Wieder als Verhandler im Einsatz: Tyrion Lannister (Peter Dinklage, Mitte) © HBO/​Helen Sloan

Die Kriegsvorbereitungen laufen nun also, die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist ja der Grundmodus von Game of Thrones, und so können wir schon mal bei den großen Militärtheoretikern Clausewitz oder Sun Tsu nachlesen, wie es wohl weitergeht – deren Werke Vom Kriege respektive Die Kunst des Krieges bilden zusammen ja die wichtigste Sekundärliteratur für Game-of-Thrones-Fans.

Zitat Clausewitz: "Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zu viel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muss man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten."

Das klingt trotz des kühlen Schreckens der Worte alles ganz vernünftig, Carl von Clausewitz war ein guter Preuße in diesem Sinne (obwohl auch er schon um die Bedeutung von Propaganda wusste). In Essos aber werden wir nun Zeuge einer Technik von Herrschaftsgewinnung, die nichts mit der relativ reinen Vernunft zu tun hat (und ein paar irrationalen Rachegedanken), auf Basis derer sich die Adelsgeschlechter von Westeros miteinander verbinden oder gegeneinander verschwören.

Daenerys, dank ihrer drei Drachen ohnehin schon im Besitz recht übernatürlicher Kräfte, unterwirft das Volk der Dothraki mit ganz schön schwarzer Magie. Sie, die Witwe eines einstigen Anführers dieses eher schlichten Nomadenvolkes, fackelt einfach deren komplettes männliches Führungspersonal ab. Das nennt man mal: schmerzfrei das Schicksal in die eigenen Hände nehmen.

Kein Schritt zur Emanzipation

Daenerys entsteigt als einzige Überlebende den Flammen, nicht mal ein Strähnchen ihres silbernen Haares ist versengt, und in schlechter alter Game-of-Thrones-Tradition tut sie es so, wie die Seriengötter sie erschaffen haben: splitterfasernackt. Doch während ihre potenzielle Widersacherin Cersei Lannister vor ein paar Folgen noch zum Zeichen der Schande und Sühne vor ihren Ex-Untertanen unbekleidet auftreten musste, sollen wir Daenerys’ Nacktheit nun als Zeichen der Stärke verstehen. Das Volk der Dothraki schmeißt sich denn auch sofort vor ihr in den Staub der Steppe von Essos.

Während ihr Berater Tyrion in Meereen also die komplizierte rationale Kunst des politischen Verhandelns pflegt, um die Guerillaorganisation der Sons of the Harpy zu bekämpfen, besorgt die Drachenmutter selbst als feuerteuflische Brandstifterin frische Truppen für den Marsch auf Westeros: Die Geschlechtercodierung bei Game of Thrones ist wahrlich vorsintflutlich, Frauen sind entweder schlichte Opfer, berechnende Schlangen oder als Übermütter im Besitz von magischen Kräften, die den Männern Angst einjagen – weshalb die sie im Zweifel wieder zu Opfern machen.

Dass Daenerys sich Letzterem widersetzt, ist ja noch kein Schritt zur Emanzipation. Doch für den Geschlechterkampf gilt bei Game of Thrones nur die eine Regel, die auch sonst in dieser Serie gilt: Der oder die Stärkere gewinnt.

"Game of Thrones" läuft auf dem Bezahlsender Sky in der Nacht von Sonntag auf Montag um drei Uhr parallel zur US-Ausstrahlung auf HBO.