Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat im ganzen Land den Kriegszustand ausgerufen. Russland habe die Infrastruktur und die Grenzen mit Raketen angegriffen, sagte er in einer Videobotschaft. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax griff das russische Militär Ziele in der ganzen Ukraine an. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuvor eine Militäroperation gegen das Nachbarland angeordnet.  

Nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba startete Russland eine "groß angelegte Invasion" in der Ukraine. "Friedliche ukrainische Städte werden angegriffen. Dies ist ein Angriffskrieg", schrieb Kuleba auf Twitter. Die Staatsgrenze der Ukraine ist nach Darstellung der ukrainischen Grenztruppen aus Belarus und Russland heraus angegriffen worden. Russische Soldaten hätten Grenzposten und Patrouillen attackiert. Angriffe gebe es auch von der annektierten Halbinsel Krim aus. Als Reaktion auf die russische Militäroperation schloss die Ukraine ihren gesamten Luftraum. Das berichtete das öffentlich-rechtliche Fernsehen.

In mehreren Städten des Landes, darunter auch in der Hauptstadt Kiew sowie den Hafenstädten Mariupol und Odessa, waren Explosionen zu hören. In der Region Kiew stehe ein Munitionsdepot in Flammen, hieß es. Es gab zudem Berichte über Einschläge in der Ostukraine aus den Städten Charkiw und Dnipro. Zudem wurde auch über Einschläge aus Berdjansk und Kramatorsk berichtet, wie die staatliche ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform sowie Reporterinnen und Reporter verschiedener Medien meldeten. Ukrainischen Berichten zufolge sind unter anderem Munitionslager angegriffen worden. Interfax zufolge erfolgte der Angriff auch vom Wasser aus. Es gebe Landungsoperationen der russischen Schwarzmeerflotte im Asowschen Meer und in Odessa. Meldungen, das russische Militär sei in Odessa angelandet, wies das ukrainische Militär allerdings als falsch zurück.

Raketenangriff und Artilleriefeuer

Kommandozentralen des ukrainischen Militärs in der Hauptstadt Kiew und der Millionenstadt Charkiw würden mit Raketen angegriffen, zitierte die ukrainische Zeitung Prawda auf ihrer Website einen Vertreter des ukrainischen Innenministeriums. In der Stadt Donezk im Osten des Landes, die von prorussischen Separatisten kontrolliert wird, war laut Augenzeugen Artilleriefeuer zu hören. Zweck der russischen Militäroperation sei die Zerstörung des ukrainischen Staates, teilte das Außenministerium in Kiew mit.

Putin hatte zuvor in einer Fernsehansprache die Invasion in der Ukraine angekündigt. "Ich habe die Entscheidung für eine Militäroperation getroffen", sagte Putin. Er forderte das ukrainische Militär auf, "die Waffen niederzulegen", und drohte für jegliche Einmischung in den russischen Einsatz mit Vergeltung.

Der ukrainische Außenminister Kuleba forderte, die Welt "kann und muss Putin stoppen". Es sei Zeit, jetzt zu handeln. "Die Ukraine wird sich verteidigen und siegen", schrieb Kuleba.  

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den "rücksichtslosen und unprovozierten Angriff" Russlands auf die Ukraine. Dieser Angriff "gefährdet das Leben zahlloser Zivilisten", teilte Stoltenberg mit. Trotz zahlloser und nicht nachlassender diplomatischer Bemühungen "hat Russland den Weg der Aggression gegen ein souveränes und unabhängiges Land gewählt".