Satellitengestütztes Pinguinmonitoring

Zügelpinguine brüten auf einem Erdhügel. Im Hintergrund sieht man Meer und große Eismassen.zum Vergrößern anklicken
Der Rückgang des antarktischen Meereises ist auch eine Gefahr für die Population der Zügelpinguine
Quelle: Fritz Hertel/UBA

Klimaänderungen entlang der Antarktischen Halbinsel führen derzeit zu großräumigen Veränderungen von Pinguinpopulationen. Großskalig ist dieses Phänomen nur mit Hilfe der Fernerkundung erfassbar. Das UBA setzt sich für ein antarktisweites Pinguinmonitoring ein und hat die dafür erforderlichen Methoden entwickelt.

Pinguinbestände im Wandel

Der globale Klimawandel macht sich auch in der Antarktis, besonders an der westlichen Antarktischen Halbinsel im Winter bemerkbar. Meteorologische Daten von der Faraday/Vernadsky- Station zeigen im Monat Juni einen Temperaturanstieg um 6°C während der vergangenen 50 Jahre. Diese Temperaturentwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf das marine ⁠Ökosystem⁠ und setzt eine Kaskade von Veränderungen in Gang. Nach Satellitenaufnahmen der vergangenen zwei Jahrzehnte ist die Fläche des Meereises im Bereich der Antarktischen Halbinsel stellenweise rückläufig. Das Meereis spielt für den Antarktischen Krill (Euphausia superba), der eine zentrale Position im Nahrungsnetz des antarktischen Ökosystems einnimmt, eine wichtige Rolle. Verbreitung und Dichte von Krill haben wiederum Einfluss auf das Vorkommen und die Reproduktionsrate ihrer Prädatoren, so auch auf Pinguinbestände.

Bestandsveränderungen und Verschiebungen von Pinguinbrutplätzen, insbesondere von Esels- (Pygoscelis papua), Zügel- (Pygoscelis antarctica) und Adéliepinguinen (Pygoscelis adeliae) im Bereich der Antarktischen Halbinsel, sind die Folge derartiger Veränderungen. Studien zeigen, dass die Bestände der stärker eis-assoziierten Arten, wie Adélie- und teilweise auch Zügelpinguine, in nördlich gelegenen Bereichen der Antarktischen Halbinsel tendenziell abnehmen; in südlicheren Bereichen sind hingegen positive Bestandstrends nachgewiesen. Auch der Kaiserpinguin scheint sich tendenziell weiter nach Süden zurückzuziehen. Der eher subantarktisch verbreitete Eselspinguin hingegen nimmt entlang der nördlichen Antarktischen Halbinsel stellenweise zu.

Pinguinmonitoring per Satellit

Bisherige Untersuchungen zur Bestandsentwicklung von Pinguinkolonien werden in der Regel mit Zählungen und Kartierungen am Boden oder mit punktuellen Luftbildaufnahmen von Flugzeugen und Helikoptern durchgeführt. Diese Methoden sind vergleichsweise aufwendig und sehr kostenintensiv. Die damit erzielten kleinräumigen Bestandsaufnahmen dienen meist der Fortführung wertvoller Langzeitdatensätze. Aufgrund der Vielzahl der Kolonien -vermutlich ist eine große Zahl noch unentdeckt - und der in der Regel schwierigen Zugänglichkeit der Gebiete erscheint ein weitestgehend vollständiges ⁠Monitoring⁠ objektiv nur auf der Basis von Satellitenfernerkundungsdaten möglich. Mit Hilfe mehrerer Studien konnte gezeigt werden, dass ein repräsentatives Monitoring von Pinguinbeständen mittels Fernerkundung methodisch sehr gut machbar ist. Dafür kommen sowohl hoch- und mittel aufgelöste Satellitenaufnahmen in abseits gelegenen Gebieten als auch der Einsatz von Drohnen in besser zugänglichen Gebieten in Frage.

Das ⁠UBA⁠ setzt sich aktuell sowohl auf politischer Ebene als auch in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft (im Rahmen des Scientific Committee on Antarctic Research − SCAR) dafür ein, dass zukünftig ein von möglichst vielen Antarktis-Vertragsstaaten getragenes, repräsentatives Monitoring von Pinguinpopulationen in der Antarktis stattfindet.

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