Leutenbach

Leutenbach: Ausstellung des Ateliers Sibylle Bross im Rathaus

ausstellung
Daniela Weh und Endre Szantay beim „Hängen“. © Uwe Speiser

Eigentlich müsste Sibylle Bross überall sein. Ihre Schüler lernen bei ihr zwar das Zeichnen und Malen, aber beim Aufhängen ihrer Werke braucht es noch Nachhilfe. Auf allen Stockwerken im Rathaus wuselt es für die Sonderausstellung zwei Tage vor deren Eröffnung. Dort müsste es niedriger sein, da höher: Sibylle Bross, die oft ausgestellt hat, also auch da Profi ist, kommt kaum hinterher beim Nach-dem-Rechten-Sehen.

Immer wieder entschlüpft ihr, direkt wie sie nun mal ist, bei dem, was sie da entdeckt, „Wahnsinn“, „Katastrophe“, sie bleibt aber immer aufmunternd, positiv. „Bloß weil ich klein bin, denken sie alle, das muss alles unten hängen.“ Es geht rauf und runter, auch für sie selbst, körperlich, für den Aufzug hat sie keine Zeit, dauert zu lange. Es sind über 70 Bilder von 25 bis 30 Leuten. Immerhin hat sie bereits „vorsortiert“ und „verteilt“ auf die verschiedenen Etagen, natürlich nicht nach dem Zufallsprinzip.

Die Malerin lobt das Rathaus, genauer gesagt Foyer und Gänge, als an sich sehr schönen, geeigneten Ausstellungsort. Aber: Die Flure seien ja gut beleuchtet, doch eben nicht die Wände – und da hängen nun mal die Bilder. Aber ihr ist schon klar, dass es ein bisschen (zu) viel verlangt wäre, wenn im ganzen Rathaus auch noch extra Punktstrahler für die Kunst verteilt wären. Im Erdgeschoss könne man eh nicht hängen, aber auch dafür haben sie eine Lösung gefunden: die Bilder dort in „Kistle“ zu präsentieren, sie lacht wieder: „Das sind also eigentlich eher Installationen. Es ist und bleibt spannend, ein Prozess.“

Der Anlass ist zehn Jahr Atelier in Nellmersbach, das war aber schon 2020

Wie viele genau stellen aus? Sie hält inne, muss lachen. Also sicher sei, dass es fünf Arbeitsgruppen sind (Aktwerkstatt/Zeichnen, Aktwerkstatt/Malen, die Gruppen „Stadt-Land-Fluss“, „Akt und Textil“ sowie „Malen am Meer“), dass deren Anteil bei etwa 75 Prozent liege und ihr eigener, sie stellt selbst auch aus, also bei etwa einem Viertel, alles unter dem Titel „Atelier Sibylle Bross“. Einige seien schon 25, 30 Jahre dabei. Einen Tag später, in Ruhe, weiß sie es genauer, korrigiert: also über 100 Arbeiten von 26 Teilnehmern. Alle sind bei ihr in Kursen, sie bevorzugt aber die Bezeichnung „Arbeitsgruppen“. Der Anlass für die Ausstellung ist eigentlich ein runder Geburtstag: zehn Jahre Atelier in Nellmersbach. Mit dem Einzug dort hatte sie gleich mit den Kursen begonnen. Der Geburtstag sei Anlass, „uns mal hier in großen Rahmen vorzustellen.“ Sie selbst hat schon mal im Rathaus ausgestellt, 2013. Zehn Jahre waren es allerdings bereits 2020. Die damals geplante Ausstellung fiel aber Corona zum Opfer. Wenn man so will, ist der alljährliche Jahresrückblick dieses Mal aus dem Atelier ins Rathaus verlegt worden.

Schüler, Kurse, jetzt das Aufhängen unter ihrer Regie, möglichst nach dem „Goldenen Schnitt“, die ganze Aufregung: Kommt sie sich eigentlich vor wie eine Klassenlehrerin? „Nein, das ist ein Miteinander und ich stelle ja auch aus. Und das macht letztendlich auch Spaß. Natürlich müssen die das alle üben und es ist viel mehr Geschäft als eine Einzelausstellung, erst recht jetzt, in der heißen Phase.“ Die Bandbreite der Beteiligten sei enorm: Von Anfängern bis zu Leuten, die bei ihr schon seit 30 Jahren Akt malen. „Aber jeder kann von jedem noch lernen. Jeder bringt was Eigenes mit.“ Auch bei den Werken sei die Vielfalt groß, von den Motiven, von der Größe her: „An einer Wand hängen zum Beispiel sieben verschiedene Formate.“ Sibylle Bross betont: Bei dieser Ausstellung stünden die Gruppen im Vordergrund.

Eigentlich sei es in den Kursen wie in der antiken Akademie

Sie kommt auf ihre Herkunft zu sprechen, aufgewachsen in einer Großfamilie, sie die Älteste von sieben Geschwistern, die anderen anleitend, „führen“ mag sie nicht, da gehöre Fingerspitzengefühl dazu, das gemeinsame Malen am Tisch, überhaupt alles miteinander machend, Theaterstücke einstudierend. Nein, sie verstehe sich nicht als Kunstlehrerin, Kurse zu geben, sei was anderes. Das sei ihr „zugetragen“ worden. „Ich wollte eigentlich nie unterrichten.“ Sie genieße das Miteinander im Atelier, eigentlich sei das dort die antike klassische „Akademie“-Situation, wo der Professor sein Werk im Kreis der Studenten, mit ihnen, erschafft, das sei wie früher in ihrer Familie, ausgedrückt in heutiger Sprache: „gemeinsam Power entwickeln, gemeinsam Energie rausziehen.“ Diese Überlegung stamme von ihrem Bruder, dem Bildhauer Christoph Traub. Das sei doch auch beim Theaterspiel das Essenzielle, „gemeinsam sich da durchbeißen, etwas aufbauen“.

Aber jetzt muss sie wieder weiter, sie entschuldigt sich, aber hier brenne es an allen Ecken und Enden. Während des Interviews auf der Sitzecke im ersten Stockwerk, vor dem Bürgermeisterzimmer, sind die Augen ständig umhergeschweift. Sie sieht zu viel, das sie unruhig macht. Die Ausstellung ist bis Ende Mai zu sehen.

Eigentlich müsste Sibylle Bross überall sein. Ihre Schüler lernen bei ihr zwar das Zeichnen und Malen, aber beim Aufhängen ihrer Werke braucht es noch Nachhilfe. Auf allen Stockwerken im Rathaus wuselt es für die Sonderausstellung zwei Tage vor deren Eröffnung. Dort müsste es niedriger sein, da höher: Sibylle Bross, die oft ausgestellt hat, also auch da Profi ist, kommt kaum hinterher beim Nach-dem-Rechten-Sehen.

Immer wieder entschlüpft ihr, direkt wie sie nun mal ist, bei dem, was