Winnenden

Winnenden: Familie Amberger stellt neues Weingut in der Kelter am Stöckach vor

Amberger
Manfred Amberger vor der Kelter. © Benjamin Büttner

Es kehrt wieder Leben ein in die neue Kelter: Am Sonntag, 1. Mai, wird's ab 11 Uhr bis in die Abendstunden einen Weinausschank geben mit einfachem Vesper (Wildbratwurst, Rote Wurst, Käsebrot) und von Samstag, 14. Mai, bis Montag, 16. Mai, das erste Weinfest seit vielen Jahren, mit Livemusik und Verköstigung durch den „Weinstube Traube“-Wirt Jürgen Knödler.

Das Essen wird an diesen Tagen aber mutmaßlich Nebensache sein, denn viele Weininteressierte aus Winnenden und Umgebung sind gespannt auf die neuen Besitzer – und natürlich ihren Wein. Wer sind sie überhaupt, was haben sie mit dem Gebäude auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände vor, welchen Wein kredenzen sie und was haben sie noch vor?

Die Söhne sind Winzer, Bastian hat in Geisenheim studiert

Seit September 2021 gehört die ehemalige Genossenschafts-Kelter am Stöckach dem Ehepaar Christa und Manfred Amberger, 70 und 73 Jahre alt. Sie wohnen in Breuningsweiler, ebenso wie der 40-jährige Sohn Bastian, der in Geisenheim zum Winzer ausgebildet worden ist. Sein Bruder Markus (42) wurde nach Jahren in der IT-Branche und als Computerspieldesigner durch Ausbildungen zum Quereinsteiger-Weingärtner.

Das ist allemal eine solide Basis, um sich einen Traum zu erfüllen, den Manfred Amberger schon hegte, seit er mit Mitte 50 als Europa-Chef einer Logistikfirma aufhörte: „Ich wollte ein Weingut haben und sehe mich als Patron auf der Dachterrasse sitzen, die Weinberge im Blick, ein Glas in der Hand“, schwärmt er und lacht. Inzwischen schafft er zwar nicht mehr täglich in den Wengert mit,  Christa Amberger ist bei der Bewirtschaftung seit zwei Jahren nicht mehr mit von der Partie, aber es gibt noch genug zu entscheiden, zu arbeiten, zu finanzieren – und zu genießen. „Der Wein muss in erster Linie uns schmecken“, sagen die vier, und daher wird alles trocken ausgebaut, die Rotweine reifen in gebrauchten Holzfässern, so dass das Holz-Aroma wahrnehmbar ist, aber nicht dominant.

Die Weinbautradition hat Christa Ambergers Familie begründet

Ambergers sind aus der Tradition von Christas Korber Familie heraus Wengerter geworden, sie ist eine geborene Müller. Die momentan belegbare Tradition reicht bis ins Jahr 1730 zurück, wahrscheinlich ist sie aber noch älter. Doch zuletzt, bis zum Kauf der Kelter und Gründung des eigenen Weinguts, waren Ambergers Genossenschaftswengerter. Markus ist aktuell Vorsitzender der Weingärtner-Genossenschaft Korb. „Aber“, sagt der Vater, „die Mitgliedschaft wurde durch immer schlechtere Auszahlungen der Remstalkellerei an die Genossen vor ein paar Jahren zur Überlebensfrage“, der eine oder andere fühlte sich „gezwungen, selbstständig zu werden“. In den vergangenen 15 Jahren haben Ambergers Weinberge gekauft oder gepachtet, so dass sie nun knapp acht Hektar bewirtschaften. Etwa die Hälfte liegt auf Winnender Markung in Breuningsweiler, Hanweiler und am Hinteren Stöckach, nicht weit von der neuen Kelter entfernt, der Rest liegt „auf Markung Korb und Umgebung“, wie Ambergers sagen.

Kooperation mit dem Schwaikheimer Weingut Escher

„Seit zwölf Jahren sind wir nach einem großen landwirtschaftlichen Gebäude wie diesem hier auf der Suche“, freut sich Manfred Amberger. Die Gelegenheit bekam er aber nur, weil die Remstalkellerei den Bau einer großen Zentralkelter plante (aber bis heute nicht umgesetzt hat) und dadurch die kleinen Keltern obsolet wurden. In der Folge fusionierten Weingärtnergenossenschaften (zum Beispiel Winnenden mit Korb), einige stiegen sogar ganz aus der Remstalkellerei aus. Markus Amberger ist wichtig zu erwähnen, dass er seinen Genossen gegenüber mit offenen Karten gespielt habe, was die Pläne des Kelterkaufs betraf. „Über die Kaufsumme ist zwar Stillschweigen vereinbart worden, aber bei der nächsten Generalversammlung wird sie in der Bilanz auftauchen“, sagt er, mehr verrät er noch nicht.

Eine wichtige Säule des jungen Weinguts ist die Kooperation mit dem gestandenen Weingut Escher in Schwaikheim. Christian Escher und die Amberger-Brüder leihen sich gegenseitig Geräte und Maschinen aus. Und Escher macht aus den Trauben die Weine für Ambergers. „Solange wir nicht selbst die Möglichkeit haben, wird das auch so bleiben“, sagt Manfred Amberger. Deshalb wird das Weingut Escher auch bei jedem der kommenden Wein-Events gleichberechtigt mit von der Partie sein, mit seinen Weinen und auch mit Helfern. „Unsere eigenen Mengen würden wohl auch nicht lange reichen “, glaubt Manfred Amberger.

Ein paar Tausend Flaschen sind mit dem neu designten Etikett abgefüllt und stehen bereit: Riesling, Rosé (aus Trollinger und Lemberger), Spätburgunder (Manfred Ambergers Lieblingssorte), Lemberger und Merlot. Markus Amberger beschreibt sie alle als „vollmundig, aromabetont, trocken“. Wer eher auf halbtrockene Weine steht, dem empfiehlt Christa Amberger den Rosé. Er ist zwar auch trocken ausgebaut, schmeckt aber eher fruchtig.

Die Brüder haben 1800 neue Rebstöcke gepflanzt und fürs Gebäude viele Ideen

Bei den fünf Sorten wird’s nicht bleiben: In den nächsten Jahren wachsen pilzresistente Sorten heran, auch Cabernet Sauvignon haben die Ambergers gepflanzt, Weißburgunder und Sauvignon blanc, insgesamt 1800 Stöcke. Was das Gebäude selbst anbelangt, gibt es auch dafür Ideen, die weit über eine einfache Renovierung und technische Neuausstattung hinausgehen. „Diese werden wir aber zuerst mit dem Gemeinderat und dem Oberbürgermeister besprechen“, verweist Manfred Amberger auf einen Termin nach den beiden Weinfesten.

Sicher ist, dass das junge Weingut nicht mit den alten Maschinen hätte weitermachen können, die für die Verarbeitung der Trauben von 60 Hektar Anbaufläche ausgelegt waren. Die neue Ausrichtung wird auf die eigene Größe passen, die Produktion soll so umweltbewusst wie möglich sein, und von der Optik und Funktion her schwebt den vieren ein repräsentatives Weingut vor. „Ein die Stadt bereicherndes Ausflugsziel für Einheimische und Auswärtige“, wie Ambergers dann doch schon verraten.

Es kehrt wieder Leben ein in die neue Kelter: Am Sonntag, 1. Mai, wird's ab 11 Uhr bis in die Abendstunden einen Weinausschank geben mit einfachem Vesper (Wildbratwurst, Rote Wurst, Käsebrot) und von Samstag, 14. Mai, bis Montag, 16. Mai, das erste Weinfest seit vielen Jahren, mit Livemusik und Verköstigung durch den „Weinstube Traube“-Wirt Jürgen Knödler.

Das Essen wird an diesen Tagen aber mutmaßlich Nebensache sein, denn viele Weininteressierte aus Winnenden und Umgebung sind