Kleine Kehrwoche

Ungeschoren, unverfroren

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Völlig von der Wolle: Geschichten von wonnig-wolligen Ausreißern gibt es einige. Ein paar echte "Määäh-ga"-Storys gibt es heute hier zu lesen! © NickyPe / Pixabay

Sprichwörtlich gibt es die Rede vom „ungeschoren davonkommen“. Das bedeutet so viel wie, dass jemand, der etwas angestellt oder verbrochen hat, nicht erwischt wird und ohne Strafe oder Konsequenz entwischt. Tatsächlich kommt das Wort von den Schafen, die regelmäßig geschoren werden sollten. – Und wenn dort eines „ungeschoren davonkommt“, nunja, dann wird’s recht wollig.

Das schottische Schaf Fiona wurde jüngst nach etwa zwei Jahren, in denen es am Fuße einer steilen Klippe lebte, aus seiner misslichen Lage befreit. Dem Tier ging es durchweg gut, nur hatte sich in den Jahren ohne Schur eine ordentliche Portion am Tier angesammelt. Es müsse dringend geschoren werden schreibt die schottische Tierschutzorganisation SPCA, unter deren Leitung und Organisation Fiona gerettet wurde, auf X. Erfahrene Kletterer holten das Schaf, dann kamen der Tierarzt und die Schur. Ganz ähnliche Geschichten hört man übrigens gelegentlich auch aus Australien und Neuseeland.

In Neuseeland gelangte das Merinoschaf Shrek im Jahr 2004 zu einer gewissen Berühmtheit. Es versteckte sich sechs Jahre lang in der bergigen Landschaft der Südinsel. Als man das Tier schließlich einfing und endlich zur Schur brachte, fielen sag und schreibe 27 Kilogramm Wolle von ihm ab. Seine ungeschorene Auszeit machte ihn so berühmt, dass es dem Tier sogar ein Treffen mit der damaligen neuseeländischen Premierministerin Helen Clark einbrachte. Und geschadet hat ihm das Leben allein auch nicht: Shrek verstarb 2011 mit stolzen 16 Jahren.

Gleichfalls ein Merinoschaf war Chris, der bis 2015 nahe der australischen Hauptstadt Canberra jahrelang in der Wildnis überlebt hatte. Um ihn von seiner Wolle zu befreien, wurde sogar der damals amtierende australische Landesmeister im Scheren, Ian Elkins, hinzugerufen. Gut 40 Kilogramm Wolle brachte die Schur auf die Waage. Elkins war verblüfft: „Ich habe niemals so viel Wolle auf einem Schaf gesehen.“ – Chris lebte bis 2019.

Noch so ein wolliges Wunder ist Baarack, der fünf Jahre in der australischen Wildnis unterwegs war, bevor er nach seinem Einfangen dann 35 Kilo Wolle lassen musste. Genug Material für 490 Paar Socken oder 61 Pullover. Seinen Namen erhielt das Merinoschaf zu Ehren des US-Präsidenten und weil englischsprachige Schafe nicht „Mäh“ machen, sondern „Baa“. – Eine Määähga-Story!

Freundliche Grüße, Ihr Mathias Schwappach

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