Selten war ein Mercedes so spektakulär unspektakulär. Anstatt das erste ernstzunehmende Elektroauto von Daimler mit einer eher futuristischen Karosserie auf den Markt zu bringen, haben die Stuttgarter für den EQC den konservativen Weg gewählt. Kleine Akzente an der Front und am Heck – Designchef Gorden Wagener nennt sie "wegweisende Designdetails" – sorgen zwar dafür, dass der Betrachter merkt, dass da etwas anders ist am neuen SUV, das Ungewöhnliche aber erst auf den zweiten Blick benennen kann.

Eine kluge Entscheidung des Autoherstellers, denn das E-Mobil mit Stern wird nicht unter 70.000 Euro zu haben sein. In dieser Preisklasse sind nun mal betuchte Kundinnen und Kunden unterwegs, deren Auto eher gediegen als im marktschreierischem Öko-Look durch den Verkehr rollen soll. Das hat auch das Interesse an den Autos von Tesla gezeigt. Und für einen Mercedes im Format der C-Klasse fast schon den Preis einer S-Klasse zu zahlen, diese Bereitschaft muss schon da sein.

"Mit seinem nahtlosen, klaren Design ist der EQC ein Vorreiter einer avantgardistischen Elektro-Ästhetik", wirbt Wagener. Die Außenhaut verzichtet fast völlig auf die üblichen Falze und Sicken, doch einige Besonderheiten fallen beim Gang um den 4,76 Meter langen SUV schon auf. Etwa die Frontpartie mit ihrer pechschwarzen Fläche, die sich rund um Scheinwerfer und Kühlergrill zieht. Ihren oberen Anschluss bildet ein Leuchtband, das die beiden Tagfahrlichter miteinander verbindet. Es darf jedoch tagsüber in Deutschland ebenso wenig verwendet werden wie die Beleuchtung des Marken-Sterns. 

Ein technischer Kompromiss

Die LED-Scheinwerfer stecken in schwarzen Gehäusen, durch die sich blaue Streifen ziehen, die an Adern erinnern. Blau ist die Symbolfarbe der neuen Elektromarke EQ von Mercedes, deren Erstling der EQC ist. Die beiden schmalen Rückleuchten sind durch eine filigrane rote Lichtleiste miteinander verbunden, was als EQC-Erkennungszeichen bei Nacht dienen soll. Da hat sich Mercedes ein wenig am Stuttgarter Nachbarn Porsche und dessen Macan orientiert.

Technisch basiert das neue Modell auf dem GLC, dem erfolgreichsten Mercedes-SUV – auch wenn die Designer den EQC durch seine nach hinten abfallende Dachpartie vom GLC abzuheben versuchen. Der Elektro-SUV soll in Bremen sogar die meiste Zeit auf dem gleichen Band laufen. Darum bleibt der EQC, immerhin 2,4 Tonnen schwer, ein Kompromiss. Er bräuchte zum Beispiel keinen Mitteltunnel, hat ihn aber trotzdem, was unnötig Platz kostet. Auch der klassische Motorraum vorne könnte in einem als reinem E-Auto konzipierten Modell deutlich kleiner ausfallen, zumal die beiden Motoren im EQC jeweils über den Achsen montiert sind, die sie exklusiv versorgen.

Das macht den EQC zu einem modernen Allradfahrzeug. Mit den Einschränkungen, die ein Elektroauto nun einmal hat. Zwar ist der Stromspeicher mit seiner Kapazität von 80 Kilowattstunden recht groß, liegt damit aber unter dem größten Tesla (100 kWh) und auch dem neuen Elektro-SUV i-Pace von Jaguar (90 kWh). Nach dem alten Messstandard NEFZ kommt der EQC etwa 450 Kilometer weit, ehe er ans Stromkabel muss. Nach der seit 1. September geltenden WLTP-Norm ist der EQC noch nicht gemessen, da er laut Konzernchef Dieter Zetsche erst im "späten Frühjahr" 2019 zum Kunden kommen soll. Die neue Testregel ist aber deutlich strenger, sodass für den EQC wohl um die 400 Kilometer Reichweite nach WLTP herauskommen werden.