Was passiert, wenn sich ein Mensch fast mit Lichtgeschwindigkeit bewegt? Physikern ist das theoretisch klar. Nicht-Physiker können es nun ausprobieren, im Spiel A Slower Speed of Light .

Entwickelt wurde es vom deutschen Physikprofessor Gerd Kortemeyer und einigen Mitarbeitern des Game Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie wollen zeigen, welche Effekte der speziellen Relativität den Menschen erwarten würden, wenn er sich der Lichtgeschwindigkeit näherte.

Bei dieser irrwitzig hohen Geschwindigkeit ist der menschliche Geist heillos überfordert, ein Navigieren wäre nicht mehr möglich. Um das trotzdem möglich zu machen, griffen sie zu einem Trick: Nicht der Spieler wird schneller, sondern das Licht wird langsamer. Die Effekte, die bei einer Bewegung nahe der Lichtgeschwindigkeit entstehen, bleiben aber erhalten.

Sie werden im Spielverlauf immer seltsamer: Farben verändern sich, Infrarot und Ultraviolett werden sichtbar, Dinge in Laufrichtung erscheinen heller, und zum Schluss verändert sich die Wahrnehmung von Raum und Zeit. Physiker kennen all das als Relativistischen Dopplereffekt , Searchlight-Effekt , Lorentzkontraktion oder auch Zeitdilatation . Das Game Lab hat diese Phänomene nun anschaulich gemacht.

Das Spielprinzip ist simpel: Der Spieler läuft durch eine dreidimensionale Welt und sammelt Kugeln ein. Je mehr er aufliest, desto langsamer wird das Licht, bis sich beide mit annähernd gleichem Tempo bewegen. Dabei wird es aber auch immer schwieriger, weitere Kugeln einzusammeln, eben wegen der sich verändernden Wahrnehmung der Umgebung. Länger als zehn Minuten muss niemand spielen, um diesen Effekt zu bemerken. Nach etwa 20 Minuten dürften die meisten Spieler alle Kugeln eingesammelt haben. Haben sie das geschafft, sind sie der Lichtgeschwindigkeit sehr nahe und die Veränderung der Wahrnehmung von Raum und Zeit erreicht ihren Höhepunkt.

Quelloffener Code

Das Setting an sich ist grafisch wenig beeindruckend. Aufwendig ist an dem Spiel nur die Berechnung der Effekte in Echtzeit. Die Systemanforderungen sind daher auch recht hoch, das Game Lab empfiehlt Windows 7 oder OS X ab Version 10.7 sowie acht Gigabyte Arbeitsspeicher. A Slower Speed of Light kann dafür kostenlos für Windows und Mac heruntergeladen und gespielt werden.

Es ist vor allem als Anschauungsmaterial gedacht: Der Code soll im kommenden Jahr unter dem Namen OpenRelativity unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht werden, damit andere Entwickler eigene Spiele rund um die Folgen der speziellen Relativitätstheorie basteln können.

A Slower Speed of Light selbst ist durchaus einen Blick wert, auch wenn manchen Spielern möglicherweise schlecht wird, während sie etwas über Physik lernen. "Pädagogisch wertvoll" soll das Spiel sein, wünschen sich die Entwickler. "Verschafft eine gute Zeit, wenn man dabei gewisse Substanzen raucht", schreibt TechCrunch .