Zollernalbkreis

Zeitweise nur noch Stehplätze im Lehrerzimmer: Akute Platznot in Albstädter Rossentalschule

23.04.2024

Von Klaus Irion

Zeitweise nur noch Stehplätze im Lehrerzimmer: Akute Platznot in Albstädter Rossentalschule

© Holger Much

Die Rossentalschule für Schülerinnen und Schüler mit geistigen Handicaps platzt aus allen Nähten. Lösungen liegen auf dem Tisch, müssen aber erst noch kommunalpolitisch abgesegnet werden.

Die Zahl der Kinder mit geistigen Handicaps steigt landesweit. Der Zollernalbkreis liegt, nach Angaben des Schulleiters der Albstädter Rossentalschule, gar noch leicht über dem Landesdurchschnitt. Die sonderpädagogische Einrichtung braucht dringend mehr Räume. Kostenpunkt, je nach Bauvariante zwischen 15,5 Millionen Euro und 19,5 Millionen Euro. Wie es weitergehen könnte und was die anstehenden Kommunalwahlen damit zu tun haben? Hier lesen Sie es.

An Donnerstagen wird es in der Rossentalschule in Albstadt-Truchtelfingen für die Lehrerinnen und Lehrer besonders eng. „An diesem Tag sind fast alle Lehrkräfte gleichzeitig vor Ort. Die Plätze im Lehrerzimmer reichen dann nicht mehr aus, heißt, wir stehen.“ Dies erklärte Jörg Schmid, Schulleiter der vom Zollernalbkreis getragenen sonderpädagogischen Schule für Schüler mit den unterschiedlich ausgeprägten geistigen Handicaps, in der Sitzung des Schul- Kultur- und Sozialausschusses des Kreistags.

Schülerzahl hat sich verdoppelt

Grund: In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Rossentalschüler quasi verdoppelt, und mithin sich die Zahl der Lehrkräfte gesteigert. Man kann auch sagen, die Rossentalschule platzt aus allen Nähten. Was für die Kreisräte in der montäglichen Ausschusssitzung keine Neuigkeit war. Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sie die Frage, wie die Platznot in der Truchtelfinger Schule, aber auch in ihrem Hechinger Pendant, der Weiherschule, beendet werden könnte. Schulleiter Schmid: „Es brennt“.

Nun möchte die Landkreisverwaltung einen Knopf an die Sache machen. Das eint sie mit den Kreisräten. Was die Rossentalschule betrifft, so stehen eigentlich nur noch 2 der ursprünglich 4 Varianten zur Debatte. Das ist zum einen die Kombination eines Erweiterungsbaus ans bestehende Gebäude mit dem Bau eines verkürzten zweistöckigen Neubaus. Kostenpunkt: Rund 19,6 Millionen Euro. Zum anderen die große Variante eines zweigeschossigen Anbaus. Kostenpunkt rund 15,6 Millionen Euro. „Beide Varianten wurden im Vorfeld in vielen Stunden als diejenigen herausgefiltert, die durchdacht und pädagogisch sinnvoll sind“, sagt Schulleiter Schmid auf ZAK-Nachfrage.

Suche nach Interimslösung

Was Schmid derweil aber noch Kopfzerbrechen bereitet, „ist eine Interimslösung, bis in einigen Jahren eine der Varianten umgesetzt sein wird“. Denn man habe auch bis dahin weiterhin steigende Schülerzahlen. Ein zusätzlicher Schulneubau in Balingen als dritten Schulstandort – in der Sitzung war als möglicher Standort das Gelände rund um die Balinger Sprachheilschule am Ortsrand in Richtung Ostdorf zu vernehmen – brächte der Rossentalschule laut Schmid „nicht die notwendige Entlastung“.

Was Karl Wolf, der auch für die Kreisschulen zuständige Dezernent des Landkreises, bestätigte: „Die absolut größte Schülerzahl der Rossentalschule stammt aus Albstadt.“ Darüber hinaus deckt sie auch den östlichen Teil des Zollernalbkreis mit den Städten und Gemeinden auf dem Großen Heuberg sowie Ratshausen ab. Die Weiherschule in Hechingen wiederum besuchen Schülerinnen und Schüler aus dem westlichen Bereich des Zollernalbkreises mit Balingen, Hechingen, den restlichen Gemeinden im Schlichemtal sowie den Städten und Gemeinden im Hohenzollerischen.

Dritter Schulstandort in Balingen?

Ein dritter Schulstandort in Balingen wäre aus Sicht von Schmid aber eventuell eine Option für den Schulbezirk der Weiherschule. „Denn während ich noch eine Interimslösung brauche, ist eine Gesamtlösung mit den beiden Varianten ja bereits in Sicht.“ Die Weiherschule wiederum habe bereits eine mögliche Interimslösung mit dem Schulgebäude in Stetten/Haigerloch, nicht jedoch eine Lösung wie und wo die dort auch steigende Schülerzahl dauerhaft betreut und unterrichtet werden könnte. Und da wäre dann eben eine neue Schule in Balingen eine Option. „Allerdings könnte dabei der Landkreis nicht allein agieren, da würde dann auch das Kultusministerium mitentscheiden.

Eine Neueinteilung der beiden bestehenden Schulbezirke sieht Schmid schon deswegen zum Scheitern verurteilt, „weil der ÖPNV im Zollernalbkreis darauf gar nicht eingestellt wäre“. Als Beispiel hierfür nennt er die nur geringe Anbindung von Burladingen und Albstadt.

Entscheidung erst nach dem Sommer

Wie aber geht es nun weiter in Sachen Rossentalschule: Eine Entscheidung wird es, so kristallisierte es sich aus den Wortmeldungen der Kreisräte heraus, trotz der bereits langen Vorbereitungszeit und der Vorarbeit der Verantwortlichen der Kreisverwaltung und der Schulen nicht mehr vor der Sommerpause geben. Und damit auch nicht mehr mit dem jetzigen Kreistagsgremium.

Die Bedenken von Landrat Günther-Martin Pauli, dass ein neu gewählter Kreistag eventuell zu weiteren Zeitverzögerungen führen könnte, weil sich die Neugewählten erst einmal in die Materie einarbeiten müssten, konterten Kreisräte mit der Hoffnung, dass neue Kreisräte vielleicht auch ganz neue Ideen für eine Gesamtkonzeption der beiden (oder der künftig womöglich drei) Sonderschul-Standorte einbringen könnten.

Diesen Artikel teilen: