Schorndorf

Ratlosigkeit nach Kinderladen-Schließung in Schorndorf: Was ist da los?

"Liebevoll" Marktplatz 9
Im Laden steht immer noch die ganze Ware. Keiner weiß, ob und wann Kagan Zinner das Geschäft ausräumt. © Weirauch

Eine glatte Lüge war’s, die Kagan Zinner da der Redakteurin im Januar dieses Jahres am Telefon und per E-Mail auftischte: Längst machten Gerüchte die Runde, dass der Inhaber des Naturkinderladens „Liebevoll“ am Marktplatz 9 in Schorndorf insolvent sei. Damit konfrontiert, wehrte er sich vehement gegen diese Aussage: „Wie kommen Sie darauf, dass ich Insolvenz angemeldet habe?!“ Es sei von Anfang an klar gewesen, dass „wir nur zwei Jahre bleiben“. Der Pachtvertrag des Ladens sei am 31. Dezember 2022 ausgelaufen. „Das war von vornherein klar, weil man zu jenem Zeitpunkt noch nicht wusste, was mit dem Gebäude geschehen soll“, wie Zinner gegenüber den Schorndorfer Nachrichten sagte (wir berichteten).

„Den zuverlässigen Geschäftsmann hat er nur gespielt“

Fakt ist aber: Seit 1. Juli 2022 ist das Insolvenzverfahren in der Sache Kagan Zinner eröffnet – wie es beim Amtsgericht Aalen offiziell ist. Will heißen: Die meisten Menschen, die mit Zinner zu tun haben oder hatten, hat er bisweilen „an der Nase herumgeführt, eiskalt belogen oder sehr gut zu beeinflussen gewusst“, wie es aus einer der Redaktion bekannten Quelle beschrieben wird. Irgendwann habe er auch mal erwähnt, dass er nach Zypern auswandern möchte. Den „zuverlässigen Geschäftsmann“ habe er nur gespielt, „das Wasser steht ihm eigentlich bis zum Hals“.

Er sei „unehrlich, kann Menschen aushorchen und für seine Zwecke manipulieren“. Nach Erscheinen des Artikels hatten sich vermehrt Kundinnen in der Schorndorfer Redaktion gemeldet, die nachfragten, was denn nun mit ihren Gutscheinen sei, die sie noch vor Weihnachten erworben hatten, um sie an Heiligabend zu verschenken. Wo sie diese einlösen könnten, und wie man den in Durlangen lebenden Kagan Zinner kontaktieren könne. Die Redakteurin überfragt – versuchte, dennoch weiterzuhelfen. Vielleicht ergebe sich die Möglichkeit, Kagan Zinner anzusprechen, wenn er den Laden ausräumt. Aber – Pustekuchen.

Derzeit scheint niemand zu wissen, wo der gelernte Sozialtherapeut, Marketing-Mann und Vater zweier Kinder steckt. Zumindest ist er für diejenigen, die ihn sprechen möchten, weder per Mail noch per Anruf zu erreichen.

Niemand ist glücklich mit der Situation

Lars Scheel, Leiter des Eigenbetriebs Tourismus und Citymanagement („TuC“), stand öfter in Kontakt mit Zinner. Im Moment hat auch das „TuC“-Team Probleme, den vermeintlichen Geschäftsmann zu erreichen. „Derzeit stehen ja auch noch die Stühle vor dem Laden. Niemand ist glücklich mit dieser Situation gerade“, lässt Scheel wissen. Bisher habe man mit Kagan Zinner „eigentlich keine Probleme“ gehabt.

Er habe sich beispielsweise eingebracht, als es darum ging, die kleinen „Daimler-Flitzer“ für die Kinderrennbahn am Unteren Marktplatz zu verwalten (diese Kinderautos stehen übrigens ebenfalls noch vor dem Laden). Wie das jetzt weitergeht? Derzeit noch unklar. Dennoch werden sich Scheel und seine Kollegen wohl etwas einfallen lassen müssen, denn, so Scheel, „wenn wir nun die ganzen Veranstaltungen hier in der Stadt haben, kann das da nicht weiter so aussehen“.

Ratlos ist auch Alfred Borck, er ist der Inhaber der Immobilie Marktplatz 9. Auf Nachfrage, welches Ausmaß die „Situation Zinner“ denn für ihn habe, lacht er. „Das möchte ich lieber nicht kommentieren.“ Zu groß sind da die Fettnäpfchen, in die er juristisch treten könnte. Borck bestätigt die Insolvenz seit Juli. „Bisher habe ich aber auch vom Insolvenzverwalter nichts gehört.“ Auch er bekomme noch Mietzahlungen. „Ich komme im Moment nicht wirklich weiter. Das ist alles verrückt.“

Was sollen die Kunden machen?

Was nun mit den verkauften Gutscheinen ist? Was wird den Kunden in so einem Fall geraten? Sollen sie Kagan Zinner anzeigen? „Das ist eigentliche keine polizeiliche Angelegenheit“, sagt Polizeipressesprecher Rudolf Biehlmaier.

Ein Anwalt, der sich mit Zivilrecht auskennt, wäre da der bessere Ansprechpartner. „Aber soweit mir bekannt ist, verfallen Gutscheine, wenn ein Laden insolvent ist.“ Allerdings müsste vermutlich auch der Einzelfall geprüft werden, je nach Betrag. Ein Anwalt bringt etwas Klarheit in die Sache nach Schilderung des Falls: „Wenn Kagan Zinner seit 1. Juli 2022 insolvent ist, hätte er ab diesem Zeitpunkt formal keine Geschäfte mehr machen dürfen. Also auch keine Gutscheine mehr verkaufen dürfen. Wenn die Kunden diese bar bezahlt haben, hat er dies in die eigene Tasche gewirtschaftet. Das ist strafrechtlich relevant.“

Dass die Gutscheine zu einer „wertlosen Forderung“ werden, sei höchstwahrscheinlich – die Kunden bleiben darauf sitzen. Die einzige Möglichkeit wäre allerdings, je nach Wert des Gutscheins, diese beim Insolvenzverwalter anzumelden, um vielleicht noch an die Summe zu kommen. Aber auch das sei vermutlich unwahrscheinlich, denn wenn Zinner so verschuldet ist, wie es in Schorndorf die Runde macht, dann sind da zunächst einmal andere Kosten zu begleichen.

Der Insolvenzverwalter, der für den Fall zuständig ist, war bisher von unserer Redaktion aus noch nicht zu erreichen.

Eine glatte Lüge war’s, die Kagan Zinner da der Redakteurin im Januar dieses Jahres am Telefon und per E-Mail auftischte: Längst machten Gerüchte die Runde, dass der Inhaber des Naturkinderladens „Liebevoll“ am Marktplatz 9 in Schorndorf insolvent sei. Damit konfrontiert, wehrte er sich vehement gegen diese Aussage: „Wie kommen Sie darauf, dass ich Insolvenz angemeldet habe?!“ Es sei von Anfang an klar gewesen, dass „wir nur zwei Jahre bleiben“. Der Pachtvertrag des Ladens sei am 31.