Orden

Vom Bruder zum Pater: Missionsbenediktiner durch Bischof Bertram zum Priester geweiht

12.06.2021

Bischof Dr. Bertram Meier hat an diesem Samstag in der Klosterkirche der Erzabtei St. Ottilien den Missionsbenediktiner Br. Michael Bäumler zum Priester geweiht. In seiner Predigt lud der Bischof den Weihekandidaten und die anwesenden Festgäste dazu ein, auf die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raffael zu schauen und darüber nachzudenken, was sie uns heute noch zu sagen haben.

Nach der Priesterweihe (v.l.): Neupriester P. Michael Bäumler OSB, Bischof Dr. Bertram Meier, Erzabt Wolfgang Öxler. (Fotos: Nicolas Schnall / pba)
Nach der Priesterweihe (v.l.): Neupriester P. Michael Bäumler OSB, Bischof Dr. Bertram Meier, Erzabt Wolfgang Öxler. (Fotos: Nicolas Schnall / pba) © Nicolas Schnall / pba

Zunächst blickte er auf Michael, dessen Name übersetzt („Wer ist wie Gott?“) eine Frage ist und der in dramatischen Bildern der Geheimen Offenbarung des Johannes dargestellt das Menschenunmögliche vollbringt und einen Drachen erlegt. Für Bischof Bertram ist das mehr als ein altes Bild, eine Vision oder gar fromme Illusion. „Michael steht für eine Weise, die Lebenswirklichkeit zu begreifen und zu gestalten.“ Denn feuerspeiende Ungeheuer, unüberwindliche Mächte gäbe es auch heute. Der Bischof nannte dabei Gewehre und Panzer, Schlachtschiffe und Atomraketen, Diktatoren und Terroristen, Katastrophen und Pandemien. Und er stellte fest: Das Entsetzen ist vom Himmel auf die Erde gefallen, denn Menschen seien imstande, sich die Hölle auf Erden zu machen. „Stimmen, die nicht schweigen und sagen, dass Krieg Sünde ist gegen die Menschlichkeit und damit gegen Gottes Gebot, die ihre ganze Leidenschaft einsetzen für den Frieden, sie haben etwas von Michael, dem Engel der Gerechtigkeit.“ Dem Weihekandidaten wünschte der Bischof, dass in ihm die Frage seines Namenspatrons „Wer ist wie Gott?“ immer brenne und somit Früchte des Heiligen Geistes wie beispielsweise die Liebe, der Friede und die Treue wachsen (Gal 5, 22-23).

Früchte, die wir nicht selber produzieren, sondern dabei auf Gottes Hilfe angewiesen seien. Das komme speziell durch den Engel Gabriel zum Ausdruck, dessen Name übersetzt „Gott ist mächtig“ bedeutet. Dieser Engel übersteige jede biologische Regel und überbringe außergewöhnliche Botschaften, wie die biblische Geschichte der Schwangerschaft Mariens zeigt. „Er kündigt den Durchbruch an zwischen Himmel und Erde, zwischen Normalem und Außergewöhnlichem. Bei Gabriel ist man nicht vor Überraschungen sicher.“ Wie damals ruft er uns auch heute das „Fürchte Dich nicht“ entgegen. Denn: „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Davon können alle ein Lied singen, die sich in der Kirche engagieren und ihre Talente einbringen“, so der Bischof. Ein Ruf, der sich nicht nur an eine weltweit vernetzte Ordensgemeinschaft richtet, sondern Bischof Bertram spricht ihn allen zu, „die sich mühen, die Kirche zukunftsfähig zu halten“. „Hauptberufliche und ehrenamtliche Frauen und Männer gehören zusammen. Ich wünsche uns den Teamgeist, der nötig ist, um auch bei Enttäuschungen, Meinungsverschiedenheiten und Krisen nicht wegzugehen: Miteinander ziehen wir an Gottes Strang“, ermutigte er die versammelten Festgäste.

Nach den beiden kraftvollen und mächtigen kam mit Raffael auch noch der dritte Erzengel ins Spiel, dessen Name ebenfalls Programm ist: „Gott heilt“. Das Anliegen, Menschen in Blindheit, in Krise und Krankheit persönlich zu begleiten, gehöre in die Prioritätenliste der Seelsorge ganz nach oben, betonte Bischof Bertram. „Unser Markenzeichen sind weniger die lauten und bunten Events als vielmehr Aufmerksamkeit und Einfühlung in das, was Menschen zwischen die Zeilen legen.“ Wo das diakonische Handeln, die Caritas, großgeschrieben werde, machen wir dem Namen Raffael alle Ehre, so der Bischof. Denn er stehe für heilende Begegnung. „Wir glauben ja an einen heilenden Gott, der uns nicht niedermacht, sondern aufrichtet, an Gott, der unser Arzt ist.“

Während der Weihehandlung trat Bruder Michael vor Bischof Bertram und versprach ihm seine Bereitschaft zum priesterlichen Dienst. Nach Handauflegung und Gebet folgten die „ausdeutenden Riten“: Ihm wurden die priesterlichen Gewänder angelegt, die Hände gesalbt sowie Hostienschale und Kelch überreicht. Am Schluss des Gottesdienstes spendete der Neupriester dem Bischof, den anwesenden Mitbrüdern und Festgästen sowie den Zuschauern des Livestreams vor den Bildschirmen seinen ersten priesterlichen Segen, den feierlichen Primizsegen.

Musikalisch gestaltet wurde die Weiheliturgie von Carolin Völk an der Orgel und Hans-Günter Schwanzer an der Trompete sowie durch die Choralschola der Erzabtei.

Br. Michael Bäumler stammt aus Erbendorf in der Oberpfalz. Nach einem Studium der Theologie und Philosophie in Regensburg und Salzburg legte er Ende Oktober vergangenen Jahres in der Erzabtei St. Ottilien seine ewige Profess ab und wurde im Dezember durch Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger zum Diakon geweiht. Sein Pastoraljahr absolviert er derzeit in der Pfarrei Mering (Dekanat Aichach-Friedberg).