Rems-Murr-Kreis

Strom und Gas sparen: Wie man an die Fördermittel vom Staat herankommt

Nürtingen Photovoltaik Photovoltaikanlage von Jörg Nolle   Rems-Murr: Jörg Nolle erzählt von den Problemen, ein Solar-Dach zu kriegen - eine Geschichte über die Tücken der Energiewende  Brahmsweg 10, 72622 Nürtingen-Neckarhausen  Foto: Buettner
Wird man immer öfter zu sehen bekommen: PV-Anlagen auf Wohnhäusern. © Benjamin Büttner

„Betongold“ – der Begriff passt nicht mehr so gut, sofern es in einem Gebäude zieht wie Hechtsuppe. Für den Immo-Energieausweis hat sich früher kaum jemand interessiert, doch mittlerweile runzelt zu Recht die Stirn, wer eine energetisch nicht gut bewertete Immobilie verkaufen will. Der Markt hat sich gedreht. Momentan verkauft sich nicht mehr alles, was vier Wände hat, wie geschnitten Brot.

Die gute Nachricht: Eine Reihe von Fördertöpfen stehen für Sanierungs- wie Energiesparwillige bereit, und es kommen weitere hinzu. Beispielsweise für Photovoltaik-Anlagen wird die L-Bank wohl in naher Zukunft ein Förderkreditprogamm auflegen – zumal vom 1. Januar 2023 an sowieso eine PV-Anlage installieren musss, wer sein Dach grundlegend sanieren will. „In der Tat arbeiten wir gerade an einer Erweiterung unserer Förderprogrammpalette in der Wohnraumförderung um eine Förderung von PV“, bestätigt ein Sprecher der L-Bank auf Nachfrage. Konkrete Infos gibt's aber noch nicht – „wir bitten um Verständnis“.

Die nicht ganz so gute Nachricht: Es sind schon andere Interessierte auf die Idee gekommen, eine Photovoltaikanlage aufs Dach packen zu wollen, zumal man momentan besser schläft, sofern man zumindest zeitweise aus eigener Kraft Strom erzeugen oder Wasser erwärmen kann. Von heute auf morgen wird sich der Plan nicht realisieren lassen: Lieferschwierigkeiten, Materialengpässe, Auftragsannahmestopp wegen Überlastung – das sind die Stichworte. Dauernd fehlt etwas, so dass es auf Baustellen zu Verzögerungen kommt: „Man ist jeden Tag mindestens zwei Stunden beschäftigt, alles umzuorganisieren“, berichtete jüngst Aydin Ayanoglu, Chef der Waiblinger PV-Firma Sontec, auf Nachfrage dieser Zeitung.

Um Fragen der Energieeffizienz kommt niemand mehr herum

Jan Kaufmann, Leiter des Finanzierungscenters der Kreissparkasse in Winnenden und Spezialist für Fördermittel, bestätigt den Trend zu PV: Im Förderkreditgeschäft verzeichnet er momentan die meisten Anfragen im Bereich PV-Anlagen. Wohl wissend, dass um Fragen der Energieeffizienz von Gebäuden niemand mehr herumkommt, hat die Kreissparkasse umstrukturiert. Das Baufinanzierungsgeschäft unterteilt sich jetzt ins Neu- und ins Bestandsgeschäft, das heißt: Wer schon vor Jahren eine Immobilie gekauft hat, trifft nun auf ein extra spezialisiertes Beratungsteam, weil sich heute – Stichwort energetische Sanierung, Stichwort Anschlussfinanzierungen – drängendere Fragen stellen als zu Zeiten, da man sich weder wegen einer Energiekrise noch wegen anderer Unwägbarkeiten den Kopf zu zerbrechen hatte.

Jan Kaufmann wartet bereits gespannt aufs angekündigte Förderprogramm der L-Bank für Privatpersonen mit PV-Anlagen-Wunsch, und er kann sich vorstellen, dass der Staat 2023 neue Zuschüsse auf den Weg bringt. Nichts spricht derweil dagegen, so Jan Kaufmann, jetzt schon auf Handwerker zuzugehen, Kostenvoranschläge einzuholen und einen groben Finanzierungsplan aufstellen zu lassen.

Den Formularkram übernimmt die Hausbank

Eine Prognose zur mittelfristigen Zinsentwicklung mag dieser Tage kaum jemand abgeben. So viel Unsicherheit wie momentan hatten alle Beteiligten selten zu verkraften. Wer von weiter erheblich steigenden Zinsen ausgeht, wird sich jedenfalls dreimal überlegen, wie lange er oder sie mit einer Finanzierung noch warten will.

Den kompletten Formularkram, der mit Fördermitteln verbunden ist, darf die Kundschaft ihrer Hausbank überlassen. Ein Förderdarlehen beispielsweise von der L-Bank oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch zu nehmen, „das bedeutet keinen Riesenmehraufwand“ für die Kundschaft, verspricht Jan Kaufmann. Vonnöten ist aber ein Nachweis, wofür das Geld verwendet wurde, damit alles seinen Gang geht.

Förderdarlehen, seien sie mit einem Zuschuss zur Tilgung verknüpft oder mit einem günstigeren Zins oder mit beidem, sind allerdings recht unflexibel: Man muss mit fixen Laufzeiten planen. Zwischendurch sondertilgen ist nicht drin. Wer das abschreckend findet, darf sich dennoch entspannt zurücklehnen: Ein Mix aus gewöhnlichem Darlehen und Förderkredit(en) lässt sich auf Wunsch kreieren, so dass Sondertilgungswünsche realisierbar bleiben.

Bundesförderung für effiziente Gebäude

Ja, richtig, bestätigt Jan Kaufmann, Kund/-innen können gar parallel sowohl Förderprogramme der L-Bank als auch der KfW nutzen, sofern das zu finanzierende Projekt die jeweiligen Kriterien erfüllt. Die L-Bank ist die Förderbank des Landes, die KfW agiert als jene des Bundes. Welches Programm für wen infrage kommt, kann man in zwei, drei Sätzen nicht zusammenfassen, dafür ist das Angebot zu groß: Diese Dinge kommen im Beratungsgespräch auf den Tisch, verspricht Jan Kaufmann.

Fehlt noch der Hinweis auf BEG-Zuschüsse. BEG steht für Bundesförderung für effiziente Gebäude, und sie bringt bares Geld: Der Staat beteiligt sich aus Klimaschutzgründen an den Kosten für eine neue Heizungsanlage oder deren Optimierung sowie an den Kosten für „Maßnahmen an der Gebäudehülle und den Einsatz optimierter Anlagentechnik“. Man ahnt es schon, und es stimmt auch: Es sind eine Menge Details zu beachten, und die Zahl der Listen, förderfähige Anlagen betreffend, ist auch nicht ganz klein. Erneut beruhigt Jan Kaufmann: Die etablierten Handwerksbetriebe kennen die Einzelheiten und werden ihre Kundschaft entsprechend beraten. Aber: Handwerksbetriebe sind zurzeit mehr als ausgelastet, wogegen aus Kundensicht nur Geduld hilft. Ein Trost: Die derzeit wichtigste Erkenntnis gilt morgen noch genauso. Welche das ist, bringt Kaufmann in wenigen Worten auf den Punkt: „Eine energetische Sanierung wirkt deutlich werterhöhend.“

„Betongold“ – der Begriff passt nicht mehr so gut, sofern es in einem Gebäude zieht wie Hechtsuppe. Für den Immo-Energieausweis hat sich früher kaum jemand interessiert, doch mittlerweile runzelt zu Recht die Stirn, wer eine energetisch nicht gut bewertete Immobilie verkaufen will. Der Markt hat sich gedreht. Momentan verkauft sich nicht mehr alles, was vier Wände hat, wie geschnitten Brot.

Die gute Nachricht: Eine Reihe von Fördertöpfen stehen für Sanierungs- wie Energiesparwillige