Von Flammen gefressen, von Hochwasser beschädigt oder gar vom Krieg zerbombt: Aus Sicht des Direktors der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) in Weimar kann es für Büchersammlungen nie absolute Sicherheit geben. «Wir agieren unter der Maxime der Risikominimierung, aber wir können nicht alle Risiken gänzlich ausschließen», sagte Reinhard Laube im Gespräch mit dpa. Katastrophen könne es überall geben. Gerade den Klimawandel und damit verbundenes Hochwasser sieht er als zunehmende Herausforderung für die Sicherung von Bibliotheken und deren Schätzen.

Bücher können auch nach Unglücken erhalten werden

Laube betonte, dass es nach Katastrophen Hoffnung gebe: «Zerstörung muss nicht das letzte Wort sein. Wir wissen aus Weimar: Da bleibt etwas übrig», sagte er unter Verweis auf die andauernden Bemühungen um Erhalt der vom Brand geschädigten Bücher der HAAB.

Ein Kabelbrand hatte am 2. September 2004 zu einem Feuer im historischen Gebäude der HAAB geführt. 50.000 Bücher fielen den Flammen komplett zum Opfer. 28.000 Bände wurden unversehrt gerettet. 118.000 Bücher konnten geborgen werden, aber mit teils irreparablen Schäden durch Löschwasser und Feuer. Einige dieser «Aschebücher» werden restauriert. 1,5 Millionen Blatt sollen es am Ende sein.

Expertise weltweit gefragt

Mit in der eigenen Restaurierungswerkstatt entwickelten Verfahren hat sich die HAAB inzwischen zu einer Expertin für geschädigtes Schriftgut entwickelt. Sie gilt auch als Lehrwerkstatt für angehende Restauratoren oder solche, die sich spezialisieren möchten. «Wir werden regelmäßig angefragt», so Laube. Nach dem Hochwasser im Ahrtal, dem Brand im brasilianischen Nationalmuseum in Rio de Janeiro 2018, oder dem Feuer in der Universitätsbibliothek im südafrikanischen Kapstadt sei die HAAB-Expertise gefragt gewesen.

Die Anna Amalia Bibliothek mit ihrem berühmten Rokokosaal gehört zur Klassik Stiftung Weimar und ist Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Herzogin Anna Amalia ließ sie einrichten, 1766 wurde die Bibliothek eröffnet. Nach dem Brand wurde sie saniert und 2007 wieder eröffnet. Die Bibliothek ist öffentlich zugänglich und versteht sich als Archiv- und Forschungsbibliothek.

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