Manuel hatte mal was mit Jessi und gesteht im knallharten Verhör schließlich, den Philosophielehrer-Sohn Clemens (Oscar Brose) gesehen zu haben. Der sieht seinen Platz bei der Jessi-Bewunderung zwar weit hinten im Parkett, hatte sich in der Hoffnung auf ein – ihm fieserweise untergejubeltes – Fake-Date trotzdem in den Wald begeben und erweist sich später in der Konfrontation mit Simon und Manu immerhin als schlagkräftiger, als er auf den ersten Blick scheint.

Gewesen ist's aber der prominent besetzte Clemens-Vater (Kai Wiesinger), der Philosophielehrer, der schon vor 15 Jahren den Schürk-Vater mit einem Pfeil angeschossen hatte, kurz bevor das mit dem Koma-Kloppen passierte. Mit dieser Enthüllung rückt Der Herr des Waldes eine Viertelstunde vor Schluss erst mit einer Parallelmontage heraus, die die Abläufe bildlich rekonstruiert. Um dann den Clemens- und den Schürk-Vater in einem irre forcierten Finaldialog im Auto die ganzen Motive und Pathologien vom Clemens-Vater durchlachen zu lassen, ehe Schürk Senior noch zu Ende umgebracht werden soll. Da wirkt der Film wie eine Siebtklässlerin, die Goethes "Osterspaziergang" runterattert, weil sie fertig werden will mit dem mühsam auswendig gelernten Text.

Letztlich hat der Informationsdruck auf den letzten Metern auch damit zu tun, dass dieser Tatort wieder mal ein Krimi ist, der keiner sein will. Also dauernd Zeit mit dem Familienquark verplempert, der angerührt wird als Mischung aus soaphaft hoher Schicksalsschlagzahl und schauspielschulesk dramatischstem Mundwinkelzittern bei banalsten Auskünften. Womöglich altert dieser spezifisch deutsche Pulp wenigstens gut, so hätten spätere Generationen Freude an ihm.

Beispielhaft für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom gegenüber der eigenen Kriminalgeschichte sind auch die saar-coolen Vier Gleichen von der Ermittlung (neben den Jungs: Brigitte Urhausen und Ines Marie Westernströer). Die hängen zwar die meiste Zeit miteinander auf der Arbeit rum, können sich dabei aber gegenseitig Sachen erzählen, die sie wann anders allein herausgefunden haben. Höhepunkt dieser Form von absurder Informationsvermittlung ist ein Tischfußball-Spiel, das Textaufsagen soll schließlich nicht langweilig geraten.

Ja, ja. Der Einsiedler vermittelt zwar eine merkwürdige Vorstellung davon, wie Leute kommunizieren, die sich nicht lautsprachlich mitteilen können. Er (Korneev) und die beiden Boys vom Revier bringen aber immerhin straffe Oberkörper, effektiv kalkulierte Bartpflege und modelähnliche Gesichtszüge in diesen Tatort ein, dass wenigstens die Schauwerte stimmen, wenn das Publikum vorm Bildschirm sich versonnen über die Corona-Plautze streicht.

Dass es in Folge drei besser werden könnte, steht nicht zu befürchten. Am Ende zögern die beiden Kommissare tatsächlich, den Schürk-Vater aus den Fängen des irren Menschenjägers zu retten, weil dann nicht ans Tageslicht kommen könnte, dass sie beide die Schuld am Koma tragen. Das könnte der Schürk-Vater aber leider schon gecheckt haben, weshalb er sich in der letzten Szene an die hinzugeeilten Polizei-Ladies wendet mit den Worten: "Es ist gut, dass sie da sind, ich habe ein paar interessante Informationen für Sie." Mega Cliffhanger. Torsten Michaelis auf der anfangs imaginierten Party: "Die Herausforderung besteht darin, es beim Spielen nicht wie den Kindergarten aussehen zu lassen, der es ist."