Die Bundesregierung will eine Stelle schaffen, die der Polizei bei der Dechiffrierung von verschlüsselter Kommunikation helfen soll. Das berichten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung. Die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) soll dem Bundesamt für Verfassungsschutz, der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt dabei helfen, Informationen zu entschlüsseln, die über digitale Kommunikationsdienste versendet wurden. Außerdem soll Zitis es möglich machen, Nachrichten schon vor der Verschlüsselung abzufangen.

Immer mehr Dienste wie WhatsApp oder Threema bieten ihren Kunden an, Daten verschlüsselt zu verschicken. Polizei- und Sicherheitsbehörden haben somit keinen Einblick mehr in die Kommunikation. Dem möchte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) mit der neuen Einrichtung entgegenwirken. Hintergrund ist die Angst vor dem sogenannten going dark. Damit ist gemeint, dass Sicherheitsbehörden durch die Verschlüsselung die Kommunikation von Terrorverdächtigen oder Kriminellen nicht mehr mitlesen können. Das Phänomen beschäftigt Sicherheitsbehörden in der gesamten Welt.

Bereits in 75 Prozent der Fälle, die die europäische Polizeibehörde Europol bearbeite, spiele verschlüsselte Kommunikation bereits eine Rolle, sagte Europol-Chef Rob Wainwright laut Süddeutscher Zeitung. Eine Stichprobe beim BKA deutet außerdem darauf hin, dass auch dort bereits das Gros der Kriminalfälle betroffen ist.

Nach Angaben von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung stellt die Bundesregierung für 2017 Geld im knappen zweistelligen Millionenbereich zur Verfügung. Später soll Zitis auch den Sicherheitsbehörden der Bundesländer zuarbeiten. Zunächst sollen dort 60 hochqualifizierte IT-Experten arbeiten. Bis 2022 sollen es 400 werden. Der Bundesnachrichtendienst wird nicht an der Arbeit von Zitis beteiligt sein.