hat, ne. Äh, das, das äh, also wenn, könnt ich mir schon<br />

vorstellen, aber es müsste so Grundvoraussetzungen geben, dass die Leute substituiert<br />

s<strong>in</strong>d. Aber Beige-, Beigebrauchfrei s<strong>in</strong>d äh, wie auch sonst üblich Gewaltfreiheit und, und<br />

auch Androhung von Gewalt müsste verboten se<strong>in</strong>. Und es dürfte halt wie gesagt nicht so<br />

ausarten, dass da die Leute rappeldicht rumlaufen, weil das ist dann nicht schön, wenn man<br />

da zusammenwohnt. Ich weiß nicht ob das zu realisieren ist“ (Interview 48, m).<br />

Von 41 Befragten haben wir Aussagen zum Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em normalen Altenpflegeheim. 20<br />

der Befragten können sich auch vorstellen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „normalen“ Altersheim zu leben:<br />

„I: Kannst Du Dir denn auf der anderen Seite ähm, vorstellen <strong>in</strong> nem normalen Altersheim<br />

ähm, normal (...) also mit Menschen die dann ja auch gar ke<strong>in</strong>e oder fast gar ke<strong>in</strong> Kontakt<br />

irgendwie mit Drogen hatten oder haben?<br />

Aa: Das könnt ich mir <strong>in</strong> sofern vorstellen, dass das halt so ne re<strong>in</strong>e Zweckgeme<strong>in</strong>schaft wä-<br />

re dann, wo man se<strong>in</strong> eigenes Zimmer hat, ne. Wo man die Tür h<strong>in</strong>ter sich zu machen kann<br />

und ansonsten so ja, eigentlich mite<strong>in</strong>ander größer nichts zu tun hat, ne. Außer halt sich mal<br />

zu unterhalten oder vielleicht gibt´s ja geme<strong>in</strong>same Interessen mit irgendjemandem, wo man<br />

dann oder man geht mal zusammen spazieren und so was kann ich mir eher vorstellen<br />

schon.“(Interview 48, m)<br />

M<strong>in</strong>destens genau so viele, nämlich 21 Personen sagen ganz klar, dass sie sich e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em „normalen“ Altersheim nicht vorstellen können:<br />

„I: Das heißt also klar, <strong>in</strong> ´n Altersheim mit Leuten, die noch nie was mit illegalen Drogen zu<br />

tun hatten (...)/ /<br />

A: [unterbricht] Könnt’ ich mir überhaupt nicht vorstellen. Also ich weiß auch gar nicht, ob ich<br />

90


mit den Leuten so, dat ist jetzt nicht arrogant oder, oder selbstbesessen oder so, ich, ich, ich,<br />

ich hätte auch ke<strong>in</strong>e Themen so richtig. Weil man hat sich irgendwie ´n Charakter ange-<br />

wöhnt, Themen angewöhnt, ja, dat is’ schwer. Es ist schwer, äh, f<strong>in</strong>de ich, mit Härtl<strong>in</strong>gen so,<br />

also Härtl<strong>in</strong>ge sag’ ich immer, Nicht-Süchtigen, klarzukommen. Dat is’ schwer.“<br />

(Interview 20, m).<br />

Die meisten Befragten möchten so lange wie möglich <strong>in</strong> ihrer eigenen Wohnung leben und<br />

im Quartier alt werden.<br />

Wenn sie nicht mehr alle<strong>in</strong> leben können, werden unterschiedliche Lebensformen genannt,<br />

u.a. das Betreute (E<strong>in</strong>zel)Wohnen, die Betreute Wohngeme<strong>in</strong>schaft, das Altenpflegeheim.<br />

20 Befragte können sich vorstellen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz normalen Altenpflegeheim zu leben und<br />

alt zu werden. 21 Befragte können sich das nicht vorstellen.<br />

4.2.7.4 Haustiere<br />

Wir haben die Interviewpartner und –partner<strong>in</strong>nen auch danach gefragt ob sie selbst aktuell<br />

Haustiere haben, ob sie sich Haustiere wünschen, die sie z.B. mit <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Altersheim nehmen<br />

können usw.. 6 der Befragten geben an, eigene Haustiere zu haben, die sie auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

behalten wollen:<br />

„Die würde ich natürlich mitnehmen. Ne. Die Katzen. (lacht) Die hatten wir ja zwanzig Jahre.<br />

Das wär’ gut. Die leben ja da. Ne. ´N Hund würde auch gut zu mir passen. Das würde ich mir<br />

auch, wenn ich da leben würde, würde ich auch e<strong>in</strong>en Hund haben wollen. Noch zusätzlich.<br />

Aber hier ist das ja so schwierig. Ach Gott, ja. Es stimmt ja nicht. Das (..) ich ja auch vorh<strong>in</strong><br />

noch sagen. Da, äh, ist ´ne Nachbar<strong>in</strong> und die kann so schlecht sehen. Zu der gehe ich auch<br />

manchmal, weil die ´n Hund hat. Und, äh, na ja, ich b<strong>in</strong> doch auch im Tierschutzvere<strong>in</strong>. Und<br />

sehe, die kann nicht so richtig mit dem Hund umgehen. Und dann helfe ich da mal so ´n<br />

bisschen. Komm da h<strong>in</strong> und rede und geb' den Hunden e<strong>in</strong> bisschen was zu futtern. Und so.<br />

Was sie nicht so h<strong>in</strong>kriegt. Ja. Hmhm. Ja, ja. (lacht)“ (Interview 19, w)<br />

„Ohne Tiere kann ich nicht leben (lacht).“ (Interview 5, m)<br />

„Zwee Katzen hab' ick, ja.“ (Interview 29, m)<br />

91


Weiterh<strong>in</strong> geben 15 der Interviewten an, im Moment aufgrund ihrer Lebenssituation ke<strong>in</strong> Tier<br />

zu haben; sie haben aber den Wunsch, <strong>in</strong> Zukunft mit Tieren zusammen zu leben:<br />

„Ich hätt’ gern wieder Haustiere.“ (Interview 8, w)<br />

„Weil ich hatte <strong>in</strong> K (Österreich) ne Katze gehabt. Die musste ich leider zurücklassen äh,<br />

und ja, e<strong>in</strong> Hund oder ne Katze könnte ich mir schon vorstellen. Weil ich b<strong>in</strong> eigentlich immer<br />

schon mit Tieren auch groß geworden.“ (Interview 48, m)<br />

„Ja, Haustiere bedeutet <strong>für</strong> mich Verantwortung. Und gerade weil ich, vom Camp<strong>in</strong>g auch<br />

her, nich’, es is’ ja ´n, äh, ich hab’ den Garten vor der Tür. Ich könnte den Hund laufen lassen<br />

und so was alles. Ich mag Hunde. Ich mag Tiere, aber ich möchte diese Verantwortung nicht<br />

haben. Oder des is’ ´ne Belastung <strong>für</strong> mich auch. Nich’? Weil, ähm, ich wüsste gar nicht, ob<br />

ich dem Tier jeden Tag se<strong>in</strong> Futter geben könnte. Ja? Aufgrund der, der, der Geldsituation.<br />

Dadurch, dass ich das Hartz vier beziehe. Das s<strong>in</strong>d ja ke<strong>in</strong>e hundert Euro, wo ich von leben<br />

muss.“ (Interview 45, m)<br />

Auf die Bedeutung von Tieren <strong>für</strong> die Gesundheit weist Nestmann (2010) h<strong>in</strong>. Beckmann<br />

(2010, Beckmann & Wesenberg, 2010) stellen darüber h<strong>in</strong>aus dar, wie Tiere <strong>in</strong> Altenpflege-<br />

heime <strong>in</strong>tegriert werden können. Hier s<strong>in</strong>d Vernetzungen denkbar, die <strong>für</strong> sehr viele Drogen-<br />

abhängige von erheblicher Bedeutung s<strong>in</strong>d und möglicherweise deren Bereitschaft, bei Hil-<br />

febedürftigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong> entsprechendes Altenpflegeheim zu ziehen, verstärken könnte.<br />

Wenn <strong>Drogenabhängige</strong> von Haustieren sprechen, geht es im Allgeme<strong>in</strong>en um Hunde und<br />

Katzen. Andere Tiere werden kaum erwähnt. Für knapp die Hälfte der Befragten s<strong>in</strong>d Tiere<br />

sehr wichtig; e<strong>in</strong>ige wenige leben aktuell mit Hunden oder Katzen zusammen, viele würden<br />

gerne im Alter mit Tieren zusammenleben bzw. Tiere um sich haben.<br />

4.2.8 Lebensperspektive<br />

Es wurde bereits ausführlich auf die körperlichen und psychischen Gebrechen der Befragten<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Die gesundheitlichen Belastungen machen sich auch <strong>in</strong> Äußerungen h<strong>in</strong>sicht-<br />

lich der eigenen Lebensperspektive bemerkbar. 7 Befragte sehen <strong>für</strong> sich ke<strong>in</strong>e Zukunftsper-<br />

spektiven mehr:<br />

92


„Naja, <strong>in</strong> der Zukunft hmm, Zukunft ist gut. Die gibt es ja eigentlich, b<strong>in</strong> ja eigentlich jetzt <strong>in</strong><br />

dem Alter wo es schon fast ke<strong>in</strong>e Zukunft mehr da ist. Mit über 50 ist da ke<strong>in</strong>e große Zukunft<br />

mehr (lachend)." (Interview 26, m)<br />

„I: Ja. Also es is' die Frage wie sieht's erstmal <strong>in</strong> fünf oder zehn Jahren aus? Wie denkst du<br />

sieht's da aus?<br />

Jj: In fünf oder zehn Jahren (5) b<strong>in</strong> ich nich' mehr am Leben… Also ich warte selber auf mei-<br />

nen Tod, ja. Ich denke ich b<strong>in</strong> nah dran. Ich b<strong>in</strong> froh, weil dann hab' ich's h<strong>in</strong>ter mir. Das<br />

könnte mir, es könnte mir noch Schlimmes passieren und wenn, ähm, falls ich doch nochmal<br />

<strong>in</strong> den Knast muss oder dann werde ich mich dann selbst umbr<strong>in</strong>gen."<br />

(Interview 36, m)<br />

„Und das würd’ ich dann wieder bekommen. Depressionen. Und ich weiß nicht, wie ich da<br />

drauf reagieren würde, wenn ick alt b<strong>in</strong>. Vielleicht aus dem Fenster spr<strong>in</strong>gen. Oder was. Mit<br />

Selbstmord. Oder was. Nee, da gibt’s vielleicht auch ´ne andere Möglichkeit, wenn man alt<br />

ist. Aber ich denke mal, heut’, äh, ist man körperlich gar nicht mehr so <strong>in</strong> der Lage, so alt zu<br />

werden. Oder?" (Interview 19, w).<br />

„F: Weil, so will ich auch nich' enden. Ich hab' mir auch gesagt, wenn ich merke, ich komm' <strong>in</strong><br />

Rollstuhl oder so oder mach' mal n Unfall, b<strong>in</strong> querschnittsgelähmt, ich geb' mir direkt die<br />

Kugel. Weil Pflegefall... aber das is' nur me<strong>in</strong> Charakter. Da kann ich jetzt net zu anderen<br />

was sagen, also, das is' halt, äh, ich seh' das halt von mir so, wenn ich da irgendwie ans Bett<br />

gefesselt oder...<br />

I: Kannste dir nich' vorstellen. .<br />

F: Dann lieber, lieber... ja. Weil, das is' ke<strong>in</strong> Leben <strong>für</strong> mich. Dann isses vorbei, wenn du nix<br />

mehr machen kannst oder so, das ist nix nix nix. Ich lass' mir von ke<strong>in</strong>em n H<strong>in</strong>tern abputzen<br />

oder... dann kann ich auch gleich da<strong>für</strong> sorgen, dass es gleich vorbei is'. Weil, hochkommen<br />

tuste dann sowieso nich' mehr, wenn wir ganz ehrlich s<strong>in</strong>d“ (Interview 49, m).<br />

In immer neuen Variationen wiederholen sich Aussagen über Ängste vor Krankheiten,<br />

Gebrechlichkeiten <strong>in</strong> der Zukunft. Für die Mehrheit dieser Befragten ist die Zukunft angstbe-<br />

setzt. Als Ausweg ersche<strong>in</strong>t dann der schnelle Selbstmord. Dabei denken nicht alle an e<strong>in</strong>e<br />

Überdosis mit Drogen, sondern an andere Formen des Selbstmords.<br />

Es gibt aber auch andere E<strong>in</strong>lassungen und ganz konkrete Wünsche, wie das Leben <strong>in</strong> den<br />

letzten Lebensmonaten aussehen sollte.<br />

93


„Für mich, <strong>für</strong> mich, ich fänd's gut, wenn ich <strong>in</strong> E<strong>in</strong>ze//, E<strong>in</strong>zelzimmer hätte und an//, eigent-<br />

lich me<strong>in</strong>e Ruhe hab', Fernseher, Schmerz- und Schlaftabletten und tschüss, ne. Ab und zu<br />

mal nen bisschen Reis mit Gemüse. Da b<strong>in</strong> ich ganz anspruchslos. Aber Ruhe is' wichtig und<br />

dass ich mich nich' quälen muss, dann, wenn man an Leberversagen stirbt oder Leberkrebs<br />

oder Leberzirrhose is' nich' angenehm und das is', ich würd' mir halt wünschen, dass ich<br />

schmerz- und angstfrei sterben kann dann. Das wär' <strong>für</strong> mich wichtig.“ (Interview 39, m).<br />

In zwei Interviews werden aber auch die Freude am Leben und der Wunsch noch möglichst<br />

lange zu leben, sehr deutlich:<br />

„(…) ich möchte eigentlich noch fünfzig Jahre leben oder am liebsten noch zweihundert Jah-<br />

re (lacht), oder so. Ja? Weil so schnell stirbt sich’s nämlich auch nicht, ja, oder so e<strong>in</strong>-<br />

fach.“(Interview 12, m).<br />

Insgesamt genommen überwiegen beim Reden über das Leben <strong>in</strong> der Zukunft die negativen<br />

Aussagen. Viele Interviewte s<strong>in</strong>d nicht sehr optimistisch, was ihr zukünftiges Leben angeht.<br />

Viele erwarten nicht, dass sie noch viele Jahre leben werden. Und wenn es diese Jahre<br />

noch geben sollte, dann erwarten sie nicht, dass diese gut se<strong>in</strong> werden.<br />

Im Unterschied zur Mehrheit signalisieren e<strong>in</strong>ige Befragte jedoch auch e<strong>in</strong>e unbändige Le-<br />

benslust.<br />

94


4.3 Fazit Ergebnisse der Interviews: <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong><br />

Wir haben mit 50 <strong>Drogenabhängige</strong>n semi-strukturierte qualitative Interviews durchgeführt<br />

und im Nachgang dazu mit e<strong>in</strong>em kurzen Fragebogen e<strong>in</strong>ige wichtige demographische Da-<br />

ten erhoben. Anhand der Fragebogenergebnisse lässt sich die Studiengruppe folgenderma-<br />

ßen charakterisieren: Das Durchschnittsalter ist 52,7. Das Geschlechterverhältnis 80% Män-<br />

ner zu 20% Frauen entspricht <strong>in</strong> etwa demjenigen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> <strong>Drogenabhängige</strong><br />

(Verthe<strong>in</strong> et al., 2008). 88% der Befragten leben alle<strong>in</strong>. 84% haben bereits Haftstrafen abge-<br />

sessen, im Durchschnitt 65 Monate. Ke<strong>in</strong>er der Interviewpartner und –partner<strong>in</strong>nen geht zum<br />

Zeitpunkt des Interviews e<strong>in</strong>er regulären Arbeit nach. 86% werden ärztlich mit Opioiden be-<br />

handelt; von diesen konsumieren 76% illegale Drogen. Berücksichtigt man den Nikot<strong>in</strong>- und<br />

Alkoholkonsum, dann ergibt sich, dass alle Befragten neben den Opioiden andere psychoak-<br />

tive Substanzen konsumieren. Die Gesundheit der Befragten ist angeschlagen; im Durch-<br />

schnitt leiden sie unter 3 körperlichen und 1,5 psychischen Erkrankungen (zusätzlich zur<br />

Substanzabhängigkeit).<br />

Wie die Ergebnisse des Fragebogens bereits andeuten, belegen die qualitativen Interviews,<br />

dass nur wenige Befragte funktionierende Kontakte und Beziehungen mit Personen aus der<br />

Herkunftsfamilie haben. Für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe ergibt sich, dass die Kontakte zu den eige-<br />

nen K<strong>in</strong>dern oder Enkelk<strong>in</strong>dern vergleichsweise gut s<strong>in</strong>d; die Mehrheit der Befragten hat aber<br />

auch zu diesen den Kontakt verloren. Die Beziehungen zu Mitgliedern der Herkunftsfamilie<br />

oder der eigenen Familie haben <strong>in</strong> vielen Fällen stark unter dem Drogenkonsum der Inter-<br />

viewten gelitten bzw. s<strong>in</strong>d als Folge davon zerbrochen. Auch die Beziehungen zur Partner<strong>in</strong>/<br />

zum Partner sche<strong>in</strong>en eher brüchig zu se<strong>in</strong>. Weiterh<strong>in</strong> besteht bei der Mehrheit der Befragten<br />

der Freundes- und Bekanntenkreis entweder ausschließlich oder zum großen Teil aus Dro-<br />

genkonsument<strong>in</strong>nen und –konsumenten. Für 14 der Befragten gehört E<strong>in</strong>samkeit und Alle<strong>in</strong>-<br />

se<strong>in</strong> zu ihrem Leben. Etwa die Hälfte der Befragten beschreiben Ausgrenzungs- und Diskri-<br />

m<strong>in</strong>ierungsprozesse seitens der Normalbevölkerung, aber auch <strong>in</strong>nerhalb des Drogen-<br />

milieus.<br />

Die Analyse der Aussagen der Befragten <strong>in</strong> den qualitativen Interviews ergibt, dass sich h<strong>in</strong>-<br />

sichtlich der Frage nach dem zukünftigen Drogenkonsum drei Gruppen unterscheiden las-<br />

sen. E<strong>in</strong>e vergleichsweise große Gruppe von Personen wünscht sich, <strong>in</strong> Zukunft abst<strong>in</strong>ent zu<br />

leben. E<strong>in</strong>e weitere kle<strong>in</strong>ere Gruppe von Personen wünscht sich bis zum Lebensende e<strong>in</strong>e<br />

medikamentöse Behandlung mit verschreibungspflichtigen Substanzen wie Methadon (oder<br />

vergleichbaren Ersatz- und Erhaltungsmedikamenten). E<strong>in</strong>e etwa ebenso große Gruppe von<br />

Personen möchten auch weiterh<strong>in</strong> neben den opioidhaltigen Medikamenten andere illegale<br />

95


Substanzen konsumieren.<br />

Wie die Ergebnisse des Fragebogens zeigen, ist der körperliche und psychische Gesund-<br />

heitszustand aller Befragten nicht sehr gut. Die Aussagen der Befragten <strong>in</strong> den qualitativen<br />

Interviews bestätigen das. Trotz der oft starken Belastungen mit schweren Erkrankungen<br />

fühlt sich nur e<strong>in</strong> Teil der Befragten gesundheitlich bee<strong>in</strong>trächtigt. Die subjektive Sicht auf die<br />

Gesundheit ist relativ optimistisch; nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen dom<strong>in</strong>iert die Multimorbidität<br />

den Alltag der Befragten. Die Aussagen der Befragten weisen weiterh<strong>in</strong> darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

Versorgung im Krankheitsfall vielfach nicht geregelt ist. Von den 50 Befragten s<strong>in</strong>d bei<br />

Krankheit wenigstens 30 auf die Unterstützung durch professionelle Dienste (Suchthilfe,<br />

Pflegedienste, Haushaltshilfen usw.) angewiesen.<br />

Die Mehrheit der Befragten kennen ke<strong>in</strong>e speziellen Angebote <strong>für</strong> <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong>.<br />

Nur e<strong>in</strong>ige wenige erwähnen Angebote <strong>für</strong> HIV/AIDS-Kranke, die mit Sterbekl<strong>in</strong>iken gleich-<br />

gesetzt werden.<br />

Die Wünsche nach Versorgung und Unterstützung im Alter s<strong>in</strong>d heterogen und spiegeln die<br />

Problemlagen kle<strong>in</strong>er Gruppen wider. Für diejenigen, die über ke<strong>in</strong> soziales Netzwerk mehr<br />

verfügen, ist e<strong>in</strong>e enge Anb<strong>in</strong>dung an das Drogenhilfesystem sehr wichtig. Oft verb<strong>in</strong>det sich<br />

das mit Wünschen nach tagesstrukturierenden Angeboten und Freizeitmaßnahmen.<br />

In Bezug auf die Wohnformen im Alter zeigt sich, dass die meisten Befragten so lange wie<br />

möglich <strong>in</strong> ihrer eigenen Wohnung leben möchten. Für den Fall, dass sie nicht mehr alle<strong>in</strong><br />

leben können, werden unterschiedliche Lebensformen genannt, u.a. das Betreute (E<strong>in</strong>-<br />

zel)Wohnen, die Betreute Wohngeme<strong>in</strong>schaft, das Altenpflegeheim.<br />

20 Befragte können sich vorstellen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz normalen Altenpflegeheim zu leben und<br />

alt zu werden. 21 Befragte können sich das nicht vorstellen.<br />

Für das Leben im Alter spielt auch das Thema Haustiere e<strong>in</strong>e Rolle. Für knapp die Hälfte der<br />

Befragten s<strong>in</strong>d Tiere sehr wichtig; e<strong>in</strong>ige wenige leben aktuell mit Hunden oder Katzen zu-<br />

sammen, viele würden gerne mit Tieren zusammenleben bzw. Tiere um sich haben. Die In-<br />

tegration von Tieren <strong>in</strong> Altenpflegeheime, könnte möglicherweise auch die Bereitschaft von<br />

älteren Drogenkonsument<strong>in</strong>nen und –konsumenten verstärken, bei Hilfebedürftigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Altenpflegeheim zu ziehen.<br />

96


Die Mehrheit der Befragten ist im Krankheitsfall auf professionelle Hilfe angewiesen, da nur<br />

wenige über e<strong>in</strong> funktionierendes soziales Netzwerk verfügen. E<strong>in</strong>e enge Anb<strong>in</strong>dung an das<br />

Drogenhilfesystem wird daher auch von vielen der Interviewten gewünscht. H<strong>in</strong>sichtlich des<br />

Lebens im Alter wird e<strong>in</strong>e möglichst lange Aufrechterhaltung der Führung e<strong>in</strong>es eigenständi-<br />

gen Lebens im gewohnten Umfeld von der Mehrheit gewünscht. Sollte dies nicht mehr<br />

möglich se<strong>in</strong>, werden unterschiedliche Lebensformen benannt, neben unterschiedlichen<br />

Formen des Betreuten Wohnen auch das Leben im Altenpflegeheim. Es empfiehlt sich, bei<br />

der Planung und Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> unterschiedliche E<strong>in</strong>rich-<br />

tungstypen auf deren eigene Wünsche und Vorstellungen zu achten, um Reibungsverluste<br />

zu vermeiden und e<strong>in</strong> hohes Maß an Zufriedenheit aller Beteiligten zu erreichen.<br />

97


5. Die <strong>in</strong>terviewten Pflege- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

Für die fokussierten Interviews wurden E<strong>in</strong>richtungen aus dem ambulanten und stationären<br />

Altenpflegebereich sowie Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> besondere Zielgruppen ausgesucht (siehe<br />

Kap. 1.3.3/ 1.3.4). Des Weiteren wurden auch E<strong>in</strong>richtungen der Drogenhilfe h<strong>in</strong>zugezogen,<br />

um mögliche Berührungspunkte von Alten- und Suchthilfe herauszustellen. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Gruppe der Interviewten bilden Personen aus E<strong>in</strong>richtungen der öffentlichen Verwaltung und<br />

der überörtlichen Träger. Die Institutionen, die von den Experten und Expert<strong>in</strong>nen vertreten<br />

werden, werden im Folgenden etwas genauer dargestellt.<br />

5.1 Ambulante Pflegedienste<br />

Kontakt Freie Alten- und Krankenpflege e.V., Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Kontakt e.V. bietet seit 1979 häusliche Alten- und Krankenpflege, Hilfen <strong>für</strong> beh<strong>in</strong>derte Men-<br />

schen, hauswirtschaftliche Hilfen und e<strong>in</strong>en mobilen sozialen Dienst an. Der Vere<strong>in</strong> hat 78<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, 71 davon im Pflegedienst. Er betreut jährlich mehr als 160<br />

Kunden und Kund<strong>in</strong>nen. Kontakt e.V. ist <strong>in</strong>sbesondere an der Versorgung von alle<strong>in</strong>stehen-<br />

den Menschen mit psychischen (Alters) Erkrankungen beteiligt und hat sich bei der Versor-<br />

gung dieser Personengruppe etabliert. Hervorzuheben ist das zugehende Angebot "Offene<br />

Hilfen <strong>für</strong> ältere Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen" 44 , das sich an Personen mit e<strong>in</strong>em besonde-<br />

ren Hilfebedarf wie körperliche oder psychische Bee<strong>in</strong>trächtigungen und Verwahrlosung<br />

wendet.<br />

Regenbogendienst der AIDS-Hilfe Frankfurt e.V.<br />

Der Regenbogendienst ist e<strong>in</strong>er der wenigen AIDS-Spezialpflegedienste <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> und<br />

bietet neben der ambulanten Pflege auch betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen (46 Plätze) sowie e<strong>in</strong><br />

Wohnprojekt <strong>für</strong> Menschen <strong>in</strong> besonderen sozialen Schwierigkeiten an (5 Plätze). Der ambu-<br />

lante Pflegedienst ist auf die Pflege von schwerkranken Menschen mit e<strong>in</strong>er AIDS- oder on-<br />

kologischen Erkrankung spezialisiert. Neben der ambulanten Pflege stellt der Regenbogen-<br />

dienst auch hauswirtschaftliche Hilfen und Betreuung bereit.<br />

44 Gefördert durch das Programm „Würde im Alter“ der Stadt Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

98


Felix Pflegedienst, gGmbH, Berl<strong>in</strong><br />

Der Felix Pflegedienst ist e<strong>in</strong> AIDS-Spezialpflegedienst und hat sich auf die Pflege von Men-<br />

schen mit psychischen und onkologischen Erkrankungen spezialisiert und ist ebenso <strong>in</strong> der<br />

psychiatrischen Hauskrankenpflege engagiert. In Zusammenarbeit mit „ZIK“ (Zuhause im<br />

Kiez gGmbH) unterhält der Pflegedienst vier Pflegeapartments <strong>für</strong> Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />

HIV/Aids-Erkrankung, die nicht mehr zu Hause versorgt werden können.<br />

5.2 Pflegeheime<br />

Julie-Roger-Haus, Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Das Pflegeheim verfügt über 88 Vollzeit- und zwei Kurzzeitpflegeplätze und bietet auch 28<br />

Tagespflegeplätze sowie Nachtpflege an. Träger des Heims ist der Frankfurter Verband <strong>für</strong><br />

Alten- und Beh<strong>in</strong>dertenhilfe e.V., der größte Träger sozialer E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Frankfurt/M.<br />

Das Julie-Roger-Haus betreut pflegebedürftige und beh<strong>in</strong>derte Menschen unterschiedlicher<br />

Altersstufen. Die jüngste Bewohner<strong>in</strong> ist 40 Jahre alt, die älteste 101. Knapp 16% der Be-<br />

wohnerschaft s<strong>in</strong>d unter 65. Das Durchschnittsalter beträgt 78 Jahre, wobei das weibliche<br />

Durchschnittsalter höher liegt als das männliche. Zudem bilden Frauen die Mehrheit <strong>in</strong> der<br />

Bewohnerschaft. Das Julie-Roger-Haus hat Erfahrung <strong>in</strong> der Aufnahme von Bewohnern und<br />

Bewohner<strong>in</strong>nen aus dem Sozialzentrum am Burghof, die dort aufgrund des hohen Pflegebe-<br />

darfs nicht mehr leben können.<br />

Alten- und Pflegeheim Marthahaus, Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Träger des Marthahauses ist das Diakonische Werk. Es ist e<strong>in</strong>e Pflegee<strong>in</strong>richtung mit 77<br />

Plätzen, 15 Altenwohnungen mit betreutem Wohnen und 4 Kurzzeitpflegeplätzen und bietet<br />

somit e<strong>in</strong> breites Spektrum <strong>in</strong> der Betreuung von pflegebedürftigen Senior<strong>in</strong>nen und Senio-<br />

ren. Es existieren besondere Angebote <strong>für</strong> an Demenz erkrankte Menschen und e<strong>in</strong> eigener<br />

Wohnbereich <strong>für</strong> gehörlose Menschen. Das Pflegeheim ist zudem <strong>in</strong> der Pflege von Men-<br />

schen mit Morbus Korsakow erfahren. Frauen stellen den größten Anteil der Bewohner,<br />

denn nur 13 der 81 Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner s<strong>in</strong>d Männer.<br />

Pro Seniore Residenz Am Märchenbrunnen, Berl<strong>in</strong><br />

Die Pro Seniore Residenz Am Märchenbrunnen ist Teil der Pro Seniore Unternehmensgrup-<br />

pe, die bundesweit 106 E<strong>in</strong>richtungen unterhält. Im Pflegebereich werden Langzeitpflege,<br />

Verh<strong>in</strong>derungspflege, Intensivpflege, e<strong>in</strong> Dementen- Wohnbereich und e<strong>in</strong> Wohnbereich <strong>für</strong><br />

junge psychisch und an Korsakow erkrankte Menschen angeboten. Zusätzlich gibt es e<strong>in</strong>en<br />

Wohnbereich mit betreutem Wohnen, Pflegewohnen, Urlaubswohnen und Probewohnen <strong>in</strong><br />

99


Apartments. Die Pro Seniore Residenz möchte den Bewohnern und Bewohner<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />

„Residenz“ statt Seniorenheim und Altenheim bieten. Umgesetzt wird dieses Leitbild durch<br />

verschiedene Maßnahmen wie der Möglichkeit eigener Möbel im Zimmer oder der Haltung<br />

von Haustieren, die nach Absprache möglich ist.<br />

House of Life Pflegezentrum, Berl<strong>in</strong><br />

Das „House of Life Pflegezentrum Kreuzberg“ (Träger ist die FSE Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

gGmbH) ist e<strong>in</strong>e Langzeitpflegee<strong>in</strong>richtung <strong>für</strong> jüngere Pflegebedürftige im Alter von 20-55,<br />

die an schweren chronischen Krankheiten wie beispielsweise Park<strong>in</strong>son, Multiple Sklerose<br />

oder HIV/Aids leiden. Zudem werden auch psychisch kranke Menschen sowie Suchtkranke<br />

(Alkoholabhängigkeit und Drogenabhängigkeit mit medikamentöser Behandlung) versorgt.<br />

Das House of Life wurde 2006 gegründet und entstand auf der Grundlage der Ause<strong>in</strong>ander-<br />

setzung mit den Problemen jüngerer Pflegebedürftiger <strong>in</strong> Pflegeheimen <strong>für</strong> ältere Menschen<br />

und stellt nun e<strong>in</strong>e alternative Pflegee<strong>in</strong>richtung dar. Neben der Pflege gibt es im House of<br />

Life diverse altersadäquate Freizeitangebote. Die Entlassungen <strong>in</strong> betreutes Wohnen oder <strong>in</strong><br />

therapeutische Wohngeme<strong>in</strong>schaften werden gefördert, soweit der Krankheitsverlauf dieses<br />

zulässt.<br />

Pflegewohnheim „Stallschreiberstraße“, Berl<strong>in</strong><br />

Das Pflegewohnheim „Stallschreiberstraße“ stand bis 2008 unter kommunaler Trägerschaft<br />

und wird seitdem von der Unionhilfswerk gGmbH betrieben. Die E<strong>in</strong>richtung bietet Platz <strong>für</strong><br />

200 Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- und Doppelzimmern. Es gibt e<strong>in</strong>en eigenstän-<br />

digen Wohnbereich <strong>für</strong> Menschen mit langjähriger Substanzabhängigkeit, wobei es sich<br />

mehrheitlich um Alkoholabhängigkeit handelt. Für diese Klientel bietet das Pflegeheim spe-<br />

ziell geschulte Pflegekräfte und besondere Betreuungsangebote.<br />

5.3 Drogenhilfe<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Arbeits- und Erziehungshilfe e.V. (VAE), Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Wir verweisen auf Kapitel 2.3.1, <strong>in</strong> dem der Arbeitsauftrag und e<strong>in</strong>zelne Projekte des VAE<br />

ausführlich dargestellt s<strong>in</strong>d.<br />

„La Strada“ Drogenhilfezentrum, Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Das „La Strada“ ist Teil der AIDS-Hilfe Frankfurt e.V. und leistet akzeptanzorientierte und<br />

niedrigschwellige Drogenhilfearbeit. Die Angebote der E<strong>in</strong>richtung ähneln weitgehend<br />

100


denjenigen des Cafés Fix, (vgl. Kapitel 2.3.1). Darüber h<strong>in</strong>aus bietet La Strada e<strong>in</strong>en Druck-<br />

raum und Notschlafbetten <strong>für</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> an.<br />

5.4 E<strong>in</strong>richtungen der Sozialhilfe (SGB XII)<br />

ZIK (Zuhause im Kiez) gGmbH, Berl<strong>in</strong><br />

ZIK unterhält mehrere Wohnprojekte <strong>für</strong> Menschen mit HIV/AIDS und chronische Hepatitis-<br />

C. Es werden Hilfen bei der Wohnungsanmietung und beim Wohnungserhalt, bei der Ver-<br />

mittlung <strong>in</strong> die verschiedenen Betreuungs- und Wohnprojekte sowie <strong>für</strong> die Betreuung von<br />

Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten angeboten. In 2008 wurden 575 Personen von ZIK betreut, wo-<br />

bei 63 Prozent Drogengebraucher waren. Das Angebot umfasst Betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen mit<br />

240 Plätzen, vier Projekte im Betreuten Geme<strong>in</strong>schaftswohnen, e<strong>in</strong> Wohnprojekt mit 23 Pfle-<br />

geapartments mit <strong>in</strong>tensiver Pflege sowie e<strong>in</strong> Wohnhaus <strong>für</strong> schwule Männer mit HIV/AIDS.<br />

Die ambulante Pflege <strong>in</strong> den Projekten wird durch den Felix Pflegedienst sichergestellt. Des<br />

Weiteren plant die ZIK gGmbH, e<strong>in</strong> Pflegeheim <strong>für</strong> ihre Zielgruppen zu eröffnen.<br />

VIA Verbund <strong>für</strong> Integrative Angebote Berl<strong>in</strong>, geme<strong>in</strong>nützige GmbH<br />

VIA ist e<strong>in</strong> Unternehmensverbund und engagiert sich <strong>für</strong> psychisch kranke Menschen, <strong>für</strong><br />

Alkohol-, und/oder Medikamentenabhängige, pflegebedürftige alte Menschen und andere<br />

marg<strong>in</strong>alisierte Gruppen. Der Verbund unterhält Betreuungs- und Beschäftigungsprojekte <strong>für</strong><br />

psychisch kranke und suchtkranke Menschen, wobei diese e<strong>in</strong>geständige gGmbHs s<strong>in</strong>d. Für<br />

diese beiden Zielgruppen gibt es sieben Angebote des Betreuten Wohnens. Im Bereich der<br />

psychiatrischen Hilfen werden Menschen mit psychischen Störungen oder Doppeldiagnosen<br />

(z.B. Psychose und Sucht) behandelt. Im Bereich der Suchthilfe werden Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />

Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit, die abst<strong>in</strong>ent s<strong>in</strong>d, betreut. Auch gibt es Betreute<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> chronisch alkoholkranke Menschen mit Korsakow-Syndrom. Die am-<br />

bulante Pflege leistet der VIA Pflege gGmbH, die auch Demenz-Wohngeme<strong>in</strong>schaften be-<br />

treut und psychiatrische Hauskrankenpflege anbietet.<br />

101


5.5 Öffentliche Verwaltung<br />

Heimaufsicht Hessen und Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Die obere Heimaufsicht <strong>in</strong> Hessen unterliegt dem Hessischen Landesamt <strong>für</strong> Versorgung<br />

und Soziales des Regierungspräsidiums Gießen. Des Weiteren gibt es e<strong>in</strong>e örtliche Heim-<br />

aufsicht, die an die Hessischen Ämter <strong>für</strong> Versorgung und Soziales angegliedert ist z.B.<br />

Frankfurt). Die Heimaufsichtbehörden haben die Aufgabe, im S<strong>in</strong>ne des Heimgesetzes die<br />

E<strong>in</strong>haltung der gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Heime zu überwachen und Auflagen<br />

anzuordnen. Zudem stellen sie die angemessene Qualität der Betreuung und Pflege der E<strong>in</strong>-<br />

richtungen sicher und beraten E<strong>in</strong>richtungen, Bewohnerschaft der Heime und Angehörige.<br />

Auch die fachliche Weiterentwicklung der Alten- und Beh<strong>in</strong>dertenhilfe wird durch die Heim-<br />

aufsicht unterstützt.<br />

Drogenbeauftragte Berl<strong>in</strong><br />

Die Drogenbeauftragte des Landes Berl<strong>in</strong> ist mit der Koord<strong>in</strong>ation und Umsetzung des Berli-<br />

ner Programms zur Bekämpfung des Drogenmissbrauchs betraut. Das Programm umfasst<br />

alle e<strong>in</strong>schlägigen Themen wie Prävention, Beratung und Betreuung, Schadensm<strong>in</strong>derung<br />

und Überlebenshilfen, Entwöhnungsbehandlung und Rehabilitation, politische Rahmenbe-<br />

d<strong>in</strong>gungen der Bekämpfung des Substanzmissbrauchs und von Sucht auf nationaler und<br />

<strong>in</strong>ternationaler Ebene. Dazu gehört die Aufgabe, das Hilfesystem zu evaluieren, zu optimie-<br />

ren und weiterzuentwickeln. Die Leiter<strong>in</strong> des Drogenreferats der Stadt Frankfurt war <strong>in</strong> dem<br />

ersten Experten Panel durch e<strong>in</strong>en Mitarbeiter vertreten.<br />

5.6 Überörtliche Träger<br />

Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V.<br />

Das Diakonische Werk der EKD hat derzeit 10 Arbeitsfelder, die beispielsweise Hilfen <strong>für</strong><br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen, ältere Menschen, Pflegebedürftige, Kranke und Menschen <strong>in</strong> Not um-<br />

fassen. Das Interview wurde mit dem Vertreter des Bundesverbandes <strong>für</strong> den Bereich „Stati-<br />

onäre Altenhilfe und Pflege“ und mit dem Geschäftsführer des Gesamtverbandes <strong>für</strong> Sucht-<br />

krankenhilfe im Diakonischen Werk der EKD geführt.<br />

MDS – Mediz<strong>in</strong>ischer Dienst der Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.<br />

Das Interview mit dem Vertreter des MDS, dem Leiter des Pflege-Qualitätsmanagements,<br />

wurde sowohl als persönliches Gespräch mit der Interviewer<strong>in</strong> als auch telefonisch und per<br />

E-Mail durchgeführt.<br />

102


Landeswohlfahrtsverband Hessen<br />

Hier sei an dieser Stelle auf das Kapitel 2.3.2 verwiesen, <strong>in</strong> dem die Aufgaben des LWV be-<br />

reits beschrieben werden.<br />

5.7 Teilnehmer der Experten-Panel Interviews <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong> (EPI I) und Berl<strong>in</strong><br />

(EPI II)<br />

Wie an anderer Stelle bereits dargestellt, haben wir Repräsentanten der Pflegee<strong>in</strong>richtungen,<br />

der Wiedere<strong>in</strong>gliederungshilfe, von überregionalen Trägern und staatliche E<strong>in</strong>richtungen zu<br />

den Experten-Panels e<strong>in</strong>geladen. Mit e<strong>in</strong>igen dieser Experten und Expert<strong>in</strong>nen hatten wir<br />

bereits <strong>in</strong> den Experten-Interviews gesprochen, andere wurden neu h<strong>in</strong>zugezogen. Die Aus-<br />

wahl wurde aufgrund der jeweiligen Expertisen getroffen. E<strong>in</strong>ige Experten und Expert<strong>in</strong>nen<br />

hatten zu e<strong>in</strong>igen Fragen sehr dezidierte Auffassungen weshalb sie zu den Panels noch mal<br />

e<strong>in</strong>geladen worden s<strong>in</strong>d. Hier war es von Forschungs<strong>in</strong>teresse, die von ihnen vertretenen<br />

Positionen im Panel zu debattieren und die jeweiligen Argumentationsl<strong>in</strong>ien zu verfolgen. Die<br />

Namen der Teilnehmer von EPI I und EPI II s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Kapitel 1.3.4 angeführt.<br />

103


6. Forschungsergebnisse: Pflege und Suchterkrankung<br />

Wie <strong>in</strong> den Kapiteln 1.3.3 und 1.3.4 dargestellt, wurden 14 fokussierte Interviews mit Reprä-<br />

sentanten des Pflegebereichs und der E<strong>in</strong>gliederungshilfe durchgeführt. Ziel der Interviews<br />

war, Hypothesen zu generieren und zu spezifizieren. Erste Ergebnisse aus den Interviews<br />

wurden e<strong>in</strong>em Experten-Panel vorgestellt und diskutiert. Die Diskussionsergebnisse wurden,<br />

ergänzt durch weitere Interviews, dem zweiten Experten-Panel thesenartig vorgestellt und<br />

debattiert.<br />

Anhand dieses Vorgehens konnten nachfolgend dargestellte Themenfelder als relevant <strong>für</strong><br />

die Diskussion um die Betreuung und Pflege älterer <strong>Drogenabhängige</strong>r als Schnittstellenauf-<br />

gabe herausgearbeitet werden:<br />

• Drogengebraucher und –gebraucher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Pflege<br />

o Beschreibung der Drogengebraucher und –gebraucher<strong>in</strong>nen<br />

o Pflegeverläufe und Pflegebedarf<br />

• Pflege älterer Drogengebraucher und –gebraucher<strong>in</strong>nen: Auswirkungen auf die E<strong>in</strong>rich-<br />

tungen auf organisatorischer Ebene<br />

o Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtungen: Lebensweisen akzeptierender Ansatz und<br />

direktiver Ansatz<br />

o Management<br />

• Wesentliche Aspekte der Pflege von Suchtkranken<br />

o Drogenkonsumakzeptierende Haltung<br />

o Wertschätzung und Empathie<br />

o Herstellen von Compliance<br />

o Hohe Flexibilität im pflegerischen und betreuerischen Alltag<br />

o Beheimatung<br />

o Nähe und Distanz<br />

o Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Tod und Sterben<br />

• Anforderungen an das Pflegepersonal<br />

• Intersektionale Vernetzung<br />

In den Experten-Panels wurden zudem Fortbildungsbedarfe sowohl im Bereich der Altenhilfe<br />

bzw. Altenpflege als auch im Bereich der Suchthilfe thematisiert. Schließlich wurde auch der<br />

Frage der Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Alten-<br />

pflegeheimen nachgegangen. Nachfolgend werden die Diskussionspunkte näher dargestellt<br />

und die Fortbildungsbedarfe, wie sie die Experten und Expert<strong>in</strong>nen formuliert haben,<br />

beschrieben. Abschließend wird der Frage nach der Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren Drogenab-<br />

hängigen <strong>in</strong> Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen nachgegangen.<br />

104


6.1 Drogengebraucher und –gebraucher<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Pflege<br />

6.1.1 Beschreibung der Drogengebraucher und Drogengebraucher<strong>in</strong>nen<br />

Die Vertreter und Vertreter<strong>in</strong>nen der E<strong>in</strong>richtungen, die vorrangig mit drogenabhängigen<br />

Menschen arbeiten, beschreiben vielfache Krankheitsbilder ihrer Klienten und Klient<strong>in</strong>nen.<br />

Nachfolgende Krankheitsbilder wurden sowohl <strong>in</strong> den Interviews als auch <strong>in</strong> den Experten-<br />

Panels beschrieben:<br />

„In der eigenen Häuslichkeit s<strong>in</strong>d es momentan Klienten, die wir betreuen, die mit e<strong>in</strong>er er-<br />

höhten Komorbidität e<strong>in</strong>fach (?) s<strong>in</strong>d, also die verschiedensten Erkrankungen haben. Gerade<br />

Durchblutungserkrankungen s<strong>in</strong>d, Ulcus Cruris an den Be<strong>in</strong>en haben, die halt aufgrund des<br />

langzeitigen Gebrauchs von Drogen e<strong>in</strong>fach (?). Die Arterien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach dicht, die Be<strong>in</strong>e<br />

gehen auf und müssen halt diesbezüglich versorgt werden.“ (EPI I, Frankfurt)<br />

Viele der betreuten Patienten und Patient<strong>in</strong>nen nehmen neben den Medikamenten zur Be-<br />

handlung von hepatischen Erkrankungen oder von HIV/AIDS und dem Substitutionsmedika-<br />

ment noch andere Drogen e<strong>in</strong>:<br />

„Es gibt durchaus e<strong>in</strong>e ganze Reihe, die schaffen es tatsächlich nur mit dem Substitut klar-<br />

zukommen, aber es gibt sicherlich auch sehr viele, die zum<strong>in</strong>dest nach wie vor Cannabis<br />

rauchen und ab und zu auch mal was anderes nehmen. Zum Geburtstag vielleicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />

bisschen Koka<strong>in</strong> oder so. Also das ist e<strong>in</strong>fach die Realität, wir haben es da mit, gerade bei<br />

den <strong>Ältere</strong>n, mit Menschen zu tun, die unter Umständen 30-40 Jahre lang illegale Drogen<br />

genommen haben und die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass die dann im hohen Alter auf e<strong>in</strong>mal völlig<br />

abst<strong>in</strong>ent werden ist relativ kle<strong>in</strong>.“ (DH, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Neben den illegalen psychoaktiven Substanzen konsumieren viele <strong>Drogenabhängige</strong> auch<br />

legale Stoffe wie Alkohol, Zigaretten und psychoaktive Medikamente, die sie auf dem<br />

Schwarzmarkt erwerben. Die Repräsentanten und Repräsentant<strong>in</strong>nen von E<strong>in</strong>richtungen, die<br />

mit drogenabhängigen Menschen arbeiten, stellen zudem fest, dass das Durchschnittsalter<br />

ihrer Klienten und Klient<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den vergangenen Jahren gestiegen ist:<br />

„I: Was ist eigentlich das Durchschnittsalter Ihrer Klientel?<br />

A2: Würde ich sagen, so zwischen 35 und 50, so der klassische Alt-Junkie, so Anfang, Mitte<br />

50.“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

105


Der Altersdurchschnitt liegt jetzt bei 41 Jahren. Im Jahr davor noch bei 37 Jahren. 16% s<strong>in</strong>d<br />

über 50 Jahre alt. Wir betreuen immerh<strong>in</strong> zu 60% Drogengebraucher […]. (EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Mit dem höheren Alter der Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen gehen zudem körper-<br />

liche und geistige E<strong>in</strong>schränkungen bzw. Beh<strong>in</strong>derungen e<strong>in</strong>her:<br />

„I: Und haben sie auch mit Fällen zutun, wo sie Demenz oder Korsakow begegnen?<br />

PL: Ja, doch. Dieser <strong>in</strong>tellektuell-kognitive Abbau ist schon bei vielen Leuten, die lange Jahre<br />

oft auch polytoximan konsumieren, schon festzustellen oder auch zu sehen.“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

„Also auch das was die Begleiterkrankungen betrifft, d.h. so e<strong>in</strong> Leben auf der Drogenszene<br />

hat ja auch so gesundheitliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen also von chronischer Hepatitis-<br />

Erkrankung, HIV-Infektion ja oder ne<strong>in</strong>, aber auch Abszesse durchgemacht. Was es so halt<br />

gibt, das zehrt halt an dem Menschen und dadurch wirken viele Drogengebraucher viel älter.<br />

Also es gibt so welche, die wir da sicher auch geme<strong>in</strong>sam im Kopf haben wo man denkt, „Oh<br />

die könnte jetzt 60,70 Jahre alt se<strong>in</strong>", s<strong>in</strong>d aber gerade 50 oder so was. S<strong>in</strong>d oder haben<br />

schon die E<strong>in</strong>schränkung oder Beh<strong>in</strong>derungen, Schwerbeh<strong>in</strong>derungen die sonst nur im Alter<br />

zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.“ (DH, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Dazu kommt die Komorbidität mit psychischen Störungen:<br />

„Das [Name der E<strong>in</strong>richtung] ist <strong>für</strong> Klienten, die HIV erkrankt s<strong>in</strong>d, die substituiert s<strong>in</strong>d, die <strong>in</strong><br />

der Regel e<strong>in</strong>en massiven Drogenbeigebrauch haben, trotz Substitution, die auch zu 70% bis<br />

80% e<strong>in</strong>e psychiatrische Komorbidität haben.“ (BW1, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Schließlich weisen viele Suchtkranke Tendenzen zur Verwahrlosung auf.<br />

„[...] dass wir teilweise Leute haben, darf man nicht vergessen, die kommen (...) wenn sie<br />

aus dem Drogenmilieu kommen, viele waren obdachlos, viele kommen aus dem Drogenmi-<br />

lieu und s<strong>in</strong>d eigentlich, was so die häusliche Umgebung angeht, verwahrlost. Und das ist<br />

ganz viel Arbeit mit den Leuten zu versuchen, halbwegs, man schafft es nicht e<strong>in</strong>mal halb-<br />

wegs, dass das Zimmer nicht vermüllt, oder dass nicht, sie haben teilweise überhaupt ke<strong>in</strong><br />

Benehmen mehr.“ (PHS, Berl<strong>in</strong>)<br />

Dieses Zitat verdeutlicht, dass die Tendenzen zur Verwahrlosung nicht alle<strong>in</strong>e auf den Kör-<br />

per beschränkt s<strong>in</strong>d, sondern auch das Sozialverhalten umfassen.<br />

106


Experten und Expert<strong>in</strong>nen beschreiben ältere <strong>Drogenabhängige</strong> als Personen, die überwie-<br />

gend mit e<strong>in</strong>er Substitutionsmedikation leben, zusätzlich weitere illegale und legale Drogen<br />

nehmen, gesundheitlich <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß mit körperlichen und psychischen<br />

Krankheiten belastet s<strong>in</strong>d und zum Teil schwierige Verhaltensgewohnheiten haben, die die<br />

Pflege erschweren können.<br />

6.1.2 Pflegeverläufe und Pflegebedarf<br />

Die Krankheiten und psychischen Auffälligkeiten prägen den Pflegebedarf und die Pflegever-<br />

läufe. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben nach Aussage der befragten E<strong>in</strong>richtungen nur<br />

sehr wenige Suchtkranke die Pflegestufe 3. 45 Die überwiegende Mehrheit der betreuten Per-<br />

sonen hat e<strong>in</strong>en Pflegebedarf zwischen e<strong>in</strong>em erhöhten Betreuungsaufwand (Pflegestufe 0)<br />

und Pflegestufe 2. 46 Das nachfolgend angeführte Zitat weist darauf h<strong>in</strong>, dass der Schwer-<br />

punkt der pflegerischen Maßnahmen vorrangig auf der hauswirtschaftlicher Unterstützung<br />

(Grundpflege) liegt:<br />

„Also, sehr stark die Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich, und so die Verwahrlo-<br />

sungstendenzen aufzuhalten, zu stoppen, unterstützend zu begleiten. Körperpflege würde<br />

ich sagen eher weniger, also das machen die Leute oft, auch wenn es ihnen ganz schlecht<br />

geht, bis zum Schluss selbst. Also, ich muss schon sagen, vorwiegend hauswirtschaftliche<br />

Verrichtungen.“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich <strong>in</strong> der Pflege suchtkranker Menschen ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Bild h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Kompetenz zur Körperpflege:<br />

„Da Hilfe benötigen bei der Grundpflege, die natürlich aufgrund ihrer psychischen Verfas-<br />

sung jetzt nicht unbed<strong>in</strong>gt täglich durchführbar ist oder nur e<strong>in</strong>geschränkt durchführbar ist (.)<br />

45<br />

Bei der Pflegestufe 3 liegt e<strong>in</strong>e „Schwerstpflegebedürftigkeit“ vor: „(…) Personen, die bei der Körperpflege,<br />

der Ernährung oder der Mobilität täglich rund um die Uhr, auch nachts, der Hilfe bedürfen<br />

und zusätzlich mehrfach <strong>in</strong> der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen.“<br />

Wöchentlicher Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt m<strong>in</strong>destens 5h, davon m<strong>in</strong>destens 4h Grundpflege.<br />

Die Grundpflege umfasst die Körperpflege, Hilfe beim E<strong>in</strong>- und Auskleiden und die hauswirtschaftliche<br />

Versorgung.<br />

46<br />

Bei der Pflegestufe 2 liegt e<strong>in</strong>e Schwerpflegebedürftigkeit vor: „(…) Personen, die bei der Körperpflege,<br />

der Ernährung oder der Mobilität m<strong>in</strong>destens dreimal täglich zu verschiedenen Tageszeiten der<br />

Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrfach <strong>in</strong> der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung<br />

benötigen.“ Wöchentlicher Zeitaufwand im Tagesdurchschnitt m<strong>in</strong>destens 3h, davon m<strong>in</strong>destens 2h<br />

Grundpflege.<br />

107


und man sich bei manch e<strong>in</strong>em freut, wenn man ihn e<strong>in</strong>mal die Woche e<strong>in</strong>en Waschlappen<br />

<strong>in</strong> die Hand geben kann oder e<strong>in</strong>mal die Woche duschen kann. Oder alle 14 Tage.“<br />

(EPI I, Frankfurt)<br />

Bei Patienten und Patient<strong>in</strong>nen, die aufgrund ihrer Alkoholabhängigkeit an Morbus Korsakow<br />

leiden, steht die Anleitung zur Körperpflege im Vordergrund:<br />

„Erst e<strong>in</strong>mal schon, klar, also das ist so e<strong>in</strong> ganz sensibles Thema e<strong>in</strong>fach ne, also da muss<br />

man schon viel reden, viel anleiten, also jetzt nicht im S<strong>in</strong>ne "anleiten" zu zeigen "Jetzt muss<br />

ich den Waschlappen nehmen und das Gesicht waschen", das nicht, sondern überhaupt,<br />

dass man Körperpflege betreibt.“ (PHMB2, Berl<strong>in</strong>)<br />

Das Pflegepersonal führt die mangelnde Kompetenz <strong>in</strong> der Körperpflege ihrer Patienten und<br />

Patient<strong>in</strong>nen vorrangig auf deren Wohnungslosigkeit zurück, denn im Leben auf der Straße<br />

ist nun e<strong>in</strong>mal nicht immer Wasser oder Seife zum Waschen vorhanden. Die Fachkräfte<br />

vermuten, dass die Menschen mit zunehmender Dauer von Wohnungslosigkeit die Kompe-<br />

tenz zur Körperpflege verlieren. Die Unterschiedlichkeit der Wahrnehmung von der Kompe-<br />

tenz zur Körperpflege sche<strong>in</strong>t eng verknüpft zu se<strong>in</strong> mit der Biographie der Patienten und<br />

Patient<strong>in</strong>nen und dem Abbau kognitiver Fähigkeiten.<br />

Mit den Verwahrlosungstendenzen geht oftmals e<strong>in</strong>e Mangelernährung e<strong>in</strong>her. Durch e<strong>in</strong>en<br />

geregelten Tagesablauf und e<strong>in</strong>e verbesserte Ernährung kann folglich e<strong>in</strong>e verbesserte Le-<br />

bensqualität erreicht werden:<br />

„Bei Suchtkranken ist oft auch e<strong>in</strong> Thema, wenn die verwahrlost s<strong>in</strong>d und ich e<strong>in</strong>en Tages-<br />

rhythmus bekommen und die sich tatsächlich auch ernähren mit Lebensmitteln...[…] Dann<br />

ändert sich auch der Gesundheitszustand grundlegend und da s<strong>in</strong>d viele Entwicklungspoten-<br />

tiale, die sich unter bestimmten Voraussetzungen mobilisieren lassen […].“ (EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Menschen, deren Alltagskompetenz dauerhaft erheblich e<strong>in</strong>geschränkt ist, können nach §<br />

45b des SGB XI zusätzliche Betreuungsleistungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Diese sogenannte<br />

"Pflegestufe 0" zielt auf die Betreuung vor allem von Menschen mit demenzbed<strong>in</strong>gten Fähig-<br />

keitsstörungen, geistigen Beh<strong>in</strong>derungen oder psychischen Erkrankungen, die nicht notwen-<br />

digerweise e<strong>in</strong>er Pflegestufe nach §15 SGB XI zugeordnet s<strong>in</strong>d. Sie wurde erst mit der Pfle-<br />

gereform von 2008 e<strong>in</strong>geführt.<br />

108


Tagesstrukturierende Maßnahmen s<strong>in</strong>d im SGB IX, § 55, Leistungen zur Teilhabe am Leben<br />

<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft, bzw. §54 SGB XII, Leistungen der E<strong>in</strong>gliederungshilfe, verankert.<br />

Dementsprechend ist die Ref<strong>in</strong>anzierung tagesstrukturierender Maßnahmen kompliziert.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann im Rahmen e<strong>in</strong>es trägerübergreifenden persönlichen Budgets e<strong>in</strong>e vernetzte<br />

Hilfe gewährt, d.h. ref<strong>in</strong>anziert werden. Wird die Hilfegewährung vor dem 65. Lebensjahr<br />

bewilligt, ist der überörtliche Träger zuständig, <strong>in</strong> Hessen der Landeswohlfahrtsverband und<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Die Senatsverwaltung <strong>für</strong> Integration, Arbeit und Soziales. Die Schwerpunkte des<br />

trägerübergreifenden Budgets liegen auf der Hilfe zur Pflege und der E<strong>in</strong>gliederungshilfe <strong>für</strong><br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung. Die Diskussion um das trägerübergreifende Budget f<strong>in</strong>det sich<br />

im nachfolgenden Kapitel 6.5.<br />

Die Pflegebedürftigkeit wird durch den Mediz<strong>in</strong>ischen Dienst der Krankenkassen (MDK) oder<br />

von e<strong>in</strong>em Amtsarzt festgestellt. B<strong>in</strong>nen 5 Wochen soll dem Antragsteller bzw. der Antrag-<br />

steller<strong>in</strong> nach E<strong>in</strong>gang des Antrags die Entscheidung der Pflegekasse vorliegen. E<strong>in</strong>e ver-<br />

kürzte Begutachtungszeit von e<strong>in</strong>er Woche ist dann möglich, wenn sich die beantragende<br />

Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus oder e<strong>in</strong>er stationären Rehabilitationse<strong>in</strong>richtung bef<strong>in</strong>det und<br />

H<strong>in</strong>weise vorliegen, dass zur Sicherstellung der ambulanten oder stationären Weiterversor-<br />

gung und Betreuung e<strong>in</strong>e Begutachtung vor Ort notwendig ist. Das trifft beispielsweise dann<br />

zu, wenn sich e<strong>in</strong>e Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rehabilitationsmaßnahme bef<strong>in</strong>det und diese verlängert<br />

werden soll. Bef<strong>in</strong>det sich die antragstellende Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hospiz oder wird ambulant<br />

palliativ versorgt, gilt ebenfalls e<strong>in</strong>e verkürzte Frist von e<strong>in</strong>er Woche <strong>für</strong> die Begutachtung.<br />

Die hier vorgegebenen Fristen dürfen je nach örtlichen Regelungen verkürzt, aber nicht ver-<br />

längert werden.<br />

Die Experten und Expert<strong>in</strong>nen beschreiben e<strong>in</strong>en dynamischen Krankheitsverlauf, weshalb<br />

die Feststellung der Pflegebedürftigkeit eher e<strong>in</strong>er Momentaufnahme entspricht und nur e<strong>in</strong>-<br />

geschränkt den tatsächlichen Pflege- bzw. Genesungsverlauf widerspiegelt.<br />

„[...] sobald wir e<strong>in</strong>en Menschen haben, der bei uns adäquat versorgt wird, s<strong>in</strong>kt se<strong>in</strong> Pflege-<br />

bedarf. (.) [...] Aber es kommt e<strong>in</strong> sehr kranker Mensch zu uns, der unter anderem deshalb<br />

krank ist, weil er nicht regelmäßig isst. Der, weil er auch sonst ke<strong>in</strong>e Compliance hat, weil<br />

ke<strong>in</strong>er irgendwie ihm mehr zuspricht, und am Ende nimmt er auch ke<strong>in</strong>e Medikamente und<br />

so weiter und so weiter. Und kann alles auch mit Drogen zusammenhängen, muss aber gar<br />

nicht se<strong>in</strong>. [...] Und erreicht man sie dann und gibt ihnen e<strong>in</strong>e gewisse Perspektive, e<strong>in</strong> Set-<br />

t<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> dem er sich angenommen fühlt, <strong>in</strong> dem er auch merkt, "Da kümmerst sich auch mal<br />

tatsächlich jemand um mich", dann nimmt er wieder Nahrung zu sich und nimmt auch<br />

109


Medikamente. Und nachdem man dann endlich den MDK bestellt hat und me<strong>in</strong>t, er wäre<br />

eigentlich Pflegebedarfsstufe II und dann kommt der MDK nach 2 Monaten und dann ist er<br />

auf jeden Fall eigentlich überhaupt nicht mehr pflegebedürftig. […] Ich will damit sagen, dass<br />

die Pflegeverläufe sehr schwankend s<strong>in</strong>d. Und das unterscheidet die <strong>in</strong> der Regel von denje-<br />

nigen Menschen, die <strong>in</strong>s Altersheim kommen. Deren Verlauf wird so angenommen, dass er<br />

tendenziell schlechter wird, auf jeden Fall nicht besser.“ (BTW, Berl<strong>in</strong>)<br />

Die Beschreibung e<strong>in</strong>es dynamischen Krankheits- bzw. Pflegeverlaufs bei den Drogenkon-<br />

sumenten und - konsument<strong>in</strong>nen wird von allen Experten und Expert<strong>in</strong>nen geteilt. E<strong>in</strong>ige<br />

von ihnen weisen auf e<strong>in</strong> mögliches Spannungsfeld h<strong>in</strong>, welches aus dem anfänglich hohen<br />

Pflegeaufwand und den Begutachtungsfristen entsteht. Da während der Begutachtungsfrist<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung des Gesundheitszustandes e<strong>in</strong>treten kann, die durch e<strong>in</strong>en<br />

hohen pflegerischen Aufwand erzielt wird, kann dies zur Folge haben, dass e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzie-<br />

rungslücke entsteht, da der erhöhte Aufwand nicht festgestellt werden kann.<br />

6.2 Pflege älterer Drogengebraucher und –Drogengebraucher<strong>in</strong>nen: Auswirkungen<br />

auf die E<strong>in</strong>richtungen auf organisatorischer Ebene<br />

6.2.1 Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtungen<br />

Das Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtungen lässt sich aus der Haltung gegenüber Menschen<br />

mit e<strong>in</strong>er Suchterkrankung und dem Umgang mit ihnen ableiten. Dabei müssen sich die E<strong>in</strong>-<br />

richtungen zunächst fragen, ob sie sich dieser Personengruppe öffnen wollen und welche<br />

konzeptionellen und organisatorischen Konsequenzen sich daraus ergeben.<br />

Humanistische Grundhaltung<br />

Im Bereich der Betreuung und Pflege hat sich allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e humanistische Grundhaltung<br />

durchgesetzt, die charakterisiert ist durch Achtung der Würde jeder Person, Achtung der<br />

Freiheit der Lebensgestaltung (bei <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>geschränkten Bed<strong>in</strong>gungen), Respekt ge-<br />

genüber der Persönlichkeit und der <strong>in</strong>dividuellen Lebensgeschichte. Es wird davon ausge-<br />

gangen, dass der Mensch auch <strong>in</strong> höherem Alter bzw. mit e<strong>in</strong>er Suchterkrankung die Fähig-<br />

keit hat, sich zu bilden, weiterzuentwickeln oder se<strong>in</strong> Verhalten zu ändern. In der praktischen<br />

Arbeit mit suchtkranken Menschen wird das humanistische Menschenbild immer wieder re-<br />

flektiert, denn es prägt den Umgang mit den Patienten und Patient<strong>in</strong>nen bzw. Klienten und<br />

Klient<strong>in</strong>nen.<br />

110


„Ja. ich denke, da kann man auch wirklich nicht jeden Mitarbeiter <strong>in</strong> dem Bereich e<strong>in</strong>setzen.<br />

Da muss e<strong>in</strong>e Grunde<strong>in</strong>stellung dazu da se<strong>in</strong>, erstens e<strong>in</strong>mal, dass Korsakow auch e<strong>in</strong>e<br />

Krankheit ist. Und wenn man die Bewohner dann e<strong>in</strong>e Weile kennt und nach und nach auch<br />

erfährt von ihnen, wie sie <strong>in</strong> diese Situation gekommen s<strong>in</strong>d, dann muss auch Verständnis<br />

da<strong>für</strong> da se<strong>in</strong>“. (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

Grundlegend <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Verstehen von Sucht ist, dass es sich dabei um e<strong>in</strong>e Erkrankung han-<br />

delt und nicht um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Willens- oder Charakterschwäche. Das ist e<strong>in</strong>e Heraus-<br />

forderung <strong>für</strong> das betreuende Personal, wie folgendes Zitat belegt:<br />

„Und ich sage, diese Schicksalsschläge, die da manche <strong>in</strong> den Alkohol getrieben haben, die<br />

muss man erst e<strong>in</strong>mal verkraften. Nicht jeder weiß, also wäre mir auch nicht immer sicher,<br />

was macht man <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>er Situation? Wie wird man damit fertig? Es s<strong>in</strong>d ja immer irgend-<br />

welche Schicksale dah<strong>in</strong>ter. Ist ja nicht nur die Lust am Tr<strong>in</strong>ken.“ (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

Handlungsentlastende Betreuung und Pflege<br />

Ausgehend vom humanistischen Ansatz hat jeder Mensch, auch mit kognitiven oder physi-<br />

schen E<strong>in</strong>schränkungen, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Potential, se<strong>in</strong>e Probleme selbst zu lösen und im<br />

Rahmen se<strong>in</strong>er Möglichkeiten e<strong>in</strong> selbstbestimmtes Leben zu führen. Voraussetzung da<strong>für</strong><br />

ist e<strong>in</strong> handlungsentlastender und schützender Rahmen, der es dem Klienten und der Klien-<br />

t<strong>in</strong> erlaubt, ihre Potentiale zu entfalten, die sie unter anderen Bed<strong>in</strong>gungen (wie beispielswei-<br />

se Stress) nicht abrufen können. Wesentlicher Bestandteil dieses Ansatzes ist, die Würde<br />

des Menschen zu achten.<br />

Zu den handlungsentlastenden Maßnahmen, die sich <strong>in</strong> allen <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>bezogenen<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen f<strong>in</strong>den, gehören beispielsweise der kontrollierte Umgang mit Zigaretten<br />

und dem „Taschengeld“. Beides wird den Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern von den Pflege-<br />

r<strong>in</strong>nen und Pflegern zugeteilt. Dadurch soll erreicht werden, dass der Verbrauch der Kon-<br />

sumgüter bzw. des Geldes über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum (e<strong>in</strong>en Monat) sichergestellt wird.<br />

Auch werden zum Beispiel gestaltungstherapeutische oder freizeitorientierte Angebote ge-<br />

macht, die das Interesse der Klienten und Klient<strong>in</strong>nen wecken und darüber zu mehr Eigenak-<br />

tivität sowie zu größerer Selbstständigkeit anregen.<br />

In der Praxis zeigen sich aber auch signifikante Unterschiede <strong>in</strong> der Ausgestaltung der hand-<br />

lungsentlastenden Betreuung und Pflege. Besonders deutlich wird das <strong>in</strong> den Haltungen zum<br />

Drogenkonsum.<br />

111


- Lebensweisen akzeptierender, emanzipatorischer Ansatz: Der Drogenkonsum wird im<br />

Rahmen der durch die Gesetzgebung vorgeschriebenen Grenzen akzeptiert und die<br />

Betreuung und Pflege erfolgt eher „begleitend“. Den Drogenkonsumenten und -<br />

konsument<strong>in</strong>nen wird das Recht zugestanden, selbstbestimmt zu handeln, also auch<br />

das Recht, sich weiteren gesundheitlichen (auch lebensbedrohenden) Schaden zuzu-<br />

fügen. Die E<strong>in</strong>richtungen richten sich <strong>in</strong> ihrer Organisation und Betreuung stark an<br />

den Bedürfnissen der Drogengebraucher und -gebraucher<strong>in</strong>nen aus.<br />

- Liegen deutliche kognitive E<strong>in</strong>schränkungen bei den zu betreuenden Personen vor,<br />

f<strong>in</strong>den sich eher Reglementierungen und direktivere Maßnahmen: So wird der Kon-<br />

sum von Alkohol unterbunden und – wenn das nicht durchsetzbar ist - kontrolliert und<br />

reglementiert. In manchen E<strong>in</strong>richtungen wird von den an Morbus Korsakow erkrank-<br />

ten Personen Abst<strong>in</strong>enz e<strong>in</strong>gefordert, <strong>in</strong> anderen E<strong>in</strong>richtungen bzw. im Umgang mit<br />

manchen Bewohnern und Bewohner<strong>in</strong>nen wird e<strong>in</strong> kontrollierter Alkoholkonsum ge-<br />

duldet. Um die Regeln durchzusetzen werden gegebenenfalls Zimmerkontrollen und<br />

Alkoholtests durchgeführt. Auch ist der Tagesablauf str<strong>in</strong>gent strukturiert, so gibt es<br />

mit festen Essenszeiten, fixen Zeiten <strong>für</strong> die Ausgabe von Zigaretten usw. Die Regu-<br />

lierung des Tagesablaufs wirkt <strong>für</strong> viele Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen stabilisierend,<br />

weil dies mit Verlässlichkeit und Rout<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Nachfolgend werden diese beiden Ausrichtungen an Beispielen näher erläutert.<br />

Emanzipatorischer/Lebensweisen akzeptierender Ansatz<br />

Bereits Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts trat die <strong>Deutsche</strong> AIDS-Hilfe,<br />

e.V., <strong>für</strong> „Ressourcen- und lebensweltorientierte Interventionsstrategien“ und die „Stärkung<br />

der <strong>in</strong>dividuellen Kompetenzen Drogen gebrauchender Menschen“ e<strong>in</strong>. Ziel war und ist es,<br />

sich von dem Abst<strong>in</strong>enzparadigma und repressiven Strategien zur Bekämpfung des Drogen-<br />

konsums zu verabschieden und e<strong>in</strong>e an der Akzeptanz und an den Bedarfen und Bedürfnis-<br />

sen der Drogengebraucher und Drogengebraucher<strong>in</strong>nen ausgerichtete Versorgung zu etab-<br />

lieren (vgl. Klee & Stöver, 2004). Dabei stehen der Wille und die Entscheidung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Person im Umgang mit Drogen (und anderen Verhaltensweisen) im Vordergrund – e<strong>in</strong>-<br />

schließlich des Rechts, sich selbst zu zerstören. Der Wunsch nach Drogenfreiheit wird unter-<br />

stützt, wenn er von der Klient<strong>in</strong> oder dem Klienten geäußert wird, ist aber ke<strong>in</strong>e Vorausset-<br />

zung da<strong>für</strong>, die Angebote der (niedrigschwelligen) Drogenhilfe <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />

Da sehr viele suchtkranke Menschen neben der Sucht e<strong>in</strong>e psychische Störung aufweisen,<br />

ist die Pflege und Betreuung der Klientel auch stark von dem Selbstverständnis der Geme<strong>in</strong>-<br />

depsychiatrie geprägt. Die geme<strong>in</strong>depsychiatrische Entwicklung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> wurde <strong>in</strong> den<br />

112


80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch Forderungen nach Enthospitalisierung<br />

bzw. nach der Schaffung kle<strong>in</strong>er Behandlungse<strong>in</strong>heiten <strong>für</strong> psychisch Kranke bestimmt. Die<br />

Versorgung psychisch kranker Menschen sollte wohnortnah erfolgen, d.h. dort, wo der Pati-<br />

ent bzw. die Patient<strong>in</strong> ihren Lebensmittelpunkt haben. Bis heute steht Im Zentrum des ge-<br />

me<strong>in</strong>denahen Ansatzes die vorrangig ambulante und personenzentrierte Hilfeleistung:<br />

„Also, wir s<strong>in</strong>d der Me<strong>in</strong>ung, dass wir uns dem Bedarf des e<strong>in</strong>zelnen Patienten/Klienten an-<br />

passen müssen und nicht der Patient uns sich anpassen muss.“ (BTW Berl<strong>in</strong>)<br />

Im gleichen Zeitraum war <strong>Deutschland</strong> mit den ersten an HIV/AIDS erkrankten Menschen<br />

konfrontiert. Vor allem Homosexuelle und Drogenkonsumenten und -konsument<strong>in</strong>nen, die an<br />

HIV/AIDS erkrankten, wurden oft stigmatisiert und aus der <strong>Gesellschaft</strong> ausgegrenzt. Die<br />

AIDS-Hilfe e.V. ist e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong>, der im Jahr 1983 gegründet wurde und der<br />

sich 1985 <strong>in</strong> die <strong>Deutsche</strong> AIDS-Hilfe (DAH) umbenannt hat mit der Zielsetzung, sich <strong>für</strong> ei-<br />

nen lebensweisenbejahenden und emanzipatorischen Ansatz im Umgang mit an AIDS er-<br />

krankten Menschen e<strong>in</strong>zusetzen. In Kooperation mit Vertretern und Vertreter<strong>in</strong>nen des „ak-<br />

zeptierenden Ansatzes“ <strong>in</strong> der Suchthilfe (vgl. Schmid, 2003) wurden erste Programme zur<br />

Schadensm<strong>in</strong>derung (safer-use- und safer-sex-Projekte) entwickelt und gegen erhebliche<br />

Widerstände praktisch durchgesetzt. Heute gehört der schadensm<strong>in</strong>dernde Ansatz <strong>in</strong> der<br />

Suchthilfe zum Ma<strong>in</strong>stream. Sehr verkürzt gesagt geht es darum, dass Betreuer und<br />

Betreuer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Suchthilfe ihre Klientel begleiten. Sie forcieren nicht Abst<strong>in</strong>enz, unter-<br />

stützen jedoch nachhaltig, wenn Klienten und Klient<strong>in</strong>nen ihren Drogenkonsum reduzieren<br />

oder ganz aufgeben wollen. Der Respekt vor dem Willen der Klientel bestimmt die Hilfeleis-<br />

tung.<br />

„[…] wenn der betroffene Mensch es nicht akzeptiert sich zu verändern, dann, außer sie ha-<br />

ben jetzt e<strong>in</strong>en rechtlichen Betreuer, der das per se e<strong>in</strong>fach durchsetzt, wo man wirklich von<br />

der Akzeptanz als Arbeitsgrundlage von sich selbst auch ausgeht, kann es ganz schön weit<br />

gehen. Also es kann dann auch so weit gehen, es gab schon Fälle, dass er letztendlich erst<br />

e<strong>in</strong>mal im Krankenhaus landen muss oder vielleicht auch zwei, drei Mal diese Schleife ge-<br />

dreht hat, bis derjenige dann die Akzeptanz hat, "Okay, es geht wirklich nicht mehr, ich neh-<br />

me Hilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Form an". (APD1, Berl<strong>in</strong>)<br />

Folglich s<strong>in</strong>d ambulante Drogenhilfe ebenso wie die Pflege und Betreuung suchtbegleitend,<br />

soweit das rechtlich zulässig ist. Im Betreuten (E<strong>in</strong>zel)Wohnen s<strong>in</strong>d die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>für</strong> den akzeptierenden Ansatz weiter gesteckt als z.B. <strong>in</strong> Betreuten Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

oder <strong>in</strong> Pflegeheimen. Wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, braucht es<br />

113


Regeln (z.B. Hausordnungen), die das Zusammenleben organisieren und letztlich auch er-<br />

leichtern.<br />

„Also <strong>in</strong> den Wohnprojekten gibt es Hausordnungen, und da ist ke<strong>in</strong> aktiver Drogenkonsum<br />

erlaubt per Hausordnung, wobei nicht jemand sofort e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s gekündigt wird, wenn er<br />

e<strong>in</strong>en Rückfall hat oder so. Das wird dann eben sozialarbeiterisch begleitet“. (BW1, Berl<strong>in</strong>)<br />

Wie das Zitat belegt, führt e<strong>in</strong> Regelbruch nicht automatisch dazu, dass die damit verbunde-<br />

nen Sanktionen umgesetzt werden. Vielmehr wird versucht, mit sozialarbeiterischer Interven-<br />

tion die H<strong>in</strong>tergründe des Regelverstoßes aufzuklären und aufzuarbeiten, damit der Verbleib<br />

des Klienten <strong>in</strong> der gewohnten Umgebung möglich ist. S<strong>in</strong>d die sozialarbeiterischen Interven-<br />

tionen nicht erfolgreich, suchen die Betreuer und Betreuer<strong>in</strong>nen nach alternativen Wohn-<br />

und Betreuungsformen, die den Bedürfnissen der Klientel besser entsprechen.<br />

Der akzeptanzorientierte Ansatz wird von e<strong>in</strong>er Reihe von Trägervere<strong>in</strong>en vertreten, die Pro-<br />

jekte <strong>für</strong> Betreutes (E<strong>in</strong>zel)Wohnen und Betreute Wohngeme<strong>in</strong>schaften <strong>für</strong> <strong>Drogenabhängige</strong><br />

betreiben, sowie Pflegeheime <strong>für</strong> Menschen, die HIV/AIDS erkrankt und drogenabhängig und<br />

hilfebedürftig s<strong>in</strong>d.<br />

Direktiver Ansatz<br />

Während also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> die Betreuung und Pflege von an AIDS erkrankten<br />

Menschen mit Substanzkonsumstörungen e<strong>in</strong> Lebensweisen akzeptierender Ansatz vor-<br />

herrscht, stehen Altenpflegeheime, die sich auch der Betreuung von alkoholkranken Men-<br />

schen widmen, nicht <strong>in</strong> dieser Tradition. Angebote <strong>für</strong> besondere Zielgruppen unter den Älte-<br />

ren bereit zu stellen, ist <strong>für</strong> die Altenpflegeheime auch e<strong>in</strong>e ökonomische Entscheidung.<br />

„Wir haben es damals gemacht, sage ich ganz offen, weil <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Überangebot an Pfle-<br />

geplätzen ist. Wir hatten zwei Demenzbereiche, aber jetzt Altersdemenz und Alzheimer, und<br />

haben ke<strong>in</strong>e Nachfragen mehr gehabt. Weil zu dem Zeitpunkt begann das auch mit den vie-<br />

len Demenz-Wohngeme<strong>in</strong>schaften, die natürlich auch <strong>für</strong> Angehörige attraktiver s<strong>in</strong>d (...) als<br />

e<strong>in</strong> Wohnbereich mit 30 Bewohnern. Auch die Versorgung ist, wenn man genauer h<strong>in</strong>schaut,<br />

muss man sehr genau h<strong>in</strong>gucken sicherlich bei den Wohngeme<strong>in</strong>schaften, sehr unterschied-<br />

lich, aber e<strong>in</strong>fach auch besser (...) möglich als mit 30 oder 40 Bewohnern auf e<strong>in</strong>em Wohn-<br />

bereich, und so. Und deshalb haben wir gesagt, und die Anfragen kamen von den Kranken-<br />

häusern. Die Leute müssen raus, da s<strong>in</strong>d die (...), mehr ist nicht, und woh<strong>in</strong> damit? Und nicht<br />

wenige davon wären <strong>in</strong> die Obdachlosigkeit geschickt worden.“ (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

114


Die Vertreter und Vertreter<strong>in</strong>nen der Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen sehen sich nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

suchtbegleitenden Tradition, sondern verfolgen das Ziel, den Alkoholkonsum der Heimbe-<br />

wohner und -bewohner<strong>in</strong>nen zu unterb<strong>in</strong>den und folglich auch zu kontrollieren. Dabei zeigt<br />

sich e<strong>in</strong> Spannungsfeld zwischen totalem Alkoholverbot mit der Forderung nach dauerhafter<br />

Alkoholabst<strong>in</strong>enz und e<strong>in</strong>em „kontrollierten, restriktiv ausgerichteten Alkoholkonsum“ (PH1<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong>). In den meisten Altenpflegeheimen kann Alkohol erworben werden und wird<br />

zu kulturellen Veranstaltungen auch im Haus ausgeschenkt 47 . In der Regel wird e<strong>in</strong>e „leichte“<br />

Alkoholerkrankung akzeptiert, solange der Heimbewohner bzw. die Heimbewohner<strong>in</strong> den<br />

sozialen Frieden des Hauses nicht gefährdet. Aus Sicht des betreuenden Personals muss<br />

e<strong>in</strong> zum Habitus gewordenes Tr<strong>in</strong>kverhalten im Alter nicht zw<strong>in</strong>gend verändert werden, und<br />

zudem kann das Sett<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> dem der Alkoholkonsum stattf<strong>in</strong>det – z. B. <strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong> mit<br />

anderen Heimbewohnern und Heimbewohner<strong>in</strong>nen -, e<strong>in</strong>e potentielle Isolation verh<strong>in</strong>dern<br />

helfen. Das Personal sieht es also als Vorteil an, wenn sich kontrolliert alkoholkonsumieren-<br />

de Bewohner bzw. Bewohner<strong>in</strong>nen unter Beibehaltung ihrer Konsumgewohnheiten besser <strong>in</strong><br />

die Heimstruktur e<strong>in</strong>fügen:<br />

„Gut, wer es Zuhause gewohnt ist über Jahre zum Mittagessen e<strong>in</strong> Glas We<strong>in</strong> zu tr<strong>in</strong>ken,<br />

warum soll ich ihm das hier verbieten“. (PH1, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

„Also wir hatten e<strong>in</strong>e Dame, die regelmäßig Cognac wollte, da hat die Betreuer<strong>in</strong> immer<br />

Nachschub gebracht und die Dame, die sich sonst total abgekapselt hat und mit ke<strong>in</strong>em was<br />

zu tun haben wollte, kam dann mit dem Rollstuhl hier runter und hat dann uns hier angelacht.<br />

Sie wollte dann jeden Tag morgens und abends ihren Cognac bekommen und das war ihr<br />

sehr wichtig“. (PH1, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Das Beispiel weist auf Probleme h<strong>in</strong>, die sich <strong>für</strong> die Betreuenden <strong>in</strong> Altenpflegeheimen er-<br />

geben können. Diese werden vor allem dann ausgeprägt, wenn die Alkoholprobleme e<strong>in</strong>zel-<br />

ner Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen stärker werden. Die Institutionen gehen mit diesen Prob-<br />

lemen ganz unterschiedlich um und orientieren sich am E<strong>in</strong>zelfall.<br />

„I: Wo darf er den Alkohol konsumieren? Gibt es unten e<strong>in</strong>en Bereich oder bei ihm im Zim-<br />

mer oben?<br />

A: Das s<strong>in</strong>d im Grund genommen <strong>in</strong>dividuelle Regelungen, also es gibt, also es ist wirklich so<br />

verschieden wie die Leute, die hier s<strong>in</strong>d. Manche konsumieren es ja auch nur heimlich und<br />

47 Es ist hier daran zu er<strong>in</strong>nern, dass Menschen, die <strong>in</strong> Altenpflegeheimen leben und nicht entmündigt<br />

s<strong>in</strong>d, das Recht auf Selbstbestimmung haben. Sie können demnach selbst entscheiden, was sie essen<br />

und tr<strong>in</strong>ken wollen.<br />

115


zeigen es gar nicht, auch nicht jetzt im Wesentlichen bei Festen, wo es jetzt Alkohol gibt,<br />

also Apfelwe<strong>in</strong> oder Rotwe<strong>in</strong> zum Essen oder so was. Das ist ganz verschieden. Die e<strong>in</strong>en<br />

machen das im Zimmer, die anderen ganz offen bei Festen oder auch hier im Foyer, es wird<br />

ja auch Alkohol ausgegeben. Das wichtige ist, dass man da im Rahmen bleibt, dass wir eben<br />

auch Bescheid wissen“. (PH2, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Für das Zusammenleben im Haus oder auf der Abteilung ist es wichtig „dass man da im<br />

Rahmen bleibt“ und <strong>für</strong> die Betreuer und Betreuer<strong>in</strong>nen ist es wichtig, dass sie Bescheid wis-<br />

sen – wohl auch, um Schlimmeres zu verhüten. Das folgende Zitat belegt, wie man <strong>in</strong> der<br />

Praxis mit schwierigen Fällen umgehen kann.<br />

„Wir haben auch e<strong>in</strong>e Bewohner<strong>in</strong>, die Gewohnheitstr<strong>in</strong>ker<strong>in</strong> ist, sie tr<strong>in</strong>kt ganz gerne Picco-<br />

los und vergisst dann aber, dass sie schon e<strong>in</strong>en getrunken hat und dann achten wir darauf<br />

und sagen „Ach, Sie haben doch heute Morgen schon…", und nach Absprache mit den An-<br />

gehörigen klappt das ganz gut“. (PH3, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Kontrollierende Maßnahmen werden <strong>in</strong> Absprache mit dem/der gesetzlichen Betreuer/<strong>in</strong><br />

und/oder den Familienangehörigen besprochen und umgesetzt. Allerd<strong>in</strong>gs ist auch e<strong>in</strong> ge-<br />

wisses Entgegenkommen der betroffenen Person notwendig, um regulierend wirken zu kön-<br />

nen. Das ist nicht immer der Fall:<br />

„Im Grund g<strong>in</strong>g es darum, dass er gesagt hat: „Ich komme alle<strong>in</strong>e nicht mehr zurecht, ich<br />

muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Heim, aber Sie müssen nicht denken, Sie kriegen mich hier jetzt zu e<strong>in</strong>er Entgif-<br />

tung oder ich höre auf mit dem Tr<strong>in</strong>ken. Das will ich nicht, ich mach das schon lange und ich<br />

brauch das auch, ich will es auch nicht, dass ich jetzt aufhöre.“ Dann war eben die Geschich-<br />

te, ob die Hausärzt<strong>in</strong> das mitgeht, gehen wir das mit und sagen: „Das ist se<strong>in</strong>e Entschei-<br />

dung“. Da geht es jetzt eben darum, was tr<strong>in</strong>kt er, wie viel tr<strong>in</strong>kt er und hält er das e<strong>in</strong>, ist das<br />

machbar, und da hatten wir e<strong>in</strong> paar Gespräche, immer wieder mal Gespräche im Laufe der<br />

Zeit. Es hat nicht immer so h<strong>in</strong>gehauen, aber letztlich war das hier e<strong>in</strong> voll <strong>in</strong>tegrierter Be-<br />

wohner im Haus“. (PH1, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Die E<strong>in</strong>richtung tritt <strong>in</strong> Dialog mit dem Bewohner bzw. der Bewohner<strong>in</strong>, wobei versucht wird,<br />

<strong>in</strong> Absprache mit mediz<strong>in</strong>ischen Experten Regelungen zu f<strong>in</strong>den, die <strong>für</strong> alle Beteiligten prak-<br />

tikabel s<strong>in</strong>d. Die Äußerung, „Es hat nicht immer so h<strong>in</strong>gehauen“ deutet darauf h<strong>in</strong>, dass die<br />

betroffene Person getroffene Vere<strong>in</strong>barungen nicht immer e<strong>in</strong>gehalten hat. Trotz allem war<br />

die Heimleitung bemüht, den Bewohner zu halten und ihn <strong>in</strong> das Haus zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

116


In mehreren Altenpflegeheimen mit e<strong>in</strong>er Morbus Korsakow-Station wird von den dortigen<br />

Bewohnern und Bewohner<strong>in</strong>nen Abst<strong>in</strong>enz verlangt. Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen, die<br />

nicht abst<strong>in</strong>ent s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> andere E<strong>in</strong>richtungen vermittelt (sogenannte „Krankenhei-<br />

me“), <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> kontrollierter Alkoholkonsum möglich ist:<br />

„Wenn e<strong>in</strong> Korsakow, das wissen Sie, brauche ich Ihnen nicht zu erzählen, wenn der dann<br />

regelmäßig isst, se<strong>in</strong>e Medikamente nimmt und nicht mehr tr<strong>in</strong>kt, bei uns ist die Bed<strong>in</strong>gung,<br />

dass sie trocken se<strong>in</strong> müssen, und auch bereit se<strong>in</strong> müssen, nicht mehr zu tr<strong>in</strong>ken. […] Und<br />

wenn es gar nicht geht, also dann verlegen wir die auch <strong>in</strong> andere E<strong>in</strong>richtungen. Wir haben<br />

also auch im eigenen Unternehmen e<strong>in</strong> Haus, das s<strong>in</strong>d aber Krankenheime vom Status her,<br />

da darf kontrolliert getrunken werden“. (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

Das Zitat macht noch e<strong>in</strong>mal deutlich, wie schwierig es <strong>für</strong> Altenpflegeheime ist, mit Alkohol-<br />

kranken umzugehen. Im Interesse der Gesundheit der Klientel versucht man, Alkoholabsti-<br />

nenz durchzusetzen. Das gel<strong>in</strong>gt jedoch nicht <strong>in</strong> allen Fällen. Diejenigen, die sich nicht an die<br />

Regeln halten, werden dann <strong>in</strong> Krankenheime verlegt, <strong>in</strong> denen „kontrolliert getrunken“ wer-<br />

den kann.<br />

In Altenpflegeheimen werden die Räumlichkeiten der Bewohner im Regelfall als deren Pri-<br />

vatsphäre betrachtet, zu der das Pflegepersonal ohne E<strong>in</strong>willigung der Bewohner und Be-<br />

wohner<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>en Zutritt hat. Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen von Altenpflegeheimen mit<br />

e<strong>in</strong>em Korsakow-Syndrom unterliegen aber oft – und meist aus pragmatischen Gründen -<br />

besonderen Kontrollen. In e<strong>in</strong>igen Fällen werden die Vorgehensweise zwischen dem Pflege-<br />

personal und den Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen direkt ausgehandelt. In anderen Fällen –<br />

vor allem bei stark ausgeprägtem Korsakow-Syndrom – werden die Kontrollvere<strong>in</strong>barungen<br />

zwischen dem Pflegepersonal und dem gesetzlichen Betreuer, der gesetzlichen Betreuer<strong>in</strong><br />

getroffen.<br />

„Wir haben zwar e<strong>in</strong>e Hausordnung, <strong>in</strong> der sie auch e<strong>in</strong>verstanden s<strong>in</strong>d, dass wir Zimmer-<br />

kontrollen machen. Aber was nicht gut wäre, "wir s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>en und ihr seid die Anderen",<br />

und dann […]. Klar müssen wir schon die e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong> und die die anderen, aber dieses […],<br />

diese Mauer darf nicht se<strong>in</strong>“. (PHMB2, Berl<strong>in</strong>)<br />

Das Zitat verdeutlicht, dass es dem Pflegepersonal wichtig ist, dass diese Maßnahme nicht<br />

nur als Kontrolle wahrgenommen wird, sondern als begleitende Hilfe. Mit der Kontrolle könn-<br />

te e<strong>in</strong> hierarchisches Gefüge entstehen, <strong>in</strong> dem das Pflegepersonal „Macht“ hat, während die<br />

Bewohner dieser Maßnahme „ohnmächtig“ gegenüber stehen („wir s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>en und ihr<br />

117


seid die Anderen...“). Die Pflegeleiter<strong>in</strong>, die hier zu Wort kommt, möchte nicht <strong>in</strong> dieser Posi-<br />

tion wahrgenommen werden.<br />

Die Vertreter und Vertreter<strong>in</strong>nen solcher Altenpflegeheime sagen, dass sich die Zimmerkon-<br />

trollen als notwendig erweisen, um die E<strong>in</strong>haltung von Abst<strong>in</strong>enz zu sichern, aber auch um<br />

hygienische Problemlagen und Verwahrlosungszeichen bei langjährig wohnungslosen Be-<br />

wohnern und Bewohner<strong>in</strong>nen zu vermeiden. So neigen e<strong>in</strong>ige Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>-<br />

nen dazu, Essensvorräte <strong>in</strong> ihren Zimmern zu hamstern und Müll zu sammeln.. Das kann<br />

leicht dazu führen, dass sich Tiere wie Ameisen, Küchenschaben, Silberfischen e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den<br />

und <strong>in</strong> den Zimmern häuslich machen.<br />

„HL: Also wir haben das Haus übernommen hier und hatten, glaube ich, nicht so sehr damit<br />

gerechnet, aber ich glaube, wir hatten <strong>in</strong> den ersten drei Monaten m<strong>in</strong>destens drei Mal den<br />

Kammerjäger da ja“. (PHMB2, Berl<strong>in</strong>)<br />

Zudem kann mit e<strong>in</strong>em Morbus Korsakow Inkont<strong>in</strong>enz e<strong>in</strong>hergehen, wobei die Bewohner und<br />

Bewohner<strong>in</strong>nen ihre Zimmer aber nicht re<strong>in</strong>igen. Mit der Zimmerkontrolle werden also<br />

mehrere Ziele erreicht: Man sichert e<strong>in</strong>en hygienischen M<strong>in</strong>deststandard und gewährleistet<br />

zugleich die Abst<strong>in</strong>enz.<br />

Dazu kommen weitere E<strong>in</strong>schränkungen. Die überwiegende Mehrheit der an Morbus Korsa-<br />

kow erkrankten Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen raucht. Die Altenpflegeheime müssen aus-<br />

gewiesene Raucherräume haben, jedoch gilt e<strong>in</strong> generelles Rauchverbot <strong>in</strong> den öffentlichen<br />

Bereichen. In e<strong>in</strong>igen Altenpflegeheimen gilt zudem e<strong>in</strong> Rauchverbot <strong>in</strong> den Wohnräumen<br />

der Korsakow-Kranken.<br />

„B: Das Problem ist gewesen, dass alle bei der Übernahme überall rauchen durften hier im<br />

Haus. Das fand ich sehr ungünstig. Wir haben unten, wie Sie gesehen haben, diesen großen<br />

Cafeteria-Bereich, der ist ja relativ groß, auch da war zur Übernahme, überall durfte geraucht<br />

werden. Da haben wir das relativ schnell beschlossen, die wird geteilt die Cafeteria, der h<strong>in</strong>-<br />

tere Bereich ist <strong>für</strong> die Raucher, der vordere ist nur noch Nichtraucher. Auch im Foyer ist<br />

geraucht worden. Das f<strong>in</strong>de ich sehr unangenehm <strong>für</strong>, also ich b<strong>in</strong> selber Raucher<strong>in</strong>, aber <strong>für</strong><br />

jemanden der re<strong>in</strong>kommt, das roch immer nach Rauch, also das war sehr unschön. Sie durf-<br />

ten alle auf ihren Zimmern rauchen und da haben wir rigoros gesagt "Ne<strong>in</strong>". Also auch auf<br />

diesen beiden Bereichen nicht mehr im Zimmer.<br />

I: Wegen der Brandgefahr?<br />

B: Ja natürlich. Es geht nicht, und auch da müssen die Bewohner durch, das ist leider so“.<br />

(PHMB3, Berl<strong>in</strong>)<br />

118


Das Rauchen soll im Idealfall auch sonst unter Betreuung erfolgen:<br />

„B: Ja genau.<br />

I: Nur nicht im Zimmer?<br />

B: Ne<strong>in</strong> im Zimmer nicht. Und <strong>in</strong> der Regel ist dann auch e<strong>in</strong>e Betreuung mit dabei, also je-<br />

mand anwesend“. (PHMB2, Berl<strong>in</strong>)<br />

Ziel der Betreuung auch von an Morbus Korsakow erkrankten Menschen ist die Förderung<br />

der Selbstständigkeit – soweit das bei erheblichen E<strong>in</strong>bußen der Gedächtnisfunktionen mög-<br />

lich ist. Allerd<strong>in</strong>gs zeigen sich hier konzeptionelle Unterschiede, wie diese Selbstständigkeit<br />

erhalten und vielleicht sogar wieder hergestellt werden soll. In e<strong>in</strong>igen Altenpflegeheimen<br />

steht e<strong>in</strong>e Orientierung an Regeln und Rout<strong>in</strong>en im Vordergrund:<br />

„I: Haben die Bewohner auch regelmäßige Essenszeiten?<br />

HL: Ja.<br />

I: Also das ist nicht flexibel gehandhabt?<br />

HL: Sagen wir mal, ne<strong>in</strong>, also gerade auf den beiden Wohnbereichen ist es recht starr [...]<br />

Also bei den Senioren ist das natürlich flexibel, wenn der mir jetzt sagt "Ich mag jetzt nicht<br />

Mittagessen, sondern um 15 Uhr", ja dann wird es halt noch e<strong>in</strong>mal aufgewärmt und der isst<br />

das später. Dort ist es auch möglich, aber es wird schon mehr drauf geachtet, dass man<br />

dann h<strong>in</strong>terfragt "Ja, warum denn jetzt nicht? Und wir haben doch gesagt, und es gibt doch<br />

diese Regeln..." Das ist wirklich so e<strong>in</strong> Augenmerk auf Regeln. Und wenn man dann die Re-<br />

geln erstellt, dann sollte man möglichst sie auch e<strong>in</strong>halten. Es gibt natürlich auch dort immer<br />

wieder Gründe, wo man dann sagt "Okay, später", ist dann halt so. Aber grundsätzlich sollte<br />

schon bemerkt werden, dass die Regeln dazu da s<strong>in</strong>d, um sie auch e<strong>in</strong>zuhalten, auch das<br />

führt wieder zu e<strong>in</strong>er gewissen Selbstständigkeit“. (PHMB3, Berl<strong>in</strong>)<br />

In den Experten-Panels wurde hervorgehoben, dass alkoholkranke Menschen oftmals <strong>in</strong> den<br />

Pflegeheimen e<strong>in</strong>gestreut s<strong>in</strong>d, d.h. vere<strong>in</strong>zelt auftreten. Daher stehe die Integration <strong>in</strong> die<br />

Heimgeme<strong>in</strong>schaft im Vordergrund. In denjenigen Fällen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Morbus Korsakow<br />

Erkrankung vorliegt, werden die Patienten und Patient<strong>in</strong>nen auf e<strong>in</strong>er Station zusammenge-<br />

fasst, da sie e<strong>in</strong>en anderen Betreuungsbedarf haben. Aufgrund der e<strong>in</strong>geschränkten kogniti-<br />

ven Fähigkeiten wird der Tagesablauf stark strukturiert und reglementiert. Doch nicht alle<br />

Experten und Expert<strong>in</strong>nen teilen diese Me<strong>in</strong>ung:<br />

I: […] wir haben uns die Heime angeschaut, die Korsakow-Stationen haben, um zu schauen,<br />

ob es möglich ist von der Philosophie her und ob es <strong>in</strong> Konflikt treten würde mit den<br />

119


Flexibilitäten, die Sie als wesentlich <strong>in</strong> der Betreuung angesehen haben?<br />

T1: Wir haben ja auch e<strong>in</strong>ige Korsakow-Erkrankte und das funktioniert gut mit denen.<br />

I: Also die s<strong>in</strong>d gemischt? Also andere <strong>Drogenabhängige</strong> und Menschen mit e<strong>in</strong>er Morbus<br />

Korsakow Erkrankung?<br />

T1: Auch, Ja.<br />

I: Das bedeutet, es würde nicht am Krankheitsbild liegen, sondern am Selbstverständnis der<br />

E<strong>in</strong>richtungen?<br />

T1: Ja. Das denke ich schon. (EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Mittels der Experten-Panels konnte herausgearbeitet werden, dass je nach Alkoholerkran-<br />

kung die Patienten entweder e<strong>in</strong>gestreut oder aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich gebündelt werden. Die<br />

unterschiedlichen pflegerischen Ansätze lassen sich jedoch nicht e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong>em bestimm-<br />

ten Krankheitsverlauf zuordnen, so dass davon auszugehen ist, dass hier sowohl das<br />

Selbstverständnis als auch der Krankheitsverlauf e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen.<br />

Die angeführten Zitate zeigen, dass <strong>in</strong> vielen Altenpflegeheimen, die Stationen <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Alkoholkonsumproblemen, Korsakow-Kranke und Wohnungslose haben, der Betreu-<br />

ungsansatz eher direktiv ausgerichtet ist. Neben der Zielvorstellung, die Selbstständigkeit<br />

der Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen durch handlungsentlastende Vorgaben zu fördern, spie-<br />

len auch Ordnungsvorstellungen und organisatorischen sowie wirtschaftlichen Belange der<br />

Institution e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Je nach Institution s<strong>in</strong>d die Regeln strikter oder weniger strikt.<br />

In Problemfällen werden jedoch <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>richtungen Kontrollen e<strong>in</strong>gesetzt. Wiederholte<br />

Regelübertretungen h<strong>in</strong>sichtlich des Alkoholkonsums können dazu führen, dass Patienten<br />

und Patient<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> sogenannte Krankenheime verlegt werden, <strong>in</strong> denen sie weiterh<strong>in</strong> (kon-<br />

trolliert) tr<strong>in</strong>ken können.<br />

6.2.2 Auswirkungen auf das Management<br />

In den Experten-Panels wurde deutlich, dass die Arbeit mit drogenabhängigen Menschen<br />

nicht nur das Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtung prägt, sondern auch praktische Auswirkun-<br />

gen auf die pflegerische Arbeit und das Management der E<strong>in</strong>richtung hat:<br />

„Es geht nicht nur um das Fachpersonal. Sie brauchen auch e<strong>in</strong>e Verwaltungsangestellte<br />

oder e<strong>in</strong>en Verwaltungsangestellten, der bereit ist, das mit zu tragen. Und Sie brauchen auch<br />

Re<strong>in</strong>igungskräfte. Die müssen das auch wollen. Also, das muss man quasi komplett durch-<br />

denken.“ (BW2, Frankfurt)<br />

120


„T6: Wie muss so e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung aussehen? Ich denke, e<strong>in</strong> Schlagwort ist, Sie brauchen<br />

ungeheuer flexibles Personal. Sie müssen sich auf die Menschen, die <strong>in</strong> dieser E<strong>in</strong>richtung<br />

leben, ganz <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>lassen. Sie brauchen e<strong>in</strong> Hilfesystem, also Sie haben, sagen ich<br />

mal, das Stammpersonal der (BG) XY mit Sozialarbeiter<strong>in</strong> und Sozialarbeitern. Sie haben<br />

den Regenbogendienst als externen Kooperationspartner, wir haben erfahrene Ärzte im Be-<br />

reich der Suchthilfe (.) und diese verschiedenen Berufsgruppen müssen, damit es funktio-<br />

niert, extrem gut zusammenarbeiten. Sie müssen sich permanent austauschen, müssen sich<br />

permanent auf neue Situationen e<strong>in</strong>stellen, man muss als Mitarbeiter<strong>in</strong> und Mitarbeiter, egal<br />

welchen Bereich, diese Belastungen, die es unweigerlich e<strong>in</strong>fach gibt, auch tragen wollen.<br />

Also, es ist e<strong>in</strong>fach anstrengend, Sie kommen, Sie können Ihren Arbeitsalltag <strong>in</strong> dieser E<strong>in</strong>-<br />

richtung, egal welcher Berufsgruppe Sie zugehören, nicht planen. Will sagen, das wird Ihnen<br />

permanent durche<strong>in</strong>ander geschmissen.“ (EPI I, Frankfurt)<br />

Der personenzentrierte Ansatz erfordert e<strong>in</strong>e hohe Flexibilität nicht nur im pflegerischen Be-<br />

reich (siehe Kap. 6.3.4) sondern aller Organisationse<strong>in</strong>heiten der E<strong>in</strong>richtung. Weitere wich-<br />

tige Faktoren s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>tersektionale Vernetzung (siehe Kap. 6.5) und e<strong>in</strong>e gute Kommuni-<br />

kation zwischen den Akteuren.<br />

Das Selbstverständnis aller Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer an den Experten-Interviews<br />

und an den Experten-Panels ist geprägt vom humanistischen Menschenbild. Im Umgang<br />

mit Menschen mit Substanzkonsumproblemen stehen daher Respekt und die Würde der<br />

Person im Vordergrund. In der Praxis lassen sich zwei Ansätze unterscheiden: der akzep-<br />

tierende Ansatz, der stärker <strong>für</strong> die Suchthilfe typisch ist, und der kontrollierende Ansatz.<br />

In Institutionen, die Abteilungen <strong>für</strong> ältere Drogenkonsumenten mit schweren chronischen<br />

Krankheiten (HIV/AIDS) betreiben, hat sich vielfach der lebensweisenakzeptierende Ansatz<br />

durchgesetzt. Nach unseren Recherchen herrscht <strong>in</strong> diesen Institutionen e<strong>in</strong>e Zielvorstel-<br />

lung vor, die stärker emanzipatorisch, d.h. auf Selbstbestimmung, ausgerichtet ist. Abwei-<br />

chendes Verhalten, sofern dieses das Zusammenleben <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung nicht gefährdet,<br />

wird eher h<strong>in</strong>genommen, Abweichungen von der Rout<strong>in</strong>e werden ebenfalls eher akzeptiert.<br />

Der akzeptierende Ansatz kommt jedoch an se<strong>in</strong>e Grenzen, wenn rechtliche Regelungen<br />

berührt werden.<br />

121


6.3 Wesentliche Aspekte der Pflege von Suchtkranken<br />

6.3.1 Drogenkonsumakzeptierende Haltung und Regeln<br />

In den Experten-Panels aber auch <strong>in</strong> den Experten-Interviews wurde deutlich, dass Substitu-<br />

tion e<strong>in</strong> Thema ist. Die personenzentrierte Hilfe geht von e<strong>in</strong>em Status Quo aus. Diejenigen<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>en akzeptierenden Ansatz im Umgang mit <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

haben, versorgen zunächst e<strong>in</strong>mal ihre Klientel:<br />

„Wir als Pflegedienst haben e<strong>in</strong> drogenakzeptierendes Verständnis, d.h. wir versorgen auch<br />

Leute, die von sich sagen, oder die offen damit umgehen, dass sie aktiv Drogen gebrau-<br />

chen.“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

Aus rechtlichen Gründen wird allerd<strong>in</strong>gs darauf geachtet, dass der Konsum von illegalen<br />

Drogen nicht im Haus stattf<strong>in</strong>det:<br />

„Ja, letztendlich gibt es Spielregeln von unserer Seite, vom Pflegedienst aus. Ganz konkre-<br />

tes Beispiel, ke<strong>in</strong>en aktiven Drogenkonsum <strong>in</strong> unserer Gegenwart, da brechen wir die E<strong>in</strong>-<br />

sätze ab. Oder da geht es dann mehr <strong>in</strong> den Wunsch, "Bitte knall dir nichts re<strong>in</strong>, bevor e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>satz ist, weil sonst haben wir nichts davon“. Also, es gibt Spielregeln, (…). Aber ansons-<br />

ten ist das ja die Arztaufgabe, Substitution und Beigebrauch. Da ziehen wir uns auch e<strong>in</strong><br />

stückweit zurück aus diesem Spannungsfeld, das muss der Arzt mit se<strong>in</strong>em Patienten klä-<br />

ren.“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

Die angeführten Zitate belegen, wie der Pflegedienst mit den zum Teil sehr schwierigen Fra-<br />

gen des zusätzlichen Konsums von illegalen und legalen Drogen umgeht. Die personenzent-<br />

rierte Hilfe geht von dem aus, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt machbar ist und versteht<br />

sich als begleitendes Instrument. Die Akzeptanz von Drogenkonsum ist allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

grenzenlos, d.h. das Pflegepersonal bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dem Dilemma, e<strong>in</strong>erseits den (illegalen<br />

und legalen) Drogengebrauch zu akzeptieren, andererseits sich nicht <strong>in</strong> das Spannungsfeld<br />

von Substitution und Beigebrauch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziehen zu lassen. Auch muss aus Sicht der Pflege<br />

gewährleistet se<strong>in</strong>, dass die pflegerische Maßnahme durchgeführt werden kann, d.h. der<br />

Patient oder die Patient<strong>in</strong> muss ansprechbar se<strong>in</strong> und bereit se<strong>in</strong>, die Pflegeleistungen anzu-<br />

nehmen.<br />

122


Für Pflegee<strong>in</strong>richtungen ist es nicht nur aus pflegerischer Sicht notwendig, hier klare Gren-<br />

zen zu ziehen, denn im Extremfall könnte e<strong>in</strong> Heim auch geschlossen werden. Daher ist es<br />

<strong>für</strong> diese E<strong>in</strong>richtungen existenziell, zum<strong>in</strong>dest die „harten“ Drogen aus dem Haus zu halten:<br />

„HL: Weil wir es aber geschafft haben, dass wir die harten Drogen hier raus haben. (.) Das<br />

haben wir h<strong>in</strong>gekriegt. Da haben wir aber wirklich auch Leuten den Heimvertrag gekündigt,<br />

weil, da müssen wir aufpassen, dass wir ke<strong>in</strong> Drogenumschlagsplatz werden. Da müssen<br />

wir gute Grenzen ziehen.“ (PH, Berl<strong>in</strong>)<br />

E<strong>in</strong>e akzeptierende Haltung ist kompatibel mit der E<strong>in</strong>führung und Durchsetzung von Re-<br />

geln, wie Beispiele über den Umgang mit dem Drogenkonsum der Patienten und Patient<strong>in</strong>-<br />

nen zeigt.<br />

6.3.2 Wertschätzung und Empathie<br />

Der Lebensweisen akzeptierende Ansatz impliziert die Wertschätzung der Klientel:<br />

„Also, wir versuchen schon, sehr wertschätzend mit unseren Betreuten umzugehen. Also,<br />

nicht irgendwie das Leben, wie es halt auf der Straße ist, nicht zu beachten, oder als m<strong>in</strong>-<br />

derwertig zu bezeichnen, sondern wirklich schon wertschätzend mit ihnen auch umzugehen.“<br />

(APD, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Die Analyse der Interviews mit Drogengebrauchern und -gebraucher<strong>in</strong>nen (vgl. Kapitel 4)<br />

zeigt, dass viele von ihnen unter ihrem marg<strong>in</strong>alisierten Status und e<strong>in</strong>er damit e<strong>in</strong>hergehen-<br />

den mangelnden Wertschätzung durch andere Bevölkerungsgruppen leiden. Im pflegeri-<br />

schen Umgang mit ihnen spielen daher Empathie und Wertschätzung e<strong>in</strong>e wesentliche Rol-<br />

le. Das sche<strong>in</strong>t jedoch im Umgang mit Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen mit Alkoholproblemen<br />

und <strong>in</strong>sbesondere mit Korsakow-Erkrankten gelegentlich schwierig zu se<strong>in</strong>:<br />

„Ja. ich denke, da kann man auch wirklich nicht jeden Mitarbeiter <strong>in</strong> den Bereich e<strong>in</strong>setzen.<br />

[...] Und das ist bei denen, die dort arbeiten ist das so, also da würde ke<strong>in</strong>er sagen, wir ha-<br />

ben auch Mitarbeiter im Haus, die dann manchmal (...), "Die, die s<strong>in</strong>d alle selber schuld",<br />

"Dann sollen sie auch nicht saufen" und "Da wird e<strong>in</strong> Haufen Geld re<strong>in</strong>gesteckt" und so et-<br />

was, und oftmals ist es, dass <strong>in</strong> der Familie selbst auch (...) Alkohol, <strong>in</strong> der weitläufigen Ver-<br />

wandtschaft oder so, Alkohol e<strong>in</strong>e Rolle gespielt...“ (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

123


Die Notwendigkeit <strong>für</strong> das Personal, die Herausforderungen, die die Arbeit mit drogen-<br />

gebrauchenden Menschen mit sich br<strong>in</strong>gt, zu tragen, wird auch <strong>in</strong> den Experten-Panels her-<br />

vorgehoben. Dass zeigt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bereits angeführten Zitat zu den Auswirkungen auf das<br />

Management der E<strong>in</strong>richtung:<br />

„T6: […] man muss als Mitarbeiter<strong>in</strong> und Mitarbeiter, egal welchen Bereich, diese Belastun-<br />

gen, die es unweigerlich e<strong>in</strong>fach gibt, auch tragen wollen. […]“ (EPI I, Frankfurt)<br />

6.3.3 Herstellen von Compliance<br />

Für den Erfolg e<strong>in</strong>er pflegerischen Maßnahme ist die Kooperation zwischen<br />

Arzt/Pflegepersonal und der zu pflegenden/betreuenden Person von großer Bedeutung,<br />

ebenso deren Mitarbeit bei jeder Maßnahme und vor allem h<strong>in</strong>sichtlich der E<strong>in</strong>haltung der<br />

ärztlichen Anweisungen (Compliance). Das unkooperative Verhalten e<strong>in</strong>es Patienten oder<br />

e<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong> führt zu e<strong>in</strong>em erhöhten Pflegeaufwand, wenn beispielsweise diese/r die Mit-<br />

hilfe an der Pflegehandlung versagt. In e<strong>in</strong>em Gespräch wird dann versucht, die Missver-<br />

ständnisse aufzuklären und – soweit möglich – die Compliance (wieder)herzustellen. Gege-<br />

benenfalls wird sogar e<strong>in</strong>e pflegerische Versorgung wegen fehlender Compliance unmöglich.<br />

Manche E<strong>in</strong>richtungen und manche Helfer und Helfer<strong>in</strong>nen versuchen, durch die E<strong>in</strong>führung<br />

von (rigiden) Regeln kooperatives Verhalten zu erzw<strong>in</strong>gen. Das ist manchmal erfolgreich,<br />

öfter jedoch kontraproduktiv. Da ist es besser, die Patienten und Patient<strong>in</strong>nen dazu bewegen<br />

kann, sich kooperativ und e<strong>in</strong>sichtig zu verhalten. Bei Drogengebrauchern und -<br />

gebraucher<strong>in</strong>nen ist das nach Me<strong>in</strong>ung der Pflegekräfte <strong>in</strong> manchen Fällen wegen des<br />

„Suchtdrucks“ besonders schwierig:<br />

„Drogengebraucher s<strong>in</strong>d aufgrund ihrer Sucht und des Suchtdrucks also das heißt mit der (?)<br />

Beschaffung, wenn sie jetzt Menschen im Hero<strong>in</strong>programm s<strong>in</strong>d oder im Substitutionspro-<br />

gramm, was viele auch nicht durchhalten, die lange auf der Szene s<strong>in</strong>d, d.h. die s<strong>in</strong>d wenig<br />

compliant.“ (BW1, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Die Pflegedienste betonen die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es Beziehungsaufbaus zwischen Pflegeper-<br />

sonal und der zu pflegenden Person:<br />

„[…] die Hauptsache bei e<strong>in</strong>er Versorgung von Menschen mit Suchtstrukturen ist e<strong>in</strong> Bezie-<br />

hungsaufbau, wenn e<strong>in</strong>em das gel<strong>in</strong>gt, dann hat man fast schon die halbe Miete bei der Ar-<br />

beit […]“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

124


Erfolgreiche Pflege setzt gewöhnlich auf e<strong>in</strong>en Beziehungsaufbau. Das ist aber ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fa-<br />

ches Unterfangen.<br />

„Aber dieses Vertrauen aufzubauen dauert halt sehr lange, also ich denke immer das ist so,<br />

weil die Drogengebraucher s<strong>in</strong>d sehr misstrauisch und der [Name] hat ja schon gesagt, die<br />

s<strong>in</strong>d gute Schauspieler zum Teil, die kennen das mit Institutionen und um e<strong>in</strong> echtes Ver-<br />

hältnis dann aufzubauen, das dauert sehr lange, deswegen ist es gut, wir haben ja viele die<br />

s<strong>in</strong>d lange bei uns im Betreuten Wohnen, das ist dann vielleicht auch lebenslang, aber das<br />

fängt so an, das kann immer dazwischen abgebrochen werden oder so, aber das ist so e<strong>in</strong><br />

Prozess dieses Vertrauen und Akzeptanz ist was ganz Wesentliches, sonst geht's nicht.“<br />

(BW1, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Mit <strong>Drogenabhängige</strong>n ist die Zusammenarbeit manchmal schwierig, weil <strong>für</strong> sie die Drogen<br />

im Mittelpunkt stehen. Das hat zur Folge, dass sie sich unkooperativ verhalten und es dem<br />

Pflegedienst schwer machen, se<strong>in</strong>e Leistungen zu erbr<strong>in</strong>gen.<br />

„Auch <strong>in</strong> den Leistungen, auch wenn die e<strong>in</strong>e Wohnung haben, also wenn der Pflegedienst<br />

heute h<strong>in</strong>kommt und die Hauswirtschaft muss ja immer damit rechnen, dass man kl<strong>in</strong>gelt und<br />

der Mensch ist nicht da, weil er auf der Szene ist, weil er nicht aufmachen, weil er im Bett<br />

liegt, weil er völlig zugedröhnt ist […]“ (APD, Frankfurt/M)<br />

„Genau, und manchmal habe ich ja gar nichts, dann s<strong>in</strong>d die Mitarbeiter da und der Mensch<br />

ist stur und steif und bleibt da sitzen und sagt „Ne<strong>in</strong>, ich dusche heute nicht". Dann war der<br />

E<strong>in</strong>satz umsonst.“ (APD, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Die Anfahrt zu e<strong>in</strong>er zu pflegenden Person kann nicht getrennt abgerechnet werden, so dass<br />

unter Umständen hohe Kosten anfallen. E<strong>in</strong> ambulanter Pflegedienst <strong>in</strong> Frankfurt berichtet,<br />

dass se<strong>in</strong> Versorgungsgebiet die Stadt sowie die benachbarte Stadt Offenbach umfasst. Da-<br />

bei handelt es sich <strong>in</strong> der Regel um Patienten und Patient<strong>in</strong>nen im betreuten E<strong>in</strong>zelwohnen.<br />

Die Anfahrt ist zeitaufwendig und verursacht Kosten. Wird dann der Patient oder die Patien-<br />

t<strong>in</strong> nicht angetroffen oder ist unfähig oder unwillig zur Kooperation, kann die Pflegeleistung<br />

nicht erbracht werden. Die Kosten <strong>für</strong> die Anfahrt und <strong>für</strong> den Zeitaufwand muss u.U. der<br />

Pflegedienst selbst tragen. Schließlich steht auch der Pflegeerfolg <strong>in</strong> Frage, wenn ke<strong>in</strong>e re-<br />

gelmäßige Versorgung gewährleistet werden kann. Solche Erfahrungen stellen e<strong>in</strong>e akzep-<br />

tierende, wertschätzende und empathische Haltung der Pflegedienstleister auf e<strong>in</strong>e harte<br />

Probe, die sie pauschal betrachtet jedoch erstaunlich gut meistern, wie im Folgenden gezeigt<br />

wird.<br />

125


E<strong>in</strong> gelungener Aufbau e<strong>in</strong>er helfenden Beziehung erleichtert die Zusammenarbeit mit Dro-<br />

genabhängigen und erhöht die Compliance. Beide Seiten, die Helfenden und Pflegenden<br />

und die <strong>Drogenabhängige</strong>n profitieren davon.<br />

126


6.3.4 Hohe Flexibilität im pflegerischen und betreuerischen Alltag<br />

Insofern der akzeptierende Ansatz im Leitbild der E<strong>in</strong>richtung verankert ist, muss dieser sich<br />

<strong>in</strong> der Haltung des gesamten Personals widerspiegeln. Auch erfordert dieser e<strong>in</strong>e große Fle-<br />

xibilität des Personals beziehungsweise führt er zu Belastungen, die von diesen auch getra-<br />

gen werden müssen:<br />

„Sie müssen sich permanent austauschen, müssen sich permanent auf neue Situationen<br />

e<strong>in</strong>stellen, man muss als Mitarbeiter<strong>in</strong> und Mitarbeiter, egal welchen Bereich, diese Belas-<br />

tungen, die es unweigerlich e<strong>in</strong>fach gibt, auch tragen wollen.“ (BW2, Frankfurt)<br />

Den Mitarbeitern und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen wird e<strong>in</strong> hohes Engagement und große Flexibilität <strong>in</strong><br />

der Tages- und Arbeitsplanung abverlangt. Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, die sich darauf<br />

e<strong>in</strong>lassen, identifizieren sich <strong>in</strong> der Regel stark mit den Ansätzen und Zielen ihrer E<strong>in</strong>richtun-<br />

gen. E<strong>in</strong>ige Vertreter von E<strong>in</strong>richtungen haben jedoch darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass die Gefahr,<br />

e<strong>in</strong> Burnout zu erleiden, relativ hoch ist. Diesem wird durch entsprechende Angebote <strong>für</strong> das<br />

Personal entgegengewirkt:<br />

„Und wir haben e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Fluktuation, fragt man sich warum, weiß ich nicht genau, die<br />

Mitarbeiter s<strong>in</strong>d [Name der E<strong>in</strong>richtung] sehr zufrieden (...), und wir versuchen, da bestimmte<br />

Sachen anzubieten, damit sie nicht unter e<strong>in</strong>em sogenannten Burnout leiden.“ (BW, Berl<strong>in</strong>)<br />

6.3.5 Beheimatung der Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

Die Institutionen bemühen sich auch darum, dass ihre Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen sich<br />

bei ihnen zu Hause fühlen, also beheimatet s<strong>in</strong>d. Im Betreuten (E<strong>in</strong>zel-)Wohnen geht es dar-<br />

um, dass sich die Klienten und Klient<strong>in</strong>nen dort dauerhaft niederlassen und ihre „Altlasten“<br />

aufarbeiten.<br />

„So, das ist eigentlich der orig<strong>in</strong>är sozialarbeiterische Teil, dann eben Hilfe bei der Strukturie-<br />

rung des Tages und auch Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagskonflikten. Das kann<br />

aber auch gehen <strong>in</strong> Richtung wieder Kontakt aufnehmen zur Familie, häufig ist ja alles ab-<br />

gebrochen gewesen über all die Jahre wo die Leute dann <strong>in</strong> der Drogenszene gelebt haben,<br />

da geht’s auch da drum zu gucken, gibt es überhaupt noch Menschen zu denen sie wieder<br />

gerne den Kontakt aufnehmen möchten und macht es S<strong>in</strong>n und s<strong>in</strong>d Angehörige überhaupt<br />

bereit auch dazu diesen Kontakt wieder aufzunehmen, also auch das gehört dazu, aber es<br />

127


kann auch die Abarbeitung von irgendwelchen juristischen Belastungen se<strong>in</strong>. Häufig ist es<br />

so, dass da noch Altlasten s<strong>in</strong>d, mehr oder m<strong>in</strong>der Altlasten, manchmal kommen auch noch<br />

e<strong>in</strong> paar jüngere ((lachen)) wieder dazu und auch da geht’s natürlich darum die Klienten da-<br />

bei zu unterstützen, das mal <strong>in</strong> geordnete Bahnen zu kriegen und Schulden genauso.“<br />

(DH, Frankfurt)<br />

In anderen E<strong>in</strong>richtungen werden Alltagarbeiten erwartet wie Essen austeilen, Geschirr ab-<br />

waschen usw..<br />

„PL: Es ist ja schon früh, die machen ja alles selber. Die müssen, ihr Essen teilen sie selber<br />

aus, sie waschen selber ab, also sie werden ja richtig mit <strong>in</strong>tegriert, was ja <strong>in</strong> den anderen<br />

Wohnbereichen, da ist zwar auch der e<strong>in</strong>e oder andere, der mal abwäscht, aber es ist ja<br />

nicht so wie zu Hause. Und da oben ist es ja mehr oder weniger wie zu Hause.“<br />

(PHMB2, Berl<strong>in</strong>).<br />

Mit der Idee der Beheimatung geht die Vorstellung e<strong>in</strong>her, suchtkranken Menschen dauer-<br />

haft e<strong>in</strong>en Lebensmittelpunkt zu schaffen.<br />

„Denn das muss man sich e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>mal vorstellen, auch e<strong>in</strong> <strong>Drogenabhängige</strong>r ist irgend-<br />

wo beheimatet, selbst wenn es sich um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung gehandelt hat, <strong>in</strong> den letzten 10<br />

Jahren. Und er möchte im Grunde genommen, wenn es irgendwie geht, im vertrauten Um-<br />

feld bleiben. Darüber werden wir nachdenken müssen.“ (EPI II, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

Das Konzept der Beheimatung muss jedoch wiederum flexibel gehandhabt werden, da e<strong>in</strong>i-<br />

ge <strong>Drogenabhängige</strong> sich bei guter Pflege gesundheitlich so gut entwickeln, dass ihre Unter-<br />

br<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> anderen E<strong>in</strong>richtungen, zum Beispiel im Betreuten (E<strong>in</strong>zel)Wohnen möglich wird.<br />

„HL: […] Denn wir entlassen auch wieder. Ja. Und die haben ja <strong>in</strong> der Regel alle e<strong>in</strong>en Be-<br />

treuer, und geme<strong>in</strong>sam mit dem Betreuer werden dann Wohnformen gesucht, wo sie (...)<br />

besser untergebracht, also dann auch wieder (...) Man kann, wenn jetzt e<strong>in</strong> 40jähriger<br />

kommt, der kann nicht noch 40 Jahre im Pflegeheim leben. Wenn noch etwas möglich ist,<br />

was anderes. Das ist auch so e<strong>in</strong> Ausgangspunkt. Und viele wollen es ja auch. Lieber e<strong>in</strong>e<br />

eigene Wohnung, e<strong>in</strong>e Wohngeme<strong>in</strong>schaft oder so e<strong>in</strong> betreutes Wohnen, wo jemand da ist,<br />

und solche Sachen.<br />

I: Das heißt, Sie sehen das <strong>für</strong> sich auch eher als Zwischenschritt an <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e größere Selbst-<br />

ständigkeit?<br />

128


HL: Ja. Nicht <strong>für</strong> alle wird es möglich se<strong>in</strong>, weil e<strong>in</strong> Teil dann auch schon wieder etwas älter<br />

ist, und e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach so, die haben gesagt, das ist jetzt ihr Zuhause hier. Die fühlen<br />

sich hier so wohl, das ist immer schwer, den Kassen gegenüber zu begründen, ne. Aber (.)<br />

versuchen wir dann.“ (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

In der Pflege setzt sich immer mehr der Ansatz „ambulant vor stationär“ durch. Doch auch<br />

seitens der Experten und Expert<strong>in</strong>nen wurde angemerkt, dass aufgrund dessen, dass nur<br />

wenige Pflegeheime auf e<strong>in</strong>e „Entlassung“ des Bewohners, der Bewohner<strong>in</strong> h<strong>in</strong>wirken, kaum<br />

Vernetzungsstrukturen zwischen Pflegee<strong>in</strong>richtungen und E<strong>in</strong>richtungen des Betreuten<br />

Wohnens vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

„T3: Es gibt eigentlich wenig so stationäre Pflege, die vom Bedarf her länger ist und das ist<br />

auch das besondere <strong>in</strong> der Pflege <strong>in</strong> dem Bereich, […] und wenn ich die auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Struk-<br />

tur und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e feste medikamentöse Versorgung kriege, dann ist es nur e<strong>in</strong>e Frage von ei-<br />

nem halben Jahr, dass sich die Situation <strong>für</strong> ihn grundlegend ändert. […] Das heißt, ich muss<br />

die wirklich entlassen und Sie gehören ja zu den Heimen, die auch tatsächlich entlassen.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e Ausnahme, die Regel ist: "Ich entlasse nicht" und (…)<br />

T4: Auch aus Kostengründen [alle stimmen zu].“ (EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Die Beheimatung von Klienten und Klient<strong>in</strong>nen hat folglich viele Facetten. Zum e<strong>in</strong>en soll es<br />

suchtkranken Menschen, die zwischen 50 und 60 Jahre alt s<strong>in</strong>d und deren Lebensgeschichte<br />

<strong>in</strong> vielen Fällen auch von Wohnungslosigkeit geprägt ist, ermöglicht werden, im Gegensatz<br />

zu e<strong>in</strong>er bloßen Unterkunft e<strong>in</strong>e „Heimat“ zu f<strong>in</strong>den. Manche dieser Menschen wünschen<br />

sich langfristige Perspektiven; sie wollen im Heim bleiben, das ihnen auch bei zunehmendem<br />

Pflegebedarf e<strong>in</strong> Zuhause bietet. Jedoch s<strong>in</strong>d die meisten Bewohner von Altenpflegeheimen<br />

hochaltrige Menschen <strong>in</strong> ihrer letzten Lebensphase. Auch darum s<strong>in</strong>d diese E<strong>in</strong>richtungen<br />

primär auf die Pflege dieser sehr alten Menschen ausgerichtet. Es fällt dann manchmal<br />

schwer, den Übergang zu f<strong>in</strong>den <strong>für</strong> diejenigen Suchtkranken, <strong>für</strong> die nicht die Pflege, son-<br />

dern Maßnahmen der Rehabilitation im Vordergrund stehen. Für diese Gruppe ist e<strong>in</strong>e auf<br />

Dauer angelegte Beheimatung nicht s<strong>in</strong>nvoll, die den Weg <strong>in</strong> rehabilitative Maßnahmen eher<br />

blockiert oder gar versperrt.<br />

Die Ref<strong>in</strong>anzierung von Maßnahmen der Wiedere<strong>in</strong>gliederungshilfe ist zudem <strong>für</strong> Pflegehei-<br />

me begrenzt. Ist e<strong>in</strong>e Person über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum pflegebedürftig, kann diese nicht<br />

ohne weiteres <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung des Betreuten Wohnens überstellt werden:<br />

„I: Aber geht das Grundkonzept dann zur Rehabilitation h<strong>in</strong>?<br />

129


T1: Wenn die Ressource da ist, dann ja. Also es gibt auch e<strong>in</strong>ige, die werden von uns aus<br />

auch noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Reha gehen. Das f<strong>in</strong>anzieren ja auch e<strong>in</strong>ige Kassen, wenn da dieser<br />

Ansatz ist. Was fehlt ist, dass bei uns beispielsweise so e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfallhilfe e<strong>in</strong>gebunden<br />

werden könnte <strong>für</strong> die Leute, die man dann wieder nach, weiß ich nicht, nach e<strong>in</strong>em Jahr<br />

oder zwei Jahren <strong>in</strong> das eigene Wohnen entlassen kann, das geht gesetzlich nicht. (?) […]<br />

Und das ist e<strong>in</strong> Manko, weil gerade bei vielen jungen Menschen ist es e<strong>in</strong>fach so, dadurch,<br />

dass sie jung s<strong>in</strong>d, haben sie e<strong>in</strong> anderes Regenerationspotential.<br />

T4: Ab 20?<br />

T1: Ja, ab 20 nehmen wir auf, ab 20, 22.<br />

T7: Und wieso kommen die dann zu Ihnen?<br />

T1: Weil es Pflegefälle s<strong>in</strong>d.“ (EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Im Umgang mit älteren Suchtkranken muss das Konzept der Beheimatung flexibel gehand-<br />

habt werden. <strong>Drogenabhängige</strong> mit chronischen Krankheiten (HIV, HCV), die sich bei guter<br />

Pflege stabilisieren, brauchen andere Konzepte der Beheimatung als diejenigen von ihnen,<br />

deren Krankheiten systematisch fortschreiten.<br />

6.3.6 Nähe und Distanz<br />

Die starke E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Klientel <strong>in</strong> den Alltag und <strong>in</strong> die Alltagsarbeiten und die Nähe, die<br />

mit der Pflege verbunden ist, machen die Grenzen zwischen den Parteien fließend. Die<br />

Grenzziehungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> klassischen Pflegeheimen klarer, <strong>in</strong> anderen fließender.<br />

„P: Wir haben ja auch wirklich Leute hier, da haben sie mich gesehen und dann heißt es,<br />

"Komm, Mädelchen, komm, ich helfe dir, ich b<strong>in</strong> doch viel stärker und ich mache dies und<br />

das" und denke ist es wirklich okay, wenn man sagt, "Ne<strong>in</strong> tut mir leid, ich b<strong>in</strong> Schwester<br />

[Vorname], und Sie s<strong>in</strong>d Herr Soundso“. (PHMB1, Berl<strong>in</strong>)<br />

Pflegedienste und Betreuer und Betreuer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die an HIV/AIDS erkrankte<br />

Menschen und <strong>Drogenabhängige</strong> versorgen, haben andere Grenzziehungen.<br />

„HL: Der Ton ist auch anders, man duzt sich auch, e<strong>in</strong>fach weil wenn man zu denen sagt,<br />

„Herr Soundso“, dann können die damit nicht so gut umgehen. Oder sie sagen auch, "Ne<strong>in</strong>,<br />

ich b<strong>in</strong> doch die Anni, sag Du zu mir."<br />

I: Ja das ist im Altenheim formaler.<br />

130


PL: Man geht hier anders mit e<strong>in</strong>ander um.<br />

HL: ja, unser Haus hat mehr e<strong>in</strong>e Funktion von "Zuhause".<br />

I: Das versuchen die Altenheime ja auch irgendwie zu vermitteln.<br />

HL: Aber da widerspricht es sich. Zuhause werde ich nicht gesiezt. (.) Das ist so, zu Hause<br />

werde ich geduzt. Das ist das klassische Merkmal von Zuhause. Zu Hause spricht mich kei-<br />

ner mit Frau [Name] an. Da b<strong>in</strong> ich [Vorname]. Und das ist hier genauso. Und wenn ich als<br />

Seniorenheim sage, die Leute sollen sich hier zu Hause fühlen, und ich hänge mir ans<br />

Schild, Sie werden hier gesiezt, das ist e<strong>in</strong> Widerspruch an sich. Und zwar e<strong>in</strong> ganz großer.“<br />

(PH, Berl<strong>in</strong>)<br />

Diese Unterschiede <strong>in</strong> den Positionen lassen sich auf die unterschiedlichen konzeptionellen<br />

Ausrichtungen der Institutionen zurückführen. Im ersten Fall handelt es sich um e<strong>in</strong>e Pflege-<br />

e<strong>in</strong>richtung mit vorrangig männlichen an Morbus Korsakow erkrankten Bewohnern im Alter<br />

von 50 bis ca. 70 Jahren, im zweiten Fall um e<strong>in</strong>e Pflegee<strong>in</strong>richtung <strong>für</strong> vorrangig jüngere an<br />

HIV/AIDS erkrankten Bewohnern mit e<strong>in</strong>er Abteilung <strong>für</strong> AIDS-kranke <strong>Drogenabhängige</strong>. In<br />

dieser E<strong>in</strong>richtung ist e<strong>in</strong> weniger formaler Umgang zwischen den Patienten und Patient<strong>in</strong>-<br />

nen und dem Pflegepersonal e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt der Beheimatung.<br />

Die Abgrenzung zu den Patienten und Patient<strong>in</strong>nen wird auch durch e<strong>in</strong>e kulturelle und al-<br />

tersbed<strong>in</strong>gte Nähe erschwert:<br />

„A: […] Dann ist die Zielgruppe jünger, also kulturell, sage ich mal, s<strong>in</strong>d die Unterschiede<br />

unter Umständen gar nicht so groß. Und wir haben sehr viele schwule oder lesbische Mitar-<br />

beiter. Und wir haben auch viel Klientel, die s<strong>in</strong>d schwul. Und die würden sich auch abends<br />

treffen,[...]<br />

I: Die Mitarbeiter und dieses Klientel?<br />

A: Ja, re<strong>in</strong> theoretisch sage ich mal, könnten die sich auf der Straße treffen.<br />

B: Die könnten sich <strong>in</strong> der gleichen Kneipe treffen, also nicht, dass sie verabredet s<strong>in</strong>d, aber<br />

dass man <strong>in</strong> der Kneipe jemanden trifft, den man womöglich noch versorgt…“ (APD, Berl<strong>in</strong>)<br />

Das Beispiel zeigt, wie fließend – theoretisch gesehen - die Grenzen zwischen der Klientel<br />

und dem Pflegepersonal s<strong>in</strong>d. Der vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Altersunterschied und die „kultu-<br />

relle“ Nähe zwischen Klientel und Pflegekräften erleichtern die Herstellung e<strong>in</strong>es freund-<br />

schaftlichen Klimas, das der Beheimatung sicherlich sehr zugute kommt. In klassischen Al-<br />

tenpflegeheimen ist die Distanz zwischen den Bewohnern und Bewohner<strong>in</strong>nen und den Pfle-<br />

gekräften sehr viel größer. Erst seit wenigen Jahren entwickelt sich auch <strong>in</strong> den Altenpflege-<br />

131


heimen e<strong>in</strong>e kulturelle Vielfalt mit Angebote <strong>für</strong> bestimmte Zielgruppen, worauf an anderen<br />

Stellen bereits h<strong>in</strong>gewiesen worden ist.<br />

6.3.7 Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Tod und Sterben<br />

Sowohl <strong>in</strong> den Altenpflegeheimen als auch <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen der Suchthilfe s<strong>in</strong>d die Pflege-<br />

kräfte und die Klientel mit Tod und Sterben konfrontiert. In vielen Altenpflegeheimen hat sich<br />

<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Sterbe- und Abschiedskultur etabliert, die sowohl die Sterbebegleitung als<br />

auch den Abschied und die Er<strong>in</strong>nerungsarbeit umfassen. In vielen E<strong>in</strong>richtungen gibt es ei-<br />

nen Aussegnungsraum, e<strong>in</strong>e Gedenkstunde, e<strong>in</strong>en Gedenktisch und Material <strong>für</strong> die Er<strong>in</strong>ne-<br />

rungsarbeit. 48 Allerd<strong>in</strong>gs kann e<strong>in</strong>e Sterbekultur nur im Rahmen e<strong>in</strong>er Bezugspflege funktio-<br />

nieren. Dieser Ansatz wird <strong>in</strong> Altenpflegeheimen oftmals durch e<strong>in</strong>en sehr engen Personal-<br />

schlüssel konterkariert. So gewährleisten viele Pflegeheime nur die gesetzliche M<strong>in</strong>destan-<br />

forderung an Fachkräften (50%) und b<strong>in</strong>den nur selten ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitar-<br />

beiter<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>. Ehrenamtliche Sterbebegleitung ist jedoch wesentlicher Bestandteil der<br />

Hospizarbeit.<br />

Da die überwiegende Mehrheit der Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen von Altenpflegeheimen<br />

erst <strong>in</strong> ihrer letzten Lebensphase übersiedeln und dort nur kurz verweilen, ist die Begegnung<br />

mit Sterben und Tod e<strong>in</strong>e alltägliche Erfahrung <strong>für</strong> die Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen und<br />

das Pflegepersonal. Während das Sterben im hohen Alter als natürliches Ende e<strong>in</strong>es Lebens<br />

betrachtet wird, stellt das Sterben von jungen Menschen und denen <strong>in</strong> der Lebensmitte e<strong>in</strong>e<br />

Herausforderung <strong>für</strong> die sie betreuenden Menschen dar. Das ist vor allem <strong>in</strong> der Suchthilfe<br />

so, wie die folgenden Zitate belegen:<br />

„R: Das Wesentliche, woran man sich gewöhnen muss ist, dass man relativ viel Todesfälle<br />

auch hat, also wir haben 4, 5 pro Jahr. Wichtig ist da, dass die Frauen, <strong>in</strong> welchem Zustand<br />

auch immer, so lange bleiben können, wie sie selber wollen.“ (BW, Frankfurt/Ma<strong>in</strong>)<br />

„HL: Im letzten Jahr hatten wir 47/48 Sterbefälle.<br />

PL: Das ist viel, wusste ich gar nicht.<br />

SB: Ne, wusste ich auch nicht so.<br />

HL: Ja, das nehmt ihr hier unten ja gar nicht so wahr. Die AIDS-Kranken, Alkohol, selbst 25-<br />

jährige versterben hier, leider. Das ist natürlich gar nicht schön, aber es ist auch euch nicht<br />

so im Bewusstse<strong>in</strong>, es ist wirklich oben, wo die sterben. 3 oder 4 s<strong>in</strong>d schon im Krankenhaus<br />

48<br />

Im Rahmen dieses Forschungsauftrags wurde nicht eruiert, ob die Angebote den Qualitätsstandards<br />

e<strong>in</strong>er Palliative-Care Versorgung entsprechen. Siehe auch: Diakonie (2006): Leben bis zuletzt – Implementierung<br />

von Hospizarbeit und Palliativbetreuung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen der stationären Altenhilfe.<br />

132


gestorben. (...). Junge Menschen, die zum Pflegefall werden, die haben natürlich auch hefti-<br />

ge Voraussetzungen, entweder e<strong>in</strong>e richtig böse Erkrankung (...) wie Krebs, wo es dann<br />

schon Metastasen sonst was ist, Streukrebs, oder aber eben e<strong>in</strong>e Suchtkarriere h<strong>in</strong>ter sich<br />

haben, nach vielen, vielen Jahrzehnten mit den entsprechenden Folgegeschichten. Und ha-<br />

ben e<strong>in</strong> AIDS-Vollbild. Ja, so sie können, bleiben sie hier. D.h. wenn sie hierher kommen,<br />

wenn sie an so e<strong>in</strong>er schweren Krankheit erkrankt s<strong>in</strong>d, dann dauert es oftmals auch nicht<br />

mehr so sehr lange. […] Und dadurch haben wir e<strong>in</strong>e recht hohe Fluktuation hier. Wir haben<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren durchschnittlich 100 Aufnahmen <strong>in</strong> Jahr gehabt.“ (PH, Berl<strong>in</strong>)<br />

Sterben und Tod gehören auch <strong>in</strong> manchen E<strong>in</strong>richtungen der Suchthilfe eher zum Alltag,<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> AIDS-kranke <strong>Drogenabhängige</strong>. Die Helfenden selbst sa-<br />

gen, dass man sich daran „gewöhnen muss“ und signalisieren damit, dass das nicht leicht<br />

fällt. In größeren E<strong>in</strong>richtungen liegen die Zahlen der jährlichen Sterbefälle entsprechend<br />

höher. Die Helfenden und Pflegenden bemühen sich darum, ihre Patienten und Patient<strong>in</strong>nen<br />

bis zum Tod <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung zu behalten und sie auf diesem Weg zu begleiten.<br />

Sterben und Tod s<strong>in</strong>d wichtige Themen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen, die schwerkranke Menschen mit<br />

AIDS alle<strong>in</strong> oder mit dieser und anderen chronischen Erkrankungen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Dro-<br />

genabhängigkeit aufnehmen.<br />

6.3.8 Zwischenfazit<br />

Die Analyse der Interviews und die Experten-Panels belegen noch e<strong>in</strong>mal die Bedeutung des<br />

lebensweisenakzeptierenden Ansatzes im Umgang mit pflegebedürftigen und schwerkran-<br />

ken <strong>Drogenabhängige</strong>n. Es zeigt sich weiterh<strong>in</strong>, dass<br />

• e<strong>in</strong>e akzeptierende Haltung kompatibel ist mit der E<strong>in</strong>führung und Durchsetzung von Re-<br />

geln;<br />

• die Compliance der Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner verschiedener E<strong>in</strong>richtungen steigt,<br />

wenn der Aufbau e<strong>in</strong>er helfenden Beziehung gelungen ist;<br />

• im Umgang mit älteren Suchtkranken das Konzept der Beheimatung flexibel gehandhabt<br />

werden muss;<br />

• Sterben und Tod wichtige Themen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d, die schwerkranke Men-<br />

schen mit AIDS alle<strong>in</strong> oder mit dieser und andere konsumierenden Erkrankungen <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit Drogenabhängigkeit aufnehmen.<br />

133


6.4 Intersektorale Vernetzung (trägerübergreifendes Budget)<br />

Das sogenannte Trägerübergreifende Budget ermöglicht es Leistungsempfängern und –<br />

empfänger<strong>in</strong>nen von den Rehabilitationsträgern anstelle von Dienst- oder Sachleistungen zur<br />

Teilhabe e<strong>in</strong> Budget zu wählen. Das „Persönliche Budget“ ist rechtlich im SGB IX (Rehabili-<br />

tation und Teilhabe beh<strong>in</strong>derter Menschen) angesiedelt. E<strong>in</strong> Rechtsanspruch besteht seit<br />

2008. Ausdrücklich vorgesehen ist das Persönliche Budget <strong>für</strong> Betreutes Wohnen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

umfasst es auch Pflegeleistungen der Pflegeversicherung und der Sozialhilfe, Krankenkas-<br />

senleistungen, Leistungen der begleitenden Hilfe im Arbeitsleben und Hilfen zur Frühförde-<br />

rung bei beh<strong>in</strong>derten K<strong>in</strong>dern.<br />

<strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong>, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>schlägigen E<strong>in</strong>richtungen der Suchthilfe und der Pflege-<br />

heime betreut werden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> überwiegender Mehrheit substituiert und damit <strong>in</strong> der Hilfepla-<br />

nung erfasst. Vertreter oder Vertreter<strong>in</strong>nen der befragten E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d bei den Pla-<br />

nungskonferenzen vertreten und stehen <strong>in</strong> Kontakt mit den überörtlichen Trägern. Das Per-<br />

sönliche Budget eignet sich <strong>in</strong> besonderem Maß da<strong>für</strong>, von e<strong>in</strong>em Heim <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betreute<br />

Wohnmöglichkeit zuwechseln. Dieser Fakt ist von großer Bedeutung <strong>für</strong> die Verknüpfung von<br />

Pflege und Betreutem Wohnen bei suchtkranken Menschen:<br />

„Also die Träger und der LWV, wenn man das mal so sagen will, die s<strong>in</strong>d da (?) Planungs-<br />

konferenz gesprochen haben, es ist ja so, sag ich jetzt mal, der LWV <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne ist ja<br />

auch nicht daran <strong>in</strong>teressiert, dass es <strong>für</strong> die Menschen nicht gut wäre, wenn die ständig<br />

umziehen müssen. Dann s<strong>in</strong>d sie pflegebedürftig, dann werden sie da verfrachtet, dann<br />

wohnen sie da, dann werden sie da verfrachtet, dann gibt es da ke<strong>in</strong> beh<strong>in</strong>dertengerechtes<br />

Bad, dann werden sie wieder wo anders h<strong>in</strong> verfrachtet und werden ständig irgendwoh<strong>in</strong><br />

umgezogen und die, wenn man so sagen will, die Ziel- und die Wunschvorstellung ist, Woh-<br />

nen und Pflege zu verb<strong>in</strong>den, weil auch bei Drogengebrauchern, wie bei HIV und Aids ist es<br />

alles nicht so l<strong>in</strong>ear, sondern es ist eher so wellenförmig und dann brauchen die irgendwann<br />

richtig viel Pflege und dann man wieder gar nicht oder es geht immer so h<strong>in</strong> und her <strong>in</strong> ir-<br />

gendwelchen Abständen und eigentlich will man nicht, und das wäre zu formulieren und das<br />

wird auch zu f<strong>in</strong>den und umzusetzen, dass man sagt: du hast hier e<strong>in</strong>en Mietvertrag, du<br />

kannst hier leben bis du stirbst, musst nicht ständig, weil die haben ja auch Angst, ke<strong>in</strong>er will<br />

<strong>in</strong>s Hospiz umziehen (unverständlich) da br<strong>in</strong>gt mich ke<strong>in</strong>er irgendwie h<strong>in</strong>, egal wie gut da<br />

die Pflege ist oder was ich da alles krieg.“ (APD, Frankfurt)<br />

Dieses Zitat verdeutlicht, dass e<strong>in</strong>e stärkere Verknüpfung von Wohnen und Pflege erwünscht<br />

ist. Der hier zitierte ambulante Pflegedienst sieht hier noch e<strong>in</strong>en Optimierungsbedarf.<br />

134


Allerd<strong>in</strong>gs ist das e<strong>in</strong>es der Ziele, das mit dem trägerübergreifenden Persönlichen Budget<br />

erreicht werden soll:<br />

„T8: Allgeme<strong>in</strong>en, ist, nicht nur die personenzentrierte Hilfegewährung, sondern die mög-<br />

lichst lange ambulante Hilfegewährung, nämlich e<strong>in</strong>e Betreuung im eigenen, im privaten oder<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von den Betroffenen selbst gewählten Umfeld.“ (EP I, Frankfurt)<br />

In Hessen ist der Landeswohlfahrtsverband <strong>für</strong> die Bewilligung der Hilfegewährung zustän-<br />

dig, wobei es e<strong>in</strong> sog. Regionalmanagement gibt. H<strong>in</strong>sichtlich der Drogengebraucher und -<br />

gebraucher<strong>in</strong>nen gibt es allerd<strong>in</strong>gs nach Aussage des LWV das Problem, dass viele von ih-<br />

nen als arbeitsfähig erachtet werden und damit vorrangig die Arbeitsagentur <strong>für</strong> die Betreu-<br />

ung dieser Menschen zuständig ist. Diese wiederum nimmt nach Aussage des LWV nicht an<br />

den Helferkonferenzen teil, so dass nur ergänzende Maßnahmen gewährt werden können,<br />

aber e<strong>in</strong>e vernetzte, trägerübergreifende Hilfe im S<strong>in</strong>ne des Gesetzes letztlich nur e<strong>in</strong>ge-<br />

schränkt möglich ist (telefonisches Interview, April 2010)<br />

Die Regionalisierung des trägerübergreifenden Budgets f<strong>in</strong>det sich auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, d.h. die<br />

sog. Helferkonferenzen s<strong>in</strong>d regional organisiert. Die Regionalisierung wird von den Exper-<br />

ten und Expert<strong>in</strong>nen allerd<strong>in</strong>gs nicht unkritisch gesehen:<br />

„T3: Also da hat sich aber auch mit der, da haben wir öfter drüber geredet, dass da bestimm-<br />

te Entwicklungen anders gelaufen s<strong>in</strong>d, als sie hätten laufen können durch die F<strong>in</strong>anzie-<br />

rungsstruktur auch hier im Land, aber die hat eben aber auch, im Gegensatz zum psychiatri-<br />

schen Bereich, so was mit der Größe des Problems zu tun. Ich me<strong>in</strong>e (?) Thema Regionali-<br />

sierung, Tagesstruktur, ja gut dann soll regionalisiert werden, aber da kann man nun nicht <strong>in</strong><br />

jedem Bezirk e<strong>in</strong>e Tagesstätte <strong>für</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> quasi f<strong>in</strong>den, die gibt es dann nun auch<br />

wieder nicht so und da an der Stelle muss dann eben auch geguckt werden, was man da<br />

politisch dann auch noch gemacht wird, dass an der Stelle eben vielleicht nicht <strong>für</strong> die Dro-<br />

genabhängigen die Regionalisierung greifen kann.“ (EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

In dem Zitat wird darauf verwiesen, dass entsprechende Angebote <strong>für</strong> suchtkranke Men-<br />

schen nicht unbed<strong>in</strong>gt regional vorhanden s<strong>in</strong>d mit der Folge, dass dieser Ansatz h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Zielgruppe nicht vollständig greift.<br />

Kritisiert wird weiterh<strong>in</strong> der Übergang von der Entlassung aus e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Maß-<br />

nahme der ambulanten Versorgung, da die Steuerungsrunden, <strong>in</strong> denen die Fälle vorgestellt<br />

und der Hilfeplan erstellt wird, nicht immer zeitnah erfolgen:<br />

135


„T3: Was wir e<strong>in</strong>fach merken ist, dass wir da ganz viele Menschen haben, aber das geme<strong>in</strong>-<br />

depsychiatrische System ist so gnadenlos (?), weil normalerweise s<strong>in</strong>d sie ewig <strong>in</strong> der Psy-<br />

chiatrie so und dann wird enthospitalisiert, das heißt (?), da freuen sie sich alle, dass sie<br />

rauskommen und da s<strong>in</strong>d Bearbeitungszeiten, die zwischen drei und fünf Monaten liegen.“<br />

(EPI II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Die <strong>in</strong> dem Zitat beschriebene zeitliche Lücke kann dazu führen, dass die betreute Person<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em betreuerischem Vakuum bef<strong>in</strong>det mit entsprechenden Verunsicherungen die-<br />

ser Personen. Hier s<strong>in</strong>d Optimierungsprozesse dankbar.<br />

Das trägerübergreifende Budget erleichtert den Wechsel von e<strong>in</strong>er Betreuungs<strong>in</strong>stitution <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e andere. In der Umsetzung besteht gegenwärtig noch Optimierungsbedarf.<br />

6.5 Fortbildungsbedarfe aus Sicht der Experten und Expert<strong>in</strong>nen (Experten-Panels)<br />

In beiden Experten-Panels wurde die Notwendigkeit von Fortbildungen formuliert, die sowohl<br />

den Bereich der Suchthilfe als auch den Bereich der Altenhilfe bzw. Altenpflege betreffen. So<br />

wird e<strong>in</strong> Fortbildungsbedarf <strong>in</strong> der Ausbildung der Altenpflege gesehen:<br />

„T10: Aber momentan ist die Altenpflegeausbildung noch so h<strong>in</strong>ten dran, also, die Schüler<br />

lernen nur auf den Stationen oder <strong>in</strong> den Heimen. Das, was sie an theoretischem Wissen<br />

mitbekommen, das ist mediz<strong>in</strong>isches Wissen, okay. Die bekommen auch e<strong>in</strong> bisschen Be-<br />

schäftigung und Betreuung mit, aber das Eigentliche spielt sich stationär ab. Weil die Alten-<br />

pflegeschulen nicht standardisiert arbeiten, def<strong>in</strong>itiv nicht, so wie das Schulsystem im Allge-<br />

me<strong>in</strong>en ja auch ist, also nicht standardisiert arbeiten, und def<strong>in</strong>itiv nicht auf dem neuesten<br />

Stand ist. Das ist e<strong>in</strong>fach so. Und das ist e<strong>in</strong> riesengroßer Mangel, den ich schon seit Jahren<br />

gesehen habe, weil ich immer wieder Schüler auf me<strong>in</strong>er Station hatte. Und dann sage ich,<br />

"Ja, mach mal das", und dann sehe ich, "Das wird schon seit 5 Jahren nicht mehr so ge-<br />

macht", "Das haben wir so gelernt." (EP I, Frankfurt)<br />

Bemängelt wird u.a. die mit e<strong>in</strong>er Standardisierung e<strong>in</strong>hergehende starre Pflege, die nicht<br />

berücksichtigt, dass im Umgang mit kranken <strong>Drogenabhängige</strong>n Flexibilität hilfreicher se<strong>in</strong><br />

kann. Die folgenden Zitate unterstreichen diese Argumente.<br />

136


„T1: Ja. Das denke ich schon. Das sehe ich auch schon, wir müssen ja auch immer mal wie-<br />

der Leas<strong>in</strong>g-Personal holen z.B. wenn bei uns Leute krank s<strong>in</strong>d, wir müssen ja die Pflege<br />

rund um die Uhr abdecken und wenn wir dann, also da haben wir viele, wo wir dann ganz<br />

klar mit diesen Leas<strong>in</strong>g-Firmen sagen "die dürfen wir nie wieder haben, die dürfen Sie uns<br />

nicht schicken, das eskaliert". Das gibt dann immer ganz schnell Ärger. Wenn die dann e<strong>in</strong>-<br />

fach die Akzeptanz nicht haben und stur auf irgendwelche Sachen, erst Diabetiker sticksen<br />

und dann wenn der Bewohner das andersrum will, dann knallt es, es geht nicht.<br />

T7: Das macht dann mehr Probleme als es Probleme behebt.“ (EPI II, Berl<strong>in</strong>).<br />

Die Probleme, die hier angesprochen werden, versucht man zu umgehen durch gezielte<br />

Auswahl der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>in</strong> den Pflegee<strong>in</strong>richtungen mit Abteilungen <strong>für</strong><br />

Suchtkranke.<br />

„T1: […] deswegen suchen wir auch bevorzugt Krankenschwestern und Krankenpfleger als<br />

Fachpersonal und nicht Altenpfleger, weil e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> der Ausbildung, die ist zu kurz und zu<br />

wenig, hat zu wenig H<strong>in</strong>tergrundwissen um die Grunde<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>fach zu haben, was ich<br />

bei e<strong>in</strong>er Krankenschwesterausbildung eher habe. Nicht nur die Fachlichkeit, sondern weil<br />

die <strong>in</strong> der Ausbildung wirklich mit mehr Problematiken konfrontiert werden.“ (EPI II, Berl<strong>in</strong>).<br />

Hier wird bereits nachdrücklich darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass manche Themen und Problemla-<br />

gen <strong>in</strong> der Ausbildung der Altenpflege zu kurz kommen, <strong>in</strong> unserem Fall die Suchtmediz<strong>in</strong>.<br />

„T6: Das Fachwissen, was Pflegepersonal braucht, also wenn man bestimmte Krankheiten,<br />

die Menschen mit Suchtproblemen haben, häufig hat, da<strong>für</strong> brauche ich e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>tergrundwis-<br />

sen, man muss wissen <strong>für</strong> was sie diese Medikamente nehmen, welche Nebenwirkungen<br />

haben die, worauf muss ich mich hier e<strong>in</strong>stellen.“ (EP II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Suchmediz<strong>in</strong>isches Fachwissen alle<strong>in</strong> reicht jedoch nicht aus; die Pfleger<strong>in</strong>nen und Pfleger<br />

sollten auch Grundkenntnisse zur psychosozialen Betreuung der Klientel haben.<br />

„T2: Also auch schon gewisse Kenntnisse über die Möglichkeiten der Suchthilfe <strong>in</strong>sgesamt,<br />

also wenn man auch mit Pflegekräften spricht, die vielleicht nicht unbed<strong>in</strong>gt mit unserer<br />

Klientel zu tun haben, und viele von ihnen haben eben auch den abst<strong>in</strong>enzorientierten An-<br />

satz als e<strong>in</strong>zige Möglichkeit im Kopf und es ist schon wichtig darüber auch <strong>in</strong>s Gespräch zu<br />

kommen. Mir fällt gerade dazu e<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> von mir, die organisiert<br />

Weiterbildungen <strong>in</strong> der Altenhilfe und hatte mehrfach das Thema Sucht im Alter auf dem<br />

137


Themenkatalog, aber es gab Null Nachfrage, Null, das <strong>in</strong>teressiert die Pflegekräfte nicht.“<br />

(EP II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wird auch mit Blick auf die E<strong>in</strong>richtungen der Suchthilfe e<strong>in</strong> Fortbildungsbedarf<br />

gesehen:<br />

„T4: […] also Älterwerden ist nicht en vogue. Wir haben auch mal überlegt, wo kann sich die<br />

Suchthilfe noch beschäftigen (?) [allgeme<strong>in</strong>es Gelächter] Das fängt ja schon mit der Anam-<br />

nese an, also, dass man gar nicht danach fragt, also gibt es altersbezogene Ersche<strong>in</strong>ungen.<br />

Also jegliche Schmerzen, jegliche Missempf<strong>in</strong>dungen werden auf den Drogenkonsum zu-<br />

rückgeführt und nicht, dass es vielleicht doch e<strong>in</strong>e Arthrose ist und zum Beispiel …<br />

T2: Auf mangelnden Drogenkonsum.<br />

T7: Was <strong>für</strong> e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g?<br />

T2: Auf mangelnden Drogenkonsum. [allgeme<strong>in</strong>es Gelächter]<br />

T4: … Dann überhaupt die ganzen, also auch Vorsorge betreffend, die wir jetzt mit 35 schon<br />

anfangen, also wird ja auch alles nicht thematisiert, nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen, also die<br />

Pflegebedürftigkeit wird überhaupt nicht festgestellt oder noch nicht e<strong>in</strong>mal danach gefragt,<br />

oder Schwerbeh<strong>in</strong>dertenstatus. Das s<strong>in</strong>d ja alles so Indikatoren <strong>für</strong> das Älterwerden, also die<br />

meisten Schwergeschädigten, Schwerbeh<strong>in</strong>derten bei uns s<strong>in</strong>d ja über 60, unsere s<strong>in</strong>d 10<br />

bis 20 Jahre vorgealtert, aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er normalen Beratung fragt man ja nicht, ob derjenige<br />

schwergeschädigt ist, welche körperlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen da s<strong>in</strong>d, welche psychischen,<br />

weil dadurch erschließen sich ja auch Leistungen oder es muss auch der Hilfebedarf abgelei-<br />

tet werden. Das ganze Spektrum, das haben wir wenig auf der Pfanne, also kann man so<br />

erst e<strong>in</strong>mal so sagen. Also es ist uns, wir haben uns anlässlich des Term<strong>in</strong>s heute unterhal-<br />

ten, doch e<strong>in</strong>iges e<strong>in</strong>gefallen, was wir auch im Gesundheitsförderungsbereich machen<br />

können, also angefangen mit Blutdruckmessung, Zuckersticks, also Diabetes, also wir haben<br />

zunehmend Diabetiker, also Altersdiabetes, die klassischen Sachen, die jeder ältere Bürger<br />

<strong>in</strong> Anspruch nimmt oder bei der Diagnostik, Anamnese fragen "Machst du de<strong>in</strong>e Ü35, gehst<br />

du da alle 2 Jahre h<strong>in</strong>?" oder Krebsvorsorge, gerade Frauen, die angeschafft haben, haben<br />

spezielle, also Gebärmutterhalskrebs, HPV und so, also, dass man wirklich auch drogenspe-<br />

zifisch immer guckt.“ (EP II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Der hier angeführte Diskussionsausschnitt verdeutlicht, dass die Fachkräfte der Suchthilfe<br />

dazu neigen, bestimmte Krankheitsbilder alle<strong>in</strong>e aus ihrer fachlichen Expertise zu betrachten<br />

und folglich andere, z.B. gerontologisch bed<strong>in</strong>gte, Ursachen als nachrangig betrachten. Das<br />

kann zur Folge haben, dass die Hilfeplanung nicht der tatsächlichen Notwendigkeit ent-<br />

spricht.<br />

138


Aus den <strong>in</strong> den Experten-Panels erörterten Fortbildungsbedarfen wird deutlich, dass sie sich<br />

vorrangig auf die Schnittstellenbereiche beziehen, d.h. dort, wo die beiden Bereiche Sucht<br />

und Alter zusammentreffen.<br />

„T4: […] aber, dass man überhaupt als Mitarbeiter geschult ist, überhaupt Differenzierungen<br />

kennt, das könnte ja das und das se<strong>in</strong>, man denkt dann "ja die haben zu viele Pillen genom-<br />

men, morgen ist es besser", aber unter Umständen, gerade <strong>in</strong> der Betreuungsarbeit muss<br />

man sich vielleicht auch damit beschäftigen, dass es nicht besser wird, auch nicht besser<br />

wird, wenn sie ke<strong>in</strong>e Pillen mehr nehmen, sondern, dass es sozusagen auch e<strong>in</strong>e altersbe-<br />

zogene Ersche<strong>in</strong>ung ist.“ (EP II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Experten und Expert<strong>in</strong>nen unterstreichen die Notwendigkeit der Fortbildung <strong>für</strong> das helfende<br />

Personal. Bei der Pflegehilfe geht es um Weiter- und Fortbildung h<strong>in</strong>sichtlich Suchtmediz<strong>in</strong><br />

und psychosoziale Betreuung kranker (älterer) Drogenkonsumenten und –konsument<strong>in</strong>nen.<br />

Bei der Suchthilfe geht es um Weiter- und Fortbildung h<strong>in</strong>sichtlich Gerontologie, Geron-<br />

topsychosomatik und Gerontopsychiatrie.<br />

6.6 <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> <strong>in</strong> Altenpflegeheimen?<br />

In den Experten-Panels wurde auch die Möglichkeit der Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren Drogen-<br />

abhängigen <strong>in</strong> Altenpflegeheimen erörtert. Die Diskussionsebenen beziehen sich dabei zum<br />

e<strong>in</strong>en auf die Zielgruppe der älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n und die Interaktion mit den anderen<br />

Heimbewohnern und zum anderen auf die strukturelle Ebene. Zunächst werden die zielgrup-<br />

penspezifischen Aspekte dargelegt, anschließend die strukturellen.<br />

In den Experten-Panels wird auf e<strong>in</strong> mögliches Generationsproblem h<strong>in</strong>gewiesen:<br />

„T10: Also, ich muss Ihnen auch ganz ehrlich sagen, ich komme ja aus der klassischen Ge-<br />

rontopflege. Ich habe auch e<strong>in</strong>e lange Zeit im Altenheim gearbeitet (.) und kenne da die Be-<br />

wohner sehr genau und auch das Bewohnerbild, was sich auch <strong>in</strong> den letzten Jahren arg<br />

verändert hat. Die Verweildauer der Bewohner hat sich drastisch verr<strong>in</strong>gert und auch das<br />

Alter hat sich <strong>in</strong> den Pflegeheimen drastisch verändert. Die Leute s<strong>in</strong>d immer älter <strong>in</strong> den<br />

Pflegeheimen und immer kürzer da. Wir reden ja von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n, 45+. Da<br />

s<strong>in</strong>d teilweise auch wirklich 45 Jahre auch dazwischen. Das ist <strong>für</strong> mich, könnte ich mir vor-<br />

stellen, e<strong>in</strong> absolutes Generationsproblem schon mal, was da ist.“ (EP I, Frankfurt)<br />

139


Als weiterer Unterschied zwischen den älteren Heimbewohnern und den älteren Drogenab-<br />

hängigen wird <strong>in</strong> der Mobilität der – meist jüngeren – Suchtkranken gesehen.<br />

„T7: […] Der Unterschied zwischen den Heimbewohnern 'klassisch' und den Heimbewohnern<br />

sage ich mal 'nicht klassisch', ist ja, der e<strong>in</strong>e ist mobiler als der andere.<br />

T6: Und eigenwilliger.<br />

T7: Eigenwilliger. Und wenn jemand dann aus welchem Grund auch immer mit dem Merkmal<br />

'seelisch beh<strong>in</strong>dert' nicht mehr mobil ist, dann ist er vielleicht auch im Pflegeheim richtig.<br />

Aber vorher brauche ich es nicht.“ (EP I, Frankfurt)<br />

Die Zitate weisen auf e<strong>in</strong>e gewisse Skepsis der Experten und Expert<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Panels h<strong>in</strong>,<br />

wenn es um die Aufnahme von <strong>Drogenabhängige</strong>n mit 45 und mehr Jahren <strong>in</strong> (Alten) Pfle-<br />

geheim geht.<br />

Dazu kommen aus der Sicht der Experten und Expert<strong>in</strong>nen biographische Unterschiede, die<br />

die Interaktionen und Gespräche zwischen älteren und pflegebedürftigen <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

und anderen älteren Heimbewohnern und –bewohner<strong>in</strong>nen erschweren könnten.<br />

„T3: Das e<strong>in</strong>e ist, wenn man sich das mal vorstellt, sich mal davon löst, drogenabhängig als<br />

Sonderetikett, dann ist das dann eigentlich <strong>für</strong> mich völlig nachvollziehbar und auch normal,<br />

am liebsten sprechen Menschen mit anderen Menschen, die selber ähnliche Lebenserfah-<br />

rungen gemacht haben, die ähnliche Interessen haben, wie man selbst. Und das beschränkt<br />

sich nicht nur auf die Drogen. Das gibt es andere Geme<strong>in</strong>samkeiten, und wenn es darum<br />

geht, "Kennst du den Arzt, der substituiert?" und "Kennst du den Sozialarbeiter?" und "Warst<br />

du schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung zum Entgiften?" Das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach Geme<strong>in</strong>samkeiten, die<br />

Leute haben, über die sie sich austauschen können. Und das ist das, was Menschen ma-<br />

chen. Deshalb, dann zusammenbr<strong>in</strong>gen mit Menschen, die e<strong>in</strong>e völlig andere Lebenserfah-<br />

rung haben, das wird nicht funktionieren.“ (EP I, Frankfurt)<br />

Die folgenden Aussagen unterstreichen die Skepsis e<strong>in</strong>iger Expert<strong>in</strong>nen und Experten, wenn<br />

es um die Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> Altenpflegeheimen geht.<br />

„T4: Wie sieht die Zukunft dieser Klientel aus? Und wir schauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> System, und jetzt rede<br />

ich von Altenpflege, nicht von Beh<strong>in</strong>dertenhilfe, nicht von Suchthilfe, wir schauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Sys-<br />

tem h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, was mit Abstand die größten Anpassungsleistungen erfordert, von e<strong>in</strong>em der dort<br />

e<strong>in</strong>zieht. Bei e<strong>in</strong>em Klientel, wo wir alle beschreiben, diese Anpassungsleistungen erbr<strong>in</strong>gen<br />

die gar nicht. … halte ich das System Altenhilfe als das System, was nach wie vor die höchs-<br />

te Anpassungsleistung <strong>für</strong> Bewohner erfordert, da wird alles homogenisiert, ja, halte ich <strong>für</strong><br />

das denkbar ungeeignetste.“ (EP I, Frankfurt)<br />

140


„T11: […] aber passgenaue Hilfen, weil es nicht <strong>in</strong> dieser Gruppengeschichte geht, oder ich<br />

sie nicht alle über e<strong>in</strong>en Kamm scheren kann. Da könnte die Altenhilfe e<strong>in</strong>e Menge von ler-<br />

nen. Da s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> Strukturen dr<strong>in</strong>, die haben noch ganz viel mit diesen (.) Institutionsstruktu-<br />

ren, die wir schon <strong>in</strong> den 60ere Jahren eigentlich irgendwann e<strong>in</strong>mal schon überwunden<br />

dachten.“ (EP I, Frankfurt)<br />

Die Experten und Expert<strong>in</strong>nen verweisen auf strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Alten-<br />

pflegeheimen, die eher starr s<strong>in</strong>d und so gesehen „passgenaue Hilfen“ verh<strong>in</strong>dern. Dazu<br />

kommen weitere strukturelle H<strong>in</strong>dernisse, wie das folgende Zitat belegt.<br />

„T5: Also ich denke, e<strong>in</strong> Heim rechnet sich eben oder e<strong>in</strong>e Unterbr<strong>in</strong>gung (?) rechnet sich<br />

erst ab so und so e<strong>in</strong>er Anzahl von Leuten, (wenn man unter das Heimgesetz fällt?), also<br />

von Leuten, die da wohnen. Dann steht, sage ich mal, die wirtschaftliche Komponente deut-<br />

lich im Vordergrund, da kann ich dann vielleicht nur bed<strong>in</strong>gt auf die Individualität e<strong>in</strong>gehen.<br />

Kle<strong>in</strong>ere, dezentralere E<strong>in</strong>richtungen, […] haben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haus […]“ (EP II, Berl<strong>in</strong>)<br />

Wie diese Aussagen zeigen, überwiegt bei vielen Expert<strong>in</strong>nen und Experten die Skepsis,<br />

wenn es um die Aufnahme von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen der Altenpflege<br />

geht. Praktische Beispiele zeigen jedoch, dass das durchaus möglich ist.<br />

Dazu gehört das „House of Life“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, das zum AWO-Pflegenetz 49 gehört. Das House of<br />

Life“ nimmt pflegebedürftige <strong>Drogenabhängige</strong> (bis 55 Jahre) zur Kurz- und Langzeitpflege<br />

auf. Die Unterbr<strong>in</strong>gung der zum Teil ganz unterschiedlichen Personengruppen, die im House<br />

of Life Aufnahme f<strong>in</strong>den, erfolgt <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> räumlich vone<strong>in</strong>ander getrennten Abteilun-<br />

gen. Das heißt, dass z.B. <strong>Drogenabhängige</strong>, die AIDS-krank s<strong>in</strong>d oder an anderen schwere<br />

konsumierenden Krankheiten leiden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abteilung – jeweils mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelzimmer -<br />

zusammen leben. Von großer Bedeutung ist, dass der Aspekt der Rehabilitation stärker be-<br />

tont wird und die Pflege auch auf e<strong>in</strong>e mögliche Überführung des Bewohners, der Bewohne-<br />

r<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung des Betreuten Wohnens ausgerichtet ist. Die Erfahrungen, die das<br />

House of Life mit se<strong>in</strong>em Konzept von Akzeptanz, Wertschätzung und Flexibilität im Umgang<br />

mit den Hausbewohnern macht, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt genommen sehr positiv.<br />

49 Das AWO-Pflegenetz ist e<strong>in</strong> weit verzweigtes Netzwerk mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen.<br />

Die Pflegee<strong>in</strong>richtung Marzahn ist spezialisiert auf die Pflege von Menschen mit psychischen<br />

Beh<strong>in</strong>derungen, Demenz und schwersten Erkrankungen. Die Erfahrungen, die dort gesammelt worden<br />

s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d bei der Planung und Weiterentwicklung des „House of Life“ genutzt worden.<br />

141


Viele Expert<strong>in</strong>nen und Experten s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich der Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren Drogenab-<br />

hängigen <strong>in</strong> Altenpflegeheimen pauschal genommen skeptisch. Die Skepsis speist sich<br />

aus dem Charakter von vielen Altenpflegeheimen, die oft e<strong>in</strong>e starres Reglement haben<br />

und wenig flexibel s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich der Wünsche ihrer Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen.<br />

Praktische Beispiele belegen jedoch, dass die Aufnahme von <strong>Drogenabhängige</strong>n ver-<br />

schiedener Altersgruppen mit schweren chronischen Erkrankungen (u.a. AIDS) <strong>in</strong> Alten-<br />

pflegeheime möglich und s<strong>in</strong>nvoll ist – vorausgesetzt, die Versorgungs- und Behandlungs-<br />

konzepte s<strong>in</strong>d an die Klientel angepasst. E<strong>in</strong> gutes praktisches Beispiel liefert das House of<br />

Life <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, das hier Modellcharakter <strong>für</strong> andere E<strong>in</strong>richtungen haben kann.<br />

142


7. Zusammenfassung und e<strong>in</strong>e Empfehlung <strong>für</strong> die Weiter- und<br />

Fortbildung<br />

Zielsetzung des Projekts war es, aufzuzeigen, welche Ressourcen zur Versorgung von älte-<br />

ren, hilfebedürftigen <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> der Drogenhilfe bzw. <strong>in</strong> der Altenhilfe, <strong>in</strong> Pflege-<br />

e<strong>in</strong>richtungen und anderen e<strong>in</strong>schlägigen Institutionen vorhanden s<strong>in</strong>d und u.U. genutzt wer-<br />

den können. Exemplarisch wurden dazu die Städte Frankfurt/Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> ausgewählt.<br />

Die Studienergebnisse können daher nur <strong>in</strong> beschränktem Umfang verallgeme<strong>in</strong>ert werden,<br />

nämlich auf Städte mit vergleichsweise vielen <strong>Drogenabhängige</strong>n.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt haben wir die Versorgungslandschaft der Altenpflege und der Sucht-<br />

hilfe <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> untersucht. Generell zeigt sich, dass <strong>in</strong> beiden Städten e<strong>in</strong><br />

sehr ausdifferenziertes Versorgungsnetz sowohl <strong>für</strong> den Bereich Altenpflege als auch <strong>für</strong> den<br />

Bereich Suchthilfe existiert.<br />

Wir haben <strong>in</strong>sbesondere den Schnittstellenbereich der Altenpflege und der Suchthilfe <strong>in</strong><br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong> und Berl<strong>in</strong> genauer analysiert und s<strong>in</strong>d zu folgenden Ergebnissen gekommen.<br />

• E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ältere psychisch kranke Menschen nehmen vor allem Personen mit den<br />

Diagnosen ICD F2 – F4 auf. In den meisten E<strong>in</strong>richtungen gehören ältere Alkohol- und<br />

<strong>Drogenabhängige</strong> nicht zu den Zielgruppen ihrer Klientel.<br />

• E<strong>in</strong>richtungen der Wohnungslosenhilfe richten sich <strong>in</strong> vielen Fällen explizit an ältere<br />

mehrfachkranke alkoholabhängige Menschen. <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong> s<strong>in</strong>d nicht die<br />

Zielgruppe dieser E<strong>in</strong>richtungen.<br />

• E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> an HIV/AIDS erkrankte Menschen richten sich mit ihren Angeboten<br />

explizit an HIV/AIDS-Kranke und an Suchtkranke mit HIV/AIDS-Erkrankung. Die Unter-<br />

br<strong>in</strong>gung erfolgt <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> getrennten Abteilungen.<br />

• Die Drogen- und Suchthilfe richtet sich mit e<strong>in</strong>igen Angeboten gezielt an ältere Drogen-<br />

oder Alkoholabhängige. Aus den Unterlagen ergibt sich, dass sich diese Angebote gezielt<br />

entweder an schwerkranke <strong>Drogenabhängige</strong> oder ältere Alkoholabhängige richten; H<strong>in</strong>-<br />

weise auf e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aufnahme und Versorgung von Alkohol- und Drogenabhän-<br />

gigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dieser E<strong>in</strong>richtungen haben wir nicht gefunden.<br />

• In Berl<strong>in</strong> gibt es darüber h<strong>in</strong>aus noch e<strong>in</strong>e Reihe von Altenpflegeheimen, die sich mehr-<br />

heitlich an ältere Alkoholabhängige richten. Werden andere Zielgruppen <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>rich-<br />

tungen aufgenommen, s<strong>in</strong>d die Wohnbereiche der verschiedenen Patientengruppen ge-<br />

trennt (eigene Abteilungen <strong>für</strong> Suchtkranke).<br />

143


In fokussierten Interviews mit Experten und Expert<strong>in</strong>nen und <strong>in</strong> zwei Experten-Panel Inter-<br />

views haben wir die wichtigsten Positionen dieser Experten zu Themen wie Typik von Dro-<br />

genabhängigen und deren Pflegeverläufe, Selbstverständnis im Umgang mit Pflegebedürfti-<br />

gen, richtungsweisende Ansätze <strong>in</strong> der Betreuung und Pflege und Implikationen <strong>für</strong> den Um-<br />

gang mit der Klientel und Unterbr<strong>in</strong>gung von <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> Altenpflegeheimen, disku-<br />

tiert. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Gespräche lassen sich folgendermaßen zusammen-<br />

fassen.<br />

• Experten und Expert<strong>in</strong>nen beschreiben ältere <strong>Drogenabhängige</strong> neben anderem als Per-<br />

sonen, die gesundheitlich <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß mit körperlichen und psychi-<br />

schen Krankheiten belastet s<strong>in</strong>d. Die Krankheitsverläufe s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs dynamisch und<br />

weichen <strong>in</strong>sofern von denjenigen alter Menschen <strong>in</strong> Altenpflegeheimen erheblich ab. Äl-<br />

tere <strong>Drogenabhängige</strong> können sich bei guter Pflege gesundheitlich verbessern und soll-<br />

ten dann <strong>in</strong> andere Wohne<strong>in</strong>richtungen wie Betreutes (E<strong>in</strong>zel)Wohnen, Betreute Wohn-<br />

geme<strong>in</strong>schaften weitervermittelt werden. Altenpflegeheime, die ältere <strong>Drogenabhängige</strong><br />

aufnehmen wollen, müssen sich auf solche dynamischen Pflegeverläufe e<strong>in</strong>stellen.<br />

• Das Selbstverständnis aller Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer an den Experten-Interviews<br />

und an den Experten-Panels ist geprägt vom humanistischen Menschenbild. Im Umgang<br />

mit Menschen mit Substanzkonsumproblemen stehen daher Respekt und die Würde der<br />

Person im Vordergrund. In der Praxis lassen sich zwei Ansätze unterscheiden: der ak-<br />

zeptierende Ansatz, der stärker <strong>für</strong> die Suchthilfe typisch ist, und der kontrollierende An-<br />

satz. Der akzeptierende Ansatz<br />

o ist kompatibel ist mit der E<strong>in</strong>führung und Durchsetzung von Regeln;<br />

o erleichtert es, die Compliance der Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner zu erreichen, da<br />

er großen Wert auf den Aufbau e<strong>in</strong>er helfenden Beziehung legt;<br />

o bemüht sich um e<strong>in</strong> ausgewogenes Konzept der Beheimatung von älteren Sucht-<br />

kranken <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung unter Berücksichtigung des dynamischen Krankheits-<br />

verlaufs;<br />

o räumt den Themen Sterben und Tod Zeit und Raum e<strong>in</strong>.<br />

• Die Experten-Panel-Diskussionen haben auch gezeigt, dass viele Expert<strong>in</strong>nen und Ex-<br />

perten, h<strong>in</strong>sichtlich der Unterbr<strong>in</strong>gung von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> Altenpflegehei-<br />

men pauschal genommen eher skeptisch gegenüber stehen. Praktische Beispiele zeigen<br />

jedoch, dass sich bei entsprechenden konzeptuellen Planungen e<strong>in</strong>e Verzahnung von Al-<br />

tenpflegehilfe und Suchthilfe erfolgreich se<strong>in</strong> kann.<br />

144


Festzuhalten ist hier, dass die Vernetzung der Angebote an den Schnittstellen Sucht-<br />

hilfe, Wohnungslosenhilfe, Angebote <strong>für</strong> psychische kranke Menschen und Altenhilfe<br />

ausbaufähig ist. Insbesondere ist hier an e<strong>in</strong>e Öffnung verschiedener E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>für</strong> neue Zielgruppen zu denken. Dabei sollten die Erfahrungen genutzt werden, die<br />

z.B. die AIDS-Hilfe mit Pflegeheimen <strong>für</strong> HIV/AIDS-Kranke gemacht haben (exempla-<br />

risch: House of Life <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>).<br />

Weiterh<strong>in</strong> haben wir mit 50 <strong>Drogenabhängige</strong>n semi-strukturierte qualitative Interviews<br />

durchgeführt. Die Studiengruppe folgendermaßen charakterisieren: Das Durchschnittsalter<br />

ist 52,7, das Geschlechterverhältnis liegt bei 80% Männer zu 20% Frauen. 88% der Befrag-<br />

ten leben alle<strong>in</strong>. 84% haben bereits Haftstrafen abgesessen. Nur wenige Befragte haben<br />

noch funktionierende Kontakte und Beziehungen mit Personen aus der Herkunftsfamilie, der<br />

eigenen Familie oder zu Partner und Partner<strong>in</strong>nen. Daher gehört <strong>für</strong> viele der Befragten E<strong>in</strong>-<br />

samkeit und Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> zu ihrem Leben. Etwa die Hälfte der Befragten beschreiben Ausgren-<br />

zungs- und Diskrim<strong>in</strong>ierungsprozesse seitens der Normalbevölkerung, aber auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Drogenmilieus.<br />

Aus den Aussagen der Befragten zum aktuellen und zukünftigen Drogenkonsum lassen sich<br />

drei Gruppen herausdifferenzieren. E<strong>in</strong>e vergleichsweise große Gruppe von Personen<br />

wünscht sich, <strong>in</strong> Zukunft abst<strong>in</strong>ent zu leben. E<strong>in</strong>e weitere kle<strong>in</strong>ere Gruppe von Personen<br />

wünscht sich bis zum Lebensende e<strong>in</strong>e medikamentöse Behandlung mit verschreibungs-<br />

pflichtigen Substanzen wie Methadon (oder vergleichbaren Ersatz- und Erhaltungsmedika-<br />

menten). E<strong>in</strong>e etwa ebenso große Gruppe von Personen möchten auch weiterh<strong>in</strong> neben den<br />

opioidhaltigen Medikamenten andere illegale Substanzen konsumieren.<br />

Der körperliche und psychische Gesundheitszustand aller Befragten nicht sehr gut. Die Aus-<br />

sagen der Befragten weisen weiterh<strong>in</strong> darauf h<strong>in</strong>, dass die Versorgung im Krankheitsfall viel-<br />

fach nicht geregelt ist. Von den 50 Befragten s<strong>in</strong>d bei Krankheit wenigstens 30 auf die Unter-<br />

stützung durch professionelle Dienste (Suchthilfe, Pflegedienste, Haushaltshilfen usw.) an-<br />

gewiesen.<br />

Die Mehrheit der befragten <strong>Drogenabhängige</strong>n ist im Krankheitsfall auf professionelle<br />

Hilfe angewiesen, da nur wenige über e<strong>in</strong> funktionierendes soziales Netzwerk verfü-<br />

gen. E<strong>in</strong>e enge Anb<strong>in</strong>dung an das Drogenhilfesystem wird daher auch von vielen der<br />

Interviewten gewünscht. H<strong>in</strong>sichtlich des Lebens im Alter wird e<strong>in</strong>e möglichst lange<br />

Aufrechterhaltung der Führung e<strong>in</strong>es eigenständigen Lebens im gewohnten Umfeld<br />

von der Mehrheit gewünscht. Sollte dies nicht mehr möglich se<strong>in</strong>, werden unterschied-<br />

liche Lebensformen benannt, neben unterschiedlichen Formen des Betreuten Wohnen<br />

auch das Leben im Altenpflegeheim. Es empfiehlt sich, bei der Planung und Unter-<br />

145


<strong>in</strong>gung von älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n <strong>in</strong> unterschiedliche E<strong>in</strong>richtungstypen auf<br />

deren eigene Wünsche und Vorstellungen zu achten, um Reibungsverluste zu vermei-<br />

den und e<strong>in</strong> hohes Maß an Zufriedenheit aller Beteiligten zu erreichen.<br />

Es bestehen bereits zahlreiche Angebote <strong>für</strong> Menschen mit Substanzkonsumproblemen zur<br />

Konsumreduktion und Entwöhnung. In mehreren Studien wurde belegt, dass viele ältere<br />

Menschen mit Substanzkonsumproblemen sehr gut auf Interventionen zur Konsumreduktion<br />

und zum Ausstieg aus dem Konsum ansprechen. Auch <strong>in</strong> unserer Studie hat fast die Hälfte<br />

der befragten drogenabhängigen Männer und Frauen den Wunsch geäußert, <strong>in</strong> Zukunft dro-<br />

genfrei zu leben. Für diese Zielgruppe sollten die bestehenden ambulanten als auch statio-<br />

nären Behandlungsangebote, dah<strong>in</strong> gehend überprüft werden, ob e<strong>in</strong>e Anpassung an die<br />

Bedürfnisse e<strong>in</strong>es älteren Klientels s<strong>in</strong>nvoll und notwendig ersche<strong>in</strong>t. E<strong>in</strong>ige Studien weisen<br />

bereits daraufh<strong>in</strong>, dass die Erfolgschancen der Behandlungen der älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n<br />

steigen, wenn die Behandlungsprogramme <strong>in</strong> der Zielsetzung und bei der Durchführung ent-<br />

sprechend angepasst s<strong>in</strong>d und wenn die Behandler und Behandler<strong>in</strong>nen mit den Besonder-<br />

heiten der Behandlung von älteren Menschen vertraut s<strong>in</strong>d (Heuft et al., 2006; Maercker,<br />

2002).<br />

Die Angebote der Suchthilfe zur Konsumreduktion und Entwöhnung sollten auf ihre<br />

Passung h<strong>in</strong>sichtlich der älteren Klientel überprüft und gegebenenfalls überarbeitet<br />

werden.<br />

Das Thema „Pflege älterer Menschen mit Substanzkonsumproblemen, <strong>in</strong>sbesondere von<br />

drogenabhängigen Männern und Frauen“ erweist sich als Querschnittsthema zwischen<br />

Suchthilfe und Altenpflege. Die Pflege und Betreuung von alkohol- und drogenabhängigen<br />

Menschen erfordert mediz<strong>in</strong>isches Fachwissen h<strong>in</strong>sichtlich dieser Krankheitsbilder sowie der<br />

damit e<strong>in</strong>hergehenden körperlichen Abnutzungs- und Abbauprozesse (Multimorbidität), die<br />

mit dem Alter ausgeprägter werden. Auch ist psychologisches Fachwissen unabd<strong>in</strong>gbar, da<br />

die überwiegende Mehrheit der alkohol- und drogenabhängigen Frauen und Männer unter<br />

weiteren psychischen Störungen – neben Depressionen und Ängsten auch Persönlichkeits-<br />

störungen - leidet, die auch bei dieser Personengruppe nicht gleich verteilt s<strong>in</strong>d, sondern<br />

geschlechtsspezifisch variieren. Hier s<strong>in</strong>d Defizite auf der Seite des Pflegepersonals zu<br />

konstatieren, und es besteht e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gender Fort- und Weiterbildungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich zent-<br />

raler Arbeitsansätze <strong>in</strong> der Suchthilfe, suchtspezifischer Diagnostik und e<strong>in</strong>schlägiger Krank-<br />

heitsbilder im Lebenslauf, Interventionsmethoden bei Suchtkranken <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit der<br />

Pflege von älteren und alten substanzabhängigen Menschen, Bedeutung der medikamentö-<br />

sen Behandlung bei Opiatabhängigkeit usw..<br />

146


Es s<strong>in</strong>d jedoch nicht nur die Pflegekräfte, die e<strong>in</strong>en erheblichen Fort- und Weiterbildungsbe-<br />

darf haben, sondern auch die Fachkräfte der Suchthilfe. Diese haben oftmals nur ger<strong>in</strong>ge bis<br />

ke<strong>in</strong>e Kenntnisse über Alternsprozesse und damit e<strong>in</strong>hergehende körperliche Verschleißer-<br />

sche<strong>in</strong>ungen und psychische Krankheitsbilder (wie z.B. Demenz). Geriatrisches und geron-<br />

topsychiatrisches Wissen gehört nicht zum Ausbildungsstandard von Suchthelfern und<br />

Suchthelfer<strong>in</strong>nen. Darüber h<strong>in</strong>aus fehlt Fachwissen zu altersspezifischen psychosozialen<br />

Interventionsverfahren, zur Umsetzung von Konsumreduktionsprogrammen und von (ambu-<br />

lanten) Rehabilitationsmaßnahmen mit älteren und alten substanzabhängigen Frauen und<br />

Männern usw..<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass e<strong>in</strong>ige Fachhochschulen mit Studiengängigen im Sozial-<br />

und Gesundheitswesen sowohl Fort- und Weiterbildungen als auch Masterstudiengänge <strong>für</strong><br />

Dipl. Sozialarbeiter<strong>in</strong>nen/Sozialpädagogen sowie Dipl. Pflegewirte zu pflege- und suchtspezi-<br />

fischen Themen anbieten. Inwieweit diese Angebote die spezifischen Problemlagen älterer,<br />

hilfebedürftiger, substanzabhängiger Frauen und Männer berücksichtigen, und <strong>in</strong>wieweit<br />

spezifische auf diese Gruppe von Klient<strong>in</strong>nen und Klienten zugeschnittene Interventionsver-<br />

fahren vermittelt werden, konnte im Rahmen dieser Studie nicht abgeklärt werden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> gibt es Masterstudiengänge 50 <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ischer Sozialarbeit, die auch den Bereich So-<br />

ziotherapie aufgreifen, die jedoch <strong>in</strong> enger Anlehnung an die diagnostischen Vorgaben das<br />

Thema Substanzabhängigkeit ausklammern.<br />

Festzuhalten ist, dass sowohl im Bereich der Altenpflege als auch der Drogenhilfe<br />

Fortbildungsbedarfe bestehen. An dieser Stelle ist die Vernetzung der Schnittstellen<br />

der Suchthilfe und Altenpflege ebenfalls ausbaufähig.<br />

Wir empfehlen daher den Ausbau der Fort- und Weiterbildung der Altenpflege zu The-<br />

men der Suchtmediz<strong>in</strong> und der psychosozialen Betreuung von Menschen mit Sub-<br />

stanzkonsumstörungen. Wir empfehlen ebenfalls den Ausbau der Fort- und Weiterbil-<br />

dung der Suchthilfe zu Themen der Gerontologie, der Gerontopsychosomatik und der<br />

Gerontopsychiatrie.<br />

50 Zum Beispiel an der Katholischen Hochschule <strong>für</strong> Sozialwesen Berl<strong>in</strong> s. http://www.khsbberl<strong>in</strong>.de/Kl<strong>in</strong>ische<br />

Sozialarbeit oder auch an der Alice Salomon-Fachhochschule Berl<strong>in</strong> s.<br />

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Vill<strong>in</strong>ger, T., Ritter, J., M<strong>in</strong>got, K. (2007): Chancengleichheit <strong>in</strong> der gesundheitlichen Versorgung.<br />

Mediz<strong>in</strong> <strong>für</strong> Jung und Alt. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Institut <strong>für</strong> Soziale Infrastruktur <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Senioren-Organisationen. http://www.isissozialforschung.de/download/chancengleichheit.pdf<br />

Vogt, I. (2009): Lebenslagen und Gesundheit älterer <strong>Drogenabhängige</strong>r. E<strong>in</strong> Literaturbericht.<br />

Suchttherapie, 10, 17-24<br />

Vogt, I., Schmid, M., Schu, M., Simmed<strong>in</strong>ger, R. & Schlanstedt, G. (2007): Motivierendes<br />

Case Management (MOCA) <strong>in</strong> der deutschen Studie zur hero<strong>in</strong>-gestützten Behandlung von<br />

Opiatabhängigen. Suchttherapie, 8, 19-25<br />

Vogt, I., Eppler, N. , Kuplewatzky, N. & Simmed<strong>in</strong>ger, R. (2010): Qualitative Interviews mit<br />

älteren <strong>Drogenabhängige</strong>n über ihre Lebenssituation und ihre Zukunftsvorstellungen. Frankfurt,<br />

ISFF. http://www.sddcare.eu<br />

Wetterl<strong>in</strong>g, T., Backhaus, J. & Junghanns, K. (2002): Sucht im Alter. E<strong>in</strong> unterschätztes<br />

Problem <strong>in</strong> der kl<strong>in</strong>ischen Versorgung älterer Menschen? Nervenarzt, 73, 861-866<br />

Weyerer S (2003) Missbrauch und Abhängigkeit von Alkohol und Benzodiazep<strong>in</strong>en im höheren<br />

Alter. Suchtmagaz<strong>in</strong>, 29(4), 3-8<br />

Weyrer, S. & Zimber, A. (1997): Abhängigkeit und Missbrauch von Alkohol und Medikamenten<br />

<strong>in</strong> Alten- und Pflegeheimen. In: Watzl, H. & Rockstroh, B. (Hg.): Abhängigkeit und Missbrauch<br />

von Alkohol und Drogen. Gött<strong>in</strong>gen<br />

152


Anhang<br />

Anhang 1 Altenhilfekarte Frankfurt<br />

Anhang 2 Altenhilfekarte Berl<strong>in</strong><br />

Anhang 3 Suchthilfekarte Frankfurt<br />

Anhang 4 Suchthilfekarte Berl<strong>in</strong><br />

Anhang 5 Interviewleitfaden und Fragebogen ISFF<br />

Anhang 6 Interviewleitfaden ISIS


Karte der Altenhilfe Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

1. Angebote der Altenhilfe<br />

2. Schnittstellen zwischen<br />

Hilfesystemen<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 1


Mögliche<br />

Komb<strong>in</strong>ation<br />

Beratung und Vermittlung<br />

(Senioren/Pflege/Wohnen)<br />

Niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

Andere ambulante Dienste<br />

z.B. Mahlzeitendienste<br />

Angebote der Altenhilfe<br />

Offene Altenhilfe/<br />

Ambulante Dienste<br />

Seniorenwohnungen<br />

mit Betreuung<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

Heimverbundenes<br />

„Betreutes Wohnen“<br />

Altenhilfe<br />

Betreute und alternative<br />

Wohnformen<br />

Tagespflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

Vollstationäre<br />

Alten- und Pflegeheime<br />

Angebote <strong>für</strong><br />

besondere<br />

Zielgruppen<br />

Teil-/Vollstationäre<br />

Altenpflege<br />

Geriatrie<br />

Gerontopsychiatrie<br />

(Tages-) Kl<strong>in</strong>iken<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 2


Jugend- und Sozialamt:<br />

1) Sozialdienst <strong>für</strong> ältere Bürger<br />

<strong>in</strong> 9 Sozialrathäusern<br />

2) Rathaus <strong>für</strong> Senioren<br />

• „Koord<strong>in</strong>ierungsstelle stationäre<br />

Pflege“,<br />

• „Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Wohnen<br />

und Pflege<br />

zuhause“ � Entlasten BuV‘<br />

• Betreuungsstelle<br />

• Team Seniorenangebote (Mittagstisch)<br />

Beratung und Vermittlung<br />

(Senioren/Pflege/Wohnen)<br />

9 Beratungs- und<br />

Vermittlungsstellen (BuV)<br />

<strong>für</strong> ambulante<br />

& stationäre Hilfen<br />

der Träger der<br />

freien Wohlfahrtspflege<br />

(Frankfurter Verband<br />

Alten- & Beh<strong>in</strong>dertenhilfe e.V.<br />

Caritasverband, AWO, u.a.)<br />

� stadtteilgebunden<br />

Gemäß der Pflegereform 2008 sollen Pflegestützpunkte e<strong>in</strong>gerichtet<br />

werden. Das bestehende Beratungssystem wird hierzu ausgeweitet und<br />

weiterentwickelt.<br />

Amt <strong>für</strong><br />

Wohnungswesen<br />

• Wohnberatung <strong>für</strong><br />

Körperbeh<strong>in</strong>derte &<br />

Senioren<br />

• Vermittlung Sozial- &<br />

Seniorenwohnungen<br />

• Beratungs- und<br />

Servicestelle <strong>für</strong><br />

Wohnprojekte<br />

Weitere Angebote (Auswahl):<br />

• Seniorenberatung (Bürger<strong>in</strong>stitut)<br />

• Anlaufbüro Seniorengruppen (Caritas)<br />

• Alzheimer <strong>Gesellschaft</strong><br />

• Beratung <strong>für</strong> pflegende Angehörige und<br />

Patienten (Diakoniestation gGmbH)<br />

• Beratungsstelle <strong>für</strong> ältere Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und Migranten (DRK)<br />

• LIBS – Lesben Informations- und<br />

Beratungsstelle e.V. – Gruppe 40 plus<br />

�Gerontopsychiatrische Fachberatung<br />

(Caritas)<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 3


Psycho-soziale Betreuungsangebote<br />

<strong>für</strong> psychisch und dementiell erkrankte<br />

Menschen (Diakoniestationen gGmbH)*<br />

Psycho-soziale Betreuung und<br />

Ausflugsangebote <strong>für</strong> dementiell<br />

erkrankte Menschen<br />

(Leben mit Demenz e.V.)*<br />

Psycho-soziale Betreuungsangebote<br />

<strong>für</strong> dementiell und psychisch Erkrankte<br />

und sozial isolierte ältere Menschen<br />

(Caritas)*<br />

Psycho-soziale Beratung, Betreuung<br />

und Krisen<strong>in</strong>tervention von<br />

älteren Menschen (Komm e.V.)*<br />

Psycho-soziale Betreuung älterer<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

(Auf der Insel e.V.)*<br />

Psycho-soziale<br />

Betreuung <strong>für</strong> ältere Menschen<br />

Ehrenamtlicher Besuchsdienst<br />

<strong>für</strong> ältere Menschen (Malteser<br />

Hilfsdienst)*<br />

Mobiler sozialer Hilfsdienst<br />

<strong>für</strong> beh<strong>in</strong>derte und <strong>für</strong> alte Menschen,<br />

u.a. Besuchsdienst<br />

(Sozialverband VdK)<br />

Niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote<br />

(Auswahl)<br />

Besuchsdienste<br />

* Im Frankfurter Programm „Würde im Alter“ (Angebote zur verbesserten<br />

Berücksichtigung des besonderen Hilfe- und Betreuungsbedarfes bei<br />

alle<strong>in</strong>lebenden älteren Menschen, die auch durch besondere gesundheitliche<br />

und psycho-soziale Schwierigkeiten belastet s<strong>in</strong>d)<br />

Betreuungsgruppe <strong>für</strong> dementiell<br />

erkrankte Menschen<br />

(Sozialverband VdK)*<br />

Tagesbetreuungsangebot <strong>für</strong><br />

dementiell Erkrankte (DRK Frankfurt)<br />

Betreuungsgruppen <strong>für</strong> dementiell<br />

erkrankte Menschen<br />

Projekt „Wegbegleiter & <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Öffnung“ (Unterstützung älterer<br />

Italiener<strong>in</strong>nen und Italiener) (Caritas)<br />

Rosa Paten- Besuchsdienst <strong>für</strong><br />

homosexuelle Senioren<br />

(AG36 der AIDS-Hilfe Frankfurt e.V.)<br />

Projekt Homeworker: ehrenamtlicher<br />

Besuchsdienst <strong>für</strong> <strong>Ältere</strong> an Aids<br />

erkrankte Menschen<br />

(Aids- Hilfe Frankfurt e.V.)*<br />

Zugehende Betreuungsangebote <strong>für</strong><br />

ältere Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen<br />

(Kontakt e.V.)*<br />

Besondere Angebote<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 4


Träger:<br />

• 78,79% Privat<br />

• 19,70% Freigeme<strong>in</strong>nützig<br />

• 1,52% Öffentlich<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

Anzahl (Stand 2007): : 132<br />

(E<strong>in</strong>gliedrig 123, Mehrgliedrig 9)<br />

Leistungen (je nach Anbieter):<br />

• Grund- und Behandlungspflege<br />

• Mobile soziale Hilfsdienste<br />

• Mahlzeitendienste (Essen auf Rädern)<br />

• Hausnotrufsysteme<br />

• Fahrdienst<br />

• Spezialisierungen<br />

-Fachpflegedienste <strong>für</strong> Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>er AIDS- Erkrankung<br />

(z.B. Regenbogendienst der AIDS-Hilfe e.V.,<br />

Christlicher Aids-Hilfedienst e.V.)<br />

-Interkulturelle Pflegedienste<br />

Seniorenwohnungen<br />

mit Betreuung<br />

Möglichkeit der<br />

Inanspruchnahme<br />

ambulanter Dienste<br />

Betreute und alternative<br />

Wohnformen<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

Zielgruppe:<br />

Dementiell Erkrankte<br />

• 3 WG‘s der Ev.<br />

<strong>Gesellschaft</strong> gGmbH<br />

(Diakonie)<br />

• Villa Lux<br />

Wohngruppe im<br />

Gallus (privat)<br />

• WG Gilla im<br />

Gallusviertel (Gilla<br />

GmbH)<br />

Heimverbundenes<br />

Wohnen<br />

Andere:<br />

• Geschlechterspezifisches<br />

Wohnen<br />

(Lila Luftschloss<br />

Frauen Wohnungsbau<br />

e.G.)<br />

•oGeme<strong>in</strong>schafts wohnen (z.B. SenSe<br />

e.V., Generationsübergreifendes<br />

Leben e.V.),<br />

Preungesheimer<br />

Ameisen)<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 5


2 Heime <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

Teil-/Vollstationäre<br />

Altenpflege<br />

Vollstationäre<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

Anzahl (Stand 2007): 43,<br />

Plätze: 4254, Träger:<br />

69,8 % freigeme<strong>in</strong>nützig (30)<br />

30,2 % privat (13)<br />

1 Heim <strong>für</strong> Schwerkranke<br />

& Sterbende<br />

Franziskushaus,<br />

Pflegeheim und Hospiz <strong>für</strong><br />

Menschen mit Aids/HIV<br />

(18 Plätze)<br />

Ke<strong>in</strong> Heim <strong>für</strong><br />

psychisch Kranke<br />

40 Pflegeheime <strong>für</strong><br />

ältere Menschen<br />

Besondere Zielgruppen:<br />

- Dementiell Erkrankte<br />

- Menschen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund/<br />

kultursensible Pflege<br />

(Interkulturelles Altenhilfezentrum<br />

Victor<br />

Gollancz Haus,<br />

Altenzentrum der jüd.<br />

Geme<strong>in</strong>de, Henry und<br />

Emma Budge Stiftung)<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 6


Tageskl<strong>in</strong>iken<br />

ca. 62 Plätze<br />

Geriatrische Kl<strong>in</strong>ken<br />

und Fachabteilungen<br />

ca. 272 Plätze<br />

Mediz<strong>in</strong>isch-Geriatrische Kl<strong>in</strong>ik<br />

der<br />

Frankfurter Diakoniekl<strong>in</strong>iken<br />

Diakonissenkrankenhaus<br />

(73 Plätze)<br />

Geriatrische Kl<strong>in</strong>ik im St.<br />

Elisabethen-Krankenhaus<br />

Geriatrische Kl<strong>in</strong>ik des Sankt<br />

Kathar<strong>in</strong>en- Krankenhaus<br />

am Hufelandhaus<br />

Städtische Kl<strong>in</strong>iken Höchst<br />

Markuskrankenhaus<br />

(29 Plätze)<br />

Zentrum <strong>für</strong> Soziale Psychiatrie<br />

im Kl<strong>in</strong>ikum der Johann-<br />

Wolfgang Goethe- Universität<br />

Frankfurt<br />

Markus- Krankenhaus der<br />

Frankfurter Diakoniekl<strong>in</strong>iken<br />

Gerontopsychiatrische<br />

Fachabteilungen <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

Anzahl Hessen: 30<br />

Städtisches Krankenhaus<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> - Höchst<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 7


Wohnheim Goldste<strong>in</strong> <strong>für</strong> ältere<br />

psychisch kranke Menschen mit<br />

sekundärem Pflegebedarf<br />

20 Plätze (Bürgerhilfe Sozial-<br />

Psychiatrie Frankfurt/ Ma<strong>in</strong> e.V.)<br />

Wohnheim Hacienda <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong>tal-Dörnigheim <strong>für</strong> ältere<br />

psychisch kranke Menschen; mit<br />

Pflege nach Bedarf. 70 Plätze<br />

(Frankfurter Vere<strong>in</strong>)<br />

Wohnheim <strong>für</strong> ältere Menschen<br />

mit seelischer Beh<strong>in</strong>derung<br />

Musikantenweg (Frankfurter<br />

Werk-Geme<strong>in</strong>schaft e.V.<br />

betreiben 10 WE <strong>in</strong><br />

Frankfurt)<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ältere Menschen<br />

mit psychischer Erkrankung<br />

oder seelischer<br />

Beh<strong>in</strong>derung (SGB XII §53, 54)<br />

Betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen <strong>für</strong><br />

<strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong>,<br />

8 Plätze (Cafe Fix/vae)<br />

Beratung und ambulante<br />

Betreuung <strong>für</strong> Senioren<br />

(45 J. +) mit langjähriger<br />

Drogenerfahrung<br />

(Cafe Fix/vae)<br />

E<strong>in</strong>zelne Angebote<br />

privater Dienstleister z.B.<br />

Seniorenzentrum<br />

Taunusblick (gesonderte<br />

Tagesstruktur <strong>für</strong> Alkoholkranke,<br />

Behandlung von<br />

Alkoholfolgeerkrankungen),<br />

Casa Rhea Haus Altkönig<br />

(Besondere Angebote <strong>für</strong><br />

Alkoholfolgeerkrankungen)<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> <strong>Ältere</strong> mit<br />

Suchterkrankungen<br />

Schnittstellen zwischen<br />

Hilfesystemen<br />

Wohn- & Pflegeheim<br />

Franziskushaus 18 Plätze,<br />

Aufnahme auch ohne<br />

HIV/AIDS Symptomatik (JJ)<br />

Eschenbachhaus<br />

(Betreute Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />

mit ambulanter Pflege)<br />

18 Plätze, Aufnahme<br />

auch ohne HIV/AIDS (JJ)<br />

Haus Höchst <strong>für</strong> HIV-Positive<br />

& an AIDS erkrankte Drogen-<br />

Abhängige oder Mehrfach-<br />

Symptomatik 12 Plätze<br />

(Stiftung Waldmühle)<br />

Ambulante Pflege<br />

(Ambulanter Pflegedienst<br />

„Regenbogendienst“ der<br />

Aids-Hilfe e.V., Christlicher<br />

Aids-Hilfedienst e.V.)<br />

Angebote <strong>für</strong> an Aids/HIV<br />

erkrankte<br />

pflegebedürftige Menschen<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> wohnungslose<br />

oder Wohnungslosigkeit<br />

bedrohte Menschen<br />

(SGB XII §67, 68)<br />

Sozialzentrum am Burghof<br />

Langzeitwohnheim; mit<br />

pflegerischer Betreuung<br />

(Frankfurter Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong><br />

soziale Heimstätten e.V.)<br />

Jüngere<br />

Pflegebedürftige<br />

Wohn- und Pflegeheim <strong>für</strong><br />

chronisch mehrfach<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigte und<br />

abhängigkeitskranke<br />

Menschen und Menschen mit<br />

psychischen Störungen<br />

(18-60 Jahre) (Ma<strong>in</strong> K<strong>in</strong>zig<br />

Kl<strong>in</strong>iken gGmbH)<br />

Karte der Altenhilfe Frankfurt/M. 8


Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong><br />

1. Angebote der Altenhilfe<br />

2. Schnittstellen zwischen<br />

Hilfesystemen<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 1


Mögliche<br />

Komb<strong>in</strong>ation<br />

Beratung und Vermittlung<br />

(Senioren/Pflege/Wohnen)<br />

Niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

Andere ambulante Dienste<br />

z.B. Mahlzeitendienste<br />

Angebote der Altenhilfe<br />

Offene Altenhilfe/<br />

Ambulante Dienste<br />

Seniorenwohnungen<br />

mit Betreuung<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

Heimverbundenes<br />

„Betreutes Wohnen“<br />

Altenhilfe<br />

Betreute und alternative<br />

Wohnformen<br />

Tagespflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

Vollstationäre<br />

Alten- und Pflegeheime<br />

Angebote <strong>für</strong><br />

besondere<br />

Zielgruppen<br />

Teil-/Vollstationäre<br />

Altenpflege<br />

Geriatrie<br />

Gerontopsychiatrie<br />

(Tages-)Kl<strong>in</strong>iken<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 2


12 Koord<strong>in</strong>ierungs- und<br />

Beratungsstellen „Rund ums Alter“ zum<br />

gesamten Bereich der Altenhilfe<br />

(Bezirksgebunden, F<strong>in</strong>anzierung<br />

durch die Liga der Spitzenverbände<br />

der freien Wohlfahrtspflege) und<br />

1 überregionales Angebot<br />

der jüdischen Geme<strong>in</strong>de.<br />

2009 wurden die Koord<strong>in</strong>ierungsund<br />

Beratungsstellen <strong>in</strong> die<br />

Pflegestützpunkte <strong>in</strong>tegriert<br />

26 Pflegestützpunkte <strong>in</strong> den 12<br />

Bezirken, 28 bis Ende 2009, 36 bis<br />

Ende 2011.<br />

Aufgaben:<br />

• Wohnortnahe Beratung,<br />

Vermittlung und Koord<strong>in</strong>ation rund<br />

um die Pflege<br />

• Informationen zu Leistungen der<br />

Pflege- und Krankenkassen sowie<br />

Sozialleistungen<br />

Beratung und Vermittlung<br />

(Senioren/Pflege/Wohnen)<br />

19 Beratungsstellen <strong>für</strong> Beh<strong>in</strong>derte,<br />

Krebs- und Chronischkranke<br />

(auch Pflegebedürftige)<br />

<strong>in</strong> den 12 Bezirksämtern +<br />

Außenstellen<br />

Weitere Angebote (Auswahl):<br />

• Projekt IDEM – Informationszentrum <strong>für</strong> dementiell und<br />

psychisch erkrankte Migranten und Migrant<strong>in</strong>nen<br />

und ihre Angehörigen (VdK Sozialverband)<br />

• Alzheimer <strong>Gesellschaft</strong> Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

• Fachberatung <strong>in</strong>terkulturelle Altenhilfe (AWO)<br />

• Beratung <strong>für</strong> schwule Männer ab 60<br />

(Schwulenberatung Berl<strong>in</strong>)<br />

• Beratungsstelle „Seelische Gesundheit im Alter“<br />

(psycho-soziale Informationen) (St. Hedwig Krankenhaus)<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 3


Psycho-soziale Betreuungsangebote<br />

<strong>für</strong> ältere Menschen<br />

Ambulante psychosoziale Betreuung<br />

dementiell und/oder psychisch<br />

Erkrankter mit musiktherapeutischen<br />

Methoden (privat)<br />

Krisenbetreuung älterer Menschen<br />

(Berl<strong>in</strong>er Krisendienst Region<br />

Südwest)<br />

Betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen <strong>für</strong> ältere<br />

psychisch kranke Menschen<br />

(versch. Anbieter: Lebensmuth e.V.,<br />

Vita e.V., Vere<strong>in</strong> Reha. Beh<strong>in</strong>derter)<br />

Besuchsdienst Demenz<br />

(Unionhilfswerk Ambulante Dienste<br />

gGmbH)<br />

Ehrenamtlicher Besuchsdienst<br />

(Betreuung von älteren bzw.<br />

beh<strong>in</strong>derten Bürgern und Bürger<strong>in</strong>nen<br />

(Sozialverband VdK Berl<strong>in</strong>-Brandenb.)<br />

"Haltestelle Diakonie"- Besuchsdienst<br />

f. Menschen mit Demenz<br />

oder e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung<br />

(berl<strong>in</strong>weit, versch. freigem. Träger)<br />

Niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote<br />

(Auswahl)<br />

Besuchsdienste<br />

"Haltestelle Diakonie"- Gruppenbetreuung<br />

f. Menschen mit Demenz<br />

oder e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung<br />

(berl<strong>in</strong>weit, versch. freigem. Träger)<br />

7 Betreuungsgruppen <strong>für</strong> dementiell<br />

erkrankte Menschen<br />

(Caritasverband <strong>für</strong> das<br />

Erzbistum Berl<strong>in</strong> e.V.)<br />

Betreuungsgruppe- „Treffpunkt <strong>für</strong><br />

Demenzkranke“<br />

(Alzheimergesellschaft Berl<strong>in</strong> e.V.)<br />

Betreuungsgruppen<br />

<strong>für</strong> dementiell erkrankte<br />

Menschen<br />

Betreuung dementiell und psychisch<br />

erkrankter Menschen, <strong>in</strong>sbes. mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund, die <strong>in</strong> WG‘s<br />

leben (Rund um das Alter e.V.)<br />

Stundenweise Betreuung<br />

pflegebedürftiger Menschen <strong>in</strong>sbes.<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

(Caritasverband f. d. E. Berl<strong>in</strong> e.V.)<br />

„Zeit <strong>für</strong> Dich„- Besuchsdienst <strong>für</strong><br />

ältere und beh<strong>in</strong>derte lesbische<br />

Frauen (Rad und Tat-Offene<br />

Initiative lesbischer Frauen e.V.)<br />

„Mobile Salon“- Ehrenamtlicher<br />

Besuchsdienst <strong>für</strong> ältere Schwule<br />

(Schwulenberatung)<br />

Gruppenreisen mit umfassender<br />

Pflege (Lebensmut gGmbH)<br />

Besondere Angebote<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 4


Träger:<br />

• 73,8% Privat<br />

• 26,2% Freigeme<strong>in</strong>nützig<br />

Leistungen (je nach Anbieter):<br />

• Grund- und Behandlungspflege<br />

• Mobile soziale Hilfsdienste<br />

• Mahlzeitendienste<br />

(Essen auf Rädern)<br />

• Hausnotrufsysteme<br />

• Fahrdienst<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

Anzahl (2007): 431<br />

(E<strong>in</strong>gliedrig 425, Mehrgliedrig 6)<br />

Angebote <strong>für</strong> besondere<br />

Zielgruppen:<br />

• Gerontopsychiatrische<br />

Fachpflegedienste<br />

• Fachpflegedienste <strong>für</strong> Menschen mit<br />

AIDS (Felix gGmbH, CARO<br />

Centrum <strong>für</strong> AIDS-Pflege,<br />

Netzwerk <strong>für</strong> ambulante Pflege)<br />

• Interkulturelle Pflegedienste<br />

• Erster Pflegedienst <strong>für</strong> Lesben und<br />

Schwule (Netzwerk <strong>für</strong> ambulante<br />

Pflege)<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 5


Seniorenwohnungen mit<br />

Betreuung<br />

Möglichkeit der<br />

Inanspruchnahme<br />

ambulanter Dienste<br />

Anbieter (Auswahl):<br />

Betreute und alternative<br />

Wohnformen<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaften Heimverbundenes Wohnen<br />

Besondere Angebote <strong>für</strong>:<br />

• Dementiell Erkrankte<br />

• Pflegebedürftige<br />

(schwerstpflegebedürftig)<br />

• HU-MA ambulante Pflege und HOWOGE Berl<strong>in</strong> (5x)<br />

• Pro Horizonte-Selbstbestimmt Wohnen e.V. (6 x)<br />

• Unionhilfswerk Landesverband e.V. (4x)<br />

• Vere<strong>in</strong> zur Förderung altersgerechten Wohnens e.V. (60x)<br />

• Hausgeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> Pflegebedürftige GbR (1x)<br />

• Stiftung Schönholzer Heide (Demenzzentrum mit WG‘s)<br />

• Diakonisches Werk Steglitz und Teltow Zehlendorf e.V. (1)<br />

• Freunde alter Menschen e.V. (3)<br />

• GesundheitsVerbund Berl<strong>in</strong> e.V. (6)<br />

• AWO Zehlendorf e.V.<br />

Andere:<br />

-Geme<strong>in</strong>schafts- und<br />

Generationenwohnen<br />

(z.B. „Brückenschlag“ –<br />

Generationsverbundenes<br />

Wohnen e.V., Alte Schule<br />

(Karlshorst Mietergenossenschaft<br />

Selbstbau e.G.))<br />

-Geschlechterspezifisches<br />

Wohnen (z.B. GenerationsübergreifendesFrauenwohnprojekt<br />

Offensives Altern e.V.,<br />

Beg<strong>in</strong>en Hof)<br />

-Geplant 2010: „Regenbogenzentrum“<br />

der Schwulenberatung Berl<strong>in</strong> -><br />

Generationsübergreifendes Wohnen<br />

und WG <strong>für</strong> Demenzkranke <strong>für</strong><br />

ältere Schwule Männer und Lesben)<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 6


326 Pflegeheime <strong>für</strong><br />

ältere Menschen<br />

Träger: 47% privat<br />

50% freigeme<strong>in</strong>nützig<br />

3% öffentlich<br />

Pflegeheime mit besonderen Angeboten <strong>für</strong>:<br />

- Dementiell Erkrankte (ca. 32 E<strong>in</strong>richtungen)<br />

- Gerontopsychiatrisch Erkrankte<br />

1035 Tagespflegeplätze<br />

<strong>in</strong> 61 E<strong>in</strong>richtungen<br />

4 Pflegeheime <strong>für</strong><br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<br />

Träger: 25% privat<br />

75% freigeme<strong>in</strong>nützig<br />

- Homosexuelle Senioren und Senior<strong>in</strong>nen (z.B. Asta Nielsen Haus)<br />

- Senioren und Senior<strong>in</strong>nen mit Abhängigkeitserkrankungen<br />

(Alkohol und Medikamente)<br />

- Pflegebedürftige mit Morbus Korsakow<br />

- Pflegebedürftige mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

Teil-/Vollstationäre<br />

Altenpflege<br />

Vollstationäre<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

Anzahl (Stand 2007): 364, Plätze: 32412<br />

Träger: 47% privat<br />

50,3% freigeme<strong>in</strong>nützig, 2,7% öffentlich<br />

20 Pflegeheime <strong>für</strong> psychisch<br />

kranke Menschen<br />

Träger: 65% privat<br />

35% freigeme<strong>in</strong>nützig<br />

14 Pflegeheime <strong>für</strong> Schwerkranke<br />

und Sterbende<br />

Träger: 36% privat<br />

64% freigeme<strong>in</strong>nützig<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 7


Ida-Wolff-Geriatriezentrum Neukölln<br />

gGmbH mit Tageskl<strong>in</strong>ik<br />

(AWO) (140 Plätze)<br />

Evangelisches Waldkrankenhaus<br />

Spandau (Vere<strong>in</strong> zur Verrichtung<br />

evangelischer Krankenhäuser e.V.)<br />

Akutgeriatrie (84 Plätze)<br />

St. Marienkrankenhaus (Stiftung<br />

Maria Immaculata) Geriatrische<br />

Abteilung<br />

Vivantes- Auguste- Viktoria- Kl<strong>in</strong>ikum<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong> Gesundheit<br />

GmbH) Geriatrische Tageskl<strong>in</strong>ik<br />

Dom<strong>in</strong>ikus Krankenhaus GmbH<br />

(Cherub<strong>in</strong>e-Willimann-Stiftung<br />

Arenberg) Geriatrische Abteilung<br />

und Tageskl<strong>in</strong>ik<br />

Krankenhaus Bethel Berl<strong>in</strong> gGmbH<br />

Geriatrische Abteilung<br />

Vitanas Krankenhaus <strong>für</strong> Geriatrie<br />

(Vitanas GmbH +Co. KGaG)<br />

90 Plätze<br />

Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Prenzlauer Berg<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH) Kl<strong>in</strong>ik <strong>für</strong><br />

Innere Mediz<strong>in</strong>-Geriatrie<br />

Geriatrische (Tages-) Kl<strong>in</strong>iken<br />

und Fachabteilungen<br />

Evangelisches Geriatriezentrum<br />

gGmbH mit Tageskl<strong>in</strong>ik (132 + 40<br />

Plätze)<br />

Malteser Krankenhaus<br />

(Malteserwerk Berl<strong>in</strong> e.V.)<br />

Geriatrische Abteilung 84 Plätze<br />

Wichernkrankenhaus<br />

(Ev. Johannesstift<br />

Wichernkrankenhaus gGmbH)<br />

Geriatrische Abteilung und<br />

Tageskl<strong>in</strong>ik)<br />

Vivantes Wenckebach Kl<strong>in</strong>ikum<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH) Kl<strong>in</strong>ik <strong>für</strong><br />

Innere Mediz<strong>in</strong>-Geriatrie<br />

Evangelisches Krankenhaus Hubertus<br />

(Evangelisches Krankenhaus Hubertus<br />

Krankenhausbetriebsgesellschaft)<br />

Geriatrische Abteilung<br />

Sana Kl<strong>in</strong>ikum Lichtenberg (Sana<br />

Kl<strong>in</strong>ikum Berl<strong>in</strong> Brandenburg GmbH)<br />

Fachabteilung Innere Mediz<strong>in</strong>-Geriatrie<br />

und Tageskl<strong>in</strong>ik (60+12 Plätze)<br />

HELIOS Kl<strong>in</strong>ikum Berl<strong>in</strong> Buch<br />

GmbH Innere Mediz<strong>in</strong><br />

Schwerpunkt Geriatrie<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 8


Krankenhaus Hedwigshöhe<br />

Kl<strong>in</strong>ik <strong>für</strong> Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

(St. Hedwig Kl<strong>in</strong>iken Berl<strong>in</strong> GmbH)<br />

Vivantes Wenckebach- Kl<strong>in</strong>ikum<br />

und zwei Tageskl<strong>in</strong>iken<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

Schlosspark- Kl<strong>in</strong>ik<br />

(Imperial F<strong>in</strong>anz GmbH& Co.,<br />

Schlosspark Kl<strong>in</strong>ik KG)<br />

Humboldt Kl<strong>in</strong>ikum<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

St. Hedwig Krankenhaus<br />

Psychiatrische Universitätskl<strong>in</strong>ik der<br />

Charité und Tageskl<strong>in</strong>ik<br />

(St. Hedwig Kl<strong>in</strong>iken Berl<strong>in</strong> GmbH)<br />

Krankenhaus des Maßregelvollzuges<br />

Berl<strong>in</strong> (Land Berl<strong>in</strong> Senatsverwaltung<br />

<strong>für</strong> Gesundheit,<br />

Soziales und Verbraucherschutz<br />

Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Neukölln<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

Gerontopsychiatrische<br />

Fachabteilungen <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />

(Behandlung von psychischen<br />

Erkrankungen im Alter)<br />

Evangelisches Krankenhaus König<strong>in</strong><br />

Elisabeth Herzberge,<br />

zwei gerontopsychiatrische Stationen<br />

(Diakonie)<br />

Kl<strong>in</strong>iken im Theodor- Wenzel- Werk<br />

(Theodor-Wenzel-Werk e.V.)<br />

Campus Benjam<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ik und<br />

Hochschulambulanz<br />

<strong>für</strong> Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

(Charité Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Körperschaft d. öffentl. Rechts)<br />

Campus Charité- Mitte Kl<strong>in</strong>ik<br />

<strong>für</strong> Psychiatrie und Psychotherapie)<br />

(Charité Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Körperschaft d. öffentl. Rechts)<br />

Kl<strong>in</strong>ikum am Urban<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

Kl<strong>in</strong>iken mit e<strong>in</strong>er<br />

gerontopsychiatrischen Fachabteilung<br />

Kl<strong>in</strong>iken mit e<strong>in</strong>er möglichen<br />

Behandlung von<br />

gerontopsychiatrischen Erkrankungen<br />

Friedrich von Bodelschw<strong>in</strong>gh- Kl<strong>in</strong>ik<br />

und Tageskl<strong>in</strong>ik<br />

(GPVA)<br />

Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Hellersdorf<br />

71 Betten (Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

Vivantes Kl<strong>in</strong>ikum Spandau<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

Vivantes Auguste- Viktoria- Kl<strong>in</strong>ikum<br />

(Vivantes Netzwerk <strong>für</strong><br />

Gesundheit GmbH)<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 9


2 therapeutische Wohngeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>für</strong> ältere Menschen mit psychischer<br />

Erkrankung, mögl. ambulante Pflege<br />

(Vere<strong>in</strong> f. Rehabilitation Beh<strong>in</strong>derter e.V.)<br />

Betreutes E<strong>in</strong>zelwohnen <strong>für</strong> ältere<br />

chronisch psychisch Kranke<br />

(Lebensmuth gGmbH)<br />

7 Betreuungsprojekte <strong>für</strong> Menschen mit<br />

psychischen Störungen (u.a. e<strong>in</strong>e WG<br />

<strong>für</strong> Korsakowpatienten) (Verbund f.<br />

<strong>in</strong>tegrative Angebote gGmbH)<br />

•Geme<strong>in</strong>schaftswohnungen <strong>für</strong><br />

gerontopsychiatrisch Erkrankte<br />

(50-85 J.) mit ambulanter Pflege und<br />

24h- Betreuung, 54 Plätze<br />

•Intensiv betreute WG <strong>für</strong> chronisch<br />

psychisch Kranke 57 Plätze<br />

(PINEL Initiative f. psychisch<br />

kranke Menschen)<br />

Therapeutische Wohngeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong><br />

gerontopsychiatrisch Erkrankte mit e<strong>in</strong>er<br />

Pflegestufe (Stiftung „S<strong>in</strong>nvolle<br />

Lebensgestaltung im Alter“ GmbH<br />

Weitere Angebote, die auf ältere<br />

Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen<br />

zugeschnitten s<strong>in</strong>d<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> psychisch und<br />

gerontopsychiatrisch erkrankte<br />

Menschen (SGB XII § 53, 54)<br />

Ambulante Pflegedienste<br />

(Felix gGmbH, CARO<br />

Centrum<strong>für</strong> AIDS-Pflege)<br />

Betreutes<br />

Geme<strong>in</strong>schaftswohnen<br />

mit ambulanter Pflege<br />

(58 Plätze), Wohnprojekt<br />

(23 Apartments) mit<br />

Pflege bis zur letzten<br />

Lebensphase (auch <strong>für</strong><br />

an AIDS erkrankte<br />

Menschen mit Suchtproblemen,<br />

Hepatitis C)<br />

(„ZIK“ Zuhause<br />

im Kiez gGmbH)<br />

Hilfe <strong>für</strong> <strong>Ältere</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

HIV/AIDS Erkrankung<br />

Schnittstellen zwischen<br />

Hilfesystemen<br />

Ambulante<br />

gerontopsychiatrische<br />

Fachpflege<br />

Pflegewohnheim<br />

Cecilienplatz<br />

Wohnbereich <strong>für</strong><br />

chronisch psychisch<br />

Kranke und<br />

Suchtkranke (33 Plätze)<br />

Pflegewohnzentrum<br />

Kaulsdorf-Nord gGmbH<br />

Pro Seniore Residenz am<br />

Märchenbrunnen,<br />

Wohnbereich <strong>für</strong> junge<br />

psychisch Kranke und<br />

Korsakow-Patienten<br />

(Pro Seniore AG)<br />

Pflegewohnheim<br />

Stallschreiberstraße,<br />

2 Etagen <strong>für</strong> abhängige<br />

Senioren und Senior<strong>in</strong>nen<br />

(Unionhilfswerk gGmbH)<br />

Pflegeheim Barbara<br />

Eff<strong>in</strong>ger GmbH<br />

(<strong>für</strong> chronisch<br />

Alkoholkranke und<br />

Mehrfacherkrankungen<br />

wie Morbus Korsakow)<br />

(60 Plätze)<br />

Angebote <strong>für</strong> ältere<br />

Menschen mit<br />

Suchterkrankungen<br />

Wohn- und<br />

Sozialprojekt<br />

Wohnheim <strong>für</strong><br />

obdachlose<br />

alkoholkranke<br />

Menschen, auch<br />

Pflegestufe 0 -3<br />

(130 Plätze) Siefos<br />

GmbH<br />

Wohnheim <strong>für</strong><br />

<strong>für</strong> alkoholkranke<br />

obdachlose Männer,<br />

Pflege bei Bedarf<br />

möglich<br />

(42 Plätze)<br />

(Ev. Heilig-Kreuz-<br />

Passion<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de)<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong><br />

Wohnungslose oder von<br />

Wohnungslosigkeit bedrohte<br />

Menschen (SGB XII § 67, 68)<br />

Wohnheim Haus<br />

„Teresa“, <strong>für</strong><br />

Menschen mit<br />

Abhängigkeitserkrankungen,<br />

auch <strong>für</strong><br />

Personen, die nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig zu SGB XII §54,<br />

67ff. zugeordnet<br />

werden können<br />

(amb. Pflege 0-2,<br />

78 Plätze) (Merkur e.V.)<br />

„House of Life“ Pflegezentrum<br />

<strong>für</strong> jüngere Pflegebedürftige<br />

(20-55 Jahre) mit chronischen<br />

Erkrankungen und/oder<br />

Suchterkrankungen<br />

(FSE Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

gGmbH)<br />

Jüngere Pflegebedürftige<br />

Karte der Altenhilfe Berl<strong>in</strong> 10


Suchthilfesystem Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong><br />

Stand August 2009


Beratungs- u.<br />

Behandlungsstelle<br />

CV<br />

Alk/Med<br />

Ev.<br />

Suchtkrankenberat.<br />

Wolfsgangstraße +<br />

Höchst<br />

Alk/Med<br />

Beratung f.<br />

Alkoholkranke<br />

DPWV<br />

Alk/Med<br />

Beratungsstelle f.<br />

Alkoholgefährdete<br />

DPWV<br />

Alk/Med<br />

Beratungsstelle „Am<br />

Wendelsplatz“<br />

DPWV<br />

Alk/Med<br />

Beratungsstelle des<br />

Blauen Kreuzes<br />

DWHN<br />

Alk/Med<br />

Beratungsstelle AWO<br />

Med/Alk/Dro<br />

Projekt Drogennotfallhilfe<br />

Betreuung <strong>in</strong> Frankfurter<br />

Kl<strong>in</strong>ken<br />

CV<br />

Dro<br />

Drogenhilfezentrum<br />

Bleichstrasse<br />

CV<br />

Dro<br />

Drop <strong>in</strong> Fachstelle<br />

Nord<br />

DPWV<br />

Dro<br />

Beratungsstellen<br />

Drogenberatung<br />

Am Merianplatz<br />

CV<br />

Dro<br />

Drogenberatung<br />

Sachsenhausen<br />

CV<br />

Dro<br />

Drogenberatungsstelle<br />

Höchst<br />

DPWV<br />

Dro<br />

Frauenberatungsstelle<br />

Oberma<strong>in</strong>strasse<br />

DPWV<br />

Dro<br />

Frauenberatungsstelle<br />

Moselstrasse<br />

DPWV<br />

Dro<br />

Beratungsdienst des<br />

Sozialamtes<br />

Med/Alk/Dro<br />

Claire Beratungsstelle<br />

f. suchtmittelabh.<br />

Frauen<br />

DPWV<br />

Med/Alk/Dro<br />

Lichtblick<br />

Beratung f.<br />

drogenabh. Eltern u.<br />

ihre K<strong>in</strong>der<br />

DPWV<br />

Dro<br />

Externe<br />

Drogenberatung<br />

In d. JVA II, JVA IV u.<br />

JVA III u.<br />

Weiterbetreuung<br />

nach Haftentlassung<br />

Alk/Med/Dro


Konsumraum Niddastrasse<br />

Konsumraum<br />

Spritzentausch<br />

Beratung<br />

Dro<br />

Drogennotdienst Kontaktcafe<br />

Tagesruhebetten<br />

Übernachtungse<strong>in</strong>richtung<br />

Med. Ambulanz<br />

Konsumraum<br />

Dro<br />

Cafe Frieda<br />

Kontaktcafe<br />

Substitutionsmabulanz<br />

Beratung<br />

Dro<br />

Eastside<br />

Konsumraum<br />

Substitutionsambulanz<br />

Tagesaufenthalt<br />

Übernachtungsplätze<br />

Arbeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramme<br />

Dro<br />

La Strada<br />

Kontaktladen<br />

Konsumraum<br />

Notschlafstelle<br />

Dro<br />

Kontaktladen Cafe Fix<br />

Kontaktcafe<br />

Spriztentausch<br />

Beratung<br />

Substitutionsambulanz<br />

Arbeitsprojekte<br />

BEW<br />

Krisenzentren<br />

Nachtbus der<br />

Frauenberatungsstelle<br />

Dro<br />

Frauencafe der<br />

Frauenebratungsstelle Cafe Fix<br />

Dro<br />

Cafe Alte Backstube<br />

Alkoholfreies<br />

Begegnungszentrum<br />

Diakonie<br />

Alk<br />

K<strong>in</strong>derladen Rasselbande<br />

Für K<strong>in</strong>der v. drogenabh. Eltern


Wohnheim Hacienda<br />

Wohnheim f. ältere<br />

psychisch kranke<br />

Menschen<br />

70 Plätze<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

Elisabethstraßenambulanz<br />

Med. Versorgung<br />

Aufsuchende Pflege<br />

Caritas<br />

Franziskustreff<br />

Tagesaufenthalt<br />

Caritas<br />

Avetorstubb<br />

Tagesaufenthalt<br />

Caritas<br />

Tageszentrum f.<br />

Wohnungslose<br />

Hagenstrasse<br />

Caritas<br />

CASA 21<br />

Zentrum f.<br />

Wohnungslose<br />

Beratung<br />

Caritas<br />

Wohnwagenprojekt<br />

35<br />

Übergangswohnplätze<br />

Caritas<br />

Angebote f.<br />

Wohnungslose<br />

Weser 5<br />

Diakoniezentrum<br />

Tagestreff<br />

Beratungsstelle<br />

Notübernachtung<br />

Übergangswohnhaus<br />

Wohnhaus<br />

Eschersheimer<br />

Landstrasse<br />

20 Plätze<br />

Diakonie<br />

Teestube Jona<br />

Tagesaufenthalt<br />

Beratung<br />

Projektgruppe<br />

Bahnhofsviertel e.V.<br />

Lilith<br />

Wohnen <strong>für</strong> Frauen<br />

Diakonie<br />

Tagestreff f. Frauen<br />

17 Ost<br />

Kontaktladen<br />

Beratungsstelle<br />

Diakonie<br />

Lisbethtreff<br />

Tagestreff f.<br />

wohnungslose Frauen<br />

Caritas<br />

Tamara<br />

Beratungsstelle f.<br />

Prostituierte<br />

Aufnahme- und<br />

Übergangsheim<br />

Rudolfstrasse f.<br />

wohnsitzlose Männer<br />

90 Plätze<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

Übernachtungsstätte<br />

Ostpark<br />

Notübernachtung<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

Wohnheim Teichmühle<br />

Wohnheim f. Männer<br />

54 Plätze<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

Reha-Zentrum<br />

Simon-Bender-Haus<br />

Wohnheim f. Menschen<br />

mit seel. Beh<strong>in</strong>derung<br />

od. Suchtproblemen<br />

35 Plätze<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong>


Kl<strong>in</strong>ikum<br />

Dro/Alk<br />

Entzug u.<br />

Entwöhnung<br />

FFM Stadt<br />

Bürgerhospital<br />

16 Betten Entgiftungs-<br />

/Motivationsstation<br />

Dro<br />

Villa unter den L<strong>in</strong>den<br />

32 Behandlungsplätze


Betreutes<br />

Wohnen Blaues<br />

Kreuz<br />

Alk<br />

Betreutes<br />

Wohnen <strong>für</strong><br />

Menschen mit<br />

alkoholbed<strong>in</strong>gten<br />

Folgeerkrankungen<br />

Wallstrasse<br />

24 Plätze BWG<br />

Alk<br />

Sozialtherapeuti<br />

sches Zentrum<br />

Betreutes<br />

Wohnen f.<br />

Alkoholkranke<br />

Kas<strong>in</strong>ostrasse<br />

35 Plätze<br />

Frankfurter<br />

Vere<strong>in</strong><br />

Betreutes<br />

Wohnen<br />

Frankenallee<br />

18 BWG<br />

6 BEW<br />

Alk/Dro<br />

SozialtherapeutischeNachsorgee<strong>in</strong>richtung<br />

25 BWG<br />

Alk/Med/Dro<br />

Haus Metonia<br />

Betreutes<br />

Wohnen junge<br />

Erwachsene<br />

Wolfsgangstrasse<br />

Lebenswende<br />

e.V.<br />

Alk/Med/Dro<br />

Haus<br />

Falkenste<strong>in</strong><br />

Betreutes<br />

Wohnen junge<br />

Erwachsene<br />

Wolfsgangstrasse<br />

Lebenswende<br />

e.V.<br />

Alk/Med/Dro<br />

Betreutes<br />

Wohnen f.<br />

suchtkranke<br />

Frauen der<br />

Frauenberatungs<br />

stelle 28 Plätze<br />

BWG u.<br />

E<strong>in</strong>zelwohnen<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />

„Die Exen“<br />

6 Plätze<br />

Dro<br />

Betreute<br />

Wohngeme<strong>in</strong>sch<br />

aft f.<br />

Substituierte<br />

Wittelsbacheralle<br />

e<br />

22 BWG<br />

11 BEW<br />

BWG<br />

Rotl<strong>in</strong>strasse f.<br />

Substituierte<br />

20 Plätze<br />

Betreutes<br />

Wohnen f.<br />

Substituierte<br />

Schönstrasse<br />

15 Plätze BWG<br />

8 BEW Cafe Fix<br />

Wohnprojekte<br />

Stationäre<br />

Selbsthilfegemei<br />

nschaft<br />

Bamberger Hof<br />

70 Plätze<br />

Fleckenbühl<br />

Aufnahmewohngruppe<br />

Schloßstrasse<br />

4 Plätze BWG<br />

Betreute<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />

Musikantenweg<br />

10 Plätze BWG<br />

Dro<br />

Betreute<br />

Wohngeme<strong>in</strong>sch<br />

aft<br />

Gebelusstrasse<br />

31 Plätze BWG<br />

15 BEW<br />

Dro<br />

Stationäre<br />

Nachsorge u.<br />

Adaption<br />

Broßwitzstrasse<br />

6<br />

Adaptionsplätze<br />

13<br />

Nachsorgeplätze<br />

Dro<br />

Betreutes<br />

Wohnen Stiftung<br />

Waldmühle<br />

Klauerstrasse<br />

6 BWG<br />

23 BEW<br />

Therapeutische<br />

Wohngeme<strong>in</strong>sch<br />

aft Wolfsgangstrasse<br />

12 Plätze BWG<br />

9 BEW<br />

Dro<br />

BWG<br />

Bildungszentrum<br />

Hermann Hesse<br />

2 BWG<br />

10 BEW<br />

Dro<br />

Stiftung<br />

Waldmühle<br />

f. HIV-positive<br />

bzw. AIDSkranke<br />

Drogenabhängig<br />

e<br />

12 Plätze<br />

Dro<br />

Stationäre<br />

Nachsorge<br />

Goldbergweg<br />

13 Plätze<br />

Dro<br />

Betreutes<br />

Wohnen<br />

Bolongarostrasse<br />

21 BWG<br />

9 BEW<br />

Betreute<br />

Wohngeme<strong>in</strong>sch<br />

aft<br />

Eschenbachhau<br />

s f. HIV-<strong>in</strong>fizierte<br />

u. Substituierte<br />

18 Plätze Dro<br />

Betreutes<br />

Wohnen f. ältere<br />

<strong>Drogenabhängige</strong><br />

8 Plätze<br />

Cafe Fix<br />

Wohn- u.<br />

Pflegeheim<br />

Franziskushaus<br />

HIV-positive<br />

bzw. AIDSkranke<br />

18 Plätze


Substituierte<br />

arbeiten <strong>für</strong><br />

Sozialhilfeempfänger<br />

FriedA<br />

Idh<br />

Betreutes<br />

Arbeitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm<br />

BASIS e.V.<br />

Drogennotruf<br />

Fachstelle Arbeit, Bildung,<br />

Integration<br />

Arbeitprojekt der<br />

Frauenberatungsstelle<br />

Cafe Fix<br />

vae<br />

Arbeitsprojekt im Cafe Fix<br />

Beschäftigungsmöglichkeit f.<br />

Abhängige,<br />

Substituierte, Cleane<br />

vae<br />

Arbeitsprojekte/<br />

Ausbildung/Schule<br />

Bildungszentrum Hermann<br />

Hesse<br />

140 Plätze<br />

Tran<strong>in</strong>gs- u.<br />

Ausbildungszentrum<br />

des Frankfurter Vere<strong>in</strong>s f.<br />

soziale Heimstätten e.V.<br />

Ausbildung nach § 39 BSHG<br />

60 Plätze<br />

Reha-Werkstatt<br />

E<strong>in</strong>richtung <strong>für</strong> seelisch<br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />

Eschenheimer Tor<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

65 Plätze<br />

Reha-Werkstatt <strong>für</strong> seelisch<br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />

Rödelheim<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

60 Plätze<br />

Reha-Werkstatt <strong>für</strong> seelisch<br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />

Niederrad<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

80 Plätze<br />

Reha Werkstatt <strong>für</strong> seelisch<br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />

Oberrad<br />

Frankfurter Vere<strong>in</strong><br />

80 Plätze


Hero<strong>in</strong>ambulanz<br />

Grüne Strasse<br />

Substitutionsfachambulanz<br />

Grüne Strasse<br />

Substitutionsfachambulanz<br />

JDB Sachsenhausen<br />

Wallstrasse<br />

Substitutionsfachambulanz<br />

Suchthilfezentrum<br />

Bleichstrasse<br />

Substitution<br />

Substitutionsfachambulanz<br />

JBS Merianplatz<br />

Musikantenweg<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Ambulanz im<br />

Cafe Fix<br />

Moselstrasse<br />

Substitutionsfachambulanz<br />

Drogennotdienst<br />

Elbestrasse<br />

Substitutionsfachambulanz<br />

Cafe FriedA<br />

Friedberger Anlage<br />

Frauencafe der<br />

Frauenberatungsstelle<br />

Niedergelassener Arzt<br />

Moselstrasse


Suchthilfesystem Berl<strong>in</strong>


Drogenberatungsstellen<br />

Suchtberatungsstelle<br />

Hohenschönhausen<br />

Stiftung SPI<br />

Beratung<br />

Beratungsstelle d.<br />

Schwulenberatung<br />

Beratung, E<strong>in</strong>zel- u. Gruppe<br />

Ambulante Reha, Dro, Alk, Med<br />

Charlottenburg<br />

Beratungs- und<br />

Behandlungsstelle<br />

Schöneberg PBAM<br />

Beratung, Vermittlung, E<strong>in</strong>zel- u.<br />

Gruppentherapie, Amb. Reha, Cafe<br />

Beratungs- und<br />

Behandlungsstelle<br />

Tempelhof PBAM<br />

Beratung, Vermittlung, E<strong>in</strong>zel- und<br />

Gruppentherapie, Amb. Reha<br />

Selbsthilfe Kontakt- u.<br />

Beratungsstelle Mitte<br />

StadtRand<br />

Beratung, E<strong>in</strong>zel, Gruppen<br />

Integrierte Suchtberatung<br />

Lichtenberg<br />

Stiftung SPI<br />

Beratung Dro, Alk, Med<br />

Beratungs- u. Behandlungsstelle<br />

Wilmersdorf<br />

PBAM<br />

Beratung, Vermittlung, E<strong>in</strong>zel- und<br />

Gruppentherapie, Amb. Reha<br />

Kontaktstelle<br />

Pawian gGmbH<br />

Beratung, Gruppe<br />

Alk, Med, Dro<br />

DIP<br />

Drogenhilfe Informationspool<br />

Pawian gGmbH<br />

Beratung, Vermittlung<br />

Alkohol- u.<br />

Drogenberatung Pankow<br />

Vista<br />

Beratung, PSB<br />

Angeleitete Selbsthilfe<br />

Alkohol- u. Drogenberatung Mitte<br />

Vista/Boa<br />

Cafe, Beratung, Gruppen,<br />

Freizeitangebote<br />

Fixstern<br />

Fixpunkt<br />

Gesundheitsbezogene<br />

Selbsthilfeangebote f. Substituierte


Jugend- u.<br />

Suchtberatung<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

Vista<br />

Beratung,<br />

Prävention, PSB<br />

Heilpädagogische<br />

Ambulanz<br />

HpA Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Ambulante Reha,<br />

Nachsorge,<br />

Aufsuchende Hilfe<br />

Sozialpsychiatrischer<br />

Dienst<br />

<strong>in</strong> 10 verschiedenen<br />

Stadtteilen<br />

Stadt Berl<strong>in</strong><br />

Beratung, Vermittlung<br />

Misfit<br />

Drogen- u.<br />

Suchtberatung<br />

Vista<br />

Früh<strong>in</strong>tervention,<br />

Beratung<br />

Log-In<br />

Jugend- u.<br />

Suchtberatung<br />

Charlottenburg<br />

Notdienst e.V.<br />

Beratung,<br />

Vermittlung,PSB<br />

Drogenberatungsstellen<br />

Jugend- und<br />

Suchtberatung<br />

Spandau<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

PSB<br />

Subways<br />

Psychosoziale<br />

Betreuung<br />

Neukölln<br />

Vista<br />

PSB, E<strong>in</strong>zel- u.<br />

Gruppenangebote<br />

Drogennotdienst<br />

Jugend- u.<br />

Suchthilfezentrum<br />

Notdienst e.V.<br />

Beratung, Vermittlung,<br />

PSB<br />

Confamilia<br />

Vista<br />

Beratung,<br />

Ambulante Reha,<br />

Gruppe f.<br />

THC-Konsumenten<br />

Integrative<br />

Suchtberatungsstelle<br />

Mitte<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Beratung, PSB, Cafe,<br />

Ambulante Reha, BEW<br />

PSB-Mitte<br />

Vista<br />

PSB, E<strong>in</strong>zel- u.<br />

Gruppenangebote<br />

Drogenhilfe Nord<br />

SPI<br />

Ambulante Reha,<br />

PSB<br />

Suchtberatung<br />

Cafe Beispiellos<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Breakpo<strong>in</strong>t<br />

Vista<br />

PSB, E<strong>in</strong>zel- u.<br />

Gruppenangebote<br />

Suchtberatung<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

Wuhletal gGmbH<br />

Ambulante Reha,<br />

Nachsorge<br />

Gesundheitsamt<br />

Suchtberatung<br />

Hohenschönhausen<br />

Stadt Berl<strong>in</strong><br />

Beratung, E<strong>in</strong>zel-<br />

Gruppe, Vermittlung<br />

Suchtberatungsstelle<br />

Königsberger 11<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Ambulante Reha,<br />

BEW


A.I.D. Neukölln<br />

Notdienst e.V.<br />

Substitutionsambulanz<br />

PSB<br />

Substitution<br />

A.I.D. Friedrichsha<strong>in</strong><br />

Notdienst e.V.<br />

Substitutionsambulanz<br />

PSB<br />

A.I.D. Kreuzberg<br />

Notdienst e.V.<br />

Substitutionsambulanz<br />

PSB<br />

Drop In<br />

Notdienst e.V.<br />

PSB<br />

Suchtmediz<strong>in</strong>ische<br />

Schwerpunktpraxis<br />

Praxiszentrum<br />

Kaiserdamm<br />

PSB-Büro Kreuzberg<br />

Notdienst e.V.<br />

PSB<br />

Suchtmediz<strong>in</strong>ische<br />

Schwerpunktpraxis<br />

Friedrichsha<strong>in</strong>-Kreuzberg


Aufsuchende Drogenhilfe/Konsumräume<br />

Kontaktstelle<br />

„Druckausgleich“<br />

Fixpunkt<br />

Kontaktladen,<br />

Beratung, Vermittlung,<br />

Streetwork, Alltags-/<br />

Überlebenshilfen<br />

Zahnmobil<br />

Fixpunkt<br />

Zahnprophylaxe bei<br />

Drogengebraucher<strong>in</strong>nen<br />

Treffpunkt<br />

„bunte Stube“<br />

Vere<strong>in</strong> zur Integration<br />

Beh<strong>in</strong>derter e.V.<br />

Hellersdorf<br />

Kontaktcafe<br />

Birkenstube<br />

Kontakt- u. Anlaufstelle Mitte<br />

Vista<br />

Kontaktladen, Konsumraum,<br />

Beratung, Vermittlung,<br />

med. Versorgung<br />

Mobilix<br />

Fixpunkt<br />

Spritzenautomaten,<br />

Präventionsmobil,<br />

Streetwork,<br />

Gesundheitsmobil, med.<br />

Versorgung <strong>in</strong> Kontaktläden<br />

Aufsuchende Drogenhilfe<br />

<strong>in</strong> Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

Fixpunkt<br />

Mobile sozialarbeiterische Arbeit,<br />

Drogenkonsummobil, Streetwork<br />

Cafe Sehnsucht<br />

Teenchallenge Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Kontaktladen, Beratung,<br />

Vermittlung<br />

Cafe Wippe<br />

Schwulenberatung Berl<strong>in</strong><br />

Kontaktcafe, Beratung


Cafe/Restaurant<br />

Weisser Elefant<br />

Pawian gGmbH<br />

Beschäftigungs-u.<br />

Ausbildungsprojekt,<br />

Qualifizierungsmaßnahme<br />

Überwiegend<br />

Cleane<br />

Die Werkstatt<br />

Notdienst e.V,<br />

Handwerk,<br />

Garten- u.<br />

Landschaftsbau<br />

Hauswirtschaft<br />

Konsumenten<br />

Substituierte<br />

ABO-Prolog<br />

Vista<br />

Tagesstrukturierende<br />

Beschäftigung<br />

Konsumenten<br />

Umfeldservice<br />

Notdienst e.V.<br />

Garten- u.<br />

Landschaftsbau<br />

Substituierte<br />

Cleane<br />

Beschäftigungs-/Arbeitsprojekte<br />

Beschäftigungstagesstätte<br />

<strong>für</strong><br />

Alkoholabhängige<br />

PBAM<br />

ABO-Mitte<br />

Vista<br />

Beratung,<br />

Orientierung,<br />

Qualifizierung,<br />

Arbeitserprobung:<br />

Bürokommunikation,<br />

Textilbearbeitung<br />

Konsumenten<br />

Beschäftigungstagesstätte<br />

Wilmersdorf<br />

PBAM<br />

Alk<br />

Rund um den<br />

Hund<br />

Fixpunkt<br />

Beschäftigungsprojekt<br />

f. Substituierte<br />

ABO-Neukölln<br />

Vista<br />

Beratung,<br />

Orientierung,<br />

Qualifizierung,<br />

Arbeitserprobung:<br />

Handwerk,<br />

Grün- u.<br />

Gartenarbeiten<br />

Konsumenten<br />

„CleaneXX“<br />

Re<strong>in</strong>igungsbetrieb<br />

Drogentherapie<br />

Zentrum Berl<strong>in</strong><br />

Qualifizierung<br />

ABO-Marzahn-<br />

Hellersdorf<br />

Vista<br />

Beratung,<br />

Arbeitserprobung:<br />

Handwerk,<br />

Grün- u.<br />

Gartenarbeiten<br />

Konsumenten<br />

„Die Garbe“<br />

Restaurant<br />

Drogentherapie<br />

Zentrum Berl<strong>in</strong><br />

Integrations- u.<br />

Ausbildungsbetrieb<br />

Tischlerei<br />

ADV<br />

Ausbidung<br />

Cleane<br />

Orangerie<br />

Cafe/Restaurant<br />

ZIK gGmbH<br />

Qualifizierungsmaßnahme<br />

Qualifizierungsmaßnahme<br />

Holztechnik<br />

ADV<br />

Cleane<br />

Arbeitsgelegenheiten<br />

MAE<br />

ajb gGmbH<br />

5 Projekte<br />

Psych. Kranke<br />

u. Suchtkranke


Wohnprojekte<br />

Neukölln<br />

Vista<br />

E<strong>in</strong>zel- u.<br />

Gruppenwohnen<br />

Substitution<br />

ZIK-Betreutes<br />

Geme<strong>in</strong>schaftswohnen<br />

ZIK gGmbH<br />

Wohnprojekt<br />

Dessauer Strasse<br />

16 Plätze BWG<br />

ZIK-<br />

Sozialmakler<br />

ZIK gGmbH<br />

Wohnungsvermittlung<br />

an HIV,<br />

AIDS od. Hep C<br />

Erkrankte<br />

Betreuung<br />

ZIK-Betreutes<br />

Geme<strong>in</strong>schaftswohnen<br />

ZIK gGmbH<br />

Wohnprojekt<br />

Käthe-<br />

Niederkirchner<br />

Strasse<br />

ZIK-<br />

Verbundwohnen<br />

Pankstrasse u.<br />

Pankwiese<br />

ZIK gGmbH<br />

28 Plätze BWG<br />

ZIK-Betreutes<br />

Geme<strong>in</strong>schaftswohnen<br />

ZIK gGmbH<br />

Wohnprojekt<br />

R 96<br />

26 BWG<br />

Wohnprojekte<br />

ZIK BEW<br />

ZIK gGmbH<br />

Standort 2/<br />

Kreuzberg<br />

Beratung u.<br />

Betreuung<br />

ZIK BEW<br />

ZIK gGmbH<br />

Standort 1 /<br />

Tiergarten<br />

Beratung und<br />

Betreuung<br />

ZIK BEW<br />

ZIK gGmbH<br />

Standort 3/<br />

Wedd<strong>in</strong>g<br />

Beratung u.<br />

Betreuung<br />

Psychosozial<br />

betreutes<br />

Wohnen <strong>in</strong> Mitte<br />

Vista<br />

E<strong>in</strong>zel- und<br />

Gruppenwohnen<br />

Substitution<br />

Therapeutisch<br />

Betreutes Wo<br />

Lichtenberg<br />

P<strong>in</strong>el gGmbh<br />

Cleane,<br />

Konsumenten<br />

STOP<br />

Notdienst e.V.<br />

50 Plätze BWG<br />

Substitutierte<br />

Betreutes<br />

Wohnen<br />

Nodrax<br />

Drogentherapie<br />

Zentrum Berl<strong>in</strong><br />

Abst<strong>in</strong>ente<br />

AFV WUB<br />

ADV<br />

BWG<br />

BGW<br />

BEW<br />

Nachsorge<br />

Abst<strong>in</strong>enz<br />

BEW<br />

Sbh-service<br />

gGmbH<br />

Straffällige<br />

ADV WUB<br />

ADV<br />

BWG, BEW<br />

Substituierte<br />

Hriam Haus<br />

Paritätischer<br />

Wohlfahrtsverband<br />

BEW<br />

Betreutes<br />

Gruppenwohnen<br />

Wiesenburg/<br />

Mark<br />

Wabe gGmbH<br />

BWG <strong>für</strong> nicht<br />

abst<strong>in</strong>enzfähige<br />

Abhängigkeitskr.<br />

Kontrollierte<br />

<strong>in</strong>dividuelle<br />

Alkoholvergabe<br />

Krisenwohnung<br />

Notdienst e.V.<br />

15 Schlafplätze<br />

2 Notbetten<br />

3 Nächte<br />

ZIK BWG<br />

ZIK gGmbH<br />

R 129<br />

BWG<br />

23 Plätze<br />

ADV WUB<br />

ADV<br />

Team<br />

Charlottenburg<br />

Team Neukölln<br />

BEW<br />

abst<strong>in</strong>ent


Entzugsstation 19<br />

Geme<strong>in</strong>schaftskrankenhaus<br />

Hardhöhe Kl<strong>in</strong>ik<br />

Spandau<br />

Entzug illegale Dro<br />

Entzugsstationen<br />

Ev. Krankenhaus<br />

König<strong>in</strong> Elisabeth<br />

Herzberge<br />

Lichtenberg<br />

stat. u. teilstat. Entzug<br />

Schwerpunktstation<br />

<strong>für</strong> DD<br />

Krankenhaus<br />

Hedwigshöhe<br />

Treptow-Köpenick<br />

Suchtsprechstunde,<br />

DD, Entzug<br />

Alk, Med, Dro.<br />

stationär u. teilstationär<br />

Jüdisches<br />

Krankenhaus<br />

Berl<strong>in</strong> Mitte<br />

ambulanter<br />

u. stat. Entzug<br />

Entzugsstation<br />

Count Down<br />

Drogentherapie-<br />

Zentrum Berl<strong>in</strong><br />

Ill. Dro. 12 Plätze<br />

St. Hedwig<br />

Kl<strong>in</strong>iken Berl<strong>in</strong><br />

Mitte<br />

Entzug legale<br />

u. illeg. Drogen,<br />

Station DD<br />

DRK Kl<strong>in</strong>iken Berl<strong>in</strong><br />

Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik III<br />

Abhängigkeits-<br />

Erkrankungen<br />

Entzug<br />

Vivantes<br />

Kl<strong>in</strong>ik f. Psychiatrie,<br />

Psychotherapie u.<br />

Psychosomatik<br />

Demenzstation,<br />

Station <strong>für</strong><br />

Suchtmediz<strong>in</strong><br />

Charite<br />

Kl<strong>in</strong>ik u. Polikl<strong>in</strong>ik f.<br />

Psychiatrie<br />

Beratung, ambulante<br />

Behandlung,<br />

Tagesstation,<br />

Stat. Entgiftung


Beratungsstellen <strong>für</strong> Alkohol- u. Medikamentenabhängige<br />

Die Gierkezeile<br />

Vista<br />

Beratung,<br />

Ambulante Reha,<br />

Angehörigengruppe,<br />

Alk,Med<br />

Suchtberatungsstelle<br />

Pankow STAB<br />

Stiftung SPI<br />

Alk, Med<br />

Beratung<br />

Kontakt- u.<br />

Beratungsstelle<br />

Rettungsr<strong>in</strong>g e.V.<br />

Info, Motivation,<br />

Vermittlung<br />

Hermsdorf<br />

Suchtberatungsstelle<br />

Friedrichsha<strong>in</strong><br />

Stiftung SPI<br />

Alk, Med<br />

Beratung<br />

Beratungs- und<br />

Behandlungsstelle <strong>für</strong><br />

Suchtkranke (MUT)<br />

<strong>Gesellschaft</strong> f.<br />

Gesundheit mbH<br />

Beratung, Vermittlung,<br />

E<strong>in</strong>zel- u. Gruppe,<br />

Alk, Med


Betreutes Wohnen<br />

Schöneberg<br />

PBAM<br />

Therap. WG 4 Pl.<br />

Paarwohnen 4 Pl.<br />

BEW 7 Pl.<br />

Betreutes Wohnen<br />

f. Abhängigkeitskranke<br />

Vere<strong>in</strong> zur Integration<br />

Beh<strong>in</strong>derter e.V.<br />

12 Plätze<br />

Wohnprojekte Alkohol<br />

Betreutes Wohnen<br />

Wilmersdorf<br />

PBAM<br />

BEW 10 Pl.<br />

Therapeutische<br />

Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />

f. Abhängigkeitskranke<br />

Vere<strong>in</strong> zur Integration<br />

Beh<strong>in</strong>derter e.V.<br />

DD<br />

4 Plätze<br />

Hiram Haus e.V.<br />

Paritätischer<br />

Wohlfahrtsverband<br />

Therapeutische BWG‘s<br />

Korsakow,Alkoholdemenz<br />

Betreutes Wohnen Sucht<br />

Schwulenberatung Berl<strong>in</strong><br />

BWG, Alk, Med,<br />

abst<strong>in</strong>ent<br />

Betreutes GW<br />

Freie Hilfe Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Ab 45 Jahre<br />

Mäßiger Alkkonsum<br />

erlaubt


Frauenladen<br />

Frauen-Sucht-<br />

Hilfe-Berl<strong>in</strong><br />

Kontaktladen, Beratung,<br />

Angehörigenarbeit,<br />

Aufsuchende<br />

Beratungsarbeit,<br />

JVA<br />

BEW und BWG<br />

FrauSuchtZukunft<br />

Frauen u. Mütter mit<br />

K<strong>in</strong>dern<br />

Abst<strong>in</strong>ente<br />

Angebote <strong>für</strong> Frauen<br />

Jacke wie Hose<br />

Frauen-Sucht-<br />

Hilfe Berl<strong>in</strong><br />

Beschäftigungsprojekt<br />

<strong>für</strong> Substituierte,<br />

Cleane,<br />

Stolpercleane<br />

tieBra<br />

FrauSuchtZukunft<br />

Berufliche Integration<br />

Substituierte, Cleane<br />

Kreativwerkstatt,<br />

Praktikum<br />

Fam<br />

Frauen-Sucht-<br />

Hilfe Berl<strong>in</strong><br />

Beratung Alk, Med, Dro,<br />

E<strong>in</strong>zel- u.<br />

Gruppentherapie,<br />

Aufsuchende Arbeit,<br />

Ambulante Therapie,<br />

Nachsorge<br />

Evas Haltestelle<br />

Für Frauen<br />

ohne Obdach<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Cafe, Beratung<br />

La Vida<br />

Frauen-Sucht-<br />

Hilfe Berl<strong>in</strong><br />

Beratung bei Alk,<br />

Dro, Med, PSB,<br />

Ambulante Therapie,<br />

Nachsorge, Gruppen<br />

Frauentreff Olga<br />

Notdienst e.V.<br />

Kontaktladen<br />

PSB, Beratung,<br />

lebenspraktische<br />

Hilfen, Streetwork<br />

Tamar<br />

Straffälligen- und<br />

Gefährdetenhilfe <strong>für</strong><br />

Frauen<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

StoffBruch<br />

FrauSuchtZukunft e.V.<br />

Beratungsstelle<br />

Notübernachtung<br />

f.wohnungslose<br />

Frauen<br />

GEBEWO<br />

8+(2) Plätze<br />

Frauennotunterkunft<br />

Initiative der St.<br />

Jacobi-Luisenstadt<br />

10 Plätze<br />

Ke<strong>in</strong> Alk, ke<strong>in</strong>e Dro<br />

Frauennachtcafe<br />

Wildwasser e.V.<br />

Frauenkrisenanlaufstelle


Übernachtungsheim<br />

Notübernachtung<br />

Frankl<strong>in</strong>strasse<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

73 Plätze m/f<br />

Apart Hotel<br />

Friedrichsha<strong>in</strong><br />

Männer<br />

15 Plätze<br />

Wärmestube<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Kiez-Cafe<br />

AWO<br />

Friedrichsha<strong>in</strong><br />

10 Plätze (M)<br />

2 Plätze (F)<br />

Wohnungslosenhilfe<br />

Beratungsstelle<br />

Lewetzowstrasse<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Motz & Co<br />

Friedrichsha<strong>in</strong><br />

18 Plätze (M/F)<br />

Ke<strong>in</strong> Alk,<br />

ke<strong>in</strong>e Dro<br />

Besondere Soziale<br />

Wohnhilfe<br />

Treptow-Köpenick<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Merkur e.V.<br />

Hohenschönhausen<br />

2 Plätze (M/F)<br />

Ambulanz <strong>für</strong><br />

Wohnungslose<br />

Caritasverband<br />

Berl<strong>in</strong> e.V.<br />

Notübernachtung<br />

Strohhalm<br />

Köpenick<br />

10 Plätze (M/F)<br />

Ke<strong>in</strong> Alk,<br />

ke<strong>in</strong>e Dro<br />

St. Johannes<br />

Basilika<br />

Kreuzberg<br />

8 Plätze (M)<br />

Ke<strong>in</strong> Alk,<br />

ke<strong>in</strong>e Dro<br />

St. Marien<br />

Liebfrauen<br />

Kreuzberg<br />

10 Plätze (M)<br />

Ke<strong>in</strong> Alk,<br />

ke<strong>in</strong>e Dro<br />

St. Michael<br />

Kreuzberg<br />

10 Plätze (M)<br />

Ke<strong>in</strong> Alk,<br />

ke<strong>in</strong>e Dro<br />

Cafe Bankrott<br />

Mob e.V.<br />

Prenzlauer Berg<br />

8 Plätze (M) 4 (F)<br />

Seydlitzstrasse<br />

Berl<strong>in</strong>er<br />

Stadtmission<br />

Tiergarten<br />

60-120<br />

Plätze (M/F)<br />

Ev. Auen-Kirche<br />

Wilmersdorf<br />

12 Plätze (M)<br />

Ke<strong>in</strong>e Dro


Betreutes<br />

Übergangswohnen<br />

Universal Stiftung<br />

Helmut Ziegner<br />

Wohnhaus<br />

Straffällige, besondere<br />

Soziale Schwierigkeiten<br />

40 Plätze<br />

Wohnprojekte f. Straffällige/Wohnungslose etc.<br />

Betreutes<br />

Übergangswohnen<br />

Universal Stiftung<br />

Helmut Ziegner<br />

Wohnhaus<br />

Straffällige, besondere<br />

Soziale Schwierigkeiten<br />

38 Plätze<br />

Betreutes GW<br />

Carpe Diem e.V.<br />

Neukölln<br />

Straffällige, besondere<br />

Soziale Schwierigkeiten<br />

26 Plätze<br />

Betreutes<br />

Übergangswohnen<br />

Bürgerhilfe<br />

Kultur des Helfens gGmbH<br />

32 Plätze<br />

Suchtakzeptierend<br />

Weglaufhaus<br />

Villa Stöckle<br />

Vere<strong>in</strong> zum Schutz<br />

vor psychiatrischer<br />

Gewalt e.V.<br />

13 Plätze<br />

Dro, Alk nicht im Haus


Qualitativer Leitfaden <strong>für</strong> Interviews mit älteren drogenabhängigen KlientInnen<br />

E<strong>in</strong>leitungstext:<br />

Guten Tag,<br />

Ich b<strong>in</strong> XXX und arbeite an YYY.<br />

Ich freue mich, dass Sie Zeit <strong>für</strong> mich gefunden haben und bereit s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Interview. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n werde ich Ihnen e<strong>in</strong> wenig darüber erzählen, warum wir diese Interviews<br />

durchführen. Dann sage ich Ihnen kurz, über welche Themen ich mit Ihnen sprechen<br />

möchte. Wie Sie ja wissen, wird das Interview auf Tonband aufgenommen; ich hoffe, dass<br />

Sie auch jetzt noch damit e<strong>in</strong>verstanden s<strong>in</strong>d. Ich habe hier e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>willigungserklärung, die<br />

wir zusammen durchgehen und die Sie dann anschließend bitte unterschreiben. Ich<br />

versichere Ihnen, dass wir all Ihre persönlichen Daten, Ihre Aussagen und Antworten ganz<br />

diskret behandeln und dass sie anonym bleiben. Wir geben ke<strong>in</strong>e Informationen an Dritte<br />

weiter. Wir werden die Aufnahme abschreiben und anschließend löschen.<br />

Diese Untersuchung ist Teil e<strong>in</strong>es Projekts, das von der Europäischen Union gefördert wird.<br />

Wir wissen, dass <strong>Drogenabhängige</strong> heutzutage älter werden als noch vor 20 Jahren. Wir<br />

wissen aber wenig darüber, wo und wie ältere <strong>Drogenabhängige</strong>, die Unterstützung oder<br />

Pflege brauchen, leben wollen. Deswegen führen wir diese Untersuchung durch. Wir<br />

brauchen mehr Wissen über ältere <strong>Drogenabhängige</strong>, über ihre Lebensumstände und ihre<br />

gesundheitlichen Beschwerden, damit Orte und E<strong>in</strong>richtungen geschaffen werden können,<br />

wo sie im Alter gut versorgt werden und sich wohlfühlen können. Mit diesem Interview helfen<br />

Sie uns dabei, solche E<strong>in</strong>richtungen zu entwickeln.<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen geht es <strong>in</strong> unserem Interview um Fragen wie:<br />

• Wie s<strong>in</strong>d Ihre aktuellen Lebensumstände?<br />

• Welche Kontakte zu Familienmitgliedern und Freunden haben Sie zurzeit?<br />

• Wie ist Ihr aktueller Drogenkonsum und wie steht es um Ihre Gesundheit?<br />

• Welche Ideen, Wünsche und Vorstellungen haben Sie <strong>für</strong> Ihre Zukunft?<br />

Am Ende des Gesprächs habe ich noch e<strong>in</strong>en kurzen Fragebogen, den wir zusammen<br />

ausfüllen und dann s<strong>in</strong>d wir mit dem Interview fertig.<br />

Haben Sie noch Fragen zu dem Interview und zu se<strong>in</strong>em Ablauf?<br />

Dann mache ich jetzt das Aufnahmegerät an.<br />

Aufnahmegerät anschalten!<br />

� Beschreiben Sie mir bitte Ihre aktuellen Lebensumstände.<br />

1


• Wie und wo wohnen Sie? Beschreiben Sie e<strong>in</strong>fach Ihr Zimmer/Ihre Wohnung,<br />

damit ich mir das besser vorstellen kann.<br />

• Wohnen Sie ganz alle<strong>in</strong> oder mit anderen Menschen zusammen? Erzählen Sie<br />

mir bitte, mit wem Sie zusammenleben. Und wie ist es mit Ihren Nachbarn?<br />

Reden Sie gelegentlich mit Ihnen? Beschreiben Sie mir Ihren Kontakt zu den<br />

Nachbarn.<br />

� Wir wollen gerne wissen, mit welchen Menschen Sie zurzeit Kontakt haben, mit wem Sie<br />

gerne zusammen s<strong>in</strong>d. Erzählen Sie mir mit wem Sie normalerweise Ihre Zeit<br />

verbr<strong>in</strong>gen?<br />

• Sie haben e<strong>in</strong>/e/n Partner/<strong>in</strong>. Was macht der/die so gewöhnlich?<br />

• Haben Sie oder hat ihr Partner/ ihre Partner<strong>in</strong> K<strong>in</strong>der?<br />

• Haben Sie (noch) Kontakt zu Ihren K<strong>in</strong>dern (hat Ihr Partner/ Ihre Partner<strong>in</strong> (noch)<br />

Kontakt zu den K<strong>in</strong>dern)? Beschreiben Sie das doch e<strong>in</strong> bisschen.<br />

• Treffen Sie sich (regelmäßig/ gelegentlich) mit den K<strong>in</strong>dern? Und was<br />

machen Sie dann zusammen?<br />

� Wie ist das mit Ihren Eltern, Geschwistern und Verwandten: haben Sie zu diesen (noch)<br />

Kontakt? Wie ist der Kontakt?<br />

• Was denken Sie, wie sehr Sie von diesen geliebt oder gemocht werden?<br />

� Haben Sie Freunde (Freund<strong>in</strong>nen) oder Bekannte, mit denen Sie viel zusammen s<strong>in</strong>d?<br />

Und was machen Sie dann so?<br />

• S<strong>in</strong>d diese Freunde/Bekannte <strong>in</strong> Ihrem Alter?<br />

• Nehmen Ihre Freunde (Freund<strong>in</strong>nen) auch Drogen?<br />

• Was denken Sie, wie sehr Sie von diesen geliebt oder gemocht werden?<br />

� Manche Menschen s<strong>in</strong>d lieber alle<strong>in</strong> als mit anderen zusammen. Wie ist das bei Ihnen:<br />

S<strong>in</strong>d Sie eher e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgänger oder e<strong>in</strong> geselliger Mensch?<br />

� Gibt es öfter mal Situationen, <strong>in</strong> denen Sie sich von anderen ausgeschlossen fühlen?<br />

Können Sie mir e<strong>in</strong> Beispiel dazu beschreiben?<br />

� Werden Sie zurzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Programm substituiert oder bekommen ihre Ersatzdroge von<br />

e<strong>in</strong>em Arzt?<br />

o S<strong>in</strong>d Sie zufrieden mit Ihrer Substitution? Bitte sagen Sie mir, was Sie daran gut<br />

f<strong>in</strong>den und was Sie nicht so gut f<strong>in</strong>den.<br />

� Beschreiben Sie mir bitte kurz ihr Konsumverhalten/Konsummuster?<br />

� Beachten Sie bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beim Drogenkonsum, also benutzen Sie<br />

nur frische Nadeln?<br />

o Und wie ist das beim Sex? Beachten Sie dort auch bestimmte<br />

Vorsichtsmaßnahmen?<br />

� Was denken Sie wie Ihr Drogenkonsum <strong>in</strong> 5 oder 10 Jahren aussehen wird? Können Sie<br />

sich vorstellen, dann drogenfrei zu leben? Was müsste sich <strong>in</strong> Ihrem Leben ändern,<br />

damit Sie dann ke<strong>in</strong>e Drogen mehr nehmen?<br />

� Bitte erzählen Sie mir etwas über Ihre Gesundheit: wie gesund fühlen Sie sich zurzeit?<br />

• Und haben Sie zurzeit auch irgendwelche Krankheiten? Und wie gehen Sie damit<br />

um?<br />

• Gibt es Menschen, die sich um Sie kümmern, wenn Sie Hilfe brauchen, zum<br />

Beispiel wenn Sie krank s<strong>in</strong>d und Pflege brauchen?<br />

2


� Welche Drogenhilfee<strong>in</strong>richtungen nutzen Sie so?<br />

� Nehmen Sie zusätzlich auch noch mediz<strong>in</strong>ische Versorgung <strong>in</strong> Anspruch?<br />

� Welche Angebote sollten Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach Drogenhilfee<strong>in</strong>richtungen speziell <strong>für</strong> ältere<br />

<strong>Drogenabhängige</strong> bereitstellen?<br />

� Kennen Sie selbst E<strong>in</strong>richtungen der Drogenhilfe speziell <strong>für</strong> ältere <strong>Drogenabhängige</strong>?<br />

• Erzählen Sie mir von Ihren Erfahrungen mit diesen E<strong>in</strong>richtungen und den<br />

Mitarbeitern dort.<br />

• Wie sollte e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>richtung Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach aussehen und was sollten<br />

die anbieten?<br />

� Wenn Sie an die Zukunft denken, wie würden Sie dann gerne leben?<br />

• Alle<strong>in</strong>e, mit anderen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Wohngeme<strong>in</strong>schaft, anderes…<br />

• Und wie ist das mit Haustieren?<br />

� Können Sie sich vorstellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz normalen Altersheim zu leben zusammen mit<br />

Menschen, die wenig oder ke<strong>in</strong>e Erfahrung mit illegalen Drogen haben?<br />

o was me<strong>in</strong>en Sie, was wäre dann gut und was wäre nicht so gut?<br />

� Wenn Sie noch e<strong>in</strong>mal an die Zukunft denken, gibt es dann etwas, was Sie ganz<br />

besonders gerne machen würden - so e<strong>in</strong>e Art Wunschtraum, etwas, was Sie schon<br />

immer mal machen wollten aber nicht gemacht haben. Erzählen Sie etwas über Ihre<br />

Wünsche <strong>in</strong> der Zukunft.<br />

Vielen Dank!<br />

Und nun kommt noch der andere Fragebogen, den wir schnell zusammen ausfüllen.<br />

3


Quantitativer Fragebogen <strong>für</strong> Interviews mit älteren drogenabhängigen<br />

KlientInnen<br />

1. In welchem Jahr s<strong>in</strong>d Sie geboren?<br />

im Jahr ⎟__⎟__⎟__⎟__⎟<br />

2. Geschlecht<br />

� männlich<br />

� weiblich<br />

3. Welche Nationalität haben Sie?<br />

� Deutsch � Andere: __________________<br />

4. Welchen Familienstand haben Sie?<br />

� ledig<br />

� verheiratet<br />

� verheiratet, <strong>in</strong> Trennung/getrennt lebend<br />

� geschieden<br />

� verwitwet<br />

5. Wo wohnen Sie zurzeit?<br />

� eigenes Zimmer (Untermiete)<br />

� eigene Wohnung<br />

� <strong>in</strong> der Wohnung der Eltern/von Verwandten<br />

� bei Freuden<br />

� Wohnheim/ Betreutes Wohnen/ „Hotel“<br />

� Notunterkunft/ auf der Strasse<br />

6. Leben Sie mit jemandem zusammen?<br />

� mit (m<strong>in</strong>derjährigem) K<strong>in</strong>d/K<strong>in</strong>dern<br />

� mit Ehepartner/Lebenspartner<br />

� mit Ehepartner/ Lebenspartner und K<strong>in</strong>dern<br />

� mit Eltern/Verwandten<br />

� ne<strong>in</strong>, ich lebe alle<strong>in</strong>e<br />

7. Welchen Schulabschluss haben Sie?<br />

Bitte geben Sie den höchsten Schulabschluss an.<br />

� ke<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />

� Sonderschule<br />

� Hauptschule<br />

� Mittlere Reife<br />

� Abitur/Fachhochschulreife<br />

� anderer Schulabschluss<br />

4


8. Haben Sie e<strong>in</strong>e Berufsausbildung?<br />

� ja, Berufsausbildung abgeschlossen<br />

� ne<strong>in</strong>, Berufsausbildung nicht abschlossen<br />

9. Haben Sie e<strong>in</strong> regelmäßiges E<strong>in</strong>kommen?<br />

� ja, ich arbeite und habe e<strong>in</strong> regelmäßiges E<strong>in</strong>kommen<br />

� ja, ich bekomme ALG I<br />

� ja, ich bekomme ALG II<br />

� ja, ich bekomme Sozialhilfe<br />

� ja, ich bekomme Rente/Pension<br />

� ne<strong>in</strong><br />

10. Haben Sie auch illegale E<strong>in</strong>künfte?<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja<br />

11. Angaben zum aktuellen Konsum von ärztlich verschriebenen Mitteln<br />

Substanz<br />

Anregungsmittel<br />

(z.B. Rital<strong>in</strong>)<br />

Cannabis<br />

(z.B. Dronab<strong>in</strong>ol)<br />

Hero<strong>in</strong> (Diamorph<strong>in</strong>)<br />

Methadon<br />

Buprenorph<strong>in</strong> (Subutex)<br />

Code<strong>in</strong><br />

Andere Opiate (z.B. Tramadol,<br />

Fentanyl, Valoron)<br />

Ärztlich<br />

verordnet als<br />

Medikament<br />

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Seit<br />

(Jahr)<br />

5


Substanz<br />

Barbiturate (z.B. Lum<strong>in</strong>al)<br />

Andere Mittel<br />

Ärztlich<br />

verordnet als<br />

Medikament<br />

�<br />

Seit<br />

(Jahr)<br />

12. Angaben zum Konsum von illegal erworbenen Drogen<br />

Substanz<br />

Cannabis<br />

Amphetam<strong>in</strong>e<br />

(Speed, Ecstasy)<br />

Koka<strong>in</strong><br />

Crack<br />

Hero<strong>in</strong><br />

Methadon<br />

Buprenorph<strong>in</strong> (Subutex)<br />

Polamidon<br />

Code<strong>in</strong><br />

Beruhigungs- und<br />

Schlafmittel (Benzos, u.ä.)<br />

Barbiturate<br />

Halluz<strong>in</strong>ogene<br />

Anderes<br />

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Nehme ich zurzeit<br />

täglich<br />

wöchentl<br />

ich<br />

seltener<br />

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Art des Konsums<br />

1=Schnupfen<br />

2=Rauchen<br />

3=Injizieren<br />

4=Oral<br />

6


13. Welches s<strong>in</strong>d Ihre Hauptdrogen?<br />

_____________________________________________________________<br />

14. Benutzen Sie gelegentlich gebrauchte Spritzen?<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja<br />

15. Rauchen Sie Zigaretten?<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja wie viele Zigaretten rauchen Sie pro Tag ……..<br />

16. Tr<strong>in</strong>ken Sie Alkohol (Bier, Weil oder Schnaps)<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja<br />

17. Waren Sie schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Haft?<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja Alles zusammengenommen: wie viele Monate waren Sie schon <strong>in</strong><br />

Haft?<br />

⎟__⎟__⎟__⎟ Monate<br />

18. Welche der folgenden Krankheiten und Störungen haben Sie aktuell oder hatten<br />

Sie schon mal?<br />

Ängste oder Panikstörung<br />

Arthritis oder Arthrose<br />

Depressionen<br />

Diabetes<br />

Ess-Störungen<br />

Hepatitis A/B/C<br />

Herz- Kreislauferkrankungen<br />

HIV/AIDS<br />

jemals<br />

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aktuell<br />

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�<br />

7


Krebserkrankungen<br />

Lungenerkrankungen<br />

Lebererkrankungen<br />

Nieren- oder Blasenerkrankungen<br />

Osteoporose<br />

Suizidgedanken<br />

Schwere Vergesslichkeit<br />

Tuberkulose<br />

Venenerkrankungen<br />

Wahnvorstellungen und<br />

Stimmenhören<br />

Zahnerkrankungen<br />

Andere<br />

jemals<br />

19. Fällt es Ihnen schwer ärztliche Anweisungen zu befolgen?<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

aktuell<br />

20. Haben Sie schon e<strong>in</strong>mal oder auch mehrmals e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch<br />

unternommen?<br />

� ne<strong>in</strong><br />

� ja<br />

�<br />

�<br />

�<br />

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�<br />

�<br />

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8


21. Denken Sie, dass <strong>in</strong> der Zukunft die notwendige und angemessene Hilfe und<br />

(langzeit-) Pflege bekommen werden, die Sie dann evtl. brauchen?<br />

Bitte kreuzen Sie kreuzen Sie nur e<strong>in</strong>e Aussage an.<br />

� ja, bestimmt<br />

� ja, wahrsche<strong>in</strong>lich schon<br />

� Ne<strong>in</strong>, wahrsche<strong>in</strong>lich nicht<br />

� Ne<strong>in</strong>, bestimmt nicht<br />

� weiß nicht<br />

9


ISIS Leitfaden: Fokussierte Interviews<br />

• E<strong>in</strong>leitung:<br />

o Größe der E<strong>in</strong>richtung bzw. Zahl der betreuten Personen, das<br />

Geschlechterverhältnis, die Altersstruktur der zu betreuenden Menschen<br />

und der festgestellte Pflegebedarf (Pflegestufen).<br />

• Alkoholabusus / Substanzmittelmissbrauch<br />

• Demenz<br />

o Anteil von alkoholkranken Menschen <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>richtung.<br />

o Unterschiede zwischen Morbus Korsakow und Demenz bezüglich<br />

Verhaltensweisen, Umgang <strong>in</strong> der Pflege usw.<br />

o Abweichende Lebensrhythmen (Tag-/Nacht-Zyklus).<br />

o Besondere Angebote <strong>für</strong> dementiell erkrankte Menschen.<br />

o Biografiearbeit / Wie zeigt sich das im Haus?<br />

• Compliance/Sozialverträglichkeit<br />

o Umgang mit aggressivem Verhalten.<br />

• Selbstverständnis der E<strong>in</strong>richtung<br />

o Ausschank von Alkohol/Ausschank von Alkohol auf Veranstaltungen.<br />

o Wohnraum als Privatsphäre: Inwieweit wird hier regulierend e<strong>in</strong>gegriffen,<br />

z.B. Rauchverbot auch <strong>in</strong> den eigenen Räumen wg. Brandgefahr;<br />

Alkoholkonsum im Zimmer?<br />

• Besondere Anforderungen <strong>in</strong> der Pflege<br />

o von alkoholkranken Menschen, bzw. Menschen <strong>in</strong> besonderen sozialen<br />

Lebenslagen (z.B. Erfahrungen mit Menschen, die zuvor lange Jahre<br />

obdachlos waren).<br />

o Bei ambulanten Pflegediensten: Umgang mit „Unzuverlässigkeit“ der<br />

Patienten.<br />

o Herstellen von Compliance.<br />

o Verhaltensauffälligkeit bei Morbus Korsakow.<br />

• <strong>Ältere</strong> <strong>Drogenabhängige</strong><br />

o Kann sich das Pflegeheim e<strong>in</strong>e Unterbr<strong>in</strong>gung von Alkoholkranken oder<br />

von <strong>Drogenabhängige</strong>n vorstellen, und wenn ja, wie?

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