Betritt Papiss Demba Cissé das Spielfeld, betet er. Schießt er ein Tor, sendet er einen Blick samt Geste gen Himmel. Der Senegalese, der einst für den SC Freiburg 37 Tore in 65 Spielen machte und in der vergangenen Saison dafür sorgte, dass Newcastle United in der Premier League blieb, ist Muslim. Was nicht besonders außergewöhnlich ist, würde er mit seinem Glauben in England nicht gerade für einen ordentlichen Sommerskandal sorgen.

Seit Juni streikte der Stürmer. Selbst als seine Mannschaft ins Trainingslager aufbrach, blieb Cissé allein zu Hause. Er weigerte sich, das Trikot seines Klubs zu tragen, weil der auf der Brust einen neuen Sponsor präsentierte. Cissé sagte, er könne die Geschäftspraktiken des Hauptsponsors nicht mit sich und seiner Religion vereinbaren. Und erst recht nicht dafür werben.

37 Millionen Euro zahlt Wonga.com dafür, dass es in den kommenden vier Spielzeiten auf der Newcastle-Brust prangt. Wonga ist ein Unternehmen, das Kleinkredite vergibt. Zu den Kunden gehören vor allem Normalerverdiener, die plötzlich Geld für einen neuen "Heizkessel" oder "Karten für ein Champions-League-Spiel" benötigen, erklärte der Wonga-Chef einmal. Der Haken: Wer sich beispielsweise umgerechnet 230 Euro für einen Monat borgt, muss gut 310 Euro zurückzahlen. Kritiker bezeichnen Wonga daher als einen" legalen Kredithai".

"Für seinen Glauben eingestanden"

Cissé rebellierte, weil der Koran Zinsen verbietet. Dort ist vor allem vom arabischen Wort Riba die Rede, das Islamwissenschaftler als Zinswucher interpretieren, also als einen ausbeuterischen Akt des Geldgebers gegenüber dem Schuldner. Für Papiss Cissé trifft das auf Wonga zu.

Und dabei bekam er Rückendeckung. Zum Beispiel von Dina Ahad, Mitglied des Stadtrats von Newcastle und ebenfalls Muslim. Ahad sagte, er sei "wirklich stolz" auf Cissé, weil er mit der Rebellion gegen Wonga "für seinen Glauben eingestanden" sei.

Vor einigen Wochen soll Cissé seinem Verein vorgeschlagen haben, dass er den Sponsor auf seinem Trikot überkleben könne. Auf diesen Kompromiss hatte sich bereits vor einigen Jahren Frédéric Kanouté, ebenfalls Muslim, geeinigt. Der Stürmer aus Mali weigerte sich, für einen Sportwettenanbieter zu werben, da der Islam Glücksspiel verbietet. Alternativ soll Cissé vorgeschlagen haben, dass er für eine karitative Einrichtung auf seinem Trikot werben könne.

Dazu kam es nicht. Warum, ist unklar, Details zu den Verhandlungen sind nicht bekannt. Der Verein Newcastle United äußerte sich zu dem Konflikt kaum, auch Wortmeldungen von Cissé waren rar. Ein Sprecher des Vereins erklärte lediglich vor Wochen, dass sich die Parteien zu Gesprächen zusammenfinden würden und gab sich optimistisch, dass sich ein Kompromiss finden ließe.

Dieser Kompromiss ist kürzlich überraschend erzielt worden; Cissé hat den Sponsor akzeptiert und wird bei Newcastle bleiben. Gut möglich, dass das mit einem Foto zu tun hat, das vor wenigen Tagen im Internet aufgetaucht ist.