Das hätte man nun am allerwenigsten gedacht, dass einem im neuen Wiener Tatort: Bauernsterben (ORF-Redaktion: Bernhard Natschläger, Kerstin Bertsch) einmal die Bibi und der Eisner unsympathisch werden könnten. Sonst stabilisiert das Spiel von Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer den Schauplatz selbst in mittelmäßigen Folgen. Aber hier stehen beide auf dem Revier und können nicht mehr aufhören zu lachen, weil die Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer) eine Tierschutzaktivistin mit Schweinemaske durch die Innenstadt verfolgt.

Die Szene wird, so soll das heute sein, von Umstehenden live gestreamt auf den Großbildschirm auf dem Revier, vor dem die Bibi und der Eisner sich dann das blöde, weil so bemüht wirkende Lachen abringen. Ziemlich bemüht ist Bauernsterben leider selbst, was am Drehbuch von Lukas Sturm liegt.

Das arbeitet sich mühsam durchs ARD-Sonntagabendkrimi-Standardprotokoll. Die Leiche des Schweinemastbetreibers Max (Norbert Prammer) liegt, wahrscheinlich originellerweise, im Stall und ist deshalb, mit Zug zur Drastik, schon angeknabbert von den Tieren. Um den Toten herum springen lauter Verdächtige. Frau Irene (Doris Hindinger) und Schwiegervater Alois (Haymon Maria Buttinger) lagen mit Max über Kreuz, weil der zum ruchlosen Geld der Agrarindustrie abgebogen war, statt in der Spur der familiären Tradition zu bleiben.

Max hatte Geschäfte gemacht mit dem fiesen Chef eines in Bulgarien angesiedelten Agrarkonzerns, der in Wien von einer kühlen Managerin namens Marlene Duchkowitsch (Maxi Blaha) repräsentiert wird – hier kommen ökonomische Tatmotive ins Spiel. Moralische fänden sich bei einer Tierschutzorganisation, die von Maria Vogler (Claudia Martini) angeführt wird, einer "Galionsfigur" der Szene, wie mehrfach gesagt werden muss. Vogler wiederum kümmert sich mütterlich um die junge, halb verwaiste Mina Truschner (Julia Wozek), die Frau hinter der Schweinemaske aus der Verfolgungsszene, die mit ihren Fähigkeiten beim Programmieren für eine neue Generation von Aktivismus stehen soll.

Außenseiterchancen auf die Täterschaft werden außerdem den rumänischen Arbeitern im Schweinemastbetrieb zugeschanzt, deren Sprecher Darius (Marko Kerezovic) nicht von einem Rumänen gespielt wird. Was ein Grund sein könnte, warum das Radebrechen, zu dem Nichtmuttersprachlerinnen im deutschen Fernsehen in der Regel verdammt sind, so albern klingt, wie das Radebrechen, zu dem Nichtmuttersprachlerinnen im deutschen Fernsehen in der Regel verdammt sind. 

Oberflächlich betrachtet ist fürs Rätselraten also gesorgt. Schaut man genauer und nicht zum ersten Mal hin, fällt allerdings auf, dass der ganze Popanz mit Agrarkonzern, Tierschutzorganisation oder den rumänischen Arbeitern nur für die Galerie ist – damit der Tatort halt sein "Thema" hat. Am Ende führt in solchen Fällen doch zumeist der emotionale, also familiäre Affekt zum Mord. Hier der von Mina Truschners Vater (Martin Leutgeb). Der arbeitet ebenfalls im Schweinemastbetrieb und wollte mit der Tötung verhindern, dass Mina vom Chef angezeigt wird, weil sie den Steuerungscomputer der Ställe manipuliert hatte.