Waiblingen

Wir haben Sportfechten beim SC Korb getestet

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Den Umgang mit dem Florett hat Arnd Gosch, Trainer beim SC Korb, unserer Volontärin Laura Steinke in einem Crashkurs nahegebracht. © Schneider/ZVW
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Gefochten wird in Korb nur mit dem Florett.

Korb. In weißen Anzügen, mit gezücktem Florett und schnellen Schritten bewegen sich die Fechter des SC Korbs in der Remstalhalle. Am Dienstagabend war unsere Volontärin Laura Steinke beim Training der Fechter dabei. Zwar hat sie schon einige Sportarten ausprobiert, aber ein Kampfsport war noch nicht dabei – bis jetzt. Ihr Fazit: anstrengendes Training für Kopf und Körper.

Schon beim Betreten der Halle sammle ich einige neue Eindrücke. Sportfechter in jedem Alter haben sich in der Halle aufgeteilt. Auf 14 Meter langen Bahnen kämpfen sie gegeneinander. Ob kämpfen das richtige Wort ist, frage ich mich. Zwar ist Fechten ein Kampfsport, er kommt mir aber viel graziler vor, als andere Kampfsportarten. Arnd Gosch, mein Trainer für heute, fragt mich: „Bist du bereit?“ Ich bin begeistert und gespannt – also auf ins Gefecht.

Zuerst bringt er mir die Grundstellung bei. Ich schaue auf seine Füße und mache es ihm nach. Meine Füße stehen im 90-Grad-Winkel zueinander, mein rechter Fuß zeigt nach vorn, da ich Rechtshänderin bin. Dann geht es in die Fechtstellung. Meinen rechten Fuß bewege ich eineinhalb Fußlängen nach vorne, der linke bleibt stehen. Dann gehe ich in die Knie und es wird anstrengend, denn ich muss in dieser Haltung verharren. Meinen linken Arm halte ich angewinkelt neben meinem Körper, damit er im Gefecht nicht getroffen werden kann.

Zunächst bin ich etwas wacklig auf den Beinen, die Spannung fehlt

„Die Körpermitte ist das A und O“, sagt Arnd Gosch. Also versuche ich Spannung aufzubauen. Es ist gar nicht so leicht, auf alles gleichzeitig zu achten. Ich lerne „die Kunst der Beinarbeit“, wie mein Trainer sie nennt, und bewege mich in der Kampfhaltung vor und zurück. Es fällt mir zunächst schwer, mich an die Haltung zu gewöhnen. Mein Trainer erinnert mich mehrmals daran, in die Knie zu gehen. Bald klappt es besser. Für das Gefecht erklärt er mir noch den Ausfall, also den Abschluss eines Angriffs. Ich mache mit meinem rechten Fuß einen Ausfallschritt und strecke mein Florett nach vorne. Mein linker Arm schnellt nach hinten. Zunächst bin ich etwas wacklig auf den Beinen, die Spannung fehlt. Doch das ist alles nur Gewöhnungssache sage ich mir und probiere es noch einmal.

In meinem Crashkurs werde ich nach dieser kurzen Einführung direkt in die Fechtkleidung gesteckt und bekomme ein Florett, meine Waffe, in die Hand. Das geht normalerweise nicht so schnell. Die Anfänger bekommen erst nach mehreren Einheiten eine Waffe. Für die Turnierreifeprüfung werden Anfänger circa ein Jahr vorbereitet.

Als Waffe wird nur das Florett benutzt

Die Fechter des SC Korb benutzen als Waffe nur das Florett. Andere Vereine fechten mit Säbeln oder Degen. Der Unterschied liegt in der Schmiedekunst, denn die hängt eng mit dem Fechtsport zusammen, erklärt mir Arnd Gosch. Ein Säbel sei als Hiebwaffe konzipiert, ein Degen eher als Stichwaffe. Das Florett sei eine klassische Übungswaffe, ihr Ende ist nicht spitz. Sie ist durch einen beweglichen Elektrokontakt abgeflacht.

Beim Anziehen hilft mir die Jugendtrainerin Corinna Schmidt. Auch das ist eine Kunst für sich: Erst ziehe ich eine weiße Hose mit Hosenträgern an, dann kommt der Brustschutz, eine weiße Plastikschale, die durch Bänder gehalten wird. Die Unterziehjacke schützt meinen Kampfarm. Darüber ziehe ich eine Fechtjacke und schließlich die Elektroweste, mit der später die Punkte gemessen werden. Ich ziehe einen Handschuh an und ergreife meine Waffe. In das Florett steckt Corinna Schmidt ein Kabel, das über meine Elektroweste mit einer Art Leine verbunden ist. Diese schließt den Stromkreis mit dem Computer, auf dem die Punkte angezeigt werden. Ein Stoß auf die Elektroweste, die den Körper vom Hals bis zur Hüfte bedeckt, ist ein Punkt. Die Regeln des Fechtens sind mir unbekannt. „Ein Gefecht geht bis zu fünf Treffern oder drei Minuten“, erklärt mir Corinna Schmidt.

Mein Trainer ist überzeugt: Fechten ist „absolut charakterfördernd“

Mir wird noch eine Fechtmaske aufgesetzt, in der ich mich zunächst etwas abgeschirmt fühle. Insgesamt komme ich mir in meinem Anzug ein bisschen vor wie eine Astronautin. Dann geht’s endlich los: Arnd Gosch und ich stehen uns auf der Bahn gegenüber. Rechts und links von der Mittellinie verlaufen die Startlinien, an der wir für die Begrüßung stehen. Meinem Trainer ist wichtig: „Sobald der Kampfrichter Halt sagt, ist Fairness geboten. Es geht um Respekt.“ Er ist überzeugt, dass Fechten „absolut charakterfördernd“ ist. Vor dem Gefecht zeigen wir mit unserem Florett auf die Leute, die wir begrüßen wollen: den Gegner, den Kampfrichter und die Zuschauer.

Schnell stelle ich fest: Ich kann zwar angreifen, aber nicht abwehren. Deshalb bringt mir Arnd Gosch noch schnell die Quart-Parade bei: Ich drücke mein Florett auf seins. Aus der Parade heraus kann ich direkt wieder angreifen – ich steche seine Elektroweste mit meinem Florett. Der Gegenangriff wird Riposte genannt.

Nach ein paar Minuten hab’ ich es geschafft, mein Crashkurs ist vorbei. Unter der Maske ist mir ganz schön warm geworden, meine Muskeln sind von der Kampfhaltung angespannt. Doch ich bin glücklich. Und ich weiß nun: Fechten fordert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist – Konzentration ist gefragt.


SC Korb Fechten

Jugendtrainerin Corinna Schmidt bietet für Interessierte aller Altersgruppen ein Schnuppertraining an, um den Fechtsport kennenzulernen. Es besteht aus fünf Terminen.

Aktuell hat die Fechtabteilung rund 100 Mitglieder. Jedes Jahr wächst die Abteilung um circa zehn neue Fechter.

Am Dienstag, 11. Dezember, veranstaltet die Fechtabteilung des SC Korb ein vereinsinternes Eltern-Kind-Fechten.