Cosmetic Dentistry 19.04.2016

Ästhetische und funktionelle Wiederherstellung der mittleren oberen Schneidezähne

Ästhetische und funktionelle Wiederherstellung der mittleren oberen Schneidezähne

Foto: © Autoren

Von unseren Patienten werden heutzutage nicht nur funktionell einwandfreie Behandlungsergebnisse verlangt, sondern auch immer häufiger eine wesentliche Verbesserung des Aussehens erwartet.

Symmetrische und strahlend weiße Zähne wirken anziehend und gelten als Ausdruck von Vitalität und Gesundheit. Dagegen können unästhetische, schiefstehende oder verfärbte Zähne oft zu Hemmungen und Kontaktschwierigkeiten führen. 

Die moderne ästhetische Zahnmedizin entspricht dem Wunsch des Patienten nach kosmetischer Verbesserung auf schonende und dauerhafte Weise. Eine oft eindrucksvolle Veränderung von Zahnfarbe, Zahnform und Zahnstellung kann in vielen klinischen Fällen mit Keramikveneers erzielt werden. Vollkeramische Schalen gehören zu den etablierten Konzepten der modernen ästhetischen Zahnmedizin. Die sorgfältige Behandlungsplanung spielt dabei eine wesentliche Rolle, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Ebenso wichtig ist die enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Spezialisten Zahnarzt/Zahntechniker.

Klinischer Fall

Der vorgestellte Patientenfall betrifft eine junge Kollegin, 24 Jahre alt. Sie hatte gerade ihr Staatsexamen in Zahnmedizin bestanden und wollte sich in der Ästhetischen Zahnmedizin spezialisieren. Entsprechend war ihr Wunsch groß, minimalinvasiv und ästhetisch vorbildlich ihre beiden mittleren oberen Schneidezähne versorgen zu lassen (Abb. 1 und 2). Durch einen Skateboardunfall wurden ihre mittleren Schneidezähne schwerwiegend lädiert. Auch die mesiale inzisale Ecke des rechten seitlichen Schneidezahnes wurde leicht verletzt; die Patientin wollte die Behandlung jedoch nur auf die mittleren Schneidezähne initial beschränken. Der klinische Kältetest und ein Röntgenbild (Abb. 3) schließen bei der Verletzung eine potenzielle Pulpenbeteiligung aus – beide Frontzähne sind vital. Beide mittlere Schneidezähne werden von umfangreichen Kompositfüllungen dominiert; das erzielte ästhetische Resultat wird von der Patientin als nicht zufriedenstellend bewertet (Abb. 4 und 5). Der parodontale Zustand sämtlicher oberer Frontzähne ist optimal, Mundhygiene wird von der jungen Zahnärztin vorbildlich geleistet (Abb. 6). Zahnsteinentfernung und Politur der Unterkieferfront runden die Vorbehandlung ab. 

Ästhetische Planung 

Ein Mock-up über die zwei rekonstruktionsbedürftigen Zähne (Abb. 7) wird anhand eines laborgefertigten Wax-up direkt an der Patientin intraoral übertragen (Luxatemp, DMG). Das Mock-up wird als ein unabdingbarer Schritt bei der ästhetischen Fallplanung bewertet. Es unterstützt enorm die Kommunikation zwischen Patient, Behandler und Labor. Es hilft sowohl der Patientin als auch dem Behandler, die Form der definitiven Restaurationen zu visualisieren und bei Bedarf zu modifizieren (Abb. 8). Zum Beispiel kann man mit einem schwarzen Filzstift direkt am Patienten eine inzisal kürzere Variante der definitiven Restauration imitieren, falls dies vom Patienten gewünscht wird (Abb. 9). 

Zahnpräparation

Wenn Einigkeit über das potenzielle ästhetische Resultat zwischen Behandler und Patientin besteht, kann man beim gleichen Termin direkt über das Mock-up die definitive Präparation einleiten (Abb. 10). In diesem Fall soll der Behandler sehr zahnschonend präparieren. Am Zahnhals liegt die Präparationsgrenze im Schmelz. Die approximalen Kontaktpunkte werden im natürlichen Schmelz erhalten. Anschließend werden die Zahnstümpfe mit VPS abgeformt (Honigum, DMG) und bei Bedarf die präparierten Zähne provisorisch versorgt. 

Herstellung der Schalen im Labor

In diesem klinischen Fall wurden die dünnen Schalen aus Lithiumdisilicat (e.max Press, Ivoclar) hergestellt – mit besonders zarter Oberflächencharakterisierung, nur eine dünne Transparenzschicht wurde aufgetragen (Abb. 11–13). 

Zementierungstermin

Beim Zementierungstermin einige Tage später werden die Provisorien entfernt und die Zahnoberflächen mit dem intraoralen Sandstrahler und feinem Aluminiumoxid (27 µ) vorbehandelt. Auf diese Weise erhält man eine dekontaminierte und besonders saubere Klebeoberfläche (Abb. 14 und 15). 

Verkleben der Veneers

Für die Verklebung der Keramikveneers empfiehlt es sich, qualitative Kompositzemente in verschiedenen Zahnfarben zur Auswahl zu verwenden, die von der passenden Try-In Paste im gleichen Set begleitet werden. Ein grundlegender Vorteil dieser Kombisets ist, dass man mit der farbkorrespondierenden Try-in Paste die definitive Farbe nach dem Zementieren präzise visuell kontrollieren kann. Entsprechend kann man verschiedene Try-In Pasten ausprobieren und somit die definitiven Farbnuancen nochmals kurz vor dem Zementieren leicht modifizieren. In diesem klinischen Fall wurde beim 11 Try-In White verwendet, während beim 21 Try-In Bleach verwendet wurde (Abb. 16). Zur definitiven Verklebung der beiden Keramikveneers wurde anschließend der lichtgehärtete Kompositzement Vitique White (DMG) benutzt (Abb. 17). 

Die beiden Keramikschalen in situ sind nach der Überschussentfernung (Abb. 19 und 20) von einem natürlichen Aussehen gekennzeichnet. Die gesamte Oberkieferfront wirkt wieder harmonisch und lebendig (Abb. 18 und 21). Die junge Patientin strahlt ein neues Selbstbewusstsein aus und zeigt sehr stolz ihr neues Lächeln. Bei lockeren Lippen überzeugen die neuen Schalen durch ein natürliches Aussehen (Abb. 22). Die meisterhafte zahntechnische Leistung ist überzeugend.

Sechs Monate später

Beim Recall sechs Monate später werden sämtliche ästhetische und funktionelle Aspekte erneut überprüft (Abb. 23). Die umgebenden Weichteile sind absolut entzündungsfrei. Die einwandfreie Passung und sorgfältige Zementierung der Restaurationen sowie die exzellente tägliche Mundhygiene der Patientin tragen wesentlich zur parodontalen Gesundheit der natürlichen Schneidezähne bei (Abb. 24–26). 

Schlussfolgerung

Wesentliche Schlüssel zum Erfolg bei der Versorgung mit Keramikschalen sind die sorgfältige Kommunikation mit dem Patienten und die ausgiebige Planung und Zusammenarbeit mit einem talentierten Zahntechniker. Teamgeist ist hier das richtige Wort. Die präzise Ausführung bei der Präparation und die Auswahl hochwertiger Herstellungstechniken und Materialien tragen wesentlich zur Langlebigkeit der Restaurationen bei. Das definitive Resultat soll die Patientin, den Zahntechniker und den Behandler voll befriedigen, nur dann ist der Aufwand gerechtfertigt. Sicherlich gehören Keramikveneers zu den hochwertigsten und ästhetisch ansprechenden Techniken der modernen Ästhetischen Zahnmedizin. 

Autoren: Dr. med. dent. Kleanthis Manolakis, Diamantis Tsifoutakos

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