Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Shoppen – nur noch für Begüterte?

Billig online einkaufen mit Nebenwirkungen: Gemäss einem Szenario können sich in Zukunft nur noch wohlhabende Leute einen Einkaufsbummel etwa an der Bahnhofstrasse leisten.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Zahlen verheissen nichts Gutes: Der Schweizer Detailhandel ist seit dem Jahr 2000 um rund 35 Prozent geschrumpft. Allein letztes Jahr haben Herr und Frau Schweizer für 11,2 Milliarden Franken online eingekauft. Dies geht zulasten der traditionellen stationären Geschäfte. Weil diese das Gesicht von vielen Städten wesentlich mitprägen, hat sich die Zürcher Stadtentwicklung mit dem Thema befasst.

Herausgekommen ist eine 50-seitige Studie, an der laut Angaben von Stadtentwicklung Zürich diverse Fachleute mitgearbeitet haben. Kernstück sind fünf Szenarien, gemünzt auf die Stadt ­Zürich. Wahrscheinlich werde keines davon genau so eintreten, sagt Anna Schindler, Direktorin der Stadtentwicklung Zürich. Die Szenarien sollen lediglich die Bandbreite der möglichen Entwicklungen aufzeigen. Mit der Studie soll laut Schindler die Diskussion über Wünschbares und nicht Wünschbares angestossen und den Akteuren eine Arbeitsgrundlage zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser sollen sie ihre Handlungsspielräume ausloten können. Nachfolgend die Szenarien.

1. Zurück zu den Wurzeln: Die Leute verweigern sich der digitalen Revolution und propagieren Verzicht als wahren Luxus. Sie verlangen nachhaltige und hochwertige Produkte. Kleine Läden und Werkstätten in der Stadt er­leben ein Revival und werden wieder zu Orten der Begegnung. Der durchschnittliche Stadtzürcher verdient sehr gut. Leute mit wenig Geld werden verdrängt. Der Handel ist kleinteilig, fast wie in der vorindustrialisierten Welt. Die Kunden verlangen individuell angefertigte Produkte. Die Stadt und ihre Plätze sind fussgängerfreundlich. Die grossen Läden an Verkehrsknoten haben ebenso wie die Einkaufszentren ihre Bedeutung verloren.

2. Einkaufsstrassen: Für die Menschen wird die Arbeit immer ­dominanter. Sie haben wenig Zeit und wollen daher ihre Einkäufe rasch auf dem Arbeitsweg erledigen. Begehrt sind Produkte ab der Stange, die bequem konsumierbar sind. In der Stadt haben die grossen Ladenketten die kleinen Geschäfte verdrängt. Das Auto spielt nach wie vor eine zentrale Rolle. Die Hauptverkehrsachsen werden zu Ladenstrassen. Wegen der vielen Autos braucht es auch viele Parkplätze. Shoppingcenter werden zu Treffpunkten, sofern sie gut erschlossen sind. Die Zürcher Innenstadt besteht teils aus Arbeitsplatz- und teils aus Wohngebieten. Die Arbeitsplatzgebiete sind tagsüber belebt, abends und an Wochenenden aber ausgestorben. In den Wohngebieten, wo alte Leute leben, ist nicht viel los. Die Versorgung wird für Nichtberufstätige schlechter. Der Detailhandel schrumpft. Grosse Fachmärkte haben hingegen Zulauf.

3. Hybrid: Die Digitalisierung nimmt sowohl im Food- als auch im Non-Food-Bereich zu. Die stationären Läden können sich aber halten, sodass beide Bereiche etwa gleich stark sind. Gefragt sind hochwertige, aber günstige Ökoprodukte. Die Kunden suchen das Einkaufserlebnis, verlangen aber zugleich Effizienz, denn diese verschafft ihnen mehr Freizeit. Die Innenstadt wird zu einem exklusiven Einkaufs- und Erlebnisort. Orte wie die Bahnhofstrasse werden noch teurer. Die meisten Geschäfte haben neben ihrem Sortiment zusätzliche Angebote wie Cafés und Bars, wo auch Stars auftreten. Alltägliche Produkte sind in den Läden aber kaum mehr erhältlich. Das Ausprobieren und Testen wird wichtig. Testanlagen und Simulatoren gehören deshalb dazu.

4. Digitales Paradies: Die Menschen sind vollständig online. Auch soziale Bedürfnisse werden in einem gemeinsamen virtuellen Raum ausgelebt. Die Leute ver­fügen über mehr Freizeit, ohne Lohneinbussen und sinkende Kaufkraft hinnehmen zu müssen. Das heutige Angebot im Güter- und Gastrobereich existiert nicht mehr. Auch die Wochenmärkte sind verschwunden. Dafür nehmen die digitalen und virtuellen Angebote überhand. Konsumiert wird nicht in der Stadt, sondern zu Hause, was die Mobilität mindert. Die Menschen sind weniger bereit, sich in der realen Welt Stress und Gefahren auszusetzen, da sie alles gefahrlos mittels virtueller Techniken erleben können. In den Läden gibt es keine Verkäufer mehr. Roboter beraten die Kunden – mittels abgespeicherten Nutzerprofils. Quartierzentren erleben einen Bedeutungsverlust und werden zu Logistikzentralen.

5. Radikal digital: Der Handel mit stationären Läden für Alltags­produkte ist verschwunden. Ein­kaufen ist weiterhin sehr wichtig. ­Soziale Bedürfnisse spielen dabei aber keine Rolle mehr. Shopping als Freizeitbeschäftigung ist ein Luxus geworden, den sich nur noch Wohlhabende leisten können. Der gläserne Kunde ist Wirklichkeit. Werbeangebote werden den Kunden direkt auf die Iris ­geblendet. Digital bestellte Ware kommt innerhalb einer halben Stunde beim Besteller zu Hause an – häufig transportiert mit Drohnen. Die grossen Konzerne wie Apple, Facebook, Microsoft und Amazon haben fusioniert. Sie bieten nun eine Superstruktur an Einkaufsmöglichkeiten an. Die Infrastruktur in der Stadt muss entsprechend umgerüstet werden.