Das Auto ist für die Deutschen das wichtigste Verkehrsmittel — aber eine große Mehrheit will darauf nicht mehr so stark angewiesen sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zum Umweltbewusstsein der Deutschen, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Mittwoch vorgestellt hat. Demnach nutzten 70 Prozent der Befragten mehrmals in der Woche das Auto. 91 Prozent gaben aber an, das Leben würde besser, wenn der oder die Einzelne es weniger nutzen müsste.

79 Prozent wünschen sich eine Stadtentwicklung, die die Alternativen zum Auto stärkt, für ihre eigene Kommune. Eine große Mehrheit der Autofahrer kann sich auch vorstellen, unter bestimmten Bedingungen mehr mit dem Fahrrad zu fahren (rund zwei Drittel) oder zu Fuß zu gehen (rund drei Viertel). Eine häufigere Nutzung von Bussen und Bahnen hängt dabei stark von der Größe des Wohnorts ab.

"Die Menschen sind bereit, auf das Auto zu verzichten, aber sie brauchen gute Alternativen", fasst Bundesumweltministerin Hendricks zusammen. "Weniger Autos, ein leistungsfähiger und günstiger öffentlicher Nahverkehr, gute und sichere Fahrradwege – all das wünschen sich viele Menschen, weil es ihre Lebensqualität verbessert und die Umwelt schützt."

Wie die neue Studie außerdem zeigt, ist der Umweltschutz in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Für die Menschen in Deutschland  ist er mehr als nur Politik, sie sehen ihn vielmehr als Teil der Lösung für große Probleme. 67 Prozent sehen Umweltschutz als notwendige Voraussetzung, um Zukunftsaufgaben wie die Globalisierung gestaltet zu können. Für 58 Prozent könne es ohne Umweltschutz keinen Wohlstand geben. Drei Viertel stimmen vollkommen oder eher zu, dass die energie-, ressourcen- und abfallintensive Wirtschafts- und Lebensweise grundlegend umgestaltet werden sollte. Dabei reichten Marktmechanismen nicht aus, meinten 61 Prozent der Befragten.

Plastikmüll in den Meeren besorgt die Menschen

Nach Umweltproblemen befragt, machen sich die Deutschen insbesondere sorgen, dass die natürlichen Lebensgrundlagen langfristig gefährdet sein könnten: Mehr als 90 Prozent empfinden die Risiken durch Plastikmüll in den Weltmeeren und die Abholzung der Wälder als bedrohlich. Eine Mehrheit betrachtet auch das Artensterben und den Klimawandel als Gefahr. Auf die Frage nach möglichen Gesundheitsrisiken durch negative Umweltbedingungen bekundeten 44 Prozent der Befragten ihre Sorge um Schadstoffe und Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln, ebenso vielen machen Chemikalien in Gegenständen des täglichen Bedarfs Sorgen.

Drei Viertel der Deutschen schätzen die Umweltqualität im Land jedoch grundsätzlich als sehr oder recht gut ein. Allerdings zeigt die Studie auch deutliche Unterschiede hinsichtlich der Umweltbelastungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen: 40 Prozent der Befragten mit geringem Einkommen fühlen sich durch Lärm besonders belastet, aber nur 27 Prozent der Befragten mit hohem Einkommen. Auch von Luftverschmutzung fühlen sich Menschen mit niedrigerem Einkommen deutlich stärker belastet als Gutverdiener. "Dies zeigt deutlich, dass Umweltschutz besonderes Augenmerk auf Fragen der Gerechtigkeit richten muss", urteilt das Umweltministerium.

Insgesamt nannten 21 Prozent den Umwelt- und Klimaschutz als eines der zwei drängendsten Herausforderungen – nur die Themen Zuwanderung (55 Prozent) und Kriminalität/Frieden/Sicherheit (47 Prozent) werden als deutlich drängender wahrgenommen.

Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt erforschen seit 1996 im Zweijahresrhythmus, wie sich das Umweltbewusstbewusstsein und Umweltverhalten der Bevölkerung in Deutschland entwickelt. Die repräsentative Befragung wurde im Spätsommer und Herbst 2016 durchgeführt.