Sollte man wegen der Arsenbelastung auf Reis verzichten?

    FAQ

    Teils hohe Belastung mit Arsen:Sollte man auf Reis grundsätzlich verzichten?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    In Sozialen Medien wird vor Arsen in Reis gewarnt - tatsächlich raten selbst Verbraucherschützer, Kleinkindern besser keine Reiswaffeln zu geben. Wie groß ist die Gefahr wirklich?

    Reiskörner
    Wie gefährlich ist Arsen im Reis?
    Quelle: dpa

    Die Warnungen der Influencer in Sozialen Medien klingen alarmierend: "In Reis ist Arsen enthalten, was Haut-, Lungen- und Blasenkrebs fördert - und das sogar laut Studie", heißt es im Video eines Gesundheitsberaters bei TikTok. Reisprodukte seien "stark krebserregend", warnt ein "Fitness- und Ernährungscoach" in einem Facebook-Video. "Besonders Babys sind gefährdet", schreibt eine Mutter an ihre knapp 17.000 Follower bei Instagram.
    Dass minimale Mengen Arsen in Reis und Reisprodukten enthalten sind, ist seit Jahren bekannt. Doch wie groß ist die Gefahr wirklich? Worauf sollten Verbaucher achten - und wie kommt Arsen überhaupt in den Reis? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.

    Woher kommt das Arsen im Reis?

    Arsen ist praktisch allgegenwärtig, niemand kann sich einer Aufnahme minimaler Dosen entziehen. Arsen ist im Wasser, im Boden, selbst in der Luft, meist in Verbindung mit anderen Stoffen. Doch auch, wenn es natürlicherweise in der Umwelt vorkommt - häufig ist auch der Mensch für die Arsenbelastung verantwortlich, schreibt das Umweltbundesamt.
    Reis nimmt beim Wachstum vergleichsweise viel Arsen auf - mehr als andere Getreidesorten. Wie viel im Einzelfall, hängt unter anderem vom Arsengehalt im Boden und im Wasser ab, aber auch von der jeweiligen Reissorte.
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    Wie gefährlich ist Arsen?

    Arsen, besser gesagt Arsentrioxid, ist der Klassiker unter den Mordgiften - schon weniger als 0,1 Gramm kann für den Menschen tödlich sein. Doch auch noch geringere Mengen von Arsenverbindungen können gefährlich sein: "Die Aufnahme von anorganischem Arsen mit dem Trinkwasser korreliert in epidemiologischen Studien unter anderem mit Hauterkrankungen und einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebserkrankungen", schreibt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR).
    Seit 2016 gibt es in der EU zwar Grenzwerte für Arsen und darüber hinaus noch strengere Anforderungen für Reisprodukte für Säuglinge und Kleinkinder - aber noch ist völlig unklar, ab welcher Menge genau eine Gefahr für den Menschen besteht. Eine "akute Gesundheitsbeeinträchtigung" sei bei den gemessenen Gehalten in Reis und Reisprodukten für alle Bevölkerungsgruppen in Deutschland laut BfR zwar "unwahrscheinlich". Das Amt warnt aber dennoch generell vor einer potentiellen Erhöhung des Krebsrisikos.

    In welchen Produkten steckt am meisten Arsen?

    Bei Reis steckt das meiste Arsen in der Schale des Korns. Deshalb enthält ungeschälter Vollkornreis in der Regel mehr von dem Gift als weißer, geschälter Reis. Problematisch können auch Reissnacks sein: Ende 2022 hat das Verbrauchermagazin "Öko-Test" Reiswaffeln unter die Lupe genommen, darunter auch etliche Bioprodukte. Das Ergebnis ist ernüchternd: 18 von 20 untersuchten Reiswaffeln bekamen schlechte Noten, 11 fielen mit der Gesamtbewertung "mangelhaft" oder "ungenügend" sogar komplett durch.
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    In allen Reiswaffeln konnte anorganisches Arsen nachgewiesen werden, in zehn Produkten war der Wert "erhöht", in weiteren sieben sogar "stark erhöht". Daneben waren aber auch andere giftige Substanzen und sogar Mineralölrückstände Grund für das schlechte Ergebnis.

    Geben Sie Kindern Reiswaffeln und auch Reisflocken wegen der verbreiteten Belastungen nur selten und in Maßen.

    Aus dem Testbericht von "Öko-Test"

    Allerdings muss berücksichtigt werden, dass sich "Öko-Test" in der Bewertung an Grenzwerten orientierte, die für Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder gelten.

    In welchen Reisprodukten steckt weniger Arsen?

    Weißer, geschälter Reis, ist besser als Vollkorn: Das zeigte auch eine Untersuchung von Stiftung Warentest im Jahr 2018. Dort hieß es auch: "Arsen ist bei Basmati kein großes Problem." Möglicherweise sei auch die Region, in der Basmati angebaut wird, geringer mit Arsen belastet.
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    "Wenn ich meinem Kind eine Reiswaffel geben möchte, dann sollte ich auf jeden Fall Produkte wählen, die für Säuglinge und für Kleinkinder geeignet sind", empfiehlt Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin im Gespräch mit dem ZDF. Die strengeren Grenzwerte für diese Produkte würden in der Regel auch eingehalten. Tatsächlich hat auch das BfR in Untersuchungen festgestellt, dass der Arsengehalt in reisbasierter Säuglings- und Kleinkindernahrung geringer war als in anderen Reisprodukten.

    Soll man auf Reis grundsätzlich verzichten?

    Reis an sich ist ein wertvolles Nahrungsmittel: Er enthält relativ viel Protein, kaum Fett und so gut wie keinen Zucker oder Salz. Ein völliger Verzicht ist nicht nötig, auch Reisprodukte können ab und an in Maßen gegessen werden.
    Denn wer Reis richtig kocht, kann den Arsengehalt deutlich vermindern: Arsenverbindungen können beim Waschen und Kochen von Reis teilweise aus dem Reis in das Wasser übergehen, erklärt das BfR. Am besten also den Reis vor dem Kochen waschen und dann in reichlich Wasser garen - das überschüssige Kochwasser am Ende einfach abgießen.

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