Rems-Murr-Kreis

Bäume schneiden wie der Remstal-Rebell: Helmut-Palmer-Treffen in Strümpfelbach

Helmut Palmer  zeigt uns allerhand Baeume
Helmut Palmer, der Remstal-Rebell (1930 - 2004). © Habermann

Mit den etwa 200 Musterbäumen von Helmut Ritter wird Strümpfelbach mehr und mehr zum Zentrum Palmerscher Pomologie: Helmut Palmer aus Geradstetten, bundesweit bekanntgeworden als „Remstal-Rebell“, hatte nach seiner Obstbau-Lehre in der Schweiz ab 1950 den dort erlernten Oeschbergschnitt nach Württemberg gebracht und gelehrt. Helmut Ritter ist laut Helmut Palmer selbst sein bester Schüler. Was macht Palmers Lehre so besonders?

Helmut Palmer hat Fans auch in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz

Dieser Tage reisten nun bereits zum 13. Mal Fachleute zum jährlichen Treffen der Palmer-Fans an – sie kamen dieses Mal nicht nur aus ganz Baden-Württemberg, sondern auch aus Bayern, Hessen und aus Rheinland-Pfalz.

Während der ganztägigen Veranstaltung ging es gleich morgens um neun Uhr trotz frischer Temperaturen um den Gefrierpunkt auf Helmut Ritters mustergültig gepflegte Obstwiesen zum Schnittkurs. Die hochinteressierten Profis ließen sich vom Meisterschüler unterweisen, wie man Obstbäume naturnah schneidet, und zwar so, dass sie einerseits viele wohlschmeckende, weil sonnengereifte Früchte tragen, und andererseits stabil sind und in die Breite statt in die Höhe wachsen.

Helmut Palmer lehrte: "Die Oberen stutzen, damit die Unteren Licht bekommen!"

Das Prinzip ist schnell erklärt: Erzogen wird der Baum mit vier gleichmäßig verteilten Leitästen um die keinesfalls fehlen dürfende, aber auch nicht dominierende Mitte. Die anzustrebende großkronige und weit ausladende Form verglich Palmer gern mit einem schwäbischen „Vierteles-Gläsle“, einem bauchigen Kelch. Palmers dazu passender Leitspruch: „Die Oberen stutzen, damit die Unteren Licht bekommen!“

Zentral wichtig innerhalb der Palmer’schen Lehre ist das Umkehraugverfahren, das Helmut Ritter an seinen Bäumen anschaulich erklären konnte. Dabei schneidet man nicht auf das Auge des gewünschten Triebes, sondern auf das in Wuchsrichtung nächste Auge auf der gegenüberliegenden Seite des Astes. So bringt man den Trieb, um den es geht, in die gewünschte Form.

Bestaunt wurde an Ritters in Perfektion geschnittenen Bäumen vor allem das reiche bekleidende Fruchtholz. Ritter zeigte den Profis alle Altersklassen seiner Bäume und was jeweils zu beachten. Zudem pflanzte er auch zwei Apfelbäumchen, selbstverständlich mit Sämlingsunterlage. Sehr wichtig dabei ist beispielsweise, dass das Pflanzloch groß genug ist und dass die Veredlungsstelle über dem Boden bleibt. Über eine Stange muss der junge Baum Halt bekommen – und Gitter schützen seine Wurzeln vor Wühlmäusen.

Nach dem Schnittkurs ging es in Ritters neuen Lehrgarten, in dem der Strümpfelbacher alles anpflanzt, was an Obst und Gemüse im Remstal heimisch ist. Rudolf Thaler aus Bissingen/Teck, der mit Ritter zusammen das Palmer-Treffen entwickelt har und mitveranstaltet, gab dort sein reiches Fachwissen rund um Beerenobststräucher weiter.

Der Obstbaum als wertvolle Heimat für Singvögel und Insekten

Nach dem gemeinsamen Mittagessen hielt Rudolf Thaler einen Dia-Vortrag über Helmut Palmers Obstbau-Methoden und zeigte dabei anhand von vielen Beispielen, was für gesunde und prächtige Bäume man erhält, wenn man Palmer folgt.

Thaler ist außerdem ein großer Vogelfreund. Mitgebracht hatte er deshalb auch Aufnahmen von Singvögeln auf seinen Obstwiesen unter der Teck, darunter den Halsbandschnäpper und den Gartenrotschwanz, dessen Eigenart es ist, sich grundsätzlich auf eine Astspitze zu setzen. Weil Rudolf Thaler im Winter Schafe auf seine Obstwiesen lässt, bevorzugt er etwas höhere als Mittelstämme.

Zum ersten Mal mit im Programm war ein Vortrag von Baumschulmeister Klaus Mödinger aus Ludwigsburg über Wildgehölze. Mödinger erläuterte, wie immens wichtig für Insekten nicht nur Obstwiesen, sondern eben auch die von der sogenannten Flurbereinigung zu einem großen Teil vernichteten Wildobststräucher sind. So würden etwa allein die Schlehen übers Jahr von 137 verschiedenen Insektenarten besucht.

Mödinger erinnerte auch daran, welche köstlichen und vitaminreichen Spezialitäten man zum Beispiel aus Hagebutten und Kornelkirschen zubereiten kann, und dass man früher den Holunderstrauch die „Apotheke des armen Mannes“ genannt habe.

Mit den etwa 200 Musterbäumen von Helmut Ritter wird Strümpfelbach mehr und mehr zum Zentrum Palmerscher Pomologie: Helmut Palmer aus Geradstetten, bundesweit bekanntgeworden als „Remstal-Rebell“, hatte nach seiner Obstbau-Lehre in der Schweiz ab 1950 den dort erlernten Oeschbergschnitt nach Württemberg gebracht und gelehrt. Helmut Ritter ist laut Helmut Palmer selbst sein bester Schüler. Was macht Palmers Lehre so besonders?

Helmut Palmer hat Fans auch in Bayern, Hessen,