Der französisch-schweizerische Regisseur Jean-Luc Godard ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das berichteten zunächst die französischen Zeitungen Libération und Le Monde, danach berichtete die Schweizer Nachrichtenagentur SDA unter Berufung auf Godards Ehefrau. Godard prägte das Kino der Sechzigerjahre als einer der einflussreichsten Regisseure der sogenannten Nouvelle Vague des französischen Films.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vermeldete auf seinem Twitter-Account den Tod des Regisseurs. "Es war wie ein Auftritt im französischen Kino. Dann wurde er zu einem Meister", schrieb Macron. "Jean-Luc Godard, der ikonoklastischste unter den Filmemachern der Nouvelle Vague, hatte eine entschieden moderne, intensiv freie Kunst erfunden." Das Land verliere einen Nationalschatz und einen genialen Blick.

Mehr als 40 Spielfilme, zahlreiche Kurzfilme, experimentelle Dokumentarfilme, Essayfilme und Musikvideos hat Godard im Laufe seines Filmschaffens produziert, einige auch als Drehbuchautor oder Co-Regisseur. Sie gelten als wegweisend in ihrer Form, Ästhetik und Gesellschaftskritik. Seine Filme sind gekennzeichnet durch eine freie Form, das Experiment mit Kamerabewegungen und oftmals keiner linearen Handlung. Der Regisseur brach hiermit die damals üblichen Sehgewohnheiten. 

Das Ziel: Die Erneuerung des französischen Kinos

Zu den wichtigsten Werken gehören Außer Atem, Die Verachtung und Elf Uhr nachts. Godard drehte unter anderem mit Stars wie Jean-Paul Belmondo, Brigitte Bardot oder Michel Piccoli. 2010 wurde er mit dem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Godard wurde am 3. Dezember 1930 in Paris geboren und wuchs mit seinen drei Geschwistern in der Schweizer Heimat des Vaters auf. 1943 ging die Familie allerdings nach Frankreich zurück. In Paris begann er nach dem Abitur ein Studium der Ethnologie an der Sorbonne und bewegte sich schnell in den Film- und Intellektuellenkreisen der Hauptstadt. 1954 drehte er seinen ersten eigenen Film – eine kurze Dokumentation über ein Staudammprojekt mit dem Titel Operation Beton

In den Fünfzigerjahren schrieb er zudem als Filmkritiker für die Cahiers du cinéma, der Zeitschrift des großen Vordenkers des französischen Autorenkinos, André Bazin. In filmtheoretischen Schriften forderte Godard ebenso wie der Regisseur François Truffaut immer wieder eine Erneuerung des französischen Kinos, das in ihren Augen zu konventionell geworden war. 

Im Laufe seiner Karriere entfernte sich Godard immer weiter vom realistischen Erzählkino. Sein letztes Werk war Bildbuch aus dem Jahr 2018. Darin montierte Godard Ausschnitte aus der Filmgeschichte mit YouTube-Clips oder Mobiltelefonaufnahmen. Dieser Filmessay wurde auf den Filmfestspielen in Cannes 2018 mit einer Sonderpalme ausgezeichnet.